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Full text of "Pantschatantra: fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen;"

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UNIVERSITY OF TORONTO 








ITALIA-ESPANA 


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WO "0 (4.4 9: 


EX-LIBRIS 
M. A. BUCHANAN 





PRESENTED TO 


THE LIBRARY 


BY 


PROFESSOR MILTON A. BUCHANAN 


OF THE 
DEPARTMENT OF ITALIAN AND SPANISH 


1906-1946 








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heil. 


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1 


3४८९ 








LSanık : 
६8 


9 Ch | 
Pantſch atantra: 


Fünf Bücher 


{120110८ Sabeln, Märchen und Erzählungen. ` 


Aus dem Sanskrit 18८४1९६1 


mit Einleitung und Anmerkungen 


von 


Cheodor Benfey. 


Zweiter Theil. 


Ueberjeßung und Anmerfungen. 





Zeipzig: 
छ. भ. ४ ८०५५५58. 


1859. 











—R 


1 १११८. 4४८. abe 
90 
। 11. x तकभ जवर 


Inhaltsüberficht des zweiten Theils. 





Seite 
Weberjegung des Pantſchatantra ............... ....... 1— 363 
1 
Erfles Buch. Verfeindung von Freunden. , ...-.. .. 3 
Erfte Erzählung: Der übergefchäftige Me. .....2.......... 8 
Zweite Erzählung: Der Schafal und die Paufe...........- 21 
Dritte Erzählung: Dantila und der Schloßfeger....-:....-- 27 
Bierte Erzählung: Drei Misgeſchicke aus eigner Schuld..... 34 
Fünfte Erzählung: Der Weber als Bilhnu................ 48 
Sechste Erzählung: Die Krähen und die Schlange ......... 57 
Siebente Erzählung: Der Kranicy und der Krebs ....... 58 
Achte Erzählung: Der Löwe und der कवर... ......... 62 
Neunte Erzählung: Die Wanze und die Laus.............. 71 
Zehnte Erzählung: Der blaue Schafal ,. eo. 73 
Eifte Erzählung: Der Löwe, feine Minifter und das Kameel.. 80 
Zwölfte Erzählung: Der Strandläufer und der Drean....... 87 
Dreizehnte Erzählung: Die unfolgfame Scildfröte ...... 90 
Dierzehnte Erzählung: Die drei File... ............... 91 
Bunfzehnte Erzählung: Der Bund der Schwachen gegen den 
Bine अ 10 1 419 4... 95 
Scchhszehnte Erzählung: Der liftige Schafal , ... ....... 103 


Siebenzehnte Erzählung: Die Affen und der Vogel Sutfchimufha 111 
Achtzehnte Erzählung: Der Affe und das Sperlingsweibchen... 112 


Neunzehnte Erzählung: Dharmabuddhi und Päpabuddhi ..... 113 
Zwanzigfte Erzählung: Kranich, Krebs und Ichneumon... 118 
Einundzwanzigfte Erzählung: Wunder über Wunder......... 120 
2040040 zum erfien 23... ११५१५५५५, कन्द, 124 


Rang BR. RER ER AED. 124 


VI Inhaltsüberſicht. 


Seite 
Erſte Erzählung: Der König der durch unbedachte Rede ſeinen 
Leib भ्यव... ... 9. 124 
Nachtrag IE... u... na ee 128 
Zweite Erzählung: Die danfbaren Thiere und der undanfbare 
Menſhee 1 128 
Nachtrag IH.........:.:-...... 000 a 132 
Dritte Erzählung: Der Schwan und die Eule........... 133 
Rai IV EIERN. A820. ORT 0914... 135 
Vierte Erzählung: Löwe und Zimmermann....... .. .. 135 
Nachtrag IVb. Darftellung der vierzehnten Erzählung in der 
berliner Sandichrift -.... 3. = ` 137 
Nachtra 22422222: 2:20 जन इ 138 
Fünfte Erzählung: Ein alter Schwan rettet eine ſchon ges 
fangene Schar von Schwäͤnen 139 
Nachtrag ४१. , , ८; 5.41 14. ४.4 BITTE RR 140 
Sechste Erzählung: Der Widder und der Löwe ...-....-- 140 
Nachtrag: ण. 4४.14. १.4. 0 न IE 141 
Siebente Erzählung: Der verbrannte Bettelmöndh...... .. 142 
Achte Erzählung: Der verzauberte Brahmanenfohn ...... 144 
Neunte Erzählung: Der Götter Ohnmacht gegen den Gott 
१९6 Ed EEE ER 146 
1.1.119. 1 22 RES Bee 2 1—x 148 
Zehnte Erzählung: Die durch verfchiedenen Umgang verfchies 
den gearteten Papagaiengefchwilter.........-.... 0... 149 
Eifte und zwölfte Erzählung: Die drei Freunde ......... 150 
Elfte Erzählung: Der kluge Feind - ++. 150 
Zwölfte Erzählung: Der thörichte Freund .............: 154 
Zweites Buch. Erwerbung von Freunden +++ 156 
Erfte Erzählung: Die Maus und die beiden Mönche ........ 169 
Zweite. Erzählung: Warum Mutter. Sandili enthülfte Seſam— 
fürner für unenthülfte verfauft...........2senrcn.. 172 
Dritte Erzählung: Der allgugierige Schafal ...........- 174 
Vierte Erzählung: Was ein einziger Spruch werth ift.....-- 183 
Fünfte Crzählung: Der arme Somilafa..........srrereees 190 
Scchste Erzählung: Die Hoden des छह... +++ 194 
Radtrag zum zweiten कवी... १५११५१५ ५१११११५५१* 207 
1.11 207 


Erfte Erzählung: Die Elefanten und die Mäufe........- 208 


Snhaltsüberfidt. णा 


। Seite 
ae en art. 7. RR OR 210 
Zweite Erzählung: Tfchitränga’s frühere Gefangenfchaft und 
1 1. . 210 
Drittes Sud. Krieg der Krähen und der Eulen....... 213 
Erfte Erzählung:. Der fchlaue Hafe........ 4 226 
Zweite Erzählung: Die Kabe als Richter zwifchen Sperling 
ER 19 231 
Dritte Erzählung: Ein Brahmane wird um eine Ziege geprellt 238 
Dierte Erzählung: Die Schlange und die Ameifen.......... 240 
Fünfte Erzählung: Die Gold fpendende Schlange .......... 244 
Sechste Erzählung: Die Schwäne und der fremde Vogel.. 245 
Siebente Erzählung: Der Jäger und die Tauben... ........ 247 


Achte Erzählung: Der alte Ehemann und die junge Frau.... 252 
Neunte Erzählung: Wenn fich die Böfen zanfen, kommt's den 


Be + > 4. IR. . 254 
Zehnte Erzählung: Die beiden Schlangen, die eine der andern 
Bebeimniß verraihenn 256 


Eifte Erzählung: Der Zimmermann und fein treulofes Weib... 258 
Zwölfte Erzählung: Die verwandelte Maus foll fich einen Bräu— 


श 1.1.444. 9. DAT Lee: 262 
Dreizehnte Erzählung: Der Gold entleerende Vogel und die 
Shoren , Die ihn: befaßen ५५. 4४44४... .. 267 
BDierzehnte Erzählung: Der vorfichtige Schafal............. 268 
Bunfzehnte Erzählung: Die Schlange, die fich von den Fröfchen 
vertan 01. 33751 RER 4... 273 
Sechszehnte Erzählung: Der Brahmane und fein ehebreche: 
EN DD ^ 1. क १ 276 
Raditrag zum dritten Buch. Eingang der Darftellung der zwölften 
Erzählung in den hamburger Handſchriften . . . . . . . . . . . . .. 281 
Erſte Erzählung: Die Kleider der Heiligen ................ 283 
Diertes Buch. Verluſt von fchon Befeffenem........... 285 


Erite Erzählung: Der Froſchkönig ruft eine Schlange zu Hülfe 289 
Zweite Grzählung: Der Efel, der weder Herz noch Ohren hat 295- 


Dritte Erzählung: Der Töpfer als Kriegsmann ............ 299 

Vierte Erzählung: Der junge Schafal in der Löwenfamilie 301 
Fünfte Erzählung: Wie eine Fran Liebe belohnt............ 303 
Sehöte Erzählung: श्प्वपाधा . , 4 ,१,,,,,,.. 306 


Siebente Erzählung: Der Efel im Tigerfell ............... 308 


VIII 


Inhaltsüberſicht. 


Seite 


Achte Erzählung: Die von ihrem Galan betrogene Ehebrecherin 310 
Neunte Erzählung: Das Kameel mit der Glode ,.......... 313 
Zehnte Erzählung: Wie der Schafal fich gegen Löwe, Tiger, 


Leopard und einen andern Schafal im Befik eines todten 


@lefanten" व... 57[ 316 
Elfte Erzählung: Der Hund in der Fremde 319 
Sünftes Buch. Handeln ohne forgfältige Prüfung ........... 321 
Erſte Erzählung: Die beiden Moreeee 321 
Zweite Erzählung: Die Brahmanin und das Ichneumon..... 326 
Dritte Erzählung: Die Schäße fuchenden Brahmanen ....... 327 
Vierte Erzählung: Je gelehrter deito verkehrter.......... 332 
Fünfte Erzählung: Die Buchgelehrten. ., ,,-,,,,,,,, 334 
Sechste Erzählung: Die allzuflugen Fifhe............. 337 
Siebente Erzählung: Der Eſel als Sänger........... ,, 339 
Achte Erzählung: Der doppelföpfige Weber ............. 341 
Neunte Erzählung: Der zerbrochene Topf 345 
Zehnte Erzählung: Des Affen Rachee 346 
Eifte Erzählung: Der gebiffene ९... ...,, 4... 352 
Zwölfte Erzählung: Wunderbare Heilung eines Blinden, 
Buck'ligen und einer dreibrüftigen Prinzeffin.......... 355 
Dreizehnte Erzählung: Der Brahmane, der durch eine Frage 
fein Leben rettet... =, named ann a 356 
Dierzehnte Erzählung: Der Bogel mit zwei unverträglichen 
Kopfen rk ee 360 
Bunfzehnte Erzählung: Der rettende Krebs... ....200... 362 
Anmerkungen zum Pantſchatantra............ 364 
Rachträge: zum erſten Cheil s:.:::. 20 20:00 Rn 527 


Rachträge zum zweiten पधा, ०४... 4 १4 9 1 552 





Einleitung. 





Verehrung dem hohen Ganeja! ') 


=. Brahman, Rudra, Kumdra, Hari, Baruna, Jama, 
Bahni, Indra, Mond und Sonne, Sarasyatı, der Deean, die 
Wolken und Berge, Wind, Erve, Schlangen, Genien, die Flüffe, 
die beiden Afvins, Sri, Diti, die Söhne der Abiti, die Tſchan— 
difä und die übrigen Mütter, ४८ Verden, die heiligen Stätten, 
die Opfer, die Diener des Siva, die Waſu's und die göttlichen 
Weiſen, jo wie die Himmelsförper mögen ewig Schuß gewähren. ?) 

2. Dem Manu und dem Watfchaspati, dem Sufra, PBarä- 
fara jammt feinem Sohn und aud dem weifen Tſchänakja Preis, 
die der Lebensmweisheit Regeln gelehrt. 3) 

3. Nachdem er dies ald Effenz von allen Schriften über das, 
was in der Welt nügt, erkannt, hat Wifhnufarman in fünf 
Büchern dieß jehr ergögliche Werk verfaßt. Ä 

&s wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine 
Stadt Mahiläropja*) mit Namen. Da war ein König Amarajaftıi*) 
genannt, ein Paradiesbaum aller Wiflenfchaften?), deſſen Füße von der 
Strahlenfülle der Kronjumwelen der vorzüglichiten Fürften bedeckt waren 6) 
und welcher Meifter war in allen Künften. Und diefer König hatte drei 
Söhne von der allergrößten Dummheit: Bahufafti**), Ugrafafti***) 
und Anantafaftir) mit Namen. Da nun der König ſah, daß dieſe 
feinen Sinn für Wiffenfchaft hatten, rief er feine Räthe zufammen und 





*) „uniterblide Kraft“ oder „Kraft der Unfterblichen“ habend. 
**) „viele Kraft habend ^. 
***) „fucchtbare Kraft habend“. 

7) „unendliche Kraft habend *. 
Benfey, Pantihatautra. IL. 1 


2 &inleitung. 


ſprach: „Es ift euch befannt, daß diefe meine Söhne feinen Sinn für 
Wiffenfchaft haben, und ohne Urtheilsfraft find. Drum macht mir mein 
Königreich, obgleich frei von Dornen?) — fo ich jene anfehe — feine 
Freude. Sagt man ja doch mit Recht: 

4. Beffer ein Sohn wird gar nicht geboren, oder ftirbt, als 
daß er thöricht fei; kurz ift der Kummer um jenes beides: der 
Thor betrübt, jolang er. lebt. 3) 

5. Wozu kann eine Kuh nügen, die weder Milch noch Käl— 
ber gibt? Wozu Fann uns ein Sohn helfen, der weder Flug 
noch tugendhaft? 

6. Lieber auf Erden den Tod eines Sohnes, als die Dumm— 
heit eines in der Familie geborenen, wegen deren ſich ein Menſch 
in der Mitte der Weiſen wie ein Baſtard ſchämt 

7. Gilt diejenige für Mutter, welde einen Sohn geboren 
hat, dem beim Beginn der Zählung der Schar der Tugendhaften 
nicht vor Gntzüden der Stift aus den Händen finft, ſprich, meld 
Weib ift dann noch unfrudhtbar??) 

8. Beſſer eine Fehlgeburt, beffer Enthaltung von Liebes— 
genuß, befier eine unfrudhtbare Gattin, bejjer ſogar daß eine Tochter 
geboren wird, befler daß er Faum geboren ftirbt, beffer Verblei— 
bung im Mutterfhos — nur feinen unverftändigen Sohn und 
wäre Schönheit und Neihthum auch fein Theil! 19) 

9. Ein einz’ger Sohn von bravem Sinn, guten Thaten 
und reinem Stamm ift ein Schmud ०९६ ganzen Hauſes, wie eine 
Perle des Diadems 

Deswegen muß jedes irgend mögliche Mittel angewendet werben, 
ihren Verſtand zu erwecken,“ 

Darauf fagten einige 11): „Majeftät! Schon die Grammatif allein 
erfordert ein Studium von zwölf Jahren. 12) Wenn diefe einigermaßen 
erfannt ift, werden die Schriften über Necht, Erwerb, Genuß und Bes 
freiung ſtudirt 13), und dann findet Erweckung des Geiftes ftatt.“ 1%) 

Da Sprach unter ihnen ein Minifter Namens Sumati*): „Majeität! 
des Lebens Dauer ift nicht ewig. Die Erlernung der grammatifchen Nez 
geln nimmt eine lange Zeit weg. Drum ift für die Erwedung ihres - 
Geiſtes ein abgefürztes Verfahren zu erfinnen. Man fagt auch: 





*) १ großen Verſtand habend J 


Ginleitung. 3 


10. Unendlih traun ift der Grammatif Umfang, das Leben 
furz, Störungen aber zahlreih, Drum weg was unnöthig und 
nimm den Saft nur, gleihwie der Schwan Milh aus des 
Waſſers Mitte. 15) 


Nun gibt es, o König! einen Brahmanen Namens Wiſchnuſar— 
man, der berühmt ift als einer der in vielen Wiflenfchaften Bollfommen= 
heit erreicht hat. Diefem übergieb fie! Er wird fie ficherlich in kurzer 
Zeit aufgeweckt machen. “ 

Der König aber, nachdem er dies gehört, lieg Wifchnufarman rufen 
und ſprach: „O Hochweifer! erweife mir die Gewogenheit und bewirfe, 
daß diefe meine Söhne in der Wiffenfchaft des Nüslichen in Furzer Zeit 
alle andern übertreffen. Sch werde dich dafür mit hundert Präbenden 
belohnen. “ 

Darauf fagte Wifchnufarman zu dem König „Majeftät! höre mein 
wahrhaftiges Wort! Jch verfaufe Wiffenfchaft nicht: felöft nicht für hun— 
dert Präbenden. Wenn ich aber nicht bewirfe, daß diefe binnen feche 
Monaten?) die Wifjenfchaft der Lebensweisheit erfannt haben, dann will 
ic; meinen Namen nicht mehr führen. Wozu vieler Worte?! Höre hier 
meinen Schlachtruf! Ich fage es nicht aus Begierde nah Schaͤtzen — 
mir, der ich achtzig Jahr alt bin und allen finnlichen Dingen entjagt 
habe, find NReichthümer von gar feinem Nugen — nur, um deinen Wunfch 
zu erfüllen, werde ich der Sarasvati Spiel fpielen. 16) Drum laß den 
heutigen Tag niederfchreiben: wenn ich nicht binnen jechs Monaten 12) 
bewirfe, daß deine Söhne in der Lebensweisheit alle anderen übertreffen, 
dann möge Gott mir die Götterftraße nicht zeigen!“ 17) 

Der König aber, nachdem er dies gehört, war höchit erfreut, über: 
gab fie ihm mit Ehrfurcht und fühlte fich ganz beruhigt. Wifchnufarman 
übernahm fie, ging mit ihnen nach Haufe, fchrieb ihrethalben die nach- 
folgenden fünf Bücher — nämlich 1) DVerfeindung von Freunden; 2) Er: 
werbung von Freunden; 3) Krähen- und Eulenfrieg; 4) Verluſt von 
ſchon Beiefienem; 5) Handeln ohne forgfältige Prüfung — und ließ des 
Königs Söhne fie lefen. Diefe aber, nachdem fie fie durchitudirt hatten, 
wurden in ſechs Monaten zur Befriedigung des Königs fo, wie ihm vor- 
hergefagt war. Seit diefer Zeit dient diefes „Die fünf Bücher“ genannte 
Lehrbuch der Lebensweisheit auf Erden zum Unterricht der Kinder. Mit 
einem Wort: 


11. Wer unaufhörlih dies Werk der Lebensweisheit lieſt 
oder hört, der erleidet nie und nimmer ſelbſt durch Safra 15) 
ein Misgeſchick. 





1 * 


4 Erſtes Bud. 


Erftes Bud), 


Verfeindung एणा Freunden. 


Hier beginnt das erfte Buch „DVerfeindung von Freunden “ genannt, 
Deſſen erfte Strophe ift folgende: 

1. Im Wald wird dur den heimtück'ſchen Habgierigen Scha— 
fal zerftört des Löwen und des Stier Liebe, die große immer 
wachfende. 19) 

Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine 
Stadt Mahiläropja 20) mit Namen. In diefer lebte ein Kaufmannsjohn 
Namens Bardhamänafa*), der ſich auf rechtlichem Wege feinen Lebens: 
unterhalt erwarb. - Als diefer einit nachts auf feinem Lager lag, entitand 
in ihm der Gedanfe, daß man felbit bei großem Vermögen Mittel des 
Erwerbs erfinnen und ausführen müſſe. Denn man fagt ja: 

2. Giebt's doch in aller Welt gar nichts, was nicht mit 
Geld fih mahen laßt. Drum णि ver Kluge auch einzig mit 
Eifer ftreben nah Beſitz. | 

3. Wer Geld befigt, befigt Freunde; wer Geld beiigt, Ver— 
wandte au; wer Geld bejist, der ift ein Mann; wer Geld beſitzt, 
ein Weiſer jelbit. 21) 

4. Kein Wifjen gibt es, fein Handwerk, feine Gabe und 
feine Kunft, feinen Muth der von Dürft'gen den Reichen nicht 
nachgerühmet wird. 22) 

5. In dieſer Welt wird ſelbſt Blutsfreund ein Feind, wenn 
er nur Geld bejigt; ein Blutsfreund aber, der arm wird, iſt auch 
fogleih ein ſchlechter Menſch. 

6. Denn aus den vollen thurmhohen Reichthümern und 
Gebirgen auch entquellen — jedes Werk jenen und aus dieſen 
jedweder Fluß. 





*) „der Gedeihende“ Gefegnete. 


Berfei ndun g von Freunden. 5 


7. Geehrt wird, wer der Ehr' unmerth, geſucht, wer nicht 
०९8 Suchens merth, gerühmet, wer nicht werth Rühmens: fo 
gewaltig iſt Geldes Mad. 

8. Wie duch Nahrung des ९९66 Sinne, jo alle Thaten 
auch durch Geld! darum nennet man Reihthum das allesbemwir- 
fende Mittel aud) 

9. Wer Geld bedarf, fuhrt Kirchhöfe bei lebendigem Leibe 
auf?23); verläßt den Vater, wenn er arm ift, und wandert in 
die weite Welt. 

10. Und von allen Grwerbsmitteln wird das Geſchäft des 
Handelsmanns zum Gelverwerb anempfohlen; jedes andere ift 
zweifelhaft. 

11. Grauföpfe, felbft wenn nur reich fie, gelten trogdem 
für Jünglinge; wer ohne Geld, wenn auch Jüngling, wird wie 
ein Graufopf angejehn. 

Vermögen aber wird den Menfchen durch ſechs Mittel zu Theil; 
nämlich 2?) durch Betteln, Königsdienft, Aderbau, Erwerb vermittelit 
etwas Erlernten, Wucher und Handel; aber Feines von diefen allen kann 
fich mit dem Gelderwerb durch Handel meſſen. Denn man fagt au: 

12. Gemeine laffen ſich ein auf Betteln; ein König — ad! — 
Ihenft nicht nah Verdienſt; mühfelig ift Aderbau; das Lernen 
jehr erfchwert durch die Demuth, die man dem Lehrer erweiſen 
muß; Ende des Wuchers ift Armuth, weil man fein Vermögen 
andern anvertraut: ich Fenne fein Grwerbsmittel, das beffer als 
der Handelsſtand. 2°) 


Und diefer Handel dient auf fiebenfache Art zum Erwerb von Reich: 
thum, nämlich durch betrügerifches Maß und Gewicht, durch Angabe 
falfcher Preife, durch Annahme von Pfändern, durch Anfunft eines 
reichen Käufers, durch Mäflergefchäft, dur Handel mit Aromen, und 
durch Waarentransport in fremdes Land. Denn man fagt auch: 


13. Bald voll bald aber falfch meffen, die reichen Leuterhinter- 
gehn, ſtets falſche Preife angeben, ſei ver Kiraten 26) Eigenheit. 
14. Der Kaufmann, dem ein Mafelgefhäft vertraut ift, 


denft voller Freud in feiner Bruft: die jhaggefüllte Erde mard 
mir zu Theil; was will ich mehr? 27) 


6 # ® ५१९८5 Bud. 


15. Sieht der Kaufmann einen reihen Käufer voller Gifer 
nahn, dann freut er ſich im eignen Herzen, gierig nad deſſen 
Geld, wie über einen neugebornen Sohn. 


Und jo: 

16. Kommt ein Unterpfand ind Haus, fo fleht der Kauf- 
berr zu feinem Sausgott: „Laß raſch den Eigenthümer fterben! 
ih bring ein Opfer dir dafür. 28) 

17. Vor allem Handel der mit Aromen! wozu andre mit 
Gold und font? Denn was immer für eind gekauft ift, das wird 
für Hundert abgefegt. 

Doc; diefes paßt ſich nur 29) für Arme, nicht für Reiche Denn 
man jagt auch: 

18. Die die großen Reihthum haben, holen mit großen 
Schägen ſelbſt Schag’ aus der Ferne, wie man große Elefanten 
mit Glefanten fängt. | 

19. Zwiefach, dreifach mehren ven Reichthum die ded Groß: 
Handels Kundigen durd ihre Müh, indem fie ziehen in entferntes 
fremdes Land. | 


Und ferner: 

20. Die vor der Fremde ſich ſehr fürchten, jehr träge oder 
laffig find, die fterben in dem eignen Lande: gemeine Menſchen, 
Hirſche, Krah'n. 30) 

Und ein Spruch der Lebensweisheit lautet: 

21. Wer nicht aus der Heimat wandert und 10 Die ganze 
Melt bejieht, die voll von taufendfahen Wundern, der gleichet 
einem Brunnenfrofch. 31) | 

22. Was ift zu Schwer für hinlänglich Starfe? was fern 
Beharrlihen? mo eine Fremde für den Weijen? wer Feind dem 
{1९0५० Redenden १ 32) 

Nachdem er fo in feinem Herzen überlegt hatte, nahm er Waaren- 
ballen, welche nah Mathurä 33) beftimmt waren, verabfjchiedete ſich von 


feinen Neltern und Freunden, beftieg einen Wagen und machte fi an 
einem glücklichen Tag auf den Weg. Er hatte zwei gute Stiere, die in 


Derfeindung von Freunden. 7 


feinem Haufe geboren waren, Nandafa*) und Sandſchiwaka**) mit Na- 
men, welche वि als Zugthiere an einer trefflichen Deichjel befanden. 
Bon diefen glitt der eine, nämlich Sandichiwafa, am Ufer der Jamunä ३५) 
in einem Sumpfe aus und brach das Bein, ſodaß er niederfanf. Als 
ihn nun Bardhamänafa in diefem Zuftande fah, verfanf er in die tiefite 
Berrübnig und unterbrach aus Mitleid drei Nächte lang feine Reife. Als 
fie ihn nun befümmert fahen, fagten die Gefährten der Karavane zu ihm: 
„Ah, Kaufherr! Warum bringft du fo um eines Stieres willen die ganze 
Karavane in diefem von Löwen und Tigern angefüllten und "gefahren: 
reichen Walde in Unficherheit? Man fagt auch: 


23. Um einer Kleinigkeit willen bringt fi der Klug’ um 
Großes nicht, jondern Flug ift, wer 9 Großes durch Verluft von 
Kleinem wahrt.“ 39) 


Indem er dies nun beherzigte, befahl er einigen Leuten auf Sande 
ſchiwaka zu achten und z0g weiter, um die übrige Karavane zu fichern. 
Die Wächter aber, welche wußten, wie gefährlich der Wald war, liegen 
Sandihiwafa im Stich, gingen der Karavane nad) und jagten am fol- 
genden Tag fälfchlicherweife zu dem Kaufmann: „DO Herr! Sandſchiwaka 
ift geftorben und wir haben ihn in Feuer beftattet.“ Der Kaufherr 
nachdem er dies gehört, verrichtete aus Danfbarfeit voll Mitleid alle 
Todtengebräuche von der Freilaffung des Stieres 36) an bis zu Ende. — 
Dem Sandjchiwafa aber, da er am Leben geblieben war, wurde fein 
Körper von dem Wafler der Jamund, dem Walde und den fühlten Win 
den geftärft; er erhob fich allmählich und ging zum Ufer der Jamund. 
Hier genoß er die trefflichiten fmaragdgleichen Gräfer, erhielt dadurch in 
wenigen Tagen einen ftarfen Budel, wurde fo Fräftig wie Hara’s?7) 





) „&rfreuer “ 

**), „Der Zufammenlebende”, vielleicht der „geſellig Lebende”, aber 
dann wol nicht in Bezug auf das gefellige Leben der Rinder überhaupt 
fondern auf die Freundfchaft die er mit dem Löwen fchlieft. Aus dem— 
jelben Grunde möchte in der Bearbeitung, welche Dubois’ Ueberfegung 
des Pantichatantra zu Grunde liegt, der Affe im IV. Buch Sandſchiwaka 
heißen. — Im der berliner Handfchrift heißt der Stier ſtets Samdfchi- 
“wanafa; da nım samdshivani vidy& ‚‚die Wiſſenſchaft des Wiederbelebens‘ 
heißt, fo fünnte der Stier diefen Namen davon haben, daß er wider Er- 
warten wieder auflebt. So ließe ſich aucd die Form Sandſchiwaka deuten. 
९५८६१९६९ Forın hat auch Somadeva, bei welchem fie, durch das Metrum 
geichügt ift und fie liegt auch der Geftalt im Kalilah und Dimnah zu 
Grunde 


8 Erſtes Bud. 


Stier und brachte nun Tag für Tag damit zu, daß er brüllend mit feinen 
Hörnern die Gipfel der Erdhügel durchwühlte. Richtig fagt man auch: 

24. Wer unbeihügt, findet 10 vom Geſchick beſchützt; mas 
wohl beihüst, fümmt vom Geſchick geihlagen um; am Leben bleibt, 
der in dem Walde Hülflos lag; trog aller Mühe ftirbt der im 
Haus १३९९0९1९. 38) 

Da hörte einft ein Löwe, Namens Pingalafa*), welcher, von Durft 
gequält, umgeben von fämmtlichem Wild, zum Ufer der Jamund herab- 
flieg, um Waffer zu trinfen, ſchon aus weiter Ferne das fehr tiefe Ge- 
brüll des Sandſchiwaka. Diefer Ton feste fein Herz in große Angit; 
doch verbarg er feine Furcht und blieb unter einem Feigenbaume ftehen, 
wo er fein Gefolge in vier Kreifen aufftellte; zugleich fagte er! „die Auf: 
ftellung in vier Kreifen पी die des Löwen! des Löwen Gefolge ift furcht- 
fam und feig!” und auch 

25. „Weder gefalbt noch auch geweiht wird der Löwe vom 
Wild des MWalds; durch Tapferkeit erwirbt er Macht und wird 
von felbft des Wildes Herr.‘ ३9) 

Diefem folgten nun immer zwei Schafale nah: Karatafa**) und 
Damanafa ***) mit Namen, Söhne von Miniftern, welche aber ihr Amt 
verloren hatten #0). Diefe beriethen fich miteinander. +) Da fagte Da- 
manafa: „Lieber Karatafa! Unfer Gebieter Pingalafa hier hat ſich ja 
auf den Meg zum Ufer der JSamund gemacht, um Waſſer zu trinfen; 
weswegen ift er nun, obgleich von Durft gequält, umgefehrt, hat eine 
Schlachtordnung eingenommen und ift, von Muthlofigfeit überfallen, bier 
unter dem Feigenbaum jtehen geblieben?“ Karatafa antwortete: „Wozu 
fich um Dinge befümmern, die uns nichts angehen? Denn man fagt auch: 

26. Der Mann, der क in Ding’ einlaßt, welche nicht ſei— 
nes Amtes find, der geht zu Grund, gleichwie der Affe, der ven 
Keil aus dem Balken zog.“ *2) 

Damanafa ſprach: „Wie war das?“ उः erzählte: 





*) „Der Dunfelgelbe“. 

**) „KRrähe“; doch hat das Wort karata, von welchem karataka 
abgeleitet ift, noch manche andere Bedeutungen, von denen jedoch feine 
zur Erklärung des Eigennameng befjer zu paſſen fcheint. Wilfins (Heeto- 
pades ©. 309) gibt ihm die Bedeutung „der ein vorwurfslofes Leben 
führende *, allein aus den bisher befannten Bedeutungen des Wortes karata 
({. Böhtlingk-Roth Wörterbuch) läßt fich diefe nicht entnehmen. 

***) „‚Bändiger ”. 


Berfeindung von Freunden. Erfte Erzählung. 9 


Erfte Erzählung. 
Der übergefchäftige Affe. 


An einem Drte in der Nähe einer Stadt hutte ein Kauf: 
mannsfohn in der Mitte einer Baumgruppe den Bau eines 
Göttertempel8 begonnen. Da gingen nun die Werfleute, der 
Baumeifter ſowol als die übrigen, wenn e8 Mittag wurde, 
in die Stadt um zu eflen. Einſtmals aber fam eine Affen- 
0९९०९, welche in der Nähe haufte, und fich bier und da her- 
umtrieb. Es befand ſich da ein von einem Handwerfömann 
halb gefpaltener Balfen von Andihanaholz mit einem Keil 
von Khadiraholz mitten darin. Da fingen nun die Affen an 
nad) Herzensluft auf den Wipfeln der Bäume, den Spiten 
des Tempels und den Flächen der Balken herum zu fpielen, 
und einer von ihnen, welchem ein naher Tod befchieden war, 
jegte 14, feiner beweglichen Natur folgend, auf diefen halb- 
geipaltenen Balfen, warf den Balfenbindeftrid*?) weg und 
ſprach: „Ah! da hat einer einen Keil an einer unrechten 
Stelle eingetrieben!” Dann ergriff er diefen mit beiven Hän— 
den und fing an, ihn herauszuziehen. Es waren aber feine 
Hoden in die Oeffnung des Balfens gerathen und, fobald er 
den Keil aus feiner Stelle herausgebracht hatte, geſchah ihm, 
was ich dir fchon vorher gejugt habe. Darum fage id): 

Der Mann, der fih in Ding’ einläßt... 
und jo weiter. 

Außerdem haben wir auf vierundzwanzig Stunden zu eſſen übrig. **) 
Was geht uns alfo jene Gefchichte an?“ 

Damanafa fagte: „Steht dein Sinn denn auf weiter nichts als 
Een? das paßt fich nicht. Denn es heißt auch: 

27. Seinen Freunden Nugen zu jchaffen, feinen Feinden 
Schaden zu thun, begehrt der Weife des Königs Nähe; den Bauch 
allein füllt jedermann. #5) 

Ferner: 

28. Durch wefjen Leben viele leben, der lebt wahrhaftig in der 
Melt! Füllen nicht mit ihrem Schnabel ihre Bäuche die Vögel auch? *6) 


10 Grites Bud. 


Und jo: 

29. Das rühmen die, die deſſen kundig, als des Lebens 
wahrhaft'ge Frucht, wenn — तिह aud einen Augenblid nur — 
man lebet von den Menjchen belobt, mit der Erfenntniß herrlichen 
Gaben, der Tapferkeit und hohen Madt. Lange lebet auch Die 
Krähe und frift, was ihr vorgeworfen wird. #7) | 

30. Wer nicht 70 feldft nicht feinen Aeltern, Verwandten, 
dem Armen nicht, noch feinen Dienern ſpendet, von welder Frücht 
ift deffen Xeben auf Erden? Lange lebet auch die Krähe und frißt, 
was ihr vorgeworfen wird. *8) 

31. Leicht zu füllen find kleine Flüßchen und leicht ०९5 Mäus— 
hens Pfötchen auch; leicht zufrieden gemeine Menſchen; mit klei— 
nen Bißchen freun fie ſich. 49) 

Und ferner: 

32. Was nüßt ९8, wenn ein folder geboren und der Mut— 
ter die Jugend raubt, der nicht, wie eine Standarte, an jeines 
Geſchlechtes Spite fteht? 0) 

33. Welcher Menſch wird in der Weſen Kreislaufe nicht zur 
Melt (९614412 Doc wahrhaft geboren ift einzig, wer hervorftrahlt 
an Segen rei. 1) 

34. Selbft des Graſes am Ufer des Baches Geburt ift glück— 
lich zu preifen, wenn e8 dem Mann, deß Sinne jhwinden, im 
Untergehn zur Stüße dient. 

Und fo: 

35. Brave Männer, die ftandhaft und edel lindern der Men: 
chen Noth, find fo felten als wie Wolfen, die hoch und feucht 
und ſchattig find. 

Dann auch ?2): 

36. Der Mutter allerhöchfte Ehre ift nad der Weifen Urtheil 
die: menn fie irgendeine Frucht trug, die ſelbſt von Großen 
wird geehrt 

Und ein anderes: 

37. Der Starfe, ver feine Kraft nicht zeigt, der wird ver- 
achtet in der Welt; das Feuer, fo lang's im Holze wohnt, wird 
überfehn, nicht wenn es brennt.‘ 99) 


Berfeindung von Freunden. Erfte Erzählung. 11 


` Karatafa fagte: „Wir find jegt beide ohne Amt. Was geht uns 
alfo die Sache an? Man fagt audh: 

38. Wer amtlos redet vor dem’ König unaufgefordert, der 
ift ein Thor: nicht nur gewinnt er feine Ehre, fondern zieht ſich 
Verachtung zu. °*) 

Und fo 

39. Da ift das Wort an feiner Stelle, wo das Geſagte 
Nutzen bringt, und für alle Zeiten haftet, gleihwie Farbe auf 
weißem Zeug.‘ 

Damanafa fagte: „Bruder! ſprich nicht fo! Man jagt auch: 

40. Wer ohn' Anſehn, gewinnt Anſehn, wenn er eifrig 
dem König dient; wer angeſehn, verliert Anſehn, wenn er läſſig 
im Dienſte iſt 

Und ſo 

41. Wer in der Näh', an den hängt ſich der König, wenn 
er auch unwiſſend, niedern Stamms und unbekannt. Denn Kö— 
nige, Frau'n und Schlinggewächſe umſchlingen was ihnen zur 
Seite jteht. 52) 

Und fo: 

42. Die Diener, welde Mittel fuchen, zu beſchwichtigen den 
Zorn, bejteigen mit ver Zeit den König und ſchlüg' er auch hin— 
ten und vorne aus. 

43. Wiffenbegabten, Hochherz'gen, geſchmückt mit Kunft und 
Tapferkeit und des Fürftendienftes Kundigen ift bei Fürſten die 
einzige Statt. 

44. Wer fih an Fürften nicht anfchließt, die mächtig durch 
Geburt und fonft, dem ift zur Neue zugemeffen Dürftigfeit bis 
zu feinem ३०५४. 56) 

45. Die Thoren, welche angeben, daß Fürften nicht zu len— 
fen find, verfünden ihre eigne Schwäche und Dummheit und 
Scwerfälligfeit. 97) 

46. Gibt's ०५0 Mittel, wie Glefanten, Schlangen, Tiger 
und Leu'n man zähmt! Und ein König?! — o Kleinigkeit für 
einen Weiſen, verſäumt er nichts, 


12 ® १९5 Bud. 


47. Der Weife, der ſich auf einen König flüßt, fleigt zum 
höchften Ort; außer auf १८६ Malaja 58) Gipfel wählt nirgendwo 
der Sandelbaum 

48. Weiße Sonnenschirme gibt es, Roſſe, welche das Herz 
erfreun, mutberfüllte Elefanten, fobalod der König gnädig ift.” 9) 

Karatafa fagte: „Was beabfichtigft du denn.nun zu thun?“ Jener 
antwortete: „Unfer Gebieter hier, Pingalafa mit Namen, ift fammt ſei— 
nem Gefolge 6%) in Angft; ich werde alfo, fobald ich zu ihm gegangen bin, 
den Grund der Angft erforfchen und ihn durch Frieden oder Krieg oder 
Abzug oder Abwarten oder Schutzbündniß oder Zweizüngigfeit61) weg- 
räumen.” Karataka fagte: „Woher weißt du, daß diefer Herr von Angft 
erfüllt iſt?“ Jener antwortete: „Was ift da zu fragen? Sagt man doch: 

49. Was ausgejprochen, das begreift ein Vieh ſogar; wenn 
angefpornet ziehen कणी und Glefant; Unausgeſprochenes ſelbſt 
verfteht der weile Mann; des anderen Mienen zu erfennen ift Der 
Meisheit Frucht. 62) 

Und ſo 

50. Durd Mienen und durch Anvdeutung, dur die Stimme, 
Bewegung, Gang, durch २९६ Augs, ०९६ Geſichts Wechjel wird, 
was im Herzen liegt, erkannt. ०३) 

Sp will ich ihm denn, nachdem ich ihn von Furcht erfüllt gefehen, 
feine Furcht benehmen, ihn dann durch die Macht meines Verftandes uns 
terwerfen und fo zu der mir gebührenden Minifteritelle gelangen.“ _ 

Karatafa fagte: „Du fennft ja die Natur des Fürftendienftes nicht. 
Wie willſt du ihn alfo dir unterwerfen können?“ Jener antwortete: „Wie 
follte ich des Fürftendienftes unfundig fein? Habe ich doch 6#), in meines 
Großvaters Schos fpielend, deſſen treffliche Gäfte das Werf über Lebens: 
weisheit declamiren gehört und mir die Duinteffenz des Fürftendienftes 
daraus ins Herz gefchrieben. Höre nur das Folgende: 

51. Drei Männer find ९6, die gewinnen der Erde goldenen 
Blütenfranz: der Kriegesheld, ver weile Mann und wer den 
Fürftendienft verfteht. | 

52. Dienft heißt, daß man des Fürften Wohl will, bejon- 
ders wohl zu reden weiß; durch diefe Mittel gewinnt der Weife 
den König, nit auf andre Art. 69) 


53. Wer Gaben nicht zu würdigen weiß, den bedienet der 


Berfeindung von Freunden. Erſte Erzählung. 13 


Weiſe nit; denn feine Frucht entiprießt dieſem, wie ſchlechtem 
Land, ſelbſt gut bebaut. 

54. Sat einer ehrenwerthe Gaben, dien’ ihm, fehlt ihm auch 
Gut und Macht; denn mit der Zeit wird Unterhalt, als Frucht 
von jenem dir zu Theil. 66) 

55. Der Weife figt wie ein Baumjtumpf, eh’r verborrend 
und nothgequält, als daß er Unterhalt juchte, der ihm nicht an— 
gemeſſen ift. 67) 

56. Der Diener tadelt feinen Herrn, wenn er क geizig, 
grob beträgt; warum nicht ſich, da er nicht weiß, wes Dienft 
man ſucht und weflen nicht? | 

57. Ein Fürft, der gegen Noth jeinem Gefolge feinen Schuß 
gewährt, den joll man meiden wie Arfa‘8), obgleih er Blüt 
und Früchte trägt. 

58. Des Königs Mutter und Gattin, den Kronprinzen, den 
erften Rath, ven Hauskaplan und Thürhüter behandle, wie den 
König ſelbſt. 6°) 

59. Wer bei Befehlen „leb hoch!“ ruft und, wiſſend was 
zu thun was nicht, unbedenklich jie ausführet, der wird ०८६ Kö— 
nigs Liebling fein. 

60. Wer von des Königs Gunft entftammte Schäge wendet 
auf Würdige, Kleider und Schmudf dem Leib anlegt, der wird 
des Königs Liebling fein. | 

61. Wer फ nicht mit ०८६ Harems Dienern, noch mit ०८8 
eignen Könige Gemahlinnen in Rath einläßt, der wird des Kö— 
nigs Liebling fein. 

62. Wem Spiel gleihiwie des Tod's Bote und Wein wie- 
ftärfftes Gift erfcheint, des Königs Frau'n wie Irugformen, ver 
wird des Königs Liebling fein. 

63. Wer in ven Schlachten ſtets vor ihm fchreitet, zu Kaufe 
hinter ihm, im Harem an ०९6 Herrn Thür fteht, der wird des 
Königs Liebling fein. 

64. Wer auf des Königs Wort feine widerfprecdhende Ant— 
wort gibt, in feiner Näh nicht laut lachet, der wird des Königs 
Liebling fein. 


14 ` ® ४१९८६ Bud. 


65. Wer nicht vom rechten Pfad weichet, in Noth felbft, 
denfend „ich bin flet3 vom Könige geehrt worden’, der wird des 
Königs Liebling fein 

66. Wer was den König anmwidert, immer im höchſten Grade 
0091, und begünftigt, was ihm lieb ift, der wird des Königs 
Liebling fein 

67. Wer, frei von Furcht, das Schlachtfeld wie feine Woh- 
nung, die Fremde wie die eigne Vaterftadt anfieht, der wird ०९6 
Königs Liebling fein 

68. Wer mit ०९5 Königs Frau’nzimmern nicht verfehret und 
10 jowol vor Tadel als Gezänf hütet, der wird des Königs Lieb: 
ling fein.‘ 

Karatafa fprach: „Aber, wenn du hinfommft, was wirft du denn 
zuerft fagen? Laß doch einmal hören!“ Jener antwortete: „Man fagt auch: 

69. Aus der Rede erwächſt Rede, wenn einer mit dem ans 
dern ſpricht, gleichiwie aus trefflich durchnäßtem Samen ſich neuer 
Samen hebt. 

Und ferner: 

70. Die Weifen zeigen, wie mit der Lebensweisheit Kehren 
verfnüpft, aus ihr vorftrahlend gleihfam, Misgeſchick durch Wahl 
des Schädlichen 10 erzeuget, dagegen Glück durch Wahl des 
Nüslichen. 70) 

71. Bei einigen (zeigt 19 die Weisheit) im Wort wie bei 
Bapagaien, bei andern (ruht fie) im Herzen Fifchen glei, bei 
andern (erfcheint fie) im Worte und Herzen; die Weifen bewegen 
fih anmuthsvoll.“714) 

Karatafa fagte: 

72. Könige find und auch Berge ſchwer zu erreichen zu aller 
Zeit: in diefen Schlangen, bei jenen Schurken, uneben dieſe jen’ 
ungerecht; beide hart und von Schlechten beſucht.72) 

73. Könige find und auch Schlangen  bepanzert und voll 
Gier nad Luſt, krumm und graufam, Freundesmörder, durch 
Sprücde zu bemeifteren. 

Und fo 

74. Zweizüngig, Graujamfeit liebend, ſpäh'nd verderbenden 


Berfeindung von Freunden. Erſte Erzählung. 15 


Blöfen nad, aus weit'ſter Ferne ſchon jehend, ind Könige den 
Schlangen 01410. 

75. Diejenigen von des Herrn Freunden, die nur ein wenig 
70 vergehn, gleichwie thörichte Kichtmotten, verbrennen ſich im 
Feuer jelbft. 73) 

76. Schwer zu erflimmen ift der Könige von aller Welt 
verehrte Statt; gleich dem. Brahmanenthum wird fie ſelbſt durch 
die Eleinfte Schuld befledt. ”*) 

77. Des Königs ſchwer gewinnbare erreichbar und halt- 
bare Gunjt bleibt lang bei dem ver vollfommen, wie Wafjer in 
einem feiten Born.‘ 75) 

Damanafa fagte: „das ift wahr! aber auch: 

78. Man foll ſich 066 danach richten, wie die Natur von 
Jemand ift; denn, wenn der Weife nadhgiebig, gewinnt er raſch 
die Oberhanv. 76) 

79. Des Herrn“ Gedanken willfahren, das ift der Unter 
gebnen Thun; jelbft der Geifter wird man Meifter, mwillfahrt 
man ihren Wünfchen ftets. 77) 

80. Beſchwichtigung, wenn der Herr im Zorn ift! Dem 
Liebe, der bei ihm beliebt! Haß, wer ihm feind! Preis feinen 
Gaben! jo folgt er ohne Zauberjprud.‘‘ 79) 


Karataka fagte: „Wenn fo dein Beftreben, fo mögen deine Wege 
glücklich fein! Möge gefchehen, wie du begehrſt!“ 

Jener verneigte fi alsdanı vor ihm und machte ſich auf den Weg 
zu Pingalafa. Als Pingalafa den Damanafa fommen fah, jagte er zum 
Thürhüter: „ntferne den Bambusitab! Unferm alten Minifterfohn Da: 
manafa hier foll der Eintritt nicht verwehrt fein! er möge eingeführt wer: 
den und fich dem zweiten Kreife anſchließen!“ Diefer antwortete: „Wie 
der Herr befiehlt!“ 

Darauf fchritt Damanafa herein, verbeugte ſich vor Pingalafa und 
feste fich auf den ihm angewiefenen Plab. Pingalafa aber reichte ihm 
feine, mit Nägeln, wie mit Donnerfeilen geſchmückte rechte Hand, begrüßte 
ihn ehrenvoll und ſprach: „Du befindeft dich doch wohl? Warum haft du 
dich jo lange nicht fehen laſſen?“ 

Damanafa antwortete: „Fönigliche Majeftät bedarf meiner ganz und 
"gar nicht; aber du haft nur zu befehlen, fobald dir die Zeit angemeflen 


16 ® ४१९८8 Bud. 


feheint; denn Könige wiſſen höchite, mittlere und niedere ſelbſt ftets zu 
verwenden. Denn man jagt aud) 

81. Kann doch ein Fürft Hölzchen zum Zähnereinigen und 
immer aud brauchen zum Ohrenkitzeln, gefchweige denn Menſchen 
mit Leib und Seele, mit Hand und Fuß, Nede und NRathes 
fundig. 7?) 

Auch find wir Eurer Majeftät angeerbte Diener; felbft im अतह _ 
gefchiet werden wir Euch nachfolgen, fogar wenn wir unjer Amt nicht 
befigen. Dennoch ift dies für Eure Majeftät nicht angemefjen. Man 
fagt auch: 

82. Diener ſowol als Zierathen णि man ftellen an ihren 
Play; Fein Kronjuwel wird, weil’3 herrlich erftrahlet, an den 
Fuß geftedt. १०) 

83. Wer Tugend nicht zu ſchätzen weiß, dem König folgt 
fein Diener nah, wenn er an Schägen auch reich ift, von hohem 
Haus und angeftammt 

Und fo — 

84. Aus drei Gründen verläßt der Dienſtmann ſeinen Dienſt 
herrn, wenn er mit Schlechten Umgang pflegt, von Guten nicht 
geachtet wird, und feine Stellung nicht füllen kann. 

Und wenn der König aus Mangel an Unterfcheidungsvermögen Die: | 
ner, welche zu der höchften Stellung paflen, an die allerniedrigfte Stelle 
feßt und dieſe da bleiben, fo ift das fein Schimpf für diefe, ſondern für 
den König, Man ſagt auch: = 

85. Wird ein Jumel, das in Goldſchmuck zu ftrahlen ver- 
dient, in Zinn gefaßt, dann jammert ९ह nicht und verliert nicht 
an Glanz; doch der ९ह gefaßt, ift tadelnswerth. ५१) 

Und wenn der Herr fagt: „du haft dich lange nicht ſehen laſſen“ 
fo höre auch dieß. Denn man fagt auch 

86. Wo man feinen Unterſchied Fennt zwifchen rechter und 
linfevr Hand, welcher würdige Verſtändige weilt da nur einen 
Augenblict? 82) +++ > 

87. Bei Leuten, welche nicht wiffen zu jcheiden Glas und 
Diamant, in deren Nähe bleibt niemand Diener aud nur dem 
Namen nad. 


Verfeindung von Freunden. Erſte Erzählung. 17 


88. Wo feine Kenner 70 im Lande finden, da gelten nichts 
die meergezeugten Perlen: verkaufen doch im Lande der Abhiras 
den Monpftein jelbft die Hirten für drei Mufcheln. 8?) 

89. Wo rothes Glad und NRubinen zu unterfcheiden man 
nicht weiß, wie wär an ſolchem Ort möglid; ein Handel mit Ju: 
welen je? 8*) 

90. Wenn ohne Unterfchied alle Diener der Herr auf gleiche 
Art behandelt, dann erichlafft fiher die Luft ver Ihatbefähigten. 8°) 

91. Kein König ohne Dienftleute! ohne König fein Die— 
nender! dies gegenfeitige Bedürfniß ift das Band, welches jie 
verfnüpft. 

92. So wenig ald die lichtreihe Sonne erglängzet ftrahlen- 
los, jo wenig Fürften ohne Gefind, das feine Gunft der Welt 
vertheilt 

93. Wie die Speihen die Nabe tragen und die Nabe die 
Speichen hält, fo bewegt fih, einem Rad gleich, des Dieners und 
des Herren Thun 

94. Auf dem Haupte ftetS getragen, mit Del gepflegt, ent: 
färbt jih’8 Haar: wie würden nicht Diener der Farbe untren, 
serfagt man ihnen der Liebe Del? 

95. Der Fürft, zufrieden mit den Dienern, gibt ihnen Chr’ 
allein zum Lohn; fie aber bringen für bloße Ehre ihr Leben ſelbſt 
zum Danfe dar. ४९) 

96. Dies beherzigend muß ein König. Kluge wählen zu धि 
nem Dienjt, aus guter Familie, Heldenmüth’ge, Starke, Treue, 
die ihm vererbt. 

97. Wer etwas fchwer zu thuendes, dem König liebftes, 
gut vollzieht und aus Demuth döch Fein Wort fagt, den hat der 
König gern zum Freund. 

98. Wer ungerufen herbeieilet, ſtets an der Thür fteht und, 
befragt, mit wenig Worten die Wahrheit fagt, der ift Kön'gen 
zu dienen werth. #7) 

99. Wer felbft ohne Königs Geheiß, wenn er eine Gefahr 
erblickt, ſich müht für ihre Abwendung, der it Kön’gen zu Dies 
nen werth 

Benfey, Pantichatantra. II. 2 


18 ® ४९5 Bud. 


100. Wer gefchlagen, hart angefahren, ſelbſt beftraft von 
feinem Herrn, dennoch nicht auf Verrath finnet, der ift Kön’gen 
zu dienen werth. ०९) 

101. Wer durch Ehre nicht aufgebläht wird, durch Vernad)- 
läſſ'gung nicht gefränft, ſondern immer fi treu. bleibet 8%), der 
ift Kön’gen zu dienen werth 

102. Wer nie gequält wird durch Hunger, nimmermehr dur 
Sthlaflofigfeit, nicht durd Kälte, His’ und fonft was, der ift 
Kön’gen zu dienen werth. 

103. Wem, fo wie er nur ein Wort hört von einem Krieg 
gegen feinen Seren, gleich das Antlig 9 aufheitert, der ift Kön’- 
gen zu dienen werth 

104. Der, unter deſſen Amtsführung des Landes Umfang, 
wie der Mond in feiner Elaren Hälfte, zunimmt, der ift Kön’gen 
zu dienen werth. 

105. Doch unter weſſen Amtsführung, wie ein in Feu’r 
gehaltnes Fell, der Umfang einfchrumpft, den Diener entlafje, 
wer. 740 Herrſchaft ftrebt. | 

106. Aber nad) weflen Amtsantritt furchtlofen Sinnd man 
ruhen kann, ſolch ein Diener ſei dir gleih als wäre er deine 
zweite Frau! 

Und wenn der Herr mich verachtet, indem er denft „er ift ein Schas 
fal”, fo ift auch das nicht angemefien. Denn man fagt auch 

107. Aus dem Wurme entfteht Seide, Gold aus Stein, 
Durva aus des Stiered Haar, Lotus aus Schlamm, der Mond 
aus dem Meer, aus Kuhmift das Nelumbium, Feuer aus Holz, 
aus der Schlange Helm der Edelſtein, Rotfhana aus der Galle 
des Stierd: durch ihrer Tugend Aufgang leuchten die Braven, 
was geht ihre Geburt und an? 99) 

108. Wie Arka-, Nala= und Grandafplitter, wenn auch 
in großer Zahl, nicht Holz vertreten, fo grade nützen niemals 
Unmwiffende. 9) 

109. Die Maus — obgleich im Haus geboren — wird 
getödtet als ſchädlich Thier; doch die, Kate: mird als nützlich ſelbſt 
yon andersher angekauft 


= ~ क 5 


Verfeindung von Freunden. Erſte Erzählung. 19 


110. Was nützt ein Treuer, der nicht ſtark iſt, was ein 
Starker, der bösgefinnt? Mich, der ich treu und auch ſtark bin, 


wolle, ० König! nicht verſchmähn!“ 92) 


Pingalafa fagte: „Laß gut fein! Starf oder Schwach, Gift du doch 
unſer alter Minifterfohn; drum fprich unverzagt, was du irgend zu fagen 
wünſchſt!“ Damanafa fagte: „Majeftät! ich habe etwas vorzutragen.“ 
Pingalafa ſprach: „Thue fund, was du im Herzen haft!“ Jener प्रा 
wortete: ` 

111. Kleinigkeiten jogar ſoll man, beziehn fie auf den Kö— 
nig fi, nit vor dem ganzen Sof melden, das ift ein Sat 
Brihaspati’s. 9३) 

Deshalb möge Majeftät meinen Vortrag unter vier Augen hören. Denn 

112. Was {९5 Ohren gehört verräth क, doch was nur 
vier, das bleibt geheim: drum halt ein Weiler jehs Ohren mit 
aller Sorgfalt fern vom Rath!’ १५) 

| Darauf zogen fi ſämmtliche Thiere, den Tiger, Leoparden und 
Wolf an der Spise, nachdem fie in der Berfammlung diefe Worte gehört 
und Pingalafa’s Abficht erfannt hatten, jogleich zurüd. Alsdann fprach 
Damanafa: „Warum hat der Herr, nachdem er ſich aufgemacht hatte um 
Waſſer zu trinfen, fich umgewandt und ift hier flehen geblieben?“ Pin— 
galafa antwortete mit einem verfchämten Lächeln: „Es ift gar nichts!” 
Jener fagte: „Majeftät, wenn du es nicht fagen willft, fo mög es ruhen! 
Man jagt auch 

113. Der Frau ift manches, manches ift auch den Freunden, 
den eignen Söhnen manches zu verbergen, und überlegend, ob 
९8 paflend oder nicht 1, jagt ९6 der Weiſe nur, wo er großes 
Bertraun hegt.“ 9°) 

Als er diefes hörte, dachte Pingalafa „er fcheint Vertrauen zu vers 
dienen, drum will ich ihm fagen, was ich vorhabe. Man ſagt auch: 

114. Wer einem ungweideutigen Freund, einem tugendhaften 
Knecht, einer treuergebnen Gattin, einem wohlgefinnten Herrn 
feinen Kummer flagt, wird froh. १९) 

Ab, Damanafa! hörft du das ftarfe Gebrüll aus der Ferne?” 
Diefer antwortite: „Ja, Herr! Was weiter?“ Pingalafa fagte: „Lieber! 
ich will weg atıs diefem Wald.” Damanafa fragte: „Aus welchem Grund?“ 
Pingalafa antwortete: „Weil jest irgendein ungeheures Thier in unſern 
Wald gefommen iſt. Da feine Stimme jo. gewaltig it, fo muß es noth 

2 ” 


20 Erſtes Bud). 


wendig eine Kraft haben, die diefer Stimme entſpricht.“ Damanafa 
fagte: „Es paßt fich nicht, एषी der Herr vor einem bloßen Ton in Furcht 
geräth. Denn es heißt auch | 

115. Die Brüde wird vom Waffer gebrochen, ein Zauber, 
bleibt er nicht geheim, Liebe aber durch Heimtücke und durd Töne 
der Aengſtliche. 97) 

Drum ſchickt es fich nicht für den Herrn, den von feinen Vorgängern 
eroberten Wald aufzugeben. Dieweil es mancherlei Töne gibt: die der 
Paufe, des Rohrs, der Laute, der Trommel, der Cymbel, der Kefiel- 
paufe, der Mufchel, der dicken Trommel und andrer, fo darf man fich 
nicht vor einem bloßen Tone fürchten. Man fagt auch 


116. Wer nicht den Muth verliert, wenn 19 als Feind 
ein Außerft mächtiger, furchtbarer König jelbft nahet, der gehet 
nimmermehr zu Grund. १३) 

117. Selbft wenn der Schöpfer Schredniffe zeigt, entjinkt 
Helden nicht der Muth; wenn vor Hitze die Teiche trodnen, brauft 
der Ocean ſtolzer auf. 

Und ſo: 

118. Der im Unglück nicht betrübt wird, nicht ſtolz im 
Glück, muthlos im Kampf, ſolch einen Sohn, der Welt Zierde, 
bringt felten eine Frau zur Welt 

119. Menfhen, die ohne Chrgefühl, und Halme haben glei= 
0८6 208: fie beugen jih aus Mangel an Kraft, aus Mangel 
an Saft find fie zu leicht 

Und aud): 

120. Was eines andern Glutftrahle ausgefeget ſich nicht al 
feft erweift, was nüßet des Schönheit, einem ladirten Armband 
gleich? 29) 

Diefes möge der Herr beherzigen und feinen Muth zufammenneh- 
men. Man darf कि nicht vor einem bloßen Ton fürchten. Denn es 
heißt aud) 

121. Früher hab’ ich gedacht: Diefes wäre von Fleiſch ganz 
angefüllt, ००0 eingedrungen nun ſeh ih, daß es nichts ift als 
Tell und Holz. | 

Pingalafa ſprach: „Wie war das?” Jener erzählte: 


ककत ^ 


Berfeindung von Freunden. Zweite Erzählung. 21 


Zweite Erzählung. 
Der Schafal und die वा. ^) 


In einem gewiffen Lande irrte ein Schafal, Namens 
Gomaju*), mit vor Hunger abgezehrter Kehle hier und dort 
im Wald umher und jah das Schlachtfeld zweier Heere; da 
hörte er den Ton einer Paufe, weldye darauf lag und von 
den Spigen einiger vom Winde bewegter Baumzweige geſchla— 
gen ward. Da dachte er mit Schreden im Herzen „O weh! 
ich bin verloren! Jch will anderswohin gehn, ehe ich noch in 
den Gefichtsfreis dieſes Gebrülls gerathe. Doch nein! es 
paßt fich nicht den von den Vätern ererbten Wald urplöglic) 
aufzugeben. Man jagt aud): 

122. Wer bei Schreefen und bei Freude zuerft forgfältig 
unterfucht und nimmer übereilt handelt, ver hat fpäter nichts zu 
bereu’n. | 

Darum will ich erſt धधा, von wem diefer Ton aus— 
geht!” So faßte er Muth und unterfuchte. Wie er ſich nun 
Schritt vor Schritt nähert, fiehbt er die Pauke. Wenn fie 
vermittelft des Windes von den Spigen der Zweige bewegt 
ward, tönte fie, jonft war fie ftil. Nachdem er fie genau 
betrachtet hatte, ging er nah und fchlug ſelbſt vergnügt dar— 
auf. Weiter alsdann dachte er voller Freude „Es ift lange 
her, daß mir fein jo großes Freſſen zugefallen ift! das wird, 
ficherlih voll von Fleiſch, Mark und Blut fein!” Nachdem 
er darauf die aus hartem Fell beftehende Dede mit Mühe 
zerrifien und an einer Stelle ein Loc gemacht hatte, drang 
er hinein. Aber indem er das Fell zerriß, brach er einen Zahn 
ab. Da er nun ſah, daß ed nur aus Holz und Fell beftand, 
verlor er alle Hoffnung und fagte jene Strophe her: 

123. Früher hab’ ich gedacht, diefes wäre von Fleifh ganz 
angefüllt, doch eingedrungen nun ſeh' ih, daß es nichts ift als 
Fell und Holz. 





*) „Schafal *. 


22 Erftes Bud. 


Daher darf man fich nicht vor einem bloßen Ton fürchten.“ 

Pingalafa fagte: „AH! ſieh doch! Mein ganzes Gefolge ift ganz 
außer fich vor Furcht und will auf und davon laufen. Wie ण ich da 
feften Muth faſſen?“ Jener antwortete: „Herr! das ift nicht ihre Schuld 
Diener werden ihrem Herrn ähnlich. Man fagt auch 


124. Roß und Waffen, Lehr und Rede Gither, Männer 
und Weiber auch werden, je nad ihrem Meifter, brauchbar oder 
unbraudbar aud. 101) 


Faffe alfo Muth und bleib hier fo lange, bis ich das Weſen die— 
fes Tones erfannt habe und wieder zurüd bin. Nachher alsdann möge 
den Umftänden gemäß gehandelt werden.” Pingalafa fagte: „Haft du 
Muth genug, dahin zu gehn?” Iener antwortete: „Was gibt's, was 
nicht ein ‚braver Dienftmann auf feines Herrn Befehl thun oder laſſen 
müßte? Man jagt aud: 

.125. Ein guter Diener fennt feine Furcht, jobald ihm fein 
Herr befiehlt; ev ftürzt jogar fi ins Feuer und in das grenzen- 
[५८ Meer. 102) 

Und fo: 

126. Ein Diener, der, wenn fein König befiehlt, erſt über- 
legt, ob leicht ob ſchwer es 1, den verſchmähe ein Herrſcher, der 
nad) Größe jtrebt.‘ 


Pingalafa fagte: „Lieber! Wenn dem fo ift, fo gehe. Deine Wege 
mögen glücklich fein!“ 

Damanafa dagegen, nachdem er fich vor ihm verbeugt, machte ſich 
auf den Weg, indem er dem Gebrüll des Sandichiwafa nachging 

Nachdem ſich Damanafa aber entfernt hatte, dachte Pingalafa von 
Furcht bewegt: „Ah! ich Habe nicht gut daran gethan, daß ich zu ihm 
Zutrauen faßte und ihm meine Gedanfen fund gab. Diefer Damanafa 
nimmt vielleicht von beiden Parteien Sold und führt gegen mich Schlechtes 
im Sinn, weil er fein Amt verloren hat. Man jagt auch 


127. Diejenigen, die der Herr ſchmähet, nachdem er fie zu— 
erſt geehrt, die trachten ftets ihn zu ſtürzen, felbft wenn von 
edelm Haus ſie ſind. 103) 

Drum will ich, bis ich feine Abfichten fenne, mich nach einem anz 


dern Ort verfügen und ihn da erwarten. Bielleicht fehrt Damanafa mit 
jenem zurüd um mich umzubringen. Denn man fagt auch: 


128. Selbſt Schwache, wenn jie nicht trauen, werden von 


नाता. 4 
। 


~ = ग 


Berfeindung von Freunden. Zweite Erzählung. 23 


Starken nicht bejiegt, aber Starke, wenn fie trauen, werden von 
Schwachen ſelbſt beiiegt. 19%) 

129 Nicht auf Vrihaspati's 105) Treue fegt ein weifer Mann 
Vertrau'n, weldyer Gedeihen für ſich wünſchet und langes Leben 
und Genuß. 

130. Auf einen Feind ift fein Verlaß, gelobt er Frieden 
eivlih auch; als Vritra nad dem Reich ftrebte, ſchlug ihn Indra 
Sermittelft Schwurs. 106) | 

131. Ohne Vertraun erliegt wahrlich jogar der Feind der 
Götter nicht; weil er vertraute ward Diti's 107) Sohn zerfchmet= ` 
tert vom Götterherrn.‘ | 

Nachdem er fo überlegt, ging er nach einem andern Ort und blieb 
da allein, indem er Damanafa’s Weg beobachtete. 

Damanafa dagegen ging in die Nähe des Sandſchiwaka und als er 
ſah, daß es ein Stier war, dachte er mit erfreutem Herzen „Aha, das 
hat fich gut getroffen! denn dadurch, daß ich jenen mit diefem befreunde 
und verfeinde, wird Pingalafa unter meine Herrfchaft gerathen, Denn 
man jagt auch: 

132. Trotz ihrer Freundfchaft und Tugend folgt ein König 
der Räthe Wort nicht eher, als er in Leiden verfinfet und in 
Misgeſchick. 108) 

133. Ein König der in Unglüf fiel, ift ein Freſſen für 
feinen Rath; darum wünſchen auch Staatsräthe, daß den König 
ein Unfall‘ trifft 

134. Wie ein Gefunder niemals, auch jelbft nach dem beiten 
Arzt begehrt, jo verlanget auch nie Räthe ein König, welcher 
frei von Noth.“ 

Unter diefen Gedanfen machte er ति auf den Weg zu Pingalafa. 
Pingalafa aber, da er ihn heranfommen fah, verzog feine Miene und 
veränderte feine Stellung nicht. Damanafa, nachdem er fich ihm genä- 
hert hatte, verbeugte ſich vor ihm und feßte fich nieder. Pingalaka ſprach: 
„Lieber, haft du das Geſchöpf geſehn?“ Damanafa antwortete: „Mit 
des Herrn gnädiger Grlaubniß: ja.“  Pingalafa fagte: „Iſt das auch 
wahr?” Damanafa antwortete: „It es möglih, vor Eurer Majeftät 
eine Unwahrheit zu fagen? Man fagt aud: 

135. Wer auch nur eine ganz Eleine Unwahrheit vor den 


24 Erſtes Buch. 


Königen und Göttern ſpricht, dem droht rafches Verderben, wär' 
er 1100 jo groß. 

Und jo 

136. Sämmtliher Götter Abbild ift ver Gebieter, wie 
Manu 199) lehrt; drum ſoll man vor ihm wie vor Gott ftehn 
ohne Betrug zu jeder Zeit ५ 

137. Der Fürft, der Götter Abbild zwar, ift darin unter- 
ſchieden doh: von ihm kommt gleih Glück und Unglüd, von 
Göttern erft in jener Welt.‘ 

Pingalafa fagte: „Sp wirft du es denn alfo wirklich gefehn haben! 
९8 dachte wohl «ein Großer zürnt einem Kleinen nicht» und hat dich des— 
halb verfchont. Man fagt ja 

138. Den ſchwachen Salm, welcher fih aller Orten beugt 
entwurzelt nie Sturmesgewalt; 1८ fchmettert nur den hohen Baum 
nieder; denn der Gewaltige begehret Kampf einzig mit dem Ge— 
waltigen. 110) 

Und fo: , . ७ 

139. Der gewaltige Elefant jelbft gerath nicht in Zorn, 
wenn die Biene, trunfen umirrend begierig nad dem Saft, der 
aus feinen Schläfen trieft, ihm mit ihren Füßchen ftiht: aber 
gegen gleiche Stärfe erzürnt der Starfe gewaltig ſich.“ d 


Damanafa fagte: „Sp iftes; jenes ift mächtig, ich ſchwach. Troßdem 
bin ich bereit, wenn der Herr beftehlt, es zu deinem Diener 114) zu machen.“ 
Pingalafa fprach ſeufzend 112): „Vermagſt du dag zu thun?“ Da: 
manafa antwortete: „Was ift für den Berftand unmöglih? Mau fagt ja: 


140. Nicht durch Waffen, durch Elefanten, nicht durch Roſſe 
und 6९९४९ nicht wird etwas jo zu Stand gebradit, wie e8 Vers 
ftand zu Stande bringt.‘ 113) 


Pingalafa jagte: „Wenn dem fo tft, fo erhebe ich dich zum Amt 
des Minifters. Don jest an ift befchloffen, daß ich weder Gunft noch 
Strafe noch Achnliches ohne dich verhänge. Deswegen geh’ raſch und 
bewirfe, daß er fich mir unterwirft!“ 

Damanafa antwortete: „So धिं es, gut!” verbeugte fich, ging 
wieder zu Sandſchiwaka und fagte verächtlich: + Komm, fomm! du fchlech 
ter Stier, Pingalafa fordert dich vor fih! Warum brülfft ०५1५) in 
einem fort für nichts und wider nichts, da dir doch Feine Gefahr droht ?* 


` वक 


Berfeindung von Freunden. Zweite Erzählung. 25 


Sandſchiwaka, nachdem er dies gehört, ſprach: „Lieber! wer ift 

diefer Pingalafa?“ 
1 Damanafa antwortete voll Erftaunen: „Wie? fennft du gar den 
König Pingalaka nit? Warte nur, du wirft ihn augenblicklich 115) durch 
die Folgen fennen lernen! Steht er nicht da, der gewaltige Löwe, Pin— 
galafa mit Namen, von allem Wild umgeben, im Kreife, in der Nähe 
१८६ Feigenbaumg !16), das Herz von Stolz gehoben, der Gebieter, reich 
an den höchiten Tugenden?!“ 

Nachdem er dies gehört, hielt Sandfchiwafa fein Leben für verloren 
und ſank in tiefe Betrübnif. Dann fprad er: „Lieber! du fcheinft ein 
gutes Herz zu Haben und der Rede fundig zu fein. Wenn du mich nothe 
wendig hinführen mußt, fo erwirfe mir von feiten des Königs die Gnade, 
daß er mir mein Leben verbürgt.” 

Damanafa fprah: „Was du ſagſt, ift wahr. Es ift eine Regel 
der Lebensweisheit. Es heißt ja: 

141. Der Erde End’ ift erreichbar, ०८6 Meeres und der 
Berge auch, ०० die Gedanken eines Königs nimmer nirgend 
von feinem je. 

Drum bleibe du hier, bis ich ihn durch einen Eid verpflichtet habe; 
nachher werde ich dich dorthin führen.“ 

Nachdem dies gefchehn, ging Damanafa zu Pingalafa und fagte: 
„D Herr, dies ift fein gewöhnlicyes Thier! Es ift der Stier, Welcher 
den erhabnen Siva 117) trägt; und, als ich ihn fragte, ſagte er Folgendes: 
«der hohe Herr hat mih, um mir feine vollftändige Zufriedenheit zu 
bezeigen, angewiejen, die trefflichen Kräuter am Ufer der Kälindi 118) zu 


freſſen. Dit einem Wort: diefer Wald ift mir vom Erhabnen zum Spies 


len gefchenft.» * 

Pingalafa fagte: „Jetzt erfenne ich den wahren Sachverhalt: nicht 
ohne Gottes Gnade irren Grasfreffer in einem jolchen von Nuubthieren ans 
gefüllten Walde furchtlos brüllend umher! Was haft du alsdann erwidert?“ 

Damanafa jagte: „Herr! ich habe Folgendes erwidert: Diefer Wald 
ift das Eigenthum meines Gebieters, des Löwen Pingalafa mit Namen, 
welcher der Träger der Tjchandifä 119) if. Du, der du hierher gefommen, 
bift ihm ein lieber Gaft. Darum geh’ zu ihm hin! Ihr follt in brüder— 
licher Liebe zufammen effen, trinfen und euch an demfelben Ort vergnü— 
gend euch die Zeit vertreiben. Darauf war er dies alles zufrieden und 
fagte: «bewirfe, daß der König mir durch einen Handfchlag Sicherheit 
verbürgt.» 23९61 hat num der Herr zu befehlen.“ 

Nachdem er dies gehört, ſprach Pingalafa voll Freude: „Schön, 
du Berfiändiger! ſchön, du Mufter von einem Minifter! trefflich, du haft 


26 ® ५१८5 Bud. 


mir ganz aus dem Herzen gefprochen. Hier haft du meine Hand als Bürge 
für feine Sicherheit! Aber verlange diefelbe Verficherung auch für mich 
von ihm und führe ihn dann fo ſchnell als möglich hierher. Mit Recht 
fagt man aber auch 

142. Räthe von vortrefflihbem Mark, gerade, fefte, die wol— 
geprüft, Die find des Königthums Stügen, wie ſolche Pfeiler des 
Palaſts. 120) 

143. Wo Zwieträchtiges zu verfühnen da zeigt ſich des Po- 
litiferö, des Arztes Kunft bei Lebensgefahr; fteht alles gut ift 
jeder Flug.‘ 121) 

Damanaka verbeugte ſich nun, machte कि auf den Weg zu Sans 
dſchiwaka 122) und dachte voller Freude: „Aha, der Herr zeigt ung ein 
gnädiges Geficht und handelt ganz nach unferm Willen. So ift denn kei— 
ner glüclicher als ih. Man jagt auch: | 

144. In der Kälte ift Glut Nektar, Nektar ift des Gelieb- 
ten Blick, Nektar die Gunft des Erdherrſchers, Nektar Freund 
{haft des Redlichen.“ 123) 

Nachdem er darauf zu Sandſchiwaka gefommen war, fagte er freumd- 
lich: „Lieber Freund! Sch habe den Herren zu deinen Gunften gnädig 
geftimgpt und bewirft, daß er dir Sicherheit verfpricht; drum gehe ohne 
Bagen! Nachdem du aber des Königs Gunft erlangt haft, mußt du in 
Vebereinftimmung mit mir handeln: du darfft nicht ſtolz werden und nicht 
eigenmächtig verfahren. Auch ich werde, fobald ich mein Minifteramt 
angetreten habe, in Mebereinftimmung mit dir die ganze Laft der Negier 
rung tragen. Wenn wir fo verfahren, werden wir alle beide das Glück 
der Serrfchaft genießen. Denn: 

145. Der Erde Fülle fällt Männern in die Hände nad 
Jägerrecht: der eine heut die Menfchenkinder, der andre ſchlägt 
fie todt wie Wild. 

Und fo: 

146. Wer aus Uebermuth nicht ehret ०0८, niedre und 
mittlere — und genöß’ er auch fürftlihe Ehren — der fällt wie 
Dantila.'‘*) 123) 


Sandſchiwaka fagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 





*) „einen verwachfenen Zahn habend“, Benfey, vollftändige Gram— 
matif der Sansfritfprache, § 5683. 


Berfeindung von Freund.n. Dritte Erzählung. 27 


Dritte Erzählung. 
Dantila und der Schloßfeger. 


Hier auf dem Erdboden ift eine große Stadt, mit Namen 
Bardhamana. 1?) Da wohnte ein reicher Kaufherr, Vorſteher 
der ganzen Stadt, Namens Dantila. Während dieſer die 
Geſchäfte der Stadt und des Königs beforgte, waren ſämmt— 
liche Einwohner dieſer Stadt und der König überaus zufrieden. 
Wozu vieler Worte? Ein Menſch, fo geſchickt wie dieſer, war 
nie weder gejehn noch gehört. Sagt man doch mit Recht: 

147. Wer des Königs Vortheil dient, zieht des Volkes Haß 
0 zu; wer des Landes Vortheil dient, der verliert ०९६ Königs 
Gunft. Da ein folder unvereinbar großer Widerſpruch bier Herrfcht, 
ift ein Mann, der Fürft und Land gleihmäßige dient, ein jeltner 
Schatz 425} 

Indem er fich num in diefer Lage befand, fand einft in 
feinem Haufe eine Hochzeit ftatt. Da wurden von ihm alle 
Bewohner der Stadt und die Leute aus des Königs Umgebung 
ehrenvoll 42°) eingeladen, geſpeiſt und mit Kleidern und Aehn— 
lichem beehrt. Darauf nach der Hochzeit wurde der König 
fammt feiner nädyften Umgebung in das Haus geführt und 
bochgeehrt. Diefer König hatte aber einen “PBalaftreiniger, 
Namens Gorambha.*) Der war mit ihm ins Haus gefom- 
men und hatte ſich über des Königs Hauspriefter auf einen 
für ihn unangemefjenen Plag niedergelaffen. Da wurde er 
verächtlih an den Hals gepadt 12?) -und herausgeworfen. 
Ueber diefen Scyimpf feit diefer Zeit feufzend, fand -er jelbit 
in der Nacht feinen Schlaf mehr. „Wie kann id) diefen Kauf: 
mann um des Königs Gunst bringen‘, dachte er, „und wenn 
nicht —? warum laffe icy meinen Körper umfonft jo abmagern, 
wenn ich ९6 ihn gar nicht entgelten laflen fann? Sagt man 
ja dody mit Recht: 





*) „wie ein Stier brüllend *. 


28 Erites Bud. 


148. Wozu ereifert ſich unverfchämt der Mann, ver ſich doch 
nicht rächen kann? die Erbſe, fpringt fie auch noch fo १०, bricht 
doch die Pfanne nicht entzwei.” 


Als nun der König um Tagesanbrud) in tiefe Meditation 
(Andacht) verfunfen war und jener neben dem Bette reinigte, 
fprach er: „ha, diefe entiegliche Frechheit des Dantila, daß 
er des Königs Gemahlin umarmt!“ Der König hörte ९6, 
jprang eilig auf und fagte: „be, 0९, Gorambha! ift das wahr, 
was du gejagt haft? hat Dantila die Königin umarmt?“ 
Gorambha antwortete: „Ich habe die ganze Nacht beim Spiel 
durchwacht, und fo hat mich, obgleicy mit Reinigen beſchäf— 
tigt, wider Willen der Schlaf beichlichen. Daher weiß id) 
nicht, was ich gefagt habe.” Der König ſprach voll Eifer- 
fucht für ſich: „Dieſer hat ja ungehinderten Zutritt in mein 
Haus und fo auch Dantila. Daher kann er vielleicht einmal 
gefehn haben, wie er die Königin umarmte und hat deswegen 
dies gefprochen. Denn man fügt aud: 

149. Was die Menjhen bei Tag wünfhen, mas fie ſehn 
oder was fie thun, fo ſprechen fie und fo handeln, daran gewöhnt, 
ſie auch im Schlaf. 

Und fo: 

150. Was Gutes oder was Böſes In den Herzen der Men- 
Shen ruht, und wär’ es aud noch fo heimlih, im Rauſch und 
Traum wird's ausgeſchwatzt. 

Was aber die Frauen anbetrifft, wie kann da auch nur 
ein Zweifel entſtehen? Man ſagt ja: 

151. Mit einem unterhalten fie ſich, dem andern werfen fie 
Blicke zu, den dritten tragen fie im Herzen: wer in aller Welt 
ift von Frauen wirklich geliebt? 128) 

Und auch: 


152. Mit einem ſprechen fie reih an Worten, die Pätala- 
lippen von Lächeln erfüllt, den andern blicken fie an mit Augen, 
wie ein aufbrehend Lotusfeld ftrahlend und weit, den dritten 


PVerfeindung von Freunden. Dritte Erzählung. 29 


denken fie im Herzen, vielfach bewegt, von Sitte fern: wodurch ſteckt 
fo die Shönbrauige voll Lieb im höchſten und weiteften Sinn? 129) 
153. Feuer wird nicht fatt der Späne, der Flüffe nicht der 
Deean, der Todesgott nicht aller Weſen, die Schönäug'ge ver 
Männer nicht. 130) 
154. Wenn Heimlichfeit, Gelegenheit und ein Mann fehlt, 
der jie begehrt, dann, ० Närada! wird Keufchheit aud wohnen in 
der Meiber Bruft. 131) 


Und ५: 

155. Welcher Thor ſich bethört einſpricht: «meine Geliebte 
liebet mich» der muß, ſtets wie ein Spielvogel im Käfig, nad) 
ihrem Willen thun. 

156. Wer ihre Worte und Werfe — wenn noch jo wenig 
oder viel — ausführt, der zieht durch fein Treiben ſich im ver 
Welt Verachtung zu. ४ 

157. Wer Verlangen dem Weib fund gibt, fih ihm nähert 
und ihm aud nur die Eleinfte Hörlichkeit zeiget, nach dem begehret 
9110 das Weib. 132) 

153. Nur die Furcht vor der Umgebung und Mangel an Begeh- 
renden ift der Weiber, der zuchtlojen, einzige Zucht zu aller Zeit. 133) 

159. Keinen gibt's, den fie verihmähen, ſelbſt das Alter 
hält jie nicht ab; einerlei, ob ſchön ob häßlich, es ift ein Mann! 
fie lieben ihn. 13%) 

160. Den Liebhaber verbrauden die Weiber gleichwie einen 
Unterrof, um die Hüfte gefhlungen zerreiben ſich beide, ver han 
gend an Schönheit, der andre am Band. 

161. Gin Verliebter fowie rothe Cochenille, die werden gleich 
weggemworfen, ſowie fräftig das zarte Weib fie ausgepreßt.“ 135) 


Nachdem der König in diefer Weife vielfache Klagen aus- 
geitoßen hatte, entzog er von diefer Zeit an dem Dantila feine 
Gunſt. Um ९ह kurz zu machen: es wurde ihm fogar der Ein- 
tritt in des Königs Thor verfagt. Dantila aber, da er fah, 
daß er ohne alle Beranlaffung die Gunft des Königs der 
- Erde eingebüßt hatte, dachte: „Ach! mit Recht beißt es auch: 


30 Erftes Bud. 


162. Welcher Reiche bläht क nicht auf? Wes Sinnlichen 
Leiden enden je? Wem ift auf Erden von Weibern nicht das Herz 
gebrohen? Wen liebt ein Fürft? Wer fällt nicht in des Todes 
Gewalt? Welcher Dürftige Fam zu Anfehn? Und wer, in vie 
Netze des Böſen gefallen, Fam je mit heiler Haut davon 2136) | 


Und fo: | 

163. GChrlichfeit bei Krähen, bei Spielern Wahrheit, in 
Schlangen Sanftmuth, bei Weibern Liebesfättigung, Muth beim 
Eunuchen, Ueberlegung beim Trunfenbold, einen Fürft der Freund 
zugleich: wer hat das je gefehn noch gehört? 


Vebrigens habe ich weder diefem Fürften noch fonft irgend» 
jemand auch nur im Schlaf etwas zu Leid gethban. Was 
bedeutet das nun, daß der König fi von mir abgewendet 
0412“ Als nun der Schloßfeger einft fah, wie Dantila auf diefe 
Weiſe von des Königs Thor abgewiefen ward, jagte er ſpot— 
. tend zu den föniglichen Thürhütern: „He, 0९, ihr Thürhüter! 
diefer Dantila fteht hoch in des Königs Gunft und verhängt 
aus eigner Machtvollfommenheit Strafe und Belohnung. Wie 
ich, fo werdet auch ihr von ihm, weil ihr ihn abweift 137), an 
den Hals gepadt werden.” Da Dantila dieſes hörte, dachte 
er: „das ift ficher das Werf von diefem! Sagt man ja doch 
mit Recht: 

164. Ein Gemeiner, ein Thor jelber, fobald er in des Kö— 
1105 Dienft, ſteht er auch nicht in Hohen Würden, wird aller 
Orten doch geehrt. 138) 

165. Ein Menfh, der in des Fürften Dienft fteht, wenn 
er unmwürdig auch und feig, wird trogdem doch von Niemanden 
behandelt mit Verächtlichkeit.“ 139) 


Nachdem er jo geklagt, ging er mit beſchämtem Herzen *9) 
voller Angft nach Haufe, ließ gegen Nachtwerden Gorambha 
rufen, beehrte ihn mit einem Paar Gewändern und fagte ihm 
Folgendes: „Lieber! nicht aus Feindſchaft habe ich Dich damals 
aus dem Haufe bringen विलि. Weil du dich über den. Brahs ‘ 


Berfeindung von Freunden, Dritte Erzählung. 31 


manen an einem unpaffenden Platz niederließeft,, bift du belei- 
digt. Verzeih' +) ९ mir!“ Diefer aber, dem das Paar 
Kleider vorfam, als wär es das Himmelreich, wurde überaus 
erfreut und fagte: „O Kaufherr! dir ift verziehen. Zum Danf 
für diefe Ehre +>) follft du die Macht meines Verſtandes und 
des Königs Gunft fennen lernen.” Nachdem er dies gejagt, 
ging er voller Freude +>) weg. Mit Recht jagt man: 


166. Durch eine Kleinigkeit fteigt es und jinft durch eine 
Kleinigkeit: Ach! wie jehr it des Gemeinen Denfen dem Wage- 
balfen gleich. 14%) 


Nachdem Gorambha darauf am folgenden Tag zu Hof 
gegangen war, beforgte er das Reinigen, während der König 
in tiefe Meditation (Andacht) verfunfen war und ſprach dabei 
Folgendes: „Ach! welcher Unverſtand von unferm König, daß 
er, während er feine Nothdurft verrichtet, Gurken ißt!“ Der 
König hörte dies, ftand voll Erftaunen auf und fagte: „He, 
he, Gorambha! was für ungebührliche Dinge fprichft du da? 
Nur weil id) denfe daß du ein Hausdiener 01, laß ich Dich 
am Leben. Haft du mic) jemals etwas derartiges thun ſehn?“ 
Jener antwortete: „Ich habe beim Spiel die ganze Nacht 
durchwacht und jo hat mich, obgleich ich mit Reinigen beſchäf— 
tigt bin, wider Willen der Schlaf beichlichen. Von dieſem 
überwältigt weiß ich nicht, was ich gejagt habe. Drum möge 
der Herr mir Gnade fchenfen, da ich in der Gewalt des 
Scylafes war.” Nachdem er dies gehört, dachte der König: 
„Ich habe ००५ bisjegt, fogar in meinem frühern Leben, 
wenn ich jo etwas hatte, auch nicht das Fleinfte Gürfchen 
gegefien! So wie nun diefe Handlung, die mir jener Narr 
nachgeſagt, nicht wahr ift, fo ift ९ ficher auch mit der von 
Dantila! Darum habe ich nicht vecht gethan, daß ich dem 
Armen meine Gunft '#) entzog. Solch eine That darf von 
joldyen Männern nicht geglaubt werden! Wenn er fehlt, gehn 
alle Angelegenheiten, ſowol des Königs ald der Stadtbewoh- 
ner, aus den Fugen,” Nachdem er in diefer Weile mehrfach) 


32 Erftes Bud 


überlegt hatte, ließ er den Dantila rufen, ihm feines eignen 
Leibes Schmudfachen und Gewänder anlegen und übergab 
ihm die oberjte Aufficht. Daher fage ich 


167. Wer aus Uebermuth nicht ehret hohe, niedre und 
mittlere — und genöß' er auch fürftlihe Ehren — der fallt wie 
Dantila,” | 


Sandſchiwaka fagte: „Lieber, was du gejagt haft, ift wahr! So 
möge e8 denn gerade fo gehalten werden!” 

Nach diefen Worten ging Damanafa mit ihm zu Pingalafa und 
fagte: „O Herr! hier ift Sandfchiwafa, von mir hierher geführt. Ma— 
jeftät haben nun zu befehlen!” Sandfchiwafa feinerfeits verbeugte fich 
ebrfurchtsvoll und ftellte म voll Befcheidenheit ihm gegenüber. Pinga- 
lafa aber reichte feine mit Nägeln wie Donnerfeilen gefchmüdte rechte Hand 
dem mit fettem und großem Buckel verfehenen Stier und ſprach, indem 
er ihn ehrenvoll begrüßte: „Befindeft du dich wohl? Woher bift du in 
diefen menfchenleeren Wald gekommen?“ Jener erzählte ihm feine ganze 
Gefchichte 146), die Art und Weife wie er von VBardhamäna getrennt ward. 
Nachdem Pingalafa dies gehört fagte er: „Preumd, fürchte dich nicht! 
Wohne nach Belieben in diefem von meinem Arm gefchüsten Wald! Im 
übrigen mußt du dich ftets in meiner Nähe vergnügen, denn diefer Wald 
ift voll von vielen Gefahren, von vielen fehrecflichen Thieren bewohnt und 
bietet felbft großen Thieren, die ſich von Kräutern nähren, feinen fichern 
Aufenthalt.” 

Nachdem er fo gefprochen, ging der König des Wilds zum Ufer der 
Jamunä herab, tranf und badete nach Luft, und ging dann wieder in den 
Wald, nad; Gutdünfen umherwandelnd. Und nachdem er darauf die Lait 
der Regierung dem Karatafa und Damanafa anvertraut, gab er ſich dem 
Genuß der fchönen Unterhaltung und Gefellfchaft des. Sandſchiwaka hin. 
Durch Sandfhiwafa aber, welcher durch mancherlei Wifjenfchaften eine 
hohe Verftandesbildung कि erworben hatte, wurde in wenigen Tagen ſchon 
fogar der ftumpffinnige Pingalafa veritändig gemacht. So lieg er .ab 
vom wilden Leben und gewöhnte ſich an gefittete Lebensweifen. Um es 
furz zu machen: Tag für Tag pflegten Pingalafa und Sandichiwafa allein 
im geheimen miteinander Nath 147), und fämmtliches übrige Gefolge 
ftand in der Ferne; felbft die beiden Schafale fogar fonnten feinen Zus 
tritt erlangen. Und da nun außerdem der Löwe feine Stärke nicht gebrauchte, 
fo. wurden das gefammte Volf des Wildes 148) und diefe beiden Schafale 
von Hunger und Leid geplagt. Sie zogen ſich daher nad) einer und der: 
felben Gegend zurück und blieben da. Denn man fagt auch 


Berfeindung von Freunden. Dritte Erzählung. 33 


168. Einen König der nicht Furcht bringt — wenn er auch 
0001 Geſchlechts und hehr — verläßt der Diener, gleihwie Vögel 
dürre Bäume, und geht davon 

Und fo: , 

169. Auch Diener, die der Herr ehrte, Die guten Hauſes 
find und treu, verlaffen: einem Eroherrfcher, wenn: et fie, Mangel 
leiden laßt. 1*9) 

Ferner: 

170. Wenn ein König nie in NRüdftand mit feiner Diener 
Unterhalt, dann verlaflen jie ihn niemals, ſelbſt ‘wenn er fie 
beleidigt, nicht ५ 

Und jo verhält es fich nicht blos mit den Dienern 150), vielmehr 
fteht fogar die ganze Welt um der Nahrung willen durch Freundlichfeit 
und die übrigen (dreij451) Mittel in gegenfeitiger Verbindung. Denn: 

171. Die Fürften gegen Landſchaften, die Aerzte gegen 
Kränklihe, Verkäufer gegen Cinfäufer, die Klugen gegen Thö— 
rihte — ५११५१५१ 

172. Die Diebe gegen Sorgloje, Dürft’ge gegen Beftgende, 
die Dirnen gegen Liebhaber, Handwerker gegen alle Welt — 

173. Spannen bei Tagen und Nächten Schmeichelnege und 
१८0119९5, gleichwie die Fifhe nad Kräften von Fiſchen ihre Nah 
rung ziehn 
| Sagt mau doc mit, Necht auch Folgendes 
+, 174 Der Schlangen und der Nichtönug’gen und der Räu— 
ber. von. fremdem Gut Pläne werden. nicht „vollendet; dadurch 
beſtehet dieſe Welt. 152) 

175. Des Ganeſa Maus zu freſſen begehrt. von Hunger 
geplagt. des Siva Schlange, dieſe aber, des Skanda Pfau und den 
Glefantenköpfigen *) der Durga Leu. ‚Wenn aber dies fogar der 
Samilie Treiben in Sambhu's Haus, wie ſollt' es nicht auch ſonſt 
jo in der Welt fein? von ihm bat dieſe ja ihre Geftalt,.93) 


Karatafa und Damanafa, der, Gunſt ihres; Herrm beraubt und Die 
Kehle von Hunger abgezehrt, berieihen पि darauf miteinander. 15%) Da 





*) Anmerfung 
Benfey, Pantihatantra. II. 3 


34 Erſtes Bud. 


fagte Damanafa: „Ehrwürdiger Karatafa! So ift es denn mit unferm 
Minifterium fchon zu Enve! Diejer Pingalafa, ganz verliebt in Sandſchi⸗ 
wafa’s Worte, hat einen Widerwillen gegen feine eigne Bejchäftigung gefaßt. 
Al fein Gefolge ift auf und davongegangen. Was ift nun zu thun?“ 

Karatafa fagte: „Du mußt ihn ermahnen, ſollt' ev auch nicht thun, 
was 91; fagft, damit auf dich feine Schuld fällt. Denn man fagt auch: 

176. Den Fürften foll fein Rath mahnen, felbft wenn’ er 
nicht der Mahnung. folgt, wie Widura den Dhritarafchtra, damit 
hn feine Sünde trifft. 199) 

77. Wenn ein König und Elefant aus Uebermuth auf fal— 
ſchem Weg wandeln, dann verdient: Tadel der Führer, der im 
ihrer Näh'. 196) 

Das ift die Folge davon, daß du diefen Grasfreffer zu dem Herrn 
gebracht haft. Du Haft die Kohlen mit eigner Hand herbeigefchafft.” 

Damanafa fagte: „Das ift wahr! es ift meine Schuld, nicht die 
des Königs. Denn man jagt aud) 

178. Der Schakal durch ein Widderfechten und durch Aſchaͤ— 
dhabhuͤti*k) ich, die Kupplerin durch Stellvertretung: drei Mis— 
geihie aus eigner Schuld.’ 

Karatafa ſagte: „Wie war das?‘ Jener erzählte: 


Vierte Erzählung. 
Drei Misgeſchick' aus eigner Schuld. ^) 

An einem gewiffen Ort ift, ein Klofter; da wohnte ein 
PBettelmönd mit Namen Devafarman **); der hatte ſich durch 
den Verfauf vieler feiner Gewänder, welche ihm die Opfer: 
heren gefchenft hatten, mit der Zeit eine große Summe Gel- 
des erworben. Da traute er nun. feinem Menfchen. Tag 
und Nacht trug er ९ unter dem Arm, ohne e8 abzulegen. 
Sagt man ja doch auch mit Recht: isch 

179. Schwer iſt's Vermögen zu erwerben umd ſchwer iſt 
deſſen Bewahrung auch: Leid beim Gewinn! Leid beim DVerluft! 
Wie voll von Bein ift Reichthum doch! 198) 


*) „unüberwindlihe Macht habend“. 
**) „von den Gdttern gefegnet ^. 





Berfeindung von Freunden. Vierte Erzählung. 35 


Da erblickte ein verfchmigter Räuber fremden Guts, Aſchä— 
dhabhüti mit Namen, die Geldſumme unter feinem Arm und 
überlegte: „Wie mach' ich ९6, daß ich ihm dieſe Summe 
Geld abnehme?. Ein Loc) dur die Mauer zu breihen ift doch 
nicht möglidy, dazu find die Steine ०८ Gebäudes zu hart; 
ebenjo wenig kann man durch die Thür einfteigen, weil. fie 
zu. 0०५ iſt. Deshalb will ich ihm durch gleisnerifche Reden 
Vertrauen einflößen und mich zu feinem Schüler machen, ſo— 
daß er Zutrauen zu mir faßt. Denn man fagt ja: 

180. Wer ohne Habſucht, ſucht nicht Aemter; wer nicht ver- 
liebt, der liebt nicht Putz; wer nicht gebildet, kann nicht reden, 
und wer nicht lügt, betrügt aud nicht.‘ | 


Nachdem er diefen Entſchluß gefaßt hatte, ging er zu 
ihm und fagte: „Om 1१), Verehrung dem Siva!“ dann warf 
er ſich auf alle achte 16%) vor ihm nieder und ſprach demüthig: 
„O Erhab’ner, eitel ift die Welt! Die Jugend gleicyt der 
Schnelle eines Bergftroms! das Leben einem Strobfeuer! 
Freuden find wie der Schatten einer Wolfe! einem Traum 
gleicdy die Verbindung mit Weib und Kind mit Freund und 
Dienern! das habe ich durch und durch fennen gelernt. Was 
muß ich nun thun, damit ich diefen Weltocean durchſchiffe?“ 

Nachdem er dies gehört 1°), jagte Devafarman mit Wohl- 
wollen: „Mein Kind! du bift glüdlich, daß du किना in frü— 
heiter Jugend das Sinnliche jo verachteft, denn man jagt auch: 

181. Wer feiner Leidenihaft Herr ift in früher Jugend, 
der iſt ihr Herr: Sobald des Körpers Kraft ſchwindet, wem wird 
Ruhe dann nicht zu Theil? 

182. Den Guten wird zuerft Vernunft 162) alt und der 
Körper erſt hinterher, aber den Böfen zuerft der Körper und die 
Vernunft zu Feiner Zeit 


Und da du nad einem Mittel fragt, den Weltocean zu 
durchichiffen, fo höre: 
183. @in Südra, oder ſelbſt andrer, oder Tſchandaͤla 
3 * 


36 | Erftes Buch. 


zopfgeſchmückt, mit Siva's Sprud geweiht, Aſche auf feinem 
Leib wird zum: Brahmin. 169) 

184. Wer mit dem Sprud von ſechs Silben auch eine 
einz'ge Blume nur dem Linga auf dad Haupt leget, erleivet feine 
Wiedergeburt. 164) | 


Nachdem er dies gehört, umfapte Afchaphabhuti feine Füße 
und fagte demüthig: „O Chrwürdiger! dann erweife mir die 
Gunft, mich in den Gelübden zu unterrichten!“ 

Devafarman fagte: „Kind! ich werde dir dieſe Gewogen- 
heit erweifen. Du darfſt jedoch bei Nacht nicht ins Klofter 
treten. Denn die Büßer — auch du und ich — müffen ohne 
Umgang leben. Denn man jagt auch 
185. Durch ſchlechten Math, verdirbt ein König, ein Büßer 

duch, Umgang, ein Sohn, wenn ser verzogen wird, ‚ein. Brah 
mane, wenn. er ‚nicht jtudirt, eine Familie durch ſchlechte Kinder 
gute Anlagen dur Ichlehte Geſellſchaft, Freundſchaft durch Lieb 
Iojigfeit, Reichthum durch Schwelgerei, Liebe durch Entfernung, 
Scham durch Trunkenheit 16°), Landbau durch Mangel an Auf: 
ſicht, Geld durch Verſchwendung und Sorgloſigkeit. | 


Darum mußt du nad) Uebernahme des Gelübdes vor der 
Thür des Klofters in einer Laubhütte ſchlafen.“ Jener ant- 
1001161९: ,, DO Erhabner! dein Befehl ift meine Richtſchnur! 
denn ich thue diejes für die andre Welt.“ 

Nachdem ver die Bedingung in Betreff des Lagers ein- 
gegangen. war, ‚Ichenfte ihm Devaſarman ſeine Gunſt und 
unterrichtete ihn nach, der in den heiligen Büchern ausgefpros 
chenen Vorſchrift. Jener aber bereitete diefem Das. größte Ver— 
guügen durch Wajchen der Hände und Füße, Herbeibringung 
von Sandeljchminfe und ähnliche Dienftleiftungen. Aber trotz 
alledem hielt der Mönch das Geld 0९6 unter feinem Arm 
fett. Indem num die Zeit jo hinging, dachte Aſchädhabhüti: 
„O je! der faßt auch nicht das geringfte Zutrauen zu mir! 
wie wär” e8, wenn ich ihn nun am hellen lichten Tag mit 
dem Mefler umbrächte? oder ihm Gift gäbe? oder ihn wie 


Berfeindung von Freunden. Bierte Erzählung. 37 


ein Vieh abſchlachtete?“ Indem. er jo überlegte, fam zu Deva— 
farman ein Schüler, der ihm wie ein Sohn war, aus einem 
Dorf, um ihn zu fich einzuladen und fagter „O Ehrwürdiger! 
Mögeit du zu meinem Haufe fommen, um eine freundliche 
Bewirthung entgegenzunehmen.‘ Nachdem ev dies gehört, 
machte ſich Devaſarman  vergnügten Herzens mit Aſchädha— 
bhaͤti auf den Weg. Indem er nun fo ging, fam er an einen 
Fluß. 16%) Nachdem € diefen erblickt, nahm er das Geld 
unter dem Arm weg, widelte ८6 ſorglich in. ein Kleid, badete 
74, verrichtete feine Andacht und ſprach dann zu Aſchädha— 
bhäti: „He, Ahadhabhüti! bewahe, während id) meine 
Nothdurft verrichte, bis ich zurückkehre, jorgfältig diefes Kleid 
deines Heiligen!“ Nachdem er dies gejagt, ging er weg. 
Sowie er aber aus dem Gefichtsfreis war, ergriff Aſchädha— 
bhüti das Geld und machte ſich eilig davon. Während nun 
Devajarman, defien Herz von den Eigenjchaften feines Schü— 
{९८6 ganz eingenommen war, niederhodte, fieht er in der Mitte 
einer Heerde von Goldwolligen (Schafen) einen Widderfampf. 
Da liefen die beiden Widder voll Wuth weit auseinander, 
ftürzten dann wieder aufeinander und, indem fie 14) mit den 
Hörnern ihrer Stirn ftießen, ftrömte viel Blut herab. Dieſes 
leckte ein Schafal mit gieriger Zunge auf, indem er auf den 
Fechtboden trat. Devalarman aber, indem er diejes ſah, ०401८ 
bei ih: „OD, wie dumm ift diefer Schafal! ich bin überzeugt, 
wenn er auc nur ein klein wenig zwilchen fie geräth, wenn 


fie aufeinander ſtürzen, fo ift er ficher des Todes.” Und einen- 


Augenblid darauf gerieth der Scyafal aus Begierde das Blut 
zu leden zwifchen ihre zufammenftoßenden Köpfe und war todt. 
Devafarman aber bemitleidete ihn und machte fi) auf den 
Weg nad) feinem Gelde. Wie er nun fo allmählich ankommt, 
fieht er Aihaphabhäti nicht, und wie er voll Unruhe, nachdem 
er fich gereinigt, das Kleid unterfucht, fo ift das Geld nicht 
darin. Darauf fiel er mit dem Ausruf: „Weh, weh, ich bin 
beſtohlen!“ ohnmächtig auf den Erdboden. Alsbald aber fam 
er wieder zur Belinnung, ſprang wieder vom Boden auf und 


38 ® ४८१८५ Bud). 


fing an zu wüthen: „O, ०, Aſchädhabhüti! wohin bift du. 
gegangen, nachdem du mich betrogen? Gib mir doc, Antwort!” 
Nachdem er in diefer Art vielfach geklagt hatte, machte er ſich 
langfam auf den Weg, indem er deſſen Fußſpuren auffuchte. 
So gehend fam er gegen Abend zu einem Dorfe. Aus: diefem 
Dorf aber hatte fi ein Weber jammt feinem Weibe nad) 
einer benachbarten Stadt auf den Weg gemacht, um berau- 
jchende Getränfe zu genießen.  Devafarman, fo wie er fie 
erblickte, fagte: „O, Lieber! ich komme als: abendlicher Gaft 
zu dir, ich Fenne feinen Menfchen in diefem Dorf. Drum 
erfülle die Pflicht der Gaftfreundichaft! Denn man jagt auch: 

186. Am Abend ſoll fein Hausvater den Gaft, den ihm 
die Sonne bringt, abweifen: denn durd feine Pflege werden Haus— 
väter Göttern gleich. 167) 


Und fe: 

187. Raub und Wajjer, jowie Erde und als viertes ein 
freundlih Wort: die geh’n in eines brayen Mannes Behaufung 
nimmermehr zu End’. 168) 

188. Das Willfommen erfreut Agni, das Niederfigen Sa— 
tafratu, der Füße Reinigung die Manen, Speife und Tranf 
Pradſchaͤpati. 169) 


Der Weber aber, nachdem er dies gehört, fagte zu feiner 
Frau: ,, ९९१९, geh’ du mit diefem Gaft nach Haufe! beforge 
ihm die Sußreinigung, Speife, Lager und Aehnliches, und 
bleibe dort. Ich werde dir einen tüchtigen Schlud mitbringen.“ 
Nachdem er Dies gefagt, ging er weiter. Seine Frau aber, 
welche eine Buhlerin war, nahm ihn mit freudigem Antlik, 
im Herzen an Devadatta*) denfend, nach Haufe mit, Sagt 
man ja doc mit Net: | 

189. An regnigtem Tage, in wolfiger Nacht, in einfamen 
„ Straßen, wenn der Mann in der Fremde, da freut fih das geile 
unzüchtige Weib. 170) 





*) „von den Göttern gegeben, oder „den die Gdtter geben mögen *; 
bezeichnet aber im Sansfrit irgend Jemand überhaupt. 


BVerfeindung von Freunden. Vierte Erzählung. 39 


Und fo 

190. Im Palankin कि auszuftreden, ein liebevoller Mann 
ein berzerfreuend Lager, gilt eines Halmes Werth dem Meib, das 
verliebt, nach verftohlener Luft begehrt | 

Und fo 

191. Wolluft verzehrt ihr das Mark, Liebe die Knochen, 
leidenſchaftliches Liebesgefhwäg ift ver Buhlerin Luft; vom Gatten 
1 ihr nichts genehm. 17%) 

Und io 

192. Des Haufes Fall, der Menſchen Tadel Gefängniß 
विणि und Lebensgefahr läßt die Buhlerin कि gefallen und läßt 
nicht {06 vom ‚fremden Mann 


Des Webers Frau ging darauf nad Haufe, wies Dem 
evafarman eine zerbrochene Bettitelle ohne Betten 72) an 
und jagte: „O Ehrwürdiger! bleib hier in unferm Haufe und 
gib Acht, bis ich mit einer Freundin, die aus dem Dorf 
gefommen ift, geiprochen habe und ſo किपला wie möglid) 
wieder zurüd bin.‘ Nachdem fie. fo geiprodhen und. ihren 
Ihönjten Put 173) angelegt hatte, ging fie zu Devadatta. 
Da fommt grade ihr Mann auf 1९ los mit vor Trunfenheit 
jchlotterndem Körper, mit fliegendem Haar, bei jedem Schritt 
jtolpernd, den Schnapsbuttel in der Hand. So wie fie ihn 
erblickte, Fehrte fie jchleunig um, ging ing Haus, legte den 
Echmud!?’?) ab und war. wie vorher, Der Weber, da er 
fie fliehen und fo überaus geſchmückt ſah, außerdem ſchon 
früher durdy das Gerede der Leute üble Gerüchte von ihr gehört 
hatte und dadurd im Herzen aufgebradht war, aber. jeine 
Empfindungen verborgen batte, hielt fich, wie er dies fo 
geftaltige Treiben erblicte, von der Wahrheit überzeugt, gerieth 
in heftigen Zorn, trat ind Haus und fagte zu ihr: „Ab, du 
Ichlechte Buhlerin! wohin wollteft du gehn?” Sie antwortete: 
„Seitdem ich von dir weg bin, bin ich nirgends hin zur Thür 
herans geweſen. Wie fannft du alfo von Schnaps beraufcht fo 
Ungebührliches von mir reden? Sagt man num nicht mit Recht: 


40 ७४१८5 Bud. 


193. Geiſtesverwirrung, Umſinken, Spreden von Ungebühr- 
lihem: alle Zeichen 2९6 Wahnfinnes zeigt der Zuftand des Trun— 
kenbolds 

194. Wie dem Trunkenbold die Hände, ſo zittert der Sonne 
Strahlenkranz; wie der Trunkenbold ſein Kleid läßt, ſo die Sonne 
den Himmelskreis; wie der Trunkenbold die Stärke, verliert die 
Sonne ihren Glanz; wie der Trunkenbold von Zorn, ſo wird 
von Glut die Sonne roth: ſo widerfährt der Sonne ſelbſt Aehn— 
liches, wie dem Trunkenbold. 17%) 


Er aber, da er diefe widerfpenftige Nede vernahm und 
ſah, daß fie den Schmuck abgelegt hatte, fagte zu ihr: „Du 
Ehebrecherin! फणा lange habe ich von deinem fchlechten Ruf 
gehört. Darum will ich, nachdem ich mich jeßt mit meinen 
eignen Augen Davon überzeugt habe, dich abftrafen, wie du 
९6 verdienft. Nachdem er fo gefprochen, fchlug er ihr ven 
Leib_ mit Stocprügeln mürbe, band fie dann mit einem tüch 
tigen Strid an einen Pfoften, und verfiel alsdann, von 
TIrunfenheit überwältigt, in Schlaf. 

Mittlerweile Faın die Freundin des MWeibes, die Frau 
eines Barbiers herbei und, da fte den Weber fchlafen ſah, 
fagte fie: „Freundin, Devadetta wartet an dem bewußten 
Drt, komm alſo ſchnell bin!’ Jene antwortete: „Sieh', in 
welchem Zuftand ich bin, wie kann ich fommen?! geh’ du alfo 
und fage dem Geliebten, daß ich im diefem Augenblick nicht 
mit ihm bier zufammenfommen fann Die Barbiersfrau 
fagte: „Freundin, fprich nicht fo! das fommt einer Buhlerin 
nicht zu. Man fagt ja 

195. Die feft und ausdauernd füße Früchte, erftreben ſelbſt 
von gefährlihem Ort, die fheinen mir Kameele gleihfam und hoch 
zu preifen ihre Geburt. 179) | 


Und jo: | 

196. Da eine zufünft’ge Welt zweifelhaft, und der Leute, üble 
Nachrede mannichfach, jo, find ‚diejenigen glücklich, die der Jugend 
Frucht in den Armen eines ihnen gehörigen Galans genießen. 


Berfeindung von Freunden. Bierte Erzählung. 41 


Und ferner 

197. Wenn durch des Schickſals Fügung felbft ein mis— 
geſtalteter Mann der Buhlerin heimlich verbunden iſt, ſo liebt 
fie den eignen Gatten nicht, wenn er वाकं ſchön, — und brächt' 
es ihr auch Misgeſchick.“ 


Jene ſagte: „Wenn du jo meinſt, jo ſprich, wie kann 
id) wegkommen, da ich mit ſtarkem Strick feſtgebunden bin 
und mein Mann in der Nähe iſt!“ 

Die Barbiersfrau antwortete 17%): „Freundin! der iſt vom 
Rauſch bewältigt und wird nicht eher aufwachen, als bis ihn 
die Strahlen der Soune berühren. Drum will ich dich los— 
machen. Binde du mich ftatt deiner an und komme, fobald 
du dich mit Devadatta unterhalten haft, zurück.“ Jene ant- 
wortete: „So fei es!” 


Nachdem jo geichehen war, ftand nach einiger Zeit der 
Weber auf; fein Zorn hatte fich ein wenig gelegt, der Rauſch 
war verflogen, und er jagte zu ihr: „He, du! Die du Did) 
an andre Männer macht! Wenn du von jegt an nicht mehr 
aus dem Haufe. gehſt und dich nicht mit andern Männern 
abgibt, dann will ich dic) loshinden.” Die Barbiersfrau gab 
aus Furcht, fich durch ihre Stimme zu verrathen, darauf Feine 
Antwort, Gr aber wiederholte viejelben Worte mehreremal, 
Da fie aber auch nicht das Geringite zur Antwort gab, geriet 
er von neuem in Zorn, nahm ein fcharfes Meffer und fchnitt 
ihr die Nafe ab. Dann fagte er: „He, du Ehebrecherin! 
bleib du jegt nur! ich werde dir fein gutes Wort weiter geben.” 
So sprechend fiel er. wieder in Schlaf. 

Devajarman aber, der wegen des Verluftes feines Gel: 
des und weil feine Kehle. von Hunger äbgezehrt war, nicht 
einjchlafen fonnte, ſah dieſes ganze Treiben der Frau. 

Die Webersfrau ihrerfeits, nachdem fie nach Herzens— 
wunſch der Liebe Luft mit dem Devadatta genofien hatte, kam 
nad) einiger Zeit nad Haufe zurüd und fagte zur Barbiers- 
frau: „Geht ९6 dir gut?“77) Iſt diefer Böfewicht nicht auf- 


42 Erftes ‰ ५१. 


geftanden, feitdem ich weg bin?“ Die Barbiersfrain fagte: 
„Bon der Nafe abgefehn, befindet ſich mein übriger Körper 
wohl. Nun mad) mich raid) von dem Strick los, ehe € mich 
fieht, damit ich nad) meinem: Haufe gehe!‘ 

Nachdem dies fo gefchehen war, ftand der Weber wieder 
auf und ſagte zu ihr: „Du Ehebrecherin! ſprichſt du auch 
1९61 1०0 nicht? Soll ich dir noch eine andre ftärkere Strafe 
zufügen und dir die Ohren abſchneiden?“ Da aber jagte fie 
zornerfüllt folgende vorwurfsvolle Worte: „Pfui, über pfui! 
du großer Thor! wer wäre fähig, mich, ein jo. jehr. feufches 
gattenergebnes Weib zu verlegen, oder zu verſtümmeln 179) 
Alle Welthüter zufammen mögen e8 hören! Man tagt ja: 

198. Die Sonne, Mond, Wind, fowie auch das Feuer 
der Simmel, Erd’, Wafler, das Herz und Jama, der Tag, Die 
Naht, Morgen = und Abenddamm’rung und Dharma aud Fennen 
der Menſchen Thaten. 179) 

Wenn 10 alfo feufch bin, dann mögen dieſe Götter meine 
Naſe jo unverfehrt machen, wie fie früher war Menn ic) 
aber auch nur in Gedanfen nach einem andern Manne ver: 
langt habe, dann mögen fie mich in Afche verwandeln!“ 
Nachdem fie dies gefagt, ſprach fie dann zu ihm: „Sieh', du 
Böfewicht! Fraft dev Macht meiner Keufchheit ift meine Nafe 
wieder ganz ebenfo geworden.” Wie er nun ein Licht nimmt 
und zufieht, jo hatte fie dieſelbe Naje wie früher und auf der 
Erde war ein großer Blutftrom. Bol Berwunderung löſte 
er fie vom Strid, bob fie auf, legte fie aufs Bett und juchte 
jie durch Hundert Liebfolungen zufrieden zu ftellen 

Devafarman aber ſah den ganzen Vorgang mit an und 
fagte mit Erſtaunen im Herzen Folgendes 

199. Alles was Ufanas gewußt hat, und alles was Vri— 
hafpati, veichet nicht an des Weibs Klugheit: gegen dieſe gibt's 
feinen Schuß! 130) 

200. Lüge verwandeln fie in Wahrheit, und Wahrheit wie: 
derum in Lug: wie können ihrer felbit Weile ſich erwehren in 
diefer Welt? 181) 


Berfeindung von Freunden. Vierte Erzählung. - 43 


An einem andern Ort wird aud) gefagt: 

201. Nicht allzu fehr foll man an Weibern hängen; un- 
mäßig fonft wird die Gewalt des Meibes: und wie mit Kräh'n, 
denen die Flügel geftugt find, fo fpielt fie mit allzuergebnen 
Männern 

202. Sie reden mit freundlidem ſchönem Mund, und grei- 
fen mit eifigem Herzen an; Honig ruht auf der Fraum Lippen, 
aber im Herzen nichts ala Gift. 132) 

203. Bethört drum durch die furze Freude, faugen Die | 
Männer an ihren Lippen; ihr Herz aber fchlagen fie nur mit 
Fäuſten — wie ed Bienen mit dem Lotus machen, begierig nad 
Meth. 182) 

Und ferner: 

204. Der Gefahren Strudel, der Unverfhämtheit Wohnung, 
der Waghalſigkeiten Reſidenz, der Sünden Niederlage, die Be— 
baufung von hundert Liſten, der Unzuverläfiigfeiten Gefild, viejer 
jelbjt den großen Meiftern unter ven geſchickteſten Männern un= 
begreiflihe Korb aller Gaufeleien: dies, als Frau geftaltete, mit 
Ambrofia gemifchte Gift, von wem ift ed zum Untergang des 
Rechts in der Welt geihaffen? 133) 

205. Die Gazellenäugigen, an denen gerühmt wird: Harte 
— ०८6 Bufens, ver Augen — Lebhaftigfeit Flatterhaftigkeit), 
०८6 Mundes Kleinheit [Trug], der Lockenfülle Gekräuſel [Balich- 
heit], der Rede Schmachten [Ihorheit], der Hüften Fülle [Dumm 
heit], denen ſtets nachgeſagt wird des Herzens Aengſtlichkeit | Grau 
jamfeit], die klug [trügerifch] फ gegen den Liebenden benehmen, 
teren Charakter eine Legion von Sünden — warum find viele 
den Männern lieb? 184) 

206. Ihr Weinen und ihr Lachen geſchieht mit Abſicht; fie 
wiſſen den Mann zutraulich zu machen und trauen jelber niemals: 
drum ſoll der Mann, एला Haus und Tugend lieb ift, wie Krüge 
auf einem Todtenhof, die Weiber meiden. 199) 

207. Die Fürften des १6106 mit grauenerregender Mähne, 
Elefanten erglühend im Strome des reihen Brunftfafts, verftän- 


44 Erſtes Buch 


dige Männer, Helden im Schladhtgemwühle: fie werden all! in der 
Frau'n Nah’ ſchwache Gefchöpfe 

208. So lang’ zuerjt handeln fie zu Gefallen, als jie den 
Mann noch nicht gefeflelt wiſſen; doch jehn fie ihn feſt in der 
Liebe Band, dann heraus mit ihm gleichwie der Fiſch am Köber. 


Und 

209. Des Meers. Gewog gleichend in feinem Schwanken, 
nur ein Moment glühend wie Abendröthe, wirft gleich, wie Lack 
wenn es ihn ausgepreßt hat, das Weib den Mann weg, den 
e8. ausgefogen, 186) - १: 

210. Sie bethören, fie beraufchen, fie betrügen, fie bepro= 
hen, fie entzücken, jie betrüben. Was 01016, was nicht Die lieb— 
lich Blickenden treiben, fobald fie liebend des Mannes Herz 
beftriefet? 187) ' 

211. Denn von innen find voll Giftes, von außen lieblih 
anzufhau’n, gleihtwie des Gundſchaſtrauchs Beeren, die Frau'n, 
wie aller Welt befannt. 188) | 


Indem der Bettelmönd fo dachte, ging ibm die Nacht 
unter großem Xeid hin | 

Die Kupplerin aber mit der abgefchnittenen Naſe ging 
nad) ihrem Haufe und überlegte: „Was joll ich num thun? 
Wie läßt fich Ddiefer große Riß (Gefahr) ſchließen (über: 
winden). 1२9) 

Nun hatte der Mann diefer Frau, welche jo überlegte, 
feines Gefchäftes wegen die Nacht im königlichen Palaſt zus 
gebracht. In der Frühe war er nad) feinem Haufe zurüd- 
gekehrt und noch in der Nähe der Thür fich befindend, rief 
er, wegen ०९6 Drangs feiner vielen Gefchäfte in der Stadt, 
feiner Frau zu: „Liebe! bring’ rafch das Käftchen mit den 
Rafirmeffern, damit ich gehe, um meine Gejchäfte in der Stadt 
zu. beſorgen!“ Sie aber ‚mit der abgefchnittenen Nafe blieb 
in der Mitte des Zimmers ftehn und, indem fie eim Mittel 
ihren Zweck zu erreichen fuchte, nahm fie nur ein Meffer aus 
dem Käftchen und warf es ihm entgegen. Der Barbier, da 


Berfeindung von Freunden. Bierte Erzählung. 45 


er nur dieß eine Mefjer ſah, gerieth vor Eifer in Zorn und 
ſchleuderte es zurück. Während dies hin und herging, hob 
diefe Böfewichtin ihre Arme in die Höhe und ftürzte zum 
Haufe heraus, um wüthend zu jchreien: „Weh, weh, jeht! 
diefer Böſewicht hat mir, die ich mid) ftetS brav betragen habe, 
die Nafe abgefchnitten!. helft mir, helft mir!“ Sogleich famen 
Bolizeidiener herbei, jchlugen den Barbier ‚mit Stodprügeln 
windelweich, banden ihn mit ftarfen Feſſeln und führten ihn 
fammt der mit der abgefthnittenen Nafe in das Obergerichts- 
gebäude und fprachen zu den Richtern: „Hört, ihr Herren 
Richter! von diefem Barbier ift diefe Perle von einer Frau, 
ohne daß fie etwas gethan hat, verftümmelt. "Drum möge ihm 
geichehn, was er verdient!” | 

Nach diefen Worten jagten die Richter: „He, Barbier! 
warum haft du deine Frau verſtümmelt? hat 1८ etwa ein 
Begehr nad) einem andern Mann gezeigt? oder hat fie irgend- 
wie deinem Leben nachgeftellt? oder hat 1८ fich eines Dieb- 
10015: fchuldig ‚gemacht? Sag’ an! worin hat fie fich ver 
gangen?“ | 

Der Barbier, deſſen Körper von Schlägen windelweid) 
war, war unfähig. eine Antwort zu geben. Da fagten die 
Richter: „Ohe! was die PBolizeidiener gefagt haben, ift wahr. 
Gr hört nicht! er ift ein Böſewicht. Die Arme ift von ihm 
ohne ihr Verfchulden gemishandelt!! Man fagt ja: 

212. Lautlos, farblos, furchtſam blickend, mit zuſammen— 
gefunfner Kraft wird der Mann, der Böfes gethan hat, erichredt 
durch feine eig'ne That. 


Und fo: 

213. Schmwanfenden Schritte fchreitet er mit entfärbtem 
Geſicht heran, auf der Stirn flehn ibm Schweißtropfen und ſtot— 
ternd kömmt fein Wort heraus, 

214. BZitternd und zu Boden blickend ift 66 der Mann, 
der Böſes that: Drum mögen ihn durd dieſe Zeichen ſorglich 
erfennen Kundige. 


46 Erſtes Bud. 


Und andererfeits 

Mit Heiterm Antlig und freudig, mit deutlihem Wort und 
fuhnem Blick ſpricht angemeffen im Gerihtsfaal voll Zuverſicht 
der Redliche 


Sp trägt diefer alle Zeichen eines WVerbrehers. Auf 
Mishandlung einer Frau fteht der Tod. Deshalb foll € auf 
einen Pfahl gefpießt werden !‘‘ 

15 darauf Devafarman ihn zum Nichtplag führen ſah, 
ging er zu den Richtern und fagte: „Ah! dieſer Arme wird 
mit Unrecht hingerichtet. Der Barbier ift ein ehrlicher Mann, 
Höret, was ich jage! 

216. Der Schafal durch ein Widderfechten und durch Aſchaͤ— 
dhabhuͤti ih, Die Kupplerin durch Stellvertretung — drei Mis— 
geichie aus eigner Schuld. 190) 

Darauf fagten die Richter zu ihm: „O Ehrwürdiger! 
wie war das?" Alsdann erzählte Devafarman die Gefchichte 
von allen dreien ausführlid. Die Richter, nachdem fie fie 
gehört, waren fehr erftaunt, ließen den Barbier [08 und ſag— 
ten zueinander: „Ab 

217. Nicht tödten darf man Brahmanen, Kind, Weiber, 
Kran und Büßende: dieſe leiden Verſtümm'lung nur bei den 
ſchwerſten Verbrechen ſelbſt. 191) 

Den Berluft der Nafe hat fie ſich durch ihre eigne Hand» 
fung zugezogen. 6 Strafe im Namen des Königs müſſen 
ihr alfo die Ohren abgefchnitten werden.’ 

Nachdem dies gefchehn, ließ auch Devafarman den Kum— 
mer über den Verluſt feines Geldes fahren. und ging zu सिः 
nem Klofter zurück. Daher fage ich: 

218. Der Schafal duch ein Widderfehten, durch Aſchaͤdha— 
bhuͤti ich, die Kupplerin durch Stellvertretung: — drei Mis- 
01014 aus eigner Schuld.“ 


Karatafa ſagte: „Aber da die Dinge in diefer Lage find, was follen 
wir beide nun thun?‘ Damanafa antwortete: „ſelbſt in diefer Lage wird 
mein Verftand fold eine Thätigfeit entfalten, daß ich Sandſchiwaka da— 
durch von dem Herrn trennen werde. Denn man fagt auch: 


Verfeindung von Freunden, Bierte Erzählung. 47 


219. Den einen ja, den andern nicht tödtet ०८6 Bogen— 
Ihügen Pfeil; des Verſtänd'gen Verſtand aber jchießt nieder Fürſt 
und Fürjtenthum. 192) 


Drum werde ich Betrug verbunden mit verſteckter Heuchelci entfalten 
und ihn zerſchmettern.“ 

Karatafa fagte: „Lieber! wenn Pingalafa oder Sandſchiwaka deine 
Gutfaltung von Betrug auch nur ein Hein wenig merfen, dann ift dein 
Berderben gewis.‘' Jener antwortete: „Väterchen, ſprich nicht 9119५) 
Männer von tiefem Berftand müfjen zur Zeit,des Unglüds, jelbit wenn 
das Schickſal ſtürmiſch पी, von ihrem Berftand Gebrauch machen. Man 
darf es zu feiner Zeit an Anftrengung fehlen laffen! Der Berftand erhält 
die Gefammtherrfchaft nach Art wie der Holzwurm 194) einmal einen 
Buchſtaben hervorbringt.*) Denn man fagt auch: 


220. Laß nie den Muth ſinken, wenn audh Geſchick jtürmt; 
durh Muth gewinnt öfters man feiten Boden. Denn jelbft im 
Meer, faum daß vorbei der Sturm ift, begehrt der Seefahrer 
nad feinem Werke. 


Um fo: ` 

221. Dem Mutbigen bringet das Glück Hülfe. Denn „Schick— 
fal, Schickſal!“ ift der Feigen Ausruf. Laß das Geſchick! wende 
nad Kräften Muth auf! Wenn trog des Kampfs du nicht gewinnt, 
iſt's deine Schuld nicht. 195) 

Dies beherzigend werde ich fie durch die Macht tief verborgner Klug: 


heit auf folche Weife voneinander trennen, daß fie alle beide nichts mer- 
fen jollen, Man jagt aud): 


222. Eines wohlverborgnen Truges Ende findet ſelbſt Brah— 
man nicht: Gin Weber in Geftalt Wifchnu’s gewinnt des Königs 
Töchterlein. 196) 


Karatafa fagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 





*) 2, 0. durch fletes unausgefegtes Bohren. 


48 | Erſtes Bud. 


Fünfte Erzählung. 
Der Weber als Wifchnu. ^) 


An einem gewiffen Ort wohnten zwei Freunde: ein We- 
ber und ein Zimmermann. Diefe hatten fi) von ihrer Kind- 
heit an fehr lieb und ihre Zeit verging ihnen, indem. fie ſich 
1९6 an demjelben Drt miteinander ‚vergnügten. Einſt war 
nun an Diefem Drt bei einem öttertempel sein großes mit 
einem Aufzug verbundenes Felt. Es war ein Gewirr von 
, Schaufpielern, Tänzern und Sängern, und Menfchen aus den 
verjchiedenften Ländern waren zufammengejtrömt. Indem nun 
die beiden Freunde dazwifchen miteinander berumfchweiften 
erblieften fie eine Königstochter, auf einem jungen Elefanten 
figend, die, mit allen Reizen gefhmüdt, von Haremsdienern 
und Gunuchen umgeben, herbeigefommen war, um die Gott 
heit zu किला. Der Weber ftürzte fogleich, nachdem er fte 
erblickt hatte, von den Pfeilen des Liebesgottes getroffen, als 
ob er Gift getrunfen hätte, oder von einem böfen Geift gepackt 
wäre, zu Boden. Der Zimmermann aber, als er ihn in Die- 
jem Zuftand ſah, fühlte Leid über defien Schmerz und ließ 
ihn von ftarfen Männern aufheben und in fein Haus bringen. 
Da wurde er denn durch Anwendung von mancherlei Fühlen- 
den Mitteln, welche von dem Arzt: vorgefchrieben waren und 
durch den Gebrauch von Beſprechern nach langer Zeit mit 
Mühe zum Bewußtfein gebracht. Darauf fragte ihn der Zim— 
mermann: „O, Freund! warum bift du jo: ganz ohne Ver— 
anlaffung in Ohnmacht gefallen? erzähle: 8 mir, der, Wahrs, 
heit gemäß!” Diefer antwortete: „wenn du es willft, ſo höre 
es von mir wenn wir ganz allein find, damit ic) e8 dir ohne 
etwas zu verbergen ſager“ Nachdem fo"geichehen, jagte er 
zu ihm: „Lieber! wenn du mich wirklich wie einen Freund 
liebt, fo erweife mir die Gunft, Hol zu meinen Scheiterhaufen 
zu tragen! Gewähre mir meine Bitte! denn was jelbft bei 
geringer Zuneigung gefchieht, das ift infolge des Uebermaßes 


Perfeindung von Freunden. Fünfte Erzählung. 49 


der deinigen für dich nicht unangemeffen.‘' Jener aber, als 
er dieſes hörte, fagte mit thränenerfüllten Augen und gebrod)- 
ner Stimme: „Was aud) der Grund deines Xeides jei, Tprich 
ed aus, damit Hülfe angewendet werde, wenn fie möglich ift. 
Denn man fagt ja: 

223. In diefer Welt 91015 nichts irgend in Brahman's Gi 
Befindliche, was nicht durch Kräuter, Geld, Rath und Weifer 
` Klugheit zu richten wär’. 193) 


Wenn ९6 alfo durch dieſe vier zum Ziel geführt werden 
fann, jo werde ich e8 zum Ziel führen.” Der Weber jagte 
„Gegen dieſes mein Leid helfen weder dieſe noch taufend and’re 
Mittel. 199) Deswegen verzög’re meinen Tod nicht!” Der 
Zimmermann antwortete: „Lieber Freund! Trotzdem thu' e8 
mir fund, damit auch ich, wenn ich finde, daß hier nicht zu 
helfen ift, mich mit dir ind Feuer ftürze. Die Trennung von 
dir werde ich auch nicht einen Augenblick ertragen. Das ift 
mein feiter Entichluß.” | 

Der Weber fagte: „Mein Jugendfreund! 9 höre denn! 
Unmittelbar, nachdem ic) die Königstochter auf dem Elefanten 
bei dem Fefte erblickt hatte, wurde ich durch den erhab’nen 
Gott, der den Fiſch in der Fahne führt 2%), in dieſen Zuftand 
verfegt. Nun kann ich diefen Schmerz nicht ertragen. Es heißt 
ja auch fo: 

224. Wann werd’ ich jchlafen, müde vom Liebesfampfe, die 
Bruſt geſenkt in das ſafran-feuchte, wie eines brünft'gen Glefanten 
Bälle runde, Milhhügelyaar, ruhend im Käfig der Arme, nur 
ein Moment geniefend ihre Umarmung? 201) 


Und fo: 


225. Die rothe bimbazgleiche Lippe, das kelch-gleiche im Stolz 
der Jugend blühende Bufenpaar, der tiefgejenfte Nabel, die ge— 
bogene Lotusblume der Scham, des Peibes zierlih Schmale Mitte: 
die freilich mögen, leidenfchaftlih gevabt im Herzen, wol Schmerz 
erregen; Dod daß mid ihre Flaren Wangen fort und fort verzeh 
ven: das ziemt क nit.‘ 202) 

Benfey, Pantihatantra. II. 4 


50 Erſtes But. 


Der Zimmermann aber, nachdem er diefe verliebte Rede 
gehöre hatte, ſagte lächelnd:',,Mein IJugendfreund! Wenn das 
der Grund ift, fo ift glücklicherweiſe unſer Ziel, erreicht! Noch 
heut am Tage {णी णय लौट Zuſammenkunft mit ihr ०२) 
haben.” Der Weber fagte: ‚Lieber Freund! Während nichts 
außer dem Winde in des Mädchens: Gemach gelangen Fann, 
wie follte da, zumal ९ von Wächtern befhüst ift, eine Zu⸗ 
jammenfunft mit ihr möglich fein? Warum täuſchſt du mid 
num mit trligeriicher 9९९१८ Der Zimmermann fagte: „Freund! 
du [ण die Macht meines Verftandes शि! 

Nachdem er dies gejagt, vwerfertigte er fogleih aus Dem 
Holze eines windgezeugten (१ Bajudfcha= 20) Baumes einen 
auf einem Stift fich bewegenden Garudavogel ?°), jowie auch 
ein mit der Muſchel, dev Scheibe, der Keule und dem Lotus 
verfebenes Baar Arme 20%), jammt dem Diadem und dem 
Bruſtjuwel. 207) Dann ließ er den Weber ſich darauf ſetzen 
und nachdem er ihn mit den Abzeichen des Viſchnu verſehen 
hatte, zeigte er ihm. die Mafchinerie des Stifte und jagte 
„Mein Jugendfreund! um Mitternacht geh’ in diefer Geftalt 
des Viſchnu in das. Gemach des Mädchens, erwirb dir durch 
gleisnerifche Worte die Liebe der Koönigstochter, welche allein 
am Ende des mit fieben Stodwerfen verfehenen Balaftes wohnt, 
unerfahrenen Sinnes dich für den Valudeva 209) halten wird 
und genieße 1८ 

Der Weber aber, nachdem er dies gehört, ging in dieſer 
Geftalt dahin und fagte zu ihr: „Prinzeſſin! ſchläfſt du oder 
wachft du? Um veinetwillen komm' ich in eigener Perſon 
vom Milcymeer voll Liebe zu dir, verlaffend die Lakſchmi. 209) 
Drum komm’ in meine Arme!” 

Sie aber, da ट ihn auf dem Vogel Garuda reiten, vier 
armig, mit Waffen und Viſchnu's Bruſtjuwel ſah, erhob fich 
voll Erſtaunen von ihrem Lager ‚legte andächtig Die Hände 
zufammen und ſprach: „O Erhab’ner! ich bin eine unreine, 
wurmgleiche Sterbliche und du der Gegenſtand der Verehrung 
und Schöpfer der drei Welten. Wie fann alfo 9 etwas ge 


Berfeindung von Freunden, Fünfte Erzählung. 23} 


ſchehen?“ Der Weber antwortete: „Beglückte! Was णा fagft, 
ift wahr. War aber nicht meine Gattin, Namens Räadhä, 
einft im Gefchlecht des Nanda geboren? Diefe hat fi in 
dir verförpert. 219) Darum bin id) hierher gefommen.‘‘ | Jene 
fprach: ,, Wenn ९6 fich jo verhält, fo wende dicy mit. deinem 
Verlangen an meinen Bater, damit auch er unbedenflid) mid) 
dir übergibt.‘ Der Weber jagte: „Glückliche! ich laffe mic) 
nicht von Menfchen ſeh'n, gefchweige, daß ich mich mit ihnen 
unterhielte! Drum übergib dich mir nad) der Sitte der Ganz 
dharvenehe! 11) Wo nicht, jo fpreche ich einen Fluch, ver 
deinen Vater fammt feinem Geſchlechte in Alche verwandelt.” 

Nachdem er dies gefagt, ftieg er vom Garuda herab, faßte 
ihre linfe Hand, führte die Erichredte, Verſchämte und Zit- 
ternde zum Lager und nachdem er darauf den Neft der Nacht 
gemäß den von VBätsjajana 212) gegebenen Lehren mit ihr ge: 
foft, प) er in der Morgendämmerung, ohne gejehen 
zu jein, nach feinem Haufe zurüd. So verging ihm die Zeit, 
indem er ſtets mit jener der Liebe pflegte. inftmals aber 
bemerften Die Diener des Harems, daß ihre Forallengleiche 
Unterlippe Spuren von Biffen zeigte, und fagten zueinander: 
„He da! jeht einmal! die Glieder ०९6 Körpers der Prinzeffin 
ſeh'n aus, als ob fie von einem Mann geliebt wäre. Wie 
ift num ein folcher Verkehr in dem fo wohlbewachten Haufe 
möglich? Wir müfjen das dem König mittheilen!“ 

Nachdem fie dies befchloffen hatten, gingen fie alle zum 
König und fagten: „O Herr! wir willen nicht, wie, aber 
trogdem, daß dieſes Haus wohlbewacht ift, gelangt ein Mann 
in dad Gemach der Prinzeffin. Der Herr bat nun zu be 
fehlen!“ 

Der König, nachdem er dies gehört, überlegte mit ver— 
ſtörtem Sinn: 
` 226. „Gin Mädchen iſt geboren“, große Sorge; „wer ſoll 
fie freien?” große Ueberlegung; dann: „ob fie Glück hat in der 
Ehe over Unglück“ —: unglücklich, traun! ift eines Mädchens 
Vater! 

4* 


52 Erſtes Bud, 


227. Mädchen und Flüffen iſt ähnliches Treiben: Die mit den 
Ufern, die mit den Käufern; durch Waffer, durch Lafter bringen 
zu Fall fie, jene die Ufer, dieſe die Käufer. *14) a 


Und fo: 94५४ | 

228. Zur Welt gebraht, raubt fie der Mutter Herz: fie 
wächft heran unter der Freunde Sorg’; verehlicht ſelbſt bringet 
fie Schimpf auf क; ad! Töchter find unüberwindliches Mis— 
geſchick! =°) 
Nachdem er in diejer Weife mehrfach überlegt, fagte er, 
` als fie allein waren, zu feiner Gemahlin: „Königin! Was 
dDiefe Haremsdiener. jagen, muß unterſucht werben, Gegen 
den, durch welchen dieſes Verbrechen begangen ift, iſt Der Gott 
des Todes jehr erzürnt.“ Die Königin aber, als fie dies ge- 
hört, wurde ganz verftört, ging.eilig in des Mädchens Gemad) 
und ſah, wie der Tochter Lippen zerbiffen und. die Glieder 
ihres Körpers von Nägeln zerfragt waren. Darauf jagte fie: 
„Ah! du Schlechte, Die du deiner Familie Schimpf und Schande 
bereiteft, warum bajt du jo deine Tugend zu Grunde gerid)- 
tet? Wer ift der vom Todesgott Auserfehene, der fich Dir 
nahet? Sage mir die reine Wahrheit!‘ e 

Als die Mutter fo vor Zorn und Stolz gewaltig redete *19) 
fenfte die Brinzefjin aus Furcht und Scham ihr Geſicht zu 
Boden und ſprach: „O! Mutter! Der erhab'ne Närajanı 217) 
fommt jede Nacht leibhaftig zu mir auf dem Garuda reitend. 
Wenn meine Rede nicht wahr fcheint, jo fann fich irgendeine 
Frau an einen unfichtbaren Drt verftefen und um Mitternacht 
den erhab’nen Gemahl der Lafjchmi 218) erblicen.‘ 

Diefe aber, nachdem fie dies gehört, ging mit freudeſtrah⸗ 
lendem Geficht , indem ‚ihr vor Luft die Hürden an allen 
Gliedern in die Höhe ftarrten 219), eilends zum König umd 
fagte: „D König! Glück und Segen wird dir zu Theil! Be— 
ftändig naht क in der Nacht der erhab'ne Näräjang deiner 
Tochter. Er hat fie nach der Regel der Gandharvenehe fich 
zur Gattin genommen. Du und ich wollen heute Nacht ans 


Berfeindung von Freunden. Fünfte Erzählung. 53 


Fenfter treten, um ihn um Mitternacht zu ſeh'n; denn in eine 
Unterhaltung mit Menfchen läßt er fich nicht ein.‘ 

Nachdem er dies gehört, war der König fo erfreut, daß 
ihm der Tag hundert Jahre lang zu fein पीदा. Als nun 
der König mitfammt feiner Frau in der Nacht am Fenfter 
verfteeft ftand, den Blick an den: Himmel geheftet, fo पि) er 
zu der angegebenen Zeit den Näräjana aus der Luft herab 
fteigend, reitend auf एला Garuda, Mufchel, Scheibe und Keule 
in den Händen und mit den ihm zufonmenden Zeichen ver- 
ſehen. Da fam es ihm vor, als ſchwämme er in einem Teich 
von Nektar, und er fagte zu feiner Lieben ` ,, ९९०९! ‚fein Menſch 
in der Welt ift glüdlicher al8 ih und du. Denn unferm 
Sproß hat ſich der erhab’ne Närijana genaht und liebt fie. 
So find denn alle unfere Wünfche, die wir im Herzen tragen, 
vollendet! 3९81 werde ih durd die Macht meines Schwie— 
gerfohns mir die gefammte Erde unterthänig machen.‘ 

Nachdem er fich fo entichloffen, nahm er ſich gegen alle 
benadbarten Könige Ungerechtigfeiten heraus. Diefe aber, da 
fie प्रीण, daß er fich Ungerechtigfeit erlaubte, vereinigten ſich 
allſammt und überzogen ihn mit Krieg. 

Mittlerweile fprach der König durch den Mund der Köni- 
gin zu feiner Tochter: ‚Tochter! Da der erhab’ne Närijana 
durch dich, Die du meine Tochter bift, mein Schwiegerfohn ge- 
worden ift, wie ziemt es [त da, daß alle Könige zufammen 
Krieg gegen mich erheben? Drum mußt du heute deinem 
Gemahl zu Gemüthe führen, daß er'meine Feinde vernichte. 

Darauf wurde der Weber, als er in der Nacht zu ihr 
gefommen war, demuthsvoll von ihr angeredet: „O Erhab’ner! 
८6 geziemt ſich nicht, daß mein Vater, da du fein Schwieger: 
john bift, von feinen Feinden überwältigt wird. Drum zeige 
deine Huld und vernichte alle diefe Feinde!” Der Weber 
antwortete: „O Beglückte! Wie unbedeutend find deines Vaters 
Feinde! Drum fei unbeforgt! In einem Augenblick werde ich 
fie mit meiner, Sudarfana 229) genannten, Scheibe zu Staub 
zermalmen.‘ 


54 Erſtes Bud). 


Aber im Fortgang der Zeit wurde der König von feinen 
Feinden aus feinem ganzen Lande verdrängt und befaß nichts 
mehr als feine -Feftung. Trotzdem ſandte der König dem 
Weber in Vafudeva’s 221) Geftalt, da er ihn nicht erfannte, 
unaufhörlich den ausgefuchteften Kampher, Aloe, Moichus 
und andere Arten von Aromen, jowie mancherlei Arten von 
Kleidern, Blumen, Eßwaaren und Getränfen, und ließ ihm 
durch feine Tochter jagen: „O Erhab’ner! Morgen wird ficher- 
lich die Stadt fallen. Denn Lebensmittel und Holz find zu 
Ende; auch ift allen- meinen Leuten der Körper von Wunden 
erichöpft, jodaß fie zum Kampf unfähig find, und eine große 
Anzahl ift getödtet. Diefes beherzige und thue, was der Zeit 
angemefjen iſt.“ ¦ ¦ 

Der Weber, nachdem er dies gehört, überlegte: „Fällt 
die Stadt, fo werde auch ich ficherlich umfommen und von 
dDiefer getrennt werden, Deswegen will ich den Garuda bes 
fteigen und mich mit den Waffen in der Luft zeigen! Viel— 
leicht werden fie mich für Vaſudeva halten hınd dann, von 
Furcht überwältigt, durch des Königs Krieger gefchlagen, ums 
fommen! Man jagt au: ` 

229. Selbft eine Schlange, die fein Gift hat, erhebe dennoch 
Hoch den Selm; ſei ihr Gift oder auch fein Gift, des Helmes 
Prunk erreget Grau’n. 222) 0 

Auch 1 e8 wahrlich viel fchöner, wenn ich, mich für die 
Stadt erhebend, umkomme Man jagt auch: 

230. Wer den Tod einer Kuh willen, für Brahmanen, für 
feinen Seren, für fein Weib, feine Stadt findet, gewinnet ew'ge 
Seligfeit. 223) 

Man jagt ferner: 

231. In der Scheibe den Mond haltend, füllt die Sonne 
in Raͤhu's Mund; für feinen Schüsling ſelbſt jterben, iſt bei 
Helden ०८6 Preiſes werth.“ 22%) 


Nachdem er fich fo entichloffen, Fnirichte er mit den Zäh— 
nen und fprach zu ihr: „O Beglückte! ich werde nicht eher 


Perfeindung von Freunden. Fünfte Erzählung. 55 


Speiſe oder Trank foften, als bis alle Feinde erfchlagen find. 
Wozu vieler Worte? Selbft mit dir werde ich nicht eher wie: 
der zufammenfommen. Du mußt aber deinem Vater jagen, 
daß er morgen in der Frühe mit einem großen Heere aus der 
Stadt ziehe und kämpfe und ich werde in der Luft erfcheinen 
-und jene allfjammt fraftlos machen. Nachher wird er fie mit 
Leichtigkeit erfihlagen. Wenn ich fie Dagegen ſelbſt tödtete, 
dann würden die Böfewichter in das Paradies gelangen. Aus 
diefem Grunde muß e8 fo eingerichtet werden, daß fie fliehend 
umfommen und alfo nicht in den Himmel eingeh'n.“ 5) 

Sie aber, nachdem fie dies gehört, ging jelbft und that 
alles dem Vater fund. Der König glaubte nun ihrer Rede, 
erhob jid) in der Morgendämmerung und zog mit einem wohl— 
gerüfteten Heer zum Kampf heraus. Der Weber aber, zum 
Tode entichloffen, ftieg, mit dem Bogen in der Hand, zum 
Himmel empor, um zu fämpfen. 

Mittlerweile jagte der erhab’ne Närdjana, welchen Ber: 
gangenbeit, Zufunft 22%) und Gegenwart befannt ift, lächelnd 
zu dem Vogel Garuda, welcher, auf die bloße Erinnerung an 
ihn, herangefommen war: „Ha! du Geflügelter! Weißt du, 
daß ein gewiſſer Weber in meiner Geftalt, auf einem hölzer— 
nen Garuda fißend, die Königstochter liebt?” Dieſer ant- 
wortete: „O Gott! ich kenne Diefes ganze Treiben. Was 
follen wir aber jest thun?” Der Erhabne fagte: „Der Weber 
ift jegt zum Tod entichloffen, hat Buße gethan und ift zum 
Kampf ausgezogen. Won den Pfeilen der tapferiten Krieger 
getroffen, wird er nun ficher feinen Tod finden. Nach feinem 
Tod aber wird alle Welt jagen, daß Väfudeva und fein Ga— 
ruda von mächtigen Kriegern, die fich zuſammengeſchart, be— 
fiegt ſeien. Alsdann wird die Welt uns beiden feine Ehre 
mehr erweifen. Deswegen gehe du eilig und fahre in diefen 
hölzernen Garuda! Ich werde mic, in den Körper des Mebers 
verjegen, damit er die Feinde vernichtet. Durch die Vernich- 
tung der Feinde wird unfre Herrlichkeit vermehrt werden. 
Nachdem darauf der Garuda mit dem Worte „Ja“ feine Zu: 


56 AR Erfies Bud. 


ftimmung gegeben hatte, vereinigte क der erhab’ne Närsjana 
mit dem Körper des Webers. Diefer, darauf in der Luft 
ftehend, durch die Mufchel, die Scheibe, die Keule und den 
Bogen ausgezeichnet, lähmte vermittelft der Herrlichkeit des 
Erhab’nen in einem Augenblick, fpielend gleichfam, die Kraft 
alter der tapferften Krieger. Darauf wurden fie von dem. 
Könige, welcher von feinem Heer umgeben war, im Kampf 
beftegt und getödtet. Und unter allen Leuten verbreitete ſich 
das Gerücht, daß feine Feinde durch die Macht der Verſchwä— 
gerung mit Viſchnu vernichtet feien. 

Der Weber aber, nachdem er fie getödtet ſah, ftieg, ſehr 
vergnügten Sinnes, vom Himmel herab. Als nun der König, 
die Minifter und die Einwohner der Stadt den Weber, ihren 
Mitbürger, ſahen, fragten fie ihn: ,, १46 ift das?“ und er 
berichtete ihnen von Anfang an die ganze vorhergegangene 
Geſchichte. Der König, welcher durdy die Vernichtung der 
. Feinde an Macht gewonnen hatte, wurde dem Weber 16619 
jehr gewogen, übergab ihm vor aller Welt Augen die Brin- 
zeſſin feierlich zur Ehe und fügte einen Landbefis hinzu. Der 
Weber aber brachte fein Leben mit ihr im Genuß der fünf 
Arten finnlicher Freuden zu, welche die Duinteffenz der Welt 
des Lebendigen bilden. Daher jagt man: 


232. Eines wohlyerborg'nen Truges Ende findet ſelbſt Brah— 
man nicht: ein Weber in Geftalt Viſchnu's gewinnt des Königs 
Töchterlein.’’ 227 ) 

Nachdem er diefes gehört, fügte Karatafa: „Lieber! das ift in der 
That wahr! aber trogdem habe ich große Furcht. Denn Sandſchiwaka ift 
flug und der Löwe fchredlich. Darum bift du nicht mächtig genug, ihn 
von jenem zu trennen.“ Jener antwortete: „Auch ein Ohnmächtiger ift 
mächtig. Denn man jagt auch 

233. Durch Hinterliſt ift ausführbar, was Gewalt nicht zu 
Wege bringt: vermittelft einer Goldkette ſchuf die Krähe der Schlange 
0,८.21) | 

Karatafa fagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 


- N 


— या क 


Berfeindung von Freunden. Sechste Erzählung. 57 


Sechste Erzählung. 
Die Krähen und die Schlange. 


In einer gewiflen Gegend ift ein großer Feigenbaum. 
Darauf hatte fih ein Krähenpaar ein Neft gebaut und wohnte 
darin. Da fam nun jedesmal zur Brütezeit aus einer Höhe 
(ung diejes Baumes eine fchwarze Schlange und fraß die 
Jungen diefer beiden. Darauf gingen fie voll Verzweiflung 
zu einem Scyafal, weldyer an der Wurzel eines andern Baus 
mes baufte und ihr geliebter Freund war, und fprachen zu 
ihm: „Lieber! Was haben wir beide zu thun, da ९6 uns fo 
geht? Diele böfe Schwarze Schlange fommt aus einer Höh— 
(ung des Baumes und frißt unfre Jungen. Sag’ uns num 
ein Mittel, dies abzuwenden. | 

234. Web Feld an einem Flußufer, weh Weib mit einem 
andern buhlt, und der, in deſſen Haus Schlangen, wie wär deß 
Herz von Sorgen frei? 229) 

Und ein and’res: 

235. In einem Haufe voll Schlangen zu wohnen, ift der 
fih're Tod; wohnt die Schlange am Dorfende, ift ſchon das Leben 
in Gefahr. 230) 

So find aud wir, indem wir da wohnen, Tag für Tag 
in Lebensgefahr.“ | 

Der Schafal antwortete: „Macht euch euretwegen auch 
nicht die geringfte Sorge! Natürlid) kann der Vielfraß nicht 
ohne Lift getödtet werden. Man fagt ja: 

236. Ein Sieg, jo wie ihn Lift fpendet, wird nie durch 
Waffen uns zu Theil: wer ſchlau, wenn von Geftalt klein aud, 
der unterliegt felbit Helden nicht. 

Und fo: 

237. Diele Fiſche verzehrt habend, große, Fleine und mittlere, 
ftarb aus zu großer Freßgierde der Kranid durch des Krebſes 
Griff. 231), 


Jene beiden fagten: „Wie war das?" Er antwortete: 


58 सैम Erſtes Bud. त 


Stebente Erzählung. 
Der Kranich und der Krebs. 


An einem Drte in einem Walde befand fich ein großer 
Teich mit mancherlei Fiichen darin. Und ein Kranich, wel- 
cher da’ feinen @ hatte, war alt geworden und unfähig, 
Fische zu fangen. Die Kehle von Hunger abgezehrt, ſetzte er 
fich darauf an das Ufer des Teihs, und den Erdboden mit 
Thränen, fo die wie Berlen, benegend, weinte er. Den Hals 
gefrummt, auf einem Fuß, wie auf einem Stengel, jtehend, 
wußte ९6 der fchurfifche Kranich fo einzurichten, daß ihn Die 
dummen Fifche für eine Lotusblume halten fonnten. Da fam 
ein Fleiner Krebs herbei, zufammen mit mancherlei Waſſer— 
thieren, und, von des Kraniche Schmerz gerührt, ſprach er 
ehrfurchtsvoll Folgendes: „Lieber! warum beichäftigit du Did) 
heute nicht mit der Erwerbung deines Unterhalts? Du tyuft 
ja nichts als mit thränenerfüllten Augen ſeufzen!“ Jener 
antwortete: „Kind! Deine Bemerkung ift richtig. Ich bin in 
der That ein Fifchfreffer, aber ich habe allem Irdiſchen ent- 
jagt und bin jegt daran, mich zu Tode zu falten. Darum 
eſſe ich Feine Fifche, felbft wenn fie mir nahe fommen.“ 

Der Krebs, nachdem er dies gehört, fagte: ‚Lieber! Was 
ift der Grund, daß du allem Irdiſchen entfagt haſt?“ Jener 
antwortete: „Mein Kind! 34 bin an diefem Teich geboren 
und alt geworden. Nun habe फ gehört, daß eine zwölfjäh- 
rige Dürre nahe bevorſteht.“ Der Krebs fügte: „Von wen 
haft du das gehört?” Der Kranich antwortete: „Aus dem 
Munde eines Sterndeuters. Denn Saturn, Mars und Venus 
werden mitten im Wagen der Rohind 232) aufgeh’n. Und 
Barahamihira 23°) hat gejagt | 


238. Wenn der Spröfling der Sonne der Robin Wagen 
bier in der Welt zerfpaltet, dann entjendet Gott Viſchnu zwölf 
Jahre hindurch Fein Tröpfchen Negen zur Grove. ?3*) 


Und 19: 


— 


Verfeindung von Freunden. Siebente Erzählung. 59 


239. Wenn Pradſchaͤpati's Wagen getheilt, vollziebt die 
Erde, als hätt' ſie geſündigt, von Aſche und Knochen beſtreut, 
gleichſam das Gelübde des Schädelumkränztſeins. 235) 

Und ſo: 

240. Wenn Mars oder der Sonne Sohn, oder der nieder— 
ſteigende Knoten den Magen der Nohini ſpaltet — was ſoll ich 
९8 Fünden, dag in feindlihem Meer die gefammte Welt dann zer= 
ſtört wird? 236) 

Und fo: 

241. Dringt mitten in Rohini's Wagen der Mond, dann 
iert hülflos umher der Menſch, efjend gefochter Kinder Fleiſch, und 
Waller Ichlürfend aus Töpfen, die von der Sonne glühn. 237) 

Dann wird diefer Teich fehr wenig Waller enthalten; 
raſch wird er austrocknen, und fobald er troden ift, werden 
die, mit welchen ich aufgewachfen bin und gefpielt habe, all- 
jammt aus Mangel an Wafjer umfommen. Nun binsich nicht 
fähig, die Trennung von diefen anzufeh'n. Darum habe ich 
dieſes zu Tode Faften über mich genommen. Jet werden 
nun. alle Waſſerthiere, welche कि in Behältern von wenig 
Wafler befinden, von ihren Leuten in Behälter von vielen 
Waller gebracht und einige, wie der Mafara 233), der Alli— 
gator, der Delphin, der Waſſerelefant 23°) und and’re gehen 
jelbit dahin. Aber die Wafjerthiere in diefem Teich find ganz 
gedanfenlos. Darum insbefondere weine ich, weil fie hier aud) 
nicht einmal nur einen Samen von ſich retten werden. 2५0) 

Der Krebs nun, nachdem er diefe Nede gehört, that fie 
auch den übrigen Waſſerthieren fund. Diefe aber, Fifche, 
Schildkröten und die übrigen, das Herz von Furcht erfchredt, 
gingen daranf zu dem Kranich und fagten: „Lieber! Gibt e8 
ein Mittel, wodurch wir uns retten können?“ Der Kranic) 
antwortete: „Nicht ſehr weit von diefem Wafferbehälter ift ein 
großer Teich, mit vielem Wafler verfehen und mit einem Wald 
von Lotusblumen geihmüct. Der trodnet nicht aus, wenn 
Pardſchanja +") auch vierundzwanzig Jahr lang feinen Negen 
ſchickt. Wenn nun einer auf meinen Rüden fteigen will, jo 


60 ` Erſtes Bud). 


führe ich ihn dahin.” Darauf faßten die Waſſerthiere Ver: 
trauen zu ihm, umringten ihn von allen Seiten und riefen: 
„Vater! Onfel! Bruder! ich zuerft! ich zuerft!” 

Der Böfewicht aber ließ fie, einen nach dem andern, auf 
feinen Rüden fteigen, ging nad) einem vom Teich nicht weit 
entfernten großen Feld, warf fie darauf und ſchmauſte fie dann 
nach Belieben. Dann kehrte er zum Teich zurück, erfreute die 
Herzen der Waflerthiere durch falſche Berichte über ihr Wohl: - 
befinden und verichaffte fich auf dieſe Weife feine Nahrung. 

Eines Tages fagte der Krebs zu ihm: „Lieber! Mit mir 
haft du zuerft liebevolle Rede gepflogen: warum übergehit du 
mich num und trägft die andern weg? Darum bejorge jebt 
die Rettung meines Lebens!‘ | 

Als er 0६९6 hörte, dachte der Böfewicht: „Ich bin des 
Fiſchfleiſches überdrüfftg; drum ſoll mir diefer Krebs heute als 
Würze dienen.” Dann fagte er: „Ja“, ließ ihn auf feinen 
Rüden fteigen und machte पि auf ven Weg nad) dem Nichte 
ftein. Der Krebs aber, da er ſchon aus der Ferne auf dem 
Stein einen Knochenberg erblickte und die Fiſchgräten erfannte, 
fragte ihn: „Lieber! Iſt ver इ धक etwas weit? Bift du durch 
meine Laft jehr ermüdet? Sage doch!” Er aber, indem er 
dachte: „das ift ein dummes MWaflerthier! Auf dem Trodnen 
ift e8 ohnmächtig”, antwortete lächelnd: ‚Krebs! Wo ift an 
einen andern Teich zu denfen? Dies ift die Art, wie ich mir 
meine Nahrung erwerbe. Darum empfiehl dich jeßt deiner 
Schußgottheit! Denn auch dich werde ich auf dieſen Stein 
werfen und freffen !‘‘ | 

Kaum hatte er das gefagt, als jein zarter, wie Lotus— 
ftengel fiebliher Hals durd) das Zufammienfneifen der Schere 
vom Krebs gepackt und er todt war. Diefer nahm darauf diefen 
Hals des Kranichs und ging Schrittchen vor Schrittchen zum 
Teich zurück. Da wurde er nun von allen Wafjerthieren ges 
fragt: ,, 6९} Krebs! Warum bift du zurücgefommen? ft 
dem Vogel etwas zugeftoßen? Auch ift ja dein Onfel nicht 
mit zurücgefehrt. Warum zögert er? Wir ftehen bier al’ voll 


= ~ ~+ 95— 


Berfeindung von Freunden, Sechste Erzählung (Fortfegung). 61 


Begierde und Erwartung. Nachdem fie fo geiprochen, fagte 
der Krebs jpottend: „Ihr Thoren! Diefer hat alle Filche be- 
trogen, fie nicht weit von hier auf einen Stein geworfen und 
aufgefreflen. Ich habe noch ‚bei lebendigem Leibe. die Abjicht 
diejes Treulojen erfannt und hier feinen Hals. mitgebracht. 
Weg num mit der Angft! Bon jegt an dürfen alle Wafler: 
thiere vergnügt fein!” Daher ſage ich: 

242. Viele Fifche verzehrt babend, große, Fleine und mitt: 
leve, ftarb aus zu großer Freßgierde ver Kranich durch des Krebſes 


Griff.“ नित ) 


Fortfegung der fehsten Erzählung. 


Das Krähenmänncen fagte: „Lieber! Sprich nun, wie 


‚ wird der Tod diefer böfen Schlange bewirkt werden können?“ 


Der Schafal antwortete: „Geh' in irgendeine Stadt, in wel- 
cher ein König veftidirt!» Da nimm irgendeine reichen forg- 
lojen Mannes, Königs, Minifters, oder eines andern goldne 
oder Berlenfette und wirf fie in die Höhlung des Baumes! 
So wird die Schlange leicht getödtet werden.” Krähenmänn— 
ben und Weibchen flogen jogleich in die Höhe 2*?) und kamen 
nad) einer Stadt. Wie jich darauf das Krähenweibchen in 
einem Luſtwald, in welchen fie gefommen waren, umfieht, jo 
jpielt da irgendeines Königs Harem im Waller und neben 
dem Waſſer liegen goldne Ketten, Perlbalsbänvder und Arm— 
bänder. Da nimnt das Krähenweibchen eine goldne Kette 
und macht fi Damit auf den Weg nad) feinem Baum. Als 
nun die Diener des Harems und die Cunuchen bemerften, 


daß dieſe weggenommen war, fo ergriffen fie Stöde und eilten 


hinterher. Die Krähe aber warf die goldne Kette in die Höh- 
lung der Schlange und machte ſich dann weg, fo weit jie 
fommen Fonnte. Wie nun des Königs Diener den Baum 0९ 
ftiegen und diefe Höhlung erblidten, jo fteht da die fchwarze 
Schlange mit ausgebreitetem Kamm. Darauf erfchlugen fie 
fie mit den Stöden, nahmen die goldne Kette und gingen, 


62 Erſtes Bud 


wohin fie wollten. Das Krähenpärcen 2५५) aber lebte feit 
diefer Zeit in Freud’. Daher fage ih: 4 

243. Durch Hinterlift ift ausführbar, mas Gewalt nicht zu 
Wege bringt: vermittelft einer Goldkette ſchuf die Krähe der 
Schlange Tod — — 

Und ſo अ ` 

244. Sin ſchwacher Feind, deffen, vor Uebermuth blind, ſorg 
loſen Sinns, Helden zuerft nicht achten, wo. er nody leicht war zu 
Gemeiftern, wird dann, der Krankheit gleich, unüberwindlid mächtig. 

So gibt ९ nichts in diefer Welt, was Weife nicht zu bemeiſtern 
vermöchten. Man jagt auch: 

245. Wer Verftand hat, der hat Stärke; woher hätte ver 
Dumme Kraft? Sieh! ein Löwe, vor Stolz jinnlos, ift vom 
Häschen zu Tod gebradt!‘ 245) | 

Karatafa jagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 


‚Achte Erzählung. 
Der Löwe und der Safe +र). 


sn der Mitte eines Waldes lebte ein Löwe, Namens 
Bhafurafa *). . Diefer nun =+) brachte infolge feiner über- 
mäßigen Stärfe ohne Unterbredung viele Gazellen, Haſen 
und andere Thiere um, Da verfammelten fich eines Tages 
alle Gefchöpfe des Waldes: Gazellen, Eber, Büffel, Gayal 
Hafen und jo weiter, gingen zu ihm und fagten: „O Herr! 
Wozu dieſe unnüge Ermordung alles Wildes, da ja ſchon ein 
Thier genügt, Dich zu jättigen? Schließe deswegen mit ung 
eine Uebereinfunft: Von heute an magſt du bier ruhig figen 
bleiben und jeden Tag joll nad) der Neibenfolge der Geſchöpfe 
ein Thier 2*°) zu dir fommen, um. fich von dir freffen zu 
laſſen. Auf diefe Weiſe wird Div doch dein Lebensunterhalt 
ohne Anftrengung zu Theil, und wir andrerjeits werden nicht 
ausgerottet, Das ift Königsrecht und demgemäß möge ge: 
handelt werden, Man fagt aud) 


— 





*) „der Heldenhafte“. 


Zu nn 
’ — 


Verfeindung von Freunden. Achte Erzählung. 63 


246. Wer feine Herrſchaft allmählich genießet, wenn fie 
Früchte bringt, wie dev Weife den Allheiltvanf, dem wird höchſtes 
Gedeih'n zu Theil 
247Selbſt rauher Boden पाण Holzſcheite, wenn nad) Vor— 
ſchrift mit Segensſpruch beweget, geben: der Früchte, dieſe den— 
Opferſpeiſenden. 2५१) 

248. Wer gut des Unterthans waltet, vermehret ſeines Him— 
mels Schatz; doch Tyrannei zerſtört Tugend, führet Sünde und 
Schimpf herbei. 

249. Gleichwie der Kuhhirt durch Weide mählich Milch von 


` एला Kühen zieht, jo ziemt ſich; mählich durch Hüten Geld von 


dem Unterthan zu zieh'n 

250. Der Fürſt, der ſeine Schützlinge aus Thorheit mordet 
Ziegen gleich, der wird nur einmal ſich freuen, doch nimmermehr 
zum zweiten mal. 250) 

251. Ein König, der nach Frucht ftrebet, pflege dev Welten 
eifervoll mit Spende, Ehre, wie Gartner mit Wafjer ihrer Schöß— 
linge. 251) 

252. Der Fürft gleicht einer Lampe; wie dieſe das Del, jo 
zieht er: den Reichthum von feinen Unterthanen an 10, ohne daß 
es dort wegen der leuchtenden in der Lampe befindlichen Fäden 
2८6 Dochtes, hier wegen der glänzenden innern Gigenfchaften des 
Königs von irgendjemand bemerkt wird. 25%) \ 

253. Wie man Kühe zur rechten Zeit melft, jo warte man 
des Unterthans; der Strauch, der Blüten und Frucht trägt, wird 
begofien und mohlgehegt. 253) 

` 254. Gleichwie ein zarter Baumſchößling, wenn er mit Sorg— 
falt wird gepflegt, Früchte zu feiner Zeit ſpendet, fo die Welt 
auch, wenn gut regiert, ००५) 

255. Gold, Getreide und Juwelen, Roff' und Wagen man— 
her Urt und fo auch, was fie fonft haben, kommt den Fürften 
vom Untertban. 255) 

256. Fürften, melde dev Welt wohlthun, nehmen immer 
an Segen zu; wenn fie die Welt zu Grund richten, fo geh'n jie 
710९४ ſelbſt zu Grund.: 256) 


64 ® ५१८5 Bud. 


AS Bhaͤſuraka diefe ihre Rede gehört hatte, fagte er: 
„Ah! was ihr fagt, ift wahr. Aber wenn, während id) bier 
fige, nicht immer ein Thier zu mir fommt, dann werde ich 
ficherlich euch alle zufammen freffen.‘ Darauf gaben fie mit 
den Worten: „So fei es!“ ihr Verfprechen und ſchweiften 
nun, frei von Gefahr, furchtlos in diefem Walde umber. 
Seden Tag fam aber, der Reihenfolge gemäß, ein Thier zu 
ihm. Ein altes, oder eines, welches allem Irdiſchen entjagt 
hatte, oder ein von Kummer verzehrtes, oder eines, welches 
den Berluft von Frau und Kindern fürchtete, ftellte ſich aus 
ihrer Mitte um Mittagszeit bei ihm ein, um ihm zur Speife 
zu dienen 

Sp fam denn einft, gemäß der Ordnung der Geſchöpfe 
die Neihe an den Hafen, und, fo wenig ९ ihm gefiel, wurde 
er doch von allem Wild fortgefchict. Indem er nun fo lang- 
jam 45 möglich ging, überjchritt er die beftimmte Zeit und 
mit augftvollem Herzen nach einem Mittel Juchend, um dem 
Tod durch jenen zu entgeh’n, kam er erſt gegen Ende des 
Tages an. Der Löwe aber, deſſen Kehle infolge der Ueber— 
Ichreitung der beftimmten Zeit von Hunger abgezehrt war, 
war voll Zorn, beleckte ringsum 297) die Winkel feines Rachens 
und dachte: „Aha! Morgen muß ich alle Gefchöpfe im Wald 
ausrotten!“ Indem er jo dachte, Fam das Häschen Schritt- 
chen vor Schrittchen anmarjchirt, verbeugte ſich und jtellte ſich 
ihm gegenüber. Als nun der Löwe jah, daß dieſes ſonſt jo 
leichtfüßige Geichöpf fo ſpät erjt herangefommen war, wurde 
er ganz von Zorn entflammt und ſprach drohend: „Hal Du 
lumpiges Häschen! Du gerade, ſonſt der Leichtfüßigfte, kommſt 
lange nad) der fejtgejegten Zeit! Wegen: diejes Verbrechens 
werde ich, nachdem ich dich getödtet, morgen alle Thiere zu— 
jammen ausrotten.” Darauf ſprach das Häschen demüthig, 
nachdem ९6 fich verneigt: „O Herr! E8 ift hier weder von 
meiner Seite noch von feiten der übrigen Thiere etwas ver- 
शिला. Mögeſt du die Beranlaffung hören wollen!” Der 
Löwe fagte: „So thue fie raſch fund, bevor du noch zwilchen 


DVerfeindung von Freunden. Achte Erzählung. 65 


. meine Zähne gerathen fein wirft!" Das Häschen fpradh: 
„O Herr! Nachdem ich von ſämmtlichem Wild erfahren, daß 
heute nach der Ordnung der Gefchöpfe die Neihe an mir, 
dem fehr Leichtfüßigen, ति, wurde ich mit vier 298) Hafen 
fortgeſchick. Nachdem ich darauf unterweges war, wurde ich 
von einem großen anderen Löwen, der aus einer Höhle fam 
angeredet: «He da! Wohin geht ihr? mpfehlt euch eurer 
Schußgottheit!» >°) Darauf antwortete ih: «Wir geh’n 
fraft Vertrages, zu unferm Herrn Bhäfurafa, um ihm als 
Futter zu dienen.» Darauf fagte er: «Wenn dem fo ift, fo 
müffen ſämmtliche Thiere auch mit mir einen Vertrag fchlie- 
Ben: denn mir gehört diefer Wald. Diefer Bhafurafa ift ein 
` elender Räuber. Doc; wenn er bier König ift, fo laß mir 
die vier Hafen als Geifeln hier, ford’re ihn hierher und fomm 
jo eilig wie möglich zurüd, damit derjenige von uns beiden, 
welcher durch feine Stärfe König fein wird, ſämmtliches Wild 
bier frefie.» Darauf bin ich auf deſſen Geheiß zu dem Herrn 
gegangen. Diejes ift der Grund, weswegen id) die Zeit ver- 
ſäumt habe. est hat der Herr zu befehlen!“ Bhäfurafa, 
nachdem er dies gehört, fagte: „Lieber! Wenn ९6 fich fo ver- 
hält, dann zeige mir rafch diefen Spigbuben von einem Löwen, 
damit id) meinen Zorn gegen die Thiere auf ihn ausichütte 
und wieder zu mir jelbft fomme. Man jagt auch: 

257. Land, Freunde, Gold, die drei Dinge find ९8, um die 
man Kriege führt; wo von jenen nicht ein einz’ges, da läßt क 
feiner in dieſe ein. 260) 

258. Wo fein großer Gewinn winfet, oder fein Sieg in 
Ausſicht fteht, da wird nimmer Krieg anfangen und führen, wer 
Verſtand befigt.” 

Der Haſe ſprach: „O Herr! Das ift wahr! Des eignen 
Landes wegen und um Unbill abzuwenden, fämpfen die Krie- 
ger. Diejer aber hauft in einer Burg; macht er einen Aus— 
fall aus der Burg, fo find wir bedrängt; bleibt er in der 
Burg, fo ift er ein ſchwer zu befiegender Feind. 61) Man 
jagt auch: 


Benfey, Pantihatantra. II. 9 


66 | Erftes Bud 


259. Was ein König nicht durch taufend Glefanten, zehn— 
taufend nicht von Roſſen kann zu Stand’ bringen, das wird er= 
reicht durch eine Burg. 262) 

260. Ein einz’ger Schüß wehrt ab hundert, wenn er auf 
einer Mauer ftebt: deswegen haben Staatsmänner Feftungen an— 
gerathen: auch. 263) 

261. Auf feines Lehrers: Nath baute, fürchtend Hiranjaka— 
ſipu, durch Visvakarman's Kunſt vordem fogar Safra ſich eine 
Burg. 264) 

262. Und welchem König er als Gnade gewähret eine feſte 
Burg, dem folgt der Sieg und Burgen werden ihm auf Erden 
zu Tauſenden. 

263. Wie eine. Schlange, die zahnlos, wie ein brunftlofer 
Elefant, fo wird ein Fürft, der burglos iſt, leicht befiegbar für 
alle Welt,’ 265) 


Nachdem er dies gehört, ſagte Bhafurafa: „Lieber! Zeige 
mir nur dieſen Spisbuben, wenn er ſich auch in einer Burg 
befindet, damit ich ihn umbringe. Denn man fagt auch: 

264. Wer nicht im erften Anfage Feind und Krankheit zu 
Boden ſchlägt, wird, wenn auch ftarf, ००४ ihr Opfer, ſobald ſie 
herangewachſen find. 266) 

265. Doch wer, auf feine Kraft trauend, von Chrbegier ih 
treiben laßt, kann feine Feind’ allein (एकधा, wie Bhrigu’3 Sprof 
die Kſchatrijas.“ 267) 


Das Häschen fagte: „Das ift wahr! Dennocd aber 
habe ich gejehen, daß er fehr ftarf ift. Darum geziemt ९8 
fich nicht, daß. der Herr gehe, ohne deflen Kraft zu kennen. 
Denn man jagt au: 

266. Wer nicht die eig’ne Kraft fennend, noch die des Fein— 
०९6, hitz'gen Sinns zum. Kampfe eilt, der gebt unter, gleichwie 
die Motte in dem Licht. 268) 

267. Der Schwache, melder ausziehet, zu ſchlagen einen 
mächt'gen Feind, der wird demüthig heimfehren, wie ein zahnlofer 
Elefant.’’ 269) 


DVerfeindung von Freunden. Achte Erzählung. 67 


Bhaͤſuraka fagte: „Ha! Was geht das dich an? Zeige 
mir ihm nur, wenn er auch in einer Burg hauft!” Das 
Häschen ſagte: „Wenn du denn willſt, jo fomm, o Herr!” 

Nachdem ९6 dies gefagt, machte es ſich vor ihm her auf 
den Weg, ging alddann zu einem Brunnen und fagte zu 
Bhafurafa: „O Herr! Wer ift fähig, deine Majeftät zu धः 
tragen? Hat ſich Doc auch diefer Spigbube, nachdem er dich 
nur von weiten gejeh'n, in feine Burg zurüdgezogen. Komm 
heran, damit ich ihm dir zeige!” Nachdem er dies gehört, 
jagte Bhafurafa: ‚Lieber! Zeige mir rafch die Burg!” Dar- 
auf zeigte ihm der Hafe jenen Brunnen. Der thörichte Löwe 
aber, da er mitten im Brunnen aus dem Waſſer fein Spie- 
gelbild hervorleuchten ſah, erhob ein Schlachtgebrüll; darauf 
ftieg durch deffen Echo aus dem Brunnen ein doppelt fo ftar- 
fe8 Gebrüll hervor. Wie er aber diefes hörte, fo dachte er 
„Der ift gewaltig ſtark“, warf ſich auf ihn und verlor das 
Leben 

Das Häschen aber, nachdem ९6 freudigen Herzens allem 
१७0 Glück gewünſcht hatte und von dieſem fehr gepriefen 
war, lebte vergnügt in diefem Walde. Daher fage ich: 

268. Wer Verftand hat, der hat Stärke. Woher Hätte ver 
Dumme Kraft? Sieh! Ein Löwe, vor Stolz finnlos, ift vom 
Häschen zu Tod gebracht. 270) 

Drum, wenn du es gutheißeft, will ich hingeh’n und durch die Macht 
meiner Klugheit ihre Freundſchaft trennen,“ 

Karatafa fagte: „Lieber! Wenn es fo ift, fo mögen deine Wege 
glücklich fein! Möge gefcheh'n, was du beabfichtigft! “ 

Als darauf Damanafa den Pingalafa ohne Sandfchiwafa erblickte, 
benußte er diefe Gelegenheit, verbeugte ſich und feßte ſich vor ihm nieder. 
Pingalafa aber jagte zu ihm: „Lieber! Warum haft du dich fo Lange 
nicht jeh'n laſſen?“ Damanafa antwortete: „Königliche Majeftät bedür— 
fen meiner ganz und gar nicht; darum nahe ich mich nicht. Trotzdem 
wird mein Herz heftig gepeinigt, weil ich fehe, wie des Könige Ange 
jegenheiten zu Grunde geh'n, und aus Bekümmernig fomme ich von felbft, 


um zu reden. Denn man fagt aud) 
5 * 


68 Erftes Bud. 


269. Liebes oder felbft Unliebes, Glückliches und Unglüd- 
liches {ण du felbft ungefragt jagen dem, deſſen Wohlergeh’n du 
wünfchft “271 ) 

Als aber Pingalafa diefe feine abfichtsvolle Rede hörte, fagte er: 
„Was willft du eigentlich fagen? Sprich es rein herans!“ 

Dieſer fagte darauf: „Miajeftät! Diefer Sandſchiwaka hat gegen 
Ew. Gnaden Berrätherei im Sinn. Mir, der ich fein Vertrauen gemwon- 
nen, hat er heimlich Folgendes gefagt: «He! Damanafa! Ich Habe dieſes 
Pingalafa ftarfe und fchwache Seiten fennen gelernt. Ich werde ihn nun 
tödten, mir die Oberherrfchaft über alles Wild aneignen und dich zu mei: 
nem Minijter machen».“ 

Pingalafa aber 272), da er diefe furchtbare Nede hörte, die ihn wie 
der fchwerfte Donnerfchlag traf, verlor die Befinnung und antwortete auch 
nicht eine Silbe 

Damanafa, da er ihn in diefem Zuftand erblickte, dachte: „Er ift 
doch durch Liebe an diefen Sandſchiwaka gefeflelt; deshalb wird der König 
ficher durch diefen Minifter zu Grunde geh'n. Man fagt auch 

270. Sobald ein Fürft einen Minifter zum Herrn in feinem 
Neiche macht, jo ergreift dieſen Bethörung und Uebermuth, aus 
Stolz verdrießt ihn des Diener Stand und fo verdroſſen pflanzt 
fich Begierde nad Unabhängigkeit in fein Herz; aus Unabhängig: 
feitögier dann aber ftellt er des Fürften Leben nad. 273) 

Was ift alfo hier rathfam? “ 

Pingalafa aber, nachdem er wieder zum Bewußtjein gefommen war, 
fagte zu ihm: „Damanafa! Sandſchiwaka ift doch ein Diener, der mir 
fo lieb wie mein Leben iſt. Wie follte der Verrath gegen mid) im Sinne 
führen?” | 

Damanafa antwortete: „Diener — nicht Diener! 27%) das 
find Worte, die auf fehr verfchied'ne Weifen verftanden werden können, 
Man fagt auch: 

271. Keinen einzigen Mann gibt ९6, der nicht der Kön’ge 
Macht begehrt; nur die, die feine Kraft haben, dienen ven Kön’gen 
allerwärts.“ 275) 

Pingalafa fagte: „Lieber! Trotzdem verändert fich meine Oefinnung 
gegen ihn nicht. Sagt man doch auch mit Necht: 

272. Wer wird nicht feinen Leib lieben, wenn er auch voll 
Gebrechen ift: wer einmal Freund, wenn auch fehlend, der bleibt 
०० immer unjer Freund.‘ 276) 


PVerfeindung von Freunden. Achte Erzählung. ` 69 


Damanafa fagte: „Daher grade diefes Unglück! 277) Dan fagt auch: 

273. Auf wen der Fürft allzu gnädig fein Aug’ einmal ge— 
worfen hat, ob hochgeboren ob niedrig, der ift der Göttin „Glück“ 
Gefäß. 278) 

Aber um welcher ausgezeichneter Cigenfchaft willen Hält der Herr 
den Sandſchiwaka, welcher doch gar nichts Hervorragendes befigt, in ſei— 
ner Nähe? Wenn aber Majeftät etwa fo denft: «er hat einen großen 
Körper; vermittelft defielben werde ich meine Feinde vernichten», fo ift 
diefer Schluß bei ihm nicht richtig: denn er ift ein Grasfreffer; Eurer 
Majeftät Feinde dagegen find Fleifchfreffer, daher ift die Verbindung mit 
ihm zur Bewältigung Eurer Feinde von feinem Nugen. Drum möge er 
getödtet werden, nachdem ihm feine Schuld vorgehalten iſt.“ 

Pingalafa fagte: 

274. „Wen du vorher als Rechtſchaffnen in dem Rathe be— 
zeichnet haft, den jollft du nimmer anflagen, wenn du dein Wort 
in Ehren haltft. 279) 

Außerdem habe ich ihm auf dein Wort hin vollftändige Sicherheit 
gewährt. Wie fann ich ihn nun felbit umbringen? Dann ift Sandſchi— 
waka in- jeder Weife mein Freund. Ich habe gar feinen Zorn gegen ihn. 
Man fagt au: 

275. Diefer Daitja, durch mich mächtig, darf nicht durch mich 
zu Grunde gehn; fogar den felbftgepflegten Giftbaum felbft aus- 
zurotten, ziemt ſich nicht. 280) 

Und fo: 

276. Entweder ſchenk' von Anfang an Nicht-liebende feine 
Liebe! Oder ivenn du ſie fchenkft, fo laß fie fi von Tag zu Tag 
vermehren! 281) Erſt zu erheben, dann niederzumwerfen, das nur 
bereitet Schande; daß falle, was auf dem Boden fteht, wird nicht 
einmal gefürchtet. 

Und fo: 

277. Wer gütig gegen Wohlthäter, was ift an deſſen Güte 
groß? Wer gütig gegen Schuldvolle, der wird von Guten gut 
genannt. 252 ) 

Deshalb darf ich nichts Feindliches gegen ihn begehn, felbft wenn 
er Vertath im Sinne hätte.” 

Damanafa fagte: „Das ift nicht Pflicht eines Königs, daß er felbft 
bem BVerräther verzeihe. Man fagt auch: 


70 Erſtes Bud. 


278. Wer einen Diener, der gleich reich iſt, gleich mächtig, 
unſre Schwächen kennt, beharrlich ift, und halb herrſchet, nicht 
umbringt, der kommt felber um. 283) | 

Außerdem haft du infolge deiner Freundfchaft mit ihm ſämmtliche 
Königspflichten vernachläffigt. „Infolge dieſer Bernachläffigung deiner 
Königspflichten it dir auch dein gefammtes Gefolge entfremdet worden, 
Denn Sandſchiwaka ift ein Grasfrefier, du aber und deine Unterthanen 
find Fleifchfreffer. Wenn du aber hierbei beharrit, fo ſcheint jelbit deine 
eigne Natur gleichfam eingenommen gegen Verlegung von lebendigen Weſen. 
Wieſo follen nun jene Fleisch frefien, wenn du Dich nicht mehr darum be— 
mühſt? So werden alsdann alle fleifchfrefenden Diener dich, der du deſſen 
ermangelft, verlaffen und in einen andern Wald gehn. Alsdann biſt auch 
du durch deinen Umgang mit diefem zu Grunde gerichtet. Du wirft auf 
der Jagd niemals wieder Erfolg haben, Man fagt auch: 

279. Wie die Diener, die man brauchet, und mie die find, 
die einer liebt, fo grade wird der Herr werden, das ift unzwei— 
felhaft gewiß | 

Und fo 

280. Auf heißem Eiſen पी vom Tropfen aud eine Spur 
nicht mehr zu fehn; derfelbe, wenn er auf des Lotus Blatt ruht, 
ftrahlt in Verlgeftalt; wird Perle jelbft, wenn in glücklicher Stund’ 
er in ०८६ Meeres Aufter fallt: jo folgt gewöhnlich aus der Um— 
gebung hoher, mittler und niederer Stand. 2) = | 

Und fo: 

281. Dur die Verbindung mit Schlehten verändern auch 
die Guten fih: als Durjovhana’s Bundsbruder zog Bhiſchma aus 
zum Ninderraub. ००) 


Daher vermeiden auch die Edeln Verbindung mit Gemeinen. Man 
fagt auch: 

282. Weß Charakter du nicht Fenneft, dem gib au Feine 
Zufluchtsſtatt: durch einer Wanze Schuld büßt ihr Leben die Tang= 
fam Kriechend’ ein.“ | 


Pingalafa fagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 


BDerfeindung von Freunden. Neunte Erzählung. 71 


Neunle Erzählung. 
Die Wanze und die Laus. 


Ein König hatte an einem gewilfen Ort ein ſehr ſchönes 
Bett. Im diefem wohnte, in der Mitte zwifchen einem Paar 
fehr weißer Tücher, eine weiße Laus, mit Namen Mandavi- 
ſarpini.*) Diefe brachte da ihre Zeit vergnügt zu, indem fie 
fi) von des Königs Blut nährte. Da fam eines Tages, 
herumirrend, eine Wanze, Agnimukha **) mit Namen, in die— 
1९5 Bett. Als jene diefe erblickte, jprach 1८ mit betrübtem 
Gefiht: „O Agnimufha! Woher fommft du zu dieſem dir 
nicht gebührenden Drt? Geh rajch weg, ehe dich noch jemand 
bemerkt!“ Dieſe antwortete: „O Glüdliche! Selbit zu einem 
Schlecdhten, wenn er ins Haus fommt, paßt es fich nicht, fo 
zu Sprechen. Man jagt ja: 

283. «Komm! Willlommen! Seß’ dich hier nieder! Warum 
hab’ 10 dich ५ lang’ nicht gefehn? Wie geht ९6१ Bift du etwa 
krank? Dein Wohljein! Ich bin erfreut, dich zu fehen!» So 
paßt ९8 14 für die Guten immer, jelbft wenn ein Nied'rer kommt 
zum Haus. Dies ift, der heil'gen Schrift gemäß, des Dausherrn 
Pflicht, die leicht ift und zum Simmel führt. 296) 


Außerdem habe ich vieler Menſchen verjchiedenartiges 
Blut gefoftet, welches durch Schuld ihrer Nahrung von ſal— 
zigem, beißendem, bittrem, zufammenziehendem und ſaurem 
Geſchmack war; aber noch niemals habe ich honigſüßes Blut 
geſchmeckt. Wenn du mir num eine Gnade erweifen willft, ए 
laß mid) das Glück genießen, mit der Zunge das füße Blut 
dieſes Königs zu Foften, welches fich infolge des Genuffes von 
mit mancherlei Gewürzen gefochten Speifen, Getränfen, Lecke— 
reien und Näfchereien in feinem Körper gebildet hat. Man 
jagt auch: 





*) ‚die langſam Kriechende“. 
**) „Feuermund“. 


{2 ® 1१८5 Buch. 


284. Dem König und dem Blutarmen gewährt die Zunge 
gleiche Luft; fie gilt allein als das befte; ihretwegen quält ſich der 
Menſch. 

Und ſo: 

285. Wenn in der Welt kein Ding wäre, das der Zunge 
Vergnügen macht, dann würde keiner Dienſt thuen, oder andern 
gehorſam ſein. 

Und ein andres: 

286. Spricht ein Sterblicher Unwahrheit, ehrt er, was nicht 
der Ehre werth, geht er aus feiner Heimat weg: alles thut er 
des 25010९5 Halb. Ä 

Sp muß ich, der ich, von Hunger gequält, in dein Haus 
gekommen bin, dich um Nahrung bitten: ९ geziemt ſich nicht, 
dag du allein diefes Königs Blut genießeſt.“ 

Nachdem fie dies gehört, fagte Mandavifarpini: „Hör! 
Wanze! Ich will zuerft dieſes Königs Blut Foften, nachher 
alsdann, fobald er in Schlaf liegt 237), auch du, fchnellfüßiger 
Agnimufha! Wenn du alfo fo mit mir das Blut trinken 
wilft, fo bleibe: koſte das fo fehr gewünfchte Blut!“ Die 
Wanze antwortete: „Glückliche! Ich werde ९6 fo machen; mid) 
treffe der Götter und meiner weltlichen und geiftlichen Aeltern 
Fluch, wenn du nicht erft des Königs Blut Fofteft!‘ 

Während fie fo miteinander fprachen, legte ſich der König 
ind Bett und fing an einzufchlafen. Die Wanze aber, deren 
Leidenfchaft durch die Begehrlichfeit der Zunge aufgeregt war, 
biß den König, während er noch wachte; fagt man ja doch 
mit Recht: 

287. Die Urnatur laßt durch Feine Anmweifung fi veränderen ; 
fogar fehr heiß gemachtes Waffer wird wieder Falt in furzer Zeit. 

288. Wenn Feuer einmal falt fein wird, der Kaltftrahlende 
brennend heiß, alsdann wird man auch ummandeln können der 
Sterblidhen Urnatur. 288) 


Der König aber, welcher wie von einer Nadelfpige ge- 
ftochen war, verließ das Lager, ſtand augenblidlich auf und 


Berfeindung von Freunden. Zehnte Erzählung. 13 


rief: „He! Seht einmal nach! In diefer Dede ift ficherlich 
entweder eine Wanze oder eine Laus: denn ich bin gebiſſen.“ 

Die Haremsdiener aber, welche gegenwärtig waren, ſchlu— 
gen eiligft das Dedbett zurüd und ftellten mit fcharfen Blicfen 
eine Unterfuhung an. Mittlerweile war die Wanze durch 
ihre große Schnelligkeit ans Ende der Bettjtelle ०९१) gehufcht. 
Mandavifarpini aber, die fih in die Falten des Bettzeugs 
verfrodyen hatte, wurde von ihnen gejehen und umgebracht. 
Daher fage ich: 

289. Weß Charakter du nicht fenneft, dem gib auch feine ` 
Zuflugtsftatt: dur einer Wanze Schuld büßt ihr Leben die lang 
ſam Kriechend' ein. 290) 
| Inden du dieſes beherzigft, mußt du ihn umbringen. Wo nicht, 
fo wird er dich tüdten. Man fagt auch: 

290. Wer feine nächſten Freund’ aufgibt und Fremde ſich 
zu Freunden macht, der wird dem Tod anheimfallen, gleichwie 
König Kakudruma.“*) 291) + 


Pingalafa fagte: „Wie war das?’ Iener erzählte: 


Zehnte Erzählung. 
Der blaue Schafal ~). 


In einer gewiffen Waldgegend wohnte ein Schafal, mit 
Namen Tſchandarava.**) Diefer drang einft, von Hunger 
überwältigt und von der Begierde feiner Zunge getrieben, in 
das Innere einer Stadt. Als ihn aber die in der Stadt 
haufenden Hunde allenthalben herumlaufen fahen, fingen fie 
an, ihn mit den Spigen ihrer fcharfen Zähne zu beißen. Bon 
ihnen gebiffen, ftürzte er कि, aus Furcht für fein Leben, in 
das in der Nähe befindliche Haus eines Färbers. Da war 
nun ein großes Gefäß voll Indigo zubereitet, und, von den 
Hunden verfolgt, fiel er grade dahinein. Als er aber heraus- 





*) { Anm. 291. 
**) „ſchrecklich fehreiend ^^. 


74 Erftes Bud. 


fam, war er vom Indigo ganz blau gefärbt. Drauf liefen 
alfe Hunde, da fie eine folche Art Schafal nicht Fannten, wo— 
hin fie fommen fonnten, Tſchandarava aber benußte dieſe 
Gelegenheit und machte fih auf den Weg nad dem Wald. 
Die Indigofarbe wich aber niemal8 von ihm. Man jagt ja: 

291. Sefamfchminfe, Ihoren und Weiber und Krebfe, ſowie 
Fiſche auch, Indigo und Trunfenbolde Tafjen nimmer, was fie ge— 
faßt. 298) 


Wie fie nun diefes völlig neue Thier erblickten, welches 
einen Glanz hatte, ähnlich dem mit der Ichwarzen Mimofa zu 
vergleichenden Gift am Halfe des Siva ?°*), verloren त्रिप 
liche TIhiere des Wildes: Löwen, Tiger, Panther, Wölfe und 
jo weiter vor Furcht die Befinnung, flüchteten nach allen Sei- 
ten und fagten ०००); „O weh! Woher in aller Welt mag 
diefes. nie vorher gefehene Thier hierher gefommen fein? Nie- 
mand weiß, was fein Treiben und wie feine Stärfe ift. Drum 
laßt uns weggehn, fo weit wie möglih! Man fagt ja: 

292. Weß Treiben man und Abjtammung und Körperfraft 
nicht Eennet, dem vertrauet nimmermehr der Kluge, wenn ihm 
fein Wohl am Herzen Tiegt. 


Tſchandarava aber, als er fte von Furcht verwirrt ſah, 
fagte Folgendes: ,, ८! He! Ihr Thiere! Warum flieht ihr 
jo erfchredit vor meinem Anblick? Fürchter euch nicht! Brah— 
man ſelbſt bat mich heut vor fich gerufen und jo angeredet: 
«Weil unter den Thieren Fein König ift, fo bit du heute von 
mir zum Herrn über alle Thiere gefalbt unter dem. Namen 
Kafudruma. Geh nun zur Erde und herrſche über fie alle!» 
Darauf bin ich hierher gefommen. Nun गला alle Thiere 
beftändig unter dem Schatten meines Schivmes wohnen! Ich, 
König Kakudruma mit Namen, bin der König der Thiere in 
den drei Welten geworden!” 

Nachdem fie ०1९6 gehört, umringten ihn die Thiere, den 
Löwen an der Spite, und fprachen: „Herr! Gebieter! Er— 
theile deine Befehle!“ | 


Berfeindung von Feinden. Zehnte Erzählung. 75 


Darauf gab er dem Löwen die Stelle eined Minifterg, 
dem Tiger die Bewachung feines Lagers, dem Panther die 
Dberaufficht über den Betel, dem &lefanten das Amt des 
Thürhüters 296), dem Affen das Tragen des Sonnenfchirmeg; 
mit denjenigen aber, die zu feinem Gejchlecht gehörten, fprad) 
er nicht einmal ein Wort: alle Schafale wurden an den Hals 
gepadt und herausgeworfen. Indem er num fo das Königs— 
amt verwaltete, tödteten Der Löwe und die übrigen Raubthiere 
das Wild und legten ९6 ihm zu Füßen. Er aber vertheilte 
९8 144 der Pflicht des Gebieters und gab einem jeden davon. 
Indem fo die Zeit verging, hörte er einft, während er fich im 
Staatsrath; befand, aus der Ferne das Gejchrei einer heulen- 
den Schafalheerde. Wie er diefen Ton vernahm, ftarrten ihm 
die Haare am Körper vor Freude in die Höhe, vor Ergötzen 
füllten fich feine Augen mit Thränen, er erhob ſich und fing 
an, in jchrillem Ton zu heulen. Als aber der Löwe und die 
übrigen Thiere diefen jchrillen Ton hörten, dachten fie, ,, 248 
17 eim Schafal!” ftanden einen Augenblid mit vor Scham zu 
Boden gefenftem Geficht und fagten dann zueinander: „Ha! 
Wir haben uns von diefem lumpigen Schafal anführen laffen! 
Schlagt ihn todt! Schlagt ihn todt!“ Der Schafal aber, als 
er ०1९6 hörte, fuchte zu fliehen, wurde aber von dem Löwen 
und den übrigen Thieren jogar an ungeziemendem Drte *?7) 
in Stüde gerifien und fo getödtet. Daher fage फ: 

293. Wer feine nächſten Freund’ aufgibt und Fremde fi 
zu Sreunden macht, der wird dem Tod anheimfallen, gleichwie 
König Kakudruma.“ 298) 

Nachdem er dies gehört, fagte Pingalafa: ,, 5९! Damanafa! Wel: 
dien Beweis haft du dafür, daß er gegen mich fchlechtgefinnt iſt?“ 

Diefer antwortete: „Majeftät! Heute hat er in meiner Gegenwart 
den Entſchluß gefaßt und gefagt: «Morgen will ich Pingalafa tödten!» 
und Folgendes diene dir in Bezug darauf als Beweis: Morgen wird er 
zu dem von ihm erwählten Zeitpunkt, Geficht und Augen von Born ge: 
röthet, mit aufgeworfener Unterlippe in die Luft blickend, fich auf einen 
ungewohnten Platz niederlaffen und dich mit wilden Blick betrachten. 
Dies beherzigend, thme, was angemeſſen!“ 


76 ७४१८५ Bud. 


Nachdem er fo gefprochen, verneigte er fich vor ihm und machte 
fich auf den Weg zu Sandſchiwaka. Sandſchiwaka aber, da er ihn nach 
Art eines Aengftlichen Schritt vor Schritt heranfommen fah, ſprach ehr- 
furchtsvoll zu ihm: ,, 6 Freund! Sei willfommen! Du haft dich lange 
nicht fehen laſſen. Befindeit du dic; wohl? So fprich denn, damit ic) 
dir, der du in mein Haus gefommen, ſelbſt was man nicht zu geben 
braucht, gebe. Denn man fagt aud) 


294. Die find glüclich, die hochmweife, die auf Erden des 
Preifes werth 299), zu deren Haus die Herzfreunde kommen, gilt 
ed, etwas zu thun.‘ 

Damanafa fagte: „Wie fann fi ein Hofmann wohlbefinden? Man 
fagt ja: 

295. Die, die fih Pürftendienft mweihen, deren Glück hängt 
von andern ab; ihr Herz ift nimmermehr ruhig, jelbft ihr Leben 
ftet8 in Gefahr. 300) 

Und fo 

296. Siehe, was Diener thun, welde Reichthum fuchen 
durch Fürftendienft: felbft des eigenen ९८06 Freiheit wird von 
den Thoren eingebüßt. 301) 

Und ein anderes; 

297. Ewige Armuth, rüdfehrend in jedem Leben zu कण्ट . 
rem Leid, ift gegen Fürftendienftnahrung eine unendlich Flein’re 
Dual. 302) 

298. Fünf ſind's, die Bjäfa, trotz Lebens, dennoch unter die 
Todten zählt: den Armen, Kranken und IThoren, den Verbann— 
ten und Fürftenfnecdht. 303) 

299. Sie effen nicht vor Dienfteifer, ftehn ungefchlafen wies 
der auf, mögen furchtlos fein Wort reden; lebt da ein Fürſten— 
diener noch? २०५) 

300. Die, welde Fürftendienft nennen ein Sundeleben, reden 
falfeh: der Hund bewegt ſich freiwillig, der Fürftendiener auf Be— 
fehl — 

301. Am Boden liegen, keuſch leben, Abmagerung und 
ſchmale Koſt: darin ſind Diener gleich Büßern: Sünd' und Tugend 


der Unterſchied. 206) 
302. Selbſt Kälte, Hitze und ſonſt Leiden, welche der Für— 


Berfeindung von Freunden. Zehnte Erzählung. 17 


ftendiener trägt, helfen wenig zu Reihthum ihm, wenn er nicht 
von der Tugend läßt 

303. Ein noch fo feiner, ganz reiner, Die und fetter und 
fieblicher Leckerbiſſen, was ift er werth, wird er durch Fürften- 
dienft erlangt?“ 307) 

Sandſchiwaka ſprach: „Was willft du denn aber eigentlich jagen?‘ 
Sener antwortete: „Freund! Es geziemt fich nicht, daß Minifter einen ges 
faßten Entfchluß verrathen. Denn man jagt auch: | 

304. Wer, im Minifteramt ftehend, feines Herren Beſchluß 
verräth, der wird zur Hölle einfahren, weil er des Königs Werk 
zerftört. 308) 

305. Wenn ein Minifter ausplaudert feines Königs Geheim- 
niffe, fo ift er deflen «Schwertmörder», mie Närada verfündet 
hat. 9०9) 

Trotzdem will ich wegen der Bande der Freundfchaft, die mich an 
dich Fnüpfen, das Amtsgeheimniß brechen, weil du im Vertrauen auf mein 
Wort an diefen Königshof gefommen 010. Man fagt ja: 

306. Wenn einer, weil er wem traute, den Tod erleidet 
irgendwie, fo ift fein Tod das Werk jenes: das ift das Wort, 
das Manu ſprach. 310) 

Pingalafa ift nämlich gegen dich übel gefinnt und heute hat er zu 
mir unter vier Augen gefagt: «Morgen bringe ich den Sandfchiwafa um und 
werde fo meinem gefammten Gefolge auf lange Zeit Sättigung bereiten». 
Darauf fagte ich zu ihm: «O Herr! Es ziemt fich nicht, durch Verrath 
am Freunde feinen Lebensunterhalt zu erwerben». Denn man fagt auch: 

307. Eines Brahmanen Mord felber wird mitteld Buße aus- 
gefühnt, ००0 eines Freundes Mord niemals, und wenn man fich 
zerriffe drum, 311) 

Darauf fagte er zu mir voll Unwillen 312): «Ha! Du Böfewicht! 
Sandſchiwaka पी ja ein Grasfrefier und wir find Fleifchfreffer. Daher 
befteht zwifchen uns eine auf unferm Grundwefen beruhende Feindfchaft. 
Wie fann alfo ein Feind vor meinen Augen gebuldet werden? Darum 
foll er durch eines der Mittel, deren erftes Schmeicheln ift 313), getöbtet 
werden. Auch trifft ung durch feine Ermordung feine Schuld. Man fagt ja: 

308. Den Beind — und wär’ er Eidam ſelbſt — ſchafft 
der Berftänd’ge aus dem Weg; iſt's nicht auf andre Art möglich, 
jo iſt auch Mord nicht unerlaubt, 


18 ५ ® ५१९५ Bud. 
30%. «Ob Recht, ob Unrecht» den? niemals der Krieger, 


der zum Kampfe geht; Dhriſchtadjumna ift vor Zeiten im Schlaf - 


ermordet von Drona's Sohn. #4), 

So bin ich denn, nachdem ich feinen Entſchluß erfahren habe, zu 
dir hierher gefommen; jegt fällt feine Schuld der Treulofigfeit auf mich; 
ich habe dir den wohlverheimlichten Beſchluß Fund gethan. Thue nun, 
was dir dagegen diemlich ſcheint!“ 

Sandſchiwaka aber, nachdem er diefe Rede, furchtbar wie ein Don— 
nerfchlag, gehört hatte, verlor einen Augenblick die Befinnung. Alsdann, 


nachdem er wieder zu fich ſelbſt gefommen 315) war, fagte er voll Kumz 


mer Folgentes: „Ach, mit Recht fagt man: 

310. Meift werden Frauen Schlehten zu Theil, Tieblos ift 
der Könige Herz, Reichthum läuft dem: Geizhals nad, die Wolfe 
regnet auf Berg und Meer. 16) 

311. Wer thörichterweile bei ſich denkt: «Ich ftehe in des 
Königs Gunft», in dem evfenne einen. Ochſen, der die Körner 
verloren hat | 

312. Lieber ven Wald! Lieber bettelm! Von Laftentragen 
९0८ gelebt! Lieber Frank fein, als Glücksgüter gewinnen durch 
Beamtenthum. 317) 

Darum habe ich unangemefjen gehandelt, indem ich Freundfchaft mit 
ihm fchloß. Denn man jagt auch 

313. Nur wo beide an Reichthum glei und beide gleich 
find an Geſchlecht, da geziemet jih Eh’, Freundſchaft, doch zwi— 
fhen Starf- und Schwachen. nit. 318) 

Und je: 

314. Der Hirsch begehrt 10 mit dem Hirſch zu einen, Stier 
mit dem Stier und Roffe mit den Roſſen, der Thor mit Thoren, 
der Weife mit dem Weiſen: ०८६ Strebend und Charakters Gleich— 
beit bildet Freundſchaft. 

Drum wenn ich auch hingehe und ihn mir geneigt zu machen fuche, 
fo wird er mir doch nicht gnädig werden. Denn man fagt audy: 

315. Wer aus irgendeinem Grunde in heftigen Zorn ge= 
rathen ift, Sicherlich wird der verföhnet, jobald der Grund ent— 
fallen ift; wer aber ohne allen Grund die größte Feindſchaft Hat 


gefaßt, auf welde Weife könnte man zufrieden ſtellen diefen je? 319) 


Da a a an tn nu ae Ar क , "क क्का > 


en, 


Berfeindung von Freunden, Zehnte Erzählung. 79 


Ah! Ah! Mit Recht fagt man Folgendes: ` 

316. Treuergeb’nen, Verdienftvollen, des Freundes Beſtem 
70 Widmenden, des Dienftes Regeln und Weſen Kennenden, 
felbft wenn fie frei find von Verrath 320), liegt doch im ſchwan— 
fenden Kerzen die Qual: wird es gut gehn oder nicht? Drum 
ift der Dienft bei einem König wie der des Meers ſtets furcht— 
gepaart. _ 

Und fo: 

317. Cine Wohlthat jogar von Liebergebenen wird verhaßt 
und von andern dient augenfällig eine Unthat zur Liebe jelbft: 
weil ſchwer zu ergründen der Könige mannichfach wechſelvoller 
Sinn, ift unergründlichit des Dieners Amt, nicht zu. bemeiftern 
von Heiligen jelbft. 321) 

Das aber feh’ ich ein: Pingalafa ift von andern in feiner Nähe 
Befindlichen, welche es nicht ertragen fünnen, daß er mir gnädig ift, ger 
gen mich aufgehest, Deswegen fpricht er fo von mir, obgleich. ich ſchuld— 
los bin. Man jagt aud;: 

318. Daß der Herricher andern gnädig, ertragen dieſe Die- 
ner nit; Feind find fie felbft bei Wohlthaten, voll Zorn, wie 
Frauen eines Manns, 322) 

Und dies ift auch darum der Fall, weil, wo ſich Begabte in der 
Nähe befinden, Unbegabten feine Gunft zu Theil wird. Man fagt auch: 

319. Bor den Gaben des Hochedlen ſchwinden Begabter 
Gaben ſelbſt; bei Nacht erftrahlt des Lichts Flamme, nicht aber, 
wenn die Sonne fcheint.‘ 323) 

Damanafa fagte: „Ah! Freund! Wenn es fo ift, fo haſt du nichts 
zu fürchten. 324) Wenn er auch durch diefe Böfewichter aufgereizt ift, 
jo wird er doch durch deine Beredfamfeit zur Gnade zurückkehren.“ Jener 
antwortete: „Ad! Was du fagft, ift nicht richtig. Man kann ſich ſelbſt 
in ber Mitte unbedeutender Böfewichter nicht aufrecht erhalten. Sie wen— 
den eine andre Hinterlift an und verderben 325) einen ficherlich. Denn 
es heißt auch: 

320. Viele niedrige Schlauföpfe, die all ſich nähren durch 
Pfiffigkeit, können zu Unrecht Recht machen, wie Kräb’ und Sipp- 
Ihaft beim Kameel.“ 326) 

Damanafa fagte: „Wie war das?‘ Jener erzählte: 


शाः ` Erftes Bud. 


Eifte Erzählung. 
Der Löwe, feine Minifter und das Kameel. र) 


In einer Waldgegend lebte einft ein Löwe, Namens 
Madotkata *), und deffen Diener waren ein Panther, eine 
Krähe und ein Schafal. Inden diefe aber einft hier und da 
herumfchweiften, jahen fie ein von einer Karavane abgefom- 
mened Kameel, Namens Krathanafa, +) Der Löwe ſagte 
darauf: „Erfundigt euch doch, ob e8 ein Waldthier ift, oder 
ein Hausthier!" Nachdem fie dies gehört, fagte die Krähe: 
„Do Herr! Dies ift ein Hausthier, Kameel genannt, eine Art 
Geſchöpf, welches du freffen Fannft. Deshalb laß e8 umbringen!” 
Der Löwe fagte: ,, 90) tödte niemand, der in mein Haus ge: 
treten. Man jagt auch: 

321. Sogar wer feinen Feind mordet, wenn er furchtlos ver— 
trauensvoll ind Haus ihm trat, ०९१ Schuld gleihet dem Mord 
von hundert Brähmanas. Ä 

Darum verfprecht ihm vollftändige Sicherheit und führt 
९8 zu mir, damit ic) e8 nach dem Grund feiner Hierherfunft 
frage. ^“ 

४ Darauf forderten alle zufammen das Kameel auf, Ver: 
trauen zu faſſen, verfprachen ihm Sicherheit und führten e8 
vor Madotfataz nachdem ९6 10 ehrfurchtsvoll verbeugt, ९६६६ 
es 10 nieder. Alsdann erzählte e8 auf deſſen Befragen feine 
ganze Gefchichte von der Zeit an, wo e8 von der Karavane 
abgefonimen war. Darauf fagte der Löwe: „O Krathanafa! 
Gehe nicht zum Dorf zuriick, um did) wieder der Dual des 
Lafttragend zu unterziehen. Bleib furchtlos bei mir bier im 
Wald und genieße die Imaragdgleichen vortrefflichen Gräſer!“ 
Das Kameel aber fagte: ,, 941 und haufte vergnügt in der 





*) ‚der brünftige Glefant‘‘, oder vielleicht, nach der etymologifchen 
Bedeutung, „der vor Stolz Wüthende“. 

***) Dies ift der Name einer weißen Art Agallochum, welcher dem 
Kameel feiner Farbe wegen gegeben fcheint. 


Berfeindung von Freunden. Eifte Erzählung. 81 


Mitte von ihnen, indem ९6 bei fich dachte: „Ich brauche mich 
vor nichts in aller Welt zu fürchten‘. 

Eines Tages nun र) hatte Madotfata mit einem großen 
im Walde lebenden Elefanten einen Kampf; da erhielt er durch 
deſſen mörjerfeulengleichen Stoßzahn eine Wunde und wenig 
fehlte, daß er infolge davon das Leben eingebüßt hätte; fein 
Körper wurde aber fo fchwach, daß er nicht einmal den Fuß 
irgendwohin bewegen Fonnte. Da geriethen die Krähe und 
die übrigen alle durd) feine Ohnmacht in Hungersnoth und 
fchweres Leid. Der Löwe aber fagte zu ihnen: „He dal fucht 
irgendwo irgendein Thier, damit ich, obgleich ich in dieſem 
Zujtande bin, e8 tödte und euch Nahrung verichaffe.” Dar: 
auf fingen fie alle vier an herumzufchweifen. Da fie aber 
gar nichts erblicten, jo pflogen die Krähe und der Schafal 
miteinander Rath.) Der Schafal ſprach: „He, Krähe! 
wozu das viele Herumfchweifen? da fteht ja Krathanafa voll 
Vertrauen auf unfern Herrn. Laß uns ihn tödten! Das gibt 
Lebensunterhalt für das ganze Gefolge. Die Krähe प्रा 
wortete: „Ah! du ſprichſt ganz angemefjen. Aber der Herr 
bat ihm Sicherheit verfprochen. Darum darf ९ nicht getödtet 
werden.” Der Schafal ſagte: „O Krähe! ich werde durd) 
meine Borftellungen den Herrn beftimmen, daß er e8 umbringt. 
Drum bleibe du hier, bis ich nach Haufe gegangen bin, des 
Herrn Befehl empfangen habe und wieder zurückkehre.“ 

Nachdem er jo geiprochen, machte er fich eilig auf den 
Weg zum Löwen. Zu dem Löwen gekommen ſprach er हिणः 
gendes: „O Herr! herumfchweifend haben wir den ganzen 
Wald durchſucht, aber Fein einziges Thier 33%) angetroffen. 
Was jollen wir num thun, da wir vor Hunger nicht einmal 
einen Fuß mehr vorwärts bewegen fünnen? Auch Majeftät 
jcheint etwas Nahrhaftes eſſen zu müſſen. Wenn fie daher 
befiehlt, jo läßt fich jest aus Krathanafa’s Fleifch ein nahr- 
` 041९6 Mahl 33") bereiten.‘ 
: Als aber der Löwe dieſe feine abjcheuliche Nede hörte, 
fagte er von Zorn erfüllt: „Pfui, pfuil du gemeinfter Böſe— 


Benfey, Pantfhatantra, IL. 6 


82 ® ४८१९6 Buch. 


wicht! wenn du das noch einmal fagft, fo werde ich Dich 
augenblicklich umbringen. Da ich ihm Sicherheit veriprochen 
habe, wie kann ich ९ nun ſelbſt tödten! Man fagt ja: 

322. Kuhſpende niht, Landſpende nicht, nicht Speifefpende 
find fo das Höchſte als, nach der Weifen Urtheil, an aller Spen— 
den Spike 1९01 die Spende der Furdtlofigkeit. 332) 

323. Sämmtliche Opfer, vollzogen mit der Spenden ४५४ 
trefflihften, wiegt. eines einz’gen angftvollen Gefchöpfes Lebens: 
ſich'rung auf.” 


Nachdem er dies gehört, fagte der Schafal: „O Her! 
wenn das Kameel im Vertrauen auf die ihm gewährte Sicher: 
heit umgebracht wird, dann begehft du eine Sünde. Aber, 
wenn ९6 aus Ergebenheit gegen deine Majeftät fein Leben 
von felbft anbietet, dann begehft du feine Sünde. Wenn ९ 
fich daher felbft zum Tode. anträgt, dann darf ९ getödtet 
werden, oder einer von und muß umgebracht werden. Denn 
Majeftät bedarf einer nahrhaften Speife und geht, wenn der 
Hunger nicht geftillt wird, der Auflöfung entgegen. Wozu 
haben wir aber unfer Leben, wenn wir e8 nicht zum Nutzen 
unfres Herrn fahren laffen? Wenn Majeftäit etwas Unan— 
genehmes zuftößt, dann ift ९ unfre Pflicht, felbft rückwärts 
ins Feuer zu gehn. Man fagt auch: 

324. Wer im Gefchlecht das Oberhaupt, des Leben ift auf 
jede Art zu wahren; wenn er dahin, ift auch das Haus vernich— 
tet 333): nicht fahren Räder nah zerbrochner Nabe.” 


Nachdem er dies gehört, ſagte Madotkata: „Wenn dem 
fo ift, fo thue was dir gut fcheint.‘ 

Als der Schafal dies vernommen, ging er eilig zurüd 
und fagte zu ihnen allen: „Hört, hört! der Herr befindet 
fich fehr Schlecht. Das Leben figt ihm ſchon in der Nafen- 
1४९. Wozu alfo das Herumjagen? wer wird uns in dieſem 
Walde fhügen, wenn er nicht mehr {११२ Drum laßt ung 
gehn und ihm, den die Krankheit: Hunger in die andre Welt” 
treiben will, unfre eignen Leiber zum Gejchenf machen, damit 


Berfeindung von Freunden. Elfte Erzählung. 83 


wir unfre Schuld für des Herrn Gnade abzablen. Man 
fagt ja: 

325. Der Diener, unter des Augen den Herrn ein Mis- 
geſchick betrifft, fährt bei lebendigem’ Leibe hinunter in ven 
Höllenſchlund.“ 


Darauf gingen ſie ſogleich alle mit Thränen in den 
Augen zu Madotkata, verbeugten ſich und ſetzten ſich nieder. 
Als er ſie um ſich ſah, ſagte Madotkata: „Ach! habt ihr 
irgendein Thier gefangen oder geſehen?“ Darauf antwortete 
aus ihrer Mitte die Krähe: „O Herr! wir find ſchon allent- 
halben umhergerannt, haben aber fein Thier weder gefangen 
100 gejehn. Deshalb möge der Herr 1९61 mich verzehren 
und dadurch jein Leben friften: jo wird Majeftät ſich erqui— 
den umd 10 werde in den Himmel fommen. Denn man 
fagt auch: + 

326. Der Diener, weldyer treufinnig für feinen Herren das 
Leben läßt, gewinnt die höchſte Nangftufe, von Alter frei und 
frei von ३५१. 


Nachdem der Schafal dies gehört, fagte er: „Ach! dein 
Körper 1 jehr Fein. Wenn er dich auch verzehrt, fo wird 
das dem König das Leben doch nicht friften; außerdem ift 
९6 auch ſchädlich. Man fagt Ru: 

327. Der Hund ſogar verſchmäht Kräh’nfleifch; ſelbſt wenig 
davon ift ungefund; wozu aud eine Speif’ effen, an der man 
70 nicht fätt'gen kann? 


Du haft nun deine Ergebenheit gegen den Herrn bewies 
jen und deine Berpflihtung für des Herrn Nahrung ab- 
getragen; auch haft du dir in beiden Welten einen guten 
Leumund erworben. Darum tritt zurüd, damit auch ich den 
Herrn anreden kann!“ 

Nachdem jo geichehen, beugte ſich der Schafal ehrfurchts- 
voll und fagte: „O Herr! erhalte dein Leben heute durch 
meinen Leib und laß mich beide Welten erwerben! Denn 
man jagt auch: 

6 ” 


84 ® ५१८६ Bud. 
328. Dem Herrn gebührt des Dienftimannes Leben, da er's 


durch Sold erwarb; darum begeht er auch Feine Sünde, wenn 


er ९8 ihnen nimmt.‘ | | 

Als er aber 014९6 gehört, fagte der Panther: „Ah, 
du haft Schön gefprochen! aber auch dein Körper ift ſehr Flein 
und, da Krallen deine Waffen find, jo gehörft du zu dem— 
jelben Gefchlecht und darfſt deshalb nicht von ihm gefreſſen 
werden. Man fagt ja 


329. Kein Weifer efje Verbotnnes, wäre der Tod ihm no 


fo nah, zumal wenn ९6, obgleich wenig, ihn doch um beide Wel- 
ten bringt 


Du haft deine Blutsfreundfchaft nun bewielen. Sagt 
man ja Doc mit Necht auch Folgendes 

330. Darum heben die Erdherrſcher ihre Verwandten zu 
10 empor; denn dieſe Andern ſich nimmer, nicht anfangs, mitten, 
nicht zu End 


Deswegen tritt zurück, damit auch ich mir des Herrn 
Gnade ९110९10९... 

Nachdem fo gefchehen, verbeugte फ der Panther und 
Iprach zu Madotfata: „O Here! nimm jest meinen Leib zu 
deinem Lebensunterhalt. Im, Himmel णि mir eine ewige 
Wohnung zu Theil werden und auf dem Erdboden mein 
Ruhm fich in die mweitefte Ferne erſtrecken! drum trage एष 
fein Bedenfen hierbei! Man jagt ja: 

331. Treuergebenen Dienftleuten, die geftorben für ihren 
Herrn, wird ew’ge Wohnung im Himmel, auf Erden großer 
Ruhm zu Theil.‘ 

Nachdem er dies gehört, dachte Krathanafa: „Sie haben 
doch fchöne Worte ausgefprochen und der Herr hat feinen 
einzigen umgebracht, Darum will auch ic; Angemefienes vor— 
tragen, damit fie alle drei meine Nede loben.‘ Nachdem 
er fich fo entfchloffen Iprach er: „Ah! was du fagft ift an— 
gemefien. Allein auch du bift ein Krallenfimpfer! wie fann 
alfo der Herr auch dich freffen? Man jagt auch: 


कक्‌ a" 
— nat पा १ 


Verfeindung von Freunden. Elfte Erzählung. | 85 


332. Wer fogar nur im Geift heget Unbilden gegen fein 
Geichleht, den treffen ebendiefelben in diefer und in jener Welt. 


Darum tritt Du zurück, damit ich den Herrn anrede!’ 

Nachdem fo gefchehen, trat Krathanafa hervor, verbeugte 
fich und fprach: „O Herr! dieſe darfſt du ja doch nicht effen. 
Deswegen laß dir meinen Leib zum Lebensunterhalt dienen, 
damit ich beide Welten gewinne. Denn man fagt auch: 

333. Nicht Opfrer nicht fogar Büßer erreichen ſolchen hohen 
Rang, als brave Fürftendienftleute, die für den Herrn कि opferten.‘ 


Nachdem er jo gefprochen riffen ihm auf des Löwen Er- 
faubniß der Banther und der Schafal den Bauch auf, die 
Krähe hadte ihm die Augen aus und Krathanafa büßte jein 
Leben ein. Alsdann wurde er von allen Ddiefen gemeinen 
Scylauföpfen aufgefreffen. Daher fage ich: 

334. Diele niedrige Scylauföpfe, die all फ nähren duch 
Pfiffigkeit, können zu Unrecht Recht machen, wie Kräh' und Sipp- 
ichaft beim Kameel. 339) + 


Nachdem er diefe Gefchichte erzählt hatte fagte Sandſchiwaka weiter 
zu Damanafa: „So, o Lieber! ſeh' ich vollftäindig ein, daß dieſer dein 
König eine gemeine Umgebung hat und nicht verdient, von braven Mänz 
nern bedient zu werden. Denn man fügt auch: 


335. Bei Kön’gen, welde unredlich, erglänzt ein Weiſer 
nimmermehr, jo wenig wie die Kriechente, die jih dem Geier 
zugefellt. 336) 

Und fo: 

336. Ehre jelbft den gei'rgleichen König, find Schwäne fein 
Gefolg, aber fcheue den fhwangleichen, wenn Geier feine Räthe 
find, 337) 

Sicherlich ift er durch irgendeinen Böfewicht gegen mich aufgehegt 
worden. Darum ſpricht er fo. So geht es ja auch. Man fagt noch: 

337. Wird dod des Berges harter Boden von weichem 
Waller untergraben und abgerieben, geſchweige ver Menjchen 
weiche Herzen vom Ohrgeflüfter ver Zwietracht Säenden. 

338. Von ind Ohr geträufeltem Gift gebrochen, was thut 


86 | Erſtes Bud. 


die thörichte Menfchheit nicht? Sie weiht फ felbft dem Buddha— 
möndthum, trinkt Wein aus Menſchenhirn fogar. 338) 

Sa mit Recht jagt man Folgendes 

339. Obgleih mit Füßen getreten, obgleich gefchlagen mit 
hartem Stab, tödtet die Schlange doch einzig, wen jie mit ihrem 
Zahn berührt. Ganz anders noch ift der böſen Menjchen heim— 
tückiſch grauſam Treiben: dem einen hängen fie 19 ans Ohr und 
vernichten den andern 08 auf den Grund. 339) 

Und fo: 

340. Ah wahrlih eine Mordweiſe, der Schlangen ganzes 
Miderjpiel! dem einen hängt er am Ohre und dem anderen bringt 
er Tod. 340) 

Da die Dinge fich aber fo gewendet haben, was ift nun zu thun? 
Sc frage dich weil du mein Freund bift.‘‘ 

Damanafa antwortete: „Es iſt angemeffen, dag du zunächſt in ein 
andres Land gehſt und einem folchen fchlechten Herrn nicht Dienit leiſteſt. 
Denn man jagt auch: 

341. Selbit feinen geiftlichen Pater darf man verlaffen, 
wenn er ftolz, nicht unterfcheidet Necht, Unrecht und auf unrechtem 
Mege geht.” 341) 

Sandſchiwaka fügte: „Es ift nicht möglich zu gehn, während der 
Herr gegen mic) aufgebracht ift. Auch werden die nicht glücklich =), 
die fich nach einem andern Ort entfernen. Denn man jagt aud): | 

342. Ein Weifer, der gegen feinen Herrn gefehlt, ſchläft 
nicht, wenn er auch weit weg gebt; lang find des Verftändigen 
Arme; mit denen verlegt er, wer ihn verlegt hat. 

Sp bleibt mir-denn fein Nettungsmittel außer Kampf. Man fagt 
auch: 

343. Weder durch Pilgerfahrten noch durch Buße, noch durch 
hundert reiche Spenden erlangen die Paradiesbegehrenden jene 
Welten, zu denen in einem Augenblick die Helden in den Schlachten 
gelangen, nachdem fie eingebüßt ihr Leben mit tapferm Sinne. २५२) 

344. Wer ftirbt, gewinnt ewiges Leben, höchſten Ruhm wer 
am Leben bleibt: fo fallen beide Vorzüge — ſonſt ſchwer zu 
erreihen — dem Helden zu. २५५) 


Berfeindung von Freunden. Zwölfte Erzählung. 87 


345. Zwei Männer ſind's, Die durchbrechen der Sonne Kreis 
in diefer Welt: der nur der Andacht lebende Mönch und der Held, 
der, vorn verwundet, fallt. 

346. Das Blut, das triefend aus der Stirn herabfließt- in 
१८6 Helden Mund, ift gleich dem Somatranf, nah Vorſchrift im 
Schlachtenopfer dargebracht. =+) 

347. Die Frucht, welche durch goldreiche, der Ordnung 
gemäß, nach der Vorſchrift über Spendungen, eine Menge von 
guten Brahmanen verehrende, mit vielen Geſchenken ausgeſtattete, 
wohl dargebrachte Opfer erlangt wird, oder durch Wohnen an 
Pilgerorten und in Einſiedeleien, duch heilige Werke, Buße, 
Faſten und Aehnliches: die Frucht erlangt in einem Augenblic 
der in der Schlacht gefallne Held.‘ 346) 

Nachdem er dies gehört, dachte Damianafa: „Ich fehe, er hat den 
Entichlug gefaßt zu fämpfen. Wenn nun diefer fchlimme Gefell mit ſei— 
nen jcharfen Hörnern den Herrn anfällt, fo entiteht eine große Unannehm- 
lichfeit. Ich muß daher nochmals mit meinem Verſtand auf ihn zu wire 
fen und auszurichten fuchen, daß er in ein andres Land geht.‘ Darauf 
fagte er: „Ach, Freund! du haft fehr verftändig gefprochen. Aber was 
ift das für ein Kampf: ein Kampf zwifchen Herrn und Dienern!? Man 
fagt aud) 

ˆ" 348. Wer einen ftarfen Feind erblickt, der ſei auf feinen 
Schutz bedacht; und die ftarfen follen ftrahlen gleichtwie des Mon— 
des Glanz im Herbſt. 347) 

Und ferner: 

349. Wer nicht des Feindes Kraft Fennend, dennoch den 
Kampf mit ihm beginnt, der wird, wie von dem Stranvläufer 
der Ocean, gedemüthigt.‘ 


Sandſchiwaka fagte: „Wie war das?” Damanafa erzählte: 


306९ Erzählung. 
Der Strandläufer und der Dcean. 


In einer Gegend am Ufer des Oceans wohnte ein Strand» 
läuferpärchen. Da wurde im Verlauf der Zeit 343) das Weib- 
hen, nachdem feine Brunftzeit gefommen war, trächtig. Als 


88 Erſtes Bud). 


fih nun die Brütezeit nahte, fagte fie zu dem Männchen: 
„Höre, Geliebter! meine Brütezeit naht heran. Laß uns 
deshalb einen Ort auffuchen, wo uns fein Unglüd droht, 
damit ich da die Eier legen kann.“ Der Strandläufer fagte: 
„Dieles Ufer 349) des Meers ift bezaubernd. Darum brüte 
du nur bier 

Jene fagte: „Hierher tritt am Tage des Vollmonds die 
Meerflut über. 9) Die reißt jelbft wüthende Elefantenfönige 
fort. Drum laß und in der Ferne irgendeinen andern Ort 
aufjuchen!” Nachdem er dies gehört, fagte der Strandläufer 
lächelnd: „O Liebe! was du fagft, paßt ſich nicht. Wie 
groß ift denn das Meer, daß ९ meine Jungen verlegen 
fönnte? Haft du denn nicht gehört 

350. Welcher Menſch möchte thöricht von freien Stüden in 
das Feuer fich fürzen, meldes den Weg zu den Wolfen ein- 
geihlagen Hat, rauchlos ift und immer großen Schreden ver- 
breitet? 351) 

351. Wer weckt, gierig die Welt des Jama 2) zu jehen, 
den dem Gott der Vernichtung gleichen fchlafenden Leu’n, der ruht, 
nachdem er des mwüthenden Glefanten Knollen 33) zerfleifcht hat? 

352. Wer fteigt hinab zu Jama's 32) Palaft und fordert 
von felbft den Vernichter furchtlos heraus: „Nimm bin mein 
Leben, wenn du irgend flarf genug dazu!“ 

353. Welcher Menfh, wenn er der Eigenſchaften Wirkung 
fennt, wird die Kälte durch Waſſer entfernen, wenn Falt ſich 
Morgenwind erhebt, gemiſcht mit Flöckchen Neifes? 3°%) 

Darum lege nur hier ohne Zagen deine Eier! Man 
jagt auch: 

354. Wer aus Furcht zu unterliegen feinen Wohnort im 
Stiche laßt, wenn von dieſem fein Weib Frucht trägt, nennen 
Meife fie unfruchtbar. 355) 

Und fo 

355. Wer gequalt von der Verachtung Pein, ſchimpflich 
lebend, doch leben bleibt, der follte nie geboren werden, Leid 
bringend der, die ihn gebar.“ 356) 


Verfeindung von Freunden. Zwölfte Erzählung. 89 


Indem der Strandläufer jo ſprach, lachte das Weibchen, 
welches den wahren Gehalt feiner Kraft fannte, und fagte: 
„Wahrlich, richtig und jehr paflend ift dieſes 

356. Was foll die ſtolze Rede? du machſt dich zum Geſpött 
der Leute, o Indra unter ven Vögeln! ० Wunder! das Häschen 
nimmt das Maul fo voll, wie ein Elefant.‘ 357) 


Der Strandläufer antwortete: „Was kann denn das 
Meer thun?“ 

Das Meer, da ९6 diejes hörte, dachte bei 1 : „Sieh' 
mir einer den Uebermuth dieſes WVogelgezüchts! Sagt man 
000) mit Recht: 

357. Dur wen wird eines ſelbſtgeſchaffne Ueberhebung 
zur Ruh' gebracht? Strandläufer jchläft die Füße aufwärts aus 
Furt daß fonft der Simmel bricht. 38) 


Ih muß doc einmal aus Neugierde feine Macht kennen 
lernen! was er wol thun wird, wenn ich ihm die Eier weg- 
nehme.” Diefen Gedanken hielt ९6 feſt. Nachdem nun die 
Eier gelegt waren und das Weibchen des Futters wegen पवि 
entfernt hatte, nahm das Meer vermittelit der Flut die Eier 
weg. Als das Weibchen zurückkam und das Neft leer fand, 
ſprach fie jammernd zum Strandläufer: „O du Thor! ich 
hatte dir vorhergefagt, daß die Eier zur Zeit der Flut ver- 
loren werden würden, und daß wir darum jo weit als mög— 
lich weggehn ſollten. Aber aus Thorheit bift du übermüthig 
geworden und thuft nicht, was ich fage. Sagt man ja doch 
auch mit Recht: 

358. Wer nicht befolget wohlwoll'nder Freunde Rede, der 
geht zu Grund, wie die thörichte Schildkröte, die vom Stocke 
herunterfiel. ०१) 


Der Strandläufer ſagte: „Wie war das?“ Das Weib— 
chen erzählte: 


90 Erſtes Bud. 


Dreizehnte Erzählung. 
Die unfolgfane Schildkröte. ९) 


Es wohnte einmal ०) in einem gewiffen Teiche eine 
Scildfröte, Namens Kambugriva.*) Diefe hatte zwei Sreunde 
welche zum Gefchlechte der Gänfe gehörten und die höchite 
Liebe zu ihr gefaßt hatten; ver eine hieß Sanfata**), der 
andere Vifata.***) Stets famen dieſe zu dem Ufer des Tei- 
ches; da erzählten fie fich einander viele Gefchichten von den 
Meifen unter den Göttern, Brahmanen und Königen, und 
zur Zeit de8 Sonnenuntergangs gingen jene in ihr Neft zu— 
rück. Im Verlauf der Zeit trocknete aber diefer Teich infolge 
von Negenmangel nad) und nad aus. Aus Schmerz über 
01९९6 Unglüd jagten jene beiden: „Ach, Freund! diefer Teich 
ift zu bloßem Schlamm geworden. Wie wirft du nun beſte— 
hen können? In unfern 36%) Herzen ift nun Betrübniß.“ 

Nachdem er dies gehört, विद Kambugriva: „Ich kann 
ohne Wafler nicht leben. Dennoch laßt uns ein Hülfsmittel 
ausfinnen! Man jagt aud) 

359. Für Verwandte ſowie Freunde eifert der Weiſe jeder- 
zeit, wie Manu fagt, mit Anftrengung, wenn fie ein Misgeſchick 
betrifft. 363) 

Drum ſchafft einen ftarfen Strick und einen leichten 
Store ३०५) vor allem herbei, und fucht einen Teich auf, wel- 
cher viel Waffer enthält! dann befteige ich dieſen leichten Stock, 
ihr ergreift von beiden Seiten mit den Zähnen die beiden 
Spiten 365) und führt- mich fo zu dieſem Teich!“ Jene bei- 
den Sprachen: ,„D Freund, das wollen wir thun! aber du 
mußt ftil fchweigen wie ein Heiliger, der Schweigen gelobt 
hat; wo nicht, jo wirft du vom Stod herabfallen und dann 
in Stüde brechen.” Die Schildfröte fügte: „Gewiß! ich über— 





*) ‚einen Naden wie eine Mufchel habend“; nach Wilſon „drei 
Linien, wie eine Mufchel am Halſe habend“ was Glück bedeuten foll. 


"7, Hein‘. *x*)r 


क = 


— 


Verfeindung von Freunden. Vierzehnte Erzählung. 91 


nehme das Gelübde zu ſchweigen von jetzt an bis ich vermit— 
telſt des Fluges durch die Luft den Teich erreicht habe.“ 
Nachdem fo geſchehen, erblickte Kambugriva auf feinem 
Fluge eine unter ihm befindliche Stadt; deren Bewohner, da 
fie ihn fo fortgeführt ſahen, riefen voll Exftaunen: „Ah! da 
wird etwas von zwei Vögeln wie auf einem Wagen gefahren! 
ſeht, ſeht!“ Kambugriva aber, indem er ihr Gefchrei hörte, 


fing an zu fprechen. Eben wollte er ſagen: „Ab, was ift 


das für ein Lärm?‘ aber ehe er e8 noch halb ausgefprochen 
fiel er herab und wurde von den Stadtbewohnern in Stücke 
zerriffen. Daher fage ich 

360. Wer nicht befolget wohlwoll'nder Freunde Rede, der 
geht zu Grund mie die thörichte Schilvfröte, die vom Stode her- 
unter fiel. 366) 


Fortſetzung der zwölften Erzählung. 

Ferner fagte fie auch: 

361. Herr „Vorgeſorgt“ ſowol als auch Herr „Wenn's 
drauf ankommt“ nehmen beid' an Freuden zu, indeß aber Herr 
„Schickſalſchick“ zu Grunde geht.“ 367) 

Der Strandläufer fragte: „Wie war das?" Das Weib- 
chen erzählte: 


Vierzehnte Erzählung. 
Die drei 8110८.) 


In einem Waflerbehäfter wohnten drei Fifche: Anägata- 
viohätri*), Pratjutpannamati**) und Jadbhavifchja.***) Da 
famen nun einſt Fijcher ?°%), ſahen dies Waller und fagten; 
„Ah, der Teich ift reich an Fischen! er ift noch nicht ein 
einziges mal von uns durchſucht. Doch für heute haben wir 
genug zum Lebensunterhalt und ९6 ift fchon Dämmerung 
geworden. Drum wollen wir morgen früh zurücfehren.‘ 





*) „der für die Zufunft Sorge tragende”, 
*5) „der in der Noth Rath wiſſende“. 
*##) ‚der forglos, was kommen wird, erwartende‘. 


के 


92 ` Erftes Bud. 


AS Anägatavidhätri dieſe einem Donnerfchlag gleiche 
Rede gehört hatte, rief er alle Fiiche zufammen und ſprach 
Folgendes: ,, 90 ! habt ihr gehört, was die Fijcher 368) gejagt 
haben? Noch in diefer Nacht laßt uns in irgendeinen benach— 
barten Teich gehen! Man fagt ja: 

362. Schwache müſſen fi wegflüchten, wenn fie ein ftarfer 
Feind bedroht, oder in eine Burg ſchließen 7%, ſonſt ift feine 
Rettung für fie. 

Unzweifelhaft fommen diefe Fifcher zur Morgenzeit zurüd 
und vernichten alle Fiſche. Diefes ift meine Ueberzeugung. 
Darum ift e8 unrecht, hier aud) nur einen Augenblick zu ver— 
ziehen. Man jagt aud) 

363. Weife, die einen Weg fennen, der Freude bringt und 
führt’ er auch in die Fremde, die fehn niemals Vernichtung ihres 
९0106 und Stamms.“ 

Nachdem er diefes gehört, ſprach Bratjutpannamati: „Ah! 
was du fagft ift wahr! auch ich bilfige ९6. So laßt ung 
denn anderswo hingehn! Man fagt auch 

364. Elende nur und muthlofe Krähen, Hirſche und Feig- 
linge leiden den Tod im Heimatland, weil vor der Fremde Furcht 
ſie ſchreckt. 714) 

Und ferner: 

365. Wer allerwärts wanderen kann, was will der aus 
Liebe zum eigenen Land verderben? adies iſt der Born meines 
Erzeugers!» ſprechend, trinkt brackiges Waſſer die feige Memme.“ 

Dies hörend ſprach darauf laut lachend Jadbhaviſchja: 
„Ah! was ihr beide gerathen habt, iſt nicht gut. Denn wie 
paßt es ſich, auf ein bloßes Wort von jenen, dieſen auf die 
Väter von den Großvätern übergegangenen 2) Teich zu ver— 
laſſen? Iſt Vernichtung über uns verhängt, ſo werden wir 
auch ſterben müſſen, wenn wir wo anders hingehn. Man 


ſagt auch: 


366. Der Schlangen und der Nichtsnutz'gen, von andrer 


Schaden lebenden Plane werden nicht vollendet: dadurch beftehet 
diefe Welt. 373) 





Berfeindung von Freunden. Zwölfte Erzählung (Fortfesung). 93 


> Darum werde ich nicht gehen. Ihr mögt thun, was 
euch gefällt!‘ 

Nachdem fie darauf deſſen Entichluß erfahren hatten 
zogen Anägatavidhätri und Pratjutpannamati mit ihrem ७९ 
folge ab. Am folgenden Tage aber wurde diefer Teich von 
jenen Fifchern mit Negen durchfiicht +) und aller feiner Filche 
ſammt dem Jadbhaviſchja beraubt. Daher ſage ich; 

367. Herr „Vorgeſorgt“ ſowol, als aud Herr „Wenns— 
draufsanfommt‘ nehmen beid’ an Freuden zu, indeß aber Herr 
„Schickſalſchick“ zu Grunde geht. 379) ` | 


Fortfegung der zwölften Erzählung. 


Nachdem er diejes gehört, fagte der Strandläufer: „Liebe, 
wenn du mich 796) etwa für einen Jadbhaviſchja hältft, To 
gib Acht auf meine Macht. Ich werde diefes böſe Meer mit 
meinem Schnabel austrodnen.” Das Weibchen fagte: „Ah! 
wie kannſt du mit dem Ocean fämpfen? deswegen ziemt ९8 
ſich auch nicht 777) Streit gegen ihn zu beginnen. Man 
jagt auch: 

368. Kraftlojfen Männern dient ihr Zorn zum eignen Ver— 
derben: ein über die Maßen glühender Topf verbrennt zumeiſt 
die eignen Wände. 379) 

369. Der Thörichte, der mächtigen Nofjen in die Zügel 
fällt, kommt um durch feine eigne Schuld; nicht wahrlih macht 
mit jeinem Willen dies lichtentflammte (Feuer) Motten zur Flam— 
menzehrung.‘ 379) 

Der Strandläufer fagte: „Liebe, ſprich nicht fo! die, 
welche die Kraft der Standhaftigfeit befigen, beſiegen Mächtige, 
wenn fie ſelbſt auch jehr Fein find... Man jagt auch: 

370. Grad in deſſen Machtfülle tritt wer ſich nichts gefallen 
läßt dem Feind entgegen, wie Rahu 330) den Monde. jet noch, 
wenn er voll. 

Und jo: 

371. Wenn feine Kraft am allergrößten, dev braune Saft 3९1) 


94 Erſtes Bud 


vom Schlaf ihm trauft, dann legt der Leu den brunftwilden Ele— 
fanten den Fuß aufs Haupt 

Und ferner 

372. Die Sonne, wenn fie faum erftand, jest auf die Berge 
ihren Fuß: bei dem der von Natur Muth hat, kommt das Alter 
nit in Betracht. 382) 1148 

Und fo 

373. So groß der Elefant, er folgt dem Stachel und ift 
der Stachel dem Elefanten an Größe gleih? Entbrennt die Fackel 
fchmwindet hin das Dunkel und ift das Dunkel ver Fadel an Klein— 
heit gleih? Vom Donnerfeil getroffen jinfen Berge und ift der 
Donnerkeil एला Berg an Größe gleih? Wes Muth erftrahlet, 
der bejißet Stärke; wer darf vertrau’n auf Größ’ allein? 

Sp werde ich mit diefem Schnabel fein ganzes Waſſer 
auftrocknen.“ | 

Das Weibchen fagte: „Ach Lieber! wohinein 416 die 
कवा 08 fließt, nachdem fie neunhundert Flüffe in fih auf 
genommen, und eben fo der Indus, wie Fannft du das von 
achtzehnhundert Flüffen angefüllte mit einem nur einen Tro— 
pfen 383) tragenden Schnabel austrodnen? Wozu alfo ſolch' 
unglaubliches Gerede?” Der Strandläufer antwortete: „Liebe! 

374. Nicht verzagen ift Glücks Wurzel; mein Schnabel ift 
dem अधि gleih. Wie गि in langen Tag und Nähten nicht 
austroefnen der Ocean? 

Und fo: 

375. Schwer zu erwerben ift Herrlichkeit, folang der Mann 
nicht feine Mannheit braucht; ſowie die Sonne der Wage Bild 
befteigt, befiegt fie der Wolfen Scharen ſelbſt.“ 38%) 

Die Strandläuferin fagte: „Wenn du denn unumgäng- 
(ich den Kampf mit dem Deean unternehmen mußt, dann 
rufe auch Die andern Vögel zu Hülfe und greife mit Deinen 
Freunden vereint an. Denn man jagt auch: - 

376. Vieler Cin’gung bringt Stärfe, wenn fie einzeln auch 
alle ſchwach: aus Gräfern wird das Seil geflochten, das felbft 
den Glefanten hält. 389) 


< ~ =". ~ का 








Perfeindung von Freunden. Funfzehnte Erzählung. 95 


Und fo: 

377. Bon dem Sperling und Baumbhader, ver Fliege und 
dem Froſche wird Durch die Feinpfchaft eines Edlen ein Elefant 
zu Tod gebradyt.‘ 386) 


Der Strandläufer fagte: „Wie war das? "Die Strand: 
läuferin ſprach: 


Funfzehnte Erzählung. 
Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten. 


In einer Waldgegend wohnte ein Sperlingspaar, welches 
auf einem Tamalabaum 397) ſein Neſt gemacht hatte. Im 
Fortgang der Zeit ward ihm aber Nachkommenſchaft zu Theil. 
Eines Tages Fam ein brünftiger Walvelefant, von Hibe ges 
quält, zu diefem Baum, um Schatten zu fuchen. Da riß er 
im Uebermaß feiner Wuth mit der Spige feines Rüſſels an 
dem Zweig, auf welchem die Sperlinge hauften und zerbrach 
ihn. Durch deſſen Bruch zerjchellten auch alle Eier des Sper- 
lingweibchend und wenig fehlte, daß auch die beiden Sper- 
linge ihr Leben dabei eingebüßt hätten. Das Weibchen aber, 
von Schmerz über die Zerftörung feiner Gier überwältigt, 
brach) in Klagen aus und wurde gar nicht wieder vergmügt. 
Mittlerweile hörte ein Vogel, Baumbader*) mit Namen, der 
ihr aufs höchfte befreundet war, ihren Sammer und aus Mit- 
feid mit ihrem Schmerz befuchte er fie und fagte: „Ehrwür— 
00९! wozu das vergebliche Klagen? Denn man fagt ja: 

378. Was verloren, verfaumt, todt ift, beflagen die Klu— 
gen nimmermehr; durch dieſes grade find Kluge verfchieden von 
den Thoͤrichten. 


Und fo: 

379. Um Weſen foll man nicht lagen, wer ein Thor ift 
beflaget fie; der ſchafft Schmerzen jih aus Schmerzen und leidet 
doppelt Misgeſchick. 





*) |. N. 386. 


96 ® ५१८5 Bud. 


Und ferner: 

380. Der Verwandten Schleim und Thränen genießt ungern 
der Todte nur: drum nicht geweint! vollzieh' aber die Todten— 
brauche foweit du kannſt.“ 388) 

Das Sperlingsweibchen fagte: „Das ift wahr! aber 
warum hat jener böfe Elefant aus Wuth meine Nachfommen- 
fchaft vernichtet? wenn du in Wahrheit mein Freund bift, fo 
finne auf ein?®%) Mittel diefem Auswurf von Elefanten den 
Tod zu bereiten, damit nad) deſſen Vollendung der Schmerz um 
den Verluft meiner Nachkommenſchaft aufhöre. Man fagt ja: 

381. Iraun! zum zweiten mal geboren ift der Mann, der 
vergolten Hat dem der im Unglück ihm Hülfe und der ihm Spott 
geboten hat.‘ 390) 

Baumhader fagte: „Du fagft die Wahrheit. Es heißt 
auch: 

382. Ein Freund iſt, wenn er gleich fremden Stammes, 
wer treu im Unglück bleibt; denn im Glücke iſt jedweder jed— 
möglichen Geſchöpfes Freund. 

Und ſo: 

383. Ein Freund iſt wer im Unglück Freund; ein Sohn 
der, welcher Sühne ſchafft, ein Diener der, der ſeine Pflicht 
kennt, eine Gattin, die glücklich macht. 39%) 

Sp lerne denn die Macht meines Verſtandes Fennen! 
Ich habe aber auch noch .einen Freund, eine Fliege, mit Na- 
men Vinarava*); zu der gehe ich und rufe fie zu Hülfe, da- 
mit diefer böfe fchlechte Elefant getödtet wird.” 

Darauf ging er mit dem Sperlingsweibchen zur. Fliege 
und fügte: „Liebe! dieſes Sperlingsweibchen, meine Freun— 
din, ift von einem böfen Elefanten durch, die Zerbrechung ihrer 
Gier ſchwer verlegt. Ich will nun verfuchen ihn zu tödten, 
und dabei leifte mir Beiſtand!“ Die Fliege aber antwortete 
„Liebe! wozu bedarf e8 bei diefer Sache vieler Worte? Denn 
man jagt auch 





) ‚die wie eine Leier tönende“. 








Berfeindung von Freunden. Funfzehnte Erzählung. 97 


384. Um der Wierervergeltung willen erweifen Freunde 
Liebes fih; was aber von des Freunds Freunde geſchieht, thut 
das der. Freund nicht jelbit? 392) | 


Das ift wahr! aber auch ich habe einen jehr treuen Freund, 
einen Froſch, Meghanada*) mit Namen; auch den wollen 
wir zu Hülfe rufen und dann thun was vienli if. Es 
heißt auch: 

385. Bon Guten, Tugendhaften, Weifen, ver heiligen Schriften 
Kundigen, Klugen erdachte Rathſchläge gelten nimmer für zweifelhaft.‘ 

Darauf gingen fie alle drei zu Meghanada und theilten 
ihm die ganze Angelegenheit mit. Diefer aber fagte: Wie 
groß 1 denn ein folcher elender Elefant im Vergleich zu einem 
Edeln, welcher heftig erzürnt ijt? 39%) Drum laßt ung mei— 
nen Rath ausführen. Du, Fliege, gehe um Mittag und 
mache im Ohre diejes vor Wuth aufgeblähten Elefanten ein 
Geräuſch, ähnlich ven Tönen einer Leier, damit er vor Wol- 
luft über den Ohrenſchmaus die Augen fchließt. Alsdann 
hadt ihn Baumbacder mit feinem Schnabel die Augen aus; 
blind und von Durft gequält, hört er dann mein und meines 
Gefolges Gequaf, während wir und auf den Nand einer 
Grube ſetzen; er fommt heran, meinend es wäre ein Teich 
da, nähert ſich der Grube, fällt hinein und fommt ums Leben. 
Sp müfjen wir in Einverftändniß wirfen, damit unfer Haß 
von Erfolg gekrönt wird.‘ 

Nachdem dies darauf geichah, Ichloß der Elefant vor Vers 
gnügen am Gefang der Fliege die Augen, verlor das Geficht 
durch (न und indem er um die Mittagszeit ??% von 

urft gequält umberirrte, folgte er dem Gequak der Fröjche, 
fam zu einer großen Grube, fiel hinein und ſtarb. Daher 
1१4९ ich 

386. Bon dem Sperling und Baumbader, der Fliege und 
dem Froſche wird durd die Feindſchaft eines Edeln ein Elefant _ 
zu Tod gebracht.‘ 39°) 





*) „der wie eine Wolfe tönende “., 
Benfey, PBantichatantra. II. 7 


98 | | ® ५7९८5 Bud. 


Sortfegung der zwölften Erzählung. 


Der Strandläufer fagte: „Liebe, fo fol gefchehen! Mit 
Hülfe aller meiner Freunde werde ich das Meer austrocknen.“ 
Nachdem er dies befchloffen, rief er alle Vögel: Kraniche, 
Störche, Gänfe, Pfauen und fo weiter zufammen und fpradh: 
„Hört! ich bin vom Meer dadurch, daß ९ mir meine Gier 
geraubt hat, jchwer verlegt. Drum laßt uns ein Mittel er- 
finnen, e8 auszutrodnen!‘ 

Diefe pflogen darauf alle miteinander Rath und fagten: 
„Bir find zu fchwac das Meer auszutrodnen. Wozu alfo 
eine vergebliche Anftrengung? Man jagt aud: 

387. Der Shmwahe, der vor Stolz thöricht einen über: 
gewalt’gen Feind befämpft, der fehrt zurüd wie ein Clefant mit 
zerbrochnem Zahn. 


Da haben wir unfern Gebieter, den Vogel Garuda. ५९) 
Laßt ung dem nun dieſe ganze verächtliche Behandlung Fund 
thun, damit er erzürnt über die Verachtung feines Geſchlechts 
in Kummer gerathe, oder vielleicht auch feinen Stolz zeige. 
Aber auch das ſchadet nichts. Denn man jagt auch: 

388. Wer einem unzweideutigen Freund, einem tugenphaften 
Knecht, einer treuergebnen Gattin, einem wohlgefinnten Seren 
feinen Kummer klagt, wird froh. 397) 

Nachdem fo geichehn, gingen alle diefe Vögel mit ९९ 
trübtem Geficht, die Augen vol Thränen, mit jämmerlichem 
Gefchrei zu dem Vogel Garuda und fingen an zu zürnen. 
„Ach, diefe Gottlofigfeit! diefe Gottlofigfeit! Während du unfer 
Gebieter bift, find von dem Meere diefem redlichen Strand- 
läufer feine Eier geraubt. So ift ९6 denn jest aus mit dem 
Gefchlecht der Vögel! Auch alle andern werden ९6 wie das 
Meer, fobald fie Luft haben, vernichten. Man fagt auch: 

389. Sp wie er’3 von dem einen fieht, fo thut der andre 
Böſes auch: ४८ Melt thut nah, was einer vorthut; nie ſchert 
fie 10 um das was rede. 


Und fo: 


(द ^, ala 3 >" 


Berfeindung von Freunden, Zwölfte Erzählung (Fortfegung). 99 


390. Gegen Betrüger, Nihtswürd’ge, Diebe, Mörder und 
Aehnliche muß man die Untergebnen ſchützen, und gegen in Trug 
19 Hüllende 398) 

Und ferner: 

391. Wer feine Unterthanen hust, zieht ihrer Tugend ſechs— 


` tem Theil; wenn er fie aber nicht ſchützet, trägt er ein Sechstel 


ihrer Schuld. ३१५) 

392. Aus des Unterthans Leidflammen hebt ſich der Feuer: 
gott und rubt nicht eh'r, bis er verbrannt gänzlich des Königs 
Glüf und Haus und ५८१. *00) 

393. Der Fürft ift Aug’ den Auglofen, Blutsfreund denen, 
die freundelos, der Fürft ift Vater und Mutter allen rechtſchaffen 
Mandelnden. | 

394. Gin König, der nadı Frucht ftrebet, pflege der Welten 
eiferooll mit Spende, Ehre, wie Gärtner mit Wafler ihrer 
Schößlinge. #94) 

395. Gleihwie ein zarter Baumfhößling, wenn er mit 
Sorgfalt wird gepflegt, Früchte zu feiner Zeit ſpendet, fo die 
Melt auch, wenn gut regiert. 402) ५५ 

396. Gold, Getreide und Juwelen, कणी und Wagen man— 
her Urt und jo aud, was fie ſonſt haben, fommt den Fürften 
vom linterthan.‘’ 303) 


Nachdem aber der Garuda dieſes gehört hatte, fühlte ex 
Mitleid mit dem Schmerz der Strandläufer, wurde von Zorn 
ergriffen und dachte: „Ha! was diefe Vögel jagen, ift wahr! 
So laßt uns denn fogleich gehn und das Meer austrocknen!“ 
Indem er fo dachte, fam der Bote des Wifchnu zu ihm und 
jagte: ,, 40९, Garuda! der erhab’ne Närajana ++) fehicft mich 
zu dir. Der Erhab’ne will nad) Amaräyatt*%) gehn, um die 
Angelegenheiten der Götter zu beforgen. Drum komm eilig 
zu ihm!” 

Nachdem er dies gehört, fagte der Garuda voll Empfind— 
lichkeit zu ihm: „Ah, Bote! wie kann ich, ein verächtlicher 
Knecht, dem Erhab’nen dienen? Geh’ deshalb und ſprich zu 
ihm: «Es möge ein andrer Diener ftatt meiner zu feinem 

7 * 


100 Erftes Buch. 


Träger gemacht werden.» Ich laſſe mid) dem Erhab’nen em— 
pfehlen.“ Der Bote fagte: „O Sproß der Vinatk! 9) nod) 
niemals haft du etwas der Art zu dem Erhab’nen gejagt. 
Sag’ an! hat did) der Erhab’ne etwa geringichäßig behandelt?‘ 

Der Garuda fagte: „Won dem Meer, welches des Er- 
hab'nen Ruheſtätte bildet, find meinem Diener, dem Strand- 
(äufer, feine Eier geraubt. Wenn er dieſes num nicht beftraft, 
jo bin ic) des Erhab'nen Diener nicht länger; diefen meinen 
Entſchluß mögeft du vermelden. Darum gehe jo raſch als 
möglich bin zu dem Erhab’nen!‘ 

AlS der Erhab’ne darauf aus dem Munde feines Boten 
erfuhr, daß der Sproß der Vinataͤ aus Liebe erzürnt धि, fo 
dachte er: „der Zorn #9) des Garuda 1 gerecht. Deswegen 
will ich दीं gehn, ihn unter Achtungserweifung ermahnen 
und ihn holen. Man fagt auch: 

397. Einen treuen, ftarfen Diener von hohem Haus ver- 
achte nicht! Wie einen Sohn ſollſt du ihn lieben; wünſchſt du 
dir jelber Wohlergehn. | 

Und ferner: 

398. Der Fürft, zufrieden mit den Dienern, gibt ihnen 
Ehr allein zum Lohn; fie aber bringen für bloße Ehre ihr Leben 
jelbft zum Danfe dar.‘ ५०5) 


Nachdem er diefe Betrachtung angeftellt hatte, ging er 
eilig nad) Nufmapura*) zu dem Sproß der Vinata. Dieſer 
aber, da er den Erhab’nen zu feinem Haufe kommen पि), 
jenfte vor Scham das Geficht zu Boden, verbeugte ſich und 
fagte: „O Erhab’ner! 1९९; das Meer, weldyes übermüthig 
ift, weil e8 deine Nuheftätte bildet, hat meinem Diener feine 
Eier geraubt und mic geringichägig behandelt. Aus Scheu 
vor dem Erhab’nen habe ich gezögert, ohne fie würde ich ९8 
7190) heute austrodnen. Denn man jagt aud): 

399. Eine Handlung, die ihres Gebieters Herz beleidigt oder 
quält die thuen treue Dienftleute nie und ging es ans Leben auch.“ 


. 





*) „Goldſtadt“. 





ध कवन ` 


Berfeindung von Freunden. Zwölfte Erzählung (Fortfegung). 101 


Nachdem er dies gehört, fagte der Erhab’ne: „O Sohn der 
Vinata! was du gefagt haft, ift wahr. Denn man fagt auch: 

400. Strafe, die eines Knechts Fehler hervorruft, trifft den 
Heren zugleich; denn die Schande, die fie bringet, fallt mehr auf 
ihn als auf den Knecht. 


Darum fomm, damit wir dem Meer die Gier wieder 
abnehmen, fie dem Strandläufer bringen und dann nach Ama- 
rapurt #09) gehen!‘ ` 

Nachdem jo gefchehen, ſprach er, den feurigen Pfeil auf 
den Bogen legend, drohend zum Meere: „Ha, du Böſewicht! 
gib #19) dem Strandläufer feine Eier heraus! wo nicht, fo 
trockne 10) dich aus.” 

Darauf gerieth das Meer in Furcht und gab dem Strand: 
fäufer feine Gier zurüd. Dieſer aber händigte fie feinem 
Weibchen #1!) ein. Daher jage ich: 

401. Wer nicht des Peindes Kraft kennend, dennoch den 
Kampf mit ihm beginnt, der wird, wie von dem Strandläufer 
der Ocean, gedemüthigt.“ *12) 

Nachdem Sandſchiwaka dieſes gehört, fragte er ihn weiter: „Höre 
Freund! woran faun ich erfennen, daß er böſe Geſinnungen gegen mich 
hegt? So lange Zeit bin ich von ihm ſtets mit immer mehr zunehmender 
Liebe und Gunit behandelt und habe niemals eine Nenderung an ihm 
erblidt. Drum ſag' es, damit ich meiner eignen Rettung wegen mic 
erhebe, um ihn zu tödten.‘‘ 

Damanafa antwortete: „Lieber! was ift da zu erfennen? Folgendes 
wird dic überzeugen: Wenn, fobald er dich erblickt, feine Augen ſich 
röthen, er die Augenbrauen zufammenzieht, ſodaß fie einen Dreizack bil 
den und feine Mundwinfel mit der Zunge beleckt +13), dann ift ev bös— 
gefinnt, fonit ift er gnädig. Jetzt entlaß +) mich, ich gehe nach meinem 
Haufe zurück; du! trag” Sorge, daß der Beſchluß nicht. verrathen wird. 
Wenn #15) du, jobald es Nacht wird, gehen fannit, jo mußt du das 
Land verlaffen. Auf diefe Weife mußt +16) du dich, fei es durch Schmei- 
chen, Verrath, Beltechung, Gewalt oder anderes retten. Denn man 
fagt auch: 

402. Sogar durd Weib und Kind jhüget fein Leben der 
Verſtändige: bleibt ihm nur dies, fo füllt alles andre Lebenden 
wieder zu | 


102 ® १९5 ॐ प). 


Und fo 

403. Durch jedes mögliche Mittel, ſei e8 recht oder ungerecht, 
1९116 der Schwache fein Leben! der Starke wandle nad) dem Recht, #17) 

404. Wer Hin und ber bethört ſchwanket zwifchen Leben- 
und Geldverluft, dem kommt das Leben abhanden und mit dem 
ift auch jenes hin.“ | - 

Nachdem er fo gefprochen, ging Damanafa zu Karatafa. Karataka 
aber, als er ihn erblickt hatte fagte: ,‚‚Lieber! was haft du durch deinen 
eg dahin ausgerichtet?‘ Damanafa antwortete: „ich habe fürs erfte 
nur den Samen zur Intrigue ausgefäet. Das Weitre hängt nun vom 
Gang des Schickſals ab. Man jagt aud) 

405. Selbft wenn das Schiefjal ungünftig, erfüll der Weife 
feine Pflicht, damit er frei von Schuld bleibe und Fraftig halte 
feinen Geiſt.“ | 

Karatafa fagte: „ & fage denn, was für einen #13) Samen der 
Intrigue du ausgefäet haft?’ Iener antwortete: „Ich habe durch lüg- 
nerifche Reden zwifchen beiden folches Mistrauen gegeneinander erweckt, 
daß du fie nicht mehr an einer Stelle ftehend miteinander wirft rathichla- 
gen ſehn.“ Karatafa fagte: „Ach! vu haft nicht vecht gethan, das du 
diefe beiden, deren Herz in wechfelfeitiger Liebe ſchwamm, die in Freude 
hauften, in das Meer des Zorns gefchlendert haft. Man fagt auch: 

406. Wer einen glücklichen Harmloſen in vie Straße des 
Unglüfs treibt, der wird in allen Wiedergeburten unzweifelhaft 
unglüdflid fein. 

Ferner ift ९6 auch nicht recht, daß du nur an Swietracht Vergnü— 


gen findeit. Denn Böſes zu thun ift jedermann fähig, nicht aber Gutes, 
Man fagt auch 


407. Derderben eined andern. Werf fann aud der Niedre, 
fördern nicht; auh der Sturm kann ven Baum fällen, 2४0 ihn 
aufrichten nimmermehr. ^ ५1५) 


Damanafa fagte: „Ach! vu Fennft die Vorschriften der Lebensflug- 
heit nicht, darum fprichft du fo. Es heißt auch: 

408. Wer fein Wohl wünſcht, foll nie überfehn den Feind, 
der fich Heben will; wie die Weifen gelehrt haben, find der und 
Krankheit gleicher Art. 





Berfeindung von Freunden. Sechzehnte Erzählung. 103 


Jener ift nun unfer Feind, da er uns unjre Minifterftelle geraubt 
091. Es heißt auch: 

409. Wer eines andern erbliche #20) Stellung ihm abgewin- 
nen will, ift fein natürlicher Gegner; man rott' ihn aus, liebt 
man ihn gleich. 

Seit er yon mir aus Unbedachtfamfeit vermittelt des Verſprechens 
der Sicherheit herbeigeführt ward, bin ich auch durch ihn aus meiner Mi: 
nifterftellung verdrängt. Sagt man ja doch mit Recht: 

410. Wenn der Gute dem Böſewicht Cingang in fein Gebiet 
erlaubt, dann ift diefer, jobald er will, mächtig zu jenes Unter- 
gang. Darum veritatte nimmermehr der Verftändige dem Gemei— 
nen Raum: bier gilt wie ८6 im. Sprichwort heißt: «der Ehe— 
brecher wird Hausherr felbft ». 

Deswegen habe ich diefes eingefädelt, um ihn zu verderben: damit 
` er das Land verläßt oder umfommt, und diejes foll niemand außer dir #21) 
erfahren. So ift diefes von mir mit Necht zum eignen Vortheil unter: 
nommen. Denn es heißt auch: 


411. Grbarmungslos das Herz mahend, die Stimme aber 
wie Zuder füß, laß fahren jeglichen Zweifel und tödte, wer dir 
Böſes thut. 422) 


Außerdem wird diefer Sandſchiwaka, fobald er getödtet iſt, uns aud) 
zum Eſſen dienen. Das ift zunächſt ein Vortheil der Feindfchaft. Als: 
dann wird uns auch das Miniiterium und Wohlfein zu Theil. Da uns 
nun dieſes dreifache Gut bevorfteht, wie kannſt du mir Dummheit vor: 
werfen? Denn man fagt aud): 


412. Der Weife wäre unfinnig, welcher nicht wie Tſchatu— 
rafa jhmaufte, wenn er dem Feind Leiden, 19 jelber Vortheil 
ſchaffen kann.“ 


Karataka ſagte: „Wie war das?“ Jener erzählte: 
9 | 


Sechzehnte Erzählung. 
Der liftige Schakal. 


In einer gewiffen Waldgegend wohnte einmal???) ein 
Löwe, Namens Vadfchradanfchtra.*) Diefer hatte zwei Dies 


*) „Zähne wie Diamanten habend +. 





104 ® ५१८5 Bud. 


ner, welche ihn ftet3 begleiteten und mit ihm in dieſem Walde 
wohnten, einen Schafal, Tſchaturaka*), und einen Wolf, 
Kravjamufha**) mit Namen. Eines Tages aber begegnete 
der Löwe einmal einem weiblichen Kameel, welches dem Ge- 
bären nah durch feine Geburtswehen von der Heerde ab- 
gekommen war und fi) im Walde niedergefegt hatte, Nach: 
dem er e8 nun getödtet und ihm den Bauch aufgeriffen hatte, 
fam ein lebendiges kleines Kameeljunges heraus. Der Löwe 
jättigte fich vollftändig an dem Fleiſch des Kameelweibchens. 
Das junge verlafj’ne Kameelchen aber führte er aus Mitleid 
nach feinem Haufe und fprach zu ihm: „Mein liebes! weder 
von mir noch auch von einem andern haft du den Tod zu 
befürchten, drum fchweife nach deinem Belieben in dieſem 
Wald mit Tſchaturaka und Kravjamukha vergnügt umher! 
Da deine Ohren***) wie ein Spießr) ausſehen, fo नी 
du den Namen Sanfufarnarr) führen. Nachdem jo geichehen, 
brachten alle vier ihre Zeit damit zu, daß fie an einem und 
demjelben Drt fpazieren gingen und das Vergnügen der man— 
nichfachften Unterhaltung miteinander genoſſen. Sanfufarna 
aber, nachdem er zum Sünglingsalter herangewachfen war, 
verließ den Löwen aud nicht einen Augenblid.. Da hatte 
nun Vadfchradanfchtra einft einen Kampf mit einem wüthen— 
den Elefanten zu beftehen. Durch diefen wurde er infolge 
der Kraft feiner Wuth durch Stöße mit dem Stoßzahn am 
Körper fo ſehr verwundet, daß wenig fehlte, daß er das Un— 
glück gehabt hätte, getödtet zu werden. Als er ſich darauf 
mit feinem von Stößen entfräfteten Körper nicht rühren fonnte, 
da fprach er, mit von Hunger abgezehrter Kehle: „Ach! fuchet 
irgendein Thier, damit ich, obgleich ich mich in diefem Zu— 





*) „verfchlagen ^. 
**) „Fleiſchmaul habend ^. 
***) im Sanskrit karna. 
7) im Sansfrit canku. 
tr) „Ohren wie Spieße haben» *. 





Berfeindung von Freunden. Sechzehnte Erzählung 105 


ftand befinde ++), e8 tödte und von mir und euch den Hun- 
ger abwende 

Nachdem fie dies gehört, irrten fie alle drei im Wald 
016 zur Dämmerung umber, trafen aber gar fein Thier an 
Da dachte Tichaturafa: „Wenn diefer Sankukarna umgebracht 
wird, dann haben alle auf einige Tage #5) Nahrung; aber 
der Herr wird ihn aus Freundfchaft und weil er fein Schüß- 
fing ift, nicht umbringen. Ich werde jedoch durch die Macht 
meiner Klugheit des Herrn Gedanken lenfen und bewirken, 
daß er ihn tödtet. Denn ९6 heißt auch: 

413. Nichts gibt e8 in der Welt, das nicht vernicht-, er— 
reih= und ausführbar für ven Verſtand Verftanvyoller; darum 
ftrenge man dieſen an! 

Nachdem er jo überlegt hatte, fagte er zu Sanfufarna 
Folgendes: „He! Sanfufarna! Der Herr wird, wenn er feine 
nahrhafte Speife erhält, doch gewaltig von Hunger gepeinigt; 
wenn der Herr weg ift #26, jo trifft auch ung jelbit Verderben. 
Darum will ich um des Herren willen ein Wörtchen Iprechen. 
Hör an!“ Sanfufarna jagte #7): „O Lieber! Thu’ es mir 
fo fchnell als möglich fund, damit ich, ohne mich zu befinnen, 
dein Geheiß ausführe. Wenn ich dem Herrn etwas Gutes 
erweife, fo habe ich ja hundert gute Werfe damit verrichtet.‘ 
Zichaturafa ſagte: „Strecke dem Herrn deinen Körper vor, 
unter der Bedingung, ihn doppelt zurüczuerhalten, ſodaß dir 
ein doppelter Leib zu Theil wird, der Herr aber ein Mittel 
gewinnt, fein Leben zu erhalten. Nachdem er dies gehört, 
jagte Sanfufarna: ‚Lieber! Wenn du fo meinft, jo ift dies 
ja gerade mein VBortheil; man fage alfo dem Herrn, daß eben— 
diejes gethan werden möge. Doch muß ich in dieſer Sache 
den Gott der Gerechtigkeit वह Bürgen fordern.‘ #23) 

Nachdem diefer Beichluß gefaßt war, gingen fie alle zu— 
jammen zw dem Löwen. Darauf fagte Tfchaturafa: „Ma: 
jeität! Kein #29) einziges Thier ift heute gefangen. Die er- 
0407९ Sonne ift aber umtergegangen. #9) Wenn du jedod) 
des Sankukarna Leib verdoppelt zurücdzahlen willft und den 


106 Erftes Bud. 


Gott der Gerechtigkeit zum Bürgen *8) gibft, fo überliefert er 
dir denjelben. Der Löwe fagte: „Wenn dem fo ift, fo ift 


das fehr ſchön. Der Gott der Gerechtigkeit #3) fol zum 


Bürgen diefed Handeld gemacht werden.‘ 

Darauf wurde unmittelbar nach des Löwen Rede dem 
Sanfufarna von dem Wolf und dem Schafal der Bauch auf 
geriffen, jodaß er ftarb. Alsdann ſprach Vadſchradanſchtra zu 
Tſchaturaka: „Hör! Tſchaturaka! Halte forgfältig hier Wacht, 
bis ih, nachdem ich zum Fluß gegangen, gebadet habe und 
nach Verrichtung meiner Andacht ५31) zurückkehre.“ Nachdem 
er jo gefprochen, ging er zu dem Fluß. 

[6 er nun weg war, dachte Tichaturafa: „Wie fann 
ich es machen, daß ich diefes Kameel allein zu eſſen bekomme?“ 
Nachdem er fo überlegt, Iprach er zu Kravjamufhar „Hör'! 
Du bift hungrig; drum iß, fo lang der Here noch nicht zu= 
rückkehrt, vom Fleifch dieſes Kameels; ich werde dich vor dem 
Heren für unfchuldig erklären.‘ Als jener aber, nachdem er 
dies gehört, kaum ein bischen Fleifch gefoftet hatte, rief ihm 
Zichaturafa zu: „He! He! Kravjamufhal Der Herr fommt 
zurück! Laß alfo ab davon und ftelle dich’ weit weg, damit er 
nicht merft, daß davon gegeffen iſt.“ 

Nachdem fo gefchehen war, kam der Löwe herbei. Wie 
er das Kameel fieht, fo war das Herz deffelben weg. Da 
309 er die Augenbrauen zufammen und fagte mit großer Hef 
tigkeit: „Ha! Wer hat gemacht, daß das Kameel zu einem 
Ueberbleibfel geworden iſt?*22) वि an, damit ich auch den 
umbringe.” Nachdem dies gefagt war, blickte Kravjamufha 
nach Tſchaturaka's Mund, er wollte damit natürlich fagen: 
„Sprid doch etwas, damit ich gerettet werde. Tſchaturaka 
aber fagte ſpottend: „He! Nachdem du vor meinen Augen 
das Herz des Kameels gefreſſen haft, fiehft du jegt nad) mei— 
nem Mund. So fofte denn die Frucht des Baums deiner 


Ichlechten Aufführung!” Nachdem er dies gehört, ging Kravjas . 


mufha aus Furcht für fein Leben nad) einem andern Land, 
um niemals wieder zurüczufehrenz der Löwe aber blieb da. 


a ar क त a चका 


Perfeindung von Freunden. Sechzehnte Erzählung. 107 


Mittlerweile kam durch des Schickſals Fügung auf ebendiefem 
Wege eine große mit Laften beladene Kameelfaravane; an den 
Hals des an der Spige gehenden Kameeles war eine große 
Glocke befeftigt. Deren Ton hörte der Löwe ſchon aus der 
Ferne und ſprach zu Tichaturafa: „Lieber! Sieh doch nad, 
warum fich diefer fchrecfliche, nie vorher gehörte Ton hören 
läßt!” Nachdem er dies gehört, ging Tſchaturaka ein wenig 
in das Innere des Waldes, Fam dann eilig zurück umd fagte 
voll Zucht: „Herr! Mac’ dich for! Mac’ dich fort, wenn 
du gehn kannſt!“ Diefer Sprach: „Lieber! Warum erfchreckit 
du mich fo? Sprich Doc, was ift es?“ Tſchaturaka fagte: 
„O Herr! Es ift der König der Gerechtigkeit, welcher gegen 
dich erzürnt ift. Er jagt natürlih: «Mein Kameel ift von 
ihm, nachdem er mich zum Bürgen gegeben hat, vor der ihm 
beftimmten Zeit umgebracht 3); darum will ich mein Kameel 
tanfendfältig von ihm nehnten». Nachdem er dies befchlofen, 
hat er einen großen Kameelfhmudf genommen und an den 
Hald des an der Spige gehenden -Stameel8 befeftigt und 
fommt nun zugleid) mit dem Vater und den Ahnen, welche 
zu dem getödteten Kameel gehören, um Wiedervergeltung zu 
üben.” Der Löwe aber, da er dies alles aus der Ferne er— 
01५1९, ließ das todte Kämeel im Stich und machte ſich aus 
Furcht für fein Leben auf und davon. ५०५) Tchaturafa aber 
fraß in aller Muse das Fleifch des Kameeld auf. Darum 
jage ich: | 

414. Der Weife wäre unfinnig, welcher nicht, wie Tſchatu— 
rafa, ſchmauſte, wenn er dem Feind Leiden, 19 ſelber Vortheil 
ſchaffen kann.“ #35) 


Als aber Damanaka weggegangen war, überlegte Sandſchiwaka: 
„Was habe ich gerhan?! 34, ein grasfrefiendes Gefchöpf, babe Freund: 
ſchaft mir einem fleifchfreffenden gefchlofien ?! Sagt man denn nicht 
mit Recht : 

415. Der nahet jih Unnahbarem, der nicht zu Ehrende ver: 
ehrt; er zieht den Tod ſich zu felber, wie ein Maulthier, das 
ſchwanger wird, #36) 


108 Erites Bud. 


Was sol ich thun? Wohin fol ich ‚gehn? Wie kann ich mich 
retten? Oder follt! ich wol zu Pingalafa felbit gehn? Bielleicht ver- 
fhont er mich, wenn ich mich in feinen Schuß begebe; raubt mir das 
Leben nicht १ Denn man fagt auch 


416. Wenn denen दी, die redlich ftreben, des Schickſals 
Fügung irgend Unglück ſchickt, dann ſollen Weife, dieſes zu be- 
enden, Anſchläge faffen ganz befonderer Art. Denn in der gan- 
zen Welt gilt diefes Sprihwort: Dem Feuergebrannten ift ein 
Tropfen Feuer ein Mittel, weldhes Hülfe bringt. #37) 

Und fo 

417. Trifft ००५ in der Welt — und daran ift fein Grund 
zu zweifeln — die das Beſte thuenden Gefhöpfe — melde ftets 
erlangen, was aus den eignen Ihaten reift — Glück und Un— 
glück, wie ९6 fie, in früherem Leib erworben, von jelbft betreffen 
muß. *38) 

Aber wenn ich auch wo anders hin gehe, wird mir doch der Tod durch 
ein böfes fleifchfrefiendes Thier zu Theil werden. Darum ift es beſſer 
durch den Löwen. &s heißt auch: 

418. Wenn einer mit Gewalt'gen fampfet, ift jelbit fein 
Unglüf ehrenvoll; preiswürdig tft des Elefanten Zahnbruch, wenn 
er den Berg zerriß. 

प्रण 1५ 

419. २५५४ Mächt'ge Untergang leivend, gelangt der Nied're 
jelbft zu Ruhm, wie die Biene, die, faftgierig, ſtirbt durch des 
Elefanten Ohr.“ #39) 

Nachdem er fich fo entſchloſſen, machte er fich jchwanfenden Ganges 
Schritt vor Schritt auf den Weg, und als er des Löwen Wohnung मि, 
fprach er: „Ach! Mit Recht fagt man auch Folgendes: 

420. Wie in ein Haus, in welchem Schlangen niften, in 
einen Wald, der angefüllt von Naubthier, in einen ſchönen, lotus— 
ſchattenreichen, doch unthiervollen See, fo taudht man in eines 
Königs Balaft, der von vielen Böſ-, Kügnerifh-, Gemein=, Un: 
würd’gen ftroßet, wie in den Ocean, voll Furcht und Sorgen.“ #20) 

Indem er fo ſprach, fah er den Pingalafa in der von Damanafa 


befchriebenen Geſtalt; erfchroden und feinen Körper deckend, feßte er fich 
jo fern als möglich nieder, ohne feine Verehrung zu bezeigen. Pingas 


/ 


^ क क क "= वक 





= ` 


Berfeindung von Freunden. Sechzehnte Erzählung. 109 


laka #41) andrerfeits, da er die ihm von Damanafa vorausgefagte Hal: 
tung erblicte, ftürzte fich voll Zorn auf ihn. Sandſchiwaka jedoch, defien 
Leib von Bingalafa’s jcharfen Klauen zerriffen wurde, riß diefem mit धिः 
nem Rücken und feinen Hörnern den Bauch auf und machte की mit Mühe 
von ihm los. Dann ftellte er fich nochmals zum Kampf und juchte ihn 
mit feinen Hörnern zu tödten. Als nun Karatafa diefe beiden ſah, ver: 
gleichbar einer mit rothen Blumen überfäeten Butea, einen nach des aus 
dern Mord begierig, da Sprach er vorwurfsvoll zu Damanafa: „Ad! 
Du Thörichter! Das du Feindſchaft zwifchen beide gefäet haft, das war 
nicht gut gethan! Denn durch dich iſt diefer ganze Wald in Schreden 
gefegt. So kennſt du die wahre Lebensweisheit nicht. Die der Lebens- 
weisheit Kundigen haben gejagt: 

421. Diejenigen, welche, ver Xebensweisheit kundig, Ihaten, 
die mit der allerhöchſten Strenge geſtraft zu werden verdienten 
und mit Mühe zum Heil gewendet werden können, durch Liebe 
und Freundlichkeit ausgleichen, Die find mwahrhaftige Räthe; die 
aber, welche, wider die Ordnung, unbedeutende und geringe Strafe 
verdienende Thaten mit den jchwerften verfolgen, durd deren un— 
politifhes Benehmen #2) wird des Königs Wohl auf das Spiel 


geſetzt. 
Wenn nun der Herr beſchädigt wird, wie ſteht's dann mit der Weis— 
heit #43) deines Raths? Oder Sandſchiwaka wird nicht getödtet , , ... 


auch das darf nicht ſtattfinden; da die Lebensgefahr auch deſſen Tod zur 
Folge haben muß. 4244) Drum, du Thor! wie kannſt du die Stelle eines 
Minifters begehren? Du verftehft nicht die Kunſt, etwas friedlich zum 
Biel zu führen. Drum ift diefer Wunſch bei dir, der du harte Strafen 
liebft, eitel. Es heißt auch: 

422. Sanftmuth ift der Klugheit Anfang, Straf’ ihr Ende 
nad, Gottes #45) Mort; ०५० Strafe ift das ſchlimmſte von allen; 
fie zu verhängen, meide drum! 

Und fo: 8 

423. Da, wo Sanftmuth zum Ziel führet, da braudt der 
Weiſe Strafe nicht; wenn die Gelbfucht durch Zucker geheilt wird, 
wozu bedarf's Patola dann? ५५५) 

Und jv: 

424. Ein Werk wird von den MWerffund’gen zuerft mit 
Sanftmuth angefaßt; denn fanft vollzog'ne Anordnung führet nim— 
mer zu Misgeſchick. 


* 


110 छ ४१८8 Bud). 


Und ferner 

425. Dur) den Mond, durch Zaubermittel, durch die Sonne 
duch Feuer nicht — nur durch Sanftmutd — wird vernichtet 
dur Feind’ entitand’ne #27) Finfternig 

Wenn du alfo nah der Stelle des Minifters begehrjt: fo ift auch 
das unangemeffen, da du nicht weißt, was ein Minifter zu thun hat. 


Denn fünffacher Art ift die Kunft des Naths, nämlich Mittel, Gefchäfte 
zu beginnen; ®rwerbung menschlicher Güter; richtige Cintheilung von 


Ort und Zeitz Vorbauen gegen Unglücdsfälle und Crreichung des Ber 


zweckten. Jetzt tritt hier nothwendig ein Unglück des Herrn, oder des 
Minifters, oder audy aller beider ein. Wenn du aljo irgendetwas vers 
magft, jo denfe an ein Mittel, dieſem Unglück vorzubeugen. Denn «wo 
Zwieträcht'ges zu verföhnen», da erprobt fich die Weisheit der Näthe. +) 
Das zu thun, du Unwiffender! bift du nicht fähig, weil dein Verftand ein 
verfehrter iſt. Es heißt auch: 

426. Zerftören kann das Werk andrer der Schlechte, doc) 
९6 fürvdern nicht: wohl kann den Eßkorb ummerfen, doch ihn auf: 
heben nicht die Maus. ५५५) 

Doch ift dies vielleicht nicht deine Schuld, fondern die des Herrn, 
welcher dir Schwachfinnigem Glauben ſchenkt. Es heißt auch: 

427. Die Königsfhar, welche gemeinen Leuten folgt, den 
Pfad nicht geht, welchen der Weife ihnen zeigt, verftrickt ſich mit 
ihren Gefchäften in einen Sad, der, rings umſchränkt, ſchwierigen 
Meg zur Nüdfehr beut. *0) 

Menn du alfo fein Minifter werden wirft, fo wird fein einziger 
andrer, braver, Mann in feine Nähe gelangen fünnen, Es heißt auch: 

428. Zu einem Fürften, und wär’ er der beſte — jind 


ſchlecht die Rethe — kommt feiner je, gleihwie zum See voll 


Krofodile, wär'sſüß und ſchön fein Waſſer auch. 


Und ſo wird ein König, der nicht von Weiſen umgeben iſt, zu 


Grunde gehn. Es heißt auch: 

429. Wenn Fürſten Dienern Gunſt ſchenken, die ſchöne Reden 
führen zwar, aber im Handeln leichtſinnig, wird ihre Macht der 
Feinde Spott. 


Doch wozu dir, einem Thoren, Nath geben? Das bringt nur 
Schaden, feinen Nutzen. Es heißt auch: 


म) an U U * 





Berfeindung von कप्य, Siebzehnte Erzählung. 111 


430. Kein unfrummbares Holz frummt क; mit Meffern 
ſchneid't man Steine nit; Sutſchimukha!*) 491) bedenk' dieſes: 
Lehr’ feinen, der nicht lernen will!” 

Damazafa fagte: „Wie ift das?“ Karatafa erzählte: 


Steßzehnte Erzählung 
Die Affen und der Vogel Sutihimufha. +) *2) 


In einer gewiffen Berggegend wohnte einmal +) eine 
Affenheerve. Diefe konnte fich einftmals zur Winterzeit gar 
nicht zufrieden geben. Ihre Körper zitterten, weil ein ſehr 
falter Wind fie anwehte, ein Schneefall fie traf und ein hef— 
tiger Regenguß auf fie nieverftürzte. Einige Affen fammelten 
daher Gundichafrüchte, welche Feuerfunfen ähnlich find, ftell- 
ten fich rings um fie und pufteten, um Feuer zu erlangen. 
218 aber ein Vogel, Namens Sutſchimukha, dieſe ihre ver- 
gebliche Anftrengung ſah, ſprach er: „Ad, ihr feid alle Tho— 
ren! Dies find feine Feuerfunfen; ९6 find Gundfchäfrüchte. *°*) 
Wozu alfo die unnüge Anftrengung? Dadurch könnt ihr euch 
nicht gegen die Kälte ſchützen. Drum fucht irgendeine gegen 
den Wind gefhüste Waldgegend, eine Höhle oder Berggrotte! 
Auch jest noch zeigen fih mächtige Negenwolfen.” Darauf 
ſprach einer von diefen zu ihm: „Ha! Du Thor! Was geht 
das dich an? Halt dein Maul. Es heißt au): 

431. Einen in Arbeit oft Geftörten, einen Spieler, der un: 
terliegt, ण ein Kluger nicht anreden, wenn er fein eignes Beſte 
wünſcht. 

Und ſo: 

432. Wer Jäger, die umſonſt jagen, und Narren, die von 
North geplagt, thörichterweife anredet, der zieht fich felbft ein 
Uebel zu.” | 

Jener aber, ohne fich rathen zu laffen, hörte nicht auf, 
noch weiter zu den Affen zu fprechen: „He! Wozu die un— 





*) ‚Mund, wie eine Nadel habend: Spigfchnabel”. 


112 | Erſtes Bud). 


nüge Mühe?" Da er aber. feinen Augenblif mit Schwatzen 
nachließ, packte ihn ein Affe, ver über die vergebliche Arbeit 
in Zorn gerathen war, an die Flügel und fchleuderte ihn an 
einen Fels, fodaß er umfam. Daher ſage ich: 

433. Kein unfrümmbares Holz krümmt fi; mit Mefjern 
Ihneid’'t man Steine nit: Sutſchimukha! bedenk' dieſes! Lehr’ 
feinen, der nicht lernen will! +र) | 

Und fo: {४ ' 4 

434. Denn Belehrung reizt nur Narren, beruhigt ſie aber 
nimmermehr: das Waſſer, das die Schlang’ einſchlürft, dient zu 
vermehren nur ihr Gift. #96) 
| Und ferner 

435. Belehrung गि man nicht geben jedwedem ohne Unter- 
ſchied: Sieh! wie ein thörichter Affe hauslos die ſchön behaus’te 
macht.“ 457) 


Damanafa jagte: „Wie war das?‘ Jener erzählte: 


Achtzehnte Erzählung 
Der Affe und das Sperlingsweibchen. *°°) 


In einer Waldgegend wohnte 4०9) einft ein wildes Sper⸗ 
Iingspärchen, welches fein Neft auf dem herabhängenden Zweige 
eines Mimofabaums angelegt hatte. Wie fie nun da ver- 
gnügt zujammtenlebten, fing einft eine winterliche Negenwolfe 
an, langfam in einem fort zu regnen. Mittlerweile kam ein 


Affe, der, vom Wind und Negen getroffen, am ganzen Körper 


erftarrt war und zitternd die Zahneither ſpielte, zu der Wurzel 
des Mimofabaums und 1९61८ fid) nieder. Als das Sperlings- 
weibchen ihn in diefer Verfaſſung ſah, fagte fie zu ihm: „He! 
Lieber! | 

436. Verſehn mit Händen und Füßen, ſiehſt du aus ganz 
wie ein Menſch; die Kälte macht dih, Thor! zittern; warum bau ſt 
du dir nidt ein Haus?‘ 


u a करा 


— क क का ककन पव 


Derfeindung von Freunden. Achtzehnte Erzählung. 113 


Nachdem er dies gehört, ſprach der Affe zu ihr voll Zorns: 
„Gemeine Weib! Warum hältjt du dein Maul nicht? Ha! 
Diefe Frechheit! In ihrem Haufe figend, fpottet fie über mich!‘ 

437. Die taugenichts’ge, ſpitzmäulige, altklug ſchwätzende 
Bettel da will unbevdenklih ſtets babbeln; warum fchlag’ ich fie 
denn nicht todt?“ 


Nachdem er jo geiprochen, fagte er zu ihr: „Thörin! 
Was haft du dich um mid, zu befümmern? Man fagt au: 
438. Gin Verftändiger fteht Nede dem, der ihn voll Ver— 
trauen fragt; wer aber ungefragt redet, der heult gleichlam im 
wilden Wald.‘ 


Doch wozu vieler Worte? Kaum war dieſer Affe von 
dem auf ihr eignes Neft jtolzen Weibchen angeredet, als er *60) 
den Mimofabaum hinauffletterte und ihr Neft in hundert 
Stüde brach. Daher fage ich: 

439. Belehrung joll man nicht geben jedwedem ohne Unter- 
ſchied: Sieh! wie ein thörichter Affe hauslos die ſchön behaus'te 
11101. #56) 

Co haft du, Thor! nichts gelernt, obgleich von ehrwürdigen Lehrern 
unterrichtet. Vielleicht aber ift es nicht deine Schuld. Denn Wiſſenſchaft 
fügt fich zu einem guten, nicht aber zu einem fchlechten Charakter. Man 
fagt aud: 

440. Was nügt in aller Welt Weisheit, an falfhem Orte 
angebracht, wie ein Licht in einer Laterne, die von Blenden ver: 
dunfelt ift. 

So fennft du, da du unnüge Weisheit erlangt haft, und meiner 
9८०९ fein Gehör gibſt *261), nicht einmal dein eignes Verderben #62), 
biſt alfo ficher eine Misgeburt. Es heißt ja: 

441. Ein Sohn ift, wie die Schriftfund’gen fagen, eine Ge— 
burt und aud Gleichgeburt und Uebergeburt oder endlih auch 
Misgeburt. 

442. Geburt ift, wer der Mutter gleih it, Gleichgeburt, 
wer dem Vater gleich, Uebergeburt, wer mehr ald diefer, Misge- 
burt, wer misrathen ganz. 

७6 heißt auch: 

Beufey, Pantſchatantra. II. 8 


114 Erites Buch. 


4429. Rama fennt nicht Die Goldgazelle 463) [Nahufha 
nicht, welche Brahmanen er angefchirrt; Ardſchuna faßte die Ab— 
fiht, die Kuh ſammt dem Kalbe dem Brahmanen zu rauben; im 
Spiele gibt ०८5 Dharma Gezeugter vier Brüder fammt dem Weibe 
hin: naht das DVerderben, verlieren gewöhnlich ſelbſt brave Män— 
ner ihre DBernunft.] 

Ferner 

443. Den eignen Untergang ſogar veranſchlagt nicht der 
Böſewicht, der ſich an andrer Unglück freut; jo tanzt im Angeſicht 
der Schlacht gemöhnlidy noch der Rumpf, wenn fhon das Haupt 
hinſank. *264) 

Ach! Mit Recht ſagt man auch dieſes: 

444. Dharmabuddhi*) und Kubuddhi **) find mir beide 
recht wohl befannt: vom Sohne ward durch nutzloſe Klugheit der 
Pater in Rauch erſtickt.“ 


Damanafa fagte: „Wie war das?‘ Jener erzählte: 


Neunzehnte Erzählung. 
Dharmabuddhi und Papabuddhi. *°°) 


In einem gewiffen Ort wohnten zwei Freunde, Dharma- 
budodhi *) und Paͤpabuddhi **). Da dachte einftmals Paͤpa— 
buddhi: „Ich bin Doch ein Dummkfopf und von Armuth ges 
Ihlagen. Drum will ich mit diefem Dharmabuddhi in Die 
Fremde gehn, mit feinem Beiftand Geld erwerben, dann auch 
ihn betrügen und mir jo eine glüdliche Lage verichaffen. ‘ 
Eines Tages fagte er zu Dharmabuddhi: „Hör, Freund! 
Wenn du alt wirft ००), an welche von deinen Thaten kannſt 
du dich dann erinnern? Was haft du der Jugend zu erzäh— 
len, da du die Fremde nicht gejehn haft? Man fagt ja: 

445. Wer nicht in fremdem Land viele Spraden, Kennt— 
niſſ' #67) und Aehnliches kennen gelernt, Herummandernd, deſſen 
Geburt trug feine Frucht. 





*) ‚gerechten Sinn habend “. 
**) „ſchlechten Sinn habend ^^. 


— ५ 


व 


| 


2 ~ ^ +) 


Perfeindung von Freunden. Neunzehnte Erzählung. 115 


Und fo: 

446. Willen, Neihthum und Kunft faſſet der Menſch nicht 
eher ordentlich, 016 er voll Freud’ herummwandert von einem Land 
zum anderen.‘ 


Diefer aber, jobald er diefe Worte gehört hatte, nahm 
vergnügten Herzens von feinen eltern Abjchied und machte 
fi an einem glüdlichen Tage mit jenem auf den Weg in die 
Fremde. Da wurde dur die Tüchtigfeit des Dharmabuddhi 
auch von Bapabudphi auf der Wanderung ſehr großer Reich— 
thum gewonnen. Alsdann fehrten fie alle beide, nachdem fie 
10 einen großen Schag erworben hatten, vergnügt, aber ſehn— 
juchtsvoll, zurück nad) ihrer Heimat. Denn e8 heißt auch: 

447. Für die, die Weisheit, Kunft, Reichthum erworben 
und in der Fremde find, mird die Entfernung einer Stunde zu 
einer Länge von hunderten. 


AS fie nun in die Nähe ihres Drtes famen, redete Bapa- 
budohi zu Dharmabuddhi: „Lieber! ES ift nicht dienlich, die— 
धि gefammten Schat ind Haus zu bringen; denn Familie 
und Verwandte werden danach begehren. Drum laß ihn ung 
bier im Didicht des Waldes irgendwo in der Erde verbergen 
und nur mit einem geringen Theil davon nach Haufe gehn! 
Wenn das Bedürfniß eintritt, können wir wieder zufammen 
hingehn und nur fo viel als nöthig von diefem Ort wegholen. 
Man jagt auch: 

448. Ein Kluger laßt fein Geld blicken, ja fogar auch nur 
wenig nicht; denn durch des Goldes Anblid wird des Guten Herz 
ſelbſt aufgeregt. #68 ) 

Und fo: 

449. Wie Fleiſch im Waffer von Fischen, zu Land vom Wild 
gefreflen wird und in den Lüften von Bögeln, fo allerwärts, wer 


Geld beſitzt.“ 469 ) 


Nachdem er dies gehört, ſagte Dharmabuddhi: „Lieber! 

Ja! So wollen wir thun!“ Nachdem fo gefchehen war, gin- 

gen fie alle beide nach ihrem Haufe und lebten vergnügt zu— 
Ä 8* 





116 ७८८5 Buch. 


jammen. ९6 Tages aber ging Päpabuddhi um Mitter— 
nacht in den Wald, nahm den ganzen Schag, füllte die Grube 
wieder zu und ging nad) Haufe. Darauf ging er eines Tages 
zu Dharmabuddhi und fagte ihm: „Freund! Wir haben beide 
eine große Samilie, und leiden, weil wir fein Geld haben. 
Drum laß und nach dem Drt gehen und etwas Geld holen!“ 
Jener antwortete: ‚Lieber! Das wollen wir thun!“ Als fie 
nun alle beide den Drt aufgruben, jahen fie das Gefäß #70) 
leer. Da ſchlug Päpabuddhi fih an den Kopf und. rief: 
„Ha! Dharmabuddhi! Du allein, Fein andrer, haft das Geld 
genommen! Denn die Grube 1 wieder ausgefüllt #74). Gib 
mir die Hälfte von dem, was du verftedt haft, oder #72) ich 
werde ९6 am Hof des Königs zur Anzeige bringen.” Dieſer 
fagte: „Ha! Du Böſewicht! Spridy nicht jo; ich bin in 
Wahrheit Dharmabuddhi (der rechtlich Gefinnte)! Ich thue 
fein ०९6 Diebeswerf. Es heißt ja: | 

450. Des andern Weib mie jeine Mutter, wie einen Erd— 
klos andrer Gut, alle Weſen wie 10 ſelber ſehen rechtlich Ge— 
ſinnte an.“ 473) 

Sp ſich miteinander zankend ++), gingen fie alle beide 
zum Gerichtshof, trugen ihre Sache vor und verflagten ſich 
einander. Als fie nun von den an der Spite der Rechts— 
verwaltung ftehenden Männern auf ein Gottesurtheil #7?) ver- 
wiefen wurden, fagte Bapabudohi: „Ah! Diejes Urtheil ift 
nicht gerecht. Es heißt ja: 

451. Bei Klagen juht man Urkunden, fehlen diefe, nad 
Zeugniffen; fehlt auch ein Zeuge, dann fchreiben die Weifen das 
Gottesurtheil vor. #76) 

So habe ich in diefer Sache vie Göttin des Baumes als Zeugin 
auf meiner Seite, und diefe wird einen von und beiden entweder 
zum Dieb oder zum ehrlichen Mann machen. Darauf fagten 
alle: „Hm! Was du विक्री, ift billig. Denn ९ heißt auch: 


452. Selbft wenn ein Mann vom niedrigften Stand ala 


Zeug’ im einer Sache dient, iſt fein Gottesurtheil paſſend, ge— 
ſchweige, wo ein Gott es tft. 


~ 


॥ ॐ ॥ — तष 


Berfeindung von Freunden. Neunzehnte Erzählung. 117 


So find aud wir in diefer Sache jehr neugierig. Mor: 
gen in der Frühe follt ihr mit uns nad) der Gegend des 
Waldes gehn!‘ 

` Mittlerweile ging Papabudohi nah Haufe und fagte zu 
feinem Vater: „Vater! Diefes viele Geld ift von mir dem 
Dharmabudohi geftohlen #7) und durd ein Wort von Dir 
fann ९6 uns gefichert werden; wo nicht, dann geht ९ mit> 
ſammt meinem Leben verloren.” Diefer fagte: „Kind! So 
ſage ९ raſch, damit ich ९6 durch mein Wort ficher mache. 
Paͤpabuddhi fagte: „Water! Ju jener Gegend ift eine große 
Mimoſa; die hat eine große Höhlung. Da geb’ du gleid) 
hinein! Wenn ich alsdann morgen früh einen Eid ſchwöre, 
dann mußt du jagen, dag Dharmabuddhi der Dieb ift.“ 

Nachdem dies fo abgemacht war, badete 10 Papabuddhi 
am folgenden Morgen früh, z0g ein reines Obergewand an, 
ging hinter Dharmabuddhi ber mit den Richtern zufammen 
zu dem Mimofabaum und fprad) mit durchdringender Stimme: 


453. „Die Sonne, Mond, Wind, fowie aud das Feuer, der 
Himmel, Erd’, Wafler, das Herz und Jama, der Tag, die Nacht, 
Morgen= und Abenddämm'rung und Dharma aud Fennen der 
Menſchen IThaten, #73) 

D 0९0८ Waldgöttin! Sag’ an, wer von und beiden der 
Dieb ift!” 


Darauf ſprach Paͤpabuddhi's Vater, welcher in der Höh— 
lung der Mimoſa ftand: „Ha! Hört, hört! Diefes Geld ift 
von Dharmabuddhi weggenommen!” Während nun Des 
Königs Diener, nachdem fie dies gehört, mit vor Verwun— 
derung aufgerifienen Augen in den juriftifchen Lehrbüchern 
nad; einer dem Raub des Geldes angemejjenen Strafe für 
Dharmabuddhi fuchten #9), umgab Dharmabuddhi felbft Die 
Höhlung der Mimofa mit fenerfangenden Gegenftänden und 
zündete fie an. Als aber diefe in Feuer gerathen war, fam 
Paͤpabuddhi's Water mit halbverbranntem Körper, die Augen 
ausgeflofien, Fläglich jammernd aus der Höhlung der Mimofa 


118 ७५१०५ Bud. 


heraus. Da fragten fie ihn alle: „He! Was ift das?" So 
befragt, gefitand er ihnen den ganzen Anfchlag des Paͤpabuddhi 
ein und ftarb alsdann. Darauf hingen die Diener des Königs 
den Papabuddhi an *80) einen Zweig der Mimofa auf, be- 
lobten den Dharmabudohi und fprachen: „Ja, mit Recht jagt 
man folgendes: 


454. Den Nugen fol der Weil’ erwägen, doch erwäg' er 
den Schaden auh! Vor des thörichten Kranichs Augen bringt 
Schneumon die Kranich' um.‘ 


Dharmabuddhi fagte: „Wie war das?” Jene erzählten: 


Zwanzigſte Erzählung. 
Kranich, Krebs und Ichneumon. 


In einer gewiſſen Waldgegend war ein Feigenbaum vol 
von vielen Kranichen. In einer Höhlung defielben wohnte 
eine ſchwarze Schlange. Diefe brachte ihre Zeit Damit zu, 
daß fie die jungen Kraniche, noch ehe fie flügge geworden 
waren, auffraß. Da ftand denn einft ein Kranich, deſſen 
Junge von ihr aufgefreffen waren, aus Kummer über feine 
Kleinen, mit thränengefüllten Augen und zu Boden gejenftem 
Geficht am Ufer des ३९08, und ein Krebs, welcher ihn in 
diefer Verfaſſung erblickte, fagte zu ihm: „Freund! Warum 
weinft du da fo?” Jener antwortete: „Lieber! Was kann 
ich ſonſt? Ich Unglüdlicher! Meine Jungen und Verwandten 
find von einer in der Höhlung des Feigenbaums haufenden 
Schwarzen Schlange aufgefreffen. Ueber diefes Unglüd betrübt 
weine ich. Sag’ mir nun, ob es irgendein Mittel gibt, dieſe 
Schlange zu verderben?” 

Nachdem er dies gehört, dachte der Krebs: Diefer ift doch 
ein angeborner Feind meines ७९416. Darum will ich 
einen folchen aus Wahr und Falſch gemifchten Nath geben, 
daß auch alle übrigen Kraniche zu Grunde gehn. Es heißt 
auch: 


द as Pure * 


Verfeindung von Freunden. Neunzehnte Erzählung (Fortſetzung). 119 


455. Die Stimme weich wie friſche Butter und mitleidlos 
das Herz gemacht! So wird ein Feind ſo ausgerottet, daß er 
ſammt feinem Stamm verdirbt. *81) 


Dann ſagte er: „Mein Lieber! Wenn du das beabſich— 
tigſt, ſo wirf Stückchen von Fiſchfleiſch von der Thür der 
Ichneumonshöhle an bis zur Höhlung der Schlange, damit 
der Ichneumon diefen Weg verfolgt und die böfe Schlange 
umbringt.‘ 

Nachdem jo geichehen war, ging der Ichneumon den 
Sleifchjtüden nach, brachte die fchwarze Schlange um, fraß 
aber nad und nach auch alle auf diefem Baume niftenden 
Kraniche auf. Daher jagen wir: 


456. Den Nugen foll der Weil’ erwägen, ००0 erwäg’ er 
den Schaden auch! Vor des thörichten Kranichs Augen bringt 
Ichneumon die Kranich' um. 


Bortfegung der neunzehnten Erzählung. 


So hat aud) jener Bapabuddhi an feinen Nuten gedacht, 
nicht an den Schaden. Drum ift ihm diefer Lohn zu Theil 
geworden. Darum fage ich: 

457. Dharmabuddhi und Kubuddhi find mir beide recht wohl 
befannt: vom Sohne ward durch nutzloſe Klugheit der Vater in 
Rauch erſtickt. 

Auf gleiche Weiſe haſt auch du, Thörichter! an den Nutzen gedacht, 
nicht an den Schaden. Darum biſt du ein Böſewicht! Nur wie Päpa— 
buddhi zeigft du dich hier. Dadurch, daß du deines Herrn Leben in Ge: 
fahr gebracht haft, habe ich dich vollitändig fennen gelernt. Du haft deine 
Bosheit und Falſchheit offenbar gemacht. Ja mit Necht fagt man: 

458. Wer würde, wenn auch ſich mühend, der Pfauen hintre 
Oeffnung ſehn, wenn fie nicht thöricht froh tanzten, jobald der 
Wolken Donner fchallt. 432) 

Welche Rückſicht wirft du aljo auf unfereins nehmen, wenn du 


fogar deinen Heren in eine folche Lage bringft? Deswegen muß ich mid) 
notwendig aus deiner Nähe entfernen. Es heißt auch: 


120 ® १८5 Bud. 


459. Wo Mäufe taufend Pfund Eifen freffen, da kann ein 
Elefant dem Falken felbit zum Raub werden, geſchweige denn ein 
Süngelchen.‘’ #83) 

Damanafa fagte: „Wie war das?“ Karatafa erzählte: 


Einundswanzigfte Erzählung 
Wunder über Wunder 


In einem gewiffen Orte wohnte einmal *8*) ein Kauf 
mann, Namens Nandufa. *) Außerdem wohnte an demfelben 
Orte ein Kaufmann, Namens Laffchmana, **) Diefer, da er 
jein Vermögen verloren hatte, dachte daran, in die Fremde zu 
wandern. 8 heißt auch: 

460. Sat wer in einem: Ort, Lande nad feinen. Mitteln 
froh gelebt und bleibt da, nad Verluft feines Vermögens, iſt er 
gemeinen Sinns. 

Und fo: 

461. Wer, wo er folgen Sinns lange vergnügt vorher die 
Zeit verbracht, an ebendiefem Ort andern elendig Elagt, ift tadelns— 
werth. +8° ) 


In feinem Haufe war eine von feinen WVorfahren er- 
worbene, aus einer jchweren Menge Eiſen verfertigte Wage 
Diefe legte er zum Aufbewahren in das Haus des Gildeheren 
Nandufa nieder und machte fid) auf den Weg in Die Fremde, 
Nachdem er darauf lange Zeit, feiner Luft folgend, in der 
Fremde umbergewandert war, fehrte er nad) feiner Heimat 
zurück und Sprach zum Gildeherrn Nandufa: „O Gildeherr! 
Gib mir die anvertraute Wage zurück!“ Jener fagter „DO! 
Die ift nicht da! Deine Wage haben die Mäufe gefrefien.‘ 
Nachdem er 9९6 gehört, ſprach Lakſchmana: „O Nandufa! 
Wenn fie von den Mäufen gefrefien, jo bift du außer Schuld, 
So ift ja einmal der Lauf der Welt: ९6 ift nichts in ihr ewig. 


*) „der Erfreuende“. 
***) „der Glückliche“. 





Verfeindung von Freunden. Ginundzwanzigite Erzählung. 121 


२०४ ich will zum Fluß gehn, um mic zu baden; ſchicke des- 
halb dein Kind mit mir, bier den Dhanadeva *) mit Namen, 
damit er mir das Badegeräth trägt.” Nandufa aber, ver 
aus Angft wegen feines Diebftahls ſich vor Lakſchmana fürdy- 
tete, ſagte zu feinem Sohn: „Kind! Hier dein Onfel *86) 
Lakſchmang will in den Fluß zum Baden gehn; geb’ deshalb 
mit ihm, um das Badegeräth zu tragen!” श! Mit Recht 
jagt man: 

462. Kein einz’ger Menſch erweift einem andern irgend Ge- 
fälligfeit, ausgenommen aus Furcht, Habſucht over aus einem ans 
dern Grund. 

Und fo: | 

463. Wo ohne einen Grund übermäß'ge Rückſicht erwieſen 
wird, da hege man nur gleih Sorge, daß es am Ende ſchlimm 
ergeht. #37) 


Darauf machte ſich diefer Sohn des Nandufa, die Bade: 
geräthichaften tragend, vergnügten Sinns mit Lakſchmang auf 
den Weg. Nachdem dies jo geichehen, badete ſich Lafichmana. 
Dann warf er den Sohn des Nandufa, den Dhanadeva, in 
eine Höhle am Ufer des Fluſſes, verichloß die Deffnung der— 
jelben mit einem großen Stein und ging dann eilig zu Nan- 
duka's Haus. Hier wurde er von diefem Kaufmann gefragt: 
„He! Lakihmana! Sprid, wo 1 mein Kind, welches mit 
dir zum Fluß gegangen iſt?“ Jener jagte: „Es ift vom Ufer 
des Fluſſes durch einen Falfen entführt.“ . Der Kaufmann 
rief: „Du Lügner! Wie in aller Welt fann ein Falke einen 
Knaben rauben? Drum gib mir meinen Sohn zurüd;z fonft 
zeige ich ९6 am Hofe des Königs an.” Jener fagte: „O du 
Wahrheitredender! Führt ein Falke feinen Knaben weg, jo 
freſſen auch Mäufe eine aus einer jchweren Menge Eiſen +) 
verfertigte Wage nicht, Drum gib mir meine Wage, wenn 
du nad deinem Sohn verlangit!‘ 





*) „der Gott des Neichthums ^. 


1 + 


122 Erftes Bud. 


Sp miteinander zanfend, gingen fte alle beide zur Pforte 
०९6 Königs, und da fprach Nandufa mit lautem Gefchrei #9: 
„D! Eine Ruchloſigkeit, eine Nucylofigfeit geht da vor! Die- 
jer Dieb hat mir mein Kind geraubt!‘ Darauf fagten die 
Nichter zu Lakſchmana: „He! Liefre des Gildeherrn Sohn 
zurück!“ Diefer antwortete: „Was fann ich thun? Bor mei- 
nen Augen ift er durch einen Falken vom Ufer des Fluffes 
entführt.“ Als fie Diefes gehört, fagten fie: „Ah! Du fagit 
nicht die Wahrheit. Wie wäre ein Falke fähig, einen funf- 
zehnjährigen Knaben zu rauben?“ Lafichmana antwortete 
lachend: „He! He! Hört diefen Sprud: 

464. Wo Mäufe taufend Pfund Eifen frefien, da kann ein 
Elefant dem Falken jelbjt zum Raub werden, gefchweige denn ein 
Jüngelchen.“ 


Dieſe ſagten: „Was iſt das?“ Lakſchmana aber erzählte 
die ganze Geſchichte mit der Wage. Nachdem ſie dieſe gehört, 
lachten fie #99) über das, was Nanduka und Lafichmana ge— 
than hatten, verftändigten beide miteinander und machten, daß 
fie fich Durch gegenfeitige Auslieferung der Wage und des 
Knaben einander zufrieden ftellten. Daher jage ich: 


465. Wo Mäufe taufend Pfund Eifen freſſen, da kann ein 
Glefant dem Falken jelbft zum Raub werden, geſchweige denn ein 
Jüngelchen.“ 

Karataka ſagte ferner: „Dieſe Lage des Pingalaka haft du, Thor! 
herbeigeführt, weil du die Gunſt des Sandſchiwaka nicht ertragen णा 
teft. Ach, mit Recht fagt man: 


466. Gewöhnlich werden in diefer Welt die Hochgeborenen 
von Niedriggeborenen, die Lieblinge ०९६ Glücks von Unglüdlichen, 
der Freigebige vom Geiz’gen, der Redliche vom Unredlichen, der 
im Reichthum Lebende vom Armen, der Schöngeftaltete von dem 
durch Misgeftalt Gefchlagenen, der eine Zufludt des Rechts Bil: 
dende von dem Böfewicht, der in vielen Wiſſenſchaften Erfahrene 
von dem Thoren ſtets getadelt. #91) 

Und fo: 


all ` ८ "न ¢ = 3. । 
* 


Verfeindung von Freunden. Einundzwanzigſte Erzählung. 123 


467. Von Thoren werden Weiſe gehaßt, die Reichen von 
dem armen Mann, die Frommen von den Gottloſen, von Unkeu— 
ſchen das keuſche Weib.“ 

Während dieſe beiden aber ſo ſprachen, ſtürzte Sandſchiwaka, nach 
dem er einen Augenblick mit Pingalaka gekämpft, durch die Wunden von 
deſſen ſcharfen Nägeln des Lebens beraubt, auf die Fläche der Erde nie— 
der. Als Pingalaka ihn aber leblos ſah, wurde ſein Herz durch die Er— 
innerung an ſeine guten Eigenſchaften gerührt und er ſprach: „Ach! Ich 
Böſewicht Habe unrecht gethan, daß ich den Sandſchiwaka umgebracht habe; 
denn es gibt fein größ’res Verbrechen als Treulofigfeit. Es heißt ja: 

468. «Geht Land verloren, oder ein Fluger Diener, jo ift 
der König verloren», pflegt man zu jagen; doch nicht mit Nedt 
find beide gleichgefeget: denn Land ift leicht zu erwerben, nicht fo 
Diener. #92) 

Außerdem habe ich dieſen Grasfreffer zum Minifter erhoben und 
nachher ihm felbit getödtet, und darum war es noch fchlechter von mir ge: 
handelt. Es heißt auch: 

469. Diefer Daitja, durch mich mächtig, darf nicht durch mid 
zu Grunde gehn; ſogar den felbjtgepflegten Giftbaum felbft aus: 
zurotten, ziemt 19 nicht. ११३) 

Auch ift er in der Mitte des Staatsraths ſtets von mir gelobt. 
Was foll ich nun vor andern fagen, welche ihre Freunde wie Aeltern und 
geiftliche Lehrer verehrten? #94) Es heißt auch: 

470. Wen du vorher als Rechtihaff'nen in dem Rathe 0९: 
zeichnet haft, den णी du nimmer anflagen, wenn du dein Wort 
in Ehren hält'ſt.“ 495) 

Indem er fo flagte, ging Damanafa zu ibm und fagte voll Freude: 
„Majeſtät! Wie in aller Welt 496) ift das für dich angemeffen, dag du 
darüber jo Flagit, daß du einen verrätherifchen Grasfrefler getödtet haft?! 
Das paßt fich nicht für Könige! Darum jagt man auch: 

471. Den Vater, Bruder, Sohn, vder die Gattin, oder auch 
den Freund, wenn ſie und nad dem Leben trachten, umzubringen, 
ift fein DVergehn. #97) 

Und jo: 

472. Ein König, der mitleidig ift, ein Brahmane, ver alles 
ißt, ein ſchamlos Weib, ein böfer Geführte, ein widerfpenftiger 


124 Nachtrag zum erſten Buch. Erſte Erzählung. 


Diener, ein nahläffiger Auffeher, und dem, der nicht erfenntlich 
ift, die foll man meiden. *98) 

Und auch 

473. Wahr und falih, bald hart- bald freundlich redend 
graufam, mitleidig, bald habſüchtig, bald freigebig, verſchwenderiſch 
und große Schäg’ erpreflend, ift vielgeftaltig eines Königs Weile, 
der Buhlerinnen Treiben ganz vergleichbar. +99) + 

Und auch ०००) 

474. Wer feinen Schaden anrichtet, wär’ er auch groß, wird 
nicht geehrt; wol verehret der Menfh Schlangen, dody deren Feind 
den Taͤrkſchja, nicht. 01) 

Und fo 

75. Nicht zu Beklagende beflagft du und ſprichſt Doch wie 
ein Verftändiger: Todte fowol als Nichttodte beflagen Weife nim= 
mermehr.‘ 902) 

Nachdem er fo von ihm ermahnt war, ließ Pingalafa den Kummer 


um Sandfchtwafa fahren, erhob Damanafa zum Minifter und regierte 
ſelbſt glüdlich. 


Nachtrag zum eriten Bud). 
I, 


Hinter der 112, Strophe (oben ©. 19) fährt Galanos’ Ueberfegung, ©. 27, 
folgendermaßen fort: 


1129. „Was 1९05 Ohren gehört, verrath 19; „nicht, 
wenn der Buck'lige dabei; „ver Buck'lige wird zum König, der 


König Bettler und Vagabond.“ 
Pingalafa Sprach: „Wie war das?‘ Damanafa erzählte: 


Erfte Erzählung. 
Der König, der durch unbedachte Nede feinen Leib 
verliert. 


Im nördlichen Gebiet gibt e8 eine Stadt, Namens Lila— 
vati*); in diefer war ein König, Namens Mufunda, **) Da 





*) „die an Vergnügungen reiche“. 
**) „der Edelſtein“. 





Nachtrag zum erften Buch. Erſte Erzählung. 125 


diefer einft vom Beluc feines Lufthains zurüdfam, ſah er 
mitten in der Stadt einen buck'ligen Poſſenreißer, welcher von 
einer Menge von Menfchen umringt war und feine Poſſen 
zum लीला gab. Er nahm ihn mit ſich, behielt ihm bei ſich, 
um fich über ihm Iuftig zu machen, und ließ ihn nie von ſei— 
ner Seite. AS nun der Minifter den Buck'ligen beim König 
figen पि), während er ihm vertrauten Rath mittheilen wollte, 
fagte er: „D König! Bon den Weifen ift ausgefprocen: 
Was {९5 Ohren gehört, verräth 19. 
Der König aber antwortete: 
„Nicht, wenn der Buck'lige dabei.” 

Eines Tages trat ein Büßer in das fönigliche Gemad) 
und ९61९ फी neben den König. Der König, welcher wußte, 
daß er vieler Dinge fundig war, nahm ihn unter vier Augen 
und fragte ihn nad) feinen Kenntniffen. Er aber lehrte den 
König das Geheimniß, wie man in einen todten Körper पी 
ren fönne, und verichwand alddann. Indem der König प 
die Formel dieſer Todtenbeſchwörung eimübte, lernte 1८ auch 
der Burflige. Einft war nun der König mit dem Budligen 
auf die Jagd gegangen; da ſah er in einem großen Didicht 
einen Brahmanen liegen, welcher vor Durft geftorben war. 
Da er nun den Verſuch machen wollte, ob die Formel der 
Todtenbeichwörung richtig wäre, jo fragte er: „Erinnerſt du 
dich, Bud’liger! der Todtenbeſchwörungsformel?“ Diejer aber, 
Böſes im Sinn führend, antwortete trügeriſch: „Ich weiß 
nichts davon, ० König!“ Darauf ließ der König vom Bud’: 
ligen fein Pferd halten, verſenkte feinen Geiſt in tiefe Medi— 
tation und, inden er den Zauberſpruch geheimnißvoll hermur— 
melte, ließ er den eignen Körper fahren und verjegte feine 
Seele in den Leichnam des Brahmanen. In demſelben Augen- 
00९ wiederholte aber auch der Buck'lige den Zauberipruch, 
fuhr mit feiner Seele in den leblos daliegenden Körper des 
Königs, bejtieg raſch deſſen Pferd und fagte zu dem König: 
+» 2९४1 werde id) die Königsherrichaft haben; du aber geh, 
wohin auf Erden du willſt!“ Nachdem er jo geiprochen, jpornte 


126 Nachtrag zum erften Buch. Erfte Erzählung. 


er fein Pferd zur Stadt, und, im Palaft angefommen, ergriff 
er die Zügel der Herrſchaft. Der König aber, im Leibe des 
Brahmanen jtedfend, erinnerte ſich der Worte feines greifen 
Minifters und klagte fich felbft an, indem er dachte: „Weh 
Was habe ich Unfinniger gethan? Soll ich in die Stadt gehn 
und der Königin und dem greifen Minifter jagen, was mir 
zugeftoßen ift? Doc, nein! Das ift unangemeffen: denn ic) 
werde feinen Glauben bei ihnen finden! Sie werden jagen: 
Wer ift 246१ oder: Was ift das für eine Geſtalt?“ Indem 
er derartiges einander Widerfprechendes überdachte, wandte er 
14) zu einem andern Weg. 

Als aber der Buck'lige, welcher des Königs Körper trug, 
unzutreffende Reden führte, rief die Königin nad) einigen Tagen 
den greifen Minifter und ſprach: „O Vater! Dies ift auf 
feinen Fall der König; denn er ſpricht unzutreffende Reden, 
४८ gar. nicht zur den Fragen paſſen.“ Er aber billigte ihre 
Worte und fagte, daß er ein Mittel verfuchen wolle, wodurd) 
der König wieder gefunden werden würde. Nachdem er ſich 
von dem falfchen König, dem früheren Bud’ligen nämlich, die 
Erlaubniß hatte geben laffen, begann er, an die bedürftigen 
Fremdlinge Speifen zu vertheilen, wuſch einem jeden derſelben 
die Füße, recitirte Dabei. dieſen Halbvers 

„Was {९45 Ohren gehört, verrath ſich;“ ‚nicht, wenn der 
१514110९ dabei;“ 
und fragte einen jeden nad) dem andern Halbvers. Als ſich 
nun dieſes Gerücht verbreitete und der König, welcher den 
Leib ०९6 Brahmanen trug, ९6 hörte und alles forglich über: 
legte, verließ er den Drt, wo er ſich befand, und wanderte 
betrübt nach feiner eignen Stadt, indem er dachte: „Sicher— 
(ich) hat dies meine Frau veranftaltet, um mich wiederzufinden.“ 
Nach einigen Tagen fam er am fpäten Abend in die Stadt 
zum Haufe, wo die Speifen vertheilt wurden; da ſagte er zu 
dem Minifter, welcher anmwefend war: „Lieber! Jc bin ein 
Brahmane, der aus fernem Lande fommt; da ich hung'rig 
bin, jo bin ich überzeugt, daß ich fogleid ein Mahl erhalten 


Nachtrag zum eriten Buch. Erfte Erzählung. 127 


werde, obgleich es zur Unzeit iſt.“ Der Minifter, obwol er 
ſchon nad) Haufe gehen wollte, blieb, da er ſah, daß es ein 
Brahmane war, der von Hunger gequält ward, wuſch ihm 
die Füße und recitirte, wie gewöhnlich jenen Halbvers. Der 
König aber, welcher in des Brahmanen Leib ſteckte, antwor— 
tete das Nachfolgende, nämlich den zweiten Halbvers: 


„Der Buflige wird zum König; der König Bettler und 
Bagabond.‘ 


Nachdem der Minifter ihn befragt und alles ihn Betreffende 
erfahren hatte, nahm er ihn voller Freude mit fid) nach Haufe, 
ehrte ihn, wie ९5 ſich geziemt, und ſprach: „Sieh, o Herr! 
die Stärfe meiner Weisheit! Ich werde dic; wieder zum König 
machen, nachdem du deinen Körper wieder in Beſitz genom— 
men haben wirft.“ Nachdem er fo geredet, ging er fogleid) 
zu der Königin; Ddiefe fand er, einen todten Papagai in den 
Armen haltend und darüber jammernd; darauf ſprach er zu 
ihr: „Das ift eine ſchöne WVorbedeutung, o Herrin! denn 
diefer Papagai wird ung als Mittel dienen, unfern Zwed zu 
erreichen. Rufe den falichen König und ſage ihm: «Gibt ९6 
einen Zauberer in diefer Stadt, welcher bewirken kann, daß 
diefer Papagai ein einziges Wort nur fpriht?» Wenn du 
diejes jagft, jo wird jener, ſtolz auf jeine Wiffenfchaft der 
Todtenbefhwörung, ſich damit brüften wollen und aus dem 
föniglichen Leib in den des Papagai fahren. In demjelben 
Augenblide wird der König, hinter mir ftehend, fich in feinen 
eignen Körper verfegen und feine fönigliche Herrichaft wieder 
erlangen.” Nachdem jo gefchehen war, brachte der Minifter 
den Papagai, welchen der Bud’lige belebt hatte, um. Darum 
habe ich früher gejagt: 

,, १846 {९05 Ohren gehört, verräth ſich;“ „nicht, wenn der 
Buck'lige dabei; „der Burflige wird zum König; der König 
Bettler und Vagabond.“ 


(Dann folgt, entfprechend ven Worten: „Darauf zogen fich fämmtliche u. ſ. w.“, 
©. 19). 


128 Nachtrag zum erften Buch. Zweite Erzählung. 


— 


Etwa hinter Strophe 274 ſchiebt die berliner Handſchrift (S. 67" fg.) Fol- 
gendes ein: 


Deswegen möge der Herr unſern guten Rath auf keine Weiſe ver— 
nachläſſigen. Haſt du nicht gehört? 

Weil ich nicht that, wie mir riethen Tiger, Schlange und 
Affe auch, darum bin ich in dies Unglück geſchleudert von dem 
Böſewicht.“ 


Pingalaka ſprach: „Wie iſt das?“ Damanaka erzählte: 


Zweite Erzählung. 
Die danfbaren Thiere und der undanfbare Menſch. 


In einem gewiffen Orte lebte ein Brahmane, Namens 
Sadfchnjadatta. *) Defien Brabmanin (d. i. Frau), von Armuth 
überwältigt, Iprad von Tag zu Tag folgendermaßen: „Ach! 
Du muthlofer und hartherziger Brahmane! Siehft du nicht, 
wie deine Kinder von Hunger gequält werden, daß du 9 
ſorglos daftehft? ००३) Begib dich auf irgendeine Reife, fuche 
da mit allen deinen Kräften ?%%) ein Mittel, um Nahrung 
anzufchaffen, und komme fo jchnell wie möglich wieder zurück.“ 
Weil der Brahmane ihrer Neden überdrüfftg ward ०००), fing er 
an, eine große Neife zu unternehmen. Nach einigen Tagen 
geriet) er in einen großen Wald. Indem er fo im Walde 
ging, fing er, von Hunger gequält, an, nach Waſſer zu ſuchen. 
Da ſieht er an einem Orte eine von Laub bededte große Grube. 
Wie er zufieht, fo erblickt er darin einen Tiger, einen Affen, 
eine Schlange und einen Menſchen; diefe jahen aud ihn. 
Darauf ſprach der Tiger, nachdem er erfannt hatte, Daß er 
ein Menfch fei: „DO! DO! Du Tugendreicher! Bedenfe, ए 
९6 ein großes Verdienſt ift, lebendige Gefchöpfe zu retten, und 
ziehe mich heraus, damit ich wieder in den Kreis meiner [६ 
ben Freunde, meiner Frau und Familie gelange!“ Der Brah— 





*) „vom Opfer gegeben “. 

















क न क काक राणा + 
* ना ० + —— zen — re Teure ष ‚ 


Nachtrag zum erften Buch. Zweite Erzählung. 129 


mane ſprach: „Durch die bloße Erwähnung न) deines Namens 
geräth alles Lebende in Furcht. Sollte 0 mich nicht alfo 
auch vor dir fürchten müſſen?“ Der Tiger aber entgegnete: 

Für den Mörver eines Brahmanen, für Säufer, Schurken, Diebe 
und Gelübdebrecher gibt’3 Bußen, aber für Undanfbare nicht. 907) 

MWeiter fprach er noch: „Mit einem dreifachen Schwure ००४) 
verfchwöre ich mich: du haft feine Gefahr von mir zu befürch- 
ten. Drum habe Mitleid und ziehe mich heraus!” Darauf 
überlegte der Brahmane in feinem Herzen: „ſelbſt der Tod, 
wenn man ihn erleidet indem man das Leben eines lebendigen 
Weſens rettet, bereitet Seligfeit und half ihm deshalb 509) 
aus der Grube. | 

Nun ſprach auch der Affe zu ihm: „O guter!d10) Hilf 
auch mir heraus!” Nachdem er dies gehört, half der Brah— 
mane auch diefem heraus. 

Die Schlange ſprach: „O zwiefach Geborner! >14) Hilf 
auch mir heraus!” Nachdem er dies gehört, fagte ver Brah— 
mane: „Man zittert fchon auch nur euren Namen zu nennen, 
gejchweige euch zu berühren!‘ Die Schlange ſprach: „Es ift 
nicht unfer freier Wille; wir beißen nicht, wo wir nicht dazu 
aufgeregt werden. Mit einem dreifachen Schwur verfchwöre 12) 
ich midy: vor mir braucht du dich nicht zu fürchten. Nach: 
dem er dieſes gehört hatte, half er ihr heraus 

Darauf fagten diefe zu ihm: „Aller Schlechtigfeiten Sit 
ift ein Menfdy: das bevenfe und hilf diefem weder heraus 
194) fchenfe ihm Vertrauen!“ 

Der Tiger jprad) von neuem: „Auf der nördlichen Seite 
des vielgipfligen Berges, welchen du hier fiehft, ift in einem 
Felsipalt meine Höhle. Dahin mußt du die Gewogenheit 
haben einmal zu mir?!3) zu fommen, damit ich dir meinen 
Danf vergelte, um nicht noch in einem zufünftigen Leben dein 
Schuldner zu fein!“ Nachdem er jo gefprochen, machte er ſich 
auf den Weg nad) feinem Haufe. 

Darauf fagte der Affe: „Ebendaſelbſt in der Nähe der 
Höhle ift meine Wohnung dicht bei einem Waflerfall. Dahin 


Benfey, Bantichatantra. II 


130 Nachtrag zum eriten Buch. Zweite Erzählung. 


mußt du zu mir kommen!“ Nachdem er fo geiprochen *19 
ging er weg. 

Die Schlange ſprach: „Wenn du in eine Lebensgefahr ) 
geräthft, dann erinnre dich meiner!” Nachdem fie fo gefpro= 
chen ging fie, woher fie gefommen war. 

Darauf ſchrie der Mann in der Grube wiederholt: „O! 
० Brahmane! hilf auch mir heraus! ०6)... 517). Wenn 
du, o Brahmane! etwas Gold bearbeiten laſſen willſt रर), 
dann bring’ e8 nur zu mir! Nachdem er fo gejprochen ging 
er, woher er gefommen war. 

Der Brahmane aber irrte umher, ohne das Geringite zu 
finden. Indem er von Hunger gequält ſich nach Haufe wen— 
dete, erinnerte er ſich der Nede des Affen; er ging zu ihm ?'9), 
ab ibn, erbielt von ihm Früchte jo füß wie Ambrofia und 
wurde Damit gefpeift.?2%) Der Affe fprach alsdann wieder: 
„Wenn dir mit Früchten gedient ift, jo fomm nur immer zu 
mir! Der zwiefach Geborene fagte: „Du haft alles gethan! 
zeige mir aber nun den Tiger!” Er führte ihn hin und zeigte 
ihm den Tiger. Der Tiger, fobald er ihn erkannt hatte, 
jchenkte ihm, um ihm feine Wohlthat zu vergelten, ein 9०04 
nes Halsband 52) fammt übrigem Schmud und ſprach: „Ir— 
gendein Königsfohn, welcher durch fein Pferd fortgeriffen 
wurde und ganz allein war, fiel in meine Klauen und ward 
von mir umgebracht. Won ihm rührt dies alles 0९०२) umd 
wurde von mir für dich beftimmt und deinetwegen aufgehoben. 
Dieſes nimm und gehe wohin dır beabfichtigft!”" Der Brah— 
mane nahm ९6, erinnerte fich des Goldarbeiters und indem 
er dachte: „Aus Erfenntlicyfeit gegen mich wird er den Ver— 
fauf beforgen” ging er zu ihm. Der Goldarbeiter erwies ihm 
mit großer Aufmerkffamfeit die Pflichten eines Gaftempfängers: 
die Ehrengabe zum Fußwafchen ?23), Einladung zum Nieders 
figen, Begrüßung, Speifung und fo weiter; dann fprach er: 
„Möge der Herr befehlen, was ich thun ſoll!“ Der zwiefach 
Geborne fagte: „Ich habe Gold mitgebracht, das ſollſt du 
verfaufen!” Der Golvdarbeiter ſprach: „Zeige mir das Gold!“ 





Nachtrag zum erften Buch. Zweite Erzählung. 131 


Iener zeigte ९6. Als ९6 der Goldarbeiter gefehen, dachte er: 
Bon mir ſelbſt ift diefes für den Sohn des Königs gearbeitet.‘ 
Nachdem er jo im Herzen erwogen, ſprach er: „Der Herr 
möge bier bleiben, während id) es irgendjemandem zeige. 
Nachdem er jo geiprochen, ging er an den Hof des Königs 
und zeigte ९6 dem König. Der König, nachdem er e8 gejehn, 
fagte: „Woher *29 haft du diejes befommen?” Er antwortete: 
„sn meinem Haufe befindet fi) ein Brahmane, der hat e8 
gebracht." Darauf dachte der König: „Sicherlich hat eben 
diefer Böfewicht meinen Sohn getödtet???), das foll er mir 
büßen!“ Darauf erhielten die Wachtmänner den Befehl: 
„Man binde diefen Auswurf von einem Brahmanen ?2°) und 
fpieße ihm auf, jobald ver Tag anbricht!‘ Als der Brahmane 
von ihnen gebunden ward, erinnerte er ſich der Schlange. 
In demjelben Augenblicke, wo er ihrer gedachte, ftand fie vor 
ihm und ſprach: „Was joll ich dir für einen Gegenpienft lei- 
ſten?“ Der zwiefach Geborene fagte: „‚DBefreie??”) mich aus 
diefer Öefangenjchaft!‘ Sie antwortete: ,, 30) werde des Kö— 
nigs Lieblingsgemahlin beißen; alsdann joll fie weder durch 
die Beiprechung des allergrößten Zauberjprechers, noch durch 
die Beftreichung र) mit giftwertreibenden Arzneimitteln andrer 
Aerzte das Gift [06 werden 2१); ९6 ſoll nur verjchwinden ०३५), 
fobald du fie nur mit der Hand berührf. Dann wirft du 
freigelaſſen.“ 

Nachdem fie dies Verſprechen gegeben hatte, wurde die 
Königin von der Schlange gebiffen. Da erhob fi?) ein 
Klaggeichrei am Hofe des Königs. Die ganze Stadt gerieth 
in Schreden. Darauf wurden die Schlangengiftärzte, Ber 
iprecher, Zaubrer und Heilfünftler ०), welche in andern Län— 
dern wohnten, zufammengerufen; von allen zufammen wurden 
nad) dem Maß ihrer Kräfte Heilmittel verfucht, aber feines 
einzigen Behandlung befreite fie vom Gift. Als darauf der 
zwiefach Geborne den Trommelichlag ???) des herummwandern- 
den (Trommlers) hörte, jo fagte er: „ich will fie vom Gift 
befreien.” Infolge diefer Rede wurde der Brahmane ०३५) aus 

g* 


132 Nachtrag zum erften Buch. Dritte Erzählung. 


dem Gefängniß erlöft, zu dem König geführt und dieſem an- 
gemeldet. Darauf jagte der König: „Befreie fie vom Gift!” 
Er aber ging zu der Königin und machte fie durch bloße Be- 
rührung mit der Hand frei vom Gift. Als der König fie 
nun wieder lebendig fah, erwies er ihm Ehre und Achtung 


und fragte ihn mit vieler Ehrfurcht: „Auf welche Weife er 


das Gold erhalten habe?’ Der zwiefach Geborne erzählte alles 
von Anfang an, was ihm begegnet war, der Wahrheit gemäß. 
Als der König den Sachverhalt erfannt hatte, ließ er den 
Goldarbeiter ind Gefängniß werfen und jenem fchenfte er 
taufend Dörfer und ftellte ihn als feinen Minifter an. Die 
fer holte nun feine Familie??d) und lebte vergnügt in der 
Semeinfchaft?36) mit feinen Freunden, indem er fich erfreute 
an den Werfen des Genuffes (Erwerbes und Rechtes), ſich 
eine an frommen Werfen reiche Boreriftenz ?37) durch wielfache 
DOpferdarbringungen erwarb, und durch die Sorge für das 
ganze Königreich die Oberherrſchaft mit genoß. Daher jage ich: 

Weil ich nicht that, was mir riethen Tiger, Schlange und 
Affe auch, darum bin ich in dies Unglück gefchleudert von dem 
Böſewicht. 


III. 

Hinter Strophe 315. fährt die berliner Handfchrift (BL. 738%) wefentlich über- 
einftimmend mit Kal’lah und Dimnah (Ueber. von Ph. Wolff I, ©. 72, 15) fol: 
gendermaßen fort: 

Ach! was habe ich denn meinem Gebieter Pingalafa gethban? Da: 
manafa fprach: „Freund! die Könige kennen feine Danfbarfeit und juchen 
andre zu Grunde zu richten,‘ Jener fagte: So ift es! Mit Necht ſagt 
man Folgendes: 

Dann folgen drei Strophen, deren erfte = Hitop. II, 153; hierauf weientlich 

übereinftimmend mit ©. 78, 3. 21, Kof. 67, 3. 

,, Doch nein! es ift meine Schuld, weil ich mich in den Dienft eines 
fchlechten Freunds begeben habe! ७6 heißt ja: 

Zur Ungeit handeln und unpaffend reden und ſchlechtem Freund 
dienen: das foll man nimmer! Der Vogel, ieh! fchlafend im 
Kotuswalde wird von dem Pfeil, bogenentfandt, getoͤdtet.“ 


Damanafa fagte: „Wie पी das?“ Sandjchiwafn ००३) erzählte: 





Nachtrag zum erften Buch. Dritte Erzählung. 133 
3 


Dritte Erzählung. 
Geſellſchaft mit Schlehten bringt Verderben: 
Der Schwan und die Eule. 





In einer gewiſſen Waldgegend ift ein ſehr großer See, 
und da wohnte ein Schwan, mit Namen Madarafta*), und 
diefer brachte feine Zeit mit vielen und mannichfachen Spie- 
len zu. Einſtmals aber fam ver fein Ende bringende Tod 
in Geftalt einer Eule zu ihm. Als er fie erblickte, ſagte der 
Schwan: „He, Eule! aus welchem Grunde fommft du hier: 
her?” Diele ſprach: „Ich komme, weil ich von deinen Tu— 
genden gehört habe. Dann aud: 

Die ganze Erde durchwandernd, einzig fuchend der Tugend 
Schatz, fand ich als höchſte nur deine; darum hab’ ih mich dir 
genaht. 

Mit dir muß ih nun forgfältig Freundſchaft ſchließen noth= 
wendiglih; das Unreine ſogar, fommt es in die Ganga, wird 
fündenrein. ०३१) 


Und jo: 


Die Muſchel, die in Wiſchnu's Hand, ift rein, obgleich fie 
Knochen #0) ift: die Verbindung +) mit Hochwürd'gem, wen 
gibt fie nicht Erhabenheit? 


Nachdem jie jo geredet, bewilligte e8 der Schwan mit 
den Worten: „Ganz gern, o lieber Freund! lebe nad) Luften 
mit mir zujammen in Diefem großen, Sufhalevja**) genann— 
‚ten See!” Und fo ging ihnen beiden die Zeit hin, indem 
fie fich unter Liebesbezeigungen miteinander vergnügten. ०५) 
Da jagte aber eines Tages die Eule: „Ich will zu meinem 
Wohnort, Padmavana***) genannt gehen! wenn dir an dem 





*) „zur Freude geneigt”, freudergeben. 
*) ‚mit Vergnügen zu bewohnend ^. 
**) „Lotuswald“ 


= क 
nn 


134 Nachtrag zum erften Buch. Dritte Erzählung. 
% 


Liebesbündniß mit mir etwas gelegen ift, jo mußt du पराः 
bedingt mich als mein Gaſt befuchen.” 543) Nachdem fie jo 
geiprochen, ging fie nad) ihrem Wohnort. Im Berlauf der 
Zeit bedachte aber der Schwan: „Ich lebe an diefem Drte 
ohne einen Gefährten und fenne auch fonft weiter niemand ~), 
drum will ich jest zu diefer meiner lieben Freundin, der Eule, 
gehen, da werde ich einen ganz neuen Vergnügungsplas und 
ganz neue Speifen fennen lernen.’ Nachdem er fo überlegt >) 
ging er zur Eule. Im Lotuswalde aber fieht er fie nicht °*°); 
wie er fie mit großer Sorgfalt ſucht, jo erblickt er die Eule ?*) 
in einer .abjcheulichen Höhle und fpricht zu ihr: „Liebe, fomm 
herbei! fomm herbei! ich dein lieber Freund der Schwan bin 
da! Nachdem diefe dies gehört jagte fie: „Ich gehe bei 
Tag’ nicht aus! unfre Zufammenfunft fann erſt wenn die 
Sonne untergegangen ift ftattfinden. Als er dies gehört 
und jehr lange Zeit gewartet hatte, Fam er in der Nacht mit 
der Eule zufammen. Nachdem er फ nad ihrem Befinden 
und anderem erfundigt, legte er fih, vom Wege ermüdet nie- 
der und fchlief am ſelben Orte ein. An diefem See aber 
hatte eine große Karavane von Kaufleuten +र) ihr Nachtlager 
aufgefchlagen. Als nun der Herr der Karavane zur Zeit der 
Morgendämmerung aufgeftanden war, ließ er mit dev Mufchel 
das Zeichen zum Aufbrudy geben. Da ftieß die Eule einen 
mistönenden Schrei aus und flog dann wieder in einen Höh— 
lenfpalt?*°), der Schwan aber blieb wo er war. Darauf 
wurde das Herz des Gebieters der Karavane dur das böfe 
Borzeichen in Schreden geſetzt ०9), er gab irgendeinem Bogen- 
ſchützen ०"), welcher die Kunſt verftand, blos nad) der Rich— 
tung eines Tones zu treffen, Befehl, diefer jpannte feinen Bo- 
gen ftraff an, 804 den Pfeil bis zu feinem Ohrichmud ?°2) 
und tödtete den in der Nähe des Eulenneftes übernachtenden 
Schwan. Daher fage ich: 

Zur Ungzeit handeln und unpaflend reden und fchlechtem 
Freund dienen: das foll man nimmer. Der Bogel, fieh! jchla= 
fend im Lotuswalde, wird von dem Pfeil, bogenentjandt, getödtet. 


Nachtrag zum erften Buch. Vierte Erzählung. 135 
IV. 


Im Anfang wejentlich mit ©. 85 (Kof. 72, 15) übereinftimmend, hat die ber- 
liner Hanpfchrift vann abweichend (S. 850) Folgendes: _ 


Diefer König hat eine gemeine Umgebung die denen, welche feinen 
Schuß gejucht haben, Fein Heil??3) gewährt; beſſer ein geiergleicher Kö: 
nig von Schwänen ungeben, als cin fchwangleicher, dejjen Umgebung Geier 
bilden 994) ; denn von einem Gebieter, welcher Geier als feine Umgebung 
hat, gehen viele Bösthaten aus, und durch diefe ift er mächtig zum Ber: 
derben; deshalb joll man den ervitern unter diejen beiden vorziehen; ein 
König, der fich durch die Worte von Schlechten leiten läßt, ift unfähig zu 
gerechter Grwägung. Man hört auch Folgendes: 

Weil der Schafal dir zur Seite und auch die ſcharfgeſchnä— 
belte Kräh', drum flücht' ih den Baum aufwärts, die Umgebung 
gefällt mir nicht.“ 

Damanafa ſprach: „Wie it das?“ Sandjchiwafa erzählte: 


Dierte Erzählung. 
Die gefährlide Umgebung: 
९6९ und 3 immermann. 


In einer gewiffen Stadt ift ein Zimmermann, mit Na- 
men Devagupta*). Dieſer nahm immer einen guten Neis- 
brei >>) mit fich und fpaltete mit feiner Frau ०९) zufammen 
im Walde große Andichanaftämme. In diefem Walde wohnte 
aber ein Löwe, Namens Vimala**), der hatte zwei Diener, 
die Fleifchfrefier waren, einen Schafal und eine Krähe. Einft- 
mals nun als der Löwe allein im Walde umberjchweifte, 
erblickte er diefen Zimmermann. Auc der Zimmermann jah 
den Löwen heranfommen, hielt ſich jchon gleichfam für leblos, 
aber voll Geiftesgegenwart dachte er: «meine (einzige) Zuflucht 
ift ein muthiges Entgegentreten», ging ihm deshalb entgegen, 
verbeugte ſich und ſprach: „Komm herbei! fomm herbei! 
o Freund! heute mußt du mein Eſſen, welches deines Bru- 
ders (d. i. meine) Frau gebracht hat verzehren.‘ Jener ant- 
wortete: Lieber! ich ernähre mich nicht von gefochter Speile, 





*) „von den Göttern beſchützt“. 
**) „der Bledenlofe *. 


136 Nachtrag zum erften Buch. Bierte Erzählung. 


denn ich bin ein Fleifchfreffer, aber troßdem will ich dir zu 
Gefallen etwas foften, um zu fehen, was das für eine Art 
Speife 1.“ Nachdem der Löwe fo geredet hatte, erfreute ihn 
der Zimmermann mit mancherlei Arten von Speifen, Schüffeln 
von herrlichen Laddufafugeln, welche mit Zucker überftreut und 
mit Trauben und Musfatnuß gewürzt waren und anderen. *9 
Der Löwe gewährte ihm aus Dankbarkeit Sicherheit gegen 
alle Gefahren, fodaß er ungefährdet im Walde herumgehn 
fonne. Darauf fprad der Zimmermann: „Lieber Freund! 
du mußt jeden Tag fommen, aber nur ganz allein! du darfſt 
feinen andern irgend vor meine Augen bringen!” So ging 
beiden die Zeit unter Liebesbezeigungen hin, und der Löwe, 
welcher auf diefe Weiſe Tag für Tag mit derartigen mannidy- 
fachen Speijen gefättigt ward, unterließ ganz und gar auf 
die Jagd ??®) zu gehn. Da fprachen der Schafal und Die 
Krähe, da fie von einem Hunger gequält wurden, welcher 
nur durch andrer Misgeſchick geftillt werden Fonnte?®®), zu 
dem Löwen: „O Herr! fage uns beiden, wohin du jeden Tag 
4९07 und dann mit vergnügtem Sinn *60) voll Freude zurück— 
kommſt?“ Er antwortete: „Ich gehe ganz und gar nicht.‘ प) 
Als er aber von beiden mit fehr großer Initändigfeit gebeten 
wurde, da fagte der Löwe: „In diefen Wald fommt jeden 
Tag ein Freund von mir. Deſſen Frau bereitet ganz aus— 
gezeichnete Speifen, da eſſe ich denn unter vorhergehenden 
Sreundichaftsbezeigungen.“ Darauf fagten beide: „Wir wol— 
len dahin gehen, den Zimmermann umbringen und Durch 
deſſen Fleifch und Blut und auf lange Zeit unfre Nahrung 
verjchaffen.‘ Als der Löwe dies gehört hatte, fügte er: „Ob! 
Dh! ich habe ihm vollftändige Sicherheit gewährleiſtet, wie 
fann ich ?62) alfo an jo etwas ००९) Schlechtes in Bezug auf 
ihn auch nur denfen? ich will ihn lieber bewegen daß er, was 
von der herrlichen Speife übrig gelaffen wird ०९), euch beiden 
gibt." Das waren beide zufrieden und fagten: „Ja!“ Dar- 
auf machten ſie fich alle auf den Weg zum Zimmermann, 
Als aber der Zimmermann करिणा aus weiter Ferne den Löwen 

















Nachtrag zum erfton Buch. Vierte Erzählung. 137 


mit feiner fchlechten Umgebung heranfommen ſah, dachte er: 
„da ftößt mir ein Misgeſchick zu!‘ und ftieg, fo raſch er 
fonnte, ſammt feiner Frau auf einen Baum. Der Löwe aber, 
als er herangekommen war, fagte: „Lieber! warum fteigft du 
auf einen Baum, da du mid) ००) fommen fiehft? Ich bin ja 
dein Freund, der Löwe Vimala genannt, fürchte dich doch 
nicht!" Der Zimmermann aber, ohne feinen Pla zu ver- 
laflen, antwortete: 

Weil der Schafal dir zur Seite und aud die ſcharfgeſchnä— 
belte Kräh’, drum flüht’ ih den Baum aufwärts: die Umgebung 
gefällt mir nidt: 

Daher fage ich: ein König, der eine gemeine Umgebung hat, ge— 
währt denen, die feinen Schuß gefucht haben, fein Heil. 

Dann wejentlich übereinftimmenp mit ©. 35, 3. 6 ४. u., Kof. 72, 22. 


IV». 

Darftellung der vierzehnten Erzählung in der berliner Handſchrift (BL. 90P). 

In einem großen Teiche wohnten एष्य रन) große Filche, 
nämlich Anagatavidhätri*), Pratjutpannamati*) und Jadbha— 
viichya.*) Von dieſen hörte Anagatavivhätri einft das Ge— 
ſpräch von Fifchern, welche am Ufer des Teiches vorüber- 
gingen, nämlich: „dieſer Teich ift fiſchreich, wir wollen die 
Fifche darin fangen.” Als Anägatavidhätri Dies gehört, dachte 
er: „da hat ung ein Unglück befallen! diefe werden nun mor— 
gen oder übermorgen zurückkommen °य), drum will ich mich 
mit fammt dem Pratjutpannamati und Jadbhavifchya?6®) in 
einen andern Teich flüchten, deſſen Wafler von diefem entfernt 
1. Darauf rief er beide und fragte fie. Da antwortete 
PBratjutpannamati: „Dieſen lang bewohnten Teich können 
wir nicht jo mir nichts dir nichts ००१) verlaffen. Wenn die 
Fifcher hierher fommen, fo werde ich mich durch irgendeine den 
Umftänden angemeffene Handlung retten.” Jadbhaviſchya jagte 
mit heiterem Muth: „Es gibt andre größre Teiche, wer weiß 7) 
ob fie wieder hierher fommen oder nicht? ?7*) Drum ift ९ nicht 


*) Siche Seite 91, Note. 





any ee 


138 Nachtrag zum erften Buch. Vierte Erzählung. 


paflend, auf ein folches bloßes Wort hin den Teich, wo man 


geboren ift aufzugeben. Es heißt auch: 

Der Schlangen und der Nichtsnuß’gen, von andrer Schaden 
lebenden Pläne werden nicht vollendet, dadurch beftehet dieſe 
Melt. 972) | 


Drum ift mein fefter Entfchluß, 0 gehe nicht weg.‘ So 
gingen denn dieje beiden Standhaften dahin, Anägatavidhätri 
aber ging in einen andern Wafjerbehälter. Am Tage, nadj- 
dem er weggegangen war, verftopften die Fiſcher mit ihren 
Genoſſen den Abflug, warfen ihr Ne aus und fingen ſämmt— 
liche Fifche. Unter diefen Umftänden nahm Pratjutpannamati 


im Neß die Geftalt an al8 ob er todt wäre. Diefe glaubten 


nun: „dieſer große Fifch ift von felbjt geftorben” nahmen ihn 
aus dem Ne und legten ihn ans Ufer. Darauf fprang er 
wieder ins Waſſer. Jadbhaviſchya aber, mit feinem Kopf in 
den Machen des Netzes zappelnd °73), wurde mit vielen Stod- 
fchlägen ganz zerfchlagen und fo getödtet. 


छी + 


Hinter ©. 98, Kof. 82, 6 ift in der berliner Handſchrift (BT. 94") folgende Er⸗ 
zählung in die zwölfte eingefchoben; mit ver dazu gehörigen Einleitung lautet fie 
folgendermaßen: 

Nachdem er dies beichloffen, rief er alle Vögel zufammen 
und that ihnen feinen Schmerz über den Naub feiner Jungen 
fund. Darauf fingen fie alle an, um feinem Leid abzuhelfen, 
mit den Flügeln das Meer zu fchlagen. =+) Da ſprach ein ?79) 
Vogel: „Auf diefe Art werden unfre Wünfche nicht erreicht. 
Sollen wir das Meer mit Erdflumpen und Staub 76) aus: 
füllen?” Nachdem dies gejagt war, nahmen alle zufammen 
Häufchen von Staub und Erde in die Höhlungen ihrer Schnä- 
bel und machten fich daran, das Meer auszufüllen. Da विद्वा 
aber ein andrer: „Wir find ganz und gar unfähig zu einem 
Kampfe mit dem großen Deean. Deswegen will ich bier 
rathen, was der Zeit angemeffen 1. Es gibt einen alten 
Schwan, welcher auf einem wilden Feigenbaum niftet, der 


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Nachtrag zum erften Buch. Fünfte Erzählung. 139 


wird uns, wenn wir ihn bitten, einen guten Nath geben. 
Wir wollen alfo zu ihm gehn und ihn fragen! Es heißt audy: 
Man णि der Alten Wort hören, vielerfahrne find wahr: 
haft alt; des Alten Wig befreit eine im Wald gefangne 
Schwäneſchar.“ 
Die Vögel ſprachen: „Wie war das?" Jener ſprach: 


Fünfte Erzählung. 
Ein alter Schwan rettet eine Schon gefangene Schar 
von Schwänen. 


In einer gewiſſen Waldgegend ift ein Feigenbaum, Na- 
mens Mahäafafha *) 27), darauf wohnte eine Schar Schwäne. 
Unter diefem Feigenbaum aber erjchien ein Schlinggewächs, 
mit Namen Kaufafhi.**) 77%) Darauf fagte der alte Schwan: 
„Das Schlinggewächs, welches an diefem Baum heranwächft, 
ift für uns jehr gefährlich, mit Hülfe defjelben kann einer 
einmal herauffteigen und und umbringen. Schaffet Dies 
Schlinggewächs weg, jo lange ed noc, mit Leichtigkeit zu zer- 
jtören iſt!“ Sie aber ließen feine Nede unbeachtet 7°) und 
zerjtörten ०२१) das Schlinggewächs nicht. So wuchs denn das 
Schlinggewächs im Fortgang der Zeit an dem Baum hinauf. 
ALS die Schwäne nun einft ausgeflogen waren, um ſich Futter 
zu fuchen, ftieg ein Bogelfteller, das Schlinggewächs als Lei: 
ter benugend, auf den Feigenbaum, legte Fallen in die Nefter 
der Schwäne und fehrte dann nach Haufe zurüd. Als aber 
die Schwäne?) ihren Umflug nad Futter. vollendet hatten 
und in der Nacht zurückfehrten, da waren fie alle in den 
Schlingen gefangen. Da fprad) der alte Schwan: „Diele 
unglüdliche Gefangenfchaft in den Netzen ift uns zugeftoßen, 
weil ihr gehandelt habt, ohne auf meine Rede zu achten. 
So find wir num alle verloren!” Darauf fagten die Schwäne 
zu ihm: „Ehrwürdiger! was ift unter diefen Umftänden zu 





*) „große Zweige habend ^. 
**) ſchlechte Zweige habend“. न 


[LE wir ण Si ८ * 


140 Nachtrag zum erſten Buch. Sechste Erzählung. 


thun?“ Er aber ſprach: „Wenn ihr mir folgen wollt, ſo ſtellt 
euch, wenn der DVogeliteller fommt an, als wäret ihr todt. 
Wenn aber dann der Vogelfteller, indem er denkt: „ſie find 
ſchon todt“ euch alle zufammen auf die Erde wirft, jo müflen 
alle zufammen, nachdem fie hingeworfen find, nachher in einem 
und demfelben Augenblik in die Höhe fliegen. Nachdem 
nun dev Morgen angebrochen war, fam der Vogelfteller, und 
wie er nachfieht, find fie alle zufammen wie todt. Darauf 
löfte er fie unbeforgten Sinnes alle der Reihe nad) aus dem 
Netze und warf fie alle auf die Erde. Wie fie ihn num mit 
Herabflettern beichäftigt प्रदा, flogen jie?®?), dem vom alten 
Schwan gegeben Rath gemäß, alle zufammen in einem und 
demfelben Augenblid in die Höhe. Daher jage ich: 

Man foll. der Alten Wort hören, vielerfahrne find wahr: 
haft alt; ०८6 Alten Wig befreit eine im Wald gefangne 
Schwäneſchar.“ | 

Und nachdem diefe Gefchichte erzählt war, gingen "alle 
०1९९ Vögel zu dem alten Schwan und thaten ihm den Schmerz 
über den Naub der Jungen fund. Darauf jpradh der alte 
Schwan: „Unfer, aller Vögel, König ift der Garuda u. f. w. 

wefentlich wie ©. 98, 3. 15, Kof. 82, 12. 


VI. 


Unmittelbar hinter ver 393. Strophe fährt die berliner Handſchrift (BI. 97) 
folgendermaßen fort: 


Auch beißt ९8; 

Nur im Verborgnen foll effen, insbeſondre ein arm Gefhöpf; 
ob feiner dürft’gen Nahrung wird der Widder umgebracht vom Leu’n. 
Garuda fragte: „Wie war das?” Der alte Vogel >) 
erzählte: 

Sechsſste Erzählung. 
Der Widder und der Löwe. 


In einer gewiſſen Waldgegend war ein Widder ००५), wel- 
her von feiner Heerde abgefommen war; dieſer ftreifte im 








> | 








Nachtrag zum erften Buch. Sechste Erzählung. 141 


Walde umher mit feinem durd einen großen Bart, große 
Hörner und Nibben ftarfen Körper. >) Da jah ihn einftmals 
in diefem Walde der Löwe, umgeben von ſämmtlichem Wild. 
Als er ihn, ein nie vorher von ihm gejehenes Wefen erblicte, 
wurde fein Herz durch deſſen Körper erfchredt, welcher von 
Gliedern erftrahlte, an denen ſich bejtändig die Huare vor 
Freude in die Höhe fträubten.?36) Er gerieth in Furcht und 
dachte: ‚Sicherlich ift er ftärfer als 197); darum allein, 
meine 10, jchweift er unbejorgt umher‘; jo bei ſich denfend 
ſchlich er ſich Schritt vor Schritt davon. Eines Tages aber 
fah er denfelben Widder 33) am Boden des Waldes Gras 
abweidend; da dachte der Löwe: „Wie? das ift ein Gras— 
frefier? 39%) dann fann er ficherlich nur eine Stärfe haben, 
die im Verhältniß zu feiner Nahrung fteht.‘ Nachdem der 
Löwe dies erfannt, fprang er mit einem Sat auf ihn und 
brachte den Widder??0) um. Daher ſage ich: 

Nur im Berborgnen foll eifen, insbefondre ein arm Geſchöpf; 
ob feiner dürft'gen Nahrung wird der Widder umgebracht vom Leu'n. 


Dann wird fogleich in ver Haupterzählung weiter fortgefahren, weſentlich ent— 
fprechend ©, 9, 3. 9 ४. u. (Kof. 83, 15). 


VII. 


Hinter Strophe 429. beginnt in ver berliner Handſchrift (BL. 106°) eine Reihe 
von Gefchichten. Zwifchen Strophe 428 und 429. hat fie noch vier andre Strophen; 
mit der zweiten verfelben beginnt das 105. Blatt, welches von einer andern, etwas 
fchwerer zu leſenden Hand gefchrieben ift, als ४८ Hanpfchrift im allgemeinen. 
Zugleich zeichnet es fich durch die Gigenthümlichkeit aus, daß die Strophen, welche 
es enthält, entweder von einer Meberfegung oder einer Erklärung in einer ver in- 
diſchen Volksſprachen begleitet find. In verfelben Sprache ift auch der Anfang 
der Erzählung mitgetheilt; glücklicherweife beſchränkt viefer fich auf die Expoſi— 
tion und ift leicht zu errathen. Mit Blatt 106 beginnt die gewöhnliche Schrift des 
Goder und wieder Sanskrit. — An Strophe 429 fchließt ſich alfo unmittelbar: 


Durch Balabhadra's *) Rath wurde der nacdte Bettelmönd 
verbrannt; jo gewann er des Herrn Gnade und bracht zu Ehren 991) 
auch jich ſelbſt.“ 


Damanafa??2) jagte: „Wie war das?“ Karatafa erzählte: 


*) „durch Stürfe glücklich“. 





142 Nachtrag zum erften Buch. Siebente Erzählung. 


Siebente Erzählung. 
Der verbrannte Bettelmönd. 


In ००) der Hauptftadt शी) im Lande Kocala?®) 
regierte ein König von großem Glanz und großer Macht, 
Namens Purufhottama.*) ०6) Kinftmals fam der Gouver— 
neur der Wälder zu ihm und berichtete ihm, daß die Häupt- 
linge des Waldgebietes fich fümmtlich empört hätten unter श्रा 
trieb und Anführung von Windhjafa, dem König der Windhja- 
06८0९. ०9) Der König entfandte feinen erften Minifter Bala— 
bhadra, um die Aufrührer zu unterwerfen. Während Bala- 
bhadra entfernt war, fam ein nadtgehender ००) Bettelmönd) 
in die Stadt. Diefer???) hatte durch die verfchiennen Theile 
der Sternfunde — welche gebildet werden durd) Die Frag— 
ftellung, Erklärung, Kenntniß der Horä und der Vogelzeichen, 


Erwägung und Beobachtung des Aufgangs, der Decanen, 


der Eintheilung in neun Grade, zwölf Grade, dreißig Grade, 
des Schattens, des unfichtbaren (Neumonds?), der Verdun— 
felung, ०९6 principalen Elements, des Sternbild Müla, des 
Jupiter und durch die mit dem Widder beginnenden (Zodiafal- 
zeichen) 60%) — ſich das ganze Land fo zu eigen gemacht, als 
wenn ev e8 hätte gefauft gehabt. Als der König eines Tages 
durch Das allgemeine Gerücht von diefer Eigenschaft deſſelben 
hörte, ließ ९८००५) ihn aus Neugierde in feinen Palaſt führen. 
Und nachdem er ihn aufs beite aufgenommen hatte, fragte 
er ihn: ,,1 e8 wirklich wahr? kennen die MWeifen die Gedan— 
fen anderer Menfchen? 602) Jener ſprach; „Der Erhab’ne 
wird e8 aus den Früchten erfennen.” 

Sp wurde der König durch paſſende Gejchichten aufs 
höchfte neugierig gemacht. ` Eines Tages ließ jener die Zeit, 
zu welcher er fich gewöhnlich einftellte vorübergehn, kam erjt 
am Nachmittag in den Palaft des Königs und fagte: „DO 
König! ich will dir etwas Angenehmes mittheilen. Ich ließ 





*) „beſter Mann”. 


Fire 


=` कौ: "ककव त ९ कका + - > ` +¬ cn 








Nachtrag zum erften Buch. Siebente Erzählung. 143 


heute in der Frühe diefen Leib in meinen Studierzimmer und 
ging in jenem für die Götterwelt >) pafjenden Körper zum 
Himmel, indem ich dachte: «die gefammte Götterfchar jehnt 
10 nad) mir.» Jetzt bin ich wieder zurücdgefehrt und habe 
dort von den Göttern den Auftrag erhalten, mich in ihrem 
Namen nad) deinem Wohlergehn zu erkundigen.“ Als er dies 
hörte, gerieth der König in die größte Freude und ſprach voll 
Erjtaunen: „Wie Meifter! du geht in den Himmel?!” Jener 
antwortete: „O großer König! ich gehe alle Tage in ven 
Himmel.“ Der jchwachföpfige König glaubte ihm und küm— 
merte fich jeitdem weder um Negierungsgeichäfte noch die 
Freuden feines Harems, fondern war einzig umd allein mit 
ihm beichäftigt. Mittlerweile hatte Balabhadra die Feinde im 
Waldgebiet ausgerottet und war zu des Königs Majeftät zu— 
rüdgefehtt. Da ſah er, wie der König den Kreis feiner Mi— 
nifter weit abjeitS liegen ließ, einzig und allein dem nadten 
Bettelmönd) 69%) Zugang zu ſich verftattete, und mit vor Freude 
ſtrahlendem lotusgleichem Geficht ihn wie feinen Lehrer mit 
den Worten: „Was nun?” um Rath fragte. Nachdem er 
erfahren hatte, wie ſich die Sache verhielt, verbeugte er fich 
vor dem König und fagte: „ES fiege der König, der Liebling 
der Götter! 6%) darauf fragte der König den Minifter nad) 
feinem Wohlergehen und fagte: „Kennſt du diefen Weiſen?“ 
Iener Sprach: „Wie follte ich ihn nicht fennen, da er der 
oberite Gott vieler Meijter iftz auch) jagt man, daß der Mei- 
fter die Welt der Götter zu befuchen pflegt, ift das wahr?‘ 
Der König ſprach: „Es ift alles, was du gehört haft, die 
reine Wahrheit. Darauf fagte der buddhiſtiſche Mönch: 
Wenn ९8 dem Herrn Minifter ein Vergnügen macht, 0 mag 
er ९6 ſelbſt jehen! Nachdem er fo geiprochen, ging er wie: 
der in fein Studierzimmer, verriegelte die Thür und blieb 
darin. Darauf fprach der Minifter, nachdem etwa eine Stunde 
verfloffen war: „Majeſtät! wie lange dauert e8, 016 er zurüd- 
kommt?“ Der König ſprach: „Haft du ſolche übermäßige Eile? 
er muß feinen häßlichen Leib in dem Studierzgimmer ablegen 


144 Nachtrag zum erſten Buch. Achte Erzählung, 


und in einem andern himmlifchen Körper dahin gehen.‘ Die: 
jer fagte: „Wenn dies wirklich wahr ift, fo laß eine Menge 
Holz und Feuer bringen, damit क das Studierzimmer in 
Brand ९९. Der König fprach: „Aus welchem Grund das?“ 
Der Minifter antwortete: „Majeſtät, Damit er, nachdem diefer 
Leib verbrannt ift, ftet8 in jenem Körper, in welchem er zur 
Welt der Götter zu gehen fähig tjt, ſich an deiner Seite 
befinde. Es wird ja auc folgende Gejchichte erzählt: 


Achte Erzählung. 
Der verzauberte Brahbmanenfohn. 


In der Stadt Nadichagriha ५५) lebte ein Brahmane, 
Namens Devafarman. Defien Gattin weinte fehr über ihre 
Kinderlofigfeit, wenn fie die Kinder der Nachbarn 69) Jah. 
Da fprach einftmals eines Tages der Brahmane: „Liebe! 
hör’ auf dich zu grämen! fieh, ich habe ein Opfer gebracht, 
um वाला Sohn zu erlangen; da ſprach irgendein unficht- 
bares Weſen mit deutlichen Worten folgendermaßen: „Brah— 
mane! diefer Sohn wird dir zu Theil werden, an Schönheit 
und Tugend alle Menfchen übertreffend und reich an Glück!“ 
Nachdem fie dies gehört, wurde das Herz der Brabmanin 
von der höchften Seligfeit erfüllt und fie fagte: „deſſen Ora— 
kel 608) find untrüglich.“ Im Verlauf der Zeit wurde fie 
jhwanger und brachte bei ihrer Niederfunft eine Schlange zur 
Welt. Als man dieſe erblickte jchrien alle übrigen : 609) werft 
fie weg!” 619%) Sie fümmerte fich aber nicht darum, ſondern 
nahm fie zu fich, ließ fie baden, legte fie — voll Mutterliebe 1%) 
zu ihrem Sohn — in ein großes reines Gefäß 612), fütterte fie 
mit Milch, friſcher Butter und ähnlichen Dingen, ſodaß fie 
in etlichen Tagen zu ihrer vollen Größe heranwuchs. Einſt— 
mals, als die Brahmanin das Hochzeitsfeft eines Nachbar- 
ſohns erblickte, wurden ihre Augen von Thränen getrübt und 
fie Iprad) zu ihrem Gatten: „Du behandelft mich doch ganz 
und gar verächtlich, da du dir gar feine Mühe gibft, das 


1 


nn a) — 


कके. क 





तः 


Nachtrag zum erften Buch. Achte Erzählung. 145 


Hochzeitfeſt meines lieben Kindes herbeizuführen!‘ 613) Als er dies 
gehört, jagte der Brahmane: „Ehrwürdige! Da müßte ich in 
den tiefiten Tartarus gehen und den Schlangenfönig Bafufi 61%) 
anfprechen! Denn wer anders, o Thörin! würde feine Tochter 
einer Schlange zur Frau geben?‘ Als er nad diefen Wor- 
ten die Brahmanin mit ganz außerordentlich betrübtem Geficht 
erblickte, jo nahm er, um fie zufrieden zu ftellen, etwas 61°) 
Neifezehrung und ging aus Liebe zu feiner Frau in fremdes 
Land. Nachdem er etliche Monate berumgereift war, fam er 
zu einem Drt, Namens Kufutanagara. 916) Dort wurde er 
in dem Haufe eines mit ihm befannten Kaftengenofien, in 
welches er gegen Abend 917) einfehren mußte, mit Bad, Nah— 
rung und allem Zubehör bedient und brachte dafelbft die Nacht 
zu. As er प in der Frühe von dem Brahmanen verab- 
jchiedet hatte und im Begriff war, weiter zu wandern, fo 
fragte ihn Ddiefer: „Aus welchem Grunde bift du hierher ge— 
fommen und wohin wirft du gehen?‘ Auf diefe Worte ent- 
gegnete jener: „Ich bin gefommen, um ein palfendes Mädchen 
zur Frau für meinen Sohn zu fuchen. Nachdem er dies 
gehört, fagte der Brahmane: „Wenn dem fo ift, jo habe ich 
bier eine überaus pafjende Tochter und du bift bei mir ehr 
angejehen ०९); drum 619) nimm diefe für deinen Sohn!‘ 
Auf diefe Worte nahm der Brahmane das Mädchen jammt 
ihrer Dienerfchaft und fehrte nach feinem Wohnort zurüd. 
Als aber die Bewohner diefes Gebiets ihre unvergleichliche, 
mit den wunderbaren Eigenjchaften 29) des höchſten Reizes 
geſchmückte Körperichönheit erblickten, riſſen fie vor Liebe die 
Augen weit auf und fprachen 622) zu ihrem Gefolge: „Wie 
fonntet ihr ein folches Juwel von einem Mädchen einer 
Schlange überliefern?” Nachdem fie dies gehört, wurde das 
Herz ihrer ſämmtlichen Begleiter 22) erichredt und fie ſpra— 
hen: „Sie muß diefem von dem alten Brahmanen aufgeftell- 
ten Mörder entriffen werden!‘ 23) Darauf fagte die Jung» 
frau: „Bern fei fol ein Betrug! Denn jeher! 
Benfey, Pantihatantra. II. 10 





146 Nachtrag zum eriten Buch. Neunte Erzählung. 


Könige ſprechen nur einmal, einmal ſprechen die Guten nur; 
einmal verlobt man nur Mädchen; dieſe drei geſcheh'n einmal 
nur. 624) 

Und ferner 

Was, verhänget vom Schickſale, früher dir zugemeffen tft 
das läßt 10 nimmermehr Andern von Weiſen und von Göttern 
nicht 625 ) 

Darauf fragten alle: „Wer ift diefer mit dem Namen 
Puſchpaka?“ 626) Das Mädchen erzählte 


Neunte Erzählung 
Der Götter Ohnmacht gegen den Gott des Todes 


Indra hatte einen Bapagaien, Namens Puſchpaka *), mit 
deſſen Weisheit, wegen feiner Kenntniß vieler Wiſſenſchaften, 
e8 niemand aufnehmen fonnte und der mit der höchften Kör- 
perfchönheit begabt war. Indem diefer einft auf Indra’s 
Handfläche jaß, und fein Körper durd das Vergnügen, wel: 


ches ihm die Berührung verurfachte, anſchwoll, ſah er zur 


Zeit, wo er, mandherlei Hymnen recitivend, feinen Hofdienſt 


verrichtete, ven Gott der Unterwelt कि nahen und eilte davon. 


Darauf fragten ihn ſämmtliche Götterfcharen: „Warum bift 
du denn weggeeilt, als du den Gott der Unterwelt erblickteft 2” 
Der Papagai fagte: „Das ift der Vernichter von allem Leben- 
den. Wie follte man vor den nicht fliehen?” Nachdem fie 
dies gehört, jagten fie alle, um feine Furcht zu befchwichtigen, 
zu dem Gott der Unterwelt: „Wahrlic)! Du darfit, ung zu 
Gefallen, Ddiefen Papagai nicht umbringen!‘ Der Gott der 
Unterwelt 627) antwortete: „Ich weiß nicht; der Gott der Zeit 
wird hier den Ausſchlag 628) geben.” Nachdem fie dieje शा 
wort 62°) erhalten hatten, gingen fie zu dem Gott der Zeit 
und wiederholten das oben Mitgetheilte. Darauf fagte aber 
der Gott der Zeit: „Das weiß der Gott ०८6 Todes; ſprechet 





*) „Grüner Bitriol“ (2); ob fo wegen der Farbe? 








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Nachtrag zum erften Buch. Achte Erzählung (Fortſetzung). 147 


mit dem!’ Als num dies gefchah, fo ftarb der Bapagat fchon 
durch den bloßen Anblick des Todes, und als 1८ diefes hör- 
ten, fprachen fte alle mit verwirrten Sinnen zu dem Gott der 
Unterwelt: „Wie geht das zu?” Darauf fagte der Gott der 
Unterwelt: „Ihm war e8 verhängt, beim bloßen Anblick des 
Todesgottes zu sterben.” Nachdem fie das gehört, Fehrten fie 
zurück in ihre Wohnung. Daher fage ic): 

Was, verhänget vom Schiefale, Früher dir zugemeſſen ift, 
das laßt 70 nimmermehr andern, von Weiſen und von Göttern 
nicht. 


Fortiegung der achten Erzählung. 


„Außerdem, fagte das Mädchen 63%), „ſoll meinen 
Vater durch feine Tochter nicht der Vorwurf einer Lüge treffen.‘ 
Darauf hin wurde fie unter Beiftimmung ihrer Umgebung mit 
der Schlange verheirathet. Danach fing fie an, die Schlange, 
nachdem fie ihr vorher ihre Ergebenheit bezeigt hatte, mit 
Milch und ähnlichen Dingen zu bedienen. Einft in der Nacht 
verließ die Schlange ihren großen Korb, welcher fih im Schlaf— 
zimmer befand, und ftieg auf ihr Lager. Darauf rief die 
Frau: „Wer ift diefer wie ein Mann Geſtaltete?“ Denkend, 
९6 शिं ein fremder 631) Mann, fprang fie auf, riß, an. allen 
Gliedern zitternd, die Thür auf und wollte eben wegeilen, als 
die Schlange fagte: ,, ९६९८! Bleib doch! Ich bin’ ja dein Ges 
mahl.” Und um fie davon zu überzeugen ०), fuhr fie wies 
der in den Leib, welchen fte im Korb gelafien hatte, und ver- 
ließ ihn alsdann von neuem. Sie war mit hoch emporragen- 
dem Diadem, mit Ringen, Spangen und Armbändern am 
oberen und unteren Arm 633) geſchmückt und die Frau fiel ihr 
zu Füßen. Darauf genofien beide die Freude der Liebe. Das 
ſah der Vater, der Brahmane, welcher früher aufgeftanden 
war als der Sohn, nahm die Schlangenhülle, welche im Korbe 
geblieben war, und indem er fagte: „Er णि nicht wieder in 
fie hineinfahren“ ०३५), verbrannte er fie in Feuer. In der 
Frühe alsdann zeigte er voller Freude feiner Familie feinen 

10* 


7 FERIEN N 


148 Nachtrag zum erften Buch. Siebente Erzählung (Fortfegung). 


Sohn, welcher फ einer endlofen Liebe befleigigte ००) und 
14 wie der trefflichte Sohn benahm. 


Fortſetzung der jiebenten Erzählung, 


Nachdem er in diefer Erzählung den König einen ähn- 
lichen Fall kennen gelehrt hatte, verbrannte Balabhadra das 
Studierzimmer mitfammt dem nadten buddhiftifchen Mönch. 
Daher jage ich: 

Durch Balabhadra’s Nath wurde der nadte Bettelmönd 936) 
verbrannt; jo gewann er des Herrn Gnade und bracht' zu Ehren 
auch ſich Telbft. 


Dann ift noch eine tadelnde Rede, ausführlicher als Kof. 92, 22 eingeichoben, 
welche außer einer befonderen auch Kofegarten’3 458. Strophe enthält, umd dann 
folgt Strophe 430. mit der dazu gehörigen Gefchichte Kof. 92, 25. 


VII. 


Hinter Strophe 467 jegt in der berliner Handſchrift Karatafa feine Rede fort, 
indem er ausführt, daß er mit Damanafa nicht länger. zufammenbleiben dürfe 
er könne durch ihn auch unglücklich werden. Im Verlauf ver Rede folgt dann die 
Strophe: 


Der Menſch erlangt Tugenden durh den Umgang mit den 
Guten, Sünden durd den Umgang mit छक्का, gleichwie der 
Mind, verſchiedene Länder durchſtreichend, bald liebliche, bald übele 
Gerüche. 

wefentlich gleich mit Kalilah und Dimnah in Wolff’s Ueberfegung, I, 100, 21 fg. 
Dann heißt es weiter (in ver Handichrift BT. 118°): 

Uns beiden Vögeln ift eine Mutter, ſowie ein Vater auch; 
doch ich wuchs auf bei Brahmanen, diefer bei Kubfleiichefleren. 

Sortwährend hat dieſer, ० König! der Kuhfleiſcheſſer Worte 
gehört, ich aber 6 der Weiſen Reden; jo haft aud du mit 
eignen Augen klar gefehn: durd Umgang wird Tugend erzeugt 
und Sünde. 


Diefer fagte 637): „Wie war das?" Karatafa erzählte: 








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Nachtrag zum eriten Buch. Zehnte Erzählung. 149 


Schnte Erzählung. 
Die durch verfchiedenen Umgang verfchieden ge— 
arteten Papagaiengeſchwiſter. 

In einer gewiffen Berggegend brütete 638) ein PBapagaien- 
weibchen; e8 famen ihm zwei Papagaien zur Welt. Als nun 
das Bapagaienweibchen einft, um Autter zu fuchen, wegge— 
flogen war, wurden die beiden Söhnlein von einem Vogel— 
jteller gefangen; der eine von ihnen rettete fich jedoch mit vieler 
Mühe und flog durch des Schieffald Gunft davon. Den वाः 
dern aber fperrte jener in einen Käfig und fing an, ihn १९८ 
chen zu lehren. Jener Papagai dagegen wurde von einem 
herummwandernden frommen Weifen erblickt, von ihm gefangen, 
in feine Einſiedelei gebracht und daſelbſt aufgefüttert. 6?°) 
Indem nun die Zeit jo verlief, Fam einft ein gewifler König, 
durdy fein Pferd feinem Heere entführt, in vie Waldgegend, 
wo jene Vogeljteller wohnen; als nun der im Käfig befind- 
liche Bapagai 63°) ven König heranfommen fah, erhob er ein 
gewaltiges Gejchrei: ,, 6८1 He! Mein Gebieter! Es fommt 
ein einzelner Menfch auf einem Pferde! Drum binde, binde 
und tödte ihm!‘ 641) Der König, nachdem er 0९6 Papagaien 
Rede gehört, lenfte fein Pferd fo fchnell er Fonnte anderswo- 
hin. Als der König in das Innere eines nicht fernen andern 
Waldes gelangt, da fieht er die Einftedelei von &remiten; 
auch da befand fich ein Papagai in einem Käftg und ſprach: 
„Komm herbei! Komm herbei, o König! Ruhe dich aus! 
Genieße {0९6 Wafler und füge Früchte! He! He! Ihr Wei: 
fen! Ehret ihn in diefem reichbeichatteten Baummwalde mit dem 
Fußwafler des Gaftopfers!" Als der König dies gehört, riß 
er die Augen weit auf und mit verwundertem Herzen dachte 
er: „Wie mag dies zugehn?“ Dann fragte er den Papagai: 
„Sch habe hier in einer Gegend ०८6 Waldes einen dir ähn— 
lichen Papagai geſehen; aber fchrederregend jchrie er: „He, 
binde! 642) He, tödte!” Als er des Königs Rede gehört, er- 
zählte der Bapagai ihm der Wahrheit gemäß feine Geſchichte. 
Daher fage ich: 


150 Nachtrag zum erften Buch. Elfte Erzählung. 


Durh Umgang wird Tugend erzeugt und Sünde, ०५३) 

Deshalb ſoll man fich nicht in Umgang mit dir einlaffen. ०९) 
Denn man fagt auch: 

Beſſer ein kluger Feind wahrlich, als wie ein unverftänd’ger 
Freund: Der Räuber ftirbt aus Aufopf'rung ०५०), der Fürft fommt 
durh den Affen um.“ 

Damanafa fagte: „Wie war das?‘ Karataka erzählte: 


Elfte und zwölfte Erzählung: Die drei Freunde. 


Elite Erzählung. 
Der fluge Feind. 


Der Sohn eines Königs, eines Kaufmanns und eines 
Gelehrten hatten miteinander Freundichaft geichloflen; dieſe 
drei vergnügten ſich Tag für Tag in Ergöglichfeiten, Spazie- 
vengehen, Zerftreuungen, Leichtfertigfeiten und Spielen. Nicht 
einen einzigen Tag wurde der Prinz 6*°) des Bogenſchießens, 
Neitens auf Elefanten und Roſſen, Fahrens, Jagens und 
Spielens jatt. Da wurde er einft vom Vater ftreng getadelt 
mit den Worten: „Du beeiferft dich nicht, das, was ein König 
thun und willen muß, zu erlernen‘ 6#7)..... „Die Kräns 
fung des eignen Stolzes haben wir beide durch die Freude 
an unfrer Freundfchaft mit dir 63) einige Tage hindurch nicht 
gefühlt. est aber, da wir ſehen, daß auch du durch) Die- 
jelbe 63°) Kränfung betrübt bift, find wir beide überaus 0९ 
trübt geworden.” Darauf jagte der Königsjohn: „Wahrhaf- 
tig! Es ift nicht angemefjen, daß wir nad) dieſer Kränfung 
bier bleiben. Drum wollen wir alle, die wir durch denfelben 
Schmerz betrübt find, ung entfernen ०००) und irgendwo anders: 
bin gehen. Denn: 

Der Tapferkeit und Weisheit Macht, fowie der Meinen Tugend 
wird an ihren Früchten erprobet, wenn der Edle die Heimat 
flieht.‘ 

Nachdem dies vorgegangen ००), überlegten fie, wohin ९6 
angemeflen wäre zu gehen. Darauf fprad der Sohn des 








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Nachtrag zum eriten Buch. Elfte Erzählung. 151 


Kaufmanns: „Wahrhäftig! Ohne Geld erreicht man nirgend 
fein Ziel; drum laßt uns nach dem Berg Rohana 62) gehn! 
Nachdem wir dort Edelfteine gefunden haben werden, werden 
wir alles, was wir nur wünfchen, genießen. Nachdem alle 
die Wahrheit feiner Rede anerkannt hatten, gingen fie nad) 
dem Berg Rohana, und da fand jeder von ihnen durch die 
Gunſt des Schickſals einen unfchäßbaren herrlichiten Evelftein. 
Darauf überlegten fie nun: „Wie fönnen wir, indem wir von 
bier auf gefahrreichen Waldwegen wandern müſſen, diefe Edel- 
fteine verwahren?” Darauf fagte der Sohn des Weifen: 
„Wenn diefe Edeljteine in unferm Leibe aufbewahrt werden, 
fo 653) find wir weder von einem Karavanendieb, noch von 
fonft jemand einer Gefahr ausgelegt. Nachdem er fie davon 
überzeugt, legten fie fie zur Eſſenszeit +) im einen Happen 
Speife und verichludten fie. Während dies gefchah, ſah fie 
irgendein Mann, welcher unbeobachtet dicht am Fuße des Ber- 
ges ausruhte, und dachte bei ſich: „Ach! Ich bin hier am 
Berg Rohana, Edeliteine fuchend, viele Tage umbergeirrt und 
babe infolge meines unglückſeligen Geſchicks nicht das Geringite 
gefunden. Drum will ich mit diefen gehen! Wenn fie als: 
dann auf irgendeinem Weg vor Müdigfeit einfchlafen 6%) wer- 
den, dann werde ich ihnen ००९) die Bäuche aufichneiden und 
alle drei Edelſteine rauben.“ Nachdem er diefen Entichluß 
gefaßt hatte 67), ftieg er vom Berge herab, fam hinter fie her 
und ſprach, fich ihnen anſchließend: „O! Ihr Eveln! Ich 
kann nicht allein durch den furchtbaren ००२) großen Wald zu 
meiner Heimat gelangen; daher will ich mich eurer Karavane 
anjchließen und mit euch gehen.‘ ०००) Sie, denen Gefellichaft 
willfommen war, waren e8 zufrieden und fagten: „Ja!“ 660) 
und begannen mit ihm zu gehen. In diefem Walde befand ſich 
aber in einer unwegfamen Berggegend in der Nähe ver Straße 
ein Bhilladörfchen. ००) Als jene an dieſem vorübergingen, 
ftieß unter den vielen mannichfachen Vögeln, welche in dem 
Haufe des Dorfhäuptlings zu feinem Vergnügen gepflegt wur: 
den, ein alter Vogel einen Ton aus; diefer Dorfhäuptling ' 


152 Nachtrag zum erften Buch. Elfe Erzählung. 


verftand aber fümmtliche Vogelfprachen ; er überdachte alfo, 
was dieſes Vogelgeſchrei bedeuten follte, und fagte mit hoch— 
erfreutem Herzen zu feinen Untergebenen: „Daß diefer 62) Vogel 
Wort für Wort Folgendes ſagt: «daß nämlich jene 66) auf 
dem Wege einhergehenden Wandrer höchft Eoftbare Edelfteine 
mit फ führen»; drum greift fie! greift fiel Haltet fie alſo 
feft und bringt fie hierher!” Nachdem dies gejchehen war, 
jo fand man bei ihnen nicht das Geringfte, obgleich fie der 
Dorfhäuptling felbit ausplünderte. 66%) Darauf wurden fie 
von ihm losgelaſſen und fingen an, weiterzugehn, von nichts 
weiter bedeeft al von einem Stück Zeug um die Lenden. Da 
jtieß auf einmal jener Bogel denjelben Ton nochmals ०००) aus. 
Als der Dorfhäuptling diefes hörte, ließ er fie nochmals vor 
fich führen. 66% Sie wurden nun mit größter Sorgfalt durch— 
jucht; als fie aber, von neuem freigelaflen, fortgehn, ſtößt der— 
jelbe Vogel, ganz wie früher, einen durchdringenden Ton aus; 
da ließ fie der Dorfhäuptling nochmals vor 14 führen und 
fragte 1८; „Dieſer 69) Vogel hat fich zu allen Zeiten als 
zuverläfjtg bewährt und fpricht nie eine Lüge; der jagt num, 
daß ihr Epvelfteine bei दार्व habt. Wo find diefe nun?“ Gie 
aber antworteten: „Wenn wir Evelfteine bei ung hätten, wie 
wäre e8 möglich, daß Ihr die nicht gefunden hättet, da Ihr 
uns fo forgfältig durchjucht habt?“ 669) Der Dorfhäuptling 
ſprach: „Da diefer Vogel ९6 mehrfach hintereinander jagt, jo 
müſſen nothwendig Edelfteine in eurem Leib jein. Jetzt ift ९8 
aber {कणा Dämmerung. geworden; morgen werde ich unbe— 
dingt der Evelfteine wegen eure Bäuche aufſchneiden.“ Nach— 
dem er fie jo bedroht, wurden fie in ein als Gefängniß die— 
nendes Schlafzimmer gebracht. Darauf überlegte der Dieb 969) 
bei fich: „Unzweifelhaft: wenn morgen der Dorfhänptling in 
den aufgefchnittenen Leibern von jenen foldye Edelfteine findet, 
wird der Böſewicht, von Geiz getrieben, ficherlid auch meinen 
Leib öffnen. So fteht mir, mag e8 geben wie es will, der 
Tod bevor. Was habe ich alſo hier zu thun? Man jagt 
auch: 


Nachtrag zum erſten Buch. Elfte Erzählung. 153 


Traun, wenn einer, wo Tod drohet, Hochedeln den hinfäll'— 
gen 670) Leib in ihrem Dienſte aufopfert, deß Sterben ift Un— 
fterblichkeit. 

Drum ift e8 befier: ich liefre zuerft meinen eignen Leib 
ihm zum Aufichneiden und rette jene, ſei's auch mit meinem 
eignen Tode. Denn wenn der Böfewicht, nachdem er meinen 
Leib zuerft har aufichneiden laſſen, troß der forgfältigiten प्राः 
terfuchung 94) nichts entdeckt, dann wird er die Hoffnung, 
Edelfteine zu finden, aufgeben 67?) und, wenn er auch nod) 
fo graufam wäre, doch aus Mitleid fich enthalten, ihnen ven 
Bauch zu zerichneiden; und indem ich auf dieſe Weiſe ihnen 
Leben und Vermögen fchenfe, wird mir in diefer und der zu— 
fünftigen Welt der Ruhm der Aufopferung zu Theil werden 
und eine edle (zufünftige) Exiſtenz. Drum ift diefes ein वाः 
gemeflenes und gewillermaßen vernünftiges Sterben.‘ Als 
nun, nachdem die Nacht verfloflen war, der Dorfhäuptling ſich 
anſchickte ९7३), ihnen den Bauch aufichneiden zu laflen, faltete 
der Räuber bittend feine Hände und ſprach: „Ich kann nicht 
mit anfehen, daß jenen meinen Brüdern der Bauch aufge- 
Schnitten wird; drum +) erweife mir die Gnade, mir meinen 
Leib zuerit auffchneiden zu laſſen.“ Aus Mitleid bewilligte ihm 
der Häuptling dies mit dem Worte: „Ja!“ und nachdem ihm 
der Bauch aufgejchnitten war, wurde nicht das Geringfte darin 
gefunden. Darauf brad) er in Wehklagen aus: „DO Jammer! 
O Jammer! 67°) Auf die bloße Deutung des Bogelgejchreis 976) 
bin habe ich aus gewalt’ger Gierde einen großen Mord 6९ 
gangen! Wie in dem Bauche von diefem, jo werde ich auch 
in denen der übrigen nichts finden. Nachdem er fo geſpro— 
chen, ließ er alle drei mit unverlegten Leibern frei; fie aber 
durchichritten mit größter Eile den Wald und kamen zu irgend- 
einem Ort; daher ſage ich: 

„Der Räuber ſtirbt aus Aufopf'rung“; 77) drum „beſſer 
ein Eluger Feind wahrlich.” 677) 

An diefem Orte verfauften 978) fie alle drei Evelfteine 
vermittelft des Kaufmannsſohns; darauf erhielten fie eine 


6 —— re“ Pi, * Er 


154 Nachtrag zum erften Buch. Zwölfte Erzählung. 


ungeheure Menge Geldes und legten diejes für den Königs- 
john ९79) zufammen. Diefer, welcher beabfichtigte, dem Ober: 
herren dieſes Gebiets Die Negierung zu entreißen, übergab dem 
Sohne des Weifen das Amt eines Minifters, den Sohn des 


Kaufmanns machte er zu feinem Schaßmeifter. 699%) Darauf 


verfammelte er, dadurch, daß er doppelten Sold gab, ein ge 
waltiges Heer ०१) von trefflichen Elefanten, Roſſen und Fuß— 
gängern, fing vermittelt der Verftandeskraft feines Minifters, 
welcher die ſechs Arten (wie fich ein König gegen feinen Feind 
zu benehmen hat) fannte ०८), Krieg an, und tödtete den 
König in einer Schlacht; Darauf bemächtigte ſich diefer Königs— 
john des Königreich und ward König. Nachdem er die Laft 
der gefammten Regierung feinen beiden Freunden anvertraut 
0411९, lebte er forglos in die Welt hinein und genoß das Ver- 
gnügen der Lüfte, ` 


Zwölfte Erzählung. 
Der thörichte Freund. 


Einft 683) hatte er, wenn er in jein Frauenhaus ging, 
einen Affen, welcher in der Nähe in einem Stall war, immer 
neben fich, um ſich an ihm zu beluftigen. Denn 


„Papagaien, Rebhühner, Tauben, Widder, Affen und Aehnliches‘‘ 


find natürlicherweife der Könige Lieblinge. Es verſteht ſich 
von felbft, daß der Affe, gemäftet durch die mannichfachen 
Speifen, welche ihm der König reichte, groß ward und von 
der gefammten Umgebung des Königs geehrt werden mußte. 
Der König aber gab aus übermäßigem Vertrauen und aus 
Liebe diefem Affen ein Schwert zu tragen. Der König hatte 
nun in der Nähe feines Palaftes einen mit einer Menge ००) 
verfchiedenartiger Bäume geſchmückten Luftwald. 69°) Als nun 
der König beim Beginn des Frühlings dieſen erblidte, wie er 
fo lieblich war, herrlichen Duft vieler Blumen aushauchte 3%) 
und den Ruhm des Liebesgottes, von Scharen von Bienen 
gefungen, verfündete 637), fo ging er, von Liebe überwältigt, 


—— en 


१ 1१ श चा 


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Nachtrag zum erften Buch. Zwölfte Erzählung. 155 


mit feiner Lieblingsgemahlin hinein. Die gefammte Diener: 
fchaft erhielt ven Befehl, an der Thür ftehen zu bleiben. Nach— 
dem er voll Freude den Luftwald 68%) durchirrt und betrachtet 
hatte, fagte er ermüdet zu feinem Affen: „Ich will einen 
Augenblik in diefer Blumenlaube ००५) jchlafen; gib forgfältig 
Acht, daß fich nichts an mich macht und mich beichädigt!‘ 
Nachdem er dies gejagt, fchlief der König ein. Da fam eine 
Biene, dem Blumenduft, Betel fammt Zubehör und dem 
Mofchusarom nachjagend, und feste ſich auf feinen Kopf. 
Als der Affe dies ſah, dachte er zornig 699%): „Wie? Soll id) 
den König vor meinen Augen von dem gemeinen Gefchöpf 
beißen laſſen?“ Dabei fing er an, fie abzuwehren. Als fich 
die Biene aber, troß der Abwehr, immer von neuem an den 
König macht, da wurden des Affen Gedanfen von Zorn 69%) 
verblendet; er zog das Schwert und fchlug die Biene mit einem 
Hieb nieder; aber durch denſelben Hieb war zugleich des 
Königs Haupt gejpalten. Die Königin, welche neben ihm 
ſchlief 692), ſprang erjchredt in die Höhe 69°), jammerte, als 
fie dies Verbrechen erblickte, und ſprach: „O, 0! Du thörich- 
ter Affe! Was haft du da dem König gethan, der dir Ver- 
trauen ſchenkte?!“ Der Affe aber erzählte, wie e8 zugegangen 
war; darauf wurde er von aller Welt als ein Böfewicht ges 
mieden, Daher grade fagt man: „Man ſoll aber feinen 
Thoren zum Freund wählen; denn der König ००५) ward vom 
Affen 0९1601९1. Daher jage ich: 

Befler ein Eluger Feind wahrlich, als wie ein unverjtänd’ger 
Freund; der Räuber ftirbt aus Aufopf’rung 69%), der Fürft fommt 
durch den Affen um. 

(Dann folgen noch einige Strophen mit Vorwürfen und Achnlichem und ver 


Tod des Stiers, womit fich diefe Handfchrift wieder Kof. 101, 23, einigermaßen 
nähert.) 





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156 Zweites Bud. 


Zweites Bud. 
Erwerbung von Freunden. 


Hier beginnt das zweite Buch, genannt „Erwerbung von Freunden“; 
deſſen erfte Strophe ift folgende 

1. Verftändige, Kluge, Vielerfahrne erreihen, mittellos ſo— 
gar, fchnell ihr Ziel, wie die Schildfröte, Gazelle, Krähe und 
die Maus. 696) 


Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine 
Stadt, Mahiläropja 697) mit Namen. Nicht weit davon befindet fich ein 
jehr hoher, großer Feigenbaum, deſſen Früchte von mancherlei Vögeln ge: 
noffen werden, deſſen Höhlungen von Snfeften bedeckt find und der mit यिः 
nem Schatten die Wand'rer erquickt. 698) Recht pafjend heißt es ja auch: 

2. Der Baum wahrhaftig ift zu preifen, in deſſen Schatten 
das Wild ſchläft, deſſen Blätter allenthalben von einer Menge von 
Vögeln unterbrochen, deſſen Höhlungen von Infeften bedeckt find, 
auf deſſen Zweigen Affenſcharen koſen, deſſen Blumen zutrauens— 
voll von den Bienen ausgeſogen werden: mit allen ſeinen Glie— 
dern bringt er Freude einem Zuſammenfluß von vielen Geſchöpfen, 
als wär’ er ein zweiter Meltenfchüger. 699) 


Auf diefem nun wohnte ein Krähenmännchen, Namens Laghupatas 
nafa.*) Als diefes einft, um Nahrung zu fuchen, fich nach der Stadt 
auf den Weg machte und कि umfieht, fo fteht ihm ein Jäger vor Augen, 
von fehr fchwarzem Körper, mit auswärts gebogenen Beinen, mit aufs 
wärts farrınden Haaren, ganz wie die Diener des Todesgottes geftaltet, 
mit einem Neb in der Hand. Als es diefen erblickte, überlegte 700) ९6 
furchtfamen Sinnes: „O weh! Diefer Böfewicht geht jebt zu dem Fei— 
genbaum, auf welchem ich wohne. So weiß man denn nicht, ob heute 
die auf dem Feigenbaum niftenden Vögel umfommen werden, oder nicht.“ 


Nachdem es fo mehrfach hin- und hergedacht hatte, Fehrte es auf der Stelle. 


um, ging zu demfelben Feigenbaum, rief alle Vögel zufammen 701) und 





*) „der Leichtfliegende *. 


ए प क ताकत एक व ना a en all U ४. करन 


ध भा ar ten 








ना व गक 7 = "` 


Erwerbung von Freunden. 157 


ſprach zu ihnen: „Hört! Da fommt ein böfer Jäger herbei mit einem 
Neg und Körnern in den Händen. Drum dürft ihr ihm auf Feine Weife 
trauen! Gr wird, nachdem er. das Neb ausgebreitet hat, Körner davor 
ausftreuen. Diefe Körner müßt ihr alle zufammen anfehn, als ob 1८ 
Gift wären.‘ 

Indem es fo ſprach, fam der Jäger zu dem Fuße des Feigenbaums, 
fpannte das Netz aus, warf die Sinduvära 702) ähnlichen Körner davor, 
ging etwas abfeits und ftellte fich in ein Verſteckk. Die Vögel aber, welche 
fich hier befanden, wurden von Laghupatanafa’s Rede, wie von einem 
Riegel, zurückgehalten und jahen die Körner an, als wären fie Giftpflan- 
zen. Mittlerweile erblickte der König dev Tauben, Tſchitragriva *) mit 
Namen, indem er, von Taufenden umgeben, nad) Nahrung umherfchweifte, 
diefe Körner 703) fchon aus weiter Ferne. Troßdem, daß ihn Laghu— 
patanafa warnte, flog er, von feiner Zunge beherrfcht, hin, um zu efjen, 
und fiel fammt feinem Gefolge in das große १1९ 70%). Sagt man ja 
doch mit Recht: 

3. Die an der Zunge Gier haften, folhen Thoren wird un— 
verſehns der Tod zu Theil, gleichwie Fiſchen, die Haufen mitten 
in der Flut. 


Dielleicht geht es aber aud) jo durch die Feindfeligfeit des Gejchids, 
ohne dag man irgendeine Schuld hat. Es heißt auch: 

4. Wieſo verfannte Rävana die Sünde, eines andern Weib 
zu rauben? Wie ward von Näma nicht erkannt der Goldgazell' 
Unmwirklihfeit? Und mie ward großes Misgeſchick durch Spiel 
Sudhifhthira zu Theil? Weß Geift verwirrt von Unglücksnäh', 
verliert gewöhnlich den Verſtand. 709) 

Und fo: 

5. Gebunden von ०८6 Tods Stricken, das Herz von Schid- 
falsihlägen hart getroffen, wird fogar Hoher Weisheit auf krum— 
men Pfaden gehn. 

Mittlerweile war der Jäger, da er diefe gefangen ſah, mit fehr ver: 
gnügtem Sinn und erhobenem Stock herbeigelaufen, um fie zu tödten, 
Tichitragriva aber, als er erfannte, daß er fammt feinem Gefolge gefan- 


gen fei und ben Jäger heranfommen ſah, fagte zu den Tauben: „Ah! 
fürchtet euch nicht! Denn es heißt auch: 





*) „bunten Naden habend ^. 


158 Zweites Bud. 


6. Wer in allen Unglüdsfällen ven Kopf am rechten Fleck 
behält, der wird durch deſſen Macht Rettung aus ihnen finden 
jicherlich. 706) 

Und io 

7. Im Glück ſowol als im Unglücd bleiben Hohe fih immer 
gleich: Die Sonn’ ift roth bei ihrem Aufgang und roth bei ihrem 
Untergang 

Drum laßt uns alle munter mitfammt dem Netz auffliegen, und 
wenn wir aus feinem Geficht find, machen wir uns los! Wo nicht: wenn 
ihre nämlich, vor Furcht Schwach, nicht zugleich munter auffliegt, dann wer— 
det ihr alle umfommen. 707) Es heißt ja 

8. Bloße Fäden, die nicht weichen, ftarfe Fäden, einander 
gleich, wenn fie verbunden find zahlreich, binden felbft viele Schlan— 
gen 708) 

Nachdem jo gefihehen war, lief der Jäger den Tauben, welche fich 
mitfammt dem Ne in die Luft erhoben hatten, auf der Erde nach. Als— 
dann hob er feine Augen in die Höhe und reeitirte diefe Strophe: 

9. Mühelos wird, was er wünfchet, erfüllet एला, der fromm 
gelebt; aber fiehe! dem Unfrommen gehn vie Tauben im Fluge 
01114. 709) 

Doch vielleicht: | 

10. So lang’ die Vögel einträdhtig , geben fie fammt dem 
१९8९ durch; aber fobald fie fich ftreiten, Fallen ſie ficherlich herab. 710) 

Laghupatanafa aber gab fein Suchen nach Futter auf und folgte, 
aus Neugier, was daraus werden würde, ihnen auf dem Fuß. Der Jäger 
nun, da er ſah, daß die Tauben feinem Gefichtsfreis entflohen waren 
fehrte um und reecitirte hoffnungslos diefe Strophe 

11. Was nicht gefhehn 9, wird nimmer, und was ge= 
ſchehn Toll, gefchieht von felbit; was ſchon in ver Hand, geht wies 
der verloren, wenn ihm beftimmt: nicht zu geichehn. 71) 

Und fo: 

12. Wer wider des Geſchicks Willen mit Müh' etwas er— 
worben hat, dem geht ९5 hin mitfammt anderm, gleichwie Kuvera’s 
Mufchelichng. 712) 

Sp muß es denn für jegt mit dem Munfch nach Vogelfleifh ein 
Ende haben, da auch mein Neg verloren ift, welches mir als Mittel, meine 
Familie zu ernähren, diente.‘ 











1 9, का ae 2 >, 7 


N —— 


Erwerbung von Freunden. 159 


Tſchitragriva, als er bemerkte, daß der Jäger nicht mehr zu ſehen 
war, ſagte zu den Tauben: „Ha! dieſer böſe Jäger iſt umgekehrt! Nun 
laßt ung voll Vertrauen nad) einem Ort nordöftlic von der Stadt Mas 
hiläropja gehn! da wird eine mir befreundere Maus Namens Hiranjafa *) 
allen die Stride durchbeißen. Denn man fagt ja: 

13. Allen Sterblichen fommt Beiftand, wenn fie ein. Mis- 
geichiet betrifft — und wär’ ९6 einzig durch Worte — von feinem 
fonft als einem Freund.” | 

Sp von. Tichitragriva ermahnt, gingen fie zu Hiranjafa’s, einer 
Feftung ähnlihem, Loche. Hiranjaka, in fein mit Hundert Deffnungen 
verjehenes burggleiches Loch gejchlüpft, lebte vergnügt, ०0१९ Furcht vor 
irgendetwas. ७6 heißt ja: 713) 

14. Zufünftiger Gefahr denfend wohnte, kundig der Politik, 
die Maus in einem Koch dorten mit Hundert Thoren wohlserjehn. 71%) 

Tichitragriva trat darauf zu der Pforte des burgaleichen Loches und 
rief mit durchdringender Stimme: „He! he! Freund Hiranjafa! komm 
raſch herbei! ich bin in einer ſehr unglücklichen Lage.“ Dieſes hörend, 
ſprach Hiranjaka noch innerhalb feines burggleichen Lochs: „He! he! wer 
bift du? weshalb bit du gefommen? welcher Art ift deine unglückliche 
Lage? ſag an!” Nachdem er diefes gehört, fagte Tchitragriva: „Ich ` 
bin dein Freund, der Taubenfönig, Tichitragriva mit Namen. Drum 
fomm ſchnell herbei! es ift dringend nöthig!“ 

Nachdem er diefes gehört, fam er mit vor Freude in die Höhe ſtar— 
renden Haaren, vergnügten Sinnes und treuen Herzens eilig heraus. 
Heißt es ja doch mit Recht: 

15. Liebevolle Freunde bringen ſtets eine wahre Augenluft, 
fobald fie in das Haus treren von Hausherren, die brav gejinnt. 

16. Der Sonne Aufgang, duftender Betel, eine Erzählung 
der Bhärati, ein liebes Weib, ein treuer Freund find immer neu 
an jedem Tag. 719) 

Und fo: 

17. In weſſen Haus unaufhörlich Herzfreunde ſich verfammelen, 
in deſſen Herzen wohnt Freude, der nichts vergleichbar auf der Welt.716) 

Als er darauf Tichitragriva fammt feinem Gefolge im Netz gefan— 
gen ſah, ſprach Hiranjafa mit Betrübnis: „Ach! was ift das?“ Jener 
antwortete: „Warum fragft du fo, da du es ja ſiehſt? Denn es heißt auch: 





*) Die goldene; wol, weil fie, wie fich ſpäter zeigt, im Beſitz eines 
Schatzes ift. 


160 - Zweites Bud. 


18. Aus welchem Grund, dur welches Mittel, zu welcher 
Zeit, auf welche Art, in welcher Geftalt, von welcher Dauer, an 
welchem Ort Glück oder Unglück man ſich zuzieht, aus dieſem ſel— 
ben Grund, durch dieſes Mittel, zu dieſer Zeit, auf dieſe Art, 
in dieſer Geſtalt, in dieſer Dauer, an dieſem Ort tritt es ein 
durch Die Macht des DVerhängniffes. 717) 

Sp hat mich diefe Gefangenfchaft infolge der Gier meiner Zunge 
getroffen. Jetzt befreie du uns ohne Zögern 718) von den Stricken!“ 

Nachdem er dies gehört, fagte Diranjafa: „Ach mit Recht jagt man: 

19. Anderthalbhundert Meilen weit kann der Vogel den 
Köder jehn, aber das Netz dicht zur Seite läßt das Schickſal ihn 
überſehn. 719) 

Und jo: 

20. Seh’ ih Sonne und Mond von Rähu 729) gequält, 
Glefanten, Schlangen und Vögel im Neg, Verftändige in der 
Armuth Noth, dann denk’ ih: wie mädtig ift das Geſchick. 

Und fo: 

21. Die Vögel felbft, die nur in der Luft umſchweifen, 
gerathen in Unglüdf, aus dem Meere, dem grundlojen fogar wer— 
den Fifche gefangen von Kundigen; woher glüdlicher Ausgang bei 
Schlecht angelegtem Plan? und welden größern Vortheil bringt 
Wahl ver Stellung?.... das Schickſal allein ausftredend den 
Unglücksarm ergreifet fogar aus der Ferne, 224) 

Nachdem er fo gefprochen, machte er ſich daran, des Tſchitragriva 
Schlinge zu löſen. Da fagte Ifchitragriva: „Nein! Handle ja nicht jo! 
Erſt müffen meine Diener aus den Schlingen gelöft werden 722), Hinter- 

er ich.“ 
; — er dies gehört, ſagte Hiranjaka zornig: „Ach! was du 
ſagſt, ziemt ſich nicht, denn der Diener folgt nach dem Herrn.“ Jener 
dagegen: „Lieber! nein! ſprich nicht 01723) Ich bin der Zufluchtsort 
aller dieſer Armen, ſie haben ſogar andre 72%) verlaſſen und find zu mir 
gefommen. Warum follte ich ihnen nun nicht eine fo geringfügige Ehre 729) 
erweifen? Es heißt auch: 

22. Der König, welcher ſtets feinen Dienftleuten große 
Chr’ 725) erweift, den verlaffen fie aus Freude nie, verliert er 
auch feine Macht. 


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Erwerbung von Freunden. 161 


Und fo: 

23. Vertrauen ift der Macht Wurzel, das macht den Ele: 
fanten zum Herrn der Heerde; den Leu’n meidet troß feiner Herr: 
Ihaft alles Wild 


Ueberdies fünnteft du beim Zerbeigen 722) meiner Schlinge vielleicht 
die Zähne zerbrechen, oder es könnte auch diefer böfe Jäger fommen 
Dann würde ich ficherlich in die Hölle gerathen. Es heißt auch: 

24. Der König, der fih wohl fein läßt, wenn brave Die- 
ner jind in Noth, fahrt in jener Welt zur Hölle und hat Trübfal 
in diefer Welt.‘ 

Nachdem er dies gehört, fagte Hiranjafa voll Freude: „Sal ich 
weiß, daß dies die Pflicht des Königs; aber ich wollte dich nur fo auf 
die Probe ftellen. So will ich denn allen die Stricke durchbeißen 722); 
auf diefe Weife wirft du auch von vielen Tauben umgeben fein. Es 
heist auch 

25. Wer ihr Gebühr und Mitleid ftets feinen Dienern be— 
meift, der Fürft verdienet mit der drei Welten Herrihaft fogar 
beehrt zu fein.‘ 

Nachdem er fo geredet und allen die Schlingen gelöft hatte722), 
fagte er zu Tichitragriva: „Freund! gehe jebt zu deiner Wohnung! wenn 
dich wieder ein Unglüd trifft, 9 fomme wieder.“ Mit diefen Worten 
entließ er ihn. Nachdem er fo geredet, ging er in feine Feſte; Tſchitra— 
griva aber mit feinem Gefolge fehrte zu feiner Wohnung zurüd. Sagt 
man ja doch mit Recht: 

26. Wer einen Freund hat, vollendet Dinge, die ſchwer zu 
enden find; drum foll man Freunde fi erwerben, welche uns 
lieben, wie wir felbft. 

Die Krähe Laghupatanafa aber, als fie fah, wie Tſchitragriva aus 
dem Nege befreit ward, dachte mit Berwunderung in ihrem Herzen: „Ad! 
diefe Weisheit und Stärfe des Hiranjafa und diefe Bollfommenheit feiner 
Burg! Dies ift alfo die Art, wie Vögel aus einem Netze befreit werden 
fünnen! Und ich habe feinen, auf den ich mich verlaffen fünnte und bin 
von leichtfinnigem Gharafter. 726) Aber trogdem will auch ich ihn mir 
zum Freunde machen! Es Heißt auch: 

27. Klug’ erwerben — wenn auch Reihthum ihnen zu Theil 
ward — Freunde jih: der Kerr der Ström’, obgleich ftrogend, 
harıt ०० des Aufihwungs feines Freunds. 727) 

Benfey, Pantihatantra. II. 11 


162 Zweites Buch. 


Nachdem er fo überlegt hatte, flog er vom Baum herab, ging zu 
, der Thür der Höhle und rief, Tichitragriva’s Stimme nachahmend, den 
Hiranjafa: „Komm her! fomm her! He! Hiranjafa! fomm her!“ Als 
Hiranjafa diefen Ruf hörte, überlegte er: „Iſt da etwa noch eine Taube, 
die nicht aus dem Netze befreit ift, daß fie mich ruft?“ Dann ſprach er: 
„He! wer bift du?“ Die Krähe antwortete: „Ich bin eine Krähe, mit 
Namen Laahupatanafa.“ 
Nachdem er dies gehört, blieb Hiranjafa nun grade drin und fagte: 
„Lieber! mach’ daß du विपदा von diefem Ort fommft!“ Die Krähe ſprach: 
„Ic komme 723) zu dir wegen einer wichtigen Angelegenheit. Warum 
willft du alfo mit mir feine Zufammenfunft haben?“ Hiranjafa ant- 
wortete: „Ich wüßte nicht, wozu ich mit dir zufammenzufommen hätte.“ 
Die Krähe jagte: „Höre! da ich ſah, wie du Tichitragriva aus feinen 
Banden befreit haft, habe ich eine große Zuneigung zu dir gefaßt. Denn, 
wenn ich einmal in ein Neg gerathe, kann mir durch dich Befreiung zu 
Theil werden. Drum fchließe Freundfchaft mit mir!“ Hiranjafa fagte: 
„Ach! du frißft mich und ich diene dir zum Futter 729): wie fann da 
Freundfchaft zwifchen dir und mir beftehn? Man fagt auch: 

28. Nur wo beide an Reihthum gleich und beide gleich jind 
an Gefchleht, da geziemet fih Eh’, Freundfhaft, ०० zwiſchen 
Stark- und Schwachen nicht. 730) 

Und fo: 

29. Wer unverftändig aus Thorheit einen ungleihen Freund 
fih wählt, der Eleiner oder auch größer, macht 00 lächerlich vor 


der Welt. 


Drum pad dich nur!“ 

Die Krähe fagte: „Wie ich hier bin, ſetze ich mich nieder vor die 
Thür deiner Burg und — fchliegeft du feine Freundfchaft mit mir — fo 
werde ich mir vor deinen Augen das Leben nehmen, oder mich zu Tode 
hungern.“ 731) 6 

Hiranjafa fagte: „Ach! wie fann ich mit dir, meinem alten Feinde, 
Freundfchaft Schließen? Es heißt auch: 

30. Mit einem Feind ſchließ fein Bündniß, wenn er auf) 
noch jo freundlih ift; Waſſer, wenn e8 aud ganz heiß ift, löſchet 
dennoch das Feuer aus.‘ 732) 

Die Krähe fagte: „Wir haben uns einander ja noch nicht einmal 


geiehen, woher follten wir feind fein? warum ſagſt du alfo fo Ungereim— 
1९8१“ Hiranjafa antwortete: „es gibt zweierlei Feindjchaften : eine an— 


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Erwerbung von Freunden. 163 


geborene und eine angeeignete. Du haft eine angeborene Feindfchaft gegen 
ung. Denn man fagt auch: 

31. Angeeigneter Haß weichet angeeigneter Tugend raſch; 
doch angeborner Hört vor dem Verluſt des Lebens niemals auf.” 

Die Krähe fagte: „ich möchte auch die Charafterifirung der zwie— 
fachen Feindichaft hören! fag’ fie mir!” Hiranjafa antwortete: „Ach! 
die angeeignete hört durch einen Grund auf; fo entfernt fie fich durch eine 
fie aufwiegende Wohlthat. Die in der urfprünglichen Natur begründete 
dagegen verliert fi unter feiner Bedingung; jo ३. B. befteht eine ewige 
Feindſchaft zwifchen den Schlangen und den Ichneumonen, zwifchen den 
grasfrefienden und den mit Klauen fämpfenden Thieren, zwifchen Waſſer 
und Feuer, zwijchen den Göttern und den Dämonen, zwifchen Hunden und 
Kagen, zwifchen Frauen, welche einen und denjelben Mann haben, zwi: 
पिला Reichen und Armen, zwifchen Löwen und Elefanten, zwifchen Jä— 
gern und Hirfchen, zwifchen denen die den heiligen Vorfchriften gemäß 
und denen, die lafterhaft leben, zwifchen Feufchen und unfeufchen Frauen, 
zwifchen Thoren und Weifen, zwijchen Guten und Böfen; und wenn auch 
feiner aus irgendeinem Grunde von einem getödtet ift, fo verbittern fie 
fich doc das Leben.” Die Krähe fagte: „Ah! das iſt Unfinn! höre 
meinen Spruh! 

32. Aus einem Grund fließt man Freundfchaft, und Feind- 
fhaft audh aus einem Grund; drum muß aud, wer Verftand 
heget, bald Freund bald Feind mit einem fein. 733) 


Deswegen tritt mit mir in Verbindung und Freundespflicht!“ Si: 
ranjafa 901९: „Was wäre das für eine Verbindung, eine Verbindung 
zwifchen dir und mir? Hm! höre die Duinteffenz der Lebensflugheit! 

33. Wer einem einmal fchleht erfundnen Freund von neuem 
Vertrauen ſchenkt, der zieht den Tod 19 zu jelber, wie ein Maul- 
thier, das ſchwanger wird. 734) 

Menn man aber vielleicht denft: „ich bin gut! niemand wird feine 
Feindfchaft auf mich ausfchütten“, fo ift auch das nicht richtig. Es 
heißt auch: 

34. Dem Pänini,. der Grammatif Verfaffer, nahm ein Löwe 
das theure Leben, den Dſchaimini, der Mimänfa Schöpfer, ven 
Weiſen ſchlug plöglih ein Elefant; den Pingala, den der Vers— 
kunſt Kundigen, tödtet? am Meeresftrand ein Hai: was fümmern 
10 wilde Thiere um Tugend, deren Herz der Unwifjenheit Nacht 
bedeckt?“ 735) 

11* 


164 Zweites Bud. 


Die Krähe fagte: „Das ift wahr! Troßdem höre: 

35. Unter Menfhen ift Hülfleiftung, bei Wild und Vögeln 
der Inftinet, bei Thoren, mie die Guten lehren, Furcht und Ge- 
winn der Freundfhaft Grund. 736) 

Und fo: 

36. Gleich einem Thonkrug find Schlechte leicht zu fpalten, 
zu einen ſchwer, doch einem Goldkrug gleich Gute ſchwer zu ſpal— 
ten, zu einen leicht. 737) 

Und ferner: 

37. Wie aus Zuderrohr ftufenweis nah) oben Knoten für 
Knoten befjerer Saft, jo iſt aud der Guten Freundfhaft; ent- 
gegengejegter entgegengejegt. 739) 

Und fo: 

38. Im Anfang groß, dann ftufenweis abnehmend, gering 
zuerft, fpäter jedoch anwachſend, verichieden wie ver Morgen = und 
Abendſchatten find traun! die Freundfchaften der Böf- und Guten.?39) 

Ich bin nun wahrhaftig gut. Und überdies benehme ich dir duch 


eidliche und andre Verficherungen jede Furcht.“ 
Hiranjafa fagte: „Ich traue deinen Eiden nicht. Denn es heißt auch: 


39. Auf einen Feind ift fein Verlaß, gelobt er Frieden eid- 
{10 auch: wie überliefert, ift trotz Eides Vritra von Indra um— 
gebracht. 740) 

Und ſo: 

40. Ohne Vertrau'n erliegt wahrlich ſogar der Feind der 
Götter nicht; weil er vertraute, ward Diti's Sohn zerſchmettert 
vom Götterherrn. 741) 

Und ferner: 

41. Selbft dem Vrihaspati trauet drum wahrhaftig ein Wei- 
fer nicht, der Gedeihen für कि mwünfchet und langes Leben und 
Genuß. 742) . 

Und fo: 

42. Selbft durch die allerkleinfte Deffnung dringet ein Feind 
ind Innere und vernichtet dann allmählich wie eine Waflerflut ein 


Schiff. 





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Erwerbung von Freunden. 165 


Und auch: 


43. Nichtvertrauten vertrau nimmer und trau aud den Ver— 


trauten nicht! Gefahr, die durch Vertrau'n aufwächſt, rottet big 
auf die Wurzeln aus. 743) | 


Und fo: 
44. Selbſt Schwahe, wenn 1८ nicht trauen, werden von 


Starken nicht befiegt; aber Starfe, wenn fie trauen, unterliegen 
jelbft Schwachen raſch.729) 


Und wiederum: 


45. Des Wiſchnugupta „Rechthandeln“, des Bhriguiden 
„Freunderwerb“, des Vrihaspati „Mistrauen‘ ſtehn in der Niti 
Sammlungen. 7%°) 


Und 9: 

46. Wer feinem Feind Vertrau’n Tchenfet, oder einem lieb— 
loſen Weib, und thät' ९८6 ſelbſt für viel Schäge, fein Leben iſt 
damit zu End’. 746) 


Als Laghupatanafa diefes hörte, war er nicht im Stande eine Ant— 
wort zu geben und dachte bei fih: „Ah! was ift das für ein Meifter in 
der Lebensweisheit! Aber grade darum muß er mein Freund werden.“ 747) 
Dann fagte er: „He! Hiranjafa! 


47. Breundihaft, wie die Weiſen jagen, entfteht durch fieben 
Schritte ſchon; darum, da du mein Freund worden, höre was 
ich dir jagen will! 728) | 


Du Fannft in diefer Fefte bleiben und doch immer durd) Anrede und 
Geſpräch über Gut und Schlecht zu aller Zeit gefellige Unterhaltung mit 
mir pflegen, wenn du mir fo nicht trauft.“ 

Nachdem er dies gehört, überlegte auch Hiranjafa: „Diefer Laghu— 
patanafa zeigt कि als ein recht unterrichteter und Wahrheit fprechender 
Nedner. Das ift ein angemefner Grund zur Freundfchaft mit ihm. Das 
wird eine angenehme gefellige Unterhaltung geben!“ Dann fagte er: 
„Wohlan denn! wir wollen Freunde fein! aber du darfit niemals auch 
nur einen Fuß in meine Fefte ſetzen! Man fagt auch: 


48. Zuerft zwar fchleihet am Boden, ſtets fürdtend Schritt 
vor Schritt der Feind; doch ſpäter ohne alle Rückſicht, wie bei 
Srauen des Schägchens Hand.’ 


नि ER कु 


166 Zweites Bud. 


Als fie dies gehört, fagte die Krähe: „Lieber! wenn du willſt, 9 
jet ९5 fo!“ 

Bon diefer Zeit an 749) lebten alle beide das Vergnügen einer an- 
genehmen Unterhaltung genießend; fie brachten ihre Zeit damit zu, daß 
fie einander Liebesdienſte erwiefen; Laghupatanafa jeinerfeits trug dem 
Hiranjafa recht veine Stückchen Fleifch zu; Hiranjafa dagegen gab dem 
Laghupatanafa ausgewählte Körner und andre Lederbiffen. Das paßte 
fich ja auch für alle beide. Man jagt ja 


49. Sie ſchenkt und läßt fich befchenken, erzählt und fragt 


nad) Geheimniflen, genießet und gewährt Genuß: jo find der Liebe 
Zeichen 1९45. 7०0) | 

Und fo 

50. Keinem und auf feine Weiſe wird Liebe ohne Dienft 
zu Theil; nur als Lohn der Opfergabe geben die Götter mas 
man wünfct 

Und aud) 

51. So lang währt in der Welt Liebe, als ein Geſchenk 
gegeben wird; das Kalb, fobald die Milch ausbleibt, verläßt vie 
eigne Mutter jelbft. 

52. Sieh’ her! die Herrlichkeit ०८६ Gebens! wie es ſogleich 
Bertrau’n erzeugt! durch feine Macht wird im Umſehn der Feind 
verwandelt in den Freund! 

Und fo: 

53. Ih glaub’ 754) wahrhaftig, ſelbſt unvernünftigen Ge— 
ſchöpfen jind Gaben viel lieber als ihre eignen Kinder: gibt doch 
die Kuh, wenn fie fogar noch ein Kalb bat, ihre ſämmtliche Milch, 
gibt man ihr weiter auch nichts als Oelſatz. 

Doch wozu die Weitläufigkeit! 

54. Innige Liebe, untrennbar wie Fleifh und Nagel, faßten 
nun zueinander Maus und Krähe und wurden größte Freunde jo. 792) 

Sp wurde die Maus von den Grfälligfeiten der Krähe eingenommen 
und fo vertraut mit ihr, daß fie mitten zwifchen ihren Flügeln fißend 
beftändig das Vergnügen genoß, fi) mit ihre zu unterhalten. Da aber 
kam eines Tages Laghupatanafa mit Thränen in den Augen und fagte 
zu ihr: „AH! Hiranjafa! ich habe gegen diefe Gegend jest einen Wider: 
willen gefaßt; ich werde deshalb anderswo hingehen.“ Hiranjaka fragte: 
Lieber! was ift die Urfache deines Widerwillens?“ Jener antwortete: 


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Erwerbung von Freunden. 167 


„Lieber! du follft fie hören. Im diefem Lande ift durch einen entjeglichen 
Negenmangel eine Hungersnoth ausgebrochen. Infolge diefer Hungers— 
noth find die Leute von Hunger gequält. Keiner wirft auch nur den Ab— 
fall som Tiſch weg; außerdem find von den hungernden Menfchen in 
jedem Haus eine große Anzahl Scylingen gelegt, um Vögel zu fangen. 
Auch ic war in einer Schlinge gefangen und bin faum mit dem nackten 
Leben davongefommen. 753) Das ift der Grund meines Widerwillens.“ 
Hiranjafa fagte: „Aber wohin willft du denn gehn?“ Jener antwortete: 
„Sn Defhan ift in der Mitte eines dichten Waldes ein großer Teih. Da 
babe ich einen fehr großen Freund, noch größer als du, eine Schildfröte, 
mit Namen Mantharafa *), und diefe wird mir Stückchen Fifchfleifch 
geben. Die verzehre ich und bringe dann die Zeit hin im Genuß वाः 
genehmer Unterhaltung mit ihr. Ich will hier nicht mit anfehn, wie die 
Vögel, in Negen gefangen, ausgerottet werden. Es heit audy: 

55. ॐ ein Land von Dürre gefhlagen und geht die Frudt 
darin zu Grund, dann find glücklich, die nicht ſehen des Lands 
und Stammes Untergang! 

Und fo: 

56. Weisheit traun! und Königsherrfchaft find jih nimmer 
einander gleih: ein König wird im eignen Lande, der Meife 
allerwärts geehrt.‘ 75%) 


Hiranjafa fagte: „Wenn dem fo it, fo werde aud) ich mit dir 
gehen, denn auch ich habe großes Leid.“ Die Krähe fragte: „Hm! was 
haft du für Leid?“ Hiranjafa antwortete: „Ach! das ift eine lange 
Gefchichte. Was das betrifft, ० will ich dir alles ausführlich erzählen, 


‘wenn wir dort angefommen find.“ Die Krähe fagte: „Ich bin aber doc) 


ein Flugthier und du gehft auf der Erde: wie fannft du nun mit mir 
gehen?“ Jene antwortete: „Wenn du den Willen haft mein Leben zu 
retten, fo fannft du mich dahin bringen, indem du mich deinen Rücken 
beiteigen läßt. Auf andre Weife fann mir nicht geholfen werden.“ Nach: 
dem fie dies gehört, ſprach die Krähe voller Freude: „Wenn du fo meint, 
fo bin ich felig, daß ich dort mein Leben auch mit dir werde zubringen 
fünnen. 755) Ich Fenne die mit dem Bufammenflug beginnenden acht 
Arten des Fluges. Es heißt ja: 


57. Zufammenflug und aud Vorflug, großer Flug und au 
Mieverflug, das Rad, der DQuerflug und Hochflug, und als achter 
der leichte Flug. 756) | 





*) „Der Langfame *. 


168 Zweites Bud). 


Darum befteige meinen Rüden, damit ich dich mit Leichtigkeit zu 
diefem Teich bringe.” Darauf flieg Hiranjafa augenbliklich auf ihn. Er 
‚aber machte fich mit ihm auf den-Weg, indem er nach der Weile flog, 
welche man „Zufammenflug“ nennt. Darauf bewegte er fich gemach mit 
ihm verwärts zu diefem Teich. 

Mittlerweile hatte Mantharafa den Laghupatanafa mit der Maus 
auf dem Rüden ſchon aus der Ferne erblickt und, indem er dachte: „Dies 
ift eine Zeit und Ort fennende nicht gewöhnliche Krähe“, war er ſchnell 
ins Waſſer gegangen. Laghupatanafa aber, nachdem er den Hiranjafa 
in die Höhlung eines am Ufer des Teiches fiehenden Baums abgejest 
hatte, ftieg felbit auf die Spite eines Zweigs und rief mit durchdringen: 
der Stimme: „He! Mantharafa! Mantharafa! fomm her! ich, dein Freund 
Laghupatanafa, bin nach langer Zeit mit Sehnfucht im Herzen zurück— 
gefehrt. Drum fomm und nimm mich in Arm! Denn es Heißt auch: 

58. Wozu Sandel mitfammt Kampher? wozu. Fühlender 
Mondesichein? dies alle wiegt nicht den ſechzehnten Theil र) eines 
Freundesfingers auf. 

Uno jo: 

59. Wer hat diefen Nektar geichaffen, dies einjilbige Wört- 
hen «Freund», dieſen Schüger vor Unfällen, Heiltrank gegen des 
Kummerd Dual.‘ 798) 


Nachdem er dies gehört und ihn recht deutlich erfannt hatte, eilte 
Mantharafa mit vor Freude in die Höhe flarrenden Haaren aus dem 
Waſſer und fagte: „Komm herbei! Freund! fomm herbei! umarme mich! 
es ift fo lange her, daß ich dich nicht gefehen habe. Darum bin ich ing 799) 
Waſſer gegangen. Es heißt auch: 

60. Weſſen Kräfte und Abftammung und med Treiben dir 
unbefannt, mit ſolchen habe fein Verftandniß, das ift ein Spruch 
Vrihaspati's.“ 760)- | 

Nachdem er fo gebrochen, ſtieg Laghupatanafa vom Baum und 
umarmte ihn. Heißt es ja doch mit Recht 761) 

61. Wozu noch einen Nektarſtrom, um drin zu baden ſei— 
nen Leib? den Freund nad langer Zeit umarmen, das ift vie 
unſchätzbarſte Luft. 

Sp hielten ſich nun alle beide in den Armen mit vor Freude in die 
Höhe ftarrenden Haaren, und unter dem Baume figend erzählten fie fich 
einander, was ihnen alles begegnet war. Auch Hiranjafa, nachdem er dem 
Mantharafa feine Verehrung bezeigt hatte, ließ fich neben der Krähe 





Erwerbung von Freunden. Erſte Erzählung. 169 


nieder. Mantharafa aber, als er ihm erblicte, fagte zu Laghupatanafa: 
„Wer 1 diefe Maus? und warum haft du fie, die doch eigentlich dein 
Butter ift, auf deinem Rüden figend, hierher geführt? der Grund dafür 
muß nothiwendig ein höchſt bedeutender fein.“ Nachdem cr diefes gehört, 
ſprach Laghupatanafa: „AH! diefe Maus ift mein Freund, Namens Hi- 
ranjafa, gewiffermaßen mein zweites Leben. Mit einem Wort: 

62. Gleihwie ०९३ Regengotts Tropfen, gleichwie die Stern’ 
am Himmelszelt, gleichwie am Meer die Sandförner jeder 340: 
lung unfähig find, 

62» *) fo find auch dieſes Großherz’gen Tugenden jeder Zäh- 
lung bar. Aber in größte Verzweiflung verfunfen fommt er ber 
zu dir.‘ 162) 

Mantharafa fagte: „Was ift der Grund feiner Verzweiflung?“ Die 
Krähe antwortete: „Much ich habe ihn ſchon dort gefragt, er entgegnete 
aber: «das ift eine lange Gefchichte, wenn wir dort find, will ich fie dir 
erzählen.» So ift es auch mir unbefannt. Drum lieber Hiranjafa 
erzähle 763) jest ung beiden zufammen diefe Urfache deiner Verzweiflung!“ 
Hiranjafa erzählte: 


Erfte Erzählung. 
Die Maus und die beiden Mönche. 


In einer Provinz ०८6 Südens liegt eine Stadt, Mahi- 
(aropja 764) mit Namen. Nicht weit davon 1 ein Klofter des 
erhab’nen Mahefvara.”%) Da wohnt ein Bettelmönd, Na- 
mens Tämratjchüda.**) Diefer geht in die Stadt um zu bet- 
teln, erhält da viele gefochte Speiſe und mit diefer Fehrt er 
ins Klofter zurück und lebt davon. Den Reſt des Erbettelten 
legt er in einen Almofentopf, hängt diefen an einen Nagel 
und पी dann. Am Morgen gibt er diefe Speife den Ar- 
beitsleuten und läßt von ihnen im Gotteshaus die Reini— 
gung 7९5), Salbung mit Kuhdünger, Ausfhmüdung und übris 
gen Arbeiten vollziehen. Eines Tages aber fagten mir meine 
Dienftleute: „Herr! in Tämratſchüda's Klofter befindet ſich 





*) hei Kof. irrig zu 62. gezogen. 
**) „fupferrothen Kamm habend“ = „Hahn“. 


170 Zweites Bud). 


1615 eine Menge gefochte Speife, an einen Nagel aufgehängt, 
die fönnen wir nicht eſſen. Aber für den Herrn ift nichts 
unerreichbar. Wozu alfo anderswo umher fchweifen? Laß 
ung ſogleich dortbingehn und durch deine Gunft da eſſen! 
Wozu follen wir ung anderswo umfonft abmühn?“ 
Nachdem ich ०९6 gehört, ging ich, von meiner gefamme 
ten Schar umgeben, augenbliclich zu diefem Klofter und war 
mit einem Sprung oben im Almofentopf; dann gab ich mei- 
nen Dienftleuten verfchiedene 767) Speifen von gefochtem Reis, 
und hinterher aß ich jelbft. Nachdem wir alle gefüttigt waren, 
gingen wir wieder nad) unfrer Wohnung zurüd. Auf diefe 
Weife genoß ich mit meinem Gefolge ſtets dieſe Nahrung. 
Der Bettelmönd dagegen fuchte fie, foviel er Fonnte, zu 
jhügen. Sobald er aber in Schlaf gefallen war, ftieg ich 
hinauf und vollzog mein Geſchäft. Einſtmals aber brachte 
er, um mid) abzuwehren, ein trocknes Bambusrohr mit, da- 
mit jchlug er, aus Furcht vor mir, felbft fchlafend, an den 
Almojentopf. Ich aber ging, aus Furcht vor den Schlägen 
davon, jelbft ohne die Speife verzehrt zu haben. So brachte 
ich die ganze Nacht in einem Kampf mit ihm zu. Da fam 
eines Tages ein Freund von ihm, ein Bettelmönd, Vrihat— 
ſphidſch mit Namen, der auf einer Pilgerfahrt nach den hei- 
ligen Stätten begriffen war, als Gajt?6%) in fein Klofter. 
Sobald er ihn erblidt hatte, erwies er ihm die ſchuldige Ver- 
ehrung und vollzog dann, den Regeln der Gaftfreundichaft 
gemäß, die Pflichten gegen einen Gaft. Alsdann, als ९8 
Nacht geworden, legten fie fich alle beide auf ein Lager nieder 
und begannen ſich über Tugend zu unterhalten. Aber wäh— 
rend der Schönen Gefpräche des Vrihatfphidfch ſchlug Tamra- 
tſchüda, deſſen Geift aus Furcht vor mir zerjtreut war, mit 
feinem trodnen Bambusrohr an den Almofentopf, gibt ihm 
inhaltsleere Antwort und bringt felbft gar nichts aufs Tapet. 
Da gerieth der Gaft in den größten Zorn und fagte zu ihm: 
„He! Tamratfchüda! jest erfenne ich, Daß du mir aud) Fein 
bischen Freund bift, denn du fprichft nicht freundlich mit mir. 








Erwerbung von Freunden. Erfte Erzählung. 171 


Er will idy denn, trogdem daß ९ Nacht ift, dein Klofter 
verlaffen und anderswo hingehn. Denn es heißt aud): 

63 (64). „Komm! willfommen! Seß’ dich hier nieder! War- 
um hab’ ich dich jo lang nicht gefehn? Wie geht ८6१ Bift du 
etwa Frank? Dein Wohlfein! Ich bin erfreut, dich zu ſehen:“ 
die liebend achtungsvoll die Gäfte auf dieſe Weife hoch erfreu'n, 
zu deren Haufe foll man immer unbedenklihen Herzens gehn. 769) 

Und fo: 

64 (65). Wo der Hausherr den Gaft fehend ins Blaue oder 
zu Boden blickt, die da ſich niederfegen, wahrlih! find Stieren 
ohne Körner gleich. 

Und ferner: 

65 (66). Wo fein freundliches Willtommen, Feine Rede von 
füßem Ton, fein Gefpräh von Tugend, Sünde, in deſſen Woh- 
nung geht man nidt. 

So bift du aufgebläht durch die bloße Erlangung 779) 
eines Klofters. Wo ift da Liebe zum Freunde? du weißt nicht, 
daß man unter dem Schein des Klofterlebend fich die Hölle 
verdient. Es heißt auch: 

66 (67). Willft vu in die Hölle fahren, fo diene ब्रहि Haus— 
priefter nur ein Jahr lang! doch wozu andres? ver Mönd ift in 
drei Tagen da. 

So bift du Thor ſtolz auf etwas, über das du eigentlich 
dich betrüben müßteſt.“ 

Nachdem er aber dies gehört, ſagte Tämratichüda, das 
Herz von Furcht erfchredt: „Erhab'ner! ſprich nicht jo! ich 
habe nirgends in der Welt einen Freund, der dir gleich wäre. 
Höre jedoch den Grund, weswegen ich bei der Unterhaltung 
unaufmerffam bin! da ift eineabicheuliche Maus, die zu dem 
Almofentopf herauf fpringt, obgleidy er an einem hohen Platz 
hängt, und den darin befindlichen Neft von Speifen verzehrt. 
Fehlt diefer aber, fo kann ic) im Gotteshaufe das Reinigen 766) 
und was dazu gehört nicht beforgen lafien. Darum flopfe 
ih, um der Maus Angft einzujagen, von Zeit zu Zeit mit 
diefem Rohr an den Almofentopf. Dies ift der einzige Grund! 


172 Zweites Bud. 


betrachte aber einmal dieſes Wunderſtück dieſes Böfewichts! 
Selbft Kagen und Affen und ähnliches Gethier ftelt er mit 
feinem Sprung in Schatten!‘ 

Vrihatſphidſch ſagte: „Weiß man aber nicht, in welcher 
Gegend ihr Loch iſt?“ Taͤmratſchuͤda antwortete: „Erhab'ner! 
ich weiß nicht das geringfte davon.” Jener fprach: „Sicher 
ift ९6 über einem Schatz; durch das Feuer des Schaßes fpringt 
fie jo ausgezeichnet. 7”) Denn man fagt auch 

7 (68). Das Feuer, 205 man Reichthum dankt, fleigert 
der Weſen Herrlichkeit; doh mehr als fein Genuß, wenn er in 
frommen Werfen wird verfchenkt. 772) 


Und fo: | 

68 (69). Nicht umfonft hat Mutter Saͤndili 73) enthülſte 
Sejamförner für unenthülfte ausgeboten, ſie Hatte fiher ihren 
Grund. 

Tämratſchüda fragte: „Wie war das?” Jener erzählte: 


Zweite Erzählung. 
Warum Mutter Sandili enthülſte Seſamkörner fir 
unenthülite verkauft. 


An einem gewiffen Orte ift eine fromme Stadt, Sanz- 
dſchatara. Da ging ich einft zur Negenzeit, um mid von 
den Dualen, welche mir der Negen bereitet hatte, zu erholen 
in das Haus eines Brahmanen und bat um ein wenn aud) 
noch fo Fleines trocknes Pläschen, und da meine Rede Gehör 
fand, fo blieb ich dafelbft, vergmügt meinen Schußgott preis 
jend. Als ich nun eines Tages in der Frühe erwachte, hörte 
ich laufchend einen Streit des Brahmanen mit der Brahmanin 
Da fagte der Brahmane: „O Brahmanin! morgen tritt Die 
Sonne in ihren nördlihen Gang 77%) und da werden unend- 
liche Almofen vertheilt werden. Deshalb werde id), um deren 
zu erhalten, rafch in ein anderes Dorf gehen. Du mußt der 
erhab’nen Sonne zu Ehren einem Brahmanen Sefamförner 





^. A 


Erwerbung von Freunden. Zweite Erzählung. 173 


geben!‘ Als aber die Brahmanin dieſes hörte, fuhr???) fie 
ihn mit harten Worten an und fagte: „Woher haft du, von 
Armuth Gejchlagener etwas, um einen Brahmanen zu fpeifen? 
Schämft du dich denn nicht, jo etwas auch nur zu fagen? 
feitdem mich die Spite deiner Hand berührt bat, haft du mir 
auch nicht die Fleinfte Freude gemacht. Ich habe von dir weder 
Naſchwerk zum Koften befommen, nody einen Schmud für 
Hand, Fuß, Ohr oder Hals.‘ 776) 

Als er dies hörte, ſprach der Brahmane, obgleich von 
Furcht erjchrect, mit bedächtigem Tone: „Brahmanin! es ift 
nicht angemeffen, fo zu fprechen. Es heißt aud: 

69 (70). Warum gibt man von einem Happen deſſen Hälfte 
den Armen nicht? wann und wem wird ein Vermögen feinem 
Wunſche gemäß zu Theil? 

Und jo: 

70 (71). Den Segen, den durd große Schäße die Reichen 
10 erwerben, traun! den verdient durch einen Keller der Arnıe, 
wie die Schrift uns lehrt. 

Und fo: 

71 (72). Ehrwürdig ift felbft ein armer Geber, nicht der 
Geizhals, wär' er auch noch jo reih: der Brunnen mit ſüßem 
Waller gefüllt erquickt die Welt, der Deean nicht. 

Und fo: 

72 (73). Wozu der falfche Titel ‚König der Könige“ für 
die, die bar ver Würde der Breigebigfeit. Nicht den der feine 
Schätze hütet [nicht den Kuvera, den Gott des Reichthums] णि 
dern den reichen Opferfpender [fondern den Siva] verehren die 
Reifen. 777) 

73 (74). Wie der ſtets duch Brunftfaft abzehrende Elefan= 
tenfürft, jo wird der ſtets durch Gefchenfe verarmende König 
gepriefen 778); der faftlofe [पाक Ichenfende] Eſel aber wird ge: 
tadelt, wenn feine Glieder auch dick und fett. 

74 (75). Ein Brommer, Braver, Strebfamer finft ohne Ga— 
ben niederwärts; der krumme durchlöcherte Wagbalken fteiget durch 
Gaben in die Höh’. 779) 


174 Zweites Bud. 


Und fo: 

75 (76). Die Wolfe, obgleih nur Waffer reihend, wird 
ver Liebling der ganzen Welt; १० jelbft [vie Sonne, wenn fie 
ohne Unterlaß Strahlen पिरप] einen Freund, der ſtets die Hand 
ausſtreckt 7380), vermag nicht einer anzufehn 


Diefes müſſen felbft von Armuth gefchlagene 789 erfen- 
nen und zu gehöriger Zeit und an die gehörige Perfon, wäre 
९6 auch weniger als jehr wenig geben. Denn ९ heißt auch: 

76 (77). Was von Verftändigen wird gegeben an gebüh- 
vendem Ort und Zeit an Würdige voll hoh'n Glaubens, das dienet 
für die Ewigkeit 

Und einige haben auch fo gejagt ; 

77 (78). Zuviel Begierde full man meiden; etwas Begierde 
jchadet nicht. Wer der Begierde zu ſehr fröhnet, dem fahret 
Teuer aus dem Kopf. 782) 


Die Brahmanin fragte: „Wie war das?‘ Der Brah- 
mane erzählte: 


Dritte Erzählung. 
Der allzugierige Schafal. ”””) 


Einft machte कि ein PBulinda ?3% auf den Weg nad) 
einer Waldgegend, um zu jagen. >) Indem er nun vor 
wärts ging, begegnete er einem großen an Geftalt dem Gipfel 
des Berges Andfchana gleichen Eber. Sowie er ihn erblidte, 
traf er ihn mit einem fcharfen, Hinter dem Ohr hervor *9 
abgefchofienen Pfeil. Aber auch dieſer hatte mit wutherfüll- 
tem Sinn dem Pulinda mit der Spiße ſeines wie der junge 
Mond glänzenden Hauers den Bauch aufgeriffen, ſodaß ex 
(eblo8 zu Boden ſtürzte. Dann, nachdem er den Jäger 
getödtet, verlor auch der Eber das Leben, einzig durch den 
Schmerz der Pfeilwunde. Mittlerweile Fam ein Schafal, dem 
ein naher Tod verhängt war, hier und dort, von Mangel 
an Speife gequält, umberirrend, an denfelben Drt. Als er 
alfe beide, fowol den Pulinda als den Eber todt ſah, dachte 





Erwerbung von Freunden. Zweite Erzählung (Fortfegung). 175 


er voller Freude: „Haha! das Schickſal ift mir gewogen! 
darum wird mir dieſe unerwartete Speife zu Theil! Sagt 
man ja doc mit Necht: 

78 (79). Selbft ohne alle Anftrengung fommt Glüf und 
Unglück Menſchen zu, ald Frucht der Werke eines frühern Lebens, 
som Schickſal zugetheilt. 

Und fo: 

79 (80). In welhem Ort, in welder Zeit, in welchem 
Lebensalter man Gutes oder Böſes gethan, deß Frucht genießt 
man ebenfo. 787) 


Dies will ih nun fo genießen, daß mir Lebensunterhalt 
für viele Tage zufällt. Drum will ich jegt nur die Sehne 
धधि, welche an die Spigen des Bogens reicht! Es heißt ja: 

80 (81). Almählih Toll man Reichthümer genießen, die 
man jich erwarb, wie der Weiſe die Panacee; aber niemals aus 
Uebermuth.“ 


Nachdem er ſo im Herzen beſchloſſen, nahm er die vom 
Bogen abſtehende Spitze mitten in der Mund und fing an, 
die Sehne zu eſſen. Nachdem er darauf den Strick zerbiſſen, 
fuhr die Spitze des Bogens, den Gaumen zerreißend 788), wie 
eine Feuerflamme aus dem Kopf heraus. Er aber war augen 
01410 infolge des Schmerzes todt. Daher पिर ich: 

81 (82). Zu viel Begierde foll man meiden; etwas १३९ 
gierde jchadet nicht. Wer der Begierde zu ſehr fröhnet, dem fah— 
ret Feuer aus dem Kopf. 


Fortfegung der zweiten Erzählung. 


Dann fuhr er fort: „Brahmanin, haft du nicht gehört: 

82 (83). Leben, Thaten, und Vermögen, fowie auch Wiffen- 
ſchaft und Tod: dieſe fünfe find jedwedem verhängt ſchon noch im 
Mutterleib.‘ 789) 

So von ihm belehrt, fagte darauf die Brahmanin: „DO 
Lieber! Wenn es jo ift, jo habe ich im Haufe einen kleinen 
Vorrath Seſamkörner. Diefe will ich enthülfen 79%) und dem 


176 Zweites Bud). 


Brahmanen einen Sefambrei vorfegen.‘ Nachdem der Brah— 
mane dieſe ihre Nede gehört hatte, ging er in ein andres 
Dorf. Sie aber weichte die im Haufe befindlichen Seſam— 
förner in weichem Waller auf, enthülfte fie und feßte fie in 
die Sonne. 291) Mittlerweile, während fie mit der Haus— 
arbeit befchäftigt war, ließ ein Hund mitten in die Sejam- 
förner fein Wafler ab. Als fte das fah, dachte fie: „Ab! Da 
fieh einer die Tücke des. feindlichen Schickſals, daß es 00 
diefe Sefamförner ungenießbar gemacht hat. So will id denn 
mit ihnen in irgendein Haus gehn und mir unausgehülfte für 
ausgehülfte ausbitten! Diefen Tauſch wird alle Welt ein- 
gehn.” Sie legte fie darauf in eine Wanne, ging von Haus 
zu Haus und fagte: „Nehmt ausgehülte Seſamkörner für 
unausgehülfte!” So trat fie denn auch in ein Haus, in 
welches ich gegangen war, um zu betteln. Auch bier bot fie 
nit den früher angegebenen Worten ihren Seſam zum Um: 
tauſch an. Da nahm die Herrin diefes Haufes voll Freude 
die ausgehülften Körner für nichtausgehülfte an. Und nach— 
dem dies fo gefchehn war, Fam ihr Mann hinzu. Diefer fagte 
zu ihr: „‚Liebe! Was ift das?“ Sie erzählte: „Ich habe zu- 
recht gemachte ausgehülfte Sefamförner für unausgehülfte 7°) 
eingetaufcht.‘‘ Darauf überlegte diefer und fagte dann: „Wem 
haben diefe Sefamförner gehört?” Da fagte ihr Sohn Kä— 
mandafi 293); „Der Mutter Saͤndilt.“ Da fagte er: „Die 
ift किप fchlau und im Handel geſchickt. Darum müſſen dieje 
Sejamförner weggeworfen werden. Denn: 

83 (84). Nicht umfonft hat Mutter Sandili enthülfte Seſam— 
förner für unenthülfte ausgeboten; fie hatte कथः ihren Grund.” 


Sortfegung der erſten Erzählung. 

So ift fein Zweifel, daß ihre (der Maus) Sprungfraft 
Durch das Feuer eines Schates entftanden iſt.“ Nachdem er 
dies gefprochen, fragte Vrihatſphidſch ferner: „Kennt man den 
Weg, auf welchem fie fommt und weggeht?“ Taämratſchüda 
antwortete: „Ja, ० Erhab’ner! denn fie fommt nicht allein, 





Erwerbung von Freunden. Erſte Erzählung (Fortſetzung). 177 


fondern umgeben von einer unzählbaren Schar; vor meinen 
Augen hier und dort umberfchweifend, kommt und geht fie 
mitfammt ihrem ganzen Gefolge.” Vrihatſphidſch fragte: „Iſt 
hier ein Inftrument zum Graben?” Jener antwortete: „Ja! 
diefe ganz eiferne Art.” Der Gaft ſprach: „So wollen wir 
denn in der Frühe wach fein 79%), damit wir alle beide auf 
dem von ihren Fußtapfen bevdedten Boden ihrer Spur nad): 
folgen können.“ 

Nachdem ich diefe einem Donnerichlag gleiche Nede des 
BDöjewichts gehört hatte, dachte ich: „DO weh! Ich bin ver- 
loren! Denn feine Neden Elingen ſehr entjchlofien. Wie er 
den Schaß erfannt hat, fo wird der Böfewicht auch ficherlic 
meine Burg auffinden. Das ift ſchon aus feinem Willen er- 
19019. Man jagt ja: 

84 (85). Weife erfennen nad einmaligem Anblick jeglichen 
Mannes Werth, wie Kundige eines Pala 7%) Gewicht, wiegen 
1९6 auh nur auf der Sand. 

Und fo: 

85 (86). Der inn’re Trieb zeigt फणा im voraus den Men- 
फिला an, was ibm von anderm Gutes oder Böſes fteht bevor; 
९01 man 2०, wie der junge Pfau, fehlt ihm auch noch des 
Schweifes Zier, den Schritt rückwärts gekehrt, vom Teiche weicht.” 796) 


Darauf verließ ich mit von Angſt erſchrecktem Herzen den 
Weg zur Burg und fchlug mitſammt meinem Gefolge eine 
andre Straße ein. Während ich nun an der Spige gehe, 
fommt mir eine fehr große Katze entgegen. Wie die die Heerde 
Mäuſe fteht, ftürzt fie fich mitten unter fie. Die Mäufe aber 
machten mir nun Vorwürfe, daß ich einen falfchen Weg ein- 
fchlagen wolle, und was von ihnen nicht getödtet war, eilte, 
die Erde mit Blut benegend, grade in ebendiefe Burg. Sagt 
man ja doch mit Net: 

86 (87). Nachdem ९6 den Strick zerrifjen, die Schlinge ab- 
geworfen, mit Gewalt das Net gebrochen, fern aus dem Wald 
geflohen, aus welhem ringsum, Haarſchöpfen glei, Beuerflammen 

Benfey, PBantichatantra. II. 12 


a —— 


178 8५८11९5 Bud. 


emporftarren, mit flüchtigen Sprüngen dem Bereich des Jäger: 
geichofles entgangen ift.... ftürzt das Wild in einen Brunnen. 
Unglüdlih ift Tapferkeit, wenn feindlih das Schiefal. I 

Und fo 

7 (88). Der arme Karpfe, obgleih dem Griff der rauhen 
Fifcherhand entfunfen, ftürzt wieder in das Neß und, aus dem 
Nee wieder gefallen, verichlingt ihn der Kranih. Ach, wem das 
Schickſal feind, wie entfliehbt der dem Unglück? 


` Und andrerfeits: | 

88 (89). Einer Schlange, die, im Korb gefangen, aller Hoff— 
nung ſchon entjagt, der ſchon die Sinne vor Hunger ſchwanden, 
fiel eine Maus, die ein Loch gemacht, von ſelbſt zur Nachtzeit in 
den Mund; von deren Fleifhe dann gefättigt, floh fie eilig auf 
diefem Weg: — Seid gutes Muths! Denn das Schidfal ॥ Herr 
von Glüf und Untergang.” 798) . 


Sp ging ich allein nach einem andern Ort. Die übrigen 
gingen aus Unverftand grade in die Burg. Mittlerweile war 
der böfe Bettelmönd, da er den Boden mit Blut beſpritzt ſah, 
grade diefen Spuren gefolgt und fo zur Burg gelangt. Dar— 
auf fing er an, mit der Art zu graben. Aber durch fein 
Graben gelangte er zu diefem Schaß, Über welchem id) ftets 
meine Wohnung aufgefchlagen hatte, und durch deſſen Feuer 
ich felbft fehr Schweres ausführte. Darauf fagte der Bettel- 
mönc mit verguügtem Herzen zu Tämratichüda: „O Ehr— 
würdiger! 3९४1 ſchlafe ohne Furcht! 79%) Durd das Feuer 
welches ९8 dieſem Schage verdanfte, hat dich das Mäuschen 
wach gehalten.‘ 

Nachdem er fo gefprochen, nahm er den Schag und machte 
10 auf den Weg nach dem Klofter. Ich aber, da ich dahin 
zurücfehrte, konnte den unerfreulichen, Schreden erregenden 
Pla nicht einmal anfehn. „Wie kann mein Herz Ruhe पिः 
den?” In foldhen Gedanken ging mir der Tag unter großem 
Zrübfal dahin. Nachdem aber die Sonne untergegangen war, 
drang ich, obgleich voll Betrübniß und fraftlos, dennody mit 





Erwerbung von Freunden. Erſte Erzählung (Bortießung). 179 


meinem Gefolge in das Klofter. Als nun Tämratſchüda den 
Lärm meiner Schar hörte, fing er wieder an, mit dem trocke— 
nen Bambusrohr an den Almojentopf zu Ichlagen. Da विद्र 
Vrihatſphidſch: ‚Freund! Warum willft du auch heute nicht 
furchtlos einſchlafen?“ Dieſer antwortete: „Erhab’ner! Die 
böfe Maus ift mitfammt ihrem Gefolge wahrhaftig wieder- 
gefommen. Aus Furcht vor ihr fihlage ich mit dem trodenen 
Bambusrohr an den Almofentopf.” Drauf fprach der Gaft 
ſpottend: „Freund! Fürchte dich nicht! Mit ihrem Neichthum 
ift auch ihre Schwungfraft auf und davongegangen. Denn 
fo ſteht e8 mit allen Geichöpfen ohne Ausnahme. Man 
fagt ja: 

89 (90). Wenn ein Geihöpf vol Anmaßung ftets die Guten 
beleidiget, wenn ९6 das ० Wort führer, पी das alles des 
Reichthums Frucht.‘ 800) 

Nachdem ich aber Died gehört, wurde ich zornig und 
fprang nun grade zu dem Almofentopf hinauf, konnte ihn aber 
nicht erreichen und fiel zu Boden. Diefes fehend, ſprach jener 
mein Feind fpottend zu Tamratſchuͤda: „Ah! Sieh! Sieh das 
Wunderſtück! Man jagt auch: 

90 (91). Durd Geld hat jedermann Stärke; wer Geld be- 
figt, der hat Berftand. Sieh her auf diefe Maus! Geldlos ift 
fie den andern Mäufen gleich. 801) 

Drum laß alle Furcht fahren und fchlaf ein! Was der 
Grund ihrer hohen Sprünge war, ift jest in unfern Händen. 
Sagt man ja doc mit Recht: 

91 (92). Wie eine Schlange ohne Zahne, wie ein brunft- 
loſer Elefant, fo ift auch der, der fein Geld hat, einzig dem 
Namen nad ein Menſch.“ 802) 


Nachdem ich dies gehört, dachte ich in meinem Herzen: 
„Wahr ift, was mein Feind da gefagt hat. Nicht, einen 
Finger body kann ich mehr fpringen. Pfui über das Leben 
eines Wefens, das Fein Geld hat! Man fagt ja: 

92 (93). Wer ohne Geld, wird fhwachfinnig und jeine 

12° 





180 Zweites Bud) 


guten Werke all die fhwinden hin, gleihwie Büchlein vertrocknen 
in der Sommerzeit. 803) 

93 (94). Gleichwie das, was man Krah'ngerfte, und das, 
was man Waldſeſam nennt, nicht das find, wonach fie heißen 
fo auch Menſchen, die ohne Geld 

94 (95). Eines Guten, welcher arm ift, Tugenden leuchten 
nimmermehr: wie die Sonne alle Dinge, jo fett Tugenden Glück 
ins Licht Ä 

95 (96). Ein Mann, ver ohne Geld tet ift, leidet nicht 
in der Welt fo fehr, als der, der Schätze fich erworben, mitten 
im Wohlftand fie verliert. 

96 (97). Gleichwie ein trockner wurmſtich'ger Baum, der 
allerwärts von Feu'r verbrannt, jo wär aud), wer arm ift, un= 
geboren viel beſſer dran. 

97 (98). Denn die Armuth, die ohnmächt'ge, wird gefürch 
tet an jedem Ort: vom Hunde felbft, dem blutarmen, wird was 
eriwartet, wenn er fommt. 80%) 

98 (99). Des Armen Wünſche, wenn fteigend aud noch jo 
0०0, fie bleiben doch am Herzen hängen, gleihmwie Brüfte einer 
Witwe geword'nen Frau. | 

99 (100). Wer in der Armuth Nacht wandelt, den fieht 
am hellen Tag, und ftand’ er aud vor feinem Antlige, troß aller 
Mühe doch Fein Menſch.“ 


Nachdem ich fo gejammert hatte, ging ih, da ich ſah, 
daß mein Scha als Ohrkiſſen verwandt wurde, um die Zeit 
der Morgendämmerung gebrochenen Muthes in meine Burg. 
Darauf Sprachen meine Diener "während des Weges mitein- 
ander: „Ah! Der ift nicht fühig, und den Bauch zu füllen. 
Wenn wir ihm nachfolgen, trifft uns nichts als Unglüd mit 
Katzen und Aehnlichem. Wozu alfo uns um feine Gunft be- 
mühn?! Denn man fagt auch: 


100 (101). Ein Serr, von dem man nicht Vortheil, ſon— 
dern einzig nur Unglüc bat, von diefem foll man meit weggehn, 
zumal wenn man von Waffen lebt.‘ 








(1. 


# 


Erwerbung von Freunden. Erſte Erzählung (FBortfeßung). 181 


Nachdem ich derartige Neden auf dem Wege von ihnen 
gehört, ging ich in die Burg, und da ſich feiner: von. ihnen 
vor mir fehen ließ, dachte ich: ,, शी! Pfui über diefe Armuth! 
Ja, mit Recht fagt man 

101 (102). Xodt ift der Mann, der fein Geld hat, todt 
das Eh'paar, das finverlos, todt Todtenſpende ohne Priefter, todt 
das Dpfer, das gabenlos. ३००) 

102 (103). Den Baum, der feine Früchte verlor, verlaffen 
die Vögel; den trocknen Teich die Kraniche; die verwelfte Blume 
verlaffen die Bienen; das Wild den ausgebrannten Wald; ven 
ihägelofen Mann verlaffen Hetären, den gefall’nen Fürften die 
Dienerfchaft. Jeder freut क्‌ nur feines Nugens. Mer hat einen 
andern lieb ?‘ 806) 

Während ich fo überlegte, traten meine Diener in den 
Dienft meiner Feinde, und dieſe, da fie mich allein und kraft— 
[v8 ſahen, thaten mir Unbill an. Als ih nun allein war, 
verfanf ich in tiefes Nachdenfen und Dachte wieder: „Heute 
Nacht will ich allein in die Wohnung dieſes abfcheulichen 
Büßers gehen, den unter dem Kiffen liegenden Beutel mit 
dem Schatz allmählich zerreißen und, wenn er in Schlaf ge- 
junfen ift, den Schaß in meine Burg zurücdführen, damit ich 
durch die Macht deffelben wieder, wie früher, die Oberherr- 
Ichaft erlange.. Man fagt ja: 

103 (104). Die Menfhen, die mit hundert Wünfchen ihr 
Herz aufs höchſte peinigen und fie nicht können ausführen, die 
gleihen feufhen Witwen ganz. 807) 

104 (105). Die Armuth ift ein Leid, welches die höchfte 
Beratung mit ſich führt: felbft lebendig gilt, wer arm ift, für 
todt den Seinigen fogar. 808) 

105 (106). Zu dem Gefäß des Elendes, zu der Wohnung 
des Misgeſchicks, zum Gegenftand größter Misahtung wird, wer 
der Armuth Schmuz verfällt. ` 

106 (107). Berwandte jhämen कि und lehnen alle Ver— 
wandtichaft ab mit ihm, Freunde verwandeln ſich in Beinde, wenn 
einer feinen Seller hat. ३०५) 


182 Zweites Buch, 


107 (108). Mangel an Gelb पी auch Mangel an Schön- 
heit bei den Sterblichen, er ift ein Haus von Unheil voll, gleich 
bedeutend ſogar mit Tod 

108 (109). Dem Schmuz von Ziegen und Eſelshufen gleich, 
iwie der Bürfte Staub, wie einen Docht, der unbrauchbar, jo wirft 
man weg den armen Mann. 810) 

109 (110). Der Schmuz, der von dem Reinmachen übrig 
bleibt, ift Doc irgendwo zu brauchen, doch ein gelvlofer Menſch 
ift auch ganz und gar nichts nup. | 

110 (111). Ein Armer, fommt er, ſelbſt Ichenfen mwollend, 
in eines Reihen Haus, wird angefehn wie ein Bettler: Pfui! 
Traun! Pfui über Dürftigkeit! 

Wenn ich daher bei dem Verſuch, meinen Schatz wieder 
zu gewinnen, ſelbſt den Tod fände, jo wäre auch das gut! 
Man fagt ja: | 

111 (112). Der Mann, der, wenn er fein‘ Gut 1 weg— 
nehmen jieht, fein Leben ſchützt, von diefem nehmen ſelbſt Väter 
nicht eine Sand voll Wafler an. | | 

Und jo: 

112 (113). Wer den Tod einer Kuh willen, für Brahma— 
nen, für feinen Herrn, für fein Weib, feine Stadt findet, gewinnet 
ew’ge Seligfeit. 511) 


Nachdem ich mich jo entichloffen, ging ich in der Nacht 
dahin. Als ich ein großes Loch in des Bettelmönds Beutel 
gemacht hatte, da wachte der abjcheuliche Büßer auf; darauf 
gab er mir mit dem trodnen Bambusrohr einen Schlag auf 
den Kopf, fodaß ich faum mit dem Leben 912) davon fam. 913) 
Es heißt auch: | 

113 (114). Was ihm beftimmt, wird auch zu Theil dem 
Menfhen; ein Gott fogar vermag das nicht zu hindern; drum 
Flag’ ich nicht, ftaune darum auch nimmer; denn das, was und 
höret, gehört nicht andern.‘ 814) ६ 

Die Krähe und die Schilöfröte fragten: „Wie war das?" 
Hiranjafa erzählte 


कका का उका रत कह ककत क ` ` 





Erwerbung von Freunden. Bierte Erzählung. 183 


Vierte Erzählung. 
Was ein einziger Spruch werth पी. 


In einer gewilfen Stadt lebte ein Kaufmann, Namens 
Sägaradatta.*) Deſſen Sohn faufte ein Buch, welches hun- 
dert Rupien foftete. In diefem ftand gejchrieben: 

114 (115). Was ihm beftimmt, wird auch zu Theil dem 
Menihen; ein Gott jogar vermag das nicht zu hindern; drum 
flag’ ich nicht, jtaune Darum auch nimmer: denn das, was uns 
höret, gehört nicht andern. 


ALS er dies geſehn 29), fragte Säagaradatta feinen Sohn: 
„Kind! Für welchen Preis haft du dies Buch gekauft?” Die: 
jer antwortete: „Für hundert Rupien, Bater!” Nachdem er 
dies gehört, ſprach Sägaradatta: „Pfui über die Dummheit! 
Ein Buch, welches nur die Verje einer einzigen Strophe ent- 
0411, für hundert Rupien zu faufen! Wie wirft du bei einem 
folhen Verftand Geld verdienen können? Drum jollft du mir 
von heut an das Haus nicht mehr betreten!” So ausge 
zanft, wurde er aus dem Haufe geworfen. Infolge dieſer 
Beicdyimpfung ging er weit weg in die Fremde, fam zu einer 
Stadt und blieb da. Darauf wurde er nad) einigen Tagen 
von einem Bewohner diefer Stadt gefragt: „Woher bijt du 
gefommen, und wie heißt du?” Er antwortete: 

„Was ihm beftimmt, wird auch zu Theil dem Menjchen ^ 
u. †. w. 


Da fragte ihn ein anderer und er antwortete daflelbe ; 


‚ kurz, wer immer ihn fragte, dem gab er ebendies zur Antwort. 


Und auf dieje Weife wurde er in der Stadt unter dem Namen 
„WBas-ihmzsbeftimmt” befannt. Da geichah e8 einft, daß Die 
Tochter des Königs, Tſchandravatt **) mit Namen, geziert 
mit jugendlicher ०५) Schönheit, an einem hoben Fefttag, in 





*) etymologiih „vom Ocean gefchenft “, nach der Erflärung der in- 
difchen Grammatif „der Ocean möge ihn ſchenken“. Benfey, Vollitän- 
dige Sansfritgrammatif, $. 357. 

ह) etymologiſch „mit dem Mond verjehen“, wol „Schön wie der Mond“. 


1 1 61 ae 
* अन ~ 


184 Zweites Bud. 


Gefjellichaft einer Freundin, die Stadt in Augenjchein nahm. 
Da fam ihr duch des Schickſals Macht von ungefähr ein 
außerordentlich ſchöner und bezaubernder Königsfohn zu Ge- 
141. Kaum hatte fie ihn erblickt, jo fühlte fte fich von den 
Blumenpfeilen des den Fiſch in feiner Fahne Führenden 917) 
getroffen und fagte zu ihrer Freundin: „Ach, Freundin! Die 
Tage der Jugend werden mir Doch ganz unnütz. Mein Vater 
gibt mic, niemandem zum Weibe. Drum mußt du e8 bewerf- 
ftelligen, daß ich heute mit diefem zuſammenkomme.“ Nach— 
dem fie dies gehört, ging die Freundin eilig zu ihm und fagte: 
„He! Ih bin von der Tfchandravati zu dir gefandt; fie läßt 
dir fagen 319): Ich bin infolge deines Anblids durch den Gott 
der Liebe in den Ärgften Zuftand verlegt; wenn du nicht fchnell 
zu mir fommft, fo ift e8 mein Tod. Nachdem. er dies ge- 
hört, antwortete er: „Wenn ich nothiwendig dahinfommen joll, 
fo gib an, durch welches Mittel ich zu ihr gelangen fan.“ 
Darauf fagte die Freundin: „Vorn am Schloß wird heute 
Nacht ein ftarfer Niemen herabhängen; daran mußt du hin- 
auffteigen. Gr antwortete: „Wenn du fo willft, 9 werde 
ich jo thun. Nachdem dies -befchloffen war, ging’ die Freun- 
din zu Tichandravati zurück. AS darauf Nacht geworden 
war, dachte der Königsjohn in feinem Herzen: „Ah! Das ift 
ein großes Verbrehen! Man fagt ja: 

115 (116). Der Mann, der feines Freundes Gattin, des 
Lehrers Tochter, die Frau des Herren, oder aud feines Knechts 
auffucht, ift einem Brahmamörder gleich. 519) 

Und ferner: | 

116 (117). Solde Handlung ſoll man meiden, durch welche 
man ſich Schimpf erwirbt, durch die zur Hölle man einfährt und 
des Himmels verluftig wird, 


Nachdem er fo redlich überlegt hatte, ging er nicht zu ihr 
hin. „Was ihm-beſtimmt“ wanderte aber umber und fah 
in der Nacht an einem glänzenden Haufe einen Riemen herz 
abhängen; das Herz von Neugier erfüllt, Eletterte ev daran 








Erwerbung von Freunden. Vierte Erzählung. 185 


hinauf und wurde von der Königstochter, welche voll Ver: 
trauen im Herzen glaubte, „er wäre jener‘, mit Bad, Speife, 
Getränf und Gewand 920) geehrt; dann beftieg fie das Lager 
mit ihm, und nachdem ihre Glieder durdy die Berührung ध 
nes Körpers von höchſter Wolluft erfüllt waren, fagte fie zu 
ihm: „Lieber! Nachdem ich durch deinen bloßen Anbli in 
dich verliebt geworden, habe ich mid, dir hingegeben. Kein 
anderer Gatte 321) als du wird mir nie auch nur in den Ges 
danfen fommen. Warum fprichft du nun nicht mit mir?‘ 
Da reeitirte er: „Was ihm beftimmt, wird auch zu Theil dem 
Menichen, Nachdem er died gefagt, erkannte fie, daß ९6 
nicht der Rechte ſei, ließ ihn aus dem Schloß herabfteigen 
und gehn. Er aber ging in den Tempel des Danda*) und 
jchlief da ein. Dahin hatte aber Dandapafaka **) eine leicht: 
finnige Berfon für fich bejtellt; als er nun fam und jenen, 
der ſchon eingejchlafen war, erblicte, rief er ihn in der Abſicht, 
fein Geheimniß zu bewahren, an: „Wer bift du?’ Dieſer 
antwortete: „Was ihm bejtimmt, wird auch zu Theil dem 


Menſchen.“ Nachdem er dies gehört, fagte Dandapafafa: 


„Diefer Tempel ift öde. Geh in mein Haus und fchlafe in 
meinem Bett!” Nachdem er dies zugefagt, legte er fich in- 
folge eines Misverftändniffes in ein anderes Bett. In diefem 
nun lag die erwachiene Tochter diefes Unvorfichtigen, Bina- 
javati ***) mit Namen, begabt mit Jugend und Schönheit. 
Dieje liebte einen Mann und hatte mit ihm eine Zuſammen— 
funft verabredet. Da fie nun jenen heranfommen fah, glaubte 
fie, getäufcht von der jehr tiefen Finfterniß in der Nacht, „das 





*) ein Name des Todesgottes; allein die berliner Handichrift hat 


षंडटेव 
षंडटेव ‚ und QUS ift eine Gottheit der Dichainas; ich vermuthe faft, 
daß diefe Leſeart richtiger. 
**) „den Strid des Danda (f. Note *) habend“. Der Todesgott 


zieht nach indifchem Bolfsglauben den Sterbenden die Seele an einem 
Stricke aus dem Mund. 


***) „die Tugendhafte *. 


186 Zweites Bud. 


ift ficher mein Geliebter“, ftand auf, ließ ihm Speife und 
Gewand reichen und verftattete ihm, die Ehe nach der Weife 
der Gandharven zu vollziehen. Während fie nun mit ihm 
auf einem Lager ruhte, ſprach fie mit freudeftrahlendem, lotus— 
gleichem शरा: „Warum fprichft du auch jest nicht einmal 
vertraulich mit mir?‘ Er antwortete: „Was ihm beftimmt, 
wird auch zu Theil dem Menfchen‘‘ u. ſ. w. Als fie Dies 
gehört, dachte fie: „Wenn man ohne Vorficht handelt, fo veifet 
jolhe Frucht - daraus.” Nachdem fie fo überlegt, machte fie 
ihm voll Betrübnig Vorwürfe und jagte ihn weg. Während 
er nun auf der Hauptitraße einherging, Fam ein Bräutigam 
unter großem Inftrumentenfchall herangezogen, welcher in einem 
andern Gebiet wohnte, mit Namen Varaftrti *). Unſer „Was— 
ihm = beftimmt‘ fing an, mit dem Zuge zu gehn. Als num 
der nach dem Horoffop beftimmte Zeitpunft nahe war, und 
die Kaufmannstochter vor der Thür des der Königstraße 
nahen Haufes des Kaufherrn auf dem geweihten Boden einer 
mit Guirlanden verzierten Halle in Schnur und Hochzeits— 
anzug feftlich gefchmüdt daftand, da ftürzte ein brunſtwüthiger 
Elefant, nachdem er feinen Treiber getödtet hatte, alle Welt 
dur) das Gefchrei der vor ihm flüchtenden Menfchen in 
Schreden fegend, grade auf diefen Ort zu. So wie fie ihn 
erblieften, zerjtäubten die Begleiter 2९6 Bräutigams ſammt dem 
vor Angft zitternden Bräutigam ſelbſt der eine hiers der andre 
dorthin in alle Weltgegenden. In demfelben Augenblic aber, 
da unfer „Was-ihm-beſtimmt“ das Mädchen mit vor Angft 
rollenden Augen allein erblickte, jagte er zu ihr: „Fürchte 
dich nicht! Ich beſchütze dich!‘ 1671८ ihr durch feine Stand— 
haftigfeit Muth ein, ergriff fie mit der rechten Hand und be- 
drohte mit großer Herzhaftigfeit den Klefanten mit harten 
Morten. Als darauf durch die Fügung des Scidjals der 
Elefant kaum fich entfernt hatte, kehrte Varakirti mit feinen 





trefflichiten Ruhm habend“, oder vielleicht eher, mit Bezug auf 
feine Gigenfchaft, „den Glanz eines Bräutigams habend “ 


I iu न 0. 





Grwerbung von Freunden. Bierte Erzählung. 187 


Freunden und Verwandten zurüf, nachdem der nach dem 
Horoffop feſtgeſetzte Zeitpunkt ſchon veritrichen war. Da ftand 
nun das Mädchen an der Hand eines andern. Als Vara- 
firti dies ſah, fagte er: „Ah! Schwiegervater! Das ift nicht 
recht von dir gethan, daß du das Mädchen, nachdem du fie 
mir zugejagt, einem andern gegeben haft.‘ Jener antwortete: 
„Ah! Auch ich war aus Sucht vor dem Elefanten geflüchtet; 
ich fomme mit dir zurück und weiß nicht, was dies zu bedeu- 
ten hat.” Nachdem er dies gejagt, hub er an, feine Tochter 
zu fragen: „Kind! Du haft hier nicht recht gehandelt! Sage 
mir, was geht hier vor?” Dieſe antwortete: „Da diejer 
mic) aus Lebensgefahr 92?) gerettet hat, fo fol, folang ich 
lebe, niemand als er meine Hand erhalten!‘ Unter dieſen 
Vorgängen 923) ging die Nacht zu Ende. Am Morgen aber 
verfammelte fich eine große Menſchenmenge; die Königstochter 
hörte, was ſich zugetragen hatte und ging nun nad) diefem 
Drte. Indem dies von einem Ohr zum andern wanderte, 
erfuhr e8 auch Dandapäſaka's Tochter und eilte ebenfalls dort- 
hin. Als aber der König von der großen Menfchenverfamm- 
lung hörte, ging er ebenfall8 in eigner Perfon bin und fagte 
zu unferm „Was-ihm-beſtimmt“: „He! Erzähle ohne alle 
Furcht, was ift das für eine Geſchichte?“ Jener fpradh: 

„Was ihm beftimmt, wird auch zu Theil dem Menſchen.“ 

Da erinnerte 14 die Königstochter und fagte: 

„Gin Gott fogar vermag das nicht zu hindern.“ 

Darauf jprach die Tochter ०९६ Dandapafaka: 

„Drum klag' ich nicht, ftaune darum auch nimmer,‘ 

Die Kaufmannstochter, da fie dieſe Allerweltsgefchichte 
hörte, jagte: 

„Denn das, was uns höret, gehört nicht andern.“ 

Der König veriprac 324) nun ihnen allen zufammen 
Straflofigfeit, und nachdem er von jedem einzelnen feine Ge- 
Ihichte gehört und die Wahrheit erfannt hatte, gab er unferm 
,, Was = ihm = beftimmt‘ unter vielen Chrenbezeigungen feine 


188 8 weites Buch 


Tochter zum Weib, zugleich mit tauſend Dörfern, königlichen 
Einkünften 925) ſammt Amtleuten und Gefolge, ſagte ihm: 
„Du ſollſt mein Sohn ſein!“ und weihte ihn vor den Augen 
der Stadt zu feinem zukünftigen Nachfolger. Dandapäſaka 
gab unferm „Was-ihm-beſtimmt“ auch feine Tochter und 
ehrte ihn nach feinem Vermögen mit Gewändern, Gefchenfen 
und Aehnlichem. Alsdann holte unfer „Was-ihm-beſtimmt“ 
auch feinen Vater und feine Mutter, umgeben von ihrer gans 
zen Familie, unter vorausgehenden Ehrenbezeigungen nad) Dies 
jer Stadt und lebte vergnügt mit feinem Gefchlechte, die Gaben 
des Schickſals genießend. Daher ſage ich 

117 (118). Was ihm beftimmt, wird aud zu Theil, dem 
Menfhen; ein Gott fogar vermag das nicht zu hindern. Drum 
flag’ ich nicht, ftaune darum auch nimmer; denn das, mas ums 
00161, gehört nicht andern. | 


Schluß der erften Erzählung. 


Dann ſprach Hiranjafı weiter: „Nachdem ich alle Diele 
Freuden und Leiden erlebt hatte, verfanf ich in die tiefite Be— 
trübniß und wurde von dieſem Freunde zu dir gebradyt. Dies 
ift der Grund meiner Verzweiflung.“ 

Mantharafa fagte: „Lieber! Diefer पी außer allem Zweifel dein 
Freund, da er, obgleich von Hunger gepeinigt, dich, feinen Feind, der du 
ihm eigentlich zur Nahrung beftimmt bift,, jo auf feinen Rücken fteigen 
ließ und hierher brachte; dich nicht einmal auf dem Wege fraß. Man 
jagt ja 

118 (119). Wefjen Herz ſich durch Reichthümer nie ver: 
ändert und nimmermehr, ver ift ein Freund und pflegt feines 
Freundes Beſte zu aller Zeit. 826) 

119 (120). Diefe Zeichen jind auf Erden, nad) dem Urtheil 
der Wiffenden, der wahren Freunde Probmittel, ficher wie die des 
Opferfeu’rs. 827) 

120 (121). Wer, wenn fih Misgeſchick einftellt, Freund 
bleibt, der ift ein wahrer Freund; wenn क die Zeit ०९6 Glücks 
einftellt, dann ift der Böfe felbft ein Freund. | 


। 
। 








— 


Erwerbung von Freunden. Erſte Erzählung (Schluß). 189 


Darum faſſe ich jetzt Vertrauen zu ſeiner Freundſchaft! Denn dies 
iſt eine Freundſchaft, welche, in Widerſpruch mit den Regeln der Lebens— 
weisheit, von Waſſer- und Landthieren mit der Krähe geſchloſſen iſt. Sagt 
man ja doch mit Recht: 

121 (122). Keiner iſt irgendjemandes Freund ohne Maßen 
oder Feind; durch eine dem Freund feindſel'ge Handlung erweiſt 
er ſich als Feind. 88) | 

Drum ſei willfommen! Wohne in der Nähe diefes Teiches wie in 
deinem eignen Haufe! Und dag vu dein Vermögen verloren haft und in 
die Fremde ziehen mußteſt, darüber mache dir feinen Kummer! 


122 (123). Der Wolfe Schatten, ०९5 Böfen Freundſchaft, 
neue Kleider und Frauengunft, der Jugend Reiz nnd Reihthümer - 
find Genüffe von kurzer Dau’r. 829) 

Berſtändige, die fich ſelbſt beherrichen, ` fühlen deshalb Feine Be— 
gierde 830) nach Reichthum. Man jagt auch: > 

123 (124). Wohlaufgehäufte, wie das Leben im eignen Leib 
wohlverwahrte, vom eignen Körper fogar nirgend getrennte, folide, 
geliebte Reichthümer begleiten ihn nicht fünf Schritte, ſobald ver 
Menih zum Tode geht. 

Und ferner: 

124 (125). Wie Fleifh im Waller von Fiſchen, zu Land 
vom Wild gefreffen wird und in den Lüften von Vögeln, jo aller- 
wärts, wer Geld befigt. 831) 

Und fo: ५ 

125 (126). Unſchuldig jelbft wird, wer reich ift, von den 
Fürften in Schuld verſtrickt, ein Armer, wenn er felbft fehlet, 
fommt allerorten. ſchadlos durch. 

126 (127). Schwer 15, Vermögen zu erwerben, und ſchwer 
it deflen Bewahrung auch: Leid beim Gewinn! Leid beim Ber: 
luft! Wie voll von Pein ift Reihthum doch! 932) 

127 (128). Grtrüge, wer Befreiung fucht, nur den hundert— 
ften Theil der Müh'n, die der Thor trägt, der nad Geld ſucht, 
feine Seele wär’ bald befreit. 833) 


Außerdem darfit du darüber, dag du in der Fremde wohnft, nicht 
verzweifeln. Man jagt audy: 
128 (129). Was fann man des Tapfern und Verſtändigen 





190 Zweites Bud. 


eignes nennen, was fremdes Land? Zu welchem Land er fommt, 
das erwirbt er durch feines Armes hohe Kraft. In welchen Wald 
der Löwe dringt, mit Zähnen, Klauen und Schweife fampfend, 
in dem auch Löfcht er feinen Duft im Blut des erichlagnen 
Glefantenfönigs. 

Selbit ein Armer, wenn er in die Fremde geht, ift, wenn er nur 
Verſtand hat, auch nicht im geringften übel daran. Man jagt auch: 

129 (130). Weisheit, traun! und Königsherrfhaft find ſich 
nimmer einander gleich: der König wird im eignen Lande, der 
Weiſe allerwärts geehrt. 834) 

Du bift nun aber ein Schab von Weisheit, feinem gewöhnlichen 
Menſchen ähnlich. Sagt man ja dod) 

130 (131). Der Held, der thatluftig und nimmer zögert 
zu handeln weiß, einen Begierden fröhnet, dankbaren Sinns ift 
und ein treuer Freund auch, den ſucht das Glück jelbit, um bei 
ihm zu wohnen. 


Außerdem geht auch erworbner Reichthum verloren, wenn nicht 


MWerfe (eines früheren Lebens) ihm zu Hülfe fommen. So war dieſer jo 
viele Tage lang dein. Ginen einzigen Augenbli aus deinem Beſitz ge: 
fommen, fteht er dir zum Genuß nicht zu Gebot. Ja, wenn er von jelbit 
zurücfäne, würde ihn das Schickſal dir rauben. Denn man fagt audy: 


131 (132). Reihthümer hat er jich erworben, doc zum Ge— 
nuß gelangt er nicht, gleichwie der Thor Somilafa 83%), ſobald 
er nur den Wald betrat. 4 

Hiranjafa fragte: „Wie war das?‘ , Mantharafa erzählte: 


fünfte Erzählung. 
Der arme Somilafa. 


In einem gewiffen Orte wohnte ein Weber, Namens 
Somilafa. Diefer verfertigte ohne Unterlaß Gewänder, welche 
mit mannichfachen Zeugzierathen gefärbt und eines Königs 
würdig waren, erwarb aber auch feinen Pfennig mehr, als er 
für Nahrung und Kleidung nöthig hatte; während die übri- 
gen gewöhnlichen Weber, die in der Verfertigung grober Zeuge 
gefchieft waren, großen Neichthum gewannen. Indem er nun 





Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung. 191 


diefe betrachtete, विद्र Somilafa zu feiner Gattin: „Liebe! 
Siehe, wie dieſe Berfertiger von groben Tüchern veich find an 
Geld und Gold! Drum ift mir diefer Ort unerträglich. Laß 
ung anderswohin gehn, um Geld zu erwerben!" Jene ant- 
wortete: „Ad, Liebiter! Es ift nicht richtig, wenn du fagft, 
daß man in der Fremde Geld erwirbt, in der Heimat aber 
nicht. Denn ९ heißt auch: 

132 (133). Wenn die Vögel aufwärts fliegen, wenn jie 
finfen zur Erd’ herab, jo ift 9९6 des Verdienſts Folge; nichts 
ſtößt uns zu, was nicht verhängt. 936) 

Und jo: | 

133 (134). Was nicht gefchehn foll, wird nimmer, und 
was geihehn ण, geihieht von felbit; was jchon in der Hand, 
geht wieder verloren, wenn ihm beitimmt, nicht zu gejchehn. 837) 

134 (135). Wie das Kalb unter taufend Kühen feine Mut— 
ter zu finden weiß, jo findet auch des frühern Lebens Ihat ihren 
Thäter wieder auf, 833) 

Und andrerfeits: 

135 (136). Und ging er hunderttaufend Straßen, auf allen 
Straßen gehn ihm nad jowol des Menſchen Bösthaten, als auch 
die That des Trefflichen 

Und wiederum: 

136 (137). Gleihwie Schatten und Licht immer miteinan= 
der verbunden jind, jo find die Ihat und auch Thäter 839) mit- 
einander verfettet ftets. 

Drum bleib’ hier und ſei fleißig!” Der Weber fagte: 
„Liebe! Was du fagft, ift nicht richtig. Ohne Anftrengung 
trägt auch die That feine Frucht. Man fagt auch: 

137 (138). Gleichwie mit einer Sand niemals ein Beifall: 
klatſchen möglich ift, fo trägt die That, wie überliefert, ohne Ans 
ftrengung feine Frucht. 

Und fo: 

138 (139). Sieh! Durch That erworbne Nahrung fann, 
wenn man fie genießen will, nimmermehr ohne Anftrengung der 
Hand gelangen in den Mund, 


192 Zweites Bud. 


Und ferner 

139 (140). Nicht durch Wünſche, durh Anjtrengung wird 
erreicht, was man beftrebt: denn nimmer "wird das Wild fallen 
in des fchlafenden Löwen Mund. 839) 

Und wiederum: 

140 (141). Wenn man, nad feiner Kraft handelnd, den— 
noch zu feinem Ziel nicht fommt, dann ift nicht der Mann zu 
tadeln, deſſen Kräfte das Schickſal lähmt. 840) 

Deshalb muß ich nothwendig in die Fremde gehn!” Als 
er dieſen Entſchluß gefaßt hatte, ging er nad) der Stadt 


Bardhamäna. 9) Nachdem er dafelbft drei Jahre zugebracht. 


und dreihundert Golpftüce verdient hatte, machte er fich wie- 
der auf den Weg in feine Heimat. Als er nun auf der Hälfte 


des Weges in einem großen Walde wanderte, ging die ers 


habene Sonne unter. Aus Furcht vor Naubthieren ftieg er 
auf einen recht dien Zweig eines Feigenbaums und fing an 
einzufchlafen. Da börte er um Mitternacht im Traume zwei 
Männer von furchtbarer Geftalt, welche fich miteinander zanf- 
ten. Der eine von ihnen fagte: „He! Thäter! =) Du weißt 
doch ganz gut, daß diefer Somilafa nicht mehr befißen darf, 
als zu Nahrung und Kleidung °*?) nöthig ift: darum darfſt 
du auch fein bischen darüber verjtatten; warum haft du ihm 
nun Ddreihundert Goldftüde gegeben? Dieſer antwortete: 
„De! That! 822) Meine Pflicht ift, denen, die ſich anftrengen, 
die ihrer Anftrengung entiprechende Frucht zu gewähren; der 
Ausgang liegt in Deiner Hand: drum nimm du fie wieder 
weg!” 16 ver Weber, nachdem. er Died gehört, aufwachte 
und feinen Beutel mit den Goldftüden betrachtet, jo fieht er 
ihn leer. Da machte er ſich jelbft Vorwürfe und dachte: „Ha! 
Was ift 2016 Das fo ſauer erworbene Geld ift aus Leicht: 
finn, Gott weiß! wohin gerathen! Wie fann ich, nachdem ic) 
mich umfonft gequält, ohne einen Heller = vor meiner Frau 
und meinen Freunden mein Geficht ſehen laſſen?“ @ ent- 
jchloß er {फ denn und fehrte nach derfelben Stadt zurüd, 
und nachdem er hier in einem einzigen Jahre fünfhundert 





+ +भ र LT त — + + 
En १ 9 त्‌ 1. अपा क कय 





Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung. 193 


Goldſtücke erworben hatte, machte er fich von neuem auf den 
Weg nad) feiner Heimat. Als er auf dem halben Wege >) 
war umd fich mitten in einem Walde befand, ging die erhab’ne 
Sonne wiederum unter. Obgleich er nun zwar jehr ermüdet 
war, gönnte er फी, aus Furcht, die Goldftüce zu verlieren, 
doc, Feine Raft, fondern ging ſehr फिला, nur von Sehnſucht 
nad) feinem Haufe beherricht. Mittlerweile hörte er zwei 
Menfchengeftaltige, ganz ebenfo Ausjehende *) hinter ſich her— 
gehen und miteinander fprechen. Da jagte der eine: „He! 
Thäter! 9) Warum haft vu diefem Somilafa fünfhundert 
Goldftüke gegeben? Weißt du denn nicht, daß ihm nicht 
mehr zu erwerben verjtattet ift, als Nahrung und Kleidung?” 
Der andre antwortete: „He! That! 32) Meine Pflicht ift, 
Männern, welche fich anftrengen, zu geben; ver Ausgang 
liegt ५) in deiner Hand. Weswegen macht du mir alfo 
Vorwürfe?” Wie nun Somilafa, nachdem er dies gehört, 
feinen Knoten unterfucht =+), fo ift Fein Goldſtück darin. 
Darauf gerieth Somilafa in den größten Schmerz. „Ad! 
34 bin ein gefchlagener Mann!‘ rief er aus, verfiel in die 
0640८ Verzweiflung und dachte: „Ah! Was hilft mir zu 
leben, wenn id) fein Geld habe! Drum will ich mid) an die- 
jen Baum hängen *8) und fo meinem Leben ein Ende machen!” 
Nachdem er fich fo entichloffen, wand er ſich einen Strick aus 
Darbhagras, befeftigte eine Schlinge um feinen Hals und ging 
zu einem Zweig. Als er feinen Hald daran gebunden hatte 
und fich eben niederwerfen will, da erfchien ein Mann in der 
Luft und Sprach: „He! He! Somilafa! Thue feine ſolche 
Gewaltthat! 34 bin es, der dir das Geld weggenommen. 
Sc leide nicht, daß du auch nur einen Heller mehr haft, als 
Nahrung und Kleidung. Drum gehe nad) deinem Haufe zu— 
rück! Uebrigens haft du durd deinen Verfuch des Selbftmor- 
0९6 dir meine Zufriedenheit erworben. *8) Drum bitte dir 
irgendeine Gnade aus, welche dir lieb iſt!“ Somilafa fagte: 





*) nämlich wie die, die er früher im Traum gefehen. 
Benfey, Pantihatantra. I. 13 


194 Zweites १५. 


„Wenn dem fo ift, fo gib mir großen Reichtum!‘ Jener 
antwortete: „Was willft du mit Neichthum anfangen, da du 
ihn“ nicht genießen fannft? Denn außer Nahrung und Klei— 
dung ift dir fein Genuß verftattet. Man jagt ja: 

141 (142). Was nüßet eine Glüdsgöttin, welche, gleichwie 
ein bloßes Weib, wie eine Gaffenbure, dienſtbar felbft dem ges 
meinften Wandrer ift?‘ 850) 

Somilafa fagte: „Ah! Wenn ich den Neichthum auch 
nicht genießen णी, jo möge er mir doch zu Theil werden 
Denn man jagt aud) 

142 (143). Wenngleich verfrüppelt und ungebildet und von 
den Guten gemieden ftets, ift in ver Welt doch angefehn ver Mann, 
der große Schätze hat 

Und fo 

143 (144). Fünfzehn Jahre, ० Herzliebe! habe ich mit dem 
Aug’ verfolgt Die hängenden und doch feiten, ob fie abfallen over 
nicht. ^ ER 
Der Mann fragte: „Wie war das?” Jener erzählte: 


Sechste Erzählung. 
Die Hoden des Stiers. 


An einem gewiffen Ort wohnte ein großer Stier, Namens 
Tiffchnavrifchana +). Diefer verließ,im Uebermaß feines Stol- 
zes feine eigne Heerde und wanderte im Walde umher, aufs 
veißend die Ufer der Flüffe und nach Luften die trefflichften 
jmaragdfarbigen Gräfer verzehrend. In demfelben Wald aber 
wohnte ein Schafal, Namens Pralobhafa. **) Diefer ſaß 
einft vergnügt mit feiner Frau zufammen auf. einer Infel des 
Fluſſes. Da kam Tiffchnavrifchana zu ebendiefer Infel herab- 
geftiegen, um Waſſer zu trinken. Als nun die Frau deſſen 
herabhängende Hoden fah, jagte fie zu ihrem Mann: „Herr! 





*) „tüchtige Hoden habend “, 
*#) „der Habfüchtige ”. 





en 











Erwerbung von Freunden. Sechste Erzählung. 195 


Sieh einmal, wie diefer Stier zwei Stück Fleifch herabhängen 
hat! Diefe werden jogleidy oder in wenigen Stunden herunter- 
fallen. Dies mußt du beherzigen und hinter ihm hergehn.“ 
Der Schafal antwortete: „Liebe! Es ift nichts weniger als 
gewiß, ob fie fallen werden oder nicht. Weshalb forderft du 
mich alfo zu einer. vergeblichen Arbeit auf? Laß mich nur 
bier bleiben und mit dir zufammen die Mäufe freflen, welche 
hierher fommen, um zu trinfen. Denn dies ift ihr Weg. 
Wenn 10) aber dich verlaffe und hinter diefem Stier hergehe, 
dann wird irgendein anderer fommen und diefen Ort in Be- 
fig nehmen. Drum ift e8 nicht angemefjen, diejes zu thun. 
Man jagt auch: — 

144 (145). Wer, das Sichere aufgebend, Unſicheres zu er— 
langen ſtrebt, dem kommt das Sichre abhanden und das Unſichre 
ift es ſchon.“ 851) 


Die Frau des Schakals ſprach: „Ab! Du biſt ein niedrig 
gefinntes Geichöpf, du bift mit allem, auch dem Geringften =>), 
zufrieden, was du befommen kannſt. Man fagt auch: 


145 (146). Leicht zu füllen find Fleine Flüßchen und leicht 


des Mäuschens Pföthen auch; leicht zufrieden gemeine Menfchen: 
mit Eleinen Bißchen freu'n ſie fi. 893) 


Drum muß ein braver Mann ftetS thätig fein. Man 
jagt auch: 

146 (147). Wo das Beginnen thatfräftig, aber Trägheit 
gemieden wird, da macht Verein von Klugheit und Kraft, traun! 
das Glück unmwandelbar. ५०५) 

147 (148). Man denke nicht: «das Schickſal Herricht!» und 
höre zu arbeiten auf: denn ohne Arbeit wird nimmer dir Del 
aus Sefamforn zu Theil. 


Und ferner: 

148 (149). Wenn ein thörichter Menſch felbft dur Weniges 
bier aufs 0600८ befriedigt wird, iſt fein Herz ſchon längft be— 
friedigt, wenn Reichthum ibm nur vorgerechnet wird. 89°) 

13° 


196 Zweites Bud). 


Und wenn du fagft: «Es ift ungewiß, ob fie 'abfallen 
werden oder nicht», fo ift auch 046 unangemeflen. Man 
fagt aud) 

149 (150). Thatluftige Menfchen find zu preifen; wer hohen 
Stolz hat, wird gelobt; was ift der Tfchätafa für ein Wicht, ver 
harrt, bis Indra Waſſer bringt. 896) 


Außerdem bin ich jeßt des Mäufefleifches gewaltig über- 
drüſſig und diefe beiden Fleiſchſtücke ſehen aus, als ob fie bald 
abfallen wollten. Drum श्र) mußt du unbedingt fo und nicht 
anders handeln.“ Er aber, nachdem er dies gehört, verließ 
den Ort des Mäufefangs und ging hinter dem Tiffchnavri- 
ſchana her. Sagt man ja doch mit Recht 

150 (151). Sp lange ift der Mann bier in allen Werfen 
der Meifter ſelbſt, als er fih nicht von Frau'nreden wider Willen 
fortreißen laßt 

Und fo 

151 (152). Unthunliches erfcheint thunlich, Unerreichbares 
leicht erreicht, das Unefbare dünkt eßbar dem Mann, den Weiber: 
rede ſpornt. 

Sp brachte er eine lange Zeit damit zu, daß er mit- 
fammt feinem Weibe hinter jenem umberfchweifte; aber die 
beiden Hoden fielen nicht herab. Im funfzehnten Jahr end- 
(ich fagte der Schafal voll Ueberdruß zu feiner Frau: 

152 (153). Fünfzehn Jahre, ० Herzliebe! Habe ich mit dem 
Aug’ verfolgt die hängenden und doch feften, ob fie abfallen 
oder nicht. | 

Sp werden fie auch in Zufunft nicht abfallen. Laß ung 
zu dem Mäufefang zurückgehn!“ Darum fage id): 

153 (154). Bünfzehn Jahre, ० Herzliebe! habe ich mit dem 
Aug’ verfolgt die hängenden und doc feften, ob fie abfallen oder 
nicht. 

Fortſetzung der fünften Erzählung. 

So ift auch jeder Reiche ohne Ausnahme beneidenswerth. 

Darum gib mir großen Reichthum““ Der Mann fagte: 





[^ 


Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Bortfegung). 197 


„Wenn du fo meinft, fo gehe nochmals zur Stadt Vardha- 
ताव. Da wohnen zwei Kaufmannsjöhne. Der eine ift- 
Dhanagupta *), der andre Upabhuftadhana. **) Lerne die 
Lebensweife beider fennen und dann wähle eine von beiden. 
Wenn dir mit einem verwahrten, nicht genießbaren Reichthum 
gedient ift, jo will ich Dich zu einem machen, der feinen Reich— 
thum ſpart; wenn div aber mit einem Vermögen gedient ijt, 
welches Genuß gewährt hat, dann jollft du ein Upabhuftas 
dhana werden.” Nachdem er fo geiprochen, verfchwand er. 
Somilafa aber ging mit Verwunderung im Herzen zur Stadt 
Bardhamana zurück. Nachdem er nun zur Zeit der Dämme- 
rung ermüdet mit Mühe die Stant erreicht und des Dhana- 
gupta Haus erfragt und mit Anftrengung gefunden hatte, trat 
er nach Untergang der Sonne in dafjelbe ein. Da wurde er 
von Dhanagupta, der mit feiner Frau und feinen Söhnen 
zufammen war, hart angefahren, fam nur mit Gewalt in den 
Hof des Haufes umd fegte fi) nieder. Zur Effenszeit ward 
ihm darauf, was vom Eſſen übriggeblieben war, als Speiſe 
gegeben. Als er ſich nun, nachdem er gegeffen, dafelbit jchla- 
fen gelegt hatte, fiehe da! jo fprachen um Mitternacht diefel- 
ben zwei Männer miteinander. ०९) Da fagte der eine: „He! 
Thäter! ५३९) Warum haft du von diefem Dhanagupta einen 
überflüffigen Aufwand machen laffen, daß er auch) dem Somi- 
lafa zu eſſen gab? Darin haft du unrecht gehandelt!” Der 
andre antwortete: „He! That! 83%) Das ift meine Schuld 
nicht. Ic muß jeden erlangen laffen, was er beharrlich ver- 
folgt. Der Ausgang liegt in deiner Hand!” Als er nun 





*) Der Bedeutung nach nicht nach meiner Vollftändigen Sanskrit: 
grammatif, $. 357, fondern identifch mit Guptadhana in 3. 20 (nach 
Vollſt. Sansfritgramm., $. 664, 3. Ausn.; Pän., VI, 2, 170. Sch.; 
vgl. auch, außer den bei Pänini angeführten, Aufrecht, De accentu, $.42, 


येयेकटित Gloſſ. zu meiner Ghreitomathie, टन्तनिष्काशित 
Hitopadefa, 91, 17) „der feinen Reichthum hütende “, f 
*) „der feinen NReichthum genofien Habende“. 


ae nt — 


198 ` 3५९८11८5 Bud. 


aufftand, da wurde Dhanagupta von Leibfchneiden ०१) gequält 
und verfiel fogleich in eine Krankheit; am zweiten Tage als- 
dann mußte er infolge diefes Unwohlfeins faften. Somilafa 
aber verließ am Morgen darauf dies Haus und ging in das 
des Upabhuftaphana. Won diefem aber ward er mit allen 
gaftlichen Gebräuchen aufgenommien, mit Speifen und Gewän— 
dern geehrt und in einem vortrefflichen Lager zur Ruhe ges 
bracht. In der Mitternacht darauf, ſiehe da! fprechen Diefel- 
ben zwei Männer miteinander. Der eine fügte: „He! Thä— 
ter! 838) Diefer Upabhuftadhana hat heute bei der Bedienung 
des Somilafa viel aufgewendet. Wie wird eg mit der Be- 
zahlung werden? Denn alles das hat er aus dem Haufe 
eines DBerleihers geholt.“ Der andre antwortete: „He! 
That! 838) Sch habe meine Pflicht gethan. Der Ausgang 
liegt in deiner Hand. Drauf fam in der Früh’ ein Diener - 
des Königs mit einer großen 360%) von der Gnade Des Königs 
herrührenden Summe Geldes und händigte fie vollftändig dem 
Upabhuftanhana ein. Nachdem er dies gefehn २०), Dachte 
Somilafa: „Ach! Obgleich er feinen Reichthum aufgehäuft 
hat, ift mir doch diefer Upabhuftanhana viel lieber als jener 
geizige Dhanagupta! Denn man fagt auch: 

154 (155). Der Veden Frucht ift Feu’ropfer, ०९४ Lehre: 
tugendhafte That, des Weibes: Liebe und Söhne, des Reichthums 
Gaben und Genuß. 


Darum möge der erhab’ne Schöpfer mich zu einem machen, 
der das erhält, was er genießt. Den Zuftand des Dhana- 
gupta verlange ich nicht.‘ Nachdem fte dies gehört, machten 
Thäter und That ३३९) ihn zu einem folchen und verjchwanden, 
Daher fage ich: | 

155 (156). Reichthümer hat er क erworben, doch zum 
Genuß gelangt er nicht, gleichwie ver Thor Somilafa, ſobald er 
nur den Wald betrat 


Deswegen, lieber Hiranjafa! beherzige dies und mach’ dir in Be— 
{णी des Schages feinen Kummer! Denn Geld, was man hat und nicht 


Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Fortſetzung). 199 


genießen fann, ift nicht beffer, als wenn man es nicht Hätte. Man 
fagt auch: 

156 (157). Im Fall uns Schäge reich machen, die im Haufe 
vergraben find, wie jollten wir nicht aud reich fein, wenn aud 
feine im Haufe find? 862) | 

Und jo: 

- 157 (158). Der Grund, warum man Reihthümer erwirbt, 
ift, daß man geben fann, wie man Waffer in Gifternen fammelt 
zur Landberieſelung. 963) 

Und ferner 

158 (159). Genießen muß man und fchenfen, doch Schätze 
nicht auffpeicheren: ſieh' ver Bienen aufgefpeidherten Reichthum 
nehmen bier andre hin! ०५) 

Und fo 

159 (160). Schenfen, Genießen und Berlieren find ०८ drei 
Wege, die der Neihthum geht; wer nicht ſchenkt und nicht genießt, 
für den. bleibt nur der vritte Weg. 365) 

So venfend, ſoll ein Verftändiger nicht aus Begierde Reichthum er— 
werben 866) ; denn das bringt Leid. Man fagt au: Ä 

160 (161). Die Thoren, welde Freud’ hoffen von Geld und 
Gut und Aehnlihem, die brennen Feuer im heißen Sommer und 
meinen, daß es Kühlung bringt. 

Deswegen joll der Tugendhafte ſtets genügfam fein. Man fagt auch: 

161 (162). Die Schlangen trinken Luft und find doch nicht 
fraftlos; die. Elefanten werden ftarf von dürren Grafern; durch 
Wurzeln, Kräuter, erhalten die Weifen jih das Leben. Genüg— 
famfeit ift, traun! ver höchſte Schatz des Menfchen. 967) 

162 (163). Wie kann die Wolluft der Herzbefriedigten, die 
der Genügſamkeit Nektar nährt, je den Schäßegierigen werden, 
die ruhlos rennen hin und her? 368) 

163 (164). O glücklich jene, die ſchlürfen neftargleidhe Ge— 
nügfamfeit! Doc unendlich unglücklich die Menfchen, die unge: 
nügfam find! 

164 (165). Dem, deſſen Geiſt getrübt, find auch alle Sinne 
zugleich getrübt: wenn die Sonne Gewölk fchattet, find umſchattet 
die Strahlen auch. 


200 31४८11८5 Bud), 


165 (166). Die geiftberuh’gten Hodweifen nennen Genügs 
famfeit dev Gier Ende; nicht weicht fie durch Reichthum, wie durch 
Feu’rtropfen nicht der Durft 

166 (167). Untadelhaftes ſelbſt tadelt, Unlobenswerthes lobt 
man hoch: mas gibt’8 in aller Welt, was nicht der Menſch des 
Reichthums wegen thut? 

167 (168). Selbft in evelen Abſichten nad Reichthum ftreben, 
iſt nicht gut; will man nicht in den Sumpf finfen, iſt's am beften, 
man bleibt ihm fern. 869) 

168 (169). Kein Schat auf Erd', der glei Almofengeben! 
und aud fein Feind größer als Geldbegierve! Auch Feine Zier, 
welche der Tugend ähnlich! und Fein Beſitz, welcher Genügfamfeit 
gleicht! 

169 (170). Der Armuth traurigfte Geſtalt प Mangel an 
der Weisheit Schab: wenn Siva’8 Gut ein alter. Stier aud, 9 
ift er doc der höchſte Gott [der allerreichite]. 79) 

‚Warum hältſt du dich demnach für unglücklich? 

170 (171). Der Gute, fallt er auch einmal, fo fallt er wie 
ein Federball; aber ver Böfe fallt nieder, gleichwie ein Erden— 
ffumpen fallt. 871) 

Dies beherzige, Lieber! und gib dich zufrieden!‘ 

Nachdem fie Mantharafa’s Rede gehört, fagte die Krähe: ‚Lieber! 
Was Mantharafa gefagt hat, das mußt du dir ins Herz jchreiben!. Sagt 
man ja Doch mit Necht: 

171 (172). Leicht zu finden iſt, o König! der Mann, der 
immer ſpricht, was lieb; doch ſchwer der Spreder und Hörer 
von Unliebem, das heilſam ift. 872) 

172 (173). Die Unliebes, doch Heilſames den Menſchen 
fagen in diefer Welt, die nennet man mit Recht Freunde, andre 
ſind's nur dem Namen nad.‘ 873) 

Indem fie nun fo miteinander fprachen, lief eine Gazelle, Namens 
Tihitränga र), von einem Jäger geſchreckt, in diefen Teich. Als Laghu: 
patanafa fie eilig heranfommen fah, flog cr auf den Baum; Hiranjafa 
verfroch fich in ein in der Nähe befindliches Nohrdidicht; Mantharafa 





ष, " gefleckten Leib habend a 





ee + ~. ic 1: 
Sa 


Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Fortfegung). 201 


nahm feinen Sig 87*) im Waffer. Als Laghupatanafa aber die Gazelle 
genau erfannt hatte, fagte er zu Mantharafa: „Komm, fomm, Breund 
Mantharafa! Diefe Gazelle ift von Durft gequält hierher gefommen und 
in den Teich gegangen. Don ihr rührt das Geräujch her, nicht von einem 
Menſchen.“ Nachdem er dies gehört, fagte Mantharafa, wie es fich für 
Zeit und Ort paßte, Folgendes: „Ach, Layhupatanafa! Wie diefes Wild 
ausfieht — hoch ausfegend 87%), mit rollenden Augen rückwärts blickt! — 
ift es nicht von Durft gequält. 376) Sicher ift es von einem Jäger in 
Furcht gefeßt! Siehe daher nach, ob es won Jägern verfolgt wird oder 
nicht. 877) Man fagt ja: 

2 173 (174). Ein furchterſchreckter Mann ſchnaufet gewaltig 
und in einem fort, blickt um nad jeder Weltgegend, fühlt ſich 
nirgend in Sicherheit.” 


Nachdem Tichitränga dies gehört, fagte er: „Ah, Mantharafa! 
Du haft den Grund meiner Furcht ganz richtig erfannt. Ic, komme hier— 
her, nachdem ich mich mit Mühe und Noth vor den Pfeilſchüſſen eines 
Jägers gerettet habe. ४785) Meine Heerde aber wird von diefen Jägern 
getödtet fein. Zeige mir nun — ich begebe mich in deinen Schug — 
eine Stelle, wohin die böfen Jäger nicht Fommen fünnen!“ Nachdem er 
dies gehört, fagte Mantharafa: „Ah, Tfchitränga! Hör’ eine Negel ver 
Lebensflugheit! Es heißt: 

174 (175). Zwei Mittel find, die hier lehren, wie man ent= 
geht des Feindes Blick; das eine heißet: Rühr' die Hand; das 
andre heißet: Rühr' den Fuß! 


Drum gehe raſch in den tiefen Wald, ehe noch deine böfen Jäger 
heranfommen!‘ . Mittlerweile kam Laghupatanafa eilig herbei und fagte: 
„Ah, Mantharafa! Die Jäger find nach ihrem Haufe zu weggegangen 
und tragen eine Menge MWildpretfleifch. Du fannit alfo ohne Furcht aus 
dem Waſſer fommen, Tfchitränga!” Darauf wurden fie alle vier Freunde 
und brachten vergnügt ihre Zeit damit zu, daß fie an diefem Teiche um 
Mittagszeit unter dem Schatten der Bäume die Gefelligfeit ſchöner Ges 
ſpräche genofjen. Sagt man ja doch paflend: 

175 (176). Die Weifen, denen vor Wonne beim Koften 
lieblicher Nevden क das Haar auffträubt, die erlangen Wolluft 
010 ohne Liebesfreud'. 979) 

176 (177). Wer {क nicht einen Schatz ſchöner Gedanken 
eingefammelt hat, was kann der zum Geſchenk geben am Feittag 
der Beredfamfeit? 880) 





202 | Zweites Bud. 


Und fo: ER 

177 (178). Wer nicht begreift, was ein Wort jagt, nicht 
ebenſo erwidern Fann, ſich kurz zu faſſen unfähig, wie wäre ſchöne 
Rede dem?“ | 

Eines Tages nun zur Gefellfchaftszeit fam Tichitränga 881) nicht 
herbei. Da geriethen die drei in Angft und fingen an miteinander zu 
fprechen: „Ach! warum ift der Freund heut nicht gefommen? Iſt er etwa 
von Löwen oder andern Raubthieren irgendwo umgebracht? oder 852) yon 
Jägern vielleicht? oder follte er in das Feuer eines Waldbrandes gerathen 
fein? oder aus Begierde nach jungen Sträuchern in die Tiefe einer Grube? 
Sagt man ja doch mit Recht: — 

178 (179). Wenn einer nur in ſeines Hauſes Garten geht, 
fürchtet Liebe für den Geliebten ſchon Gefahr, geſchweige in des 
Waldes Mitte, wo vieler Gefahren Schreckniſſe.“ 


Da ſagte Mantharaka zu der Krähe: „O Laghupatanaka! ich und 
Hiranjaka ſind wegen unſers zu langſamen Gangs alle beide unfähig ihn 
aufzuſuchen. Deswegen mach' du dich auf in den Wald und forſche, ob 
du ihm irgendwo 883) lebendig ſiehſt.“ ६. 

Als nun Laghupatanafa, nachdem er dies gehört, fich micht ſehr 
weit vom See entfernt hatte, jo fteht da Tichitränga am Ufer eines 
Sumpfes in einem Jagdnetz gefangen. Als er ihn erblickte, ſprach er 
zu ihm mit vor Kummer betrübtem Herzen: „Lieber! was ilt das?“ 
Tchitränga aber, als er die Krähe erblickt, fühlte feinen Geift vom tief- 
ften Schmerz bewegt. Wie fonnt’ es auch anders fein? Denn man fagt ja? 

179 (180). Wer in Thorheit oder in Unglück gerathen ift, 
den drückt von neu'm ०९६ Schmerzes größte Wucht gewöhnlich, 
fobald er feinen Freund erblict. 884) ` 

Nachdem er fich alsdann ausgeweint, fagte er zu Laghupatanafa: 
„Ach! Freund! fo ift denn nun mein Tod da! troßdem trifft es fich glück— 
lich, daß ich dich noch zu fehen befommen habe! Man fagt auch: 

180 (181). Wenn man in der Todesftunde nod einmal 
feinen Freund erblickt, fo gibt das allen beiden Freude, dem Top- 
ten und Ueberlebenden. 

So verzeihe mir denn, was ich irgend in freundfchaftlichem Streite 
kei unfern gefelligen Unterhaltungen gefagt habe, und ſage daflelbe auch 
in meinem Namen zu Hiranjafa und Mantharafa! Man fagt ja: 


181 (182). Hab’ ich mit oder wider Wiffen irgendein 0५1९6 





Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Fortſetzung). 203 


Wort geſagt, ſo wollet beide mir verzeihen und denkt in größter 
Liebe mein!‘ 885) 


Nachdem er dies gehört, ſprach Laghupatanafa: „Lieber! folange 
folche Freunde eriftiren, wie wir find, darf man feine Furcht haben! ich 
gehe nur, um Hiranjafa zu holen und fomme fo raſch als möglich zurüd. 
Was übrigens tüchtige Männer find, die verlieren im Unglüc den Kopf 
nicht.“ Nachdem er fo gefprochen und den Tſchitränga ermuthigt hatte, 
flog Laghupatanafa dahin, wo fich Hiranjafa und Mantharafa befanden 
und erzählte ihnen ausführlich, daß Tſchitränga in eine Schlinge gefallen 
fei. Dann ließ er Hiranjafa, welcher entfchlofien war, den Tiehitränga 
aus der Schlinge zu befreien, auf feinen Rücken fleigen und kehrte zu 
Tſchitränga wieder zurüd. Diefer aber, als er die Maus erblickte, faßte 
wieder etwas Hoffnung auf Rettung und fagte voll Betrübniß: „Ach! 
Freund! mit Recht jagt man: 

182 (183). Brave Freunde wähle der Kluge, ſich zu retten 
aus Misgeſchick; feiner überwindet Unglüf, dem e8 an Freunden 
bier gebricht.“ 886) 

Hiranjafa fagte: „Du bift doc ein mwohlverftändiger Kenner der 
Lehren der Lebensflugheit: wie bift du nun in diefe Falle gerathen?“ 
Tichitränga antwortete: „Ach! es ift jest Feine Zeit zum Disputiren! 
zerfchneide fo ſchnell als möglich die Schlinge meiner Füße, ehe der böfe 
Jäger fommt!‘ Nachdem er dies gehört, fagte Hiranjafa lächelnd: „Lie: 
ber! fürchtet du dich noch vor dem Jäger, nachdem ich ſchon bei dir bin? 
mir ift dadurch, daß auch Leute wie du, welche die Lehren der Lebens: 
Fugheit fennen, in einen folchen Zuftand gerathen, die ganze Wiffenfchaft 
ſehr verleidet wordın. Darum frage ich dich.‘ Jener fagte: „Lieber! 
durch die Thaten unfrer früheren Erijtenzen wird auch der Verftand ver: 
nichtet. Denn man jagt auch: 


183 (184). Eine Reihe von Buchſtaben fchreibt und der 
Schöpfer auf die Stirn, die wifchet felbft ein ſehr Kluger mit 
feiner Klugheit nimmer aus.’ 887) 


Indem diefe beiden fo fprachen, fam Mantharafa, defien Herz vom 
Unglüd des Freundes gequält war,. langfam nad) diefer Gegend heranz 
gekrochen. Als ihn Laghupatanafa heranfommen fah, fagte er: „Ach! 
da hat fich etwas Uebles ereignet!“ Hiranjafa ſprach: „Kommt der Jäger 
etwa?” Laghupatanafa antwortete: „Laß doc nur die Gefchichte 838) ` 
mit dem Jäger! Mantharafa fommt da heran. Das thut er gegen alle 
Regeln der Lebensklugheit. Durch ihn fommen auch wir ficher in Gefahr 
getödter zu werben. Denn wenn der böfe Jäger fommt, kann ich zwar in 


204 Zweites Bud. 


die Luft fliegen, du aber wirft in ein Loch Friechen und dic) fo retten; auch 
Tfchitränga wird eilig in das Innre des Waldes fliehen. Was foll aber 
diefes Waffergefchöpf hier auf dem Trocknen anfangen? fo denf ich voll 
Beſorgniß.“ Mittlerweile fam Mantharafa herbei. Hiranjafa fagte: 
„Lieber! du haft nicht recht gehandelt, daß du hierher gefommen bift! 
drum geh’ fo rafch wie möglich wieder weg, ehe der Jäger fommt!“ 
Mantharafa fprach: „Lieber! was foll ich machen? ich Fann nicht dort 
bleiben und den Feuerbrand, welchen mir des Freundes Unglück verurfacht 
ertragen. Darum bin ich hierher gefommen. Sagt man ja doch mit Recht 

184 (185). Wer trüg’ die Trennung von Geliebten und den 
Berluft von Hab’ und Gut, wär’ nicht befreundeter Männer Ges 
fellihaft, die dem beften Heilmittel gleich? 

Und auch: 

185 (186). Lieber das Leben verlieren, ald fern von eures- 
gleichen fein! foldhe Wefen wie ihr, fommen nimmer zum ziweiten- 
mal zur Welt.’ 389) 

Sndem er fo fprach, fam auch der Jäger mit dem Köcher 890) in 
der Hand herbei. So wie fie ihn पि), zerbiß die Maus augenblicklich 
die aus Därmen geflochtene 891) Schlinge. Sogleich begann Tfchitränga 
eilig davon zu laufen; Laghupatanafa flog auf einen Baum; Hiranjafa 
verfroch fich in ein nahes Loch. Der Jäger aber, deffen Herz über die 
Flucht des Wildes betrübt war und der ſich umfonft gequält hatte, dachte 
bei fich, als er den Mantharafa fich mit größter Langfamfeit auf dem 
Lande bewegen fah: „Wenn mir auch diefe Gazelle vom Herrn genom— 
men äft, fo ift mir doch diefe Schilofröte zur Speife in die Hand gegeben 
Ihr Fleifch wird heute eine zureichende Nahrung für meine Familie liefern. 
Denn man fagt auch | 

186 (187). Fliege aufwärts in die Lüfte, jinfe nieder zum 
Erdengrund, laufe durch die ganze Erde: nichts ſtößt Dir zu, 
was nicht verhängt.‘ 892) 

Nachdem ex fo bei fich gedacht hatte, widelte er fie in Gras ein 
und band fie an feinen Bogen; dann nahm er fie auf die Schulter und 
machte fich auf den Weg nach Haufe. Mittlerweile, als er fie wegtragen 
fah, jammerte 893) Hiranjafa, von Schmerz erfüllt: O Jammer! 893) 
o Sammer! 893) 

187 (188). Bevor ih noch fam zu dem Ende eines Uns 
glückes gleichwie zu des Meeres Ufer, fo fteht mir ſchon wieder 
ein zweites nahe: 01616 einen Riß, häufen fi auch die Hebel, 89% 








Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Fortfegung). 205 


188 (189). So lange man noch nicht geſtrauchelt, geht ९8 
vergnügt auf ebnem Pfad, aber ftrauchelt man nur einmal, dann 
ift e8 rauh bei jedem Schritt. 

Und: र 

189 (190). Was 1000181 und zugleich शी ift und im Un— 
glück nicht niederjinft, ein Bogen, Freund und Ch’gattin von 
reinem Stamm find ſchwer erlangt.89) = 

190 (191). Nicht auf die Mutter und Gattin, nit den 
Bruder, den eignen Sohn ſetzen die Menſchen jolh Zutrau’n, 
ald wie auf einen treuen Freund, 896) 

Wäre vom Gefchi doch nur der Verluft meines Reichthums über 
mic; verhängt gewefen! warum ift nun 397) aber auch mein Freund mir 
geraubt, der mir, dem vom Wege Müden, gleichfam 897) als Ruheplatz 
diente? Es fann mir auch ein andrer Freund zu Theil werden, aber kei— 
ner, der dem Mantharafa gleich. Denn es heißt auch: 

191 (192). Angenehme Unterhaltung, Mittheilung von Ge- 
heimniſſen, und Grlöfung aus Unglüde find der Freundſchaft drei— 
fahe Frucht. 

Drum wird mir nad) ihm nichts andres Freund fein! warum läßt 
doch der Schöpfer auf mid; unaufhörlich Pfeile des Misgeſchicks regnen?! 
warum doch zuerft der Berluft eines fo großen Vermögens? dann der Ab- 
fall meines Gefolges? darauf die Auswanderung aus meinem Lande? 
daum die Trennung von meinem Freunde? Aber nein! es ift ja nur in 
Uebereinftimmung mit dem Geſetze, welches über dem Leben fämmtlicher 
Geſchöpfe waltet. Denn es heißt auch: 

192 (193). Den Leib bedrohen ſtets Leiden, das Gluck taufcht 
einen Augenblif, Bereinigung fowie Trennung iſt alles Körper: 
lichen ९०6. ५५४) 


Und fo: 

193 (194). ॐ einer wund, fallen die Streiche zehnfach; 
faum ९0116 an Brot, flammet ded Magens Brennen; im Mis- 
geſchick brechen empor Beindfchaften: gibt's einen Riß, bäufen 
70 1110 die Uebel. ११५१) 


Ah! richtig hat einer geſagt: 
194 (195). Cine Schugwehr, wenn Unglück droht, Gefäß 


206 Zweites Bud. 


der Lieb’ und des Vertrau'ns, wer hat gefchaffen dies Kleinod 
das einjilbige Wörtchen: Freund?’ 909 
Mittlerweile famen Tſchitränga und Laghupatanafa laut jammernd 


zu demſelben Drt zurüd. Da ſprach .Hiranjafa: „Ach! wozu unnützes 
Klagen?! fo lange unſer Mantharafa noch nicht aus unferm Gefichtsfreis 


entfernt ift, laßt uns an ein Mittel denfen, ihn zu befreien! Denn man 


fagt auch: 
195 (196). Wer, wenn er in ein Unglüd fiel, aus Bethö— 
rung nur mweheflagt, der vermehret nur fein Unglück, aber endet 
९6 nimmermehr | 

196 (197). Das einz’ge Mittel für Unglüd nad) der Lebens— 
erfahrnen Spruch heißt: fehet zu wie {0४6 wegſchafft! und ५९४ 
jinfet in Kummer nicht! 

Und ferner: ; 

197 (198). Wenn man berath, alten Gewinn zu wahren 
und wie man कि neuen Hinzuerwerbe, wie man jich frei mache, 
wenn man in Unglück gerieth, jo it dieſes die beſte Berathung.“ 


Nachdem fie dies gehört, fagte die Krähe: „Hm! wenn du fo meint, 
fo laß uns thun, was ich fagen werde. Hier Tſchitränga joll auf den 
Weg gehn, den der Jäger einfchlägt, fich irgendeinem Sumpf nähern, 
und an dejjen Ufer .hinfallen, als ob er leblos wäre, Ich werde mich 
dann auf feinen Kopf fegen und mit leifen Schnabelitögen hineinpicken 904), 
damit der 061८ Jäger ihn für todt hält und, im Vertrauen auf meinen 
meine Waffe bildenden Schnabel, Mantharafa auf die Erde wirft und des 
Wildes wegen angelaufen Fommt. Mittlerweile mußt du die gräfernen 
Gurten 902) zerbeißen, damit Mantharafa jo raſch als möglich in den 
Sumpf fommen kann.“ Tſchitränga fagte: „Ah! diefen Nath haft du 
herrlich ausgedacht! unfer Mantharafa it wahrhaftig fo gut als wäre er 
fhon frei. Man fagt auch: 

198 (199). Gelingen oder Mislingen ergibt fi) aus des 
Geiftes Macht. Sie ift das Haupt für jed' Weſen; das willen 
१६९९, Thoren nicht. 


Sp wollen wir es denn fo machen!“ Nachdem nun fo gefchehn 903), 
Jah der Jäger den Tichitränga auf die angegebne Weife mit der Krähe 
zufammen am Ufer eines feinem Wege nahen Sumpfes. Nachdem er ihn 
erblickt, dachte er mit erfreutem Herzen bei fich: ‚Sicherlich ift das arme 
Wild, nachdem es mit dem bischen Leben, das ihm geblieben war, das 





EEE N en nn 4; 





Erwerbung von Freunden. Fünfte Erzählung (Bortfegung). 207 


Netz zerriffen und mit Müh’ und Noth ſich in das Innere des Waldes 
geflüchtet hat, durch den Schmerz, den ihm die Feſſel der Schlinge ver: 
urfacht hatte, dort geitorben. Diefe Schildfröte fann mir nicht weglaufen, 
da fie feftgebunden it. 90%) Drum will ich doch auch jenes mitnehmen! ^ 
Nachdem er diefe Betrachtung angeitellt hatte, warf er die Schildfröte 
auf die Erde und lief nach der Gazelle. Mittlerweile zerbiß Hiranjafa 
mit den diamantgleichen Zähnen, welche feine Waffe find, den Grasgürtel 
und Mantharafa machte fich mitten aus dem Gras heraus und kroch in 
den nahen Sumpf. ०००२) Tichitränga aber fprang in die Höhe, ehe jener 
ihm noch erreicht hatte, und machte fich mitfammt der Krähe auf die Flucht. 
Wie nun der Jäger eritaunt und voll Verdruß zurücfehrt, fiehe da! fo 
war währenddefjen auch die Schildfröte auf und davongegangen. Da 
fegte er fich auf den Boden umd recitirte folgende Strophe: 

199 (200). Dies Ihöne Wild, obgleih in Schlingen gefeflelt, 
haft du mir dennoch entriffen, und aud die Schildfröte, die ſchon 
gefangen war ift, traun! verloren dur deine Fügung. Don 
Hunger gepeinigt, irr' ich umber im Wald ohne Weib und Kin— 
der: nur zu! du Geſchick! thu was noch übrig! aud darauf bin 
ich gefaßt ſchon.“ 907) 

Nachdem er auf diefe Weife vielfach gejammert hatte, ging er nach 
feinem Haufe. Sobald diefer Jäger nun fo weit als möglich entfernt 
war, famen auch jene alle: die Krähe, Schildfröte, Gazelle, Maus voll 
von der größten Freude an demfelben See zufammen, umarmten fich ein: 
ander, hielten fich für zum zweiten mal geboren und brachten ihre Zeit 
mit großem Vergnügen damit hin, daß fie ſich in der gefelligen Unter— 
haltung an fchönen Reden ergötzten. 

Dies beherzige der Weife, erwerbe fich Freunde und betrage ſich 
gegen feinen Freund aufrichtig. Denn man fügt auch: 

201. Wer auf Erden erwirbt Freunde und ohne Balfchheit 
fih benimmt, der wird vereinigt mit diefen nie und nimmer zu 
Grunde gehn. 


Nachtrag zum zweiten Bud). 
I. 


Nachdem die Gazelle ven Grund ihrer Flucht mitgetheilt hat, wejentlich in 
Uebereinftimmung mit ©. 201 (Rof. 141, 10), fährt die berliner Handichrift dann 
fort GBl. 161%). 


208 Zweites Bud. 


„Von einer Menge Pferden, Hunden und Jägern bier und da 
bedrängt, aus Furcht mit großer Schnelligfeit ihnen allen entfliehend, 
fomme ich hierher Waſſer fuchend. Drum wünfche ich mit euch Freund» 
fchaft zu Schließen. Nachdem er dies gehört, ſprach Mantharafa: ‚Wir 
find Gefchöpfe mit Fleinen Körpern; es vaßt fich nicht für dich mit uns 
Sefellfihaft zu machen. Denn es gehört ſich Freundfchaft zu fehliegen mit 
folchen, welche fähig find einem Gegendienfte 908) zu leiſten.“ Dieſes 
hörend ſprach Tſchitränga: en 

Lieber will ich mit Hochweiſen vereint wohnen im Höllen— 
ſchlund, als mit Gemeinen umgeben und ſei's im Götterhimmel 
BR. 00) 

Geſchöpfe mit Fleinen... Geſchöpfe mit großen Kör- 
pern... wozu dieſe, eine Herabfegung deiner felbft enthaltenden Worte? 
Doch es ift ja für gute Männer fehicklich auf eine derartige Weiſe zu 
fprechen. Drum müßt ihr unbedingt jest Freundfchaft mit mir ſchließen 
Es wird ja auch Folgendes überliefert 

Freunde fol man ſich verichaffen, ftarfe fowol als ſchwache १09: 
eine Elefantenheerde wird von Mäuſen im Wald befreit, 919) 


Mantharafa fragte: „Wie war das?“ Tchitränga erzählte: 


Erfie Erzählung. 
Die Elefanten und die Mäufe. 


Es gibt einen gewiſſen Landftrich, welcher mit Duellen 13), 
Gefilden, Häufern und Göttertempeln verfehen ift. Da hatten 
10 feit alter Zeit Mäufe niedergelaffen, fich in Söhnen, Kin- 
dern von Söhnen, Töchtern und fo weiter fortgepflanzt, in 
den Käufern und Nigen ०९ Bodens Wohnungen angelegt, 
und wohnten da Dicht gedrängt Haus ?!?) an Haus, Und 
jo ging ihnen die Zeit hin im Genuß von Eſſen 9 und 
Trinken und andren Freuden bei mancherlei fejtlichen Ver— 
anlafjungen und Hochzeiten. Indeſſen begann ein Elefanten- 
fürft, umgeben von Taufenden von Elefanten mit feiner Heerde 
zu einem Teich zu gehn, von welchem fie von früher her wuß- 
ten, daß er Wafler enthielte, um da zu trinfen. Von dieſem 
Glefantenfürften nun, der mitten durch die Wohnungen der 
Mäuſe ging, wurde diefen, als 00१५) fie vom Todesgott 








Nachtrag zum zweiten Buch. Erfte Erzählung. 209 


überfallen wären, Geficht, Augen, Kopf und Hals zerqueticht, 
und die, welche mit dem Leben davongefommen waren, ſpra— 
chen zueinander: „Dieſe böfen Elefanten haben uns mit ihrem 
Hingehn zu Grunde gerichtet, wenn fie wieder zurüdfommen, 
dann wird von uns nicht ein Samen 9२) mehr übrig fein. 
Denn 

Die Schlang' erichlägt Durch ihren Athem, der Glefant mas 
er berührt, unter Lächeln tödtet der König, Ehrfurcht zeigend 
der Böſewicht. 910) 

Drum muß mittlerweile °!7) nothwendig an eine Hülfe 
gedacht werden.‘’913) Nachdem ſie nun überlegt, gingen 919) 
einige zu. dem Teich, verbeugten की vor dem Elefantenfürften 
und jprachen: „Majeſtät! nicht weit von bier ift unfer durd) 
Erbrecht in grader Linie auf uns übergegangener Wohnort. 
Da haben wir und durd, Folge von Kind und Kindesfind 
vermehrt; nun find wir duch euch, indem ihr Waller halber 
hierher kommt, zu Zaufenden umgekommen; wenn ihr den- 
jelben Weg zurückgeht 2%) dann wird von uns aud nicht ein— 
mal ein Samen 92") übrig bleiben. Wenn ihr Mitleid mit 
uns habt, dann jchlagt einen andren Rückweg ein! denn 
ſicherlich können auch unfersgleichen euch einmal von einigem 
Nusen fein.” Nachdem der Fürft der Heerde dieſes gehört 
und in feinem Herzen erwogen hatte, ſagte er: „Es णा 
geichehn, wie die Mäufe bitten 922), nicht anders!‘ und 
gewährte ihnen ihr Begehr. 

Im Fortgang der Zeit nun befahl ein gewifjer König 
feinen Glefantenjägern, Elefanten zu fangen. Dieſe machten 
am Waller 2?) eine Elefantengrube, fingen diefen Glefanten- 
fürſten ſammt feiner Heerde, zogen 1९ nad) drei Tagen mit 
Striden und andren ſtarken Hebeln von da heraus und ban— 
den fie in ebendiefem Walde an dickſtämmige Bäume. Nach— 
dem num die Männer, welche fie angebunden hatten, ſich ent- 
fernt hatten, überlegte der Glefantenfürft: „auf welche Weife 
und von wem: fann ich ‚befreit werden?“ Da ०१५१८ er: 
„außer dieſen ५2५) Mäufen gibt es für uns fein Mittel der 

Benfey, Pantihatantra. II. 14 


श ~; 


210 Nachtrag zum zweiten Buch. Zweite Erzählung. 


Befreiung.” Darauf ließ ihnen der Elefantenfürft durch eine 
Glefantin, welche ſich außerhalb des Drtes befand, wo die 
Elefanten angebunden waren und den Wohnort der Mäufe 
von früher her fannte, das Unglüd feiner Gefangenichaft 
melden. Dieje, nachdem fie e8 gehört, verfammelten कि zu 
Taufenden, um ihren danfbaren Gegendienft zu erweilen, 
gingen zu dieſer Heerde und, nachdem fie den Elefantenfüriten 
jammt derfelben gebunden gejehen, zerbiffen fie die Schlingen, 
jtiegen die Baumftämme herauf und zernagten die Stride >), 
womit fie an die Stämme befeftigt waren und erlöjten fie aus 
ihrer Gefangenfchaft. Daher tage id): | 

Freunde joll man ſich verfchaffen, ftarfe fowol als ſchwache 
auch: eine Glefantenheerde wird von Mäufen im Wald befreit. 

Nachdem er dies gehört, ſprach Mantharafa: „Lieber! fo धि ९6 
denn fo! fürchte dich nicht! betrachte dies wie dein eignes Haus! 926) wohne 
alfv Hier nach Belieben mit unbeforgtem Herzen!‘ 

Bon da an wefentlich übereinftimmend mit ©. 201 GKoſ. 141, 20). 


I. 


Hinter ©. 203, 3. 23 (९५. 143, 15) fährt vie berliner Handſchrift (BI. 164%) 

folgendermaßen fort: 

Hiranjafa Sprach: „Wenn ich an deiner Seite bin, haft du nichts 
zu fürchten; aber ich fühle in meinem Geifte einen großen Schmerz, den 
entferne du mir 927), indem du mir erzählit, wiefo du, der du das 
Auge der Erfenntnig haft, dennoch in die, Macht diefer Banden gefallen 
biſt.“ Jener fagte: ‚„„ Wenn du mit Gewalt hören willft, fo erfahre denn, 
wie ich, obgleich ich पिना früher das Unglück gefangen zu werden fennen 
gelernt habe, dennoch durch die Fügung des Schickſals mic, von neuem 
habe fangen laſſen.“ Diefer ſprach: ‚Erzähle, wieſo haft du früher das 
Unglüd gefangen zu werden Fennen gelernt, das alles wünfche ich aus- 
führlich zu hören.‘ Tſchitränga ſprach: 


weite Erzählung. 
Tſchitränga's frühere Gefangenfchaft und Befreiung. 


In früherer Zeit, als ich noch ein Kind 92%) von ſechs 
Monaten war, lief ich aus Kinderei an der Spige von allen 





Nachtrag zum zweiten Buch. Zweite Erzählung. 211 


andern und, nachdem ich mid) fpielend weit entfernt hatte, 
wartete ich auf meine Heerde. Wir haben nun zwei Gang. 
arten, die gradaus 2°) und die in die Luft gehende; von die— 
fen beiden fannte ich die gradaus gehende, nicht aber die in 
die Luft gehende.  Einftmals aber, wie ich herumftreifend die 
Scharen der Gazellen nicht fehe, To fchaue ich mich mit ſehr 
ängftlichem Herzen nad) allen Seiten um, wo fie wol hin— 
gegangen fein mögen und jehe fie mir gegenüber ftehen, denn 
fie waren mit der in die Luft gehenden Gangart 93°) über ein 
Netz geiprungen, ftanden alle zufammen mir gegenüber und 
blieften १) nach mir hin. Da ich aber der in die Luft gehen- 
den Gangart unfundig war, jo wurde ich von dem Jägerneg 
gepackt und, wie ich nun in der Abſicht zu meiner Heerde zu 
eilen, das Netz anziehe, fo wurde ich von dem Jäger von 
allen Seiten feſtverſtrict und fopfunter zu Boden geftürzt; 
die Gazellenheerde, die Hoffnung auf mich aufgebend, eilte 
davon. Als nun der Jäger heranfam, dachte er: „Das 1 
ein Junges, nur zum Spielen tauglidy १); jein Herz wurde 
erweicht und er beftimmte mich nicht zum Tode. Nachdem er 
mic, jorglich nach Haufe geführt hatte, jchenfte er mid) dem 
Sohne des Königs zum Spielzeug. Diefer Königjohn war 
überaus vergnügt, als er mich erblidte, gab dem Jäger eine 
Belohnung, und erfreute mid) mit beftändiger 933) Pflege durch 
Reiben, Baden, Füttern, Salben mit Aromen, und paflende 
und finnerfreuende Speifen. Die Bewohnerinnen des Ha— 
rems 93%) und die Kinder hatten das größte Vergnügen an 
mir, und indem ich von einer Hand in die andre gerieth, 
wurde ich von ihnen durch Zerren am Hals, an den Augen १२) 
Vorder» und Hinterfüßen und Ohren und anderen Körper: 


theilen jehr geplagt. Als ih num einft am Lager des Königs 


10015 jtand, erinnerte ich mic; meiner Heerde und ſprach: 
„Wann wird dies mir zu Theil werden daß ich hinter vie 
eilende von Wind und Regen durdpeitichte 936) Gazellenheerde 
laufen kann?!“ 
Da rief der Königsjohn 9°?) mit fehr erfchrodenem Herzen: 
14* 





212 Nachtrag zum zweiten Buch. Zweite Erzählung. 


„yon wen ift das geſagt?“ fchaute कि nad) allen Seiten um 
und erblicte mich; nachdem er mich gefehen dachte er: „Hat 
das ein Menſch oder ein Wild gefprochen? dann führt ९6 
ficher zum Wahnfinn १३९); ich bin auf jeden Fall vernichtet!‘ 
und wie von einem böfen Geift ergriffen, verließ der???) Ko- 
nigsjohn, mit Mühe davon wanfend 9%) das Haus. Und 
da er fich gleichjam von einem Dämon befeflen glaubte, ſprach 
er zu Beiprechern und Zauberern, indem er durch eine große 
Geldſumme ihre Begierde reizte: „Wer diefe Krankheit von 
mir entfernt, dem verheiße ic) große Ehre.” Ich aber wurde 
von einem ohne Prüfung handelnden Menfchen mit Stod-, 
Stein 9५4) ~ und Keulenfchlägen mishandelt 942), indem er fagte: 
„Was 1040९16, das Vieh umzubringen?‘” Aber ein Guter 
rettete mir noch das Leben. Dieſer felbe erfannte meinen 
Zuftand und Sprach zum Königfohn: „O Trefflicher! bei der 
Pegenzeit ift er infolge diefer Periode jehnfüchtig geworden, 
hat क feiner Heerde erinnert und jenes gefprochen: | 

«Mann wird dies mir zu Theil werden, daß ich hinter Die 
eilende von Wind und Regen durchpeitichte Gazellenheerde laufen 
fann?!» 1 ER 

Iſt diefes etwa der unvernünftige Grund deiner Kranf- 
heit?” Nachdem der Königsfohn Dies gehört, war er von 
feiner Kranfheit befreit und gewann feinen früheren natür- 
lichen Zuftand ०५०) wieder. Darauf befahl er feinen Leuten: 
„Badet ०५4) diefe Gazelle in einem waflerreichen See und 
laßt fie in diefem Walde frei.‘ Diele aber thaten das. 

So habe ich ſchon früher Sefangenichaft fennen gelernt und bin 
dennoch durch die Macht des Schicffals von neuem gefangen. 


Dann in Uebereinftimmung mit ©. 203 (Ko. 143, 20). 





5 2 9 त कन 





Drittes Buch. Krieg der Krähen und Eulen. 213 


Drittes 814). 
Krieg der Krähen und Eulen. 


| Hier beginnt das dritte Buch, genannt „der Krieg der Krähen und 
der Eulen“, deſſen erſte Strophe ift folgende: 


1. DVertraue nie früher befämpften Feinden, felbft wenn fie 
auch Freundſchaft mit dir gefchloffen! Sieh, wie in Brand fteher 
ver Eulen Höhle, von Glut verzehrt, welche die Krähen ſchürten. 


Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine 
Stadt, Mahiläropja १५०) mit Namen. In deren Nähe iſt ein Feigen— 
baum, reich an Zweigen und befchattet 946) von einem überaus ftarfen 
Blätterdidicht. Und da wohnte der König der Krähen, mit Namen Meghas 
varna *), mit einem Gefolge von vielen Krähen. Diefer hatte ſich eine 
Feſtung dafelbit gebaut und brachte darin mit feinen Unterthanen feine 
Zeit zu. Gleicherweife wohnte dafelbft in einer feine Fefte bildenden Bergs 
höhle der Eulenfönig, Namens Arimardana **), mit einem Gefolge von 
unzähligen Eulen. Und diefer Fam in jeder Nacht herbei und umfcweifte 
den Feigenbaum von allen Seiten, und wie der Gulenfünig irgendeine 
Krähe zu paden friegte, brachte er fie, beherrfcht von alter Feindichaft, 
um und ging danı weg. Auf diefe Weife wurde infolge des beftändigen 
Angriffs die Burg diefes Keigenbaums durch ihn allmählich. der. Krähen 
beraubt, Das ift ja der Lauf der Welt. Denn es heißt ja: 


2. Wer voll Trägheit ९6 abwartet, wie eine Krankheit und 
fein Feind ungeftöret ji ausbreiten, der wird ihr Opfer mit der 
Zeit. 947) 

Und jo: 

3. Wer nicht im शीला Augenblid Feind und Krankheit zu 
Boden ſchlägt, der wird am Ende ihr Opfer, wär’ Leib und 
Macht ihm noch jo ftarf. 949) 





*) „der Wolfenfarbige *. 
**) „der Beindezermalmer ^. 


214 Drittes Bud. 


Da rief der König eines Tages alle Krähenminifter zufammen und 
fprach: „Hört! Unfer heftiger und mächtiger Feind fommt, fowie die 
Nacht anbricht, ftets hervor und vollführt, dem Todesgott gleich, ein Mor: 
den unter den Unfrigen. Wie fnnen wir ihn nun abwehren? Wir 949) 
ſehen ja bei Nacht nicht, und fennen auch die Burg nicht, wohin er fich 
bei Tag ०००) zurüdzieht, um dahin zu gehn und ihn anzugreifen. Was 
it alfo in diefer Lage angemeffenerweife unter folgenden fechs Mitteln zu 
wählen: Friede, Krieg, Marfch, Abwarten, Schusbündnif oder Doppel- 
züngigfeit? 951) Dies überlegt und fagt rafch eure Meinung.” Darauf 
fagten fie: „Majeſtät hat angemeffen gefprochen, indem fie diefe Frage 
vorgelegt hat. Man fagt ja: 

4. Selbſt ungefragt fol ein Minifter etwas ſprechen: doch 
wenn befragt, ſprech' er, was wahr und heilfam ift, mag € ge- 
fallen oder nicht. 997) 

5. Wer, gefragt, nicht guten Rath gibt, deſſen Ausgang zur 
Freud’ gereicht, it, wenn er gleich ein Schönrather und Wohl: 
redner, doch nur ein Feind. j 

6. Darum रणि man, o Erdherrſcher! २९६ Nathes pflegen 
insgeheim; das iſt das Mittel, durch welches ſichrer Erfolg ge- 
wonnen wird.‘ 

Diefer Meghavarna fing nun an, feine fünf auf ihn vererbten Mi: 
nifter, mit Namen 933) Uddſchivin, Sandfchivin, Anudſchivin, Pradfchi- 
vin 954) und Tfchiradfchivin +), 1८ einzeln zu befragen. So fragte er 
denn zuerft unter ihnen den Mddfchivin: „Lieber! Was meinft du in diefer 
Lage?‘ Diefer ſprach: „O König! Mit einem Mächtigen foll man feine 
Feindſchaft anfangen; und diefer ift mächtig und macht feine Anfälle zur 
günftigen Zeitz darum muß man fich mit ihm vertragen. 999) Denn ९8 
heißt auch: । ५, 

7. Die एला Stärferen कि beugen, losſchlagen bei gelegner 
Zeit, von denen läßt das Glück nimmer, wie Flüffe nimmer rüd- 
wärts gehn. 996) | 





*) die fünf Namen haben als hinteres Glied alle =dichivin, d. 9. 
lebend; bei einigen पी die Bedeutungsmodification, welche das vordere 
Glied ihnen gibt, nicht ganz ficher; der erfte heißt „auflebend“, der zweite 
„zufammenlebend“, der dritte eigentlich „nachlebend“, d. i. „von (einem) 
lebend, einem untergeben“, der vierte „vorlebend“, der fünfte „lang— 
lebend *. 


Krieg der Krähen und Eulen, 215 


Und jo: | 

8. Verlaffen joll man Rechtſchaffne, Edle, Starke, mit Brü— 
dern शि Bereinte und dem Siegreihen anhangen, wär’ er aud 
ein Feind. 957) 

9. Selbft mit एला Schlechten mad’ Frieden, wenn du Lebens: 
gefahr erfennft; denn alles ift von dir gerettet, wenn dein Leben 
gerettet iſt. 993) ’ 


Darum, weil diefer in vielen Kämpfen flegreich war, muß man ſich 
grade vorzugsweife mit ihm vertragen. 999) Man fagt auch: 

10. Wer in Freundfchaft fteht mit einem, der vieler Schlach— 
ten Sieger ift, dem werden durch die Macht deſſen raſch feine 
Feinde unterthan. 960) 

11. Friede begehre ſelbſt mit Gleichen: Sieg in der Schladt 
ift zweifelhaft; thue nichts, was Gefahr bringet; das ijt-das Wort 
Vrihaspati's. 961) 

12. Des Sieges Glück ift unfiher in den Schlachten der 
Kämpfenvden; drum jchreite nimmer zum Kampfe, eh’ andre Mittel 
find erichöpft. 962) 

13. Wer aus Stolz jich nicht vertragen, fiel oft durch feines- 
gleichen ſchon: ftogen zwei ungebrannte 963) Töpfe zufammen, fo 
brechen ſie beid' entzwei. 

14. Mit einem Mächtigen kämpfen, bringet Tod dem Ohn— 
mächtigen, wie ein Stein, der einen Topf bricht, bleibt der Mäch— 
tige unverſehrt. 96%) 


Und ferner: 


15. and, Freunde, Gold, die drei Dinge find es, um die 
man Kriege führt; wo von jenen nicht ein einz’ges, da läßt ji 
feiner in diefen ein. 969) 

16. Der Leu, der in ein Mausloch gräbt, dad voll von klei— 
nen Steinden ift, verlegt entweder jeine Klauen, oder hat eine 
Maus zum Lohn. 966) 

17. Wo alſo feine Frucht blühet, weiter nichts ift als böfer 
Krieg, da ſoll man ihn nicht anregen, noch jemals ſich einlaffen 
drauf. 967) 


8 m * —— — क क 4 4 १ Tau 
f N क 
a "ग — — 


216 Drittes Buch. 


18. Bon einem Stärfern angegriffen, befolge man der Weide 
Brauh, wünſcht man des Glückes Erhaltung, der Schlange 
Treiben nimmermehr. 268) 

19. Denn der Weide Gebraud, folgend, gelanget man zu 
großem Glück; ००0 wählet man der Schlange Treiben, dann ver- 
dienet man nur den Tod, ०९५) | 

20. Schildfrötenartig zieht der Weiſe fih zufammen, trägt 
Stöße felbjt; aber ſowie die Zeit günftig, jchießt er wie eine 
Schlange drauf. 970) 

Und fo 

21. Wenn du पा Krieg dich einließeit, jo end’ ihn durch 
Friedfertigfeit; fomwol des Sieges Unftetheit ald Neue auch entgehft 
du fo. 971) 

Und jo 

22. Rein Gleichniß 01016, das auswiefe, daß man mit Star- 
fen fampfen muß; denn eine Wolfe nimmt niemald dem Wind 
entgegen ihren Lauf.” 972) 

Sp gab Uddſchivin 973) den Rath, verföhnlich zu fein und Frieden 
zu machen 

Nachdem er aber diefes gehört, ſprach der König zu Sandjchivin: 
„Lieber! Auch deine Meinung, wünſche ich zu Hören.‘ Diefer fagte: 
„Majeftät! Mir gefällt dies nicht, daß man mit einem Feinde Frieden 
fchliege. Denn man jagt auch 

23. Mit einem Feind ſchließ fein Bündniß, und wenn er 
auch noch fo freundlih ift: Waſſer, wenn ९6 aud ganz heiß ift, 
löfchet dennoch das Feuer aus, 77%) ` 

Meberdies ift er graufam und unerfättlih und ohne alles Gefühl 
für Recht. Darum vor allen darfit du feinen Frieden mit ihm fchliegen 
Denn man fagt auch 

24. Wer meder Treue: nod Recht Fennt, mit ſolchem ſchließe 
feinen Bund! Auch feft verbunden, wird plöglich er treulos fein 
aus Schlechtigkeit. 97°) 

Deshalb muß Krieg mit ihm geführt werden. Dies ift meine Mei: 
nung. Denn man fagt auch: 

25. Ein böfer, gier’ger, nachläſſ'ger, विफल, Torglofs, feige, 
unbeftändiger, thörichter, Ffampfverachtender Feind ift vernichtbar 
mit leichter Muh’. 976) 








Krieg der Krähen und Eulen. 217 


Außerdem find wir eg, die Unbill von ihm erlitten haben. Wenn 
wir nun von Frieden fprechen, dann wird er noch mehr eine unerfättliche 
Wuth zeigen. Man fagt auch 

26. Bei einem Feind, wo nur Gewalt 977) hilft, da ſchadet 
nur Friedfertigkeit: welcher Verſtänd'ge gießt Waller auf einen, 
der. im Fieber ſchwitzt? 

27. Friedfert'ge Worte entflammen einen wüthigen Feind 
100 mehr, gleihwie die Tropfen, die plöglid man in glühende 
Butter fprigt. 
| Wendet man aber. ein: «der Feind ift mächtig», jo ift auch das un: 
vernünftig. Denn man fagt auch: 

28. Gin kleiner, welcher thatfräftig vernichtet einen großen 
Feind, wie ver Löwe die. Allherrihaft son dem Glefanten er— 
tingt. 978) 

29. Mit Lift zu Schlagen find ‚Feinde, die nicht zu fchlagen 
mit Gewalt, gleihwie die Kitſchakas von Bhima erihlagen find 
in Frauentradt. 979) 

Und ए 

30. Wer jih dem Feinde ausliefert, der liefert fih dem Gott 
0९8 Tods; denn einem Grashalm gleich gilt dem Feinde, wer 
um Grbarmen fleht. 

31. Bor weffen Macht nicht hinſchwindet andere machterfüllte 
Macht, wozu hat ver — umfonjt geboren! — geraubt der Mutter 
Sugendglanz. 980) 

32. Bortuna, wenn fie nicht jtrahlet in den Roſen von 
Beindesblut, befriedigt nie und niemals der Klugen Sinn, wär' 
fie noch jo ſchön. 

33. Weß Fürften Boden nicht feucht ift von Feindesblut und 
von dem Naß der Augen ihrer Frau'n, welchen Ruhm. hat deß 
Leben eingebracht?“ 

@ gab Sandihisin den Rath zum Krieg. 

Nachdem er aber dies gehört, fragte der König den Anudſchivin: 
„Lieber! Thu’ auch du deine Meinung fund!‘ Diefer fagte: „Majeſtät! 
Diefer Böfewicht ift überaus ftarf und ruchlos. Deshalb ift weder Fried' 


noch Krieg mit ihm angemeffen. Hier paßt nur Mari. Denn man 
fagt auch: 


218 Drittes Bud). 


34. Wer aufgebläht von Madtfülle, ſchlecht ift und feine 
Tugend kennt, dem fei man weder Freund noch Feind; nur Marſch 
ift da empfehlenswerth. 

35. Zwei Arten gibt e8 von Märfchen; einen: ०९६ Furdt- 
erfüllten Hut; einen andren: des Siegsgier’gen, welcher den Namen 
Angriff führt. 981) * 

36. Dem Siegesgier'gen wird einzig der dritte oder neunte 
Mond zum Marſch gelobt mit kriegstücht'gem Heere in ſeines 
Feindes Land. 882) 

37. Läßt der Feind ſich überfallen, oder liegt er in Mis— 
geſchick, oder bietet er dar Blößen, iſt jede Zeit zum Angriff recht. 

38. Nachdem er feine Stadt geſichert durch treu’ und ftarfe 
Krieger hat, zieh’ er in Yeindes Land; doch vorher fei ed von 
Spähern wohl erforscht 

39. Wer, ohne Proviant, Freunde, Wafler, Futter zu ken— 
nen, in des Feindes Land zieht, fehrt nimmer in fein eignes Ge— 
biet zurück, 933) 


Drum iſt es für dich angemefjen, einen Abzug zu machen; im übri- 
gen weder Friede noch Krieg mit diefem mächtigen Böfewicht. Uebrigens 
bedienen फ die Verftändigen des Abzugs als Mittels, ihren Zweck zu 
erreichen. Denn man fagt audh: 

40. Wenn der Widder zurückweicht, jo 16, um zuzuftoßen, 
jelbft der Leu zieht ji zufammen, um wüthend zuzufpringen; die, 
im Herzen Feindfhaft bergen und geheimen Nathes pflegen, dieſe 
Klugen tragen alles, aber jegen es in Rechnung. 

Und ferner: 

41. Wer, einen mächt'gen Feind fehend, aus feinem Heimat— 
lande zieht, erlangt, gleihwie Judhiſchthira, bleibt er leben, fein 
Land zurück. 98%) 

42. Der Schwache, der, ſich überhebend, den Kampf mit 
einem Stärfern wagt, führt nur herbei, was dieſer wünſcht, und 
feines Haufes Untergang. १४०) 

Drum, wenn einer von einem Starfen angegriffen wird, jo ift das 


die Zeit zum Abzug, nicht aber zu Frieden oder Krieg.‘ So rieth Anu- 
dſchivin zum Abzug. 





Krieg der Krähen und Eulen. 219 


Als er aber defien Rede gehört, ſprach der König zu Pradfchivin: 
+, Lieber! Say’ auch du deine Meinung!‘ Diefer antwortete: „Majeſtät! 
Mir gefällt feines von allen dreien, weder Friede, noch Krieg, noch Marſch; 
ich bin vor allem andern für Abwarten. Denn man fagt auch: 

43. Das Krofodil, im Haus bleibend, bändigt den Elefanten 
jelbit; doch verläßt e3 feine Wohnung, unterliegt e8 dem Hund 
fogar. 936) 

Und ferner: 

44. Wen ein Mächtiger angreifet, der bleibe ſorglich im ſei— 
ner Burg; da bleibend, mög’ er anrufen die Freunde, daß fie 
ibn befrei'n. 9४7) 

45. Wer, jobald er des Feinds Anmarſch Höret, mit furdt: 
erichreeftem Sinn aus feinem Heimatland flüchtet, der wohnet nie= 
mals wieder drin. 

46. Wie eine Schlange ohne Zähne, wie ein brunftlofer 
Elefant, fo ift ein König, der landlos, ein leichtes Spiel für alle 
Welt. 988) 

47. Ein einz'ger Mann fogar, bleibt er an feinem Dirt, 
wehrt Hundert ab: drum ſoll er ſelbſt vor mächt'gen Feinden aus 
feinem Orte nimmer fliehn. 

48. Drum deine Feftung feftmachend, mit Heer und Freun- 
den mwohlverjehn, gefhüst von Mauern und Gräben, mit Schwert 
und Aehnlihem gefüllt 939), 

49. Bleibe ftets in ihrer Mitte, zu Kampf entihloffen; jo 
erlangjt du, wenn lebend, der Welt Enven; fallft du aber, das 
Paradies. 

50. An einem Drt vereint, fallen Schwache fogar durd) 
Starke nicht; gleihwie Pflanzen, die dicht ftehen, fogar nicht durch 
gewalt’gen Sturm. 

51. Den größten Baum, wenngleid ringsum feſtgewurzelt, 
wenn er allein ftehet, vermag des Sturmwindes Braufen nieder: 
zuichmetteren ; 

52. Die Bäume aber, die vereinigt, ringsum wohl feftge- 
wurzelt, ftehn, zerichmettert au ein Sturmwind nicht, meil fie 
einander Stüße find, 990) 


220 Drittes Buch. 


53. Drum halten einen Mann Feinde, und wär' er auf 
mit Heldenmuth begabt, für eine Teichte Beute und thun ihm 
darum Unbill an.“ — | | 

So wur denn Pradfchivin’s Rath das, was man „Abwarten“ nennt. 

Nachdem er dies gehört, fprach der König zu Tchtradfchtumm: „Lies 
ber! Sag’ auch du deine Meinung!‘ Dieſer fagte: „Majeſtät! Mir 
gefällt unter den fechs Arten das Schugbündnif. Darum möge für ein 
folches geforgt werden! Denn man jagt auch 

54. Gin Mächt'ger, wenn er jelbft tüchtig, was kann er 
ohne Helfer [पा Wenn Feuer brennt, wo fein Wind ift, dann 
geht ९6 durch fich felber aus. 

55. Verbindung ift das Heilfamfte, zumal mit Freunden, 
für den Mann: gedeiht doch ſelbſt dad Reiskorn nicht, verlor ९8 
auch die Hülſe nur. 991). 

Deswegen mußt du hier bleiben und ein Schugbündnig mit irgende 
einem Mächtigen fchließen, der dir Hülfe gegen Misgefchiet gewährt. Wenn 
du dagegen deinen Ort verläff’it und anderswohin gehft, dann wird dir 
niemand, auch nur mit einem Worte, Hülfe gewähren. Denn’ es heist 
auch: 

56. Wenn das Feuer im Wald müthet, dann ift der Wind 
jein treu'r Genoß; doc derſelbe löſcht aus Lichter: denn wer ift 
९1९5 Schwachen Freund? 992) | 

Doch heißt das nicht blos, daß man ein Schusbündnig mit einem 
Starfen ſuche; auch ein Bündnig mit Schwachen dient zum Schuß 
Denn man fagt auch 

57. Wie ein Nohr, vereint mit, andern, ftarf, durch Die 
übrigen geſchützt, nicht zerbrochen zu werden vermag, jo aud) ein 
Fürſt, felbft wenn er ſchwach. 93) 

Wenn dagegen ein Bündnif mit dem Beiten ftattfindet, fo ift natürz 
lich darüber fein Wort zu verlieren. Denn es heißt ja | 

58. Verein mit einem Hochmächt'gen, wen gewährt der nicht 
hohen Glanz? Gin Wafjertropfen im Lotusblatt erreicht der Perle 
Herrlichkeit 

So ift ohne ein Schugbündniß an feine Hülfe zu denfen. Deshalb 
ift ein Schußbündniß zu ſchließen. Dies ift meine Meinung,“ So war 
der Rath des Tfchtradfchivin. 

Nachdem nun fo gefprochen war, verbeugte कि Meghavarna vor 
dem langjährigen Miniiter feines Vaters, dem hochbrgabten tiefen Kenner 








Krieg der Krähen und Eulen. 221 


aller Lehren der Lebensflugbeit, Sthiradſchivin *) mit Namen, und fpradı 
zu ihm: „Vater! Daß ic) diefe bislang gefragt habe, obgleich du zugegen 
bift, das ift gefchehen, damit du prüfeft und, nachdem du alles gehört haft 
fageft, was angemeſſen पि; jegt mögeft du mir vorfchreiben, was paflend 
iſt.“ Jener fagte: „Kind! Was alle diefe Minifter gejagt haben, ift in 
den Schriften üher Lebensflugheit begründet; alles diefes ift in der That 
von Nugen, wenn ह zu feiner Zeit’ paßt. Allein dies iſt Die Zeit für 
einen doppelzüngigen ५५५) Zuftand. Denn man fagt aud: 

59. Gegen einen böſ- und mächt'gen Feind ſei mistrauiſch 
immerfort, einen Doppelzuftand wählend, der Krieg zugleich und 
Friede ift. १५५) 

So wird der Feind, wenn man ihm Vertrauen einflöht, felbit aber 
mistrauifch bleibt, indem man feine Habfucht reizt, mit leichter Mühe 
ausgerottet. Man jagt auch 

60. Selbit den Feind, den er ausrotten will, ſtärkt manch— 
mal der Fuge Mann: Huften vermehrt man durch Zucker, dieſe 
Vermehrung heilt ihn leicht. 99°) 

Und fo: 

61. Der Mann, der gegen Frau'n, Feinde, 061९ Freunde 
und vorzugsweis gegen Dirnen nicht zweizüngig, mit dem iſt's 
aus in diefer Welt. 

62. Gegen die Götter, Brahmanen und gegen feine Lehrer 
4110 möge man handeln treuberzig; bei andern gilt's: zweizüngig 
fein 26) 


63. Treuherzigkeit ift पलिह preiswerth bei Büßern frei von 
MWeltlichkeit; nie bei Leuten, die Glück ſuchen, am wenigften bei 
Königen. | 


Drum wird es dir ficher gut ausgehen, wenn du einen Doppel» 
zuftand anwendeft. Der Feind, von Habfucht beherrfcht, wird dich nicht 
vernichten. Sowie du übrigens irgendeine Blöße an ihm ſiehſt, fo wirft 
du hingehn und ihn verderben. Meghavarna jagte: „Vater! Mir ift 
fein Auferithaltsort unbefannt: wie werde ich nun eine Blöße an ihm er: 
kennen fünnen?” Sthiradfchivin fagte: , Kind! Durch Kundfchaiter werde 
ich nicht blos feinen Wohnort, fondern auch feine Blöße offenbar machen. 
Man jagt auch: 





*) „fräftig (lang) lebend “. 


च 4. ता क 


222 Drittes Bud. 


64. Durch ihren Geruh jehn Kühe, Brahmanen dur die 
0९14९ Schrift, Könige fehn durch Kundſchafter, durch die Augen 
die übrigen. 

Und in Bezug hierauf hat man auc folgenden Spruch: 

65. Ein König, der duch Kundfchafter auf feiner und vor 
allem auf Feindes Seite die Hulfsmittel fennt, der leidet Fein 
Misgeſchick.“ 

Meghavarna ſagte: „Vater! Was nennt man Hülfsmittel und wie— 
viel an Zahl व es deren? Welcher Art find ferner die geheimen Kund— 
Ichafter? Alles das mögeft du uns zu wiſſen thun!“ Diefer antwortete: 
„In Bezug hierauf bat der. erhab’'ne Närada zum König Judhiſchthira 
gefagt: «Auf Feindes Seite, find achtzehn Hülfsmittel, auf der eignen 
funfzehn. Diefe muß man durch je drei geheime Spione kennen lernen. 
Hat man fie erfannt, fo ift man Herr auf feiner eignen fowol, als auf 
des Feindes Seite». Und in Bezug darauf hat der weife Närada zu 
Judhiſchthira gefagt: 

66. Saft du die achtzehn Hülfsmittel auf Feindes, und die 
funfzehn auf eigner Seite wohl durchkundet, durch drei Spione 
jegliche? 997) 

Durch das Wort «Hülfsmittel» wird hier eine brauchbare Sache 
bezeichnet; wenn diefe nun fchlecht ift, fo dient fie ihrem Herrn zum Ber: 
derben 998); wenn fie dagegen fehr gut ift, fo dient fie zum Seil des 
Fürften. So auf feiten des Gegners: der Minifter, der Hofprieiter, der 
Heerführer, der Kronprinz, der Thürjteher, der Auffeher des Harems, der 
die Anordnungen Ertheilende ११०), der die Berfammlungen Bildende, der 
Vorführende, der Anweifende, der Berichterftatter 1000), der Gefellfchafter, 
der Oberauffeher über die Pferde, der Oberauffeher über die Elefanten, 
der Oberauffeher über den Schab, der Gouverneur der Burg, der Favorit: 
diener, der Forftmeifter. 1001) Werden diefe Verräther, fo it der Feind 
rasch bemeiftert. Auf der eignen Seite: die Mutter, die Gemahlin, der 
Haremsdiener, der Gärtner, der Betthüter, der Oberaufjeher der Kund— 
Ichafter, der Aftrolog, der Arzt, der Wafjerfchenf, der Betelträger, der 
Lehrer, der Leibwächter, der Hausmeifter, der Sonnenfchirmträger und die 
weibliche Dienerin. Bermittelft deren Feindfchaft fommt Verderben. 10902) 
Daher auch: 

67. Aerzte, Lehrer und Sternveuter find befte Späher im 
eignen Part, wie verfoffne Schlangenzähmer alles willen in Fein— 
desland,‘ 1003) 


Krieg der Krähen und Eulen. 223 


Meghavarna fprach: „Vater! Aus welchem Grunde 100%) ift eine 
folche tödtliche Feindfchaft zwifchen allen Krähen und Eulen?“ 

Diefer antwortete: ,, Kind! Einft vor Alters famen alle Bögel: 
Sänfe, Kraniche, Papagaien, Kufufe, Pfauen, Tichätafas*), Gulen, 
geflecfte und andre Tauben, Rebhühner, blaue Dohlen, Geier, Feldlerchen, 
Karäjifas **), Sjämas ***), Spechte, Bufchfaras 7) und die übrigen zus 
fammen und fingen an, voll Unruh' miteinander zu berathichlagen: «Ach! 
der Garuda 1005) ift zwar unfer König, allein er dient nur dem Vifchnu 1005) 
und fümmert fi) um uns auch nicht im geringften, Was hilft uns aljo 
diefer unnütze Gebieter, der ung, die wir durch die Schlingen und Nege 
der Jäger und andres Misgeſchick in Angit gefebt werden, feinen Schuß 
gewährt? Denn es heißt ja: 

68. Dem nur foll man allein dienen, der einen unerſchrocken 
ftet8 nach jeglihem Verluft wieder, gleihwie den Mond die Sonn’, 
erneut, 1006) 

Jeder andre Gebieter ift es nur 1907) dem Namen nad. 66 
heißt auch: 

69. Selbit Gerechte und Hochſinn'ge und ſonnengleich Licht— 
augige trennen क leicht gleichwie Fifhe, wenn der König ftumpf- 
finnig ift. 1008) 

70. Wer nicht jhüget die angitvollen, von den Feinden ſtets 
leivenden Unterthanen als ihr Herrſcher, der ift wahrlich der Todes— 
gott, 1009) | 

71. Diefe ſechs णि ein Mann fliehen, wie im Waſſer ein 
(८6 Schiff: einen Lehrer, der ſchlecht redet; einen Priefter, der 
nicht ſtudirt 1010); 

72. Einen König, der nicht ſchützet; eine Gattin, die lieblos 
ſpricht; einen Hirten, der gern im Dorf; einen Barbier, der gern 
im Wald, 

Diefes beherzigend, laßt uns irgendeinen andern zum König der 


Dögel machen!» Darauf fagten fie alle, indem fie die ftattlich geformte 
Eule betrachteten: «Die Eule da foll unfer König fein! So mögen denn 





*) eine Art Kukuk. 
**) eine Art Feiner Kraniche. 
**) ein fleiner Bogel mit fehwarzem Gefieder, gewöhnlich Shäma 
genannt. 
+) der indifche Kranich. 


224 Drittes Bud. 


alle zur Königsfalbung nöthigen Gegenftände in trefflichiter Fülle herbei- 
gebracht werden!» Nachdem alsdann Wafler von verfchied’nen heiligen 
MWallfahrtsorten herbeigeholt, eine Menge von hundertundacht Wurzeln, 
Tſchakränkita 4011) Sahadeyi und den andern aufgehäuft war, nachdem 
ferner der Thron aufgerichtet und eine Erdfugel gefertigt war, auf welcher 
die firben Infeln fammt Mecren und Bergen abgebildet waren, nachdem 
ein Tigerfell ausgebreitet, goldne Kelche mit fünf Zweigen, Blumen umd 
Körnern gefüllt waren, Gegenftände von glüclicher Vorbeveutung, wie 
Spiegel und jo weiter, bereitgemacht waren, während die des Vedenvor— 
trags fundigiten 1012), unter den Lobfängern eriten, Priefter feierlich 
deelamirten, während ein Chor junger Mädchen die trefflichiten Segens— 
lieder fang, nachdem ein Körnergefäß vorher gerüftet war, welches weißen 
Senf, ‚geröftetes Korn und Gorotſchana *) gemischt enthielt und mit Blu: 
men, Mufcheln und fo weiter verziert war, als die Geremonie der Waffen— 
weihe und was dazu gehört vollzogen war und die glückverkündenden In- 
ftrumente laut fehmetterten — da fam — eben als die Eule, um gejalbt 
zu werden, ſich auf den Thron niedergelafien hatte, welcher in der Mitte 
einer mit Kuhdünger und Aehnlichem gefchmückten Halle 1013) aufgerich- 
tet war. — irgendwoher eine Krähe in die Verfammlung, ihre Ankunft 
mit fchauerlichem Krächzen anzeigend. Dieſe dachte: «Ah! Was hat diefe 
hochfeierliche Zufammenfunft aller Bögel zu bedeuten?» Die Vögel aber, 
da fie fie erblickt hatten, fprachen zueinander: «Aha! Da läßt jich der 
fehlaufte der Vögel, die Krähe, hören! Man fagt ja: 

73. Bei Menfchen ift ver Bartfcherer, unter Vögeln die Kräh' 
der Schelm, unter Beißern ift es der Fuchs, unter Mönchen der 
Bettelmönch. 


Drum muß auch ihr Wort gehört werden! Man ſagt auch: 

74. Rathſchläge, welche vielfach mit vielen Weiſen ſind über— 
legt und ausgedacht und erwogen, die ſcheitern nie und nimmer— 
11९0179. 1014 ) 


Als nun die Krähe herangefommen war, ſprach fie zu ihnen: «He! 
Was hat diefe überaus feierliche Zufammenfunft von Edeln zu bedeuten?» 
Die Vögel fagten: Hm! Die Vögel haben feinen König. Deswegen 
it von allen Vögeln der Befchluß gefaßt, diefe Eule zum König des ge— 
fanmten Federvolfs zu falben. Drum gib auch du deine Meinung ab! 





*) Eine gelbe Farbe, welche aus dem Urin einer Kuh bereitet wird 
und insbefondere zur Ausführung der Seftenzeichen dient, welche die Inder 
ſich auf die Stirn malen. 








Krieg der Krähen und Eulen. 225 


Du fommft grade zur rechten Zeit». Da fagte die Krähe fpottend: «Ha! 
Das ift nicht paflend, daß, während die trefflichiten Vögel eriftiren 1015): 
Pfauen, Flamingos, Kufufe, Brahmanenenten, Papagaien, Käranda- 
vas *), Waldtauben, Kraniche und andre, dieje (tagblinde) Eule mit dem 
ſchreckenerregenden Geficht zum König gefalbt werden fol. Damit fann 
ich nicht übereintimmen. 

75. Denn krummnaſig und Ichiefäugig, 066 und graundaft 
1९01 ſie ſchon aus, jogar wenn fie nicht wüthet, wie erſt, wenn 
fie in Zorn geräth? 

76. Wenn wir die von Natur fchreklich-, furdtbars, grau— 
fam=, abfcheulihe Eule zu unſerm Herrn machen, welch Heil Fann 
uns daraus entitehn? 

- Außerdem ift ja der Sproß der Vinatä **) unjer Herr, wozu alfo 
diefe (tagblinde) Eule zum König machen? Selbit wenn fie gute Gigen- 
fchaften befäße, würde es doch nicht zu billigen fein, wenn wir noch einen 
andern zum Herrn machten, da wir fehon einen haben. Denn man fagt 
auch: 

77. Ein einziger und machtvoller Herr der Erde gereicht zum 
Heil; wie viele Sonnen am MWeltende, bringen viele nur Mis- 
geſchick 1016) 

Berner werdet ihr durch den bloßen Namen von jenem für eure 
Feinde unüberwindlich fein. Man jagt ja: 

78. Wenn ein fühiger Fürft gewählt wird, der nur Ehr— 
würd’ger Namen trägt, gelangen, die vorher litten, augenblicklich 
zu Wohlergehn. 

Und jo: 


79. Durd die Klugheit der Hochſinn'gen wird gewonnen das 
0५00८ Glück: durd eines Hafen Rathſchläge leben die Häschen 
all vergnügt.» 


Die Vögel fragten: „Wie war das?“ Die Krähe erzählte: 





*) eine Art Enten. 
**) d. i. der Garuba. 
Benfey, Pantichatantra. II. 15 





226 Drittes Bud. 


Erfte Erzählung. 
Der fhlaue Hafe. 


In einer gewiſſen Waldgegend wohnte ein großer Elefant, 
König einer Heerde, Namens Tſchaturdanta.*) Da war 
einft viele Jahre lang eine große Dürre, durch welche ſämmt— 
liche Pfüsgen, Teiche, Sümpfe und Seen austrodneten. Da 
Iprachen nun alle Elefanten zu diefem Clefantenfönig: „Ma— 
jeftät! Die jungen Elefanten leiden vor Durft; einige find 
wie todt 1017) und andre [कणा geftorben. Drum laß uns ein 
Waſſerbecken juchen, wo fie durch einen Waffertrunf genefen 
können!“ Darauf wurden von ihm in alle acht Weltgegen- 


den Diener von feuriger Schnelligkeit entfandt, um Waffer _ 


zu juchen. Die, welche nach Dften gegangen waren, erblid- 
ten einen See, Namens Tichandrafaras **) 1018), welcher mit 
Gänſen, Enten und andern Wafjervögeln geſchmückt und von 
vielen Bäumen geziert war, welche ſich unter ibren Blüten 
und Früchten beugten. Nachdem fie ihn gejehen, umring- 
ten 1019) fie ihren Herrn voll Freude, verbeugten fi und 
jagten: „In ferner Gegend mitten. im Lande ift ein großer 
See, weldyer vom Waffer der unterirdifchen Ganga 1920) jtets 
übervoll ift.. Drum laß uns dahin gehn!” Nachdem jo ge- 
ſchehen, erreichten fie den See nad) einem Marſch von fünf 
Nächten. Da badeten fie fih nun nad) Luft in dieſem Wafler 
und verließen ९6, al$ die Sonne unterging. Rings um Dies 
jen See 1021) waren in dem jehr weichen Boden 1022) unzäh— 
(ige Hafenlöcher, und diefe wurden ſämmtlich von den Elefan- 
ten, welche hier und dort umherſchweiften, zeritört, und vielen 
Hafen wurden da Beine, Kopf und Hals zerbrochen; einige 
wurden getödtet, andre famen. eben mit dem Leben davon. 
Nachdem ſich die Klefantenheerde darauf entfernt hatte, 9 
famen alle diefe Hafen, deren Wohnungen von den Füßen 





*) „vier Zähne habend “. 
**) „Mondſee“. 


क डः इक काक क 


च न = क me 





Krieg der Krähen und Eulen. Erſte Erzählung. 227 


der Elefanten zerftampft waren, einige mit gebrochenen Beinen, 
andere bluttriefend mit zerriffenen Leibern, andere, denen die 
Kinder umgefommen waren, mit thränenerfüllten Augen voll 
Angſt zufammen und pflogen Rath miteinander: „Ach! Wir 
find verloren! Diefe Elephantenheerde wird immer wiederkom— 
men; denn anderswo tft fein Wafler. Das wird für ung 
alle ver Tod fein! Denn man ſagt auch: 

80. Die Schlang’ erichlägt durh ihren Athem, der Elefant 
was er berührt, unter Lächeln tödtet der König, Ehrfurcht zeigend 
०८४ Böſewicht. 1023) 

Drum laßt uns an ein Mittel zur Abwehr denken!“ 
Da jagten denn einige: „Wir wollen das Land aufgeben und 
gehn. Denn man fagt aud) 

81. Für die Familie verlaß den einzelnen, für die Gemeinde 
die Familie, für das Land verlag die Gemeinde, die Erde wegen 
deiner jelbit. 1024) , 

82. Selbit ein glückliches, 7९16 Früchte ſpendendes, Vieh ver- 
niehrendes, Land verlaſſe unbedenflih ein König, wenn's fein 
Leben gilt!‘ 1025) ' 

Darauf fagten andere: „Ach! Diefer von den Ahnen 
auf die Väter vererbte Ort kann nicht. fo plöglich aufgegeben 
werden. Drum möge irgendein Schredmittel 92°) erfunden 
werden, damit fie, jo Gott will, ganz und. gar nicht wieder: 
fommen. Denn man jagt auch 

83. Selbit eine Schlange, die fein Gift hat, erhebe dennoch 
0५0 den Selm; ſei ihr Gift oder auch fein Gift, des Helmes 
Prunk erreget Grau'n.“ 1027) 

Da fagten andre: „In dieſem Fall gibt e8 etwas, was 
als großes Schreefmittel dienen kann, jodaß fie nicht wieder: 
fommen — aber bei diefem Schredmittel. fommt ९6 auf einen 
geichieften Boten an 192°) — nämlich: daß unſer König, ein 
Hale, Namens Bidichajadatta +), in der Scheibe des Mondes 





*) „von Vidſchaja (Mame des Todesgottes) gegeben“ oder. „den 
Vidſchaja geben möge“, 
15* 





228 Drittes Buch 


wohnt. Drum möge irgendein Lügenbote zu dem König der 
Heerde gejandt werden! Der muß ihm jagen: «der Mond 
läßt dir verbieten 1929), zu diefem See zu gehn. Denn rings 
um diefen See wohnen meine Unterthanen». Wenn ihm diejes 
auf eine Weife, welche ihm Glauben einflößt, vorgetragen wird, 
fo hört er vielleicht auf." Darauf fagten andere: „Wenn fo, 
fo ift da ein Hafe, Namens Lambafarna *), der ift beredt und 
weiß, was ein Gejandter zu thun hat. Den laßt uns nad) 
dem See ſchicken! Denn man fagt aud) 

34. Ein ftattlicher, nicht habſücht'ger, beredter, lehrenfundiger 
unzuganglid des Feind's Plänen: das ift ein Mann für Fürften 
gut. 1030 ) । 

Und andrerfeits: 

85. Wer fih wendet an habgier’ge, thörichte und abfonder- 
lich lügneriſche Palaſtkämm'rer, deſſen Sache gelinget nicht. 

Drum laßt ihn aufſuchen, ob er auf unſre Rede hingehn 
will!“ Da ſagten andre: „Ah! Das iſt paſſend geſprochen! 
Es gibt Fein andres Mittel, unſer Leben zu retten. Das laßt 
uns thun! Lambakarna ſoll aufgeſucht werden 1039 und Der 
Bote ſein!“ Nachdem fo geſchehn war, machte ſich Lamba— 
farna auf den Weg zu dem Elefanten und als er den ober- 
ला Gebieter der Elefanten, von Taufenden von Heerdenfür: 
ften umgeben, zu ebendiefem Teiche gehend, erblict hatte, dachte 
er: „Es ift nicht möglid), daß unfereins mit jenem eine Zu— 
fammenfunft habe. Denn es tödtet «der Glefant, was er 
berührt», wie man zu jagen pflegt (Str. 80). Deswegen 
muß ich mich auf alle Fälle auf einem uneinnehmbaren Platz 
vor ihm fehen laſſen!“ Nachdem er fo überlegt hatte, ftieg 
er auf einen fehr hohen unerreichbaren Pla und ſprach dann 
zu dem König der Heerde: „He! He! Du böfer Elefant! 
Warum fommft du fo mit unbedachtem Leichtfinn zu diefem 
fremden See? Kehre deshalb von hier wieder zurück!“ Nach— 
dem er dies gehört, jagte der Elefant ganz verwundert: „He! 





*) „Langohr“. 





Krieg der Krähen und Eulen. Erfte Erzählung. 229 


wer bift du?’ Jener antwortete: „Ich bin der Hafe, Vi: 
dſchajadatta mit Namen, welcher in der Scheibe des Mondes 
wohnt. 9९87 bin ich vom erhabenen Mond zu dir ald Bote 
gefandt. Du weißt वरिणी, daß ein Gefandter, welcher die 
Wahrheit fpricht, unverleglich ift. Denn alle Könige bedie- 
nen 74 der Gefandten als ihres Mundes. Man fagt ja: 

86. Mitten im Schwertgeflivr jelber, felbft wenn die Breunde 
fallen rings, ift ein Gefandter unverleglih und ſpräch' er harte 
Worte auch. 1032) 

Ich hier Ipreche zu dir auf Befehl des Mondes: «Wie 
in aller Welt fommen Geichöpfe dazu, ohne den Unterfchied 
zwifchen वि und anderen zu erwägen, anderen, foweit fie 
fönnen, Unbill zuzufügen®? Denn es heißt ja: 

87. Wer, ohne fein’ und feines Feindes Stärk' und Schwäche 
zu Rath zu zieh'n zu Werke geht, von Thorheit voll, der begehret 
nad Misgejchie.‘‘» 1033) 

Nachdem er dies gehört, fagte der Elefant, weil die Rede 
auf eine Glauben einflößende Weife vorgetragen war: „Hm! 
Hafe! fo verfünde denn den Befehl des erhabenen Mondes, 
damit ich ihm rafch ausführe!“ Diefer antwortete: „Du haft 
am verfloßnen Tage dadurch, daß du mit der Heerde hierher 
gingft, eine große Anzahl Hafen getödtet. Weißt du denn 
nicht, daß ich, weil diefe meine Unterthanen find 103%), in der 
Welt mit Angft «der den Hafen zum Zeichen habende» 103%) 
genannt werde? wenn dir aljo dein Leben lieb ift, jo darfit 
du ſelbſt aus Noth zu diefem See nicht wieder zurücfehren. 
So lautet ihr Befehl. Wozu alfo viele Neden? wenn du von 
diefem Treiben nicht abläfleft, fo wirft du fchweres Leid von 
mir erfahren. Wenn du aber nody heutiges Tages abläffeft, 
fo {04 dir eine große Auszeichnung zu Theil werden: denn 
durch mein Licht णा dein und deines Gefolges Körper zus 
nehmen und ihr jollt vergnügt in diefem Wald umberftreifen, 
thuend was euch beliebt. Andernfalls aber halte ich meine 
Strahlen 109०) zurüd, ſodaß dein und deines Gefolges Körper 
von Hige verzehrt werden und du zu Grunde gehſt.“ Der 





230 Drittes Buch. 


König der Elefanten, als er dies gehört, überlegte lang mit 
jehr bewegtem Herzen und jagte alsdann: „Lieber! ९ ift 
wahr, daß ich mic gegen den erhabenen Mond vergangen 
११०९. ch werde mich ihm jegt nicht widerfegen. Drum zeige 
mir raſch einen Weg 1996), welchen ich einzufchlagen babe, 
um den Erhabenen zum Verzeihen zu. bewegen. Der Hafe 
fagte: „Komm ganz allein, indem ich ihn dir zeige!” Der 
Elefant fagte: „Wo befindet ſich aber jet der erhab’ne Ge- 
bieter, der Mond?“ Jener Ipradı darauf 199%: Steht er 
nicht hier im See und ift gefommen, um die nody übrigen 
Hafen, welche von deiner Heerde in Schreien geſetzt find, 
wieder aufzurichten? mich dagegen hat er’ zu dir वकी. 
Der Elefant ſagte: „Wenn es fid) fo verhält, To zeige mir 
meinen Herrn, damit ich ihm meine Ehrfurcht erweiſe und 
dann anderswo hingehe!‘ Der Hafe ſprach: „Hm! fomm 
mit 293%), du ganz allein, damit du eine Zufammenfunft mit 
ihm haft.‘ Nachdem fo gefchehen war, führte ihn der Hafe 
weg, als die Nacht begann, ftellte ihn an das Ufer des Sees, 
zeigte ihm die Scheibe des Mondes in der Mitte des Waſſers, 
und fagte dazu: „Hier fteht unfer Herr in der Mitte des 
Waſſers in tiefe Andacht verſenkt; verehre ihn demüthig und 
dann entferne dic) fchleunig! wo nicht, dann wird er wegen 
der Störung in feiner Andacht von neuem in gewaltigen Zorm 
gegen Dich gerathen.“ Darauf ſtreckte der Elefant feinen Rüſſel 
ins Waller und murmelte dabei ein ftilles Gebet. Indem 
nun dadurd das Wafler in Bewegung gelegt ward, zitterte 
die Monpdfcheibe hin und her, als ob fie auf einem Wagen 
fäße und er erblickte Taufende von Monden. Da wandte ſich 
Vidſchajadatta, aufs trefflichfte den &rfchrodenen fpielend ab 
und fprach zu dem Glefantenfönig? „Majeſtät! Unglüd über 
Unglück! du haft den Mond zwiefach erzürnt!“ Jener fragte: 
„Aus welchem Grunde ift der erhab’ne Mond 1929) gegen mid) 
jo aufgebracht?” Vidſchajadatta antwortete: „Weil du Dies 
Waſſer berührt haft.” Da legte der Elefant jeine Ohren zu— 
fammen, erwies mit zur Erde gebeugtem Haupte 1949) dem 





Krieg der Krähen und Eulen. Erſte Erzählung. 231 


erhab’nen Monde feine Verehrung und bat ihn um Verzeihung; 
alsdann ſprach er wiederum zu Vidſchajadatta: „Lieber! be- 
wirfe in meinem Namen durch alle mögliche Mittel, daß der 
erhab’ne Mond 1939) gnädig gegen mich geftimmt werde; aud) 
werde ich nicht wieder hierher zurücfommen.‘ Darauf ver: 
beugte ſich der Elefant mit vor Furcht zitterndem Herzen und 
machte कि auf den Nüdweg. Die Hafen aber lebten von 
diejem Tage an mit allem was zu ihnen gehörte vergnügt 
in ihren Wohnplägen. Daher fage ich: 

88. Durch die Klugheit der Hochſinn'gen wird gewonnen das 
0५00८ Glück: durd eines Hafen Rathſchläge leben die Häschen 
all vergmügt. 

Außerdem macht feiner, dem fein Leben lieb it, einen Gemeinen, 
Trägen 1041), Schlechten, Lüften Ergebnen, Undanfbaren, thörichte Fra- 
gen Stellenden zu jeinem Gebieter. Es heißt auch: 

89. Der Hafe und Kapindihala*), auf ihres Rechts Enticheid 
erpicht, wählten den Böſewicht zum Nichter und kamen alle beide um.“ 

Die Bögel fragten: „Wie war das?" Die Krähe erzählte: 


Zweite Erzählung. 
Die Katze als Richter zwifchen Sperling und Hafe. 


In einer gewiſſen Waldgegend wohnte ich ſelbſt einft 
auf einem großen Feigenbaum. Darunter niftete in einer 
Höhlung defjelben ein Sperling, mit Namen Kapindichala. 
Da bradıten wir beide die Zeit damit zu, daß wir ſtets um 
Sonnenuntergang zufammenfamen, und mannichfach ſchön 
unterhielten 1042), die alten Thaten der Götterweifen, Königs: 
weifen und Priefterweifen rühmten, und uns die vielen Wun- 
derdinge erzählten, welche wir auf unfern Wanderungen ge: 
ſehen hatten, und fo genofjen wir das höchſte Vergnügen. 
Da ging einftmals Kapindichala feines Lebensunterhalts wer 
gen mit andern Sperlingen nad; einem Ort, wo fich viel 





*) Eigentlich) Name eines Vogels, einer Art Nebhuhn, bier aber 
Eigenname eines Sperlings. 


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232 Drittes Bud. 


veifer Neis befand. 6 er von da felbft zur Nachtzeit nicht 
zurücfehrte, da dachte ich mit Angft im Herzen, betrübt durch 
den Schmerz 1923) von ihm getrennt zu fein: ‚Ach! warum 
ift diefer Kapindſchala heute nicht zurüdgefehrt? hat ihn wer 
in einer Schlinge gefangen? oder ift er gar von einem getödtet? 
wenn er wohlbehalten wäre, würde er auf feine Weile ohne 
mich zubringen.” In ſolchen Gedanfen gingen mir viele Tage 
hin. Da fam einft mit Sonnenuntergang ein Hafe, Namens 
Sighraga *) und bejeßte ſich in dieſer Höhle; ich aber, da 
ih alle Hoffnung auf Kapindfchala 19%) aufgegeben hatte, 
verbot ९8 ihm nicht. Kines Tages aber fam Kapindichala, 
vom Neisfreffen die und fett geworden, feiner Heimat geden- 
fend, wieder dahin zurüd. Sagt man ja doch mit Necht: 

90. Sogar im Himmel wird feine folche Freude dem Sterb- 
lihen, 45 in dem eignen Land, Ort' und Haufe, ſelbſt wenn 
man arm dabei. 


Als er aber. in der Höhle des Feigenbaums das Häschen 
ſitzen ſah, ſprach er zornig: „He! Häschen! das ift nicht recht 
von dir gehandelt, daß du in meine Wohnung gezogen bift. 
Drum mach’ rafch, daß du wegkommſt!“ Das Häschen fagte: 
„Thor! dies ift nicht dein Haus fondern grade das mei— 
nige. 045) Warum erlaubft du dir alfo lügnerifcher Weife 
grobe Worte? mach’ du, daß du rasch davon kommſt! wo 
nicht, jo ift e8 aus mit dir!‘ Der, Sperling fagte: „Wenn 
du jo meinft, fo follen die Nachbarn 1046) gefragt werden. 
Denn e8 heißt ja: 

91. Für Brunnen, Teich' und Gifternen, wie Häuſer und 
Luftgärten auch gilt als Beweis der Nahbaren Verfiherung, wie 
Manu lehrt. 1047) 

Und fo: 

92. Doch wenn ein Nechtsftreit entftehet über ftreitiges Land 
und Feld, Brunnen, Boden und Luftgärten, dann gilt der Nach— 
bar ald Beweis.“ 





„Schynelläufer ^. 





Krieg der Krähen und Eulen. Zweite Erzählung. 233 


Darauf fagte der Hafe: „Thor! Fennft du nicht den 
Spruch des Gewohnheitsrechts, welcher fagt: 

93. Hat wer Öffentlich zehn Jahre Felder und Aehnliches 
in Beſitz, dann ift nur der Befig Richtſchnur und weder Schriften 
100 Zeuge gilt. 1०५8) 

Ebenfo wenig, du Thor! haft du Närada’s 1०49) Urtheil 
gehört: 

94. Für den Menfchen gilt als Richtſchnur zehn Jahr ges 
dauerter Bejig, für die Vögel und Vierfüßler die Zeit ſeitdem 
fie drin gehauft. 

Demnach gehört 0९6 Haus von Rechts wegen mir, nicht 
dir.” Darauf !959) jagte Kapindfchala: „Hm! wenn du Dich 
nad dem Rechte richten willft, jo gehe mit mir, damit wir 
einen Redytögelehrten befragen; wem dieſer das Haus von 
Rechts wegen zufpricht, der möge ९6 in Beſitz nehmen.‘ 
Nachdem fo geichehen, machten fie fich auf den-Weg, um 
ihren Proceß zu verfolgen. Ich aber dachte: „Was wird da 
herausfommen? den Proceß muß ich mit anfehn!” Darauf 
machte ich mic) ebenfalld aus Neugierde hinter fie her. Nach- 
dem fie noch nicht weit gegangen waren, fragte das Häschen 
den Kapindichala: ‚Lieber! wer णी denn über unfern Proceß 
entſcheiden?“ Diefer antwortete: „Sollte e8 nicht die Katze, 
Namens Dadhifarna *), welche auf einer Inſel der erhab’nen 
Gangä, die durch das Zufammenfchlagen der wogenden Wellen 
ihres durch ftarfe Winde bewegten Waflers raufchende Töne 
hervorbringt, lebt, in Buße, Kafteiung, Gelübven und tiefer 
Andacht zubringt, und Mitleid gegen alle Geichöpfe hegt?“ 
Der Haſe aber, nachdem er diefe gefehen, fühlte fein Inner— 
ftes von Furcht erbeben und ſagte wiederum: „Nichts von 
diefem Böfewicht! Es heißt ja: 

95. Nimmer ſollſt du Vertrau'n fchenfen dem Böfen, heu— 
chelt er Buße gleich; auch an Pilgerorten ſieht man Büßer die 
fröhnen ihrem Hals.’ 





*) „Milchohre habend * (Ohr, weiß wie Milch habend) 


— 4 
et — 


234 | Drittes Bud). 


Mittlerweile ging die Waldkatze, Namens Dadhifarna, 
nachdem fie den Streit, welchen die beiden führten, gehört, 
um ihnen Zutrauen einzuflößen, zu dem Ufer 1092) eines dem 
Wege nahen Flufies, und eine Handvoll heiliges Gras hal- 
tend, mit den zwölf 1001) heiligen Fleden verjehen, ein Auge 
zufneifend, die Arme in die Höhe gehoben, mit einem halben 
Fuß nur 1052) den Boden berührend, mit dem Geficht zur 
Sonne gewandt, gab. 1९ folgende Sittenſprüche von ſich: 
„Ach! wie fchal ift diefes AU! das Leben Täufchung eines 
Augenblids! einem Traum ähnlich die Verbindung mit Ge 
liebten! einer Sinnentäufchung gleich die Umarmung der Sei- 
nigen! So gibt e8 denn fein Heil außer der Tugend! Denn 
e8 heißt auch 

96. Alle Körper find hinfällig) das Glück ruht nit in 
eigner Hand; zu jeder Zeit ift Tod nahe: drum halte dih an 
Tugend feſt. 109%) 

97. Der, welchem feine Tag’ immer fommen und gehen tugend= 
{08 , der ift, gleich einem Blasbalge, wenn er auch athmet, leblos 
१00. 1055) 

Und fo: 

98. Nicht bedeckt er die Schamtheile, wehrt nicht Fliegen, 
nicht Wespen ab: gleich einem Hundeſchwanz unnütz ift tugend- 
{०९ Wiſſenſchaft. 

99. Wie unter Körnern Kornwirmer, wie Klagen unter 
९०८८०१९१, wie Mücken unter Sterblihen, jo die die nicht Die 
Tugend führt. 4096) | 

100. Mehr als der Baum find Blüt und Frucht, Die 
Butter beſſer als die Milh, beſſer Del als Deltvefter, beſſer die 
Tugend als der Menſch. 17) | 

101. Die Menſchen, welche nur leben Urin und Koth zu 
machen, und zu effen, aber bar aller Tugend, find wahrlich Thies 
ven (1९1. 

102. In allem Handeln 19 gleich fein, das preift der Weis- 
heit- Kundige, das befchleunigt ०९६ Rechts Pfade, die reih an 
vielen Hemmniſſen. 1093) ¦ 





EDEN 


Krieg der Krähen und Eulen. Zweite Erzählung. 235 


103. Kurz laßt fih jagen was Recht ift; wozu, Menfchen! 
weitläufig fein: höchſter Lohn für den Rechtſchaffnen, höchſte Strafe 


dem Böſewicht! 


104. Hört der Tugend Geſammtweſen und vbeherziget was 


ihr hört! was ihr nicht wollt, daß euch geſchieht, das thut auch 


einem andern nicht!‘ 1059) 


Als der Haſe diefe Sittenfprüche von ihm hörte, fagte 
er: „Hör! hör! Kapindichala! da fteht der Büßer Tugend 
lehrend am Ufer des Fluſſes. So laß uns ihn denn fragen!“ 
Kapindihala ſprach: „Iſt er nicht feinem innerſten Wefen 
zufolge unfer Feind? drum wollen wir von ihm: entfernt blei- 
ben und ihn fo fragen! es könnte vielleicht geichehn, daß feine 
Gelübde nicht ftarf genug find.” Daranf blieben fie in der 
Ferne ftehen und fagten: ,, 6९, १९! Büßer! du Lehrer des 
Rechts! 1060) wir beide haben einen Nechtsftreit! darüber gib 
uns ` nad den Nechtslehren eine Enticheidung! wer unrecht 
bat den ſollſt du eſſen!“ Jener fprady: „Meine Lieben! ums 
Himmels willen jprecht doch nicht jo! ich habe den Weg, wel- 
cher zur 6060८ führt verlaffen. Der Weg der Tugend ift: 
11015 Yebendes zu verlegen. Denn man jagt aud: 

105. Nicht verlegen, das ift erfte Tugend nad der. Recht— 
ſchaffnen Sprud, drum ſchone man fogar Läufe, Wangen, Wes— 


pen und Aehnliches! 


106. Sogar wer jhäpliche Ihiere verleget, iſt ſchon mit- 
1९12106 und wird zur graufen Hölle fahren, geichweige der, der 
gute ſelbſt. 106%) 

Selbft diejenigen, welche beim Opfer Thiere tödten, ſelbſt 
die jind in Irrthum befangen und kennen nicht den ‚eigent- 
lichen Sinn der Heiligen Schrift. Da beißt es freilich: „mit 
Adicha («ungebornen» oder «Böden») foll man opfern‘, ‚allein 
mit Adicha find dreijährige oder ftebenjährige Neisförner ges 
meint, injofern diefe nicht wiedergeboren werden können, 1962) 
Es heißt 4110 : 

107. Wer Bäume fällt und Vieh tödtet, mit Blitvergießen 


0 11 नः = Al ५ 
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236 Drittes Bud. 


fich beflecft, kann der ins Paradies fommen, für wen ift dann 
die Hölle da? 1063) 


Drum werde ich feinen eſſen, jondern werde enticheiden 
wer gewonnen hat und wer unterliegt. 19%) Allein ih bin 
alt und fann aus der Ferne den Inhalt eurer Nede nicht gut 
hören. Dies beherzigt und fommt in meine Nähe, um vor 
meinen Augen euer Necht auszuführen, damit ich mit richti- 
ger Einficht einen, den innerften Kern des Proceſſes treffenden 
Spruch fälle und meine ewige Seligfeit nicht verfcherze, 1969) 
Denn ९8 heißt ja 

108. Wer, ſei's aus Hochmuth, aus Habſucht, oder aus 
Feindihaft, oder Furcht in einem Rechtsſtreit falſch urtheilt, wird 
fahren in den Höllenſchlund. 

109. Fünf ſchlägt, wer um ein Thier lüget, zehn jchlägt 
wer lügt um eine Kuh, hundert wer einer Maid willen, taufend 
wer lügt um einen Mann. 1066) 

110. Wer figend im Gerichtsfaale nicht deutlich feine Sache 
führt, der muß darum zurückſtehen, fpricht nicht die Sade für 
10 ſelbſt. 

Deswegen feget eure Sache voll Vertrauen deutlich in 
der Nähe meiner Ohren auseinander!” Um es kurz zu ma— 
hen: der Böfewicht wußte allen beiden raſch jo viel Ver— 
trauen einzuflößen, daß fie fich in feinen Schos begaben. 
Alsdann aber packte er in einem und demfelben Augenblid 
den einen mit dem Ende feines Fußes, den andern mit ſeinem 
ſägegleichen Gebiß. Darauf verloren fie ihr Leben und wur— 

den von ihm gefreffen. Daher jage ich: 

111. Der Safe und Kapindfhala, auf ihres Rechts Ent— 
fcheid erpicht, wählten den Böſewicht zum Richter und Famen alle 
beide um. 

Auch 10८, die ihr in der Nacht blind feid, werdet, indem ihr die 
(tagblinde) Eule zu euerm oberften Richter wählt, den Weg des Häschens 


und Kapindfchala's gehn. Dies beherzigt und thut von jegt an was anz 
gemeſſen iſt!“ 





Krieg der Krähen und Eulen. Zweite Erzählung. 237 


Nachdem fie nun diefe feine Nede gehört Hatten, fagten fie: „Er 
bat gut geredet!‘ und mit den Worten: „Wir wollen ein andermal des 
Königs wegen zufammenfommen und berathen“ gingen die Vögel allfammt 
bin, wohin fie Luft hatten. Nur die Eule blieb übrig, auf dem Throne 
figend und der Salbung harrend, und neben ihr die Krifälifä, 1067) Da 
fagte jene: „Wer? wer ift da? he! he! werde ich denn noch immer nicht. 
gefalbt? Nachdem fie dies gehört, fagte die Krifälifä: „Lieber! diefes 
Hinderniß deiner Salbung ift durch die Krähe veranlaßt und alle Vögel- 
haben ſich davongemacht, jeder dahin, wohin ihn feine Luft trieb. Nur 
die Kräbe allein ift — ich weiß „wicht aus welchem Grund — zurüd- 
geblieben und jteht da. Stehe du nun fchnell auf, damit ich dich nad 
deiner Wohnung bringe!‘ Nachdem fie dies gehört, fprach die Eule voll 
Nerger zur Krähe: „He! he! du Böfewicht! was habe ich dir Böfes gethan, 
das du meine Salbung zum König gehindert haft? fo beiteht denn von 
heute an für alle Zufunft Feindfchaft zwifchen ung beiden von Gefchlecht 
zu Gejchlecht. Denn es heißt: 

112. Die Wunde, die der Pfeil brachte, und die das Schwert 
ſchlug aud, verwächſt, ver Rede Schmach gebiert Ingrimm, ihre 
Wunde vernarbet nie.’ 1069) 

Nachdem fie fo gefprochen, ging fie mit der Krifälifä nach ihrer 
Wohnung. 

Die Krähe, von Furcht beängitigt, dachte darauf: „Ach! da habe 
ic; mir unvernünftigerweife eine Feindichaft zugezogen! warum habe ich 
das gejagt? Denn man fagt auch: 

113. Wer hier ein Wort redet das unvernünftig ift, das 
weder Ort fennet noch Zeit, das unerfprießlih, lieblos ift, das 
ihm jelber zu Schmach gereichet, old ein Wort ift fein Wort, 
vielmehr ift Gift ein ſolches Wort. 

Und jo: 

114. Ein Starker jelbjt, wenn er mit Klugheit ift begabt, 
macht durch ſich jelbit andere nimmer कि zu Feind: denn welder 
Mann, fo er Verftand hat, nähme wol ohn’ allen Grund Gift 
ein, ſich denkend daß es heilt. 

115. Ein kluger Mann wird nie in der Verfammlung andre 
beleidigen; nie ſoll man कि ein Wort erlauben das verlegt, ſelbſt 
wenn es wahr. 

116. Wer was er thut vorher mit treuen Freunden exit 
mehrfach bedacht, jelber im eignen Geift zugleich gründlich erwog, 


238 Drittes. Bud. $ 


der ift in Wahrheit voll Verftand und ein Gefäß Ruhmes ſowol 
als auch des Glücks 

Nachdem fie fo gedacht Hatte, entfernte fich auch die Krähe. Von 
diefer Zeit an befteht zwifchen uns und den Gufen eine erbliche 1070) 
Feindſchaft.“ 
Meghavarna ſagte: „Vater! was haben wir nun unter dieſen Um— 
ſtänden zu thun?“ Dieſer antwortete: „Selbſt unter dieſen Umſtänden 
gibt es noch ein von den ſechs politiſchen Mitteln verſchiednes ſehr ge— 
wichtiges Vorhaben. 1071) Dieſes wählend werde ich felbit gehen um fie 
zu überwinden. Ich werde die Feinde® durch Lift vernichten. Denn man 


jagt aud) 

117. Die Menihen, welche voll Klugheit, voll Scharfſinn 
und Berfchlagenheit, taufchen auf ihre Macht Stolge, wie den 
Priefter der Ziegendieb.‘ 1072) 


Meghavarna fagte: „Wie war das?“  Jener erzählte: 


Dritte Erzählung 
Ein Brahmane wird um eine Hiege geprellt 


In einem gewiſſen Ort wohnte ein Brahmane, Namens 
Mitrafarman *), welcher fich der Pflege des heiligen Opfer— 
feuers geweiht hatte. Diefer ging einft im Monat Mägha **), 
während ein hübſcher Wind wehte, der Himmel mit Wolfen 
bededt war, und der Regengott allmählich zu regnen anfing, 
nad) einem andern Dorf, um ein Thier zu ſuchen. Er wen- 
dete ſich an einen, welcher Opfer für fich bringen zu laſſen 
pflegte und bat ihn: „He! Opferfpender! fommenden Neu 
mond werde ich ein Opfer. vollziehen, gib mir deshalb ein 
Opfertbier!” Darauf gab dieſer ihm eine den heiligen Vor— 
fchriften entfprechende fette Ziege. Er aber, nachdem er fie 
hatte hin und ber gehen laflen und für tauglich erkannt hatte, 
nahm ſie auf die Schulter und machte fich eilig.auf den Weg 
nach feinem Haufe. Da begegneten ihm, während er feines 
Weges ging, drei Schelme, deren Kehlen von Hunger 40 





*) „von Mitra (der befannten, auch, vedischen Gottheit) beglückt“. 
**) Januar — Februar. 





—6 क ~, £ 





Krieg der Krähen und Eulen. Dritte Erzählung. 239 


gezehrt waren. Da fie ein fo fettes Thier auf feinen Schul- 
tern ſahen, fagten fie zueinander: „Ah! wenn wir das Thier 
zu eſſen befommen, wird und der heutige Froftregen nichts 
anhaben. Laßt uns ihn anführen, ihm das Thier abnehmen 
und uns damit ein Schugmittel gegen die Kälte machen!” 
Darauf wechfelte einer von ihnen fein Kleid, trat jenem aus 
einem Seitenweg entgegen und fagte zu dem Bejorger des 
ewigen Feuers: ,, 6८1 he! du thörichter Feueropferer! warum 
thuft du jo 1073) eine Lächerliche von den Menichen verabfcheute 
Sache, daß du diefen unreinen Hund auf der Schulter trägft? 
Denn ९6 heißt audy: 

118. Gleich Berührung von Ausfehriht und Tihandala’s 
ift die des Hunds, jo arg wie 2८6 Kamels, Geld; darum berühr 
man diefe nicht! ^“ 1074) 

Darauf gerieth jener in Zorn und fagte: „Ha! bift du 
blind, daß du eine Ziege für einen Hund ausgibſt?“ Jener 
antwortete: „Brahmane! du mußt nicht böfe werden, geb’ 
nur zu, wohin dir beliebt!‘ Als er darauf eine Fleine Strede 
Weges gegangen war, begegnete ihm der zweite Schelm, trat 
zu ihm und fagte: „Ah! Brahmane! welch’ großer Jammer! 
wenn dir das todte Kind aber auch lieb ift, jo ift ९6 doch 
nicht angemeflen, daß du ९6 auf die Schulter nimmft. Denn 
man jagt auch 

119. Wer aus Unverftand anrühret ein todtes Thier oder 
Menſchen auch, ver reinige durch fünf Kühe oder durch ſchwere 
Faſten 70.“ 1075) 

Darauf fagte jener voller Zorn: „He! bift du blind, 
daß Du eine Ziege ein todtes Kind nennſt?“ Diefer ſprach: 
„Erhab’ner! gerathe nicht in Zorn! ich habe e8 aus Un- 
wifjenheit gefagt, thue wie dir beliebt!" Wie er darauf ein 
bischen in den Wald hineinföommt, da begegnet ihm der dritte 
Scyelm ein andres Kleid tragend und fagte zu ihm: „Oh! 
das paßt fich nicht, daß du einen Eſel auf der Schulter trägit! 
wirf ihn 1076) doch ab! Man jagt ja: 

120. Der Menſch, der einen Eſel anrührt, mit Wiffen over 


3 १ * चन, च च — 
—— Da EN rn * FR 
* ^> र न्नी ५५१ 


240 ` Drittes Bud). 


unbewußt, muß की fammt feinem Kleid baden zur Reinigung 
von feiner Schul. 1977) 

Drum weg damit, ehe dic) noc ein andrer ſieht!“ Da 
meinte denn jener, das Vieh wär’ ein böfer Geift 1979), warf 
es voll Angft auf die Erde und floh nach feinem Haufe. 
Darauf famen die drei Schelme zufammen, nahmen das Thier 
in Befi und machten ſich daran ९6 nad) Luft zu verzehren. 197%) 
Daher fage ich 

121. Die Menſchen, welde voll Klugheit, voll Scharflinn 
und Verſchlagenheit, täufhen auf ihre Macht Stolze, wie den 
Priefter der Ziegendieb. $ 

Sagt man ja doch mit Recht: 

122. Keinen Menichen 01016 auf Erden, den nicht Die De: 
muth friichen Gefinds, nicht eines Gaftes Wort, nicht einer Buh— 
lerin Thränen, nicht Shelmifcher Leute Redefluß ſchon angeführt. 1080) 

Ferner auch: ſelbſt mit Schwachen, wenn fie zahlreich find, foll man 
fich nicht verfeinden. Es heißt auch । 

123. Mit vielen foll man nicht fampfen; ſchwer bejiegbar 
find Muthige; es frißt die Schar der Ameiſen, troß jeiner Wuth, 
den Schlangenherrn.“ 

Meghavarna fagte: „Wie war das?‘ Sthiradſchivin erzählte: 


Vierte Erzählung. 
Die Schlange und die Ameifen. 


In einem gewiffen Ameifenhügel lebte eine große jchwarze 
Schlange, mit Namen Ativarpa.*) Dieſe wollte einft ftatt 
des gewöhnlichen Zugangs zu ihrem Loche durch eine andre 
enge Deffnung herausgeben. Und indem fte fich durchzwängte, 
erhielt ihr Körper durch die Fügung des Schiejald wegen ०८ . ` 
großen Umfangs defjelben und wegen der Enge der Deffnung 
eine Wunde. Darauf wurde fie von den Ameifen, weldye dem 
Geruch des aus der Wunde fließenden Blutes nachgingen, 
von allen Seiten umringt und in Unruhe verfegt; einige tödtete 


*) „die fehr ftolze“. 








Krieg der Krähen und Eulen. Vierte Erzählung. 24] 


und andere verwwundete fie. Wegen ihrer großen Anzahl aber 
bederften dieſe fie mit vielen Wunden, ſodaß Atidarpa an allen 
Gliedern blutend umfam. Daher fage ich: 


124. Mit vielen ſoll man nicht fampfen: ſchwer beitegbar 
find Muthige; ९6 frißt die Schar der Ameiſen, troß feiner Muth, 
den Schlangenherrn. 


Nun habe ich hier etwas zu bemerfen: das beherzige und thue nadı 
meinem Worte! Meghavarna ſprach: „Befiehl' es! wie du befiehlit, 
fo und nicht anders ण gehandelt werden!““ Sthiradſchivin jagte: ,, Kind! 
höre, melches fünfte Mittel, mit Uebergekung des Schmeichelns und der 
übrigen 4051) drei von mir beſchloſſen ift! Behandle mich als ob ich von 
dir abgefullin wäre, bedrohe mid, mit überaus harten Worten, dann 
beichmiere mich fo mit zufammengeholtem Blut. dag die Spione des Fein: 
des alles für Ernſt halten, wirf mich nachher von diefem Feigenbaum 
herunter und begib dich alsdann zu dem Berg Riſchjamüka 1082); dort 
bleibe mitfammı deinem Gefolge jo lang, bis ich ſämmtlichen Eulen durd) 
ſehr licbevolles Benehmen Vertrauen eingeflögt, Ne mir geneigt gemacht 
babe, und, fobald ich meinen Zweck erreicht, die bei Tage der Blintheit 
verfallenden in der Mitte der mir befannt gewordenen Burg vernichte. 1053) 
24) habe ficher erfannt, dag wir auf andre Weiſe nichts erreichen. Denn 
diefe ह्वी, welche feinen Ausweg hat, wird nur zu ihrer Ermordung 
dienen. Denn es heit auch: 

125. Was zugleich einen Ausgang bat nennen Staatsmän- 
ner eine Burg, was aber ohne Ausgang ift einen Kerfer in 
Burggeftalt. 

Du darfit aber mir mir fein Mitleid haben. Man jagt auch: 

126. Selbſt wie der eigne Leib liebe, geſchätzte, ja erſehnte 
ſelbſt Diener ſoll, wenn der Krieg wüthet, der Fürjt anfehn wie 
dürres Helz. 

Und fo: 

127. Wie fein Leben ſchütz' er Tiener, pflege jie gleichwie 
feinen Leib, um eines einz'gen Tags willen: wenn der Kampf 
mit dem Feind entbrennt. 

Deswegen darfit du mich auch in diefer Sache nicht zurückhalten.‘ 
Nachdem er jo gefprochen, fing er zum Schein einen Streit mit ihm an. 
Als ſich nun feine andern Diener, wie fie den Sthiradjchivin ſich in maß— 
lojen Reden ergehen fahn, erhoben um ihn zu tödten, fagte Meghavarna 

Benfen, Pantihatantra. IT. 16 





242 Drittes Buch. 


zu ihnen: „Ab! laßt ab! ich will diefen Böfewicht, welcher zum Feinde 
übergehen will, ſchon felbft beftrafen!‘“ Nachdem er fo gefprochen, ſprang 
er auf ihn, gab ihm leichte Schnabelftöße, beneste ihn mit Blut, das 
er geholt hatte, und ging alsdann ſammt feinem Gefolge zu dem von 
jenem vorgefchriebenen Berg Rifchjamüfe. 108%) 

Mittlerweile war von der Krifälifä 1085), welche dem Feind als 
Spion diente, dies ganze Unglück des Minifters von Meghavarna dem 
Sulenfönig gemeldet: „Dein Feind, jest in Furcht gerathen, hat fich 
fammt feinem Gefolge irgendwohin aus dem Staub gemacht.“ Der Eu: 
lenkönig aber, nachdem er dies gehört, machte fich zur Zeit des Sonnen- 
untergangs jammt feinen Räthen und Dienitmannen auf den Weg, um 
die Krähen zu vernichten, und ſprach: „Eilt! eilt! ein furchtſamer flüch- 
tender Feind ift ein Lohn für die guten Werke ſeines Gegners in einer 
früheren Eriftenz. 1086) Man jagt aud: 

128. Der Feind gibt ſich durch Flucht Blößen ; nur zufludt- 
juhend anderswo, wird er in feiner Verwirrung von Königs— 
dienern leicht beftegt.‘“ 1087) 


So fprechend ließ er den Feigenbaum von allen Seiten umringen 
und ſtellte fih in Schlachtordnung. Als fich feine einzige Krähe jehen 
lieg, Sieg Arimardana auf die Spige eines Zweigs, und von den ९०; 
fängern gepriefen, ſprach er freudigen Herzens zu feinen Dienftmannen 1088); 
„Ab! erfundet ihren Weg! auf welcher Straße die Krähen entfloben find! 
denn ehe fie noch zu ihrer Feſte zurückfehren, will ich fie verfolgen und 
fie jo vernichten. Man fagt auch: 

129. Wer ganz will jiegen, foll tödten den Feind — hätt’ 
er nur einen Zaun — geſchweige den, ver eine Feſte befißt von 
größter Feſtigkeit.“ 1089) 


Bei diefer Gelegenheit nun dachte Sthiradfchivin: „Wenn diefe 
unfre Feinde nun gehen wie fie gefommen find. ohne zu bemerfen, was 
mit: mir vorgegangen, dann habe ich nicht das Geringſte ausgerichtet. 
Man jagt aud) 

30. Eine Sache nicht anfangen ift erſtes Zeichen von Ver— 
ftand; Angefang'nes zu End’ führen, iſt zweite Zeichen von 
Verftand. 


Drum beffer nicht anzufangen, als Angefangnes aufzugeben! So 
will ich denn machen, daß fie einen Ton von mir hören und mich dann 
felbit zeigen. Nachdem er fo überlegt hatte, ließ er einen [वधि Ton 
nach dem andern hören. Diefes hörend machten कि alle Eulen auf, um 





Krieg der Krähen und Eulen. Bierte Erzählung. 243 


ihm umzubringen. Darauf fagte er: „Ach! ich bin der Minifter des Me: 
ghavyarna, mit Namen Ethiradfchivin. Durch Meghavarna ſelbſt bin ich 
in diefen Zuftand verfegt; vermeldet nun eurem Gebieter, daß ich vieles 
mit ihm zu befprechen habe.“ Als fie es aber gemeldet hatten, gerieth 
der Eulenfönig in Verwunderung, ging augenbliklic zu ihm und fagte: 
„De! he! warum bift du in diefen Zuftand gerathen? erzähle das!‘ 
Sthiradfchivin antwortete: „Majeſtät! höre, warum diefer Zuftand herbei= 
geführt ward! Am vergangenen Tage hatte ficy diefer bösgefinnte Megha— 
varna aus Leid über die vielen von euch getüdteten Krähen, von Zorn 
und Kummer über euch verzehrt, zum Kampf auf den Weg gemadıt. 
Da fagte ih: o Herr! es ift nicht angemeffen für dich, deshalb zu mar: 
fchiren. Jene find jtarf und wir ſchwach. Man jagt aud: 

131. Mit einem Kraftvollen begehr der Schwache — wenn 
ihm fein Heil lieb ift — auch nidyt im Herzen zu fampfen, denn 
nimmer erliegt der Mächt'ge; der Motten gleih Handelnde geht 
zu Grunde. 1090) 


Deshalb 1 angemeflen ihm Geſchenke zu geben und ſich fo mit ihm 
zu vertragen. Es heißt auch: 


132. Wer einen ftarfen Feind fiehet, gibt, ift er Elug, fein 
Hab’ und Gut, um fein Leben nur zu retten, bleibt das, dann 
fommt auch Geld zurück. 1091) 


Als dies gehört ward, wurde er durch Böjewichter heftig gegen 
mic aufgereizt, fürchtete, daß ich zu dir übergehen wolle und verfegte 
mich in diefen Zuftand. So find jegt deine Füße meine Zuflucht. 1092) 
Wozu vieler Reden? wenn ich mich vorwärts bewegen fann, fo führe ich 
dich in feinen Wohnort und bewirfe den Untergang aller Krähen.‘ 

"rimandana aber, als er dies gehört, berieth ſich mit feinen परिणा 
auf feinen Water vom Großvater vererbten 1093) Miniflern; er Hutte 
nämlich fünf Minifter: Naftäffcha +), Krüräffcha **), Diptäffcha ***), 
Bakrandfa 7) und PBräfärafarna. tr) 109%) Da fragte er zuerjt ven Rakt— 
äffcha: „Lieber! da ift nun des Feindes Minifter in meine Hand gefallen, 
was foll mit ihm gefchehen?” Raktäkſcha antwortete 1095): „Majeſtät! 
was it da zu bedenfen? er muß ohne weitre Ueberlegung umgebracht werden. 





*) „rothe Augen habend“. 
*#) „ſchreckliche Augen habend“. 
***) „flammende Augen habend“. 
+) „krumme Naſe habend“. 
†{) „Ohren wie eine Mauer habend“. 
16* 


en en 


244 Drittes Bud. 


133. Den fhwahen Feind foll man tödten, bevor er 190 
zu Kraft gelangt; befigt er feine Vollfraft erſt, dann wird er 
fchwer beitegbar fein. F 

Ferner gibt es ein allgemeines Eprichwort in der Welt: «Menn 
Fortuna felbit fich euch darbietet und verfchmäht wird, dann flucht fie 
euch.» 1096) Auch jagt man: 

134. Sat einmal jih die Zeit gunftig, doch unbenust dem 
Mann gezeigt, 19 findet er fie ſchwer wieder, wenn er das Merf 
zu thun begehrt. 1097) 

Und eg wird auch erzählt: 

135. Sieh’ wie mein glänzender Gürtel und meine Haube 
ift verlegt! durch feine Lieb’ erftarft Freundſchaft, die erſt gebro- 
hen, dann erneut. ‘1098) | 

NArimardana fügte: „Wie war das?“ Naftäffcha erzählte: 


Fünfte Erzählung. 
Die Gold fpendende Schlange. ^) 


An einem gewiffen Orte lebte ein Brahmane, Namens 
Haridatta.*) Diefer trieb Aderbau, aber die Zeit ging ihm 
fters 1100) Hin ohne ihm Frucht zu bringen. Da fing der 
Brahmane eines Tages, am Ende der heißen Stunden, von 
Hige gequält 1101), mitten in feinem Ader im Schatten eines 
Baumes an einzufchlafen. Als er da aus einem nicht weit 
entfernten Ameifenhügel eine furchtbare Schlange mit einer 
großen Haube geſchmückt hervorfriechen ſah, dachte er bei ſich: 
„Sicher ift diefes die Gottheit des Feldes und von mir nod) 
fein einziges mal verehrt. Darum ift diefer mein Aderbau 
gewinnlos. So will ich ihr denn gleich meine Verehrung 
bezeigen!“ Nachdem er jo überlegt, holte ev Milch irgend- 
woher, goß fie in eine Schale, ging zu dem Ameijenhügel 
und ſprach: „O Gebieter des Feldes! jo lange Zeit habe ich 
nicht gewußt, daß du bier wohneft. Darum habe ich dir 
feine Verehrung erwiefen, das mögeft du mir jeßt verzeihen! 





*) „den Hari (= Vifchni) gegeben hat‘ oder „geben möge‘. 





Krieg der Krähen und Eulen. Sechste Erzählung. 245 


Nachdem er jo geſprochen und die Milch dargebracht hatte, 
ging er nad) Haufe. Als er nun am folgenden Morgen fommt 
und nachiteht, jo erblickte er einen Denar in der Schale, und 
jo ging er Tag für Tag allein hin, gibt ihr Mil) und findet 
immer einen Denar. Eines Tages aber befahl der Brahmane 
jeinem Sohn Milch zum Ameifenhügel zu bringen und ging 
jelbit in ein Dorf. Der Sohn aber brachte die Mildy, ftellte 
7९ hin und ging wieder nach Haufe zurüd. Als er am fol- 
genden Tag hinging, einen Denar erblidte und genommen 
hatte, dachte er bei fih: „Sicher 1 diefer Ameifenhügel voll 
von goldnen Denaren! darum will क die Schlange tödten 
und alles auf einmal nehmen!“ Nachdem er Dies erwogen, 
ihlug der Sohn des Brahmanen am folgenden Tag die 
Schlange, indem er ihr Mildy gab, mit einem Knittel auf 
ven Kopf. Sie aber, die durd 2८6 Schickſals Willen eben 
mit dem Leben davon fam, big ihn vol Wuth mit ihren 
Icharfen Giftzähnen jo fehr, daß er augenblidlich todt war. 
Darauf wurde er von feinen Leuten, welche nicht weit von 
dem Felde einen Scheiterhaufen errichteten, beftattet. Am zwei- 
ten Tage fam jein Vater zurüd. Nachdem er von feinen 
Yeuten erfahren hatte, durch welche Beranlaflung fein Sohn 
umgefommen war, billigte er e8 ganz und gar und fagte: 

136. Wer ven Gefhöpfen nit 090 ift, die Schußes halber 
ihm genaht, dep früh'rer Reihthum geht unter, wie der Schwäne 
im Lotuswald. 

Die Leute fagten: „Wie war das?” Der Brahmane 
erzählte: 


Sechste Erzählung. 
Die Schwäne und der. fremde Bogel. 


An einem gewiflen Orte ift 92) ein König, Namens 
Tichitraratha.*) Diefer hatte einen von Kriegern wol bewad)- 
ten 1103) See, Namens Padmafaras.**) In diefem befanden 





*) „bunte Magen habend”. **) „Lotusſee“. 


rd काः 
c ru Y — 


246 Drittes Buch. 


ſich viele goldne Schwäne.104). Dieſe ließen jeder alle ſechs 
Monate einen Schweif (als Abgabe) fallen. Zu dieſem See 
kam aber ein großer Vogel, Namens Sauvarna *); dem ſag— 
ten fie: „Du [ण dich nicht unter und aufhalten 1109), denn 
wir haben diefen See dafür erhalten, daß wir jeder am Ende 
von je 1९6 1106) Monaten einen Schweif abgeben.” Und 
fo, um ९6 furz zu machen, fingen fie an miteinander zu ftreiten. 
Diefer begab fi) in des Königs Schuß und fagte: „Maje— 
ftät! dieſe Vögel fprechen jo: «Was fann uns der König 
thun? wir verftatten feinem, wer es auch धि, den Aufenthalt.» 
Ich habe gejagt: «Was ihr jagt ift nicht recht. Ich werde 
gehn und e8 dem König fagen. So ftehn die Dinge. Ma— 
jeftät möge entjcheiden!» Drauf ſprach der König zu feinen 
Dienern: „He! १९! Ichlagt alle Vögel todt und bringt fie 
jchnell hierher!” Kaum hatte der König befohlen, jo mach— 
ten fich diefe auf den Weg. 1107) Als er nun des Königs 
Leute mit Knitteln in den Händen ſah, da jagte ein alter 
Bogel: „O Freunde! da fommt ein Unglüdf über uns! wir 
müſſen alle einftimmig fchnell auffliegen!” Und jo thaten fie 
auch. Daher jage id) 

135. Wer den Gefchöpfen nicht Hold ift, die Schußes halber 
ihm genaht, des früh’rer Neihthum geht unter, wie der Schwäne 
im Xotuswal. 


Fortjegung der fünften Erzählung. 


Nachdem er fo gefprochen, nahm der Brahmane am fol- 
genden Morgen wiederum Milch, ging dahin und pries Die 
Schlange mit lauter Stimme. Alsdann, nachdem eine lange 
Zeit vergangen, erfchien die Schlange, blieb aber in der Thür 
des Ameifenhügel8 und jprach zu dem Brahmanen: „Du 
kömmſt aus Habjucht hierher, felbft den Kummer um deinen 
Sohn fahren laffend. Bon jest an ift Freundfchaft zwilchen 
dir und mir nicht angemeffen. Mic, hat dein Sohn in jugend- 





*) ‚der goldne‘. 


— x ; 


Krieg der Krähen und Eulen. Siebente Erzählung. - 247 


lichem Unverftand geichlagen, er ift von mir gebiffen. Wie 
fann ich den Schlag mit dem Knittel vergeflen? und wie 
fannjt du den Kummer und Schmerz über deinen Sohn ver: 
geſſen?“ Nachdem fie jo gefprochen, gab 1108) fie ihm eine 
jehr koſtbare Perle zu einer Berlfette und ging. Nachdem 1८ 
noch gejagt: „du darfit nicht wiederfommen‘ verſchwand ८ 
wieder in ihrer Höhle. Der Brahmane nahm die Perle, ver: 
` winfchte ſeines Sohnes Unverftand und ging nad) feinem 
Haufe. Daher ſage ich: 

138. Sieh’ wie mein glängender Gürtel und meine Haube 
ift verlegt! durch Feine Lieb’ erſtarkt Freundfchaft, die erſt gebro— 
hen, dann erneut. | 

So wird durch deiien Tod deine Herrfchaft nothwendigerweife uns 
gefährdet fein. ‘ 

Nachdem er diefe Rede defielben gehört, fragte er den Krüräkſcha: 
„Lieber! was denfit du aber?‘ Diefer antwortete: „Majeſtät! das 10 
graufam, was jener gejagt hat. Denn einen der fchußflehend genaht 
ift, tödtet man nicht. Schön wahrlich ift folgende Erzählung: 

139. Es wird erzählt, daß eine Taube, zu der ihr Feind 
ſchutzflehend Fam, ihn der Vorfchrift gemäß ehrte und fpeift mit 
ihrem eignen Fleiſch.“ 

Arimardana ſagte: „Wie war das?‘ Krüräficha erzählte: 


Siebenfe Erzählung. 
Der Jäger und die Tauben. 


140. Ein Bogelfteller graufamen Herzens und von ge 
meinem Sinn, der Weſen Todesgott ähnlich, ſchweift' einft 
im großen Wald umber. 

141. Keinen gab es der fein Freund war, fein Bluts- 
freund, fein Verwandter rings, alle hatten ihn verlaffen we— 
gen feines graufamen Thuns. 

68 heißt ja: 

142. Schlehtgefinnte und graufame, Lebend’gen Leben Neh— 
mende, flößen, 0071110 wie Giftichlangen, allen Gefhöpfen Schre- 
fen ein. 


1109 ) 


o 


248 Drittes Bud. 


143. Mit einem Käfig in Händen, einer Schlinge und 
Keule auch, fchweifte er in dem Wald immer nachftellend allem 
Yebenden 

144. Als er nun eines Tags fchweifte im Wald, da fiel 
in feine Hand ein Taubenweibchen und dieſes fperrt er in 
jeinen Käfig ein 

145. Indeß er noch im Wald, wurde alles ringsum von 
Wolfen ſchwarz und ein gewalt'ger Sturmregen erhob ſich, 
wie am End’ der Welt 

146. Darauf mit angfterfülltem Herzen zitternd wieder 
und wiederum, eine Schugwehr für fich fuchend, eilt er zu 
einem Baume bin 

147. Sowie er einen Augenblid nun veinbeftirnt den 
Himmel jieht 1119), da berührt er ven Baum, fprechend: „Wer 
immer bier auch wohnen mag, 

148. „Zu diefem fomm’ 14 Schuß juchend, dieſer be- 
wahre allerwärts mich, welcher ich vor Froft zittre und vor 
Hunger ohnmächtig bin!“ 

149. Nun wohnt auf diefes Baums Zweigen feit lan- 
ger Zeit ein Täuberich, der getrennt von feinem Weibchen, 
von fchwerem Schmerz gepeinigt Flagt 

150. „Es ift ein großer Sturmregen und meine Liebe fommt 
nicht heim und ohne fie ift ganz öde diefe meine Behauſung mir. 

151. „Selig 1 das Geſchöpf wahrlich, Das eine Gattin 
hat wie fie, dem Manne treu und ihn liebend, nur einzig 
auf fein Wohl bedacht. 

152. «Nicht das Haus ift Haus» fagt man, «Die Haus: 
frau wird das Haus genannt.» "Denn ein Haus, das ohne 
Hausfrau, wird wilden Walde gleich geacht't.“ 

153. Das Taubenweibchen im Käfig, ald ९5 des Gatten 
Klage hört, die Schmerzerfüllte war freudvoll und entgegnete 
dieſes Wort: 

154. „Die verdient nicht der Frau Namen, die nicht dem 
Mann zur Freude lebt; wenn fich des Weibs der Mann freuet, 
dann find auch alle Götter froh. 


Krieg der Krähen und Eulen. Siebente Erzählung. 249 


155. „Gleich einem von dem Waldbrande mit Blüt' und 
Blatt verzehrtem Strauch गि zu Afche das Weib werden 
das dem Manne nicht Freude fchafft. 1111) | 

156. „Mäßig ift was der Water fpendet, mäßig was 
Mutter und was Sohn; २५५ den maßlos fpendenden Gatten 
welche Gattin verehrt nicht den?‘ 1112) 


Und ferner fagte fie: 

157. „Höre, Geliebter! aufmerfjam 111) den Rath, den 
ih dir geben will: ſelbſt mit dem Leben mußt jtet$ du 0८ 
Ihügen, wer um Schuß dir naht. 

158. „Dieſer Vogelſteller liegt bier Zuflucht Juchend in 
deinem Haus, gequält von Kälte und Hunger: vollzieh' die 
Pflicht der Gaftlichkeit! 


Es wird audy überliefert: 

159. „Wer einen Gaft der Nachts nabet, nicht nad) 
feinem Vermögen ehrt, der erhält deſſen Bösthaten und er 
nimmt feine guten mit. 111%) 

160. „Auch धिं jenem nicht feinpfelig, weil er deine 
Geliebte fing; mich fingen meine eignen Ihaten, die Banden 
meines frühern Thuns. 


Denn: 

161. „Armuth, Krankheit, ſowie Leiden, Gefängniß, 
Laſterhaftigkeit: das iſt die Frucht der Sterblichen, von ihrer 
eignen Sünden Baum. 

162. „Darum laß jeden Haß fahren wegen meiner Ge— 
fangenichaft! laß deinen Geift dem - Recht dienen und verehr’ 
ihm, wie fidy’8 gebührt.‘ 

163. Sobald er dies ihr 1115) Wort hörte, das der Tu: 
gend entiprechend war, fo naht der brave Täubrich fich und 
Iprach zum Wogelfteller fo: 

164. „Lieber! du bift mir willfommen! ſage was fann 
ich für dic thun? auch magit du feinen Gram hegen: du 
bift in deinem eignen Haug.‘ 

165. Dieje Nede gehört habend, antwortet’ er dem Vogel 


250 Drittes Bud). 


jo: „Täubchen traun! mich quält Kälte, verſchaff' mir vor 
dem Frofte Schuß!“ 

166. Dieſe gebt und holt Kohlen und machte damit Feuer 
an 1116) und entzündet alsdann fchleunig in trocknen Blättern . 
helle Glut | 

167. Darauf, nachdem ९ hell brannte, da ſprach zu 
ihrem Schüßling fie: „erwärme dir vertrau’nsvoll nun deine 
Glieder hier ohne Furcht! doch hab’ ich nichts hier vorräthig, 
womit ich deinen Hunger ftil. 1117) 

168. „Mancher einer befigt taufend, ein andrer hundert, 
andre zehn: Doch ich bin arm ob meiner Sünden und nähr 
mich jelber nur mit Müh' 

169. „Wer nicht mal einen Gaft fähig ift, mit Speiſe 
zu fättigen, zu welchem Nugen weilt diefer in dieſem jammer- 
vollen Leib? 

70. „Drum will ic) meinen fchmerzvollen Körper ver: 
wenden fo, daß ich nicht mehr zu jagen brauch’: «nichts hier» 
wenn fich ein Dürftiger mir naht.‘ 

171. Indem er jo ftch jelbft tadelt, aber den Vogelfteller nicht, 
ſprach er: „ich werde dich ſätt'gen, warte nur einen Augenblid!“ 

172. So fprechend, fchritt der Nechtichaffne mit hoch— 
erfreutem Innerften ringsherum um ‚das Glutfeuer und dann 
hinein, als wär's fein Haus. 

173. Des Vogelftellers Herz aber, als er die Taube in 
die Glut fich ftürzen ſah, ergriff heft'ges Mitleid und er ſprach 
Folgendes: 

174. „Der Menfch, welcher begeht Sünde, der liebt 
ficher fich felber nicht, denn die Sünde, die er übte, die geräth 
ihm zu eignem Xeid. 

175. „Ic bier, welcher ich Sünd' übte, ſtets der Sünde 
ergeben war, ich fahre, deß ift Fein Zweifel, im den ſchreck— 
lichen Höllenſchlund. 

176. „Wahrlich, mir ift — dem Todtichläger — ein 
Mufterbild hier ſchön gezeigt in der Taube, die großherzig 
ihr eigen Fleiſch zur Speife bot. 1119) 


Krieg der Krähen und Eulen. Siebente Erzählung. 251 


177. „Vom heut’gen Tage an will ich den Leib, jeg- 
licher Luft beraubt, einem winzigen Bächlein glei zur Som— 
merzeit, austrocdenen. 1119) 

178. „Kälte ertragend, Wind, Hitze, abgemagert, mit 
Schmuz bededt, unter mancherlei Art Faften will ich die höchfte 
- Buße thun.‘ 

179. Seinen Knittel, ſowie Spieß auch zerbrach der 
Vogelfteller dann, nicht minder Ne und aud Käfig, und ließ 
das TSaubenweibchen frei. 1120) 

180. Das Täubchen drauf, befreit von dem Bogelfteller, 
als fie im Feu'r ihren Gatten erblickt, jammert, das Herz von 
Kummer jchwer gequält. 

81. „Das Leben kann mir nichts helfen, o Gebieter! 
da du nicht mehr. Welchen Nugen gewährt Leben einem armen 
verlaff’nen Weib? 

182. „Das Selbitgefühl, des Geifts Hoheit, die Ehr- 
पिकी der Verwandten auch, über Diener und Magd Herr: 
ſchaft: alles endet im Witwenftand.‘ 

183. Nachdem fie fo mit viel Worten jämmerlid und 
vol Schmerz geflagt, ftürzt auch das treue Weib felber fi 
in diefelbe Slammenglut 

184. Das Täubchen, himmlische Kleider tragend, ge- 
ſchmückt mit himmlischen Zierathen, ſieht darauf ihren Gatten 
auf Götterwagen ftehn 

185. Und er in himmliſchem Leibe ſprach, der Wahrheit 
gemäß, zu ihr: „Ach, du Schöne! Du thatſt recht dran, daß 
du mir nachgegangen bift. 

186. „Fünfunddreißig Millionen Jahr foviel Haar am 
Menjchenleib, To lange wohnet im Himmel das Weib, das 
ihrem Manne folgt.‘ 1121) 

187. Der Taubengott genoß täglid) des Sonnenunter- 
ganges 122) Luft, fie ihres Täubrichs Sonnenhimmel, als 
Folge früheren Verdienſt's. 


188. Bon Freud’ erfüllt alsdann ging der Wogelfteller 


222 Drittes Bud. 


zum dichten Wald, verlegte nimmermehr Lebend’ges und war 
von tiefer Reue voll 

189. Als er da einen Waldbrand पि), ſtürzt' er fich, 
alles Strebens frei, hinein, und jeder Schuld ledig, gelangt 
er zu ०९ Himmels Freud’ 


Daher fage 10: 

190. Es wird erzählt, daß eine Taube, zu der ihr Feind, 
ihusflehend, fam, ihn, der Vorfchrift gemäß, ehrte und fpeift 
mit ihrem eignen Fleiſch.“ | 

Nachdem er dies gehört, fragte Arimardana den Diptiffeha: „Was 
ift deine Meinung in diefer Lage?‘ Diefer antwortete: „Majeſtät! Er 
darf nicht getödtet werden! Denn: 

191. Die mid immer verabfchenet, drücket mid heute सी 
an ih! Heil dir! DO du, mein Luftfpender! Nimm alles bin, 
was mir gehört. 1123) 

Und der Dieb fagte: 

192. Ich {९0९ 11016, was dir zu nehmen; wird einmal was 
zu nehmen fein, dann will ich wieder herfommen, wenn jene did 
nicht an ſich drückt.“ 

Arimardana fragte: „Wer ift die, Die einen nicht an fich drückt, 
und wer ift diefer Dieb? Ich möchte das ausführlich hören!’ Diptäffcha 
erzählte: h 


Achte Erzählung. 
Der alte Ehemann und die junge Fran. 


An einem gewiffen Orte wohnte einmal 112*) ein alter 
Kaufmann, Namens Kamatura. +) Diefer heirathete, da 
jeine Frau geftorben war, die Tochter eines armen Kauf 
manns, in weldye er fich fehr verliebt hatte, und gab 1129) 
für fie eine große Summe Geldes. Sie aber, von Leid über- 
wältigt, vermochte den alten Munn nicht einmal anzufehen. 
Denn es iſt ja richtig: 





*) ‚von Liebe krank“. 


Krieg der Krähen und Eulen, Achte Erzählung. 253 


193 (193. 194). Das weiße Feld, weldes vom Haar auf 
dem Haupt gebildet, die Stelle, die Männern die höchſte Verach— 
tung zuziebt, umgehen, gleich einen durd Knoden hervorgehobnen 
Tfhäandälaborn, Mädchen im weiteft entfernten Ummeg. 1126) 

Uno io: 

194 (195). Gekrümmt ift der Körper; zufammengefallen 
der Gang; die Zähne verloren, die Sehfraft geſchwächt, die Schön 
beit vernichtet, ver Mund voll Speichel ftets, die Verwandten fol- 
gen nicht feinen Worten und die Frau gehorcht nicht mehr. Weh! 
weh! dem altergeihlagnen Mann! Der Sohn fogar veradtet 
ihn, 4127 ) 

Als diefe nun mit abgewandtem Geficht ſich auf demiel- 
ben Lager mit ihm befand, da drang ein Dieb ind Haus, 
Sie aber, da fie den Dieb erblicte, gerieth in Furcht und 
ichloß ihren obgleich alten Mann feſt in ihre Arme. Diefer 
aber, dem vor Verwunderung alle Haare feines Körpers ent- 
züdt ‚in die Höhe ftarrten, dachte bei किः „Ha! Warum 
drückt fie mich heut’ an fih?" Wie er genau zufieht, und 
in einem Winfel des Haufes einen Dieb erblidt, da dachte 
ex 11285); Sicher umarmt fie mid) aus Furcht vor diefem.‘ 
Dies einiehend, ſagte er: 

195 (196). „Die mic, immer verabjcheuet, drücket mich heute 
शी an jih. Heil dir! o du, mein Luftfpender! Nimm alles hin, 
1048 mir gehört!‘ 

Nachdem er dies gehört, jagte der Dieb: 

196 (197). ,,30 jehe nichts, was dir zu nehmen; wird ein— 
mal was zu nehmen fein, dann will ich wieder herfommen, wenn 
jene dich nicht an क drückt. 

So denft man ſelbſt an das Beſte eines Diebes, der einem Gutes 
erwies; gefchweige eines fchugflehenden. Obendrein 1129) wird diefer, da 
er von jenem ſchlecht behandelt पी, dazu dienen, und zu verftärfen und 


uns ihre Höhle zu zegen. Aus diefem Grunde darf er nicht getüdtet 
wrden. ‘ 

Nachdem er dies gehört, fragte Arimardana den andern Mintiter 
Vakranäſa: „Lieber! Was ift unter diefen Umftänden zu thun?“ Diefer 
jagte: „Majeſtät! er darf nicht getödtet werden. Denn: 


254 Drittes Bud. 


197 (198). Feinde fogar, die ſich fireiten, dienen häufig 
zum Beften uns: dem Diebe danfet er's Leben, dem Dämon धिः 
ner Kühe Paar.‘ 1130) 


Arimardana fagte: „Wie war das?" Bafrandfa erzählte: 


Neunte Erzählung. 
Wenn fich die Böfen zanfen, fommt’3 den Guten zu qut. 


In einem gewilfen Ort lebte ein armer Brahmane, Na- 
mens Drona, welcher, obgleich reich an Gefchenfen, wie man 
fie den Brahmanen gibt, ſich 1९6 alles Genufjes von ſchönen 
Kleidern, Salben, duftenden Kränzen, Schmudfachen, Betel 
und Aehnlichem enthielt, von ungefürztem Kopfhaar, Bart, ` 
Nägeln und Körperhaar bedeckt war und feinen Leib durch 
Kälte, Hise, Wind, Negen und Achnliches hatte ausdörren 
laſſen. Diefem fchenkte ein wohlhabender Mann, der für ſich 
opfern zu laffen pflegte, aus Mitleid ein Baar junger Kühe, 
und indem fie der Brahmane von Jugend auf mit den er- 
forderlichen Dingen, wie Butter, Del, Heu und fo weiter 
auffütterte , wurden fie ſehr wohlgenährt. Da fie nun ein 
Dieb ſah, dachte er auf der Stelle bei की: „Dieſes Paar 
Kühe will ich dem Brahmanen ſtehlen!“ Nachdem er fich fo 
entichloffen, verſah er ſich mit einem Strid, um fie zu bin- 
den, und machte fich auf den Weg. Da erblidte er, als er 
auf der Hälfte des Weges war, ein Geſchöpf mit einer jehr 
jpärlichen, aber fcharfen Zahnreihe, mit einer Nafe, jo hoch 
wie ein Bambusbaum, mit großen, rothgeränderten Augen +य 
mit einer gewaltigen Musfelftärfe, mit verfrümmtem Körper, 
mit dürren Baden, und Bart, Haare und Körper braun wie 
ein ftarfes DOpferfeuer. Nachdem er ihn erblicdt, fagte der 
Dieb, obwol von heftiger Furcht erichredt: „Wer bift du?” 
Diefer antwortete: „Ich bin Satjavatichana *), ein Brahma— 
nendämon 1132); fage du nun auch, wer du biſt!“ Jener 





*) ‚einer, der feinem Worte getreu iſt“. 


Krieg der Krähen und Eulen. Neunte Erzählung. 255 


ſprach: „Ich bin ein Dieb, Krurafarman *); ich hab’ mid) 
auf den Weg gemacht, um einem armen Brahmanen ein Paar 
Kühe zu ftehlen.” Da faßte der Dämon Bertrauen zu ihm 
und fagte: „Lieber! Es ift die Stunde, wo ich meine fechste 
Mahlzeit zu mir nehme. Drum will फ jest diefen Brah— 
manen freflen. So trifft 146 denn gut: wir haben beide 
grade denfelben Weg. Darauf gingen fie felbander dahin 
und ftellten ji in ein Verſteck, um eine Gelegenheit abzu— 
paſſen. Als nun der Brahmane anfing einzufdylafen und der 
Dieb ſah, daß der Dämon ſich aufmachte, um ihn zu freflen, 
jagte er: „Lieber! Das ift nicht anftändig; denn erft muß ich 
das Paar Kühe haben; dann fannft du den Brahmanen 
freſſen“ Der Dämon fagte: „Der Brahmane fönnte ja durch 
das Gebrüll der Kühe aufwachen; dann wäre mein Anfchlag 
vereitelt.“ Der Dieb Dagegen fagte: „Wenn dir aber, wäh- 
rend du dich ans Freſſen machen willft, nur das Fleinfte Hin- 
derniß dazwiichenfommt, dann fann ich das Paar Kühe nicht 
wegnehmen. Ih muß alfo erſt das Joch Kühe geftohlen 
haben; hinterher magit du den Brahmanen freffen!” Indem 
fie nun fo beide, jeder „ich zuerſt!“ „ich zuerſt!“ um die 
Wette ſchrien, entftand ein ſolches Gezanf, daß der Brahmane 
durd) ihr wechjelfeitiges Geichrei aufwachte. Darauf fagte der 
Dieb zu ihm: „Brahmane! Diefer Damon will didy freſſen.“ 
Der Dämon dagegen rief: „Brahmane! Diefer Dieb will dir 
dein Paar Kühe ſtehlen.“ 1133) Nachdem der Brahmane dies 
gehört, ftand er auf, ſagte andächtig das Gebet an feine 
Schutzgottheit her und jchüste fo fein Leben vor dem Dämon, 
feine Baar Kühe aber vor dem Dieb, indem er feinen Knittel 
ſchwang. Daher jage ich: 


198 (199). Beinde jogar, die jich reiten, dienen häufig zum 
Beiten und: एधा Diebe danket er's Leben, dem Damon feiner 
Kühe Baar.‘ 1130) 





*) der graufame Thaten Thuende“. 


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256 Drittes Buch. 


Arimardana, nachdem er deſſen Rede erwogen hatte, fragte alsdann 
auch den Präkärakarna: „Sag'! Was denkſt du denn hierüber?“ Dieſer 
antwortete: „Majeſtät! Er darf in der That nicht getödter werden. Denn 
wenn wir fein Leben ſchonen, wird uns vielleicht die Zeit in gegenfritiger 
Frenndfchaft angenehm hinfliefen. Man ſagt auch: 

199 (200). Die Wefen, welche nicht wahren eins des andern 
Geheimniffe, die fommen 'gleih der Bauchſchlang' und der des 
Ameifenhügels um.‘ 


Arimardana fragte: „Wie war das?” Präfärafarna erzählte: 


3९01९ Erzählung. 
Die beiden Schlangen, die eine der andern Geheimniß 
verrathen. 


In einer gewiſſen Stadt wohnte 1134) ein König Deva- 
fafti. +) Deſſen Sohne zehrte Tag für Tag ein Glied nad) 
dem andern ab infolge davon, daß eine Schlange von den 
auf Ameifenhügeln haufenden ſich in feinem Leibe befand. 1135) 
DObgleih von guten Aerzten mit vielen Mitteln behandelt 1136) 
und mit Anwendung der Arzneien, welche die beiten Lehr- 
bücher vorfchreiben, erlangte er dennoch jeine Gejundheit nicht. 
Da ging diefer Königsfohn aus Verzweiflung in die Fremde. 
Nachdem er in irgendeiner Stadt feinen Almojengang voll- 
endet hatte, brachte er feine übrige Zeit in ‘einem großen 
Tempel zu. In diefer Stadt war ein König, Namens Bali, 
und diejer hatte zwei heirathsfähige Töchter. Dieſe famen 
Tag für Tag bei Aufgang der Sonne zu ०८ Vaters Füßen 
und erwiefen ihm ihre Verehrung. Da jagte die eine: „Sieg: 
reich mögeft du fein, o großer König! durch deſſen Gnade alle 
Freude empfangen wird!‘ Die zweite aber fagte: „Du mögeit 
genießen, ० großer König! was dir beftimmt 1! Als er 
dies gehört, gerieth der König in großen Zom und jagte: 
„He! Miniſter! Gebt diefe ungeziemend Nedende dem eriten 
beiten Fremdling zur Frau, Damit auch fie genieße, was ihr 





*) „die Macht eines Gottes habend“. 


Krieg der Krähen und Eulen. Zehnte Erzählung. 257 


beftimmt ift!‘ Nachdem dies mit एला Worte „Ja!“ zuge: 
jagt war, wurde das Mädchen von den Miniftern mit gerin- 
gem Gefolge diefem Königsjohn, welcher in dem Göttertempel 
jeine Zeit zubrachte, zur Frau gegeben. Diefe aber nahm den 
Gatten mit hocherfreutem Herzen, als ihr एणा Glück. bejchie- 
den, an und ging mit ihm in ein andres Land. Nacher 
hatte fie den Königsfohn mit der Bewachung ihrer Wohnung 
in einer von der Stadt ziemlich entfernten Gegend am Ufer 
eines Teiches beauftragt und war ſelbſt mit ihrer Dienerichaft 
weggegangen, um Butter, Del, Salz, Reis und Aehnliches 
einzufaufen; als fie nun, nachdem fie ihre Einkäufe beforgt 
hatte, zurüdfehrt, fo war der Königsſohn eingefchlafen und 
jein Kopf lag auf einem Ameilenhügel; aus feinem Munde 
heraus aber fraß eine Schlange, den Kopf aus ihrer Haut 
jtredend, Luft. Und auf demfelben Ameifenhügel war aud) 
104) eine andre Schlange, die aus dieſem berausgefrochen 
war. Indem fte fi) gegenfeitig erblicten, vötheten ſich ihre 
Augen vor Zorn 4137) und die auf dem Ameifenhaufen Be- 
findliche fagte: „Hör, hör’! Du Böfewicht! Warum plagit 
du diefen am ganzen Leibe fchönen Königsfohn jo ſehr?“ 
Die im Munde befindliche Schlange fprach dagegen: „Hör, 
hör’! Warum haft denn auc du, Böfewicht! die beiden Töpfe 
voll Gold in der Mitte des Ameifenhügels verzaubert?‘ 1139) 
Auf 0६८ Weife verriethen fie ihre beiderfeitigen 1139) Geheim— 
niſſe. Da fagte die Schlange auf dem Ameifenhügel wieder: 
um: „He! Böfewicht! Kennt denn fein Menfd das Mittel 
gegen dic, daß 1440) du nämlich durch einen Tranf von zer— 
riebenem  aufgeblühtem Sephonanthus und Senf umkommſt?“ 
Drauf ſprach die im Bauch haufende Schlange: „Kennt denn 
auch fein Menſch das Mittel gegen Dich, Daß du nämlich 
durdy heißes Del oder ſehr heißes Waller umfommjt?” Und 
auf diefe Weife hörte die Königstochter, hinter einem Straud) 
verborgen, die Reden beider, durdy welche fie ihre Geheimnifle 
verriethen, und handelte denen gemäß. Nachdem 1९ ihren 
Gatten wieder vollgliederig und gejund gemacht und den größ- 
Benfey, Pantihatantra. IT. 17 


— "व+ RER LISTNT 


258 Drittes Bud). 


ten Schaß gehoben hatte, ging fie in ihr Land zurüd und, 
geehrt von Vater, Mutter und Verwandten, lebte fie vergnügt 
nachdem fie den ihr vom Schieffal beftimmten Genuß erlangt 
hatte. Daher fage ic) 

200 (201). Die Weſen, melde nicht wahren eins des andern 
Geheimniffe,, die fommen gleih der Bauchſchlang' und der des 
Ameiſenhügels um.” 

Nachdem er auch dies gehört, gab auch Arimardana felbit feine Bei— 
ftimmung dazu. Als nun Naftäffcha fah, daß dies gefchah, Ipottete er 
innerlich und fagte wiederum: „Weh, weh! Ihr habt den Herrn durd) 
falfchen Rath zu Grunde gerichtet. Man jagt auch: 

201 (202). Wo geehrt wird, wer ehrunmerth, und verachtet, 
wer ehrenwerth, da ftellen ein fih drei Dinge: Hungersnoth, 
Peſtilenz und Krieg. 

Und 1 

202 (203). Den Thor beſchwicht'gen gute Worte, wird aud) 
die Sund’ vor feinem Aug’ vollzogen: fteh! der Zimmermann tragt 
auf dem Kopf Weib und Galan.‘ 1141) 


Die Minifter fagten: „Wie war das?“ Raktäkſcha erzählte: 


Eifte Erzählung. 
Der Zimmermann ımd fein treulofes Weib. 


In einem Orte wohnte einmal 1142) ein Zimmermann, 
Namens Viradhara *); der hatte eine Frau, Kamadamint. **) 
Die war wollüftig und hatte einen jchlechten Ruf bei den 
Leuten. Er aber, da er fie auf die Probe ftellen wollte, dachte 
bei fih: „Wie kann ich fie wol auf die Probe ftellen? Denn 
९6 heißt auch: 

203 (204). Wenn einft des Feuers Glut Falt iſt umd ſehr 
glühend des Mondes Strahl, dann mögen aud die Frau'n keuſch 
fein, ſowie die Böfewichter gut. 





*) „einen Mann tragend ^^. 
*) ,, Bezähmerin des Liebesgottes ", 


Krieg der Krähen und Eulen. Elfte Erzählung. 259 


Ich weiß, daß fie, der Leute Gerede zufolge, unkeuſch ift, 
Man fagt ja: 

204 (205). Was weder in den profanen noch heil'gen Schrif— 
ten gefehn, gehört, das freilich weiß die Welt: alles, was nur in 
Brahma's Ei geſchieht.“ 1143 ) 


Nachdem er jo erwogen hatte, fagte er zu feiner Frau: 
,, ९1९0९! Morgen früh werde फ nad) einem andern Dorf 
wandern; darauf werden einige Tage hingehn. Du mußt 
deshalb einige angemeflene Neifezehrung beſorgen!“ Sie aber, 
nachdem fie ०९6 gehört, ließ voller Freude und Sehnfucht 
alles, was fie zu thun hatte, ftehn und liegen und machte mit 
vieler Butter und vielem Zuder eine gefochte Speife zurecht. 
Sagt man ja doeh mit Recht: 

205 (206). Am regnigten Tage, in mwolfiger Nacht, wenn 
der Regen im Wald und fonften ftrömt, wenn der Mann in der 
Fremde, da freut ſich das geile unzüchtige Weib. 114%) 


Darauf ftand er in der Frübe auf und verließ fein Haus. 
Sie aber, nachdem fie ihn hatte abreifen ſehn, beforgte mit 
freudeftrablendem Gefiht Bug und Schmud ihres Leibes und 
fonnte faum das Ende des Tages erwarten. Dann ging fie 
in das Haus ihres ſchon lange mit ihr befannten Liebhabers 
und jagte zu ihm: „Mein fchlechter Mann ift in ein andres 
Dorf gegangen. Du fannft alſo, jobald die Leute jchlafen 114), 
in unſer Haus fommen.” Nachdem dies fo geichehen war, 
fehrte der Zimmermann, welcher den Tag über im Walde zu- 
gebracht hatte, am Abend durch eine andre Thür in fein Haus 
zurüd, legte fidy unter das Bett und blieb da verſteckt. Mitt: 
lerweile fam diefer Devadatta *) und ließ 10 auf das Bett 
nieder. Als der Zimmermann ihn ſah, wurde fein Herz von 
Zorn ergriffen und er dachte: „Soll ich aufipringen und ihn 
todt Schlagen? Oder alle beive, wenn fie vor Wolluft einge- 





*) „von Gott gegeben‘ oder „den Gott gegeben‘, diefer Name dient 
aber ſtatt jedes andern Unbefannten, wie bei den Römern Cajus. 
1” 


260 Drittes Bud. 


jchlafen find, ermorden? Doc ich will erft ſehen, was fie 
thut, und hören, was fie mit ihm ſpricht!“ Mittlerweile hatte 
fie die Hausthür verfchloffen und beftieg das Bett. Indem 
fie aber darauf ftieg, ftieß iyr Fuß an den Körper des Zim- 
mermanns. Darauf dachte fie: „Das muß ficher der 06 
Zimmermann fein, der mich auf die Probe ftellen will. Ich 
will ihm aber einen Frauenftreich ſpielen.“ Während fie jo 
dachte, wurde Devadatta begierig, fie zu berühren. Sie aber 
legte bittend die Hände zufammen und fagte: „D du Hoch— 
finniger! Du darfft meinen Leib nicht berühren! Denn id) bin 
meinem Gatten treu und ein jehr Feufches Weib. Wo nicht, 
fo fluche 1146) ich dir, daß du in Aſche zerfällſt.“ Jener fagte: 
„Wenn das ift, warum haft du mich denn gerufen?” ie 
antwortete, Oh! Höre mich aufmerfjam an! Heute in der 
Frühe ging ich zur Kapelle der Tſchandika 1147), um die Göt- 
tin zu ſehen. Da erhob fich plöglich eine Stimme in der Luft: 
«Tochter! Was fann ich thun? Du bift meine treue Ver— 
ehrerin! Dennoch wirft du binnen ſechs Monaten durd) des 
Schickſals Willen Witwe fein.» Darauf entgegnete ich: «Er- 
hab’ne! Wie du das Misgeſchick Fennft, fo Fennft du aud) 
eine Hülfe dagegen. Gibt ९ alſo ein Mittel, wodurd mein 
Gatte ein Leben von hundert Jahren erreichen fann?» Dar: 
auf fagte fie: «Ja! Es gibt eins, und dieſes Mittel hängt 
von dir ab.» Da ich. dies gehört, jo fagte ich: «D Göttin! 
Und wenn ९ um mein Leben ginge, thue ९6 mir fund, Damit 
ih e8 anwende!» Darauf fagte die Göttin: «Wenn Du heute 
mit einem fremden Mann daſſelbe Lager bejteigit und dieſen 
umarmft, dann trifft der Tod, der deinem Gatten bevorfteht, 
ihn, dein Gatte dagegen wird hundert Jahre alt werden. » 
Aus diefem Grunde habe ich Dich gerufen. 3९४1 thue, was 
dir zu thun gut dünft! Denn das Wort der Göttin wird 
fih bewahrheiten, davon bin ich feſt überzeugt. Mit vor 
innerer Freude ftrahlendem Geficht verfuhr jener nun diefem- 
gemäß. Der thörichte Zimmermann aber, als er dieſe ihre 
Nede gehört, kroch mit vor Freude in die Höhe ftarrendem 


Krieg der Krähen und Eulen, Elfte Erzählung. 261 


Haar unter dem Bett hervor und fagte zu ihr: „Brav! du 
treue Gattin! Brav! du Zierde des Haufes! Ich hatte, da 
mein Herz durch fchlechter Leute Neden in Angſt gerathen war, 
unter dem Vorwand, nad) einem andern Dorf zu gehn, mich 
unter dem Bett verfteft, um dich auf die Probe zu ftellen. 
So fomm denn! Umarme mich! Du bift die befte 1148) yon 
allen ihren Gatten ergebenen Frauen; denn du haft felbft in 
den Armen eines fremden Mannes deine Keufchheit bewahrt. 
Du haft fo gehandelt, um mein Leben zu verlängern und einen 
plöglichen Tod von mir abzuwenden.” Nachdem er fo zu ihr 
geſprochen, umarmte er fie voller Liebe, nahm fie auf feine 
Schulter, und fagte वरती zu Devadatta: „O du Hochſinniger! 
Meine guten Werfe 1149) find ९6, die dich hierher geführt 
haben. Durch deine Gnade habe ich ein Leben erlangt, wel: 
ches hundert Jahr dauern wird. Drum umarme auch du 
mic; und fomm auf meine Schulter!” Bei diefen Worten 
umarmte er den Devadatta, fo fehr er fich auch fträubte, und 
bob ihn mit Gewalt auf feine Schulter. Alsdann tanzte er, 
ſchrie: „O du ftärfiter aller Keufchheitshelden! Auch du haft 
mir eine Wohlthat erwieſen!“ und Aehnliches, ließ ihn dann 
von der Schulter herabfteigen, lief allenthalben an den Thüren 
jeiner Verwandten und fo weiter herum und machte allerorten 
eine Scyilderung von dieſer Tugend jener beiden. Daher 
jage ich: 

206 (207). Den Thor beſchwicht'gen gute Worte, wird auch 
die Sünd' vor feinem Aug’ vollzogen: fieh! der Zimmermann 
trägt auf dem Kopf Weib und Galan. 

So find wir alfo ganz und gar mitfammt der Wurzel ausgegraben 
und zu Grunde gerichtet. Schön 1150) wahrhaftig ift diefer Spruch: 

207 (208). Für Feind’ in Freundgeftalt gelten bei Weifen 
die, die guten Nath verwerfen, aber empfehlen grade das Wider— 
fpiel davon. 1151) 


Und fo: 
208 (209). Selbft gute Dinge gehn unter, wo Ort und 


262 Drittes Bud. 


Zeit verfennende, unmeife, Männer im Rath ला, wie Dunkel, 
wenn die Sonne naht.‘ 1152) < 

Darauf begannen alle, ohne auf deſſen Rede Rückſicht zu nehmen, 
den Sthiradfchivin, nachdem fie ihn aufgehoben, in ihre Feſte zu führen. 
Indem er nun geführt ward, ſprach Sthiradfchivin: „Majeftät! Wozu 
mir, der ich jeßt gar nichts zu thun vermag und mich in diefem elenden 
Zuftande befinde, diefe gütige Aufnahme? Deshalb will ich mich in das 
flammende Feuer ftürzen. Drum erweife mir die Gnade, mich durch das 
Geſchenk eines Scheiterhaufens zu beehren.‘' Da fagte Raftäffcha, wel: 
cher feine verborgene Abficht erfannt hatte: „Warum (णी du dich ins 
Feuer ſtürzen?“ Jener antwortete: „Ich bin doch nur euretwegen von 
Meghavarna in diefen unglücklichen Zuftand verfegt; darum wünſche ich 
meine Rache an ihm zu löjchen und eine Eule zu werden.‘ Und als er 
dies gehört, fagte Naftäffcha, welcher der Negeln, nach denen ein König zu 
handeln hat, Fundig war: „Lieber! Du bift ſchlau und in verftellter Rede 
gefchiekt. Denn wenn du 1153) auch in eine Eulengebärmutter führeft, 
würdeft du, dennoch deine Krähengebärmutter hoch fchägen. Man erzählt 
auch folgende Gefchichte: 

209 (210). Nicht die Sonne und nicht Wolfe, nicht Wind, 
nicht Berg wählt zum. Gemahl das Mäuschen, ſondern Gleich— 
art'ges: denn Art laßt nimmermehr von Art.‘ 119%) 


Die Minifter fragten: „Wie war das?“ Raktäkſcha erzählte: 


3061९ Erzählung. 
Die verwandelte Maus foll fich einen Brantigam 
wählen. 


Am Ufer der Ganga — welche Wellen führt, mächtig 
an weißem Schaum, der aufgeregt durch das Hin- und Her: 
ſchießen der Filche, die erichrecdt find durch das Anhören Des 
Gebrülls des gegen rauhe Felfen wogenden Waſſers —, da 
ift ein Gefilde von Einfiedeleien, vol von Büßern, welche ſich 
einzig mit der Vollziehung der Werfe des ७९0९8 , der Sin: 
nenbändigung, der. Buße, des Studiums der heiligen Schrif- 
ten, des Faftens und der Meditation befchäftigen, welche nur 
nach jehr reinem, wenigem Wafler verlangen, ihren Körper 
durch den Genuß von Knollen, Wurzeln, Früchten und Waffer- 


Krieg der Krähen und Eulen. Zwölfte Erzählung. 263 


pflanzen kaſteien, und weiter feine Bedefung tragen, ald einen 
aus Baumrinde gefertigten Schurz. Da war ein Familien- 
haupt, Namens Jadichnjavalfja. 1155) Diefer hatte fich in 
der Tochter des Dſchahnu (d. 1. der Gangä) 1196) gebadet und 
war eben im Begriff, फ den Mund auszufpülen, als ihm 
ein Mäuschen, aus dem Munde eines Falken ftürzend, in die 
Hand fiel. Nachdem er dies erblidt, feßte er e8 auf ein Fei- 
genblatt, badete [फी von neuem, fpülte ji den Mund aus, 
vollzog die Sühne und übrigen Andachtsübungen, verwandelte 
dann das Mäuschen durch die Macht feiner Buße in ein 
Mädchen, ging mit diefem in feine Einftedelei und fagte zu 
feiner Frau, die finderlos war, Folgendes: „Liebe! Nimm 
bier dieſe an Tochterftatt an und erziehe ९ forgfältig!‘ 
Darauf ward fie von ihr aufgezogen, geliebt und gepflegt; 
als 1157) [९ zwölf Jahr alt geworden war und die Gattin 
jah, daß fie heirathsfähig, fagte fie zu ihrem Gatten: „Hör, 
० Gatte! Siehft du nicht, daß die Zeit zur Verheirathung 
unfrer Tochter überfchritten wird?” Jener fagte: „Ganz rich— 
tig gefprochen! Man jagt ja: 


210 (211). Von Göttern: Soma, Gandharven, dem Feuer 
werden Frau'n zuerft geliebt, von Menſchen dann fpäter; darum 
find fie von Sünde frei, 1158) 

211 (212). Soma jchenft Frömmigkeit ihnen, die Gandhar- 
ven den ſüßen Ton, Feuer vollftändige Reinheit: drum find die 
rauen ſündenlos. 1159) 

212 (213). Ohne Menjes genannt gauri; rohini, wenn ४ 
ſolche bat: wenn ohne Zeichen und Busen, heißet das Mädchen 
nagnika. 1160) 

213 (214). Sowie die Zeichen eintreten, jo liebet Soma 
aud die Maid, im Bufen wohnen Gandharven und das Feuer 
im Monatsflup. 

214 (215). Drum leite man die Heirath ein, ſowie das 
Mädchen Menfes hat und fobald fie acht Jahr alt ift, wird em— 
pfohlen Verheirathung. 


264 Drittes Bud. 


215 (216). Das erfte Zeichen, wie auch das zweite verlegt 
der Brüfte Baar, Liebesgenuß die andre Welt, und den Vater 
der Monatsflup. 

216 (217). Sat fie aber die Monate, dann fommt ihr zu 
die freie Wahl: darum verlobt man unreif fie, fo ſprach Manu 
Spajambhuva, 1161) 

217 (218). Ein Mädchen, welches eh'los im Vaterhauſe die 
Zeiten fieht, folches ift unverheirathbar, ausgelaffen und lafterhaft. 

218 (219). Den Beſten, Gleichen, felbft Niedern foll eine 
कणा Entwickelte der Vater raſch zur Frau geben, damit er nicht 
in Schuld verfällt. 


Daher will ich fie einem Gleichen zur Frau geben, kei— 
nem andern. Man fagt aud: 

219 (220). Nur wo beide an Reihthum gleih und beide 
gleih find an Geſchlecht, da geziemt 19 Eh’, Freundſchaft, doch 
zwifchen Starf- und Schwachen nicht. 1162) 


Und fo: 


220 (221). Gejhleht und aud Tugend und ob ein Schuß- 
herr, Vermögen und Wifjen und Leib und Alter: die fieben Ding’ 
erwäget der Weiſe, wenn er fein Kind verheirathet, und weiter 
fonft 11015. 


Wenn fie e8 alfo zufrieden ift, fo will ich den erhab’nen _ 
Sonnengott rufen und ९ diefem zur Frau geben.” Jene 
fagte: „Was wäre da auszufegen? Thu’ es!” Darauf rief 
der Weife die Sonne. Durch die Macht der Anrufung ver: 
mittelſt Vedenſprüche kam die Sonne augenblidlich herbei 
und ſprach: „Erhab'ner! Warum rufft du mich?" Diefer 
antwortete: „Sieh! Hier fteht mein Töchterchen. Wenn fie 
dich wählt, fo nimm fie dir zur Frau! Nachdem er dies 
gelagt, ſprach ex zu feiner Tochter: „Tochter! Gefällt Dir die— 
jer erhab’ne, die drei Welten erleuchtende Sonnengott?”" Das 
Töchterchen fprach: „Väterchen! Der ift zu heiß. Den will 
ih nicht. Rufe irgendeinen andern Beſſeren!“ Als nun der 


Krieg der Krähen und Eulen. Zwölfte Erzählung. 265 


Weife diefe ihre Nede gehört hatte, fragteer Die Sonne: „Er— 
bab’ner! Gibt ९6 irgendeinen, der mächtiger iſt als du?‘ 
Die Sonne antwortete: „Ja! Es gibt einen Stärferen 1163) 
als ich: das Gewölk; durch deflen Bedefung werde ich un- 
jichtbar.” Darauf rief der Weife auch das Gewölk herbei 
und jagte zu feiner Tochter: „Töchterchen! Soll ich dich Dies 
ſem zur Frau geben?” Dieſe antwortete: „Das ift ſchwarz 
und शि. Darum gib mid, an irgendein andres mächtiges 
Weſen!“ Darauf fragte der Weife au) das Gewölf: „Hör'! 
Hör’! Wolfe! Gibt es irgendeinen, der mächtiger ift als du?‘ 
Das Gewölf antwortere: „Mächtiger als ich ift der Wind! 
Vom Wind getroffen, zeripring’ ich in taufend Stücke.“ Nach— 
dem er ४९6 gehört, rief der Weife ven Wind und ſprach: 
„Zöchterchen! Gefällt dir der Wind hier am beften zum 
Manne?“ Sie antwortete: „Väterchen! Der ift überaus 
unftet. Laß lieber irgendeinen Mächtigeren fommen!” Der 
Weile ſprach: „Wind! Gibt e8 einen noch Mächtigeren als 
du bift?” Der Wind fagte: „Mächtiger als ich ift der Berg. 
Denn wenn ich auch nody fo ftarf bin, hält er doch, fich ent— 
gegenftemmend, mic; aus.‘ 116%) Darauf rief der Weife den 
Berg herbei und fagte zu dem Mädchen: „Töchterchen! Soll 
ich dich diefem zur Frau geben? Dieſe antwortete: „Väter— 
hen! Der ift hart und ftarr. Drum gib mid) einem andern.” 
Der Weife fragte den Berg: „Hör'! König der Berge! Gibt 
९6 irgendeinen Mächtigeren als du biſt?“ Der Berg ant— 
wortete: „Mächtiger als 10 find die Mäufe, welche mit Ge— 
walt meinen Körper zerfpalten.‘ Darauf rief 1165) der Weife 
einen Mäuferih und zeigte ihr diefen und fagte: ‚‚ Töchter: 
hen! Soll फ did) diefem zum MWeibe geben? Gefällt dir der 
Mäufekönig hier?” Sie aber, als fie diefen erblickte, dachte, 
„der ift von meiner eignen Gattung‘; ihr Körper verfchönte 
10 durdy die vor Freude in die Höhe ftarrenden Haare und 
fie ſagte: „Väterchen! Mach' mich zu einem Mäuschen und 
gib mich ihm zur Frau, damit ich die meiner Gattung vor: 
geichriebenen häuslichen Pflichten erfülle!“ Er aber verwan- 


266 Drittes Bud. 


delte fie darauf durch die Macht feiner Buße in ein Mäus— 
chen und gab fie jenem zur Frau. Daber fage ich: 

221 (222). Nicht die Sonne und nit Wolfe, nicht Wind 
nicht Berg wählt zum Gemahl das Mauschen, ſondern Gleich— 
art’ges: denn Urt laßt nimmermehr von Art.“ 1154) 


Aber 1166) ohne auf Raktäkſcha's Nede zu achten, wurde er zum 
Derderben ihres Gefchlechts zu ihrer Feſte geführt; und während er hin- 
geführt wurde, lachte Sthiradfchivin in feinem Herzen und dachte: 

222 (223). „Der, welder, feines Herrn Beſtes anrathend 
fagte: «tödtet ihn!» der fennt einzig von all diefen das wahre 
Weſen der Politik 


Hätten fie gethan 1167), was er riet," fo würde fie auch nicht das 
geringfte Leid treffen.‘ 1167) Als fie zum Thor der Feſte gefommen 
waren, fagte Arimardana: „He! He! Gebt diefem wohlgefinnten Sthira- 
diehivin einen कवि, wie er ihn wünſcht!“ Als er dies hörte, dachte 
Sthiradfchtvin: „Ich muß doch an ein Mittel denfen, ihr Verderben her— 
beizuführen. Das ift nicht möglich, wenn ich mich in ihrer Mitte befinde, 
Denn fie werden forglich auf mich Acht geben und meine Mienen und 
Aehnliches überdenfen. Drum will ich meinen Sit vor der Feſte einneh- 
men 1168) und da meinen Plan ins Werk ſetzen.“ Nachdem er fo ber 
ſchloſſen, Sprach er zum ulenfünig: „Majeftät! Was der Herr gejagt, 
it angemefjen. Aber auch ich fenne die Gefege der Lebensklugheit und 
will dein Beſtes. 1169) Obgleich ich dich liebe und redlich bin, 9 bin 
ich doch nicht werth, mitten in der Fefte zu wohnen. Drum will ich hier 
an dem Thor der Fefte bleiben und, meinen Körper durch den Staub 1170) 
deiner lotusgleichen Füße reinigend, dir täglich meine Verehrung erweiſen.“ 
Nachdem der König mit dem Worte „Ja!“ dieſes erlaubt hatte, fo brady- 
ton die Diener des Gulenfönigs, welche wohlfchmecende Speife bereiteten, 


auf Befehl 1171) des Eulenfünigs dem Sthiradfchivin Tag für Tag Nahe 


rung von ausgewähltem Fleifch. Darauf wurde er nad) einigen Tagen 
ftarf wie ein Pfau. Als nun Raktäkſcha ſah, wie Sthiradſchivin gepflegt 
ward, fo fagte er voll Erftaunen zu den Miniftern und dem Könige: 
„Ach! Bethört find die Minifter und auch du! Das ift meine Ueber: 
zeugung. Man fagt auch: 

223 (224). Zuerft war ich allein thöricht, alsdann der Vogel: 


fänger auch, nachher der König fammt Räthen: wahrlid ein ganz 


zes Narrenhaus.“ 
Jeune ſagten: „Wie war das?“ Raktäkſcha erzählte: 


Krieg der Krähen und Eulen. Dreizehnte Erzählung. 267 


Dreizehnte Erzählung. 
Der Gold entleerende Bogel und die Thoren, die ihn 
befaßen. 


In einer gewiſſen Berggegend befindet ſich ein großer 
Baum. Und da wohnte ein Vogel, mit Namen Simbhufa *); 
in deſſen Entleerungen entiteht Gold. Dahin fam einftmals 
ein Jäger, und der Vogel entleerte grade vor feinen Augen 
Ereremente. Als nun der Jäger ſah, daß diele in demfelben 
Augenblide, wo fie niederfielen, fich in Gold verwandelten, 
gerieth er in Verwunderung: „Ah! Won meiner Kindheit 
an 1172) Hejchäftige ich mich achtzig Jahre mit Wogelfang, 
habe aber nody fein einziges mal in den Ererementen eines 
Vogels Gold geſehen.“ Nachdem er fo gedacht, ftellte er an 
dem Baum eine Schlinge auf. Darauf feste ſich dieſer thö— 
richte Bogel, ohne Mistrauen im Herzen, wie früher da nie: 
der und war augenblidlich in der Schlinge gefangen.. Der 
Jäger aber [5९ ihn los von der Schlinge, ſetzte ihn in einen 
Käfig und trug ihn in fein Haus. Alsdann dachte er: „Was 
ſoll ich mit dieſem gefahrprohenden Vogel anfangen? Wenn 
irgendeinmal jemand erfährt, daß er von diefer Art ift, und 
९6 dem König meldet, dann yeräth ficher mein Leben in Ge- 
fahr. Darum will ich felbft den Vogel dem König darbrin- 
gen.” Nachdem er fo überlegt, that er auch demgemäß. Aber 
auch der König, als er den Vogel ſah, gerieth in das höchfte 
Entzüden, riß feine Augen weit auf in feinem lotusgleichen- 
den Angeficht und ſprach folgendermaßen: „He da, ihr Wäch— 
ter! Bewahrt mir jorgfältig diefen Vogel und gebt ihm Eſſen, 
Trinfen und alles Uebrige, foviel er begehrt!” Darauf fagte 
aber ein Minifter: „Wie kann man im Bertrauen auf das 
bloße Wort eines feinen Glauben verdienenden Jägers dieſen 





*) In den Wurzelverzeichnifien wird ein Verbum simbh mit der Be: 
deutung „tödten“ angeführt; danadı bieß es „der Tödter“; allein das 
Berbum ift fehr zweifelhaft, daher der Name wol eher fremd. 


268 Drittes Buch. 


Vogel verpflegen? Entfteht denn je in den Ercrementen eines 
०0९8 Gold ? Drum befreie man dieſen Vogel aus den 
Banden des Käfige!" So wurde der Vogel auf die Rede 
०९6 Minifterd vom Könige freigelaſſen. Indem er in das 
hohe Thor trat, ließ er goldne Ereremente fallen und nach— 
dem er die Strophe: 
„Zuerft war ich allein thöricht‘ 

und fo weiter recitirt hatte, flog er, wohin er Luft hatte, durch 
die Luft davon. Daher fage ich: 

224 (225). Zuerft war ich allein thöricht, alddann der Vogel: 
fanger auch, nachher der König ſammt Räthen: wahrlid ein ganzes 
Narrenhaus.“ 

Dieſe aber beachteten durch die Feindſchaft des Schickſals ſeine ob— 
gleich gute Rede wiederum nicht, ſondern pflegten jenen auch ferner mit 
mancherlei Nahrung von trefflichem Fleiſch und Aehnlichem. Darauf rief 
Raktäkſcha feine Schar zu ſich und ſagte ihr insgeheim: „Ach! Unſer Ge— 
bieter hat Glück und Burg die längſte Zeit gehabt; ich habe gerathen, 
wie ein angeerbter Minifter fpricht. Darum laßt uns jegt zu einer an— 
dern Burgfefte unfre Zuflucht nehmen! Denn man jagt audı: 

225 (226). Wer mit Bedacht Handelt, der fteht fih gut 
dabei, doch Kummer wird jenem zu Theil, der unbedacht; bejahrt 
und grau bin ich geworden hier im Wald; ००४ Höhlen hör’ fpre- 
hen ich Heut’ zum erften mal.’ 

Sie fagten: „Wie war das?‘ Raktäkſcha erzählte: 


Vierzehnte Erzählung. 
Der vorfichtige Schafal. 


In einer gewiflen Waldgegend wohnte ein Löwe, Namens 
Kharanafhara. +) Der fchweifte einft mit vor Hunger abge- 
zehrter Kehle hier und dort umher, ftieß aber auf fein ein- 
310९5 Thier. Als darauf die Sonne unterging, kam er zu 
einer großen Berghöhle, trat hinein und dachte: „Sicher muß 
irgendein Thier in der Nacht in diefe Höhle पादा! Drum 





*) ‚Scharfe Klauen habend“. 


Krieg der Krähen und Eulen. Bierzehnte Erzählung. 269 


will ich bier im Verſteck bleiben!” Mittlerweile Fam der Be- 
figer diefer Höhle, ein Schafal, Namens Dadhiputticha *), 
heran. Wie der zufteht, fo geht eine Spur von Löwentritten 
in die Höhle, führt aber nicht heraus. 1179) Darauf dachte 
er: „O weh! Ich bin verloren! Da muß nothwendig ein 
Löwe hineingegangen fein. Was णी ich nun thun? Wie 
werd’ ich Sicherheit erlangen?” Nachdem er fo überlegt, fing 
er an, an der Thür ftehend, zornig zu rufen: „He da, Höhle! 
He da, Höhle!” Nachdem er jo gerufen, ſchwieg er ftill und 
ſprach dann von neuem: „He! Erinnerſt du dich denn nicht, 
daß ich mit dir das Uebereinkommen getroffen habe, daß ich 
Dich begrüße, wenn ich von auswärts fomme, und du mid) 
einladen mußt? Wenn du mich alfo nicht anruft, fo werde 
ic in diejenige zweite Höhle gehn, die mich nachher anrufen 
wird.’ Als aber der Löwe das 7611९, dachte er: „Sicherlich 
ruft ihn die Höhle immer an, wenn er fommt; heute aber 
Ipricht fie aus Furcht vor mir feine Silbe. Sagt man ja 
doch mit Recht: 

226 (227). ९९५१९, welche vor Furcht beben, die können weder 
Hand 100 Fuß noch irgendeinen Laut brauchen und erzittern ge- 
waltiglich. 

Drum will ich ftatt ihrer rufen, damit er dem Ruf folgt 
und mir zum Futter wird. Nachdem er jo erwogen, ftieß 
der Löwe für fie einen Ruf aus. Darauf wurde die Höhle 
vom Widerhall des Löwengebrülls erfüllt und fegte auch die 
übrigen in der Ferne befindlichen Tihiere des Waldes in Schreden. 
Der Scyafal aber floh und recitirte diefe Strophe: 

227 (228). Wer mit Bevaht handelt, der fteht jih gut da— 
bei, doch Kummer wird jenem zu Theil, der unbedacht; bejahrt 
und grau bin ich geworden hier im Wald, ००५0 Höhlen hör’ fpre: 
hen ich heut’ zum eriten mal. 

Dafjelbe denfet audy ihre und gehet mit mir!‘ Nachdem er fo ges 


fprochen, ging Raftäfjcha in Begleitung feiner ihm nachfolgenden Dienit: 
mannen in ein entferntes andres Land. 


*) ,, Mildyfchweif habend ^. 





नि 


270 Drittes Buch. 


Nachdem nun Raftäffcha fich entfernt Hatte, dachte Sthiradſchivin 
mit überaus erfreutem Herzen: „Ah! Das hat fich für uns qut gefügt, 
daß Naftäffchn wegaegangen ift! Denn der ift weitfichtig; diefe aber find 
thörichten Sinnes; nun kaun ich fie mit leichter Mühe vernichten. Denn 
man jagt auch: 

228 (229). Ein 5९८५१९४, der nicht weitficht'ge, angeerbte 
Minifter hat, dem wird unzweifelhaft baldigſt vollftändiges Ver: 
` derben nahn. 1174) | 

Sagt man doch auch mit Recht 

229 (230). Für Feind in PFreundgeftalt gelten bei Weifen 
die, die guten Rath verwerfen, aber empfehlen grade das Wider— 
jpiel davon. 1175) | 

Nachdem er fo überlegt hatte, legte er Tag für Tag jedesmal ein 
fleines Stückchen Holz in fein Neft, um die Höhle anzuzünden; aber die 
thörichten Eulen merften nicht, daß er fein Neft ausbaut, um fie zu ver— 
brennen. Sagt man ja doch mit Recht 


230 (231). Den Feind halt er für feinen Freund, den Freund 
haſſet und fchädigt er, Glück dünket Unglüf, Sünde Tugend dem 
vom Schickſal geichlagnen Mann. 


Nachdem nun unter dem Borwande, vin Neft zu bauen, au der 
Thür der Fefte ein Haufen Holz gefammelt war 1176), ging Sthirapfcht- 
0171, als die Eulen nach Aufgang der Sonne die Kraft zu jehen verloren 
hatten, eilig zu Meghavarna und fagte zu ihm: „Herr! Es iſt fo weit 
gebracht, daß des Feindes Höhle verbrannt werden fann. Drum fomm 
mitfammt deinem Gefolge! Laß jeden ein brennendes Scheitchen Holz 
nehmen und werjt fie an der Thür der Höhle in mein Neit, damit ſämmt— 
liche Feinde unter denfelben Leiden umfommen, als ५६ fie in der Hölle in 
Töpfen gefotten würden.‘ Nachdem er dies gehört, ſprach Meghavarna 
voll Freude: „Väterchen! Erzähle deine Gefchichte! Ich habe dich fo lange 
nicht geſehen!“ Diefer antwortete: „Kind! Jetzt ift eg Feine Zeit zum 
Erzählen. Denn wenn irgendein Spion diefem Feind verräth, daß id) 
hierher gegangen bin, fo wird der Blinde, ſobald er es erfährt, anders— 
wohin abziehen. Drum eile! Man fagt auch: 


231 (232). Sobald ein Mann क aufs Zaudern legt, wo 
Raſchheit von nöthen ift, dann verhindern, was er vor hat, aus 
Zorn die Götter fiherlid. 

Und fo: 

232 (233). Denn jedes Werk, und vorzüglich ein निकर, ^ 





Krieg der Krähen und Eulen. BVierzehnte Erzählung. 271 


das in Blüte fteht, wird es nicht fchleunig vollendet, fo jchlürfet 
feine Frucht die Zeit. 1177) 

Drum werde ich dir, wenn ich nach Haus zurücgefommen bin und 
du den Feind erfchlagen haft, alles ausführlich ungeftört erzählen.‘ Als 
jener dieſe Nede gehört, nahm er ſammt feinen Dienftmannen jeder ein 
brennendes Scheitchen Holz mit der Spige des Schnabels, und nachdem 
fie zum Thor der Höhle gefommen waren, warfen fie es in Sthiradichi- 
vin's Neſt. Darauf wurden jene Eulen allfjammt, fid der Worte des 
Kaktäficha erinnernd, aber ohne, weil die Thür geſchloſſen war, heraus: 
fommen zu fünnen, in der Mitte der Höhle, wie in einem Höllenfener, 
gefotten und famen um. Nachdem Meghavarna auf diefe Weiſe feine 
Feinde bis auf den legten Mann ausgerottet hatte, fehrte er wiederum zu 
derfelben Burg auf dem Feigenbaum zurüd. Darauf ließ er fich auf शिः 
ven Thron nieder und inmitten des Hofes fragte er den Sthiradfchivin 
mit hocherfreutem -Serz.n: „Väterchen! Wie halt du mitten unter ven 
Feinden eine fo lange Zeit 1178) zugebracht? Darauf bin ich neugierig. 
Erzähle es; denn: 

233 (234). Die Männer, welde rein handeln, ſtürzen lieber 
ind Feuer jih, als ein einz'ges Moment aud nur zu haufen in 
der Feinde Kreis.“ 

Nachdem er dies gehört, jagte Sthiradſchivin: „Lieber! Für einen 
treuen Diener, wenn er nach einer zu hoffenden Frucht begehrt 1179), gibt 
es fein Leid! Denn es heißt auch: 

234 (235). Wenn irgendein Weg durch drohende Gefahren 
Vortheil zu gewähren verfpricht, fo ift ev mit weiſem Bedacht zu 
betreten, jei er erhaben, oder niedrig ſelbſt: denn fein’ elefanten- 
rüffelgleihen, mit der Sehne Anprall gezeichneten, großer Thaten 
erfahrenen Hände umwand mit feinen Armbändern, gleichiwie ein 
MWeib, Held Ardſchuna. 1150) 

235 (236). Selbft der Starfe, o Männergebieter! der Weife, 
hält ९८६ für zeitgemäß, muß wahrlih haufen bei einem wie Don: 
nerichläge zu meidenden gemeinen felbft und ſünd'gen Volk: hat 
1101 — die Hand mit dem Löffel beihärtigt, von Rauch geſchwärzt, 
von Arbeit geplagt — fogar der überftarfe Bhima ald Koh im 
Matjierpalaft gelebt? 1481) 

236 (237). Was ihm auch Unangenehmes zuftößt, fei ९6 
nun gut oder tadelnswerth, der Weife führt, die Zeit bevenfend, 


272 Drittes Bud. 


was er in Sinn gefaßt bat, aus: hat nicht der links auch den 
Bogen Spannende, die Hände ſchwielig vom zitternd=, jhwer- und 
harten Gaͤndiva-Anprall, Liebestänze getanzt, geſchmückt mit Frauen 
gürtel? 1152) 

237 (238). Der Weife, hat er ein Ziel im Auge, bewäl- 
tigt feinen eignen Glanz und, obgleih mit der wahrhaftigen Madıt 
verfehen, beugt er ih in Geduld, mo das Schickſal ९ heiſcht: 
trug nicht der herrliche Sohn des Dharma, obgleih mit Brüdern 
begabt, die gleich dem Götterfönig, den Schaßgebieter und dem 
Todesgott, die drei Stäbe eines Büßers, lange Zeit 79 pei— 
nigend? 1183) | 

238 (239). Der Kunti kräftige Söhne, obgleidh an Schön: 
beit, Adel reich, gingen dennoch als Kuhhirten in des PViräta= 
fürften Dienft. 113% ) 

239 (240). Selbft jene, die eine Sri *) gleichſam durch un— 
vergleichliche Geftalt, durch der Jugend Gaben, durch Geburt im 
edelften Haus, durh Schönheit: felbft Diefe gerieth in ungeziemende 
Lage dur des Schieffals Willen: hat nicht die Draupadi — ftolz 
und verächtlih von ven Mägden, denen fie eine Dienftmagd किला, 
angeherrſcht — im Balaft ०८६ Matfjerfönigs gemahlen Sandel- 
holz; १८ 1185) 

Meghavarna fagte: „Väterchen! Das Zufammınwohnen mit einem 
Feinde dünft mir fo fchwer, wie das Gelübde, auf der Schneide eines 
Schweirtes zu ſtehen.“ Jener ſprach: „Majeſtät! Co iſt es! Aber ich 
habe noch an feinem Ort einen folchen Haufen von Thoren gefehen, und 
aufer dem fehr weifen Raktäkſcha, welcher eine unvergleichliche Einſicht 
in viele Schrifien befißt, hatt: Feiner Verſtand. Denn der erkannte, was 
ich im Herzen beabfichtigte; die andıın Minifter aber waren große Dumme 
füpfe, die fich nur für Minifter ausgaben, um davon ihren Lebensunter: 
halt zu haben, nicht die Wahrheit zu erfennen fühig, da fie nicht einmal 
dis durchſchauten. Denn: 

240 (241). Ein ſchlechter Knecht, der vom Feind kommt 
denft nur, wie er कि ihm verfühnt: gewichen von des Rechts 
Pfade, ift er für immer feig und Schlecht 





*) die Gemahlin des Vifchnu, die Perfonification alles Höchſten und 
Schöniten. 


~ 


Krieg der Krähen und Eulen. Funfzehnte Erzählung. 273 


241 (242). In Sigen, Liegen, Gehn, allen Gegenftänden 
von Speif’ und Trank legt dem Feinde der Feind Schlingen, 
jieht er ihn forglos oder nicht. 

242 (243). Deswegen foll fi forgfältig ver Weiſe ſchützen 
und mit Bedacht, als die Wohnung der drei Güter; Sorglofigkeit 
vernichter ihn. 1136) 

Mit Recht fagt man aud) diefes:- 

243 (244). Wen quält nicht Krankheit, ißt er Ungejundes? 
wer macht nicht Fehler in Politik, hat er fchlechte Minifter? wen 
macht das Glück nicht ftolz? wen trifft der Tod nicht? wen mar— 
tert nicht Sinnengenuß, wenn er ihm fröhnet? 1187) 

244 (245). Dem Gierigen geht der Ruhm verloren, dem 
Heimtückiſchen die Freundihaft, dem der arm an guten Werfen 
fein Stamm, dem auf Bejig Grpichten die Tugend, den Sinn- 
[कला die Frucht der Wiſſenſchaft, dem Unglüdlihen die Freude, 
dem Fürften, der einen forglofen Minifter hat, fein Reich. 1188) 

Darum habe ih, ० König! ein Gelübde, jo ſchwer wie auf der 
Scmeide eines Schwertes zu ftchen, durch den Aufenthalt unter den 
Feinden vollzogen. Was du gejagt, das habe ich mit meinen eignen Au— 
gen genofien. Man fagt auch: 

245 (246). Verachtung mählend und Achtung nadfegend, 
foll der Weije jein Ziel gewinnen; denn ein Thor ift, wer nicht 
erreicht was er erzielt. 1189) 

246 (247). Selbit auf der Schulter trägt feinen Feind der 
Meife, erbeifcht'8 die Zeit: von der großen ſchwarzen Schlange 
find viele Fröfche umgebradt.‘ 1190) 

Meghavarna fagte: „Wie war das?‘ Sthiradfchivin erzählte: 


Sunfzehnte Erzählung. 
Die Schlange, die क von den Fröfchen reiten läßt. 
In einer Gegend des Berges Baruna lebte 119") eine 


bejahrte Schwarze Schlange, mit Namen Mandaviicha.*) Die 
dachte in ihrem Herzen folgendermaßen: „Wie fang’ ich es 





*) „wenig Gift habend ^^. 
Benfey, Pantihatantra. II. 18 


274 । Drittes Bud. 


वा, daß ich mir meinen Lebensunterhalt mit Leichtigfeit ver- 
schaffe?‘ Darauf ging fie zu einem Teich, der reich an 
Sröfchen war und zeigte क fo, als ob fie gleichgültig gegen 
alle8 Weltliche wäre. Indem fie nun fo daftand, fam ein 
Froſch an den Nand des Waflers und fragte fie: „Liebe! 
warum gehft du heute nicht wie fonft herum, um dir Nah— 
rung zu verſchaffen?“ Sieantwortete: „Lieber! woher नी 
ih Unglüdliche nad) Speile verlangen? Denn gejtern Abend 
in der Dämmerung, als id), mir Speife juchend, herum— 
ging 1192), fah ich einen Froſch. Ich richtete meine Bewegung 
ein, um ihn zu fangen. Er aber, da er. mich erblidt hatte, 
hüpfte aus Furcht vor dem Tode weg zwiichen Brahmanen, 
welche in das Studium der Heiligen Schrift vertieft waren, 
und ich bemerkte nicht, wohin er gerathen war. Darauf wurde 
mein Sinn durd) etwas ihm Aehnliches beirrt und ich big 
den Sohn irgendeines Brahmanen, mit Namen Dradhifa *), 
welcher am Ufer des Teiches im Waſſer ftand 1193), in den 
Daumen. Darauf ftarb diefer augenblidlidy, ich aber wurde 
von feinem fehmerzergriffenen Bater verflucht: «Weil du Böfe- 
wicht! meinen Sohn, ohne daß er dir etwas zu Leid gethan 
hat, gebiffen haft, darum follft du diefer Sünde wegen den 
Fröfchen zum Reiten dienen und von der Nahrung leben müffen, 
welche du von ihrer Gnade empfängft!» Darauf bin ich hier— 
her gefommen, um euch zum Neiten zu dienen.“ Bon jenem 
wurde Dies nun. allen Fröjchen fund gethan. Drauf gingen. 
fie alle zufammen bin und meldeten e8 dem Froſchkönig Dſcha— 
lapada.**) Diefer aber nun, indem er dachte: ,, Das ift ſehr 
wunderbar!‘ verließ eilig, umgeben von feinen Miniftern, den 
Teich und beftieg der Schlange Mandaviſcha Naden, die übri- 
gen alle jtiegen nad ihrer Nangordnung auf ihren Rüden. 
Um ९6 furz zu machen: diejenigen, die feinen Plas auf ihr 
erlangen fonnten, liefen hinter fie ber. Mandaviiha aber 





*) ‚der Feſte“ (Standhafte?“) 
कन) „Waſſerfüße habend ‘'. 


Krieg der Krähen und Eulen. Funfzehnte Erzählung. 275. 


zeigte zu feinem eignen Vergnügen verfchiedenförmige Gang— 
arten. Dichalapada nun, der durch die Berührung des 
Scylangenförperd Freude empfand, fagte zu ihr: 

247 (248). Nicht das Neiten auf Elefanten, nicht auf Roſſen, 
auf Wagen nicht, nicht auf Männern gefällt jo mir, wie das 
bier auf Mandavifcha. 1194) 


Eines Tages aber ging Mandaviicha aus Verftellung fo 
langjam als er nur fonnte. Als er dies nım bemerkte, fagte 
Didyalapada: „Lieber Manvavifha! warum geht das Reiten 
heute nicht jo gut als font?” Mandavifcha antwortete: 
„Majeftät! aus Mangel an Nahrung habe ich heute feine 
Kraft zum Tragen.” Da fagte jener: „Lieber! iß ein Paar 
gemeine Fröſche!“ Nachdem er dies gehört, war Manda- 
viſcha am ganzen Körper erfreut und fügte vergnügt: „Das 
ift eben der Fluch des Brahmanen über mid. Darum 1199) 
bin ich über diefe deine Erlaubniß in Freude verlegt.” Darauf 
fing er augenblidlicy an Fröfche zu frefien und wurde in we- 
nigen Tagen fräftig, und innerlich lachend ſprach er voller 
Freude Folgendes: 

248 (249). Die Sröfhe bier gar vielfältig durch Lift und 
Trug zuerſt berückt, wie lange Zeit fol’s wohl dauern, bis id) 
fie all’ gefreflen hab'.“ 1196) 


Dihalapada aber, defien Herz duch Mandaviſcha's ver: 
ftellte Rede bethört war, merfte auch nicht das allergeringite. 
Mittlerweile fam eine andre große ſchwarze Schlange in dieſe 
Gegend, und als fie 140, wie jene von Fröfchen geritten wurde, 
gerieth fie in Verwunderung und jagte: „Kamrad! du läßt 
dich von denen reiten, die unſre Nahrung find, das 11 wider- 
ſinnig!“ Mandaviicha antwortete: 

249 (250). Das alles weiß ich vollftändig, daß ich, der 
Bröfhe Fuhrwerk bin: wart! nur, warum! wie beim Priefter, 
der durch Kuchen blind werden foll.“ 1197) 


Diefe jagte: „Wie war das?” Mandavifcha erzählte: 
18* 


276 ४ Drittes Bud. 


| Sechzehnte Erzählung. 
Der Brahmane und fein ehebrecherifch Weib. र) 


In einem gewiſſen Orte lebte 1199) ein Brahmane, mit 
Namen Jadfchnjadatta.*) Der hatte eine ehebrecheriiche Frau, 
die ihr Herz an einen andern gehängt hatte, ftetS für ihren 
Liebhaber mit Zuder und geichmolgner Butter 1200) Leckerbiſſen 
machte und fie diefem hinter dem Rücken ihres Mannes gab, 
Aber einft fah ९ der Mann und fagte zu ihr: „Liebe! wozu 
wird das gebaden? 1201) oder wohin bringft du das immer? 
ſag' mir die Wahrheit!” Sie aber, die ihren Kopf raſch bei 
der Hand hatte, antwortete mit lügnerifchen Worten: „Nicht 
weit von hier ift eine Kapelle der erhab’nen Göttin. Dahin 
bringe ich, nachdem ich vorher gefaftet habe, Opfer und पात्राः 
nichfache unvergleichliche Speifen.” Darauf nahm fie all’ die— 
je8 und machte fi) vor feinen Augen auf den Weg zur Ka— 
pelle der Devt: „Denn“, dachte fie, „wenn ich dieſes der 
Dest darbringe, wird mein Mann denfen, daß feine Brah— 
manin die ausgewählten Speifen ſtets zu der erhab’nen Göt- 
tin bringt.“ Während fie nun, nachdem fie zu der Kapelle 
der ९७१ gegangen war, zum हापि herabfteigt, um. fidy zu 
baden und dies Werf des Bavdens vollzieht, fam ihr Mann 
auf einem andern Weg heran und ftellte ſich hinter den Rücken 
der २८५१, ſodaß er nicht gefehn werden fonnte. Die Brah— 
manin aber, nachdem fie 4 gebadet und zu dem Altar der 
Göttin gefommen war, beforgte die Geremonien des Waſchens, 
Salbens, Bekränzens, Beräucherns, Opferns und fo weiter, 
verbeugte ſich alsddann vor der Devi und ſprach: „Erhab'ne! 
durch welches Mittel wird mein Mann blind werden?" Nach— 
dem er dies gehört, fagte der Brahmane, hinter der छश 
Rücken ftehend, mit verftellter Stimme: ‚Wenn du diefem 
Manne immer Kuchen und andre Ledereien gibft, dann wird 
er bald blind fein.” Die Ehebrecherin aber, deren Herz durch 
die verftellte Nede getäufcht war, gab nun ebendiefes dem 


*) „vom Opfer gegeben‘, oder ‚‚den das Opfer geben möge“, 


Krieg der Krähen und Eulen. Bunfzehnte Erzählung (Fortſ.). 277 


Brahmanen beftändig. Da fagte der Brahmane eines Tages: 
„Liebe! ich kann nicht ordentlich ſehen.“ Als fie diefes hörte, 
dachte fie: „Das ift die Gnade der Göttin, die fich jest ein- 
geftellt hat.” Darauf fam ihr herzliebfter Galan jeden Tag 
zu ihr, indem er dachte: ,, 046 fann mir dieſer blindgewordne 
Brahmane thun?“ Als der ihn aber einft ins Haus kom— 
men und nahe bei ſich ſah, padte er ihn an die Haare und 
traetirte ihn mit Stodichlägen und Fußtritten und Aehnlichem 
jo lange, 016 er. den Geift aufgab. Der Ichlechten Frau aber 
jchnitt er die Nafe ab und verftieß fie. Daher fage ich: 

250 (251). Das alles weiß ih vollftändig, daß ich der 
Fröſche Fuhrwerk bin: wart’ nur, warum! wie beim Prieſter, 
der durch Kuchen blind werden 19. 1197) 


Fortſetzung der funfzehnten Erzählung. 


Darauf fagte Mandavifcha, innerlich lachend, mehrere 
mal hintereinander: „die Fröfche ſchmecken jehr verfchieden- 
artig.“ Dichalapada aber, da er dieſes hörte, fragte ihn mit 
jehr erſchrecktem Herzen, was er gejagt habe: „Lieber! was 
haft du gejagt? das ift ein 06९6 Wort!” 1202) Er aber, um 
den Ausdrud feiner Gefinnung zu verbergen, fagte: „Kein 
Wort!’ Auf diefe Weiſe bemerkte Dichalapada, deflen Herz 
durch feine lügnerifchen Reden bethört war, feine ſchlechte Ab— 
icht nicht. Um es kurz zu machen: auf jolche Weife wurden 
von ihm alle zufammen gefreffen, ſodaß auch nicht einmal ein 
Samen von ihnen übrig blieb. Darum fage id): 

251 (252). Selbit auf ver Schulter trägt feinen Feind der 
१९९९, erheiſcht's die Zeit: von der großen fehwarzen Schlange 
ind viele Fröſche umgebradt. 

Wie nun, o König! von Mandavifcha durch die Kraft des Ver: 
ftandes die Fröſche getödter find, fo auch durch mich ſämmtliche Feinde; 
und ſchön ſagt man Folgendes: 

252 (253). Das Feuer, das im Wald wüthet, verfchont 
der Pflanzen Wurzeln doch, doch ſammt der Wurzel entwurzelt 
die weich' und falte Waſſerflut.“ 1203) 


` ओः . Drittes Bud 


Meghavarna fagte: „WVäterchen! fo ift es wirflich, die welche hoch: 
geſinnt find, die geben, im Gefühl ihrer hohen Kraft, jelbit wenn fie in 
Misgefchick gerathen, nicht auf was fie begonnen haben. 1204) Denn ९६ 
heißt auch 

253 (254). Das ift ver Hohen Hoheit, der ver Lebens— 
weisheit Schmuck Tragenden: daß fie nicht laffen vom Begonn 
nen, felbft wenn ſich ſchweres Leid erhebt. 

Und 1 

254 (255). Der Niedriggejinnte beginnt nit aus Furcht 
vor Hinverniffen; der Mittelgefinnte beginnt zwar, doch weicht er 
vor Hinderniffen; der Hochgeſinnte aber verläßt Das einmal Bes 
gonn'ne niemal3 und häuften ſich taufendfad auch Hinderniſſe 1209) 

So ift tenn mein Neich durch dich von allen Gefahren befreit, in: 
dem du die Feinde bis auf den legten Mann vernichtet haft. Baht ९ 
fich ja doch auch nicht anders für die, die der Lebensweisheit fundig find. 
Denn es heißt auch: 

255 (256). Der Weife, der nicht ein einz’ges Neftchen von 
` Feind, von Schulden und Feuer, und Krankheit lapt übrig, dem 
ftößt feine Betrübniß zu.“ 1206) 

Iener fagte: „Majeftät! du णी glücklich, da alles gelingt, was 
du begonnen haft. Denn 1207) Tapferkeit bewirft nur was unumgänglic) 
nothwendig iſt; was aber durch Weisheit vollbracht wird, das bewirft 
vollftändigen Sieg. Es heißt auch 


256 (257). Denn Feinde, die durch Schwerter erſchlagen, 
find nicht erſchlagen; doch Feinde, die durch Klugheit erſchlagen, 
die find erichlagen: das Schwert erfihlägt allein nur der Men— 
फिला Xeiber; Klugheit erichlägt das Gejhleht und den Ruhm 
und die Stärke 

wer alfo Weisheit und Mannesfraft befist, dem gelingen feine 
Unternehmungen ohne Mühe. 

257 (258). DVoran fchreitet bei des Unternehmens Anfang 
die Einſicht; dann wird feft der Wille; der Rath, ſelbſt bejchlie- 
ßend, geräth in feine Irrfahrt; fruchtreich bliget vie Ueberlegung, 
ftolz hebet das Herz fih und Freude füllet den Mann, der in 
preislihe That ſich einläßt. 1208) | 

Und fo fällt Herrfchaft dem Manne zu, der Klugheit, Freigebigkeit 
und Heldenmuth in ſich vereinigt. Es beißt auch: 


Krieg der Krähen und Eulen. Funfzehnte Erzählung कण्ण). 279 


258 (259). Der Mann, welcher den Umgang liebt mit dem 
Freigebigen, Helden und Weifen, wird tugendhaft, dem Tugend: 
haften wird Reichthum, Neihthum bringt Glück, Glück Macht, 
und dieſe Herrſchaft.“ 

Meghavarna ſagte: „Wahrlich, die Regeln der Lebensklugheit tra: 
gen auf der Stelle Frucht; denn dadurch, daß du ſie hartnäckig befolg— 
tejt 1209), iſt Arimardana ſammt feinen Dienſtmannen mit Stumpf und 
Etiel von dir ausgerottet.“ 1210) Sthiradfchtvin fagte: 

259 (260). In Dingen ſelbſt, wo fiharfe Mittel nöthig, ift 
2०0 im Anfang Unterwerfung anzuratbhen: ver ſtolz hochanſtre— 
bende König der Bäume, der Wälder Zier, ift zu ehren, bevor 
er gefällt wird. 1211) | 

Denn das, ० Herr!- was unmittelbar erfolglos, oder mit ſchwerem 


Leid. zu erreichen ift, it doch nicht werth genannt zu werden. Schön 
fagt man auch: 


260 (261). Der Unentſchloßnen, Beharrlichkeit Scheuenpen, 
bei jevem Schritt hundert Fehler Zeigenden Reden werden durch 
ihre Früchte Lügen geftraft und machen fich lächerlich in der Welt. 

Und Berftändige dürfen felbit bei leichten Unternehmungen nicht 
ſorglos verfahren: 

261 (262). „Ich werd’ ८6 können! mühlos ift (ह und leicht 
zu enden: wozu der Sorgfalt?” jo nimmt wol. mancher leicht, 
was er begonnen mit unbevahtem Sinn, und in Gram und Lei— 
den, die gern zum Unglüd ſich gejellen, verjinft er. 1212) 

So fann denn mein Gebieter jetzt, nachdem feine Feinde beſiegt 
find, wie früher, वि dem Schlaf hingeben. Man fagt auch diefes: 

262 (263). In einem Haus, worin Schlangen nicht ſind 
oder gefangen find, da jchläft 106 leicht; doch mo Schlangen 
10 066 zeigen, da ſchläft man kaum. 

Und fo: 

263 (264) Wie wird dem ungeduldigen Herzen mußegenie- 
Bende Ruhe zu Theil, ehe, ftrebend mit ehrbegier'gem Muthe, 
das Ziel ver Thaten ift erreicht, die mit angeftrengter Beharrlich— 
feit auszuführend, erhaben find, Segenswünſche vun den Lieben- 
den bringen, die Höhe der Macht der Lebensweisheit zeigen, und 
führen zu der Wünſche Ziel? 1213) 


280 Drittes Bu, 


So ruht denn gleichfam mein Herz aus, nachdem mein Unterneh: 
men fein Ziel erreicht hat. So genieße denn jetzt lange Zeit — das 
Glück deines Schirms und deines Thrones unerfchüttert — diefe deine von 
allen Gefahren befreite Herrfchaft, einzig befchäftigt mit dem Schub dei— 
ner Unterthanen 121%) und vererbe fie fo auf Kind, Kindesfind und alle 
ihre Nachfommen! Und aud: 

264 (265). Ein Fürſt, der nicht durch Schuß, Liebe ſich 
jeines Volkes Herz gewinnt, deſſen Herrſchaft ift ganz nutzlos 
wie falfche Zigen am Ziegenhals. 1219) 

265 (266). Der Erdenfürſt, welder zur Tugend Liebe hegt, 
ih nicht den Wollüften dahingibt, und liebt fein Wolf, der freuet 
10 lang des mit wogender Fahn' und Schweif und meißem Schirm 
ftrahlenden Manngebieterglücs. 1216) 

Auch darfit du dich nicht durch den Rauſch des Glücks, indem du 
denkſt: „ich bin im Beſitz der Herrſchaft“ berücken laſſen! denn ſchwan— 
kend It die Macht dev Könige 1217); der Herrſchaft Glück fo ſchwer zu 
erflimmen wie ein Bambusbaum; geneigt zu plöglichem Sturz; obgleich 
mit hundertfältiger Anftrengung gehalten, dennoch ſchwer zu halten; obs 
gleich gepriefen und verehrt, am Ende trügerifch; wie das Gefchlecht der 
Affen, zeritreuten und mannichfachen Sinnes; wie das Wafler auf einem 
Lotusblatt, [०९ verbunden; wie des Windes Strom überaus unftet; wie 
der Verein mit dem Böfen, unficher; ſchwer zu nahen, wie das Gift der 
Schlange; wie der Streif der Abendwolfe nur einen Augenblick purbur: 
farben: wie eine Schar von Wafjerblafen feinem Wefen nad vergänglich, 
wie eine Boa Gonftrietor undanfbar 1215), wie ein im Traum empfangner 
Haufen Goldes im felben Augenblick gefehn und verfchwunden. Und भाती: 

266 (267). Zur Zeit, wo jemand zum Gebieter gefalbt 
wird, muß fich fein Geift rüften für Misgeſchicke: denn das Gefäß, 
046 zu der Salbung dienet, gießt gleihlam Unglück in dem Waſſer— 
from aus. 1219) 

Und feinen wahrlich gibt es, den das Unglüd nicht erreichen könnte. 
Es heißt auch: 

267 (268). Des Rama Exil, des Bali Bezwingung, der 
Panduföhne Waldwanderung, der Vriſchni's Vernihtung, ०९६ Kö— 
1106 Nala Verluft des Reichs, des Ardſchuna Dienft als Tänzerin, 
und des Herrſchers von Laͤnka Sturz erwägend, duldet der Menſch 
bier alles, was das Schickſal gebeut. Wer ſchützet men? 1220) 


Nachtrag zum dritten Buch. Zwölfte Erzählung. 281 


268 (269). Wohin ift Dafaratha gegangen, der im Him— 
mel des großen "Indra Freund war? wohin auch König Sagara, 
welcher das Meer umfriedigt hat? wohin der der Hand entiproßne 
Vainja, wohin Manu der Sonne Sohn? Sind ihnen nicht Die 
Augen geſchloſſen, gefejlelt vom mächt'gen Todesgott? 1221) 

269 (270). Wohin ift der Sieger der drei Welten, Mänz 
dhätri? wohin Satjavrata? Wohin Nahufha, der König der Götter? 
Keſava wo, der Schrifttundige? Wir hören, wie Fürften an Was 
gen reih, an trefflidhiten Glefanten, दाणि auf Sakra's Thron, 
von dem gemwalt'gen Schiefal gehoben und wieder geftürgt vom 
Schickſal aud. 1222) 


Und au: 
270 (271). Hier diefer König, diefe Minifter, diefe Frauen 
und dieje Luſtwälder auch: — er, fie und fie und dieſe — ein 


Blif ०९6 Tods — und jie find hin, 
So herrfche denn du, nachdem du der Herrjchaft Glück, unitet wie 


das Ohr eines wüthenden Elefanten, erlangt halt, einzig fefthaltend am 
Rechte!” 


Nachtrag zum dritten Bud). 


Die zwölfte Erzählung, ©. 262, erfcheint in ven hamburger Handſchriften erft 
im vierten Buch; zugleich ift ihr eine befondre Erzählung eingefügt, welche auf 
jeden Fall mitzutheilen ift. Aber auch die zwölfte Erzählung felbft weicht von 
der Kofegarten’schen Necenfion fuwie von der bei Somadeva, im Kalilahb und 
Dimnab, wie auch im Hitopadefa, insbefondre im Anfang fo ftarf ab, daß es mir 
vienlich fcheint, dieſen ganz mitzutheilen, zumal da fein Gepräge hier viel alter- 
thümlicher zu fein fcheint. Leider find beide hamburger Hanpfchriften ſehr eorrum— 
pirt, ſodaß ich mich zu Gonjecturen und Auslaffungen genöthigt jehe, welche, 
fobald mir eine beſſere Handſchrift zugänglich fein wird, fich- wahrjcheinlich bes 
züglich entfernen und ergänzen laffen werben. 


Zwölfte Erzählung. 
Die verwandelte Maus foll fih einen Bräutigam 
wählen. 
Einſt ging ein Seher, Namens Sälanfajana 229, in 
die Ganga 12°), um fid) zu baden. Während er nun der 
Sonne feine Verehrung erwies, fing 122°) ein Falfe an dieſem 


282 Nachtrag zum dritten Buch. Zwölfte Erzählung. 


Drte vorn mit der Biegung feiner किप fcharfen Klauen ein 
Mänschen. Als der Weife dies ſah, fo wurde fein Herz von 
Mitleid bewegt, er rief: „laß los! laß los!‘ und warf zu— 
gleich mit einem Stüdchen von einem Stein nach ihm. Die: 
jem aber wurden durch den Steinwurf die Sinne verwirrt 
und er fiel zu Boden, indem er die Maus fahren ließ. 1226) 
Das Mäuschen aber, vor Furcht zitternd bat: „ſchütze mich! 
Ihüge mich!” und-lief zu den Füßen des Werfen. Der Falke, 
nachdem er feine Befinnung wiedererlangt, ſprach zu ihm: 
„D, Weiler! du haft nicht recht gehandelt, daß du mich mit 
einem Stein geworfen. Fürchteft du dich nicht vor Ungered)- 
tigfeit? gib mir alſo jenes 122°) Mäuschen zurüd! wo nicht, 
jo wirft du eine jchwere Sünde auf dich laden.” Der Weile 
ſprach: „O böfer Bogel! man muß ja doch das Leben der 
Lebenden ſchützen, die Böfen beftrafen, die Guten achten, Die 
eltern und Lehrer verehren, die Götter preifen. Warum 
Iprichft du alfo fo unvernünftig. Der Falke jagte: „Du 
fennft nicht das feine Recht. Als der 0600८ Gott die Weſen 
ſchuf, hat er allen Lebendigen ihre Nahrung beftimmt; wie 
euch gefochte Speife, jo find uns Mäuſe und Aehnliches zu- 
gewiefen. Warum tadelft du mich alfo weil ich nad) meiner 
Nahrung begehre. Man fagt auch: 

Die Speife, melde jedwedem beftimmt ift, bringt ihm feine 
Schub verbotne Speije bringt Sünde, deren enthalte man feinen 
Leib, 1228) 

Wie beraufhende Tränke von Brahmanen, wie Opferjpeife 
vom Trunfenbold, ob Speife gleich, nicht gejpeift werden dürfen, 
jo von andern andres nicht. 1229) 

Auf Nahrung beruht der Eſſenden Wohlfein und diefe Nah 
rung gewährt fein हिली. Weswegen beftrafft du mid 9 un— 
gerecht? 1230) | 

Dies 1 aber auch nicht die Weife der Weiſen. Denn 
diefe ſehen nicht, was fie fehen, hören nicht, was fie hören, 
Wird etwa die aus Begierde entftandene Thräne gepriefen १०२२१) 

Sleihen Sinns gegen Feind und Freund, dem Erdkloß, 


Nachtrag zum dritten Buch, Erfte Erzählung. 283 


Stein gleih an Gefühl, für Freunde, Feinde gleichgültig, partei= 
[08 zwifchen Lieb’ und कव. 1232) 

Auch die Guten fowie Böfen fcheiden fih durch Gleichſinnig— 
feit; gut jind folhe, die vorwurfäfrei ſich guten Brauch befleifigen. 

Darum haft du durch jene That dich verfündigt. Denn 
man fagt aud): 

„Laß los! laß los!” da fallt eines; „laß nicht los!‘ fallt 
das andre auch; wie er am Boden zwei fiehet, denkt er: „Schweigen 
nüßt jederzeit.‘‘ 

Sälanfijana fagte: „Wie ift das?“ Jener ſprach: 


Erſte Erzählung. 
Die Kleider der Heiligen. 


An dem Ufer eines Fluſſes vollzogen drei heilige Brüder, 
mit Namen Gfata, Dita und Trita 1233) einft zufammen 
Buße, und während fie क badeten, ftanden, vermittelft der 
Macht ihrer Buße, ihre gewafchnen Kleider naß von Wafler 
ohne alle Stüße mitten in der Luft, um nicht irgendeinen 
unreinen Theil 123%) der Erde zu berühren. Da wurde einft, 
wie von mir, jo von einem Geier ein Fleiner Froſch durch 
Lift gefangen. Als er dies jah, wurde das Herz des Aeltejten 
von Mitleid bewegt und er fprach zu jenem, wie du 1235) zu 
mir. Im demjelben Augenblick fiel, weil er ſich in Dinge 
mifchte, die ihn nichts angingen, fein gewafchnes Kleid aus 
der Luft auf die Erde. Als Dies der zweite ſah, gerierh er 
in Furcht und ſprach: ‚Laß nicht los!” शह auch deſſen 
Kleid herabfiel und der dritte alle beide gefallen ſah 1236), 
ſchwieg er ſtill. Daher fage 0: 

„Laß los! laß los!” da fällt eines; „laß nicht los!“ fallt 
das andre au; wie er am Boden zwei fiehet, denkt er: „Schweigen 
nüst jederzeit.‘ 


Fortſetzung der zwölften Erzählung. 


Nachdem er dieſes gehört, fagte der Weife lächelnd: 
o du thörichter Vogel! das ift der Charakter des Weltalters 


284 Nachtrag zum dritten Buch. Zwölfte Erzählung (Fortſ). 


geweien. Denn im Weltalter der Wahrheit 1237) entfteht eine 
Sünde, wenn man einen Schledhten auch nur anredet. 1239) 
Daher diefe durch das Anfprechen mit guter Rede das Herab- 
fallen der Kleider bewirkten. 123%) Jetzt herrſcht aber das 
Weltalter der Schlechtigfeit. Da ift jeder ohne Ausnahme 
fündig; deshulb haftet feine Sünde ohne Handlung. Daher 


jagt man auch: 
In den anderen Weltaltern ſtecken der Menfhen Sünden an, 


doch in diefem, dem ſchuldreichen, verfündigt ſich der Thäter nur, 
Und fo: | 
Durch Sigen, Liegen, Geh'n, Reden und durch Eſſen mit 
Anderen, breitet im erften Weltalter jih Sünde aus mie Del 
im Meer. 


Drum wozu unnüßes Gerede? entferne dich! wo nicht, 
jo werde ich dir fluchen.‘ 


Dann entmwidelt fich die Erzählung weiter, weſentlich wie bei Kofegarten, 





Piertes Buch. Verluſt von ſchon Befeffenem. 285 


Diertes Buch. 
Berluft von ſchon Bejellenem. 


Hier beginnt das vierte Buch, genannt „Verluft von ſchon Be: 
ſeſſenem“; deffen erfte Strophe ift folgende: 

1. Wer aus Thorheit 19 abſchwatzen laßt durch Schmeicheln, 
was er befaß, der ift ein Narr und betrogen, wie vom Affen 
das Krokodil, 1240) 

Es wird nämlich erzählt: An einem gewiſſen Dit nah am Meere 
fteht 1241) ein großer Dſchambubaum, welcher beitändig voller Früchte 
fist, und da wohnte ein Affe, Namens Naftamufha.*) Da परिशु einmal 
ein Krofodil, Namens Vikarälamukha **), aus dem Wafjer des Meeres 
und legte fi an dem Rand des mit jehr weichen Sand verfehenen Ufers 
unter diefem Baume nieder. Darauf ſprach Raftamufna zu ihm: „Hör! 
du bift mir als Gaft genaht! fo if denn die ambroftagleichen Dſchambu— 
früchte, welche ich dir gebe! Es beißt auch: 

2. Sei er Freund oder Feind, fei er ein Eluger oder पपा 
mer Mann, fommt ein Gaft nah dem Allopfer, jo hilft er dir 
ins Paradies. 1242) ¦ 

3. Nicht werde bei vem Allopfer und Todtenopfer, wie Manu 
lehrt, ein Gaft nad) feinem Stand, Stamme, Wiſſen oder Ge- 
ſchlecht gefragt. 

4. Wer den vom meiten Weg müden, zu dem Allopfer kom— 
menden Gaſt verehret, ver wird fommen zur allerhöchiten Seligfeit. 

5. Aus weſſen Haus ein Saft fchreiter mit tiefem Seufzen 
ungeehrt, von dem entfernen ungnädig die Götter ſammt ven 
Vätern ji. 1243) 

Nachdem er fo gefprochen, gab er ihm Dfehambufrüchte. Jenes 
aber. nachdem es dieſe gegeſſen und lange Zeit das Vergnügen feiner 





*) „rothes Maul habend ^. 
**) „fürchterliches Maul habend ^. 


286 Viertes Buch. 


Unterhaltung genoſſen hatte, kehrte wieder nach feinem Hauſe zurück. So 
lebten diefe beiden, der Affe und das Krofodil, im Schatten des Dſchambu—⸗ 
baumes ruhend und fich die Zeit mit mancherlei fchöner Unterhaltung ver: 
treibend, jtets vergnügt. Das Krokodil aber gab die von den gegeffenen 
übriggeblicbenen Dfehambufrüchte, wenn es nach Haus gefommen War, 
feiner Frau.  Gines Tages aber wurde es von dieſer gefragt: „Herr! 
wo befommft du immer derartige ambrofiagleiche Früchte?“ Cs ant- 
wortete: „Liebe! ich habe einen lieben Freund, einen Affen, Raktamukha 
mit Namen, Diefer gibt mir unter vorhergehenden Zeichen der Liebe diefe 
Früchte.“ Da fagte fie denn: „wer immer folche ambroftagleiche Früchte 
genießt, deffen Herz muß ganz wie Ambrofia fein. Wenn ich dir alfo 
als Gattin Lieb bin, jo gib mir deſſen Herz, damit ich, nachdem ich es 
gegeflen, frei von Alter und Tod, mit dir Freuden genieße.“ Jener fagte: 
„Sprich doch fo etwas nicht! er ift ja unfer Bruder geworden. Außer: 
dem gibt er Früchte und darf deshalb nicht getödtet werden. Drum laß 
diefes ungerechte Gelüfte fahren! Es heißt ja: 

6. Eine Mutter gebiert erftens, zweitens aber gebiert das 
Wort; der Bruder, den das Wort zeugte, ſteht höher ala der 
leibliche,‘ 124%) | 

Drauf fagte das Krofodilmeibchen: „Du haft noch nicht ein einziges 
mal meinen Worten entgegengehandelt. Drum wird das ficherlich ein 
Affenweibchen fein. Denn aus Liebe zu ihr verbringft du dort jogar den 
ganzen Tag. Nun fenn’ ich dich durch und durch. Denn man fagt auch: 

7. Kein erheiterndes Wort jpendeft du mir, felbft gebeten 
nicht, was ich wünſche; raſch und haufig feufzeft du auf in der 
Nacht, wie des Feuers Flamme; locker ift dein Umfaffen, wenn 
den Hals du umſchlingeſt, dein Küffen gefühllos; denn eine andre, 
Böfewicht! ruht dir im Herzen und ift deine Liebſte.“ 1245) 

Gr aber umfaßte die Füße feiner Gattin und fprach jammernd: 

8. Indeß zu Füßen dir jinfend ich vor dir liege wie ein 
Knecht, willft du, grundlos, ० Serzliebfte, in Zorn gerathen, 
Zürnende!?’ | 

Sie aber, nachdem fie diefe Nede gehört, ſprach mit thränenbeded- 
tem Geficht: | 

9. Mit Hundert Wünfhen, o du Böſewicht! durch verftelltes 
Gekoſe reizend, erfüllt die Geliebte deinen Sinn ganz. Für mid 
ift da nicht der £leinfte Raum nod übrig. Drum weg mit die— 
fem nur verftellten Zubodenfinfen! 1246) 


Verluſt von fchon Befefienem. 287 


Uchrigens: wenn fie dein Liebchen nicht ift, warum willft du fie 
nicht tödten 1247), obgleich ich es dir fage? wenn es aber ein Affen- 
männchen it, wiefo dann Diefe große Liebe von dir zu ihm? Mit einem 
Wort: bekomme ich fein Herz nicht zu सदि, dann beginne ich um deinet⸗ 
willen ein großes Faften und fafte mich todt.“ Nachdem er diefen ihren 
feiten Entfchluß erfannt hatte, wurde fein Herz von Gedanfen beängftigt 
und er jagte: „Ach! mit Recht wird folgendes gefagt: 

10. Seſamſchminke, Ihoren und Weiber, und Krebfe, jowie 
Fiſche auch, Indigo und Trunfenbolve laſſen nicht los, mas jie 
gefaßt. 1248) 


Was foll ih nun thun? wie kann ich den tödten?“ Nachdem er 
fo überlegt: hatte, ging er zu dem Affen. Der Affe aber, da er ihn fpät 
und ängftlich heranfommen ſah, fagte: „Ah! Freund! warım fommft du 
heute 16 fpät? warum fprichit du nicht heiter und recitirft feine ſchöne 
Sprüche?” Diefer antwortete: „Freund! heute hat deines Bruders (D. i. 
meine) Fran fehr harte Worte zu mir gefprochen: «Ha! du Undanfbarer! 
fomm mir-nicht vor die Augen! denn Tag für Tag zechft du bei deinem 
Freunde und zeigit ihm nicht emmal die Thür deines Haufes au: Wieder: 
vergeltung. Dafür gibt es auch nicht einmal irgendeine Buße. Es heißt ja: 

11. Für den Mörder eines Brahmanen, für Saufer, Schur: 
fen, Diebe und Gelübvebreher 1016 Bußen, aber für Undank— 
bare nicht. 1249) 


Drum nimm meinen Schwager und bring’ ihn zur Wiedervergeltung 
in unfer Haus! wo nicht, fo ſiehſt du mich erft in jener Welt wicder.» 
So von ihr angeredet, bin ich zu dir gegangen, und weil ich wegen dei— 
ner mit ihr Streit hatte 1250) trat diefe lange Verfpätung ein. Drum 
fomm in mein Haus! deines Bruders Gattin erwartet dich ſehnſuchtsvoll, 
mit pier doppelten Gewändern angethan und mit würdigem aus Berlen, 
Rubinen und Aehnlichem beitehenden Schmuck geziert, nachdem fie die 
Umgebungen der Thür mit Empfangsfränzen gefchmüdt hat.“ Der शार 
jagte: „D! Freund! was meines Bruders Gattin gefagt, की ganz richtig 
Denn ९8 beißt auch 


12. Wie einen Keger ſoll meiden der weife Mann ſolch' 
einen Freund, der alles immer habfüchtig vor feinen Augen an 
10 reißt. 

13. Sie jchenft und läßt क beichenfen, erzählt und fragt 
nad Geheimniffen, genießet und gewährt Genuß: fo find ver ९९९९ 
Zeichen 1९05. 125%) 


288 Viertes Buch. 


Aber ich bin ein Waldbewohner und euer Haus iſt im Waffer. 
Wie kann ich alfo dahin Fonımen? Drum führe Lieber die Frau des Bru— 
ders hierher, damit ich fie und ihren Segenswunfch empfange!“ Jener 
fügte: „Freund! unfer Haus ift in einer fehr lieblichen Gegend einer Juſel 
mitten im Meer. Drum befteige meinen Rücken und reife vergmügt und 
ohne alle Furcht!“ 1232) Jener aber, nachdem er dies gehört, ſprach 
voller Freude: „Wenn dem fo पी, fo laß ung eilen! wozu zögern? 1253) 
fieh, ich habe deinen Rücken ſchon beſtiegen!“ 

Nachdem fo gefchehen und der Affe das Krofodil im bodenlofen 
Meere Schwimmen fah, gerieth fein Herz in Angit und er fagte zu ihm: 
„Bruder! laß uns fo langfam als möglich gehen! mein Körper wird naß 
von den Wellen des Waſſers.“ Nachdem es dies gehört, dachte das Kro- 
fodil: „Er ift, nun er ins bodenlofe Meer gelangt it, ganz in meinen 
Händen. Auf meinem Nücken ſitzend, Fann er ſich fein Sefamförnchen 
weit entfernen. Drum will ich ihm nur mein Vorhaben mittheilen, da— 
mit er noch cin letztes Gebet an feine Schußgottheit richten fann.“ Dann 
fagte er: „Höre Freund! du wirt von mir, nachdem ich dich in Sicher: 
heit gelullt, auf Befehl meiner Frau zum Tode geführt; drum bete zu 
deiner Schußgottheit!“ Jener fagte: „Bruder! was habe ish ihr oder 
auch div zu Leide gethan, daß du eine Lift erfonnen haft, mich umzubrin- 
gen?“ Das Krofodil fagte: „Sie hat ein Weibergelüfte gefaßt, dein 
Herz zu eſſen, welches durch den Genuß des Saftes der ambroftagleichen 
Früchte gereinigt ift. Deshalb habe ich dies gethan.“ Darauf ſprach der 
Affe, der den Kopf auf dem rechten Flecke hatte: „Lieber! wenn dem fo 
it, warum haft du mir das dort nicht gleich gelagt? denn mein Herz ift 
immer wohlverwahrt in einer Höhlung des Dfcehambubaums. Ich will es 
der Frau meines Bruders einhändigen. Warum haft du mich nun, ohne 
daß ich mein Herz bei mir habe, hierher gebracht?“ Nachdem das Kro— 
fodil dies gehört, fagte ५5 voller Freude: „Lieber, wenn dem fo ift, fo 
gib mir dein Serz, damit das böfe Weib (ह ift und aufhört mit Faften. 
Ich will dich zum Diehambubaum bringen.“ Nachdem es Dies gejagt, 
fehrte e8 um umd ging zu dem Fuße des Dſchambubaums zurück. Der 
Affe aber, nachdem er Hunderte von verfcbiedenartigen Gelübden zu den 
Göttern gemurmelt hatte, gelangte mit Ach und Weh zu dem Ufer des 
Meeres zurüd. Darauf fprang er mit einem Sprung fo weit und fo raſch 
wie möglich auf denfelben Dſchambubaum und dachte bei fih: „Da! jo 
hätte ich doch mein Leben gefunden! Sagt man doch mit Nedht: 


14. Nichtvertrauten vertrau’ nimmer und trau’ auch den Ver— 
trauten nicht! Gefahr, die durch Vertrau'n aufwächſt, rottet bis 
auf die Wurzel aus. 125%) 


Verluſt von ſchon Beſeſſenem Erfte Erzählung. 289 


Sp bin ich am heut'gen Tage gewiffermaßen zum zweiten mal ge: 
boren!“ Indem er jo dachte 1255), fprach das Krofodil zu ihm: „He! 
Freund! Gib mir das Herz her, damit deines Bruders Frau es तीर und 
mit Faſten aufhört!“ Da lachte der Affe ſpöttiſch und fagte zu ihm: 
„Pfui! Pfui! Du dummföpfiger Mörder unter der Masfe der Freundichaft! 
Hat denn irgendjemand zwei Herzen? Geh’ nur fchleunig unter dem Dſchambu— 
baum weg und fomm mir niemals wieder hierher! Denn man jagt aud): 

15. Ber einem einmal किकी erfundnen Freund von neuem 
Bertrauen ſchenkt, der zieht den Tod क zu felber, wie ein Maul- 
tbier, das jchwanger wird.“ 1256) 


Nachdem das Krofodil dies gehört, dachte es voller Beichämung: 
„Ad! Warum habe ic; Thor ihm meines Herzens Abficht Fund gethan? 
Wenn er doch nur noch einmal irgendwie Zutrauen faßt! Ich will ihm 
alio von neuem Zutrauen einzuflögen ſuchen!“ Darauf fagte e8: „Freund! 
Sie hat fein Verlangen nad) deinem Herzen. Ic Habe das nur aus 
Spaß gejagt, um deine Serzensmeinung zu erproben. Drum fomm als 
Saft in unfer Haus! Deines Bruders Gattin ift voll von Sehnſucht nadı 
dir. Der Affe fprach: „Oh! Du Böfewicht! Daß du dich auf der Stelle 
fortmachſt! Ich werde nicht Fommen. Man jagt auch: 

16. Weld ein Vergehn ſcheuet, wer Hunger leidet? Wen 
Noth verzehrt, der ift auch ohne Mitleid; Geliebter! ſprich zu 
Prijadarfana र) nur: Zum Brunnen fommt nimmer der Ganga= 
data.’ #*) 1257) 


Das Krofodil fagte: „Wie war das?‘ Jener fprach: 


Erfte Erzählung. 
Der Frofchkönig ruft eine Schlange zu Hülfe. 


In einem gewiflen Brunnen wohnte ein Froſchkönig, 
Namens Gangadatta. Dieſer wurde einft von feinen Agnaten 
beängjtigt; da beitieg er den Eimer 129%) 2९5 Schöpfrades, 
und verließ jo den Brunnen. Darauf dachte er: „Wie fann 
10) diefen Agnaten Leid anthun? Man jagt ja: 





*) „freundlich ausfehend ^. 
**) „von der Ganga gegeben“ ( Note 1257). 
@enfey, Bantihatantra. IL. 19 


290 ` १1९५4९8 Buch. 


17. Traun! Zum zweiten mal geboren iſt der Mann, der 
vergolten hat dem, der im Unglück ihm Hülfe und der ihm Spott 
geboten hat.“ 1259) | 

Auf diefe Weife vielfach überlegend, ſah er eine fchwarze 
Schlange, Brijadarfana mit Namen, aus ihrer Höhle riechen. 
Nachdem er fie erblickt, dachte er wieder: „Wenn idy viele 
ſchwarze Schlange in den Brunnen bringe, fo kann ich alle 
Agnaten ausrotten. Denn man jagt auch) | 

18. Auf einen ftarfen Feind hetze man einen Feind, der 
ftärfer ift: denn fommt er um, erwächſt für Die eigne Sache fein 
Schaden draus 

Und fo 

19. Durch einen ſcharfen Feind rotte der Weile aus den 
Iharfen Feind, den leidfchaffenden Dorn grade durch einen Dorn, 
zu wahrer Luft. 

Nachdem er diefe Betrachtungen angeftellt hatte, ging ex 
an die Thür der Höhle und rief: „Komm, fomm! Brijadar- 
Jana! Komm!” Die Schlange, nachdem fie dies gehört, dachte 
ber fih: „Der mich da ruft, gehört nicht zu meinem Geſchlecht. 
Denn ९६ ift feine Schlangenftimme. 1260) Ich habe aber mit 
feinem einzigen andern Weſen in der Welt Freundſchaft. 
Drum bleib’ ich hier in der Burg, bis ich 1261) weiß, wer e8 
jein wird. Denn es beißt auch: 

20. Weß Charakter und Abjtammung und weß Heimat dir 
unbefannt, deß Umgang ſollſt du vermeiden; das ift ein Spruch 
Vrihaspati's. 1262) 

Vielleicht 71 ९6 ein Kenner von Jauberfprücden und 
Kräutern, der mid lot und dann in Banden wirft; oder es 
ruft mich auch ein Menſch irgenveines Feindes wegen, gegen 
den er einen Haß trägt.” Dann fagte fie: „He! Wer biſt 
du?” Diefer antwortete: „Ich bin der König der Fröfche, 
Gangadatta, und bin zu dir gefommen, um Sreundfchaft mit 
dir zu Schließen. Nachdem fie dies gehört, ſagte die Schlange: 
„ab! Das ift unglaublich! Wo fchließt je die Stoppel Freund- 
किवी mit dem Feuer? Es heißt audh: 


Berfuft von fchon Befeffenem. Erfte Erzählung. 291 


21. Bon wem man muß den Tod fürchten, in deſſen Nähe 
gebt man nicht, felbft wenn er ſchläft; darum alſo, was ſprichſt du 
mir jo dummes Zeug?’ 

Gangadatta fagte: „Hm! Das ift wahr! Du bift unfer 
natürlicher Feind. Aber ich fomme infolge von Unglück zu 
dir. Es heißt aud: 

22. Droht vollftändiges Unglück dir, ift ſelbſt das Leben in 
Gefahr, dann neige tief dich vor'm Feind ſelbſt und ſchütze Leben, 
Hab’ und Gut.’ 

Die Schlange fagte: „Sprich! Wer ift fchuld an dei— 
nem Unglück?“ Jener antwortete: „Meine Agnaten.‘ Die 
Schlange ſprach: „Wo 1 denn deine Wohnung? Im einem 
Sumpf, Brunnen, Teidy oder See? Sag’ mir deinen Auf- 
enthaltsort!“ Jener entgegnete: „In einem mit Steinen aus— 
gemauerten Brunnen.’ Die Schlange jagte: „Ich babe feine 
Füße, fann alfo nicht hineinkommen; und wenn ich hinein— 
käme, jo ift da fein Ort, wo ich jtehn und deine Agnaten 
umbringen kann. Drum geb‘ nur. ७6 heißt au: 

23. Welches Futter man verfhlingen und verſchlungen ver: 
dauen fann und verbaut einem heilſam it, das effe, wem fein 
Wohlſein Lieb.‘ 1263) 

Gangadatta fagte: „Ab! Geh’ nur mit! Ich werde dir 
durch ein leichtes Hilfsmittel den Eingang möglich machen. 
Dann ift in der Mitte in der Nähe des Waflers eine recht 
ſchöne Höhle. Da fannft du dich aufhalten und mit Leichtig- 
feit diefer Agnaten did) bemeiftern.” Nachdem fie dies gehört, 
dachte die Schlange wiederum: „Ich bin schon alt und fange 
mancmal, mit genauer Noth, eine Maus, mandmal jelbft 
die nicht. Drum bringt mir dieſes Mittel, meinen Lebens: 
unterhalt zu erlangen, welches mir diefer Mordbrand feines 
eignen Geichlechts zeigt, Freude. Ich will alſo gehn und diefe 
Fröfche frefien. Sagt man denn nicht richtig: 

24. Der Kluge, wenn er freundlos ift und feine Kräfte 
ſchwinden ſieht, fo verichmäher er fein Mittel, wodurch er leicht 
19 Nahrung ſchafft?“ 126%) 

19” 


292 Biertes Bud. 


Nachdem fie fo überlegt, ſprach fie zu jenem: „Hör! 
Gangadatta! Wenn dem fo ift, fo geh’ voran, damit wir hinz 
kommen.“ Gangadatta fagte: „Hör, Brijadarfana! Ich 
werde dich durch ein leichtes Mittel dabin führen und dir den 
Drt zeigen. Aber meine Anhänger mußt du verichonen! Du 
darfit nur die. freifen, welche ich dir zeigen werde.“ Die 
Schlange ſprach: „Lieber! Jet bift du mein Freund gewor- 
den... Drum braudyft du feine Surcht zu haben. "Nach deiner 
Anweifung werde ich deine Agnaten freien.” Nachdem fie jo 
geiprochen, fam fie aus ihrem Loch, umarmte ihn und machte 
fich mit ihm auf den Weg. Nachdem fie nun zum Rand des 
Brunnens gefommen waren, brachte er felbit die Schlange 
vermittelt ०९७ Eimers am Schöpfrade 126°) in feine eigne Be- 
baufung. Darauf wies er ihr einen Bla in einer Höhle an 
und. zeigte 1266) ihr feine Agnaten. Diefe wurden alddann 
von ihr alle ohne Ausnahme. allmählicy aufgefreflen. Als es 
nun an Fröfchen fehlte, ſagte die Schlange: „‚Lieber! Deine 
Feinde find vollftändig ausgerottet. Drum gib mir irgend— 
eine andre Nahrung, da du mich ja hierher gebracht haft!“ 
Gangadatta antwortete: „Dein Werf der Freundichaft ift zu 
Ende. Drum gehe jet vermittelft derjelben Schöpfmafschine 1267) 
weg!” Die Schlange fprach: „He! Gangadatta! Was du 
jagft, ift nicht recht. Wie fann idy gehn? Das Loc), wel: 
ches mir ald Burg diente, wird von einem andern in Beſitz 
genommen fein. Drum bleibe ich hier und du gibft mir jeden 
Tag einen Frojch von deinen Anhängern. Wo nicht, jo freſſe 
ich fie alle ohne Ausnahme.” Nachdem er dies gehört, dachte 
Gangadatta mit erfchredtem Sinn: „DO weh! Was habe ic) 
da gethan, daß ich den hierher geführt habe!? Wenn ich num 
das verweigere, wird er alle ohne Ausnahme freſſen. Ja mit 
Recht jagt man aud) | 

25. Wer einen Feind ſich zum Freund wählt, der ihn an 
Stärke überragt, der hat mit eigner Hand fonder Zmeifel Gift 
फ zum Trank gemifcht. 1268) 


Verluſt von ſchon Beſeſſenem. Erfte Erzählung. 293 


Drum will ich jeden Tag einen, und wär ९8 auch ein 
Freund, ausliefern. Es heißt auch 

26. Den Feind, der ftarf genug, einem alles zu nehmen 
ftellt, wer Elug, mit Eleiner Gabe zufrieden, wie das Meerfeu'r 
der Deean. 1269) 

27. Der Schwache, der einem Starken auf deffen Bitte nicht 
Körner darreichet im Guten, der wird ihm fpäter Scherfel Mehles 
geben auch, ohne daß ihm jener auch nur des Stolzes Chr’ er— 
weift. 1270) 

Und fo: 

28. Wenn dem Ganzen Verluft drohet, gibt der Kluge die 
Hälfte preis und behilft ſich mit der andern; alles verlieren, ift 
gar zu hart. 1271) 

29. Um einer Kleinigfeit willen bringt 10 der Klug’ um 
Großes nicht, jondern Flug ift, wer jih Großes durch Verluft von 
Geringem wahrt. 1271) 


Nachdem er ſich fo entichloffen, lieferte ९८ ihr immer einen 
Froſch aus; die Schlange fraß dieſen und unbemerft auch 
manchen andern. Heißt e8 ja doch mit Recht: 

30. Wie man mit Kleidern, die ſchmuzig, ſich forglos hin: 
jegt hier und dort, jo wird von angegriffiner Habe der Ueberreft 
auch nicht geichont. 


Eines Tages aber, als die übrigen Fröfche gefreflen 
waren, fraß die Schlange aud, Gangadatta’8 Sohn, Jamuna- 
datta *) mit Namen. Als Gangadatta bemerfte, daß diefer 
aufgefreflen war, fchrie er mit dem Tone der Liebe: ,,& weh! 
D weh!” und hörte feinen Augenblie auf zu jammern. Darauf 
jagte feine Gattin zu ihm 

31. „Was jammerft du, du ſelbſt Mörder des unglüclichen 
eignen Stamms? Nun, da der eigne Stamm bin ift, wer. wird 
unfer Beſchützer fein? 1272) 





*) „den die Jamund (Flug Dſchumna) gegeben hat”. 


294 | Viertes Bud. 


Drum denke auf der Stelle an deine Flucht oder an ein 
Mittel, die Schlange zu tödten.” Nun war im Verlauf der 
Zeit der geſammte Stamm der Fröfche gefreflen; nur Ganga- 
datta allein war noch übrig. Darauf fagte Prijadarfana zu 
ihm: „Lieber! Ich bin hung’rig; alle Fröfche find bis auf 
den legten Dann ausgerottet. Du bift noch übrig. Drum 
gib mir irgendetwas zu eſſen, da णा mich ja hierher. gebracht 
haft!" Jener fagte: „Ach! Freund! Solange ich lebe, brauchft 
du darüber dir feine Gedanken zu machen. Wenn du mic 
nur wegfchiefen कणी, jo werde ich auch Die in andern Brun- 
nen befindlichen Fröfche überreden, daß 1८ hierher fommen.“ 
Jene antwortete: „Bisjetzt darf ich dich nicht eſſen, weil du 
mir Bruder bift. Wenn du aber das ausrichteft, jo werde 
ich dich fogleich einem Water gleich achten. Drum thue, wie 
du ſagſt!“ Jener aber, nachdem er dies gehört, machte ſich 
an den Eimer 1773) ९6 Schöpfrades, gelobte vielen Gottheiten 
Danfopfer, wenn fie ihm belfen würden, und kam aus dieſem 
Brunnen heraus. PBrijadarfana blieb voll Erwartung darin 
und jehnte फ nach feiner Rückkehr. Als aber eine lange 
Zeit verging, ohne daß Gangadatta zurückkehrte, ſprach Pri— 
jadarfana zu einem Alligator, der in einer andern Höhle 
wohnte: „Lieber! Erweiſe mir eine fleine Gefälligfeit! Da du 
ein alter Befannter des Gangadatta bift, jo geh’ zu ihm und 
ſuche ihn in irgendeinem Wafjerbehälter auf und melde ihm 
im Auftrag von mir, „daß er fo fchnell als möglich, wenn 
auch ganz allein, fommen möge, wenn die andern Fröſche 
nicht fonımen wollen. Ich könne ९6 ohne ihn bier nicht aus— 
halten, und wenn ich irgendetwas Böfes gegen ihn beginge, 
jo follten die guten Werfe meines Lebens 177%) auf ihn über- 
gehn. Der Alligator aber fuchte infolge diefer Rede den 
Gangadatta fo raſch वहि möglich auf und fagte zu ihm: „Lies 
ber Gangadatta! Diefer dein Freund Prijadarfana wartet in 
einem fort auf deine Nücfehr, drum komm fchnell zurück! 
Auch verpfändet er dir zur Sicherheit, daß er dir nichts Un- 
gefüges thun wird, die guten Werfe feines Lebens. Drum 


FE io 


Berluft von ſchon Beſeſſenem. Zweite Erzählung. 295 


fomm ohne alle Furcht im Herzen zurück!“ Nachdem er Dies 
gehört, Sprach Gangadattı: 

32. „Welch ein Vergehn jcheuet, wer Hunger leidet? Wen 
Noth verzehrt, der ift aud ohne Mitleid: Geliebter! ſprich zu 
Prijadarfana nur: Zum Brunnen fommt nimmer ver Ganga— 
datta!“ 


Mit dieſen Worten entließ er den Alligator. 

@०, du böles Waflerthier! werde auch ich, wie Gangadatta, unter 
feiner Bedingung in dein Haus kommen.“ Nachdem das Krofodil diejes 
gehört, ſagte dafjelbe: „Ach, Freund! Dies zu thun, पी nicht angemeffen 
für dich. Befreie mich auf jeden Fall vor der Sünde der Undanfbarfeit 
dadurch, daß du in mein Haus kommſt. Sonſt werde ich mich um deinet- 
willen zu Tod falten.‘ Der Affe jagte: „Thor! Soll ich jo ein Dumm— 
fopf fein, wie Lambafarna *) — der, obgleich er die Gefahr gejehn hatte, 
von freien Stücken 1275) nach demjelben Orte zurüdfehrte —, und mid) 
fo felbft umbringen? Denn: 

33. Wer gekommen und entkommen, nahdem er des Leu'n 
Kraft gejehn, dennoch zurückkehrt, ift ein Thor, der weder Herz 
190) Ohren hat.’ 

Das Krofodil fagte: „Wer ift diefer Kambafarna? Wiefo fam er 
um, obgleich er die Gefahr gefehn hatte? rzähle mir das!‘ Der Affe 
fagte: 


Zweite Erzählung, 
Der Efel, der weder Herz noch Obren hat. 


In einer gewifien Waldgegend wohnte ein Löwe, Namens 
Karälafefara **), umd dieſer hatte als beftändigen Begleiter 
und Diener einen Schafal, Namens Dhüfarafa. ***) Eines 
Tages nun erhielt diefer Löwe, als er mit einem Glefanten 
fümpfte, ſehr jtarfe Wunden am Leibe, fodaß er auch nicht 
einmal einen Fuß mehr rühren fonnte. Da er fich nun nicht 
bewegen fonnte, jo wurde auch Dhufarafa, indem feine Kehle 





*) „Langohr“. 
**) „eine furchtbare Mähne habend “. 
**) „graufarbig”. 


296 91९४1५6 Buch. 


von Hunger abgezehrt ward, ganz fraftlos; eines Tages fprach 
er: zum Löwen: „O Herr! Ich bin von Hunger gequält! Ich) 
fann feinen Fuß mehr vor den andern jegen. Wie fann ich 
div num Dienfte leiften?‘ Der Löwe ſagte: „Hör! Gehe! 
Suche irgendein Ihier, Damit ich ९8, obgleich jo danieder- 
liegend, umbringe.” 1276) Der Schafal juchte darauf und kam 
zu einem in der Nähe befindlichen Dorf, Da erblidte er am 
Nande eines ९९४९6 einen Efel, Lambafarna mit Namen, 
der mühjelig ſehr fpärliche Diftelfchößlinge 1277)  verzehrte, 
Darauf näherte er fich ihm und fprad: „Mein Freund! Laß 
mid dir meine Verehrung bezeigen! Ich habe dich lange nicht 
gejehen. 1278) Drum erzähle mir, wiefo du fo ſchwach ge: 
worden biſt.“ Lambafarna antwortete: „Ach, Schweiterfohn! 
Was fol ih erzählen? Ein fehr unbarmberziger Walfer quält 
mich mit übermäßiger Laft, und gibt mir nicht einmal eine 
Hand voll Futter; ich habe nichts zu eſſen als diefe mit Staub 
bedeckten Diſtelſchößlinge. 1777) Woher follte ih nun einen 
jtarfen Körper haben?” Der Schafal fagte: „Freund! Wenn 
dem fo ift, fo gibt ९6 eine überaus ſchöne Gegend mit einem 
Fluß, der reich an Imaragdgleichen Gräjern; fomm dahin und 
genieße dort das Vergnügen ſchöner gefelliger Unterhaltung 
mit mir!" Lambafarna fagte: „Ah, Schweiterfohn! Was 
du ſagſt, ift richtig; aber wir Hausthiere werden von euch 
Waldthieren getödtet. Was hilft mir alfo jene Schöne Gegend?“ 
Der Schafal fagte:. „Sreund! Sprich nicht fo! Diefe Gegend 
ift durch meine Arme wie durch einen Käfig rings umfriedigt; 
fein andrer fann hineinfommen. Außerdem find da drei un— 
verehlichte Eſelinnen, die ganz auf dielelbe Art wie du von 
einem Walfer geplagt waren. Diefe find ftarf geworden und, 
brünjtig Durch ihre Jugendfülle, haben fie zu mir gefagt:, 
«Wenn du Dich वह wahrer Mutterbruder von ung erweilen 
willft, fo gehe einmal in irgendein Dorf und führe uns einen 
paflenden Gemahl zu.» Aus diefem Grunde will ich Dich da— 
hin bringen. Nachdem er diefe Worte des Schafals gehört, 
ſprach Lambafarna, den Körper von Liebe gequält: „Lieber! 


Berluft von ſchon Befeflenem. Zweite Erzählung. 297 


- Wenn dem fo ift, dann gehe voran! Wir wollen eilig hin- 
gehn!” Sagt man ja doch mit Nedt: 


34. Keinen Nektar und fein Gift 1016 weiter als eine ſchöne 
. Maid; Leben fpender ihr’ Umarmung, ihre Trennung dagegen 
३62. 1279) 


Und fo: , 

35. Durch deren Nennung ſchon Xiebe, ohne Nähe und Sehn 
entfteht, melde Seligfeit beut diefe, wenn man fie fieht und ſich 
ihr naht?! 


Nachdem dies gefchehen, ging er mit dem Schafal zu 
dem Löwen. Als aber der Löwe, von Krankheit Schwach, nach— 
dem er den Eſel erblickt, fich erhebt, fo fing der Efel an, auf 
und davonzulaufen. Während er aber weglief, gab ihm ver 
Löwe einen Tritt mit der Fußſohle. Diefer hatte aber, wie 
die Anftrengung eines vom Glück nicht Begünftigten, feinen 
Erfolg. Mittlerweile ſprach der Schakal zu ihm, überwältigt 
von Zorn: „Ha! It dein Stoß derart? Wenn felbit ein Eſel 
vor deinen Augen dir zum Trotz davonfommt, wie fannjt du 
den Kampf mit einem Glefanten wagen? 3९81 ९८ ich, wie 
weit deine Macyt her iſt!“ Der Löwe aber jagte, beſchämt 
lächelnd: „Ah! Was fann ich dazu? Mein Fuß war nicht 
vorbereitet. Sonft fommt ſelbſt ein Elefant nicht davon, wenn 
ihn mein Fuß getroffen bat.“ Der Schakal ſprach: „Ich 
werde ihn noch am heutigen Tage dir nochmals vorführen 1239), 
Jorge aber dafür, daß dein Fuß dann vorbereitet ift!” Der 
Löwe fagte: „Lieber! Wie wird einer, der, nachdem er mid) 
mit feinen eignen Augen gefehen hat und davongefommen iſt, 
zu demfelben Drte wieder zurüdfehren? Drum fuche irgend- 
ein andres Thier!” Der Schakal ſagte: „Iſt das deine 
Sorge? ५1) Stehe du nur mit vorbereitetem Fuße da!‘ 

Nachdem dies jo gefchehn, folgte der Schafal der Spur 
des Ejeld und ſah ihn an demfelben Ort weiden. Der Eifel 
nun, als er den Schafal वि), fagte: ,, 90, du Schwefterfohn! 
Du Haft mic) an einen ſchönen Ort gebracht! Wenig fehlte, 


“ 


298 9 {९४1९8 Bud. 


fo wäre ich umgefommen. Sag’ nur, was war das für ein 
ganz gräßliches Gefchöpf, aus deſſen donnerfeilgleihem Fauft- 
Ichlag ich mich gerettet habe?‘ Nachdem er dies gehört, fagte 
der Schafal laut lachend: „Freund! Das war eine vom 
Waldvergnügen überaus ftarf gewordene Efelin, welche, ſowie 
jie dich kommen jah, herbeilief, aus Begierde, dic) leidenjchaft- 
lich zu umarmen. Wie du nun auf und davonliefft, fo 
ſtreckte 282) fie die Hand aus, um dich zu halten; aus fei- 
nem andern Grund. Drum fomm! Sie hat den Entichluß 
gefaßt, 14 um deinetwillen zu Tod zu faften, und fagt:. 
«Wenn Lambafarna nicht mein Gatte wird, dann gehe ich 
ind Feuer oder ind Wafler, oder nehme Gift. Won ihm ges 
trennt zu fein, das fann ich nicht aushalten.» Drum zeige 
dic) gnädig und gehe hin! Wo nicht, fo begehft Du einen 
Frauenmord und der Gott der Liebe wird einen grimmigen 
Zorn gegen dich faflen. Denn e8 heißt auch: 

36. Die Thörichten, welche das fiegreiche, durch Frauen vor— 
geftellte, Siegel des das Seeungeheuer in feiner Fahne führenden 
(Liebesgottes) verfhmähen und, falihen Früchten nachſtrebend, 
umberwandern, die werden von jenem aufs grauſamſte geichlagen, 
find nackenden Leibes mit gefhonem Haupt, einige in rothes Ge— 
wand gehüflt, andere mit Saarzopf und Schädelkranz.“ 1283) 


Er aber ließ fich von diefen Worten überreden 1234) und 
machte fich nochmals mit ihm auf den Weg. Sagt man ja 
doch mit Recht: । 

37. Das Schickſal treibt den Mann, daß er wiljentlich ſelbſt 
das Ueble thut: denn wie in aller Welt fände einer Gefall’n am 
Ueblen ſonſt? 


Mittlerweile fam der Efel, durch die hundert Reden des 
Schelms angeführt, wiederum in die Nähe des Löwen. Da 
wurde denn Lambafarna von dem Löwen, der feinen Fuß vor- 
her in Bereitichaft gefegt hatte, umgebracht. Nachdem er ihn 
num getödtet hatte, befahl er dem Schakal, ihn zu bewadhen, 
und ging felbft in einen Fluß, um fich zu baden. Der Scha— 


Berluft von करिणा Beſeſſenem. Dritte Erzählung. 299 


fal aber verzehrte aus zu heftiger Begierde zu freffen das Herz 
7९8 Eſels fammt den Ohren. Unterdeffen nun, daß der Löwe 
fid) gebadet, die Götter verehrt und der Schar der Väter ge- 
opfert bat, fo liegt da der Eſel ohne Herz und Ohren. Wie 
er dies ſieht, wird der Löwe von Zorn ergriffen und fagte 
zum Schafal: „Böſewicht! Was für eine unziemliche That 
haft du da getban? Denn dadurch, daß du Ohren und Herz 
gegeflen haft, ift dies zu einem Ueberbleibjel geworden.‘ 1499) 
Der Schafal antwortete ehrfurchtsvoll: „DO Herr! Sag’ das 
nicht! Denn dieſer Efel hatte weder Ohren noch Herz: aus 
diefem Grunde ift er, nachdem er hierhergefommen und bei 
deinem Anblick vor Schrecken Davongelaufen war, dennoch wie- 
der zurückgefehrt. Dem Löwen aber फिला viele Rede glaub- 
würdig; er theilte mit ihm und aß ohne Bedenfen. Daber 
fage ich: 

38. Wer gefommen und entfommen, nachdem er des Leu'n 
Kraft gefehn, dennoch zurückkehrt, पी ein Ihor, der weder Herz 
100 Ohren bat. 

So haft du Dummfopf zu betrügen gefucht, aber der Verſuch पी 
misglüdt, weil du wie Judhifchthira *) die Wahrheit fagteft. Sagt man 
ja doch mit Recht: 

39. Vergißt ein Schelm, was er fuchet, Wahrheit Tprechend 
aus Unvernunft, fo verfehlt er fein Ziel fiher, mie ein zweiter 
Judhiſchthira.“ 

Das Krokodil ſprach: „Wie war das?“ Der Affe erzählte: 


Dritte Erzählung. 
Der Töpfer als Kriegsmann. 
In einem gewiffen Orte wohnte einft ein Töpfer, Namens 
Judhiſchthira. Dieler, indem er einft ſehr ſchnell lief, fiel auf 


die Scharfe Spige einer Scherbe eines halbzerbrochenen irdenen 
Sefäßes. Da wurde ihm durch die Spite dieſer Scherbe die 


*) „im Kampfe ftandhaft”; Name des älteften Panduiden 


300 Viertes Bud. 


Stirn gefpalten und, den Körper mit Blut bevedt, ftand er 
mit Mühe auf und ging nach feiner Wohnung zurüd. Als— 
dann wurde die Wunde, weil er unpaflende Mittel gebrauchte, ` 
ſehr Schlimm und mit genauer Noth geheilt. Als nun einft- 
mals das Land von einer Hungersnoth geplagt wurde, 9 
ging diefer Töpfer, र्वि Kehle von Hunger abgezebrt war, 
mit einigen Kriegsfnechten in ein andres Land und trat bei 
irgendeinem König in Dienft.  Diefer König aber, da er auf 
deflen Stirn die furchtbare Narbe ſah, dachte bei 14 : „Das 
ift irgendein Held! Darum ficherlich hat er auf dem Schild 
der Stirn ‚vorn im Geficht eine Wunde!“ Deshalb ehrte 
und befchenfte ihn der König und betrachtete ihn vor allen 
Radſchputen mit bejonderer Gunft. Die Radſchputen aber, 
da fie deffen übermäßige Gunft ſahen, trugen zwar den aller 
größten Neid gegen ihn, ſagten aber aus Furcht vor dem 
König Fein Wort. AS nun eined Tages, da ein Krieg 0९ 
vorftand, dieſer König eine Mufterung feiner Soldaten vor: ` 
nahm, die Elefanten gerüftet 1286), die Pferde angeichirrt, Die 
Soldaten in Reih' und Glied geftellt waren, 9 wurde diejer 
Töpfer von dem König, wie e8 die Gelegenheit mit fich brachte, 
leife befragt: „He! Radſchput! Wie ift dein Name und dein 
Stamm, und in welcher Schlacht haft du diefe Wunde erhal- 
ten?‘ Diefer antwortete: „Majeſtät! Diefe Wunde rührt 
nicht von einer Waffe her. Ic heiße Judhifchthira und bin 
ein geborner 128”) Töpfer. In meinem Haufe waren viele 
Scherben; nun ging id) einft betrunfen hinaus, lief und fiel 
über eine Scherbe. Darauf erhielt ich diefe Wunde auf der 
Stirn, weldye ein fo fchredliches Anfehn befommen hat.“ 
Nachdem er dies gehört, fagte der König beichämt: „Ab! Ich 
bin von diefem Töpfer, der einen Radſchputen vorftellen will, 
angeführt. Drum nehmt ihn rafd) beim Schopf und jagt ihn 
weg!” Nachdem fo gefchehen, fprach der Töpfer: „Majeſtät! 
३01९ nicht fo! Sieh meiner Hände Gefchie in der Schlacht!“ 
Der König fagte: „Ja! Du befigeft alle Tugenden. Dennoch 
10 du dich paden. Man fagt aud) 1288); 


Di 
# 


Derluft von fchon Beſeſſenem. Vierte Erzählung. 301 


40. Du bift ein Held, ein Hochweiſer und bewunderungs: 
werth, mein Sohn! Dod im Geſchlecht, dem du anhörft, tödtet 
man Glefanten nicht.‘ 4 


Der Töpfer fragte: „Wie war das?” Der König er- 
zählte: ५५ | | 


Vierte Erzählung. 
Der junge Schafal in der Löwenfamilie. 


In einer gewiflen Waldgegend wohnte einft ein Löwen: 
ehepaar. Da kam einmal die Löwin in Wochen und gebar 
zwei Söhne. Der Löwe aber tödtete fters Wildpret und brachte 
e8 der Löwin. Eines Tages nun traf er gar nichts an, 
Während er noch im Walde herumfchweifte, ging die Sonne 
unter. Als er nun nach Haufe ging, fing er einen jungen 
Schakal. Indem er daran dachte, daß er jung fei, nahm er 
ihn forgfältig zwifchen die Zähne und brachte ihn der Löwin 
100) lebendig. Darauf fagte die Löwin: „Ach, Geliebter! 
Haft Du uns etwas zu eſſen gebracht?“ Der Löwe fpradh: 
+, ६९०९! Außer diefem jungen Schafal habe ich heute Fein ein- 
ziges Thier angetroffen; und weil ich dachte: er ift To jung! 
habe 14) ihm nicht getödtetz überdies gehört er zu unferm Ge— 
ſchlecht. Denn man fagt auch: 

41. Prieitern, Büßern und Frau'n, Kindern thue man nim— 
mer was zu Leid und vor allem nicht Schützlingen, und ging es 
um das Leben ſelbſt. 


Jetzt iß du ihn und er bekomme dir wohl! Morgen 
werde ic) irgendetwas andres erjagen.“ Sie fagter „D Ge— 
liebter! Du haft ihn nicht getödtet, weil. du dachteft: «er ift fo 
jung!» Wie jollte id) ihn meines Bauches wegen umbringen? 


68 heißt auch: 


42. Unrechtes joll man niemals thun, jelbjt wenn. das Leben 
in Gefahr, und vom Rechten niemals lafen: das ift das ewige 
Geſetz. 


302. Viertes Buch. 


Deswegen ſoll er mein dritter Sohn ſein!“ Nachdem 
ſie ſo geſprochen, nährte ſie auch ihn aufs trefflichſte mit der 
Milch ihrer eignen Brüſte. So verbrachten dieſe Drei Jungen, 
ohne die Verichiedenheit ihrer Gattung zu fennen, Die Zeit 
ihrer Kindheit in derſelben Lebensweife und mit denfelben 
Spielen. Da fam einft ein wilder Elefant berumichweifend 
in ebendieien Wald. Als nun alle beide Löwenfinder, ihn er— 
bliefend, mit zornflammendem Geficht auf ihn losſtürzen woll- 
ten, da ſagte die Schafalbrut zu ihnen: „D! Das 1 ein 
Glefant, ein Feind eures Stammes; auf den darf man nicht 
losgehen!" Nachdem er dies gelagt, lief evnad) Haus, Die 
beiden aber verloren durch die Feigheit des älteften Bruders 
ebenfalls den Muth. Heißt ९6 ja doc mit Recht: 

43. Durch einen einz’gen Standhaften, zum Kampfe Wohl- 
entfchloffenen wird eine ganze Armee ftandhaft, durd Eines Feig— 
heit wird ſie feig. 1239) 

Und fo: 

44. Drum begehrten die Erpdherriher hochgewaltige Krieger 
und Helden, Männer, die mutbvoll find, und entfernen die Feiglinge. 

Als diefe nun alle beide nach Haufe gefommen waren, 
jprachen fie vor ihren Aeltern fpöttiich Uber das Benehmen 
ihres älteften Bruders, wie er, nachdem er den Klefanten eben 
aus der Ferne erblict, ſich ſogleich auf und. Davongemacht 
habe. Diefer aber, als er das hörte, gerieth in Zorn; einem 
Zweig gleich zitterte ihm die Unterlippe heftig, ſeine Augen 
rötheten fich, die Augenbrauen rungelte ev in einen Dreizad 
zufammen und beiden drohend führte er die gröbften Reden. 
Da führte ihn die Löwin zur- Seite und ftellte ihm vor: 
„Kind! Sprich ja niemals fo! Es find deine Fleinen Brüder.“ 
Da gerieth er in gewaltigen Zorn und ſagte zu ihr: „Stehe 
ich ihnen etwa an Tapferfeit, Schönheit, Eifer für Willen: 
Schaft oder Gefchicklichfeit nach, daß fie ſich über mich Tuftig 
machen? Ich muß beide unumgänglich umbringen!” Nach— 
dem fie dies gehört, ſprach die Löwin, welche ihm das Leben 
zu erhalten wünfchte, innerlich ſpottend: 


a च क क क क क क 


Berluft von fchon Befeiienem. Fünfte Erzählung. 303 


45. Du bift ein Held, ein Hochweiſer und bewunderungs— 
werth, mein Sohn! Doch im Gefhleht, dem du anhörft, tötet 
man Glefanten nidt. 

So höre denn alles, mein Kind! Du bift ver Sohn eines 
Schakalweibchens, aus Mitleid habe ich dich mit der Milch 
meiner eignen Brüfte genährt; drum gehe nun ſo raſch als 
möglich zu deinen Stammverwandten, folange noch dieſe meine 
Kinder wegen ihrer Jugend nicht willen, daß du ein Schafal 
010. Wo nicht, jo werden fie dich jo treffen, daß du den 
Pfad des Todes betrittft.‘ Er aber, nachdem er dies gehört, 
ſchlich त mit von Furcht verwirrtem Sinn langfam davon 
und vereinigte fich mit feiner Gattung. 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 


Drum gehe auh du fo raich wie möglih, ९८ dieſe 
Radſchputen dich als Töpfer Fennen lernen. Wo nicht, fo 
wird. Dir von ihnen jo übel mitgeipielt werden, daß du ums 
fommen wirft.‘ Der Töpfer aber, nachdem er dies gehört, 
machte ſich eilig auf und davon. Daher fage ich: 

46. Vergißt ein Schelm, mas er ſuchte, Wahrheit fprechend 
aus Unvernunft, fo verfehlt er fein Ziel ſicher, mie ein zmeiter 
Judhiſchthira. 1290) 

Pfui, du Thor! daß du einer Frau wegen diefe That zu thun 0९ 


gonnen haft! Denn Frauen foll man unter feiner Bedingung Vertrauen 
jchenfen! Man fagt auch: 


47. Um die ich meinen Stamm aufgab, mein halbes Leben 
eingebüßt, dieſe verläffet lieblo8 mich: weldher Mann möchte Wei- 
bern trau'n!?“ > 


Das Krokodil jagte: „Wie war das?” Der Affe erzählte: 


Fünfte Erzählung. 
Wie eine Frau Liebe belohnt. 


In einem gewiffen Orte lebte 1291) ein Brahmane. Die: 
jer hatte eine Fran, die ihm lieber war, als fein Leben. 


304 Viertes Bud. 


Dieje aber zankte कि Tag für Tag unaufhörlich mit) feiner 
Familie herum... Der Brahmane, der feinen Zanf vertragen 
fonnte, verließ daher aus Liebe zu feiner Frau feine Familie 
und ging mit der. Brahmanin in ein andres entferntes Land. 
Da redete in der Mitte eines großen Waldes die Brahmanin 
ihn an: „O Sohn eines Ehrwürdigen! Mic quält Durft! 
Suche deshalb irgendwo Waſſer auf!” Kaum hatte fie das 
gefagt, To holte er Waller; als er aber zurüdfam, fand er fie 
todt. AS er nun, aus übergroßer Liebe, voll Verzweiflung 
jammerte, 19 hörte er eine Stimme in der Luft: „Wohlan 
denn 1792), Brahmane! Wenn du die Hälfte deines eignen 
Lebens abgibit, fo fol deine Brahmanin leben!“ Nachdem er 
dies gehört, veinigte fich der Brahmane, gab in. drei feierlichen 
Worten die Hälfte feines Lebens ab und ९0९ er noch ausge— 
Iprochen hatte, war die Brahmanin wieder lebendig. Dann 
tranfen beide Waſſer, aßen Waldfrüchte und machten ſich auf 
ven Weg. Darauf famen fie in Verfolg ihres Weges am 
Eingang einer Stadt in ein Blumengärtchen 1293); da fagte - 
der Brabmane zu feiner Gattin: „Liebe! Bleibe hier, bis ich 
mit Nahrungsmitteln zurückkomme!“ Nachdem ex jo geſpro⸗ 
chen, ging er weg. In dieſem Blumengärtchen drehte aber 
ein Krüppel das Schöpfrad und ſang mit himmliſcher Stimme 
ein Lied. Als jene dies hörte, wurde ihr Herz von dem mit 
dem Blumenpfeil gewaffneten (Liebesgott) gequält; ſie ging 
zu ihm und ſagte: „Lieber! Wenn du mich nicht liebſt, ſo 
begehſt du an mir das Verbrechen des Frauenmords!“ Der 
Krüppel antwortete: „Was kann ich, ein von Krankheit Auf— 
geriebener, dir helfen?“ Sie ſagte: „Wozu ſolche Rede?! 
Ich muß dich nothwendig befigen!‘ Nachdem er Died gehört, 
fo that ९, wie fie begehrte... Nachdem fie die Liebe genoſſen, 
ſprach 1९: ,, २0) habe mich von jegt an dir für mein ganzes 
Leben ergeben. Dies präge dir ind Herz und fomm aud) Du 
mit 129%) ung!“ Er ſprach: „So jei es!” Drauf fam der 
Brahmane mit Speife zurück und fing an, mit. ihr, zw eflen. 
Da jagte fie: „Dieſer Krüppel ift hung'rig. Drum gib ihm 


Berluft von fchon Belefienem. Fünfte Erzählung. 305 


auch einen Fleinen Biſſen!“ Nachdem dies gefchehen war, 
fagte die Brahmanin: „Brahmane! Wenn du ohne einen Ge- 
führten in ein andres Dorf geht, dann habe auch ich Feinen 
Gefelffchafter zur Unterhaltung. Drum laß uns gehn und 
diefen Krüppel mitnehmen!” Jener fagte: „Ich fann mid) 
faum felbft tragen, geichweige diejen Krüppel noch.“ Sie 
fagte: „Ich will ihn im meinen Korb छदा und ihn felbft 
tragen.” Er nun, defjen Herz durd ihre gleisnerifchen Reden 
bethört war, bewilligte diefes. Nachdem dies nun fo gefchehn 
war und der Brahmane eines Tages fi) am Rande eines 
Brunnens ausruhte, gab ihm die Frau, welche ſich in den 
verfrüppelten Mann verliebt hatte, einen Stoß, fodaß er in 
den Brunnen ftürzte. Dann nahm fie den Krüppel auf und 
ging in irgendeine Stadt. Da erblidten die Beamten des 
Königs, welche, um Zolldefraudationen zu verhüten, hier und 
da herumfchweiften, den Korb, welchen fie auf ihrem Kopf 
trug... Sie nahmen ihn ihr mit Gewalt weg '?9?) und brach— 
ten ihn zum König. Als der König ihn öffnete, fo erblicte 
er den Krüppel. Darauf fam die Brahmanin herbei, welche 
jammernd den föniglichen Beamten gefolgt war. Der König 
fragte fie: „Was das zu bedeuten habe?’ Darauf jagte fie: 
„Dies ift mein von Krankheit gequälter Gatte, der, von der 
Schar feiner Verwandten verfolgt, von mir mit von Liebe 
gequältem Herzen auf den Kopf genommen und hierher zu dir 
gebracht iſt.“ Nachdem er dies gehört, fagte der König: 
„Brahmanin! Du bift meine Schwefter. Nimm zwei Dörfer 
und lebe vwergnügt, Freuden mit deinem Gatten genießend! 
Der Brahmane wurde durch den Willen des Schickſals 
von irgendeinem guten Menfchen aus dem Brunnen herauf: 
gezogen und fam, hier und dort umberjchweifend, im diefelbe 
Stadt. Das böfe Weib, fowie fie ihn erblicte, zeigte ihn dem 
König an: „D König! Da ift der Feind meines Gatten an: 
gekommen!” Der König aber befahl, ihn hinzurichten. Er 
fagte: „Majeſtät! Sie hat etwas empfangen, welches mir ge- 
hört. Wenn du Gerechtigfeit liebft, fo befiehl ihr, daß fie ९8 


Benfey, Pantichatantra. II. 20 


306 Biertes Bud. 


mir zurüdgibt!” Der König fagte: +, ९९९ Was du irgend 
ihm Gehöriges empfangen haft, das gib ihm zurüd!” Sie 
jagte: „Majeſtät! Ich habe nichts empfangen!“ Der Brah— 
mane fprach: „Gib mir die Hälfte meines Lebens zurüd, die 
19 mit drei Worten feierlich dir gab!” Aus Furcht vor dem 
König fagte fie darauf: „Hier haft du das mit drei Worten 
übergeb’ne Leben!“ und war im jelben Augenblid todt. Dar— 
auf fagte der König voll Berwunderung: „Was ift das?” 
Der Brahmane aber erzählte ihm die ganze vorhergegangene 
Gefchichte. Daher fage ich: 

48. Um die ich meinen Stamm aufgab, mein halbes Leben 
eingebüßt, dieſe verläffet lieblo8 mich: welher Mann möchte Wei- 
bern trau’n?! 

Der Affe fagte ferner: Gut ift auch folgende Gejchichte: 

49. Keiner follte auf Frau’nbitten etwas thun, oder geben 
auch; jonft wiehert eins, das nicht Pferd ift, und zur Ungeit 1296) 
ihert man das Haupt.‘ ¢ 

Das Krofodil fagte: „Wie war das?‘ Der Affe erzählte: 


Sechste Erzählung. 
Weiberlaunen. 


Es war einjt 1297) ein Gebieter der meerumgrenzten Erde, 
ein König, Namens Nanda 1298), berühmt an Macht und 
Tapferkeit, deſſen Fußichemel mähnenartig ftroßte von der 
Strahlenfülle der Diademe von einer Schar von vielen Köni— 
gen, und deſſen Pfad rein war wie die Strahlen des herbit- 
[कीला Mondes. Diefer hatte einen Minifter, Namens Vara- 
rutſchi 1299), welcher alle Schriften ftudirt hatte und das Wefen 
aller Dinge fannte. Gegen diefen war feine Frau wegen eines 
Liebesftreites jehr in Zorn gerathen, und obgleich er fie, die 
er außerordentlich liebte 1300), auf mannichfache Weifen zufrie- 
den zu ftellen fuchte, wurde fie doch nicht wieder freundlich. 
Da fagte der Gatte: „Liebe! Sag’ an, durch was willſt du 
010) zufrieden ftellen laſſen? Ich thu' ९6 ſicherlich.“ Da jagte 


Berluft von fchon Beſeſſenem. Sechste Erzählung. 307 


fie nad) vieler Mühe: „Wenn du dein Haupt fcherft und mir 
zu Süßen fällt, dann will ich dich freundlich anſehn.“ Nach» 
dem fo gefchehen war, war fie heiter, 


Aber auch die Frau des Nanda, welche auf ebendiefelbe 
Weiſe erzürnt geworden war, ließ fid) trog aller Bitten nicht 
zufrieden ftellen. Da fagte er zu ihr: „Liebe! Ohne dic) 
fann ich auch feinen Augenblick leben; ich falle dir zu Füßen 
und bitte dich, freundlich zu fein.” Sie fagte: „Wenn du 
dir einen Zügel in den Mund legen läßt und ich auf deinen 
Rüden fteigen und dich zum Laufen antreiben ण und du, 
dann laufend, wie ein Pferd wieherft, dann will ich dir wier 
der gut fein.” Das gefchah nun ganz fo. 


Am Morgen darauf, als der König im Rath ſaß, kam 
Bararutichi heran. Als der König ihn ſah, fragte er ihn 
„He! Bararutichi! Warum ift dein Haupt zur Ungeit ge- 
jchoren?‘ Diefer fprad) 


50. Keiner jollte auf Frau'nbitten etwas thun oder geben 
auch; ſonſt wiehert eins, das nicht Pferd ift, und zur Unzeit ſchert 
man das Haupt.‘ 


@ bift auch du, böfes Krofodil! wie Nanda und PVararuticht, der 
Sflav deiner Frau. Daher haft du dich durch ihren Wunfch leiten [पीदा 
und ein Mittel, mich umzubringen, ins Werf zu fegen begonnen, allein 
durch die Schuld deiner Nede iſt es offenbar geworden. Sagt man ja 
doch mit Recht: 


51. Durch ihres eignen Munds Thorheit kommt Droffel um 
und Bapagai; der Kranich läßt jich nicht fangen: Stillichmweigen 
fördert jeglih Ding. 1301) 

Und jo: 

52. Obgleich 10 wohlgeſchützt wähnend, von einem Tiger— 


fell bedeckt und furchtbare Geftalt zeigend, jtarb ver Eſel durch 
fein Gebrüll. 


Das Krokodil fagte: „Wie war das?“ Der Affe erzählte: + 
20* 


x 


308 Biertes Bud). 


Stebente Erzählung. 
Der Efel im Tigerfell. 


In einem gewiflen Orte wohnte einft ein Walfer, Namens 
Suddhapata. *) Diefer hatte einen Efel, welcher aus Mangel 
an Futter überaus Schwach geworden war. Der Walker num, 
als er im Walde umbherfchweifte, fah einen todten Tiger. Da 
dachte er: „Ah! Das trifft फ gut! Mit dieſem Tigerfell 
will ich den Efel bedecken und ihn in der Nacht in die Ger- 
ftenfelver Ioslaflen, damit die in der Nähe befindlichen Feld— 
hüter ihn für einen Tiger halten und nicht wegjagen.” Nach— 
dem Dies gefchehen war, fraß der Eſel Gerite nad Lujten. 
Auf diefe Weile wurde er im Verlauf der Zeit fett und ९6 
foftete Mühe, ihn in den Stall zu bringen, wo er angebun- 
den zu werden pflegte. Einſt aber, vor Brunft übermütbig, 
hörte er aus weiter Ferne das Gejchrei einer Efelin. Auf 
diefes bloße Gefchrei hin fing er auch an zu brüllen. Da er— 
fannten die Feldhüter, daß e8 ein in ein Tigerfell gefleideter 
Ejel fei, und fchlugen ihn mit Knüttel> 1302), Pfeil- und 
Steinwürfen todt. Daher jage ich: 

53. Obgleich jih wohlgefhügt wähnend, mit einem Tigerfell 
bedeckt und furchtbare Geftalt zeigend, ftarb der Eſel durch fein 
9९81111. 1303) 

Indem fich nun das Krokodil fo mit ihm unterhielt, Fam ein Waffer- 
thier heran und fagte zu ihm: „Hör, Krofodil! Deine Frau, die fich zum 
Faften hingelegt hatte, ift wegen deines langen Ausbleibens, von Liebe 
überwältigt, geftorben. Nachdem es dieſe, einem Donnerjchlag gleiche, 
Nede gehört, ſprach es mit fehr erfchüttertem 130%) Herzen folgende Worte: 
„Ah! Was ift mir Unglüdfeligem da zugeftogen! Man jagt auch: 

54. Wer feine Mutter im Haus hat, feine freundlide Gattin 
auch, der möge in एला Wald gehen; denn einem Walde gleicht 
fein Haus. 1309) 


Darum 1306), o Freund! verzeih mir die Sünde, die ich gegen dich 
beging! Jetzt aber werde ich infolge der Trennung von meiner Frau den 





*) „reines Zeug habend“ == „Seugreiniger“. 


N + ( +" A 
क, . 


Berluft von ſchon Befefienem. Siebente Erzählung. 309 


Scheiterhaufen beſteigen.“ Nachdem er dies gehört, lachte der Affe und 
ſprach: „Ab! Scon lang’ hab’ ich gedacht, dag du ein Bantoffelheld 
und Weiberfnecht bift; jest hab’ ich den Beweis davon. Denn du, Thor! 
du finfft in Verzweiflung, wo dir fogar ein Glück zugefallen it? Wenn 
ſolch ein Weib ftirbt, dann ziemt es fich eher, ein Seit zu feiern! Denn 
man fagt aud) 

55. Ein Weib, das, voll von Heimtücken, immerwährend 
auf Zwietradht denkt, in der erkenne, wer flug ift, das gräulich' 
Alter in Brau’ngeftalt. 

56. Darum mit aller Kraft halte, wer auf fein eignes Wohl 
bedacht, von allen Frauen auf Erden audy nur den Namen ji 
vom Leib. 

57. Was innen, fommt nicht zur Zunge, was auf der Zunge, 
nicht heraus, was draußen ift, thun niemals fie; der Weiber Trei- 
ben ift gar bunt. 

58. Wie viele gehen nicht unter, welche ſich aus Unwiſſen— 
heit nahen der ſchönen Starfhüft’gen, wie Motten dur des Lich— 
tes Strahl. 

59. Denn von innen find voll Giftes, von außen lieblid) 
anzufhau'n, gleihwie des Gundichaftrauhs Beeren, ihrer Natur 
gemäß, die Frau'n. 1307) 

60. Obgleich bedeckt mit Stockſchlägen, verſtümmelt felbit mit 
Meflern gar, unterwerfen jih Frau'n niemals, nicht durch Geſchenk' 
und Liebe nicht. 

61. Doch genug ſchon! Wozu nennen nod andre Schledhtig- 
feit der Frau'n?! Den fie im eignen Schos nährte, den Sohn 
ſelbſt, mordet fie im Zorn 

62. Nur ein Kind fann im graufamen Weibe der Liebe 
Gütigkeit, und Sanftmuth in dem hartherz’gen, Bildung im un- 
gebilv’ten ſeh'n.“ 

Das Krofodil fagte: ,, शती, Freund! Du haft recht. Aber, was 
fang’ ich an? Mir find da zwei harte Schläge zugeftoßen: erſtens die 
Vernichtung meines Haufes; dann die Herzenstrennung von einem Freunde, 
wie du bift. Doch es ift des Schickſals Wille! Denn man fagt auch: 


63. Wie groß aud meine Weisheit धि, zweimal größer ift 


310 Viertes Bud. 


deine doh! Ohne Mann und ohne Galan... Nackende! wohin 
ftierejt du? ^ 1308) 


Der Affe Tagte: „Wie war das?“ Das Krokodil ſprach: 


Achte Erzählung. | 
Die von ihrem Galan betrogene Chebrecherin. 


An einem gewifien Orte wohnte ein Ehepaar von Ader- 
leuten, und die Frau dieſes Adermanns hatte, weil der Mann 
alt war, ihr Herz ſtets auf andre gerichtet und wollte auf 
feine Weife treu im Haufe bleiben; ſie jchweifte vielmehr um- 
ber, andern Männern nachlaufend. Da wurde fie von einem 
fchlauen Räuber fremden Geldes erblidt und an einem men- 
fchenleeren Drte angefprochen: „O Hochbeglüdtel Mir ift 
meine Frau geftorben und durch deinen Anblict werde ich vom 
Liebesgott gequält. Drum fchenfe mir deine Liebe!" Darauf 
fagte fie: „O Hochbeglüdter! Wenn ९ fich fo verhält, 1९, 
jo hat mein Mann ein jehr großes Vermögen und vor Alter 
ift er unfähig, fich auch nur aus der Stelle zu rühren. Des— 
halb will ich ihm fein Geld nehmen und damit hierher fom- 
men, um mit dir anderswohin zu gehen und dort nad) Luft 
die Freude der Liebe zu genießen.‘ Jener antwortete: „Das 
gefält auch mir! Drum fomm in der Frühe, jo bald als 
möglich an diefen Ort, damit wir nach) irgendeiner recht ſchö— 
nen Stadt gehen und uns vie Welt des Lebendigen Frucht 
tragend gemacht werde.” Sie aber verſprach e8 mit einem 
„Ja“ und ging mit feelenvergnügtem Geficht nach ihrem Haus. 
In der Nacht, während der Mann jchlief, nahm fie alles 
Geld und eilte in der Frühe zu dem von jenem beftimmiten 
Drt. Der Schelm aber ließ fie vorangehen und machte पवि 
eiligft nad) dem Süden zu auf den Weg. Indem fte jo 
gingen, trafen fie in einer Entfernung von zwei Meilen vor 
10 auf irgendeinen Fluß. Als ver Schelm diejen erblidte, 
dachte er: „Was fol ich mit dieſem Weib, das die Jugend 
ſchon hinter fich hat? Und vielleicht kommt noch irgendeiner, 


Berluft von ſchon Beſeſſenem. Achte Erzählung. 311 


ſie zu verfolgen; dann hätte ich noch große Unannehmlichkei— 
ten. Drum will ich blos ihr Geld nehmen und damit auf 
und davon gehen!” Nachdem er fich jo entſchloſſen hatte, 
jagte er zu ihr: ‚Liebe! Es ift fchwer, über diefen großen 
Fluß zu fommen; drum will ich erſt das Gepäck ans andre 
Ufer bringen und dann zurücfehren. Dann १९०८ ich dich 
allein auf meinen Nüden und werde dich jo mit Leichtigfeit 
himübertragen.” Sie antwortete: ,, € Hochbeglüdter! Thue 
jo!" Nachdem fie jo geiprochen, händigte fie ihm das ganze 
Geld ein. Darauf fagte er: „Liebe! 1309) Gib mir aud) das 
Untergewand und den Mantel, damit du ohne Sorge durch) 
das Wafjer gehen Fannft. Nachdem jo gefchehen war, nahm 
der Schelm das Geld und das Paar Kleider und ging, wo- 
bin er Luft hatte 

Während fie nun, ihre beiden Hände um den Hals ge 
legt, voll Angft auf einer Stelle am Ufer des Fluſſes ſitzend 
zubrachte, kam mittlerweile ein Schafalweibchen dahin, mit 
einem Stück Fleiſch in dem Mund, und wie e8 heranfonımt, 
ſieh' da! jo ift da ein großer हाफ, der aus dem Waſſer her— 
ausgefommen war und draußen am Ufer des Fluffes liegt. 
Wie e8 dieſen fiebt, jo läßt ९6 fein Stüd Fleifch fahren und 
läuft auf den Fiſch zu. Mittlerweile ftürzt ſich ein Geier aus 
der Luft herab, packt das Stück Fleifch und fliegt damit wie— 
der in Die Höhe. Der Fiich aber, wie er das Schafalweib- 
chen fieht, veilt in den Fluß. Da fagte jene Nadende voll 
Hohn zu dem Schafalweibchen, welches fich vergebens bemüht 
hatte und dem Geier nachblidte: 

64. Der Fiſch ſchwimmt in dem Fluß wieder, der Geier hat 
das Fleifh geholt: um Fiſch und Fleifh, Schafalweibchen, betro- 
gen, wohin ftiereft du? 1310) 

Als das Schafalweibchen dies hörte und fie um Mann 
und Galan gebracht jah, ſagte ९6 ebenfalls höhniſch zu ihr: 

65. Wie groß auch meine Weisheit fei, zweimal größer it 
deine ०० : ohne Mann und ohne Galan, Nadende! wohin ftie: 
प्रधी du? 


32 Viertes Bud. 


Indem diefer fo erzählte, fam wieder ein andres Wafjerthier und 
meldete: „Ach! Auch dein Haus ift von einem andern großen Krofodil 
in Befis genommen.” Als ९ dies hörte, wurde fein Herz von ſehr 8८५: 
fem Schmerz erfüllt, und an ein Mittel denfend, jenes aus feinem Haufe 
zu entfernen, fprach es: „Ach! Seht! 1311) wie ich vom Schickſal ver: 
folgt werde 

66. Zum Feind पी mir der Freund worden! Geſtorben ift 
mir meine Frau! Mein Haus geraubt vom Fremdlinge! Was 
wird Heute mir noch gefhehn? 1312) 

Ja! richtig ift, was man fagt: 

67 (66). Iſt einer wund, fallen die Streiche zehnfach, kaum 
0115 an Brod, mehrt fih des Magens Brennen; im Misgeſchick 
brechen empor Feindfchaften: dies alles fommt mit des Geſchickes 
Ungunft. 1313) 

Was Soll ich nun thun? Soll ich mit jenem mich in Kampf ein— 
lafien? Oder 0 ich in Güte Vorftellungen machen und ihn jo aus dem 
Haufe entfernen? Oder णी id; Säen von Zwietracht oder Gefchenfe an— 
wenden? Oder foll ich diefen Freund hier, den Affen, fragen? Man 
fagt auch: | Eat 

68 (67). Wer, eh’ er handelt, Nath fuchet bei gewognen 
fragmwürdigen Lehrern, dem ftößt fein Semmniß zu in allem, was 
er unternimmt.’ — 


Nachdem er ſo erwogen hatte, fragte er denſelben Affen, welcher 
auf den Dſchambubaum geſtiegen war, von neuem: „Ach! Freund! Sieh 
meine unglückſelige Lage! Jetzt iſt mir ſogar mein Haus durch ein ſtär— 
keres Krokodil verſperrt! Darum fomme ich, um dich zu fragen. Sag 
an, was fol ich thun? Welches von den Mitteln, deren erſtes gütliche 
Unterhandlung ift, findet hier feine Stelle?‘ Diefer antwortete „Ha! 
Undanfbarer Böfewicht! Warum kommſt du wieder hinter mir her, ob» 
gleich ich es dir verboten habe? Dir Thoren werde ich auch nicht einmal 
einen Rath geben!‘ 1314) Das Krofodil, nachdem es dies gehört, fagte: 
„Sch habe mich gegen dich verfündigt; aber erinn’re dich an unſre frühere 
Sreundfchaft und gib mir einen guten Rath!“ Der Affe fagte: „Ich 
werde dir feinen geben. Denn ९5 war wahrlich nicht recht, daß du mich 
auf das Wort deiner Frau wegführteft, um mid) ins Meer zu werfen, 
Wenn einem feine Frau auch lieber als die ganze Welt ift, jo wirft man 
doch nicht Freunde und Verwandte auf ihr Wort ins Meer. Darum, du 
Thor! habe ich durch deine Thorheit dein Verderben Schon längft erkannt, 
Denn: 


4. ह Dr nn as Sl. + 


Berluft von fchon Beſeſſenem. Neunte Erzählung. 313 


69 (68). Wer aus Uebermuth nicht folget dem von Guten 
ertheilten Rath, der wird Ichleunig zu Grund gehen, wie mit der 
Glocke das Kameel.‘ 


Das Krofodil fagte: „Wie war das?“ तदादः erzählte: 


Neunte Erzählung. 
Das Kameel mit der Glocke. 


In einem gewiffen Orte wohnte einft ein Zimmermann, 
Namens Udadfchalafa, *) Der litt durch überaus große Ar- 
muth und dachte bei fih: „O! Weh über diefe Armuth in 
unferm Haufe! Während alle Leute durch ihre Arbeit Genuß 
haben, bringt mein Gefchäft dagegen an diefem Ort nichts 
ein. 1315) Denn alle Leute haben mit vier Stockwerken ver: 
jehene 1316) Häufer, an denen fein Vergang ift. 1317) Wozu 
bedarf ९6 alfo meiner Zimmermannsfunft?” Nachdem er fo 
gedacht hatte, verließ er das Land. Als er ein wenig in den 
Wald fommt, fo erblidt er mitten im Dickicht des lauben- 
fürmigen Forftes zur Zeit ०९ Sonnenunterganges ein von 
ihrer Heerde abgefommenes, von Geburtswehen gequältes 
Kameelweibchen. Nachdem er das Kameelweibchen fammt 
ihrem Jungen gefangen, fehrte er nach feinem Drte zurüd. 
Nach Haufe gefommen, nahm er einen Strick und band das 
Kameelmweibchen feſt. Dann nahm er eine fcharfe Art und 
ging in eine Gegend des Berges, um Zweige für fie zu holen, 
Da ſchnitt er viele junge zarte Schößlinge ab, nahm fie. auf 
feinen Kopf und warf fte ihr vor. 4315) Sie fraß diefe nach 
und nad) auf und wurde alddann dadurch, daß fie Tag und 
Nacht die Schößlinge verzehrte, dit und fett. Auch das junge 
Kameelchen wuchs zu einem großen Kameel heran. Darauf 
erhielt er ftets Milch davon, womit er feine Familie ernährte, 
Aus Liebe band nun der Zimmermann dem jungen Kameel 
eine große Glode an den Hald. Nachher dachte der Zimmer: 





) „Kälte des Waflers habend“ (?) 


314 Biertes Bud). | 


mann: „Wozu andre fchlechte Arbeiten!? Da grade dieſe 
Kameelzucht ein trefflicher Nahrungszweig 1319) für meine Fa— 
milie geworden ift, wozu noch ein andres Geſchäft?“ Nach— 
dem er fo. überlegt hatte, ging er nad) Haufe und jagte zu 
feiner Frau: „Liebe! Wenn du beiftimmit, jo 1 Folgendes 
ein gutes Geſchäft: Ich will von irgendeinem Geldausleiher 
etwas Geld nehmen und nach dem Lande Gurdichara *) gehn, 
um junge Kameele zu faufen. Unterdeß mußt du dieſe beiden 
forgfältig hüten, bis ich mit einem andern Kameelweibchen 
zurückkehre.“ Darauf ging er nad) einem Dorf in Gurdichara, 
faufte ein Kameelweibchen und fehrte nach Haufe zurück. Um 
९8 furz zu machen: er wußte e8 fo zu richten, daß ſich ihm 
eine große Anzahl alter und junger Kameele anjammelte. _ 
Nachdem er darauf eine große Kameelheerde hatte, nahm er 

einen Hirten in Dienft. Diefem gab er jährlich als Lohn ein 
junges Kameel. Außerdem war ihm erlaubt, Tag und Nacht 
Milch zu trinfen. Auf diefe Weiſe befand fich aud) der Zim— 
mermann wohl dabei, indem er beftändig mit Kameelweibchen 
und jungen Kameelen Handel trieb. Die jungen Kameele 
aber gingen, um zu grafen, in einen Luſtwald des Ortes. 
Nachdem fie nach Luften zarte Kräuter gefreffen und in einem 
großen Teiche Wafler getrunfen hatten, gingen fie zur Abend- 
zeit allmählich 1329) fpielend nach Haufe und jenes erſte Ka- 
meeljunge ging aus zu großem Uebermuth immer ganz zuleßt. 
Da fagten die anderen jungen Kameele: „Ab! Diefes junge 
Kameel ift thöricht, Daß ९6 von der Heerde zurückbleibt und 
unter dem Läuten feiner Glocke ganz zulegt heranfommt; wenn 
९6 in Die Nähe irgendeines böfen Thiers geräth, jo wird ९6 
ficher umgebracht.“ Indem fie aber tief in den Wald ein- 
drangen, kam irgendein Löwe heran, welcher den Schall der 
Glocke gehört hatte. Wie er hinfieht, fo geht da eine Heerde 
von Kameelweibchen und jungen Kameelen. Während aber 
eines, fpielend und Kräuter abweidend, zurückbleibt, gehn die 





*) das heutige Guzerat. 


Derluft von fchon Beſeſſenem. Neunte Erzählung. 315 


übrigen Kameele, nachdem fie Waſſer getrunfen, nach Haufe 
zurüd. Als diefes nun aus dem Walde tritt und fich in der 
Gegend umfieht, fieht und fennt ९6 den Weg nit. Während 
९6 nun, von der Heerde verirrt, allmählich und laut fchreiend 
eine Fleine Strede zurüclegt, jo fteht diefer Löwe, der feinem 
Ton gefolgt war, mit einem Sprung hervorftürzend, vor ſei— 
nem Angeficht. AS das Kameel ihm nun nahe fam, da 
pucte ९6 der Löwe mit herausgeftrecfter Zunge an den Hals 
und brachte e8 um. Darum fage ich 

70 (69). Wer aus Uebermuth nicht folget dem von Guten 
ertheilten Nath, der wird fchleunig zu Grund gehen, wie mit der 
Glocke das Kameel.“ 

Nachdem das Krokodil aber dies gehört, ſagte es: „Lieber! 

71 (70). Es lehren uns die Schriftkund'gen: ſieben Schritte 
zufammen — dann folget Freundſchaft; darauf bauend, ſag 
etwas: das höre an! 1321) 

72 (71). Männern, die guten Nath geben andern, für deren 
Wohl bejorgt, denen ftößt nie ein Unglüd zu, nicht in diefer noch 
jener Welt 

Drum erweife mir, obgleich ich undanfbar war, auf jeden Fall die 
Gnade, mir einen Nath zu ertheilen! Es heißt auch: 

73 (72). Wer gütig gegen MWohlthäter, was ift an deſſen 
Güte groß? Wer gütig gegen Schuldvolle, der wird von Guten 
gut genannt,‘ 1322) 

Nachdem er dies gehört, fagte der Affe: „Lieber! Wenn fo, jo geh’ 
denn hin und Ffümpfe mit ihm! Es heißt auch: 

74 (73). Fällſt vu, jo fommft du zum Himmel, bleibt du 
leben, zu Haus und Ruhm; jo wird von zwei unfchägbaren eines 
dir jevenfalls zu Theil. 

75 (74). Bor dem Mädtigften fall’ nieder, gegen Helden 
ja’ Zwietraht aus, dem Schwachen gib kleines Geſchenk, २५० den 
Gleichen befämpf’ mit Macht.‘ 1323)" 


Das Krokodil fagte: „Wie war das?‘ Jener erzählte: 


316 Biertes Bud. 


3९01९ Erzählung. 
Wie der Schafal fich gegen Löwe, Tiger, Leopard 
und einen andern Schafal im Befig eines todten 
Elefanten erhält. 


In einer gewiſſen Waldgegend wohnte 132%) einft ein 
Schafal, Namens Mahatichaturafa. *%) Dieſer fand im Walde 
einft einen von felbft geftorbenen Elefanten; er ging von allen 
Seiten um ihn herum, fonnte aber das harte Fell deſſelben 
nicht zerbeißen. Während dies vorging, fam ein hier und 
dort umbherfchweifender Löwe in dieſelbe Gegend. Als jener 
nun diefen fommen ſah, legte er den Reif feiner Krone auf 
den Boden, faltete feine beiden Hände zufammen und ſprach 
demüthig: „O Herr! Ich ftehe hier als dein Keulenträger 
und bewache diefen Elefanten für dich. Drum möge der Herr 
ihn verzehren!” Der Löwe aber, da er ihn fi) demüthig 
büden पि), ſprach: „Ah! Ich effe nie und nimmer ein Thier, 
das von einem andern getödtet if. Man jagt auch: 

76 (75). Der Löwe, der fih von des Wildes Fleiſch nährt, 
greift, hungernd felbft, nimmer im Wald zum Graſe; jo laſſen 
auch nimmer die Hochgebornen im Unglück ſelbſt ab von dem Pfad 
der Tugend. 1325) 

Drum begnadige ich dich felbft mit diefem Elefanten.“ 
Nachdem er dies gehört, ſprach der Schafal voll Freude: „So 
geziemt e8 ति für einen Herrn gegen feine ergebnen Diener. 
Denn man विद्र aud: | 

77 (76). Ein Edler weicht voll hohen Sinns nie von 2९6 
Gebieters Pflicht, Telbft in Außerfter North: nimmer verliert ihre 
Weiße die Perle und käme fie aud aus des Feuers Mund. 

916 aber der Löwe fich entfernt hatte, fam ein Tiger 
heran. Als er nun diefen ſah, dachte er: „Ah! Ein Böſe— 
wicht ift doch durd einen Fußfall weggebracht. Wie werde 


*) „fehr ſchlau“. 


Berluft von fchon Befeffenem. Zehnte Erzählung. 317 


ih aber nun dieſen fortichaffen? Der ift unzweifelhaft ein 
Held; deſſen werde ich ficher nicht Meifter werden, ohne Zwie— 
tracht zu ſäen. Denn man fagt aud): 

78 (77). Wo gute Wort’ und aud Gaben nicht zu helfen 
vermögend find, da ण man Zwietracht ausfaen; denn diefe auch 
verhilft zum Sieg. 1326) 


Ja ſogar ein mit allen Tugenden Ausgerüfteter wird 
durd Spaltung vernichtet. Es heißt auch: 

79 (78). Wohlgefhüget und in Einfhluß, von großer Härte 
und überfhön, wird doch die Perle anbindbar, fobald jie einen 
Spalt empfängt. 

[oder: Selbſt ver innerhalb dem höchſten Weſen Stehenve, 
fih von den Außerlihen Dingen entfernt Habende, guten Lebens- 
wandel Führende, ſehr Brave, nad Befreiung Strebende, verfällt 
in die Bande des Jrdifhen, wenn er in क gefpalten ift (vd. i. 
wenn die Zweiheit, ftatt der Einheit, in ihm Herr (णप). | 1327) 


Nachdem er fo erwogen hatte, trat er ihm ftolz mit er- 
hobenem Naden entgegen und ſprach mit Eifer: „‚Lieber! Wie 
fommft du hierher, एला Tod in den Rachen zu laufen? Denn 
diefer Elefant ift vom Löwen getödtet und der hat mich zum 
Wächter defielben beftellt und ift in den Fluß gegangen, um 
fi) zu baden; und beim Weggehn hat er mir den Befehl 4९ 
geben: „Wenn ein Tiger hierher fommt, jo mußt du ९ह mir 
forglicy zu willen thun; denn ich will die Tiger aus dieſem 
Walde ausrotten, weil einft ein Elefant, welchen ich, getödtet 
hatte, von einem Tiger heimlich angefrefien und zu einem 
Ueberbleibjel gemacht worden iſt; von diefem Tage an habe 
ich den höchſten Zorn gegen Tiger.” Nachdem er ४९ gehört, 
fagte der Tiger voll Schreden zu ihm: „O Schweſterſohn! 
Scyenfe mir mein Leben! Wenn er auch noch fo fpät erft 
hierher fommt, fo gib ihm doch nicht die geringfte Kunde von 
mir! Nachdem er fo geſprochen, begab er fich eilig auf die 
Flucht. Nachdem nun der Tiger weg war, jo fam ein Leo- 
pard 1323) einher. Als er auch dieſen gefehen, dachte er: 


318 Viertes Buch. 


„Diefer Leopard hat ftarfe Zähne. Drum will ich e8 dahin 
bringen, daß er mir in des Elefanten Fell ein Loch 1329) beißt.‘ 
Nachdem er diefen Entjchluß gefaßt, ſprach ex auch zu dieſem: 
„O Schweiterfohn! Warum haft du Dich fo lange nicht fehen 
laſſen? Und wie ausgehungert fiehjt du aus? Drum jei mein 
Gaft! Hier 1730) Tiegt ein Elefant, den der Löwe getödtet hat, 
und ich bin angewiejen, ihn zu bewachen. Trotzdem aber 
fannft du unterdeß, daß der Löwe nicht da ift, Fleiſch von 
diefem &fefanten effen und, wenn du fatt bift, fo raſch als 
möglich davongehn.“ Dieſer antwortete: ‚Lieber! Wenn dem 
jo ift, fo will ich mit dem Fleifchfreffen nichts zu thun haben. 
Denn wer fein Leben bewahrt, kann hundert Freuden zu jehn 
befommen. Es heißt auch: 

80 (79). Welches Futter man verfchlingen und, verſchlungen, 
verbauen kann und verbaut einem heilfam ift, das eſſe, wem fein 
Wohlſein lieb. 1331) 

Drum ißt man unter jeder Bedingung nur das, was 
man verdauen fann. Deshalb werde ich mich aus dem Staube 
machen!” Der Schakal fagte: „D du Feigling! Faſſe nur 
Muth und ig! Ich will dir fchon fagen, fobald er kommt, 
wenn er auch nocd ganz fern ift.” Nachdem dies gefchehn 
und der Schafal fah, daß der Leopard das Fell zerbiffen hatte, 
rief er: „O Schweiterfohn! Geh, geh! Da fommt der Löwe 
her!!! Nachdem er Died gehört, machte ſich der Leopard weit weg. 

AS nun der Schafal durch die vom Leoparden gemachte 
Deffuung etwas Fleifch gegefien hatte, da fam ein andrer, 
jehr wilder Schafal herbei. Als er diefen fah, der von glei— 
her Gattung und Kraft mit ihm war, recitirte er folgende 
Strophe: 

81 (80). Vor dem Mäctigiten fall’ nieder, gegen Helden 
fü’ Zwietracht aus, dem Schwachen gib kleines Geſchenk, doch ven 
Sleihen befampf mit Macht.“ 

Dann ſchritt er ihm zum Kampf entgegen, zerfleiichte ihn 
mit feinen Zähnen, Tchlug ihn in die Flucht und fraß dann 
jelbjt lange Zeit vergnügt des Glefanten Fleiſch. 


Berluft von fchon Beſeſſenem. Elfte Erzählung. 319 


Sp überwältige auch du diefen zu deinem eignen Gefchlecht gehöri— 
gen Feind und fchlag' ihn in die Flucht! Wo nicht, fo wirft auch du 
durch ihm zu Grunde gehen, fobald er Wurzel gefaßt hat. Denn es 
heist auch: 

82 (81). Bon Küh’n erwarte man Vortheil, von Brahma= 
nen Bußübungen, von Frau'n erwarte man Leichtiinn und ७९ 
fahren vom eignen Stamm. 1332) 

Und andrerjeits: 

83 (82). Gute Speifen gar vielfältig! und unachtſame Bür— 
gerfrau’n! Die Fremde hat nur ein Uebel: man haßt den eignen 
Stamm daſelbſt.“ 

Das Krofodil fagte: „Wie war das?‘ Der Affe erzählte: 


Elite Erzählung. 
Der Hund in der Fremde. 


In einem gewifien Ort wohnte 1333) einft ein Hund, 
Namens Tichitränga. +) Da trat eine langdauernde Hun— 
gersnoth ein. Aus Mangel am Nahrung fingen die Hunde 
und übrigen Thiere an, ihre Samilien zu verlaflen. Da ging 
Tichitranga, deſſen Kehle von Hunger abgezehrt war, aus 
Furcht davor in ein andres Land, und dort trat er in einer 
gewiflen Stadt Tag für Tag in das Haus eines Hausbeſitzers, 
aß durch die Sorglofigfeit der Hausfrau mannichfaltige Spei— 
jen umd wurde aufs fchönfte fatt. Allein fobald er das Haus 
verließ, umringten ihn andre übermüthige Hunde von allen 
Seiten und zerfleifchten ihm mit ihren Zähnen den ganzen 
Körper. Darauf überlegte er: „Ach! Die Heimat ift doch 
befier; denn da fann man doch felbit. bei Hungersnoth ver— 
gnügt leben und feiner fängt an, कि mit einem herumzubei- 
gen. Drum will ich auch in meine Stadt zurüdgehn!” Nach— 
dem er fo erwogen hatte, ging er nad) feinem Drte zurüd. 
Als er aber aus der Fremde zurück war, fragten ihn alle feine 
jämmtlihen Verwandten: „He! Tichitränga! Erzähl’ uns, 





*) „buntgefledten Leib habend“. 


320 | 9 {९४1९८5६ Bud. 


wie e8 in der Fremde zugeht? Wie ift das Land? Wie be- 
nehmen ſich da die Leute? Was ift ihre Nahrung, und was 
1 ihre Beichäftigung dort?” Er antwortete: „Wie kann 
man das eigentliche Weſen der Fremde jchildern? | 

84. (83). Gute Speifen gar vielfältig und unadtfame Bür- 
gerfrau'n! Die Fremde hat nur Ein Uebel: man haft den eignen 
Stamm daſelbſt.“ 


Das Krofodil aber, nachdem es diefen Rath gehört hatte, faßte den 
Entfchluß, es auf den Tod anfommen zu कधा, verabſchiedete fich beim 
Affen und ging nach feiner Wohnung. Dort führte es Krieg mit dem in 
fein Haus gedrungenen Räuber und nachdem es ihn, geftüßt auf feine ge: 
waltige Stärfe, umgebracht und feine Wohnung wieder in Beſitz genom- 
men hatte, lebte e8 lange Zeit vergnügt. Mit Recht jagt man Folgendes: 


85 (84). Was ift Herrfihaft, wenn auch freudvoll, die man 
nicht tapfer hat erfämpft? Heu, das ihm das Gefhid zuwies, 
verzehret auch ein alter Stier. 133%) 





Fünftes Buch. Handeln ohne forgfültige Prüfung. 321 


Fünftes Bud. | 
Handeln ohne jorgfältige Prüfung. 


Hier beginnt das fünfte Bud), genannt „Handeln ohne forgfältige 
Prüfung“ 1335); deſſen erfte Strophe ift folgende: 

1. Was nicht genau gejehn oder gehört, erfundet und geprüft, 
das vollziehe ein Menſch niemals, fonft geht ed ihm wie dem 
Barbier. 


Erfte Erzählung. 
Die beiden Mörder. 


Es wird nämlich erzählt 1336): In einer Provinz des 
Südens liegt eine Stadt, Namens Pätaliputra. 1777) Da 
wohnte ein vornehmer Kaufmann, Namens Manibhadra. *) 
Indem diefer die Handlungen vollzog, welche Moral, Erwerb, 
Streben nad) Genuß und nad) Seligfeit nothwendig machen, 
verlor er durch die Fügung des Schickſals fein Vermögen. 
Infolge der Einbuße feines Reichthums gerieth er alddann in 
Verachtung und verfiel deshalb in die tiefſte Betrübniß. Da 
dachte er einft in der Nacht: „Ach! pfui über diefe Armuth! 
Denn e8 heißt aud: 

2. Tugend, Rechtſchaffenheit, Ergebung, Verträglichkeit, 
Liebenswürdigfeit, vornehme Geburt, nichts von allem 1338) die— 
jem ftrahlet in einem Mann, ver ohne Gelv. 

3. Ehre und Kenntniß und Stolz, Anmuth und tüchtige Ein- 
ficht: alles verſchwindet zugleih, wenn das Vermögen verſchwand. 

4. Tag für Tag zerſchmilzt, wie des Winterd Schönheit 
getroffen vom Winde des Frühlings, felbft Einſichtiger Einficht 
durch die Sorgen für des Hauſes Laſten. 





*) „glängender Edelſtein“. 
Benfey, Pantſchatantra. II. 21 


322 Fünftes Bud. 


5. Selbft eines Hochverſtändigen Einſicht ſchwindet dahin, 
wenn gering fein Beſitz ift, durch die ftete Sorge für Butter 
und Salz, Del und Reis, Kleidung und Holz. 

6. Wie ein Himmel ohne Sterne, wie ein ausgetrocneter 
Teih, wie ein fchrecfenerregender Kirchhof wird gräulich eines 
Armen Haus, felbft wenn es Außerlih ſchön ausfieht. 

7. Um fhwahe Arme kümmert fih niemand, waren fie 
gleih Mitbürger einft; gleich Blafen des Waffers, die, ohne Ende, 
faum entftanden verfhwunden find. 1339) 

8. Den Hochgebornen, Geſchickten, Braven verläßt der Men— 
chen Kauf’ und beftet, wie an den Paradiesbaum, an Reiche १, 
wenn fie auch adel=, geſchick- und tugendlos. 1340) 

9. Des frühern Lebens gute Werke tragen bier die Frucht: 
ſelbſt Wiffensreihe von hohem Haus find augenblidlih Knechte 
dem der hier zu Macht gelangt. 

10. Gern preift die Welt mit lauter Stimme den Seren 
des Wafferd, wenn er auch zürnt: nichts iſt fchimpflich auf dieſer 
Welt, was irgend nur ein Neicher thut 

Nachdem er fo erwogen hatte, überlegte er von neuem: 
„Drum will ich feine Speife mehr genießen und mir morgen 
mein Leben nehmen. Wozu ſolch' eine unnüge Lebensqual?’' 1347) 
Nachdem er diefen Entjchluß gefaßt hatte, jchlief er ein. Dar- 
auf erichien ihm im Iraum der Lotusſchatz 1) in Geftalt 
eine Dſchainamönchs und ſagte: „O! Kaufherr! verzweifle 
nicht! Ich bin der Lotusſchatz, der durch deine frühere Seele 9 
erworben ward, drum werde ich in Diefer Geftalt morgen früh 
in dein Haus Fommen. Dann mußt du mich mit einem 
Keulenfchlag auf den Kopf treffen, dadurch werde ich unver— 
gänglic zu Gold." As er darauf am Morgen erwachte, 
erinnerte er fich ०९6 Traums und. beftieg und ftellte ſich auf 
das Rad 1344) der Gedanfen: „Ab! fein Menſch weiß, ob 
diefer Traum fich wahr oder faljch erweifen wird. Doch nein! 
er muß ſich ficherlich als falſch ausweiſen, denn ich denfe Tag 
und Nacht an weiter nichts वहि Geld. Denn man fagt auch: 

11. Träume, melde ericheinen Erkrankten, Kummervollen 


Handeln ohne forgfältige Prüfung, Erfte Erzählung. 323 


und Sorgenzernagten, Verliebten und Leichtjinnigen, die tragen 
alle feine Frucht.“ 


Mittlerweile kam ein Barbier, um feiner Frau die Nägel 
zu reinigen, und während diefer mit dem Reinigen befhäftigt 
ift, wird plöglich ein Mönch in der befchriebenen Geftalt 101: 
bar. Wie Manibhadra ihn erblickt jchlägt er ihm, das Herz 
voller Freude, mit. einem in der Nähe befindlichen hölzernen 
Knüppel auf den Kopf. Da verwandelte er ſich in Gold und 
fiel augenblidlich auf die Erde. Wie ihn nun der Kaufmann 
in der Mitte des Haufes aufftellt und betrachtet, da erblickt 
er den Barbier. Er erfchredte fich und dachte: „Ach! viel 
leicht ift das, was ich hier gethan, gejehn worden 134°), dann 
bin ich verloren!” Nachdem er jo überlegt hatte, fuchte er 
den Barbier zu gewinnen und fagte zu ihm: „Nimm 0९९ 
Geld und dieſe Kleider von mir zum Geſchenk! du darfit aber 
niemanden jagen, mein Lieber! was ich gethan habe!” Der 
Barbier aber, nachdem er dies verfprochen, ging nach Haufe 
und dachte bei fih: „Gewiß verwandeln fich alle diefe Mönche, 
wenn man fie mit einem hölzernen Knüppel auf den Kopf 
fchlägt, in God. Darum will auch icy morgen früh viele 
einladen und mit Knüppeln todtichlagen, damit ich zu vielem 
Gold fomme!” Indem er dies im Sinne trug, konnte er 
faum das Ende ०९९ Tages und diefer Nacht erwarten. Am 
folgenden Morgen nun ftand er auf, ging zu einem Klofter 
von Dſchainamönchen, hing einen Mantel forglich) um, machte 
dreimal ehrfurchtsvoll dem Dſchina 146) feine Neverenz 1347), 
rutichte mit den Knien auf der Erde, warf den Zipfel feines 
Manteld über die Deffnung ſeines Gefichts 13%#), legte die 
Hände andächtig zufammen und vecitirte mit lauter Stimme 
folgende Strophe: 


12. Die Dſchina's mögen hoch leben, denen, von reiner 
Kenntniß voll, der Geift im Leben, welches Seyn heißt, von des 
Geiftigen Strahlen glänzt. 1349) 

13. Nur was Dihina preift ift Zunge, nur was in ihn 

र 


824 ` Fünftes Bud. 


verjenft, ift Herz, die Hände einzig find löblich, die erhoben zu 
feinem ९०. 

Nachdem er jo und anderes auf vielfache Weiſe gepriefen 
hatte, trat er zu dem erften der Mönche, jenfte Knie und 
Fuß zu Boden und ſprach: „Verehrung धि dir! ich begrüße 
dich!‘ Nachdem er darauf den Segensſpruch: «Das Geſetz 
möge wachfen» empfangen und durd) die Begnadigung mit 
einem lieblichen Blumenfranz den Befehl zur Vollziehung einer 
religiöfen Handlung erhalten hatte, band er den Knoten an 
feinem Mantel zu 1359) und Sprach voll Ergebenheit: „D Er- 
hab’ner! mögeft du mit allen Mönchen zufammen heute in 
meinem Haufe eine Erquickung annehmen!” Diefer fagte: 
„D Schüler! wie fprichft du jo, obgleich du das Geſetz Fennft? 
find wir Brahmanen, daß du uns zu Gaft bittet? Wenn wir 
im Dienfte १०८ gegenwärtigen Lebens ftetS herumirrend einen 
gläubigen Schüler finden und in fein Haus treten, fo laflen 
wir ung mit Mühe nöthigen und eſſen dann nicht mehr als 
zu des Leibes Nothdurft nöthig. Drum geh! und fage fo 
etwas niemals wieder!" Nachdem er dies gehört, ſagte der 
Barbier: „O Erhab’ner! ich weiß das, 10 werde ९6 thun! 
doch erweifen euch viele Schüler Verehrung. Ich habe nun 
andererfeitS ſehr werthvolle Nefte von Zeugen, welche zum 
Einhüllen एणा Büchern tauglich find, zurecht gelegt; auch) 
findet 10 da Geld vor für Abjchreiber zum Abfchreiben von 
Büchern beitimnt. Nachdem er fo geiprochen, machte er fid) 
auf den Weg nad) feinem Haufe. Nachdem er nah Haufe 
gefommen, machte er einen Knittel von Mimofaholz zurecht, 
ftellte ihn in einen Winfel an ver Thür und ging etwa nad) 
vier Stunden nochmals zum Klofter und ftellte ſich neben der 
Thür deffelben auf. Darauf führte er alle, wie fte der Reihe 
nad) berausfamen, auf Verlangen des Oberen nad) feinem 
Haufe. Sie aber alle ließen ſelbſt die gläubigen ihnen be- 
fannten Schüler im Stich und gingen voll Begier nad) den 
Zeugen und dem Geld hinter ihn her. Sagt man ja doch 
mit Recht: 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Erfte Erzählung. 325 


14. Selbft der einfame hauslofe Nadte mit dem Topf in 
der Hand, ieh’! o Wunder! auch der wird von Begierde gepei= 
nigt in der Welt. 135%) 


15. Dem Alternden altert das Haar, Zähne altern dem 
Alternden, Augen altern ihm und Ohren; nur Begierde bleibt 
immer jung. 1392) 


Darauf führte fie der Barbier ind Haus, machte als- 
dann die Thür zu und fchlug ihnen mit Knittelfchlägen auf 
die Köpfe. Don ihnen aber, als fie fo gefchlagen wurden, 
waren einige auf der Stelle todt, andere fingen an mit 4९ 
ipalteten Köpfen zu wüthen. Mittlerweile hörten die Polizei: 
diener 13°) das Jammergefchrei, liefen herbei und fagten: 
„Ha! was ift das für ein großes Gefchrei mitten in der 
Stadt?” und als fie mit dem Ruf: „laßt uns hineingehn! 
laßt uns hineingehn!“ ſämmtlich nad dem Haufe eilten und 
zufahen, jo erblicten fie Mönche, deren Körper mit Blut 
bededt waren, aus dem Haufe des Barbiers flüchtend. Be— 
fragt: „D! was ift das?" erzählten diefe die Gejchichte mit 
dem Barbier, wie fie vorgegangen. Dieſe nun banden den 
Barbier mit feiten Striden und führten ihn fammt den vom 
Mord übrig gebliebenen Mönchen vor den Gerichtshof. Bon 
den Unterfuhungsrichtern befragt: ,, 6९! warum haft du diefe 
ſchlechte That gethan?“ antwortete er: „Ach! was 01 ich 
thun? eine ganz ebenfoldhe That habe ich im Haufe des Kauf: 
heren Manibhadra geſehn.“ Nachdem er dies gefagt, erzählte 
er ihnen die Gejchichte mit Manibhadra, wie er fie mit वाः 
geiehen hatte. Darauf fandten jene einen ab, um Manibha- 
dra vorzuladen. Diefer ging und brachte Manibhadra herbei. 
Diefer wurde von ihnen befragt: „He! Kaufherr! haft du 
einen Mönch ermordet?” Darauf erzählte diefer die ganze 
Geichichte mit dem Mönch. Alsdann fprachen jene: „He! 
man fpieße diefen fchlechten Barbier, der ohne genaue Prü— 
fung gehandelt hat.” Nachdem fo gefchehen war, fagten fie: 

16. Handle niemals ohne zu prüfen! prüfe bevor du han— 


F 


326 | Fünftes Bud. 


delſt ſtets! fonft kommt, wie bei der Brahmanin und dem Ichneu— 
mon, Neu’ zu fpat. 135%) 


Manibhadra jagte: „Wie war das?” Jene erzählten: 


Zweile Erzählung. 
Die Brahmanin und das Ichneumon. 


In einem gewiflen Orte lebte ein Brahmane, Namens 
Devafarman,*) Deſſen Frau gebar einen Sohn und dann 
ein Ichneumon. 1355) Sie aber, voll Liebe zu ihren Kindern, 
pflegte aud) das Ichneumon wie einen Sohn, indem fie ihm 
die Bruft gab, e8 mit Salben einrieb und jo weiter, Da 
fie jedoch dachte: „es Fünnte wegen der Bosheit feiner Gat- 
tung ihrem Sohne vielleicht ein Uebel zufügen‘ traute 1376) 
fie ihm nicht. Sagt man ja doch mit Recht 

17. Selbft ein ungebildeter, ſchlechter, misgeftalteter, thörich- 
ter, jündiger Sohn vermag Freude zu bringen feiner Aeltern Herz. 

18. Freilich fagen die Leut’ alfo: „Sandelſalbe ift Fühlig 
traun, doch eines Sohnes Umarmung übertrifft Sandeljalbe weit.“ 

19. Nicht Verbindung mit Herzfreunden, mit einem guten 
Vater nicht, noch fonft mit irgendwem anders begehrt der Menſch, 
wie mit dem Sohn. 


Nachdem fie nun einft den Knaben hübſch aufs Bette 
gelegt hatte, nahm fie den Waſſerkübel und ſagte zu ihrem 
Mann: „Hör! ० Meifter! ich geh’ zum Teih um Wafler zu 
holen. Du mußt den Sohn bier vor dem Ichneumon be- 
wachen. Nachdem fie फ entfernt hatte, ging auch Der 
Brahmane irgendwohin, um Almofen zu fammeln, ſodaß das 
Haus leer ward. Mittlerweile Froch eine ſchwarze Schlange 
aus einem Loch und ging durch des Schickſals Willen auf 
das Lager des Knaben zu. Da ging aber das Jchneumon 
auf diefen feinen natürlichen Feind los, fiel ihn, aus Furcht, 
daß er feinen Bruder: tödten möchte, auf feinem Wege an, 





*) „das Glück der Götter habend ^ (oder „von den Göttern beglüdt ^). 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Dritte Erzählung. 327 


begann einen Kampf mit der böfen Schlange, zerriß fie in 
Stüde und warf fie weit weg. Drauf ging es ftolz auf feine 
Tapferfeit, das Geficht mit Blut bevedt, um feine That zu 
verfünden, der Mutter entgegen. Die Mutter aber, als fie 
९6 mit blutbenegtem Geficht und jehr aufgeregt heranfommen 
ſah, fürchtete im Herzen: „dieſer Böfewicht hat unzweifelhaft 
meinen Sohn gefreflen‘ und warf, ohne aus Zorn weiter zu 
prüfen, den Kübel voll Waſſer auf daflelbe. Sowie der Kü— 
bel darauf fiel, war das Jchneumon augenblicklich todt. Wie 
fie nun, ohne ſich um dieſes zu befümmern, in das Haus 
tritt, fo liegt der Knabe ebenfo noch fchlafend und neben dem 
Bette erblicht fie eine große fchwarze Schlange in Stücke zer 
पधि. Da wurde ihr Herz über die unbedachte Ermordung 
des verdienftvollen Sohnes ergriffen und fie fchlug ſich an den 
Kopf, ४९ Bruft und fonftige Körpertheile, 1797) Als nun 
während Ddiejes Vorgangs auch der Brahmane, nachdem er 
Geſchenke erhalten, irgendwoher von feinem Herumfchweifen 
heimfehrte, fieh’ da, fo jammert die Brahmanin, überwältigt 
von Gram über ihren Sohn: „O! ०! du Habfüchtiger! weil 
du von Habſucht beherricht nicht gethan haft, was ich did) 
hieß, fo genieße num als Frucht deines eigenen Sündenbaums 
den Schmerz über den Tod deines Sohnes! So geht e8 ja 
auch denen, die von Habjucht verblenvdet find! Denn man 
jagt auch: 

20. Zuviel Habſucht ſoll man meiden, etwas Gewinnfucht 
ſchadet nicht: der der Habſucht zu ſehr fröhnte, auf deffen Haupte 
rollt das Rad.‘ 1358) 


Der Brahmane fagte: „Wie war das?” Die Brab- 
manin erzählte: 
Dritte Erzählung. 
Die Schäße fuchenden Brahmanen. 


Es wohnten hier in einem gewiſſen Orte vier Brahmanen, 
welche große Freundſchaft miteinander hegten. Diefe von über: 


328 Fünftes Bud. 


mäßiger Armuth geſchlagen, beriethen fich miteinander: „Ach! 
pfui über diefen ärmlichen Zuftand! Es heißt ja: 

21. Biel eh’r im Wald von Elefant und Tigern voll, von 
Menfhen leer, aber mit Dornen reich geſpickt, zum Lager Laub, 
Borfe des Baums als einzig Kleid — als ohne Geld in der Ver— 
wandten Mitte fein! 1359) 

22. Der Herr wird feind, aud wenn man ihm dienet noch 
fo gut; die nächſten Verwandten wenden ſich ab; Tugend erglänzt 
nicht; die eignen Kinder fliehn vor uns, und Misgeſchicke häufen 
ih an; die Gattin liebt nicht, wäre jie gleich aus gutem Haus, 
und die Freunde befuchen uns nicht; jo geht's Männern, beiten 
fie Weisheit und Tapferkeit auch, ſobald das Geld zu Ende ift. 

23. Sei wer ein Held, ſchön an Geftalt und Eigenschaften, 
beredt und ſelbſt Kenner von allen Schriften, fehlt's Geld, fo 
wird nie ihm der Ruhm der Künfte; den Todten glei gilt in 
der Menſchen Welt er 

Drum beifer Tod als Armuth! Es heißt auch: 

24. „Steh’ auf mein Freund! einen Augenblik! und trage 
die Laft meiner Armuth, indes ermüdet ich lang’ genieße deine 
dem Tod entjproßne Freude”, fo angeredet vom Gelventblößten, 
der plöglih zum Friedhof eilte, bleibt jtill die Leiche erfennend, 
wie Tod unendlich beffer als Armuth. 


Drum muß man auf alle Weife ftreben Geld zu gewin- 
nen!‘ 1360) Nachdem fie jo erwogen und ſich entjchloflen hatten 
in die Sremde zu gehen, verließen fie Haus und Freunde und 
machten fich alle vier auf ven Weg. Sagt man ja doch mit 
Recht: 

25. Den Freund verläßt, trennt ſich von ſeiner Verwandten 
Schar, jchleunig धी laßt er die Mutter im Stihe, vom Vater— 
land gehet in bittre Fremde, mes Geift durch Neihthum ſich ver: 
iwirrt, gefchweige wer arm ift. 1369) 

So kamen fie denn allmählich. in das Land Avanti. *) 
Nachdem fie fich hier im Wafler der Siprä gebadet und den 





*) das heutige Gebiet von Oojein. 


Handeln obne forgfältige Prüfung. Dritte Erzählung. 329 


Gott, den hehren Mahafäla 1362) verehrt hatten, fchritten fie 
weiter und begegneten dem Indra 1362) (d. 1, dem Höchiten) 
unter den Jogins 13०३), Bhairavinanda*) mit Namen. Und 
nachdem fie fich nach der unter Brahmanen angemeflenen Art 
mit ihm unterhalten hatten, gingen fie mit ihm in fein Klofter. 
Da fragte fie der Jogin: „Woher fommt ihr? wohin geht 


` ८१ was bezmwedt ihr?” Darauf fagten fie: „Wir find Pil— 


ger, die die Zauberfunft aufjuchen. Wir gehn dahin, wo wir 
entweder die Freuden des Reichthums oder den Tod finden. 
Das ift unfer feiter Entſchluß. Man jagt auch: 

26. Manchmal fallt Waffer vom Himmel, doch fommt’3 zum 
Brunnen auch aus der Unterwelt; wol ift das Schiefal ſtark und 
unergründlich; doch ift nicht ftarf auch Menſchenwerk? 136%) 

27. Des Gritrebten volle Grreihung wird dem Menfchen 
duch Menfchenwerf, und jelbft was du «Göttlihes (Schielal)» 
nennft, iſt eine Gigenichaft des Menfhen, die den Namen «Un— 


ſichtbares⸗ führt. 


28. Wer nit der Mühe Herben Preis zahlt, empfänget 
feine Freuden hier; mit durch Quirlen angeftrengten Armen um— 
fängt der Vernichter des Madhu die Lakſchmi. 1365) 

29. Schwer zu erlangen ift Herrlichkeit, folang’ der Mann 
nicht jeine Thatkraft braucht; jowie die Sonne der Wage Bild 
befteigt, bejiegt fie der Wolfen Scharen jelbft. 1366) 


Drum fage ung irgendein Mittel Geld zu gewinnen, jet 
९8 Eindringen in eine Höhle, Wohnen auf einem Kirchhof, 
Bemeifterung eines weiblichen Dämon, Verkauf von Menfchen- 
fleiſch 7767), ein Zauberfnäul 1368) oder etwas Aehnliches. 
Denn du haft den Namen eines großen Zaub'rers und wir 
find von großem Muth erfüllt. Man fagt auch: 

30. Nur Große find allein fähig zu vollbringen der Großen 
Werk: mer anderd als das Meer fünnte tragen das Feu'r der 
Unterwelt? 1369) 


Bhairavananda aber, ald er die Fähigkeit diefer Schüler 





*) „Seligfeit des Siva befigend ^. 


330 ` Fünftes Bud. 


erfannt hatte, machte vier Zauberfnäule 136%), gab jedem von 
ihnen eins derfelben und fagte: „Geht in die Gegend nörd- 
li vom Berg Himalaya und wo irgend das Knäul von 
einem hinfällt, da wird er unzweifelhaft einen Schaß erhalten.‘ 
Nachdem dies fo gefchehen fo fiel, indem fie wanderten, das 
Knäul des an der Spitze gehenden aus feiner Hand auf Die 
Erde. Als nun diefer an diefer Stelle gräbt, fo war ०९ Erde 
voll von Kupfer. Darauf fagte er: „Ach! nehmt diefes Kupfer, 
joviel ihr Luft habt!“ Die andern aber fagten: „DO du 
Thor! wozu das? denn ſelbſt in Fülle कवरकी ९ der Armuth 
fein Ende Drum दीः auf! laß uns weiter gehen!“ 
Diefer fagte: „Geht ihr nur zu! ich gehe nicht weiter mit!” 
Nachdem er jo gefprochen, nahm er Kupfer, ſoviel ihm beliebte, 
und fehrte zuerft zurüd. Die Übrigen gingen alle drei weiter, 
Nachdem fie eine Fleine Strede gegangen waren, fiel das Knäul 
0०९6 nun an der Spite gehenden zu Boden. Als nun aud) 
diefer grub, fo war der Boden voll Silber. Da rief er voller 
Freude: „O! nehmt Silber, ſoviel ihr Luft habt! wir haben 
nicht nöthig weiter zu gehen.“ Die beiden andern aber jag- 
ten: „O du Thor! hinter und war der Boden voll Kupfer, 
bier ift er voll Silber, weiterhin wird er alfo ſicher voll Gold 
fein. Dann nimmt aud) durdy jenes, jelbit in Fülle, Die Ar- 
muth fein Ende. Drum wollen wir beide weitergehn!“ Dar- 
auf fagte jener: „Geht nur zu! ich gehe nicht mit.“ Nachdem 
er jo gefprochen, nahm er Silber joviel er tragen fonnte und 
fehrte nach) Haufe zurück. Als nun diefe beiden zugingen, jo 
fiel das Knäul des einen zu Boden. Als nun auch er grub, 
fo war die Erde voll Gold. Als er dies ſah, ſprach er voll 
Freude zu dem andern: „Ah! nimm Gold, foviel du Luft haft! 
९6 gibt nichts, das dieſes übertrifft!“ Dieſer antwortete: 
„D du Thor! weißt du denn nicht? zuerſt kam Kupfer, dann 
Eilber, darauf Gold; jo werden किलः weiterhin Diamanten 
fommen, von denen ſchon ein einziger der Armuth ein Ende 
machen wird. Drum fteh’ auf! laß ung weiter gehn! was 
follen wir mit diefem, wenn auch noch foviel, da ९6 eine Laft 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Dritte Erzählung. 331 


it?’ Dieſer fagte: „Geh' nur zu! ich bleibe hier und will 
auf dich warten.‘ | 
Nachdem jo geichehen war, ging jener allein weiter, jein 
Körper wurde von den Strahlen der glühenden Sonne ver- 
brannt, feine Sinne wurden ohnmächtig vor Durft, er ver 
fehlte ven Weg zum Lande der Geifter und irrte hier und dort 
umber. Herumirrend aber erblicte er auf einem Plage einen 
Mann, auf deſſen Kopf fich ein Rad herumdrehte 1770) und 
deſſen Körper von Blut benegt war. Aufs jchleunigfte ging 
er zu ihm und fagte: „O! werbift du? warum ſtehſt du fo 
mit einem ſich drehenden Rade auf dem Kopf? ſag' mir, ob 
irgendwo etwas zu trinfen ift? denn ich werde von Durft 
gepeinigt.‘ Indem er fo Iprach, verließ das Rad augenblid- 
lich den Kopf von jenem und ftellte fich auf das Haupt des 
Brahmanen. Diefer fagte: „Lieber! was ift das?” Jener 
antwortete: „Auch mir ift e8 ganz auf dieſelbe Weiſe auf 
den. Kopf gekommen.“ Dieſer ſprach: „O ſage mir denn, 
wann es wieder ſterabſteigen wird. Ich fühle großen Schmerz.“ 
Jener antwortete: „Wenn irgendeiner, wie du mit einem Zau— 
berfnäul 437%) in der Hand hierher fommen und dich anreden 
wird, dann wird ९6 ſich auf deſſen Haupt ſtellen.“ Dieſer 
fagte: „Wie lange Zeit ift es, daß du hier jo geftanden haft?” 
Jener ſprach: „Wer ift jegt König auf Erden?‘ Der Mann 
mit dem Rade antwortete: „Vinavatſa 1372) ift König.” Der 
Mann ſprach: „Als Rama 1323) König war, da fam ich, 
von Armuth gefchlagen, wie du mit dem Zauberfnäul 177%) 
in der Hand hierher. Da wurde von mir ein andrer Mann 
mit einem Rade auf dem Kopf erblidt und befragt. Darauf 
fprang das Rad von deffen Kopf auch auf meinen, grade wie 
1९61, während du fragteft, auf den deinigen. Weiter kann 
idy die Zeit nicht berechnen.” . Der Mann mit dem Rade 
fagte 77%: „Lieber! wie erhielteft du denn zu efjen und zu 
trinken, während du fo daftand’ft?" Der Mann jagte: „Bon 
dem Gott der Schäge 1979) ift aus Furcht, daß ihm feine 
Schätze geraubt werden, dies ald Schugmittel gegen die Zaub'rer 


332 Fünftes Bud. 


aufgeftellt, damit ja niemand hierher fomme. Wenn aber einer 
mit Mühe und Noth bis hierher gelangt, fo hat er, frei von 
Hunger, Durft und Schlaf, weder alternd noch fterbend, nichts 
weiter zu genießen als ebendiefen Schmerz. 

3९81 aber laß mich nach meinem Haufe gehn. Ich bin durch 
dic) von dieſem langen Leid erlöft. Drum will ich nun nach mei> 
ner Heimat gehen. Nachdem er fo gefprochen, ging er weg. 

Nachdem er weg war, dachte der Goldzaub’rer: „Wie 
lange zögert doch mein Gefährte!?“ und machte fich deshalb 
auf den Weg, einzig um ihn aufzufuchen; er folgte der Reihe 
feiner Fußfpuren und als er eine Feine Strede Weges ge— 
gangen war, jo erblidte er feinen Neifegefährten, den Körper 
mit Blut bedeckt und jchmerzgequält dur ein Rad, welches 
jich auf feinem Kopf herumdrehte. 1376) Als er ihm nah ge 
fommen war, fragte er ihn mit Thränen in den Augen: 
„Lieber! was 1 das?" Jener antwortete: „Des Schickſals 
Gewalt!“ Der Goldzaub’rer fagte: „So ſprich ००, was 
ift das?" Jener aber, von ihm befragt, erzählte die ganze 
Gefchichte mit dem Rade. Nachdem dieſer fie gehört, fagte er 
vorwurfsvoll: „Oh! ich habe e8 dir mehrfady verwiefen, du haft 
aber meinem Worte nicht gehorcht. Was णि man nun thun: 

Zuviel Habſucht ſoll man meiden u. |. w, (oben Strophe 20.) 

Selbft ein Gelehrter, Hochgebor’ner ermangelt der Ein- 
ficht. Heißt ९6 denn nicht mit Recht 

31. Beſſer Einſicht als fol’ Willen! Einficht ift mehr als 
Wiſſenſchaft; wem Einficht fehlt der geht unter, wie's jenen Löwen 
machern ging 


Der Mann mit dem Nade fragte: „Wie war das?” 
Der Goldzaub’rer erzählte: 


Vierte Erzählung. 
Je gelehrter, deſto verfehrter, oder „Die Köwenmacher“. 


An einem gewiffen Orte wohnten vier Brahmanenjöhne, 
welche die größte Sreundfchaft zueinander gefaßt hatten, Bon 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Vierte Erzählung. 333 


diefen hatten- drei ſämmtliche Wiffenfchaften durchaus erlernt, 
‚ermangelten aber aller Einficht. Einer dagegen hatte nichts 
gelernt, fondern befaß nichts weiter als Einſicht. inftmals 
nun famen fie zufammen und beratbichlagten miteinander: 
„Welchen Werth hat das Willen, wenn man फ nicht da- 
durch, daß man in die Fremde geht und die Gunft von Für: 
ften gewinnt, Vermögen erwirbt? Drum laßt uns alle auf 
jeden Fall in die Fremde gehen!” Nachdem fo gefchehen und 
fie eine Strede Weges gegangen waren, fagte der älteſte von 
ihnen: „Ah! einer unter ung, der vierte, hat nichts gelernt 
und ift nur verftändig. Die Könige aber geben Feine Ge— 
jchenfe für bloßen Verſtand ohne Wilfenfchaft. Deswegen 
werden wir ihm feinen Antheil an dem geben, was wir er- 
werben. Darum möge er umfehren und nad) Haufe gehn!‘ 
Da fagte der zweite: „He! du fehr Einfichtiger! du haft nichts 
gelernt, drum geh’ nad) Haus!‘ Darauf ſprach der dritte 1377): 
„Ah! fo zu handeln geziemt कि nicht. Wir haben von Kind- 
heit auf miteinander gefpielt, drum laßt ihn mitgehn! er ift 
jehr würdig und möge deshalb an dem von und erworbenen 
Reichthum Artheil haben!’ Nachdem fo gejchehen und fie 
ihren Weg fortfegten, erblicten fie in einem Walde die Ge- 
beine eines todten Löwen. Da fagte der eine: „Laßt uns 
eine Probe der von uns früher gelernten Wiffenfchaft machen! 
da liegt ein 10701९6 Thier! das wollen wir durch die Macht 
unfrer eifrig erlernten Wiffenfchaft wieder beleben !’‘ 1375) 
Darauf fagte der eine: „Ich verftehe die Knochen zufanımen- 
zufügen!” Der zweite jagte: „Ich liefre Fell, Fleiſch und 
Blut!“ Der dritte fagte 177%): „ich belebe es!“ 1350) Dar- 
auf fügte der eine die Gebeine zufammen, der zweite verband 
fie durdy Fell und Fleifch und Blut; als der dritte eben daran 
war fie mit Leben zu verfehen, da verwies ९6 ihm der Ein- 
fichtige und ſprach: „Es ift ein Löwe! wenn du ihn lebendig 
macht, dann wird er uns alle zufammen umbringen.‘ Da 
antwortete jener: „Pfui! Unmwiffender! in meiner Hand ſoll 
die Wiſſenſchaft nicht unfruchtbar fein!” Darauf ſprach die— 


384 Fünftes Bud. 


fer: „Dann warte einen Augenblid, 06 ich auf diefen Baum 
in unfrer Nähe geflettert bin!“ Nachdem dies fo geſchehen 
und der Löwe lebendig gemacht war, fprang dieſer auf und 
brachte alle drei um. Der Einfichtige aber ftieg, jobald der 
Löwe nad) einem andern Ort gegangen war, von dem Baume 
herab und ging nad) Haus. Daher fage ich: 

32. Beſſer Einfiht als folh’ Wiſſen! Einfiht ift mehr als 
Miffenfchaft; wen Einſicht fehlt, der geht unter, wie's jenen Löwen— 
machern ging 


Fortiegung der dritten Erzählung. 


Außerdem fagt man ferner 1399); 

33. Die Weisheit fhöpfen aus Büchern, unbekannt mit dem 
Lauf der Melt, die ſchaffen ſich Gefpött einzig, wie die gelehrten 
Thoren Hier.” 


` Der Mann mit dem Rade fragte: „Wie war das?” 
Jener ſprach: 


Fünfte Erzählung. 
Die Buchgelehrten. 


Nun wohnten in einem gewiſſen Orte vier miteinander 
befreundete Brahmanen. In dieſen entſtand in ihrer Jugend 
der Gedanke: „Hm! laßt uns in die Fremde gehn und Wiſſen— 
Ichaft erwerben!” Eines Tages alsdann faßten‘diefe Brah— 
manen miteinander den Entjchluß und gingen, um Wiffen- 
Ichaft zu erwerben, nad Kanjakubdſcha (Kanodſche). Da gin— 
gen fie in ein Studienflofter und ftudirten. Nachdem fie fo 
zwölf Jahre zugebracht, waren fie dadurch, daß fie ihren Sinn 
nur auf das eine gerichtet ‚hatten, aller Wiffenfchaften fundig 
geworden. Darauf famen fie alle vier zufammen und jpraz 
chen: „Wir find alle bis zu dem jenfeitigen Ufer des Wiſſens 
gelangt, deswegen wollen wir unfern Lehrer bitten uns zu 
entlafjen 1382), und nach unfrer Heimath gehen. Nachdem 
fie alle gelagt hatten: «das fol gefchehn!» baten fie ihren 


Handeln ohne forgfältige Prüfling. Fünfte Erzählung. 335 


Lehrer fie zu entlaffen 1392) und, nachdem fie die Erlaubnig 


erhalten hatten zu gehen, nahmen fie ihre Bücher und mad): 


ten fich auf den Weg. Als fie eine Strede Weges gegangen 
waren, jo ftießen da zwei Wege zufammen. Da festen fie 
fich alle nieder. Da ſprach der eine: „Welchen Weg follen 
wir einichlagen ?“ 1383). ..... 

ALS die Gelehrten nun mit einem Pilger gingen, welcher 
zu einer Verfammlung von Frommen wallfahrtete, fo ftand 
da auf einem Leichenader irgendein Eſel. Da fagten fie: 
„Was ift das?” Da fchlug der zweite fein Buch auf und 
jagte: „« Wer fteht, der ift ein Better» 138%); ah! alſo ift dies 
unfer Better!” Darauf hängt fi ihm einer an den Hals, 
ein andrer reinigt ihm die Füße. Während fich die Gelehrten 
nun in der Gegend umjehn, erbliden fie ein Kameel. Da 
ſagten fie: „Was ift das?” Da fchlug der dritte fein Bud) 
auf und fagte: „«Raſch ift der Gang des Dharma»*); io 
ift dies alfo Dharma!“ Da व der vierte: «Das Liebe 
णि man zu dem Dharma (Rechte) fügen!» Darauf banden 
fie den Ejel an den Hals des Kameeld. Das zeigte einer dem 
Walker **) an. Als nun der Walfer herbeifam um die gelehrten 
Dummföpfe durchzumwalfen, da waren fie auf und davon. 

ALS fie nun eine Fleine Strede Weges vorwärts gegangen 
waren, fam ihnen irgendein Fluß in die Duer. Einer der 
Gelehrten erblidte in der Mitte des Waflers ein grünes Blatt 
heranfommen und fagte: „Das Blatt, welches fommt, wird 
ung überfegen. Nachdem er dies gefagt, fpringt ev auf das 
Dlattz; wie ihn nun der Strom fortreißt und einer der andern 
Gelehrten dies fieht, jo padt er ihn an die Haare und fpricht: 

34. Wenn dem Ganzen Verluft drohet, gibt der Kluge die 
Hälfte preis und behilft 70 mit der andern; alles verlieren ift 
gar zu hart.‘ 1385) 


Mit diefen Worten fehnitt er ihm den. Kopf ab. 


*) des Rechts und Gottes der Gerechtigfeit und des Todes, 
कक) dem Herrn des Eſels. 


336 | Fünftes Bud. 


Und indem die übrigen fpäter fo zugingen, famen fie zu _ 
irgendeinem Dorf. Da wurden fte von den Dorfbewohnern 139°) 
eingeladen und jeder in ein anderes Haus geführt. Da wur: 
den dem einen Fadennudeln, mit Butter und Zucker zurecht 
gemacht, al8 Speife vorgefest. . Darauf überlegte der Ge 
fehrte, धि) in fein Bud und las: „einer der lange Fäden 
nimmt (= ein Saumfeliger) kömmt um.” Nachdem er dies 
gefagt, ließ er das Effen लीप und ging weg. Dem zweiten 
wurden Schaumtörtchen 1387) vorgefeßt; da fagte auch er: 
„was zu dünn und zu groß ift lebt nicht lang”, Tieß eben— 
falls das Effen ftehn und ging aud weg. Dem dritten wurde 
ein Butterfuchen zum Eſſen gegeben. Da fagte auch dieſer 
Gelehrte: „wo Löcher find, da häufen fich die Uebel.‘ ^) 
Sp gingen diefe Gelehrten alle drei, die Kehlen von Hunger ° 
abgezehrt und von den Leuten verfpottet, aus diefem Ort weg 
in ihre Heimath. Daher fage ich: 

35. Die Weisheit fhöpfen aus Büchern, unbefannt mit dem 
Lauf der Welt, die fchaffen 19 Geſpött einzig, wie die gelehrten 
Thoren bier.‘ | 


Fortfegung der dritten Erzählung, 


Nachdem er dies gehört, fagte ver Mann mit dem Rade: 
„Ach! es ift doch wider alle Vernunft, daß Leute von vielem 
Verſtand vom Schickſal getroffen umfommen, während andre 
von fehr wenig DVerftand, vom Schickſal beſchützt gedeihen! 
Man fagt ja auch: Ä 

36. Herr Hundertwiß liegt auf dem Kopf, Herr Taufend- 


wis hängt an dem Strick, Herr Biſſelwitz jedoch, Liebe! fpielt 
munter in der Elaren Flut.‘ 


Der Goldzaub’rer fagte : „Wie war das? Der Manı 
mit dem Rade erzählte: ’ 


॥ 
* 


प कका a | Ark क © m १ "क~ ~ ^+ 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Sechste Erzählung. 337 


Sechste Erzählung. 
Die allzuklugen Fiſche.*) 


In einem Waſſerbehälter wohnten zwei Filche, mit Na- 
men Satabuddhi*) und Sahafrabuddhi.**) Diefe beiden 
hatten einen Frofch, Namens Ekabuddhi ***) zum Freunde. 
So genofjen fie alle drei eine Zeit lang am Ufer des Waflers 
das Bergnügen jchöner gefelliger Unterhaltung und Fehrten 
dann in das Waſſer zurück. Während fte nun einft zur Unter- 
haltung zufammengefommen waren, famen um die Zeit des 
Sonnenuntergangs Fifcher heran mit Netzen in der Hand, 
welche auf dem Kopf viele getödtete Fifche trugen. Als dieſe 
diefen Waſſerbehälter ſahen, Iprachen fie zueinander: „Ah! 
diejer Teich ſcheint viele Filche zu enthalten und hat fehr ४९ 
nig Waſſer. Drum wollen wir morgen früh hierher gehen!” 
Nachdem fie jo geiprochen, gingen fie nad) Haufe. Jene aber, 
nachdem fie Diefe, einem Donnerjchlag gleiche Nede gehört 
hatten, pflegten miteinander Rath. 13°%) Da fagte der Froich: 
„Ach! lieber Satabuddhi und Sahalrabudohi, was ift bier 
wol angemefien zu thun? jollen wir fliehen oder bleiben?” 
Nachdem er 21९6 gehört, lachte Sahafrabuddhi und ſagte: 
„Ah! Freund! laß Dich nicht durch das bloße Hören einer 
Rede in Furcht jagen! ९6 ift nicht wahrfcheinlich, daß fie 
fommen; gejegt aber, ſie kämen . . dann werde ich durch Die 
Macht meines Verſtandes fowol dich als mich zu fchügen 
wiſſen, denn ic) fenne jehr viele Wege des Waſſers.“ Nach— 


` dem er dies gehört, ſagte Satabuddhi: „Ah! was Sahafra- 


buddhi jagt ift richtig. Sagt man ja dod mit Recht: 

37. Wo der Wind nicht und nicht Strahlen der Sonne 
finden einen Weg, ſelbſt da weiß der DVerftandvollen Verftand 
zu. brechen hurtig Bahn. 





*) „den Verftand von hundert habend ^. 
**) „den Beritand von taufend habend ^. 
***) „den Verſtand von einem habend ^. 
Benfey, Vantſchatantra. IT. ५ 2 


338 Fünftes Buch, 


Und fo: | 

38. Dem PBerftand der PVerftandvollen ift alles auf Erden 
untertban; durch feinen Geift ſchlug Tſchaͤnakya des Nanda 
Schwertbewaffnete. 1391) 


Deswegen fol man auf das bloße Hören einer Rede 
bin nicht den von den Ahnen ber von Geichlecht zu Geichlecht 
vererbten Geburtsort verlaffen. Auch feinen Schritt weit dür— 
fen wir uns entfernen! ich werde dich durch die Macht meines 
Beritandes befchügen. Der Froſch fagte: „Ich habe nur 
einen Witz, aber der räth mir zu fliehen. Ich gehe nody 
heut’ am Tage fammt meiner Frau zu einem andern Teich.‘ 
Nachdem er fo gefprochen, ging der Frofch, Tobald ९6 Nacht 
geworden war, zu einem andern Teich. Am folgenden Tage 
aber famen in der Frühe die Filcher, ähnlich den Dienern des 
Todesgottes herbei, bededten den Teich mit Neben, und alle 
Fiſche, Schildkröten, Fröſche, Krebſe und andre Waſſerthiere 
wurden im Netz gehalten und gefangen; auch jene beiden, 
Satabuddhi und Sahafrabuddhi, obgleich fie flüchteten und 
fi) lange Zeit durch ihre Kenntniß verfchiedener Wege Durch) 
Hin- und Herſchwimmen ſchützten, fielen fammt ihren Frauen 
ind Net und wurden getödtet. Am Nachmittag aber machten 
10) die Fifcher vergnügt auf den Weg nad Haufe. Sata- 
buddhi ward wegen feiner Schwere auf dem Kopf getragen. 
Den Sahaſrabuddhi hatte ein andrer an-einen Strick gebun- 
den und fihleppte ihn jo. Da fagte der Froſch Ekabuddhi, 
welcher auf. den Nand des Teiches geftiegen war, zu. jeiner 
Frau: ‚Siehe! fiehe! Liebe: 

39. Herr Hundertwig liegt auf dem Kopf, Herr Tauſend— 
wis hängt an dem Strid, Herr Bilfelwig jedoch, Liebe! ſpielt 
munter in der Klaren Flut.‘ 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 


Daher ſage ich: ſelbſt der Verftand ift feine unbedingte 
Autorität. 1392) 


’ 


* ^^ > ne ष्क 
ज - 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Siebente Erzählung. 339 


Der Golvdzaub’rer Sprach: „Wenn das aud wahr ift, 
fo hätteft du Doch. des Freundes Rede nicht in den Wind 
jchlagen dürfen. Doch was ift zu thun? obgleich ich dich 
zurücdzubalten fjuchte, bliebft du doch nicht, aus zu großer 
Habjucht und aus Stolz auf dein Willen. Sagt man ja 
doch mit Recht: | | 

40. Obgleich ich jagte: «D Onfel! laß das Singen!» fuhrfi 
700 du fort; nun iſt ald Lohn des Sangs Diefer ganz neue 
Schmuck dir umgehängt.“ 1393) 


Der Mann mit dem Rade fagte: „Wie war das?” 
Jener erzählte: 


Stebente Erzählung. 
Der Ejel als Sänger. 


An einem gewiffen Orte war ein Eſel, Namens Uddhata.*) 
Diefer trug bei Tag Laften im Haufe eines Walfers, bei 
Nacht ſchwärmte er umber, wo er wollte. Als er nun einſt— 
mals in der Nacht in den Feldern umberichweifte, jchloß er 
irgendeinmal Freundichaft mit einem Scafal. Beide zer 
brachen nun Umzäunungen, gingen in die Gurfenfelder und 
ſchmauſten nach Herzensluft ihre Früchte, am Morgen fehrten 
fie nach ihrem Ort zurüd. Einſtmals nun ſprach der Eſel, 
vor Stolz übermüthig, als er fich mitten in einem Felde ber 
fand, zu dem Scafal: „O Scwefterfohn! fieh! die Nacht 
ift fo far, darum will ich einen Sang anftimmen. Sag’ alſo, 
in welcher Tonart ण ich ſingen!?“ Dieſer antwortete: 
„Lieber! wozu ſolch' unnüges Gelärm!? wir treiben Spig-, 
bubenhandwerf. Diebe und Berliebte müflen fich verftedt hal- 
ten! Es heißt auch: 

41. Wer Huften hat foll nicht ftehlen, wer verichlafen nicht 
Räuber fein, wer franf ift nicht zu viel effeny wenn ihnen mas 
am Leben liegt. 199%) 





*) „der Uebermüthige“. 
¦ ^ 6 


340 Fünftes Bud, 


Auch tönt dein Geſang genau wie der Ton einer Mufchel 
und ift feinesweges angenehm. So wie fte ihn auch nur aus 
der Ferne hören, werden die Feldhüter ſich aufmachen und dir 
Gefangenschaft und Tod bereiten. Drum verzehr’ nur diefe 
wie Götterjpeife ſchmeckenden Gurfen und mac)’ dir hier nichts 
mit Singen zu Schaffen!‘ Nachdem er dies gehört, fagte der 
Eſel: „Ad! du fennft den Zauber der Muftf nicht; weil du 
im Wald wohnt, darum fprichft du jo. Man jagt auch: 

42. Bricht des Herbſtes Mondenfhimmer durd das Dunkel 
in Liebchens Nah’, felig dann, in weſſen Ohren dringet ०९८६ Lie- 
des Gdttertranf! "| 

Der Schafal fagte: „Lieber! das ift wahr, aber du fingit 
rauh. Wozu alſo die Geichrei, das unfer Vorhaben nur 
ftören würde?” Der Ejel fagte: „Pfui! pfui du Unwiſſen— 
der! ich wüßte nicht was Geſang ift? So höre denn deſſen 
Eintheilung 

. 43. Sieben Töne und drei Octaven, und einundzwanzig In— 
tervall’, und neunundvierzig Taktarten, Duantitäten und Tempi 
drei 9 

44. Drei Arten gibt e8 von Paufen, ſechs Sangweifen, 
neun Stimmungen, jehsundzwangzig der Färbungen, weiter vier: 
zig Zuftände dann 

45. Diefes, hundertfünfundachtzig Zahlen umfaſſende Sang- 
foftem begreift, gut ausgeführt und fehllos, ſämmtliche Theile des 
Gefangs. 1395) | 

46. Nichts gibt's, was in der Welt lieber felbjt Göttern 
wäre ald Gefang; durch den Zauber dev Darmfaiten fing Raͤvang 
den Siva felbit 

Drum, o Schweiterfohn! warum nennft du mich einen 
Unfundigen und wehreft mir?” Der Schakal fagte: „Lieber! 
wenn du denn nicht anders willſt, fo will ich mich an die 
Thür des Zauns, ftellen und auf den Feldhüter achten; Du 
aber finge fo viel du Luft haft!’ Als dies jo gejchehn war, 
da ftreefte der Ejel feinen Hals aus 139) und fing an zu 
brülfen. Als der Feldhüter nun das Gebrüll des Eſels hörte, 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Achte Erzählung. 341 


biß er vor Zorn die Zähne zufammen 1397), hob einen Knüp— 
pel auf und: eilte herbei. Als er ven Eſel erblicte, prügelte 
er ihn jo lange mit feinem Knüppel durch, bis er auf die Erde 
fiel. Dann band ihm der Feldhüter einen durchlöcherten 1399) 
hölzernen Mörfer an den Hals und legte ſich jchlafen. Der Eſel 
aber ftand fogleich auf, ohne, wie ९6 die Natur der Eſel mit fich 
bringt, von dem Schmerz noch etwas zu fühlen. Man jagt ja: 

47. Der Hund, fowie das Maultbier, und der Eſel vor allen 
anderen fühlen im nächſten Momente nad ven Schlägen ſchon 
feinen Schmerz. 

Drauf zertrümmerte er den Zaun und machte {फी mit- 
fammt dem Mörſer auf die Flucht. Mittlerweile erblickte ihn 
der Schafal aus der Ferne umd fagte lachend: 

48. ,, 2001410 10 fagte: «D Onkel! laß das Singen!» fuhrft 
du doh fort; num iſt als Lohn ०८६ Sangs Ddiefer ganz neue 
Schmuck dir umgehängt. 1393) 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 

So ließeſt auch du nicht ab, obgleich ich Dich zurück— 
zuhalten ſuchte!“ Nachdem er dies gehört, fagte der Mann 
mit dem Rade: „Ach! Freund! das ift wahr. Sagt man 
ja. doch mit Recht: 

49. Wer jelber feine Einfiht bat und nicht der Freunde 
Rath befolgt, der ſtürzt ſich jelber ins Unglück, gleichwie der 
Weber Manthara. *) 1399 

Der Goldzaub’rer fagte: „Wie war das?" Der Mann 
mit dem Rade erzählte: 


Achte Erzählung. 
Der doppelföpfige Weber. 


In einem gewiflen Drte wohnte ein Weber, Namens 
Mantharafa.*) Als Ddiefer einſt Zeuge fertigte, zerbrachen 
ihm fämmtlihe Hölzer des Webeſtuhls. Da nahm er eine 


*) „der Dummfopf“. 


- 


342 Fünftes Bud. 


Art, Schweifte um Holz zu fuchen herum und gelangte zum 
Ufer des Meeres. Als er dafelbit einen großen Sinfapabaum *) 
erblicte, dachte ev: „Da zeigt fich ein großer Baum. Wenn 
ich den fülle, jo wird er eine Menge Webewerfzeuge liefern.‘ 
Nachdem er fo erwogen, hob er die Art gegen ihn auf. Im 
diefem aber wohnte ein Geiſt. +")  Diefer fagte: „Hör! 
diefer Baum ift meine Wohnung, deshalb muß er auf jeden 
Fall gefchont werden, denn ich befinde mic, hier überaus wohl, 
da mein Körper von dem Fühlen über die Wellen des Meeres 
jtreichenden Wind berührt wird. Der Weber fagte: „Ach! 
was foll ich denn thun? wenn ich nicht einen ganz guten 
Daum erhalte, jo muß meine Familie Hunger leiden. Des- 
halb geh’ raſch anderswohin! ich werde ihn umbauen.‘ Der 
Geift antwortete: „Hör'! ich bin dir gewogen: fordre irgend» 
etwas, was dir lieb ift! ſchone aber diefen Baum!“ Der 
Weber fagte: „Wenn du jo willſt, jo will ich nad) Haufe 
gehn und meinen Freund und meine Frau fragen und als— 
dann zurückkommen, dann mußt du mir ९ geben.” Nachdem 
der Geift dies durch ein „Ja“ verſprochen hatte, Fehrte Der 
Weber hocherfreut nach Haufe zurüd. Wie er in feinen Drt 
tritt, erblickt er feinen Freund, den Barbier, und fagte: „Ach! 
Freund! ich habe einen Geift mir unterthänig gemacht. Sage 
mir nun, was ich von ihm fordern ण!“ Der Barbier fagte: 
„Lieber! wenn dem fo ift, dann fordre hier ein Königreich! 
dann bift du König und ich dein Meinifter und wir genießen 
alle beide erft die Freuden in diefer Welt und dann die in 
der zufünftigen. Man jagt aud): 

50. Ein Fürft, der Gaben fromm fpendet, erwirbt ih Ruhm 
in diefer Melt, und durch deren Verdienft kommt er im Simmel 
jelbjt den Göttern gleich.“ 

Der Weber ſprach: „Hm! Freund! jo धिं e8! aber laß 
und auch meine Frau fragen!” Der Barbier ſagte: „Mit: 
grauen fol man feinen Rath pflegen. Man jagt auch: 





*) Dalbergia Sisu. 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Achte Erzählung. 343 


51. Der Meife gibt den Frau'n Nahrung, Bekleidung und 
infonderheit ehliche Pflicht, und Schmuckſachen, doch pflegt er nie 
mit ihnen Rath. 1401) 

Und jo: 

52. Wo eine Frau, wo ein Spieler, oder ein Kind zu 
fagen hat, jolh’ ein Haus muß zu Grund gehen, das hat des 
Bhrigu Sohn gejagt. 1402) 

Und: 

53. @ lange fteht ein Mann vorn an und ift beliebt bei 
Mürdigen, folang er insgeheim Worten von Weibern nicht 
Gehör verleiht. 

54. Einzig auf eignen Vortheil nur, auf ihre सौ ind 
Frau'n bedacht; iſt doch ver eigne Sohn ihnen nur lieb, dient 
ihren Wünfchen er.” 

Der Weber ſprach: „Wenn dies gleich wahr ift, jo muß 
fie doch, da fie ihrem Mann ergeben ift, befragt werden.‘ 
Nachdem er jo gefprochen, ging er eilends zu jeiner Frau 
und jagte zu ihr: „Liebe! heute habe ich einen Geift mir 
unterthänig gemacht, der will mir einen Wunfc erfüllen. 
Drum bin ich gefommen, um dich zu fragen. Sag’ an, was 
fol ich verlangen! da mein Freund der Barbier meint, ich 
follte ein Königreich fordern.” Sie antwortete: „O Sohn 
eines Hochwürdigen! was verftehen Barbiere?! was die jagen 
foll man nicht thun. Es heißt auch: 

55. Nicht mit Tänzern, Sängern, Nievern, mit Barbieren 
und Kindern nicht, ebenfo wenig mit Bettlern pfleget Raths ein 
Verftändiger. 1403) 

Außerdem ift der Zuftand eines Königs eine unaufhör- 
liche Folge von Mühfeligfeiten, indem er ſtets an Freund- 
haft, Feindſchaft, Kriegszug, Zumwarten, Schusbündniß, 
Doppelzüngigfeit zu denken hat. 0) Er gewährt dem Men- 
chen feinen vergnügten Augenblid. Denn: 

56. Zur Zeit, wo jemand nad der Herrichaft ftrebet, muß 
क fein Geift rüften für Misgefchicke. Denn dad Gefäß, das zu 


344 Fünftes Bud. 


der Salbung dienet, gießt gleihlam Unglüf in dem Wafferftrom 
@1u16.,1908) | 

57. Königsherrihaft, um die Brüder, ja jelbit die eignen 
Söhne gar ०८6 Königs Leben nadftellen, ſolche Herrſchaft be— 
gebre nie!‘ 

Der Weber fagte: „Du haft Recht. Was foll ich aber 
denn fordern?” Sie antwortete: „Du arbeiteſt bisjest im- 
mer nur ein Stück, das genügt, um alles, was wir nöthig 
haben zu bezahlen. 3९1 fordre nun für dich noch ein andres 
Paar Arme und einen zweiten Kopf, damit du von vorn und 
von hinten zugleich je ein Stüf Zeug verfertigen Fannft. 
Aus dem Preis des einen beftreiten wir dann den Haus- 
bedarf; den Preis des andern verwendeft du für das, was 
außerdem zu thun tft; jo wird dir dein Leben unter Lob von 
Seiten deines Stammes verfliegen und du wirft Dir beide 
Welten gewinnen.“ Er aber, nachdem er dies gehört, Iprady 
voll Freude: „Brav! du treues Weib! du haft gut geredet, 
dies und nichts anderes 1406) will ich पा, das ift mein 
Entſchluß!“ Darauf ging der Weber zum Geift und trug 
jein Verlangen vor: „Hör'! wenn du mir einen Wunſch 
erfüllen willft, fo gib mir noc ein Paar Arme und noch 
einen Kopf!" Kaum hatte er ausgejprochen, jo war er au— 
genbliclich zweiföpfig und vierarmig. Wie er nun mit hody- 
erfreutem Herzen nach Haufe zurüdgeht, da meinten die Leute, 
er wäre ein Räkſchaſa und fchlugen ihn mit Stöden und 
Steinen fo fehr, daß er todt hinfiel. Daher fage ich: 

58. Wer felber feine Cinfiht hat und nicht der Freunde 
Rath befolgt, der ftürzt jich felber ins Unglück, gleichwie der 
Weber Manthara.’ 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 


Der Mann mit dem Rade fügte: „Jeder Mann, der 
von einer unerfüllbaren Hoffnung wie von einem böſen Geifte 
getrieben wird, wird ein Gegenftand des Spottes. Sagt man 
ja doch mit Recht: 





Handeln ohne forgfältige Prüfung. Neunte Erzählung. 345 


59. Wer unvernünft'ge Projecte über die Zukunft jpinnet 
aus, dem geht's wie Somafarman’s *) Bater: er liegt von Reis— 
rei weiß gefärbt, 1407) 

Der Goldzaub’rer fragte: „Wie war das?" Jener er- 
zählte: 


Reunte Erzählung. 
Der zerbrochene Topf. 


In einem gewiffen Orte wohnte ein Brahmane, Namens 
Syabhävafripana. **) Diefer hatte mit dem erbettelten Reis: 
brei, der ihm nad) dem Eſſen übrig blieb, einen Topf ange— 
füllt; diefen Topf hatte er an einen Nagel an der Wand ge: 
hängt, darunter feine Bettitelle geftellt und jchaute ihn nun 
in der Nacht, ohne einen Blick davon zu verwenden, an und 
dachte dabei: „Dieſer Topf ift doch über und über voll von 
Reisbrei. Wenn nun eine Hungersnoth entfteht, dann wird 
er hundert Silberftüce einbringen. Dafür werde ich alsdann 
ein Baar Ziegen faufen; da dieſe alle ſechs Monat Ziclein 
werfen, fo wird daraus eine Heerde Ziegen entftehn. Dann 
für die Ziegen Rinder! Sobald die Kühe gefalbt haben, vers 
faufe idy die Kälber. Dann für die Rinder Büffel! Für die 
Büffel Stuten! Sobald die Stuten geworfen haben, werde id) 
viele Pferde befigen. Aus dem Verkauf von dieſen löfe ich 
viel Gold. Für das Gold befomme ich ein Haus mit vier 
Gebäuden in einem Viereck. Dann kommt ein Brahmane in 
mein Haus und gibt mir ein jehr jchönes Mädchen mit gro- 
fer Mitgift zur Frau. Die wird einen Sohn gebären. Dem 
werd’ ich den Namen Somafarman geben. Wenn diejer dann 
alt genug ift, um ſich auf meinen Knien zu jchaufeln, dann 
werde ich ein Buch nehmen, mic, hinten in den Pferdeftall 
jegen und ftudiren. Mittlerweile fieht mich Somafarman, 
und begierig, auf meinen Knien zu fchaufeln, Flettert er von 





*) „das Heil des Soma habend ^. 
**) „durch feine eigne Natur ein Unglücksvogel“ (Peter Scylemihl ). 


346 Fünftes Bud, 


feiner Mutter Scho8 und kommt zu mir dicht an die Hufen 
der Pferde. Dann werde ich, von Zorn erfüllt, der Brab- 
manin zurufen: «Nimm das Kind! Nimm das Kind» Sie 
aber, mit Hausarbeit bejchäftigt, hört meinen Ruf nicht. 
Dann jpring’ ich auf und gebe ihr einen Fußtritt.‘ Indem 
er 10 in diefe Gedanfen verfenft war, ftieß er mit dem Fuße 
10 aus, daß der Topf zerbrochen und er felbjt von dem Reis- 
brei, welcher fich im Topfe befand, weiß gefärbt ward. Da- 
ber fage ich 

60. Wer unvernünftge Projecte über die Zukunft ſpinnet 
aus, dem 4९018 wie Somafarman’d Vater: er liegt von Reisbrei 
weiß gefärbt.‘ 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 
Der Goldzaub’rer Jagte: „Ja, das ift ganz wahr! Denn: 
61. Wer, ohne Rückſicht auf Nachtheil, nur folget feiner 
Leidenfchaft, ver zieht, gleihwie der Fürſt Tſchandra *), ſchwere 
Leiden 19 ſelber zu.‘ 
Der Mann mit dem Rade विद्र; „Wie war das?" Der 
Goldzaub’rer ſprach: 


3९01९ Erzählung. 
Des Affen Race. 


In einer gewiſſen Stadt war ein König, Tichandra. 
Der hielt zum Spiel für feine Söhne eine Heerde Affen. Die 
wurden beftindig mit vielen Speifen, gefochten und andern, 
gemäftet. Der Oberherr diefer Affen nun war ein Kenner 
der Lehren ०९6 Ufanas, Vrihaspati und Tfchanafya 109), übte 
fie und belehrte auch die Affen allfammt. In diefem Palafte 
befand fih nun eine Wipdderheerde, welche den jungen Prinzen 
zum Neiten und Fahren diente. Bon diefen Widdern drang 
einer aus Freßgierde Tag und Nacht frech in die Küche und 





*) „Mond“. 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zehnte Erzählung. 347 


fraß alles, was ihm irgend in die Augen fiel. Die Köche 
aber prügelten ihn mit allem, was fie vor fid) ſahen, Holz 
oder ‚Stein. Als dies der Herr der Affenheerde ſah, dachte 
er: „Ach! Diejer Krieg zwifchen dem Widder und den Köchen 
wird den Affen zum Verderben ausfchlagen. Denn Diefer 
Widder ift geil hinter den Genuß der Speifen her und die 
hitzigen Köche Ichlagen nach ihm mit allem, was ſich eben in 
der Nähe ihres Platzes befinde. Wenn fie nun einmal, wenn 
nichts anderes zur Hand ift, mit einem Feuerbrand nad) ihm 
fchlagen, dann wird der Widder wegen der Menge feiner Wolle 
करिणा durch ehr wenig Feuer in Brand gerathen. Danı wird 
er brennend in den in der Nähe befindlichen Pferdeftall laufen 
und. diefer wird wegen der Menge Stroh in Brand gerathen. 
Dann werden die Pferde Feuer fangen. Nun bat aber Saäli— 
hotra 1409) gejagt: «daß ein durc Feuerbrand entitandenes 
Uebel bei Pferden vermittelit Affenmarf geheilt wird». So 
fteht uns dann ficher der Tod bevor!“ Nachdem er zu die 
jem Schluß gefommen war, rief er alle Affen zu ſich und fagte 
zu ihnen insgeheim: 

62. Wenn die Köche in Streit leben mit einem Widder im— 
merfort, fo wird dadurch unausmweichlih ver Affen Tod herbei— 
geführt. । 

63. Drum, wo in einem Haus immer unvernünftiger Zanf 
beiteht, von ſolchem Kaufe flieh weit weg jedweder, dem fein 
Leben lieb. 


Und jo: 

64. Häuſer zerfallen durch Streitſucht, Breundihaften durch 
Verleumdungen, durch ſchlechte Fürſten fällt Herrſchaft, durch böſe 
That der Männer Ruhm. 


Drum laßt uns, ehe wir noch alle zu Grunde gegangen, 
01९९6 Königshaus verlaffen und in den Wald ziehen!” Die 
Affen aber, vor Uebermuth ftolz, als fie dieje feine unglaub- 
würdig ſcheinende Rede gehört, ſprachen fpottend zu ihm: 
„Ad! Dein Berftand ift vor Alter jchwad geworden; darum 


348 Fünftes Bud. 


Iprichft du fo. Wir laflen die ambrofiagleichen vorzüglichen 
Speifen, weldye uns des Königs Söhne mit eignen Händen 
reichen, nicht im Stich, um dort im Walde den Mund zu— 
jammenziehende, beißende, bittre, faure, falzige Waldfrüchte zu 
eſſen!“ Nachdem er 0९6 gehört, warf der DOberherr der 
Heerde einen von Thränen getrübten Blick auf fie und fagte: 
„Ah, ah! Ihr Thoren! Ihr wißt nicht, welch trauriges Ende 
diefe Freude nehmen wird! Denn diefe Wonne, weldye nur 
während des Genufles ſüß ift, wird am Ende wie Gift wer- 
den. Drum’ will ich mit meinen Augen den Untergang mei— 
nes Gefchlechts nicht jehen. Ich werde auf der Stelle in eben- 
diefen Wald gehen. Man fagt auch 4410); | 

65. Glinffelig die, Die nicht Tehen ihr Land zerftört, ihr 
Haus geftürzt, ihr Weib in eines Feinds Händen und ihren Freund 
in Misgeſchick.“ | 

Nachdem er jo geiprochen, verließ der Fürft der Heerde 
fie allfammt und ging in den Wald. Nachdem er num weg 
war, drang diefer Widder eines Tages in die Küche. Als 
der Koch nichts anders zur Hand hatte, um ihn zu jchlagen, 
Ihlug er ihn mit einem halb brennenden Scheit Hol. Er 
aber, damit gejchlagen, lief mit halb in Brand ftehendem 
Körper blöfend in den in der Nähe befindlichen Bferdeftall; 
indem er fih nun bier auf dem mit vielem Stroh bededten 
Boden herummälzte, erhoben ſich von allen Seiten Feuerflam- 
men, und von den im Stall angebundenen Pferden ftarben 
einige, da ihre Augen ausgefloffen waren, andre zerriffen ihre 
Halftern, liefen mit halb verbranntem Körper wiehernd hier 
und dort herum umd festen alle Leute in Angft. Mittlerweile 
vief der König voll Betrübniß Aerzte zu fich, welche mit Sa- 
(1001016 Werfen befannt waren, und ſprach zu ihnen: „He! 
He! Gebt irgendein Mittel gegen die Brandwunden dieſer 
Pferde an!“ Sie aber, die Vorichriften überdenfend, antwor— 
teten: „Majeſtät! In diefem Betreff hat der erhab’ne Säli- 
hotra gelagt: 

66. Wie das Dunkel bei Sonn’naufgang, ſo vergehet durch 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zehnte Erzählung. 349 


Affenmark jegliche Krankheit bei Pferden, die entitanden durch 
Feuerbrand. 
Drum laß raſch dieſes Heilmittel anwenden, ehe fie nod) 
durch, Die Krankheit 1414) umkommen!“ Der König aber, 
nachdem er dies gehört, befahl, die Affen zu tödten. Mit 
einem Worte: fie wurden ſämmtlich umgebradyt. Der Fürft 
der Affenheerde aber, als er diefe Gewaltthätigfeit gegen fein 
Geichlecht erfuhr, verfanf in den tiefiten Kummer. Dielem 
nahhängend, gab er Speile und jedwedes Vergnügen auf, 
ivrte umher von einem Walde zum andern, und dachte: ,, Wie 
füge ich diefem böfen König, um ihm meine Schuld zu be- 
zahlen, etwas Böſes zu?! Man fagt auch: 

67. Wer auf Erden Unbill duldet, von Unedeln ihn zuges 
fügt, aus Furcht oder aud) aus Habſucht, der ift ein ganz ges 
meiner Menſch. 

AS nun dieſer alte Affe, von Durft gepeinigt, irgendwo 
umberjchweifte, ſtieß er auf einen mit einem Lorusfeld ge- 
ſchmückten Teich, und wie er da genau zufieht, jo erblickt er 
zwar hineinführende,, aber feine herausführende Spur von 
Waldthieren und Menichen. Darauf dachte er: „Sicherlich 
muß in diefem Wafler ein böfer Kobold fein! Drum will ich 
einen Lotugftengel nehmen und vermittelft deſſelben aus der 
Ferne Wafler trinken! Als er das gethan, trat mitten aus 
dem Waſſer ein Räffchafa, den Hals mit einem Juwelenfranz 
geſchmückt, und ſagte: „Wer in dies Wafler tritt, den frefie 
ic); aber es gibt feinen größern Scylaufopf als du, ver du 
auf dieſe Weife trinkeſt; drum finde ich Gefallen an dir; be 
gehre, was bein Herz wünſcht!“ Der Affe jagte: „Hör! 
Wie viele vermagft णा zu freflen १. Dieſer antwortete : 
„Wenn fie ind Wafler fommen, felbft hunderttaufend Hun- 
derttaufende; außerhalb deſſelben überwältigt mich ſogar ein 
Schakal.“ Der Affe ſprach: „Ich habe eine grenzenlofe 1412) 
Feindſchaft gegen einen König. Wenn du mir diefen Juwelen- 
franz gibft, dann werde id) diefen König ſammt feinem gan: 
zen Gefolge, nachdem ich ihm durch trügerifche Worte verlodt 


350 Fünftes Bud. 


habe, in diefen Teich. bringen. Der Rakfchafa aber, als er 
diefe feine glaublicy fcheinende Rede hörte, händigte ihm den 
Suwelenfranz ein. Der Affe nun, nachdem er feinen Hals 
mit dem Juwelenfranz geſchmückt, ging zu diefer Stadt, ließ 
fih von den Leuten, auf Bäumen und Paläſten herumſchwei— 
fend erbliden und wurde gefragt: „He! Heerdenfürft! Wo 
haft du dich fo lange Zeit aufgehalten? Wo haft du einen 
ſolchen Juwelenkranz erhalten, der durch feinen Glanz jogar 
die Sonne verdunfelt?” Der Affe fagte: „Es ift irgendwo 
im Walde ein vom Spender der Schäße gefchaffener, jehr ver— 
jtefter Teich. Wer irgend zur Zeit, wo Die Sonne halb auf 
gegangen it, da hineingeht und 10 darin untertaucht, Der 
fommt 113), durch die Gnade des Schäßeipenders den Hals 
mit einem folchen Juwelenkranz gefchmüct, heraus.‘ Als ver 
König dies vom Volk hörte, ließ er den Affen rufen -und fragte 
ihn: „Hm! Heerdenfürft ! +) Iſt das wahr? Gibt ९6 
irgendwo einen Teich, in welchem Juwelenfränze find?" Der 
Affe fagte: „O Herr! Du fannft dich bier durch diefen wor 
deinen Augen ſich an meinem Hals befindlichen Juwelenkranz 
überzeugen. Wenn auch dir mit Juwelenfränzen gedient ift, 
jo Schicke irgendjemand mit mir, damit ich ihm dies Wunder 
zeige!” Nachdem der König dies gehört, jagte er: „Wenn 
dem fo ift, fo will ich ſelbſt mitlammt meinem Gefolge bin: 
gehn, damit mir viele Juwelenfränze zu Theil werden.“ Der 
Affe fagte: „DO Herr! Das ift auch Das Beſte!“ | 

Drauf machte फ der König aus Begierde nad den 
Juwelenkränzen mitfammt feinen Dienftleuten auf den Weg. 
Der Affe aber, auf dem @ 4०5 des Königs fißend, welcher 
einen Balanfin beftiegen hatte, reiſte vergnügt und voll Selbit- 
vertrauen. Sagt man ja dod) mit Recht: 


68. An Wiſſen felbft und Geld reihe Männer gehn, von 
Gier betbört, auf Dinge auf, die unthunlich, ſchweifen auf un⸗ 
wegſamem Pfad. 


Und ſo: 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zehnte Erzählung. 351 


69. Wer hundert hat, begehrt taufend; Hunderttaufend, wer 
taufend hat; wer hunderttaufend, will Serrichaft; wer dieſe hat 
en Simmel gar. 1419) | 


ALS fie darauf in der Frühe zu diefem Teich gefommen 
waren, fagte der Affe zu dem König: „Majeftät! Man er- 
reicht feinen Zwed, wenn man, fobald die Sonne halb auf: 
gegangen ift, hier hineingeht. Darum laß deinem gefammten 
Gefolge befehlen, daß fie alle mit einem Sprung bineingehen. 
Du dagegen follft mit mir hineinfteigen, Damit wir zu dem 
früher von mir gejehenen Ort gehen und id) dir viele Juwelen- 
kränze zeige. Darauf gingen alle diefe Leute hinein und 
wurden von dem Näffchafa gefreſſen. ALS fie nun lange weg— 
blieben, विद्र der König zu dem Affen: „He! Heerdenfürft! 
Warum bleibt mein Gefolge fo lange aus?” Nachdem er 
dies gehört, ftieg der Affe पपि einen Baum hinauf und fagte 
zu dem König: „Ha! Du jchlechter König! Dein Gefolge 
ift von einem in dem Wafler haufenden Raäkſchaſa gefreilen. 
Meine Feindfchaft gegen dich, Die durch die Vernichtung mei— 
nes Geſchlechts entitanden ift, hat ihre Befriedigung gefunden. 
Drum geh du! Indem id) bedachte 141%), dag du mein Herr 
010, habe ich dich nicht hineingeſchick. Denn man jagt auch: 

70. Vergelte Gleiches mit Gleichem! Dem Morde feß’ ent- 
gegen Mord! Gegen Böſe verfahr’ böſe! Darin erblic’ ich Fein 
१3९४0९07. 

So haft du den Untergang meines Stamms geichaffen; 
ich dagegen den 2९8 deinigen.‘ 


Nachdem er dies gehört, ging der König, von Kummer 
bewältigt, eilenden SchrittS wieder zurüd, wie er gefommen. 
Nachdem der König aber weg war, fam der Räffchafa wohl: 
gefättigt und ſagte voll Freude: 

71. Du haft, o Affe! Flug trinfend das Waſſer durch den 
Lotusjtanım, den Feind beiiegt, den Freund gewonnen und den 
Juwelenkranz bewahrt. 


Daher ſage ich: 


802 Fünftes Buch. 


72. Wer ohne Rückſicht auf Nachtheil aus Gierde irgend- 
etwas thut, der zieht, gleichwie der Fürft Tſchandra, ſchwere Leis 
den 70 jelber zu.‘ 


—Fortſetzung der dritten Erzählung. 

Der Goldzaub’rer fuhr fort: „Ach, ach! Entlaffe mich, 
daß ich nach Haufe gehe!” Der Mann mit dem Rade ſprach: 
„Des Unglücks wegen erwirbt man पि Geld und Freunde; 
wie fannft du mich in diefem Zuftand verlaffen und gehen? 
Man jagt auch 

73. Wer, im Unglüdf den Freund laflend, fih entfernt hart- 
berz’gen Sinns, der fährt als ein Undanfbarer zur Hölle wegen 
diefer Schuld.“ 

Der Goldzaub’rer fagte: „Ah! Das ift wol richtig, 
wenn einer, der fähig ift zu helfen, ihn, wo Hülfe möglich 
it, im Stich läßt. Hier aber ijt feine menschliche Hülfe mög- 
lich. Niemand in aller Welt hat die Macht, dich zu befreien. 
Außerdem erfenne ich in jedem Augenblid, wo ich dein Geficht 
durch den vom Herumdrehen 1417) 2९6 Rades verurfachten 
Schmerz 10 verzerren 1९९, daß 1*18) ich ſchnell dieſen Ort 
verlaffen muß, damit nicht auch mich diefes Unglück ergreift. 
Sagt man ja dody mit Recht: | 

74. Wie ſich aus deines Antliged Schatten, ० Affe! ſchließen 
läßt, To hat «Damm’rung» dich ergriffen: wer ſich davonmacht, 
fommt nit um,‘ 1419) | 

Der Mann mit dem Rade fragte: „Wie war das?” 
Sener erzählte: 


(1९ Erzählung. 
Der gebiffene Affe. 


In einer gewiſſen Stadt war ein König, Namens Bha— 
drafena.*) Der hatte eine mit allen Neizen geſchmückte Toch- 





*) „glüdliches Heer habend“. 


Handeln ohne jurgfältige Prüfung. Elfte Erzählung. 353 


ter, Namens Ratnavati +), und dieſe wünfchte ein gewiller 
Räkſchaſa zu rauben. In jeder Nacht fam er und genoß fie. 
Da fie aber von einer Leibwache umgeben war, konnte er fie 
nicht entführen. Zu der Zeit, wo er fie umarmte, fühlte fie, 
infolge der Nähe des Rafihafa, einen Zuftand von Zittern, 
Fieberhige und Achnlichem. Indem jo die Zeit hinging 1429), 
zeigte fich einft dieſer Rakſchaſa der Königstochter, in einem 
Winfel des Haufes ftehend. Da fagte dieſe zu ihrer Freun- 
din: „Freundin! Sieh! Diefer Räkſchaſa fommt immer in 
«Dimm’rungs»-Zeit und quält mid). - Gibt es irgendein Mit- 
tel, diefen Böſewicht abzuhalten?‘ Als der NRäffchala dieſes 
hörte, dachte er: ,, १५८ ich, 10 fommt ficherlich immer auch 
ein andrer, Namens < Damm’rung», um fie zu rauben, Aber 
auch er fann fie nicht entführen. Drum will ich doch einmal 
in ein Pferd fahren und beobachten, wie er ausfteht und wie 
mächtig ex iſt!“ Nachdem er dies gethan, fam mitten in der 
Nacht in das Haus des Königs ein Pferdedieb, und nachdem 
diejer alle Pferde betrachtet hatte und das Rafichafapferd am 
jchönften fand, legte er ihm einen Zaum in den Mund und 
beftieg ९8. Mittlerweile dachte der Rakichala: ‚Sicherlich ift 
dies jener Mann, mit Namen «Dimm’rung»z er erfennt mid) 
als einen Böfewicht und ift voll Zorn gefommen, um mid) 
umzubringen. Was joll ich nun thun?“ Indem er fo dachte, 
verießte ihm der Mferdedieb einen Hieb mit der Beitiche. 
Darauf fing er an, mit vor Furcht zitterndem Herzen, vor 
wärts zu laufen. Der Dieb dagegen, da er fchon weit ge- 
laufen war, fing an, ihn durch Anziehen des Zügeld zum 
Stehen zu bringen. » Denn wenn. es ein Pferd ift, fo folgt 
९8 dem Zügel. Diefer aber lief nur immer jchneller. Als 
nun der Dieb ſah, daß er auf das Anziehen der Zügel gar 
feine Rückſicht nahm, To dachte er: ,, 2)! So find feine Pferde! 
Das muß ſicher ein Räkſchaſa in Pferdegeftalt fein! Drum 
werde ich, jobald ich irgendeinen weichen Erdboden feh’, ber: 





*) „die mit Juwelen Verſeh'ne“. 
Benfey, Pantihatantra. II. 23 


324 Fünftes Bud. 


unterfpringen. Anders bleibe ich nicht am Leben.” Indem 
diefer Pferdedieb fo dachte und fich feiner Schußgottheit em- 
pfahl, lief der pferdegeftaltige Räkſchaſa unter einen Feigen- 
baum. Der Dieb aber faßte einen Zweig des Feigenbaums 
und ſchwang ſich darauf. Darauf faßten nun alle beide, 
nachdem fie voneinander losgefommen waren, Hoffnung, ihr 
Leben zu erhalten und genoffen die Fülle höchfter Seligfeit. 
Auf diefem Feigenbaum faß aber ein Affe, der ein Freund 
des Rakſchaſa war. Diefer fagte, als er den Räffchafa weg- 
laufen ſah: „He! Warum läufft vu jo aus thörichter Furcht? 
Es ift ein Menſch; deine Nahrung! Friß ihn doch auf!“ Als 
er dieje Rede defjelben hörte, nahm er feine eigne Geftalt an 
und fehrte mit Angft im Herzen jchwanfenden Schritts um. 1421) 
Der Dieb nun, da er den vom Affen Herbeigerufenen erkannte, 
nahm aus Wuth den weit herabhängenden Schwanz des Affen 
in den Mund und fing an, ihn aufs heftigfte zu beißen. Der 
Affe aber hielt ihn nun für noch ftärfer als den Näffchafa 
und gab aus Furcht feinen Laut von ſich; blos fchloß er vor 
Schmerz die Augen und biß die Zähne aufeinander. Der 
Raͤkſchaſa, als er ihn in diefem Zuftande erblicte, vecitirte 
dann jene Strophe: 

75. Wie 10) aus deines Antlikes Schatten, ० Affe! ſchließen 
läßt, fo hat «Damm’rung» did ergriffen; wer jih davonmacht, 
kommt nicht um.‘ 1419) 


Fortſetzung der dritten Erzählung. 

Der Goldzaub’rer fagte wiederum: „Entlaſſe mich! Ich 
will nad) meinem Haufe gehen! Du aber genieße hier ftehend 
die Frucht des Baumes deines unflugen Benehmens!“ Der 
Mann mit dem Rade fagte: „Ach! Vernunft oder Unvernunft 
1 baarer Unſinn! 1422) Denn Glück und Unglüd fällt den 
Menfchen nad) dem Willen des Schickſals zu. Man fagt auch: 

76. Deß Burg der dreizadige Berg *), das Meer der Gra= 





*) Triküta, eigentlich Cigenname. 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zwölfte Erzählung. 355 


ben, def Heer aus Dämonen befteht, deß Schag von Plutus, 
dem Wiſſenſchaft Ufanas lehrte, der auch, der Nävana, fiel durch 
die Macht ०९६ Schickſals. 1423) 

Und jo 

77. Ein Blinder und ein Budliger und ein dreibrüftig 
Königskind werden gegen alle Vernunft geheilt durch des Geſchickes 
Gunft 7) 1424), 

Der Goldzaub’rer fagte: „Wie war das?" Der Mann. 
mit dem Rade ſprach: 


Zwölfte Erzählung. 
Wunderbare Heilung eines Blinden, Buck'ligen und 
einer dreibrüftigen Prinzeſſin. 


Im Nordland ift eine Stadt, Madhupura *) mit Namen. 
Darin war ein König, Namens Madhufena. **) Dem wurde 
einft eine Tochter mit drei Brüften geboren. Als der König 
hörte, daß fie mit drei Brüften geboren fei, rief er einen Die- 
ner des Harems zu fi) und fagte ihm: „He! Laß das Mäd— 
chen im Wald ausfegen, damit niemand das erfährt!" Nach- 
dem er dies gehört, ſprach der Diener: „Großer König! Es 
ift zwar befannt, daß ein dreibrüftiges Mädchen Unglüd bringt. 
Dennoch rufe Brahmanen und befrage fie, damit du nichts 
begehft, was dir in beiden Welten Schaden bringen möchte. 
Denn man jagt aud: 

78. Wer immer fragt und hört und unaufhörlich überlegt 
dep Reinheit wählt, gleich einem Lotusfelde durch die Strahlen 
des Taggeftirnd 

Und fo 

79. Ein Fluger Mann foll ſtets fragen. Denn ein Brab- 
mane ward, obgleid von einem Dämon ergriffen, durch eine Frage 
einftmals frei.‘ 1425) 


Der König fagte: „Wie war das?“ Der Diener erzählte: 





*) „SHonigftadt‘. 
**) „Honigheer habend *, 


23° 


356 | Fünftes Bud. 


Dreizebnte Erzählung. | 
Der Brabmane, der durch eine Frage fein Leben rettet. 


- In irgendeinem Wale ift ein Räaffchafa, Namens Tſchan— 
dafarman. *) Als dieſer einft umhberfchweifte, ftieß er auf 
einen Brahmanen. Drauf fprang er auf deſſen Schulter und 
ſprach: „He! Geh vorwärts!” Der Brabmane aber, das 
Herz von Furcht erfchrecft, machte की mit ihm auf den Weg. 
Als er nun deſſen Füße ſah, die jo weich waren wie das In— 
nere einer Lotusblume, fo fragte er ihn: „He! Wieſo haft du 
folche weiche Füße?" Der Räkſchaſa antwortete: „Ich er- 
0९0९ meine Füße 127) nie und berühre nie und nimmer mit 
ihnen die Erde. Das ift ein Gelübde, das ich gethan babe.“ 
Nachdem dies der Brahmane gehört, kam er, finnend auf ein 
Mittel fich zu befreien, an einen großen Teich. Da fagte der 
Räkſchaſa: „Bis ich mich gebavdet, die Götter angebetet und 
wieder aus dem Teich komme, darfjt du dich nicht von Diefer 
Stelle irgendwohin entfernen!“ Nachdem jo geichehen war, 
dachte der Brahmane: „Sicher wird er mich auffreſſen, fobald 
er zu den Göttern gebetet hat. Drum will ich mich jo raſch 
45 möglich aufs und davonmachen! Denn, da er feine Füße 
nicht erhebt 1429), jo fann er mich nicht verfolgen.“ Nachdem 
nun fo gefchehen war, verfolgte ihn der Räkſchaſa nicht, aus 
Furcht, fein Gelübde zu brechen. Daher fage ich: » | 

80. Ein kluger Mann ſoll ftet$ fragen. Denn ein Brah— 
mane ward, obgleih von einem Damon ergriffen, durd eine Frage 
einftmals frei.‘ 1429) 


Fortfegung der zwölften Erzählung. 

Al er deſſen Nede gehört hatte, ließ der König Brab- 
manen rufen und ſprach: „O Brahmanen! Mir ift eine Toch— 
ter mit drei Brüften geboren. Gibt e8 dagegen eine Hülfe 
oder nicht?” Diefe fagten: „Majeſtät! Höre! 





*) „wilde Handlungen thuend“. 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zwölfte Erzählung (Bortfesung). 357 


81. Ein Mädchen, dem ein Glied fehlet, oder das eins zu 
viel befigt, das bringet feinem Mann Unheil und wird aud an 
Charakter Ichlecht. 

82. २०४ ein Mädchen mit drei Brüften, das ihrem Water 
zu Geficht fommt, bringe — duran ift fein Zweifel — dieſem 
Ichleunigen Untergang. 

Darum vermeide Majeftät, fie zu ſehen! Wenn jemand 
fie zur Srau begehrt, fo gib ſie ihm und befiehl 1429) ihm, 
das Land zu verlaſſen. Wenn man jo verfährt, fo gefchieht 
nichts, was in beiden Welten Schaden bringen könnte.“ Nach: 
dem der König diefe ihre Nede gehört, ließ er allenthalben 
unter Trommelfchlag ausrufen: „Holla! Wer eine Königs- 
tochter mit drei Brüften heirathen will, dem wird der König 
hunderttaufend Goldſtücke geben 12°); er muß aber das Land 
verlaflen!” Nachdem dies ausgerufen war, verſtrich eine lange 
Zeit, ohne daß irgendjemand fie heirathen wollte; fte aber be- 
fand fih an einem verborgenen Ort und erreichte die Neife 
ver Jugend. Nun war aber in diefer jelben Stadt ein Blin— 
der. Diejer hatte einen Budligen, Namens Mantharafa +), 
welcher ihn an einem vorgeſtreckten Stod führte. Als viele 
beiden nun den Schall der Trommel hörten, beriethen fie mit— 
einander: „Laß uns die Trommel berühren! 1430) Wenn wir 
durch den Willen des Schicjald das Mädchen und das Gold 
erhalten, jo wird und durch das empfangene Gold die Zeit 
in Freuden hinfliegen; trifft uns aber durdy das Mädchen der 
Tod, jo macht der der Plage ein Ende, welche uns die Armuth 
bringt. Denn man fagt aud): 

83. Beſcheidenheit, Liebe, Lieblichfeit der Rede, Geiftesgaben, 
der Jugend Reiz, Verein mit der Geliebten, Vollkommenheit des 
Opfers, Freiheit von Schmerz, Vergnügen, Tugend, Wiſſenſchaft, 
der Verftand des Götterlehrers (Vrihaspati), Redlichkeit, Eluges 
Benehmen: alles wird den Menfhen zu Theil, wenn der Topf 
voll ift, den man Magen nennt.‘ 1431) 





*) „Krüppel”. 


358 Fünftes Bud. 


Nachdem fie ſich fo berathen, ging der Blinde, berührte 
die Trommel und fagte: „Ich will das Mädchen heirathen, 
wenn der König ९ mir gibt.” Darauf gingen des Königs 
Diener und thaten e8 dem Könige fund: „Majeftät! Irgend— 
ein Blinder hat die Trommel berührt. Maäjeſtät haben in 
diefer Angelegenheit zu befehlen!‘‘ Der König ſprach: „Hm! 

84. Ein Blinder, Tauber, ſelbſt Kräß’ger, oder aus tiefjter 
Kafte gar, nehme das Mädchen ſammt Gold hin und entferne ſich 
aus dem Land.‘ | 

Nun wurde er unmittelbar nad) des Königs Befehl von 
den Dienern deflelben zum Ufer des Fluſſes geführt, empfing 
die Hunderttaufend Goldftürfe und dann wurde das dreibrüftige 
Mädchen mit dem Blinden verheirathet. Darauf ward er 
auf ein Boot geſetzt und den Schiffern der Befehl gegeben: 
„Hört! Bringt dieſen Blinden ſammt dem Buck'ligen und dev 
Frau an irgendeinen. Drt 1432) im der Fremde und laßt ihn 
da frei!" Nachdem fo geichehen, kamen fie in die Fremde, 
erwarben कि an irgendeinem Orte 142) für Geld ein Haus 
und brachten dafelbft alle drei vergnügt ihre Zeit hin. Der 
Blinde that nichts weiter, al8 daß er immer im Bett ſchlief; 
die Hausangelegenheiten beforgte der Bud’lige. Indem die 
Zeit fo verlief, faßte die Dreibrüftige Begierde nad) dem Bud’- 
ligen, und fagte: „O du Schöner! Wenn diefer Blinde auf 
irgendwelche Weife aus der Welt gefchafft wird, dann werden 
wir beide ein vergmügtes Leben führen. Drum juche irgendwo 
Gift, damit ich ihm das gebe und nad) feinem Tode vergnügt 
werde!” Nun fand der Buck'lige eines Tages auf jeinen 
Wanderungen irgendwo eine todte ſchwarze Schlange. Diele 
nahm er, ging hochvergnügten Herzens nach feinem Haufe 
und fagte zu jener: „D Schöne! Ich habe hier. eine ſchwarze 
Schlange gefunden. Diefe ſchneide nun in Stüde, made fie 
mit vielem trocknen Ingwer und anderem zurecht und gib jie 
diefem Gefichtlofen, indem du fagft, e8 wäre Fifchfleiich, da— 
mit er raſch umfommt. Denn Fleifch von Fiichen hat er im— 
mer gern.” Nachdem Mantharafa fo geiprochen, machte er 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Zwölfte Erzählung (Fortſ.). 329 


fi) wieder auf den Weg zum Markt. 1433) Sie aber, nach— 
dem fie ein Feuer angezündet, die Schwarze Schlange in Stücke 
gefchnitten, in einen Topf mit Buttermilch gelegt und auf den 
Herd 1434) geſetzt hatte, fagte, da fie jelbft mit häuslichen 
Arbeiten zu पा hatte, liebevoll zu dem Blinden: „Sohn 
eines Hohwürdigen! Ich habe heute Fiſche geholt, die du jo 
fehr gerne haft, und bin im Begriff, fie zu kochen. Während 
10 nun eine andere häusliche Arbeit verrichte, nimm du den 
Löffel und rühre fie um!” Gr aber, als er dies hörte, ledte 
fidy mit überaus vergnügtem Herzen beide Mundwinfel 1439), 
ftand eilig auf, nahm den Löffel und fing an, fie umzurühren. 
Indem er aber jo umrührte, fiel durch den giftgelhwängerten 
Dunft das Schwarze Häutchen allmählich von feinen Augen 
ab. Da er diefen Dunft num fehr zuträglich fand, ließ er ihn 
mit großer Sorgfalt in die Augen ziehen. Wie nun fein Ge— 
ficht far ward und er zufieht, jo find in der Butter nichts 
als Stüde einer Ichwarzen Schlange Darauf dachte er: 
„Aha! Was ift das? Zu mir fagt fie: das wäre Filchfleiich, 
und nun find e8 Stüde einer Schwarzen Schlange. Da muß 
ich doch genauer erforfchen, ob das das Werf der Dreibrüiti- 
gen ift, oder ob dieſer Anjchlag auf mein Leben von Mans 
tharafa ausgeht, oder endlich von irgendeinem andern.‘ Nach— 
dem er jo überlegt hatte, verbarg er feinen Zuftand und 0९ 
trieb fein Gefchäft wie vorher, ald ob er noch blind wäre. 
Mittlerweile kam Mantharafa zurüf und fing an, ohne alle 
Furcht die Dreibrüftige mit Umarmung, Küffen und jo weiter 
zu bedienen. Der Blinde aber, der 0९6 alles jah, da er fein 
Meſſer erblickt, tritt, vor Zorn blind wie früher, zu ihnen hin, 
hebt ven Mantharafa an den Beinen in die Höhe, fchleudert 
ihn, da er ein Mann von großer Körperfraft war, über jei- 
nen Kopf im Kreid herum und wirft ihn der Dreibrüftigen 
ans Herz. Da nun wurde durch den Stoß von dem Körper 
des Buck'ligen ihre dritte Bruft in den Körper zurückgedrängt, 
der शर्व {9९ aber wurde dadurch, daß fein Höcker an die 
Bruft von jener ftieß, gerade. Daher fage ih: 


360 Fünftes Bud. 


85. Ein Blinder und ein Buck'liger und ein dreibrüftig 
Königsfind werden gegen alle Vernunft geheilt durch des Geſchickes 
Gunft.‘ 1434) 


Fortfegung der dritten Erzählung. 


Der Goldzaub’rer fagte: „Ah! Was du fagft, iſt wahr. 
Wenn das Schiefal günftig ift, geht es allerorten glücklich. 
Aber trogdem foll der Menfd den Rath der Guten befolgen, ` 
Wer fich gerade umgefehrt benimmt, der geht zu Grunde, wie 
du. Es heißt auch fo 

86. Gleichwie die Vögel Bharanda 1437), die, zweihälſig und 
eines Bauchs, einer für den andern fraßen, gehn zu Grunde Un— 
einige. * 

Der Mann mit dem Rade fügte: „Wie war das? Jener 
erzählte: 


Vierzehnte Erzählung. 
Der Vogel mit zwei unverträglichen Köpfen. 


An einem Drt in der Nähe des Meeres wohnte ein 
Vogel, mit Namen Bharanda, welcher einen Bauch und zwei 
Mäuler hatte. ALS diefer einft am Meeresufer umherſchweifte, 
fand er eine ambrofiagleiche Frucht, welche die Wellen ans 
Ufer geipült hatten. 1433) Er aß fierund fagte: „Ab! Ich 
habe ſchon viele ambrofiagleiche Früchte gegeffen, Die die 
Wogen des Meeres herbeigeführt hatten. Aber der Gejchmad 
von dieſer ift mir ganz neu. Sollte fie auf dem paradiefi- 
hen Goldfandelbaum gewachfen fein? Dover ſollte fie irgend- 
eine andre Ambrofiafrucht fein, welche durch irgendein Geſchick 
herabgefallen iſt? Ic fühle eine Seligfeit”in der Zunge!” 
Indem er fo ſprach, fagte der zweite Mund: „Wenn dem fo 
ift, fo gib mir aud ein bischen, damit auch ich diefe Selig- 
feit der Zunge genieße!” Darauf lachte der erfte Mund und 
jagte: „Wir haben beide ja nur Ginen Bauch, fomit alfo 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Vierzehnte Erzählung. 561 


dafielbe Vergnügen. Wozu alfo ein befonderes Eſſen? Lieber 
ſoll ſich an diefem Ueberreſt unſre Liebite erfreuen!“ Nach— 
dem er ſo geſprochen, gab er das vom Eſſen Uebriggebliebene 
dem Bharandaweibchen. 143%) Dieſe aber, nachdem fie es ge— 
foftet, war, aufs höchſte erfreut, ganz weg in Umarmungen, 
‚Küflen, Lieben und Kojen. Der zweite Mund aber war von 
diefem Tage an voll Kummer und Betrübniß, Eines Tages 
num fand diefer zweite Mund eine giftige Frucht. Als er fie 
erblicte, jagte er: „Ha! Du graufames, fchlechtes Gefchöpf! 
Ih habe zufällig eine giftige Srucht gefunden. Die werde 
10) deiner Misachtung wegen eflen. Der erſte Mund ent- 
gegnete: „Thor du! Thu’ das um Gottes willen nicht! Wenn 
du es thuft, werden wir alle beide umfommen. Drum vers 
३९10९ mir meine Schuld! 34 werde div niemals wieder etwas 
zu Leide thun. Obgleich er aber fo ſprach, aß jener dennoch 
die giftige Frucht. Um ९6 furz zu machen: beide famen um 
Daher ſage 10: 

87. Gleihwie die Vögel Bharanda, die, zweihälig und 
eined Bauches, einer für den andern fraßen, gehn zu Grunde 
Uneinige.‘ 


Hortfegung der dritten Erzählung. 


Der Mann mit dem Rade fagte: „Ach! Das ift in der 
That fo! Du haft die Wahrheit gefagt. Drum geh’ nad) 
Haus! Aber du darfſt nicht allein gehen. Denn man fagt 
01110 : 

88. Man णि nichts Gut's allein effen, nicht wachen uns 
ter Schlafenden, feine Reife allein machen und nicht allein ſich 
Rather fein, 

Und auch: 

89. Selbſt ein geringer Mitwand'rer verſchaffet Segen auf 
dem Weg: vor der Schlange beſchützt' einſtens ein Krebs den 
Wand'rer 465 Genoß.“ 


Der Goldzaub’rer fagte: „Wie war das?" Jener erzählte: 


362 Fünftes Bud. 


Funfzednte Erzählung. 
Der rettende Krebs. 


An einem gewiffen Ort wohnte einft ein Brahmane, 
mit Namen Brahmadatta. *) Diefer machte fich eines Ge- 
jhäfts wegen nad) einem andern Dorf auf den Weg. Seine 
Mutter jagte zu ihm: „Kind? Warum gehft du allein? 
Suche dod) irgendeinen zweiten, der dir Gefelfchaft auf dem 
Wege leiſtet.“ Jener aber entgegnete: „Mutter! 149) Fürchte 
dich nicht! Diefer Weg hat Feine Gefahr! Drum will ich ihn, 
um der Verehrungswürdigen Gefchäft zu beforgen, heute felbft 
allein gehen.‘ Als fie ihn darauf entichloffen fah, nahm die 
Mutter aus einer Höhlung eines in der Nähe befindlichen 
Brunnens einen Krebs und ſprach zu ihrem Sohne: „Kind! 
Wenn du denn unweigerlich gehen mußt, dann möge dieſer 
Krebs dein Neifegefährte fein. Drum nimm ihn forglidy und 
gehe!” Er aber ergriff ihn aus Ehrfurcht vor feiner Mutter 
mit beiden Händen, widfelte ihn in eine von Kampherblättern 
gemachte Tute, legte ihn mitten in fein Gepäck und machte 
fich fchnell auf den Weg. Indem er nun wanderte, wurde 
er von der Sonnenhige gequält, ging deshalb zu einem Baum 
am Weg und fihlief forglos unter demfelben ein. Mittler 
weile fam eine jchwarze Schlange aus einer Höhle dieſes 
Baums und ging auf ihn los. Da wurden aber die Sinne 
der Schwarzen Schlange von dem Geruch des Kamphers an— 
gelockt, fie ließ ihn unberührt, viß den Gepäckbeutel auf und 
fraß mit großer Begierde die Kampherblättertute. 1) Der 
Krebs aber, welchen fie ebenfalls verfchlang, gerieth ihr in 
die Kehle und nahm der Schlange das Leben. Der Brah— 
mane num, als er ती ausgefchlafen hatte, und ſich umſiehet, 
fo ift da in feiner Nähe eine todte jchwarze Schlange, der 
Gepäckbeutel zerriffen, die Kamphertute aufgefreffen, und in 
der Nähe der Schlange der Krebs. Als er dies jah, dachte 





*) „von Brahınan gegeben ^ 


Handeln ohne forgfältige Prüfung. Bunfzehnte Erzählung. 363 


er: „Ah! Meine Mutter hat mit Necht gejagt, daß man 
irgendeinen zweiten als Neifegefährten nehmen, nicht aber eine 
Reiſe allein machen fol. Weil ich mit gläubigem Sinn ihre 
Rede befolgt habe, darum bin ich fogar von einem Krebs vor 
dem Tod durch die Schlange gefchügt. Sagt man ja doch 
mit Recht 

90. Abgezehrt fließet der Mond bei der Fülle der Sonne 
wachjen machend den Gebieter der Fluten: andre find Genoſſen 
im Unglüf, andre genießen der Glücklichen Heil. 

91. Wie einer im Rath, bei Wallfahrten, Brieftern, Gott, 
Geſchickskundigen, Heilmitteln, Lehrern फ aufführt, fo gehn ihm 
feine Wege aus. 

Nachdem er fo gefagt, ging er wohin er zu gehn beab- 
141141९. Daher ſage ich 

92. Selbft ein geringer Mitwand’rer verfchaffet Segen auf 
dem Weg: vor der Schlange befhügt' einjtens ein Krebs ven 
Wand'rer als Genof.” 


Schluß der dritten Erzählung. 


Nachdem er dies gehört, bat der Goldzaub’rer, ihn zu 
entlaffen, und fehrte nach feinem Haufe zurüd. 


Sp jchließt das fünfte Buch des vom heiligen Bilchnufarman ver: 
faßten Bantichatuntra, genanut „Handeln ohne forgfältige Prüfung.“ 1442) 


Schlußſtrophe 143): 

Der heilige Viſchnuſarman hat dieſes Werk über. die Art, 
wie jih ein König zu benehmen hat, verjehen mit Erzählungen 
und verbunden mit Sprüchen guter Dichter, verfertigt, Durch welches 
bier der एला andern Hülfe Erweifende, der den Himmel VBerehrende, 
durch weldhes die Weifen reden. Möge ९ Glüf bringen! 





| Anmerkungen zum Bantihatantra, 





1) ©. 1. Der Gott der Miffenfhaft 

2) ©. 1, Str. 1. Im dieſer Strophe wird ein großer Theil 
des indifhen Pantheond angerufen. Brahman ift der höchſte 
Gott der indiihen ITrimürti (Dreigeftaltigkeit); Rudra प ein 
Nebenname des Siva, des zweiten Gottes verfelben; Kumära 
ift ein Sohn des Siva und Gott des Krieges; Hari ift ein Neben= 
name des Viſchnu, des dritten Gottes der Trimuͤrti; Varung 
ift der Gott der Gewäfler; Jama der des Todes, Herrſchers der 
Ubgefhiedenen; Indra ift Gott des Himmels; Sarasvatı ift 
die Gemahlin des Brahman und Göttin der Rede; die Afvins, 
ein Zwillingspaar (die Dioskuren) find die himmlischen Aerzte; 
Sri ift die Gattin Viſchnu's, Göttin alles Heils; Diti und 
Aditi find Frauen des Käfjapa, eines der göttlichen Weiſen; die 
Söhne der Aditi find die Aditjas, früher fieben, ſpäter zwölf, 
weldhe in Beziehung zu der Sonne ftehn, doch heißen auch die 
Götter überhaupt ihre Söhne; die Mütter find die perfonifieirten 
Kräfte (gakti) der Götter (vgl. Hemacandra, herausg. von Böhtlingk, 
©. 34, 72); Iihandifa tft die Gattin des Siva, furdtbar und 
blutvürftig; die Veden find die heiligen Schriften der Inder; des 
Siva Diener find eine Anzahl von Göttern niedern Rangs in 
deflen Gefolge; die Vaſus find ebenfalls eine Schar niederer 
Götter (४५ Mahäbhärata, IV, ©. 266, 9. 7634 fg. u. a.). 

3) ©. 1, Str.2. Manu wird an die Spite der Menfchheit 
ald Stammvater derjelben geftellt und ihm zugleich das Hauptwerk 


Anmerfungen. 365 


über indifches Recht und Sitte zugefchrieben. Vatſchaspati 
(das heißt „Herr ०९ Worts“) ift identifh mit Vrihaspati 
(Herr des Segens), dem Negenten des Planeten Jupiter und Lehrer 
der Götter, welchem viele Sprüche über Lebensweisheit, ebenfalls 
eine Schrift über Recht und Sitte, Smritieästra (Gildemeifter, 
Bibl. sanser., 454) und eine „Kunſt zu regieren“, Arthacästra 
(Vishnu-Puräna, ©. 284) zugeihrieben werden (vgl. Kämanda- 
kiya Nitisära, VIIL 5. IX, 59. ऋ, 67). Sufra over Ujanas 
beißt ver Regent des Planeten Venus; auch diefem wird ein Smri- 
tieästra zugefchrieben (Gilvemeifter, a. a. ©. 446, vgl. Kämand. 
Nitis., VIIL 22. XL, 67, unten zu Pantschat., I, 43. II, 256, 
und Böthlingf- Roth, Sanskrit- Wörterb. unter Uganas); ebenſo 
dem Barafara, fowie deffen Sohn 21410, dem mythiſchen Trä— 
ger der Alteften indifhen Poeſie (Gilvemeifter, ebend. 449. 455, 
vgl. Weber, Sanskrit Handfhriften der berliner Bibliothek 1016. 
1017, Kämand. Nitie., VII, 39). Tſchaͤnakja ift aufs engfte 
mit der Geſchichte des indischen Königs Tſchandragupta verbunden, 
dem er bei Erlangung der Herrſchaft die größten Dienfte geleiftet 
baben ſoll (vgl. Laſſen, Ind. Alterthumsk., II, 199 ff.). Er पी 
der Meifter der Politif und Diplomatie im indischen Sinn. Unter 
feinem Namen eriftirt eine Sammlung von Sprüden, melde in 
Häberlin's Anthologie (©. 312 र.) abgedruckt find; vgl. auch 
Brofhaus in den Verhandlungen der ſächſ. Geſellſch. ver Wiſſenſch., 
1, 62; Galanos, " [0८८6५ (५९70९089 Tosdpop.os, 109 — 123; 
Höfer, Sanskrit-Leſeb, 72—74; Gildemeiſter, Bibl. sanser., 298 
— 300; Weber, Sanskrit: Sandfhriften der berl. Bibl. N. 781. 
782; Pancatantra, II, Str. 45 und die Anmerf. dazu. Beach— 
tenswerth ift, daß er im Kämand. Nitis. nicht genannt wird. 
Kaͤmandaka ſcheint demnach älter als die dem Tſchaͤnakja zu— 
geſchriebenen Sprüche; vgl. Anmerk. 792. 

S. 1, Koſ. 3, 9. Die hamb. Handſchriften haben ſowol bier 
als in den Stellen, welche Kof., 6,4; 104, 5; 106, 22; 116, 15; 
148, 4 entipreden, im Namen der Stadt Ma ftatt des bei Kof. 
anlautenvden Mi, und ebenſo ftatt Pätaliputra bei Koſ., 234, 5 
Mahiläropya; aud Galanos in feiner Ueberfegung bat Ma, und 


366 . Anmerfungen. 


Golebroofe erwähnt dieſe Leſeart ebenfalld (in Transactions of 
the Royal Asiatie Society, I, 160, Note). Dieje Namensform, 
nicht aber mihilä, welches fein Sansfritwort tft, laßt eine Ety— 
mologie zu und ftimmt bezüglich der Vocalifation zu dem wahr- 
icheinlih entiprechenden Stadtnamen Maliarpha bei Ptolemaus 
und dem tamulifhen Mayilapır (= &t.=Ihomas bei Madras, 
As. Res., XIV, 59); 104 habe fie deshalb vorgezogen. Die berliner 
Handſchrift ſtimmt an vorliegender Stelle mit Kofegarten, außer: 
dem bat fie diefen Namen nur noch im 1. Bud, mo‘ jie aber 
Ma lief. Im 2. und 3. Bud hat fie andre Namen (ſ. अणा. 
$. 6), im 5. wie Kofegarten Pätaliputra. 

5) ©. 1. Das heißt: in welchem jih alle Wiffenfhaften in 
derjelben Fülle befanden, wie alle Früchte auf dem Baum, wel- 
hen der indifhe Mythus in das Paradies des Indra verſetzt. 

6) ©. 1. Das heißt: dem eine Menge anderer Fürften unter- 
iworfen waren, auf deren Diademe fein Fuß gleichlam trat. Die 
Hamburger Handſchriften haben fan ſtatt वचित und fo 
hat auch Böhtlingf, einer brieflihen Mittheilung zufolge, ohne 


< 
diefe Lesart zu Fennen, weil कच्‌ nicht belegt ift, fchon vermuthet. 

7) ©. 2, Koſ., 3,15. Das heißt: „Feinden und ähnlichen 
Uebeln“; vgl. Kämand. Nitis., Kap. VI. 

$) S. 2, Str. 4. SHitopadefa, Einleitung, Str. 12.; Paddhati 
bei Böhtlingf, Beiträge zur Kritik des poetiſchen Theils ०८६ Pan— 
tichatantra, ©. 8 

°) ©. 2, Str. 7. Hitopadeſa, Einleitung 14; vgl. wegen der 
Wendung Str. 354. | 

10) @. 2, Str. 8. Laſſen, Commentar. ad Hitop., ©. 8; Sa: 
berlin, Anthol., 524, 9. Ich ziehe Häberlin's Leſeart जातप्रेतो 
vor (Karmadhäraya-Coınpofition nad) Benfey, VBollit. Gr., $. 656); 
auch stufe möchte eher als Zufammenfegung zu nehmen 
jein (Xenfey, Vollft. Gr., ©. 246, U.). 

11) S. 2. Kof., 4, 14. Ich überfege nad) der Lefeart der ham— 


*— 


Anmerkungen. 367 


burger Handſchrift J एके (ftatt TERN), welche auch bei 


der von H (एको) zu Grunde liegt. 


12) ©, 2, Rof., 4,14; 5, 2 und 6. Zwölf Jahr als die Dauer 
des Studiums der Grammatif werpen audy im Kathäsaritsägara, I, 
6, 144 genannt; vgl. Mel. asiatiques, Ill, 194. 

13) @. 2. Es ift die Befreiung (überhaupt, oder der Seele) 
von weitern Griftenzen (fernerer Seelenwanderung oder = wande— 
fung) gemeint, welde zu erreichen die indiiche Anfhauung für die 
0५९१९ ९८0९6009 १0९ hält; vgl. Note zu Str. 184. 

14) ©. 2, Koſ., 4, 15. Ih überfege nad den hamburger 


Handſchriften, welche नन धमाथेकामश्णस्वाणि वुद्धिप्र- 
बोधश्च भवतिः ४० habe 10 Kof. मोष mit überfegt, ob= 


gleich dieſes im alten Text ficher nicht ftand, denn ९6 fehlt auch 
in der berliner Sandihrift und im Kalilah und Dimnah. Da— 
gegen hat e8 auch der Hitopadefa. 

15) @. 3, Str. 10. @olebroofe, in Transactions of the Roy. 
As. Soc., I, 159, Note: „‚because the bird seems, as the Hindus 
apprehend, to extract his food by suction from solution in 
water, wherefore a bird of this genus is considered to be 
an emblem of diserimination, as being capable of diserimina- 
ting milk from water.” 

16) &, 3. „Das Spiel ver Sarasvati‘, das heißt „der Göttin 
der Nede und Wifjenfhaften‘ ſpielen, beveutet wol bier, mit 
Beziehung auf das Pantfchatantra, „ein Bud ſchreiben“; fonft 
fönnte e8 aud überhaupt bedeuten die Nolle eines Xehrers über— 
nehmen. 

17) ©. 3. Das heißt ungefähr: „dann will ich nicht felig 
werden ”; vgl. Wilfon’s Vishnu-Puräna, ©. 227. 

18) S. 3. Gin Beiname ०८६ Indra, f. Note 2. 

19) &, 4, Str. 1. Sitopadefa, II, 1. 

20) @. 4. S. Note 4. 

21) @. 4, Str. 3. Hitopadeſa, I, 118, wo die Strophe स 


च परिडतः ſchließt, dieſe Lefeart hat auch die berliner Hand— 


368 Anmerkungen. 


ſchrift, wo dieſe Strophe Bl. 148 ° (hinter Kof., 124, 18) id 
findet, und nad ihr überjegt auch Galanos. Da fie einen befiern 
Sinn als die Kofegartens gibt, fo habe ich ebenfalld danach überſetzt. 
22) S. 4, Str. 4. Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 3. Kr. x. 
23) &, 5, Str. 9. Paddhati bei Böhtlingk, a. a. DO. — Auf 
den Kichhöfen gehen auch nah indiſchem Volksglauben Gefpenfter 
und Aehnliches um und werden insbefondere Zaubereien getrieben. 
24) & 5, Ruf. 7, 8. Ich lefe mit ven hamburger Handſchriften 
तद्यायां hatt AM) ſo ſcheint auch Galanos gelefen zu haben. 
Diejfe Stelle bis zur 20. Strophe ift in Wilſon's Handſchriften 
(vgl. auch die hamburger) im 5. Buch und von ihm im den 
Transactions of the Roy. As. Soc. (I, 186. 187) überjegt. 
25) & 5, &t. 12. Der vierte Viertelvers hat bei Kofegarten 
einen Fehler gegen 245 Metrum, ven die hamburger Handſchriften, 
welche diefe Strophe zwar nicht hier, aber im 5. Buch darbieten, 
nicht theilen; fie leſen (ſtatt पर) सुलभं im dritten Viertel— 
verd Haben fie °गताथोत्मकरणं, wonit auch Galanos’ Ueber: 
jegung flimmt, wo 29 ०6०७०८६७» — ätmakaranam; aud id 
babe danach überſetzt. | 
26) ©. 5, Str:13. Die Kivaten waren einer von den wilden 
Stämmen in Indien; ihr Name किला aber bier, wie. vielleicht 
im Alterthum überhaupt (vgl. Laffen, Ind. Alt., I, 391 Note), 
„Barbaren“ im Allgemeinen, und ſpeciell „unzuverläffige Betrüt- 
ger” zu bezeichnen.  Galanos überjegt ihn appellativiih durch 
xanmror; daß er dieſe Bedeutung habe, ift mir nicht befannt, 
27) ©.5, Str.14. Man corrigire ष्ठी nach Böhtl., z. Kr. २५. 
28) ©. 6, Str. 16. याचित im Sinne von उपयाचित 
vgl. Böhtlinge-Noth, Wörterb. und insbefondere Wilfon unter 
legterem. 


००) S. 6, Koſ, 8,3. चाहे ſqhwerlich victig. Doch fehlt die 
Stelle in meinen Handſchriften. Ich vermuthe, daß ट्र्दिण- 
मवार zu leſen ift. 











Anmerfungen. 369 


30) ©. 6, Str. 20. Hitopadeſa, 1, 95. Eine ähnliche Strophe 
hat die berliner Handſchrift in dev fechsten Erzählung „drei laffen 
ihren Ort nimmer; gemeine Menſchen, Hirſche, Kräh'n; drei, 
wenn man 7९ verlegt, gehen: Edle, Löwe und Elefant. 

31) @. 6, Str. 21. „Brunnenfroſch“ dient als Schimpfwort 
für einen, der nie fein Geburtsland verlafien bat (vgl. Sitopadeja, 
©. 82, 2 (herausg. von Laffen), und Galanos’ Ueberjegung des— 
jelben ©. 142, Sanskrit Wörterbud) von Böhtlinge- Roth unter 

कूप). weil ein Froſch, wenn er in einen Brunnen gerathen ift, 
nicht gut wieder herausfommen fann (vgl. Einleit. $. 24). 

32) S. 6, Str. 22. Hitopadeſa, II, 11, Säberlin, Anthol., 
318, 73. Die hamburger Handichriften ſowol als die berliner, 
welche diefe Strophe jevoh an andern Stellen haben, leſen 


सुविद्यानां , was wol beſer. 

33) @, 6. Eine Stadt, die noch jest faſt denſelben Namen 
führt (auch Mutra gefchrieben), nördlih über Agra. 

34) -@. 7. „Jamungqa“ jegt Dſchamna, der Fluß, an welchem 
Mathura liegt. 

35) @. 7, Str 23. S. IV, Str. 29. 

36) &. 7. Kine Geremonie bei der Todtenbeftattung, die mir 
nur ganz allgemein aus Pärasfara’8 Grihya-sütra bei Stenzler, 
ZOMG., VII, 540, 9 befannt ift. 

37) @. 7. Sara ift ein Beiname ०९5 Siva und diejer hat einen 
Stier als fein Vehikel (Mahabh., IV, S.224, 2.6400 fg. und णी). 

38) ©. 8, Str. 24. SHitopadefa, II, 17; Paddhati bei Böht- 
ling, Beitr. z. Kr. २५. 
` 89) @. 8, Str. 25. Hitopadeſa, IL, 18. 

40) @. 8. Die Minifterftellen find bei den einheimiſchen Für- 
ften Indiens vorwaltend erblich. 


41) Es iſt ficher मन्येति zu eorrigiren, obgleich die hamburger 
Handſchriften das fehlerhafte Barasmaipadam haben (vgl: zu S. 32, 
Kof., 31, 7). 

42) ©. 8, Str. 26. Sitopadeja, II, 29. 

43) @. 9. Diefer dient dazu, den Keil in dem halbgefpaltenen 

Benfey, Pantichatantra, II. 24 


370 Anmerkungen. 


Balken feftzuhalten, damit er nit während der Abweſenheit des 
Arbeiters durch die Spontane Konvergenz der Theile wieder heraus— 
getrieben wird. 

44) S. 9, Koſ. 10, 14. reg ift hier im Neutrum gebraucht, 
was zwar felten, aber nicht falſch; dennoch halte ich die Koſe— 
garten’fche Kejeart für corrumpirt, werde jedod darüber an einem 
andern Ort fpreden. ’ 

35) @. 9, Str. 27. SHitopadefa, II, 34, Kalilah und Dimnab, 
überfegt von Wolff, 1, 9, 10—15. 

46) @. 9, Str. 28. Hitopadeſa, II, 35. Ich leſe mit den 
hamburger "und der berliner Handſchrift staff; fo hat auch 
Galanos vor 19 gehabt. | 

47) @. 10, Str. 29. Sitopadefa, IH, 41; Paddhati bei 
Böhtlingk, Beitr. इ. Kr. २५. 

५8) @. 10, Str. 30. Der Anfang diefer Strophe ift ſowol 
hier, als in der ferampurer Ausgabe ०९६ Hitopadeſa, wo fie 
hinter II, 41 erfcheint (vgl. Laſſen's Commentar, ©. 92; bei- 
läufig bemerfe ih, daß im Hitopadeſa auch Galanos ſie nicht hat), 
ſehr corrumpirt. Galanos überfegt das ihm entfprechende 2 od 
(००८८६२०५ ००६६ ०६७५०६५ Tolg ००८६००५ Tolg ००१६9६6५ Tolg Evdsdorv, 
०४४ (५४ Tols Depanovar, und die ferampurer Ausgabe des 


Hitopadefa hat (ftatt Kofegarten’3 रवेण) Ten; diejen beiden 
Momenten folgend, emendirte ich früher in a ar AAN स्व्‌ 
चच गुरो न च un in b nahm ich die auch durch Galanos’ 
Ueberſetzung geftüßte ferampurer Leſeart des Hitopadefa भृत्यवर्गे 


(ſtatt मत्येवर्गे auf. Seitvem habe ich aber die Lefeart der 
berliner Handſchrift fennen gelernt (in den hamburger Handſchriften 


fehlt diefe Strophe), melde ohne Corruption lautet in a 


—2 
नात्मने ल्व गुरव नच बन्धुवर्गे und in b ebenfalls भृत्य वर्गे 
hat; da ſie handſchriftlich gefichert und einen nicht ganz zu ver- 
ſchmähenden Sinn gibt, fo bin ich ihr in der Meberfegung gefolgt, 
obgleich Galanos ०६८६९८५ auf eine beffere Kefeart deutet, die meine 


EI EN a a Hat 


Anmerfungen. 371 


Conjectur San vielleicht getroffen haben mödte. Denn 
„Kinder als Gegenfaß der „eltern können in dieſer Zus 
jammenftellung faum fehlen, während die Erwähnung „feiner 
ſelbſt“ überflüfitg, ja unpaſſend ift. 

49) S. 10, Str. 31. ©. U, 45, und dafelbft Anmerkung. 

50) @. 10, Str. 32. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. 3. Kr. ८. 

51) @. 10, Str. 33. Sitopadefa, Einleit., 13. Bhartrihari, 
II, 24, berausg. von Bohlen (in Häberlin, Anthol., ©. 176, 98). 

52) @. 10. Man fchreibe fu A getrennt. 

53) ©. 10, Str. 37. Man corrigire GES und न्‌ तु wie 
die Hamburger Handſchriften haben, und ihon Böhtlingk, Beitr. 
3. Kr. ıc., verbeflert hat. ES entjcheidet dafür auch die entſprechende 
Stelle im Skandapuräna Käcikhanda, I, 85, 


या वत्स्वशक्तिं शक्तो पि न टशेयति करहि चित्‌ । 

तावत्स SU: (sic! com. SM = SH) सर्वेषां 
ज्वलनो टारूगो यथा ॥ 

„Sp lang als jelbjt ein Starker feine Stärfe nicht zeigt, 
wird er von allen gering geachtet, wie das Feuer im Holze.“ 
54) ©. 11, Str. 38. In dem zweiten Halbvers corrigire man 
०संमानं (ſtatt सन्मानं) ; das A für Anuſvaͤra erſcheint mehr- 
fach fälſchlich in den hamburger Handſchriften vor म्‌, 5 ॐ. 
सन्माजेन in H ftatt in (Kof., 29, 6, und ſonſt) सन्सुख 
ftatt संम. Wie in diejen beiden Beifpielen न्‌ entſchieden fälſch— 
(ih पिप ~ पी, jo auch ſowol in Koſegarten's Pantſchatantra 
als Laſſen's Hitopadeſa m IFIA, obgleich dieſes eine Erklä— 
rung zulaſſen würde. — Ferner überſetze ich, als ob der Text 
AIur⸗ hätte, „wer unbeamtet‘. Die drei Handſchriften, 


die ich verglichen habe, lefen zwar, wie Kofegarten, FT प्रधानो - 
allein die beiden hamburger fünnen nur für eine Autorität gelten, 
24“ 


372 Anmerkungen. 


die Veränderung पी überaus einfah und der vorhergehende Satz 
fcheint jie mir faft unumgänglih zu erfordern. In Galanos’ 
Ueberfegung fehlt diefe Strophe. 

55) S. 11, Str. 41. Hitopadeſa, IL, 55; Paddhati bei Böht- 
ling, Beitr. z. Kr. ꝛc.; Kaltlah und Dimnah, bei Wolff, 1, 13, 1. 

९० 11, Str. 44. . Mir ſcheint नभिप्ाप्रायश्चित्तं in ein 
Wort gelefen werden zu müflen (Karmadharaja= Compojfition). 

87) ©. 11, Str. 45. Mit den Hamburger Handſchriften und 
der berliner, ſowie auch Galanos’ Ueberſetzung, ift zu leſen 


ये चच प्राहूटेर° (ſtatt ये चच प्रादुदैरा + was übrigens wol 
nur Druckfehler) 

58) ©. 12, Str. 47. Eine Bergfette in Süpdindien. 

59) @. 12, Str. 48. Sitopadefa, II, 28; Paddhati bei Böht- 
lingk, Beitr. 3. Kr. ꝛc. 

60) ©. 12, Kof., 12, 20. Nah der berliner Sandihrift (Die 
hamburger haben hier eine Lüde) ift auf jeden Fall vor भीतः 


einzufchieben भीतो und ſtatt "परिवारः zu ſchreiben ouft- 
ATA; wenn gleihe oder ähnliche Wörter aufeinander folgen, 
fallt oft eind aus; nachdem भीतो jo eingebüßt war, bat dann 


irgendjemand der Syntar. wegen ०५६ च weggelaſſen. Daß भीतो 
ausgefallen war, hatte ih ſchon aus dem Folgenden und Galanos’ 
Ueberſetzung geſchloſſen. 

61) @. 12. Die ſechs politiſchen Zuſtände eines Königs ſ. Hema— 
candra, herausg. von Böhtlingk, 134, 13, und vgl. den Anfang 
०९8 3. Buchs im Pantſchatantra, wo die Bedeutungen dieſer Wör— 
ter beftimmter bervortreten. 

62) ©. 12, @1. 49. SHitopadefa, II, 46; Laſſen, Anthologia 
sanser., ©. 7; Gukasaptati, 11; Paddhati bei BöhtlingE, Beitr. 
z. Kr, it. 

63) @. 12, Str. 50. Manu, VIIL 26; Laffen, a.a.D., ©. 8; 
Laſſen, Commentar zum Sitop., 93; Kalılah und Dimnah, 12, 7. 


64) S. 12, Koſ 13, 6. Man trenne AUT 


A क क a Er il u आ DT a का कक u Mn a er ri erde * * 


Anmerkungen. 373 


65) ©. 12, Str. 52. Ich habe zwar nad Koſegarten's Text 
überfegt, doch ift deſſen Leſeart ſchwerlich richtig; allein ich kann 
auch aus den von mir benugten Handſchriften feine ſichere erhal- 
ten (Galanos weicht leider hier zu jehr ab, tritt aber nahe an 
Kaltlah und Dimnah, 12, 18). Die hamburger Handſchrift H hat 


साच शेवा प्रिया हितोश्च a राज्ञां साद्य; ebenſo J. 
nur daß मराद ausgelafjen ift; wie man aus der berliner Handſchrift 
erjieht, ift hier eine Verftümmelung eingetreten. Diefe hat nämlich 


zunääft in Broja AT च सेवा यथा क्रियते तथा श्रयतां; 


N 
dann folgt die Strophe, beginnend: प्रियरिताश्च य राज्ञा 
TIU°® und jo weiter, wie Kofegarten, nur daß fehlerhaft 


STAR (१०५ STAAT ) erfheint. Der proſalſche Satz 
ift wol unzweifelhaft aufzunehmen, allein die Strophe fcheint in 
der Geftalt, in welcher jie die berliner Handſchrift gibt und melde 
unzweifelhaft au in der Duelle der hamburger Handſchriften 
vorlag, ſchwerlich richtig. Es müßte heißen „vermittelft Leute, 
welche den Königen lieb und recht ſind“ ꝛc., aber „Leute“ paflen 
wol jchwerlich Hierher; in Analogie mit Kofegarten’s Xefeart ftatt 
des Plur. Mase. den Sing. Tem. zu दा, "हिता या, um 
zugleich च zu jtreihen, wäre höchſt unkritiſch; ich habe daher 
nad Koſegarten's Text überjegt und glaube, daß man andere Hülfs— 
mittel abwarten muß. In b muß man den Sandhi= Gefegen 
gemäß विद्वां स्तहु Ichreiben, wie auch die Hamburger Hand— 
ſchriften haben. 

66) S. 13, Str. 54. Kämand. Nitis., ४, 2 mit einigen 
Varianten. 

67) ©. 13, Str. 55. Kämand. Nitis., V, 3. Den zweiten 
Halbvers leje ich theils nach der berliner Handſchrift, theils nad) 
der hamburger व, momit im wejentlichen auch H und ver Nitisära 
übereinftimmen (in. Galanos fehlt die Strophe): 


न त्वैवानात्मसंपन्नां geh वाञ्छेत पणिडितः 


374 Anmerfungen. 


Davon weicht die berliner ab, indem fie ATI hat, die ham- 
burger H und व, indem fie OCHURIT (augeniheinlih Fehler) 
ohne & bieten, H, indem es वांङति hat, der Nitisära endlich 


indem er ०संपननाइ चिं darbietet, was vielleiht dem Sinne 
nach noch beſſer ift 

68) @. 13, Str.57. Die Pflanze Arka (Oalotropis gigantea) 
bewirkt Blindheit nach indifhem Glauben, Mahäbhärata, 1, 716 fi.; 
vgl. Böhtlingf-NRoth, Sanskrit Wörterbud, u. d. W., 10. 

69) @. 13, Str.58. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. z. Kr. २८ 
Somie diefe hat auch die berliner Handſchrift AH (ष सदा), 
welches entſchieden beſſer 

70) ©. 14, Str. 70. Hitopadeſa, U,.59. | 

21) ©. 14, Str. 71. 59 habe wörtlich überjegt, aber die 
nothwendigen Ergänzungen in Klammern hinzugefügt; durch Pa— 
pagaien werden oft Dichter bezeichnet, vgl. auh Nahihebi, Tuti 
Nameh, überf. von Iken, ©. 255; Anvär-i-Suhaili, ©. 30. 

72) &. 14, Str. 72. Am Ende dieſer Strophe sorrigire man 
°'सेवित्ताः . Sie fcheint in. Kalilah und Dimnah, Wolff, 
©. 15, 18, zu runde zu liegen, 

73) @, 15, Str. 75. Man corrigire nad) den hamburger Dand- 
fchriften (die berliner hat viefe Strophe nicht) und dem Kämand, 


Nitis., V, 86, मरीपतेः ; der Legtere hat im zweiten Halbyers 


मूढचेतसः (ſtatt पापचेतसः) wonach ih, weil mir das 
Beiwort paffender ſchien, überfegt habe. Daß Uns auch die 
Bedeutung „Lichtmotte“ habe, fcheint mir insbefondere Str. 266. 
und Kämand. Nitis., I, 43 zu entſcheiden (vgl. auch Mahabhä— 
rata, VI, 5348, 6). 

ग) @.. 15, Str. 76. -Kömand. Nitis.,. XL; 36, wo aufm 
natürlich Fehler; ſollte aber vielleicht dort jomwol als im Pantſcha— 
tantra zum gelefen fein? Diefe Strophe ſcheint theilmeis Ka- 
lilah und Dimnah bei Wolff, I, 15, 3: 8 ४. u. wiederzugeben, 


Anmerfungen. 375 


25) ©. 15, Str. 77. Man corrigire mit ven hamburger Hand- 
ihriften (in der berliner fehlt diefe Strophe) und dem Kämand. 


Nitis., IV, 5 धियो (ſtatt सियो ‚ vgl. auch Str. 466. Anm. 


3m Kämand. Nitis. a. a. DO. erfcheint diefe Strophe mit meh- 
reren Darianten, von denen संस्कृते (ſtatt संस्थिते) wol aud 


in 245 Pantſchatantra aufgenommen werden muß; denn ९6 gehört 


jowol zu AA als auf STATT un संस्थिते würde 


felbft auf AA allein bezogen nur in einer vom gewöhnli- 
chen Gebrauch abweichenden Bedeutung Sinn geben. Im Drish- 
täntacatakam bei Häberlin, Anthol., ©. 217, 8 hat e8 die ge— 
1060110८ Bedeutung „todt“. 

76) @. 15, Str. 78. Hitopadeſa, II, 50. 

ग) ©. 15, Str. 79. Kämand. Nitis., V, 54, deſſen Varian- 
ten mit geringer Abweihung auch die berliner und hamburger 
Handſchriften haben, 

78) S. 15, Str. SO. Ich lefe mit ven Hamburger Handihriften 
und der berliner सरूषि (itatt परूषि), wie auch Galanos vor 
fich hatte, in dem erſten Halbvers. Im zweiten Halbvers hat 


Kofegarten'8 Text einen Hiatus, da खसा ०० wol nur Sin- 
gular fein kann; da er in der Haupteäfur fteht, ift er nicht un- 
erträglih. Die hamburger J und die berliner Handſchrift haben 


ihn zwar nicht, aber jene hat ftatt च्‌ शासा den Aceufativ 


HÜTE, der nicht in die Gonftruction paßt, und die berliner 
bat eine jehr abweichende und wenig paffende Lefeart; die Koſe— 
garten’sche ſcheint auch Galanos vorgelegen zu Haben. 

79) @. 16, Str. 81. SHitopadefa, II, 65. 

80) @. 16, Str. 82. Hitopadefa, II, 70. 

81} @. 16, Str. 85. Hitopadeſa, I, 71. Die berliner Hand— 
ſchrift hat wie Hitopadefa P. (bei Laffen, Gomment., ©. 99) 
न चापि न शो०, welches ich vorziehe; vgl. Cakuntala, 10, 6, 
Mälavikägnim. 51, 4. 


82) @, 16, Str. 86. Man corrigire auefe> 


376 Anmerfungen. 


83) @. 17, Str. 88. Die Abhira waren ein Volk nit weit 
von der Mündung des Indus; ihr Land entſpricht, wie Laſſen 
erkannt hat, dem Ophir der Bibel. Dieje wol ſprichwörtlich 
gewordene Unfunde der Abhira erklärt einigermaßen die Schätze, 
welche Salomon’s Flotte von dort zurückbrachte. Der Monpitein 
ift übrigens ein Gebilde der indischen Phantafie, indem fie an— 
nimmt, daß er aus verdichteten Monpftrahlen entftanden ध; 
vgl. auch Schiefner in Bulletin der Perersburger Akademie, Hiftor.: 
phil, Kl., VII, 15. 17. 18. — Eine Art Muſcheln, Kapardaka, 


dient in Indien ald Scheidemünze. 
84) ©, 17, Str. 89. Ih bin bier der Ueberfegung von Ga— 


[0195 gefolgt, da der vorliegende Text mir feinen pafjenden Sinn 


zu gewähren fcheint; denn लोहिताख्य + „den Namen Lohita 
habend“, kann jchmerli eine andere Bedeutung Haben als 
लोहितक , welches mit UTAN gleichbedeutend ift. Galanos 
Scheint flatt पदयरागस्य ein anderes Wort mit der Bedeutung 
„rothes Glas” in dem vor ihm liegenden Text gelefen zu haben. 
Leider fehlt diefe Strophe in den hamburger Handfhriften. Sn 
der Einleitung, $. 17, Note (S. 75) Habe ich auf die mögliche 
Verwandtichaft mit einer. Stelle im vierten Kapitel der Sil. 
de Sacy’fhen Recenſion der arabifhen Bearbeitung aufmerkſam 
gemacht 

85) ©. 17, Str. 90. Sitopadeja, II, 68; Paddhati bei Böht- 
lingk, Beitr, z. Kr. ꝛc 

86) S. 17, Str. 95. Vgl. Str. 398, Paddhati bei Böhtlingf. 
An diefen Stellen wird (ftatt पये मान gelefen, und diefe 
Lefeart hat Galanos auch an vorliegender Stelle vor Augen ge= 
0001. Wie der zweite Halbvers entjchieden zeigt (denn संमानः, 
wie dafelbft zu corrigiren ift (vgl. Anm. zu Str. 38.), ift ſynonym 
mit दान), ift ſo auch hier zu leſen und ich habe danach überfegt. 

५2) ©. 17, Str. 98. ©. Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 3. Kr. २८ 

५8) @. 18, Str.100. ©. Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 3. Kr. २८. 


०9) ©, 18, Str. 101. Galanos fcheint (ftatt स्वाकार) 


कक 


Anmerfungen. 317 


स्वापार gelefen zu haben, „ſondern thut, was er zu thun hat”; 
id) würde diefer Lefeart den Vorzug geben, wenn fie durch eine 
Handſchrift beftätigt würde. 


9) ©. 18, Str. 107. Mehrere wirklich Eojtbare oder für णीः 
bar gehaltene Gegenftände, melde wirflih oder nad indischen 
Volksglauben aus werthlofen entftehen. Eine Art der. Durva: 
die weiße Durva, eine Grasart mit weißen Blumen, Golomi 
genannt, heißt jo, weil fie aus Goloman entjtehen joll. Wilfon 
„Dietionary’ erklärt dies letztere durch „Erdhaar“; ed kann aber 
der Etymologie nach auch „Kuhhaar“ heißen und fo nimmt ९6 


Galanos. Derjelbe muß ftatt इन्दीवरं गोमयात्‌ eine andere 


Lejeart vor Augen gehabt haben, denn er hat nichts dieſem Ent— 
jprechendes, jondern überfegt von MAT an: १ de osdnm &x 


Toy 0){+०069 06८०७» (< Torhaoang; da seta wefentlich 
identifh ift mit तामस, alfo der Kojegarten’sche Text eine 
Tautologie enthält, jo jcheint mir die Lejeart, welde Galanos 
vorlag, beſſer; doch haben weder die hamburger Handſchriften, noch 
die berliner, noch ४८ ver Paddhati eine Spur. derjelben, ſodaß 
ich ८ nicht zu errathen vermag. — Die Schlange Maniva joll 
auf dem Kopf einen Goeljtein tragen (vgl. Spence Sardy, Eastern 
monachism, ©. 316, und Einleitung $. 71, ©. 214, Note). — 


Statt रोचनीं eorrigire man nad der hamburger und der ber: 
liner Handſchrift, und der Paddhati (bei Böhtlingf) रोचनाः 
९6 bezeichnet ein gelbes Pigment, gewöhnlich Gorotihana genannt, 


welches nad indiſchem WVolfsglauben auf die in der Strophe an- 
gegebne Weife entftehen ſoll. 


91) ©. 18, Str. 108. Id leſe nah den hamburger Sand: 


Schriften (in der berliner fehlt diefe Strophe) ne ro AS: 
$ एरणडभिरशडा कनलिः ), da PAUSE over निकाय 


ſchwerlich Sanskritwörter find. Leider fehlt diefe Strophe bei 
Galanos. Eranda ift palma Christi oder ricinus communis, 


378 Anmerfungen. 


Arfa ift Calotropis gigantea, und Nala eine Art Rohr, arundo 
karka, lauter Sträude. 
92) ©. 19, Str. 110. Hitopadeſa, II, 74. 
५३) @. 19, Str. 111. Laſſen, Anthol. sanser., ©. 3. — 
Ueber Brihaspati, vgl. Einleit., Str. 2. und Note dazu (©. 365). 
०५) ©. 19, Str. 112. Hitopadeſa, ILL, 37; Laſſen, Anthol. 
sanscr., ©. 3, 10; Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. इ. Kr. x. 
287 19, Str. 113 पुरुषेषु gibt keinen Sinn; ich leſe 
mit der berliner Handſchrift (Die übrigens auch fonft vielfach ab— 


weicht) URINI (Paͤnini, U, 3, 71). So bat प्रपर, wie ich 
jest. erfahre, Qukasaptati, 21. Naht (peteröburger* Handſchrift 


8b); außerdem Hat dieſe दारु गोप्यं URUIRI कि चिट्‌ 


und in b युक्त J युक्ती भनसा विचिन्त्य beſſer 

26) ©. 19, Str. 114. Vgl. Str. 388., und Laſſen, Anthol. 
sanser., ©. 31 

97) 20, Str. 115. ©. Laſſen, Commentar zum Hitopadefa 
©. 106; सत्त. Hat auch Somadeva, Kathä-Sarit-Sägara, Tar.59 
Manufeript 

98), @. 20, Str. 116. 24. Hitopadefa, IT, 110 

29 20, Str. 120. Ich leſe mit der hamburger HandſchriftJ 
(in der berliner fehlt diefe Strophe) in dem zweiten Halbverſe 
°भरणस्ये 

309) 21. ©. den Abruf diefer Erzählung in meiner 
Ehreftomathie, ©. 97 

101) ©. 22, Str. 124. $Hitopadela, II, 73; Paddhati bei 
Böhtlingf. * 

102) @. 22, Str. 195. सज्ञायने für on ift natürlich 
Drudfehler. Die beiden पपि dagegen ſcheinen auf einer Gor- 
ruption zu berufen. Ich folge einem aus der berliner, den bei: 
den hHamburgern und Galanos zu erſchließenden Text. Mit dem. 


hamburger J leſe ich im zweiten Halbverſe प्रविशेडव्यबाहे 
(wovon. die Leſeart H रद्य वहाय, fowie in der berliner 





Anmerfungen. 379 


°शद्धह्िवि वाहे nur Gorruption), und mit der eh | रे 
वा Ag (ie hamb. haben gegen Metrum दुस्तरे ). 

103) ©. 22, Str. 127. Corrigire संमानितः; vgl. zu 
Str. 38. 

104). @. 23, Str. 128.. Vgl. II, 44, wo: Varianten. ` Die 
hamburger Handichriften haben an beiden Stellen diejelbe Leſeart, 
und zwar unter andern im zweiten Halbvers विश्वस्पाश्च सु AIo 
was augenſcheinlich, vbgleich leicht abweichend, das Koſegarten' ſche 


fa ara in II, 44 reproducirt. 

105) &.23, Str.129. S. Note zu काणा. Str. 2. — Vgl. II, 41. 

106) S. 23, Str. 130. Vgl. U, 39; Paddhati bei Böhtlingf, 
Beitr. 3. Kr. 20.; Vritra, ein nad) der Herrſchaft über das Weltall 
ftrebender Dämon, wurde von Indra vermittelft ſophiſtiſcher Aus- 
legung des mit ihm gefchloffenen Vertrags beſiegt; Mahabhärata, 
I, ©. 97 fg., insbefondere Vers 320, 325, vgl. auch ebend. I, 
&. 554, und Kämand. Nitis., IX, 53. 

107) @. 23, Str. 131. 201. U, 40. Diti ift die Mutter der 
100) ihr Daitja genannten Dämonen, welde von den Göttern 
überwältigt wurden. Vishnu-Puräna, 76. 


108) &, 23, Str. 132. Der Anfang des zweiten Halbverjes 
lautet in den hamburger Handſchriften नाभ्येति मंचिणां 


यावदस्म; ०५6 न्‌ iſt zum Sinn nothmwendig und auch in 
Galanos’ Heberfegung ausgedrückt, allein die Wortftellung iſt 
ftörend ; ich fchreibe daher mit Rückſicht auf Koſegarten's Leſung: 
मन्विणां यावन्नाभ्येति 9 Dal. übrigend Kämand.Nitis. 
XI, 61. 

109) S. 24, Str. 136. ©. Einleit. Str. 2., Anm. 

110) ©, 24, Str. 138. Hitopadeſa, II, 84. 

111) @. 24, Kof., ©. 24, 3.5 Ich überfege nad der Leſeart 
der hamburger Handſchriften भृत्यत्वे (ſtatt Sm); vgl. im 
Folgenden, Kofegarten, ©. 24, 3. 11. 


380 Anmerfungen. 


2) @, 24... 24, 5. Ich überfege nach der Leſeart 
der hamburger Handſchriften सोङ्ासं (ſtatt सोत्साहं, welche 


auch Galanos vor Augen hatte (er überfegt avaotevazac). Auch 
ift die Interpunftion, ftatt wie bei Kofegarten davor, dahinter 
zu jeßen. 

113) ©. 24, Str. 140. Man corrigire nah den hamburger 
Handſchriften, Galanos’ Meberfegung, und der Paddhati hei Böht- 


lingk, Beitr. 3. Kr ua (ſtatt TR) 
114) &, 24, Kof., ©. 24, 14. Man leſe mit den hamburger 


Handſchriften eat (ſtatt Team ; auch die berliner hat 
नटेसि, er | 
115) S. 25, Roj., 24,16. Man verbinde तत्छणं zu einem 
Worte. 
116) ©. 25, Kof., 24, 17. Ich habe überſetzt als ५8 ATS 
ge ftande; aus AUSBALO als Eompofitum kann ich feinen 


Sinn erhalten. Die hamburger Handjhriften haben AUSG 
gar nicht, und auch Galanos fiheint e8 nicht in feinem Text 
gelefen zu haben. Es ift wol nur wegen ©. 9, 14 bei Kofegarten 
von irgendjemand hinzugefügt 

117) @. 25. Dal. oben, Note 37. 

118) ©, 25. Ein Namen des Fluſſes उत्पापात (jetzt Dſchamna), 
j. Note 34. | 

119) &, 25. Die Tſchandikaͤ (f. Einleit., Str. 1. und Note 
dazu) Hat einen Löwen als ihren Träger 

120) ©. 26, Str. 142. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. 3..Kr 

121) @. 26, Str.143. Sitopadeja, III, 119; vgl. aud ©, 92,7 
(०1. Text), wo die berliner und die hamburger Handſchriften die 
ganze Strophe repetiren 

122) S. 26, Koſ., 25, 21. Man corrigire ०संमसख, 1. zu 
Str. 38 BE 

123) 26, Str. 144. und 146. Corrigire am, ſ. zu 
Str. 38. | 








Anmerfungen. 381 


124) @. 27. Das heutige Burdwan. 

125) @. 27, Str. 147. S. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. 
j. Kt., ©. 28. | 

126) ©, 27, Kof., S. 26, 20. Man corrigire संमान° ; 
f. Note zu Str. 38. 

127) @. 27, Rof., 26, 24. Man corrigire टला 

125) @. 28, Str. 151. Bhartrihari, I, 81 Bohlen (Häberlin, 
Anthol., S. 156, 84), Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. 3. Kr. 

129) ©. 29, Str. 152. Pätala ift Bignonia suaveolens mit 
rothen Blüten ; विभव babe ih im Sinn von विभाव genom= 
men, ob mit Recht, kann vielleicht noch bezweifelt werden. Bei 
Galanos ſowie in den Hamburger Sandichriften und der berliner 
fehlt dieſe Strophe, welche auch nur eine Ffünftlichere Ausführung 
der vorigen ift. 

130) S. 29, Str. 153. Sitopadefa, II, 141; Paddhati bei 
Böhtlingf, Beitr.z. Kr.x.; Mahabhärata, IV, ©. 78, Vers 2227. 

131) ©. 29, Str. 154. Sitopadeja, 1, 109 und Paddhati Niti 
bei Böhtlingf, zu Hitopadefa, im Bulletin der peteröburger Akad. 
Hiftor.=phil. Kl., 1850, 11. Det. Närada ift der Bote der Götter. 

132) S. 29, Str. 157. Mahäbh., XIIL(IV, ©. 77) Vers 2216. 

139) S. 29, Str. 158. Mahäbhärata, IV, ©. 78, Vers 2217 
(४५. 2224), woher (ftatt पन येत्वं) in den Text zu nehmen 
Maar Diefe Strophe Fehlt in den hamburger Handſchriften 
und in der berliner. 

134) S. 29, Str. 159. Mahäbhärata, IV, ©. 78, Vers 2218, 
wo die Necenjion im erſten Halbvers wol befjer. Fehlt in den ham: 
burger Handſchriften und in der berliner. 

135) &, 29, Str. 161. 291. Str. 209 und Böhtlingk-Roth, 


Sanskrit: Wörterbud ५. 9. 9४. WÄR; ih ſchreibe निष्पीड्य 
ſtatt सिष्पीडः . Die Codhenille dient zum Schminken. 


136) &. 30, Str.162. Sitopadefa, II, 144; Häberlin, Anthol., 
©. 4; GQukasaptati, 23. Nacht (veteröburger Handſchrift, 33"). 


382 Anmerfungen. 


137) S. 30, Rof., 29, 8. Man corrigire न्वारितिन 

138) S. 30, Str. 164. Man corrigire inte, ſ. zu Str. 38. 

139) ©, 30, Str. 165. Man corrigire mit den hamburger 
und der berliner Sandfchrift पराभूतिं 

140) S. 30, Koſ. 29, 15. AAO ift wol eher in ein 
Wort zu Tchreiben. 

141) ©, 31, Koſ., ©. 29, 18. Man corrigire तत्सस्यर, wie 
auch die hamburger Handſchriften haben. 

142) S. 31, Kof., 29, 20. Man corrigire समानस्य, 1. zu 
Str. 38. ! 

143) &,31,80f.,29,21. Man lefe सपरितोषं in einem Wort. 

149) @. 31, Str. 166. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. z. Kr. ıc. 

145) ©. 31, Kof., 30, 10. Man corrigire संमानेन; 1. zu 
Str. 38. ८ 0 

५५) ©. 32, Koſ. 30,22. सवे वृच्चान्तं कथितम्‌ im 
Neutrum. ift gegen die Grammatik, da Jar Masculinum ift. 
Die hamburger Handſchriften haben सवेवृचचान्तं यथा 2८. ohne 


कथित, welches ſich zwar, jedoch nicht ohne einen gewiſſen Zwang, 
grammatifch deuten läßt. Da ſich aber nicht felten in diefen 
Handſchriften und auch ſonſt G. B. Bhartrihari, 1, 76 Bohlen, 
wo Häberlin, ©. 155, 79 "10110 ID : ftatt 5 im Auslaut ` 
zeigt — was vielleicht darauf beruht, daß in den aus dem San 
ffrit entftandenen Volksſprachen Viſarga vielfah im Nominativ 
abfallt (vgl. Laſſen, Instit. ling. Pracriticae, ©. 51, 35) und ſich 
ſchon im Prafrit Kr - eigt, auslautende Vokale zu nafaliren, 
१. B. टहिं ftatt fanskr, दाच, मधु ftatt: ſanskr. Ay ir fo 


möchten die madeulinaren Endungen unbedenklich ftatt der neutras 
len zu fegen fein, alſo सवेवृत्नान्तः in der Leſeart der ham— 
burger Sandichriften (vgl, Note zu Kof., ©. 156, 23). Die 
Kofegarten’fche Leſeart mit ihrem tautologiichen कथितं und 








Anmerfungen. 383 


निवेदितः fcheint mir faum bewahrt werden zu dürfen. Bei 
Galanos fehlt dieſe ganze Stelle. 

147) ©. 32, Kof., 31, 7. Die berliner Handſchrift hat das 
grammatifch richtige मन्येते (vgl. zu Kof., 32, 7). 

148) S. 32, Koſ., 31,9. Man corrigire ou. 

149) @. 33, Str.169. Man corrigire संमान०, 1. zu Str. 38. 

205, 3301, 31, 17. | Sc lefe उत्थंभता in einem Wort. 


151) @. 33, Kof., 31, 18. „Breundlichfeit” und die übrigen 
drei Mittel, namlich „Verrath, Beitehung und Gewalt‘ find die 
vier Mittel, deren क ein König nad indiſcher Anficht bedient, 
um feine Zwecke zu erreichen; |. zu Kof., ©. 66, 11; 85, 7, und 
zu II, Str. 12. 

152) ©. 33, Str. 174. ©. Str. 366. 

153) @. 33, Str. 175. Ganefa, Gott der Weisheit, mit einem 
Glefantenkopf abgebildet, daher er der Glefantenföpfige heißt, ſowie 
Sfanda, der Kriegsgott, find Söhne des Siva (ſ. Note zu Einleit., 
Str. 1.), Durgä deflen Gattin. Die erwähnten Thiere find den 
Göttern, neben denen fie genannt werden, heilig, Sambhu ift 
ein Name des Siva. Klefantenföpfig wird auch von Galanos als 
Bezeichnung des Ganeſa genommen; aber man, erwartet, daß der 
Pfau von dem Löwen verfolgt wird; die Berfolgung des Ganeſa 
ſelbſt iſt höchſt unpaſſend; allein daß nägänana aud den „Pfau“ 
bezeichnen kann, iſt wenigſtens nicht zu belegen, doch iſt es auch 
nicht unmöglich; denn nägänana heißt auch „ein Geſicht wie eine 
Schlange habend”, und der Kopf ०९६ Pfau hat eine gewiſſe Aehn— 
lichfeit mit einem Sclangenfopf. 


154) &, 33, Kof., 32, 7. Die berliner Handſchrift hat das 
grammatifch richtige मन्येति (vgl. zu Kof., 31, 7, und 69, 7). 
155) @. 34, Str. 176. ©. Paddhati bei Böhtlingk. Vidura 
und Dhritaräfhtra jind Helden des Mahabhärata. Jener rieth 


ftet8 vom Kampf mit den Pandavern ab (vgl. z. B. Mabäbh. I, 
©. 273, Vers 7488 fg., 372, Vers 1779 fg., IV, ©. 273, Vers 


384 Anmerkungen. 
10 9.; diefer ift der Bruder ०९6 Pandu (des Vaters der Panda 


ver) und Vater १९६ Durjodhana, des Kaupfbefämpferd von jenen, 


156) @. 34, Str. 177. Sitopadefa, IV, 16. 

157) S. ven Abdruck diefer Erzählung in meiner Chreftomathie, 
©. 98 fg. | | 

158).&.’34,'"©tr. 179. ©. H, 126. 

159) S. 35. Diefe Silbe dient als myſtiſcher Ausdruck, bei 
welchem man ſich die indifhe Dreieinigfeit denken foll, und mird 
zu Anfang eines jeden Gebets, Lobs der Götter und ähnlicher 
Morte oder Gedanken gebraucht 

160) S. 35. "Die „acht“ Glieder find: Stirn, Bruft, beide 
Schultern, Arme und Füße. | 

161) S. 35. In meiner Chreftomathie, S. 98, 22 corrigire 


man तद्ुत्वा 


162) S. 35, Str. 182. Meine Aenderung चिचे (ſtatt विच) 
im erſten Halbvers wird jegt durch die hamburger Handſchriften 
und die berliner: beitätigt. 

163) @. 36, Str. 183. Südra und Tſchandala bezeichnen Die 
niedrigften Menfchenklaffen; der Haarzopf gehört zur Tracht der 
Büßer. Diefer Sloka ift in der erften Hälfte faſt ganz identiſch 
mit einem aus dem Käcikhanda, XXI, 63 von Wilfon in As. 
Res., XVI, 33, Note, eitirten, welcher lautet 


ब्राह्मणः छचियो Pa: ET वा यटि Ant | 
vielleicht war dies die eigentliche Form und ift aus religiöſen und 
politifchen Gründen zu der verändert, welde fie hier bat; denn 
das anjah hat Hier kaum Sinn. Jene Faſſung tritt aber in 
Dppofition mit dem Saftenwefen. | 

164) ©. 36, Str. 184. ©. Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 
3. Kr. 2८. Der fehsftlbige Spruch lautet: om namah giväya, 
d.h. „Om! Verehrung dem Siva!“ Linga, „das männliche Ge— 
ſchlechtsglied“ ift Emblem des Siva. Nicht mieder geboren zu 
werden — das heißt: die ewige durch Feine neue Eriftenz getrübte 
Seligfeit — genießen, ift das Ziel und der Preis des frommen Wandels. 


क कक क गमने 








Anmerfungen. 385 


165) ©. 36, Str. 185. Bhartrihari, II, 34, Herausg. ४. Bohlen. 

166) ©. 37, Koſ., 34, 20. Mit ver berliner Sandichrift it 
नदी (ſtatt नरी) zu fchreiben. 

167) ©. 38, Str. 186. Manu, II, 104%; vgl. Maͤdſchna⸗ 
valkya, I, 107. 

168) @. 38, Str. 181. SHitopadefa, I, 55; Manu II, 101; 
Mahabhärata, III, 100; Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 1. Kr. ıc. 

169) ©. 38, Str. 188. Agni iſt der Gott des Feuers, Sata⸗ 
kratu ift eine Benennung des Indra (ſ. Einleit., Str. 1, Anm.), 
Pradſchaͤpati ift Bezeichnung des hödften Gottes, Brahman. 

170) S. 38, Str. 189. gl. HL, 206; man verbeſſere in 
meiner Chreſtomathie °संचारामु 

171) @. 39, Str. 191. Ich leſe mit der hamb. Handſchrift H 
मज्जां (hatt STAND; I Hat Hier eine Lücke; für पत्योः leſe 
ich पत्युः auch in Str. 189 bat die hamburger Handſchrift H 


irrig पत्योः (ſtatt पत्यु) Bei Galanos und in der berliner 
Handſchrift fehlt dieſe Strophe 

172) Man verbejfere in meiner Ghreftomathie S. 101, 23 
TATRTUT und खदा 

173) S. 39, Koſ. 36, 15. 18 ; Chrejtomathie, 102, 1 und A. 
ष्यृङ्गारविधि bedeutet bier ſoviel als स््कारवेश, 48 Tat- 
puruſcha gefaßt, im Mahäbhärata, IL, ©. 94, Vers 237 ,‚Liebes- 
ſchmuck“, d. 0. Anzug wie man. ihn trägt, wenn man zum Ges 
liebten gebt, doch hat AT auch Die Bedeutung „Putz“ über: 
baupt angenommen; in diefer erfcheint e8 36, 18; Laſſen, Anthol 


sanser., 10, 16, und in der Necenfion des Pantichatantra, welde 
in der berliner Handſchrift vo liegt, BL. 55" und 54°. 


179), ©. 40, Str 194. Statt सारो haben die hamburger 
Handſchriften स्यंटो, welches in TUT zu ändern ift und aud) 
dem Galanos vorlag, welder  Toopos überfegt; auch ic folge 
dieſer Leſung. 


Benfey, Pantſchatantra. II. 25 


386 Anmerfüngen. 


175) @. 40, Str. 195 Der Vergleih mit एला Kameelen Tpielt 
hier zugleih wol auf die große Geilheit des Kameelweibchens an; 
vgl. Chodzko, Popular songs, ©, 383, Note, und 407; Die bei: 
den Sindbad, von Reinſch, ७. 149, Note 10. 

176) ©. 41. In meiner Chreftomathie, ©. 103, 3. 7 corrigire 
man नापित्याह | 

177) ©. 41, Koſ., 38, 6; meine Chreftomatbie, 103, 19. 
fa wäre zwar nicht unmöglich; allein bei der fo häufigen 
Verwehjelung von द्यं und V ſcheint eher das gewöhnliche Frag— 


wort पपि gefegt werden zu müſſen. 

178) @. 42. In meiner Chreftomathie, ©. 104, 3. 1 ९४८९ 
man einen Interpunftionsftrih hinter Am: J. 

179) ©, 42, Str. 198. ©. Str. 453; Hitopadeſa, U, 108; 
Mahäbhärata, 1, 317; Stenzler, in ZOMG., IX, 667. Es iſt 
dies eine indifhe Eidesformel. ES werden in ihr ethiſche und 
phyſiſche Mächte zu Zeugen des Betheuerten aufgerufen: Jama 
ald Gott des Todes und Richter ver Abgefchiedenen; vgl. Manu, 
VII, 91. 92; Dharma bezeichnet denfelben als Perjonification 
१९6 Rechts, dev Tugend. 

180) @. 42, Str. 199. SHitopadeja, I, 114; Mahäbhärata, 
IV, ©. 78, 9८५6 2239», 2240 °; vgl. Anm. 3. 

131) &, 42, Str. 200. Mahäbhärata, IV, ©. 78, Vers 2240", 
2241. 

132) S. 43, Str. 202. 203: Dev zweite Halbverd von 202 
und der erfte von 203 erſcheinen im Bhartrihari, I, 82, herausg. 
von Bohlen (— 85 Häberlin), und ebenfv in der berliner Sand- 
Schrift (wo 202° und 203" fehlen) ald eine Strophe. Auch in 
Galanos' Ueberſetzung it das erftere der Fall; alsdann aber find 
auch der erfte Halbverd von 202 und der zweite von 203 zu einer 
Strophe vereinigt; in legterer Verbindung muß ihm aber zugleich 
eine von unferm Text nicht unbeträcdhtlih abweichende Wariante 
vorgelegen haben, denn ण wie wir dieſe Verje kennen, laſſen fie 
10 nicht zu einem Sinn vereinigen; aud fehlt im ihnen १०१6 
Verbum, weldes Galanos durch (००५२०५८ überſetzt — Das ‚mit 


TE at nn a nn a * 


Anmerkungen. 387 


Fäuften Schlagen des Herzens” würde die Berührung des Buſens 
bezeichnen; der Vergleich mit den Bienen ift ſehr geſucht, ven 
Fauften ver Männer würden ihre Vorderfüßchen entipredhen. 
Allein ficher ift diefe Lefeart eine Berballhornijirung des Ganzen. 
Die berliner Handſchrift, Galanos und Bhartribari haben die 
uriprüngliche Lefeart. 

153) ©. 43, Str. 204. Bhartrihari, 1, 76, herausg. von 
Bohlen (== 79 Häberlin); vgl. auch Cänticatakam bei Häberlin, 
Anthol., 416, 3, wo Bar. 

184) S. 43, Str. 205. Ich leſe mit der Hamburger Hand— 
ſchrift J und der berliner im erften Viertelvers मुखे (H hat 


mit der nicht feltenen Verwechjelung von 2 und = Ag) ftatt 
चच सुर, und im vierten Halbverje mit beiden ताः Ic) नराणां 
प्रियाः ॥ (५ ताः स्युः पभूनां प्रियाः ॥). Die ganze 


Strophe ift doppeliinnig; die gelobte Gigenfchaft ift in einem an— 
dern Einn tadelnswerth, 3. B. Härte als phyſiſche Eigenſchaft 
des Bufens und ald unmoralifche des Herzens; तरल ता bedeutet 
Yebhaftigkeit und wird als foldye gelobt, zugleich aber ift es auch 
Slatterhaftigfeit, welche getadelt wird; पतली क, Neutrum, heißt 
Kleinheit“ und Unmahrbeit. Ich habe ven Doppeljinn faft nie 
durch ein Wort wiedergeben fönnen und mich daher genöthigt 
geieben, die eine Bedeutung einzuflammern. Bei Galanos fehlt 
०९1९ Strophe. 

185) @. 43, ©tr. 206. Mricchakatika, ©. 62, herausg. von 
Stenzler, wo Bar. — Wegen = find die Präfixe bier mir dem 
Derbum zu componiren, was man in meiner Chreitomathie ver— 
beffere. Die Krüge haben bei einer Todtenbeftattung gedient und 
verunreinigen. 

186) @. 44, Str. 209. Mricchakatika, S. 63, herausg. von 
Stenzler; vgl. oben Str. 161. 

187) @. 44, ©tr. 210. DBhartrihari, I, 21, 0९464. von 
Bohlen (— ©. 146, 23, Häberlin). 

25° 


388 Anmerfungen. 


188) S. 44, Str. 211. Vgl. IV, 159. Das Metrum erlaubt 
zwar विषमय्यो (ſtatt विषमया) , wie die Grammatik for: 
dert, zu eorrigiren, doch weiß ich nicht, ob nicht, da auch einige 
andere Abweihungen- von der Grammatik: vorfommen, hier eine 
jpäter eingedrungene Femininalbildung FAT itatt मयी son AU 
anzuerfennen ift. — J SAT, wie im zweiten Halbvers zu corri— 
given, haben auch die Hamburger Handſchriften und die berliner. 

189) ©. 44, Kof., 40, 12. Doppelfinnig. 

190) @, 46, Str. 216. ©. Str. 178. 

191) S. 46, Str. 217. ©. शधि, Anthol., 14, 17. 

192) S. 47, Str, 219. ©. Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. 3. 
Kr. rc; Cukasaptati, 31. Naht (petersburger Handſchrift 38°). 
Die hamburger haben im zweiten Halbverfe बुद्धिमतोन्मृष्टा, 
die Qukasaptati बुदधिमतोष्टा, ich corrigire danach — 
get, auf jeden Ball ijt ५ für मुरा zu leſen; die Pad- 


dhati hat defjen Synonym TAT und auch den Inftrumental 


बुद्धिमता und lautet in der Qukasaptati नृपं रन्ति सगष्टकं 
In der berliner Handihrift fehlt Diefe Strophe. 

193) ©, 47, Kof., 42, 12. नं (म AU) mit dem Imperativ 
it fehr auffallend und vielleicht geradezu zu ändern (Die hamburger 
Handihriften haben मामव मस्याः); man vgl. zwar auch 
न्‌ कृयाम्‌ (Aoriſt in Imperativbedeutung) im Mahäbhäratain 
meiner Chreftomathie, 11, 10, doch ift ficher auch da zu corrigiren. 

194) ©, 47, Kof., 42, 14. 68 ift दा zu leſen, 
wie mir Böhtlingf mitgetheilt hat; vgl. Dacakum., 38, 14. 

195) S. 47, Str. 221. Hitopadeſa, Einleit. 30; Ghatakarpara 
bei Häberlin, Anthol., ©. 505, 13; Paddhati bei Böhtlingf. 
Man eorrigire उदोगिनं, wie ſchon Böhtlingk bemerkt und 
auch die Hamburger Handſchriften leſen, welche diefe Strophe hin— 
ter Str. 405., und hinter Kof,, ©: 133, Str. 138. mit Varianten 
haben. An der vorliegenden Stelle haben fie eine Lüde, Die 





Anmerfungen. 389 


berliner Handſchrift Hat diefe Strophe ebenfalls nicht hier ſondern 
an einer andern Stelle, und eine ftärfere Variante im Anfang. 
Der Stridy hinter den Viertelverfen ift überhaupt in der Kofe- 
garten’schen Ausgabe zu ftreihen, hier aber in a zugleih ganz 
ftörend. | 

196) S. 47, Str. 222. Laſſen, Anthol. sanser., ©. 15 (wo 
in b कोटिको zu Schreiben). Viſchnu ift Der zweite Gott der 
indiihen Irimürti (Dreigeftaltigfeit). | 

197). © 48. ©. den Abdruck diefer Erzählung in meiner 
Chreſtomathie, ©. 107 fg. & 

198) ©. 49, Str. 223. 30 leſe im erften Kalbvers चाष 
rag मन्चवाणां (beide hamburger Handſchriften haben zwar 
ftatt des erften Thema AIG, dies ift aber augenfcheinlih nad 
Kojegarten’8 Text zu verbeffern; in der berliner Handſchrift Fehlt 
dieje Strophe). - Auf ण Weile erhalten wir in Uebereinftim= 
mung mit dem folgenden (Koſ., 43, 20) „vier Mittel”, während 
die Strophe nad Der Kofegarten’schen Necenfion nur drei enthält. 
„Brahman’s Gi’ bezeichnet das gefammte Univerſum Wal. Kä- 
mandakiya Nitisära, XI, 47. 

199) ©. 49, Ehreftom., 108, 20; Kof., 43, 21. Man corrigire 
mit den hamburger Handſchriften aeaturze. 

200) S. 49. „Der Liebesgott ', 

201 S. 49, Str. 224. Bol. Bhartrihari bei Weber, ©. 22 
(A, Vers 20); Böhtlingk, Beitr. z. Kr. ıc., ©. 27. 

202) &, 49, Str. 225. Man Iefe wie die berliner Handſchrift 
deutlih hat (vgl. meine Note in der Chreſtomathie) नीचा (0011 

चीना). In den hamburger Sandihriften und bei Galanos 
fehlt diefe Strophe. 

203) &. 50. Man corrigire in meiner Chreftomatbie, S. 109, 
11 तया (ष्ण मया). 


००५) @. 50. Id Eenne feinen Baum, der Vaͤjudſcha heißt. 
Sollte ९ह ein auf wunderbare Weife gebildeter gezauberter Baum 


390) Anmerkungen, 


jein? (vgl. den Zauberwagen in der Vetälapancavincati bei Laffen, 
Anthol., 36, 7). Im der berliner Handſchrift und damit weſent— 
ih übereinftimmend bei Galanos ift die Darftellung ſehr ४९८ 
ſchieden und Vajudſcha oder etwas Entſprechendes erfcheint da nicht 

BR) 50. Dies ift ver heilige Vogel, welcher dem Viſchnu 
(Anm. 2.) als Vehikel dient. 


206) S. 50, Chreftomathie, 109, 15; Koſ., 44, 15. Ich leſe 


1९81 nach den hamburger Handſchriften बाहू युगल च्च; damit 


ſtimmt auch Galanos, mwelder (S. 70) ०५ nEpnyavnnevas Um 
809 yeloag Uberjegt hat. Viſchnu hat nämlich vier Arme, Die 
berliner Handſchrift ftimmt bier nur theilweife mit Galanos, 
meicht aber noch mehr von Kofegarten und den hamburger Sand: 
ſchriften ab. 


207) S. 50. Dies find die Abzeichen des Biichnu. 


208) ©. 50. Synonym mit Viſchnu; zu वक्रोक्ति vgl 
Amaruc., 26. Es ift auf jeden Fall सपभसिकप्रा० zu ſchrei— 


ben. 5 ließe ſich भमिका in der gewöhnlichen Bedeutung 
„Verzierung des Thors“ Halten, zumal da jieben Thore als Cha— 
rafteriftifum eines Prachtgebäudes oder Palaftes auh in den Mär: 
hen anderer Völker erfcheinen; vgl. auh Weber, Ind. Stud,, U, 
131 „die neueften Forſchungen auf dem Gebiet des Buddhismus‘ 
(befonderer Abdruck, S. 15) allein भूमिका von भ्‌ „Boden“ 
beißt entſchieden „Stockwerk“ in der Qukasaptati, 23. Nacht, in 
गहोपस्िमिका (peterdburger Handſchrift, Bl. 519) bei Ga— 
lanos überfegt उरः und fo auch unzweifelhaft Pantſchatantra 
Kof., 228, 11, ebenjo aud das von भमि abgeleitete 9 भोम 
im Rämäyana, ४, 10, 11, wo न्य्‌ोमजाच्च zu ihreiben ift und 
19 auf माद्छा bezieht. Da diefe Bedeutung auch hier pafjen- 
der ift, ziehe ich fie vor 


209) S. 50, Ehreft., 109, 19; Rof., 44, 18. Lakſchmi # Die 
Gattin des Viſchnu. 


Anmerfungen. 391 


210) ©. 51. Raͤdhaͤ war die Lieblingshirtin tes Viſchnu wäh- 
rend feines Aufenthalts als Krifchna unter den Hirten. Der We- 
ber deutet an, daß infolge der Seelenwanderung deren Seele 
1९४1 die Prinzeſſin belebe. 

211) ©. 51. Die Gandharven find die Mufifer des Himmels. 
Die nad ihnen benannte Ehe ijt eine ſolche, welche allein durch 
den Willen der beiden Liebenden gefchloffen wird. 

212), @. 51. Verfaſſer eines Werks über Liebesgenuf. 

213) @. 51. Man corrigire in meiner Chreftomathie, ©. 110, 
11 जगाम (Hart ITATA). < 

214) ©. 52, Str. 227. 9. Mahäbhärata, IV, ©. 52, 
Vers 1475 >. 


215) ©. 52, Str. 228. जातवती — जाता aus bei 
Galanos, jedoch noch fraglich; जननीमनो iſt als Compofitum 


zu faſſen und in ein Wort zu ſchreiben. Im zweiten Halbverſe 
corrigire man mit der berliner Handſchrift परससात्कृता 

216) S 52, Ghreft., 111, 7; Koſ., 46, 5. Man corrigive 
ASTA. 

217) ©. 52. Beiname des Bifchnu. 

218) @. 52. Lakſchmi ift eben die Gemahlin ०९६ Viſchnu. 

219), @. 52. Died wird fehr häufig als ein Zeichen ver größ- 
ten Freude hervorgehoben; es ift wol von den Kagen entlehnt, 
denen die Haare in die Höhe ftarren, wenn man fie ftreichelt. 

220) @. 52. Bedeutet eigentlih „die ſchöne“. 

221) @. 59, Ghreft., 112, 8; रभः, 47, 7. arqaao wie 
ich in der Chreſtomathie corrigirt habe, haben auch die hambur— 
ger Handſchriften. 

222) S. 54, Str. 229. III, 83. 

223) & 54, Str. 230 1, 112; man कप्य गवार्थे wie 
Kofjegarten in der Nepetition und die hamburger Handſchriften an 
beiven Stellen haben; doch ift aud) gay ſprachgerecht (Benfey, 
Vollſt. Gramm. d. Sandkritiprache $.88, Bem.; Bänini, VI,1,123). 


m — Anmerkungen. 


224) ©. 54, Str. 231. Raͤhu iſt ein Damon, welcher nad) 
indifhem Glauben von Zeit zu Zeit die Sonne oder den Mond 
verfchlingt und dadurd deren Verfinfterung bewirkt. 

225) ©. 55. Die. Helven, welde, "ohne zu fliehen, in der 
Schlacht fallen, fteigen nad) indifchem Glauben unmittelbar zum 
Simmel empor; vgl. Nala, II, 18, herausg. von Bopp. 

226) &. 55. Man corrigive in meiner Chreftomathie, 113, 11 
न्नातीतानागः, ftreiche im Glofjar dazu den Artifel IT 
und {९६९ ,, 113, 11 unter ven Artikel MATT. 

227).©,/56, Str. 232, ©. Ei 292 

228) ©. 56, Str. 233. Sitopadefa, II, 114. 

229) S. 57, @1४. 234. 291. Sitopadeja, II, 115; Tschänakja 
bei Häberlin, Anthol., S. 320, 88 

230) @. 57, Str. 235. Der erfte 5416०९४६ iſt — Sitopadefa, 
H, 115%; ‚vgl. Ann. 229. 

231) ©. 57, Str. 237, Sitopatefa, IV, 13. 

232) @. 58. Ein Sternbild, welches durd einen Wagen mit 
Rädern vorgeftellt wird und fünf Sterne enthält, wahrſcheinlich 
aßyös Tauri er 

233) S. 58. Der größte indiſche Aftronom; blühte wahrſchein— 
क gegen das {९061८ Jahrhundert nad Ehrifto. 

229 58, Str. 238. Wilſon (in den Transactions of the 
Royal As. Soe. I, 163) bemerft, daß diefes Citat mit den Hand: 
Ihriften des Varaͤhamihira genau ftimme. Allein mein geehrter 
Freund, Hr. Profeffor Weber, hat es troß aller Mühe in ven 
berliner Sandfhriften ver Brihatsamhitä (vgl. die Sanskrit-Hand— 
Ihriften der berliner Bibliothef von demfelben, ©. 238 fg.) nicht 
auffinden Fönnen. Die drei folgenden Strophen war er jo freund= 
lid) mir daraus nachzuweiſen. Uebrigens ift der Text diefer 
Strophe ſowol in der Faffung, in welder er bei Kofegarten vor— 
liegt, als in der, in welder ihn Wilfon in feinem Sanserit- 
Dictionary, Pref. XIV, Note (1. Ausgabe) mittheilt, nicht richtig; 
denn beide enthalten im erſten Salbvers einen Fehler — und zwar 
jede einen andern — gegen das Metrum. Diefer fallt jedoch im 


Anmerfungen. 398 


Kofegarten’schen Tert weg, wenn man daſelbſt mit ven hamburger 
Handſchriften (ftatt se) deffen Synonym SMF lieſt. Diefe 
Strophe erſcheint auch im Vikramacaritra und wird dafelbft eben= 
fall8 Barahamihira zugeichrieben.*) ©. Roth im Journ. Asiat., 
1845, ©. 304, wo aber der Tert nicht mitgetheilt if. ES war 
übrigens eine allgemein herrſchende Annahme, daß Unglück drohe, 
wenn ein Planet ji dem Wagen der Rohini nähere (Golebroofe, 
Essays, II, 332). — ‚Der Sonne Sohn’ ift ver Planet Saturn. 
Zwölf Jahre Trockenheit, auch Mahabh. III, ©. 553, Vers 5331; 
Burnouf, Introd. a l’hist. da Buddhisme, I, ©. 92; in den 
Geihichten im Dsanglun und fonjt vielfadh; vgl. auch) Somadeva, 
Kathäsaritsägara, V, 72; Sitopadefa, II, achte Erzählung. — ‚Bei 
Galanos und in der berliner Sandichrift fehlen Str. 238 bis 241, 
jorie jede Erwähnung des Varähamihira, modurd natürlich alle 
die Schlüffe, melde man in Bezug auf die Zeit. der Abfaffung 
des Pantihatantra aus ihnen ziehen zu dürfen glaubte, zuſam— 
menfallen. 

235) ©. 59, Str. 239. Aus QVarahamihira, Brihatsanihitä, 
9, 24 „Pradſchaͤpati's Wagen‘ ift identisch mit „der Robin: 
Wagen” (j. Ann. 234). Man corrigire im erften Salbverje mit 


ven hamburger Handſchriften und der Sauihitä an UT; ferner 
mit der leßteren Fra (die Hamburger haben ); ferner 
mit beiden im zweiten Halbverſe कापालि०ः auch ift in dem: 
felben aus der Samıhita IMHO (ftatt ARMS) aufzunehmen; 





*) Beiläufig bemerfe ich, daß dies in der bengalifchen Bearbeitung, 
dem Vatrig Singhäsan, nicht der Fall 10. Der Vers ift da in Profa 
überjegt und weicht dem Einne nach fowol von Roth's Ueberfegung als 
der vorliegenden Strophe ab (vgl. dazu Str. 240); er lautet: 


रोहिणी शकटे Fe करिया TAT यह ~+ ~ aa 
किम्बा ATI EA NP हय 


„Wenn Saturn der Rohint Wagen fpaltend in das Feld der Venus oder 
des Mars kommt, wird unfehlbar Hungersnoth entſtehn.“ 


394 Aumerfungen. 


über die andre Variante der Sarihitä केशास्थिशकलशबला 
(ſtatt भप्मास्थिसकलकी रा) fann man, abgejehen von dem 
eben bejprodhenen ज्करल्छ zweifelhaft fein. 

236) @. 59, Str. 240. In Varaͤhamihira, Brihatsamhitä, 47, 
14 (46, 15 in Chamb. Nr. 484). Im erften Halbvers ift mit 
den hamburger Handſchriften und Der Brihatsamhitä शिखी 


(ſtatt सास्र) zu lefen. Im zweiten Salbverje ebenfalls mit bei- 
den Autoritäten यटि (ſtatt तटनिर). Endlich haben Die 
hamburger Handfhriften wie die Samhitä aaa (ſtatt संक्षयः 
bei Kofegarten), aber zugleich wie Koſegarten सवेटोकम्‌, was 
nicht dazu paßt; entweder wird auch in den hamburger mit Ko— 


fegarten aaa: oder mit dev Brihatsamhitä जगटशेषम्‌ 
(ſtatt सवेलोकम्‌ zu leſen fein. Allein die letztere Lejeart 


würde im zweiten Halbverd ein anderes Metrum varbieten als 
der erite Halbverd in den hamburger Handihriften und bei Koſe— 
garten bat, was hier gegen die indiſche Metrif verftoßen würde. 
Behalt man Kofegarten’3 Lefeart au in den hamburger Sand- 
Schriften, To liegt bei beiden ein regelmäßiger Vers von der Species 
Rathoddhatä vor: 

ie kp a aan 0," ` ‹ 


Die Lejeart ver Brihatsamhitä, mie fie das eben erwähnte 
यदि 

जगटशषम्‌ im zweiten Halbverfe hat, bietet im erſten यटि 

भिनि (Statt Kofegarten’s und der hamburger चेद्धिन लि) dar 


und weicht alfo von jenem Metrum infofern ab, als jie den zwei— 
ten und vierten Viertelvers (jtatt mit einem Trochäus u) mit 
einem Tribrahy8 uuu beginnt. Diefe Verbindung von einem 
11ſylbigen und einem 12ſylbigen Viertelvers, nämlich 


— U VUVUD ~~ UV u UV VUD ~~ \८\.८, --- UV ^~“ — 


zu einem Halbvers wird bei Golebroofe nicht erwähnt, ebenfo 
wenig der 1219109८ Viertelvers in dieſer Geftalt einzeln. Doc 
laßt 10 die ganze Strophe in diefer (in der. Brihatsamhitä ge— 


Anmerfungen. 395 


gebenen Geftalt) als diejenige Species des Vaitalijametrums faſſen, 
in welcher jeder Viertelvers die längere Morenzahl (16) hat, nicht 
wie gewöhnlih 14 und 16 Moren zweimal in der Strophe ab- 
wechſeln. Sie würde dann zu derjenigen Form Diefer Species 
gehören, welche Prätfchjapritti genannt wird und als Schema für 
den Viertelvers bat: 

2 She I er RE he N — 

Das alsvann wie bier vie eine Form mit der andern wechiele 
(die mit dem Trochäus beginnende im erjten und dritten, die mit 
dem Tribrachys beginnende im zweiten und vierten gebraucht werde) 
findet ſich bei Golebroofe nicht bemerkt. Es ift dies das erjte mir 
015 jest vorgefommene Beiſpiel diefer Strophe; vielleicht war e3 
irgendeinem Abjchreiber des PBantichatantra ebenfo jelten vor: 
gefommen und प deshalb von ihm in die häufig erſcheinende 
Rathoddhatä umgewandelt; dazu mochte ihn zugleich der Umftand 
beitimmen, daß die folgende Strophe dieſes Versmaß hat; Diefer 
durfte jedoh um fo weniger von Einfluß fein, da beide Strophen 
in der Samıhitä, aus der fie entlehnt find, durch einen meiten 
Zwifchenraum voneinander getrennt ericheinen (f. Note 237). 


RI habe ih, Bhattotpala’s Grflärung (zur Brihatsanhitä) 
gemäß, durch Mars überjegt. 


237) @. 59, Str. 241. Diefe Strophe fehlt in den hamburger 
Handſchriften. In der Brihatsamhitä wird im zweiten Halbvers 


SATT (hatt पाचित्त) und पिदर (१५ भिटुर) 9५. 
Die erjte Leſeart ift ungzmeifelhaft viel matter, als die im Pan- 
tichatantra erjcheinende. - Daß die Kinder Eſſen verlangen, ift Fein 
beionderes Charafterijtifum einer großen Hungersnoth, wohl aber 
das Kochen und अधा der eignen Kinder, welches bei allen großen 
Hungerönöthen als das ſtärkſte Merkmal derjelben hervorgehoben 
wird. Uebrigens verfenne ich nicht, daß die Leieart der Sanıhitä 
eigentlih die diplomatiih beglaubigte ift und alfo aufzunehmen 
fein würde, wenn फ die Brincipien der Kritik, wie fie für die 
elaſſiſche Literatur des Oceidents gelten, in ihrem ganzen Umfang 
auch auf die indifche anwenden liefen; auch weiß ich bet meiner 


396 Anmerfungen. 


Unbekanntſchaft mit VBarähamihira’s ſchriftſtelleriſchem Talent nicht, 
ob jener ajthetifhe Grund auf ihn eine Anwendung findet. — 
Was dagegen die zweite Lefeart der Brihatsamhitä betrifft, fo ift 
fie unzweifelhaft aufzunehmen, da पती भिद्‌ T in feiner hierher 
paffenden Bedeutung belegen laßt; es fcheint nur eine durch Ver: 
lefen entftandene Gorruption von पिटर zu fein 

08) 59. Ein fabelhaftes Meerungeheuer 

239) S. 59. Die mir befannten Lexika erwähnen जलहस्तिन्‌ 
nicht. Das Wort ift aber nad) der Regel bei Sematihandra, 
©. 253, 40 gebildet und danach von mir überjeßt. 

2ar, 59, Rof, 51, 11. Soviel mir befannt, ift उत्‌ दू 
„retten“ nicht intranfitiv (vgl. 1०0 ©. 85, Str. 403, Mahäbh. 
XII, 5962, NIASIASE Pantihatanten, 197, Str. 245 
(246), und सम्‌ऽ उत्‌ ञ्‌ ebend. 188, 1). Daher ift wol 
entweder mit der hamburger Handſchrift (welche ०माचमपि 
तोयं नोड० leſen) तोयं als Subject in den Text zu nehmen, 
oder उद्धरिषन्ति zu jchreiben. Da die Handſchriften gemöhn- 
ih Anufvära ftatt A vor A ſetzen, ſo würde diefe Aenderung 
leicht fein; ich habe überfegt, als ob letzteres im Text ſtände 


wage jedoch bei der Geringfügigfeit meiner fritifchen Mittel feinen 
entihiedenen Vorſchlag. 


211) &. 59. Der Gott des Negens. 

242) ©. 61, Str. 242 Str. 237 

१५१) 61, Koſ. 52, 24. Statt उदितो würde, der Gram— 
matif zufolge, zu fchreiben fein Sem (Benfey, १०१. Gramm. 
der Sangkritiprade, $. 57, 1; Panini, VII, 2, 77). Allein die 
Nichtigkeit diefer Lefeart ift mir fehr zweifelhaft. Die hamburger 

ei 

Handſchriften haben nämlich Ste, und da in diefen nicht 
jelten kurzes ftatt langen 1 ſteht, Die. cerebralen d aber einen 
rzartigen aut enthalten, ſodaß zwei derfelben fat wie rd klin— 


उडीनो 
gen, jo vermuthe ich daß zu fehreiben ift उङडीनो Die berliner 


Anmerfungen. 397 


Handfhrift Hat das ſynonyme उत्पतित, und Galanos über: 
feßt (©. 62, 11) entweder nad) diefer Leſeart oder meiner Gonjectur 
०५५) ©. 62, Kof., 53,7. Man corrigire mit den hamburger 


Handihriften °ट्स्पती पपि (१९९४, Vollft. Grammatik der 
Sanskritſprache, §. 90; deflelben Kurze Grammatif, §. 43) 

245) 5. 62, Str. 245. SHitopadefa, II, 116; Gukasaptati, 
31. Naht (vetersburger Handſchrift 38"). 

246) ©. 62. ©. den Abdruck diefer Erzählung in meiner 
Ehreftomathie, S. 114 fg 

247), ©. 62. Man corrigire in meiner Chreitomatbie, ©. 114 


13.14 थासो वीये (fat अथ सो वीये 

248) ©. 62. 901. die Abfindung des Garuda dur die Schlan— 
gen im Kathäsaritsägara, Tar. 22, 205. 

249) ©. 63, Str. 247. Das Wort „bewegt“ ift doppeljinnig; 
in Bezug auf den Boden fell es „gepflügt“ bedeuten, in Bezug 
auf die Holzſcheite ‚aneinander gerieben”. ,,Der Opferſpeiſende“ 
ift eine Bezeichnung des Feuers, 

250) &. 63, ©tr. 250. Paddhati bei Böhtlingf. 

251} ©. 63, Str. 251. ©. Str. 394. 

252) @. 63, Str. 252. Doppeljinnig. 

253) ©. 63, Str. 253. @ ift mit den hamburger und der 
berliner Handſchrift, गिण mit dem Kämand. Nitis., ४, 84, w 
0161९ Strophe mit Varianten, चीयते (itatt वीयते) zu corrigiren. 
Wegen der Bedeutung von vgl. Kämand. Nitis., V, 85, 
wonad ९६ wol „aufbinden, ſtützen“ ausdrückt. 

254, @. 63, Str. 254. ©. Kämand. Nitis., VI, 14; Paddhati 
bei Böhtlingf und Str. 395 

255) & 63, Str, 255. 91. Str. 396, wo यानानि geleien 
wird; tiefe Leſeart haben die hamburger Handſchriften auch bier, 
und Paddhati bei Böhtlingk, Berner ericheint diefe Strophe im 
Kämand. Nitis., XIII, 26 mit Varianten und zwar unter andern 


nit वाहनानि MIA च (für पानानि विविधानि © 


und, da diefed Synonym für aaa ift, fo wird dadurd ebenfalls 


398 Anmerfungen. 


legtere Lefeart geſtützt (vgl. auch ebend. — Galanos dagegen 


las, wie ſeine Ueberſetzung zeigt, न्‌, was eigentlich zu 
„Speiſen“ ꝛc. eher zu paſſen ſcheint. Doch habe ich obigen Grün— 
den gemäß यानानि vorgezogen, wie auch ſchon yon Böhtlingf 
angerathen. 


256) @. 63, Str. 256. Kämand. Nitis., XIV, 15. 
257) S. 64, Kof # 58; 7 } Chreſt. 116, 4 परिटिलिहन्‌ 


ftatt des grammatiih nothwendigen ofen iſt für das ſpätere 
Sanskrit (obgleih e8 in den Veden zuläfiig fein würde) ſchwer— 
lich als richtig anzuerkennen (vgl. Benfey, Vollft. Grammatik der 
Sanskritſprache, S. 310 und Note 4; ebendeifelben Kurze Gramm., 
$. 355 und Bent. 1. zu $. 356). Der Kofegarten'ihe Tert hat 
diefelbe ftarfe Form nochmals ©. 85, 3, allein an legterer Stelle 


haben die Hamburger Handſchriften परिलिहन्‌ (Das Partieip 
०९8 primären Verbum ftatt des Inteniivs) und an unſerer Stelle 
hat ebenfo die berliner Handſchrift. Ich möchte daher an. beiden 
Stellen fo fchreiben, um ५ mehr, da die erſte Form des Inten- 
1४6 überhaupt in dem claffiichen Sanskrit überaus felten ift und 
faft durdiweg durch Die zweite (d. 0. das Deponens der eriten) 
verdrängt ift. Doc ericheint jie auch in der berliner und den 
hamburger Handſchriften als Variante von Kof., ©. 262, 20, 
1. jedoch Note dazu. 

208) ©, 65, Koſ., 55, 16; ` Chreft., 116, 13. सह्‌ „mit“ 
ift bier ſoviel als „unter“. Er jelbit zählt 10 als fünften mit, 
wie ji aus dem weiter folgenden ergibt, wonad außer ihm noch 


vier Hafen mit gefandt fein ſollten (jo aud) in ver Cukasaptati).. 


259) @, 65. ®. h. „macht euch zum Tod bereit!” vgl. ſiebente 
Erzählung und Kof., ©. 208, 16 (IV zu Anfang) und ſonſt oft. 

260, &,65, Str. 257. III, 15; Sitopadefa, III, 66; Kämand. 
Nitis., X, 28; Paddhati bei Böhtlingf. 

261) S. 65. Die Kofegarten’fche Lefeart gibt, fo viel ich ſehe, 
feinen mit Grammatik und Lexikon zu vereinigenden Sinn. Die 


berliner Handſchrift lieft सः पर ट्गांश्रयः ततो ame: 


u . क तक 


Anmerfungen. 399 


क्रम्यते । न्‌ वयं विष्कंभिताः ; damit flimmen die ham— 
burger Handfhriften faft ganz überein, nur daß beide fehlerhaft 


खया ५ 1 # 
दुगोश्चयाः ध und १ —— प ुगौनिः कम्य 
und beide dann वयं तेन ©. Danach jege ich in der berliner 
Handſchrift nur den Interpunftionsitrih vor ते und leſe alſo 


°द्गांश्चयः । ततो दुगानिः क्रम्य । तेन वयं०, ०“ 
grammatiſch A 

262) S. 66, Str. 259. S. Paddhati bei Böhtlingk. 

263) @. 66, Str. 260. Hitop., IH, 50; Paddhati bei Böhtl. 

264) @. 66, Str. 261. Visvakarman it der Baumeifter der 
Götter; Sakra ift Indra (1. Anm. 2.), fein Lehrer ift Vrihaspati 
der Lehrer der Götter; Hiranjakaſipu war ein götterfeindliher Dä— 
mon, welchen Viſchnu vernichtete. 

265) ©, 66, Str. 263. Wal. II, 91; III, 46. 

266) ©. 66, Str. 264. II, 3. 

267) @. 66, Str. 265. Bhrigu’s Sproß ift Barafuräma, wel: 
her alle Kichatrijas, २.0. alle zur Kriegerfafte gehörigen getödtet 
haben fol. 

268) ©. 66, Str. 266. ©. zu Etr. 75, Note. 

269) S. 66, Str. 267. Ich entnehme aus den hamburger Hand 
ichriften, welche विहन्तुमवलो leſen, das IST, wie aud) 


Galanos augeniheinlich vor jih hatte, da er AöyvaToc & über: 
fest, leſe alſo ser. sand 28 welches bei der Aehnlichfeit von 
A um 4 leicht zu ST verleien werden fonnte, 
worauf dann 2 über q hinzugefügt ward. Die berliner Hand: 
ſchrift hat entſchieden ſchlecht निहंतुं सवलं रपुं |. 

270) @. 67, Str. 268. ©. Etr. 245. Hier ihlieft Galanos’ 
Ueberiegung. 

271} ©. 68, Etr. 269. Man beachte die arhaitiihe Form 
(Potential Futuri) aan (Benfey, Vollit. Gramm. der Sanskrit— 
ſprache, $. 870, Ben. 6.). Da fie in einem, vielleicht dem Volks— 


400 Anmerfungen. 


munde, oder aus alten (vediſchen?) Schriften entlehnten Verſe 
ericheint, ift fie nicht zu andern 


222) ©. 68, Kof., 58, 10. Die beiven hamburger Handſchriften 


haben, außer andern Varianten (vor TS AP), पिङ्कलटकी पि, 
was nicht gut fehlen kann; auch die berliner Handſchrift Hat den 


Namen पिंगटको vor मोहम्‌° ſonſt abweichend 
229) 68, Str. 270. Hitopadefa, IL, 121, deflen Varian— 
ten theilmeile mit der hamburger Handſchrift J ftimmen (wie Hand— 


ſchrift H Hat bier eine Luce). Das ungrammatiiche दृह्य im 
vierten Viertelvers iſt mit der berliner Handſchrift und dem Hito— 
padefa in ठ्द्यति zu verwandeln; J Differirt hier ganz 

न 68, Kof., 58, 21. Ganz ebenfo in der berliner Sand- 


ſchrift im zweiten Buch, in der Stelle, welche ih in Nachtrag I 


zum zweiten Buch überjegt habe पञ्मकायोऽनषघकाय इति 

275) &, 68, Str. 271. 201. Hitvpadela, HI, 124, wo der 
zweite Salbvers ganz abweicht; auch die berliner Handſchrift weicht 
im zweiten Halbvers von Kofegarten und den hamburgern ab, 
bietet jedoch wefentlidh gleichen Sinn, aber in beiferer कम्पा, 

276) &, 68, Str. 272. Dal. Sitopadefa, IL, 125. 

277) @. 69.. Nämlich, Daß der gar zu gnädig-behandelte San— 
dichivafa nun nach der Herrſchaft strebt. 

228) &,69, Str.273. Sitopadefa, IL, 127; Paddhati bei Böhtl. 

=) 69, Str. 274. ©. Str..470., vgl. Anm. dajelbft 
Diefe Strophe it augeniheinlih urfprunglih identiſch mit कवि 
bhaͤrata, III 412, Vers 4164 

280) @. 69, Str. 275. 94. 469. An beiden Stellen iſt Die 
Leſeart im erſten Halbvers nah Kumärasambhava IL, 55, herausg 


von Stenzler, zu verbeffern: इतः Tu: kick 


एवारेति aaa |; Damit ftimmt auch faft ganz die Leſeart 
der hamburger Handſchriften und die Nepetition 469. ſowol bei 
Koſegarten als in den hamburgern. Die Strophe iſt aus Der 
Nede tes Brahman, in welcher er ablehnt den Damon Täraka 


नि) re A मौ * 


Anmerfungen. 401 


fogleih zu vernichten. Ueber den Nominativ विषवृष्छः 


Bezug auf साम्प्रतम्‌ im zweiten Halbverſe vgl. Siddh 
Kaum. 35" bei Böhtlingk zu Panini, II, 3, 2, und GStenzler 
a. d. a. Stelle 


7 69, Str. 276. Im erften Viertelverfe leſe ich mit den 


hamburger Handſchriften टो न gm? 

252) ©. 69, Str. 277. IV, 72; Paddhati bei Böhtlingk 
उच्यते haben beide hamburger auch bier 

283) S. 70, Str. 278. Paddhati bei Böhtlingf. 

234) @. 70, Str. 280. Bhartrihari, II, 57, herausg. von 
Bohlen (== ©. 166, 37 bei Häberlin); Paddhati bei Böhtlingf. 
Im dritten Viertelvers ift zu corrigiren तज्जायते, wie natür- 
फ auch die beiden hamburger Handſchriften Haben. — Die in 
der Strophe angedeutete Entftehung der Verle beruht auf indischen 
Bolksglauben. 

285) @. 70, Str. 281. Bezieht किं auf eine Erzählung im 
Mahäbhärata, II, ©. 32 fg., insbefondere ©. 42, Vers 1149 fg. 

286) @. 71, Str. 283. IL, 63. Der Hiatus im zweiten Vier— 
telvers ift in Der Repetition durch die gewöhnliche Einſchiebung 
von vermieden. Die beiden hamburger haben an beiden 


Stellen त (त्वति०, I 1५०4 Hier न्वति०, und IL, 63 त्वपि०). 
287) ©. 72, Kof., ©. 61, 24. Beide hamburger haben ogst 
गतर Heiler. 
288) 5. 72, Str. 288. Der „kaltſtrahlende“ ift der Mond. 
289) S. 73, Kof., 62, 12. Man corrigire az 
2%) @. 73, Str. 289. ©. Str. 283. 
291) @. 73, Str. 290. 991. Hitopadeſa, III, 57 ककटूम 
7८01 für ककुदरूम (Benfey, Vollſt. Gramm. der Sanskritſprache 


$. 21, Bem.) und beißt wol „den Baum (vie Standarte?) der 
föniglihen Infignien habend“; vgl. weiterhin die Veranlafjung 
bei welcher क Tſchandarava dieſen Namen gibt. 

Benfey, Pantichatantra. II. 26 


402 Anmerkungen. 


292) @. 73. ©. den Tert diefer Erzählung in meiner Chrefto- 
matbie, ©. 118 fg. 

293) &, 74, Str. 291. Dal. IV, 10, wo einige Varianten 
übereinftimmen mit der von den hamburger Handſchriften ſowol 
hier ५16 IV, 10, und noch in der jiebenten Erzählung gegebenen 
Kecenfion, wo diefe Handſchriften diefe Strophe ebenfalls einſchalten 
(hinter Kof., ©. 52, 9). Danach iſt entſchieden TEA (0011 
Ice) zu ſchreiben, und faſt unzweifelhaft ककेटस्य (ftatt 

< मीनानां B 
मकंटस्य) und मीनानां chat नीचानां). In २५५५ auf 
ककेटस्य folgt dies: insbefondere daraus, daß dieſe Strophe in 
den hamburger Sandihriften in ver Tiebenten Erzählung gerade 


in Bezug auf den Krebs (कर air) angewendet wird. Die berliner 
Handſchrift hat diefe Strophe nur IV, 10 und lieft da wefentlich wie 


Kofegarten dafelbft, alſo aud) महस, ककेटस्य und मीनानां; 
nur am Gnde bat fie न्यो यथा was in °"पयोयेया zu 


eorrigiren. 

294, S. 74. Siva's Hals hat eine blaue Farbe, welche dadurch 
entftand, daß er das Gift Kälafüra verſchlang, welches 10 aus 
dem Meer erhob, als diefes von den Göttern und Dämonen ge: 
quirlt ward, um das amrita, die Unfterblichfeit gemährennde Götter: 
jpeife, zu erlangen. 

295) @. 74, Chreft., 119, 11. Man füge in der Chreſtomathie 


a.a. O. (hinter Fate) noch कथयन्ति hinzu. 
296) ©. 75, Chreſt. 119, 3. 23 am Ende. Man corrigire 


am angeführten Ort Ant (Itatt प्रति). 

297) @. 75. 2. i. im Staatsrath, einem gewiſſermaßen heili= 
gen Drt. 

298) @. 75, Str. 293. ©. Str. 290. 

29) @. 76, Str. 194. FIAT gibt feinen irgend pafjenden 
Sinn. Die hamburger Handihriften haben MET, mweldes ganz 
angemeffen, daher ich danach überfegt habe; in der berliner Hand— 
fchrift fehlt णा Strophe. 


Anmerkungen. 403 


300) &, 76, Str. 295. SHitopadefa, IL, 143. Beide ham— 
burger und aud die berliner Handſchrift Haben im erften Halbvers 
पररायच्चाः was enticieden beſſer und nur durch Verleſen zu 
परापन्नाः corrumpirt fcheint. 

301) @. 76, Sir.296. Hitopadeſa, II, 19; Paddhati bei Böhtl. 

302) @. 76, Str. 297. Es 10८71 JTIIM® corrigirt werden 
zu müflen. 

303) ©. 76, Str. 298 Paddhati bei Böhtlingf. Wegen 
Vjaͤſa ſ. Anm. 3. 
304), S. 76, Str. 299. 50 überfege nad) der Lefeart der hamb. 


5" १९ नाश्नन्ति सेव कोत्सुक्याहिनिदरो प्रतिबुध्यते । 
न्‌ UST ar, obgleich 10 nicht verfenne, daß im 


erften Verbum in Uebereinfiimmung mit ven folgenden der Sin— 
gular beffer wäre, den man jedoch aud aus dem Kofegarten’schen 
Tert aufnehmen dürfte. Die berliner Handſchrift weicht ftark ab, 
indem jie faft mit Laſſen, Anthol., 29, 14 ftimmt. 

305) @. 76, Str. 300. Vgl. Manu, IV, 6१, wo aber सेवा 

आवृत्तिराख्याता u जेयेत्‌; 

आअवृत्तिराख्याता तस्माचां परि वजेयेत्‌; म ५ स्‌ 
ift aud hier aufzunehmen. Die berliner Handſchrift Hat ftatt WI 
A und ण Gorruption bringt mic darauf, im zweiten Halbvers 
ftatt चाज zu leien ATI. Dafür ſpricht auch das Metrum. 


Denn uu_ iſt eine bisjegt unerhörte Form des zweiten Fußes; 
durch meine Gmendation entiteht die gewöhnlichſte Form „_ _ र. 


306) @. 76, Str. 301. Ich lefe mit den un. er und der 
berliner Handſchrift im zweiten Halbvers UT ‡ (ftatt 
Kofegarten पापकमेजः). 

307) @. 77, Str. 303. Man corrigire im erften Halbvers 
हारिणा, wie aud die berliner Handſchrift bat. Doch weicht 


ſowol dieſe wie die hamburger Handſchriften fonft von Kofegarten 
jebr ab, 


308) @. 77, Str. 304. Dieje Strophe ift jchwerlid richtig, 
doch fehlt fie in meinen Handſchriften. Man könnte रन्ति ändern, 
26” 


404 Anmerfungen. 


309) S. 77, Str. 305. Wegen Narada f. Anm. 3. 

10) &.77, &tr.306. तदुत्थानं FUTA wörtlic deſſen Entftehung‘“ 
für „von ihm aus entſtanden“, „deſſen Werk” ift eigentlich ſehr 
ungrammatiſch gewendet. Doch zeigen die ſpäteren ſanskritiſchen 
Strophen viele derartige verzwickte Wendungen und man kann ſie 
darum nicht gleich für Corruption eines urſprünglich beſſeren 
Textes halten. Aber es liegt die Aenderung in AFAAI als 
Bahuvrihi fo nahe, daß ich ſie nicht für gewagt halte, Die ham— 
hurger Handichriften weichen faft ganz ab, und die berliner hat 
die Strophe nicht 

311) @, 77, Str. 307. विचीर्णोन ift ſchwerlich richtig, das 


Wort ift mir fonft noch nicht vorgefommen, Es ift wol entweder 
विदीर्णेन oder विश्णीर्णेन zu lefen. Die hamburger Hand— 
fchriften weichen auch hier ganz ab und die berliner hat die Stro— 
0८ nit. Für विश्षी° jpricht Die fo häufige Verwechſelung von 


A und W (vgl. Anm. zu Str. 300.), für faere mehr der Sinn 

312) ©. 77, Kof., 66, 9. Ich überjege nach den hamburger 
Handihriften, welhe ATAUIU (itatt सामर्थ्येन lefen. 

313) &. 77, Kof., 66, 11. Es find das die Mittel, durch 
welche ein König feine Feinde unſchädlich macht; vgl. inshefondere 
das dritte Buch, und Anm. 151 zu ©. 33, Kof., 31, 18. 

314) S. 78, Str. 309. Dhriſchtadjumna, Sohn des Drupada, 
wurde von Aſvatthaͤman, Sohn des Drona, beim nächtlichen Ueber- 
fall, der legten Scene des großen Bharatidenfampfes, umgebracht, 
1. Mahäbhärata, III, ©. 318, Str. 330 fg. 

915) S. 78, Kof., 66, 20. Man corrigire mit der hamburger H 
चेतनां 

916) @. 78, Str. 310. Hitopadeſa, II, 147. 

»17) S. 78, Str. 312. Paddhati bei मं विववमुकत £, wo weſent— 


liche Varianten. Die wichtigfte derfelben पञ्चा वि ना 


ſtatt AJ व्याधिमेनष्याणां im zweiten Halbvers) hat ihre 
Correjpondenz in ven hamburger Sandfhriften, wo चसा 


Anmerfungen. 405 


£ विवेकयुक्तानां; jo weſentlich verfchieden der Sinn dieſer Leſe— 
arten ift, jo fann dod nur die eine eine Corruption der anderen 
fein. In der übrigen Partie diefes Halbverfes ftimmen die hambur— 
ger mit Kojegarten. Die berliner Handſchrift hat dieſe Strophe nicht. 
318) &, 78, Str. 313. II, 28; III, 220; Paddhati hei Böht- 
lingf. Man corrigive im zweiten Halbvers विवाहश्च 
319) @. 78, Str. 315. Hitopadeſa, II, 150. Ghatakarpara 
Nitisära 10, bei SHäberlin, ©. 505; Paddhati bei Böhtlingf. 
320) ©. 79, Str. 316. Man corrigire im zweiten Viertelvers 
दोहच्युताना०, wie die hamburger Handfhriften Haben. Auch 
[धर ich mit diejen im erſten Halbvers प्रियहित (ſtatt परहित } 4 
321) @. 79, Str. 317. Sitopadefa, I, 151. Die hamburger 
Handſchriften haben im dritten Halbvers टुगोद्यत्वानुर, welchem 


ih wegen des folgenden परमगहनो im vierten Halbvers den 
Vorzug gebe. Man vgl. zum vierten Viertelvers Bhartrihari, II, 48. 


322) ©. 79, Str. 318. सहन्ति im erften Halbvers ift gegen 
die Grammatik, Die hamburger H hat ORTEU सहते ते न्‌ 
सेव (in J fehlt ति vor न्‌ nur zufällig). 

325) S. 79, Str. 319. Im zweiten Halbvers ift टीपशि- 
खाकान्तिर ein Wort. 

324) S. 79, KRof., 68, 4 Nah den hamburger Sandihriften 
°वं तन्ास्ति 

325) @. 79, Kof., 68, 7. Nach ven hamburger Handſchriften, 
welde Tel ana ` 

326) @. 79, Str. 320. Diefe Strophe ift urfprünglid wol 
identifh mit Mahabhärata, III, ©. 511, Vers 4145. 

327) S. ven Tert diefer Erzählung in meiner Chreftomathie, 
©. 120 fg. 

328) S. 81, Koſ., 68, 25; Chreft., 121, 6. Die hamburger 


Handihriften haben MU (14 AUT), was entichieven beſſer. 
329) ©. 81, Kof., 69, 7; Chreft., 121, 13. नन्ल यत्तः im 


406 Anmerkungen. 


Varasmaipadam ift gegen die Grammatik des clafjiihen Sanäftit, - 
100 welder Aa nur Atmanepadam ift; zwar erſcheint ९ auch 
©. 250, Str. 50. und in der epifhen Sprache auch im Paras— 
maipadam, doch ift e8 wol im Pantjchatantra ſtets zu emendiren ; 
vgl. zu Kof., 31, 7 und 32, 7. 


330) S. 81, Koſ., 69, 15; Ehret., 121, 21. MI, wie 
ih in der Chreſtomathie corrigirt, betätigen die Hamburger Hand— 
fhriften, nur daß J aa पासाटितः hat. 

331) S. 81, Kof., 69, 18; Chreft., 121, 23. Beide Hamburger 
पथ्यक्रिया „die Bereitung von etwas Nahrhaftem”, 0५0 hat 


die berliner wie Kofegarten und fo wird mol क्रिया bier „Gericht“ 
bedeuten. 


332) @. 82, Str. 322. Hitopadefa, IV, 56. Es iſt im erften 


Halbvers entiweder नानप्रदानं zu leſen, wie Böhtlingk bemerft, 
oder eher mit der hamburger Handſchrift J (CH hat eine Lücke), 
und der berliner, in lWebereinftimmung mit dem SHitopadefa न 


चान्टानः im zweiten Halbverſe fheinen beide hamburger mit 
Hitopadefa zu ſtimmen, fie haben nämlich वबटन्तीट्‌ (we द्‌ nur 
eorrumpirt für &) महाप्रटान (H jedoch HUT). Im eriten 
Halbvers endlich Hat J und die berliner तच्चा व्रदान CH eine 
Lücke) flatt AUT HUTA dei Kofegarten und तथाम्ुदानं 


in Laſſen's Ausgabe ०९6 Hitopadefa. 

333) S. 82, Str. 324. Ih überiege nach der Leſeart der ham— 
burger Handſchriften कुटमेव सं न्‌ नाभि; ahnlich Die 
berliner Handſchrift, jedody gegen das Metrum कुलं हि विनं 

०३५) @. 82, Kof., 70, 13; Chreft., 122, 19. I ध mit 
den hamburger Handſchriften रसिष्यति 

335) S. 85, Str. 334. ` ©. Str. 320. 

336) &, 85, Str. 335. Ich überjege nach der Lefeart der beiden 


hamburger Handſchriften, welche गासि वृदधिमाननेव राजते । 


Anmerfungen. 407 


यथा IHAATUT: gg In der berliner Handſchrift 
fehlt diefe und die folgende Strophe, ihr Gedanke पी aber in 
Proſa ausgevrüdt. 


337) ©. 85, Str. 336. Ich leſe nad den hamburger Hand: 

रिश्च तत्प कार 

Schriften im zweiten Halbvers गुघ्राका पः (74 °करारः 

शतिनपः; vgl. Paddhati bei Böhtlingf. 

338) @. 86, Str. 338. Das „Weintrinfen aus Menſchen 
ſchädeln“ bezieht ſich auf den orgiaftifhen Cultus des Siva. 

००9) ©. 86, Str. 339. ©. Paddhati bei Böhtlingf. Man 

ſchreibe fugao⸗ (aus fugas उप) Auch leſe ich mit 

den hamburger Handſchr. im dritten Viertelvers को प्यवच्य एष 


tue, im vierten hätte Kofegarten कर्णेऽपर fchreiben müffen. 

340) ©, 86, Str. 340. Man corrigire खलु ftatt 

341) @. 86, Str. 341. Aus Mahäabhärata 1, ©. 204, Vers 
5595; vgl. III, ©. 551, Vers 5294; Rämäyana, I, 21, 13 
(Schlegel). 

चिवेति 

342) S. 86, Kof., 73, 16. Die hamburger haben ७, 
was bejier. प 

343) S. 86, Str. 343. Im dritten Viertelvers leſe ich mit 
den hamburger Handſchriften रणेषु धीरा, auch den vierten 
Viertelvers überfege ih nad deren Lefeart: प्राणान्पसित्यज्य 
सुधीरचिच्चाः I. Im der berliner Handſchrift fehlt dieſe Strophe. 

०५५) ©. 86, Stv.344. Bol. Hitopadefa, I, 159. 

०५०) ©, 87, Str. 346. Diefe Strophe fehlt in den hamburger 
und in der berliner. Sie ift gewiß fehr ſpät, wie man an der 
prafritiihen Form wa ſieht, ſtatt खवत्‌, ich wage deshalb 
nicht zu emendiren. — Der Somatranf iſt ein auf feierliche Weiſe 
aus der sarcostemma viminalis genannten Pflanze gepreßter Saft, 
welcher zu den heiligften Opfern dient, indem er theild den Göt- 
tern vorgejeßt, theild von den bei den Opfern wirkenden Brah— 
manen getrunfen wird. Vgl. eine detaillirte Vergleichung der 


408 Anmerfungen. 


Schladht mit einem Opfer, Mahkbhärata, III, @. 493, Bers 
3626 fg 

346) ©. 87, Str. 347. Im zweiten Viertelvers verbinde man 
भूरिसुटक्िणः in ein Wort; am Ende des erften Viertelverſes 
eorrigire man 9 et. | 

47) ©. 87, Str. 348. Vgl. III, 41 und 132. Der Sim 
bezieht 10 auf Die folgende Geſchichte: Der Schwache ſoll nidt 
übermüthig fein wie der Strandläufer, und der Starke rein hans 
veln, nie Unrecht thun, wie das Meer. Wegen ४८6 Vergleichs 
mit dem Mond f. die ſechſste Erzählung im vierten. Buch zu An⸗ 
fang (Koſ., 223, 2), Kämand. Nitis., VII, 87, und Laſſen, 
Anthol. sanser., 1, 13. 

8) ©. 87, Kof., 74, 17. Man प्न काटल MP. 

329) @. 88, Koſt, 74, 21. Man corrigire ° करदः. 

350) ©. 88, Kof., 74, 22. Die hamburger Handſchriften Haben 
(itatt चरति) das eigentlihe Wort चरति „uberfluten‘, welches 
in den Text zu ſetzen. | 

331) ©. 88, Str. 350. Man corrigire mit der berliner Hand— 


ſchrift महाभयदट्‌ im erſten Halbvers. In den hamburger Hand— 
ichriften it hier eine Lücke 


352) ©. 88, Str. 351 und 352. Jama iſt der Gott ०८6 Todes, 
353) @. 88, Str. 351. „Die Knollen” find Erhöhungen an 
dev Schläfe des Elefanten, welche zur Zeit der Brunſt eintreten 


354) ©. 88, Str. 353. Man jchreibe वाति जडे im erften 
Halbvers getrennt 

355) ©. 88, Str. 354. IT hat in a feinen Sinn, es ift wol 
ठे zu ſchreiben. In meinen Handſchriften fehlt dieſe Strophe 

0) 88, Str. 355. Aus Mägha’3 Cieupälavadha, II, 45, 
wo man den Gommentar vergleiche; über जननि ſ. aud 


Wilſon, Sanserit-Diet. प. d. W.; über AT जीवन्‌, Värtika 
Panini, III, 2, 126 gl. auch Paddhati bei Böthlingf. 


Anmerfungen. 409 


357) ©, 89, Str. 356. Diele Strophe fehlt in den hamburger 
Handſchriften; die berliner hat im erften Halbvers fehlerhaft und 


mit Lücke SIE, भवति खर्गेट्‌ः der zweite lautet een 
तदिहाश्चये ASUET हस्तिलिंडानि (5८1); der erſte 
Halbvers ift hier nah Koſegarten's Leſeart zu beffern; den zweiten 
leje ich mit Verbindung von Kofegarten’8 Tert und der vorliegenden 


Variante ea तदिहाश्चयैं ZU इरस्तिपिर्डानि ॥ . 

358) ©. 89, Str. 357. Bol. auch Miahabhärata, III, ©. 514, 
१८6 4213. 

359) @. 89, Str. 358. Sitopadefa, IV, 4; 1, 68. Man 
verbefiere im erſten Halbverſe हितकामानां 

360) ©. 90. ©. diefe Erzählung in meiner Chreftomathie, S. 125. 

361) @. 90, Kof., 76, 7; Ehreft., 125, 2. Die hamburger 
Handihriften haben hinter कच्छपः; noch प्रति वसति स्म 
und danach habe ich überfegt. Denn es ift mir faum einen Zweifel 
unterworfen, daß, wo im Anfang einer Erzählung उपस्ति in 
irgend einer Handſchrift mit einem Verbum finitum vorkommt, ९6 
jelbit alio als Partikel gebraudt ift (in der Bedeutung „gegen: 
wärtig’ etwa „aljo, denn‘), dieſe Leſeart der ohne ein ſolches 
Verbum finitum — wo alſo स्ति 45 Verbum jubitantivum 
gebraucht wäre — vorzuziehen ift. Es wird diejes eine Durch— 
mufterung aller hierher gehörigen Stellen erweiſen; ich erlaube 
mir deshalb fie hier vorzulegen. — Sowol der Kofegarten’sche 
ald (mit wenigen bemerften Ausnahmen) der Tert dev hamburger 
Handihriften zeigen sm als Verbum jubftantivum im Anfang 
einer Erzählung faft nur, wenn ९6 zu einem einen Ort bezeich- 
nenden Namen gehört; einmal ericheint es nod bei Kofegarten 
und einmal in den hamburger Handſchriften neben dem Particip 
perf. एषी. Die hierher gehörigen Stellen find: Kof., 1, ©. 3, 
10 und 6, 4 N - नगरं । तच; 1, Erzähl. 3. (©. 26) 
अस्ति - महानगरं । तचः; 1, 4 (=. ॐ) स्ति - 


मटायतनं । तचः; 1,7 (8.50) AR - महत्सरः । तचः 


410 Anmerfungen. 


1, 9 (=. 60) अस्ति — शयनं | तच; 1, 20 (8.98) स्ति 
— वटपादपः । तस्य; U (S. 104), und I, 1 (©. 116), 
ſowie II (©, 148) NIT — नगरं । तच; ग, 12 (©. 188) 
मस्ति * पाश्रमपटं | तच bei Kofegarten, die hamburger 


haben bier eine Variante, in welcher Particip perf. paſſ. neben 


मस्ति erfgeint. — IT, 13 (©. 191) AR — वृष्छः। तच 
bei Kofegarten (fehlt in ven Hamburger Handſchriften) — ४, ©७.234 


उपस्ति — नगर | तच्‌. Nur an drei Stellen finden 10 ſelbſt 


in Ddiefem Gebrauch in den hamburger Sandfhriften Varianten, 
durd) welche पस्वि zur Partifel wird, namlih I, 6 (©. 49), 
wo Kofegarten उपस्ति — न्यमोधपाटपः | तच, die ham— 
burger aber उपस्ति कस्सिंश्चिनोरेशे (denn fo ift das legte 
in beiden corrumpirte Wort zu leſen) वायसटं पती प्रति 
वसतः स्म (I Hat, wie oft, fehlerhaft वसति). - Berner 
I, 18 (©. 93, 94), wo Kofegarten Sa — वृह | तस्य 
5° hat, während die hamburger Handſchriften hier उपस्ति 
— वृष्टबखमानकुलायावारण्यकचटकटं पती प्रति 


वसततः स्म धधा (ih Habe einige Corruptionen ohne meiteres 
verbeffert) und an einer andern Stelle (im vierten Buche) wo tie 


diefe Erzählung wiederholen प स्ति — वृक्शाखकृतकुखायो 
चटकटंपत्ती प्रति वसतः स्म (पल Handſchriften Haben hier, 
wie in der legten Stelle oben व, fehlerhaft वस्ति). — Endlich 
7, 2 (©.118) wo Rofegarten पसि — नगरं सजत । तच, 
die hamburger aber m — ब्राह्यणटं पत्ती — प्रति 
वसतः स्म 


Mit dem PBarticip perf. pafl. findet ſich m zu Anfang 
einer Erzählung bei Kofegarten und den hamburger in I, 1 
(S. 10) DES) — HIT, und in den hamburger allein DIL, 


Anmerfungen. 411 


12 (©. 188), wo Kofegarten m — पाश्रमपट्‌ | तच, 
die hamburger aber, welde dieſe Erzählung im vierten Buch brin— 
gen: m — गतः; vgl. auch weiterhin die Hamburger Va— 
riante für II, 3 (©. 20). 

Pit Nominibus, welde Perfonen bezeichnen, als Verbum 
fubftantivum verbunden, erfcheint es ſowol bei Kofegarten als in 
ven hamburger Handſchriften nur an einigen Stellen, in dem in 
ſehr flüchtiger und vernachläfligter Geftalt auf und gefommenen 
fünften Bud, nämlich ४, Erzähl. 2. (S. 238), V, 7 (©. 247), 
vv 8.8. 249), १, 10 (&:253).. १, 11 (©. 258), +, 12 
(©. 259), V, 13 (©. 260). An allen andern Stellen haben 
entweder Kofegarten und die hamburger Handſchriften em 
in diefer Stellung mit einem Verbum finitum, oder wo bei Ko— 
fegarten das leßtere fehlt, haben ८6 die Hamburger Handſchriften; 
an einer Stelle, weldye weiter unten vorfommen wird, haben die 
hamburger मस्ति ohne Verbum finitum, Kojegarten dagegen 
das Verbum finitum; die ganze Betrachtung dieſes Gebrauchs wird 
aber ergeben, daß auch da beide zu vereinigen find. Die hierher 
gehörigen Stellen find folgende: I, Erzähl. 13. (S. 76), und I, 
15 (©. 80) haben ſowol Kofegarten als die hamburger Hand— 
ſchrifte स्ति — प्रति वसतः स्म 1, 16 (8.87) fehlt 
Derbum finitum bei Kofegarten, die Hamburger haben aber Hinter 


सिंहः nod) प्रति वस्ति सप्‌. 1,17 (@. 98) haben jie ebenfo 
binter वानययूथं I, 19 (©. 95) baben wieder Kofegarten 


und die hamburger m — प्रति aarm: स्म. 1 21 
(©. 99) fehlt das Verbum finitum bei Kofegarten, die hamburger 


aber haben hinter वणिकपुचः noch) प्रति वसति स्म्‌. 1, 3 
(S. 120) haben fie ähnlich hinter पुलिन्दः nod) urufs कतुं 
प्रस्थितः (mit Partieip perf. paſſ. ſ. oben). I, 5 (©. 132) 
haben ſowol Kofegarten als die hamburger m -- प्रति 
वसति स्म. Aehnlich II, 2 (S. 162) 6५१, स्ति - सवसं, 


412 Anmerfungen 


II, 3 (©. 169) beide ART - प्रति वसति स्म. 7, 8 
. (©. 181) bat Kofegarten मस्ति वृद्धवणिक्‌ die ham—⸗ 


burger dagegen, welde dieſe Erzählung erjt im vierten Buch brin- 
gen, zugleich mit Bariante im legten Wort बशिक्यचो (corr 
0=,) प्रति वसति स्म्‌. UI, 11 (©. 188) hat Kofegarten 
उपस्ति — दरथयकारः, die Hamburger dagegen, welche auch diefe 
Erzählung erſt im vierten Buch bringen, haben प्रति वसति 
IA dahinter. — IH, 14 (©. 1985) haben jowol Kofegarten als die 
hamburger स्ति — प्रति वसति स्म. — 1४, ©. 205 Hat 
Kojegarten उपस्ति AQTUTEU: ATS: | तच, die ham—⸗ 
burger dagegen सदाफट स्तिष्ठति | तच. — I, 1 (©. 209) 
haben ſowol Kofegarten als die hamburger उपस्ति प्रति 


वस्ति तस्म. Ebenſo IV, 2. (©, 214), IV, 3 (©. 217), 
IV, 4 (&. 218), 1४, 7 (@. 2235), IV, 8 (&. 235), प, 9 
(©. 228). Dagegen IV, 10 (©. 230) hat Kojegarten Sa 


TTS: | तेन, die hamburger dagegen प्रति वसति स्‌ 
hinter RITS Ebenſo IV, 11 (©. 232) Koſegarten blos 


SIR सारमेयः, die hamburger aber dahinter प्रति 
वस्ति स्म्‌. ४, 14 (©. 263) dagegen haben wieder ſowol 


Kofegarten ald die hamburger मस्ति — प्रति वसति स्म्‌ 
und ebenfo V, 15 (©. 264). Mehre Stellen, wo मस्ति bei 
Kojegarten zu Anfang einer Erzählung ohne Verbum finitum 
erfcheint, fehlen leider in den hamburger Handſchriften, nämlich 
1, 4 (@. 127), IU, 4 (©. 170%, DU, 5 (8174), 21,6 
(©. 175), HI, 9 (©. 182), II, 10 (©. 183), (1, 15 (&. 197), 
II, 16 (S. 199), IV, 5 (©. 220), IV, 6 (S!.223). 
Ueberhaupt jheint diefer, eine Erzählung einleitente Gebraud) 
diefer Partikel u eine Eigenthümlichkeit dieſer Geſchichten 
und wir finden ſie noch in manchen Stellen in den hamburger 


Anmerkungen. | 413 


Handſchriften, wo. jie im Kofegarten’fhen Text nicht erjcheint, 
aber, wie ich wenigftend überzeugt bin, entichieven aus den ham— 
burger Handihriften in den Tert zu nehmen ift. Außerdem gibt 
९6 noch mehrere andere Stellen, wo jie weder Kofegarten noch 
die hamburger Handſchriften haben, die aber doch ganz danach 
ausſehen als ob ſie auch in ihnen einſt geſtanden hatte. Ich will 
nur jene aufzählen, dieſe heraus zu finden, muß einem zufünfti- 
gen mit mehr Eritifhen Hülfsmitteln verfehenen Bearbeiter des 
Tertes überlaffen bleiben. Jene jind I, Erzähl. 5 (©. 42) wo 


die hamburger sa a; ebenfo 1, 8 (S. 53), 1, 10 
(S. 62). — 1, 11 (©. 68) haben fie ftatt AV dei Kofegarten 
ऋपस्ति — 1, 12 G. 74) haben jie मस्ति कस्मिं ; ebenfv 
1, 1 (8.159), V, 9 (S. 252), wo ihnen aber प्रति वसति 
स्म्‌ fehlt, welches jedoch Kofegarten bewahrt hat; daß beide Leje- 
arten miteinander zu combiniren find, habe ich ſchon oben bemerkt. 
Don den Stellen, in welden nad) diefen Analogien पसि 

conjeeturirt werden darf, will ih nur IL, 6 (©. 135) hervorheben 

362) &, 90, Kof., 76, 12; Ehreft., 125, 7. Die hamburger 
haben नों was ftatt नो in den Tert zu nehmen 

363) @. 90, Str. 359. Die von mir in der Chrejtomathie 
gemachte Korrektur सटा (ftatt Kofegarten तट्‌) wird durd die 
hamburger Handſchriften betätigt. In der berliner Handſchrift fehlt 
diefe Strophe. 

364) &, 90, Kof., 76, 17; Chreft., 125, 12. Es it TQ- 


AT? 2, zu leſen (jtatt zent रज्जुर) ‚ wie ich in एलः Ehre: 
ftomatbhie vermuthet. Der Anufvara über T fehlt aud in den 
hamburger Handſchriften. 

365) @. 90, Kof., 76, 19. Der Transport wird ebenfo Ichlecht, 
obgleich etwas variirend, in den hamburger Handſchriften ans 
gegeben. Anſtatt das MWichtigfte hervorzuheben „daß die Schild— 
{61९ 4 mit den Zähnen am den Stod hält’, it auch bier nur 
bemerkt, daß die Vögel beide Spiten halten. Die Lejeart 1) 


AU येन तत्काष्टठमध्ये समारोप्य En: कोटिविभागो 


414 Anmerfungen. 


(प ग्गो "५९५१५ संगृह्य मया सह तत्काष्ठं तच नयथः।. 
Nichtiger ift, wie gewöhnlih, die Darftellung in der berliner 
Handſchrift; hier fagt die Shilfröte समानीयतां यशिका- 

“ MÄR | fon यशिकाष्टसंडमध्ये —* > u 
TEA | तथानुष्ठिते यशटिकाष्ठसंडमध्ये दंतटेशेन 
धृत्वा वाच | एनं चंच्वा सुदृदसुभयपाश्वेयोगृहीत्वा 
उडीय गम्यतां 2८. „ed möge ein Stud eines hölzernen Stocks 
geholt werden!” Als fo gefhehen war hielt er ſich mit 
den Zähnen in der Mitte des Stüdes des hölzernen 
Stodes und ſprach: „dieſes faßt recht feit an beiden Seiten mit 
dem Schnabel und fliegt jo in die Höhe! Es jcheint als ob 
das ter durd den Druck hervorgehobenen Stelle entipredhende in 
dem Prototyp der hamburger Handſchriften ausgefallen war. 
Pol. Stan. Julien, Avadänas, 1, 72 und Dubois, Pantſchatantra, 
©. 111, wo ebenfalls richtig. 

366) ©. 91, Str. 360. ©. Str. 358. 

367) ©. 91, Str. 361. Hitopadeſa, IV, 5; Mahäbhärata, 
Il, ©. 538, १३९८६ 4889, und die folgende Fabel. 

368) S. 91. ©. den Text diefer Erzählung in meiner Chre— 
ftomathie, ©. 126. 

369) ©. 91, Kof., 77, 10 und 15; Chreft., 126, 4 und 8. 
Die beiden Hamburger haben an beiden Stellen मतस्यजीविभिर्‌, 
was vorzuziehen fcheint. 

370) ©. 92, Str. 362. संश्ितव्यो iſt ein Barbarismus 
(e8 müßte संप्यित्तव्यो heißen, ſ. Benfey, Volt. Grammatik 
der Sanskritiprache, $. 903, II, verglichen mit $. 155, U, A; 
dejjelben Kurze Grammatik, $. 382, III; Kärikä, I, zu PBänini, 
VII, 2, 10, und Sf. 111°, 1 bei Böthlingf zu Panini a. a. D., 
©. 389 und 390). Die hamburger Handſchriften leſen den An— 
fang 0९९6 zweiten Salbverfes star च वा दुग wo⸗ 
durch er wegfällt. Im der berliner Handſchrift fehlt dieſe Strophe. 

371) @. 92, Str. 364. Im erften Halbverſe verbinde man 
Una: zu einem Wort, wie Böhtlingk bemerft, vgl. I, 20. 


Anmerfungen. 415 


372) @. 92, Koſ., 78, 7. Die Erklärung in meinem Gloffar 
ift richtig; dieſelbe Form erfcheint auch Kämand. Nitis., IV, 63, 
65, 70; XII, 83; Mahäbhärata, III, ©. 477, Vers 3168; 
IV, ©. 263, Bers 755, ©. 274, Vers 25. (vgl. auch die Stellen 
bei Bopp, Gloffar, u. d. W.), Namäyana, HL, 114, 16 (Övrr.). 
Die hamburger Handſchriften des PBantichatantra haben fie auch 
als Variante von Kofegarten, 21,_5 und 173, 19; ९6 ift vem= 
nad auch an letterer Stelle पितुपेता° zu fchreiben; vgl. auch 
dist. 409. 


373) @. 92, Str. 366. ©. Str. 174. 

374) &,93, Koſ, 78, 14; Chreft., 127,8. Statt IMSTTU 
lefe ich mit beiden hamburger पाटलो, und fo ungefähr hat 
auch Mahäbhärata in diefer Fabel (XI, 4900) विलोड्यमाने 

vn) 93, Str. 367. ©. Str. 361. 

376) @. 93, Kof., 78, 18. कि in Bedeutung von „etwa“ 
möchte vieleicht möglich fein, doc) ift e8 mir fehr unwahrſcheinlich. 
Die hamburger Handſchriften und die berliner haben direkte Frage 
(ohne ag) HE कि मां Ua, und 10 vermuthe, daß eine 
andere Recenjion einen Gorrelativfag (ohne कि) hatte यन्मा 
us? — तत्‌, in Kofegarten’8 Text aber beide Wendungen 
irrig verbunden jind 

377) ©. 93, Kof., 78, 20. Man trenne Aa यण 

978) ©. 93, Str. 368. पिदर wäre nah Wilfon in der 
Bedeutung „Topf“ nur Masculinum und Femininum, dem Neu— 
trum gibt er andere Bedeutungen; allein bier hat augenscheinlich 


aud das Neutrum jene Bedeutung und es पी fein Grund vor: 
handen, dies unmwahricheinlid zu finden. Im zweiten Halbvers 
jchreibe man ट्हतितराम्‌!" ein Wort (f. Benfey, Kurze Grams 
matif, $. 517; Panini, V, 4, 11). 

879) 93, Str. 369. Diefe Strophe erjcheint leider weder 
in den hamburger Handſchriften noch in der berliner, welche jtatt 
ihrer Strophe 266. wiederholen. Ich fann nämlich in den erften 


416 Anmerkungen. 


Halbvers des Kofegarten’fchen Textes feinen Sinn bringen. Ich 
habe überjegt als ob ftände महतस्तृरगान्विलङ्कयन्‌, natür- 
lich ohne diefe Aenderung irgend für fiher zu halten, वि za 
Gaufale von 7 würde eigentlich „lahmend‘, „hinken machend“ 


bedeuten und könnte wol heißen „zum Langfamgehen zwingen‘, 
„zurückhalten“, „einhalten“. Man könnte, jobald man ohne 
Handfhriften ändern will, aud an anderes denken. — Dem 
Worte TA werden diefelben Bedeutungen wie पतङ्गः gegeben 
und ich glaube daher, daß, ९6 ebenſo wie diejes (|. Note zu Strophe 
266.) auch „Lichtmotte” bedeutet; vgl. auch Cänticatakam bei 
‚Häberlin, Anthol. 411, ©. 8, wo mit calabha १५0 nur eine 
Lichtmotte gemeint fein Fann. 

330. ©. 93, Str. 370. Nähu ift ein Damon, welder nad) 
indifhem Volksglauben durch Verſchlingen des Mondes deſſen 
Eklipſen bewirkt. 

381) ©. 93, Str. 371. Dies findet in feiner Brunſtzeit Statt, 
wo der Glefant am wildeſten ift. 

. 382) @. 94, ©tr. 372. ©. Paddhati bei Böhtlingk. 

383) ©. 94, Koſ., 79, 16. Die berliner. Handſchrift hat 

विप्रुट्‌ वाहि + wonad man विप्रुडवाहि० (011101९; mir 


wenigftens ift ein Thema विप्रुष ftatt विप्रुष्‌ nicht befannt. 

384) ©. 94, Str. 375. Dal. V, 29. 8 bezieht fi auf das 
Aufhören der Negenzeit im September, wenn die Sonne in die 
Wage tritt. 

385) @. 94, Str. 376. 901. Sitopadefa, I, 30 und ſ. Pad- 
dhati bei Böhtlingf, रज्ज ift irrig bei Kofegarten ald Mascus 
linum gebraudt (auch Wilfon Diet. hat diefen Fehler, 1. Benfey, 
Vollſt. Gramm. der Sanskritſprache, $. 708 D, b). Die berliner 
und die Hamburger Gandſchriften haben es richtig als Femininum, 
jener रज्जुस्तया ‚ diefe रज्जुसयाः welde von beiden Leſearten 
aufzunehmen jet, ift ſchwer zu entjcheiden. 

386) @. 95, Str. 377. ©. den Text in meiner Chreftomathie, 


©. 127. का्टकरूट iſt ſicherlich identiſch mit काकुः ९8 


Anmerfungen, 417 


erinnert an die prafritiihe Cigenheit, welche Laſſen, Instit. ling. 
Pracriticae, $. 8, ©. 134 bemerkt, und ift. vielleiht nur ein 
Ergebniß derſelben; ich glaube daher, daß wir es unbedenklich mit 
der Sansfritform DIES 74 ſowol bier. ald in der folgenden 
Erzählung vertaufhen müflen, aud ©. 157, 3.4 bat die berliner 
Handſchrift — hier unzweifelhaft fälſchlich — क्टकरूट ftatt 
काहठकुट (Manufeript, ©. 177, a.). 

387) S. 95. Ein Baum mit Shwarzen Blüten: Xanthocymus 
pietorius Rox. 

388) @. 96, Str. 380. Maͤdſchnavalkya, HI, 11. 

339) S. 96, Kof., 80, 21; Chreft., 128, 8. Statt किंचिड्‌० 
fchreibe man क चिड्ख Die hamburger Handſchriften haben jehr 
oft fehlerhaft कि चित्‌ ſtatt की चित्‌ und diefer Fehler hat 
jih bier aud in Koſegarten's Text gefchlichen. 

390) S. 96, Str. 381. ©. IV, 17. Die hamburger Hand— 
ſchriften ſowie vie berliner repetiren an legterer Stelle die Lefeart, 
welche Kofegarten hier (I, Str. 381.) bat, und nad dieſer ift 
aud bei ihm IV, 17 zu andern. 

391) @, 96, Str. 383. Der Sohn कर्णी feinen Aeltern Sühne 
01110 Die Todtenopfer, welche er für fie bringt. 

392) @. 97, Str. 384. Man ſchreibe im erſten Halbverſe 
YA प्र्युपकाराय in ein Wort. Im zweiten Halbverſe über- 
fege ich nad der Lefeart der hamb. Handſchriften यत्मनमिच° 
(ſtatt य्सय सिच). In der berliner Handſchrift fehlt dieſe 
Strophe. 

393) &, 97. Der Zorn der Weifen gilt den Indern für eine 
ſehr große Mucht, er bilder bekanntlich den Knoten in der Safuntala. 

394) S. 97, Koſ. 82, 1; Chreft., 129, 13. Es ift wol 
माध्यन्दिनि° zu ichreiben त. Benfey, Vollſt. Gramm. der Sant: 
fritfprache, $. 506 und Bem., und $. 427; Bänint IV, 3, 60, 
Kär.). Die hamburger KHandihriften und die berliner haben 
मध्याहसमयेः 


Benfey, Pantichatantra. II. 27 


418 Anmerkungen. 


395) S. 97, Str. 386. ©. Str. 377. 

396) @. 98. Garuda, König der Vögel und Viſchnu's Reit: 
101९४, |. oben die fünfte Erzählung, ©. 48. 

397) @. 98, Str. 388. 901. Str. 114 und Note, 

398) &, 99, Str. 390. . Maͤdſchnavalkya, 1, 335. 

399), @. 99, Str. 391. . Manu, 8, 304, das heißt: der {९06९ 
Theil ihrer guten oder böfen Ihaten wird ihm angerechnet. 

ARM 99, Str. 392. Maͤdſchnavalkya, I, 340. Danach cor= 
vigire man प्राणान्नाटग्ध्वा विनि०, "५५८ प्राणान्‌ । 
Al पट्ग्ध्वा | fast enthält. Galanos hat diefe Strophe 
©. 64, 3. 9—7 v. u. überſetzt 

401) &, 99, Str. 394. ©. Str. 251. 

402) ©, 99, Str: 395. ©, Str. 254. 

403) @. 99, Str. 396. ©. Str. 255, Note. 

409, &, 99. Närdjana ift ein Name des Vifchnu. 

405) &, 99, Amarävan („die Unfterblicden enthaltend“) iſt 
Indra's Reſidenz. 

406) S. 100. Vinatä iſt die Mutter des Garuda und Die 
Frau des Käſjapa. 

207) S. 100, Koſ., 84, 1. Man corrigire कोपो ftatt 
कोषो nach den hamburger Handſchriften 

408) S. 100, Str. 398. , Str. 95. 

409) @. 101. Amarapuri (‚Stadt der Unfterblichen‘‘) == Ama: 
rävati |. Anm. 405.  Amarapuri fehlt in Böhtlingk-Roth 
Sanskrit MWörterbud). 

210) &,101, Koſ., 84,19. Man rorrigire टीयन्तां (दीयतां 
ift wie fo oft durh Einbuße von — aus der zwar falihen aber 
herrichenden Schreibweise टौीयंतां entftanden) 

#11) ©. 101, Koſ., 84, 21. Man corrigire oTatat 
पितानि 

#12) @. 101, Str. 401. ©. &tr. 349. 


413) @. 101, Kof., 85, 3. Statt परिलेलिरंस््वां° leſe 


Anmerkungen. 419 


man परिल mit den hamburger Handſchriften (vol. zu Ko— 
jegarten, ©. 55, 7, Anm. 257). 

414) S. 101, Kof., 85, 5. Kofegarten hätte jeinev Schreib: 
weile gemäß तदाज्ञापय in ein Wort fchreiben müffen, denn 
९6 ift तद्‌ । खा । ज्ञापय I. Da ic die Präfive nur in एला 
von der Grammatif vorgefhriebenen Fällen (ſ. Benfey, 2०. 
Gramm. der Sanskritſprache, $. 127, 2 9.; vgl. Böhtlingk über 
den Accent, $. 60) mit dem Verbum in Compofition verbinde, 
fo behalte ich hier die getrennte Schreibweife. 

215) ©. 101, Kof., 85, 6. Die hamburger Handſchriften leſen 
यदि (ſtatt यति) und danadı habe ich überfegt. 

416) S. 101, Koſ., ॐ. 85, 7. Dies find die vier Mittel, 
deren jih ein König gegen feine Feinde bedient (vgl. Anm. zu 
Kofegarten, 31, 18, II, Str. 12, und Maͤdſchnavalkya, I, 345; 
Hematihandra, herausg. von Böhtlingf, ©. 135, 16); fie ftehen 
hier im Sinn von „durch jedmögliches Mittel‘. 

417) ©. 102, Str. 403. Des Gegenfages wegen leſe ih im 
zweiten Halbverſe टीन पात्मानं Das म्‌ Icheint mir ein- 
geihoben. Die hamburger Handſchriften lefen im zweiten Halb— 


vers oA पश्चाडम समाश्रयेत, 10९10८6 ganz an Indra’s 
Nede bei Ermordung des Trifivas erinnert (Mahäbhäarata, II, 
=. 95, Vers 268), QITEA चरियामि पावनार्थं 

AA „nachher (ſobald nur Triſiras erjt durch mid) ermor— 
det iſt) werde ich ſchwer zu vollziehende gute Werke vollziehen, 
um mid zu entſündigen“. 

५१९) ©. 102, Koi., 85, 20. Man leſe MIET 

219), @. 102, Str. 407. Ich habe zwar nad) der vorliegenden 
Lefeart überjegt, fie fcheint mir. aber nur durch Gonjeetur ent: 
ftanden; ſ. zu Str. 426. 

420) ©. 103, Str. 409. ©. zu ©. 92, Kof., 78, 7. Anm. 372. 

#21) @. 103, Kof., 86, 19. Man trenne त्वा मक्ता 

#22) ©, 103, Str. 411. 30 lefe mit der berliner Handſchrift 
im erften Salbverfe वाणीं und °रसोपमाम्‌।; vgl. Str. 455. 

क 


420 | Anmerkungen. 


423) 5, 103, Kof., 87, 4. Hinter सिंहः füge man mit den 
hamburger Sandichriften प्रति वसति स्म्‌ Hinzu; vgl. Anm. 361. 

०५) ©: 108 , + 97.41 एवंस्यितो ift eher in ein 
MWort zu fchreiben. 

#25) ©. 105, < ण., 87, 22. Man jchreibe कति चिरि 
getrennt. 

+26) S. 105, Kof., 88, 4. Man corrigire ATFIATATG°, 
wie aud die hamburger H und die berliner Handſchrift hat (J 
fehlerhaft wie Kojegarten). 

427) ©, 105, Kof., 88, 6. Beide hamburger Handſchriften 
haben शंकुकणे SIE hinter sum (3. 5), welches ber Ko: 
fegarten fehlt. Da ९5 nothwendig in den Text gehört, jo habe 
ich danach überſetzt. 

428) S. 105, Koſ., 88, 11. Man ſchreibe mit den hamburger 
Handſchriften und der berliner um: Y°, und fo auch 3. 16. 
Dan kann zwar 3. 14 dagegen geltend maden, wo die hamburger 
wie Kofegarten, aber ich zweifle,. ob eine derartige Zuſammen— 
jegung im Sanskrit „erlaubt it; Die berliner Handſchrift bat bier 
धमराज प्रतिभुवं SEIT: ५९५" धर्मण प्रति zu कप: 
ben zu fein. 

429), S. 105, Koi., 88, 12. Sinter टेव ift mit den ham— 
burger Sandfhriften und der berliner न्‌ einzufdieben. 

#30) S. 105, Rof., 88, 13. Man verbinde प स्तंगतः in 
ein Wort. 

431) S. 106, Kof., 88, 18. Beide hamburger Handſchriften 

चेनवि धिं 
५“ गत्वा खात्वा टेवा विधाय SIT, var⸗ 
aus ift विधाय oder ein Synonym davon nothwendig in Koſe— 
garten’ Text aufzunehmen. 

432) &, 106, Kof., 89, 3. 3 wird jtet3 ein Gewicht darauf 
gelegt, daß der Löwe nur von einem (von ihm ſelbſt getüdteten, 
insbefondere) unverfehrten, d. 0. von feinem andern Thier an— 
gefreffenen Thier ift; vgl. die zweite Erzählung des vierten Buches, 


Anmerfungen. 421 


#33) @. 107. Die hamburger Sandfhriften haben hier einen 
Zufag, welher zur Motivirung faft nothwendig. Die Stelle von 


Koſ. ©. 89, 15: कुपितः 818 17 महीष्यामि lautet namlich 
in ipnen: कुपितः। यटनेनाकाले CH श्नेनोकाटे १५५) 


पि दासेरका यं मदीयो व्यापादितः। तमां प्रतिभुवं 
टचा अपृष्टेनाणेतटनुष्ठितं | तत्सहखगुणमष्टमस्य 
सकाशाद्रहीष्यामि | erzürnt „durch ihm iſt ſelbſt vor der 


ihm bejtimmten Zeit dieſes mein Kameel getödtet und nachdem er 
mich als Bürgen geftellt Hatte ift dieſes geichehen ohne mid 
au nur gefragt zu haben. Darum werde ih ihm das Ka— 
meel taufendfältig abnehmen‘. Das hinter महीष्यामि bei 
Kofegarten bis 3. 19 एव्‌ inclufive folgende fehlt in den ham: 
burger Sandihriften und fönnte zur Noth recht aut mwegbleiben. 

434) @. 107, Kof., 89, 20. Man corrigire प्रनष्टः, wie 
auch die hamburger Handfchriften und die berliner Hat (J hat 
fehlerhaft HU: wie Kofegarten; vgl. Benfey, Vollit. Gramm. 
der Sandfritiprahe, $. 29, Ausn. 1.; VBänini, VIIL, 4, 36). 

435) @. 107, Str. 414. ©. Str. 412. 

436) ©, 107, Str. 415. Val. U, Str. 33, Weber, Ind. 
Stud. 1, 40; Böhtlingf-NRoth, Sansfrit-Wörterbud, s. v. 
SHRAAT und weiterhin die Anm. zu IL, 33. 

437) @. 108, Str. 416. Dal. Häberlin, Sanserit Anthol., 
©. 223 d. 66. Im dritten PViertelverje corrigire man यत्तो 
* यतः, wegen des folgenden weichen Conſonanten). Zu 

vgl. man सेचन Koſ., ©. 140, Str. 165. In der 
berliner Handſchrift fehlt dieſe Strophe. 

438) @. 108, Str. 417. Man corrigire im erften Viertel— 
verje त्लोके (५11 कोके) Diefe Strophe fehlt in den ham: 
burger Handſchriften und der berliner. Der etwas dunfel aus: 
gedrückte Gedanke beruht auf dem indischen Glauben, daß das 
Schickſal, welches ein Gefhöpf während eines beftimmten Lebens 
hat, Folge der Thaten fei, welche es in feinen früheren Griftenzen 


422 Anmerfungen. 


— die Inder glauben befanntlid an Seelenwanderung — gethan 
hat, ſodaß alfo ein tugenvhaftes Leben wol ein bejjeres Schickſal 
in einem zufünftigen Leben vorbereiten, nicht aber in dem eben 
geführten Leben die Folgen der Sünden eines früheren Lebens 
abwenden fann. | 

439) @. 108, Str. 419. Indem fie ſich gierig nady dem Brunft 
faft an feine Schläfe feßt und durch einen Schlag feiner Ohr— 
klappen umfommt 

440) ©, 108, Str. 420. Im vierten Viertelvers trenne man 


प्रचकिते ut 
441) 109, KRof., 91, 3. Ich überfege hier uach der Recen— 


ſion der hamburger Handfchriften, welche leſen पिंगटको पि 
टमनकप्रजस्यितमाकारमवलोक्य कोपात्‌. Die ४५ 


Kofegarten ift dunkler; ihre Ueberſetzung würde lauten: Pinga- 
laka andererſeits, da er ihn fo ſah, der Rede des Damanaka 
Glauben ſchenkend, प... | 

442) @. 109, Str. 421. Im vierten Halbverſe corrigire man 

Az, wie auch die hamburger Handſchriften und die berliner 
haben (vgl. Benfey, Vollſt. Gramm. der Sansfritiprade, ©. 446. 
Verb. zu ©. 31, 3. 28 29; vgl. Pänini, Värt. 4, zu I, 4, 60; 
Sk. 218१, 346°; Vop. 26,4. 8, 22). 

443) S. 109, Kof., 91, 15. ‚Man corrigire IST (itatt 
बुध्या) 

444) &, 109, Koſ., 91, 17. In den hamburger Handſchriften 
und der berliner fehlt das ganze Naifonnement in 3. 15. 16 
und hinter Str. 421. folgt ſogleich MAIS (3. 17), in der ber: 
liner MAT, und dann Str. 424. 

445) @. 109, Str, 422. Im erften Halbverſe corrigire man 
स्वयंभुवा. Diefe Strophe fehlt in den hamburger Handſchriften 
bier, erjcheint aber in Einſchiebungen hinter, Kofegarten, ©. 173. 

446) S. 109, Str. 423, Patola पी nah Wilfon, Sanser. Diet., 
eine Urt Gurfe, Trichosanthes dioeca, over Luffa acutangula. 
In ven Zufägen, welde die hamburger Handſchriften hinter Ko— 


~ ee 


Anmerfungen. 423 


jegarten ©. 173 haben, erſcheint eine mit diefer ganz ähnliche 
Strophe, aber im einfachen epiſchen Sloka, in. welcher परोट- 
कीटको ftatt des bier erfcheinenden परोल vorkömmt; dies ſcheint 
Dyandva aus परोट und कीटक, und legteres, nad Ainslie 
(Materia medica, 1, 423) Echites antidysenterica, bezeichnet 
Wilfon, Sanser. Diet., als eine Pflanze, aus welchem ein Mittel 
gegen Würmer und Dyfenterie bereitet wird; das Femininum एषः 
von कटका oder न्की bezeichnet er als eine Mevicinalpflanze, 
weldhe beruhigend und abführend wirft. Nah Ainslie a. a. O. 
find beide Pflanzen Heilmittel gegen Gallenkrankheit. 

#47) ©. 110, Str. 425. Im zweiten Halbvers verbinde man 

विडेषिप्रभवं zu einem Wort, 

448) ©. 110, Koj., 92, 7. 241. Str. 143. Die hamburger 
Handichriften und vie berliner repetiven die ganze Strophe. 

449) ©, 110, Str. 426. Dieje Strophe, welde auch Cuka- 
saptati 21. Nacht (petersburger Handſchrift 29%) erfcheint, ift bei 
Kofegarten augenfheinlih der 407. ſehr ähnlich und die beiden 
hamburger Sandichriften haben, abgejeben von fehr unmefentlichen 
Barianten, an beiden Stellen viefelbe Strophe, welche weſentlich 
mit Kojegarten 426. übereinftimmt. Die berliner Handſchrift bat 
ie nur einmal, BI. 1049. Die Abweihungen in den hamburger 
beftehen darin, daß an beiten Stellen im erften Halbverſe 


पातयित्तुमे° (jedod 426 zu पातयतुमेः corrumpirt) ftatt 
Kofegarten नाश्यितुमे° in 407, und घातयितुमे° in 426 
ericheint (die berliner hat नाणश्यित्तुम्‌, Qukasaptati विघटयतु 
wofür natürlich विधटयितुं zu leſen); ferner im zweiten Halb- 
vers in 426, पातयिततुमस्य RO (aber in 407, wie bei 


Kojegarten °त्रुमस्ति fe, und ebenjo die berliner). Der 
zweite Theil des zweiten Halbverſes ſchließt in 407 in. beiden 


hamburger Handſchriften °तु मुचपटं, in 426 dagegen in H 


°तुमुचपिरि, in J onatufe (in der berliner नाखुरू- 


494: Anmerfungen. 


इत्तेमुचिपरिंः in der Qukasaptati नषोभूधतमंचपिरि) 
Hier fowie in Kofegarten’S Lefeart °तुमुख्िपदं ericheinen die 
gar nicht fanskritiihen Themen, FT उचा sta ‚ find 
alfo augenfcheinlich corrumpirt. Nun finden ſich aber in den ham— 
burger Sandihriften nicht felten Beifpiele, daß ſich das Vokal— 
zeichen für u fälſchlich theils ohme allen fihtbaren Grund, theils 
durch Linfluß eines nahe ftehenden u eingefchlihen hat (fo 3. ©. 
AU für FREN entiprehend Kofegarten, S. 120, Str. 
— गरूड jehr oft für गरड); deshalb ift es nicht unmwahr- 
Iheinlih daß es aud Hier durch Einfluß des vorhergehenden 

unter F gerathen fei, wofür denn aud vie Qukasaptati ent= 
Iheidet, wo ९6 fehlt; ferner ift die Kautgruppe J überaus leicht 
mit A zu verwechjeln, und daß dieſes auch hier ver Fall fei, 
möchte (५ faſt durch 407. bewieſen ſehen, in welche Strophe 
वायो वृषं und उन्मितुम्‌ mir nur durch Conjertur aus 


नाखो० 26. entſtanden zu ſein ſcheint. Endlich jcheint mir das 
Zufammenbalten der hamburger Handſchriften und der berliner 
an. beiden Stellen in Z, fowie die Lefeart ver Qukasaptati gegen 


Kofegarten % zu entjcheiden und führt mic auf die Lefeart पिर, 
ſodaß ih alfo im Ganzen die nicht8 weniger als fühne und, wie 
mir fcheint, fehr paflende Emendation © तुमन्नपिटं ergibt, nad) 
welher 10 denn auch überſetzt habe. " 

#50) ©. 110, Str, 427. Aus den Varianten der hamburger 
Handſchriften it im Anfang des zweiten Halbverſes entweder 
विशन्यतों ar aufzunehmen, da. Koſegarten's Leſeart wider 

विशन्ते 
das Metrum verftößt, oder विशन्ति (itatt ) zu ans 
dern, da das Atmanepadam im clafifchen Sanskrit hier nicht 
erlaubt ift. Für legtere Aenderung entfcheivet die berliner Hand— 
ichrift, welche fo lieſt. 

#51) ©. 111, Str. 430. Die beiden hamburger Handſchriften 
haben भचीमस (sie!) im Vokativ, wonach ich überjegt Habe. 


Anmerfungen. 425 


In der berliner Handſchrift ift der Vogel ein Weibchen und heißt 
सूचीमुखी Im Harivanca, 8615, erfcheint ein Schwanen— 
weibchen mit dem Namen भ्युचिमुखी, und ih möchte glauben, 
daß auch Hier dieſe Variante einjt exiftirte, „reinen, redlichen 
Mund habend“ — mahrheitliebend (N; »gl. jedoch Str. 437. 

352) S. 111. ©. ven Text diefer Erzählung in meiner Chre- 
ftomathie, ©. 129. 

#53) S. 111, Kof., 93, 1; Chreft., 129, 19. Die hamburger 
Handſchriften haben °य॒थं प्रति वसति स्म्‌, weldes in den 
Tert zu nehmen. ©. Anm. 361. 

454) S. 111, Ghreit., ©. 129, 24 corrigive man lad च्न्ना फल. 

4००) ©, 112, Str. 433. ©. Str. 430, Anm. 451. 

456) ©, 112, Str. 434. ©. Sitopadefa, III, 4, und Paddhati 
bei Böhtlingl. Man verbinde पयः पानं in ein Wort. 


457) ©, 112, Str. 435. Man lefe निगेहीकृता in einem 
Worte; vgl. Sitopadefa, II, 5. — 

458) ©. 112 Dieje Erzählung iſt nur eine Variation der 
vorigen (vgl. insbeſondere Str. 437.) und fehrt dennoch in den 
beiden Hamburger Handſchriften ſogar nochmals wieder. In der 
berliner Handſchrift fehlt jie dagegen. 241. Einleitung, §. 94. 

459) @. 112, Kof., 94, 1. 94. oben Anm. 361. Die ham— 
burger Kandichriften haben (hinter ourid प्रति als Präfix des 
Verbum; da dieſes ſonſt nie davor im Pantſchatantra fehlt, ſo 
iſt es auch hier in Koſegarten's Text aufzunehmen. 

260) S. 113, Koſ., 94, 15. 16. Man ſollte umgekehrt erſt 
यावतत्‌ und dann तावत्‌ erwarten 

401) @. 113, Kof., 94, 24 Man corrigive mit den hamburger 
Handſchriften ° णुरवन्ात्सः, da च्च nicht Atmanepadam ift. 

#62) ©. 113, Kof., 94, 24. Die hamburger Handſchriften 
leſen aa (ſtatt tem) wonad ich überſetzt habe. 

463) &, 114, Kof., 95, 5, Str. 442°. Der Kofegarten’sche 
Tert hat bier nur den Anfang einer Strophe (in den hamburger 


426 Anmerfungen. 


Handihriften fehlt ©. 95, 3. 1—6). Sie findet fih vollſtändig 
in Laſſen, Anthol. sanser., 15, 9— 12, und Qukasaptati, 6, 
wonach ich ſie überjegt habe. Man corrigire auch danach bei 
Kojegarten वेचि (ſtatt वेति) Was den Inhalt diejfer Strophe 
betrifft, fo bezieht jih das Nichtkennen der Gazelle auf den Raub 
von Rama's Gattin, Sita, weldyer insbejondere dadurch ermöglicht 
wurde, daß 1 des Räubers Geführte in eine Gazelle verwan- 
delte und in diefer Geftalt Rama, der die Verwandlung nicht 
erkannte, von der Sita Seite gelockt hatte. — Nahuſcha ſpannte 
der Sage zufolge Brahmanen vor feinen Wagen, Mahäbhärata, 1, 
©. 114; IV, ©. 167 u. fonft. — Ardſchuna, Sohn des Kritavirya, 
entführt mit Gewalt ०८६ Dihamadagni Kalb und wird deshalb 
von deſſen Sohn Paracuräma erichlagen. Darauf erſchlagen Ar- 
dſchuna's Söhne den Dihamadagni, und Paracuräma vernichtet 
nun alle Kſchatriyas, vgl. Böhtlingf- Roth Wörterbuh unter Ar— 
dihuna, und bejonders Muir, Driginal-Sansftittexrte, 1, ©. 156 fg. 
— Judhiſchthira, einer der Panduiden, eigentlich Sohn des Dhar- 
ma, das ift des Gottes der Gerechtigkeit, verfpielte aus Leidenfchaft 
für das Spiel fein Neich, feine Frau und Brüder. 


#64) ©. 114, Str. 443. Im zweiten Halbverſe ijt ein Fehler 
gegen das Metrum in der Kofegarten’fchen Recenſion, wmelder 
aber durch Aufnahme der Lefeart der hamburger Handſchriften 


नृत्यति (ſtatt नरति) gehoben mir. 


265) ©. 114. @.. den Text diefer Erzählung in meiner Ehre: 
ftomathie, ©. 130 fg. 

266) ©. 114, Koſ., 95, 16. - In meiner Chreſtomathie babe 
ich dem Sinn gemäß वाङ्कभावे (Statt Kojegarten °काभावे) 
eorrigirt. Die hamburger Handſchriften haben वाडिक्यभावे 


(in der berliner ift dieſes Naifonnement ausgelaffen), und da ein 
an einen Gonfonanten gruppenhaft geichloffenes य धका mit T 


verwechfelt werden kann, fo ift wol das richtige वाडेक्यभावे 
(वाडिक्य ift fein Sangfritwort). 


Anmerfungen. 427 


467) &, 114, Str. 445. 30 leſe mit den hamburger Hand— 
ſchriften विद्यारि (ſtatt वेषाटि bei Kojegarten). In der 
berliner Handſchrift fehlt dieſe Strophe. 

468) @. 115, Str. 448. Beide hamburger haben Ian, 
welches dem clailiihen Sanskrit conform ift, da nad der Gram— 
matif us nicht Atmanepadam ift. Doc will ich nicht unbemerkt 
lafien, daß dieſes in der epifhen Sprache erjcheint und Böhtlingk 
aus der Paddhati, wo ſich dieſe Strophe findet, feine Variante 
anführt. In der berliner Handſchrift fehlt viele Strophe. 

469) &, 115, Str. 449. 281. U, 124; Hitopadeſa, I, 174; 
Mahabhärata, III, 86, und Paddhati bei Böhtlingf. 

470) @. 116, Koi., 96, 18. भारर, wie ich in der Chrefto- 
matbie corrigirt, beftätigen die hamburger Handſchriften. 

421) &, 116. in eigentliher Dieb würde nämlich fein In— 
terefle daran haben, durch Ausfüllung der Grube zu täufchen. 

422) ©, 116, Kof., 96, 20; Chreit., 132,5. —— 
Sanpferift I dat कृत्तं | यत्‌ प्रय यत्‌ मे तस्याञ्च, प कृतं 
यत्‌ प्रडन्रमेतस्या ङः da häufiger ausgefallen als eingeſchoben 
ift, fo halte ich es für ſehr wahrſcheinlich das zu leſen iſt: 
कृतं । यत्मच्छन्ं प्र यच्छ मे तस्या. Asvann Haben 
beide थ वाहं, weldes unzweifelhaft richtiger. Nach diejen 
Annahmen habe ich überfeßt. 

473), S. 116, Str. 450. Sitopadefa, I, 12; Tschänakja bei 
Häberlin, Anthol., 312, 5; Sariskritapäthopakäraka, ©. 53; 
6४१९४, ९८१९१, 72: vgl. Böhtlingk, Beitr. zur Kritik ꝛc. 

५२५) &. 116, शर्ण, 96,25; Chreft., 132,10. विवाटमानो 
ift ficher विकि und ftatt deffen, wie ich jhon in den Noten zu 
der Chreſtomathie vorgefchlagen, faqgeo aufzunehmen (vgl. 
&. 100, 25) und fo bat auch die berliner Handſchrift, ©. 112". 
Die hamburger haben विवटंतो ‚ was auch gegen Grammatif 
(Benfey, Vollſt. Gramm. २८, $. 789, V; Bänini, 1, 3, 47; vgl. 
jedoch Beiipiele des Parasmaipadam bei Weftergaard, वि Ag) 


428 Anmerfungen. 


475) @. 116, Kof., 97, 1. Ueber die Gottesurtheile bei den 
Indern, 1 Stenzler in ZOMG, IX, 661 9. 

476) ©. 116, Str. 451. 201. Däpfhnavaliya, II, 22. 

477) ©. 117, Kof., 97, 12; Chreft., 132, 22; vie in der Chre⸗ 
ftomathie (Noten und Druckfehler) gemachte Correctur चोरितः 
wird dur die Hamburger Handſchriften beftätigt 


278) ©. 117, Str. 453. 24. Str. 198. und Anm. 179. Da 
beide hamburger wie 198, fo auch hier im erften Halbvarfe यमश्च 
bieten (ftatt AA bei Kofegarten), jo habe ich danach überfegt; 
1. Böhtlingf zu 198. Die berliner Sandfchrift hat wie Kofegarten, 
aber auch in Strophe 198. lieft diefe मनश्च, mo Kofegarten 
यमश्च Hat. 

479) Der Kofegarten’fche Tert hat hier (©. 117, Kof., 97, 
24; Chreſt. 133, 10) eine Lücke, indem der mit यावद्धमेवु° = 6) 
beginnende Vorderſatz, wegen des faſt ganz ähnlichen Anfanges 
des 97010९5 तावद्धमेवु° ausgelaffen iſt. Wir fönnen fie 
glücflichermweife aus den Hamburger Handſchriften oder der berliner 


ergänzen. Nach jenen wäre zu fchreiben यावद्धमेवुदेनियहं 
वित्यहणो चितं शस्या विलोकयन्ति ताव- 
डमेवुधिना 2८. Die berliner weicht nur in Bezug auf ein 
MWort davon ab, hat aber eine andere Ordnung der Wörter. 

480) @. 118, Kof., 98, 4; Chreft., 133, 15. Die hamburger 
Handſchrift व, jowie die berliner haben प्रतिलब्य, da त und 
ठ्‌ leicht verwechfelt werden und प्रति das beimeitem pafjendere 
Wort hier ift, fo nehme ich es Itatt प्रवि in den Text. 

481) S. 119, Str. 455. 29. Str. 411. 

482) S. 119, Str. 458. Man corrigire im erften Halbverſe 
SIETT (ſtatt प्रहा व्‌) „ wie audy die Paddhati bei Böhtlingk 
und die berliner und hamburger Sandihriften haben. Vgl. Ma— 
habhärata, III, ©. 514, Vers 4219, wo नृत्यन्‌ ftatt नृत्यं zu 
fchreiben. 


Aunmerfungen. 429 


433) 5.120, Str. 459. Qukasaptati, 38. Nacht (petersburger 
Handſchrift 44°), in b संशयः ftatt विस्मयः ॥ 

484) @. 120, Koſ., 99, 18. Die beiden hamburger haben 
PUT: प्रति वसति स्म्‌, was aufzunehmen (vgl. Anm. 361). 

485) @. 120, Str. 461. Ich andre mit der berliner Handſchrift 
den Anfang in यचा? (für येनाहं) Auch die beiden ham- 
burger weihen von Kofegarten’3 Text, der ſchwerlich zu verthei- 
digen ift ab. 

486) S. 121, Koſ., 100, 9. „Onkel“ dient bier nur als 
Ausdruck der Ehrfurdt, nicht einer Verwandtichaft, wie vielfach 
im Orient, und auch bisweilen bei uns (Dort jowol als hier aud) 
im diplomatifhen Stil). * 

#87) ©. 121, Str. 463. Im zweiten Halbverſe ift COUTAS 
स्रुखाः zu fchreiben. 

488) S. 121, Koſ., 100, 23. 3 ift wol aud bier ftatt 
भारटोह zu leſen लोहार wie oben Kof., ©. 99, 25. 
Umftellungen find in den hamburger Handſchriften häufig. H hat 
die Variante लोहभागरयिं (wol für ०भनारिकां?. J hat eine 
९४९; die berliner Handſchrift hat लोहमयीं 

439) @. 122, Kof., 101, 1. Man corrigire तारस्वरेण 

490) S. 122, Koſ., 101, 9. 10. Es ift mit den Hamburger 
Handſchriften zu corrigiren तच्छ त्वा नैविंहस्य 2८. Kofegar: 
1९16 Text A ftatt तेः) verftößt gegen die Syntar. Die berliner 
Handſchrift weicht ftärker ab. 

#91) ©. 122, Str. 466. Im eriten Viertelverfe emendire ich, 
wie oben (Str. 77, Anm. 75.) रीवल्सभं (tat rg 
obgleich auch beide Hamburger und die berliner Handſchrift fo leſen), 
denn dem Unglüdlihen CAT steht ver Glüdliche entgegen; 
diefer Fann wol „ein Liebling der Glücksgöttin“ genannt werden, 
nicht aber ‚ein Liebling der Frauen’. Ferner ift im dritten 
Viertelverfe den phonetiihen Regeln gemäß पापिनो, und im 


430 Anmerfungen, 


vierten Diertelverfe (mit den hamburger Sandichriften und der 
berliner) नानाश zu corrigiren; vgl. Mahabhärata, XII, (IH, 
©. 511) Vers 4143. 4144. 

492) ©. 123, Str. 468. Man- corrigire im zweiten Halbverfe 
नष्टापि mit den hamburger (ſtatt Ast; vgl. Sitopadefa, 
Il, 168; Cukasäaptati, 47. Nadıt. 

293) ©, 123, Str. 469. Dal. Strophe 275. 

#94) ©. 123, Koj., 102, 9. Man corrigire ०संमान०, 
ſ. zu Strophe 38. Anm. 54. 

295) ©. 123, Str. 470 ©. Strophe 274; beide hamburger 
haben auch hier (470), wie oben (274) aud) Koſegarten व्क्छव्यः, 
welches wol auch hier aufzunehmen (ftatt कत्तव्य); Mahäbhärata 
weicht jedoch von beiden ab, |. Anm. zu Strophe 274. 


496) ©. 123, Kof., 102, 12. Man corrigive कतरतमस्‌ 
(fo aud die hamburger) ftatt कातर. 

497) @. 123, Str. 471. 94. Sitopadeja, IL, 169. In यदा 
ift oder enthält das auslautende चा das Prafiv zu dem folgen- 
den Verbum finitum. 

498) S. 124, Str. 472. 24. Sitopadefa, II, 173. 

499) S. 124, Str. 473. SHitopadefa, II, 174; Bhartrihari, 
II, 39, berausg. von Bohlen; II, 73, berausg. von Häberlin. 

500) &. 124, Koſ., 102, 23. Man corrigire पपि 

501) ©. 124, Str. 474. Man corrigire im zweiten Halbverſe 
नागान TIP; der Schlangeneult war in Indien vielfach ver: 
breitet; der Vogel Garuda, welcher hier patronymiih Taͤrkſchja 
genannt wird und als unerbittliher Feind der Schlangen in den 
Mythen erſcheint (vgl. Vischnu-Puräna, 149, 14) genoß feiner 
befonderen göttlichen Verehrung. Diefe Strophe fehlt in den 
hamburger Handſchriften und ver berliner. 

502) @. 124, Str. 475. Dieſe Strophe fehlt in den hamburger 
Handſchriften und ver berliner. Sie iſt aus der Bhagav. G., U, 
11, wonad in zweiten Halbverſe गततासमनगतासश्च zu leſen. 

503) S. 128. 90 habe nur die berliner Bandiehrirt zur Fixirung 


Anmerfungen. 431 


des Textes dieſer und der nachfolgenden Gedichten zu meinem 
Gebote; ich jehe mich daher, um eine Ueberfegung geben zu kön— 
nen, bisweilen zu Aenderungen genöthigt, die ich jedoch ſämmtlich 


angeben werde: die Handſchrift hat कि watt | सुधया 
पीडममानान्यपत्यानि येन नि। धिं (=) त तिष्ठसिः 
id) überfege als ob daftände किं न YA, für नि०। ift 
natürlich नि्िंतश्वि्टसि zu fchreiben; ich bin übrigens weit 
entfernt, jene Aenderung für ſicher zu halten; ich würde eher 


(0411 des न्‌) ein पवत्टोक्य oder Aehnliches Hinter प पत्यानि 


erwarten. 
504) ©. 128. Aus der Handſchrift habe ich यथाशक्ति 


प्यश० abgeſchrieben, es fteht dies für यथाशक्ति । पि I 
HA und mu in TUTITRIUMO verwandelt werden. 
In diefer Handſchrift find Die euphoniſchen Kegeln jehr oft nicht 
angewendet und anlautendes I ift oft durch ein Fleines = bezeich- 
net; vielleicht habe ich das überjehen. 

505) &, 128. Die Handſchrift hat ब्राह्यणस्तदव चननि- 
gear; ih "नः ब्राह्यणस्तदचननिर्वेटेन. 

००५) @. 129. Die Handfhriftt नामम्रहणोपि; 1४ leſe 
नामपहणेनापि 

507) @. 129. Es iſt dies die Strophe, melde ſich bei Kofe- 
garten, IV, 11 (©. 201) findet; dir Handſchrift [धी jedoch in a 
ara (eorrigire ब्‌) für चेरे, welches mir unpaflend ſchien, 
daher ich nicht danach überjegt habe; in b hat jie am Ende fehler: 
haft निष्टतति। für निष्कृतिः. 

508) ©. 129. Die Sandidrift hat चिरात्येन, nur ५९४: 
ſchrieben für farra + 

०००) S. 129. Die Handieriit hat एवंमबोचारितः, der 


Anufvara ift zu ftreichen. 
510) &, 129. Die Handihrift hat साधुः dies liege ſich zur 


432 Anmerkungen. 


Noth erflären, aber da alle ven Brahmanen anrevden, fo ift ९6 


०५0 wol in साधो zu Andern und demgemäß habe ich überfegt. 
511) @. 129. Die Cinweihung (Konfirmation) der Brahma— 
nen wird als ihre zweite Geburt angefehen. 


512) @. 129. Die Handfhrift hat पश्यासि, welches natür- 
lich in तपामि zu ändern ift.. 

# 2) 8.129.208 Handſchrift hat मामनुखहाय्‌, eorrigire 
ममानु°ः | 

514) S. 130. Die Handſchrift WITT, was natürlih zu 
TAAaI zu ergänzen, 

515) ©. 130. Die Handihrift ऽत्यया्तिभेवति, wo natür- 
ich og ३४ corrigiren. 


316) &. 130. Die Handſchrift ममापयुर, welches in AA? 
zu ändern. 

517) S. 130. Hier muß eine Rüde fein, in welder erzählt 
wird, daß ihm der Brahmane heraushilft. und daß er alsdann 
das nachfolgende fage. 

518) ©. 130. Die Sandichrift ift hier ſchwerlich richtig, fie hat 


थ far fh Fargaü aa भवति तटा त्वया 
मम्‌ सकाशे समानेतव्यमित्येर; ſollte zu ändern fein यटा 
हिजेन किं ८.१ | 


519) @. 130. Die Handſchrift TITAM तत्सकाशं, wo 
त्व in त zu ändern. 


520) S. 130. Die Handſchrit TAT A तिवे०., wo 
für zu leſen stm aA 2 : । वर. | 

521) @. 130. Die Sandihrift hat stendtagaatch: 
bier ift unzweifelhaft ०%मेवेयकाटि° zu ſchreiben und vielleicht 
vor चरित hinzuzufügen सवशे 

22) ©. 130. Die Hamdſchrift bat तत्सक्ताभतत्सवैः ४ 
emendire तत्छकाश्पाच्त्छब, 


Anmerkungen. 433 


523) @. 130. पाटाघे° ; vgl. BöhtlingE Ueberfegung der 
Cakuntala, ©. 14, Anm. 


524) @. 131. Die Handfhrift hat क्रत त्वयेट्‌, zu ändern 
in कृतस्त्वयेदंः mit gewöhnlicher Nichtanwendung der phoneti- 


ſchen Regeln hatte irgendein Vorgänger कतः त्वर gerieben, 
und der Bifarga war dann, wie jo oft, ausgelaffen und क zu 


N verleſen. 
525) S. 131. Die Handſchrift व्यापादितः । इति, wol 


zu ändern in OFT इति |, obgleich in diefer Handſchrift इति, 
we ९6 einen Gedanken fignalifirt, faſt 0९5 nit als Endwort 
des Gedanfen, fondern als Anfangswort des daraus ſich ergeben 
den betrachtet wird. 


526) &, 131. Die Handſchrift ब्राह्यणमपटशं, wo jtatt 
०९6 letzteren unzweifelhaft °मपसटं zu emendiren und das 


Ganze höchſt wahrſcheinlich in ब्राह्यणापसटं zu ändern; 
vgl. Böthlingk-Roth, Sanskrit Wörterbud unter NUT, 


527) ©, 131. सज्वापय prafritifch; vgl. Benfey, Vollſt. 
Gramm. ver Sanskritipradie, $. 209. 


528) @. 131. Die Handſchrift प्रलिप्रामपि zu. Ändern in 
प्रलिघ्नापि 

०29) @. 131. Die Handſchrift fafay भविष्यति, entweder 
in निविषा oder eher, wie nachher, in निविषी zu ändern, 

530) ©. 131, Die Handſchrift निविषीं in निविषी zu 


ändern. 

531) @, 131. Die Handſchrift समुस्थितः natürlich in 
समुत्थितः zu ändern, 

532) @. 131. Die Handſchrift ech zu ändern in Age 

539) @. 131. Die Sandfhhrift डिडिमस्वमा० zu ändern in 
° स्वन मा over »Am ſo. 


Benfey, Pantſchatantra. II. 28 


434 Anmerfungen. 


53) @. 131. Die Handſchrift A: समानीय, wo Vifarga 
zu jtreichen. ९ 

535) @. 182. Die Handſchrift °कुटं ब zu ändern in RT. 

इज्जनसमेतो 

536) @. 182. Die Handſchrift सुह ज्जनसमता, zu ändern 
in ग्समितो 

537) @. 132. Die Voreriftenz im DVerhältniß zu feiner nächſten 
Metempſychoſe, deren Lage und Umftände nah indiihem Glauben 
durch die Werfe der vorhergehenden Eriftenzen bedingt find. 

538) S. 132. So heißt der Stier ftet8 in der berliner Handſchrift. 

539) ©. 133. Die heilige Ganga reinigt von allen Sünden. 
Es iſt dies ein halber Slokas; ob die andre Hälfte jhon urſprüng— 
10 fehlte, oder durch Nachläſſigkeit ausgelaffen ift, kann ih noch 
nicht entjcheiden. 

540) @. 133. Die Mufchel ०९६ Viſchnu ift aus den Knochen 
eines Dämon, Bantihadihana, gemacht (heißt deshalb पाञ्चजन्य), 


Knochen find aber eigentlich unrein. 

541) @. 133. Die Sandihrift °संसमगे करस्य, wo natürlich 
oN : MP zu ſchreiben. 

522) S. 133. Die $वणणकिणा' विहरणमाणयोः, wo na⸗ 
türlich विहरमाणयोः ‚ zu ändern. 

543) @. 133. Die Handſchrift ITAU, wo natürlih ein 


Anufvara über IT überjehen war und गन्तव्यं zu Schreiben: ift. 
544) ©. 134. Die Handfhrift mit einem in den Handſchriften 


nicht feltenen Fehler किरि चिट° ſtatt क चिट्‌° 

545) &, 134. Die Sandirift एवं वित्य, welches zu एवं 
विचिन्त्य zu ergangen. | 

546) S. 134. Die Handſchrift थ तं पद्यवने तं प्यति 
नरि hier muß एण ein A geftrichen werden. | 


547) @. 134. Die Handſchrift टिवांध, wo natürlich of 
zu jchreiben. 


Anmerkungen. 455 


०५०) @. 134. Die Sanpfhrift बशिजा रकसाथे, wo 
वणिजां nothwendig zu ändern; für रक्ती leſe ich, jedoch bevenf- 
ih, एक; die getrennte Schreibweife (वशिजां TH 1411 


बणिजामेक०) ift übrigens in den mir befannten Handſchriften 
des Pantſchatantra häufig. 


549) &, 134. Die Handſchriften नदीविवरम्‌ „in das Loch 
eines Fluſſes“; das kann unmöglid richtig fein, denn da haufen, 
jo viel mir befannt, Eulen nicht; da 00 jehr haufig Umftellung 
der Buchſtaben in den Handſchriften findet, jo vermuthe ich 


ट्रीविः oder follte ट्रूविवर , Höhlung eines Baumes’ emen— 


dirt werden dürfen? das wäre natürlid) das angemeſſenſte. 
550) @. 134. Die Handſchrift hat "निमित्तचिकित०, 
wofür oAIf No zu ſchreiben. 
४९ nee Ei डरे 
551, @. 134. Die Sandihrift hat Tg TU wofür TO 


zu fchreiben. 

552) @. 134. Die Handihrift hat कणप, was in 
out zu ändern. 

553) @. 135. Die Handidrift hat शिवाख्ितानां, zu 
corrigiren in शिवायाच्ितानां 

००५} @. 135. Vogl. oben Strophe 336. 

555) @. 135. Die Handſchrift Hat पथ्योटन, weldes wir 
wol in ण्योट्‌° verändern müjjen; Doch ericheinen gerade von 

viele Beifpiele, wo es der Analogie von Benfey, Vollit 

Gramm., $. 86, Ausn. 1, zu folgen jheint; vgl. Böhtlingk-Roth, 
@ 41161711: Wörterbuh unter en 


556) @. 135. Die Handſchrift hat सभार्यो wo natürlich 
der Anufbara zu jtreichen. 


5657) . @. 136. Die Sandſchrift hat सखंडद्रासषाचतुजां- 
तकवासितलडुकाणोकवत्तिखाधप्रभृतिविविधन्ष- 


28 * 


436 Anmerkungen. 


विशेषैः ‚ bier habe ih in चतजातक्‌ das Um nicht über: 
-9 
fegt und ftatt जातक gelefen जातिकं von जाति in Be: 


deutung „Muskatnuß“; natürlich iſt dieſe Umänderung ſehr zwei— 
felhaft; eine Ueberſetzung der Leſeart würde lauten „mit vier 
Arten von Trauben“, welches mir unpaſſend ſcheint; in चत्तुर्‌ T 


vermuthe ich eine Gorruption; ftatt लड़की ft SEN zu leſen 
z „eine Art Zuckerwerk, welches aus einer Mehltugel befteht, die 
mit zerlafjener Butter gebacken iſt und mit Zuder und Specereien 
gewürzt; खाच, welches in der Handſchrift wie TAT aussieht 
ift in खाद्य zu ändern. 
558) @. 136. Die Handſchrift hat मृयाविहारं natürlich in 
मृगयावि° zu ändern. 
559) ©. 136. Schwerlich richtig von mir überjegt, aber wol 
auch ſchwerlich in der Handſchrift richtig. Diefe Hat परभाग्या- 
पजीवितया सुधा बाध्यमानान्यां, ih möhte leſen 


परभागोपजीविताभ्यां सुः 2८., 9. h. „melde von. feiner 
Majeftät lebten (२. 0. ihren Unterhalt empfingen) und durch Kunz 
ger gequält wurden”, Ferner hat die Handſchrift die Worte 


सिंहा विज्ञघः zweimal, das eine Mal find fie natürlich zu 
ftreichen. 


560) S. 136. Die Sandfhrift $" प्रीतमना ग्रीत्या०, 
wofür oAAT: प्री zu jchreiben. 

561) &, 136. Die Handſchrift hat तकिं चि०, wofür = 
किचि zu fchreiben. 

562) ©. 136. Die Sandihrift hat मसापि, wofür zu cor= 
rigiren मयापि | 

563) @. 136. ०पर्येहशं wofür zu corrigiren ०पर्येताहशं 

००५) ©. 186. ॐ Handſchrift hat भवतोरपि वसिष्ट, 
was ich in °तोरष्यवशिष्टं ändre (aus °रपि ॐ त°, meil in 


Anmerfungen. 437 


diefer Handſchrift und mol nad dem Mufter ihrer Vorgangerin 
nicht jelten = ftatt II erjcheint und die phonetifhen Negeln un— 
berucjichtigt gelafien werden). 


565) @. 137. Die Handſchrift Hat ममागद्डंतं, mas na= 
türlih in ATATITO zu ändern. 

566) &, 137. Die Handſchrift hat भूयो, man corrigire चयो 

567) @. 137. Der Coder hat त एते स्व परास्यावा- 
चाचगंतारस्त०,५ Life एते श्वः पराह वाचागन्तारस्त° 
und überjege पराह „übermorgen“, natürlich fraglich. 

568) @. 137. Die Handſchrift Hat प्रत्युपन्नमतियेद्भवि- 
UT गृहीत्वा, ५४ " प्रल्यत्पन्नमतियद्भविष्यो गु" 


zu ändern iſt. 

569) S. 137. Die Handirift hat एके TA पट्‌, ic ११५०८ 
एव्‌ und leſe एकपदं 

570) @. 137. Die Handſchrift hat हटा को जाति, zu 
ändern in हटा को जानाति 

०1) @. 137. Die Handidrift hat IT ब वेचि, zu ändern 
in न्वेति 

572) S. 188. S. 1, Strophe 366. 

573) @. 138. Die Handihrift hat म्रुषसमसलन्‌. ich leſe 
मुखसमूल्सन्‌ 

574) ©. 138. Die Handſchrift hat ताडितमा० in ताड 
यिततुमा° zu ändern. 

575) @. 138. Die Handihrift hat तजचेकेण wie in ven Ve— 
den, bier aber in or zu ändern. 

576) @. 138. Die Handihrift hat पाशुभिरेव, man corrigire 
पांशुः 

०7) ©. 139. Die Handigrift hat महाशाखा, vielleicht 


= 





438 | Anmerkungen. 


zu corrigiren ONTUT, da es ein Baum ift, doch koͤnnte der 

Name auch ein Femininum fein. 
578) @. 139. Auch bei Höfer, Sanskrit-Leſebuch, 64, 3 tft 

EN 

Aut ftatt कोशश्वी zu fchreiben; ebendaſ. 3. 9 corrigire 

man OITIMZT nad, der berliner Sandfhrift ftatt OITUA. Im 

Allgemeinen liegt jedoch bei Höfer eine von der berliner Handſchrift 

abweichende Recenfion vor. ’ 

>79) ©. 139. Die Handſchrift hat VTITWIU, corrigive 
° ण॒य्य 

380) ©. 139. ॐ Handſchrift hat fSadn:, eorrigire 
fazde. 

>81) ©. 139. Die Handfrift hat हसाकृत्ः, zu corrigiren 
SAT: Fre. 

582) ©, 140. Die Handſchrift hat समूत्पतितः + wo natür- 
lich °पतिताः zu corrigiren. 

583) ©. 140. Diefer trägt in. ver berliner Handſchrift dem 
König der Vögel, dem Garuda, ihr Anliegen vor. 

584) S. 140. Die Sandidrift hat इड. man corrigire इड्‌ ` 
(vgl. Anm. 588 und 590.) 

585) @. 141. Die Handidrift hat om, wofür °गाचो 
zu leſen. 

586) S. 141. Die Handſchrift hat उङ्ुषितः, es ift aber 
Serum zu fchreiben (vgl. jedoch Böhtlingk-Roth Wörterbud) 
unter STIU, was aber fchwerlich richtig). 

587) ©, 141. Die Handfhrift bat AI: तिबलवान्‌, 
wofür natürlid मच्ोऽ ति zu jchreiben. 

588) S. 141. Die Handſchrift hat 88, in ER zu andern 
(1. Anm. 584.) 


589) S. 141. Die Handſchrift hat Nut: ,‚ wo natürlid 
der Viſarga zu ftreichen. * 


Anmerfungen. 439 


590) @. 141. Hier hat ४८ Handſchrift fogar E51 व्यार, 
ſodaß man faſt glauben jollte, daß neben auch ein Thema 
exiftirt habe; da ich aber fonft Feine Spur eines ſolchen finde, 

fo andre ih auch bier ER 
599 S. 141. Die dandſchrift hat त्मा वेवाबतिं 


नीतो ‚ zu ändern in चप्यात्मा चेवोनतिं 1८. 


592) S. 141. Nicht in Sandfrit, jondern in einer Volksſprache. 


593) @. 142. 90 überjege diefen Anfang nad Wilfon, Trans. 
of the Roy. As. Soc., I, 165, obgleih er nicht wörtlich mit 
dem in der Handſchrift enthaltenen zu ſtimmen fcheint. 


०9५) S. 142. 20 bemerfe, daß der Text, welder, wie in ver 
vorlegten Note gejagt, in irgendeiner der Volksſprachen Indiens 
abgefaßt ift, पयोध्यासिंनगरीते hat, woraus man jieht, 
daß Minnagara nur „Hauptſtadt“ bedeutet; es ift Verftümmelung 
von स्वामिन्‌ AM (gl. aud Wilfon, Trans. of the Roy 
As. Soc., 214); es erklärt jih daher das doppelte Vorkommen 
dieſes Namens bei Ptolemäus (vgl. Laffen, Ind. Alterthumsk 
HI, 855). Sollte aud) ee Mänkir, bei Maſudi (Gilde: 
meifter, Scriptor. Arab de reb. ind. loei, 44) eine Entftellung 
aus Minnagara fein; dadurd würde es fich erklären, daß er damit, 
wie Gildemeifter mol mit Recht annimmt, Ujjayini bezeichnet. — 
Ajodhja ift jegt Oude. 

5%) @. 142. Gin altes Königreih, etwa dem jegigen Dude 
entſprechend. 


596) @. 142. Unſre Handſchrift hat सुरथनामिं, „mit Na= 
men Suratha“ („ſchöne Wagen habend“). 

597) ©. 142. Bezüglich der ſüdlichen Ausdehnung von Kocala 
bis über das Vindhja-Gebirge vgl. Laflen, Ind. Alterthumsk., 
1, 129, Note 3, und insbefondere Wilfon zu Vischnu-Puräna, 
©. 190, Note 79. 

598) S. 142. „Nackt gehend” 040८ ich der Ueberfchrift wegen 
aus dem Tert der Handſchrift aufgenommen, dieſe bat TAT 


440 Anmerkungen. 


अमणकृते , die nadenden नृग्र werden als Priefter ver Dſchai— 
1046 bezeichnet (I. bei Weber, berliner Handſchriften, ©. 247, Vers 
58); die Oramana find aber befanntlich die buddhiſtiſchen Aſketen 
(Burnouf, Introduction à P’histoire du Buddhisme Indien, 1, 215) 
und jo-ift wol nagna „nackt“ hier Appellativ. 

599 ©. 142. Bier ungefähr beginnt das 106. Blatt der 
Handſchrift und damit wieder der Sansfrittert, dem ih im Wei— 
teren folge. 

600) &,142. ‚Der Text lautet in ver. Handſchrift TAIUT- 


MUTUTFATTTSTSHTTATETETIN तिं 
शांशछायानष्टमुष्िधातुमूलजी वचिंताुं ॥ कामाषः 
काटिज्योतिप्रकारेसेा Das im Inftrumental=Blural ſte— 


bende lange Compoſitum enthält ficherlih nur techniſche Ausdrücke, 
welche क auf Theile beziehen, die zur Aftrologie gerechnet wur— 
den. Die meiften verjelben laſſen क ſchon in den aftrologifchen 
Shriften nachweiſen. In Bezug auf MI, eigentlih „Frage“ 
1. Weber, Sanskrit-Handſchriften ver berliner Bibliothek, Nr. 836. 
843. (©. 235. 236), Nr. 849. (S. 239, Vers 11.), Nr, 873 und 
insbefondere Nr. 863. (Vers 1. und 73.), Nr. 880. 883. व्याकरण 
„Grammatik“ ſcheint ſchwerlich hierher zu paffen; गः व्याहर 
zu emendiren fein? ich habe überſetzt als ob dieſes fände; होरा, 
600८9 ift aus der occidentaliſchen Aftrologie vermittelt der arabi- 
ſchen in die indische übergegangen; Wilfon erklärt es durch Auf- 
gang eines Zodiafalzeihens; vgl. aud Weber, Ind. Studien, I, 
254. 277. 279. 283, 23, als Bezeihnung der KHorofeopftellung 
ebendaf., IL, 277. 415; vgl. Eolebroofe, Essays, H, 526. — 
NAT, 1९07119 शकुन Kenntniß der, Vogelaugurien, 
vgl. Weber, Ind. Studien, IL, 252 fg. berliner Handſchriften Nr. 249. 
(©. 86), Nr. 250. (S. 95). - IA Aufgang eines Sternbildes, 
vgl. Weber, ‚Ind. Studien, IT, 269. 274. 275. 281. हका, 
Weber, Ind. Studien 254**. 264, 4. 279, 9. 283, 23 berliner 
Handſchriften Nr. 878. (44) ©. 259, उड ण; vgl; € ०९००९, Essays, 


II, 364 fg.; für नयांश ift zu beſſern नवांश, vgl. Weber, 


Anmerfungen. 441 


In Studien, 264,755 -278, 8; 281, 19; 283, 423; zu 
STENIN, vgl. Weber, Ind. Studien, 279, 9; 283, 23; zu 


FFWIN, send. 264, 3. 4; 279, 10; 283, 23; zu STAT, 
vgl. grahachäyä bei Weber, berliner Handſchriften, Nr. 842; zu 
AP vgl. nashtajätaka, Weber, berliner Handſchriften, ©. 258, 
xxv; Nr. 858, xm (859, उपा); 878, 48; ih habe ९5 nad) 
Analogie von AP ‚Neumond‘ überjegt (Hematſchandra, Sloka 
151.), natürlih ohne Sicherheit; After „Diebitahl‘ nahm ich 
nad Analogie der Art, wie die Inder die Eklipſen der Sonne 
und ०९6 Mondes mythiih darſtellen; घातु habe ih nad dem 
Lexikon überjegt, vielleicht ift e8 jedod auf Die Lebensfäfte zu 
beziehen, vgl. Weber, Ind. Studien, Il, 262; मूलः it Name 
eines Sternbildes (2९5 19. Nakſchatra, Wilfon, Dict.; Eolebroofe, 
Essays, II, 340), vielleicht bedeutet es aber in der Aftrologie etwas 
anderes, j. Weber, Ind. Studien, I, 94, 99; U, 286, Note, 
und Laſſen, Anthol., 16, 18; Dshiva ift aus dem Griechiſchen 
überfommen, Name des Planeten Jupiter (Zeug, verändert um 
einen begrifflihen Lautcompler zu erhalten), vgl. Weber, Ind. 
Studien, I, 261; 280, 14; चिन्ता vgl. Weber, Ind. Studien, 
I, 284, 7, und naväncacintä in berliner Handſchrift, Nr. 873; 


fang ॥ कामाषकाटि ift corrumpirt; aus dem Worte 
aspects in Wilſon's Ueberfegung (Trans. of the Roy. As. Soe., 
1, 165, 3. 2५४. u.) glaube ich entnehmen zu dürfen, daß er 
लोक 198, danach emendire फ चिन्तालटोकमेषकाटि, 


Mit dem Widder wird der Zodiafus ſtets begonnen. 
601) @. 142. Die Handfrift Hat राजा, wofür राज्ञा 


zu leſen. 
602) &, 142. Die Handihrift hat uUtgaTaaTc ‚der 
legte Theil ift natürlich ०=चवेत्तारः zu lefen; die Eigenſchaft, An— 


derer Gedanfen zu errathen, wird von den Buddhiſten ihren Arhats 
(Heiligen) und überhaupt den Jogins (Zauberern vermittelft Me- 
ditation 2८.) zugefchrieben. 


442 Anmerfungen. 


603) @. 143. Die Handidrift hat getan, was in सुर 
rg zu ergänzen. 

604) Ss 143. Die Handſchrift Hat au, wofür 
SAU zu ſchreiben. 

Ex * 

605) ©. 143. टेवानां प्रियः wie क auch der buddhiſtiſche 
Aſoka in feinen Inſchriften nennt (Laffen, Ind. Alterth., IL, 223). 

606) ©. 144. Eine der Hauptſtädte Mittelindiens zur Zeit 
०९6 Buddha (Laſſen, Ind. Altertbumsf., II, 65). 

607) @. 144. Die Handſchrift १" प्रातिवेस्काभेकान्‌, 
wo natürlich A in € ४ zu verwandeln. Nach Bantichatantra, 
Kof., S. 164, 14 möhte man vielleicht auch geneigt fein Ang 
zu Andern, zumal da प्रातिवेष्य im Daca-Kumära-Carita 
(in meiner Chreftomathie, 197, 11) erjcheint; aber in der an— 
geführten Stelle २९६ Pantſchatantra hat vie berliner Handſchrift 


ebenfalls wie hier प्रातिवेष्मकाः (die hamburger haben leider 
da eine Lücke); daſſelbe auch gleich meiterhin (S. 107’), und 


प्रतिवेष्मन्‌ „Nahbarhaus‘ findet क in der ſpäter mit- 
zutheilenden Erzählung, ©. 161, 6. Da प्रतिवेश, „Nachbar: 
haus’ ebenfalls belegt ift, fo it प्रातिवेग्यक nicht geradezu 


zu verwerfen, doch habe ih ſchon in meinem Gloſſar unter 
utmaa auf die Schwierigkeit in der Vrivdhirung aufmerkſam 
gemadht. | 


608) @. 144. Die Handfhrift Hat सवेमनुष्यो चररूप- 
स्वासो सत्वम्‌ ift zwar vediſch (f. Saͤmaveda, Gloſſ.), aber 
nicht clafjiich, es ift daher wol °सत्वोऽसो zu fchreiben. 

९०9) &. 144. vyähära, vgl. mein griech. Wzll., II, 108. 

610) ©. 144. Die Handfhrift hat [षव AT AATErd, 
was bei der in ihr vorwaltenden Schreibweife quggyo zu [धंधा 
wäre; ich Andre ago. 


Anmerfungen. 443 


611) @. 144. Die Handſchrift hat त्यजत्तामयम्‌, was in 
Isar? zu ändern. 

612) @. 144. Die Handihrift 0" गवा स्य९, was in 
OAITTATI® zu ändern. 

613) @. 145. Die Hampihrift hat भ्युचितड, zu ändern in 
are. 

614) ©, 145. Der Schlangenfönig im Pätäla, der Unterwelt, 
wo die Schlangen wohnen. 

615) @. 145. In meiner Abſchrift habe id उपरयाघाद्‌ब- 
हपायेयंः da ich nichts dazu bemerkt habe, jo werde id mic 
wol nur verfihrieben haben für ° द्‌ बहषाः. 

616) @. 145. Wilfon hat ftatt deſſen Bhattanagar. Vielleicht 
1९01 €. wie nicht jelten für र्‌, vgl. FR bei Böhtlingf- Roth 
u. ए. Worte; ०० vgl. auch den Namen Kaukuttaka bei Wiljon, 
Vischnu-Puräna und Kukkuta in Kukkutäräma und ſonſt bei 
Böhtlingf-NRoth_ u. d. Worte. 

517) @. 145. Die Handſchrift Hat परस्यरविज्ञातसदा 
(oder द्या)सुखसंश्चयणी यसं बंधिकगुहे, ५ inne °ज्ञा- 
तसंध्यामुखसंर. 

618) @. 145. Hier und etwas weiterhin (S. 109%) hat die 
Handſchrift प्रभविष्णु, wofür प्रभवि° zu corrigiven; Dies 
Thema fehlt bei Wilfon; es ericheint aber bei ihm das davon 
abgeleitete °ष्णुता 

619) @. 145. Die Handſchrift hat तगृह्यताम्‌, zu ändern 
in तत्रह. . 

620) &, 145. Die Handihrift hat गगुणापेत्त ‚ was 
गुणोपेत° werden muß. 

621) @. 145. Die Hanpihrift hat Saat, 0001410 vor— 
her जानपदास्‌ im Plural fteht; ſolche Verſehen kommen 916: 


weilen ſowol in diefer ald ven Hamburger Handſchriften vor; ९8 


ift natürlich ऋन्रुवन्‌ zu ändern. 


444 Anmerfungen 


628) 145. Die Sandihrift hat तस्या महत्तमेर ; फ 
glaube kaum, daß dies richtig und überjege als ob तस्या, 
AETAT ſtände. Wilfon hat servants überjegt 

623) ©. 145. Ich weiß nicht ob ich richtig überfege; Die Hand— 
कपाः Hat NWEITTURTUER भतवद्कात्‌, ५. अयह 
1 Böthlingk-Roth प. १. W TER A iſt fein Wort, ich vermuthe 
dar TEN zu leſen (ob vielleicht ſelbſt FIN, mit Subftitution 
von [a für ह्म्‌ in Panini, III, 2, 154; Benfey, Vollſt 
Gramm. der Sanskritſprache, §. 2999. 

624) @. 146. Dal. Sävitryupäkhyänam, II, 26 Gopp); 
Laſſen, Anthol. sanser., 34, 10 

28 146. Meine Abfchrift der Handſchrift hat कम्‌ 
asetfAt, zugleih mit Behler gegen das Metrum; leider 
habe ih auch an diejer Stelle feine vollftändige Sicherheit, ob 
meine Abjhrift ganz genau, es ift aber unzweifelhaft wie in 


Zafjen, Anthol. sanser. 15, 7 यद्धवेत्यू वेनिमितं zu corrigiren. 
Im zweiten Halbverfe hat die Handſchrift कत्तु पंडितिस्िटशेरपि स्िटशेर A 


wo Wilfon पुष्पकचिट © gelefen zu haben fcheint; letztere Leſe— 
art würde au in der folgenden Frage der Umgebung ihre Be— 
ftatigung finden; allein wie unſre Sandfehrift Hat auch Laſſen a. a. O. 

626) S. 146. ©. die vorige Anmerkung. 

627) ©. 146. Die Handſchrift Hat यमाह, zu ändern in 
यम IE | 

628) S. 146. Die Handihrift hat, wie Anm. 618 ma 


629) @. 146. Die Handſchrift hat इत्येवं चनं, zu andern im 


इत्येवं ब चनं 
630) 147. Die Handſchrift hat ee वचनीयता 
ich glaube ९6 muf कीन्यानु तब over नृतवः gelejen 


werden, nad diefem habe ich überjegt 
631) @. 147. Die Handfhrift hat UIAURU, was viel- 
leicht nicht unrichtig, doch fcheint mir परपुरुष beſſer und ich 


Anmerfungen. 445 


habe überjegt als ob dies fände; wie fie darauf kommen könnte, 
den höchſten Gott zu vermuthen, weiß ih nicht. 


632) S. 147. Die Handihrift hat तप्रयाथे , was in 
तप्रत्ययाथं zu ändern. 


633) S. 147, Die Handſchrift hat ट्रोच्छितमूकाटरवंड- 
लकटकाकेयूरांगट्‌०, ih ५ SORTE are. 

634) @. 147. Die Handſchrift ° प्रविष्यत्तीति, was in 
प्र वेय zu ändern. 

635) ©. 148. Sehr fraglih. Die Handigrift hat UIAR- 
षात्यन्नासहस्रेहवाचां परायणं, ic Habe Überfegt als ob 
finde परमरर्षोऽत्यन्तललेहवाच्चरोपरायणं Wuſſon muf 


eine ſehr abweichende Lefeart vor 19 gehabt oder jehr frei über- 
ſetzt haben. | 


636) @. 148. Im diefer Repetition (vgl. S. 141), wo wie 
immer die Handihrift nur die erften Worte der Strophe wieder— 
holt, wird hier नम्श्चवणको ट्ग्चघ gelejen (corr. AAVC), 
während ९6 in der Ueberjährift IT: छपणको beißt, mas 
dem Sinn nad wefentlich identisch ift. 

637) @. 148. Die Handferift hat पुष्पं सोऽब्रवीत्‌ 
Mas gsi bier bedeuten foll weiß ich nicht und habe e8 darum 
in der Meberfegung nicht berückfichtigt. 

638) &, 149. Meine Abfchrift der Handſchrift Hat HAT, 
da A und A ſich in dieſer fo ähnlich find, fo ift gewiß प्रसूता zu lefen. 

639) @. 149. Die Handſchrift Hat पाषित, natürlih in 
पोषितः zu ändern, 

620) ©. 149: Die Handihrift Hat TAT कलकल ०, was 
natürlich in IR: RS zu ändern. 

41) @. 149. Die Sandihrift hat Mer बंधबंध व्यापा- 
gar इतिः ©. 1199, wo der König die Worte wiederholt, heißt 


446 Anmerfungen. 


८ वंधर घातय TERN; °" ift zunäcft १०५ व्यापादयत्‌ 
zu leſen व्यापाद्‌य र्‌ इतिः वंध, obgleich ८6 gegen die Gram— 


1141, welhe बधान oder Ja gefordert hätte, wage ich nicht 
zu ändern, e8 konnte u durch Einfluß der Volksſprache in die 


erfte Bonjugation übergegangen fein (vgl. 3. B. अण बन्धसि, 
Cakuntala, 85, 2); in der Wiederholung पी UT zu सधा. 

642). &, 149. ©. die vorige Anmerkung. 

643) @. 150. Nur ver legte Viertelverd der legten Strophe 
ift hier wiederholt, weil er die Moral vollftändig enthält; ſonſt 
geihieht ८6 gemöhnlih mit dem Anfang und mit dem Abfürzungs- 
wort डति 

644) S. 150. Die Handſchrift hat तत dan un नाश्यः, 
wo Frl. nothwendig नाश्रयणीय , wahricheinlich zu ändern iſt. 

635) S. 150. Die Hanfchrift 0० स्वावधार्थो, «8 ift aber 
wol स्वृ बत zu jchreiben (vgl. Handſchrift 121), oder jollte man, 
da er jie weiterhin als feine Brüder bezeichnet, überfegen „um die 
jeinigen nicht tödten zu laſſen?“ dann ließ es ſich halten, doch zu 
geſucht; vgl. zu diefer Strophe Hardy, Manual of Buddhism, 
113; Mahäbhärata, XII, 4957. 

646) &. 150. Im Text der Handfhrift fehlt hier die Erwäh— 
nung des Prinzen, und im folgenden muß eine Lücke fein, 

647) &. 150. Hier ſcheint die in der vorigen Anmerkung ans 
gedeutete Lücke zu fein; nah Wilfon’s Auszug zu ſchließen folgte 
eine Stelle, in welder gejagt ward, daß auch die beiden andern 
von ihren Vätern getadelt wurden; dann etwa, daß ſie alddann 
bemerften, daß der Prinz über jenen Tadel betrübt war, und 
hierauf folgen dann ihre Worte, wie fie die Handſchrift gibt. 


भावन्मेचीस 
648) @. 150. Die Handihrift hat ar, ९5 
iſt ſicher भवन्से० zu ändern. 
En 
649,8,’1507 "Die Handſchrift hat un + zu ändern 


पेतेनेव. 


Anmerkungen. 447 


650) ॐ; 150. Die Gandſchrift hat निमृत्य was in निसुत्य 
zu ändern. 

681) @. 150. Die Handihrift hat arten , wofür na= 
türlich तथानुष्ठिते zu jchreiben. 

652) @. 151. Der Adamspif mit der Spur von Buddha's 
Fuß, Wilion, Trans. of the Roy. As. Soc., I, 169; Gilvemeifter, 
Sceriptorum Arabum de Reb. Ind. loci, 72; vgl. Räja Tarang., 
UI, 72. An ver citirten Stelle dev Räja Tarang. ift ebenfalls 
von den Edelfteinminen, an denen er reich धि, die Rede; ९6 find 
damit wol urfprünglih die Segnungen jener Fußſpur gemeint, 
zu welcher die Buddhiſten, ſpäter aud die Anhänger anderer Re— 
ligionen wallfahrteten. Vgl. auch „Die Infel Ceylon, von Richardt 
Wendt“, 1854, ©. 28, wo Rohana nad buddhiſtiſchen Quellen 
nur वहि Name eines Diſtriets erfcheint, in weldem aber der 
heilige Berg liegt; vgl. jedoch auch Catrunjaya Mähätmyam bei 
Weber, ©. 31. 32, wo der Rohanaberg ebenfalls vorfommt; bei: 
läufig' bemerfe ih, daß die an diefer Stelle, ©. 31, vorfommende 
Erzählung eine der Kauptpartien एणा Sindbad's Reifen ift und 
augenjcheinlich mit ihnen aus derfelben Duelle jtammt, alſo ihren 
indifhen Ursprung erweiſt. 


653) ©. 151. Die Handihrift hat UT सायि°, was in 
तथ्या zu ändern. 


654) ©. 151. Die Handſchrift hat भोजनवेत्ठां, wofür wol 
oaTal zu ändern. 

666) ©, अना Die Handſchrift hat जातश्मानिद्‌ां, wofür 
zu ändern SATT. 

656) @. 151. Die Handſchrift hat ततचैवमीषामुः, wofür 
Haar zu ändern. 

657) @. 151. Die Hanpihrift hat °निश्चय पवे०, wofür 
न्यः ya zu ändern. 


—* S. 151. Die Handſchrift hat भीषणा महाट०, wofür 
OQUT zu ändern. 


448 Anmerkungen. 


659). ©, 151. Die Gandſchrift dat सिलितः समेष्यति, 
wofür natürlich ou. 

०००) S. 151. Die Handſchrift dat सहाय्यमिद्छं तस्तथो- 
तप्रतिपद्य, wo zu ändern साहास्यर und तथेति ततसमति०. 


661) ©. 151. Die Bhillas find einer der Stamme der Ur— 
bewohner Defhan’s, in ver Nähe ०८6 Fluffes Nerbudda (alt 
Narmadd). 


662) @. 152. Die Handfhrift hat frag: ut, wo der 
Viſarga zu ftreichen. 


663) S. 152. Die Handfhrift hat गद्छतामममीषां, wo 
ein F zu ſtreichen. 


664) @. 152. Die Handihrift Hat उल्ल टितानामपि, wo⸗ 
für natürlich sten zu corrigiren. 
0). ©. 152. Die Handſchrift hat Um, wofür natürlich 
रोति zu. eorrigiren. 

666) S. 152. Die Handſchrift hat घुनरानायतताः, was 
natürlih in oAtfarıt: zu ändern, 


667) ©. 152. Die Hanpfiheift fat पृष्टाः । MUT किट 
weldes in यथया zu ändern. | 


668) S. 152. Die Kanpfhrift hat TSTATUTLTU, zu 

ändern in OH-TUTT पपि 
चोर ~ 

669) ©, ae Hanpferift Hat चोर चिंतयामास, "५ 
zu corrigiren राच्च. 

670) &, 153. Die Handihrift hat गत्वरः , was. वप्रा 
mn २ werden muß. | 

71) &.153. Die handſchrift hat मदीयोट्रे सुनिपुणमपि 
निरीष्यमाणो STAAT wo निरीस्यमाणो entweder in 
निरीसमाणो zu ändern ift oder in निरीश्यमाणे 


Anmerfungen. 449 


672) ©. 153. Die Handirift hat लिन्रत्नसखाशंश्यः 
zu Anden °सखसश्य 

623). @,. 153... Die Handſchrift hat जटरविटाराण (sie! 
zu leſen IM) प्रार्यो was entweder in र साप्रार zu ändern 
oder eher IM UT गि पः 

974} @. 153. Die Hanpigrift hat चत प्रसीद wofür 
Art: प्र zu jchreiben 

675) ©. 153. "Die Sandihrift hat काष्ठं भो काष्ठ, was 
natürlih in MP beivemal zu ändern 

676) @, 153.7 Die Handſchrift hat परछ्रूतर, zu ändern in 
ufegane 

677). &, 153. घ्र. die Strophe S. 150, auch hier hat die 
Handfhrift wie oben स्वा वचर; |. Anm. 645 

675} @. 153. Die Handſchrift hat विक्रय कृतो wo na= 
(फ "क्रयः कर zu ändern 

679) S. 154. Die Handſchrift hat uayamı ih Andre 
श्चार्थे 

680) @. 154. Die Hanvihrift hat भांडारिकववे, wofür na: 
५५५५ अाडागारिकत्वे zu ſchreiben 

, 154. Die Handſchrift hat oufar® zu ändern in 
प्निवलं 


682) @. 154. „Die {९6 Arten“ पा, vgl. das Dritte 
Bud, insbefondere ©. 220 (Kofegarten, 154, 9) 

०४३) @. 154. Diefen Theil der Erzählung, welcher eigentlich 
eine befondere Geſchichte bildet, hat च. Weber, Ind. Stud., ILL, 
370 mitgetheilt; vgl. ebend. 359, wo man Mahäbhärata, XII, 
4957 binzufüge. | 

684) @. 154. Die Handſchrift hat oz, wofür. IIUS zu 
ändern, wie auch von Weber gejchehen. 

‰ ९1९४, Bantichatantra, II. 29 


450 Anmerkungen. 


५९०) @. 154. Die Sandihrift hat NAT, welches in 
प्रमद्‌ वन्‌ zu ändern 
686) 154. Man trenne bei Weber °sugandhi ramaniyam 


687) ©. 154. Die Handidrift hat मधुकरकुलोपमान- 
गीयमानटमनककी्ि° ; ſchon von Weber richtig verbeflert 
in "कुलोपगीयमानमदटनकी° — 

688) S. 155. Die Handſchrift Hat HAT, welches प्रमट वन 
zu ändern iſt 

689) @. 155. Die Handſchrift hat पष्यगृहे wofür natürlich 
ya zu ſchreiben 

690) S. 155. Die Handſchrift hat सरोषवा० welches Weber 
in सरोषं TO ändert; wohl unnöthig 

9a) 155. Die Sandfhrift hat richtig कोपांभो mas 
ih wegen Weber berherfe 

692) &, 155. Die Handſchrift Hat AEIAT, welches ich 
wegen Weber bemerfe | 

693) @. 155. Die Handihrift hat ofrarT: „+ wo der Vifarga 
zu ſtreichen 

694) S. 155. Die Handſchrift hat नृप इति welches ich 
wegen Weber bemerfe 

695) @. 155. Auch hier (ती die Sandfhrift EATTU; vgl. 
Anm. 645. | 

696) S. 156, Str. 1. Hitopadeſa; I, 1. 

697) ©. 156, Kof., 104, 5. ©. Anm. 4 

698) S. 156, Kof., 104, 7. Man corrigire oyrzarfae 

er 156, Str. 2. 94. Paddhati bei Boͤhtlingk Beitr 
3. Kt. 2८. Im dritten Viertelvers ift mit der Paddhati und den 
hamburger Handſchriften विश्वन्धं (in der berliner zu विसृष्टं 
corrumpirt) zu lefen. Die Leſeart des vierten Wiertelverfes iſt 
nicht zu ändern (was ic wegen Böhtlingk bemerfe). Die ganz 
abweichende der Paddhati (mo L nur Gorruption von K) über- 
{६९ ih „in welchem, als dem anerfannten Herrn der Griftenz 


Anmerfungen. 451 


von Weſen, die übrigen Bäume misgeſchicklos werden”, 1006 , wie 
mir fcheint, heißen foll: durch die vielen guten Thaten, die er 
verrichtet, werden auch vie übrigen Bäume glücklich (jündenlos). 


700) ©. 156, Kof., 104, 16. Man verbefjere mit den ham— 


burger Kandfhriften und der berliner व्यचिन्तयत्‌ 

701) @. 156, Kof., 104, 19. Ich überfege nad) ven Hamburger 
Handſchriften, welche आहय vor प्रोवाच einfchieben. 

702) S. 157, Koj., 105, 3. Cine Baumart, vitex negundo, 

703) @,. 157, Koj., 105, 7. Man eorrigire तांस्तण्डुलान्‌ 

704) ©. 157, Koſ., 105, 9. Man ९९, nad der berliner 
bandſchrift, MrARTATSA Hinter AUT“ 

705). @. 157, Str. 4. Im dritten Viertelvers leſe ih mit den 
hamburger Handſchriften Tu सुमहान्माप्रो Die berliner 
hat wie Kofegarten. — Vogl. oben zu ©. 114, Koſ., 95, 5, 
Anm. 463. Rävana, König von Lanka, ift ए८ Räuber der -Sitä, 
der Gemahlin ०८5 Rama. 

706) &. 158, Str. 6. Vgl. Hitopadeſa, II, 110. 

707) &, 158, Rof., 106, 2. Da AH ıumd U in ver Schrift 
der hamburger Sandichriften fi, jehr ahnlich, und ein Nafal, welcher 
vor allen Gonfonanten durch + bezeichnet wird, leicht ausfallen und 
zugefegt werden Ffonnte, jo glaube ich fait, dag für संतो zu 


ſchreiben ift यततो Andernfalls wäre der Gebrauch von नो 
bier jehr auffallend; vgl. Laſſen zu Sitopadefa, 18, 18 
(Gommentar ©. 37). 
708) @. 158, Str. 8. Böhtlingf verdanfe ih die Nachweiſung 
diefer Strophe im Mahäbhärata, V, 1318. Hier lautet fie: 


तंत्तवोऽपायिता नित्यं तनवो TEST: समाः। 
बहून्‌ बहूत्वादायासान्‌ सहन्तीत्युपमा सततां ॥ 
Die hamburger Handihriften fimmen mit Kofegarten im erften 
Halbverd bis auf ein Wort überein; fie leſen namlich im Gegen 
jag zu Kofegarten und Mahäbhäratae TRST:; ih leſe dafür 
29° 


452 `  Anmerfungen. 


कहल; und Halte es für einen paſſenderen Gegenfag zu तमेव. 
Der zweite Halbvers lautet in den hamburger Handſchriften: 


बहन्‌ बहूत्वमादायसाहसंत्युपमान्शतं ॥ 
Man jteht dies ift nur eine Corruption der Leſeart in dem Ma— 
habharata, बहृत्वाट्‌ ift durch Ginfchiebung eines FF वन्ता; 


°टायासान्‌ सह्‌ ift durch die fo häufige Umftellung von Sylben 
zu STAATEHA geworden °तीत्युः ward erft zu त्यु ver- 
flummelt, dann rg; सता ॥ endlich zu MET ॥ mit der gemöhn- 
lichen DVerwechfelung von M und A und Einbuße des T, weil 


९8 für einen dev Interpunktionsftriche gehalten ward. Aehnliche 
ftarfe &orruptionen führten den Kofegarten’fhen Text herbei, wo 


3. %. बहृशुदरादयो daraus entſtanden ift, ° बृहत्वादाया० 
zunächſt gelejen ward बहृत्वाटयो (TAT der alten Schreibmeife 
gemäß यो) ‚ dann mit Verdoppelung des &, wie oft, = त्वटा- 
टयो ‚ endlih, um Sinn hineinzubringen, द्‌ zu g und FI zu 
gemacht ward. Doc) diefe Gorruptionen zu verfolgen ift nicht der 
Mühe werth, da die hamburger Handſchriften bemeifen, daß die 
Leſeart ०८6 Mahabhärata auch die des Pantſchatantra ift. In 
der berliner Handſchrift fehlt diefe Strophe. Demnach ift meine 
Ueberfegung folgendermaßen zu ändern: 

„Fäden vereint miteinander, dünne, dicke, gleihmäßige jind fähig 

großer Kraftäauß'rung: fo gebt e8 mit ven Guten auch.“ 

709), &. 158, Str. 9. Das „fromm gelebt” und „unfromm“ 
bezieht 1 auf das Leben in einer früheren Exiſtenz. Denn die— 
{९5 bedingt 0९6 den Zuftand der nachfolgenden. 

710) 158, Str. 10. Ih leſe mit ven hamburger Hand— 
jhriften im erſten Halbverd सहता. 0 सहसा. Doch haben 


diefe zugleich Umfegung und noch eine minder wejentlihe Bartante 
Sie leſen nämlich am uU: सहता दमी 
berliner Handſchrift variirt noch färfer. 99. Hitopadeſa, 1, 32; 
Mahabhärata, II, S. 181, Vers 2462. 

211) ©. 158, Ste, 11: ©. Strophe 133. Hinter भाव्यं, im 


Anmerkungen. 453 


eriten Halbvers ift, wie ſchon Böhtlingk bemerkt, भवति ein= 
zufchieben, wie Strophe 133, die berliner und die hamburger 
Handſchriften natürlich beftätigen. Letztere haben auch A jtatt 

an beiden Stellen in demſelben Halbverfe, ferner यस्य an 
diefer Stelle und H auch in 133; व dagegen in leßterer A 
(Statt नु) ; फ halte न für beffer als Kofegarten’3 त 
FC. 158, Str. 12. „Der Muſchelſchaß· ( AlFfafm 
heißt einer der neun Schäge des Kuvera, des Gottes des Reich— 
thums. Der Vergleih 1 mir nicht verftändlih; beruht er etwa 
auf einer Specialität dieſes Schatzes, daß er aus leicht verlier- 
baren Gegenftänden. beiteht? die fpeciellen Angaben über die neun 
Schäge des Kuvera find noch nicht veröffentlicht. 

713) @. 159, Kof., 107, 3. NY च bei Kofegarten ift 
fchwerlih richtig. Die hamburger Handihriften haben das ge= 


wöhnie TA वा साध्विट्मुच्यते 


714) S. 159, Str. 14. 2341. Hitopadefa Commentar, ©. 29. 
In den hamburger Kandihriften fehlt गल Strophe. Sie repe— 
tiren ftatt ihrer I, Strophe 263. 259. 260. 

715) @. 159, Str. 16. Dieje Strophe fehlt in ven hamburger 
Handichriften und in der berliner. Ted dürfen wir unbevenf- 
lich in ण्यो ändern, da, wie jhon bemerkt, die ivrige Verwand— 
lung der Masculina auf a in Neutra auf am fih aus dem Ein— 
fluß der Volksſprachen erklärt. In जात fann ich feinen Sinn 
bringen; ſollte जाति „Muskatnuß“ zu fchreiben fein, ſodaß ९6 
„Betel“ mit Musfatnuß gemiiht wäre? Bhäratı ift die Göttin 
ver Rede. 

716) @. 159, Str. 17. प्रतिम im zweiten Halbverſe iſt al 
Simpler fein Adjektiv, fondern bildet nur als auslautendes Glied 
einer Bahuvrihi-Compoſition Apdjective, ſ. Hematihandra, Vers 
1462. Um die vorliegende Stelle mit diefer grammatiichen Regel 
in Mebereinftimmung zu bringen, müßte man न्‌ und 
mit प्रतिमं in ein Gompofitum verbinden und erhielte dadurch 


454 Anmerkungen. 


folgende, augenfheinlic verzwicte Gonftruction तस्य च चिते 
(+° वक्ेमानस्य) सोख्यस्य सुखं नकिंचित्मतिमं 
(scil. उपस्ति) wörtlich überjegt: hujus et in animo (existentis) 
voluptatis gaudium nihil quidquam simile habens (est), freier 
überfegt: „in veffen Herzen wohnt auch Wolluft, der Feine Freude 
zu vergleichen iſt.“ Da diefe Conftruction, wie gejagt, fehr ver- 
zwickt fcheint, jo möchte ich in der Ihat glauben, daß प्रतिमं 
hier von jemand herrührt, der, ०९६ Sandfrits ziemlih unkundig 
९8 für ein Adjectiv hielt. Die hamburger Handſchriften haben, 

चेष्टस्तस्या  "स्यस्तस्याः सो ख्यस्य न किं चि 
त्युरतो U AT was, wie id glaube, zu ändern ift चिचेष्ठ- 
स्यास्य सा०, überſetzt: „über der Wolluft, die vem im Her— 
zen wohnt, gibt ९5 nichts.‘ 

217) ©. 160, Str. 18: ©S.-Hitopadefa, 1, 34 und. vgl, weiter: 
hin Str. 79 (80). Es ift das das jtrengite jus talionis, wel- 
ches aus einer Eriftenz in die andere hinüberreiht und in ven 
buddhiſtiſchen Erklärungen der Begegnifle und Zuftände einer Exi— 
ftenz ald Norm dient. 

718) S. 160, Kof., 107, 25. Es ift mit. den hamburger 
Handfhriften (die berliner weicht ganz ab) माविलश्ं und ohne 
Interpunftion davor zu leſen. Kofegarten’s Lefeart AT {aaa 


ift gegen die Örammatif, da IQ Atmanepadam iſt. माविटन्बं 
ift eine Avjajibhaͤva-Compoſition nah Analogie von माचिरम्‌ 

219) ©. 160, Str. 19. Die hamburger Handſchriften (Die ber- 
Iiner weicht ftarf ab) haben im erjten Halbvers ऋप्याभधोाद्यो०, 


welches zunächſt in ऋपद्यधाद्यो? zu corrigiren ift und mit der 
vor य fo häufigen Confonantenverboppelung (Benfey, Vollſt 


Gramm. der Sanskritſprache, $. 19.) für पध्यधाद्यो ſteht 
Den häufigen Gebrauch von gar] gerade mit योजन und 


fonft betreffend vgl. Böhtlingk-Roth, Sanskrit-Wörterbuch, ©. 157. 
158, wo viele Beifpiele. 991. übrigens Sitopadefa, 1, 44; ferner 


Anmerkungen. 455 


die türkiſche Bearbeitung ०८६ Kalilahb und Dimnah im Cabinet 
des Fees, XVII, 286. 


729) &. 160, Str. 20. Rähu bewirkt nah indiſchem Glauben 
die Eflipfen der Sonne und des Mondes (ſ. Str. 370, Anm. 380) 
901. Sitopadefa, 1, 45 


21) ©. 160, Str. 21. Der dritte Viertelvers ift, wie mir 
ſcheint, in den Recenſionen des VBantjchatantra, die mir befannt 
find, corrumpirt. Sowol die hamburger Handſchriften als vie 
berliner ſtimmen wejentlid mit Kofegarten überein, nur haben fie 
beide das richtige dentale न्‌ ftatt des cerebralen in ‚ welches 
auch hier hergeftellt werden muß (vgl. zul, Str. 421, Anm.). 
Die berliner Handſchrift hat außerdem: in Hebereinftimmung mit 
der von Laſſen (Hitopadefa, I, 46) aufgenommenen und auch im 
Aschtaratna 2 (bei Häberlin, Anthologie) eriheinenvden Lefeart 
सुचरितं (१01! च सुकृतं) Man fönnte damit zu der richtigen 
efeart gelangt zu fein glauben und hätte dann auch feinen Grund 
an Kofegarten’8 Text zu ündern, da er wefentlich gleich ift. Allein 
die trefflihe Ergänzung, welche ver upfaler Codex des Symeon 
Seth, der griechiſchen Ueberfegung des Kalılah und Dimnah, lie- 
fert, führt mit hoher Wahrfcheinlichkeit darauf, daß wir eine andre 
Lejeart zu wählen haben. Die griechifche Ueberſetzung ift nämlich 
an dieſer Stelle, wie nicht felten, ſchon in der Stark'ſchen Aus- 
gabe vollftändiger als die von Silveftre ०८ Sacy gegebene Recenſion 
des Kalılah und Dimnah. Während legtere nur die 20. Strophe 
enthält (Wolff, 1, ©. 150, 14) hat die griechiſche Neberfegung 
auch die 21. @ lautet, mit der vortrefflihen Ergänzung des 
upfaler Goder (in Prolegomena ad librum Itspavirng ar 
Iyvnharng € cod. manuser. Bibl, acad. Upsal. ed. etc. disser- 
tatione acad, quam praeside Flodero pubi. exam. submittit 
Aurivillius 1780, 4. S. 49), melde gefperrt gedruckt ift: Kat 8 
Sararrıog (४८ Ex 6०८5०४८ ०69 ५९४०८०६ 07०2६४०० (— 2. Vier- 
1९9८8) 3८2 Ta 7०६२६५४९ 7 ६६ &&@०< Karayeraı N els गग» Ovra 
surapBaverar (— 1. Viertelvers; der Meberfeger des Sanskrits, 
mag ed nun Barzuyeh oder fonft wer gemwefen fein, hat आपदम्‌ 


456 Anmerkungen. 


augenfcheinlih in zwei Worte getrennt SIT पद्म्‌ und mis⸗ 
verftanden), ए०& SproTn To 5०८०५००४ (— 4. Viertelvers). Kat 
8८ 00 70),),&4€ 6 ` ०४१६००६ Emirdyyaver Toy & 6526४, 8८ 
०८५६८०४ Eexelvou 5 € (६९०७५ &7० ० ८४६५ Toy KAT ०2५6 
770४ (— 3. Viertelverd). Diefe Ueberjegung des dritten Viertel- 
verjes mweidht ganz und gar von denjenigen ab, welche die erwähnte 
Gonftitution des Textes im Pantſchatantra und Hitopadeſa gewäh— 
ven mürde, und trägt durch das Angemeffene und Vortreffliche 
ihres Sinnes das Gepräge an jih, daß fie auf einem befjeren 
Text in legter Injtanz beruht. Nehmen-wir für den erften Theil 


dieſes WViertelverje vie Lejeart ०८६ Aschtaratna: 


विधो कुतः सुचरितं, womit bezüglich der drei erften Worte 
auch der Nitipradipas (bei Säberlin, Anthol. sanser., 527) ftimmt 
und bezüglich des erſten auch die Varianten bei Lafjen zum Hito— 
padeja, jo erhalten. wir. faft völlig denſelben Sinn, den -die grie⸗ 
chiſche Ueberſetzung bietet, nur fehlt die antithetiſche Satzverſchlin— 
gung mit dem folgenden Theil, welche wir wol einer der zwiſchen 
dem Original und der griechiſchen Ueberſetzung liegenden Bearbei— 
tungen zuſchreiben dürfen, Ich habe danach überſetzt. Daß auch 
in. dem zweiten Theile dem älteſten Ueberſetzer des Sanskrit— 
Originals eine andre Leſeart vorgelegen habe, wage ich nicht zu 
behaupten, da alle bekannten Autoritäten hier dieſelbe Leſeart haben; 
vgl, jedoch Laſſen zum Hitopadeſa a. a. O. (Commentar, ©. 33). 

79): S160 6 6 und 20. 25, und 109, 4. 
Man fchreibe umnS°. 

723) &, 160, Kof., 108, 13. Man corrigive mit den ham— 
burger Handſchriften मामेवं ag 

24) ©. 160, Kof., 108, 14. Die hamburger Sandihriften 
wol beffer मटाश्चयाः। अन्यानपि परित्यज्य | तत्कथ०, 
mit Auslaffung von समागताः. 

725) S. 160, Koſ., 108, .15, und. Str. 22. Man corrigire 
समानं, 1. Anm. 54. zu I, Stv, 38. 

726) @. 161, Kof., 109, 12, Ich überjege nad der Variante 


Anmerfungen. 457 


der hamburger Sandfhriften चपलप्रकृतिश्च (ſtatt चटक 

तिश्च), da Nuslaffungen häufiger als Zufäge find und Leicht— 
fertigfeit 45 Charakter der Krähe auch im Hitopadeſa, ©. 24,1, 
und in der fchönen Fabel im Mahäbhärata, III, ©. 65, Vers 
1897 hervorgehoben wird; doch verfenne ih nicht, daß Kofegarten’s 
Lefeart dem Sinne nad vielleicht angemeflener wäre; fie wäre zu 
überjegen „und mein Thun ift unſicher (gefahrvoll).“ Die ber— 
liner Handſchrift (S. 131°) lieft चंचलप्रकृ ‡ mwodurd mes 
1140९18 प्रकृति ति betätigt wird; auch würde der Sinn mit der 
Lefeart der hamburger fimmen. 

727) @. 161, Str. 27. Bezieht fih auf den Eintritt der 
Meeresfiut beim Vollmond (vgl. ४९ 12. Erzählung im eriten 
Bud, S. 88). Die hamburger Handſchriften haben klarer 
Treo ftatt मिच्ोट्य Eigenthümlich ift die Verſion 
diefer Strophe in ver berliner Handihrift, 1319. — Man cor= 
rigire in b १ (ध 3). 

728) @. 162, Kof., 109, 21. Man coriigie समागतः. 

729) @. 162, Kof., 110, 2. Vgl. Sitopadefa, I, 47. 

730) @. 162, Str. 28. ©. 1, Str. 313, und Anm. 318. 

731) S. 162, Kof., 110, 9. Auf diefe Weife — durd das 
fogenannte Dhara=-Sigen — Jemand zur Erfüllung einer Bitte 
zu zwingen, ift auch jest noch in Indien Sitte. 

732) @. 162, Str. 30. ©. II, Str. 23, und Sitopadefa, I, 83. 

733) @. 163, Str. 32. Im zweiten Salbvers lefe ich mit den 


hamb. Handſchriften मिचत्वमेकच् योज्यं at च धीमता 


7234) S. 163, Str. 33. Vgl. I, 415° und Anm.; IV,.15; 
Hitopadefa, II, 140 (fehlt in Galanos’ Meberjegung); Mahabha- 
rata, I, ©. 205, Vers 5623, und Tſchaͤnakja 19 bei Häberlin, 
Die hamburger Handihriften jo wie Die. berliner (132) haben, 
wie der Hitopadeſa, Mahabhärata und Tſchänakja in allen drei 
Stellen गभम्‌, wie auch Kofegarten, I, 415" lieft; dies möchte 
alfo die diplomatiſch verbürgte Lefeart fein; गभेात्‌ bei Kofegarten, 
II, 33, und IV, 15 ift etwas verftändlicher doch nicht nothwendig. 


458 Anmerfungen. 


Wörtlich überjeßt lautet jene Lefeart „nimmt ven Tod auf (in 
feinem Schoß) wie ein Maulthier ein Embryo‘ (als Urſache feines 
Todes); vgl. auch Raͤmaͤyana, Äranyakak., 49, 44. = 

735) ©. 163, Str. 34: Im erften Viertelvers beilere man 


पाशिनेमीरि; im dritten iſt विधिं Fehler für निधिं, wie 


die berliner Handſchrift (133?) richtig Hat. Die hamburger Hand— 
fhriften haben °'ज्ानविदट्‌ं Dſchaimini ift der Stifter, einer der 
bedeutendften indischen Philoſophenſchulen 

736) @. 164, Str. 35. Die hamburger Handſchriften haben 
उपकाराच्च, welches wegen der übrigen Ablative nothwendig 
icheint; vgl. Hitopadeja, I, 87 (fehlt in Galanos’ Heberfegung), 
und dazu Böhtlingf zum Sitopadefa im Bulletin der peteräburger 
Akademie, 1850, 11. Detober 

737) &.164, Str. 36. ©. Hitopadefa, 1, 86. Dieje Strophe 
fehlt in den hamburger Handfhriften. 

738) @. 164, Str. 37. ©. Paddhati bei Böhrlingf. 

739) S. 164, @1४. 38. Bhartrihart, I, 50, Bohlen (78 Häberlin). 

740) S. 164, Str. 39. 9391. I, 130, und Anm! 106. — Die 
hamburger Sandjchriften haben im erſten Halbvers, wie I, 130 


auch Kofegarten संधितस्य (ſtatt संहितस्य) ‚ was alſo wol 
auch hier aufzunehmen. 

741) @. 164, Str.40. ©. 1, 131, und Anm. 107. 

742) ©. 164, Str. 41. S. 1,129, und Anm. 105. 

743) ©. 165, Str. 43. ©. IV, 14. Qukasaptati 21. Nacht 
(peteröburger Handſchrift, S. 28°); Paddhati bei Böhtlingf und 
Mahabhärata, 1, 5603, und XII, 5055, jowie 5161, wo beachtens⸗ 
werthe Varianten; ferner Harivanca 1164, wo (Vers 1179) diefe 
Strophe dem Ucanas zugeihrieben wird. Die Lefeart der Paddhati 
haben auch die hamburger Handſchriften jowol bier als in der 
Repetition; vgl. auch Mahäbhärata, XII, 5289 

r44) @. 165, Str. 44. . I, 128, und Anm. 104. 

745) @. 165, Str. 45. Ob ih richtig überjegt habe kann 
zweifelhaft fein; da aber Viſchnugupta nur: ein anderer Namen 
des Tſchaͤnakja ift (Hematichandra, १८६ 854.) und durch den 


Anmerfungen. 459 


Bhriguiden Sufra bezeichnet wird, alfo die im Verſe vorkommen 
den drei Namen die Hauptlehrer der Niti d. i. der Lebensmeisheit 
bezeichnen (1. Einleit., Str. 2., und Anm. 3), नीतिसंधि 
aber fchwerlih etwas anderes ſein kann ald „Sammlung der 
Schriften über Niti“, fo glaube ih vermuthen zu müſſen, daß 
| rare (vgl. die Ueberſchrift unjeres zweiten Bu— 

2८5 des Pantihatantra) und ऋविश्चास Titel von Schriften 
oder Abſchnitten von folden find, die jenen zugefchrieben wurden 
(vgl. auch Kämand. Nitis., V, 89). Die Maus führt fie augen 
ſcheinlich als jolde an, melde alles enthielten, was jich über. die 
zwiichen ihr und ver Krähe jchwebenden Unterhandlung jagen laſſe, 
und ſowol nah ven Negeln des „Rechthandelns“ überhaupt als 
fpeciell nad) denen wie man ‚Freunde wählen” und „wo man 
Mistrauen hegen müſſe“ gegen den Wunſch der Krähe entjchieven. 
Uebrigens leſe ich विधा स्थिताः | und dafür fpricht auch die 
Leſeart der hamburger Handſchriften, welde स्थिता haben. 

746) ©. 165, Str. 46. Hitopadeſa, 1, 85 

747) @. 165, Rof., 112, 19. Man verbinde मेची पक्षपातः 
in ein Wort, vgl. Hitopadefa, ©. 37, 20; Käliväfa, Mälavik- 
३९१10. 12, 3; 13, 16 

748) ©, 165, Str.:47. १91. IV, 70, und Sävitri (Epifode 
des Mahäabhärata), 

749) S. 166, Kof., 113, 6. Man verbindet तीर तत प्रभृति 


in ein Wort 

750) ©. 166, Str. 49. Vgl IV, 13, und Laſſen, Anthol. 
sanser., 12, 4; Qukasaptati, 6. 

231) ©. 166, Str. 53. Man corrigire im erſten Halbvers 
mit ven hamburger Handſchriften मन्ये टानं In der berliner 
Handſchrift Fehlt dieſe Strophe. 

752) @. 166, Str. 54. Man leſe mit den hamburger Sand: 
jhriften und ver berliner दर्भां 

2793) @. 167, Kof., 114, 7. Bier hat फ eine, nach Analogie 
des Prakrits, geformte. Bildung (vgl. Lafjen, Instit. ling. Pracr., 


460 Anmerfungen. 


363) an die Stelle des fanskritifchen उद्खत gedrängt. Da fie 
©. 141, 10, und in den hamburger Handſchriften als Variante 
für Kofegarten, 80, 9 wiederkehrt, wage ich nicht fie auszumerzen 

789 167, Str. 56. ©. Strophe 129; Tschänakja bei 
Häberlin, ©. 312, 3; bei Höfer, Sanskrit Lejebuh, 72; Samı- 
kritapäthopak,, 53. In den hamburger Handſchriften und der 
berliner dagegen fehlt dieſe Strophe 

799) S. 167, Kof., 114, 24. Die hamburger Handſchriften 


ध" AST हं भवतापि सह तच कालं ; ००० über 


jege ih (da Kofegarten महान्तं augenfheinlih urſprünglich nur 
auf Verlefung von ART beruht), nur daß ich aus Koſegarten's 
Text hinter & nod) यट्‌ einjchiebe 

756) ©. 167, Str. 57. . Der zweite Halbvers ift fehlerhaft; 


man. beffere nach der. berliner Handſchrift तियेक्तया चो 
In der ſchon früher erwähnten ſchönen Fabel in Mahäbhärata 
zählt die Krähe noch bei weitem mehr Flugarten auf, Mahäbhärata, 
III, ©. 67, 2९४6 1898 815 1903; fie helfen ihr aber alle nichts 
gegen die eine Art des Flamingo; ſ. Einleitung $. 121. 

757) ©. 168, Str. 58. Das Wort, durch welches hier „Theil“ 
im Sanskrit ausgedruckt wird, bedeutet die Länge eines Fingers 
oder den 16. Theil eines Monddurchmeſſers. Der Nomin. Blur. 
Mascul सर्वे (ebenfo Koſ., ©. 234, Str. 2, und 261 und 83) 
ftatt ४९६ Neutrum ſcheint auf prafritartigem Einfluß zu beruhen 
(vgl. Laſſen, Instit. ling. Pracrit., 409). 

758) ©. 168, Str. 59. ©. Sitopadefa, I, 203; Paddhati 
Niti bei Böhtlingk zu Sitopadefa. Dieſe Strophe fehlt, wie viele 
andere, bei denen e8 hier nicht angemerkt ift, wie aber an einem 
andern Drt mitgeteilt werden wird, ſowol in den hamburger 
Handihriften als in der berliner. 

759) @. 168, Kof., 115, 18. Man leſe mit beiden hambur— 
gern सल्िल्ान्त प्रवि, Die berliner weicht ganz ab. 

760) @. 168, Str. 60. Bol. IV, 20 

201) ©. 168, Koſ 115, 22. Man leſe mit der Hamburger 


Anmerkungen. 461 


Sanofeheift ° अथ वा साधु 0, तथा साधु), in प fett 
HU AT, wie denn Auslafjungen häufig पि. 

762) @. 116, Str. 62". Kof,, Str. 62. enthält zwei Strophen. 

765) ©, 169, Kof., ©. 116, 13. Man corrigire mit den 
hamburger Handſchriften नि वेट्य (ſtatt 

76५) S. 169, Kof., ©. 116, 15. ©. Anm. 4. 

765) @. 169, Koſ., ©. 116, 16. „Mabefvara‘, „der große 
Herr’, ift Bezeichnung des Siva. 

766) S. 169, Kof., ©. 116, 21 und 118, 10. Man corrigire 
संमाजेन (141 सन्म), f. zu I, Str. 38., Anm. 54. 


267) @. 170, Kof., 117, 2. Das Neutrum °विशेषाणि 
ift vom ſanskritiſchen Standpunkt aus ſchwerlich richtig. Der- 
artige Zufammenfegungen ‚mit hinterem विशेष jind, ſoviel mir 
bekannt, ſtets Tatpurufcha’s nie Bahuvrihi's, müſſen alfo Generis 
Masculini fein, da fang nur als Masculinum ericheint 
(Benfey, Vollft. Gramm. der Sandfritipradhe, $. 640). Es würde 
entweder °विशेषान्‌ oder °विशेषाणां verbefjert werden 
müffen; oder jollte die Verwechſelung ०९६ Nominativ und Accu- 
fativ Plural Masculinum und Neutrum, welche ſich in den Praftit- 
ſprachen zeigt, bier von Einfluß geweſen fein? (vgl. Laſſen, Instit. 
ling. Praerit., 430 und ſonſt). Möglih übrigens, daß da rg 
auch गह Neutrum eriheint; and von FAN dieſes Geſchlecht 
zuläffig iſt. 

769) @.170, शर्ण, S. 117,10. 68 it Bisjegt nur ATATUR 
in diefer Bedeutung befannt und fo aud vielleicht bier zu. fchrei= 
ben, obgleih ſowol die Hamburger Handſchriften ala die berliner 
das i nicht haben, und die Sansfrit- Grammatik mit ihren ge- 
mwöhnlih jo meiten Regeln die Form mit a verftattet. 

769) @. 171, Sir 63, eig. 64. 98. I, Str. 283. 

770) &. 171, Rof., 118, 2. * eortigire णप्रापत्यापि 

771} ©. 172, Kof., ©. 118, 15. iſt Atmanepadam und 


ih glaube, daß man unbedenklich in कूटेते verwandeln 


462 Anmerfungen. 


darf, denn die Hamburger Handſchriften haben (ohne Y) H gen, 
J कटने, welches beides bei der gemöhnlihen Verwechlelung von 
त und A nur Gorruption von कूटेते ift. 

272) @. 172, Sir. 67, eig. 68. Ich leſe mit den er 
Handihriften im eriten Halbvers उष्प्ापि ftatt उषा TE. 
2041. Hitopadefa, I, 121. Doch hat die berliner Handſchrift, ob— 
gleich im Webrigen jehr variirend, hier wie Kofegarten. — Bez 
züglich ०९5 Gedankens, daß der Beſitz eines Schages dem Beliger 
Muth, ſelbſt Mebermuth bringt, vgl. man Somadeva, Kathä-Sarit- 
Sägara, XVII, 39, und Einleit. $. 125. 

723) &, 172, Str. 68, eig. 69. Da Koi., ©. 122,1 ्ाशिडि- 
टीमाततुः entſchieden zufammengefegt ift, To ift aud hier Zu- 
jammenfegung anzunehmen. Denn Af iſt das regel— 
rechte Femininum von शाशिडिस्य ‚der Öotrabildung von शारिडत्ट | 
(Benfey, Vollſt. Gramm. der Sanskritſpri, $. 443; PBänini, 1४, 1, 
105, gana 7177, vgl. Benfey, Vollſt. Gramm. २८., $. 688; Pänini, 
IV, 1, 16, Benfey, Vollft. Gramm. २८., $. 686, 2; PBänini, VI, 
4, 150). Dieje Zufammenfegung ift काण बहि eine Karmadhäraja= 
Zufammenfegung anzujehen, „eine Mutter aus dem Stamme des 
Sandila“; „Mutter“ ift demnach fo viel als „Alte“. Wal. über 
ie Einleit., $. 124. 

774) ©. 172, Kof., 119,1. उत्तरायण die jheinbare Be- 
wegung der Sonne nad Norden‘. Das हिली verjelben fallt um 
die Zeit des Winterfolftitium; vgl. Köppen, Religion des Buddha, 
©. 570. 

779) @. 173, Kof., ©. 119, 4. Ara geht nad der 10. Conj.⸗ 
Klaſſe, ſodaß Koſegarten's Lefeart gegen die Grammatik verftößt; 
ich gebe daher der hamburger णद्‌ FRIRIEHTE den Vorzug. 

776) @. 173, Kof., 119, 6. Die berliner Sandfhrift hat un= 
zweifelhaft richtiger पपि A als Einführung einer Strophe und 
das folgende in einem Slokas, deſſen disjecta membra aud noch 
in Koſegarten's Text zu erkennen find. Er lautet: 


Anmerfungen. 468 


न मया तव हस्तायं प्राय रब्धं क्र चित्सुखम्‌ | 
नास्वादितं च मिष्टान्नं का कथा भूषणादिषु ॥ 


„Seitdem ic deiner Hand Spige berührt, ward feine Freude mir; 
nicht ein einz’ger Leckerbiſfſen, geſchweige Shmud und Aehnliches!“ 
ग्ग) ©. 173, Str. 72, eig. 73. Im erſten Halbvers corrigire 

man mit den hamburger Sandihriften (Die berliner hat dieſe 

Strophe nicht) Arzt Der zweite Halbvers ift doppeliinnig 

und fonnte von mir nur durch doppelte Meberjegung wiedergegeben 

werden. गोप निधीनां wörtlih: „ver Hüter der Schätze“ 
bezeichnet den Geizhals, der feine Schäge verbirgt (vgl. die fünfte 

Erzählung von Dhanagupta ©. 197), und zugleidh den Gott des 

Reichthums. महेश्वर bedeutet einmal महऽरश्र „den Opfer— 

herrn“ als denjenigen, welder. oft opfern läßt und beim Opfer 

reiche Gejchenfe macht, andererjeits ,महाऽरश्र ald Namen des 

Siva, eigentlih „der große Herr”, 

778), @. 173, Str. 73, eig. 74. Die erfte Hälfte diejer Stro= 
phe ift doppelſinnig, was ich nur durd zweifache Ueberſetzung 
wiedergeben fonnte. Man verbinde im erften Halbverje सदादानः 
zu einem Wort. Die frommen bupdphiftiihen Könige gaben oft 
ihren ganzen Schag in Almofen aus. 

779) ©. 173, Str. 74, eig. 75. Für चट mill Böhtlingf 
(Sanskrit-Wörterbud unter टान्‌) घट leſen. Dazu paſſen 
aber die Epitheta सुशील und सुवृत्त 1101. — Gaben if 
das eine Mal in activem, das andre Mal in paſſivem Sinn zu 
nehmen, In den hamburger Handſchriften und in der berliner 
fehlt dieſe Strophe. 

` 7690} &, 174, Str. 75, eig. 76. Die erite Hälfte des zmeiten 

Halbverſes ift doppellinnig und fonnte von mir nur durch. zwei: 

fache Meberiegung wiedergegeben werden. 

7291) @. 174, Koj., 119, 25. Man corrigire 9 

782) @. 174, Str. 77, eig. 78. 24. V, 20. 

783) @. 174. १41. die zweite Erzählung im erften Bud, ©. 21. 


464 Anmerfungen. 


84). ©; 174. Namen barbariicher Volksſtämme in Indien. 

85) @. 174, Kof.,.S..120,. 8; Wegen SIR (vgl. Anm. 
361) folge ih der Lefeart ver Hamburger Handſchriften ufee: 
पापि कतुं प्रस्थितः °" स च und ० वनं प्रति. 
 : 786) @. 174, KRof., 120, 10. Man. verbinde दष्टाकणे° 
(Mittheilung von Böhtlingk). BR 

757) @. 175, Str. 79, eig. 80. Dal. oben Str. 18. 

58) S. 175, Kof., 121, 2. Man Iefe mit den hamburger 
Handſchriften und der berliner विटाये ie 

299) ©. 175, Str. 82, eig. 83. Sitopadefa, Ginleitung 26. 
Diefe Strophe fehlt in den hamburger Handſchriften. 

») ©. 175, Kof., 121, 11. Daß Köoſegartens Lefeart 
ट्टण्टयित्वा „enthülfen‘ bedeuten könne, glaube ich kaum; j. bei 
Meftergaard die Beseutungen don 3” X, I; aud die Bedeu- 
tungen der daraus abgeleiteten Nomina fprechen nicht dafür, denn 
dieje gehen alle von „fi bewegen“ aus. Die hamburger Kand- 


ſchriften haben jtatt der bei Koſegarten erfcheinenden Ableitungen von 
or jtet3 entfprechende von ल्यु रट्‌ (io ©. 118, dist. 68; ©. 121, 


17; 19; 22; 24; in Zeile 13H fagza wo J विलय augen- 
Iheinlich nur Fehler, wie die andern Stellen zeigen). Da ES 
I, X ४९ Bedeutung „rauben“ Hat, jo पी die „ſeiner Hülſe 
berauben‘ nad derjelben Analogie daraus hervorgegangen, wie 
bei OR welchem. die Grammatiker auch nur die Bedeutung 
„wegführen“ geben, womit die ſonſt belegte „ausreißen“ und 
die in den angeführten Stellen hervortretende „abrupfen, ent: 
hülſen“ zufammenhängt; vgl. auch ruſſiſch luschtschitj „aushülſen“. 
SR und लुञ्च्‌ jheinen demnach in diefem Gebrauch ſynonym 
und bei Koſegarten iſt ſtatt ल्ुख्दयित्वा zu corrigiren: ST- 
यित्वा Wegen der Bedeutung „enthülfen” vgl. man कीर 
und Dimnah (überſ. von Wolff, I, ©. 161). 
291) S. 176, Kof., 121, 13. Man corrigive nad Den ham— 


Anmerfungen. 465 


burger Handſchriften und der berliner सूयांत्तपे (fie haben mit 
der gewöhnlichen Verlefung OATATU, jedoch auch a. a. Varianten). 
792) @. 176, Kof., 121, 24. Man corrigire nad) ver berliner 
fen 
Handſchrift टुज्चिता चउपत्याञ्चतः. Die hamburger weichen 
ganz ab, insbefondere haben fie (ftatt am: कामन्द किरार 
TU कामन्द किशास्वहषट्या व्याहतं „von dem Sopne 
wurde in Folge feiner Kenntniß des Handbuchs des Kamandafı 
(oder „nachdem er in das Handbuch des Kamandakı geblickt hatte) 
gefagt”. Ich glaube, dan hierin das Wichtige liegt; ९6 bezieht 
jih wol auf den Kämand. Nitis., aus welchem jo viele Stellen 
fowol im Bantichatantra als Hipodeſa entlehnt find. Kamandafa 
ericheint Weber, berliner Handſchriften, 57, wo SKamandafa jo 
zu ändern ift, wie auch von Weber im Inver angedeutet ift; vgl. 
aud) Daca-Kumära-Carita, 16, 2; Mahäbhärata, III, ©. 525, 
Vers 4535, und Anm. zu Ginleit , Strophe 2. 
793) &, 176, Kof., 122, 6. Man corrigive तानचूड. 
794) S. 177, Koſ., 122, 11. Ib lefe mit den hamburger 
Handſchriften प्रबोडव्यं ; ebenjo hat im Weſentlichen vie berliner, 


namlich प्रबोधव्यं, wo Y in II zu corrigiren. 

795) @. 177, Str. 84, eig. 85. Gin Goldgewicht. 

796) S. 177, Str. 85, eig. 86. Die hamburger Handſchriften 
und die berliner haben hier, und leßtere auch in einer jedoch mehr— 
fach variirenden Repetition dieſer Strophe beidemal प्रत्य कपटे° 
und jo glaube ih ſtatt प्रत्युत्‌ पटे (wie Kofegarten bat) zu 
lejen; wollte man leßtere Lefeart erhalten, fo würde fie auf jeden 
Fall in ein Wort zu fchreiben fein. 

797) ©. 178, Str. 86, eig. 87. Die hamburger Handſchriften 
haben im zweiten Halbvers पयेस्त ftatt पयेन्त, was 10 vor- 
ziehe; vgl. jevoh Paddhati bei Böhtlinge, Mit deren कूपान्तः 
ftimmen aud die hamburger Hanpfchriften, und die berliner bat 
wenigftens ebenfalls OFT} ftatt तं 

798) @. 178, Str. 88, eig. 89. @. Bhartrihari, IT, 82 म. 

Benfey, Pantidatantra. II. 30 


466 Anmerfungen. 


(11, 25, HSäberlin); Qukasaptati, 6. Naht (peteröburger Hand: 
ſchrift, Bl. 159). In ven hamburger Handſchriften fehlt viele 
Strophe. °तत्पिशि° in e ift in ein Wort zu fchreiben. In 
d hat die berliner Handihrift स्वस्या तिष्ठत mit geftrichenem तै 
hinter EIRAT fehlt स्‌, aber nur weil ९6 wol, wie bier fo oft, 
in einer der Altern Handſchriften, aus welcher diefe floß, durd $ 
bezeichnet oder ausgelaffen war; es ift demnach unbedenklich 
स्वस्यास्तिष्ठत zu fchreiben, wie auch Bhartrihari hat. 

79) ©. 178, Kof., ©. 123,18. Man corrigire tanz: 
(die berliner Hat निः श्रंकः). 

०) S. 179, Str. 89, eig. 90. परा भवति ift in ein 
Wort zu ſchreiben (wegen ar Benfey, Bollit. Gramm. der 
Sanskritſprache, §. 127, 2, 7); dann leſe ich mit den hamburger 
Handfchriften im erften Halbvers ०ववति सज्जनान्‌ 7 

N ©. 179, Str. 90, eig. 91. Hitopadeſa, I, 116. 

^>) ©. 179, Str. 91, eig. 92. Der erfte Halbverd == 1, 263; 
III, 46. Im zweiten it नाम चास्कः in ein Wort zu Schreiben. 

803) S. 180, Str. 92, eig. 93. Hitopadefa, I, 117. | 

804), ©. 180, Str. 97, eig. 98. Man fchreibe निष्यतापा 
(Benfey, Vollft. Gramm. der Sanskritipradhe, $. 48, 2); मन्यन्ति 
ift gegen Grammatik, aber durch Metrum gefchüßt. 

805) @. 181, Str. 101, eig. 102. Bol. Tihänakja bei Hä- 
berlin, Anthol. sanser., S. 321, 100. 

806) @. 181, Str. 102, eig. 103. gl. Saptaratna, 4, bei 
Hiberlin, ©. 6; Vänarjashtaka, 8, bei Häberlin, ©. 243, und 
Paddhati bei Böthlingf. Danäch lefe ich (vgl. Böhtlingt) ATIAT: 
im erften Viertelvers (ftatt सारिवाः) वनान्तं im zweiten 
(itatt वनान्तर, weldyes gegen Metrum); स्वायेवशाज्जनो 
im vierten (ftatt स्वाथेवचाज्जनो) und कस्यास्ति को 


(ftatt des unmetrifhen न्‌ कस्य को) — In ven hamburger 
Handſchriften und der berliner fehlt dieſe Strophe. 


u ~ १ =" काक , त ee 


Anmerfungen. | 467 


807) ©. 181, Str. 103, eig. 104. Im zweiten Halbvers leſe 
ich ſtatt नानुष्टानर० ५० AABTAT und ftüge mich dabei 
auf die (1401८ Bearbeitung, welche bei Wolff 166, 15, jo 
bedeutend fie auch abweicht, doch mit Sicherheit erkennen läßt, 
daß fie diefe Strophe mit Varianten wiedergibt. Unter den Va— 
rianten ift HIT deutlih nachzumeifen. Im erften Halb- 


vers möchte ih UA: leſen, doch ift es nicht notwendig. — 
Den Vergleich betreffend jo wird angenommen, daß eine Witwe 


ſich nach Liebe zurücjehne, aber ihre Keufchheit Halt fie ab, vie 
Befriedigung ihrer Wünſche zu fuchen. Cine Wiederverheirathung 
einer Witwe ift befanntlich in Indien jelbjt jest noch, troß von 
Seiten der Engländer darauf gefegter Pramien, faft unerhört. 
808) @. 181, Str. 104, eig. 105. Man corrigivre mit den 
hamburger Handſchriften im erften Halbvers ०मानकर 


09) @. 181, Str. 106, eig. 107. कपटदिकाः it wol in 
कपरेकाः zu ändern, wie Sitopadefa, 115, 2. Denn कपटे 
ift Masenlinum; auch fennt Wilfon’3 Dietionary nur कपटेक 

810) ©. 182, Str. 108, eig. 109. Mit Kofegarten’s Leſeart 
im zweiten Kalbverfe, टीपखदूपदायेव 1पङ्लायेव „wie eine fchatten- 
[०९ Lichtbettſtelle“ kann ich feinen Sinn verbinden; auch die ham— 


burger Sandfhriften, obgleich vwariirend, jcheinen mir feine aus- 
reichende Hülfe zu gewähren; in der berliner fehlt diefe Strophe 


90) überfege als ob टीपसोयेपच्छायेव ftände und nehme 
पपच्छाया in der Bedeutung lichtlos“ — ‚zum Brennen 
unbrauchbar”, würde jedoch natürlich nicht wagen, dieſe Verändes 
rung in den Text zu fegen. Vielmehr vermuthe ih, daß eher 
etwas ftehn müffe, was das was man von einem Dodt abpugt 
bezeichnet, kann aber fein hierher paljendes Femininum (denn ein 
ſolches müßte ९8, wie 9 येव zeigt, wol unzweifelhaft fein) errathen. 
Bol. übrigens Str. 109 (110) a. 
811) @. 182, Str. 112, eig. 113. S. 1, 230. 
812) @. 182, Kof., ©. 127, 3. Die hamburger Handſchrift J 
30 * 


468 Anmerfungen. 


bat ्ायुःशेषतया wie fonft gewöhnlih, daher ९5 auch hier 

ftatt STIN zu ſchreiben. Viſarga wird oft ausgelafien, f. die 

unfritifche Negel in Wilfon’8 Dictionary, Pref. XL. 

813) &.182, Kof., S.127,4. Was hier folgt, von उक्त AI 
an bis Kof., ©. 130, 25 ०्रवीत्‌ | haben die hamburger nicht, 
wol aber die berliner Handſchrift. 

814) &,182, Str. 113, eig. 114. Man fchreibe न्‌ हि getrennt, 
wie Strophe 114 (115), und 117 (118). 

815) S. 183, Koſ., 127, 11. Man corrigire MER. ॥ 

815) S. 183, Rof., ©. 127,22. Dan lefe NAT १9४ 
पभिनय, wie ſchon Böhtlingf-Noth in ihrem Sanskrit-Wörter- 
buche corrigiren. 

817) @. 184. Das ift der Gott der Liebe. 

818) ©. 184, Kof., ©. 128, 5. Man corrigire भरितं, wie 
auch die berliner Handſchrift hat. — 

810) S. 184, Str. 115. Man leſe in b YArı Ic 
820) @. 185, Koſ., 128, 20. Man jchreibe UTATSTE?. 
821) @. 185, Kof., 128, 22. Man corrigire भतः auch 

möchte wol | ftatt ol zu fchreiben fein. 

822) ©. 187, Kof., 129, 7. 130, 15: Man fhreibe SAT 

823) S. 187, Kof., 130, 5. Man ſchreibe HIUÄNATO. 

824) S. 187, Kof., 130, 6. Die berliner Handſchrift (149%) 
hat aud वाचव्यतिकरेण (wie Kofegarten in 3.7, wo man 
ſo corrigire), wol richtiger. 

825) S. 188, Kof., 130, 17. Man corrigire सबलं 

826) S. 188, Str. 118, eig. 119. Der zweite Halbvers fehlt 
in den hamburger Handſchriften त. Anm. 827.), in der berliner 
die ganze Strophe. 

5272) ©. 188, Str. 119, eig. 120. Der erfte Halbvers fehlt 
in den hamburger Sandfchriften त. Anm. 826.), in der berliner 
die ganze Strophe. 








Anmerfungen. 469 


828) S. 189, Str. 121, eig. 122. Hitopadeſa, I, 65; इ फ 
nafja bei Säberlin, 314, 23; Mahabharata, XIL, 5297. 

829) &. 189, Str. 122, eig. 123. Sitopadefa, I, 169 (wo 
diefe Strophe bei Galanos fehlt). Dieſe Strophe fehlt in den 
hamburger Handſchriften. Man verbinde किंचि त्‌ mit dem fol- 
genden zu einem Worte, wie BöhtlingE bemerft. Die berliner - 
Handſchrift (152%) (ती (न सिद्धमन्नं च) नववसांसि, 
wovon SHitopadefa nur Corruption; es ift entfchieven beſſer als 
Kofegarten’8 Tert. Daher ic danach überjegt habe. 


830) @. 189, Kof., 131, 19. Man corrigire धनस्पुहां 
9०) ©. 189, Str. 124, eig. 125. ©. +, 449. 

832) S. 189, Str. 126, eig. 127. ©. 1, 179. 

833) ©. 189, Str. 127, eig. 128. Ich lefe mit den hamburger 


Handſchriften यानि (ſtatt याति) im erften Halbvers, und तानि 
(ſtatt याति) im zweiten Halbvers. Die Befreiung, nad mel- 
her der indifche Weife ftrebt, ift Die von der Seelenwanderung, 
die. ewige Nube in ver Jpentifieirung mit und der Abjorption 
von dem Alleins nah brahmaniſcher, dem Nichts nah buddhi— 
ftifcher Anſchauung. 

834) ©. 190, Str. 129, eig. 130. ©. UI, 56. Die Hamburger 
Handihriften haben ftatt diefer Strophe I, 22. 

835) @, 190, Str. 131, eig. 132. सोमिट ist eigentlich eine 
Mitleid ausdrückende Diminutivform von सोमटच „vom Soma 
(Mond) gegeben” (Benfey, Bollft. Granım. २८., $. 561; Pänini, 
४, 3, 79. 83) und dazu ift noch das viminutivifhe क्रो getreten 
(Benfey, Vollft. Gramm, २८., $. 551; Pänini, V, 3, 81). Hier 
ift e8 aber ०01९ weitered Gigennamen, jedoch augenfcheinlih in 
Uebereinftimmung mit des Helden trauriger Geſchichte gewählt. 


836) ©. 191, Str. 132, eig. 133. Man leſe mit den ham— 
burger Handſchriften im vierten Viertelvers MER; vgl. Benfey, 
Bollft. Gramm. २८., $. 790; Pänini, I, 3, 26. Im der berliner 
Handichrift fehlt dieſe Strophe. 


40 Anmerkungen. 


2 &:191,,Str: 13, 4189 4111 

838) ©. 491, Str. 134, eig. 135, und 135, eig. 136. Im 
zweiten Halbvers von 134, eig. 135. ift auf jeden Fall TAT 
ftatt TUT zu ſchreiben und fo finde ich jegt auch in der berliner 
Handſchrift; die Hamburger haben ſtatt deſſen das ſynonyme एवं 
In welchem Sinn „That“ und „Thäter“ zu nehmen ift, zeigt 
die Erzählung ſelbſt, im welcher beide perfonifieirt auftreten. Der 
„Thäter“ ift die Berfonification der Thätigfeit in dem eben exi— 
ftirenden Leben, die „That“ die Berfonification der Werke, melde 
in den vorhergegangenen Griftenzen von einer Perfünlichfeit voll- 
zogen jind und deren oder २९६ Vertreters derſelben Zuftände in 
den nachfolgenden Eriftenzen bedingen. „That“ ift alfo in Bezug 
auf eine beftimmte Eriftenz wefentlich iventifh mit dem (— 1000 
felbjt verdienten —) Schickſal und Thäter mit der darin hervor- 
tretenden ITihätigfeit des Individuums; vgl. noch Spence Hardy, 
Manual of Budhism, 445; Köppen, Rel. ०९6 Buddha, 284. 301 

839) @, 192, Str. 139, eig. 140. Hitopadeſa, Prooem., 35, 
und Paddhati bei Böhtlingk, Die Umftellung im zweiten Halb— 
vers haben, wie Hitopadefa und vie Paddhati, auch die hamburger 
Handfhriften. \ 

840) ©. 192, Str. 140, eig. 141. Der Gegenjaß zwiſchen 
„Schickſal“ (daiva) und „Thatkraft“ (paurusha) wird oft hervor— 
gehoben: Madſchnavalkya, 1, 348; Hitopadeja, Prooem., 31; Ma: 
habhärata, XII, 5215; XIII, 301; Bhartrihari, H, 85 B. 
(= 59 Säberlin); Kämand. Nitis., XI, 39, wo zu eorrigiren 
पमांस्तचानुपा०ः vgl. den Auszug aus der Sinhäsanadvä- 
trincat im Hindui bei Oarein de Taſſy, Hist. de la litter. Hind. 
et Hindoust., II, 300; oben @inleit. $. 221. 

५41) ©. 192, Kof., 134, 2. Das heutige Burdwan 

842) ©. 192, Kof., 134, 7 und 9. Vgl. Ann. 838. 

843) @. 192, Kof., 134, 8. Da die berliner Handſchrift 
्पाच्छाट्न Hat, fo ziehe ich dieſes, als das gewöhnlicher: 
Mort vor. | 

844) &. 192, Koſ., 134, 14. Ich überfege nad der Leſeart 





— 


Anmerkungen. 471 


der hamburger Handſchriften व्यथेशखमो नकिञ्चनः कथं 
MWegen न किञ्चन bemerfe ich, daß ९ह iventifch mit पकिञ्चन, 
wegen deffen man vgl. Böhtlingf-Roth, Sansfrit-Wörterb. u.d.W., 
und meine Vollſt. Gramm. ꝛc., $. 666. 554, VI; die berliner 
Hanferift Hat न किंचिन्र कथं 

"न. 103... 14. पधेपथिन्‌ ift zwar gegen 
den vorwaltenden Gebrauch (Benfey, Vollft. Gramm. २८., $. 624; 
Panini, V, 4, 74; vgl. jedoch die Anm. zu meiner Vollſt. Gramm. २५. 
a.a.D., und Panini, VI, 2, 197 und Gommentar dazu). 

816) &, 193, Kof., 134, 24. Man corrigire (AT: 

847), @. 193, Koj., 134, 25. Böhtlingf- Roth unter Mel 
Sg verbefjenn I fra uf Es 1 aber mit der berliner Hand— 


ſchrift पन्वेषयति zu leſen. Die hamburger haben ein Synonym 

848) S. 193, Koſ. 135, 3. AA Na ift wol nur Drud- 
fehler für °नसरुङ्त्य, vgl धृतम्‌ 8, 9 und die Nomina 
ऊंद्खार उरण. Die Hamburger H hat उद्धत्य, was nur 
Schreibfehler; I dagegen hat TI, was augenscheinlich Fehler 
für उड्च्य, weldes das paſſendſte Wort ift und auch im der 
berliner erfcheint 

RP) 193, Kof., 135, 8. Die Volfereligion der Inder 
nimmt den, Selbftmord für ein Selbftopfer, durch deſſen Dar- 
bringung man fich die Gnade der Götter erwirbt 

850) S. 194, Str. 141, eig. 142. Ich habe im zweiten Halb- 
vers या न वेश्येव zu einem Worte यानवेश्येव verbunden 
und यान ,, Gang” in der Bedeutung „Weg, Gaſſe“ genommen. 
Außerden lefe ich nach den hamburger (in der berliner fehlt viele 
Strophe) im zweiten Halbvers सामान्यपयिकेरपि भूज्यते 
Der Sinn ift „Was ift ein Glück, weldes einem weiter feinen 
Genuß gewährt, als den der gemöhnlichite Menſch hat”, namlich 
bier „Nahrung und Kleidung“. — Diefelbe Strophe erjcheint 
in der Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. 3. Kr. २५. 

851) @. 195, Str. 144, eig. 145. SHitopadeja, I, 205; Ticha- 


472 Anmerfungen. 
nafja, 63; bei Häberlin, ©. 317; bei Höfer, Sanskrit-Leſebuch, 
73; 1. Böhtlingf, Beitr. 2. Kr. २६. 

352) ©, 195, Kof., 136, 12. Man verbinve akt 


in ein Wort. 


853) &. 195, Str. 145, eig. 146. ©. 1, 31. Man corrigire 


wie. dort कुनदिका, wie auch die hamburger च hier hat. 

००4) S. 195, Str. 146, eig. 147. Ih überfege nach ven 
hamburger Handſchriften, welche im zweiten Halbvers leſen 
रीरचला धरुवं 

855) @. 195, Str. 148, eig. 149. Fraglich, ob von mir richtig 
überfegt. Die beiden Hamburger haben ftatt der Arya=Strophe 
einen jedoch nicht ganz fehlerlofen Sloka und einige Varianten. 
In der berliner Handſchrift fehlt dieſe Strophe. 

856) S. 196, Str. 149, eig. 150. Der Vogel Tichätafa lebt 
144 indifher Anficht nur von NRegentropfen Wenn त्ङ्किमान 
richtig पी, fo kann तद्धि oder तद्धिन्‌ nur wefentlich dieſelbe 
Bedeutung haben, wie IF doch iſt dies vielleicht ſtatt jenes 
aufzunehmen 

857) @. 196, Kof., 137, 2. Man corrigire तत्‌ 

५१४) @. 197, Koſ., 138, 4. Man corrigire mit der berliner 
Hanpicrift RATE | 


529) ©. 198, Kol. 138, 8 विसूचिका fehlt in den mir 


zugänglichen lexikaliſchen Hülfsmitteln; ich babe es, nad Analogie 


von AS „Spieß, Nadel, (ftehende) Kolik“, mit सचि „Nadel“ 
in Verbindung gebracht und vom Verbum au abgeleitet (vgl 
wegen der Bildung von Krankheitsnamen durch डका Benfey, 
Vollſt. Gramm. २५., $. 558, IV; Panini, V, 2,81). Für meine 
Deutung fpricht, daß die hamburger Handſchriften, melde bier 
ziemlich ftarf abweichen, इटि „Erbrechen“ ftatt deſſen haben. 
Durd das Faften muß Dhanagupta das Eſſen, welches er gegen 
fein Schieffal denn Somilafa gegeben. hat, wieder ſich felbft abſparen. 


ne a er Fe 





Anmerkungen. 475 


860) &, 198, Kof., ©. 138, 17. Man corrigire बहुवित्तं $ 
wie auch die Hamburger Handſchriften haben. | 

801) ©. 198, Kof., ©. 138, 18. Man corrigire तहु. 

862) S. 199, Str. 156, eig. 157. Vgl. Hitopadefa, { 149. 
Der Sat erinnert fo ſehr an Aefop 188, Fur., daß man faft 
glauben follte, daß dieſe Fabel in Indien bekannt geweſen jei; 
vgl. jedoch Einleit., $. 130. 

863) ©. 199, Str. 157, eig. 158. Sitopadefa, I, 147, wo 
Galanos कारणं, wie im Pantſchatantra gelefen zu haben fheint. 
Der berliner Cover ०८6 Pantſchatantra, welcher diefe Strophe im 
erſten Bud (BI. 6°) hat, lieſt Dagegen wie der Hitopadela रसं # 
wonach ich daher überſetze. 

864) S. 199, Str. 158, eig. 159. ©. Paddhati bei Böhtlingf. 
Dieſe Stropbe fehlt in ven hamburger Handſchriften und der berliner. 

865) @. 199, Str. 159, eig. 160. Bhartrihari, II, 35 2. 
(63 Säberlin) und Paddhati bei Böhtlingf. 

866) ©, 199, Koſ., 139, 13. Man corrigive कतेव्यं 

867) &, 199, Str. 161, eig. 162. Man corrigire पवनं im 
erſten Viertelvers (Statt पचम), wie ſchon Böhtlingk bemerkt. 
In den hamburger Handſchriften und ver berliner fehlt dieſe Stro— 
४0९. ©. Paddhati bei Böhtlingf. 

868) &. 199, Str. 162, eig. 163. SHitopadefa, I, 136. Man 
corrigire im erften Halbvers संतोषामृत, wie auch die berliner 
und die hamburger, Hitopadefa und Paddhati bei Böhtlingk haben. 

9 ©. 200, Str. 167, eig. 168. S. Hitopadeja, I, 173; 
Mahabhärata, III, 95. 

970) @. 200, Str. 169, eig. 170. Der Stier ift dem Gott 
Siva heilig. Der Schluß ift doppelfinnig, daher der eine Einn 
von mir eingeflammert. 

५71) @. 200, Str. 170, eig. 171. =. Bbartrihari, Nabtrag 
(B., ©. 72) 14, und Bhartrihari, II, 83 9. (26 Säberlin). 

72) ©. 200, Str. 171, eig. 172. ©, Hitopadefa, Gommentar, 
©. 94; Qukasaptati 22, und 72. Nacht (vetersburger Handſchrift, 


474 Anmerfungen. 


Bl. 30" und 739); NRämäyana, herausg. von Gorr., III, xuı, 1 
(%?. III, ©. 164); Paddhati bei Böhtlingf. Man corrigire 
ART im zweiten Halbvers; दुलभः haben aud die hamburger 
Handſchriften und die berliner (BI. 649), fowie die Cukasaptati. 

873) ©. 200, Str. 172, eig. 173. Man corrigtre mit den 
hamburger Sandfhriften im- zweiten Halbvers चारक्राः und ver 
binde ८6 mit नाजर zu einem Wort. | 

874) @. 201, KRof., 140, 25. चपश्यन it die Lefeart ver 
berliner Handſchrift, Die Hamburger meiden ab. Sie gibt Sin, 
doc) zweifle ich ob fie richtig. Ich vermuthe, daß क च्पाच्रयम्‌ 
„Zuflucht“ als vichtige ergeben wird. Zwiſchen dieſen beiden 
Wörtern findet häufig Verwechſelung ftatt | 

875) ©. 201, Koſ., ©. 141, 4. Die hamburger Handſchriften 
fefen प्रभतोरहस उङ्खात und ich glaube, daß die nachfolgende 
Strophe ſehr Ffür die Richtigkeit dieſer Leſeart ſpricht 

576) S. 201, Koſ., S. 141, 5. Man vorrigire इ तः, wie 
auch die hamburger Handſchriften haben. 

877) ©. 201, Kof., ©. 141, 6. ` Man corrigire वेति (für 
चेति) 

878) ©, 201, Kof., ©. 141, 10. &. Anm 753. zu ©. 114. 7. 

879) ©. 201, Str. 175, eig. 176. ©. Paddhati bei Böhtlingf. 

880) S. 201, Str. 176, eig. 177. Man corrigive im zweiten 


Halbvers कां — टकिणाम्‌ mit den hamburger und der Pad- 
dhati bei Böhtlingf 


581) ©. 202, Kof., ©. 142, 3. Man corrigire चिचाङ्को 


882) ©. 202, Kof., ©. 142, 5. Man’ corrigire उताहो, 
wie auch die hamburger Handſchriften Haben. 

883) @. 202, Kof., ©. 142, 12. Man corrigire ५, चित्‌ तं 

884) S. 202, Str. 179, eig. 180. Die Strophe fehlt in ver 
berliner Sandfchrift und ift ftarf corrumpirt in den hamburger. 
Der Gedanfe ift ganz ungrammatifh ausgedrückt. ५ 

885) @. 203, Str. 181, eig. 182. Man corrigire CA 

886) S. 203, Str. 182, eig. 183. Ich Iefe im zweiten Halb- 


Anmerfungen. 475 


vers mit den hamburger Handfhriften तत्या ftatt हसत्यार. 
In der berliner fehlt diefe Strophe. i 

837) ©. 203, Str. 183, eig. 184. Nach indiſcher und aud) 
ſonſt vorfommender Anficht wird dem Menſchen ſchon bei feiner 
Geburt fein Schickſal auf die. Stirn gefchrieben. 

888) @, 208, Kof., 143, 24. Man fhreite ग्वा 

9०). @ 204. Str. 185, eig. 186. Im erſten Halbvers corrigire 
man भवादृशैः ‚ wie auch die berliner Handfchrift hat. Dieſe 
Strophe fehlt in den hamburger Handſchriften. 

890) @. 204, Kof., 144, 13. Ich leſe mit der berliner Hand— 
ſchrift (166®) सरासनपाशि. Die Hamburger weichen ftarf ab. 
89, @. 204, Kof., ©. 144, 14. gl. Hitopadefa, ©. 35, 12. 

892) S. 204, Str. 186, eig. 187. Dieſe Strophe fehlt in ven 
hamburger Handſchriften. Man vgl. Strophe 131. (eig. 132) 
und leſe, wie dort emendirt, तिष्ठते, vgl. शा. 836. Gorrigire 
auch ट्च्चमुप०. | 

००३). @. 204, Rof., ©. 144, 25. Man eorrigire पयेटे० 
und leſe beide mal काष्ठं mit den hamburger Sandihriften. 

894) @, 204, Str. 187, eig. 188. SHitopadefa, I, 198. 

395) @. 205, Str. 189, eig. 190. Ich leſe IN , 1४1९ 
auch die berliner Handſchrift beſtätigt. „Stamm“ ift doppelſinnig 
„Holz und Familie”. Dieſe Strophe fehlt in den hamburger 
Handichriften. 

896),&.205, Str. 190, eig.191. Sitopadefa, I, 200; Paddhati 
bei Böhtlingk. Diefe Strophe fehlt in den hamburger Handſchriften. 

97) ©. 205, Kof., ©. 145, 10. Die hamburger haben इन्‌ 
hinter विश्राम — तत्कथं fchreibe man in ein Wort. 

898) S. 205, Str. 192, eig. 193. Vgl. Hitopadefa, I, 202. 
Man corrigire AT IT:. Dieje Strophe fehlt in den hamburger 
Handidriften und dariirt ftarf in der berliner. 

899) @, 205, Str. 193, eig. 194. ©. IV, 66; vgl. II, 187. 
Ich leſe mit den hamburger Sandjchriften und der berliner (167) 


SEWATETA (tar णछ्णं धन्ये). Für टीव्यति it wol 


476 Anmerfungen. 


ſicher टीप्यति zu Iefen; Parasmaipadam ah en Metrum. IV, 
66, und die hamburger haben ftatt deſſen | | | 

9००) &. 206, Str. 194, eig. 195. Man corrigire सृष्ट, wie 
auch die Hamburger Handſchrift J und die berliner hat; H hat 
fehlerhaft स्पुष्टं 

9०1) @, 206, Kol, ©. 146. 13. लिखयिष्यामि it gegen 
Grammatik; die Hamburger haben लिखामि 

902) S. 206, Kof., ©. 146, 16. पाशानि iſt gegen Gram— 
matif, da UTN nur Masculinum. Die Hamburger Handſchriften 


Haben टभैमयावे्टनानि (*०. bei Kof., 147, 2 टभैवेष्टन) 
und mir jeheint jemand dafür das befanntere homonyme प्राञ्च 
jubftituirt zu<haben, aus Unkunde irrig im Neutrum. 

903) @. 206, Koſ., 146, 21 Man ſtreiche mit den hamburger 
Handſchriften J hinter ofen: vielleicht ift e8 [णके in FF zu 
ändern. 

००५) &.207, Kof., 146, 25. Man corrigire सुयन्वितत्वात्‌ 

905) @. 207, Koſ., 147, 3: Man. corrigire पल्वलं 

— 

००५) S. 207, Kof., 147, 6. Man fhreibe तचापकिष्येमेः 
die hamburger haben yufap: 

907) @. 207, Str. 199. 200, eig. 200. Denn e8 ift nur eine 
Strophe im Metrum Gardülavikridita, 4 X 19 Silben. Im 
vierten Viertelvers folge ih den hamburger Handſchriften, melde 
et कुरू भो तचरापि सज्जो IE. Die Kofegartenee 
Kefeart ift eine corrumpirte. Im der berliner Handſchrift fehlt 
diefe Strophe. | 

908) @. 208. Die Handihrift hat प्रत्युपकारी समर्थः, 
welches in ° क्रारसम० zu ändern ift. : 

०००) &. 208. Ich habe in meiner Ahjrift सहितो AR, 
wofür ANF zu lefen; dann hat die Handſchrift नीचजनःसंसमगेः ^ 
wo eAHATT: zu leſen. | 


Anmerfungen. 477 


910) S. 208. Diefe Erzählung hat ſchon Weber in den Ind. 
Stud., III, 371 fg. abdrucken laffen. 

911) ©. 208. Die Handihrift dat उ चछ जनपदट्‌०, wofür 
TITAN zu lefen; die Verwechſelung zwifchen च्छ und च्छ्‌ if 
nicht jelten, fie beruht auf der Aehnlichfeit der Ausſprache (vgl. 
3. ॐ. die Variante der hamburger H in Strophe 198, eig. 199, 
wo H उ च्छह ftatt उत्साह) 

912) &. 208. Die Handidrift hat वेस्म०, in PA zu än= 
dern, wie aud von Weber gejchehen. 


913) S. 208. Die Handſchrift hat TI, zu ändern in काद्य, 
wie auch von Weber gejchehen. 


914) @. 208. Man trenne in Weber’! Abdruck yathä kälo°. 
915) S. 209. Die Handſchrift Hat nur जीशेषा, welches 
Weber in जोवशेषा verändert; ich fchreibe wie Kofegarten, 51, 


11 वीजशेषा (vgl. weiterhin वीजावशेषा und Kofegarten, 
200, 12 वीजमाचमपि नावशिष्टम्‌) 
916). @. 209. Die Handfhrift hat im zweiten Halbverſe 


सहनन्पि, welches 740) Pancatantra, III, 80 in हसननपि 
zu ändern; vgl. auch Sitopadefa, III, 14 (wo Galanos die Leſe— 
weile des Pantſchatantra vor ſich hatte), Paddhati bei Böhtlingf 
zu III, 80; Rämäyana, IL, xxvı, 35 Schl. 

917) @. 209. Die Handihrift hat amt, welches ſchon 
MWeber in Im verändert bat. 

915) S. 209. Die Handſchrift ha PTUTTATATUTO, wei- 


ches करणीयो नापर over, wie von Weber, करणीयेनोप० 


gelefen werden muß. Beides jcheint mir feinen Sinn zu gewäh— 
ven; ich glaube daß hinter TAT ण्ण ein T ausfiel und leſe 


करणीयो नोपा०. wo dann, wie 1० oft, न (प्न) उपा 
fälſchlich contrahirt ift, ſodaß zu jchreiben ift न्णीयो न उपायः 


und eine wörtliche Meberfegung lauten würde: es ift ein von (oder 
। पिए ^^) uns anzuwendendes Hülfsmittel zu erſinnen“. 


478 Anmer kungen. 


919) @. 209. Die Sandihrift hat कतिपये तिगत्ता०, 

भिगता० u leſen, wie ſchon von Weber verbefjert 

920) ©. 209. Die Handfhrift Hat यास्ययस्ततो natürlich 
in JIU ततो zu ändern 


»21) &. 209. Die Sandfchrift hat वीजावशेषा wo nur 
Tin FT zu ändern (vgl: oben Anm. 915.); ich bemerfe dies 
wegen Weber 


»22) ©. 209. Nach der Grammatif muß पक vad Atmane- 
padam fein (Benfey, Vollſt. Grammatik २८., $. 789, V, 790; 
Panini, I, 3, 47); Die Handſchrift hat zwar वटति, ich glaube 


aber daß man gen ändern darf 
»23) &, 209. Man trenne bei Weber väri bandhanamı 


००५) S. 209. Man corrigire bei Weber tän डा 
»25) @. 210. Die Handſchrift hat रज्जंश्च; ९5 1 aber Fe- 


mininum, alfo der Anufvara zu ftreichen 

926) &. 210. Die Sandihrift hat वेस्म in IFA zu ändern 

927) ©. 210. Die Handſchrift hat अ पनयत्तु भवान्‌ wo 
natürlich en 7° zu ändern 

»28) S. 210. Die Sandfhrift hat hier und weiterhin अशु 
ſtatt शि 

०२५) @. 211. Die Sandfhrift hat hier च्ज्ञसा "1 पजसा, 
jogleih darauf aber das Richtige 

930) ©. 211. Die Handſchrift Hat उध्वेगत्या in ऊष्वेगर 
zu andern 

931) @. 211. Die Sandihrift hat वी ष्यमाणास्ति° 
andern वीरम 

०३2) ©, 211. "Die Handſchrift hat कीडमाचंयोग्य w 
०माचयो० zu ändern 

933) @. 211. Die Handfhrift hat FAT चात्यंगोडचेन° 


wo entweder चापंगो oder चात्यंतो० u schreiben iſt; ich 
habe überjegt 45 ob Letzteres ftände 


Anmerfungen. 479 


०७५) @. 211. Die Gandſchrift hat खंतपुरिकजनस्य, wo: 
für पंत: पररि zu leſen. 

935) ©, 211. Die Handſchrift hat ATI, wofür ich 
STuarA° ^. 

०००) S. 211. Die Handſchrift Hat Hier यथा विविद 
तस्य :., dagegen in der naher folgenden Nepetition 
कवात्तवृ्यवच्ूतस्य, und fo [ auch hier zu lefen, 

937) &, 211. Die Handihrift Hat राजपुत्र केनेट०, wofür 
UT: के° zu leſen. N ; 

938) @. 212. Die Handichrift hat मटोत्याटिकं, ich leſe 
मटोत्पाटिकं 

939) ©. 212. Die Handſchrift bat सो UN (wo A zu 
corrigiren), und निश्चिकाम, wo निश्चकाम 

940) @, 212. Die Hanpfhrift $ण प्रसवट्ितवा, wo 
aA zu ſchreiben. 

941) @. 219. Die तणाः hat काचेष्ठका, wo काषठे- 
क्रा zu leien. 

942) ©. 212. Die Handſchrift dat हन्यमान किम, wo 
HAT: किमः zu fchreiben. 

943) @. 212. Die Handſchrift hat ya, wo पूवेप्र 
zu lejen. 

०५५) ©. 212. Die Handſchrift hat सरसि त्वी, wo सरसि, 
सिक्ता zu leſen. 

945) @. 213, Koſ. 148, 4. ©. Anm.4. 

946) ©, 213, Kof., 148, 5. Man jchreibe °"पचच्छन्ोः 

947), @. 213, Str. 2. Sch leſe mit der berliner Handſchrift 
in zweiten Halbvers ° युक्तः auch in der hamburger H fcheint 
jo corrigirt. 

948) @. 213, Str. 3. Für den erſten Salbvers f. I, 264. 
HF ift doppeliinnig „Körper und Heer”. ; ५ 

949) ©, 214, Kof., 148, 20. Man corrigire कम्‌ (त्त I); 
fo fteht natürlih aud in den hamburger und der berliner. 


480) Anmerfungen 


9007 214, Kof., 149, 1. Man trenne feat Et vgl 
die berliner Handfhrift, wo Bl. 170b feat तस्य en 

951) S. 214, Kof., 149, 2. Man corrigire ATITATHP. 

952) S. 214, Str. 4. Die berliner Handſchrift hat außer an— 
dern Varianten तथ्यं (ftatt पथ्यं) + was wol beffer. 

998) 214, Kof., 149, 12. Man corrigire AIR: (ſtatt 
नानः) 

954) S. 214, Kof., 149, 11. Man ftreiche das eine प्रजीवि 

955) &, 214, Kof., 149, 11. Ih folge der Lefeart in den 
hamburger Handſchriften und der berliner कासः । स च IS- 
वान्‌ काटप्रहता (H fehlerhaft IT) च्‌ (एन legte fehlt in 
den hamburger). Doch verfenne ich nicht, daß auch Dieje Feines- 
wegs ganz befriedigt. Man hätte in Uebereinſtimmung mit der 


zum Beleg dienenden fiebenten Strophe eher काटप्रहतेव्य 
zu erwarten काटलग्रहतु ift zwar gegen meine Bollft. Gramm 
2८., $. 653, VO. Ausn.; Bänini, IL, 2, 15. 16, doch gibt ९6 viele 
Beifpiele derartiger gegen die Negel verftoßender Zufammenfegungen. 
956) S. 214, Str.7. Kämand. Nitis., IX, 50, wo Barianten. 
957) S. 215, Str. 8. So fehr diefe Strophe im vorliegenden 
Text von Hitopadeſa, IV, 22, und Kämand. Nitis., IX, 42 abweicht 
und einen wefentlich verfchiedenen Sinn hat, jo in doch kaum zu 
bezweifeln, daß fie in ihren Haupttheilen iventifch find. Sie find 
eines der ſchlagendſten Beifpiele dev Ummandlungen, welche dieſe 
Gnomen erlaubten. Zu „feſt vereint mit Brüdern‘, vgl, IL, 57. 
958) @. 215, Str. 9. Vgl. Hitopadeſa, IV, 25; Kämand. 
Nitis., IX, 45. 
959%) ©. 215, Kof., 149, 22. Man ceorrigire संधानीयः 
0१० 215, Str. 10. Sitopadefa, IV, 29; Kämand. Nitis., 
IX, 52. In ven hamburger Handſchriften fehlt diefe Strophe. 
961) &, 215, Str. 11. Kämand. Nitis., IX, 57; Sitopadefa, 


IV, 29, wo unbedenklich, संशयितं ftatt संशयितुं zu fchreiben 
Dal. Anm. 2 


Anmerkungen. 481 


962) @. 215, Str. 12. Man corrigire तस्माद्य Gigent: 
lich ‚beißt e8 „‚ebe man die Drei andern Mittel angewendet bat‘, 
vgl. über die „vier Mittel‘, Anm. 151. u Kof., ©. 31, 18), 
und Mahabhaͤrata, 1, ©. 208, Vers 5565 fg... und UL ©. 458, 
Ders 2619. । 

963) S. 215, Str. 13. Den Vergleich mit-den ‚ungebrannten 
Lehmtöpfen betreffend, vgl. Hitopadeſa, IV, 63, und insbeſondre 
Kämand. Nitis:, IX, 60, und, Einleit. §. 139. 

964) @. 215, Str. 14. Die Kofegarten’sche Leſeart werftößt 
gegen Metrum. Dean lefe mit der berliner Handſchrift °वाभिखा 
In den hamburger Handſchriften fehlt dieſe Strophe. 

१०5) @. 215, Str!'15. "Vgl. 1; 257. 

9९6५) &, 215, Str. 16. ©. Paddhati bei Böhtlingf. Obgleich 
Boͤhtlingk feine Varianten anführt, jo ift doch mit den hamburger 
Handihriften und der berliner zu ſchreiben im erſten Halbvers 


खनन्नाखु° un पाषाणश्कला 

9७१) S. 215, Str. 17. Man Iefe mit ver berliner Handſchrift 
ARE (itatt पुष्टयुं In den hamburger fehlt diefe Strophe. 

965) S. 216, Str. 18. Kämand. Nitis., X, 32. Man 
४१८6" वाजञ्छन्बभ्रे०. 291. Mabäbhärata, XII (II, ©. 514), 
Ders 4209. fammt der dafelbft vorhergehenden Fabel. 

969) ©, 216, Str. 19. Kämand.. Nitis., X, 33. 

970). @. 216, Str. 20. Hitopadeſa, III, 48; Kämand. Nitis., 
X, 35; Paddhati bei Böhtlingk. Die Leſeart प्राघ्रकाले ftatt 
कालेकाले ift eigentlich viel angemeffener. Kämand. Nitis. hat 
ATS प्राप्रे 

971) ©. 216, Str. 21. Dielelbe Strophe aber mit jo wejent: 
कथा Barianten, daß fie einen andern und beffern Sinn gewähren, 
ericheint Kämand. Nitis., IX, 31. Man lefe mit Diefem नयेत्‌ 
und पतेत्‌, In den hamburger. Sandihriften. und der berliner 
fehlt dieſe Strophe, 

972) ©. 216, Str. 22). S. Sitopadeja,:IV, 27. IL, 46. 


Benfey, Pantichatantra. II. 31 


482 Anmerfungen. 


Kämand. Nitis., IX, 49 निटश्ेन J in der eigentlihen Bedeu— 
tung „Gleichniß, Beifpiel, Erzählung, wodurch eine Lehre belegt 
wird.‘ 

973) &, 216, Kof., 150, 24. Man corrigire करीघ्वान्‌ 

974) ©. 216, Str. 23. ©. HU, 30, und Anm. 182. 

975) @. 216, Str. 24. Hitopadefa, IV, 48; Kämand. Nitis., 
IX, 41. Im एला hamburger Sandfhriften fehlt dieſe Strophe. 

976) @. 216, Str. 25. SHitopadefa, III, 106; Kämand. Nitis., 
VII, 15, welche beide gegen Pantſchatantra übereinftimmen. 

977) @. 217, Stu. 26. Statt „Gewalt“ hat das Driginal 
„pas vierte Mittel”, |. Anm. 151. (zu Koſ. 31, 18). 

978) @. 217, Str. 28. स if: wol von सान zu trennen 
(©. Bollit. Gramm. २८. $. श्रा, Bem. 6, und Bantichatantra, I, 
d. 128 in ven hamburger Handſchriften); vgl. Kämand. Nitis., 
IX, 56, mit weldem die beiden hamburger faſt ftimmen. 

979) ©. 217, Str. 29. Wie Bhima in Frauenkleidung Die 
Kitſchakas töntet, wird Mähabharata, Tom. U, ©. 16 fg. erzählt. 

980) S. 217, Str. 31. Die Lefeart der hamburger Handſchrif— 
ten सामनं Scheint mir der Koſegarten'ſchen सामनं vorzuziehen. 

981) S. 218, Str. 35. याचाटसणं ift in ein Wort zu 
ſchreiben. 

9832) S. 218, Str. 36. Die beiden Monate ſind März: April 
und Dectober-Novenber. Im Miahäbharata, II, ©. 495, Vers 
3691. wird ſtatt des erftern der Monat genannt, welder theils 
dem November theild dem December ettfpricht, wofür zutveffende 
Gründe angegeben werden 


983) @. 218, Str. 39. Die Beveutung von विवध und 
प्‌ सार wird durch Kämand. Nitis., XII, 87, und Sch. ent= 
fchieden; vol. aud) ebend., VII, 17. 43. 46; XI, 15. 16; XIII 
TLsERN 5: 

934) @. 218, Str. 41. Judhiſchthira, König unter den Pan— 
duiden mußte fein Königreidy verlaffen, Fehrte aber jpAter, nude 
dem er die Kuruiden befiegt, dahin zurück. Dies ift der Haupt— 
ftoff des Mähabharata. 


Anmerfungen. 483 


985) ©. 218, Str. 42. Man corrigire im zweiten Halbvers 

वाञ्छितं ("“ वाज्चितं). 
` १५6) @. 219, Str. 43. Vgl. Hitopadefa, IV, 45; aus Kämand. 
Nitis., IX, 38. | 

. 987). ©. 219, Str.-44. Kämand. Nitis., IX, 55. - 

988) @. 219, Str. 46. Zum eriten Halbvers 1. I, 263, II, 91. 

989) @. 219, Str. 48 Ueber ITATT 1. Ann. 983. 

११०) @. 219, Str. 52. Ich überfege nad) den hamburger Hand— 
ichriften, welche न्योन्य (ftatt auge) haben. 

991) S. 220, Str. 55. 9:41. Hitopadefa,.I; 31; Paddhati bei 
Böhtlingk. In den hamburger Sandihriften und der berliner 
fehlt diefe Strophe. 

992) ©. 220, Str, 56. -© Paddhati bei Böhtlingf, deren 


Variante md (011 Are haben 4110 die hamburger Hand— 
ſchriften (0९ berliner weicht ab). सहृट्‌ verftößt gegen meine 
Bollft. Gramm, 2c., $. 588, ४, 1; Bänini, VIII, 3, 119, aber 
९6 erſcheint Kematihandra, 730: (Böhtlingf, ©. 133, 98). 

993) ©. 220, Str. 57. Bol. Sitopadefa, IV, 263 Kämand. 
Nitis., IX, 46. | 

If 

994) @. 221, Kof., 155, 9, und Str. 59. Ueber इेधीभाव 
vgl. Kämand. Nitis., XI, 24. 

995) @. 221, Str. 60. Ich leſe im zweiten Halbvers सुखं, 
wie die Hamburger Sandfchriften haben. Auen 

996) ©. 221, Str. 62. Ich glaube es ift TO zu leſen. 
Die Handihriften variiren ftarf aber nicht entjcheidend. 
` 9५7) ©, 222, Str. 66. Diefe Strophe ift aus Mahäbharata, 
1, ©. 315, Vers 1719. 172°. Man corrigire im zweiten Halb— 
vers mit der berliner Handſchrift वेत्सि (ſtatt am + wie aud) 
das Mähäbharata hat. Die fpecielle Angabe der 18 und 15 
Titha (Mittel des Wohlergehens) findet ſich in unferm Tert des 
Mahabharata nicht, aber eine ähnliche Lifte foll nah Wilfon’s 
Angabe (Trans. of the Roy. As. Soc., I, 174) im Bhäravi Tantra 
vorfommen ; vgl. auch Rämäyana, II, ९. 109 (Gorrefiv’s Ueber- 

5 ॐ 


484 Anmerfungen. 


fegung, VOL, ©. 108), wo. ebenfall® die 18 und 15 Tirtha und 
die drei Spione erfheinen, die 15 auf der. eignen ‚Seite find 


nah den Scholien vafelbft (Gorrefio, VII, 341) yaTarıı 
गजाध्यक्ष खश्चाध्यछष पटात्यध्यस्ष पुरो हित TAT 
पानी याध्यक्ष प्रतीहर अन्तवशिक कोषाध्यसष सन्धि- 
विरही सेनापति TUCH वेद्य ; fügt man dazu noch drei 
राजन्‌ युवराजन्‌ महिषी dann jind es die 18 des Gegners. 

००९) @.122, Kof., 156, 15. Id नः स्वामिन उपघाताय 
(ftatt °मिनोपघा०) ‚ da falſche Zufammenziehungen dieſer Art 
in ven Handſchriften fehr haufig find; man könnte ſich mit bloßer 
Trennung °मिनो पचा für पपार) zu helfen glauben, 
aber dieſes paßt nicht, wol aber उपघात, vgl. dies Nomen 
bei Böhtlingk-Roth, Wilfon, Bopp Gloſſ., und mein Gloff., und 

mit DV bei Weftergaard und in Laſſen, Anthol. ऊर्मी 

999) @. 222, Kof., 156, 17. AUT ift gegen die gewöhn- 
lihe Sprache, welche zarten hat (vgl. Bopp, 8. v.), ९8 ift 
aber १९०४ (Benfey, Vollft. Sramm. २८. „` ©. 162, -$.”403, 1; 
Panini, VO, 2, 34) und शास्त erſcheint aud in ver gemöhn- 
lihen Sprade. ” 

1000) &, 222, Kof., 156, 17. नायक iſt in ज्ञापक zu 
eorrigiren. Darauf führen ſchon die Hamburger, Handſchriften, 
welche न्यायिक haben, worin, wie oft, ver gleichen Ausſprache 
wegen न्य für ST eingetreten und U mit य verwechfelt ift; ent- 
jhieden wird ‚aber. die Lejeart durch Wilfon in Trans. of the Roy. 
As. Soc., I, 175, wo Juyäpaka Drusffehler und in Jnyäpaka 
zu corrigiren tft. 

1001) &, 222, Kof., 156, 19. Vgl. Böthlingk-Roth, Sanskrit— 
१९५५९५१. ४.१०. W. पट विके, two ſchon bemerkt, daß Stefan 
zu corrigiren धि und fo bat auch die berliner Handſchrift. In 
den hamburger fehlt dieſes Amt. 

1002) S. 222, Koſ., 156, 23. Man corrigire nad) der. berliner 


Handſchrift विघातः (ſtatt विधातं; vgl: Anm. 146. 


Anmerfungen. s 485 


1003) @. 222, Str. 67. Man lefe mit den Halbvers QUT- 
feqfasen° in einem Wort; vgl. Böhtlingf-Roth unter खारि 
तुरिडिकं Val. über Spione Kämand. Nitis., XII, 42 fg 


1004) .&.223, Koſ., ©. 157, 1. Man jchreibe किनिमिचम्‌ 
in ein Wort 

1005) 223, Koſ., ©. 157,5. ©. 1, fünfte Erzählung 
(S. 50), und zwölfte Erzählung (S. 99). 

1006) &, 223, Str. 68. Diefe Strophe fehlt in den hamburger 
Handihriften. Man fchreibe छी णंशीणं in ein Wort. 

1007) ©. 223, Kof., 157, 11. Man Tele °माचेरेव 

08) 223, Str Es iſt mit den hamburger Hand: 
fchriften zu leſen og ट्‌. क्रियते पाथिवे जडे In der 
berliner fehlt die Strophe. - Den Vergleich mit den Fiſchen ver: 
1९0९ ich nicht 

1009) &, 223, Str. 70. Im erſten Halbvers ſchreibe man UT. 
mit der berliner und den hamburger Handſchriften (ſtatt Ur) 

121% 223, Str. 71. Ich folge hier der Leſeart in der ber- 


liner-und den hamburger Handſchriften षटिमा पुरुषो जद 
(die hamburger haben wie jo oft TI ftatt Q und fehlerhaft Anu— 
fvara darüber) 


1011) ©. 224, Rof., S. 157, 23. चक्राङ््ता beißt „die 
mit dem Diskus bezeichnete” und fünnte einen Beilag des folgen: 
den. Nanten® bilden, allein dann verftößt die Form gegen meine 
१0. Gramm. २८., $. 621. Daher z09 ich vor e8 45 Eigen 
namen zu nehmen; doch ift mir eine Pflanze dieſes Namens ſonſt 
niht befannt. Mill man es als Epitheton nehmen fo tft der 
Auslaut zu verfürzen. Sahadevi it ein Straudy der einen wohl— 
riechenden Samen trägt: Prijangu. — Vgl. übrigens auch Hito— 
padefa, 91, insbejondre 3. 20. — Bezüglid ver Krönungscere: 
monie vgl. man Skandapuräna, Kacikhanda, XXIII, 45 —52; 
Raͤmaͤyana, II, 15, 4 fg. (वाह. von Schleg.), II, 12 (herausg. von 
७५५१८१०) , As. Res., XIH, 311; VIII, 409, — und insbefondre 


486 ५ Anmerkungen. 


die bengalifche Ueberfegung der Sinhäsanadvätringat (Vatris Sin- 
ghasan), ©. 5, 1 9. ५. --, 6,5 


1012) ©, 224, Koſ., S. 158, 2. Ih lefe mit ven hamburger 
Handſchriften वेटोच्चार 

1013) ©. 224, Koſ., ©. 158, 6. Man corrigire ण्लङ्कुतवे- 
दिकामध्या° 

1014) ©. 224, Str. 74. Man trenne im zweiten Halbvers 
चिन्तिता नयाः. 

1015) ©. 225, Koſ. ©. 158, 21. Man corrigire विद्यमानेषु 

1016) S 225, Str. 77. Die vielen Sonnen verbrennen Die 
Welt; nad) dem Vishnu-Puräna (©. 632) jind ९6 fieben, indem 
19 jeder Sornenftrahl zu einer ganzen Sonne ausdehnt. 

1017) &, 226, KRof., 159, 16. Im Koſegarten'ſchen Text fcheint 
mir Hier ein Wort ausgelaffen. Die hamburger Handſchriften 
haben nämlich कलना I कल मागा) मृतप्रायाः 
मृताश्चाः ; das Wort मृतप्रायाः किला mir aufgenommen 
werden zu müffen und ic habe danach überjegt. Aehnlich hat Die 
berliner Handſchrift (1799) कट्टभनाः क fan मृतावस्या 
संति । मताश्चापर्‌ I. — Aud ift der Strid hinter HAT 
bei Kofegarten zu ftreichen 

1018) &, 226, Kof., ©. 159, 20. Man verbinde चन्द्सरो 


नामको in ein Wort 

1019) 226, Koſ., ©. 159, 21. Sollte nicht परावृत्य zu 
ſchreiben fein. „kehrten jie voll Freude un, verbeugten jid und 
fagten ihrem Herrn“? Die berliner. Handſchrift Hat damit ſyno— 
1४7 प्ागल्य. 

1020) &, 2२6, Koſ. 159, 22. Die heilige Gangä (der Gan— 
ges) fließt nad indiſchem Glauben im Simmel, auf Erden und 
in ‚der Unterwelt, daher fie auch tripathagä „in drei Pfaden 
gehende‘ heißt. 

1021) @. 226, Koſ. ©. 159, 24 Man corrigire हट्स्य 

1022) S. 226, Kof., ©. 159, 25. Man fchreibe mit den ham— 


क a काप 


Anmerfungen. 487 


burger Handſchriften सुकुमा, als Nebenform von सुकुमारः 
obgleich jene Form in den Lericis nicht aufgeführt wird, ſteht fie 
doch in Analogie mit ATS neben कुमार्‌ Wer daran An- 
ftoß findet, fann सुकोमल° fchreiben. Die berliner Handſchrift 


weicht vom Kofegarten’ihen Text ftarf ab. 

1023) @. 227, Str. 80. ©. Anhang zum zweiten Bud, ©. 209. 

1024) @. 227, Stri 81. Hitopadeſa, I, 141; Tschänakja 31 
bei Häberlin, ©. 314; 11 bei Höfer, Sanıskritapäthop., ©. 54; 
Paddhati bei Böhtlingk, Beitr. इ. Kr. 2c.; Skandapuräna, Käci- 
khanda, XIII, 90 wird diejer Sat als eine nitih sanätanä 
„ewige Regel“ bezeichnet. — . Im zweiten Halbvers fordert die 
Srammatif °पटस्याथे SIT; da aber mehrfach in ver 
Cäſur die phonetiihen Veränderungen nicht beachtet werden und 
auf dem haufig. wienerfehrenven U eine Art Ton zu liegen 
Scheint, kann man zweifelhaft ſein, ob man gegen die Ueberein- 
ftimmung der Handichriften in allen. angeführten Stellen die 
grammatische Negel ausführen darf, 

1025) @. 237, Str. 82. S. Manu, 7,.212. 

1026) @. 227, Koj., S. 160, 17. 21 und 22. An allen drei 
Stellen: ift wol auf jeden Fall विभीषिका zu. Schreiben, da 
das Nomen nicht vom Defiderativ ſondern dem Cauſale (भीषय) 
abgeleitet fein kann. Nach welder Regel übrigens das Femininum 
des Nomen agentis (विभीषक) eingetreten ift, ift mir 016 jegt 
unbefannt. 

1027) &, 227, Str. 83. S. I, 229. 

1028) &, 227, Koſ., ©. 160, 22. Koſegarten's Text iſt hier 
falſch; ich lefe mit den hamburger Handichriften °मिष्यन्ति | 
चतुरटूतायत्ता सा च विभीषिका । यत्तो ५. विभी. 
rührt jedoh von mir ber (ſ. Anm. 1026.), die hamburger, bei 
denen jedoch überaus oft J ſtatt ठृ erfcheint (wegen der gleichen 
Ausiprade) haben wie Kofegarten विभी Die berliner Hand— 
fchrift weicht ftarf ab. 


488 Anmerfungen. 


1029) ©. 228, Kof., ©. 160, 25. Man’ corrigire mit den 
hamburger Sandfhriften नि षघेधयत्ि 

1०30) @. 228, Str. 84. Ich habe nad Kofegarten’s Text über: 
jest; allein obgleich au) die Hamburger Sandfhriiten NIHTTI 
haben (in der berliner fehlt dieſe Strophe), wäre ich ſehr geneigt 
SNITTEeAT ſtatt deffen zu. lefen FT und A werden oft ver— 
wechjelt): „ein Kenner des Herzens von andern‘. निर 

1031) &, 228, Rof., 161, 10. शम corrigire Frag निर. 

1032) @. 229, Str. 86. Vgle Sitopadeja, II, Str. 62. Man 
corrigire nach ver berliner Handſchrift sung (0011 TIP). 
In den hamburger Sandihriften fehlt diefe Strophe. 

1033) @. 229, Str. 87. 94. Käliv., Raghuv;, 17, 59 (60); 
10, 28 (29). Diere Strophe fehlt in den Hamburger Handſchriften 
Im eriten Halbvers leſe man arstae wie auch Die berliner 
Handſchrift veutlich (182%) bat. 


1034) &, 229, Kof., @. 162,5. Hinter परियिरो यं müßte 


eigentlich डति ſtehen. Die Inver glauben in den dunfeln Thei- 
len des Mondes das Bild eines Hafen zu erfennen. In den ham— 
burger Sandfhriften fehlt UP und fo meiter bis तट्‌ (3. 6). 
1035) &, 229, Rof., ©. 162, 11. Die Strahlen २८6 Mondes 
werden in den indiſchen Gedichten als abkühlend vielfach geprieſen 
1036) &, 230, Koſ. ©. 162, 15. Man corrigite पन्थान 
1037) @. 230, Kof., ©. 162, 17. "Man trenne स IR 
1038) S. 230, Koſ., ©. 162, 21. Man corrigire AR 
1039) S. 230, Koſ., S. 163, 4 und 8. Man corrigire भग्‌ 
वांश्चन्दो | 
११०) @. 230, Kof., ©. 163, 6. Diefer Geſtus ſcheint mit 
Hitopadela, 19, 20; 122, 5 wefentlich iventifh zu fein und aus— 
zutrüden, daß der ihn wollgiehende weit von dem Gedanken ent= 
fernt fer, welcher bei ihm worausgefegt, wird. 
1041) ©. 231, Kof., S: 163, 14. ` Man evrrigive mit den 
hamburger Handſchriften ०त्टसं काप्रुर 


+भ u ten ae nn 


, Anmerfungen. 48) 


1042) @. 231, Rof., ©. 163, 21. Man corrigire ग्गो ष्या, 

1043) S. 232, Kof., ©. 163, 25. Die hamburger Handſchrift 
H hat वियोचटदुःषटुःखित° ‚ augenfcheinlih fehlerhaft für 
वियोगदुःखदुः सित०, ° वियोगात टुः खित्त०, ५४ 
wir fcheint für वियोगात्‌ Codne Beobachtung der phonetifchen 
Regeln, wie ſehr oft); diefe Umwandlung fcheint mir erft durch 
die. Auslaffung von US (aud in der berliner Handſchrift) 
herbeigeführt zu fein. N दुःखित fommt fo häufig vor, 
daß es faft folenn ift; ‘ich ‚halte ९6 daher aud Hier für richtig. 
Der Berluit von U ift wie ſo oft durch Den gleichen Anfang 
von दुःखित herbeigeführt. | 


1044) @. 232, Kof., ©. 164, 5. Man corrigire निराश््तिन, 
wie aud die hamburger Handſchriften haben. 

1045) &, 232, Koſ., ©. 164, 12. Man eorrigire मसेवः 
in der berliner und den hamburger Handſchriften finden 10 hier 
वर्प Barianten. 

1046) @. 232, Roi, ©. 164, 14. Ueber प्रातिवेष्यकाः 
1 zu Ntr. zu I, Erz. VII, Anm. 607. 

1047) @. 232, Str. 91. Man corrigire प्रत्ययम्‌ Die 
Strophe Fehlt in dem uns befannten Tert des Manu. 

1048) @. 233, Str. 93. Bol. Maͤdſchnavalkya, II, 24; Manu, 
भा, 47. Ä 

1049) S. 233, Kol, S. 164, 23. Närada ift Bote der Götter. 

1050) &, 233, Koſ. ©. 165, 1. Man ftreiche das eine MAI. 

1051) S. 234, Kof., ©. 165, 16. Man corrigire CAZATA°. 

1052) @. 234, Kof., ©. 165, 16. Ich leſe mir ven hamburger 
Handſchriften °वाहूरधेपाट्‌० Die Kate wird in der Stellung 
der Büßer beichrieben, welche nur mit einem Fußzehen die Erde 
berühren. म 

1953) @. 234, ^ ०1., @. 165, 18. Man ſtreiche hinter ग्ड च्चः. 

1054) S. 234, Str. 96. Es iſt wol नित्यं im zweiten Halb— 


+ 
vers zu fchreiben (over ge in ein Wort); man corrigire 


490 Anmerfungen. 


ebend. मृत्युः . In den hamburger Sandfhriften und in der ber- 
Iiner fehlt dieſe Strophe. 

1055) @. 234, Str. 97. ` ©. Paddhäti bei Böhtlingf. 

1056) ©. 234, Str. 99. Man covrigire im erſten Halbvers 
पलकाडव | 

1057) @. 234, Str. 100. Laſſen, Anthol., ©. 20, 14. 15. 

1058) @. 234, Str. 102. 39 weiß nit ob nicht die ham: 
burger Sandfhriften im zmeiten Halbvers beffer °रायसरुक्तस्य 
„Pfad und macht fie frei von Hemmniſſen“. 

1059) @. 235, Str. 104. ©. Paddhati bei Böhtlingk 

४9१) ©..235, Kof., ©. 166, 17. Die hamburger Sandfchriften 
haben JATSUR, mas wol richtiger (Die berliner ſtimmt mit 
Kofegarten). Dahinter feße man einen Interpunftionsftrid. ` 

1061) ©. 235, Str. 106. Im erften Halbvers corrigire man 
हिनस्ति mit den hamburger Handſchriften (ſtatt हिंसति, wie 
auch die berliner Handſchrift bat). | 

1062) @. 235, Kof., ©. 167, 1. Vgl. Mähabharata, XI, 
12820 fg., wo. auch über die Bedeutung faft ebenfo disputirt wird. 

1063) &, 236, Str. 107. Man र्ध oa. 

1064). &, 236; Kof., ©. 167, 5. Man corrigire यपयज् यर; 
fo haben audy die Hamburger Handſchriften (in der berliner fehlt 
dieſe Stelte). 

1065) S. 236, Kof., ©. 167, 8. Man corrigire mit der ber— 
liner Handſchrift (©. 187°) बाधा (1५५ बाधो). 

1066) S. 236, Str. 109. Manu, VIII, 98. 

1067) ©. 237, Kof., ©. 167, 28. Der Nante १९९6 Vogels 
fehlt bei Wilfon; ©. 172, 6 ift er der Spion der &ulen. Im 
Kaltlah und Dimnah iſt es ein „Uhu“ ver ver Eule mittbeilt, 
was die Krähe gefagt (Wolff, 201). 

1068) ©. 237, Koſ., ©. 168.,.2. Man corrigive कृकालि- 
कयाभि०, wie die hamburger Handſchriften haben. 

1069) @. 237, Str. 112. Die bamburger Handichriften haben 


im zweiten Halbvers सं रोरतिः wol beiler. 


Anmerfungen. 491 


1070) @. 238, Kof., ©. 168, 23. Böhtlingk vermuthet Mrg- 
यागतं (brieflihe Mittbeilung). 

1074) ©. 238, Kof., ©. 168, 25. Man verbinde PIATAT 
in ein Wort. 

1072) @. 238, Str. 117. Vgl. Sitopavdefa, IV, 52 

1073) ©. 239, रण 169, 16. Die hamburger Sandfihriften 
haben किमेवं was aufzunehmen 

1074), @. 239, Str. 118. Tſchaͤndaͤla heißt eine auf der nie- 
deriten Stufe der indiſchen Geſellſchaft ftehende, zu feiner Kafte 
gehörige Menjchenclafle, deren Berührung alle andern verunrei- 
nigt.. Im erſten Halbvers vermuthe. ich खानः कुकुटचारडा- 
लसमस्यशाः; doch laßt ſich auch die Kofegarten’sche  Lefeart 
vertheidigen. — Im zweiten Halbvers leſe ich mit den hamburger 
Handichriften रासभोष्टाविशेषेण । wofür auch die berliner 
jpricht, melde राश्भोष्टविशेषेण hat. 241. Str. 120. 

1075) @. 239, Str. 119. Ih glaube daß पञ्चगवेन zu 
eorrigiren ift (Benfey, Vollft. Gramm. ꝛc., $. 660.); licher ift zu 
Ihreiben चन्द्‌ य्‌०, wie aud die Hamburger Handfhriften und 
die berliner haben. 

3976) 239, Kof,, S. 170,9. Man corrigire WU 


1077) ©. 240, Str. 120. Ich kenne nur IS nicht Rz 
und glaube daher, dag im zweiten Halbvers AUS zu corrigiren 
ift, und jo hat auch die berliner Handſchrift (190%) 

3979) 240, Kof., ©. 170, 11. 68 ift unzweifelhaft mit 
den hamburger Handſchriften UNA (ftatt रासभ) zu leſen 
Noch beſſer hat Die berliner Handſchrift (190°) त पभशुषूपं 
राक्षसं „einen Raͤkſchaſa in Ziegengeftalt‘ 

1079) 240, Kof., ©. 170, 13. Man corrigire OTRIT! 


— 240, Koſ. 170, 18. Von ©. 170, 19 inel. bis 
171, 6 inel., alfo die vierte Erzählung mit Zubehör fehlt in den 
hamburger Handſchriften. 


492 Anmerfungen. 


1081, @. 241, Kof., ©. 171, 9. Bol. Anm. 151. und Ein- 
leitung $. 139, Bd. I, ©. 345. (म 
1082) S. 241, Kof., ©. 171, 12. Man fchreibe पवेतमृष्यः 
der Berg liegt in Dekhan. 
1083) ©. 241, Koſ. ©. 171, 14. Die beiden Hamburger 
Handſchriften haben °ट्गेमध्यटि० und प्राप्रान्व्यापादयामि 
(ohne das überflüfftge ज्ञात्वा), die berliner Hat GGBl 191) 


2 टिनां 
दुगेमाध्य दिनांधान्‌ व्यापट्यामि (पतक nur Schreib: 
९01९४); hier ift ATI nur dur Verfennung der andern Schreib: 
weife, mo ein zu den nachfolgenden  Confonanten gehöriges € jo 


bezeichnet wird, entjtanden umd मध्ये zu leſen; दिनांधान्‌ iſt 
weſentlich daffelbe "९ दिवसे तानन्धतां प्राघ्रान्‌ nur ein- 
facher; doch laſſe ich natürlich dieſe Lefeart in dieſer Recenſton 
ष्व", alfo न्दुगेमध्ये टिव° तानन्धतां प्राघ्रान्व्यापा०. 

1084} S. 242, Koſ., S. 172, 5. Man ichreibe °रिष्टमृष्यम्‌°, 
1. Anm 1082. Mar 

1085) @. 242, Koſ. ©. 172, 6: ©. Anm. 1067. 

1086) S. 242, Koſ., ©. 172, 10. Ich lefe mit der berliner 
Sanpjsrift MI: पलायमानः परपुण्येठेभ्यते. Kofıgar- 
ten’s und die hamburger Leſeart ift daraus corrumpirk. 

1087) @. 242, Str. 128. Man lefe mit der berliner Handſchrift 
AUT (itatt न्यञ्च). 

1059) &.242, Koſ. ©. 172, 15. Man corrigire परिजनान्‌ 

1089) S. 242, Str. 129. _ Man rorrigire za: स्या 
इडिजिगी० mit den hamburger Sandfchriften. 

1090) S. 243, Str. 131. Man corrigire. im erſten Halbvers 
वाञ्छेत्‌, wie auch die hamburger Handſchriften haben; die ber— 
liner liert कुयात्‌ 

1091) ©, 243, Str. 132. ` Im zweiten Halbvers corrigire man 


Sa. 


Anmerkungen. 493 


1092) @. 243, RKof., S. 173, 17. Man corrigire सारणं (ſtatt 
सरणं). wie auch die berliner Handſchrift hat. 

1093). @. 243, Kof., ©. 173, 19. Die hamburger Handſchriften 
haben पितुपेताम 9 und fo ift hier zu ändern, ſ. Anm? 372. 
zu. Kof., 78, 7. 

1094) S. 243,:Rof., S.173, 20 Im 21000000, 1, 686, 
Vers 10. heißt eine Eule in einer Fabel प्राबारकण. Dieſer 

"Name ift dem im Pantfchatantra jo ähnlich, daß ſicher nur einer 
richtig iſt und nad der Geftalt der Eulenohren zu urtheilen, mol 
der im Pantjichatantra. 

1095) ©, 243, Kof., S.173, 23. Bon hier an differiven die 
hamburger Handſchriften vollftändig. 

1096) ©, 244, Kof.,-S. 174, 1. aufm ift gegen Gram— 
matik und gibt feinen Sinn. Ich emendire aufn. 

1097) &, 244, Str. 134. Diefe Strophe ift urfprünglich iden- 
tiſch mit Mahäbhärata, XII (IT, 500), Vers 3814; wie da, ift 
im zweiten Halbvers Al: कमेः zu fchreiben- In den ham- 
burger Handſchriften fehlt jie. 

1098) ©, 244, Str. 135. Mahabhäarata, XIT (II, 512) 
Vers 4167; bier jteht वतेते (Statt वधते 2९8 Pantſchatantra), 
welches vielleicht vorzuziehen; vgl. Einleit. $. 223, ©. 581, wo 
die Stelle ०९६ Mahabhärata überſetzt ift. 

1099) @. 244. Diefe Erzählung पी von Wilfon überfegt in 
Trans. of the Roy. As. Soc., I, 176, jedod) jehr frei oder nad) 
jtarfen Varianten. 

1100) @. 244, Kof., ©. 174, 8. Man द mit der berliner 
aeg (1411 तंटेव). १५५६ 

1101) S. 244, Koſ., ©. 174, 10. Man corrigire चमा. 

1102) @. 245, Kof., ©. 175, 6. Wegen स्ति ohne वसति 
FA 1. Anm. 361. 


1103} S. 245, Kof., @. 175, 7. Man corrigive सुरश्यमाण, 
wie auch die berliner Handſchrift hat. 


494 Anmerfungen. 


1104) ©, 246, Kof., ©. 175, 8. Bol.Somavdevra, Käthä- 
Sarit-Sägara, III, 27 


: 1105) S. 246, Roj., 175, 10. Man र्ध वतितव्यं 


106) S. 246, Kof., ©. 175, 11. Man ewrrigire बरमाचान्त 

1107) S. 246, Koſ., ©. 175, 17. Man धि mit der berliner 
Handſchrift I चेटस्ते चेतम्‌ ift wol nur Druckfehler. 

1108) @. 246, Kof., ©. 176,3. Man lefe a. _ 

1109) ©. 247. Diefe Crzählung ftimmt faft wörtlich zu Ma- 
habhärata, XI, Verd 5462 — 5592; Str. 139 — Rämäyana 
V.;91,:4; 

1110)..©. 248, =@ 444; प्यते im Atmanepadam wegen 
0९6 Metrum. 8 

1111) S. 249, Str. 155. Man trenne im zweiten Halbvers 
सपुयस्लकवका लता; vgl. Mahäbharata, XII, Vers 5513४. 

1112) ©. 249, Str. 156. Mahäbhärata, XII, Vers 5566१, 
55679, Laſſen, Anthol. sanscr., 32, 6. 7 aus Rämäyana, II, 39 
(= 11, 38, 25 Gorr.); Paddhati bei Böhtlingk. 

1113) . @. 249, &tr. 157. Für taten ift wol OFT: zu 
Ihreiben. Der Bofativ kann ſchwerlich fo neben dem Verbum ftehn 

1114) ©. 249, Str. 159. Man leſe SIT 

1115) ©. 249, Str. 163. तस्य im (पीला Halbvers muß in 
तस्यास्‌ verändert werden. Achnliche Fehler gegen das Geſchlecht, 
welche aus Unachtfamfeit auf den Zufammenhang entitanden find, 
haben ६. B. die hamburger Handſchriften nicht jelten. - Vielleicht 
war auch Str. 165. von Einfluß 

1116) S. 250, Str. 166. पातयामास it " तापयामास 
umzufegen. Buchftabenverfegungen find in den Handſchriften nicht 
jelten. 


1117). ©. 250, Str. 167, Im zweiten Halbvers leſe ich wie 
Mahabhärata, XII, Vers 5555. U तापय atame. 
1118) @. 250, @1४. 176. Man corrigire im zweiten Halbvers 


स्वमांसानि 


# 


Anmerkungen. 495 


1119) &, 251, Str. 177. Man lefe mit der berliner Handſchrift 
und Mahäbhärata, 2९15 5555. न ; am Ende १९ 


+ 


Halbverfes ift entweder aus ver berliner * oder aus dem 
Mahabhärata TUT Hinzuzufügen. 

1120) ©, 251, Str. 179. Man cvorrigive im erjten Halbvers 
nach der berliner Handichrift uno Mahabhärata, XI, Vers 5560. 
MITAT. 

1121) ©, 251, Str. 186. Sitopadeja, III, 29; Paddhati bei 
Böhtlingf; Skandapuräna, Käcikhanda, IV, 59.*) Man fchreibe 
im zweiten Halbvers तावत्कालं in ein Wort, wie ſchon Böht- 
lingk bemerft. 

1122) ©, 251, Str. 187. 88 fcheint auf jeden Fall geihrieben 
werden zu müjfen aa. Dieje Strophe fehlt fowol im Ma— 
haͤbhaͤrata als in ded berliner Handſchrift des Pantſchatantra. 

1123) @. 252, Str. 191. Dieſe Strophe ſammt der dazu 
gehörigen Erzählung haben die hamburger Handſchriften im vier— 
ten Bud. 

1124) ©, 252, Kof., ©. 181, 4. Ich überfege nad) den ham— 
burger Sandihriften, weldhe am Ende ०९६ Satzes प्रति वसति 
स्म्‌ haben, vgl. Anm. 361. 

1126) &, 252, Koſ. ©. 181, 5. Man freie ट्च, 

1126) &, 253, Str. 193. 194. Es ift dies nur eine Strophe 
— Bhartribari, III, 758. (72 9. ©. 190); Paddhati bei Böhtl. 
Wegen „Tſchaͤndaͤla“ 1. Anm. 1074. Beiläufig bemerfe ih, ०५ 
im dritten Viertelverſe BIC IT) auch im Bhartrihari (ftatt Fa) 
zu ſchreiben ift,; Galanos (Ueberſetzung des Bhartrihari, 55, 68) 


" mare तावक्कोट्यययुत्तानि च। 
भचा स्वगसुखं भुङ्के रममाणा पतिव्रता ॥ 


„Soviel Haare als fie hat, ſoviel taufend Milltonen Jahre genießt die 
dem Gatten treue Frau die Seligfeit des Parariefes, fich mit dem 
Manne freuend, 


496 Anmerkungen. 


bemerkt, daß an die Brunnen der Tſchaͤndaͤlas der Knochen eines 
Pferdes over. Eſels zum Abzeichen befejtigt wird 
1497 ) 253,.Str. 195,. eig. 194. Bhartrihari, ILL, 74 > 
(— 71 %8., ©. 190); Paddhati bei Böptling— Die Varianten 
im Bhartrihari find beffer als ver Text des Pantichatantra. 
1128) ©, 253, Kof., ©. 181, 19. Man corrigire व्यचिन्तयत्‌, 
wie auch die berliner und die hamburger Handſchriften haben: 


+) ©. 253, Koi. 182, 2. Man corrigire पपि (ſtatt 
पाष). 

1130) ©, 254, Str. 198. 199, ‚eig: 197 198. . Man corrigire 
रसेन 

1191) &, 254, Kol, ©. 182, 17. Ib lefe Ta उपचि 


und glaube, daß der aus = und anlautende-Vofal bier, wie nicht 
felten, fälſchlich zuſammengezogen ift; Boͤhtlingk trennt, einer brief- 
lichen Mittheilung zufolge, nur नयनोऽप doch ſcheint mir 
die Bedeutung von apacita nicht zu paſſen 

1132) 254. d. h. nit wie man aus dem folgenden: ver- 
mutben könnte „ein Brahmanen freffender Dämon’, jondern „ein 
Damon von der Kafte der Brahmanen“. 

Das Märchen (vielleicht der indifhe Glauben überhaupt: denn 
ich erinnere mic) inn Mahäbhärata unter ven Angaben über Seelen- 
wanderung. auch den Uebergang in einen Räkjchafa= Brahmanen 
gelefen zw haben, Teiver habe ich die Stelle aber nicht notirt) 
überträgt die Kafteneintheilung, wie ‚auf die Ihiere (vgl. 3. ©. 
den VBrahmanen unter den Vögeln, Hitopavdefa, 84, 14), jo au 
auf die Damonen (vgl. au Käthä-Sarit-Sägara, Tar., 12, 49) 

1133) &, 255, Kof., ©. 183, 8. Man le nsyene 

1134) &, 256, Koſ. 183, 19. Ueber मस्ति ohne Verbum 
j. Anm. 3641. 

1135) &,.256, Koſ. S. 183, 20. Ich leſe mit Der berliner 
Handſchrift जटरस्यवत्मी, da FU jehr leicht ausgefallen fein 
fonnte. Die Schlangen fcheinen in Indien (vielleiht der Wärme 
wegen) auf Ameijenhügeln zu haufen, vgl. आ, 4; 1४, 1. 


Anmerfungen. 497 
1136).&. 256, Koſ., ©. 183, 22. Man corrigive auf jeden 


Fall चिकित्समानो + oder eher चिकितस्यमानो, denn der 
in den Veden erlaubte Gebrauch des Atmanepadam als Baffiv ift 
१० wol ſchwerlich im clafiiihen Sanskrit anzunehmen. Dennoch 
bin ich etwas bevenflih, ob das Paſſivum nothwendig aufzuneh- 
men und zwar wegen Vollſt. Gramm. २८., $. 873, ९; Pänini, 
II, 1, 87; Värt., 10, weil Taf urſprünglich Defiverativ. 
Allein auch diefe Analogie würde gegen die Grammatifer verftoßen, 
welche चिकित्स्‌ A nicht für. ein abgeleitete fondern primäres 
Berbum nehmen, vgl. Panini, III, 1, 5, und insbefondre meine 
Vollſt. Gramm., $. 183, Bem.; Vänini, III, 1, 7; Värt., 3 und 
V,2,94; Kär., 1. Aud wäre die Auffaffung an unfrer Stelle 
als Paſſivum reflerivum, ftatt eigentlichen Paſſivs, ſehr gezwungen. 

1137) &, 257, Rof., ©. 184, 13. Man corrigire AT. 

1136) ©. 257, क्ण, ©. 184, 16. Sollte टूषितं richtig fein? 
ob ter „verborgen” zu ändern? 

1139) @. 257, Koſ., ©. 184, 16. Man corrigire TIEIIET. 

1140) @. 257, Koi, ©. 184, 18. Man corrigire यज्जो० 
und ofen (wegen des leßteren ſ. Böhtlingf-Roth Sanskrit: 
MWörterbuh unter उत्कलित). 

1141) S. 257, Str. 203, eig. 202. Hitopadeſa, III, 24. 
Dieje Strophe ſammt der dazu gehörigen Geſchichte haben die 
hamburger in vierten Buche. 

1142) ©. 258, Kof., S.185, 9. ©. धरा. 361. Die ham- 
burger haben aud Hm — प्रति वसति स्म्‌, jedoch mit 
andern Varianten, 

1143) @. 259, Str. 204, eig. 205. „Brahma's Ei“ beveutet 
die ganze Welt. 

1144) @. 259, Str. 206, eig. 205. Dal. I, 189. Die ham: 
burger Handſchriften lefen bier wie I, 189. 

1145) @. 259, Koſ., ©. 186, 2. Man corrigire जने 

1146) S. 260, Kof., ©. 186, 14. Man corrigive टचा 

1147) @. 260, Kof., ©. 186, 16. ©. Anm. 2. 

Benfey, Pantfchatantra. II. 32 


498 Anmerkungen. 


1148) S. 261, Kof., ©. 187, 6. Man trenne TUT नारी. ¦ 

1149) &, 261, Kof., ©. 187,9. 9. 9. die in einem früheren 
"eben von ihm vollzogenen guten Werke, von denen nad) indifcher 
Anfchauung der Zuftand in einem fpätern Leben bedingt wird. 

1150) ©, 261, Kof., ©. 187, 18. Man cevrrigire 

1151) ©, 261, Str. 208, eig. 207. Dal. Str. 229 (230). 

1152) @. 262, Str. 209, eig. 208. Man corrigire im erften 

< 
Halbvers प्यथ. 

1153) ©, 262, Koſ., ©. 188,5. Man रध तत्‌ त्व्ुद्टू 
(ftatt तस्र, welches wol nur Druckfehler). 

1154) @. 262, Str. 210, eig. 209. Diefe Strophe fowie die 
dazu gehörige Erzählung haben die hamburger Handſchriften im 
vierten Buche. Im zweiten Halbvers corrigire man स्वजाति- 
दुरति 0, wie auch die hamburger Handſchriften haben. 

1155) ©. 263, Kof., ©. 188, 14. & ift gewiß zu ceorrigiren 
याज्ञवर्क्योः die hamburger Handſchriften nennen den Weifen 
Sälankäjana (corr. Gäl°). In der berliner Handſchrift ift eine Lücke. 

1156) &, 263, Kof., ©. 188, 14. Dſchahnu war ein Heiliger, 
welcher die Ganga, die ihn in feiner. Andacht ftörte austranf, 
auf Bitten der Götter gab er fie wieder frei und wird deshalb 
als ihr Water betrachtet. 

1157) S. 263, Kof., ©. 188, 20. Ich interpungire पालिता 
च| | T@°. 

1158) S. 263, Str. 211, eig. 210. Soma ift hier der Mond, 
die Gandharven find die himmlischen Muſiker; ich kann nicht umhin 
hier an die Gandharva=befeflenen Srauen im Brihad-Äranyaka 
zu erinnern. | 

1159) ©. 263, Str. 212, eig. 211. ©. Naͤdſchnavalkya, 1, 71 
und Paddhati bei Böhtlingf. Man corrigire im zweiten Halbvers 
सवेमेध्य०, wie ſchon Böhtlingk bemerkt und Yaͤdſchnavalkya hat. 

1160) ©. 263, Str. 213, eig. 212. gauri heißt ,, ४९ gelbe”, 
rohini ‚die rothe“, nagnikä ,, ४९ nackende“, der letztere Name 


Anmerkungen. 499 


wird nah Wilfon für ein zehnjähriges Mädchen ohne Menftrua- 
tion gebraucht; ob vielleiht nah unfrer Strophe eher eine, die 
100 die Zierde des Weibes nicht hat? vielleicht urfprünglid eine, 
die 100 nackend geht. 

1161, ©. 264, Str. 217, eig.216. Dem Manu Svaͤjambhuva 
wird das nach ihm benannte Werk über Recht zugefchrieben. Man 
eorrigire स्वाय॑भुवो 

1162) &, 264, Str. 220, eig. 219. ©. 1, 313; U, 28. Im 
zweiten Halbvers corrigire man "विपुष्टयोः 5 

1163) S. 265, Kof., ©. 190, 5; 9; 10; 13 (zweimal); 14; 18 
(zweimal), an allen णि Stellen ift ftatt ऋपप्यधिको zu leſen 
पभ्यधिको, wie 10 aus den hamburger Handſchriften nach— 
weiſen läßt. Hier hat der fchlechtere Goder व zwar ebenfalls 
einigemal SIWP, ver befjere H aber nur einmal. Auch ftatt 
पधिको (in 3.5) ift wol पभ्यधिको zu verbefjern. 

1164) S. 265, Koſ., ©. 190, 15. Man corrigire भिये 


1165) @. 265, Kof., 8.190,19. Man corrigire मषिकमाहूय 

1166) ©. 266, Koſ., ©. 191, 2. पणा hier an fangen die 
hamburger Handſchriften an wieder einigermaßen mit Kofegarten’3 
Text übereinzuftinnmen. 

1167) ©. 266, Kof., ©. 191, 6. Man corrigire ०"मकरि- 
war und -भविष्यटे०. 

1168) &, 266, Kof., S.191, 11. Ich habe पधि von farm: 
getrennt, weiß aber nicht, ob ich richtig den Sinn getroffen. Die 
hamb. Handſchr. haben Elarer: तटेव ट्गेदारमा प्रयामि |. 

1169) @. 266, Koſ., ©. 191, 13. Man trenne ति हितश्च J. 


1170) S. 266, Koſ. ©. 191, 14. Man verbinde ०रजःपवि° 
in ein Wort. 

1171) @. 266, Ro., ©. 191, 16. एह if wol OITNTENO 
zu fchreiben. In den hamburger Sandihriften fehlt von ©. 191, 
15 816 ©. 192, 25, alſo die ganze 13. Erzählung unter andern. 

92” 


500 Anmerfungen. / 


1172) @. 267, Ruf 192, 3. Man corrigire ORT 
und समभवन्‌. 


1173) &, 269, Kof., ©. 193, 9 नि क्रामण mit langem ä 
ift Sehr auffallend und fraglih, zumal da HA aud im Gaufale 


nicht dehnt. Ich möchte daher निष्कमणं ſchreiben. Die ham— 
burger Handſchriften variren hier ſtark 

1174) @. 270, Str. 229, eig. 228. Im erſten Halbvers ſchreibe 
man Aarau: im zweiten नचिरात in ein Wort 

1175) S. 270, Str. 230, eig. 229. Vgl. Str. 207 (208). 
Man corrigire bei Kofegarten मन्विणः 

1176) 270, Koſ., S. 194, 17 iſt wol unzweifelhaft 
zu ftreichen und MIO in कार zu corrigiren; dafür ſprechen 
die Hamburger Handſchriften, welche jtatt unfers Textes, mit theil- 
mweifer Umftellung und Synonymen lefen: TU HAA कल्ला 
यव्याज्ञनश्न्‌ (प OUT fehlerhaft, Folge einer Aussprache 


e für 4), TEN संजाते SAMT ५.1." | 
1177) ©. 271, Str. 233, eig. 232. Vgl. Hitopadefa, IV, 94. 
1178) @. 271, Rof., ©. 195, 12. Man verbinde ०तावत्कालो | 

in ein Wort. 

1179) S. 271, Koſ. ©.195,16. Man corrigire AIXAM. 
1180) @. 271, Str. 235, eig. 234. Bezieht 10 auf Ardſchunas 

des Panduiden Verkleidung als Frau, Mahäbhärata, Tom. II, im 

vierten Buche. Diefe Strophe fehlt in ven Hamburger Handſchriften 
1181) 271, Str. 236, eig. 235. Bezieht fih auf Bhima’s 

१९९ Panduiden Dienft ald Koch, ebenfalls Mahäbhärata, Tom. IL, im 


vierten Buche. Man lefe im erften Halbvers नरेन्द्‌ fg getrennt; 
im zweiten ift wol die Leſeart der hamburger Handſchriften वस्तव्यं 
(H bat fehlerhaft TAU, welches aber auch FRA? andeutet) 


vorzuziehen. In वाक्यवजविषमे fann ich feinen vernünf 
tigen Sinn bringen. Die hamburger Sandihriften haben ब्ज 


पात्ति Aagat ftatt deſſen, w विदुषा gewiß fälichlich aus dem 


Anmerkungen. 501 


eriten DViertelvers vepetirt ift; zu बजपात vol. 58, 10; 66, 19; 
77,13; 216, 9; 224, 16; ich habe überfegt als od बृजपात- 
विषमे ftände. 

1182) @. 272, Str. 237, eig. 236. Bezieht ih auf Ardſchuna 
(vgl. Anm. 1180.), welder ven Bogen fo gut mit der linken als 
rechten Hand fpannen konnte. Gändiva ift der Namen feines 
Bogen®. 

1183) ©. 272, ©tr. 238, eig. 237. Der Sohn des Dharma 
(= ०९8 Gottes des 2८016) ift Judhiſchthira, der älteſte ver 
Panduiden. 

11५4} @. 272, Str. 239, eig. 238. Kunti ift die Mutter der 
drei erften der Panduiden. Viraͤta ift ein Beiname ver Matfja, 
eines १३०९६, unter welchem die Panduiden eine Zeitlang ४९ 
Eleidet zußrachten. | 

1185) ©. 272, Str. 240, eig. 239. Die Draupadi ift die 
gemeinihaftlihe Gattin der Panduiden, welche während ०९६ Un- 
glücks derjelben ebenfalls die Verkleidung einer Dienerin gebrauchen 
mußte, ebenfalls Mahabhäarata, Tom. II, im vierten Bud. Aus 
taten im zweiten Halbvers fann ich nichts machen, ich leſe 
faeıi (die hamburger ftark vifferirend). — Von bier an 
weichen die hamburger Handfhriften wieder fehr ab. 

1186) ©, 273, @1\. 248, eig. 242. Die drei Güter find die 
drei Hauptbeftrebungen der Menihen: Befig, Genuß, Tugend. 
Man corrigire im erſten Halbvers बुघ, i 

1187) ©, 273, Str. 244, eig. 243. Vgl. Sitopabefa, III, 116; 
Shadratna, 5, Säberlin, ©.5; Vänaräshtaka,8, Häberlin, ©. 245. 

1188) S. 273, Str. 245, eig. 244. Hitopadeſa, II, 104; Vä- 
naräshtaka, bei Säberlin, ©. 244. 

1189) @. 273, Str. 246, eig. 245. Man corrigire UIA.. 

1190) @. 273, Str. 247, eig. 246. Hitopadeſa, IV, 60; vgl. 
Kämand. Nitis., X, 36, und Mahäabhärata, I, ©. 203, Vers 
5563; mit leßterem ftimmen die hamburger Handſchriften, melde 
die daran gefnüpfte Geſchichte auslaffen, auch im zweiten Halbvers, 


502 Anmerfungen. 


jedoch mit Varianten in den Worten; vgl. auch Mahabhärata, TIL, 
550, 9९४5 5264. 


1191) S. 273, Kof., ©. 197, 17. Im ohne Verbum da= 
neben, |. Anm. 361. 
1192) @. 274, Kof., S. 197, 24. Man corrigire विहरमाणेन. 


1193) S. 274, Kof., ©. 198, 2. 5४ Iefe oT Te: स्थो 
In den hamburger Sandfchriften und der berliner findet fich Diefer 
Theil des dritten Buches nicht. 


1194) @. 275, Str. 248, eig. 247. Statt नरयाणेन (von 
ATS) ift nah der Grammatik eigentlich नरयानेन zu 
fchreiben; Doch wage ich nicht zu verändern, da क mehrfach Ab— 
weihungen von dieſer Negel finden. 

1195) @. 275, Kof., S. 198, 20. Man corrigire An तवम. 

1196) S. 275, Str. 249, eig. 248. Man corrigire im zweiten 
596" FTEAET.. 

1197) @. 275, Str. 250, eig. 249. Man verbinde im zweiten 
Halbyers किंचित्कालं in ein Wort, oder jchreibe कौ चित्‌; 
diefe legtere Verwechſelung ift jehr haufig 

५४११) 276. Dieſe Erzählung hat Wilfon überfegt: Trans 
of the Roy. As. Soc., I, 179 

1199) ©, 276, Kol, 199,2 Sm ohne Berbum finitum 
©. Anm. 361. 

1200) &,276, Kof., ©. 199,9. Man corrigire AUTIAME. 

1201) @. 276, Rof., 8.199,10. परि प्यते ift 10० falſch 
Bei der häufigen Verwechſelung von च und शख Ieje ic) परि 
पच्यते Die berliner und die hamburger Handſchriften haben 
diefen Theil nicht. 

1202) &, 277, Kof., ©. 200, 9. Man corrigire बुच्‌; । 

1203) @. 277, Str. 253, eig. 252. Man verbinde im zweiten 
Halbvers समलो in ein Wort 


1204) 278, र्ण 200, 21. Man corrigire सृजन्ति 


Anmerfungen. 503 


die hamburger Handſchriften haben übrigens त्यजंति, von wel⸗ 
कधा Kofegarten सजन्ति vielleicht eine Corruption ift. 

1205) @. 278, @1४. 258, eig. 254. Bhartrihari, II, 73, Bohlen; 
Laſſen, Anthol., 1, 3 fg.; Müdraräkshasa, ©. 48. 

4206) @. 278, Str. 256, eig. 255. 94. Paddhati bei Böht- 
lingk; Tſchaͤnakja bei Häberlin, 315, 40; Mahäbhärata, XL, 
Bers 5305. Die hamb. Handſchriften nähern fich dieſer Fafjung. 
Vgl. aud) Harivanga, Vers 1172, wonad) von Ucanas (ſ. 1179). 

1207) S. 278, Rof., ©. 201, 8. 5४ lefe यच केव्‌० (1५४ 
तजर). Die Hamburger Handfhriften variiren ganz. 

1208) @. 278, Str. 258, eig. 257. Ich leſe im erften Halb— 
verd स्पृहा (itatt स्मृतिः) mit den hamburger Kandfhriften, 
die aber hinter dieſer Strophe von Kofegarten ganz differiren. 

2209 ©, 279, Koſ. 201,'22, अनुकृत्य als Adjectiv, wie 
Böhtlingf- Roth Wörterbuh unter dem Worte annehmen, gibt 
feinen Sinn. Die Stelle ift fiher corrumpirt. Leider hat Die 
berliner Sandfhrift hier eine große Lücke und die hamburger diffe- 
riren ganz, ſodaß ich fie nicht nad ven Handſchriften verbefjern 
fan. Ich glaube aber faum zu irren wenn ich conjieire: त्वया 


न॒कृत्येनान्यनुप्रविग्य und danach habe ich überfegt. Die 


Veränderung ſtützt jih auf eine Menge analoger Gorruptionen. 
1210) @. 279, Kof, 8.201,23. Man corrigire सिः शेषितः. 
1211) @. 279, Str. 260, eig. 259. Im zweiten Halbvers ift 

wol मान्य प विधा. Die Strophe fehlt in ver berliner 

und den hamburger Handihriften. 
1212) ©. 279, Str. 262, eig. 261. Man corrigire im zweiten 

९०७०. उपेक्षमाणाः. | 
1213) ©, 279, Str. 264, eig. 263. Man corrigire im dritten 

Piertelvers या वद्रताः. # 

1214) S. 280, Kof., ©. 202, 19. Man corrigire IRTUTS° 

um ° चृटल्ट च्छ ०. 

1215) &, 280, Str. 265, eig. 264. Es bezieht ih der Ver— 
gleich auf eine Species von bengalifhen Ziegen, welche Fleine flei= 


504 Anmerfungen. 


fchige zigenähnlidhe Fortfäge am Hals haben; |. Wilfon Dict., 
गटस्तनी, Hematfihandra, Vers 1276. Sp wie 9९९ Zigen 
zu fein fcheinen, aber feine Mildy geben, jo ift auch eine derartige 
Herrichaft ohne Frucht. | 

1216) &, 280, Str. 266, eig. 265. Der Schweif ift der Kuh— 
fchweif, ebenfalls Abzeichen der königlichen Herrſchaft 


1217) @. 280, Koſ., ©. 203,1. Man corrigire राज्ञां 
1218) &, 280, Koſ., ©. 203, 6. Femininum Fat ift 


eigentlich gegen die Grammatik, e8 müßte ण्यी heißen (1. Benfey, 
Bollft. Gramm. ꝛc., $. 273, 2; Panini, II, 2, 53, vgl. Värt.; 
Vollſt. Gramm: २८., ©. 136, $. 371, Nr. 7; Panini, IV, 1, 15, 
und Wilfon 8. v.); ob wir jedoch in diefen, wol fpaten Zuſätzen 
(die Hamburger Handſchriften haben dies alle nicht) derartiges corri= 
giren dürfen, jcheint mir. zweifelhaft. 

1219) @, 280, Str. 267, eig. 266. ©. ४, 56. Man corrigive 
im erften Halbvers बड्ििव्येसने०, wie Böhtlingk ſchon bemerkt. 

1220) S. 280, Sh 268, eig. 267.  Unglücdsfälle der Helden 
der epifchen Poeſie. Rama der Held des Raͤmaͤyana, mußte zwölf 
Sahre im Exil leben; Bali ein tugendhafter Daitja= (Dämonen>) 
König wurde von Viſchnu feines Neichs beraubt und in die Unter: 
welt geftürzt, vgl. insbefondre Bhägav.-Pur., VII; die Pandu— 
fühne, die Helden des Mahabhärata, mußten, nad Verluſt ihres 
Reiches, im Wald herumirren; die Vernichtung der Vriſchni, eines 
indifhen Volkes, wird Mahabhärata, IV, ©. 516 fg. erzählt 
(vgl. Wilfon, Vishnu-Pur., ©. 606 fg.); die Leiden des Nala 
find dur die vielen Ueberfegungen der ihn und feine Gattin 
betreffenden Epifode ०९६ Mahabhärata hinlänglich befannt. Ar— 
dſchuna, der Hauptheld der Panduiden, mußte, als Tänzerin ver- 
kleidet, im Lande der Viraͤta zubringen (Mahabhäarata, II, im 
vierten Buch. Der Herrfcher von Lanka @. i. Ceylon), Rävana, 
wurde von Raͤma geftürzt, welches das Hauptfujet des Raͤmaͤyana if. 

1221) @. 281, Str. 269, eig. 268. Man corrigire im zmeiten 
Viertelvers ag Dafaratha ift der Vater des Rama; Sagara’d 
Söhne gruben'das Meer und er nannte es deshalb Sägara 


Anmerfungen. 505 


(Vishnu-Puräna, 379; Mahäbhärata, I, ©. 560); Vainja, 
d.i. Sohn ०९5 Vena, entſtand dadurch, daß die Brahmanen ſei— 
1९8 Vaters Arm rieben (Vishnu-Puräna, 101). Manu it ver 
Stammpater der Menſchen. 

1222) @. 281, Str. 270, eig. 269. Mänphätri war der ge— 
waltigite Serriher (Vishnu-Puräna, 363), Satjavrata flieg 
lebendig zum Simmel (ebend. 371), Nahuſcha Hatte कि zum 
König der Götter emporgefhwungen, wurde aber in Folge jeines 
Stolzes (der indifhe Tantalus) herabgeftürzt (Vishnu-Puräna, 
413, Note; Mahäbhärata, I, 114 und jonft). Einen Kefava, 
der ficher hieher paßte, kenne ich nicht; einer der Kecava bei Weber 
(Sanskrithandfhriften der berliner Bibliorhef, 360, 680. 708) 
fann e8 unmöglidy fein. Sollte e8 der aus dem Väyu-Puräna 
(bei Wilfon Vishnu-Puräna, 278, Note 10.) erwähnte Schüler 
१९8 Safapuni, Kenava fein? ſodaß entweder hier Kenava oder 
dort Kecava zu fihreiben wäre? In einem buddhiſtiſchen Jätaka 
fömmt ebenfalls Kefava (Bali) vor (Weber „die neueften For— 
fhungen auf dem Gebiete ०८5 Buddhismus”, in Ind. Stud., II, 
bef. Abor., ©. 12), das ift aber wol Viſchnu. Sakra ift Indra. 

1223) ©, 281. Man ſchreibe Cälamıkäyana, vgl. Weber, Ind. 
Stud., I, 48; Berliner Handidriften, ©. 59 


1224) ©, 281. Die Handichriften haben FAT, welches 
in जाह्व्या zu ändern 

1225) @. 281. Das Verbum fehlt in den Handſchriften. 

1226) &, 282. Die Handſchriften haben प्रच्रर्मषिका (प्र 
fehlt in H), zu Andern in 

1227) &, 282. Die Handihrift hat समपेयेनां zu ‚ändern 
in °पेयेनां 

1228) &, 282. Die Handſchrift H hat तस्माकाये नि 
व्याधयः ° काया न सलाधयः।; ih überfege als ob ftände 
त स्माच्ाय नि षेधय, natürlich ohne die geringfte Sicherheit; 


९6 ließe fih auch an anderes denken, doch halte ich für gerathener, 
bejlere Handſchriften abzumarten. 


506 Anmerfungen 


1229) S. 282. Die Handſchrift hat ALIT पभसतामेति 
(च प्यभशितामे०) wol in प्यभस्यतामेति zu ändern; dann 
folgt तथान्येषामपि {at | ich zweifle ob ich richtig über- 
1९01 babe 

1230) ©. 282. Im zweiten Salbvers beide HATT वृयाः 
mit Mangel einer Silbe; ich jchreibe कस्मान्मा rd gut eis 
Im erften Halbvers überfege ich wörtlich महद्‌ Feſt gemährend“ 


९6 würde bedeuten „eine Maus ift fein Lurus”. Doc ift viel- 
leicht zu emendiren. 


1231) S. 282, Die Sandfhriften haben | ध; कथं 


EN 
प्र शस्यते, ५५५५८ it लोस्यजमश्ु zu ५4५५. लं 
ſcheint den Gegenfag zu der völlig paſſiven Ruhe des indifchen 
Meifen zu bezeichnen. 


1232) @. 283. Erinnert ſehr an die Tantralehren der Buddhi— 
ften, vgl. Burnouf, Introd., I, 558.. 


1223) 283. Die Handſchriften haben एकडिबितया- 
भिधानास्यो ; ९8 ift wol auf jeden Fall °चिताभि° zu 


johreiben, die Bildung ift auffallend; im Qatapatha Brähmana 
(bei Böptlingf- Roth, Sanskrit-Wörterbuh, unter एकत) if 


die Dvandva-Zuſammenſetzung regelrecht Tannen, und 
ebenſo im Mahäbhärata, XII, Vers 12771 (IH, ©. 815), allein 
mit Fehler gegen das Metrum. — DBgl. über diefe Heiligen die 
Einleitung, $. 189. 

1234) @. 283. Die Handſchrift hat OHRINO wofür 
OAFRINO gelejen werden zu müſſen fcheint 


1235) ©, 283. Die Handſchrift hat JUT न भवता, wo 
das न्‌ zu ſtreichen. 


पा 
1236) @. 283. पतित fteht zwar nicht in den Handſchriften, 
९6 ift aber aus der Strophe zu entnehmen; auffallend, daß bier 


und in der Strophe das Masculinum gebraudt wird, wobei पोत 


Anmerfungen. 507 


hinzuzudenken, während an beiden Stellen in der Geſchichte das 


Kleid diminutivifh im Femininum पोतिका bezeichnet wird. 
1237) ©. 284. Es iſt dies das erfte der vier Weltalter, welche 
die Inder annehmen. 


1238) ©, 284. Die Handſchriften haben पापिष्टलोपिनो 
+ aber o und ä-ä werden in diefen Handſchriften wegen der 
Dezeihnung des ० durch einen Stridy vor und hinter den damit 
zu fprechenden Conſonanten miteinander oft verwechjelt; ich fchreibe 


daher पापिष्ठाटापिनो पि 


1239) @. 284. Die Sandihriften hasen तेन ते इेतापा- 
तिकाः (ल डो तापा), ic) leſe natürlich fehr zweifelnd ent— 


weder FIT इडितपोतिकाः oder ते ङेतपो तिके (vgl. die 


vorige Note). Nah jener Veränderung habe ich überſetzt; nad) 
diefer würde zu überjegen fein „daher die beiden Kleider der zwei 
duch’ ꝛc. 

1240) S. 285, Str. 1. Die hamburger Handſchriften haben 
eine andere, II, 6, ähnliche Strophe. ART ift eigentlich ein 
fabelhaftes Seeungeheuer, im Kalilah und Dimnah ift ९8 eine 
Schildkröte. In der tamulifhen Bearbeitung ift es ein Krofovil 
und [५ wird auch der Makara gewöhnlid gefaßt, daher ih es 
ebenfalls ſo übertrage. 

1241) @. 285, Kof., ©. 205, 6. Ich nehme aus den ham— 
burger Sandfchriften सदाफटस्तिष्ठति I तज; wegen स्ति 
vgl. Anm. 361. 

1242) @. 285, Str. 2. Das „Opfer an alle Götter‘ wird 
die abgefürzte, alle ſonſt auf den ganzen Tag vertheilte, Cere— 
monien umfaffende Geremonie genannt, welde Brahmanen, die 
wegen fonftiger Beihäftigung Feine Zeit haben, alle Ginzelnheiten 
der täglichen religiöfen Pflichten zu verrichten, entweder am Bor: 
mittag oder Abend vollziehen. Es beteht in Opfern an die 
Götter, Manen und Geifter, weldhe von dem Mahl genommen 
werden, und in Abgabe eines Iheild vefjelben an Gäſte (Cole— 
broofe, Essays, I, 188). 


508 Anmer ungen. 


1243) ©. 285, Str, 5. Die Väter find die Manen. Dieſe 
Strophe fehlt in den hamburger Handſchriften. 

1244) S. 286, Str. 6. Im zweiten Halbvers leſe idy mit den 
hamburger Handſchriften ſowie der berliner (204%) बान्धवात्‌ 
ſtatt ——— 

1245) ©. 286, Str. 7. Man corrigire im erſten Viertelvers 
Arf*, im ०५ शिथिलता 

1246) S. 286, Str. 9. Man corrigire im dritten Viertelverſe 
CATTA तर. gl. Sah. Darp., 43, 19. 

1247) ©.287, Kof., ©. 207, 5. Man.-corrigire व्यापाटयसि 

1245) @. 287, Str. 10. ©. I, Str,291, und Anm. 293. 

1249) @. 287, Str.11. ©. Paddhati bei Böhtlingf, u. Nachträge 
zum erften Bud), ©. 129 u. Anm. 507; Raͤmayana, IV, 34, 18१, 198, 

1250) ©. 287, Koſ., ©. 207, 22. कलट्टहा यत्तः in Paras- 
maipadam ift (auch der Form nah) gegen die Grammatik; ſ. meine 
Bollft. Gramm. २८., §. 225, 3; Panini, 3, 1, 17 (vgl. meine Vollit. 
Gramm. ꝛc., $. 226; Banini, 7, 4, 33); da aber die berliner 
Handſchrift (205) das Richtige कृटटहा यमानस्य dat, jo ift 


diefed unbedenklich ftatt des ungrammatifchen in den Text zu nehmen. 
1251) @. 287, Str. 13. ©. II, 49. Man corrigire im erften 
Halbvers टटाति, wie dort; ſchon von Böͤhtlingk bemerkt. 
०5०) S. 288, Koſ., ©. 208, 8. Man Iefe °नाकुतोभयो 
(ſtatt °नाकृतभयो) 10९16 nad) der berliner Handihrift (206१). 
1253) S. 288, Kof., ©. 208, 9. Man corrigire विलटश्ितेन 
1254) S. 288, Str. 14. S. I, 43, und Note daſelbſt. 
1255) S. 289, Kof., ©. 209, 6. चिन्तयानं it gegen 
Grammatik, Doch kommen Formen der Art und auch gerade 
चिन्तयान in der epifhen Sprache (und vediſch) vor (Benfey, 
Vollſt. Gramm. २८. §. 886, 2), daher idy nicht geradezu चिन्तय- 
मानं zu fchreiben wage. Den hamburger Handſchriften fehlt 


übrigens diefes, ſowie das unmittelbar vorhergehende Wort, ebenfo 
in der berliner. 


Anmerfungen. 509 


1256).&, 289, Str. 15. ©. I, 33, und Note. 

1257) @. 289, Str. 16. Qukasaptati, 6. Nacht (petersburger 
Sandihrift, BL. 13%). गङ्ख mit kurzem a im Auslaut ijt duch 
das Metrum geſchützt, fteht aber doch wol für गङ्ख / wenigftens 
fenne ich keinen männlichen गङ्ख; ९6 wäre: dann: eigentlich ein 
Sprachfehler, welcher durch den Gebrauch dieſes Compoſitum als 
Nomen proprium herbeigeführt ſein mochte. 

1258) &, 289, Koſ., ©: 209, 24. Sowol bier als S. 212, 4 


haben die hamburger Handſchriften (ftatt चारिका) चरी: 01८16 
ift entweder geradezu aufzunehmen, oder auf jeden Fall चरिका 
zu fchreiben, wie die berliner und die Hamburger Handſchriften 
©. 211, 24, und 213, 13 haben, An unjerer Stelle (Koſ., 


209, 24) Hat die Berliner OASTATZTA (५ घाटिकाम्‌). 
चटीमाटा ‚würde weſentlich identiſch mit चरीयंच (bei Wil- 


fon, Diet.) fein „Strick an einem Brunnen” oder überhaupt 
„eine Mafhine um Waſſer zu heben”. 

1259) S. 290, Str. 17. ©. I, Str. 381, und Anm. dafelbft. 

1260) S. 290,. Koſ., ©. 210, 12. Nach der 4 aft vih= 
tigen Zefeart der hamıb. Handſchriften und der berliner — 
(0०५ सपिणी) 

1201) @. 290, Koſ. S. 210, 13. Obgleich auch in der berliner 
und den hamburger Handſchriften यावत्‌ hinter तावत्‌ fehlt, 
jo glaube ich doch daß es Hinzuzufegen ift. Von ähnlichen Wör- 
tern ift oft das eine ausgefallen. Doch darf ich nicht unbemerkt 
laſſen daß gewöhnlich in derartigen Verbindungen TAT 0९01. 

1262) @. 290, Str.20. ©. U, Str. 60. 

1263) &, 291, Str. 23. ©. Str. 79. 99. Mahabhärata, ४, 
Vers 1107; Paddhati bei Böhtlingk. Diefe Strophe hat an bei- 
den Stellen bei Kojegarten und in den hamburger Handſchriften 
und ebenjo im Mabäbhärata und in ver Paddhati, abgeſehen von 


Gorruptionen, auch beachtenswerthe DWarianten. Statt ME, 
welches nur Kojegarten 23 und Paddhati L hat, würde bei dem 


fo häufigen Wechſel zwifhen प und य das allgemeinere सस्यं 


510 Anmerkungen. 


zu fchreiben fein. Statt deffen haben aber Kofegarten 79, Pad- 
dhati K, die berliner und die Hamburger Handſchriften an beiden 
Stellen पासं, weldes an यस्यं im Mahäbhärata erinnert; bei 
der Neigung der Inder ein Nomen mit dem Verbum, von mel- 
chem ९6 ftammt, ०८5 Gleichklangs wegen zu verbinden, ift dieſes 
wol die einzig richtige Leſeart und सस्यं eine bei der Aehnlichkeit 
von M und TI leicht erklärliche Gorruption deffelben. Im zwei— 
ten Halbvers haben Mahäbhärata und Paddhati K ftatt des fal- 
ſchen पां bei Kofegarten (an beiden Stellen) richtiger Sg 
Die berliner und hamburger Sandfhriften dagegen haben 23 AN 
ftatt deflen; in 79 haben die Hamburger MT (in der berliner 
fehlt die Strophe an der leßteren Stelle). Diefes AI ift 
augenfcheinlic auch die Kefenrt von Paddhati L, wo Mel in NA 
zu corrigiren 

1264) @. 291, ©tr. 24 चरयेत्‌ if ungrammatifch, e8 muß 
चारयत्‌ eorrigivt werden. Die Wendung ift fehr verzmickt 
die Hamburger Handſchriften leſen चरते was ebenfalls gegen 
die Grammatik, da चर्‌ Parasmaipadam ift. Die berliner Hand- 


ſchrift hat um लीः aber zugleich सो तिसवेसुखोपायो 


वृचिमाखति बधः; auf das ति ftatt हि नी auch die Leſe— 
art der Hamburger Sandfchriften, welche सौ रि lautet; 9९ 
Dariante gibt noch Feinen beſſern — oder vielmehr einen ent— 
ſchieden fchlehtern — Sinn. Ih glaube daß eine Gorruption 
bier zu Grunde liegt. Am einfahhjten würde fein, wenn man 


leſen wolle A हि सवेसुखो पायवृत्तिमारभते बुधः | 
1265) ©. 292, Kof., ©. 211, 24. ©. Anm. 1258 
1266) S. 292, Kof., ©. 211,25. Man corrigire ट्शितास्ते 
1267) ©. 292, Koſ., ©. 212, 4. ©. Anm. 1258. 
1299) 292, Str. 25. Man corrigive im erften Halbverſe 
कुरूते. 
1269) &, 293, Str. 26. Die indifhen Sagen fennen ein Feuer 
unter dem Meer, welches ein Riſchi (Seher) Aurva in das Meer 


Anmerfungen. 511 


geworfen habe; in der Unterwelt 16 befindend, trinft e8 Waſſer 
ded Meeres; vgl. Harivanca, Vers 2149; Vishnu-Puräna, 290 
u.a. a. bei Böhtlingf-Noth, Sanskrit-Wörterbuch unter Aurva. 

1270) ©. 293, Str. 27. Man corrigire टपेमानं im zweiten 

Halbvers; „ohne daß” २८. bedeutet „ungebeten“. 

` 1271) @. 293, Str. 28.29. In den hamburger Handfriften 
fehlt 28" und 29%, ſodaß dieſe beiden Strophen dort nur eine find. 
Die Strophe ४, 34, melde der erſten diefer beiden noch verwandt, 
fehlt in den hamburger, wol aber haben fie I, 23, welche mit 
29 bier (एला. In 28° müßte ° चरन्न्‌ पथं gefchrieben werden, 
000 ift e8 die Haupteäſur. 

1272) S. 293, Str. 31. 30 leſe START mit dem folgenden 
in ein Wort (° क्रन्द्‌ स्व्‌०). 

1273) @. 294, Kof., ©. 213, 13. ©. Anm. 1258. 

1272, S. 294, Koſ., ©. 213, 21. Man verbinde AR कृतं 
in ein Wort, nad Böthlingf-Roth Sanskrit -Wörterbuh, I, 243, 
8. v. MIT. ५६ 

1275) ©, 295, Kof., ©. 214, 7. Man corrigire AA mit 
ven hamburger Handſchriften, oder स्वयमेव (411 स्वयम). 

1276) @. 296, 8of., ©. 214, 20. Man corrigire व्यापाटयामि, 

1277) S. 296, Kof., ©. 214, 22. Eigentlich Durvaſchößlinge. 
Durva ift agrostis linearis. 

1278) &,296, Kof., 8.214, 24. Man corrigire चिराह्ृ्टो टो. 

1279) S. 297, Str. 34. Bhartrihari I, 75° (Häberlin 78"). 
Die hamburger Handfhrift H ſtimmt auch im zweiten Halbvers 
mit Bhartrihari; J dagegen weicht ſowol von Kofegarten als 
Bhartrihari im zweiten Halbvers ab, nähert ſich jedoch weſentlich 
dem Kofegarten’shen Text. In lebterem ift im zweiten Halbvers 

नियते, oder in Analogie mit Star, {aan zu fchreiben, 

1280) S. 297, Kof., ©. 216, 2. Man jchreibe mit der berliner 


und den hamburger Handſchriften M नेष्यामि ftatt des un— 
grammatifchen (obgleich epiſchen) M नयिष्यामि 


212 Anmerkungen 


1281) @. 297, KRof., ©. 216, 5. Man corrigire व्यापारेण 


1292). ©, 298, अभ्‌ 216, 13. Man corrigire प्रसारितो 

1283) 298, Str. 36. Bhartrihari, I, 64 (Haberlin 67); 
Paddhati bei Böhtlingf. Der Sinn ift „die Amor verfchmähen, 
werden Aſketen“. Das rothe Gewand ift das der Büßer (Särvitr., 
III, 18 und णि) 

1284) @. 298, Kof., ©.216, 23. Nah Böhtlingk-Roth, Sans- 
krit-Wörterbuch, I, 775 ändere man ०प्रत्यायितः. 

1285) @. 299, Kof., ©. 217, 9. Siehe Anm. 432. 

1286) S. 300, Kof., ©. 218,7. Fir प्रकस्यमानेषु, wel- 
00९8 nah der in den Handſchriften vorwaltenden Schreibweife 
(Benfey, Volt. Gramm. ꝛc. $. 19, 3; Paͤnini, VII, 4, 47) in 
mehreren Hanpfchriften प्रकल्प्पमर gefchrieben fein würde, ift 
ohne Zweifel das Paſſiv zu ſchreiben, in wel— 
chem irgendwer mit Verleſung von U पय, wie fo ०, प्रकल्प्पर 
zu erkennen glaubte und dann, mit Aufhebung der Verdoppelung, 
HRU ſchrieb. 

1287) ©, 3800, Koſ ©. 218, 11. In Bezug auf die in In- 
dien herrichende Faftenmäßige Erblichfeit der Beſchäftigungen. 

1288) S. 800, Kof., S.218, 17. Man corrigire च्‌ । (ष El). 

1259) ©. 302, Str. 43. Im zweiten Halbverd corrigire man 
सोत्साहं (wie auch die hamburger Handichriften und die berliner 
haben) 

११११ 303, Str. 46. Das folgende (fpeciell die fünfte und 
1९0561८ Erzählung) bis Kofegarten, ©. 223, 19 (excl.) fehlt in den 
hamburger Handfhriften. 

1200) @. 303, Kof., ©. 220, 23. पस्ति ohne Verbum, 
1. Anm. 361 

1292) @. 304, Kof., ©. 221, 6. Man lefe तथारि in einem 
Mort (Benfey, Vollft. Gramm. २८., $. 783; Panini, gana च). 

1293) &, 304, Kof., S. 221, 10. Man नम ष्पवार. 

1294) S. 304, Rof., ©. 221, 18. Es ift wol nur गच्छतु 


Anmerfungen. 513 


zu. fchreiben. In der berliner und den hamburger Handſchriften 
fehlt ०1९8. 
1295) S. 305, Kof., ©. 222, 4. Man corrigire ISTET- 


च्छिद्य 

1296) ©. 306, Str. 49. पवेन्‌ beißen bejtimmte Tage des 
Monats, wie der Vollmondtag, der ſechste, achte, zehnte jedes 
halben Monats; vielleicht war ९6 Vorſchrift, fih nur an jolden 
das Haupt ſcheren zu laſſen 

1297) @. 306, Koſ., ©. 223, 1. En ohne Verbum, 
ſ. Anm. 361. 

1298) @. 306, Kof., ©. 223, 3. Nanda 1 eine hiſtoriſche 
Perſon, König von Indien um Alexander's ४. Gr. Zeit. Man 
corrigire OUT;. | 

1299) S. 306, Kof., ©. 223, 4. Unter dieſem Namen ift ins— 
befondere ein Grammatifer berühmt; dieſer erjcheint in den: indi— 
ſchen Märchen (Somadeva, Käthä-Sarit-Sägara) als Zeitgenoffe 
des Nanda (Minifter des falihen Nanda, vgl. Einleitung, $. 39.) 
und würde danach ein Zeitgenofie Alexander's d. Gr. jein (vgl. 
über Vararutſchi Laffen, Inst. ling. Praer. 3; Wilfon, Dicet., 
Pref. x, Golebroofe, As. Res., VII, 204; Weber, in ZOMG,, 
VII, 851 fg.; Waſſiljew, Buddhismus [ruifiih], ©. 47. 49. 74). 

1300) S. 306, Kof., S. 223, 5. Dan verbinde तीव वल्ल 
in ein Wort. 

1301) &, 307, Str. 51. Ib fann den Gedanken nicht unter: 
drüden, daß ſich der erſte Theil diefer Strophe auf die 70 Erzäh— 
lungen des Papagai bezieht (vgl. Einleit., $. 95, Bdo. 1, ©. 274). 

1302) &, 308, Koi., ©. 224, 10. Man corrigire लगुड 

1303) @. 308. Hinter Strophe 53. folgt in den hamburger 
Handichriften die 11., 12 und 8. Grzählung des dritten Buches, 

1304) S. 308, Rof., ©. 224, 16. Man verbinde NT UTO 
in ein Wort. 

1305) @. 308, Str. 54. ©. Tſchaͤnakja bei Häberlin, ©. 316, 
44; vgl. Böhtlingf, DBeitr. zur Kritif x. 

Benfey, Bantfchatantre. II. 33 


514 Anmerkungen. 


1306) @. 308, Kof., ©. 224, 20. Dieſer श्र, 3. 20— 24 
folgt in den hamburger Handſchriften erft Hinter Strophe 55 


१2०7); ©. 3699, 59 I, 211 


m) 310, Str. 63 निरीशरसि bier und Strophe 64. 
im Parasmaipadam wegen des Metrums; ebenfo जायति 
Mahäbhärata, IV, ©. 191 fg. in einem Abſchnitt überaus oft; 

sel ericheint auch in der epifhen Sprache im Parasmaipadam; 
vgl. auch Anm. 1313. Uebrigens beruht dieſer Gebrauch des 
Parasmaipadam ſtatt Atmanepadam ohne Zweifel auf Einfluß 
der Volksſprachen 

1309) S. 311, Rof., ©. 226, 16. Ohne Zweifel it ML (पष 
AG) zu leſen. 2 und ~ find leicht zu verwechſeln. Im ven 
hamburger Handſchriften fehlt diefes Wort. Die berliner Hand» 
ſchrift hat ftatt deſſen प्रिये, was als Synonym zu betrachten. 

1310) @. 311, Str. 64. ©. Anm. 1308. 

1311) S. 312, Kof., ©. 227, 9. पथ्यततां als Paffiv wäre 
gegen alle Grammatik. Da ver Affe und das Waſſerthier zus 
gegen find, fo ift fiher Dual Imperativi darin zu ſuchen. Will 


man ९6 nit in UFUYA zu ändern wagen, fo it चवन्ता zu 
fuppliren. Die berliner und hamburger Sandfhriften haben चस्य 

1312) ©, 312, Kof., ©. 227, 10. 11. Die vier Stihoi find 
nur ein Slokas. 

1313) @. 312, Str. 66, eig. 67. Vgl. U, 193 (194). वभेति 
wegen Metrum vgl. Anm. 1308. 

1319) ©, 312, Kof., ७. 227, 24. Hierauf folgt in den ham— 
burger Handfhriften die 17. Erzählung des erſten Buches nochmals. 


1315) S. 313, Kof., S. 228, 10. Man corrigire ograsıfr. 

1316) S. 313, Kof., ©. 228, 11. Vgl. Anm. 209. zu ©. 50. 
Kof., ©. 44, 18. 

1317) @. 313,: Koſ., ©. 228, 11. Im Kofegarten’fchen Text 
folgt ein kleines Sätzchen, welches heißt „Ich aber hier nicht“. 
Diejes fehlt in den hamburger Handſchriften und ſtört den Sinn. 
Denn der Zimmermann hat nichts zu thun, weil an den Haus 


Anmerfungen. 515 


fern fein Vergang iſt. Auffallend ift गृह ह्‌ als Masculinum, doch 
ericheint es ebenfo epifch im Ambopäkhyäna in meiner Chrefto- 
mathie, S. 11, 12, und Mahäbhärata, IV, 259, Vers 7419; 
269, Vers 7707. 

1315) &,313, Kof., ©.228,18. Man eorrigire तस्या खये. 

1319) @. 314, Kof., ©. 228, 24. Es ift entmeder mit ver 
berliner Handſchrift hinter भव्यं hinzuzufügen भोजनं, oder mit 
den hamburger भव्यभोजनो पायः संजातः zu lejen. 

1320) ©. 314, Koſ. S. 229, 10. Man corrigire मन्दमन्दं 

1321) ©, 315, Str. 70, eig. 71. gl. I, 47; Sävitryupä- 
khyänam, V, 22. 

1922) &, 315, Str. 72, eig. 73. ©. I, 277 

4328) 315, Str. 74, eig. 75. Zu diefer Strophe vgl. Ma— 
haͤbhaͤrata bei Laſſen, Anthol., 84, छा. 28, und Mahäbhärata, 
XU, 2९6 5310, und zu der folgenden Erzählung die ganze Fabel 
aus. dem Mahäbhärata am angeführten Ort, ©. 45 fg. Es ift. 
eine praftiihe Anmweifung für die Anwendung der oft erwähnten 
vier Mittel (vgl. Anm. 416.). | 

1329, ©, 316, Koj., ©. 230, 15. Ich überfege nad) den ham— 


burger Sandfhriften, welhe hinter YIITTS: nod) प्रति वसति 
II Haben; vgl. Anm. 361. Die berliner Handſchrift hat blos 


प्रति वसति (ohne षस्ति und ohne TH) 
1325) &, 316, Str. 76, eig. 75. Graul, Gramm. tamulica, 
©. 86, — im erſten Halbvers iſt ſehr unpaſſend, ich 
vermuthe . Die Strophe fehlt in der berliner und den 
hamburger Handfhriften | 

1326) S. 317, Str. 77, eig. 78. Man corrigire कतुं 

1327) S. 317, Str. 78, eig. 79. Diefe Strophe fcheint mir 
doppelfinnig und ed war mir nicht möglich den Doppeljinn in 
einer Ueberfegung wiederzugeben, daher ich zwei Ueberfegungen 
davon gemacht habe 

192४) @. 317, Koſ., ©. 231, 22. Die hamburger Handſchrif— 
ten und die berliner haben ſtatt deſſen einen Affen. 

33* 


516 Anmerkungen 


1329) @. 318, Kof., ©. 232, 24. Es ift चमेच्छेटो zu 


eorrigiren. - 

1330) @. 318, Koſ., ©. 232, 1. Man corrigire एष 

1331) @. 318, Str. 79, eig. 80. ©. Strophe 23. 

1332) @. 319, Str. 81, eig. 82. Im zweiten Halbverfe möchte 
ich leſen ज्ञातितो nah den hamburger Handſchriften und der 
berliner, doh fann man जातितो mit Strophe 82. (83.) ver— 
theidigen 

1333) ©. 319, Kof., ©. 232,5. 30 leſe mit ven hamburger 


Handfhriften सारमेय प्रति वसति स्म; vgl. Anm. 361 
1334) ©. 320, Str. 84, eig. 85. Man corrigire im erften 
Halbverje der Grammatif gemäß वत्वा, wie auch die ham— 
burger Handſchriften hier und an einer früheren Stelle im dritten 
Buche haben, wo die Strophe, mit einigen Varianten in verjelben, 
fhon einmal vorfam. In der berliner fehlt diefe Strophe. 
1335) ©. 321, Kof., ©. 234, 1. Man corrigire mit den ham— 


burger Handſchriften "कारित्वं (die berliner hat nur पपरी- 
तः; ſchwerlich richtig) ‚‚Zuftand oder IThätigkeit eines पप 
रीसकितिकारिन्‌“; vgl. ©. 238, 2. 

1336) &. 321. Diefes Bud tft größtentheild von Wilfon über- 
jet in Trans. of the Roy. As. Soe., I, 182 fg 

1337) S. 321, Koſ., ©. 234, 5. Die hamburger Handſchriften 
haben jtatt PBataliputra महिलारोप्यं (vgl. Einleit., §. 6.2. 

1338) ©, 321, Str. 2. 201. I, Str. 58, Anm. 757 

1339) @. 322, Str. 7. Im zweiten Halbvers corrigire man 
जातवि° mit den hamburger Handſchriften; auch Wilfon hat 
danach überfegt (©. 183 a. a. O.). 

1340) @. 322, Str. 8. Der VBaradiesbaum foll nad indischer 
Anſicht alles was man nur irgend wünſcht enthalten. In der 
berliner und den hamburger Handſchriften fehlt diefe Strophe, 

1841) 322, Koſ., ©. 235, 9. Die berliner und die ham— 
burger Sandfchriften haben beffer जौ विततव्यव्यसनेन wie 


aud ohne Zweifel hier zu corrigiren ift 


Anmerfungen. 517 


1342) S. 322, Kof., ©. 235, 10. Einer der Schäge des Ku- 
vera, d. i. des Gottes १९8 Reichthums. Wilfon überfegt worshipped, 


als ob er (ftatt उपाजित „ ऋ) उपाचित gelefen hätte. 

1343) S. 322, Kof., @. 235, 11. Es ſcheint hier die An- 
fhauung der Seelenwanderung zu Grunde zu liegen, nad welder 
ftetS eine Seele an die Stelle der früheren tritt; vgl. Köppen, 
Religion 2९6 Buddha, und Gött. Gel. Anz., 1858, ©. 417. 

1344) @. 322, Koſ. ©. 235, 14. Dies fcheint eine Dſchaina— 
१८०९०६९, die aus dem Buddhismus ftammt, wo das Rad 0९ 
kanntlich eine jo große Rolle fpielt. 

1345) @. 323, Kof., ©. 236, 1. Man trenne वृत्तान्तो Es 

1346) S. 323, Kof., ©. 236, 8. Der vergötterte Weiſe, melden 
die Dſchainas anbeten. 

1347) @. 323, र्णः, ©. 236, 8. Wilfon Diet. dat VEFRTU 
in diefer Bedeutung nur ald Neutrum. Doch ftimmen im Femi— 
nin auch die hamburger Sandfhriften und die berliner mit Koſe— 
garten's Text. — Man ſchreibe SAT 

1348) @. 323, Koſ. ©. 236, 9. Wilſon (Trans. of the Roy. 
As. Soe., I, 184) weicht hier in feiner Ueberfegung fo ab, daß er 
für FIAT eine andre Lejeart gehabt zu haben jcheint. Doch 
haben dieſes auch die hamburger Handſchriften und die berliner, 

1349) &, 323, Str. 12. 57 मानस mit ver Dihaina- 
Gottheit zu iventificiren, welche bei Hematſchandra मानसी heißt? 
Wilſon's Ueberjegung (S. 184) weicht im zweiten Halbvers ganz 
ab. Im der berliner Sandichrift fehlt diefe Strophe. Die ham— 
burger haben hinter 12. noch zwei Strophen, melde bei Koſe— 
garten und Wilfon und in der berliner Handſchrift fehlen. 

1350) &. 324, Kof., ©. 236, 17. Vgl. Vie de Hiouen-Thsang, 
trad. par Stan. Julien, ©. 86. 87. 

1351) &, 325, Str, 14. Man leſe mit ver berliner Handſchrift 


संबाध्यते fat संवाह्यते). 

1352) &, 325, Str. 15. Dieſe Strophe fehlt in den ham— 
burger Handſchriften bier, erfcheint aber hinter Strophe 69. mit 
Varianten. 


518 Anmerfungen. 


1353) @. 325, Kof., ©. 237, 15. Woͤrtlich die Leute des 
Feftungsgouverneurs der Stadt”. Wilfon (©. 185, Anm.) gibt 
als feine Lefeart पुरकोष्टपाल° (sic!) 

1354) &, 326, Str. 16. Laſſen, Anthol., 15, 5. 6; Paddhati 
‚bei Boͤhtlingk 

1355) S. 326, Koſ., ©. 238,6. Man corrigire षवे, wie 
auch die hamburger Handſchriften haben (Die berliner weicht ftär- 
fer ab). — श्रा, unter den (bei Kofegarten ausgelaffenen und) 
von Wilfon und oben mitgetheilten Erzählungen, die, wo einem, 
ebenfalld Devafarman genannten, Brahmanen eine Schlange ge- 
boren wird (f. oben ©. 144). 

1356) ©. 326, Kof., ©. 238, 9. Man corrigire श्य सिति, 
wie auch. die hamburger Handſchrift J bat. 


1357) ©. 327, शण, ©. 239, 4. Ich प१५४८ ETITATN- 


रोवक्षः स्थलादिताडन° AERO für आत्मा शि 
und °स्यलादितः verbunden). 

2305 327, Stk. 20: Bil. Hr 7. 

1359), @. 328, Str. 21. 90. Böhtlingf, Beitr, 5. Kr. 1८; 
Hitopadefa, I, 144; Vararutschi, 14, bei Säberlin, Anthol. sanser., 
©. 503. — In den hamburger Sandiihriften fehlt dieſe Strophe. 

1360) ©. 328, Kof., ©. 240, 5. Hier folgt bei Wilfon und 
in den hamburger Handſchriften der größte Iheil von ©. 6, Str. 2. 
bi8 ©. 8, Str. 20. 

1361 ©. 328, Str. 25. Ih folge bier theilweife Wilſon 


Meberfegung, welder im erſten WViertelvers सिचं (ftatt सत्य) 
gelefen Haben muß, was unendlich paflender 

1362) &, 329, Kof., ©. 240, 11. Ein Name ०९६ Siva in 
jeiner furchtbaren zerftörenden Geſtalt. 

1363) S. 329, Kof., © 240, 12.13. Indra ift der Gdtterfönig. 
Die Jogins find Mönche, weldhe durch Andachtsübungen und Kafteiun- 
gen 10) nach indifchem Glauben übermenichliche Macht erworben haben. 

1364) S. 329, Str 26. Vol. Mahäbharata, Ambopäkhyäna 
in meiner Chreftomatbie, 45, 18; und Scholien zu Bhär. Kirätärj., 


Anmerkungen. 519 


V, 51, und zur Erläuterung des Gedanfens die fünfte Erzählung 
im zweiten Bud jammt den Noten ©. 190 fg. 
1365) &, 329, Str. 28. Im erften Halbvers verbinde man 


अटच्वासुखमेव खमेव , im zweiten leſe man arte भि mit den 
hamburger Sandfohriften. Der Vernichter des Madhu (eines Dä— 
monen) ift Viſchnu; Lakſchmi, die Göttin des Glücks, der Schön- 
beit, feine Gemahlin, fteigt aus dem Schaum des von den Göt— 
tern gequirlten Dceans empor (Vishnu-Puräna, 76 und jonft). 

1366) @. 329, Str. 29. ©. I, 375, Anm. 384.  Diefe 
Strophe fehlt in ven hamburger Handſchriften. 

1367) &, 329, Kof., ©. 241, 2. Vgl. Mälatimädh., 75, 14 fg.; 
Käthä-Sarit-Sägara, 20, 104; und 25, 182, wo Wofadatta 
durch mahämänsavikraya den himmliſchen Fußſchmuck von Der 
Räkfhafa- Königin zu erwerben ſucht; mahämänsa ift identiſch 
mit nrmänsa, wie die angeführte Stelle verglichen mit 187 zeigt. 

1368) S. 329, Kof., ©. 241, 2. 6. 8. 9 und fg.; 242, 13. 17. 
Man leſe mit den hamburger Handſchriften विं von वृत्‌; ob 
ich es mit „Knäuel“ richtig überſetzt iſt fraglich; ich hade dieſe 
Bedeutung nach Analogie von ara न्‌ und nad der Etymologie 
angenommen. 

1369) ©. 329, Str. 30. Wegen des Feuers der Unterwelt 
vgl die Anm. zu IV, ©. 26. 

1370) ©. 331, Kof., ©. 242,6. Ich leſe mit den hamburger 
` Sandfchriften न्कोपरि परिम 

1371) ©. 331, Kof., ©. 242,13. 17. ©. Anm. 1368. 

1372) ©. 331, Kof., ©. 242, 15. Ueber Pinavatja ſ. Wilfon, 
Trans. of the Roy. As. Soe., I, 189, Anm. 

1373) ©, 331, Kof., ©. 242, 16. Der mythiſche Held des 
Ramäyana, 

1374) ©. 331, Koſ., ©. 242, 19. Man ſchreibe TRUT mit 
den hamburger Sandfchriften, wie auch Kofegarten jonft hat. 

1375) ©, 331, Kof., ©. 242, 21. Man corrigire धनटेवेन 
(ftatt धनटेन) mit den hamburger Handſchriften. 


520 Anmerfungen. 


1376) ©, 332, Koſ., ©. 243, 3. Die hamburger Handſchriften 
leſen मस्तकोपरि भ्रमर, ic glaube daß wie 242, 6 zu ſchrei⸗ 
ben ift (f. Anm. 1370.), da ähnliche oder gleiche Silben Leicht 
ausgelaffen werden. 

1377) S. 333, Koſ., ©. 243, 22. Man corrigire तृतीयेना०. 

1378) ©, 333, Rof., ©. 244, 2. Es geſchieht dies durch die 
mritasamjivanı vidy& ,, 91८ Wiffenfhaft, Todte wieder zu beleben‘, 
Skandapuräna, Käcikhanda, XVI, 81. 

1379) @. 333, Koſ. ©. 244, 4. Man corrigire गहितें। 
(oder vielmehr °हितम्‌). | 

1380) ©. 333, Kof., ©. 244, 4. 50 leſe mit der hamburger 


Handſchrift सजीवं (I Hat fehlerhaft सज्जी वं), wie 3. 7. 10. 

1351) S. 334. Don bier an (Kof., ©. 244, 15) bis Kof., 
©. 246, 6 fehlt in der berliner und in den hamburger Hand— 
Ihriften, und auch Wilfon hat die vierte Erzählung nicht (Trans. 
of the Roy. As. Soc., I, 191). 

1382) S. 335, Kof., ©. 244, 25, und 245, 1. Wegen Böht: 
lingf- Roth, Wörterbuh, unter उनत्कलापच bemerke ih, daß 
उत्कव्टलापय das nah prakvitiiher Weife (ſ. Laſſen, Inst. ling. 
Pracr., ©. 360, 4) gebildete Cauſale von उत्‌ऽ कालू „entlaffen” 
ift. Bekanntlich jind dieſe Formationen in den janskritifchen 
Schriften der vulgären Literatur haufig. 

1383) ©, 335, Kof., ©. 245, 3. द jiher eine Lüde; ९8 
fehlt nämlich die Stelle, wo der erfte, ſich Weisheit aus einem 
feiner Bücher. holt. 

1389, ©, 335, Kof., ©. 245, 6. 9. Sie ſchlagen entweder in 
ihren Büchern nad) und die Stelle, auf melde fie zuerft ftoßen, 
nehmen fie ald Beantwortung ihrer Frage, oder fie erinnern ji 
auch an Sprüche, melde ihnen hier zu paflen fcheinen, ſ. Anm. 
1385 und 1388. 

1385) S. 335, Str. 34. ©. IV, 28. Man corrigire im zwei— 


ten Halbvers In und GE: ॥ . 
1386) &, 336, Kof, ©. 245, 21. Man corrigire मामीखेर 


Anmerkungen. 221 


1357) @. 336, Koſ. ©. 245, 24. मर्दक findet fih in der 
jechsten Erzählung der Cukasaptati und wird von Galanos durch 
००८ „Brot‘ überjegt. Da e8 von AUS ‚Schaum‘ abftammt, 
fo habe ich ८6 dieſer Etymologie gemaß überfegt. Es ift dort 
entjchieden Masculinum und jo audy ohne Zweifel hier im Banticha= 
tantra. Es ift vemnah ट्‌न्ताः zw corrigiren. 

1388) ©, 336, Koſ., ©. 246, 1. Cine Stelle aus II, Strophe 
193. Bier find chidra „Löcher, Blößen“ die Vertiefungen eines 
poröjen Butterfuchens. 

1389) @. 337, Rof., ©. 246, 10. Dieſe Erzählung ift wejent= 
lid) identifch mit der 14. im erften Bud. 

1390} ©, 337, Rof., ©. 246, 18. Die Grammatik fordert 
cakrire, da mantr Atmanepadam (Benfey, Vollſt. Gr., $. 791.5 
PBänini, 1, 3, 63). Daher ift die Lejeart der berliner und ham— 
burger Handſchriften mantram cakruh grammatifch richtiger. Doc 
erſcheint mantr epiſch auch als Parasmaipavdam; vgl. Anm. zu 
Kof.; 69, 7, und zu IV, Str. 63. 

1391), ©. 338, Str. 38. Iſchaͤnakja war Minifter des Königs 
Tſchandragupta und verhalf diefem zum Thron, indem er Nanda 
ftürzte. Bol. Erich und Gruber, Encyflopädie, II, xvu, 65. 

1392) S. 338, Kof., ©. 247, 18. Man lefe mit ven hamburger 
Handſchriften प्रमाणमिति Die berliner hat diefe Stelle nicht. 

1395) @. 339, Str. 40. Nad ver berliner Handſchrift बो 
लब्धं गीतस्य वेतनम्‌, 

1394) @. 339, Str. 41. Schmerlid ift निद्रालु richtig; 
ich fann wenigſtens nicht errathen, warum gerade ein Schläfriger 
„Diebitahl von Bellen” (denn jo hat der Tert) vermeiden muß; 
auch ift die doppelte Erwähnung des Diebſtahls — falſch. 
Die berliner Handſchrift hat निद्राटृब्धश्चमाचारिकां, was 
ech zu leſen, alfo wefentlich identiſch ift, aber dur 
die Silbe A das Metrum zerftört. Auch Wilfon’s Handihriften 
ſcheinen weſentlich ebenfo gelejen zu haben. Denn in feiner Ueber— 
fegung (in Trans. of the Roy. As. Soc., I, 192): Let the sick 


522 Anmerfungen. 


man and the lazy refrain from stealing and chattering if they 
will escape with life hat er (abgefehen von der Ungenauigfeit) 
auch nur zwei Dinge, während ſich mit Sicherheit erwarten läßt, 
daß das von dem Schläfrigen zu vermeidende ein drittes iſt. Ich 
dachte an „das Amt eines Spions“ निद्ालुब्धश्च क * — 
doch find die Veränderungen zu ſtark. Im zweiten Halbverſe 
ftatt रोगाद्यो mit der berliner Handſchrift रोगार्चौ zu leſen 
| 1395) S. 340, Str. 43 — 45. Diefe Theorie habe ich ſchwer— 
lich vichtig überfegt. In Strophe 43. haben die berliner und die 
hamburger Handſchriften tänä flatt tälä. Doch Märkandeya- 
Puräna, XXIU, 52 hat ebenfalls täläh; vgl. auch ebend. 51 9. 
1396) ©. 340, Kof., ©. 249,5. Ich Iefe mit den hamburger 


Handichriften उत्कन्धरा 
1397) ©, 341, Kof., ©. 249,7. Man corrigire पीडय 
S 


1208) ©, 341, र्ण 249, 8. Man corrigire सद्छिद्‌° 

1399) S. 341, Str. 49. $. Sitopadefa, II, 117; Tſcha— 
nafja, 109 (bei Häberlin, ©. 322; Höfer, 74, 18); Sanskrita- 
päthopakäraka, ©. 55; Paddhati bei Böhtlingf, Beitr. z. Kr. ze. 

1400) S. 342, Kof., ©. 250,2. 3" व्यनर्‌ vgl. Weber, 
„Meber das Gatrunjaya Mähätmyam’, ©. 45 
. 1401) ©, 343, Str. 51. Ich leſe im erſten Halbvers mit der 
hamburger Handſchrift J (H hat eine Lücke) दद्याहत्रुकाल 
ऋऋत्‌काल (weldes Hier „Beiſchlaf nah jedesmaligem Eintritt 
der Menftruation‘ bedeutet) kann nah indiſcher Anſchauung nicht 
fehlen und * © ſcheint mir nur aus OTTO verleſen. — 
मन्ल्‌ im Parasmaipadam (f. Anm. 1390.). 

1402) &, 343, Str. 52. ©. Anm. 2 

1403) &, 343, @1४. 55. Ich leſe mit der berliner und den 
a er Handſchriften im erſten Halbvers बाटकेर (ſtatt 
T „Gärtner‘‘) 

1404) &, 343, Koſ., ©. 251, 9. Die {९06 politifchen Zuftände 
eined Königs. Vgl. das dritte Bud. 


Anmerfungen. 523 


1405) @. 344, Str. 56. ©. II, 266 (267).  Diefe Strophe . 
fehlt in den hamburger Handſchriften. 

1406) @. 344, Rot, &. 251,21. Es ift wol MET zu leſen. 

1407) @. 345, Str. 59. Vgl. Sitopavefa, IV, 15. 

1408) @. 346, Kof., ©. 253, 12. Lehrer der Lebensweisheit, 
f. Anm. 2. | 

1409, ©. 347, Kof., ©. 253, 22. Verfaſſer eines Werkes über 
DVeterinärkunde; ſ. Weber, berliner Sandichriften, S.291 und Anm, 

1410) @. 348, Kof., ©. 254, 15. Man cortigire * 

1411) S. 349, Koſ., S. 255, 7. Man corrigire ae 

1412) S. 349, KRof., ©. 255, 25. Man corrigire सहात्यन्तं 

1413) @. 350, Koſ., ©. 256, 8. Man corrigire निष्कामतिः 
aud die berliner und vie hamburger Handſchriften haben das 
grammatiſch nothwendige lange ४. 

1414) S. 350, Kof., ©. 256, 9. Man verbinde yuyn 

1415) ©. 351, Str. 69. ©. Anm. 1352 zu Str. 15. 

1416) @. 351, Kof., ©. 257,5. Man corrigire AM (itatt 
ग्वा), wie aud) die berliner und die Hamburger Handſchr. Haben. 

1417) ©, 352, Kof., ©. 257, 23. Man leſe mit den hambur- 
ger Handſchriften IFAU (ftatt भरण); die berliner hat eine Lücke. 

1418) ©, 352, Koſ., ©. 257, 24. Man lefe mit den ham— 
burger Handſchriften ug (Statt यरि); dieſe ſelbſt ſchreiben ohne 
Beachtung der phonetifhen Regeln (die vielleicht an dieſer Stelle 
auch nicht nöthig märe) यत्‌. 

1419), ©. 352, Str. 74. Man lefe TEABSTaT. 

1420) ©. 353, KRof., ©. 258, 8. Man corrigire "क्रामति 
mit der berliner und den hamburger Handſchriften (f. Anm. 1415.). 

1421) @. 354, Kof., ©. 259, 6. Ich lefe mit der berliner und 
der hamburger Handſchrift J °गतिनिव्‌° H bat गतिनिव° 
was nur Fehler für jenes, 


1422) @. 354, Rof., ©. 259, 15. Man lefe AT NETTO 
(ſ. Benfey, Vollſt Gramm. ꝛc., $. 110. 111, und Paͤnini, VIII, 


524 Anmerkungen. 


3, 17— 20; Vopad., I, 49. 50) und ftreihe die Interpunftion 
hinter एतत्‌. 

423) ©. 355, Str. 76. Diefe Strophe fehlt in den hambur— 

ger Handſchriften hier, erjheint aber ſchon früher an einer an- 
dern Stelle in ihnen. In der berliner fehlt fie überhaupt. 
im Masculinum ift ſchwerlich richtig; in der Bedeutung „Feſte“ 
it es Neutrum. Die hamburger Handſchriften haben स्थानं 
ſtatt deſſen. Ueber Ufanas ſ. Anm. 2. NRävana, König der Raͤ— 
{04196 fiel durch Raͤma. 

1424) ©. 355, Str. 77. Man corrigire संमुखे im zweiten 
Halbvers (vgl. Anm. 54. zu I, Str. 38.). 

1425), 8355, ©tr. 79. usa ift gegen Grammatik. Es 
müßte TREHN lauten. 

1426) @. 356, Kof., ©. 260, 10. Man corrigire भो पये, 
ſ. Anm 1422. 

1427) S. 356, Koſ., ©. 260, 13. Koſegarten's Text ift ſchwer— 
lich richtig, ebenſo wenig der der hamburger Handſchriften, wo 
नरि türen हं nur Gorruption der Lesart der berliner 
Handſchrift fcheint. Diefer folge ich und leſe TIRASISTEH: 
पड्यां 1. Das Interpunktionszeihen vor ift zu flveichen. 

1428) S. 356, Kof., ©. 260, 18. Auch bier leſe ich mit der 
berliner Handſchrift यतोऽयमनुद्वाहनपादो नमे 

1429) ©. 357, Koſ. ©. 261,6. Man corrigire mit den ham: 


burger Handſchriften नियोक्तव्य (१4४ नियोजितव्य, welches 


gegen alle Grammatif) oder mit der berliner नियोजयितव्य, 
denn dieſer Fehler (ड्‌ für 9) findet fih in den hamburger 
HSandfhriften oft. Man corrigive auch hier und 3.9 SIT 
1430) ©, 357, Kof., ©. 261, 13. Dies ift das Zeichen, १५ 
fie den Vorjhlag annehmen wollen; vgl. 3. 21 und Qukasaptati 
40. Nacht, wo die Frau ebenfalld im Driginal die Trommel 8९ 


rührt (petersburger Handihrift 44°) ATAUTIT इडिजभायेया 
डिण्डिमः स्युष्टः । तस्िन्स्ुषटे तयोक्तम्‌ ।. 


Anmerkungen. 525 


1431) ©. 357, Str. 83. Man beadte सर्वे im Masculinum 
ftatt Neutrum; vgl. Anm. 757. 1338. 


1432) S. 358, Kof., ©. 262, 4 und 5. Man corrigire °धिष्ठामे 


दिष्ठामे ya) 
09 © und © 
1433) S. 359, Kof., 262,15. Man trenne प्रति प्रस्थितः |. 
1434) ©. 359, Kof., ©. 262, 16. Man jchreibe mit ver ham— 
burger Handſchrift H tan? 

1435) @. 359, Koſ., ©. 262, 20. Man jchreibe mit der ham— 
burger Sandichrift J (wovon H nur in der in ihm jo häufigen 
fehlerhaften Verfürzung des i abweicht) und der berliner auf jeden 
Fall den Dual सृक्किणी (die hamburger Handſchriften haben 
die organifhere Form art) १ auch haben beide (ſtatt 


परिलिहन्‌ विलिहत्‌ welches aus लेखिहत्‌ corrumpirt ift. 
Diefes ſelbſt mit परि davor hat die berliner Handſchrift, aus 
der e8 aufzunehmen. 

1436) @. 360, Str. 85. Man corrigire im zweiten Halbvers 
संमुखे ſ. Anm. 1424. 


1437) ©. 360, Str. 86. Es ſind dies unzweifelhaft dieſelben 
mythiſchen Vögel, welche auch im Catrunjaya Mähätmyam und 
im Mahaͤbhaͤrata, I, Vers 2883, und XII, Vers 3357. 5519. 
6325. vorkommen; in legterem werden fie ATRUS genannt; ९6 
werden ihnen bier Menfchengelichter gegeben und ihr ſchöner Ge— 
fang angedeutet (Sirenen); vgl. Weber, Ind. Stud., III, 148, 
befonderer Abvruf 33, und „Ueber dad Qatrunjaya Mähätmyam, 
©. 31. — ॐ der berliner Handſchrift, wo die Fübel fhon im 
zweiten Buch erfcheint, werden die Vögel भेररड genannt ; follte 
der eigentlihe Name, nad dieſer Form, vereint mit der im Ma— 
haͤbhaͤrata, ARTE fein? dies wäre ein Sansfritwort ‚furchtbar‘. 


1438) @. 360, Kof., ©. 263, 20. Man leſe mit den ham: 
burger Handſchriften aTzTa: 
1439) &, 361, Kof., ©. 264, 4. Man corrigire भारण्डयाः 


526 Anmerfungen. 


1440) ©. 362, Kof., ©. 264, 25. Man corrigire ALT, wie 
aud die hamburger Handſchriften haben; vgl. Benfey, Volt 
Gramm. ꝛc., $. 721; Banini, 7, 3, 107 

1441) ©, 362, Kof 265, 9. Man corrigire °पुटिकाम° 

1442) 363, Koſ., ©. 266, 2. Man corrigire "कारित्वं 
nad) den hamburger Handicriften; vgl. Anm. 1335. Die berliner 
Handfchrift hat auch Hier nur परीत Ä 

क, 363, Koſ. 266, 5. 6. Diefe Strophe fehlt in 
ver berliner und in den hamburger Sandihriften und verdient 
eigentlih auch nicht überfegt zu werden 





Nachträge zum erften Theil. 


Vorbemerkung. 


Durch die Benugung von Stan. Julien’3 Werk: „Les Ava- 
dänas, contes et apologues Indiens, inconnus jusqu’a ce jour, 
suivis de fäbles, de podsies et de nouvelles Chinoises; traduits 
par M. Stanislas Julien, membre de l’Institut” ıc., 3 Bände, 
Paris 1859, welches mein berühmter Freund mir während des 
Drudes zuzufenden die Güte hatte, haben diefe Nachträge eine 
folde Wichtigkeit für meine Arbeit erhalten, daß ih nicht umhin 
fann, ausdrücklich die Bitte auszufprehen, daß der Lefer jie an 
der gehörigen Stelle bezeichnen und nachleſen möge. 





१०५५९०८ XVI, 18. नीतिशस्व heißt das Werk auch in 
einer einleitenden Strophe (hinter Kofegarten 3, 8), welde id) 


an einem andern Orte mittheilen werde, und Kofegarten 5, 13 
und Str. 11. — Daß ver Charakter eines Fürftenfpiegeld in dem 
Grundwerk beiweitem entjchievener hervortrat als in dem jegigen 
Pantjhatantra zeigt insbeſondere die arabiſche Ueberſetzung, welche 
viel reicher an politiſchen Betrachtungen und Lehren iſt, als die 
heutigen indiſchen Recenſionen. 

Vorrede XI, letzte Zeile, füge hinzu: zu §. 215, ©. 538. 

$. 4, ©. 18, 3.18, vgl. Nachtrag zu $. 105, ©. 292. 

$.5, ©. 21, 3. 7. Bon der mongolifhen Bearbeitung ver 
Vetälapantschavinsati, dem Ssiddikür, find ſeitdem die bei Ben— 
jamin Bergmann nod nicht überjegten Erzählungen von Galjan 
Gombojew in das Ruſſiſche übertragen, jedoch nod nicht heraus— 
gegeben ; ich verdanfe der Güte des Herrn Akademikers Schiefner 
einen Auszug daraus. Es find deren noch neun, nämlich vie 
14. 818 23., mit Ausnahme der 16. welche in ver Handſchrift fehlt. 


528 Nachträge zum erften Theil. 


$.5, ©. 22, 3. 17 und an einigen andern Stellen corrigire 
man Vikramacaritra 

$. 10, ©. 52. Eine intereffante Legende ebenfall® zur Ver— 
herrlihung der jühnenden Kraft ver Gangä findet jid im > XXVIII 
Adhyäya ०८6 Käcikhanda des Skandapuräna. Da dieſes noch 
unedirt, fo erlaube ich mir fie kurz hier mitzutheilen; das Dri- 
ginal werde ich vollftändig an einem andern Ort geben. „Vaͤhlka, 
ein geborener Brahmane, hat überaus fündig gelebt, fogar eine 
verwitwete Webersfrau geheirathet. Cr wird im Walde von einem 
Tiger umgebracht; ein Geier fliegt mit dem linfen Fuß defjelben 
in die Luft; ein anderer Geier Fampft mit ihm darum; dabei fällt 
der Knöchel veffelben in die Ganga (Vers 44. 45.). Unterdeß 
war Vaͤhlka von ven Dienern ०९ Todesgotted ſchon vor Diejen 
geführt. Der Serretär des Todesgottes, Tſchitragupta, gibt einen 
ausführlichen höchſt intereffanten Bericht über die Thaten deſſelben, 
der aus einem langen Sündenregifter befteht. Der König der 
Unterwelt befiehlt in Folge davon, ihn in die Hölle zu jchleppen. 
Eben follen die Höllenqualen beginnen (Vers 80), da fallt gerade 
der erwähnte Knöchel in die Ganga. Sogleich ericheint ein himm— 
फिट Wagen voll von Hundert himmlifchen Frauen. Dieſen 
befteigt er und gelangt zum Paradies (Vers 83. 84.): einzig 
Folge ver die größten Verbrechen jühnenden Kraft der Gangä. 

$. 12, ©. 56, 3.7 ftreihe „und einen‘ bis „Monatsheften“ 
Diefer Auffag findet ih im ‚Ausland‘ 1859, Nr. 20 fg 

$. 17 81. Daß ich dieſe Parabel mit Recht für eine bud— 
dhiftifche genommen habe, ift jet dadurch vollftändig erwieſen, 
daß zwei Formen verfelben in den von Stan. Julien entdeckten 
chineſiſchen Ueberfegungen buddhiſtiſcher Fabeln २५. ericheinen. Sie 
find in höchſt eleganter franzöſiſcher Ueberſetzung von ihm mit: 
getheilt in Les Avadänas, contes et apologues indiens, I, 132 fg 
und 191 fg 

9.49 87. Die Erzählung der beiden Tauben ſcheint mir 
entjchieden indiſch und auf der bupdhiftifchen Fabel in Stan. Ju— 
lien Les Avadänas, Nr. 99, Bd. U, ©. 81 zu beruhen. 

$. 22, ©. 91. 92. Daß der Rahmen zunächſt buddhiſtiſch 
macht jest auch die mongolifche Bearbeitung der Vetälapantscha- 
vinsati wahrfcheinlih. Die 20. Erzählung त. Nachtrag zu ©. 21) 
lautet im Auszug folgendermaßen 

„Auf dem Schneegebirge im Süden Indiens wurde eine Löwin 
von Hunger gepeinigt; fie überfällt eine Kuh, Tchlürft ihr Blut 


Nachträge zum eriten Theil. 529 


aus und jchleppt das Fleifch fort. Das Kalb folgt ihr nun und 
fie jaugt e8 zugleich mit ihren Jungen, mit denen e8 in Freund— 
ſchaft aufwächſt. Auf dem Iodtenbett warnt die Löwin vor den 
Schmeicheleien des Feindes. Der Fuchs, der die Freundſchaft 
des Löwen und des Rindes Sieht, entzweit fie, indem 
er jedem von ihnen einredet, der andere wolle ihn töd— 
ten, das Nind namentlih den Löwen, um den Tod feis. 
ner Mutter zu räden. Sie ftürzen fih aufeinander und 
tödten 119 beide.“ 

Eine andere Nebenform ift fiherlih trog noch ſtärkerer Ab— 
weichungen in der chinefifchen Ueberſetzung aus buddhiſtiſchen Schrif- 
ten bei Stan. Julien, Les Avadänas, I, 109— 114 zu erkennen 

In legter Inftanz beruft der Rahmen jedoch auf einer grie= 
hiichen Fabel, da er nah §. 78. aus dem Prototyp deſſelben her— 
vorgegangen 1 

$. 22, ©. 92, 12. Vgl. Nachtrag zu $. 61, ©. 183. Auf. 
in der fiebenten Fabel des vierten Buches (1. $. 188, ©. 463) 
ift ein „Tigerfell“ ftatt ०८३ urfprünglichen „Löwenfells“ gelegt. 
Die chineſiſch-buddhiſtiſche Form vieler Babel, welche Stan. Julien 
in Les Avadänas, II, 59 mittheilt, hat noch das leßtere 

$. 28, ©. 100. ३४५१ der angegebenen Momente wird man 
durh Vergleihung der jo überaus‘ nahe verwandten Erzählung 
‘in Stan. Julien, Avadänas, I, 93 „il faut fuir le malheur‘ 
ſehr zweifelhaft, ०६ die Erzählung der arabifchen Bearbeitung nicht 
dennoch aus dem fandkritifhen Grundwerf herrührt. Iſt fie ein 
Zuiag der arabifhen Bearbeitung, fo ſtammt fie auf jeden Fall 
aus Indien und fteht im innigften Zufammenhang mit der ver- 
glihenen buddhiſtiſchen. 

$. 32, ©. 109. Dieſe Sage ſcheint mit dem Buddhismus bis 
Kuſtanu (Khotan) gewandert zu fein. Ich trage wenigſtens fein 
Bedenken in der Legende in ven 'Me&moires sur les contrees ocei- 
dentales par Hiouen-Thsang, trad. du Chinois par Stan. Julien, 
U, 240 — 242, eine Ummandlung derſelben zu erkennen. 

$. 33, ©. 110, 3. 10. Eine ſchöne Nebenform bieten wieder 
die chineſiſch-buddhiſtiſchen Avadänas, 1, 27 — 30 unter der Ueber: 
jhrift: le hibou et le perroquet 

$. 36 115, 3.9. Zu diefer in Indien fo harakteriftifchen 
Eitte vgl. man in Ruſſel's Schilderung des englifhen Lagers 
während des jebigen Kampfes (aus den Times) in der Augsburger 
Allgem. Zeit., 1858, Juni, ©. 2612 ‚und ९8 ift nichts abſon— 

Benfey, Pantihatantra, II. 34 


530 Nachträge zum erften Theil. 


verlihes, daß ein gemeiner Kameeltreiber in das Zelt des Stab- 
0९8 flürzt und ihn auffordert Schiedsrichter zwifhen ihm und 
einem andern Treiber zu fein.‘ | 

§. 36, ©. 116, 3. 8 fg. Dal. jest meine Heberfegung in 
„Ausland‘’, 1858, Nr. 34, S. 795. — 3. 11 eorrigire „Schumus” 

$. 39, ©. 123, 3. 8 ५, u. corrigive HI (ftatt X) und vgl 
100 Wilford in Asiat. Res., IX, 135 

$. 39, ©. 126. Vgl. Nachtrag zu ©. 264. — Diejes Mär— 
hen fcheint auch auf die Geftaltung ०८६ von. Arthur Schott in 
Hackländer, Hausblätter, 1857, Nr. 22, ©. 314 mitgetheilten 
walachiſchen Märchens von Einfluß geweſen zu fein. Ebenſo jedod 
auch die Märchen von in Thiere verzauberten Menfchen (vgl. $. 92), 
von Wünfchen (vgl. $. 208) und den Wunſchdingen (worüber id) 
zu Vetälapantschavinsati V handeln werde). Zu der Nuß im 
Ohr des Pferdes in dieſem Märchen vgl. den Schlüffel im Ohr 
des Pferdes bei der D’Aulnoy, Cab. des Fees, IV, 19. 

$. 39, ©. 127. Die Entſcheidung in dieſen Vroceſſen (über 
des Eſels Schatten २८.) jehen ganz buddhiſtiſch aus (vgl. die Ent— 
fheidungen in $. 166, ©. 395 fg.). Ziemlid ähnlich Elingt die aus 
dem Angulimäljasütra (vgl. dazu Waſſiljew, „Buddhismus, feine 
Dogmen’ 26. [ruffifh], S. 154) vermittelft der hinefifchen Ueber— 
fegung von Stan. Julien, Avadänas, I, 108. 109 mitgetheilte 
Erzählung. 

$. 50, 2, ©. 139, vgl. Nadıtrag zu $. 210, ©. 501. 

$. 50, ©. 140 fg. Steht auch das ſpaniſche Märchen bei 
98. Grimm in Haupt's Zeitfchr. für deutſches Alterthum, XI, 2, 
213, Nr. 13. in hiftorifhem Zufammenhang mit der „abgefchnit- 
tenen Naſe“? 

$. 52, ©. 153, 3. 11. Vgl. dazu die Umarbeitung im Ardschi 
Bordschi (im ‚Ausland‘, 1858, Nr. 36, ©. 847). Zu dieſer 
Märchengruppe überhaupt vgl. noch Hiouen-Thsang, Memoires 
sur les contr&ees oceidentales, par-Stan. Julien, IL, 14 

$. 53, ©. 156. Dieſe Erzählung feheint die Umbildung einer 
buddhiftifchen Legende, welche jich in M&m. sur les contrees occiden- 
tales par Hiouen-Thsang, trad. par Stan. Julien, II, 142 findet 
©. 160, 3. 17 corrigire Lalitavistara. 

$. 56, ©. 161, 3. 16 füge hinzu: war mol in Nachſchebi's 
Tütinämeh, in mweldem, oder ſchon in dem älteren das „Pferd“ 
an die Stelle des invifchen „Wagens“, oder „Garuda“ geſetzt iſt; 
vgl. Roſen, Papagaienbuch, IL, 165. 


Nachträge zum erften Theil, 531 


$. 56, ©. 163, 3. 13. 94. über Zauberpferte Fr. W. Val. 
Schmidt zu feiner Ueberſetzung des Straparola, ©. 269 — 275 

$. 58, ©. 172, Note 2 füge nob hinzu: Wafltljew, der Bud— 
dhismus, feine Dogmen x. [rufiiih], ©. 125 

$. 58, ©. 173, 3.5. Ich glaube jest doch eher, daß der ve- 
diſche Haricandra, der feinen Sohn opfert, an die Spige zu ftellen 
und das buddhiſtiſche Dichätafa erſt daraus hervorgegangen ift. — 
Die ©. 172, Anm., erwähnte Erzählung im Märkandeya-Puräna 
ift von Rückert überfest in ZOMG., XIII, 103 fg. 

$. 61, ©. 183. Daß vie achte Fabel 2९६ erften Buches wirk— 
{9 buddhiſtiſch ift, ergibt fih aus 5५०4107, Quotations from 
original Sanserit authorities on Buddhism im Journal of the 
Asiatie Society of Bengal, 1836, $ebr., ©. 83, 5, wo aus dem 
Bhadrakalpävadäna folgende Stelle citirt wird: a hare fell in 
with a tiger; by means of yatna (Energie) the hare threw 
` thetiger into a well. Statt ०९६ Löwen im Pantjchatantra 
ericheint — dem $. 22. bemerften Wechſel gemäß — bier ein Tiger. 

$. 64, ©. 187, 3.3 v. u. füge man noch Sitopadefa, IL, 122 
hinzu, und ©. 188, 3. 9: SHitopadefa, U, 152. 

$. 71, ©. 205, 3. 3». u. In Wolff (Nieverländ. Sagen 41) 
bringt der Storh zum Danf einen Coelftein. 

$. 71, ©. 215, Anm., 3. 13४. u. vgl. das Eſſen von Köpfen 
im Ardschi Bordschi im ‚Ausland‘, Nr. 36, ©. 846; zu 
„Pfauenkopf“, vgl. über die Heiligkeit des Pfaus Vishnu-Puräna 
bei Wilfon, ©. 338, und Weber, Catrunjaya Mähätmyam, 
Kap. II, Vers 20. — Zu den 3.5 ४. u. erwähnten Märchen 
gehört auch pas böhmifche in Narodni Bächorky ıc., od B. Nem- 
cove, XI, 38— 56; hier heißt e8 „wer ०06 Herz efle, finde 
Goldftüde, wer den Kopf werde König’, wie im indifhen Mär— 
hen. — Zu den Wunfchfteinen val. nod Schiefner in Melanges 
asiatiques, Il, ©. 18 = Bulletin hist.-phil. de l’Acad. de 
St. Petersb., VII, Nr. 15. 17 (gelefen 1850); Spiegel, über 
den Vajarkart in den Mündner Gel. Anz., 1857, €. 196; 
Kolbe in Anderfon’3 Neife in Süd-Weſt-Afrika, überfegt von 
९०६९, II, 40. — Zum Candrakänta vgl. vor allem Memoires 
sur les contrees occidentales par Hiouen-Thsang, trad. par 
Stan. Julien, II, ©. 145. 

$. 71, ©. 218, 3. 19 २८. Vgl. noch die böhmischen Märchen 
in Närodni Bächorky, od B. Nemcove, I, 40—53, ४, 
3 — 26. 

34* 


332 Nachträge zum erften Theil. 


$. 71, ©. 219, 3. 13. Die hülfreihe Biene ift aus Straparola, 
V, 1 (Schmidt, Ueberfegung, ©. 111). | 

§. 71, ©. 221, Anm., 3.16. Vgl auch Wolff, Niederl. Sagen, 
©. 318. — „Der dankbare Todte“, zufammengefegt mit Grimm, 
KM., in ven walahifhen Märchen bei A. Schott, in Hadländer, 
„Hausblätter”, 1857, Nr. 24, ©. 470; vgl. auch Wolff, „Deutſche 
Hausmärchen“, ©. 243. — Böhmiſch in Narodni २८., XI, 20—83. 
Auch Straparola, ए, 1 bat Züge aus diefer Märchengruppe; der 
Waldmann fpielt bei ihm theilweis die Nolle ०९ dankbaren Todten 

$. 73, ©. 225, 3. 29. Die chineſiſch-buddhiſtiſche Faffung die— 
fer Fabel (vgl. Vorreve, I, ©. xıv) findet jih bei St. Julien, 
Les Avadänas, I, ©. 101 — 104 

$. 76, ©. 227, 3. 25 füge man 149 hinzu 

$. 82 237. Eine andere buddhiftiihe Nebenform zeigen 
&t Julien, Les Avadänas, I, Nr. 81, ©. 30 

$. 84, ©. 241, 3. 12. Die reizende einfache chineſiſch-buddhi— 
ftifche Faffung konnte ih, da der Bogen, als mein Freund 9 
gütig war fie mir mitzutheilen, ſchon bis zur: legten Gorrectur 
gelangt war, nicht mehr aufnehmen. Sie liegt jegt in St. Julien 
Les Avadänas, I, 71—73 gevrudt vor und ich begnüge mid) 
darauf zu. verweifen. Dabei bemerfe ich zugleich, daß dieſe Fabel 
mir auch auf die Geftaltung der ſchönen Legende von Einfluß 
gewejen zu ſein ſcheint, welche fih ebendafelbft ©. 122—126 findet. 

$. 87, ©. 250. धा. Nir. zu $. 211 

$. 91, ©. 253. Vgl. die Sage von Nägärdschuna bei Waſſil— 
jew, Buddhismus 2८. [पप], ©. 213 

$. 92, ©. 264, 3. 8. 94. auch das Märchen aus dem finni- 
fhen Karelien aus Erdmann’ Archiv für die Kunde von Ruß— 
land, 1857, abgevr. in „Ausland“, 1858, Nr. 16, ©. 372, wo 
die Mädchen ebenfalls Enten find. — Zu dem Verbrennen der 
Thierhülle vergleiche man nod die 23. Erzählung im Ssiddikür, 
aus welcher mit Wahrfcheinlichkeit gefhloffen werden kann, daß 
auch an der Verbreitung und Gntfaltung diefer. Märkhengruppe 
die Mongolen Antheil hatten. Die Erzählung. ift jelbjt im Aus- 
zuge zu lang, als daß ich fie Hier ganz mittheilen könnte; id) 
beihränfe mich daher auf den Hierher gehörigen Zug derfelben und 
den oben angedeuteten Theil, weldher mit dem Märchen in $. 39 
verwandt ift: „Der Hüter eines goldenen Froſches und eines ſpre— 
enden Papagai, welche einem Koͤnig im Oſten Indiens gehören, 
büßt beide ein; zur Strafe wird er auf einen Büffel gebunden 


Nachträge zum erften Theil. 533 


und in die Wildniß geſchickt. Dort jieht er wie ein Garuda eine 
weiße Schlange im Schnabel hat; er rettet diefe, die ſich als ven 
Sohn eines Schlangenfönigs zu erfennen gibt. Aus Dankbarkeit 
ſchenkt jie ihm einen Muſchelſtab, mit welhem er 09 alles Ge— 
wünfchte herbeifhaffen Ffann, dann eine Hündin, die in der 
Naht eine Jungfrau und feine Frau wird... Der Mann 
verbrennt, während fie fih badet, ihre Hundehülle. 
Da erklärt fie, daß fie nun nidt länger bei ihm blei— 
ben fönne Als fie jih nun wiederum badete, fielen einige Haare 
in. das Waſſer; diefe werden von ०८5 Königs Magd aufgeihöpft. 
Der König ſchickt nun ein Heer um die Schönheit zu holen. Die 
Frau befiehlt dem Manne auf ein Jahr fortzumandern und in 
Elſterhülle vor ihr zu ericheinen und zu tanzen. Das Heer ent- 
führt. ihm die Frau zum König. Nah einem Jahr erjcheint die 
Frau fammt dem König wieder an ver Flußquelle, wo ſich aud 
ihr Mann in einer Elſterhülle einfindet und vor ihnen tanzt. 
Die Frau lacht. Der König jieht fie zum erften mal laden und 
wundert jih, daß fie über den fo garftigen tanzenden Menſchen 
lahe. Sie antwortet: „ic würde nody mehr lachen, wenn der 
König ſelbſt dieſe Hülle anzöge”, Der König läßt ven Mann 
nun rufen und zieht feine Kleider aus. Die Frau benugt dies 
um ihren Mann zum König auszurufen und läßt den verfleivdeten 
König tödten.” — Vergleiche ferner unter den böhmischen Mär- 
कधा in Närodni Bachorky, I, 53— 64; 11, 2— 32; VI, 25 
— 37; XIV, 3—18 — mlih 1०0 Wolff, Nieverländifche 
Sagen, ©. 118, wo Lohengrin und Schwanritter verſchwinden 
müffen, fobald fie fagen woher fie ftammen, und deffelben Wolff 
Deutſche Hausmäarden, ©. 263. 265, wo in einem Märchen die 
eine Schlange — wie $. 36, ©. 120 — 0116 dem Feuer gerettet wird, 

$. 95. Ueber ſprechende Vögel vgl. Val: Schmidt zu Straparola, | 
Ueberſetzung, ©. 288. 289. 

$. 98, ©. 280. Die bier erzählte buddhiſtiſche Fabel findet ſich 
auch angedeutet in der chineſiſch-buddhiſtiſchen Form der Wahl des 
Vogelkönigs (ſ. Nahtrag zu S. 347) in Stan. Julien, Les Ava- 
dänas, I, ©. 43, wo vom Pfau gejagt wird: „Quoiqu’il »ait 
des plumes charmantes, il est depourvu de honte. Toutes 
les fois qu'il fait la roue, il &tale impudemment la laideur 
de son corps. — `©. 280, 3. 12 leſe man 458 (ftatt 485). 

$. 104, ©. 288. Der von mir vermutbete indiſche Urſprung 
fowol des 18. Kapiteld der Silv. de Sacy'ſchen Necenjion des 


534 Nachträge zum erften Theil, 


Kalilah und Dimnah überhaupt, als fpeciell die buddhiſtiſche Ent- 
jtehung, melde ſich fhon in $. 105. zu erfennen gab, erhalten 
ihre vollftändige Beftätigung durch die Geſchichte des Punyabala, 
welche im Punyabalävadäna in der Sütra-Abtheilung des buddhi— 
ftifhen Kanons erzählt wird. 

In rem erwähnten 18. Kapitel lautet der Anfang der eigent- 
lichen Erzählung in allen Recenfionen ziemlich übereinftimmend, ` 
in der Wolff'ſchen Ueberfeßung (II, 109) etwa folgendermaßen: 

„Bier junge Yeute fanden fi auf einem Wege zufammen; ver 
eine war ein Königsfohn, der andere der Sohn eines Kaufmanns, 
der dritte der Sohn eines Gvelmanns, ein mit Schönheit begabter 
Menſch, und der vierte der Sohn eines Kanpmanns.... Wäh— 
rend fie miteinander gingen dachten fie über ihre Verhältnifie nad); 
jeder von ihnen aber verblieb bei feiner eigenthümlichen Meinung... 
Der Königsjohn fagte nämlih: „Alle Dinge in der Welt beftehen 
durch Beſchluß und Fügung der Gottheit und was über einen 
Menihen beftimmt ift, das widerführt ihm...” 

Der Kaufmannsfohn aber fagte: „Die Klugheit iſt das Vor— 
züglichite von Allem“, 

Der Sohn ०९६ Edelmanns aber: „Die Schönheit ift vorzüg— 
fiber"... 

Der Sohn des Landmanns endlich behauptete: „es gibt auf der 
Melt nichts, was der Arbeit vorzuziehen wäre”. 

Die Geſchichte beſteht nun darin, daß jeder durd das, was er 
für das Vorzüglichite halt, einen Gewinn madt; der Landmann 
verdient durch Arbeit eine Fleine Summe; der Edelmann durch 
feine Schönheit eine größere, der Kaufmann durch kluge Specu— 
lation eine doppelt fo große. Der Königsfohn wird aber ohne 
fein Zuthun blos dur die Fügung Gottes zum König. 

Vergleihen wir dad Punyabalävadäna, fo wird jeder ſich ſo— 
gleih überzeugen, daß dieſes die -Grundlage diefer Erzählung ift, 
dag die Umgeftaltungen in एला Grundwerf, aus welchem die Peh— 
lewi=Ueberfegung floß, noch Feine ſehr wefentlichen waren, und 
daß die Verwandlung des fanskritifhen Punya — 2. 0. eigentlich, 
des reinen (guten) Werkes, womit aber insbefondere eine Auf: 
opferung bezeichnet wird, durch deren Verdienſt das Schickſal deifen, 
der fie vollbradt Hat, vorzüglich im feinen fpäteren Griftenzen 
beitimmt wird — in das Fatum und Gottvertrauen wahrſcheinlich 
erft in der arabifchen Ueberfegung ftattfand. ` Im Pantſchatantra 
erfcheint ९5 noch im dem einleitenden Verſe zu der Erzählung. 


Nachträge zum erſten Theil. 535 


Was 19 ©. 150, 3. 29 Reinen überfegt habe, ift im Sanskrit 
पर्यानाः Da ich die Legende vom Punyabala damals noch 


nicht Fannte, fo babe ich vie Stelle misverftanden; daher ihre Ver- 
bejferung im Nachtrag zu Il, 150. 

Das Punyabalävadäna, ए. h. Legende vom Punyabala (ein 
Name, welder bedeutet ‚‚Befiger der Kraft der Aufopferung) fin— 
det ſich im tiberifcher Ueberfegung im Kandjur, in dev Narthang’: 
ſchen Ausgabe im 32. Bande der Sütras, auf Blatt 1— 22 (vgl. 
4110) Cſoma Köröſi in Asiat. Recherches, XX, 482). Einen 
Auszug defjelben hat mir auf meine Bitte mein geehrter Freund, 
der Akademiker Schiefner überfandt. Diejer lautet folgendermaßen: 

„As Bhagavant (Gäfyamuni) in Grävafti über die in der 
Zukunft bevorftehenden Strafen eines thörichten Mannes, der क 
der Darbringungen enthielt, geſprochen hatte, entipann ſich unter 
` feinen Zuhörern ein Streit darüber was den Menſchen wol 

das Erwünſchteſte fei. Der Better Bhagavant's, Nanda, 
hielt Körverfhönheit für das Erwünſchteſte, Gronafotivinca 
Mannhaftigfeit (Stärke, virya), Aniruddha Kunftfertigfeit, 
Gäriputra Weisheit (prajüä). ever von ihnen hebt die Vor— 
züge der von ihm genannten Eigenſchaften hervor, worauf jie ſich 
um Entiheivung des Streit8 an Bhagavant wenden; dieſer ſtellt 
jenen gegenüber als das höchſte den Menſchen zu Wünfchenve das 
punya, die Aufopferung auf und erzählt als Beleg die Geſchichte 
०९5 PBunyabala. 

„Einſt lebte ein König Pracenabala, welder von feiner Ges 
mahlin Viguptä vier Söhne, Nüpavant (‚der Schöne”), Virya— 
vant („der Mannhafte“), Gilpin (‚der Kunftreihe‘), und Pra= 
dſchnaͤvant (‚der Weife”) befaß, welche durch die ihren Namen 
entiprechenden Gigenfhaften ausgezeichnet waren. Unter den glüd- 
lichften und wunderbarften Vorzeichen wird endlich noch ein Fünfter 
Sohn geboren, der wegen aller bei der Gonception und Geburt 
ftattgefundenen Wunder ven Namen PBunyabala („die Kraft des 
Punya habend“) erhielt. Seinem Namen gemäß fand diefer im 
Spenden und Wohlthun [reinen Werfen, Aufopferungen] ſein 
ganzes Gefallen. In Folge feines Verdienſtes ift ९5 ihm möglich 
Preta’8 (eine Art geipenftiiher Weſen), als er ihnen auf einem 
Spaziergange nad dem Lufthain begegnet, von ihren Qualen zu 
befreien. Im Lufthaine ſelbſt entfpinnt ſich zwiſchen 
ihm und feinen Brüdern ein Streit über das Erwünſch— 


536 Nachträge zum erften Theil. 


tefte. Jeder der vier älteren Brüder hebt die Eigen— 
ſchaft, nad welder er benannt ift, als die vorzüglichſte 
hervor. PBunyabala aber gibt dem Punya den Vorzug und ver 
herrliht e3 in einer Neihe von Slokas. Er macht den Brüdern 
den Vorſchlag in ein fernes Land zu ziehen, um daſelbſt die 
Borzüglicfeit der von jedem gepriejenen und befefjenen Eigenſchaft 
durch die That zu erproben. Der durch Körperſchönheit aus- 
gezeichnete Bruder kommt bald durd feine Schönheit zu 
einem Wohlftande; der durd feine Mannhaftigkeit (Stärfe) aus- 
gezeichnete holt aus einem- tiefen reißenden Fluß einen großen 
Sandelbaum *), den andere nicht erlangen fonnten und wird da— 
durch veih; der mit Kunftfertigfeit begabte Bruder Schafft jih durch 
feine Gejchieflichfeit bald ein Vermögen; und der mit Einſicht aus- 
geftattete fchließt 10 an zwei Kaufherren, mit denen er reich wird 
(ähnlich wie im Kaltlah und Dimnah durch Speculation). 

Punyabala dagegen trat in das Haus eines jehr armen Mans 
nes; von dem Tage feines Eintritts an entftand in dieſem Haufe, 
duch die Macht feines Tugendverdienſtes, großer Reichthum; das 
Haus wird mit Schägen, Getreide, Gold und Silber angefüllt. 
Der Auf des Fremdlings dringt weithin; die ganze Gegend erlangt 
dur Die Kraft feiner guten Werke Blüte, ſodaß alle Welt in 
Staunen geräth. Durch diefelbe Kraft wachſen ihm in-Gegenwart 
Cakra's (Indra's) feine Arme und Beine wieder, die er einem 
 Manne hingegeben hatte, der die feinigen durch Unverftand ein= 
gebußt hatte und dem er auch durch Hingabe feines Blutes zu 
Kräften bradte, 

Als bald darauf der König des Landes kinderlos ges 
ftorben war, wird PBunyabala zum König gemadt**). Er 
wird aus dem Lufthain geholt, wo er, von bedeutungsvollen Träus 
men umfchwebt, im Schatten eines Aſokabaumes ruhte, gegen 
welchen ji) alle Blumen. gewendet hatten; als König führt er den 
Namen Prabhäfara (? „Lichtbringer, Sonne“ ꝛc.). 

Das Reich gedeiht unter ihm zu großem Wohlſtande. Die vier 
älteren Brüder, die von feiner Erhöhung hören, fommen zu ihm; 





*) Im Kalilah und Dimnah trägt der Arbeitfame ebenfalls Holz. 


*#) Pol. Kalilah und Dimnah bei Wolf, I, 114: „Diefer Tage 
war aber der König diefer Genend geftorben, ohne einen 
Sohn oder Verwandten zu hinterlaffen.” S. 116: „die Edlen 
wählten den Jüngling zu ihrem Könige“. J 


Nachträge zum erften Theil. 537 


er empfängt fie freundlich und ermeilt ihnen große Ehren. Ihnen 
und dem verjammelten Volk preift er nun die Macht des Punya 
an; er beweift fie duch Wunder und Gaben, die er vor ihren 
Augen hervorruft. 

Die Könige, welde jeinen Ruf gehört haben, erjcheinen mit 
ihren Seeren und unterwerfen ſich ihm freiwillig, unter diefen auch 
fein eigener Bater Prafenabala. So wird er Tiehafravartin (Sou= 
verain) über ganz Dſchambudvipa (Indien), das unter ihm glück— 
क war und in Wohlftand blühte. 

VPunyabala war — mie ed dann, dem gewöhnlidhen Schluß 
folder Legenden gemäß, weiter heißt — fein anderer ald Gäfya= 
muni ſelbſt in einer feiner früheren Griftenzen; PBrafenabala auf 
gleiche Weife des Caͤkyamuni Vater; Viguptaͤ ebenio deſſen Mutter; 
Rüpavant war Nanda, und jo weiter.‘ 

Auf die Frage: „wodurch Punyabala fo großes Verdienſt ſich 
erworben habe ſdaß ihm वहि Ergebniß deſſelben in der Exiſtenz, 
von welcher hier die Rede war, ſolche Tugend und ſolcher Segen 
zu Theil ward]“, erzählt Bhagavant folgendes: 

„Nach dem Nirväna [Uebergang in die Eriftenzloiigfeit] des 
Buddha Aparadichita lehrte ein Bhikſchu bei einem Feſte, dad an 
dem Tſchaitya [dem Tempel] veffelben gefeiert wurde, von der Ver— 
dienſtlichkeit des Punya. Seine Slokas hörte ein Mann, welder 
dem Spiele fehr ergeben war und nur der Spieler Dſchaja hieß. 
Er Hat Hab und Gut verjpielt und beſaß nur nody zwei Gewänder, 
einen Sonnenihirm, ein Baar Schuh und fünf Panas Cowries 
(ein Bana Cowries ift 80 Cowries [Fleinfte Münze] und bilvet 
einen Ginfag im Spiel). Obwol er einfab, daß er durch Dar— 
bringung feiner geringen Habe in Hunger gerathen und gar fterben 
würde, reichte er dennody dem Bhikſchu die Schuh, das Ober— 
gewand und die fünf Panas Cowries hin. Als er nah Kaufe 
fommt, glauben Frau und Sohn, daß er audy diesmal die ge— 
nannten Gegenftände im Spiel verloren habe. Während er jie 
durch Sofas zu tröften ſucht und betrübt daſitzt, kann die Frau 
das Schöpfgefäß nicht aus dem Brunnen emporziehen, ebenjo wenig 
der Sohn und ver Mann felbft; als fie in den Brunnen bliden, 
ſehen fie das Schöpfgefäß mit Gold und Silber angefüllt. So 
bald erfcheint die Frucht feiner guten Handlung. Er wird über: 
aus reich, ſchmückt täglich mit feinen Schag das Tſchaitya und 
ſpeiſt Bhikſchu's, Cramana's, Brahmanen, Nadte, Kranfe und 
fonftige Bedürftige, verfieht die Vihära’s mit allem Nöthigen und 


538 Nachträge zum erften Theil. 


wird jo weit und breit befannt. Als der König kinderlos ſtirbt 
wird er unter dem Namen Dſchaja König. 

Bezüglich des DVerhältniffes der budohiftiihen Erzählung zu der 
im Kalilah und Dimnah und dieſer zu der im Vantſchatantra im 
Einzelnen will ih mir hier feine Bemerfungen erlauben; denn bei 
der noch fo geringen Kenntniß der Geſchichte der buddhiſtiſchen 
Schriften ift eine ſichere Entſcheidung hier noch kaum zu erzielen, 
indem ९6 gleich zweifelhaft ift, ob die tibetifche Ueberſetzung uns 
die urfprünglide Fafjung der buddhiftiihen Legende, oder auch 
ihre Geftalt zur Zeit ihrer. Verarbeitung in das Grundwerk 2९5 
Pantſchatantra treu widerfpiegelt; diefe Geftalt wurde natürlich 
bei der Aufnahme in dieſes Werf verändert, mochte jih Bis zur 
Zeit der Vehlewi=Meberfegung weiter geändert haben, wurde dann 
in der arabifchen Meberfegung und noch viel ftärfer im Sanskrit 
umgewandelt. Ferner aber ift für und nur der Zufammenhang 
diefer drei Erzählungen in der angegebenen Folge von Wichtigkeit 
und diefer wird mol ſchwerlich mehr bezweifelt werden fünnen. 

Bezüglich der Reife nah dem Nohana vgl. Weber über das 
Catrunjaya Mähätmyam, ©. 33, 01010 ver nach Geylon der 
Evelfteine wegen Stan. Julien, Les Avadänas, I, ©. 127. 209 
(vgl. audy Memoires sur les contrees oceident. par Hiouen- 
Thsang, trad. de Stan. Julien, I, 125 fg. 130); zu den Reis 
fen überhaupt, Weber a. a. O., 32.33, wo eine der Grundlagen 
von Sindbad’S wunderbaren Reifen ericheint. Auf die Gefhichten 
vom klugen Beinde und unflugen Freunde bezieht क ein Vers 
im tibetifchen Kandjur, Bd. V, welder ganz mit dem im Masa- 
kajätaka bei Weber, Ind. Stwien, IV, 391, und faſt ganz 
mit Bantfchatantra, Th. I, ©. 150, 3 4 fg. übereinftimmt. Er 
lautet, nad) meines Freundes Schiefner Mittheilung folgendermaßen: 

Ein Feind mit Verftand begabt ift vorzüglich; 

Ein Freund ohne Verftand पी es nicht. 


Als der mit geringem Verſtande begabte die Fliege tödten wollte, 
Zerfchlug er mit dem Kammer die Hirnfchale des Vaters. 


Sch vermuthe danach, daß auch die Gejchichte vom klugen Feinde 
fih in der buddhiſtiſchen Literatur noch vorfinden wird, doch hat 
10 diefe Vermuthung bis jest noch nicht beftätiat. 

$. 105, ©. 292, 3. 24. Diefes Dschätaka ift im Pali-Ori— 
ginal und Ueberfegung von Weber in Ind. Studien, IV, 387 
mitgetheilt. Seine Form ſpricht noch entfcheidender für die be— 
merkte Abftammung aus dem Oceident. Die Einleitung dazu bildet 


Nachträge zum eriten Theil. 539 


ein lalenburger Streih, wo Dorfbewohner mit Bogen und Pfei— 
len ausziehen, um die Mücken, welhe fie plagen, zu erſchießen 
und ſich gegenfeitig mund ſchießen und ſchlagen. Diefer Ialenburger 
Streih erinnert mih an die $. 4, ©. 18 aus dem Somadeva 
erwähnten, die wol ebenfalld, fogut wie feine Märchen, aus bud— 
dhiftiichen Schriften, wenigftens zum großen Theil, ftammen werden. 

Eine etwas abweichende Form verdanfe ich dem Herrn Akade— 
mifer Schiefner, weldyer fie mir aus dem Kandjur, Bd. ४, mit— 
getbeilt Hat. Sie lautet: „Ein alter Bhikſchu und fein Sohn 
eilen, als fie vie Glocke ſchlagen hören, zu dem Tempel in Dſche— 
tavana bei Grävafti. Um feines Vaters Schritte zu beichleunigen, 
ftößt ihn der Sohn in den Naden. Das Mittel hilft anfangs; 
als der Sohn aber immer zufhlägt, fürzt der Alte mit dem 
Mund auf den von den Rädern aufgewühlten Boden und erftict. 
Bei Anlaß diejes Trauerfalls [ver augenscheinlich erſt nad Analogie 
der Fabel erfunden ift, ähnlich wie der lalenburger Streih im 
Pali-Dſchaͤtaka] erzählt der Lehrer [Cäfyamuni] den Bhikſchus die 
demjelben Paar in einem früheren Leben zugeftoßene Begebenheit: 

„In einer Gebirgsſchlucht lebte ein Färber, ver bei Anlaß eines 
Feftes eine große Menge von Kleivern zu reinigen hatte und ſich 
deshalb das Eſſen von feinem Sohn zur Spülftätte bringen ließ. 
Nach genofjenem Mahle ruht der Vater, während der Sohn feine 
Arbeit verrichtet. Als Ieterer der Stelle, wo fein Vater jchläft, 
nabe kommt, ſieht er auf deffen Haupt ein Infekt था. Er vers 
ſucht es zu verſcheuchen; als e8 aber, vom Blut trunken, nicht 
wegzufliegen vermochte, verlor der Jüngling die Geduld und meinte 
das Infekt wide den Water tödten, indem es ihm bei lebendigem 
Leibe das Blut aus dem Körper zöge. Gr ergriff ein Bret, ſchlug 
darauf los, das Infekt entfam, aber der Vater, veffen Hirnfchale 
zerichlagen ward, Fam um.‘ 

Die Uebertragung der dummen That von einem Menſchen auf 
einen Affen (im Pantfchatantra) ift augenfcheinlich Folge der Ver— 
arbeitung beider Gefhichten in die Neife des Prinzen und feiner 
Gefährten, welche erſt fpäter ftattfand. Im Grundwerk war dieſe 
Reiſe wohl faſt ganz ebenſo dargeſtellt, wie im Kalilah und Dim— 
nah, oder in der buddhiſtiſchen Erzählung vom Prinzen Punyabala. 
Erſt durch die Hineinarbeitung jener beiden Gefchichten vom klugen 
Feind umd unflugen Freund wurde ihre Geftalt ganz verändert. 

$.109, ©. 298. Auf die Geftaltung diefes VI. Kapitels des Kaltlah 
und Dimnah war wol ohne Zweifel das XII. ($. 223.) von Einfluß. 


540 Nachträge zum erften Theil. 


$. 113, ©. 305, 3. 21. Eine dem Mahäbhärata und Pan- 
tſchatantra noch näher ftehende buddhiftifche Form diefes Rahmens 
bieten die von Stan. Julien entdeckten chineſiſch-buddhiſtiſchen Fa— 
bein ze. Sie findet 10 in Stan. Julien, Les Avadänas, I, 155 
— 157, vgl. Einleitung, Ih. 1, ©. 306, 3. 8, mit Stan. Julien, 
©. 156: „Un homme dit à l’oiseleur: les oiseaux volent dans 
les airs et vous les poursuivez à pied’‘. Der Ausgang bei 
Stan. Julien ift wie im Mahabhärata (vgl. a. a. D., ©. 306). 
Aus der Miittheilung Weber's in den Monatsberichten der berliner 
Akademie der Willenfchaften, 1859, März, ©. 345 endlid geht 
hervor, daß die Form einem buddhiſtiſchen Dſchätaka entjtanımt. 

$. 193, ©. 317, 3.2 :v. u.» ftreidhe ,, 1614 

$. 124, ©. 319, 3: 15. Dgl. 1०0 (bei BöhtlingE-Roth Sand 
frit- Wörterbudy) unter agni) Harivancga, Vers 13928, wonad) 
Agni Sohn der Caändili 

§. 125, ©. 319. Auch dieſe Babel (Bantfchatantra I, 3) 
ericheint wenigftens im buddhiſtiſchen Ssiddikur und wird alfo eben— 
falls aus buddhiſtiſcher Duelle gefchöpft fein. Im Ssiddikur findet 
10 फा Andeutung in der 19. Erzählung. Da diefe für die 
७८10141८ der Märchen von großer Wichtigkeit und noch nicht ver: 
Öffentlicht ift, fo erlaube ich mir den Auszug derfelben, melden ich 
wiederum Herrn Akademiker Schiefner verdanfe, hier mitzutheilen, 
ohne mich jedoch für jet weiter auf das Verhältniß derfelben zu den 
verwandten europäifhen Märchen einzulaffen. Der Auszug lautet: 

„Sn einer Stadt im Norden Indiens lebte ein Zauberer, der 
fih von SHolzverfauf nährte. Er bittet feinen Sohn, daß er ihn 
auf einer Höhe beftatte, dann werde er reich werden. Der Sohn 
konnte nur weben. Als ver Water todt ift, zieht er mit Geweben 
in eine Stadt, wird von Durft im Walde fehr gequalt,. tödtet 
eine Lerche mit dem MWeberfhiff und gedenkt der Worte feines 
Vaters; er gibt fein Handwerk auf, verbrennt alle Geräthe und 
will zum König gehen, um die Sand jeiner Tochter zu erbitten. 
Die Königin befiehlt ihn zu tödten; die Tochter mag ihn nicht; 
०0) der König nimmt fih feiner an. Die Königin finnt nun 
auf feinen Untergang (vgl. die Märchengruppe, melde ich im 
„Ausland, 1858, Nr. 44, ©. 1040 fg. berührt habe). Er 
wird allein gegen einen feindlichen König ausgefandt. Als er im 
Walde auf einen Baum ftößt und diefer, fammt der Wurzel hinz 
ftürzend, viel Volk zerjchmettert, flieht das feindlihe Heer. — 
Zweitens verlangt die Königin das Fell eines neun Spannen lan= 


Nachträge zum erften Theil. 241 


gen Fuchſes mit runden Fleden auf dem Nüden. Der Weber 
kann ihn nicht finden. Als er umfehrt vermißt er feinen Bogen. 
Er geht um ihn zu fuhen und fieht den Fuchs durd den 
Bogen, deſſen Sehne er anzufreſſen verfuht hatte, ge— 
tödtet. Drittens wird er gegen fieben feindliche Dämonen aus— 
gefandt, die im Norden auf fieben Pferden jagten. Die Königs: 
tochter gibt ihm ſieben Brotfugeln aus Waizen = und jieben aus. 
Noggenmehl mit. Er verzehrt die ſieben Roggenmehlkugeln, die 
fieben Weizenmehlkugeln aber, die vergiftet waren, tödten die ſieben 
Dämonen, als ver Weber, von ihnen überfallen davon läuft und 
die Kugeln in Stih laßt. Danach erhält der Weber die Hand 
der Königstochter. Diefe Hatte zuvor erklärt, daß fie nur den 
nehmen werde, ver ihr Schuhe aus Seide und Gaze machen Fönnte; 
auf des Königs Befehl wird der Weber unterfuht und in feinem 
Schuhwerk wird Seide und Gaze gefunden.“ 

$. 128, ©. 321. Meine Bermuthung über die buddhiſtiſche 
Entjtehung diefer Erzählung ſcheint mir eine Beftätigung zu erhalten 
durch die innige Verwandtichaft von Strophe II, 135 (136) und 
136 (137) [Theil II, ©. 191] mit zwei Strophen der Avadäna- 
kalpalatä, einer budohiftifhen Legendenfammlung (Burnouf Intro- 
duetion à l’histoire du Buddhisme Indien, 55). Dieje bei- 
den Strophen find von Hodgſon, Quotations from original 
Sanserit authorities on Buddhism im Journal of the Asiatic 
Society of Bengal, 1836, Febr., Nr. 81, 7. 8 mitgetheilt und 
lauten: 

.T. „As the faithful servant walks behind his master when 
he walks and stands behind him when he stands; so every 
animate being is bound in the chains of karma 

8. Karma accompanies every one, every ‘where, every 
instant, through the. forest and across the ocean and over 
the highest mountains, into the heaven of Indra, and into 
Pätäla (hell) and no power can stay it.‘ 

$. 136. 137, ©. 335 fa. Auch ver Rahmen des dritten Buches 
erſcheint in buddhiſtiſchen Schriften und es ift demnach wahrſchein— 
14, daß er ebenfalls zunächſt aus buddhiſtiſcher Duelle ſtammt. 
Er ift in den von Stan. Julien entdeckten chineſiſch-buddhiſtiſchen 
Babeln 2८. enthalten und findet fih in Stan. Julien, Les Avadä- 
nas, 1, ©. 31 — 36. Die Krähen des Bantichatantra heißen hier 
Naben wie im ſüdlichen Pantihatantra २८. Die unverföhnlice 
Feindfhaft der’ „Naben und Eulen“ findet कि auch ebend., II 


542 Nachträge zum erften Theil. 


©. 114 angedeutet: Si les corbeaux et les hiboux habitaient 
ensemble dans un même lieu et vivaient entre eux en bonne 
harmonie, on pourrait chercher des reliques du Bouddha. 

$. 141, ©. 347. Aud die Königswahl erfcheint in den eben 
erwähnten chineſiſch-buddhiſtiſchen Avadänas, I, 41—46; zwar 
ift die Form abweichend, doch gibt fie fich deutlich als eine Neben 
form der im PBantfchatantra erfcheinenden zu erfennen und wir 
fönnen danach, fowie aus der Griftenz des ganzen Rahmens des 
dritten Buches im buddhiſtiſchen Kreife (ſ. Nachtrag zu $. 136. 
137) vermuthen, daß aud die Königäwahl aus ihnen zunächſt in 
das Grundwerk des Pantſchatantra übergegangen ift; dafür jpricht 
auch, daß die 75. Strophe des dritten Buches (Th. Il, ©. 225) 
10 in ver chineſiſchen Faſſung ganz wiverfpiegelt; jie lautet bier 
(©. 45): Si vous m’en croyez, vous ne prendrez pas le hibou 
pour roi. En effet, quand il sera joyeux, s’il montre sa figure, 
il terrifiera constamment les oiseaux. A plus forte raison, 
811 se met en colere, nul d’entre nous n’osera 16 regarder 
en face. 

$. 144, ©. 352. Vgl. die ſchöne dhinefiihe Babel bei Stan. 
Julien, Avadänas, Il, ©. 152 „Die Kae mit dem Rojenfranz‘, 

$. 150, ©. 363, 3. 6. Wie im Vetälapantschavinsati, fo 
auch im Gatrunjaya Mähätmyam bei Weber, ©. 44. 

$. 152, ©. 366, 3. 6. Daß meine Annahme richtig war, zeigt 
jeßt die Legende vom „Taubenkloſter Kapotikafanghäräma‘ in 
Memoires sur les contrees oceidentales trad. du Sanscrit en 
Chinois par Hiouen-Thsang et du Chinois en Frangais par Stan. 
Julien, II, ©. 61. Bier lautet jie: „Einſt als der Buddha das 
Gejeg erklärte, jagte ein Vogelfteller in viefem Walde. Als er 
den ganzen Tag nichts fing, dachte er:: „Wenn फ wenig Glüd 
habe, fo iſt e8 ohne Zweifel, meil ich dieſes unwürdige Handwerk 
treibe“. 

Er ging darauf zu dem Buddha und ſagte ihm: „O Tathaͤ— 
gata, du erklärſt hier das Geſetz und biſt Schuld, daß ich nichts 
in meinen Netzen fangen kann. Meine Frau und Kinder ſterben 
vor Hunger. Was ſoll ich thun um ihnen zu helfen?“ 

„Du mußt ein Feuer anmachen“, ſagte ihm der Tathägata, 
„ich verpflichte mich dir Eſſen zu Schaffen“. 

Darauf verwandelte क der Tathägata in eine große Taube, 
warf फ ind Feuer und ftarb. Der Vogelfteller nahm fie und 
brachte fie feiner Frau und feinen Kindern, ſodaß ſie zu effen 


Nachträge zum eriten Theil. 543 


hatten. Dann fehrte er zu dem Buddha zurüd, der ihn befehrte 
Er bereute feine Sünden, verließ jeine Familie, ergab ſich dem 
Studium und ward ein Arhant.‘ 

Diefe Legende ift augenscheinlich die Grundlage der Form, melde 
im Mahäbhärata und Pantſchatantra erſcheint. Dieje felbit ift 
eine brahmaniſche Umwandlung verjelben. 

$. 158, ©. 373, 3. 7 corrigire: Collectae, und 3. 17 ,, 12 
(itatt 13). 

$. 158, ©. 377, 3. 17. Vergleiche vor allem Weber, über 
Catrunjaya Mähätmyam, ©. 44, Nr. 4.: „Vajra vertreibt die 
von den Dämonen gejhaffenen Wolfen durch Wind, ihren Wind 
durch Keile, ihre Glephanten durch Löwen, ihre Löwen durch den 
Garabha (vgl. die Form im Mahabhärata, I, ©. 375), Feuer 
duch Waſſer, Waſſer durd Feuer, Schlangen durd Vögel.“ 

$. 159, ©. 380, 3.7. Ueber die Erzählung der Qukasaptati 
- T. meinen Auffag „Ausland“, 1858, Nr. 44, ©. 1040 

$. 159, ©. 380, 3. 16. „Das ſchätzeſpendende Vögelchen“ 
ſcheint buddhiſtiſch, ſ. die Schöne chineſiſch-buddhiſtiſche Form deſſel— 
ben bei Stan. Julien, Les Avadänas, 1, 68— 70 

$. 162, ©. 383, 3.3 ४. ४. fg. Jeder wird zugeftehen, daß die 
Hülfsmittel, weldhe mir zu Gebote ftanden, die Folgerung, daß 
der Zug mit der „SHirtenftation” (3. 1 ». u.) ein Zuſatz jei, 
nothwendig machten. Das neue Külfsmittel aber, weldyes mir 
Stan. Julien’s glänzender Entdeckung verdanken, zeigt, daß er 
vielmehr der älteft=erreichbaren Form angehörte, die hebräiſche und 
griechifche Meberfegung des Kalllah und Dimnah dagegen, ſowie 
das ſanskritiſche Pantſchatantra zc., jene gegen ihre jonflige Ge— 
mwohnheit, ihn eingebüßt haben. Im der chineſiſch-buddhiſtiſchen 
%orm (Les Avadänas, I, 36) heißt e8: Le corbeau — s’elanga 
vers un endroit ou des bergers avaient allume du feu, 
apporta dans sou bec une branche enflammee २६. 

$. 166, ©. 388, 3. 17 und 25 ४. u. ine andere Form dieſer 
Legende hat Stan. Julien in hinefischer Ueberfegung entdeckt und 
in Les Avadänas, Il, Nr. 78, ©. 71 mitgetheilt. — Zu den 
Aufopferungen (S. 390) vgl. noch Memoires sur les contrées 
oceidentales par Hiouen-Thsang, trad. par Stan. Julien, II, 100. 

$. 166, ©. 391. Eine alte bupphiftifche Erzählung bei Stan. 
Julien, Les Avadänas, I, Nr. 103, ©. 95, bahnt gewiffer- 
maßen ſchon den Weg zu der Auffaffung dieſer Fleiſchabſchneide— 
reien im Decident. Gin graufamer König läßt einem Verläum— 


544 Nachträge zum erften Theil. 


deten 100 Unzen Fleiſch abſchneiden und, als die Verleumdung 
10) al8 ungerecht erweift, meint er genug zu thun, wenn er ihm 
andere 100 Unzen Fleifch gibt 

$. 166 395, Note. Zu den Fragen vgl. auch das böhmi- 
che Märchen in Närodni Bachorky od Nemeove, VII, 3— 22. 

$. 166, ©. 396, Note 2. Das Urtheil ०९ Salomon erfcheint 
auch felbft faſt wörtlih in einem aus Indien ftammenden Werk, 
nämlich in der tibetifchen Ueberfegung der zweiten Hauptabtheilung 
der heiligen Schriften des Buddhismus im Kandjur, Vinaya, 
Bd. III, zwifchen Blatt 71 —82 des petersburger Gremplars (in 
4812116 Research., XX, 70, BI. 114 — 125) 

Hier lautet der Fall und die Entiheidung, welche die kluge 
Vicafha gibt (vgl. meinen Auffag über die Märhengruppe „Die 
kluge Dirne‘ im „Ausland‘, 1859, Nr. 20. fg.) folgendermaßen: 

„Ein Mann, der von feiner Frau feine Kinder hatte, nahm 
14 noch eine Frau, die ihm einen Sohn gebar. Aus Furdt vor 
dem Haſſe der erfteren ſchenkt diefer ihn ihr. As der Mann 
geitorben, ftreiten beide Frauen um den Sohn, da mit demjelben 
der Befig ०८6 Haufes verfnüpft it. Um num zu erkennen, welche 
die wahre Mutter fei, heißt 9814004 beide den Knaben mit 
aller Kraft an {क ziehen. Die wahre Mutter würde 
४०110110 ziehen, um den Sohn nicht zu verlegen, auch 
follte man Anftalt maben die unrechte Mutter, wenn 
fie zu ftarf zöge, mit einer Gerte zu Ihlagen.“ 

Es ift feinem Zweifel zu unterwerfen, daß beide Urtheile ihrem 
Urſprung nad identiih find, nur einen Urfprungsort haben und 
nach einem der beiden Länder, in welchen fie vorfommen, über- 
tragen find. Schwer ift es aber, vielleicht 
१८5 hohen Alters dieſer Erzählung — unmöglich zu entfcheiden, 
welches diefer Urfprungsort tft. Ich wage Feine feite Entſcheidung; 
200 fpricht mir die noch fo rohe Eindifche Faſſung im Indiſchen, 
{णि ein im Kandjur dicht vorhergehendes analoges Urtheil und 
der Borfhlag, 1, ©: 396. 397 dafür, daß Indien — wo 00 
eine Menge Erzählungen von Flugen Urtheilen finden — der Ur— 
fprungsort धि. Auf jeden Fall gehört diefe Eonception zu denen, 
die ſich mit außerordentlicher Leichtigkeit mündlih fortpflanzen 
fonnten. ॐ Indien der Urfprungsort, jo ift natürlich anzu= 
nehmen, daß jte Schon lange im Munde des Volkes ९01९, ehe fie 
im Buch der Könige und im Vinaya fchriftlih firirt ward. 

$. 180, ©. 430. Die Stelle in der Meberfegung, I, ©. 290, 





Nachträge zum erjten Theil. 545 


3.2». u: „Wo ſchließt die Stoppel=- Freundschaft mit dem Feuer‘ 
beruht unzweifelhaft auf dev buddhiſtiſch-chineſiſchen Fabel, melde 
Stan. Iulien in Les Avadänas, I, Nr. 109, ©. 109 mittheilt. 

$. 186, ©. 436, 3. 18. 201. das walahifhe Märchen bei 
Schott in Hackländer, Hausblätter, 1857, ©. 215, wo. die Braut 
ihrem plöglich geftorbenen Bräutigam 30 Jahre ihres Lebens ab- 
tritt. Doch ift Fein Hiftorifcher Zufammenhang anzunehmen; dieſer 
Zug ift ein allgemein menschlicher. 

$. 186, ©. 442. Don den Mongolen ift diefes Märchen auch 
zu den Kirgifen gedrungen; es erjcheint hier in der Sage von 
Kozu-Kurpetſch; Doch ijt Die Erzählung umgekehrt. Die treue 
Liebenvde begeht hier das Verbrechen an ihrem verhaßten Räuber 
aus Rache dafür, daß er ihren Geliebten und ihren Vater ermor: 
det hat. Die Sage ift von Abramom bei Gelegenheit ver Be— 
fchreibung des Grabmals des Kozu-Kurpetſch in den m3BbCTia 
BOCTOIHATO OTAbAeHIA HMIEP. apxeofornneckaro OÖIIECTBA 
(Nachrichten der orientaliihen Section der kaiſerl. archäologiſchen 
Gefellihaft), Bo. 1, Heft 2. mitgetheilt. Da viefes Buch in 
Deutſchland felten und die Sage jehr intereffant ift, auch noch an 
andere indische Elemente anflingt, jo erlaube ich mir bier einen 
Auszug daraus mitzutheilen, welchen ich meinem geehrten Freunde 
Schiefner verdanfe. 

„Karabai und Sarybai, zwei mächtige Sultane und Freunde 
erlegen auf ver Jagd eine Hirſchkuh, Die mit einem männlichen 
und einem weiblihen Jungen trächtig ift. Bei diefer Gelegenheit 
geloben fie, daß die Kinder, die ihnen geboren werden würden, 
einander zur Ehe gegeben werven follen. Als gleich darauf dem 
Karabai die Geburt eines Sohnes (eben des Kozu-Kurpetſch) und 
dem Sarybai die Geburt einer Tochter (Bajan Sulu) gemeldet 
wird, gefchieht ९8, daß Karabat vom Roffe ftürzt und umkommt, 
worauf Sarybai aus Beforgnip, daß Kozu-Kurpetſch ohne Water 
verarmen werde, fein gegebenes Wort vergißt. Kozu-Kurpetſch's 
heim, Aibas, nimmt in Geftalt eines schlichten Kirgifen Dienfte 
bei Sarybai und vermittelt die Bekanntſchaft ver beiden Liebenden, 
Bei Gelegenheit eines großen Beftes, bei welchem ein Wettrennen 
ftattfand, gelingt es Kozu-Kurpetſch feine Geliebte zu entführen. 
Es hatte aber ver Kalmücke Kodar um fie gefreit. Diefer fpürt 
mit Sarybai zufanımen ven Aufenthalt der Liebenden aus. Kozu— 
Kurpetich kommt durch feine Hand um; Bajan Sulu wird ihrem 
Vater zurücdgegeben, aber von Kodar, nachdem er ihren Vater 

Benfey, Pantfchatantra. II. 35 


546 Nachträge zum eriten Theil. 


ermordet hat, geraubt. „Lange eilte er mit ihr aus Furcht vor 
Verfolgung die Steppe entlang. Endlich bat ihn Bajan Sulu, 
die von Durſt gequält war, bei einem Brunnen am Wege 
Haltzumaden. Es war fein Schöpfgefäß da und Bajan 
bat den Kodar, er möge ihr zu Liebe in den Brunnen 
binabfteigen, um ihr Waffer zu holen. Als er aber 
hberabgeftiegen war, gab ihm Bajan Sulu einen Stoß, 
ſodaß der verhaßte Kalmüde ertranf.“ 

Nachdem fie von dem Böſewicht befreit war, ritt Bajan Sulu 
zum Grabe ihres geliebten Kozu=Kurpetih, um ihn zu bemeinen 
und ihr unglücdliches Leben zu fchließen. 

Lange vergoß fie Thranen und zückte ſchon ०१6 Meffer, um ९6 
fih in das Herz zu ſtoßen, als ſich ihr vierzig wandernde Zau— 
berer näherten, welche fie vom Selbftmorde zurüdhielten und, von 
ihrer Schönheit entzückt fie baten, jie möchte की einen von ihnen 
zum Gatten wählen. Bajan Sulu erklärt क bereit, ihren Vor— 
fhlag anzunehmen, wenn jte dur ihre Zaubermaht Kozu= Kurs 
petfch auf drei Tage beleben und ihr geftatten würden, dieſe Zeit 
mit ihm allein zuzubringen. - Die Zauberer gehen darauf ein; 
Kozu: Kurpetih fteigt aus dem Grabe hervor, jo gefund und 
fhön, als wäre er nie geftorben, und Bajan Sulu ſchließt ihn 
in ihre Arme. Nah Verlauf von drei Tagen verwandelt er ſich 
in einen halb verweften Leichnam. Bajan Sulu farb auf der 
Stelle vor Kummer. Die Zauberer, die fie auffanden, beitatten 
fie nun mit Kozu-Kurpetſch in einem Grabe. Die Angehörigen 
aber errichteten eine Steinpyramide darauf, die 06 auf den heu— 
tigen Tag unverfehrt geblieben iſt.“ 

Die indischen Elemente, welche in der eben gegebenen kirgiſi— 
ihen Form erfcheinen, fehlen in einer baſchkiriſchen, melde von 
Timotbeus Beläjew in xufjifcher Ueberfegung 1812 in Kafan 
publieirt und jeßt jehr jchwer zu erlangen ift. In diefer Form find 
Kara-Bai und fein Sohn Kuz-Kurpütſch Baſchkiren, tapfere 
und redlihe Helden, die ed mit dem ſchwächeren aber verſchmitzten 
Kirgifen Sary-Bai zu thun haben. Diefer verdankt dem Kara 
Bai fein Leben und gelobt feine Tochter dem Sohne veflelben zur 
grau zu geben, denkt aber nah Kara-Bai's Tod nicht daran, 
fein Verfprehen zu erfüllen, jondern verlobt feine Tochter an 
einen Sultansfohn. Als Rophirt findet Kuz-Kurpütſch Eingang 
in Sary-Bai's Uluß und verfichert 10 der Liebe Bajan's, ohne 
vom Vater ald Eidam angenommen zu werden. Erſt nachdem er 


Nachträge zum eriten Theil. 547 


Sary-Bai vom Tode gerettet und fein Vermögen zurüdgefchafft 
hat, erhält ev Bajan zur Gemahlin.‘ 

Das aſiatiſche Muſeum in St. Petersburg bejigt mehrere Fir- 
gififche Recenſionen viefer Sage, deren Herausgabe durch Velja— 
minow=-Zernow in Gemeinfhaft mit Dorn in Ausfiht fteht. 

$. 186, ©. 454. Im einem höchſt intereffanten böhmifchen 
Märchen, Närodni Bächorky, XII, 40— 60, wird von einem 
Manne feine Frau durch ein Blatt vom Tode erweckt und lohnt 
ihm durch Untreue (vgl. Grimm, Nr. 16) ſchwerlich jedoch hiſto— 
riſch mit dem indifhen verwandt. 

$. 186, ©. 457, 3. 7४. प. Dazu Züge in einem böhmischen 
Märchen, in Närodni Bächorky, XII, 3— 22 (vgl. oben Vor— 
rede, Th. I, ©. xxıv) 

$. 187, ©. 461, 3. 28. Dieſes Kapitel ०९6 Dacakumäracarita 
ift von mir überjegt mitgetheilt im ‚„Ausland‘‘, 1859, Nr. 6— 8 

$. 188, ©. 462. Im diefer Fabel hat die chineſiſch-buddhiſtiſche 
Form, Stan. Julien, Les Avadänas, II, ©. 59 noch ein Löwen— 
fell ftatt ०८6 Tigerfelld im Pantſchatantra, |. Nachtrag zu ©. 92. 

$. 189, ©. 467. „Das Stehen ver Kleider‘ (Th. 1, ©. 283) 
erinnert an das Aufhängen der Kappen am Sonnenftrahl (Wolff, 
Niederl, Sagen, ©. 336) natürlih ohne hiftoriihen Zufammen- 
bang; dieſer könnte eher mit dem Reiten auf Mond = und Son— 
nenftrahlen (Einleit., S. 77) beftehen, zumal da die dieſes ent= 
haltende Erzählung durch Peter Alfons ſchon früh im Deeident 
befannt geworden war. 

$. 191, ©. 468. Auch diefe Erzählung ift wol ſicher aus bud— 
phiftifcher Duelle gefhöpft; fie ericheint ebenfalls unter den von 
Stan. Julien entvedten Kabeln; ihre Form weicht kaum von der 
im Pantſchatantra ab; 1 diefelbe in Stan. Julien, Les Avadänas, 
U, Nr. 75, ©. 9. 

$. 201, ©. 481, 3. 19. Auch diefe Babel hat Stan. Julien 
unter den chineſiſch-buddhiſtiſchen Meberfegungen entdeckt, Fonnte 
fie aber in dem riefigen Umfang der von ihm durchforſchten En— 
eyklopädie jpäter nicht wieder finden. Die Worte feines Briefes 
som 20. Juni 1858 find: „JVai encore une autre Eneyclopedie 
bouddhique (jie führt einem jpäteren Brief vom 27. Juni 1858 
gemäß den Titel: La for&t des Perles du jardin de la loi, und 
it Schon 668 vollendet; vgl. Vorrede zu den Avadänas, I, xv) 
en 20 gros vol. in 4. qui contient une multitude des compo- 
sitions indiennes du genre des précédentes et dont le compi- 


35* 


548 | Nachträge zum erften Theil. - 


lateur de l’Eneyclopedie ei-dessus (e8 ift 91९8 die andere) a donne 
de nombreux extraits. J’y ai trouve par ex. l’Histoire 
de l’Enfant du serpent et de !’Ichneumon. Da mir eine 
fo alte — ſchon vor 668 ins Chinefifche überfegte — Form diefer 
Erzählung von größter Wichtigkeit fheinen mußte, fo bat ich ihn 
um deren Mittheilung; leider aber erhielt ich den 27. Juni 1858 
zur Antwort: Je m’ai pu retrouver celle (nämlich la fable) du 
Nakoula (der fansfritifhe Namen ०९ Ichneumon) que j’ai lue 
autrefois dans la 2 ^ Encyclopedie. Obgleich) ver Mangel dieſer 
Form fehr zu bedauern, fo folgt doch aus diefer Mittheilung, daß 
das rettende Thier, wie im Pantfchatantra, ein Ichneumon ift 
und daß die Fabel, wie ſchon von mir vermuthet ward, aus bud: 
dhiftifhen Quellen gefchöpft ift 

$. 203, ©. 486. Auch von Diefer dritten Erzählung findet ji 
unter den von Stan. Julien entdeckten chineſiſch-buddhiſtiſchen eine 
theilmeiß fehr verwandte Form (Les Avadänas, I, 83—87 aus 
dem Dirghägama, vgl. Waftiljew, Buddhismus, ©. 115. 118), 
was ebenfalls für den von mir vermutheten buddhiſtiſchen Ur— 
fprung Tpricht 

$. 204, ©. 488, 3. 28 füge hinter ‚‚abgefchloffen” Hinzu „und 
damit war ficherlich einft das Bud zu Ende, wie dies der Um— 
ftand zeigt, daß hinter ihr (Th. U, ©. 332, 3. 22) die Strophe, 
womit fie eingeleitet ift, wiederholt wird”. Dann fchreibe ftatt 
„und dient‘ 2८. „Nur fehr gezwungen dient die dritte Erzählung 
zum Rahmen‘ २८, 

$. 204, ©. 493, 3. 10. mritajivanı vidyä im Skandapuräna, 
Käcikhanda, XVI, 81, wo fie Cukra erhält. 

$. 209, ©. 499. ine mit unferer Erzählung verwandte Form 
erfcheint auch in dem mongoliſch-buddhiſtiſchen Ssiddikur; fie weicht 
zwar ftarf von der im Pantfchatantra ab, fpricht aber doch dafür, 
daß dieſe in gleicher oder verwandter Faflung au im buddhiſti— 
ſchen Xiteraturfreife exiftirte. Sie erfcheint in der 21. Erzählung, 
deren Auszug ich vollftändig Hierberfege, weil ihr Schluß noch zu 
den $. 211, ©. 508 zufammengeftellten Fabeln gehört. Er Tautet 

„An der Hiranjavati lebte ein Ehepaar, das großes Gefallen 
an dem Almofenfuchen fand, weil man fo aller Abgaben über: 
hoben fei. Die Frau fommt in Abmwefenheit ihres Mannes nieder 
und will das Kind zu ihren bemittelten Aeltern jchaffen. Der 
Mann ift damit einverflanden. Sie geben den Fluß abwärts, 
finden aber die Alten nicht mehr, die Heerden waren fort. Sie 


Nachträge zum erften Theil. 549 


finden eine Wollflode, vann eine zweite und nod mehr. 
Sie wollen fie fammeln, weben, das Tuch verkaufen 
und einen Gjel anichaffen. „Eine Ejelin ift noch beſſer“, 
jagt die Frau, „denn dann befommen wir mehr Gel 
dazu’. — „Ja, und ih werde darauf reiten‘, jprad das 
Kind; Die Mutter jhlägt das Kind mit dem Ausruf: 
„du zerbrichſt dem Ejel ven Rüden”. Das Kind aber 
ftirbt in Folge diejes Schlages. — Die eltern ver Frau 
waren vor Gram geftorben, ihre Heerde vom Wolf gefreffen. Es 
hatte फ nur ein Lamm gerettet, das fich bei Tage in einem Ver— 
ftef aufbielt. Vor diefem lief eines Tages ein Hafe vorüber, der 
feine Scharte in der Oberlippe hatte. Der Haſe verfpricht dem 
Lamm, ९6 zu einer Heerde zu bringen. Unterwegs finden fie ein 
MWeberihiff, einen gelben Lappen und einen bejchriebenen Bogen. 
Als ein Wolf erſcheint, befiehlt der Haje dem Lamm einen Thron 
mit rothem Tuch und den Brief vom Vollmond (vgl. die erfte 
Erzählung des dritten Buchs des PBantjchatantra, Th. II, ©. 229) 
zu bereiten.- Das jchafft dad Lamm aus ven gefundenen Gegen— 
ftänden. Der Safe jest jih auf den Ihron und lieft den Brief, 
ven ihm Hormusda gefandt habe „auf daß er ihm 1000 Wolf: 
felle zufdide”. Boll Angft flieht der Wolf und ver 
Hafe bringt das Lamm glücklich zu der Deerde. 

8. 210, ©; 501. Daß aud der erſte Theil diefer Erzählung, 
„die Tödtung der Affen‘, aus buddhiſtiſcher Duelle ftammt, be— 
weifen jegt die von Stan. Julien entdeckten chineſiſch-buddhiſtiſchen 
Ueberjegungen, unter denen er ich finvet (Les Avadänas, 1, 
135 — 138). Der 62. Strophe (Th. II, ©. 347) entfpridt bier: 
Lorsque deux beliers luttent ensemble, les mouches et les 
fourmis perissent au milieu d’eux. Dieje Fafjung erinnert an 
die zweite Einſchachtelung ver vierten Erzählung im erften Bude 
(0. U, ©. 37) und ſpricht wol dafür, daß auch dieſe, wie dort 
die dritte (vgl. oben ©. 140) aus buddhiftiiher Duelle ftammt. 
Die 63. Strophe lautet bei Stan. Julien (dev vorigen dicht vor— 
bergehend): Quand des gens irrites se disputent et se battent, 
il ne faut pas s’asseoir a côté d’eux. Man möchte danach fat 
vermuthen, daß die chineſiſch-buddhiſtiſche Faſſung und die im 
Pantjchatantra auf verfelben Duelle beruhen, deren Darftellung 
jevoh im PBantfchatantra umgewandelt ift. 

$.211, 8.506. Eine entihieden hierher gehörige Form erfcheint 
auch unter den von Stan. Julien entdeckten chinefifchen Erzählungen 


550 Nachträge zum erften Theil. 


(in Les Avadänas, II, Nr. 122, ©. 146). Es verfteht ſich von 
felbft, daß fie aus Indien nach China gelangt ift, und da die bud- 
dhiftifhen Schriften die Vermittelung zwifchen beiden Ländern bil- 
den, jo ift kaum zu bezweifeln, daß jie in dieſen erſchien. 

$. 211, ©. 508. ©. Nachtrag zu $. 209, ©. 499. Einen 
Anklang an diefe Fabel- und Märchengruppe bietet auch Die 17. Er- 
zahlung des Ssiddikur; eine entfchiedene Form derſelben erſcheint 
aber in der böhmischen Fabel in den ſchon oft तधा Närodni 
Bachorky, XI, 57—59. Diefe ift um fo wichtiger, da fie ein 
zu Grimm, KM., Nr. 36, welches ©. 509 verglichen ift, über- 
leitendes Mittelglied gewährt. Das böhmifhe Märchen ift uns 
zweifelhaft eine aus unferm indifchen hervorgegangene Form und 
erfcheint noch felbftändig; bei Grimm ift eine Nebenform vefjelben 
mit der Märdengruppe von den Wunfchdingen verbunden, über 
welde ich zu Vetälapantschavinsati handeln werde. Da die 
eitirten böhmischen Märchen größtentheils noch nicht überfegt find, 
fo erlaube ih mir diejes im Auszug mitzutheilen: 

„Ein Bauer hatte eine Ziege die genäſchig war. Einft führte 
die Frau fie auf die Weide; als fie zurückkam fragte der Bauer 
die Ziege, ob fie की angegeflen habe; fie antwortet: „ſchön an= 
gegeffen! ich habe nichts befommen”. Am folgenden Tag geht es 
ebenfo mit der Tochter; am dritten führt er fie felbit Hin; da 
beflagt fie fih ebenfalls; darauf ſchindet er fie zur Hälfte und 
jagt fie weg. Sie geht in ven Wald in ein Fuchsloch. Als 
der Fuchs kommt, erfchrickt er vor dem fonderbaren unbekannten 
Thier und ruft: „Wer ift in meiner Kammer?“ Die Ziege ant= 
wortet: „Ich, die gehörnte Ziege, Halb geſchunden, laſſe niemand 
herein, ftoße Jeden nieder.“ Der Fuchs erfchrictt und zieht. क 
zurück. Traurig faß er unweit der Höhle und dachte über ०९९ 
unerwartete Greigniß nad. Da ſah er einen Ohrwurm in die 
Erde bohren und warf ihm Argerlih mit der Tage zur Geite. 
„Sei nur nicht böfe und wirf mich nicht zur Seite! ih kann dir 
vielleicht in deiner DVerlegenheit Helfen.“ „Wie könnteſt du mir 
helfen?” „Ich weiß, daß dich das Thier in der Höhle ärgert und 
du dir mit ihm feinen Rath weißt. Ich will in die Höhle Fries 
hen und du follft ſehen, daß ९6 fie gleich verläßt.“ Der Ohr— 
wurm kroch in die Höhle und der Ziege ins Ohr; dieſe verläßt 
vor Schmerz die Höhle; darauf fieht ver Fuchs, daß ९६ eine Ziege 
ift und vollendet das Merk ०९5 Bauerd.” Das Ende ift hier der 
in $. 87. erwähnten Geſchichte (TH. II, S. 140) ähnlich, doch 


Nachträge zum erften Theil. 551 


fiherlich ift die Umwandlung felbftändig, da die urfprünglihe Form 
in der veutfchen Form (vgl. S. 509) erhalten ift. 

$. 211, ©. 510, 3. 5 corrigire „Sechsten‘ (flatt „vierten“). 

$. 212, ©. 515. Der indifhen Form zunächſt fteht bezüglich 
der Lacheur Straparola, ४, 1, wo die Fee jo lacht, daß ihr ein 
Geſchwür am Herzen plagt; vgl. Val. Schmidt’3 Meberfegung, ©. 99, 
und Anm. S. 299; — auch 190 Hamilton, Les quatre Facar- 
dins in Cab. des Fees, XX, 472. 492. 

$. 212, ©. 524, 3.4». u. „Gevatter Tod’ ift zu einer Art 
PBuppenfomdvie verarbeitet in „Die alte Komödie von Arzt und 
Tod, oder Schufter bleib bei deinem Xeiften. Ein ſcherz- und 
ernfthaftes Spott = und Luſtſpiel in drei Aufzügen, verfagt von 
Peter Sch —t —“, Göttingen, ७. H. Wigand, 1857. 

$. 212, ©. 527, 3. 8». u. Das böhmifhe Original f. in 
Närodni Bächorky, VII, 44—53. 

$. 213, ©. 536, 3. 1. Bezüglich ०८ Springens auf den 
Rüden vgl. auch Wolff, Niederl. Sagen, ©. 214. — Zu den 
Zeichen unter der Fußfohle (©. 535) vgl. 190 Memoires sur les 
contrees occidentales trad. du Sanscrit en Chinois par Hiouen- 
Thsang et du Chinois en Frangais par Stan. Julien, Tom. I, 
©. 67, und Skandapuräna, Käcikhanda, XI, 75 ürdhvarekhän- 
kitapadah — mahälakshanavän „wer einen Fuß hat, der durch 
eine aufwärtögehenve Linie bezeichnet ift, Hat ein ſehr glückliches 
Zeichen.” 

$. 215, ©. 538. Auch diefe Fabel erfcheint in den dinejifch- 
buddhiſtiſchen Ueberjegungen bei Stan. Julien, Les Avadänas, II, 
Nr.105, ©. 100. Der Vogel heißt hier nach der von Stan. Julien’3 
mitgetheilten Angabe der buddhiſtiſchen Lexika Dſchivandſchiva. 
Dieſes ift der Name eined Vogels, welcher mit dem Faſan iden- 
tifieirt wird und des griehifchen Nebhuhns (nad Wilfon Dict.), 
bier ift ९8 jedoch ein fabelhafter Vogel, vgl. auh Mabäbhärata, 
XIH, Vers 5138, wo er Dſchivadſchivaka heißt. 

$. 225, ©. 587. Träume von Königen feinen in buddhiſti— 
ſchen Legenden öfter vorzufommen. Träume २९६ Königs Krikin 
werden bei Burnouf, Introd. ॐ 11181. du Buddh. indien, 566 
(val. 554) erwähnt; vergleiche insbefondere Weber, Catrunjaya, 
©. 37, १६. 2. — Zu kevala, ©. 589, vgl. Weber ebend. ©. 38; 
endlich zu ven 16000 Frauen (©. 595, 3.5 v. u.) Vishnu-Puräna 
578; Weber, Qatrunjaya, ©. 37; Dagakumäracarita in meiner 
Chreſtomathie, S. 182, 9, woraus ebenfalls ein Grund für den 


282 Nachträge zum zweiten Theil. 


indifchen Urſprung dieſes Kapiteld des Kalılad und Dimnah zu 
entnehmen wäre, wenn es außer den ſchon geltend gemachten deren 
100) bevürfte. | 

$. 227, 2, ©. 597, 3. 12. Dieſe Eleine Babel ift jest eben- 
0116 916 eine budohiftiiche nachweisbar und würde प्रणि aud für 
den buddhiſtiſchen Urjprung dieſes Kapitel entſcheiden. Sie 
erſcheint in wenig differirender Geſtalt in Stan. Julien, Les Ava- 
dänas, II, ©. 6, Wr. 73 

$. 230, ©. 602, 2. Die Babel von dem Manne mit den zwei 
rauen iſt auch — wol dur buddhiſtiſche Vermittelung — nad) 
China gelangt, ſie finder ſich unter den chinejifchen Erzählungen 
bei Stan. Julien, Les Avadänas, OH, ©. 138, Nr. 118, 1९0५0 
nicht gut behandelt. 

Schließlih bemerfe ich, daß bisweilen in den Erzählungen Verſe 
ericheinen, welche aus einer metriihen Behandlung verfelben, wol 
aus den Schriften, denen fie zunächſt entlehnt wurden, ftammen. 
Der Art find IL, Str. 14. 54. 62, 1 und 2. (bei Kofegarten nur 
als ‚eine bezeichnet), Kof., ©. 119, 6, ftatt deſſen die berliner 
Handſchrift eine Strophe hat (vgl. Anm. 776); 181 (182); LI, 
75. 76. 140—189; ४, 62. 63. ध 





Hachträge zum zweiten Theil. | 


©. 8,.3. 1 ४. ४. füge 42° Hinter „Baumgruppe“ hinzu. 

©. 20, 3. 16. 17. Man verbeffere (ftatt „brauft — auf“) 
„dann lernt man erft ven Deean fennen”, und füge 98० Hinzu 
(ſ. meiterhin zu 378) 

86, 3. 26 füge man am Ende 341® hinzu त. zu ©. 407) 

&. 129, 3. 19 — 21 verbeſſere (ftatt „Es ift — werden“) 
„Wir haben feinen. freien Willen; wir beißen nur auf Geheiß”. 

©. 144. Die Zahl 608 ift aus 3. 12 ४. प. in 3. 15 ५. u. 
zu rüden; an die Stelle von 608 ift „609%, an die von 609 
„610°, für 610 „611“, für 611 „612“, und für 612 „613“ 
zu jeßen 


Nachträge zum zweiten Theil. 553 


©. 150, 3. 13 fchreibe „Tag nur in Ergöglidkeiten‘ ꝛc., und 
3.14 „Spielen. Tag für Tag ſaß er mit Widerwillen gegen 
die Kunft des Bogenſchießens, gegen Reiten auf Glefanten und 
Roſſen, Fahren und Jagdluft. Da wurde‘ २८. 


@. 150, 3. 5—3 ». u. Diefen Vers habe ih aus dem im 
Nachtrag zu I, $. 104, ©. 288 angegebenem Grund misverſtan— 
den; er ift zu überjegen: 

„Die Prüfung der Kraft und des Werthes der Tapferkeit, 
MWeisheit und der reinen Werke ift bei denen, die darauf ftolz, an 
den Früchten zu erkennen, nachdem fie ihr Heimatland verlaffen 
haben.“ 


©. 151, 3.10. Hinter „Weifen” füge man hinzu: „Ich bin 
der Sohn eines Minifters; fo habe ich denn ein Mittel erfonnen ^. 


©. 161, 3.6 ». u. andre: „Und ich traue feinem und hin von“. 
©. 190 füge man Hinter Strophe 130 (131) hinzu 83*b, 
&. 220, 3. 10 beffere: „Wenn Feuer brennt bei Windſtille“. 


©. 365, 3. 2 und 8. In den Scholien- zu Skandapuräna, 
Käcikhanda, VII, 4 werden Ucanas und Brihaspati an die 
Spiße ver Lehrer ०८5 Arthagästra geftellt. 


©. 367, Anm. 17. Wahrſcheinlich ift Kofegarten, ©. 5, 3.8 
न zu flreichen und टेवमागै bedeutet ,, ३००.“ (Weg zu den Göt— 
tern), fodaß zu überjegen ift „ver König möge mic tödten laſſen“. 

©. 369, 3.3 ». u. füge man hinzu: 

310) @, 8, Rot, 10,4. Dan leſe OWUEAA (घ ift, wie 
oft, für II gejegt); vgl. Käcikä zu Pänini, IV, 2, 38, und 
meine Vollſt. Gramm., $. 460, 11, wo वृद्ध (itatt am und 
प्म्भोज zu corrigiren ift. 

©. 371, 3. 1 verbeflere पात्मजे 

@. 371, 12. Ih babe nad der Leſeart des Skandapuräna 
श्राक्तो überſetzt, die unzweifelhaft die richtige ift; ich habe ९6 nur 
vergeflen in der Anmerkung zu bemerken. 


©. 375, 3.5. Man füge hinzu: संस्कृते haben auch vie bei: 
den hamburger Handſchriften. 


©. 378, 3. 19 füge Hinzu: 


554 Nachträge zum zweiten Theil. 


98४) Die berliner Handſchrift hat in d नितरामाबाधते | 
सिंधुः danach ift fein Zweifel, daß Kofegarten नितरामेवोडतः 
nur Gorruption davon ift; wegen खु vermuthe ich निततरामा 
बोध्यते (früher gefchrieben oATTITEIMN) und danach Habe 


© 


ich oben (zu ©. 20) die Ueberfegung geändert; doch wäre aud - 
बोधते nicht unrichtig त. Volft. Gramm., §. 873, 2,१). Der 
Sinn ift „dann fieht man erſt recht des Oceans Waſſerfülle“. 


©. 384, 3. 1 ४. u. füge man hinzu: Das Mantra von ſechs 
Silben jheint aus dem Buddhismus zu ftammen, wo Cäfyamuni 
ein ſolches dem Ananda in der Legende vom Gärbülafarna im 
Divyävadäna (Burnouf, Introd. a V’histoire du Buddhisme, I, 
541, vgl. 122) offenbart. 

©. 387, 3. 13 füge hinter „beiden“ Hinzu „hamburger“ (die 
berliner bat nit fo). 


©. 387, zu Anm. 187 füge man hinzu: Prabodhacandrodaya, 
Act I, Str. 27. (herausg. von Brockhaus, ©. 15). 


©. 388, 3. 1 lied 59 (ftatt 159). 
©. 401, 3. 21 lies त (011 त). 
©. 406, 3. 5 füge man hinzu: „die berliner Handſchrift hat 


⸗ an 
मज und danach ift aud bei Kofegarten und in meiner Chre— 
flomathie zu ändern. 


©. 407, 3. 16 füge man hinzu: 

341) ©, 86, Str. 342. Vgl. Mahabhärata, XII (Tom. II, 
©. 225), Vers 4529. 

©. 418, 3.5 füge man hinzu: Mricchakati, 78, 13. 

S. 419; Anm. 417. Vgl. die an einem andern Ort mit- 
zutheilende, in der berliner Handſchrift Hinter Kof., ©. 60 fol: 
gende Prithvi= Strophe. 

©. 434, 3. 11—13 find zu ſtreichen 

©. 435, Anm. 548. Ich leſe jest TU (für IH). 

©. 435, 3. 10 corrigire CIRTAO (hatt TRTAO). 

©. 447 ftreihe man Anm. 655. 

©. 457, am Ende von Anm. 726. füge man hinzu: Die ber— 


Nachträge zum zweiten Theil. 555 


liner Handſchrift liefert hier einen viel befferen Zufammenhang. 
Statt Kofegarten 109, 11—12 HE च 85 उक्त च वि fie: 
यद्यप्यहं Bin : । कस्यापि विस्वासं (५५५५८ 
विश्वासं) । न च केनापि वंचिततुं शक्यः, 
तथापि सिचं कायेमेव „Obgleich 10 von leichtſinnigem Cha— 


vafter bin, fo traue ih ०५ Niemanden und kann von feinem 
betrogen werden. Dennoch muß ein Freund erworben werden”. 


©. 462 am Ende von Ann. 771. füge man hinzu, daß die 
berliner gen hat. 

©. 464, 3. 16 füge man hinzu „und berliner. 

©. 465, 3. 24. 25 verbeflere „leſen zu müſſen“. 


©. 469 füge man hinzu: 
8३4) S. 190, Str. 130, eig. 131. Hitopadeſa I, 166. 


©. 473, zu Anm. 861. füge man Hinzu „und बहूवि्त०“ 
©. 478, Anm. 930. lies irre 
S. 479, Anm. 939, lies: AT रार. 


©. 480, 3. 4 ». u. ſtreiche „In den‘ bis „Strophe“; und 
2११ Wi „iX, 50“ und „IV, 19”. 


©. 486, 3. 2 füge man hinzu: Waſſiljew, der Buddhismus, 
- feine Dogmen २८. [पपी], S. 187. 


©. 490, 3. 1 ४. u. füge man hinzu: vgl. zu Str. 112. 113. 
114, Kofegarten, Praef. x. 


©. 498, zu Anm. 1158, vgl. Rig-Veda, X, 85, 40. 41: 

सोमः प्रथमो विविट्‌ गन्धर्वो विविट्‌ऽ उच्रः। 

2" te पतिस्तुरीयस्ते मनुष्यजाः | 
ट्टद्नन्धवाय गन्धर्वो टटटस्रये । 

रयिं च पुचांश्वादाटग्रिमेद्यमथोऽइमां ॥ 


Soma war der erite, Gandharva der zweite, Agni dein dritter Gemal; 
dein vierter ein Menfchgeborner. 

Soma gab fie dem Gandharva, Gandharva dem Agni; Agni gab mir 
darauf Reichthum und Söhne und diefe. 


556 Nachträge zum zweiten Theil, 


©. 519, Anm. 1349. füge hinzu: Stan. Julien, Avadänas, I 
102, Ueberſchrift zu XXIII 

©. 519, Anm. 1367. Das Gindringen in die Höhle ift eine 
der buddhiſtiſchen Siddhis (Zauberfrafte), { Waſſiljew, ‚Der Bud- 
dhismus, feine Dogmen 20. [ruffifh], ©. 199; vgl. Indra’s Höhle 
in Hiouen-Thsang, Memoires sur les eontr&ees occidentales, 


trad. par Stan. Julien, II, 58. 59 
©. 519, Anm. 1373. füge hinzu: Mahäbhärata, XII (Tom. TH 
552), Vers 5312 
©. 525, Anm. 1437. füge hinzu: vgl. Weber, Oatrunjaya, 31 
Note 





Druf von F. N. Brockhaus in Leipzig. 


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