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Full text of "Pädagogische Monatshefte: Pedagogical monthly"

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I 



^AJUt^ Si<^.S(c) 





Pädagogische Monatshefta 

P£DAG06ICAL HONTHLT. 

Zeitschrift fär das deatschamerikanische Schulweaea. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbtmde& 



»•liriffttttitmfl I 

Max Griebsch^ B* L Abrams» 

Seminardlrektor. HilfMQperintendMkt d«r OffratttelMn 

BcbnlAii» ICUwankse. 

Osar Borckhardt, John Etsehnder^ Paul Gcrlsch» 

Semlnaiiehrer. 



Leiter 4&t A>tili««| ffflr 4m MiMra 

Prof« Dr* E« C Roedder^ 

StaataaiüTmrBlt&t WlacoBtln. 



1905. 



Verlag : 

National Ger man- American Teaohere' Seminary» 

558 to 568 Broadway, Milwaukee, WSb. 



?A^^^. jSTVf i'(6\ 




G'ZU-^^^^^^'itdtLb- Cii: iKrßSdOL^ 



Der JalirgiuiK A^r Pidagigiirttea Moiuitdi«! to beginnt im Jaaiutr imd bwUht am 
zo HofUn, welche regelm&asig in den ersten Tagen einee Monats (mit Ane- 
nahme dar Ferienmonate JqU und August) rar Ausgabe geliagett. 

Der Abonnementspreis betrtlgt $1.50 pro Jahr, im Foraus sahlbar. 

Abottnementsamnelduagffi wolle man gef&Oigst an den Verlag: Hat. Qtiaaa- 
Ameiican Teacfaert* Semiaaiy, 558-668 Broadway, Mllwaukee^ Wie., riehtea. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag ausrastellen. 

Sämtliche Beiträge und wa bespieehenie BUier sind bis auf weiteres an Max 
Griebsch, (Nat. Q. A. Teaehers' Seminary, Milwaukee Wis.) an sende«. 

Die Beiträge fUr eine bestimmte Monatsnummer mfissen spätestens am 20. des 
▼orbergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



vi 



\ 



V 



Inhaltsverzeichnis. 



OiMellM. Sehoenrich, Ein Mahnruf an 

Deutoohland zur Richtigsielliing 
An nnaere Leser 1 ^nd BeinhaHung der Mntter- 

Generahreraammlimg des Lehrer- spräche 9 

seminarvereins 284 _ biq im «merikaniidien Unter- 

Lebreseminar 140, 172 richtswesen ^elseitig Tenutfihlls- 

Lehreneminaryerein 174 »»«ter Faktor 266 

Lehrertagsnotizen 7S — Über Btjnmologie und ihre Beden- 

Offizielles 105 tung für Schule und Lehrer 105 

Preisauseehreiben g^. Weis, Lesen auf der Unterstufe.... 311 

Pn^toholi des 34. I^hrertages. .. . 201 ^fÄ^i^^^^K: ,r^^l 

Vom Lehrertag 157, 109 hn Deutschen unter den verschie- 

Aniaitse denen Schulsystemen haben? 271 

Alis SehUlerreden 174 Ftr die S6h«]|^«zii. 

Barrundun, Etwas Aber Schein und Altsehul, Lehrprobeb zum deitteshen 

Sein in der Literatur 284 Unterricht nadi konkreter Me- 

— Berufe- oder AllgemeinbildoBg. . 21 thode 74 

Burckhaidt, Dem Andenken Sohfl- Lange, Unsere BAume 57, 80 

lers 142 —Unsere Blumen .115, 184 

— Glossen zum letzten Lehrertag. . . 208 LQttge, Zur Praxis des Beoht- 
Cuttinff, über den Gebrauch von Schreibeunterrichts 17, 03 

Lehiwlflhem beim Unterrieht in — Waldlieder deutscher Dichter 116, 153 

der deutschen Sprache 210 

Florer, The Impoitanoe of Oontem- Gedichte. 

porary Lit«ra*ure for the Ameri- Qugler, Vor Schillers Standbild. ... 151 

can otudent 212 

Fröhlich, Vom Schosskind der Trojan, Die WeihnachtsUnne 305 

Sdrnle 87 Beridite. 

Griebsch, Die «Ugemeine Volks- Deutschamerikanische 

schule und die Stellung des deut- i*«™!», x^m x^uvbuub.uj«»a»»>uvuu« 

sehen SprachunterridiU in der- Nationalbund 324 

selben 245 A. W., Tagung des Lehrerbundes 

Heuer, Kn Rückblick Äui die Un- von Wisconsin 25 

teniehtsahteilung der St. Loulser Handschin, Report of «le Meeting 

Weltaosstelhmg 2 of the Modem Language Aeso- 

HohlfeM, Die Zukunft des deutschen ^l?**^^ 1 .;, V'. '^' ,S? 

Unterrichts im amerikanischen — Zur SchiUerfeier 96, 121 



Unl»erricfatswesen 238 

Jappe, Christop Martin Wieland.. 51, 8ft ^ .^^ 

Ke^ReaHen im neuspmcWichen Calüomien (V. B.) 62,190 



Korreapeiideiiien. 

(V. B.) 

I^Wri^t . .'. 22« CWifonü«» („Derselbe") 

O. B, SodennaiiB «nd Hauptaumn. . »7 Ciiiciiiii.ti (•")... .63, 98, 188, 2M, S26 

Friiident Rooeevrit. Rede 200 <**<*«<» O **',*'' ,lf* 

Riff. Der Uaterrictot in d«, m- Mllw»ukee (A. W.) . .27, «6. «9, 124, m, 

demen ftiraehen auf der deut- u /t> n x mi 

sdhen äviehungsabieilnng der Milwaukee (P. G.) 301 

WelUttssteUung 41 New York (H. G.) 28, 126, 192 

— Schneewittdiena Weihnai^tatsabend 319 New York (T. V.) 66, 302, 326 



IV Pädagogische Monatshefte, 

ümtchati. Charlottenburg, Waldschule 128 

Amerika. Disziplinaimittel 34 

AustauBch von Professoren zwischen Düsseldorf, Ungeteilte Unterrichts- 

den Ver. Staaten und Deutsch- zeit 38 

"*^^ Frauenvereine, Bund derselben 34 

^*wMm ''^'" """ Er«i*iing.- ^ Qewiawnlorigkeit deutscher Elteni. 129 

B^toM neuer Schulrat " .' .' ." ." .' '. '. 271 ^^JS,'*"* .**"■. ^^^: .^f 1,5 

Castelhun gestorben 827 HOohgehrit in Preus.en '...!.!!!.! '. 33 

Camegiea SUftungen WS. 270 ^e^,^, .^ gemfaehtsprachlichen Pro- 
Chicago UniTersitftt, erwirbt Ber- vinzen 33 

naye BibUothek 182 Leh,erinnenfrage. vor dem deut- 

Deutschamerikamscher National- sehen Lehrerrerein 164 

'*" Lehrermangel in Preuseen 127 

^Äito'. ^"T"^'''.^!''^^^ Muthesius, Schulinspektor 129 

Gräbner, Professor A. L., gestorben Rochow, Eberhard v 33 

in St. Louis 102 Schillers Todestag 34 

Körperlidie Züchtigung in New SchiUers Todestag in Leipzig 34 

York 33 Schneider, Dr. Oberregierungsrat, 

Louis Schutt, gest 161 gestorben 184 

Lehrerseminar. .30, 67, 99, 160, 268, 302 Schulärrtin, Erste 33 

Maxwells Stern im Sinken T 163 Schulbildung der preussischen Re- 

Müwaukee, Der deutsche Unterricht 302 kniten 68 

Mündlicher Unterricht 67 Stuttgart, Prttfungsergebnis 128 

National Educational Association.. 126 Universitäten Deutschlands 33 

New York, Der deutsche Unterricht 271 Dänemark. 

New York, Vereinigte Deutsche Ge- ^, . ^ « • , , 

Seilschaften 126 Christensen, Dorfschulmeister, Mi- 

New York, Kürzung "der Schulzeit. *. 162 »isterpräsident . . 129 

New York, Abstimmung über Ver- F^*"«" *" ^«^«"^ Schulstellen.... 68 

kürzung der Schulzeit und Beibe- England. 

haltimg von Turnen, Zeichnen, 

^^jgjjj 271 Deutsche Sprache in England. 130 

Reformvorschläge " L ü ."!!.'!.'!.'!.'!!. 30 Generalinspektor, Weiblicher für 

n * 1.1H TT IAA englische Schulen 130 

Reformvorschläge IX Iw _ , 7 j ri *« • -b»« 

T^ 1 * 11 cix.ijj. o>rA Schulen und Gefängnisse in Eng- 

Rockef ellers neue Stiftung 270 i^^^^ ® 7. 130 

SdiiUerfeier in den Ver. Staaten... 260 Schullehrer, Ist er ein Gentleman?!! 130 

Sohülervorstellungen, MUwaukee ... 67 Untersuchungen über rückgängige 

Zipperlen, Dr. Adolf, gestorben 164 körperliche Entwickelung 165 

Deutschland. Frankreich. 

Abbe, Physiker, gestorben 129 ^fjj^^^f "^^^^ Frankreichs Leh- ^ 

Alkoholabstinentenverein von Schü- ^„ ^ ' ' '''1 ' *"**.' 

j^yjj 34 Pflege der deutschen Sprache m 

Ausländer als deutsche Studenten. . 129 

Austausch der Universitätsprofes- Mexico, 

soren 127 

Auswendiglernen in Berliner Schu- 
len 128 Österreich -Ungarn. 

Berlin, Universität 127 Biersteuer zur Lehrergöhaltsaufbes- 

Berliner Lehrerverein 128 serung 34 

Bühnenspracihe und Schulsprache... 194 Dtttes, Ehrengrab abgelehnt 130 



Die deutsche Schule in Mexico 327 



Inhalisverzeichflis. Y 

Eheverbot der Lehrennnen in Zeitung als Ersatz für das Lesebuoh 106 

öeterreioh ISO Zum deutschen Aufsatz 390 

Lehrerhausyerein in lins 84 nniiitA ii 

Sdiillers Würdigung in den deut- 
schen Schulen Ungarns 196 Bahlsen, The Teaching of Modem 

Volks«Aulgesete in Ungam 84 ^^?«!\T'ai^ ^'^'^\"'\o ^ 

* Bernhardt, Storms Pole Poppen- 

Russland. sp&ler (E. C. Roedder) 70 

Russische Niederlagen, Ursachen Bagster-CoUins, The Teaching of 

derselben ., 85 German in Secondary Schools (B. 

Q, , o* ^ ^ IV 1 C. Roedder 381 

S(»iulwesen, Stand desselben in _,_„ ,. , _, ,.1. «^^ 

Russland 196 Bräunlich, Perlen deutscher Dich- 

tung (Beta) 88 

Schweden und Norwegen. Dippold, A Scientific Reader 

Reisestipendien an Volkssdiullehrer 180 (Charles H. Handschin) 89 

Dodge's Advanced Geography (Ghas. 
Argentinien. M. Purin) 138 

Deutsche Schulen, JUteste in Ar- Florer, A Guide and Material for 

gentinien 181 the Study of Goethe's Egmont... 

pvj«a. — A Guide for the study of Sohil- 

ler's Wühehn TeU (S. EL Qood- 
Deutsche Sprache in China 68 ni^t) 184 

Venniiehtes. Fuchs. Etymologisches deutsches 

Wörterbuch mit Berücksichtigung 

Der Bildungsgrad bei versohiedenen wichtigerer Mundart- und Fremd- 

Völkem 68 w6rter (E.) 186 

Der elfbeinige Stuhl 85 Goebel, Das Deutschtum in den Ver- 

Die grSesten Unirersitftten der Welt 86 einigten Staaten von Nordame- 

Druckfehler im Amtsblatt 86 ^^^ (M. G.) 167 

Duzühsdmittsgehalt in Leipzig 69 G6belbecker, Das Kind in Haus, 

Deutsch Sprak — swer Sprak 182 Schule und Welt (E.) I84 

Eine heitere Fremdw6rtergeschidhte. .69 — Unterrichtsprexis im Sinne na- 

Ein Ehemami, der nicht in die ^S^,??*'*' Reformbestrebungen 

Schale gehen will 182 ^^ ^-f *wj 

T&TiAnfoAhA« im Kayser und Monteser, A Brief Ger- 

Japanisohes 166 ,ian Oourse (E. C. Roedder) 72 

AjndemRtna . 80 

Endliche Logik SS Krämer, Spt«chttbung«i (B-) 108 

Nobelprri. «''"Ä?roS/"'^""'.'*''r:884 

Hnmoristiachea. Mace, A School History of the 

^ , United States (C. W. B.) 89 

Aus Schttleiheften 329^ j^^^^ ^^^ Pilzfreunde 

Aus der englischen Schulstube 182 ij^ iß\ 199 

Aus Schülerheften 167 Rein , Encyklopädiscbes Handbuch 

Das operierte Verbrechen 329 der Pädagogik (M. G.) 198 

Entschuldigungsschreiben 197 Report of liie Gommissioner of Edu- 

Jugend von heute 197 cation (E.) 200 

How to make a Maltese cross 85 Schulbilder (M. 6. ) 386 

Schiller vom feudalen Standpunkt.. 196 Sohumann und Voigt, Oeschichte der 

Schilleranekdoten 196 Pädagogik (E.) 167 

Schwierige Aufgabe 85 ^Jü ,?^ Kobel, Übersichtliche 

Sfiiw«*/ AQ I>»wteU^« des Volkserziehungs- 

cn/UDinie 0» wesens der europäischen und aus- 

Wie Kolumbus die Entdeckung sereuropäischen KuKunrGlker (E.) 199 

Amerikas ankündigte 166 Schweizer und Simonot, Deutsches 

Wo liegt Deutschland r 36 Lesebuch (Beta) 38 



VI Pädagogische Manatshafte. 

Straube, Maniuil of G«nn«ii Ety- JugeiidBcliriftenyerMioiims 908 

mology (C. B. a).... 198 jung-Amerika (M. G.) 835 

Vietor, Die Ausspraohe des Schrift- 

deutschen (E*) 1Ö7 Literarischer Ratgeber für Weai- 

Wohlrabe, SdüUerbttcblwn (M. G.) 188 nachten (Bdwin C. Boedder) 87 

ZeitaehriftenwAan. ^T^""' J^tL \^/^^ ^" 

«i;«i,«Mi&ui,w«,i»u. ^^^ Bducatlon (Edwin C. Boed- 

Anleitung zur ersten Behandlung der) 70 

erkrankter Schüler 208 «, .,- ▼ j. ««• i» i_ _i #-nj 

n A-*u ^ TT u ^ A^ Schmidt, Lydia M., Eunhorion (Ed- 

Bonus, Arthur, Vom Kulturwert der „.„ r« t>L^a^^\ '^ «rn 

deutschen Sl^hule 202 ^'«^ C. Roedder) 70 

Breul, Karl, Das Deutsch im Munde Sprachüche übertreibungwi 202 

der Deutschen im Auslande (Ed- über Ermfldungsmeseungen bei 

win C. Boedder) 70 Schulkindern 294 

Die Vorbereittmg des Lehrers 294 ,, , « . « . ■■ 

r<tt -X T ji 1. oM Vorsagen und leises Spretmen dar 

Förster, Jugendlehre 297 q^i„ 295 

Grimbel, Amanda, Zeitschrift des 

Allgemeinen deutschen Spiachver- Eingesandte Bücher 40, 72, 108, 185, 

eins (Edwin C. Boedder) 294 168, 200, 271, 804, 887 



1 



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Sabvaana VI. 



Sanuair 1905. 



Heft 



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Pädagogische Mong^X^fte. 



PEDAGOGICAL MONTHLY. % ^^ 



Zeitschrift far das deatschamerilouiische Scholl» <>^<i. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbnndes. 



Schiiftldtans: 



Max Griebsch, 

Sentinardirektor. 



B. A. Abrams, 



HilfwniperiBteiMlciit 
der öffentlichen Schnlen, Milwaukee. 



Oscar Bnrckhardt, Jobn Eiselmeier, Paul Geriseh, 

Semlnarlehrer. 



L«l«cr der AhUHnng fflr du hfikere SchnlwcMn: 

Prof. Dr. E. C. Roedder, 

Staatounlversität Wisconsin. 




Inhalt: 

Seite 

An unsere I«eser x 

Hin Rückblick auf die Unterrichtsabteilungr der St. LoniserWeltausstellung. Dr. Otto Heller 2 

Hin Mahnruf an Deutschland cur Richtigstellung uni Reinhaltung der Muttersprache. 

C. O. Schönrich 9 

Zur Praxis des Rechtschreibunterrichts. Ernst Liittge 17 

Berufs- oder Allgemeinbildung 21 

Berichte und Notixen : 

I. Tagung des I^ehrerbundes von Wisconsin. A. W 25 

II. Korrespondenzen aus Milwaukee und New York 27 

III. Umschau 30 

IV. Vermischtes 35 

Bücherschan : 

I. Zeitschriftenschan 36 

II. Bächerbcsprechungen 37 

III. Hingesandte Bächer 40 

Berichtigung 40 



Verlag : 
National Qemian-Anierlcan Teachers* Seminary, 

558 to 568 Broadway, Milwaukee, Wis. 



itered at tbe Milwaukee P. O. and admitted for traosmission through thc matis as SccondClass mattet 



Der Jahrgang der Pädagogischen Monatshefte beginnt im Januar und besteht aus 
10 Heften, welche r^ielmässig in den ersten Tagen eines Monats (mit Aus- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) erscheinen. 

Der Abonnementspreis beträgt $1.50 pro Jahr, im voraus zahlbar. 

Abonnementsasmeldnngen wolle man gefälligst an den Verlag: Nat. Gennan- 
American Teachen' Seminary, 558-568 Broadway, Milwaukee, Wis., richten. 

Beiträge, das üniversitäts- und Hochschulwesen betreffend, sind anProf. Edwin 
G. R o e d d e r, Ph. D., 412 Lake St., Madison, Wis.; 

sämtliche Korrespondenzen und Mitteilungen, sowie Beiträge, die allgemeine 
Pädagogik und das Volksschnlwesen betreffend, und zu besprechende 
Bücher an Max Griebse h, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Mil- 
waukee, Wis.) zu senden. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am 20. des 
Yorhergehenden Monats in den Händen der Redaktion sein. 



Mit Herausgabe des vorliegenden Heftes werden zugleich die Rechnungen für 
den neuen Jahrgang der P. M. ausgesandt werden, und wir ersuchen die Leser 
höflichst, uns den Abonnementspreis möglichst bald zu übermitteln. 

Sollte nach Erscheinen dieses Heftes keine gegenteüige Mitteilung erfolgen, so 
nehmen wir an, dass das Abonnement für den laufenden Jahrgang bestehen bleibt. 

Koch ersuchen wir unsere Abonnenten den gelben Adressenzettel auf den Heften 
zu kontrollieren. Derselbe enthält jedesmal den Vermerk, an welchem Zeitpunkt das 
Abonnement ausläuft. Irgend welche XXnregelmäasigkeiten in diesen Angaben 
wolle man gefälligst unverzüglich an uns berichten. 

Der VoUzugsausschuss des Nat. Deutscham. Lehrerseminars« 

ALBERT WALLBER, Sekretär. 



Pädagogische Monatshefte. 

PEDAGOGICAL HONTHLT. 

Zeitschrift fär das dentschamerikamsche Scholwesed. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 

Sahrgang VI« Sanuar 1005« Heft I« 

An unsere Leser. 



Mit dem vorliegenden Hefte treten die P. M. in ihren sechsten Jahr- 
gang. Fünf Jahre stehen sie nunmehr vor der Öffentlichkeit, und während 
dieser Zeit waren sie redlich bemüht, den an sie gestellten gerechten An- 
sprüchen zu genügen. Trotzdem ist die Geschichte dieser fünf Jahre eine 
solche des beständigen Kampfes um die Existenz. Die frühere Verlagsfirma, 
die Herold Co. von Milwaukee, hatte in dankenswerter Uneigennützigkeit 
und unter grossen finanziellen Opfern diesen Kampf zu führen gesucht, bis 
sie an dem Erfolge ihrer Bemühungen verzweifelte. Um das Bestehen des 
Blattes zu retten, übernahm die Verwaltung des Nationalen Deutschamerika- 
nischen Lehrerseminars zu Milwaukee den Verlag, und in der Hoffnung, 
dadurch das Band zwischen der deutschamerikanischen Lehrerschaft und den 
P. M. inniger geknüpft zu haben, steuern diese von neuem hinaus. Wird dem 
Schiffiein diesmal ein günstigerer Wind wehen ? 

Bevor der Wechsel in dem Verlage vorgenommen wurde, sandten wir 
an die bisherigen Leser ein Anschreiben aus, in dem wir sie über den Stand 
des Blattes unterrichteten. Die damals zahlreich eingetroffenen Antworten 
bekundeten das grösste Entgegenkommen und Wohlwollen. Wir nehmen 
heute Gelegenheit, dafür aufrichtig zu danken, bitten aber auch zugleich 
unsere Freunde im Hinblick auf die damals gegebenen Versprechungen, in 
eine rege Agitation zur Gewinnung neuer Abonnenten einzutreten und auch, 
wenn möglich, durch Zusendung von Beiträgen den Inhalt des Blattes be- 
reichem zu helfen. 

Die Schriftleitung wird nach wie vor darauf bedacht sein, alle gerechten 
Wünsche der Leser zu befriedigen. In unserer Arbeit kennen wir nur ein 
Ziel, die Kräftigung und Fördenmg des deutschen Sprachunterrichtes in 



2 Pädagogische Monatshefte, 

unseren Schulen, von der Elementarschule hinauf bis zur Universität. Ver- 
eintes Streben führt allein zum Ziele, Wir wollen daher rastlos darauf be- 
dacht sein, die Kräfte, die unserer Sache zur Verfügung stehen, zusammen- 
zuführen oder zusammenzuhalten. Doch dazu muss uns die Lehrerschaft 
die Hand bieten. 

Wir entbieten unseren Lesern einen herzlichen Neujahrsgruss und 
wünschen ihnen und den P. M. ein Glückauf zu der gemeinsamen Arbeit. 

Schriftleitung und Herausgeber, 



Rückblick auf die Unterrichtsabteilung der 
St. Louiser Weltausstellung."^) 

Von Prof. Dr. Otto Heller, Washington Univeraity, St Louis, Mo. 

(POr die PüdagogUchea Monatshefte.) 

Es ist gewiss nicht ohne Bedeutung, dass auf der am i, Dezember v. J. 
beendeten Weltausstellung Erziehung und Unterricht einer ihnen noch nie 
zuvor auf Weltausstellungen geschenkten Beachtung gewürdigt wurden. Zu 
ihrer wichtigen Rolle verhalfen der Abteilung in nicht geringem Masse die 
günstigen äusseren Umstände: eine eigene Behausung, selbstverständlich ein 
Riesenbau, war ihr zugewiesen, was bis dahin auf keiner Ausstellung der Fall 
gewesen war, u. z. ein Gebäude, das vermöge seiner bevorzugten Lage 
und architektonischen Schönheit die Blicke des Besuchers magnetisch auf sich 
zog wie kaum ein zweites in dem ganzen weiten Gelände. Es wäre dennoch 
gewagt, aus den grossartigen Aufwendungen und der starken Frequenz ohne 
weiteres den erhebenden Schluss zu ziehen, dass wir's just in der allerletzten 
Zeit, seit Chicago, Buffalo und Paris in unserer erzieherischen Tätigkeit so 
herrlich weit gebracht. Wir dürfen eben nicht vergessen, dass es eine fort- 
schreitende Ausstellungstechnik gibt, und infolgedessen die letzte Unter- 
richtsausstellung imstande war, manche von ihren Vorgängerinnen nicht be- 
handelte Seite des Gegenstandes in Angriff zu nehmen ; und dass anderseits die 
Jugendbildung von heute mit ihren unverhohlen praktischen, ja utilitarischen 
Tendenzen sich leichter veranschaulichen lässt. Damit soll natürlich nicht 
bestritten werden, was jedem Vernünftigen einleuchtet, dass das allgemeine 
Interesse für die Schule und alles, was mit ihr zusammenhängt, erheblich 
gestiegen ist, und wir mit Stolz auf die pädagogischen Errungenschaften der 
Gegenwart hinblicken können. Es fragt sich nur, ob Aufwand und Resultat 
im richtigen Verhältnis zu einander stehen oder andersgesagt, ob selbst das 
mit den hier verfügbaren Mitteln Geschaffene weite Kreise über den gegen- 

*) Der vorliegende Bericht ist der erste einer Serie von Artikeln über die 
UnterrichtsausstelluBg in St. Louis. Für das folgende, das Februarheft, liegt uns 
bereits ein Bericht von Herrn Dr. Paul Reiff vor über das, was die deutsche Unter- 
richtsausstellung bezüglich des modemsprachlichen Unterrichts bot. D. R. 



Ein Rückblick auf die Unterrichtsausstellung. 3 

wartigen Stand der Jugenderziehung aufzuklären vermag. Man wird mit 
einem Schein von Recht behaupten, Fachausstellungen seien vornehmlich, 
wenn nicht ausschliesslich, für den Fachmann berechnet. Sicherlich kann 
nur ein Lehrer von Fach den überreichen Inhalt der St. Louiser Unterrichts- 
abteilung auf seinen pädagogischen Wert prüfen und interpretieren. Nur ist 
leider die amerikanische Lehrerschaft im allgemeinen nicht so glänzend 
situiert, dass man Lehrern und Lehrerinnen aus der Ferne den kostspieligen 
Ausflug hätte zumuten dürfen. Hierüber hatte man sich denn auch an 
leitender Stelle keiner Täuschung hingegeben, sondern von vornherein die 
Unterrichtsausstellung einigermassen für den Geschmack des Laien zuge- 
schnitten. Nun machen, wie männiglich bekannt, auf Herrn Publikus die 
„greifbaren" Resultate jeder Form von Unterricht den tiefsten Eindruck, 
und so hatten denn die Schulbehörden der Versuchung nicht widerstanden, 
Aug' und Herz der „Eltern und Gönner" nach Kräften zu erfreuen. 
Schreitet man daher die zahlreichen Kojen der ^^State Exhibits" ab, so fühlt 
man sich beim Anblick der enormen Menge von Holz-, Metall- und Papp- 
arbeiten, Nähtereien, Häkeleien, Stickereien beinahe versucht anzunehmen, 
Lesen, Rechnen, Schreiben müssten nebst ähnlichen nützlichen Beschäftigun- 
gen gänzlich abgeschafft und durch den Handfertigkeitsunterricht, welchem 
jene hübschen Sächelchen insgesamt entstammen, ersetzt sein. Allerdings ist 
der Eindruck falsch, denn tatsächlich nimmt der Handfertigkeitsunterricht 
im Lchrplan von heute noch keinen so unverhältnismässig grossen Platz ein, 
wie man bei einem Gang durch den St. Louiser Erziehungspalast vermuten 
musste. 

Man hatte in St. Louis Sorge getragen, den grössten Übelstand einer 
Unterrichtsausstellung, nämlich ihren Mangel an Aktualität, nach Möglich- 
keit zu beheben. Doch trotz der geschicktesten Anordnung, trotz der Be- 
lebung der Räume durch trefiliche Darstellungen aus dem Schulleben und 
anderweitigen Bilderschmuck, empfand man hier deutlicher als in anderen 
Abteilungen das Fehlen der lebendigen Faktoren. Alles in schönster Ordnung 
beisammen: Schulhäuser, Schulstuben, Schulbänke, und erst die Lehrmittel 
— von der Schiefertafel bis zur feinsten Präzisionswage und zu den 
krausesten chirurgischen Instrumenten — ; fehlte leider nur das geistige Band, 
das sich in der Wirklichkeit von Lehrer zu Schüler schlingt. Dem ist nun 
freilich kaum abzuhelfen, obzwar St. Louis selbst nach dieser Richtung mit 
glänzendem Beispiel vorangegangen ist Die hiesigen Schulen haben nämlich 
auf Veranlassung ihres hochverdienten Superintendenten Soldan den Versuch 
unternommen, in der städtischen Sektion im Erziehungspalast mehrere 
Monate hindurch im buchstäblichen Sinne des Wortes Schule zu halten und 
Herrn Schulinspektor Rathmann fiel die Oberleitung und Beaufsichtigung 
des heiklen Experimentes zu. Die Aufgabe wurde in glänzender Weise ge- 
löst. Hervorheben möchte ich, dass sich die klassenweise zur Ausstellungs- 
sektion nach dem Erziehungspalast abkommandierten Kinder durch die An* 




4 Pädagogische Monatshefte, 

Wesenheit so vieler Zuhörer und Zuschauer in ihrer Arbeit nicht stören und 
in ihrer ernsten Aufmerksamkeit nicht beirren h'essen. Solche Erfolge werden 
indessen stets vereinzelt bleiben. Wer nicht über den aussergewöhn- 
liehen pädagogischen Takt eines Rathmann verfügt» der lasse lieber die 
Hand von dem nicht ganz ungefährlichen Spiele. I 

Der Gruppierung der Weltausstellung lag ein vorzügliches Schema 
zugrunde, von welchem der Chef der Erziehungsabteilung, Mr. Howard J. 
Rogers, nur notgedrungen in mehreren Punkten abwich. Es waren sieben 
Klassen für die Einordnung sämtlicher Objekte : ] 

1. Elementarschulen. I 

2. High Schools und ''Secondary Schools'' überhaupt. 

■ 

3. Höhere Unterrichtsanstalten. 
4« Kunstinstitute.. 

5. Ackerbauschulen. 

6. Handels- und Gewerbeschulen. 

7. Spezialschulen (für Blinde, Taubstumme, Schwachsinnige, etc.) 

Bei strenger Ausführung obigen Planes wäre es wahrscheinlich möglich 
gewesen, das ganze Schulwesen der Gegenwart in seinen Hauptzügen dar- 
zustellen. Doch siegte über solche Erwägung der leidige Partikularismus in 
seiner beliebtesten amerikanischen Form: jeder Staat wollte seine ganze 
Leistungsfähigkeit an den Tag legen, Folge davon endlose ermüdende Wie- 
derholung auf jedem Gebiete. Aber auch dieser Nachteil der Unterrichts- 
ausstellung birgt einen philosophischen Nutzen. Durch das ein- 
geschlagene Verfahren tritt in nicht zu verkennender Weise die Gleich- 
mässigkeit, beziehentlich die Diskrepanz des Betriebs ins hellste Licht. Be- 
zeichnender Weise herrscht trotz der Unabhängigkeit der Staaten unterein- 
ander und trotz der Lockerheit in der Organisation der einzelstaatlichen 
Schulsysteme im amerikanischen Schulwesen eine — fast hätte ich gesagt 
erschreckende, — Gleichmässigkeit. In dieser Hinsicht ist von dem „Prinzip 
der gleitenden Übergänge," mittels dessen Prof. Hugo Münsterberg in seinen 
„Amerikanern" die Buntheit des amerikanischen Schulsystems erklären 
möchte, sehr wenig wahrzunehmen. Nach meiner Auffassung liegt der auf- 
fallenden Uniformität ein Umstand von ausschlaggebender Wichtigkeit zu- 
grunde, u. z. dieser: in Europa richtet sich die Schule nach ihrem eigenen 
Wissen und Gewissen, bei uns hingegen lässt sie sich durch die öffentliche 
Meinung leiten, sei es mit vollem, sei es mit nur teilweisem Bewusstsein. Es 
ist dies einer der Preise, welche die Götter auf republikanische Freiheit ge- 
setzt haben. Somit erbringt die im St. Louiser Erziehungspalast offenkundig 
gewordene Gleichheit der erzieherischen Ziele und Methoden einen neuen 
schlagenden Beweis für die Einheitlichkeit des Volksgeistes in allen Landes- 
teilen. 

„Manual Training" ist nun der Schule zweifelsohne durch die öffent- 
liche Meinung aufdekretiert worden. Jedoch zeigt sich diesmal, wie selbst 



Ein Rückblick auf die Unterrichtsausstellung, 5 

in einem misslichen Abhängigkeitsverhältnis die Schule aus der Not eine 
Tugend machen und ihrer höheren Bestimmung nachkommen kann. Be- 
kanntlich bewegt sich der Sinn der Masse stets auf der Bahn geringsten 
Widerstandes, also auch in Fragen der Jugenderziehung. Der Amerikaner 
hat von Hause aus einen ausgeprägten praktischen Sinn; er versteht u. a. 
beinahe instinktiv mit Werkzeugen umzugehen und die Stimmung ist deshalb 
von vornherein dem Handfertigkeitsunterricht günstig, weil die Allgemein- 
heit nicht hinlän^ich bedenkt, dass die Schule nicht nur die schon erwachten 
Anlagen entwickeln, sondern g^eichermassen auch die schlummernden er- 
wecken und die verkümmerten grossziehen soll. Es wäre Zeitvergeudung, 
wenn nicht geradezu Versündigung an der amerikanischen Jugend, auf die 
„realen" Anforderungen einseitig Gewicht zu legen. Somit ist es sehr 
erfreulich, w^enn man die Handfertigkeitslehrer ernst bemüht sieht, den 
Kindern künstlerisches Empfinden einzuflössen und die knospenden Talente 
zur Betätigung anzuspornen. Auch der eigentliche 2^ichenunterricht fand 
äusserst schmeichelhafte Anerkennung seitens zuständiger europäischer 
Kritiker. Wir dürfen also vielleicht von der nächsten Generation eine neue 
Ära für unser kunstarmes Land erhoffen. Besonders bedarf ja die angewandte 
Kunst, das Kunstgewerbe, einer eingehenden Pflege; denn die Weltaus- 
stellung in St. Louis hat nur zu deutlich von neuem dargetan, wie schlecht 
es bei uns noch damit bestellt ist. 

Ich habe vielleicht schon zu lange beim Handfertigkeitsunterricht ver- 
weilt, und doch bin ich noch nicht ganz fertig. Ich habe nämlich noch ein 
kräftig Wörtlein über den Schreibunterricht auf dem Herzen, der ja auch 
eine Art Handfertigkeitsunterricht ist. Das „Schönschreiben" oder die 
Kalligraphie pflegte man früher zu sagen. Heute sind wir nicht mehr so 
anspruchsvoll; schon gehört das Schönschreiben zu den verlorenen Künsten 
der Menschheit. Man darf trotzdem von der Schule auch im Zeitalter der 
Schreibmaschine bessere Unterrichtsresultate im Schreiben verlangen als in 
St. Louis vorlagen. Der "Spencerian Style" mit seinen abgeschmackten 
Schnörkeln ist ja Gott sei Dank in der pädagogischen Rumpelkammer zur 
Ruhe beigesetzt. Aber an der neuen Mode haben wir noch keine rechte 
Freude erlebt. Was immer sich zu ihrem Vorteil etwa vom Standpunkt der 
Hygiene vorbringen lässt, inbezug auf Hässlichkeit und Unleserlichkeit er- 
öffnet die meistenorts eingeführte Steilschrift die nämlichen unbegrenzten 
Möglichkeiten wie ihre entschlafene Vorgängerin. Vergleichen wir die 
amerikanischen Schulhefte mit den ausländischen, so werden wir gerechter 
Weise zugeben, dass die lateinische Schrift nicht nur der englischen, franzö- 
sischen und deutschen, sondern gleichfalls der japanischen Schuljugend besser, 
fliessender und vor allen Dingen charaktervoller ist als die unserer eigenen. 

Dagegen stehen wir in anderen Fächern ganz auf der Höhe der iZeit, 
in manchen sogar an der Spitze des Fortschritts. Besonders erfreulich ist die 



6 Pädagogische Monatshefte. 

sdinelle Verbreitung der „Laboratory Method" im Schulbetrieb; durdige* 
griffen hat diese Methode bereits in der Chemie, Physik und Biologie. Aus 
dem gleichen echt pädagogischen Geiste geboren ist die rapide Zunahme der 
Schulbibliotheken. Auch das entlegenste Schuldorf ist heute schwerlich ohne 
seine „School Library", die, wenn nichts weiter, so doch ein paar gute 
Wörter- und Nachschlag^bücher und daneben zum mindesten einige 
Meisterwerke der englischen und amerikanischen Literatur enthält. Der 
Dank grf>ührt einer einsichtigen Schulverwaltung und der Fürsorge 
bidungsfreimdlicher Institute wie die „New York State Traveling School 
Library". 

Auch was die Umgebung betri£Ft, in der Lehrer und Schüler jetzt ihr 
Tagewerk verrichten, wird es tagtäglich besser. -Selbst in jenen zahlreichen 
und sehr ausgedehnten Gegenden unseres Adoptiwaterlands, wo noch die 
Füchse einander gute Nacht sagen, sind recht häufig gefällig aussehende, gut 
gebaute, -beleuchtete und -ventilierte Schulhäuser anzutreffen. Wie mir 
scheint, entwickeln Pennsylvanien und Minnesota in dieser Richtung die 
meiste Energie. Merkliche Fortschritte sind femer auch in der Aus- 
schmückung der inneren Schulräume zu konstatieren. Langsam aber sicher 
emanzipieren sich die Schulbehörden von dem Aberglauben an die pädagogi- 
schen Vorzüge der kahlen vier Wände. Man trägt Sorge, das Kind mit einer 
behaglichen und ästhetischen Atmosphäre zu umgeben. Wiederum ist es 
charakteristisch , dass die in diesem Falle höchst lobenswerte Bewegung nicht 
spontan aus dem Boden der Schule entsprungen ist, dass sie vielmehr von 
aussen hereindringt. An vielen Orten bestehen Verbände kunstsinniger 
Schulfreunde, genauer gesagt Schulfreundinnen, zu dem Behufe, um mit den 
gesammelten Mitteln Nachbildungen berühmter Kunstwerke für die öffent- 
lichen Schulen anzuschaffen. 

Anknüpfend an derlei Anstrengungen im Interesse der Kunst seien die 
Spezialschulen für bildende Künste erwähnt, auf denen gewöhnlich unsere 
Zeichenlehrer und zum grossen Teil auch die Handfertigkeitslehrer ihre 
Ausbildung erhalten. Boston, New York, Chicago, Philadelphia, St. Louis 
besitzen vorzügliche Anstalten dieses Genres, die insgesamt in St. Louis 
mit ihren Leistungen Ehre einlegten. Überhaupt ist über die Spezialschulen, 
staatliche und private, durchaus in anerkennendem Sinne zu berichten, zumal 
über die Ackerbauschulen. Zwar haben es die Vereinigten Staaten noch nicht 
nötig jede Spanne Boden bis aufs Ausserste auszunutzen, und das Erdreich 
gibt bei uns noch aus freien Stücken her, was ihm in Mitteleuropa schon ver- 
mittek allerhand chemischer Geheimkünste abgelockt werden muss. Nichts- 
destoweniger ist jede auf rationelle Bodenkultur, namentlich forstwirtschaft- 
liche, abzielende Massnahme aufs Lebhafteste zu begrüssen. 

Von ebenso hohem soziologischen wie rein-pädagogischen Interesse sind 
weiters die Blinden- und Taubstummeninstitute, die Schulen für schwach- 
sinnige oder geistig zurückgebliebene Kinder und die Korrektionsanstalten« 



X 



Ein Rückblick auf die Vnterrichisausstellung. 7 

Auf halbem Wege zwischen den letztgenannten und den gewöhnlichen, 
regelrechten Schulen stehen die neueingeführten "Schools far individual 
work". Diese Anstalten sind in erster Reihe für widerspenstige Schüler be- 
stimmt, und eins ihrer besonderen Kennzeichen ist, dass an ihnen zum Unter- 
schiede von den "Public Schools" und im Widerspruch zu der landläufigen 
Zuckerbrotmethode neben heilsamer Arbeit auch für die Segnungen der 
Strafe in ausgiebiger Weise gesorgt ist. Die Entlassung aus diesen Anstalten, 
deren das winzige Rhode Island allein nicht weniger als sieben besitzt, hängt 
lediglich von der Besserung des Zöglings ab, und seinem Wiedereintritt in 
eine normale Volksschule steht nach erfolgter Entlassung m'chts im Wege. 



Gern möchte ich von der Ausstellung der höheren Unterrichtsanstalten 
Lobendes sagen ; doch haben sich, wenn ich diese Abteilung nicht unrecht be^ 
urteile, unsere Hochschulen, wenigstens die Colleges und Universitäten, die 
Gelegenheit entgehen lassen, die Ziele und Formen des wissenschaftlichen 
Unterrichts in den Vereinigten Staaten zur Anschauung zu bringen. Auch 
daran wird wieder der partikularistische Geist schuld gewesen sein, der in 
Amerika trotz der oben hervorgehobenen Einheitlichkeit des ö£Fentlichen 
Bewusstseins in hoher Blüte steht. So mussten denn über zwanzig Almae 
matres und Almae Mäterchen ihren hochvermögenden alten Herren zuliebe 
jede für sich separat ausstellen. Durch rationellen Zusammenschluss der 
führenden Hochschulen je eines der vorwaltenden Typen hätte diese Sektion 
der Unterrichtsausstellung eine wirkliche Bedeutung erlangen können; es 
wäre dann ein Vergleich der drei wesentlichen Abarten des College-Cur- 
riculums: des festen (prescribed) , gruppenmässigen {groupe-course) und des 
wahlfreien (elective) möglich gewesen. 

Die amerikanischen Hochschulen sind weit entfernt von der Einförmig- 
keit der niederen Lehranstalten. Erstens hat sich die ö£Eentliche Meinung 
mit ihnen noch nicht eingehend beschäftigt, und zweitens hängt dto 
,jEducational Policy* eines jeden College teilweise von den Ansichten seiner 
,^lumni* ab; die Anstalt selbst hat diesen separatistischen ksprit de corps 
ins Leben gerufen, und die Geister, die sie bannte, wird sie nun nicht los. 

Harvard, Johns Hopkins und zwei, drei weitere Universitäten nehmen 
die Aufgabe ernst und legen demzufolge das Schwergewicht auf die wissen- 
schaftliche Tätigkeit der Dozierenden und der Studenten. Von den übrigen 
begnügen sich die meisten mit einer an die Adresse ihrer Graduierten gerich- 
teten Captatio benevolentiae. Ihre Zioimer enthalten ausser einem gelegent- 
lichen wissenschaftlichen Paradestück hauptsächlich immer „etwas fürs 
Herz" der alten Herren, vornehmlich recht naturgetreue Gipsmodelle der 
Anstaltsgebäude. Geradezu als frivol muss es bezeichnet werden, wenn 
eine oder die andere Hochschule es bei einem elegant eingerichteten 
''Lounging" oder "Loafing Room" — nomen est omenf — für die Bequemlich- 
keit der jetzigen und einstigen Studenten bewenden lässt. 



8 Pädagogische Monatshefte. 

Zur Wiedergabe des Gesamteindnicks» den die Unterrichtsabteilung der 
Weltausstellung hinterliess, erübrigen in dieser flüchtigen Skizze einige 
Worte über die ausländischen Sektionen. Am prätentiösesten tritt uns 
Frankreich entgegen mit seinen hohen, geschmackvoll dekorierten Aussen- 
wänden und imposanten inneren Raumverhältnissen. Indessen wird im 
Arrangement die rechte Ordnung vermisst. Der sehr gewagte^. Versuch, die 
soziologischen Einrichtungen des Landes im direkten Anschluss an die 
pädagogischen zu behandeln, misslang, schon weil man nicht das richtige 
Mass für das gegenseitige Verhältnis gefunden hatte. So war man u. a. in 
der Verwendung der Affichen zur Illustrierung von Wohlfahrtsein richtungen 
u. dgl. viel zu weit gegangen. Trotz dieser und ähnlicher Mängel bekam 
man in der französischen Abteilung dennoch einen recht guten Begriff von 
den Schulzustäiiden der Republik, namentlich den hauptstädtischen. 

Weniger umfangreich war die britische Abteilung. Hier lag der Haupt- 
akzent auf Kunst- und Kunstgewerbe-Unterricht. Nach den vorzüglichen 
Proben, die in reicher Fülle und Mannigfaltigkeit ausgestellt waren, unter- 
liegt es kaum einem Zweifel, dass den Engländern in dem letzterwähnten 
Unterrichtszweige die Palme zuerkannt werden muss. 

Auch Italien macht viel Wesens von seinen **Arts and Grafts", 
ohne aber in seinen Leistungen entfernt an England heranzureichen. Zudem 
zeigen die italienischen Schülerarbeiten einen ausgesprochenen merkantilen 
Charakter. 

Das Gleiche gilt von unserer Nachbarrepublik Mexiko. Hier dient die 
Manual Training in noch weit höherem Grade utilitarischen Zwecken. Be- 
weis dessen u. a. der ehrenvolle Platz, der einem inwendig reich mit Sammet 
ausgeschlagenen Etui, enthaltend ein Zwillingspaar von glänzend polierten 
messingenen Spucknäpfen, in einem gläsernen Schaukasten angewiesen war. 
Manchen braven Missourier wird es vergeblich gejuckt haben, seine welt- 
berühmte Treffsicherheit an den edlen Urnen zu erproben. Lobende Er- 
wähnung werde indessen der mexikanischen Mineralien- und Arzneimittel- 
sammlung zuteil. 

Vortrefflich in ihrer Art, ausser der deutschen wohl die lehrreichste unter 
sämtlichen ausländischen Abteilungen, war die Unterrichtsausstellung 
Schwedens. Weder grosszügig noch besonders reichhaltig, wie eben nur die 
deutsche es war, erzielte sie dennoch, dank der geschickten Disposition des 
Materials, eine glückliche Charakteristik des heimischen Schulwesens. Es 
sind wirkliche Schulräume vorgestellt: das Klassenzimmer einer Elementar- 
schule ; eine Küche für den Kochunterricht an Mädchenschulen ; eine Sloyd- 
Werkstatt mit je einem Arbeitstisch für Papp-, Holz- und Metallarbeit nebst 
zugehörigem Werkzeug-Kasten. Man darf ja nicht meinen, dass die Schwe- 
den über ihrem geliebten Sloyd die geistige Ausbildung ihrer Jugend ver- 
nachlässigen. Kein Volk ist strebsamer, bildungsfroher als die modernen 



Ein Alahnruf an Deutschland, 9 

Skandinavier ; dafür spricht u. a. die stetig zunelunende Zahl und Frequenz 
der Fortbildungsschulen für Erwachsene. Die schwedische Unterrichtsaus- 
stellung verrät sich dem kundigen Beobachter auf Schritt und Tritt als das 
reif überlegte imd planvoll durchgeführte Werk eines Fachmanns von selte- 
ner Fähigkeit. 

Was Prof. Dr. Lagerstedt mit verhältnismässig sehr bescheidenen 
Mitteln zu erreichen wusste, das gelang ebenfalls, u. z. in einem dem 
vervielfachten Reichtum der Materie entsprechenden Masse dem Organisator 
und Kommissar der deutschen Schulabteilung, Prof. Dr. Leopold Bahlsen. 
Bahlsens Abteilung bildete einen integrierenden Bestandteil der deutschen 
Unterrichtsausstellung, mit deren Oberleitung ab Vertreter des preussischen 
Kultusministeriums Herr Regierungs-Assessor Graf zu Limburg-Stirum be- 
traut war. Was diese ausgezeichneten Männer im Verein mit einer statt- 
lichen Zahl tüchtiger fachmännischer Gehülfen zuwege gebracht, ist der 
Gegenstand eines besonderen Referats, das in einer der nächsten Nummern 
der P. M. erscheinen soll und dessen Verfasser ich hier nicht vorzugreifen 
wünsche. Nur so viel sei mir zu sagen gestattet, dass Deutschland in der Un- 
terrichtsabteilung seine anerkannte Führerschaft in der pädagogischen Be- 
wegung der Gegenwart von neuem erwiesen und befestigt hat. 

Alles in allem genommen, hat die St. Louiser Unterrichtsausstellung 
den hohen Anforderungen, die man in Anbetracht der ungeheuren Opfer 
an Zeit und Mühe an sie zu stellen berechtigt war, in vielen Beziehungen 
entsprochen. Jedenfalls wird das Unternehmen für die pädagpgischen Be- 
strebungen der Vereinigten Staaten direkt und indirekt gute Früchte tragen. 



Ein Mahnwort an Deutschland zur Richtigstellung 
und Reinhaltung der Muttersprache.*^) 

Von C. O. Schtarfeh, Baltimore, Md. 



(POr die Patfttff«fftoclMB rtoMtolicftc.) 



Die durch die nationale Einigung erlangte Grösse des Deutschen Reichs, 
die uns hier auf der Weltausstellung in tausend Gestalten vor die Augen 
tritt, ist wiederholt auf das Schaffen und Wirken des deutschen Schulmeisters 
zurückgeführt worden. Es ist nun hohe Zeit, dass es dem deutschen Schul- 



*)Die Kaiserlicb DeutBche Botschaft in Washington hat offiziell Kenntnis von 
diesem Mahnwort genommen, indem sie sich den genauen Wortlaut desselben zu- 
senden Hess. Nachträglich erfahren wir, dass auch die reichsdeutschen Tagesblätter 
eich günstig über die in dem Artikel ausgesprochenen Vorschläge geäussert haben. 
Namentlich ist dies von der tonangebenden „Tägl. Rundschau" in Berlin aus 
geschehen. D. R. 



10 Pädafoiische Monatshefte. 

meister ebenfalls gelinge, auch für die Mutterspradie jene Einigung in 
Formen, Ausdruck und Schreibung herbeizuführen, welche, unbeschadet des 
freien Wachstums und der schöpferischen Mannigfaltigkeit von dem Be- 
wusstsein der Gegenwart als mustergültig gefühlt wird« 

Solche Versuche sind seit Jahrzehnten im Ganges allein sie haben bis 
jetzt noch wenig Ordnung schaffen können. Abgesehen von dem auch auf 
dem Sprachgebiet noch immer spukenden Geist der Kleinstaaterei gewahren 
wir besonders zwei Bestrebungen, die hier störend wirken« Auf der einen 
Seite versuchen Puristen die Entwickelung der Weltsprache aufzuhalten, auf 
der entgegengesetzten werden Fremdwörter an den Haaren herbeigezogen, 
und es scheint eine Einigung noch in weiter Feme zu liegen. Vielleicht, dass 
sich eine solche anbahnen lässt, wenn nachfolgend gegebene Gesichtspunkte 
eines amerikanischen Schulmeisters der Erwägung würdig befunden werden. 

Freilich ist er schon seit beinahe 40 Jahren unter dem Sternenbanner, 
ist hier Vater und Grossvater geworden, aber, wie sein Herz, so ist auch 
seine Liebe für die alte Heimat jung geblieben, er hat die liebe Muttersprache 
in imd ausserhalb der Familie treu gepflegt, und die geistigen Bande mit 
Deutschland sind nur noch fester geknüpft worden. Um dem Denkenden 
den Standpunkt des Referenten klar zu legen, hat sich derselbe diese per- 
sönliche Bemerkung gestattet, aus demselben Grund erlaubt er sich auch 
noch auf seinen Erfahrungskreis hinzuweisen. Er ist seit 36 Jahren ununter- 
brochen im Lehrberuf zu Baltimore und kann auf einen Schülerkreis zurück- 
blicken, der an Mannigfaltigkeit seinesgleichen sucht. Es finden sich darunter 
Altersstufen vom Kindesalter bis zum 60. Lebensjahre, Vertreter der ver- 
schiedensten Nationalitäten und Rassen. Auch ebenso verschieden ist der 
Schülerkreis inbezug auf Beruf und gesellschaftliche Stellung; es befinden 
sich darunter der Student und der Universitäts-Professor, der unbemittelte 
Einwanderer und der Millionär, der Freidenker und der Priester, der 
Arbeiter und der Handelsherr, ein Bürgermeister, ein Oberrichter und ein 
Kabinettsminister. 

Eine besonders liebe Aufgabe war es mir stets, wenn ich so viele aus 
meiner bunten Schülerzahl in den Wundergarten der deutschen Sprache imd 
Literatur einführen durfte, und um so peinlicher berührte es mich immer, 
wenn ich dabei von meinen eigenen Schülern auf Wildlinge und Wucher- 
pflanzen hingewiesen wurde. Das erfuhr ich wiederholt während des eben 
abgelaufenen Sommers an der Sonmierschule zu Portland, Maine. Es 
zeichnet sich diese vor anderen Sonmierschulen dadurch aus, dass an ihr 
einige Abteilungen eingerichtet sind, worin dem Sprechen der neueren 
Sprachen eingehende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Wie oft wurden da 
von meinen lernbegierigen Studenten Fragen an mich gerichtet, wie: Warum 
sagen denn die Deutschen Diner, Souper, Bouquet, Bureau, etc., etc., das ist 
ja rein französisch? 



Ein Mahnruf an Deutschland. 11 

Nach diesen Vorbemerkungen gestatten Sie mir nun direkt auf mein 
Ziel loszusteuern. Zunächst wollen wir die Frage über die Zulassung von 
Fremdwörtern in deutscher Rede ins Auge fassen. Es ist selbstverständlich 
und keines Beweises bedürftig, dass es nichts Widersinnigeres geben kann» 
als zu seinen Landsleuten in fremder Zunge zu reden, wenn die Mutter- 
sprache die dem Sinne voUkonunen entsprechenden Worte darbietet. In- 
dessen muss auch anerkannt werden, dass die Muttersprache dem Denken 
keine Fesseln anlegen kann, und es zu den unveräusserlichen Rechten des 
Menschengeistes gehören muss, seinen Gedanken jederzeit den zutreffenden 
Ausdruck, wo immer er zu suchen sein mag, zu geben. Jedes Fremdwort 
erscheint daher berechtigt, für welches in dem Zusammenhang, in dem es ge- 
braucht wird, kein vollständig deckender einheimischer Ausdruck zu finden 
ist; unter der einzigen Voraussetzung, dass er dem Angeredeten verständlich 
bt oder^ gemacht werden kann. Solche Fremdwörter dienen unserem Sprach- 
garten zur Zierde. 

Die grosse Mehrzahl dieser heimisch gewordenen Fremdwörter kann 
man als die internationalen bezeichnen. Denn das Wesentliche dabei ist, dass 
sie im allgemeinen überhaupt gar keiner Volkssprache als solcher zuzuteilen 
und besonders anzurechnen sind, sondern ausser und über den Volkssprachen 
stehend, ein gemeinsames Besitztum der heutigen Kulturvölker bilden, daher 
der Regel nach in allen Sprachen aus den gleichen Lautzeichen bestehen und 
nur ungleich ausgesprochen werden. Sie sind allerlei Sprachen, alten und 
neuen, entnommen, weit überwiegend aber den klassischen und insbesondere 
dem Griechischen, nicht als ob die Alten diese Ausdrücke gekannt oder ver- 
standen haben würden; es sind vielmehr grösstenteils erfundene, von den 
Gelehrten aller Völker, den Deutschen so gut wie anderen, bewusst und nicht 
ohne Willkür gemachte Kunstwörter. 

In diesen Wörtern besitzen alle Wissenschaften und Künste einen teils 
gemeinsamen, teils jeder einzelnen von ihnen eigentümlichen, teils eisernen, 
teib beweglichen Grundstock fester und genauer Bezeichnungen sowohl ihrer 
Stoffe, als ihrer beweglichen Mittel. Die Wissenschaften gehören aber nicht 
den einzelnen Nationen an, sondern sind ein Gemeingut aller Kulturvölker, 
das angesammelte geistige Bildungskapital der Menschheit, das eine Grenera- 
tion der andern unver&lscht und weitergeführt zu überliefern hat. Wenn 
hier jedes Volk darauf bestehen wollte, seine eigenen Ausdrucksweisen und 
Benennungen geltend zu machen, die unfehlbar in kurzer Zeit mehr als nur 
sprachliche Verschiedenheiten in ihrem Gefolge hätten, so wäre ein gemein- 
sames Fortarbeiten der Nationen sehr gehindert. Ähnlich drängt die Natur 
des heutigen Handel»- und Geldverkehrs von selbst auf ein gewisses Mass 
fester und internationaler Begriffe und ihrer Benennungen hin. 

Neben diesen Kunst- und Fachwörtern gibt es noch andere internationale 
Wörter, die dem deutschen Sprachgarten zur Ziedre gereichen, auch sie ge- 



12 Pädagogische Monatshefte. 

hören nicht den Volkssprachen an, sondern lauten bei allen Völkern ganz oder 
nahezu gleich. Sie zerfallen wieder in die geschichtlichen, aus vergangenen 
Zeiten stammenden, und in die der Gegenwart, aber dem Auslande angehöri- 
gen Begri£Fswörter und Gattungsnamen. Schon eine bunte Auswahl zeigt, 
um was es sich handelt. Jeder Gebildete kennt oder gebraucht nach Um- 
ständen Wörter wie Musen, Furien, Diktator; die alten Göttemamen sind 
ihm geläufig; ja selbst mit bloss menschlichen Eigennamen kann er sich zu 
befasen haben, wenn er von einer Achillesferse, von Tantalusqualen u. dergl. 
hört. 

Ähnliches gilt von zahllosen Dingen und Vorgängen der ausländischen 
Gegenwart, mögen sie menschlicher Einrichtungen oder Naturerscheinungen 
betreffen. Jeder Kulturfortschritt, jede neue lebensfihige Idee dringt durch 
die ungemein gesteigerten Mittel des geistigen Verkehrs bei allen Kultur- 
völkern ein und umkleidet sich mit einem entsprechenden Wort. 

Es gibt z. B. eine beträchtliche Zahl englischer und französischer Wör- 
ter fürs heutige Alltagsleben, für die keine deckenden deutschen Ausdrücke 
vorhanden sind, und dasselbe ist wiederum der Fall im Englischen und 
Französischen. Für diese Sprachen hat der Begriff Fremdwörter überhaupt 
keine Bedeutung, man nimmt dort die passenden Wörter aus anderen 
Sprachen einfach in den allgemeinen Sprachschatz auf, und weist ihnen nicht 
eine Sonderstellung an, wie bislang noch im Deutschen. So finden wir dort 
Wörter wie Kindergarten, Zollverein, Hinterland, Reichstag, ja selbst 
Kaiser*) ; und fortwährend werden weitere deutsche Ausdrücke dort ein- 
gebürgert. Das gilt auch bezü^ich anderer Kultursprachen ; man durchsehe 
nur die jüngste Ausgabe des „Dessionario de la Real Academia Elspanola". 
Es liegt ja auch nichts Unwürdiges darin, wenn sich eine Volkssprache aus 
den Mitteln einer anderen bereichert und so seinen Gesichtskreis und Be- 
griffsvorrat erweitert. 

Neben der Genauigkeit und Bestimmtheit der Äusserung gereichen die 
hier in Betracht kommenden Wörter mit ihren zahl- und klangreichen 
Vokalen der deutschen Rede bei deren Vokalarmut und Konsonantenhäufung 
durch ihren Wohlklang zu weiterem Vorteil, und bieten dem Ohr eine an- 
genehme Abwechslung. Sie lassen sich auch leicht in den Fluss der deutschen 
Rede einstellen, und zwar oft leichter als die entsprechenden Verdeutschun- 
gen. Man vergleiche z. B. nur einmal näher folgende eingebürgerten Fremd- 
wörter mit ihren vorgeschlagenen Verdeutschungen und mache den Versuch, 
sie in Sätzen anzuwenden : 



*) Die Annahme des Wortes Kaiser in die leitenden Kultursprachen kann 
als Ausdruck der hohen Bewunderung betrachtet werden, die das Ausland für den 
genialen Monarchen hegt. Die Auslandspresse braucht jetzt auch immer häufiger 
seinen vollen Namen Kaiser Wilhelm. 



Ein Mahnruf an Deutschland. 13 

Photographie — Lichtbild, Ltchtbildkunst, Lichtbildverfahren ; 
Photograph — Lichtbildner, Lichtbildkünstler ; 
photographisch — lichtbildnerisch; 
photographieren — lichtbildnen. 

Wer das Gruseln lernen will, darf nur lichtbildnen konjugieren. Es geht 
hier wie bei den englischen Puristen, die ihrerseits nur angelsachsische Aus- 
drücke gelten lassen wollen. Ihre Schriften machen häufig den Eindruck des 
Ermüdenden, Erzwungenen und Geschmacklosen. 

Sehr wninschenswert ist aber, dass solchen Fremdwörtern der Stempel 
des Heimatsrechts in der deutschen Sprache gegeben wird, indem man die 
Schreibung derselben dem Deutschen näher rückt oder Wörter, wie Shawl, 
Lieutenant, auch so schreibt, wie man sie ausspricht ; man könnte anderseits 
den Grundsatz, die Wörter so auszusprechen, wie sie geschrieben werden, 
weiter ausdehnen, und z. B. so gut man Kompliment, Regiment etc. sagt, die 
französische Aussprache auch bei Abonnement, Reglement ets. aufgeben. 

Was hier über die Berechtigung von Fremdwörtern nur angedeutet 
werden konnte, hat vor Jahren der Kanzler der Universität Tübingen, Prof. 
Dr. Rümelin, in geistvoller Weise weiter ausgeführt. Indessen kann ich mich 
des Gefühles nicht erwehren, dass der Gelehrte in dem von ihm damals vor- 
gelegten Fremdwörterverzeichnis (5830 im ganzen) mitunter zu weit ge- 
gangen ist, und somit der anderen Partei gerechten Grund zur Kritik gege- 
ben hat. Nur ein einziges Beispiel: Er befürwortete das Wort Bureau. 
Wenn nun der Deutsche in diesem Falle anstatt eines vorhandenen deutschen 
Ausdrucks ein rein französisches Wort vorzieht, so kann man es uns Amerika- 
nern nicht verargen, wenn wir — so es doch einmal ein der deutschen Sprache 
fremdes sein soll — eines aus dem eigenen englischen Sprachschatz entnehmen 
und Office sagen. Und das wird in der Regel auch getan. Ahnliches gilt 
für das spanische Amerika und Brasilien. 

Nachdem nun darauf hingewiesen worden ist, welchen Fremdwörtern 
eine Berechtigung in deutscher Rede zustehen sollte, lässt sich leicht erken- 
nen, welchen eine solche abzusprechen ist. Es sind, kurz ausgedrückt, alle 
die, für die es einen deckenden deutschen Ausdruck gibt. Die einen sind so- 
wohl Nutz- als auch Zierpflanzen im deutschen Sprachgarten und verdienen 
eine treue Pflege — und das sollte auch von der deutschen Volksschule be- 
herzigt werden — , die anderen aber sind Wildlinge, und diese sollten aus- 
gejätet werden. 

Solche Wildlinge kann man gleich hier innerhalb des Ausstellungsplatzes 
wuchern sehen. Wir wollen nur einige davon ins Auge fassen, die ein amt- 
liches Gepräge tragen. Einer kaiserlichen Behörde sei dabei gebührender- 
massen der Vorrang gegeben. Da stossen wir gleich beim Betreten der ost- 
afrikanischen Ausstellung auf die Inschrift: „Kaiserliches Gouvernement". 
Sollte vielleicht das entsprechende gut deutsche Wort auf der langen Reise 



14 Pädagogische Monatshefte. 

nach Ostafrika über Bord gespült worden sein ? Doch nein, auch im amtlichen 
Teil einer Kolonialschrift, die ich bei meinem ersten Besuche anfangs Juli 
dort vorfand, sah ich das Wort Gouvernement, dazu noch Gouverneur, 
Dolmetscher eleve, u. a. m. Die kaiserlicheBehörde hat doch noch wenig- 
stens ein gutes Französisch gebraucht, nicht so aber eine königliche bayrische. 
In der Ausstellung der N3rmphenburger Porzellanwaren finden wir in eng- 
lischer Sprache gross angezeigt, dass dieselbe von der königlich bayrischen 
Fabrik in Nymphenbourgh kommen. Warum in aller Welt wird den Be- 
schauem das deutsche Wort in französischem Gewände vorgeführt, und dazu 
noch in fehlerhafter Form? denn der Buchstabe „h" am Ende ist schon seit 
der Zopfzeit abgeschafft worden. Übrigens haben die Franzosen das deutsche 
Wort Nymphenburg unverändert in ihren Sprachschatz aufgenommen, 
brauchen also selbst nicht mehr eine französische Focm dafür. (Vergl. 
Guerin, Dictioaire des Dictionaires, Tome 5, P. 41 3-) 

Die französische Form deutscher geographischer Namen dem Ausland 
gegenüber sollte doch endlich einmal von den Deutschen aufgegeben werden, 
und das erst recht von einer amtlichen Behörde. Ahnten doch nur solche 
Deutsche, wie sie durch eine derartige unverantwortliche Fremdwortsucht 
die reiche Muttersprache in den Augen der Ausländer erniedrigen ! „Warum 
brauchen denn die Deutschen dieses Wort, das ist ja rein französisch?" 
werde ich immer und immer wieder von Schülern und Studenten gefragt, wie 
erst noch vor drei Wochen an der Sommerschule zu Portland. 

Ausser den Fremdwörtern gibt es in deutscher Rede andere heimische 
Ausdrücke, die einer Richtigstellung benötigt sind, und bei der Viel- und 
Schnellschreiberei unserer dampfgetriebenen Zeit tritt eine solche Notwen- 
digkeit immer mehr zu Tage. Auf einer Reise durch die deutschen Lande 
habe ich oft mit heissem Bemühen Aufklärung über manche derselben ge- 
sucht, wie auch über gewisse Fragen bezüglich Grammatik und Schreibung, 
aber was manchmal an einem Ort als mustergültig angesehen wurde, be- 
zeichnete man an einem anderen als nur mundartlich, in einigen Fällen auch 
als sprachwidrig. Da konnte der nach Wahrheit Suchende auch klagen: 
„Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug, als wie zuvor." 

Alle solche hier angedeuteten Übelstände und Unzulänglichkeiten könn- 
ten nun beseitigt und verhindert werden, wenn es für die deutsche Sprache ein 
Wörterbuch g^be, wie es andere leitende Sprachen besitzen, das uns in Ein- 
klang setzt mit dem richtigen Sprachgebrauch und uns deutlich bewusst 
macht, nacli welchen Gesetzen und Analogien die alten Formen zerbröckeln 
und neue an ihre Stelle treten. Es sollte daher ein solches allgemeines 
deutsches Wörterbuch geschaffen werden, und zwar sollte dasselbe möglichst 
nach dem Vorbilde von Websters Wörterbuch der englischen Sprache bei den 
Stamm- und Wurzelwörtern auch kurze Angaben über Ableitung und Her- 
kunft geben, Begriifserkläningen darbieten, sinnverwandte Wörter beifügen 
und je nach Bedürfnis auch eine Zeichnung und ein Satzbeispiel. 



Ein Mahnruf an Deutschland, 15 

Man wende nicht ein» dass ein solches Werk bei dem Wortreichtum der 
deutschen Sprache zu umfangreich für den allgemeinen Gebrauch werde ; von 
der Unzahl von Doppelwörtem (Grimm gibt allein 730 Wörter, die mit 
dem Worte Land beginnen) könnten alle solche gut ausgeschlossen bleiben, 
deren Wurzeln sonst wo im Buche gegeben sind und die sich von selbst 
erklären, und nur die Berücksichtigung finden, bei denen die Beziehungen 
der zusammengestellten Wörter undeutlich erscheinen. Die Zahl der 
deutschen Stamm- imd Wurzelwörter beträgt nach Rümelin noch nicht ganz 
3000, wobei schon mehrere hundert alter und längst eingebürgerter Fremd- 
wörter mitgerechnet sind, die 2^ahl der englischen beträgt hingegen mehr als 
das doppelte, weil sie zwei Hauptquellen g^eichmässig nebeneinander aus- 
beuten konnte. Wenn nun das erwähnte englische Wörterbuch in einen Band 
zusammengedrängt werden konnte, so ist nicht einzusehen, warum das nicht 
auch mit einem deutschen getan werden kann. 

Ausser einem solchen Wörterbuch wäre dann noch eine abgekürzte 
kleine Schulausgabe davon — ebenfalls nach dem Vorbild des angeführten 
englischen Werkes — ganz am Platze; die Gründe dafür wird jeder Schul- 
mann sofort erkennen. Wie oft hörte ich in den langen Jahren von hiesigen 
Deutschen und Nichtdeutschen, von Lehrern und Studenten, den Seufzer: 
„Ach, gäbe es doch einen deutschen Webster 1" 

Ein allgemeines deutsches Wörterbuch kann selbstverständlich nicht ein 
preussisches, bayrisches etc., sein, es muss ein reichsdeutsches sein, es sollte 
in irgend einer Weise vom Reiche ausgehen oder doch irgendwie dessen 
Wahrzeichen tragen, so dass es als Autorität anerkannt werden kann, so 
weit die deutsche Zunge klingt. Und wo klingt die heutzutage nicht ? Fach- 
männer aus den verschiedenen deutschen Landen, Österreich eingeschlossen, 
sollten zu diesem nationalen und patriotischen Werk berufen und eingeladen 
werden, sie könnten zugleich, wie es schon vor Jahren Professor Noire so 
schön befürwortete, eine sprachliche Hochmacht bilden, welche auf alle Aus- 
wüchse, Wucherungen und falschen Triebe aufmerksam machen wollte, 
gleichzeitig mustergültige Beispiele heranziehen, durch welche der schwanke 
Sprachgebrauch festgestellt würde und so dazu beitrüge, dass durch eine von 
jeder Schulfuchserei freien Kritik die herrliche deutsche Muttersprache in 
ihrer Reinheit erhalten und immer schönerer Entwicklung engegengeführt 
würde. Diese Männer könnten es wohl auch anbahnen, dass die Deutschen 
dem guten Beispiel der übrigen germanischen Stämme in der allgemeinen 
Einführung der Lateinschrift folgen. 

„Aber", lässt sich immer noch der Einwand hören, „es widerstrebt der 
glücklichen Eigenart des deutschen Volkes, in Fragen des Sprachgebrauchs 
sich den Aussprüchen von noch so ausgezeichneten Männern zu unterwerfen. 
In der deutschen Literatur herrschen von jeher republikanische Institutio- 
nen." — Darauf sei zunächst gesagt, dass republikanische Institutionen auf 



I 



16 Pädagogische Monatshefte. 

Gesetz und Ordnung beruhen; wo solche missachtet werden, herrscht 
Anarchie. Femer könnte eine noch so durchgeistete Hochwacht nie und nim- 
mer einen Sprachgebrauch und Sprachregeln vorschreiben; das Volk selbst 
macht doch die Sprache, der Gelehrte kann das Vorhandene nur aufzeichnen, 
sichten und ordnen, und durch aufmerksames Beobachten und feinsinniges | 

Vergleichen die innewohnende Sprachregel herausfinden und darlegen, sowie t 

darauf hinweisen, wenn die Sprache etwa Gefahr läuft, eine schöne, reine, 
einfache Form einzubüssen oder gegen eine minder gute zu vertauschen» 
Weder das Volk als solches, noch die sprachgewaltigen Greister, deren mäch- 
tigen Gedanken das Gewand der Sprache zu enge ward, und die deshalb 
kräftig daran reckten und dehnten, bis es imstande war, dieselben zu um- 
kleiden, haben sich je von Sprachgelehrten oder Regierungsgewalten bevor- 
munden lassen. 

Die erwähnte Einrede wurde zuerst gehört, als noch die deutsche Klein- 
staaterei \iaicherte. Mittlerweile ist aber Deutschland ein Grossstatt, eine 
Weltmacht gew^orden, und seine Sprache eine Weltsprache, und in gewissem 
Sinne ein Gemeingut aller Kulturvölker. Das findet sich treffend ausgedrückt 
in den Worten, die Prof. Dr. Gilman als Präsident der Johns Hopkins 
Universität vor etwa zwei Jahrzehnten an die Studenten richtete : 

„Wie im Mittelalter das Lateinische, so ist heute das Deutsche die 
Sprache der Gelehrsamkeit und Bildung, und kein Student kann auf dieselbe 
Anspruch machen, wenn er das Deutsche nicht vollkommen beherrscht." 

Es kann daher nicht missverstanden werden, wenn aus der Mitte der 
zehn Millionen Amerikaner deutschen Blutes ein Mahnwort ergeht an ihre 
Stammmutter Germania zur Richtigstellung und Reinhaltung der Mutter- 
sprache. Nach diesen Erörterungen sei es mir gestattet, dem Germanischen 
Kongress nachfolgenden Beschluss zur Erwägung, beziehungsweise Annahme 
vorzulegen : 

Der Germanische Kongress erachtet es als eine Notwendigkeit, dass für 
die deutsche Sprache jene Einheit in Formen, Ausdruck und Schreibweise 
bewerkstelligt werde, welche, unbeschadet des freien Wachstums und der 
schöpferischen Mannigfaltigkeit von dem Bewusstsein der Gegenwart als 
mustergültig gefühlt wird. 

Die Schaffung eines allgemeinen deutschen Wörterbuchs, nach dem 
Muster von Websters Wörterbuch der englischen Sprache, wird gleichfalls 
dringend empfohlen.*) 



*) Dieser Antrag konnte bei der Fülle der Geschäfte nicht zur Besprechung 
kommen, er wurde daher der nächsten Konvention des Xaiionalbundes überwiesen, 
die im Laufe des kommenden Sommers in Indianapolis tagen wird. 



Zur Praxis des Rechtschreibunterrichts. 



Von Ernst Liittge. 



(Avu „Deutsche Schulpraxis")* 



Die nachfolgenden Unterrichtsskizzen sollen keinen vollständigen Lehrgang 
darstellen, sondern nur an einer Beihe von Beispielen den Gedanken veranschau- 
lichen, dass der Rechtschreibunterricht auf eine phonetische Grundlage ge- 
stellt werden müsse. Es werden daher den eigentlichen orthographischen tJbungen 
immer erst Sprechübungen vorausgeschickt, die den Zweck haben, durch 
scharf artikuliertes Sprechen und genaues Hören ein deutliches Klang- 
bild des zu schreibenden Wortes zu erzeugen. Die schriftlichen t)bungen 
schliessen sich eng an diese Hör- und Sprechübungen an und haben vor allem dafür 
zu sorgen, dass jeder einzelne Laut recht innig mit dem entsprechenden Schrift- 
zeielien verbunden, dass also jeder Buchstabe zum Träger eines bestimmten Laut- 
wertes wird. Der Übungsstoff ist daher für diese gi'undlegende Stufe so gewählt 
worden, dass nur Wörter mit lauttreuer Schreibung zur Behandhing 
kommen. 

1. Das lange i. 

Die Lippen bilden einen engen, aber breit geöffneten Spalt. Die Zunge stemmt 
sich an die unteren Schneidezähne und wölbt sich so, dass zwischen Zungenrücken 
und Gaumen nur ein enger Kanal für die ausströmende Luft bleibt. Eine Ver- 
wechselung mit dem ü lässt sich durch energisches Zurückziehen der Mundwinka 
Termeiden. 

t)bungsstoff*) Tier, Bier, Dieb, Lied; Biene, Wiese, Riese, Ziege, Ziegel, Siegel, 

Schiefer, Papier; lieben, liegen, biegen, wiegen; sie riefen, 
schliefen, schrieben, rieten, hielten. 

L Sprechübungen. 

1. Unterscheidung des langen und kurzen i (Übung des Ohres) : er riet — er 
ritt; das Lied — er litt; die Wiesen — wir wissen. Wir wissen, dass denen die 
Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (In wissen höre ich ein kurzes i, 
in 1 i e b e n ein langes i) . 

2. Xennt Wörter mit langem i! Gebt bei jedem Worte an, welcher Mitlaut 
Auf i folgt! ier, ieb, ien, ies, etc., dieselbe Verbindung auch mit der Endung des 
kurzen e: iere, iebe, iene, lese (das e dumpf!). 

3. Anwendung der Wörter in Sätzen: Sieh hier die Fliege! Sie kriedit wie 
die Biene. Die Ziege geniesst viel Wiesengras. Dies riecht sie gem. 

IL Schreibübungen. 

1. Lautieren und Anschreiben. Was fällt euch auf? Das lange) i wird 
durch ie bezeichnet. (Die Schreibung i und ih wird später als Ausnahme^ 
behandelt). Wiederholtes Lesen, Lautieren und Zerlegen in Silben. 



*) Einige der hier genannten Wörter werden aus dem AnsehauungsimteiTicht 
oder einem Lesestücke genommen, die übrigen nur soweit herangezogen, als sie de^ 
Schülern inhaltlich bekannt sind. 



18 Pädagogische Monatshefte. 

2. Schreiben und Lesen der Buchstabenverbindung**) ie mit folgendem Mit- 
laut: ier, iel, ief etc. 

3. Luftschreiben, Buchstabieren, Niederschrift aus dem Kopfe. 

4. Sprecht und schreibt Hauptwörter mit dem Geschlechtsworte! Sprecht und 
schreibt auf, was wir tun ! 

Merke: Das Wörtchen wir wird ohne e ge- 
schrieben. 

Diktat. Auf der Wiese sind viele Tiere. Da fliegen Bienen zu den Blumen. 
Die Ziege liegt im Grase. Wir lieben die Blumen. Sie riechen lieblich. 

2. Der Mitlaut m. 

Das m wird bei geschlossenen Lippen gebildet, indem man die Luft mit 
Stimme durch die Nase' gehen lässt. Die Zähne dürfen dabei nicht aufeinander 
stossen. Mit dem m lässt sich eine Melodie summen. 

t^bungsstoff: Maus, Maler, Muschel, Morgen, Mantel; schäumen, räu- 
men, träumen, schämen, wärmen, keimen. 

I. Sprechübungen. 

Hier verdienen besonders folgende Punkte Beachtung: 

1. Das m muss von den Schülern mit deutlichem Summen gesprochen werden, 
besonders im Inlaut (schäumen), damit es als stimmhafter Laut deutlich bewusst 
wird. 

2. Das Dativ-m ist fleissig zu üben: in dem Hause, auf dem Felde. 

3. Es müssen solche Wortverbindimgen geübt werden, bei denen das m im 
Auslaut mit einem Verschlusslaut des folgenden Wortes zusammentrifft: im 
Munde, vom Maler, am Morgen, dem Pferde, meinem Vater, am Wagen, dem 
Pudel. 

Bei dem Zusammentreffen zweier m sind zwei Extreme zu vermeiden: nicht 
bloss ein m (amorgen)*) und auch nicht zwei deutlich geschiedene m, wobei der 
Verschluss zweimal zu bilden wäre, was stets gezwungen klingt. Dem zweimaligen 
m ist vielmehr dadurch Rechnung zu tragen, dass man den Lippenschluss länger 
aushält, also das m gedehnt spricht: am-orgen. 

n. Schreibübungen. 

Das Hauptgewicht ist darauf zu legen, dass die Kinder durch Lautieren die 
Buchstabenfolge der Wörter feststellen, sodass Wörter, die keine besondere 
Schwierigkeit bieten, gleich nach dem Gehör — nach voraufgegangenem Luft- 
schreiben niedergeschrieben w^erden. 

Zu merken sind die kleinen W^örter am, um, im, vom, zum: am 
Morgen, im Baume, vom Maler. 

Diktat (zur Wiederholung). Im Ofen ist Feuer. Er ist warm. Mein 
Mantel ist auch warm. Am Morgen ist der Ofen kalt. Da macht die Mutter Feuer 
an. 

3. Der Mitlaut n. 
Das n wird mit leicht geöffneten Lippen gebüdet, indem sich die Zunge an die 



*) Dem Menschen klingt dann wie: da Menschen. 

**) Durch genaue Betrachtung isolierter Buchstabenverbindungen sollen Laui- 
und Schriftzeichen recht innig im Bewusstsein verknüpft werden. 



Zur Praxis des Rechtschreibunterrichts. 19 

oberen Schneidenlhiie legt. Die Luft strömt mit Stimme durch die Nase. Auch 
ffcuf n läset sich eine Melodie summen. 

übungsstoff: Name, Nase, Nadel, Nudel, Nest; weinen, scheinen, kein, 

fein; anfangen, angenehm, anbauen, fünf. 

I. Sprechübungen. 

Es ist die Beseitigung folgender Sprechfehler anzustreben: 

I. Die Kinder y erstehen das n oft nicht eu dehnen, sie müssen es daher mit 
deutlichem Summen sprechen lernen. 

2. Sie Terwandeln n in m yor Lauten mit Lippenschluss: ambauen statt 
anbauen, f ümf statt fünf. 

3. Sie verbinden das n der Vorsilbe an und un mit folgendem g zum Ver- 
schlusslaute ng; angenehm statt an-genehm, angehen statt an-gehen, Angesicht 
statt An-gesicht, ungesund statt un -gesund. 

4. Sie verwandeln n in m bei der stummen Endsilbe en nach Lippenschluss: 
habm (oder ham) statt haben, gebm statt geben, nehm statt nehmen. 

II. Schreibübungen. (Siehe vorige Lektion). 

1. Zu merken sind die kleinen Wörter an, in, von, bin. 

2. Setze vor jedes Hauptwort die Wörter: mein, dein, sein, oder 
meine, deine, seine. (Arm, Bein, Nase, Hut, Tulpe, Rose) . 

3. Setze vor jedes Hauptwort die Wörter: an, in, von, (an, in oder von 
der Wiese, Blume, dem Baume, Ofen) . 

4. Der Ve rschlus s laut ng. 

Die Buchstabenverbindung ng bezeichnet einen einheitlichen Laut, 
nicht zwei verschiedene Laute. Mit dem n hat er gemeinsam, dass die Luft mit 
Stimme durch die Nase entströmt, unterscheidet sich aber dadurch, dass der 
Zungenverschluss nicht an den Zähnen, sondern am Gaumen gebildet wird. 

Übungsstoff: Ring, Ding, Wange, Zange, Schlange, Zunge, Angel, Finger, 

lang, jung, fangen, singen. 

I. Sprechübungen. 

1. Bei der Aussprache sind zwei Fehler zu vermeiden: 

a. Im Auslaut darf der Verschluss nicht gelöst werden, damit es nicht wie 

nk klingt (Rink). Man lasst also bei Ring die Zunge am Gaumen, 
als ob noch ein e folgen sollte (Ring: e). 

b. Im Inlaut darf vor den folgenden Vokal (e) nicht noch ein g gesetzt 

werden (Ring — ge, sondern Ring — e). 

2. Wie klingt der Selbstlaut vor ng? 

Nimm aus jedem der gesprochenen Wörter nur den Selbstlaut mit ng heraus! 
Ing, ang, ong, eng, ung. 

Hänge an diese Lautverbindung noch ein e oder en, oder er ! inge, ange u. s. w. 

Klingt, Glöckchen, klinglingling, 
EJing*, Glöckchen, kling*. 

Reimpaare: Mit Sing und Sang, mit Kling und Klang. 

n. Schreibübungen. 

1. Nennt ein Wort mit ing! ang! ung! inge! ingt! u. s. w. Lautieren, An- 
«ehreiben u.s.w. Die Kinder bilden durch Vertauschung und Hinzufügen von Buch- 



20 Pädagogische Monatshefte, 

Stäben neue Wörter, z. B. Ring, Ringe, Finger, ringen, singen. , Durch welche beiden 
Buchstaben wird der ng-Laut bezeichnet? Schreibt mit dem Finger auf dem 
Tische (in der Luft): ing! Ring! ang! lang! lange! ung! jung! u. s. .w. 

2. Nennt Wörter, bei denen auf den ng-Laut ein t folgt! Sprecht und schreibt: 
ingt! angt! ungt! 

3. Setzt vor jedes Hauptwort der oder die oder das (ein oder eine) ! Der Ring, 
der Finger, der Hunger, die Zunge, die Wange, das Ding. 

4. Sprecht und schreibt zweisilbige Wörter und teilt sie ab: Rin-ge, sin-gen. 

Diktat. Ich habe fünf Finger an meiner Hand. Meine Zunge ist rot. In 
der Schule singen wir. Die Amsel singt im Garten. 

5. Die Mitlautel imd r (Im, It If, Ib, rm, m, rt, rb). 

Bei der Bildung des 1, das stimmhaft ist, liegt die Zungenspitze an den oberen 
Schneidezähnen oder am Zahnfleisch, sodass an beiden Seiten eine Enge bleibt, 
durch die die Luft hindurchströmt. Falsche Bildungen entstehen, wenn die Zunge 
zu sehr gespitzt wird, oder wenn sich die Zunge an den Gaumen legt; im ersteren 
Falle entsteht ein zu dünnes (spitzes) 1, im letzteren ein zu volles. 

Das r erscheint in zwei verschiedenen Formen: 

1. Als Zungenspitzenlaut entsteht es,' wenn die gehobenene Zungen- 
spitze am oberen Zahnfleisch eine Enge bildet, durch die der Luftstrom 
stark herausgepresst wird, sodass die Zungenspitze in Zittern versetzt wird. 

2. Als Zäpfchen (Gaumen) -r entsteht es, indem die Zunge, bei niedergedrück- 
ter Spitze, am hinteren Teile mit dem Gaumen eine Rinne bildet, in der 
durch einen starken Luftdruck das Zäpfchen in Schwingung versetzt wird. 

Für die Rechtschreibung ist das Zungen-r wertvoller als das Gaumen-r, da 
letzteres bei undeutlicher Bildung leicht mit ch verwechselt wird (Wachen statt 
Waren). Ist ein ungezwungenes Zungen-r nicht zu erzielen, so sehe man darauf, 
dass wenigstens das Gaumen-r mit deutlichem Rollen hervorgebracht wird. 

t^bungsstoff: Laube, Leiter, laufen, lieben; Rabe, Rübe, reisen. — Halm, 

Feld, Wald, gelb, kalt, halten; Karl, Korn, Korb, Hom, 
vom, arm, hart. 

I. Sprechübungen. 

1. Am leichtesten ist die Aussprache des anlautenden 1 oder r. Besonders zu 
üben ist die Verbindung dieser Laute mit einem nachfolgenden Mitlaute, wobei 
darauf zu sehen ist, dass den Kindern die Aufeinanderfolge der Laute deutlich be- 
MOisst wird. (Deutliches Vor- und Nachsprechen der Wörter). 

2. Wie klingt der Mitlaut vor Im, rm u. s. w. ? Kiu*z. 

3. t^bung folgender Lautverbindungen: alm, olm, ulm, elm, ilm, am, om, u.8.w. 

4. Reimpaare: Kom und Dom, Halm und Qualm, Geld und Feld. 

Trarira, 

Der Sommer, der ist da. 

IL Schreibübungen. 

1. Nennt ein Wort mit om! Lautiert es! Korn, Hom, vom. — Eins mit ort! 
Lautiert! Wort, Oi't, dort u. s. w. Anschreiben, Lesen u. s. w. 



Berufs- oder Allgemeinbildung, 21 

2. Sprecht und schreibt die Hauptwörter in der Mehi'zahd: Halm, Wald, 
Korn, Korb, Hom, Garten. 

Sagt gelb und hart von passenden Dingen aus. (Der Halm ist gelb, das 
Hom ist hart.) 

Diktat. Wo ist das Korn T Das Korn ist auf dem Felde. Wie ist der Halm ? 
Er ist gelb. Wie sind die Kömer? Sie sind hart. Wo ist der Hirte mit den Schafen? 
£r ist auf der Wiese. (Fortsetzung folgt). 



Berufs- oder Allgemeinbildung:* 



(Aus ,^us der Schule — ^für die Schule".) 



,^arrensp088en sind Eure allgemeine Bildung und alle Anstalten dazu. Dass 
ein Mensch etwas ganz entschieden verstehe, vorzüglich leiste, wie nicht leicht ein 
anderer in der nächsten Umgebung, darauf kommt es an!" In diesen Worten, die 
er in den Wander jähren Jarno in den Mund legt, spricht Goethe einen auch an an- 
dern Stellen öfters von ihm wiederholten Gedanken aus, an den ich lebhaft bei der 
Lektüre eines vorzüglichen Aufsatzes erinnert wurde, den der Münchener Stadt- 
schulrat Dr. Kerschensteiner für das erste Heft der Pädagogi- 
schen Reform (s. Päd. Bl. 1004, S. 141, 227) beigesteuert hat. 

Als das Ideal der Bildung gilt es, wie der Verfasser sagt, vielfach, „dass der 
Mensch in allen Wissensgebieten und Wissensschätzen, welche die menschliche 
Kultur im Laufe von sechstausend Jahren aufgespeichert hat, zu Hause sein muss, 
und nicht etwa der alte, reife, im harten Leben geschulte Mann, nein, bereits der 
kaum den kurzen Hosen entwachsene Knabe". Höhere Schulen und Volksschulen 
überfüttern den Schüler mit Wissensstoff. Aber „wohl wenig Menschen im 
Deutschen Reiche haben ein klares Bild von den Erfolgen unsrer unter tausend 
Mühen und Sorgen ungezählter, wackerer Lehrer aufgewendeten Bildungs- 
arbeit". In Bayern ist ein solcher Einblick möglich, da hier auf die sieben- 
jährige Werktagsschulpflicht eine dreijährige Sonntagsschulpflicht und auf die 
Entlassimgsprüfung aus der Werktagsschule eine ebensolche aus der Sonn- 
tagsschule folgt. Der Einblick ist nach dem Urteil des Verfassers geradezu 
niederschmetternd, w^enigstens was den Wissensinhalt betrifft. „Als ich vor 
neun Jahren zum erstenmal bei den Entlassungsprüfungen diesen grellen 
Gegensatz zwischen den Ergebnissen beider Schulen bemerkte, als ich sah, 
wib selbst die besten Lehrkräfte mit Schmerz und Wehmut nach den 
entschwundenen Früchten ihrer Lebensarbeit suchten, da wusste ich be- 
stimmt, dass unsre auf möglichst vielseitige Bildung oder, besser gesagt, auf 
möglichst reichhaltiges Wissen gerichtete Volksschularbeit eine Danaidenarbeit 



war." 



Es gilt also, dem jetzt herrschenden Bildungsideale ein anderes gegenüberzu* 
stellen. Das Bild vom ganzen Mensehen ist eine Abstraktion, geformt aus der An- 
schauung einer Zeit und eines Volkes. Der wahre Mensch ist ein nationales Pro- 
dukt, und zwar sowohl in der Idee wie in der Wirklichkeit. Die Tiefe seiner Ein- 
sicht und die Sicherheit seines Könnens, die zarte Empfänglichkeit seines Ge- 



22 Pädagogische Monatshefte. 

mütes, die Festigkeit Beines Willens und die bezähmte Kraft seiner physischeii 
Natur kommen vor allem in seinen Beziehungen zu seinen Volksgenossen zum Ans- 
druck. Auf der Grundlage dieser Anschauung ist es möglich, den durchaus nidit 
innerlich begründeten Streit zwischen Berufs- und Allgemeinbildung aufzuheben» 
,J>er Weg zum idealen Menschen führt nur über den brauchbaren Menschen» 
Der brauchbare Mensch ist aber derjenige, der sein und seines Volkes Arbeit 
erkennt und den Willen imd die Kraft besitzt, sie zu tun. Kur in dem Masse, als 
ihm dies gelingt, kann eine Nation ihn als Menschen bewerten. Dabei kann, wie 
Goethe sagt, der geringste Mensch komplett sein, wenn er sich innerhalb seiner 
I^higkeiten und Fertigkeiten bewegt." 

,4)ass der einzelne seine Arbeit erkenne, an ihr Einsicht, Wille und Kraft übe 
und erstarken lasse, das ist die erste Aufgabe auf dem Wege zur Bildung. Die 
Berufsbildung steht an der Pforte der Menschenbildung." Die heutige Berufsbildung 
wird irrtümlicherweise auf die reine Technik beschränkt. Man lässt dabei die 
tausend imd abertausend unsichtbaren Fäden unbeachtet, mit denen alle Berufe 
imd Berufsinteressen zusammenhängen, und schädigt dadurch sowohl die wahre 
Menschenbildimg als auch die Berufsbildung. Es muss vielmehr „mit der Erziehung 
für die Berufsaufgaben jene Erziehung verbunden werden, die den einzelnen be- 
fähigt, auch die Aufgaben des Ganzen, dem er angehört, zu würdigen und an ihnen 
nach Massgabe des Platzes, an dem er steht, sich zu beteiligen; ja dieser Teil unsers 
Erziehungsproblems muss nicht nur mit dem ersten verbunden, er kann sogar 
nur durch ihn in richtiger Weise gelöst werden." 

Das, was uns am wertvollsten ist am wahrhaft gebildeten Menschen, die 
Stärke, Kraft und Geschlossenheit des sittlichen und ästhetischen Charakters, ent- 
wickelt sich zunächst nur beim wirklichen Handeln. Ja, auch unsere tiefsten Ein- 
sichten, unsre brauchbarsten, wertvollsten und vor allem dauerhaftesten Kenntnisse 
entspringen weit weniger aus Belehrung und Bücherstudium, als vielmehr aus dem 
praktischen Leben, aus einer selbständigen produktiven Arbeit. . . Die grosse Zahl 
der Ideen aber, die lediglich von aussen zufliegen, haben, wenn sie nicht eine tiefere, 
aus praktischer Erfahrung zurückgelassene Empfindung vorfinden, mit der sie 
sich verschmelzen können, nicht die geringste bildende Kraft für unser 
Wesen." Der Verfasser führt als Zeugen für diese Anschauungen Goethe an und 
ruft dann aus: ,^Ach, wieviel tausendmal sind diese Dinge in andrer Form und in 
anderm Zusammenhang gesagt worden, in allen Zungen, zu allen Zeiten, von ganz 
grossen und ganz kleinen Geistern, von Dichtem, Philosophen, Staatsmännern imd 
Erziehern ! Sowie aber diese Lichtstrahlen auf das Medium der Wirklichkeit treffen, 
werden sie von ihm wie von einem phosphoreszierenden Körper umgewandelt, so 
dass man ihre alte Farbe und Leuchtkraft nicht wieder zu erkennen vermag." 

So zahlreich auch die Gründe sein mögen, die diese Erscheinung begreiflich 
machen, so muss doch versucht werden, das theoretisch als wahr Erkannte in die 
Wirklichkeit umzusetzen. 

„Heute schon ist es trotz aller Schwierigkeiten, die in der Zeit und in den ge- 
wordenen Verhältnissen liegen, möglich, auch an den bestehenden Volksschulen 
durch die produktive Arbeit hindurch den Weg zur Bildung zu nehmen. Wir tun es 
ja auch zum Teil, aber nicht planmässig genug und nicht überall da, wo es möglich 
wäre." 

„Zuvörderst ist es nötig, dass wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, 
nicht alle Stoffe eines grossen Wissensgebietes, wenn selbst mit entsprechender 
Auswahl gleichmässig durchzuarbeiten. Wer eine geschichtliche Periode, eine geo- 
graphische Landschaft, eine Tier- oder Pflanzenklasse unter fleissigem Beobachten 
und mit einer der jeweiligen Reife entsprechenden Gründlichkeit wirklich verarbei- 



Berufs- oder Allgemeinbildung. 23 

tet hat, der hat nicht nur die Kraft» Bondem auch die imwideretehliche Lost gewon- 
nen, andre Zeitperioden, andre geographische Landschaften, andre Tier- und Pflan- 
zenklassen zu durchforschen, und wird es tun, wenn ihm später die Verhältnisse 
solche Aufgaben nahelegen. Für die Erkenntnis des Qesetzmässigen aber genügt 
das Durchwandern eines kleinen Teilgebietes vollständig und ist auch weit frucht- 
barer als eine Fahrt durch das ganze grosse Reich. Denn die wenigen grossen Ge- 
setze, auf deren Erkenntnis es bei der Bildung ankommt, sind für alle Teilgebiet» 
eines geschlossenen Wissensbereiches gleich. Wer das italienische Volk und seine* 
alte Kunst kennen lernen will, tut besser, sich in Florenz und Umgebung aufzu- 
halten, als eine Stangensche Rundreise durch das ganze Land zu machen. 

Zum zweiten ist es nötig, und nach Erfüllung der ersten Forderung auch mög- 
lich, in allen Unterrichtsgebieten für vielseitige, gründliche Beobachtung zu sorgen, 
zunächst durch Anknüpfung and die Erscheinungen ausserhalb der Schule und dann 
systematisch durch Laboratorien, Werkstätten, Schulgärten, Aquarien und Ter- 
rarien, Volieren in der Schule selbst. Ununterbrochene Beobachtungsreihen durch 
das ganze Schuljahr hindurch. Schätzen, Messen, Wägen in allen Rechen- und 
Physikstunden, HersteUung von Karten, Profilen und Reliefs, Anpflanzen und Kul- 
tivieren, Modellieren und Schnitzen im Anschluss an die Aufgaben des theoretischen 
Unterrichts, einfach physikalische Untersuchungen, alles von den Schülern selbst 
ausgeführt, muss in den meisten Schulen, selbst der grössten Städte, möglich ge- 
madkt werden können. Schon haben wir in München in aUen Schulen, die wenigen 
alten, zentral gelegenen ausgenommen, einfache, aber doch wertvolle Einrichtungen 
für Beobachtungen und Versuche in sonnig gelegenen Schulgärten, in Terrarien und 
Aquarien mit laufendem Wasser, in Volieren und Raupenkästen. Schon verbreiten 
sich langsam die Werkstätten für Holz- und Metallbearbeitungen, sowie die Schul- 
küchen über die Schulgebäude der Stadt, und es ist vielleicht nur eine Frage der 
Zeit und der entsprechenden Lehrervorbildung, dass jedes Schulhaus neben seinem 
geräumigen Zeichensaal auch sein kleines physikalisches Laboratorium besitzt, 
worin die Schüler ihre Versuche machen können. Mit diesem Beobachtimgsunter- 
richt, der mit dem ersten Schultag des Schulrekruten einsetzt imd acht Jahre 
später mit dem letzten Schultag endet, werden wir zwar weniger Wissensstoff be- 
wältigen können, aber wir werden vieUeicht das eine Ziel erreichen, das einzig und 
allein Aufgabe der Volksschule sein kann: dass der Knabe und das Mädchen nach 
dem Austritt aus der Schule befähigt sind, nunmehr das Lernen zu beginnen. 

Zum dritten ist eine durchwegs stärkere Betonung des Zeichnens möglich. Es 
erscheint unbegreiflich, dass der Wert dieser Fähigkeit heute noch nicht genügend 
gewürdigt wird. Und doch möchte ich dem Scblagworte : „Jede Stunde eine Sprach- 
stimde," ein andres zur Seite setzen: „Jedes Sachgebiet ein Zeichengebiet.'' — Ganz 
abgesehen davon, dass das Zeichnen eine vorzügliche Schule des Beobachtens wer- 
den kann und stets eine sichere Kontrolle für die Richtigkeit der Beobachtung ist, 
existiert kaum eine Tätigkeit, für welche die Kinder fast ohne Ausnahme soviel 
angeborene Lust mitbringen, wie das Zeichnen. Insbesondere ist das Zeichnen aus 
dem Gedächtnis eine Sache, die wir heute fast noch völlig ignorieren, während es 
doch geradezu ein Hauptgebiet für die gestaltende Kraft des Kindes wäre und eino 
nie versiegende Quelle wahrer Arbeitsfreude. Glücklicherweise sind wir in Deutsch- 
land durch den Vorgang der Hamburger und durch das Beispiel Preussens auf den» 
besten Wege, hier einem Mittel zur Bildung jene Bahn frei zu machen, die es längst 
verdient hat. 

Zum vierten wäre der Empflndung ein grösseres Feld zu öffnen, nicht bloss der 
sittlichen, sondern auch der ästhetischen. Das beste Mittel hierzu ist, soweit als es 
nur irgend ein geordneter Massenunterricht gestattet, auf allen Unterrichtsgebieten 
der alten Pestalozrischen Forderung nach Selbsttätigkeit des Schülers die Tore zu 



-24 Pädagogische Monatshefte. 

öffnen. Je mehr wir den Schüler gfingeln, je handgreiflicher wir ihn führen, um so 
-geringer entwickelt sich in ihm der Schaffensdrang und die mit ihm verbimdene 
Arbeitsfreude. Je weiter der Erzieher zurücktritt (ohne natürlich den Zögling aus 
-dem Auge zu verlieren)» je mehr es sich als Ferment betrachtet, das nur die gestal- 
tende Kraft im Schüler auszulösen und zu reguliesen hat, desto mächtiger wächst 
das Empfindungsleben, dass jede wirkliche selbständige Arbeit zu wecken imstande 
ist. Freilidi werden sich dann die Schülermassen nach ihren Anlagen und In- 
teressen gliedern und die Arbeiten des Unterrichts und der Erziehung sich ver- 
mehren; aber ebenso, ja noch mehr wird auch der innere Lohn für den Erzieher 
wachsen. Bei unsem gegenwärtigen Schulverhältnissen im Deutschen Reich ist 
allerdings diese Forderung nur zum kleinsten Teile durchführbar; aber gleichwohl 
eoUte sie kein Lehrer und kein Lehrplan ganz ausser Auge lassen. 

Das Fünfte aber und sofort Durchführbare wären Prüfungsordnungen und 
Schulaufsichtsbeamte, die weniger darauf sehen, was behandelt wurde, als wie 
es behandelt wurde, die weniger nach vielem Wissen, als selbständigem Können 
fragen, die orthographische, grammatikalische, ja selbst Rechenfehler übersehen 
-können zugunsten^ einer selbständigen Auffassung, Darstellung und Ausdrucksweise 
des Kindes. Die deutsche Lehrerschaft, dieser festen Überzeugung bin ich, wird 
dann schon nachkommen und der durch Abschaffung der Dressur zweifellos schwieri- 
ger gewordenen Aufgabe der Schule gerecht zu werden suchen. Und wenn die heu- 
tige Lehrervorbildung hierzu nicht genügen sollte, so wird gerade diese dem Um- 
fang nach kleinere, aber der Kunst nach wesentlich höhere Arbeit die Frage der 
zweckmässigen Vorbildung von selbst in bessere Bahnen bringen." 

In den Münchener Volksschulen ist man noch einen Schritt weitergegangen 
und hat im letzten Schuljahr bereits Rücksicht genommen auf den zukünftigen 
Beruf der Knaben als Handarbeiter und des Mädchens als Führerin der häuslichen 
Wii-tschaft. Aber auch wer diesen letzten Schritt noch nicht zu tun geneigt ist, 
wird jenen vier Kardinalpunkten, die der Verfasser als Grundforderung eines zweck- 
mässigen Bildungsapparates bezeichnet, zustimmen müssen: Grösste Beschränkung 
des Stoffes, ausgedehnte Möglichkeit zum selbständigen Beobachten und Schaffen, 
jtusgiebige Verwendung der Fertigkeit im Zeichnen und möglichste Förderung des 
Empfindungslebens. ,,Sie haben", wie der Verfasser zum Schluss erklärt, „den 
starken Grund für sich, dass alle Berufsbildung, soll sie entwicklujigsfähig sein, 
•einer gewissen allgemeinen Bildung bedarf, welche für die Massen in der Volks- 
:schule, für die Beamten und Gelehrten in der höheren Schule zu suchen ist. Aber 
man kann sehr darüber streiten, bis zu welcher Höhe diese allgemeine Grundlage 
-gehoben werden muss, ehe die Brufsbildimg eintreten darf. Was man nicht nützt, 
ist eine schwere Last, und aller blosse Kenntniserwerb, der nicht früher oder später 
Beziehung zum persönlichen, praktischen und öffentlichen Leben des einzelnen ge- 
winnt, ist eine Danaidenarbeit.'* 

Die Ausführungen Kerschensteiners haben für uns auch besonders deshalb 
Interesse, weil er wiederholt auf den Zusammenhang zu sprechen kommt, in dem 
seine Bestrebungen mit der Ausbildung der Lehrer stehen. Er findet sie „vielfach 
imgenügend" und sagt, sie sei „fast noch mehr als die andrer Menschen auf ge- 
- dächtnismässiges Wissen aufgebaut". Es mag dahingestellt bleiben, ob aus dem 
hier angedeuteten Vergleich das richtige Ergebnis gezogen ist, man braucht auch 
die in einer Fussnote angebrachte Mitteilung, der Verfasser kenne „Lehrerinnen- 
seminare, in denen ein ganzes Buch über Chemie auswendig gelernt werde, ohne 
dass auch nur ein einziges Expeiiment vom Lehrer, geschweige denn von den 
Schülern gemacht worden wäre", nicht als typisch für die Lehrerinnenbildung zu 
betrachten. Soviel ist aber sicher, dass auch der Seminarunterricht im grossen und 



Tagun£ des Lehrerbundes von Wisconsin. 25 

ganzen dem Ziele nachjagt, ,,einen gedrängten -überblick über den Wissensschats 
der ganzen Menschheit geben zu müssen". Jede Erinnerung daran, dass dieses Ziel 
unfruchtbar sei, dass es Tielmehr hier darauf ankomme, eine spezifisch deutsche, 
eine im besten Sinne volkstümliche praktische Bildung zu vermitteln, wollen wir mit 
Dank annehmen. 

Wie verUendet erscheint aber im Lichte der Kerschenstmnerschen Gedanken 
die von einem Teil der Lehrerschaft verfochtene Idee, die allgemeine Vorbildung der 
Volksschullehier auf eine der vorhandenen höheren Schulen zu verlegen! Wie 
wenig würde von dem dort angeeigneten Bildungsstoffen „früher oder später Be- 
ziehung zum persönlichen, praktischen und öffentlichen Leben des einzelnen" Leh- 
rers gewinnen! So findet gerade in den neuerdings vielfach gestellten Forderungen 
nach einer lebensvoll-praktischen Gestaltung des Volksschulunterriehts unsre 
Oberzeugung eine Stütze, daas es darauf ankomme, die Lehrerbildungsanstalten zu 
höheren Schulen mit spezifisch deutschem Charakter auszubauen, in denen die 
allgemeine Bildung in dem rechten Zusammenhang mit der Berufsbildung gebracht 
ist. Xatürlich nicht in dem Sinne eines den geistigen Horizont einengenden Zu- 
schnitts der allgemeinen BUdung auf jede der kleinen Alltagsaufgaben des späteren 
Berufs, aber doch in dem eines grossen Zusammenklangs jener beiden Arten der 
Bildung. 



Berichte und Notizen. 



I. Taguns: de« Lehrerbunde« von Wisconsin in ntlwaukee vom 

28.— 30. Dezember 1904. 



Alljährlich in den Weihnachtsferien tagt unser Staatslehrerbund in der Metro- 
pole von Wisconsin, und so hatte sich denn auch dieses Jahr wieder eine stattliche 
Anzahl Lehrer, wohl an 14 — 1500 eingefunden, wozu natürlich Milwaukee mit 
seinen 1000 und mehr Lehrern immer das grösste Kontingent stellt. Auch diesmal 
machte ich die Bemerkung, daHS die Zahl der männlichen Lehrer gegen die der 
weiblichen von Jahr zu Jahr zunimmt. Ein reichhaltiges Programm von Vorträgen 
über wichtige Gegenstände, die teils die Schule, teils die Lehrer betreffen, 
war aufgestellt und mit Referenten, deren Namen in der Pädagogik einen guten 
Klang haben, versehen worden. Prinzipal H. Krueger von Milwaukee, Vor- 
sitzer eines Komites über Lehrerpensionen, berichtete folgendes : 

,J)ie Pensionierung der Lehrer, die in diesem Lande verhältnismässig neu ist, 
finden wir schon seit langen Jahren in vielen europäischen Ländern. In Deutschland 
besteht sie schon lange, und man kann wohl mit Recht behaupten, dass durch feste 
Anstellung und Pension der Lehrer es Deutschland dahin gebracht hat, dass seine 
Schulen die besten, und ebenso, dass seine Lehrer die am besten ausgebildeten sind. 
Diese Begünstigungen der Lehrer geben denselben ein Gefühl der Sicherheit im 
Amte und ziehen die besten Kräfte an und erhalten sie im Amte, da sie vor 
Nahmngssorgen sicher gestellt sind. Dabei ist noch zu bemerken, dass Pensionen 
daa Gehalt in keinerlei Weise herunter gedrückt haben, wie man hier oft glaubt, 
sondern es ist in einigen Ländern teilweise höher als hier. Einige Länder in 
Deutschland bezahlen den Lehrern beim Abgange aus dem Amte (gewöhnlich nach 
40 Dienst Jahren) die Hälfte oder zwei Drittel des letzten Gehalts, (das letztere 



26 Püaiogische Monatshefte. 

xahlt Preussen) andere sogar das yoUe Gehalt. Früher muasten die Lehrer auch 
noch etwas in die Pensionskasse einzahlen, doch jetzt zahlt die Staatskasse den 
vollen Betrag allein. 

Doch auch hier in Amerika haben wir schon Staaten, die ihren Lehrern 
Pensionen zahlen, nämlich New Jersey, Maryland, Massachusetts, Rhode Island, 
New Tork, Pennsylvania, Michigan, Delaware, South Carolina, (Hiio, niinois und 
der Dist. Columbia. Der Zuschuss der Lehrer in die Penaionskasse, die Lange der 
Dienstzeit, nach welcher die Pension bezahlt wird, und die Hohe derselben sind in 
den verschiedenen Staaten natürlich sehr verschieden, in den meisten Fällen be- 
trägt der Zuschuss der Lehrer 1 oder 2 Prozent des Gehaltes, und die Pension 
schwankt von $150 bis zur Hälfte des zuletzt gezahlten Gehalts. 

Ein interessanter Vortrag war der von C E. McLenegan, Prinzipal einer der 
hiesigen Hochschulen, über das Thema: Die alte und die neue Schule — 
The Old School and the New. McLenegan wies auf die Sdiäden unsere 
modernen Schulwesens hin. Er tat dies im ganzen in humoristischer, doch mitunter 
auch in scharfer und sarkastischer Weise. Er behauptete, dass der einfache Lehr- 
plan von früher, der nur die notwendigsten, aber damit zugleich die Fundamental- 
fächer enthielt, den Vorteil gehabt habe, dass das wenige nun auch gründlich 
durchgenommen und eingeübt wurde, wozu jetzt bei dem vielerlei, womit der Lehr- 
plan überladen sei, keine Zeit übrig bliebe. Wenig, und dies gründlich treiben, sei 
besser als vieles halb und ungenügend. Er behauptete, dass die Schüler früher 
besser vorbereitet in die Hochschule gekommen wären als jetzt; aber dafür könne 
man nicht die Lehrer verantwortlich halten, sondern den überladenen Lehrplan, der 
viele Gegenstände enthalte, die nicht in die Volksschule gehörten. 

Auf diesen Vortrag reagierte nun unser Supt. Pearse in seinem Vortrage am 
nächsten Tage über das Thema: Suche den einzelnen Schüler 
zu erreichen — Touch the IndividuaL Er behauptete, dass die 
Schulen noch nie so gut gewesen seien als jetzt, und dass die Schüler viel besser 
für dsjB Leben vorbereitet würden als früher, wobei er z. B. auf den Koch- und 
Nähunterricht für Mädchen und den Handfertigkeitsunterricht für die Knaben 
hinwies. Doch obgleich mehr Fächer gelehrt würden, so vernachlässige die Schule 
audi die Fundamentalfächer nicht, wenn auch das Buchstabieren vielleicfat manch- 
mal etwas mangelhaft seL Es hat gute englische Schriftsteller g^;eben, die nie 
richtig zu buchstabieren gelernt hätten, und doch lese jeder ihre Werke gem. 
Wer behaupte, dass unsre Schulen jetzt schlechter seien als vor 25 oder 30 Jahren, 
der entstelle die Tatsachen entweder böswillig, oder er verstehe nidits davon. Die 
Schule müsse mit der Zeit fortschreiten, denn Stillstand sei Rückgang. Dann kam 
er auf sein eigentliches Thema zu sprechen und erwähnte, dass er in den Mil- 
waukeer Schulen die Einrichtung getroffen habe, die fleissigen und guten Schüler 
eine halbe Stunde früher zu entlassen, also um 3 Uhr nachmittags, imd dadurch 
würde dann den Lehrern Gelegenheit gegeben, schwache, unbegabte Schüler nach- 
zubehalten und ihnen in freundlicher, liebevoller Weise weiterzuhelfen. 

Einen wichtigen Schritt tat die Hoehschul- und College-Abteilung für moderne 
Sprachen in ihrer SektionsTersammlung durch die Annahme von Beschlüssen für 
Erweiterung resp. Ausdehnung des deutschen 
Sprachunterrichts auf die beiden oberen Klassen der Volksschule. Vom 
Vorstand des Wis. Lehrerbundes war letztes Jahr ein Komitee ernannt, welches 
diese Sache in Beratung nehmen und Empfehlungen machen sollte. Dieses Komitee 
bestand aus folgenden Personen: A. R. Hohlfeld von Madison als Vorsitzer; F. R 
Doty, Madison; B. M. Dresden, Oshkosh; R. B. Dudgeon, Madison; F. W. Meisnest, 



I 



I 



( 



Tagung des Lehrerbundes von Wisconsin. 27 

Maduon; G. G. Peane, Milwaukee; A. D. Tarnutzer, Shebojgan; A. W. Tresaler, 
Madiaon; Elisabeth Watere, Fond du Lac. 

Da nun der Voraliser, Prof. Hohlfeld, verhindert war zu erscheinen, so fungierte 
Prof. Meisneat von Madison als Vorsitcer und legte der zahlreichen Versammlung 
die Empfehlungen resp. Beschlüsse des Komitees vor, welche wie folgt lauteten: 

1. Der erzieherische Wert einer fremden Sprache rechtfertigt deren Einführung 
in die oberen Klassen der Volksschule; 

2. Der Ausschuss empfiehlt deshalb, dass eine fremde Sprache, — eine neuere 
Sprache verdient den Vorzug — sobald als mög^ch in die oberen beiden Grade 
der Volksschule eingeführt werde, als ein Gegenstand, der wegen seines 
erziehlichen Wertes für alle Schüler gleich wünschenswert ist. 

3. Der Ausschuss glaubt, dass es weder weise noch wünschenswert ist^ eine 
solche Sprache als ausserordentlichen Unterrichtsgegenstand zu behandeln. 
Im allgemeinen kann Raum dafür geschaffen werden durch eine neue Ver- 
teOung der Lehrfächer, die jetzt den Lehrplan der Volksschule und der Hoch- 
schule (high Bchool) ausmachen, imd, falls notwendig, dadurch, dass Fächer 
wie Rechnen, Geographie und Grammatik weise verkürzt werden. 

4. Der Ausschuss empfiehlt femer, dass diejenigen Hochschulen, in denen jetzt 
lyur eine fremde Sprache weniger als vier Jahre lang gelehrt wird, diesen 
fremdsprachlichen Lehrgang erst zu einem vierjährigen erweitem sollten, ehe 
sie eine zweite fremde Sprache in ihren Plan aufnehmen. 

Nach kurzer Debatte wurden die Beschlüsse angenommen. Die Versammlung 
war eine recht animierte, aber doch harmonische, denn alle Redner sprachen sich zu 
Gunsten der Erweiterung aus. Dann wurden noch einige Referate verlesen von 
Lehrern des Deutschen an Hochschulen über Hülfsmittel imd die Art und Weise 
dieses Unterrichts, und ihre Ausführungen legten Zeugnis davon ab, dass der 
Unterricht mit ebenso viel Lust und Liebe, als mit Fleiss und Geschick erteilt wird. 

A, W. 



II. Korrespondenzen. 



MILWAUKEE. und schliesslich vom Bürgermeister 

Jubel herrscht in unsem Hallen, ^k^* Tv2if V* *t?!''^^\''"'^-. ^^ 

S^S^wl^'eeriXÄiS^ X^'' 2^s'timt^en^^berT^^^^^ 

Lange Zeit hat'8 zwar genonunen. «S^r"!}?*?. vT •* i,T'*"'^ 7T 

aSaTMin BewshlJTgekomm«} Pfl><*t«\d'« Gehaltserhöhung d^ Leh- 
T«!L»r_n* _^j^!^i!!!>-r —aiT-* >«' durch«uBetfen, hatte er doch auch 

i^i£i^v7 vI'hI^ te Äirt das Gehalt des Supt. Pearw um $2,000 
Und Sankt Niklau» hat e bewsheert ^^^ ^^ yeto dee Herrn Eose hinweg 

TVw.». _,;- T >!.«.. — — „^t^^ erhöht Doch am meisten sind wir Leh- 

^ r ii^dfr Zue*Ä"' ?« ^em 8ch?ldirektor W, Augustyn «. 

IJ^rn rXuW imm fl«m Danke verpflichtet, dem eigentlichen Ur- 

v{^*«-^v^«!f» 1^^ TK^w-il«. I ^eber und mutigen und unermüdlichen 

Vivat sequensl Brav, Ihr Henml Vorkämpfer der Vorlage, der nun endUch 

Ja, endlich ist sie zur Tatsache m- sein Werk mit Erfolg oekrönt sieht, 

worden, die längst geplante, aber ^el (Schreiber dieses ist mit Kecht stolz auf 

bekämpfte, oft versäobene, manchmal ihn als einen ehemaliffen Schüler.) Die 

übergelegte, dann wieder umgeänderte, Gehaltserhöhung geschieht nach dem 



28 Pädagogische Monatshefte, 

Dienstalter, und zwar ohne alle Klassen- Männer englischer Abstammung schaut 

unterschiede: sie beträgt nach 6, 9 und und erkennt, wie eine grosse Anzahl 

12 Jahren je $50 im Jahr. Vorgesehen ist von ihnen mannhafte Anstrengungen 

nur, dass die betreffenden Prinzipale macht, um eine für die Zwecke ilues 

und Lehrer in Klasse A und B betreffs Berufs ausreichende Kenntnis der 

ihrer Zensur rangieren müssen. Bei den wichtigsten Sprache zu erlangen, 

Bürgern Milwaukees hat die Massregel, welche sich <tie deutschgeborenenen 

das Gehalt der Lehrer zu erhöhen, nur Kinder ohne Anstrengung und als ein 

Beifall gefunden, und sie gönnen den natürliches Erbe aneignen könnten; 

Lehrern die wohlverdiente Anerkennung aber leider ein Erbe, welches zu oft 

für die mühevolle Arbeit an ihren Kin- verachtet wird." — 

dem gem. Die Gehaltserhöhung tritt am — — — — — — — — — — 

3. Januar 1906 in Kraft. A. W. „Und was hat dies alles, worüber 

Zeichen der Zeit Das deutsche Theater !^ geschrieben habe, zu bedeuten? Es 

Milwaukees war am Schluss der ersten "* «° Ä".^™' ?1^*'**^*;!'^*.?^ 

Hälfte der Saison in grosser Gefahr ein- ^ f\ Deutschen welche sich Ares 

zugehen, da sich des*^hiesigen Deutech- ^e.f ««hen nicht schämen, diese pracht- 

tums eine Gleichgiltigkeit Sid Lethargie T«"« Orpuusation aufrecht ^ erhal- 

bemächtigt hatte" aus der es sich niSt */»5 es ist em leichter Stoss für die 

aufraffen zu können schien, trotzdem Amerikaner welche Deutsch sprechen 

das Theater Besseres als \e bot und *«™1f mochten^und die Am^enkaner, 

sicherlich mehr und Künstlerisches als ^«^«*^« f *^«°. J^^^^f" sprechen kon- 

alle englischen Theater zusammenge- nen, welche intellektuelle und artisti- 

nommenf Es bedurfte eines energischen 8c»»e Dmge beben dass sie aUes, was 

Appells von selten der FreunSe des m ihrer ^acht steht, tun «öllen, um 

TfiSters, um die Katastrophe abzuwen- deutsche Kunst imd deutsches Leben 

den. Dkss in der Agitation für das ^» Müwaukee aufrecht zu erhalten." 

Theater ein angloamerikanischer Arzt, ^,., , ,« A^ i^iSS «rown. 

Dr. Horace M. Brown, eine wichtige Rolle Milwaukee, 13. Dez. 1904. 

spielte, ist ebenso ehrend für das Theater übrigens hat die Agitation gute 

und die deutsche Sache im allgemeinen, Früchte getragen, so dass das Theater in 

als es beschämend für den Teil des seiner gegenwärtigen Verfassung nicht 

Deutschtums ist, der dieses wichtige nur für den Rest der Saison, sondern 

Kunstinstitut eingehen lassen würde, wohl auch auf weitere Jahre hinaus ge- 

ohne auch nur den Finger zu rühren. sichert ist. *♦ 

Der beschränkte Raum gestattet uns mw vnw 

nicht, den offenen Brief Dr. Browns "*'^ xukil. 

vollständig wiederzugeben. Einige Sätze Verein Deutscher Lehrer von New 

jedoch, die mehr allgemeinen Charakters York und Umgegend. DieDezember- 

sind, sollten doch auch einen Platz in Versammlung war leider nicht so 

den P. M. finden. Dr. Brown schrieb gut besucht, wie die Versammlungen in 

unter anderem wie folgt: den beiden vorhergehenden Monaten. 

— — — — — — — — — Immerhin hatten wir's bis auf 12 Be- 

„Seit 24 Jahren bin ich ein Bewoh- sueber gebracht, eine Zahl, die wenig- 
ner von Milwaukee, und während die- stens dadurch Respekt einflösst, dass sie 
ser Zeit habe ich mehr oder weniger derjenigen der 12 Apostel gleich kommt, 
mit der musikalischen und artistischen Zu unserer Freude konnte heute unser 
Seite des deutschen Lebens in unse- Präsident Herr von der Heide, der in 
rer Stadt in Berührung gestanden, den ersten beiden Stitzungen des neuen 
und ich glaube, ich habe grösseres Be- Schuljahres, das eine Mal wegen ander- 
dauern über den augenscheinlichen weitiger Geschäfte, das andere Mal in 
Rückgang der deutschen Sprache und Folge starker Erkältung, nicht hatte er- 
deutschen Lebens gezeigt, als die scheinen können, wieder den Vorsitz 
deutschgeborenen Bürger selber. Mit übernehmen. Und das war auch gut. 
einem an Scham grenzenden Bedauern Denn unser Vizepräsident, Herr Pro- 
habe ich gesehen, dass die Kinder fessor Dr. Rudolf Tombo von der Go- 
deutscher Eltern ängstlich den Ge- lumbia Universität, hatte heute Wich- 
brauch der deutschen Sprache ver- tigeres zu tim als den Präsidenten im 
meiden; sie glauben augenscheinlich, Vorsitz zu vertreten, 
dass der Gebrauch ihrer Muttersprache Er hatte im vorigen Sommer die 
unamerikanisch oder aber ihrer sozia- Weltausstellung in St. Louis besucht und 
len Stellung unwürdig sei. erfreute uns nun mit einem mündlichen 
„Zugleich ist es belustigend, wenn Berichte über die Unterrichtsabteilung 
man auf die jungen professionellen der Ausstellung. Herr Professor Tombo 






Korrespondenzen, 29 

hatte bereits in einem Artikel des ausstellung dieses Landes zu erkennen 
Sonntagsbalttes der New Torker Staats- ist. Das was Italien auf dem Unter- 
zeitunff vom 20. November unter der richtsgebiete vorgeführt hat, bezieht sich 
Überschrift: „Wanderungen durch den meistens auf Kunst und Industrie. 
Erriehungspalast" eine recAt fessebide Der Redner ging nun zur deutschen 
und übersichtliche Darstellung beson- Abteilung über, welcher nach seiner An- 
ders der deutschen AbteiluM der Unter- gicht der erste Preis gebührt. Auf 
nchtsausstellung veröffentlicht. In der Qrund seiner Schilderungen möchte man 
Einleitung semes heut^^n Vortrage» unwillkürüch mit Hoffmann von Fal- 
nahm er auf jenen Artikel Bezug mit der lersleben ausrufen: ,4)eutschland, 
Bemerkung, er hatte demselben, der ja Deutschland- über Alles, über Alles in 
vielleicht den meisten von uns bekannt der Welt." In der deutschen Unter- 
sei, wenig hinzuzufügen. Indessen bot richtsabteilung ist System, da ist ein 
uns Herr Professor Tombo mehr, als wir »tufenmässiger Aufbau wahrzunehmen 
nach semer Andeutung erwarten durften, ^on den niederen Schulen an bis zu den 
und seme „Ergänzungen" gesUlteten sich höheren Schulen hinauf. Da ist zu finden, 
zu emem selbständigen, sehr lehrreichen ^^s der Fachmann sehen will. In jeder 
Vortrage. Klasse wird gezeigt, wie gearbeitet und 
Der Redner hob zunächst hervor, dass was geleistet wird. Da sind die Otiginal- 
die Unterrichtsausstellung in Chicago im arbeiten mit der Korrektur des Lehrers 
Jahre 1893, wo derselben nur ein Teil versehen ausgestellt, und sogar Klassen- 
der Gallerien im Hauptgebäude einge- ^M^?' H^ Prüfungsprotokolle, so wie 
räumt worden war, kefnen Vergldch J??, *** Jjf*' H^" benutzten Lehr- 
aushielt mit der diesjährigen in St. ^^^^^ '^^'«^ ">^^*- 
Louis, für welche man ein eigenes. Des Weiteren verbreitete -sich der 
prächtiges Gebäude, den Unternchts- Redner über die Einrichtung der seit 
palast, errichtet hatte. Indem er dann 1892 in Deutschland ins Leben gerufenen 
die Unterrichtsausstellimg selbst ins Reformschulen oder Reformgymnasien. 
Auge fasste, stellte ervergleiche an Das sind höhere Schulen verschiedener 
zwischen den Abteilungen verschiedener Gattungen mit einem gemeinschaftlichen 
Länder. Dem oberflächlichen Beobachter, Unterbau besonders inbezug auf fremd- 
sagte er, dürfte wohl das in der Ab- sprachlichen Unterricht. Wie in dem 
teSung der Vereinigten Staaten Darge- Normalgymnasium treten die Schüler 
botene am meisten gefallen haben. Alan m>t 10 Jahren und genügender Vor- 
konnte es in der Tat schön nennen, bildung in den Elementarfächem in die 
Leider hatte man in dem Vorgeführten unterste Klasse derselben ein. Drei 
mehr auf das Äusserliche und in die Jahre lang erhalten sie nur französi- 
Augen Fallende Gewicht gelegt. Andere sehen Unterricht. Von da an hat der 
Länder des westlichen Erdteiles, wie z. B. Schüler sich für die Realschule, Oberreal- 
Meziko, Brasilien und Cuba hatten Lo- schule, Realgymnasium oder Gymnasium 
benswertes geleistet, besonders letzteres zu entscheiden. In der Realschule (mit 
in Anbetradit seiner kurzen Selbstän- ö Klassen) und in der Oberrealschule 
digkeit. Die Ausstellung Englands Hess (mit 9 Klassen) wird nun während der 
viel zu wünschen übrig. Es fehlte ihr übrigen 3 resp. 6 Jahre neben dem 
jede systematische Anordnung. Dazu la- Französischen noch Englisch unterrich- 
gen anstatt der mit Korrekturen ver- tet. Im Realgymnasium wie im Gymna- 
sehenen Originalarbeiten der Schüler nur si^m wird im 4. und 5. Jahre neben 
tadellose Reinschriften auf, woraus man Französisch Latein 'gelehrt. Beide An- 
auf die eigentlichen Leistungen in der stalten haben also noch 2 Jahre lang 
Schule keinen richtigen Schluss ziehen einen weiteren gemeinschaftlichen Un- 
konnte. Die belgische Abteilung wird terbau. Darauf setzt neben den beiden 
besonders die Anhänger der Prohibi- genannten Sprachen im Realgymnasium 
tionspartei entzückt haben. Sie legte das Englische, im Gymnasium das Grie- 
Zeugnis davon ab, dass man es in den chische ein ohne weitere Änderung bis 
Schulen Belgiens mit als Hauptaufgabe «um Abiturientenexamen. Zwei erziehe- 
betrachtet, die Jugend zur Enthaltsam- rische Vorteile sprinsen dabei in die 
keit zu erziehen. Die französische Ab- Augen: Der Schüler braucht sich nicht 
teilung machte insofern keinen günsti- »<> ^^ *ür ein Fachstudium zu ent- 

fen jSndruck, als das Ganze unvorteil- scheiden, und bei dem gemeinsamen Un- 

aft arrangiert war. Zum Glück liess die terbau erhält der Kastengeist zwischen 

französische Ausstellung auf dem Ge- den Schülern der verschiedenen Schul- 

biete der Kunst und Industrie darauf gattungen weniger Nahrung, 

schliessen, dass die Schulen Frankreichs Zum Schlüsse reichte der Vortragende 

Besseres leisten, als aus der Unterrichte- noch eine Anzahl photographischer Auf- 



30 Pädagogische Monatshefte. 

nahmen hemm, die einzelnen seiner Aus- von Ccmsi. Grebner^ Emil Kramer und 

f ührungen ala treffliche Illustration dien- anderen redigiert wird. Die Zeitschrift» 

ten. welche Lesestoffe für Kinder verschiede- 

Erwähnt soU in diesem Beridit noch nen Alters enthält, erscheint monatlidi 

werden, dass Herr Ton der Heide etliche mit Ausnahme von Juli und August und 

Probeexemplare von ,,Jung- Amerika" kostet 50 Cents für das Jahr. Es ist 

unter den Anwesenden Terteilte. „Jung- nicht notig, sie hier besonders su em- 

Amerika" ist die „Zeitschrift für Schule pfehlen. Der Name des Bedakteurs bürgt 

und Haus", welche im ^'erlage Ton Gus. für den Wert der im Oktarformat ge- 

Muehler in Cincinnati, O., erscheint und hefteten kleinen Jugendsehrift. 
Ton Dr. H. H. Fick unter Mitwirkung H. G^ in Vertretung. 



111. Ulll5CiuiU. 



Vom Lehreneminar. Am 23. vorigen Emsts „Fladismann als Erzieher" aus- 
Monats beendete die Anstalt das gewählt. 

erste Tertial des Schul- ,^_ a v • 1 1 o ^ 

Jahres, und die Zöglinge erhielten ^ • »««^ »."«'T*^*!"? ^ V ^^ 

schriftliche Zeugnisse üblrX bisher ge- ^,?J^/' ^Z 2° "^f"^ ^"^^ ^ ^' 

leistete Arbeit? Die erteilten Zensu^n f *^ 4?^ Nataonalen Seminarvo^in bei- 

beweisen, dass im aUgemeinen mit *^".V ''^'!^?** "?^ ^^' ij?" "^^ 
grossem Fleisse gearbeitit worden ist ^"*«" Abschlagszahlung von $10. 

Das Betragen der Zöglinge war durch- Am 3. Januar nahm die Anstalt 

w^ ein solches, wie es zukünftigen Leh- ihre Arbeit wieder auf. 
rem und Lehrerinnen geziemt. 

Die mit dem Seminar verbundene ^« Agitation für das deutsche 

Musterschule, die Deutsch-Engüsche Theater in Müwaukee (siehe MUw. 

Akademie, veransUltete an dem obenge- Korrespondenz), hat Freunde des Semi- 

nanntcn Tage, dem letzten Schultage, ?*" ,<**^, ^Y^««^ demselben fiir seine 

eine öffentliche We in- ^buJer 31 Saisonkarten zu den wödient- 

nachtsfeier, welche wie gewöhn- i*«^«? Abonnementsvorstellungen zur 

lieh, die früheren Schüler der Anstalt, Verfugung zu steUen. 

sowie die Freunde derselben in grosser Refonnvor«±l^e. Das Zusammen- 

Anzahl zusammenführte, und bei wel- ^^^^^ von^trmTen Familien in den 

dher die echt deutsche Innigkeit des Mietskasernen (Tenementhäusem) der 
Weilmachtefestes zum Ai^ck kam. ^^^ ^^^ wodurch Hunderttausen- 
^8 Programm wurde von den Zoglmgen |^^ ^^^ J^^ die notwendigsten Le- 
beider Anstalten ausgeführt. bensbedingungen entzogen weSen, hat 
In seiner letzten Versamm- den Schiusuperintendenten der Gross- 
lung beschloss der VoUzugsausschuss stadt New York, Dr. Wm. Maxwell, zu 
das neuerwählte Verwaltungsratsmit- einem warmen Befürworter der körper- 
glied, Herrn Dr. Heller von der liehen Erziehu^ gemacht. Die arme Be- 
Washington-Universität zu St. Louis, völkerung der (Srossstädte sorgt, um mit 
zu einem Besuche des Seminars einzu- dem englischen Ministerpräsidenten Bal- 
laden, um ihm Gelegenheit zu geben, sich four zu reden, am kräftigsten für die 
mit der Arbeit desselben vertraut zu Erhaltung und Vermehrung der Rasse, 
machen. — Zugleich wurde beschlossen, und so halt es Dr. M. zur Wohlfahrt der 
den hundertjährigen Todestag des deut- Gesellschaft für notwendig, dass die 
sehen lieblingsdichters Stiller durdi Schule an der Vervollkommnung des 
eine Schillerfeier gemeinsam armen Eindesleibes unablässig arbeitet, 
mit dem hiesigen deutschen Lehrerverein Er fordert die notwendige Ausrüstung 
zu begehen. Slit der Aufstellung eines für Turnen und Handamiten in den 
passenden Programmes wurden die Her- Schulgebäuden, und Räume für gym- 
ren Dr. Louis F. Frank, B. A. Abrams nastiMhe Übun^n und Spiele, damit die 
und Max Griebsch ernannt. — Die all- Eigenart des Kmdes in freundlicher imd 
jlÜirlich stattfindende deutsche cesimder Um^bung sich entwickeln 
Theatervorstellung zum besten kann. Eine teilweise Lösung der Frage 
des Seminar-Stipendienfonds wurde auf sieht er in dem Offenhalten der Schiu- 
den 3. Februar festgesetzt, und zwar häuser und Schulhöfe nachmittags und 
wurde von den von Herrn Theaterdirek- abends das ganze Jahr hindurch und auch 
tor Wachsner vorgelegten Stücken Otto während der Sommerferien für Hand- 



Umschau. 31 

fertigkeitsübungen, gymnastische und nen, so sollte aus wirtschaftlichen 

athletische Bewegungen und Spiele. Die Gründen die Sekundärschule zweierlei 

s. g. '^niversity Settlements , die An- Art sein, die man die präakademische 

läge von Parks, u. 8. w., griffen alle nicht und die akademische Schule nennen 

die Wurzel des Übels, das Tenementhaus, könnte. Die vorakademischen Schulen 

an. Die ^etskasemen New Torks würden die Arbeit vom dreizehnten bis 

müssten ausgerottet und Wohnungen zum sechszehnten Jahre umfassen und 

gebaut werden^ in denen das Kind des an Punkten errichtet sein, die die aus 

armen Mannes häuslich und tugendhaft der Elementarschule entlassenen Kinder 

erzoeen werden könne und Raum zum leicht erreichen können. Die akademi- 

Spielen habe. Das scheint bei den jetzi- sehen Schulen, verhältnismässig gering 

gen sozialen Verhältnissen ein unerf üll- an Zahl und nur an dichtbevölkerten 

barer Wünscht Punkten errichtet, würden die Arbeit 

Eine andere Frage, die Dr. Maxwell in von drei weiteren Jahren ermöglichen, 

seiner St. Louiser Rede, der audi die Auf diese Weise würde Raum gespart 

obigen Gedanken entnommen sind, be- und mehr Arbeit geleistet werden, und 

rülute, ist die EinteUung oder Ausfül- man könnte vernünftigerweise erwarten, 

lung der Zeit zwischen der Elementar- dass unsere jungen Manner und Frauen 

sdiule und der Volksschule Cliigh vor dem Verlassen der Hochschule oder 

school"). Falls es wahr sei, dass die Zeit der Akademie den grössten Teil, wenn 

der Kindheit mit dem zwölften Jahre ab- nicht das Ganze der Arbeit bewältigt 

schlieest und die Zeit der Jugend mit dem haben werden, die jetzt bis zum Ende des 

dreizehnten b^nnt, und dass das Kind zweiten Jahres in einem Durchschnitts- 

und der Jünglinjg resp. die Jungfrau von College geleistet wird, 

einander verachiedene Unterridktsgegen- Wenn Dr. Maxwell seinen Plan auf 

stände und Lehrweisen heischen, so sei den Anfang der geschlechtlichen Reife 

es auch klar, dass die jetzige Zeitein- allein stützte, so müsste er unbedingt 

teUung, wonach der Jüngling imd die verworfen werden. Der Eintritt dieses 

Jungfrau zwei Jahre lang unter Ver- Zeitpunktes hängt von so vielen orga- 

hältoissen zubringen müssen, die nur für nischen und äusseren Einflüssen ab, dass 

das Kinderalter passten, ernsten £än- kein Physiologe, kein Schulrat und kein 

wänden offen stehe. Diese Einwände Lehrer einfadi bestimmen kann: Mit 

seien die folgenden: dem dreizehnten Jahre hört das Kind 

Bei der jetzigen Einrichtung geht auf, ein Kind zu seini Dieselben Fächer, 
erstens viel wertvolle Zeit verloren, in- die Dr. Maxwell in seinen aka- 
dem man einen Unterricht, der nur für demischen Plan weist, lassen sich mit 
Kinder passt, zwei Jahre verlängert; grossem Genuss und erziehlichem Vorteil 
zweitens verkürzt sie ungerechter Weise für das Kind auch in der Volksschule 
die 2^it, die den fremden Sprachen, der lehren, was kein erfahrener Lehrer be- 
höheren Mathematik und den Naturwis- streiten dürfte. Mit Recht legen des- 
senschaften gewi<hnet sein sollte; drit- halb die Befürworter der zweisprachigen 
tens ist sie in Städten, wo die Sdiul- Volksschule den Anfang der zweiten 
räumlichkeiten im Verhältnis zu der Sprache in den ersten, und nicht erst in 
Anzahl der Kinder beschränkt sind, ver- den siebentoi Grad der Volksschule! 
schwenderisch, weil die Klassenzimmer Jede Berliner Volksschule, um nur ein 
der ersten sechs Grade überfüllt sind, Beispiel anzuführen, hat einen voll- 
während der siebente und achte Grad oft ständigen physikalischen Apparat, der es 
fast leer stehen. dem I^hrer ermöglicht, die einfachsten 

Um diese Verschwendung von Kraft, Lehren der Naturlehre vorzutragen. Und 

Zeit und Raum zu beseitigen, schlägt Dr. Zoologie, Botanik und Mineralogie kom- 

Maxwell folgende Neueinteilung vor: men in den deutschen Volksschiuen audi 

1. Die Säulzeit, ausschliesslich des zu ihrem Recht. In Milwaukee hat Ex- 
Kindergartenalters, sollte in zwei gleiche Schulsuperintendent Siefert seiner Zeit 
Zeiträume geteilt werden, in eine Ele- den Unterricht in der Physik im achten 
mentarperiiäe, die der Zeit der Kindheit Grad der Volksschule eingerichtet, 
entspricht, und in eine Sekundärperiode, Schon seit Jahren miudien amerika- 
die der Zeit des Jünglingsalters gleich- nische Pädagogen alle möglichen Ver* 
kommt. Jede Periode würde sechs Jahre suche, die si^nten und achten Grade zu 
Schularbeit vorsehen, die elementare füllen. Es gibt nur ein ^ttel: den 
vom sechsten bis zum zwölften Jahre, die Schulzwang! Indem Dr. Maxwell die 
sekundäre vom dreizehnten bis zum beiden oberen Grade zu einem Teile 
achtsehnten Jahre. seiner vorakademischen Schule in be- 

2. Da die meisten Kinder die Schule sonderen Gebäuden macht, bestärkt er 
verlassen, sobald sie das Alter erreicht den armen Mann in der Ajmahme, dass 
haben, in dem sie etwas verdienen kön- nicht mehr der achte Grad, sondern der 



82 Pädagogische Monatshefte. 

Becbste das höchste Ziel des Notwendi- nimmt, Vater des Gedankens gewesen zn 

gen und Erreichbaren für sein Kind ist. sein. Inwieweit oder ob die Volksschule 

So würde die Volksschulzeit auf sechs überhaupt berufen ist, als Vorbereitung- . 

Jahre gebracht, was im Interesse des stufe für die Universität zu dienen, ist | 

Wohles unserer grossen Republik sehr zu eine Frage, von deften viele meinen, 

beklagen wäre. dass sie bereits beantwortet ist. Der Vor- 

In anderer Form und mit anderer Be- schlag des Neunerausschusses ist ver- ^ 
gründung ist der Maxwellsche Vor- wickelter, als er auf den ersten Anblick \ 
schlag von der Xnderun|^ des Studien- zu sein scheint. Dr. Maxwell trennt 
planes und der Neueinteilung des Zeit- die beiden oberen Klassen kühn vom 
raumes zwischen der Volksschule und Volksschulkörper ab und fügt sie mit 
der Volkshochschule vor die verflossene der Hochschule zu vorakademischer und 
Dezembersitzung der Wisconsin Teachers' akademischer Schule wieder zusammen. 
Association gebracht worden. Ein aus Auf diese Weise gibt er dem Plan, wenn 
Universitätsprofessoren, Normalschul- er zur Ausführung kommen sollte, das 
und Hochschul-Lehrem und -Prinzipalen Element grösserer Sicherheit und Be- 
und städtischen Schulsuperintendenten ständigkeit als der Oshkosher Vorschlag, 
bestehender Ausschuss von neun Mit- Wenn letzterer im Lande Verbreitung 
gliedern hatte im November in Oshkosh, finden sollte^ so dürfte er, nachdem der 
Wis., unter dem Vorsitz von A. R. Hohl- deutschamerikanische Nationalbund sich 
feld, Professor der deutschen Sprache an eben erst für die Einführung des deut- 
der Staatsuniversität von Wisconsin, sehen Unterrichts in die amerikanische 
Beratung gepflogen, "ob es wünschens- Volksschule erklärt hat, diesem Unter- 
wert und tunlich sei, den Hochschul- rieht in Milwaukee, Cincinnati und an- 
kursus in der deutschen Sprache zu er- deren Städten Gefahr bringen, was von 
weitem?" den Mitgliedern des ^eunerausschusses 

Nach dem Verlesen des Berichtes die- sicherlich nicht beabsichtigt war. 

ses Neunerausschusses vor der Sprachen- Manchem der Lehrer, die die Bundes- 

Abteilung (language Conference) des regierung nach den Philippine n- 

WMsconsiner Lehrervereins wurden die Inseln geschickt hat, scheint es nicht 

Empfehlungen, welche sich am Schluss gut zu gehen. Robert J. McLaughlin hat 

des Spezialberichtes über die Tagung des den Philippinen-Kommissären geschrie- 

Lehrerbundes von Wisconsin in Mil- ben, dass die Lehrer in seiner Provinz 

waukee vom 28.— 30. Dezember auf Seite von August 1903 bis zum 15. März 1904 

27 dieses Heftes finden, von der Ver- keine Bezahlung erhalten haben. Er sagt, 

Sammlung gutgeheissen. dass er unter falschen Vorspiegelungen, 

Diese Empfehlungen des Oshkosher die ihm die Regierung der Ver. Staaten 

Neunerausschusses wurden in der Haupt- gemacht, nach den Inseln gegangen sei, 

Versammlung der College-, Normal- und und dass er gezwungen gewesen sei, sich 

Hochschul-Abteilungen des Wiskonsiner von verdächtigen und schlechtgesinnten 

Lehrerverbandes verworfen, aber nach- Eingeborenen Geld zu betteln, um mit 

dem Schulsuperintendent Pearse von ein wenig Reis das Leben fristen zu kön- 

Milwaukee, ein Mitglied jenes Neuner- nen. Der Schulsuperintendent sei bei sei- 

ausschusses, auseinandergesetzt hatte, nem halbjährlichen Besuche nur zwanzig 

dass es sich nicht um eine einseitige Be- Minuten verblieben und habe keine 

vorzugung der deutschen Sprache han- Schritte getan, die Notlage der Lehrer 

dele, sondern um gleichmässige Ver- aufzuheben. Er klagt die Regierung an, 

tiefung, Erweiterung und Neuordnumg dass sie zu feigen Misrepräsentationen 

des Lehrganges aller Hochschulen im ihre Zuflucht nehme, um Lehrer für die 

Staate, wurde der Beschluss in Wieder- Philippinen zu erhalten, und dass sie die 

erwägung gezogen und angenommen. Neuangestellten dann in abgelegene Ge- 

Das deutsche Gymnasium, von dem ein genden schicke, wo bösartige Krankhei- 
amerikanischer Schriftsteller sagt, dass ten, Entbehrung, Vereinsamung, Ver- 
der junge Deutsche nach bestandener nachlässigung und körperliche Gefahren 
Abgangsprüfung sein Haus bereits ge- ihrer warteten, 
baut habe und die Universität nur be- 
ziehe, um noch eine Mansarde draufzu- Der deutachamerikaniache National- 
setzen, erregt noch immer die Be- bund hat stehende Ausschüsse für Sta- 
wunderun^ und den Neid des amerikani- tuten und Bundesangplegenheiten, für 
sehen Universitätsprofessors. Auch bei Turnen in den Volksschulen, für 
der Abfassung des berichtes des Neuner- deutsche Bühne und deutsche Presse, 
ausschusses scheint der Wunsch, eine für persönliche Freiheit, für Geschichts- 
Einrichtung zu schaffen, die dem College forsdiung und für die deutsche Sprache 
und der Universität die Last des Ele- in den Volksschulen ernannt. Dem 
mentarunterrichts endlich einmal ab- letztgenannten Ausschuss gehören an: 



A 



Umschau. 33 

Dr. A. J. W .Kern, Jamaica, N. Y.; Prof. schnittliche Dienstalter betrug gegen 16 

C. O. Schönrich, 2127 McCulloch Straaae, Jahre. 

Baltimore, Md.; Prof. M. H. Ferren, -^ ,. ,. *, . , „ ^ 
High School, Allegheny, Pa.; Jacob P^^ Berliner Magistrat hat Frau Dr. 
Muller, 1911 AtUntie Avenue, Atlantic Stelzner, die Witwe eine» höheren Re- 
City, N. J.; John Freitag, Turnhalle, 16 gierunj^abcamten als erste Schul- 
South New York Avenue, Atlantic aty, a r « 1 1 n gewählt. 

NT • 

^^' ^' Auf die Eingabe des Allgemeinen 

Einem Bericht unterer Bvndetbeliörde Lehrervereins in Düsseldorf um Ein- 

fiir das Exviehiiiigweaeii zufolge sind im führung der ungeteilten Uli« 

Jahre 1003 16,009,361 Kinder in den terrichtszeit antwortete die 

Vereinigten Staaten zur Schule gegan- Schuldeputation, dass der vollständige 

gen. Dies macht 20 Prozent der Be- Wegfall des Nachmitta^fsunterrichts 

völkerung aus, mithin stehen die Ver- nicht möglich sei, aber eme grössere 

einigten Staaten einer Reihe der grossen Zusamme^egung des Unterrichts auf 

Kultumationen nach. Der ungünstige den Vormittag auch für die Volksschulen 

Ausweis ist ohne Zweifel den Südstaa- in der Richtung aufstrebt werde, dass 

ten zur Last zu legen, wo namentlidi für die Unter- und Mittelklassen nur an 

die Erziehung der Neger sehr wenig ge- zwei Nachmittagen zur Schule zu kom- 

schieht. men brauchen, und dass auch die Klae- 

Obgleich 223 aus 268 Schulprinzipalen «f"? ,^«J Oberstufe mit dreissig Unter- 

der Stadt New York sich zuguisten "chtsstunden noch emen dritten freien 

der körperlichen Zu ch- Nachmittag erhalten, 
tigung ausgesprochen hatten, hat Der preussische Kultusminister hat 

der Ausschuss für die Elementarschulen ^^q Lehrern in den ge- 

des New Yorker Schulrats sich mit ent- mischtsprachigen Provin- 

schiedener Mehrheit gegen die Wieder- ^en befohlen, sich nur der deutschen 

emf uhrung der Körperstrafe ausge- Sprache zu bedienen, auch in der Familiie 

sprochen. Nur drei Schulrate befurwor- ^^^ deutsch zu sprechen. Die Befolgung 

teten die Gewährung des beschränkten dieser Anordnung werde dadurch be- 

Zuchtigungsrechtes. Das Resultat der wiesen, dass die Kinder des Lehrers beim 

Abstimmung im Ausschuss ist als ein Eintritt in die Schule die deutsche 

Erfolg Dr. Maxwells anzusehen, der ein Sprache beherrschen. Zuwiderhandeln - 

heftiger Gegner körperiicher Züchtigung ^jen Lehrern ist die Ostmarkenzulage zu 

zu sein scheint. entziehen; wenn diese Massnahme 

Am 16. Mai 1906 werden hundert wirkungslos sein sollte, so ist gegen den 

Jahre verflossen sein seit dem Tode eines Lehrer das Disziplinarverfahren auf 

der bedeutendsten Pädagosen der Mark Amtsentlassung zu eröffnen. 

Brandenburg, E b e r h a r d y. ^ ^ deutacben Univewitäten waren 

Rochow. Als ein Kampfer für die . • c _^T«- iiqa i^^ 

Hebung der Volksschule, fü? die Bildung 1??. ^'«"«^° v ? ' i wi^Sitf uZ 

der Volksschullehrer und für eine ihrem Hören von Vorlesungen ^echt gt und 

Amte entsprechende Besoldung und '^*' *^ , ?^*' *** /f , m Bonn H3; in 

soziale Stelfiing und als Verfasser des ?J«*.l*" l^^, ^^ ?a'**?«^*?..\^'.„^°J'^lrt 

ersten deutschen Schullesebuches, seines i/ ^/"^,^'?**S' •] V? ^? ^ ?!^a i« n 

Bauemfreundes oder (nach dem snäteren ^alle 43, m Heidelberg 42, m Jena 16, in 

?fÄTÄinÄeu^^^^^^ Jüel .13, in Königsberg 51, in I^ip«g «7, 

bahnbrechende Tätigkeit zum Wohle l" ^"Ji^**.^"^?^'' ^%*^" ^w'ii^^^^^ 

der märkischen Schule ausgeübt. - Zu ^«^^ ^" Tübingen 3, in ^^ ""^urg 58. 

seinem Gedächtnis sammTt nun das ^^ ^f ^"* T^oV'^'^aW» ^i^^^^ 

Deutsche Schulmuseum (Beriin O 27, ^'«: J«** ^"""^ X^,f^L&l Vo^ 

Blumenstrasse 63a) die noch zerstreuten ?°' »«^ ^«^f!}«»^ Fakultät Rieselten V^^^^^^ 

Handschriften und Bilder von ihm, '^«"/«^.'^ a''''''''' A^Lif^t^f^ILn^^^ 

sowie selbständige Druckschriften und ^^^^^ "* ***"* medizinischen Fakultät 1, 

9W,?«-^tHh^if«i ISf« ii^ ,!^5 ,-n!!l »,« in der philosophischen 22, in der natur- 

™^^t^^LXn H^ wissenschaftlich-mathematischen 19; in 

^L?r zu ff^fer Snuteur^^ Strassburg in der theologischen 1. in der 

scnait zu ireier üenutzung Dereit zu medizinischen 19, in der philosophischen 

44, in der mathematisch-naturwissen- 

Daa Höchttgehalty das bekanntlich mit schaftlichen 2; in Jena alle 16 in der 

dem vollendeten 31. Dienst jähr gezahlt philosophischen. In Giessen werden 4 als 

wird, erhielten im Jahre 1901 von den aufgenommene Hospitantinnen be- 

744^30 preussischen Volksschullehrem zeichnet, welche alle bei der philosophi- 

8,832, also 11,9 Prozent. Das durch- sehen Fakultät immatrikuliert waren. 



34 Pädagogische Monatshefte, 

Um zu dem hundersten Todes- den besten Volksschüler soll eine grössere 

tage Schilles das Gedenken an den Anzahl der von Piofessor Seffner für den 

Grossen und Edlen in die Herzen der Schillerverband deutscher Frauen ent- 

Jugend zu pflanzen, hat die Literarisdie worbenen Schiller-Plaketten als Prämie 

Vereinigung des Berliner Lehrervereins verteilt werden, für die Mädchen in Form 

sich entschlossen, ein SchUlerbuch für von Broschen. 

Deutschlands Jugend herauszugeben. Der ^t l • ir _^" j u • u 
Vorlag Fischer und Franke in Düsseldorf ,,.^?^" f^^^ Verfugung des hessischen 
wirddas Buch, welches ausser einer Ein- Ministeriums, Abteilu^ für Schulange- 
leitung aus der Feder eines bekannten legenheiten, haben die Bestimmungen be- 
Schillerforschers die für die Jugend ver- ?^"<*„ Jer Disziplin arm 1 1 1 e 1 
ständlichen Gedichte enthalten soll, in "* ^«** Schulen des Grossherzogtums eine 
mustergültiger Weise herstellen. Die Änderung dahua erfahren, dass fortan als 
Ausgestaltung des Buches liegt in der Strafe nur noch „Verweij" und „Aires^' 
Hand Franz Stassens. Der Äeis wird ^^\ unbotmassige Schuler verhangt 
ein so geringer sein, dass die Schulver- werden dürfen Die korperlidie Zud&- 
waltungen es wenigstens jedem gereif- tigung kommt dagegen gänzlich m Fort- 
teren ^hüler geben können; das iit nur ^*"- ^«T ^"««^ »°"..J^^|* 4'« ^H.«' 
möglich, weil darauf gerechnet wird, dass y<>? ^ Stunden nicht überschreiten. Er- 
dies Schillerbuch einen sehr bedeutenden fahningsgemass kümmern sich die 
Absatz finden wird. Schuler wegen eines Verweises gar nicAt 

und durch ,^rrest werden oftmals mehr 

Der Bund der deutschen Frauenvereine, die Eltern als die Schüler bestraft, 
vertreten durch die Vorsitzende Frau -^ äi..-^ -i.-!. ri.i. 
Marie Witt und die Schriftführerin ^« Oberoeterreichiache Lehrerhans- 
Fi-eün V. Beschwitz in Dresden, hat an ,T!""^.'t. ^*"?.^** «f ,4nternationales 
das preussische Kultusministerium eine Ijteranflches L nternehmen , betreffend 
Petition abgehen lassen, in der darum die Herauspbe eines „Orbis pictus ins 
gebeten wird, das genannte Ministerium Leben gerufen, das alle Achtung verdient, 
wolle bei der in Aussicht genommenen E«^ erscheint in Lieferungen (Briefum- 
Neuregiiliening der kommunalen Schul- «chlag mit je lo Blattern) em Werk, das 
Verwaltungen luch die Zugehörigkeit der *"« Wissensgebiete m modeni-popula^^^ 
Frauen bezw. LehrerinrSn zu diesen Darstellung bringt, bestimmt^ 
Körperschaften ermöglichen. Das Ge- studium, Fortbildung und Wiederholung, 
such wird damit begründet, dass der Ge- Wenn irgend in einem Lande 
danke, die Interessen der Mädchener- Österreichs einmal nach jähre- 
Ziehung in den kommunalen Schulver- langem Warten und Drängen der Lehrer- 
waltungen durch die Mitwirkung der schaft die Gehälter einigermassen auf- 
Frauen zu sichern, nicht neu sei und dass gebessert werden sollen, dann muss eine 
auch schon das alte preussische Schul- „Biersteuer" eingeführt werden, 
gesetz darauf Rücksicht genommen habe. Etwas anderes gibts eben nicht mehr. 
Der Bund der deutschen Frauenvereine Nachdem Böhmen mit diesem Beispiele 
will eine gleiche Petition später auch an vorangegangen, kommt Mähren nach, 
die übrigen Unterrichtsministerien der Drei Millionen ,3ierkreuzer" sollen hier 
deutschen Bundesstaaten richten. zur Lehrergehaltsaufbesserung verwen- 

Das sächsische Kultusministerium ^^J^l^^' '^7ZJJ!S!i^.^yLr^. 

hat es abgelehnt, die Gründung von En ^lle„ ^^'«'««^»'^'«8^^^«"*^« 

Alkoholabstinentenver- *^*®"®" soiien. 

einen der Sehulkinder in irp;end einer In Ungarn liegt ein Entwurf eines 

Weise zu unterstützen. In Württemberg Volksschulgesetzes vor, der die unga- 

hat dagegen die Regierung der Gründung rische Sprache für alle Stämme des 

derartiger Vereine Wohlwollen entge- Reiches zur Hauptsprache machen solL 

gengebracht. Nicht entsprechender Erfolg im magyari- 

Die Schulbehörde der Stadt Leipzig f±*H^P/!w,*™ifin^'"° '"' ^'^*'" 

wird am Todestage Schiller! ung des Lehrers genügen. 

den Volksschülem eine Schillerfestgabe In der Schweiz wird eine schöne 

überreichen lassen, mit deren Verfassung Schillerfeier für den nahenden 

Dr. Dähnhardt beauftragt worden ist. hundertsten Todestag des Dichters ge- 

Sie wird eine sachgemässe Gedichtaus- plant. Daa eidgenössische Departement 

wähl, ein Lebensbild und eine eigenartige des Innern beabsichtigt, an diesem Tage 

erzählende, mit Originalstellen durch- jedem Schüler und jeder Schülerin der 

flochtene Wiedergabe seiner schönsten schweizerischen Volksschulen Schillers 

Dramen enthalten. Unter die vor dem „Wilhelm Teil' 'als Geschenk überreichen 

Jubiläumstage zu Ostern 1905 abgehen- zu lassen. Den Schülern französischer 



Vermischtes. 36 

und italienischer Zun^ will man die ,J)ie Zeitung ,Ru88' hatte eine Sub- 
besten t^bersetzungen bieten. Die Kosten skription eröffnet zur B^ründung von 
werden auf 100,000 Franken veran- Primärschulen. Der £rfo& ist enorm, 
schlagt. Damen der hohen Gesellschaft drängen 
über die letzten Uruchen der nu- sich herzu und spenden zu dem gedach- 
«isclien Niederlagen gibt sich die Pe- ^^^ Zweck ihren Schmuck; Perlenhals- 
tersburger Gesellschaft keiner Täuschung händer und DiamantenkoUiers yon 
hin. Die grässliche Verblödung der grossem Wert gehen ein. Die Armen 
russischen Menschheit, der Mangel an geben ihre Kopeken. Das Wort ist im 
jeglichem geistigen Leben, die Kultur- Umlauf, dass der japanische Schul- 
rückständigkeit, werden als die Krebs- meister die Schlachten in der Mandschu- 
schaden erkannt. Man schreibt hierüber: rei gewinne. 



VI. Vermischtes. 



Wo liegt DentschUnd? Es liegt Der „New York Herald** ist für die 



Grad von der kalten Zone entfernt, also ^ .^ * ' woiue jungst einigen i5esuchem 

in der nördlichen gemässigten oder der ^^^g^"» was in den New Yorker Schulen 

kalten gemässigten Zone; ""^®'' '**"»«'' Leitung geleistet wird. So 

o .,* A •• ji- V TT 11-1 1 ^ stellte er sich denn selbst vor die Klasse 

2. auf der nord^idien Halbkugel, „dem „nd fragte einen intelligent dreinschaut 
Ausstrahlungsgebiet der stärksten, über enden Jungen- aremscnau 

fiilJf R^f?J**l7^1^'*''^*i*? geschieht- „Kannst du ein Malteserkreuz 
lL«^5^-.^' T"" die machtigsten Staa. machen?" (Can you make a Maltese 
ten, die tatigsten imd reichsten Völker cross?) ^«"i/t;oo 

S^^r«"i' '\vu*''Ti.*''''^ **'* ",*"i*" „Jawohl," antwortete der Junge 
Faden des Weltverkehrs zusammenlaufen schnell «'«^-e« 

und die Gewinne des WelthandeU sich „Sehen Sie, meine Herrschaften," sairte 

ansammeln"; Dr. Maxwell stolz, der Junge wei^s "iSw 

3. auf der östlichen Halbkugel, in der ^ make a Maltese cross". ,3un, mein 
alten Welt, daher im Gebiet der alten J""»»«, mache eins!" 

Geschichte, der geschichtlichen Land- „Jetzt gleich kann ich das nicht 

Schaft, des dicht besetzten Bodens, zahl- machen!" rief der Junge verwirrt, 

reicher Städte, der starken, ununter- „Warum denn nicht?" verlangte Dr. 

brochenen, längst zur Notwendigkeit ge- Maxwell zu wissen. "How do you make 

wordenen Auswanderung; * Maltese ci'oss, anyway?" 

4. auf der Landhalbkugel, nicht fem J^"" •'"°«?' **^^, ^'^«^^ j™ Munde: 
vom Landpol (w. vor der Loire-Mün- "'S* f Tf *'* T Schwänze." 

düng!), also in der Mitte der grössten ^:^tS*1 **"^^°^*°'..r^i*„™*^^™*" 

\erkehrsentwicklung; ®"^ Malteser Katze wütend." 

' • -n. , Druckfehler im Amtsblatt. Mehr a.u 

o in ^pa und zwar zwischen Alpen bisher geschehen, ist in den LehrertJnen- 

und Nord- imd Ostsee, zwischen Wefch- «eminaFen Gewicht zu leJel^^^ 

sei und Vogesen, also im I^nde der Ger- Geschichte und Heiratsl^nde.^ 

manen gegenüber den Slaven im Osten _, ,,. ««^uuue. 

und den Romanen im Süden und Westen; Kindliche Logik. Lehrerin: „Wer war 

6. mitten in der Ökumene, mitten in ^i^^^^^f ''i™]: i'^'^ X^^'"^ 

Europa, womit es als dessen nachbar- sS?. TLi«*" ^f . ^5>^*' »«»» Kind." 

reichstes Land und in seiner Kraft und v- J «O nein es heisst doch immer: das 

Schwäche zugleich charakterisiert ist, ^i des Kolumbus." 

ein Land der I^ndnachbam und der über- I>er elfbeinige StnhL „Der Stuhl ist 

Beeischen Nachbarn. elfenbeinern, worauf der Kaiser sitzt." 

So hat Friedrich Ratzel, der unlängst ^^rer; „Wodurch unterscheidet sich der 

gestorbene berühmte Geograph, in den ^^^^^ des Kaisers von den andern?" 

ersten fünf Punkten die natürliche, im ^^^^' »Er hat elf Beine." 

sechsten Punkte die Nachbarlage Schwierige Aufgabe." Schüler- Jhi 

Deutschlands gemäss seiner Theorie Papa, wir haben morgen lüSZ^uf^' 

^Xn^^B''^'''' '' ^- ^ ''^'^ Wirve™uten dassf AufgaC^ 
fcPKennzeicnnet. der \A alder" heisst oder „Wert der Mut- 



36 Pädagogische Monatshefte, 

tersprache" oder vielleicht etwas über Die gröiiten Univenitätea der Welt 

Ludwig I. Könntest du mir nicht so Die Reihenfolge der Universitäten der 

einige Gesichtspunkte sagen, die man Welt ist nach der Zahl ihrer Hörer die 

vielleicht für alle drei Themen verwer- folgende: Paris 12,171, Berlin 12,063, 

ten konnte?' j^^.j.^ 9^^^ ^yj^^ ^j^^ Budapest 5,661, 

Kindermund. Der Lehrer hat das Neapel 5,165, Madrid 5,118, Moskau 4,483, 

Thema: „Die Taube" zu behandeln. München 4,414, New York 4,333, Bukarest 

Nachdem er alles, was auf den An- 4,314, Cambridge (Amerika) 4,288, Leip- 

8chauung8unten*icht Bezug hat, schlecht zig 3,793, Ann Arbor 3,717, Petersbuig 

und recht herausgewickelt hat, kommt er 3,613, Oxford 3,499, Minneapolis 3,413, 

auch auf die Gattung der Brieftauben zu Prag (tschechische Universität) 3,224, 

reden und erklärt den Kindern Zweck Chicago 3,183, Berkeley (Kalifornien) 

und Bedeutung der Brief taubenpost. 3,024, Athen 3,000, Cambridge (England) 

Endlich fragt er die Kleinen : „Nun, wann 2,985, Tokio 2,908, Helsingf ors 2,495, 

wird denn wohl vor allem ein „Brief" Rom 2,348, Bonn 2,108, Lemberg 2,060, 

durch Brieftauben befördert werden Halle 1,995. Die kleinsten Universitäten 

müssen?" Nach verschiedenen Ansichten sind: Rostock 520, Czemowitz 483, Sofia 

meint ein Knirps: „Wenn man keine 483, Freiburg (Schweiz) 380, Belgrad 377, 

ZehnpfennigMarke hat!" Urbain 164, Sassari 160, Ferrara 109. 



I. Zeitschriftenschau. 



Literarischer Satgeber für Weihnachten 1904. Dritter Jahrgang. Herausgegeben 
von der Redaktion der , literarischen Warte." München, 111 Seiten 8^, 50 Pfennig. 
Der Ratgeber, den die jetzt im sechsten Jahrgange stehende yjiterarische 
Warte" (Monatsschrift für schöne Literatur, begründet und herausgegeben von Dr. 
Anton Cohr) seit drei Jahren zu W^eihnachten erscheinen lässt, liegt hier in ge- 
diegener Ausstattung, mit sieben vorzüglichen Illustrationsbeigaben geschmückt 
und an Inhalt erheblich bereichert vor. Er gliedert sich in folgende Abschnitte: 
Klassikerausgaben und Volksbüchereien (Dr. P. Expeditus Schmidt, O. F. M.); 
Romane und Novellen (Hermann Binder); Lyrik und Epos (Laurenz Kiesgen); 
Englische Literatur (Dr. A. Lohr) ; Französische Literatur (derselbe) ; Italienische 
Literatur (derselbe); Literaturgeschichte (Expeditus Schmidt); Bildende Kunst 
(Dr. Jos. Popp) ; Musik (Dr. N. Steinhauser) ; Jugendliteratur (Laurenz Kiesgen) ; 
Geschichte (W. von Heidenberg); Religiöse und Erbauungsliteratur (P. Arsenius 
Dotzer, O. F. M.); Frauenfrage, Fürsorge etc. (E. M. Hamann); Naturwissenschaft 
(Dr. J. Plassmann). Dass wnr es mit einem katholischen Führer zu tun haben, 
merkt der, dem die Literarische Warte nur dem Namen nach bekannt ist, schon aus 
den Namen und Titeln einiger Mitarbeiter. Dass der konfessionelle Standpunkt ge- 
wahrt ist, war zu erwarten; nirgends aber zeigt er sich schroff und verletzend; im 
Gegenteil, das offenkundige Bestreben der Mitarbeiter, allen gerecht zu werden, be- 
rührt wohltuend und könnte manchem ähnlichen Unternehmen zum Vorbild dienen. 
Wenn sich in dem etwa fünfzig Seiten starken Inseratenteil dagegen einiges findet, 
was dem Gesagten nicht ganz entspricht, so wäre es unrecht, die Schriftleitung da- 
für verantwortlich machen zu wollen. — Die einzelnen Abschnitte sind von un- 
gleicher Ausführung und ungleichem Werte. Die dieses Jahr neu hinzugekommenen 
Beiträge über das englische, französische und italienische Schrifttum, die vielfach 
auf längst vergangene Zeiten zurückgreifen mussten, halten sich im Rahmen ein- 
führender Referate; als solche leisten sie gute Dienste. Am besten gefallen mir die 



Bücherbesprechungen. 37 

Beiträge des auch als Spesialforscher rühmlich bekannten Dr. P. Expeditus Schmidt 
über Klassiker und Volksbüchereien und über Literaturgeschichte; besonders in 
dem erstgenannten findet sich manch treffendes Wort, das sich mit geringen 
Änderungen auch auf unsere Verhältnisse hierzulande anwenden liesse. Vortrefflich 
sind auch die beiden von Laurenz Kiesgen beigesteuerten Abschnitte über Lyrik 
und Epos und über Jugendliteratur. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, 
einige Hauptsätze hieraus wörtlich anzuführen: „Wir wollen die literarische Quali- 
tät der Jugendsehrift massgebend sein lassen. Das Kind soll zur Unterhaltung nicht 
lesen, sondern, was gesunder ist, spielen. Die Gier nach Büchern, die das lese- 
wütige Kind alles verschlingen lässt, was es Lesbares erreichen kann, die Gier, die 
seine Augen schwächt, seine Phantasie beschmutzt und seinen Geschmack am Buche 
endgültig verbildet und verdirbt, diese weitverbreitete Krankheit möchten wir nicht 
fördern helfen. Sondern wenn das Kind ein Buch zur Privatlektüre in die Hand 
nimmt, soll das für es eine Festfreude bedeuten. Dazu kann nicht der erste beste 
Schmarren dienlich sein. Die bunte Fülle der Geschehnisse, die sittliche Reinheit, 
die Glätte des Stils und wie die vielfach und vielmals für eine Jugendschrift er- 
hobenen Forderungen alle heissen mögen, erfüllen allein noch nicht das, was 
man von einem Kinderbuche verlangen muss, das die Festfreude des Genusses seinem 
kleinen Leser bieten solL Diese Postulats sind alle notwendig imd längst aner- 
kannt. Wichtiger aber ist, dass bei solchen Erfordernissen das Haupterfordemis 
der Jugendschrift nicht fehle: nämlich dass sie literarisch genommen werden kann, 
d. h. dass ein Dichter sie verfasst habe, wenn kein Genie, dann doch ein Talent oder 
ein Talentchen." ,J>er weitverbreitete Irrtum, dass es für Kinder besonders interes- 
sant sei, Geschichten über Kinder zu hören, stirbt so leicht nicht aus. Gewiss ist 
die Darstellung eines Kinderlebens und Treibens als Darstellungsobjekt geeignet 
und zulässig, aber nur, wenn es mit der anschaulichen Kraft des Künstlers vor 
unser Auge gebracht wird.'' — Rühmend hervorgehoben sei auch noch Dr. Popps 
Beitrag ,3ildende Kunst," ein kimdiger, zuverlässiger Führer durch die stetig an- 
wachsende, verwirrende Masse der Literatur über diese Phase menschlichen 
Schaffens, die wie keine zweite dazu angetan ist, das tägliche Leben mit einer 
Feiertagsstimmung zu verklären und zu verschönen. 

* Edwin C Soedder. 



II. Böcherbesprechunsen. 



Devtichea Lesebuch. Deutsche Kul- Vorzeit bis auf unsere Tage zu entrol- 

turgeschicbte in Wort und Bild. Für Se- len. Gleich im vornhinein muss aner- 

kunda, Prima und Oberprima. Verfasst kannt werden, dass die Aufgabe, welche 

von Charles Schweitzer, Profes- Hich die Verfasser gestellt haben, glück- 

sor am Lyoee Janson de Sailly, unter lieh gelöst erscheint. Auf etwas mehr 

Mitwirkung von Emile Simonot, als 300 Seiten finden wir eine Fülle 

Profe**8or am College Chaptal. interessanten Stoffes verteilt, welcher in 

Im Verlage der Buchhandlung Ar- übersichtlicher Weise den geistigen 
mand Colli n, Paris, erscheint unter Werdegang des deutschen Volkes 
dem Gesamttitel „Cours Schweitzer" schildert. Geschichte und Kultur, Kirnst 
eine Serie von deutschen Lesebüchern, und Poesie, Erziehung und Wissen- 
von denen das für die drei höchsten schaft, wurden in angemessener Weise 
Klassen der Lyceen bestimmte vor uns behandelt, das Wichtigste und Epoche- 
liegt. Die Verfastter waren bestrebt, in machende hervorgehoben, das Neben- 
kurzen, aber markanten Zügen den fran- sächliche beiseite gelasiien. Als einen 
zosischen Studenten ein anschauliches ^fangel in dem sonst vortrefflichen Buche 
Bild des deutschen Geisteslebens von der müsäen wir es betrachten, dass die Ge- 



38 Pädagogische Monatshefte, 

schichte der deutschen Dichtung hinter Magazin darzubieten, welches sämtliche 
der der andern Kulturerscheinungen in den verbreitetsten Literaturge- 
etwas zurücktritt, und gerade die schichtsleitfaden angeführten poeti- 
deutsche Dichtung sollte in einem als sehen Stücke etc. im Anschlüsse an die- 
Lesebuch sich darstellenden Werke in selben und in historischer Aufeinander- 
erster Linie zur Geltung kommen. Die folge enthält/' Wenn auch die Reich- 
historischen und kulturgeschichtlichen haltigkeit des dargebotenen Stoffes aner- 
Auszüge sind den besten deutschen kannt werden muss, so darf doch nicht 
Schriftstellern entnommen; so finden geleugnet werden, dass da« Werk auf 
wir u. a. die Namen von Raumer, X'ollständigkeit ebenso w^enig Anspruch 
Treitschke, Gervinus, Reinhold Guenther, hat wie die Lehrbücher der Literatur- 
Heribert Rau, David Müller, Lübke. Ein geschichte, auf die er Bezug nimmt. Wie 
etwas heikler Punkt in einem für Fran- in diesen Leitfäden, so sind auch in der 
zosen bestimmten Lesebuche war die Aorlieffenden Sammlung die verschiede- 
Besprechung des deutsch-französischen nen Literaturepochen von Ulftlas bis 
Krieges von 1870 — 1871, sowie der zum Tode Goethes reich und Übersicht- 
grossen Folgen, welche derselbe für Hch vertreten: die neuere Zeit und ins- 
beide Völker nach sich zog. Hier galt es, besondere die Gegenwart werden von 
das Nationalgefühl der Franzosen zu den meisten Verfassern literaturge- 
schonen, ohne die grossen En-ungen- schichtlicher Lehrbücher einseitig und 
Schäften Deutschlands herunterzusetzen; unvollständig behandelt. Wir vermissen 
dem Takt der Verfasser ist beides ge- in den „Perlen" die Namen der Schweizer 
lungen. Keller, Meyer und Leuthold, der öster- 
Im allgemeinen ist das Buch ein er- reicher Hamerling und Roseg^r, femer 
freulicher Beweis, dass das Studium Wilhelm Jordan, Martin Greif, Johann 
der deutschen Sprache und Geisteswelt Georg Fischer, Bodenstedt u. a. m. 
in Frankreich Eingang gefunden hat. Diese Mängel heben jedoch die 
Ein bemerkbarer Umschwung hat sich Brauchbarkeit des Werkes nicht auf, und 
im Lande des „Erbfeindes^ vollzogen, so sei dasselbe allen Lehrern und Be- 
Mehr und mehr ist man daselbst ge- ftissenen der deutschen Literaturge- 
neigt, das Grosse, was Deutschland auf schichte aufs beste empfohlen, 
fast allen Kulturgebieten geleistet hat, Beta. 
wiUig anzuerkennen. Richard Wagner, A School History of the United SUtet 
der noch vor zwei Jahrzehnten in Paris ^7 W 1 1 1 1 a m H. M a c e, Professor of 
ostentativ niedergezischt wurde, gilt nun History in Syracuse University. lUu- 
offen aU der musikalische Führer, als strated by H o m e r W. C o 1 b y, H. W. 
welchen ihn französische Komponisten Dietzler and Denman Fink, 
schon vorher anerkannt hatten. Deutsche Portraits byJac^uesReich. Rand, 
Theaterstücke erscheinen auf der fran- ^IcNally & Co. Pnce $1.00. 
zösischen Bühne; die deutsche Sprache Mace's School History of the United 
darf ungefährdet in den Strassen von States would indicate that Rand, Mc- 
Paris gesprochen werden und ist in Nally and Co. of Chicago are raising the 
beinahe 300 Schulen der Hauptstadt ein Standard of their publications. The 
obligatorischer Unterrichtszweig. Was book, itself, is not nearly as weak as its 
edel denkende Geister geträumt haben, — prefaoe would indicate. The author 
eine geistige imd vielleicht auch po- probably wrote the preface at an 
litische Verständigung der zwei grossen inopportune moment. 
Nationen, die sich so wunderbar ergän- «Xo impress great historical scenea 
zen, erschemt nicht mehr als ein Ding upon the mind of the young," says the 
der Unmöglichkeit. Eine solche author, "is as important as to paint 
„entente cordiale' hatte neben ihren them on canvas," allowing that the mind 
idealen Vorzügen noch den Vorteil, dass of the young is a little better than 
sie andern Völkerverbindun^en, die einen canvas. 

mehr offensiven und teilweise auch i>«^ ':^„„ x^ xu;^ u^ ««„« «a ** i. 

iinffoistischen Charakter haben das Previous to this he says: "An attempt 

PWK«iwi^h^ hsiiu! »»as ^«1 made to have the narrative 

Gleichgewicht hielte. ^.j^,j^ .^ ^^^^^ ^^^^ ^^^ ^^^ ^. ^ 

Perlen deutscher Dichtung. Der escape the impression that American 

deutschen Jugend gewidmet von Rektor History is an iirteresting movement, and 

Otto Bräunlich. Leipzig. Verlag that, whether in Cooperation or in 

von Ei-nst Wunderlich. collision, men are always stniggling to 

Die schön ausgestattete und in neuer attain great ends. This quality seizes 

Ausgabe erschienene Sammlung ist nach upon the human and dramatic feeling of 

dem Vorwort des Verfassess bestrebt the child and h o 1 d s his interest in the 

„ein reichhaltiges literaturkimdliches subject." We are looking forward to a 



Bücherbesprechungen. 39 

time when American educators will drop In den neuen Abschnitten ist die 

the notion that a child's interest is to be neueste Orthographie angewendet, sonst 

held, in the sense that he is to be aber die alte beibehalten worden. Die 

entertained, and take up the idea that Übersetztungsaufeaben am Ende des 

his interests are tobe developed. Buches sind beibehalten worden, sowie 

One might also ask Prof. Mace: What is die Anmerkungen dazu unten auf der 

to be understood by "the dramatic Seite. 

feelings of the child?" The pupil is Durch diese Zutaten hat das Buch be- 

surely not to be led to believe that deutend gewonnen. Es darf in einem 

American History is a series of spec- naturwissenschaftlichen Lesekurs einen 

taeular happenings narrated for the Platz beanspruchen, 

amuftement. Fortunately the book belies Charles H. Hsndschin. 

its preface. It is not all «Ten over to xjniv. of Wis. 
war. If some of the headlmes are mis- 

leading, it is simple in its wording. «^he Ship of Stste by These at the 

The illustrations are very good, Helm''. Qinn & Co., Boston, Mass., 1904. 

^,^i.irn ^^nr^Vl^Mi» ^ZJL «"><» fuHctioiis Connected with the variou. 

'Ära't': --P«o-"y *"•« -i ^^ UiälnT^veSn^ent *tfflclld^"'*^he'i 

-,, I . XV 1 j X xw articles oontain a vast amount of de- 

The oolors m the legend to the map tailed information conceming the inner 

opposite page 340 do not agree with the ^orkings and daily routine of the 

colors that appear in the map. various branches of our civü and miliUry 

The arrangement of the matter intro- service not usually found in the text- 

duced has on the whole, been the result books on U. 8. History or Civil Govem- 

of common sense and good judffment. ment. This feature, which primarily 

Recent events are handled too fully and distinguishes the work from others of its 

seem poorly digested. kind, makes it a valuable supplementary 

This text book has been prepared with reader in a course on ciyil govemment. 

a great deal of care and deserves a The oorrectness of the information given 

trial. C. W. B, is vouched for by the fact that each 

artide was written by an incumbant of 

A Sdentüc Reader by G e o r g e the office or an official dosely connected 
Theodore Dippold, Ph. D. Re- with the department under discussion. 
vised Edition. Ginn and Co., Although the book is written in non- 
Boston. 1904. Uli -|- 274 pp. Partisan spirit, it appears to me that 

Der ersten Auflage sind in dieser neuen the writers have been prone to praise 

vier Kapitel aus Herrn Prof. W. Ost- more than is consistent with the object 

walds ,JMe Schule der Chemie", 1903, of a work of this kind. A fair and candid 

vorangei»tellt worden. Diese Kapitel criticism of oertain shortoomings in our 

sind in dialogischer Form gehalten und public service and of evils which have 

die Sprache ist höchst einfiuA. Auf die- arisen in the course of time would not be 

Ben Abschnitt folgen neun Seiten Über- out of place, even in a work primarily in- 

setzungsaufgaben, die auf dem vorauf- tended to be read by the future Citizens 

gegangenen Text basieren. Diese Kapitel of our republic. 

und Aufgaben sind für solche berechnet, On the whole the articles are well 

die noch wenig Deutsch gelesen, und written, their style being simple and 

könnten, wie der Herr Herausgeber attractive and suited to the understand- 

meint. nach zwei- oder dreimonatlichem Ing of our upper gnule pupils ; while the 

Elementarunterricht benutzt werden, names of such clear and forcible writers 

Zu diesem Teil ausführliche Anmerkim- on political subjects as Pres. Theodore 

gen unten auf der Seite. Roosevelt, Sen. Henry Cabot Lodge, 

Hierauf folgt ein Abdruck der ersten Supreme Justice David J. Brewer, and 

Auflage mit der Ausnahme, dass an Ex- Speaker Thomas B. Reed lend 

Stelle der Abschnitte über Geometrie prestige to the work and impart added 

imd Mineralogie ein 1903 gehaltener interest to it. 

Vortrag über „Technik und Volkswirt- The subject-matter of the book in- 

Bchaft von Herrn Prof. G. Schmoller ge- dudes the discussion of practically every 

treten i»t. Zu diesem Abschnitt smd department of the national govemment 

bloss ganz vereinzelt Anmerkungen ge- from the exalted office of the president 

geben worden. down to the daily life of our soldier 



40 Pädagogische Monatshefte. 

boys and navv jacks, and every article printer's errors, only two having been 

contains an hiBtorical account of the found by the writer, vis: Munroe, 

department described therein. instead of Monroe on p. 52, line 15 and 

The book is well printed in large, defiea instead of defines on p. 202, line 

clear type and Ib almost entirely free of 6 from the top . C B. Stxaube. 



III. Eingesandte Bucher. 



Little Follu of Many Lands byLulu tor Otto Bräunlich. Neue Aus- 
AI aude Chance. Ginn & Co., Boston, gäbe. 1901. Preis 4 M. 

Price 45 Cents. ^ Empfehlenswerte Jngendadiriften. 

The Felmley & Shutts Arithmetics. Herausgegeben von den Vereinigten 

Book I. By D a V i d F e 1 m 1 e y, Presi- Deutschen Prüfungsausschüssen für Ju- 

dent of the Illinois State Normal gendschriften. Preis 00 Pf. 

Sirte^'cSSduä^r''7nd^^^^^ 3 Monographien «ur Jn^dadiriften- 

Mathematics, Whitewater, Wisconsin, ?*«!:^^''T*^^" '''''' ^^«»..V«'«»«»- 

State Normal School. Rand, McNaUy & *«^ ^''^r^i!'' Prüfungsausschüssen für 

Co., Chicago. Price 35 cents, Jugendschnf ten Hans Chnstiwi Ander- 

° Ben und seine Märchen von Guido Koller. 

£1 Cautivo de Dona Mencia, por Don Preis 60 Pf. 

Juan Valera. Historieta expresa- — . rwn^ «*•»«.•!.• « i- » 

mente arreglada para que sirva de texto ^ V"^ ^^^ ^^n Thmking, Feeling, and 

en Universidades y Colegios, y anotada 5<>*?« ^^ A?/ ^J * ?*xJi*""o T' 

extensamente en ingl|s, ein datos Professor of Philosophy in Wilson Col- 

historicos y biogr&ficos, por R. Diez de i«««' , Chambersburg, Pennsylvania; 

la Cortina. A.b:. de la Üniversidad de Jormerly Associate m Ph»l<>fophy m the 

Madrid. No. 5 of the "Cuentoa Selectos" U"*^«?;«»*^ of Chic^. Rand McNally & 

Series. 18mo. Wm. R. Jenkins, New Co., Chicago, New York, London. 

York. Price 35 cents. Seven Lamps for the Teacher's Way 

Goethes Hennann vnd Dorothea. ^Y ^^\?\ ^i ^ ]} \ L i 1 1. D. With a 

Edited with introduction, optional biographical Sketch by R ay G r e e n e 

exercises, notes, and vocabulary by H u 1 i n g. Gmn & Co., Boston. . 

Philip Schuyler Allen, Asst. ^^^ Journalisten. A Comedy by 

Professor of German Literature in the ^ „ ". „ „ ivl V^* « « isMJf^ «Äi. «« 

TT»;«T»*«:4.» ^t m.:«.»^ r^;«« «_ r»^ Gustav Freytag. luiitea witn m- 

^u^Z L^^a^^' * ' troduction, translation exercises based 

l!,« F^i^ f l^f n H . r n . h . V . r ^^ ^^^ ^^^^ ^^^ complctc vocabulary 

lAf nJJli\^ by LeighR. Gregor, B. A., Ph. D., 

läge (Leipng): licturer on Modem Languages in Gill 

1. Perlen deutscher Dichtung. Der University. Ginn & Co., Boston. Price 

deutschen Jugend gewidmet von R e k- 50 cents. 



Beiichtisung^. 

Aus Versehen unterliessen wir bei den folgenden Artikeln die Angabe der 
Zeitschriften aus denen jene entnommen wurden. Aphorismen aus Herders „Schul - 
reden" (P. M. V. 0) gelangten aus den „Pädagogischen Blättern für Lehrerbildungs- 
anstalten" (Karl Muthesius), und „zum Gedächtnis John Luckes", Lauterbach (P. 
M. V, 10) aus der „Schlesischen Schulzeitung" zum Abdruck. D. R 



Deutsches Lesebuch 



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Jltncttlkaniscbc Schulen 

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Ul. H. Rosenstengel^ 

voirmals Pirofcssoir dcir SlaaUunlvensttät UlUeonsin, 

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Ausgabe A nach der NormalwÖrtennethpde 20 Cents. 

Ausgabe B nach der Schreiblesemethode 20 Genta. 

Band n für Grad 3 und 4 30 Gents. 

m für Grad 5 und 6 40 Cents. 

IV für Grad 7 und 8 60 Cents. 

Grammatücalische Übungshefte für Band I und n 5 Cents per Heft. 

„Wir kennen keine Lehrbücher dieser Art, die der systematisch fortschreitenden 
Methode so angepasst sind, deren Inhalt mit solcher Sachkenntnis und mit solcher 
Berücksichtigung der Bildung des Herzens imd Gemütes der Kinder und alles dessen, 
was das Kind interessiert und ihm Freude macht, ausgewählt ist, und die edler und 
schöner ausgestfittet sind". New York Revue. 



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felmur 1905« 



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Pädagogische Monatshefte. 

P£DAG06ICAL MONTHLY. 

Zeitschrift fär das deutschamerikaniscbe Schulwesen. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbimdes. 



Haz Griebsch^ 

Semlnardirektor. 

Oscar Bctrckhardtf 



mmUwiWkmiimmm i 



B* A* Abrams» 



HlUflSTiperintendeiit der öffentHctaen 
SchulRD, MllwAukee. 



John Eisdmder^ » Patil Gerisch^ 

S«mlnarlehrer. 



Ldtor. 



für 



Prof« Dr« E« C« Roedder^ 

StAatounlrerait&t Wisconsin. 



Inhaltt 

S«lto 

Der Unterricht In den modernen Sprachen auf der deutschen Brslehungsabteilnng 

der WeHansstellttnfi:, Dr. Paul Reiff. , 41 

.Christoph Martin Wieland, Thomas Jappe 61 

unsere B&nme, D. Lange 67 

Berichte nnd Notixen: 

I. Report of the Meeting of the Modem Language Association, Charles 

A. Handschin 60 

II. Korreroondensen ans Callfomien, Chicago, Cindnnati, DaTcnport, Mll- 

wankee, New York 62 

m. Briefkasten 66 

IV. Umschan 66 

V. Vermischtes 6S 

rschan: 

I. Zeltschziftenschan 69 

n. Bücherbesprechnngen 70 

m. Bingesandte Böcherf 72 



Verlag: 
National German-Amaricsan Taaohara* Saminary* 

558 to 568 Broadway. Milwaukee, Wis. 



Katered at the MlXwankee P. O. sad mdmltted for trsnemlMion throngh the mslls ss Seeond Olsss Kattef . 



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3ä ^°''9th S Un 



iJ, 



*O0ö 



Der Jahrgang der Pädagogiflcheii Monatshefte beginnt im Januar und besteht aas 
lo Heften, welche regehnässig in den ersten Tagen eines Monats (mit Aus- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnementspreis beträgt $1.50 pro Jahr, im voraus zahlbar. 

Abonnementsanmeldungen wolle man gefälligst an den Verlag: Hat. Creiman- 
American Teachers' Seminary, 558-568 Broadway, Milwaukee, Wia^ richten. 

Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag auszustellen. 

Sämtliche Beiträge und zu besprechende Bücher sind bis auf weiteres an Max 
Griebsch, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukee Wis.) zu senden. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am 20. dos 
vorhergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



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MILWAUKEE. WIS. 



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Brandes. Gestalten und Gedanken. Essays: Kritische Abhandlungen, Be- 
trachtungen etc., geb 8.76 

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Deckert Nordamerika. 2. neubearbeitete Aufl. 140 Teztabbild., 12 Karten 

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Oraets. Die Elektrizität und ihre Anwendungen. 574 Abbild., geb 8.25 

Gtotthnst. Probleme und CharakterkOpfe. Studien cur Literatur unserer 

Zeit. Mit 10 Portäts, geb 2.00 

Haeckel. Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien Aber biologiadie 

PhikMophie, geb 8.00 

Hedin. Ln Herzen von Asien. Beich illus. 2 Bde., geb 0.70 

Abenteuer in Tibet. 400 S. 145 Abbüd., 4 Karten, geb ZM 

Heimholt. Weltgeschichte. Mit 51 Karten und 170 Tafeln. Bde., geb., je 8.00 
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Meyer. Das deutsche Volkstum. 2. Aufl. 1 Karte und 43 Tafeln, geb 0.00 

Das Weltgebäude. Eine gemeinverständliche Himmelskunde. 10 

Karten und 31 Tafeln, geb &26 

Muensterbert^ Die Amerikaner. 2 Bde., geb 4^ 

Stiglbaner. Goetz Krafft, die Geschichte einer Jugend. 2 Bde., geb 8.00 

Sverdmp. Neues Land. Vier Jahre in arktischen Gebieten. 2 Bde., geb.. . . 6.70 
Woennan. Geschichte der Kunst aller Zeiten und VQlker. 1300 Abbild, und 

130 Tafeln. 3 Bde., geb., je 5.76 

Hein. Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik. 8 Bde., geb., je 6M 

Man verlange Elatalog. 



Pädagogische Monatshefte 

PEDAGOGICAL MONTHLY. 
Zeitschrift fttr das deatschamerikaniscbe ScbiilweseiL 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 



Jahrgang TL fdmiar 1905. Ikft a« 



Unsere Mitarbeiter werden hiermit ersucht, während der Abwesenheit Ton 
Herrn Prof. Roedder (siehe Umschau) sämtliche Beiträge f&r die P. M., also 
auch diejenigen das höhere Schulwesen betrefiend, an den Unterzeichneten zu 
senden. 
658^68 Broadway, Müwaukec, Wis. Max Griebsch. 



Der Unterricht in den modernen Sprachen auf der deut- 
schen Erziehungsabteiiung der Weltausstellung. 



Von Dr. Paul Reiff, Washington University, St. Louis, Mo. 



(Ftic die Pädagogischen Monatshefte.) 



Weltausstellung und Fachaustellung haben naturgemäss verschiedene 
Ziele und Methoden; während sich diese an den Fachmann wendet, hat 
jene das allgemeine Publikum im Auge, dem es weniger um Vollständigkeit, 
als um typische Darstellung zu tun ist. Man tut gut, sich daran zu erinnern, 
wenn man sich über die deutsche Erziehungsausstellimg in St. Louis ein 
kritisches Urteil bilden will. Zu dem durchschlagenden Erfolge Deutschlands 
in St. Louis trug sie das Ihrige voll bei ; dem Fachmann andererseits konnte 
sie naturgemäss das nicht bieten, was ihm eine eigentliche Fachausstellung 
hätte bieten können. 



42 Pädagogische Monatshefte. 

Eine Vollständigkeit des den neusprachlichen Unterricht betreffenden 
Materials durfte also von vornherein nicht erwartet werden. Was davon 
vorhanden war, war dann freilich, wohl aus guten Gründen, über eine Anzahl 
von Zimmern und Gängen verstreut. Geschlossen waren z. B. die Aus- 
stellungen in den alten Sprachen, Geographie und G3nnnastik ; jede derselben 
füllte eines der Zinuner, in welche der Deutschland zugewiesene Raum in 
sehr geschickter Weise eingeteilt war. Von neusprachlichem Material waren 
dagegen nur die Hilfsmittel für den Anschauungsunterricht räumlich ver- 
einigt. Die phonetischen Lehrmittel waren repräsentiert durch eine Laut- 
tafel nach dem System Vietor, Bierbaums englische Aussprachetafeln und 
zwanzig Lauttafeln nach dem Entwurf von Rausch, welche je Vorderansicht, 
Seitenansicht und Durchschnitt der Mundpartie geben. Daran reihten sich 
die phonetischen Werke Vietors, die drei letzten Bände der Neueren 
Sprachen, die drei Jahrgänge der der Reformbewegung dienenden Zeitschrift 
Lehrmittel in der deutschen Schule (Verlag von Priebatsch, Breslau) und eine 
längere Abhandlung aus der Feder des deutschen Erziehungskonunissärs, 
Professor L. Bahlsen, über "New Methods of Teaching Modem Languages" 
(Teachers College Record, 4. vol. No. 3). Wo bleiben die Wandbilder? 
wird man sich fragen. Nun, solche fanden sich in ziemlicher Anzahl vor, 
waren aber über fast alle Zimmer verteilt. Der amtliche Katalog zählt 
fünfzehn verschiedene Firmen auf, welche in dieser Hinsicht ausgestellt 
haben, darunter Hirt, Hölzel, Kafemann, Schreiber, Wachsmuth. Irgend 
eines der Hölzelschen Bilder war freilich nicht zu entdecken, wenigstens 
nicht gegen Ende der Ausstellungsperiode; warum nicht, ist mir unbekannt 
Von den zahllosen, bis jetzt erschienen Anleitungen zum Gebrauch der 
Hölzelschen Tafeln war keine vorhanden; doch Hess ein aufliegender 
Prospekt der Verlagsbuchhandlung Emil Roth in Giessen, der eine Be- 
arbeitung derselben in sechs verschiedenen Sprachen anzeigt, auf die Aus- 
dehnung dieser Art von Literatur wenigstens schliessen. Eine Anleitung zum 
Gebrauch der Kafemannschen Bilder lag auf; sie kann mit Nutzen zur 
Konversation in fremden Sprachen benutzt werden, ist aber zimächst für 
den deutschen Unterricht in Volksschulen bestimmt. Ähnliche Werke fehlten 
überhaupt nicht; am ehesten für sprachliche Zwecke geeignet erschien mir 
von ihnen Präparationen für den Anschauungsunterricht von F. Wiedemann 
(Verlag von Meinhold, Dresden, 2 Teile). Auch einzelne, in der Ausstellung 
des geographischen Unterrichts aufgelegte Handbücher würden sich dafür 
und namentlich zugleich zur Einführung in die geographisch-ethnographische 
Gliederung Deutschlands sehr wohl eignen; ich verweise namentlich auf 
Deutschland in natürlichen Landschaftsgebieten von H. Prüll (Verlag von 
Wunderlich, Leipzig) . Von den aufgehängten Wandbildern könnte übrigens 
höchstens das eine von L F. Schreiber in Esslingen a. N., Herbst, an Brauch- 
barkeit mit den Hölzelschen Bildern konkurrieren. In den Gängen zu beiden 



Der Unterricht in den modernen Sprachen. 43 

leiten des die phonetischen Lehnnittel enthaltenden Raumes fanden sich die 

^neuna^hn Jahrgange der Lehrproben und Lehrgänge aus der Praxis der 

Gymnasien und Redschulen, herausgegeben von Fries und Menge (Halle 

3. S., Buchhandlung des Waisenhauses) ; dann namentlich eine kleine 

^Sammlung von französischen und englischen Übungsbüchern, Grammatiken 

und Textausgaben, letztere aus dem Verlag von Velhagen und Klasing, ohne 

Vokabular, aber mit Anmerkungen und lobenswert kurzer Einleitung. Unter 

^den Übungsbüchern war die neue und alte Methode gleicherweise vertreten, 

jene z. B. durch Ulbrich, diese durch den alten, aber verjüngten Plötz, der 

.aber immerhin auch in dieser Form noch imstande ist, in dem Herzen eines 

.alten deutschen Gymnasiasten die Erinnerung an eine entschwundene Zeit 

zu erwecken. 

In einer Unterrichtsausstellung erwartet mad nun freilich mehr zu 
finden, als nur eine Repräsentation der Lehnnittel. Dies gilt namentlich für 
^ie Disziplin des neusprachlichen Unterrichts. Der Fachmann möchte natür- 
lich etwas, oder besser möglichst viel über den Methodenstreit hören, der in 
«den letzten Jahren die neuphilologischen Kreise Deutschlands fortgesetzt in 
Atem hält. Aber gerade hier zeigt sich die Grenze des für eine Weltausstel- 
lung Möglichen. Wer sich Information über diese Kämpfe holen wollte, 
fand sich im Wesentlichen auf weniger ab ein halbes Dutzend Verö£Eent- 
Uchungen hingewiesen, nämlich Bahlsens Abhandlung, die Nummern der 
Neueren Sprachen und der Lehrmittel etc. und den zweiten Jahrgang der 
1902 gegründeten, antireformerischen Zweitschrift für franzosischen und eng- 
•tischen Unterricht, herausgegeben von Kaluza, Kosewitz und Thurau 
(Berlin, Weidmann). Daraus lässt sich einiges entnehmen, das aber für 
den kaum genügen wird, welchem anderweitige diesbezügliche Literatur nicht 
^ur Verfügung steht. Bahlsens lesenswerte Abhandlung steht auf reformeri- 
schem Boden; wer nun dem Grundsatz huldigt: audiatur et altera pars! 
wird gut daran tun, auch eine Darstellung dieses Methodenstreits aus dem 
Lager der Reformgegner zur Hand zu nehmen, und als solche empfiehlt die 
'eben erwähnte Zeitschrift etc Gutersohns Zur Methode des neusprachlichen 
Unterrichts (Lörrach 1902). 

Verhältnismässig reich war die Darlegung der in Deutschland tatsäch- 
lich angewandten Methoden in den Ausstellungen der einzelnen Lehranstal- 
ten, wobei naturgemäss das Prinzip der typischen Repräsentation massgebend 
war. Das Interesse des Fachmanns musste sich hier auf die Ausstellung der 
beiden Reformschulen in Frankfurt a. M., das Goethe-Gymnasium und 
^as Reform-Realg3rmnasium, genannt „Musterschule", konzentrieren. Beide 
Anstalten sind in mehrfacher Hinsicht typische Vertreter der Reform und 
dienten ungefähr einem halben Hundert höherer deutscher Schulen zum 
Muster. Das Wesentliche ihres Lehrgangs ist einmal das, dass in dem 
Kurrikulum der ersten drei Jahre Latein fehlt, dessen Stelle Französisch 




44 Pädagogische Monatshefte. 

einnimmt; ferner, dass mit der alten Methode neusprachlichen Unterrichts: 
bewusst und vollständig gebrochen wird. Die statt letzterer verwendete- 
Methode deckt sich nicht vollständig mit der phonetischen, geht im übrigea 
aus folgendem klar hervor. Das Reform-Realgymnasium stellte u. a. ausi. 
Abhandlungen seines Direktors Dr. Walter, darunter Englisch nach dem 
Frankfurter Reformplan (1900); gedruckte, ausführliche Lehrpläne ^ 
Übungsbücher, darunter das französische von Kühn und Diehl (Velhagea 
und Klasing, 1903) und von Banner (ebenda, 1900). Walters Schrift hat so 
zahlreiche Besprechung gefunden, dass auf eine Charakterisierung derselben 
verzichtet werden kann: ihre Grundgedanken müssen sich ja ausserdem in 
den Lehrplänen wiederspiegeln. Letztere dagegen verdienen hier eingehende 
£n;i^nung. Als typisch möge der für 1902^-03 erschienene Lehrplan für 
Französisch angeführt werden. Er erwähnt für das erste Jahr (ich 
zitiere): „a) Mündliche Übungen: Lautliche Schulung unter Benutzung 
der Vietorschen Lauttafel. Verarbeitung einer Auswahl von Gedichten 
(die z. B. auch gesungen wurden) und Lehrstücken; im Anschluss hieran 
Sprechübungen, zu denen auch Hölzelsche Bilder verwandt wurden. Das 
Wichtigste aus der Formenlehre wird induktiv gewonnen, b) Schriftliche 
Arbeiten: Von August ab (das Schuljahr beginnt im April) wöchentlich eine 
Arbeit: Niederschreiben von Auswendiggelerntem, Diktate, Beantwortung, 
von Fragen, grammatische Übungen." Der Lehrgang des zweiten Jahres ist 
ungefähr derselbe ; in beiden Jahren wöchentlich sechs Stunden. Noch mehr 
ins einzelne gehend und noch pointierter reformerisch ist der Lehrplan des- 
Goethe-Gsnoinasiums. Er schreibt für den Anfangsunterricht in Französisch 
vor (ich zitiere nicht) : In den ersten 20 bis 30 Stunden keine Benützung des 
Übungsbuchs, mündliche Besprechung des Inhalts von Lesestücken vor dem 
Lesen derselben an der Hand der Gegenstände selbst oder von Bildern, deren 
Lektüre, sachliche und grammatische Besprechung des Lesestücks, Verwen- 
dung des Sprachschatzes in anderer Weise, vornehmlich in Frage und Ant- 
wort, Auswendiglernen von Gredichten, wöchentlich eine schriftliche Klas- 
senarbeit. 

Sehr interessant ist ein Blick in die in Frankfurt eingeführten 
„Übungsbücher"; da ihre Art typisch ist, andererseits aber manchem wenig 
bekannt sein dürfte, wird ein kurzes Besprechen derselben am Platze sein. 
Das Übungsbuch von Kühn und Diehl beginnt mit Texten in Lautschrift; 
es folgen sechzehn Liedchen mit beigedruckter Melodie, sechs Gredichtchen^ 
ohne Melodie, kurze Lesestücke (darunter Beschreibung des Schulzimmers^ 
des Unterrichts, u. s. w., zum Teil in Dialogform), praktisches Rechnen, 
Bilder von fremden Münzen, längere Lesestücke mit eingestreuten Bildern 
(die sich teilweise auf fr^zösische Gebräuche beziehen) und endlich eine 
kurze Grammatik. Das Ganze sieht sich auf den ersten dreissig Seiten wie 
eine Kinderfibel an und ist im übrigen auch für Knaben vom neunten bis- 



Der Unterricht in den modernen Sprachen, 45 

^zwölften Lebensjahre bestimmt. Nicht ganz so reform-orthodox ist das 
^Übungsbuch von Banner. Es soll, wie alle reformerischen Übungsbücher, zu- 
:^eich Lesebuch, Konversationsbuch und Grammatik sein, weicht aber laut 

Vorwort von der Reform strenger Observanz in zwei wesentlichen Punkten 
.ab: es setzt sich einmal neben Förderung im praktischen Gebrauch der 
'Sprache auch die Erziehung zum Verständnis fremder Literaturen zum Ziel 
^4ind betont zweitens die Grammatik stärker. Während seine Anordnung in 
•den mittleren und hinteren Partien von der des Buchs von Kühn und Diehl 
snicht wesentlich abweicht, gehen seine ersten zwanzig Seiten besondere Wege. 

Dem ersten Lesestück werden nämlich etwa zehn „Vorbereitungslektionen'' 
vorausgeschickt; sie sollen die Grundlage für mündliche Übungen liefern 
«und in drei bis vier Wochen durchgenommen werden. Während dieser Zeit 
^st das Buch weder in der Schule noch zu Hause vom Schüler zu ö£Enen, auch 
tsind keinerlei Aufgaben zu stellen; erst nachher beginnt das Lesen, Lernen 
«der Vokabeln und Memorieren des Textes. Ich kann mir nicht versagen, die 
^rste dieser Vorbereitungslektionen wörtlich zu zitieren: „Lehrer (nach 
^seinem Eintreten in die Klasse zu den Schülern, die sich erheben, mit bezeich- 
>iiender Handbewegung) : Asseyez - vous, levez - vous, asseyez - vous! etc. 

'(dann zu einzelnen Schülern) : L^ve - toi, Alfred, va k la porte, va Jt ta 
Tplace, assieds - toi ! L^ve - toi, Emest, va k la fenStre, va k Xsl place, assieds - 

toi. L^ve - toi, Emile, va k la table, va k la porte, va k ta place, assieds - toi ! 
«etc. (Nach ausgiebiger Wiederholung dieser Befehle durch den Mund des 

Lehrers treten einzelne Schüler an seine Stelle und richten, vor der Klasse 
tstehend, die gleichen Anforderungen an ihre Kameraden. Diese werden von 
-vornherein dazu angehalten, den Befehlen jener nur dann Folge zu leisten, 
-wenn alle Worte laut, deutlich imd korrekt gesprochen sind)." In der zwei- 
gten Lektion wird der Schüler u. a. aufgefordert, das Fenster zu schliessen 
•und während dieses Akts zu sagen : Je ferme la fen^tre. Die dritte Lektion 
«^enthält folgenden Trilog: „Elise: Je mets un cahier sur la table. Lehrer: Tu 

mets etc. Klasse : Elle mets" etc. Die dritte und die folgenden Lektionen be- 
!1iandeln nacheinander un et une, de et jt, Pluralbildung, du et au, des et aux 
^uid die Kasus; in den beiden letzten Lektionen operiert der Schüler an der 
'Tafel. Lautschrift wird nicht verwendet. Dagegen sind alle auf die Vor- 
Ibereitungslektionen folgenden Partien, also der grösste Teil des Übungsbuchs» 
an Französisch abgefasst; letzteres ist im Einklang mit den von Direktor 
^Valter entwickelten Ideen, welche eine Anwendung der Muttersprache nur 
.-ausnahmsweise zulassen. 

Wie weit diese in Frankfurt a. M. befolgte neusprachliche Unterrichts- 
methode in denjenigen höheren deutschen Lehranstalten eingeführt ist, 
^^velche das Frankfurter Kurrikulimi besitzen, lässt sich aus dem ausgestellten 
iMaterial nicht entnehmen. Die Methode der klassischen Gymnasien nach 
cdem normalen System war am klarsten in dem Programm des Joachimstal- 



46 Pädagogische Monatshefte. 

sehen Gymnasiums in Berlin- Wilmersdorf skizziert : Einübung einer richtigem 
Aussprache, Lese- und Sprechübungen in jeder Stunde, Aneignung eines; 
Wortschatzes, Gebrauch des Plötzschen Elementarbuchs; letzteres bedeutet 
in sich eine Ablehnung der strengen Reform. Ähnlich scheint die Praxis der 
preussischen Kadettenanstalten (Gross-Lichterfelde und Plön) zu sein^ 
Einen guten Einblick in den neusprachlichen Betrieb der Realschulen ge- 
währten die zahlreich aufliegenden Programme. Eine Vergleichung vom 
zwölf derselben, darunter solcher von Anstalten in Berlin, Charlottenburg^ 
Hannover, Köln und Kassel, liefert hinsichtlich des Unterrichts in Franzö- 
sisch etwa folgende Ergebnisse. Als Übungsbuch wird in der Mehrzahl der 
Anstalten Plötz-Kares (Ausgabe C) benützt; daneben Ulbrich und Strien.. 
Ebenfalls in der Mehrzahl derselben hat im gedruckten Programm die Be- 
handlung der Grammatik räumlich und sachlich in den ersten Jahren das^ 
Übergewicht; dabei schreibt eines der Programme „systematische Durch- 
nahme der Formenlehre" vor, während allerdings zwei andere dieselbe „imi 
Anschluss an Gelesenes" fordern. In einem Falle wird vom vierten franzö- 
sischen Unterrichtsjahr an eine Trennung in Lese- und Grammatikstunden^ 
vorgenommen. Auf Erziehung zu einer guten Aussprache wird überall ge-- 
drungen ; nur in zwei Fällen jedoch wird ausdrücklich auf eigentliche phone- 
tische Schulung hingewiesen. Sprechübungen, Memorieren und schriftliche? 
Arbeiten sind überall erwähnt, allerdings nicht ohne Unterschied. Die^ 
ersteren erfolgen in der Hälfte der Anstalten „im Anschluss an Grelesenes,« 
das Schulzimmer und Gegenstände des täglichen Lebens" ; Wandbilder wer- 
den meist erst vom zweiten oder dritten Jahr ab verwendet. Das Memorieren i 
besteht meist im Auswendiglernen von jährlich zwei bis drei Gedichten, ge-- 
wöhnlich vom zweiten Jahre an; das Singen von Gedichten in der Klasse? 
wird einmal erwähnt. Hinsichtlich der schriftlichen Arbeiten herrscht bei- 
nahe völlige Harmonie: sie sollen wöchentlich einmal erfolgen und ab- 
wechseln in Diktaten, Übersetzungen und der Beantwortung französischer* 
Fragen; in einer Minorität von Fällen wird ausserdem noch Behandlung: 
grammatischer Punkte und Nacherzählen von Gelesenem oder Gehörten» 
gefordert. So viel über die Methode der Oberrealschulen und Realschulen^ 
Interessant ist auch die Behandlung des fremdsprachlichen Unterrichts imn 
Programm des Königl. pädagogischen Seminars an der Friedrichs-Werder- 
sehen Oberrealschule zu Berlin; es enthält darüber folgenden Passus:: 
„Englisch und Französisch : die neue Methode ; daneben bleibt gleich wichtig: 
die grammatische Schulung trotz der neuen Bahnen". 

Es würde zu weit führen, die Methode des englischen Unterrichts ann 
den höheren deutschen Lehranstalten hier in derselben Weise behandeln zui 
wollen; im ganzen scheint sie reformerischer zu sein, als die Methode dcsi 
französischen Unterrichts. Es hat indessen den Anschein, als ob eine solche,« 
leichte Differenzierung im Einklang mit den amtlichen preussischen Lehr— 



Der Unterricht in den modernen Sprachen. 47 

planen vom Jahr 1901 ist. Letztere waren ebenfalls ausgestellt und sind 
namentlich auch deshalb interessant, weil ihre Fassung gegenüber der frühe- 
ren von 1892 eine gewisse Berücksichtigung der Reformbewegung zeigt. Die 
Lehrpläne von 1892 begannen noch mit Grammatik; diejenigen von 1901 
verweisen zum ersten Mal auf Unterricht in Aussprache und durch Anschau- 
ung. Als allgemeines „Lehrziel" wird ,, Verständnis der bedeutendsten 
Schriftwerke der letzten drei Jahrhunderte und einige Geübtheit im münd- 
lichen und schriftlichen Gebrauch der Sprache" angegeben, worin allerdings 
mehr eine Ablehnung als eine Anerkennung der Reform liegt; andererseits 
beginnt die „Lehraufgabe" in Französisch mit der Erwähnung von Aus- 
sprache-, Lese- und Schreibübungen, auf die Behandlung der Grammatik 
wird erst nachher verwiesen. Hinsichtlich des englischen Unterrichts wird 
ausdrücklich bemerkt, dass der Betrieb im wesentlichen empirisch sein solle 
und dass die grammatischen Regeln induktiv zu gewinnen und behandeln 
seien. Wie weit diese amtlichen Wünsche in der Praxis der einzelnen 
Schulen realisiert werden und wie weit nicht, zeigt die obige Statistik. 

Wenn im obigen von „Reform" geredet wurde, so war darunter natürlich 
immer diejenige Bewegung gemeint, deren Urheber und geistiges Haupt 
Victor, deren augenblicklich kräftigster Agitator aber Klingenhardt ist. Die- 
jenigen, welche eine gründliche, aber kurze Informierung darüber wünschen, 
verweise ich auf den Report of ihe Commitiee of Twelve (Heath and Co., 
1901), S. 22 ff. Um diese Bewegung handelte es sich im Grunde allein in 
den deutschen Methodenkämpfen der letzten zehn Jahre, soweit der fremd- 
sprachliche Unterricht in Betracht kam. Die von ihr befürwortete Methode 
wird bald die „phonetische", bald die „direkte", bald die „Reformmethode" 
genannt; böse Zungen zitieren sie allerdings auch wohl unter dem Namen 
der Methode des „Bilderdienstes". Da sie auf ein Alter von mehr als zwanzig 
Jahren zurücksieht, kann sie die ursprüngliche Geschlossenheit unmöglich 
bewahrt haben; wie es scheint, haben sich in ihr mehr oder weniger zwei 
Richtungen herausgebildet, die aber taktisch zusammenhalten. Die eine 
knüpft nur an die Anschauung an (nämlich an die nähere und weitere Um- 
gebung des Schülers und die durch Bilder gegebene Grundlage) und dedu- 
ziert von da alles ; die andere will die Anschauung nur neben anderen Hilfs- 
mitteln gelten lassen. Beiden gemeinsam ist die induktive Gewinnung der 
Sprachformen aus der lebendigen Sprache und die Bevorzugung des ge- 
sprochenen Worts gegenüber dem gedruckten. Wie mir scheint, sind diese 
beiden letzten Grundsätze nur in ziemlich beschränkter Weise durchgedrun- 
gen, soweit deutsche Anstalten in Betracht kommen. Ganz scheint dagegen 
das Prinzip angenommen worden zu sein, dass die Anschauung eines der 
neusprachlichen Hilfsmittel ist, und zwar ein notwendiges; ebenso das andere, 
dass die Erziehung zur praktischen Beherrschung einer fremden Sprache mit 



48 Pädagogische Monatshefte. 

der Schulung im Verständnis fremder Literaturen Hand in Hand zu gehen 
hat. 

Was die Anschauungsmittel betrifft, so nehmen die phonetischen Laut- 
tafeln in der deutschen Erziehungsabteilung ja freilich einen prominenten 
Platz ein, und die Reformer machen geltend, dass die Tafeln nach dem System 
Vietor in den letzten Jahren in Deutschland immer weitere Verbreitung ge- 
funden haben. Die oben erwähnten Realschulprogramme lassen diese Be- 
hauptung indessen zum mindesten als zweifelhaft erscheinen ; sie enthalten 
nur zweimal ausdrücklichen Hinweis auf phonetische Schulung. Eine 
Kontrolle hierüber wäre auf Grund des ausgestellten Materials dann möglich 
gewesen, wenn die Programme der einzelnen Anstalten vollständige Inventare 
der Anstalts- Anschauungsmittel enthalten hätten. Dies war nicht der Fall; 
mit einer einzigen Ausnahme waren stets nur die Anschauungsmittel aufge- 
zählt, welche während des betreffenden Jahres (also meist 1903^-04) ange- 
schafft wurden oder als Geschenke einliefen. Die Ausnahme ist das Pro- 
gramm des Realgymnasiiuns der Stadt Elberfeld mit folgendem Inventar: 
zwölf Hölzelsche Bilder, Rambeaus Lauttafeln, Panorama und Plan von 
Paris. Abbildungen der sprechenden Organe, plastische Modelle und anato- 
mische Lehrbücher, welche notwendig zu dem Handwerkszeug eines re- 
formerischen Sprachmeisters gehören, dürften in den meisten Fällen nicht 
vorhanden sein. Anders steht es mit den Wandbildern, unter denen diejeni- 
gen von Hölzel wohl beinahe überall zu finden sind. Ihre Verbreitung in 
Deutschland und den umliegenden Ländern während der letzten Jahre 
gleicht einem glanzvollen Siegeszug. Schon 1901 gab es nach einer An- 
kündigung des Hölzelschen Verlags 25 französische und englische Gramma- 
tiken und Übungsbücher, welche auf diesen Bildern fussen. Die Zahl der 
Kommentare zu denselben in den meisten der europäischen Sprachen wird 
bald Legion sein, und man leidet in dieser Hinsicht schon jetzt an derselben 
Überproduktion, wie in Amerika an Textausgaben „mit Einleitung, An- 
merkungen und Vokabular"; um einige Namen zu nennen, so seien die 
Kommentare von G6nin et Schamanek, Krön, Durand-Delanghe, Towers- 
Clark, Wallenstein, Koch und Verlig erwähnt. Die orthodoxe Reform ak- 
zeptiert sie übrigens nur vorläufig und aus Mangel an Besserem, und erwartet 
von der Zukunft gleichwertige Bilder, welche die französischen und eng- 
lischen Verhältnisse behandeln. Eine Besprechung des Materials an An- 
schauungsbildem gibt u. a. Fleming in den Neueren Sprachen I, 510 ff ; IV; 
509 ff; VII, 272. 

Die Reformbewegung hat in der Schweiz und in Frankreich einen vol- 
len Sieg erreicht; in Deutschland dagegen geht ihr Einfluss wohl zurück. 
Ihren Höhepunkt scheint sie in ihrem Heimatland auf dem Neuphilologen- 
tag in Leipzig 1900 erreicht zu haben. Auf dem Kongress des nächsten 
Jahres in Breslau fiel das bekannte Wort: „Wir Reformer wollen eine Be- 



Der Unterricht in den modernen Sprachen. 49 

schrankung der historisch-philologischen Ausbildung", wogegen heftige Pro- 
teste laut wurden ; aus den Verhandlungen war zu erkennen, dass die Gegner 
der Reform mindestens nicht in der Minorität waren. Einzelne Direktoren- 
versammlungen erklärten sich ebenfalls gegen die neue Bewegung, und wenn 
nicht alle Zeichen trügen, so hat inzwischen eine rückläufige Bewegung un- 
verkennbar eingesetzt, was im lO. Band der Neueren Sprachen allerdings 
bestritten wird. Die Bekämpfung der übertriebenen Forderungen der Re- 
former gewinnt immer mehr Boden. Im Jahre 1902 entstanden zwei neue 
Zeitschriften mit antireformerischer Tendenz; die eine derselben, die Tteit- 
schrift für französischen und englischen Unterricht (herausgegeben von 
Kaluze, Kosewitz und Thurau, Verlag von Weidmann in Berlin) wurde 
ausdrücklich zum Zweck der Polemik gegründet, während die Monatsschrift 
für höhere Schulen den wissenschaftlichen Charakter des neusprachlichen 
Unterrichts wahren und besonders die Sprachmeisterei in demselben auf be- 
rechtigte Grenzen zurückführen will. Beide Zeitschriften treten für die 
Unterordnung der sprachlichen Schulung unter die literarische ein und 
weisen namentlich auch darauf hin, dass die realen Anstalten Gefahr laufen, 
ihre Gleichwerti^eit mit den Gsnomasien zu verlieren. Auch anderes 
scheint darauf hinzuweisen, dass sich die allgemeine Stimmung zu Ungunsten 
der Reform geändert hat. Die eigentlichen Reformbücher sollen die eroberten 
Plätze nicht behaupten können, man geht z. B. da und dort wieder auf Plötz 
zurück; namentlich aber verlangt die neuphilologische Lehrerschaft nach 
Ruhe, die ihr nach der langen, stürmischen Zeit zu gönnen ist. Die Reform 
wird sich künftig wohl mit dem bis jetzt eroberten Terrain zu begnügen 
haben und möglichst das zu halten suchen, was sie hat. In manchem ist sie 
durchgedrungen, in anderem wieder nicht. Ihre Hauptsiege liegen auf dem 
Gebiete des Anfangsunterrichts ; aber auch hier ist Sieg und Niederlage ver- 
schlungen. Vietor will, Grammatik solle auf der untersten Stufe nicht ge- 
lehrt werden, laut den Programmen wird dies indes vielfach getan ; eigent- 
lich phonetische Schulung unterbleibt wohl in den meisten Fällen, Lautschrift 
wird wenig verwendet und vor allem konnten die Reformer trotz allen Be- 
mühungen das Übersetzten aus dem Unterricht nicht entfernen. Am wenig- 
sten scheinen die Gymnasien von der Reform beeinflusst worden zu sein ; sie 
begrenzen die Schreibübungen, halten an der grammatischen Grundlage fest 
und gebrauchen überwiegend das Lehrbuch von Plötz. Zu all dem kann man 
sich verschieden stellen; persönlich aber glaube ich nicht, dass man diesen 
relativen Rückgang der Reformbewegung zu sehr zu beklagen hat. Die alte 
Methode überschätzte die Grammatik, die neue überschätzt die Sprech- 
übungen und droht Lehrer und Schüler gleicherweise zu überbürden. Für 
den ersteren jedenfalls wird von der orthodoxen Reform ein geradezu auf- 
reibendes Unterrichten empfohlen, und wenn dem Schüler von Anfang an 
zusammenhängende Lesestücke dargeboten werden, so wird dieser damit ge- 



50 Pädagogische Monatshefte. 

zwungen, von Anfang an eine Menge schwerer Wortverbindungen zu ab- 
sorbieren. Was soll man femer dazu sagen, dass nicht nur dem Lehrer» 
sondern auch dem Schüler ein eingehendes, mehrjähriges anatomisches Stu- 
dium des menschlichen Körpers vom Herzen aufwärts empfohlen wird ! Man 
fühlt sich unwillkürlich an das Wort von dem Beobachten der Welt aus dem 
Spundloch der individuellen Heringstonne erinnert. Die Lautschrift mag 
ihre Vorzüge haben ; gewiss ist, dass sie sich zur Erzeugung augenblicklicher 
Augen- und Kopfschmerzen eminent eignet. Die Methode des Bannerschen 
Buchs muss mindestens im Anfang einen grosisen Aufwand von Grestikulation 
nötig machen, und zwar bei Lehrer wie Schülern ; in einer Klasse mit dieser 
Methode wird man sich nach Südfrankreich oder Italien versetzt fühlen, wo- 
gegen ein Reformer freilich wohl weniger einzuwenden hätte, da dem Schüler 
die Sitten fremder Völker dadurch anschaulich näher gebracht werden. Ge- 
wiss ist eines: die Wahl der Methode des fremdsprachlichen Unterrichts 
hängt von den nationalen und lokalen Verhältnissen des Landes mit ab, in 
welchem unterrichtet wird. Ebenso gewiss ist aber auch ein anderes. Ein 
unterrichteter, konservativer deutscher Geistlicher machte einmal mir gegen- 
über über die Ritschlsche Bewegung die Bemerkung: man möge sich noch so 
sehr bemühen, das christliche Dogma zu vereinfachen und mundgerecht zu 
machen, um die Notwendigkeit eines gewissen sacrificio dell' intelletto komme 
man nicht herum. Grenau das trifft auf die Reform zu. Das für Sprach- 
meisterschaft wie Lektüre Notwendigste ist und bleibt der Besitz eines Wort- 
schatzes, und vor diesen haben die Götter den Schweiss gesetzt. Wer eine 
Methode entdeckt, darum herumzukommen, macht sich lun die Menschheit 
verdient. Meine persönlichen Erfahrungen im französischen und englischen 
Sprachgebiet gehen dahin, dass keinerlei Methode diese bittere Pille wesent- 
lich zu versüssen vermag; höchstens wird durch die eine oder andere der- 
selben die Aufmerksamkeit von dem abgezogen, was am meisten not tut Ich 
verweise im übrigen auf den klaren und besonnenen Bericht des Komitees der 
Zwölf, der mir in den allermeisten Punkten das Richtige zu treffen scheint. 
Vielleicht liegt manchem noch eine Frage nahe, nämlich die, wie weit 
die deutsche Erziehungsausstellung hinsichtlich der neusprachlichen Unter- 
richtsmethoden die Ideen ihres Organisators, Professor Bahlsen, verkörpert. 
Professor Bahlsen ist selbst Neuphilologe und in Hinsicht auf die Methode 
der Reform zuzuzählen; eine gewisse Bevorzugung der letzteren bei der 
Wahl und Verteilung des ausgestellten Materials wäre daher nicht unnatür- 
lich gewesen. Eine solche lag denn auch vor und wurde mir in freundlichst 
gewährten Interviews von Professor Bahlsen selbst bestätigt. 



Christoph Martin Wieland, eine Skizze. 



Von Thomas N. Jappe, Union Hill, N. J. 



(Für die PädAgogiachen Monatshefte.) 



Wenn wir in der neuem Weltliteratur von Klaesikem sprechen, so yerstehen 
^wir darunter im allgemeinen die bedeutendsten Schriftsteller der literarischen 
Blüteperiode einer jeden Nation. Fragt man aber genauer nach, was denn der Aus- 
'druck klassisch eigentlich bedeuten solle, und worauf er sich beäehe, also auf 
Form, oder Inhalt, oder beides, oder auf den mehr oder weniger dauernden Ein- 
'fluss eines jeden Autors ohne Rücksicht auf absolute Vollendung seiner Werke, auf 
seine Gesinnung und Richtung, so erhält man meistens höchst yerworrene Ant- 
worten. Und das ist nur m leicht erklärlich, da die Ansichten der Kritiker be- 
züglich der oben genannten Momente bei der Mehrzahl der Autoren so weit aus- 
*einandergehen, dass der literarisch nicht Vorgebildete verwirrt werden muss. Um 
^so leichter passiert dies, als bei strenger Anwendung der landläufigen Definition 
z. B. in der deutschen Literatur nur eine sehr geringe Zahl von Sehriftstellem den 
Namen Klassiker verdienen würden. Selbst Qoethe, der grösste der Qrossen, er- 
' mangelt auf dem Gebiet des Dramas, und eigentlich auch des Romans, des Ruhmes, 
den er vor dem göttergleichen modernen Kritiker haben sollte. 

Was nun die Heroen unsrer Literatur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- 
^derts anlangt, so hat man da gelegentlich Vorklassiker von Klassikern unter- 
Bchieden. Diese Unterscheidung halte ich, wenn auf Klopstock oder Lessing oder 
Wieland oder gar Herder angewendet, für absolut lächerlich; denn dann wären 
Goethe und Schiller die einzigen Klassiker, da unter allen ihren Zeitgenossen kein 
einziger ist, der sich, alles in allem genommen, mit irgend einem unter jenen vier 
an Bedeutung und Wirkung messen könnte, so viele Schwächen sie auch haben 
mögen. Ich verwerfe also die Unterscheidung von Klassikern imd Vorklassikem 
innerhalb der Zeit von 1748 bis 1832 unbedingt. Die bedeutenderen Geister der Zeit 
von 1700 bis 1748 dagegen, also z. B. Hagedom und Haller, Bodmer und Breitinger, 
sowie Gottsched und Geliert, möchten sehr passend als Vorklassiker bezeichnet 
werden, insofern sie einer bessern Zeit, sagen wir der besten Zeit, unserer Literatur 
vorarbeiteten. 

Mit dem Jahre 1748, dem Erscheinen der drei ersten Gesänge von Klop- 
stocks Messias, ist die klassische Zeit da; Klopstock ist sofort der berühmteste 
Dichter der Nation und bleibt berühmt, wenn auch nicht wegen seines rasch ver- 
altenden Epos, doch wegen seiner trefflichen Oden, bis in die neuste Zeit. — Ihm 
>fo]gt innerhalb eines Jahrzehnts als zweiter grosser Stern am literarischen Himmel 
'Lessing, dessen Miss Sara Sampson (1766) und Literaturbriefe (1760 — 66) den 
'ersten Kritiker und Dramatiker Deutschlands einführen. — Wiederum innerhalb 
'■eines Jahrzehnts ist Wieland durch seinen Agathon und die Musarion zum 
^berühmten Manne geworden. — Abermals ein knappes Jahrzehnt, und das Doppel- 
rgestini von Herder und Goethe erscheint neben den vorigen; auch Bürger hat 
'^bereits einen Namen als Dichter der Lenore. — Abermals ein Jahrzehnt, und 



/ 



52 Pädagogische Monatshefte, 

Schiller geeellt sich mit seinen Jugenddramen, seinen philosophischen und'T 
historischen Schriften imd Gedichten den mit alleiniger Ausnahme Lessings noch 
fortlebenden Grössen zu. Und dies zu einer Zeit, die noch ganz unter der Wirkung; 
der grossen Werke Lessings imd Wielands steht, während Herders ,Jdeen", in ihrei 
Art bis dahin einzig, und also sicher klassisch, gerade zu wirken anfangen. 

Während nun den meisten dieser grossen Dichter und Denker gemeiniglich ein 
fast zu unbedingtes Lob gespendet wird, ja selbst Bürger und andern ähnlichen 
Grössen zweiten Ranges, muss Wieland als eine Art Sündenbock herhalten, und 
ihm, der nim einmal nicht für höhere Töchterschulen geschrieben hat, wird alles 
mögliche schuldgegeben. Weil er einmal auf dem dramatischen Gebiet ein paar 
Jugendsünden begangen hat, zeiht man ihn des Plagiats; weil er die von ihm selbst 
später in nicht misszuverstehender W^eise verdammten Komischen Erzählungen ge- 
schrieben, die übrigens keineswegs alle gleich schlimm sind, zeiht man ihn der Un- 
moral. Sein ganzes Leben und seine für seine Klassizität allein in Betracht kom- 
menden besten Werke zeigen, dass weder das eine noch das andere gerecht ist. Ich- 
will versuchen, dies in wenigem an der Hand seiner Biographie zu beweisen; dabei 
ist es selbstredend nicht möglich, in alle Einzelheiten einzugehen, oder gar jede 
hier aufgestellte Behauptung aktenmässig zu belegen. Dazu gehörte ein grösseres 
Werk, etwa wie das von Löbell. 

Wer sich selbst ein Urteil bilden will, muss eben Wielands Hauptwerke lesen, 
(am besten in der Auswahl von Muncker, 6 Bde., 1890), sowie die zeitgenössische 
und spätere Literatur über ihn einsehen, desgleichen seinen Briefwechsel, speziell- 
mit Gleim und Jacobi. Ein abschliessendes Werk, eine gute, auf der Höhe gegen- 
wärtiger literarischer Kritik stehende Monographie über Wieland scheint immer 
noch zu fehlen, ol^leich schon Scherer in seiner Literaturgeschichte, 1884, sagte, sie- 
sei von Bemh. Seuffert zu erwarten. 

Natürlich habe ich nicht alle Schriften Wielands gelesen, die beispielsweise in 
der Hempelschen Ausgabe 40 Knde füllen. Musarion, Abderiten, Oberon, Spieged 
der Könige von Scheschian, einige der Komischen Erzählungen, sowie Teile de» 
Agathon und Aristipp, das ist so ziemlich alles; und soweit ich jezt urteilen kann, 
ist es völlig genug. Ich schliesse das daraus, dass ich meine auf Grund genannter 
Lektüre gewonnene Ansicht in vielen der besten Literaturgeschichten bestätigt ge- 
funden habe. Gleichwohl ist nirgends eine klare und konziee Angabe aller der 
Punkte zu finden, die zu seinen Gunsten angeführt werden können, und welche 
schon einzeln, ganz bestimmt aber in ihrer Totalität ihn zum Klassiker stempeln. 

Christoph Martin Wieland, geboren den 5. September 1733 zu Oberholzheim bei 
Biberach im württembergischen Donaukreis, war von früher Jugend ein aufge- 
wecktes Kind, das sein eben so frommer wie unpädagogischer Vater vom dritten 
Jahre an unterrichtete. Ähnlich ging es dem Popularphilosophen 
Mendelssohn, der dabei verkrüppelte. Es zeugt für seine ausgezeichnete natürliche - 
Anlage, dass künstliche Frühreife und religiöse Schwärmerei sein Oenie nicht 
definitiv ruinierten. Wie die Dinge lagen, hat er auf der Schule zu Klosterbergen 
(1746—49), in Erfurt (1749—50), in Tübingen als Studiosus juris (1750—52), ii^. 
Zürich (1752—58) und bis fast zum Ende des Aufenthalts in Bern (1758—^), alsa- 
an die 14 Jahre, schwere geistige Kämpfe und Schwankungen durchgemacht, bis er 
endlich aus der Unklarheit und Verworrenheit, der Folge falscher Erziehung, sich 
zur Selbsterkenntnis und zu dem rationellen Endämonismus durcharbeitete, der 
ihm für den Rest seines Lebens blieb, und der ihm eigentümlich ist. Was ihn vor 
Einseitigkeit und Borniertheit rettete, war besonders seine alles verschlingende 
Lesewut, der ein ausgezeichnetes Gedächtnis zur Seite stand. Denn so nahm er fast - 



Christoph Martin Wieland. 53 

3 SU gleicher Zeit Eindrücke von ganz entgegengesetsten Standpunkten und darum 
^- ganz Terachiedener Wirkung in zieh auf, die natürlich in ihm kämpften und ihn zu 
rZeiten redit unglücklieh machten. Ein weniger starker Qeist, ein weniger grund- 
j gesundes Naturell, als Wieland besass, wäre dabei wahrscheinlich Terkommen. 
(Veigl. Schillers Urteil in der Abhandlung über naive und sentimentalisehe 
Dichtung.) 

Dass Jugendwerke, in solchem Zustande des geistigen Kämpfens und 
N'Sdiwankens geschrieben, ohne jeden dauernden Wert sind, bedarf des Hinweises 
^kaum. Für ihn allerdings hatten sie den Wert geistiger Klärungsversuche und 
; poetischer wie prosaischer Vorübungen, ohne die wir den spätem Meister der 
r Sprache schwerlich hätten. Dass anderseits eine solche Jugend nicht ganz ohne 
^Jüble Folgen bleiben konnte, ist eben so einleuchtend. 

Von Bern kam er 1760 als Kanzleidirektor nach Biberach zurück, und damit 
Pb^finnt nach der allgemein verbreiteten Ansicht seine Umkehr zu mehr weltlichen 
.Ansichten. Das ist nicht ganz richtig. Die Umkehr vollzog sich sehr allmählich. 
"'Wir finden die ersten Anzeichen davon schon 1756 ;und 1758 erkannte sie Lessing 
2 aus der übrigens wertlosen, weil ganz unselbständigen Tragödie Johanna Qray. 
Als er aber 1760 Bern verliess, war wenig oder nichts mehr in ihm von dem 
'.religiösen Schwärmer, der Uz und die Anakreontiker verdammt, dagegen Klopstock 
cals sein Ideal vergöttert und nachgeahmt hatte; der nur platonische liebe gelten 
^ Hess und vor Bodmers Magd Reissaus nahm. Freilich den weltmännischen Schliff, 
lUarheit über das für ihn wichtigste und darum von ihm zu addressierende 
Publikum, Welt-, Menschen- und Geschäfts- sowie politische Kenntnis gewann er 
«erst in der Zeit von 1760 bis 1765 resp. 69. Besonders förderlich war für ihn der 
Umgang mit dem Grafen Stadion und dessen Hause. Zugleich brachte ihm als 
Dichter und Schriftsteller die höchst verdienstliche Übersetzung von nicht weniger 
^als 20 der 37 Dramen Shakespeare den grössten Nutzen. (Vgl. Lessing, Ham- 
burgische Dramaturgie, 15. Stück, p. 122 ff. der Hempelschen Ausgabe.) Es ist mir 
{gar nicht zweifelhaft, dass ohne den bei solcher intimen Beschäftigung mit dem 
.grossen Engländer ganz unvermeidlichen Einfiuss desselben Wielands Werke von 
1765 bb 1776, wo der Einfiuss Goethes beginnt, nicht die Frische und Kraft haben 
' würden, die ihnen innewohnt. Denn der von Wieland eingenommene, erst nach 
harten Kämpfen und langer Unklarheit über sich selbst gewonnene Standpunkt, 
* seine ganze seit seiner Verheiratung im Herbst 1765 feststehende Lebensanschauung, 
war als Unterlage für Dichtungen nicht günstig; sie war nicht so entschieden, so 
kraftvoll, dass nicht Gefahr war, seine Dichtungen möchten sich als Milch und 
^Wasser, ja vielleicht bloss als Zuckerwasser charakterisieren. Auch so muss zuge- 
:^ben werden, dass die Anmut der Sprache des Dichters nicht immer mit ent- 
: sprechender Kraft gepaart ist. Daher in Xenion 76 seine Bezeichnung als „die 
: zierliche Jungfrau von Weimar", eine halb schmeichelnde, halb boshafte Kritik, 
«die vermutlich von Schiller stammt. 

Im Jahre 1759, wie aus einem Briefe erhellt, war es Wieland klar geworden, 
^ wie sehr er sich verrannt hatte, und damit beginnt eine Zeit der Reaktion, des 
•niftem Verfallens ins gerade entgegengesetzte Extrem, die bis 1771 reicht. Die 
.^iKomischen Erzählungen," die natürlich im ganzen als verwerflich und für jtmge, 
•erregbare Gemüter als verderblich, mindestens gefährlich bezeichnet werden müssen, 
»sind, ich möchte sagen, ein Mittel für Wieland, sich in der damaligen eleganten 
*Welt einzuführen. Diese war an französische, z. T. noch mehr gepfefferte Kost 
^gewöhnt und dachte gamicht daran, ihn dieser ihr willkommenen Lektüre wegen der 
Unmoral zu zeihen, wenn es auch zu seinem Ärger einige Kritiker taten. Im Ge- 



54 Pädagogische Monatshefte. 

genteil, Wielands Schriften wurden trotz der ausländischen Konkurrenz förmlich» 
verschlungen, ohne dass die betreffenden Kreise dadurch merklich schlechter ge- 
worden wären. Zugleich wurden sie seit langer Zeit zum ersten Male wieder an- 
geregt, sich für deutsche Literatur zu interessieren^ ein Gewinn^ der den ver-- 
meintlich angerichteten Schaden weit überwiegt. Wenn man übrigens alle Leute..,, 
die sich, ich will nicht sagen gewohnheitsmässig, aber doch gelegentlich an solchen-s: 
Geschichten, sie lesend oder hörend, amüsieren, für unmoralisch erklären wollte, so-' 
würden selbst die meisten Insassen der Pensionate, Internate, Klöster und Ka- 
binette dem Verdammungsurteil verfallen. Und wie steht es denn z. B. mit. 
Goethes „Erzählungen der Ausgewanderten" und andern seiner Sachen? Die sind*^. 
wahrlich auch keine Lektüre für die heranwachsende Jugend! Wäre aber Goethes 
deswegen als unmoralisch zu bezeichnen, so befände sich Wieland in recht gutei* 
Gesellschaft. Wieland hat nebenbei zum Überflusse später selbst gesagt, dass ihm^ 
zur Zeit der Abfassung jener Geschmacksverwirrungen gamicht der Gedanke ge- 
kommen sei, sie könnten Unreifen in die Hände fallen. Er war nie der Ansicht,« 
dass er damit Jugendlektüre geliefert habe, wollte daher auch seine Töchter das-i 
nicht lesen lassen, bis sie verheiratet wären. 

Nehmen wir nun dazu, dass Wieland ein musterhafter Gatte und Familien-- 
vater war; dass seine Liebe zu Frau und Kindern mit der Zeit nicht ab-, sondern % 
zunahm, so ist nicht einzusehen, wie man ihn wegen dieser Nebenarbeiten als un- 
moralischen Schriftsteller brandmarken kann. 

Es mag hier angemerkt werden, dass Wieland infolge lokaler Parteiungen und^ 
Zwistigkeiten erst 1764 definitiv wirklicher Kanzleidirektor wurde. Damit hatte % 
er denn im Alter von 31 Jahren endlich die gewünsche feste Anstellung, die er so • 
lange behalten konnte, wie er wollte. Und nun beschlossen Eltern tmd Freunde,.^ 
ihm, der trotz eines Dutzends bis auf eine harmlose Liebschaften nicht zu einer * 
Frau kommen zu können schien, zu eigener Häuslichkeit zu verhelfen. Man wählten 
für ihn Anna Dorothea von Hillenbrand aus einer Augsburger Kaufmannsfamilie;.-: 
sie war nicht sonderlich geistreich, doch im allgemeinen gebildet und offenen x 
Geistes, und sie bewährte sich für ihn als gerade die rechte Frau. In 20 Jahren & 
entsprossen dieser Ehe 14 Kinder; 3 Söhne und 6 Töchter, die alle glücklich ver-- 
heiratet wurden, überlebten die Eltern. (Eine der Töchter heiratete Reinhol d,^ 
der als Professor in Jena Kants Philosophie popularisierte; eine andre den Buch-- 
händler G e s s n e r, einen Sohn des Dichters der s. Z. viel gelesenen und illustrier-- 
ten „Idyllen".) — 

In Biberach begann Wieland alsbald den Plan zum Agathon auszuarbeiten;., 
welcher zuerst nur langsam vorrückte. Zwischendurch gab ihm die Lektüre dee-x 
Don Quixote die Idee zum Don Sylvio, der mit dem Agathon abwechselnd gefördert ; 
worden sein muss, aber doch zuerst fertig wurde. Denn der Don Sylvio erschiene 
1765, der Agathon 1766 — 67. Der Fortschritt von jenem zu diesem war ein sehr^ 
grosser; denn während ersterer nicht mehr als ein schwacher Abklatsch seines Vor-- 
bildes ist und recht imbedeutend erscheint, wurde Wieland durch den Agathon der^ 
Vater des modernen deutschen Romans. So etwas war noch nicht dagewesen... 
Franz Hirsch sagt darüber folgendes, das Urteil der berufensten zeitgenössischen^ 
Kritiker bestätigend: ,J)en folgenschwersten Schritt für seine literarische Zukunft'; 
unternahm Wieland, als er 1766 — 67 seinen Roman »Geschichte des Agathon' her- 
ausgab. Es war dies, wie Wieland sie gern bezeichnete, im vollsten Masse eine? 
Seelengeschichte. Das Recht des Temperaments, des positiven Empfindens, ge-- 
genüber den tyrannischen Mächten des abstrakten Denkens, des bornierten Glau-- 
bens, der philiströsen Sitte war bisher noch niemals so energisch von einer«* 



Christoph Martin Wieland, 55 

deutschen Bichtimg betont worden wie in Wielands Agathon. Und dies alles in 
einer musterhaften, fein gegliederten Sprache, in jenem Idiom, das wir heutzutage 
^tes Deutsch' nennen." 

Der Boman, welcher in kurzer Zeit drei Auflagen erlebte, war einfach zu seiner 
Zeit ein unübertroffenes Muster und darum allein genug, Wielands literarischen 
Ruhm ein für allemal zu begründen. Er ist zugleich wesentlich Selbstschilderung, 
und daher das Studium desselben für eine genaue Kenntnis der Geistesentwicklung 
des Dichters neben seinen Jugendwerken und seinen Briefen absolut nötig, gerade 
wie für Goethe „Wahrheit und Dichtung". Wieland erscheint hier bereits als der 
Vorkämpfer der Aufklärungszeit, indem er, wie Hettner sagt, die engen Schranken 
der Klopstockschen Anschauungen und Empfindungen aufs entschiedenste durch- 
brach, sittlich sowohl wie dichterisch. Und er stellt sich damit, wenn auch nicht an 
Tiefe und Kraft, doch an Umfang der Wirkung neben Lessing. Dieses seines grossen 
Zeitgenossen Urteil dürfte hier mit Fug und Recht angezogen werden; es findet 
sich in seiner Hamburgischen Dramaturgie. Wieland hatte im Agathon den 
Shakespeare anerkennend denjenigen unter allen Dichtem seit Homer genannt, der 
die Menschen, vom König bis zum Bettler, und von Julius Caesar bb zum Falstaff, 
am besten gekannt imd mit einer Art von unbegreiflicher Intuition durch und durch 
gesehen habe. Lessing zitiert diese Stelle (Hbg. Drama, 60. Stück, 29. Dez. 1767, 
p. 346—7, Hempel), und fügt hinzu: ,Jch habe sie mit Vergnügen aus einem Werke 
abgeschrieben, welches unstreitig unter die vortrefflichsten unseres Jahrhunderts ge- 
hört, aber für das deutsche Publikum noch viel zu früh geschrieben zu sein scheint. 
In Frankreich und England würde es das äusserste Aufsehen gemacht haben; der 
Name seines Verfassers würde auf aller Zungen sein. Aber bei ims ? Wir haben es, 
und damit gut! Unsere Grossen lernen vors erste an den *** kauen, und freilieh ist 
der Saft ans einem französischen Roman lieblicher und verdaulicher. Wenn ihr 
Gebiss schärfer, und üir Magen stärker geworden, wenn sie indes Deutsch gelernt 
haben, so kommen sie auch wohl einmal über den Agathon. Dieses ist das Werk, 
von welchem ich rede, und von welchem ich es lieber nicht an dem schicklichsten 
Orte, lieber hier als gamicht, sagen will, wie sehr ich es bewundere: da ich mit der 
äuBsersten Befremdung wahrnehme, welches tiefe Stillschweigen unsere Kunst- 
richter darüber beobachten, oder in welchem kalten und gleichgültigen Tone sie 
davon sprechen. Es ist der erste und einzige Roman für den denkenden Kopf von 
klassischem Geschmacke. Roman? Wir wollen ihm diesen Titel nur geben, viel- 
leicht, dass es einige Leser mehr dadivch bekommt. Die wenigen, die es darüber 
verlieren möchte, an denen ist ohnehin nichts gelegen." Ich schliesse hier gleich 
Lessings Gesamturteil über Wieland an, dessen Jugendarbeiten er, wie jedermann 
weiss, scharf genug kritisiert hatte; er sagt, Wieland sei ohne Widerrede einer der 
schönsten Geister, die Deutschland damals besass. Das ist deutlich und zweifels- 
ohne! 

Teilweise noch zur selben Zeit mit dem Agathon arbeitete Wieland die 
,3iu8arion" aus, die zu seinen voUendetsten Werken in poetischer Form gehört und 
seine Lebensanschauungen am deutlichsten ausspricht. Er soll sie in der Haupt- 
sache schon 1766 fertig gestellt haben, veröffentlichte das kleine didaktische Epos 
aber erst 1768, nachdem der Agathon im Jahre vorher beendet worden war. Es 
kommen dann in rascher Folge 1769 und 70 ,Jdris und Zenide", ,J)er neue Amadis, 
1. Hälfte", und ,J>ie Grazien". Das letzte dieser Werke übersetzte ein Graf Bouflers 
ins Französische und las es in Wien den Damen vor; es soll ein nicht unwürdiges 
Seitenstück zur Musarion sein. Wer Wieland absolut nicht kennt, tut meiner 
Meinung nach gut, mit der kiuzen und leicht gelesenen Musarion zu beginnen, um 



56 Pädagogische Monatshefte. 

unter dem hier gewonnenen Eindruck zu den Abderiten, 1. Hälfte, und dann Eum 
Ob«ron fortsuachreiten; er wird es schwerlich bereuen. Erkannten schon Mauvillon 
und Unzer in ihrem y^Ejritischen Briefwechsel über den Wert einiger deutscher 
IHehter, 1771", die Musarion als meisterhaftes Lehrgedicht an, so g^t Franz Hirsch, 
1883, soweit, es die höchste Stufe Wielandscher Dichtung zu nennen; ich muss 
freilich sagen, dass mir die Abderiten imd der Oberon im ganzen doch höher stehen. 
Wie Goethe darüber dachte, ersieht man aus einer Stelle im 7. Buch 2. Teils von 
Wahrheit und Dichtung, wo er sagt, dass von Wielands glänzenden Produktionen 
Musarion auf ihn, den jungen Studenten, am meisten wirkte; dass alles, was in 
Wielands Genie plastisch ist, sich hier aufs vollkommenste zeigt; und dass man 
selbst aus seinem Spotte erkennt, wie ihm die dem Gedicht zu Grunde liegende 
Idee immerfort zu schaffen macht. 

Im Mai 1769 siedelte Wieland nach Erfurt über, um dort als Professor das 
seinige zur Hebung der Universität zu tun. Er ging eifrig ins Geschirr und wirkte 
anregend und humanisierend auf seine vielen Zuhörer, wie Heinse bezeugt; aller- 
dings war er entsetzt über den rohen Ton unter den Studenten. Das Hauptwerk, 
welches er hier fertig stellte, war ,J>er goldene Spiegel der Könige von Scheschian'% 
welcher 1772 erschien, also im selben Jahre, wo er nach Weimar zog. In diesem 
Buche legte er seine Ansichten über Regierung und Staatspolitik nieder, in der 
Form die arabischen Märchen der 1001 Nacht nachahmend. Es muss ims natürlich 
jetzt als veraltet und als weitschweifig erscheinen, war aber für die damalige Zeit 
von Bedeutung imd Einfiuss. Dass Wieland wirklich den Beruf dazu hatte^ auf dem 
politischen Gebiet lehrhaft aufzutreten, zeigte er später auch in seinen Aufsätzen 
über die französische Revolution; imd wie richtig er den logischen Verlauf der 
Dinge erkannte, bewies er durch den nachher^ freilich auf andre Weise, in Er- 
füllung gegangenen Vorschlag, die französische Demokratie solle Bonaparte zum 
Diktator machen. Dies blieb Napoleon nicht verborgen, und er zeichnete 1808 den 
alten Dichter durch eine lange Audienz aus, der der unvermeidliche Orden alsbald 
nachfolgte^ So viel ist gewiss, dass Wieland politisch schärfer und weiter sah als 
die meisten seiner deutschen Zeitgenossen, und dass er sich nicht scheute, ihnen 
allen Ernstes auch auf diesem Gebiete seine Meinung zu sagen^ was denn die 
Extremen in beiden Lagern, dem aristokratischen wie dem demokratischen, zu 
seinen Feinden machte: jene, weil er sich gegen alles imd jedes Kastenwesen er-, 
klärte, wie er denn auch gegen jegliche Hierarchie war; diese, weU er zeigte, wohin 
extreme Demokratie mit Notwendigkeit führt, nämlich zur Tyrannis resp. Diktatur. 

• 

Wichtiger und interessanter ist für uns, dass ihm Der goldene Spiegel die Be- 
rufimg nach Weimar als Erzieher der Prinzen Karl August und Konstantin ein- 
brachte, womit seine Wander jähre, wenn ich die Zeit von 1752 bis 1772 so nennen 
darf, definitiv zu Ende sind. Er blieb in Weimar oder doch in der Nähe, denn 
Osmannsstädt, wo er 1798 — 1803 auf eigner Scholle sass, ist nicht weit davon; und 
lange, weite Reisen hat er nie Lust gehabt zu machen. Er besuchte Gleim in Hal- 
berstadt 1775; war im Winter 1777 — 78 in Mannheim und Frankfurt a. M.; sah 
seinen Verleger Göschen in Leipzig 1794; und ging im Jahre darauf noch einmal 
nach der Schweiz. Am liebsten war er am heimischen Herd im Schosse seiner an- 
sehnlichen Famüie. Ob sich, wie von einer Seite behauptet wird, der erst 15jährige 
Karl August ihn selbst zum Erzieher ausgebeten hat, oder die kluge Herzogin 
Amalie allein und aus eignem Antrieb diese Wahl traf, ist für uns belanglos. 

(Schluss folgt.) 



Unsere Baume«*) 



A. Die Nadelbäume. 



0. Lmw^^ St Paul, Mlnn.*«) 



(Für die PädagosiiclieB Monatsliefte.) 



(Der hier gebotene Stoff kann mit wenigen Veränderungen vom vierten bis 
xum achten Grad Verwendung finden.) 

1. Zeit für die Behandlung und Herbeiachaf f ung dea 
M a t e r i al s. In den Monaten Februar bis April, oder November bis Januar, lasse 
man die Schfller Zweige von allen oder doch mehreren Bäumen, die man in der 
Nachbarschaft findet, in die Schule bringen. Es ist jedoch notwendig, dass man 
die Kinder vor Beschädigung der Bäume warnt. Kein Zw«ig darf abgerissen oder 
abgebrochen werden, sondern muss mit einem scharfen Messer abgeschnitten wer- 
den. In manchen Schulen mag es angebracht sein, wenn der Lehrer selbst oder 
nur einige Schüler das Material besorgen. 

2. Bestimmung des Materials. Das gesammelte Material ordne 
man nun so weit wie möglich. Zweige von Fichten (pines), Tannen (spruce), 
Wachholder (red cedar or juniper), Zedern (arbor vitae) erkennen die Kinder 
sofort als immergrüne Nadelbäume. 

Bei näherer Betrachtung der genannten Zweige finden wir etwa folgendes: 
Die Fichten haben lange Nadeln, die Tannen, unsere Weihnachtsbäume, haben 
kurze, oft bläulich gefärbt« Nadeln. Die Zweige des Wachholders sind mit 
spitzigen Nadeln besetzt, während die Zweige der Zedern mit kleinen Schuppen 
versehen sind. Die Kinder stellen nun von jeder Art etliche Zweige ins Wasser 
und etliche in Gläser ohne Wasser. An welchen Zweigen bleiben die Nadeln am 
längsten frisch? Wie könnten wir wohl unsere Weihnachtsbäume recht lange 



*) Kein Zweig de? deutschen Sprachunterrichts in der Volksschule verdient 
«ine grössere Beachtung als der Anschauungsunterricht. Das Material für den- 
selben liefert im reichlichsten Masse die Umgebung des Kindes in der Natur, im 
Hause und in den mancherlei Beschäftigungen des Menschen, und je vielseitiger 
der Lehrer diesen Unterricht zu gestalten weiss, um so weiter wird der Anschau- 
ungskreis des Kindes, um so grösser sein Wortschatz werden, und um so leichter 
wird es diesen Wortschatz im lebendigen Gebrauch der Sprache verwenden können. 
Es ist unsere Absicht, den Lesern der P. M. von Zeit zu Zeit Anschauungsmaterial 
zu bieten, und wir freuen uns, den gerade auf dem Gebiete des naturgeschichtlichen 
Unterrichts verdienstvollen Verfasser zum Mitarbeiter in dieser Abteilung ge- 
wonnen zu haben. D. R. 



•• 



) In einem späteren Artikel wird der Verfasser die Laubbäume behandeln. 



58 Pädagogische Monatshefte. 

frisch erhalten? Auf diese Frage kann der Verfasser folgende einfache Methode 
empfehlen: Man stelle den gerade abgesägten Baum in einen zwei Gallonen fassen- 
den Steintopf oder Blecheimer, fülle das Gefäss fest mit Steinkohlen, Steinen oder 
ausgelaugten Schlacken und giesse dann so viel Wasser auf wie das Gefftss hält. 
Will man seine Sache besonders gut machen, so lege man zwei dünne Reiser unter 
das abgeschnittene Ende des Tannenbaumes, dadurch erhält das Wasser freien 
Zutritt zur Schnittfläche. Das verdunstete und aufgesaugte Wasser ist von Zeit 
zu Zeit zu ersetzen. Hat man einen sehr grossen Baum, so wähle man auch ein 
grösseres Gefäss. Die Methode ist sehr einfach, die nötigen Gegenstände sind in 
jedem Haushalt zu finden, und ein so behandelter Baum bleibt mehrere Wochen 
frisch. 

3. Standort. Man lasse nun die) genannten Bäume in Parks, an Strassen 
und in Gärten näher beobachten. Wo Nadelbäume frei stehen, zeigen sie eine 
auffallend regelmässige Form. Das Alter von jungen Fichten und Tannen lässt 
sich ziemlich genau nach den Astwirbeln abschätzen. 

4. Wie sind Nadelbäume zu pflanzen und zu behandeln t 
Unsere einheimischen und auch eingeführten Arten nehmen fast mit jedem 

Boden vorlieb. Die dünnen, kleinen Saugwurzeln sämtlicher Arten sind aber sehr 
empfindlich gegen Dürre. Beim Verpflanzen ist die grOsste Vorsicht nötig, dass die 
kleinen Wurzeln beständig feucht gehalten werden. 

Die einheimischen Wachholder und Zedern bilden sehr gute Hecken, und er- 
tragen die Behandlung mit der Heckenscheere sehr gut. In Parks, Gärten und 
freien Plätzen sollten Nadelbäume stets in Gruppen gepflanzt werden. In solcher 
Stellung sollten sie nicht beschnitten werden. In dem Streben nach licht treibe» 
sich die Bäume gegenseitig in die Höhe, und die absterbenden Zweige fallen toh 
selbst ab. 

5. Unsere Fichtenwälder und ihr Nutzen. Von allen Bäumen 
ist uns die grosse Familie der Fichten am nützlichsten. Nadelbäimie liefern: 

a. Die ungeheure Masse unseres gewöhnlichen Bauholzes für Bretter, Balken, 
Ständer, Latten und Schindeln. 

b. Feuerung und Zaunpfosten. 

c. Telegraphen- und Telephonpfosten. 

d. Tannen (spruce) liefern heute das meiste Buch- und Zeitungspapier» 
Grosse Fabriken in Appleton, Wis. 

e. Streichhölzer. 

f. Terpentin. 

g. Unsere grossen Fichtenwaldungen in den Quellgebieten unserer Flüsse und 
Seen halten das Schnee- und Regenwasser zurück und geben es langsam an die 
Ströme ab. Dadurch verhindern sie plötzliche Überflutungen, sammeln Wasser für 
Bewässerung trockner Gegenden und üben einen günstigen Einfluss auf das 
Klima aus. 

h. Viele solcher Gebiete sind jetzt als Waldreservationen der privaten An- 
Siedlung entzogen. Das bekannteste unter diesen Gebieten ist der Yellowstone 
Park. (Man verlange vom Sec'y. of the Interior, Washington, D. C, den letzten 
Bericht über den Yellowstone Park.) 

G. Sämlinge. Im April oder Mai verschaffe man sich von samentragenden 
Bäumen oder aus einer Samenhandlung ein wenig Samen von den beobaditeten 
Nadelhölzern. Diesen Samen säe man in Töpfen oder Kannen im Schulzimmer 
oder auch im Freien. Man bedecke die Samen l Zoll. mit Erde, die man etwas fest 
drückt. Die Erde muss feucht gehalten werden und sollte gegen direktes Sonnen- 
licht teilweise geschützt werden. Das Keimen der Samen und das Wachsen der 



Unsere Bäume. 59 

''baby" Bäume wird die Schüler lebhaft interessieren. Wachholdersamen keimen 
oft erst im zweiten Frühling. 

7. Lebensdauer der Bäume. Hundertjährige und zweihundertjährige 
Fichten sind auch in den Wäldern Wisconsins keine Seltenheit. Am längsten leben 
die Riesenbäume Kaliforniens, die ein Alter von 3000 — 5000 Jahren erreicht haben, 
über dies Naturwunder findet sich eine geradezu klassische Beschreibung in 
John Muir's Buch: Our National Parks. Diese sollte der Lehrer den Kindern teil- 
weise Torlesen oder frei vortragen. 

8. Schluss-Bemerkungen. Der hier angedeutete Stoff lässt sich 
natürlich für eine ganze Anzahl von Lektionen verwerten. Die Kinder müssen 
durch alle möglichen Mittel zur Beobachtung und Tätigkeit angeregt werden. 

Der Zweck dieses Unterrichtszweiges ist nicht pedantische Schematisierung 
von Tatsachen und auch nicht wissenschaftliche Gründlichkeit, sondern Liebe und 
Verständnis für unsere Bäimie und Wälder zu erwecken. Der Lehrer braucht sich 
nicht zu scheuen, wenn er viele Fragen des Schülers nicht beantworten kann. 

9. Verzeichnis unserer häufigsten und wichtigsten 
Nadelbäume. 

a. Weissfichte. White pine. Pinus strobus. Fünf Nadeln in einem Büschel, 
100 — 150 Fuss hoch, atlantische Küste bis Minnesota. Liefert das meiste Bauholz 
an Wisconsin, Michigan und Minnesota. 

b. Botfichte. Red pine, Norway pine. Pinus resinosa. Zwei Nadeln in einem 
Büschel, 80 — 100 Fuss hoch. Von Pennsylvanien nordwestlich. Steht als Nutzholz 
nur der vorigen nadi. 

c. Buschfichte. Jack pine auf Sandboden. Gutes Feuerholz. 

d. Weisszeder. White cedar, arbor vitae. Thuya ooddentalis. Oft in Hecken 
angepflanzt. 

e. Tanne. Spruce. Picea. Mehrere Arten . Unsere häufigsten Christbäume. 

f. Lärche. Tamerack, larch. Die einheimische Art bildet grosse ''tamarack 
swamps". Liefert gutes Feuerholz und Pfosten. Verliert im Herbst die Nadeln. 

g. Wachholder. Red cedar. Juniperus virginiana. Oft in Hecken angepfianzt. 
h. Riesentanne. Big tree. Sequoja gigantea. Wächst wild nur in Oalifomien. 

Der grösste Baum ist 300 Fuss hoch, 30 Fuss im Durchmesser und mehrere tausend 
Jahre alt. 

N. B. Die lateinischen Namen sind nicht für die Schüler. Die Bestimmung 
läer einzelnen Arten ist hier überhaupt nicht wichtig. In Städten findet man viele 
«ingeführte Arten. 

10. L i t e r a t u r. 

a. Lange, Handbook of Nature Study, Seite 123—183, Seite 231--238. Hier 
"findet der Lehrer auch einfache Dispositionen über einzelne Bäume. 

b. Hodge, Nature Study and Life. Enthält sehr fruchtbare pädagogische 
Winke. 

c. Green, Forestry in Minnesota. Das wertvollste kurze Werk über Wald- 
Icultur in Amerika. 

d. Sargent, Silva of North America. Ein grosses, klassisches Werk, enthält 
Beschreibungen und Illustrationen von allen nordamerikanischen Bäumen. 

e. Apgar, Trees of the Northern United States. 

f. Loimsberry, Guide to the Trees. 

g. Green, Principles of Forestry. Sehr gut. Ähnlich wie c. 
h. Bailey, The Nature Study Idea. 



Berichte und Notizen. 



I. Report of the Meeting of the Modern Language Assodation. 



The annu&l meeting of the Central Divisioii of the M. L. A. was hekl at Chicago 
ander the auspices of The Northwe»tem University. The address of welcome 
which was to be delivered by Acting President Thomas F. Holgate of The North- 
western University was given in his absence by Dean Wigmoreof the School 
of Law. The address was short and to the point, and contained as its main 
thought that the teacher of modern language ought to magnify his office and 
realize the importanee and value of his field of labor. 

Hereupon followed the address of the Chairman of the Central Division of the 
M. L. A., Prof. A. R. Hohlfeld. Ulis was a scholarly discussion on ''The 
Teaching of Foreign Literature." 

As a prelude to his theme, Prof. Hohlfeld spoke at some length of the tendency 
apparent in the Association, as shown in the published volumes of the proceedings, 
towards leaving the field of pedagogical discussion quite too utterly, and Publish- 
ing and discussing original papers on new fields of research. The wish was ex- 
pressed that we might not lose sight of one of the important functions of the 
Association, viz: the discussion of pedagogical problems. 

In the teaching of a foreign literature, the Speaker continued, not dry data 
should be offered the Student, but the living work of the authors themselves, or 
where this is impossible, at least extracts from such works. — ^There is a need of 
anthologies for German literature adapted to the needs of the American Student. — 
In connection witfa the literary relations and life of a nation should be pointed 
out the artistic and general cultural tendencies. — The interrelations of the foreign 
literature and the literature the student is already conversant with should also 
be emphasized. — On the use of translations, the Speaker said they should be avail- 
able and the teacher ought to be conversant with the best. — The necessity of 
accurate handy biblographies was also voiced. — The address was warmly received, 
and, it is hoped, will be productive of great good. 

On Thursday began the regulär sessions with a paper by Prof. A. C. L. 
Brown of Wisconsin on "Sir Iwain and Folk-Tales of Helpful Animals." In it 
Prof. Brown compares the helpful Hon in Chrßtien's I v a i n , and in its Mediaeval 
English translation Iwain and Gawain with episodes of helpful animals in 
Celtic tales. According to the Speaker the thankful lion is not, as Prof. Förster 
and others have supposed, an addition by Chr^tion, but was brought to him by 
something in his presumably Celtic original. Numerous Celtic tales were instanced 
to make this plausible, and the conclusions seem quite convincing. 

The second paper on "The Teaching of Modem Languages in the American 
High School" by Dr. A. R a m b e a u compared the American High School with the 
Realschule and Oberrealschule of Germanv. The Reform Method as introduced in 
Germany was diseussed and commended, as was also the movement in France. — 
The Status of the teaching of modern languages in American High Schools wa» 
diseussed, and espeeial mention made of the reform work done in the schools of 



Meeting of the Modern Language Association. 61 

Boston. — The value of French and Gkrman as High School studies was compared. — 
IJnfortunately, the reading of the paper could not be finished in the alotted time. 
It will probably be published in the "Zeittchrift für Neuere Sprachen." 

Prof. Beiden of Mo. read an interesting paper on 'Tolk-Song in Mis- 
souri." Prof. Belden's collections have been made partly by students under his 
direction, and include numerous ballads and songs given in Child's Gollection. 
The ballads were not learned by singers or reciters from print, but have been trans- 
mitted orally. They are in part indlgenous to Missouri. An interesting discussion 
followed in which the importance of gathering folk-songs, before it is too late, 
was emphasized. 

There was considerable discussion on the '^Report of the Joint Com- 
mittee on the Subject of a Phonetic Englieb 
Alphabet/' and it was flnally decided to def er action on the same until the 
co-operation of the European learned societies can be had. 

The sections for English, Romance and Germanic languages met separately 
Tfaursday aftemoon, the Germanic section being lead by Prof. Nollen of 
Indiana. This section was addressed by Prof. von Klenze on "The Teaohing 
cf Lyric Poetry." Emphaeis was laid on the reading of the text by the teacher, 
as affording the best mode of live Interpretation, and the neoessity of thorongh 
and conscientious preparation for this. — 

Mr. Klopschof the Peoria High School spoke on ''How may the Elementary 
German taught in Accredited Schools be made equivaleni to the Elementary Work 
done in Colleges?" The foUowing points were made: 1) the Grades ehould make 
for work more than they do; 2) there should be lese coddling üi the Grades; 
3) Hi^ School and GoUege work should be more effectively oorrelated. — 

Prof. Geo. Curme's paper on "The Use or Omission of dam in Subordinate 
Clauses" was highly interesting and elicited some discussion. The philosophy of 
paratactic and hypotactic oonstruction was discussed and elucidated. Hie subject 
IS dealt with at length in Prof. Curme's book on "The Syntax of the German 
Language" to be published soon. 

"Vondel's Value as a Dramatist" was treated by Prof. Van Steenderen 
of Iowa. Vondel, although known chiefly as a dramatist, has ezerted predominant- 
ly lyrical influence. Whyf The influence of his time and surroundings were un« 
favorable to true tragedy is the answer. Vondel is found to be but a mediocre 
tragic poet, but a great iyric writer. 

A masterf ul paper on "Dürfen and its Cognates" was read by D r. F. A. W o o d 
of Chicago. To give any idea of the content here is impossible. It certainly ought 
to appear in print. 

A paper on "GriUparzer and Shakespeare" by Prof. Terrellof Miss, was 
read by title. The thesis is that the influence of Shakespeare on Grillparzer pro- 
duced downright Imitation in the earlier period. In later dramas, as in '^dnig 
Ottokars Glück und Ende" und "Ein Bruderzwist in Hapsburg", the influence is 
strong, but it is far subtler and harder to trace. 

"The relation of Der bestrafte Brudermord to Shakespeare's Hamlet" was 
treated by Dr. B. M. Evans of Wisconsin. The paper has now appeared in the 
Journal of Modem Philology. *) 

Charles A. Handachin. 



*) Only outlines can be given, and I regret to say, some of the papers read 
by title could not even be mentioned. 



II. Korrespoiidefizea. 



CALIFORlflEN. Frage wohl zu aller Zufriedenheit ge- 
Es Avird die Leser der M. P. interes- schlichtet werden, 
sieren, auch wieder einmal von Califor- i^ fahrigen ist in den Schulen diesea 
nien zu hören. In der Woche nach Staates ein allgemeiner Fort- 
Weihnachten fand die Konvention der schritt zu konstatieren. Die Lehrer 
California Teachers' Association in San werden immer besser und mit ihnen na- 
Jose statt. Herr Charles L. Biedenbach türlich die Schulen. Auch die Gehilter 
von Berkeley war in diesem Jahre Prä- werden erhöht, so schnell es die Ver- 
sident, und seiner Leitung ist es zuzu- hältnisse erlauben, und gutbezahlte Leh- 
schreiben, dass die Tagung allÄeitig als rer machen in der Regel bessere Lehrer, 
eine der erfolgreichsten bezeichnet wer- Besonders die Hochschulen erzielen im- 
den kann, die seit langem abgehalten m^r bessere Resultate, was zum grossen 
worden ist. Als Anziehungskraft war Teil dem Einfluss unserer beiden vorzüg- 
Jacob A. Riis von New York berufen üchen Universitäten zuzuschreiben ist. 
worden, der an zwei Abenden über die 

Themata "The Battle with the Slum" Am 14. Januar hielt der Verein 
und "What is it that makes true Ameri- ^'»^ Lehrern der deutschen 
cans" sprach. Die Arbeit der Konven- Sprache seine regelmässige Ver- 
tion wurde hauptsächlich zwei AbteUun- Sammlung in San Francisco ab. Leider 
gen zugeteilt, der "Elementarv waren die Hauptredner mcht imstande» 
Teachers' Association" und anwesend zu sein, und so wurde die Zeit 
der ''High School Teachers' Aß- ™it «ner informellen Diskussion von 
8 o c i a t i o n". In beiden wurde viel Schulfragen ausgefüllt. Herr M. Ongerth 
des Guten und Praktischen geleistet. Da gab einen Teil seines angekündigten 
die Staaslegislatur im Januar und Vortrags, Erfahrungen emes Korrektors, 
Februar in Sitzung ist, so wurde das zum besten, indem er einige seiner alten 
Augenmerk besonders auf Vorschläge ^^rer schilderte und sie als nachah- 
zur Verbesserung des Schulgesetzes ge- menswerte oder nicht -nachahmenswerte 
richtet. Und hier war es die sehr prak- Typen hinstellte. Herr Buehner warf die 
tische und wichtige Frage der Aufbesse- Frage auf, wann die deutsche Schrift in 
rung der Lehrergehälter, der die Haupt- unseren amenkamschen Klassen gelehrt 
aufmerksamkeit zugewendet wurde. Ein werden sollte, und bis zu welchem 
Spezialkomitee der High School Teach- Grade die Schüler angehalten werden 
ers' Association hatte diese Frage sollten, dieselbe zu benützen; er selbst 
gründlich untersucht und machte weit- ^i«^* es für besser, diese Schwierigkeit 
tragende Vorschläge. Auch der Staats- den Schülern wenigstens fürs erste zu 
Superintendent der Schulen, Thomas J. ersparen. An der Diskussion beteiligten 
Kirk, und Govemor Pardee haben sich sich die Herren Demeter und Ongerth 
mit der Frage beschäftigt und definitive "»d Prof. Schilling, die sich sämtlich z« 
Vorschläge ausgearbeitet, um sie der der Ansicht bekannten, dasd Deutsch 
Legislatur vorzulegen. Es handelt sich »ur »» deutscher Schrift geschrieben wer- 
besonders um eine Änderung in der den sollte. Obgleich dies nur eine unter- 
Verteilung der Staatsgelder für Schul- geordnete Frage der Methode ist, wäre 
zwecke. Bisher wurde die Anzahl der es doch wünschenswert, wenn eine Eini- 
schulpflichtigen Kinder in jedem County g^M darüber unter den Lehrern des 
als Norm angenommen; der Superinten- Deutschen an amerikanischen Schnkn 
dent schlägt vor, dass die Anzahl der erzielt werden könnte. — Als Beamten 
Lehrer in jedem County als massgebend des Vereins für dieses Jahr wurden die 
angenommen werden sollte. Diese würde folgenden Herren erwählt: Präsid^, 
besonders den Landschulen zugute kom- I>r. Julius Goebel; Vizepräsident, Dr. 
men. San Francisco erhält z. B, unter Hugo Karl Schilling; Schatzmeister, Dr. 
dem jetzigen System ungefähr $700 pro A. Altschul; Schriftführer, Herr V. 
Lehrer, während die spänicher bevölker- Buehner. 

ten Counties nur ungefähr $250 pro Möge der Verein fortfahren, die Sache 

Lehrer aus der Staaskasse erhalten. Auf des deutschen Unterrichts in den kali- 

der anderen Seite macht San Francisco fornischen Schulen zu fördern I Vides 

geltend, dass diese Stadt auch die hoch- ist schon ffeleistet worden, aber manches 

ste Schulsteuer an den Staat bezahle, bleibt noch zu leisten übrig. So ''lasset 

Es liegen der Legislatur bereits mehrere uns wirken, weil es Tag nt." 
Vorlagen vor, und ohne Zweifel wird die V. B. 



Korrespondenzen, 63 

CHICAGO. jeder Sitz besetzt und mehrere Taiuende 

UMer Metoter Theodor Thom.. ^»~t*» ^l!?*' rÄ'^n.oSS.l^Ii^ 

Ä;^ S^^lü^^iJÄ der'^^tZS ^-' eröffnet und strijend la««hte di. 
T«un. «dne, ^ben. War erfUlt. Die It^^^« i^ *Ä^^.h,„^ 
neue "Orchesteriiane" ist ein imposanter J™"^?.^^ J^T Ä'^ti:'*^" 
Bau, der leider wegen der himifeUioIien hoZ^ HrittP SvlÄ^^^L J^^ 

S'^Ä^'sSnnrkJ^i? Ä TreSLar1^"\uf"dr%tteÄ^ 
nicht recht rur Geltmig kommt Auch ^, ^ g^^ ^ Strauessche 

!;L^ wf. «r^r^Y^iXS^^nÄ^S T^cht «Tod und Verklärung» 

^iTLF^J^^tJ^^fr ^iJT HilfskapeUmeister F. A. Stock IdOe 

?^^» %- w^^ ^^^ J?.«^^" das Koixert. Still, ohne ein Zeichen de« 

v^v!?«.^i^ J'^ XJ^^J^ Beifalls, verhielt sich das Publikum. 

™ ^-, t^Ä.* K^J^uw iS^rt 8»n« i» B»™ d*' Trauerfeier lauscht^ 
unserer grSssten Komponuten: Mozart, " . AWlcnrHun rtw Mnaik 
Haydn, Beethoven, Wagner, Mendels- *" ***" Akkorden der Musik, 
söhn in Stein eingraben w&ren. Daftlr I>r. Frank W. Qunsaulus widmete an 
soll aber inwend^ alles aufs beste und <ier gleichen Statte dem verstorbenen 
modernste eingerichtet sein. Freilieh, Meister einen beredten Nachruf, und 
die 2400 Sitze reichen bei weitem nicht Tausende hingen gespannt an den lip- 
aus und auch die Akustik Usst viel en P^ ^^ angesehenen Ekaiuelredners. In 
wttnschen ttbrig. Doch die Tatsache, vielen Kirchen wurden Theo. Thomas, 
dass die Halle da ist, zeugt von Kunst- seine Arbeit und sein Vollbringen eben- 
sinn und Opferwilligkeit unseres muaik- faUs von Kanzelrednern nach voller Qe- 
liebenden PubUkums. Drei Viertel Mil- bühr gewürdigt. • 

lionen Dollars waren erforderlich imd 

sie waren, das meiste davon von den ClHCÜfHATL 

breiten Schichten der BevOlkwung, in jj„, ^ ^ beweisen, dass wir noch 
etwa drei Monat«! aufgebrüht. ,g^„ „^ ^ ^j .^ ^ ^^ 

Am 1« Dez|wjber wurae die ÄUe odt ^^j^ ^^^^^ ^j,,^« ^^^t, ^^„ 1,,^. 
«nem glänzenden Konzert erOffnet^jun ^,,^, Bedeutung zu berichten ist, will 
folgenden Tage dingtorte ^lomas nodi- j^^ wenigstens äieses Mal die uns zuge- 
mals und erkältete sich auf dem Heim' j«^i,i.^ iSiK,.;!, «;«^+ ».»• i^» ^».»Jr^« 
we«. Trotz des Verbotes des Arztes, ?"^^*^ ^"iY ^ *! ausffdien 

j-^^ « t * Sülv -\id \^ il;*^ lassen. Unser neuer Schul rat 
die nächste Probe ««^^^^^ "J >«*«' beschäftigt sich tatsächlich mit der vor 
schleppte sich unser Mwster docÄ hin, j^lj^^^^^ ^^^^^ ^ Vorgehen des 
worauf die Grippe bei ihm m Lungen- Ewig-Weiblichen ins Wasser VaUenen 
«iteündung ausartete, der der Neunund- Oehlltserhöhung. Aber auch j^ konn- 
iiechzigjähnge am 4. Januar erlag. ^^„ ^.^ j^^^ ^^^^ umhin; trotzdem 

Was wir an ihm verloren haben, kann eine allgemeine Erhöhung ins Auge ge- 
nur der ermessen, der seine klassischen f^ast ist, dem mit der Ausarbeitung des 
Konzerte besucht hat. Seit vierzehn Planes beauftragten Komitee durch ei- 
Jahren hat er unermüdlich an der Ver- „ige Ratschläge und Wünsche hilfreich 
•edlung des musikalischen Geschmackes an die Hand zu gehen. Schon bei der 
unseres Publikums gearbeitet und damit ersten Sitzung meldeten sich vier Ab- 
eine Kulturarbeit getan, die ihm nicht geordnete des Lehrerinnenvereins "Ma- 
hoch genug angerechnet werden kann, thesis" zum Wort und unterbreiteten 
Er hat uns regelmässig am Freitag folgende Vorschläge: Der Anfangsgehalt 
Nachmittag und Samstag Abend im für alle Lehrer soll $500 betragen; das 
Auditorium die besten Werke der be- durch jährliche Erhöhungen von $100 zu 
deutendsten alten und neuen Kompo- erreichende Maximum soll für die Ele- 
nisten in mustergiltiger Weise vorge- mentarschullehrer $800, für die Mittel- 
führt und als Interpret der Beethoven- 8chullehrer $900 »ein; Damen sollen 
sehen Symphonien stand er unerreicht Erste Assistenten (etwa Hilfsprinzipale) 
-da. Nicht selten war das Haus mit werden können mit $1300; eine Hilfs- 
seinen 4400 Sitzen voU besetzt. superintendentin soll mit der speziellen 

Wie hoch er geachtet war und wie üWwachung des Unterrichts in den 
lieb wir ihn hatten, davon gab sdne vier unteren Graden betraut werden. 
Totenfeier im Auditorium am Sonntag Inwieweit nun diese weibliche Einmi- 
den 8. d. M. Nachmittan 3.30 ein be- schung in die Geschäfte des Schulrats 
redtes Zeugnis. Zehn Mmuten nachdem der Sache schaden oder nützen wird, das 
die Tore dm Hauses geöffnet waren, war bleibt abzuwarten. Schwarzsehende Ge- 



64 Pädagogische Monatshefte. 

Bossen neigen sich dem ersteren zu. Lehrbüchern rechnen, ffir die ein Kon- 
"Hoffen wir das Beste!" trakt gemacht ist bis zum Jahre 1006* 

Die seit einigen Jahren schlummernde Der Supervisor hat nicht, wie- 

Gesangsektion des deutschen von manchen Seiten erwartet wurde, 

Lehrer Vereins ist, dank den Be- auf einen Personalwechsel in der deut- 

mühungen unseres rührigen Dr. Fick, sehen Lehrerschaft gedrungen, doch sind 

wieder zu Taten erwacht und wird bei oifenbar schwächere Elemente zu ernster 

der bevorstehenden akademischen Schil- Arbeit an sich selbst genötigt worden; 

lerfeier unter der Direktion von Meister auch hat er unermüdlich versucht, die 

Louis Ehrgott zum erstenmale wieder monatlichen Lehrerinnenversammlungen 

öffentlich auftreten. Fünfzig Damen durch Behandlung von Fragen aus der 

und fünfzehn Herren sind fürs erste der Methodik fruchtbringend zu machen für 

Sektion beigetreten, deren Stärke sidi die verschiedenen Zweige des Unterrichts 

wohl in nächster Zeit noch bedeutend und dabei immer wieder hingewiesen 

vermehren wird, so dass wir erwarten auf den hohen Wert der Pädagogischen- 

dürfen, den Singerschen Chor '*Macht Monatshefte für jeden Lehrer, der in ge- 

des Gesanges" mustergültig vorgetragen simder Weise mit der Zeit fortschreiten 

zu hören. Auch ein grosser ELinderchor wolle. In Bezug auf den Hoohschul- 

ist bereits unter Koll. Theodor Meyder Unterricht, wo wohl kein Grund vorlag, 

beim Einstudieren verschiedener Schil- einen neuen Plan auszuarbeiten, sind 

lerscher Gesänge. Es ist mir noch nicht bisweilen Klagen laut geworden, wie da» 

bekannt, in welchen Händen die Fest- ja alltäglich ist. Immerhin stehen un- 

reden liegen bei dieser Feier, mit der sere Hochschulleistungen im allgemeinen 

zweifelsohne die Lehrer aller hiesigen entschieden gut, und jedenfalls, was frei- 

Unterrichtsanstalten Ehre einlegen wer- lieh in der Metropole des Plattdeutschen 

den ohne die allgemeine Schillerfeier zu selbstverständlich sein soUfce, besser alz- 

beeinträchtigen. *** an vielen anderen Orten. 

TkAViciffPnoT Interessant dürften einige statis- 
D AysilPORT. tische Nachrichten sein, die wir 
Das PUttdeutache Athen, — denn ein den vom Supervisor in den letzten Lefa- 
Athen muss es ja wohl sein, — hat lange rerinnenversammlungen gemachten Mit- 
nichte von sich in den Pädagog. Monats- teilungen entndimen. Der Klaffe vieler» 
heften hören lassen. Ob ähnlich dem d&ss das Interesse am (fakiiltativen) 
guten deutschen Hausweib alter Zeit, deutschen Unterrichte immer mehr ab- 
von dem man am wenigsten hörte? nehme, stellte er den erfreulichen Naeh- 
Irren wir nicht, so berichtete die letzte ?^?\ entgegen, dass vor einem Viertel- 
Korrespondenz von hier, dMS Davenport Jahrhundert m Davenport von S509 Ge- 
endlich auch einen besonderen Super- !*™t*^^**]«™ ^370 deutsch nahmen, d. h^ 

visor für seinen deutschen Unterricht ^'J^'w^^^^^J^^^^, ZS^J™ ^^^ 
angestellt habe. Von allgemeinen Er- 6276 Schülern 4620, d. h. 73,6%, wid das» 
folgen solcher Massregel kann natürlich der Fortschritt em stetiger, fast unun- 
nach 15 Monaten noch nicht die Rede terbrochener gewesen sei. Grosse 
sein; aber dieselben sollten sich doch Schwankungen zeigte von 1893 bis 1894 
schon bestimmt ankündigen, und wir die Hochschule, stieff aber seiWem ste^ 
glauben, dass sie es tun. Die sämtUchen «^^ zwar von 62 SÄÜlern auf 226, d. h. 
vierzehn Grammärschulen arbeiten jetzt 7?^«,^*^^ f*'? J^^ (1894 sogar nur 
nach einem festen, vom Supervisor aus- ^P^^) ^^ fast 50 Prozent. Nur in doi 
gearbeiteten Lehrplan, in welchem die «^^^^«^ Grammärschulgraden fand wä^- 
Behandlung des Lesestückes den Mittel- V^^^ derselben Zeit eme Abnahme statt, 
punkt bildet, theoretische Grammatik ^^^ ^^^ "™ *-^^ö- 
durch gründliche, praktische Sprach- Die einzelnen Schuldistrikte zeigten 
Übungen ersetzt wird, und, dank den nicht nur je nach der allmählichen Ver- 
entgegenkommenden Bewilligungen des Schiebung der Bevölkerung — Zu- oder 
Schulboards, für die unteren Grade die Abnahme des deutschredenden Elements 
(mageren) Prangschen, für die oberen — beträchtliche Schwankungen, sondern 
die ausgezeichnc^n Hölzelschen Bilder es ergibt sich klar, dass das englisch» 
gesimdes Material für Besprechungen redende Element der Davenporter Be- 
und Aufsätze liefern, während die völkerung seine Kinder in zunehmendem 
wesentlich vervollständigte Ergänzungs- Masse in den deutschen Unterricht sen- 
lektüre eine wichtige "Icecream^-Zugaoe det; aber leider ebenso die beschämende 
ist für alle E^assen. Wir nennen nur Tatsache, dass, wie anderswo, so auch 
Sterns Geschichten vom Rhein. Leider im plattdeutschen Athen viele Deutsche 
musste der neue Lehrplan mit etlichen den Wert ihrer Muttersprache für die 



Korrespondenzen. 65 

Bilder weniger zu schätzen wissen als blosagestellt und der Unwissenheit ge« 

viele Angloamerikaner und Schweden, ziehen. Sie versuchte sich in dem n&ch- 

Beträgt doch sogar im englischsten Dis- sten Vortrage zu verständigen, gestand 

trikt der Stadt der Prozentsatz der aber zu, dass sie wohl in der über- 

deutschnehmenden Kinder (in Grad 2 eilung einige falsche Angaben gemacht 

— ^9) über 58.5%, und gehört doch auch haben m'öge. Jedoch die Angriffe wur- 

in der Schule im deutschesten Distrikt, den fortgesetzt, es wurden ihr wieder 

wo jener Prozentsatz auf 90% steigt, Irrtümer nachgewiesen, und sie fand es 

• eine wachsende Anzahl der Kinder in dann geraten, in einem offenen Brief an 

den deutschen Klassen angloamerikani- Supt. Pearse diesem anzuzeigen, dass sie 

sehen Eltern an. Die Zahl der hoch- ihre Vorlesungen abbrecben werde. Sie 

deutsch sprechenden Kinder variierte in erhielt dann eine entsprechende Teilzahl- 

den verschiedenen Schulen zwischen 10 ung und verliess die Stadt. 

Tlf ^' ^* ^*\' ^f ^««»t«<* «" Supt. Pearse beschloss dann in Ter- 

^Morawest. tenden Vorträge den als öffentlichen 

Auf jeden Fall tun diese Angaben dar, Vorleser rühmlichst bekannten P r o- 

dass der deutsche Unterricht Dftvenports fessor Stanley Hall zu engagie- 

nach seinem äusseren Umfange eine ren, und zwar wird derselbe über Psy- 

-ehrenvolle Stellung einnimmt, und wir chologie reden. Es ist kein Zweifel, dass 

glauben, dass dies, von den treu arbei- die Lehrer bei dem Tausch nur gewinnen 

tenden Lehrerinnen zu schweigen — denn werden. 

wir haben neben 24 deutschen Lehrer- -, . t, i.»x. j x^ i.«!* - 

innen bloss einen Lehrer! - vor allem ^^^ ^/^^ Erhöhung der LArergehälter 

.den einsichtigen, jetzigen und früheren JoU noch eme gründliche und gewissen- 
deutschen SJhuldirektoren zu danken 5*^*^% ^ in - oder Abschätzung 

iflt, die es verstanden haben, den ge- ^^T P^4*^, *''''*'? ^^i'*'^ ^^^1?.-^^^ 

samten städtischen Schulboard für den gogiBohen Wertes und ihrer Tüchtigkeit, 

deutschen Unterricht zu erwärmen. *^^^ «^^« Zensur oder Gradierung, vor- 

Sollen wir hinzusetzen, dass sich die genommen werden damit die Erhöhung 

Kosten dieses Unterrichts, wenigstens in ^^ keinen Unwürdigen gelange. Supt, 

den Grammärschulen, i. J. 1903 pro Kind P«*"« ^^^1% zu «mer Besprechung über 

und Tag auf etwa Ic, sage einen Cent, ^*^^^°/"S^l *"| ^^^^^ ^"^ ^^"^ ^'^^' 

beliefen? > » NN g®° öffentlichen Schulen zu einer Ver- 
sammlung in der grossen Halle der Süd- 

MILWAXTKES seite-Hochschule eingeladen. Da hatten 

sich nun alle die lieben Kollegen und 
Die unterbrochene Vortragstour. Supt. Kolleginnen "vons Handwerk", wie der 
Pearse hatte mit der früheren Lehrerin Berliner sagt, eingefunden, an Zahl wohl 
und jetzigen Frau Dr. med. Mara Pratt- über 1000. Da war der ganze, grosse 
Chadwick in Boston einen Kontrakt ab- Damenüoor, die meisten mit dem "sweet 
geschlossen, wonach die letztere vor der smile than never won't come off". Aber 
hiesigen Lehrerschaft einen Zyklus von auf den meisten Gesichtern, vorzüglich 
12 Vorträgen über Schulhygiene halten denen der älteren Lehrerinnen, lagen die 
sollte, und wofür die Lehrer pro Person Falten der Sorgen, der Mühen, der täg- 
50 cts. zu entrichten hatten. Es stellte liehen schweren Arbeit in der Schule, 
-sich bei ihren Vorträgen jedoch heraus, Ach, wie manche junge, frisch auf- 
dass die Dame nicht so recht Meister blühende Mädchenblume wird früh ge- 
-des zu behandelnden Vortragsstoffes knickt in der dumpfen, imgesunden Luft 
war, indem sie teils die einzelnen Ob- der Schulstube. Nur einige von den 
. jekte bei ihrem- Vortrage bunt durchein- Männern, meistens unter den Prinzi- 
ander warf, ohne alle Beziehung zu und palen, sahen frisch, robust und zur Kor- 
auf einander, andemteils aber, und das pulenz neigend aus. Ja, das Schulleben 
war das schlimmste von allen, deckten ist kein gesundes, und die Arbeit in dem- 
sich ihre Behauptungen, Angaben und selben zehrt am Lebensmarke und noch 
gezogenen Schlüsse nicht mit den mehr am Nervensystem; und doch 
Forschungen und Ergebnissen der ex- haben wir alle die kleinen Fädchen ein- 
akten medizinischen Wissenschaft. Sie mal im Körper, und es scheinen ihrer 
wurde dann von hiesiffen tüchtigen Me- immer noch mehr zu werden, so dass 
dizinem öffentlich in den Zeitungen an- Ernst v. Wildenbrudi wohl Recht hat, 
gegriffen und ihre Behauptungen wider- wenn er sagt : ''Die Menschen sind jetzt 
1e^ an der Haud von Aussprüchen von nur noch Bündel von Nerven, mit Haut 
-Autoritäten. So wurde sie also förmlich überzogen. 



G6 Pädagogische Monatshefte. 

Der Herr Supt. teilte den Lehrern düng dieser Punkte, und hielt uns Leh- 

dann mit, dass 4 Grade für die Klassi- rern damit gleichsam einen Spi^el vor,, 

fikation der Lehrer vorgesehen seien, in welchem jeder das Bild emes guten 

nämlich 1. Sehr gut, oder excellent, Lehrers, dann zugleich aber auch sein 

= 90 — 100; 2. gut, = 80 — 00; 3. ziem- eigenes durch Vergleichung sehen kenn- 

lieh gut, = 7O--80, und 4. ungenügend te. Er betonte, dsMS man von keinem 

oder schlecht, = unter 70%. Dann Lehrer Vollkommenheit erwarten könne 

sprach er sich Über die Anforderungen, und solle; aber ein jeder solle sieh auch 

die man an einen guten Lehrer stdlen bestreben, sein Bestes zu tun und so 

müsse, aus, nachdem vorher gedruckte dem Ziele det Vollkommenheit so nahe- 

Formulare an die Anwesenden ausgeteilt als möglich zu kommen, 
waren, auf denen 18 Punkte standen, die Möge ein jeder, wenn er auf die päda- 

als Richtschnur für die Prinzipale und gogische Wage gestellt wird, das erfor- 

Hilfssuperintendenten bei der Zensur der derliche Gewicht zeigen, damit er nicht 

Lehrer dienen sollten. (Ich habe mir als "light weigfat" erfunden werde. 
erlaubt, einige der Punkte mit andern A. W. 

zusammen zu ziehen.) Die Pxmkte sind: 
L Theoretisches Wissen. 2. Professio- N£W YORK. 

und Stimme des Lehrers im Sch!ilzim- deutscher Lehrer von N. Y. und ümge- 
mer. 6. Gesundheit. 6. Methode und S^^^> am 7. Januar im Deutschen Press- 
Geschick in der Disziplin. 7. Lehr- klub, war infolge der Nachwehen der 
methode und Lehrgesohick. 8. Vorberei- letzten Unwetter schwach besucht. Dr. 
tung auf die Tagesarbeit. 9. Ausnut- Voelkel hielt einen Vortrag über die- 
zung der Schulzeit. 10. Geschick mit Verwertung der englischen oognates 
Kindern umzugehen. 11. Die Kunst, die beim deutschen Unterricht. An der leb- 
Kinder zu leiten und zu inspirieren. 12. haften Erörterung beteiUgten sich die- 
Persönliche Behandlimg der Kinder (In- jj^^ren Kern, Tombo, Remy, v. d. Heide. 

Sr^'T4Tntess^^^ l^r.J^"r^ T^" "fZT ^'t^' 

und am Lehramt. 15. Beschaffenheit des ^^'^^ <^^"-)' ^''' ^^^^^ (Stellv.), Dr. 

Schulzimmers. 16. Arbeit in besonderen Voelkel (Schriftf.), Roos (Schatzm), 

Fächern. 17. Benehmen gegen Kollegen. Pro^- Keyser und Dr. Remy (Beis.). 

18. Allgemeiner Eindruck. Für die Februarversammlung hat Dr. 

Dann gab Herr Pearse eine recht klare Wahl einen Vortrag zugesagt, 
und bestimmte Ausführung und Anwen- T. V. 



IIL Briefkastea. 



Ohio. Von den in früheren Jahren Cincinnati die Jugendschrift ''Jung- 
herausgegebenen Zeitschriften, ''Kinder- amerika" (Verlag: Gustav Muehler, 
post" und "Jugendpost", ist die letztere 1328 Main St., Cincinnati, 0.) heraus- 
eingegangen; dagegen erscheint die gegeben. — Für die Schillerfeier hoffen 
"Kinderpost" nach wie vor und kann von wir in dem Märzhefte Programme zu 
der Verlagsflrma Herold Co., Milwaukee, Schulfeierlichkeiten veröffentlichen zu 
Wis, bezogen werden. Für die Schüler können. (Dies diene zur Kenntnisnahme 
aller Grade, also auch der mittleren und allen Fragestellern, die sich in gleicher 
höheren Grade der Volksschule, wird in Angelegenheit an uns gewandt haben.X 



IV. Umschau. 



Herr Prof. Dr. S. C. Roedder tritt am Unsere herzlichen Wünsche begleiten ihir 
14. d. M. eine Urlaubsreise an, die ihn und wir hoffen, dass er die Erholung 
in die alte Heimat, nach Deutschland finden wird, die er nach der angestreng- 
führen wird, wo er sich über die Som- ten Berufstätigkeit redlich verdient hat. 
merferien hinaus aufzuhalten gedenkt. D. R. 



Umschau. 67 

Vom Lehrerseminar. Das vom Voll- sucht hat, hat nun in einem grösseren 
xugsausschusse des Seminars und dem Werke seine Erfahrungen bekanntgege- 
Verein der deutschen Lehrer Milwaukeee ben. Die Frkf. Schlztg. bringt über 
mit den Vorbereitungen für eine ge- dieses Werk einen Aufsatz, aus dem wir 
meinsame Schillerf ei er betraute ^^^^ ^^ g^-gUg anführen, die dartut, wie 
Komitee entwarf m emer am 18. Januar ^^^ Ausländer über den allzu vielen 

ÄIIXdem'tÄrTetzt^ T'f^^^.''Y^''\t' "^ ^T 

Vereinigung gebUUgt wurde und in deutschen Schulen gepflegt wird, denkt. 

seiner Februarsitzung dem Vollzugsaue- Sie lautet: ^'überraschend, ja schier 

Schüsse zur Begutachtung vorgelegt wer- unbegreiflich ist ihm der fast aus- 

den wird. Das Programm umfasst ausser schliesslich mündliche Unterricht. Vier, 

Deklamationen und einer Festrede, für ja fünf Stunden mündlichen Unterrichts 

welche der Redner noch nicht bestimmt nacheinander in derselben Klasse -habe 

ist, musikalische Vorträge, deren bedea> ^p gehört. Wie könne man so etwas 

tendster Rombergs Vertonung d^ laedes verantworten? wie es aushalten? Der 

von der Glocke sein wird. Zur Aufführ- ^^^ entspräche keineswegs den Er- 

ung dieses Werkes wird em gem. Chor. . * j- o v«i«« ...4«-li^. »«;^4.«» 

beftehend aus dem Semim.& und ^^^^V^ff]. ^^ ^^*^f ^^f S'!^ 

deutschen Lehrern, gebüdet werden, der unselbständig, sie lernten nicht arbeiten, 

ungefähr 100 Sänger stark zu werden »ich selbst vertrauen; sobald man den 

verspricht und zu deren Begleitung ein Lehrer ausschalte und als schriftliche 

Orchester herangezogen werden wird. Aufgaben gäbe, was gerade eben durch- 
genommen worden sei, träte Unruhe ein, 

fl 1-1« --X 1, T^ TT V man sähe, die Schüler seien dessen un- 

SchüXervoMteniingeii. Dem Vorgehen «ewohnt, sie sdien einander in die Hefte, 

deutscher Bühnen folgend, hat «ch der Schreiben von einander ab, und wenn 

Direktor des hiesigen deutschwi Thea- „^^^ ^^^^ ^ie Aufgaben durchsähe, finde 

ters, Herr Leon Wachsner, auf Anregung ^^^ ^^^ Erstaunen, dass ein Drittel, ja 

von selten der Fakultät des Semmars, mitunter die Hälfte nicht hätten dar- 

sowie der Lehrer des Deutschwi aJi ^^^^^en können, was sie mündlich schein- 

Hoch- und Elementarschulen zi^ Abhal- ^^^ ^^ ^^^^^^ beherrscht haben. Die in- 

tung von Schülervorstellun^en bemt er- dividuelle Leistung sei erheblich geringer 

klärt, m denen zu ermllesigten Preis«! ^^jg ^^^ Klassenleistung. Das käme von 

an Samstagnachmittagen solche khw- ^^^ Alleinherrschaft der Frage- und 

«sehe Meisterwerke zur Aufführung ge- Antwortmethode, bei der sich die Lehrer 

langen sollen, die in den betreflfenden ^^^^^^^ bewusst würden, wie viel sie 

Schulen gelesen werden. Dass diese Vor- f^j^^g^ ^„^ ^j^ ^e^jg ^jg Binder gäben; 

Stellungen von grossem Werte smd, um ^^^ j^^ ^gi^ign individueUer Abgangs- 

dem Herzen der Schüler das Gelesene «rtifungen vor anderen Leuten als den 

näher zu rücken und es m ihnen lebendi- Eigenen Lehrern; vor allem aber von den 

ger werden zu lassen als dies dureh das ^^ häufigen Revisionen und Inspek- 

blosse Lesen möglich ist, bedarf kaum ^-^^^^^ i„ England, wo die Inspektionen 

eines Nachweis^. Am 14. Januar fand -^^^ ^^^^ zahlreicher würden, könne 

die erste derartige Vorstellung statt; '^^^ ^j^ i^i^he Ent Wickelung rapide vor 

zur Aufführung gelangte Lessmgs g.^^ ^eli sehen: überhandnähme des 

«Minna von Bamhelm". Der Erfolg war ^(j^^fi^^h^^ Unterrichts und Parade- 

em durchschlagender. Die grosse Halle jeistungen für den Revisor. Die feier- 

des Pabstth^ters war wohrgefüUt, und ^.^^^ ^^üj ^j^ j^ ^j^er englischen 

es war eine Freude die jugendlichen Ge- g^j^^j^ einträte, sobald eine schfiftUche 

stalten zu beobachten, wie sie den Vor- ^^^^.^ ^j^n werde, das ernste, selb- 

gängen auf der Bühne mit Spannung gtandige Bemühen, mit eigner Kraft al- 

folgten, und d^ heraliche Lachen, wel- j^.^ voranzukommen, schätzt der Ver- 

ehes bei besonders humoristischen Sze- ^^gg^^ j^öher als mündliche Klassen- 

nen durch das Theater schallte, sowie leistungen, bei denen soviel Täuschung 

der spontane Aoijlaus an den Aktschlüs- unterlaufe. Weit entfernt ist er selbst- 

sen mussten gleich heraerquickend auf verständlich davon, den mündlichen Un- 

die Schauspieler und die anwesenden ^erricht überhaupt gering zu schätzen; 

älteren Zuschauer wirken. „^^ ^.^ Alleinherrschaft möchte er ihm 

nicht zugesprochen s^en. Ausdrücklich 

Mündlicher Unterricht. Ein Englän- erkennt er an, dass imsere Schüler da- 

der, der in Deutschland eine grössere durch eine Gewandtheit im mündlichen 

Anzahl Schulen zum Zwecke des Stu- Ausdruck erreichten, die man bei eng- 

diums der Lehrpläne, Methode usw. be- lischen Schülern vergebens suche." 



68 Pädagogische Monatshefte. 

über die Schulbildung der preuasi- kanischen Lehrerschaft zuwider. Die 
sehen Rekruten, die im Ersatzjahre 1903 Rektoren sollten sich von solchen 
eingestellt wurden, ist soeben die amt- Schwächen freihalten, damit die Lehrer- 
liche Statistik veröffentlicht worden, schaft ein grosser Schatz sittlicher Au- 
Hiernach sind die folgenden Angaben zu- torität fttr das Land bleibe. Diese Au- 
sammengestellt, indem in Klammem torität würde gefährdet, wenn die Pro- 
hinzugefügt ist, wieviel Prozent der Ke- fessoren im Glauben, der Regierung za 
kruten Preussens im Ersatzjahre 1883/84 dienen, zur Rolle politischer Agentexk 
ohne Schulbildung waren. In Ostpreus- herabstiegen oder sich soweit v^r^ssen,. 
sen waren ohne Schulbildung 0.15 (6,60) als Inquisitoren aufzutreten. 
Proz., in Westpreussen 0,23 (7,40) Proz., 

in Brandenburg 0,03 (0,13) Proz., in In Dänemark ist durch Regierungsbe* 

Pommern 0,01 (0,40) Proz., in Posen 0,03 schluss festgesetzt worden, dass künftig 

(8,90) Proz., in Schlesien 0,07 (1,76) Frauen auch die höheren Stellen inner- 

Proz., in Sachsen 0,01 (0,18) Proz., in halb des Schulwesens bekleiden dürfen^ 

Schleswig-Holstein 0,01 (0,11) Proz., in somit stehen ihnen auch die Scfauldirek- 

Hannover 0,02 (0,13) Proz., in West- torstellen sowohl an Mädchen- wie an 

falen 0,02 (0,19) Proz., in Hessen-Nassau Knabenschulen offen. Vor einiger Zeit 

0,04 (0,29) Proz., in den Rheinlanden wurde eine Lehrerin zur Schulinspek- 

0,01 (0^3) Proz., in Hohenzollem 0,00 torin ernannt. 
(0,00) Proz. Hieraus ergibt sich, dass 

di« Zahl der sogenannten Analphabeten Als eia Zeichen dafür, dass die deut- 
unter den preussischen Rekruten ständig sehe Sprache in China, insbesondere in 
zurückgegangen ist. Wahrscheinlich ist Schantung, Wurzel zu schlagen beginnt, 
der Zeitpunkt nicht mehr fem, wo die darf man das Erscheinen eines Lehr- 
Verhältnisse in allen Provinzen sich so buches der deutschen Sprache für CXii- 
wie in den Hohenzollemschen Landen nesen begrüssen. Auch die Nachfrage 
gestalten. Verhältnismässig die grössten nach deutschen Schulen in China wird 
Fortschritte hat die Schulbildung der immer grösser. In Tsining ist im Jahre 
Rekruten in Ost- und Westpreussen, so- 1903 eine Schule mit 60 Kindern gegrfln- 
wie in Posen gemacht. det worden. In diesem Sommer hat der 

Gouverneur Truppel dort «ine Prü- 

über die Angebereien unter der Leh- fung abgehalten und war erstaunt über 

rerschaft Frankreichs richtete der Un- die grossen Leistungen der Schüler, 

terriehtsminister Chaumi6 an die Auch der Toatai und der Stadtmandarin 

Rektoren der Akademien einen Rund- wohnten der Prüfung bei Es wird auch 

erlass, worin er unter Bezugnahme auf ein« zweite Anstalt demnächst eröffnet 

den von der Kammer am 28. Oktober werden. — Die "Deutsch-Asiatische 

gefassten Beschluss gegen die Angeber- Warte" stellt denn auch fest, dass, wo 

eien auch seine eigene Missbilligung der- früher der Europäer begafft oder ^r 

artigen Vorgehens ausdrückt. Solches beschimpft wurde, er heute freundlich 

sei den Überlieferungen der republi- aufgenommen wird. 



V. Vermischtes. 



Der Bildungsgrad bei den verschie- sinniger Erwachsener, der nicht lesen, 

denen Völkern. Etwa 70% der Bevöl- und schreiben kann, 

kerung der vier slawischen ^iche Russ- j^ NobelpreU 1904 erhielten Lord 

land, Rumämen, Serbien und Bulgarien, ^j . j^ ^o^^ (Physik), Sir W. Ram- 

kömien weder lesen noch schreiben. In «^^^^^^ (Argo^orsehung), Prof. 

Spanien beträgt die Anzahl 63%, in p/'i^«, Petersburg (Medizin^ F Mis- 

Italien 48, in Frankreich und Belgien 15, f^T^nd S^ Ä^ der 

m Ungarn 43, m Österreich 39, m Ir- Friedensverband Paris rFriedensDreis) 

land 21, in England 13, in Holland 10, * ^^leaensverDana i-aris (urieaenspreis;. 

in den Vereinigen Staaten (weisse Be- Stilblüte. Sehr schön sagt die Düsseid. 

völkerung) 8, Schottland 7, Schweiz 2,& Ztg. in ihrer Nr. 400: <1n die Höhe mit 

Deutsches Reich 1. — In Schweden und den Gehältern der Volkschullehrer! Ctebt 

Dänemark, sowie in Bayern, Baden, es ihnen ordentlich! Es handelt sich um 

Württemberg und andern deutschen die Männer, denen die Erziehung Eurer 

Bundesstaaten befindet sich kein voll- Kinder anvertraut it, um die Männer» 



Zeitschrifienschau, 69 

an deren Mutterbrust Ihr selber dereinst Mutter: "Die Grossmutter sagte mir, 

<lie Milch der Wahrheit gesogen habt, du habest ihr nicht Guten Morgen ge- 

die Milch, der Düsseldorf seine Grösse sagt und sie nicht geküsst. Dafttr wirst 

verdankt!" du Strafe erhalten." Die kleine Marie: 

In Leipzig beträgt der Durchschnitts- ^^^^f^^J ,^?^ *^*^^^' ^*« ^^^ °^^^^ «^■ 

Gehalt eines Lehrers 2974 M. Von 1288 ^^^ ^^^^ • . _ , 

Lehrern haben 42 einen Mindestgehalt Eine heitere Premdwörtergeschichte 

von 1800 M., 70 den Höchstgehalt von wird in der "Post" erzählt: Herr H., In- 

4200 Mk. haber eines Barbiergeschäftes und städ- 

,,„-. *,, V . . j • TT- j.M « -i tischer "Deputierter" für eine höhere 

"Wie alt bist du, mem KindT" fragte g^j^^j^^ g^reitet mit einem Lehrer dieser 

der Besucher. Gegenfrage: Meinen Sie, Anstalt über irgend eine Einrichtung 

wie alt ich zu ÄiUfle bm oder wenn ich ^„^ ^^^^ schliesslich: *T>as ist schon 

auf der Eisenbahn fahre? ^^^^ mindestens drei Dezennien immer 

"Wollen Sie mir diesen Samstaff kei- so gewesen." — Der Lehrer erwidert: 

nen Tadel nach Hause mitgeben?'' "Sie sind ja aber doch noch keine 30 

fragte Theodor den Lehrer. — "Nein, Jahre hier am Orte." — "Was denn, 

mein Kind, diese Woche warst du wieso 30 Jahre?" — "Ja, Sie sagten doch 

brav." — "Aber wenn ich ohne Klage- drei Dezennien." Da nimmt Herr 3BL 

Zettel nach Hause komme, wird Papa einen sehr überlegenen Ton an und sagt 

glauben, ich habe die Schule ge- geringschätzig: "Ja, wenn Sie das r^- 

Bchwänzt." zennium zu zehn Jahren rechnen!" 



Bjkdierschau. 



I. ZeitschrifteiMcliau. 



Die Neueren Sprachen, Band Xn« Heft 8 (Desember 1904), pp. 449—461: 
Karl Brenl— <^ambridg^ das Deutsch im Munde der Deutschen im Auslande. (Vor- 
trag, gehalten beim XI. deutschen Xeuphilologentage in KOln, 26. Mai 1904.) 

Der Verfasser schränkt sein Thema dahin ein, dass er Einflüsse des Englischen 
auf das Deutsch geborener Deutscher in England, nicht auf das Deutsch der in 
England geborenen Kinder dieser Deutschen, auf Grund eigener Beobachtungen 
untersucht. Wie umfangreich seine Beobachtungen sind, ist aus dem Vortrage 
nicht zu ersehen; dürfen sie aber nur einigermassen auf Vollständigkeit Anspruch 
machen, so steht das Deutsch der Deutsch-Engländer weit über dem der Deutsch- 
Amerikaner, was jedoch in Anbetracht des Charakters der deutschen Einwanderung 
in Amerika keineswegs zu verwundern ist. Prof. Breul findet, dass sich englische 
Einflüsse am schnellsten und tiefsten bei den Kaufleuten, weniger bei den Frauen, 
am wenigsten bei den Lehrern geltend machen. Gar nicht beeinflusst erscheint die 
Aussprache durch den Ausländsaufenthalt, nur scheinbar der Tonfall, verhältnis- 
mässig stark die Syntax, am stärksten einzelne Redensarten. Seinen Stoff bringt 
der Verfasser in 25 Kategorien unter, von denen, da der Artikel für Deutsch- 
amerikaner von besonderem Interesse ist, hier Proben folgen mögen: 1. Es ist 
billig, für was es ist. 2. Sie wollte das Meiste danaus machen. 3. Sie hat ihren 
Anspruch gut gemacht. 4. Das Wetter ist heute famos, ist es nicht? 5. Wollen 
Sie eine andere Tasse Tee? 6. Ein paar mehr Zimmer; etwas mehr Frucht. 
7. Frucht statt Obst. 8. Mein Französisch ist etwas rostig geworden. 9. Sie 
ist nicht länger jung. 10. Meine Frau ist deutsch, aber ihre Freundin ist englisch. 
11. Ich kann es nicht helfen. 12. Ich fühle jetzt besser. 13. Ich vergesse, wer das 
gesagt hat. 14. Wieviel ist (kostet) das? 15. Heute bin ist spät. 16. Sei nur 
nicht bange! 17. Einen Freund machen (gewinnen); Geld machen. 18. Tee nehmen. 
19. Ich wundere mich, ob wir heute Regen haben werden. 20. Einen Brief posten 
<mit langem o); es hat schon zweimal gegongt. 21. Ich will für ihn schickeii. 



70 Pädagogische Monatshefte. 

22. Wir können nicht dafür warten. 23. Sie ist fttr ihre sflssen Speisen bertthmt. 
24. Er sprach von was ihn interessierte. 25. Ich werde für zwei Wochen an die 
See gehen. Nachträge: Kann ich hier Barschen haben (= bekommen) f Er wird 
die Vorlesung morgen geben (halten). Heute werde ich keine Klasse nehmen 
(Schule halten). — Ich bin überzeugt, dass sich das Deutsch hierzulande nicht in 
diesen Kategorien unterbringen liesse. Um nur ohne viel Nachdenken einige 
weitere hinzuzufügen, erwähne ich: affordieren (englisches Wort mit der Torwie- 
gend französischen (marschieren), aber auch englischen (drainieren) Lehnwörtern 
zukommenden Verbalendung) ; alle von ims, beide von uns = wir alle, wir beide; Sie 
können das zu einiger (= jeder, engl any) Zeit tim; für (}eld kann man einiges 
(=alles) haben. Zu fehlen scheinen im Deutsch der Deutsch-Engländer auch die 
hässlichen Übertragungen gleichen (engl, to like), z. B. ich gleiche Beefsteak; 
eignen (engL to own), z. B. er eignet das Haus; eine gute Zeit haben, u. ä. Prof. 
Breul möchte mit seinem Aufsatz zu weiteren Sammlungen anregen, und dagegen 
wäre entschieden nichts einzuwenden; aber ich bezweifle sehr stark, dass die wis- 
senschaftliche Ausbeute der Mühe wert wäre. Ich habe selbst vor etwas über zehn 
Jahren eine beträchtliche Blüteniese aus einer grossen Anzahl deutschamerikani- 
scher Zeitimgen jeder Schattierung zusammengestellt und eine kaum weniger reich- 
reichhaltige Sammlung von Ausdrücken im persönlichen Verkehr mit Deutsch- 
amerikanern gemacht, jedoch bald die Hoffnung aufgegeben, jemals Ordnung und 
System in der verwirrenden Masse von Einzelheiten herstellen und bei der ausser- 
ordentlichen Anzahl wechselnder Faktoren, deren Produkt die Sprachmischung 
hierzulande ist, die grossen Grundlinien der Entwicklung und allgemeingültige 
Gesetze dafür aufflinden zu können. Soviel aber liess sich schon damals fest- 
stellen, dass die in Mexiko erscheinenden deutschen Zeitungen an Reinheit des 
Ausdruckes die amerikanischen Schwestern weit hinter sich Hessen; und der Grund 
dafür ist leicht gefunden, nämlich die weit geringere iUmlichkeit imd Verwandt- 
schaft zwischen dem deutschen und dem spanischen Idiom. Wenn aber auch die 
wissenschaftliche Ausbeute aus solchen Sammlungen nur mager sein wird, so 
lässt sich der erzieh erisdie Wert für den Sammler selbst ziemlich hoch anschlagen; 
denn eine solche Sammeltätigkeit veranlasst zu strenger Selbstprüfung auf Rein- 
heit des sprachlichen Ausdruckes und wird dem deutschamerikanischen Lehrer im- 
mer wieder zugute kommen. 

American Education, toL VIII, No. 5 (Jannary, 1905), pp. 367 — 9: Arthur J. 
Marvin, German Secondary Education. 

Kurze, aber treffliche Orientierung über das deutsche Mittelschulwesen, über 
die Ziele der verschiedenen Arfcen der Mittelschule und ihre Aufgabe im nationalen 
Leben. 

The School Review, voL Xin, No. i (January, 1905), pp. 51 — ^57: Paul Kern» 
Die Neueren Sprachen; Amanda Gimbel, Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen 
Sprachvereins; Lydia M. Schmidt, Euphorien. 

Kurze Referate über die genannten Zeitschriften mit besonderer Rücksicht auf 
ihre Wichtigkeit für den Lehrer an amerikanischen Sekundärschulen. 

Edwin C. Roedder. 



II. Bucherbesprechuiigeii. 



Storm's Pole Poppenapäler. With in- Die Lehrer des Deutschen und nicht 
troduction, notes, and vocabulary by minder die Schüler werden es dem un- 
Dr. Wilhelm Bernhar dt. Boston, ermüdlichen Herausgeber Dank wissen, 
D. C. Heath and Ca., 1904. Vm + 172 dass er diesen Juwel deutscher Erzäh- 
pp. Cloth, 35 Cents. lungskunst der Schule zugänglich ge- 



Bücherbesprechungen. 71 

macht hat; und wenn ich etwas daran gen Fleisses und reichster Lehrerfahning 

bedauern soll, so wftre es das, dass das zu tun haben. Das Werk wird sich in 

nicht schon l&ngst geschehen ist. Die kurzer Zeit einen Ehrenplata erobern 

tiefe Wirkung der Novelle «uf den Schü- "^ manchen Nebenbuhler aus dem 

1er zu erproben habe ich bereits Gelegen- ^^^^^ schlagen. 

heit gehabt ; und trotzdem sie sprachlich Hervorgegangen ist das Buch aus der 

keine geringen Anforderungen stellt, f/»«» ^f'^ SekundärBchulen der Stadt 

wage ich die Prophezeiung, dass in der New York, deren Verhältnisse im aDge- 

Zukunft viele Lehrer an Sekundärschu- ™?^"^„ ^,?^ "^^iSLPT /^""-^ l^"^ 
, ^ . * j r, Tj, «^«'•*"^*« " « gg,n dürften. Doch soll damit kemes- 

len anstatt des tieftraurigen Jjnmensee ^^^ ^^j^^ ^^^^ ^^ „^ ^^ 3^1^^^ 

den prächtigen, herzerfrischenden Pole Schulen erspriessliche Dienste leisten 
Poppenspäler vornehmen werden. wird. 

Was den editoriellen Apparat anbe- Der in der Anordnung des grammati- 
langt, so weiss der Lehrer bei jedem sehen Stoffes befolgte Plan ist der, vom 
neuen Buche Dr. Bernhardts, dass der Leichten zum Schwierigeren fortschrei- 
Schriftsteller und die Schule in gleichem tend nicht eine Wortklasse nach der an- 
Masse auf ihre Rechnung kommen. Die dern zu behandeln, wobei erfahrungs- 
Wärme, mit der die kurze, aber völlig gemäss die Sk^hwierigkeiten immer oe- 
genflgende Einleitung geschrieben ist, häuft erscheinen. So bringt beispius- 
berührt wohltuend. Der Text (81 Sei- weise Lektion IX (das ganze Buch zer- 
ten) ist fehlerfrei; nur auf Seite 58, fällt in 75 Lektionen) die possessiven 
Zeile 13 ist Haarspiesse statt Haar- Adjektivs oder *'ein-"Wörter; den Ge- 
spriesse zu lesen (ebenso ist im Vokabu- brauch von dein, euer, Ihr; den Ge- 
hir, Seite 123, Spalte 2, Zeile 9 von oben brauch des bestimmten Artikels statt 
"admission free^ in "fee" zu bessern), des Possessivs; die Übersetzung von it 
Sehr zu empfehlen ist das Verfahren des für leblose Dinge. Ähnlich l^handelt 
Herausgebers, alles Mundartliche unter Lektion XIV den Indikativ des Präsens 
dem Texte Schriftdeutsch wiederzu- von werden; den Indikativ des Futurs 
geben, anstatt es in die Anmerkungen und den Imperativ von lernen; spezielle 
zu verweisen. In diesen hätte ich etwas Gebrauchsweisen des Futurs; Stellung 
mehr Auf klänuuf allgemeinerer Art über der Infinitive. Die deutsdie Wortbildung 
die Herrschaft des Dialekts gewünscht; wird ebenso in kleinen Partien über das 
«benso eine gelegentliche Bemerkung ganze Buch verteilt, und diesen kurzen 
über die Unvollkommenheiten in der Darstellungen sind gelegentlich Auf- 
Weise, wie Storm den süddeuteschen gaben für den Schüler angefügt, mit ge- 
Dialekt handhabt, — oder vielmehr die gebenen Stämmen ähnliche Ableitungen 
Dialekte, denn einmal wenigstens er- zu bilden, ein sichtlich lehrreiches und 
scheint Alemannisch statt Bairisch. anregendes Verfahren. über Einzel- 
Auch der Mangel an Übereinstimmung heiten in der Anordnung des Lehrstoffes 
in den Zeitangaben konnte angemerkt Hesse sich ja streiten; keine zwei Lehrer 
werden, z. B. dass nach S. 86 Paulsens werden da je einer Meinung sein; so 
Hochzeit im Frühling, nach S. 4 jedoch hätte ich es z. B. gern gesehen, wenn es 
im Spätsommer stattfindet; ebenso zwi- den Verfassern gelungen wäre, das für 
sehen Seite 9, Zeile 10 ff. und Seite 25, alle Ausländer schwerste Kapitel der 
Zeile 27. Jedoch können solche gering- deutschen Grammatik, die Flexions- 
fügigen Ausstellungen den Wert des weisen der Adjektiva, noch weiter gegen 
ganzen Büchleins nicht schmälern, das die Mitte des Buches hin zu verBchieto!« 
wir nochmals recht herzlich willkommen was freilich eine äusserst schwierige 
heissen. Sache gewesen wäre. Was aber den 

Grundsatz der Verteilung des Stoffes in 

A Brief German Course.. By C. F. der angegebenen Weise anlangt, so 
Kay 8 er, Ph. D., First Assistant in dürfte man darin einig sein, dass der- 
German and Latin, and F. Monteser selbe wenigstens bei lernenden des Se- 
Ph. D., Head of the German Ly«partment, kundärschulalters das Richtige ist. 
De Witt Clinton High School, New York. pje Fassung der Regeln ist fast durch- 
New York, Cincinati, Chicago, American ^gg knapp und klar. Bei der Behand- 
Book Company. 363 pp. $1.20. i^^g der Adjektivformen erscheint wie- 

Um mein E^durteil vorwegzunehmen: der die Einteilung in starke, schwache 
ein verzügliches Buch. Ein Blick auf und gemischte Flexion; hier gebe ich der 
das reichhaltige Inhaltsverzeichnis ge- Darstellung in Prof. Thomas' Gramma- 
nflgt schon, uns zu überzeugen, dass wir tik, die nur starke und schwache Flexion 
es hier mit der reifen Frucht langjähri- gibt, sehr entschieden den Vorzug und 



72 Pädagogische Monatshefte. 

betrarchte die Einteilung in drei Beu- zur Behandlung aus dem Stegreif, neue 
gungsweisen als unnötige Belastung des Vokabeln sind unter dem Texte beige- 
Gedächtnisses. geben, und das KraftgefUhl, das den 

Die deutschen Sätze der übimgen sind jugendlichen Schfiler ergreifen muBs, 
sämtlich frisch, anregend und fehlerfrei, wenn er so von Stufe zu Stufe fort- 
Nirgends hat man den Eindruck, dass sehreitend sich an zusammenhängende 
sie lediglich zur Erläuterung einer gram- Texte und gar Gedichte heranwagen 
matischen Regel geschrieben seien. Die kann, ohne sich eigens darauf yorberei- 
Form der Übungen ist die der Einzel- ten zu müssen, ist seines erziehlichen^ 
Sätze, nicht die eines fortlaufenden Ge- Wertes wegen gar nicht hoch genug an- 
spräches oder Briefes. Gegen den Ge- zuschlagen. 

brauch der Einzelsätze lässt sich ja Ein Anhang verzeichnet die starken, 
manches einwenden; aber meines Erach- gemischten und unregelmässigen Verba 
tens hat man sich dagegen sehr unnötig in alphabetischer Reihenfolge, die natür- 
ereifert. Die Hauptsache ist doch die, lieh schon in den Übungen nac^ Klas- 
dass sie den Sprachstoff in idiomatischer sen gegeben worden sind. Am Schlussfr 
Korrektheit bieten und inhaltlidi nicht finden sich von den vom ''Board of 
so beschaffen sind, dass sich der Schüler Regents of the State of New York" vor- 
nicht ärgert oder schämt, dass man ihm geschriebenen Gedichten noch die, die 
Sätze zumutet wie ''der Vater lächelt", nicht bereits in den Wiederholungsauf- 
"Unsere Tante hat keinen Gärtner, aber gaben enthalten sind. Wegen der Aub- 
der Gärtner des Nadibars hat eine wähl ist also mit den Verfassern des 
Seele", und wie die Platitüden und Toll- Buches nicht zu rechten, 
heiten des seligen Ollendorf sonst noch Sehr schade ist es, dass nicht ein kurz- 
heissen mögen. Wie gesagt, findet sich gefasster Anhang mit den Oauptregeln 
dergleichen bei Kayser und Monteser der Syntax wenigstens in Verweisen auf 
nirgends; und ein geschickter Lehrer den in den Lektionen enthaltenen Stoff 
wird manchen der übungssätze zu beigegeben ist, oder in Ermangelung 
einem kleinen Gespräche ausspinnen dessen wenigstens ein ausfülirlicheB Re- 
können. Ausserdem aber bieten ^e gister. Den Umfang hätte das nicht 
Einzelsätze immer den nicht zu unter- erheblich vermehrt, und anderseits wäre 
schätzenden Vorzug, dass der Lehrer das Buch dann auch zu Nai^chlags- 
nach Belieben einen Teil oder Teile der zwecken verwendbar, könnte auch dann 
Übungen auslassen imd für spätere im College leichter Verwendung finden. 
Wiederholung des Lesestoffes aufsparen Dem liesse sich in «iner zweiten Auflage, 
kann, was bei der zusammenhängenden die nicht lange auf sich warten lasMn 
Übung, besonders beim Gespräch, ganz wird, leicht abhelfen. Für Studierende 
ausgeschlossen ist. unter dem Collef;ealter wird sich der 

Ein weiterer Vorzug des Buches sind Lehrgang ausgezeichnet eignen; für die, 
die Wiederholungsaufgaben; im sanzen die nur ein Jahr deutsch nehmen, nicht 
enthält es elf Lektionen, die diesem minder als für die, die sich aufs GoUege 
Zwecke gewidmet sind. Ausser gram- vorbereiten. Das Buch hat mir bei der 
matischen Fragen enthalten diese Lek- Prüfung Freude gemacht, imd ich wün- 
tionen Lesestücke, darauf gegründete sehe ihm alles Glück auf den Weg, den 
Gesprächsübungen, Gedichte, Sprichwör- es verdient, 
ter u. dgl. Die Lesestücke eignen sieh Univ. of Wis. E. C. Roedder. 

III. Eingesandte Bücher. 

Annuaire de l'enseignement primaixe Sprachübungen (In sieben Heften). 

(fond§ par M. Jost), public sous la Im Anschlüsse an die Lesebücher der 

direction de M. Felix Martel, In- Serie Weick-Grebner. Bearbeitet für 

specteur g6n6ral de l'instruction pub- den deutschen Unterricht in amerikani- 

lique. Vingt et uniftme annÄe, 1906. »«^«^ YP^^.'^^iSl? ^?? ?™f.^ ^r*- 

Paris, Librairie Armand Colin. '^^'' G"«*' ^^^^''^^ Cincinnati, O. 

A German Drill Book containing ma- 

New Second Mndc Reader by J a m e . *?f»*» ^^''^r'ir^L »^^*" ,*?„ *?? 
^, ,, T VI« Txi j. r -»j- • Study Ol German by Francis 

M. McLaughlin, Director of Music, Kingsley Ball, Ph. D., Listructor 
Boston Public Schools, and W. W. G 1 1- in Greek and German in the PhilUps 
Christ, Author of "Exercises for Exeter Academy, Author of the "Ble- 
Sight-Singing Classes," etc. Ginn & CJo., ments of Greek," etc. Boston, D. C. 
Boston. Price 35 cts. Heath & Co., 1904. 



S^eut6Cbe$ ÜUeebucb 

ffo 

Hmetikaniscbe Scbulen^ 

f)etau6geaeben 

M. 1). 'Koeenetengel* 

votnMB pco(e00ot öet SUatsuniveteität mitdconein, 

j6mil Bappricbt 

i^onnal0 Dicelitor Oe0 Hat* S)eut0Cbam. XebreteemfnaYd. 



Sand I Fibel und erstes Lesebuch für Grad 1 und 2. 

Ausgabe A nach der Normalwörtennethode SO Gentt 

Ausgabe B nach 4er Schreiblesemethode 20 Genta 

Band n für Grad 3 und 4 80 Oanta 

Band m ffir Grad 5 und 6 40 Cenfce 

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'^ir kennen keine Lehrbücher dieser Art, die der systematisch fortschrekendfia 
Methode so angepasst sind, deren Inhalt mit solcher Sachkenntnis imd mit solehar 
Berllcksichtigung der Bildung des Herzens und Gemütes der Kinder tmd alles dessen» 
wa« das Kind interessiert und ihm Freude macht, ausgewählt ist, und die edler und 
schöner ausgestattet sind". New York Bevue. 



Verlad: 

(Berman-^ßnölteb Hcabem^t 

558^568 Stoa&was, 



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Steele's Populär Phjrsics 1.00 

Cooley's Student's Manual of Physics 1.00 

Hammel's Observation Blanks in Physics 30 

In Na^tviraLl History 

Burnet's School Zoology 75 

Needham's Elementary Lessons in Zoology 90 

Steele's Populär Zoology 1.20 

In Bota^ny 

Gray's How Plauts Behave 54 

How Plauts Grow, with Flora 80 

WiLLis^s Practical Flora. 1.50 

In Geology 

Dana's Geological Story Briefly Told 1.16 

In Astronomy 

Nbwcomb's Elements of Astronom^ 1.00 

SteeLtE's Populär Astronomy (Rensed by M. L. 

Todd) 1.30 

In PhysicoLl Trotining 

MoRRis's Physical Bducation 1.00 

In Civics 

Porman's First Lessons in Civics 60 

Markwick and Smith's The True Citizen 60 

Nordhoff's Politics for Young Americans 

(Revised) 75 

Willoughby's Rights and Duties of American 

Citizcnship 1.00 

AMERICAN BOOK COMPANY, 

521-531 WABASH AVE.» CHICASO, III. 
NEW YORK. CINCINNATl. CHICAGO. 



Jahrgang TL 



fiUrz 1905« 



Beft 3. 



Pädagogische Monatshefte 

P£DÄ60GICAL MONTHLT. 

Zeitschrift ftir das detttschamerikanische Schulwesen. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 



Max Griebsch^ 

Seminardirektor. 

Oscar Borckhardt 



8«lirtfftlelt«aa 1 



B« A« Abramst 

HilfMuperintendent der öffentlichen 
Bchulen, Milwankee. 

John Eisdmder^ Päd Gerisch, 

Semlnarlehrer. 



Leltor der kbUSUm^ fir des Ubere SdNrfweee«: 

Prof« Dr« E« C* Rocdder^ 

StaAtBuniversität WisconMn. 

. - ■ t 

Inhalt: 

Seite 

Lehrertagsnotlsen 78 

Lehrproben zum dentechen Unterricht nach konkreter Methode, Dr. A. Altschnl 74 

üneere BAnme, D. Langre 80 

■'ChilBtoph Martin Wieland, Thomae Jappe 84 

Vom Schoeaklnd der Schule« A. Fröhlich 87 

Znr Praxis des Rechtschrelbnnterrlehte, Ernst Lüttge 93 

Berichte und Notlsen: 

I. Zur SehlUerfeler 96 

II. Korrespondensen aus Chicago, Cincinnatl und Mllwaukee 97 

III. Umschau 99 

« 

Bficherschau : 

I. Bflcberbesprechungen 103 

II. Eintresandte Bücher 103 



Verlag : 
National Gerntan-American Teachera' Semlnary, 

558 to 568 Brofwlway. Milwaukee^Wis. 



£otered st the Mllwaukee P. O. and admltted for tranemlssion thiougb the mails as Second Claes Matter. 



Prof Horatio S White 

29 Reservoir St 

IJanOö 



Der Jahrgang der Pädagogischeii Monatshefte beginnt im Januar und besteht aus 
xo Heften» welche regelmfissig in den ersten Tagen eines Monats (mit Aus- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnementspreis beträgt lx.50 pro Jahr, im voraus zahlbar. 

Abonaementsanmeldungen wolle man gefälligst an den Verlag: Nat. Geroun- 
Americaa Teachers' Seminary, 558-568 Broadway, Milwaukee^ Wis., richten. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag auszusteUen. 

Sämtliche Beiträge imd zu besprechende Bücher sind bis auf weiteres an M« x 
Griebsch, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukee Wis.) zu senden. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am 20. des 
vorhergehenden Monates in den Händen der Bedaktion sein. 



Geo. Brumders Buchhandlung» 

MILWAUKEE. WIS. 



flu grgflgtr gttclyl|anMiin0 gttr bf utarlyg mtb f ttgijgrlyf HfUntm fm 9ttim. 
flas mwhsU rnib btBtt BtttB auf tk^tt su müMlgtn Preiant. 

£i9nie Snqutrtatiimnt, friit Waxlft tixu 2itr»kf » MmfftBmäutt^ bau lrnt«]|l«tii. 

Borchgrevink. Da« Festland am Südpol. Die Expedition in den Jahren 

1898—1900, geb $ 6.00 

Brandes. Grestalten und Gedanken. Essays: Kritische Abhandlungen, Be- 
trachtungen etc., geb 8.75 

Boelsche. Das Liebesleben in der Natur. Eine Entwickelungsgescfaichte der 

Liebe. 3 Bde., geb., je 2.00 

Burggraf. Goethe und Schiller. Im Werden der Ejraf t. geb 2.00 

Deckert. Nordamerika. 2. neubearbeitete Aufl. 140 Teztabbild., 12 Karten 

und 18 Tafeln, geb 5.35 

Graetz. Die Elektrizität und ihre Anwendungen. 574 Abbild., geb 3Ji5 

Grotthusa. Probleme und Charakterk5pfe. Studien zur Literatur unserer 

Zeit. Mit 10 Portäts, geb 2JS0 

HaeckeL Die Lebens wunder. Gemeinverständliche Studien über biologische 

Philosophie, geb 3.00 

Hedin. Im Herzen von Asien. Reich illus. 2 Bde., geb 6.70 

Abenteuer in Tibet. 400 S. 145 Abbild., 4 Karten, geb 2.00 

Helmholt. Weltgeschichte. Mit 51 Karten und 170 Tafeln. 9 Bde., geb., je 8.50 
Meyers Grosses Konversations-Lezikon. 6. Aufl. im Erscheinen! — 20 Bde., 

geb., je 3.35 

Meyer. Das deutsche Volkstum. 2. Aufl. 1 Karte und 43 Tafeln, geb.... 0.00 

Das Weltgebäude. Eine gemeinverständliche Himmelskunde. 10 

Karten und 31 Tafeln, geb 6.25 

Mueaaterberg, Die Amerikaner. 2 Bde., geb 4^5 

StigUMuer. Goetz Krafft, die Geschichte einer Jugend. 2 Bde., geb 3.50 

Sverdrup. Neues Land. Vier Jahre in arktischen Gebieten. 2 Bde., geb.... (LTD 
Woerman. Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. 1300 Abbild, und 

130 Tafeln. 3 Bde., geb., je 5.75 

Kein. Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik. 8 Bde., geb., je 0.00 

Man verlange Katalog. 



Pädagogische Monatshefte. 

P£DAGOGICAL MONTHLT. 

Zeitschrift fär das deotschamerikanische SchttlweseiL 

Organ des 

Nationalen Detttschamerikanischen Lehrerbnndes. 



^ahrgMig TL März 1905. Ikft s. 

Lehrertagsfiotizen. 



Aus einer in dieser Nummer yeröffentlichten Chicagoer Korrespon* 
denz ist ersichtlich^ dass die Vorbereitungen für den nächsten Lehrertag 
im besten Gange sind. Die Chicagoer Universität öfiEnet ims ihre Tore^ 
ein Bürgerausschuss, dessen Kern die Herren Dewes, Mannhard, Prof. 
Yon Elentze und Schmidhofer bilden, ist mit der Ausaibeitung und Durch- 
führung eines Planes zur Unterhaltung der Gäste beschäftigt. Wir kön- 
nen den Mitgliedern des Lehrerbundes genussreiche Tage in Aussicht 

stellen. 

* * * 

Bin gutbesuchter, erspriesslicher Lehrertag muss unter allen Um- 
ständen zustande kommen. Wer seine Berufspflichten ernst auf f asst, wer 
mit dem Streben und Wirken des Lehrerbundes einverstanden ist, sollte 
sich nur durch zwingende Gründe vom Besuche des Lehrertages abhalten 
lassen- Eine schwache Beteiligung dürfte das Weiterbestehen des Na- 
tionalen D. A. Lehrerbundes ernstlich gefährden. 

* * * 

Wir hoffen, in der Aprilnummer das vollständige auf drei Haupt- 
versammlungen berechnete Programm veröffentlichen zu können. Vor- 
träge bezw. Beferate sind in Aussicht gestellt von den Herren Prof. Cut- 
ting, Plorer und Kern, Seminardirektor Griebsch, Supt. Weidmann und 



74 Pädagogische Monatshefte. 

Herrn Huber. Für vier Vorträge ist noch Baum. Wir richten wiederholt 
die dringende Bitte an diejenigen, die bereit und geneigt sind, ihr Wissen 
und Können in den Dienst unserer Sache zu stellen, sieh mit dem Präsi- 
denten des Lehrerbundes, Herrn B. A. Abrams, Milwaukee, oder mit dem 
Bundessekretär, Herrn Alexius Mueller, Lockport, N". Y., sofort in Ver- 
bindung zu setzen. 

* * « 

' „Auf wie viel Teilnehmer am Lehrertage dürfen wir zählen ?^', fragt 
-ein Mitglied des Chicagoer Ortsausschusses. Unsere Antwort lautet : Cin- 
cinnati stellt sechzig Teilnehmer, Cleveland bleibt hinter Cincinnati nicht 
zurück, Milwaukee sollte mit Leichtigkeit eine Schar von fünfzig ent- 
senden, Indianapolis dreissig; Toledo, Columbus, Bu£Ealo und Brie zu- 
sammen nicht weniger ; Baltimore und die übrigen östlichen Städte sollten 
^ut vertreten sein. Die alten bewährten Freunde des Lehrerbundes in 
diesen Städten sollten mit dem Vorstande des Lehrerbundes dafür sorgen, 
-dass die Wirklichkeit nicht allzuweit hinter diesen vielleicht etwas kühnen 
Erwartungen zurückbleibt. Chicago gibt sich nicht gern mit Kleinig- 
keiten ab. 



Lehrproben zum deutschen Unterricht nach konkreter 

Methode. 



Von Dr. Aithar AlUchul, San Francisco. 



(Für die Pädagogisclien Monatshefte.) 



II. 
Grammatik in der Volksschule.*) 

Die drei Formen der zweiten Person in Pronomen, Verbum und Posseasivum. 



Der im Folgenden behandelte Lehrstoff ist nicht etwa in einer einzigen Stunde 
durchzunehmen, sondern er ist über eine ganze Anzahl von Stunden zu verteilfin; 
jeder der Abschnitte, in die ich sie eingeteilt habe, ist hinreichend für eine ganze 
Grammatiklektion, die ja in der Regel nur einen Teil der deutschen UnterrichtB- 
stunde ausfüllen wird. 



*) Während der Aufsatz, der hier zum Abdrucke kommt, sich ausschliesslich 
an Lehrer des Deutschen wendet, die im Verkehr mit ihren Schülern natürlicher- 
weise die Anredeform ''du" gebrauchen, wird auch der Lehrer des Deutschen an 
einer Sekundärschule oder einem College mancherlei Anregung daraus schöpfen 
können, wenn er auch von der Form "Sie" ausgehen muss; nicht minder auch der 
Lehrer, der eich grundsätzlich oder der Umstände halber bei der Einübung der 
Grammatik des Englischen bedient. Anm. der Red. 



Lehrproben zum deutschen Unterricht. 75 

1. "du" und "ihr". 

(Man muss sich denken, dass die Klasse erst seit wenigen Stunden das 

'Studium des Deutschen begonnen hat; die Schüler kennen bereits die persönlichen 

Fürwörter im Nominativ, aber von der zweiten Person nur erst die Form "du".) 

Wer sitzt hier? (Auf John deutend.) Du sitzt hier. Wer sitzt hier? (Mit 

meiner Armbewegung die ganze Klasse bezeichnend.) Ihr sitzt hier. (Zu ver- 
tjchiedenen Schülern:) Du bist ein Schüler. Du bist ein Schüler. Du bist ein 
Schüler. (Mit derselben Armbewegung — und hier mag die Bemerkung ange- 
bracht werden, dass dergleichen untechnische Erklärungskunstgriffe, an Stelle von 

.grammatischen Auseinandersetzungen und Kunstausdrücken verwandt, öfters sehr 
nützlich sein können.) Ihr seid alle Schüler. Du, ihr; du, ihr. Ich sage "du" 
zu John. John, du sitzt hier. Ich sage "du" zu Mary. Mary, du sitzt hier. 
Aber zu John und Mary sage ich "ihr". John und Mary, ihr sitzt hier. Fritz 
und Wilhelm, ihr habt Bücher. Mary, du kannst singen; Ruth, du kannst singen; 
Mary und Ruth, ihr könnt singen. (Mit Armbewegung:) Ihr sitzt alle hier; ihr 
habt alle Bücher; ihr könnt alle singen. Mary, do you understand it? — I don't 
know. — Well, teil John that he can sing. — John, du kannst singen. — Now teil 

' John and Fritz that they can sing. — John und Fritz, du kannst singen. — Nein, 
nein. "John, du kannst singen", gut; aber "John und Fritz, du kannst singen'' 
< schüttelt den Kopf). What did I say when I did this (macht die Armbewegung)? 
Well, Anna! — Ihr könnt singen. — Gut. Ihr könnt singen. Mary, teil all the 
other scholars that they can sing. — Ihr könnt singen. — (Noch mehrere andere 
Schüler müssen die Klasse mit denselben Worten anreden und dabei auch die den 
Plural bedeutende Geste ausführen. Dies wird dann variiert, indem verschiedene 
Schüler einen und dann zwei Mitschüler folgendermassen anreden müssen: 
"(Patrick,) du sitzt hier. (Fritz und Wilhelm,) ihr sitzt hier". Der Lehrer 
«chreibt hierauf an die Wandtafel: 

du sitzt hier ihr sitzt hier 

du hast ein Buch ihr habt Bücher 
du kannst singen ihr könnt singen. 

Hierauf zeichnet er über der linken Kolumne, anstatt der Überschrift 
"Singular", das Bild eines kleinen Jungen, und über der rechten Kolumne das Bild 
von zwei oder mehr Kindern. Er liest dann vor, indem er bei jedem Satz mit dem 
Finger auf das betreffende Bild deutet. Er lüsst dann einige Schüler dies wieder- 
holen, wobei sie auch die Geste nicht vergessen dürfen. Mary, ich habe ein Buch; 
Johu hat auch ein Buch; haben wir Bücher? — Ja, . . . (Der Lehrer sieht auf das 
an der Wandtafel Geschriebene, um anzudeuten, dass Mary den Rest ihrer Antwort 
dort suehen soll.) ... ihr habt Bücher. — Ruth, ich kann singen, und Patrick kann 
singen; können wir singen? — Ja, ihr könnt singen. — Und Wilhelm kann auch 
«ingen. Können wir alle drei singen? — Ja, ihr könnt alle drei singen. — Who 
will ask another question of the same kind? Annal — Ruth, da ist Mary, und 
"Tiier bin ich; sitzen wir hier? — Ja, ihr sitzt hier. — Very good. (Der Lehrer 
sehreibt an die Tafel, links : "Habe ich ein Buch ? Ja, d u hast ein Buch" und 
recht«: ''Haben wir Bücher? Ja, ihr habt Bücher." Darauf lässt er die Schüler 
alles an der Tafel stehende abschreiben.) Sitzt ihr alle in der Schule? John! — 
-Ja, wir sitzen alle in der Schule. — Fritz, kannst du singen? — Ja, ich kann 
-singen. — Könnt ihr alle, singen? — Ja, wir können alle singen. 

2. "Sie." 

(Für die Anfangsfragen des Folgenden ist vorausgesetzt, dass wenigstens ein 
-Mitglied der Klasse den Unterschied von "du" und "Sie" schon beherrscht.) 



76 Pädagogische Monatshefte. 

Anna, habe ich ein Buch in der Hand? — Ja, Sie haben ein Buch in der Hand. — 
Mary, habe ich ein Buch in der Hand? — Ja» du hast ein Buch in der Hand. — 
Wrong. Anna! — Ja, Sie haben eine Buch in der Hand. — Anna, teil Mary that 
she is here, and then teil me that I am here. — Du bist hier; Sie sind hier. — 
Teil US that we can sing. — Du kannst singen; Sie können singen. — That we* 
have a book. — Du hast ein Buch; Sie haben ein Buch. — You don't use the same* 
words in speaking to Mary, and in speaking to meT — No, Sir. — What word did^' 
Anna use in speaking to Mary? John! — Du. — And in speaking to me? — Sie.. 

— Do both worda mean the same? Ruth! — Yes. — Translate. — You. — Anna,, 
what would you say in speaking to Ruth? — Du. — To Fritz? — Du. — To- 
John? — Du. — To Miss Smith? (Eine Lehrerin.) — Sie. — To Mr. Müller? (Der 
Schuldirektor.) — Sie. — Well, who can teil me when we say "Sie"? John! — 
When we speak to somebody who is older than we. — Well, then I suppose Anna 
says "Sie" to her father. Do you, Anna? — No. — To your mother? — No. — 
To any of your relatives? — No. — Well, John! — We say "Sie" when we speak. 
to a stranger. — That is better; but it is not right yet. What kind of a word 
is "Sie"? Fritz! — A polite word. — Yes, you may say so; only that does not 
mean that the other word is rüde; "du" is what we call a familiär word. 
**Mr. Wagner" is a polite form of address; but you don't -say "Mr. Wagner" to- 
your father; you say "father"; that is a familar way of speaking. Now in- 
German, when you speak to a person whom you would address as Mr. So-and-so, 
or Mrs. So-and-sa, or Miss So-and-so, you say "Sie"; but when you speak to a 
person whom you would address in a familiär way, as "father" or "mother" or* 
"Paul" or "Bertha", then you say "du". •) Well, for the present the main thing 
to remember is, that I always say "du" to one of you, and "ihr" to two or more- 
of you, and that you must alwaye say "du" and "ihr" to each other, but "Sie"' 
to me. 

(Der Ldirer fügt hierauf der noch an der Wandtafel stehendm, in 1. mit- 
geteilten Tabelle als dritte Kolumne hinzu "Sie sitzen hier, Sie haben Bttcher, Sie 
können singen", imd zeichnet über der neuen Kolumne das Bild eines Herrn.) 

Wilhelm, wer bin ich? — Sie sind der Lehrer. — Gut, Wie heisse ich? Ruth! 

— Sie heissen Herr — Wieviele Hände habe ich? John! — Sie haben zwei' 

Hände. — Wo sitze ich? Fritz! — Sie sitzen am Tisch. — Kann icb deutsch 
sprechen? Mary! — Ja, Sie können deutsch sprechen. — Teil Fritz that he can^ 
speak German. — Fritz, Sie können deutsch sprechen. — Do you call him Mr. 
Wagner? — Oh! Fritz, du kannst deutsch sprechen. 

Teil me something about myself. Wilhelm! — Sie haben ein Buch in der' 
Hand. — Mary! — Sie können lesen und schreiben. — John! — Sie sitzen auf 
einem Stuhl. 

Wilhelm, call one of the other scholars by his name, and teil him that he 
can write; and then teil me that I can write. — Patrick, du kannst schreiben; 
Herr , Sie können schreiben. — Ruth, say in the same way: "Where are you?" 

— Anna, wo bist du? Herr , wo sind Sie? — Wilhelm, say: **Why don't you 

come?" — John, warum kommst du nicht? Herr , warum kommen Sie nicht? 

Now I want you to say something first to one other scholar, then to twa 
scholars, then to me. John, say: "You are here." — Patrick, du bist hier; Mary 



*) Diese Regel dürfte fürs erste genügen, obgleich sie in ihrer zweiten Hälfte 
bedeutende Ausnahmen erleidet: Freunde und Bekannte reden oft einander, wad 
Vorgesetzte reden oft ihre Untergebenen (Schüler, Soldaten, Arbeiter, Dienstboten 
u. s. w.) als "Fritz", "Müller" u. s. w., aber zugleich mit "Sie" an. 



Lehrproben zum deutschen Unterricht. 77 

und Bath, ihr seid hier; Herr . . . ., Sie sind hier. — Gut. Anna, say: ^What faare 
^you there?" — Caterina, was hast du da? Fritz und Wilhelm, was habt ihr da? 
JHerr . . . ., was haben Sie da? 

3. «sie" und «Sie". 

Ruth, translate ''sie kommt". — You oome. — No! Sie kommt. 'Da ist die 
>Fratt; sie kommt." — She comes. — Gorrect. Tranelate ''sie geht". — Sbe goes. — 
*^'Sie kommen". — You oome. — Yes; but may it not mean something eise? 'Ich 
I komme, wir kommen; er kommt, sie kommen." — They come. — Yes. "Sie kom- 
>men" may mean "they come", or it may be the polite ezpression for "you come". 
^Wilhelm, translate "SIE". — You or they. — Is that all? Anna! — You, or they, 
«or she. — Yes. (Hierauf schreibt der Lehrer folgendes an die Wandtafel: 

sie, sie, Sie. 
she they you 
Hier steht sie: Here she Stands. 
Hier stehen sie: Here they stand. 
Hier stehen Sie: Here you stand. 

They stand here 
Sie stehen hier: ^ or 






You stand here. 



Dies wird von den Schülern abgeschrieben. Darauf schreibt der Lehrer noch 
if folgende Sätze and und lässt sie flbersetzen: "Was sagen Sie? Sie schreibt. Sie 
«-spielt nicht. Sie komen nicht. Wo spielen sie? Spielen Sie nicht?") 

4. "dein" und "euer". 

(Bisher sind von den Possessiven nur "mein" und "dein" vorgekommen.) 

Fritz, d u sitzt hier. Fritz und Mary, ihr sitzt hier. Fritz, ich bin dein Lehrer; 

Mary, ich bin dein Lehrer; Fritz und Mary, ich bin euer Lehrer. John, ich 

>bin dein Lehrer; (zur Klasse, mit Armbewegung:) Kinder, ich bin euer Lehrer. 

Fritz, John ist dein Freund; Mary, John ist dein Freund; Fritz und Mary, 

-John ist euer Freund. Fritz, dein Name ist Wagner; Wilhelm, dein Name 

;ist Wagner; Fritz imd Wilhelm, euer Name ist Wagner. John, dein Vater- 

>land ist Amerika; Ruth, dein Vaterland ist Amerika; John und Ruth, euer 

^Vaterland ist Amerika. John, du liebst dein Vaterland; Ruth, du liebst dein 

'Vaterland; John und Ruth, ihr liebt euer Vaterland. (Der Lehrer skizziert an 

* der Wandtafel einen Jungen und ein Mädchen und schreibt dazu "Wilhelm" und 

'"Anna". Grosse Heiterkeit.) Wilhelm, das ist dein Bild; Anna, das ist dein 

Bild; Anna und Wilhelm, das ist euer Bild. Anna, du siehst^ hier dein Bild; 

Wilhelm, du siehst hier dein Bild; Anna und Wilhelm, ihr seht hier euer 

Bild. (Der Lehrer fflgt nun der an der Wandtafel stehenden alten Tabelle über 

* Mu, ihr, Sie" unten hinzu: "du siehst dein Bild, ihr seht euer Bild"; hierauf 

fe ichreibt er folgende neue und kürzere Tabelle an, mit den Bildern wie vorher:) 

(Bild: Junge.) 
you du 

your dein 



(Bild: Kinder.) 
ihr 
euer 



(Bild: Herr.) 
Sie. 



5. Ihr. 

Patrick, ist das dein Buch? — Ja, das ist dein Buch. — Welches Buch ist das? 

— Das ist dein Buch. — Wrong. (Auf Patrick deutend:) Wer ist hier? Du. 

♦ ;Auf sich selbst deutend:) Wer ist hier? — (Nach längerem Nachdenken:) Sie. — 

\7ery good. You don't say "du" to me, do you? — No, Sir. — Well, then you 



78 Pädagogische Monatshefte. 

must not say *'dein'' to me, either. (Auf die kürzere Tabelle deutend:) ''Du" and? 
"dein" belong together. Well, who can answer? Welches Buch ist das? Wilhelm!! 
— Das ist Ihr Buch. — Gut. Ruth, das ist dein Buch; was ist das hier? — Das^ 
ist Ihr Buch. — Patrick, das ist dein Kopf; was ist das? — Das ist Ihr Kopf. — 
(Der Lehrer vervollständigt die alte Tabelle durch Zufttgung von ''Sie sehen Ihr- 
Bild" und die neue durch ZufOgung von "Ihr".) John, du hast dein Buch in der* 
Hand; habe ich mein Buch in der Hand? — Ja, du hast Ihr Buch. . . (Der Lehrer^ 
deutet auf die kürzere Tabelle.) ... Ja, Sie haben Ihr Buch in der Hand. (Der- 
Lehrer lässt in dreifacher Weise Übersetzen "You and your father" und "Have* 
vou your book?", wobei immer entweder der Lehrer oder der Schüler auf die* 
betreffende Abbildung über der Tabelle deuten muss.) Fritz, kannst du mein> 
Auge sehen? — Ja, ich kann Ihr Auge sehen. — Kannst du dein Auge sehen? — 
Nein. — Now teil John, and then Anna and Mary and Ruth, and then me, that ^ 
we can't see our own eyes. — John, du kannst dein Auge nicht sehen. Anna und'. 
Mary und Ruth, ihr könnt euer. . . — Eure Augen. — . . . eure Augen nicht sehen.. 
Herr ..., Sie können Ihr Auge nicht sehen. — Gut. 

6. "komm!'' und «"konlmt!" 

(Bisher sind nur Formen wie "komm, gib" u. s. w. vorgekommen. — Der- 
Lehrer beginnt diesmal gleich schriftlich, indem er der kürzeren Tabelle folgende- 
Zeile zufügt: 

come ! komm! kommt! kommen Sie! 
Hierauf fängt er zu sprechen an.) 

Patrick, komm zu mir. Fritz und Wilhelm, kommt zu mir. Anna, geh an«-- 
Fenster; Patrick, geh ans Fenster; Fritz und Wilhelm, geht ans Fenster. Anna,, 
mach das Fenster auf; Fritz und Wilhelm, macht das Fenster auf. Ruth, steh-: 
auf; Mary steh auf; John, steh auf; steht alle drei auf; (zur Klasse:) steht alle^ 
auf. John, kannst du schreiben? — Ja, ich kann schreiben. — Geh zur Tafel; 
schreibe deinen Namen. Fritz und Wilhelm, könnt ihr sehreiben? — Ja, wir - 
können schreiben. — Geht zur Tafel; schreibt meinen Namen. (Zu verschiedenen n 
Schülern:) Schreibe; schreibe; schreibe; (zur Klasse:) Schreibt! (Der Lehrer- 
schreibt eine separate Imperativtabelle an die Tafel, wie folgt:) 

komm! kommt! kommen Sie! 

schreibe! schreibt! schreiben Sie! 

Anna, geh zur Tür. Ruth, halte Anna fest: Mary, du auch; Ruth und Mary,., 
haltet sie fest; lasst sie gehen. 

7. "kommen Sie!" 

John, teil Fritz to come to you. — Fritz, komm zu mir. — Now teil Fritz and! 
Wilhelm. — Fritz and Wilhelm, kommt zu mir. — Now teil rae (Deutet auf die^ 
Wandtafel.) — Herr ..., kommen Sie zu mir. — (Der Lehrer tut es. Darauf 
veranlasst er mehrere andere Schüler, dieselbe Aufforderung an ihn zu richten, . 
und geht zu jedem.) Who will teil me something eise that I am to do? — (Ver- 
schiedene Schüler:) Gehen Sie zur Tür! Halten Sie Fritz fest! Schreiben Sie» 
meinen Namen! (Der Lehrer tut es.) — Ruth, teil first one scholar, and then: 
two scholars, and then me, to open the window. — Anna, mach das Fenster auf;: 
Fritz und Wilhelm, macht das Fenster auf; Herr . . ., machen Sie das Fenster auf.. 

8. 'T' statt "e" im Imperativ. 

John, ich gebe dir die Hand. Fritz, gib mir die Hand. Wilhelm, gib mir- 
die Hand. Ruth und Mary, gebt Caterina die Hand. (Zu verschiedenen Schülern:)) 
Sieh das Bild! Seht das Bild! Kannst du lesen? Lies das Wort! Lest das4 



Lehr proben zum deutschen Unterricht. 79 

Wort! (Der Lehrer fügt der Imperativ-Tabelle als dritte Zeile hinzu ''lies! lest! 
lesen Sie!") 

9. Imperativ mit Pronomen und Possesaionen der xweiten Person. 

Patrick, du sitzt hier; steh auf! Fritz und Wilhelm, ihr sitzt; steht auf! 
John, du hast ein Buch; gib mir das Buch! Mary und Ruth, ihr habt Bttcher; 
gebt mir die Bttcher! Ruth, gib mir dein Buch! Ruth und Mary, gebt mir eure 
Bücher! Fritz, mache dein Buch zu! Fritz und Wilhelm, macht eure Bücher zu! 
(Der Lehrer schreibt die folgenden Sätze an die Wandtafel und lässt sie von den 
Schülern vorlesen, dann abschreiben und eventuell auswendig lernen:) 

John, du sitzt hier; steh auf; gib mir dein Buch! 

Fritz und Otto, ihr sitzt hier; steht auf ; gebt mir euer Buch ! 

Herr Müller, S i e sitzen hier; stehen Sie auf; $^ e b e n Sie mir Ihr Buch ! 

Kind, sage mir, wo du dein Buch hast. 

Kinder, sagt mir, wo ihr euer Buch habt. 

Frau Braun, sagen Sie mir, wo Sie Ihr Buch haben. 

10. Imperativ von Reflezionsverben. 

(Ich füge dies hier an, obgleich es erst bedeutend später als das vorhergehende 
den Schülern zu bieten ist. — Nachdem der Indikativ der Reflexiva gelernt ist, 
nimmt der Lehrer den Imperativ in Angriff, indem er die kürzere du-ihr-Sie-Tabelle 
durch "dich, euch, sich" bereichert, und sonst etwas verändert, an die Wandtafel 
schreibt, wie folgt: 





du 


ihr 


Sie 




Kind! 


Kinder! 


Herr Müller! 




setze! 


setzt! 


setzen Sie 


yourself 


dich 


euch 


sich 




dein 


euer 


Ihr 



Er liest hierauf, indem er auf die Worte an der Tafel deutet, zwei oder dreimal 
vor "Setze dich, setzt euch, setzen Sie sich". Darauf beginnt die Konversationa- 
Übung.) 

Ich setze mich. John, steh auf; setze dich. Anna, steh auf; setze dich. Fritz 
und Wilhelm, steht auf; setzt euch. (Zur Klasse:) Steht alle auf; setzt euch. 
Ruth, Mary, J(An, steht auf. Fritz, teil one of them, and then the two others, 
to Sit down. — John, setze dich. Ruth und Mary, setzt euch. 

Wilhelm, steh auf. Wilhelm steht. Ich stelle mich zu Wilhelm. Fritz, stelle 
dich auch zu Wilhelm. John, stelle dich zu mir. Ruth and Mary, stellt eudi zu 
uns. Ruth, teil Anna to join us. — Anna, stelle dich zu uns. — Mary, teil Caterina 
and Patrick. — (Caterina und Patrick, stellt euch zu uns. 

Ich sehe mich um. Ruth, sieh dich um. John, sieh dich um. Seht euch alle um! 

Now I will teil you what I want to do, and you must teil me to do it, or not 
do it. Ich will mich setzen. John! — Setze dich! — (Der Lehrer bleibt stehen 
und macht ein erstauntes Gesicht. Heiterkeit. Hände.) Ruth! — Setzen Sie sich! 
(Der Lehrer tut es.) — Ich will mich umsehen. Anna! — Sehen Sie sich nicht 
um. — Wilhelm, ich will mich umsehen, und Anna sagt, ich soll nicht; was sagst 
du? — Sehen Sie sich nicht um. — Gut, ich will mich nicht umsehen. John, stelle 
dich an die Tür. Fritz und Wilhelm, stellt euch zu John. Ich will mich an die 
Tür stellen. Anna! — Ja, stellen Sie sich an die Tür. — Zu wem soll ich mich 
stellen? Ruth! — Stellen Sie sich zu John. 



80 Pädagogische Monatshefte. 

(Der Lehrer «chreibt dann folgende Sätze zum Lesen und Abachreiben an die 
Wandtafel:) 

Du stehst; lege dich hinl 
Ihr steht; legt euch hin! 
Sie «tehen; legen Sie sich hin! 

Du bist mUde; setze dich auf dein Sofa. 
Ihr seid mUde; setzt euch auf euer Sofa. 
Sie sind müde; setzen Sie sich auf Ihr Sofa. 



Unsere Baume. 



B. Die Laubbäume. 



Von D. Lange, St Paul, Minn.) 



(Für die PädAgogiechea Monatshefte.) 



1. Im März oder April lasse man die Kinder Zweige von den Bäumen 
der Umgegend in die Schule bringen. Diese stelle man in Wasser an einen son- 
nigen Platz, wo sie bald treiben werden. Der Lehrer hat natürlich darauf zu sehen, 
dass die Kinder keine Bäume beschädigen. Die Zweige müssen mit einem scharfen 
Messer abgeschnitten werden. 

2. Man leite mm die Kinder an, die verschiedenen Zweige zu 
unterscheiden. Manche, wie die Kastanie imd Baimiwollpappel, tragen grosse 
Knospen, die mit einer Art Harz oder Wachs überzogen sind. Die Zweige der 
Ulmen (Elms) tragen keine wirklichen Endknospen. Alle Knospen sind in Schup- 
pen eingeschlossen. Diese schützen die eingeschlossenen Blättdien sehr wirksam 
gegen Austrocknung, aber sehr wenig gegen Kälte. Im Winter gefrieren die Knos- 
pen, ohne Schaden zu leiden. 

Man kann Zweige von vielen Arten bringen, aber man ermüde die Kinder nicht 
durch zu viele Einzelheiten in der Beschreibung. Wir wollen das Interesse der 
Kinder wecken und rege halten; es ist nicht unser Zweck, Systematiker zu bilden. 

3. Später beobachte man, wie die ins Wasser gestellten Zweige 
treiben. Die Kinder werden allerlei beobachten. Die Knospen schwellen, die 
Schuppenblätter fallen ab. Jede Art oder Gattung hat die jungen Blätter eigen- 
tümlicii gefaltet oder gewickelt. Die Blätter entwickeln sich aus der Knospe im 
wirklichen Sinne des Wortes. 

4. Laubbäume im Winterzustand. Die Kinder sollten nun die 
Bäume im Freien beobachten und erkennen lernen. Jeder Baum zeigt in seinen 
Ästen und Zweigen eine charakteristische Krone, die vor dem Erscheinen der 
Blätter so recht klar hervortritt. Nach wenig Übung wird jedes Kind die Ulme, 
die italienische Pappel, die Kastanie, die Weisseiche und andere leicht am Geäste 
erkennen. Wie scharfe Schattenbilder heben sich jetzt die Bäume gegen den Hinter- 
grund des Himmels ab. Sie bilden vorzügliche Objekte für den Zeichenunterricht. 
Mit einem billigen Kodak können Lehrer und Schüler vorzügliche kleine Bilder 
anfertigen. Auf die Farbe und Risse der Rinde ist hier auch hinzuweisen. 



Unsere Baume. 81 

Die lebenden Teile des Baumes sind die Knospen und eine dünne Schicht 
zwischen der rissigen toten Rinde und dem Holz. Die äussere tote Binde dient 
zum Schutx gegen Dttrre, Sonnenhitze und Feuer. Der Stamm alter Waldbäume 
wird durch leichte Waldfeuer nicht beschädigt, denn die korkartige Rinde ist ein 
schlechter Wärmeleiter. 

Das Holz dient nur als Leitung für Wasser und Säfte und als Stütze für die 
lebenden Teile. Hohle Bäume wachsen und leben weiter, werden aber leicht vom 
Sturm zerbrodien. 

5. Wann und wie man junge Bäume pflanzt. Einheimische 
Arten gedeihen am leichtesten. Je mehr Wurzeln man mit ausgräbt desto besser^ 
Da man aber selten alle Wurzeln mit ausgraben kann, sind die Zweige etwas zu« 
rückzuschneiden. Für den jungen Baum gräbt man ein ziemlich grosses Loch^ 
wirft erst etwa 6 — 12 Zoll gute, schwarze Erde hinein, setzt dann den Baum ein, 
füllt das Loch mit schwarzer Erde und stampft oder tritt die Erde ziemlich fest, 
damit die feinen Saugwurzeln mit der Erde in enge Berühnmg kommen. Die Erde 
muss feucht erhalten werden. In einem Umkreis von 1 — 2 Fuss ist die Erde einige 
Jahre von Grass und Kräutern rein zu halten, so dass Luft, Regen und Wärme zu 
den Wurzeln gelangen können. 

Natürlich müssen die Wurzeln während des Transports absolut feucht ge- 
halten werden, und zu diesem Zweck sind sie mit feuchtem Sacktuch zu umwickeln. 

6. Empfehlenswerte Arten. Für die nördlichen Staaten sind be- 
sonders zu empfehlen: Linden, Ulmen, Zuckerahome, Birken, Ebereschen, Elasta- 
nien, Weiden und Eichen. Die letzteren wachsen aber ziemlich langsam. Alle 
Pappeln, Eschenahome (boxelders) und andere A hörne wachsen zwar schnell, die 
meisten sind aber weder schön noch langlebig. 

6. Arbor Day Pläne. Es ist an der Zeit, dass man mit dem planlosen 
Pflanzen von Schattenbäumen aufhört. Die meisten Städte und Strassen haben 
genug Schattenbäume, mandie entschieden zu viele. 

Der Verfasser möchte mit besonderem Nachdruck das Anpflanzen von Obst- 
bäumen empfehlen. Im Frühling 1904 wurden in St. Paul, Minnesota, etwa 2000 
Apfel- und Pflaumenbäume an die Schulkinder verteilt. Die Kinder kauften die 
Bäume. Der Preis war 3 cts. für ungepfropfte und 12 cts. für gepfropfte Bäum- 
chen. Etwa 90% der verteilten Bäume sind in gutem Zustande. 

Der Ladies' Thursday Club hatte die Besorgung und Verteilung der 
Bäume imtemommen. Es ist gewiss sehr zu wünschen, dass blühende und tragende 
Obstbäume unseren Öden Bauplätzen und Landstrassen ein mehr heimAtlidies Aus- 
sehen £^ben. Vereine und Lehrkörper können auf diesem Gebiete eine segens- 
reiche Tätigkeit entfalten. Zu viele amerikanische Häuser sind nur Wohnungs- 
schuppen. Es fehlt an dem gemütvoll anheimelnden Schmuck von Obstbäumen, 
Gesträuch und Blumen. 

Unsere Stadtbauplätze sind für Obstbäume sehr geeignet. Für die nördlichen 
und mittleren Staaten würden sich folgende Arten eignen: 

Fruohtbäume. Äpfel: Duchess, Pattens, Greening, Wealthy. 

Zahme Pflaumen: De Soto, Surprise, Wolf. 

Wilde Pflamnen: Aitkin, Compass Cherry Pflaume, Ocheeda. 

7. Blüten. Alle Bäume haben Blüten, dodi sind sie oft nicht auffallend, 
v^eder in Form noch in Farbe. Viele blühen sehr früh, ehe die Blätter erscheinen. 
Hasel, Walnuss, Butternuss, Birken, Eisenbaum tragen lange Staubkätzchen 
(staminate flowers). Am Haselstrauch erscheinen die Fruchtblüten 
(pistillate flowers) als kurze, dunkelrote Fäden am Ende mancher Knos- 



82 Pädagogische Monatshefte, 

pen. An Weiden und Pappeln finden eich männliche (s t a m i n a t e) und weibliche 
(pistillate) Blfiten auf getrennten Bäumen. Bei Eichen und Nussbäumoi 
stehen sie auch getrennt, aber auf demselben Baum. Von den Eschenahornen 
(boxelders) tragen manche Bäume Staubblüten, andere Fruchtblttten. Alle 
Staubblüten welken und fallen ab, nachdem sie eine Masse Blütenstaub aufge- 
schüttet haben. 

Es wird die Kinder interessieren, die verschiedenen Arten der Baumblüten 
kennen zu lernen. 

S. Bestäubung. Bei allen Kätzchenblüten überträgt der Wind den 
Blütenstaub auf die Fruchtblüten. Manche Baumblüten werden aber auch ron 
Bienen und anderen Insekten besucht und diese vermitteln dann die Bestäubung. 
Dies ist der Fall bei Weiden, manchen Ahornarten und bei allen kultivierten und 

wilden Obstarten, bei Linden, Katalpas und Kastanien. 

9. Früchte und Samen. Bei vielen Waldbäumen reifen die Frucht« 
sehr schnell. Ulmen und manche Ahomarten werfen bereits ^en reifen Samen ab, 
längst bevor die Blätter ausgewachsen sind, und die zarten Wollflocken der 
Pappeln und Weiden streut der Wind in den ersten linden Tagen des Juni über 
Stadt und Land. Nüsse, Kastanien und Weisseicheln (Quercus alba und 
Quercus macrocarpa) reifen erst im Herbst. Die Roteicheln (Quercus 
rubra, Quercus velutina und andere) reifen erst im zweiten Herbst. 

Eschenahorne, Wachholder, Fiditen und mehrere wilde Sträucher und Ranken 
behalten die reifen Samen durch den Winter, und diese werden im Frühling vom 
Wind zerstreut oder werden von hungrigen Zugvögeln verzehrt. Manche Samen 
werden dabei zufällig gepflanzt, bei anderen gehen dieselben unbeschädigt durch 
Magen und Darm der VögeL 

10. Gärtner und Förster der Natur. Der erste Preis auf diesem 
(Gebiet gebührt dem Wind. Alle befiederten und bewollten Samen werden von 
ihm weit und breit gesät. Die grossen Fichtenwälder der ganzen Erde, die Pappel-^ 
haine im hohen Norden, das niedrige Weidengestrüpp an der üden Küste von Kap 
Nome und Grönland, sie alle hat der grosse Förster Wind gepfianzt. Bei den 
Bäumen heisst es : *'W erzuerst kommt, wächst zuers t." Wo ein Wald- 
brand den Boden entblösst hat, wo das Wasser Schluchten gerissen oder frische 
Erde aufgeschwemmt hat, wo durch menschliche Tätigkeit ein Stück Erde freige- 
legt wurde, dort erscheinen sofort die windgepfianzten Weiden und Pappeln und 
bilden ein dichtes Gebüsch, bevor andere Bäume Zeit und Gelegenheit gehabt haben, 
sich anzusiedeln. Schreiber dieses hat oft beobachtet, dass auf einer Fläche von 
mehreren Ackern auf jeden Quadratzoll 1 — 5 Samen der Baumwollpappel gefallen 
waren. 

Allmählich siedeln sich unter den Pappeln und Weiden andere Bäume an, z. B. 
Fichten, Eichen, Ahorne u. s. w. In 50 — 75 Jahren wird der abgebrannte Fichten- 
wald wieder von der Natur erzeugt. 

Die Samen der Fichten, Ahorne, Ulmen und Birken wirbelt der Wind nur kurze 
Strecken fort, während die winzig kleinen Samen der Pappeln und Weiden meilen- 
weit getragen werden. 

Wilde Kirschen, Trauben und fast alle wilden Beeren werden von Vögeln ge- 
pflanzt. Eicheln, Buchnüsse, wilde Gurken und andere Samen werden von 
Blauhähem verschleppt, während verschiedene Eichhörnchen als Nusspflanzer fun- 
gieren. Von anderen Bäumen, z. B. vom Kentucky KaflTeebaum, der äusserst harte, 
erbsenartige Samen trägt, ist keine besondere Verbreitungsweise bekannt. Viel- 
leicht können Lehrer und Schüler andere Verbreitungsmethoden ausfindig machtfi. 



Unsere Bäume. 83 

11. Das Pflanzen der Samen. Wenn es möglich ist, sollten alle Baum- 
«amen gepflanzt werden, sobald sie reif sind und abfallen. Man pflanze im Frflh- 
ling Samen von Ulmen, Ahomen, Weiden und Pappeln. Grosse Samen, wie Eicheln 
und Kastanien, bedecke man l — 1 Zoll mit Erde und drttcke die Erde etwas fest. 
Kleine Samen von Pappeln u. s. w. streue man auf feuchte Erde und drücke sie 
«twas <ein. Das Samenbeet oder die Erde im Blumentopf ist natürlich feucht 
2u halten. 

Samen, die im Herbst reifen, sind auch im Herbst zu pflanzen. Den Samen 
unserer einheimischen Bäume schadet der Frost nicht. Es wird die Kinder sehr 
interessieren, die Entwicklung der Keimlinge zu beobachten. Viele Keimlinge sehen 
zuerst ihren Eltern nicht im geringsten ähnlich. An Samen in feuchter Baumwolle 
können die Kinder die Keimung von Tag zu Tag beobachten. Welche Teile wachsen 
nach oben oder dem Licht zu? Welcher Teil wächst nach unten? 

12. Stecklinge und Pfropfreiser. Viele Bäume, z. B. die Weiden, 
lassen sich aus abge^hnittenen Zweigen ziehen, die man von den Bäumen achneidet 
und in feuchte Erde oder feuchten Sand steckt. Die beste Zeit für dies Experiment 
ist früh im Frühling, ehe das Wachstum wieder beginnt. Wenn dem LeJirer der 
Vorgang beim Pfropfen und Okulieren bekannt ist, so kann er einige interessante 
Versuche anstellen. 

12. Nutzen der Laubbäume. Dieser ist ein so mannigfaltiger, dass 
der Verfasser sich mit einigen Andeutungen begnügen muss. 

a. Schattenbäume. 

b. Nutzholz zum Bau von Häusern, Schiffen, Brücken, Wagen, Maschinen, 
Möbeln u. s. w. 

c. Frucht bäume. Warum gedeihen Pfirsiche im südwestlichen Michigan, aber 
nicht im südöstlichen Wisconsin? 

d. Brennholz. 

e. Laubbäume und Nadelbäume werden oft als Windbrecher (windbreaks) 
angepflanzt, besonders in den Prärie-Staaten. Sie schützen Feld, Garten und Ge- 
höft gegen kalte, heftige oder zu heisse Winde. Sie halten Schnee und feine Erde 
auf dem Lande, vermindern die Ausdünstung und sind ein Schmuck für die 
Landschaft. 

f. Laubwälder beeinflussen das Klima und den Wasserstand der Flüsse. Es 
ist nicht bewiesen, dass Wälder den Niederschlag merklich vermehren. Wälder 
sind die Folge, nicht die Ursache eines reichlichen Niederschlages. Unsere grossen 
Prärien sind Regionen, wo der Niederschlag verhältnismässig gering imd unr^>el- 
mässig ist. Wo auf den Prärien Waldbäume von den Farmern gepflanzt werden, 
gedeihen sie gewöhnlich recht gut. Dies erklärt sich daraus, dass der Mensch den 
Bäumen zu Hilfe kommt im Kampf gegen andere Pflanzen und gegen ein ungün- 
stiges Klima. 

13. Schlussbemerkungen. Die meisten der obigen Abschnitte kann 
der Lehrer einzeln oder in beliebiger Reihenfolge verwenden. Fast alle lassen sich 
auf einzelne Arten anwenden. Bäume zeigen oft einen ausgeprägten Individualis- 
mus. Von fünf Bichen hat eine vielleicht kleinere Blätter und trägt mehr Eicheln 
als die vier anderen. Manche Keimlinge wachsen sehr schnell. Der Verfasser hat 
Weiden beobaehtet, die in drei Sommern, also in etwa 27 Monaten, eine Höhe von 
18 Fuss und einen Durehmesser von 3 Zoll erreichten, über die Verfärbung und 
das Abfallen der Blätter im Herbst Hessen sich auch sehr interessante Beobach- 
tungen anstellen. Wälder und Bäume als Heimat der Menschen, Tiere und VügA 
'Wäre auch ein dankbares Thema. Sehr interessant wäre es auch, einige Stunden 



84 Pädagogische Monatshefte. 

auf Schutzmittel der Bäume gegen Tiere zu verwenden. Unsere Wei88domen>» 
Crataegus Arten, thornapples besitzen in ihren langen, spitzen Dornen einen wirk- 
samen Schutz gegen Vieh und Wild. Der Verfasser hat Öfters beobachitet, dasa» 
eine Herde Vieh «tUe anderen Bäume und Sträuoher ausrottet, aber keine Weiss- 
dornen anrührt. Butternuss und Walnuss haben für Waldmäuse eine zu dicker 
Schale. Über dieses Thema findet der Lehrer Ausführliches in Kemer, Pflanzen- 
leben, englisch von OUiver. 

Literatur. 

1. Green. Principles of Forestry. Allgemeines. 

2. Bailey. Principles of Fruit-Growing. über Windbrecher, Pfropfen u. s. w.. 

3. Lange. Nature Study. Ausgearbeitete Abhandlungen für Klassen. 

4. Hodge. Nature Study. 

5. Bailey. The Nature Study Idea. Ein Buch voll anregender Gedanken, das 
jeder Lehrer lesen sollte. 

6. Kerner. Natural History of Plauts. Englisch von Olliver. Allgemeines^ 
Verfärbung der Blätter u. s. w. Fein illustriert. 

7. Brittoi^ and Brown. Flora of Eastern United States. Für Bestimmung 
der Arten. 

8. Si^e auch Literatur in J. VI, No. 1 dieser Zeitschrift unter ''Nadelbäume.'*' 

9. Lange. Books and Helps for Nature Study. Gratis zu beziehen von A. G. 
McClurg & Co., Wabash Ave., Chicago. 

10. Lange. Re-vegetation of Trestle Island. Für 2 cts. Porto zu beziehen von 
D. Lange, St. Paul, Minn. 

11. Lange. How To Know One Hundred Birds of Wisconsin and the North- 
west. School Education Co., Minneapolis, Minn. Preis 25 cts. 

12. The Nature Study Review. New York City. $1.00 jährlich. Diese neue 
Zeitschrift hat es sich zum Ziel gesetzt, die Unmasse von Ideen und Versuchen 
auf diesem Gebiete pädagogisch zu sichten und nutzbar zu machen. Viele be- 
deutende Fachleute und Pädagogen in Amerika und Europa sind Mitarbeiter, und 
die Zeitschrift wird viel dazu beitragen, der Verwirrung und VeruAchlässigung auf 
diesem Gebiete ein Ende zu machen. 



Christoph Martin Wieland, eine Skizze. 



Von Thomas H. Jappe, Union Hill, N. J. 



(Für die Pädagogiachen Monatshefte.) 



(SchlusB.) 

In das Jahr 1773 fällt Wielands Versuch in der Oper, „Alceste", mehr zur 
Unterhaltung des Hofes, als dass er Wert auf die Autorschaft gelegt hätte; hier- 
gegen richtet sich Goethes Pasquill „Götter, Helden und Wieland", 1774. Und am 
2. Juli letztem Jahres, bei Gelegenheit der Feier von Elopstocks 50. Geburtstag, 
verbrannte der Göttinger Hainbund Wielands Komische Erzählungen; ein harmloser 
Scherz, der nicht gehindert hat, dass Wieland sich später mit Voss und andern 
Hainbündlem sehr gut stand. Er hatte die AfTare gewissermassen durch seine Kritik 
des Musenalmanachs provoziert. 



Christoph Martin Wieland. 85 

Nach bloss zweijährigem Arbeiten mit den Prinzen, das aber wohl nur im Falle 
•des altem Bruders ein gesegnetes war, begann er Pension zu beziehen und hatte nun 
«die allerschönste Müsse für seine timf angreiche Schriftstellerei; sie zeitigte neben 
vielem Minderwertigen treffliche Früchte. Schon 1774 erschien der erste Teil des 
^satirischen Romans „Geschichte der Abderiten", worin die schwachen Seiten des 
Xleinstadtischen Lebens meisterhaft persifliert werden; so gut in der Tat, dass 
verschiedene Leute sich getroffen fühlten und Lärm schlugen. Die Szene ist nach 
ider thrazischen Kolonie Abdera verlegt, also auf griechisches Terrain. Natürlich 
Jiaben die Charaktere deswegen nichts sonderlich Griechisches an sich; seine Grie- 
«chen sind, wie Stern sagt, zu zwei Dritteln Deutsche, zu einem Drittel Franzosen. 
.Doch wie dem auch sei, die klassischen Griechen, überhaupt die Antike, getreu zu 
.•schildern, vermochte weder er noch irgend jemand sonst zu seiner Zeit. Die Ver- 
.^ttchung ist sehr gross, aus diesem ersten Teil der Abderiten einige der schönsten 
:Stellen zu zitieren; doch dürfte das hier zu weit führen. Genug, dass manches noch 
Jetzt eben so gut passt wie damals. Wer hier und in Deutschland, wie ich, jahre- 
lang in kleinen Orten gehaust hat, weiss das. 

Der zweite Teil mit dem Prozess um des Esels Schatten erschien erst 1781, also 
mach dem Oberon; er ist, wiew^ohl in Einzelheiten vortrefflich, doch im ganzen lange 
micht so gut wie der erste Teil. Es ist ganz klar, dass er nebenbei fertiggestellt 
*wurde, wenn die beste Kraft auf den werdenden Oberon verwendet war; denn er 
>ist matt und weitschweifig, also geringer in Inhalt und Form. 

tJberhaupt scheint Wieland immer eine Hauptarbeit und eine oder mehrere 
Nebenarbeiten zugleich im Gange gehabt zu haben, wie wir schon oben bei Don 
rSylvio und Agathon zu beobachten Gelegenheit hatten. Und so gehen auch in dieser 
.Zeit, wo er eben reichlich Zeit hatte, und eine gewisse Abwechslung offenbar eben so 
.nötig wie wohltätig war, neben den Vorarbeiten für den Oberon und dem entstehen- 
<den Eselsschatten- Prozess noch die 1776 — 78 erschienenen „Erzählungen und 
Märchen" nebenher. Nicht zu vergessen ist auch die wenigstens von 1773 — 89 im- 
merhin recht beträchtliche Arbeit für den Deutschen Merkur, die literarische Zeit- 
fschrift für die gebildete Mittelklasse, obwohl er einen guten Teil davon mit seinen 
«eignen Werken füllte, die alle darin zum ersten Mal abgedruckt wurden, wie sie seit 
1776 sukzessive erschienen. Für Textkritik der Werke Wielands seit genanntem 
•Jahre ist ein Einsehen des Merkur daher unabweislich. Da sind denn auch die er- 
wähnten „Erzählungen und Märchen" zu finden, von denen Goethe in den Ge- 
*sprächen mit Eckermann behauptet, dass Wieland sie auf seine Anregung geschrie- 
l)en habe. Einige darunter, wie „Gandolin oder Liebe um Liebe" und „Geron der 
Adelige", sollen zu den besten kleinem Werken Wielands und überhaupt der Litera- 
tur des 18. Jahrhunderts gehören. 

Was das Verhältnis Wielands zu Goethe betrifft, so wird bekannt sein, dass er 
Uetzterem sein Pasquill von 1774 nicht nachtrug, sondern es im Merkiu* als gelunge- 
men Scherz selbst anzeigte, dadurch den Unwillen Goethes in Verlegenheit ver- 
wandelnd; dass er gegen den Einfluss der Werke wie der Persönlichkeit des jungem 
jDichters nicht unempfänglich war und das überlegene Genie des bezaubernden 
.Jünglings fühlte und anerkannte; dass er aber allmählich, und seit dem Eintritt 
^Schillers in den Weimarschen Kreis fast völlig, sich Herder zuwandte; dass er 
mnd Schiller, der Goethe eine Zeitlang sozusagen monopolisierte, einander unmöglich 
sympathisch sein konnten; dass aber nach 1799 oder 1800 das Verhältnis sich wieder 
«etwas besser gestaltete. Goethe stellt das in den Cresprächen mit Eckermann, aus 
«der Erinnerung redend, so dar, als habe Herder durch seinen persönlichen Magnetis- 
mus ihm Wieland weggenommen; richtiger wäre wohl zu sagen, dass Schiller 
iQoethe dem Wieland wegnahm. 



\ 



86 Pädagogische Monatshefte. 

Im Sommer 1779 nun unterbreitete Wieland Goethe die ersten 5 Gesänge de» 
Oberon, der sein letztes und bestes Dichterwerk werden sollte. Denn was er nachher 
noch in gebundener Rede geschrieben hat, ist von keiner Bedeutung, und nach 1790^ 
hörte er eigentlich ganz auf, Verse zu machen. Im März 1780 erhielt Merck den\ 
ganzen Oberon gedruckt; ebenso Goethe, der darüber an Merck und an Lavater- 
schrieb. „Oberon", meint er im Enthusiasmus des ersten Eindrucks, „wird, so lange- 
Poesie Poesie, Gold Gold, und Krystall Krystall bleiben, als ein Meisterstück, 
poetischer Kunst geliebt und bewundert werden." Später freilich, wie wir in deiK 
Gesprächen mit Eckermann lesen, fand er, dass das Fundament schwach sei, undl 
der Plan vor der Aufführung nicht gehörig gegründet worden, etc., etc. Der Haupt- 
fehler ist wohl, dass die Bearbeitung etwas ungleich ist, und dass Wieland zuletzt, 
reichlich schnell zum Schluss eilte. Vielleicht versagte bei der Ausführung seine* 
Ausdauer; er hatte lange mit äusserstem Fleiss daran gearbeitet, hatte das ganze? 
Werk in seiner eleganten Handschrift viermal verbessernd abgeschrieben, sodass es* 
ihm nunmehr wohl vollkommen erschien. Trotz der Fehler, die man darin ent- 
decken kann, trotz der zweifelhaften Bimbaumszene, bleibt Oberon eine literarische*^ 
Grosstat ersten Ranges. Schon die nach dem Muster der ottave rime von Wieland! 
angelegte Stanze war etwas Neues und ein Fortschrittt, wie ein Vergleich mit. 
beliebigen Stanzen Ariosts in selbst der besten tJbersetzung jedem zeigen muss, der* 
für das Verhältnis von Sprache und Versmass Gefühl hat. Und die Freiheit, mit. 
der er sich in derselben bewegt, ist an sich schon bezaubernd. Zugleich war mit. 
diesem Werke das erste und bisher unerreichte romantische Epos in deutscher 
Sprache geschaffen. Im einzelnen verdient besonders der fünfte Gesang das höchster 
Lob. Man kann ohne t^bertreibung sagen, dass mindestens für die achtziger Jahre- 
Wieland in seinen Werken die Höhe poetischer Sprache und Kunst repräsentiert.. 
Dass er, empfänglich für Lob, mit dem nahenden Alter sich einbildete, die goldne^ 
Zeit der deutschen Literatur sei vorbei, ist, wenn auch falsch, doch erklärlich undl 
verzeihlich; dem Leser kann diese Illusion des alternden Wieland den Genuss am 
dem Werke nicht stören. 

Seine poetische Schaffenskraft war hiermit erschöpft, und was er später nocbt 
geschrieben hat, ist mit Ausnahme etwa des nach 20jähriger Pause erschienenem 
Romans in Briefen „Aristipp", nicht der Rede wert. Er starb am 20. Januar 1813,, 
nachdem ihm seine Frau elf Jahre im Tode vorangegangen war. 

Fassen wir nun, ohne weiter auf einzelne Werke einzugehen, die Ansprüche? 
Wielands auf den Namen eines Klassikers kurz zusammen, davon ausgehend, dass« 
musterhafte Ausführung, tonangebende Stellung in einem Zweige der Literatur* 
und geschickte Benutzung gegebenen Materials, wenn auch nicht immer mit gleicher* 
Originalität, dem Begriffe des Klassischen genügen. 

1. Wieland ist der Schöpfer des neuem deutschen Romans und Romanstils, unA 
sein Einfluss auf spätere Zeiten ein sehr grosser. 

2. Wieland hat der deutschen Literatur das romantische Epos erobert. 

3. Wieland, obwohl kein Lyriker und kaum ein Dramatiker, hat den von Klop» 
stock verworfenen Reim wieder zu Ehren gebracht und gezeigt, dass alle Einwürfe« 
dagegen unbegründet sind. 

4. Wieland hat die deutsche Literatur wieder bei den hohem Klassen bekannt; 
und beliebt gemacht, wo man bis dahin fast ausschliesslich zum Französischem 
neigte. 

5. Wieland hat nach vielen Seiten hin angeregt, neue Stoffe zugeführt undl 
wenigstens einige Muster geschmackvoller Aneignung fremder Stoffe geliefert. 



Vom Schosskinde der Schvie, 87 

6. Er hat in seinen Zeitschriften einen befruchtenden Mittelpunkt für aile 
Arten literarischer l^tigkeit geschaffen und lange erhalten; zugleich ist er als 
Publizist und Journalist von fast so grosser Wirkung wie Lessing. 

7. Er hat fär seine Zeit höchst verdienstliche und treffliche Übersetzungen ge- 
liefert, nicht nur von Shakespeare, sondern später auch von Horaz, Lucian und 
Cicero, die freilich bei dem raschen Fortschritt der Literatur bald • übertroffen 
wurden. 

8. Er hat sich aus spätgriechischen, französischen und deutschen Elementen 
eine heicere Lebensphilosophie gebildet, die auf einen ruhigen, durch die Tugend 
geregelten Lebensgenuss hinausläuft; die uns die Dinge von der guten Seite ansehen 
lässt und das Widrige mit möglichster Gelassenheit zu ertragen befähigt. 

Es passt auf ihn das Wort des römischen Dichters: ,3omo sum, humani nihil a 
me alienum puto"; und als sein Motto kann gelten: „Vita verecunda, Musa jocosa 
qaihi** Noch 1818 sagte Goethe von ihm: 

,Jiebensweisheit in den Schranken 
,J)er uns angewiesnen Sphäre 
„War des Mannes heitre Lehre, 
,J)em wir manches Bild verdanken." 

Der Tod hatte für ihn keine Schrecken, und er konnte am Ende eines fast 
80jährigen Lebens mit Chaulieu, den er als Jüungling so sehr verdammt hatte, mit 
Oleichmut sagen: 

„La mort est simplement le terme de la vie; 
,^De peines et de biens eile n'est point suivie; 
„Cest un asyl sur^ e'est la fin de nos maux, 
„C'est le oommencement d'un 6temel repos!" 



Vom Schosskinde der Schule. 



Von Lehrer Arthur FrWkll, Hohenstein-Emsttal (Kgr. Sachsen). 



(Aus „Aus der Schule — für die Schule".) 



L 



Kennwort: Interesse und Selbsttätigkeit stehen 
im engsten Wechselverhältnis. 

In seinem Artikel „Anregungen zum Lehrplan für den Deutsch-Unterricht" be- 
zeichnet Dr. Seyfert den Aufsatz-Unterricht als Schosskind der Schule. Und in der 
Tat, er konnte kaum eine bessere Bezeichnung als diese finden. Seinem lieben 
Sdiosskindchen widmet der sorgsame Erzieher in eifersüchtiger Liebe unendlich 
viel Zeit. Er bringt ihm manches Opfer, manches schwere Opfer! Und wenn er nun 
nach Jahren die Früchte seiner Erziehung beschaut? Ei, welch eigensinniges und 
trotziges Bürsdichen ist aus dem verzogenen Lieblinge geworden! 

Wie viel Zeit, wie unendlich viel Mühe widmet der Lehrer dem Aufsatz-Unter- 
ndite! Und wie wenig befriedigt ist er oft von dem erwünschten Erfolge! Woran 
liegt dasT 



88 Pädagogische Monatshefte. 

Vor mir liegen Aufsatzhefte. Blättern wir ein wenig. Da lese ich Aufsatz- 
themen wie: Der Kalk — Das Eisen — Die Elbe — Der Hering — Der Strausa — 
— Vergleiche ich die einzelnen Arbeiten miteinander, so werde ich unwillkürlich 
an ein Wort der „Fliegenden Blätter" erinnert: „Manche Menschen haben etwas 
von einem Soufleurkasten : Es kommt nie etwas eigenes aus ihnen!" 

Hat der Lehrer die Aufsatzsoffe der kindlichen Interessensphäre entnommen? 
Ermöglichen diese Themen eine Betätigung der Schülerindividualität? Zeigen sie, 
ob sie Knaben- oder Mädchenklassen zur Bearbeitung gegeben wurden?*) Ist die 
Form des Themas anregend? Auf dem Gebiete des Aufsatzunterrichtes gilt auch 
das wahre Wort: ,J>ie Kinder sind nicht Gefässe, die gefüllt sein wollen, sondern 
Feuer, die entzündet werden soUenl" So mancher Aufsatzstunde „in fremder 
Werkstatt" konnte ich beiwohnen. Gewöhnlich aber musste ich die Erfahrung 
machen, dass die Kinder nicht genügend „eingestimmt" wurden. In dieser Hinsicht 
wird die experimentelle Psychologie wohl noch Wandel schaffen! ,J)ie unterricht- 
liche Einwirkung muss sich unter heiterer Stimmung vollziehen. Wie Sonnen- 
schein muss es über der Klasse flimmern, soll sich Leben entfalten." Georg Heydner 
sagt in seinen Beiträgen zur Kenntnis des kindlichen Seelenleebns : „Wo dem Kinde 
nur der ernste, strenge Erzieher entgegentritt, da kommt dem Kinde nicht der 
Mut, aus sich herauszutreten, da erfährt der Lehrer von dem reichen Innenleben 
des Kindes nichts oder doch nicht viel. Vertrauen und Liebe des Kindes zum Lehrer, 
und Vertrauen, ja Vertrauen! und Liebe des Lehrers zum Kinde ist also der 
Schlüssel zum Innern des Kindes und der ist überall da vorhanden, wo sich die 
Kinder ungefragt und mit Eifer dem Lehrer offenbaren." 

Vor Monaten las ich das treffliche, in lebensvollstem und farbenreichstem 
Stile geschriebene Buch „Herzhafter Unterricht" von Schan-elmann. 

In dem 29. ELapitel „Eine Hochflut" erzählt der Verfasser, dass seine Klasse 
eine wahre Hochflut von Aufsätzen produziere. Woher die Produktion? Verfasser 
hat verstanden, das kindliche Interesse zu wecken und den Schlüssel zum Herzen 
des Kindes zu finden! 

Meine Kinder — sagt er — schreiben Geschichten auf ohne Zwang, nur dem 
innem Drange folgend, mit wilder Orthographie, mit einer Fülle grammatischer 
Fehler. Aber — aber — man sage, was man will: Die Klasse produziert sich doch! 
Es steckt in diesen Schmierereien eine unendliche Flut von Lebenslust und Schaf- 
fensfreude, von Phantasie und Erzähllust. Sie machen Geschichten, dichten die 
meisten aus dem blossen Kopfe, viele arbeiten gelesene Geschichten um, wenige, 
ganz naive, schreiben auch nur Gelesenes ab, wie z. B. das Märchen von Rotkäppchen. 

Den Stoff zu den Aufsätzen entnehmen wir dem Lesebuche, dem übrigen Unter- 
richte imd der Lebenserfahrung der Kinder. Nicht genug empfohlen werden kann — 
ganz besonders auf der Unter- und Mittelstufe — der Anschluss der Aufsätze ans 
Lesebuch der Kinder. (Vergl. Rudolphs Deutsch-Unterricht.) Das Lesebuch bietet 
Stilmuster. Es ist ein Ratgeber bei orthographischen und grammatischen Zweifels- 



•) In seiner Mädchenklasse liess Verfasser u. a. bearbeiten : Wie kam 
es, dass es mit Peters Hauswesen den Krebsgang ging, Rudi aber glücklich wurde? 
Luthers Käthe, eine liebende Gattin und Mutter, eine sorgsame Hausfrau. Meiner 
Mutter mahnend Wort: „Lerne für das Leben, lebe für den Himmel!" Heimweh. 
Dein Haus sei deine Welt, worin es dir gefällt. Trautes Heim, Glück allein. Meine 
hauswirtschaftliche Tätigkeit. Zu Hause. Des alten Mütterchens letzte Weihnacht. 
Morgen- und Abendstunden im Vaterhause. 



V*om SchossJeinde der Schule. 89 

fallen. Auch lässt sich so im Sprachunterrichte eine vernünftige, ungekünstelte 
Konxentration herstellen. 

Wohl KU beachten ist aber beim Anschlüsse des Aufsatzes ans Lesebuch der 
Kinder eine Bemerkung des Oberschulrates Dr. E. von Sallwürk: „Wollte aber ein 
Lehrer vielleicht eines der im obigen angezogenen Gedichte^ etwa die Johanna 
Sebus, in der Weise von den Schülern bearbeiten lassen, dass er eine prosaische 
Wiedergabe des Goetheschen Kunstwerkes verlangt (Wie zahlreich sind derartige 
Themen zu finden!), so müsste er sich sagen lassen, dass man die Schüler nie ver- 
anlassen darf, etwas mit voller Absicht schlechter zu machen, als es ihnen vor- 
gestellt worden ist. (v. Sallwürk, Die didaktischen Normalformen S. 152.) 

Besonders sind es nun die Märchen, die dem Kinde psychologisch nahe stehen. 

n. 

Märchenbronnen, Märchenbronnen, 
Deine Wasser hör' ich singen: 
„Quält euch nicht, ihr armen Leutchen, 
Über gar so nichtigen Dingen. 
Kommt und lauscht, ihr Allzuklugen, 
Lauscht den alten lieben Lauten, 
Meinen träumerischen Weisen, 
Den von Kindheit euch vertrauten. 
Euren wunden Herzen sing ich 
Heimlichsüsse Wiegenlieder, 
Und ins Antlitz zaubr' ich leise 
Euch das Kinderlachen wieder! 

(Reinh. Volker.) 

„Grossmütterchen, erzähle uns doch ein Märchen, o bitte, bitte, ein Märchen!" 
So rufen händeklatschend begierig die Kleinen, wenn sie an den langen Winter- 
abenden am runden Familientische sitzen, wenn der Schneesturm an den Fenster- 
läden rüttelt, und der Ofen „singt". An die Grossmutter wenden sie sich. Wohl 
ist ihr Haar silberweiss, und welk und runzelvoll das Gesicht — aber noch frisch 
und lebendig ihr Geist! Mit ihrem Herzen steht sie den Herzen der Kleinen so 
nahe, sie kann sich so mühelos in ihre Denkweise hineinversetzen, kann mit ihnen 
fühlen, mit ihnen empfinden. Deshalb eben wenden sich die Kleinen an die Gross- 
mutter. Und nun erzählt sie von verborgenen Schätzen und verzauberten Königs- 
kindem, vom bösen Wolfe mit dem grossen Rachen, von der alten kranken Gross- 
Mutter . Mit grossen Augen und geröteten Wangen sitzen die Kleinen 

da. Keinen Blick wenden sie von der Alten. Fast hört man ihres Herzens 
Schlag! 

Zwischen Kindesseele und Kindermärchen' besteht ein wundersamer, kaum 
geahnter Zusammenhang. Kind und Märchen sind Geschwister. In jedes Kindes - 
herz hat der Schöpfer den Keim von allem Guten und Edlen hineingesenkt. Ethische 
Gedanken sind der Grundbestandteil der Märchen. Aus diesem gegenseitigen Ent- 
gegenkommen in äflthetiacher Hinsicht erklärt sich die grosse Liebe des Kindes sum 
Härchen. Ernst von Wildenbruch vergleicht in seinen „Kinderträumen" die Kin- 
desseele mit einer Blume. Die Blume aber verlangt zum Gedeihen warmen, hellen 
Sonnenschein. Was der Sonnenschein der Blume, das ist das Märchen dem Kinde: 
es ist der lebenweckende Sonnenstrahl! Nichts hat mehr Sonnenperlen in meine 
Jugend gesät, sagt Friedrich Polack, als die Märchen von Vater und Mutter. 



90 Pädagogische Monatsheftcw 

Durchblättern wir unsere Volksschullesebücher von der ersten bis zur letzte» 
Seite: wir finden keinen anderen Lesestoff, der sich so dem kindlichen Wesen an- 
passte wie das Märchen. 

Im folgenden mögen nun einige Arbeiten aus den Aufsatzbüchem seiner 
Mädchen zeigen, in welcher Weise sich der Verfasser den Aufsatz im Anschlusa 
ans ELindermärchen denkt. Es sei aber auch hier auf den alten bewährten pädago- 
gischen Grundsatz aufmerksam gemacht: 

Ne quid nimis! 

Verlorenes Glück. 

(Im Anschluss an Grimms Märchen von den drei grünen Zweigen.) 
In einem grossen Walde sehe ich einen Einsiedler auf einem Holzklotze sitzen. 
Hinter ihm steht ein Baum, auf dem ein weisses Vöglein sitzt. Vor dem Einsiedler 
erblickt mein Auge einen Engel im weissen Kleide. Er hat einen dürren Ast im 
der Hand. Gewiss spricht der Engel zum Einsiedler: ,J)iesen Ast sollst du so lange- 
tragen, bis drei grüne Zweige aus ihm hervorspriessen." Frieden und Glück hat der 
Einsiedler verloren. (L. L. 4. Schulj.) 

VerUtsen. 

Die Sonne neigt sich zum Untergehen. Sie hat ihr Tagewerk vollbracht. Am 
Himmel sehe ich das Abendrot. 

In einer verlassenen Strasse wandert trostlos ein Greis. Es ist der Einsiedler. 
Wie bleich sieht er ausl Eben rinnt eine schwarze Träne über sein Gesicht. Siehst 
du das Stück Holz, das er tragt? Es ist der dürre Ast. Er grünt noch nicht. Vom 
Morgen bis zum Abend ist der Greis von Tür zu Tür gewandert. Niemand wollte 
ihn beherbergen. Schon tagelang hat er keine Krume Brot gegessen. Armer Ein-. 
Siedler du! Könnte ich dir helfen in deiner bittem Not! 

(4. Schulj.) 
In Gnaden angenommen. 

Ich sehe den Einsiedler in einer Räuberhöhle liegen. Er ist tot. Der dürre- 
Ast hat drei grüne Zweige getrieben. Um den Toten herum stehen vier Leute, 
rechts eine alte Frau und links drei Bäuber. Alle vier haben die Hände gefaltet. 
Gott hat den Einsiedler in Gnaden angenommen. (L. L. 4. Schulj.) 

(Alle drei Bilder stellen eine Arbeit dar!) 

Der Wirt eriälilt seinen Gästen, wie es ihm am Morgen ergangen ist. 

(Im Anschlüsse an Grimms Märchen: Das Lumpengesindel.) 
Heute wollte ich mich am Handtuch abtrocknen. Darin stak eine StecknadeL 
Die fuhr mir von einem Ohr zum andern. Seht ihr den roten Strich da? Dann ging 
ich in die Küche und wollte mir eine Pfeife anstecken. Dabei sprangen mir Eier- 
schalen in die Augen. Dann setzte ich mich auf den Grossvaterstuhl. Darin war 
eine Nähnadel. Geschwind fuhr ich in die Höhe. Das Lumpengesindel hat mit mir 
solchen Schabernack getrieben. (M. F. 3. Schulj.) 

Was ein Gast erzählt. 

Gestern hat jemand mit dem Wirte rechten Schabernack getrieben. Morgens 
wollte er sich das nasse Gesicht am Handtuche abtrocknen. Da fuhr ihm eine 
Stecknadel von einem Ohr zum andern. Dann ging er in die Küehe. Hier wollte er 
sieh eine Pfeife anstecken. Dabei sprangen ihm Eierschalen in die Augen. Noch 
schlimmer erging es ihm, als er sich auf den Grossvaterstuhl setzen wollte. Eine 
Nahnadel stak darin. Schnell fuhr er wieder in die Höhe. Der Wirt hatte starken 
Verdacht auf das Lumpengesindel! (3. Schulj.) 



Vom SchossJcinde der Schule. 91 

Aschenbrödel bei der Arbeit. 

Ich sehe Aschenbrödel. Es sitzt auf dem Küchenherde. Auf der einen Schulter 
des Mädchens sehe ich ein Täubchen. Eine andere Taube fliegt auf Aschenbrödels 
Schoss. Viele Täubchen kommen zum Küchenfenster hereingeflogen. Sie wollen 
alle mit Linsen lesen. Aschenbrödel spricht zu den Täubchen: ,^ie guten ins 
Topf eben, die schlechten ins Kröpfchen!" (M. F. 3. Schul j.) 

Wie ich mir Rotkäppchen vorstelle. 

Wer kommt denn da durch den dunklen Wald geschritten? Rotkäppchen ist's. 
Es ist ein allerliebstes Kind. Auf dem Kopfe hat es ein rotes Käppchen. Das hat 
es von der Grossmutter geschenkt bekommen, über dem blauen Röckchen trägt das 
Kind eine weisse Schürze. Die braunen Augen gefallen mir sehr gut. Das schwarze 
Haar fällt Rotkäppchen über die Schultern. In der linken Hand trägt es ein Körb- 
chen, in der rechten einen bunten Blumenstrauss. So geht das Kind hübsch sittsam 
auf dem Waldwege dahin. (M. F. 3. Schul j.) 

Sdmeeweiaschen in meinem Märchenbache. 

Auf dem bunten Teppiche steht das schöne Schneeweisschen. Es ist die aller- 
Bchönste Königsbraut. Die Wangen blühen wie blutrote Röslein. Tiefschwarzes 
Haar fällt über seine Schultern. Die grossen braunen Augen blicken mich freund- 
lich an. Schneeweisschen trägt ein weissseidenes Kleid. Das hat eine lange Schleppe. 
Besonders geföUt mir der prachtvolle Schleier. Die zierlichen Schuhe sind mit 
kostbaren Edelsteinen besetzt. Schneeweisschen muss nun von den Zwergen schei- 
den. (3. Schulj.) 

Sneewittchens erster Morgen im Waldhävschen der sieben Zwerge. 

Ich habe vom Weihnachtsmann ein schönes Märchenbuch bekommen. Darinnen 
ist ein hübsches Bild vom Sneewittchen und den sieben Zwergen. Ich will dir jetzt 
erzählen, was ich auf dem Bilde alles sehe. 

Mein Auge erblickt das Zimmer der sieben Zwerge. An der Wand stehen sieben 
kleine niedliche Bettchen mit weissen Zudecken. In dem grössten Bette sehe ich 
Sneewittchen liegen. In den übrigen fünf Bettchen liegt je 1 Zwerglein, und in dem 
letzten Bettchen sehe ich 2 liegen. Die langen Barte der Zwergelein liegen auf den 
weissen Zudecken. Wenn Sneewittchen erwacht, sieht es in der Mitte der Stube 
ein weissgedecktes Tischlein. Darauf stehen Tellerchen. Auch 7 Löffelchen und 7 
Becherlein erblickt dann die Königstochter. Auf jedem Tellerchen liegt noch ein 
wenig Gemüse mit Brot. In jedem Becherlein ist Wein. Bald wird der Zwergen- 
älteste sagen: „Schau, schau! Die Wimper regte sich! Das Mündlein rot bewegte 
sich. Das blonde Köpfchen reckt sich auf, 2 blaue Äuglein schlägt sie auf!" 

Das ist Sneewittchens erster Morgen im Waldhäuschen der 7 Zwerge. 

(L. L. 4. Schulj.) 

Womit man sündigt, damit wird man gestraft. 

(Nach Grimms Märchen „Fundevogel".) 

Es war einmal ein alter Förster. Dieser hatte eine alte Köchin. Die hiess 
fSanne. Einst brachte der alte Förster ein kleines Kind mit nach Hause. Das 
nannte er Fundevogel, über das Kind ärgerte sich die alte Sänne. Sie wollte 
Fundevogel ins siedende Wasser werfen. Das war eine grosse Sünde. Da haben 
wir in der biblischen Geschichte einen Satz gefunden. Der heisst: „Womit man 
sündigt, damit wird man gestraft." Einst lief die Sänne an den grossen Teich. 
Ben wolHe sie austrinken. Da kam schnell die E2nte geschwommen. Die fasste die 
Sänne beim Kopfe und zog sie ins Wasser hinein. So musste die Hexe zur Strafe 



92 Pädagogische Monatshefte. 

ertrinken. Erst sollte Fundevogel im Wasser sterben, nun musste sie selbst er- 
trinken. Womit man sündigt, damit wird man gestraft! (M. F. 3. Seh.) 

Goldmarie kehrt heim. 
(Im Anschlüsse an Grimms Märchen Frau Holle.) 
Ein schöner Sommermorgen ist es. Ich sehe, auf der Landstrasse läuft die 
glückliche Goldmarie. Leichten und frohen Herzens wandert sie heimwärts. Sie 
ist über imd über mit Gold bedeckt. Das ist ein Glitzern und Sonnenleuchten! 
Oben in der Luft singt eine Lerche ihr Morgenlied. Siehst du am Wäldchen dort 
das niedliche Reh? Mit hochgehobenem Köpfchen und klugen Augen blickt es 
neugierig dem Wundermädchen nach. Wie Goldmarie still für sich lacht! 

(3. Schulj.) 
Pechmarie kehrt heim. 
Abend ist es. Die Bäume auf der Landstrasse biegen sich hin und her. Am 
Himmel verbirgt sich der blasse Mond hinter den Wolken. Wen sehe ich da? Es 
ist Pechmarie! Weisst du, warum sie erst jetzt ins Haus ihrer Mutter zurückkehrt? 
Frieden und Glück hat sie verloren! (3. Schulj.) 

Schliesslich seien noch folgende Themen erwähnt, die des Verfassers Kinder 
bearbeitet haben imd — er kann's gestehen: mit grösster Lust! 

Sneewittchens Ankunft im Zwergenhäuslein. Sneewittchen erzählt den Zwer- 
gen seine Lebensgeschichte: 

,3^ch, ich bin gekommen arm und bloss, 

Mütterlein schläft in Grabes Schoss. 

Der König freite die zweite Frau, 

Die schlug mich oft und schalt mich rauh — " 

Sneewittchens Tagesarbeit bei den 7 Zwergen. Hierzu eignet sich vortrefflich 
Sneewittchens Monolog in Th. Storms Sneewittchen. (Märchen- Szenen, abegdruckt 
in Dr. I. Loewenbergs Gedichtssammlung: Vom goldnen Überfluss.) Der Monolog 
lautet: 

„Morgens im Dämmerschein 

feg ich das Kämmerlein, 

bohne die Stühlchen, 

lockre die Pfühlchen, 

mache die Bettchen, 

die Schlummerstättchen, 

nähe das Röcklein, 

hefte das Glöcklein, 

setz' auf die Jäckchen ^ 

saubere Fleckchen; 

Rehlein und Vöglein, 

alle die Tierlein 

flattern durchs Fensterlein, 

schlüpfen zur Tür herein, 

Sonne und Mondenschein, 

Stemlein, die hellen, 

sind alle meine Spielgesellen." 

Ein Feierabend im Zwergenhäuslein. Was der Königssohn erzählt. Warum ich 
Gretel liebgewonnen habe. (Grimms Stemtaler.) Goldmarie erzählt, wie sie im 
Hause der Stiefmutter der Aschenputtel sein musste. Was Frau Holle erzählt. 
Meine Abendstunden bei Frau Holle. (Von Goldmarie erzählt.) Unsere letzte Nacht 
im Schusterhäuschen. (Nach Grimms Märchen: Die Wichtelmänner.) 



Zur Praxis des Rechtschreibunterrichts im zweiten 

Schuljahr. 



Von EfMt Lüttfle. 



<Au9 ,,Deut9che Schulpraxis".) 



(Fortsetzung.) 

6. Der Selbstlaut ä durch e bezeichnet. 

Der ä-Laut, besonders der offene kurze, wird in den weitaus meisten Fällen 
durch ein e bezeichnet. Die Bezeichnung durch ä tritt vorwiegend nur da auf, wo 
es sich um einen Stamm mit a handelt (hält, aber: Held). 

In bezug auf das lange ä ist die Aussprache verschieden. In einem Teile Xieder- 
deutsehlands spricht man nicht bloss Wörter wie Feder, leben u. ä. mit einem 
geschlossenen e (Feeder, leeben), sondern auch solche mit ä, wie Seheefer statt 
Schäfer, Keese statt Käse. Für den Anfangsunterridit in der Rechtschreibung 
empfiehlt es sich, die Bezeichnimg durch e als Regel, die durch ä als Ausnahme 
zu behandeln. 

Obungsstoff. Feder, Leder, Regen, Segen, Besen, geben, lesen, beten. 

Feld, Geld, Eltern, Ernte, Lenz, gern, fem, gelb, helfen. 

L Sprechübungen. 

1. Unterscheidung des langen und kurzen ä: Feder — Feld. (Die Schüler 
sprechen: In F e d e r höre ich ein langes ä (nicht e), in Feld ein kurzes ä. 

2. FeststeUimg des auf das ä folgenden Mitlautes: ed, eg, es — eld, em, elb. 

Ergebnis: Vor einem Mitlaut klingt das ä lang, vor 
mehreren kurz. 

n. Schreibübungen. 

1. Aus welchen Lauten besteht Feder? F — ä — d— e — ^r. Anschreiben. Was 
fällt euch auf 7 Der ä-Laut wird meistens mit dem Buchstaben e geschrieben. 

Nennt und lautiert andere Wörter mit dem langen, mit dem kurzem ä-Lautel 
Anschreiben, Lesen u. s. w. 

2. Achtet in unserem Lesestücke auf solche Wörter, in denen der ä-Laut mit e 
geschrieben ist! (Etwa: „Sommerzeit" v. Hey.) 

Warum wird der ä-Laut in Schäfchen mit dem Buchstaben ä geschrieben? 
Wenn der ä-L aut aus a geworden ist, wird er mit dem 
Buchstaben ä geschrieben, sonst (meistens) mit e. 

3. Setze ich oder wir vor die Wörter lesen, geben, beten. 

4. Setze vor jedes Hauptwort der, oder die, oder das! 

Diktat. In der Schule lernen wir lesen und achreiben.*) Ich habe einen Hal- 
ter und eine Feder. Der Ranzen ist von Leder. Er hält gut. Ich bete gem. 



*) Die hervorgehobenen Buchstaben sind vor dem Schreiben festzustellen. 



94 Pädagogische Monatshefte. 

7. Der Mitlaut ich. 

Um eia deutliches, vom s oder j unterschiedenes seh hervorzubringen, müssen 
die Lippen weit vorgeschoben werden, sodass sie einen Vorraum vor den Zähnen 
bilden. Die Luft streicht ohne Stimme durch die fast geschlossenen Zahnreihen. 

Übungsstoff. Schaf, Schule, Schwan, Sdiwein, Schwanz, Schrank; 

schlafen, schreiben, schreien, schwingen, schlau, schmal^ 
schwarz, schwer. — Fisch, Tisch, Frosch, Busch, Asche, 
Tasche, Flasche, Muschel, Mensch, Marsch; fischen, wischen, 
waschen, naschen, wünschen; frisch, rasch. 

L Sprechübungen. 

1. Besonders zu üben sind solche Wörter, in denen äie Mundart seh mit ch 
verwechselt, z. B. Kirsche (nicht Kirche), Flasche, wischen, kindisch. 

Übung der Lautverbindungen asche, usche, osche, ische, esche. Wie klingt der 
Selbstlaut vor seh?*) 

2. Sprich recht deutlich: Scherenschleifer, Wäscheschrank, Waschfass, Schlaf- 
stube, Schulschrank. Frische Fische, gute Fische. 

3. Sprich recht schnell: Schneiderschere schneid't scharf, scharf schneid't 
Schneiderschere. — Schnall' schnell die Schnall' ein. 

n. SehreibübuBgen. 

1. Nennt Wörter, die mit dem Sch-Laut anfangen! Lautleren, Anschrwiben, 
Lesen. Wie wird der Seh -Laut bezeichnet? 

2. Nennt Wörter, die seh im Auslaut, im Inlaut haben! Achtet auf den 
Selbstlaut, der ihm vorauf geht! Er klingt kurz. 

3. Lest die mehrsilbigen Wörter nach Silben! Wa — sehen. Zu welcher Silbe 
kommt das seh? 

4. Nennt und schreibt zwei Wörter mit isch ! mit asch I mit useh ! 

6. Nennt und schreibt Tätigkeitswörter mit seh! 

Diktat. Am Baume hängen reife Kirschen. Sie sind rot oder schwarz. Auf 
der Wiese weiden Schafe. Der Hirte hütet sie. Er trinkt aus einer Flasche. Ich 
habe die Schäfchen gem. 

8. Der Mitlaut eh. 

Das ch bezeichnet zwei verschiedene Laute, je nachdem es nach den dumpferen 
Vokalen a, o, u, au, oder nach den helleren e, i, ä, ö, ü steht. In jenem Falle (als 
sog. Ach-Laut) bildet der hintere Zungenrücken mit dem weichen Gaumen eine 
Enge, durch die die Luft stimmlos hindurchstreicht. Im anderen Falle (Ich- 
Laut) wird diese Enge durch den vorderen Zungenrücken am harten Gaumen ge- 
bildet, wobei die Zungenspitze sich gegen die unteren Schneidezähne stemmt. 

Übungsstoff. 1. Dach, Bach, Loch, Koch, Tuch, Buch, Bruch; Sache, 

Rachen, Woche, Knochen, Kuchen; machen, lachen, 
kochen, suchen, brauchen; schwach, hoch. 

2. Licht, Sichel, Fichte, Milch, Kirche, Lerche; rechnen, 
brechen, riechen, kriechen, zeichnen, schleichen; reich, 
weich, bleich, leicht, recht, schlecht. 



*) Es wäre wünschenswert, dass wir für den Doppelbuchstaben seh einen 
Namen hätten, weil er ja nur einen Laut bezeichnet. 



Zur Praxis des Rechtschreibunterrichts. 95 

I. Sprechübungen. 

1. An zwei Wörtern (etwa Dach und dich) ist den Kindern der Unter- 
«ohied zwischen dem Ach-Laut und dem Ich-Laut zur Anschauung zu bringen, indem 
sie Yeranlasst werden, auf die verschiedene Lage der Laute zu achten. Ist ihnen der 
Unterschied bewusst geworden, danji haben sie von jedem vorgesprochenen Worte 
anzugeben, ob darin ein Ach-Laut oder ein Ich-Laut vorkommt. 

Wo die Schüler das Gaumen-r sprechen, ist auf eine scharfe Unterscheidung 
des r und ch zu sehen. 

2. Achte auf die Länge oder Kürze des vorhergehenden Selbstlautes! 

Übung der Lautverbindungen: ach, och, uch, auch; acht, ocht, ucht, aucht — 
ich, ech, äch, üch, eich, euch; icht, echt, öcht, ücht, eicht, eucht. 
Aehe, oehe, uche, auche, u. s. w. 
Arche, orche, urche, irche, erehe, örche, ürche. 

8. Unterscheide recht deutlich: 

Kirche — Kirsche rauchen — rauschen 

Rachen — raschen wichen — wischen 

Locher — löschen wachen — waschen 

dich — Tisch Männchen — Menschen. 

Ich — schreibe. 
Ich — schütze dich. 
Ich — schiesse. 

n. Schreibübungen. 

1. Nennt Wörter mit ach! och! uch! auch! u. s. w. 
Lautieren, Anschreiben, Lesen, u. s. w. 

Ergebnis: Der Ach-Laut und der Ich-Laut 
werden beide mit demselben Buchstaben ch ge- 
schrieben. 

2. Wie schreibet du: acht (a — ch(; ich? (i — ch); och? u. s. w. 
acht? (a— ch — ^t); echt? u. s. w. * 

aehe? (a — ch — e); oche? uche? erch? u. s. w. 
Anschreiben und Lesen dieser Bnchstabenverbindungen. 

3. Setze vor jedes Tätigkeitswort das Wörtchen er! Er rechnet u. s. w. 

4. Beantworte folgende Fragen: Wer rechnet? zeichnet? schleicht? kriecht? 
lacht? kocht? u. s. w. 

5. Setze folgende Wörter vor ein Hauptwort: Schwach, hoch, weich, reich, 
schlecht! (Die schlechte Milch.) 

Diktat. 

1. Am Morgen. 

Die Nacht ist vorüber. Die Menschen erwachen und fangen die Arbeit an. Auch 
die Tiere werden munter. Die Bienen suchen Honig in den Blüten. Die Tauben 
ffiegen auf den Hof oder in das Feld. 

2. Die Blumen. 

Wer hat die Humen nur erdacht? Wer hat sie so sdiön gemacht? Gelb und 
rot und weilt und blau, da« ich meine Lust dran schau. 

(Fortsetzung folgt.) 



Berichte und Notizen« 



I. Zur Schillerfeier. 



In der alten Heimat vieler Leser der P. M. rüstet man sich in allen Städten 
und Städtchen, die hundertste Wiederkehr des Tages, an dem der Lieblingfldiohter 
des deutschen Volkes die Augen auf immer schloss, durch eine würdige Feier zu 
einem bleibenden Erinnerungspunkte in der Geschichte der deutschen Nation eu 
machen. Auch in unserem Lande, überall wo Abkömmlinge des deutschen Stammes 
sich vereinigen können, deren Herzen in ihrer Jugend sich an Schillerschen Idealen 
erwärmt, welche die Bedeutung Schillers als geistiger Wegweiser Deutschlands 
erfasst, wird der bedeutungsvolle neunte Mai nicht unbeachtet und spurlos vor- 
übergehen. Chicago und St. Louis, Cincinnati und Milwaukee und andere deutsche 
Zentren treffen Vorbereitungen zu einer würdigen Schillerfeier. Von kleineren 
Vereinigungen sind Anfragen eingelaufen und ist das Ersuchen gestellt worden, 
Ratschläge bezüglich der Aufstellung eines passenden Festprogrammes in be- 
scheidenem Rahmen zu erteilen. Wir glauben diesem Wunsche dadurch am besten 
zu entsprechen, dase wir an dieser Stelle das Programm veröffentlichen, welches 
der von dem Nationalen D.-A. Lehreseminar und dem Verein deutscher Lehrer an 
den öffentlichen Schulen Milwaukee geplanten Schillerfeier zugrunde liegt. Das 
Programm umfasst folgende Nummern: 

1. Musikstück ausgeführt von dem Bachschen Orchester. 

2. Zitate aus Schillers Werken, vorgetragen von Zöglingen des Seminars. 

3. Festrede von Seminarlehrer Burckhardt. 

4. Zitate aus Schillers Werken, vorgetragen von Mitgliedern des Vereint 
deutscher Lehrer. 

5. ,J)as Lied von der Glocke" in der Rombergscben Vertonung, für gemischten 
Chor und Orchester. (Seminaristen und Lehrer.) 

6. Goethes „Epilog zu Schillers Glocke", gesprochen von einem Mitgliede des 

Pabsttheaters. 

• • « 

Die Deutschen Chicagos feiern den Todestag unter den Auspizien des "American 
Institute of Germanics" und des Schwabenvereins am 6., 7., 8. und 9. Mai. Als 
Vorfeier findet am 14. April eine Festvorstellung von „Wilhelm Teil" im Audi- 
torium statt, ausgeführt vom Milwaukee Ensemble. 

Am 6. Mai findet abends eine Aufführung von Beethovens 9. Symphonie und 
einiger anderer auf das Fest bezüglicher Musikstücke vom Apollo Club und dem 
Thomas Orchester statt. Die Eröffnungssprache hält Präs. £. J. James von 
Urbana, 111. 

Am 7. Mai findet eine Festversammlung im Auditorium statt. Programm: 
Prolog, Orgelsolo, Liedervorträge der vereinigten Männerchöre, Festrede von Prof. 
Calvin Thomas von der Columbia University, New York. 

Am 7. Mai vorm. akademische Konferenz im Gebäude der öffentlichen Biblio- 
thek oder im Fine Arts Museum; folgende Themata werden von den genannten 
Herren dabei behandelt werden: Prof. J. B. E. Jonas: Influence of Schiller's Lyrie 



Korespondenzen. 97 

Poetry; Prof. M, Winkler: Schiller's Aesthetic Ideas; Prof. S. W. Cutting: The 
Influence of Germany upon Amerioan University Life; Prof. P. W. Gromann: 
ISchiller's Conception of Germanic Myths; Prof. C. J. Little: Sohiller the Historian. 
Ausserdem haben folgende Herren ihre Teilnahme an dieser Festkonferenz teib 
'definitiv, teils als wahrscheinlich in Aussicht gestellt: Prof. W. T. Hewett, M. D. 
Learned, O. HeUer, J. S. Xollen, W. H. Carruth, G. £. Karsten, H. Golllts, C. T. 
Klentze, A. R. Hohlfeld, A. H. Palmer, J. Göbel, L. A. Rfaoades, H. Mflnsterberg etc. 

Am 8. Mai 1 Uhr mittags: Feier am Schiller Denkmal im Lincoln Park: 
Lieder der vereinigten Männerchöre, Festrede vom Stadtbibliothekar £. F. Gauss. 

Am selben Tage um 8 Uhr abends im Auditorium Fest Versammlung, Pro- 
gramm : Festprolog, Aufführung des Liedes von der Glocke mit Musik und lebenden 
Qildem. deutsche Festrede von General-Major Dr. v. Pfister, von Stuttgart, Ver- 
treter des Königs von Württemberg. 

Für die beiden Festprologe ist, wie bekannt, ein Preisausschreiben ($76 für 
jeden) veranstaltet worden. Das gedruckte Programm für die ganze Feier wird 
als Festschrift mit mehreren für das Fest speziell erbetenen Beiträgen hervor- 
ragender amerikanischer Bürger zur Verteilung kommen. 



II. Korrespondenzea» 



(Für die Pädagogiachen Monatshefte.) 



Chicago. einem oder zwei Tagen von der Univer- 

-^ T» « . j i. TT . sitat des Mittags bewirtet werden sol- 
Der Präsident unserer Um- j^^ ° 

T e r s i t ä t , D r. H a r p e r , ist yer- j^^^^i ein altes treues Mitglied des 
gangene Woche operiert worden. Leider Lehrerbundes, Herr Louis Schutt, 
Haben die Chirurgen festgestellt, daaa ^^^ j^ Hospital und hat eben (zum 
der Patient an krebsartigen Geschwüren viertenmal) eine Operation überstanden, 
an den Emgeweiden leide, <he ihn wohl ^us dem Aller heiligsten un- 
in a^ehbarer Zeit dahinraffen werden, ^^^es Seh uU uperintendenten 
Dr. Harper weiss, m welch grosser Le- k^mmt eben die Nachricht, dass die im 
beMgefahr er schwebt und hat in den j^nu^ abgehaltenen Beförderungsprü- 
letzten zwei Wodien mit Anspannuiig f^^^g^j^ von 232 Lehrkräften bestanden 
*u ' ,r "■ r ® gearbeitet, um alles in sol- worden seien. Es nahmen an denselben 
'cher Verfassung zurückzulassen, dass die ungefähr 600 Personen teil. Wie es den 
Universität selbst ein Jahr lang im ord- durchgefallenen 368 zumute sein mag, 
nungsmässigen Gange bleiben kann, jie sieh auch fleissig und gewissenhaft 
«eilten seine Tage jetzt schon gezählt ^uf ihr Examen vorbereitet hatten, die 
*®*°' aber weniger vom Glück begünstig 

Diese Hiobspost berührt den Nation- waren, davon wird nichts gesagt. Hof- 
alen Deutschamerikanischen Lehrer- fentlich wird bald die Zeit kommen, wo 
bund und seine Mitglieder deshalb ganz diese ganz und gar unnötigen und imge- 
besonders schmerzlieh, da der jetzt im rechten Prüfungen wieder in Wegfall 
Schatten des Todes stehende Mann noch kommen. — 

vor kurzem dem hiesigen Lokalausschuss Mit den Vorbereitungen für den wahr- 
für den bevorstehenden Chicagoer Ldirer- scheinlich vom 3 0. Juni bis 3. Juli 
tag äusserst freundlich entgegengekom- hier stattfindenden Lehre r- 
men ist. Er hat nicht nur versprochen, tag ist nun ernstlich begonnen worden, 
am EröfTnungsabend der Konvention Es hat sich ein tatkräftiger Lokalaus- 
persönlich gegenwärtig zu sein und die schuss gebildet, der jetzt tüchtig ans 
Versammlung zu begrüssen, sondern er Werk gehen wird, die diesjährige Tagung 
hat dem Lehrerbund eine elegante und zu einem grossen Erfolge zu machen, 
geräumige Halle zur Verfügung gestellt, Die deutschen Lehrer des Landes sollten 
in der die Versammlungen abgehalten schon jetzt in ihr Reiseprogramm schrei- 
werden können, und hat überdies noch ben: 30. Juni, 1., 2. und 3. Juli — Chicago, 
angeordnet, dass die Teilnehmer an * 



98 Pädagogische Monatshefte, 

Cincinnati hobenen Hauptes, seines inneren Wertes- 
4. , V o u ' ^4. \XT- j bewusst, seinen ehrenhaften Weg, und 
t Johannes Schmidt. Wieder ^^,^^ ihn „icht mehr kennen wollte, den. 
hat der Sensenmann einen unserer alte- kannte er erst recht nicht. Während der 
sten Kollegen hinweggerafft. ,John" letzten Jahre machte ihm ein Nieren- 
Schmidt — wer kannte und achtete, ich und, wie ich jet«t höre, auch Lungenlei- 
niag wohl sagen, liebte ihn nicht, den den« häufig mehr zu schaffen, als ihm 
hochgebildeten, ehrenhaften frühereu lieb sein konnte, bis es ihn endlich, am 
deutschen Oberlehrer und späteren Ge- 20ten Februar, nach sehr kurzer Bett- 
sanglehrer, seit dem Jahre 1861 an den lägerigkeit dahinraffte. Sein Schatten 
hiesigen öffentlichen, und vorher an Kir- kann sich damit trösten, dass man von 
chen- und Privatschulen tätig gewesenen John Schmidt noch lange, lange Zeit mit 
rheinpfälzer Seminaristen? Auch in wei- Ehren reden wird, wenn gar manche von 
teren deutschen Lehrerkreisen war der uns anderen bereits vergessen sein wer- 
Verstorbene als Mitgründer des deutsch- den. Vielversprechend im Anfang, nicht 
amerikanischen Lehrerbundes, als Be- selten wirr in seinem Verlaufe, trübe am 
suoher von Lehrertagen, als Mitverfasser Ende, war Schmidts Leben und Wirken 
der früher hier und anderswo im Ge- von jenen eines, die der Menschheit mehr 
brauche gewesenen Wildeschen deutschen (lUtes schenken, als sie von ihr empfan- 
Lesebücher, als jovialer Gesellschafter, gen. 

als tüchtiger deutscher Mann im besten „Leb im Ganzen! Wenn du lange dä- 

Sinne des Wortes bekannt und hodige- hin bist, es bleibt.'* Diese von ihm hau- 

achtet. Geboren am 23. Oktober 1831 in fig zitierte Schlusszeile eines Sohiller- 

der bayrischen Rheinpfalz, im Seminar seilen Dichtichons war dem lieben Dahin- 

zu Kaiserslautern zum Lehrer ausgebil- geschiedenen Lebensregel; aber auch auf 

det und als solcher kurze Zeit in seinem den Ausspruch Byrons stützte er sich: 

Geburtslande tätig, siedelte Schmidt aus- „Glaub' nicht, die Erde, welche deine- 

gangs der vierziger Jahre nach Amerika Hölle ist, sei Dasein; — sie vergeht, und 

über und Hess sich am Ohio nieder, um — du wirst bleiben, nicht weniger als 

zuerst in unserer Nachbarstadt Newport du bist." 

im Staate Kentucky und etwa zehn Daraufhin konnte Schmidt, wenn's 

Jahre darauf in hiesiger Stadt in seinen denn doch geschieden sein musste, ster- 

oben angedeuteten Wirkungskreis einzu- ben. — Er lebt fort in metir als einem 

treten. Zusammen mit Burger, Dömer Herzen. 

und Peaslee war es Schmidt, der den da- — Nichts, rein nichts ist aus u n- 

mals noch in Kinderschuhen sich lang- serem Schulleben zu berichten, 

sam und mühsam fortbewegenden deut- Wenn Helvetius im Rechte war mit 

sehen Unterricht nach deutschländischem seinem Ausspruche: „Wir sind einzig und 

Muster auf eigene feste Füsse stellen allein das, wozu uns die uns umgebenden ^ 

half, der deutschen Lehrmethode end- Dinge machen", so gilt das unbedingt 

gültig Eingang und Geltung verschaffte, von uns Hiesigen. Seitdem Europea von 

junge Anfänger zu deutsehen Lehrern oben herunter Ruhe hält, haben wir auch 

heranbildete, selbst als vorzüglicher Pä- Ruhe, es sei denn wir sind so dumm, uns 

dagoge sich bewährte, immer im Inte- selbst zu beunruhigen. Ich kenne heute 

resse des Deutschen tätig, auch nachdem Genossen und .... innen, denen man die* 

er in die Gesangsabteilung übergetreten Quecksilbrigkeit nur so im Gebeine kol- 

war, um, — jetzt vor zwölf Jahren, ex lern zu hören pflegte — jetzt sind sie 

abrupto und in schnöder Weise zur Re- ruhig, weil niemand sie zu "worry" an- 

signierung genötigt zu werden. Damit leitet oder gar herausfordert und 

ging John Schmidts unverwüstlicher zwingt. 

Humor und Schaffensmut, weil des rieh- Ja, die Leutchen fangen an, sich qua 
tigen Feldes beraubt, allmählich damie- solche zu amüsieren! Haben da einen 
der, wie sehr er sich auch immer noch Verein gegründet — „Scherz und Ernst"" 
für alles Hohe und Schöne begeistern — wo jeden Monat musiziert und ge- 
konnte. Sein neu eingeschlagener Le- tanzt wird; haben auf Washingtons Ge- 
benspfad, das Versicherungswesen, bot burtstag ein recht hübsches Fest ge- 
ihm. wie so vielen anderen, mehr Domen feiert, bei welcher Gelegenheit unser Su- 
als Rosen ; sein immer heller, stets schaf - perintendent, Herr Dyer, sich dahin aus- 
f ender Geist fand nicht die rechte Nah- drückte, dass er die Deutschen für die 
rung, nur wenig Befriedigung. Mehr als einzig wahren Lebenskünstler halte, da 
einmal hat der Schreiber dieser Zeilen sie Frohsinn und Genuss mit Arbeit und 
diese Tatsache mit Wehmut erkennen Pflicherfüllung zu paaren verstünden, 
müssen, sie aus Schmidts eigenem Munde Und, gewiss um sie auf diesem Wege zu 
bestätigen gehört. Dennoch ging er er- halten, gab er den anwesenden 150--200'* 



Umschau, 99 

Lehrgen ossensehäftlern die trostreiche, Gleichmässige Besteuerung — ja so et- 
beinahe unumstösslich gewisse Aussicht was gibts bei uns hier in Amerika ja 
auf eine mit dem nächsten Schuljahre in gar nicht; nirgends in der ganzen Welt 
Kraft zu setzende Gehaltserhö- geschieht die Besteuerung in so unge- 
h u n g , mit dem Versprechen, was an rechter Weise wie hier. Doch was hat 
ihm liege, tun zu wollen, auf dass auch dies mit Lehrergehältern zu tun? Es 
etwas Erkleckliches dabei herausspringe, wurde in diesen Korrespondenzen mit- 
Da nun auch verschi^ene eintiussreiche geteilt, dass bei der vom hiesigen Schul- 
Schulratsmitglieder sich in demselben rat beschlossenen Gehaltserhöhung der 
Sinne äussern, so mag es ja wohl nach Ldirer, vom Bürgermeister erklärt wur- 
dem exotischen Winter fttr uns am de, der Mangel an Fonds in der Stadt- 
Platze sein zu sagen: kasse lasse dies nicht zu. Doch die Er- 

3.«h auf gefrorner a.ri,t. ^^l^h 'Aen^^A^b^r^a'^Ltf dfjier 
Der Mai ist vor der Tür. n^i«„««uf;4. ^;««-i «« ^;«« «.^•^»u;«-. 
Du blMbi^at Pwiff tot Gelegenheit einmal an eine sorgfältige 
uu Diei&est ewig lot, Prüfung unserer Steuerverhältnisse ge- 
Blühst du nicht jetzt und hier.» ^„genrund da hat man denn gefunden, 
Die meisten von uns werden das ja nur dass alle grossen Korporationen in 
-zn gerne tun! — der Stadt, wie Eisenbahnen, Express-, 
Beim Couvertieren dieser Epistel trifft Telegraph-, Telephon-, Gas- und Stras- 
mich die, allerdings nicht ganz unerwar- senbahngesellschaften teils gar nicht, 
tete, Kunde von dem Dahinscheiden des und teils ungenügend Steuern in die 
vielen, vielen Lehrern wohlbekannten Stadtkasse bezahlen. Da hat nun der 
deutschen Arztes, Zoologen und Litera- Steuerkommissär G. Bruce (zugleich der 
len, Dr. med. Adolph Zipperlen. Herausgeber des tüchtigen Milw. Public 
Ein tüchtiger, echter, liebenswürdiger School Journal) die Lehrer auf diesen 
deutscher Mann schied mit dem 87 -jäh- Gegenstand in einem Vortrage aufmerk- 
rigen aus dem Leben, und wer deutsche sam gemacht, den er vor einiger Zeit in 
Lehrertage in Cincinnati besucht oder einer Versammlung der Milw. Teachers' 
sonst bei uns geweilt hat, der hat den Association hielt. Die Summe, die der 
jovialen alten Herrn gewiss kennen und Stadt jährlich vorenthalten wird, be- 
schätzen gelernt. läuft sich auf ungef&hr $500,000, wovon 
So verzieht sich immer einer nach dem natürlich die Schule ihren entsprechen-' 
anderen, und da heute der Schreiber den Anteil erhalten würde. Der Prinz!- 
dieser Zeilen seinen vielten Geburtstag pals- und der Lefarerverein haben die 
begehen muss — seinen Kuchen hat er Sache in die Hand genommen und wer- 
bereits angeschnitten und seine Pfeife den gemeinschaftlich durch geeignete 
Geburtstagtabak raucht «r gerade jetzt Personen bei der Legislatur in Madison 
— so fragt auch er sich ahnungsvollen vorstellig werden, um diese Korpora- 
Geistes still, aber frisch: Quosque tan- tionen zu einem gerechten Steueranteil 
dem? **• zu veranlassen. Ob dies gelingen wird, 

n*.| ^ ist bei der famosen Einrichtung unserer 

fluiwauKee. Lobbies wohl sehr fraglich; doch der 

Lehrergehälter und gerech- Versuch kann ja gemacht werden, 
"te, gleichmässige Besteue- A. W. 

Tung in Wechselwirkung. 



III. Umschau. 



Vom Lehrerseminar. Eine für die gesprochen wird. Auch in anderen 
Weiterentwickelung des Lehrerseminars Städten des Landes ist eine Bewegung 
wertvolle Anerkennung wurde demsel- im Gange, unseren Abiturienten das 
ben durch den am Dienstag, dem 7. d. gleiche Recht einzuräumen, so dass wir 
M., vom hiesigen Schulrate gefassten hoffen dürfen, allmählich in festere Be- 
Beschlusse zu teil, nach welchem den Ziehungen zum öffentlichen Schulwesen 
Abiturienten der Anstalt auf Grund des Landes treten zu können, 
ihfes Diplomes die Berechtigung zur Noch eine andere Massnahme trafen 
Anstellung als Assistenzlehrer des die Schulbehörden der Stadt, die unseren 
Deutschen an den öffentlichen Schulen Zöglingen insofern zum Vorteil gerei- 
Hilwaukees ohne weiteres Examen zu- chen, als sie ihnen bei ihrem Eintritt in 



100 Pädagogische Monatshefte. 

die öffentlichen Schulen von vornherein steht. Mit ffrosser Gewissenhaftigkeit 
eine grössere Gewandtheit im Klassen- nahm er Einblick in die Klassen und 
Zimmer sichern wird. Bisher beschränkte deren Leistungen. Wfthrend eeines Hier- 
sieh die praktische liehrtätigkeit der seins fand auch eine Sitzung des Lehr- 
Seminaristen auf einzelne Lehnproben in ausschusses und der Fakultät statt, die 
den Klassen der Deutsch-Englischen über vorzunehmende Äjiderunffen in der 
Akademie. Durch Verfügung des Super- Aufnahme der Schüler eingäende Be- 
intendenten der öffentlichen Schulen ratungen pflegte. Ein Komitee, beste- 
und unter Genehmigung des zuständigen faend aus den Herren Heller, Abrams unct 
Schulratskomitees werden die S(^tQer Griebsoh wurde damit beauftragt, feste 
der abgehenden Klaese von nun an Ge- Vorschläge bezüglich dieses Gegenstan- 
leffenheit erhalten, in den öffentlichen des zu machen. 
Schulen regelmässigen Unterricht uni^r 

Aufsicht der betreffenden Klassenlehrer ReformvorscUäge. II. Handfer- 

erteilen, eine Einrichtung, deren Vorteil tigkeitsunterricht wurde im 

klar ersichtlich ist. Jahre 1890 in den Vereinigten Staaten 

Als ein Nachteil wurde es betraditet, in 37 Städten mit einer Bevölkerungs- 
dasa der Leiter der beiden Anstalten, zahl von 8000 und darüber erteilt; im 
des Lehrerseminars und der Deutech- Jahre 1902 in 270 Städten. In den 
Englischen Akademie, eine zu grosse meisten dieser Städte erstreckt sich der 
Anzahl von Unterrichtsstunden zu er- Handfertigkeitsunterricht auf drei, vier, 
teilen hatte. Eine Besprechung dieser oder noch mehr Jahre. Die Durch- 
Frage im Vorstande der Akademie schnittskosten einer vollständigen Ein- 
führte zu dem glücklichen Resultat, richtung für den Handfertigkeitsunter- 
dass beschlossen wurde, eine neue Lehr- ridit (Hochschulen ausgeschlossen) be- 
kraft anzustellen. Dieselbe wurde in laufen sich auf $20,000, was eine Qe- 
Herrn Lewis Vantine gefunden. In der samtauslage von $5,400,000 für den 
hiesigen Staats -Normalschule ausgebil- Zweck ausmacht. Die laufenden Aus-, 
det, ist derselbe während der letzten gaben für Lehrer, Handwerkszeug usw. 
vier Jahre an den öffentlichen Schiüen beliefen sich 1901/02 auf nahezu eine 
tätig gewesen, von wo aus ihm die Million Dollars. Boston, New York^ 
besten Zeugnisse ausgestellt worden Washington, Allegheny, Toledo, Loa 
sind. Herr Vantine übernimmt den eng- Angeles und San Francisco sind einige 
tischen Unterricht im siebenten Grade der Städte, in denen der Handfertig- 
der Akademie und in der ersten Semi- keitsunterricht in der Volksschule ein- 
narklasse. Dem bisherigen Leiter des geführt ist. 

siebenten' Grades, Herrn Chas. Purin, Wahrscheinlich durch den günstigen 

sind au^er dem Handfertigkeitsunter- Stand des Handfertigkeitsunterrichta 

rieht die mathematischen Fächer in den ermutigt, hat der Verein der amerika- 

ersten beiden Klassen des Seminars nischen landwirtschaftlichen Colleges 

Überwiesen worden. und Versuchsstationen eine Bewegung 

Die in den ersten Tagen des Monats in Fluss gebracht, um den Unter- 
März abgehaltene Versammlung der Su- rieht in Ackerbau wisse n- 
per int endenten Vereinigung, eines Zwei- s c h a f t in die oberen zwei Klassen der 
ges der N. E. A., führte auch eine Reihe Volksschulen auf dem Lande einzufüh- 
von Besuchern nach unserer Anstalt, die ren, und der Ackerbauminister imserer 
sich sämtlich befriedigt über unsere Ar- Bundesregierung hat die Sache zu der 
beit äusserten. Unter den Besuchern seinigen gemacht, indem er dem Bericht 
befand sich auch Herr F. B. Dyer, Super- obigen Vereins auf Regierungskosten 
intendent der öffentlichen Schulen Mil- weitere Verbreitung gibt. Im Staate 
waukees, der besonders durch sein lie- Illinois ist fast in jedem Oounty nach 
benswürdiges Wesen einen freundlichen einem vom Dekan des staatlichen Acker- 
Eindruck zurückliess. bau -College ausgearbeiteten Plane im 

Am 23. und 24. Februar weilte Herr letzten Jahre zum ersten Male Acker- 
Professor Otto Heller von der Washing- bauwissenschaft unterrichtet worden, 
ton Universität zu St. Louis auf Ein- und der Staatsschulsuperintendent be- 
ladung des Vollzugsausschusses in un- richtet von einem „grösseren Interesse 
serer Anstalt, um sich mit der Arbeit im ganzen Staate für den Unterrichts- 
derselben vertraut zu machen. Er wurde zweig des Ackerbaus". Auch aus Loui- 
im vorigen Jahre als Mitglied des Ver- siana, Iowa, Ohio, Missouri und anderen, 
waltungsrats gewählt und dem Lehr- Staaten wird über Versuche zur Ein- 
ausschuss zugeteilt, der dem Direktor führung des neuen Wissenszweiges in 
und dem Lehrerkollegium bezüglich der die ländlichen Volksschulen berichtet, 
inneren Führung des Seminars zur Seite Hand in Hand mit dem Bemühen, Acker- 



Umschau, 101 

l)aukiiiide in den Lehrplan der Volks- mehr als eine Lebensaufgabe bei dieser 
schule einzufügen, geht das ernstliche Arbeit zu erfüllen." 
Bestreben, geeignete Aekerbaulehrer zu Wenn man nun den Unterrichtsplan 
gewinnen. In Wisconsin haben der der Volksschule in Murrayscher Weise 
Staatsschulsuperintendent und die Be- verbessert, sagt der oben genannte Be- 
amten des Ackerbau-College der Staats- rieht, so gewinnt man ja genügend 
Universität die Annahme eines Gesetzes Raum und Zeit, um Ackerbauwissen- 
znwege gebracht, das von den Leiirem schaft in den siebenten und achten 
das Ablegen einer Prüfung in Ackerbau- Grad einzufügen. In der letzten Num- 
kunde fordert. Ähnliche Gesetze sind mer der P. M. wurde in dem Umschau- 
in Maine, Nebraska, Nord- und Süd- artikel „Reformvorschläge'' mitgeteilt. 
Carolina und in Tennessee angenommen wie ein Neunerausschuss des Wiscon- 
worden. Die unvermeidlichen „Text- siner Lehrervereins in derselben Weise 
bücher" haben bereits eine stattliche wie die Befürworter des Ackerbauunter- 
Zahl erreicht; und vor allem haben sich richts Raum zu finden hofft, um den 
die überall in unserem Lande üppig Unterricht in der deutschen Sprache be- 
blühenden Sommerschulen der „Ausbil- reits in den oberen zwei Volksschul- 
•düng" von Ackerbaulehrern aufs wärm- klassen beginnen zu lassen. Es dürfte 
ste angenommen. Von den 977 Lehrern nicht unangebradit sein, darauf hinzu- 
der Sommerschule von Nord-Carolina weisen, dass der Ursprung beider Be- 
studierten im letzten Jahre 477 Acker- wegungen sich bis zum College und zur 
bau. Universität verfolgen lässt, was der 
Wie soll nun in den beiden Oberklas- Vermutung Raum gewährt, die Vorbil- 
sen der ländlichen Volksschule Raum düng unserer zur Universität abgehen- 
für ein weiteres Unterrichtsfach ge- den Hochschüler genüge nicht. Die Pro- 
sehaffen werden? Früher machte man fessoren der landwirtschaftlichen Fakul- 
gewöhnlich Platz, indem man kurzer- täten, die verständlicher und verständi- 
hand einen Wissenszweig, den man dann ger Weise ihre Wirksamkeit auf den 
einen "fad" nannte, und der auch manch- Ackerbau treibenden Teil unserer Be- 
mal einer war, aus dem Plan hinauswarf, völkerung nachdrücklicher zu gestalten 
bis der neue *'fad" von einem dritten versuchen, haben einen schreienden 
verdrängt wurde. Aber das Wort "fad" Mangel an biologischen Wissensfächem 
ist etwas ausser Gebrauch geraten, seit bei ihren Studenten entdeckt, was ihnen 
unsere Reformatoren eingesehen haboi, nicht zu schwer geworden sein dürfte, 
dass sie ihren Lieblingsgedanken nicht und so greifen sie bis zur Volksschule 
zum Siege verhelfen können, wenn sie herunter, um dem Übel abzuhelfen. Un- 
die Befürworter anderer Richtungen ter der Marke "Nature Study" lässt sich 
zeitweilig aus dem Felde schlagen, alles zusammenfassen, was fast überall 
Allen Neuerem hat Prof. Frank McMur- in den ersten acht Klassen der amerika- 
ray von der Columbia-Universität die nischen Volksschule von den beiden 
Wege gezeigt. Prof. McMurray tritt Wissenschaften Botanik und Zoologie 
nicht dafür ein, dass irgend ein Gegen- gelehrt wird. Prof. H. E. Armstrong 
stand von denen, die jetzt in der Volks- aus London, ein Mitglied jener englän- 
schule gelehrt werden, ganz fortfällt, dischen Moseley-Kommission, die unsere 
aber er empfiehlt das Weglassen von Schulen studiert hat, fällt das folgende, 
Einzelheiten und gewissen Kapiteln, zum Teil recht harte Urteil über "Na- 
Am Schlüsse eines Artikels in der Ed. ture Study": 

R. darüber, was sich aus dem Plane der ,J)ie Lektionen in Nature Study, wenn 
Volksschulen streichen Hesse, sagt er: sie nicht einen spezifisch botanischen 
„Obgleich manche umfangreiche Kapitel oder zoologischen und wissenschaftlichen 
weggelassen werden sollten^ so ist eine Charakter trugen, waren hervorragend 
Reform in der Hauptsache nicht da- oberflächlich und wertlos. Darüber be- 
duTch zu erzielen, dass man da und dort steht kein Zweifel, dass Pionierarbeit 
etwas abschneidet, sondern dadurch, von grosser Wichtigkeit getan wird, 
dass man die jetzige Masse von Ideen worauf sich in Zukunft bauen lässt. 
in jedem Fache zu einem harmonischen Aber ich bin überzeugt, dass der Arbeit 
Ganzen zusammenschweisst. Das ist in- die Tiefe mangelt und dass die betref- 
dessen weder die Aufgabe der Volks- f enden Lehrer sich nicht bewusst sind, 
Schullehrer noch der wissenschaftlichen bis zu welchem Grade exakte Methoden 
Fachlehrer, sondern der fortgeschrit- in solchen Studien sich einführen las- 
tensten und fähigsten Erzieher, die mit sen: sie müssen mit der Praxis wissen- 
dem Lehrstoff und den Grundsätzen der schaftlicher Methode, mit der Kunst der 
Erziehungswissenschaft vollkommen ver- Darbietung sich erst vertrauter machen, 
traut sind. Selbst soldie Männer haben Es würde richtiger sein, diesen Unter- 



102 Pädagogische Monatshefte. 

rieht eine Bewegung zur Förderung der Tieren, ^ie den Menschen nützlich sind, 
Liebe zur Natur zu nennen, als von und in der Behandlung der Milchpro- 
einem Studium der Natur zu sprechen, dukte. Wenn dann noch Zeit und Ge- 
Gegenwärtig schliesst er zu weni^ wirk- legenheit übrig ist, kann der Ackerbau- 
liches Studium und Zielbewusstsem ein." lehrer noch die Grösse und Lage von 
In unseren Volkshochschulen studieren Feldern, ländlichen Wohnhäusern, 
die der Volksschule Entlassenen die bei- Schuppen, Ställen, Wegen, Wasserlei- 
den Wissenschaften Botanik und Zoolo- tungen, und endlich auch die Behand- 
gie in wöchentlich drei bis zuweilen lung der Ackergeräte und ländliche 
fünf Lektionen während eines Scfauljah- Buchführung zum Gegenstand des Un- 
res von zehn Monaten, das in manchen terrichts machen. 

ländlichen Hochschulen auf aeht und Die Begeisterung für den „neuen" 
sieben Monate zusammenschrumpft. Unterrichtsgegenstand scheint überall 
Dieser Unterricht kann wegen der Ziel- jm Wachsen begriffen, aber dass die 
losigkeit des voraufgegangenen Nature Ackerbaulehre andere Fächer verschlin- 
Study keine Fortsetzung oder Erweiter- gg^ y^rird, steht nicht zu befürchten, 
ung des letztem genannt werden; zudem Dafür spricht die Tatsache, dass die 
geht bei unserer neuzeitlichen Unter- g^ele des Ackerbauunterrichts vorläufig 
richtsmethode, die von dem Schüler das j^^q^ i^j „Textbuch" liegt. Wenn mit 
selbstgemachte Experiment fordert, viel ^er Bereicherung durch biologische Wis- 
wertvoUe Zeit verk)ren. Der bei dem sensfächer die Anschauungen über den 
Schülerexperiment etwa erzielte Gewinn ^^^t der Ackerbaukunde in der Volks- 
an geistiger Zucht kann den gänzlichen schule unter den Lehrern sich klären, 
Mangel an positiven und praktischen ^i^nn wird der neue Zweig auf das zu- 
Kenntnissen, wie sie der Professor der masige Mass zurückgeführt und einge- 
Ackerbauwissenschaft fordern muss, schränkt werden können, nämlich auf 
nicht ersetzen. ^ . vx ^ Zoologie und Botanik mit besonderer Be- 
Der mehrmals genannte Bericht des rüeksichtigung der Pflanzen und Tiere, 
Vereins der amerikanischen landwirt- ^ie in einer Gegend heimisch oder be- 
schaftlichen Colleges und Versuchssta- sonders wichtig sind, 
tionen nun schreibt Nature Study für 
die unteren Jahrgänge ebenfalls vor, 

aber er gibt dem Unterrichte ein be- Prof. August L. Gräbner. — 
stimmtes Ziel. In St. Louis ist am 7. Dezember Pro- 
Für den eigentlichen Unterricht in der fessor August L. Gräbner gestorben. 
Ackerbaukunde, mit dem siebenten Mit ihm schied einer der bedeutendsten 
Grade beginnend, fordert der Bericht Gelehrten des Landes aus dem Leben, 
eine Unterweisung des Kindes im Bau Er war nicht nur ein tüchtiger Theo- 
und in der Tätigkeit der Pflanze. Wie löge, der im Rate der evang.-lutheri- 
die Pflanze sich nährt, wie sie wächst, sehen Kirche eine hervorragende Stellung 
und in wie mannigfacher Weise sie sidi einnahm, sondern zeichnete sich auch 
vermehrt, mit einem Worte, die Lebens- auf anderen Gebieten der Wissenschaft 
geschichte der Pflanze von Samenkorn aus, besonders als Historiker und 
zu Samenkorn, das soll der zukünftige Sprachforscher. Er beherrschte nicht 
Ackerbauer verstehen lernen. Dann soll weniger als zwölf Sprachen und war in 
er mit der Umgebung der Pflanze be- einer jeden derselben schriftstdlerisch 
kannt gemacht werden: wie Luft und tätig. Augustus L. Gräbner wurde vor 
Licht, Wärme und Feuchtigkeit das 55 Jahren auf der Indianer-Reservation 
Wachstum beeinflussen, welche Arten in Roseville, Mich., geboren. Sein Vater 
des Bodens zu unterscheiden sind und war Pastor H. P. Gräbner, welcher von 
wie der Boden gelockert, gedüngt, be- Pastor Loche von den fränkischen Kolö- 
wässert, bereichert werden kann. Wie nien nach Amerika geschickt worden 
man sät und erntet, wie Unkraut aus- war, um in den deutschen Ansiedlungen, 
zurotten ist, wie man schädliche In- die anfangs der vierziger Jahre in 
Sekten vertilgt und Krankheiten der Michigan gegründet wurden, zu predi- 
Pflanzen behandelt, das darf in Zukunft gen. Nachdem er eich der Indianer- 
dem Kinde des Landbewohners nicht spräche bemächtigt, gründete Gräbner 
mehr vorenthalten werden. Senior mehrere Missionsposten unter 
In derselben ausführlichen und gründ- den verschiedenen Reservationen. Prof. 
liehen Weise verlangt der Berieht die Gräbner ist der Verfasser einer Anzahl 
Unterweisung in der Lehre von den Bücher und Schriften. 



Bjichersdiau. 



I. Biiclierbespreditiiigeii. 



"Sprachübungen. (In sieben Hef- Unangenehme - des grammatikalisclTen 

ten.) Im Anschlüsse an die Lese- Unterrichtes zum Bewusstsein zu brin- 

bücher der Serie Weick-Qrebner. gen. Nach genauer Durchsicht des 

Bearbeitet ftir den deutschen Un- Werkchens kann man nicht umhin, dem 

terricht in amerikanischen Volks- Herrn Verfasser far «eine gründliche 

«chulen von Emil Kramer. Ver- und fleissige Arbeit Anerkennung ta. 

lag von Gustav Mühler, Oincinnati, zollen. Nur in einem Punkte liesse sich 

Ohio. vielleicht ein leichter Einwand erheben: 

AU tüchtiger Fachmann kennt der ?*'""'=•' '°'»?«"8 »"^.^^f ^'^ <*% ^■ 
Verfawer die Schwierigkeiten, wefche »«ifd'ung emes Gedichtes oder Lese- 
dem Lehrer des Deutscfen an de« 6t- »tückes nach sogenannten Leitwörtern. 

fentlichen Schulen entgegentreten, und ^l'^ **|*^?*** ''*""' T • v*"**' . *E?' 

er versucht in seinem Werkchen dem *»"*" Bedmgungen vielleicht vorteil- 

mangelnden Sprachgefühle der Kinder 5"*^ • 5" «fte«» Klassen verwerten. 

dureS systematische und interessante ^'>^\ f. **" ,,*'*"»**« J**" Graden sollte 

«bungen nachzuhelfen. Herr Kramer der »"dividudlen Betätigung des Kmdes 

»igt sich «einer Aufgabe vollkommen mehr Freiheit geboten und seine SchOp- 

eewachsen fungskraft nicbt durch mehr oder min- 

Das Motto, welches ihm «ir Einlei- ^ '^"^, ^'»™''" ««bunden werden, 

tung dient, lautet sehr richtig: «Fort- ^-i?"** 1" *5?^^?**^= *». "ä? P^l 

gesitzte Übung im Gebrauche* richtiger 5?»»«»«°« Reproduktionen wie Kinder! 

Formen ist beutend wichtiger tu ^-T** ."*'*« ""^^ 'k ,''«°'«'''*2j- •^« 

grammatikalische Belehrung.» IMe«is ?'* . .**»^ Sparchschule von Werkwi 

Motto dient dem Herrn Verfasser zur ähnlicher Art sehr vorteilhaft dadurch 

Richtschnur seiner Aufgabe. Jedes Heft- unterscheidet, dass sie jeden grammati- 

chen bietet eine reich" Auswahl von Malischen BalUst ausmerzt und den 

Übungsbeispielen, die mit feinem Ver- ^mdern nur ^kannte, im Anschluss an 

«tänctais den respektiven Schuljahren ^"^ f '«»enen Stücke bringt, wm natur- 

angepasst sind. Er beHandelt seine Auf- f,?""'?^ ^:'"' /'*! (?I«"erem Interesse 

gäbe in konzentrischen Kreisen, indem "i"" «'V ' «a/'"" ^'^wx?"'*Tl"' 

er mit den elementarsten Grundsätzen i'?«'!'"^", .^^^-l """^ Wörter. Jedes 

der Sparchlehre beginnt und dieselben ^«*^*""' *"" '''"*° »'» \"«,J ^««n* 

in einfachen, leichtftssliohen übungsbei- entgegen, dessen Bekanntschaft sie ge- 

spielen klarlegt. Während er in jedem »"hlossen haben und nun mit Freuden 

Heftchen dem Bekannten in vorsichtiger ""*"*["• fT*^""* "^"it^, gediegene 

Abwägung des Stoffes Neues hinzufügt, Werkchen Lehrern und Schülern gleich 

vollendet er den Ausbau seiner Sprach- willkommen sem und seinen Teil da^ 

schule in einer Reihe von interessanteir beitragen den Sprachunterricht gründ- 

Obungsbeispielen, die sicherlich viel da- ''<"^«' "'"*^. "teressanter zu gestalten 

zu beitragen werden, das Sprachgefühl «nd «-as die Hauptsache ist - zu er- 

des Kindes zu kräftigen, ohne ihm das 'eiotern. o— 



II. DagesaMlte BädMr. 



Deutsches Wörterbuch auf Aufsatz-Übungen für Volks- 
etymologischer Grundlage mit Berück- schulen. Von G. T s c h a c h e. 2. 
siohtigung wichtigerer Mundart- und Bde.: Für die Mittelstufe, fünfte Auf- 
Fremdwörter sowie vieler Eigennamen läge, verbessert und vermehrt von Rud. 
bearbeitet and herausgegeben von Paul Hantke; für die Oberstufe, vierte Auf- 
1mm. Fuchs, Priieptor an der La- läge, verbessert und vermehrt von Rad. 
teinschnle zu Murrhardt. Stuttgart, Hantke. Breslau, J. U. Kern, I9H. 
Hobbing & Büchle. 1S98. M. 3.75. (S> M. 1.60. 



104 Pädagogische Monatshefte. 

Unterricht spraxis im Sinne The Elements of Analytical' 
naturgemässer Reformbestrebungen fflr Geometry by Percy F. Smith, 
das Gesamtgebiet des ersten Schuljahres Ph. D., Professor of Mathematioe in the- 
und ihre theoretische Begründung vom Sheffield Scientific Sdiool, Tale Univer- 
Standpunkte der Kinderpsychologie. Von sity, and Arthur Sullivan Gale, 
L.F. Göbelbecker. L Teil: Metho- Ph. D., Instructor in Mathematics in 
dologische Monographien. II. Teil: Yale University. Ginn & Co., Boston. 
Lehrproben, methodologische Einzel- Priee $2.15. 

winke, Gedichte, Lieder, Spiele und „ , , , - ^ , . , -, 

Rätsel. Wiesbaden, Otto Nemnich. 1904. SyllabusofContinentalEu- 
^750 ropeanHistory irom the Fall of 

Rome to 1870 by Oliver Hunting- 

Der Kleine Naturfreund, ton Ricfaardson, Assistant Pro- 
seine Rechen- und Zeichenkunst. Ein fessor of History, Yale University, in 
nach psychologischen Gesetzen imd Be- collaboration with Guy Stanton 
obachtungen bearbeitetes Schulbuch für Ford and Edward Lewis Bür- 
den vereinigten Anschauungs- imd Re- fee, Instructors in Histoiy, Yale Uni- 
chenunterricht im I. und 11. Schuljahre, versity. Boston, Ginn & Co. Price 
Von L. F. Göbelbecker, Lehrer. 85 cents. 

Mit 10 grossen Gruppenbildern und vie- *„« j«.. 4..^v«. t.«^».. ««« -kM 
len Einz^elillustratioSL von Wilhelm Mtissn^? '4fasserin von'l^^^^^ 

Nemnich. Preis 30 Pfg. ^^^ ^^^ Literatur in Dresden. Edited, 

Dr. Karl Krauses Deutsche 7^'^^ vocabulary, by Josef a Seh ra- 

Grammatik für Ausländer. ^^^^' ^®^ ^^^^* ^®°^ ^^** * ^'' 

Auszug für Schüler, bearbeitet von D.rj '^^"*' 

Karl Nerger. Zweite verbesserte Ho w To Keep Well. A text-book 

Auflage. Breslau, J. U. Kern, 1902. of physiology and hygiene for the lower 

M. 2.50. grades of schools by Albert F. 

^ , . . ^ Blaiedell, M. D. Revised Edition. 

^ r'J ,^f^\ ® ^? ® C o m e n 1 u s- Qi^^ & Co., Boston. Price 65 cts. 
Fibel, Für den zeitgemäss veremgten 

Sach-, Sprach- und Sdireibunterricht Leitfaden zur Geschichte 
nach einem vollständigen Lehrgang der des deutschen Volkes von D r. 
kombinierten Laut- und Kormal wort- David Müller, vormals Professor 
methode bearbeitet von L. F. GObel- am Polytechnikum in Karlsruhe. Drei- 
becker, Lehrer. Illustrationen von zehnte, verbesserte Auflage, besorgt von 
H. Leutemann, Zwanzigste Auflage. Dr. Rudolf Lange, Direktor des 
Wiesbaden, Otto Nemnich. Preis geb. Friedrichs-Werderschen Gymnasiums zu 
50 Pfg. Berlin. Franz Vahlen, Berlin, 1904. 

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Das Kind in Haue, Schule ^ ,. .. .... --_ 

und Welt. Ein Lehr- und Lesebuch Geschichtsrepetitionen für 
im Sinne der Konzentrationsidee für das ^*® oberen Klassen höherer 
Gesamtgebiet des ersten Schulunter- Lehranstalten von Professor 
richts auf neuen Bahnen begründet und ^^- ^/'!^;/^^ k""!""* Vierte, ver- 
den kleinen Anfängern gewidmet von ^««?®/*? Auflage, besorgt von Dr Ru- 
L. F. Göbelbecker. Dritte Auflage. ^SL^ ^^'i^J' ^*^ ^*^^*^' ®^^"^ 
Wiesbaden, Otto Nemnich. Preis geb. ^^^' ^- ^•^' 
75 Pfg. Geschichten aus der Tonne 

von Theodor Storm. Edited with 
Deutsche Stillehre. Von Imm. introduction, notes, vocabulary and ex- 
Kammerer, Oberlehrer am Evang. ercises for conversation and composition 
Töchterinstitut zu Stuttgart. Stuttgart, by Frank Vogel, Professor of Mod- 
Hobbing & Büchle, 1903. M. 1.80. em Languages in the Massachusetts In- 

•n-- Tk^»!-«./.!.«-,, ». :« A ^^ TT-*- stitute of Technology. Boston, D. C. 
Das Deutschtum in den Ver- ^^^ ^ ^ ^^^ ^^ 

einigten Staaten von Nord- "^**^" "' '^"•» 

Amerika. Von Dr. Julius Goe- Pädagogik und Hygiene. 

bei, Professor der deutschen Philolo- Schul- imd Volksgesundheitspflege in 

gie und Literatur an der Stanford Uni- der praktischen Berufstätigkeit des 

versität, Kalifornien. Herausgegeben Lehrers, von Johannes Bernin- 

vom Alldeutschen Verband. München, g e r. Leopold Voss, Hamburg und Leip- 

J. F. Lehmann, 1904. zig, 1904. M. 1.20. 



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Hprtt 1905* 



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Pädagogische Monatshefte. 

P£DAG06ICAL HONTHLY. 

Zeitachrift fär das detttschamerikanische Schalweaeo. 

Organ des 

Nationalen Detttschamerikanischen Lehrerbimdes. 



HaxXGticbsdit 

Semtnardir^tor. 

Oscar Borckbardt 



S«hriffttclt«Bfl I 



B» A* Abrams» 

Hilfftsuperintendeiit der OftentUelMn 
ScbulffiD, Milwaokee. 

John Etsdmeicr» Paul Gcrisdi» 

SftDiiiiarlelirer. 



UiUr «M* AMdlMf fAr «m MHMr« 

Prof« Dr« L C Rocddcr» 

StaattoniveraitAt WIscodrId. 



Inhalti 

Salto 

OffisleUes 105 

Über Etymologie und ihre Bedeutong 107 

UnMre Blumen, D. Lasse ». 116 

WaldUeder dentaclier Dichter 116 

Bemerkenswerte VerOffentUchnngen, den deutschen Kprachunterrlcbt an den Seknn- 

d&rechnlen hetreflend. II. G 119 

Berlehte und Notiien: 

I. Zar SebUlerfMer 131 

II. KorrefqK>ndeBsen aua Milwaukee nnd New York 124 

in. Umaehaii 126 

IV. Vermiaehtee ia3 

BÜeliersebaii : 

I. Bfteherbesprecbungen 132 

II. Elngeaandte BOcher 135 



Verlag: 
National German-Afnarican Taachera* Scminary, 

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Der JahzsABg der PädAfDgitchen Moiuteliefte beginnt im Januar nad besteht aus 
lo Heften, welche regelm&eeig in den ersten Tagen eines Monate (mit Aua- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abomiemeat^reis betrlgt f 1.50 pro Jahr« im roraus zahlbar. 

Abonnementsanmeldnngen wolle man gefälligst an den Verlag: Hat Gennma- 
Anerican Teaehers* Seminary, 558-568 Broadway, Milwankeei Wis^ riditen. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag aussusteUen. 

Sämtliche Beiträge und zu besprediende Bücher sind bis auf weiteres an M»z 
Griebsch, (Kat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukee Wis.) zu senden. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am 20. des 
Torhergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



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Philosophie, geb. 8j00 

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Woerman. Geschichte der Kunst aller Zeiten und VSlker. 1300 Abbild, und 

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Pädagogische Monatshefte. 

P£DAGOGICAL MONTHLY. 
Zeitschrift fär das deotschamerilcanische Schulweseiu 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 



Jahrgang TL Hprfl 1905. Rcft 4. 

Offiziell. 



Nationaler DeutsduMiierikaiiisdier Lehrerbund. 



An die deutschamerikanische Lehrerschaft: 

Auf dem im Juli des Jahres 1903 in Erie^ Pa.> abgehaltenen Lehrer- 
tage wurde Chicago als Tagungsort der vierunddreissigsten Jahresver- 
sammlung des Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes be- 
stimmt Das vorliegende Heft der ^^Pädagogischen Monatshefte'^ ver- 
öffentlicht die Einladung des Chica^goer Ortsauschusses an die Mitglieder 
des Lehrerbundes und alle Freunde unserer Bestrebungen, sich in den 
Tagen vom 30. Juni bis 3. Juli dieses Jahres zu ernster Arbeit und hei- 
terem Geniessen zu vereinigen. 

Wir richten an alle Berufsgenossen und Freunde die dringende Bitte, 
die Einladung anzunehmen. Jeder deutschamerikanische Lehrer sollte 
€ich es zur Ehrenaufgabe machen, durch sein Kommen und freudiges Mit- 
wirken Zeugnis dafür abzulegen, dass er ein Herz hat für unsere Be- 
strebungen und Ziele. IN'och hat der deutschamerikanische Lehrerbund 
seine Aufgabe nicht erfüllt. Wichtige Fragen harren noch der Lösung; 
festes Zusammenhalten und begeistertes Zusammenwirken ist noch drin- 
gend nötig, unsere Freunde zu ermutigen und unsem Feinden Achtung 
einzuflössen. Für den jungen, unerfahrenen Lehrer, der durch den 
geistigen Verkehr mit erfahrenen Berufsgenossen nur gewinnen kann; 



106 Pädagogische Monatshefte, 

für den erfahrenen Kollegen^ dem das Geben ans seinem reichen Schatz 

Freude bereitet, für alle, mögen sie an Universitäten oder Hochschtden, 

Stadt- oder Landschulen wirken, gelte die Losung: Auf nach Chicago! 

Für den Vorstand : 

Bemard A. Ahrams, Präsident. 
« « « « 

Einladung zum Vierunddreissigsten Deutschamerikanischen Lehrertag. 

Chicago, 30. Juni bis 3. Juli 1905. 

Vom 30. Juni bis 3. Juli d. J. findet in Chicago der 348te deutsch- 
amerikanische Lehrertag staiTt. 

Bei der hohen Wichtigkeit der Sache der Erziehung und dem aner- 
kanntermassen höchst segensreichen Einfluss, welchen die bisherigen 
deutschamerikanischen Lehrertage durch den durch sie vermittelten 
Ideenaustausch auf die Erziehungsmethoden in diesem Lande gehabt 
haben, ist eine zahlreiche Beteiligung der deutschen Lehrerschaft des 
Landes am diesjährigen Lehrertage sehr wünschenswert und wird hiemit 
freundlich imd dringend erbeten. 

Die pädagogischen Verhandlungen werden in der Universität Chicago 
•stattfinden, welche die nötigen Räumlichkeiten durch ihren Präsidenten 
Dr. Wm. E. Harper dem deutschen Lehrertage in zuvorkommendster 
Weise zur Verfügung gestellt hat, und die deutsche Bürgerschaft Chicagos 
wird sich bemühen, den Teilnehmern die Tage ihrer Anwesenheit zu 
freundlichen und genussreichen zu gestalten. 

Im Namen des Chicagoer Bürgerausschusses: * 
Emil Mannhardtj Sekretär. 

Anfragen, Anmeldimgen und Zuschriften sind an den korrespon- 
dierenden Sekretär, Herrn Max Schmidhofer, 601 Newport Ave., oder 
den Sekretär Emil Mannhardt, 401 Schiller Building, Chicago, 111., zu 

richten. 

Vorläufiges Programm. 

Freiiag, 30. Juni. 

Abends : Empfang der Gäste. — Nordseite Turnhalle. 
Samstag, 1. Juli. 

Vormittags : Erste Hauptverhandlung. — Universität Chicago. 
Mittagessen. — Universität Chicago. 

Nachmittags : Zweite Hauptverhandlung. — Univ. Chicago. 

Abends : Liedertafel. 
Sonntag, 2. Juli. 

Vormittags : Nach Belieben der Gäste. 

Nachmittags : Dampferfahrt auf dem, See. 

Abends : Zwanglose Zusammenkunft in einem Sommergarten. 
Montag, 3. Juli. 

Vormittags : Dritte Hauptverhandlung. 

Abends 6 Uhr : Bankett. 



über Etymologie und ihre Bedeutung für Schule und 

Lehrer.*) 



(Ans der „Schlesischen Schnlzeitimg.'M 



Vortrag, gehalten auf der Lehrer-Gauversammlung zu HundsfelcL 
Es ist in modemer Zeit gang und gäbe geworden, unsere Schule zu einem 
Mädchen für alles machen zu wollen. Obgleich der Lehrplan unserer Schulen schon 
eine recht bunte Reihe der verschiedensten Wissensfächer aufweist, so fordert man 
doch noch Gesetzeskunde, Gesundheitslehre, Handfertigkeitsunterricht und Haus- 
haltungskunde, und lang ist noch die Reihe der Dinge, die man sonst noch getrieben 
oder wenigstens berücksichtigt wissen will. Wir dürfen nicht verkennen, dass man 
damit, ob bewusst oder unbewusst, ob gern oder ungern, der Volksschule eine ge- 
waltige Kraft und eine hohe Leistungfähigkeit zutraut. „Und nun soll gar noch 
eine neue Wissenschaft getrieben werden,*' wird mancher geseufzt haben, als er das 
Thema las, das an erster Stelle auf der diesjährigen Gauverasmmlung zu Gehör 
gebracht werden soll. O nein, neue Fächer, neue Unterrichtszweige können wir nicht 
brauchen! Aber dankbar müssen wir alles annehmen, was geeignet ist, unsem 
Unterricht zu vertiefen und gediegener zu gestalten. Und dazu kann in hervorragen- 
dem Masse die Etymologie beitragen. 

Das Wort Etymologie ist abgeleitet von dem griechischen Worte „etymon" — 
das Wahre, das Echte, das zugrunde Liegende. Die Etymologie ist also die Wissen- 
schaft, welche die Grundbedeutung und Abstammung der Wörter erforscht und 
ihren Lebenslauf durch die Jahrhunderte, ja sogar durch die Jahrtausende verfolgt. 
Die Etymologie zerlegt dabei die Wörter in ihre Bildungsbestandteile, nämlich in die 
Wurzel, d. i. der Teil, welchem die Grundbedeutung anhaftet, in die stammbilden- 
den Suffixe, d. s. Vor- und Nachsilben, welche den Begriff der Wurzel in bestimmter 
Weise modifizieren, und in die Flexionsendungen, welche die Beziehungen des Wortes 
im Satze andeuten. Die Möglichkeit einer solchen Wissenschaft ahnte schon Goethe, 
wie eine Stelle im „Faust" beweist, wo es heisst : „Jedem Worte klingt der Urspnmg 
nach, wo es sich herbedingt: grau, grämlich, griesgram, greulich, Gräber, grimmig, 
etymologisch gleicherweise stimmig, verstimmen uns." Jede lebende Sprache ist nun 
beständiger Änderung imd Entwicklimg unterworfen. Ein Blick in unsere Luther- 
bibel belehrt uns, welcher Wandel sich schon seit jener Zeit vollzogen hat. Neben 
mannigfachen Umgestaltungen des Lautkörpers zeigt sich auch häufig eine mehr 
oder weniger grosse Abweichung von der ursprünglichen Bedeutung. Luther schrieb 
bawen für bauen, Fewer für Feuer, treuge für trocken, Helle für Hölle, blach für 
flach; er braucht gerochen für gerächt. Dann unterschied er noch scharf das 
Adjektiv vom Adverb; klug und klüglich, sauber und säuberlich, ewig und ewiglich. 
Dirne steht für Jungfrau, Freundschaft und Gefreundeter stehen für Verwandt- 
schaft und Verwandter, Geruch für Ruf, Nahrung für Gewerbe. Ist schon ein 



*) Die im Texte durch Zahlen bezeichneten Anmerkungen befinden sich am 
Schlüsse des Artikels. 



108 Pädagogische Monatshefte. 

merklicher Wandel spürbar, wenn wir 300 Jahre zurückgehen, so wird derselbe noch 
grösser, wenn wir das Althochdeutsche oder Gotische anschauen. Man betrachte 
z. B. den Schluss des Vaterunsers bei einem alth. Schriftsteller: „Unsar brot 
tagallihaz gib uns hiutu, inti furlaz uns unsara sculdi, so wir furlazemes imsaren 
sculdigon; inti ni gileitest unsih in costunga, uzouh arlosi unsih fon ubile." Wo 
haben wir noch heute solch klangvolle Worte! Nur wenige sind dieser Klang- 
abschwächung nicht unterlegen, wie Nachtigall und Bräutigam. 

Das Entstehen und Werden einer Sprache aber kann nie unmittelbar beobachtet 
werden; denn tritt ein Volk in die Geschichte ein, so bringt es die Sprache als etwas 
Fertiges mit, und nur durch scharfsinnige Zerlegung fertiger Sprachorganismen 
gelingt es dem Sprachforscher, das Grundelement des Wortes, die Wurzel, heraus- 
zufinden. So haben wir in indogermanisch „met",l) sanskritisch „ma**, eine solche 
Wurzel mit dem Begriff des Messens. Ihr ist das deutsche Wurzelwort „messen" 
entsprungen. Daraus ist wieder das Stammwort „Mass" hervorgegangen und die 
Zweigwörter: Gemäss, Masschen, Metze, ermessen, vermessen, ja sogar Mond, 
Monat und Mutter. Bei Monat und Mutter ist der Familientypus nicht auf den 
ersten Blick zu erkennen. Beiden Ausdrücken liegt das alte man oder mon zu- 
grunde, wie es noch im Montag erhalten ist, was eigentlich Masstag bedeutet. Der 
Name erklärt sich nun daraus, dass der Mond von altersher der das Zeitmass be- 
stimmende Himmelskörper war. Mutter würde dann „Zumesserin, Zuteilerin" be- 
deuten. Noch näher aber liegt bei „Mutter" die Annahme, dass dieses Wort auf 
eine im Altindischen aufgefundene Wurzel „ma" mit der Bedeutung „bilden, er- 
zeugen" zurückgeht. Die beiden Wörter ,^etze" und „Meste" sind der Gefahr aus- 
gesetzt, über kurz oder lang zu verschwinden, und das darum, weil sie ihre Familien- 
verwandtschaft fast ganz verloren haben. Auch unser kleines Wörtchen „aber" 
zählt zur Sippe der Wörter, bei welchen der Familienzusammenhang sehr gelockert 
ist. „Aber" war ehedem Adverb und hatte die Bedeutungen: wieder, wiederholt, 
wiederum, die wir heute noch haben in den Redensarten : tausend und aber tausend, 
abermals. Acht und Aberacht, Joh. 16, 6 „Und aber über ein Kleines". Die Bedeu- 
tung des Wiederholens hatte auch das verloren gegangene „äfem". In alten Bibeln 
liest man Spr. 17, 9: „Wer Sünde zudeckt, der macht Freundschaft; wer aber die 
Sünde äfert (d. h. sie wieder vorbringt), der macht Fürsten uneins." In unseren 
heutigen Bibelausgaben steht für „afem" eifern, was aber den eigentlichen Sinn 
nur imgenau wiedergibt. Zur selben Sippe gehört „after"2) -= „hintennach, nach- 
folgend". Im Mittelhochdeutschen findet man für Dienstag die Bezeichnung „After- 
montag". Im Neuhochdeutschen haben den ursprünglichen Sinn bewahrt: After 
(am Schuh), Afterklaue, Aftermieter. Später erhielt „after" auch die Bedeutung 
des Unechten, Schlechten, welchen Sinn wir heute noch in „Afterrede, Afterweisheit, 
Aftermuse" wiederfinden. Häufig ist ein altes Wort nur scheinbar verloren gegan- 
gen, indem es als Formwort oder Ableitungssilbe ein kümmerliches Leben fristet. 
So weist unser „bald" zurück auf ein Adjektiv „balt"3) = schnell, kühn, tapfer 
(vergl. den Ausdruck: in Bälde!) Wir finden es noch in Trunkenbold, Witzbold, 
Raufbold, Leopold. Ein gotischer Volksstamm nannte sich ,3alten", d. h. die 
Tapferen. Unsere meisten Vor- und Nachsilben waren ehemals selbständige Wörter. 
So entspricht die Ableitungssilbe ,Jieit" dem gotischen „haidus" = Art und Weise. 
Die Silbe „und" in dem Worte „jetzund" geht auf eine selbständige Form zurück, 
die „auch femer" bedeutet. In anderen Fällen ist die äussere Form geblieben, nur 
der Sinn hat sich geändert. Wenn Uhland singt: 

„Jedem ist sein Elend finster. 
Jedem glänzt sein Vaterland," 



Üöcr Etymologie und ihre Bedeutung. 109 

fio stellt er in Erkenntnis der wahren Bedeutung „Elend" dem „Vaterland" gegen- 
über. „Elend", im Alth. „elilenti", ist zusammengesetzt aus „eli" := „ein anderes" 
und ,4anti" = „I^nd", bedeutet also ein anderes, fremdes Land. Wörter, die 
urältester Zeit entstammen, sind zu Petrefakten der Sprache geworden, weil das 
Bewusstsein geschwunden ist, das zur Namengebung Anlass geboten hat. Wer fühlt 
z. B. noch die Bedeutung des Wortes „Tochter", das wahrscheinlich „]VIelkerin" be- 
deutet und also hergenommen ist von der Aufgabe, die in spracfaschaffender Zeit 
dem Mädchen in der Wirtschaft oblag. Wer kennt noch den sinnlichen Hintergrund, 
dem das vielgebrauchte Wort „Zweck" mit allen seinen Ableitimgen die Ent- 
stehung verdankt ! Dieses Wort führt uns zurück in das mittelalterliche Stadtleben. 
Zweck nannte man den in der Mitte einer Schiessscheibe angebrachten Kagel. 
Diesen Zweck zu treffen, den Zweckschuss zu tun, galt als Ziel jedes Schützen. Wer 
den Zweck nicht traf, hatte den Zweck verfehlt. Der Pleonasmus „Schalksknecht" 
wäre unmöglich gewesen, wenn man noch gewusst hätte, dass Schalk bereits 
„Knecht" bedeutete. Hier möchte ich auch das erwähnen, was man den Optimismus 
und Pessimismus der Sprache nennt. Wörter, die früher einen durchaus edlen Sinn 
hatten, haben jetzt eine weniger gute Bedeutung. 

Kerl bedeutete früher Geliebter, 

schlecht - - einfach, 

saufen - - suppen, 

Wucher - - Ertrag, 

Gift - - Gabe (Mitgift), 

Schelm - - Gefallener, 

Bube - - Diener, 

Dirne • - Dienerin, 

Pfaffe - - Geistlicher. 

Andere Wörter dagegen haben heute einen edleren Sinn als früher : 

Kopf bedeutete ein Trinicgefäss, 
Tugend - - Brauchbarkeit, 

Wonne - - Weide, 

Dame - - Frau. 

Eine Anzahl anderer Wörter sind vom Untergang dadurch bewahrt geblieben, 
dass sie sich an andere, ähnlich klingende, angelehnt haben. So denkt man bei 
,Jindwurm" gewöhnlich an die Linde, befindet sich aber dabei in grossem Irrtume; 
denn man verwechselt Linde mit dem alten „lint", das Schlange bedeutet. Ebenso 
verhält es sich mit Sintflut, woraus man Sündflut gemacht hat, weil man „sint" = 
allgemein, stets, immer, in seiner wirklichen Bedeutung nicht mehr kannte. Mit 
diesen Erklärungen habe ich schon das Gebiet der Volksetymologie beschritten, also 
jener Etymologie, die das Volk übt, und die darin besteht, dass das Volk Ausdrücke, 
die es nicht versteht oder schwer aussprechen kann, umformt und sich mundgerecht 
macht. Bei einer festlichen Gelegenheit wurde das Lied gesungen mit dem bekann- 
ten Refrain: edite, bibite Hinter mir hörte ich einen witzigen Grünrock singen: 

nJedetne, jedetne, coU^ales, Postkutscher, Säbelmann, Popelmann, Holiah!" Das 
ist Volksetymologie im trivialsten Sinne. Aus Influenza macht das Volk ,Jnfau- 
lenza". Zurzeit der Polenaufstände sang man: „Polen macht sich frei, bricht die 
Türen ein," statt „bricht die Tyrannei". Nach volkstümlicher Anschauung ist der 
Vielfrass ein Vielfresser. Das bedeutet aber sein Name gar nicht; denn derselbe ist 
nur eine volksetymologische Umdeutung von skandinavisch „flällfras" = Felsen- 
katze. Obgleich sich mit Rohrdommel „Rohr" sehr wohl vereinigen lässt, da dieser 
Vogel im Rohre lebt, so weist doch der Name auf die alte Form „horotumbU" zu- 



110 Pädagogische Monatshefte. 

rück. „Horo" bedeutet Kot, „tambil" = tummeln, demnach bedeutet der Name 
^^ottummler". Chinarinde hat mit China gar nichts zu tun; denn ihre Heimat ist 
Südamerika. Vielmehr ist dieser Name eine Entstellung eines der Peruanersprache 
angehörenden Wortes „quina-quina",4) welches Binde der Rinde, d. h. edelste 
Rinde bedeutet. 

Besonders tätig ist die Volksetymologie bei der Umdeuttmg geographischer 
Namen. Altona, nach dem Volksglauben und einer zur Erklärung des Namens 
erfundenen Sage gemäss, aus dem Niederdeutschen „all to na" (allzu nahe, nämlich 
bei Hamburg,) bedeutet eigentlich „Altenau". Aus Marienau sind sowohl Mergentau 
in Hessen als auch Morgenau bei Breslau hervorgegangen. Aus keltischen Namen 
entstellt sind: Kreuznach aus Cruciniacum, Küssnacht aus Cussiniacum, Bacharach 
aus Bacariacum. 

Der Wert der Etymologie besteht nun einerseits darin, dass sie der Willkür der 
Volksetymologie Zügel anlegt, ihre Fehler berichtigt und damit reinigend auf 
sprachliche Formen einwirkt; andererseits aber hat die Etymologie cfadurch eine 
grosse Bedeutung, dass sie die Begriffe klärt, die Verwandtschaft der Wörter auf- 
spürt und vielen, bereits absterbenden wieder neue Lebenskraft einhaucht. Hierbei 
kann nun die Schule, soweit es möglich und dem einzelnen lieb ist, mit Hand an- 
legen. Dabei ist nun nicht nötig, auf alte und oft schwierige Formen zurückzu- 
gehen; will man es aber doch tun, dann dürfen diese Formen nur dazu dienen, den 
dunklen Sinn eines Wortes zu erhellen, niemals aber dürfen sie um ihrer selbst 
willen erwähnt werden. Das allein ist Sache der Wissenschaft. Im wesentlichen 
muss die Etymologie in der Schule auf zweierlei achten; 

1. die Grundbedeutung eines Wortes erkennen zu lassen, 

2. das Wort auf seinen Lautkörper hin anzuschauen und es in seine Sippe 
einzureihen. 

Die Erläuterung durch ein Synonym bleibt immer mangelhaft, weU sich zwei 
Wörter in ihrem Sinne selten decken. Das Wort muss, wenn möglich, aus sich 
heraus erklärt werden, erst dann wird der Sinn recht klar. Zunächst sind immer, 
wenn es sein kann, die Wurzelwörter heranzuholen, z. B. 

Sessel — sitzen, Gift — geben, 

Stimde — stehen, sprengen — springen, 

Zucht — ziehen, schäbig — schaben, 

Götze — giessen, flügge — fliegen, 

Burg — bergen, Kuh — kauen. 

Oder aber, wenn die Wurzel verloren gegangen ist, so verwendet man den 
Stamm oder sonst eine Sprossform, wie z. B., bei 

Sucht und Seuche — siech,5) Tunnel — Tonne, 
Herr — hehr, Tenne — Tanne, 

hübsch — Hof, flimmern — Flamme. 

Auch auf die Funktion der Ableitungssilben kann hie und da eingegangen wer- 
den. Wie verständlich müssen z. B. dem Kinde Wörter wie: abdecken, abführen, 
abhalten, abschneiden, ablegen werden, wenn es erfährt, dass die Silbe „ab"6) = 
„von, (abhanden) weg von, herab von' bedeutet. Sagen wir ihm, dass die Vorsilbe 
„ent" = „weg, fort" bedeutet, so wird es sich leicht Formen wie „entdecken, ent- 
schuldigen, entfahren, entäussern, enthalten" erklären können. Die Endung „rieh" 
ist mit rex = der König aus derselben Wurzel hervorgegangen, germanisch „rik" ^ 
der König. 



"über Etymologie und ihre Bedeutung, 111 

Nun erhellen sich die Namen: Friedrich, Gänserich, Täuberich, Wegerich und 
Wüterich. Einen toten Menschenkörper nennen wir eine Leiche, mittelh. ,Jiche'7) 
:= Leib, Körper, Fleisch. Diese Bedeutung haben wir noch in einer alten Bezeich- 
nung für Hühnerauge, nämlich in Leichdom, d. h. Fleischdom. Damit verwandt 
war „gelich"; diese Zusammensetzung ist unser heutiges „gleich" und bedeutete: 
übereinstimmenden Leibes. Dieses Wort „gelich" ist zur Nachsilbe ,4ich" gewor- 
den und hat hier den alten Sinn beibehalten; denn freundlich ist, wer übereinstim- 
mend mit einem Freunde handelt, kindlich ist der, der einem Kinde gleich ist. 

Hat man so den Sinn der Silben lebendig gemacht, dann ist es wohl angebracht, 
lange Reihen aufzustellen, dann erscheinen die Wörter nicht mehr seelenlos. Ein 
mechanisches Auswendiglernen der Vor- und Nachsilben und ein daran sich 
schliessendes Aufzählen langer Wortreihen kann im besten Falle der Orthographie 
dienen, aber Sprachgefühl und Sprachsinn weckt es nichts es ist der Tod eines 
etymologischen Unterrichtes. Besonders bei Wiederholungen ist es eigentlich viel 
bUdender, nicht die Art der Wortbildung, sondern die Verwandtschaft zum leiten- 
den Prinzip zu erheben. Z. B. „fliegen" zum Ausgangspunkt genommen, führt zu 
folgenden Reihen: 

fliegen,8) Fliege, Flug, Flügel, flugs, flügge, Geflügel, 
flattern, fledem, Fledermaus, Flederwisch, 
flackern, Flagge, Flamme. 

Noch länger wird die Reihe mit „zwei": 9) 

entzwei, entzweien, Zwist, Zwiespalt, Zwietracht, 

zwischen, inzwischen, zwiefach, zweifach, zweimal, 

Zweikampf, Zwielicht, Zwieback, Zwilling, 

verzweigen, Zweig, Zwirn, Zwillich, Zwiesel, 

Zweifel, Zuber = zwibar, d. i. Gefäss mit zwei Henkeln zum 

Tragen im Gegensatz zu Eimer (einbar). 

Es kann nicht bezweifelt werden, dass bei Aufstellung solcher Reihen der 
Schüler einen wirklichen Eindruck gewinnt in den Bau der Sprache, und dass sein 
Auge geschärft wird für lautliche Eigentümlichkeiten. 

Wie ist nun ein solcher Unterricht am besten in den Arbeitsplan der Schule 
einzuordnen? Vornehmlich ist zu beachten, dass Etymologie möglichst wenig im 
Zusammenhange gelehrt werden darf; aber doch muss sie herangezogen werden, so 
oft es zur Verständlichmachung eines Wortes erforderlich ist. In erster Linie 
bietet, wie schon aus den letzten Ausführungen hervorging, der Deutschunterricht 
in allen seinen Zweigen Gelegenheit, die Etymologie zu pflegen. Nach dem Deutsch- 
unterrichte wird es insonderheit der Religionsimterricht in allen seinen Zweigen 
sein, wo etymologische Erklärungen recht häuflg erforderlich sein werden, und zwar 
darum, weil wir es in diesem Unterrichte fast nur mit t^berlieferungen aus ältester 
und älterer Zeit zu tun haben. Wie auch hier die Etymologie zur Klarheit führen 
kann, mögen zwei Beispiele aus dem Katechismus zeigen. Bei der Behandlung des 
achten Gebotes tritt an den Lehrer die Notwendigkeit heran, den Ausdruck „oder 
bösen Leumund machen" zu erklären. Leumund bietet ein Beispiel dafür, dass die 
Sprechsilben (Leu-mund) sich nicht immer mit den Sprachsilben (Leum-und) 
decken. So hat Leumtmd mit Mtmd sprachlich nichts zu tun; sondern „Leum" geht 
zorück auf das gotische Wort „hliuma" = Ohr, Gehör, und die Endung „und" ist 
jetzt bedeutungslose Ableitungssilbe wie in Tugend und Jugend. Wie nun Tugend 
„das Taugliche" bedeutet, so bedeutet Leumund „das ins Ohr Tönende". Bei der 
Besprechung des zehnten Gebotes bietet der Ausdruck „abspannen" Schwierigkeiten. 



112 Pädagogische Monatshefte. 

Derselbe geht auf die altgermanisehe Form „spanan" == „locken, reizen" zurück, 
gleicherweise wie Gespenst und widerspenstig und bedeutet demnach „durch 
Reizungen weglocken". 

Aber auch auf den anderen Unterrichtsgebieten gewähren die etymologischen 
Erläuterungen nicht geringe Vorteile. 

Jeder Tier- und Pflanzenname würde uns eine lange Geschichte erzählen können, 
wenn wir seine Bedeutung erkennen würden. Denn ihr Ursprung liegt weit zurück, 
bei yielen in nebelgrauester Vorzeit. Die Namen: Vieh, Kuh, Ochse, Hund, Fohlen, 
RosB, Schaf, Wolf, Maus, Biber und Hase sind indogermanischer Herkunft und 
waren bereits in der allgemeinen Ursprache vorhanden. Daher kommt es, dass eine 
Erklärung der Namen so schwierig ist, und nur bei einigen ist es der Sprach- 
forschung gelungen, die Ableitungen und Wurzeln ausfindig zu machen. So geht 
zurück 

Biene auf die Wurzel hbi = sich fürchten. 

Bremse ... bhrem = brummen, 

Dachs ... taks = bauen, 

Hahn ... lum = singen, 

Hund ... hintan = fangen, 

Katze ... kotiti = Junge werfen. 

Maus ... muß =r stehlen, 

Schlange ... slingen = schleichen, 

Fledermaus ... vledem = flattern, 

Bär ... bhero == braim, 

Taube - - - dub = tauchen. 

Weihe - - - wi = jagen, 

Weide - - - wi = biegsam, 

Wiesel ... ^iga = auf der Wiese lebend, 

Linde ... Unöi = weich. 

Die Himbeere hiess im Alth. „hitberi" = Beere der Hindin, 
die Brombeere „bramberi" = Beere am Domstrauch (bram-Dom).lO) 

Sehr häufig gibt auch der geographische Unterricht Gelegenheit, dunkle Wort- 
bildungen zu erläutern. Vollkonunen imdurchsichtig sind uns heute die meisten 
geographischen Grundbegriffe wie Berg, Tal, Ufer, Hafen, Ebbe und andere. „Ufer" 
geht auf das gotische „usfar" zurück, welches eigentlich Abfahrt, Ausfahrt be- 
deutete (Hannover = hohes Ufer). „Hafen" ist eine Ableitung von der Wurzel 
„hab oder haf",ll) welche ,4iaben, ergreifen, in sich fassen" bedeutete, sodass ein 
„Hafen" (Haff) als ein „Behälter" gedeutet werden kann. „Tar'12) stammt aus 
der indog. Wurzel „dho" = niedrig sein. Im direkten Gegensatz dazu steht „Berg", 
welches auf vorgermanisch „bhergo" zurückweist, mit der Bedeutung „hoch An- 
höhe". Aus derselben Wurzel ist das altslovenische ,»breg" = „Ufer, hohes Ufer" 
hervorgegangen. Man denke an Brieg und Bregenz. „Ebbe" ist zwar niederdeutschen 
Ursprungs, lässt sich aber zurückführen auf das got. ,4buks" = zurück und das 
altgerm. „ippihon" = zurückrollen. Solche Erklärungen haben natürlich nur für 
den Lehrer Wert. Im Unterrichte werden sich etymologische Erklärungen fast 
lediglich auf gelegentliche Erläutenmgen von Ortsnamen beschränken müssen. Sehr 
leicht ist das bei Namen mit den Endungen : au, berg, walde, f eld, bürg, bach, heim, 
hausen, rode, fürt, münde, grund, hain, hag, eck, reut, hau, brand. Für fiiessendes 
Wasser hatte man früher den Ausdruck „Ach oder Aa", tmd dieses Wort finden wir 
in Kreuznach, Andernach, Lörrach, Unna, Altena. Für Insel kannte man die Be- 
zeichnung „Warid" = Werder, jetzt als „Werth oder Wörth" in Donauwörth, 



i^ber Etymologie und ihre Bedeutung, 113 

Kaiserwerth und Werthheim erscheinend« Uralt ist das Wort ,Jiar" = Haus. Es 
hat sich erhalten in Fritzlar, Goslar, Wetzlar, Schatzlar. Mit diesen Ausführungen 
hahe ich bereits das Gebiet der Geschichte betreten. 

Für sie findet der sprachkundige Lehrer manches Wort, welches er zum Aus- 
gangspunkt oder zur Illustration im Geschichtsunterricht verwerten kann. Ge- 
schichte und Sprache sind ja aufs engste verwandt. Ein einziges Wort ist oft 
geradezu ein Stück Kulturgeschichte. Kann man doch aus zwei in der alten 
Sprache sich findenden Wegmassen: „Tageweiden und Rasten" den Schluss ziehen,, 
dass unsere Urväter Nomaden, wandernde Hirtenvölker waren. Es ist erstaunlich 
zu lesen, wie ein deutscher Sprachforscher mit Hilfe der Etymologie an deutschen 
Orts- und Städtenamen den Verlauf der Pfahlgräben festgestellt hat. 

Ausdrücke wie Tagewerk, Morgen, Huf, Trift, Hutung, Grabscheit kann man 
verwerten, wenn man über die altdeutsche Feldbestellung spricht. Das Wort 
,J>ing^,13) das ursprünglich «gerichtliche Zusammenkunft, Gerichtstag, Geriehts- 
sache*' bedeutete, samt den Redewendungen: 

Aller guten Dinge sind drei, 

der Umstand, 

keine Umstände machen, 

Helfershelfer 

bei Stein und Bein schwören. 

bieten Stoff genug, über das alte Rechtsleben zu sprechen. 

"Die beiden Wörter Fliiite imd Soldat nebst den gebräuchlichen Redensarten : 

Lunte riechen, 

von der Picke auf dienen, 

Spiessruten laufen, 

die Flinte ins Korn werfen, 
lassen uns klare Blicke tun in das Söldnerleben mittelalterlicher Zeit. 
Ausdrücke wie: 

steinreich sein, 

vor Toresschluss ankommen, 

etwas auf dem Kerbholz haben, 

ein Rädelsführer sein, 
bieten geeignete Anknüpfungspunkte, um diese und jene Sitte in alter Zeit zu 
schUdem. Dadurch leistet man seiner Muttersprache noch den grossen Dienst, dass 
man alte, fast verschwundene Sprachmünaen wieder in Umlauf setzt und ihr Ge- 
präge auffrische. 

Ich glaube nun gezeigt zu haben, dass die Etymologie nicht nur an sich hoch 
interessant ist, sondern dass sie auch in erster Linie dem Lehrer unentbehrlich ist, 
wenn er einen oberflächlichen Unterrieht vermeiden will. Freilich müssen wir be- 
kennen, dass unsere Kenntnisse auf diesem Gebiete noch recht lückenhaft sind. Es 
fehlt uns darin der feste Grund, und den müssten uns unsere Seminarien geben. 
Möchte es doch darin in der Zukunft besser werden ! Wir aber sind auf das eigene 
Studium angewiesen. Und ich will behaupten: 

Etymologische Studien, wenn sie ernst genommen werden, verursachen sie 
wohl etwas Mühe, doch wächst der Scharfblick für sprachliche Erscheinungen 
von Tag zu Tag; und wie Sdiati^(räber entdecken wir täglich neue Schätze. Je 
mehr wir in die Tiefe steigen, desto mehr wird sich uns das Wesen unserer 
Sprache zeigen. Sie ist uns dann nicht mehr ein hohler Klang und ein leerer 
Schall; aoadem wir ahnen dann ein wenig von dem, was Schenkendorf mit 
herrlichen Worten sagt: 



114 Pädagogische Monatshefte. 

y^prache, schön und wunderbar, 
Ach, wie klingest du cm> klar, 
Will noch tiefer mich vertiefen, 
In den Reichtum, in die Pracht, 
Ist mir's doch, als ob mich riefen 
Väter aus des Grabes Nacht." 

BenutzteLiteratur: Fr. Kluge, Etymologisches Wörterbuch. Th. Kirch- 
berg. Die Etymologie. Gust. Andresen, über deutsche Volksetymologie. Schrader« 
Bilderschmuck der deutschen Sprache. Wilke, Deutsche Wortkunde. 

Anmerkung. 

Es wird für unsere Leser von Interesse sein, dass sich bei vielen der hier ge- 
gebenen Wurzelwörtem eine Verwandtschaft mit solchen der englischen Spradie 
nachweisen lässt. 

1) Vergl. engl, "mete, measure; metes and bounds." 

2) Engl, ''aftermath, aftemoon" u. a. W. 

3) Engl, "^old, boldfaoed". 

4) EngL ''quinine". 
6) Engl. "sick". 

6) EngL "off". 

7) Engl. "Uke, alike" und die Kachsilbe "ly". 

8) Engl, "fly, flee, flight, fledged, flutter, flag, flame, flioker, (Goldspecht)." 
0) EngL "two, between, twice, twili^t, twine, twins, twice, twist, twig." 

10) EngL "bramble". 

11) Engl, "have, haven". 

12) EngL "dale, deUs". 

13) VergL "Storthing", die norwegische ReichsTersammlung; „Folkething", die 
sweite und "Landsthing", die erste Kammer in D&nemark. 

J. S. 



Unsere Blumefi* 



Von D* Langet St Paul, Mlnn. 



(Für die Pädagogischen Monatshefte.) 



Hanptiweck der Lektionen. 

Jedem erfahrenen Lehrer ist es bekannt, dass er hier zu Lande oft unter Ver- 
hältnissen arbeiten muss, die von den in Deutschland herrschenden gründlich ver- 
schieden sind. 

Jedem Naturfreund muss der Vandalismus aufgefallen sein, dessen Erwachsene 
und Kinder sich überall schuldig machen. An einem Standort wilder Blumen wird 
auch die letzte Pflanze abgerissen. Weinranken werden von den Bäumen gerissen 
oder gar abgehackt. An Butternussbäumen und Wildkirschen, überall sieht man 
die Spuren des Vandalismus. Und dasi Schlimmste dabei ist, dass die Jungen nur 
zu oft den Alten nachahmen. 

In der Umgebung unserer Städte sind fast alle selteneren und schöneren wilden 
Blumen beinahe oder ^nzlich ausgerottet. 



Unsere Blumen. 115 

So weit geht dieser ,^iMbraueh der tfiJtvkf*, daas sich im Osten eine '*Wlld 
Fiower Presenration Society" gebildet hat. Ich glaube, dass jeder Lehrer den Be- 
strebungen dieses Vereins ein warmes Interesse entgegen bringen wird, und ich 
lasse daher einen kurzen Prospekt des Vereins folgen. Das Organ des Vereins ist 
^The Pknt World". (Teachers' Ck>llege, Columbia University, New York City.) 
fieine Ziele sind folgende: 

The Wild Ftower Pxeterration Society of America. Organized April 23, 
1902, at New York, N. Y. 

The objects of this Society are to encourage the preservation of Native 
Plante both in Private and Public Lands and to protect them f rom destruc- 
tion by Fire. To secure the enforc^nent of the Laws goveming such pre- 
servation and to induce such fiHiher legislation as shall be deemed advisable. 
Any person in sympathy with the aims of tfae Society may become a mem- 
ber. The annual dues are fifty cents, with the Plant World $1^5. Any one 
may become a Fellow upon payment of $26.00 or a Patron upon payment of 
$100. Local Chapters may be organized for special purposes. The Coopera- 
tion of all teadiers, Women's Clubs, Village Improvement and Civic Asso- 
dations is eamestly solicited. This Society aims to cooperate with Boards 
of Education and State and National Forest Associations, also to distribute 
posters <uid literature, and to arrange for lectures and meetings. 

Offictn for 1905. 

President, Professor Charles E. Bessey, University of Nebraska. 
Vice-President, Mr. Joseph Crawfoid, Philadelphia, Penn. 
Secretary, Mrs. N. L. Britton, New York Botanical Garden, N. Y. City. 
Treasurer, Doctor C. E. Waters, Bureau of Standards, Washington, D. C. 

Im Anschluss an da« Vorhergehende möchte ich folgendes als den Hauptzweck 
dieser Lektionen aufstellen: 

Dio Kinder soUoa die Schfoheiten der Natur genieiaen und tchätien lemoB, 
ohne lieh dorn UndULufigen serttöxondett Vandaliamno hiasufeben. 

Wie der Vogel am schönsten ist, wenn er frei in den Zweigen wohnt und singt, 
so sind die Blumen am schönsten, wenn sie frei im Wald und auf der Flur bltthen. 
Blumen zu pflttcken, ist den Kindern nicht zu verbieten, aber sie sollen nur wenige 
pflflcken, und diese sollen sie sorgfältig nach Hause tragen und ins Wasser stellen. 
Noch viel besser ist es aber, einige Blumen mit den Wurzeln auszugraben und sie 
{n einen Topf oder in der Nähe des Hauses oder der Schule wieder einzupflanzen. 
In dem Falle können die Kinder auch das Reifen und Ausstreuen der Samen be- 
obachten. 

Auf Ausflogen und in der Schule soll aber immer wieder betont werden, dass 
die Blumen da am «chOnsten prangen, wo die Natur sie gepflanzt hat, und das 
«ollen die Kinder ftthlen und erkennen lernen. 

Um die Kinder für diesen Gedanken in die rechte Stimmung zu versetzen, lese 
man mit den Kindern Emersons Gedicht „Each and AU" oder Goethe: „Ich ging 
im Wald so f fir mich hin." Gewiss fallen dem belesenen Lehrer noch andere Ge- 
dichte und Prosastücke ein, die sich zu diesem Zweck eignen. 

Das beste Mittel aber, Lust imd Liebe zur Natur wach zu rufen, sind Ausflüge 
ins Freie. Ob solche Ausflüge an einem freien Nachmittage oder nach der Schule 
oder an einem Samstag zu madien sind, muss der Lehrer nach den gegebenen Ver- 
hältnissen entscheiden. In einer wirklich guten Schule dürfen sie aber absolut 
nicht fehlen. Durch kein anderes Mittel lässt sich so auf Sinne und Gemüt wirken. 



116 Pädagogische Monatshefte. 

in keiner andern Weise tritt der Lehrer den Schülern so menschlich nahe. Mehr 
als 25 bis 40 Schüler kann aber ein Lehrer nicht richtig leiten. 

Der Fluch der amerikanischen Schulen ist der tote, mechanische Buehstaben- 
dienst, die Anbetung des Textbuches. Fast überall wird versucht, dem Kinde Be- 
griffe beizubringen, die ihm nur hohle Worte sind. Im Rechnen, in Grammatik, in- 
Geschichte und natürlich erst recht in Geographie und Naturgeschichte — fiberali 
fehlt es an Anschauung und Beobachtung. Was für Ursachen an diesen Zuständen 
schuld sind, kann hier nicht erörtert werden. Gewiss ist aber, dass die meisten 
Männer auf diesem Gebiete eben so viel sündigen wie die Frauen, obgleich es der 
Schöpfer dem Manne leichter gemacht hat, sich von dem Götzendienst des Text- 
buches zu befreien. 

Ich weiss recht wohl, dass für den Durchschnittsbürger Schule und Lernen 
gleichbedeutend ist mit sechs Stunden still auf einer Bank sitzen. Aber da sollten 
wir Lehrer den Mut haben, Wandel zu schaffen. Ein Tag im Freien regt den 
Schüler oft mehr an und fordert sein Wissen und Erkennen mehr als sechs Monate 
Bankdienst. 

Und besonders für Grossstadtkinder sind solche Ausflüge nötig. Wer's nicht 
glaubt, der erkundige sich einmal, wie viele von unseren Grossstadtkindem Kar- 
toffeln und Weizen auf dem Felde unterscheiden können. 

Und dann möchte ich noch einmal eindringlich mahnen, in Anlehnung an ein 
bekanntes Dichterwort: Wer seinen Kindern und Schülern ein rechter Freund und 
Lehrer sein will, der führe sie recht oft und recht viel hinaus ins Freie. 

(Fortsetzung folgt.) 



Waldlieder deutscher Dichter* 



(Aus „Aus der Schule — für die Schule".) 



Allgemeine Zielangabe: Wir wollen eine Reihe von Gedichten be* 
trachten, die vom Walde reden. 

Allgemeine Vorbereitung: Wessen bedürfen die Menschen nach 
der Arbeit? Der Ruhe. Welches ist die notwendigste Form der Ruhe? Der 
Schlaf. Auf welche Weise können sich die Menschen ausserdem wieder Kraft und 
Freudigkeit zur Arbeit erwerben? Durch Vergnügen allerlei Art. — Nenne solche! 
Lesen, Plaudern, Tanzen, Singen, Spielen u. a. m. — Ein Mittel habt ihr noch 
nicht genannt. Es ist der Aufenthalt im Freien, ausserhalb der menschlichen 
Wohnungen. Wann ist's dort am schönsten? Im Frühling und Sommer. Wem 
ist der Aufenthalt im Freien zur Erholung wohl am nötigsten? Den Stftdtem. — 
Gewiss, und je grösser die Städte sind, desto besser ist es, wenn einer mal hinaus- 
kommt. Warum braucht der Landmann wohl nicht so sehr den Aufenthalt im 
Freien zu seiner Erholung? Er ist auch meist schon bei seiner Arbeit dltkossen* 
Warum bereitet denn nun dem, der nicht täglich im Freien arbeitet, ein Aulent- 
halt dort so grosse Freude? Denkt an die engen Stuben, die schmalen Strassen 
und die oft recht hohen Häuser. Auf dem Lande hat man einen freien Blick, man 
fühlt sich nicht so beengt. Was verursacht denn das Treiben auf den Strasseo 
und oft auch in den Häusern? Lärm. Das ist in den ganz grossen Städten oft 



Waldlieder deutscher Dichter, 117 

sehr Bchlimm. Was findet man aber auf dem Lande? Ruhe. Welche Folge hat 
das enge Zusammen wohnen in der Stadt? Es ist nicht sehr gesund. Woran kann 
man sich dagegen auf dem Lande erfreuen? An der reinen, frischen Luft. Woran 
fehlt es auch sehr in der Stadt? An Pflanzen und Tieren. — Wohl gibt es auch 
dort Blumen, Sträucher und Bäume, auch Vögel und andere Tiere; aber dae ist 
doch wenig im Vergleich zu dem Tier- und Pflanzenleben auf dem Lande. Wir 
Menschen können ein Stück Natur gar nicht entbehren. Was halten sich darum 
viele Leute in ihren Stuben? Blumen und Vögel. 

Zusammenfassung: Wiederhole, warum es auf dem Lande so sohön ist. 

Wovon finden wir auf dem Lande, in der schönen, freien Natur doch immer- 
während Spuren? Von den Menschen. Was siehst du hier und da? Dörfer oder 
wenigstens einzelne Häuser. W^as siehst du, wenn es Wochentag zur Sommerzeit 
ist? Einzelne Leute arbeiten. Warum könnte man aber auch, wenn weit und 
breit kein Haus und kein Mensch zu sehen w*ären', die Nähe der Menschen nicht 
vergessen? Die Felder regelmässige Gestalt, Xcker und Wiesen beackert und be- 
stellt, die Wege von Menschen angelegt. 

Wie ist der Wald entstanden? Durch Menschen angepflanzt, wenigstens 
meistens. Warum spürt man dort den Menschen so wenig? Wenig Wege, oft 
jahrelang keine Menschenarbeit auf weite Strecken, wenig Menschen, noch seltener 
Häuser, Pflanzenwelt (Angaben) viel wilder, Tierwelt (Angaben) viel kräftiger 
und mannigfaltiger. Welchen Eindruck haben wir im Walde noch viel stärker als 
auf dem freien Lande? Der Urwüchsigkeit und Ruhe vom Menschenlärm. 

Zasammenfasfiung: Wiederhole, warum der Wald der Eindruck der 
Ruhe und Urwüchsigkeit macht? 

Was erwartet man nun wohl von einem Gedicht, in dem der Wald besungen 
wird. Was kann es besingen? Die schöne Natur des Waldes, die Bäume, 
Sträueber und Blumen, die Vögel und andere Tiere, die Kühle des Schattens im 
Sommer. Was femer noch? Den Frieden and die Einsamkeit des Waldes. 

Erstes Waldlied. 

■ 

Zielstellung: Wir wollen ein Lied hören, in dem der Dichter den Wunsch 
.ausspricht, im Walde leben zu können. 

L Vorbereitung: In welcher Jahreszeit kann der Dichter wohl diesen 

Wunsch haben? Im Sommer. Wann kann dieser Wunsch wohl besonders lebhaft 

• in ihm entstehen? Auf staubiger Landstrasee in Sonnenglut, während er einen 

Wald seitwärts vom Wege liegen sieht. — Sdinsttchtig blickt er hinüber. Wie 

'mag es ihm zumute «ein, wenn er die Blumen und Bäume sich leise bewegen sieht, 

.wenn er die Vögel auf den Zweigen, die Hirsche und Rehe am Waldesrand . ihr 

lustiges Spiel treiben sieht, wenn der Gesang der Vögel in sein Ohr klingt? Es 

'ist ihm, als wolle ihn alles locken und einl«ulen zum Bleiben. 

IZ» Darbietung: Nun wollen wir das Gedicht, das dem Dichter in solchen 
Gedanken entstand, hören. Es heiast: 

Waldlied. 
Von Hoffmann von Fallersleben. 

Im Wal4e möcht' ich leben 
f- • Zur faeissen Sommerzeit! 

Der Wald, der.Juuin uns j^eben 
Viel Lust und Fr^ichkeit. 



118 Pädagogische Monaishefte, 

In seinen kühlen Schatten 
Winkt jeder Zweig und Ast; 
Das Blttmlein auf der Matten 
Nickt mir: Komm, lieber Gast! 

Wie sich die Vögel schwingen 
Im hellen Horgenglanz! 
Die Hirsch' und Rehe springen 
So lustig wie zum TanzI 

Von jedem Zweig und Reise, 
Hört nur, wie's Meblich schallt! 
Sie singen laut und leise: 
Komm, komm zum grttnen Wald! 

Nachdem das Gedicht noch einmal von einem befähigteren Schüler gelesen 
worden, erfolgt die Feststellung der 

Gliederung. 

Str. 1. Wunsch,. im Walde zur Sommerzeit zu leben. 

Str. 2—4. Einladung, in den Wald zu kommen, und zwar 

Str. 2. Durch stilles Winken der Pflanzen, 

Str. 3. Durch, lebhaftes Spiel der Tiere, 

Str. 4. Durch fröhlichen Gesang der Vögel. 

Die Feststellung der Gliederung geschieht in folgender Weise: 

Welchen Wunsch spricht der Dichter in Str. 1 aus? S. o. Was scheint dem 
Dichter nach Str. 2 — 4 aus dem Walde entgegenzukommen? S. o. Wodurch ge- 
schieht die erste Einladung Str. 3? usw. Einprftgung der Gliederung. 

Besprechung: Str. 1. Welchen Wunsch spricht der Dichter «us T Wa- 
rum? Inwiefern im Walde viel Lust imd Fröhlichkeit zu finden ist, hören wir 
weiterhin. 

Str. 2. Wohin locken Zweige und Äste? In den kühlen Schatten. Was ladet 
weiter ein? Was ist unter den Matten, wir sagen gewöhnlich: unter der Matten 
zu verstehen ? Der Erdboden mit Gras und Moos. Wozu ladet denn das Blttmleiii 
ein? Sich zu lagern auf dem weichen Gras- und Moospolster. 

Str. 3. Wodurch werden die Blicke des Wanderers noch femer angesogen? 
Die Vögel schwingen sich in der Morgensonne von Ast zu Ast, Hirsche und Rehe 
springen lustig umher. 

Str. 4. Was bereitet dem Dichter noch weiter Freude? Der Gesang der 
VögeL Setze ein anderes Wort für „Reis". Was will er mit den Worten: Hört 
nur? Er will seine Wandergenoasen darauf aufmerksam machen, wie die Vögel 
schön singen. Was hört er aus dem Gesang heraus? Komm, komm zum grünes 
Wald! 

Was meint ihr, ist der Wanderer mit seinen Genossen der Einladung gefolgt? 
Gewiss. — Aber nur für kurze Zeit. Was hören wir schon aus des Dichters Waasch 
heraus: 

Im Walde möcht' ich leben 
Zur heissen Sommerzeit!? 

Es ist ja doch nicht möglich. 

in. Verknüpfung und TV. System fallen fort. 

V. Anwendung: Lesen des Gedichtes. Wiederholung der Gliederung. Die 
Schönheit des Waldes (mündlich). Waldsehnsucht eines Wanderers (fiehriftUch). 

(Fortsetsmig folgt.) 



Bemerkenswerte Yeröffeiitlichungeii, den deutschen Sprach- 
unterricht an den Sekundärschulen betreffend* 



Der fremdspracfaliche Untcirklit in den ,»Hish Schools^ des Staates Wisconsin. 
Die „Wisconsin State Teachers' Association" ernannte im Laufe des verflossenen 
Jahres ein Komitee von neun Mitgliedern unter dem Vorsitze von Professor A. R. 
Hohlfeld, Staatsuniversität Wisconsin, welches sich mit der Ratsamkeit und Aus- 
führbarkeit einer Ausdehnung des fremdsprachlichen Unterrichts an den „High 
Schools" des Staates beschäftigen sollte. Dieses Komitee erstattete bereits in der 
Jahresversammlung der Vereinigung (Weihnachten 1904) Bericht, imd die in 
diesem gemachten Empfehlungen wurden, wie im Januarheft der P. M. berichtet, 
angenommen. Ee liegt nunmehr der von Herrn Professor Hohlfeld verfasste 
Komiteebericht im Druck vor. Derselbe ist ein für die Entwickelung des Spracfa- 
nnterrichts an unseren JBig\i Schools" wichtiges Dokument und verdient die Be- 
achtung der Lehrer fremder Sprachen nicht nur innerhalb des Staates Wisconsin, 
sondern auch der andern Staaten der Union. 

Selbstverständlich rechnet der vorliegende Bericht ganz und gar mit den Zu- 
ständen, wie sie in den meisten ,fiigh Schools" des Staates bestehen und mit den 
bescheidenen Ansprüchen, die vorläufig noch die Staasuniversität an ihre ein- 
tretenden Zdglinge bezüglich deren Sprachkenntnisse stellt. Diese beschränken 
sich auf einen zweijährigen Kursus in einer Fremdsprache, und eehr viele der 
JSlgh Schools" bieten ihren Schülern auch nicht mehr, als nötig ist, dieser An- 
forderung gerecht zu werden. Wenn wir diese Zustände und die frühere Gleich- 
gültigkeit, die der Durchschnittslehrer dem fremdsprachlichen Unterricht entgegen- 
braehte, in Betracht ziehen, sind die vom obengenannten Komitee gefassten Be- 
schlüsse ein ganz bedeutender Fortschritt; verlangen sie doch nichts Geringeres 
als eine Erweiterung des Kursus in einer fremden Sprcushe an unsem ,iHigh 
Schools" auf vier Jahre und sogar dessen Ausdehnung auf die oberen zwei Grade 
der Volksschule. Dass diese Beschlüsse vom Plenum der Jahresversammlung sank- 
tioniert wurden, beweist doch, dass wir vorwärtsschreiten, wenn sie auch noch 
lange nidtt das darstellen, was uns ak Ideal im fremdsprachlichen Unterricht vor- 
schwebt, oder was Deuts<^land und Frankreich in demselben leisten. 

In ausführlicher Weise begründet der Beriebt seine Empfehlungen; zieht aber 
auch in das Gebiet seiner Betrachtungen die erziehliche und kulturelle Bedeutung 
des fremdspradilichen Unterrichts im allgemeinen, sowie für die Schulen unseres 
Landes. Er gibt weiterhin die Gründe an, warum der Unterricht in einer modernen 
Sprache dem in Latein vorangehen solHe und erteilt Ratschläge für die für den 
Unterrieht auszuwerfende Zeit innerhalb des Stundenplanes. 

Wir empfehlen den Bericht unseren Lesern aufs wärmste. Er kann sowohl 
von dem obengenannten Verfasser als auch von C. P. Gary, State Superintendent» 
Madison, Wis., bezogen werden. 

ModAiB Laagnafsa in SccoDdazy Schoola. Unter dieser Überschrift enthält 
das Februarheft der Monatsschrift ^^ucational Review" «inen Artikel aus der 
Feder von Julius Sachs, Teaehers' College, Columbia Univ., der in ebenso «r- 
sehOpfender als vernünftig-fortschrittlicher Weise seinen Gegenstand beliaiidelt. 



120 Pädagogische Monatshefte, 

Ausgehend von der Tatsache, dass der modernsprachliche Unterricht der 
schwächste Punkt unseres gesamten Schulwesens ist, sucht er die Gründe dafür 
zunächst in dem ungenügenden Lehrerpersonal, ob dieses nun aus hier geborenen 
oder eingewanderten Lehrern bestehe. Dieser eine Grund habe alle anderen im 
Gefolge: als wichtigstes Ziel gelte immer noch das sprachwissenschaftliche Stu- 
dium, dem jedoch jeder Halt fehle; Grammatik und Übersetzen füllten die ge- 
samte Unterrichtszeit aus; bei letzterem sei die möglichst grosse Masse des ver- 
arbeiteten Stoffes die wichtigste Aufgabe; der Lesestoff sei dem Verständnis der 
Schüler in keiner Weise angepasst. Alles dies erzeuge eine bedauernswerte Ober- 
flächlichkeit, zugleich aber auch eine Überschätzung der getanen Arbeit. 

Diese Mängel zu beseitigen und den Unterricht in den modernen Sprachen 
nutzbringend für das praktische Leben sowohl als die allgemeine Geistesbildung 
zu gestalten, stellt der Verfasser Grundsätze auf, die sich mit den fortgesdiritten- 
sten Ansichten über diesen Unterrichtszweig decken. Nur einige derselben «eien 
hier wiedergegeben: Der Sprachunterricht muss seine Grundlage in dem ge- 
sprochenen Worte haben. Der Lehrer muss daher vor allen Dingen selbst die 
Sprache, welche er unterrichtet, beherrschen, eine mu»tergiltige Aussprache be- 
sitzen und auch wissen, wie er diese seinen Schülern übermitteln kann. Gram- 
matik ist nicht als logisches System zu unterrichten, sondern als Hilfsmittel zur 
Erlernung der Sprache. Die grammatischen Regeln sind daher auf heuristischem 
Wege aus dem Sprachschätze des Kindes zu entwickeln. Der Lesestoff, der für den 
Unterricht der wichtigste Faktor ist, soll in der sorgfältigsten Weise ausgewählt 
werden; namentlich soll dem Schüler auch Aufschluss über Sitten, Gebräudie, 
Geschichte, Industrie und politisches Leben des Landes, dessen Sprache er studiert, 
gegeben werden. In seinem weiteren Verlaufe widerlegt der Artikel überzeugend 
die Einwände, welche gegen den mündlichen Gebrauch der Fremdspradie erhoben 
werden, und endlich beschäftigt er sich mit den Anforderungen, die an einen 
Lehrer gestellt werden müssen, wenn dieser im Sinne des Verfassers wirken soll. 

Seine Forderungen an den guten Lehrer sind vollständig gerecht, soweit sie 
sich auf die Arbeit desselben beziehen. Wenn er aber glaubt, dass diese nur von 
einem hier geborenen „Amerikaner" getan werden kann, dann nimmt er doch einen 
nativistischen Standpunkt ein, der den früheren ,JCnownothings" alle Ehre machen 
würde. Mit welchem Rechte der Verfasser diese Forderung stellt, ist uns uner- 
sichtlich. Auch wir verwerfen den „maitre frangais'' und den „English master^ 
der alten Zeit, möchten aber auf die grosse Anzahl von Schulmännern an High 
Schools, Colleges und Universitäten hinweiseQ, die voll und ganz im Sachsscfaen 
Sinne wirken, trotzdem ihre Wiege nicht in diesem Lande gestanden hat. Viele 
derselben haben sich leitende Stellen in unsern Schulen erworben und haben dazu 
beigetragen, dieselben auf den Standpunkt zu heben, auf dem sie gegenwärtig sich 
befinden. Herr Sachs dankt diesen Männern' schlecht für ihre Wirksamkeit. 

Grossen Wert legt der Verfasser auf die pädagogische Ausbildung des Lehrers 
und bedauert, dass ausser dem Kursus für den fremdsprachlichen Unterri<dit am 
„Teachers' College" der Columbia-Universität an keiner anderen Anstalt Spezial- 
kurse für Sprachlehrer eingerichtet sind. In aller Bescheidenheit möchten wir ihn 
auf das Lehrerseminar zu Milwaukee verweisen, welches seit nunmehr 27 Jahren 
seine Tätigkeit auf die Ausbildung von Lehrern des Deutschen gerichtet hat. Die 
-deutsdie Spradie ist hier dife Unterilcbtssprache, und die Schüler -werden bis zur 
'Tollständigen Beherrschung der Sprache gebracht , ohne dass dabei das Englische 
aus dem Auge Verloren wird. Der allg^mein'-pädagogische, sowie der methodische 
UntenricHt Wird im -fortschrittlichen Siime erteilt, und die von HeVm Sachb angie- 



Berichte und Notizen. 121 

gebenen Grundsätze sind im Lehreraeminar massgebend. Eine vorsflgliche Muster- 
ediule und die öffentlichen Schulen Milwaukees geben den Zöglingen alle Gelegen- 
hexty sich praktische Tüchtigkeit zu erwerben. Was aber am wichtigsten ist, die 
Anstalt ist vom Geiste deutscher Kultur beseelt, und es gibt kaum eine zweite 
Anstalt, in welcher Amerikanertum und Deutscfatimi sidi in so glücklicher Weise 
die Hand reichen, als dies eben in Milwaukee geschieht. 

Bibliocnphiache Winke für Lehrer des Deutschen. In dem Februarhefte des 
„Teachers' Bulletin" der Universität von Cincinnati veröffentlicht Max Poll, Ph. 
D., Professor der germanischen Sprachen, eine Liste der in das Gebiet des deutschen 
Sprachunterrichts einschlägigen Literatur, die sowohl wegen ihrer Reiohhaltigkeit 
als auch der beigefügten kurzen, aber treffenden Erläuterungen wegen die Be- 
achtung unserer Leser verdient. M. G. 



Berichte und Notizen. 



I* Zur Sdiiilerfeier* 



Aus einem Aufsatz von Nicolaus Hennigsen in der "Pädagogischen Warte" 
^ur Schillerfeier 1905, ernste (bedanken und unmassgebliche Ratschläge", 
entnehmen wir folgende beherzigenswerte Punkte: 

„Von dem Erfolg aller Feierlichkeiten gilt das Goethewort; „Wenn ihr*« nicht 
fühlt, ihr werdet's nicht erjagen", und eben wegen der unerschütterlichen Psycho- 
logie dieses Ausspruchs muss die ehrliche Begeisterung, das „Himmelhoch Jauchzen" 
mehr Schillerfreunde werben als das naturgemäss geringe Gefühl bei den poriodi- 
schen Festen. Däss Schiller auch in der Schule durchaus tief innerliche gefeiert 
werden muss, wenn's was Rechtes werden soll, bedarf in dieser allgemeinen Form 
keiner Beweise weiter; gleich selbstverständlich ist ein geeigneter Rahmen. Die 
Hauptsache, deren Erledigung ihres individuellen Gepräges halber so schwierig 
wird, ist das Wie ! Erfreulich wäre es, wenn im Laufe der Schuljahre schon un- 
auffällig vorgearbeitet wäre, also etwa durch Auswendiglernen von Gedichten. 
Aber — Hand aufs Herz I Hat man sich bei ein bisschen ehrlioher Überlegung die 
Umstände ins Gedächtnis zurückgerufen, unter denen dieses Lernen erfolgt: den 
Zwang, das Drum und Dran von Strafen für schlechtes Lernen, den mannigfachen 
Xrger und vor allem die immer gestörte Freude an der Dichtung — so wird man 
sieh sagen müssen, dass man nach dieser Seite hin keine hohen Erwartungen stellen 
darf. Andere Quellen aber wUsste ich nicht; bleibt also nichts übrig, als die Feier 
so vollständig und schön zu gestalten, dass sie, ohne auf Mitarbeit von 'Erinnerun- 
gen zu redinen, durch sich selbst wirken kann." 

„Und sie kann es, wenn zwei Dinge berücksichtigt werden, die in folgenden 
Sätzen ausgesprochen sein mögen: 

Erstens: Was du tust, das tue ganz! Also: Ernstes Wollea! 

Zweitens: Gut Ding will Weile haben! Also: Gründliche Vorbereitung! 

Weiterhin stellt der Verfasser folgende Vorschläge einer sachlichen Prüfung 
anheim : 

1. Die Ansprache, durchaus in Schillerschem Geiste, sei kurz, klar und an- 
'flCbftuUch! 

2. Nicht Schillers Leben, Schillers Streben gilt es darzutun! 



122 Pädagogische Monatshefte. 

3. Beteilige an allen Darbietungen der Festlichkeit die Schüler! 

4. Halte ihnen dabei alles Sohuknässige^ Unfestliche möglichst fern! 

5. Sei selbst mitten in den Schaustellungen deiner Schüler, müglichst wenig 
als Leitender, sondern als gleichgeordneter Mitarbeiter! 

6. Es ist nicht erforderlich (könnte vielleicht gar Zwang in dein Programm 
bringen), dass alle Festbeitrftge Schillersche Texte tragen! 

7. Vorsicht übe bei lebenden Bildern, die selten das Beabsichtigte ästhetisch 
klar geben, seltener noch, wenn Kinder mitwirken! 

8. Nimm keine lehrplanmftssig gelernten Gedichte (Deklamationen!) in deine 
Festordnung auf, bei denen das Memorieren Schwierigkeiten machte, also 
nur solche, bei deren Rezitation den „Aufsagenden" (Scheussliches Wort!) 
•und Hörern wirkliche Lust anzumerken war! 

9. Bereite fürs Fest neu zu erlernende Gedichte mit ganz besonderer Sorgfalt 
vor, auch dann, wenn nur ein Kind mit dem ElnprBgen beauftragt ist! 

10. Freiwillige vor! 

11. Kimm zur Einübung eines schwierigen Liedes nur die Hälfte der Teil- 
nehmer, damit die eine Hälfte die Freude des Gelingens, die andere die des 
Geniessens habe! Die Vorfreuden und Hoffnungen hinzugezogen, Ist ge- 
teilte Freude diesmal m e h r als doppelte Freude. 

12. Läse, wenn irgend möglich, die Bereitwilligen der nicht am Gesänge be- 
teiligten Gruppe in anderer Weise mitwirken! Wenn nicht durch Singen 
eines zweiten Liedes, dann scheide nach Stimmmitteln! 



Prognumn für die Schillerfeier des deutschen Lehrervereins von 
Cincinnati. 

1. Willkommen Dr. Dabney. 

2. Macht des Gesanges Lehrerchor. 

3. Begrfissungsrede Dr. H. H. Fick. 

4. Schiller als Historiker C. Grebner. 

6. Sehiller als Lyriker Prof. Max Poll. 

6. Schiller als Dramatiker Dr. WhRoomb. 

7. Schiller als Mensch Dr. Phillipson. 

■ 8. Streichquartett. 

9. Englische Ansprache Dr. Dabney. 

10. Auszüge aus der Glocke (Romberg) Lehrercfaor. 

Pztframm der Hxzlkli «a der UBivenitlt ta Ciadoniiti abcelultCDett Vorfeier. 

Epilog zu Schillers Glocke Goethe 

FrL Frieda Lotze. 

Die Kraniche des Ibykus 

Frl. Anna Buechner. 

Monolog aus Wilhelm Teil 

Herr Edwin Schrötter. 
Lieder: 

(a) Die Lorelei Liest 

(b) Meine Ruh' ist hin Graben-Hoffnuuin 

FrL Clara Schwwrts. 



Berichte und Notizen. 123 

Szenen aus der „Jungfrau von Orleans" 

4. Akt: 1., 2. und 3. Szene. 

Jungfrau von Orleans Angela Dehner 

Agnes Sorel Marie Dickore 

DuDois Harry Heitmeier 

La Hire Louis Sauer 

Du Chatel Leon Peaelee 

Piano-Solo : 

(a( Legende: Der hl. Franziskus auf dem Wege dahin- 
schreitend Liszt 

(b) Tannfaäuser-Alarsch Wagner-Liszt 

Herr Wilhelm Kraupner. 

Szenen aus Maria Stuart 

4. Akt: 1., 2., 3. und 4. Szene. 

Maria Stuart Delia Fechheimer 

Hanna Kennedy Luella Deuser 

Elisabeth von England Else Schrader 

Amyes Faulet Karl Spiehnan 

Schrewsbury Otto Sti^lman 

Lord Leicester Joseph Schaw 

Winke für die Aufstellung von Fettprogrammen zu SchillerfeieiiL 

1. Die Balladen, nebst Teilen aus dem Lied von der Qlocke („Woltfttig ist des 
Feuers Macht**; ,^eiPge Ordnung, segensreiche Himmelstochter") und aus 
Wilhelm Teil (Apfelschussszene u. s. w.) bieten hinreichend Stoff zu einem 
einheitlichen Ganzen für fortgeschrittenere Klassen und für Hochschulen. 

2. Das Fiseherliedchen, das Hirtenliedchen und das Jägerliedchen, femer 
Walters Lied „Mit dem Pfeil dem Bogen", endlich die Parabeln und Rätsel: 
„Von Perlen baut sich eine Brücke", „Kennst du das Bild auf zartem 
Grunde", ,^Auf einer grossen Weide gehen'„ vl s. w. gestatten auch den 
jüngeren Schülern die Teilnahme an der Schillerfeier. 

3. In den folgenden Gedichten Schillers finden sich Sinnsprüche, die von be* 
gabteren Schülern gesprochen werden können: „Resignation"; ,J>ie 
Künstler"; J)ie Begegnung"; „Der Genuss des Augenblicks"; ,J)as Sieges- 
fest"; ,J)a3 eleusische Fest"; „Der Ring des Polykrates"; JOie Kraniche 
des Ibykus"; „Kassandra"; „Die Bürgschaft"; „Der Kampf mit dem 
Drachen"; ,J)as Ideal und das Leben"; „Der Spaziergang"; ,J)as Lied von 
der Glocke"; „Würde der Frauen"; ,3offnung"; ,J)a3 Mädchen von Or- 
leans"; „Nenie"; ,J)ie Geschlechter"; „Das Glück"; ,J>er Genius"; ,4>ie 
Worte des Glaubens". Endlich bilden die Xenien einen unerschöpflichen 
Born kerniger Sinnsprüche. 

4. Der Schulleiter oder Festleiter versäume nicht, am Anfange und am 
Schlüsse der Feier auf die Bedeutung des Tages gebührend hinzuweisen. 

6. Bekränzung eines Schillerbildes seitens der Kinder. 

Die drei Bände des Erkschen Liederschatzes enthalten folgende Kompositionen 
mit Sehillerschem Text, die für Schulen geeignet sind: 

An die Freude, Bd. I, Seite 44. 
Reiterlied, Bd. I, Seite 165. 



124 Pädagogische Monatshefte. 

Achtes Glück, Bd. U, Seite 2. 

Die Hoffnung, Bd. 11, Seite 54. 

Das Mädchen aus der Fremde, Bd. II, Seite 106. 

Johannas Abschied, Bd. II, Seite 119. 

Mit dem Pfeil, dem, Bd. II, Seite 129. 

Die Gunst des Augenblicks, Bd. II, Seite 162. 

Gesang der Mönche, Bd. III, Seite 138. 

An den Frühling, Bd. III, Seite 193. 

Ausserdem machen wir auf folgende Schriften aufmerksam: Mosapp, Dr. 
H., Friedrich Schiller. Stuttgart, Ad. Bonz & Co., 104 S. Pol&ek, Fr., Unser 
Schiller, herausg. von der Vereinig, deutscher Pestalozzi-Vereine (Liegnitz, K. Seyf- 
fahrt, 144 S.). Schiller gäbe der deutschen Dichtergedächtnis- Stiftung (Ham- 
burg, Gross-Borstel, Verlag der deutschen D. G. St., 300 S.). Risch, P^ Schiller- 
Gedenkbucfa (Berlin, Paul Kittel), enthält eine Darstellung von Seh. Leben und 
Wirken, einen dreistimmigen Chor und ein Festspiel: Unter d«r Schillerlinde. 
Siegemund, Dr. Rieh., Unser Lieblingsdichter. (Dresden, A. Köhler, 176 S., 
mit Bildsohmuck von £. Walther). Kühn hold, C, Sechs Schillerlieder für 
Schülerchor mit Klavierbegleitung (Berlin-Gross Lichterfelde, CHir. Frdr. Vieweg). 
Frisch, Friedrich Schiller (Wien, A. Pichlers W. & Sohn, 46 S, kl. 8', mit 14 
Bildern). Brunner, Dr. K., Unser Schiller (46 S., bei Rieskers Buohh., Pforz- 
heim). Eckart, Walter, Unser Schiller, ein Lebens- und Charakterbild für 
Schule und Haus (Leipzig, Georg Wigand, 20 Pfg.). Pe trieb, H«rman, 
Friedrich von Schiller. Sein Leben und Dichten dem deutschen Volke und seiner 
Jugend erzählt. (Hamburg, Agenten des Rauhen Hauses, 80 Pfg.). Dähnhardt, 
Dr. O., Friedrich Schiller. Festgabe für die deutsche Sohuljugend (Leipzig» 
Dürrsche Buchhandlung, M. 2.50). Sehr empfehlenswert. 

Der Verlag von „Jung- Amerika" (Gus. Muehler, 1328 — 30 Main Str., Cincin- 
nati, 0.) macht bekannt, dass das Aprilheft dieser Jugendzeitschrift eine Schiller- 
festnummer sein wird, welche, reich illustriert, in grösserer Anzahl gedruckt und 
auch Nichtabonnenten zum Preise von fünf Cents zum Verkauf »tehen solL 
Der Name des Redakteurs Dr. H. H. Fick bürgt dafür, dass dieses Festheft Gedie- 
genes bieten wird. Auch Schillerbilder, die zur Verteilung an die Schüler geeignet 
wären, bietet der Verlag zum Verkauf an. 



II. Korrespondeazeii* 



Milwankee. j^^ grösste Ereignis war wolil das am 

Jahres • Versammlung der Mittwoch den 1. März, Abends «tsittfin- 

Scftiuls-uperintend«nt«n. Vom dende grosse Bankett, welches dem Er- 

1 — 3 März tagte hier der Verband der ziehungs-Kommissär der Vereinigten 

Staats-, County- und städtischen Schul- Staaten, Dr. W. T. Harris, zu Ehran im 

Superintendenten des Landes, welche sich Plankinton Hotel gegeben wurde, und 

recht zahlreich eingefunden hatten, wohl welches sich zu einer glänzenden Affäre 

an 6 — 700 aus verschiedenen Staaten, gestaltete. Die Hauptredner des Abends 

:Supt. Cooley von Chicago • führte den ^-«ren die Supt. L. Soldan von St.l!i0ms 

Vorsitz, imd die Versammlungen fanden und J. M. Greenwood von Kansas Citj. 

im hiesigen Davidson Theater statt. Am Die beiden Herren rühmten "die viAeH 

Vormittage wurden wissenschaftliehe Verdienste, welche sich Herr Harris, der 

Vorträge gehalten und am Nachmittage bereits im Dienste, ergraut i#t, um das 

geschäftliche Vorträge und Debatten. Unterrichtswesen des Landes erworben 



Korrespondenzen. 125 

hat, in schwungvollen und begeisterten und doch schönen Sprache einen hohen 

Reden. Kommissär Harris dankte in be- pädagogischen Wert. 

acheidenen und einfachen Worten und Am zweiten Abend sprach er über 

bemerkte, man möge nicht zu viel von Gymnastik oder Ausbildung der Mus- 

seinem Wirken machen, denn er habe ^f^^jJ^t^^f^^l^tJ: ^1 ^'!!![::2^„'*Lt^^^^ 

c« 1. u* 1 «A ^^- -KMu^^ j^- das lurnen nacn dem deutscnen svstem 

nur seme Schuldigkeit getan. Möge der ^^^ Turnunterrichts. Er betonte dabei 

alte Herr noch recht lange dem Schul- besonders, dass man alle Muskehi des 

wesen zum Segen des Landes vorstehen. Körpers ausbilden müsse, und zwar die 

Vorlesungen von Dr. Stan- grossen und Hauptmuskeln zuerst, und 

1 e y H a 1 1. Am 2., 3. und 4. März hielt dann die kleineren und nicht umgekehrt, 

Dr. Hall vor der hiesigen Lehrerschaft ^^"^^ Schultern, Hüften Elbogen, &iie, 

Kj ^ u^ xr^-l-a«-. TT«»- Ti«n und 80 nach und nach den ganzen Kör- 
•inige pädagogische Vorträge. Herr Hall ^^ ^ ^.^^ ^^^^ ^^^ ^^^^ 

^tjiLheküiniitBlBtilchUger und gründ- ^^^ deutschen Turnunterricht aus, wie 
heb gebildeter Mda^ge. wie als mterw- ^^ .j^„ .^ ^^^ g^j^^,^^ .^ Deutschland 
santer, fesselnder Vortragsredner. Es 3^^^^ ^^^ j^^^ j^^„^ ^^ ^^^^ ^^^ 

ist eine Xust, üim zuzuhörem, denn er ^^^ Handfertigkeitsunterrieht zu spre- 
behandelt sem Thema gründlich imd in ^^^^ ^„^ ^^.^f ^^„ ^^. ^.^ ^^^ ^^^^ 

fliesender Rede, oft gewürzt mit humo- ^echt über das Ziel desselben einig, una 

nstischen Bemerkungen. Ein Kollege, ^^ ^^ ^^^ Unterricht auch recht 

der neben mir sass, sagte: „That is a ^j^j. ^^ planlos. 

more interesting stuff ihan that „weak ^^^ ^^y^^^ y^^ ^^^^^ ^^ ^.^j^^. 

Chat- (wiek-Chad) we had some weeks j,^,^ ^^„^ ^^ ^hema „child ctudy- 

ago.» Herr Hall sprach am ersten Abend ^^^ ^^^ ^^^ ^^^ sympathisch. Ich 

iH?r .if'^^^PlSw *^* Äupteraehungs- ^^ derselben Anflicht, wie unser Ueber 

ftsktor-. Er führte aus, dass der Lehr« verstorbener Direktor Dapprich, der bei 

^e Sprache immer als den wichtigsten ^.„^^ l^hrertage in Milwaukee, wo 

Faktor in der Erziehung ansehen eolle gleichzeitig die N. E. A. tagte, und wo 

und müsse, denn die Sprache sei da^ ^^^^j, natürlich über das Thema „ehUd 

Gefäss des Denkens, und so müsse sich ^^udy" viel gefaselt und viel „weak 

notwendig die ganze geistige Arbeit des ^j^^^" verzapft wurde, die Bemerkunj? 

Kind« immerfort mit der Sprache be- machte: „über dieses Thema ist schoi 

achäftigoi; m ihr müsse der Schüler ^^ ^i^i Unsinn geschwatzt, dass man es 

denk«i,.durch sie müsM er sich tnünd- nj^j^t durch ein Scheunentor hindurch- 

hch und schriftlich ausdrücken, und da- ^^^ingen könnte." Doch Stanley Hall 

her sei es sehr wichtig, dass er lerne, die ^j,^ ^^^ ^^^ ^j^^^n Gegenstand recht 

Sprache gründlich zu verstehen und sie interessant gesprochen haben, 

richtig zu gebrauchen und anzuwenden A. W. 
Das Lesen tue es nicht allein in der 

Schule, «ondem das Gelesene müsse er- New York, 
klärt, abgefragt, angewandt, gut durch- Um der Umgegend einmal wieder et- 
gearbeitet und wo möglich von de» was Rechnung zu tragen, hielt der 
Schülern wiedergegeben werden, ent- Verein der deutschen Lehrer 
weder mündlich oder schriftlich. Dann New Yorks und der Umgegend 
kam er auf die Schönheit der englischen seine Versammlung am 1. April in 
Sprache zu reden, auf ihren Wortreich- Newark ab. In den letzten Jahren war 
tum und ihre Bihlungsfähigkeit, wie sie es üblich, dass die Mitglieder des Ver- 
ven allen lebenden Sprachen die reichste eins die Newarker Sitzung in den Rosen- 
an Wörtern sei, wohl an 300,000. (Aber monat verlegten. Die New Yorker sind 
die meisten Wörter sind nicht original, gewöhnt, Newark trotz seiner 200,000 
sondern entlehnt. (D. S.) Dann drückte Einwohner als ein Dorf anzusehen. Da 
er sein Bedauern aus, dass die englische sollte dann für die New Yorker Kollegen 
Sprache so verunstaltet werde in neuerer die Sitzung im Juni gleichbedeutend sein 
Zeit mit lateinischen und französisohen mit einem Ausfluge ins Land, wo man 
Wörtenig wofür wir fast immer gute herrlichen Sonnenschein geniessen, eine 
englische Ausdrücke hätten. Er be* gehörige Portion balsamiecher Landluft 
dauerte, daes wir nicht die Bibel als einatmen, die vcm Schulstanb angefüllten 
Letebndi in der Schule haben könnten, Lungen mit einer guten Dosis des rein- 
da sie das beste und reinste Englisch, sten Sauerstoffes versorgen und sich an 
das sogenannte „anglo-saxon" enthalte. Blumenduft und Vogelgesang erfreuen 
Die biblischen Geschichten, meinte er, konnte. Dieses Jahr hielt man es für 
hätten in ihrer Einfachheit und klaren geraten, es einmal früher als gewöhnlich 



126 Pädagogische Monatshefte. 

mit Newark zu versuchen. Die letzten die Entwickelung der deutschen Sprache 
Sitzungen in New York waren nicht son- seit Luther hin. Luther war, gegenüber 
derlich stark besucht gewesen. Man den andern deutschen Gelehrtin seiner 
wollte nun probieren, ob Newark viel- Zeit, welche sich vieler lateinischer W5r- 
leicht eine stärkere Zugkraft ausübe aU ter bedienten und auch gern ihre eigenen 
New York. Das Experiment glückte in- Namen lateinisierten, der erste, welcher 
dessen nidit zur vollen Zufriedenheit, reines Deutsch schrieb. Spradireiniger 
Es waren in der Versammlung zwar gab es zu allen Zeiten. Rüsteten sie sich 
mehr Newarker als gew5hnlidi, dafür kurz nach der Reformationszeit gegen 
aber weniger New Yorker Mitglieder Einschmuggelung von lateinischen WOr- 
vertreten. Diejenigen, wekdie sich ein- tern, so kämpften sie sfAter gegen das 
gefunden, mussten aber zugeben, dass sie Unwesen der französisdien Fremdwörter 
trotz des 1. April nicht in den April ge- an. Im allgemeinen war bis in die Mitte 
schickt worden waren. Herr. Dr. Rudolf des vorigen Jahrhundert ein Aufschwung 
Tombo von der Columbia Univereität in bezug auf Ausdruck imd Stil im 
war gekommen und hielt den angekttn- Deutschen wahrzunehmen. Dann aber 
digten Vortrag, den gehört zu haben war ein Rückgang bemerkbar, wofür be- 
niemand bereuen dürfte. Das Thema sonders Zeitungsschreiber, Kaufleute und 
lautete: „Über den allgemeinen Deut« Kanzleibeamte verantwortlich zu machen 
sehen Sprachverein." Da der Vortra- seien. Es war nur natflrlidi, dass sich 
gende sein Thema sehr ausführlich und endlich warnende Stimmen erhoben, wie 
eingeJiend b^andelte, so fehlte es ihm Wustmann in seinen „Sprachdummhei- 
an Zeit, den Vortrag ganz zu halten, und ten", Otto Schröder in eeinem „Papier- 
er begnügte sich, uns mit den Aus- nen Stil" u. a., um das aprachlidhe Ge- 
ftthrungen des 1. Teiles «einer gediegenen wissen der Deutschen aufzurütteln. 
Arbeit bekannt zu machen, nämlich mit Herr Dr. Tombo erkannte an, dass sich 
den Ursachen, die zur Biklung des AUge- diese Männer ein grosses Verdienst um 
meinen Deutschen Sprachvereins führ- die deutsche Sprache erworben haboL 
ten. Herr Dr. Tombo versprach, den 2. Er zitierte «tlk>he Stellen aus Wuzt- 
Teil seines Vortrages, in welchem er sich mann, teils tun zu zeigen, wie berechtigt 
über die Ziele und die Wirksamkeit des die Kritik Wustmanns sei, teils um an- 
Vereins verbreiten wird, in der nächsten zudeuten, dass derselbe doch manchmal 
Vereinssitzung zu halten. über das Ziel hinausschiesse. 

^.}'^ ^?*" ^*^^?' ^""""v^^' ^''"J'' /,f H. G. In Vertretung, 

hören bekamen, wies der Vortragende auf ^ 



III« UüMcliay« 



Die „National Educational Columbia Universität — ^'Child Labor 
Association" tagt vom 3. bis zum and Gompulsory Education"; Harvey 
7. Juli in Asbury Park, N. J. Der Schul- von Menominee, Wis. und Wm. Baiclay 
Superintendent der Stadt New York, Dr. Parsons, Oiefingenieur der New Yorker 
Wm. H. MaxweU, ist diesmal Präsident, Untergundbahn — "Technical a^ Man- 
der Schriftwart ist noch immer Irwin «al Trainmg"; Mr. Blair, erster Direktor 
Shepard, Winona, Minn. Präsident ^«j; Ix)ndoner Handelsschulen — 'Trade 
Roosevelt wird am letzten Tage der Ver- Schools . 
handlungen eine Ansprache an die Leh- 
rer halten. Bürgermeister McClellan von Am 27. Januar des Jahres hielten die 
New York und David R. Francis von der Vereinigten Deutschen Ge- 
verflossenen St. Louiser Weltausstellung Seilschaften der Stadi New 
haben Dr. Maxwell versprochen, eben- York ihre Jahresversammlung ab. 
falls Reden zu halten. Folgende erzie- Aus dem eingehenden Bericht des Prä- 
herische Vorträge werden vorläuflg an- sidenten, Herrn Albert J. W. Kern, ist 
gekündigt: Miss Cropsey, Indianapolis ersichtlich, dass die Vereinigui^ wäh- 
— "Elementary Education"; Dr. Wm. J. rend der vier Jahre ihres Bestehens be- 
Harris — "The Future of Teachers' Sal- deutend gewachsen ist. Zwölf Vereine 
aries"; Präs. Alderman von der Staats- hatten sich im Jahre 1902 zusammen- 
universität Virginiens, der Staatsschul- getan, heute ist die Anzahl derselben 
Superintendent von New York, Dr. Dra- auf 273 gestiegen. Entsprechend dem 
per imd Prof. Frank R. Giddings von der äusseren Wachstum hat die Vereinigung 



n 



Umschau. 127 

«Qoh ftn B«deiitiuig zugenommen, und amerikanischen Studenten an einer deut- 

Ihre Wirksamkeit auf socialem sowohl, sehen UniTersitftt dem Reifezeugnis des 

als politischem Crebieie ist im letzten Oymnasiums oder der Oberrealsehule 

Vereinsjahre nicht mehr zu unter- gleichachtet. Das ist ein sehr weitgehen- 

schätzen gewesen. Die in demselbMi er- des Zugeständnis, wenn man bedenkt, 

reiditen Erfolge sind unter anderem die dass unsere ersten Universitäten den 

Verhinderung der jaepburn-DolliTer Baccalaureusgrad mancher amerikani- 

Prohibition Bills'', weiterhin die Feier «chen Colleges nicht anerkennen. Von 

ZOT Shrung des dahingegangenen Grün- massgebender Seite wird indessen darauf 

ders der Astorbibliothek, des Deutschen hingewiesen, dass der Berliner Bescfaluss 

Johann Jakob Astor aus Waldorf in ^m Ansehen des deutschen Doktorgrades 

Baden, die Feier des Deutschen Tages ^^ amerikanischem Besitze bedeutend 

und, ttls bedeutendste Ktmdgebung, die «rhöhen dürfte, da es dem Amerikaner 

Ton der Vereinigung veranstaltete To- bisher möglich war, sich ohne akade- 

tenfeier zum Andenken der unglflck- mische Vorbildung das deutsche Dok- 

lichen Opfer der Slocum-Kaiastrophe. ^«»»t «« erwerben. 
Die GeseUsohaft verfügt über ein Bar- 

vermOgen von $000.51. ^^^^^^ ^^^ deutsche Kaiser den 

Es gereicht den deutschen Vereinen 2?'*)?^^'^ Botschafter in Washinjfton, 

New Yorks zur hohen Ehre, dass sie lit fl^j,^''^. Stemburg, angewiesen 

sich zur Wahrung der deutschen Stam- ^iw " t^^®"* ^evelt den Vor- 

meseigentümliehlMiten zusammengefun- »«^^ «» machen, Universitäta 

d« l^ben. Wenn überaU diessDl Bei- P|!.?/.!if,l^ I V„ . %^ ^^^^^} 

spiel nachgeahmt weiden würde, wäre r^^A« a*^*?-« ^•«-^V*' 

m besser*«« unsere Sache bestellt, "«fi^ ..ff^t iit L „«^™ rlili; 

Nioht allein wir Deutschamerikaner, !,^.^^tLn«f^rJ,. ^«?^?nif^w.? 

m^w^^mm. «.»•««.<» «•»•« v««{/M. ^nwA^ •.» *^ bekannt voraus. Prof. Adolf Har- 

'^^^^' ZU äussern, weist darauf hin, dass die 
^, , ,, , , , , , . Gelehrten des Mittelalters nicht an ein 
Die philosophische Fakultät Land gebunden waren. Sie lehrten in 
der Universftät Berlin kündigt Neapel, Bologna, Paris, Küfai und Ox- 
amtlidi an, dass sie in Zukunft das Stu- ford, und ihre Schüler zogen ihnen nach. 
dium auf einer der fünfzehn amerikani- Erasmus von Rotteidam, zum Beispiel, 
sehen Hochschulen, die die "Association habe man mit Bewunderung und Ent- 
of American Universities'' bilden, der auf zücken in England sowohl als auch in 
einer deutschen Universität zugebrachten Frankreich, Deutschland und in der 
Studienzeit gleichwertig anerkennt. Den Schweiz gdauscht. Die Gewohnheit des 
philosophischen Doktorgrad einer deut- Wanderldirens ist selbst in unsem Ta- 
schen Universität kann ein Student je- gen noch nicht erstorben. Emest Renan 
doch nur dann erhalten, wenn er wenig- hielt viele Vorträge in London; liaz 
stens drei Semester auf deutschen Hoch- Müller, der Sanskritforscher, war Pro- 
sohulen zugebracht hat. Wenn wir recht f essor in Oxford, und lehrte später in 
berichtet sind, so genoss der Studierende Strassburg, ohne sein Professur in Ox- 
jener fünfzehn amerikanischen Universi- ford niederzulegen; Lord Kelvin und 
täten bereits vor dem Besehluss der Sir William Ramsay wanderten oft nach 
philosophischen Fakultät der Universi- Berlin; Prof. Gregory, der Amerikaner 
tat Berlin das Recht, seine Studien ohne an der Universität Leipzig, hat eine 
Zeitverlust in Deutschland fortsetzen zu Reihe von Vorträgen ^n den Vereinigten 
können, während ein gleiches Recht dem Staaten gehalten. Es sei zum Schlüsse 
deutschen Studenten bisher versagt war. noch erwähnt, dass die Universitäten 
Die neue Einriditung gibt nun auch Berlin und Harvard den Vorschlag des 
letzterem Gelegenheit, ohne Nachteil für deutschen Kaisers bereits in Erwägung 
seinen akademischen Stand in Deutsch- gezogen haben. Das Resultat der Unter- 
land an Ort und Stelle amerilcanische handlungen ist noch nicht bekannt. 
Verhältnisse kennen zu lernen, was mit 

Hinsicht des immer mehr zunehmenden Der dem preussischen Landtage vor- 
Interesses zwischen beiden Völkern freu- gelegte Kultusetat sieht, um den. 
dig zu begrüssen ist. Lehrermangel zu heben, die 
Zu gleicher Zeit macht die Berliner Errichtung von vier heuen Lehrersemi- 
Fakultat bekannt, dass sie das Bacca- naren und acht neuen Bräparanden- 
laureat irgend einer amerikanischen schulen vor. Für die dienstältere Hälfte 
Hochschule beim Einschreiben eines der Direktoren und Lehrer an den 



128 Pädagogische Monatshefte. 

Seminarien und Präparandenschulen sind lernen und stellte in verschiedenen Zeit-» 
nichtpensionsfähige Zulagen im Betrage abständen fest, wieviel davon behalten 
von 252,1000 M. eingesetzt. Durch diese war, nämlich unmittelbar nach dem 
Zulage sollen die betr. Lehrer an den Lernen, am Tage darauf, nach einer 
L^rerbildungsanstalten festgehalten Woche und zuletzt nach vier Wochen, 

werden. Bisher gingen sie eben lieber in Das Ergebnis war in diesem Falle recht 
die Städte, in denen, wie der Finanz- günstig, am besten wieder in der Quarta 
minister ausführte, so ausserordentlich und schlechter in den höheren EJaasen. 
hohe Lehrergehälter bezahlt werden. Von einer Übung und Stärkung dea Ge- 
Beim Volkssdiuletat sind höhere Be- dächtnisses durch fortgesetztes Lernen 
träge eingesetzt für Errichtung von von Vokabeln kann also keine Rede «ein. 
VoUcsbibliotheken in den östlichen Pro- Zugleich ergaben die Versuche ein vor- 
vinzen, dann für besondere Zulagen aR treffliches Mittel, die Lemkraft der ein- 
jene Lehrer in diesen Provinzen, die sich zelnen Schüler zu prüfen, die Eigenart 
um die Pflege des Deutschtums beson- des einzelnen kennen zu lernen und da- 
ders verdient machen. nach Rückschlüsse auf den hftuslidien 

Fleiss zu ziehen. Der Vortragende be- 

Der Berliner Lehrerverein tonte, dass es ihm fernliege, die von ihm 
zählt 3000 Mitglieder, hat ein Vermö- gewonnenen Ergebnisse ohne weiteres 
gen von 551,691 Mark und für 1905 zu verallgemeinem, und dass er nur zu 
einen Haushaltungaplan von 67,000 ähnlichen Untersuchungefn anregen 
Mark. wollte. Zum Schluss forderte er für alle 

Unterrichtsfächer eine möglichste Be- 

In der Berliner Gymnasiallehrer-Ge- schränkung des Lernstoffes und vor al- 
sellschaft sprach Herr Oberlehrer Dr. lem Rücksichtsnahme auf die Entwick- 
Wessely über das Thema: »»Zur lungsjahre; auch sollten die Lehrer der 
Frage des Auswendiglernens" besonderen Veranlagung- und Neigung 
und berichtete über Versuche, die er mit der einzelnen Schüler Beachtung sehen» 
Schülern eines Berliner Gymnasiums an- ken. (D. BL f. erz. U.) 

gestellt hat. Was auf den Höheren 

Sdiulen auswendig gelernt wird, pflegt Die Gründung einer zweiten 
drei verschiedenen Zwecken zu dienen: Waldschule ist in Charlottenburg 
L es wird der Stoff eingeprägt, der die geplant. Sie soll im Frühjahr erfolgen. 
Voraussetzung für eine höhere Erkennt- Die erste Waldschule, mit der die Stadt 
nis in einer Wissenschaft oder für die Charlottenburg bekanntlich bahnbre- 
Ausbildung einer bestimmten Fertigkeit chend vorangegangen ist, hat sich der- 
bildet; 2. das Auswendi^elemte stellt raassen bewährt, dass in den Kreisen der 
an sich einm wertvollen Besitz dar und Stadtverwaltung die Errichtung einer 
soll womöglich eine dauernde Errungen- zweiten auf keine Schwierigkeiten stos- 
schaft fttra Leben »ein; 3. vielfach lässt sen wird. Angeschlossen soll eine Er- 
man auch nooh auswendig lernen in dem holungsstätte für kränkliche Kinder 
Glauben, dadurch das Gedächtnis im all- werden, 
gemeinen zu üben. Der Vortragende 

fluchte f estzuatellen, wie weit die beiden über ein merkwürdiges Prfl* 
letztgenannten Zwecke erreicht werden, fungsergebnis berichtet das Stutt* 
Er Hess die Schüler in den einzelnen garter „Gewerbeblatt". In einer gewerb- 
Klassen aufschreiben» was sie sich von liehen Fortbildungsschule dicht vor deat 
einem Gedicht gemerkt hatten, das sie Toren Stuttgarts wurde eine Prüfung 
vor einem Jahr gelernt und zuletzt vor vorgenommen, woran 29 Schüler betei* 
einem halben Jahr wiederholt hatten, ligt waren. Davon sind 86 vierzelm- 
Vollständig und fehlerlos wusste kein jährig, 3 sind fünfzehnjährig. 17 der 
einziger mehr das Gedicht. Die Ge- Schüler kamen aus einer städtischen 
däohtnisleistungen der einzelnen Klassen Volksschule, 11 aus ein- bis dreiklasei* 
steigerten sidi bis Quarta, gingen dann gen Volksschulen und einer aus einer 
aber zurück imd erreichten gerade in Lateinschule. Bei Fragen allgemeiner 
den obersten Klassen ihren tiefsten Art wussten nun beispielsweise drei der 
Stand. Ein wirklicher Besitz fürs Le- Schüler den Namen des wttrttembergi- 
ben konnte also fast nirgends angenom- sehen Königs nicht zu nennen. Seeha 
men werden. Auch die Übungen an re- kannten die Hauptstadt des Deutsdien 
li^ösem Stoff, an Kirchenlied und Kate* Reiches nicht. Als Stifter der ohrist- 
di Ismus waren keineswegs zufrieden- liehen Religion wurde 14mal Luther an- 
stellend. Weiterhin Hess der Vortra- gegeben. Auf die Frage: Wer macht in 
gende einzelne Klassen in der Unter- Württemberg die Gesetze? gab keiner 
richtsstunde selbst lateiniscne Vokabeln eine ganz richtige Antwort. In de» 



Umschau. 129 

Antworten auf die Frage: Seit wann len mit Strenge auf Regelmäasigkeit in 
haben wir ein Deutsches Reich? wurden diesem Punkt geachtet wird. Obgleich 
Zahlen wie 1300, 1806 und 1813 ange- nun dadurch die deutschen Schulen ihre 
geben. Eine Frage lautete: Was haltet Überlegenheit über die tschechischen 
ihr für das grösste Unglück für ein dartun, ist doch gerade dieser Umstand 
Land? Darauf hat einer geantwortet: der Grund, dass manohe deutsche Eltern 
Wenn sie alle betrunken sind. ihre Kinder statt in die deutsche lieber 

in die tschechische Schule - schicken. 

In einer Sitzung der Stadtverordneten Durdi diesren unglaublicHen Leichtsinn 
zu Leipzig bemängelte der reformerische ^^^ Eltern verkümmert dann so man- 
Abgeordnete Rechtsanwalt Schnauss, chem Kinde Schulbildung und Volkstum, 
dass die dortige Handelshochschule bei- ^^ besteht nun denn auch die Absicht, 
nahe ebensoviel Ausländer ®iue Eingabe über diese Missstände an 
(267) als deutsche Studenten die Landesschulbehörde zu richten und 
(298) besudien. Von den Ausländem so womöglich Abhilfe zu schaffen, 
stammten 134 aus Russland und dürften 

zum grössten Teile jüdischer Abkimft Se minar ober leh r er Muthe- 
sein. Im Auslande lasse man die Deut- »ins, der Herausgeber der „Päd. Blät- 
schen an kaufmännische Fachschulen ter", ist zum Schulinspektor ernannt 
nicht heran, insbesondere in Ruasland worden, 
und Frankreich nicht. Das sei sehr rich- 
tig gedacht, denn die Handelshochschu- Dänemark. Lehrer — Minister- 
len seien keine Universitäten, sondern Präsident. Vor dreieinhalb Jahren 
Fachschulen, d. h. Kampfscfaulen, um wurde ein Lehrer eines jütländiscben 
unsere jungen deutschen Kaufleute tOch- Dorfes in den Ministerrat berufen; heute 
tig zu machen gegenüber dem fremden ist dieser Mann Ministerpräsident, der 
Wettbewerb. Ausländer seien daher sich im Januar, von der gesamten däni- 
fem zu halten, damit der deutsche Kauf- sehen Presse begrüsst, mit einem neuen 
mann auf dem Weltmarkt nicht mit den Ministerium der Linken dem Folkehing 
eigenen Waffen geschlagen werde. Bür- vorgestellt hat. — Jens Christian Chris- 
germeister Dr. Dittrich und der Bericht- tensen wurde am 21. Nov. 1856 geboren, 
erstatter wiesen dem gegenüber darauf Sein Vater besass etwas Land in der 
hin, dass die Praxis und nicht die inter- Nähe von Ringkjöbing, West-Jütland. 
nationale Wissenschaft allein den Kauf- Für neun Kinder war das Brot knapp, so 
mann mache und dass eine Ausschlie- dass der kleine Jens Christian schon mit 
ssung Fremder zu Gegenmassregeln des neun Jahren als Hirtenknabe Dienste 
Auslandes führen würde, während der nehmen musste. Mit den Schafherden 
zweite Vorsitzende ebenfalls der Be- durchzog er die jütische Heide. Nach 
fürchtung Ausdruck gab, dass der wach- der Konfirmation wurde er Hülf sichrer 
sende Andrang von Ausländem eine Ge- in seiner Heimatgemeinde. Mit 18 Jah- 
fahr für die deutschen Hochschulen wer- ren konnte er Grundtvigs Volkshoch- 
den könne. schule und später das Seminar in Gjed- 

ved besuchen, wo er 1877 die Lehrer- 

Der Physiker E. Abbe ist in prüf ung bestand. In verschiedenen Stel- 
Jena gestorben. Seine physikal. Appa- len war er in seiner Heimatstadt tätig, 
rate (Zeiss-Instrumente) sichern ihm bis er 1866 die I^hrer- und Vorsänger- 
einen wissenschaftlichen Namen, und die stelle in Stadil, einer kleinen Gemeinde 
Organisation seines Geschäftes machte bei Ringkjöbing, erhielt. Früh beschäf- 
ihn zu einem Vorbild sozialer Organisa- ti^rte er sich mit öffentlichen Angelegen- 
tion, heiten und erhielt einen Vertrauensan- 
trag nach dem andern. 1890 wurde er 

Eine empörende Gewissen- ins Folkehing gewählt, wo er bald einen 
losigkeit deutscher Eltern an der hervorragenden Platz einnahm. Er wurde 
deutsch-tschechischen Sprachgrenze be- einer der Führer der von Lehrer Christ. 
d«utet CS, wenn deutsche Eltern trotz Berg gegründeten Partei der Linken, 
des Bestehens deutscher Schulen ihre Vorsitzender des Finanzausschusses, 
lünder in tschechische Schulen schicken. Vizepräsident des Things und 1901 Un- 
Dies geschieht aber häufiger, als man es terrichts-Minister. Nach der Entlassung 
für möglich halten sollte, und aus Grün- Deuntzers beauftragte der König im 
den, an die zu glauben man sich sträubt. Januar d. J. Christensen mit der Neu- 
in den tsoh eschischen Schulen nämlich bildung des Ministeriums. In zwei Ta- 
werden Nachlässigkeit und Versäumnis gen war er damit fertig. Christensen 
im Schulbesuch wenie oder gar nicht be- übernimmt die Ministerpräsidentschaft 
straft, während in den deutschen Schu- und das Kriegs- und Marinedepartment, 



130 Pädagogische Monatshefte. 

ein anderer Volksschullehrer, der frühere einen Schluss ziehen lassen: 1870 gab es 
Minister des Innern, Enevold Sörensen, in Grossbritannien 8281 Schulen mit 
fibemimmt das Unterrichtsdepartment, einer Schüi erzähl von 1,693,059 Köpfen, 
Ein Sohn des alten Christen Berg ist und es bestanden damals 135 Gefäng- 
ebenfalls Minister und ein weiterer Mi- nisse. Im Jahre 1898 betrug die Anzahl 
nister hat sich auf dem Gebiet der der Schulen 20,022 und die Schülerzahl 
Volkshochschule hervorgetan. 5,601,249. An Gefängnissen waren aber 

nur noch 66 zu zählen. 

Die englische Unterrichtsverwaltung 
hat einen weiblichen General- Norwegen bewilligte 7000 Kr. für 
Inspekteur für die englischen Reisestipendien an Volkschullehrer. 
Schulen ernannt. Fräulein Maude 

Lawrence wird, umgeben von einem ^'« vom niederösterreichischen Land- 
Stabe anderer weiblicher Inspektoren, ^^^^ beschlossenen Schulgesetze statu- 
vorzüglich zwei Fragen ihre Aufmerk- ieren u. a. auch das Eheverbot für 
samkeit zu widmen haben. Die eine ist Lehrerinnen. Gegen dieses Verbot 
die Pflege der körperlichen Gesundheit gingen eine Reihe von Kundgebungen 
der Schuljugend, und man glaubt, dass, von den Lehrerinnen aus; aber auch 
so weit der weibliche Teil der Schul- Le^^rer protestierten dagegen wegen der 
Jugend und die in den Kindergärten Befürchtung, dass dadurch dem Nonnen- 
u. s. w. vertretenen ganz jungen Kinder ^^J^ d«r Einzug in die Schule vorbereitet 
in Betracht kommen, die von weiblichen würde. 
Lehrkräften unterrichtet werden, ein 

weiblicher Inspektor viel mehr Aussicht ^^r Wiener Gemeinderat hat den An- 
hat, nach allem fragen und das Richtige ^^^g» ^e™ i™ evangel. Friedhof ruhenden 
anorden zu können. Weiter wird Frl. ^^' ^r. Dittes bei Schliessung dieses 
Lawrence darauf zu sehen haben, dass Friedhofes ein Ehrengrab auf dem Zen- 
die Mädchen in der Schule auch für ihren tralfriedhof zu gewähren, abgelehnt, 
häuslichen Beruf entsprechend vorberei- 
tet werden. Allerdings wird diese Seite Ist der Schullehrer ein 
des Unterrichts, wie Kochen, Nähen und „Gentleman"? Aus London wird 
allgemeine Haushaltungsarbeiten, schon berichtet: „Wer ist ein Gentleman"? 
seit Jahren in den englischen Schulen Das ist eine der bedeutendsten Fragen, 
gepflegt. Aber man glaubt, dass dabei auf die die Mitwelt noch keine endgül- 
den praktischen Bedürfnissen des Lebens tige Antwort gegeben hat. Und da die 
nicht genügend Sorge getragen wurde, Bezeichnung sich auch in der deutschen 
weil eben die Lehrpläne von Männern Sprache eingebürgert hat, so dürfte die 
verfasst, und auch die Kontrolle des Entscheidung eines englischen Richters 
Unterrichts in letzter Linie von Man- über diesen Punkt auch Deutschland In- 
nern ausgeübt wurde. Dem soll nun teressieren. Es handelt sich darum, ob 
durch die Bestallung einer Dame abge- ein als Zeuge vernommener Schullehrer 
holfen werden. als Gentleman zu betrachten ist, und 

Richter Tindall Atkinson in Southend 

Vom Machtbereich der deut- entschied dahin, dass ein Schullehrer 
sehen Sprache. Schon öfter sind kein Gentleman sei. , J^ersönlich mag er 
Anzeichen davon bemerkt worden, dass ein Gentleman sein", erklärte der Rich- 
in England der Wert der deutschen ter beschwichtigend, „aber nicht vor dem 
Sprache steigt. So hat vor kurzem ein Gesetz. Kein Schullehrer darf sich da- 
von der Universität Cambridge beauf- her durch meinen Standpunkt beleidigt 
tragter Ausschuss dem Senate den Vor- fühlen." Ein in der betreffenden Ver- 
schlag unterbreitet, künftig für die Auf- handlung fungierender Rechtsanwalt war 
nahmeprüfungen das Griechische fallen anderer Jifeinung und wollte den Lehrer 
zu lassen, dafür aber den Nachweis aus- zur Klasse der Gentlemen gerechnet wis- 
reichender Kenntnisse im Deutschen sen. Er berief sich auf die Definition des 
oder Französischen zu verlangen. Be- englischen Normalwörterbuchs: „Ein 
gründet wird dieser Vorschlag mit den Gentleman ist jeder, der, entweder durch 
Forderungen der Gegenwart und des Le- seine Erziehung oder durch seine Be- 
bens, schäftigimg oder durch sein Einkommen, 

über der Klasse der Handarbeiter oder 

GiOMbritumieii. Die Zeitung ''The der Handelsmänner steht." „Hier haben 
Sehoolmaster" bringt in einer Statistik wir*,, fuhr er im Eifer fort, „einen Mann 
über Schulen und Gefängnisse mit bedeutenden pädagogischen Kennt- 
folgende Zahlen, die auf die Wirkung nissen, einen Mann, der in Musik, Li- 
der Schulen in moralischer Hinsicht teratur und Kunst gleich bewandert ist. 



Umscliau. 131 

Ich möchte wissen, ob er ein Gentleman solchen dürftigen Campschule der erste 
ist oder nicht. Ein Schweine- oder beste Taugenichts für ein paar Pesos 
Knochen- und Lumpenhändler a. D., der monatlich als deutscher Lehrer Angst 
Ton dem in seinem früheren Geschäfte und Schrecken nicht immer bloss unter 
erworbenen Gelde lebt» ist nach der Auf- der Jugend verbreitet. Die des Lesens 
fassung des Gerichts ein Gentleman, und und Sehreibens selbst unkundigen Alten 
jemand, der sein Brot durch Arbeiten haben meist keinen grossen Respekt vor 
verdient, sollte keiner sein? Dann wäre diesen Künsten und wollen sich's damit 
also ein Gentleman par excellence der, bei ihren Jungen möglichst wenig kosten 
der niemals einen Penny für sich oder lassen. Bei dem oft völligen Mangel an 
für andere verdient hat." Es half nichts. Lehrmitteln ist denn der Segen solcher 
„Es ist ein interessantes Thema", sagte Kulturzentren herzlich gering. Und doch 
der Richter lächelnd, „über das sich dürfen diese nicht verachtet werden, da 
ausserhalb des Gerichtshofes streiten sie auch im schlimmsten Fall Anknüp- 
lässt, aber ich muss hier doch meine An- fungapunkte für etwas besseres Künf- 
sicht aufrecht erhalten, dass ein Schul- tiges werden können. Der Staatsange- 
lehrer zwar in der Tat, nicht aber im hörigkeit nach sind fast alle Schüler der 
Sinne des Gesetzes ein Gentleman ist.*' deutschen Schulen Argentinier, da alle 

im Lande geborenen Kinder vom Gesetz 
Argentinien. Die älteste als Argentinier angesprochen werden, 
deutsche Schule Argenti- Der Abstammung nach sind gut 80 v. H. 
n i e n s ist die älteste ihrer Art in Süd- Deutach und zwar 50 v. H. Reichs- 
amerika überhaupt. Es ist die jetzige deutsche. Ausser in dem halben Dutzend 
Germania- Schule zu Buenos Aires, die <i€r grösseren deutschen Schulen ist der 
1843 gegründet wurde. Dem frühen An- deutschen Sprache keine so vorwiegende 
fang folgte aber in Argentinien ein sehr Stellung eingeräumt, dass man sie als 
langsamer Fortgang. Erst 1870 ist dort die eigentliche Unterrichtssprache be- 
die zweite deutsche Schule, die in der zeichnen könnte. Meist ist die Unter- 
Schweizerkolonie San Carlos Süd ge- richtssprache doppelt, deutsch und spa- 
gründet worden. Auch in den siebziger nisch, in einigen Landschulen sogar über- 
Jahren noch kamen die deutschen An- wiegend spanisch. Ausser einigen Privat- 
siedler Argentiniens vor drängenden schulen werden die Anstalten alle in der 
wirtschaftlichen Sorgen nur in einem Hauptsache von lokalen Schulvereinen 
Fall zur Gründung einer Schule. 1876 erhalten. Die Gesamtkosten für die Er- 
nämlich entstand eine solche in der Ko- haltung des deutschen Schulwesens mö- 
lonie Roldan. Von 1880 bis 1890 wurden f?en sich jährlich auf eine halbe Million 
dann schon sechs weitere geschaffen, die Mark belaufen. Aus dem Auslands- 
in Romang, Caracana, in Baradero, Con- schulfonds des Deutschen Reiches gingen 
cordia, San Geronimo and Malabrigo. 1^04 im ganzen 43,000 M. nach Argen- 
Mit der stärkeren deutschen Einwände- tinien, davon je 15,000 an die Germania- 
rung der 90er Jahre hob sich auch das schule und an die „Deutsche Schule" in 
deutsche Schulwesen mehr. Bis 1900 Buenos Aires; die übrigen Unterstützun- 
entstanden noch etwa zwei Dutzend pe» schwankten zwischen 3000 und 750 
deutsche Schulen, darunter einige so be- ^^- Von den 150 deutschen Lehrern mö- 
deutende, wie die in Rosario, die in Bar- gen wenigstens 50 völlige Autodiktaten 
racas, das Reform -Realgymnasium in ^'ein. Die Lehrer haben sich in zwei 
Belgrano und die „Deutsche Schule" in Berufs vereinen zusammengetan; der 
Buenos Aires. Bis Ende 1903 waren schon „Deutsche Lehrerverein" von Buenos 
wieder 20 weitere deutsche Schulen ent- Aires nimmt nur seminaristisch gebil- 
standen. Gegen 30 Schulen mit 1800 dete Lehrer and und schliesst damit so- 
Schttlem und 100 Lehrern im Jahre 1899 wohl die Autodiktaten wie die akade- 
wurden Ende 1903 nicht weniger als 50 misch gebildeten Lehrer aus. Die „Pä- 
deutsche Schulen mit 3000 Schülern und dagogische Vereinigung Union" mit 
150 Lehrern gezählt. Diese Schulen sind ihrem Sitz in der Provinz Santa F6 be- 
allerdings zum grossen Teil sehr minder- »teht zum grössten Teil aus „Camp- 
wertig. Die obengenannte Anstalt in lehrern." Beide Organisationen sind be- 
Belgrano, die beiden Schulen in Buenos sonders wirtschaftlich nicht stark. Ein 
Aires imd vielleicht die in Rosario sind 1901 angestellter Versuch, im „Allge- 
etwa deutschen Mittelschulen gleichzu- meinen Deutschen Schulverband" eine 
stellen. Die übrigen sind Volksschulen, stärkere einheitliche Organisation zu 
leiden aber vielfach Mangel an Mitteln schaffen, ist gescheitert, wenn der Ver- 
ntid vor allem in den Deutsch-Russen- band auch dem Namen nach bis heute 
kolonien in Entre Rios an guten Leh- besteht. (D. Bl. f. erz. Unt.) 
rem. Es kommt noch vor, dass in einer 



132 Pädagogische Monatshefte. 

IV. Vermischtes. 



Professor: ,,Warum dreht sich die Deutseh Sprak — swer Sprak. 
Erde um ihre Achse?" — Schüler: „Weil Dia Lokalschulkommission in Mün- 
sie irgend etwas haben muss, um das sie chen hat einen Erlass herausgegeben, 
sich dreht» sonst könnte sie sich nidit der also anhebt: ^^ehrseits folgt Ab- 
drehen/' Schrift einer heute im nebigen Betreffe 

Aus der englischen Sch ul- ^^T^^^l" ^"^'^-^T^^^'^ ?^^^ 

Stube. Der en|li8che Pädagoge Dr. unterfangt sich die Kommission nicht, 

Macnamara gibt in einer Londoner*^ Fach- \"^ *^^" Deutschunterricht der Mün- 

Zeitschrift einige prächtige Proben un- "^^T"^ ^^^^^^^^ veredelnd einwirken zu 

bewussten Kinderhumors. Wir entneh- ^^o'^^"* ^*^ ^®"' 

men seiner Sammlung folgende Bei- Ein Ehemann, der nicht in 

*P'®^® • dieSchulegehenwill. Im Kan- 

Ein kleiner Junge erklärt „etc." als ton Appenzell richtete ein siebzehnjähri- 
„ein Zeichen, das man braucht, um glau- ger Bursche, der gesetzlich noch zum Be- 
ben zu machen, dass man mehr weiss, such der Fortbildungsschule verpflichtet 
als man weiss." war, an den Regierungsrat ein Gesuch, 

Lehrerin: „Nun, meine Liebe, sage wor»» «r ausführte, dass er als ein Mann, 

mir, wozu deine Nase dient?" — „Wir der seit zwei Monaten verheiratet sei, 

haben sie zum Putzen, Miss." unmöglich noch die Schule besuchen 

In der Mathematikstunde erklärt der ^ö^"?}/^"^. «^^ unleidlichen Scheixen 

Lehrer, was Axiom bedeutet und fragt, ^^^ ^xTf^'^'^ r'^"'^^*?' .-I^^s^l^^^ 

ob ihm jemand ein Beispiel geben ["!^«t« Un^«""«^'«»« «'«^. <1'5. ^^^^^^ 

könnte. Ein Schüler antwortet schell: ^""'^ ^^"^ ^n°^^>f k' ^.^I?!?^*'^ fj^ ^^^- 

„Ist man in der Mitte, so ist man halb- """"« ^**^ ^^^^^^ bewilligte. (M. N. N.) 

wegs drüben." Lehrer: „Wenn du einen Anzug hät- 

Eine Klasse bekam als Thema den test und jemand gäbe dir noch einen, 

Satz: „Man kann nicht alte Köpfe auf wie viele würdest du dann haben?" — 

junge Schultern setzen." Ein Aufsatz Willie: „Einen." — Lehrer: „Aber, Wil- 

lautete kurz und bündig: „Natürlich lie, wie rechnest du denn das?" — 

kann maus nicht und wenn maus könnte, Willie: „Mein kleiner Bruder würde den 

würden sie nicht passen." anderen kriegen." 



Buchersdiau. 



I. Biicherbesprediungefl. 



Schillerbüchlein. Zum Gedenken 160 Seiten in Grossoktav behandelt es 

der 100jährigen Wiederkehr des To- das Leben des Dichters in einer für das 

destages des Dichters herausgegeben kindliche Gemüt geeigneten Weise. All 

y?.'J *?®.!^;*^.?/ ^^' Wohlrabe, ^je ansprechenden Züge aus seinem Le- 

Mit 36 Abbildungen. L^zig, Dürr- ^ ^y^ ^^ namentlich die Jugend 

M 1.20.^ ^^ ^''*' Teilnahme empfindet, sind in einfa^er 

und eindrucksvoller Form geschildert. 
Die bevorstehende Gedenkfeier des Die beigefügten Auszüge aus dem Brief- 
Todestages Schillers hat neue Anregung Wechsel zwischen Goethe und Schiller 
zur Veröffentlichung zahlreicher Schrif- werfen klares Licht auf das intime Ver- 
ten, das Leben und Wirken des Lieb- hältnis der beiden Heroen und geben 
lingsdichters der deutschen Nation be- uns einen Einblick namentlich in die 
treffend, gegeben, und mit Recht haben Persönlichkeit Schillers, die sie uns um 
es sieh diese zur Aufgabe gestellt, so lebendiger werden lässt. In einem 
Schiller der Jugend nahe zu führen. „Nachruf und Nachruhm" betitelten Ab- 
Auch das vorliegende Büchlein soll eine schnitt finden wir unter anderem Gre- 
„Handreichung an die Schule" sein. Auf dichte und Aussprüche von Dichtem und 



Bücherschau, 133 

Denkero, die besondere Aufmerksamkeit Russia 4; b) Germany 4; c) England 5; 

verdienen. Aflia, 25 paged; Africa, 8 pages; Aust- 

Die Ausstattung des Büchleins ist in ralia and the islands of the Pacific, B 

Berflcksiditigung seines niederen Preises pages. 

eine gute, und wir wünschen, dass es The work is, in our opinion, weil 

auch auf unserer Seite des Ozeans eine adapted for High Schools and the upper 

weite Verbreitung finden mochte. grades of our public schools. 

M. G. Chas. M. Purin, 

Dodge's Ady«nced Geograph y. 

By Richard Elwood Dodge, A Guide and Material for the 

Professor of Geography, Teachers' study of Goethe's Egmont. 

College, Columbia Univ. New York By Warren W. Flor er, U. of 

City. Rand, McNally & Co. Mich. Pamphlet, 80 pp. 30J(. Ann 

Among the various text-booka in Arbor, 1904. 

geography, there is but a very limited A Guide for the study of Schil- 

number of such as will do füll justice ler's Wilhelm TelL By 

to the demands of the modern «chooL Ernst Wolf, Yeaton Hi£^ 

The greater part of them contain » School, St. Louis, and W a r r e n W. 

compilation of statistics and predigested Flor er, U. of Mich. Pamphlet, 

knowledge, requiring of the student no Ö6 pp. 30<. Ann Arbor, 1904. 

other labor than a faitfaful committal r, . l i.x j i. u • 

to memory. The vital question of ra- , ?*« »«Jj. "«"« «"d «auber gearbei- 

tional education, the "Why" and *«*« ?'?"'*Sl[*^'. •*'* J^hrern und Schü- 

"Wherefore" of eVervthin« the "Cauaal '*™ ***"" Studium dieser Dramen die 

Notion" in teaching of geJ^raphy U. gen- »direkte Methode" erleichtem eoUen, in- 

erally, not taken toto l.nBide?atio,i fc ^«"' iS^»^*'*iÄ.™ Zk^Z 

examining the above work, we were, *"' ^"J?TÄ ^ w. .iT Ä,^ JT 

^rMr f ^ 'T'1^- V^^ S^^eUTu^^'ÄextbLthe^^J^I'^^e 

that the author has paid particular at- ^ ^^^ ermdglichen sollen, na«h be- 

^^""t^u*"' P *? "/ geography. ^^ ^ Lektüre den ganzen Vorgang 

The book-convenient quarto «ze- ^„^ p „^ Antwort wieder aut 

contain. a great number of flne com- ^^^ g^^„j«^ herauszubringen. Dadurch 

mercial. physical and political mapg as g„„ j^^„ ^^^ übersetzen überflüssig 

well as numerous excellent illustnwions. ^..f^en 

It is aceompanitd by «Suggestions f^^^ Was die Fragen angeht, so sind sie 

Collateral Reading," «Reference Tables," ausserordentlich geschickt gewählt und 

and 'Index and Pronouncmg Vocabu- ^^^^ ^.^^^. ^^fj^. ^^ ^^ ^^^ ^.„^^ 

^7» .*y ^^ I^T ^f^^ T*? ^^"^ ^* J«den Szene und eiies jeden Aktes fin- 

authorities. In treatmg of the vanous ;J^^^ ^.^j^ „allgemeine Fragen" oder 

countnes great care has been taken to ^^uckblicke", die die zerstreuten Faden 

avoid all unnecessary details and facts ^-^^^ zusammenbringen sollen, 

of «econdary importance. j^^^ p^j^^ .^^ anerkannt richtig; 

The ii^vidual eountries have been ^^^ stossen in Bezug auf die klassi- 

considered in the following order: ^^^en Texte einige Bedenken auf. Ist 

1. Position and a)ast Line. Harbors— ^ ^^hr, dass durch ein solches Zer- 

good or poor? Whyt Commerce— ex- gtückelungsverfahren der Student wirk- 

tensive or not T \Vhy ? Seaports and y^^^ ei^e höhere Einsicht in die Schön- 

Commercial Cities. 2. Surface. 3. Drain- jj^j^. ^^^ Dramas als Ganzes gewinnt T 

age Canals and Their Importance. 4. ^ird der Student, der bei einem solchen 

Climate, Ramfall, Influence of Moun- Zerfasern des Textes behilflich gewesen 

tains and Winds. 6. Products of the i^t, das Drama als litterarisches Mei- 

Soil, Exports. 6. Occupation, Cities. 7. aterwerk so hoch schätzen? Mit an- 

People. 8. Scenery. 9. Colonial Pos- deren Worten, steht nicht gerade dieses 

sessions. ausführliche, ins kleinste Detail ein- 

Much stress has been laid upon "the gehende Verfahren dem angeblichen 

interrelation of the different countries Zwecke, ein "Guide for the study" zu 

commereiaUy and the reasons therefor." sein, etwas im Wege? Passten nicht 

In this work, covering 330 pages, the die leichteren Prosaerzählungen, die man 

following amount of space has been al- in den ersten zwei Unterrichts jähren 

lotted to the yarious countries: braucht, viel besser zu einer 8ok>hen auf 

U. S., 80 pages; other countries of Aneignung eines praktischen Wort- 

N. A., 17 pages; Europe, 50 pages; a) Schatzes hinzielenden Behandlung? 



134 Pädagogische Monaishefte. 

Zweitens bleibt noch zu bedenken, Stöwesand und die Neubearbeitung der 
dasB diese I^ieitfragen dem Studenten Dietleinscben Fibel Ton Diets und Mfll- 
ungefähr ebenso viel Schwierigkeit bie- ler genannt. 

ten, wie der Text selber. Wenn er «ich in neuerer Zeit erschienen Fibeln, in 
nun zunächst mit dem Texte, dann aber denen das phonetische Prinzip im Auf- 
auch noch mit den entsprechenden Fra- bau massgebend ist, wie die Fibeln to« 
gen vertraut madien muss, imd oben- Bangert und Brüggemann, 
drein Antworten zu letzteren auftrei- g^j ^^^ Bearbeitung dieser neuen 
ben, so ist das mindestens eine Verdop- p-^^j ^^j^^ ^^ Konzentrationsidee in den 
pelung seiner Arbeit. Das heisst, man Vordergrund 

wird in einer Stunde nur halb so vid ^^ ^^. ^,^^ j^.^^ vorausgeschickt, 
vornehmen, den ganzen Text erst n ^^^^ ^.^ p.^^j vorztigHch ausgestattet 
zweima so viel Stunden wie «onst fertig ^ -p j^ ^ .^ ^« ^ ^^j^^ ^^ 

lesen können. Ob nun «^JJ veret^^^^^^^^ j^j^.^ Besonders gut ist die Schrift 
volles Lesen, sogar mit Übersetzung der ^ Schrägschrift). Die Holzschnitte, wel> 
schwierigsten Stellen und mit weit we- ' ^^^f ^.^ p/^^j ^^^^ ^^^ Bestimmun- 
niger Inhaltsfragen - von zw ei^^^^^^ ^^^ Verfassers von hervorragenden 

men m derselben ^f^^«JJ,h^t weni^^^^^^^ deutschen Künstlern, wie H. Leutemann 
ebenso vorteilhaft wäre für den htter^ ^ ^^^ entworfen wurden, sind 

ranschen Sinn und die allgemeine Bil- ^.^^ Zierde des Buches. Papie^ und 
düng des Studierenden? Einband sind gut, und der Preie ist ein 

Andrerseits darf nicht übersehen wer- jv,«ag:<,g- 
den, dass geschicktes Abfragen eines ." *^ ,*. . , , ,,.. , • * i « 
geeigneten Textes, wie allgenTein aner- ^ ^^^ die Anlage der Fibel sei folgen- 
kannt, ein vorzügliches Mittel zur An- ^es bemerkt: 

eignung eines Wortschatzes, Bntwicke- , -^^\ ^en ersten Seiten treten die Vq- 
lung der Sprachgefühls und zum Wach- l^^le in der folgenden Reihenfolge auf: 
halten des Interesses ist, und es darf ]* ^* «» »» «? dann folgen die Konsonan- 
in den ersten zwei Jahren nicht unter- *f " ™' ^\ "?^ ^®.^ Diphthong ei. Auf 
lassen werden. Und will man dazu auch Seite 16 treten die ersten Lautverbm- 
die klassischen Texte benutzen, so kön- düngen auf: wo, am, im. Die Kön- 
nen den vorliegenden Bändchen nur An- sonanten treten als An- und Auslaute 
erkennung und Empfehlung zu teil wer- auf; auch treten die Vokale lang und 
den. Eingeborenen Lehrern und Lehrer- kurz auf; z. B. ab, um, ich neben rab, 
innen, die das Deutsche nicht vollkom- wir, mir. u. s. w. 

men beherrschen, dürften sie äusserer- Die ersten Sätze finden sich auf Seile 
deutlich willkommen sein. Eine kurze 25^ Ich eile; ich laufe rasch, u. e. w. 
Vorgeschichte des Teil nach Gude be- Auf den ersten 84 Seiten finden wir nur 
arbeitet, und ein Anhang zum Egmont- Schreibschrift; die Druckschrift tritt 
heft, der die Aussprüche Goethes über dann neben der Sdireibschrift auf; von 
das Drama enthält, dürften dem Lehrer Seite 95 bis zum Schluss ist die Druck- 
bei seinen Erklärungen, kaum aber dem schrift beibehalten. Der eigentliche 
unreifen Studenten, von Nutzen und Lesebuchteil umfasst die Seiten 111 bis 
Interesse sein. ^^^ Schluss des Buches. 

S. H. Goodnight, Univ. of Wisconsin. Die Bilder stellen nicht isolierte Ein- 
zelobjekte dar, sondern es sind Gruppen- 
Das Kind in Haus, Schule und bilder, welche Handlungen, Situationen 
Welt. Ein Lehr- und Lesebuch im und Lebensbeziehungen vor Augen stel- 
Sinne der Konzentrationsidee für len. Sie sollen nach dem Verfasser „der 
das Gesamtgebiet des ersten Schul- schöpferischen Selbsttätigkeit möglichst 
Unterrichts auf neuen Bahnen ge- grossen Spielraum lassen und dürfen 
gründet und den kleinen Anfängern den Vor Stellungsbewegungen nur An- 
gewidmet von L. F. Göbel- satzpunkte bieten. Sie sollen ei- 
becker. Mit 78 Gruppenbildern gentlich mehr Skizzen darstellen, welche 
und 300 Einzelillustrationen. Dritte die künstlerische Illusion des KiriBes 
Auflage. Otto Nemnich, Wiesbaden, vervollständigt, indem sie üinen geistiges 
1904. Gross 8vo, 144 Seiten. Preis Leben einhaucht." 

geb. 75 Pfg. Die Bilder dienen auch der Einführung 

Neben den nach der reinen Schreib- der Laute. Seite 8 wird das o einge- 
lesemethode, sowie den nach der Nor- führt: Otto fiel zu Boden; der Lehrer 
malwortmethode ausgearbeiteten Fibeln, hebt ihn auf und ruft bedauernd o. 
erschienen in den letzten Jahren Fibeln, Der Fuhrmann, der auf seinem Wajren 
welche beide Methoden zu vereinigen einen Ofen hat, hält durch den Zuruf o 
suchten. Es seien nur die Fibeln von sein Pferd an. 



Eingesandte Bücher, 135 

Seite 14 tritt das w auf: An den Bau- ken. Es ordnet die WOrter nach l^rt- 
men sieht man, dass der Wind weht; stammen. Ein Beispiel mag dies Ter- 
W&sche hängt auf der Leine. E<in Wa- anschaulichen, 
gen steht vor dem Hause neben einer ^nter dem Stichwort greifen fin- 

^f^*T» , .^ _x ^ j ,r -X d«n ^i' au^ Seite 100 sämtliche Wörter, 

Im B^leitwort sagt der Verfasser: ^^ ^^^^^ Vorsilben aus diesem Worte 
„Vor aUem fand^ der «eitgemässe An- gebildet werden, wie angreifen, begreifen 
schauungs- und Reditechreibeuntemeht, u. s. w.; aber auch Begriff, Missgriff, 
sowie die naturgemäße Vereinigung des ^^wie Grippe und die Dialektform irip- 
gnindlegenden Formenunterrichts mit j^n (heimlich und rasch zugreifen, ent- 
emem wertvollen Sachunternoht noch Menden). 

mehr als bisher eweckdienlich Ausge- «,,„' , ^ ^. , 

staltung auf dem Boden der Wirklich- Schlägt man dann etwa Grippe oder 
keit, und gleichzeitig wurde der Kunst ^PP«» nach, so wird man auf greifen 
der ihr gebührende Anteil an der Er- hingewiesen. 

Ziehung der Jungend mit voller Begei- Unter sehen finden wir die WOrter 
sterung zuerkannt." zusehends, Gesicht, Absicht, unversehens. 

In einem grösseren Werke (unter den sichtbar, berücksichtigen u. e. w. 
eing^ndten Büchern im letzten Hefte ^y^„ ^^ ^^^^^ ^^^ ^^ ^„^ .^^ ^.^j^ 
angeführt) hat der Verfasser seine Re- g^hnell zu orientieren, der wird gerade 
formbestrebungen vom Stendpunkt der ^^^^ ^j^^ ^^^^y^^ Anordnung minches 
Elinderpsychologie begründet. Em zwei- igmen 

tes Werk enthält Lehrproben, methodo- ^. *.- , ^ , ,.^^.. ,. 
logische Einzelwinke u. s. w. ; es ist also „P>e Mundarten berücksichtigt dieses 
die praktische Vorführung des Lehrver- VVörterbuch in einem Masse, wie das 
fahrens nach der vorUegenden Fibel. höchstens Paul unter den einbändigen 

Das Buch berücksichtigt die deutsche Wörterbüchern tut. 
Umgebung des Kindes in Wort und be- Die Begriffsbestimmungen »ind kurz 
sonders im Bild; es ist für deut- und klar: grölen, mit widerlicher 
sehe Kinder geschrieben. Unseren Stimme laut schreien; Ko.rb, Behälter 
Kindern sind z. B. Igel, Storch, Lerche, aus Flechtwerk; Mündel, rechtlich 
Star, sowie Jäger und Schäfer fremd; ^^^^ unselbständige Person, 
auch den offenen Herd und den ^hel- jjach der Begriffsbestimung folgt in 
Ofen kennen unsere Kinder nicht aus ^^^ ^ j da« Vurzelwort : Märf Ge- 
eigener Anschauung. Ebenso neu ist ^^cht, Kunde, mhd, maere, Erzählung, 
für unsere Jugend eine Emteszene, wie Erdichtung, got. m6rs bekaiiit, berühmt 
sie die Fibel auf Seite 50 vorführt. ^ , **' ^ , . , * 

Da das Wörterbuch auch sehr viele 

Etymologisches deutsches Fremdwörter enthält und sogar eine be- 

Wörterbuch mit Berücksichti- trächtliche Anzahl Eigennamen berück- 

gung wichtigerer Mundart- und sichtigt, so muss es als ein reichhaltiges 

Fremdwörter. Von Professor bezeichnet werden ; auf Vollständigkeit 

Paul Imm. Fuchs. Stuttgart, macht der Verfasser bescheidener Weise 

Hobbing und Büchle, 1898. 8vo., keinen Anspruch. 

360 Seiten. Preis geb. M. 3.75. Djg Ausstattung ist sehr gut und der 

In einem Punkte imterscheidet sich Preis ist bei dem Umfang des Buches 

dieses Wörterbuch von ähnlichen Wer- ein sehr massiger. E. 



IL ßngesandte Bücher. 



The Common Lot bj Robert Den Manen Schillers. Des 

H e r r i c k , Author of "The Web of Dichters Leben, seine Ruhestätte und 

Life", "The Real World", etc. Kew Denkmäler im deutschen Sprachgebiet. 

York, the Macmillan Co., 1904. Price Von Dr. Otto Weddingen. Halle 

$1.50. a. S., Jlermann Gesenius, 1905. 60 Pf. 

The Elements of Algebra. The Story of Cupid and 

By G. A. W e n t w o r t h , A. M., author Psyche. Arranged for translation in- 

of a series of text-books in Mathe- to French, and provided with a com- 

matics. Teachers' Edition. Boston, plete vocabulary by H. A. G u e r b e r. 

Ginn & Co., 1903. Boston, D. C. Heath & Co., 1905. 



136 Pädagogische Mo7iatshefte. 

Die Experimentelle Päda- Band I : Schweden, Finnland, Norwegen, 

gogik. Organ der Arbeitsgemeinschaft Dänemark, England, die englischen Ko- 

für experimentelle Pädagogik, mit be- lonien, die Vereinigten Staaten von 

eonderer Berücksichtigung der experi- Nordamerika, Holland, die Burenstaaten, 

mentellen Didaktik und der Erziehung Belgien, Frankreich nebst Algier und 

Schwachbegabter imd abnormer Kinder. Tunis. 1900. Preis 6 M. Band 11 : 

Begründet und herausgegeben von Dr. Portugal, Brasilien, Spanien, Südameri- 

W. A. Lay, Seminarlehrer in Karls- ka, Mexiko und Mittelamerika, Italien, 

ruhe, und Dr. £. Meumann, Pro- die Schweiz, Österreich, Deutschland, 

fessor an der Universität Zürich. I. die Balkanstaaten, Ägypten, Russland, 

Band, Heft 1. 2. Otto Nemnich, Wies- Japan, Korea und China. 1901. Preis 

baden, 1905. M. 11.50. Breslau, Max Waywod. 

Dodge's Advanced Geogra- Lehrbuch der Pädagogik. 

phy by Richard Elwood Dodge, Von Dr. G. Schumann und 6. 

Professor of Geography, Teachers' Col- Voigt. Erster Teil. Einleitung und 

lege, Columbia University. Rand, Mc- Geschichte der Pädagogik mit Mu»ter- 

Nally & Co., Chicago, New York. Price »tücken aus den pädagogischen Meister- 

^X.20. werken der verschiedenen Zeiten. 11. 

'^ ' viu TT ' j> Vi. '^^' Hannover, Carl Meyer, 1900. 

Gewerbliche Kinderarbeit -^ g £0. 

in Erziehungsanstalten. Eine „ ' ./ m «i ▼ i. i. ,. •• 

Reform im SiiÄe des Reichsgesetzes .^^^^^^ ^l'H T^^'^^ch der pädago- 

betr. Kinderarbeit in gewerblichen Be- ^^^«'i ^|y^?^L^«2 ^^"^ ^'^'\ ä''**' 

trieben. Von K o n r a d A g a h d. Leip- ^^ » « iv^^fl^J^' HwinoTer, Carl Meyer, 

zig, Ernst Wunderlich, 1905. Preis ^^^' ^^ «"^«'^- ^«"» ««^ ^ ^'^' 

80 Pf. Encyklopädieches Hand- 

Tk TV j w*i xrrr ^uch der Pädagogik. Von W. 

Das Leben der Pna«;«en. VH. r^j^^ Zweite Aufla|e. 1. Band, zweite 

^^ ^'S, ^«'««»^^V'^^'h.«! Hälfte. Langensalza.'^Hemiann Beyer & 

Zeit. Buder aus der Pflanzenwelt für gj^jm^ 1903 M. 750 

Schule und Haus, bearbeitet von Paul ' 

5 ä u r i c h , Lehrer in Chemnitz. Mit =^============:^=z=====r= 

106 Abbildungen im Text. Leipzig, 

Ernst Wunderlich, 1905. Preis M. 1.60. Am ao. April erscheint die 

Die Jugendzeitschrift in ^tt^i^t^tt ^ tx. 
ihrer geschkhtlichen Entwickelung, er- !S^ÜHHltX\t\tXtUXttVXtX 
ziefalichen Schädlichkeit und künstleri- 
schen Unmöglichkeit. Mit einer Kritik ^*" 
der gangbarsten gegenwärtigen Jugend- 
zeitschriften. Von Otto Hild. Her- 
ausgegeben vom Gothaer Prüfungsaus- 
Bohuss für Jugenschriften. Leipzig, niit ungefähr 15 leichtverständlichen 
Ernst Wunderlich, 1905. Preis M. 1.20. Artikeln über Schiller und dessen Werke, 

Der Schuss von der Kanzel, and 22 guten Illustrationen. 

™?* ^""""ll^ Ferdinand Meyer. Preis 5 Cen ts per Exemplar. 

Edlted with mtroduction, notes, ex- ^ !- — 

ercises and vocabulary by M a r t i n H. jjin bleibendes Andenken an die Schil- 

Haertel, Univ. of Wisconsin. Gmn i^^ ._ „. j. j *. ^u •!_ . i_ 

6 Co., Boston. Price 40 cts. ^®'^«®^ '^"^ ^'® deutsch-amenkanische 

Deutsche Rechtschreibung J"«*"**^- 

in Btufenmäs9ig geordneten Regeln und 

t^bungsstoffen für die Hand des Lehrers In demselben Verlage eracbeint ein 
und zum Selbstgebrauch für jedermann. ^-.-» ^«^ ♦ 
Von Gottfried Ehrecke, Mittel- »nfiüttlnlimw, 
echullehrer a. D., und Fried r. Ham- 
mermann, Rektor. Halle a. S., Her- hübsche Photolithographie 8x11 Zoll, 

mann Gesenius, 1905. M. 3. auf feinem Papier 14x19. 

übersichtliche Darstellung p^j^ jq q^^^^ 

des Volkserzehungswesene 

der europäischen und aussereuropäischen y[gji adressiere* 
Kulturvölker. Beitrag zur Kulturge- 
schichte der Jetztzeit. Herausgegeben GÜS. MÜEHLER, 
von R. S endler und 0. K nobel 1828-1380 Main St., Cincinnati, 0. 



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2>eutdcbed Xedcbucb 

Emetikaniecbe Schulen. 



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vonwil« ptofcMot Oec SUMt«anivei»ttSt Vlf«coN0in, 

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Ausgabe A nach der Nonnalwörtermefchode 20 Cents 

Ausgabe B nach der Sebreiblesemethode 20 Oents 

BnA n für Ofmd 3 und 4 80 Cents 

Band m für Qrad 6 und 6 40 CenU 

Band FT für Grad 7 und 8 50 Cents 

Oraanutikalische übungshefte für Band I und II 5 Cents per Heft. 

"Wir Icennen keine Lehrbücher dieser Art, die der systematisch fortschreitendem 
Methode so angepasst sind, deren Inhalt mit solcher Sachkenntnis und mit solcher 
Berücksichtigung der Bildung des Herzens und Gemütes der Kinder und alles dessen, 
waa das Kind interessiert und ihm Freude macht, ausgewählt ist, und die edler und 
schöner ausgestattet sind''. New York Revue. 



VerUo: 

558*508 Stoadwasr 
AilwaufteCr Ulis» 



New and Standard Tcxt-Books 

ve Ne In Science ^ ^ 



In PKysics 

Harrington's Grammax School Physics $0.50 

Steele's Populär Physics.. 1.00 

Cooley's Student 's Manual of Physics 1.00 

Hammel's Observation Blanks in Physics 30 

In NettureLl History 

Bürnet's School Zoology 75 

Needham's Elementary Lessons in Zoology 90 

Steele's Populär Zoology 1.20 

In Bote^ny 

Gray's How Plauts Behave 54 

How Plauts Grow, with Flora 80 

WiLLis's Practical Flora 1.50 

In Geology 

Dana's Geological Story Briefly Told 1.15 

In Astronomy 

Newcomb's Elements of Astronom^ 1.00 

Stebls's Populär Astronomy (RcTised by M. L. 

Todd) 1.30 

In PKysica.1 Tn^ining 

MoRRis's Physical Education 1.00 

In Civics 

Forman's First Lessons in Civics 60 

Markwick and Shith's The True Citiwn 60 

NoRDHOPP's Politics for Young Americans 

(Revised) 75 

Wili^ughby's Rights and Duties of American 

Citizeoship 1.00 



B 



AMERICAN BOOK COMPANY, 

521-531 WABASN AVL, CHIC4M, HL. 
NEW YORK. CINCINNATl. CHICAGO. 



t» 



Tabrsmg TL MM 1905. Tktt 5* 



Pädagogische Monatshefte. 

P£DAG06ICAL HONTHLT. 

Zeitschrift fär das deutschamerikanische Schulwesen. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbimdes. 



S€kriffU«ltMfl I 

Max Griebsch^ B« iL Abrams^ 

Semlnardirektor. HlllBBapcrintendent der öffentlichen 

Schulen, MUwankee. 

Oscar Burckhardt John Eisebnder^ Päd 

Semin ATlehrer. 



UlUr tfer Abtoilaat fir dM Mhf SdMrfwi 

Prof« du E« C« Roedder^ 

Staatsunirenlt&t Wieconsln. 



Inhalt: 

Von Lehrertaff. OAiielleB 187 

Lehreneminar 140 

»Dem Andenken SehiUers, Bnrckhardt. 143 

-Vor SchiUen StandbUd, Gngler 151 

WaldUeder dentecfaer Dichter 158 

Berichte nnd Notlsen: 

I.' Umechan '. 160 

n. Yenaiachtee 1«6 

BttehenKhan : 

I. Btteherbeeprechnnsen 167 

11. Etnfeeaadte B«eher 166 



Verlag: 

Natlofial German^American Taaohera' S«ininary* 

558 to 568 Broadway, llilwaukee, Wie. 



Satered at llie Milwattkee P. O. and «daitted for traasmlMlon throvgh the maile m Seeoad Oam Matter. 






Der Jakrgaag der PüdAgogischeii Monetahefte beginnt im Janimr und beste&t am 
xo Heften^ welche regehnftssig in den ersten Tagen eines Monats (mit Ans- 
nähme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnement^reis beträgt 9r*5o pro Jahr, im voraus sahlbar. 

Abomiementsanmeldimgea wolle man gef&lligst an den Verlag: Hat. Germaa- 
American Teachexs* Seminaxy, 558-568 Broadway, Ifilwaiikee, Wis^ riohten. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag ausEustellen. 

Sämtliche Beiträge und su besprechende Bficher sind bis auf weiteres an Max 
Griebsoh, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukee Wls.) su sendeiL 

Die Beitiäge für eine bestimmte Monatsnummer mfissen spätestens am SO. des 
Torbergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



Geo. Brumders Buchhandlungt 

MILWAUKEE. WIS. 



Borchgrerink. Das Festland am Sttdpol. Die Expedition in den Jahren 

1898—1000, geb. $5.00 

Brandes. Gestalten und Gedanken. Essays: Kritisohe Abhandlungen, Be- 
trachtungen etc., geb S.76 

Boelsche. Das Liebesleben in der Natur. Eine Bntwickdungsgescfaichte der 

Liebe. 3 Bde., geb., je 2jOO 

Baxggraf. Goethe und Schiller. Im Werden der Kraft, gt^ 2.00 

Deckert. Nordamerika. 2. neubearbeitete Aufl. 140 Textabbild., 12 Karten 

und 18 Tafeln, geb 5J5 

Oraets. Die Elektrizität und ihre Anwendungen. 574 Abbild., geb ZM 

Gretthuss. Probleme und Gharakterköpfe. Studien sur Literatur unserer 

Zeit. Mit 10 Portäts, geb 2.50 

HaeckeL Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien über biologische 

Philosophie, geb 8.00 

Hedin. Im Herzen Ton Asien; Reich illus. 2 Bde., geb 6.70 

Abenteuer in Tibet. 400 S. 145 Abbild., 4 Karten, geb 2M 

Helmholt. Weltgeschichte. Mit 51 Karten und 170 Tafeln. 9 Bde., geb.. Je S.50 
Meyers Grosses Konversations-Lexikon. 6. AulL im Erscheinen! — 20 Bde., 

geb., je 8J6 

Meyer. Das deutsche Volkstum. 2. Aufl. 1 Karte und 43 Tafeln, geb.... 6.00 

Das Weltgebäude. Eine gemeinverständliche Himmelsktmde. 10 

Karten und 31 Tafeln, geb , 5.25 

Muensterberg. Die Amerikaner. 2 Bde., geb 4^ 

Stiglbauer. Goetz Krafft, die Geschichte einer Jugend. 2 Bde., geb SJSO 

Syerdrup. Neues Land. Vier Jahre in arktischen Gebieten. 2 Bde., geb.... 6.70 
Woerman. (beschichte der Kunst aller Zeiten und VOUcer. 1300 Abbild, und 

130 Tafeln. 3 Bde., geb., je 5.76 

Rein. Encyklopädieches Handbuch der Pädagogik. 8 Bde., geb., je 6.06 

' Man verlange Katalog. — ^ 



Pädagogische Monatshefte. 

P£DAG06ICAl MONTHLT. 
Zeitschrift für das dentscliainerib:anische Schtilweseit 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundea 



labrfipmg YL Mal 1905» '^^ 5* 

Offiziell. 

Nationaler Deutschamerikanisclier LehrertNind. 



An die deuUchamerihanische Lehrerschaft: 

Auf dem im Juli des Jahres 1903 in Brie, Pa., abgehaltenen Lehrer- 
tage wurde Chicago als Tagungsort der vierimddreissigsten Jahresver- 
sammlung des Nationalen Dentachamerikanisehen Lehrerbimdes be- 
nimmt. Das vorliegende Heft der ^^Pädagogischen Monatshefte" ver- 

» 

öffentlicht die Einladimg des Chicagoer Ortsauschusses an die Mitglieder 
des Lehrerbmides und alle Freimde unserer Bestrebungen^ sich in den 
Tagen vom 30. Juni bis 3. Juli dieses Jahres zu ernster Arbeit und hei- 
terem Gemessen zu vereinigen. 

Wir richten an alle Berufsgenossen imd Freunde die dringende Bitte^ 
die Einladung anzunehmen. Jeder deutschamerikanische Lehrer sollte 
sich es zur Ehrenaufgabe machen^ durch sein Kommen und freudiges Mit- 
wirken Zeugnis dafür abzulegen^ dass er ein Herz hat für imsere Be- 
strebungen und Ziele. Noch hat der deutschamerikanische Lehrerbund 
seine Aufgabe nicht erfüllt. Wichtige Fragen harren noch der Lösung; 
festes Zusammenhalten und begeistertes Zusammenwirken ist noch drin-^ 
gend nötige unsere Freunde zu ermutigen und unsem Feinden Achtung 
einzuflössen. Für den jungen^ unerfahrenen Lehrer^ der durch den 
geistigen Verkehr mit erfahrenen Berufsgenossen nur gewinnen kann; 



138 Pädagogische Monatshefte. 

für den erfahrenen Kollegen, dem das Geben aus seinem reichen Schatz 

Freude bereitet, für alle, mögen sie an Universitäften oder Hochschulen, 

Stadt- oder Landschulen wirken, gelte die Losung: Auf nach Chicago! 

Für den Vorstand: 

Bemard A. Abrami, Präsident. 
* * * * 

Einladung zum Vierunddreissigsten Deutschamerikanischen Lehrertag. 

Chicago, 30. Juni bis 3. Juli 1905. 

Vom 30. Juni bis 3. Juli d. J. findet in Chicago der 343te deutsch- 
amerikanische Lehrertag stat?t. 

Bei der hohen Wichtigkeit der Sache der Erziehung und dem aner- 
kanntermassen höchst segensreichen Einfluss, welchen die bisherigen 
deutschamerikanisclien Lehrertage durch den durch sie vermittelten 
Ideenaustausch auf die Erziehungsmethoden in diesem Lande gehabt 
haben, i^t eine zahlreiche Beteiligung der deutschen Lehrerschaft des 
Landes am diesjährigen Lehrertage sehr wünschenswert und wird hiemit 
freundlich und dringend erbeten. 

Die pädagogischen Verhandlungen werden in der Universität Chicago 
stattfinden, welche die nötigen Räumlichkeiten durch ihren Präsidenten 
Dr. Wm. R. Harper dem deutschen Lehrertage in zuvorkommendster 
Weise zur Verfügung gestellt hat, und die deutsche Bürgerschaft Chicagos 
wird sich bemühen, den Teilnehmern die Tage ihrer Anwesenheit zu 
freundlichen und genussreichen zu gestalten. 

Im Namen des Chicagoer Bürgerausschusses: 
Emil Mannhardt, Sekretär. 

Anfragen, Anmeldungen und Zuschriften sind an den korrespon- 
dierenden Sekretär, Herrn Max Schmidhofer, 601 Newport Ave., oder 
den Sekretär Emil Mannhardt, 401 Schiller Building, Chicago, 111., za 

richten. 

Vorläufiges Programm. 

Freitag, 30. Juni. 

Abends : Empfang der Gäste. — Xordseite Turnhalle. 
Samstag, 1. Juli. 

Vormittags : Erste Hauptverhandlung. — Universität Chicago. 
Mittagessen. — Universität Chicago. 

Nachmittags : Zweite Hauptverhandhmg. — Univ. Chicago. 

Abends : Liedertafel. 
Sonntag, 2. Juli. 

Vormittags : Nach Belieben der Gäste. 

Nachmittags : Dampferfahrt auf dem See. 

Abends : Zwanglose Zusammenkunft in einem Sommergarten. 
Montag, 3. Juli. 

Vormittags : Dritte Hauptverhandlung. 

Abends 6 Uhr : Bankett. 



Not. Deutscham. L^rttiag. 139 

Oeschäftsprogramm. 
Erzie Hauptversammlung. 

Samstage den 1. Juli, 9 ühr vormittags. 

1. Geschäftliches. 

a) Ergänzung des Bureaus. 

b) Ernennung der Ausschüsse. 

c) Jahresbericht der Beamten. 

d) Annahme^ bezw. Abänderung des Tagungsprogrammes. 

2. Bericht des Prüfungsausschusses für das Lehrerseminar. 

3. Allgemeine Besprechung nachstehender Themata: 

a) Lehrerbund und Lehrerseminar. 

b) Lehrerbund und Bundesorgan. 

c) In welchem Masse soll sich der Lehrer des Deutschen der eng- 
lischen Sprache beim Unterricht bedienen, 1) in der Elementar- 
schule; 2) in Sekundärschulen? 

4. Vortrag: The Importance of the Study of Contemporary Literatüire 
for the American Student. 

Prof. W. W. Florer, University of Michigan. 

Zweite Hauptversammlung, 

Samstag, den 1. Juli, 2 Uhr nachmittags. 

1. Geschäftliches. 

2. Vortrag : Über den Gebrauch von Lehrbüchern beim neusprachlichen' 
Unterricht. 

Prof Starr Willard Cutting, University of Chicago. 

3. Vortrag: Zur Beform des neusprachlichen Unterrichts. 

Dr. Paul V. Kern, University of Chicago. 

4. Vortrag: Die Zukimft des deutschen Unterrichts im amerikanischen 
Schulsystem. 

Prof. A. E. Hohlfeld, University of Wisconsin. 

Dritte Hauptversammlung, 
Montag, den 3. Juli, 9 Uhr vormittags. 

1. Geschäftliches. 

2. Vortrag: Ein vielseitig vernachlässigter Faktor im amerikanischen 
Unterrichts- und Erziehungswesen. 

C. 0. Schoenrich, Baltimore. 

3. Vortrag: Die Stellung des deutschen Sprachunterrichts in der all- 
gemeinen Volksschule. 

Max Griebsch, Direktor des Nationalen Deutschamerikanischen 

Lehrerseminars. 



140 Pädagogische Monatshefte, 

4. JflhreBbericht des Ausschusses für Pflege des Deutschen. 

H. Woldmaniiy Supervisor of Oerman^ Cleveland, Ohio. 

5. Berichte der Tagungsauschüsse. 

6. Beamtenwahl. 

7. Vertagung. 



Die Herren Schriftführer der verschiedenen Lehrervereinigungen 
sind freundlichst ersucht^ dem Unterzeichneten' baldigst mitzuteilen, auf 
wie viele Teilnehmer am Lehrertag wir von dort rechnen können, da- 
mit für ein passendes und preiswürdiges Unterkommen gesorgt werden 
kann. 

Für den Ortsausschuss : 

M. SCHMIDHOFEB^ 

601 Newport Ave. 

Nationales Deiitschamerikanisches Lehrerseminar zu Mil* 

waukee» Wis., 558-568 Broadway. 



Das Nationale Deutschamerikanische Lehrerseminar eröffnet am 
elften September dieses Jahres seinen siebenundzwanzigsten Kursus. 
Seit ihrer Gründung im Jahre 1878 hat diese Fflegestätte deutscher 
Sprache, deutscher Pädagogik und deutscher Sitten Hunderten von 
jungen Lehrern und Lehrerinnen ihre berufliche Vorbildung gegeben und 
sie instand gesetzt, an öffentlichen und privaten Lehranstalten mit Be- 
geisterung und treuer Hingabe an dem grossen Erziehungswerke mit- 
zuhelfen. 

Der Seminarkursus umfasst drei Jahre bei kostenfreiem Un- 
terricht. Mittellosen Zöglingen wird auf Empfehlung des Direktors der 
Anstalt aus der Seminarkasse ein in Monatsraten zur Auszahlung gelan- 
gender Stipendienvorschuss gewährt. 

Das Lehrerseminar verfügt über tüchtige und erprobte Lehrkräfte, 
die Schulräume sind modern, allen sanitären Anforderungen Bechnung 
tragend; die Elassenarbeit wird ergänzt und xmterstützt durch reichhal- 
tige Sammlungen und eine gute Bücherei; es erfreut sich einer Muster- 
schule, — der Deutsch-Englischen Akademie, — welche erfolgreich die 
höchste Stufe der Leistungsfähigkeit anstrebt, und ebenso wie die hiesigen 
öffentlichen Schulen den Zöglingen des Seminars die erwünschte Oelegen- 
heit gibt, sich für ihren Beruf als Lehrer praktisch auszubilden. 

Durch das in Verbindung mit dem Lehrerseminar und dessen 
Mttsterschule stehende Turnlehrerseminar, einer Schöpfung def 



Nat. Deutscham. Lehrertag. 141 

Nordamerikanischen Tumerbimdes, wird den Seminaristen eine gründ- 
liche turnerische Ansbildmig gewährleistet. Anch erhalten sie Ton dieser 
Anstalt die Berechtigung zur Anstellung als Turnlehrer an den öffent- 
lichen Schulen. 

An die Freunde unserer Anstalt^ an alle, denen die Pflege der deut- 
schen Sprache an den Lehranstalten dieses Landes und die YeAreitung 
gesunder Erziehungsgrundsätze und Unterrichtsmethoden am < Herzen 
liegt, richten wir die Bitte, in ihren Kreisen unsere Bestrebungen durch 
die Zuweisung passender Schüler zu unterstützen. 

Strebsame junge Leute, welche die Neigung in sich fühlen, sich dem 
schweren aber schönen Lehreiberufe zu widmen, und deren sprachliche 
und wissenschaftliche Vorbildung den untenstehenden Anfnahmebedin- 
gungen entspricht, werden ersucht, sich mit dem unterzeichneten Direktor 
des Lehrerseminars schriftlich oder persönlich in Verbindung zu setzen. 

Aufnahmebedingungen. 

Zöglinge, welche um Aufnahme in das Seminar nachsuchen, mflasen da» 
eechzehnte Lebensjahr ttberschritten haben und folgendes Mindest- 
mass Ton Kenntnissen besitzoi: 

A) Deutsche und englische Sprache. 1. Mechanisch geläufiges und 
logisch richtiges Lesen; 2. Kenntnis der Hauptregeln der Wort- und Satalehre; 
3. Richtige mflndliche und schriftliche Wiedergabe der Qedanken in beiden 
Sprachen. 

B) Mathematik. Sicherheit und Gewandtheit in gansen Zahlen, in ge- 
meinen und Desmalbrfichen, in benannten und unbenannten Zahlen, Zins- und 
Diskottto-Bechnung. 

C) Geographie. Bekanntschaft mit den fünf Erdteilen und WeltmeereB, 
der Geographie Amerikas und den Hauptbegriffen der mathematisdien Geograplii«. 

D) Geschichte. Kenntnis der Geschichte der Vereinigten Staaten. 

E) Naturgeschichte und Naturlehre. Beschreibung einhei- 
mischer Pflanzen, Tiere und Steine; die einfachsten Lehren der Chemie und Physik; 
eine elementare Kenntnis des menschlichen KOrpers. 

Abiturienten gut stehender ^High Schools" finden Aufnahme in die sw^te 
Klasse und kOnnen somit den Kursus in zwei Jahren beenden, vorausgesetzt, 
d«ss ihre deutsch-sprachliche Ausbildung den gestellten 
Anforderungen entspricht. 

Da der Kindergarten ein wesentlicher Teil des Yolkschulsystems ist, 
so ist von der Seminarbehörde ein Kursus zur Ausbildung von Lehrerin- 
nen für solche Anstalten eingerichtet worden. Die Aufnahmebedingungen 
für diesen Kursus sind die gleichen wie für die anderen Zöglinge des 
Seminars. 

Max Griebschy Direktor. 

Milwaukee^ Wis., 11. Mai 1905. 



Dem Andenken Schillers« 



FMtr«d«, «lultMi bei der T<im DentachamerikaniacliMi LehrerMiiiiiitr und der Ver- 

eisignu^ dentacher Lehrer Müwaiikeee am 9. Kai 1905 

Teranstaltea Schillerfeier. 



Von ihcmt Btfckhanll, MUwaukee, Wia. 



Auch das Schöne müss sterben ! Das Menschen und Götter bezwinget^ 

Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus. 

Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter, 

Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt. 

Aber sie steigt aus dem Meere mit allen Töchtern des Nereus, 

Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn. 

Siehe da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle, 

Dass das Schöne vergeht, das Vollkommene stirbt. 

Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich, 

Peiin das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab. 

Wohl dürfen wir diese sanfte Totenklage, die einst der Seele unseres 
jgrossen Dichters entströmte, auf ihn selbst anwenden, der heute vor hun- 
dert Jahren seine irdische Laufbahn beschlossen hat. Doch nicht dem 
Sohne einer Göttin, den die blosse Geburt weit über die Sterblichen er- 
hp})en hat, gilt die Klage, und nicht Götter und Göttinnen sind es, die 
d^sm feuchten Meeresspiegel entsteigend sie anheben : nein, sie ertönt dem 
Sohne des Volkes und ein ganzes Volk stimmt in die Trauertöne ein. 

könnte ich dich heute schauen, mein deutsches Land, im Gewände 
des Lenzes, wie ihn nur deutsche Dichter so herrlich besungen haben! 
In allen deinen Gauen, in der völkerfiutenden Metropole, im abgelegenen 
Städtchen, im stillen Dorf, überall wo deutsches Wort gesprochen und 
verstanden wird, da wird ein Nationalfest gerüstet, schöner, edler, 
menschlicher als alle Siegesfeste, die mit dem Ruhm der eigenen Nation 
die Demütigung des Nachbarvolkes verkünden. Ein Name ist es heute, 
der auf aller Lippen schwebt, alle Herzen durchzuckt: es ist der Name 
„Schiller*'. Tausendfach erschallt aus beredtem Munde die Huldigung 
für den unsterblichen Dichter; überallhin dringen die weihevollen Klänge 
seiner „Glocke" oder das „Lied an die Freude", sei es in der einfachen 
Volksweise, wie sie dem Kindermunde angepasst ist, sei es in der herr- 



Dem Andenken Schillers. 143 

liehen Verklärung, wie sie der grösste Tondichter aller Zeiten und aller 
Völker dem ebenbürtigen Genius zuteil werden Hess. Doch nicht allein 
diesen rauschenden Tönen entflammt die Begeisterung, auch in anspruchs- 
loser, rührender Weise offenbart sie sich. Da ist keine Schule, die nicht 
das Bild oder die Büste des grossen Dichters schmücket; eine sinnige 
Hand hat den Kranz darum geschlungen, und in Andacht lauscht eine 
liebliche Kinderschar dem Lehrer, der ihnen in einfachen Worten das 
Leben und Wirken des geliebten Mannes schildert. Freude und Rührung 
malt sich in den kindlichen Gesichtern, denn auch der jugendlichen Seele 
hat der Dichter das Evangelium des Ideals und der Freilieit verkündet. 
In diesem Evangelium wuchsen die Geschlechter des letzten Jahrhunderts 
heran, in diesem Evangelium werden, soweit unsere begrenzte Anschauung 
die Ewigkeit erfasst, die Geschlechter aller Zeiten sich heranbilden. Der 
heutige Tag aber ist für uns kein Tag der Trauer mehr ; die sanfte Klage, 
dass auch das Schöne vergeht, das Vollkommene stirbt, sie ist verhallt. 
Von allen jetzt Lebenden hat keiner den Dichter mit leiblichem Auge 
geschaut; wir aber feiern in gemässigter Freude nicht den Menschen, den 
der Tod uns geraubt, sondern den Dichter, den nichts mehr uns entreissen 
kann. Wenn Goethe in seinem Epilog zu Schillers Glocke in wunderbarer 
Steigerung das tröstende und erlösende Wort gesprochen hat: „Denn er 
war unser", so können wir, und das muss die Trauer zur Freude um- 
stimmen, das stolze Wort sagen : „Denn er i s t unser." 

Ist es nicht wundersam, wie seit einem Jahrhundert die Liebe eines 
Volkes zu seinem Dichter sich ungeschwächt erhalten, als wäre sie das 
ewige Feuer, welches auf dem Altare der Nation brennt ? Was aber macht 
Schiller zum Lieblingsdichter des deutschen Volkes? Überschattet ihn 
nicht die Grösse des universelleren Genius ? — Nein, Goethe thront allein 
auf der Höhe des Olympus, von dannen er Licht und Wärme, Wetter- 
strahl und befruchtenden Regen auf die dürstende Erde herabschickt; 
Schiller aber stieg von der reinen Höhe seines Ideals herunter zu den 
Menschen und ward einer der ihrigen, und als solcher lebt er im Bewusst- 
sein seines Volkes. Goethe müssen wir bewundern, Schiller lieben wir; 
Goethe ist ein Stück der grossen Weltseele, Schiller der beste Teil der 
deutschen Volksseele; in Goethe versenken wir uns, um uns ganz in ihm 
zu verlieren ; in Schiller, um uns verklärt in ihm wiederzufinden. Darum 
können wir für Schiller, und nur für Schiller, schwärmen. Wundersames 
Wort, unübersetzbar in andere Sprachen, unübertragbar auf andere Völ- 
ker, gerade wie das deutsche Gemüt, mit dem es aufs innigste verknüpft 
ist! Wohl mögen wir in späteren Jahren lächeln, wenn wir auf unsere 
Jugendschwärmerei zurückblicken, aber wir möchten sie nicht missen in 
unserer Erinnerung, denn sie ist es, die unsere Jugend mit dem holden 
Schein umgibt, den keine Sehnsucht zurückrufen kann. In dieser 



144 Pädagogische Monatshefte. 

Schwärmerei liegt das erste, sich selbst noch imbewusate Streben nach 
dem Ideal, verbmiden mit einer regen Kraft, das Objekt zur Höhe des- 
selben zu erheben. Diese idealisierende Kraft zeigt sich in der Schwär- 
merei für die Jugendgeliebte, in der man die Liebe selbst lid^t und jene 
schöne, sanfte Welt, die der erste Einblick in die Frauennatur dem Jüng- 
ling eröffnet; sie zeigt sich in der abgöttischen Verehrung des darstellen- 
den Künstlers, in welchem man nur die Kunst selbst verehrt. Wir alle 
haben, als Knaben imd Mädchen, als Jünglinge und Jungfrauen, in dem 
holden Wahn gelebt; wir alle strebten in unserer Weise nach dem Ideal, 
und weil keiner die Saiten unseres Gemüts so herrlich zu rühren verstand 
als jener Hohepriester des Idealismus, so war Schiller auch der Lieblings- 
dichter unserer Jugend. 

Wohl spöttelt die Welt über den Idealismus und hat es stets getan. 
Sie sieht in ihm nur Unkenntnis des Lebens und Verschwommenheit der 
Begriffe. Es gibt einen falschen Idealismus, welcher die Kräfte erschlafft 
und zum Handeln unfähig macht. Der wahre Idealismus aber zeigt sich 
durch die Tat ; er ist der Sieg des Geistes über den rohen Stoff. Er sieht 
die Dinge nicht nur wie sie sind, sondern, und das unterscheidet ihn vom 
einseitigen Realismus, auch wie sie sein sollen. Er spannt unsere Kräfte 
an und befähigt uns das Höchste zu schaffen, was in dem beschrankten 
Reich der Menschennatur liegt, denn nur aus der erhabenen Welt der 
Ideen schöpfen wir das Grosse. In jedem freischaffenden Menschen ist 
es die Idee, welche wie eine göttliche Kraft wirkt und ihn zur Tat be- 
geistert. Sie wirkt nicht nur im Künstler, der scheinbar am f reiesten aus 
der Domäne seiner Phantasie das Kunstwerk schöpft ; sie wirkt auf gleiche 
Weise im Weltweisen, der aus des Zufalls grausenden Wundem das ver- 
traute Gesetz, im Manne der Wissenschaft, der den ruhenden Pol in der 
Flucht der Erscheinungen aufsucht. In diesem Sinne ist Idealismui) 
nicht Erschlaffung, sondern Tat, nicht Traum, sondern Wirklichkeit. Er 
steigt herab von seiner Höhe zur Welt der Sinnendinge und erfüllt sie 
mit innerem Leben. Die reale Welt ist nicht immer die wirkliche, denn 
sie beruht auf der Erscheinung, der ewig wechselnden, schnell vergäng- 
lichen. Die Idee aber ist ewig, sie ist das Ureigenste, die Seele der Dinge, 
sie ist innere, höhere Wahrheit. 

Von dem schwärmerischen Idealismus der Jugend, der in Gefühlen 
schwelgt, hat sich Schiller emporgerungen zum Idealismus des Mannes, 
der nach Taten ringt. Freilich der grosse Widerstreit, der zwischen Ideal 
und Leben herrscht, blieb ihm nicht erspart; aber als Sieger geht er aus 
demselben hervor, denn er ist kein Dichter des Weltschmerzes, nicht auf 
Nirwana ist sein Denken gerichtet. Er hat es ausgesprochen : 

„Die Welt ist vollkommen überall, 

Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual," , 



Dem Andenken Schillers, 145 

Mit diesem Worte hat Schiller den Stab gebrochen über einen Pessimis- 
mus^ der aus seiner subjektiv eingeengten Sphäre sich hinauswagt in die 
Unendlichkeit eines Weltalls. Wo aber das Leben in seiner Eintönigkeit 
und TriTialität schwer auf uns lastet, da fordert uns der Dichter auf, dass 
wir uns über dasselbe erheben und in jeneß Reich fliehen, wo in des 
Lichtes Fluren göttlich unter Göttern die Gestalt wandelt: 



99 



Wollt ihr hoch auf ihren Flügeln schweben, 
Werft die Angst des Irdischen von euch ! 
Fliehet aus dem engen, dumpfen Leben 
Li des Ideales Reich ! 
In den heiteren Regionen, 
Wo die reinen Formen wohnen. 
Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr/^ 

Aber können wir ebenso leicht die Angst des Irdischen von uns wer- 
fen und dem Genius in seinem stolzen Fluge folgen? Von uns allen, die 
wir mit markigen Knochen auf der wohlgegründeten, dauernden Erde 
stehen, gilt das Wort Goethes, das er in den „Grenzen der Menschheit^' 
ausgesprochen hat : 

„Hebt er sich aufwärts 
Und berührt 

Mit dem Scheitel die Sterne, 
Nirgends haften dann 
Die unsichem Sohlen, 
Und mit ihm spielen 
Wolken und Winde." 

Den Dichter aber trägt das edle Flügelross zu den reinen Höhen des 
Olympus. Dort wartet Jupiter seiner : 

,3cich' ihm die Schale ! 

Schenke dem Dichter, 

Hebe, nur ein! 

Netz* ihm die Augen mit himmlischem Taue, 

Dass er den Styx, den verhassten, nicht schaue, 

Einer der unsern sich dünke zu sein. 

Sie rauschet, sie perlet, die herrliche Quelle, 

Der Busen wird ruhig, das Auge wird helle.^ 



99 



Fortuna, die laimische, sie geht mit dem Füllhorn irdiscner Gaben 
am Hause des Dichters vorbeit. In anmutender Resignation hat Schiller 
selbst diesen Gedanken ausgesprochen, als er einst von dem schwedischen 
Könige Gustav lY. nebst einigen Komplimenten über seine „Geschichte 



146 Pädagogische Monatshefte, 

des Dreissigjährigen Krieges" einen Brilliantring erhielt. Damals sehrieb 
er an seinen Schwager Wolzogen: „Wir Poeten sind selten so glücklich, 
dass die Könige uns lesen, und noch viel seltener geschieht es, dass sich 
ihre Diamanten zu uns verirren; unser Reich ist nicht von dieser Welt.** 
Ein ähnlicher Gedanke spricht aus der „Teilung der Erde." 

„Weh mir, so soll denn ich allein von allen 
Vergessen sein? Ich, dein getreuster Sohn?" 

So lässt der Dichter der Klage Ruf vor dem Throne Jupiters erschallen. 
Unendliche Milde strahlt aus dem Antlitze des Olympiers, und seine Arme 
öffnend, nimmt er den Dichter auf in sein ewig schönes Reich : 

„Willst du in meinem Himmel mit mir leben, 
So oft du kommst, er soll dir offen sein." 

Aus den einfachen Strophen dieses Gedichtes, welches dem Verstände de.^ 
Kindes nahe tritt, kann selbst dieses schon die uralte Wahrheit entnehmen, 
dass die Dichter auch in materieller Beziehung sich von andern Sterb- 
lichen unterscheiden, und dass ihr Reich nicht von dieser Welt ist. 

Der Weg des Genies ist selten mit Rosen bestreut. An die Spitze 
seiner Selbstbiographie setzt Goethe den griechischen Spruch : 'O fitf Sopa« 
av^piairo9 ov muScvercu. Der Mensch, der vom Schicksal nicht hart 
mitgenommen wird, wird nicht erzogen. Goethe, der vergötterte Liebling 
seiner Zeit und Umgebung, er, dem das Schicksal alle Wege geebnet hatte, 
der sich von allem, was sein Herz bedrängte, von jeder krankhaften Nei- 
gung imd Stimmung durch sein Dichten befreien konnte : Goethe hat das 
Wort gesprochen, Schiller hat es erlebt. Niemals vor ihm, niemals nach- 
her ist der Kampf gegen äussere Hemmnisse kühner und heldenhafter 
ausgefochten worden als von Schiller, und so ist es auch die pathetische 
Seite seines Lebens, welche ihn unserem Empfinden nahe bringt und auch 
aus diesem Grunde zum Lieblingsdichter unseres Volkes macht. 

Fassen wir Schillers Leben in den kürzesten Zügen zusammen : Ein 
Jünglingsalter, welches unter dem Zwange einer despotischen Erziehung 
knirschte; diesem folgend ein ruheloses Wanderleben an verschiedenen 
Orten, ohne eigentliche Heimat; von allen Jahren kaum eines ohne 
materielle Sorgen, und als diese einigermassen zu schwinden schienen, ein 
Mannesalter mit früh sich verkündendem Siechtum. Wie selten aber 
entströmt dem edlen Herzen eine Klage. In jungen Jahren, nicht in den 
Tagen seines Leidens, hat er die „Resignation" gedichtet : 

„Auch ich war in Arkadien geboren. 
Auch mir hat die Natur 
An meiner Wiege Freude zugeschworen, — 
Auch ich war in Arkadien geboren, — 
Doch Tränen gab der kurze Lenz mir nur." 



Dem Andenken Schillers. 147 

Den Vollmachtsfbrief 9 auf den selbst der Geringste Anspruch hat, er bringt 
ihn der Ewigkeit unerbrochen zurück, er weiss nichts von Olück. Wohl 
sieht seine Sehnsucht ein schönes Land, aber der wilde Strom liegt 
zwischen ihm und den ewig grünen Hügeln. Mit dem Mute der Begei- 
stenmg schwingt er sich in den führerlosen Kahn : 

„Du mus^t glauben, du musst wagen, 
Denn die Götter leihn kein Pfand ; 
Nur ein Wunder kann dich tragen 
In das schöne Wunderland." 

TTnd siehe, das Wunder gelingt! Die Segel schwellen und tragen ib^ 
sicher zum ersehnten Strand. Doch nicht bleibend darf er dort v^weilen; 
die Forderungen und Sorgen des alltäglichen Lebens haften an ihm wie 
Bleigewichte und ziehen ihn wieder zur Erde. Da ist es die Freundschaft, 
die wie ein goldener Strahl in sein Leben fällt; ihr gelten die schönen 
Worte : 

„Von all dem rauschenden Geleite, 
Wer harrte liebend bei mir aus? 
Wer steht mir tröstend noch zur Seite 
Und folgt mir bis zum finstem Haus? 
Du, die du alle Wunden heilest. 
Der Freundschaft leise zarte Hand, 
Des Lebens Bürden liebend teilest. 
Du, die ich frühe sucht* und fand." 

Aus dem Kreise edler Menschen, deren Liebe dem Dichter bis zum 
finstem Haus und weit über dasselbe hinaus folgte, seien hier nur wenige 
Namen genannt: Kömer, der Vater des von Schillerschem Geiste er- 
füllten Freiheitshelden, die Schwestern Charlotte und Karoline v. Lenge- 
feld, und der edelste und grösste — Goethe. Ein anmutiges Band schlang 
sich um den Dichter und das Schwesternpaar. Er war sich selbst nicht 
klar, welcher von beiden er Herz und Hand schenken sollte, so untrenn- 
bar waren sie in seinem Gefühl verbimden. Karoline stand vielleicht 
seinem dichterischen Empfinden näher, Charlotte seinem Herzen, und so 
wurde sie des Dichters treue Lebensgenossin. Über das Verhältnis der drei 
Seelen und über den Eindruck, den Schillers ideale Persönlichkeit auf 
seine Umgebung machte, lassen wir Karoline sprechen. 

„Wenn wir ihn — so erzählt sie — im Schimmer der Abendröte auf 
uns zukommen sahen, dann erschloss sieh ein heiteres Leben unserem 
idealen Sinn. Hoher Ernst und anmutige geistreiche Leichtigkeit des 
offenen und reinen Gemüts waren in Schillers Umgang immer lebendig. 
Man wandelte in seinen Gesprächen wie zwischen den unwandelbaren 
Sternen des Himmels und den Blumen der Erde. Wie wir ims beglückte 



148 Pädagogische Monatshefte, 

Geister denken^ von denen die Bande der Erde abfallen und die eich in 
einem reineren leichteren Elemente der Freiheit eines vollkommenen Ein- 
verständnisses erfreuen, so war uns zu Mute." 

Wohl unserem Dichter, dass auch in seinem Leben das Walten sanfter 
Frauennatur hervortrat, denn in jedem Genie muss das Beste der Frauen- 
natur leben, um es vollkommen zu machen. 

Was sollen wir aber über das Verhältnis Schillers zu Goethe sagen? 
Lange Zeit hatten die beiden in sich ßo vollkommenen und doch so ver- 
schiedenen Naturen wenigstens von der einen Seite aus sich kühl, fast 
ablehnend gegenübergestanden; aber da war's, als brächen plötzlich alle 
Dämme, welche die wechselseitige Liebe und Bewunderung zurückgehalten 
hatte, und jener herrliche Bund der Ergänzung wurde geschlossen, der 
nicht nur in unserer, sondern in der Literatur aller Völker einzig dasteht. 
Was jeder Dichter dem andern schuldet, das liegt in ihren eigenen 
Äusserungen und in ihren Werken zutage; und doch verdanken wir 
Schiller noch mehr, denn er hat uns Goethe zurückgegeben und ihn wieder 
zum Dichter gemacht. Der Bund der beiden Geistesheroen geht weit hin- 
aus über ihre Erden jähre; der Klang des einen Namens erweckt alsbald 
den Widerklang des anderen, und so stehen die beiden Dichter in unserer 
Anschauung da, wie sie im Standbild vor dem Weimarer Theater stehen, 
Arm in Arm Jahrhundert auf Jahrhundert in die Schranken fordernd. 

Wenn ich in der Schilderung des grossen pathetischen Dichters den 
idyllischen Seiten seines äusseren Lebens in meinem Vortrage grössere 
Bedeutung verliehen habe, so werde ich dafür Verzeihung finden. Aus 
der grossen Bewegung, in welche die Charakterisierung des Schillerschen 
Geistesganges jeden Warmempfindenden hinreisst, verlangte es mich nach 
einem Kuhepunkte; ich fand ihn in der Ausmalung der Idylle. Von 
dieser aber kehre ich zum Drama des Lebens zurück, denn noch erübrigt 
es mir, zwei herrliche Seiten seiner Dichternatur zu beleuchten: es ist 
seine Stellung als Erzieher seines Volkes und als Dichter der Freiheit. 

Schiller ist der geborene Erzieher, denn wie kein anderer hat er es 
verstanden, sich selbst zu erziehen und sein Genie einem dauernden Läu- 
terungsprozesse zu unterwerfen. Mit seinem ersten Werke, in welchem 
alles titanisch-übermenschlich erschien: Sprache und Charaktere, Prei- 
heits- und Vemichtungsdrang, kündigte er sich der Welt als grosser 
Dichter an. Zwei andere Werke folgen, aus denen zwar derselbe noch in 
Gärung befindliche Feuergeist spricht, wo aber das Titanische bereits dem 
Keinmenschlichen weicht. Die gewaltige Sprache, der ungestüme Ent- 
fesselungsdrang erweckt Begeisterung, besonders in der Jugend, die sich 
noch ganz von den Fluten des Sturmes und Dranges hinreissen lässt. 
Der Dichter aber hält inne. Das ist nicht der Weg, den sein Genius sich 
vorgezeichnet hat. Ein Dichter will er sein, aber nicht ein Dichter der 



Dem Andenken Schilters, 149 

Zeit und des Modegeschmackes. Nur vier Jahre waren seit dem Erscliei- 
nen der Bäuber vergangen, als Schiller seine denkwürdige Kritik über 
dieses Erstlingswerk schrieb: ,,ITnbekannt mit Menschen und Menschen- 
Schicksal, musste mein Pinsel notwendig die mittlere Linie zwischen 
Engel und Teufel verfehlen, musste ein Ungeheuer hervorbringen, 
das zum Glück in der Welt nicht vorhanden ist, und dem ich nur darum 
Unsterblichkeit wünsche, um das Beispiel der (Jeburt zu verewigen, welche 
die naturwidrige Ehe der Subordination und des (Genius in die Welt ge- 
setzt hat/^ Es war ein junger Mann von 25 Jahren, der diese Worte 
geschrieben ! In seinem vierten Drama ist der wilde Strom bereits ein- 
gedämmt und fliesst in sanfter Schönheit dahin; der wilde Freiheits- 
sturm hat dem Humanitätsgedanken Platz gemacht. 

Geschichte und Philosophie werden nun die Zuchtmittel in dem 
grossen Werke der Selbsterziehung. Wir haben hier nicht zu untersuchen, 
was Schiller für diese beiden Disziplinen, als was sie für den Dichter 
waren. Im Lichte der strengen Wissenschaft betrachtet hat die Ge- 
schichtsschreibung Schillers nichts Epochemachendes zutage gefördert, 
aber er war der erste, der das schöne Band zwischen Klio und Melpomene 
geschlungen hat. Der Dichter, und insbesondere der dramatische, kann 
der Kenntnis der Menschen- und Völkerschicksale nicht entraten; im 
Geschichtsschreiber aber muss etwas vom Dichter wohnen, wenn unter 
seinen Händen das Vergangene Leben gewinnen und Empfindung er- 
wecken soll. Der Dichter freilich handelt auch hier in schöner Freiheit: 
Ein Wallenstein und eine Maria Stuart, eine Jungfrau von Orleans und 
ein Teil, sie behalten in unseren Augen ein- für allemal das Gepräge, 
welches ihnen der Dichter verliehen hat, mag auch die Q^chichte anders 
über sie urteilen oder sie ins Beich der Fabel verweisen. 

Schwieriger erscheint der Bund zwischen Dichtung und Philosophie; 
doch ist der Gewinn, welchen Schiller aus dieser abstraktesten aller Dis- 
ziplinen geschöpft hat, unverkennbar. Seine Dichternatur hat er niemals 
aufgegefben, so weit er sich auch von ihr zu entfernen schien, besass er 
doch die wunderbare Eigenart, dass selbst das Abstrakte und Didaktische, 
welches unter andern Händen zu nüchterner Prosa herabgesunken wäre, 
bei ihm sich in Leidenschaft imd Gefühl und durch diese in Poesie ver- 
wandelt. 

Das Werk der Selbsterziehung ist vollendet, die letzte Stufe des Pro- 
zesses innerer Beinigung durchlaufen. Ganz und voll kehrt der Dichter 
zu seinem eigensten Elemente, der Poesie, zurück. Was er nun schafft, 
es sind die Werke eines Meisters, an Glanz der Sprache, an Hoheit der 
Ideen unerreichbar. Mit der Idee der Schönheit ist auch die der Freiheit 
in ihm zur vollen Beife gelangt. Nicht mehr die missverstandene Frei- 
heit der Sturm- und Drangjahre, die nur in der Schrankenlosigkeit Er- 



150 Pädagogische Monatshefte. 

füllung sah^ yerkimdet er, sondern die wahre Freiheit, die auf der sitt- 
lichen Ordnung beruht. Zu wiederholten Malen hat er diesen Gedanken 
ausgesprochen, kaum schöner als im Lied Ton der Glocke : 

„Heilige Ordnung, segensreiche 
Himmelstochter, die das Gleiche 
Frei und leicht und freudig bindet." 

Wohl stehen in demselben Liede auch die Zeilen: 

„Wenn sich die Völker selbst befrein. 
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn*^ — 

aber, wer Schiller kennt, weiss, dass sie nur gegen die Schreckensherr- 
schaft der französischen Bevolution gerichtet sind; nur dem Pöbel ver- 
wehrt der Dichter das Recht, das Werk der Freiheit in die Hand zu neh- 
men. Für die Berechtigung eines Volkes, seine Freiheit zu erkämpfen, 
ist Schiller jederzeit eingetreten. In der „Geschichte des Abfalls der 
Niederlande'^ sagt er : „Gross und beruhigend ist der Gedanke, dass gegen 
die trotzigen Anmassungen der Fürsten endlich noch eine Hilfe vorhan- 
den ist, dass ihre berechnendsten Pläne an der menschlichen Freiheit zu 
Schanden werden, dass ein herzhafter Widerstand auch den gestreckten 
Arm eines Despoten beugen, heldenmütige Beharrung seine schrecklichen 
Hilfsquellen endlich erschöpfen kann.'' — Den erhabensten Ausdruck 
aber hat Schiller der Freiheitsidee in seinem Teil geliehen. Ist es nicht, 
als hätte der Dichter, getrieben vom göttlichen Sehergeiste, seinem deut- 
siehen Vaterlande, welches die Faust des grössten Despoten aller Zeiten 
fast zerschmettert hatte, den Weg zur Freiheit gewiesen ? 

„Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht, 

Wenn der Gedrückte nirgends Becht kann finden. 

Wenn unerträglich wird die Lafift — greift er 

Hinauf getrosten Mutes in den Himmel 

Und holt herunter seine ewigen Bechte, 

Die droben hangen unveräusserlich 

Und unzerbrechlich, wie die Sterne selbst." 

So sprach der Dichter der Freiheit. könnte er am heutig^i Tage 
von seinen seligen Höhen herunterschauen auf sein deutsches Volk ! Was 
er in den kühnsten Träumen sich auszumalen nicht gewagt, es ist zur 
Wirklichkeit geworden: Ein grosses einiges Deutschland, ganz deu 
Künsten des Friedens sich widmend, nach aussen bloss darum gewaffnct, 
um sich zu schützen gegen fremde Baub- und Bachegier. Noch ist freilich 
die ganze Freiheit nicht errungen, im täglichen Kampfe muss sie erstritten 
werden, und Stück für Stück wird sie erobert : Freiheit des Wortes, Frei- 
heit des Gedankens, Freiheit der Seele. 



Vor Schillers Standbild. 151 

Wir wohnen hier in einem Lande^ welches man vorzugsweise und mit 
gutem Recht das Land der Freiheit nennt. Ja, seit mehr als hundert 
Jahren herrscht hier Freiheit des Wortes 'und des Gedankens, aber Frei- 
heit der Seele müssen wir uns noch erkämpfen. Sollen wir mit Bezug auf 
dieses Land und auf die heutige Feier das Wort Hamlets anwenden: 
„Was ist ihm Hekuba, dass er um sie sollf weinen?" 

Nicht mit einem Gefühl der Bitterkeit möchte ich meine Rede be- 
schliessen. Es werden bessere Zeiten kommen, wenn auch wir sie nicht 
erleben: aber dass kommende Geschlechter sich ihrer erfreuen, dafür 
haben wir zu wirken. „Sic vos, non vobis", das ist das Schicksal der 
Deutschen in diesem Land. Ihr schaffet am grossen Werke, doch schaffet 
ihr nicht für euch. Aber was macht's? Hat nicht der Gedanke, für 
eine bessere Nachwelt gewirkt zu haben, unseren grossen Dichter glück- 
lich gemacht, und sollten wir in unserem bescheidenen Wirken nicht 
ahnliche Genugtuung empfinden? Man hat uns Deutschamerikaner die 
Amerikaner mit dem Bindestrich genannt. Wohlan, lasst uns diese Be- 
zeichnung als Ehrennamen tragen! Der Bindestrich trennt nicht, er 
verbindet, und so haben wir Deutschamerikaner in diesem Lande die Mis- 
sion, das Bindeglied zweier grosser Nationen zu sein. Indem wir das 
Beste unserer tausendjährigen, so eigenartigen und so schönen Kultur in 
dieses Land verpflanzen, allen Angriffen, aller Verdächtigung, aller Miss- 
achtung zum Trotz, erfüllen wir diese Mission. Die Zeit wird kommen, 
wann dieses grosse amerikanische Volk sich auch uns assimiliert, wie wir 
ihm so schnell und willig uns assimilierten: dann wird eine schönere 
Lebensauffassung hier herrschen, der rauhe Drang des Erwerbens wird 
einem gemässigten Idealismus weichen, und in gerechtem Stolze werden 
unsere Nachkommen mit den Worten des Dichters sagen : 

Und die Sonne Homers, siehe, sie leuchtet auch uns ! 



Vor Schillers Standbild, 1859—1905. 



AIb Prolog zur Schülerreier der Uniyereit&t WißcouFiu gedichtet Yon 

JufittS Giigler, Milwaukee. 



Zum Abschied neigte sich in Purpurgluten 

Des Indianersonimers letzter Tag, 
Der Sonne Nebelgold — ein Farbenfluten — 

Ergoss »ich Ober Busch und Ahomschlag. 
Und Blätter, rot und braun und golden, tranken 

Des späten Sonnenstrahls belebend Glühn, 
Und leis im Wind, gleich blanker Münze sanken. 

Der Pappel Blätter nieder auf das Grün. 



153 Pädagogische Monatshefte. 

Versteckt, auf Hügelshöh, in lausch'ger Wildnis 

Des Parks, der zwischen Hudsonstrom und Sund 
Manhattans Insel schmückt, da stand ein Bildnis, 

Ein ehern Haupt auf schliditem Marmorgrund. 
Ein Denkmal Schillers war en, das in Treuen, 

Zu hundertsten Geburtstags Wiederkehr, 
Der Stammesbruder ihm erbaut im neuen, 

Im fernen Heimatlande überm Meer. 

Und sinnend stand ein Knab' in goldner Lichtung 

Und schaute nach dem laubumrahmten Bild 
Und dacht', wie jüngst noch drüben Schillers Dichtung 

Die junge Seele ihm so ganz erfüllt. 
Und hohe Lieder und Balladen klangen. 

Wie einst in Deutschlands Lüften, klar hervor, 
Und wieder vor die geistigen Augen drangen 

Ihm „Wallenstein" und „Wilhelm Teil" und „Mohr". 

Und halb im Traume sieht er Menschen wandern — 

Die Sonne nutzend — an dem Bild vorbei, 
Und fremden Lauts fragt einer wohl den andern, 

Wer jenes Denkmals leiblich Urbild sei. 
Und doch, am Sockel stand der hehre Name 

Und glänzte hell im roten Abendlicht, 
Und „Schiller!" rief's in mir in heiFgem Gi-ame, 

„Der Schiller ists, — mein Schiller — seht ihr's nicht!" 

Da sank die Sonne nieder, — Wirbelnd hoben 

Staubwolken sich im Osten, grau und schwer; 
Von Strauch und Baum herab die Blätter stoben 

Und jagten wild ums Denkmal hin und her. — 
Des edlen Dichters Angesicht verdüstern 

Die Abendschatten nun, und schmerzgehemmt 
Umschwebt die feinen Lippen leis ein Flüstern, 

Dringt mir ans Ohr das bittre Wörtlein: „fremd!" 



Entsunken ist seit jener Abendstunde 

Ein halb Jahrhundert fast, und wieder schau* 
Das Dichterbildnis icii im Dämmergrunde, 

Doch um mich her ist's sonnenhell und lau. 
Es ist im Maien, — und ein mächtig Sprossen 

Durchzieht mit Duft und Singen die Natur, 
Hell rufen Lerch und Drossel den Genossen, 

Hoch über mir im schimmernden Azur. 

Des Grossen Todesta«; ist's, — und voll Liebe, 
Als wollt' er's solimtlckend frisch beleben, flicht 

Der Neuwelt Frühling junge Bliltentriebe 
Dem deutschen Dichter um das Angesicht. 



WaMlieder deutscher DidUer, 153 

Und Tausende, sie legen Sträusse nieder 

Und grüne Kränze in den bunten Flor, 
Und Tausend schauen andachtsvoll und wieder 

Zum lenzumwobnen Dichterhaupt empor. 

Und nicht mehr hör' ich fragen nach dem Namen; 

Heut reicht der Elngebome ehrfurchtsvoll 
Mit jenen, die in spätem Tagen kamen, 

Dem deutschen Genius den Buhmeszoll. 
Nicht mehr ums Haupt des Grames Schatten weben, — 

Heut blickt das Aug' zur Sonne frei heraus. 
Und leis vom Munde hör' ich 's niederschweben: 

..Auch in der neuen Welt bin ich zu Hausf 



WaMlieder deutscher Dichter. 



(Aus ,3^U8 der Schule — für die Schule".) 



(Schlttss.) 

Zweites Waldlied. 

Zielangabe : Wir wollen ein Gedicht betrachten, in dem der Dichter 
seinen Gedanken beim Abschied vom Walde Ausdruck gibt. 

I. Vorbereitung: Was mag er wohl in dem liede ausdrücken? Wie 
schön es im Walde war. Woran denkt er dann wohl auch? Wieviel weniger Ruhe 
und Friede er unter den Menschen zu erwarten hatte. 

Der- Dichter des Liedes, Freiherr von Eichendorff, war auf dem Lande in 
Lubowitz in Oberschlesien geboren und lebte zur Zeit der -Befreiungskriege. So 
hatte er von Jugend auf Gelegenheit gehabt, die Freuden des Waldes kennen zu 
Jemen. Zu seiner Ausbildung musste er oft fem dem Walde und der Heimat 
weilen, z. B. in der grossen Stadt Breslau. Welcher Gegensatz musste ihm da recht 
fühlbar werden? Der Friede des Waldes und der Lärm der Stadt. 

Wiederhole, was du über den Freiberrn von Eichendorff sagen kannst. 

Eichendorff hat im Walde aber noch ^iel mehr gefunden als die Ruhe von de^ 
Tages Arbeit und dem Lärm der Menselien. Hört zu! 

II. Darbietung: 

Abschied. Im Walde zu Lubowitz. 
Von Joseph Freiherr von Eichendorff. 

Täler weit, o Höhen, 

O schöner, grüner Wald, 

Du meiner Lust und Wehen 

Andächt'ger Aufenthalt ! 

Da drausaen, stets betrogen. 

Saust die geschäftige Welt; 

Schlag noch einmal die Bogen 

Um mich, du grünes Zelt! ^ 



IM Pädagogische Monatshefte. 

Wenn es beginnt sa tagen, 
Die Erde dampft und blinkt, 
Die Vögel luetig schlagen, 
Dass dir dein Her£ erklingt: 
Da mag vergehn, verwehen 
Das trttbe Erdenleid, 
Da sollst du auferstehen 
In junger Herrlichkeit! 

Da steht im Wald geschrieben 
Ein stilles, ernstes Wort 
Von rechtem Tun und lieben. 
Und was des Menschen Hort. 
Ich habe treu gelesen 
Die Worte, schlicht und wahr. 
Und durch mein ganzes Wesen 
Ward's unaussprechlich klar. 

Bald werd' ich dich verlassen. 
Fremd in der Fremde gehn. 
Auf buntbewegten Gassen 
Des Lebens Schauspiel sehn; 
Und mitten in dem Leben 
Wird deines Emsts Gewalt 
Mich Einsamen erheben; 
So wird mein Herz nicht alt. 

Das Gedieht wird noch einmal von einem befähigteren Schüler gelesen. Was 
hat denn der Dichter im Walde noch mehr gefunden als Ruhe? Einen frommen 
Sinn. Ist diese Antwort von den SchOlem gefunden, mit der sie den Schlüssel zur 
Eigenart des Liedes haben, erfolgt die Feststellung der 

Gliederung: 

Str. 1. Der Dichter will Abschied vom Walde nehmen. 

St. 2, 3. Der Dichter denkt an die Schönheit seiner Heimat; 

Str. 2. Ein Sommermorgen im Freien kann froh machen; 

Str. 3. Der Aufenthalt im Walde kann fromm machen. 

Str. 4. Der Dichter will auch in der Fremde den Wald nicht vergessen. 

Die Feststellung der Gliederung geschieht in folgender Weise: 

Was will der Dichter nach Str. 1 tun, ehe er in die laute Welt hinausgeht f 
S. o. Was vergegenwärtigt »ich der Dichter nach Str. 2? S. o. Was nach Str. 3f 
S. o. Was will der Dichter auch in der Fremde nach Str. 4 nicht tun? S. o. 

Besprechung: Str. 1. Womit beginnt das Lied? Ausruf. Was will der 
Dichter damit ausdrücken? Freude über die Täler und Höhen, dazu den schönen 
Wald. Wie bezeichnet er den Wald ? Du meiner Lust usw. Was soll das heissen ? 
Im Walde hat sich der Dichter oft in Freude und Schmerz versenkt. Woran denkt 
der Dichter nun, da er doch bald Abschied nehmen muss? An die Fremde. Wie 
redet er von dem Lärm der Welt? Da draussen saust die geschäftige Welt. Wie 
nennt er die Welt noch? Stets betrogen. Was meint Eichendorff danrit? In der 
Welt herrscht Betrug. — So kann man wohl zunächst denken. Aber E. meint doch 
wohl etwas anderes. Was verlieren die Menschen leicht im Lärm der Welt? Den 



Wüldlieder deutscher Dichter. 155 

Friedm der Seele. — Der ist aber das beste, was der Mensch erlangen, kann. Wie 
ist also der Ausdruck ,,8tetB betrogen" gemeint? Die geeehäftige Welt betrügt sidi 
•elbet um dae beste, indem sie sieh um den Frieden der Seele bringt. 

Womit vergleicht der Dichter den Wald? Mit einem Zelt. Warum? Wie bei 
einem Zeh ein Bogen, eine Wdlbung über den Köpfen dei' Bewohner gebildet wird, 
so geschieht es auch durch die zusammenstossenden Zweige der Bäume. 

Str. 2. Lies bis zum Doppelpunkt! Geschieht. Was wird hier geschildert? 
Ein Sommermorgen. Beschreibe ihn nadi dem €Micht! Wenn es beginnt hdl 
£U werden, liegt der Tau auf den Feldern; er blitzt im Sonnenschein. Von der 
.Wärme Terdampft der Tau allmählich. Die Vögel singen lustig, und ihr Gesang 
findet fröhlichen Widerhall in den Herzen der Menschen. Lies den übrigen Teil 
der Strophe! Geschieht. Welche Wirkung kann ein solcher Sommermorgen haben? 
Der Mensch vergisst darüber seine Leiden. Wozu ist solch ein Sommermorgen 
gewissermassen da? Der Mensch eoll sich frisch und froh fühlen, als hätte er 
neues Leben gewonnen. 

Str. 3. Lies die ersten 4 Zeilen! Der Dichter sagt, im Walde etände ein Wort 
geschrieben. Wovon handelt es denn? Dass die Menschen recht tun und einander 
Heben soDen. Wovon handelt es noch ? Vom Hort der Menschen. Erkläre ,3ort". 
Sdiatz und Schutz. Wer ist das? Gott. Wie sind diese Worte gemeint, dastf 
im Walde etwas geschrieben steht ? Bildlich. Wie kommt K dazu, so zu sprechen ? 
Im Walde ist es «tili und friedlich. So sollen die Menschen auch sein und imter- 
tinander handeln. Die herrliche Natur des Waldes lehrt uns Gottes Güte und 
Allmacht erkennen. Lies die folgenden Zeilen! Was sagt der Dichter hier zu- 
nächst von sich? — Sage es ohne Bild! Er hat den Frieden des Waldes auf sich 
wirken lassen und Gott zu finden gesucht. Und welchen Gewinn hat er davon 
gehabt? Es ist klar, d. h. rein und ruhig dn ihm geworden im Gegensatz zur 
lauten und sündigen Welt. 

Str. i. Lies die ersten 4 Verse! Geschieht. Woran denkt der Dichter? Dass 
er bald in die Feme ziehen muss. Warum nennt er das Leben ein Schauspiel? 
Wie in einem solchen sieht er das Tun und Treiben vieler Menschen in der 
Fremde. Lies die letzten 4 Verse! Geschieht. Was fürchtet £.? Dass er einsam 
in der Fremde sein wird. Was wird ihn aber doch froh machen? Erinnerung an 
den Wald. Wie wird er sich dann fühlen? Jung. 

III. Verknüpfiing und IV. System fallen fort. 

V. Anwendung: Lesen des Gedichtes. Wiederholung der Gliederung. 
Der Wald in Eichendorffs Leben. 

Drittes Waldlied. 

Vorbemerkung: Das jetzt zu betrachtende lied: „Wer hat dich, du 
schöner Wald", das in Lesebüchern bald unter der von Eichendorif selbst her- 
stammenden Überschrift: ,J>er Jäger Abschied", bald imter der Überschrift: „Ab- 
schied vom Walde" angeführt wird, hat unter einer grossen Unsicherheit der 
Auffassung zu leiden. Im „Führer durchs Lesebuch" wird zur Vorbereitung ange- 
führt, dass es E. gedichtet habe, als er mit seinen Kameraden nach seinem Eintritt 
in das Lützowsche Freikorps vom Walde Abschied nahm. Nur in einer Anmerkung 
wird die andere Auffassimg erwähnt, die dann in dem zweiten Bande des grossen 
Werkes: „Aus deutschen Lesebüchern" anscheinend von dem gleichen Verfasser alt 
„überzeugend nachgewiesen" bezeichnet wird. Dass die erste liebgewonnene Auf- 
fassung nicht bloss aus Gründen der historischen Wahrheit, sondern aus inneren 
Gründen aufzugeben ist, lässt sich erweisen. Veranlassung dazu, das Gedicht auf 



156 Pädagogische Monatshefte, 

Eichendorffs Auszug mit den Lütsowem zu beziehen, baben wohl die folgenden 
Umstände gegeben: Die Überschrift legte diese Verbindung nahe, die Worte „wir 
ziehen fort und blasen" bestärken sie, und endlich scheint die Bezeichnung des 
Waldes als j^a^nner" und ,J>eutsches Panier" für diese kriegerische und patrio- 
tische Lage besonders zu passen. Man muss sich dagegen vorhalten: Wäre das 
Gedicht 1813 gedichtet, so könnte es nicht der Wald von Lubowitz bei Ratibor sein, 
4.enn dahin führte der Marsch der Lützower nicht. Ein beliebiger Wald aber, 
„kaum gegrüsst, gemieden", hätte dem Dichter nimmermehr zum Symbol deutscher 
Heimat werden können, auf ihn hätten auch die Worte nicht gepasst: „Unter 
deinen grünen Wogen hast du treu uns aufgezogen"; femer konnte ein so starkes 
^Gemeinschaftsgefühl, wie es in den Worten ausgedrückt ist: „Was wir etill gelobt 
im Wald, woUon's draussen ohrlich halten! Ewig bleiben treu die Alten", bei 
'einer frisch gegründeten Truppe noch nicht vorhanden sein. Auch müssten uns 
aus dem liede ganz andere, stärkere kriegerische und patriotiache Töne entgegen- 
klingen, als selbst beim besten Willen aus dem Liede herauszuhören sind. Man 
muss also um der poetischen Wahrheit willen die schlichtere Auffassung anneh- 
men, so wirksam die andere zunächst erscheint. 

Zielstellung: Wir wollen heute ein Lied betrachten, , J>er Jäger Ab- 
-schled", das ebenfalls von Eichendorff stammt. 

L Vorbereitung. Im Jahre 1810 wollte Eichendorff mit seinem Bruder 
Wilhelm in Wien ein Amt annehmen. Die Abschiedsstunde ist gekommen, die 
Brüder machen sich auf die Reise. Der Weg geht vorbei am Wald. Im vorigen 
<3Micht sucht Eichendorff den Wald zum Abschied noch einmal auf, hier aber mus^ 
-er schon ganz von ihm sdieiden. Welcher Gedanke kam im vorigen Gedicht be- 
sonders stark zum Ausdruck? Der Segen des Waldes. Solche Gedanken dürfen 
wir auch hier erwarten. Welche Stimmung wird aber am meisten hervortreten? 
Die Stimmung des Abschieds. Ihr sollt einmal sagen, wie der Dichter diese Ab- 
«chiedsstimmung ausdrückt. Hört zu! 

II. Darbietung. 

Der Jäger Abschied. 
Von Joseph Freiherr von Eichendorff. 

Wer hat dich, du schöner Wald, 
Aufgebaut so hoch da droben? 
Wohl den Meister will ich loben. 
Solang noch mein Sinn erschallt. 
Lebe wohl, 
Lebe wohl, du schöner Wald! 

Tief die Welt verworren schallt, 

Oben einsam Rehe grasen. 

Und wir ziehen fort und blasen, 

Dass es tausendfach verhallt: 

Lebe wohl, 

Lebe wohl, du schöner Wald! 

Banner, der so kühle wallt, 
Unter deinen grünen Wogen 
Hast du treu uns aufgezogen. 



WälcUieder deutscher Dichter. 157' 

Frommer Ss^en Aufenthalt, 

Lebe wohl, 

Lebe wohl, du schöner Wald! 

Was wir still gelobt im Wald, 
Wollen's draussen ehrlich halten, 
Ewig bleiben treu die Alten, 
Deutsch Panier, das rauschend wallt, 
Lebe wohl. 
Schirm dich Gott, du schöner Wald! 

Das Lied wird noch einmal von einem befähigteren Schüler gelesen. Nun sagt,. 
wie der Dichter der Absdtiedstimmung einen starken Ausdruck verliehen hat. 
Durch die beiden Schlusszeilen jeder Strophe. 

Die Feststellung des Gedankenganges erfolgt hier erst wegen der Schwierig- 
keit nach der 

Besprechung: Str. 1. Was drückt K wohl mit der Frage aus? Seine 
staunende Bewunderung Über den, der den Wald geschaffen. Wo Hegt der Wald? 
Auf einer Höhe. Womit vergleicht ihn der Dichter, indem er ihn „aufgebaut" 
nennt? Mit einem Gebäude. — „Waldesdom" nennt man wohl oft den Wald in 
Gedichten. Da ist also derselbe Vergleich. Welchen Entschluss fasst E. aus Be- 
wunderung zum Schöpfer? Gott zu loben bis ans Lebensende. Bezeichne das Wort 
»Meister" noch genauer! Baumeister. Welcher Stimmung will der Dichter hier 
wie in den folgenden Zeilen durdi die beiden Endzeilen Ausdruck geben? Der 
Abschiedswehmut. 

Str. 2. Lies die 1. Zeile. Wohin sieht der Dichter? Hinunter in die Ebene,, 
wo die Städte mit ihrem Lärm liegen. Was sieht er weiter? Auf der Höhe am 
Waldesrand grasen Rehe. Woran erinnert ihn wohl dieser Anblick? Denkt daran,, 
dass unser Lied der Jäger Abschied heisst. An die Freuden der Jagd. — Welcher 
Gegensatz wird dem Dichter 9o recht fühlbar durch den Blick nach Tal und Wal- 
deahöhe? Der Gegensatz von Wald- und Weltleben. Was wollen die Worte sagen: 
„wir ziehen fort" ? E. denkt mit Schmerz daran, dass er aus dem Wald in die Welt 
hinaus muss. Was tut er darum noch? Er bläst einen Abschiedsgruss zum Wald 
hinauf. Wozu hat E. wohl sonst oft das Waldhorn an den Mund gesetzt? Um 
seinen Jagderfolg zu verkünden oder die Jagdgenossen zusammenzurufen. Was 
geschieht mit dem Klang des Waldhorns? Er verhallt tausendfach, indem er von 
den Berg- und Waldwänden zurückgeworfen wird. Wie würden wir für „tausend- 
fach" in der gewöhnlichen Sprache sagen? Oft. 

Str. 3. Setze ein anderes Wort für Banner! Fahne. Hier heisst es: der 
Banner, wie sagt man gewöhnlich? Das Banner. Wie kommt der Dichter zu 
diesem Vergleich? Ebenso, wie die Fahne im Winde wallt, sich bewegt, so rauscht 
der Wald. Wir woUen nun die beiden folgenden Zeilen betrachten. Wie werden 
hier die Bewegungen der Bäume im Winde bezeichnet? Als grüne Wogen. — So 
kann man auch sagen: die Fahne wogt im Winde. Warum hebt E. wohl die grüne 
Farbe des Waldes hervor? Die Farbe der Fahne ist wichtig zum Erkennen. Die 
Fahne hatte früher die Bedeutung, dass die Krieger sich darum scharten, also 
leichter zusammenhielten und nicht durch Vereinzelung zugrunde gingen. Weiche- 
Bedeutung hatte also die Fahne? Sie sollte schützen. — Diese Bedeutung hat nun 
auch der Wald für E. und seinen Bruder. Wovor hat ihn der Wald im Gegensatz, 
zu den Gefahren der Welt behütet? Vor manchem Bösen, das in der Welt an den^. 
Menschen herantritt. E. denkt nun weiter zurück an das, was ihm der Wald ge- 



158 Pädagogische Manaisheße, 

wesen ist. Wie nennt er ihn? Fronuner Sagen Aufenthalt. Warum wohl? Er 
hörte als Kind ^wiss viele Sagen und MErchen, die an einen Wald geknüpft 
waren. — Denkt z. B. an das Märchen von GenoTera. Wie wird ihr Sohn 
Schmerzensreich im Walde ernährt? Eine Hirschkuh kommt und nährt ihn. — So 
erzählt man wohl auch, dass gute Waldgeister verirrte Kinder wieder aus dem 
Walde heraueführen. 

Str. 4. Was hatten E. und sein Bruder im Walde gelobt? Gute Menschen zu 
sein. Und was nahmen sie sich jetzt noch einmal vor? Sie wollten dieses Gelöb- 
nis in der Welt ehrlich halten. Was heisst das also: „wir wollen ewig treu die 
Alten bleiben V* Wir wollen brav und bieder bleiben wie bisher. An welche Worte 
des vorigen Liedes werden wir hier erinnert ? s. Str. 3. : da eteht im Wald geschrie- 
ben usw. Wie redet E. den Wakl jetzt an? ,J>etttsch {Panier, das rauschend 
wallt." Panier, das ist dasselbe Wort wie Banner, nur eine andere Form; es heisst 
auch Fahne. Wie kommt £. wohl dazu, den Wald gerade als deutsches Panier 
zu bezeichnen? Der Wald ist dem Deutschen «o lieb, wie dem Krieger «eine Fahne. 
— Wie unterscheidet sich der Abschiedsgruas in dieser Strophe von dem in den vor- 
hergehenden Strophen? Statt „Lebewohl" „Schirm dich Gott". Warum wohlT 
Der Wald entschwindet dem Auge des Dichters. Da wird der Abschiedsgruas zu 
einem Segenswunsch für den geliebten Wald. 

Gedankengang : 

Str. L Der Dichter preist den Schöpfer des Waldes. 

Str. 2. Er fühlt den Gegensatz von Wald und Welt beim Abschied. 

Str. 3. Er vergegenwärtigt sich, was der Wald ihm Gutes und Schönes ge- 
geben hat. 

Str. 4. Er gelobt, in der Welt so brav zu bleiben, wie er im Walde gewor- 
den ist. 

m. Verknüpfung und IV. System fallen fort. 

V. Anwendung. Lesen des Gedichtes. Wiederholung des Gredanken- 
ganges. Vergleichung der Eichendorff sehen Waldlieder: In dem liede „Abschied" 
steht Eichendorff der Abschied vom Walde erst bevor, in „des Jägers Abschied" 
wandert E. mit seinem Bruder fort. Darum kommt dort die Freude am Wald, 
hier die Abschiedsstimmung besonders zum Ausdruck. In dem Liede „Abschied" 
unternimmt E. eine Wanderung am Morgen in den Wald. Der Morgentau ver- 
dampft unter der Sonnenwärme. In der Stille des Waldes angelangt, fühlt er 
wieder, wie er Gottesliebe und Menschenliebe dort gelernt hat. Er weiss, dass ihm 
auch noch in der Erinnerung der Wald teuer sein wird. In dem zweiten Gedicht 
blickt der «cheidende Eichendorf hinauf zum Wald. Er preist Gott, der ihn so 
herrlich geschaffen hat. Auch hier empfindet er den Gegensatz zwischen Welt und 
Wald. Wie dort vergegenwärtigt er sich, was er dem Wald verdankt, was er ihm 
schon in seinen Kinderträumen gewesen ist. Er gelobt, in der Welt brav zu blei- 
ben, wie er es im Walde geworden ist. Wir sehen also, dass beide Lieder in dem 
Hauptgedanken sehr ähnlich sind. Das zweite Lied hat eine Besonderheit durch 
den Hinweis auf das Jägerleben Eichendorffs und auf die allgemeine Bedeutung, 
die der Wald für die Deutschen hat. 

Viertes Waldeslied. 

I. Vorbereitung: In welche Tageszeit versetzen uns die beiden ersten 
Lieder? Morgen. Zeige das. Warum müssen wir auch für das dritte lied eine 
ziemlich frühe Tageszeit annehmen? Eichendorff zieht mit seinem Bruder von der 



Waldlieder deutscher Dichter. 159 

Heimat fort^ Das Lied, das wir jetzt lesen wollen, bat der Dichter zur Nachtzeit 
gedichtet. Der Dichter war Goethe, den viele für den grOssten deutschen Dichter 
halten. Er lebte in Weimar und war dort ein hoher Beamter. Oft suchte er die 
Einsamkeit auf, um sich zu sammeln für seine Dichtungen. Gern weilte er in 
Ilmenau (Karte). Bei Ilmenau lag der Gickelhahn, eine HOhe mit vielen Gipfefai, 
mit Tannen bewachsen. Dort befand sich ein kleines Häuschen, in dem Goethe im 
September 1783 mehrere Tage wohnte. An einem schönen Abend versenkte er sidi 
in den Anblick des Waldes. Still und lautlos lag der Wald vor ihm. Da entstand 
ein kttstliches Gedicht. 

Zielangabe: Hört das Gedicht, das Goethe an die Wand des kleinen Wald- 
häuschens auf dem Gickelhahn niederschrieb. Es heisst: 

n. Dftrbi^tung. 

Wanderers Nachtlied. 

Über allen Gipfeln 

Ist Ruh, 

In allen Wipfeln 

Spürest du 

Kaum einen Hauch; 

Die Vögelein schweigen im Walde. 

Warte nur, — balde 

Ruhest du auch. 

Besprechung: Was hat denn auf Goethe einen so tiefen Eindruck ge- 
macht? Die Ruhe des Waldes in der Stille der Nacht. Wir wollen sehen, wie 
Goethe sie schildert. „Über allen Gipfeln ist Ruh." Wie sieht al«o der Dichter die 
bewaldeten Gipfel des Gickelhahnes liegen? Im Abendfrieden. ,Jn allen Wipfeln 
spürest du kaum einen Hauch." Tannen umgeben den Dichter selbst. Wie 
empfindet er auch da die Ruhe? Nur leise bewegt ein sdiwacher Windhauch die 
Tannenwipfel. ,J)ie Vögel lustig schlagen, dass dir den Herz erklingt", eo hiess 
es in einem vorherbesprochenen Liede. Was vermehrt aber den Eindruck der 
nächtlichen Stille noch mehr? „Die Vögelein schweigen im Walde." Warum hat 
denn wohl den Dichter dieser nächtliche Waldesfriede so sehr ergriffen? Er hat 
im Treiben der Welt die Ruhe, den Frieden so oft entbehren müssen. Was will 
Goethe nun wohl mit den Worten sagen: „Warte nur, — balde ruhest du auch?" 
Der WaMesfrieden wird ihm zum Abbild der ewigen Ruhe, der der Mensch im Tode 
entgegensieht. 

(Anm. Der nächste Sinn der Schlussworte des Gedichtes entzieht sich meines 
Erachtens dem Verständnis von 13- bis 14- jährigen Schülern. Der Gedanke, dass 
Goethe den Frieden des Schlummers im Waldfrieden doppelt segensvoll empfindet, 
wird vor ihnen immer trivial erscheinen. Dergleichen ist für Kinderseelen Perl- 
schrift, während der weitere Sinn, wie ihn ja Goethe bei einem Besuche auf dem 
Gickelhahn im Jahre 1831 selber beglaubigt hat, für sie Frakturschrift ist.) 

ni. Verknüpfung und IV. System fallen fort. 

V. Anwendung: Erzähle, was du über die Veranlassimg von „Wanderers 
Nachtlied" weisst. — Schildere die nächtliche Waldesruhe und die dadurch er- 
weckten Gedanken. 



Allgemeine Verknüpfung: Wir wollen die besprochenen Waldlieder 
noch einmal im ganzen überschauen. 



160 Pädagogische Monatshefte. 

Was schildert das erste Gedicht „Waldlied"? Die Schönheit des Waldes cur 
Sommerzeit. Welche Gedanken drückt das zweite Lied „Abschied" aus? Nebec 
der Schönheit wird darauf hingewiesen, dass der Wald den Menschen besser 
machen kann. Was enthält das dritte Waldlied? Der Dichter nimmt mit Weh- 
mut Abschied vom Wald, dessen Frieden ihn beglückt hat und in dessen Schutz 
sein Sinn rein geblieben ist. Woran wird Goethe im vierten Waldlied durch die- 
abendliche Waldesruhe erinnert? An die ewige Ruhe nach dem Tode. 

Allgemeines System: Was ein Mensch, der ein offenes Auge und ein* 
Herz für die Natur hat, dem Walde gegenüber empfinden kann, das wollen wir mil 
Worten aus den gelesenen Gedichten ausdrücken:. 

1. Im Walde möcht' ich leben 
Zur heissen Sommerzeit! 

Der Wald, der kann uns geben 
Viel Lust und Fröhlichkeit. 

2. Im Walde steht gesohriebesi 
Ein stilles, ernstes Wort 
Vom rechteiK Tun und Lieben 
Und was des Menschen Hort. 

3. Wer hat dich, du schöner Wald, 
Aufgebaut no hoch da droben? 
Wohl den Meister will ich loben, 
Solang noch mein' Stinun' erschallt. 

4. Warte nur, — balde 
Ruhest du auch. 

Allgemeine Anwendung: Ein Spaziergang in den Wald an einenv 
schönen Sommertag: Gesang des „Waldliedes" bei der Annäherung an den Wald,, 
des „Abschieds" im Wald, der beiden anderen beim Verlassen des Waldes. An 
einer recht verschwiegenen Stelle zeigt der Lehrer den Schülern „Das Schweigen 
im Walde", Bild von Böcklin in der Reproduktion des Kunstwarts, und liest ohne- 
weitere Erklärung das Begleitwort von Avenarius vor. 



Berichte und Notizen. 



I« Umscliau« 



Vom Lehrerseminar. Am 11. des Mo- ausser den duch die Prüfungsregeln vor- 
nats begann laut Beschluss des Voll- geschriebenen Aufsätzen in deutscher 
Zugsausschusses das s c h r i f 1 1 i c h e y"^ englischer Sprache deutsche Li tera- 
i?Z^^«.^ A^^ Aivu»^^»«-»»!,!..«^ „-.^ ^ur, englische Grammatik und Pädago- 
Ex amen der Abitunentenklasse und ^^' ausgewählt worden. Als TheirSu 
wird am 12., 15., 17. und 19. d. M. fort- ^^^ die beiden Aufsätze bestimmte die 
gesetzt. Für dasselbe sind unter Zu- genannte Behörde ,4ie Elemente hassen 
Stimmung der Mitglieder der Prüfungs- das Gebild der Menschenhand" und 
behörde von der Fakultät des Seminars „Water in the Economy of Nature". 



Umschau. 161 

Du mflndliche Abgangsex a- Einen besonderen Vorzug hatte die 

«nen findet in den Tagen vom 22. bis Feier, dass sie frei fflr jedermann war. 

24. Juni statt; mit der Entlassungs- Die Kosten wurden durch freiwillige 

feier am letztgenannten Tage schliesst Beiträge gedeckt, 
die Arbeit des Jahres. 

T«-. i>*M#,. »..«k^kx*^^ iw...f^k4- Ziur Nachahmung. Der hiesige 

aÄn'^Her^eVgr^ R H.'^^^^^^ tatsch* '^T^'Z^n^'^'^t' sT 

nati, und M. Schmidhofer, Chicago, aU Andenken an die SchiUerfeier $e Sum- 

Delegaten des Lehrerbukdes, R A. °^« ^^"^ ^ «?^ ^«L^f» ^^L^f^^^ 
AbriSs, HUwaukee, Prof. Dr. Otto Hei- ^^^.*"^*'^^ "^^, "^""^^LJ^t^ a^^I' 
1er, srLouis, als Mitglieder des Lehrer- l^J^ ^^J^^ ies^t^&l auch tni 
ausBchusses, sowie ex officio aus dem 7*"* J^^^^^ ^^^f Beispiel auch an 
Präsidenten des Verwaltuninratee Dr ^^^^ Personen und Gesellschaften zu 
Louis F Frank ^^ ' * gleichem Tun anspornen. Die Schiller- 
__. ' .-, ,.\ -T 1^ ^^S^ würden dadurch einen bleibenden 
Ihe Jährliche Verwaltungs- ^^f^^ ^^^^^ „^d den Manen des Dich- 
Tatssitzung des Seminars ist auf ^^^ ^^^^ ^j^ i>enkmal gesetzt, wei- 
den 28 Jum, die Generalversamm- ^j^^g ^^Yit als irgend ein anderes in den 
lung auf den 29. Jum emberufen wor- Lebenden das Andenken an den groeeen 
<*«^- Dichter erhalten könnte. 

Die von dem Lehrerseminar und dem 

Verein deutscher Lehrer Milwaukees ab- Louis Schutt t- Wiederum hat der 

gehaltene Schillerfeier gestaltete unerbittliche Tod einen der Besten aus 

sich zu einer würdigen Kundgebung zum unserer Mitte hinweggerufen. Hin und 

Andenken an den Lieblingsdichter des wieder, auch in den Spalten dieses 

deutschen Volkes. Die Festhalle war Blattes aufgenommene Berichte liessen 

bis zum letzten Platze gefüllt, imd Hun- ersehen, dass Louis Schutt einer unheil- 

derte waren gezwungen umzukehren, da baren Krankheit verfallen war, und dass 

auch kein Stehplatz mehr vorhanden man auf sein Ende gef asst sein musste. 

war. Eine weihevolle Stimmung herrsch- Dennoch kam die Nachricht von seinem 

te vom Beginn der Feier an, die durch Hinscheiden seinen Freunden uner- 

die gebotenen Vorträge genährt und ge- wartet. 

hoben wurde. Das Programm gelangte j^ j^^ Schutt verliert die deutsch- 

im wesenthchen so zur Durchführung, amerikanische Lehrerwelt einen der 

ri* !f. ^"*** i" ^'^®'' ^^^^^n^!, ^®'' Ihrigen, der mit der Entwickelung des 
öifenthcht wurde. Growen Beifall er- Lehrerbundes und des Lehrerseminars 
warben sich die beiden Redner, Herr B. j^nj verknüpft war, und der auch aUen 
A. Abrams, der die EröfTnuiysansprache, sonstigen Bestrebungen des Deutsch- 
und Herr Oscar Burckhardt, der die amerikanertums Interesse entgegen- 
Festrede hielt Letztere finden die Ljser ^^^^hte und seine hilfsbereite Hand dar- 
in diesem Hefte wiedergegeben. Zu Her- ^^ j^ Verkehr mit seinen Kollegen 
zen gehende Worte richtete Herr Abrams ^^y^^^^ ^^ ^^^Yi am wohlsten. Mit ausser- 
an die Jugend, die m grosser Zahl er- gewöhnlichen Kenntnissen ausgestattet,, 
schienen war; er schk>88 mit einem war- erschien er doch immer mehr der em- 
men Appell and «e, das von ihren Vä- pfangende als der gebende Teil. Wie 
tern erhaltene Erbteil, die Sprache emes frö^ch aber konnte er im Kreise von 
Schillers, m Ehren zu halten. Freunden sein, und wie anregend ver- 

Auch die musikalischen Vorträge ge- strichen dann die Stunden in seiner Ge- 
langen vortrefflich und waren dem Gha- Seilschaft! 

rakter der Feier angepasst. Ein Chor Manches Schwere hat den Versterbe- 
von 100 deutschen Lehrern und Semmar- ^en während seines Lebens getroffen, 
isten bot m Verbindung mit einem Cr- jy^j. materielle Gewinn seiner Lebens- 
diester, das aus den besten Musikern arbeit war kein grosser. Die Saat aber, 
^^^r^^ zusammengestellt war, und ^je er als Lehrer in die Herzen seiner 
trefflichen Solisten — Frau O. R Pieper Schüler gestreut, sie ist aufgegangen 
und die Herren Harry F. Meurer und ^^ gi^hert ihm Verehrung und Dank- 
Hermann Kurtztisch— Schillers „Glocke" barkeit weit über das Grab hinaus, 
m der Rombergschen Vertonung. jy^j^ j^ Milwaukee erscheinenden 

Die von deutschen Lehrern und Leh- „Herold" entnehmen wir die folgenden 
rerinnen gesprochenen Zitate aus Schil- Angaben über den Lebenslauf des Ver- 
lers Werken waren sorgfältig ausge- storbenen: 

wählt und wurden in verständiger Weise Herr Schutt war ein Mitglied des 

wiedergegeben. Verwaltungsrates und des Lehreraus- 



162 Pädagogische Monatshefte. 

«ehusses des Nationalen Deutschameri- ders der französischen und italienischen, 

teniscfaen Lehrerseminars. Der im AI- ferner Werke über Philosophie, poli- 

t«r von 70 Jahren Entschlafene wurde tische und Kirchengeschichte. Auch ei- 

inKarlsrirfie, Baden, geboren, besuchte „ige Seltenheiten, wie Adelungs JÄaga- 

^."5li° /'%^t'^^ ^^Hf^^''-^^^ B*lye« ,^ctionnaire" u. s. w. 

beeog dann die Universität Heidelberg « . -vT 

und andere UniversHäten und studiert! ^*^^° *" verzeichnen. 
Philologie und Geschichte. Er machte Der Schulrat der Stadt New 
dann mit einem Freunde eine längere York besprach allen Ernstes die Not- 
Reise durch Itaben, trat nach seiner ^endigkeit, die -tägliche Schulzeit der 
Rückkehr in die Armee ein und wurde . ® 4r « v 11 1 i_ 1 « 

Artillerieoffizier. Herr Schutt nahm untersten Volksschulklassen abzukürzen. 

dann nach mehrjähriger Dienstzeit sei- ^gt Dr. Maxwells Stern im 
nen Abschied, wanderte 1865 nach Arne- Sinken? Bekanntlich hatte Richter 
nka aus und kam direkt nach Chicago. LeventrHt von New York den Schul- 
Dort war er anfangs kauf männisdi Superintendenten Gross-New Yorks, Dr. 
tätig, bis andere gebildete Deutsche, Maxwell, angewiesen, einem Frl. Price, 
wie der verstorbene Dr. Em»t Schmidt, Abiturientin des Normal College (Leh- 
Herr Julius Rosenthal u. s. w. auf ihn rerseminars) in jener Stadt, ein für die 
aufmerksam wurden und ihre Söhne von städtischen Schulen gültiges Lehrzeug- 
«™ unterrichten liessen, worauf sich „jg auszustellen. In der Schulratssitzung 
Herr Schutt ^nz dem Lehrerberuf wid- vom 8. März griflf nun Schulkommissär 
mete. Mitte der 80er Jahre gründete er Abraham Stern den Dr. Maxwell an, 
gemeinschaftlich mit Dr. H. H. Fick, ^,^11 dieser versucht habe, den Staats- 
jetzt Supermtendent des deutschen Un- kommissär (so heisst der Staatsschul- 
terrichts in Cincmnati, eine deutsche Superintendent in New York) zur An- 
Privatschule, die jedodi später einging, fechtung der richteriichen Entscheidung 
Der nun Entschlafene wurde dann wie- ^^ veranlassen, und weil er (Dr. M.) 
der Pnvatlehrer und unterrichtete auch diese versuchte Beeinftussung des 
m einigen Anstalten, unter anderen im Staatskommissärs bei der vom Schulrat 
„Armour-Institute." Bis zu semem Tode gestellten Frage geleugnet habe, da zu- 
zeigte er das grösste Interesse für das fälligerweise das Wort „Staatsschul- 
Erziehugswesen und alle geistigen Be- Superintendent" für das in New York 
Btrebungen, und er war auch ein her- richtigere „Staatskommissär" gebraucht 
vorragendes Mitglied des Nationalen ^o^e^ ^^1. Herr Stern meinte, das sei 
Deutschamerikanischen Lehrerbundes gicheriich ein recht kleinlicher Beweis 
und m hiesigen Lehrerkreisen sehr be- ^^^ ^er Wahrheitsliebe eines Mannes, 
kannt. Vor kaum zwei Jahren wurde ^er von seinen Lehrern die höchste Mo- 
ihm seme treue Lebensgefährtm durch ^alität verlange. Dr. M. ergriff zur 
den Tod entrissen. Er hmterlässt von wideriegung der Anschuldigungen das 
näheren Verwandten nur emen Sohn, ^ort, kam jedoch zu keinem Ende, so- 
Herm Louis Schutt, Jr. ^j^^g Kommissär Mann dem Vorsitzen- 

Das Begräbnis fand am 27. April auf den schliesslich erklärte: „Ich glaube, 
dem Graceland-Friedhof statt. Die der Redner überschreitet die Grenzen 
Herren Emil Manhardt, Direktor Max unserer Geduld." Der Präsident rief 
Griebsch und Rabbiner Dr. Emil Hirsch nun Dr. Maxwell zur Ordnung, und der 
widmeten dem verstorbenen Freunde an bis zu jenem Augenblicke allmächtig ge- 
seiner Bahre herzliche Abschiedsworte, wesene Mann musste sich niedersetzen. 
Als Bahrtuchträger fungierten efaema- Nachdem noch Dr. Hunter, der Präsi- 
lige Schüler des Entschlafenen. dent des Normal College, um die Erlaub- 

nii^ gebeten und sie erhalten hatte, ei- 

Die Universität von Chi- nige der falschen Darlegungen Dr. Max- 
cago ist kürzlich durch die Freigebig- wells zu berichtigen, nahm der New 
keit eines Bürgers der Stadt Chicago in Yorker Schulrat den Beschluss des Exe> 
den Besitz der Bücherei von Michael kutivauschu.sses an, den Staatskommis- 
Bernays, dem berühmten Münchener sllr zu ersuchen, die Billigung des Stu- 
Literaturhistoriker, gelangt. Dieselbe dienkursus des Normal College nicht zu 
enthält etwa neuntausend Bände, wovon widerrufen. Kommissär Schmidt stellte» 
die Mehrzahl auf Originaltexte des 18. jetzt sofort den Antrag, den Stadtschul- 
Jahrhunderts fallen. Besonders reich Superintendenten anzuweisen, d^n an- 
ist die Goethe- und Schiller-Literatur dem 129 Abiturienten des Normal Col- 
vertreten. Dazu kommen bedeutende lege ebenso wie Miss Price Lehrbefähi- 
Werke ausländischer Literatur, beson- giin^rgscheine auszustellen. 



Umschau, 163 

KJ)as ist das erste Mal in meiner bloss um auf die Beförderungsliste ge- 
jsdiulmeisterlichen Laulbahn", jammerte setzt zu werden. Zehntausend Lehrer, 
Dr. 31., ,4ass ein Versuch gemacht wur- die jener Liste wegen ihre Klassen ver- 
de, mir Schranken zu ziehen. Sie schaf- naehlässigten! Es sei unmöglich, der 
lien ein gefährliches Fräzedens." Aber Klassenarbeit gerecht zu werden und 
Kommissär Schmidts Antrag wurde an- gleichzeitig eine Beförderungsprüfung 
genommen, for a' tfaat and a' that. vorzubereiten. Der einize Ort, wo des 

Und noch ein dritter, weit wuchtiger Jf '«'» .^»"«l'^f* «Jeprtlft . werden 
Hieb würfe gegen MaxweU« Sy.tem in ^»?°«' .»« *&.?"'^™"'^* ?* ^T^ 
derselben Sch^rotssitzung gefflhrt. Dm ''*'*' «'."« ^^^ «« .^^\ ^^ 
Komitee fOr Nebengesetee wurde be- »«''» il*,"** * *T*" '"f^''??«' ^'»f«' 
auftragt, ein Amendment «usEuarbeiten, «*?*** l T ^"* verständigen Laien 
in dem die Befugnisse des StadtschulÜ »™^ F«jchmänner. zu denen die Schul- 
superintendenten hinsichtlich der Ab- «ttpenntendenten Maxwell in New York 
haltnng von Lehrerprflfangen beschnit- «"d Cooley in Chicago nicht zu geh»ren 
ten Wirten sollen. Nach der Wendung f deinen, werden dem mannhaften Pro- 
zu urteilen, die die Dinge in New York *'"*K5**fl?r™ Sehulpnnzipals Smith 
genommen haben, steht zu erwarten, »" beipflichten. P. 6. 
dass das Amendment, wenn es zur Vor- t tt v j «i. j • i v 
lag« kommt, angenommen werten wirt. J"" Verbindung mit dem viel bespro- 

ebenen Austausch von Profes- 
Wenn man erwägt, dass sich die New soren zwischen Deutschland 
Yorker Lehrerstellen auf ein kleinliches u„d den Vereinigten Staaten 
ßystem von peinigenden Prüfungen gehlägt Professor Kuno Francke vor, 
^ündöi (genau wie in Chicago), und dem germanischen Museum der Harvard 
^■*^ ^^ „"^'^^^^r^"*^ P" Schulzimmer Universität genügende Mittel zuzufüh- 
gleich NuU geachtet wird (wie in Chi- ren, damit es möglich wird, deutsche 
cago), so ist ersichtlich, dass der gross- Gelehrte alljährlich zum HaHen von 
städtische New Yorker Schulrat mit den Vorträgen über deutsche Geschichte, 
obigen Beschlüssen die Axt gelegt hat Literatur und Kunst einzuladen. Von 
an den Grundpfeiler des Erziehungsge- Cambridge könnten die deutschen Ge- 
bäudes von Maxwell, der sich erst kürz- lehrten dann weiter nach Westen reisen, 
Iwh auf der Schukuperintendenten- um die Vorträge an andern Universi- 
Zusammenkunft in Milwaukee mit stol- täten zu wiederholen, und auf diese 
zem Mund seines Systems gerühmt. Weise könnten sie eine Kenntnis deut- 
Dr. M. ist der Mann, der den deutschen gcher Ziele und Ideale verbreiten, die 
Unterricht in den New Yorker Schulen gehr oft trotz der vielen deutschameri- 
„ver— bessert" hat. Ist es denn mög- kanischen Bürger und der zahlreichen 
lieh, dass dieses Doktors Stern an Glanz amerikanischen Studenten auf deutsch- 
verliert? ländischen Universitäten kläglich ig- 
ln Verbindung mit obigen Ausfüh- noriert oder missverstanden würden, 
rungen dürfte es nicht unangebracht „Falls er schon an und für sich der 
«ein, zu wiederholen, wie Prinzipal H. Gehässigkeit der Jingoes gegen Deutsch- 
W. Smith bei der Besprechung eines land die Stange böte, empfiehlt sich 
Vortrages, den Dr. Hervey von der New Prof. Franckes Vorschlag, ganz abge- 
Yorker Prüfungsbehörde vor dem sehen von dem Werte des Planes", meint 
Schoolmasters' Ciuh daselbst gehalten dazu „The Nation". „Es ist erfreulich, 
hat, gegen das dortige Lehrerprüfungs- nebenbei zu bemerken, dass während der 
System protestierte. Herr Smith be- letzten paar Monate die amerikaniscfaen 
hauptete, dass das Maxwellsche System Angriffe auf Deutschland ganz aufge- 
den Schulen schade. Eine Examination hört haben. Jetzt ist es Japan, das uns 
sei kein Beweis von den Fähigkeiten nächtelang wachhält durch seine voll- 
eines Lehrers, obgleich sie notwendig kommen entblössten Versuche, uns von 
sei, um die Vorbildung des Betreffenden den Philippinen zu vertreiben (wenn es 
kennen zu lernen. Wenn man auf diese doch das tun wollte!), oder Hawai zu 
Weise festgestellt habe, dass eine Leh- stehlen, oder uns in Asien die Tür vor 
rerin die nötigen Vorkenntnisse besitze, der Nase zuzuschlagen. Augenblicklich 
eo solle man ihr ein permanentes Zeug- hat Deutschland die Erlaubnis, in Frie- 
nis geben, imd ihre Beförderung sollte den zu ruhen." P. G. 
von der Länge der Dienstzeit und der 

Klassenarbeit abhängen. Es gäbe zehn- In Cinclnnati starb im Alter von sie- 

tausend Lehrerinnen an den New Yorker benundachtzig Jahren, rüstig beinahe 

Schulen, die ihre Gesundheit zerstörten, bis ans Ende, der „Achtundvierziger" 



164 Pädagogische Monatshefte. 

Dr. Adolf Zipperlen, aus Heiden- politischen Rechte und Pflichten. Zehn 

heim in Württemberg gebürtig. Er be- Jahre einer aolchen Tätigkeit über da« 

teiligte sich besonders an dem deutschen ganze Land würde ungeahnte Erfolge 

sanger- und Musikleben, als Arzt und erzielen. Sie würde den deutschen Stolz 

Menschenfreund stets hilfsbereit. Der erwecken, den Gebrauch der deutschen 

Gincinnatier Zoologische Garten, zu Sprache neu beleben und der Ehrgeiz, 

dessen Direktorium er während einer deutsch zu sein, würde den Säckel für 

Keihe von Jahren gehörte, war ihm vor deutsche Zwecke viel bereitwilliger öff- 

allem ans Herz gewachsen. nen lassen als heute. Und gerade jetzt 

In vielerlei Weise war er schriftstel- ist die Zeit dazu, einen schOnen Anfang 

lerisch tätig, nicht nur als Mitarbeiter zu machen, gerade jetzt, wo auf unserer 

deutschamerikanischer Blätter, sondern WeltausteUung das Deutsche Reich auf 

auch als geschätzter Korrespondent allen Gebieten mit fliegenden Fahnen als 

deutschländischer naturwissenschaft- Sieger aus dem Wettkampfe der Völker 

lieber Zeitschriften, wie „Zoologischer hervorging, jetzt ist die beste Zeit, einen 

Garten", „Isis", „Welt der Vögel" u. s. guten Anfang einem guten Ende zuzu- 

w. Er war namhafter Zoologe und ver- führen! 

stand es, seine Beobachtungen und Stu- Und wenn Sie mich fragen, wozu das 

dien in der Tierwelt in fesselnder, stets alles? Wozu der Lärm? — dann weiss 

von einem frischen humoristischen ich Ihnen nichts Besseres zu antworten 

Hauch durchwehter Weise schriftstel- als mit einem Zitat aus der Ansprache, 

lerisch zu verwerten. Einer der Stifter die Dr. Emil Preetorius am Deutschen 

des Deutschen Literarischen Klubs, war Tag draussen in der WeltausteUung 

Dr. Zipperlen das beliebteste Mitglied hielt, vor dem stolzen Deutschen Hause: 

desselben. 4>ie besten Deutschen sind auch die 

_ ,,. jji.i.xT besten Amerikaner! Je treuer wir hier 

H e r c b h e i m e r , der deutsche Name ^^g germanische Erbteil wahren und in 

des Helden aus der Revolutionszeit, Sprache und Sitte die höchsten Schätze 

wird auf dem Denkmal stehen, welches ^^ Geistes und Herzens hüten für Ifit- 

die „Töchter der Revolution" in Her- „^^ Nachwelt, desto wertvolleres Bdel- 

kimer, N. J., errichten lassen. metall werfen wir in den Schmdztigel, 

„Warum nimmt der Deut- worin sich hier der Assimilierungspro- 

sche im öffentlichen Leben zess der Nationen vollzieht.*" 

dieses Landes nicht die ihm j^^ Dentiche Lehrer-Verein hat für 

zukommende Stellung ein, und ^^j^^ nächste Versammlung auch die 

was kann geschehen, ihm dazu Lehrerinnenfrage auf die Tagesordnung 

zu verhelfen?" über dieses Thema ^^^. ^^ funahme der Frauen im 

sprach Herr Richard von Appiano vor Lehrberufe ist nämlich nach dem sUtis- 

der Delegatcnversammlung des deutsch- tischen Jahrbuch für das Deutsche 

amerikanischen Nationalbundes wäh- ^gj^^ f^^ ^^^ g^^ beträchtHch. Von 

rend der St. Louiser Ausstellung. Herr igpi^^e beträgt die Zahl der Lehrerin- 

A. weiss drei Mittel, um dem ^en 2i;85 v. H. gegen 9.32 v. H. der 

Deutschamerikaner die ihm m diesem Lehrer, und in den nächsten fünf Jahren 

Lande zukommende Stellung zu ver- (1896—1901) erhöhten sich die gleichen 

schaffen, und die sind: Zahlen auf 34,63 v. H. und 10,43 v. H.! 

„Erstens Erziehung, zweitens Erzie- Am zahlreichsten sind die Lehrerinnen 

hung und drittens noch einmal Erzie- vertreten in; 

hung. Erziehung zum nationalen Selbst- Berlin, unter 100 Lehrkräften sind 
bewusstsein durch Wort und Schrift in 63 männliche und 37 weibliche, 
stiller aber emsiger und unaufhörlicher Hamburg, unter 100 Lehrkräften sind 
Propaganda, denn laute Agitation 64 männliche und 36 weibliche, 
würde unfehlbar noch lautere Gegen- Lübeck, unter 100 Lehrkräften sind 
agitation hervorrufen. Propaganda 54 männliche und 46 weibliche, 
durch die deutsche Presse, Verbreitung Während in Elsass-Lothringen auf 55 
kleiner Flugblätter, die die Kenntnis Lehrer 45 Lehrerinnen kommen, finden 
grosser und ruhmreicher Ereignisse aus sich im Königreich Sachsen nur 4 v. EL, 
der Geschichte der Deutschen in Ame- und Lippe hat überhaupt keine Lehrer- 
rika Unter die Massen tragen, nament- innen. Da auf Landstellen, die bekannt- 
lich in den ländlichen Distrikten; lieh das geringste Einkommen haben, 
Abendschulen in allen grösseren Orten, Lehrerinnen nur vereinzeint vertreten 
wo den Schülern dasselbe gelehrt wird sind, bietet sich für den Sozialpolitiker 
und noch richtiges Deutsch und Englisch das eigenartige Bild, dass im Leorberufe 
dazu, sowie eine genaue Kenntnis ihrer der Frau die bestbesoldeten Stellen am 



üfMchau, 165 

meisten zugänglich sind, während in ad- Deterioration Gominittee) eingesetst» 
deren Bo^en das Umgekehrte der welche die Ursachen der mangelhaften 
Fan ist. (D. Bl. f. erz. Unt.) körperlichen Entwicklung gewisser Be- 
Was die Hinterlassenen eines völkenmgsklassen ni prüfen hatte. Die 
Lehrers in Deutschland beeiehen: 20 Kommission hat in 26 Sitsungen nahezu 
Prozent des Gehaltes (des t Lehrers) in 70 Zeugen einvernommen und erstattet 
Sachsen, Oldenburg, Weimar, Reuss j. darüber einen Bericht, der über die Kin- 
u. ä., Mecklenburg; 24 Prozent in derwelt folgende Anregung enthält: 1. 
Braunschweig und Hessen; 25 Prozent Regelmässige anthropometrische Unter- 
in Hamburg, Koburg-Gotha, Altenburg, suchungen von Kindern und jungen Fa- 
Anhalt, Waldeck, Stadt Schwerin; 26 brikarbeitcm. 2. Statistik der Krank- 
Prozent in Württemberg; 36 Prozent in heiten. 3. Einrichtung einer hygienischen 
Bayern, 10—16% Prozent in Schwarz- AuakunftssteUe (Advisory CouncU, ähn- 
burg-Rudolstadtj 10-30 Prozent (oder lieh dem Comitß consultatif dTiygiÖne 
40 Prozent des Ruhegehaltes) in Preus- P?^HjPl<l« France). 4 Aufklarung über 
Ben und Elsass-Lothringen; 11—26 Pro- die Vorteile des Landlebens. 6. Ver- 
zent in Lübeck, 16-20 Prozent in breitung hauswirthschafthcher Kennt- 
Sachsen-Meiningen; 16—32 Prozent in BJf*® "?i? Madchen ^d jüngere» 
Bremen; 16-& Prozent in Schwarz- ^»^«°' ^^v^^^T™* ^r' ?S?f*r^ ?*^ 
burg-Sondershausen; 22 Prozent in Bchulgesundheithchen Verhiütnisse be- 
SchSumburg-Lippe; 24-30 Prozent in ^^ff'l. i?. ^'^J,, ^' Erhöhung des 

Baden; za. 36 Prozent in Lippe-Detmold. '^^f'^^l«''''.„f^ ^"^ l J^^ 
tn R 7 \ (nicht schon Aufnahme von Schülern 
in. a.'£i.) jj^j^ g Jahren). 8. Bessere Pflege des 
Pflege der deutschen Spra- Jugendspiels. 9. Spezialklassen für 
che in Frankreich und der Schwachbegabte Kinder. 10. Besondere 
französischen in Deutseh- Richter für die Jugendlichen. 11. Xrzt- 
1 a n d. Wie auf Veranlassung des liehe Überwachung der Sdiulen. 12. Bes- 
preussischen Kultusministers bekannt sere Ernährung der dürftigen Schulkin- 
gegeben wird, hat sich unter Vorsitz des der (question of underfed children). 13. 
Herrn Louis Foubert von deutsch spre- Körperliche Übungen für heranwachsende- 
chenden Franzosen in Paris ein deut- Mädchen. 14. Errichtung von Kinder- 
scher Konversationsklub gebildet. Herr krippen in Fabrikorten. 16. Unterstütz- 
Foubert hat sich bereit erklärt, den nn^ von Kadetten- und Tumkorps. 16. 
Klub auch Deutschen zu öffnen, und als Körperliche Übung und Fortbildimpfs- 
Gegenleistung um die Zulassimg seiner klassen. 17. Verbindende Organisation 
Landsleute zu den bei uns bestehenden, der Wohlfahrtseinrichtungen für Kna- 
dem Studium der französischen Sprache ^>«n i^d Mädchen. 18. Gesetzliches Ver- 
gewidmeten Vereinigungen gebeten. Das ^t des Rauchens für Leute unter 16 
Anerbieten geht auch dahin, deutschen Jahren. 19. Untersuchung der Zähne, 
Ldirem und Studenten Eintritt in Pa- Augen und Ohren der Schulkinder. Die 
riser Familien zu verschaffen, ihnen das Begründung dieser Forderunaen enthüllt 
Geistesleben der französischen Haupt- interessante Einzelheiten: Mangelhafte 
Stadt zu erschliessen und ihren Aufent- ^^!»^® ^?®™,^/* die körperliche 
halt in Paris nutzbringend und ange- J^*T*^"t.^^. Vcntüaüon Heizung und 
nehm zu gestatten. Hierbei verdient be- Lichtyerhaltnisse der Schulen iMsen sehr 
merkt zu werden, dass auch den nach ??. wunsdiai, haben m Wimd doch noch 
Berlin kommenden Ausländem eine ahn- ^jd«r Scheiter und Torfstucke zur 
liehe Gelegenheit durch die an der Uni- Schule zu bringen, um diese zu heizen, 
versität eingerichteten Ausländerkurse ^.^"^^f^'^^ imter fünf Jahren, 
geboten wird, indem der Leiter der ^'S^^ SJ^^^^^n" ^'^ -^'^ ^'^•" 
Kurse es sich angelegen sein lässt, die 5?' ^ft'^'^l k^^"*?^ S'^i?''^*' 
fremden StudiereSS^ mit dem deut- ^. ^"^^J^^^^"^^ ^^2*^» 

sehen Geistesleben vertraut .zu machen, ^^t^^^rAlt?T^^^^^ Z 

sie m deutsche Familien einführt, äs- 'r .^ ««-^i« -o^w«, w »ic uv^u <.» 

meinsame Hieaterbesuche und St^üfn- ffi^^tS^^^ f S ÄS^ 
ausflöge veranstaltet. Schuljahr^wünscht. Besondere Auf- 
Eni^and. Vor Jahresfrist gaben Un- merksamkeit (Spezialschulen) fordern 
i;ersuchungen über die rückgängige kör- die Ärzte für &e zurückgebliebenen, 
perliche Entwicklung gewisser Klassen langsam sich entwickelnden Kinder 
der Bevölkerung in und ausserhalb des (10 Prozent, Dr. Kerr). Eingehend be- 
Parlaments vid zu reden. Am 2. Sept. schäftigte sich die Kommission mit der 
1903 wurde eine Kommission (Physical Nährung der Kinder: nach den einen sindt 



166 Pädagogische Monatshefte. 

in London 66,000, nach andern 120,000 System, wie es Wien, BHiasel und Paria* 

Schulkinder ungenügend genährt. Wohl hierfür haben, berechnete Dr. Sfocnama- 

leihen verschiedene Wohlfahrtsvereine ra die Ausgaben für London auf 120,000^ 

ihre Hilfe (6100 Pfund Sterling jährlich Pfund Sterling. Wenn die Kommission 

für Schulkinder) ; aber das genügt bei auch nicht den Standpunkt free eduoa- 

weitem nicht: Hier muss der Staat ein- tion =: free meals teilte, so drinst sie' 

S reifen. „Wir stehen nun", sajg;t Mr. At- doch auf Abhilfe der Übelstände, mdem 
ins, „vor der Frage, ob die logische sie eine die bisherigen Veranstaltungen' 
Folge der unentgelUichen Erziehung zur Ernährung der Schulkinder ver- 
nicht in der einen oder andern Form un- bindende Organisation und Hilfe der Be- 
entgeltliche Speisunff (free meals) be- hörde befürwortet. Mit Recht wird be- 
deutet; denn es ist eme Grausamkeit, ein tont, wieviel Lebenskraft im Jünglings- 
Kind zum Lernen zu zwingen, wenn es alter verderbe; mit dem Verbot des 
nicht die Kraft hat zu lernen." Nament- Rauchens greift man doch nur zu einem 
lieh Dr. Macnamara imd Sir John Gorst unzulängliäen Hilfsmittel; aber in ihrer 
betonen die Pflicht der Behörden, das Totalität bedingen die Anregun^n der 
ungentigend genährte (underfed) Kind Kommission einen schönen »shntt vot- 
gegen Hunger zu schützen. Nach einem wärts, wenn dem Rat die Tat folgt. 



II« Vermiscfites. 



Japanisches. Die Schulen Ja- Wie Kolumbus die Entdek- 

pans werden auf Anordnimg des Mikado kung Amerikas ankündigte, 

von jetzt an mit Tischen und Bänken dürfte vielen bisher noch unbekannt ge- 

versehen, da die Kinder nicht mehr mit wesen sein. In den neuesten Lieferun- 

untergesohlagenen Beinen sitzen sollen, g?» 64-68 der grossen Publikation 

Diese neue Reform ist von den japani- Hans Kraemers „Weltall und MeMch- 

schen Ärzten vorgeschlagen worden, die l»«»t" (Berlm, Deutsches Verlagshaus 

dadurch den Wuchs ihrer kleinen Rasse ?««« * p?., Preis pro Lieferung 60 Pfg.) 

zu verbessern hoffen. ^^^et sich nun eine Facksimile Nach- 
bildung des denkwürdigen Briefes vom 

Eine Zeitung als Ersatz für 14. März 1493, den (^ristobal Colon, der 
das Lesebuch in der Schule, ,^^dmiral der Flotte des Ozeans", wie 
Die Unterrichtsverwaltung von Queens- <^«r amtliche Titel des grossen Seefah- 
land in Australien «eht mit dem Gedan- ^®" lautete, an den „woJiledlen Herrn 
k«n um, das Lesebuch f Or die Hand der ^^briel Sanx», »>mgbch spanuchen 
Schüler ateuschaffen und dafür eine Zei- Sc^atzmewter» richtete. Kolumbu« be- 
tung einruftthren. Sie begründet ihr "«1»*«* *»""' «'"'f J«*« ?*™ä!?.. T 
sonderbar erseheinendes Tun damit, dass "**' ^I*'*° . Bedeutung semer Entdeelc- 
sie sagt, die Kinder lesen ihr Lesebuch ™8 ,?^' *»? „indischen Insebi, die er 
bald dlirch und haben es dann satt. Um kürzlich oberhalb vom Qang^ entdeckt 
das zu rermeiden, soll eine monatlich 5»'>«- .Pf^ J«"» v^?/*'^?', ^l' ^*^* 
erscheinende Zeituig eingeführt werden. ^ü'^'*!*\-^}**j'""*L „ErfowchuM der 
Sie soll alles das enthalten, was auf J='";?°'>?'?»?''«' des erfolgreichen Werke* 
politischem und wissenschaftlichem Ge- behandelt «den oben genannten Liefer- 
Siete wahrend dieser Zeit geschieht. "°8«» «^l« ^T'S^^** ^% 'Erforschung 
Natürlich darf die Zeitung au<* nur sol- T"" ^ord- und Südamerika « fesseln- 
che Stoffe wählen, die fü* das kindliche i" ^•»»«- unterstützt Ton zahlreichen 
Alter passen und die das Interesse der historischen Bildern. 
Schüler anregen. Verlag und Druck der Warum aus Lehmt Lehrer: 
Zeitung ruht in den Händen der Unter- „Woraus hat der liebe Oott den Men- 
richtsverwaltung, die für jede Nummer gehen geschaffen T" — Der kleine Erich: 
2 Pence von den Schülern erheben wird, ^^aus Lehm." — Lehrer: „Warum denn 
Der Gedanke, den die Unterriohtsverwal- gerade aus LehmT" — Der kleine Erich: 
tung von Queensland veröffentlicht, Ut ^jfun, Sand backt doch nicht I" 
in den Staaten Viktoria, Südaustralien 

und Westaustralien schon durchgeführt; L.: Was tat Noah, als er die Arche 

jedes Kind erhält dort bereits monatlich verliessT Seh.: Er beerdigte die Men- 

seine Zeitung (reader). sehen, die ertrunken waren. 



Bücherbesprechungen, 16T 

Aus Schülerheften: Er starb Aus Schülerheften: Die Jung- 
kurz vor seinem Tode. — Wenn sich der frau von Orleans wurde vom Könige und 
Getreidebau nicht k^nt, so wird Vieh vom ganzen Hofe mit Rhum ttberschat- 
angebaut. — Der Feind schnitt dem tet. — Nach jedem Akte herrschte bei 
Heere den Rücken ab. — Prinz Eugen allen Schülern ein lauter Klatsch. — Wir 
rückte nicht vor, weil er tot war. — besuchten gestern den kranken Lehrer. 
Eisen kommt in der Natur nicht ge- Es geht ihm wieder etwas besser; aber 
schliffen vor. er ist noch nichts Besonderes. 



Bjicherschau. 



I« BikAerbesprediiNigea. 



Das Deutschtum in den Ver- Das obige Werk enthält auf den 
einigten Staaten von Nord- ersten 27 Seiten eine allgemeine Laut- 
Amerika von Dr. Julius Goe- lehre und ein Kapitel über das gespro- 
bel, Professor der deutschen Phi- chene Deutsch. Hierauf folgt auf 70 
lologie und Literatur an der Stan- Seiten das „Wörterverzeichnis" mit bei- 
ford Universität, Kalifornien. Her- gefügter jdionetischer Umschrift. Dem 
ausg^[eben vom Alldeutschen Ver- Wörterverzeichnis geht die Erklärung 
band. München, J. F. Lehmann, der Lautschrift voraus. Den Schluss 
1904. M. 1.60. des Werkes bilden Proben in gewOhn- 

■D .. . TV j Ti lieber Schrift und in Umschrift. 

Bereits im vorigen Jahrgange der P. ,,. „i vr».i.j> cs_ v i 

M. (Seite 178) wiesen wir iuf das oben- , Ein Holzschnitt, die Sprachwerkzeuge 

genannte Werk hin und erhoben auch J*"*?"*^' veramwhauhcht den ersten 

die Einwände, die durch die schroffe ^^^^^^ .^f ^f** ^ . ^ ^ , 

Stellungnahme des Verfassers zu ver- Wer nicht die umfangreicheren Werke 

schiedenen Fragen, die Entwickelung f^^ ™?*^*^^ Gegenstai^, etwa Vie- 

des Deutschamerikanertums betreffend, *®" 'S?®*"?, ,, ^®**^.' »«?« »»^lemOTte 

veranlasst worden waren. Abgesehen ^"^^ Phonetik» oder die ,J)euteche Büh- 

davon, bürgt schon der Name des «enausprache" von Theodor Siebs stu- 

Verfassers dafür, dass diese Veröffent- ^^l«'«*^ w*"» ^«™ »«» ^^^ <'^»«« ^^^^ ß™- 

lichung unter den vielen, die sich mit P'O'ilen. 

demselben Gegenstände beschäftigen, ^ v-vxj ««j -i .j. 
besondere Beachtung verdient; basiert Geschichte der Pädagogik mit 
sie doch auf einer langjährigen Beob- Musterstücken aus den pädagogi- 
achtung. Schade, dass der Verfasser ^^^^ Meisterwerken der verschie- 
seinen subjektiven Ansichten in zu ?f»«^^ tT'^S^V Auflage. Von 
grossem Masse die Zügel hat schiessen Y^' G- Schumann und Pro- 
lassen. M. G. t® « « ö ^ ^ V X V.^ *• ^^^'''^i' 

Verlag von Karl Meyer. 1899. X 

Die Aussprache des Schrift- + 400 Seiten. Preis geb. M. 6.20. 
deutschen. Mit dem „Wörter- \t^,m^„^^a^ n^-^i.;«i.+« ^«« t>«j-. :i, 

™^yf..Ä«TL„?*'*™^^^ 'k„„i? durch aus. dass sie die Pädagogen, wel- 

preussischen SAulen" in phoneti- ^ ^. ^^ ^ Unterrichte und der 

scher Umschrift sowie phonetischen ii.,.;_K„„„ „„«k.j«.* k.i..« ;_ ...<.^. 

Texten Yon Wilhelm Vietor. S"jf wfs J ^f'^WnJL*'^."' " T^^ 

Professor an der Universität Mar- S'8*F ,W«"« *" ^«r*« ^<?"'?t 1""*- 

u.^oov " " ^ .. 1 1 • ii So ist, um nur einige Beispiele anzu- 

Ä t^l T JJf n^r«^-' «Ihren Luthers Schrift „An die Bürger- 
W f^^^ftvn^t^^OR.^^^^ "«d Ratsherren aller Städte 

land. 1905. 8vo. VH + 120 Seiten, Deutschlands" vollständig abgedruckt; 

Dass in neuerer Zeit der Ausspra<!he auf 14 Seiten werden die Hauptteile der 

des Deutschen weit grösseres Interesse grossen Unterrichtslehre in Comenius' 

entgegengebracht wiinl als früher, das eigenen Worten wiedergegeben und aus 

verdanken wir den Reformern, unter Rousseaus Emil wird ein 9 Seiten langer 

denen Professor Vietor eine hervor- Auszug gegeben. E. 

ragende Stellung einnimmt. 



168 Eingesandte Bücher. 

II. Dngesandte Böcher. 



Economy in Education. A Stoffe für den Anechan- 
practica! discussion of present-day pro- ungsunterric-ht. Beobachtungen 
blems of educational administrations by der Kinder in mettiodischen Einheiten 
Rur ic Nevel Roark, Dean of the dargestellt von Alwin Eichler 
Dep^. of Pedagogy, Kentucky State Lehrer in Leipzig. Leipzig, Ernst Wun- 
College, Lezington, Ky. American Book derlich, 1905. Preis M. 1.60. 
^o. The Dramatic First Reader 

Zwei Anflchauungsbilder : by Ellen M. Gyr. With iUustrationa 
,3cnediktiner Abtei im IX Jahrhun- by Edith Browning Brand, 
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derverlag, F. E. Wachsmuth, Leipzig. Neue Ausgaben von Mein- 

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nold. Edited with notes and vocabu- Lieferung I, No. 1, Frühling: Auf dem 
lary by Lawrence Fossler, Pro- Felde; No. 6, Verkehr: In der Gross- 
fessor of Germanic Languages and ^tadt. C. C. Meinhold & Söhne, Dres- 
Literatures, Univ. of Nebraska. Boston, ^j^jq^ Preis M. 1.90. 
D. C. Heath & Co., 1906. Selections' from Standard 

Die Aussprache des Schrift- pjgn^jj Authors. A reader for 
deutschen. Mit dem „Wörterver- ^„t and second year students, with 
zeichnis für die deutsdie Recht«shrei- vocabulary, notes and brief biographical 
bung zum Gebrauch in den preussischen Sketches by O. G. Giierlac, Ass^t. Pro- 
Schul^" in phonetischer Umschrift so- ^^^^ ^^ f-^ench in Comell Univ. Ginn, 
wie ph^etischen Texten. Von Wil- 4. ^o., 1905. Price 55 cts. 
heim Vietor, Professor an der Um- «. . „ , , j iix « 

versität Marburg. Sechste, mit der ?>? T?''^f *\V° ^ ""^„a ^«" 
fünften fast gleichUutende Auflage, f?^*^^» '^«S^t^^^*»^^;, ^.^■ 
Leipzig, O. R. Rdsland, 1905. M. 1.60 1«>^^«« ^"^ Bestimmung y°d Beobach- 

rf^ i. V T j jj-^ tuni? der deutschen Land- und Süss- 

Das deutsche Land und die ^„j^ ^^^.^ ^^ Anlegung 

Alpen Geographische Charaktertüder ^ Schnecken- und Muschelsammluni 

von H. A. Daniel «»d Berth. Volz. Alfred Lehmann. Mit je eine? 

Fünfte Aufhige. Neu arbeitet und er^ .^ p^^^^. ^^ Schwa/zdruck. 

?:??^*^'* ^?5 ^ l^' Matth Meyer. ^ ,^ . ^ ^^„^^^ ^ j^^^ 

Mit 92 Illustrationen imd 3 Karten. „ , ,.«.,- * tx; 

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Lehrbuch der Geschichte '"L^*";?«**^^ ^T^^'^^Z ^^^^ ^""^^ 

der Pädagogik. Für Studierende verdächtigen und «"^.^igen ftlze. V^, 

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Schiller, weil. Geh. ObersehvdrBt ^'^«^i^V^' ^^^ ^^ "^^ .^^^ 

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Auflage. Leipzig; O. R Reislandd, 1904. *P* «f^^^ ?"* photomechanisch für 

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T-i;' V i. #« a * ziert. Zwickau i. Sa., Förater und Bor- 

Jahrbuch für Seminaristen . ' 

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Notizkalender und Nachsdilagebuch. Die Prärie am Jacinto by 

Herausgegeben von M. Graupner. Charles Sealsfield (Karl Postl). 

3. Jahrgang. Preis 1 Mark. Gross-Lich- With notes and vocabulary by A. B. 

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zehnten Jahrhunderts von Dr. Karl Specimen Letters. Selected and 

Biedermann. Edited with notes by edited by Albert S. Cook, Professor 

John A. Walz, Instructor in Har- of the Engliah Language and Literature 

vard Univer«ity. New York, Henry in Yale Univ., and Allen R. Ben- 

Holt & Co., 1906. Price 70 cents. harn, Fellow in English of Yale Univ. 

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wood, Commercial Department of the nography for the Million by John 

High School, Westfield, Mass. Ginn & Robert Gregg. Revised Edition^ 

Co., Boston. Price 50 cents. Chicago, the Gregg Publ. Co., 1904. 



2)eutdcbe$ Xeeebucb 

Hmedkantscbe Schulen. 

f)etaudaeaeben 

M. D. Voeenetendel, 

vonnato ptoteatot der Stuteunfvetsttät VUsconflin, 

£mil 2>8ppricbt 

i^otmato BfceVitoc Dee Hat* Beutecbam. XebceteemiitaM* 



Saad I Fibel and erstes Lesebuch für Grad 1 und 2. 

Ausgabe A nach der NormalwSrtermethode 20 Genta 

Auegabe B nach der Schreiblesemethode .20 Gents 

Baad n fftr Grad 3 und 4 )0 Gents 

Band m für Grad 5 und 6 40 Genta 

Band IV für Grad 7 und 8 80 Genta 

Oranunatikaliache übangahefte für Band I und n 5 Genta per Heft. 

"Wir kennen keine Lehrbücher dieser Art, die der systen&atisch fortaehreitenden 
Methode so angepasst sind, deren Lihalt mit solcher Sachkenntnis und mit solcher 
Berücksichtigung der Bildung des Herzens und Gremfltes der Kinder und alles deasen» 
was das Kind interessiert und ihm Freude macht, au^gewfthlt ist, und die edler und 
«chüner ausgestattet sind". New York Rerue. 



Verlag: 

6etman>^£naU8b Hcabem^t 

558*508 Btoaöwafi, 
Atlwauliee, TIBlid. 



lafn^ng TL 



Juni 1905* 



Ikft 6. 



Pädagogische Monatshefte. 

P£DAG06ICAL HONTHLT. 

Zeitschrift für das deutscIiaiDeriltaiiische Schulwesen. 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 



Max Griebsch^ 

Seminardlraktor. 

Oscar Borckhardt^ 



Sckrifftl«ltaafl 1 



B. k. AbramSf 



HllfBsuperintendent der Öffentlichen 
Behulftn, Mllwaukee. 

John Eisehnder^ Patd Gerisch^ 

Semlnarlelirer. 



Leiter 4er AMeüMfl fir 4n höhere 

Prof« Dr« £• C« Roedder^ 

StaatsTinlversitM Wisconsin. 



Inhalt! 

Sette 

Vom Lehrerta«. OffliieUee 169 

L^reraemlnar 172 

LehrereemlnaF-Tereln 174 

iUM SchUlerreden 174 

Unsere Blnmen. D. Langte , 184 

Berlebte und Notisen: 

I. Korrespondenien aus Chicago, Clncinnati, Kalifornien, Milwankee und 

New York 187 

II. Umschau 198 

m. Vermischtes ^ 196 

Bflchersehan: 

I. Bllcherbeeprechungen 197 

II. Eingesandte Bticber 300 



Verlag : 

National Gernvan-Anvarloan Toachera' SeminarVf 

558 to 568 Broadway, Milwankee, Wie. 



Xntered st the MUwsskee P. O. snd sdmltted for trmnsmlMion throef ta the mslle ss Beeond asss Matter. 



lK>inti'^ 






^mA\ s'^r.;::'!'»'^ e>r. 



Der Jahrgang der Pädafogiichai Monatditfte beginnt im Januar and baiiaht am 
xo Haften, welche regehnäasig in den ersten Tagen eines Monats (mit Ana- 
nähme der Ferienmonate Juli und August) cur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnemantipraia betrigt fLSo pro Jahr, im voraus sahlbar. 

Abonnemantsanmeldungen wolle man gefälligst an den Verlag: Nat. Garman- 
American Teachers* Senunaiy, 5<»8-668 Broadway^ Milwaokee, WiSi, ridhtan. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag auszustellen. 

Sämtliche Beiträge und zu besprechende Bfichar sind bis auf waitaras an Max 
Griebsch, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukea WIs.) su aandan. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am SO. das 
Torhergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



Geo. Brumders Buchhandlung, 

MILWAVKEi:, WIS. 



BttB utvMkt ntib bt^tf Bteta mf Ss^tr stt fflftwtpfw IßvHBttL 

Eigfttt Iminu t at Umtn, (fht Xnrlf» ttn hirvfcl» JTrariytflnihmig tat gnrtariffarnft. 

Borchgrevink. Das Festland am Südpol. Die Expedition in den Jahren 

1898—1900, geb. $5.00 

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Liebe. 3 Bde., geb., je 2.00 

Burggraf. Goethe und Schiller. Im Werden der Kraft, geb 2.00 

Deckert Nordamerika. 2. neubearbeitete Aufl. 140 Teztabbild., 12 Sparten 

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Graeta. Die Elektrizität und ihre Anwendungen. 674 Abbild., geb 3.25 

Grotthusa. Probleme und GharakterkOpfe. Studien zur Literatur unserer 

Zeit. Mit 10 Portäts, geb.... ZM 

HaeckeL Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien über biologlaohe 

Philosophie, geb 8.00 

Hedin. Im Herzen von Asien. Beich illus. 2 Bde., geb 0.70 

Abenteuer in Tibet. 400 S. 145 Abbild., 4 Karten, geb 2.00 

Heimholt Weltgeschichte. Mit 51 Karten und 170 Tafeln. 9 Bde., geb.. Je 8J0 
Meyers Grosses Konyersations*Lezikon. 6. Aufl. im Erschien! — 20 Bde., 

geb., je 3J6 

Meyer. Das deutsche Volkstum« 2. Aufl. 1 Karte und 48 Tafeln, geb. . . . 0.00 

Das Weltgebäudew Eine gemeinverständliche Himmelskunde. 10 

Elarten und 31 Tafeln, geb &25 

Muensterberi^ Die Amerikaner. 2 Bde., geb 4^ 

Stiglbauer. Goetz Krafft, die Cteschichte einer Jugend. 2 Bde., geb ZM 

Syerdrup. Neues Land. Vier Jahre in arktischen Gebieten. 2 Bde., geb.... 0.70 
Woerman. Geschichte der Kunst aller Zeiten und Volker. 1800 Abbild, und 

130 TafehL 3 Bde., geb., je S.75 

Sein. Bncyklopädisches Handbuch der Pädagogik. 8 Bde., geb., je OjOO 

Man yerlange Katalog. 



Pädagogische Monatshefte 

P£DAG06ICAL MONTHLT. 
Zeitschrift für das dratschamerikanische Schiilweseit 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes. 



Jahrgang TL JwA 1905* Rcft 6* 

Offiziell. 



Natioiialer Deutschainerikaiiisdier Lehrerbund. 



An die deutschameriJcanische Lehrerschaft: 

Auf dem im Juli des Jahres 1903 in Erie^ Pa.^ abgehaltenen Lehrer- 
tage wurde Chicago als Tagungsort der vierunddreissigfften Jahresver- 
sammlung des Nationalen Deutsehamerikanisehen Lehrerbundes be- 
stimmt. Das vorliegende Heft der „Pädagogischen Monatshefte*' ver- 
öffentlicht die Einladung des Chicagoer Ortsauschusses an die Mitglieder 
des Lehrerbundes und alle Freunde unserer Bestrebungen, sich in den 
Tagen vom 30. Juni bis 3. Juli dieses Jahres zu ernster Arbeit und hei- 
terem Geniessen zu vereinigen. 

Wir richten an alle Berufsgenossen und Freunde die dringende Bitte^ 
die Einladung anzunehmen. Jeder deutschamerikanische Lehrer sollte 
sich es zur Ehrenaufgabe machen, durch sein Kommen und freudiges Mit- 
wirken Zeugnis dafür abzulegen, dass er ein Herz hat für unsere Be- 
strebungen und Ziele. Noch hat der deutschamerikanische Läirerbund 
seine Aufgabe nicht erfüllt. Wichtige Fragen harren noch der Lösung; 
festes Zusammenhalten und begeistertes Zusammenwirken ist noch drin- 
gend nötig, unsere Freunde zu ermutigen und unsem Feinden Achtung 
einzuflössen. Für den jungen, unerfahrenen Lehrer, der durch den 
geistigen Verkehr mit erfahrenen Berufsgenossen nur gewinnen kann; 



170 Pädagogische Monaishefte. 

für den erfahrenen Kollegen, dem das Geben aus seinem reichen Sdiats 
Freude bereitet, für alle, mögen sie an üniversitäften oder Hochschulen, 
Stadt* oder Landsdiulen wirken, gelte die Losung: Auf nach Chicago! 

Für den Vorstand : 

Bemard A. Abrams, Brisident. 
« « « « 

Einladung zum Yierunddreissigsten Deutschamerikanischen Lehrertag. 

Chicago, 30. Juni bis 3. Juli 1905. 

Vom 30. Juni bis 3. Juli d. J. findet in Chicago der 34ste deutBch* 
amerikanische Lehrertag statt. 

Bei der hohen Wichtigkeit der Sache der Erziehung und dem aner- 
kanntermassen höchst segensreidien Einfluss, welchen die bidierigen 
deutschamerikanischen Lehrertage durch den durch sie yermittelten 
Ideenaustausch auf die Erziehungsmethoden in diesem Lande gehabt 
haben, ist eine zahlreiche Beteiligung der deutschen Lehrerschaft des 
Landes am diesjährigen Lehrertage sehr wünschenswert und wird hiemit 
freundlich und dringend erbeten. 

Die pädagogischen Verhandlungen werden in der Universität Chicago 
stattfinden, welche die nötigen Räumlichkeiten durch ihren Präsidenten 
Dr. Wm. B. Harper dem deutschen Lehrertage in zuvorkommendster 
Weise zur Yerfügung gestellt hat, und die deutsche Bürgerschaft Chicagos 
wird sich bemühen, den Teilnehmern die Tage üirer Anwesenheit zu 
freundlichen und genussreichen zu gestalten. 

Im Namen des Chicagoer Bürgerausschusses: 
Emü Mannhardt, Sekretär. 

Anfragen, Anmeldungen und Zuschriften sind an den korrespon- 
dierenden Sekretär, Herrn Max Schmidhofer, 601 Newport Ave., oder 
den Sekretär Emil Mannhardt, 401 Schiller Building, Chicago, lU., zu 
richten. 

Vorläufiges Programm. 
Frribag, 30. Juni. 

Abends : Empfang der Gäate. — Nordseite Turnhalle. 
Samstag, 1. Juli. 

Vormittags : Erste Hauptverhandlung. — Universität Chicago. 
Mittagessen. — Universität Chicago. 

Nachmittags : Zweite Hauptverhandlung. — Univ. Chicago. 

Abends : Liedertafel. 
Sonntag, 2. Juli. 

Vormittags : Nach Belieben der Gäste. 

Nachmittags : Dampferfahrt auf dem See. 

Abends : Zwanglose Zusammenkunft in einan Sommergarten. 
Montag, 3. Juli. 

Vormittags : Dritte Hauptveihandlung. 

A b e n d s 6 Uhr : Bankett. 



Offiziell. 171 

Oeschiftsprogramm. 

Erste Hauptversammlung. 

Samstag, den 1. Juli, 9 Uhr yormittags. 

1. (Geschäftliches. 

a) Ergänzung des Bureaus. 

b) Emennnng der Ausschüsse. 

c) Jahresbericht der Beamten. 

d) Annahme, bezw. Abänderung des Tagungsprogrammes. 

2. Bericht des Prüfungsausschusses für das Lehrerseminar. 

3. Allgemeine Besprechung nachstehender Themata: 

a) Lehrerbund und Lehrerseminar. 

b) Lehrerbund und Bundesorgan. 

c) In welchem Masse soll sich der Lehrer des Deutschen der eng- 
lischen Sprache beim Unterricht bedienen, 1) in der Elementar- 
schule; 2) in Sekundärschulen? 

4. Vortrag: The Importance of the Study of Contemporary Literature 
for the American Student. 

Prof. W. W. Plorer, University of Michigan. 

Zweite Hauptversammiung, 

Samstag, den 1. Juli, 2 Uhr nachmittags. 

1. Oeschäftliches. 

2. Vortrag: Über den Gebrauch von Lehrbüchern beim neusprachlichen 
Unterricht. 

Prof Starr Willard Cutting, University of Chicago. 

3. Vortrag : Zur Beform des neusprachlichen Unterrichts. 

Dr. Paul V. Kern, University of Chicago. 

4. Vortrag: Die Zukunft des deutschen Unterrichts im amerikanischen 
Schulsystem. 

Prof. A. K. Hohlfeld, University of Wisconsin. 

Dritte Hauptversammlung, 
Montag, den 3. Juli, 9 Uhr vormittags. 

1. Oeschäftliches. 

2. Vortrag: Ein vielseitig vernachlässigter Faktor im amerikanischen 
Unterrichts- und Erziehungswesen. 

C. 0. Schoenrich, Baltimore. 

3. Vortrag: Die Stellung des deutschen Sprachunterrichts in der all- 
gemeinen Volksschule. 

Maz Oriebsch, Direktor des Nationalen Deutschamerikanischen 

Lehrerseminars. 



172 Pädagogische Monatshefte. 

4. Jahresbericht des Ausschusses für Pflege des Deutschen. 

H. Woldmann, Supervisor of German, Cleveland, Ohio. 

5. Berichte der Tagungsauschüsse. 

6. Beamtenwahl. 

7. Vertagung. 



Die Herren Schriftführer der verschiedenen Lehrervereinigungen 
sind freundlichst ersucht, dem Unterzeichneten baldigst mitzuteilen, auf 
wie viele Teilnehmer am Lehrertag wir von dort rechnen können, da- 
mit für ein passendes und preiswürdiges Unterkommen gesorgt werden 

kann. 

Für den Ortsausschuss : 

M. SCHMIDHOFBR^ 

601 Newport Ave. 

Nationales Deutschamerikanisches Lehrerseminar zu Mil- 

waukee, Wis«, 558-568 Broadway. 



Das Nationale Deutschamerikanische Lehrerseminar eröffnet am 
elften September dieses Jahres seinen siebenundzwanzigsten Kursus. 
Seit ihrer Gründung im Jahre 1878 hat diese Pflegestätte deutscher 
Sprache, deutscher Pädagogik und deutscher Sitten Hunderten von 
jungen Lehrern und Lehrerinnen ihre berufliche Vorbildung gegeben und 
sie instand gesetzt, an öffentlichen und privaten Lehranstalten mit Be- 
geisterung und treuer Hingabe an dem grossen Erziehungswerke mit- 
zuhelfen. 

Der Seminarkursus umf asst drei Jahre bei kostenfreiem Un- 
terricht. Mittellosen Zöglingen wird auf Empfehlung des Direktors der 
Anstalt aus der Seminarkasse ein in Monatsraten zur Auszahlung gelan- 
gender Stipendienvorschuss gewährt. 

Das Lehrerseminar verfügt über tüchtige und erprobte Lehrkräfte, 
die Schulräume sind modern, allen sanitären Anforderungen Kechnung 
tragend; die Klassenarbeit wird ergänzt und unterstützt durch reichhal- 
tige Sammlungen und eine gute Bücherei; es erfreut sich einer Muster- 
schule, — der Deutsch-Englischen Akademie, — welche erfolgreich die 
höchste Stufe der Leistungsfähigkeit anstrebt, und ebenso wie die hiesigen 
öffentlichen Schulen den Zöglingen des Seminars die erwünschte Gelegen- 
heit gibt, sich für ihren Beruf als Lehrer praktisch auszubilden. 

Durch das in Verbindung mit dem Lehrerseminar und dessen 
Musterschule stehende Turnlehrerseminar, einer Schöpfung des 



Lehrerseminar, 173 

14'ordamerikanisGhen TnmeTbundes^ wird den Seminaristen eine gründ- 
liche turnerische Ausbildung gewährleistet. Auch erhalten sie von dieser 
Anstalt die Berechtigung zur Anstellung als Turnlehrer an den öffent- 
lichen Schulen. 

An die Freunde unserer Anstalt, an alle, denen die Pflege der deut- 
schen Sprache an den Lehranstalten dieses Landes und die Verbreitung 
gesunder Erziehungsgrundsatze und Unterrichtsmethoden am Herzen 
liegt, richten wir die Bitte, in ihren Kreisen unsere Bestrebungen durch 
die Zuweisung passender Schüler zu unterstützen. 

Strebsame junge Leute, welche die Neigung in sich fühlen, sich dem 
schweren aber schönen Lehrerberufe zu widmen, und deren sprachliche 
und wissenschaftliche Vorbildung den untenstehenden Aufnahmebedin- 
gungen entspricht, werden ersucht, sich mit dem unterzeichneten Direktor 
des Lehrerseminars schriftlich oder persönlich in Verbindung zu setzen. 

A ufnahmebedingungen. 

Zöglinge, welche um Aufnahme in das Seminar nachsuchen, müssen das 
sechzehnte Lebensjahr Überschritten haben und folgendes Mindest- 
mass von Kenntnissen besitzen: 

A) Deutsche und englische Sprache. 1. Mechanisch geläufiges und 
logisch riditiges Lesen; 2. Kenntnis der Hauptregeln der Wort- und Satzlehre; 
3. Richtige mündliche imd schriftliche Wiedergabe der Gedanken in beiden 
Sprachen. 

B) Mathematik. Sicherheit und Gewandtheit in ganzen Zahlen, in ge- 
meinen und Dezimalbrüchen, in benannten und unbenannten Zahlen, Zins- und 
Diskonto-Rechnung. 

C) Geographie. Bekanntschaft mit den fünf Erdteilen und Weltmeeren, 
der Geographie Amerikas und den Hauptbegriffen der mathematischen Geographie. 

D) Geschichte. Kenntnis der Geschichte der Vereinigten Staaten. 

£) Naturgeschichte und Naturlehre. Beschreibung einhei- 
mischer Pflanzen, Tiere und Steine; die einfachsten Lehren der Chemie imd Physik; 
eine elementare Kenntnis des menschlichen Körpers. 

Abiturienten gut stehender „High Schools" finden Aufnahme in die zweite 
Klasse und kOnnen somit den Kursus in zwei Jahren beenden, Yorausgesetzt, 
dass ihre deutsch-sprachliche Ausbildung den gestellten 
Anforderungen entspricht. 

Da der Kindergarten ein wesentlicher Teil des Volkschulsystems ist, 
so ist von der Seminarbehörde ein Kursus zur Ausbildung von Lehrerin« 
nen für solche Anstalten eingerichtet worden. Die Aufnahmebedingungen 
für diesen Kursus sind die gleichen wie für die anderen Zöglinge des 
Seminars. 

Max Griebsch, Direktor. 

Milwaukee, Wis., 11. Mai 1905. 



An die Mitglieder des Nationalen Deutschamerikanischen 

Lehrerseminar-Vereins. 



Die regelmässige Generalversammlmig des ^^Nationalen Deutsch- 
amerikanischen Lehrerseminar-Vereins'* findet am 

Donnerstag, den 29- Juni 1905, vormittags 9 Uhr, 

im Seminargebäude (558 — 568 Broadway) statt. 

Wer dieser Versammlung nicht persönlich beiwohnen kann^ möge sich 
vertreten lassen. Die zu diesem Zwecke auszustellende Vollmacht (proxy) 
muss die eigenhändige Unterschrift des Mitgliedes oder des Vorsitzenden 
und des Schriftführers des Vereins und die Stimmenzahl, auf die der 
Vertreter Anspruch hat, enthalten. 

Ausser den gewöhnlichen Routinegeschäften liegt die Erwählung von 
5 Verwaltungsräten auf 3 Jahre an die Stelle von Fred. Vogel, Jr., Adolph 
Finkler, Carl Penshom, B. A. Abrams, Milwaukee, und Louis Schutt, 
Chicago, vor, deren Amtszeit mit dem Schluss der Generalversammlung 
zu Ende geht. 

Die regelmässige Versammlung des Verwaltungsrats findet am 28. 
Juni d. J., abends 8 Uhr, im Seminargebäude statt. 

Milwaukee, Wis., 11. Mai 1905. 

■ 

Der VoUzugsauBchuss des N. D.-A. Lehrerseminar-Vereins : 

Louis F. Frank, Präsident. 
Albert Wailber, Sekretär. 



Aus Schillerreden. 



Mit Stolz dürfen wir Deutschamerikaner auf die Schillertage zurück- 
blicken. Ein frischer Hauch der Begeisterung wehte durchs Land. Die 
kleinlichen Sonderinteressen, die sonst einem gemeinsamen Vorwärts- 
gehen im Wege standen, wichen dem hohen Geiste, der uns aus des Dich- 
ters Werken entgegenleuchtet, und der Teil des Deutschamerikanertums, 
der noch nicht im krassen Materialismus unserer Zeit alle seine Ideale 
verloren hatte, tat sich zusanmien, um das Andenken Schillers in würdiger 
Weise zu feiern. Herrliche Worte der Verehrung für den Dichter ertönten 
aus berufenem Munde. Wir können die uns zugesandten Schillerreden 



Aus Schülerreden. 175 

nicht vollständig zum Abdruck bringen^ doch hoffen wir, im Sinne unserer 
Leser zu handeln, wenn wir wenigstens Teile aus denselben bieten. Sie 
zeigen uns, wie grosses Verständnis und tiefe Würdigung dem Dichter 
auch diesseits des Ozeans zu teil geworden ist. D. B. 



Schillers Epigramme sind die besten, die die deutsche Literatur be- 
sitzt und bilden den durchaus nicht geringsten Teil seiner grossartigen 
Ideenlyrik, die ihm den Namen des „poetischen Eanf^ eintrug, und ihn 
selbst veranlasste, im Jahre 1797 an Goethe zu schreiben: „Der Dichter 
ist der einzig wahre Mensch, und der beste Philosoph ist nur eine Earri- 
katur gegen ihn." 

In der Tat hatte Schiller gerade damals das vollste Becht zu diesem 
Ausspruche, denn das war die Zeit der Veröffentlichung seiner herr- 
lichsten episch-lyrischen Dichtungen, der Bomanzen und Balladen, die ihn 
so recht zum Erzieher seines Volkes und zum Jugendbildner gestempelt 
haben, zum beliebtesten aller deutschen Dichter. 

Die Ideen, die Schiller in diesen Dichtungen dargestellt hat, gehen 
mit solcher Kraft und Sicherheit in den erzahlten Begebenheiten auf, und 
es herrscht in den letzteren eine solche Lebendigkeit und stets fortschrei- 
tende Bewegung, ein solches nie erlahmendes Bingen, dass die unmittel- 
bare Wirkung selbst bei dem kindlich-einfachsten Gemüt nicht ausbleibt. 
tJberall stehen da die Ideen der Sittlichkeit, der Freiheit^ des idealen 
Menschentumes obenan, und die Helden dieser Dichtungen weihen sich 
immer dem Dienste dieser Ideen als Träger des einzig rechten Lebens. 
Alles hat da der Dichter so wahr in überlieferte Stoffe gegossen und durch 
den Zauber einer beinahe überreichen Poesie so zu echten Kunstwerken 
gestaltet, dass es nicht des geringsten Nachdenkens bedcurf , um sich, ange- 
sichts dieser Meisterwerke, der Wahrheit seines früheren Ausspruches be- 
wusst zu werden : 

„Nur durch das Morgentor des Schönen 
Dringst du in der Erkenntnis Land.^' 

(Schiller als lyrischer und epischer Dichter. Constantin Orebner, Cincin^ 

cinati, 0.) 



Die Idee der Freiheit ist die Triebfeder, welche jede Handlung in 
seinen dramatischen Schöpfungen in Bewegung setzt. Sie ist es, die Karl 
Moor in die Arme der Bäuber treibt, um Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen. 
Es ist aber nicht nur die eigene Freiheit, für die er kämpft, sondern er 
kämpft für die Freiheit der ganzen Menschheit. Auch der alte Verrina 
im „Fiesco'^ denkt nicht daran, für sich frei sein zu wollen, als er sich der 
Verschwörung anschloss, die Genua von der Herrschaft der Dorias be- 
freien wollte, sondern bereitwillig ordnet er sich dem Grafen von Laragna 



176 Pädagogische Monatshefte. 

unter. Als er aber in diesem selbst Gelüste der Alleinberrschaft entdeckt, 
zögert er auch nicht einen Augenblick, diesem neuen Feinde der Freiheit 
den Tod zu geben. In ,,Kabale und Liebe^ zeigt sich d«s Freiheitsstreben 
als tiefer wohlberechtigter Unwille des gedrückten Bürgertums über die 
arrogante Anmassung der oberen Klassen, und der Gtedanke der inneren 
Gleichheit der Menschen trotz aller sozialen Ungleichheit leuchtet hell aus 
dem tragischen Konflikt hervor. Im „Don Carlos'' endlich geht Schiller 
noch einen Schritt weiter. 

Seine drei ersten Dram^i enthalten, was der Dichter nicht will, dass 
es existieren solle, imd was er daher niederreisst. In diesem Drama da- 
gegen will er aufbauen und Neues errichten, und so plaidiert er in der 
Person des Marquis Posa für Völkerwohl, für politische Freiheit imd für 
Gedankenfreiheit. 

Allen diesen idealen Trägem des Freiheitsgedankens hat Schiller den 
Stempel seiner eigenen Individualität aufgedrückt. Er selbst empfand 
dieses Hervortreten der Subjektivität als Fehler, und deshalb beschloss er, 
einen Läuterungsprozess durch eingehende philosophische imd historische 
Studien an sich durchzumachen. Die innere Umwandlung und Klärung, 
die eine Zeit von 9 Jahren umfasste, zeigte sich aufs deutlichste in dem 
nächsten Drama, mit dem er die Bühne beschenkte, dem „Wallenstein", 
welches man als das objektivste seiner Werke bezeichnen kann. Schiller 
berichtet seinem Freimde Kömer, dass „der Stoff und Gegenstand so sehr 
ausser ihm sei, dass er ihm kaum eine Neigung abgewinnen könne, dass er 
ihn beinahe kalt imd gleichgültig lasse und doch sei er für die Arbeit be- 
geistert." 

Der Erfolg, den Schiller mit diesem zehnaktigen Drama, zu dem wir 
noch das Lager als Prolog zu rechnen haben, davontrug, war ein ausser- 
ordentlicher und begeisterte ihn, auf der eingeschlagenen Bahn fortzu- 
schreiten. In rascher Aufeinanderfolge erschienen Maria Stuart, Die 
Jungfrau von Orleans, Die Braut von Messina imd Wilhelm Teil. 

In grösserem Masse noch als Wallenstein haben diese Dramen die 
Herzen des Publikums erobert, und nichts in ihnen lässt ahnen, dass der 
Dichter die Stunden schöpferischer Tätigkeit einem schwerkranken Kör- 
per abringen musste. Alle diese Dramen legen beredtes Zeugnis für seine 
künstlerische Wiedergeburt ab und sind mit das Formvollendetste, das die 
deutsche Literatur hervorgebracht hat. Sie sprechen eine Sprache, welche 
unsere Gefühle aufs tiefste erregt und sich jedem empfänglichen Gemüt 
auf immer einprägt. 

Auch in ihnen ist die Freiheit der Hauptgedanke, um den sich alles 
dreht. Es ist aber nicht mehr die Freiheit, die sich von sozialen und 
politischen Ketten freizumachen sucht, sondem es ist die moralische Frei- 
heit, „das kraftvolle Streben des Menschen", um Schillers eigaie Worte 



Aus Schillerreden. 177 

zu gebrauchen, ^^die sinnliche Welt, die sonst nur als ein roher Stoff auf 
uns lacht, als eine blinde Macht auf uns drückt, in eine objektive Form 
zu rücken, in ein freies Werk unseres Geistes zu yerwandeln und das Ma^ 
terielle durch Ideen zu beherrschen/^ 

Im Teil, in dem das ganze Volk der Schweizer der Held des Dramas 
ist, handelt es sich nicht um das Niederreissen des Bestehenden, das Ab- 
schütteln der kaiserlichen Herrschaft, sondern um das Behaupten der 
eigenen individuellen Freiheit, um die Verteidigung von Haus und Hof 
gegen die frechen t}l)ergriffe des Hauses Habsburg und seiner Satelliten. 

Diese Apotheose der Freiheit schwebte den Deutschen vor, als sie 
gegen den korsischen Eroberer zu Felde zogen; an diesen glänzenden 
Schöpfungen des Schillerschen Geistes begeistern wir ims noch heutzutage, 
wie unsere Vorfahren es vor hundert Jahren getan haben/* 

(Schiller als Dramatiher. Prof. Dr. Max Pohl, Cincinnati, 0.) 



Und woher kommt diese Herrschaft Schillers über die Herzen seiner 
Landsleute? Ist sie in seinen äusseren Lebensverhältnissen begründet, 
deren Ungunst unser Mitgefühl, deren Überwindung unsere Bewunderung 
erregt, — während auf Goethe die Götter mit immer vollen Händen ihre 
Gaben streuten, ihm alles zu teil werden Hessen, was der Menge begehrens- 
wert scheint ? — Aber auch Lessings Leben war voll von Kampf und Not 
und bitterer Enttäuschung, und doch ist er dem Volke nie lieb und ver- 
traut geworden. Seine herbe Männlichkeit lud freilich nicht zum Mit^ 
fühlen ein, seine kritische Tätigkeit appellierte nur an den Verstand und 
Geschmack, und sein dichterisches Schaffen war nach Art und Umfang 
beschränkt; weit wichtiger aber ist bei ihm das Fehlen einer lebendigen, 
befruchtenden Wechselwirkung zwischen Leben und Dichten; was er er- 
lebte, was ihn bedrängte, war ihm persönliche Sache, er verschloss es still 
in seiner Brust, es erweiterte sich ihm nicht zum allgemeinen Mensch- 
lichen, es krystallisierte sich nicht zur Poesie. Das war eben die Eigenart 
seines Wesens; er war Verstandesmensch, nicht (Jemütsmensch ; die ob- 
jektiv zu betrachtende und erwägende Geistestätigkeit war sein eigent- 
liches Element ; daher fehlt auch seinen Dramen die Frische und Unmittel- 
barkeit der Empfindung, die von Herz zu Herzen schafft. 

So ist denn auch das Geheimnis von Schillers Popularität in der 
Eigenart seines Wesens zu suchen, in der Gesamtheit seiner Persönlichkeit, 
seiner dichterischen Individualität. Denn der Dichter ist nicht vom Men- 
schen zu trennen. „Alles was der Dichter uns geben kann**, sagt Schiller 
selbst, „ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als 
möglich zu veredeln, zur reinsten, edelsten Menschheit hinaufzuläutem, 
ist sein erstes und wichtigstes (Jeschäft.** Und diesem Geschäft hat er 
sein ganzes Leben getreulich obgelegen. Selten sind in einem Menschen 



178 Pädagogische Monatshefte. 

so glanzende Geistesgaben yereinigt gewesen mit solchem Reichtum des 
Gemüts, solchem Adel der Oesinnung, einem so nnfoeugbaren Willen zum 
Guten. 

(Festrede^ gehalten von Prof. Hugo K. Schilling, San Francisco, Gal.) 



Es ist ein eigen Ding um die Liebe eines Volkes. Goethe, der sie 
selber nie besessen, bemerkt darüber : Du verdienst sie, weil du dich nicht 
darum bewirbst, und die Leute erhalten sie auch meist allein, die nicht 
darnach jagen. — 

Wie kommt es, dase Schiller sich einen so tiefen Platz im Herzen des 
Volkes erworben imd gesichert hat, dass nichts imstande ist, ihn daraus 
zu verdrängen ? 

Es ist allerdings wahr, bei den sogenannten Gebildeten des Volkes, ja 
selbst bei den Vertretern der Literaturgeschichte, hat er im Laufe der 
letzten Dezennien sich viel gefallen lassen müssen. Er hat allerhand Wand- 
lungen durchgemacht. Sein Lob ist fast ganz verstummt unter dem Re- 
gime der Modernen, der Naturalisten, der Realisten. Man machte sich 
lustig über sein Phrasengeklingel, sprach von einer völlig verkehrten Auf- 
fassung wahrer Kunst, und wer dem grossen Mann, dem Liebling der 
Musen imd Menschen, trotz alledem treu blieb, den Mut hatte, so ganz 
unmodern zu erscheinen, den bemitleidete man sicher wegen seines ver- 
alteten Standpunktes, seiner Geschmacksveriri'ung und hatte nur ein leises 
Kopfschütteln für ihn übrig. 

Die Kunst hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Krankheitserschei- 
nimgen der modernen Gesellschaft mit naturwissenschaftlicher Genauig- 
keit zu schildern, wenn einem auch das Grausen oder der Ekel dabei an- 
kommen wollte. Es wird einem so hoffnungsfrohen, vertrauensseligen, jun- 
gen Volke wie dem amerikanischen schwer, sich von dieser krankhaften 
Erscheinung in der europäischen Literatur der jüngsten Vergangenheit 
die richtige Vorstellung zu machen. Wenn auch hier bei uns noch vieles 
Verbesserung bedarf, so völlig hoffnungslos erscheinen doch die poli- 
tischen, religiösen und sozialen Verhältnisse hier nicht. Anders drübeiL 
Schopenhauer und Nietzsche mit ihren alles verneinenden Lehren fanden 
immer mehr Jünger. Und nicht etwa unter den Alten, unter den Lä>ens- 
müden, das Traurigste eben war, dass die Jugend von diesen pessimirti- 
schen Lehren angesteckt wurde und statt eines hoffnungsf reudigen, lebens- 
frohen, tatkräftigen, begeisterten jungen Geschlechtes sah man ein Ge- 
schlecht heranwachsen, das, vom Pessimismus angekränkelt, bereit war, 
dieses nichtswürdige, elende Dasein von sich zu werfen, diesem trostlosen, 
freudeleeren Leben vor der Zeit ein Ende machen. Die Zahl der Selbst- 
morde unter der studierenden Jugend auf den Universitäten, technischen 
und Kunstschulen nahm in schreckenerregender Weise zu. In dem Bin- 



Au8 Schülerreden. 179 

gen nach einer neuen Lebensauffassung hatte man elend Fiasko gemacht, 
den Boden unter den Füssen verloren. 

Dieser Rausch scheint vorüber zu sein, der Begeisterung für das Mo- 
derne mit ihrer Negation, ihrem Pessimismus ist die Ernüchterung ge- 
folgt. Das Herz war unbefriedigt geblieben. Die Sehnsucht nach etwas 
Besserem, der Glaube an etwas Besseres, die Hoffnung auf etwas Besseres, 
sie hat die Menschen mit elementarer Gewalt wieder gepackt. Die Pre- 
digt von dem Gottesgnadentum des Übermenschen, der jenseits von Gut 
und Böse sich glaubte, sie findet immer weniger begeisterte Anhänger unter 
der gebildeten Jugend. Man ist auch hier bereit, zu der alten Liebe zu- 
rückzukehren, es mit den alten Lehren noch einmal zu versuchen, die daj 
Herz froh machten, den Mut stark, den Glauben unerschütterlich und das 
Leben lebenswert. 

Die Begeisterung, mit der überall hüben und drüben die Wiederkehr 
des hundertsten Todestages Schillers gefeiert wird, sie hat für mich eine 
tiefere Bedeutung. Ich fasse sie auf als einen energischen Protest gegen 
die Moderne, als eine Rückkehr zu den alten Idealen. Es scheint mir, als 
fühle man das innere Bedürfnis, diesem Lieblinge des Volkes, dem ge- 
treuen Eckhart, eine Schuld abzutragen dafür, dass er sich eine Zeitlang 
mit einem geringeren Platze habe begnügen müssen. Man wundert sich, 
dass man jemals einen Mann habe vernachlässigen können, dem kein Ge- 
ringerer als Goethe in seinem Epilog zur Glocke ein Denkmal errichtet hat, 
das alle Denkmäler von Stein und Erz überdauern wird. 

(Schillers Vermächtnis. Prof. Dr. Ernst Voss, Madison, Wis.) 



Als wahrheitsliebende, selbstprüfende Söhne des jungen zwanzigsten 
Jahrhunderts sollten wir uns füglich fragen: Gehört etwa Friedrich 
Schiller, dessen Name heut^ wie Orgelklang imd Weihegeläut^ durch die 
deutsche Welt zieht, dem hundert Jahre nach seinem Tode Ehre erwiesen 
wird wie noch keinem Dichter, gehört nicht auch Friedrich Schiller mit 
seinem bedingungslosen Idealismus, mit seiner ünnachgiebigkeit gegen 
die gemeine Wirklichkeit, zu der verpönten Brüderschaft der fahrenden 
Ritter von der traurigen Gestalt? Angenommen, er wandelte wieder be- 
körpert in unserer Mitte. Würden wir uns nicht versucht fühlen, mit 
den Worten seines Don Carlos ausurufen: „Durch welchen Missverstand 
hat dieser Fremdling zu Menschen sich verirrt P* Wo wäre in unserer 
heutigen Welt ein Platz für Schiller? Welcher Mensch nähme sich im 
Zeitlater der von höchsten Stellen herab angepriesenen Strenuität die 
Lebensauffassung Schillers zur Richtschnur? Hand aufs Herz: dürfen 
wir uns, ohne zu heucheln, zu dem Glauben an jene hehren Ideale be- 
kennen, für die unser Dichter kämpfte und fiel ? 



180 Pädagogische Monatshefte, 

Heute jubeln tausend und abertausend Chöre bejahende Antwort. 
Und doch, hier und da mischen sich wie ein Misston skeptische Stimmen 
ein. Ja mehr als ein begeisterter Schillerverehrer hat die Kühnheit, jenfr 
Frage klipp und klar zu verneinen. 

„Der neunte Mai dieses Jahres", so spricht sich unumwunden eine 
pessimistische Meinung aus, „ist ein Trauertag für Deutschland, weil wir 
nach hundert Jahren, nachdem wir die Wirkungen überschauen, die von 
Schiller ausgegangen sind, sagen müssen, dass sein Lebenswerk gescheitert 
ist. Schillers Dramen gehen seit über hundert Jahren mit nimmer ver- 
sagenden Erfolgen über alle deutschen Bühnen, seine Gedichte wurden 
und werden in allen Schulen Deutschlands memoriert und erklärt, un- 
zählige seiner Sentenzen sind heute Gemeingut, sind geflügelte Worte, in 
allen Städten erhebt sich sein Denkmal — aber von Schillers Geist ver- 
spürt man im modernen Deutschland keinen Hauch. *) Die Schiller- 
gedenkfeiern, heisst es weiter, haben keine innere Berechtigung. Persön- 
lichkeiten wie Schiller könne man nur ehren, indem man ihre gewaltigen 
Ideen in der Wirklichkeit auszugestalten suche. 

Ist solch ein hartes Urteil aber für Deutschland nicht ganz unberech- 
tigt, um wie viel schlimmer erst steht es da auf dem jungen, bildungs- 
armen Boden unseres Adoptiwaterlandes ! Es gibt Leute, die meinen, wir 
Deutschamerikaner hätten überhaupt kein Verhältnis zu Schiller; sein 
Xame diene uns lediglich zum bequemen Vorwand für laute Feste. 

Es wäre eitel, uns gegen derartige Vorwürfe einfach in unsere ge- 
kränkte Würde zu verschliessen ; nicht minder töricht wäre es aber, den 
Vorwurf kleinmütig hinzunehmen. Denn einerseits ersehnen wir von 
ganzem Herzen eine innigere Berührung mit Schiller ; andererseits dürfen 
wir immerhin in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass auf ameri- 
kanischem Boden (und gewiss nicht ohne unser Zutun) Schillers Ideal 
von Freiheit und Menschenliebe der Verwirklichung um etwas näher ge- 
rückt worden ist. Und gerade weil wir uns in einem vorwiegend materia- 
listischen Zeitlauf von der hohen Bahn Schillers weitab verirrt oder gar 
absichtlich entfernt haben, geziemt es uns, in diesen Tagen wieder den 
Blick unverwandt auf ihn zu richten. Ähnlich wie die Jahrhundertfeier 
von Schillers Geburtstag im Jahre 1859 durch die einigende Macht der 
Begeisterung in den Massen des deutschen Volkes das Vorgefühl der 
Einheit und nationalen Kraft erweckte, so möge die gegenwärtige Feier 
sich als Vorbote eines neuen sittlichen Aufschwunges besonders für uns 
erweisen, von denen allein das Wachtum deutscher Tugenden auf dieser 
gastlichen Erde abhängt. Hier in Amerika hat die Schillerfeier keine . 
literarische, sondern eine ethische Bedeutung. In der Tat gilt die ein- 



*) Das Freie Wort (Anon). 



Aus Schülerreden. 181 

mutige Begeisterung in erster Keihe nicht dem begnadeten Sänger^ son- 
dern dem weisen Lehrer und erhabenen Gharakterbildner. Denn nur 
kindliche Naivetät mag erwähnen, dfiss wir Bewohner eines kunstfremden 
Himmelsstrichs aus tieflebendiger Kenntnis seiner künstlerischen Schöp- 
fungen heraus dem Dichter eine so gewaltige, einmütige Huldigung dar- 
bringen. Oewiss, viele seiner Werke, zumal die Balladen und Dramen, 
haben uns schon in früher Jugend gepackt und lassen uns nie mehr los. 
Allein das letzte Geheimnis der bannenden Gewalt, die von Schillers 
Kunstwerken ausgeht, liegt nicht in ihrer wunderbaren Technik noch in 
dem herrlichen Prachtgewebe ihrer Sprache, es liegt vielmehr in der Rein- 
heit und Schöne der moralischen Grundsätze, in der sittlichen Persönlich- 
keit, die jedes Werk hervortreibt und durchdringt. Daher auch die Wir- 
kung solcher Werke, bei denen sich die Lust des Genusses nicht wie in den 
Dramen und Balladen aus stofflichen Ursachen erklärt: zum Beispiel, der 
„Briefe über die ästhetische Erziehung", oder des grundlegenden Auf- 
satzes „Über naive und sentimentale Dichtung". 

Weshalb aber beugen wir vor solchem Idealismus so willig das Haupt? 
Weil wir in ihm das beste Erbteil unserer eigenen Natur, die höchste 
Potenz in uns schlummernder Triebe verehren. Bezeichnend dafür ist, 
dass wir fortwährend Schiller für den deutschesten unserer Klassiker er- 
klären. Meinen wir damit etwa : In Schiller war das deutsche National- 
wesen mit all seinen guten und schlimmen Eigenschaften am deutlichsten 
ausgeprägt? Mit nichten. Von typisch deutschen Schwächen war der 
Dichter eigentümlich frei. Und Patriotismus in beschränkterem Sinne 
hat er nirgend gepredigt. Zu unserem Nationaldichter stempelt ihn im 
Gegenteil die Übereinstimmung seines Charakters mit unserer grosszügig- 
sten, übernationalen Vorstellung von menschlicher Vollkommenheit. Die 
angeborenen Tugenden des deutschen Wesens waren in ihm mit humani- 
tärem Weltbürgertum unlösbar verknüpft, jenem Evangelium des acht- 
zehnten Jahrhunderts, von dem unser moderner Rassen- oder Stammes- 
idealismus augenblicklich zu wenig wissen will. So wird denn auch der 
stolze Bau der Schillerschen Weltanschauung von den gleichen Grund- 
pfeilern getragen wie die kosmopolitische Gedankenwelt jener eifrig nach 
Veredlung ringenden Menschheit. Diese Säulen heissen ganz einfach 
Becht und Pflicht, oder, in ihrer ganzen Höhe und Tiefe ermessen, Frei- 
heit und Liebe. 

(Festrede von Prof. Dr. Otto Heller, Washington Un., St. Louis, Mo.) 



I have tried briefly to show how the central idea of Schiller's life, 
his conception of the beautif ul and its mission f or society, was connected 
with the great problems of his time, how it formed part of the inner re- 
generation of German national life at the end of tlie eighteenth Century. 



182 Pädagogische Monatshefte. 

Let me add a few words about the significance which this conception of 
art seems to have for our own age. 

Jf ever before has there been a greater need or a greater opportunity 
for art to fidfiU the mission set to it by Schiller than there is today. 
Again, as in Schillert time, the strongeet forces of social life tend to 
alienate man from his own self^ to make him part of a huge machine, to 
prevent a fuU ronnding out of all hiß facnlties. Politically, to be sure, 
great strides have been made during the last hundred years ; the despotie 
methods of government, in which Schiller saw the most pemicious bar to 
the füll development of personality, have largely been superseded by popu- 
lär participation in public affairs. But another, and perhaps graver danger 
to the cultivation of the best and the finest in human personality, conf ront» 
US today: the overweening, all-overpowering influence of industrialism* 
The division of labor in every field of activity, brought about by modern 
methods of industrial production ; the fierce competition in every domain 
of life, made necessary by the industrial etruggle for existence ; the rapid 
ascendency of huge combinations, both of capital and labor, demanding 
complete and unoonditional Submission of the individual — in short, all 
the most characteristic and mo?t fundamental phenomena of modern so* 
ciety militate, every one of them, against the growth of a broad, generous,* 
comprehensive, thoroughly sound inner life. Again, as in Schiller's time, 
although for entirely different reasons, men before whose minds there 
hovers the image of ideal mankind, find themselves inevitably in direct 
Opposition to the ruling tendencies of the age; again they feel stranger? 
in a World whose din and confusion blurs and distracts the noblest power« 
of the raind; again, they grope about for something which would heal the 
wounds of humanity, which would pacify the fierce tumult of social strife, 
which would satisfy the deepest longings of the soul, which would give us 
at least a symbolic anticipation of man in his fulness and totality. 

Is there not then a great mission in the world of today for Schiller'» 
conception of art to f ulfiU ? More than this, is not Schiller's conception 
of the beautiful the only artistic ideal capable of becoming a great up- 
lif ting public force, a power of redemption from the distracting, distort- 
ing, disfiguring influences of modern commercialism, a tower of strength 
in the struggle for an enlightened, unselfish, elevated national conscious- 
ness? 

Let US imagine for a moment what the result would be, if Schiller's 
insistence on the social oflBce of art had come to be generally accepted; 
how, different, e. g., the American stage would be, if the managers of all 
our theatres worked for the elevation of the public taste, instead of most 
of them being driven by the desire for private gain; how different 
our literature would be, if every writer considered himself responsible to 



Au8 Schillerreden, 123 

the public conscience^ if the editors of all onr newepapers and magazineB 
considered themselves public educators; how different our whole intel- 
lectual atmosphere would be^ if the public would scom books, pl&7fl> pic- 
tures, whieh did not make for the union of our spiritual and our senfluouä 
strivings; if^ in other wordfl, the cultiTation of beauty had come to be 
acknowledged^ as Schiller wanted it to be acknowledged, as a duty which 
we owe not only to ourselvra^ but also to the Community and fhe country 
at large. 

We should then be freed from the vulgär eensationaliam and the 
vieious voluptuousness which now degrades most of our theatres and 
makes them oorrupters of morality instead of giTers of delight. We should 
be freed from the whims and fancies of literary faahion which merely 
seeks to please the idle and the thoughtless. We should be freed from 
the morbid revelling in the abnormal and the ugly, which only satisfies a 
superficial curiosity without stirring or strengthening our deeper seif. 
We should have an art which^ while true to life and by no means palliat- 
ing its misery and its horrors, would hold before us the task of rising 
superior to life's woes, of fulfilling our destiny, of rounding out our whole 
being^ of overcoming the inevitable oonflict between instinet and duty, 
between passion and reason^ in short, of striving for the perfect life. 
Such an art would indeed be a great public force for good^ such an art 
instead of foeing the servant of the rieh would come to be the spiritual 
leader of the people, such an art would mature the önest and most pre- 
cious fruits of democracy. 

(Schillerte Meeeage to Modem Life. Prof. Dr. Kuno Franche, Harvard 

ün., Cambridge, Mass.) 



Hungrig und durstig, voll heissen Sehnens hat das deutsche Volk 
nach der Hand des ihm nahestehenden Dichters gegriffen, als es fühlte, 
dass ihm alle Güter versagt seien, welche andere Völker befähigten, stolz 
und hoch das Haupt zu tragen. Wie ein erfirschender Luftstrom wehte es 
die Zurückgesetzten an aus der Gedanken- und G^taltenwelt Schillers 
heraus. 

In solcher Zeit des Sehnens eignete Geschlecht um Geschlecht sich 
den Dichter in vollem Sinne an, wurde sich seines Zaubers bewusst imd 
seines Ernstes. 

Seines Zaubers : Herz und Geist fühlen, dass .keinem der Strom der 
Dichtung so lauter aus dem Innersten fliesst, wie ihm ; dass keiner so wie 
er seine Gkdanken zusammenwebt aus Morgenduft und Sonnenklarheit. 
Für niemand, so hoch er auch stehen mag, hat er je ein Schmeichelwort 
gehabt; gedehmütigt hat er sich niemals; zu schweigen, aufrecht stehend 
zu dulden, das verstand diese tapferste aller deutschen Seelen. Wo immer 



184 Pädagogische Monatshefte. 

ein misflflchtetes Menschenrecht aufaeufzte, er hob es auf und drückte es 
an seine Brust 

Seines Ernstes : Der Schüler und Erweiterer Eantischer Lehre stellte 
seine Ideale nicht hin um ihrer selbst willen^ als nur durch ästhetische 
Yollkomenheit Berechtigtes; nein^ Schillers Ideale schliessen in sich die 
Hoheit des sittlichen (^edankens^ untrennbar von Pflicht und Aufgabe, von 
Kampf im wirklichen Lebon. So leitet der Sänger des Volkes seine Ideale 
über zum Bealismus der Tat. Nicht zum Bewundem und Schwärmen, 
nein, zum Handeln drängt er hin, nicht der Gegenwart will er angehören; 
nein, für die Zukunft bauen und türmen. — 

Mit demselben Wort, durch das er die Seelen erhebt, mit demselben 
Wort setzt Schiller seine Wirkung ein als Erzieher, Politiker, Prophet, 
guter Geist. Damit hat er zugleich das höchste Kulturideal erreicht. 
Ein Volks- und Menschenbildner will er sein im grossen Stil, ein Veredler 
des Menschengeschlechts, Politiker im höchsten Sinn. Denn Politik im 
vollen Umfang begreift in sich alle Seiten des Kulturlebens einer Nation. 

Die Bühne hat der Dichter zur Nationalversammlung gemacht in 
einer Zeit, da es noch ein weiter Weg war zur Nationalversammlung selbst. 
In den Bäubern, in Fiesco, in Kabale und Liebe, in Don Carlos hat er 
mit aufwühlender Gedankenarbeit nachgewiesen, was dem Volke not tut ; 
im Wallenstein den Kampf der Mannhaftigkeit mit dem Geschick ; tu der 
Jungfrau von Orleans und in Wilhelm Teil das Aufopfern des Einzel- 
willens, das Anspannen aller Kräfte zum Besten dar Gesamtheit, des 
Vaterlandes, vor Augen geführt. — Die Bühne ersetzte den Reichstag. 

Und auf diesem Reichstag, auf dieser Kanzel handhabte er das Wort 
wie noch kein aus deutschem Blut Entstammter. Eiue Ideenwelt in 
Worte fassen und andere in deren Sinn und Bedeutung hineinzwingen, 
darin lag seine Tat und sein Geheimnis des Zaubers. — 

(Pestrede von OeneraUMajor Dr. von Pfister, gehalten zu Chicago, 111.) 



Unsere Blumen. 



Von D. Lange« St Paul, Minn. 



(Für die Pädagogischen Monatshefte.) 



(Fortsetzung.) 

Wenn an schattigen Abhängen noch Schneebänke liegen, logen auch schon die 
ersten Kinder des Frühlings auf sonnigen Halden hervor. „Wild Grocuses" nennt 
unsere Jugend sie, allen Systematikern zum Trotz. Aber noch ist es nicht Sommer, 
und jede Blume ist mit einem braunen Pelzkäppchen gegen Dürre und Kälte ge- 
schützt, überall im Nordwesten von Illinois und Missouri nürdlich und westlich 



unsere Blumen. 185 

finden wir die Oeterblume, Anemo patens, auf trockenen, Wind und Sonne suBge- 
setsten Hlfhen und Abhängen. Wohl dreissig bis fünfzig B£al im Jahre gefriert 
hier die Oberfl&che des Bodens, und ebenso oft taut ihn die Mittagssonne wieder 
auf. Nur auf einige Wochen im Frahling ist hier die Erde beständig feucht. 
Im Sommer steigt die Temperatur am Boden oft Ctber 100° F., und auch nach 
einem starken Gewitterschauer ist der Boden in kurzer Zeit wieder aufgetrocknet. 
Unter solchen jähen Wechseln der Temperatur und Feuchtigkeit können nur wenige 
Pflanzen leben. 

Untersuchen wir einmal, wie die Osterblume sich diesem „strenuous life" 
angepasst hat.? 

ZiemHch tief im feuchten Grund liegen die holzigen Wurzelstöcke, und schon 
im Spätherbst finden wir an ihnen die Elnospen für die Blumen des nächsten 
Frühlings. In den WurzelstOcken ist Nahrung aufgespeichert. Bevor die hoch- 
stieigende Sonne den Boden austrocknet und yerechiedene Gräser den bescheidenen 
Grocus überwuchern, haben sich seine Blüten entfaltet und die langbehaarten 
Samen gehen der Reife entgegen. Später erst erscheinen die zerschlitzten Blätter, 
die den Wurzeln Stärke und anderes „Baumaterial" für die Blüten des nächsten 
Frühlings zuführen. Sucht man im Hochsommer nach Osterblumen, so findet man 
nur noch verdorrte Blätter. Unsere Frühlingskinder, die im März und April 
Hügel und Prärie mit lächelnden lilafarbigen Blüten schmückten, liegen bereits 
wieder im tiefen Schlaf. Still und geheimnisvoll arbeitet wohl das Leben in 
Wurzeln und Knospen, aber das menschliche Auge sieht sein Wirken nicht. 

Die Augustsonne mag senkrecht auf die Halden herabbrennen, und die Winter- 
stürme mOgen den Schnee darüber hinwegfegen; die Windrosen schlafen, bis die 
Märzensonne sie wieder zu neuem Leben weckt. 

Das ist in kurzen Zügen die Lebensgeschichte einer Blume. Viele interessante 
Einzelheiten können Lehrer und Schüler durdi eigene Beobachtungen hinzufügen, 
denn die Pflanze ist sehr ausdauernd und anspruchslos. Sie lässt sich leicht in 
Töpfe und Gärten verpflanzen, wo jeder sie mit Müsse beobachten kann. 

Die meisten Frühlingsblumen sind perennierend. Im Walde gelangen nur 
solche Pflanzen schnell zur Blüte, bevor sie vom Laub der Bäume und des 
Unterholzes überschattet werden. Dies trifft zu von folgenden allgemein be- 
kannten Waldblumen: Leberblümchen, Hepatica; Aaronsstab, Jack-in-the-Pulpit ; 
Kanada Ingwer, Canada Ginger; Gelbe Waldlilie, Bellwort; Trillium und andere. 
Einige Pflanzen ertragen viel Schatten, wie der Gelbe Frauenschuh. 

Eine Anzahl hiesiger Blumen sind mit in Deutschland und Europa wachsenden 
Arten identisch. Z. B. die Sumpfdotterblume, Cowslip oder Marshmarigold ; Bitter- 
klee, Buckbean; Sumpfblutauge, Marsh Five-finger (Potentilla palustris) ; Rohr- 
kolben, Cat-tail, und andere. 

Eine beträchtliche Zahl sind zufällig oder absichtlich eingeführt worden, z. B. 
Löwenzahn, Dandelion; Weisser Klee, Roter Klee, Kanadisdie Distel. 

Was ist beim Studium der Blumen für die Schüler von 
Bedeutung? Hier möchte der Verfasser den Ausführungen in der April- 
nummer noch einiges hinzufügen. 

Alles, was die Kinder mit dem Leben und der Erhaltung der Pflanze in Ver- 
bindung bringen können, ist wichtig. Eine Beschreibung, die ein Erkennen der 
Pflanze ermöglicht, ist auch wertvoll. Technische und ins Kleine gehende Be- 
schreibungen haben keinen oder doch nur sehr geringen Wert, denn es ist nicht 
unser Zweck, Systematiker zu bilden. 



186 Pädagogische Monatshefte. 

Sehr interessante Versuche und Beob&chtiin(^ lassen sich an unseren Schling- 
pflanzen und Kletterpflanzen anstellen. Eine der interessantesten Pflanzen in dieser 
Gruppe ist die sogenannte Wilde Gurke, Wild Cucumber or Balsam Apple (Echino- 
cystis lobata). Die Pflanze ist einjährig und wächst in irgend einem Boden ohn* 
besondere Pflege. In diesem Monat findet man an Waldrändern, auf freien Bau- 
plätzen und auf Schutthaufen die jungen Gurken, die mit zwei grossen Keim- 
blättern in den kalten Mai hinausschauen. Die Kinder sollten etliche ausgraben, 
sie irgendwo in einer Ecke, an einer Wand oder einem Zaune einpflanzen und eie 
dann den Sommer durch beobachten. Direkt unter einem traufenden Dach ge- 
deihen natürlich keine Pflanzen. Im Herbst sollten sie dann etwa ttber folgende 
Punkte Auskimft geben können: 

1. Wo wächst die Pflanze wild? 

2. Wie kommen die jungen zarten Gurken aus der Erde heraus? 

3. Wie viel beträgt das Wachstum in 24 Stunden? 

4. Wie klettert die Pflanze? Man beobachte die Ranken recht genau. 

5. Wie steigen Weinreben, Waldreben (Virginia Creeper), Klematis, Hopfen 
und Wachsbeeren (False Bittersweet) an Bäumen und Pfosten hinauf? 

6. Eignen sich die wilden Gurken zur Bedeckung von hässlichen Zäunen oder 
Ecken? Form und Farbe der Blätter. 

7. Reissen die Zweige leicht ab, oder sind sie zugfest? 

8. Wie viel beträgt die Totallänge einer Pflanze am 15ten September? Man 
messe alle Zweige und addiere. 

9. Sind die Blüten irgendwie merkwürdig? 

10. Wie entwickeln sich die Früchte? 

11. Wie fallen die Samen aus? 

12. Wie werden die Samen verstreut? Durch Wind, Wasser, Vögel? Raten 
und Vermuten ist nicht genügend. Man beobachte das Treiben der Blauhäher. 

13. Sterben die Pflanzen im Spätsommer ab, oder wachsen sie weiter, bis der 
Frost sie tötet? 

Literatur. 

1. Dane. How To Know The Wild Flowers. 

2. Lounsberry. Guide To The Flowers. 

3. Lange. Handbook of Nature Study. 

4. Scott. Nature Study. 

5. Hodge. Nature Study. 

6. Jackman. Nature Study. 

7. Gray. Manual of Botany. 

8. Britton and Brown. Illustrnted Flora. Das beste Werk zum Bestimmen 
irgend einer wilden Pflanze. 



Berichte und Notizen. 



!• KorrespoMfeflzen. 



(Ni die Pädagogiachai Moaatähtfto.) 

Es liegen uns eine Reibe von Berich- mütigkeit eu ihm gehalten hat, ein Um- 
ten über die Feierlichki^en, die zum echwung platz zu greifen. Die „Abend- 
Gedächtnis des 10(>jährigen Todestages post" sehreibt in einer ihrer letzten 
Schillers yeranstaltet wurden, Tor. I^- Nummern: 

der ist es uns unmöglich, dieselben zum Auf die Schulverhältnisse wirft eine 

Abdruck zu bringen, da es uns dazu an Rede ein grelles Licht, welche P. Shelly 

Raum gebricht. Wir erlauben ims aber, (^Ryan, ein Mitglied des Schulrats, 

unsem Lesern mitzuteilen, dass ims Ton gestern abend in einer Sitzung dieser 

Herrn Richard E. Heibig, dem Hüls- Behörde hielt, imd die gleichzeitig ein 

bibliothekar der Öffentlichen Biblothek scharfes Verdammungsurteil fttr den 

zu New York (Lenox Library), die alle Superintendenten der Schulen, Gooley, 

Programme der in diesem Lande abge- bildet. Und niemand antwortete ihm! 

haltenen Schillerfestlichkeiten sammelt, Der Redner stützte seinen Angriff auf 

eine systematische Zusammenstellung die Empfehlung des zuständigen Aus- 

derselbcSa in Aussicht gestellt worden ist. Schusses, Hiuidfertigkeits-H<Mhschulen 

D. R. in der S. Division-Hoch- und der Tho- 

Chicaso "*** Hoyne- Schule einzurichten. Er 

^ cag9. «agte, jener Beschluss sei in einer Aus- 

Die Bäume wachsen nicht in den Him- schusssitzung gefasst worden, welcher 

mel. Bis vor Kurzem glaubte man zwar, nur zwei Mitglieder beigewohnt hätten, 

dass unser Schulsuperintendent Cookj Es sei gewissenlos gehandelt, wenn 

mit seinen Promotionsprttfun- Massnahmen von selcher Bedeutung in 

gen, mit seinen geheimen Markierun- der Weise beschlossen werden konnten, 

gen der Lehrer und anderen schOnen Er selbst trete fttr die Ausddinung des 

mittelalterlichen Sachen, die er für «eine Handfertigkeiteunterrichts ein, doch 

Angestellten ersonnen hat, allmächtig dürfe dieselbe nie und nimmer auf 

sei. Vergeblich hat man ihm nahe ge- Kosten des Unterrichts in den eigent- 

legt, dass es fttr die Lehrer tmmOglich liehen Volksschulen erfolgen. Glänzend 

sei, ihre Berufspfliditen zu erfüllen und werde gegenwärtig fttr die Hochschulen 

sich gleichzeitig auf Prüfungen vorzu- und das Lehrerseminar gesorgt; er habe 

bereiten, die ohnehin vollstäiäig zweck- sich sagen lassen, dass es in jenen An- 

los sind. Denn bei der grossen Anzahl stalten Lehrer gäbe, welche zwei Monate 

von Hilfssuperintendenten, Supervisoren auf einmal nicht durch ihren Beruf in 

und Prinzipalen sollte eich doch ohne Anspruch genommen würden, hing^en 

den Firlefanz der Prüfungen feststellen werde an die Lehrer der gewöhnlichen 

lassen, welche Lehrer ihre Pflicht tun. Schulen die Forderung gestc&t, auf allen 

auf der HOhe der Zeit sind, und welche Gebieten, sogar denen des Tanzes und 

nicht. Und die Lehrbefäiügung hat doch der Musik, bewandert zu sein. Für jeden 

jeder einzelne Lehrer vor seiner Anstel- Zweig oder jede Abart des Unterrichts 

lung schon nachweisen müssen. Trotz sei hingegen im Lehrerseminar und in 

alledem beharrte er steif und fest auf den Hochschulen eine Lehrkraft vorhan- 

dem Buchstaben des Gesetzes, das er den, in ersterem im Durchschnitt ein« 

selbst geschaffen hat. für zehn Studenten; sei es denn nicht 

Dass sich eine tiefgehende Erbitterung mOglich, dass dort ein Lehrer in drei 
gegen sein System imd ihn selbst unter oder vier Fächern unterrichte? Dagegen 
den Lehrern gebildet hat, war ihm offen- kämen auf die 228,3000 Schüler der ge- 
bar gleichgiltig. Nun scheint aber selbst wohnlichen Schulen nur 5299 Lehrer, 
im ßchulrat, der seither mit grosser Ein- gegen 5469 Lehrer auf 240,000 Schüler 



188 Pädagogische Monatshefte. 

vor fünf Jahren. Der Schulbesuch gehe gemacht wurde und wo sich gleichzeitig 

unter dieser verbrecherischen Zurück- die Unterausschüsse organisieren. Aller 

Setzung der Volksschulen zu gunaten der Voraussicht, nach wird der 34. Lehrertag 

von verhältnismftssig wenigoi besuchten in Chicago ein glanzvoller und frucht- 

Hochschulen zurück, gewaltig gestiegen bringender werden, wenn — die deut- 

sei dagegen der Besuch der Privatschu- sehen Lehrer des Landes sich recht zahl- 

len; diese würden von 90,000 Kindern reich dazu einfinden. * 

besucht, statt, nach Grundlage der 
Scfaulverhältnisse in Boston und Phila« CindnnatL 

^Ä;HTÄ.*?J?^;.^«t^*Äl' Aus nichts soll die Welt erschaflTen 
Sr^ Xmt ta jent Än^"n ^o"»« »«*»• ^ir woUen's dahingestellt 

dete «siatiff verkümmerte Kinder Das «spondenz zu schaffen, das ging doch 

„i ;,™^^.ü^ T^r !nt..7»^^^-.t^ kaum an — daher zwei Monate lang 
sei zum finrossen leil oaraui zurückzu- i>tv «u z^«* x* 

tn\.^^r. ,1«— Ai^ A^^ «»..^o^-^iu^.. T ov»»^, kern Lebenszeichen von Gincninati. 

Arbeite tiet ÄÄe Ä' ^^^^^ "* "« ^«^^« ^^ i° ^^ »^^^^ 

folgten, statt auf Grund der in der ^'^^'^ vorenthalten bleiben, 

Klasse geleisteten Arbeit. Zu allererst die Hauptsache: Nahezu 

Die Lehrer der Volksschulen hätten allgemeine Gehaltserhöhung 
$25 jährliche Gehaltszulage und 40 Pro- und ebenso allgemeine Gleichstellung 
zent mehr Arbeit bekommen. Seit 1001 männlicher und weiblicher Gehälter mit 
seien für Volksschulbauten $3,787,775 dem Anfang des kommenden Schul- 
verausgabt worden, $1,841,600 für Hoch- Jahres, vorausgesetzt, dass die gänzlich 
scfaulbauten, ein Drittel aller Baugelder abgeänderten allgemeinen „Rules and 
sei also einem Fünftel aller Schulen zu Regulations", von denen die neue Ge- 
gute gekommen. Der Schulunterricht in haltsregulierung nur ein Teil ist, die 
Chicago stehe weit hinter dem anderer Genehmigung des Plenums des Schul- 
Städte zurück, man müsse nach China rates finden. Anfangsgehälter sämtlicher 
gehen, um ähnliche Verhältnisse zu fln- Lehrkräfte $450; Maximumgehälter 
den. Chicago gehöre zu dem „schwarzen $800, erreichbar in jährlichen Erhöhun- 
Gürtel'* der Ver. Staaten auf dem Ge- gen von $50. Damit Basta für alle, die 
biet des Unterrichts wesens. Die Bürger- nicht entweder deutsche Oberlehrer (von 
Schaft werde sich aber allmählich dieser jetzt an „Assistenz- Supervisoren) mit 
Zustände bewusst, und sie verlange einem Maximum von $1400 oder erste 
gründlichen Wandel. englische Assistenten mit einem Maxi- 
mum von $1000 werden können. Damit 

Die Vorarbeiten für den 34. ist auch der jetzt bestehende Rang- und 

Lehrertag sind nun beinahe beendet. Gehaltsunterschied zwischen Elementar • 

Am Samstag den 27. Mai fanden zwei und Intermediat- (Grammär-) Lehrern 

wichtige Versammlungen in der Schiller- beseitigt. Die Hochschullehrer und 

halle statt. Zur ersten waren sämtliche Prinzipale bleiben unerfaöht, während 

deutsche Lehrer der Stadt eingeladen die Gehälter der Assistenz- Superinten- 

und auch über Erwarten zahlreich er- denten der Spezialfächer (Deutsch, Tur- 

schienen. Der Bundespräsident Herr B. nen. Zeichnen, Schönschreiben, Singen) 

Abrams aus Milwaukee, Herr Dr. Hail- auf $2100 nominiert wurden, 

mann, die Professoren Kern und Busse t^. i.«jx. u ti. 

hielten passende Ansprachen, in denen ^*? ^^*,, ^^/'^Vu« r'^""' 

sie auf die Wichtigkeit der Bestrebun- %^™'"Vh* n- ^. ^.» ^^®i^ ^^"^ 

gen des N. D. A. Lehrerbundes hinwie- »Universität von Cincmnati" sobald wie 

sen und zum Anschluss an denselben "}¥i?5.^ errichtet werden. Das ist 

aufzumuntern. Die Folge war denn gleichbedeutend mit der Wiederbelebimg 

auch die Oganisation der hiesigen deut- ^f"^ ^«J' ^^^^^^«? J*'*'!^^ im Hochgefühle 

sehen Lehrer zu einem Zweigverein des ?^^^» ^*"? andauernden Übe^usses an 

Lehrerbundes mit Frau v. Otterstedt als Lehramtskandidaten abgeschafften städ- 

Vorsitzerin, Herrn G. Roessler deren ^*??^«" Normalschule und mag jeden- 

Stellvertreter, Frl. Bode als Schrift- ^?"* 1*® ^^*^® '**^'V ^***' ^® ehedem, 

führerin und Frl. Heuermann als Schatz- ^]\ bomogeneres Lehrerpersonal ge- 

meisterin. sichert und erhalten werden kann. 

Später trat dann der Lokalausschuss Mit Schiller sind wir fertig und 
zu einer Sitzung zusammen, in der des- schmeicheln uns, sein Andenken ebenso 
sen Organisation zu einer permanenten gut geehrt zu haben, wie das anderswo 



Korrespondenzen. 189 

geschehen sein mag. Das deutsche Thea- grammatikalisch fehlerfreies und mög- 

ter, der deutsche literarische Klub, die liehst akzentfreies Englisch sprechen 

Deutscher-Tag Gesellschaft, alle Schulen können. 

und der deutsche Lehrerverein, im Ver- V. 

band mit dem deutschen Oberlehrerver- Der deutsche Lehrer soll sich ausser- 

ein und der Universität, haben schöne dem insofern amerikanisieren und auf 

Feierlichkeiten veranstaltet und damit seinen Beruf in Amerika vorbereiten, 

Ehre eingelegt. Die Lehrerfeier fand am dass er sich mit der amerikanischen 

8ten Mai unter „Blitz, Sturm, Hagel und Geographie, Geschichte und Kultur ver- 

Ungewitter" in der Aula der Universität traut macht und die Klassiker der eng- 

statt. lisch amerikanischen Literatur kennnen 

Die Feier wurde allgemein als eine lernt, 

sehr gelungene gelobt, eine Anerken- yj. 

nung, die besonders der unter nicht y„„ j^^ englisclien Lelirlcraft«i solKe 

wenigen Schwierigkeiten laborierenden ^.^ Kenntnis einer modernen Fremd- 

Gesangselction recht wohl getan haben ^^j,^ verlangt werden. 

* vn. 

Von bevorstehenden wichtigen Ver- y^„ ^„^^ modernen Fremdsprachen 
änderungen im deutsdien Lehrer- ^ ^ ^j^^ ^ Deutsche aus spraohg«- 
personal ist bis jetzt noch mchts be- gehiohtlichen und praktischen ^rflnlm 
kannt, wird auch kaum etwas erwartet, ^„ ^j^^ Zwecke am besten, 
massen dem jahrelang beliebten und ge- 
übten Rausschmiss-quand m^me zur VIIL 
Zeit nicht gehuldigt wird. Im englischen Unterrichte sollte das 
- j X u i-vi_ 1 V Deutsche bei Deutsch lernenden Schfl- 
Im d e u t s c h e n O b e r 1 e h r er- ^^^^ ^j^ Hilfssprache und pädagogischee 
vereine befleissigte man sich wäh- Hilfsmittel herangezogen werden, ähn- 
rend emiger Sitzungen einer eifrigen De- ,j^^ ^.^ ^^ Englische beim deutechen 
battierung der nachstehenden Thesen Unterrichte. (Vergl. oben These m.) 
des Oberl. Dr. F. L. Schönle über „Die ® 
Stellung des Englischen im deutsch- ^^• 
amerikanischen Sprachunterricht und Da ein wirklich gründliches Spraoh- 
des Deutschen im englisch-amerikani- Verständnis selbst der Muttersprache, 
sehen Sparehunterrichte": ^'ir durch den Sprachen vergleich erzielt 

j werden kann, so ist das Studium des 

.^ ^ , , ,* , . ,. Deutschen an unseren Volksschulen obli- 

Das Deutsche soll nach wie vor die ^,,torisch zu machen. 
Unterrichtssprache im deutschamerika- 

nisch«n Sprachunterrichte sein. ^' 

jj Ein harmonisches Ergänzen und ein 

T^ 1 i_ 11 j- TT »vstema-tisches Ineinandergreifen des 

Das Deutsche soll die Umgangs- Unterrichtes im englischen und im 
spräche der deutschen Lehrkräfte bilden, deutschen Departement ist in den mei- 
im gegenseitigen Verkehre sowohl wie g^en Fächern anzustreben, besonders 
im Verkehre mit ihren Schülern, m und ^ber beim Aufsatze und beim Studium 
ausserhalb der Schule. ^er Sprachlehre in den beiden Sprachen. 

III. Nur Thesen I — IV sind so weit in et- 

Das Englische, die Landes- und Mut- was veränderter Fassung zur Annahme 

tersprache des amerikanischen Kindes, gelangt, indem dem kategorischen „soll" 

soll als pädagogisches Hilfsmittel im (Th. II, in, IV) die milderen Wörtlein 

deutschen Sprachunterrichte innerhalb „wünschenswert", „darf", „sollte" sub- 

vemünftiger Grenzen angewandt und stituiert wurden. Mit dem Vivat se- 

ausgenutzt werden: quens wird im Oktober begonnen wer- 

1) beim Lesen und Erzählen; den. Unzweifelhaft wird vor allem 

n\ ' A Q iii^xk ^ These III durch die auf die erste Haupt- 

3 l^im üKtzS Lus dem Deut- Versammlung des Lehrertages (1. Juli) 

' ^i^?n Y«! FncrlLht „«5 Tii-^^m augcsetztc „Allgemeine Besprechung" (c) 

^ ? V.«^«^^ f y./ desselben Themis an Interesse gewinnen, 

4) SÄcLTn ^ufsatze^ ^^ Prognostikon, den vcfaussicht- 

4) Deim deutscnen Autsatze. ^^^^^^ Besuch der Cincinnatier 

rV' in Chicago betreffend, wage ich nicht 
Der deutsche Lehrer an einer amerika- zu stellen. Bislang hiess es: Es ist ja 
nischen Volksschule soll die englische noch gar nichts ül^r das Programm be- 
Landessprache beherrschen und ein kannt. Dem ist jetzt abgeholfen — also: 



190 Pädagogische Monatshefte. 

Vederemo und hoffen wir das Beste! ren Städten Kaliforniens, San Francisco, 
Am 3. Juni, leider zu spät für diesen Los Angeles, Oakland, San Jose u. a., 
Brief, findet die Versammlung des gebührend gefeiert, und es wurde die 
deutschen Lehrervereins statt, und da Gelegenheit benutzt, um wieder einmal 
mag sich die Sache einigermassen klären an das Selbstgefühl der Deutschen zu 
und runden. Schliesslich: Wer halt appelieren. Leider stehen Ihrem Kor- 
kommt, der ist da! So ist's von jeher reapondenten nicht genügend Daten zur 
gewesen und so wird's auch wohl blei- Verfügung, um eine Schilderung der ver- 
ben. *** schiedenen Feiern zu geben. In San 

Francisco fand natürlich die imposante- 
Kalifomien. gte Festlichkeit statt, deren Hauptteü 

Der kalifornische Verein um dw Riedeische Schiller-Goethe Denk- 
von Lehrern der devLisahen '^'^^^'^ ^^^^^ ^^^^^^^^ ^^«^^^^^^ 
Sprache hielt am 8. April seine regel- Y,Z^^- ^J«« ^"^^ Emdruck und das Ge- 
massige vierteljährliche Versammlung in iJ^?^ <*«? Zusammengehörens, das diese 
San Francisco ab. Dr. Julius Goebel von Feiern hervorriefen, nicht so bald ver- 
der Stanford Universität sprach über »«^winden! 

das Thema: Schiller und der deutsche Seit der Niederschrift des Obigen hat 
Unterricht. Er führte aus, wie früJier, sich an der Stanford Universität etw^i 
bis Mitte des neunzehnten Jahriiunderts, ereignet, was sicher unter allen, welche 
nur die alten Klassiker wert gehalten die Stellung des Deutschtums in diesem 
wurden, und nur vereinzeinte Lehrer ihre Lande am Herzen haben, eine grosse 
Schüler darauf hinwiesen, dass auch Sensation hervorgerufen hat. Dr. Ju- 
Deutschland eine klassische Literatur lius Goebel, seit dreizehn Jahren 
habe. Seitdem ist vieles anders gewor- Professor der germanischen Sprachen 
den. Wir Lehrer des Deutschen haben und Literatur an der Stanford Universi- 
so viel anziehenderes Material als die tat, ist plötzlich summarisch entlassen 
„klassischen" Drillmeister und brauchen worden. Wer mit der Laufbahn von Dr. 
nicht nur grammatisches Stroh zu dre- Goebel bekannt ist, der weiss, wie er 
sehen, sondern können unsere Schüler stets als Vorkämpfer in den Reihen der 
mit Liebe und Begeisterung für das Edle Deutschamerikaner gestanden und wie 
und Schöne in der Literatur erfüllen, er in Wort und Schrift für die Hebung 
Und dies können wir nicht besser tun der deutschen Sprache und Literatur be- 
als an der Hand Schillers, der selbst sonders an den höheren Schulen dieses 
viel Schönes und Geistreiches über die Landes gewirkt hat, sowie auch für eine 
deutsche Sprache und Literatur ausge- bessere Würdigung der Pionier- und 
sagt hat, besonders in seinen Essays Kulturarbeit, die dieses Land den Deut- 
„über die ästhetische Erziehung des sehen verdankt. Sein jüngstes Werk 
Menschen", „Anmut und Würde", und „Das Deutschtum in Amerika" ist hüben 
über naive und sentimentale Dichtung, wie drüben mit grosser Anerkennung 
Sein Ausspruch: „Die Sprache ist der aufgenommen worden. 
Spiegel unserer Nation" hat allen un- 
seren grossen deutsehen Sprachgelehrten, Auch Professor AI bin Putz- 
wenn auch oft unbewusst, vorgeschwebt, ker, der Nestor der Deutschen an un- 
Schillers Gedichte und Dramen können ^erer Staasuniversität, wurde fast zu 
immer der Glanzpunkt des deutschen derselben Zeit an Gehalt und Stelle re- 
Unterrichts bleiben. duziert. Dies ist gleichfalls zu bedau- 

Nadi Professor Goebel ergriff Profes- ®™» "^^ es ist erfreulich zu berichten, 
sor Cooper, ebenfalls von Stanford, das ^^^^ ^^^ deutschamerikanische National- 
Wort und sprach darüber: Was kann verband von Kalifornien sich seiner 
und soll unser Verein leisten? Als Re- Sache angenommen hat und einen Pro- 
sultat seiner Anrede wurde ein Komitee *^^ gegen jene Reduktion in Gang ge- 
bestehend aus ihm sowie aus Herrn V. *e*** ^**^- Es wäre nur zu wünschen, 
Buehner von San Jose und Fräulein ^^^ dieser Verband Ähnliches für Pro- 
Florence Hanna von Oaldand ernannt, ^ essor Goebel tun könnte, denn dieser 
um in der Herbstversammlung einen ^*^ ^^e ^^^ anderer in diesem Lande 
Kursus für die Hochschulen Kalifornien« ^^r die Prinzipien gewirkt, die dieser 
vorzulegen und eine Liste von den em- Verband ausspricht. Leider scheint aber 
pfehlenswertesten Lehrbüchern und Tex- ^^^ verschiedenen Gründen keine Nei- 
ten aufzustellen. gung vorhanden zu sein, auch für Pro- 

fessor Goebel einzutreten. Es ist die 
Der hundertjährige Todes- alte Geschichte, trotz der feierlichsten 
tag Schillers wurde in den grosse- Beteuerung des Gegenteils — die Deut- 



Korrespondenzen. 191 

sehen können nun einmal nicht zusam- den Ehrgeiz der Schüler appelliert, nlm- 
menfaalten, und man hat recht, wenn lieh in der Weise, dass sie eine halbe 
man sagt, wo man zwei Deutsche zu- Stunde frflher zu Hause gehen können, 
aammenfiiidet, da findet man drei ver- wenn sie treu und fleissig ihre Schuldig- 
flchiedene Meinungen. Wir feiern grosse keit während der Schulstunden tun. 
Feste zu Ehren Schillers, aber wir be- Diese neue Begel mag zur Nachahmung 
herzigen nicht seine Worte: Seid einig, empfohlen werden, 
«nig, einig! V. B. Neues Schulgesetz in der 

Mihraukae. Legislatur angenommen. Mil- 

waiücee wird also im Juli ein neues 
Versammlung der Lehrer Schulgesetz bekommen, welches den Mo- 
des Deutschen. Die letzte dieser dus der Ernennung der Schiüräte, oder 
Versammlungen fttr das laufende Schul- wie sie jetzt genannt werden, der Direk- 
jähr fand am 11. Mai in der 7. Distrikts- toren, ändert, und zwar sollen sie jetzt 
schule statt. Der Supt. des Deutschen, von den Bflrgem erwählt werden. Die 
Herr Abrams, hatte auf die Tagesord- betreffende Vorlage ist vorige Woche in 
nung eine Besprechung der von Supt. Madison angenommen und so zum Ge- 
Pearse angeordneten sogenannten M^^elp- setz geworden, obgleich heftige Opposi- 
ing half hour** gesetzt, in welcher aber tion dagegen erhotoi wurde. Als Qnmd 
die Anwendung dieser letzten halben wurde angegeben, dase durch die Wahl 
Stunde des Nachmittags, sowie über die vom Volk die Politik wieder in den Vor- 
Erfahrungen der Lehrer bezüglich der dergrund treten würde, und die sollte 
Nützlichkeit und des Erfolges derselben möglichst aus der Schulverwaltung fem 
berichtet werden sollte. Es ist schon in gehalten werden. Doch die Politik wird 
einer früheren Korrespondenz meiner- wohl nie gänzlich aus der Schule ent- 
seits auf diese Einrichtung hingewiesen, femt werden. Die Befürworter des 
und ich will nur kurz wiederholen, daes neuen Gesetzes heben zu seinen Gunsten 
die Lehrer sich in dieser halben Stunde hervor, dass durch die Wahl des Schul- 
(3— 3^ Uhr) mit den zurückgebliebenen rats das Volk der Schule näher zu stehen 
und schwachen Schülern beschäftigen kommt, und das sollte der Fall sein, und 
sollen. Im allgemeinen wurde günstig zwar so nahe wie möglidi. Dann be- 
über diese Einrichtung berichtet. Man stimmt das neue Gesetz au<^, dass die 
habe hier Gelegenheit, si<^ den schwa- Zahl der Schulräte auf 12 reduziert wird; 
chen Schülern allein zu widmen, und bis jetzt waren es 23, nämlich für jede 
wenn dies in freundlicher und liebevoller Ward ein Vertreter. Vorerst werden 
Weise geschehe, wobei man den Schü- diese 12 Männer durch den Gounty-Rich- 
lem Mut zu machen suche und ihnen ter ernannt, und nach je 2 Jahren schei- 
zeige, dass sie dieses Nachbleiben nicht den 4 aus, an deren Stelle dann andere 
als eine Strafe anzusäen hätten, so vom Volke erwählt werden. Nun, es ist 
würde der Erfolg sicher nicht ausbleiben, ein Versuch, und hoffentlich bewährt 
Dabei wäre aber nicht ausgeschlossen, sidi die Stiche ,aber eine Notwendigkeit 
dass man nicht auch zuweilen unacht- für einen Wechsel des Modus lag nicht 
same und faule Schüler im Deutschen vor, denn seit einigen Jahren hatten wir 
zurückbehalten könne, gewiss, und für einen ausgezeichneten Schulrat, beste- 
die solle es eine Strafe sein, und auch hend aus Männern, die mit Ernst und 
diese Strafe würde dann für solche Geschick an ihre so ernste und wichtige 
Schüler eine heilsame Wirkung haben; Aufgabe herantraten imd sie zu lösen 
jedoch wäre dies mehr Ausnahme, und versuchten. Dass in der Schulverwaltung 
nicht Regel. Auch wurde dann noch auf viel Arbeit zu bewältigen und viele Ge- 
einen Punkt hingewiesen, der recht wich- schäfte zu verrichten sind, lässt sich 
tig für den deutschen Lehrer und seine denken, und da nun die Zahl der Männer 
erfolgreiche Wirksamkeit sei, nämlich auf die Hälfte reduziert wird, so wird 
dass er sich, so viel wie nur immer mög- die Arbeitslast verdoppelt. Das wird 
tich sei, bestreben solle, mit den eng- dan wohl dazu führen, dass die Schul- 
liachen, oder Klassenlehrern, ein freund- rate späterhin auch salariert werden, 
liches, koUegiaUsches und harmonisches wie es ja auch mit dem Stadtrat und 
Verhältnis anzubahnen imd zu erhalten, dem Countyrat geschieht. Zu hoffen ist. 
Dann würden auch die Klassenlehrer dass sowohl bei der ersten Ernennung 
manchmal gern Urnen einen Schüler wie bei den späteren Wahlen immer 
überlassen, den sie sonst haben wollten, passende und tüchtige Männer in das 
Im ganzen wurde also über diese £<tn- Amt kommen, die die nötige Bildung 
richtunff günstig bericfatet, imd es stellt und Fähigkeit besitzen, vor auen Dingen 
sich dabei heraus, dass man dadurch an aber auch keine engherzigen, verbohrteft 



192 Pädagogische Monatshefte. 

und verbissenen Na^tiviaten, denn die ge- hat ganz gewaltig gekreisst und nicht 
hören auf keinen Fall in einen Schulrat. einmal ein winziges Mäuslein geboren." 
Jedoch könnten auoh solche Burschen Aller guten Dinge sind drei, sagt ein 
dem deutschen Unterricht wohl kaum anderes Sprichwort. In imserer heu- 
gefährlich werden, so lange noch die tigen Sitzung erfuhren wir, dass mit- 
Mehrzahl der Mitglieder des Schulrats unter auch aller schlechten Dinge drei 
aus Deutschamerikanern besteht. Doch gind. 

gibt es leider au<A unter den letzteren Kummer 1: Kein Vortrag, 
mitunter erbärmliche Renegaten, die o a u ^ tT i. 

vom Deutschtum nur noch den deutschen Nummer 2: Schwacher Besuch 

Namen übrig behalten haben, und auch Nummer 3: Seit länger als einem 
der wird ihnen oft zur Last, so dass sie Jahre waren uns für unsere monatlichen 
ihn wie einen alten Handschuh fortwer- Sitzungen die gastlichen Tore des deut- 
fen. Doch, es muss auch solche Käuze sehen Pressklubs in No. 21 City Hall 
geben. A. W. Place in New York geöffnet. Neben der 

Pflege des Geistes gab es dort auch hin- 
New York. reichend Gelegenheit, dafür zu sorgen, 

dass der Leib nicht zu kurz kam. Heute 
Verein der deutschen Lehrer ^ber waren Küche und Keller leer. Der 
New YorksundUmgegend. Wie freundliche Herbergsvater war mit Frau, 
ein Feldherr keine Armeen aus der Erde Kind und Kegel, mit Koch und Kellner 
stampfen kann, so kann auch ein Be- verschwunden. Alles war heute trocken, 
richterstatter unmöglich viel Literes- Wir sassen im Trocknen, die Verband- 
santes berichten über eine Versammlung, lungen waren trocken, und innerlich ver- 
in welcher kein Vortrag gehalten wurde, spürten wir auch eine gewisse Trocken- 
Eine solche war die Versammlung des l^eit. Daher wurde am Schlüsse der 
Vereins der deutschen Lehrer New Yorks Sitzung, in der nur Routinegeschäfte er- 
und der Umgebung am 6. Mai in New 'edigt wurden, beschlossen, die Ver- 
York. Herr Dr. Tombo, welcher im Sammlung im Juni wieder in Newark bei 
April in Newark den ersten Teil seines Birkenhauer und Baumann, Ecke South 
Vortrages über den "Allgemeinen deut- Orange Ave. und Morris Ave., abzuhal- 
schen Sprachverein" gehalten, hatte uns ten, wo wir ja auoh im Trocknen sitzen 
für die Maisitzung die Fortsetzung und «(innen, m jeder anderen Beziehung aber 
den Schluss dieses Vortrages in Aussicht °ic^t über Trockenheit zu klagen haben 
gestellt. Leider war er verhindert zu werden, besonders da Herr Dr. Tombo 
erscheinen, da er sich im „wunder- bereit ist, den heute ausgefallenen Vor- 
schönen" Monat Mai, der ja in diesem trag im nächsten Monat nachzuholen. 
Jahre zum grössten Teil recht regle- Mit der Sitzung im Juni in Newark 
mentswidriges Wetter brachte, eine wird unser Vereinsjahr zum Abschluss 
starke Erkältung zugezogen hatte. — kommen. Wenn wir einen Rückblick 
Der Besuch der Versammlung war sehr auf dasselbe werfen, so dürften wir nicht 
schwach. Man merkte es, dass wir im ganz zufrieden damit sein. Abgesehen 
Zeichen der Schillerfeiern standen, von der Verlesung eines ausführlichen 
Schillerfeiern in Deutschland, Schiller- Jahresberichtes seitens eines unserer 
feiern in Amerika, Schillerfeiern in New Mitglieder in der Oktoberversammlung 
York, Schillerfeiern in der Umgebung, bekamen wir bis jetzt nur 4 Vorträge zu 
Schiller feiern an den Universitäten, hören. Die Herren, die sich durch solche 
Schillerfeiern in den Hochschulen und verdient machten, waren Dr. Wahl, Dr. 
Volksschulen, Sohillerfeiern in grossen, Tombo und Dr. Voelkel. In der ersten 
S<^illerf eiern in kleinen Vereinen. Ja Versammlung war der Besuch befriedi- 
unser Verein hätte beinahe selbst eine gend. In den späteren Versammlungen 
eigene Schillerfeier gehabt, dank der Hess er merklich nach. Fragen wir, wo- 
energischen Initiative des Herrn Joseph her diese Lauheit? so dürfte sich wohl 
Winter. Wie sollte man da nun noch eine Antwort darauf finden. In New 
Zeit und Sinne haben für eine simple York sind pädagogische, gesellige und 
monatliche Sitzung des Vereins der andere Vereine wie Pilze aus der Erde 
deutschen Lehrer New Yorks und dw geschossen. Neuerdings gesellten sich 
Umgebung! In bezug auf unsere ge- zu den bisherigen „Die Gesellschaft der 
plante Schillerfeier ist man versucht, deutschen Vereinigungen" (in anderen 
das bekannte Sprichwort anzuführen: Städten deutscher Zentralverein ge- 
„Der Berg hat gekreisst und eine Maus nannt) und der „Zweigverein des Allge- 
geboren." Aber es passt nicht ganz, meinen deutschen Sprachvereins". Jeder 
Es müsste vielmehr heissen: ,J>er Berg Verein hat gewöhnlich seine monatlichen 



Umschau. 193 

SitEongen und womöglich auch sein eine unter sich Anwendung. Wird der 
jährliches Stiftungsfest mit Festessen. Verein der deutschen Lehrer New Yorks 



Die Darwinsche Theorie yom Kampfe und der Umgegend in diesem Kampfe 
ums Dasein unter den Kreaturen der unterliegen t H. G. 

Schöpfung findet wohl auch auf die Ver- 



II. UmsdMiu. 



In der am 25. Mai abgehaltenen Mo- voUkomen so fliessend finglisch sprechen 
natsversammlung des Baltimorer Zweig- können, wie die Angloamerikaner. Mein 
Vereins des Deutschamerikanisohen Na- Rat ist darum, sprecht so viel wie mög- 
tionalbundes wurde beschlossen, den lieh mit Leuten, die tadellos englisch 
deutscfaamerikanischen Leh- reden, flbt euch m^r in Öffentlicher eng- 
rerbund einzuladen, seine Jah- lischer Rede, verkehrt mehr mit euren 
reskonvention im Jahre 1907 in der nur englisch sprechenden Nachbarn und 
Stadt Baltimore abzuhalten. Es wird nährt die Freundschaft mit gebildeten 
angenommen, dass die in jenem Jahre Amerikanern. Je näher sich Deutsche 
stattfindende Yorktown Centennialfeier, und Amerikaner kennen lernen, eine de- 
während welcher die Fahrpreise jeden- sto bessere Meinung bekommen sie von 
falls sehr ermässigt sein werden. Vielen einander. Wie viele Vorurteile könnten 
zu einem Besuch im Osten Veranlassung noch zwischen Deutschen und Ameri- 
geben wird. kanem zum Wohle beider Klassen be- 

seitigt werden! 

Warum nimmt der Deutsche Darum lernt gut englisch reden, und 
im öffentlichen Leben dieses nachdem ihr es gelernt habt, ihr vielen 
Landes nicht die ihm zukom- gebildeten Deutschen, denen es m dieser 
mende Stellung ein, und was Hinsicht noch mangelt, dann nehmt auch 
kann geschehen, ihm dazu zu Anteil am öffentlichen Leben, und die 
verhelfen? Angeregt durch die An- euch zukommende Stellung kann euch 
spräche des Herrn Richard von Appiano »i^^** entgehen. Wenn es auch wahr ist, 
gelegentlich der Delegatenversammlung dass öffentlidie Stellungen oft undank- 
des Deutschamerikanischen Nationalbun- ^^^ »i^d, so mttsst ihr doch bedenken, 
des zu St. Louis (siehe Maiheft, Seite ^^^^ jedermann als Bürger der öffent- 
164) äussert sich Herr Oscar LoeflBer, ein Hchkeit gegenttber gewisse Verpfiichtun- 
hervorragender deutschamerikaniscfaer gen hat, denen er sich zu entziehen kein 
Geschäftsmann Milwaukees, unter ande- nioraliaches Recht hat." 
rem wie folgt: „Meine persönlichen Be- 
obachtungen haben mich überzeugt, dass Nachdem der bekannte Millionär 
der Deutsche im Durchschnitt seinem nur Carnegie bereits vierzig Millionen 
englisch sprechenden Mitbürger an allge- Dollars für den Bau von städtischen 
meinem Wissen, an Gründlichkeit und Büchereien hergegeben und auf diese 
Fleiss, an allem auch, was man gemein- Weise einem ^nftel der Gesamtbevöl- 
hin Erziehung und Bildung nennt, min- kerung Nordamerikas und acht Mil- 
destens ebenbürtig, oft überlegen ist. lionen Lesern im Auslande die Be- 
Soweit die Klage, dass die Deutschen im nutzung von Büchern möglich gemacht 
öffentlichen Leben nicht die ihnen zu- hatte, und nachdem er mehr als fünfzig 
kommende Rolle spielen, begründet ist, kleine Hochschulen mit Schenkungen be- 
ist sie, wie ich fest glaube, zum grossen dacht hatte, wurde in der letzten Mai- 
Teil der Scheu der Deutschen zuzuschrei- woche bekannt gemacht, dass Herr Gar- 
ben, öffentlich zu reden. Diese Scheu negie kurz vor seiner Abreise nach Eu- 
wurzelt im Bewusstsein ihres Unver- ropa weitere zehn Millionen Dollars ge- 
mögens, die englische Sprache in öffent- stiftet hatte, um College- und Universi- 
lieber Rede völlig zu bemeistem. Dieses tätsprofessoren, die das leistungsfähige 
nimmt ihnen die nötige Sidierheit, sie Alter überschritten haben, in den Ruhe- 
werden verlegen, müssen nach Aus- stand zu setzen. Nach den Bestimmun- 
drücken suchen und leisten nicht ihr gen wird die Summe in die Hände von 
Bestes. Daher werden die Deutschen in fünfundzwanzig Verwaltungsräten ge- 
diesem Lande erst dann die ihnen ge- legt, die ihre Nachfolger selbst wählen, 
bührende Stellung einnehmen, wenn sie [Zu diesen gehören Dr. A. I. Hadley, 



194 Pädagogische Monatshefte. 

Ysle; Dr. Harper, Chicago; Präs. Prich- sagt Dr. Thwing, betraute man $1600 

ard, Mass. Inst, of Technology; Dr. bis $1800 als das Maximum. Qegen- 

Thos. McClelland, Enox College.] Zum wärtiff erhielten yier Professoren der ju- 

besseren Verständnis sei ein Auszug aus ristisäen Fakultät der Universität Har- 

dem Schenkungsbrief des Herrn Carnegie vard je $6500, einer $6000, und ein an- 

hier mitgeteilt: derer $5550; vierzehn Mitglieder der Fa- 

J)ie Stiftung bezieht sich auf die kultät für Kunst und Wissensdiaft je 
Professoren von Privatanstalten, ohne W^OO; Profesoren der medizinischen und 
Unterschied von Rasse, Geschlecht, Glau- theologischen Fakultät $4500. Der grosse 
ben oder Farbe. Wir müssen jedoch an- Unterschied zwischen dem Gehalt der 
nehmen, dass die Staats- und Kolonial- Professoren an der Spitze einer Abteilung 
Regierungen [das betrifft die Ver. Staa- ^^ dem der ,Jnstructors" springe in 
ten und Kanada], die höhere Erziehungs- ^^ Augen. ,J>as Zahlern besserer Ge- 
anstalten gegründet haben und sie im- l^älter ist in unserer Zeit mit besonderen 
terhalten, vorziehen werden, dass die Be- Schwierigkeiten verknüpft", meint Dr. 
Ziehungen ausschliesslich staatliche blei- Thwing. „Erstens scheint eine grosse 
ben. Es gibt nodi eine Klasse von An- Bereitwilligkeit vorzuherrschen, mehr 
stalten, die der Staat nicht unterstützt, öeld in schöne Gebäude und in den Lehr- 
ja, deren Grundgesetz die Staatshilfe so- »PPWftt zu stecken als in Lehrersehälter. 
gar verbietet, nämlich die religösen An- ^^ Menschen geben das Geld den Col- 
stalten. Viele dieser, vor vielen Jahren ^«Ä«« ^^^ leichter zum Bau von Biblio- 
gegründeten Schulen waren einst streng theken, Hallen und Kapellen. Diese 
kirchlich, sind jedoch heute allen Men- »chönen Gebäude kann man sehen, tmd 
sehen jeder Glaubensrichtung zugängig; Gedenktafeln können den Vorbeigehenden 
solche Schulen sind nicht als religiöse zu ^o» ^^^ Freigebigkeit des Schenkers er- 
betrachten. Nur solche Anstalten, die «ÄWe»- Aber jetzt, nachdem Herr Car- 
unter der Verwaltung einer rellfl^ösen negie das gute Beispiel gegeben hat, wer- 
Sekte stehen, oder bei denen die Mehr- ^^^ vielleicht andere folgen, die ihr Geld 
zahl der Mitglieder der Aufsichtsbehörde, ^em unsichtbaren, weniger augenfälligen 
die Lehrer oder die Studenten irgend Werke des Lehrens geben," 
einer besonderen kirchlichen Sekte an- 
gehören, oder die irgend einen theologi- Preussen. Der bedeutende 
sehen Beweis fordern, sind von den Wohl- Mitarbeiter Falks, der Wirkl. 
taten dieser Schenkung ausgeschlossen." Geh. Oberregierungsrat Dr. Schnei- 
der, ist in der ersten Maiwoche, wenige 

Carnegies Beispiel hat Nach- Tage nach seinem 79. Geburtstage, in 

a h m u n g gefunden. Rektor Stevenson, Berlin zur letzten Ruhe gebettet worden. 

Präsident der Alumnenvereinigung der Leider hat er den Ehrentag nicht erlebt, 

Universität von New York, hat sich er- den ihm die preussische Lehrerschaft zur 

boten, zu einem Pensionsfonds für die Einweihung des Falk-Denkmals, das 

Professoren dieser Anstalt, der von ihren auch sein Bildnis als Relief zieren wird, 

früheren Schülern aufgebradit werden bereiten wollte. Mit der Geschichte des 

sollte, $25,000 beizusteuern. preussischen Volksschul- und Seminar- 
wesens, vor allem in der Periode des 

Dr. Chas. F. Thwing, Präsident der Aufschwunges, da der unvergessliche 
Western Reserve University, veröffent- Falk an der Spitze des preussisdben Un- 
licht in y^AT^r's Weekly" einen Aufsatz terrichtswesens stand, ist sein Name auf 
über „Das Gehalt des College- das engste verbunden. 
Professors". Danach erhält der 

bestbezahlte Profesor an Brown Univ. Bühnensprache und Schul- 

$3000 bis $3160, Chicago Univ. 3000 bis spräche. In Hamburg kämpft man 

7000, Comell 3000 — 4000, Dartmouth nun schon über ein Jahr lang mit ausser- 

2500, Hamilton 1800—2000, Harvard ordentlicher Verve für und wider die 

2000—6500, Illinois 2000—3250, Minne- Einführung der Bühnensprache in die 

sota 2250—2400, Indiana 2000—2400, Schule. Aktuell wurde die Frage beson- 

Pennsylvania 1800—3000, Williame 2500, ders durch die namentlich von Lehrern 

Western Reserve 2000 — 3000, ein „In- beiderlei Geschlechts frequentierten Vor- 

structor" dagegen erhält an der Chicago tragskurse, die der gefeierte Schauspieler 

Univ. $1000 bis 1500, Comell 750, Har- und Rezitator Emanuel Stockhausen im 

vard 500—2000, Illinois 700—1000, Min- Auftrage der Oberschulbehörde veran- 

nesota 700—1200, Indiana 600—1000, staltet. Kaum hatte nämlich die be- 

Westem Reserve 750 — 1200. In einigen kannte „Lehrervereinigung zur Pflege 

kleineren Colleges von nationalem Rufe, der künstlerischen Bildung' diese Kurse 



ümscha/u. 195 

ins Leben gerufen, so begannen auch das mehr äusserliche Moment einer Aus- 
schon die Glieder der Stockhausen-Ge- spraeheschulung zu legen schien. Nun 
meinde eine rührige Agitation für die widerstreitet aber die Beeinträchtigung 
Reform der Aussprache, und immer mehr der provinsiell gefärbten Sprechweise in- 
Kollegen fingen an, mehr oder weniger sofern den Bestrebungen der Vereinigung, 
bühnengerecht zu „s c h prechen", ein Be- als diese gerade in der Pflege des Hei- 
streben, das von den treuen Anhängern matlichen, Bodenständigen, ädividuellen 
des norddeutschen Idioms als unnatürlich die einzig mögliche Grundlage aller 
und abgeschmackt empfunden und oft in künstlerischen Erziehung sieht und so- 
recht verletzender Weise karikiert wur- mit gegen die uniformierende Tendenz 
de. Seitdem wird nun überall, wo Schul- der Bühnensprachler Front machen muss. 
meister zusammenkommen, mit ortho- So geht es denn wie mit dem Zauber- 
epischen, orthographischen, grammati- lehrlinge: ,J>ie ich rief, die Geister, die 
sehen, phonetischen, ja sogar mit poli- werd' ich nicht mehr los!" Diese Geister 
tischen und Gott weiss was für Gründen bestreiten nämlich entschieden, dass die 
jeder der beiden Standpunkte behauptet, jetzige Sehukprache den Anspruch er- 
Natürlich ging der Streit auch in die heben dürfe, eigenes, bodenständiges £r- 
Lehrerpresse über: die „Pädagogische zeugnis des Volkstums zu sein; sie sei 
Reform" brachte eine ganze Kette von weiter nichts als ein künstlich konstru- 
Abhandlungen für und gegen die Neue- iertes Schulmeistermachwerk, das erst 
rung. Endlich sollte in einer Versamm- durch Angleichung an die allgemein- 
lung unseres grössten Vereins, der „Ge- gültigen Normen der Bühnensprache Da- 
sellschaft der Freunde des vaterländi- Seinsberechtigung erlangen könne. Am 
sehen Schul- und Erziehungswesens", die Schlüsse der hochgehenden Debatte 
Polemik zum Austrag kommen, und so brachte die mit Spannung erwartete Ab- 
kam es, dass die Parteien am 3. Mai in Stimmung das enttäuschende Ergebnis, 
einer grossen, vierstündigen Redeschladit dass erst die Thesen Jahrmakts und 
aufeinander losstürzen konnten. dann auch die Gegenthese mit ganz ge- 

Den einleitenden Vortrag hielt vor et- ringer Stimmenmehrheit abgelehnt wur- 
wa 250 Zuhörern der hiesige Seminar- den. Die Sache ist mithin für Hamburg 
lehrer Herr Jahrmakt, der in wohltönen- noch nicht spruchreif geworden, 
der, durch eingeflochtene Deklamationen 
belebter Rede folgende Thesen verfocht : Ungarn. Auch in den deut- 

1. Es ist anzustreben, dass die Bühnen- sehen Schulen Ungarns hat man 
Sprache auch für die Schule als muster- Schiller gebührend gefeiert, so berichtet 
gültige Aussprache Geltung gewinne. der in Kronstadt herausgegebene „Schul- 

2. Nicht nur für die Deklamation und und Kirchenbote": Noch ist, Gott sei 
den Lesevortrag, sondern auch für die Dank, das Bewusstsein lebendig, dass 
Unterrichts- imd Verkehrssprache der das, was Kraft gewinnen soll in den Her- 
Schule sei die Bühnensprache massgebend, zen, durch die Schule in sie zu pflanzen 

3. Die Norm für diese Aussprache ge- iat. Und Schiller — das ist der Sinn der 
ben die „Grundzüge der Bühnenaus- Feier — soll Kraft gewinnen in unseren 
spräche" von Prof. Th. Siebs. ' Herzen. Schiller soll uns sein ein Er- 

Interessant ist es nun, das gerade die zacher und ein Führer. 
„Lehrervereinigung zur Pflege der künst- 
lerischen Bildung", die doch der ganzen Russland. Stand des Volks- 
Bewegung gleichsam Hebammendienste Schulwesens. Mit Ende des Jahres 
geleistet hat, eine Gegenthese einbringen 1900 hatte Russland 86,445 Schulen mit 
liess. Dieser scheinbare Widerspruch er- 4,732,827 Schulbesuchenden und 174,495 
klärt sich daraus, dass es jener Vereini- Lehrpersonen. Alles zu wenig für 140 
gung bei der Anbahnung der Stockhau- Millionen Einwohner. Um die Zahl der 
sen-Kurse vor allem darauf angekommen Schulen und damit auch die Volksbildung 
war, die schulgemässe Misshandlung der zu heben, wurde jetzt in Russland eine 
Poesie durch künstlerische Behandlung Geldsammlung eingeleitet behufs Errich- 
derselben in der Schule zu verdrängen, tung von Schulen. Auch die Russen 
während der genannte Vortragsmeister kommen zu der Einsicht, dass Wissen 
in seinen Kursen das Hauptgewicht auf Macht ist! 



196 Pädagogische Monatshefte. 

III. Vermisclites. 



Schiller vom feudalen — Eins, zwei — drei — vier." — „Wie 
Standpunkte aus. Hochgeehrter kommt das t" — y,Afa — 's ischt mir einer 
Herr Philisterialrat! Ihrem Wunsche, zugesprunge!" 

dass bei den Vorbereitungen zur Jii^r- 2) Ein Münchener Lohnkutscher na- 
hundertfeier des Todestages des Herrn mens Krenkel, ein rechtes Volksoriginal 
Friedrich von Schiller durchweg die und eine Art Münchener „Eckensteher 
wohlerworbene Nobilitierung des Dich- Nante", bekam einmal von seiner schon 
ters zum Ausdruck kommen möge, muss erwachsenen Tochter ein Qedicht zum 
ich aus voller Seele zustimmen. Sie Namenstag. Dieses mochte aber dem 
haben recht, eine höhere Anerkennung guten Krenkel ein wenig zu schlecht ge- 
konnte dem biederen Schwaben nicht madit und noch schlechter geschriel^n 
zuteil werden, als die Erhebung in den erscheinen; kurz, man erzählt, dass er es 
grossherzoglich sächsischen Beamten- zornig in Stücke zerrissen und ihr vor 
adel, der gleich nach dem thüringischen die Ftlsse geworfen habe mit den don- 
Uradel rangiert. Auch ich finde in den nernden Orakel Worten : „Lies den Schul- 
Versuchen, den Gefeierten seinem durch linger, Dirn, miserablige, so kriagst a 
ungewöhnlichen Fleiss errungenen Püldung!" 

Stande wieder zu entreissen und einfach 3. Dass Herzog Karl von Württemberg 
als gemeinen „Friedrich Schiller" in der nicht nur der „Tyrann" war, als den ihn 
Literatur fortvegetieren zu lassen, eine eine voreingenommene Auffassimg hin- 
bürgerliche Anmassung sondergleichen, zustellen sich immer bemüht, sondern 
Diesem Beginnen muss auf das kräf- dass er seine Pfleglinge oft auch durch 
tigste entgegengewirkt werden. Ander- recht humorvolle Einfälle erfreute, dafür 
seits sollte aber auch die plebejische diene folgendes Beispiel: Der Herzog 
Dreier ie bekämpft werden, welche Leute hatte von Schillers Gabe, Personen nach- 
vom Schlage von Schillers als ,J>ichter- zuahmen, vernommen, da forderte er ihn 
f ürsten" zu stempeln beliebt! Blei- eines Tages auf, auch einmal an ihm sein 
ben wir bei der Stange: „von Schiller- Talent zu erproben. Trotz aller Wei- 
Denkmal", „v o n Schiller-Feier", „v o n gerung des nicht gerade angenehm Ober- 
Schillers-Räuber" u. s. w. Das „von" raschten bestand der Herzog auf seinem 
erscheint mir sogar wichtiger als der Verlangen. Da bat ihn Schiller um die 
„Friedrich". Li vorzüglicher Hochach- Überlassung seines Stockes, nahm Geber- 
tung Ihr ergebener von Schorsch. den und Redeweise seines Herrn an und 

(Aus der „Jugend".) begann diesen ins Verhör zu nehmen. 

Der Herzog ging auf den Spass ein und 

Schilleranekdoten. 1) In der gab Antworten, mit denen der markierte 
Karlsschule durften die Schüler am Inquisitor nicht zufrieden sein konnte. 
Sonntag die Weste nur mit drei Knöpfen Darauf fuhr dann Schiller auf, ganz nach 
schliessen, um das Jabot breit heraus- der Art des Herzogs: „Potz tausend 
stehen zu lassen; in der Woche mussten Sackerment, Er ist ein Esel!" bot dabei 
sie vier Knöpfe schliessen. Die putz- der in seiner Nähe stehenden Gräfin 
süchtigen unter den jungen Leuten Franziska von Hohenheim den Arm und 
knöpften aber auch an den Schultagen gab sich den Anschein, als wolle er mit 
nur drei zu und freuten sich über den ihr davonlaufen. Da rief der joviale Her- 
weitausgelegten Busenstreif. Einst zog, mit Humor auf die von ihm herauf- 
wurde Schillers Nebenmann von dem vor- beschworene Situation eingehend: „Hör' 
gesetzten OflSzier darüber zurechtgewie- Er, lass er mir die Franzel!" 
sen und entschuldigte sich mit dem Vor- 
geben, der Knopf sei zufällig aufge- Schulhumor. Lehrer: „Was be- 
sprungen. Am andern Tage war Sonn- deutet es: im Seh weisse deines Ange- 
tag; Schiller hatte gedichtet und kam sichts sollst du dein Brod essen?" — 
unbekümmert um die militärische Regel Schüler: „Du sollst so lange essen, bis 
mit geschlossener Weste zur Parade, du schwitzt." 
Hauptmann Schmeckenbecher machte 

ein finsteres Gesicht. „Schiller!" — Die Hauptsache. ,J)u, Elachen, 
„Herr Hauptmann?" — „Was ist heut warst ja audi mit in der Schülervor- 
für ein Tag?" — „Hm — Sonntag!" — Stellung im „Teil". Sag* doch mal, wie 
„Mit wieviel Knöpf ist das Gilet am es dir gefallen hat?" — ,>Gut, Papa, aber 
Sonntag geschlossen ?" — „Hm — mit . . . wer kriegt denn eigentlich den 
drei." — „Wieviel hat Er zu?" — „Ich? Apfel?" 



Bücherbesprechungen, 197 

Jugend von heute. Sitzt da (Geschieht; er versetzt ihm eine gelinde 
neulich ein Schwarzwälder Bürgermei- Ohrfeige) : Ist sie vielleicht so stark 
ster, in seine Akten vertieft, am Rat- gewesen? — O, aber viel stärker! — 
haustisch, als mir nichts, dir nichts die (Gibt ihm eine bedeutend stärkere): 
Tür aufgeht und ein ISjähriger Schul- Also wohl so stark! — Hm, noch etwas 
knabe, das Hütchen auf dem Kopf und fester. — (Haut ihm eine hinter die 
den Schulranzen auf dem Rücken, her- Ohren, dass ihm der Kopf brummt) : 
einstolpert. — Dag Burgemaischter. — Immer noch stärker? — Nein, Ihr 
Xa, was ist denn los? — Den Lehrer N. wusch ter Chaib, so fest aber doch nit 
will ich verklagen. — Was dir nicht gar! (Ab mit Geheul.) — So schreibt 
einfällt! Und weshalb denn? — Er hai die „Konstanzer Zeitung"! 
mir vorhin im Unterricht eine «irfeige y ^^ Volksschul 1 ehr er zum 

^''if^^i.^**^*"-~??'^^^'''l*^'\Kfi Ministerpräsidenten. Der ehe- 
natürlich gar nicht verdient gehabt? - ^^^ Volksschullehrer und bisherige 
Verdient schon, aber -- Was aber? -- Kultusminister Christensen ist bei dir 
1°^ "-;- Vojksblatt" ist letzten Herbst -^^^ erfolgten Demission des Gesamt- 
gestanden, die Lehrer dürfen jetzt gar Jninisteriumf vom Könige von Dänemark 
Y^'""^ cPuf«®'^®'' ^^^^. austeilen, auch ^.^ ^^^ Neubildung dis Kabinetts be- 
keine Schläge mehr auf den Si-tz, einzig auftragt worden und wird ausser dem 
noch auf die Hand. -- Sag doch einmal, prftgidium die Ministerien des Krieges 
kiemer Freund, hast du daheim vom ^^^ ^^^ ^^^^^ übernehmen. 
Vater nicht auch schon Ohrfeigen be- 
kommen? — Der sollt sich einmal un- G. H. L.! Indem dass Sie meiner 
terstehen! — Ah so? Weisst du, um Tochter Auguste eine gänzlich unschul- 
wegen Überschreitung des Züchtigungs- dige Ohrfeige gegeben haben, und dasa 
rechtes gegen den Lehrer gesetzlich vor- noch auf den Kopf, verbiete ich Ihnen 
gehen zu können, muss ich vor allem ganz ergebenst, dass mir das nicht wie- 
genau feststellen, wie stark die verab- der vorkommt. Wenn Sie durohauB 
folgte Dachtel gewesen ist. Zieh also hauen müssen, dazu sind die andere 
gefälligst dein Hütchen herimter und Kinder da, nicht meine Auguste. Ach- 
tritt etwas näher zu mir, mein Sohn! — tungsvoUst X. 



Bücherschau. 



I. B'ucherbesprechungen. 



Unterrichtspraxis im Sinne na- besonders klar werden ; denn es öffnet 

turgemässer Reformbestrebungen für ihm Perspektionen für die Arbeit im 

das Gesamtgebiet des ersten Schul- ersten Schuljahre, die dieselbe in voU- 

jahres und ihre theoretische Begrün- ständig neuem Licht« erscheinen lassen, 

düng vom Standpunkte der Kinder- j^^j^j^ g^^ „j^j^^ ^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ ^er 

Psychologie. Von L F. Göbel- Verfasser absolut Neues bietet. Vieles 

becker. L Teil -.Methodologische .^^ ^j^ Grundwahrheit in jedes auf ra- 

^^TS'^P^'''°^ "• J^'^; Lehrproben, ^j^^^,^^ Grundlage basierendes pädago- 

methodologische Einzelwmke Ge- j^^^^^ g ^^^^ übergegangen. Aber dSih 

dichte, Lieder, Spiele und Rätsel, f^^ ^^ interessant, seinir Rundlichen und 

Verlag: Otto Lemnich, Wiesbaden. ^^^ Begeisterung getragenen Beweis- 

Freis geb. M. 7.50. führung zu folgen, sowie den Aufbau 

Noch allzuoft ist es hierzulande der seines Systems zu betrachten. Heimat- 

Brauch, die Arbeit des ersten Grades kundlicher Sachunterricht ist der 

den jüngsten und damit auch naturge- Stammunterricht, von dem die Arbeit 

mäss den unerfahrensten Lehrkräften im ersten Grade ausgehen muss, und der 

zuzuteilen, und man vergisst dabei, dass dazu dienen wird, die dem Kinde von 

gerade dort für die spätere Schularbeit Natur inne wohnende Selbsttätigkeit 

nicht nur, sondern für die gesamte Ent- stufenmässig zu gestalten und es auf 

Wickelung des Kindes am meisten ge- dem Wege der Anschauung zur Selb- 

tan, aber auch am meisten verdorben ständigkeit zu führen. Der zweite Band 

werden kann. Dies wird dem aufmerk- liefert ein fast unerschöpfliches Material 

samen Leser des vorliegenden Werkes für den Unterricht. 



198 Pädagogische Monatshefte. 

Das ganze Werk ist ein Fundgrube von ringer Mühe fertig bringen, wenn er 
anregenden Ideen für den denkenden weiss, dass der Baum stammverwandt 
Lehrer und darf mit den besten derarti- ist mit dem englischen b e a m , Vogel 
gen Erscheinungen auf einer Stufe ge- mit f owl, Blatt mit blade, Tal mit 
nannt werden. dale, Zeitung mit tiding, Herbst 

mit haryest, Wolke mit welkin, 
Encyklopädisches Handbuch Zimmer mit timber, Knabe mit 
der Pädagogik von W. Rein, k na ve, brauchen mit brook, sterben 
Zweite Auflage. I. Band, zweite ni^* starve und heben mit heave." 
Hälfte. Preis des Halbbandes bei Dieser den praktischen Zweck 
Bestellung vor Erscheinen des 3. des Buches erklärende Satz deutet je- 
Halbbandes M. 7.50. Langensalza, doch den Wert des von gründlichem 
Hermann Beyer & S5hne. 1903. Studium auf dem Gebiete der yerglei- 

Im vorigen Jahrgange dieser Zeit- chenden Sprachwissensohaft zeigenden 
Schrift (Seite 206) wiesen wir gelegent- Werkes nur m geringem Maasse an. Der 
lieh des Erscheinens des ersten Halb- hauptsächlichste Nutzen, den das Hand- 
bandes auf das bedeutende Unternehmen ^^^h für jeden Sprachlehrer, besonders 
hin, das ohnegleichen auf dem Bücher- J^^en Lehrer des Deutschen hat, liegt 
markte irgend eines Volkes dasteht. Der darin, dass letzterer durch dasselbe seine 
vorliegende zweite Halbband bekräftigt p?^^^« der deutschen sowie der eag- 
nur dieses unser Urteil. Prof. Dr. Rein, hachen Sprache bereichern und m den 
der die verantwortliche Oberleitung ne- ^>»^ ^^^^^ beiden Sprachen emdrmgen 
ben der Bearbeitung einer Anzahl von '^ann. 

Artikeln — hier „Charakter" und „(Äa- In dem 300 Seiten starken Werke 
rakterblidung" — in Händen hat, hat die klärt uns der Verfasser über die Ab- 
bedeutendsten Männer als Mitarbeiter stammung der gebräuchlichsten deut- 
gewonnen. So finden wir hier unter der sehen Wörter auf, führt ihre Ableitun- 
grossen Anzahl Dr. Baerwald, Dr. Minch, gen auf die lateinischen und griechischen 
J. Tews, Dr. Konrad Lange, Dr. E. von Wurzeln zurück, zeigt die Veränderun- 
Sallwürk, Dr. Keller u. a. Das Werk gen, welche die einzelnen Wörter im 
verdient die Verbreitimg, deren es sich Alt- und Mittelhochdeutschen erfahren 
erfreut, im weitesten Maasse, und es haben und legt besonderes Qewicht auf 
wäre nur zu wünschen, dass es auch bei ^hre Verwandtschaft mit dem modernen 
uns Eingang in möglichst viele Lehrer- Englischen. Die Wandlungen, die die 
bibliotheken finden möge. einzelnen Ausdrücke im Laufe der Jahr- 

H. Q. hunderte durchgemacht haben, werden 
-, 1 < /-• -ni. somit klar veranschaulicht. Audi über 

„Manual of Ger man Etymo- ^^^ ^^^ch den Volksmund infolge miss- 
logy m its Relation to Enghsh verständlicher Auslegung des Urwortes 
^7 f^^^^J^V^^' ^^\1^^^^}' geschaffene Umdeutung einzelner Wörter 
S?:* .^L ^^^"^^y' N«^ York. eni?hält das Buch reichUch Auskunft. 
Price ^1.00. j^y Verfasser hat mit ebenso eifrigem 

Das vorliegende Handbuch — eine Fleiss als gewissenhafter Methode ge- 
verkürzte Bearbeitung eines grösseren arbeitet. Wir müssen dem Rezensenten 
Werkes von dem nämlichen Verfasser — voll und ganz beipflichten, der das Werk 
ist nicht nur ein wertvolles Hilfsmittel ein zeitgemässes Buch nennt, das unter 
für englisch redende Schüler, die unsere den Unterrichtswerken der deutschen 
Muttersprache zu erlernen wünschen, und englischen Sprache eine fühlbare 
sondern auch ein ethymologisches Wör- Lücke ausgleicht. Aber nicht nur dem 
terbuch von unschätzbarem Werte für Lehrer, sondern jedem gebildeten Deut- 
jeden Sprachlehrer. Ganz besondere sehen, der sieh mit dem Wesen und 
kann es jedem Lehrer, resp. Werden seiner Muttersprache vertraut 
jeder Lehrerin des Deutschen machen will und in ihren Geist einzu- 
an unseren Schulen aufs wärmste dringen wünscht, muss das Buch interes- 
empfohlen werden. sant und imterhaltend erscheinen. Duxtih 

über den Zweck des Werkes lässt sich den Hinweis auf das sprachverwandt- 
der Verfasser in der Vorrede wie folgt schaftlicfae Verhältnis zwischen Englisch 
aus: „Wenn den Schüler deutsche Wör- und Deutseh wird das Buuc^ zu einem 
ter auswendiff lernen will, wie Baum, unentbehrlichen Hilfsmittel für Eng- 
Vogel, Blatt, Tal, Zeitung, lisohredende, die unsere Sprache stu- 
Herbst, Wolke, Zimmer, Kna- dieren, und gleichzeitig auch für solche 
be, brauchen, sterben, heben, Deutsche, die sich in den Sprachgeist des 
so wird er das mit verhältnismässig ge- Englischen vertiefen möchten. 



Bücherbesprechungen. 199 

„Fremdwörter haben nur geringe Auf- breiten VolksBchichten zu fordern. Im 
nähme in dem Werke gefunden. Die Intereaee aUer Pikfreunde ist es gelegen, 
Betonung der Wörter ist angegeben. Das dass der Verfasser baldigst sein Ver- 
Bueh ers<^int in feinem Einband und sprechen realisiert und seinem prftchti- 
zeichnet sich durch klaren Druck aus. gen Werke ein drittes, abschliessendes 

C. B. S. Bündchen hinzuffigt. Dass dassdbe eine 
ebenso warme Aufnahme finden wftrde 
FfthrerffirPilEfreunde. Die am wie die beiden vorher erschienenen, ist 
häufigsten yorkommenden, essbaren, sicher. A. B. 

verdächtigen und giftigen Pilse. Von 

Edmund MichaeL Band I, mit Obersichtliche Darstellung 
69 Pilzgruppen; Band II, mit 107 des Volkserziehungswe- 

Pilzgruppen, nach der Natur von A. sens der europäischen und 

Schmalfuss gemalt und photo- äusseren ropäischen Kul- 

mechanisch für Dreifarbendruck na- turvölker. Beitrag zur Kultur- 

turgetreu reproduziert. Zwickau i. geschichte der Jetztzeit, herausge- 

Sa., Förster und Borries. geben von R Sendler und 0. 

Mit den vorliegenden zwei Bändchen Kobel. 

hat der Herr Verfasser ein Werk ge- Band I: Schweden, Finnland, Nor- 
schaffen, welches in bezug auf seinen wegen, Dänenutrk, England, die eng- 
praktischen Wert, besonders für Laien, llschen Kolonien, die Vereinigten Staa- 
von keinem ähnlichen, mir bekannten ten von Nordamerika, Holland, die Bu- 
Werke übertroffen wird. Man weiss renstaaten, Belgien, Frankreich nebst 
wirklich nicht, was man an demselben Algier und Tunis. 1900. Preis 6 M. 
mehr bewundem soll — die sachverstän- Band II: Portugal, Brasilien, Spanien, 
dige originelle Gruppierung, die volks- Südamerika, Mexiko und Mittelamerika, 
tümliohe, hochinteressante Behandlung Italien, die Schweiz, österreioh, Deutsch- 
des Stoffes oder die naturgetreue Dar- land, die Balkanstaaten, Ägypten, Russ- 
stellung der Illustrationen. Besonders land, Japan, Korea und China. 1901. 
der letztere Umstand ist mit Freude zu Preis 11.50 M. Breslau, Max Woywod. 
begrttssen, da dadurch einem der Haupt- Wer jemals versucht hat, sich über 
mängel der Pilzbücher dieses Landes ab- den gegenwärtigen Stand des Volks- 
geholfen wird. Hat doch ein Künstler Schulwesens aussereuropäischer Länder, 
ersten Ranges wie A. Schmalfuss die oder selbst europäischer Länder wie Por- 
Zeichnungen nach der Natur entworfen tugal und Griecnenland, zu informieren, 
und unter Direktion des Verfassers aus- solchen Falle zu einem Konversations- 
geführtt Durch diese künstlerische lexikon, so findet man einige Zahlen, z. 
Auf fassimg und die naturgetreue, photo- B. die Schüler- und Lehrerzahl, vielleicht 
mechanische Reproduktion im Dreifar- auch die Unterhaltungskosten. Sogar 
bendruck wurde dieses in seiner Art un- die 1. Auflage der „Encyklopädie der Pä- 
vergleichliche Werk geschaffen. Die ge- dagogik" von Rein berücksiditigt die 
treue Wiedergabe des Originals ist na- ausserdeutschen Länder nicht, 
türlioh von der allergrössten Wichtigkeit, Das oben genannte Werk gibt nun für 
da wir nur dadurch instand gesetzt wer- jedes Land £e neuesten und genauesten 
den, die geniessbaren von den ungeniess- Angaben. 

baren Arten zu unterscheiden, denn all Unter Portugal finden wir z. B. eine 
die volkstümlichen Methoden zur Ver- geschichtliche Einleitung, eine Abhand- 
meidung der Vergiftungen haben sich lung über Lehrerbildimg, Lehrergehalt 
nicht bewährt. Nur durch genaue und Schulaufsioht. Das neueste Gesetz 
Kenntnis der Pilze können solche vermie- vom 18. März 1897, die Volksschulen be- 
den werden. Dass dieses durch gute II- treffend, ist voUständidg abgedruckt, 
lustrationen und volkstümliche Be- Ein ausführlicher Lehrplan für die 
Schreibung erreicht werden kann, liegt Volksschulen sowie der Ldirplan für die 
auf der Hand. Dieser Aufgabe ist der Lehrerseminare vom Jahre 1896 bilden 
Verfasser in jeder Hinsicht gerecht ge- den Schluss. Selbstverständlich ist das 
worden, und dass diese TatMche allge- nötige statistische Material, das ja bei 
mein anerkannt wurde, zeigt schon der der Darstellung des Volkserziehungs- 
Umstand, dass das Werkchen in wenigen wesens nicht fehlen darf, in dem Werke 
Jahren seine 4. Auflage erlebte! Natur- zu finden. 

freimden und Lehrern, besonders letzte- Da das Werk sämtliche Kultur- 
ren, würde dieses Buch von allergrösstem Völker berücksichtigt, so eignet es sich 
Nutzen sein, imi die Kenntnis der Pilze vorzüglich zum Nachschlagen bei ver- 
und ihren Wert als Nahrungsmitel in den gleichenden Darstellungen. 



200 Pädagogische Monatshefte. 

Report of the Commisaioner Unter den Fragen, welche gegenwärtig- 

of Education for the year 1903. die amerikanische Lehrerwelt bewegen« 

Washington, Government Printing werden folgende eingdi ender behandelt: 

Office. 1005. Vol. I und II. Pp. „Schulzwangsgesetze und Gesetze zur 

CVn + 2511. Beschränkung der Kinderarbeit; Ver- 

Ausser den zahlreichen statistischen «i?^^« kleiner Landschulen in Z«ntral- 

Angaben für das Jahr 1903 enthält der f^^J"^«" ^^^^^ n«.TS^ slnl!^ fr!?: 

xt^3^\.4. »«<.^*^» 'c^^i^\^,^^r,^\j^^^w^iiMa».^ der von und nach diesen Schulen; freie 

fän^Se Zanknren au^^^^^^ Schulbücher; Lehrerpensionen; Frauen 

FeXn! vi^'deferreine" ku^^^^^ i°/^ Miulverwaltung und ».henkun- 

sprechiig nur die interessantesten nam- fSS/l^Tn ,3rP^ T^^^^^^ ^?u^^7t 

h^aft gem'acht werden können. rEr'^^huSgZsXn^^^^^ 

Die Entstehung und Ausbreitung der ^^„ ^^^ fg^^ betragen diese Sehen- 

Ferienschulen ( vacation schools) , die Zungen die Riesensumme von $308,979,- 

sich m den grösseren Städten uns^es gjg. ^^ ^ehade, dass die Volksschule 

Landes immer mehr einbürgern, schil- ^^^^„ ^^^j ^^^ ^^^^^ ^^^^^^^ 

dert Herr Henry S. Curtis. Der Haupt- interessant ist die Statistik der Leh- 

l^ec^^^^^^er ^mnchtxmg, sowie der „rgehälter. Das Durchschnittsgehalt des 

Spielplätze und der sogenannten „settle- amerikanischen Lehrers betrug im Jahre 

ments" ist bekantlich der, die schul- jg^S $49.98 den Monat, das der Leh- 

pflichtige Jugend nach der Schule und ^^^^^^ ^5^ j^^ ^^ Schuljahr durcA- 

m den Ferien angemessen zu beschäfti- gchnittlich nur 7i Monat beträgt, so 

Ä®°' , 1 , . ^^^^ ^i® Jahreseinnahmen $374.85 resp. 

Die katholischen Gememdeschulen m $303.82. Und wenn man diese Zahlen 

den Ver. Staaten werden eingehend er- durch 12 teilt, da ja der Lehrer doch auch 

örtert. Im Jahre 1903 bestanden 3,978 i^ ^en Ferien leben muss, so kommen 

solche Schulen mit 963,683 Schülern; in ^jg gehr niedrigen Monatsgehälter von 

den öffentlichen Schulen betrug die Zahl $31.24 für den Lehrer und $25.32 für die 

der Schüler für denselben Zeitraum Lehrerin heraus E 
16,009,361. 



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A Grammar of the German Herder und die deutsche 

Language Designed for a thorough christliche Gegenwart. Aus- 

and practical study of the language as Sprüche aus Herders theologischen 

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z i e h e r. Eine pädagogische Studie von based on Caesar (price 5 cts) ; parts II 
Paul Schulze- Berghof Leipzig, and III, based on Cicero (price 65 cts.)- 
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Der Jahrgang der Pädagogischen Honatahefte beginnt im Januar und besteht aus 
zo Heften, welche regehnässig in den ersten Tagen eines Monats (mit Aus- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnementapreia beträgt lz.50 pro Jahr, im voraus aahlbar. 

Abonnementsanmeldungen wolle man gefälligst an den Verlag: Nat Getmaa- 
Amexican Teachers* Seminary, 668-668 Broadway, Milwaukee, Wia., riehten. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag ausaustellen. 

Samtliche Beiträge und su besprechende Bücher sind bis auf weiteres an Max ^^ 

Griebsch, (Nat. G. A. Teachers' Seminary, Milwaukee Wis.) eu send». 

Die Beiträge fttr eine bestinunte Monatsnummer müssen spätestens am 20. das 

vorhergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. ^ 



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4 



\ 



Pädagogische Monatshefte 

P£DAG06ICAL HONTHLT. 

Zeitschrift fär das detttschamerikanisclie SchttlweseiL 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbondes. 

lahrgMg TL S ip t t i n b e r Oktober 1905* Ikft 7—8« 

Protokoll *} 



der 34« JabresverMmmlung des Nattoealen Deutochamerikaniadiee Lehrer- 

beedes in Chicago vom 30. Juei bis 3. Jufi 1905. 



(OfSzielL) 

Am Abend des 30. Juni wurde in der Nordseite Turnhalle in Chicago der 34. 
Lehrertag eröffnet. Nach einigen GesangsvortrRgen erfolgten die üblichen Be- 
grüssungsreden, worauf der Präsident des Bundes, Herr B. A. Abrams, den Lehrer- 
tag für eröffnet erklärte. 

Erste HauptveiMiiiiiiliuig. — Der Präsident eröffnete dieselbe um 9 Uhr in der 
Gob Hall der University of Chicago. Herr Professor Harry Pratt Judson von der 
Uhiversity of Chicago begrüsste den Lehrerbund im Namen der Universität. 

Da der Schriftführer abwesend war, wurde Herr Hans Siegmeyer Ton Milwau- 
kee zum seitweiligen Schriftführer ernannt. Als Hilfsschriftführerinnen wurden 
Frl. Anna Hohgrefe von Milwaukee und Frau Klara von Otterstedt von Chicago 
gewählt. 

Der Präsident teilte der Versammlung mit, dass seit der letzten Tagung drei 
Mitglieder des Bundes gestorben sind, nämlich die Herren Emil Dapprich, Milwau- 
kee, W. Schäfer, Cincinnati, und Louis Schutt, Chicago. Die Versammlung ehitt 
das Andenken der drei Mitglieder durch Erheben von den Sitzen. 

DI« Ptfifungskommission des Seminars stattete hierauf ihren Berieht ab. 



*) Sämtllcbt bei der Taicnng gehaltenen VortrSc« erscheinen In des P. M. Im Wortlaut. 



202 Pädagogische Monatshefte, 

Bericht des Pififungaaiiuchiisses. 

Milwaukee, den 24. Juni 1905. 

An den Priaidenten und die Mitglieder des Natl. D. A. Lelirerbundee. 

Die Seminar-PrflfungBkommisBion hat sich der ihr aufgetragenen Pflicht 
* untersogen und erlaubt sich, Ihrer Körperschaft hiermit Bericht abzustatten. 

Die diesjährige dritte Seminar- oder Abiturientenklasse bestand aus 
fünf Damen und drei Herren. Allen ist das Zeugnis der Reife fflr den Un- ^ 

terricht merkannt worden. 

Lehiproben und die mflndlichen Prüfungen aller Klassen fanden am 
22.-24. Juni statt. 

Von den acht Abiturienten waren vorher unter Klausur schriftliche Ar- 
beiten, deutschen Aufsats, englischen Aufsatz, deutsche Literaturkunde, eng- 
lische Grammatik und P&dagogik umfassend, angefertigt und der Prflfungs- ^ 
kommission zur Begutachtung unterbreitet worden. Die Arbeiten bekundeten 
ohne Ausnahme viel Fleuis und Sorgfalt und verdienen alle Anerkennung. 

Drei der Lehrproben wurden in englischer, fünf in deutscher Sprache 
gehalten. Die jungen Lehramtskandidaten unterrichteten in würdiger Weise 
und bewiesen, dass sie selbst sich der Schwierigkeiten des erwählten Berufes ' 

wohl bewusst, aber auch auf eine gute Vorbildung vertrauend und festen 
Willen hegend, sicher seien, allen gerechten Anforderungen genügen zu 
können. 

Es sei hier erwähnt, dass neuerdings die Einrichtung getroffen worden 
. ist, die einzelnen Zöglinge der Abiturientenklasse je einen Monat lang in drei 
verschiedenen Klassen der öffentlichen Schulen von Milwaukee als deutsdie 
Hilfslehrer arbeiten zu lassen. Darauf ist gewiss die bei den Lehrproben 
bewiesene Sicherheit zurückzuführen. Für die später möglicherweise in die 
Milwaukee Schulen als Lehrkräfte eintretenden Aibturienten erwächst der 
weitere Vorteil, dass ihnen bei der Festsetzung des Gehaltes für die ge- 
leistete Arbeit ein Jahr Erfahrung angerechnet werden soll. Eine Errungen- 
schaft ist ebenfalls das Zugeständnis, dass Abiturienten des Seminars, ohne 
sich einer nochmaligen Prtifung unterwerfen zu müssen, in den Schulen Mil- 
waukees als deutsche Hilfslehrer angestellt werden können. Möchten doch 
andere Städte ähnliche Bestimmungen treffen. 

Klasse 1, aus vier Damen bestehend, wurde in der Ver. Staaten Ge- 
schichte und in der Physiologie, neun Zöglinge der Klasse 2 in der Geometrie 
und in der Psychologie geprüft. 

Das deutlich erkennbare Streben dieser Seminarzöglinge, Gutes zu leisten, 
berechtigt zu dem Schlüsse, dass auch sie später würdig und fähig sein wer- 
den, den hohen Anforderungen des Lehrer- und Erzieheramtes zu genügen. 

Zur vollen Ausnützung der Vorteile einer seminaristischen Bildimg ge- 
hört entschieden eine gewisse Reife des Alters. Daher ist die Bestimmung zu 
bilUgen, dass Zöglinge, welche um Aufnahme in das Seminar nachsuchen, das 
löte Lebensjahr überschritten haben müssen, und dass femer Abiturienten 
gutstehender Hochschulen wohl in die zweite aber nicht in die höchste Klasse 
Aufnahme finden sollen, somit den Kursus in zwei Jahren, aber nicht in 
einem Jahre beenden können. 

Angesichts dieser verschärften Aufnahmebedingungen, und um der viel- 
leicht eintretenden Verminderung in der Zahl der um Aufnahme Nachsuchen- 
den entgegenzuwirken, ist eine lebhaftere Agitation zwecks Zuführung von 



Protokoll 208 

Sohülern und die regste Unterstützung der Ziele des Seminars dringOMl 
geboten. 

Ee wäre ein Unrecht, diesen Bericht zu beenden, ohne der anfopfemdeo 
Tätigkeit sowobl des Direktors als auch des gesamten Lehrpersonals dm 
Seminars und der Akademie Erwähnung zu tun. Auch das Benehmen der 
Schfiler verdient ungeteiltes Lob. 

H. H. Fidc 
Benaxd ▲, Abramt. 
Otto Heller. 
Der Bericht wurde gutgeheissen und angenommen. 

Es folgte sodann eine allgemeine Besprechung des nachstehenden Themas: 
Lehrerbund und Lehrerseminar. 

Professor Camillo von Klenze von der University of Chicago hielt hierauf einen 
Vortrag über „Die Stellung des deutschen Lehrers im modernen amerikairiscJien 
Bildungswesen''. *) 

Das zweite Thema, welches einer allgemeinen Besprechung unterzogen wurde, 
lautete: Lehrerbund und Bundesorgan. 

Hirauf trat eine Pause von 10 Minuten ein. 

Herr W. W. Florer von der University of Michigan hielt nun einen Vortrag 
über das Thema: „The Importance of Gontemporary German Literature for the 
American Student." 

Professor A. R. Hohlfeld von der University of Wisconsin stellte im Anschloss 
an das Thema „Lehrerbund und Bundesorgan" sodann folgenden Antrag: 

„Die gegenwärtige Schriftleitung der Monatshefte soll als ein Komitee 
fungieren, um darüber zu beraten, wie das Bundesorgan zu einer mehr den 
praktischen Bedürfnissen entsprechenden Zeitschrift zu gestalten sei." 
Professor Otto Heller schlug folgenden Zusatz vor: 

„Die Ezekutivbehörde des Lehrerbundes eoU mit der Schriftleitung de« 
Blattes Hand in Hand gehen und derselben bei der Lösung ihrer schwierigen 
Aufgabe mit Rat und Tat zur Seite stehen." 
Der Antrag wurde mit dem Zusätze angenommen. 
Hierauf Vertagung. 

Zweite Hauptversammlung. — Das Protokoll der ersten Sitzung wurde verlesen 

und angenommen. Der Präsident gab hierauf die folgenden Auasehflsse bekannt: 

Nominationsausschuss: Camillo von Klenze, CSiioago; H. H. 

Woldmann, Cleveland; Dr. H. H. Fick, Cincinnati; Frl. Anna Hohgrefe, Mil- 

waukee; Frl. Elsbeth Thielepappe, Chicago. 

Finanzausschuss : John Eiselmeier, Milwaukee ; J. Menger, Ann 
Arbor; G. Roessler, Chicago. 

Aueschuss für Beschlüsse: Prof. Otto Heller, St. Louis; C. C. 
Baumann, Davenport; C. O. Schönrich, Baltimore; Oskar Burekhardt, Fr. 
Emma Dapprich, Milwaukee; Fr. Wilhelmine Maier, Fr. Lina R. Howie, 
Chicago. 
Dann kam der Bericht des Schriftführers zur Verlesung, aus dem hervorgeht, 
dass ausser den sdion berichteten Namen zu denen der Verstorbenen noch hinzu- 
kommen die von Caspar Grome, August Roth, C. L. Nippert und Johannes Schmidt, 
Cincinnati. 

Der Sekretär machte in seinem Bericht folgende Vorschläge: 



*) Dteser Vortrag kann leider erat Im Novemberhefte lum Abdrucke gelangen. 



204 Pädagogische Monatshefte. 

1. PräBident und Sekretär sollten in derselben Stadt wohnen, oder wenigstens 
einander so nahe, dass eine häufige Besprechung ohne grosse Kosten ermöglicht 
wflrde. 

2. Um den Beamten des Lehrerbundes einen festen Anhaltspunkt su geben 
und so die Vorbereitungen für einen Lehrertag leichter zu machen, sollte derLehrer- 
bund einen aus etwa fttnf Mitgliedern bestehenden Ausschuss für jeden wichtigen 
Staat des Landes ernennen (New York, Ohio, Illinois, Indiana, Maryland, Wiscon- 
sin, Pennsylvanien und vielleicht auch Missouri und Iowa), welchem die Aufgabe 
zufiele, in dem betreffenden Staate das Interesse für die Bestrebungen des Bundes 
wachzuhalten und die Lehrerschaft zu organisieren. Auch sollten Nichtlehrer, ge- 
bildete Deutsche, denen die Pflege des Deutschen am Herzen liegt, zur Mitglied- 
schaft veranlasst werden. Femer sollte man sich bestreben, freiwillige Beiträge, 
d. h. eine grössere Summe, zu erlangen, um den Lehrerbund zu einer Zentralstelle 
für eine kräftige Agitation zu Gunsten der Einführung bezw. Beibehaltung d«r 
deutschen Sprache zu machen und so die Bedeutung unseres Bundes zu erhöhen« 

3. Um diesen Ausschüssen Zeit und Gelegenheit für ihre Arbeit zu geben, so- 
wie auch damit die Lehrertage mit ihren bedeutenden Geldopfem nicht in allzu 
kurzen Zeitabständen auf gewisse Städte fallen möchten, und auch weil die Staats- 
verbände ihre Konventionen in die Zwischen jähre verlegen könnten, sollten die 
Lehrertage in Zukunft nur alle zwei Jahre stattfinden. (Diese Empfehlung wurde 
sofort von der Versammlung einstimmig verworfen.) 

4. Der Lehrerbund sollte bei jeder Tagung eine bestimmte Summe für Pro- 
pagandazwecke den Beamten zur Verfügung stellen. 

6. Damit er eine gesetzlidie Person werde, sollte sich der Lehrertag in irgend 
einem Staate inkorporieren lassen. 

6. Ein Vizepräsident sollte mit den anderen Beamten erwählt werden, anstatt 
zu Beginn der Tagung, wie es jetzt üblich ist. 

Diese Verschlage wurden dem Beschlussausschuss überwiesen. 

Folgende Vorträge wurden im Laufe der zweiten Hauptversammlung gehalten: 

Prof. Starr Willard Cutting, University of Chicago: Über den Gebrauch von 
Lehrbüchern beim neusprachlichen Unterricht. 

Dr. Paul V. Kern, University of Chicago: Realien im neusprachlicfaen Unter- 
richt. 

Prof. A. R. Hohlfeld, University of Wisconsin: Die Zukunft des deutschen 
Unterrichts im amerikanischen Schulsystem. 

Hierauf Vertagung. 

Hans Siegmeyer, Schriftführer. 

Dritte Hauptversammlung. — Die Versammlung wurde in den Räumlichkeiten 
der University im Fine Arts Building um 9 Uhr eröffnet. 

Herr Seminardirektor Max Griebsch hielt seinen Vortrag: Die allgMneine 
Volksschule und die Stellung des deutschen Sprachunterrichts in derselben. 

Der zweite Vortrag wurde von Herrn C. O. Schoenrich von Baltimore gehalten. 
Das Thema lautete: Ein im amerikanischen Unterrichtswesen vielseitig vernach- 
lässigter Faktor. 

Herr H. Woldmann von Cleveland hielt sodann einen Vortrag über das Thema: 
Welche gemeinschaftlichen Ziele sollte der Unterricht im Deutschen unter den ver- 
schiedenen Schulsystemen haben? 

Nach Schluss der Vorträge wurde zur Wahl des Verstandes geschritten, die 
folgendes Ergebnis zeitigte: 



Protokoll. 206 

Dr. H. H. Fick, Cinäiuiati; L. Hafan, Gincinnati; B. Abrams, Milwaukee; J. 
EiBelmeier, Milwaukee; Gamillo Ton Klenze, Chicago; Prof. Otto Heller, St. Louis; 
Frau K Dapprich, Milwaukee; G. Müller, Cincinuati ; G. G. von der Groben, Erie. 

Prflfungflkommission: B. Abrams, Milwaukee; M. Schmidhofer, Ohi- 
oago; H. H. Woldmann, Gleveland. 

Pflege des Deutschen: Prof. G. Ferren, Allegheny; Prof. A. R. Kohl- 
feld, Madison; Prof. P. V. Kern, Chicago. 

Der Bericht des Schatzmeisters lautet wie folgt : 

Einnahmen: Kassenbestand $ 77.37 

Beiträge 462.80 

$540.17 

Ausgaben $224.05 

Kassenbestand am 3. Juli 315.52 

Der Finanzausschuss berichtete: 

Chicago, den 3. Juli 1906. 
Wir haben die Bttcher und Quittungen sowie den Kassenbestand des 
Schatzmeisters geprüft und alles richtig befunden. 

John Bisetaneier. 
G. Boessler. 
J. Mensur. 

Der Ausschuss für Beschlüsse legte folgenden Bericht vor: 

Mit Hinsicht auf den Umstand, dass der über alle Erwartung grosse 
Erfolg des nun zum Schlüsse gelangenden DeutschamerikanisQhen Leihrer- 
tages den einmütigen und zielbewussten^ Bemühungen vielseitiger Faktoren 
zuiusehreiben ist, spricht der Lehrerbund in seiner Schlussversammlung fol- 
genden Korporationen und Personen im vollsten Masse Dank und Anerken- 
nung aus: 

1. dem Bürgerausschuss der Stadt Chicago, insbesondere den Herren 
Pfeifer, Prof. von Klenze, Rehm, Mannhardt, Schmidhofer und Georg, für 
den herzlichen Empfang und die gastfreie Bewirtung, die er den Besucbem 
des Lehrertages zu teil werden Hess; 

2. der Universität von Chicago, dem Präsidenten derselben, Herrn Dr. 
W. R. Harper, dem Dekan der philosophischen Fakultät, Professor Harry 
Judson, den Lehrkräften der Abteilimg für deutsche Sprache und Literatur, 
die uns mit dem liebenswürdigsten Entgegenkommen die Freiheit der Uni- 
versität und die ausgedehnteste Gastfreundschaft gewährten und uns in 
jeder Besiehung fördernd und führend zur Seite standen; 

3. der Chicago Tumgemeinde, den Gesangvereinen Germania Club und 
Harmonie, deren Dirigenten und Solisten, die uns zwei an Gemütlichkeit und 
musikalischen Genüssen reiche Abende gewährten; 

4. der deutschen Presse, welche unsere Bestrebungen so wacker unter- 
stützte; 

5. allen Herren, welche durch ausgezeichnete Vorträge die Hauptver- 
sammlungen belebt und allen Besuchern, seien es gereifte Pädagogen oder 
junge Lehrer, eine Fülle von Anregung imd Belehrung dargeboten haben; 

6. dem Vorstand des Lehrerbundes, ganz besonders dem Präsidenten des- 
selben, Herrn Bernhard Abrams, der fast alle dem Lehrertage vorangehenden 
Geschäfte in eigener Person besorgte, und der bei den Verhandlungen eich 
als ein ausgezeichnteer Vorsitzender und Leiter der Debatte bewährte. 



206 Pädagogische Monatshefte. 

Gleichfallfl mit Anerkennung ist zu erwähnen, dasa Herr Abrams in der letzt- 
erwähnten Stellunng Ton dem temporären Vizepräsidenten, Herrn Weidmann, 
tatkräftige Unterstützung fand. 

Seminar und Bundetorgan. 

In Bezug auf das Lehrerseminar und das «bis dato unter dem Titel 
„Pädagogische Monatshefte" erscheinende Bundesrogian erlaubt sich Ihr Ko- 
mitee, Ihnen folgende Resolutionen yorzulegen: : 

1. Der Lehrerbund sieht in dem Lehrerseminar das vorzügliehste Mittel, 
geeignete Kräfte für den Unterricht der deutschen Sprache im amerikani- 
schen Schulsystem heranzubilden und betrachtet es daher als eine seiner 
Hauptaufgaben, die besagte Anstalt aufs kräftigste zu fOrdem. Zu den anf 
die Hebung des Seminars hinzielenden Bestrebungen seien gerechnet: 

a) die Beschaffung Ton Geldmitteln, um das Stammkapital der Anstalt 
zu erhöhen; 
i b) die Zuführung von geeignetem Schülermaterial; 

c) die Erwirkung von Begünstigungen für die Abiturienten der Anstalt, 
derart, dass sie, wie es seit dem letzten Jahre in Milwaukee der Fall ist, auf 
das Diplom der Anstalt hin Anstellung finden; 

d) der Hinweis auf das Seminar für alle Lehranstalten, welche tüchtige 
Lehrer des Deutschen zu gewinnen suchen. 

2. Um eine allseitige und einheitlich wirkende Agitation ins Leben zu 
rufen, soU in jeder Stadt, welche als ein Agitationszentrum angesehen werden 
kann, ein Komitee aufgestellt werden, welches die dreifache Agitation für 
denLehrerbund, das Lehrerseminar und das Bundesorgan einzuleiten und in 
Gang zu erhalten hat. In jedes dieser Komitees wählt der Lehrerbund ein, 
beziehungsweise auch mehr Mitglieder, welche sich dann durch Zuziehung 
geeigneter Persönlichkeiten ihres Agitationsdistriktes als Lokalkomitees zu 
konstituieren haben. 

3. Um die gemeinsame Agitation für die Mitgliederzahl des Lehrer- 
bundes und für die Subskriptionsliste des Bundesorgans zu vereinfachen, wird 
ein Betrag von zwei Dollars festgesetzt, dessen Zahlung eine Person zur Mit- 
gliedschaft am Bunde und zum Bezug der Zeitschrift auf ein Jahr berechtigt. 
Der Subskriptionspreis für die Zeitung allein wird auf $1.50, der AiGtgUeds- 
beitrag für den Bund auf $1.00 festgesetzt. Der gemeinsame Betrag von 
2 Dollars wird zwischen Bund und Zeitschrift in dem Verhältnis von 2:3 
geteilt. (Nicht angenommen.) 

4. Dem amerikanischen Zentralverein von Pennsylvania wird für die 
zur Unterstützung des Bundesorgans ausgesetzte Jahresrente von $25 der 
herzliche Dank des Bundes ausgesprochen. Zugleich wird der Hoffnung Aus- 
druck verliehen, dass auch andere Vereinigungen, sowie Individuen in ähn- 
licher Weise Jahresbeiträge, sei es füi das Seminar oder für das Bundes- 
organ, aussetzen mögen. 

5. Der Lehrerbund beschliesst, dem Bundesorgan eine Summe von $160 
zur teilweisen Deckung des Defizits vom letzten Jahre zuzuweisen. 

0. Der Lehrerbimd spricht schliesslich der Leitung des Lehrerseminars 
und der des Bundesorgans sein volles Vertrauen aus. 

Individuelle Beschlüsse. 

1. 
Der Bund spricht seine tiefe Trauer über den Tod der folgenden Mitglie- 
der aus, die ihm in den zwei letzten JiAren entrissen wurden: Emil Dapp- 



Protokoll 207 

rieh, Caspar Grome, Aiiguat Roth, Wilhelm Sdiaefer, Karl L. Nippert, 
Johann Schmidt, Louis Schutt. Eine eingehende Würdigung dieser Männer, 
besonders unseres unvergesslichen Emil Dapprich, ist im Bericht des Sekre- 
tärs enthalten. 

2. 

Wie bereits im Sekretärsberioht angeregt worden ist, sollen wo mOglich 
Präsident und Sekretär des Bundes derselben Stadt u. z. derjenigen, in wel- 
cher der nächste Lehrertag stattfinden soll, angehören. 

3. 

Der Vizepräsident soll zugleich mit den anderen Beamten, und nicht wie 
bisher zu Beginn der jeweiligen Tagung erwählt werden. 

4. 

Der Lehrertag soll bei jeder Tagung seiner Beamten eine bestimmte 
Summe, bis zu 50 Dollars, zur Deokimg der notwendigen Ausgaben anweisen. 

5. 

Der Lehrerbund soll in einem Staate der Union inkorporiert werden, 
um eine juristische Person zu sein. 

7. 

Auf Grund der eingezahlten Beiträge hat der Schatzmeister dem Sekre- 
tär des Bundes eine Liste der Mitglieder zu übergeben, welche dann in der 
ersten dem jeweiligen Lehrertage folgenden Nummer des Bundesorgans zu 
veröffentlichen ist. 

8. 

Der Vollzugsausschuss wird beauftragt: 

a) die Statuten des Lehrerbundes einer zeitgemässen Revision zu 
unterziehen; 

b) die so revidierten Statuten mindestens zwei Monate vor dem näch- 
sten Lehrertage im Bimdesorgan zu veröffentlichen; 

c) im Programm des nächsten Lehrertages der Beratung über die revi- 
dierten Statuten eine der Wichtigkeit der Sache entsprechende Stelle 
einzuräumen. 

Otto Heller, 
Oscar Burckhardt, 
C. C. Baumann, 
Emma Dapprich, 
C. 0. Schoenrich, 
Lina Reinhardt Howie, 
WUhehnine Maier. 

SämtHche Beschlüsse, ausser Beschluss 3 unter Seminar und Bundesorgan, 
wurden angenommen. 

Als nächster Tagungsort wurde Cincinnati gewählt. 

Sodann trat eine Pause ein, während welcher der neue Verwaltungsrat sich 

wie folgt organisierte: 

Präsident: Dr. H. H. Fick, Cincinnati, Ohio. 

Vize-Präsident: Dr. Otto Heller, St. Louis, Mo. 

Schatzmeister: Louis Hahn, Cincinnati, Ohio. 

Schriftführer: John Eiselmeier, Milwaukee, Wis. 
Der Präsident erklärte sodann den Lehrertag für beendet. 

Frau Klara von Otterstedt, Schriftführerin. 



Glossen zum letzten Lehrertage. 



Von Oscar Burckhardtt Nat. Dvotscham. Lehrerseminar, Milwaukee, Wie. 



So hat er doch stattgefunden, obwohl einzelne voreilig besorgte Ge- 
müter schon bereit waren, die Totenklage um ihn zu erheben. Es ging 
ihm ungefähr wie dem alten Juden, an dessen Sterbelager die gedungenen 
Weiber ihre Gebete, als hätten sie^s gar eilig, mit stets vermehrter Schnel- 
ligkeit herunterschnatterten, und der dann den charakteristischen Aus- 
spruch tat : „Sterben will idi, aber drängen lass' ich mer nicht." Auch 
der deutschamerikanische Lehrertag, von dem hier die Bede ist, liess sich 
durch das Schmerzensgeheul seiner warmen Gönner nicht zum Sterben 
drängen; nein, er starb überhaupt nicht, sondern erhob sich nach seiner 
zweijährigen Bettlägrigkeit, als hätte ihm nie etwas gefehlt, und alle sahen 
mit Verwunderung auf den frischen Gesellen; denn das erschien er trotz 
der nahezu vierzig Jahre, die er auf dem Buckel hatte. Die Alten wollten 
ihren Augen nicht trauen ; sie fühlten sich wieder ganz wie anno dazumal, 
als sie den strammen Burschen in die Welt gesetzt hatten ; die Jungen aber 
fühlten, wie sich das Eis um ihre Herzen löste. Das war ja gar nicht der 
schreckliche Magister, dessen steiflederne Weisheit sie im vornherein mit 
Schrecken erfüllte, sondern ein gar zutunlicher Kumpan, mit dem sich's 
gut verkehren liess. Sie schlössen sich ihm auch recht zutraulich an und 
blieben ihm zur Seite, nicht nur wo es Bier und belegte Brötchen gab, 
sondern auch dort, wo der Honig der Weisheit von beredten Lippen floss. 

Es war ein ehrlicher und grosser Erfolg; das Verdienst aber, den 
34. Lehrertag zu einem solchen gestaltet zu haben, gebührt in erster Linie 
zwei Faktoren: dem Bürgerausschuss von Chicago und der Universität 
dieser gastlichen Stadt. In umsichtigster und geschicktester Weise hatte 
das Lokalkomitee die Vorbereitungen getroffen. Der Appell an den Geld- 
beutel war dank der Überredungskraft der mit dieser delikaten Mission 
betrauten Persönlichkeit nicht ungehört verhallt; nicht nur die Ausgaben 
für die so ungemein gemütlichen Festlichkeiten, die den Besuchern des 
Lehrertages zu Ehren veranstaltet wurden, waren gedeckt, sondern es 
blieb sogar noch ein Überschuss, welcher dem Lehrerseminar zugewendet 
wurde. Es war zwar keine Million, denn um selbst nur einen anständigen 
Bruchteil einer solchen zu erhalten, ist das Seminar in den Audienzsälen 
der öl- und Stahlkönige eine zu unbekannte Grösse; aber was der ersten 
Ziffer an angehängten Nullen gebrach, das wurde ersetzt durch die 



Glossen zum letzten Lehrertage, 209 

Freundlichkeit der Geber, und so gebührt ihnen ein ebenso herzlicher 
Dank, als ob eine der genannten Majestäten aus dem Übermass ihre) 
Eeichtums die siebenziffrige Zahl gespendet hätte. 

Trugen die Festlichkeiten, für welche der Turnverein der Nordseite 
von Chicago in entgegenkommender Weise seine Halle zur Verfügung ge- 
stellt hatte, mit ihren Chor- und Solovorträgen, ihren Ansprachen und 
Annehmlichkeiten einen durchweg herzlichen Charakter, so verlieh an- 
dererseits der Umstand, dass zwei der Hauptversammlungen in den 
Bäumen der Universität von Chicago stattfanden, den Verhandlungen des 
Lehrertages ein feierliches Gepräge. Was im besonderen die deutsche Ab- 
teilung der Universität zum Gelingen der Sache beitrug, kann nicht rüh- 
mend genug betont werden. In würdigen Worten hiess der Dekan der 
Universität, Professor Harry P. Judson, die Versammlung willkommen 
und übertrug ihnen die Freiheit der Universität und ihrer dem Getriebe 
der Grossdtadt so entlegenen schönen Gründe. 

Drei Professoren der deutschen Abteilung traten mit Vortragen auf; 
zu ihnen gesellten sich die Herren Hohlfeld von Madison und Hörer von 
Michigan. Wir müssten unseren kurzgefassten Artikel, der mehr ein 
sympathisch gedachtes Stimmungsbild als ein ausführlicher Beridrt über 
den Verlauf des Lehrertages sein soll, zu einer das ganze Heft dieser Zeit- 
schrift in Anspruch nehmenden Länge ansehwellen lassen, wollten wir 
auch nur einig^massen dem Ideengange aller dieser sowie der in der 
dritten Versammlung gehaltenen Vorträge nachgehen ; nur das wollen wir 
feststellen, dass alle in ihrer Mannigfaltigkeit und ihrer durch die Indivi- 
dualität des Bedners bedingten Färbung eine Fülle von Anregung boten ; 
alles zusammengedrängt in den kurzen Zeitraum von wenigen Stunden, 
deren die zahlreichen Besucher noch lange in angenehmer Erinnerung 
gedenken werden. 

Wie aufmerksam lauschte aber auch alles, zumal das junge Volk, 
welches vielleicht zum erstenmal einen Lehrertag besuchte; wie erfreute 
man sich an der unfehlbaren Bednergabe des Professors v. Elenze, der die 
bilderreichen Perioden seines Vortrages dahingleiten Hess, ohne nur einen 
Augenblick ins Stocken zu geraten. Dann war es wieder Professor Cut- 
ting, welcher die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Schneidig wie sein 
Name war sein Auftreten und seine Sprache. Wie rollte er die B in 
seinem Vortrage; wie volltönend hoben sich die gefürchteten dunklen 
Umlaute von seinen Lippen. Doch das war nebensächlich; was hier 
fesselte, war der Umstand, dass in diesem Vollblutamerikaner eine 
deutsche Seele wohnt, als wäre sie ihm angeboren, als Frucht der liebe- 
vollen Vertiefung in den Geist unseres Volkes, wie wir sie in diesem Lande 
anstreben und wie sie uns in diesem Manne freilich nur als einem ein- 
zelnen Falle verkörpert entgegentritt. Eine beherzigenswerte Mahnung 



210 Pädagogische Moonaishefie, 

sprach aus dem Auftreten dieses Mannes^ besonders für die junge Lehrer- 
schaft. Sagen wir es offen heraus: Sie, und wir meinen zunächst die 
jungen männlichen Lehrer, fühlen nicht durchwegs in sich das uner- 
schütterliche Vertrauen zu der Sache, für welche sie zu wirken und zu 
kämpfen haben. Weil diese Sache vielseitigen Angriffen ausgesetzt ist, 
und zwar mehr versteckten und giftigen, als offenen und ehrlichen, so 
meinen sie, die Sache sei, wenn nicht gerade schlecht, so doch verloren. 
Nach und nach verfallen sie in Gleichgültigkeit, und von dieser ins ent- 
gegengesetzte Lager ist oft nur ein Schritt. Jener amerikanische Uni- 
versitätslehrer aber, der sich mit seiner deutsch fühlenden Seele ein Stück 
des deutschen Oemütes erobert hat, er könnte sie durch Selbstbeispiel 
belehren, dass ihre Sache des Wirkens und des Kämpfens würdig ist, und 
dass eine Nation von ihrer Selbständigkeit und Würde nichts verliert, ja, 
dass sie nach beiden Bichtungen gewinnt, wenn sie sich ein offenes Auge 
für die kulturellen Errungenschaften anderer Nationen bewahrt und das 
Beste daraus auf den einheimischen Boden verpflanzt, wo es den Grund- 
bedingungen der eigenen Nation sich anpassend zu reicher Ernte empor- 
blüht. 

Wenn wir uns bei dem Namen des Herrn Professors Cutting länger 
aufgehalten haben, weil er uns Veranlassung gab, zeitgemässe Betrach- 
timgen auszusprechen, so dürfen wir der Verdienste der Herren Hohlfeld, 
Florer und Kern nicht vergessen. Der Vortrag des Erstgenannten zeich- 
nete sich durch die an ihm bekannte Abrundung imd Klarheit aus ; Pro- 
fessor Kern aber tat noch ein übriges, indem er sowohl in dem Er- 
frischungssaale den umsichtigen Hauswirt, als auf den Gründen der weit- 
angelegten Universität den liebenswürdigen Wegweiser machte. 

Li den zwei ersten Versammlungen waren es fast ausschliesslich 
Universitätslehrer, die das Wort hatten, jedoch hegte wohl niemand die 
Befürchtung, als würde hier über die Köpfe der Mehrheit hinaus ver- 
handelt. Es zeigte sich vielmehr gerade in diesem Umstände der schöne 
demokratische Geist, welcher diesem Lande eigen ist und der auch die 
auf der Höhe der Zinne Stehenden bewog, die Sache des Volkes, repräsen- 
tiert durch die zahlreichen Lehrer der Volksschule, zu der ihrigen zu 
machen. Dass hier Universitätslehrer, Mittelschullehrer und Elementar- 
lehrer ohne Unterschied Schulter an Schulter für dieselbe Idee in die 
Schranken traten, auch das musste auf die jimge Lehrerschaft, die Lehrer- 
schaft der Zukunft, und an diese zunächst ist alles, was hier gesagt ist, 
gerichtet, einen bleibenden Eindruck machen. 

Arbeit und Vergnügen, professioneller Ernst und naturgemässer 
Frohsinn wechselten in dem Programm des Lehrertages in angendimer 
Weise ab. Der Sonntag, der zwischen die beiden Gschäftstage fiel, war 
der Erholung gewidmet. Ein Dampfer trug die Mehrheit der Besucher 



Glossen zum letzten Lehrertage. 211 

hinaus in den Michigansee. Neptun war günstig gestimmt, sei es, dass er 
wie die anderen „Götter im Exil" zahm geworden war ; sei es, dass er von 
Galanterie sich leiten liess gegen die Lehrerinnen, welche ein Dichter aus 
Cincinnati als die „Unvergleichlichen" bezeichnet hatte. Die Wahrheit 
wird wohl gewesen sein, dass er sich von seiner Nichte Minerva zu sehr 
fürchtete, als dass er die Überfracht von Weisheit, die auf diesem Schiffe 
versammelt war, mit Seekrankheit bedroht hätte, gegen welche alle Weis- 
heit der Erde zunichte wird. So aber ging die Fahrt bei Ice Cream und 
Appetitbrötchen sanft und vergnüglich von statten. 

Die dritte Hauptversammlung stand unter der geistigen Führung 
hervorragender praktischer Schulmänner, wie Max Griebsch, H. Weid- 
mann und C. 0. Schoenrich. Über ihre Vorträge können wir nur das 
wiederholen, was wir über die ihrer Kollegen von der Universität gesagt 
haben. Auch hier neue gewinnbringende Ideen und eine Fülle von An- 
regung, welche bei den in fürchterlicher Enge eingekeilten Zuhörern 
ersichtlich auf günstigen Boden fiel. Als Leiter der Debatte bewährte sich 
Herr Abrams wie immer. Mit den parlamentarischen Formen aufs ge- 
naueste vertraut, stets schlagfertig und dabei gemässigt, wusste er durch 
guten Humor auch den trockensten Verhandlungen eine Würze zu ver- 
leihen. 

Drei Punkte waren es hauptsächlich, über welche eifrig debattiert 
wurde: der Lehrerbund, sein Organ und das Lehrerseminar. Alle drei 
bilden etwas Eonsolidarisches und sollten bei einer zielbewussten Agita- 
tion stets als solches ins Auge gef asst werden. Grunde und Idare Be- 
schlüsse, welche darauf hinzielen, wurden angenommen. Nun handelt es 
sich, dieselben auch in Ejraf t zu setzen. Ein wenig Umsicht von Seiten 
des neuen Vorstandes, etwas guten Willen von Seiten aller, denen die 
Sache am Herzen liegt, sollten genügen, eine Agitation, wie sie im In- 
teresse aller drei Faktoren unerlässlich ist, ins Leben zu rufen. Der Leh- 
rerbund bedarf einer grösseren Anzahl von Mitgliedern und zwar von 
bleibenden, die nicht nur im Kriegsfalle, das heisst bei einem jeweiligen 
Lehrertage notgedrungen zur Mitgliedschaft sich entschliessen. Nur als 
wohlorganisierte und numerisch starke Vereinigung kann der Lehrerbund 
die Ziele durchführen, die er sich gesetzt hat, und im Erziehungswesen 
Amerikas die ihm gebührende Stellung einnehmen. Der jährliche Betrag 
von zweiDollars, welcher zur Mitgliedschaft im Bunde und zum Bezug des 
Bundesorgans berechtigen soll, ist gewiss nicht so hoch angesetzt, als dass 
ihn nicht auch der gering bezahlte Assistenzlehrer erschwingen könnte. — 

Um Bund und Bundesorgan aufrecht zu halten, bedarf es keiner 
grossen Geldmittel. Anders verhält es sich mit dem Lehrerseminar. Was 
diese Anstalt eigentlich ist und was sie in den drei Dezennien ihres Be- 
stehens geleistet hat, wissen nur wenige; die meisten sind geneigt, es zu 



212 Pädagogische Monatshefte. 

m 

unterschätzen. Wir sprechen hier pro domo und tun es mit voller Ab- 
sichÜichkeit; denn wer wüsste besser wie wir, die wir jahrelang und oft 
unter schwierigen Verhältnissen dieser Anstalt unsere Kräfte geweiht 
haben, was ihr not tut; wer aber wüsste auch besser^ dass alles, was an sie 
gewandt wird, wohl angebracht und verdient sei. Sollten sich wirklich 
unter den vielen mit den Gütern der Erde reichlich bedachten Männeni, 
die bei aller Verehrung für das grosse amerikanische Vaterland sich noch 
die Liebe zur deutschen Sprache erhalten haben, nicht so viele finden, die 
ihr Scherflein beitrügen, xmi durch Aufbringunng einer grösseren Summe 
das Seminar für immer edler finanziellen Schwierigkeit«! zu entheben und 
es zu der Musteranstalt zu machen, für welche alle sonstigen Bedingungen 
vorhanden sind ? Der harmonische Verlauf des Lehrertages liess uns mit 
etwas hoffnungsfreudigerem Blick in die Zukunft schauen. 

Wenige Worte genüg^i, um über den Schluss des Lehrerfcages zu be- 
richten. Dr. Heinrich Fick von Cincinnati wurde auf den Schild gehoben. 
Der Ausspruch „Le roi est mort, vive le roi'* wurde gottlob in seinem 
ersten Teil Lügen gestraft, indem wir unseren einheimischen König zwar 
etwas geschwächt, aber sonst gesund und zufrieden zu seinen Penaten 
zurückbrachten. Mit einer Begeisterung, welche die Maximaltemperatur 
von Cincinnati noch um ein Beträchtliches überstieg, schilderte der neue 
Präsident die Beize seiner Stadt, welche, wie die Bankettreden bewiesen, 
in der Lage war, gleich zwei Dichter auf einmal aus ihren weit geöffneten 
Toren henforspringen zu lassen. Cincinnati wurde dementsprechend als 
der Vorort des nächsten Lehrertages bestimmt. Am Abend fdgte man 
der Einladung des Bürgerausschusses zu einem prächtigen Bankett. Bei 
trefflichem Wein und trefflichen Reden schwanden die Stunden wie im 
Flug, und es war drei TJhr, als die Letssten durch die verödeten Strassen 
Chicagos ihren Hotels zuwandelten, soweit dies ihre phjrsischen Verhält* 
nisse gestatteten. Der Lehrertag war zu Ende. 



The Importance of Contemporary German Literature for 

the American Student. 



By W. W« norw, Ph. D«, Ann Arbor, Mich. 



This paper may seem out of place, inasmuch as the material con- 
sidered should, as many may think, be limited to the College work on 
account of the age of the pupils. However, the coUege work depends 
entirely on the foundation laid in the secondary schools. The work in 
literature in the high schools must he so selected that it will help prepare 



Importance of Contemp, Liieraiure, 213 

the scholars for life^ as irell as for College^ which should also equip fhe 
Student for lif e. Education which equips the pnpil for lif e also giveB him 
the best f oundation for understanding the writings of the greatest teachers 
of man — the poets. 

In beginning the study of a foreign literature two facta must be re- 
membered — ihe slyle and language must be as simple and direct as 
poflsible^ the thoughts must not be too remote f rom the ^^Weltanschauung'' 
of the pupil. The style and language of the poets will of ten prevent the 
pupil from grasping fhe thoughts of the poets. If the student can grasp 
the thoughts of the poets^ the study of the slyle and language will be an 
easier task for him. 

The American pupil should aequire as much as possible a practical 
use of the Gterman language. He must also aequire a practical knowledge 
of the oonditions which are the impelling forces in modern Gterman lif e. 
It is f ar more essential for the American pupil to know the lif e of (Jermany 
today than to know the lif e of Gtermany of the last Century. For Oermany 
of today is exerting a powerf ul influence on America and this influence 
increasea in geometric progression erery month and every year. He should 
know not only the great ideal truths of the German people^ bui also fhe 
foroes which are subtly at work undermining these ideal trutiis, so that 
he will be able to discriminate the value of fhings. For these condittons 
bofh good and bad will eventually exert a potent influence on cur life 
and fhought. 

The average American youth can, to a great extent, undenrtand 
modern German life, for German life is not so different from American 
life as one might imagine. I ezperienced one of my greatest surprises 
when, 12 years ago, I went to what I thought was a foreign country. I had 
been «taught to look upon Gterman life as an altogether differenf one from 
American life — in f act as one to be avoided rather than emulated.. I soon 
discoyered that German men were men, that Gterman women were women, 
that German youth were youth — ^that this people was not so foreign af ter 
all — that they were fairly good Americans even before tiiey come to our 
shores, for their hopes and their aspirations, their triala and troubles are 
about the same. I soon f ound out that the conditions of modern Gtermany 
were interrelated with the conditions of modern America. That was 07er 
a decade ago, and since that time a wonderful diange has taken place. 
The change from 1893 to 1896 was far-reaching, yes astounding. What 
mufft be the change from 1896 to 1905 ? 

The commercial world has recognized this — the statesmen have re- 
cognized tiiis. 

In a decade a powerful evolution has taken place affecting all classes, 
yes, springing from all classes. It is evident in every artery of Gterman 



214 Pädagogische Monatshefte. 

lue — ibe family^ the school^ the aociety^ the church, aye even the Govern- 
ment. Yet how f ew teachers consider this aide o£ the questioa when at- 
tending German institations. And f ewer gtUl keep up the study (rf Oerman 
life af ter having entered upon the career of teaching. One of tha most 
unfortunate f aots f or the f utnre of the teaching of German in this conntry 
is the growing tendeney not to study in Germany. 

We teachers must eonsider ihis erolution^ or our work will foe im- 
ptraetieftl^ if unpractieal^ unacademic in the broadest meaning of läie word. 
The System of eduoation of a decade ago unchanged^ it not fitted for the 
needs of the world today. Still one observes but little chioige in the order 
and ways of presenting humanities. The inevitable result is that the young 
men are leaving the literary courses. 

In tiie last two years I have heard successf ul men of the world regret 
that they had not been initiated into German life. They state that they 
wasted time on German grammar, leaming material which Professor 
Sierers is so fond of saying is sufficiently incorrect to be placed in a G^- 
man grammar. If not incorrect this material is not adopted to practical 
purposes. They regret that the teacher but rarely mentioned that tiiere 
was a powerf ul growing nation in the very heart of Europe. They deplore 
the fact that in the sudy of the dassics attention was hardly ever calied 
to the real importance of those men who derived their Inspiration not 
from the parchments of old^ but from personal Observation of contem- 
porary life. These men regret that the teacher emphasized too much what 
the poete leamed from the past and too little what influence the poets 
have had on the development of modern (Jermany — ^yes, what influence 
they still are having. 

The progressive teachers of the country are mostly convinced of öie 
fact that the use of German in the classroom must displaoe translation. 
The use of German is conceded to be good by many teachers who, how- 
ever, give up this work in the study of the classics, and with su£Scient 
cause. For the transition from the average first or second yearbook to the 
classic is very sudden. The pupils are not equipped to cope with the 
language, not to mention the Weltanschauung of the classical poets. 

However, all must concede that the language of the modemists is 
simple and direct. This is especially true of Sudermann and Frenssen. 
The pupil does not need to waste time in laboring over cömidicated aen- 
tences, thereby growing discouraged and losing all interest in the woricB 
of the poets. The written language of the modemists, although savoring 
of books, is close to the spoken language of the educated people, and is to 
a great eztent simple conversational language. This language appeals to 
the young American who is taught to be as concise and direct as possible. 



Importance of CorUemp. Liierature, 215 

The pupils are encouraged when they see that they can grasp it withont 
too much tronble. 

Then ajiees the problem of study of the thoughts and contemplations 
of men and women as reflected in literature. If the language offers f ewer 
difficulties^ it goes without saying that the pupil will oomprehend more 
readily ihe author's meaning. They remember the thought f ar better than 
when compelled to work out complicated sentences. The time saved in 
the mechanical work can be far better employed in intensive study of the 
thoughts of the poets. I do not mean merely reading with the idea of co7- 
ering pages^ but reading with the intention of selecting and mastering tiie 
thoughts so that they can be remembered, not only for the day, but for the 
morrow. 

One of the great tasks in literary work is to insifft that the pupil 
should remember the currents of thought which permeate a masterpieee. 
This is far easier with the writings of the modemists than witili the writ- 
ings of tiie classical poets ; due to two fundamental reasons — the clear- 
ness and directness of the language — a f airly good acquaintance with the 
Weltanschauung of the poet. Frenssen, for example, using the poets own 
wordsy is treating the simple, deep life of the common people, and (Goethe 
is writing for those ^who have lived, or are still living a grosses Leben'. It 
is far easier for the scholar to understand „schlichtes, tiefes Leben'', than 
^^grosses Leben/' The great majority of the pupils know the problems, 
the trials and conflicts of simple, deep life. 

The understanding of the thoughts of the poets serves as a living die- 
tionary for the student, for they can ascertain the meaning of words and 
Idioms from the oontext, which is the acknowledged ideal towards which 
cven the old school strives. The mere time saved in the use of the diction- 
ary is an important factor, not to mention acquiring the habit of reading, 
that is selecting the poets thoughts. The pupil has time to trace the 
development of the characters, to remember the conditions which hinder 
or further the character development, to follow the Verwicklung of the 
work, in short, to consider the Gedankenfabrik as a Webermeisterstück. 

These few statements taken from the experience of the students are 
to me seif evident. 

The old etemal question arises — ^shall contemporary literature be 
taught in the sdiools? Many honestly believe that literature should not 
be introduced until it has stood the test of time. In other werde, a living 
man can not know a good book when he sees it, but must wait for a genera- 
tion, and in the meantime the world development has passed over his faead. 
But some of us believe that literature is a real test of time and should ao- 
cordingly be so considered. To paraphrase from TThe Three Faithful' — 
it can not be due to the material, however important that may be — ^it must 



216 Pädagogische Moonatshefte. 

be due to us. I really think the trouble is, that we do not stand firmly in 
the whirl of humanity. We must stand firmly and keep our eyes open. 
Such as it is^ lue, ronnd about ns, we must see. Life is sparkling all about 
US, but, who sees the secreted Springs and bums ? Whenee doth it come ? 
Whither doth it go ? Who knows that can accomplish more than other 
people. 

The modemists contemporary students of man, the poets, have seen 
to a great eztent the secreted Springs and bums of modern life. They 
know whenee it comes and whither it goes. They understand '^das Ge- 
wirre der Leidenschaften, Familien und Beiche/^ It is true that they do 
not always present a whitewashed picture of the social conditions any more 
than was the habit of the classieal poets. They pref er to depict them as 
they are, faolding that everything has an '^inwendigen guten Sinn und 
Zweck/' Even those sad ezposures of military life have accomplished 
their purposes. It is not necessary to consider all ■ the literature in 
the schools as a basis of Lektüre. The pupils must not think that 
all of Gterman life is such as reflected in the writings of the poets of today 
any more than in the writings of the poets of the past. Again the poets 
are sometimes prophets, as well as friends of men, and of ten describe con* 
ditions as they will become imless checked in time. 

Consider merely one writer and behold what a wonderf ul life is un- 
f olded before the pupiPs eye. I mean Qustav Frenssen, whose works have 
entered into tens of thousands of Qerman homes, although his name is not 
mentioned by Bobertson, NoUen or Coar. What a picture of real (Jerman 
life is reyealed of sin, of sorrow, of Heimat and f atherland, of true love and 
upright work. What a field of work is opened to the American student. 
He is introduced to the conditions which are undermining, as well as to 
the conditions whidi are uplifting Qerman society — ^whether at home, in 
the neighborhood, in the ertate, — ^whether in school, in society, in church, 
in govemment. The infiuences of the great German-French war with its 
awful carnage are treated. What a lesson is contained in Jörn ühl's re- 
flection about the battle of Qrayelotte, especially at this critical period. 
Modem commerce with its resulting fundamental social upheavals has 
not been neglected. We see the struggles of humanity in the great conflict 
f or the survival of the fittest. We see many underlying causes of (Jerman 
emigration. How eagerly do the students enter upon this work, for they 
know how important it is to study the problems of the present, the greatest 
of which is the modern religious development, the key word to which, in 
the words of President Angell, is the 'retum to Christ.* Compare my ar- 
ticle on Frenssen, P. M., Y. 3 and 4. What is true of Frenssen is likewise 
true of Hermann Sudermann, whom the German people are beginning to 



Importance of Gontemp. Literature. 217 

appreciate as they should ; is true of Hauptmann and others^ among these 
Otto Ernst. 

The treatment of education alone is füll of rich^ important material, 
f or we are so much under the influence of Oerman schools. And we too 
of ten Imitate the worst side — the mechanical side of Germany's f ar-reach- 
ing Systems. How often do we see introduced into our schools ways and 
methods whieh the Oermans have outgrown and whieh no longer corre- 
spond to fhe needs of the German people. It behooves ihe teachers of Oer- 
man to connteract this dire influence. For education whieh is not adapted 
to the needs of the people and whieh does not grow out of the nature of 
things and the character of the people is an abomination. 

The study of the German Empire^ of German customs, Ideals, Bealien 
in the broad meaning of the word, of German nature and lands with all 
their natural resources and products, of German f arm and city lif e, with 
all their social movements is necessary to understand the development of 
contemporary German literature. How easy it is to introduce this work 
when the literature read in the classroom Springs from these eonditions, 
Springs from the development of the German Empire. The students are 
only too anxious to know about this modern German lif e whieh sooner or 
later will ezert an influence on their own life. 

German becomes aliye to them. They leam something whieh will 
always be of daily use to them whatever vocation they may pursue. The 
interest the students show in such work is manifest. They not only read 
the works of the poets, but reviews, artides and books on modern social 
conditions. They begin to foUow the associated press reports and reports 
written by keen men for the large papers of Chicago, for example. What- 
ever critics may say, these reports are generally true. Miss Pond of De- 
troit spoke, in) a recent paper, of the interest shown in this line by High 
School pupils. If this work could be carried out with System for several 
years,. what yaluable knowledge the young student would acquire. 

But such work is almost impossible when the classics are introduced. 
The pupils after obtaining but a meagre knowledge, if any at all, of the 
present conditions are introduced into conditions altogether different. 
The inevitable result is confusion. They enter the study of the classics, 
as Frenssen so aptly states it, as if into a large tunnel. 

The teacher may be interested in' linguistic or esthetical problems, in 
the literary sources of fhe poets, especially in the influences of the classics, 
and neglects too much the treatment of the social conditions and the ex- 
position of the Lebensinhalt. The treatment of liberty, whieh is after 
all the real theme of the Storm and Stress period is f ar more essential for 
the American youth than the treatment of Kunstform, yet one editor 
would eliminate the character of Attinghausen in Teil. A glance at the 



218 Pädagogische Monatsheße. 

numerous Schiller speeches will illustrate my point. Most of ihe Speakers 
emphasized tbe Ideals of Schiller, but made the fatal mistake thinking 
that the primary source of Schiller's Ideals is to be found in his esthetical 
and philoBophical studies, rather than in his direct study of the innate 
rights of man, in his Observation of the irresistible development coming 
right out of the hearts of the Oerman people, a development irhioh grew 
and greif and finally broke out in the Revolution of 1848, a revolution 
witicli has given to America so many grand Citizens. And ihis revolution 
did iDot stop in Germany in 1848, but is now evident in «very nook and 
oomer of modern Oerman lif e. 

What is the inevitable result of «udi misplaced work? WhOTi the 
studeort completes bis ooUege course, he is about bs ^^ug wie suvor,^' as 
far as knowledgeof Germany and the Gtonnaas is oonoeriBed, tbe knowledge 
of Gennan life beiBg 4he esaential loundation Icnr ttie tmderstasidmg of 
Germaa 'Uterature with its f ulness ol rkäieß and beauties «nd strengtfa. 

Do not think that I am opposed to the study of Kunstform, linguistic 
development and literary sources of the poets. The pupil must first leam 
the Lebensinhalt of literature. He must study it directly. The means 
should be exposition, not lecture. Then he will be equipped for indepen- 
dent research in these important lines, and not untU then. Do not think 
that I am opposed to the study of the classics. Various pamphlets pre- 
pared (wiÖi E. Wolf) for the study of the classics vouchsafe the eontrary. 
I merely wish eo emphasize a f ew sentences contained in a paper prepared 
for the last meeting, printed in the P. M., IV, 8, 9. 

*'I would select modern literature which, to a certain extent reflects 
Oerman customs. lipon this one can base the conversational ezercises. 
In this way neither side of the present demands would be neglected. By 
the time the student has reached the classics he has obtained a fair work- 
ing vocabulary, provided the teacher has insisted on the use of German 
f rom the very beginning.** 

Then I had in mind principally the language side of the question. 
However, the work in my classes the last two years have convinced me 
that a knowledge of modern Germany, in all its phases, in short of modern 
German Weltanschauung, is the best preparation for understanding the 
Weltanschauung of the German classical poets. First of all because it is 
easier t^r the American student to graps, and secondly because with this 
knowledge he can begin to comprehend how muoh influenoe ihe Welt- 
anschauung of 'i^e classical poets has «xeited on the Weltanscfhaunung of 
the contemporary writers and of modern life. 

If Ute student can tmly realize the fact that the poets are not mere 
dreamers writing for the es&etical amusement of man, that irhey gire Hie 
most praotieal and sage philosophy which prepares youfli for meeting the 



r 



Gehrauch von Lehrbüchern. 219 

Problems of lif e ; that the poets are the greatest teachers of nüan, they will 
not avoid the literary eourses. 

But they can not realize this xmless the poets are treated as lirmg men. 
IHie students kiM>w too little that the poets have drawn their Inspiration 
f rom experience with the deepest depths of human struggles^ after haTing 
first of all ondergMie a personal oonfli<*t f or lifoerty. 

We teachers too of ten forget that Luther mastered the social eooflict^ 
of OermspEiy hefore he tcanslated tbe Bible, whioh oontainei thongUs right 
o«t of fhe midst of hnmasL life; that TiRSning «xperienoed Geimaa iile be- 
fore he wid^stood the ^Wesen'' of tfae Qreek tragedy tmä hebate he Iveed 
Gl«r]iii& üterature from the schaddes of the ptst; Ihat Gkwihe did not 
divine fhe heasties of the elaasies wriä. he had drawn im^irattcm frana the 
study H>f ihe most interestmg ot «U man ; that Schilkr wmfai «mrit Ins 
deokration «f independenoe in the light of the rights of man bdhn he 
beeame Qoman's gnmd poet of liberty. 

Let va tiien |MK>fit from the li^ea of the y^ men we fain w«iiM teach ; 
let na head Ooethe's word in Tasao : — 

^^Virgilien hör' ich sagen: 
Was ehret Ihr die Toten? Hatten die 
Doch ihren Lohn imd Freude^ da sie lebten ! 
Und wenn Ihr nns bewundert und verehrt. 
So gebt auch den Lebendigen ihr Teil I 
Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug; 
Der grüne Zweig gehört dem Leben an." 



Über de« Gebraoch von Lehrbächeni beim Uftterridit in 

der deutschen Sprache« 



Von Profaaaor SUrr WiHaN Cvttiii«, UniYcrsity of Chicago. 



I. 

Hier in Amerika yerlisst man sich beim Schulunterricht auf die 
Verwendung Ton Textbüchern mehr als fast irgendwo sonst in der Welt. 
Auf allen Stufen von der untersten bis zur obersten hält man Lehrbücher 
für das aitie qua ntm befriedigender Arbeit Beim ersten Eintritt in die 
Schule bis zur Promotion konzentrieren die Schüler ihre Aufmeiksamkeit 
hauptsächlich auf das gedruckte Wort. Darin erblicken sie die Summe 
dessen, was sie zu bewältigen haben, und halten sich für yerpfUdhtet, dieses 
Wort im Oedichtnis zu behalten. Prüfungen sind in den Augen der 



220 Pädagogische Monatshefte, 

Kinder vor allem dazu da, klarzumachen, wer seine Schulbücher unge- 
nügend beachtet hat. Man bereite sich am vernünftigsten darauf yot, 
wenn man besagte Bücher wiederholentlich durchstudiere. 

Diese Überzeugung teilen auch meistens die Lehrer. Die Klassen- 
arbeit und die Prüfungen auf allen Gebieten sind darauf zugeschnitten. 
Zahlenlehre, Erdkunde, Geschichte und all die andern Lehrzweige werden 
auf gleiche Art behandelt. 

Nun ist es ja ohne Zweifel Tatsache, dass man im gedruckten Wort 
ein mächtiges pädagogisches Hilfsmittel erblicken muss. Aber es gibt 
keinen einzigen Lehrzweig, wobei man sich füglich in erster Linie auf 
Textbücher verlassen kann. Denn solche sind dem Durchschnittsmen- 
schenkind „ein Buch mit sieben Si^ln^' bis ihre Behauptungen, Begeln 
und Klassifizierungen durch den mündlichen Vortrag des Lehrers richtig 
beleuchtet und in das rechte Verhältnis zu einander gebracht worden sind. 
Der Lehrer muss das selber wissen, was er seinen SchtUem beibringen 
will. Er muss die Licht- und Schattenseiten des zu entrollenden Bildes 
richtig verteilen, das relativ Wichtigste gehörig betonen imd das weniger 
Bedeutende dagegen zurücktreten lassen. Das alles lässt sich unmöglich 
mit Druckerschwärze erreichen. Der lebende Lehrer kanns allein. 

Das soeben Gesagte gilt im allgemeinen für alle Branchen, die man 
in der Schule und auf dem College studiert. Unser ganzes Unterrichis- 
system führt den Lehrer beständig in Versuchung, seine Pflicht zu ver- 
säumen und seine Schüler ihre Textbücher wie eine Art Betmaschinen 
gebrauchen zu lassen. Man muss dagegen ankämpfen und sich vergegen- 
wärtigen, dass man selbst als Lehrer den Boden abstecken und gleichsam 
topographisch beschreiben und erklären sollte, ehe man den Schülern die 
gedruckte Lektion aufgibt. Diese soll dann in Abwesenheit des Lehrers, 
das mündlich schon Vorgetragene, ins Gedächtnis zurückrufen und, was 
Einzelheiten anbetrifft» ergänzen. 

Wenn aber schon der Lehrer der Mathematik dies beherzigen und die 
gedruckte Zahlenlehre seinem eigenen mündlichen Unterricht subordi- 
nieren muss, so gilt dies doch tausendfach für den Lehrer einer modernen 
Sprache wie des Deutsclien. Denn eine Sprache lebt nur im Munde des 
Menschen; sie führt nur eine Scheinexistenz im gedruckten Wort. Was 
irgend ein Sprachbuch dem Anfänger bieten kann, bleibt solange tot, bis 
der Lehrer es durch mündliche Behandlung belebt. Als tote Sprache steht 
das Deutsche als Unterrichtszweig auf derselben Stufe wie die Zahlenlehre 
oder die Erdkunde. Auch hier muss der Lehrer seinen mündlichen Un- 
terricht in den Vordergrund stellen und das Lehrbuch als Sekundärmittel 
betrachten. Wer aber nicht einsieht, dass die Sprache sich in erster Beihe 
an .das Ohr und erst in zweiter Linie an das Auge richtet, der miasver- 
steht ganz und gar die Natur des zu behandelnden Gegenstandes. Denn 



Gebrauch von Lehrbüchern. 221 

eine moderne Sprache ist im Ormide genommen eine nach gewissen Oe- 
wohnheitsgesetzen bestimmte Aufeinanderfolge artikulierter Laute zum 
Ausdruck beliebiger Ideen- oder Gedankenreihen. Das Beherrschen einer 
Sprache bedeutet vor allem Vertrautheit mit deren einzelnen Laut- 
zeichen und mit den Gesetzen ihrer gewohnheitsmässigen Kombination zu 
grösseren oder kleineren Komplexen. Die Schreibschrift oder Druck- 
schrift yerhalt sich zur Sprache selbst nicht anders als die geschriebene 
oder gedruckte Partitur sich zur musikalischen Intention des Komponisten 
yerhmt. Die Partitur hat aber für den Lernenden im (Gebiete der Ton- 
kunst erst dann Bedeutung, wenn sie durch Töne interpretiert wird. 
Der Anfänger in der Musik braucht zuerst Anweisung im Hervorbringen 
melodischer Töne entweder durdi die eigene Stimme oder durch irgend 
ein Instrument. Erst nachdem er das schon kann, gewinnt für ihn die 
einfachste gedruckte Tonleiter irgend welche Bedeutung. Wenn er diese 
dann später erblickt, so ruft sie ihm die betreffenden Tonverhältnisse ins 
Gedächtnis zurück, ähnlich wie die gedruckten Wortzeichen einem, der 
die betreffenden Laute schon gehört und verstanden hat, besagte Laute in 
den Ohren wieder erklingen lassen. 

Jede moderne Sprache hat ihren eigenen Rhythmus und Tonfall, 
der für das Volk charakterifirtisch ist, dessen Gesamtleben sie hervorge- 
bracht hat Diese Momente, die man ja nicht mit den Klangwerten ein- 
zelner Vokabeln verwechseln darf, verleihen der Sprache eine eigenartige 
Musik, deren Wertschätzung eine der wichtigsten und zugleich schwie- 
rigsten Errungenschaften des Lernenden ist. Denn diese musikalische 
Eigenart durchdringt jeden Satz — ja, sogar jedes Wort der betreffenden 
Sprache und bedingt die absolute TJnmöglichgeit einer vollgültigen Über- 
tragung der Intention eines Verfassers aus einer Sprache in eine andere. 
Wer eine Sprache hauptsächlich mit den Augen lernt, bleibt sein Leben 
lang Philister, was die rein musikalischen Eigenheiten der Lyrik, Epik 
und Dramatik anbelangt. 

Schon deshalb muss der Sprachlehrer dafür sorgen, dass das ge- 
sprochene Wort nicht durch das gedruckte Buch erstickt oder gar ver- 
drängt wird. Das Tetxbuch muss schon unter diesem Gesichtspunkt 
betrachtet den mündlichen Unterricht bloss unterstützen und erganzen — 
nie aber als Äquivalent dafür betrachtet werden. 

TJm den deutschen Satz zu verstehen, muss man sich ein instinktives 
Gefühl für die Bedeutung und Stellung zahlreicher Partikeln und Bede- 
wendungen der Umgangssprache aneignen. Gerade hier gibt es aber eine 
gleitende Skala von Stellung und Betonung, die sich nur durch das ge- 
sprochene Wort klarmachen oder erlernen lässt. Stellt man dabei das 
Lehrbuch in den Vordergrund, so bekommen die Schüler nur eine mecha- 
nische Auffassung vom Satze als Bedeeinheit, die ein wirkliches Eindrin- 



222 Pädagogische Monatshefte, 

gen in den Geist der Sprache ganz unmöglich macht. Es ist dies also ein 
weiterer Grund, weshalb der erfolgreiche Sprachlehrer das gesprochene 
Wort als Hauptmittel und das Lehrbuch als Sekundärmittel zur Lösung 
seiner Aufgabe betrachten muss. 

i n. 

Das schon (besagte legt die Frage nahe: welche Art Lehrbücher 
kann man beim Sprachunterricht am vorteilhaftesten gebrauchen? Diese 
Frage lässt sich nur dadurch beantworten, dass man auf die dabei Aus- 
schlag gebenden Momente aufmerksam macht. Vor allem muss man die 
Persönlichkeit, die bisherige Erfahrung und die besondere AucJbildung des 
jeweiligen Lehrers berücksichtigen. Schon diese Momente können derart 
variieren, dass sich das oft zitierte Wort schon hier anwenden lässt: 
„E i n e s schickt sich nicht für alle." Was dem einen Lehrer recht ist, 
passt oft gar nicht zum Zwecke seines Kollegen. Ein Gärtner kann oft 
mit der Hacke mehr ausrichten als sein Genosse mit dem Spaten und um- 
gekehrt. Das Lehrbuch ist eben nur ein Werkzeug in der Hand des 
Lehrers. Der Eigenartigkeit dieser Hand muss also gehöriger Spielraum 
gelassen werden. Und dennoch gibt es gewisse Werkzeugarten, die sich 
im Laufe der Zeit infolge des zu bearbeitenden Materials und der Be- 
schaffenheit der Menschenhand als bevorzugte Typen ergeben haben. Ehe 
wir aber versuchen, anzudeuten, welcher Art das Lehrbuch beim Sprach- 
unterricht sein sollte, erinnern wir uns an die andern veränderlichen 
Grössen der Gleichung. Es sind das vornehmlich die Persönlichkeit, das 
Alter, der Bildungsgrad und der Zweck des Lernenden, sowie auch die 
Länge des deutschen Sprachkursus und dessen Stellung in dem betreffen- 
den Schulplan. Diese imd ähnliche Yariabeln schliessen alles Dogmati- 
sieren über Einzelheiten aus. 

Ich halte aber dennoch dafür, dass der beste Typus von Lehrbüchern 
zum deutschen Sprachunterricht gewisse gemeinsame Merkmale auf- 
weisen : 

1. Sie sind kurz. Das ist schon deshalb nötig, weil sie den 
Lehrer nicht ersetzen, sondern unterstützen und ergänzen sollen. 

2. Sie stellen das Zeitwort in den Vordergrund 
des Interesses. Das Zeitwort ist der eigentliche Sitz des Sprach- 
lebens. All die anderen Bedeteile erhalten aus ihrem Verhältnis zum Zeit- 
wort ihre relative Bedeutung im Satze. Für den Lernenden ist es daher 
von grösster Wichtigkeit, mit dem Zeitwort gleich anfangs bekannt zu 
werden. Denn nur so erscheinen ihm die anderen Bedeteile als Glieder 
eines lebendigen Organismus anstatt als Bestandteile eines toten Mecha- 
nismus. Nicht die blassen, abstrakten Verba, sein und haben^ aon- 
dem die eigentlichen Handlungszeitwörter bieten dem Lernenden die 
besten Lehrbücher von vornherein. 



Oeirauch von Lehrbüchern. 223 

3. Um das Zeitwort als Mittelpunkt gruppieren 
die besten Lehrbücher das übrige grammatische 
Material nach einer vom Qrad der relativen Wichtigkeit der Einzel- 
heiten bestimmten Beihenf olge. Was dem Lernenden gleich anfangs am 
rätselhaftesten vorkommt und die grösste Schwierigkeit bereitet, wird 
zuerst behandelt und klar gemacht. Das Seltene wird erst nach Erledi- 
gung des häufig Vorkommenden berücksichtigt. Das Bedürfnis des 
Lernenden, und nicht die grammatische Tradition bestimmt also die An- 
ordnung des grammatischen Materials. 

4. Zahlreiche Beispiele jedes zu beleuchtenden 
Punktes stehen voran: die kurzgef asste klare Begel folgt erst 
nach, als Schlussfolgerung aus dem schon Gebotenen. Das Beispiel ist 
konkret; die Begel ist abstrakt. Das Konkrete prägt sich aber dem (Ge- 
dächtnis viel leichter ein, als das Abstrakte. Ja, man gelangt erst durch 
das Konkrete zum Abstrakten. Die Beihenf olge der Natur selbst kann 
auch von den besten Lehrbüchern nicht übertroffen werden. 

5. Die Vokabularien definieren die Worte der Muttersprache des 
Schülers durch deutsche Worte; nicht umgekehrt. Denn der Lernende 
konzentriert seine Aufmerksamkeit vornehmlich auf die Ausdrucksmittel 
der Sprache, in der er übersetzt. Der jedesmalige letzte Eindruck sollte 
aber beim Übersetzen deutsch sein und bleiben. 

6. Wo im Laufe der Zeit der Sprachgebrauch sich derart verändert 
hat, dass er mit den überlieferten Paradigmen der systematischen Gram- 
matik nicht mehr übereinstimmt, da passt das vernünftige 
Lehrbuch das Paradigma dem wirklichen Sprach- 
gebrauch an, und erklärt in einer Fussnote die Abweichung vom 
Altüberlieferten. Denn der Eindruck des als normal hingestellten Para- 
digmas ist viel tiefer und wirksamer als die Angaben etwaiger Fussnoten. 
Wenn also ein Lehrbuch dem Schüler zu verstehen gibt, die Formen: 
ichhabe — wirhaben, ihrhabet, siehaben seien nach heu- 
tigem Sprachgebrauch normale Konjunktivformen, so heisst das den 
wirklichen Tatbestand geradezu auf den Kopf stellen, und das Missver- 
ständnis lässt sich nicht durch eine Fussnote wieder aufheben. 

7. Die besten Lehrbücher enthalten zahlreiche 
Aufgaben zur Einübung der vom Lehrer schon 
mündlich besprochenen Prinzipien. Solche Aufgaben 
sind 80 eingerichtet, dass der Lernende durch Hinzufügung von fehlenden 
Flexionsendungen, Einschaltung von weggelassenen Partikeln, Herstel- 
lung der richtigen Wortfolge oder sonstwie beweisen muss, dass er die 
einschlägigen Prinzipien ordentlich versteht. Das vom Lehrbuch gebotene 
Schema wird nur skelettartig angelegt, um innerhalb massiger Grenzen 
für zahlreiche solche Übungsstücke Baum zu gewinnen. Diese skelett- 



:^24 Pädagogische Monatshefte. 

massige Anlage der Aufgaben ist auch deshalb wünschenswert^ weil man 
den Lernenden durch recht viele Übungen zu selbständiger Arbeit an- 
leiten will, und weil solche Übungen von Fragezeichen gleichsam strotzen 
müssen. 

8. Sowohl der Lesestoff als auch die darauf fussenden Aufgaben 
bestehen nicht etwa aus isoliert dastehenden Sätzen^ sondern aus zusam- 
menhängenden Oedankenreihen. Diese sollten logisch sein und in leicht 
ersichtlicher Beziehung zu den Gegenständen studentischen Interesses 
stehen. 

9. Die besten Lehrbücher bieten in den Vokabularien Wörter, die 
man nicht etwa einmal, sondern vielmal im Laufe des Kursus ge- 
braucht. Was das Aneignen des Wortschatzes anbelangt, gibt es kein 
wichtigeres Prinzip als das der Wiederholung. Der Lernende muss sich 
seinen Wortschatz selber allmählich aufbauen, indem er seine früheren 
und frühsten Errungenschaften mit den späteren kombiniert und wieder 
kombiniert, bis ein Ganzes dadurch entsteht, dessen Bestandteile durch 
Ideenassoziation miteinander eng verbunden sind. Dasselbe gilt natürlich 
nicht nur von Vokabeln, sondern auch von allen idiomatischen Bede- 
wendungen. Dieses Kumulatiwerfahren allein führt zum Ziel. 

10. Als Gedächtnishilfsmittel zur Aneignung des fremden Wort- 
schatzes bietet das Musterlehrbuch die Vokabeln und Idiome der Sprache 
in verwandten Gruppen. Die Verwandtschaft kann wohl verschiedener 
Art, muss aber stets leicht verständlich sein. Als verbindender Eitt kann 
z. B. das Prinzip der Wortstammverwandschaft, der Bedeutungsähnlich- 
keit oder -gegensätzlichkeit oder der formellen oder sachlichen Ähnlich- 
keit mit entsprechenden Elementen der Muttersprache sein. 

11. Die besten Lehrbücher berücksichtigen vornehmlich solche syn- 
taktische Punkte, welche vom Normalsprachgebrauch der Schüler ab- 
weichen. Für den Amerikaner, der deutsch lernte gehören folgende Mo- 
mente zu den schwierigsten Abschnitten der Arbeit: 

a) die gerade, invertierte und nebensätzliche Wortfolge; 

b) der Konjunktiv der indirekten Bede; 

c) die Modalhilfszeitwörter, besonders deren zusammengesetzte Zeit-^ 
formen ; 

d) das reflexive Zeitwort; 

e) das Zeitwort mit dem Genitiv ; 

f ) Die Vorwörter an, auf, hinter, in usw., auf die Fragen 
„Wor und „Wohin r; 

g) die sogenannten Partikeln denn, ja, doch, wohl, eben, 
erst, usw. 

Hinlängliche Berücksichtigung dieser und ähnlicher Punkte muss 
das zweckmässig angelegte Lehrbuch wie ein roter Faden durchziehen. 



Oebrauch von Lehrbüchern. 225 

Es genügt nichts sie ein einziges Mal^ wenn auch noch so klipp und klar 
vorzutragen. Sie müssen bei der Gresamtheit der Übungen gleichsam den 
Hauptton erhalten und sogar dort, wo andere Momente im Vordergrunde 
stehen, müssen sie nebentonig mitklingen. 

III. 

Aber das denkbar beste Lehrbuch ist bloss ein Werkzeug in den 
Händen des Lehrers und seiner Schüler. Zu oft vergisst man, dass dem 
Lehrer die Aufgabe obliegt, dem Lernenden klarzumachen, wie er das 
Ijehrbuch gebrauchen soll. Es genügt ja nicht, zu betonen, dass das Text- 
buch nur nebensächliche Bedeutung habe imd von den Schülern zu ver- 
langen, sie möchten dem Vortrag des Lehrers ihre Hauptaufmerksamkeit 
schenken. Der Lehrer muss selbst die Anlage des Buches ganz genau 
kennen und muss seinen Schülern bestimmte und klare Anweisungen über 
den Gebrauch davon ausserhalb der Klasse geben. Sonst verfehlt der 
Schüler den rechten Zusammenhang zwischen dem mündlichen Unterricht 
des Lehrers in der Klasse und den vom Buch gestellten Aufgaben für den 
Hausverbrauch. Dass der Schüler die schriftlichen Aufgaben auch für 
sich mündlich; behandle, ist ja nicht weniger wichtig, als dass der Lehrer 
das gesprochene Wort in der Klasse betone. Ein Hauptstück der Aufgabe 
des Lehrers besteht also in eben diesen detaillierten Anweisungen über 
die Art, wie der Schüler das gedruckte Wort zu Hause zuerst laut vor sich 
hin lesen und dann in Fragen und Antworten zergliedern soll. Das so- 
eben Gesagte ist schon deshalb von grösster Wichtigkeit, weil die Schüler 
nur durch solche mündliche Versuche sich eine richtige Aussprache an- 
eignen können. Es ist aber unter einem anderen, Gesichtspimkte betrach- 
tet noch wichtiger. Denn gerade die mit solchen mündlichen Versuchen 
verbundene Selbstätigkeit verhilft dem Lernenden rascher und sicherer 
als irgend was anderes zur richtigen Auffassung der Sprache als lautlichen 
Mittels zum Ausdruck der Gedanken. Jeder Lehrer wird mir wohl zu- 
stimmen, wenn ich betone, dass die Schüler dieses mündliche Verfahren 
einst von selber einschlagen und dass man sie wiederholentlich dazu nn- 
treiben muss. Das kommt wohl zum grössten Teil von der langjährigen 
Gewohnheit, die eigenen Augen überall wo möglich für die Ohren zu sub- 
stituieren. Die mit dieser Gewohnheit verknüpfte Trägheit und in- 
stinktive Abneigung gegen alle stimmliche Gymnastik muss vom erfolg- 
reichen Lehrer bekämpft und überwunden werden. Dies muss man alber 
von vornherein begreifen und geeignete Massregeln dagegen treffen ; sonst 
wird es bald zu spät, das Versäumte nachzuholen. 

Auch in anderer Hinsicht muss der Lehrer das Textbuch so ^klären 
und behandeln, dass seine Schüler es im Lichte einer Unterstützung und 



226 Pädagogische Monatshefte. 

Erweiterung der mündlichen Stunden betrachten. Wem es wirklich ge- 
lingt, seine Schüler zum rechten Gebrauch eines geeigneten Lehrbuches in 
diesem Sinne zu veranlassen^ der wird mit Vergnügen gewahren, dass sich 
erfreuliche Besultate trotz knapp zugemessener Stundenzahl und über- 
mässig grosser Klassen erzielen lassen. 



Realien im neusprachlichen Unterricht« 



Von Dr. Paul V. Kern« University of Chicago. 



Da das ofiSzielle Organ der neusprachliehen Beform Deutschlands^ 
Wilhelm Victors Neuere Sprachen (Marburg in Hessen, N. G. Elwerfsche 
Verlagsbuchhandlung ; New York, Gu^av B. Stechert, 9 Bast 16th Str. — 
12 M. jährlich) noch immer in den Vereinigten Staaten recht wenig be- 
kannt ist, scheint es Tielleicht nicht imangebracht, einmal hier kurz zu- 
sammenzufassen, was die zwölf Jahrgänge der Zeitschrift *) über den für 
den neusprachlichen Unterricht so wichtigen Gegenstand der Bealien bis- 
her gebracht haben. Zwar bearbeiten die Neueren Sprachen als fremd- 
sprachliches Organ für Deutschland die französischen und englischen 
Realien, aber die Prinzipienfragen des neusprachlichen Unterrichts sind 
überall dieselben und wir, die Lehrer des Deutschen in einem englisch 
sprechenden Lande, werden ihre für das Englische und Französische ge- 
wonnenen Besultate leicht in spezifisch deutsches Material umsetzen 
können. 

Kein Sprachunterricht, ob in den klassischen oder modernen Spra- 
chen, ob nach alter oder neuer Methode erteilt, kann sich heute mehr auf 
die blosse Erlernung der formalen Seite der Sprache beschränken. Überall 
wird Bekanntschaft des Inhalts des in der Sprache Gebotenen, nicht nur 
Beherrschung ihrer äusseren Form angestrebt. Man streitet sich aber um 
zweierlei, nicht nur um die beste Methode, dies zu erreichen, sondern auch 
um die Masse und vorzüglich um die Beschaffenheit des inhaltlich Erreich- 
baren. Auch heute noch möchten einige ausser der Sprache nur Literatur 
lehren, andere fordern kühn von der heutigen Lektüre nicht nur Ein- 
führung in die fremde Literatur, sondern auch eine solche in das ganze 
Volkstum der fremden Nation. Schon lange verlangt die Prüfungsord- 
nung von den deutschen Kandidaten der klassischen Philologie „eine zu 



*) Vgl. besonder«: A. Wttrzner, Realien und Bilder im englischen Unterricht, 
N. Spr. I, 246 ff.; Wilhelm Scheffler, Bild und Lektüre, N. Spr. 11, 113 ff.; W. Qrote, 
Realienkunde und Realienkenntnis, ib. XIII, 10 ff. 



Realien. 227 

wissenschaftlicher Fortbildung befähigende Bekanntschaft mit den Haupt- 
perioden der griechischen und römischen Geschichte, den Staatseinrich- 
tungen, dem privaten Leben, der Beligion und Sage, sowie der Philosophie 
der Griechen und Bömer, Vertrautheit mit der Archäalogie, soweit sie 
erforderlich ist, um durch sachkundige Behandlimg zweckmässig ausge- 
wählter Anschauungsmittel den Unterricht wirksam zu unterstützen/' 
Wenn alles dies schon für ein Verständnis der toten Sprachen Voraus- 
setzung ist, um wieviel mehr wird die Kenntnis des Lebens, der Sitten, 
Gebräuche, der materiellen Kultur des fremden Volkes Forderung für die 
neueren Sprachen ! Diese blieb denn auch von der Bef ormpartei nicht aus 
und wurde in den preussischen Lehrplänen und Lehraufgaben für höhere 
Schulen vom Jahre 1901 ofSziell anerkannt. Sie ist also für Deutschland 
Tatsache geworden. Da lesen wir z. B. „Sprechübungen in jeder Stunde 
nicht bloss im Anschluss an Gelesenes und an Vorkommnisse des täglichen 
Lebens, sondern über Geschichte, Literatur, Kultur des französischen 
Volkes**; oder: „Die Übungen im Sprechen schliessen sich an die Lektüre 
an und erstrecken sich ausserdem auf Vorkommnisse des gewöhn- 
lichen Lebens und auf Belehrungen über Land und Volk Englands** ; 
oder : „Bei der Auswahl der Lektüre ist vornehmlich dasjenige (Jebiet zu 
berücksichtigen, welches in die Kultur- und Volkskunde einführt.'* 
Wenn daher, wie wir sehen werden, zwar die Realienfrage auch für solche, 
die nach alter Methode unterrichten, wenig^ns so lange sie an Literatur 
glauben, nicht ohne Interesse ist, dürfen wir erwarten, in der umfang- 
reichen Beformliteratur der letzten dreissiger Jahre die beffte Ausbeute für 
die Bealienkimde zu finden. 

Die oben skizzierte Evolution des neusprachlichen Unterrichts 
(Sprachunterricht-Formalien; Unterricht in Sprache und Literatur-For- 
malien, Idealien; Unterricht in Sprache, Literatur und Volkskunde-Por- 
malien, Idealien, Eealien) kann uns zugleich klar machen, war wir unter 
Bealien zu verstehen haben. 

Verstehen wir unter Deutsch nur die deutsche Sprache, so erschöpfen 
wir den BegrifE Deutsch am allerwenigsten. Die Sprache allein zeigt ver- 
hältnismässig wenig von der fremden Kultur, wie schon aus der Betrach- 
tung hervorgeht, dass verschieden sprechende Völker dieselbe Kultur 
haben können. Zur Aneignung des blossen Sprachguts können unter Um- 
ständen Grammatik und Wörterbuch genügen, die sogennanten Formalien. 
Der Unterricht in der schönen Literatur eines anderen Volkes, zweitens, 
muss vom Standpimkte des Sprachunterrichts je nach dem Betriebe ver- 
schieden beurteilt werden. Der rein ästhetische Betrieb desselben in der 
Schule befördert das Sprachgefühl nicht; Beweis, dass er sich sogar der 
fremden Form ganz entheben und mit Erfolg vermittelst Übersetzungs- 
literatur gelehrt werden kann. Zudem ist er nicht gründlich. Welcher 



22S Pädagogische Monatshefte. 

Schüler kann beispielsweise Schillers Wallenstein verstehen^ wenn die 
politischen und kulturhistorischen Gesichtspunkte unberücksichtigt blei- 
ben? Das andere Extrem liegt vor, wenn der Lehrende, obwohl er seiner 
Klasse dabei vieles Fremde beibringen mag, durch seinen Kommentar den 
Dichter buchstäblich erdrückt. Nun gibt es natürlich auch kunstsinnige 
Lehrer der Literatur, die eine gewisse Sachkenntnis für die Lektüre für 
imerlässlich erachten und auch die goldene Mitte zu halten verstehen, aber 
wir müssen trotz alledem zugeben, dass aller Literaturunterricht mehr das 
allgemein Menschliche, sozusagen das Internationale, als das Fremde und 
Eigenartige in den Vordergrund stellt, dass er in dem grossen deutschen 
Schriftsteller weniger den Deutschen als den grossen Oeist sieht. Es ist 
daher keine Kritik des literaturgeschichtlichen Unterrichts, wenn wir 
sagen, dass er sich vorzüglich mit dem Idealen, weniger mit dem Na- 
tionalen beschäftigt, wobei erst in zweiter Linie alles Andere in Betracht 
kommt, z. B. auch, ob ein Literaturerzeugnis ein Beitrag von diesem oder 
jenem Volke ist. Der Unterricht in der deutschen Literatur lehrt Vieles 
und Gutes, bleibt aber Literaturgeschichte und ist nicht identisch mit dem 
Sammelbegriff Deutsch, denn die deutsche Literatur ist nur ein Bruchteil 
des deutschen Volkstums. Ganz anders kommt dies fremde Volkstum in 
der dritten und neuesten Unterrichtsmethode zur Geltung. Hier soll nicht 
nur Sprache und Literatur gelehrt werden, hier soll durch moderne Lek- 
türe auch Bekanntschaft mit den staatlichen, gesellschaftlichen und kirch- 
lichen Verhältnissen, mit den Sitten und Gewohnheiten, den Einrich- 
tungen der anderen Nation gewonnen werden. Diese Methode ist einmal 
eine grundehrliche Methode. Sie will, dass der Schüler verstehe, was er 
liest. Nicht selten ist eine Übersetzung ein blosses Spielen mit Worten, 
nämlich immer dann, wenn der eigene Ausdruck nicht mehr besagt als der 
fremde. Gesetzt, eine englische Klasse junger Deutscher oder Franzosen 
lese einen der Seeromane Coopers ; was nützen ihnen da die blossen deut- 
schen Seeausdrücke, wenn die Vorstellung fehlt? Man kann natürlich der 
Meinung sein, ein Schüler brauche so etwas nicht zu wissen; dann wähle 
man eine andere Tjektüre. Und was geschieht einem dann? Man mag 
quantitativ weniger unverständliche Begriffe antreffen, aber vermeiden 
kann man sie nicht. Noch soll dies sein, denn Erweiterung unserer be- 
grifflichen Anschauung ist ja gerade einer der Zwecke alles Lesens. Letzte 
Woche stiess eine meiner Klassen zufällig auf folgende drei jedem Nord- 
deutschen geläufigen Fischnamen : Plötze, Dorsch, Schleie, die die gewohn- 
lichen Wörterbücher beziehungsweise durch die nichtsbesagenden roach, 
tors, tench wiedergeben. Zwei derselben (leuciscus rutilus und gadus 
morrhua) sind vorzüglich Nordseefische, die Schleie (tinca vulgaris) ge- 
hört zur Karpfenfamilie und lebt in Seen und Flüssen Mitteleuropas; 
keiner kommt in Amerika vor. Diese Methode will daher zuvörderst die 



Realien. 229 

realen Tatsachen lehren^ die vor schiefer Auffassung schützen. Sie will 
durch Beschäftigung besonders mit den abweichenden Seiten der fremden 
Ifatur und Kultur verständnisvoll in den fremden Volkscharakter ein- 
führen. Sie will so vor voreiligen und einseitigen Schlüssen bewahren und 
vor nationaler Selbstüberhebung. Beispiele wie die drei oben gegebenen^ 
die sich aus den verschiedenen Verhältnissen zweier Lander ergeben^ kann 
ein jedes von ims leicht aus eigener Erfahrung vervielfältigen. Sie er- 
fordern nicht Wortübersetzung, sondern Sacherklärung, und unsere Me- 
thode nimmt in solchen Fällen das Beallexikon und die Anschauung zur 
Hilfe. Über die Anschauungsmittel im neusprachlichen Unterricht 
äusserte sich der Veranstalter einer Ausstellung derselben gelegentlich 
einer neuphilologischen Versammlung zu Dresden wie folgt: ,,Da es die 
Aufgabe des Unterrichts ist, Begriffe zu bilden, so kann der Unterricht^ 
wenn er seine Aufgabe erfüllen will, nicht vielseitiger Anschauimg ent- 
behren, auf der allein Begriffe sich aufbauen. Besonders bei geschicht- 
lichen und geographischen Stoffen ist Anschauungsmaterial unerlässlich, 
wenn überhaupt der Schüler mit Ifamen von Personen einen Begriff der 
Persönlichkeiten und bei Ortsnamen irgend eine Vorstellung der Ortlich- 

keit erlangen soll Wenn irgend möglich soll daher die Lektüre durch 

bildliche Vorcrtellungen belebt und gegenständlich betrieben werden, wo- 
durch zugleich die Phantasie angeregt wird, das Wort in lebendige Vor- 
stelluüg der Dinge umzusetzen.^' Weil der Schüler durch ein solch gründ- 
liches Verfahren wohl etwas später, aber doch besser vorbereitet zu den 
Schätzen der fremden Literatur gelangt, ist dieser Unterricht deswegen 
der schönen Literatur nicht feindlich. 

Je nach der Art der Schule werden die Bealien Verschiedenes begrei- 
fen. Für die Schulen, die in erster Linie ein praktisches Ziel verfolgen^ 
wie Handels- und Qewerbeschulen, genügt es, die Schüler mit dem Aus- 
land der (Gegenwart bekannt zu machen. Zu ihren Zwecken, Erlernung 
der modernen Umgangssprache, reicht Bekanntschaft mit den heutigen 
fremden Verhältnissen aus, „zu wissen, wie der Fremde heute lebt, wohnt 
und iflsf' (was natürlich zur Betrachtung ihrer staatlichen und wirtschaft- 
lichen Einrichtungen, ihrer Politik und Ähnlichem führt). Soll aber der 
Sprachunterricht eine höhere Bildung gewähren und in die fremde Kultur 
überhaupt einführen, muss der Begriff Bealien weiter gefasst werden. 
Dann müssen wir in die Vergangenheit zurücksteigen, zu sehen, woraus 
das Heutige geworden, und uns nicht nur die Äusserlichkeiten des anderen 
Volkstums, sondern auch die innere Kultur vorführen, deren zwar nicht 
alleinige, aber deren höchste Blüte immer die klassische Literatur eines 
Volkes sein wiid. Wenn die Bealien gewöhnlidi als alle äusseren Betäti- 
gungen des fremden Volkstums deiSniert werden, sieht Dr. Würzner in 
Wien daher in ihnen schlankweg den Ausdruck für die gesamte (beschichte 



230 Pädagogische Monatshefte. 

und Kultur des fremden Volks. „Zu erkennen", sagt er, „wie die Welt 
und das Leben sich im fremden Geiste abspielt, der bewusst oder nnbe- 
wusst sich geltend machende Vergleich mit der eigenen nationalen Auf- 
fassung, darin liegt der wahre Wert des fremden Unterrichts in den 
neueren Sprachen/' Mit Becht sehen die Reformer in dieser Weise zu 
unterrichten nicht nur eine Erweiterung, sondern ebenso sehr eine Ver- 
tiefung der Unterrichtszwecke. Nur auf Grund einer solchen Auffassung 
des neusprachlichen Unterrichts scheint mir eine Gleichstellung der mo- 
dernen mit den klassischen Sprachen berechtigt. 

Wenn wir nun betrachten, was die Realien im Einzelnen umfassen, so 
scheint das Material auf den ersten Blick schier unermesslich. Wir können 
aber von vornherein alles ausscheiden, was die nationale Eigenart nicht 
oder weniger zum Ausdruck bringt. So ist alle Lektüre zu verwerfen, die 
nicht das speziell zu studierende Volkstum behandelt. Lesematerial au« 
Mommsens Römischer oder Curtius' Griechischer Geschichte z. B. ist trotz 
der Klassizität dieser Autoren aus dem deutschen Unterricht im Auslände 
zu verbannen ; gleichfalls viele der auf Deutsch geschriebenen historischen 
Romane, wie etwa die von Georg Ebers, weil sie Darstellung des „Ägyp- 
tischen" Volkslebens sind. Oder wenn eine Nation einen gewissen Bau- 
stil einfach entlehnt hat, ohne ihn weiter auszubilden, oder zu einer ge- 
wissen Zeit keine nationale Musik besass, sind ihre Leistungen auf diesen 
Gebieten der Kimrt für uns ohne Interesse. Trotz alledem bleibt aber 
noch ein so gewaltiges Material übrig, dass kein Lehrsystem zu einer yoll- 
ständigen Kenntnis der Realien verhelfen kann. Die Schule kann nur in 
dies grosse Gtebiet einführen durch Lehren einzelner charakteristischer 
Abschnitte desselben. Welches sind diese? 

Schon für den Hamburger Neuphilologentag des Jahres 1896 veran- 
staltete Prof. Dr. G. Wendt aus Hamburg eine Ausstellung englischer 
Unterrichtsmittel, die den deutschen Lehrer des Englischen mit den vor- 
handenen englischen Realien und ihren Anschauungsmitteln bekannt 
machen sollten. Den Katalog (bei M. Pritsche, Hamburg, erschienen) 
konnte ich nicht einsehen, aber zwei Auszüge in den Neueren Spradien 
(Vol. III, 617; vol. IV, 240) zeigen uns, wie Wendt seinen Gegenstand 
angriff. Was liegt nun näher, als uns solche Vorarbeit (die Weltausstel- 
lung zu St. Louis beschränkte sich auf eine Zusammenstellung der Hilfs- 
mittel für den neusprachlichen Anschauungsunterricht, vgl. Pädagogische 
Monatshefte, Februar 1905) zu nutze zu machen. Könnte nicht der 
Deutschamerikanische Lehrerbund oder die Modem Language Assoeiation 
eine Kommission ernennen, die unter tätiger Mitwirkung der einzelnen 
Mitglieder ein ähnliches Schema mit deutschem Material ausfüllte? Ein 
Einzelner kann diese Arbeit, besonders von Amerika aus, nicht leisten. 
Hierzulande, fürchte ich, existiert erst wenig Material^ aber ein Tail dm 



Realien. 231 

in Dentschland für neusprachliche und andere Unterrichtszwecke Produ- 
zierten ist für uns brauchbar und das Eine oder Andere davon ist diesem 
oder jenem von uns bekannt. Wäre die Sammlung zunächst auch nicht 
vollständig, entspräche sie doch einem schreienden Bedürfnisse alles fort- 
schrittlidien Unterrichts! Ja, die auffällige Tatsache, dass die Beform 
des neusprachlichen Unterrichts auf diesem für Neuerung so empfäng- 
lichen Boden noch immer so wenig Eingang gefunden, scheint mir nur 
aus der Unbekanntschaft, resp. dem Fehlen der für dieselbe nötigen Lehr- 
mittel erklärbar. Ein solcher Kommissionsbericht könnte durch die Päda- 
gogischen Monatshefte oder die Publications of the Modem Language 
Association verbreitet werden, und der Unternehmungsgeist der ameri- 
kanischen Verleger wird nicht verfehlen, sich des neuen Gebietes zu seiner 
und unserer Wohlfahrt zu bemächtigen. 

Im Anschluss an die Wendtsche Klassifizierung unterbreite ich heute 
Nachmittag ein Schema zur Diskussion. Das einigen Kapiteln folgende 
dürftige Material soll nur ein ganz bescheidener Anfang sein imd ist meist 
gelegentlichen Besprechungen in den Neueren Sprachen entnommen, be- 
sonders den fleissigen Zusammenfftellungen von Flemming (N. Spr. I, 
510 ff., 588 flf.)- *) Es wird aber die einzelnen kurzen Überschriften wei- 
ter ausführen und uns den Begriff der Bealien klarer machen, als dies eine 
blosse Definition to tun vermag. 

A. Zum Studium (im Wort): 

1. Allgemeine Nachschlagebücher. 

2. Staatliche Einrichtungen in systematischer Darstellung. 

a) Verfassung, 

b) Verwaltung, 

c) Bechtswesen, 

d) Unterrichtswesen, 

e) Kirchen [und Sekten], 

f) Kriegswesen, 

a) die frühere Zeit, 

b) das heutige Heer, 
c) die Flotte, 

g) Verkehrswesen. 

3. Berufsarten. 

4. Handel. 

5. Geld, Mass, Gewicht. 

a) Vorzeit, 

b) Jetztzeit. 



*) Verfasser behält Bich tot, das von ihm gesammelta Material zu. Teil A apitcr 
aasffllirlicher zn verOffentlicheii. 



232 Pädagogische Monatshefte. 

6. Land und Leute. 

7. Sitten und Gebräuche. 

a) Der Festkalender^ 

b) Das Leben in der Familie und bei der Arbeit, 

c) Aberglaube und Volksmedizin^ 

d) Haus und Hof; Kleidung; Gebrauchsgegenstände^ 

e) Allgemeines. 

8. Sagen. 

9. Spiele. 

10. Zeitungen imd Journale. 

11. Geographie (ohne Karten und Bilder). 

12. Geschichte (ohne Karten und Bilder). 

13. Technologie. 

14. Sonstige Kulturgeschichte (ohne Karten und Bilder). 

B. Zur Anschauung (im Bild): 

1. Geographisches. 

a) Atlanten^ Karten und Pläne Deutschlands, 

b) Karten, Pläne, Ansichten deutscher Hauptstädte, 

c) Sonstige geographische Charakterbilder. 

2. Illustrierte Geschichtswerke, Historische Tafeln, Bilder und 
Bildwerke. 

4. Bildende Kunst. 

a) Baukunst, 

b) Bildhauerei, 

c) Malerei. 

5. Musik. 

6. Wappenkunde. 

7. Technologische Tafeln. 

8. Sonstiges KiQturgeschichtliches. 

B. Zur Anschauung (imBild): 

1. Geographisches. 

a) Atlanten, Karten und Pläne Deutschlands. 

E. Debes, Schul-Atlas. Verlag von H. Wagner und Debes. Leipzig. 

b) Karten j Pläne, Ansichten deutscher Hauptstädte. 

Geistbeck, Geographische Landschafts- und Städtebilder. G. G. Buchners 
Verlag, Bamberg. 84:110 Cm. Jede Tafel 2 M. (aufgezogen 4.50 
M.). Text 2 M. Inhalt: München, Typus einer Residenz- und Kunst- 
stadt. Mannheim-Ludwigshafen, Typus einer modernen Handels- 
imd Fabrikdoppelstadt. Hamburg, Typus eines Flusshafens und 
einer Welthandels^dt. Kiel. 

(Jeistbeck und Engleder, Geographische Typenbilder. Jetzt im Verlage 
von A. Müller (Fröbelhaus), Dresden. Inhalt: Passau, Würzburg^ 



Realien. 233 

Beuteli und Stucki, Schweizerisches und geographisches Bilderwerk. W. 
Kaiser (yorm. Äntenen)^ Kunstverlag, Bern. Konimissionsyerlag: 
P. Köhlers Buchhandlung, Leipzig. 60:80 Cm. Jede Tafel 5 M. 
Ölfarbendruck. Zu jedem Bild eine Heft Text zu je 25 Cts. Inhalt: 
Bern. Zürich. Lugano. Genf. 

F. E. Wachsmuth. Leipzig. Dresden. 

c) Sonstige geographische Charakterbilder, 

Geographische Charakterbilder. E. P. Wachsmuth, Leipzig. Jede Tafel 
1.40 M. Inhalt : Helgoland mit Düne. Der Bhein bei Bingen. Der 
Thüringer Wald. Die Sächsische Schweiz. Das Eiesengebirge (Dop- 
pelbild). Der Bheinfall bei Schaflfhausen. Die Bemer Alpen (Dop- 
pelbild). Die Purka-Strasse. Der grosse Aletsch^Gletscher. Eine 
Düne auf Bügen. Die Adelsberger Grotte. Well- und Wetterhom. 
Hamburger Hafen. Nord-Oertsee-Kanal. Erzgebirge. Bodensee bei 
Lindau. Semmeringbahn. 

Hölzeis Geographische Charakterbilder. Hölzel, Wien. 79 :59 Cm. Jede 
Tafel 4 M. (aufgespannt 5 M.). Ölfarbendruck. Kleine Handaus- 
gabe 7.50 M. Inhalt: Aus dem Ortlergebiet. Das Bemer Oberland 
(Doppelbild). Die Düne und das Pelseneiland Helgoland. Die 
Adelsberger Grotte. Talspome im Ober-Inntale. Weckelsdorfer Pel- 
sen. Die Donau bei Wien. Die Schneekoppe im Biesengebirge. Das 
Stettiner Haff (Doppelbild). Hhein. 

Geistbeck, (Geographische Landschafts- und Städtebilder. Siehe oben. In- 
halt: A. Süddeutschland und Alpengebiet. B. Mittel- und Nord- 
deutschland. 

Beuteli und Stucki, Schweizerisches geographisches Bilderwerk. Siehe 
Inhalt: Genfer See, Vierwaldstätter See, Bhonegletscher etc. 

Engleder, Bilder für den geographischen Anschauungsunterricht. Verlag 
von B. Oldenbourg, München. 117:90 Cm. Je 2 M., aufgezogen 
3.50 M. Tetx von Qruber. Inhalt: Berchtesgaden, Starnberger- 
See t7i/C 

2. Illustrierte Geschichtswerke, Historische Ta- 
feln, Bilderund Bildwerke. 

L. Stacke, Deutsche Geschichte, 4 vol. Velhagen und Klasing, Bielefeld 
und Leipzig. 

Wilhelm Müller, Deutsche Geschichte. Illustrierte Volksausgabe. Stutt- 
gart, Verlag von Carl Krabbe. 

Lohmeyers Wandbilder für den geschichtlichen Unterricht nach Originalen 
lebender Künstler. Verlag des Kgl. Hof-Kunst-Instituts von Otto 
Troitzsch, Berlin. 72:98 Cm. Jedes Bild 3 M. (aufgezogen 4 M.). 
Text unentgeltlich. Inhalt: Karl der Grosse empfängt eine mau- 
rische Gesandtschaft. Heinrich V. in der Beichsversammlung zu 



234 Pädagogische Moonatshefte. 

Worms. Szene aus dem Kreuzzug Konrads III. Schlacht im Teuto- 
burger Wald. Gotenfichlacht am Vesuv. Otto der Orosse in der 
Schlacht auf dem Lechfelde. Heinrich I. vor Brandenburg. Klaus 
Störtebeckers Gefangennahme. Mailänder Edelleute bitten Kaiser 
Barbarossa um Schonung der Stadt. (Gefangennahme Friedrichs des 
Schönen in der Schlacht bei Mühldorf. 

Bilder zur deutschen Geschichte. C. C. Meinhold und Söhne, Dresden. 
Zwei Sammlungen zu je 30 Blatt, 18 M. die Sammlung. Erklärender 
Text 0.75 M. Schwarzdruck. 

A. y. Werner, Kaiserproklamation zu Versailles am 18. 1. 1871. F. E. 
Wachsmuth, Leipzig. 88:66 Cm. 4 M. (aufgezogen 4.^0 M.). 

Bilder aus der Geschichte. Wien, Kreisel und Gröger. (Zumeist zur 
östreichischen Geschichte.) 

Wandbilder für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte. Hölzel. 
Wien. 4 Bilder. 

Anschauungsbilder zur alten und neuen Geschichte. 25 Blatt. Farben- 
druck. Je 47 :60 Cm. Gesammtpreis mit Text (von Wiener) 21.00 
M. Verlag von H. Hemmleb, Weimar. 

Wandbilder zum Unterricht in der Weltgeschichte. Schreiber, Esslingen. 

Langls Bilder zur Geschichte. Ed. Hölzel, Wien. Aufgezogen 3 M. In- 
halt : Zwinger zu Dresden. Wartburg. Habsburg. 

Allgemeines historisches Portraitwerk. Kunstverlag von Friedrich Bruck- 
mann, München. 

Wertvolle Illustrationen enthalten femer ausser den grossen Kon- 
versations-Lexika die bei Velhagen und Klasing erschienene Weltgeschichte 

von Jäger und die Spamersche Weltgeschichte. 

4. Bildende Kunst. 

a) Baukunst, 
Ansichten von Berlin und Umgebung : 

1) Photoglob Co., Zürich (London, 61—63 Ludgate Hill, E. C). 29 

Bilder. 

2) Graphische Gesellschaft, Berlin, S. W., Linden Str. 16, 17. 21:27 Cm. 

Aufgezogen 1.25 M. 44 Bilder. 

3) Berliner Phototype Inst. Bob. Traeger (Schultz und Schienner). 

Photograph. Kunstverlag, Berlin, S. W., 19, Kommandanten Str. 18. 
Klare Lichtdrucke in Kabinettformat. 0.15 M. Gegen 230 Ansichten. 

4) Deutsche Verlagsanertalt in Stuttgart. Farbige Naturaufnahme. 20 

Bilder. Gesammtpreis 5 M. 

5) Dittmar Schweiezer, Berlin, W., 14. 19 Cm. Je 0.50 M. 71 Ansichten. 
Vaterländische Denkmäler und Bauwerke. E. E. Wachsmuth, Leipzig. 

Tondruck. 88 :66 Cm. Jedes Bild aufgezogen 1.60 M. 



j 



Realien. 235 

Gnmdrifise hervorragender Baudenkmale. 12 Zeichnungen für 10 M. 
74 :98 Cm. Ed. Hölzel, Wien. 

Die Entwicklung der Baukunst^ Bildhauerei und Malerei mit Zitierung 
der einschlägigen Werke skizziert Alwin Schultz kurz und übersicht- 
lich. Pauls Grundriss III. 

5. Musik. 

Kleines Kommersbuch. Liederbuch fahrender Schüler. Leipzig, Philipp 

Beclam jun. 2610. 20 Pf. 
Melodien zum Kommers- und Studentenliederbuch. Philipp Beclam jun. 

1.50 M. 
Volkslieder-Album. 80 Volkslieder für eine Singstimme und Klavier- 
begleitung. Leipzig, C. F. Peters. 
Hundert deutsche Volkslieder für eine Singstimme mit Begleitung dei 

Klaviers, herausgegeben von Max Friedländer. Edition Peters. No. 

22Ö7. Leipzig, C. F. Peters. 
Choralbuch für Klavier und Harmonium zimi Schul- und häuslichen Qe- 

brauch herausgegeben von Alfred Dörffel. Edition Peters. No. 1423. 

Leipzig, C. F. Peters. 
0. Böhm, Die Volkshymnen aller Staaten des deutschen Beiches. Wismar, 

HinstorfiP. 1901. 1.00 M. 

Einen Abriss der Geschichte der deutschen Musik gibt von Liliencron 
im III. Teile von Pauls Grundriss. 

7. Technologisches. 

F. E. Wachsmuth, Leipzig. Technologische Tafeln. Von 1.60 bis 2.20 M. 
Text in 2 Heften zu je 0.80 M. Inhalt : Flachsbrecher. Webstuhl. 
Hochofen. Eisengiesserei. Dampfhammer. Walzwerk. Lokomotive 
( Doppel tafel). Hydraulische Presse. Kohlenbergwerk. Leuchtga.s- 
gewinnung. Glasbereitung. Kochsalzgewinnung. Papierbereitimg. 
Seeschiff. Telegraph. Brückenwage. 

8. Allgemeine Kulturgeschichte. 

Brustbilder berühmter Männer und Frauen. F. E. Wachsmuth, Leipzig. 

In Lebensgrösse. Einzelbild aufgezogen 1.00 M. 
Luchs, 50 kulturhistorische Wandtafeln. Wilhelm Gottlob Korn, Breslau. 
Kulturgeschichtliche Bilder für den Schulunterricht. Wachsmuth, Leipzig. 

Wie diese Anschauung im Bild für den. englischen und französischen 
Unterricht im deutschen Klassenzimmer nun am besten verwertet werden 
kann, erörtert eine reichhaltige Literatur in den Neueren Sprachen. Also 
nicht nur die Benutzung der bekannten Hölzelschen Tafeln oder anderer 
im Elemetarunterricht gebräuchlichen Anschauungsmittel, sondern eben- 
falls die Behandlung obigen Materials zur Einführung in die fremden 
Bealien. Es sind teils methodische Anweisungen, teils wird der auf den 
Bildern dargestellte Stoff beschreibend oder dialogisch behandelt, teils an 



236 Pädagogische Monatshefte. 

denselben erweitert angeknüpft. Als fernere Hilfsmittel schlieseen sich 
Heallezika^ Sachwörterbücher und französische und englische Vokabu- 
larien an. Die Ausführung im Einzelnen gehört nicht zu unserem Thema, 
ich beschränke mich daher auf Anführung einiger charakterisierenden 
Titel : 

E. Wilke, Anschauungsunterricht im Englischen und Französischen und 
seine Verteilung auf die einzelnen Klassen (N. Spr. IV, 138 ff. — 
Wanderung durch London). 
M. Löwisch, Die literarische, politische und wirtschaftliche Kultur der 
Franzosen in der Lektüre und im freien Sachunterricht (N. Spr. XIT, 
385 ff.). 
Dr. H. Lewin, Die Benutzung kulturhistorischer Bilder im neusprachlichen 
Unterricht. Beigabe zum Jahresbericht 189^^3 des Bealprogymna- 
siums zu Biebrich. 
Von demselben: Zwei kulturgeschichtliche Bilder in französischer imd 

englischer Bearbeitimg. Marburg, Elwert. 0.80 M. 
Dr. Hermann Conrad, England. Material for Practice in Englich Con- 

versation. Stuttgart, Metzlerscher Verlag. 
Von demselben: Englische Bealien als Gegenstand der Sprechübungen. 
A travers Paris. Aus Originaltexten zusammengeertellt und mit Anmer- 
kungen zum Schulgebrauch herausgegeben von Prof. Dr. Arnold 
Krause. Leipzig, Velhagen und Klasing. 1900. 1.30 M. 
Quinze jours k Paris^ par A. Lebrun. Für den Schulgebrauch herausge- 
geben von Dr. Philipp Boozmann. Glogau, Flemming. 1902. 1.50 M. 
Dr. E. Wilke, Paris. Promenades dans la capitale de la France. Mit 
Anlehnung an das Hölzelsche Bild „Paris'^ für den Schulgebrauch 
herausgegeben. Leipzig, Wien, B. Gerhard. 1897. 0.60 M. 
M. Delanghe, üne vue de Paris. Le^ons de conversation frangaise d'apr^ 

le tableau de Hölzel. Giessen, E. Both. 1897. 0.80 M. 
Paris, Kommentar zu Bolf s Plan pittoresque und Plan monumental de la 
ville de Paris. Bearbeitet und herausgegeben von Ludwig E. Bolfs 
und Theodor yan Haag. Leipzig, Bengersche Buchhandlung. 1901. 
4.00 M. 
Rein, Anschauimgstafel für den Glockenguss unter besonderer Berück- 
sichtigung von Schillers Lied von der Glocke. Mit Text 3.00 M. 
Gotha, Friedrich Andreas Perthes. 

Was die Bücher anbetrifft, so handelt es sich, wie schon die Titel er- 
kennen lassen, um zwei Arten, einmal um Liformationsbücher für den 
Lehrer, dann um Bücher für das Klassenzimmer oder den Schüler. An 
ersteren ist natürlich in Deutschland kein Mangel. Aber eine weise Aus- 
wahl wird nicht immer genügen, es wären oft kürzende und zusammen- 
stellende Bearbeitungen vorzunehmen. Denn nicht jeder Lehrer des 



Realien, 237 

Deutschen hat das Geld und die Zeit für eine ganzeBibliothek, er muss 
sich seine Information leichter und aus weniger Bänden verschaffen kön- 
nen. Bücher wie : G. Wendt, England^ seine Geschichte, Verfassung und 
staatlichen Einrichtungen; Leipzig, 0. B. Beisland, und dasselbe Buch 
für Frankreich Yon B. Mahrenholz im selben Verlag herausgegeben wären 
unter vielen anderen hier deutsche Muerter zur Nachahmung. 

Bei weitem mehr Arbeit wird die Herstellung einer Bealienbibliothek 
zum Gebrauch der Schüler verlangen. Was etwa hier in Prankreich, 
Schweden oder wo sonst Deutsch gelehrt wird, geleistet irt, könnte wohl 
im Aufbau benutzt werden, aber die verschiedenen Schulverhältnisse dieses 
Landes bedingen eine im Wesentlichen eigene Behandlung des Materials. 
Wie diese nach der Beformidee vorzunehmen ist, kann von der weiteren 
Frage, der der Lektüre im neusprachlichen Unterricht, nicht getrennt wer- 
den. Die leitenden Gedanken, welche die Auswahl und Herausgabe einer 
Beformlektüre bestimmen sollen, sind wiederholt auf deutschen neuphilo- 
logischen Versammlungen erörtert worden. ♦) Einige solcher Leit- 
sätze sind : 

1. Die für die Schule in Betracht kommende Lektüre irt vor allem 
nach der geistig-erziehlichen Seite des Inhalts zu beurteilen. 

2. Die Lektüre darf, der Hauptsache nach, nichts bieten, was nicht 
auch jetzt noch sprachlich mustergültig wäre. 

3. Ein an sich wertvoller Stoff, der durch Änderung des Heraus- 
gebers (Verkürzung, Umstellung, ungeschickte Überarbeitung) verschlech- 
tert ist, ist zu verwerfen. 

4. Gleichfalls ein guter Text mit Anmerkungen, die dem Schüler 
die Denkarbeit ersparen. 

5. Die Lektüre im Unterrichte der neueren Sprachen hat neben der 
sprachlichen Ausbildung die Aufgabe, dem Schüler ein Volksbild zu über- 
liefern, das seine Züge aus der Geographie, der Gkschichthe, der Literatur, 
dem sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben des fremden Volkes 
nimmt. 

6. Die Lösung let:?terer Aufgaben macht nötig: a) die Berücksidi- 
tigung verschiedener Gattungen von Schriftwerken; b) eine planmässige 
Verteilung der einzelnen Bestandteile des Volk^ildes auf die verschie- 
denen Stufen des Lehrganges wie die in der sprachlichen Aiisbildung zu 
erstrebenden Ziele überall schon längst auf die einzelnen Klassen ver- 
teilt sind. 

Lehrreich für den amerikanischen Herausgeber dürfte auch das Stu- 
dium der deutschen sogenann .^n Beformbibliotheken sein. Es folge hier 
die Kapiteleinteilung der umfangreichsten derselben, der Schulbibliothek 



•) N. Spr. IV, 210 ff., Vn, 1 ff. 



338 Pädagogische Monatshefte. 

französisclier und englischer Prosaschriften aus der neueren Zeit, heraus- 
gegeben von L. Bahlsen und J. Hengesbach. Berlin, R. Oaertners Ver- 
lagsbuchhandlung *) : Frankreich und England, Land und Leute. Kolo- 
nien, Beisebeschreibungen, Landschaftsbilder. Aus der (beschichte Frank- 
reichs und Englands. Bedner. Sammlungen kürzerer, leichterer Bio- 
graphien. Frankreichs und Englands Dichter und Denker. Dramatisches. 
Erzählungsliteratur. Briefe. Handel, Verkehr, Gewerbe, Industrie, Tech- 
nik. Naturwissenschaftliche Schriften. Materialien zu Sprechübungen. 
Wenn nun die Lektüre so viele Wissensfelder behandeln soll, und wenn 
die dem deutschen unterrichte an einer amerikanischen High School ein- 
geräumte Zeit im Durchschnitte zwei Jahre nicht übersteigt, liegt es auf 
der Hand, dass nicht länger so ausschliesslich wie bisher mit Einzeltexten 
gearbeitet werden kann. Wer hier auch nur den Anfang zu einer Ver- 
wirklidiung der Beformgedanken machen will, muss zum Lesebuch zurück- 
kehren. Allerdings nicht zu dem alten, vor dem wir uns dereinst in gute 
Texte retteten, auch nicht zu den besseren neueren, die einseitig nur Ge- 
schichte oder Geschichten oder allenfalls Naturwissenschaft bringen, son- 
dern zu einem, das den Hauptforderungen der Eeform gerecht wird. 
Schaffung eines solchen — denn wir besitzen es noch nicht — , das durch 
geschickte Auswahl in das gesammte Deutschtum einführt, scheint mir das 
erste Bedürfnis in der Beform des neusprachlichen Unterrichts in Amerika. 



Die Zukunft des deutschen Unterrichts im amerilianischen ^^ ^ 

Unterrichts wesen • 



Von Prof. A. R. Hohlfeld« University of Wisconsin. 



Der deutsche Unterricht nimmt im Erziehungswesen Amerikas gegen- 
wärtig bereits eine wichtige und ausgedehnte Stellung ein. Wenn es auch 
an zuverlässigen statistischen Ermittlungen fehlt, so ist doch wohl mit 
leidlicher Sicherheit mit Viereck **) anzunehmen, dass zur Zeit über eine 
Million Schüler in den verschiedensten Lehranstalten dieses Landes im 
Deutschen unterrichtet werden. Ebenfalls aber müssen wir Viereck bei- 
pflichten, wenn er der Ansicht ist, dass dieses gewiss nicht ungünstige Ee- 
sultat sich entschieden noch günstiger gestalten könnte und wohl auch 



*) Vgl. auch: Neusprachliche Reformbibliotliek. Herausgeber Dir. Dr. Bernhard 
Hubert uiid Dr. Max Fr. ManiL Leipzig, Rossbergsche Verlagsbuchhandlung. 

••) „Zwei Jahrhunderte deutschen Unterrichts in den Vereinigten Staaten", 
S. 210. 



Die Zukunft des deutschen Unternchts. 239 

gestalten sollte^ da die genannte Million doch nur etwa ein Siebzehntel 
der Gesamt-Schülerzahl des Landes beträgt. 

Im allgemeinen lassen sieh die Lehranstalten^ in denen Deutsch in 
grösserem Umfang gelehrt wird> in vier Klassen einteilen : Universitäten^ 
öffentliche ^^Hochsdiulen^' im amerikanischen Sinne desWortes, öffentliche 
Volksschulen und spezifisch deutsche Privatschulen. Die letztgenannte 
Gruppe setzt sich gegenwärtig zum weitaus grössten Teil aus Eirchen- 
schulen zusammen, zu denen nur ein kleiner Bruchteil von Yereinsschulen 
oder sonstiger Privatschulen rein weltlichen Charakters kommt. 

Fassen wir nun zunächst das Verhältnis des „Deutschamerikanischen 
Lehrerbundes'' zu den spezifisch deutschen Schulen ins Auge, so kann 
meiner Ansicht nach der Schwerpunkt der Tätigkeit des Bimdes hier nicht 
gesucht werden. Die weltlichen Privatschulen scheinen mit wenigen 
schönen Ausnahmen leider dem Untergang geweiht zu sein, und mit den 
Kirchenschulen hat der Bund seiner ganzen Entstehungsgeschichte nach 
nie fruchtbare Fühlung gewinnen können. Prof. Ooebel in seinem in 
mancher Hinsicht so ausgezeichneten Buche, „Das Deutschtum in den 
Vereinigten Staaten von Nord-Amerika** ♦ scheint allerdings eine 
Schwenkung in gerade dieser Eichtung zu befürworten. Den deutschen 
Unterricht in den öffentlichen Volksschulen, der ja zweifellos nur allzu- 
viel zu wünschen übrig lässt, weist er mit auffallender Schroffheit und 
Geringschätzung zurück, nicht nur in seiner gegenwärtigen Gestaltung, 
sondern grundsätzlich. Dagegen sieht er in den Kirchenschulen das ein- 
zige Mittel zur Aufrechterhaltung der deutschen Sprache in Amerika. 
Obgleich ich dem grossen Verdienste der deutschen Kirche und ihrer 
Schulen um die Pflege der deutschen Sprache die gebührende Anerken- 
nung wahrlich nicht schmälern will, so kann ich mich der angeführten 
Ansicht doch unmöglich anschliessen. Ich halte es für undenkbar, dass 
in unserer Zeit, wo in allen fortschrittlichen Ländern eine reine Scheidung 
zwischen Kirche und Schule angestrebt wird, eine künstlich gepflegte Ver- 
quickung der beiden Interessensphären sich hier zu Lande auf die Dauer 
als vorteilhaft oder auch nur durchführbar erweisen sollte. 

Was die Universitäten und die öffentlichen „Hochschulen" betrifft, 
so hat der deutsche Unterricht in ihnen so festen Fuss gefasst, dass bei 
treuer, ehrlicher Pflege seitens seiner Vertreter an seiner gedeihlichen 
Weiterentwicklung in diesen Anstalten nicht gezweifelt werden kann. 
Für die „Hochschulen" ist nur darauf zu bestehen, dass der bloss zwei- 
jährige Unterricht in den beiden oberen Klassen, wie er noch in den weit- 
aus meisten Fällen besteht, durchaus ungenügend ist. Ein vierjähriger 
Kursus im Deutschen, als der für unsere Verhältnisse wichtigsten und na- 



* Der Kampf um das Deutschtum. Heft 16. München, 1904. 8. 66 ff. 



240 Pädagogische Monatshefte. 

türlichsten modernen Fremdsprache, ist ebenso notwendig, wenn nicht 
noch notwendiger, als der bereits fest gesicherte vierjährige Unterricht im 
Latein. Es unterliegt aber wohl keinem Zweifel, dass diese Ausdehnung 
des bestehenden Kurse nur eine Frage der Zeit ist. Dieselbe wird sich 
mit Notwendigkeit aus rein pädagogischen Erwägungen ergeben und kann 
durch unkluge Hervorhebung der spezifisch deutschamerikanischen In- 
teressen eher gehindert als gefördert werden. 

Auch hier kann also nicht der Schwerpunkt der Bundestätigkeit zu 
suchen sein. 

So kommen wir endlich zur Frage des deutschen Unterrichts in der 
öffentlichen amerikanischen Volksschule. * Hier bietet sich uns sofort 
ein ganz anderes Bild. Alles ist noch in Chaos und Unsicherheit. Die 
Anschauungen der erfahrensten und vorurteilsfreiesten Beurteiler weichen 
theoretisch ebenso himmelweit von einander ab wie die tatsächlich be- 
stehende Praxis in den verschiedenen Städten. Von Einigkeit der An- 
sichten, selbst in Bezug auf das anzustrebende Ziel, ist keine Spur. Die 
Dinge sind nicht einmal im Werden begriffen ; eher im Bückgang, als im 
Werden. 

Und doch liegt, wie ich die Sachen sehe, gerade hier der wichtigste 
Teil des für uns in Frage kommenden Oebietes. Nur sind Bemühungen 
um die Zukunft des deutschen Unterrichts im amerikanischen Schul- 
system nicht einfach mit den Bestrebungen um Aufrechterhaltung des 
Deutschtums gleichzusetzen. Diese beiden Standpunkte decken sich aller- 
dings in mancher Hinsicht, in anderen Punkten aber können sie weit 
auseinandergehen; und gerade aus ihrer kritiklosen Vermengung ent- 
springt der Wirrwarr der Bestrebungen, dem wir gegenwärtig begegnen. 

Bei allem Selbstbewusstsein für unsere deutsche Bassentüchtigkeit 
und unsere noch lange nicht gebührend gewürdigte Mitarbeit am Auf- und 
Ausbau dieses Landes können wir Deutschamerikaner doch unmöglich 
erwarten, dass sich das amerikanische Schulwesen endgiltig nach anderen 
als für das allgemeine Volkswohl geltenden Grundsätzen entwickeln soll. 
Soweit gewisse Sonderinteressen unserer deutschamerikanischen Bevöl- 
kerung sich mit den Bücksichten auf das beste Allgemeinwohl decken, 
können wir mit Aussicht auf dauernden Erfolg auf ihre Anerkennung in 
den allgemeinen Einrichtungen des Landes hinarbeiten. Soweit das nicht 
der Fall ist, müssen wir uns für ihre Durchsetzung auf unsere eigenen 
Mittel und Organisationen verlassen, vorausgesetzt, dass daraus dem All- 
gemeinwohl kein Nachteil erwächst. Wo hingegen Sonderinteressen, die 



* Die folgenden Ausführungen beziehen sich allerdings nur auf atädtische 
Schulen; auf die mit allen möglioheii Schwierigkeiten kämpfenden Landschulen 
haben sie keine direkte Anwendung. 



Die Zukunft des deuischen Unterrichts, 241 

an und für sich berechtigt erscheinen, in unlöslichem Widerspruche zu 
den Bücksichten auf das Allgemeinwohl stehen, müssen wir uns, vielleicht 
schweren Herzens, bescheiden lernen. Könnten wir nun die Vorurteils- 
freieren und Weitblickenderen unter den anglo-amerikanischen Führern 
der öffentlichen Meinung einmal davon überzeugen, dass wir bei all un- 
seren Bestrebungen stets von diesem obersten Grundsatz geleitet werden, 
dann, glaube ich, würde auch denjenigen unserer Bemühungen, die auf 
eine Beeinflussimg und eventuelle Umgestaltung allgemeiner Einrichtun- 
gen hinzielen, mehr Vertrauen und weniger Widerstand entgegengebracht 
werden. 

Was den deutschen Unterricht in den Volksschulen betrifft, sind wir 
noch weit davon entfernt. Bei der ursprünglichen Einführung des deut- 
schen Unterrichts in die Volksschulen sprachen allerdings allgemeingül- 
tige pädagogische Erwägungen wenig oder gar nicht mit. Das treibende 
Motiv waren die an und für sich durchaus berechtigten Sonderinteressen 
eines treu an seiner Sprache festhaltenden Deutschamerikanertums. Als 
nachteilige Folge dieses Umstandes nistete sich jedoch bei den Anglo- 
Amerikanem die Ueberzeugung ein, dass das Studium des Deutschen oder 
einer anderen Fremdsprache im Prinzip keine Berechtigung in der all- 
gemeinen Volksschule habe. Es galt als eine aufgezwungene Sonderlast, 
die man so bald als möglich wieder abschütteln müsse und in vielen 
Fällen ja auch wieder abgeschüttelt hat. Und seitdem in den letzten 
Jahrzehnten neben dem Anglo- und Deutschamerikanertum durch Ver- 
schiebungen in der europäischen Einwanderung noch andere Nationali- 
taten in einzelnen Teilen des Landes an Umfang und Stammesbewusst- 
sein stark zugenommen haben, hat sich noch eine weitere Beflexerschei- 
nimg eingestellt. Die Angehörigen dieser Gemeinschaften blicken mit 
Neid auf die von deutscher Seite erhobenen Ansprüche und genossenen 
Vorrechte im öffentlichen Schulwesen und behaupten, dass entweder ihrer 
Sprache gleiche Berechtigung gebühre, oder aber aller fremdsprachliche 
Unterricht zu unterdrücken sei. Dass dann wieder solche anglo-amerika- 
nischen Kreise, die dem Deutschen an und für sich feindselig sind, sich 
dieses Umstandes als Angriffswaffe gegen den deutschen Unterricht be- 
dienen, versteht sich natürlich von- selbst. 

Auf diese Weise ist es aber einfach unmöglich, den deutschen Unter- 
richt in den öffentlichen Schulen da einzubürgern, wo das Deutschtum 
nicht stark genug ist, es durchzusetzen, oder ihn da zu halten, wo die 
Kräfte des Deutschtums nicht ausreichen, seine Beseitigung zu ver- 
hindern. 

Kommt dazu noch Uneinigkeit in den deutschen Kreisen selbst, so 
ist die Besultante dieses Kräfteparallelogramms nicht schwer abzusehen. 
Und doch weigern sich selbst weitblickende Deutschamerikaner, so z. B. 



242 Pädagogische Monatshefte. 

Professor Goebel, die prinzipielle Berechtigung des deutschen Unterrichts 
in der Volksschule anzuerkennen. Wo sich allerdings ein solcher Ein- 
wand darauf stützt^ dass die unter ungünstigen Verhältnissen soweit er- 
zielten Besultate meistens recht unbefriedigend sind^ da wäre doch zu be- 
denken^ dass das Gleiche von manchen anderen Fächern des Elementar- 
unterrichts mit nicht weniger Recht behauptet werden kann, als vom 
deutschen Unterricht. 

Die Tätigkeit unseres Bundes, wie ich sie zu beurteilen gelernt habe, 
leistet nim den bestehenden Vorurteilen in gewisser Hinsicht geradezu 
Vorschub. Auch wir geberden uns nur allzu häufig, als ob der deutsche 
Unterricht in den öffentlichen Schulen uns nur als Mittel zur Erhaltung 
unseres Deutschtums interessiere. Die endgiltige Kontrolle und (Gestal- 
tung unserer Schulverhältnisse liegt aber bei unseren demokratischen Ein- 
richtungen in letzter Instanz in der öffentlichen Meinimg, in der spezifisch 
deutschamerikanische Interessen unmöglich ausschlaggebend sein können. 
Hieraus erklärt es sich denn leicht, dass wir in dieser Angelegenheit keine 
nennenswerten Portschritte machen. In letzter Zeit haben allerdings der 
„Deutschamerikanische Lehrerbund^* und der „Nationalbund^^ versucht, 
die Basis der Argumentation zu verschieben und allgemein pädagogische 
und kulturelle Erwägungen ins Peld zu führen. Von der unwiderleg- 
lichen Richtigkeit derselben bin ich vollständig überzeugt, doch kann ich 
hier natürlich nicht näher auf ihre Begründung eingehen. 

Auf eins möchte ich nur kurz hinweisen. Es betrifft dies eine An- 
sicht, die uns selbst in solchen Kreisen Schaden tut, die unserer Sache an 
und für sich sympathisch gesinnt sind. Gerade diejenigen^ die deutsche 
Verhältnisse genauer kennen und den Wert des deutschen Vorbildes auf 
erzieherischem Gebiet anzuerkennen geneigt sind, weisen darauf hin, dass 
die Volksschule in Deutschland ja auch keinen fremdsprachlichen Unter- 
richt erteilt und dass eine gewisse Unehrlichkeit oder Schiefheit des 
Denkens unterlaufe, wenn wir einerseits in allen Tonarten die hohe Ent- 
wicklung des deutschen Schulwesens preisen imd doch andererseits etwas 
vom deutschen System ganz Abweichendes fordern, sobald unsere ver- 
meintlichen Sonderinteressen in Präge zu kommen scheinen. 

Das Kompliment des schiefen Denkens können wir getrost zurück- 
geben. Trotzdem nämlich die deutsche Volksschule keinen fremdsprach- 
lichen Unterricht erteilt, so fangen doch fast alle Schüler, deren Bildung 
irgendwie über das Minimum elementarster Volksschulerziehung hinaus- 
gehen soll, das Studium einer fremden Sprache mit etwa neun oder zehn 
Jahren an, indem sie in diesem Alter aus den gewöhnlichen Volksschulen 
ausscheiden und in die verschiedensten Parallelanstalten, von der höheren 
Bürgerschule bis zu den unteren Klassen des Gymnasiums, eintreten. 
Der streng einheitliche Aufbau unseres demokratischen, allem Klassen- 



Die Zukunft des deutschen Unterrichts. 243 

geist beinahe überfeindlichen Erziehungssysiems macht dieden Ausweg 
hier zu Lande aber unmöglich. Was den fremdsprachlichen Unterricht 
anbetrifft, so bleiben deshalb nur zwei Möglichkeiten: Verschiebung bip 
zur ^^ochschule'' oder gar Universität^ d. h. im Durchschnitt etwa bis 
zum Alter zwischen vierzehn und achtzehn Jahren, oder der Besuch von 
Privatanstalten, deren Pensum über das Minimum der Volksschule hin- 
ausgeht. Ersteres ist aller psychologischen Theorie und praktischen Er- 
fahrung nach absolut unpädagogisch; letzteres widerspricht aufs Schärf- 
ste dem demokratischen Grundprinzip unseres Erziehungssystems, demzu- 
folge der Zugang zu den höchsten Bildungsstufen einem jeden, auch dem 
Ärmsten, unverschmälert bleiben soll. Eine wirkliche Lösung des Prob- 
lems, die den amerikanischen Einrichtungen entspricht, gerade wie die 
deutsche Lösung deutsche Verhältnisse zur Voraussetzung hat, besteht 
deshalb gerade in der Einverleibung des fremdsprachlichen Unterrichts 
in das Lehrprogramm der allgemeinen Volksschule. Fraglich kann 
eigentlich nur das Wie bleiben, d. h. wann ein solcher Unterricht anfan- 
gen soll, von was für Lehrkräften er am besten erteilt werden kann, ob er 
für alle Schüler verbindlich oder wahlfrei sein soll, und endlich welcher 
Fremdsprache, da obige Ausführungen auf allgemeinen Erwägungen be- 
ruhen, der Vorzug g^ührt. Ich glaube nun, daas da, wo nur eine 
Sprache in Frage kommt, bei ruhiger Untersuchung der Sachlage die un- 
bestreitbaren Vorzugsrechte des Deutschen, z. B. dem Lateinischen und 
Französischen gegenüber, sich klar erweisen lassen. * 

Hier in diesem Kreise brauchen wir uns jedoch sicher nicht durch 
längere Argumente von dem grossen kulturellen und erzieherischeai Nut- 
zen des deutschen Unterrichts zu überzeugen. Es gilt im Glegenteil, den 
Kampf ins feindliche oder gleichgiltige Lager zu tragen. Es sind die Un- 
gläubigen, die überzeugt werden müssen. 

Worauf es mir anzukommen scheint, ist also die Beeinflussung und 
Schulung der öffentlichen Meinung und derjenigen Aufsichtsbehörden, 
deren Diktum unser Schulwesen in letzter Instanz untersteht. Dafür 
haben sicher schon viele Mitglieder dieses Bundes in ihren Kreisen viel 
Qutes getan. Als Bimd aber tragen wir zur Verwirklichung eines solchen 
Zieles nur sehr wenig bei; ja, wir erregen zum Teil sogar durch unsere 
unleugbare Exklusivität eher Opposition, als irgend welchen Unterstüt- 
zungstrieb. Es ist dem Bunde in letzter Zeit, wenigstens vorübergehend, 
gelungen, einzelne hervorragende Anglo-Amerikaner für seine Bestrebun- 
gen zu gewinnen; doch bei weitem nicht in genügender Anzahl, um da- 



* Weitere Ausführongeii su dieser Frage habe ich kfinslioh niedergelegt in dem 
,3^pert of a Committee of mne", Madison, Wis., 1905, worauf ich mir hier zu 
verwelMii geatatie. Der Bericht kami durch den StaatMuperintendenten bezogen 
werden. 



244 Pädagogische Monatshefte, 

durch in anglo-amerikanischen Kreisen für das Berechtigte unserer Ziele 
eine erfolgreiche Propaganda machen zu können. 

Der Bund hat sich meines Wissens allen allgemeinen Organisationen 
gegenüber die in ähnlicher Weise an der Entwicklung unserers Schul- 
wesens arbeiten^ wie der ^^National Educational Association'' oder der 
^>Modem Language Association" * oder den Staats-Lehrerverbänden 
gegenüber ablehnend verhalten. Wenn aus diesen Kreisen heraus Be- 
mühungen gemacht worden sind^ der allmählichen Entwicklung 
des fremdsprachlichen Unterrichts in unseren Volksschulen yorzuarbei- 
ten^ so haben wir mit solchen Bestrebungen keine Fühlung gehabt und 
ihnen nicht die Unterstützung unserer Kräfte zugeführt. Eher haben 
wir ablehnend geurteilt und verurteilt^ weil solche Anfangsversuche na- 
türlich immer nur von der Einführung fremdsprachlichen Unterrichts in 
die oberen Klassen ausgehen konnten. Qewiss ist mit der Einführung 
deutschen Unterrichts in die obersten oder obersten zwei Klassen der 
städtischen Volksschulen an und für sich herzlich wenig gewonnen. Doch 
aber ist dadurch in solchen Volksschulen^ wo vorher kein deutscher Un- 
terricht bestand, das Eis gebrochen und ein Anfang gemacht; und aller 
Anfang ist schwer. Mit einem Sprunge von einem System ohne allen 
fremdsprachlichen Unterricht übergehen zu wollen zur durchgängig 
zweisprachigen Volksschule, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit 
und schadet infolgedessen mehr als es nützt. Ein absolut unmögliches 
Ideal hört auf, praktische Nachfolge zu werben. 

(bestatten Sie mir denn zum Schluss, die Anschauungen, die meinen 
knappen Bemerkungen zu Grunde liegen, in ein paar kurze Thesen zu 
fassen, die entweder jetzt, oder später in der Presse, oder in der nächsten 
Jahresversammlung geprüft und kritisiert werden können: 

(1) Die allgemeine Einführung einer fremden Sprache, die bei den 
bestehenden Verhältnissen entschieden das Deutsche sein sollte, in die 
amerikanische Volksschule erscheint gegenwärtig als die wichtigste di- 
rekte Aufgabe unseres Bundes, der doch fast ausschliesslich ein Bund von 
Lehrern des Deutschen ist. 

(2) In der Tätigkeit des Bundes darf diese Aufgabe aber durchaus 
nicht gleichgesetzt werden mit unseren Bemühnngen zur Erhaltung des 
Deutschtums unter der deutschamerikanischen Bevölkerung. 



* Während der Debatte, die sicli dem Vortrag anechloss, wurde darauf hinge- 
wiesen, dasfl derartige Annftherungsversuclie wohl einmal gemacht worden seien» 
aber kein Entgegenkommen gefunden hätten. Trotzdem bin ich fiberzeugt, dam 
sich allmählich manches zur Gestaltung eines beueren VerhältniMes hätte ton 
lassen. Jedenfalls können diese grossen Vereinigungen nicht nach der Engherzig- 
keit ihrer jew^gen Beamten beurteilt werden. 



Die allgemeine Volksschule. 245 

(3) Letzteres^ die Erhaltung unseres Deutschtums, kann allerdings 
nicht einfach dem deutschen Unterricht in der Volksschule überlassen 
bleiben. Diese Aufgabe fällt aber Yor allem der Familie zu^ dann der 
Kirche^ den Vereinen, der Presse und anderen ähnlichen Organisationen, 
die zur Vertretung und Pflege unserer volkstümlichen Sonderinteressen 
berechtigt und berufen sind. 

(4) Ein kräftiger und verständnisvoller deutscher Unterricht in der 
Volksschule, der aus allgemein kulturellen und praktischen Bücksichten 
wünschenswert ist, würde aber unseren berechtigten Sonderinteressen 
nicht nur nicht schaden, sondern deren Durchführung erleichtem und 
mehr Verständnis und Sympathie dafür im Lande im Allgemeinen 
wecken. 

(5) Wenn der Bund an der weiteren Durchführung dieser grossen 
Aufgabe wirkungsvoll mitarbeiten und sich nicht nur mit der Erhaltung 
des bereits Bestehenden begnügen will, so ist eine solche Gestaltung seiner 
Mitgliedschaft, des Bundesorgans und seiner allgemeinen Tätigkeit nötig, 
die es möglich macht, audi die anglo-amerikanischen Kreise, sowohl in der 
Lehrerschaft als auch unter den Verwaltungsbehörden, in der Sache des 
deutschen Unterrichts anzuerkennen und für unsere Pläne zu gewinnen. 

* « * 

Es hat in der Natur meiner Aufgabe gelegen, dass ich mich nicht 
rückblickend mit der Vergangenheit und dem bereits Errungenen^ son- 
dern ausschauend mit der Zukunft und dem noch zu Erringenden zu be- 
schäftigen hatte. Man wird es mir also hoffentlich nicht verargen, dass ich 
bei der beschränkten Zeit sofort „in medias res" gegangen bin und nicht 
bei dem vorweitl habe, was in der Vergangenheit vom Bunde bereits 
Schönes und Gutes im Dienste der deutschen Sache hier zu Lande geleistet 
worden ist. Es war nicht meine Aufgabe, Erreichtes zu loben, sondern 
Unterbliebenes zu kritisieren. Natürlich ist das, was ich offen als meine 
Überzeugung gegeben habe, die Ansicht eines Einzelnen. Nur das Urteil 
vieler kann feststellen, was daran allgemein berechtigt ist. 



Die allgemeine Volksschule und die Stellung des deutschen 

Sprachunterrichts in derselben. 



Von Seminardmktor Itax GrMacli, Milwaukee. 



„Alle Kinder, reiche und arme, vornehme und geringe, Knaben und 
Mädchen, müssen in Schulen unterrichtet, in allen muss Gottes Eb^ftbild 
hergestellt und ein jegliches zu seinem zukünftigen Beruf befähigt wer- 
den.'^ In diesen Worten, die Comenius schon im 17. Jahrhundert in seiner 



346 Pädagogische Monatshefte, 

,^Didactica Magna'^ niedergelegt, ist die Idee der allgemeinen Volkflschule 
bereits ausgesprochen. Dem grossen Didaktiker, der in allen seinen Vor- 
schlägen und Plänen seiner Zeit so weit voraus war, dass noch unsere 
heutige G^ieration in seinen Schriften berechtigte und doch unerfüllte 
Ford^ungen findet, schwebte ein Bildungsbau vor, wie er nicht idealer 
gedacht werden kann: Auf die Volksschule, die jedes Gemeinwesen 
haben müsse, sollte sich die Lateinschule, und auf diese die Universität 
aufbiauen. Erstere sollte in jeder grösseren Stadt, letztere zum wenigsten 
in jeder Provinz zu finden sein. 

Zwei Aufgaben stellt Comenius der Volksschule : Sie solle erstens den 
Schüler zu seinem zukünftigen Beruf befähigen, ihm eine für den Eintritt 
in das praktische Leb^i geeignete Erziehung geben ; und zweitens ihn für 
die Lateinschule vorbereiten, ihn also zur Aufnahme der (Jelehrtenlauf- 
bahn fertig machen. 

Das Bildungswesen Deutschlands entwickelte sich nicht in dem Sinne 
des grossen Meisters. Wäre dies geschehen, die Agitation zu Gunsten der 
„allgemeinen Volksschule" wäre überflüssig gewesen. Soziale sowohl als 
auch didaktische Faktoren leiteten vielmehr das Bildungswesen Deutsch- 
lands in andere Bahnen. Es würde zu weit führen, die ersteren, die so- 
zialen Paktoren, ausführlich zu besprechen. Es genüge hier, auf die drei 
Stände des Mittelalters, die Bauern, die Bürger und Ritter, hinzuweisen, 
die sich unabhängig von einander entwickelten. Die Unterschiede inner- 
halb der Nation, die schon dort zu Tage traten, wurden noch vielseitiger, 
je komplizierter sich das soziale Leben gestaltete, imd schufen ein Kasten- 
oder wenigstens Klassenwesen, unter dem Deutschland, so sehr der weit- 
blickendste Teil seiner Bevölkerung sich auch dagegen sträuben mag, zu 
leiden hat. Natürlicherweise wurde durch sie auch das Bildimgswesen in 
Mitleidenschaft gezogen. Die besseren Klassen beanspruchten besondere 
Schulen, wofür sie didaktische Gründe ins Feld führten, die Prof. Rein 
in seinem „Encyklopädischen Handbuch der Pädagogik*' wiedergibt; er 
sagt: „Es wird die Tatsache hervorgehoben, dass die Kinder der verschie- 
denen Gesellschaftsklassen bei ihrem Eintritt ins schulpflichtige Alter 
sehr verschieden in ihrer geistigen Verfassung seien. Aus dieser Tatsache 
wird nun weiter gefolgert, dass dem Unterricht, der doch an das gegebene 
Erfahrungsmaterial bei den Kindern anzuknüpfen habe, ausserordentliche 
Schwierigkeiten erwüchsen, wenn er mit verschiedenartig zusammen- 
gesetzten und in der geistigen und gemütlichen Entwickelung so sehr ab- 
weichenden Schülerklassen zu aii)eiten habe.'' 

Deutschland hat gegenwärtig ein Doppelschulsystem : die Elementar- 
schulen und die höheren Schulen; letztere umfassen eine grosse Anzahl 
von verschieden organisierten und nach verschiedenen Lehrpl&nen mit- 
sprechend ihren Bildungszielen arbeitenden Anstalten, als da sind Real- 



Die allgemeine VolksschtUe. Ä47 

schule, fiealgymnasium^ Gymnasium, höhere Töchterschule und yiele 
andere. Es sei ferne von mir, über diese Schulen als solche in irgend einer 
Weise ein abfälliges Urteil zu geben. Die Schulen Deutschlands gelten 
der ganzen Welt als Muster; die in denselben geleistete Arbeit ist eine 
gründliche und zweckentsprechende. Doch auch in den höheren Schulen 
galten Klassenunterschiede, wenn diese auch mehr didaktischer Natur 
waren. In früheren Jahren, noch zu der Zeit, als ich als Schüler die 
deutsche Schulbank drückte, galt das Gymnasium als die einzige voll- 
wertige Schule, und seine Abiturienten waren allein zu irgend einem 
Studium auf der Universität berechtigt; denn die Altklassiker betrach- 
teten sich allein als die Gelehrten, die auf die an anderen Schulen als dem 
Gymnasium Vorgebildeten herabzusehen sich berechtigt fühlten. Erst 
mit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers änderten sich diese Ver- 
hältnisse. Mit seinem Scharfblick für die Zeichen der Zeit erkannte er 
die Notwendigkeit eines mehr dem Praktischen zuneigenden Bildungs- 
ganges. Den Abiturienten auch der anderen höheren Schulen erkannte 
man die Berechtigung zum Universitätsstudium im weiteren Masse als 
früher zu, imd es wurden Brücken geschaflEen, die den Schülern einer 
Anstalt es ermöglichten, in eine andere überzugehen, bis in dem letzten 
Jahrzehnt die Eeformgymnasien entstanden, die einen breiten Untertan 
schaffen und die Entscheidung darüber, in welche Bildungsbahn der Zög- 
linge einlenken solle, in ein höheres Schulalter verlegen. So ist zwischen 
den einzelnen höheren Lehranstalten Deutschlands Friede geschaffen. 
Die Vertreter der einen oder der anderen befehden sich wohl gegenseitig 
noch, hier grössere Anerkennung fordernd, dort sie verweigernd, aber im 
allgemeinen sind die Aussichten für einen vollständigen Ausgleich vor- 
handen. 

In dem ganzen Kampfe aber blieb die Elementarschule imberück- 
sichtigt; sie ist in den Ausgleich nicht eingeschlossen worden, wenn auch 
ihre Leistungsfähigkeit infolge einer besseren Lehrervorbildung, höherer 
Lehrziele und sorgfältig ausgearbeiteter Lehrpläne, besserer Besoldung der 
Lehrkräfte, Verminderung der Schülerzahl in den einzelnen Klassen eine 
solche Stufe erreicht hat, dass gerade sie unsere Bewunderung hervor- 
ruft und den Stützpunkt für den hohen Bildungsstand des deutschen 
Volkes abgibt. Zwischen ihr aber und dem höheren Schulwesen besteht 
eine Kluft, die bisher unüberbrückt geblieben ist. Die Lehrpläne beider 
Systeme treffen keine Massnahmen, um dem Schüler, der aus irgend einem 
Grunde erst später in eine höhere Schule einzutreten sich entschliesst, 
einen solchen Übergang zu ermöglichen. Nach dem vierten Schuljahre 
des Kindes gehen die Wege auseinander. Wer später hinüber will, kann 
das nur durch private Vorbereitung und nach erfolgreichen Eintritts- 
prüfungen bewerkstelligen. Die Folge davon ist, dass Eltern, die nur auf 



5J48 Pädagogische Monatshefte. 

irgend eine Weise die Mittel dazu erschwingen können ^ihre Kinder in 
die höheren Schulen schicken. Das Schulwesen Deutschlands rechnet 
trotz aller Vorzüglichkeit seiner Arbeit mit den bestehenden Klassen- 
unterschieden, und die Elementarschule, die im Anfang des 19. Jahr- 
hunderts als Armenschule gegründet und aus dieser sich zu der hohen 
Stufe der Vollkommenheit entwickelt hat, ist auch heute noch ihrem 
Charakter nach die Bildungsstätte der unteren Volksschichten geblieben, 
namentlich, da der Unterricht in der Elementarschule frei ist, die Schüler 
der höheren Schulen aber Schulgeld zahlen müssen. 

Wie schon erwähnt, sind die ersten drei oder vier Schuljahre den 
Zöglingen der Elementar- und der höheren Schulen, soweit der Lehrplan 
in Betracht kommt, gemeinsam. Doch auch hier suchen die höheren 
Klassen ihren Kindern, die doch später die höheren Schulen besuchen 
3ollen, eine von der Elementarschule abgesonderte Vorbildung in den so- 
genannten Vorschulen zu geben, die entweder Privat Unternehmungen oder 
mit den höheren Lehranstalten organisch verbunden sind. Um diese vier 
ersten Schuljahre wogt der Kampf zwischen den Verteidigern und Geg- 
nern der „allgemeinen Volksschule.^^ Prof. Eein gibt zu, dass in den ein- 
gangs wiedergegebenen Gründen für eine abgesonderte Vorbildung der 
Blinder der sogenannten höheren Volksschichten eine gewisse Berechtigung 
liegt. Diese besseren Kreise lassen sich aber leider weniger durch diese 
psychologisch-didaktischen Gründe leiten, als durch das Vorurteil, dass 
ihre Kinder in der Volkschule neben den Arbeiterkindern sitzen müssten, 
von denen sie nichts Gutes lernen könnten; als ob die Begriffe reich und 
gut, arm imd schlecht sich deckten. 

Nein, die Gründe für die „allgemeine Volksschule" sind so gewich- 
tige, dass wir uns hier wundern müssen, dass sie bei dem „Volke der 
Denker" noch nicht allgemeine Anerkennung gefunden haben. Prof. 
Bein sagt in seiner Encyklopädie wie folgt : „Unter den Gründen, die für 
sie, die allgemeine Volksschule, sprechen, steht obenan ein sozial-politi- 
scher. Man geht von der Tatsache aus, dass die Entfremdung unter den 
verschiedenen Klassen und Berufsständen im deutschen Volke und damit 
auch der Mangel an Verständnis für die gegenseitige Arbeit schon soweit 
vorgeschritten ist, dass aus dieser Verständnislosigkeit und Gefühllosig- 
keit schwere Gefahren für den Zusammenhalt des Volkes heraufbeschworen 
werden. Denn es können sich aus solchen Zuständen Gegensätze ent- 
wickeln, die das Ganze zerspalten und die Gesamtkraft in bedenklicher 
Weise lähmen, ja zu vernichten drohen. Dieser Entfremdung zu steuern, 
soll auch die Organisation des Schulwesens dienen. In keinem Fall darf 
dieses darauf ausgehen, die Trennung, die durch Bildungsunterschiede 
gegeben ist, noch in künstlicher Weise zu mehren. Wenn man sich auch 
nicht der Illusion hingeben darf, als ob die Schule die inneren Spaltungen 



Die allgemeine VoUcsschule. 249 

aufzuheben vermöge^ so darf sie sich doch andererseits nicht dazu her- 
geben, die im Volke vorhandenen Unterschiede nocli künstlich zu ver- 
stärken. Es ist nicht national gedacht, wenn man darauf ausgeht, die 
sozialen Gegensätze zu verschärfen, weil diese die Volkseinheit unter- 
graben und damit die Kraft der Nation schwächen." 

„Unser Bildungswesen ist einem starken, weitverzweigten Baum ver- 
gleichbar, der nach oben sich immer mehr verästelt, aber aus einem ge- 
meinsamen Stamm entspringt. Dieser Stamm ist die allgemeine Volks- 
:3chule. Für alle Kinder des Volkes, stammen sie aus reichen oder armen, 
aus vornehmen oder niederen Häusern, ist sie die gemeinsame Grund- 
schule." „Sie soll die Verkörperung des Gedankens sein, dass alle Kinder 
einem Volke angehören und dass sie vor Gott alle gleich sind. Sie soll 
allen Volksgenossen sichtbarlich zeigen, dass bei aller Verschiedenheit des 
Vermögens und der Lebensstellung doch das rein Menschliche auch in der 
Schulorganisation seine Stätte finden kann und muss. Wie gross ihre 
Wirkung auf die Kinder selbst sein wird, dies entzieht sich seiner Berech- 
nung. Sie ist gewiss kein Universalmittel, die Gesinnimg der Einmütig- 
keit auf die Lebenszeit zu verbürgen. Aber so viel ist sicher, dass sie eine? 
unter anderen Mitteln ist, den Gedanken wach zu halten, dass wir alle 
Kinder eines Volkes sind, die treu zusammenstehen sollen in Freud und 
Jjeid, die einander tragen und helfen sollen zum Wohle des Ganzen." 

Es ist eine sehr bescheidene Forderung, die die deutschen Anhänger 
der allgemeinen Volksschule stellen. Sie verlangen einen gemeinsamen 
Unterbau von drei oder vier Jahren und halten es für selbstverständlich, 
dass dann das höhere Bildungswesen seinen eigenen Kurs nimmt, zu dem 
kein Kreuzweg vom Elementarschulwesen mehr hinüberführt. (Die Vor- 
züge dieses Doppelsystems bezüglich seiner Leistungsfähigkeit in didak- 
tischer Hinsicht hier zu beleuchten, würde zu weit führen. Jede der ver- 
schiedenen Unterrichts<«n9ta]ten dient bestimmten Zielen, denen sie un- 
gehindert zusteuern kann, und erreicht in ihrem Gebiete das höchste Mass 
der Vollkommenheit.) 

Wie steht dem gegenüber das Schulwesen unseres Landes? Sozial- 
politische Faktoren, denen sich auch didaktische zugesellten^ schufen in 
Deutschland das Doppelsystem. Letztere möchten vielleicht auch hier ein 
solches bedingen, erstere jedoch, die sozial-politischen, haben unser Schul- 
wesen in ganz anderer Weise entwickelt. 

Der Aufbau unserer Nation geschah unter vollständig neuen Be- 
dingungen. Durch kein Vorurteil gehemmt, durch keine Geschichte oder 
Tradition gebunden, fanden sich reich und arm, vornehm und gering, hoch 
und niedrig auf einer Scholle zusammen, die ihnen wohl die Mittel zu 
einer Existenz bot, die aber selbst durch keine Kultur die Entwickelung 
des neuen Gemeinwesens leiteten. Wer auch immer an den Gestaden 



250 Pädagogische Manaishefie, 

dieses Landes Zuflucht suchte, fand gastliche Aufnahme und stand dem 
andern gleich gegenüber, mit gleichen Bechten und gleichen Pflichten. 
So entwickelte sich unser republikanisches Staatswesen, das in seiner An- 
lage nicht idealer gedacht werden kann. Freilich haben sich in der Praxis 
Unzulänglichkeiten und ünvollkommenheiten herausgebildet, aber doch, 
wie es einst im Heere Napoleons hiess, dass jeder Soldat den Marschalls- 
stab im Tornister trage, so könnte man auch hier noch mit gleichem 
Rechte sagen, jeder Schulknabe trage die Anwartschaft auf das Amt des 
Präsidenten in seinem Schulranzen. Ein jeder Bürger dieses Landes ist 
auf seine eigene Kraft und auf sein eigenes Können angewiesen; weder 
Stand noch Geburt gewähren ihm Privilegien, die er sich nicht selbst zu 
erwerben imstande ist. Darin liegt die Lebensbedingung für unser Staats- 
wesen. Um den zukünftigen Staatsbürger so auszurüsten, dads er für den 
Wettbewerb im politischen, sozialen, industriellen imd kommerziellen Le- 
ben unseres Landes befähigt ist, dazu wurde unser Schulwesen geschaffen. 
Aus kleinen Anfängen heraus entwickelte es sich allmählich. Anfangs 
tappte man wohl im Dunkeln, solange der europäische Einfluss noch yor- 
herrschend war, bald aber wurde man sich im dimklen Drange der be- 
stehenden sozial-politischen Bedingungen des rechten Weges bewusst und 
unaufhaltsam und ohne Wanken steuerte man dem rechten Ziele zu. 

Eine Regierung by the people — for the people machte eine 
Schule by the people — for the people notwendig. Wir brauchten 
ein Schulwesen, das jedem Kinde unseres Landes die gleiche Bil- 
dungsgelegenheit gewährte. Für ein Doppelsystem, das eine für die 
niederen, das andere für die höheren Stände, das eine frei, das andere 
gegen Schulgeld, war hier kein Raum. Als allenthalben „High Schools** 
gegründet wurden und den Platz der „Academies*' und Vorbereitungs- 
schulen für die Universität einnahmen, traten wohl Gegner hervor, die den 
Unterricht an diesen Schulen nicht kostenfrei erteilt haben wollten ; aber 
ihre Stimmen wurden bald unterdrückt, und wir haben jetzt in unserem 
grossen weiten Lande ein Schulsystem, das für die ersten zwölf Schuljahre 
einheitlich gestaltet ist, und das die eingangs wiedergegebene Idee von 
Comenius tatsächlich verwirklicht. 

Es iöt hier nicht meine Aufgabe, die Vorteile und IN'achteile des 
amerikanischen Systems nach der didaktischen Seite hin zu beleuchten. 
Ich weiss sehr wohl, dass von den Vertretern der „High Schools** und noch 
mehr von denen der Universitäten über die Unzulänglichkeiten imseres 
Systems geklagt wird. Unser Schulwesen aber wurzelt so tief in den 
sozialen und politischen Zuständen unserer Republik, dass erst diese in 
Stücke gehen müsste, ehe an dem gegenwärtigen Bau des Schulwesens 
gerüttelt werden könnte. Darum bleibt unseren Schulmännern und 
Schulverwaltungen nur die Aufgabe, die Arbeit in dem herrschenden 



Die allgemeine Volksschule. 251 

System so zu ordnen^ dass unter den bestehenden Verhältnissen die mög- 
lichst besten Besultate erzielt werden. 

Gelegentlich des Lehrertages zu Philadelphia fiel der Ausspruch^ 
unser Schulwesen sei tojhheavy. Dieser Ausspruch irt wahr in mehr 
als einer Beziehung, am augenscheinlichsten bezüglich des Kostenauf- 
wandes für die >,High Schools'^ und Universitäten im Vergleich zu dem 
für die Volksschule. Millionen imd aber Millionai fliessen aus Staats- 
und Privatmitteln den ersteren zu. Von Dotationen für die Volksschulen 
wird man selten hören. Diese sind darauf angewiesen, was ihnen der 
häufig gar magere, in den meisten Fällen auch geizige Stadtsäckel be- 
willigt. Die Folge davon sind überfüllte Schulklassen, unzureichende, 
mitunter allen hygienischen Anforderungen Hohn sprechende Schulrftume, 
schlecht bezahlte Lehrkräfte und magere Lehrpläne. Es sei ferne von mir, 
den höheren Schulen das Wohlwollen, dessen sie sich in den leitenden 
Kreisen und in den mit Olücksgütern gesegneten erfreuen, zu missgönnen; 
ich glaube auch, sie haben jeden Zent, der ihnen zufällt, nötig; jedenfalls 
weiss ich, dass ihre Ausgaben immer noch die Einnahmen übersteigen; 
ich wünsche ihnen daher noch mehr Unterstützung, als sie bis jezt erhalten 
haben ; aber die Volksschule sollte zum mindesten gleiche Gunst und Be- 
rücksichtigung erfahren. Dass dies nicht geschieht, ist tief zu bedauern. 

Diese Zurücksetzung der Elementarschulen, die sich inbezug auf ihre 
äusseren Verhältnisse zeigt, finden wir leider auch bezüglich ihres Lehr- 
planes. Ihre Bedeutung für die geistige Entwickelung des Menschen wird 
bis zum heutigen Tage noch nicht zur Genüge gewürdigt, und zwar weder 
von denen, die in der Volksschule die Bildungsstätte des Gros der Bevöl- 
kerung sehen, noch von denen, die sie zur Vorbereitungsanstalt für die 
höheren Lehranstalten machen wollen. Beiden Aufgaben s o 1 1 sie dienen. 
Merkwürdigerweise begegnen wir bei beiden Vertretern denselben sich 
diametral entgegenstehenden Ansichten. Volksbildner sowohl, als Ver- 
treter von „High Schools^' und Universitäten betrachten die Aufgabe der 
Volksschule darin, ihren Schülern eine gründliche Ausbildung in den 
„three BV, Lesen, Schreiben und Bechnen, zu geben; alles, was darüber 
hinausgeht, wird als „fad^^ verschrieen. Namentlich ist diese Ansicht in 
den Gelehrtenkreisen häufig zu finden. Andere wiederum möchten in den 
Lehrplan der Volksschule alles Mögliche hineinfüllen. Und was ist nicht 
schon hineingepackt und wieder ausgepackt worden ! Ausgehend von dem 
Grundsatze, dass niemand ein geringeres Becht, in Schulsachen mitzu- 
sprechen, zugestanden werden darf, als dem Lehrer, haben Kaufleute, 
Ärzte, Advokaten, Handwerker ihre Weisheit bezüglich dessen, was in den 
Schulen zu unterrichten ist, kund getan; und so wird der Schulwagen die 
Kreuz und Quer herumgestossen. Bald wird in den Schulen einer Btadt 
nur gerechnet, bald nur buchstabiert, bald nur gehobelt, gedrechselt und 



252 Pädagogische Monatshefte. 

gezimmert^ bald nur gezeichneft und gemalt, bald hören wir die Kinder Ton 
früh bis spät Treifübungen im Gksang vomehmen, bald erblickt man im 
geographischen Unterricht, bald in dem in der Qesundheitslehre alles Heil 
— und so ad infinitum, und alles das zu dem Zwecke, die Schüler fürs Le- 
ben Yorzubilden. Wo solche Zustände herrschen — imd leider Gottes finden 
wir sie fast allgemein — da sind die „fads^^ zu Hause. Zum ^^f ad'^ 
wird jedes Unterrichtsfach, welches zum Nachteil 
anderer Fächer Zeit und Kraft des Lehrers und 
Schülers imübermass in Anspruch nimmt. 

Wo liegt nun das Rechte ? Die Natur des Kindes selbst gibt uns die 
Antwort darauf. Das Kind kommt mit einem Schatz von Anlagen seines 
Körpers, (Geistes und Gemütes ausgestattet zur Schule, die nach Weckung, 
Betätigung und Kräftigung streben. Ist es nicht natürlich, dass wir 
diesem Rechnung tragen ? Es ist eine Sünde an dem Kinde, seinen Geist 
und sein Gemüt unbefriedigt zu lassen. Das Lebensglück des Menschen 
besteht nicht im Rechnen und Buchstabieren. Derjenige geniesst das 
Leben, der dem, was es zu bieten vermag, Verständnis und Interesse ent- 
gegenbringt. Auch der einfachste Arbeiter hat ein Recht darauf, daas dies 
in ihm geweckt werde ; und mit jedem Zweige des Wissens, das sich ihm 
erschliesst, öffnet sich ihm eine neue Welt. Die Volksschule als Volks- 
bildungsstätte verlangt einen vielseitigen Lehrplan; nicht einen, in dem 
die einzelnen Lehrfächer als „fads^^ kommen und gehen, sondern in 
c^em dieselben nach ihrem Werte für die Bildung des 
Kindes gegen einander abgewogen und nach den Ge- 
setzen seiner geistigen Entwickelung geordnet 
sind. Als oberster Grundsatz aber gelte unter allen Umständen : Gebet 
dem Kinde, was des Kindes ist — aber gebt ihm auch nicht mehr. Wo 
dieser Grundsatz herrscht, da ist auch den höheren Lehranstalten der beste 
Dienst getan. Es ist eine unverzeihliche und unverständliche Verblen- 
dung auf der Seite der Vertreter dieser Schulen, dass sie glauben, sie 
können auf die Vorbildung, die die Volksschule zu geben imstande ist, bei 
ihren Schülern verzichten, wenn diese nur lesen, schreiben und rechnen 
können, und es ist eine grenzenlose Anmassung, wenn sie glauben, daiw sie 
das, was die Volksschule geben könnte, und das, was die höheren Lehr- 
anstalten geben sollten, in der kurzen Spanne Zeit, die ihnen zur Ver- 
fügung steht, durchzuaii)eiten imstande wären. Der Grund dafür, dass 
in unseren „High Schools'^ imd Universitäten so viel Oberflächlichkeit 
herrscht, dass der Schüler sich Genüge sein lässt in dem Bewusstsein: 
„I have finished this or that study'^ und dann das Lehrbuch in die Ecke 
wirft, um es nie mehr aufzunehmen, liegt darin, dass diese Anstalten die 
Volksschule nicht in ihren Dienst stellen. Es ist auch bei doppeltem 
Kraftaufwande unmöglich, in drei oder vier Jahren einen Unterrichtsstoff 



Die allgemeine Volksschule. 253 

mit gleichem Erfolge zu behandeln^ wie dies in der doppelten Zeit ge- 
schehen könnte. Der kindliche Geist lässt das nicht zu. Die deutschen 
Schulen sollten uns hierin zum Muster dienen. Nach dem Ausspruche 
Prof. Münsterbergs stehen die deutschen Schüler^ die das Abiturium des 
Gymnasiums bestanden haben^ auf gleicher Bildungstufe mit unseren 
Schülern des dritten oder vierten College-Jahres^ das heisst^ sie sind ihnen 
3 bis 4 Jahre voraus; und das lediglich aus dem Grunde, weil der deutsche 
Schüler früher die Studien aufnimmt und darum gründlicher betreibt. 
Wenn unsere höheren Lehranstalten einsehen könnten^ daas die Volks- 
schule ihrer Arbeit die solide und feste Grundlage geben muss, dann 
würden wir hierzulande die gleichen Bildungsziele in gleicher Zeit wie in 
Deutschland erreichen. Es würde nicht notwendig sein, ein Doppelsystem 
wie dort zu schaffen. Der kindliche Geist ist zur Aufnahme der [demente 
alles Wissens reif. Diese muss die Volksschule geben. Sie genügen 
demjenigen, der als einfacher Arbeiter oder Handwerker im bescheiden 
abgegrenzten Kreise wirkt, und sie sind die Grundlage, auf welche die 
höheren Lehranstalten weiter bauen. Jetzt versuchen die letzteren Systeme 
zu geben, ohne genügend Material gesammelt zu haben, und sie ergehen 
sich in Deduktionen, ohne die Schüler auf induktivem Wege zur Erkennt- 
nis von Gesetz und Segel geführt zu haben. 

Es bleibt mir nunmehr nur übrig, die Schlussfolgerung für den 
deutschen Sprachunterricht zu ziehen. Diesem ist es bisher sonderbar 
ergangen. Aus sozialen Bücksichten fand er in vielen unserer Volks- 
schulen Aufnahme. Der Grundsatz: „for the people — by the people^' 
sicherte und sichert ihm auch jetzt noch hier und dort seine Stellung. 
Der deutschsprechende Teil der Bevölkerimg fordert ihn, und er hat ein 
Becht auf diese Forderimg. Mit der Amalgamierung der einzelnen Be- 
völkenmgszweige aber schwindet dieser Faktor zu Gunsten des deutschen 
Sprachunterrichts. Diese Tatsache dürfen wir uns nicht verheimlichen, 
so sehr wir sie beklagen müssen (Es ist im höchsten Grade bedauernswert, 
dass wir bei einer grossen Masse von Deutschamerikanern eine strafbare 
Gleichgültigkeit gegen das kostbarste Gut, das ihnen ihre Vorfahren hin- 
terlassen haben, finden. Wie leicht könnten sie sich dieses unschätzbare 
Kulturelement erhalten, wenn nur der gute Wille vorhanden wäre!) 

Soll nun der deutsche Sprachunterricht aus der Volksschule ge- 
nommen werden, wenn ihn die Bürger deutscher Abkunft nicht mehr 
haben wollen? 

Die Stellung des fremdsprachlichen Unterrichts in unseren Schulen 
ist im Laufe des letzten Jahrzehnts eine andere geworden. Während 
früher auch der gebildet sein wollende Amerikaner sich mit der Kenntnis 
des Englischen genug sein liess, so bricht sich allmählich die Überzeugung 
Bahn, dass die Kenntnis fremder Sprachen ein bedeutender Bildungs^ 



254 Pädagogische Monatshefte. 

faktor ist. Die Gründe für diese Wandlung an dieser Stelle anzugeben, 
erübrigt sich wohl. Auch erspare ich mir, vor dieser Versammlung die 
Frage zu beleuchten, warum die modernen Sprachen vor den toten in un- 
seren Schulen den Vorrang haben sollten; ebenso, warum der deutschen 
Sprache als modemer Kultursprache der erste Platz im fremdsprachlichen 
Unterridrt gelbührt. Hier bleibt nur die Frage zu beantworten : Wo soll 
der sytftematisdie deutsche Sprachunterricht begonnen werden? Bisher 
wurde ^lerselbe den „High Schools'^ zugeteilt und auch von diesen beaa- 
sprueht. In einem dre, selten vierjährigen Kursus sollte das gunae weHe 
Gebiet bearbeitet werden. Auf die in d^i Volksschulen geleiiltete AAeü 
wurde mit Veraditung h^abgesc^en, w^m man derselben nicht «ogar 
fcändlkäL gegenäberstand. Was die Erfolge sind, das vermögen wir tag- 
tä^dh CQ beobachten. „I studied G^rman^' ; „I read'' — wenn nicht „I 
tranalaAed !Faust, Wallenstein, Minna von Bamhelm, Wilhelm TeB'', ist 
alles, was übrig geblieben ist. Bieselben Schüler sind nicht unrtande, im 
Seertauraxt ein Glas Wasser zn fordern, noch an einer einfachen XTnter- 
haltimg sidi zu beteiligen, noch vermögen sie einer BühnenauffShmng 
irgend «ines der gelesenen Werke zu folgen, noch ein deutsches Buch mit 
Verstindnis zu lesen. Da, wo wir Schüler finden, die dies können, da 
sind es besondere Sprachtalente, die wahrscheinlich mit dem eisernsten 
Fleisse «ich durch Privatstudien diese Kenntnisse angeeignet haben. Die 
„High Behools'' und Universitäten sind auch mit dem ernstesten Willen 
nicht imstande, das zu erreichen, was heutzutage als Ziel des Sprachunter- 
richts gelten muss, und was vornehmlich von dem praktischen Amerikaner 
erwartet wird, nämlich, dass der Schüler so in den Geist der Sprache ein- 
gedrungen ist, dass er sich ihrer im Umgang bedienen kann, dass er ein 
deutsdies Buch mit Verständnis lesen und der deutschen Bede folgen kann. 

Ohne die deutschen Schulen vorbehaltlos als Muster im fremdsprach- 
lichen Unterricht hinstellen zu wollen — obwohl gerade in letzter Zeit 
nach der soehen angegebenen Sichtung hin reformatorisch vorgegangen 
worden ist, — so zeigen sie uns doch, was geschehen muss, um nicht nur 
oberflächliche Erfolge in diesem Unterricht zu erzielen. Dort beginnt 
derselbe mit dem neunten, spätestens zehnten Lebensjahre des Schülers 
und wird durch sechs bis neun Jahre ununterbrochen fortgesetzt; so wird 
dem kindlichen Geiste Zeit gelassen, den Assimilationsprozess zu voll- 
ziehen. Dass Deutschland ein Doppelschulsystem besitzt und vorzugsweise 
im höheren Schulwesen dem fremdsprachlichen Unterricht diesen Platz 
einräiimt, ist für uns kein Grund, in unserer allgemeinen Volkischide den 
deutschen Unterrieht auszuweisen, wie das leider von Schulmannem nur 
alkiitcft geadbidit. (Dass der dentsdie Unterridit zum „lad^ eilioben wor- 
den mre, ist wohl nie geschehen; dag^en kann man häni^ genug die 
B ej a eAmi g mndben, dass die Befürworter aller möglichen ando^en „fad«:" 



Die allgemeine Volksschule. 255 

dem Deutschen feindlich gesinnt sind.) Und doch muss die Zeit kommen^ 
wo vom Standpunkt unserer allgemeinen Volksschule und sowohl aus all- 
gemein erziehlichen Grundsätzen, als solchen, das höhere Schulwesen 
betre£Fend, der deutsche Sprachunterricht allgemeine Aufnahme und Ein- 
reihung in den ünterrichtslehrplan der Volksschule finden wird. Soll der 
Unterricht erfolgreich sein, so muss die Fundamentalarbeit von ihr ge- 
schehen. Die Sprechwerkzeuge des Kindes sind weich imd bildsam, das 
Ohr schärfer, das Oedächtnis stärker, das Eind unbefangener, sein Gteist 
noch nicht überladen — alles Faktoren, die dem in jedem fremdsprach- 
lichen Unterricht zuerst zu Erreichenden den grössten Vorschub lei»ten, 
die aber, je ätter der Schüler wird, immer mehr imd mehr abnehmen, so 
dass das, was die Volksschule spielend tun kann, später ungetan bleibt oder 
nur unter dem grössten Kraftaufwand getan wird. Wie in allen anderen 
Unterrichtsfächern, so decken sich auch im deutschen Sprachunterricht 
die Bedüxfnisse der amerikanischen Volksschule als Volksbildungsstätte 
uiid als Vorbepeitungsantftalt für die höheren Schulen. Der Sehüler, 
der mit dem Verlassen der Vidksschfde seine Schulbildnng abechlMMt, hat 
die deutsche Umgangssprache und die Elemente der Sprachkenntnisse 
erhalten, die ihm im praktischen Leben sdir häufig von Vorteil «ein wer- 
den, imd die seinem Geistes- und Gemütsleben vielseitigere Nahrung 
bieften werden. Für die Arbeit in den höheren Schulen aber ißt die 
Grundlage geschaffen, auf der diese ernsthaft und gründlich weiterbauen 
und wirklich die Ziele erreidien können, die sie sich yorgesteekt haben. 
Für sie gelten die Grundsätze, die Prof. Cutting in einem friäerea Vor- 
trage aufstellte : Erst Sprache, dann Hegel ; Sprache des Alltagslebens 
muss der Buchsprache vorangehen; Kunst des Sprachgebrauchs und 
Wissenschaft der Sprachentwickelung sind zwei Dinge, die nicht neben 
einander, sondern nacheinander betridi>en werden müssen. 

Verachtet die Volksschule nicht! In ihr liegt die Zukunft unserer 
Nation ; sie ist die Stätte, wo die grosse Masse unseres Volkes ihre Geistes- 
bildung erhalt, und wo die höheren Schulen ihren Boden finden müssen. 
Diese Mahnung erklingt ebenso dringend für die erfolgreiche Erteilung 
dej3 deutschen Sprachunterrichts, wie jedes anderen Wissenszweiges in 
imserem Schulwesen. 



Bn im amerikanischeii Unterrichtswesen vielseitig ver- 
nachlässigter Taktor. 



Von C 0. SchSarich« Baltimore, Md. 



Thesen: 

1. Das höchste Ziel der Schuleniehung ist nicht, lediglich die Kinder 
mit einer gewissen Summe von Kenntnissen auszustatten, si« cum riohtigen 
Denken anzuleiten und in den Stand zu setzen, sich nach Verlassen der Sdinle 
weiterzubilden. 

2. Das höchste Ziel muss vielmehr sein, das Pflichtgefflhl zu wecken und 
damit und dadurch alle jene Eigenschaften zu fördern, welche rar Bildung 
eines biederen, festen Charakters beitragen, und so Amerikaner heranzu- 
bilden, die der Grösse des Vaterlandes würdig sind. 

3. Es ist das auf einen höheren Willen hinweisende Pflichtgefühl allein, 
das das Bestdien der bflrgerlichen und staatlichen Ordnung und Wohlfahrt 
gewährleistet. In demselben Mass, wie das Pflichtgefflhl abnimmt, d. i. das 
Gtoffihl freiwilliger Unterordnung unter eine höhere Autorität — die Autori- 
tät der Eltern oder Erzieher, des Staates, der Vernunft, und, wie Kant es 
ausdrückt, des heiligen Sittengesetzes in der eigenen Brust — in demselben 
Masse werden Ungehorsam und Auflehnung im Staate und sinnlich fippige 
Genusssucht allenthalben zum Schaden des Ganzen aufwuehem. 

4. Daher muss die Weckung und Pflege des Pflichtgefühls das höchste 
Ziel der Erziehung sein. 

Während der jüngsten Oerterwoche nahm ich teil an einem soge- 
nannten Teachers* Institute. Drei Tage lang waren da von 9 Uhr morgens 
bis 4 ühr nachmittags — mit kurzen Mittagspausen — 1800 Lehrer xm^ 
Lehrerinnen^ teils als Oanzes^ teils in Gruppen zusammen und hörten 
seitens einheimischer und auswärtiger^ mehr oder weniger berufener Fach- 
leute Vorträge und Erläuterungen bezüglich verschiedener Fragen und 
Aufgaben des TJnterrichtswesens. Beim Auseinandergehen am dritten 
Tag war ich mir darüber klar geworden^ welche Aufgabe ich mir zu stellen 
hatte^ um meinem kurz vorher gegebenen Versprechen nachzukomm^ in 
der Tagesordnimg des diesjährigen Lehrertages eine Lücke auszufüllen. 
Ich entschloss mich^ das zum Thema zu wählen^ was in jenem Teachers' 
Institute vergessen worden war, imd was doch eine der wichtigsten Auf- 
gaben des Ldirers imd Erziehers sein muss. 

Das ist die Charakterbildung, und dazu vor allem die E r- 
ziehung zur Pflicht, die Weckung und Pflege des 
Pflichtbewusstseins. 



Ein vielseitig vernachlässigter Faktor. 257 i 

Nich allein bei dem eben erwähnten Teachers' Institute ist dieses Ziel I 

unberücksichtigt geblieben^ bei vielen anderen Lehrerversammlnngen im 
weiten Land geht es nicht besser ; wie auch in den sonst so ausführlichen 
und vorzüglichen Jahresberichten des Commissioner of Education in 
Washington nur selten etwas^ und dann nur wenige in dieser Hinsicht zu 
finden ist. 

Glehen wir weiter und betrachten uns einmal die neueren^ mehr oder 
weniger aus materialistischen Zeitströmungen entstandenen Lehrpläne und 
Schulverordnungen^ lesen wir die stolzen Worte Physik^ Chemie^ Botanik^ 
Zoologie, Physiologie, Astronomie, Biologie und gar Psychologie; seh^i 
wir, wie der Begriff der chemischen Wahlverwandtschaften einer Jugend 
gelehrt wird, die von der Orundf orderung, dass ihr Gtemüt dem Göttlichen 
wähl verwandt werde, keine Ahnung hat; hören wir Spektralanalyse vor 
einer unreifen Zuhörerschaft behandeln, die nie gelernt hat, dass alle wahre 
Lebensbildung von der sittlichen Analyse des menschliehen Herzens- 
Spektrums ausgehen müsse; beobachten wir die überklugen Bürschchen, 
die über das bescheidene Wissen ihrer Eltern die Nase rümpfen, die Alles 
wissen, nur das Eine nicht, dass sie Nichts wissen, und das Andere nicht 
gelernt haben : wie man ein charakterf e£(ter, ehrlicher, ganzer Mann werde. 

Was mag es dem Eande helfen, wenn es über Bau und Wirkung elek- 
trischer Maschinen -treflUich Bescheid weiss, wenn nie der elektrische Funke 
zündender Begeisterung für das sittlich Schöne und Gute durch sein Herz 
schlug. — Wird nicht auf Kosten dessen, was das Wissen vermehrt, das, 
was Herz und Gkmüt bereichert, von Jahr zu Jahr zurückgedrängt? — 
Leidet unsere ganze Volksbildung nicht an einer Überreizung des Ver- 
standes und chronischer Verkühlung des Herzens? 

• Ohne idealen Sinn — man fasse die Summe seiner heiligen Über- 
zeugung nun in den Dreiklang Kants: „Gk>tt, Pflicht, Unsterblichkeit'^ 
oder bekenne sich im AssdüusB an eine jüngere Schule zu den Worten: 
„Freiheit, Tugend, Ewigkeif ^ oder ziehe es vor, mit unseren Dichtem 
für „Liebe, Becht und Wahrheit^ ' zu erglühen — ohne diesen Sinn bleibt 
ein Mensdienleben weihelos an sich und wertlos für sich und die Nach- 
welt. Tagelöhner und Handlanger, denen es a.uch im Schulfache gar viele 
gibt, mögen sich allenfalls ohne diesen Sinn essend und trinkend durchs 
Leben schieben lassen, aber hohe, begeisternde, Liebe weckende und Se- 
gensspuroi hinterlassende Menschen kann es da, wo idealer Sinn fehlt, in 
keinem Stande, in keinem Oemeinwesen, ja nie und nirgends geben. 

Schon vor fünf Jahren — es war auf dem Lehrertag zu Philadelphia 
— habe ich gelegentlich einigermassen darauf hingewiesen; wenn ich es 
nun heute im Besonderen tue, so geschieht das, weil mir mittlerweile die 
Tiefwirkung und Tragweite der vorherrschenden Zustände um so mehr 
zur Erkenntnis gekommen sind, und auch Sie, denen ich ja hiemit nichts 



258 Pädagogische Monatshefte. 

Neues sagen kann, veranlaflsen möchte^ durch Beeprechung und Annahme 
der von mir yorgel^rten Thesen yor dem ganzen Lande Stellung in dies» 
hochwichtigen Sache zu nehmen. 

Denke doch Keiner, ermüdet und yielleicht etwas entmutigt vom 
langen Kampf, unsere Beschlüsse seien nutzlos — rertrauen wir bei «11 
imserer Arbeit der Zeit, sie ist, wie eine mächtige Zerstörerin, so anoh eme 
mächtige Baumeisterin. Wie viele der vom Naturwes^i Mensch in die 
Zeit gestreuten Keime haben erst in einer späteren Gtonerati<m Früchte 
gezeitigt, haben sich zu Bäumen entwickelt, deren Wipfel in die Ewigkeit 
hineinrausehen werden. Nur das Nichtige geht unter. Gedenken wir 
Lehrer und Erzieher auch hier der Worte Schillers : 

„Tausend Keime zerstreuet der Herbst, doch bringet kaum eine 
Früchte, zum Element kehren die meisten zurück. 
Aber entfaltet sich auch nur einer, einer allein streut 
Eine lebendige Welt ewiger Bildungen aus.^' 

p]s mangelt also am idealen Pflichtgefühl in der Erziehung. Diesem 
entgegen wirkt der Bealismus, oder Materialismus, mit seinen aller- 
neuesten Abart, dem Kommerzialismus. Lassen Sie uns diese Bichtung 
zunächst ein wenig betrachten. 

Der neuere Bealismus und die sich anschliessende materialistische 
Entwickelung stammen aus England. Dort stellten sich John Locke und 
David Hume auf den Standpunkt des Sensualismus, welche alle Erkennt- 
nis auf Sinneswahmehmung gründet, und den des Empirismus, der nur 
naturmässig zu betrachtende Tatsachen gelten lässt. Die Übertraggung 
dieser Ideen auf das Oebiet des praktischen Lebens überliess das im Grunde 
doch ernste England dem leichteren Blute Frankreichs. Lehrten die eng- 
lischen Denker : „Alles Wissen ist bedingt durch die Sinneswahmehmung 
und Empfindung", so fuhr ein französischer Denker, Helvetius, fort: 
„Nicht nur Euer Wissen, sondern auch Euer Wollen und Handeln ist 
ebenso hervorgerufen und bedingt/' 

Und in diesem Gedanken finden wir das Leitmotiv des heutigen Ma- 
terialismus. „"Der Mensch iet wesentlich so unfrei und so wenig verant- 
wortlich wie jedes Tier'^, heisst es, und auf einer Naturforscherversamm- 
lung wurde mit grossem Beifall der Gedanke entwickelt: j,Das Handeln 
des Verbrechers ist als ein pathologisch verursachtes anzusehen^', d. h. 
durch krankhafte Körperzustände hervorgerufen ; somit im Grunde ä>en80 
wenig strafbar, als eine im Wahnsinn verübte Tat. Demnach könnte bei 
einem Mörder ebenso wenig von Verantwortlichkeit die Bede sein, als wenn 
ein überheizter Kessel explodiert; es war eben das Hirn des Betreffenden 
mit heiflsen Blutdämpfen der Leidenschaft überheizt. 

Glücklicherweise erscheint diese krankhafte Theorie durch eine ge- 
sündere Praxis, die einstweilen noch geübt wird, widerlegt; aber Tatsache 



Ein vieis&itig vemachläwigt&r Faktor. 259 

ist es, da88 ia neuerer Zeit inbezug auf Bestrafung von Verbrechern sich 
mehr und mehr eine Anschauung Bahn gebrochen^ die^ wenn sie imeh für 
Humanität sieh ausgibt^ an Seumes Worte erinnert: ^^Den Veifareeher 
schonen heisst den ehrlichen Mann für ihn zu stcafen/^ 

Heute ist in der Tat viries^ was man Hunfflnitat zu nennen Miebt, 
eine kranlchafte Empfindelei, eine Abschwächung der sittlichen Begriffe. 
Heute ist vielfach in der Haus- und 3ehulerziehung an Stelle des ^^Strei- 
chöas'^ wie Luther es nemrt, ein verzärtehides „Streicheln*' — moral 
suasion, a moral mind eure — getreten, dessen faule Früchte eich aüent- 
halben zeigten. Umsichtige angloamerikanieche Schulmänner fangen auch 
an, sich gegen diese krankhafte Sichtung auszusprechen. So bekannte vor 
einiger Zeit Präsident Draper, von der Illinoiser Staatsuniversitftt: „Die 
Führung unserer Schulen war früher zu streng, heute ist sie zu nadigiebig. 
Früher sassen die Kinder zu Füssen des Lehrers, heute soll der Lehrer zu 
Füssen des Kindes sitzen.'^ 

Das sind die praktischen Folgen dieser Anschauung, deren weitere 
Ausführung Ihnen Allen nahe Uegt. 

Nach dieser kurzen Verfolgung der materialistischen Gkdankenreihe 
werden wir um so b^eisterter dem von Leibnitz so schön entwickelten Qe- 
danken zujubeln, dass die wahre und gesunde Pädagogik all ihr Tun stets 
auf die Anschauung bauen wird, dass im Menschen ein Kern göttlicher, 
ewiger Ideen ruht, der zur glücklichen Entfaltung, Entwickelung und 
Blüte zu treiben ist. Das sind auch die Grundgedanken Pestalozzis und 
Rousseaus; beide waren Idealisten durch und durch, freilich ihrer ganzen 
Art nach so grundverschieden, wie das deutsche Wesen vom französischen, 
zumal vom ungesund aufgeregten seiner iZeit. 

Wehe den armen Eondem, deren Eltern oder Erzieher, weil sie für 
sich den Glauben an die Ideale verloren, nun auch in der Kindesbrust den 
idealen Sinn nicht mehr anzubauen verstehen! Sie werden Maschinen, 
vielleicht gut und richtig gehende Arbeitsmaschinen heranbilden, prak- 
tische Geschäftsleute und geübte Wirtschafterinnen, aber gewiss aueh arm- 
selige SelbstUnge, wilde Naturburschen und — kaltblütige Verbrecher; 
doch Menschen, warmherzige, pflichttreue Menschen, begeisterte Männer 
und zartsinnige Mütter — nie und nimmer. 

In Immanual Kant, dem deutschen Sokrates, zeigt sieh ja wohl am 
deutlichsten der prinzipielle Gegensatz der materiellen und idealen Welt- 
anschauung. Wenn Helvetius die Selbstsucht, also das eigene subjektive 
Belieben^ die persönliche Neigung oder Abneigung als den Urgrund un- 
seres Handehis ansieht, so wird in Kants System dem Belieben des I&ge»- 
dünkels das Todesurteil gesprochen und die Unterordnung des engherzigen 
Ich unter das allgemeine Ich kategorisch gefordert; wird bei materialisti- 



260 Pädagogische Monatshefte. 

scher Ethik der Selbstüberhebung und Ichpflege Schlingpflanze genährt, 
. so blüht in Kants System der Demut imd des Gehorsams edlere Blume. 

Bei Kant steht die Idee der Pflicht als eine ideale, Gteister einigende, 
niederes Gelüste bändigende Macht über der Willkür des Einzelnen. Das 
Sittengesetz im Menschen, welches neben dem Sternenhimmel über ihm, 
dem Auge Kants als der Wunder grösstes im Weltall erschien, beweist ihm 
seinen Gott. „Das moralische (besetz i n uns'^, lehrt Kant, „fordert einen 
Gesetzgeber über uns, einen Gott, eine ewige Vollkommenheit, deren 
Wille, weil in allen sittlichen Wesen offenbar geworden, auch mit heiligem 
Ernst (Gehorsam fordern muss, und dessen Gerechtigkeit die Auflösung 
der Dissonanzen dieses Lebens ebenso fordert, wie verbürgt.'' So tritt in 
Kant die Philosophie mit hohem Ernst und erhabener ünerschütterlichkeit 
für die schöne Dreiheit der höchsten Ideai ein, welche die MenscUieit 
besitzt: Gott, (sittliche) Freiheit, Unsterblichkeit. 

Dieses zeigt klar, welche Bedeutung ein solches System, wie das 
Kants, haben musste, wie der Idealismus des auf einen höheren Willen 
hinweisenden Pflichtgefühls allein es ist, der das Bestehen der bürger- 
lichen und der staatlichen Ordnung gewährleistet. In demselben Mass 
wie das Pflichtgefühl einem Menschen, einem Geschlecht, einem Volk ver- 
loren geht, d. i. das Gtefühl freiwilliger Unterordnung unter einen höheren 
Willen — den Willen der Eltern, des Staates und Gottes, oder, wie Kant 
sich ausdrückt, „dem heiligen Sittengesetz in der eigenen Brusf ' — in 
demselben Mass werden Ungehorsam und Auflehnung im Hause, Willkür, 
Bestechung und Trägheit im Staat, und sinnlich üppige Genusssucht über- 
all zum Schaden des Ganzen überhand nehmen müssen. 

Und so ist denn auch die Erweckung und Pfl^e des Pflichtgefühls 
die erste Aufgabe in der Erziehung. — Unter Pflich^efühl verertehen wir 
mit Kant, wie bereits gesagt, die freiwillige Unterwerfung unter einen 
höheren Willen. 

Wie ist nun diese hehre Aufgabe zu lösen.? 

Kant erklärt: „Zum Charakter des Kindes gehört vor allem der Qe- 
horsam.^^ — Aus diesem Gehorsam entwickelt sich dann der Gehorsam, 
d. i. das Pflichtbewussteein gegen die Gesellschaft und den Staat, gegen 
die Gesetze der Natur und gegen das heilige Sittengesetz in der eigenen 
Brust, und damit das hohe Menschenziel: Die Macht der Selbstbeherr- 
schung. Der Mensch soll also von früh auf zum Gehorsam gewöhnt wer- 
den, denn er hat, was Diesterweg so eindringlich darlegt, sein ganzes 
Leben lang einer Autorität zu gehorchen. 

So lange der Mensch ein Kind, ein Schüler, also ein unreifer Mensch 
ist, sind Eltern und IJehrer seine Autoritäten, und diesen muss er unbe- 
dingt gehorchen lernen. Allmählich sehen die Kinder das Zweckmässige 
und Gute, kurz das Vernünftige, der Haus- und Schuleinriditung ein und 



Ein vielseitig vemachlässigier Faktor, 261 

nun gehorchen sie nicht allein mehr aus Gewohnheit, sondern aus Erkennt- 
nis. Freilich gibt es bei der Verschiedenheit der Menschen auch solche, 
die nicht so weit kommen, dass sie das Vernünftige zweckmässiger Ein- 
richtungen in Natur und Staat einsehen ; für sie hält man den Grundsatz 
äusserlicher Autorität aufrecht. 

Allmählich gelangen die Schüler zum Bewusstsein ihrer Kraft, sie 
lernen sich selbst regieren und bestimmen. Da tritt der Lehrer und Er- 
zieher mit seiner Autorität zurück, er lässt die Oründe walten und er bleibt 
den Schülern alles, was er ihnen durch die Macht seiner Persönlichkeit 
sein kann, d. h., wenn Lehrer und Erzieher der rechten Art sind, lebens- 
länglich eine moralische Autorität. Darauf muss es jeder einzelne Lehrer 
bei seiner Selbsterziehung anlegen. 

Ohne Gehorsam, Zucht, Ordnung, Autorität, Anstrengung, Hin- 
gebung, Treue und die damit verbundenen Eigenschaften gibt es kein 
Jugendglück, keine Erziehung zur Selbständigkeit und Freiheit. Für 
ein Land wie das unsere gelten ganz besonders die Worte : „Je freier die 
Lebenseinrichtungen sind, desto strenger müssen die Gesetze beobachtet 
werden; je freier der Staat, desto strenger muss die Jugend zur PÜidity 
zum Gehorsam gegen die Gesetze erzogen werden; wer befähigt werden 
will, sich und anderen Gesetze zu geben, zur Vernunft und freien Selbstbe- 
stimmung zu erziehen, muss in der Beobachtung der Gesetze, des freien 
Staates wie der Vernunft, selbst ein Muster sein.'^ — Diese hohen Dinge 
gedeihen nur in Kraft und Stille auf dem Weg naturgemässer Anr^ung 
und Bildung, also von innen heraus, wie von selbst, und darum mit 
Notwendigkeit und Unvermeidlichkeit. 

Wie erfüllt nun die Schule ihre Aufgabe? 

Diese Frage wurde schon eingangs etwas beleuchtet, und Sie alle kön- 
nen sie durch Ihre eigene Erfahrung vielfach beantworten. Lassen Sie 
mich dazu noch die Erfahrung einiger leitenden Männer anführen und 
auf einige Zeichen der Zeit hinweisen. 

Der Vorsteher einer höheren Töchterschule in einer der grössten 
Städte des Landes sagte in einer Ansprache an den örtlichen Lehrerverein 
u. a. : *When therefore at the very beginning of their high school life many 
of the entering boys and girls show lack of respect and unruliness even 
amid stränge surroundings and in a more impressive building, I hardly 
think it is — that here are a lot of demure children made wild with delight ! 
When even on the day of registration in June a girl is loud and forward 
to US, and plainly rüde and disorderly, I know that manner is not new to 
her, but somewhere some one has done her the wrong to let it develop.'* 

In unserem Heer ist die Fahnenflucht so allgemein und häufig ge- 
worden, dass der kommandierende (General McArthur darüber berichtete : 
''We have to consider desertions in our army as an unavoidable evil.^ 



» 



262 Pädagogische Monatshefte, 

In unserer Flotte steht's leider nicht besser; von einem Kriegsschiff 
desertierte die Hälfte der Jungen — sie bekämen nicht satt zu essen, 
klagten sie. Der kommandierende OflSzier ds Schulschiffes ^^Saratoga^' 
erklärte nach einmonatlicher Erfahrung : "Not a boy who had entered the 
Pennsylvania Nautical School had apparently ever before obeyed an order 
in bis life." Diesen Herbst werden wieder tausende von Knaben nnd 
Mädchen die auf dem Deck der „Saratoga^^ gemachte Erfahrung be- 
stätigen. 

Die schrecklichen Unglücksfälle auf Eisenbahnen, in Minen, der 
Brand des Iroquois Theaters, des Dampfers „General Slocum'^ sie lassen 
sich zurückführen auf Pflichtverletzung, d. i. auf Ungehorsam gegen be- 
stehende Vorschriften und Gresetze. Dieser Krebsschaden hat unser ganzes 
gesellschaftliches Leben angefressen; es fehlt an Pflichtgefühl. Streiks, 
Boycotts, Korruption in Stadt und Land sind weitere darauf hinweisende 
Symptome. 

Und dazu noch eine englische Sensationspresse, die dem Publikum 
täglich mit Vorliebe Kriminalfälle und Eheskandale auftischt und in be- 
sonderen Sonntagsbeilagen allem Sinn für Schönheit, Anstand und Bieder- 
sinn Hohn spricht durch fratzenhafte Bilder und läppische G^eschichten. 
Nur verhältnismässig wenige imserer englischen Tageszeitungen haben bei 
der jüngsten Schiller-Gedenkfeier für den Verteidiger der höchsten Ideale 
ein Verständnis bekundet. Dagegen wussten die meisten wochen- und 
monatelang spaltenlange eingehende Berichte über den Mordprozess eines 
gefallenen Frauenzimmers in New York zu bringen. Unsere Tages- 
literatur und unsere Theater zeigen eine entsprechende Qeschmacksver- 
derbnis. 

Die Wirkung dieser Übelstände auf unsere Generation macht .sich 
vielseitig fühlbar. Präsident Eliot von der ^arvard Universität erklärte 
vor. zwei Jahren : "The eflSciency of legislatures and the respect in which 
they are held have unquestionably declined. The courts of our country 
are as a whole less efficient and less respected to-day than they were a 
generation ago.^' 

Die bedenklichste Erscheinung in dieser materiaU^iscfaen Zeitströ- 
mung ist unzweifelhaft der riesengross aufgeschossene Kommerzialismus. 
Der Bundesrichter Peter S. Grosscup nannte in einem Vortrag letztes 
Jahr manche unserer Trusts „Incorporated Dishonesty'*. "To lend them 
the seal of govemment^', erklärte er, "is, in essence and effect, to incor- 
porate dishonesty.'^ 

Und der frühere Präsident der American Bar Association, Honorable 
Moorfield Storey von Boston, hielt im vergangenen Jeäne zu Annapolis 
einen Vortrag, worin er sagte: "If such a trust tramples law under foot 
or secretly evades the law to increase its profits, it is sowing the seeds of 



Ein vielseitig vernachlässigter Faktor. 263 

anarchv. We mußt return to the Ideals of our fathers and insist that this 
shall be a government of laws, and not of men/^ 

Ja, wir müssen zu den Idealen unserer Väter zurückkehren, und um 
das hervorzuheben, darum weisen wir auf die tiefen Schlagschatten unserer 
Zeit hin, nicht, weil wir pessimistisch angehaucht sind; das können wir 
Erzieher doch nicht sein, die wir in unserem schönen Beruf fortwährend 
mit der hofibungsfreudigen Jugend in Berührung sind, in vielen Fällen 
mehr als manche der Eltern. 

Wir dürfen uns bei imserer Betrachtung niemals auf das Sehfeld 
unseres kurzen Lebens beschränken; die Vorwärtsbewegung der Mensch- 
heit zum Lichte und zur besseren Ausgestaltung gleicht dem wechselvollen 
Lauf der Sträme. So ist uns bekannt, dass der Hudson von Nord nach 
Süd fliesst, und doch gibt es in seinem Oberlauf zwischen French Moun- 
tain und Mount McOregor viele Stellen, wo der von Felsenufem geäng- 
stigte Strom nach Ost und einige Mal eine Strecke weit direkt nadi Nor- 
den — also scheinbar rückwärts fliesst — und er geht doch vorwärts ! 

So kann es Zeiten geben in der Geschichte — und in mancher Hin- 
sicht, in ihrer materialistischen Neigung und mit ihrem Pessimismus ist 
diese gegenwärtige eine solche — wo der Strom des wahren Fortschritts, 
der Strom der Ideale gebrochen, gehenmit von vorspringenden Felswänden 
rückwärts zu fliessen scheint; aber er muss doch hindurch, er muss vor- 
wärts und er wird vorwärts dringen, denn er ist vorwärts gedrimgen von 
Jahrhundert zu Jahrhundert, bald in grösseren, bald in geringeren Bogen 
und Windungen — gerade wie auch das sittliche und geistige Vorwärts- 
streben des einzelnen Menschen sich nur selten ganz ununterbrochen ge- 
radlinig, sondern oft in Bogengängen zu vollziehen pflegt; aber so gewiss 
die Hudsonwelle von Glen Falls nicht wieder nach Mount McGregor 
zurückkehren wird, so gewiss mag auch der Strom der Menschheits- 
geschichte nicht zurückkehren zu den Felsenecken und Schroffheiten, an 
denen er sich einmal vorübergearbeitet. 

Wohlan denn, stellen wir unsere ganze Kraft, ein Jedes im gegebenen 
Lebenskreise, in den Dienst, und wenn es sein muss in den Kriegsdienst 
des Idealismus, der dem Leben Weihe, Würde und Wert zu geben vermag, 
und der in der treuesten Pflichterfüllung sich beweist, und gerade die 
jetzige Zeit, wo mit der Schiller-Gedenkfeier ein frischbelenbender Hauch 
Schillerschen Geistes durch unser Land gezogn, ist besonders dafür ge- 
eignet. Dass der Jugend Herz empfänglich dafür ist, das wissen wir ja 
alle, und Sie haben es gewiss auch, wie ich, bei der jüngsten Schillerfeier 
wieder aufs neue erfahren dürfen. Die Schillerschen Ideale finden auch 
hier gerade bei der Jugend den besten Boden^ und wenn sie auch im spä- 
teren Alter von Trieben der Selbstsucht überwuchert werden sollten, so 
bleibt doch noch die Erinnerung an sie segenwirkend im Gemüt haften. 



264 Pädagogische Monatshefte, 

Mächtig -hilft uns bei unserer hehren Mission das weibliche Oemüt^ 
der berufene Träger des Idealismus. Über den höchsten Gütern der 
Menschheit zu wachen, über Glaube, Sitte, Tugend, Herzensreinheit, und 
in den Kinderherzen die grünen Auen zu pflegen, worauf die nächste 
Generation die goldenen Ähren treuen Pflichtgefühls, edlen Strebens fin- 
den soll — das ist des Weibes schönste und erste Aufgabe. 

In solchem Bunde können wir siegesfreudig in unserem schönen 
Berufe wirken und streben, eingedenks der Schillerschen Worte : 

„Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben — 
Bewahret sie !'' 



Welche gemeiiischaftlichen Ziele sollte der Unterricht im 

Deutschen unter den verschiedenen 
Schulsystemen haben? 



Von H. WoMmaMv Superrisor Public Schools, Qevelajid, 0. 



Meine Damen und Herren ! Es hiesse Ihre Intelligenz unterschätzen, 
wenn ich Ihnen erst weitläufig erklären würde, dass der Unterricht im 
Deutschen in fast allen grösseren und kleineren Orten des Landes unter 
verschiedenen Verhältnissen erteilt wird. In manchen Städten, leider 
sehr wenigen, beginnt der deutsche Unterricht mit dem ersten Schuljahr 
und wird durch den ganzen Kursus fortgesetzt. Solche Städte, ich nenne 
hauptsächlich Cincinnati und Cleveland, führten dies System hauptsäch- 
lich darum ein, damit keine Unterbrechung für die Kinder, welche zu 
Hause deutsch sprechen, eintrete, wenn sie in die Schule gehen. Wir 
finden in solchen Klassen fast durchweg Kinder deutsch sprechender 
Eltern, und wenn die Kinder selber auch nicht immer deutsch sprechen 
können, so vermögen sie doch das Deutsch der Lehrerin zu verstehen und 
erlernen die Sprache beinahe mühelos. 

Die Vorteile dieser Einrichtung sind einleuchtend genug; nur haben 
sich seit den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren die Verhältnisse derart 
geändert, dass in absehbarer Zeit sich kaum genug deutsch sprechende 
Kinder finden werden, um solchen Unterricht aufrecht zu erhalten. Die 
Einwanderung aus Deutschland hat fast ganz aufgehört, und die zweite 
Generation ist schwer dazu zu bringen, mit den eigenen Kindern zu Hause 
deutsch zu sprechen. Das bischen Deutsch, welches die Kinder noch ver- 
stehen, haben sie meist im Verkehr mit den Grosseltem gelernt. Wie 
gesagt, diese Art von deutschen Klassen steht auf dem Aussterbeetat, ja 
sie wären schon eingegangen, hätten nicht die aus Bussland eingewander* 



Oemeinschaftliche Ziele. 265 

ten Juden so viel gesunden Menschenverstand bewiesen, ihre Kinder in 
diese Klassen zu schicken. Dadurch jedoch^ dass diese neuen Elemente 
die Stelle der deutschen Kinder einnahmen, stellte sich eine andere 
Schwierigkeit heraus, die von ganz bedeutendem Einfluss auf die Lehr- 
methoden werden musste: Die russischen Juden sprechen nämlich ein 
ganz eigentümliches Deutsch, welches von unserer deutschen Schrift- 
sprache ziemlich verschieden ist. Die Kinder hören und lesen zu Hause 
den jüdischen Dialekt und bringen ihn mit sich in die Schule. Jetzt 
bildet ihre Kenntnis des Deutschen, oder vielmehr die des jüdischen Dia- 
lekts, eher ein Hindernis als einen Vorteil. Die Kinder haben den eigen- 
tümlichen Dialekt erst zu verlernen, ehe sie richtig sprechen lernen, und 
da ist es gar nichts Seltenes, dass Kinder, welche nie ein deutsches Wort 
zu Hause hören, das Deutsche reiner und schneller in der Schule erlernen, 
als solche, die ein verdorbenes Deutsch mit sich bringen. 

In Indianapolis hat Herr Bobert Nix deshalb darauf gedrungen, dass 
der Unterricht im Deutschen mit dem zweiten Schuljahre beginne. In 
Cleveland treten die Schüler, welche das Deutsche als Fremdsprache er- 
lernen wollen, mit dem zweiten Schuljahre ein. Es will mich fast be- 
dünken, dass diese Einrichtung den jetzigen Verhältnissen besser ent- 
spricht, als die vor mehr als dreissig Jahren in Cincinnati imd Cleveland 
eingeführte. Besonders dies lässt sich dafür sagen, dass die Kinder beim 
Erlernen des Lesens und Schreibens nicht die Schwierigkeiten in zwei 
Sprachen zu gleicher Zeit zu überwinden haben. 

Haben die Kinder einmal die Hauptschwierigkeit beim Lesenlernen 
überwunden, nämlich einzusehen, dass gewisse Charaktere gewisse Laute 
und Silben repräsentieren, dann wird diese Schwierigkeit für eine andere 
Sprache geringer und geringer, je mehr fremde Sprachen dazu kommen. 

Für praktische Zwecke, d. h. für das mühelose Erlernen der deutschen 
Sprache, sind beide bis jetzt angeführten Einrichtimgen nach meiner An- 
sicht fast gleichwertig, da die Kinder im ersten und zweiten Schuljahre 
noch ihre Unbefangenheit bewahrt haben und sich nicht scheuen, frisch 
drauf los zu sprechen, und auch Fehler zu machen. Der Wortschatz sol- 
cher Kinder ist freilich gering und entspricht nur den massigsten An- 
forderungen; aber es bildet sich ein Sprachgefühl aus, welches die Regeln 
der Grammatik entbehrlich erscheinen lässt. — Für solche Klassen habe 
ich hier ausgebildete junge Damen als die besten Lehrerinnen gefunden. 
Die in Deutschland gebildeten Lehrer und Lehrerinnen verfügen natur- 
gemäss über einen reicheren Sprachschatz, und dieser ist ihnen oft mehr 
hinderlich als förderlich für ihren Beruf in solchen Klassen. Die Aus- 
drucksweise, der sich diese Lehrerinnen bedienen, ist die denkbar ein- 
fachste und dem Verständnis und Gedächtnis der Kinder angemessenste, 
denn das möchte ich ganz besonders betonen: In diesem Lebensalter der 



266 Pädagogische Monatshefte, 

Kinder ist die Erlernung der Sprache reine Gedächtnissache und hat mit 
dem Verstand blutwenig zu tun. 

Wir kommen jetzt zu einer anderen Einrichtung^ die in sehr vielen 
Schulen des Landes besteht; ich meine zum Unterricht im Deutschen in 
den oberen Klassen der Volksschule. 

In manchen Städten, z. B. in New York, beginnt der Unterricht im 
Deutschen mit dem fünften Schuljahre; in Chicago, wenn ich nicht irre, 
ebenso. Die Unterrichtszeit variiert von fünfundzwanzig Minuten bis zn 
einer Stunde per Tag. Hier muss der Unterricht vernunftgemäas ein 
anderer sein, als in den Primärklassen. Den Kindern fehlt die Unbe- 
fangenheit der jüngeren Schüler, sie fürchten sich, von ihren Mitschülern 
ausgelacht zu werden, wenn sie Fehler machen, und so kann der Lehrer 
nicht um den Anschauimgsunterricht herum das Sprachgebäude auf- 
führen. Hier muss das Lesebuch das Zentrum bilden, darum wird das 
Lesen- und Schreibenlemen wohl das erste sein müssen, was der Schüler 
zu tun hat. Daran schliesst sich die Formenlehre der Grammatik, d. h. 
Erlernung des regelmässigen Zeitworts, der Hilfszeitwörter, der starken 
und schwachen Deklination der Hauptwörter und Eigenschaftswörter und 
die der Fürwörter (Pronomina). Weitere grammatische Übungen schei- 
nen mir im fünften und sechsten Schuljahre nicht angebracht. Dabei 
möchte ich nicht so verstanden werden, als wollte ich die Formenlehre zum 
Hauptgegenstand des Unterrichtes machen. Im Gegenteil, die Formen- 
lehre soll nur als Hilfsmittel beim Erlernen der Sprache dienen, wie das 
Einmaleins beim Rechenunterricht. Übersetzungen nützen wenig, vom 
Deutschen ins Englische fast gar nichts, die freie Wiedergabe des deut- 
schen Lesestückes in englischer Sprache ist der Übersetzung bei weitem 
vorzuziehen. Wenn aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wird, so 
habe ich Bückübersetzung von Sätzen aus dem gelesenen Lesestücke immer 
als das passendste Material gefunden. Der Lehrer aber muss sich, wenn er 
andere englische Sätze übersetzen lässt, ganz besonders davor hüten, ver- 
schiedene Ausdrücke für dieselbe Bedewendung im Englischen zu ge- 
statten. Die Konfusion in den Köpfen der Schüler wird durch solches 
Gebahren oft geradezu grossartig. 

Wie ich schon vorhin erwähnte, so variiert die Unterrichtszeit in den 
verschiedenen Städten zwischen 25 bis 60 Minuten per Tag. Dort, wo 
wir das Minimum der Zeit haben, sollte noch weniger Zeit mit Grammatik 
vertrödelt werden, als in solchen Schulen, in denen man Zeit dazu hat. 
Es lässt sich nicht leugnen, dass der Unterricht in der Grammatik grossen 
bildenden Einfluss hat; aber zuerst müssen wir Brod haben, d. h. deutsch 
lesen, schreiben, verstehen und sprechen lernen, ehe wir uns an die Deli- 
katessen und Finessen der Grammatik machen. Meine Damen und 
Herren! Wir dürfen uns der Einsieht nicht verschliessen, dass in der 



Gemeinschaftliche Ziele, 267 

YolkssdiTile die Eltern der Schüler praktische Besultate vom deutschen 
Unterricht erwarten^ der bildende Einflnss des Analisierens verwickelter 
Perioden ist für die meisten Eltern nicht recht verständlich. Der Junge 
oder das Mädchen sollen einen deutschen Brief an Verwandte in Deutsch- 
land schreiben können; ob sie die verschiedenen Arten der Adverbialsätze 
kennen oder nicht, rührt die Eltern wenig. Erzielen wir aber in diesen 
Klassen keine praktischen Besultate, so geben wir den Feinden des deut- 
schen Unterrichtes die schärfste Waffe gegen denselben in die Hand. 

Es ist häufig behauptet worden, und meine eigene Erfahrimg hat es 
bestätigt, das6 die Schüler, wenn sie das Deutsche in der Hochschule be- 
ginnen, im dritten Schuljahre der Hochschule ebensoviel von der Sprache 
wissen, wie die, welche es in den Mittelklassen der Volksschule begonnen 
haben. Feinde des deutschen Unterrichts haben nun geltend gemacht, 
dass der deutsche Unterricht in der Volksschule überflüssig sei, dass er 
dem Unterricht im Englischen notwendige Zeit entziehe, kurz, dass er 
abgeschafft werden solle. 

Dem ist zu entgegnen, dass nur ein verhältnismässig geringer Prozent- 
satz der Schüler die Hochschule besucht, dass die, welche ihre SchulbD- 
dung mit der Volksschule abschliessen, sozusagen auch Menschen sind, 
und dass das gleiche Argument für alle Lehrfächer angewandt werden 
kann. Ich hatte einmal einen jungen Mann von 24 Jahren zu unter- 
richten, dessen frühere Schulbildung im Eechnen nur bis zur Division 
gef iüirt hatte. Von dort aus, Division eingeschlossen, war sein Geist ein 
unbeschriebenes Blatt. Ich gab ihm wöchentlich zwei Privatstunden, und 
während einer Zeit von sechs Monaten hatte er alles gelernt, was Schüler 
im achten Schuljahre wissen. Ich würde dies aber nicht als Grund an- 
führen, mit dem Bechnenlemen bis zum 24. Lebensjahre zu warten. 

Der Grund femer, dass der Unterricht im Deutschen den englischen 
Sprachimterricht beeinträchtigt, ist schon so oft widerlegt worden, dass 
ich mir hier die Mühe sparen kann, es nochmals zu tun. Gerade d'C 
Schüler in unseren Schulen, die zwei Sprachen erlernen, wissen mehr vom 
Englischen als die, welche stolz darauf sind, dass sie nur United States 
sprechen können. 

Über Methode und Zweck des deutschen Unterrichtes in den Hoch- 
schulen hier zu sprechen, gebricht es mir an Zeit. 

Wenn wir nun kurz zusammenfassen, was wir unter allen Verhält- 
nissen als das Minimum Besultat des deutschen Unterrichtes verlangen 
sollten, so würde ich sagen : „Lesen, Schreiben, Verstehen 
und Sprechen der Sprache", und zwar in der Beihenfolge, die ich gab. 
Damit glaube ich, alles gesagt zu haben, was nötig ist. 



Umschau. 



Vom Lehrerseminar. Nach- turienten auf Grund ihres Diplomes das 
dem in den Tagen vom 22. bis 24. Juni Recht der Anstellung an den hiesigen 
die mündliche Prüfung der öffentlichen Schulen zu gewähren, ange- 
Abiturienten des Seminars abgehalten wendet wurde, und ihre Mitglieder sind 
worden war,* fand am letztgenannten bereits sämtlich mit Stellungen ver- 
Tage die Entlassungsfeier in sehen. 

der Halle des Tumlehrerseminars statt. Nach einer elfwöchentlichen Ruhe- 
Sie erfreute sich eines zahlreichen Be- pause wurde der neue Jahreskur- 
suches von Seiten der Freunde der An- sus, der 28. der Anstalt, am 11. Sept. 
stalt und der abgehenden Zöglinge. Mit eröffnet. 

den beiden Hauptnummem des Pro- Die Aufnahmeprüfung fand 
gramms, der Begrüssungssprache und am Samstag, den 9. Sept., statt. Wohl 
der Abschiedsrede hatte das Lehrerkol- den erhöhten Aufnahmebedingungen ist 
legium Herrn Otto Greubel bezw. Frl. es zuzuschreiben, dass der Besuch des 
Margarethe Schenk betraut. Der Prä- Seminars ein geringerer als in früheren 
sident des Seminars, Herr Dr. L. Frank, Jahren ist. 

überreichte den Abiturienten nach einer Kurz vor Beiginn des neuen Sohul- 
warm gehaltenen Ansprache die Diplome jahres reichte Herr Chas. Purin, 
des Seminars, während Herr Albert Lehrer an unserer Musterschule, der 
Wallber im Auftrage des Vorortes des Deutsch-Englischen Akademie, der audi 
Kordamerikanischen Tumerbundes ihnen vor einigen Monaten den mathemati- 
die Diplome übermittelte, durch welche sehen Unterricht im Seminar übemom- 
ihnen die Berechtigung zur Anstellung men hatte, sein Entlassungsgesuch ein, 
als Turnlehrer der öffentlichen Schulen da ihm eine Anstellung in der deutschen 
zugesprochen wird. Dank der freund- Abteilung der Staatsuniversität von 
liehen Mitwirkung der Mitglieder des Wisconsin angeboten worden war. An 
deutschen Lehrervereins, welche gele- seine Stelle wurde Herr Rudolf 
gentlieh der Schillerfeier mit den Schü- Braun vom Vorstande der AkcMlemie 
lern des Seminars den Festehor gebildet ernannt. Herr Braun ist aus dem Sc- 
hatten, konnten zum Schlüsse der Ent- minar hervorgegangen. Nachdem er das- 
lassungsfeier Teile der Rombergschen selbe im Jahre 1899 absolviert hatte, 
Komposition von Schillers „Glocke" zur war er als Lehrer des Deutschen an den 
Wiederholung gebracht werden. Die öffentlichen Schulen tätig. Durch Pri- 
Solopartieen waren von Frl. Louise Lei- vatstudien sowohl als auch durch Som- 
dersdorf, Herrn Harry Meurer und merkurse an der Staatsuniversität er- 
Herm Oscar Burckhardt in liebenswür- weiterte er sein Wissen besonders nach 
dlger Weise übernommen worden und der Richtung hin, in welcher er in seiner 
wurden von denselben meisterhaft gegenwärtigen Stellung wirkt, 
durchgeführt. Die Begleitung lag in den Der diesjährige Lehrertag 
Händen von Mitgliedern des Bachschen war in mehr als einer Hinsidit auch 
Symphonieorchesters und Herrn Lewis fruchtbringend für das Lehrerseminar. 
Vantine am Klavier. Die Beschlüsse, welche nach eingehendoi 

Die diesjährigen Abiturienten Beratungen zu Gunsten einer Agitation 
des Seminars waren folgende: Dorothea für die Anstalt und die Päd. Monate- 
Andressohn, Otto Greubel, Paula Haack, hefte von der Versammlung gefasst 
Wm. von der Halben, Louise Mendel, wurden,* werden hoffentlich von naeh- 
Rudolf Rieder, Florence Schapekahm haltiger Wirkung sein. Anerkennimg ver- 
und Margarethe Schenk. dient die Bereitwilligkeit, mit der der 

Diese Klasse war die erste, auf welche Bund die Mittel zur Deckung des Defi- 
der Beschluss des Schulrats zits auf dem Konto der P. M. zur Ver- 
von Milwaukee, den Seminarabi- fügung stellte. Besonderer Dank aber 
gebührt dem Lokalkomitee, das sich in 

* Der Bericht der Prüfungskommission Chicago aus hervorragenden Deutsch- 
befindet sich in dem Protokoll des Leh- 

rertages. * Siehe Protokoll des Lehrertages. 



UmschoAi, 269 

amerikanern gebildet hatte, um die Vor- Ausgaben. 

bereitlingen mm Lehrertag zu treffen. Allgemeine $219.09 

Dasselbe überwies den aus dem Fonds Dampfer 100.00 

txa Deckung des Lehrertages geblie* Erfrischungen (2 Abende 
benen überschuss von $281.86 der Kasse ^^^ i Nachmittag) . . 210.85 

des Seminars. Ist diese Schenkung an Hallenmiete 10.00 

und für sich im Hinblick auf die gerin- Hülfe (Schankkellner, 

gen Mittel, die dem Seminar zur Ver- Türsteher) 34.50 

fügimg stehen, dankbar anzuerkennen, Dekoration 67.87 

so gewinnt sie doch noch insofern an Musik 18.00 

Wert, als sie ein Zeichen von einer der Garderobe . 35!oO 

AnsUlt freundlichen Gesinnung ist, die Bankett . .,.\ 393.83 $1,091.14 

ihren Vertretern den Mut gibt, auch 

fernerhin in der eingeschlagenen Bahn überschuss, an das Nat. D. A. 
weiterzugehen in der Hoffnung, dass ihr Lehrerseminar überwiesen . . 281.86 

doch allmählich die ihr gebührende An- 

erkennung auch in weiteren Kreisen zu- $1,373.00 

teil werden wird. Georg L. Pfeiffer, 

Empfindliche Lücken riss der Präsident, 

unerbittliche Tod während der Sommer- Emil Mannhardt» 

ferien in die Reihen der Freunde des Sekretär. 

Seminars. Am 4. Juli verschied nach Wm. H. Relim. 

schwerem Leiden FrauHelenBate- Vorsitzer des Finanzausschusses, 

man. Lange Jahre hatte sie die Stelle 

der Lehrerin für englische Sprache und Die Schdllerf eiern in den 
Literatur an der Anstalt bekleidet, bis Ver. Staaten. Die öffentliche Biblio- 
ihr zunehmendes Alter im Jahre 1899 thek New Yorks haUe sich die Aufgabe 
sie zwang, das ihr liebgewordene Amt gestellt, unter Leitung ihres Assistenz- 
aufzugeben. Von der Treue und Auf- Biblothekars H«M-m Ridiard E. Heibig 
Opferung, mit der sie ihres Amtes wal- die Programme der in den Ver. Staaten 
tete, geben ihre zahlreichen Schüler und abgehaltenen Schillerfeiem zu sammeln. 
Schülerinnen beredtes Zeugnis. Ihr An- Herrn Heibig verdanken wir eine Zusam- 
denken wird von allen, die sie kannten, menstellung der Ortschaften, in denen 
in Ehren gehalten werden. solche Feierlichkeiten veranstaltet wur- 

Zwei frühere Mitglieder des Vollzugs- den. Leider konnte der ursprüngliche 
ausschusses des Seminars und des Vor- Plan, unter dem die Sammlimg einge- 
Standes der Deutsch -Englischen Aka- leitet wurde, nur teilweise zur Ausfüh- 
demie verloren wir in den Herren H. M. rung gelangen, da die betreffenden Fest- 
Mendel und Harry Mann. Bekle komitees trotz mehrfacher Auff(Hrderun- 
nahmen reges Interesse an dem Wohl- gen durch die deutsche Presse die Ein- 
ergehen der Anstalten, auch nadidem sie sendung der Programme verabsäumten, 
sich an der Verwaltung derselben nicht Die Städte, von denen keine Berichte ein- 
mehr aktiv beteiligten. Herr Mendel geschickt wurden, sind auf der nachfol- 
war der Stifter der Engelmann-Medaille, genden Liste mit einem Stern bezeidinet. 
welche bis zum Jahre 1904 dem fleissig- Möge dies dazu dienen, die säumigen 
sten und bravsten Schüler der Abitu- Komitees zur naohträgliohen Obersen- 
rientenklasse der Akademie verliehen düng der Festprogramme zu veranlassen, 
wurde. Herrn Mann war auf Grund 

seiner Wirksamkeit und seiner Liberali- Die Schillerfeiem 1905 in den Ver. 
tat zu Gunsten des Seminars die Ehren- Staaten 

mitgliedschaft im Seminarverein vom 

Verwaltimgsrate zuerteilt worden. Auch Alabama *Camden 

ihrer werden die Freunde der Anstalt Birmingham Hoboken 

stets in Ehren gedenken. Cullman Jersey City 

Chicago. Die offizieUe Abrechnung '^'^H.x"??,® « , "Montdair 

des Chicagoer Ortsausschusses über Ein- *^*Y® ^^^ ^^^ Brunswick 

nahmen und Ausgaben gelegentlich des Cabfomia Newark 

34. Nationalen Deutschamerikanischfen .ij??,^^^®' .2^^* 

Lehrertages lautet wie folgt: Oakland Patereon 

Bacramento New York 
Einnahmen. gan Diego ♦Albany 

Beitrilge $1,321.00 San Francisco Brooklyn 

Bankettkarten 52.00 $1,373.00 *San Jose Buffalo 



270 



Pädagogische Monatshefte. 



Colorado 

^Colorado Springi 
•Denver 
Gonnecticat 

New Hftven 
Idaho 

Idaho Falls 
Illinois 

Belleville 
Chicago 
Freeport 
*Harlem 
•Joliet 
Peoria 

*Rock leland 
Indiana 

*Bloomington 
EvansviUe 
Indianapolis 
Fort Wayne 
Iowa 

Cedar Rapids 
Charles cSty 
•Clinton 
Davenport 
Kentucky 
•Louisville 
Newport 
Maryland 

Baltimore 
Massachusetts 
Boston 
•Cambridge 
•Clinton 
Holyoke 
•Lawrence 
Michigan 
Detroit 

•Grand Kapids 
Minnesota 

St. Paul 
Missouri 
Joplin 

Kansas City 
St. Louis 
Sedalia 
Nebraska 
•Aubum 
Columbus 
Falls Cdty 
•Grand Island 
Omaha 
•Stanton 
New Hampshire 
•Manchester 
New Jersey 

•Atlantic City 



•Gloversville 
•Herkimer 

New York 

Rochester 

Sdienectady 
•Syracuse 

Troy 

Utica 
Ohio 

Akron 

Cincinnati 

Cleveland 
•Columbus 

Dayton 
•Hamilton 
•Lorain 
•Portsmouth 
•Springsfield 
•Toledo 
•Youngstown 
Pennsylvania 
•Allentown 
•Altoona 
•Bryn Mawr 

Erie 

Johnstown 
•Lanca&ter 
•McKeesport 

Philadelphia 

Pittsburg 

Allegheny 

Reading 
•Scranton 
Rhode Island 

Providence 
South Dakota 

Sioux Falls 
Tennessee 

Memphis 
Texas 

Dallas 

Frederickaburg 

Houston 

San Antanio 
Washington 
•Seattle 
West Virginia 

Wheeling 
Wisconsin 

Madison 
•Medford 

Milwaukee 
•Plymouitli 
•Sheboygan 
Dist. of Columbia 

Washington 



Herr Jofan D. Rocke feller hat 
dem General Education Board zur For- 
derung der Erziehung in den Vereinigten 
Staaten zehn Millionen Dollars ge- 
schenkt. Dieser allgemeine Erziehungs- 



rat Mt vor etwa drei Jahren g^^ündet 
worden und ha^ die Berechtigung cur 
Ausübung seiner Tätigkeit direkt vom 
Kongress der Vereinigten Staaten erhal- 
ten. Er b^B^ann seine Wirksamkeit mit 
einer Einmillionen-Sdienkung, ebenfalls 
von Herrn Bockef^ller, um die Erziehung 
in den Sttdstaaten zu heben. Dr. Wallace 
Buttrick, der Exekutionsbeamte des 
„General Education Board" seit dem Be- 
steben der B^Orde, besitzt infolgedessen 
umfangreiches statistisches Material, das 
über den Stand der Braehnng in allen 
Teilen d^ Südens genaue Aoskimft 
gibt. Durdi Herrn Rockefellers neueste 
Schenkimg wird die BebOrde in den 
Stand gesetzt, ibre Tätigkeit auf alle 
Staaten der Union auszudehnen. Ob- 
gleich Herr Rockefeller die zdm Mil- 
lionen dem G. E. B. bedingungslos über- 
geben hat, so scheint kein Zweifel da- 
rüber zu bestehen, dass das Geld den 
Hochflchulen (Colleges) zugute kommen 
wird, denn die Tätigkeit des Board ist 
ausdrücklich nur diesem Zweige der Er- 
siehung gewidmet. Millionen für die 
Universitäten, keinen Deut für die 
Volksschulen! 

Männliche und weibliche 
Lehrkräfte. Dr. L.R. Klemm vom 
U. S. Bureau of Education veröffentUdit 
die folgende Liste, aus der das Verhält- 
nis der in europäischen Ländern im 
Lehramt tätigen Männer zu dem der 
lehrenden Frauen ersichtlich ist: 

Männer. Frauen. 

Ostreich 72Proz. 28Proz. 

Ungarn 81.5 18.6 

Schweiz 64 36 

Deutschland 84 16 

Enghind u. Wales 28.5 71.5 

Schottland 36.4 63.6 

Irland 46.2 63.8 

DänemsA-k 71.4 28.6 

Schweden 66 36 

Norwegen (Städte) 30.7 69.3 

Norwegen (Land) 75.6 24.4 

Finland (Städte) 26.6 73.4 

Finland (Land) 60 40 

Ruseland 63.4 36.6 

Frankreich 63.3 46.7 

Italien 37 63 

Portugal 11.8 88.2 

In den Vereinigten Staaten sind in den 
Städten von 100,000 und mehr Einwohner 
7.7 Prozent der Lehrer Männer und 02.3 
Prozent Frauen. 

Carnegies Stiftung. Nach 
einer Schätzung der Herrod VanderUp 
und Präsident Pritchett vom Massaelm- 
setts Institute of Technology werden 



Eingesandte Bücher. 271 

3900 Professoren an dreiundneunng teren Klassen und f ü r die Beibelialtung 
Hochschulen die Wohltaten der Garne- von Turnen, Zeichnen, Musik und Nähen 
gieschen Zehnmillionen-I^iftung zugute ausgesprochen. 15,500 Karten waren an 
kommen. Diese Professoren erhalten Familien in „reprftsentatiyen" Teilen 
jetct einen Dnrchschnittsgdialt von jähr- der Grossstadt ausgeschickt worden, 
lieh $2000. Nach dem Wunsche des Gegen kürzere Tagesarbeit waren 7609, 
Herrn Carnegie soll die Pension den hal- dafür nur 1019 Eltern; 6738 Eltern wa- 
ben Gehalt betragen, darf jedoch $2400 ren für fünfstündige tägliche Schulzeit 
nidvt übersteigen. in der untersten Klasse, 045 dagegen. 

Boston erhält Im nächsten Dezem- Für den deutschen Unter- 
ber einen neuen Schulrat, der rieht in den öffentlichen Schulen 
ans nur fünf Mitgliedern best^en wird. Gross-New Yorks tiraten vor dem Stu- 
Der aus dem Amte gehende Schulrat dienausschusse des dortigen Schuhrats 
zählt 24 Mitglieder. Das von der Legis- mehrere tüchtige Männer auf, darunter 
latur von Massachusetts angenommene ^«r PoHzeiriohter Wähle, der unter an- 
neue Schulgesetz enthält nicht mehr als derem sagte: Es gehöre zum modernen 
160 Worte. Die fünf Mitglieder des Schulwesen, wenigstens eine fremde 
neuen Bostoner „Schulkomitees" werden Sprache zu Idiren, und da eei jedenfalls 
das erste Mal zusammen gewählt, zwei <^® deutsche Sprache die wichtigste; die 
für einen Zeitraum von je d r e i Jahren, Schulen der Metropole müssten die bcs- 
zwei weitere für je zwei Jahre, und der t«n der westlichen Hemisphäre werden, 
fünfte für ein Jahr. In der Zukunft ^<i ^a« könnten sie nur dann sein, wenn 
wirkt das Gesetz automatisch, denn die »i« den Kindern wirklich die beste Vor- 
Amtszeit eines jeden Mitgliedes des bereitung für das Leben bieten. Gegen 
Schulkomitees läuft immer mit dem den deutschen Unterpicht und seine Ver- 
dritten Jahre ab. besserung Uess sich gar niemand ver- 
nehmen. Und zum Schluss erklärte der 

In Groes-New York haben sich oberste Vorsteher der Gross-New Yorker 

nach einer vom ,J)My Globe" vorge- öffentlichen Schulen, Maxwell, dass die 

nommenen Postkarten-Abstim- Superintendentenb^öitle keineswegs an 

mung die Eltern gegen eine Verkür- die Abschaffung des deutschen Unter- 

zung der täglichen Sdiulzeit in den un- richta denke. 



Eingesandte Böclier. 



Studies in Modern German Verein mit Schulmännern bearbeitet von 
Literatur e. Sudermann, Haupt- L. E. Seidel. Vierte, bezw. dritte Auf - 
mann, Women Writers of the Nineteenth läge. Preis 4 M. bezw. 5 M. 

SJU)^, „W-*/^J?J 'il'^fi- .^H* D i e m o d e r n e P ä d a g o g ik. Ein« 

Ätare to wlÄ^ ÄTy It Sammlung wertvoller ptd4o|^s«her Ab- 

i^ od^^X^ handlungen. A«f«ät«e und Vortrage aus 

A^u». wuu » w., «ww«. ^^ neueren Pädagogik. Em pädago- 

Aus der Schul buchhandlung giaches Lese- und Lernbuch zum Studium 

vonF. G. L.Greesler, Langensalza, für Lehrer und Lernende herausgegeben 

wurden die folgenden Bücher eingesandt: von Fr. Asm us. 2 Bände. Preis 3 M. 

Johann Heinrich Pestalozzi, bezw. 3.50 M. 

Bearbeitet von Dr. Paul Na trop, o. 17^11,-4. „^„ -oha^^^cIv^ «.>« 

M -n M j TT • «AMi. -ftj- 1 volKStums-JräaagogiK von 

ö. Professor an der Universität Marburg, n* tt.»«7;,««»** -oJlt« ^ 1 oa 

-rrmn a vi t» i. t i csv«? Dr. UansZimmcr. irreis M. 1.20. 

n. Teil: Auswahl aus Pestalozzis Schnf- , , . ■. , 

ten. Erste Hälfte. Preis M. 5. Turnbüchlein. Mit AbbUdungen 

Das dritte Schuljahr und ^?" f ^*®'- ^"^ ^^«^ ^**'' 
das vierte Schuljahr. Theore- ^^ *^ ' 

tisch-praktische Anweisung für Lehrer Turnspiele für Deutseh- 
imd Lehrerinnen zur Erteilung eines er* lande Jugend. Zum Gebrauch für 
folgreicfaen Unterriehts in Volks- und Volks- und Bürgerschulen, wie für hö- 
Mittekehulen nebst vollständig ausge- here Lehranstalten. Ausgewählt und 
führten Präparationen. Auf Grand der herausgegeben von E. L i e r. 6. Auflage. 
geeetzUehen Bestimmungen und nach den Mit ziSilreichen in dod Text gedruekUn 
neueren Grundsätzen der Pädagogik im Abbildungen. Preis M. 1.20. 



MANUAL OF GEßMAN ETYMOLOGY 
IN ITS RELATION TO ENGLISH 

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THE ALBRIGHT PUBUSHING CO.. Philadelphia, Pa. 

2)cut6Cbc6 Xcecbucb 

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vonnal0 ptofeesot ^et Staateunivetsität üDlisconein, 

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Band I Fibel und erstes Lesebuch für Qrad 1 und 2. 

Ausgabe A nach der NormalwOrtermethode 20 Oenti 

Ausgabe B nach der Schreiblesemethode 20 Oentt 

Band n f flr Grad 3 und 4 80 Genta 

Band m für Grad 5 und 6 40 Genta 

Band IV für Grad 7 und 8 50 Gopta 

Grammatikalische Übungshefte für Band I und n 5 Cents per Heft. 

''Wir kennen keine Lehrbücher dieser Art, die der systematisch fortschrcdtendan 
Methode so angepasst sind, deren Inhalt mit solcher Sachkenntnis und mit aolehar 
Berücksichtigung der Bildung des Herzens und Gemütes der Kinder und alles doflgaa, 
was das Kind interessiert und ihm Freude macht, ausgewählt ist, und die edlar und 
schöner ausgestattet sind". New York Revue. 



Verlad: 

(Berman^EnöUsb Hcabem^t 

558o508 Btoa&wai?r 
AilwattJ^eCt Mts* 




y^tn^zng TL. 



Dezember 1905« 



Beft lo* 



Pädagogische Monatshefte. 

PEDAGOGICAL MONTHLT. 

Zeitschrift fär das detttschamerikanische Schulwesen. 

Organ des 

ationalen Deutschamerikanischen Lehrerbimdes. 




RaxXGriebscht 

Semlnardlrektor. 

OscarlBorckhardt^ 



SehrlfU«ltiiiia > 



B* A« Abrams^ 



Hilfsanpeiintendent der offen Uicben 
Schulen, Milwankee. 



John Eiselmder» 

Seminarlehrer. 



Päd Gerischt 



Leiter 4er khUHkunfi für das bShere 

Prof* Dr* £« C* Roedder^ 

StaateuniTereltftt WisconslB. 

rte 

Inhalt! 

Seite 

Die Wfthnaehtatanne. Johannes Trojan 305 

Sndermann und Hauptmann. O. B 807 

Lesen an! der Unterstufe. Max Wels Sil 

Schneewittebens Weihnachtsabend 819 

Berichts and Notlsen: 

I. Der Dentschamerlkanlsche Nationalbund. B. ▲. Abrams 828 

n. Korreepondensen aus dnclnnatl und New Tork 325 

III. Umschau 827 

IV. Vermischtes 828 

Btteherechau : 

I. Büeherbesprechnngen 331 

n. Eingesandte Bücher 387 



Verlag : 

National Gern^an-An\«rjcan Teachera' Seminary« 

558 to 568 Broadway, Milwaukee, Wis. 



Entered st the XUwsvikee F. O. and sdmitted for trsnsmlMlon throagh the mslle sc Seeond Claes Mstter. 



rroUloraüoS White 



iJanOO 



Der Jahrgang der Pädagogischen Monatshefte beginnt im Januar und besteht ans 
zo Heften, welche regelmässig in den ersten Tagen eines Monats (mit Auf- 
nahme der Ferienmonate Juli und August) zur Ausgabe gelangen. 

Der Abonnementspreis beträgt $1.50 pro Jahr, im voraus sahlbar. 

Abonnementsanmeldnngen *wolle man gefälligst an den Verlag: Hat. Getman- 
American Teachers' Seminary, 558-568 Broadway, Milwankee, Wia., riehioi. 
Geldanweisungen sind ebenfalls auf den genannten Verlag auszustellen. 

Sämtliche Beiträge und zu besprechende Bücher sind bis auf weiteres an Max 
Griebsch, (Nat. G. A Teachers* Seminary, Milwaukee Wis.) zu sendso. 

Die Beiträge für eine bestimmte Monatsnummer müssen spätestens am 20. das 
vorhergehenden Monates in den Händen der Redaktion sein. 



Geo« Brumders Buchhandlung^ 

milwaukee:. wis. 



9asi tt^u«0tr tnti btetB st^ta auf Hager at mäBBXQjtn IfixtUktn. 

^igtnt imtunrtatiimra, |«hr Vnr^t tint hirrktr IfmiftBfV^imQ bau l«ntarl|lanh. 



Zu dem bevorstehenden WeihnäCKtsfestC empfehlen wir unser 

reichhaltiges Lager von 

ÄUÄpaifattift IWtrtE tra« ntm^ vctxtn bi^^t au? 

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f Ubetbä(l)ern unb lugenbfdiriften tfi htfonhtxB gebiegeit itnb für 

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Femer halten wir stets au! Lager die ansgewählteste Kollektion von 

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in verschiedenen Grössen, in Kanvass, Leinwand und Leder, 50, 100, 150, 

200, 300 und 500 Karten enthaltend. 



Syioi (4teibe um mtfeten nsttftänbtgen ^Bitterfatolog unb tmä%ut hit\t^ SRagasiii. 



Pädagogische Monatshefte 

PBDAGOGICAL MONTHLT. 

Zeitschrift für das deütschamerikanische SchttlweseiL 

Organ des 

Nationalen Deutschamerikanischen Lehrerbundes 



labrgang TL Nowmber 1905* fkft 9* 



Preisausschreiben. 



Bei der Diskussion auf dem Lehrertage zu Chicago über das Thema 
^»Lehrerbxmd xmd Bxmdesorgan^' wurde betont^ dass der Titel unserer 
Zeitschrift nicht glücklich gewählt sei^ indem er den Uneingeweihten über 
den eigentlichen Charakter unseres Blattes im unklaren lasse. 

Um unseren Abonnenten die Gelegenheit zu geben^ bei der Auswahl 
eines neuen Namens mitzuwirken^ erlässt die Bedaktion ein Preisaus- 
schreiben für die beste Bezeichnung^ welche an die Stelle der bisherigen 
gesetzt werden könne. 

Die Herren Prof. A. B. Hohlfeld, Madison (Universität), H. M. 
Perren, Allegheny (High School), und Emil Kramer, Cincinnati (Public 
Schools), haben freundlichst zugesagt, das Preisrichteramt zu übernehmen. 
Der Preis besteht in dem yierbändigen pädagogischen Boman Stilgebauers 
„Goetz KraflEt^', der gegenwärtig weit über die pädagogischen Kreise hin- 
aus Aufsehen erregt. 

Zum Wettbewerb sind alle Leser der P. M. zugelassen, die ihr Jahres- 
abonnement für den laufenden Jahrgang bereits entrichtet haben, oder 
dies gleichzeitig mit der Zusendung des von ihnen gewählten Titels für 
die Zeitschrift tun. 



306 Pädagogische Monatshefte, 

Oft unterm grünen Zweiggezelt 
Spielt muntrer Kinder Schar^ 
Und manche Tannennadd fällt 
Auf goldnes Lockenihaar. 

Doch Winter wird's, und überschneit 
Steht da der Wald so still. 
Da kommt die liebe Weihnachtszeit, 
Die Freude wecken will. 

Was für ein Wunder, sieh, geschieht: 
Die Bäume wandern aus, 
und einer nach dem andern zieht 
In froher Menschen Haus. 

Und wo ein Baum bleibt drinnen stehn. 
Erfreut er und entzückt. 
So reizend ist er anzusehn. 
Von Mutterhand geschmückt. 

Der Zweige Spitzen glänzen nicht 
Mehr in des Frühlings Orün, 
Dafür erscheint der Kerzen Licht, 
Die auf den Zweigen glühn. 

Und wo der Baum sich hingestellt, 
Spielt muntrer Kinder Schar, 
So manche Tannennadel fällt 
Auf goldnes Lockenhaar. 

Weihnachtsbaum, du bringst herein 
Ins Haus uns welche Pracht! 
Mit dir kommt Sommersonnenschein 
In dunkle Wintemacht. 



SiidenMifiii und 1laiiptfiNmfi< 



(Für die Pldagogisehai Monntthefte.) 



Eine Bttchbes^redMiiii« 



"Stndies in Modem German Literature/* benennt Otto Heller, 
Professor an der Washington Universität zu St. Louis sein Buch, welches 
einer besonderen und tiefer in den Inhalt eindringenden Besprechung 
würdig ist. Kein Gelehrtenwerk, so bezeugt der Verfasser selbst, und wir 
können nur sagen: Gottseidank, kein Gelehrtenwerk, sondern ein Buch, 
welches durch klare Sprache, vortrefflichen Gedankeninhalt und planmäs- 
sige Anordnung des bedeutenden Stoffes dem Laien ein willkommener 
Führer in ein Gebiet der neuesten deutschen Literatur zu sein bestimmt 
ist, ohne dass es darum aufhört, durch seine bei aller Objektivität indivi- 
duelle Auffassung und Behandlung des Stoffes, auch den Fachmann aufs 
kräftigste anzuregen. Drei längere Abhandlungen setzen das Buch zu- 
sammen. Die zwei ersten, mit deren Besprechung wir es vor allem zu 
tun haben, behandeln die zwei bedeutendsten modernen Dramatiker 
Deutschlands, Sudermann und Hauptmann, während der dritte Aufsatz 
der Frauenschrif tstellerei gewidmet ist. 

Der Verfasser geht zunächst von dem Dualismus entgegengesetzter 
oder sich ergänzender Naturen aus, der wie ein roter Faden die Geschichte 
der deutschen Literatur durchzieht. Wir finden denselben zuerst in den 
Dichtem des Heliand und des Evangelienbuches, dann in Wolfram und 
Gottfried, in Klopstock und Wieland, in Schiller und Goethe, und in vie- 
len anderen, die der Verfasser nach bestimmten Einteilungsgründen zu- 
sammenpaart. So erscheinen auch Sudermann und Hauptmann im 
grossen und ganzen als entgegengesetzte Naturen; freilich sind es nicht 
die Gegensätze von Objektivität imd Subjektivität, von Idealismus und 
Realismus, von Deduktion und Induktion, die sich hier zeigen ; es ist nach 
der Ansicht des Verfassers der Gegensatz einer mehr weiblichen und einer 
eminent männlichen Natur. Hauptmann besitzt infolge seiner Fähig- 
keit, dem leisesten Antriebe nachzugeben und so zu reproduzieren, ein 
weibliches Talent, welches sich stellenweise zum Genie erhebt; Suder- 
mann besitzt eine robuste männliche Natur; was ihm aber an Feinheit 
-abgeht, das ersetzt er durch grössere Kenntnis des äusseren Lebens. 



308 Pädagogiscke Monatshefte. 

Nachdem so der Verfasser den OnmdunterBchied in der dichterischen 
Anlage beider M&nner festgestellt hei, wendet er sich jedem getrennt zu. 
Sudermann ist in seinen Angen nicht der Bealist im vollen Sinne des 
Wortes; versagt er doch nie dem Schriftsteller das Becht^ seine eigenen 
Lebensansichten^ seine selbst aufgebaute Philosophie auszusprechen, und 
so dem äusserlich-objektiven ein innerlich-subjektiyes Element g^gen« 
üzerzustellen. Er ist Weltmann in seiner Auffassung der Gesellschaft, 
Kosmopolit im weiteren Sinne; jedoch verbindet sich mit diesem Wdt- 
bürgertume ein starkes Gefühl für nationale Eigenart. In seinen An- 
sichten ist er grossstadtisch, offenherzig und liberal; in seinen Sympa- 
thien und Antipathien ausgesprochen. Oegen Motive ist er misstrauisch, 
besonders gegen solche, welche stereotyp wie eine Krankheit von einer 
Oeneration zur andern sich fortschleppen, aber er greift das Ideal ab 
solches nicht an. Er ist Pessimist, aber nur für die Gegenwart und für 
die Vergangenheit, nicht für die Zukunft. Er glaubt nicht an die unbe- 
dingte Macht des Gewesenen und Seienden über das Werdende. Eine 
Tat kann zwar nicht ungeschehen gemacht werden, aber es gibt eine Ver- 
söhnung für das Vergangene, ein siegreiches Hervortreten aus dem Banne 
desselben. Unfruchtbare Beue freilich gilt ihm nichts; die Welt will 
durch Taten, nicht durch Tränen gerührt werden. 

In seinen Dramen schildert Sudermann mit Vorliebe den Kampf 
ganzer Gesellschaftsschichten. Es ist der ewige Konflikt zwischen dem 
fromm am Alten hängenden Konservatismus und den gebieterischen For- 
derungen einer neuen Ära. Es iert der Klassenkonfiikt, bei dem die In- 
dividuen in zweiter Linie stehen: Aristokratie und Bürgertum, Beich- 
tum und Proletariat, Soldat ujid Zivilist, sowie als eine Eigensdiöpfung 
Sudermanns der Gegensatz zwischen Vorderhaus und Hinterhaus. Jede 
Klasse bildet eine Kaste, die nächste nicht verstehend, von ihr nicht ver- 
standen. Dieser Anlage entsprechend, zerfallen auch die Charaktere Su- 
dermanns in zwei Klassen : die Aktiven und die Passiven, die Treibenden 
und die Getriebenen, Hammer und Ambos. Auf welche Seite sich die 
Sympathie des Dichters richtet, ist leicht zu erkennen. Er verzeiht vie- 
les dem Menschen, der trotz Irrtum und Vergehen sich eine ausgespro- 
chene Individualität erhalten oder errungen hat, denn jeder Charakter hat 
im Grunde recht. Von Übermenschentum und Decadence hält sich Su- 
dermann gleich fem. Er ist taub gegen die Badomontaden des ein^i wie 
gegen den Ohnmachtsschrei des andern, der nur den Grundsatz kennt: 
Das geht über meine Kräfte ; das Schicksal ist stärker als ich. In dieser 
Auffassung von Leben und Schicksal zeigt sich die von Heller betonte 
männliche Seite in der Dichternatur Sudermanns. 

Vom abstrakten Klassenkonflikt, den Sudermann zuerst in dem sei- 
nen Buhm begründenden Drama „Die Ehre** behandelt, geht er allmäh-