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Full text of "Peter der Eremite: Ein kritischer Beitrag zur Geschichte des ersten Kreuzzuges"

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PETER DER EREMITE 



PETER DER EREMITE 



Em KRITISCHER BEITRAG 



ZUR 



GESCHICHTE DES ERSTEN KREUZZUGES 



VON 



HEINRICH HAGENMEYER 



LEIPZIG 

OTTO HARRASSOWITZ 
1879 



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PETER DER EREMITE 



EIN KRITISCHER BEITRAG 



ZUR 



GESCHICHTE DES ERSTEN KREUZZUGES 



VON 



HEINRICH HAGENMEYER 



LEIPZIG 

OTTO HARRASSOWITZ 
1879 



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MEINEM GELIEBTEN BRÜDER 



DBU 



I HERRN PFARRER 



KAEL HAGENMEYEE 



zu BODIGHEIM 



GEWIDMET 



Vorwort. 



Uurch das Studium der Quellen und der späteren Lite- 
ratur zur Geschichte des ersten Kreuzzuges zu der Ueber- 
zeugung geführt, dass eine eingehende Untersuchung über das 
Verhältniss Peters des Einsiedlers zu jenem das ganze Abend- 
land erregt habenden Unternehmen gewiss kein unnöthiges Be- 
ginnen sein kann, weil eben eine ausführliche Darstellung auf 
Grund einer sorgfältigen Quellenkritik noch nicht veröflfentlicht 
worden und die Schriften von d'Oultreman, Vion und Faulet 
über Peter als exacte quellenmässige Darstellungen nicht an- 
gesehen werden können, auch bei uns in Deutschland kaum 
irgendwie beachtet worden sind, so habe ich mir die Be- 
handlung dieses Gegenstandes zur Aufgabe gestellt und vor- 
liegende Schrift ausgearbeitet. Ich habe es mir dabei be- 
sonders angelegen sein lassen, alle Nachrichten, welche in 
Betreff der Person des Einsiedlers auf Quellenmässigkeit An- 
spruch machen können, zu besprechen und mit Beziehung auf 
so Vieles, was die Romantiker älterer und neuerer Zeit hinzu- 
gedichtet haben, ins gehörige Licht zu stellen, und glaube ich 
nicht, dass dabei irgend eine gewichtige Nachricht ausser 
Acht gelassen worden ist. Als eine aller Romantik abholde, 
auf genauer Untersuchung zwischen den ursprünglichen Quellen- 
nachrichten und späteren \Nällkürlichen Zuthaten beruhende 
historische Untersuchung über Peter den Eremiten möchte ich 
darum diese Schrift angesehen und beurtheilt wissen. 

Unter den neun Beilagen des Anhanges, welche die 
Quellennachrichteu zur Geschichte des Einsiedlers enthalten 
und die Controle des in der Abhandlung Gesagten ermög- 



Vm Vorwort. 

liehen, gibt Beilage m den Text des Albertcodexes der 
Darmstädter Hofbibliothek wieder^ welcher in den bisherigen 
Ausgaben der Historia Alberts noch nicht benutzt worden ist. 
Die ausführlicheren Commentare zu den Stücken aus den 
Gesta Francorum in den Beilagen IV, V, VI sollen zugleich 
einzelnes in der Abhandlung Besprochene ergänzen. 

Die Pflicht der Dankbarkeit .erfordert es, dass ich auch 
liier öfifentlich dem edlen und hochgelehrten Manne ^ dem 
Secretair der Societ6 de TOrient latin, Herrn Grafen Paul 
Riant zu Paris meinen ehrfurchtsvollsten und tiefgefühltesten 
Dank ausspreche für den regen Antheil, welchen er an der 
Förderung dieser Arbeit genommen hat. Nicht nur hat er 
mir die werthyoUsten Ms^nuscripte und seltene Bücher, nach 
welchen ich mich in Deutschland vergeblich umgesehen habe, 
in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt, sondeiii 
auch aus dem reichen Schatze seines Wissens und seiner 
immensen Qucllenkenntniss die werthvoUsten Mittheilungen 
gemacht, wodurch ich stets neue Anregung erhielt und in den 
Stand gesetzt worden bin, so manchen Fehler in der Ab- 
handlung zu meiden und manches ^eue zu bieten, was mir 
sonst nicht möglich gewesen wäre. 

Auch spreche ich hiermit den Herren Bibliothekvor- 
ständen zu Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und Darmstadt« 
welche mir die Benutzung eines reichhaltigen literarischen 
Materials ermöglichten, meinen wärmsten Dank aus. 

Möge dem Buche die erwünschte Beachtung der lite- 
rarisch Gebildeten zu Theil werden ! 

Orosseicholzheim, den 11. Juli 1879. 

H. Hagenmeyer. 



Inhalt. 



Seite 

I. Einleitende Bemerkungen. Stand der Forschung. 

Die Hauptquellen 1—12 

n. Peters Namen, angebliche Herkunft und Nach- 
kommen, Heimath und Beruf 18—52 

1) Peters Namen. S. 13-22. — Kukupeter, S. 15. — 
Heremita. S. 17. — Der Name Heremiia bei Wil- 
helm von Tyrus. S. 18. — Der Name Heremita und 
die gleichzeitigen Chronisten. S. 21. 

2) Peters angebliohe Herkunft und Nachkom- 
men. S. 23 — 29/ — Ein angebliches Geschlechts- 
register. S. 23. — Die Ansichten seit d'Oultreman. 
S. 27. — Le Pr^vost. S. 27. — von Reiflfenbei-g. S. 
28. — Paulin Paris und Hody. S. 29. 

3) Peters Heimath. S.30 — 44. — Das Land und der Ort 
seiner Geburt. S. 30. — Die ursprünglichen Angaben 
Guiberts und Alberts. S. 30 — 31. — Wilhelms von 
Tyrus. S. 32. — Die Chanson ePAntioche, S. 33. — 
Die Angaben Fulcos und Orderichs. S. 35. — Guillon. 
8. 37. — Resultat. S. 39. — Ansicht belgischer Ge- 
lehrter. S. 40. — Die Annales Rosenveldenses und 
neuere Schriftsteller. S. 42. — Peters Geburtsjahr. 
S. 44. 

4) PetersBeruf. S. 44 — 52. — Peters angebliche Gelehr- 
samkeit. S. 46. — Angeblicher Prinzenerzieher und 
Soldat. S. 48. — Peters Aufenthalt als Mönch bezw* 
Eremite vor dem ersten Kreuzzuge. S. 51. 

m. Peters erste Pilgerfahrt nach dem Morgenlande. 
Dessen angeblicher vor und während des Cler- 
monterConcils ausgeübter Einfluss auf das Zustande- 
kommen des ersten Kreuzzuges und sein Auftreten 
als Kreuzprediger im mittleren und nördlichen 

Frankreich im Winter 1095/96 53—128 

1) Peters erste Pilgerfahrt. S. 53—86. — Quellen- 
berichte. S.33— 59. —Verlauf der Pilgerfahrt. S.59— 61. 

1* 



Inhalt. 



Salto 



— Peter8 angebliche Vision. S. 62—64. — Visionen 
Anderer während des ersten Ereuzzuges. S. 64—70. — 
Peters Vision und die gleichzeitigen Schriftsteller. 
S. 70. — ürban II. und die Vision Peters. S. 71. — 
Das Concil zu Clermont. S. 72—78. — Anna Kom- 
nena und Peters Vision. S. 79 — 80. — Die Vision 
Peters eine Sage. S. 80. — Die Vision nach Cafa- 
rus. S. 81 — 83. — Die Vision Peters und die Hir 
storia miacella. S. 83—85. — Rückkehr Peters aus 
dem Morgenland und angeblicher Besuch beim Papste. 
S. 85. 

2) Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 
S. 86—108. — Darstellung bei den späteren Schriflr 
stellem. S. 86. — Bei Wilhelm und Albert. S. 88 
bis 94. — Die Dai'stellung der ursprünglichen Quellen. 
S. 94-102: Roberts, S.96; Baldrichs von Dol, S. 98; 
Tudebods, S. 99; Guibei-ts, S. 100; Fulchers von 
Chartres und Raimunds de Agiles, S. 101. Resultat. 
S. 102. — Peters Anwesenheit auf dem Concil zu 
Clemiont. S. 103—108. 

3) Peters Auftreten als Kreuzprediger imWinter 
1095/96. S. 108—128. — Rascher Entschluss der 
ersten Theilnehmer " am Kreuzzuge. S. 109 — 111. — 
Das Nothjahr 1095. S. 111. — Die Persönlichkeit 
Peters nach den ursprünglichen Quellen. S. 112 — 118. 

— Die Persönlichkeit Peters nach den Darstellungen 
Späterer. S. 118— 119. Der Erfolg von Peters Kreuz- 
predigt und sein ausserordentliches Ansehen. S. 120 
bis 128. Erstmaliges Auftreten Peters in Berry. 
S. 123-128. 

IV. Das Kreuzheer Peters. Zug desselben nach dem 

Morgenland und dessen Untergang bei Nicea . . 129—205 

Die Quellen. S. 129 — 131. — Aufliruch desselben im 
März 1096. S. 131. — Aufenthalt in Cölu vom 12. 
bis 19. April. 133-136. — Der Zug Walters. 137—138. 

— Die Judenhetze in den Rheinstädten. S. 139. — 
Zug Peters durch Süddeutschland. S. 140—142. — 
Zug durch Ungarn (Juni 1096). S. 142—146. — Zug 
durch Bulgarien (Juli 1096). S. 146 — 165. — Die 
Dauer des Marsches von Cöln bis Constanthiopel 
(19. April bis 30. Juli 1096). S. 165—169. — Ankunft 
und Aufenthalt in Constantinopel. S. 170—173. — 
Audienz Peters bei Alexius. S. 174 — 178. — Zug nach 
Nicomedien. S. 178. — Ankunft in Helenopolis (Ci- 



Inhalt. XI 

Seite 

vitot) und Lager daselbst. S. 179 — 186. — Beute- 
züge in die Nähe Niceas und nach Xerigordon. S. 
186 — 188. — Noth der Deutschen in Xerigordon. S. 
189 — 191. Die Katastrophe am Drakofluss und bei 
Civitot. S. 191 — 200. — Peters Verantwortung vor 
Alexius. S. 200—204. Nächste Folgen der Nieder- 
lage für Peter; S. 204—205. 

V. Peters Anschluss an das Kreuzheer der abend- 
ländischen Fürsten und sein Verbleiben bei dem- 
selben bis zum Ende des Kreuzzuges 206—277 

Anschluss an das Kreuzheer der Fürsten bei Con- 
stantinopel (April 1097). S. 206—211. — Zug nach 
Antiochien. S. 211. — Noth vor Antiochien S. 212 
bis 214. — Fluchtversuch Peters. S. 214—225. — Das 
Kreuzheer in Antiochien. Auffindimg der heiligen 
Lanze. S. 226. — Gesandter an Kerbogha (27. Juni 
1098). S. 228—242. — Sieg über Kerbogha (28. Juni 
1098). S. 242—244. — Streit zwischen den Fürsten. 
S. 244. — Zug nach Marrha und Irkha. S. 245—247. 

— Belagerung Irkhas am 14. Februar 1099. S. 248. — 
Peter als Armenpfleger. S. 249 — 252. — Weiterzug 
nach Jerusalem. S. 252 — 255. — Belagerung und 
Eroberung Jerusalems. S. 255 — 257. — Procesaion 
um die Stadt am 8. Juli 1099. S. 257. — Peters 
Rede auf dem Oelberg. S. 258—261. — Der turri- 
cula monachus. S. 262 — 264. — Angebliche Ver- 
ehrung Peters (Juli 1099). S. 264—269. — Wahl 
Gottfrieds zum Beschützer des heiligen Grabes und 
der Feldzug gegen die Egypter. S. 269—273. Peter 
der angebliche Vicepatriarch und Vicekönig. S. 273 
bis 277. 

VI, Die Nachrichten über Peters Aufenthalt nach 
dem Ende des ersten Kreuzzuges und über seinen 
Tod 278—317 

Heimkehr der Kreuzfahrer. S. 278—279. — Peters 
Rückkehr ins Abendland (1099—1100). S. 280—291. 

— Peter Mönch und Prior zu Neufmoustler. S. 292 
bis 293. — Peter stirbt zu Huy (8. Juli 1115). S. 294 
bis 297. — Peters Grab. S. 297—300. 



XII Inhalt. 



Anhang. 



Seit« 

I. Beilage. Die Nachrichten in der Alexias der Anna 
Eomnena über Peter den Eremiten und den Beginn 

des ersten Kreuzzuges 801 — 314 

II. Beilage. Die Erzählungen überPeters erste Pilgerfahrt 

und Vision 314—880 

m. Beilage. Der Bericht Alberts von Aachen über den 

Zug Peters bis nach Constantinopel und Givitot . . 880 — 844 
IV. Beilage. Der Bericht des anon3anen Verfassers der 
Gesta Francorutn über den Untergang des Peterschen 

Kreuzheeres 844 — 853 

V. Beilage. Der Bericht der Gesten über den Fluchtversuch 

Peters 858—356 

VI. Beilage. Ueber die Gesandtschaft Peters an Kerbogha 856 — 868 
VII. Beilage. Die Berichte Aegids von Orval, Alberichs von 
Trois-Fontaines und des . anonymen Verfassers der 
Charte von Neufinoustier über Peters Heimkehr vom 
Kreuzzuge und der Gründung der Kirche zu Huy . 863 — 368 
Vni. Beilage. Der Prioren-Katalog des Klosters Huy . . . 368—870 
IX. Beilage. Ein Abschnitt aus der Vita B. Baberti de 

Arhrissello des Baldricus Dolensis 870 — 871 

Nachlese 372 

Chronologisches Register 378—380 

Alphabetisches Register ... . 381—401 



I. 

Einleitende Bemerkungen. Stand der Forsehnng. 

Die Hanptqnellen. 

Mit dem ersten Kreuzzuge ist bekanntlieh die Persönlich- 
keit Peter des Eremiten aufs Engste verknüpft. Hat man 
sich ja gewöhnt, in derselben, wenn auch nicht einzig und 
allein , so doch vornehmlich die Veranlassung zu jenem das 
'ganze Abendland in Aufregung versetzt habenden Unter- 
nehmen zu erblicken. Die auf uns gekommenen Erzählungen 
von Peters Pilgerreise nach Palästina, von seinem Zusammen- 
treffen und der Unterredung mit dem griechischen Patriarchen 
zu Jerusalem, von der dort ihm gewordenen himmlischen Er- 
scheinung und der Aufforderung zur Kreuzpredigt, von seinem 
Besuche bei Papst Urban 11. und über die von dem letzteren 
erlangte Zustimmung, sodann von seinem Auftreten' im Abend- 
lande als Vorläufer des Papstes und seinem Aufbruch mit 
einem von ihm gesammelten grossen Kreuzheere, gaben bisher 
seiner Person einen Nimbus, welcher, wenn uns in dem 
allem nur historische Thatsachen geboten wären, ihm auch 
in Wirklichkeit einen Rang in der Weltgeschichte sichern 
müsste, der nicht leicht einem Andern in gleicher Weise zu- 
geschrieben werden dürfte. 

Lange Zeit hindurch hat man an der Geschichtlichkeit 
dieser Erzählungen kaum irgend welchen Zweifel geäussert. 
Erst vor 38 Jahren hat Heinr. von Sybel darauf hingewiesen *), 
dass dem Eremiten die Bedeutung, welche man ihm gemeinig- 
lich zuschreibt, nicht zukommen könne, vielmehr dem Papste 



*) In GeBchichte des ersten Kreuzzuges, Düsseldorf 1841, S. 237 — 2r>ri; 

1 



2 1. Einleitende Bemerkungen. 

allein der Ruhm gebühre, den ihm der Einsiedler von Amiens 
bis auf unsere Tage zur grösseren Hälfte streitig gemacht 
habe. Von Sybels Ansicht hat_ aber nicht aller wärts Eingang 
gefunden, ja man hat in verschiedenen neueren Darstellungen 
dieselbe geradezu ignorirt. Meine Meinung in dieser Be- 
ziehung habe icli nun schon anderwärts ausgesprochen *) und 
mich im Allgemeinen mit dem von Sybelschen Resultate ein- 
verstanden erklärt, halte es aber trotzdem nicht für über- 
flüssig, nochmals ausführlich darauf zurückzukommen und 
hiemit eine eingehende Untersuchung über Peter und dessen 
Antheilnahme am ersten Kreuzzug zu geben, um dadurch 
meine bereits anderwärts niedergelegte Anschauung näher zu 
begründen und in dieser Beziehung manches, wie ich hoffe, 
zur weiteren Aufhellung beizubringen. 

Es ist eine Erfahrung, die ein jeder machen wird, wenn 
er Nachrichten, welche im XI. und XII. Jahrhundert auf- 
gezeichnet Avorden sind, soweit sie als Quellennachrichten von 
Augenzeugen angesehen werden müssen, mit Darstellungen 
vergleicht, die über einen und denselben Gegenstand in 
späterer Zeit gemacht wurden, dass nemlich die Ueberlieferung 
öfter sehr ausartet und man nicht selten in der sagenhaft 
ausgeschmückten späteren Darstellung kaum das ursprüngliche 
Bild mehr zu erkennen, und, wenn auf die letztere Darstellung 
beschränkt, den historischen Hintergrund kaum mehr recht 
aufzuzeigen vermag-). Wenn darum spätere Berichte, etwa 
aus dem XIII. , XIV. oder XV. Jahrhundert über einen 
historischen Gegenstand aus dem XL Jahrhundert ebenfalls 
als Quellen angesehen werden wollten und mit den ursprüng- 
lichen gleichzeitigen und ächten in gleiche Linie gestellt 
werden, wie dies in Betreff .unseres Einsiedlers bis in die 
neueste Zeit herein zu geschehen pflegte, so ist es leicht er- 
klärUch, wie eine auf derartiger Mischung beruhende Dar- 



^) In Kkkehardi Uraugiensis Abbaiis Ilierosolymita, Tfibing. 1877, 
p. 50, Anm. 50; p. 107, Anni. 16; p. 83, Anm. 1. 

*) Man vergl. hierüber auch den Aufsatz von Waitz Ueber die faUdicn 
Bichtungen in der GescfncJitüchreibung in v. Sybels Hisior. Zeitsehr. 1, 17 ff. 



stand der Forschung. 3 

Stellung mit der Wahrheit in Widerspruch treten muss. 
Würde man desshalb, was unseren Einsiedler anlangt, in 
früherer Zeit schon auf den Unterschied zwischen ursprüng- 
lichen und secundären Quellen mehr Gewicht gelegt imd zu- 
dem ein schärferes Auge solchen Machwerken gegenüber gehabt 
haben 9 welche weder ursprüngliche noch secundäre Quellen 
sind, sondern zumeist Erdichtungen enthalten^), die sich 

^) Zu denselben rechne ich vor aJlen das sehr selten gewordene 
Büchlein: La Vie du VSnerable Pierre L^Hernnte, Äutheur de la I Croisude 
ei conqueste de Jerusalem, Pere et Fondateur de VÄbhaye de Neuf-Moustier 
ei de la Mcdson des THermites. Äcec un Brief Recueil des croisades 
9mvafUes, qui contient un abregt de VHistoire de Jerusalem iusques ä la 
perte de ce Boyaume. Par le P. Pierre d'Oidtreman, de laCompagnie de 
Jesus, A Paris chez Lovis Bavlanger, rue S. Jacques, ä Vimage S. Louis 
deuant S. Tues, 1645. 12^ Dem d'Oultreman dienten als Grundlage 
zu seiner Darstellung neben den bei Bongars in Gesta Dei per Francos 
geilruckten Quellen : Aubert , Histaire des guenes cantre les Turcs (Paris 
1559); Lannel de Chaintreau, Histoire de Godefroi de Bouillon (Paris 
1626 in 12®); Molanus, Sacra Müitia Ducum Brabantiae (1598) und dessen 
übrige Schriften, vorneinlich: NataUs Sanctorum Belgii^ Louvain 1595; 
Paulus Enüliufl de GesHs Francorum (Paris 1539); Polydorus Vergilius 
de Berum inventoribns Ubri VIII (Rom. 1499); Piatina, Opus dtVitis ac 
GesUs Summorum PotUificum (Col. 1562); sodann die Romangedichte des 
Torquato Tasso und des Chevalier au Cygne nebst einer Reihe unten zu 
Abschnitt II, 2 verzeichneten Falsificate, endUch ein Manuscript des Dom 
Alonzo Oomez de Minchaca, genannt: Fechos heroicos de la Cavalleria 
Europeana en la conquista de Jerusalem (ea. 1300 geschrieben). Die 
Angaben dieser Schritten übet Peter hat d'Oultreman mit denen der 
ächten Quellen kritiklos derart verschmolÄon , das« seine Schrift, weit 
davon entfernt st-ets wirkliche historische Wahrheit zu bieten, nur als 
ein gefällig geschriebener Roman zu betrachten ist. Weiteres über 
d'Oultremans Buch siehe vomeml. zu Abschnitt II, 2. Es ist dasselbe 
nun neuerdings noch als eine ergiebige Quelle für des Einsiedlers Leben 
nnd Characteristik benutzt worden. So hat Vion es beinahe voUstÄndig 
»einer Schrift: Pierre FHermite et les Croisades oii la CHvilisation chritienne 
au moyen'äge, Amiens 1863, einverleibt und behauptet in mancher Hin- 
sicht noch fabelhaftere Dinge über Peter, als d'Oultreman. Auch L6on 
Paulet in Recherdies sur Pierre THermite et la croisade, Paris et Brux. 
1856, macht die Oultreman'schen Erdichtungen zu den seinipfen und 
sucht dieselben zu vertheidigen. In früherer Zeit haben Mailly in 
rEeprit des Croisades, ou Histoire poMqne et litteraire des Guerres entre- 
prises par les Chretiens contre les Mahometans, pendant les XI— XIII 

1* 



4 I. Einleitende Bemerkungen. 

als solche nicht schwer erkennen lassen , so würden gewiss 
weniger fingirte Zuthaten und unwahre Uebertreihungen den 
Namen dieses Mannes umgeben, und müsste schon längst und 
lange vor y. Sybels epochemachendem Buche ein richtigeres 
Urtheil über den Einsiedler gewonnen worden sein. 

Indem die meisten späteren Erzähler sich vorzugsweise 
an Wilhelm von Tyrus hielten und aus dessen Dar- 
stellung das Material für ihre Erzählungen über den ersten 
Kreuzzug entnommen haben, sind sie einem Originale gefolgt, 
das in Bezug auf stricte Wahrheit der Darstellung und richtige 
Characterisirung einer dem Verfasser längst entrückten Person- 
* lichkeit und deren Auftretens eben kein Original sein kann, 
d. h. soweit seine Darstellung den Einsiedler und den ersten 
Kreuzzug betrüFt, nicht als eine ursprüngliche Quelle ange- 
sehen werden darf, vielmehr als eine aus mündlichen sagen- 
haften und schriftlichen Nachrichten entstandene, allerdings in 
eleganter Form geschriebene Compilation, ohne Zweifel den 



si^cles, Dijon 1780, sodann Heller in seiner Geschichte der Kreussüge, 
Frankenthal 1784, welcher übrigens den 2. Band. der in Leipzig 1782 
erschienenen deutschen Uebersetzong MaUly's ausgeschrieben hat, sowie 
Haken in Gremälde der Kreuzzüge ^ Fronkf. 1808, fleissig aus d*OultrenianH 
Buch geschöpft. Nüchterner ist dem letzteren Wüken entgegenge- 
kommen; er sagt in GesdUchte der Kreuzzüge, Leipz. 1807, Bd« 1, 47: 
,Der Jesuit d'Oultremon hat in seinem Leben Peters genauere Nach- 
richten gegeben, deren Echtheit wenigstens zweifelhaft ist.** Richtig hat 
übrigens auch Peyr6 in seiner Histoire dt la premiere öroisade, Pariü 
1859, geurtheüt, wenn er Band I, 47 schreibt: „11 existö 2 histoireft 
onciennes de Pierre TErmite, Tune de A. Thevet, 4 poges in 12** (auch 
in Histoire des plus ülustres et savants Jtommes de leur siede, in foL, ver- 
öffentücht L J. 1584), Tautre du päre d^Oultreman, 68 pages in 18^ 
Elles meritent Tune et Tautre assez peu de confiance." Durch die be- 
kannte edle Liberalität des Herrn Grafen Riant, in dessen Privatbesitz 
sich ein Exemplar dieses seltenen Büchleins befindet, wurde es mir 
ermöglicht, dasselbe selbst auch benützen zu können. Ich hatte auf 
deutschen Bibliotheken veVgeblich nach demselben gefahndet. In Belgien 
kannte Hody seiner Zeit nur 2 Exemplare „Fun appartient a M. le chanoine 
Wilmet, ä Namur, le second ä. M. ülysse capitaine, ü, Li^ge**. Vei^l. 
Hody, Godefroy de BouiUon et les Rois latins de JerusaL 2'»* ^»dit. Pariüi 
1859, p. 108. 



stand der Forschung. 5 

Zeugnissen von Zeitgenossen weit nachsteht. Was daram der 
Wilhehnschen Darstellung zum Nachtheile gereicht, trifft in 
gleichem, meist in noch stärkerem Maasse die meisten späteren 
Erzählungen, indem sie nemlich zu wenig auf der Basis einer 
durchsichtigen und klaren Quellenkritik ruhen. Freilich vor 
der durch Jacobus Bongarsius im Jahre 1611 besorgten 
Quellenausgabe der Schriften über den ersten Kreuzzug ^) war 
kaum eine Quellenkritik möglich, da eben die ursprünglichen 
Darstellungen, weil noch nicht gedruckt, nur Wenigen zu- 
gänglich waren. Klagt doch Benedictus Accoltu's'), 
dass die Erzählungen, welche er gelesen, nur Wenigen 
bekannt sei , und beinahe Niemand den Inhalt derselben wisse, 
wesswegen er sich vorgenommen, jene Thaten der Kreuzheere 
wieder ans Licht zu ziehen und die Kenntniss derselben vor 
dem Untergänge zu retten, obwohl auch er sich durchgängig 
beinahe nur an Wilhelm von Tyrus hält. Wenn wir aber in 



*) unter dem Titel: Gesta Dei per Francos sive OriewtaUum expe- 
ditioHum et regni- Fra/ncorum Hierosölymitani Historia, HanTioviae 
1611. fol. 

*) BenetüctiiH degü Accolti, geb. zu Arezzo 1415, gest. als Secretair 
der Republik Florenz i. J. 1466, schrieb eine Geschichte des ersten 
Kreuzzuges, welche verschiedene Auflagen erlebt hat. Der Titel lautet: 
BenedUcH Acco^ de Beüo a Christiams contra Barbaras gesto pro Christi 
tSeptücro et Judaea recuperandis libri JF, zuerst edirt Venet. 1582 in 4", 
tfodann mit Thomas Dempsters Amnerkungen, Florenz 1682 in 4®, und 
zuletzt cur. H. Hofsnider, Groning. 1781. In letzterer Ausgabe heisst es 
pag. 4: fjdeo nuper libros legens, gesta eorum continentes, qui Christi 
»epulcnim, Judaeamque. omnem recuperarunt, inepte scriptos absque 
omatu orationis, atque ideo paucis notos, aegre tuli/ ejusmodi viros 
Ulis Qon impares, quorum gesta prisci tradunt rerum scriptores, ita 
obscuros £actos esse, ut, qui fuerint, quae gesserint, pene ab omnibus 
ignorontur, eosque ingratissimos censui, magni certe criminis reos, qui 
doctrina, eloquioque praestantes hanc historiam non scripsere, illos 
obliti, qui pro tuenda religione, pro salute humani generis, pro sola 
virtute dimicarent." Ueber das genannte Buch vergl. man Meusel, 
Bibi, hißt n, pars II, p. 300; Michaud, Eist, des Crois. t. VI. Bibliogr. 
des Crois, t II, p. 709; v. Sybel, öescA. d, erst. Kreuzz. S. 160. Noch 
nei hier ervv'ähnt, dass Accolti in der Diction den Sallust, Caesar und 
Cnrtius nachgeahmt und aus demselben Tasso, wie gewöhnlich ange- 
nommen wird, den Stoff zu seinem Heldengedicht entnommen hat. 



g I. Einleitende Bemerkungen. 

neuester Zeit noch von mancher Seite die Wilhelmsche Dar- 
stellung in die erste Linie der Quellenliste gerückt sehen und 
z. B. im Beciicil des Historiens des Croisades plausibel zu 
machen gesucht wird, dass dessen Darstellung, weil sie von 
Früheren als princeps totius historiae expedUionum cnwiatarum 
betrachtet worden ist, jetzt noch denselben Rang behaupte, 
wesshalb ihr auch die erste Stelle in dieser schönen und gross- 
artig angelegten Sammlung belassen ist, worin demgemäss 
auch — allerdings folgerichtig — das Verfahren eingehalten 
wird, dass aus Wilhelms Buch die ursprünglichen ächten 
Quellen erläutert, bezw. berichtigt werden, indem in Tomus III 
der Historiens Occidenteatix stets auf jenes verwiesen wird — 
so scheint es fast, als ob wir in dieser Beziehung anstatt 
vorwärts, rückwärts gekommen seien und das begründete Ur- 
theil Sybels, nach welchem trotz der vielen Vorzüge der Wil- 
helmschen Darstellung doch für den ersten Kreuzzug ihm 
keineswegs der Character einer Quelle zukomme ^) , bereits 
überwunden sei oder mindestens keine Beachtung verdiene. 
Trotzdem wird es nicht leicht Jemandem entgehen, der die 
ursprünglichen Quellen mit der Historia Wilhelms vergleicht, 
dass uns der unmittelbarste Eindruck der Thatsachen nicht 



^) Siebe Gesch. d, erst Kreuzz. S. 137: „Aber alle diese Vorzüge 
können ihm (dem Wilbehn «eben Bliebe) nicht den Character der Quelle 
verleiben, seine (Temäldc sind richtig gezeichnet, aber neben dem Originale 
von matter, von völlig veränderter Farbe. Sein herrschender Wunsch 
geht auf Einheit der eigenen Darstellung ; mag die Quelle , wie sie wül, 
sich verbalten, er bringt ihre Angaben in sci|ie überall unwandelbare 
Fonn. Freilich entsteht so ein bannonisches Ganze, aber die Anschauung 
der Wirklichkeit wird vernichtet, die Sonderung der Materialien und ein 
Urtheil über dieselben unmöglich gemacht . . . Wühelm bringt in den 
ersten Büchern seiner Geschichte eine grosse Menge von Briefen, Ur- 
kunden , Reden und Verhandlungen bei, wie es scheint und oft gegianbt 
worden ist, in wortgetreuer Copie einer authentischen Ueberlieferung. 
Ich halte sie sämmtlich für reine Erfindung des Erzbischofs, durchaus ohne 
die Stütze einer früheren Aufzeichnung. Da sind gleich zu Anfang die 
Verhandlungen Peter des Eremiten mit dem Patriarchen zu Jerusaleiu, 
in dieser Form finden sie sich in keiner uns bekannten QueUe, aber die 
einzelnen Bestandtheile verläugnen keinen Augenblick den Ursprung aus 
Alberts doch wesentlich abweichender Erzählung." 



Die Hauptquellen. 7 

etwa durch letztere, sondern durch jene als von Augenzeugen 
verfasst, zu Theil wird. So ist es auch Wilhelm, der zwai- 
im Verhältniss zu allen ihm vorangehenden Erzählern und 
Augenzeugen beim ersten Kreuzzuge am ausführlichsten über 
Peter berichtet, aber der auch zu Vielem die Kritik aufs 
Unmittelbarste herausfordert, und, wie wir im Folgenden auch 
zu zeigen beabsichtigen, der Sagenverbreitung über den Ein- 
siedler nicht geringen Vorschub geleistet hat. Man würde 
also sehr fehl gehen, wenn man ohne Weiteres den Einsiedler, 
wie er bei Wilhelm von Tyrus uns begegnet und wie ihn die 
allermeisten Historiker der späteren Zeit schildern ^) , für den 
historischen hielte. 

Die Haupt- Es sind desshalb, um ein richtiges Bild von 

quellen, ilmi zu gewinnen, vor allen Dingen die primären 
Quellen in Betracht zu ziehen und alles, was etwa die späteren 
noch über ihn aufzubringen gewmsst haben, an diesen zu prüfen. 
Es wird dabei selbstverständlich keine gleichzeitige Notiz, auch 
wenn sie eine noch so kurze wäre, ausser Acht gelassen werden 
dürfen, denn solche kurze Notizen über ihn finden sich da 
und dort zerstreut und geben hinreichend Veranlassung, um 
weitere Gesichtspuncte zu gewinnen und zu erörtern. Da 
wird sich dann allerdings auch unter den gleichzeitigen Chro- 
niken und Nachrichten, welche des Einsiedlers erwähnen, 
selbstverständlich eine Bevorzugung der einen vor der andern 



*) Selbst Peyre nicht ausgenommen. Ist doch auch sein ürtheil 
äher Wühelm das althergebrachte (tom. I, p. XV): ,Albert d'Aix et 
(tuillanracj de Tyr, sont, pamii les historiens du moyen-äge, ceux qui 
ont trftite avec le plus d'^tendue la grande epopee de nos guerres 
d'Orient. Leurs recits rigoureusement poun-aient suppiger ä ceux de 
tonx les autres historiens des croisades, quoique ces deux ecrivains 
n'aiunt point assist^ cn personne aux evennements qu'üs decrivent/ 
Unter den älteren Geschichtsschreibern will ich nur Molanus und 
Dempster nennen. Ersterer sagt in Militia sacra ducum et principum 
BrabanÜae (Antw. ann. 1592) p. 87: ^Multi hanc sacram historiam 
descripflerunt, sed nemo, ut mihi quidem apparet, idenius et syncerius, 
quam Guilelmus Axchiep. Tyrius, regni Hieros. Cancellarius.* Letzterer 
nennt in der Ftc^efatio zu ÄccoUuSf ed. Hofsnider, p. 12, den Guilelmus: 
«Omnibus aliis longe praeponendus." 



8 1. Einleitende Bemerkungen. 

leicht ergeben, wenn man nicht nur Ort und Zeit der Auf- 
zeichnung in Betracht zieht, sondern sich auch Gewissheit 
verschafft, ob der Berichterstatter als Augenzeuge redet oder 
von Dritten seine Nachrichten erhalten hat. So werden z. B. 
jene dem Wilhelm von Tyrus als Hauptquelle dienenden An- 
gaben eines Alberts von Achen^), der zur Zeit des 
ersten Kreuzzuges gelebt, aber erst nach demselben und zwar 
gegen Ende der zwanziger Jahre des XU. Jahrhunderts seine 
zumeist von Andern vernommene Nachrichten aufgezeichnet 
hat , einer eingehenden Untersuchung zu imterziehen sein, wobei 
jedenfalls die Notizen, welche AbtGuibert vonNogent, 
der den Einsiedler selbst gesehen^), sowie die Nachrichten 
des Anonymus der Gestu Francorum ^) , eines Fulchers von 
Chartres*), Raimunds de Agiles^), eines Tudeb od*), 



^) In Historia Hierosolymitanae ExpediUanis ap. Bongars I, 184 — 381, 
ilesBen Ausgabe ein Abdruck des Chromeon Hierosolimitanum , 1. e. de 
Bello Sacro Historia, exposita Ubris XII, ed. Reineccius, Hebnstädt 1584 
ist. Ebenfalls edirt im Rectieil des Hist des Crois,, Hist, Ocdd. t IV. 
Eine weitere Aasgabe hat Herr Prof. Prutz in Aussicht gestellt (in 
QxieUenbeUräge zur Gesch. der Kreuzzüge, Danzig 1876, p. VII). Ueber 
die bis jetzt noch vorhandenen und bekannten Codices der Historia Hieros. 
Alberts, vomenilich über den zu Darmstadt, vergl. unten zu Beil. 111. 

*) Guiberti Mistoria Hierosolymitana , q\tae dicitur Gesta Dei per 
Francos in der Ausgabe von Guiberts Werken von d'Achery p. 367 — 4S5; 
bei Bongara I, 467—560, in Migne Fairolog. Curs. t. CLVl und im 
Becueü, Hist Ocdd. t. IV. 

») Bei Bongars I, 1—30; Ilecueil, Hist Ocdd. III, 121—163 unt^r 
dem Titel: Gesta Francorum et aliorum Hierosolymitanorum seu Tude- 
bodus abln'eviatus, 

*) In seiner Historia Hierosölywitana bei Bongars I, 381 ff. , Du 
Chesne, Histor, Franc, SS, IV, 816 ff. und im Becueü, Hist Ocdd, 111, 
311 ff. 

*) Historia Francorum gut ceperunt Jkerusalem bei Bong. I, 139 ff. 
und Becudl, Hist Occ. UI, 231—310. 

") Historia de Hierosol. itinere bei Du Chesne, Hist Fratic, SS, IV, 
770 ff. und im Bec, Hist Occ. III, 1 ff. Eine französ. Uebersetzung hat 
Stephan deGoy geliefert imter dem Titel: Mhnoires de V Historien Pierre 
Tudehode sur son pelerinage ä Jerusalem, Traduits du Latin avec notes, 
lalle des noms de famüles et table des fwms geograp/iiques, Quimper 1877. 



Die Hauptqucllen. 9 

Baldriclis von DoP), des Mönches Robert von S. 
Remi*), auch der Anna Komnena*) den Vorzug ver- 
dienen ^). Hieher kann man auch die Mittheilung der Annales 
Basenvdtenses ^) und die meist mit diesen gleichlautenden des 
Afmaliski Saoco ^) und der Annäles Dysibodenbergenses ^, sodann 
des Grafen Pulco von Anjou®), des Ordericus 



^) Historia HierosolymiUtna bei Boiigar8 I, 81 — 138; und im Bec., 
Hist. Occ. rV. 

*) Historia Hierosdymitana bei Reuber, SS, Ber, Germ.^ Frankf. 1584, 
1». 217—271; ed. Joannis p. 303—398; bei Bongars I, 30—81; und im 
Becueil, Hist Occ, III, 717—882. Die älteste BruckauHgabe, jedoch mit 
Stücken aus der Historia Hieros. Fulchers untermischt, ist schon i. J. 
1472 bei Therhoemen in Köhi erschienen. Ein Exenix)lai' dieser sehr 
selten gewordenen Ausgabe findet sich auf der Nationalbibl. zu Paris 
(r^serve J 286 A) , ein anderes auf der Universitätsbibl. zu Bonn 
(Nro. 448. 113a sec. XV). Handschriften der Historia Robert« sind noch 
in sehr grosser Zahl vorhanden; gegen 80 sind zur Zeit der Societe de 
rOrient latin bekannt. 

») In Älexias ed. Petr. Possin., Paris lö51, p. 283; ed. Venet. p. 224; 
liecueilj Histor, GrecSj Paris 1875, t. I, pars II und im Carptis SS, Hist. 
Byz, ed. H. ReiflFerscheid, Bonn 1878. 

*) Der Historia Alberts eine Stelle einzuräumen, wie neuerdinj^s 
Pigconneau in LeCycle de la croisade et de la Familie de Bouillon {\S77) 
p. 16 thut, dass er dieselbe als die sicherste der Quellenschriften zum 
ersten Kreuzzuge bezeichnet, ist durchaus verfehlt und glauben wir 
auch die Unrichtigkeit dieser Meinung durch unsere vorliegende Unter- 
i^uchung erwiesen zu haben, was übrigens bereits im Jahre 1841 durch 
V. Sybel in Gesch. des ersten Kreuzz. aufs evidenteste dargethan worden 
ist. Treffend sagt v. Sjbel a. a. 0. p. 467 über Alberts Buch: „Es ist 
aus den verschiedenartigsten Theilen in grösster Naivetät zusammen- 
gesetzt, hier die Erzählung eines Normannen oder Lothringers, dort die 
eines Proven^alen , in allen das ungetrübte Bild persönlicher oder 
nationaler Leidenschaftlichkeit, in allen nicht die Vorzüge, wohl aber 
die Fehler, nut denen Berichte Nichitheünehmender behaftet zu sein 
pflegen." 

*) In Mon. Germ, hist, SS. i. XVI. 
«) Ebenda t. VI. 
') Ebenda t. XVI. 

•) In Historiae Ändegavensis fragmentum bei D' Acher}', Spicileg. 
t IIL 



10 !• Einleitende Bemerkungen. 

Vitalis*), ßadulphus von Caen*) und der ContinuaUo 
Vaicdlensis der Clironik Sigeberts^) zählen, dagegen wird 
man , wie bei Albert und Wilhelm , auch in der Historia belli 
sacri*, sowie vomemlich in der Chanson d'Antioclie% in LaCamfucle 
de Jerusalem ®) und im Boman du CJievaiier au Cygne et Godefroi 
de Bouillon'') sagenhaften Mittheilungen begegnen, welche 



') In HisUmae ecdesiastioMe lüm XIII bei Du Clieane, 88, RR. Norm. 
pp. 319—925; Le Prevost (Paris 1838—1855), 5 vol.; und bei Migne 
Patrolog. Oura. 188. 

*) In Gesta Tancreäi in expeditione HiercsoL bei Martene, TJieaaur. 
anecdot 111, 108—210; bei Muratori, 88. RR. Ital. V, 285—333 und im 
J?ec., Hut Occ. m, 587-716. 

■) In Man. Germ, hist 88. VI, 458—460. 

*) Bei Mabillon, Mi4sewn Ital. I, pars II, 130 und iin i?ijcua/, Hist. 
Occ. III, 165—230 als Tudd)odus immtatus cdirt. 

*) La Chanson d'Atitioche, coniposee au commencement du XII° siede 
jxir le Pelerin Richard, renouvcUe sous le regne de Phäippe Auguste par 
Graindor de Douay. Publice pour la preiniere fois yy&r Paulin Paris, 
2 toni., Paris 1848. Eine französ. Uebersetzung hat heraungegeben die 
(»räfin de Rainte-Aulairo, Paris 1862. Besprochen wurde dieses Gedicht von 
Pigeonneau in Le Cycle d^ la Oroisade; nach ihm ist es, entgegen der 
Annahme Paris\ zwischen den Jahren 1125 und 1138 verfasst worden. 
Neuerdings hat P. Paris in NouveUc ettuh sur la Cluinson d^Antiodke 
(Paris 1878) Pigeonneau's Resultate in Betreff der Abfassung diose«< 
Gedichtes, jedoch, wie mir scheint, nicht überzeugend, zu wider- 
legen gesucht. Wir werden weiter imten in Beil. II näher hierauf 
zurückkommen. 

•) Im Jahre 1868 hat C. Hippeau als Fortsetzung der Chanson 
d'Antiodie herausgegeben La Conqnete de Jerusalem faisant suit ä la 
Chanson d-Aniioche. Paris. 8*^. Eine Kecension über diese Ausgabe findet 
sich in Bibliotheque de Vicole des chnrtes t. XXXI, ann^e 1870, p. 227 ff., 
worin abgesehen von anderem auch dies geta<lelt wird, dass Hippeau 
ohne jeglichen Grund anstatt der ca. 22 000 Verse des Manuscript*« nur 
1)135 herausgegeben habe, und diese nicht frei von sinnentstellenden 
Fehlem. Nach Pigeonneau ist dieses Gedicht' von einem andern Ver- 
fasser als die Chanson d'Antioche, aber später als die letztere und wahr- 
scheinlich unmittelbar vor dem zweiten Kreuzzuge verfasst. 

^ Bei Reiffenberg, Monum. jjour servir ä Thistoire des Provinces de 
Namur etc., 2. div., Legendes historico-poetiques t. IV — VIII, BruxeUes 
1847—1854. Höchst lehrreich ist die Introductioti zu jedem Bande. 



Die Hauptquellen. 11 

historisch nicht verwendbar sind, nicht minder ein kritisches 
Auge jenen Schriftstellern gegenüber behalten müssen, welche 
später als Wilhelm von Tyrus über den Einsiedler berichtet 
haben, ohne jedoch ihre Quellen stets genau erkennen zu lassen, 
zu welchen wir vomemlich den ö-uido de Bazochiis^), 
den Alb er ich von Trois Fontaine s*) und Aegidius 
von Orval, nebst einer Charte aus dem Kloster Neufmaustier, 
welche Polain uns mitgetheilt hat, rechnen, zunächst ganz 
abgesehen von den völlig von Wilhelm von Tyrus beeinflussten 
und abhängigen Erzählungen bei Roger deWendower^), 
Matthaeus Parisiensis*), Jacobus de Vitriaco^) 



Nach Pigeonneau ». a. 0. p. 225 ist die letzte Version des Chevalier au 
Ckfgfte und Godefroi de Bouillon zwischen 1350 — 1355, andere Versionen 
sind nach p. 159 in den Jahren 1193—1200 abgefasst, aber nur in Hand- 
Hchriflen vorhanden. 

*) Ueber Guido de Bazochüs vergL Mon, Germ. SS. XXIII , 663, wo 
Scbeffer - Boichorst in der Vorrede zum Chronicon AJherici nwiuichi 
Triuni'fontium ausführliche Nachricht über denselben gibt. Bisher hielt 
man nüt Ausnahme der von Alberich und Andern uns erhaltenen Reste, 
welche vomemlich Erster er seinem Werke eingefügt hat, Guido's Buch 
für verloren. Neuerdinga aber hat Herr Graf Riant eine Handschrift 
demselben in Paris wieder aufgefunden. VergL Exuviae sacrae Gonstan- 
tinopciitanae I, p. XXI. Wie Herr Graf Riant mir mittheilt, sind auch 
Fragmente desselben in Rom und Toumai , jedoch was den ersten 
Kreuzzug betrifft, habe Alberich alles, was bei Guido über diesen zu 
finden ist, in seine Chronik aufgenommen. 

-) Ueber Alberich von Trois Fontaines, Aegidius von Orval und die 
Charte Polains siehe das Nähere im letzten (VI.) Abschnitt dieser Ab- 
handlung. 

') Bogeri de Wendoicer Chronica sice Flores kistoriarum cd. Coxe, 
Lond. 1841, t, IL 

*) Matthaei Parisiensis monachi S. Albani Historia Anglorum 
sire ut vulgo didtur , Historia minor ed. Madden , vol. I — 111, 
Lond. 1865 und dessen Chronica majora ed. Louard, vol. II, Lond. 
1874. 

*) Jaccibi de Vitriaco Itb^'i duo, quorum jmor Orientalis, sice Hiero- 
aolimilanae, alter , occidentalis Historiae nomine inscribitur, Duaci 
1597. 8**; ebenfalls cdirt von Bongars in Gcsta Vei 1, 



12 I. Einleitende Bemerkungen. 

und des Thomas Tuscus*); — mit kurzen Worten : nur 
aus den ursprünglichen Quellen wird sich uns ein der Wirk- 
lichkeit entsprechendes Bild des Eremiten ergeben, und gar 
Vieles, was bisher, sei es aus Unkenntniss, sei es aus beson- 
derer Vorliebe zur Romantik für geschichtliche Wahrheit 
ausgegeben worden ist, abgewiesen werden müssen. 



*) Gesta Imperatorum et Pontificum bei Böhmer, Fontes IV, 618 ff. 
und in Mon, Germ. SS, XXII, 483 — 528, edirt von Ehrenfcuchtcr. 



n. 

Peters Namen, angebliche Herkunft und Nachkommen, 

Heimath nnd Beruf. 

I. Peters Namen. Bei allen Chronisten lautet des Ein- 
siedlers Namen: Pehms, aber nicht alle haben die Be- 
zeichnung Eremita, wie denn überhaupt in Betreff dieses 
Zunamens seit Wilhelm von Tyrus eine neue Meinung sich 
gebildet hat. Peter sei nemlich nicht nur ein Eremite, d. i. 
Einsiedler, gewesen, sondern habe auch, und dies ist die erst 
seit Wilhelm aufgekommene Annahme, den Namen Eremita 
als Greschlechtsnamen geführt. Wilhelm schreibt *) : Petrus 
qui et re et nomine cognominabcUur Heremita. Es ist nun 
richtig, dass die Meisten der Gleichzeitigen ihn Petras Jiere- 
mUa^) nennen, theils dass sie eine Erklärung beifügen, wie 
sie das Wort Hereniita verstanden wissen wollen, theils ohne 
jegliche weitere Verdeutlichung. Keiner aber hebt ausdrücklich 
hervor, wie Wilhelm von Tyrus oder wie man dessen Worte 
zu deuten gewohnt ist, dass er den Namen Eremita auch als 
Geschlechtsnamen geführt habe. Einfach Petrus heremita 



') üb. I, 11. In den Handschriften liest man bald heremita, bald 
eremita, welche Verschiedenheit in der Schreibweise selbstverständlich von 
keinem Belange ist. 

*) Bei Mansi Sacr, Conc. ampliss, ColUctio t. XX, 660 findet sich ein 
Schreiben, angeblich von Papst ürban IL am 25. Decbr. 1096 abgefasst, 
in welchem auch der Name Petrus heremita vorkommt. Wäre es acht, 
Ko würde dies die früheste Aufzeichnimg seines Namens sein, die wir 
hesitzen, allein Riant hat im Inventaire mit klaren und triftigen Gründen 
nachgewiesen, dass dies Schreiben ohne Zweifel erst im Jahre 1572 von 
llieronymus Donzellini als Stylprobo verfertigt worden ist. 



14 II. 1. Peters Namen. 

nennt ihn der Anonymus der Gesta Francorum^), Baimnnd 
de Agiles 2), Pulcher von Chartres*), Tudebod A*), der 
Annalist von Melk^), der Mönch Robert von Reims*), Baldrich 
von Dol'). Dagegen fügen einige von diesen bei, dass dieser 
Zuname nichts weiteres bedeute als seinen Stand. So sagt 
ausdrücklich Robert ^) : Erat in Ulis di^ms quidam, qui eremäa 
extUerat, nomine Fetrus^ und Baldrich schreibt^) : Petrus quidam 
magnus heretnita, und der gleichzeitige Guibert*®), der'den Ein- 
siedler selbst gesehen, nennt ihn ausdrücklich einen cde- 
berrimus hercnvita oder einen non incognüus heremUa. Fulco 
und Gilo ^ *) nennen ihn heremita Petrus. Dazu kommt, dass 
gleichzeitige Chronisten, welche den Namen heremita nicht 
schreiben, dafür die Bezeichnung redusus oder monachus 
gebrauchen , wie der Rosenfelder Annalist *^) und dessen 
Copisten: Der Annalista Saxo**), der Magdeburger Anna- 
list ^*), Albert von Stade *^) und der Annalist von Dysiboden- 
berg^*^); ebenfalls Ekkehard von Aura*^), auch die Anna 



>j Bei Bongar» p. 1, 24; p. 11, 14; 20. 29; 28, 25; im Beeuea, Bist, 
Occ. III, 121, 125, 150, 162. 

«) Bei Bongars 142, 10; 154, 2; 165, 15; im Rec. 240, 259, 278. 

•) Bei Bongars p. 384, 59; 893, 17; im Rec. p. 327. 347. Nicht 
richtig ist es, wemi y. Syhel in Gesdi. des erat Kreuez, p. 241 sagt, dass 
Fulcher Peters Name gar nicht nenne. 

*) Eec. a. a. 0. IB, 10. 11. 13. 40. 77. 113. 

^) In Annales MelUcenses ed. Wattenbach in Mon. Germ. SS. IX ad 
ann. 1095. 

•) Bei Bong. I, 33, 12; 34, 9, 27; 48, 3; 62, 8, 52; im Rec. a. a. O. 
III, 731, 734, 735, 781, 825, 826. 

») Bei Bong. 90, 39, 43; 119, 39; 136, 48. 

«) Bei Bong. 32, 58; Rec. 731. 

») Bei Bong. 89, 35. 

"•) Ebenda 503, 53; 520, 31; 484, 34. 

■*) In ihrer Historia Gestorum viae nasiti iemporis Hierosoh bei 
Du Cliesne, HisL Franc. SS, IV, 892 C. 911 C. 

") Mon, Germ, SS. t XVI. 

») Ebenda t. VI, ad. ann. 1096. 

'*) Ebenda t. XVI, ad ann. 1096. 

^^) Ebenda t. XVI, ad ann. 1096. 

") Ebenda t. XVII. 

'') Ebenda t. VI, ad ann. 1096 und im Jlierosolymita c. I, 1. 



Kukupeter. 15 

Komnena ^), wenn man mit Du Cange die Deutung des Namens 
Kov7LOV7t€TQog, welche die Letztere dem Einsiedler gegeben, 
als Pe^us cucullatus für richtig gelten lassen will^), indem 
dann eine yon Peter getragene Mönchskutte der Griechin zu 
dieser Bezeichnung Veranlassung gegeben hätte. Neuerdings 
hat jedoch Löon Faulet nach dem Vorgänge Michauds^) und 
des Abbes Corblet*) nachzuweisen gesucht^), dass Kaukoii 



') Äkxiad, üb. X, ed. Paris, p. 283; ed. Ven., p. 224; Rec. Histor, 
Grecs I. pars II, p. 4; ed. Reifferscheid, p. 29. 

*) Bucangc sagt in Annae Koiun. Alex, Not. ad lib. X zu xovxometQog 
(ReÜferBch. p. 594): „Ita vocatum ait Anna Petrum Krenütam, prinuim 
et praecipuuiu Ilierosolymitanae Expeditionis autoreni, vel potius incen- 
iorcm, quod vitae instituto Mouaclius et Eremita fuerit. Es enim voca- 
bnluro confectum ex nomine viri appellativo et voce xovxovXhov trun- 
cata, qua praeterea utitur p. 486. quae Latinis cuciiUam notat; unde vero 
«iiniUe mihi videtur Petrum, ut tunc vulgo vocitabatur, Eremitam ab 
ip^ia GalliM niilitibus ioculari vocabulo Peti'um cttcullatum indigitatum, 
quod cuculla monachica caput operiret, quemadmoduiu S. Aimilianus 
Confc8i»or et Monachus Benedictinus in eins vita, et Petrus Abaelarduh 
appeUafcur a Fulcone Priore Diogili in Epistola, quae inscribitur Petro 
etwullato. Enimvero Monachum fuisse Petrum scribunt Florentius Wigor- 
niensin, Conradu« Abbas Uspergensia et Autor Chrotnci HildesJieim, Alii 
Sacerdotuni et Eremitam ; faciunt Albertus Aq. lib. 1. Hist. Hieros. 
ft, 2.'* etc. etc. 

*) Hisimre des Craisades ed. BrehoUes I, 44: Anne Komnene Tappelle 
Cucupietre, qui parait tire du mot picard Kiokio, petit, et du mot Petrus, 
Pierre: Petit Pierre. Vergl. auch dessen Artikel über Pierre VHermite in 
ßioffraphie univers. t. 34 p. 400. 

*) In Glossaire Picard de VAbbö Corblet: „Keukiot, petit (picard). 
Pierre rHerraite portait le sumom vulgaire de Keukiot Pierre, que les 
Cirecs modernes ont rendu par Couttoi***. 

®) Leon Paulet sagt in seinen Becherches »ur Pierre VHermite p. 156: 
,^e no« jours encore le mot {ran9aiB petit se traduit en picard 
par ichou, ou cktou (ce petit, ecb'tou) que les habitants seuls de 1a 
Picardie prononcent ainsi et que les Fran^ais des autres provinces pro- 
noncent tiot ou petiot, expressions qui se rapprochent plus du fran9ai8 
moderne que de la langue d'oil. II y a dans Vexpression picarde, prise 
en bonne part, quelque chose de plus amical que dans le mot petit; et, 
prise en mauvaise part, eile semble rapetisser Tindividu d'avantagc. 
Lexpression chtou chtou Pierre est donc, ä mon avis, le sumom ou 
öobriquet attache par les Picards au nom de notre pr^dicateur, et ce 



16 IT. 1. Peters Namen. 

dem picardischen tchou, oder dem in andern Provinzen Frank- 
reichs geläufigen tiot oder petiot, d. i. Mein, entspreche , so 
dass demnach in der Picardie von den Landslenten Peters 
ihrem Landsmanne dieser Beinamen, wie ihn Anna vernommen, 
gegeben worden wäre*). Ebenfalls nennen ihn andere, in der 
ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts schreibende Chronisten 
und Erzähler, wie Albert -von Achen^), der Ver&sser der 
Historia belli sacri *), Wilhelm von Malmesbury *), Tudebod B ^), 



qui le prouve, cest qu'au concilc de Clermont, le peuple n'appelait 
Pierre THermite que Kiokio Pierre. Mon ami Fabbe Corblet a recu^üii 
en Picardie les sumoms donnes d. Pierre rHermite. 11 ecrit Kiokio 
Pierre, Une tradition coneervee dans TArtois veut que Pierre n'ait paa 
eu d'abord tout le succ^b que m^ritait son ^loquence, que la fougue de 
ses paroles au lieu d'^lectriser les hommes le fit regarder comme fou 
par le vulgaire et que les petits enfants le poursuivaient dana lea rues et 
Bur les chemins en criant: oh{ oh! ehtou Pierre, chtou Pierre!" Auf 
derselben Seite sagt L. Paulet: «Dans ce temps, comine dans le notre, 
les soldats donnaient souvent des sobriquets ä leiurs cbefR. Si Napoleon 
etait pour ses soldats le petit chapeau, pour les soldats du moyen &ge 
Pierre THermite fiit le petit Pierre (ecKtou Pierre) comme saint 
Bruno, 6v§que de Wurtzbourg, alors chef de l'annee de Conrad le salique 
(1037) avait et6 le petit pere. H est reraarquable que les petit« hommes 
jouent un grand role dans ce monde." 

') Dass Anna im patriotischen Hasse gegen die Abendländer den Pettr 
KovxovTtBXQog genannt, wie Oster in An>%a Komnena, II. Theil, Rastatt 
1870, p. 18, Anm. 43, behauptet, möchte ich sehr bezweifeln; wenn dem 
so wäre, so müsste man doch auch ein ähnliches Verfahren bei Anführung 
der Namen andrer hervorragender Abendländer bei ihr finden, zudem 
hätte Anna dann sich anders ausgedrückt als nur: ^^KeXrog ug IHrqfH 
rovyofia^ rriv inojyvfÄlay Kovxovnetqog*^ welche Worte doch gewins nur 
ausdrücken können« dass er allgemein Kovxovnexqog genannt worden sei. 

») Lib. L c. 2. 7; lib. II, c. 20 und öfter. 

^ Bei Mabillon a. a. 0. p. 131 und im liecueil p. 169: „faii quidam 
eremi accola in Galliarum regione, Petrus nomitte; p. 140 (Rec, 174); 142 
(Reo, 175): Petrus eremita; ebenso p. 165 {B^c. 188); 192 (Rec, 204) i?tc 

*) Bei Saville, Rer, Angl Script, p. 138. 

*) Im Recueil, Hist. Occid, III, pp. 10. 11. 13. 40. 77. 113. üeber 
die Abfassungszeit der Historia de Hierosolymitafio itinere des Tudebod 
A, welche vor das Jahr 1111, und Tudebod B, welche nach dem Jahn» 
1118 zu setzen ist, vergl. man meinen Aufsatz in Torschmujtn zur deutftche^t 
Geschichte B. XV, S. 41 und 42. 



Heremita. 17 

Richard von Clugny*), Florentius vonWorcester*) (gest. 1118), 
Ordericus Vitalis*), Fulco von Anjou*), und Andere, theils 
IMrus Eremita, theils fügen sie ausdrücklich an, dass er ein 
Eretnite resp. ein Mönch gewesen sei. Keiner aber von allen 
diesen berichtet, was Wilhelm von Tyrus in den oben ange- 
führten Worten aussprechen soll, dass Peter nicht nur Ein- 
siedler gewesen, sondern den Namen Eremüa auch als Ge- 
schlechts- und Familiennamen gefuhrt habe und somit seine 
Vorfahren ebenso geheissen hätten. Wohl schreibt Guibert 
einmal^): Petrus quem heremitam agnominanty und an einer 
andern Stelle ^) , wie vorhin schon erwähnt, dass er ein cefe- 
berrimus heremita gewesen sei; dass aber Guibert und über- 
haupt die Uebrigen, welche anstatt „monachus" y,Eremita" 
schreiben, mit letzterer Bezeichnung seinen Familiennamen 
haben angeben wollen, ist desshalb ^u verneinen, weil sonst 
diejenigen, welche erklärend moncicJms beifügen, oder die 
Stellung des Wortes heremita so geben , dass nur der Lebens- 
beruf damit bezeichnet werden soll, oder auch ihn, wie z. B. 
Bernhard von Clairvaux '^ , nur als v^ir quidam bezeichnen, 
gewiss nicht unterlassen hätten, hervorzuheben, dass heremita 
auch sein Geschlechtsnamen gewesen sei. Würde aber auch 
Guibert letzteres haben ausdrücken wollen, so hätte er sich 
ohne Zweifel anderer Worte bedient, oder man müsste doch 
bei dem einen oder anderen der Chronisten lesen: Petrus 
EremUa, niagnus monachus, so dass daran, dass Eremita sein 
Familiennamen gewesen , gar nicht mehr gezweifelt werden 

^) Richard! Cluniacensis Monachi Chranicon ah imperio CaroU Magni 
stine ab a, Chr. 800 usque ad a, 1162, ed. ex manuscr. Cod. Biblioth. 
Vatic. in Muratorii Antiquität. Italic, med. aev. t. IV, p. 1087, B. 

•) Tn Chronicon ex Chronicis ed. Guil. Hovord; und bei Bouquet, 
Rec, XIII, 70. 

*) In Hist. eecles. ed. le Pr^vost t. III, 477, 481, 524, 554, 615, 

*) In HiM. Andegav. fragment. bei D'Achery, SpiciJ. III, p. 234. 
Chrotiique dlw Comtes (TAnjou, ed. Marchegay I, 380. 

^) Bei Bongars 484, 34. 

«) Ebenda 501, 53; auch 520, 31. 

') In Ejmiola 322: ,.Fuit in priori expeditione vir quidam, Petrus 
nomine, cujur et vos, nisi fallor, saepo nientioneni audistis.' 

2 



18 II. 1. Peters Namen. 

könnte. Allerdings haben ihm die Schriftsteller jener Zeit 
den Beinamen Eremita gegeben , allein zwischen Beinamen 
und Geschlechtsnamen in unserem modernen Sinne ist kein 
geringer Unterschied, ja es darf wohl gesagt werden: Ge- 
sdilecMsnamen , wie wir sie heutzutage gebrauchen, waren 
damals so selten, dass es im vorliegenden Falle durchaus 
unwahrscheinlich ist, dass Peter einen solchen geführt habe. 

Der Name Heremita Dazu kommt noch , dass Wilhelm 

bei Wilhelm v.Tyrus. vonTyrus in den beregten Worten die 
Bezeichnung Heremita als Geschlechtsnamen Peters . wohl 
schwerlich gebraucht hat, vielmehr damit nur andeuten wollte, 
dass diese Benennung dem Stande und Lebensberufe desselben 
entnommen und desshalb ihm auch geblieben sei; nicht nur 
Tiabe man ihm diesen Namen gegeben, weil er die Einsiedler- 
kleidung getragen und sich den Anschein eines Einsiedlers zu 
geben gewusst habe, sondern er sei auch in der That ein 
Eremite im rechten Sinne des Wortes gewesen. Viele mochten 
diesen Namen geführt haben, aber dennoch waren sie keine 
Eremiten, wie sie nach Wilhelms Meinung hätten sein sollen 
• und der Name es besage*). Doch auch angenommen, Wilhelm 
von Tyrus wollte seine Worte so verstanden wissen, wie alle 
jene annehmen^), welche heremifa für den Familiennamen 



') Derselben Ansicht ist auoh Hody in seinem Buche: ^Deacription 
des iomheaux de Godefroid de BouiÜon et des rais latitis de Jerusalem. 
Bnixelles 1855, p. 125 (2. Edit. Paris IS.'iO, p. 110): ^En disant que Pierre 
etait crmite de nom ei d'effet, Guillauine de Tvr ne me semble ancune- 
ment viser son nom de famillc. II s'est bom6 k indiquer que c^tt<» 
epithete n eiait pas im simple sobriquet, selon l'usage da temps , t-emoin 
entre autres le courageux Chevalier Gaiithier sans Avoir, on Giiillanme 
le Charpentier, mais exprimait sa profession reelle* ; dies bestätige auch 
eine alte französische Uebersetzung des Wilhelm von Tyrus (es ist die 
Esfcoires d'Eracles, edirt im tlecueil, Histor. Occid. t. II), welche al«) 
laut«: „Bien vous ai dit desus que de maintes terres venoient pelorins 
en Jh^msalem. Entre les autres en i vint ung qui estoit del r^pie de 
France, nez de leveschie d'Amiens, c'est-a-dire Pierres qui avoit estt» 
hermites el bois, porce Tapeloit-on Piei'on rerraite. (Extrait du mannscrit 
no. 9492, fol. 7 recto, de la Biblioth. do Bourgogne.)** 

*) Zu diesen rechne ich übrigens nicht den Roger Wendovev (f 12.T7)» 
der in seiner Chronica sive Flores llisiorinrum (od. Coxe) 11, CJ?, noch den 



k 



Der Name Heremita bei Wilhelm von Tyrus. 19 

erklären , was wir nach dem Bisherigen freilich nicht zugeben 
können^ so liesse sich ein naheliegender Erklärungsgrund dieser 
unrichtigen Ansicht etwa darin finden, dass Wilhelm dem 
Einsiedler vielleicht Nachkommenschaft zugeschrieben. Zu 
Wilhelms Lebzeiten gab es ohne Zweifel Solche, die den 
Namen Eremita geführt haben, was keineswegs bestritten 
werden kann , unter denen möglicherweise auch der eine oder 
andere seine Abstammung auf Peter zurückzuführen sich 
erlaubte. Denn von diesem berühmten Manne abzustammen, 
den die damalige Zeit schon für einen grossen Helden ange- 
sehen hat*), war, wenn auch gerade kein Verdienst, doch 
auch keine geringe Ehre, und mochte Manchem begehrlich 
erscheinen, der den gleichen Namen aufzuweisen, oder den- 
selben sich aus freier Wahl beigelegt hatte, ein Verfahren, 
welches vielleicht in ähnlicher Weise tausendmal in einer Zeit 
sich wiederholt hat, in welcher es kaum möglich war, die 
Aechtheit eines derartigen Stammbaumes zu controliren oder 
als fingirt nachzuweisen. Es ist möglich, dass dem Erzbischof 
von Tyrus der eine und andere bekannt war, welcher von 



Matib. Parifiienfiis, welcher in seiner Chronica major a (ed. Luard) 11, 48 
den P^ter: «Sacerdos quidam, iiiomine et heremita ^professione de regno 
Prancorum' bezeichnet, noch den Jacobus de Vitriaco, welcher lib. I, 16 
schreibt: ^n Ambianensi Episcopatn vitam eremiticam agenti, qui et 
PetruH Eremita ducebatur*, welche alle die Erzählung Wühelms kaimten 
nnd au8 derselben ihre Angaben geschöpft haben. Hieher gehören auch 
nicht die Worte, welche Matthaeua Paris in seiner Histaria An^lorum 
sire Histaria mitwr, ed. Madden I, 57 über Peter schreibt: ,Animabat 
nempe ipsos Petri Heremitae pra^dicatio, qui sacerdos religiosus extiterat, 
cognomento et jjrofessione Heremita, genere praeolanis, moribus eximius, 
Hponte fluens habens eloquium, literis eleganter eniditus*; auch nicht 
Albericns von Trois-Fontaines, der ad. ann. 1094 (in Monum. Gei'm. hist. 
Script. XXIII p. 803) nach Gui de Basoches (f 1202) den Einsiedler als 
einen ^Sacerdos quidam rere cognominatus Eremita'^ bezeichnet, denn die 
beregte Deutimg der Wilhelmschen Worte ist erst in späterer Zeit auf- 
gekommen und ist neuerdings durch le Prev^st in seiner Ausgabe Orde- 
richs t. 111. 477 aufs Einseitigste vertheidigt worden, worauf vdr weiter 
nnten (8. 27) zurückkommen werden. 

*) Dies beweisen die Darstellungen Wilhelms von Tyrus, 80\^^e die 
ClutfiSf^n (TAntioche (ed. Paulin Paris, Paris 1848). 

2* 



20 Kl. Peters Namen. 

Peter abzustammen vorgab, was ihn alsdann zu jenen Worten 
veranlasst haben könnte; allein schwierig müsste es gewiss 
auch für Wilhelm gewesen sein, wenn er einen vollgültigen 
Beweis für die Aechtheit einer derartigen Stammtafel hätte 
beschaffen sollen^). 



^) Miraeus erwähnt zu der Continuaiio Aquicinctina Sigebort« von 
Gembloux ad ann. 1192 (bei Pistorius, Eer. Germ. Script. I, 1001 als 
Chromeon Anselmi Gemblac. gedruckt) eines Albertus Eremita mit den 
Worten: , Albertus Eremita Petri Eremitae, qui belli sacri anctor Ur- 
bano n. Pontifici fuit, pronepos, ex Episcopo Betblehemitico, Patriarcha 
Hierosolymitanus, post Heraclium, a Coelestino III. Papa constituitui*, 
welche Bemerkung sich auch in Itulia sacra III, 1097 findet, jedoch eine 
unbegründete Behauptung enthält. Unmittelbar nach dem Patriarchen 
Eraclius (f 1191) war ein gewisser Sulpitius, nach diesem Gyri lins 
Patriarch; vielleicht hat dann nach diesen auch der Bethlehemitischc 
Bischof Albertus diese Würde überkommen, welche jedoch damals 
nur ein leerer Titel war; vergl. Riant, Hayniari monachi de expugrutta 
Accone, p. XXXVI. Dieser Albertus war dem Wilh. von Tjtus persönlich 
bekannt, er hat im Jahre 1178 den Erzbischof auf seiner Reise nach 
Rom begleitet. Doch findet sich bei Wilhelm XXT, 26 und XXII, 7, wo 
von diesem Albertus die Rede ist, der Beiname Eremita nicht, auch 
sonst nirgendswo, ebenfalls nirgends auch nur die geringste Andeutung, 
dass er mit Peter dem Einsiedler verwandt gewesen. Mit diesem 
Albertus I. darf nicht verwechselt werden Albert von Castelgauthier, 
Bischof von VerceUi, der den Beinamen Eremita führte, denselben aber 
erhalten hat, weil er sich der Eremiten auf dem Berge Carmel ange- 
nommen und ihnen ihre Regel gegeben, jedoch nicht, weil er ein Nach- 
komme des Eremiten gewesen sein soll. Dieser folgte im Jahre 1204 
dem Patriarchen Haymarus monachus; vergl. Riant a. a. 0. p. XXX VI 
und LIII. Auch Hody a. a. 0. p. 124 (2. Edit. p. 109) ist der Ansicht, 
daas dieser Albertus Eremita ebensowenig zur Familie Peters gehörte» jü« 
Wilhelm Eremita, welcher ums Jahr 1290 Erzbischof zu Bourges war 
und diesen Namen der Einfachheit seiner Sitten wegen erhalten habe. 
Nicht minder erschien jene angebliche Verwand t-schafb dem Ducange in 
Les familles d'Chitre-mer (ed. Rey) p. 725 als unerweisbar. wenn aber R4»} 
p. 726 bemerkt, dass jenes Verwandtschafts verhältniss von einem andern 
Albertus, der seiner Zeit Bischof zu Bethlehem war, anzunehmen sei, 
und p. 785 zu Albertus (Ke Bemerkung anfügt: petit-fih de Pierre 
VErmite, so ist er w^ohl ebenfalls im Unrecht, da ein Bewoi« luMHlr 
ebensowenig zu erbringen sein wird. 



Der Name Eremita und die gleichzeitigen Chronisten. 21 

Der Name Eremita ^^ sicheres Resultat können wir somit 

und die gleich- verzeichnen: Peter war Mönch und Einsiedler, 
zeliloenChronieten. und wurde allein desshalb auch von seinen 
Zeitgenossen, vomemlich von Solchen, welche ihn selbst ge- 
sehen hatten, wie von einem Guibert von Nogent, von dem 
anonymen Verfasser der Gesten, von Baimund de Agiles, 
Fulcher von Chartres und Andern EreniUa genannt ; niemand 
aber vor Wilhelm von Tyrus erwähnt, dass Eremita sein 
Familiennamen gewesen ^) und ist es selbst bei diesem min- 
destens sehr unwahrscheinlich, dass er mit jenen Worten et re 
et fwnthhc cognominabatur in der That letztere Ansicht aus- 
gesprochen haben sollte. 

Da nun dieser Beiname nicht sein Geschlechts- und 
Familiennamen war, so dürfte doch die Frage nahe liegen, 
wie es möglich gewesen , ' dass sich dieser sein Beinamen so 
allgemein bei den Chronisten jener Zeit eingebürgert hat. 
Bereits haben wir erwähnt, dass man Peters Namen mit Bei- 
namen in jenem angeblich von Papst Urban 11. an den Kaiser 
Alexius geschriebenen Briefe vom 25. Dec. 1096, und zwar 
in der Reihe der übrigen hervorragenden Heerführer des ersten 
Kreuzzttges erwähnt findet *). Es wäre dies die früheste Be- 
zeichnung resp. Namensnennung des Einsiedlers, allein dieser 
Brief ist höchst wahrscheinlich unächt. Im Falle er aber 
acht wäre, hätte ihm Urban diesen Beinamen gegeben, um 
seine Stellung als Mönch besonders hervorzuheben , nicht aber 
weil er denselben bereits allgemein als solchen schon besessen 
hatte — Peter hatte ja, wie wir vorhin schon gesehen, beim 
Volke einen andern Namen'). Dadurch, dass er als Mönch 
und Emsiedler so muthig und begeistert für das von Urban 
befürwortete Unternehmen aufgetreten ist und als Mönch eine 
80 grosse Schaar Gleichgesinnter um sich gesammelt hat, um 



') Neuerdings vertritt diese Ansicht auch Felix Guülon in seiner 
Schrift: iJtude 8ur Fitrre TErmife, Ori^ans 1874, p. 18. Auf anderweitige 
von Gnülon gefundene Resultate werde ich nachher zurückkommen. 

*) Siehe oben S. 13, Anm. 2, 

') Siehe oben S. 16. 



22 II' !• Peters Namen. 

sie nach Jerusalem zu führen, hielten die Schriftsteller jener 
Zeit für nöthig, dass er neben den andern Heerführern, die 
keine Einsiedler waren, mit diesem Namen auch officiell 
characterisirt wurde. 

Die weltlichen HeiTcn , welche die einzelnen Abtheilungen 
befehligten , • hatten ihre Beinamen nach den Gebieten ihrer 
Heimath, Peter aber, dem weder ein Herzogs- noch ein 
Grafentitel zukam, wurde gerade diesen Heerführern gegen- 
über von den Kreuzzugsschriftstellern, so vornehmlich von dem 
anonymen Verfasser der Gesten, aus welchen dann unmittelbar 
oder mittelbar die übrigen geschöpft haben *) , seinem Berufe 
entsprechend Eremiia genannt, ein Name, welcher ihm -dann 
auch für alle spätere Zeit geblieben ist. Allerdings beim Volke 
hatte er diesen Namen nicht, vielmehr nach der Anna Komnena 
vollgültigem Zeugnisse, sei es, dass sie in dem Laute Kovxov^ 
netQog den Klang seines Namens richtig oder weniger richtig 
wiedergegeben, haben ihn seine Landsleute, die Nordfranzoseu, 
Erentüa nicht geheissen, ansonst die Kaiserstochter ge^viss 
einen anderen, dem Laute Eremita ähnlicheren Laut gehört 
haben müsste. Hieraus dürfen wir aber auch mit Grund 
folgern , dass ihm der Beiname Eretnita eben nur von Schrift- 
stellern, nicht vom Volke gegeben worden ist, und vielleicht 
nach des Papstes Vorgang. Für die Augenzeugen des ersten 
Kreuzzuges, welche zugleich Chronisten waren und in' den 
päpstlichen Schreiben diese gleichsam officielle Bezeichnung 



*) Die Stelle aus dem angeblichen von Urban herrührenden, aber 
höchst wahrscheinlich von Hieronynius DonzelHni im Jahre 1574 ver- 
fassten Schreiben lautet: „Primus omnimii Petrus Eremita innumerabüibas 
se ducem praebuit, cui Godefridus, Eustachius et Balduiniis fmtres 
Bolonii comites se addiderunt, majores etiam copias paravenmt. Hinc 
Podiensis episcopus belli dux, et Raimundus S. Kgidii comes, inde Hugo 
magnus, Phüippi Francorum regis frater, et Robertus Normanniao, et 
alter Robertus Flandriae, et Stephanus Camuti comites. (juid di camdi* 
Boamundo ipso qui ingenti magnanimitate iis se comitcm adjunxit cum 
7000 delectae juventutis ItalicaeV relicta fratri rerum omniiuu cuni. 
quocum diu hello contenderat*. Die Bezeichnung der Fürston ist bei 
Raimund de Agiles, Fulcher und dem Anonymus der Gesten beinahe 
durchgängig dieselbe. 



Peters angebliches Geschlcchtsregister. 23 

gelesen hatten, verstand es sich von selbst, sie ebenfalls zu 
gebrauchen. Wie dann deren Schriften von den Späteren 
benutzt worden sind, ist bekannt, welche letztere den Namen 
des Einsiedlers so wiedergeben, wie sie denselben in ihren 
Originalen gelesen. 

2. Peters angebliche ^^ könnten es bei dem bisher über 

Herflcunfl und Nach- Peters Namen Gesagten bewenden lassen, 
koninen. wenn nicht bei Späteren jene unserer An- 

sicht nach irrige Deutung der beregten Wühelmschen Worte 
au& Unverantwortlichste ausgebeutet worden wäre. War 
nemlich die Bezeichnung EretnUa des Einsiedlers Geschlechts- 
nnd Familiennamen, so musste auch sein Vater so geheissen 
haben, und diesen ausfindig zu machen, war für einen be- 
geisterten Verehrer und Lobredner des Eremiten alsdann nicht 
mehr schwierig. Dazu kam, weil Peter kein gewöhnlicher 
Mensch gewesen ist, dass auch seine Eltern keinem niederen 
Stande angehört haben können. Und war einmal bekannt, 
dass, wenn auch nach Verfluss eines ganzen Seculums seit 
Peters Tode, Urenkel sich der Abstammung von ihm rühmten 
— ob mit Recht oder Unrecht, darüber stellte man natürlich 
keine Untersuchungen an — , so musste Peter auch einmal 
verheii'athet gewesen sein u. s. w. Kurzum, d'Oultreman 
konnte im Jahre 1645 seinem Büchlein ein vollständiges 
Gcschlechtsregister anfügen , welches einem alten 
Manuscript entnommen worden sei, das im Jahre 1632 im 
Besitze eines angeblichen Nachkommen Peters, des Herrn von 
Betissart , sich befunden habe *) , und , wenn Paulet richtig 
belehrt war, im Jahre 1856 dem General vicar der Diöcese 
Tournai, Namens Descamps, zugehörte ^). Paulet theilt in 



») Vergl. crOultreman p. 136 u. 169. 

*) In BecJterches 8ur Pierre VHermite p. 30 und 71. Seite 29 seines 
BucbcH behauptet Paulet, dass d'Oultreman sich eines Manuscripts des 
Nicola« de Campis bedient habe, worin dieser sorgiUltig alles, was über 
da« Leben und die Nachkommen Peters aufzufinden war, gesauunelt 
gehabt hätte, bezeichnet aber dieses Manuscript als ein verloren 
gegangenes. Ohne allen Zweifel war aber dasselbe kein anderes als jene 
Sammlung von Schrülstücken, welche schon Reiffenbcrg im Compte-rendii 



24 II* 2. Peters angebliche Herkunft und Nachkommen. 

seinen Becherches eine Copie desselben mit, kann aber nicht 
angeben, wann es geschrieben worden ist. Wir halten uns 
aller Beweisführung über dessen Aechtheit oder Unächtheit 
für enthoben, da auch auffallender Weise der in Bezug auf 
Peters Verhältnisse sonst sehr leichtgläubige und trotz aller 
Haarspalterei dennoch sehr unkritische Leon Faulet dessen 
Aechtheit nicht zu verbürgen wagt^). 

Nach eben diesem Manuscript sei Peter im Jahre 1053 
zu Amiens geboren, und wären seine Eltern gewesen: 
Benaud l'Ermite, aus einem adeligen Hause in der 
Auvergne, Herr von Herrymont und Bacaumont, und A 1 i d e 
de Montaigu, aus einer adeligen Familie der Picardie. Er 
habe sich verheirathet mit Beatrix von Roussy, aus 
einem adeligen normannischen Geschlechte, und seien aus dieser 



des seances de la Commimcn royäle dliisioire t. II, Jahrg. 1838, p. 249 
unter dem Titel: GenMoffie ou descente de la noble et anchiene watson 
de Lhermite, recojnlie, cii/rieusement recerchie et extraicte de divers autheur^, 
papiers et documens, par Nicolas de Campis, dict Bourgoigne, roy d^armes 
de Sa M. Cath, Philippe II, roy des Espaignes, et sitccessivemettt de son 
fils JPhilippe III, et paraclievee Van MDCIL Grand in - fol, pap,, om6 
d'une multitude d'armoiries colariees, de %}oriraits, sceaux et autrea 
dessins etc. verzeichnet imd beschrieben hat, welches Manuscript man 
der königl. Bibliothek zu Brüssel zum Ankauf angeboten hatte, aber 
von dieser abgewiesen wurde, „puisque lutilite et la vaJeur du manuscrii 
n'etaient pas proportionn^es au prix considcrable qu'on en demandait . * . 
il serait absurde de s'enthousiasmer pour des choses qui n'en valent pa« 
la peine, de porter aux nues toutes paperasses quelconques, par un 
amour aveugle de TinSdit, et de consacrer ä de pure» inutilites lei$ 
ressources reclam^es par des obj<?ts d'une utiHt^ reelle et ijicont-estable'. 

*) Er sa^ über dasselbe: ,11 n'entre pas dans nies vues de faire de8 
recherches sur cette g^n^alogie et de m mtöresser aux pri^tention« de 
plusieurs branches de cette famille , qui firent dans le niilieu du 
XVU. siecle assez de bruit dans le monde h^raldique, pour revendiquer 
rhonneur de descendre du fameux hemiite; main qu'il lue soit permis de 
rcmarquer ici que plusieurs parties de la g^n6alogie, rapportöe par le 
P. d'Oultreman , s'appuyant sur des preuves authentiques (!), il pourmit 
tres-bien se faire que le reste ne ffit pas aussi frauduleux qu on veut 
bien le« dire. A ceux que cette gen^alogie interesse ä faire des recherchen, 
je n'ai aucune pr^tention k la science de d'Hozier et decline ici mon 
incomp6tence sans Je inoindre scnipule. becherches p. 71, 



Ein iingebliches Oeschlechtsregister. 25 

Che zwei Kinder entsprossen , ein Sohn, Namens Peter, 
und eine Tochter, Namens Alice. Im dritten Jahre nach 
seiner Verheirathung sei ihm seine Frau gestorben, worauf er 
Einsiedler geworden (pretre solitaire), alsdann habe er eine 
Pilgerung nach Jerusalem gemacht und nach Vollendung der- 
selben im Abendlande die glorreiche Unternehmung des Kreuz- 
zuges angeregt. Peters Sohn gleichen Namens sei Kastellan 
von Antiochien geworden, und Peters Tochter Alice habe 
einen Edelmann aus Limousin, Herrn von Caesarea, geheirathet 
und sei die Mutter Aimarius' gewesen, des späteren 
Patriarclien von Antiochien. B a 1 d u i n , ein Sohn von Peters 
Sohn , sei ohne Erben zu Baruk gestorben. Ihn habe beerbt 
Eustache I. und Tancröde etc. — Angaben, welche gewiss von 
grossem Werthe sein würden, wenn nachgewiesen werden 
könnte , dass der Inhalt dieses Manuscripts Glauben verdiente, 
allein den Beweis hiefür zu erbringen sind sowohl d'Oultreman, 
als seine Nachtreter schuldig geblieben, und die Erdichtung 
ist um so weniger zu bezweifeln, als auch sonst das Meiste 
bei d'Oultreman den Roman auf den ersten Blick verräth^). 



*) Alle (lieHC Genealogion sind im XVII. Jahrhundert zu Gunsten 
iler Familie rHenuite erfimden worden. In derselben hat sich besonders 
lieniüht Hoine Abstammung auf Pierre rHermite zurückzufiihren Fran^ois 
rilerraite — ein französischer Dramatiker, geb. 1601 auf dem Schlosse 
ib» Solier« (Marche), gest. den 7. Sept. 1655 zu Paris — in seiner Dich- 
tung: Le Page disgracie, Paris 1643, in 8^ Man vergl. vomemlich den 
Artikel VHermite (IVan^.) de Soliers in der Nouvelle Biographie Universelle, 
yubl. par Firm. Didot Fr^res, t. XXXI, p. 76. Es sei übrigens hier der 
Ort, um noch Einiges über d*Oultremans Büchlein zu bemerken. Ein 
jedi»r, der die ursprünglichen Quellen gelesen hat und deren Spärlichkeit 
in Botreff der Nachrichten über Peter kennt, wird ohne Zweifel sogleich 
von der Ueberzeugung überwältigt, dass dies Büchlein ein nicht unge- 
schickt geschriebener Boman ist, trotz Berufung auf seine Quellen, welche 
übrigens dem grösseren Theile nach von dem gleichen Werthe sind, wie 
das Manußcript des Herrn von Betissart. Ich gebe hier die liste der 
von d'Oultreman für seine Genealogie der Peterschen Familie benutzten 
Quellen, jedoch man staunt, wenn man wahrnimmt, wie die meisten 
rlieser Schriftstücke kaum bis ins XII I. Jahrhundert zurückreichend als 
ursprüngliche und volle Beweiskraft besitzende Acten von ihm und seinen 
NiMjhbetem angesehen werden. So ist nebst der genannten Gemalogie 



' 



26 W« 2. Peters angebliche Herkunft und Nachkommen. 

Keine einzige der Quellen aus der ersten Hälfte des XII. Jalur- 
hunderts gibt auch nur irgend welchen Anhaltspunkt und das 
Schweigen derselben ist eine nur zu beredte Sprache dafür, 
dass diese genealogischen Angaben durchaus keine sichere 
historische Unterlage haben und als Erdichtung angesehen 
werden müssen, an welcher seiner Zeit ein d'Oultreman und 
Herr von Betissart vielleicht nur zu sehr betheiligt waren, 
zudem da letzterer sich nicht wenig bemühte der Welt zu 
beweisen, dass sein Urahne Peter gewesen*). 



eine weitere Quelle das oben bereits angefölirte Manuscript des Alonzo 
Gomez de Minchaca: Fechoa Heraicos, Dieser Alonzo Gomez habe ums 
Jahr 1315 gelebt; nach ihm sei Raynaldus der Vater Peters und Beatrix 
de Roussia die Mutter desselben gewesen. Das Oiiginal dieses Manu- 
Scripts war zur Zeit d'Oultremans in der königl. Bibliothek des hciligeji 
Laurent im Escurial aufbewahrt; vergl. d'Oultreman p. 137. Femer: 
Le livre (TArmoires eines gewissen Gonyalo Dicz; vergl. ebenda p. 137. 
Femer Une vieüle Chronique des Annales de France, finissant en 1380. 
Femer Une certainc MedaiUe oti piece d'argent qxie le Seigneur de Befunfarl 
garde en sati cabinet, tire de celui du Roy Phüippes IL mit der Inscliriil : 
ALBERTUS: PATRI: Hieroso. ANNO MCC VI. D'Oultreman hat diese 
Münze p. 140 seines Büchlein^ in der Grösse eines Filnimarkstückca 
abgebildet. Ebenfalls findet sie sich in Acta Sanctortim BolL Mai IH. 
April L Ferner: Ein Hochz^tsgedicht von Jean le Bouteiller, Herr von 
Froymont, gelegentlich der Heirath des Stephan rHermite, Ritters und 
Herrn von la Fage mit Katbarina von la Croix am 25. Jan. 1419. Diet^t^s 
Gedicht hat d'Oultreman p. 148 ff. vollständig aufgenommen und ist auch 
im Compte-rendu des Siances de la ConwUssian royale d'histmre, Braxelle»» 
1838, p. 253, sowie ein Theil desselben bei Vion p. 178 zu lesen. Sodann: 
Vers d'un certain heraut d' Armes, dit Bourgogne, adressis ä Messire Je<an 
de Vergy, Seigneur de Fouvans et Vignory, Chevalier de Vordre de la Toisan 
d'or, cree par le hon duc Fhilippe en 1433, Endlich: Leitres jiatentejs de 
Fhilippe HL, roi d'Espagne, donnees ä Valladolid, en faceur de memrc 
Jeofi VKermite, Chevalier, uide-gentilhomine de la chambre» Datees du 
15 fecrier. Weiteres über d'Oultremans Quellen siehe man oben S. 3. 

*) In Betreff der Manie, von hochberühmten Ahnen ^zustaumicn, 
vergl. man Faulet, Recherclies p. 75, wo einzelne Beispiele venseichnet 
sind und mit Andern auch der zur Zeit d'Oultremans lebende Martin 
TErmite, Herr von Betissart, genannt wird, welcher eines langen Ge- 
schlechtsregisters sich rühme : „Ccs THcrmites avaient la pr^tention de 
descendre de loin. — Jean , petit-fils du fameux comp^re de Louis XL , fit 



Die Ansichten seit d'Oukreman. 27 

Die Ansichten seit ^Vic sehr aber trotz alledem die d'Oultre- 

d'Ouitreman. mausche Darstellung auch sonst nüchterne 
Männer beeiuflusst hat, davon gibt Le Prevost Zeugniss, 
welcher in seiner Ausgabe des Ord. Vit., Bd. ELT, S.477 geradezu 
diesen comgirt, da er, Orderich, Peters Geschlechtsnamen 
Eremta irrthümlich als eine Bezeichnung angesehen, die seinen 
damaligen Beruf und Stand benenne. Prevost macht damit 
allen andern gleichzeitigen Quellenschriften, in welchen Peter 
ausdiücklich als ein Mönch bezeichnet wird, denselben Vor* 



Yoir, au rapport de rhistorien Mathieu, ä Tbeuet, le coHmographe, des 
titre« cont«nant Talliance quc les seigiieurs de cette luaison avaient eue 
aveo Ich anciens romaius. II y a de ces familles qui ont trouve le moyen 
de dt'flcendre d'Hector ou de Priam. Quelques-unes remontent ä Noe, 
qu Vlies fönt roi et auquel elles donneiit des amioirieä. Je sais tel historien, 
Charron, je crois, qui date d'Adaui sa genealogie des rois de France." 
Auch MaiUy in Vesprit des Croisades (Uebers.ll, S.41) vermuthet: das Haus 
ile rilenuite und de Soliers, welches seinen Ursprung von Peter her- 
leite, habe keinen andern Ginind, worauf es tliese Genealogie stützen 
kann, als die Begienle, einem berühmten Manne anzugehören. Uebrigens 
bemerkt auch Wilnians in seinem trefflichen Aufsatze UeUr die Clironik 
AVferichs in Pertz' Ärchic X, 210 in dieser Beziehung: »Wie die sagen- 
luiile Richtung des XIII. Jahrhunderts Wissenschaft und Leben beherrschte 
und aufs Seltsamste durchdrang, sieht man aus zwei Thatsachen: Einmal 
scheint es Mode geworden zu sein, mächtige Dynastenfamilien von Per-. 
Honen aus karolingischem Sagenkreise abzuleiten: so die Grafen de Arcis 
et Uanieru von dem Verrather Ganalo, vergl. Alb. ann. 805 (p. 145) und 
ann. 089, und die beiden Gräfinnen Ida von Bouillon und Namur vom 
Kitter mit dem Schwan, ann. 1076. Dann aber müssen die Bilder dieser 
Hüf^enhafl^m Geschichten so aui' die Vorstellungen der Menschen gewirkt 
haben, das« Einzelne von dem Wahne befoUen wurden, Personen dieser 
(leschiehte selbst zu sein.* Wilmans führt hiefur die Worte Alberichs 
iul a. 1210 an: ^A partibus Hispanorum venit hoc tempore quidam senio 
valde confectns miles grandaevus, qui dicebat se esse Ogerum de Dacia, 
de quo leg^tur in historia Karoli Magni .... Hie itaque obiit hoc anno 
in diocesi Nivemensi, prout illic tam clerici quam laici qui viderunt, 
postea retuleAit'*; a<l ann. 1284, p. 553: ,ln Apulia mortuus est hoc 
tempore quidam, senex dieruiu , qui dicebat se fuisse armigenun Rolandi 
Thoodoricum, qui dux Guidonius dictus est, et imperator ab eo molta 
didicit*. Auch heutzutage halt sich in Rom eine Persönlichkeit auf, die 
sich Herzog von Achery nennt und vom Einsiedler Peter abzustammen 
vorgibt. 



28 il- 2. Peters angebliche Herkunft und Nachkommen. 

wurf. Le Prevost folgert nemlich daraus, dass Peter vor dem 
ersten Kreuzzuge verheirathet war, wie eben aus der genannten 
Genealogie ersichÜicli, dass er wohl kein Mönch gewesen sein 
und somit der Name Eremita auch nicht bei ihm diesen Stand 
bezeichnen könne ^). Allein wir müssen selbstverständlich 
einem Guibert, der den Einsiedler mit eigenen Augen gesehen, 
als dieser zum Kreuzzuge aufforderte, und aussagt, dass er 
über ihn in Erfahrung gebracht habe: solitariam sub habiia 
numachico vitam duxisse, ebenso einem Ekkehard und demVer* 
fasser der Rosenfelder Annalen etc. mehr Glauben schenken 
als einem le Prevost, welcher einer ungegründeten Annahme 
zu Liebe gewichtige Zeugen unbeachtet lässt, ja noch mehr 
behauptet als d'Oultreman, der keineswegs läugnet, dass Peter 
auch schon vor seiner Pilgerung ein Mönch gewesen ist. 

Auch von Reiffenberg hat sich seiner Zeit durch 
einen vom spanischen König Pliihpp IV. (reg. 1621 — 1665) 
an Jacob THermite ausgestellten Adelsbrief bestimmen lassen, 
den Familiennamen VllermUe nebst der adeligen Geburt Peters 



*) Le Prevost sagt am a. 0.: ,Notre auteur (Ordericus) a tort ile le 
presenter ici comme moine; ü n'embraMaa la vie reli^euse que lorsqu'il 
. ibnda, dans Tabbaye de Neumoustier (novum monaaterimn), souh lea nturs 
d'Huy, oü il mourut ä Tage de 62 ans, le 6. Juin 1115. Ainsi il netaii 
age que de 43 ans, et probablement encore engage dans les liens du moria^f*. 
loi*squ il prit une part si actiye ä la premiere croisade. On sait d aill^un« 
qu'il ötait onginaire de rAinienöis. Son sumom provenait probablement 
d'Ach^ri, d*Acheux, ou de quelque localit^ homonyme, voiHine d'Amien»; 
Orderic aura 6te trompe, comme beaucomp d'autres, par le sumom <le 
TErmite, qui ne veut pas dire qu il eüt embrasse la vie erömitique, main 
qui est ici im nom de famille. Son pere, Regnault FEnuite, Tavait perle 
aviwt lui, et ses descendants le conserv^rent. Plusieurs familles nob1«»M 
et diverses provinces de France ont preßte de la possession de ce nom, 
pour chercher k se rattacher k sa filiation. La fondation de Neumoustier 
fnt le resultat d'un voeu fait par Pierre TEnnite et Lambert -le-Paavri% 
comte de Clermont, fils de Conon, comte de Montaigu, et neveu de üodu- 
froi de Bouillon, pendant une tempete qui mit leurs jours en danger. 
lorsqu'ils revenaient ensemble de la Ten*e-Sainte par mer, en 1105.* Man 
sieht hieraus, dass le Prevost die Fictionen eines d'Oultreman ohne Prü- 
fung für baare Münze hingenommen hat. 



Die Ansichten seit d'Oultreman. 29 

als richtig anzuerkennen^), wie wenn ein ca. 1630 abgefasstes 
Adelsdiplom, wenn auch unzweifelhaft von Philipp IV. her- 
rührend, zu beweisen vermöchte, dass ein 530 Jahre früher 
lebender Mönch den Familiennamen VHermite geführt und von 
adeliger Abstammung gewesen sei. 

Dies einstweilen als Beweis, welchen Einfluss, sei es 
mittelbar oder unmittelbar, jene Bemerkung des Wilhelm 
von Tyrus und deren irrige Deutung auf gewisse Erzähler 
geübt hat. Rühmliche Ausnahmen unter den neueren fran- 
zösischen und belgischen Gelehrten, welche sich mit Peter 
beschäftigt haben, Aachen Paulin Paris*) und Hody*), 
die eine nüchterne Quellenkritik üben und zu entgegengesetzten 
Kesultaten gelangt sind, allein sie bilden Ausnahmen. 



') Im Compte-retidu des aiances de la Commissian royale dlmimre, 
Braxelles 1838, tom. II, p. 28 wird berichtet: ,M. de Reiffenberg fait ob- 
«erver qu*ü y a du doute sur la patrie de Pierre rHermite, le promoteiir 
de» croii^ades. M. Grandgagnage a communiqu^, en 1834, ä, racad^mie, 
un fragtne}%t de necrologe qui lui a fait soup^onner que ce personnage 
etait beige, quoiquen gäneral on le regarde comine appartenant ä la 
Picardie. M. de Reiffenberg dit qu ime piöce qu il a vue chez le libraire 
de Bruyn k Malines, semble de nature ä lever tous les doutes k cet 
^gard. C'est une reconnaissance de noblesse accordee par le roi Philippe IV., 
le 22. janvier 1630, ä Jacques et ä. Antoine THemiite. 11 en rösulte qu'ils 
dei^cencbiient en ligne directe, et ä la seizi^me generation, de Pierre 
THermite d'Amiens, le fameux croise, et de Beatrix de Roussy, sa 
femme." 

*) In La Chanson d'Aniioche, Introduct, pag. XFV: »Pierre lUermite, 
celui dont T^loquence avait eveül^ les premiers voeux de croiserie , homme 
de pptite apparence, de mediocre jugement, que Timagination intereasee 
de no« temps modernes a transforme en preux Chevalier, de fait et 
d*origine. Pierre efait phitöt un homme de naissance öbscure et d'edtication 
f/rossiere. II avait le don naturel de la parole, ü n avait pas celui de 
la sagesse/ etc. 

■) In Description des ionibeaux de Godefr, de Bouillon p. 124: „En 
recourant aux ecrivains contemporains, Ton obtient facüement la con- 
viction qu on he «ait presque rien sur le fameux personnage connu sous 
le nom de Pieire lUermite; il sort de Tobscurite pour se faire Tinstru- 
mcnt de la Providence et des Souverains Pontifea, auteurs reels des 
CToinades; il y rentra des quo le but fut attoint..** 



30 n. 3. Peters Heimath. 

3. Peters Heimath. Paulin Paris sagt ohne Zweifel vollständig 
wahr^): Pierre etait un homme de naissance öbscure; kein 
Chronist des Xu. Jahrhunderts gibt uns irgend welche Nach- 
richt , wer seine Eltern waren ; und auf die Urkunden, welche 
d'Oultreman und Reiffenberg beigebracht, ist, wie wir gesehen, 
nichts zu halten, sie sind werthlos und ihr Inhalt unzw^eifel- 
haft zum grössten Theile erdichtet ^). Dagegen finden wir bei 
Einigen über das Land und den Ort seiner Geburt 
Anhaltspuncte , bei welchen wir uns gleichfalls wieder länger 
aufzuhalten haben, vornemlich auch desshalb, weil sie Ver- 
anlassung gegeben haben zu gegentheiligen Ansichten und zu 
einem zunächst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts 
nicht unerbitterten literarischen Kampfe zwischen einigen 
Gelehrten aus der Picardie und afts Belgien , wobei die Mehr- 
zahl der letzteren dem Einsiedler Belgien, jene Frankreich 
resp. die Picardie als Vaterland zugewiesen haben '). 

Die ureprOnglichen Nachricht über Peters Heimath erhalten 

Angaben GuibiMe wir von Guibert , Albert , Fulco von Anjou, 

und Alberte. Orderich , und von Späteren , die Beachtung 

verdienen: von Wilhelm von Tyrus und Graindor de Douai. 

Guibert hat im Jahre 1095 dem Concile zu Clermont 

beigewohnt und seine Hisloria ^uae dicitur Gesta Bei per Francos 

begonnen, als die Kreuzfahrer nach der Eroberung Jerusalems 

wieder in die Heimath zurückkehrten , und hat dieselbe ohne 

Zweifel erst nach dem Jahre 1108 beendigt*). Er schreibt 

über Peter 5): „Sed numero frequentissimum . vulgus Petro 



^) La Chans, d'AntiocJi, I, pag. XV. 

*) Sonderbar nimmt sich in dieser Beziehung auch die Bemerkung 
der NouveUe Biogr, Univ, t. 40, p. 183 au8: ^Tou« les liistoriens »'acconiont 
ä le iaire descendre d'nne famille noble, ßan« cependent la designer/ 

') Eß regnete gleichßam von Zeitimgsartikeln, Broschüren und ^gfferen 
Abhandlungen, welche dem Einsiedler und seiner Heimath galt^en. Vergl, 
das von Faulet in E^cherches p. 104 gegebene Verzeichnins derselben. 

*) Siehe v. Sybel, Gtschichie des er»t. Krenzz. p. 36*. und Thorot, 
Eiudes critique sur les hiat de la I. crois. in Berue hist, v. Monod et Fiiff- 
niez t. II, p. 105. 

^) S. bei Bongars p. 482. 



Die Angaben Guiberts und AlberU. 31 

cuidam Heremitae cohaesit, eiqae interim, dam adhuc res 
intra nos agitur, ac si magistro paniit. Quem ex urbe, nisi 
foUor, Ambianensi ortum, in superiori nescio qua GaUiarum 
parte, solitariam sub habitu monadiico vitam duxisse, comperimus, 
linde digressom^ qua nescio intentione, urbes et municipia 
praedicationis obtentu circumire vidimus^ etc. Dass Guibert 
die Stadt Amiens mit urbs Anibianensis bezeichnet und mit 
diesen Worten nicht etwa eine andere Stadt im Gebiete von 
Amiens bezeichnet wissen will^ setzen wir einstweilen Torans, 
um so mehr, als auch die zweite wichtige Quellenschrift ^ die 
Hisioria Hierosclymitanae expeditianis des einige Zeit später als 
Guibert schreibenden Alberts von Achen ausdrücklich 
den Einsiedler als ortus de civitate Amiens bezeichnet^). Diese 
beiderseitigen Angaben sind, da weder der Anonymus der 
Gesten, noch Baimund de Agiles, noch Fulcher uns über des 
Einsiedlers Heimath Auskunft geben, die frühesten, welche 
wir besitzen, und sind um so weniger anfechtbar, als eben 
kein Grund vorliegt, an der relativen Kichtigkeit derselben zu 
zweifeln. Im Falle nun Albert aus Guiberts Eistoria geschöpft, 
was übrigens höchst unwahrscheinlich und bis heute noch nicht 
erwiesen ist, so haben ihn die Worte des Letzteren: nisifallor 
keineswegs bedenklich gemacht und hat er an der Richtigkeit 
der Guibertschen Nachricht nicht gezweifelt, da er die ihm 
auch von anderer Seite gewordene Nachricht für richtig hielt 
— denn dass er noch anderweitige Quellen gehabt, die ihm 
Näheres über Peter mittheilten, beweisen die übrigen bei ihm 
sich findenden Details über den Einsiedler, welche bei ihm allein 
und verhältnissmässig in sehr ausführlicher Darstellung zu 



*) Life. I, c. 2. Die ganze Stelle lautet: „Sacerdos quidam, Petrus 
nomine, quondam eremita, ortus de civitate Ambiensif que eflt in occi- 
dentc de regno Francorum, omni instinctu, quo potuit, hujus viae con- 
Rtantiam primum adhortatus eflt, in Bern, regione prefati regni, factus 
predicator in omni admonitione et aermone*'. BasfC das Wort orttts in 
der Bedeutung von geboren zu nehmen ist und nicht in derjenigen von 
eridmah aufgetreten, geht aus dem Zusammenhange hervor, indem Albert 
ja auiMlrücklieh sagt, dass Peter zuerst in der Gegend von Bern mit 
H**iner. Kreuzpredigt hervorgetreten sei. Ebenso kann über dieselbe Be- 
deutung des Wortes bei Ouil^eH keinerlei Zweifi»! obwalten. 



32 n. 3. Peters Heimath. 

lesen sind ^) — ; im Falle jedoch Albert die Historia Guiberts 
nicht gekannt, ist er als selbstständiger Zeuge in Ueber- 
einstimmung mit diesem und erhält dadurch des Letzteren An- 
gabe eine gewichtige Bestätigung. Wilhelm von Tyrus 
aber lässt auffallender Weise den Peter nicht de chitaie 
Amiens, sondern de episcopcUu Ambianensi sein, obwohl ihm 
Alberts Bericht als Quelle vorgelegen hat. Hiezu nun, dass 
er de episcopatu, aber nicht de ciintate schreibt und somit von 
seinem Originale abweicht, muss er allerdings Gründe gehabt 
haben. Im Falle er die Worte de civitate durch einen andeni 
Ausdruck hätte verdeutlichen wollen, musste er, so sollte man 
meinen, ex urbe schreiben, wie man auch bei Guibert a. a. O. 
liest. Allein offenbar sind ihm auch andere Nachrichten 
bekannt gewesen, welche nicht auf die Stadt Amiens selbst, 
sondern auf das Gebiet derselben resp. auf das zum bischöf- 
lichen Sprengel dieser Stadt gehörige" Territorium hinwiesen; 
möglicher Weise gehörte zu denselben die Angabe eines Fulco 
von Anjou und Orderichs, aller Wahrscheinlichkeit nach abor 
diejenige, welche wir auch bei Graindor de Douai ver- 
zeichnet finden. Die letztere, dem Anschein nach späte, al>cr 
mögUcher Weise dennoch sehr alte Nachricht in der Chanson 
d'AnHoche lässt den Einsiedler ausdrücklich in der Nähe von 
Amiens geboren sein. Sie lautet ^) : 



*) Gmllon schreibt in Jätude sur Pierre Termite p. 31: ^Albert qni 
vient apr^s, puisquil ne termina son histoire sur la croisade quo vei> 
Tan 1120, a pu träs-bien connaitrc l'ouvrage de Guibert, faire son prolit 
de ce qui concemait Pierre TErmite et preciser Amiens connnc lien «U» 
naissance, sans tenir compte du doute que manifestait ce domier »ur et» 
point.* Für diese Annahme müssten aber vor allem die Beweis« bei- 
gebracht werden. Guillon nennt p. 17 den Albert einen „chroniqufitr 
recueillant avidemment toutes les relations", und mit R«cht, allein Guib«*rt 
hat gar manche Nachricht und Erzählung ^ welche wir bei Albert niclit 
lesen, welche dieser gewiss aufgenommen hätt«, wenn er jenes Historia 
gekannt haben würfle. Hiezu kommt, dass auch die Anklänge, die ein«» 
Abhängigkeit beweisen könnten, kaum irgendwo bei Albert zu lesen jdnd. 
die, im Falle sie vorhanden wären, eine solche Behauptung rechtfertigen 
würden. Unserer Ueberzeugimg nach ist eine unmittelbare Abhängigkeit 
Alberts von (tuibert nirgends indiciii. 

*) Ed. Paul. Paris i. 1. p. 1^. Vor« 170 soq. In der fmn7.Öh\ rober- 



Die Angaben WÜhebns pnd Crraindors. 3S 

n fu nes en Aminois, s'i avoit sa maison; 

Arnes fd et cr^us de la terre environ. 

Puls que li saint apostle pröechi^rent le moni, 

Ne fu nns tes hom nes pour bien dire sermon. 

n monta sur un asne, prist escherpe et bordon, etc. 

Die Chanson (PAntioche ist wahrscheinlich eine von Graindor zu 
Ende des XII. oder Anfangs des Xm. Jahrhunderts verfasste, 
zum Theil aus älteren Gedichten entnommene und in der von 
Paulin Paris edirten Gestalt gefertigte Reimchronik und ent- 
hält eine Darstellung des ersten Kreuzzuges bis zum voll- 
ständigen Siege über Kerbogha vor Antiochien, wobei die 
Kämpfe und der Aufenthalt des Kreuzheeres vor und in dieser 
Stadt den Höhepunkt bilden^). Die Lieder des Pilgers 
Richard, eines Theilnehmers am ersten Kreuzzuge, bilden die 
Grundlage. Nun hat aber Graindor nicht allein aus diesen 
Liiedern den Stoff entnommen, sondern auch noch andere 
mündliche und schriftliche Quellen benutzt, freiUch darunter 
auch solche, denen beinahe jede historische Wahrheit abgeht. 



Heizung von der Gräfin de Sainte- Aulaire, Paris 1862, p. 10. Im uraprüng- 
liehen Texte liest man allerdings fOr en Aininois: en Ermine, wozu 
P. Pari« ohne Zweifel richtig bemerkt, daas der erste Abschreiber das 
Wort falsch gelesen habe. Pigeonneau in Xe Cycle de la croisade p. 98 
macht darauf aufmerksam, dass die Worte en Ermine in allen Manu- 
Rcripten der Chanson sich wieder finden, imd vermuthet, dass damit das 
Territorium von Hermies y einer kleinen Burg westlich von Bapaume, an 
dor Qränze der Diöcese von Arras imd der von Amiens gelegen, gemeint 
nein könnte. Wenn aber Graindor aus Albert geschöpft, wo ohne Zweifel 
A Wiens stand, warum sollte da P. Paris im Irrthum sich befinden? 

*j Siehe oben S. IG Anm. 5. Üeber dieses Romangedicht vergl. man 
die ausfahrliche Einleitimg, welche P. Paris seiner Ausgabe vorangeschickt 
hat. Ebenf<dls die Introdi^ction zu Band VI der Monuments pour servir ä 
Vkistoire de Proritices de Namur etc. par de Reifienberg, Bruxelles 1852, 
welche nach dem Tode Reiffenbergs Borgnet geliefert hat, worin dieser 
auKiiihrlich über das Verhältnis» der Chanson d'Antioche zu dem Reim- 
gedichtc Le cheraJier au Cygne et Godefroid de Bouillon sich ausspricht. 
Ebenfalls von Sybel in dem Aufsatze: Sagen und Gedichte über die 
Krcuzzfige in der AUgem. Monatsschrift für Wissenschaft und lAteraiur, 
Juli bis Deceuib. 1851, auch Hippeau in der Iniroduciion zu dem Gedichte 
Ldt Conqnete de Jerimdem, und vomemlich Pigeonnoau, JjC Cycle de la 
croisade (B. Cloud 1877). 






34 n. S. Peters Heimath. 

Ohne Zweifel hatte er auch aus jenem ca. 1130 Ton Baimund 
von Antiochien veranlassten Gedichte: La Chanson des Chetifs^) 
geschöpft; in welchem die Erlebnisse und Leiden Feters und 
seiner Gefährten geschildert waren, das aber bis auf wenige 
Bruchstücke verloren gegangen ist. P. Paris hat für mehrere 
sagenhafte Episoden der Chanson cPAntioche die Qianson (l4:s 
ChfHifs als Quelle nachzuweisen versucht. So soll auch der 
Eingang des ersteren Gedichtes bis dahin, wo Graindor über 
das Concil zu Clermont sich ergeht, nicht die Lieder des 
Pilgers Richard, sopdem eben das Lied des Chetifs zur Quelle 
haben ^). Dass Graindor aus alten Quellen den Eingang znr 
Chanson d'Antioche entnommen, kann z. B. auch, aus jener 
Strophe geschlossen werden, in welcher es heisst'): 

«Lors assamble ses homes de par tout son paYa 
Soissante mille furent, fd com dist li escris^).* 

Wir hätten sonach in den oben angeführten, den Einsiedler 
betreffenden Worten eine Nachricht, welche wenigstens bis 



^) Die Chetifs oder Kaitis sind Peter und seine Leidensgefährten. 
Die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes und dessen Wurzel vfit cap- 
tivus, welches im modernen Französisch cJUtif imd captif, picardisch caitis 
lautet. Yergl. das Glossaire von Gachct zum Gedichte Le elieralier ttu 
Cygne et Godefroid de BmiiUon, t. HI, im VI. Bande der Monum. pour 
servir ä Vhütoire des Promncea de Namur etc., und Pigeonneau, Le Cyde de 
la croia, p. 53. 

') Dieser Ansicht sind sowohl P. Paris a. a. 0. Inirod. p. LXI, al^ 
auch Borgnet a. a. 0. Introduct, p. XXIX, und v. Syhel in Sagen und 
Gedichte uher die Kreuzzüge, p. 36. 

*) Bei P. Paris p. 19; bei Sainte-Aulaire p. 13. 

*) Gerade diese Stelle weist auf die Historia Francorttm den Prorin- 
calen Raimund de Agiles zurfick. Nur in dieser findet sich diese Zahl- 
angäbe (bei Bongars 142, 16; im Recueil 240), während alle übrigen^ so 
die Gesten, Fulcher etc. hierüber schweigen. Offenbar ist auch dem 
Sänger des Liedes des Chiiifs, der von Raimund TOn Antiochien znr 
Fertigung seiner £rzählung aufgefordert worden ist, diese provenfaliiiche 
Quelle bekannt gewesen. So mochte Graindor diese Zahlenangabe sowohl 
bei Raimund de Agiles als auch in der Cha^ison des ChÜifs, oder Tiel- 
leicht nur in der letzteren gelesen haben, und gerade diese aus besagter 
Quelle stammende Zahlangabe die Annahme P. Paris", Borgnets und 
V. Sybels bestätigten, dans die Chafisofi des Chitifs in den ersten Partieen 
seines Gedicht-ea dem Graindor als Grundlage gedient habe. 



Die Angaben Fulcos und Orderichs. 35 

ins erste Drittel des Xu. Jahrhunderts, ja aller Wahrschein- 
lichkeit nach his in die Zeit unmittelbar nach dem ersten 
Kreuzzuge zurückreicht, auf eine Quelle, welche nicht nur in 
der Chanson cCAntioche, beziehungsweise in der Chanson des 
Chiüfs yerwerthet , sondern wohl auch dem Wilhelm von Tyrus 
bekannt war. Diese Naehricht bezeichnet nun als den G^ 
burtaort Peters nicht die Stadt Amiens, sondern die Umgegend 
derselben, und harmonirt sonach allerdings nicht mit der- 
jenigen Alberts und Guiberts, so dass ein Widerspruch zwischen 
diesen einerseits, und Wilhelm und Graindor andererseits nicht 
geläugnet werden kann. Diesen Widerspruch will ich nun 
nicht damit zu überbrücken suchen , dass ich sage : Guibert 
habe ja selbst an der Richtigkeit seiner Aussage Zweifel 
geäussert, indem er ein nisi faUor hinzufügte, er habe also 
dieselbe nicht als eine sichere geben wollen, auch nicht damit, 
dass ich in Betreff Alberts auf die Möglichkeit hinweise, dass 
dieser ja unter de civiUUe die Gegend Yon Amiens nebst der 
Stadt verstanden wissen wollte, was immerhin grammatisch 
nicht inoorrect wäre ^) , vielmehr denselben gelten lassen, sowie 
auch annehmen, dass Wilhelm von Tyrus damit, dass er 
de episccpatu schrieb 2), anderer Ansicht als Albert und Guibert 
gewesen war und nicht etwa die Worte de cimtaie mit de 
episccpatu identisch gehalten hat. 

Die Angaben Fnleos Ehe wir aber hieraus als sicheres Ke- 

nnd Orderiohs. sultat verzeichnen: Peter ist entweder in 
Amiens selbst oder in der Nähe dieser Stadt geboren, darf 
eine anderweitige Nachricht, welche uns Fulco von Anjou 
und Ordericus Vitalis überliefert haben , nicht über- 
gangen werden, welche dem Wilhelm von Tyrus vielleicht 
auch bekannt gewesen sein, ja ihn zu der seinigen möglicher 



*) Bncange Glossarium ad voc. „civitas^^: ^ürbs episcopalis, cum ceterae 
castra vel oppida dicerentur .... Hie soluni addam ex ValeRÜ Notitia 
(tallianmi p. 446 nomine civitatiH non modo urbem caput gentis, aut 
unnm ex capitibus, sed etiam tohim urbin agrum pagumve aut dioeeeRin 
in veteribuB noticiis designari.** 

•) Lib. I, c. 11. 

3* 



36 H. 3. Peters HeimaUi. 

Weise mit veranlasst haben könnte. In jenem Fragntaüum 
Historiae Andegavmsis des Grafen Fulco von Anjou*) wird 
des Einsiedlers gedacht mit den Worten: Hcremita qtüdam 
Pdi*tis AcheriensiSf und der später schreibende Ordericus*), 
der die Historia Andegavensis auch gekannt, hat für Peter die 
Bezeichnung: Petrus de Acheris nionachus. Beide, Fulco und 
Orderich, haben sonach ein und dieselbe Bezeichnung für 
Peter, de Acheris soll dasselbe besagen wie Acheriensis, und 
ist darunter ein Ort zu verstehen, und zwar entweder der 
Ort seiner Herkunft resp. Geburt, oder derjenige setner 
etwaigen Besitzungen resp. seines Lehensitzes, oder auch 
seines längeren Aufenthaltes; aber nicht kann dieser Name 
seinen Geschlechts- und Familiennamen bezeichnen, was der 
adjectivische Ausdruck des Grafen Fulco deutlich genug besagt. 
Alle Erklärungen, beziehungsweise Annahmen, worunter auch 
diejenige Lappenbergs') und von Sybels*), welche 
de Acheris für den Familiennamen Peters anseheu , sind daher 
abzuweisen, da es nicht wohl denkbar ist, dass Fulco mit 
der adjectivischen Bezeiclmung auf eine so ungewöhnliche Weise 
den Geschlechtsnamen habe mittheilen wollen. Es können 
sonach diese Worte besagen: Ein gewisser Mönch Peter aus 
Aduri gehüHigy oder dort ansässig, oder: ein gewisser Petor, 



*) Bei cVAchery, Spicüeg, m, 234. üeber Fulco von Anjou, der iIpd 
Zunamen le Bechin fiihrte, ist vomenilich auch Orderich gut unter- 
richtet. Man vergl. über ihn Ord. llist eccles, 1. VIII, c. 10; IX, c. -i; X, 
7. 17; XI, 16 u. 8. w. Fulco ist gestorben am 14. April 1109. VergL 
die Ausg. Orderichs von le Prevost IV, 218. 

*) Hist. eccles. IX, c. 4 (bei Duchesne Script Ber, yarm. p, 728, b<M* 
le Prevost III, 477). 

•) Ge9chiclUe ton Etigland B. II, 218 (Hamburg 1887); ^Peter von 
Acheris, gewöhnlich genannt von Amiens, der Eremit. Man übersieht 
den nicht unwichtigen Geschlechtsnamcn dieses Mannes, den OnlericJi 
Vitalis aufbewahrt, während man vergeblich seine Eremitenzelle gi»- 
sucht hat*. 

*) In Geschichte des erstcfi Kret^zzuges S. 243: »Wahrend übenUl Ji<» 
Menge des Volkes in den heftigsten Gähi*ungen begriffen war, erscliitm 
in der Nonnandio Peter von Acherj* (den Fami1icnnanu*n geben Onlorich 
und Fulco) aus Amions gebürtig, um das Kreuz zu verkündigen* et-e. 



Die Angaben Fulcos und Orderichs. 37 

äer Möndi xvar in Adieri, welche Annahme die richtigere ist, 
können wir nicht entscheiden. 

Wenn neuerdings G-uillon dafürhält, dass die Ausdrucks« 
weise Fulcos und Orderichs keine andere Bedeutung haben 
könne, als: der Mönch Peter, Herr von Achery^), so müssen 
wir dies zunächst als unrichtig bezeichnen. Dass diese Be* 
deutung jedoch möglich , wollen wir nicht geradezu bestreiten, 
aber halten es im vorliegenden FaDe doch für höchst unwahr- 
scheinhch, indem bei derartigen Bezeichnungen, selbstver- 
ständlich, wenn nicht andere gewichtige Gründe dagegen 
sprechen, wohl zunächst der Geburts- und Heimathsort in 
Betracht kommt, sodann im vorUegenden Falle die Benennungen 
Eremita Pdrus und Petrus monachus der Bedeutung Domiwus 
de Acheris keineswegs günstig ist, ebenfalls die bisherige An- 
nahme über Peter, welche allerdings Guillon als richtig voraus- 
setzt^), als sei der Einsiedler von adeliger Abstammung, uns 
wenigstens völlig unbegründet- zu sein scheint. Nach Duclos 
nun, in dessen Dictionaire des Vüles, Communes etc. de la France^) 
gibt es in Frankreich vier Dörfer, welche den Namen AcJieres 
fahren: das eine liegt im Departement Seine et Marne, das 
andere im Dep. Seine et Oise, das dritte im Dep. du Cher und 
äss vierte im Dep. Eure - et - Loire , • Canton Chäteauneuf en 
Thimerais. Für letzteres hat sich neuerdings Guillon entschieden, 
während vor ihm Niemand noch diese Ansicht vertreten. Andere*) 



') ^tude sur Pierre VErm. p. 9: „Ce mot ajoute au nom de Pierre, 
dt'nofce ä cette ^poque, une id^e de possession de terre ou de fief : Pierre 
«l'Acheres, «^oiiHentendu seigneur d'Acheres/ 

*) itude sur Pierre TErmite p. 27: J^ous suivons ici Topinion qui 
fciit Pierre rErmite de noble extraction; cependant, quelques historiens 
aTancent que Pierre 6tait de naisfiance obscure. Nous ne craignons pa« 
dengager le debat sur cette demiere version, qui nous est egalement 
favorable.* Guillon hat. sich offenbar in dieser Beziehung zu sehr an 
tue nnbogründeten Angaben der Späteren gehalten, bei deren näherer 
Pröfimg und Vergleichung mit den ursprünglichen Nachrichten er wohl 
ra gegentheiliger Ansicht hätte gelangen müssen. 

•) Vergl. Guillon a. a. 0. p. 28, welchem ich in Betreff der Angaben 
ans dem Dictionaire von Duclos gefolgt bin, 

*) So Michaud, Vion, Paulet, 



38 Q- 3. Peters Heimath. 

verzeichnen ein Achery in der Picardie und nahe bei Laon, 
sodann noch zwei Orte Namens Acheux im Departement 
Somme. Die beiden Acheux, sowie Achery bei Laon hätten 
früher zur Gerichtsbarkeit und Diöcese Amiens gehört. Das 
eine Acfieux gehört heute zum Arrondissement von AbbeTille, 
dessen unterer Theil jetzt noch Acliery heisse^ das andere, von 
dem sich übrigens nicht nachweisen lässt, dass es früher auch 
Achery geheissen, liegt nördlich und in gleicher Entfernung 
von Amiens und Perronne , und gehört heute zum Arrondisse- 
ment von Doulensy hiess aber in früherer Zeit Taceaco oder 
Aceaco. Für das erstgenannte Acheux hat sich Vion*) ent- 
schieden, für Achery bei Laon Paulet, für das Xcheux zwischen 
Amiens und Perronne haben die meisten Früheren sich erklärt. 
Auf die Frage, welches das von Orderich und Fulco gemeinte 
ist, müssen wir die Antwort schuldig bleiben, denn es ist 
schwierig hierin das Richtige zu treffen, da die Gründe, welche 
speciell für den einen oder anderen Ort geltend gemacht 
werden, uns von der Nothwendigkeit, sich für den einen oder 
anderen zu entscheiden, nicht zu überzeugen vermögen '). Nur 



*) Pag. 170 : „Ächiry, sitae au confluent de deux divisions de TCHse, 
k trois Kilom^tres de La F^re, patrie de lliistorien benedictin Lnc 
d' Achery'; aber gerade weü Lukas d*Ach6ry, der öfter von Peter rede, 
nie erwähne, dass Peter aus demselben Orte Htamme, kann sich Yion 
nicht entschliessen, dieses Acliery als des Einsiedlers Heimathsort anzu- 
sehen. Dagegen glaubt Paulet p. 137, dass es nur dieses Achiry bei 
Laon sein könne, und schreibt: ,Le nom du savant Luc d' Achery, ne u 
Saint-Quentin, en Picardie, aurait du servir le guide'. 

') Auch von der Richtigkeit der Ansicht Guillong, dass Aehere$ m 
Eure-et-Loire, Canton von Chäteauneuf en Thimerais, der Lehensb'esitz dct« 
Einsiedlers gewesen sei, konnte ich mich keineswegs überzeugen, wcH 
dieselbe nur auf willkürlichen, unerwiesenen Voraussetzungen beruht 
Guillon gibt nemlich nichts auf die Nachricht Alberts, der oftmals in 
seiner Darstellung sich bei Angaben von Orten und Personen geirrt 
(p. 31), und Guibert deute ja selbst an, dass er seine Nachricht nicht ah* 
unzweifelhaft richtig angesehen wisnen wolle. Dagegen baut Guillon auf 
die zufälligen und zumeist nicht zu erweisenden Andeutungen eines Souchet, 
M^zeray und Maimburg, welche die Mittheilungen Guiberts, Albeita und 
Wilhelms aus dem Felde schlagen mÜHsen. Weil nemlich Soucfaei in 
seiner Histoiredu CJMftres, 1. 1, 316—317 erwähne: Pierre Vftfrmite, naHf 



Die Angaben Fulcos und Onlerichs. Resolut 39 

SO viel müssen wir als massgebend anerkennen ^ dass ein Ort 
dieses Namens nicht ausserhalb der Diöcese Amiens gesucht 
werden darf ^ denn die Angaben eines Gnibert und Alberts 
sind hierin entscheidend tmd wiegen mehr als alle späteren 
gegentheiligen Meinungen, die sich in dieser Beziehung gebildet 
haben. 

Auch möchten wir auf noch einen Umstand hinweisen, 
der möglicher Weise für die bisherige Annahme, dass ein 
Ort Namens Achery oder Acheres des Einsiedlers Qteburts- 
resp. Heimathsort sein müsse, yerhängnissvoll werden könnte, 
wenn es sich nemlich nachweisen liesse, dass Fulco nicht 
AcheriensiSy sondern Amianensis geschrieben hätte, und diese 
Lesart durch einen Abschreiber zu Adieriensis umgestaltet 
worden wäi'e, woraus dann Ordericus in seiner Historia eccles. 
de Acheriis geändert hat — eine Hypothese, welche aller- 
wenigsteus ebenso berechtigt erscheint, als die verschiedenen 
Vermuthungen über Affa Ort Achery ; dadurch würde aber die 
Frage, wo AcJiery gelegen, gegenstandslos werden. 

ReaiiKat Sei dem jedoch, wie ihm wolle, auf Grund 

unserer bisherigen Darlegung kann es als unzweifelhaft be- 
trachtet werden , dass Peter, wenn nicht in Amiens selbst, dodi 
in der Diöcese van Amiens gd>oren isty und sonach ein Picarde 
war^y Alle jene, welche Peters Geburtsort und Heimath 



d" Amiens, autres disent de Blois (p. 24), und weü derselbe Schriftsteller 
den Gautier »ans Avehor als aus Thimerais bezeichne (p. 24), femer 
H^zeraj in Ährig^ chronologique de Thistoire de France, Amsterdam 1723, 
t. II, p. 136, eben diesen Gautier als de Saint Sauveitr titulire (p. 26), 
welche Bezeichnung auf den Ort Levavüle- Saint -Sauveur pres Chateau- 
neuf en Tlnimerais hinweise (p. 26), endlich ein Acheres in der Nähe Ton 
Levaville-S.-Sauvair liege, auch nach Maimbourg, t I, p. 44, und Gaule 
poäique t. IV, p. 260 Gautier ein Freund Peters gewesen sei (p. 22), so 
sei wohl das AcJterea bei L^vavüle identisch mit den^jenigen Fulco^s und 
Ordericbs. 

') Accolti lässt ihn (lib. I, 11 ed. Hofsnider) ex urbe Marina geboren 
nein, ohne Amiens zu nennen, Welches allerdings noch zum Lande der 
alten Morinen gerechnet werden kann; ebenso Malbrancq in De Morims IT, 
808. Nach Boreau, Histoire du mayen dge (Paris 1842) soll er in Pärronne 
in der Picardie, nach Belleforest, Cosmogr. Unk, I; 315 in Blois geboren sein. 



40 II* 3* Peters Heimath. 

nach Belgien oder auch nach Deutschland oder anderswohin 
verlegen , hahen keine einzige Quelle für sich, lassen die 
oben besprochenen Quellennachrichten ausser Acht und folgen 
unbegründeten Vermuthungen. 

Ansicht belgischer Bezeichnend ist es für das Verfahren 

Gelehrten. einiger belgischer Gelehrten, die 
Peter als einen ilirer Landsleute beanspruchen, wenn z. B. 
Grandgagnage *) , Ch. de Thier*), Du Mortier^) u. A. sich 
an ein vermeintlich altes Manuscript, den Necrolog voii Neuf- 
moustier, gleichsam als an einen Strohhalm halten, um damit 
ihre Meinung zu begründen. Die betreffenden Worte in diesem 
Necrolog lauten nemlich *) : „ Julii a. D. MCXV . VIII. Id, Julii 
obiit domnus Petrus Pie memorie venerabilis sacerdos et 
heremita, qui primus predicator sancte crucis a domno meruit 
declarari. Hie post aquisitionem Sancte Terre cum rev€$'sus 
fuit ad naialc solum, ad petitionem quorumdam virorum nobi- 
lium et ignobilium fundavit ecclesiatn istam in honore Saudi 
Sepulchri et beati Joannis Baptiste, in qua idoneam clegit 
sibi sepulturam." Angenommen auch, es wäre die Nachricht 
dieses Necrologs sehr alt und würde bis in das Todesjahr Peters 
hinaufreichen, was übrigens keineswegs der Fall ist, denn auch 
nach Polain^) kann das Manuscript frühestens zwischen den 



*) In seiner Schrift: Pierre TJiermite Liegeois ou Picard, Liege 1854. 

*) In einem Aufsatze: Pierre Thermite et les Antiqtioires de Pioardie 
(Organe de Huy, 18. Mars 1854) und in einem weiteren Aufsätze: IHerre 
VHernUte (Organe de Huy, 2. April 1854), femer im nemlichen Blatte vom 
9. Juli 1854: Pierre Thermite, riponse ä M, L, Paulet par Ch. de lliier, 
und ebenda vom 1. October 1854: Charlemagne, Pierre ThemUt€f kitr 
naissance, par Ch. de Thier. 

■) In einem Artikel der Emancipation vom 29. Mai 1864: l^irrre 
THcrmite et M. Chrandgagnage, 

*) Man vergl. Notice sxir le Nicrologe de TAbbaye de Ncufmatutier 
par M. Grandgagnage, conseüler de la cour d'appel de Li^gc, im Bulletin 
de T Institut archeologiqtie Liegeais, I«' trimestre de Vannde 1853, f(pmi*r 
Polain, Pierre TErmite, Picard ou Liegeois in Bulletins de VAaulrmie ratfale 
des Sciences etc, de Belgique t. XXI — 11»«« partie — 1854, p. 379 ff., eben- 
falls Paulet p. 60 und Vion p. 154. 

^) Im soeben angeführten Aufsatze. Man vergl. auch Inddpetnlunee 



Ansicht belgischer Gelehrten. 41 

Jahren 1230 — 1240 verfasst worden sein, so ist es gewiss 
höchst sonderbar, dass jene Männer die Worte cum fuit 
reversns ad naiale solum derart premirt haben , dass sie be- 
haupten ^ weil unmittelbar nach denselben der Gründung des 
Klosters zu Huy gedacht werde, so müsse man die Worte 
naiale sdum dahin deuten, dass eben Huy oder die Gegend 
von Huy Peters Geburtsort in sich schUesse*). Allein die 
Worte natcde scHum stehen offenbar den Worten Terrae Saivcte 
gegenüber und. sollen doch wohl nichts anderes besagen, als 
Peter ist aus dem gelobten Lande wieder in sein Vaterland, 
in seine Heimath , von der er weggezogen war, zurückgekehrt 
und hat alsdann in Huy ein Kloster gegründet, lassen aber 
ganz und gar ausser Acht, wo der Ort seiner Geburt und 
seiner Heimath gelegen , welcher nach diesen Worten eben so 
gut in Spanien , Deutscliland oder England hätte liegen 
können. Die eigenthümliche Beweisführung der genannten 
Belgier und die müssige Widerlegung ihrer Ansicht durch 
ihre Gegner, wie z. B. eines Leon Paulet in seinen ReckercJws, 
näher zu verfolgen, wäre unnöthige Mühe. Es genüge das 
bisher Gesagte; denn die Antwort auf die Frage, ob Peter 
ein Franzose oder ob er ein Belgier gewesen , ergibt sich für 
Jedermann, der die ursprünglichen und gleichzeitigen Quellen- 
nachrichten späteren willkürlichen Vermuthungen und grund- 
losen Deutungen vorzieht, von selbst, da eine Quellennachricht, 
welche zu Gunsten der Belgier spräche, eben nicht existirt. 



belf/, vom 27. August 1854 und Paulet p. 77. Auch letzterer ist fest 
überzeug diiSH es mit der Aeehtheit und dem hohen Alter des Necrologs 
nicht« ist, und findet kaum Worte genug, um diese seine Meinrmg aus- 
zudrücken. Jedenfalls ist derselbe entnonmien aus Alberich's von Trois- 
Fontaines und Aegitlius, Aiureae vallis religiosi, Nachrichten, oder auch 
ans der Volain' sehen Charte, worüber Näheres im letzten (VI.) Abschnitt 
ilioser Abliandhmg nachgelesen werden wolle. Man vergl. auch Bei- 
liHSre VII. 

*) So sagt Grandgagnage a. a. 0. Jl est donc venu mourir sur le^ 
sol natul. 11 ^tait donc de Huy. Ce mot doit nous suffire**. EbenfaUs 
hljwi ihn d'Ilericourt in seiner Encyclopaedie moderne, Paris 1850, Ärticle 
Buff, in der Umgegend von Lüttich geboren sein. 



42 II- 3- Peters Heimath. 

wie sehr man sich auch schon bemüht haben mag, solche 
Quellen zu entdecken. 

Die Annales Rosen- Nicht minder würden die Ahfwles 

veldenses und neuere Rosenvddenses und deren Copieen ^), welche 
Sohriftsteller. die Nachricht verzeichnen, dass Peter m 
finibus Hispaniae emersUi wenn sie damit dessen Abkunft, als 
sei er ein Spanier gewesen, andeuten wollten, eine irrige 
Nachricht überliefert haben ^). Dass dieselben mit diesen 



^) In Monumenta Oerm. hist Script t. XVI. 

*) Schon Du Gange in den Anmerkungen zur Älexias der Anna 
Komn. 1. X, p. 284 (Paris. Ausg.) und p. 222 (£d. Venet.), ed. Reifferscheid 
p. 594 sagt: «Sed neque videtur improbanda eomm sententia, qui Petnim 
putant in ipsa dioecesi Ambianensi, unde in natales, non vero ex Hispania, 
ut est apud Hebnoldum 1. I, 31 et Autorem incertnm Histcriae Sdavoiu 
cap. 14 vitam eremiticam induisse, cum doceat idem Guibertos lib. 3 
de vita sua cap. 14 eadem ipsa tempestate Eremitas extitisse in Ambia- 
nenai territorio*. Jener Hebnoldus ist nun aber der bekannte Geschieht- 
Schreiber Helmold von Bosau im Lübeckschen, dessen Chronica Sla- 
vorum bis zum Jahre 1170 reicht und in Motu Germ. SS» XXI Yon 
Lappenberg edirt ist, wo es über Peter p. 33 also heisst: ^es digna 
relatu posteritatisque memoria contigit in diebus Heinrici Senioris noTi£«i' 
mis. Nam Petrus quidam, genere Hisfpanxis, professione moncu^tuf, in- 
gressus fines Romani impeni, vocem predicationis emisit in uniTcrso 
regno, adhortans populos, ire Hierosolimam pro liberatione civitatis sanci«*, 
que tenebatur a barbaris. Protulit autem epistolam etc.* Merkwürdiger 
Weise macht aber Vion a. a. 0. p. 152 au» diesem Hebnoldus selb^ 
einen Spanier, der also ohne Zweifel aus Patriotismus den Einsiedler zu 
seinem Landsmanne gemacht hätte. Wie wenig Anklang aber dieeer 
vermeintliche Spanier Helmoldus mit seiner Behauptung in Spanien selbst 
gefunden, beweist Vion damit, dass er dem Spanier Helmoldus einen 
andern Spanier, Dom Alonzo Gomez de Minchaca, gegenüberstellt» welcher 
in seiner ca. 1313 verfassten und seiner Zeit auch von d^Oultremau bt^ 
nutzten Schrift: Feciws lieroicos della Cavaüeria enropeana en la Qm^neist 
de Hierusalem, die aber erst i. J. 1578 in der Bistoria pantifioale y Kaiho- 
lica etc. zu Burgos im Drucke erschienen ist, den Eremiten für einen 
Franzosen gehalten habe. Neu ist die Vermuthuiig Röhrichts Beiir, II, 
14, die Deutschen Helmold, der Verfasser der Rosen felder AnmUen und 
der Annales Dysibodenb, hätten die Bezeichnung e finünifi Hispame emermi 
darum gegeben, weil Peter lange Zeit in Syrien, das man auch Hiapania 
nannte, sich aufgehalten, welche Vermuthung mir jedo<% verfehlt zu «ein 
scheint; ebenfalls, dass jene nur die belgische Provinz Hesbama hätten 



Die AnnaJes Rosenveldenses and neuere Schriftsteller. 43 

Worten nichts anderes berichten wollten, als der Einsiedler 
sei zum ersten Male an den Gränzen Spaniens als Kreuzzugs- 
prediger aufgetreten, aber keineswegs damit sein Geburts- 
und Heimathland bezeichneten, will ich nur gelegentlich hier 
erwähnen , da ich im Verlauf dieser Darstellung weiter unten 
nochmals auf diese Worte zurückkommen werde. Gleichfalls 
kann ich jene Angaben einzelner neuererSchriftsteller, 
welche des Einsiedlers Heimath in Deutschland oder in 
Ungarn, ja sogar in Syrien wiederfinden wollen*), füglich 
auf sich beruhen lassen, um so mehr, als yon den betreffenden 
Autoren Beweise für die Richtigkeit solcher Angaben beizu- 
bringen nicht einmal versucht worden ist. 



bezeichnen wollen, wie Lappenberg in Mon. Genß, SS. XXI, 33, Anm. 55 
fOr wahracheinlich hält. Helmold und die Uebrigen würden gewiss auf 
iigend welche Weise die Deutung des Namens in diesem Sinne zu ver- 
stehen gegeben haben. 

^) Für einen Deutschen hält ihn nach Faulet a. a. 0. p. 59, 137, 144 
Arnold Goethals in La Cfironique du monasthre de S. Andri le Bowrges, 
Wenn ihn auch Röhricht in seinem Aufsatze: Die Deutschen auf den 
Kreuzeugen (Zeitschr, für deutscJie Phüoloffie VII, 127) unter den deutschen 
Kreuzfahrern aufzählt, so will er damit nicht des Einsiedlers etwaige 
deutsche Abkunft behaupten, sondern nur, dass er der AnfOhrer von 
wenigstens 15 000 Deutschen war, die unter seiner Führung nach dem 
Morgenlande aufgebrochen sind, in welchem Falle die Erwähnung Peters 
in der Reihe der Deutschen ganz am Platze ist. Uebrigens hat Röhricht 
in Beitr, II, wo er in Beil. I, p. 293 ff. einen vollständigeren und treff- 
lich ausgearbeiteten Katalog der deutschen Pilger aus der Zeit der Kreuz- 
züge gibt, Peter nicht wieder erwähnt. Zu einem Ungarn macht ihn 
des Michels in PrScis de Vhistoire du moyen-dge, 9. ^dit., Paris 1846, p. 242: 
Pelerin Hwigrois Pierre Thermite, Dass er ein Syrer gewesen, behauptet 
der im 16. Jahrh. schreibende Verfasser der Chronica comitwm et prin- 
cipum Clitiae bei Seibert», Quellen der westphät Gesch. 11, 159, wo er im 
Wesentlichen, sei es mittelbar oder unmittelbar von Albert abhängig, er- 
zählt: «Qualterus siquidem Sueviae dux, non expectatis ceteris, cum poten- 
tissinio cruce signatorum exercitu, Ungariam, Walachiam atque Bulgariam 
liercurrens, Constantinopolim ad Alexium imperatorem Graecorum per- 
venit, quem mox secutus est Petrus heremita, Syrus naiiane, hujus prin- 
dpalis actor et sollicitator cum 60000 bellatorum ad Bulgarorum usque 
fines progrediens*^ etc. 



44 n. 4. Peters Beruf. 

Peters Geburtsjahr. Aelinlich wie mit den letzteren irrigen 
Behauptungen verbält es sich nun auch mit der Angabe des 
Geburtsjahres Peters. Man sucht bei allen Gleichzeitigen 
und Späteren vergeblich nach demselben, bis man bei d'Oultre- 
man im Jahre 1632 zum ersten Male das Jahr 1053 als das- 
jenige seiner Geburt vernimmt, eine Angabe, welche dieser 
Komanschriftsteller allerdings aus dem oben schon gewürdigten 
Manuscript der Genealogie des Eremiten entnommen hat, 
allein jeglicher Begründung entbehrt und keine Beachtung 
verdient. Graindor in La Cliansan tPAntioche nennt ihn einmal 
li pderins senes , und Aegid von Orval bei Chapeauille 11, 47 
schreibt über ihn : in bona senedute dient extremum dausU. Das 
sind aber auch, soviel ich sehe, die einzigen Angaben über 
sein Alter, welche wir aus früherer Zeit haben.*) 

4. Peters Beruf. In dieselbe Reihe gehören auch jene will- 
kürlichen, nur von Späteren aus einigen Bemerkungen der 
Quellen gefolgerten Notizen und Erörterungen, als habe Peter 
zu Paris und Amiens studirt, wo er ein Studiengeiiosse Gott- 
frieds, des späteren Bischofs von Amiens, gewesen sei, habe 
die hohen Schulen Italiens, Spaniens und Griechenlands be- 
sucht, sei ein grundgelehrter Mann und Erzieher Gottfrieds 
von Bouillon und seines Bruders gewesen , ja er habe schon 
in seiner frühen Jugend den Eroberungszug Wilhelms nach 
England im Jahre 1066 mitgemacht, und dergl. mehr*) — 



*) Ed. P. Paris ü, p. 221 (bei S. Aulaire p. 373). Neuenling» läüsl 
ihn der Verfasser des Artikels über Pierre rHermite in Noue, Biogr. unir, 
40, 184 ini J. 1050 zu Amiens geboren sein. Woher derselbe diese 
Jahreszahl entnommen, weiss ich nicht. Nach Prevo«t soll er 43 Jalirc 
alt gewesen sein als er am I. Kreuzzuge sich betheiligte, und 62 als er 
starb. Siehe oben S. 28, Anni 1. Melart und Gorrissen, in Hisiafre fle 
hl rille de Huy (18^9, 8«) cap. VIT, p. 68 folgen d'Oultreman. 

■) Um einen Ueberblick zu erhalten über derartige bodenlose Will- 
kürlichkeiten, welche so zuversichtlich als historische Wahrheit vexzoUi 
werden, verweise ich auf das Buch Vions, der unter Andrem nach den 
betrelFenden Kapitel Verzeichnissen folgende Punkte über Peter bespricht 
und im guten Glauben an deren Authenticität kaum einigen Zweifel auf- 
kommen lasst: ir^mc partie, chap. II, p. 173: .«-... J*ierrc ileve commc 
fils de Genttlhomme. — Baisons, qui permettent de snjifoser que Pierre a 



Peten Beruf. 45 

lauter Erfindungen einer ausschweifenden Geschichtsschreibung, 
denen noch hundert andere mit derselben Berechtigung an 



fmt parik de TejtpHition de Guülaume-U-conqu^ant, — Ghap. III, p. 188: 

Pterre au omtrtnt du MonUSaint-Quentin. — L'abbS Godefroi admet atix 

ruTMuc de rtHgion S, Godefroi et Pierre Thermite, — Relations qui s^itMis- 

ftni enire IHerre Thermite et la famÜle de TaJthe du Mant-Saint-Quentin. — 

/Vrrr eiudie les lettre et les langues, ü fait u/n voyage au midi de la 

France. — Son ä^fotir ä Paris. — Son dSffout de Titat ecclesiastique, — 

C'biip. IV, p. 204: Pierre Thermite gouvemeur des enfants dEustache II,, 

comte de Boulogne, — 11 se trouve ä la guerre de Flandre, oii ü est fait 

fCiMMtAHT. — Son heureuse influence iur Godefroi de Bouillon (1070—1073). 

— l'hap. V, p. 216: Mariage de Pierre Thermite. — Ses enfants, — Sa 

fMj0t€riU (1073—1076). — Chap. VI. p. 226: Pierre Thermite pretre et 

umaehorete, — Ses dirers »^ours au mont S, Quentin, en Picardie, en Bei- 

giqite^ au ctmreni de S, Eigaud, ä Cluny, — Initiative persannelle de Pierre 

fherwüU dans la jtreparation des croisades etc. etc. Man vergleiche auch 

ilit» oben S. 24 ff. be«j)rochene Genealogie Peters (bei Faulet p. 72) : ^Pierre 

«im na jennesMe H^oilonna ä letude des bonnes lettres et ayont vu les 

4<uileinieii d*ltalie ot de Gr^ce, il retouiiia i\ Paris, oü il »e mit a Tecole 

>i** Man, potir apprendre le maniement des armes. Godefroy, öveque de 

Vdii»^ IVnvoya ii 80& frOre Euntoche, comte de Boulogne. oü, aprös avoir 

d**mt>isr^ qaelquc temps, il fut allie par mariage a Böatrix de Roussy, 

dl* U noble uiaii«on de Normandic, de laquelle il eut un fils de son nom 

Pi^nf!« et une fille appelee Ailide. Pierre afflig^ de la mort de sa femme, 

Li tn>ixi^me amiee de son mariage, quitta le monde et se fit pretre noli- 

Uiirp, kuMont ses deux enfants en la tutelle de ses parents,- avec lad- 

miui^tnition de leuni moyens* etc. D*Oultreman, welcher als seine Quellen 

«•nrirhnei: da» besagte Manuscript, Paule Emile, du HaiUau, Les Fleurs 

dt ftfUse de Liige, Le roman du Cfteralier au Cygne, weiss darüber aus- 

fuhiiiche« zu berichten. Man vergleiche auch Vion p. 198 und Paulet 

I'. 183. Naih letzterem p. 97 soll es unzweifelhaft sein, dass der Bischof 

•Mn .Vjnicns Peten* Studiengenosne gewesen. Ueber das dem Peter ob- 

lit^fpodf EmehungsgeKchäil bei Kuntache von Bouillon kann man in dem 

lUuhr dpH Jeffuiten Waha, Lttbares Herctilis Christiani Godefridi Builionii, 

IjuMlk 16HH, p. 105 einig«' Absurditäten lesen. Auch Collin de.Plancy 

DUM kt den Peter zum Lehrer GottfriedK v. Bouillon, sowie zu dessen Be- 

xW\U*x 4uf dem ROmerzug des Jahren 1084. Ueber die Reisen Peters 

uuh lUdivn und Griechenland behufs seiner Studien und wisHenschaft^ 

l«b4ii Au-hildung vergl. man PaulK p. 124, ir>4, 183 f. Vion p, 190 

kuan »-ine Keim» Peters in den Jahren 1007 -1070 narh (triechenland 

«^«iin iri di(*M*r Zeit raÜK^t^* eine solche nach Vion stattgt^ümden haben 

ciirfcii nir WAlinK-heinlirh lia)t(*n, zud(*m da man ja zu jener Zeit in Fnvnk- 

K«-uh und in der Nilhe von Aniienn Schulen genug gehabt habe, in 



46 n. 4. Peters Beruf. 

die Seite gestellt werden könnten, welchen ganz dieselbe 
Wahrscheinlichkeit oder ünwahrscheinlichkeit zuzuerkennen 
wäre. 

Peters angebliche Was die Behauptung anlangt, dass Peter 

Gelehrsamkeit eine grundgelehrte Erziehung erhalten habe 
und ein grosser Gelehrter seiner Zeit gewesen sein müsse, so 
ist es allerdings Orderich, welcher in seiner Historia ecdes. 
1. IX, 723 ihn als dodrina et largüate insignis characterisirt, 
ob er aber in der That den Ruf von grosser Gelehrsamkeit ver- 
dient hat, kommt immerhin noch sehr in Frage. Keiner der- 
jenigen, welche vor dem ca. 1140 schreibenden Orderich über 
Peter berichtet haben, hebt diese Eigenschaft ausdrücklich 
hervor, weder Radulph Cadom., der nur einen Spiritus acer 
von ihm praedicirt ^) , noch ein Albert, welcher ihn einen 
praedicator in omni admonitüme et sermone^) und an einer 
andern Stelle ') sernionc et corde magnus nennt, noch Guibert*), 
obwohl dieser zu Anfang seines Buches von dem Einsiedler 
zu berichten weiss, dass er (Guibert) noch Niemanden gesehen, 
welchem die gleiche Ehre zu Theil geworden sei, weiss etwas 
von dieser löblichen Eigenschaft, ja gerade Guibert könnte zu 
gegentheiliger Annahme nöthigen, denn er apostrophirt den 
Einsiedler einmal mit folgenden Worten^): 

welchen man sich die nöibige wiRsenschaftlicIie AuBbüdung holen konnt^M 
Jes ^cole» rniiverRellement recherchees de Corbie, de S. Riqtiier, do 
Bec, de Laon, de Cluny, et snrtout les ^coles de Paris''; zudem soll es 
damals schon leicht möglich gewesen sein im eigenen Lande die griechische 
Sprache zu erlernen. Dass Peter aber in Italien die höheren Schulen 
von Pisa, Pavia, Rom und Montecasino besucht, will Vion gerne zugeben : 
i^nous admettons sans peine que Pierre ne pouvait y manquer^. Das«« 
Peter auch in Spanien studirt habe, erfahren wir wieder au$ 
Paulet p. 183: ,,QuelqueR espagnols assurent dans Icurs livres que Piem* 
fr^quenta les ^coles de Cordovei de Granade, de Salamanque ei d<» 
Sevüle«. (!) 

*) In Oesta Tancredi cap. 81. 

») Lib. I, c. 2. 

») Lib. IV, c. 44. 

*) Bei Bongars p. 482: neminem meminerim similem hanore haberi. 

'^) Ebenda p. 601. Guibert gebraucht diese Worte bei KrzSLhlung 
der Fhicht Peters aus dem Lager vor Antiocbien. 



Peters angebliche Gelehrsamkeit. 47 

,fSi8U gradum, veterem recolaa heremum; jtJMma prisca. 
Jtmxeris hacteniM ossa ctUi, tewui rcuUce mewtem 
Tendere dAueraa stamachum, pecidiari gramine vesd. 
Quid dapis immodicae tnemor es? nil tcde monasticua ordo, 
Nil iua te genitura docet, vel te tua dogmaia puUent, 
Ceu populoa cid id angis iter: fieri quoque cogis egenos^ etc., 

welche Worte gewiss jenen Erfindungen von seiner hohen 
Greburt , seiner feinen Erziehung und Ausbildung keinen Vor- 
schub leisten, vielmehr das Gegentheil beweisen dürften^). 
Und wenn auch der um das Jahr 1118 schreibende Robertus 
monachus die Bemerkung verzeichnet*): „Petrus, qui apud 
illos qui terrena sapiunt magnus aestimabatur, et super ipsos 
presules et abbates apice religionis efferebatur: eo quod nee 
pane, nee came vescebatur, sed tarnen vino aliisque cibis 
onmibus firuebatur, et summam abstinentiam in deliciis 
querebat", so ist auch bei dieser Characteristik doch wenig 
von der grossen Gelehrsamkeit wahrzunehmen, welcfie dem 
Einsiedler von Orderich zugeschrieben wird. Auch aus der 
Erzählung der Augenzeugen beim ersten Kreuzzuge von der 
Sendung Peters an den Antiochien belagernden Kerbogha, 
am 27. Juni 1098'), kann wohl nicht gefolgert werden, dass 
ihm eine ausgezeichnete Gelehrsamkeit eigen gewesen, indem 
er die Kenntniss der arabischen Sprache, welche man gewiss 
damals bei den Abendländern nur selten antraf, besessen 
habe; denn eben dies, dass er diese Kenntniss besessen, ist 
höchst unwahrscheinlich, da der anonjone Verfasser der Gesten 
ausdrücklich erwähnt^), dass man dem Peter einen Dolmetscher, 



^) Paolin Paris in der CJuifison d'Aniioche kommt auf Grund dieser 
Ouibert*schen Verse zu der Meinung, dass Peter von niedriger, obscnrer 
Herkimfb gewesen und von ausgezeichneter Bildung bei ihm nicht die 
Rede sein könne. Wir können ihm nicht Unrecht geben. 

*) Bei Bongors 82, 56; im Recueil p. 78L 

') Nicht am 24. Juni, wie ich in Ekkehardi Hierasolym. I, 7. 
Anm. 40 angenommen habe. YergL Näheres unten zu Beilage VI. 

*) Bei Bong. p. 20, 50 ; im Recueil p. 150 : ,Fertur Herluinus utramque 
sciMse linguam, fuitque interpres Petro Heremitae." Tudebod (Rec. p. 77): 
yPetnim heremitam et Herluinura dragomandum.^ Vergl. auch Robertus 
monach. (Rec.) p. 825. 



38 n. 8. Peters Heimath. 

verzeichnen ein Ächery in der Picardie und nahe bei Laon, 
sodann noch zwei Orte Namens Ächeux im Departement 
Somme. Die beiden Ächeux, sowie Ächery bei Laon hätten 
früher zur Gerichtsbarkeit und Diöcese Amiens gehört. Das 
eine Ächeux gehört heute zum Arrondissement von Abbeville, 
dessen unterer Theil jetzt noch ÄcJiery heisse, das andere, von 
dem sich übrigens nicht nachweisen lässt, dass es früher auch 
Ächery geheissen, liegt nördlich und in gleicher Entfernung 
von Amiens und Perronne , und gehört heute zum Arrondisse- 
ment von Doulens, hiess aber in früherer Zeit Taceaoo oder 
Äceaco. Für das erstgenannte Ächeux hat sich Vion*) ent- 
schieden, für Ächery bei Laon Paulet, für das iicheux zwischen 
Amiens und Perronne haben die meisten Früheren sich erklärt 
Auf die Frage, welches das von Orderich und Fulco gemeinte 
ist, müssen wir die Antwort schuldig bleiben, denn es ist 
schwierig hierin das Richtige zu treffen, da die Gründe, welche 
speciell für den einen oder anderen Ort geltend gemacht 
werden, uns von der Nothwendigkeit, sich für den einen odur 
anderen zu entscheiden, nicht zu überzeugen vermögen ^). Nur 



^) Pag. 170 : „Achtry, situ^ au confluent de deux divisiona de rOise, 
ä trois Küom&tres de La F^re, patrie de lliistorien benedictin Lac 
d'Achöry*; aber gerade weü Lukas d'Ach^ry, der Öft«r von Peter rede, 
nie erwähne, dass Peter aus demselben Orte stamme, kann sich ^on 
nicht entschliessen, dieses ÄcJiSry als des Einsiedlers Heimathsort anzu- 
sehen. Dagegen glaubt Paulet p. 137, dass es nur dieses Ächery bei 
Laon sein könne, und schreibt: „Le nom du savant Luc d'Ach^ry, ne u 
Saint-Quentin, en Picardie, aumit du servir le guide^ 

*) Auch von der Richtigkeit der Ansicht Guillons, dass Ackerm in 
Eure-et-Loire, Canton von Chäteauneuf en Tbimerais, der Lehensbesitz do« 
Einsiedlers gewesen sei, konnte ich mich keineswegs überzeugen, weü 
dieselbe nur auf willkürlichen, unerwiesenen Voraussetzungen beniht. 
Guillon gibt nemlich nichts auf die Nachricht Alberts, der ofbnails in 
seiner DarsteUung sich bei Angaben von Orten und Personen geirrt 
(p. 31), und Guibert deute ja selbst an, dass er seine Nachricht nicht alK 
unzweifelhaft richtig angesehen wissen wolle. Dagegen baut Guillon auf 
die zufälligen und zumeist nicht zu erweisenden Andeutungen eines Souchet» 
M^zeray und Maimburg, welche die Mittheüungen Guiberts, Albert« und 
Wilhelms aus dem Felde schlagen müssen. Weü nemlich Soucbet in 
seiner Histaire du Chartres, 1. 1, 316—317 erwähne: Pierre Vltcrmte, fkoUf 



Peter angeblicher Prinzenerzieher und Soldat. 49 

eine Zeit lang ausgeübt habe, ist ein Beweis, in welcher Weise 
in späterer Zeit diesem Heroen Geschichte angedichtet wurde 
und wie man die spärlichen Nachrichten über sein früheres 
Leben zu vervollständigen gesucht, damit aber der Wahrheit 
in der Tbat einen sehr schlimmen Dienst erwiesen hat. 

Ganz ebenso verhält es sich auch mit den übrigen, theils 
auf die oben schon besprochene Genealogie des Einsiedlers, 
theils auf andere unverbürgte Ueberlieferungen sich stützenden 
Behauptungen, dass derselbe eine Zeit lang als adeliger 
Vasall unter dem Banner des Grafen Eustache von Boulogne 
im Jahre 1071 den flandrischen Krieg mitgemacht habe und 
bei Cassel verwundet worden, hierauf des Kriegshandwerkes 
überdrüssig, geheirathet und nach dem Tode seiner Frau sich 
ins Kloster begeben habe*). Man traut kaum seinen Augen, 
wenn auch diese Angaben d'Oultremans von Vion imd Faulet 
i^quasi une certitude"^) vertheidigt und dabei ersterer gegen 
den Vorwurf eines Romandichters in Schutz genommen wird. 
D'Oultreman erzählt nemlich*): „L'on tient que plus de 
22000 hommes y (seil, ä Cassel) moururent, et Ton vit ce 
mont couler de torrens de sang. Eustache, comte de Bou- 
logne , y fit des prouesses admirables , et Pierre THermite ne 
s'y feignit non plus: mais cependant Tun et l'autre s'estant 
engages plus auant que la fortune de leur party ne demandoit, 
ils furent pris et emmenes en lieu seur." Dazu bemerkt 
Vion a. a. O. : „Pierre fit preuve dans ce combat d'un 
immense attachement pour se» eleves (nemlich für Gottfried, 
Balduin und Eustache) et d'un renjarquable courage, en se 
jetant de son corps entre eux et Tennemi, pour que les fils 
d'Eustache ne fussent pas pris avec leur pt^re. C'est h ce 
trait de devouement qu'il dut sa captivite, sur les circonstances 
et la durec de laquellc nous n'avons pu rien decouvrir de 



*) Dalier die Notiz der Noui\ Biogr. unir. t. 40, 183: ,11 avait long- 
t(*rapff guerroyu; mais touche siibitemcnt par la gräce, ou pour expier 
quelque meßut, il renon9a tout ä. coup au monde, se constniisit une 
rotraite dan« nn endroit desert* ot<?. 

•) Faulet Becherches p. 36. 

•) La Vie du V, Pierre V Herrn, p. 10; auch bei Vion p. 208 f. 

4 



50 n. 4. Peters Beruf. 

certain" ^). Diese ganze fingirte Nachricht aber von der Theil- 
nähme Feters an der Schlacht bei Cassel in Belgien, tod 
dessen Verwundung und Gefangennahme basirt auf einer Kotii^ 
nach welcher unter den Vasallen Eustachs auch ein Pekns 
Aclierieiisis sich befunden habe. In Urkunden der National- 
bibliothek zu Paris und der Archive zu Artois*), welche wir 
leider nicht näher bezeichnet erhalten, finde sich ein Namens* 
verzeichniss der Vasallen Eustachs von Boulogne, worunter 
auch dieser Name. Da nun derselbe mit dem Ausdruck bei 
Fulco von Anjou gleichlaute, so müssen auch beide Namen 
ein tmd dieselbe Person bezeichnen, dazu nöthige die „induction 
logique'', daraus folge, dass Peter auch an der Schlacht bei 
Cassel theilgenommen und alles Andere, — und eine solche 
Beweisführung soll auf Ghrund der Quellen beruhen und 
zugleich — nach Paulets Meinung — den d'Oultreman von 
dem Vorwurf eines Bomanschriftstellers reinigen, und derartige 
Erschleichungen müssen in Anwendung kommen, um die unbe- 
gründeten Behauptungen eines d'Oultreman und Anderer wahr- 
scheinlich zu machen und zu rechtfertigen^). 



*) Schade daas d'Oultreman nicht auch hierüber die gewünschten 
Nachrichten mitgetheilt hat, welche zu geben üun gewiss nicht unmQglich 
gewesen wäre. 

*) Faulet p. 32: „dans les archives de Tancien pays d'Artois.* (?) 
') Für die Behauptung, dass Feter in der Schlacht bei Cassel gc- 
künipfb und Überhaupt den Soldatenberuf erwählt gehabt haben soll, ist 
gewiss die Bemerkung der von Böhmer in dessen Fontes IV, 618 und 
von Ehrenfeuchter in Mon. Germ. SS. XXII edirten Gtsta imperatomm 
et pontificum des Florenzer Minoriten Thomas Tuscus keineswegs mAKs- 
gebend, nach welcher der Einsiedler allerdings ein nUles in armis ptcbu9 
genannt wird, welche Bemerkung aber unzweifelhaft dcsshalb gemacht 
wurde, weil Feter beim Kreuzzuge als Anfiihrer gpegolten* und nach de« 
Minoriten Ansicht auch wtlhrend desselben tapfer gekämpft hat. Woher 
der ums Jahr 1280 — also 180 Jahre nach den Lebzeiten Peter« — 
schreibende Verfasser die, soviel ich sehe, sonst nirgends sich findende 
Nachricht entnommen, dass der Einsiedler ein Neffe des Bischofs von 
Meaux gewesen, ist nicht schwer zu errathen, wenn man bedenkt, wie 
dieser Chronist oftmals merkwürdig entstellte Namen niedeigeschrieben, 
weil er seine Vorlage, zimieist in Betreff des I. Kreuzzuges den Wilhehn 
von Tyrus, nicht recht zu entziffern vermochte und z. B. fiir Hugo niagnuit 



Peters Aufenthalt als Mönch bezw. Eremite vor dem ersten Kreuzzuge. 51 

Die übrigen Angaben über Peters Heirath, Nach- 
kommen, Tod seiner Frau und dergl. basiren 
auf jenem bereits besprochenen Manuscripte und brauchen 
wir uns desshalb auf die Untersuchung der Aechtheit bezw. 
Unwahrheit dieser Angaben nicht des Weiteren einzulassen, 
nachdem wir Seite 23 ff. über besagtes Manuscript unsere 
Ansicht ausgesprochen haben. 

Peters Aufenthalt als Nicht minder ist es eine nicht zu er- 

Mofieh bezw. Eremite weisende Behauptung y dass der Einsiedler, 
vor dem ersten Kreuz- bevor er sich auf die Pilgerung nach dem 
zuge. Morgenlande begab, im Kloster Mont 

S. Quentin als Mönch gelebt habe, denn jene Mittheilung 
aus einem früher in der genannten Abtei aufbewahrten Manu- 
scripte, welche Faulet, trotzdem dass er der Ueberzeugung 
ist, dass sie erst nach der Zeit der Kreuzziige verzeichnet 
worden, als gewichtig und volle Beweiskraft besitzend an- 
sieht*), steht mit der besprochenen Genealogie in Bezug auf 
ihre Aechtheit ganz auf derselben Linie und ist als eine 
spätere Erdichtung anzusehen. Dass Peter ein Mönch bezw. 
Eremite war, haben wir oben ^) schon erkannt, aber noch aus- 
findig zu machen, wo er in Frankreich vor seiner Pilgerfahrt 
nach dem Morgenlande als Mönch oder Eremite sich auf- 



frater regis Franciae: Hugo monachus (ed. Böhm. p. 619; Mon. Germ. 
p. 501); für Balduinus comes Hanoniensis: B. comes Nance; für Boe- 
mundufi: Boamons (Böhm. 619, M. G. p. 501), auch Boagdmona (Böhm. 
623, M. G. 502) gelesen hat; und es kann sonach nicht mehr auffaUen, 
dass er auch die Wilhelm\schen Worte: de episcopatu Ambianensi mit 
nejM)B episcopi Meldensis entziffert hat. 

*) Die Worte lauten: ^Sur la fin de l'onzieme siöcle, certain person- 
nage, nomme Pierre THermite, natif du diocese d'Amiens, voulans se con- 
sacrer au service de Dieu, se rangea et prit ITiabit de religion en ce 
monaüttire duMont-S. Quentin, d*oü il sortit, avec la licence de son abbe, 
ponr aller visiter les S. Lieux.*^ Nach Faulet p. 36 soll sich das Manuscript 
jetzt: aux archives du departement de la Sommc befinden. Dasselbe ist 
nun neuerdings vom fierrn Grafen Riant in Exiiriae I, 192 vollständig 
aus diesem im Archiv zu Amiens sich befindlichen und aus dem XVI. Jahrb. 
stammenden Manuscripte abgedruckt und i). CXI seinem wahren Werthe 
entsprechend gewürdigt worden. 

<) Seite 17. 

4* 



\ 



52 11. 4. Peters Beruf. 

gehalten, ob in einem Kloster oder in einer abgelegenen 
einsamen E^lause, ob in Amiens, Saint-Quentin , S. Rigaud^), 
oder in welchem anderen Orte, ist eine Unmöglichkeit. Wollte 
man übrigens in dieser Beziehung Vermuthungen aussprechen, 
so würde die Bemerkung der Rosenfeldcr Annalen^) und deren 
Copisten, wonach er aus den Grlinzgebieten Spaniens her- 
gekommen, welche Nacliricht zurückreicht bis in die Leb- 
zeiten Peters, von ungleich grösserem Belange sein, als das 
bezeichnete Manuscript, — worauf wir übrigens weiter unten 
noch einmal zurückkommen werden. 

Wie viel Ungeschichtliches und Komanhaftes hat sich 
sonach nicht an des Einsiedlers Namen geheftet und v»io 
Weniges, das historische Sicherheit besitzt, können wir in 
Betreff seines Lebens vor seiner ersten Pilgerreise verzeichnen ! 
Dass er Peter geheissen , aus Amiens oder aus der Umgegend 
dieser Stadt gebürtig und Mönch war, auch wohl nie einen 
andern Lebensbenif erwählt gehabt, ist alles, was aus den 
Quellen mit Sicherheit als fester Kern eines wirklichen That- 
bestandes entnommen werden kann. Allen übrigen bisher 
besprochenen und besonders von d'Oultreman und seinen 
Nachbetern aufgeführten Nachricliten mangelt die authentische 
und urkundliche Grundlage und müssen diese als spätere Er- 
dichtung und Sage, ja zum grossen Theile als leichtfertig*» 
Unterstellung einer zügellosen Romantik angeschen werden. 



') Ducange, Not'ae in Alex, ed. Reifforsch cid )). 594: ^Tani vero 
qnod Potnun in Ruperiori Gallianim parte eroiiiiticam duxissc vitara ait 
Guibertus, finnari videtiir ex Cfironico Canonici Laudimewtis, in qao 
narratur, Petrum Eremiiam de territorio Atrbimvensi primo MantuAum 
apud S, Rigaudum in Foresio egisse (d. i. wohl in der Diöcese von Vnyh 
postea jyraedicaiorem effectvm, tanta coejnsse populontm muUitudine vaJlari, 
tot caeli muyieribus dofiari, tantis denique sanciitatis praeconiis acclanuxri^ 
ut multae aetuiis Jiomines nan memitierint konarc simili quempiam hahitHmf*. 
Die Handflchrift dieser Chronik bezeichnet mir HeiT (traf liiant als Cod. 
Paiis. hit. No. 5011 f. 123 v", membr. saec. XIII in 4". Der obige von 
Ducange angefahrte Passus findet sich ad ann. 1219. 

*) Mon, Germ, SS, XVI, 101: ^Quidam cui Petnm nomen erat, in 
finihus emersit Hispanie, qui ut ferebatur j^ri'wMm reclusus, indc claustriH 
exiena. jn-edicationo sua totam commovit Provinciam* etc. 



m. 

Peters erste Pilgerfahrt' naeh dem Morgenlande« Dessen 
angebliclier Tor und wShrend des Clermonter Conells 
ausgeübter Elnfluss auf das Zustandekommen des ersten 
Kreuzzuges und sein Auftreten als Ereuzpredlger Im 
mittleren und nSrdllelien Frankreieh Im Winter 

1095/96. 

Es ist an der Zeit, dass wir uns nunmehr jenen Nacli- 
ricliten über Peter zuwenden, welche seine Person mit dem 
Zustandekommen des ersten Ej:euzzuges in enge Beziehung 
setzen. Dahin gehören vomemlich diejenigen über seine erste 
Pilgerfahrt nach dem Morgenlande und über die angeblich 
daran für die damalige abendländische Welt sich knüpfenden 
nächsten Polgen. In wie weit eben diese Pilgerreise historisch 
sich erweisen lässt und ob es richtig ist, dass dieselbe zum 
ersten Kreuzzuge den Hauptanstoss gegeben, wäre nunmehr 
im Folgenden zu erörtern. 

L Peters erste Fünf Darstellungen sind es , welche 

Pilgerfahrt. zunächst hiebei in Betracht kommen: die- 

Quellenbef lohte, jenige der Anna Komnena, Alberts 
von Achen, der Historia belli sacri, des Wilh. 
von Tyrus und G-raindors von Douai, — Nachrichten, 
welche, was ihre Abfassung anbelangt, der Zeit nach zwar 
weit auseinander liegen , von welchen wir aber als den einzigen 
im Laufe des XU. Jahrhunderts, und wie wir nachher sehen 
werden, zum Theil von einander abhängig, keine ausser Acht 
lassen dürfen, um unserer Aufgabe voll und ganz gerecht zu 
werden. Alle diese Darstellungen stimmen darin mit einander 



54 m» !• Peters erste Pilgerfahrt. 

überein, dass Peter vor seiner Kreussu^gsprcdigt scfion eininal 
eine Pilgerreise nach dem Morgenlande unter^nomnien gehabt^). 

Von diesen ist nun ohne Zweifel diejenige der Anna 
die älteste und zuverlässigste, da ihre Angaben über Peter 
wohl aus eigener Beobachtung, oder, wenn nicht, sicher aus 
dem Munde Solcher stammen, welche den Einsiedler mit 
eigenen Augen gesehen und selbst gesprochen haben, als er 
im Sommer 1096 mit seinen Schaaren nach Constantinopel ge- 
kommen war und mehrercmals bei Kaiser Alexius im kaiser- 
lichen Palaste Audienz gehabt hat, welcher seiner Tochter 
darüber nähere und authentische Mittheilungen zu machen 
vermochte ^). Anna erzählt nemhch , dass Eukupeter an der 
Ereuzzugsbewegung Schuld gewesen. Er habe sich schon 
einmal aus Asien , wohin er, um das heilige Grrab zu besuchen, 
gekommen war, vor den herumstreifenden Türken und Sara- 
cenen flüchten müssen, ohne seinen Endzweck zu erreichen. 
Desswegen aber habe er seinen Vorsatz nicht aufgegeben, 
sondern sich zu einer zweiten Eeise entschlossen. Um diese 
aber ohne Gefahr auszuführen, habe er fiir eine gute Be- 
gleitung gesorgt. Er predigte nemlich in allen lateinischen 



*) Wir rechnen hiezu nicht die Nachrichten Guidos de BazochÜF, 
Rogers de Wendover u. des Matthaeus Paiisiensis, weü sie durchgäDgig 
von Wilhelm resp. Albert abhängig sind und nichts Neues enthalten; auch 
nicht diejenigen des Thomas Tuscus, welcher jedoch die Vision nicht 
erwähnt, aber das Uebrige ebenfalls aus W. v. Tyrus geschöpft hat 

*) Ueber die Quellen der Alexias vergl. man vomemlich Ostor, 
Anna Kamnena, Theil II (WissenschafÜ, Beilage zum Programm de^ Ly- 
ceums in Eastatt 1870) p. 34 : ^Diese Mittheilungen, seien sie aus Alcxio« 
Munde selbst, seien sie von andern hochgestellten und einflussmchen 
Persönlichkeiten, sind jedenfalls quantitativ und qualitativ höchst be- 
deutend. Dafür spricht u. A. ihre Aeusserung in III, 2, p. 136, 4. P. 72 
A. V. 61 A: „Ich bin nun einmal von Natur aus so geartet, das« ich vor 
Erdichtung von Neuigkeiten und Erzählung von Lügen zurückschrecke, 
so sehr ich auch weiss, dass die meisten aus Hass oder Neid sich ein 
förmliches Geschäft daraus machen; auch lasse ich' mich nicht leicht 
durch solche Verläumdungen ausser Fassung bringen"*". Ueber die Audieci> 
zen, welche der Einsiedler bei Alexius gehabt, vergl. Alexias lib. X; 
JJec. Hist grees p. 9; ed. Reiflferscheid 33, 6; sowie unten Abschn. IV j 
Beilage I; ebenfalls Alb. Aqu. I, 16 in BeUage III. 



Die Quellenbenchte. 55 

Provinzen: ein göttlicher Euf habe ihm befohlen, den frän- 
kischen Grafen zu verkündigen , dass sie sich aus ihren AVohn- 
sitzen zum heil. Grabe aufmachen und mit vereinter Macht 
Jerusalem aus .den Händen der Agarener befreien sollten. 
Das Mittel schlug an, schaarenweise seien ihm die Kelten 
zugeströmt, als hätte sie ein heiliges Feuer ergriffen, mit 
Ro8S, Waffen und den erforderlichen Kriegsbedürfhissen. Alle 
Laiidstrassen seien voll Menschen gewesen, in denen mau 
nichts als guten Muth und Eifer gesehen der himmlischen 
Stimme zu folgen u. s. w. ^) 

Schon diese Nachricht der Kaiserstochter, auch wenn wir 
sie als die einzige zu verzeichnen hätten, welche den Ein- 
siedler vor dessen Kreuzzugspredigt nach Palästina wandern 
lässt, würde genügen, um hierauf die historische Thatsache 
zu basiren, dass er in der That, bevor er mit den ersten 
Krcuzzüglern nach dem Morgenlande im Frühjahre 1096 auf- 
gebrochen ist, schon einmal daselbst gewesen war, sie würde 
genügen, weil nicht der geringste Grund vorliegt, dass Anna 
Sagenhaftes berichtet, oder angenommen werden müsste, dass 
sie sich getäuscht habe. Denn diese Nachricht hat die 
Kaiserstochter, welche jene Schaaren Peters, vielleicht ihn 
selbst gesehen, in Konstantinopel vernommen, vielleicht aus 
dem Munde von Pilgern, aller Wahrscheinlichkeit nach von 
ihrem eigenen Vater, dem Peter gewiss Ausführliches über 
die Veranlassung seines Unternehmens und über seine Ab- 
sichten mitgetheilt hat. 

Die Nachricht nun von Peters Pilgerung nach dem 
Morgenlande vor seiner Kreuzfahrt — und eben nur diese 
Nachricht haben wir hier vorerst im Auge — finden wir auch 
in den vier übrigen vorhin genannten Darstellungen, allerdings 
nicht in den ursprünglichen Quellenschriften zur Geschichte 
des ersten Kreuzzuges, also nicht bei Eaimund de Agiles, 
nicht in den Gesten oder bei Fulcher von Chartres, Stephan 



*) Anna Kamn. Alexiad. lib. X, 283 (ed. Par.); p. 224 (ed. Ven.); 
p. 94 (Bec. des Hist des Crois., Hist grecs 1. 1, pars II); p. 29 ed. Reiffer- 
echeid; ebenfalls unten BeO. I. 



66 ^^' !• Peters erste Pilgerfahi-t 

von Blois oder Tudebod, nicht bei Guibert, Baldricb oder 
Robert , denn diese erwähnen mit keiner Silbe, dass der Ein- 
siedler vor dem Jahre 1096 schon einmal eine Pilgerreise nach 
dem Morgenlande gemacht habe, welche Nachricht aus ihrer 
Feder von ganz besonderem Werthe sein würde, und vor der- 
jenigen eines Albert, der Hisioria belli sacri, Wilhelms und 
Graindors ganz besonders wegen der Priorität der Zeit einen 
Vorzug verdiente, völlig abgesehen von den sagenhaften 
Elementen, welche den Erzählungen der letzteren unter- 
mengt sind. 

Wenn man nun die Erzählung von der Pilgerfahrt Peters 
vor 1096 in den genannten vier Darstellungen mit einander 
vergleicht, so kann man sich gegen die Erkenntniss einer 
auffallenden Aehnlichkeit unter einander nicht verschliessen *), 
Es ist zwar bekannt, dass Wilhelm von Tyrus aus Alberts 
Historia IlierosolymUana als einer seiner Hauptquellen zur 
Geschichte des ersten Kreuzzuges geschöpft, was w^ir oben 
schon erwähnt haben*); dagegen müssen wir aber sogleich 
constatiren, dass den übrigen drei Erzählungen bei Albert, 
der Historia belli sacri und bei Graindor entweder eine allen 
dreien gemeinsame Quelle zur Grundlage gedient, oder, was 
weniger wahrscheinlich ist, Alberts Darstellung als die älteste 
von ihnen für die Historia belli sacri und für diejenige Grain- 
dors den Stoff zur Erzählung von Peters erster Pilgerfahrt 
abgegeben hat. Wir haben oben bereits über das Verhältniss 
dieser drei Berichte Einiges angedeutet'), vomemüch dass 
Graindor in der Chanson cCAntioclie auch die Chanson des 
Chctifs verwerthet habe, für welche wieder aus älteren ur- 
sprüngUchen Quellen geschöpft worden ist Diese ursprüng- 
lichen Quellen mögen dann auch dem Albert und der 
Historia belli sacri zur Grundlage gedient haben; denn wollte 
man annehmen, Alberts Darstellung, als die älteste derselben, 
hätte den zwei andern als Quelle gedient, so >väro kaum 

') Ich verweise hier auf Beilage II, wo diese Berichte behufn bes- 
serer Vergleichung nebeneinandergestellt wiedergegeben sind. 
«) Seite 6, Anm. 1 und Seite 32. 
') Seite 32 ff. 



Die Quellenberichie. 57 

erklärlich, wie z. B. die Histaria hclli sacri den Verkehr 
Peters mit dem Patriarchen zu Jerusalem auch mit keiner 
Silbe erwähnt hat, so doch dem Verfasser derselben die Er- 
zählung darüber vollständig bei Albert entgegengetreten wäre. 
Ebenso auffallend müssten wir es finden, dass, wenn Graindor, 
welcher meistens mit Albert übereinstimmt, nebst dem, dass 
er, wie wir oben schon gesehen, vielleicht im Gegensatz zu 
Albort , den Einsiedler in der Nähe von Amiens geboren sein 
lässt, auch den Ort Italiens erwähnt (Barletta), von welchem 
aus Peter das Schiff betreten, um nach Palästina zu fahren, 
und ebenfalls wieder den Landungsplatz (Brundusium) nennt, 
wo Peter auf seiner Rückkehr aus dem Morgenlande italienischen 
Boden betreten liabe, während doch Albert vom ersteren Orte 
nichts weiss und anstatt des letzteren Bari verzeichnet. Oder 
sollte Graindor diesen Namen mehr zur Ausschmückung seiner 
Darstellung vei*wendet haben ohne historischen oder wenigstens 
ohne in seinen Quellen enthaltenen Hintergrund ? — wesshalb 
hat er aber dann nicht das Bari Alberts beibehalten, Avie 
auch Wilhelm von Tyrus gethan? Es scheint uns daher am 
Wahrscheinlichsten zu sein, dass die Historia belli sacri die 
ursprüngliche Quelle am einfachsten wiedergibt, dass dieselbe 
Quelle aber auch von Albert benutzt wurde, der weitere Zu- 
sätze gemacht und vornemlich die den Patriarchen betreffen- 
den Angaben hinzugefügt hat, welche Zusätze alsdann in die 
Chanson des Chetifs offenbar wieder mit Aenderungcn in 
Einzelheiten übergegangen sind, aus welcher Chanson schliesslich 
Graindor den Inhalt seiner Darstellung entnommen hat. Dass 
die eulfache Darstellung der Historia helli sacri nicht die ur- 
sprüngliche Quelle für Albert gewesen sein konnte, muss schon 
darum behauptet werden, weil die Historia, auch abgesehen 
von ihrer späteren Abfassung^), durchgängig sich als die 



*) Nacli V. Sybel, Gesdi, des erst Kretaztujes S. 40 ist die Ilisioria 
ftwa um« J, 1131 verfiusst, da in derselben Bocmund IL Tod erwähnt 
wird. Die Herausgeber des Rectieil, Hist Occid. t. III, Pref. p. XIV, setzen 
ilire Abfassung ins J. 1140. Allein es ist trotzdem nicht unwahrschein- 
lich, dass gerade jener erste Abschnitt, in welchem der Passus über 
Peter sich findet, bedeutend früher abgefasst worden ist. Denn es kann. 



58 ni. 1. Peters ersie Pilgerfahrt. 

reinste Compilation erweist aus den Gesten (vielleicht aas 
Tudebod), £adulph und Raimund de Agiles, welcher compi* 
latorische Character sich auch in Anbetracht unserer Stelle 
bei Albert zeigen müsste , was jedoch durchaus nicht der Fall 
ist. Denn gerade jene Stelle der Historia, welche das Aus- 
sehen und Auftreten Peters beschreibt^) und wörtlich aus 



mit Recht behauptet werden, dass eben unsere bei Mabillon I, pars II, 
p. 131 — 137 und im Recueil p. 169 — 172 zu lesende, aus dem Codex von 
Monte Gasino N. 300 entnommene Erzählung nur ein Fragment ist und 
zufallig als solches der Historia vorgesetzt worden, welche Annahme 
durch die auf den ersten Blick hervortretende ZusaminenhangsloGigkeit 
mit dem Folgenden imd der dadurch bedingten Reihenfolge der Ceber- 
schriften vollkommen gerechtfertigt erscheint. Diese lauten nemlich zu 
der auf p. 131 — 137 (Rec. 169 — 172) gegebenen Erzählung (zu dem oben 
beregten Abschnitte): Incipit Historia de via Hierosolymis, qudliter reeu- 
perata sit, qualiterque etiam Antiochia, et eadem JerusdUtn ab invasione 
gentüium per fidelcs Christi liberatae faerint, welcher Abschnitt über die 
verschiedenen Anführer, welche sich seiner Zeit zum Kreuzzuge ent- 
schlossen haben, handelt, hierauf folgt auf p. 138 (Rec. p. 172) die Uelitrr- 
Schrift: Incipit prologtis in Historia peregrinorwn euntium Jerosolyntam 
ad lü)erandum 8. Sepulcrum de potestate eihfiicorum, sodann auf p. 138 
(Rec. 173): Incipit' liber, wobei die Erzählung beinahe wörtlich mit den 
Gesta Francorum übereinstimmend und mit deren Anfang beginnend 
weitergeführt ¥drd. Sowohl aus dieser Eintheilung res]), aus diesen Ueber- 
Schriften, sowie auch aus dem Inhalte dieser Abschnitte ist kein Zusam- 
menhang erkennbar und die Annahme, dass der erste Abschnitt ein Frag- 
ment sei, wohlbegründet. Im Falle nun beide Theile von ein und dem- 
selben Verfasser herrühren sollten, so ist es wahrscheinlich ^ dass der 
erste fragmentarische Abschnitt durch eine Aenderung des Planen von 
Seiten des Verfassers nicht in der ursi>rünglich beabsichtigten Anlage 
weitergeführt und beendigt werden konnte, welche Aendenmg vielleicht 
durch die im Laufe der Zeit ihm zugänglich gewordene Quellenschrift der 
Gesten (oder Tudebods) verursacht wurde. Ist aber der erste Abschnitt 
von einem andern Verfasser, was wahrscheinlich zu sein scheint, so kann 
nicht minder die Annahme einer früheren Abfassungszeit als berechtigt 
erscheinen. 

') Die Stelle lautet bei Mabillon, Mus, Ital. t I, pars II, p. 181 und 
im Bcaieil, hist. Occid. t. III, p. 169: „Ciyus nimirum color penitus in- 
eultus erat, Spiritus fervens, pedes nudi, statura brevis, facies macüenta, 
tegimen vilissüna cappa; qui non equi, non muli mulaeve^ sed anini tan* 
tum vehiculo, quocumque pergebat, utebatur". 



Verlauf derselben. ßQ 

Riidulph c. 81 entnommen ist, sowie jene andere Stelle, wo 
von der Herrschaft der Heiden und deren sträflicher Behand- 
lung der heiligen Orte die Hede ist, die aus Raimund geschöpft 
wurde*), lassen sich bei Albert in keinem Worte wieder- 
erkennen, woraus gefolgert werden muss, dass eine Abhängig- 
keit Alberts von der Historia nicht angenonunon werden 
kann. Doch wie dem auch sei, die bei Albert und in der 
Historia sich findende Nachricht von einer ersten Pilgerfahrt 
des Einsiedlers nach dem Morgenlande ist ein vollgültiger 
Beweis dafür, dass auch im Abeudlande, wenigstens im dritten 
und vierten Deccnnium des XH. Jahrhunderts, Peters Pilger- 
fahrt vor dem ersten Kreuzzuge als Thatsache erzählt worden 
ist, und wenn auch von keinem der bekannten gleichzeitigen 
abendländischen Erzählern des ersten Kreuzzuges diese Nach- 
richt auch nur mit einem Worte erwähnt wird, so erhalten 
die abendländischen Berichte ihre Bestätigung durch Anna 
Komnena. Peters Pilgerfahrt als Thatsache zu bezweifeln, 
liegt kein Grund vor. 

Yeriauf der Pilger- Freilich damit soll keineswegs behauptet 

fahrt werden, dass die Erzählung der Abendländer 

in ihrem vollen Umfange richtig , noch weniger , dass eben 
diese Reise Petei-s die Hauptveranlassung zum ersten Kreuz- 
zuge gewesen sei. Treten wir darum der Erzählung von der 
Pilgerfahrt Peters näher, indem wir vorerst den äusseren 
Verlauf derselben ins Auge fassen. Während die Erzählung 
der Anna kurz imd prägnant ist und einfach nur hervor- 
hobt, dass Peter eine Pilgerfahrt unternommen und unver- 
richteter Dinge wieder in seine Heimath zurückgekehrt sei, 
sind die Bericlite Alberts, der Historia belli sacri, Willielnis 
V, Tyrtis und Gmindors ausführlicher; sie geben ein Resume 
über den Verlauf und das Hauptbegegniss des Pilgers in der 



') Cf. Raim., Eist. Fr. 171 (K. 288) mit Hist h 8. 169: «Erat autem 
Jerusalem ülia diebus, nescitur quo Dei judicio, gentüivim, id est Sarra- 
ceuornm, jmbjccta dominio, unde et ideiii sepulcruin ceteraque aacra 
loca Hiib omni contemptu ab ipsis male tractuta habebantur. Nam et 
templum Domini in eorum Mahmueriam versum erat, et stabula equorum 
secus ejusdem Sepulcri basiücam impie ötfttuebantur\ 



60 in. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

heiligen Stadt und erwähnen Nebenumstände, die, wenn man 
sie als durchaus historische Berichte ansehen könnte, von ent- 
scheidender Bedeutung für des Einsiedlers Stellung zum 
ersten Kreuzzuge sein mussten. Allein es ist trotzdem nur 
Weniges, was sich als wirklich historisch nachweisen lässt. 
Dass er manche Gefahr und Unbill, wie es damals das Loos 
der meisten Pilger war, erfahren und wohl Ursache gehabt 
haben wii'd hierüber die damals oft 'gehörte Klage über 
erlittene Unzuträglichkeiten später seinen erstaunten Zuhörern 
„lamentabiliter" vorzutragen, wird wohl nicht bezweifelt werden 
dürfen. Denn es war damals in der That nicht nur lebcns- 
gefährUch eine solche Pilgerfahrt zu unternehmen, sondern es 
konnten auch die, welche wieder in ihre Heimath zurück- 
gekehrt waren, von Glück sagen, wenn sie mit heiler Haut 
davongekommen waren *). Welchen Weg er dahin eingeschlagen 
— wohl nicht durch Ungarn und die Türkei der Morawa 
entlang, denn dieser Weg konnte nur mit Heeresmacht be- 
treten werden^), — aber ob durch Italien über Constantinopel 
oder von Italien direct nach Syrien, ist nicht mehr möglich 



^) Ich verweise liier auf meine Bemerkungen zu ISkkehards llicroso- 
lymita II, 2; Tobler, Deacirptuwes Terrae S. ex sec, VI IL IX etc.; und 
neuerdings: Ituiera et descripliones Ternie satictae liwjua latin» 9oec 
IV— -XI cxarata, sumpt. societat illuMr. Orietit, tat M<m, ed. ToLler. 
Genev. 1877; Junkmann, De peregnn. et exped, sacr. afUe Synoilum Cler* 
mont Vraiisl, 1859; Laianne, Des pehrinwjes en Terre 8. acant ks croi^ 
sades in Btbl. de Vecoh des cluirtes, 2. Serie, t. 2, 17; auf die Worte 
Urbans in seiner Clemionter Concilsrede nach Baldricb p. 87; endlicls 
auf Röhricht, Die Pilgerungen vor den Kreuzz» in Raumers Hist, Tasd^en- 
buch, Jahrg. 1875; ebenfalls auf dessen Beiträge :;ur Gesch» der Kreus- 
Züge II, cap. I. * 

^) Yion p. 251 la.sst ihn die Route durch Deutschland, Ungarn, Bul- 
garien und Thracien machen, denn der Bischof Lietbert und mit ihm ein 
Haufe von 7000 Glilubigen, augeführt diurch den Erzbischof von Maiiir, 
habe diesen Weg geöffiiet, als ob, weil diese gleichsam ein Heer bildend 
diese Route eingeschlagen haben, dieselbe nothwendig auch Peter gi*- 
macht haben muss. Wie gefährlich es übrigens war, selbst mit grossem 
Gefolge Ungarn, Bulgarien und Thracien zu durchziehen, darauf werden 
wir später bei der Darstellung des Kreuzzuges Peters wieder zurück- 
konmien. 



Verlauf derselben. 61 

ZU eruiren. Graindor *), vielleicht auch schon die Chanson des 
Chefifs, lässt ihn in Sarletta sich nach dem Morgenlande ein- 
schiffen. Nach Anna übrigens hat er trotz seiner Pilgerfahrt 
die heilige Stadt nicht einmal betreten^ bezw. seine Pilgerung 
nicht vollendet. Doch hierüber nachher Näheres. Seine Rück- 
kehr soll nach Albert nicht ohne grosse Gefahr gewesen sein, 
* sie fand wieder zu Schiff statt. Nach dem Florentiner Mino- 
riten soll er in Caesarea das Schiff wieder bestiegen haben 
und in Apulien gelandet sein. Albert bestimmt den Landungs- 
platz als Bari, wogegen ihn Graindor in Brundusium landen 
lässt. Dass man auch hieraus nichts Sicheres entnehmen 
kann, als dass eben diese Städte die gewöhnlichen Ein- 
ßchiffungs- und Landungsplätze der abfahrenden und rück- 
kehrenden Pilger waren und vielleicht nur desshalb ihre Stelle 
in den Berichten erhielten, habe ich nicht nöthig, besonders 
auszuführen. 

Dass man sich nun aber mit diesen spärlichen Angaben 
nicht begnügte, ist nach Allem, was wir im vorigen Abschnitte 
gehört, selbstverständlich. So muss der Einsiedler auch ein 
Bad im Jordan genommen haben, ehe er wieder den Weg 
in seine Heimath einschlugt); ein anderer lässt ilm nicht 
direct, etwa über Joppe, wieder zurückkehren, sondern 
zuerst nach Antiochien pilgern, von wo aus er auf einem 
Kauffahrteischiffe nach Apulien föhrt*); wieder ein anderer, 



') Im Clwnmn d'Äntioelie I, p. 14: ,La mer passe u Barlot . . . Vint 
on Jbcru8alem par Dieu anoncion'^. 

*) So Haken, Gemälde der Kreuzzüge y Frank f. a, d, O. 1808, I, 72: 
.Obwohl Peter nach den Gefahren und Beschwerden eines langen "Weges, 
von densen etwaigen Abenteuern die Geschichte keine Meldung thut, 
endlich die Befriedigung hatte, bei diesem gewünschten Ziele anzulangen, 
HO konnte er doch das dem gleichgoachtete Glück, das Osterfest in 
.Tfrusalem zu feiern, das apogry])hische Wunder mit anzuschauen und im 
Jordan zu baden, nur durch die schmerzlichsten Gefühle und den An- 
blick schauderhafter Scenen erkaufen*. 

*) Vion 1). 256 : ,PieiTe .... courut choz le patiiarche lui annoncer 
1 upparition qui vonait de rattbnnir dans son gonereux dessein. II partit 
le lendeumin ))Our Antiochc»; il y trouva un navire marchand pret ö. 



62 Dl. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

der die Erzählung Alberts sonst nicht bei Seite schiebt^ lässt 
ihn seine Eückfahrt von Palästina in wenigen Tagen glücklich 
zurücklegen^) — Angaben, welche in den oben erwähnten 
Quellen nicht enthalten sind und desshalb jeglichen Werthes 
entbehren. 
Peters angebliche Wenden wir nun zunächst unsere YoUe 

Vision. Aufmerksamkeit den abendländischen Nacli* 

richten zu, insoweit sie über Peters angeblichen Aufenthalt 
und Begegnisse in Jerusalem Näheres enthalten , und lassen 
wir dabei die Nachricht Anna Comnenas vorerst ganz auf 
sich beruhen und setzen wir voraus: Peter habe nicht nur, 
wie Albert und die Uebrigen berichten, eine Pilgerreise nach 
Asien unternommen, sondern dieselbe auch beendet, also nach 
Pilgersitte in Jerusalem am heiligen Grabe angebetet und 
sein Pilgergelübde gelöst. Da wird uns denn in diesen Be- 
riditen in erster Linie die angeblich dem Einsiedler in der 
heiligen Stadt gewordene Vision als Gegenstand imserer 
Untersuchung entgegentreten. 

Diese Vision wird von der Historia heUi sacri am ein- 
fachsten, und folgendermassen erzählt^): „Eines Abends, als 
Peter sich zur Buhe begeben hatte, erscheint ihm in einem 
Gesichte der Herr Jesus Christus und spricht zu ihm: Pder 
stelle auf, kehre schnell ins Abendland zurück und begib dkfi 
mm Papste Urban mit detn Auftrag von mir, dass er aüe meine 
Brüdci^ veranlassen soU, so schnell wie möglich nach Jerusalem 
zu eilen, um diese Stadt von den Ungläubigen zu säubern; aile 
welche sich aus Liebe zu mir dazu entschliessen, steht die Tltürc 
des Himmelreiches offen", oder, wie Albert und Graindor sich 
ausdrücken: des Paradieses^). Albert, Wilhelm und Graindor 



faire volle pour la PouiUe oü il arriva heureusement sur la fin de 
Fannee 1094." 

') Maiinbourg, Histoire des croisades, Paris 1868, p. 8. 

*) Bei Mabülon a. a. 0. p. 131 ; im Reaueil llist Occ, IIl, p. 169 nnd 
Beilage U. 

*) Alb. 1,5: „Per pericula eniin et tentationes variae paradisi parte 
nunc aperientur vocatis et electiH." Graindor, chant I, r. Jlil2, p. 17: 
y,Paradis est Ouvert oü seront corones* (man vcrgl. auch vors. 1.H6, p. lU, 



Seine angebliche Vision. ^3 

bezeiclmen noch den Ort^ an welchem Peter dieses Gesicht 
zu Theil geworden, nemlich die heilige Grabkirche, in welcher 
er ermüdet eingeschlafen war, und, während der erstere und 
dritte berichten, dass der Herr denselben aufgefordert habe, 
zunächst zum Patriarchen zu gehen, Yon welchem er sich 
Srief und Siegel erbitten solle, um dann in seiner Heimath 
die Leute zu dem unternehmen zu bewegen, lässt Wilhelm 
den Herrn Christus nur sprechen: Peter, erhebe dicli eilig und 
führe unverzagt aus, was dir aufgetra>gen ist; ich will mit dir 
sein, denn es ist Zeit, dass das Heiligthum gereinigt und meinen 
Dienern geholfen werde ^), nachdem er vorher die Unterredung 
zwischen Peter und dem Patriarchen, sowie den von letzterem 
jenem ertheüten Auftrag erwähnt hat. Und während der 
Herr nach Albert den Einsiedler in terram cognationis^) und 
nach Graindor^) en France gehen heisst, ist bei keinem, als 
in der Historia Papst Urban als die nächste Person bezeichnet, 
welche von dem Auftrage Kenntniss erhalten soll. Ueber- 
einstimmend sind alle darin, dass Christus dem Einsiedler 
erschienen sei und diesem den Auftrag gegeben habe, das 
Abendland bezw. Peters Heimathland zur Vertreibung der 
Heiden aus den heiligen Stätten aufzufordern. Wie der Ein- 
siedler aber diesen Auftrag vollziehen solle, wird verschieden 
erzählt*), auf welchen Unterschied wir übrigens kein Ge- 
wicht legen. 

Ist nun eine derartige Vision unter den gegebenen Um- 
ständen vielleicht als etwas an und für sich schon Unmög- 
liches zu betrachten? Es kann natürlich nicht meine Aufgabe 
sein, mich auf eine psychologische Erörterung dieser Frage 
einztdassen, um so weniger als die Psychologie gegen das 
Vorkommen derartiger subjectiver Vorgänge im Seelenleben 



') Lib. I, 12: ^Surge Petre, propera: et quae tibi sunt injuncta, intre' 
pidui perage, Ego enim tecum ero. Temims est enim ut purgentur sancta, 
et servis mtis sv^veniatur^ 

*) Lib. I, c. 5. 

•) Chant I, V. 206, p. 17. 

*) Man vergl. unten Beil. II. 



64 m. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

als gesteigerter Seelenthätigkeit ja nichts einzuwenden hat, 
mag man sie nun mit dem Namen Traum, Vision ^ Halla- 
cination oder wie immer bezeichnen, wesshalb auch kein Grund 
vorliegt, sie vom psychologischen Standpuncto aus für au- 
moglicli zu halten, wie denn auch ein derartiges Yorkommniss. 
zumal in jener Zeit bei einer aufgeregten Mönchsnatur nicht 
im geringsten als etwas Unwahrscheinliches angesehen werden 
darf. Ist es ja eine unwidersprechliche Thatsache, dass, aucli 
ganz abgesehen von der angeblichen Peterschen Vision, Träume 
und Hallucinationen während des ersten Kreuzzugs nicht un* 
wichtige Factoren bildeten, durch welche der Fortgang de« 
Unternehmens stets wieder in das gewünschte Geleise gebracht 
und die Begeisterung für jene den Kreuzfahrern heilige Sache 
immer wieder von. Neuem angefacht worden ist. Ja man 
kann sagen, ohne Träunie und Visionen, welche gugleidi det» 
mystiscti ' ascetischen CJiarader jener Zeit wiederspiegdn y muT 
der erste Kreuzzug nicht recJd denJcbar gewesen. 

Anderer Visionen Welch' eine bedeutende Rolle spielt 

während des nicht z. B. bei den Scliriftstellern jener Zeit 
ersten Kreuzzuges, das Wort compunctio, der stereotype Aus- 
druck für den Zustand tiefster Zerknii-schung und höchster 
Entzückung^). Gerade die ersten Quellen zur Geschichte des 
ersten Kreuzzuges wie die Gesta Francorum und die Uistwi/i 
Francorum des Kaimund de Agiles haben über visionäre Er* 
scheinungen ganze Seiten zu berichten, und nicht etwa wie 
man sonst Sagenhaftes und ünwahrsclieinliches mitgetheilt 
findet, sondern als Vorkommnisse, die während des Zuges 
sich ereignet liaben, wobei die Verfasser jener Erzählungen 
sell)st als Mitbetheiligte und fest glaubend, dass Alles in 
Wirklichkeit sich also verhalten, erscheinen, welche mit den 
übrigen Kreuzzüglern der guten Zuversicht lebten, dass der- 
artige himmlische Offenbarungen dem ganzen Unternehmen 
seine Weihe gaben, ja allein den Willen Gottes an sein Volk 
verkünden würden. Man erinnere sich nur an jene dem 



*) Vor^l. V. Sybol, Geach, d. eist Kre%iz:,y Ä 190 ff, und meine Auf- 
gabe des Ilierosolymiia Ekl'chardi c. X, 7, Anm. iVX 



Visionen Anderer während des ersten ^reuzzuges. 65 

Petrus Barth olomeus, einem Proyengalen von geringer 
Herkunft, während der Belagerung Antiochiens gewordene 
Vision in Betreff der heiligen Lanze. Weitläufig 
berichten darüber die beiden Augenzeugen beim Kreuzzuge, 
der anon}'me Verfasser der Gesten^), sowie Baimund de Agi- 
les*). Dem genannten Provengalen sei der Apostel Andreas 
in nächtlichen Gesichten dreimal in Begleitung eines Jüng- 
lings^), den er später an den Wundenmalen als den Heiland 
erkannt hätte, erschienen und habe ihm die heilige Lanze, 
mit welcher seiner Zeit der Kriegsknecht die Seite des Herrn 
geöffnet, und den Ort gezeigt, wo sie verborgen liege, und 
ihm befohlen, es sollen 12 Männer in der Kirche des heiligen 
Petrus zu Antiochien unter dem Altare nachgraben, wo die- 
selbe gefunden werden würde. Bartholomeus habe dies dem 
Volke mitgetheilt, allein dieses wollte nicht daran glauben 
und nichts davon wissen. Aber der Visionär beschwur die 
Wahrheit seiner Angaben*), worauf man am 14. Juni 1098^) 
in der genannten Kirche nachgraben liess und die Lanze 
fand. Darüber entstand eine ungeheure Freude in der Stadt ^), 
und von der Stunde an war der Kampf gegen Kerbogha 
beschlossene Sache. Baimund de Agiles hat in seiner Dar- 
stellung dieser Vorkommnisse, offenbar um die völlige Glaub- 



*) Bei BoDgars p. 18; im Recueil, Hist Oce. lU, 147. 

*) Bei Bong. p. 150; im Rec. a. a. 0. p. 253. 

•) Nach den Gesten nur zweimaL Nach Cafarus Liberat Or, (Mon. 
Germ. SS, XYIII, 43) sei nicht Andreas, sondern der Apostel Petrus dem 
Peter dem Eremiten erschienen. 

*) Gesta a. a. 0. : ^Petrus continuo revelavit mysterium apostoli homi- 
nibus nostris. Populus autem non credebat, sed prohibebat, diccns: 
Quomodo possumua hoc credere? Omnino enim erant x>aventes et protinus 
mori putabant. Accessit itaque ille et juravit hoc totum veracissimum 
esse; quoniani ei S. Andreas bis in visione apparuerat, eiquc dixorat: 
Surffe, vade, et die populo Dei ne timeat, sed firmiter toto corde credat in 
unum verum Deum, eruntqtie idnque victuri; et infra 5 dies mand<thit eis 
Dominus talem rem, unde laeti et gavisi manehunV* etc. 

^) Raim. 152; Rec. 257: ,inventa est lancea 18. Kai. Julii.» 
•) Gesta 20, 28; Roc. 149: ,.Et accepcrunt ilhuii cuni magno gaudio 
et timore, fuiU^ue orta immcnsa Itictitia in tota urbc' 

5 



66 m. 1. Peters erste Pilgerfahrt 

Würdigkeit zu bestätigen, es flir nöthig gefunden, noch aus- 
drücklich zu erwähnen, dass nicht nur jener Petrus Bartho- 
lomeus ihm, dem Kapellan des Grafen von Toulouse, zur 
Bewachung übergeben worden, sondern dass er, Baimund, 
selbst es auch gewesen, der am 14. Juni am Orte der Aus- 
grabung der Lanze, unmittelbar nachdem diese Reliquie aus 
der Grube heraufgebracht worden war, dieselbe geküsst habe *). 
Die auf diese Vision hin geschehene Auffindung war nun 
aber mit die Ursache, dass Kerbogha geschlagen und die in 
Antiochien eingeschlossenen und hai't bedrängten Franken 
ihres Drängers zur rechten Zeit wieder ledig geworden sind. 

Eine andere Vision wurde in jener Nacht, als Tags zuvor 
das Gesicht dem Petrus Bartholomeus geworden war, einem 



*) Raimund de Agiles erzählt in seiner Historia Franc, (bei Bon?. 
152, 38; Becueil a, a. 0. p. 257) die Auffindung der Lanze folgender- 
massen: «^Die autem illa (14. Juni 1098), praeparatis necessariis, 12 viri« 
cum homine iUo qui de lancea dixerat, cjectis de ecdcsia Bcati Pein 
Omnibus aliis, foderc coepimus. Fuit autem in illis 12 viris episcoput« 
Aurasicenpis , et Raimundi comitis capellanus, qui haec scripsit, et ipj»c 
comes, et Pontius do Baladuno, ot Feraldus de Tomaiz. Quuitiqne a 
mane usque ad vcsperum fodisscmus, in vespere desperare quidam «lo 
inventione lanceae coeperunt. Discesserat enim comes propter easli^Ui 
custodiam; sed loco illius et aliorum qui fodiendo fatigabantur, olioä 
recentes inducobamus, qui viriliter operi insist-erent. Videns autem jurenls 
qui de lancea dixerat nos defatigari, discinctus, et discalciatis peililiiH: 
in camisia in foveam descendit, atque obtestatus est nos ut Deum dcpn*- 
caremur, quatinus nobis lanceam suam redderet, in confortaiionem H 
yictoriam suae plcbis. Tandem per gratiam pietatis suae commonitaH 
est Dominus ut lanceam suam nobis ostendat. Et ego qui scripKi hacc. 
quum solus mucro adhuc appareret super terram, osculatus sum eam. 
Quantum gaudium et exsultatio tunc civitatem replcvit, non poH:<uru 
diccre." Kurz erzählt die Auffindung der Lanze der von Riant aufgcfundonf 
Brief den Cleriis tifid Volkea von Lucca an alle Gläubigen : ^Erat nainquo 
quidam pauperrimus et omnium fere abjectissimus , Provincialis genrn\ 
cui sanctus Andreas manifcstissimc apparuit^ eumque tenens per dextemm 
ad ecclc.«iam S. Petri perduxit et, locum ostendens digito, ait: Ilic stjyultn 
est Lancea, qucC vulneraius est in Cruce pendens Doniinus; Vade ad jmH" 
cipes exei'ciius Domini, et die eis que vidisti, Trepidauit pauper iste« et 
ire noluit/ Vergl. Inveniaire, Appendix N. IV. 



Visionen Anderer während des ersten Kreuzzuges. 67 

gewissen Priester, Namens Stephanus, zu Theil ^). Diesem 
ist Christus und die Jungfrau Maria erschienen. Der Herr 
gab sich ihm zu erkennen durch das Ejreuzeszeichen, welches 
heller über seinem Haupte geglänzt habe, als der Glanz der 
Sonne, und trug ihm auf, dem Bischof von Puy zu sagen: 
^Dieses Volk, nemlich^ die Kreuzfahrer, ist durch sein gott- 
loses Thun von mir gewichen, aber also sollst du zu dem- 
selben sagen: so spricht der Herr: bekehret euch zu mir, so 
will ich mich wieder zu euch wenden, und wenn dann das 
Volk in die Schlacht zieht, soll es sprechen: „Versammelt 
haben sich unsere Feinde und rühmen sich ihrer Stärke, Herr 
vernichte und zerstreue sie, weil kein anderer ist, der für uns 
streitet , als du Herr alleine", wenn ihr dies thun werdet, so 
will ich mich in fünf Tagen eurer erbarmen." Als der Herr 
dies gesprochen gehabt, sei .ein Weib mit strahlendem Ant- 
litz 7.VL ihm getreten, und indem sie den Herrn angeschaut, 
habe sie ihn gefragt: „Herr, was hast du diesem Manne ge- 
sagt"? der Herr antwortete ihr: „Weib, ich habe ihn über 
das in dieser Stadt siöh befindende Volk befragt", und sie 
sprach zu ihm: „diese sind es, für die ich dich schon so oft 
angefleht habe". Da der Priester jetzt einen neben ihm 
schlafenden Genossen wecken wollte, dass er Zeuge dieses 
Gesichts sein könne, seien jene vor seinen Augen verschwun- 
den. Steplianus habe dies ihm widerfahrene Begegniss in der 
Fürstenversammlung in der Frühe des folgenden Tages vor- 
getragen und seine Aussage über dem Kreuze beschworen, 
ja noch dazu gelobt, er wolle sie sogar vor denen, welche 
ihm nicht glauben wollten, durch die Feuerprobe oder aucli 
dadurch erhärten, dass er sich von der Spitze eines Thurmes 
herabzustürzen sich erböte 2). „Tunc", setzt Raimund noch 
hinzu, „iuraverunt principes, quod de Antiochia non fugerent. 



') Raimund, Hist Fram, ed. Bon<f. p. 151; Itec. 255. 256 und GesUi 
Prane, 18, 1; Bec, 146. 147. 

*) Rtüm. a. a. 0.: «Convocata itaque concione, habuit haec verba ad 
noittroR principe«, atque ut verum esse monatraret, super crucemjuravit: 
increduliH autt^in Hatiafacere volens, vel tniuBire per ij^iem, vel prccipitari 
de altitudine tuvris voluif*. 



5» 



68 in. 1. Peiers erste Pilgerfahrt. 

neque egrederentur, nisi de coinmuni consilio omnium: eienim 
populus ea tempestate existimabat, quod. principes vellent 
fugere ad portum. Confortati sunt itaque multi . . . Coiiti- 
gerunt eo tempore nobis plurimae revelationes per fratres 
iiostros, et Signum in coelo mirabile vidimus. Confortati igi- 
tur aliquantulum nostri, diem quintum, quem praedixerat sa- 
cerdos, expectabant." Man fand an dem vorhergesagten 
fünften Tage die heilige Lanze-, welches Ereigniss dann als 
der Ausfluss der göttlichen Barmherzigkeit betrachtet wui'de ^). 
Im weiteren Verlaufe seiner Erzählung kommt Kaimuud 
wiederholt auf ähnliche Visionen zu sprechen: ,,MuItae 
revelationes eo tempore (es war im Monat April 1099, als 
das Kreuzheer vor der Burg Irkah lagerte) nobis denun« 
ciatae sunt, quae nobis a Deo mandabantur" -), und fiilirt 
alsdann eine längere Reihe derselben auf, so die Vision, 
welche der Priester Desiderius gehabt habe. 
Diesem sei der Bischof von Puy und der heilige Nicolaus 
erschienen. Der Bischof habe zu dem Priester gesagt: ..Ich 
bin in einem Chore mit dem heiligen' Nicolaus, aber weil ich 
an der Aechtheit der Lanze gezweifelt habe, der icli am 
ehesten dieselbe hätte glauben solleq, bin ich in die Hölle 
verwiesen, wo ich mir meinen Bart und Haupthaar an der 
rechten Seite verbrannt habe, und obwohl ich nicht in der 
Qual mich befinde, vermag ich doch Gott nicht klar zu sehen, 
bis mir Haar und Bart wieder wie vorher gewachsen sind." 
„Haec et multa alia ex parte Dei praedixit sacerdos iste, 
quae postea nobis evenerunt*).'' 

Der Kapellan Raimund berichtet dann noch über die Visio» 
nen, welche der Priester Ebrardus*), dann der Priester 
Bertramus*), endlich der Bischof von Atta*^ ge- 



') Man vergl. auch Eklceh, Ükrosölymita c. XT¥, 0. 10. 

«) Raim. 165, 35; Rec. 278. 

») Ebenda 166, 59; Rec. 281. 

*) Ebenda 167, 8; Rec. 281. 

*) Ebenda 167, 44; Rec* 282. 

«) Ebenda 167, 87; Rec. 282. 



Visionen Anderer während des ersten Ereuzzugcs. 69 

habt haben y welchen bald Christus, bald Maria oder ein 
Apostel erschienen seien, durch welche Visionen der Zweck 
verfolgt wurde, den Glauben an die Aechtheit der heiligen 
Lanze zu bestärken. Oder ich erinnere an jene Erzählung 
des anonymen Verfassers der Gesten über ein Vorkomm- 
iiiss in der Schlacht gegen Kerbogha am 28. Juni 
1098. Der Erzähler war Augenzeuge in dieser Schlacht und 
berichtet u. A. Folgendes: „Auch zogen von den Bergen herab 
unzählige Heeresmassen mit weissen Rossen und weissen 
Fahnen. Als dies die unseren sahen, konnten sie nicht be- 
greifen, was es bedeute und wer es sei, bis man erkannte, 
dass es Christi Hülfsheer wäre, welches die Heiligen S. Georg, 
S. Merkurius und S. Demetrius befehligten; und dies ist keine 
Läge, weil mehrere dies gesehen^)." Endlich, an jene Nach- 
richt des Kapellans Raimund in seiner Historiu Fmfwonim, 
welcher erzählt, wie am 15. Juli 1099, dem Tage der 
Eroberung Jerusalems, der am 1. Aug. 1098 verstorbene Erz- 
bischof Adhemar von Puy von vielen gesehen worden sei, ja 
viele bezeugten, dass er zuerst die Mauern der Stadt bestiegen 
und die Kämpfer ihm zu folgen aufgefordert habe^). 

Wie wenig solche Berichte damals bezweifelt wurden, 
ersieht man aus den Berichten, welche ein Robert, Gui- 
bert, Balderich und Tudebod auf Grund dieser ur- 
sprünglichen Erzählung der Gesten geliefert haben. Aber 



Gesta Franc. 21, 29; Bcc, 151. 

*) Kaim. 179, 18; Bec, 300. Ueber ähnliche Erscheinungen, welclic 
einzelne Krcuzfalirer am 14. Mai 1190 wälirend des Kampfes gegen Truppen 
des Sultans von Dconium gehabt, vergl. Röliricht, Beitr, II, 163, 106 
(Anm. üO). Hierher gehört auch folgende Erzählung Rahnunds (R. 240), 
wo er die am 1. Juli 1097 stattgehabte Schlacht der Kreuzfahrer gQgi^n 
Soliman bei Dorylaeum beschreibt: „Fertur quoddam insigne miraculunr, 
sed nos non vidimus: quod 2 equites armis coruscis, et mirabili facie, 
exercitum nostnim praecedentes, sie hostibus inmiinebant, ut nullo modo 
facultatem pugnandi eis concederent; at vero, quum Turci referire eos 
lanceüi veUent, insauciabiles eis apparebant. Haec autem quae dicimus, 
ab illi« qui eonim consortium spementes nobis adhaeserunt, didicimus. 
Quod pro testinionio adducimus, tale est: Per primam et alteram diem, 
iuxta viam equos inimicorum mortuos cum dominis ipsis reperimus''. 



70 in. 1. Petere erste Pilgerfahrt. 

auch Ekkeliard, der im Vergleich zu Raimund de Agües 
und dem Verfasser der Gesten noch für nüchtern angesehen 
werden kann, sagt in seinem HierosölymUa% dass die Theil* 
nähme am Kreuzzuge durch derartige Ersclieinungen geweckt 
worden sei, ja er nin^mt keinen Anstand sogar einah durch 
den Erzengel Gabriel der Kirdie zu Jerusdleni überbraelUc$i 
Brief von Christus zu erwähnen, der nebst dem alljährlich zu 
Ostern in Jerusalem stattfindenden Feuerwimder das damalige 
gottgewollte Gedeihen des Königreichs Jerusalem verhülle ^. 

Peters Vision und Nach allem Bisherigen können wir die 

die gleichzeitigen Möglichkeit eines Vorkommnisses ^ welches 
Schrifteteller. ein Albert und die Historia belli sacri, Wil- 
heim und Graindor in Betreff Peters berichten, keineswegs 
bestreiten, ja dürften eher zu der Annahme geleitet werden, 
dass nach Analogie der soeben angeführten Erzählungen über 
andre Visionen oder Träume, die keineswegs als Erzeugnisse 
der Sage anzusehen sind, sondern auf durchaus historischer 
Unterlage beruhen, auch die über. Peter mitgetheiite Er- 
zählung ihrem Inhalte nach als authentisch zu gelten hal>e. 
Allein wenn wir auch an und für sich nichts Unwahrschein- 
liches darin finden, dass dem Peter in Jerusalem eine Tr|um* 
Vision zu Theil geworden, so wird man doch sehr bedenkUcb^ 
wenn man darüber von allen Gleichzeitigen, welche über das 
Zustandekommen des ersten Kreuzzuges zum Theil Ausfiilir* 
liebes mittheilen, auch nicht die geringste Andeutung erfahil 
und mit keiner Silbe darauf hingewiesen wird, dass Peter es 
war, der durch ein derartiges Vorkommniss in Jerusalem 



^) Cap. Vm, 8: ,Reliquarum nationum plebes vel pewonae aliae, 
pretcr apostolicuui edictum prophetis quibusdain inter se nxiper cxorixi 
seu siguis coelestibus ac revelationibus ad terram se repromissionia voüii- 
tas fatebantur/ 

') Rierosölymiia c. XXXVI, 4: „Venit etiam in mauua nostras, quod 
iani per totum orbem disseminatmn credimus, exemplar cuiusdam epistole, 
quam Gabrielem arcbangelum ex persona Salvatoris nostri ipu eecletdao 
et per illam omnibus ecclesiis missam referunt attulisse , qne eicut miütos 
prevaricatoribus intentat minarum terrores, ita conversis solitas divinae 
clementiae non denegat consolationes/ 



Peters Vision und die gleichzeitigen Schrülsteller. 71 

Teranlasst, im Abendlande den Hauptanstoss zum Unternehmen 
gegeben habe ^). Es ist doch allzu au£fallend und kaum er- 
klärlich^ wie der Anonymus der Gesta sowie ein Rai- 
mund de Agiles, Augenzeugen und Theilnehmer beim 
ersten Kreuzzuge, welche, wie wir vorhin gesehen, derartige 
£rzälilungen mit Vorliebe wiedergeben und in ihre Dar- 
stellungen einflechten, nicht auch jene angeblich von so ge- 
wichtigen Folgen begleitet gewesene Vision Peters sollten auf- 
genommen haben. Weil sie dieselbe aber nicht erwähnen, 
dies ist ohne Zweifel ein Beweis dafür, dass sie eine Kennt- 
niss'von derselben nicht hatten, ebensowenig als ihre Kopisten 
und alle jene Anderen, welche den Kreuzzug, sei es als Augen- 
zeugen, sei es als Zeitgenossen beschrieben haben. Wäre 
dem also gewesen, wie ein Albert und Wilhelm v. Tynis er- 
zählen, wovon dann gewiss aller Mund Zeugniss gegeben 
hätte, so würde es wiederum unerklärlich sein, wie eine solche 
Nachricht jenen, die als Zeitgenossen Peters geschrieben 
haben, sollte entgangen sein, und man müsste wohl mit Eecht 
sich wundem, wenn man bei den Augenzeugen bezw. ursprüng- 
lichen Quellen über den ersten Kreuzzug, ganz andere Ur- 
sachen, welche demselben zu Grunde lagen, von diesen ge- 
nannt findet, als etwa die Vision eines Mönches, wodurch der 
Papst zur Predigt des Unternehmens veranlasst worden sei, 
und gerade der Nachweis, dass die Gleichzeitigen ganz andere 
Motive liefDorhehen, welcJie den Kreuzzug veranlasst liohen, dar 
gegefi von Peters Vision nichts wissen, wird uns iüferzeugen, 
dass dieselbe ais ein historiscJies Ereigniss nicht angeselien werden 
darf und in das Gebiet der Sage zu verweisen ist. 

Urban II. und die Nach der Historia hdli sacri, Albert, 

Vision Peters. Wilhelm und Graindor, sowi^ Späteren, ist 

der Papst Urban durch Pfeter aufgefordert worden, das 

Kreuz zu predigen, indem dieser ihm mittheilte, was ihm in 



*) Mit welcher Leichtfertigkeit ein Leon Faulet seine Untersuchungen 
über Peter den Eremiten abgefasst, wolle man auch daraus entnehmen, 
dass er auf p. 68 seines Buches in Betreff der Vision Peters schreiben 
konnte: «Tous les chroniqueurs rapportent cette vision". 



72 ni. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

Jerusalem durch das himmlische Gesicht war aufgetragen 
worden. Man sollte nun denken, Urban milsste doch da und 
dort auf diese ihm gewordene Aufforderung in seinen öffent* 
liehen Kundgebungen mit deutlichen Worten hingewiesen und 
könne einen deraiiigen himmlischen Auftrag kcinenfalls mit 
Stillschweigen übergangen haben. Wir werden hören, wie er 
sich in dieser Beziehung'*' ausspricht , und finden, dass man 
von ihm weder über des Einsiedlers Vision noch über dessen 
Reise noch Auftrag auch nur im Geringsten etwas erfahrt. 

Bekanntlich hat ürban am 1. März 1095 in Placentia 
und vom 18. — 28. November 1095 zu Clermont in der Au* 
vergne Synoden abgehalten, auf welchen insbesondere auch 
über die Hülfeleistung, welche man den morgenländischen 
Christen gegen die sie bedrückenden Türken und Sarazenen 
schuldig sei, verhandelt worden ist. Ja es ist gewiss, dass 
der genannte Papst nicht nur auf diesen beiden besonders 
zahlreich besuchten Synoden, sondern auch auf den andern 
in den Jahren 1095 und 1096 während seines einjährigen 
Aufenthaltes in Frankreich*) daselbst abgehaltenen Kirchen* 
Versammlungen über dieselbe Angelegenheit mit den Bischöfen 
und hervorragenden Laien sich beredet hat. Namentlich 
aber über das in Clermont abgehaltene General- 
concil sind wir derart unterrichtet, dass wir nicht nur im 
Allgemeinen die in Betreff des Kreuzzuges gepflogenen Ver- 
handlungen kennen, sondern auch von vier Ohrenzeugen die 
Bede des Papstes aufbewahrt erhalten haben, nemlich von 
Fulcher von Chartres, Guibert von Nogent, Baldrich von Dol 
und dem Mönche Bobert. Diese päpstliche Bede, so mus& 



*) Urban hat im Sommer 1095 die Reise nach Frankreich in Bcfjlei- 
tung seiner Cardinäle, einer Anzalil Bischöfe und zalilreichem sonntigein 
Gefolge angetreten. Am 5. August kam er in Valence an, nachdem er 
von A^ti aus über die Alpen dahin gezogen war. Um die Mitte Augoni 
1096 kehrte er aus Frankreich wieder nach Italien zurück. Man vergL 
hierüber die von mir zu Ekkehard HierosoL c. VI gegebenen ErlSuti*- 
rungen. Das genaue Itinerar kann aus den Angaben bei Jaife in Rep. 
Pont 4148—4182, sowie aus Eecueil des Hist de la Fr. t. XIV, 681—685. 
entnommen werden; ein solches gibt auch Montalembert in Les mmnn 
d:()ccident VII, 163—165. 



ürban II. und die Vision Peters. 73 

man mit Recht erwarten, kann ein derartiges Ereigniss, als 
welches uns die Vision Peters von Späteren geschildert wird, 
nicht unerwähnt lassen. Urhan musste nicht nur um seiner 
Zuhörer, sondern um der Sache selbst willen auf dieses merk- 
würdige Vorkommniss hinweisen, indem er ja überzeugt sein 
konnte, dass gerade der Bericht über eine Vision, und zudem 
liber eine solche, wie sie Peter gehabt haben soll, sowie über 
die Klagen des jerusalemischen Patriarchen und die üeber- 
niittelung derselben durch einen französischen Pilger eine ge- 
wiss grosse Wirkung hervorbringen würde, allein unsere Er- 
wartung wird getäuscht, ürban schweigt über Peter, und aus 
allem y was er gesprochen, lässt kein Wort darauf schliessen, 
dass er irgend welche Kenutniss von dessen angeblicher Vision 
gehabt, noch auch die Ueberzeugung gehegt haben sollte, dass 
der Einsiedler ihn zur Anordnung des Kreuzzugsunternehmens 
veranlasst habe. Anzunehmen, dass der Papst darüber ge- 
schwiegen habe, um nicht seinem eigenen Ruhme, der Urheber 
des Unternehmens zu sein, zu schaden und den Peter bei 
Grott bevorzugter erscheinen zu lassen, da er einem armen 
Mönche geoffenbart, was er dem Stellvertreter Christi ver- 
schwiegen, wäre doch gar zu precär. Ebenso wäre es sonder- 
bar genug, wenn wir denken wollten, die Berichterstatter der 
päpstlichen Rede hätten die über Peter gesprocheneu Worte 
überhört oder gar vergessen, denn derartige detaillirtc An- 
gaben, wenn sie vom Papste überhaupt gemacht worden 
wären, hätten ohne Zweifel einen bleibenden Platz im Ge- 
dächtnisse der Hörer eingenommen, und diejenigen, welche sie 
überhört haben würden, hätten sie von Andern immer wieder 
erzählen gehört, so dass sie in den Berichten jener Männer 
sicher nicht weggelassen worden wären. Auch wird man das 
Fehlen der Nachricht über Peters Vision und dessen damit 
zusammenhängenden angeblich so grossen Antheil an der Ent- 
stehung des Kreuzzuges in Urbans Rede nicht damit ent- 
schuldigen können, dass ja die Berichterstatter selbst es aus- 
sprechen, sie hätten nicht ttUes, was Urban damals gesprochen, 
aufgezeichnet. 

Es ist nun allerdings richtig, der Augenzeuge G u i b e r t 



74 III. 1. Peters erste Pilgerfahrt 

macht, bevor er besagte Bede in seinem 1108 begonnenen 
Buche zu referiren sucht, die Semerkuug : „His ergo, etsi non 
verbis, tamen intentionibus usus est" *). Der Mönch Eobert 
fügt seiner Eelation bei: „haec et id genus plurima Papa 
peroravit" *); Baldrich sagt am Schlüsse seines Beferats: 
„bis vel hujuscemodi aliis a domno Apostolico, bis qui aderaut 
luculenter intimatis" ^). Nicht minder ist es bei dem verhäh- 
nissmässig kürzeren, aber dennoch seinem fiauptinhalto nach 
vollständigen Referate Eulchers der Fall*), dass er nidit 
wörtlich Urbans Rede, sondern nur aus der Erinnerung die 
Hauptgedanken wiedergibt. Hieraus aber folgern zu wollen, 
dass die Nachricht über Peters Vision dieser Unvollständige' 
keit der gegebenen Berichte wegen nicht darin gelesen werde, 
wäre zu gewagt, da, wenn auch der eine derselben sie aal- 
zuzeichnen vergessen haben würde, gewiss der andere dieselbe 
nicht unerwähnt gelassen hätte, indem ein solches, vom Papste 
selbst erwähntes Ereigniss gleichsam als practischer Erweis, 
dass das Unternehmen ein von Grott gewolltes sei, den Be- 
richterstattern wichtig genug erscliienen sein müsste, um über- 
haupt nicht mehr bei ihnen in Vergessenheit gerathen zu 
können. 

Dagegen erwähnt Urban in seiner Rede ganz andere 
Ursachen, welche ihn zur Predigt des Kreuzes veranlasst 
haben. Nach Fulcher und Robert hat er ausdrücklich 
in seiner Ansprache betont, dass nicht etwa, wie man nach 
Alberts Nachricht annehmen müsste, nur ein Vermittler den 
Nothschrei des Morgenlandes ihm zu Geliör gebracht, sondern 
dass oftmals aus Konstantinopel und Jerusalem Aufforderungen 
ans Abendland ergangen seien, damit dieses seine Schuldig- 
keit thue: „Ab Hierosolymorum fiiiibus et urbe Constantiuo- 
poHtana relatio gravis emersit et saepissime jam ad aures 
nostras pervenit" lässt Robert den Papst seine Rede be- 



') Bei Bong. p. 479, 9. 

*) Ebenda p. 30; Rcc. 729. 

*) Ebenda p. 88, 10. 

*) Ebenda p. 384; Rec. 323. 



Urban IL und die Vulon Peters. 75 

ginnen^); nach Fulcher hat Urban u. a. der Versammlung 
zugerufen: „Necesse est enim quatinus confratribus vestris in 
Orientali plaga conversantibus^ auxilio vestro jam scuipe acchr 
nwto indigis^ accelerato itinere succurratis"*)! Ja nach Bai - 
d r i c h s Belation hat sogar Urban während seiner Rede sich 
auf bei dem Concil Anwesende berufen, welche die Pilgerung 
bereits gemacht, die Bedrückung von Seiten der Ungläubigen 
erfahren und wieder in ihre Heimath zurückgekehrt waren: 
.,quautis afflictionibus vos qui adestis, qui redivistis injuria- 
verint, yos ipsi melius nostis, qui substantias vestras, qui 
sangoinem vestruui inibi Deo immolastis. Haec idcirco, Ca- 
rissimi, diximus, ut tob ipsos sermonis nostri testes habea- 
mus^^)! Zeugen von der morgenländischen Christen Leiden, 
Zeugen der eigenen Noth, welche sie als Pilger auszustehen 
gehabt y deren mehrere unter den Versammelten zugegen 
waren, redete er an, warum nicht ausdrücklich und vornemlich 
jenen, der in einem himmlischen Gesichte und vom Patriar- 
chen von Jerusalem den Auftrag erhalten, den Papst und die 
abendländische Kirche zur Hülfeleistung aufzufordern, der, 
wie Alberts Darstellung unmissverstehbar erkennen lässt, der 
einzige Vermittler der traurigen Kunde aus dem Morgeidande 
gewesen? Wie naheliegend wäre es doch gewesen, dass er 
den Einsiedler, der, wie Einige annehmen, auf dem Concil zu 
Clermont zugegen war, mit Namen genannt und gleichsam 
als den Helden des Tages der Versammlung vorgestellt hätte, 
welcher vor Allen vom Herrn gewürdigt sei, durch eine himm- 
lische Berufung der Apostel des Ereuzzuges zu sein und zu 
heisseu? Und welch' einer weiteren Handhabe müsste nicht 
Urban gerade durch Schilderung einer solchen wunderbaren 
Veranlassung, deren Wahrheit der betreffende Auserkorene 
selbst bestätigen konnte, sich beim Volke zu versichern ge- 
wusst haben? Allein nichts von alledem! Nicht auf den 
Einsiedler als auf einen Zeugen, sondern auf mehrere weist 



«) Bei Bong, p, 30; Rec. 727. 
*) Ebenda p. 384; Rec. 323. 
»} Ebenda i^. 87, 10, 



76 ni. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

er liin, nicht eine Vision und der damit verbundene himm- 
lische Auftrag soll den Hörern die Nothwendigkeit eines 
Hülfezuges nach dem Morgenlande beweisen, sondern dej 
Pilger Leiden und die schon oft wiederholte Bitte der mor- 
genländischen Christen um Hülfe von dem harten Joche ihrer 
Bedränger, eine Bitte, die schon oft gehört, aber auch auf 
verschiedenem Wege und in verschiedener Weise ins Abend- 
land gelangt war, worüber uns vornemlich Baldrich, Bernold 
und Ekkehard noch näheren Aufschluss zu geben vermögen. 
Eben Baldrich, der dem Papst die vorhin erwähnten 
Worte in den Mund legt, ist es auch, der uns mittheilt, wie 
im Abcndlande der Hülferuf aus Konstantinopel und Jeru- 
salem allgemeiner gehört und bekannt geworden war; er er- 
zälilt nemlich: „Videbamus aliquando cives ipsius JerusaUvi 
inter nos, mendicos et exules. Videbamus indigenas Aiülachiae, 
casuni locorum sanctorum deplorantes, sibique pauperatis, 
suppliciter stipem publicam implorantes. Aliqui condolobamus 
egenis ; id ipsum siquidem per nostros, si revertebantur, pere- 
grinos audiebamus". Verbannte aus Jerusalem und Leute 
aus Antiochien fanden sich im Abendlande ein, zogen von 
Stadt zu Stadt, bettelnd, ihr und ihrer Brüder Loos und 
den Nothstand der heiligen Stätten beklagend, und nicht 
ohne Erfolg; denn Mitleid ward ihnen nicht versagt, zudem 
da aus dem Morgenlande zurückkehrende Pilger die Wahr- 
heit ihrer Aussagen bestätigten.* Eben solche morgenlän- 
dische Christen waren auch auf dem Clermonter Concil 
zugegen — denn, Urban hat nicht nur jene oben schon an- 
geführten Worte gesprochen, worin er auf Zeugen der 
schrecklichen Leiden verweist, die damals in seiner Nähe 
sich befanden, sondern er sagt auch zu Anfang seiner Rede: 
„Germani fratres vestri contuberniales uteri vestri: nam et 
eiusdem Christi, et eiusdem ecclesiae filii estis: in ipsis suis 
dumibus haercditariis, vel alienis dominis mancipautur vel ex 
ipsis exploduntur, aut inter nos mendicant, aut, quod gratius 
est, in ipsis suis patrimoniis venales exulant et vapulant" *) — 



») Bei Bongars p. 86, 21—25 und 37—41. 



IJrban Ü. und die Vision Peters. 77 

solche exulirte Bettler der antiochenisclien und jerusalemischen 
Kirche verbreiteten die Nachricht über die Bedrückung und 
gaben für den Papst einen Vorwand ab, dass der zu unter- 
nehmende Ejieg nothwendig und gottgewollt sei; sie vor- 
nemhch meint der Papst mit jenen ojben angeführten Worten, 
lind wenn er auch keineswegs aus dem Morgenlande zurück- 
gekehrte Pilger, welche ebenfalls von den Leiden und der 
grausamen Bedrückung zu erzälden wussten, von dieser hier 
genannten Zeugenschaft ausgeschlossen hat und offenbar auch 
solche darunter versteht, was aus der Anrede redivistis her- 
vorgeht, so sind es demnach jene morgenlündischen, im 
Abendlande herumziehenden Christen vomemhch , welche 
ürban zur Kreuzpredigt veranlasst haben. Ihre und der 
zurückgekehrten Pilger Mittheilungen und Klagen bildeten 
einen wesentlichen Factor, um Urban zu seinem Plane zu 
bewegen und denselben in der Folge auch ausfuhren zu 
lassen« 

Doch sie waren keineswegs die alleinigen Factoren: Im 
Frühjahre 1095 war bereits eine Gesandtschaft des 
Kaisers Alexius ins Abendland gekommen, welche am 
1. März jenes Jahres der Synode zu Piacenza angewohnt hat. 
Nach Bemolds Bericht habe Alexius durch diese Gesandt- 
schaft den Papst und alle Christgläubigen inständig angefleht, 
ihm gegen die Heiden zur Vertheidigung der heiUgen Kirche 
Hülfe zu bringen, da jene bereits bis an die Mauern Kon- 
stantinopels vorgedrungen waren. Zu dieser Hülfeleistung 
liabe der Papst Viele ermuntert, so dass sie auch versprachen, 
sie würden mit Gottes Beistand dahin gehen und dem Kaiser 
nach ihren Kräften gegen die Heiden Beistand leisten. 
Hienach hat Urban auf jener Kirchenversammlung die Auf- 
forderung , dem Alexius Hülfe zu leisten, vornemlich desshalb 

• 

ergehen lassen, weil Gesandte ihn darum ersucht hatten ^). Die 



') Man vergl. über das Concü zu Piacenza auch Riant, Inventaire 
N. XXXin. Ueber den Erfolg der dort von Urban geschehenen Auf- 
forderong sagt Giosebrecht auf Grund der Bemoldschen Nachricht , welche 
beiläufig bemorkt zu deutlich ist, um in Zweifel gezogen zu werden: 
,So rief er auf der Synode die Gläubigen zur Unterstützung der griechi- 



78 in. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

Nachrichten üher die Nothlage des Morgenlandes haben sich 
ohne Zweifel, wie vor dem Concil, so auch nach demselben 
wiederholt, so dass der Papst alsdann die Sache mit aller 
Energie betrieben hat, die eigentliche Absicht, welche er dabei 
verfolgte, vielleicht ganz verschweigend, die aber den klarer 
Blickenden keineswegs verborgen bleiben konnte, denn der 
durch den Kreuzzugsaufruf zu erwartende Erfolg verhiess dem 
Papste eine mächtige Waffe, um über seinen noch in Rom 
dominirenden Gegner Guibert und über dessen Anhang den 
Sieg davon zu tragen, in welcher Zuversicht er sich auch 
keineswegs getäuscht hat. 

Dass der griechische Kaiser damals öfter an den Papst 
sich gewendet, bevor dieser die Sache in bereits gedachter 
Weise einleitete, bezeugt auch Ekkehard*) in seiner Chrmik 
und im IUerosolymUa , wo er schreibt: „Per legcUiünes tarnen 
frequentissimas et epistölois etiam a nobis visas, universalen 
ecclesiam ecclesiae Hierosolymitane in presidium lugubriter 
inclamantes, adverti facile potest. Predictus etiam Alexius 
Imperator Constantinopolitanus super eisdem barbaris predo- 
nibus (sc. Turcis), per majorem jarm regni sui partem diffusis 



Hchen Kii'che und des griechischen Kaisers auf, und seine Worte fanden 
solchen Anklang, dass viele eidlich versprachen, nach dem Onten zu 
ziehen, um dem Kaiser Beistand gegen die Ungläubigen zu leisten. Aelin- 
liches hatten einst auch Tausende Gregor versprochen, und kaum war 
wahrscheinlich, dass diese Unternehmung jetzt eineji günstigeren Fort- 
gang haben würde, als 20 Jahre früher das mit dem glühenden Eiter 
eines Gregor betriebene Werk. Niemand ahnte wohl auch, dass liier 
zuerst ein Ruf erschollen war, der bald, von Millionen von Stirameu 
wiederholt, das ganze Abendland in hundertjährige Ktlmpfe führen, iler 
Entwicklung der Menachlieit eine neue Wendung geben sollte.* Wir 
möchten hiezu ergänzend bemerken : wäre nicht fttr diese Sache die Ajri- 
tation von Seiten des Pa-pstes auf dessen Reise nach Frankix'ioh im 
Sommer 1095/96 weiter betrieben worden, so würden auch die in Piiv 
cenza gegebenen Zusagen nicht zur Ausführung gelangt sein. Denn jene 
Lombarden, die im Sommer 1096 bereits in Constantinopel angelanf^ 
waren, sind gewiss erst im Frühjahr 1096 dahin aufgebrochen und nicht 
schon im Frühjahr 1095. Vergl. Giesebr., Gesdu d, Kaiserzeit Il[, 641. 

') Im Chronicmi ad ann. 1096 (Man, Gei'm, SS, t. VI); im lliero- 
soJymita c. V. 



Anna Komnena und Peters Vision. 79 

noQ pancas epistolas Urbano papae direxit, quibus in defen- 
sionem orientalium ecclesiarum sc non sufficere deploravit, 
obtestans^ totum, si fieri posset^ occidentcm, qui jam ex integro 
christiana professione censeretur, sibi in adjutorium advocari, 
promittens per se cuncta neccssaria pracliaturis terre marique 
ministrari.^ Wir müssen hieraus folgern, dass jene Htilferufo, 
welche die morgenländischen Bettler gleichsam als lebendige 
Exempel darstellten^ sowie die kaiserlichen Gesandtschaften 
und Tcrschiedeneh Schreiben dieses Kaisers an den Papst in 
ihrer raschen Aufeinanderfolge auf Urban solchergestalt ein- 
gewirkt haben ') ^ dass er sich einer derartigen Aufforderung 
nicht wohl länger entziehen konnte, wenn er auch dazu Willens 
gewesen wäre, aber auch derselben um so bereitwilliger Gehör 
geschenkt hat^ da ilim lüedurch ein mächtiger Hebel in die 
Hand gegeben war, um seinem Rivalen, dem Gegenpapste, 
<*ine nicht geringe Anzahl Anhänger abzuwenden und sich das 
^anze Ansehen eines rechtmässigen Papstes zu sichern, wie 
flenn Urbans Einstehen für die morgenländische Angelegenheit 
ihm in der Folge den Sieg seiner Sache erzielen half. 

Amm KMmeM und Nehmen wir nun zu dem Bisherigen die 

Pfter« ViiioB. oben schon mitgetheilte Nachricht der Anna 
Komnena, eine Nachricht, gegen deren Aechtheit und 
Zuverlässigkeit nicht der geringste Grund zu zweifeln vor- 
liegt, so wird sich uns die richtige Schlussfolgerung in Betreff 
der Reise Peters nach dem Morgenlaude bezw. dessen angeb- 

•) MOglirh i^t PH, ihwH auch der Patriarch von Jenwalom, obwohl 
«in «ihinmaititclior Kin*)u*nnirxt.y nich an rrUan gi^wendet hat. ' JencR bei 
Paulu« Kmilia« \>roiii»nMis in De rdnm geMin Francorum üb. IV und bei 
I.Aiiiit«I de Chaintreau in Ilistoire de Godefr. de BouilUm und bei Darran 
in UiMwre de TigUse XXIII, 229-230 mitgetheilte, auch von Vion p. 257 
ww»dfn^1^1ieoe Schreiben den Patriarchen von JeniKah'ui im Urban IL, ist 
'in fin^rt«*« SchrinNtilck und dürfte sicher den Paul Kniil selbHt zum 
\er(A^%er hüben. Im Falle ein Kolchen exintirt hat, ro kann cr weder 
*.<in der Üe«lentun|? noch von dem Ert'olj^e j^»we»en «ein, wie die Sagen- 
•« hrift'irllcr berichten, anJemfallH daR.<9<*lbe nicht minder von den (»leich- 
"itiirf»n aU don An<>«<hl.ifj ^i'bend j^ewin« erwfdint wonb»n Hein würde. 
I «-irrij^n* vrrffl. ni. Ki«int Aber den Brief des Ihüriarchcn Simeon an 
i'rinm IL und die Fürsten de» (kcident^ No. XXXJ im Invetilaire, 



80 in. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

licher Vision in Jerusalem und deren angeblichen Folgen 
leicht ergeben. Auffallend ist es^ dass Anna von einem Aufent- 
halt des Einsiedlers in Jerusalem nichts weiss , ja , wenn wir 
genauer zusehen, in offenbarem Widerspruch mit Albert von 
Achen und den Uebrigen sich befindet; denn ihre Worte: 
y^Kat diafxaQTcov tov a%onoZ ovk eq>eQeVy äXÜ avd'ig ^ßovltto 
Tiy5 cnrvfjg aipaa&av oäov^ wollen besagen, Peter habe seine 
erste Keise nicht vollendet, also die heilige Stadt nicht be* 
treten, und habe eben desshalb zum zweiten Male, jetzt aber 
mit grossem Gefolge eine solche unternommen, um die Türken 
und Sarazenen, welche ihn das erste Mal an der Ausfölunm^ 
seiner Pilgerfahrt gehindert hatten, aus Jerusalem zu ver* 
treiben und unschädlich zu machen. Würde Anna haben 
sagen wollen, Peter sei zwar zum heiligen Grabe gelangt,, 
habe aber daselbst nicht ungestört zu beten vermocht, so würde 
sie sich in diesem Falle deutlicher ausgedrückt haben. Diesi» 
ausdrückliche, und unmissverstehbare Hervorhebung des Un- 
vollendetgebliebenseins der Pilgerfahrt des Eremiten hat man 
bisher gai* nicht beachtet und demnach auch zwischen dem 
Berichte der Anna Komnena und demjenigen eines Alberts, 
AVilhelms etc. keinen Widerspruch entdeckt. 
Die Vision Peters Nehmen wir also diese Nachricht der 

eine Sage. griechischen Eaiserstochter zu den bisher 
erörterten Punkten hinzu , so dürfen wir es wohl als erwieeeti 
ansehen, dass man in Betreff der uns bei Albert entgegen* 
tretenden Nachricht von einer dem Einsiedler in Jerusalem 
gewordenen Vision, welche die Hauptursache zum Zustande- 
kommen des ersten Kreuzzuges gewesen sein soll, ganz abge- 
sehen von dem sonstigen legendenartigen Character der Dar- 
stellung, es mit einer Sage zu thun habe, deren historischer 
Hinterginind nur der sein kann, dass der Einsiedler wohl 
eine Pilgerreise vor dem Jahre 1096 schon einmal angetreten, 
aber nicht vollendet hat und hauptsächlich dadurch yeranlasst 
worden ist, im Abendlande sich später mit aller Energie dem 
vom Papste befürworteten Unternehmen anzuschUessen • wu- 
durch allerdings sein Name allgemeiner bekannt geworden uuil 
ihm nicht unbedeutender Buhm erwachsen ist. Ob er bis in 



Die Vision Peters eine Sage. Die Vision nach Cafarus. 81 

die Nähe Jerusalems gekommen ist oder vielleicht nicht ein- 
mal die Grenzen Palästinas betreten habe, darüber zu ent- 
scheiden ist kein Anhaltspunkt vorhanden. Di^ Sage selbst 
aber, welche sich innerhalb der ersten zwei Decennien nach 
dorn Kreuzzuge gebildet haben muss, verdankt ihre Entstehung 
der characteristischen Grundanschauung jener Zeit, wornach 
das ganze Unternehmen non tarn humanitus sed divinitus *) an- 
geordnet worden, sonach nicht einer menschlichen, sondern 
g<)ttlichen Intention entsprangen sei. Bei einer derartigen 
Anschauung , wornach die himmlische Welt mit dieser 
irdischen im engsten Verkehre stehe, konnte sich insbesondere 
später, als die eigentlichen Motive, welche den ersten Kreuz- 
zug geschafifen hatten, mehr und mehr aus der Erinnerung 
der Zeitgenossen zurückgetreten imd vielleicht nur noch den 
Wenigsten bekannt waren, eine solche Sage bilden, die domi- 
uircud an die Stelle der wirklichen Thatsache getreten ist, 
und dürfte es desshalb auch leicht erklärlich sein, dass als- 
dann alles, was die vielen Pilger durch ihre Berichte, sowie 
was der griechische Kaiser durch Gesandtschaften und Briefe 
beim Papste und dem Abendlande erwirkt haben, als von einer 
Person, dem Mönche Peter, erzielt angesehen und dieser, 
wenigstens in den Gegenden, wo er das Kreuz zuerst gepredigt, 
wie im nördlichen Frankreich, Lothringen und in der Rhein- 
gegend, an die Stelle der verschiedenen das Unternehmen be- 
dingt habenden Factoren zum Hauptfactor gemacht wurde, 
in dessen Person dann das ganze Bestreben, welches den 
Kreuzzug veranlasst hat, sich personificirte und wiederspiegelte. 

Die Vision nach Daher ist es auch erklärlich , dass man 

Cafarus. anderwärts, wie z. B. in Italien, die Veran- 

lassung zum ersten Ki'euzzuge zwar an eine Vision, aber doch 
an andere Personen knüpfte. Es ist nemlich Cafarus, der 
in seiner Liberatio Onentis^) uns Aehnliches wie Albert mit- 
theilt. Seine Erzählung bietet der Vergleichung halber mit 
derjenigen Alberts des Interessanten genug , dass wir sie hier 



*) Ekkeh. Hierosol c. I, 1. 

») In Mon. Germ, SS. t. XVIII, 40 seq. 

Ö 



82 ni. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

auch wörtlich anfuhren wollen. Nachdem Cafarus a. a. 0. 
mitgetheilt hat, dass Gottfried von Bouillon mit dem Grafen 
von Flandern bereits ein MaJ eine Pilgerreise nach dem 
Morgenlande gemacht und nach seiner Rückkehr mit Raimund 
von Toulouse und vielen andern Grafen und Baronen uJ>er 
einen Kreuzzug Rücksprache genommen, fahrt er also fort: 
„Unde tale posuerunt consilium, .ut veniente die S. Mariae 
ad Podium convenirent, ibique de servitio Dei quid facturi 
essent poneront et firmarent. Cum vero infra dicti t^rmiui 
spacium vox per i}artes illas publice sonavisset, fuerunt XII 
viri in S. Maria in Podio, de predicto servitio Dei tractarc 
optantes, et per III dies tractantes, quomodo lerosolymitanum 
iter poragere possent. Accidit in nocte diei tertii, quod angohis 
Gabriel unum de XII, Bortholomeum nomine, in sompnimu 
venit et dixit: ,Bertholome surgeS et ipse: ,Quid es tu Domine'? 
,Angelus Domini sum, et voluntas Domini est, ut scpulcrum 
ejus a Servitute Sarracenorum deliberetur. Quare ac<'ii>o 
crucem in dextero humero, et cum sociis tuis summe mane 
perge ad episcopum Podiensem, et hostende sibi crucem, quam 
tibi feci, et die ut ipse mittat legatum suum tecum ad Urbanum 
papam, qui ad has partes sine mora veniat, et iter lenisoly- 
mitanum in remissione peccatorum populam doceat.' It.i 
factum est. Papa enim visione angelica audita, sine mora itor 
accepit, et ad Podium venit. Ibique coUecta multitudinc 
nobiüum virorum, principüm, comitum et ducum, atque omni^ 
generis christianorum , divitum et pauperum, majorum atqnt* 
minorum, papa Omnibus viam sepulcri in remissione omninin 
peccatorum praecepit." Man sieht, es ist eine ganz ähnlicho 
Erzählung wie bei Albeii; und l)oi den übrigen über Peter< 
Vision Berichtenden , nur sind die Personen und Orte andMt^. 
Die Ursache des Zustandekommens des Kreuzzuges reducirt 
sich ebenfalls auf eine mittelbar dem Papste vom Himmel 
gewordene Aufforderung. Wenn Albert Peter den Eremiten 
als den Gesandten des Heilandes ins Abendland bezw. zum 
Papste gesendet werden lässt, damit er diesen auffordere , der 
morgenländischen Kirche zu Hülfe zu eilen, und die Sendung 
durch Simeon, den Patriarchen, beglaubigt wird, so ist nach 



Die Vision Petora und die Historia miscella. 83 

Cifarus dieser Gesandte ein gewisser Bertholomeus, vielleicht 
'ler durch die heilige Lanze berüchtigte Visionär. Nicht Jeru- 
salem ist der Ort, wo ihm der himmlische Auftrag zu Theil 
ward, sondern Puy im südlichen Frankreich, nicht Christus 
enHrheint, wohl aber dessen Engel Gabriel, nicht Simeon von 
Jerusalem hat die Erscheinung zu beglaubigen, sondern der 
Bischof von Puy, — aber der Zweck der Vision ist, den Papst 
;a veranlassen, das Kreuz zu predigen imd dies zunächst von 
d»*m Orte aus zu thun, wo die Vision stattgefunden. In Genua 
iTziUilte man sonach in der ersten Hälfte des XII. Jahr- 
Landerts die Veranlassung zu jenem das ganze Abendland 
aufregenden Unternehmen etwas anders als in der Gegend 
Alberts von Achen und nach der von diesem benutzten 
i^elle, allein hier wie dort konnte man sich die Anregung 
zu demselben nur als eine von Gott veranlasste, das Kxeuz- 
zQgsnnternelimen als divinäus ordinata denken. 

Die Vistofl Peters Höchst wahrscheinUch ist es, dass diese 

od die Historia Anschauung in noch manch' anderer ahn- 

■leeell«. liehen Erzählung ihren Ausdruck gefunden 

hat. welche ausfindig zu machen wir nicht mehr in der Lage 

*ind *). Nicht unwahrscheinlich dürfte es aber sein, dass dem 



*} Herr Graf Riant hat mir giltigHt in das Manuscript seiner neuesten 
\HiHt: linrntmre des Uttreä hisioriques de la jyremiere croisade, Einsicht 
in rjfhm^n ^*»tatt4>t. in welcher trefflichen Arbeit sich ini Appendix ein 
•!'jpb die BeniÜhung(*n Riant« wieder aufgefundener» angeblich vom 
:*4knjLrchf*n von Jerutialem (nach Riants Annahme de» Patriarchen 
* infH>n) mwl Adhemar von Puy M'ährend des Zuges «les I. Kreuzheeres 
itirrh Kleinaüien an tlie ChriRt«n des Nordtms abj^esendeter Brief findet, 
^•'Hn e* o. A. also heinst: Verttm et rere jyro fwbis pugntU Dnm, 
Ad hi< quof/uf, fraires, miracidum audite qnt)d idem Patriardia ftau- 
fi'UimuM mandiit Chrigtianis omnüßus: tjuomodo ei apiHiruerit in Hsu ipae 
/A4WffMt ei yromitenä in hitc exjieditione Jaboranfihns quod ante se in 
'f^memda et estrema judicii die quisque proccdet coranatus. Die Aechtlioit 
11*«»^ üneff« vollen wir nicht bestreiten, wenn es auch bedenklich er- 
•• y «j^n dOrü^s da«» Simeon oder Daimbert von sich selbst das Praedicat 
.••ftrti»»iniufc* ^braucht haben. Dagegen, weil dieser Brief in sehr früher 
/j^.-i «rhon vorhanden, ist die Bemerkung Kiant«: «cetto vision m'a ftxit 
.•itM»T ipi'Aibcrt «l'Aix en parlant d«' Li lettre nipporlZ-e par Pierre 



84 ni. 1. Peters erste Pilgerfahrt. 

erstmaligen Erzähler der Peterschen Vision jene Mittheilung 
aus der Historia miscella zur Vorlage gedient hat, nach welcher 
der Krieg des Kaisers Justinian gegen die Vandalen in Nord- 
afrika ebenfalls durch eine Vision veranlasst worden sein 
solP). In der genannten Historia wird erzählt: „Septiiuo 
deinde imperii anno facta sunt Vandalica bella. Episcopu^ 
autem quidara Orientis partis imperatorem Justiniamim det^r- 
ruit, dicons ex Deo sibi ad imperatorem accedere et postularo. 
ut Cliristianos qui erant in Libya liberaret a Tyrannis. Qnibus 
imperator auditis retinere mentcm ultra non potuit, sed tani 
exercitiim et naves armis circumdedit et victualia praeparavit 
Bilisariumque in procinctu esse praecepit, in Libyam prae- 
torem imperator principaliter in omnibus statuit. Erat anteni 
cum eo et Procopius harum remm conscriptor*)." Dio 
Historia miscella war damals im Abendlande nicht unbekannt 
und von verschiedenen Schriftstellern der damaligen Zeit 
fleissig benutzt w^orden^). Dass dem ersten Erzähler der 
Peterschen Vision eben diese Erzählung der Historia mi^crlhi 
bekannt war und demselben als Vorlage gedient hat, ma«r, 
w-ie gesagt, als wahrscheinlich erachtet, kann aber freilich 



rHermite avait confondu avec le document que j'etudie maintenant**, böili-t 
beachtensworth zur Eniining der von Albert benutzten Quellen. 

*) Vergl. Mailly, GescfiicJite der Kreuzzäge 11, S. 54 (deutsche Ueber- 
Setzung 1782). 

*) Historia miscella, ed. Eyssenhardt, Berol. 1869, lib. XVin, 5, p. JV54. 
Die Stelle iin Bello Vandalico des Procopius , aus welchem der Verfft«fi*r 
der Historia miscella diese Erzählung entnommen, lautet nach Cmy^uji 
Sci'iptor. historiae Byzantinae pars II, I, p. 356: Tcui/ äi xig U^itoy^ oX^ 
drj iniaxonovg xaXovaiy, ix rrjs tows rjxwy iq-rj is Xoyovg tm ßaatkit iX^ttä^ 
ßovXea&ttt. Kai ineidrj avuo ivyifii^eyj sXeyby ol rby &€oy eniüxf^tffm irtto 
yeyea&ai re, ü5f ßaoiXea xai avtoy aludaaa&ai on d^ X^icuayoli rotv ty 
Atßvri ^v€a&at ix tVQayytoy vnodeidfieyos cha Xoytfi ovifeyi xaxta^^tiidr^^i 
^yKaiTot avTos^* tfprj „o/ noXe^ovyii ^vXXr^xpo^at Aißvr^g te xvQioy ^ijW^ffi.'" 
lavTct ßaffiXehs BTfel rjxovae, xatij^Eiy ZTfy didyoiay ovxin idvyaro uXXa xijV 
T€ CTQanccy xai tag yavg ilyeiQey, onXa tb xai aitia ^zoifjitt^B xai BfXtCtt^y 
iy naQacxev^ inriyyeXXBy eJyai wg iy Aißv^ atQairiyri<toyxi avrixa fioXa, 

*) So insbesondere von Ekkehard; vergl. Waitz in der Einleitung zu 
Ekkeimnh Chronicon /;» j\ToiK Gei'm. SS. t. VI, j). 5. 



Rückkehr aus dem Morgenlaiide und aiigebl. Besuch beiiu PapHic. 85 

nicht als sicher behauptet werden; wäre Letzterem also, so 
wäre ebendamit auch die Quelle, aus welcher der ui'sprüng- 
liche Erzähler der Peterschen Vision geschöpft, gefunden, 
W51S alsdann ein weiteres Licht auf die Entstehung dieser 
Sage werfen würde. 

Rfiekkehr aus dem Nach dem Bisherigen kann also von 

Morgenland und einer dem Einsiedler in Jerusalem gewor- 

angeblioher Besuch denen Vision nicht die Kede sein, da er ja 
beim Papste. nicht einmal in dieser Stadt gewesen ist, 
demnach jene Albert'sche Erzählung von dieser -Vision und 
jenem dem Peter dabei gewordenen Auftrage gegenstandlos 
erscheint. Allerdings ist es aber damit noch keineswegs er- 
wiesen, dass Peter auf ürban überhaupt keinen Einfluss aus- 
geübt habe, da dies ja immerhin sehr wohl möglich gewesen 
sein konnte. Wenn wir aber auch annehmen wollten, Peter 
habe entweder auf seiner Rückkehr von der ersten Pilgerfahrt, 
sofern er überhaupt über Kom zurückgekehrt ist, den Papst 
nicht unbesucht gelassen, wie zweifelsohne der grössere Theil 
clor vom Morgenlande über Rom heimkehrenden Pilger zu 
thun pflegte, oder er habe den Papst während dessen Aufent- 
halt in Frankreich gesehen, so kann eben doch sein Einfluss 
von keiner grösseren Bedeutung gewesen sein als derjenige 
eines jeden andern Pilgers auch war, der von seinen Aben- 
teuern zu erzählen und über die Nothlage der morgenlän- 
dischen Kirchen zu klagen hatte. Denn eine Beeinflussung, 
wie eine solche nach Albert und den übrigen späteren Er- 
zählern stattgefunden haben müsste, wornach der Papst allein 
durch den Bericht des Einsiedlers zur Predigt des Kreuzzugs 
veranlasst worden, würde auch von den Gleichzeitigen und ge- 
wiss von dem Papste selbst erwähnt worden sein, was aber nicht 
der Fall ist, worüber wir uns weiter unten noch des Näheren 
auszusprechen haben. Doch darüber, ob Peter seine Rückreise 
über Rom gemacht, den Papst besucht oder denselben erst 
in Frankreich gesprochen, oder denselben überhaupt nicht 
gekannt hat *), etwas Bestimmtes anzugeben, ist nicht möglich, 

*) Dass Peter den PapHt Urban von früher her gekannt habe, ist 
z. B. Vion eine unbestreitbare Thatsache. Er schreibt p. 257 gelegent- 



86 III« 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstet^. 

weil uns eben keine Quellennaclirichten zu Gebote stehen, 
welche eine dieser Annahmen als richtig erkennen lieseen; e.N 
sind diese Annahmen somit nichts andres als blosse Ver- 
muthungen, welche möglicherweise richtig, möglicherweise aber 
auch durchaus verfehlt sein können. Für welche die meiste 
Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, werden wir später zeigen, 
wo wir von Peters angeblicher Anwesenheit auf dem Cler- 
monter Concil zu reden haben. Die Sagenberichte aber 
können für uns in dieser Beziehung von keinem Belang sein. 
Sie stützen sich auf den dem Einsiedler durch Christus und 
den Patriarchen gewordenen Auftrag an den Papst, dessen 
der Einsiedler bei Urban sich entledigt haben soll. Da Peter 
aber keinen Auftrag erhalten, so kann die daran geknüpfte 
Erzählung keine weitere historische Grundlage abgeben. 

2. Peter der angeb- Durchaus folgerichtig dagegen ist e«. 

liehe Vorläufer des ^^^^^ ^ruf Grund der Erzählung Wilhelms, 

Papstes. wornach der Einsiedler den Papst zur 

Darstellung bei den Kreuzzugspredigt veranlasst, spätere die 

späteren Rückkehr Peters aus dem Morgenlande und 

®''"' dessen angeblichen Besuch beim Papste vor 

das Jahr 1095 verlegt haben und den Einsiedler als 

den praccursor Urbans darstellen, der bereits vor dem 



lieh seiner Erzählung betreff« der Rückkehr Peters aus Palaestina: J)i» 
Bari, Pierre se rendit aupres du pape, soit ä Rome, ainsi qu*on le t}u^>- 
pose generalement, soit dans une forteresse du sud de ritalie, ou «i 
lutte avec Fantipape Goibert et Tempereur Henri IV., le for^ait de cberrhrr 
un abri toujours precaire. Le digne heritier de Gr^goire VIL, ne Irou- 
vait etre justement un ancien moine b^n^dictin qua Pierre avait connt) 
k Clunj, oü lui-ni^me avait un oncle religieux; c^etait Kudes ou Oüoo. 
de Chatillon-sur-Mame , depuis eveque d'Ostie, et enfin devenu pap« fii 
1088, 80U8 le nom d'Ürbain II. Pierre lui remit la lettre dont lavail 
charg6 le patriarche de Jerusalem'* etc. und \ivl Manuscr. de Üeuf-Mausfier 
über das Leben Peters (Vie de Pierre V Her mite. Copiee par le P. Am- 
broise de Huy, sur les manuscrits de Neuf-Moiistier, en 1659 et tmduitr 
par M. Gorrissen, de Huy, dans son Histoire de la viUe et du cltfUeau tlt 
Huy, Huy, Dehaise, 1839) bei L^on Paulet, Becherches p. 68 ff. beiMl 
es: „A cette vision, Pierre transporte et enflamme, prend les lettre« de 
Simeon et se luet en route. Un vent favorable Ic fait abordcr dans la 



Darstcllang bei den späteren Schriftatellem. 87 

Concil zu Piaceuza im Frühjahr 1095 einzelue Gegenden 
im Abeudlande durch seine Kreuzpredigt in Aufregung ver- 
setzt habe. So liest man bei Wilken*): „(Peter) eilte (von 
Bari aus) nach Rom zum Papst Urban, überreichte ihm den 
Brief des Patriarchen und unterstützte dessen Anliegen mit 
der schauderhaftesten Erzählung der Leiden, welche die 
Mutter aller Barchen von ihren Tyrannen erdulde .... 
Urban lobte Peters frommen Eifer und bevollmächtigte ihn 
durch Briefe an die Grossen der Christenheit als seinen und 
der Kirche zu Jerusalem Gesandten. Nun durchstrich Peter 
Kuerst ganz Italien, überstieg dann die Alpen und fand allent- 
bidben Beifall und Gehör .... Die Wirkungen von Peters 
Predigten zeigten sich schon auf der Kirchenversammlung, 
welche Urban bald nachher zu Piacenza hielt!" JaMailly 
(um noch einen Darsteller der Geschichte der Kreuzzüge zu 
hören) sagt in Vesprit des Croisades (deutsche Uebersetzung 
II, 75): „So durchstrich er ganz Italien und binnen Jahres- 
frist beinahe ganz Europa, ging von Dorf zu Dorf, von Stadt 
zu Stadt, von Reich zu Beich, redete alle Fürsten und Kö- 
nige an, beschwor das Volk, forderte den Muth der einen, 
die Frömmigkeit der andern auf und zündete in allen Seelen 
das Feuer an, das ihn verzehrte .... Man kann sich keine 
Vorstellung machen von der allgemeinen Bewegung, die er 
dergestalt allmälig dem grössten Theile Europas mittheilte. 
Auf die Nachricht von einem so erstaunlichen Erfolge Peters 
bcschloss Urban, dem fein Vorläufer Nachricht gegeben hatte, 
dass es nun Zeit sei zu handeln, sich endlich zu zeigen, und 
glaubte, dass dies nicht anständiger als in einer Kirchen- 
versammlung geschehen könnte, zu welcher die wirkliche Lage 
der Sachen ihm Giiinde genug gab, ohne dass er genöthigt 
war, den wahi'en zu entdecken. Solchem nach machte er be- 
kannt, dass eine im Anfang März in der Lombardei gehalten 



Pooille. Le Souverain Pontife, Urbaiii IL, ancien cenobite de Cluni quü 
avait conna autrefois, le re9oit cordialenient'', wozu Faulet noch anmerkt: 
,Ou Pierre avait eu un oncle religieux, dit je ne sais quel historien/ 
Dieser hiätorien iflt demnach wohl Vion in der angeführten Stelle? 
*) GcDcb. der Kreuzz. I, 109. 



88 III. 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

werden sollte" etc. Moline de Saint Yon *) lässt sogar äeu 
Einsiedler das Kreuz in Deutschland predigen, als Urban von 
Italien nach Frankreich aufzubrechen im Begriflfe stand. Audi 
Paulin Paris *) sagt von Peter: „II est certain, qu'un des agens 
les plus utiles du pape avant VassembUe de Clerttiotdy fiit 
Pierre THermite." Ebenfalls lässt ihn Montalembei*t') weite 
Excursionen in die verschiedenen Gegenden vor dem Concil 
zu Clennont machen, wo überall sein Wort mit Enthusiasmus 
aufgenommen worden sei. Auch Mailly, Wilken, P. Pari» 
und neuerdings noch Eöhricht, wie beinahe alle Früheren 
folgen eben dem Berichte Wilhelms von Tyrus, der 
den Einsiedler ausdrücklich zum praecursor des Papstes ge- 
macht hat*). Dieser schreibt nemlich I, 13: Fuitque damino 
Tapae^ qui mim ultra montes sine dilatiane sequi decrevemiy iu 
eodem verbo plurimum necessarius, Nam praecursoris functHs 



^) Histoire des comtes de Toulouse U, 23. 

*) La Chanson d'Antioche V, 50. 

•) Les moines d'Occident t. VII, 148. 

*) Zuerst finde ich bei Accolti (ca. 1450) die ausdrückliche Neuuung 
des Jahres 1094, als das Jahr der ersten Pilgerfahrt Peters; vergl. Alberich, 
Chron. Tr, Font und da« Magnum Chron. Belgic. bei Pistoriu» ad aoii. 
1094. Bei Vion p. 251 liest man: ^Les historiens flamands le fönt eoTn- 
cider avec un de ceux de Robert-le-Frison, comte de Flandren, soit en 
1085, soit en 1090; (c'est d'aprfes eux sans doute que Ton a suppose un 
Yoyage anterieur, auquel d'Oultreman fait quelquefois penser): dautre«. 
et c^est le plus grand nombre, le placent en 1093. C'est la date adoplee 
par Dom Grenier**. Maier in Versuch einer Gesch, der Kreuzzuge I, 16. 
die Histoire genSrak de Languedoc p. 286, Heeren, in Versuch einer £#i/- 
Wicklung der Folgen der Kreuzzüge p. 18 und neuerilinjjfs Peyre I, 4H. 
sowie Röhricht in Beitr, IT, 20, lassen ihn seine Pilgening im J. lOm 
vollenden. Nach Maimbourg, Ilisf. unir. des crois. (ed. 18C8) p. H: 
Heller I, 44; Haken I, 72; Wilken I, 47; Raumer, Gesch. der Rofienst. I. 39 
(1. Aufl.); Hasselt, Les Beiges aux a-oisades I, 9; Moline de S. Yon II, 19: 
Ingerslev, Peter fra Amiens og det forste Korstog (Kjöbenbavn 1859) p. 1. 
soll er dieselbe i. J. 1093 gemacht haben. Nach Roger de Wendov. I. 
144 und Matth. Paris. I, 148 ist er im J. 1094, nach Muralt, ßwo* de 
Chrofwgr. hyzant, II, 78 im Frühjahr 1095 in Jerusalem gewesen. Bei 
Anna, Albert-, der Histor. bell, sacri, Wilh. v. Tyr. und Uraindor sucht 
man vergeblich nach der Angabe einer bestinmiten Jahreszahl, auch kein 
einziger der gleichzeitigen Quellen gibt auch nur eine Andeutung hievon. 



DurHteUimg bei Williolm und Albert. 89 

i»fticio, audUorlum moites ad öbediefulnm priiqHtraverat , ut fad- 
litis ideni persuadere vdcns, öbtuicret 2>ropositum, et univep'sarum 
aitimos ad se coinpendiosius hiclinaret^). Wilhelm v. Tynis 
aber hasirte seine Mittheilung ohne Zweifel auf Alberts Nach- 
richt, obwohl Wilhelm keineswegs vermuthen lässt, dass der 
Einsiedler vor dem auch von ihm c. 14 erwähnten Concil zu 
Piacenza aus dem Morgenlande wieder * zurückgekehrt sei. 
Freilich alle von Albert abhängigen Autoren sind folgerichtig 
zu dieser Annahme genötliigt: denn Avenn es richtig ist, dass 
der Papst bereits auf dem Concil zu Piacenza zum Krcuzzugo 
aufgefordert hat, so muss ja offenbar derjenige, welcher Urban 
dazu bewogen haben soll, vor diesem Concil schon den Papst 
besucht und seine Pilgerfahrt vollendet gehabt und folgenrichtig 
auch zugleich im Auftrag des letzteren gepredigt haben, 6he 
dieser selbst die betreffenden Concilien abgehalten hat*). 

') Man vergl. hiezu aucb die Worte der Ilistoria Iherosolymilana a 
trmffnre Oodefr, dt lUUo (ein AiiRzug aus Fiilcher) im Utrechtt»r Codex 
m. *28o (Kat. theo!. 33l>) fol. 253 a, wo Peter ein excitaior optimus fje- 
uannt wird; — ferner ilie Worte deH (luido de BazocbÜH (gest. 1202) 
iiiM'h Albric, man. Tr, Font, ad ann. 1094: ,A quo (sc. Papa) praedicator 

♦ l«*ctu.*, et atl principen directus et plebeM virtute multa Dei verbuin evan- 
:r»Oi«Än«i, domini papae, «jui eum in Franriain »ubsequebatur nece^^urius 
t'iii ffraecurßftr** ; femer I*Hr. Birami«, de Syriaca expeditione p. äOI (in 
«!♦*'• !*^n Senat HM fM/putitjtte Oenuefts, rer, ff est, Historiae) Antwerp. 1579: 
.Vdemamd pontilieiuH legatuH cum Petro Kremito huiun belli j)raecijnWf 
ut dict<un ej»t, auct(/re, suoh animabat et iuMtniebat'; — sodann Molanun, 
m yfdttia mera dueum et jrrinc. Bmtiant, (Antw. 1592), ebenfaÜR in A«- 
titte* Stwetvrum Belgii et eontndem t'hrmiica recapituJatio (Lovanii 1595) 
fo). 150: «ObanuH IL f'onlmotu^* a IVtro ereniita, bellun\ statuit pro 
^ iribu« Tum«« inf env* pU». ; — Besoldi SynojvfiH ER, ab urbe amd, gejitorum 
mt 1693, ]». Af^H: .lnrrni<tr huius belU, priniariiiH fen* fuit Petrus Kremita, 
qiii a Simone Patriarcha HieroHolymonim litU'niH cum mi*<enitione di^in- 
•iiiiim a<l Pontifirera detulit"; — (jnari'HniiuH in Heiner Historica iheoUnjictt 
rf w¥tndi% Terrae s*. eluctdatio I (Antw. 1Ö39) p. 137: -IVtnis Kremit*i. 
'huno »piriiu excitatus dinnu<|U(' manu iidiutuH. phirinia molituH, tundeni 
1 Hiiinnm 11. mon(*t, ut in (iallia pro recuperanda leronolymitana urbe 

• «•rnliom ]^*n'*rml** indicat" etc.; — Ducanjfc in der oben pajf. 15 an* 
If»'f0hrt4'n llemerkunf^ zu Anna Konmeniw Alrriun u. A. 

*» So ff>l((iTt4»n wohl alle jene, welrhe den Peter vor «lern J. 10l»5 
lurOrkkelirv*» lie»*M»n. rnt»T AndenMi auch der Veriii'»»»«*r des Artikeln 



/ i 



90 I^l- 2. Peter der iuigebliche Vorläufer des Papstes. 

Dennoch aber ist es selir fraglicli, ob Albert iu der Tbut 
den Einsiedler in der Art als einen praecursor Urbaus ange- 
sehen wissen will , wie Wilhelm und die Späteren denselben in 
ihren Darstellungen uns vorfübren. Auch kann nach Albert 
und der Historia belli sacri unmöglich zwischen dei* durch den 
Einsiedler geschehen sein sollenden .Unterredung mit dem 
Papste und dem Aufbruch des Letzteren nach Frankreich 
ein derartig längerer Zeitraum gelegen haben, wie mau einen 
solchen annehmen müsste, wenn Peter bereits vor dem Con- 
cile zu Piacenza den Papst zur Kreuzzugspredigt veranlasst 
gehabt hätte. 

Sieht man sich die Erzählung bei Wilhelm von Tjrus 
näher an, so erkennt man alsbald die sagenhafte weitere Um- 
hüllung, die dem ohnehin mit Sagenhaftem schob decorirten 
Berichte Alberts widerfahren ist. Man erkennt auf den 
ersten Blick bei Vergleichung des Wilhelmschen Berichtes 
mit demjenigen Alberts, wie Wilhelm durch eine phantasie- 
reichere Ausmalung eine bei Albert sich ihm darbietende 
Lücke auszufüllen gesucht hat. Peter war auch nach Albert 
ein Prediger des ersten Kreuzzuges ^) , Albert lässt aber an 
der Stelle, wo er Peters Rückkehr aus dem Morgenlande er- 
zählt ^) , seine JVIission mit der Erledigung seines in Jenisalem 
erhaltenen Auftrages an den Papst insofern gleichsam zu 
Ende sein, als er nichts davon erwähnt, was dieser eifrige 
Mönch , nachdem ihn der Papst entlassen , zunächst vollführt 



Pierre THei'mite in Noui\ Biogr. unk\ 40, 185: ^Pien'e parcourut une 
grande partie de TEurope, prechant en tous lieux sur la ndsere des ehre* 
tiens d'Orient, rhumiliation des polerins, la profanation des lieux Haeres etc. 
Ses pr6dication8 excitörent le zele general, et Ton vit accourir ^ Phi- 
sance plus de 200 eveques* etc.; — ebenfalls Michaud in Biogr* ««"'• 
t. 34, p. 401. Uebrigens ist, was ich hier bemerken wül, die Dtu^tcUnng 
eines Michaud in der Biogr, unii\ nüchterner, als diejenige in der Xouv. 
Biogr. univ., welche letztere offenbar von Faulet und Vion beeinfluäni ist- 

*) Lib. I, c. 2: „Petrus .... omni instinctu, quo potuit huius viU' 
constiintiam prinmm adhortatus est, in Bern, regione prefati regni , fai'tu»^ 
predicator in omni admonitione et senuone .... hanc viam idem ereniita 
predicaverit, et ejus primus auctor extiterif 

*) Ebenda c. VI. 



Darstellung bei Wilhelm und Albert. 91 

Labe. Wohl wird von Albert alsbald im folgenden Kapitel 
(VH), wo der Zug Walters Sineaveors erzählt wird, die 
Veranlassung desselben dem Peter zugeschrieben ^) und 
c. ViJLL von Peter selbst gesagt, dass er mit einem grossen 
unzählbaren Heere nach dem Morgenlande aufgebrochen sei, 
aber bei all* dem nicht ausdrücklich erwähnt, wann er durch 
seine Aufforderung diese Leute zusammengebracht habe, noch 
dass er vor dem Papste als Kreuzzugsprediger aufgetreten, 
noch auch dass er dem Papste die Gemüther zum Voraus 
bereitet habe, damit dieser dann dieselben vollends leicht für 
sich gewinnen konnte, wie bei Wilhelm von Tyrus a. a. O. 
berichtet wird. Man könnte dem Wilhelm beistimmen, als 
habe er hiemit auch Alberts Ansicht wieder verzeichnet, da 
ja Letzterer vom Einsiedler sagt ^) : huii4s viae cotistantiam iwi- 
mutn adhortatus est in Bern regione prefati regni, fadus pro- 
dicator in omni admonitione et sermone. Huius adnumitUme 
assidua et vocatione episcopi, abbates etc. ad lianc letanter conr 
currerunt ^iam, alleinaus diesen Worten herauslesen zu wollen, 
Peter sei vor dem Papste durch ItaUen nach Frankreich ge- 
zogen und habe dort vor dem Concil zu Clermont oder gar 
vor dem zu Piacenza das Kreuz gepredigt und sei desshalb 
des Papstes praecursor gewesen, ist doch gewiss mehr als 
gewagt und lässt sich kaum rechtfertigen. Dagegen wird 
man, wenn man die einzelnen über unsern Gegenstand han- 
delnden Kapitel bei Albert sich näher ansieht,* finden, wie er 
eigentlich zwei ganz verschiedene Erzählungen neben einander 
gibt, die er, wie es seine Art ist, unbekümmert darum, ob 
sie folgerichtig zusammengehören oder nicht, so wiedergibt, 
wie er sie selbst wohl vernommen hat, welche aber keines- 
wegs ein harmonisches Ganze bilden. So berichtet er in den 
vorhin angefülirten Worten, dass Peter in Beru^) als eifriger 



') JGx adiuonitione praedicti Petri ereniitiie in initio viae Hierosoly- 
luitanae/ 

*) Lib. I, c. 2. 

•) Das heutige Berry im mittleren Frankreich; siehe weiter unten 
am Kndc dieBCH Abschnittes. Berri ist auch die Lesart im Cod. I^scr, 
185 Tumacensis, fol. 98b, 1 col. 



92 m« 2. Peter der anf^eblic-lie Vorläufer ile« PapNte»«. 

Kreuzprediger aufgetreten und durcli seiue Predigt Biscbofo, 
Aebte, Kleriker, Mönche, hochgestellte Laien, Fürsten aus 
verschiedenen Ländern und allerlei Volk der Christenheit 
auch Weiber nicht ausgenommen, den Zug nach dem Morgen- 
lande mitzumachen veranlasst habe, und fügt hinzu: f/ua 
occasione et intentione haue viiim idem eranita pracdicaverü ei 
ejus primus aitdar extiterit praesc^xs xuigina dedardbü. Darauf 
folgt die Erzählung von des Einsiedlers Pilgerung und dem 
ihm in Jerusalem gewordenen himmlisclien Auftrag, sodann 
wie er sich desselben beim Papste entledigte und dieser nach 
Vercelli , von da über die Alpen nach Le Puy und von da nach 
Clermont gezogen , w&i audüa legatmie divina et admonitiaw 
Äpostolica, episcopi totius Franeiae, duces et comites niagtnq\u' 
principes cukisque ordinis ac gradus cxpeditionetn ex prupTV) 
smntii ad ipsum sepiäcrum Domini anmierunt. Ipso ef<mtm in 
regno ampliss^ifiio conspiratio et conjuratio sancta huuis viae, dafis 
dcxtris, inter potentissimos exivit. Von Peters Kreuzpredij^ 
aber ist nicht melir die Hede. So wird zuerst der Einsiedler 
als Kreuzprediger vorgeführt, durch den in Frankreich di»* 
Leute beredet worden sind, nachher aber der Papst genannt, 
der die Franzosen dazu vermocht habe. Kein innerer 
Zusammenhang ist bemerklich, keine Zeitbestimmung ist dar- 
über angegeben, wer von beiden — Peter oder Urban — in 
Frankreich zuerst zum Zuge aufgerufen, keine Aufeinander- 
folge lässt sich unterscheiden, und auffallend ist es doch 
immerhin: Albert will nach c. II. darlegen, wodurch der 
Eremite zu der Kreuzpredigt veranlasst worden und wie er 
der erste Anführer beim Unternehmen geworden ist, und siehe, 
er lässt den Papst durch den Einsiedler für das Unternehmen 
gewonnen werden, und nun ist es dieser, der die Bischöfe 
und Fürsten in Frankreich dazu aufruft und für dasselbe 
gewinnt, nachdem bereits c. II. erwähnt ist, dass dieser Auf- 
ruf durch Peter geschehen sei. Soll nun vielleicht die dem 
Einsiedler von Albert zugeschriebene admonitio assidua ti 
vocatio, wodurch die Bischöfe, Aebte etc. für den Kreuzzug 
gewonnen worden sind , damit in ihren Folgen aufgezci^ 
werden, dass eben Urban es war, der auf den Einsiedler 



Darstellung bei Wilhelm und Albert. 93 

gehört* und jetzt durch seine Auetori tat und völlige Zustimmung 
die Bischöfe und Fürsten zum Kreuzzuge veranlasst hat, so 
dass eben doch der Einsiedler der Urheber und erste Prediger 
des Kreuzzuges gewesen ist und die admoiiitio et vocatio Peters 
eben wieder mittelbar durch den Papst das bedeutende Re- 
sultat erzielt hat, von welchem Albert bereits in c. ü. ge- 
sprochen , dass also der Erfolg des Papstes der Erfolg Peters 
gewesen und , was wir • in c. II. über Peters Wirksamkeit 
lesen, durch die Darstellung in c. VI. näher erläutert wird, 
so dass in Wirklichkeit nicht Peter, sondern Urban jene 
Menge aufgerufen hat, nachdem dieser durch jenen dazu ver- 
anlasst worden war? Obwohl dieser Zusammenhang aus 
Alberts Darstellung entnommen werden kann und eher be- 
rechtigt erscheint, als die Hineintragung von Zwischenghederu, 
welche die Albertsche Darstellung eben nicht kennt und auf 
Vermuthung beruhen, so glauben wir dennoch nicht, dass 
Albert diesen Zusammenhang intentirt habe, vielmehr finden 
wir bei ihm die Grundzüge einer doppelten Ueberheferung, 
welche er, unbekümmert, ob der Leser sich darin zurechtfindet 
oder nicht, wiedergibt: einerseits ist es nemlich Peter, der 
das Unternehmen angeregt, das Ea*euz gepredigt und grossen 
Erfolg erzielt hat und eben damit die Sage, dass er allein 
der Veranlasser des ersten Kreuzzuges gewesen ; andererseits 
die durchaus historische , weil von allen Augenzeugen , welche 
über den ersten Kreuzzug berichten, verbürgte Thatsache, 
dasa durch den Papst in Frankreich das Kreuz gepredigt und 
kein anderer dem Zuge eine solche Wichtigkeit zu geben ver- 
mocht hat als eben der Papst, wie dies auch bei den ursprüng- 
lichen Quellenschriftstellern als die einzig richtige Sachlage 
angeführt wird, die aber von einer Veranlassung durch Peter 
nichts zu berichten wissen. * ' 

Dass nun aber eine derai;tige Darstellung , wie sie Albert 
gibt, dem Wilhelm nicht convenireu konnte, ist leicht be- 
greiflich. Ihm fehlten in der Albertschen Darstellung die 
Mittelglieder und die geschichtlich klare Zeitfolge. Er füllte 
diese ihm sich darbietende Lücke aus, indem er den Einsiedler 
als den Vorläufer Urbans auftreten lässt und Spätere folgerten 



94 III- 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

alsdann auch, dass der Einsiedler diesen Dienst ihm schon 
vor dem Piacenzer Concil geleistet habe. Wilhelm hat sonach 
die von Albert gegebene zweifache Ueberlieferung , welche 
ihn nicht zu befriedigen vermochte und die aus der damals 
herrschenden Sagenüberlieferung hervortretende Nachricht von 
Peters Vorläuferamt derart mit einander verschmolzen^ dass 
man in seiner Darstellung einer schönen und anziehenden Er- 
zählung über das Zustandekommen des Kreuzzuges beg^net 
und seiner Combination alle Anerkennung widerfaliren lassen 
muss, seiner Darstellung aber trotzdem keine andere Bedeutung 
beilegen darf, als jeder anderen, worin historische Thatsachen 
mit unhistorischen Zügen vermengt sind, je nachdem der 
individuelle Geschmack des Darstellers es für gut gefunden, 
seine Arbeit damit zieren. So viel resultirt aus dem Bisherigen, 
dass wenigstens Albert von einem Vorläuferamt, wie Wilhelm 
von Tyinis es vom Einsiedler praedicirt und die Späteren auf 
Grund der Wilhelmschen Darstellung in ihren Erzälilungen 
verwerthet haben, so dass sie sogar mit Bestimmtheit sowolil 
seine Rückkehr aus dem Morgenlande als sein Auftreten vor 
den Concilien zu Piacenza und Clermont anführen, nichts 
weiss, auch diese Angaben keine sichere historische Unter- 
lage haben, sondern auf blosser Vermuthung beruhen. 

Die Darstellung der Sichere Kunde über des Ein- 

ursprOnglichen Siedlers Auftreten und Kreuz- 
Quellen. predigt erhalten wir weder von Albert 

noch weniger von Willi, v. Tjrus, sondern allein aus den ur- 
sprünglichen Quellen der Geschichte des ersten Krenzzuges. 
die allerdings davon, dass er ein Vorläufer des Papstes ge- 
wesen und vor dem Concile zu Clermont schon das Kreuz 
gepredigt habe, auch keine Silbe erwähnen, deren Nach- 
richten vielmehr den Beweis ermögUchen, dass in Frankreich 
nicht Peter, sondern der JPapst den Änstoss mm Kreuzsug gc* 
gehen hai und des erstet'en Auflretcn allein in die Zeit nach 
dem Clermonter Concil eu setzen ist. 

Nach diesen Quellen ist in Frankreich der- Papst der 
erste Kreuzzugsprediger gewesen und kein anderer. Die 
(rrsta Francormn beginnen mit den Worten: ^Cum jam appri>- 



Die Darstellung der iiTBprünglichen Quellen. 95 

pinquasset ille terminus, quem Dominus Jesus quotidie suis 

«lemonstrat fidelibus, specialiter in Evangelio Apo- 

stolicus namque Romanae sedis, Urbanus, ultra montanas 
partes quantocius profectus est, cum suis archiepiscopis , epi- 
scopis, abbatibus et presbyteris; coepitque subtiliter sermo- 
cinari et praedicare, dicens: ^Ut si quis animam suam salvam 
facere vellet, non dubitaret humiliter viam incipere Domini/ 
Camque jam hie sermo (nemlich des Papstes) paulatim per 
universas regiones ac Galliarum patrias coepisset crebescere, 
Franci audientes talia, protinus in dextra fecere cruces .... 
Pecerunt denique Qalli tres partes: una pars Prancorum in 
Hungariae intravit regionem, scilicet Petrus Heremita et dux 

Godefridus, et Balduinus frater ejus etc Petrus vero 

supradictus, primus venit Constantinopolim Kalendis Augusti, 
et cum eo maxima gens Alamannorum" etc. Aus dieseu 
Worten vdrä Niemand entnehmen können, dass das Kreuz 
bereits von Andern, etwa von Peter von Amiens gepredigt 
worden ist, bevor Urban aus Italien dahin gezogen war. 
Allerdings man kann mit Grund gegen diesen Bericht des 
anonymen Verfassers der Gesten geltend machen, er habe 
als ein Italiener ') bezw. als ein italienischer Normanne die 
Vorgänge in Frankreich nicht genau verfolgen können und 
nur das Hauptereigniss, nemlich die vom Papste an die Fran- 
zosen ergehende Aufforderung zum Kreuzzuge erwähnt, wo- 
mit keineswegs ausgeschlossen sein könne, dass nicht auch 
Peter schon vor dem Auftreten Urbans in Frankreich das 
Kreuz ' gepredigt habe, indem eben des Einsiedlers Auftreten 
dem nicht in Frankreich wohnenden Verfasser mehr in den 



') Di\M» der anonyme VerfaK«er der Gestell kein Franzose gewesen 
»ein kann» hat «ohon Bongars in der Vorrede zu der Aupga])e der Gesien 
angenommen, nnd sind auch die Gründe, welche Saulcy in Bibl. de Vecolc 
des CTtartes t. IV. L Serie, 302—303 hiefur beibringt, noch von Niemand 
triftig widerlegt worden. Vergl. a. Gurewitijch, Zur Kritik der Geschichts- 
»ckreiher den ersten Kreuzzuges in Forschungen B.^'^14, S. 168; femer 
Thurot, Dl» I'ouvrage anonyme intitule Gesta Francorum et aHorum Hiero- 
fiiitymit. in der Jiente Imtorique I, 07 ; ebenfalls die Beilage V zu meiner 
Aiwgabe deÄ Hiei^mölyniita. 



96 ni. 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

Hintergrund getreten sei vor dem in der Ferne gewiss meric* 
würdiger erscheinenden Ereignisse, welches des Papstes Heise 
nach Frankreich und die durch diesen geschehene Kreuz- 
predigt in sich schloss. pieser Einwand ist gewiss nicht un- 
berechtigt, allein er wird doch wieder durch Jener Nach- 
richten paralysirt, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, 
gerade den Anfang des Berichtes der Gesten zu erganzen 
und das, was ihnen an demselben zu kurz erschienen ist, durch 
Zusätze zu erweitern. Bekanntlich haben Baldrich, Tndebod, 
(xuibert und Robert, Zeugen der damaligen Vorgänge in 
Frankreich, ihren Erzäldungen den Bericht der Grosteu zu 
Grnmde gelegt und das Wissenswürdigste, was der Verfasser 
der Gesten nicht erwähnt, demselben beigefügt 

Gerade Robert ist es, der in der Vorrede zur Aus- 
gabe seiner Erzählimg des ersten Kreuzzuges u. a. sagt: 
„Abbas Bernardus ostendit mihi unam historiam (es waren 
dies eben die Gesta Francorum et aliorum Hierosdyniitanonm/ 
secundum haue materiem, sed ei admodum displicebat, par- 
tim quia initium suum, quod in Clarimontis concilio consti- 
tutum fuit, non habebat, partim quia series tarn pulchrae ma- 
teriei inculta jacebat, et litteralium compositio dictionum in- 
culta vacillabat. Praecepit igitur mihi ut, qui Clarimontis 
concilio interfui, acephalae materiei caput praeponerem et 
lecturis eam accuratiori stilo componerem." Robert beginnt 
desshalb seine Erzählung mit dem Berichte über das Concil 
zu Clermont, welches der Anonymus der Gesten nicht einmal 
namentlich in seinem Buche angeführt hatte, und kommt dann 
erst auf Peter zu sprechen, als er die Rede des Papstes sowie 
deren ausserordentlichen Erfolg verzeichnet hatte: „O quot 
diversae aetatis ac potentiae seu domesticae facultatis homines 
in illo concilio cruces susceperunt et viam sepulcri spopon- 
derunt!" ruft er aus und sagt dann ausdrücklich^): ^Jltnc 
divulgcUum est nbique terrarum illud concilmm veiierabihy et ml 
aures regum ac pruidpum pervenit concilii constitutum hono- 
rabile. Placuit omnibus, et plusquam 300000 mentc iter 



») Bei Bongarfl p. 32; im BemeiJ, Ilist Occid. III, 731. 



Darstellung der ursprünglichen Quellen. Robertus mönachus. 9*7 

concipiunt, et adimplere satagunt, prout unicuique posse con- 
tulit Dominus" etc. Solch' einen ausserordentlichen Erfolg 
hat der Papst und haben jene auf dem Concil gefassten Be- 
schlüsse erzielt. Jetzt erst kommt Kobert auf Peter zu 
sprechen und berichtet mit den Gesten völlig übereinstimmend, 
Peter sei der erste gewesen, welcher mit seinen Schaaren nach 
Constantinopel gelangte, lieber dessen Auftreten in Frank- 
reich als Ejrenzprediger sagt er nur : ,,Hic ea tenipestate collegit 
sibi non modicam equitum peditumque multitudinem, et iter 
suum direxit per Hungariam. Associatur autem cuidam duci 
Theutonicorum , nomine Godefrido" etc., darüber aber, dass 
durch ihn IJrban zum Ejreuzzuge veranlasst worden, oder dass 
er etwa vor ürbans Ankunft in Frankreich Leute um sich 
gesammelt, sagt er nichts. Bobert also, der Mönch zu S. Bemy 
in Beims, der Zeitgenosse Peters, der auf dem Clermonter 
Concil zugegen war und die Verhältnisse, welche das Zustande- 
kommen des ersten B^reuzzuges bedingt haben, wohl kannte, 
der sich zudem noch vorgenommen, den Bericht des Anonymus 
der Gesta Francorum, welchen er, was den Eingang des Buches 
anlangt, wie der Abt Bernard von Marmoutiers-lez-Tours für 
ungenügend angesehen hat, zu ergänzen, von dem man erwarten 
musste , dass er das . Auftreten des angeblichen ersten Y eran- 
lassers des Unternehmens, sofern Peter in der That schon 
vor ürban in Frankreich zum Kreuzzug aufgerufen hätte, 
wenigstens mit deutlichen, wenn auch kurzen Worten schildern 
würde, — beobachtet über das vermeintliche Vorläuferamt Peters 
das tiefste Stillschweigen und weiss nur von der Predigt des 
Mannes, der das Clermonter Concil abgehalten, welches den 
Anstoss zum so zahlreichen Beitritt in Frankreich gegeben 
habe. Wie sehr aber hätte gerade ihm daran gelegen sein 
müssen, wenn in der That Peter das meiste gethan und vor 
dem Papste schon zum Unternehmen aufgefordert hätte, dies 
unter keiner Bedingung zu verschweigen, wodurch er nicht 
nur die Gesten ergänzt, sondern auch berichtigt haben würde, 
da sie nur vom epochemachenden Auftreten Urbans zu er- 
zählen wissen! 

Ganz ebenso verhält es sich auch mit dem Berichte 



98 ni. 2. Peter der angebliche Vorlaufer des Papstes. 

Baldrichs von Dol; dieser gleichfalls ein Zeitgeaoese 
Peters und, wie der Mönch Robert, ein Augenzeuge jener 
dem ersten Kreuzzuge unmittelbar vorangehenden und den- 
selben veranlassenden Aufregung und ein Ohrenzeuge jener 
in Clermont durch Urban gepflogenen Verhandlungen*), copirte 
bd Abfassung seiner Historia Hierosdymitana .ebenfalls di^ 
Gesten, wobei ihm einestheils der Inhalt derselben ganz der 
Wirklichkeit und Wahrheit entsprechend, anderntheils aber 
dennoch der Ergänzung bedürftig und die Einkleidung desselben 
in eine weniger ungefüge Form durchaus nothwendig erschienen 
ist*). Man sollte nun, im Falle der Bericht Alberts oder 
derjenige Wilhelms jene Vorgänge wahrheitsgetreu darstellte, 
mit Recht erwarten können, dass Baldrich den Einsiedler als 
des Papstes Vorläufer seinen Zeitgenossen und Lesern seiner 
Schrift in Erinnerung bringen würde und nach dieser Seite 
hin den Bericht der Gesten hätte ergänzen müssen ; aber auch 
bei ihm widerfährt dem Einsiedler diese Ehre nicht, auch 
Baldrich kennt nur den Papst als den ersten Kreuzprediger 
und kommt erst auf Peter zu sprechen, nachdem er bereite 
erwähnt hat, wie durch ürbans Aufruf Hugo der Grosse, die 
beiden Koberte, Gottfried und dessen beide Brüder Baldnin 
und Eustach, sodann auch Boemund und die italischen Nor- 
mannen fürs Unternehmen gewonnen worden sind, und ist ans 
dem Zusammenliang seiner Darstellung zu ersehen, weQ er 
das Auftreten Peters erst nach demjenigen der Fürsten rer* 



*) Vergl. bei Bong. Gesta Dei p. Franc, p. 88, 12: „Inter onmes aotrin 
in eorlem concilio, nobi« Hdentibtis, vir niagni nominis et snmmae in^^ 
nuitatis Episcopus PodiensiB, nomine Hademarus, accessit"* etc. etc. und i«J?, 
36: ,Solutura est concilium et nos unuHquißquc properante« redirimus a«l 
propria*. Vergl. auch Riant, Ini^ntaire, ü. zwar über die Epistcla Alexmuiru 

*) Vergl. a. a. 0. p. 85, 11: ^Noscio quis compüator, nomine stio 
suppresso, libellum super hac re nimis ruBÜcanum edidemt (eben die 
Gesta Francorum)\ veritatem tarnen texuerat, sed propter inurbanitoteiu 
codicis, nobilis materies vüuerat, et simpliciores etiam incnlta et in- 
compta lectio confestim a se avocabat. Succincte igitur quac in codic*» 
praedicto perpendi, rccapitulabo, et partium narrantium qui ibi afifuenint 
relatione fretus, quae audivi interseram; fiicque iuvante Deo, ii^^grewimi 
opus consummabo.' 



Die Darstellung der nrgprüjigliclien Quelleii. Baldziocit Do!^n^«. 99 

zeichnet , trotzdem dass sein Original , die G€>P-n « denselben 
Tor den Fürsten nennt, dass ihm dieses Mannes Auftreten 
ebenso wie dasjenige der Fürsten als durch des Papstes 
Mahnung veranlasst erschienen ist. Denn er erzählt ^) : 
„Solutum est concilium, et nos nnusquisque properantes 
redivimus ad propria. Praedicabant episcopt et voce liberiori 
jam illud idem vociferabantur laici : yerbum Dei seminabatur. 
et quotidie numerus Jerosolymitanomm angebatur^« hierauf 
schildert er in anschaulicher Weise, wie dem Aufruf des 
Papstes Folge geleistet wurde, unter andrem, dass auch viele 
Mönche und Einsiedler theils mit, theils ohne Erlaubni<s ihrer 
Oberen, und nicht nur das niedere Volk, sondern auch Fürsten 
dem Unternehmen beigetreten sind^): Hugo Magnus, Robert 
von der Normandie und Bobert von Flandern seien weg- 
gezogen , in Alamanniae partibus dux Godefridus etc. . . . 
ultra montes in Apulia . . . Boemundus , . . . Tancredus etc. . . . 
Petrus quidam magnus heremita cum multis Alamannis et 
Francis plurimis, subsequens agmen praecesserat et regiam 
ad urbem applicuerat: Invenit tarnen multos Lombardos etc. 
Baldrich copirt nun im Folgenden genau den Bericht der 
Gesten über den Aufenthalt und den Untergang des Peterschen 
Heeres in Kleinasien. Auch aus Baldrichs Darstellung dürfte 
zur Genüge erhellen, dass Peters Auftreten in Frankreich 
keineswegs vor dem des Papstes stattgefunden und ebenso- 
wenig die Bedeutung gehabt haben kann, wie man seither 
beinahe allgemein angenommen hat. Auch Baldrich hätte 
nicht unterlassen können, im Falle Peter vor dem Papste 
in Frankreich zum Kreuzzuge aufgerufen hätte, dies zu 
erwähnen. 

Dasselbe gilt nicht minder von der Darstellung dts 
Franzosen Tudebod A aus Sivrai, der jedenfalls schon 
vor dem Jahre 1111 die Copie der Gesten vollendet hatte 3). 



»j Bei Bongors p. 88, 36. 

«) Ebenda p. 89, 12. 

') Dass allerdings Tudebod B (im Eecueil III, 10) einen Zusatz gibt, 
indem er nicht nur für Gott^ed und seinen Bruder Balduin, sondern 
auch fiir Peter den Wunsch äussert: Dominus niundi j^loria muniat at-que 



?• 



100 ^^' 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

Er hat die Gesta Frmtcorum fast wörtlich abgeschrieben und 
Stücke aus Raimund und selbständige Nachrichten mit dem 
Texte seines Originals verschmolzen, allein in Betreff des 
Einsiedlers nicht die geringste Aenderung vorgenommen, noch 
einen Zusatz anzufügen sich veranlasst gesehen. 

Wenn wir endlich noch bei Guibert von Nogent 
nachsehen, so gelangen wir nicht minder zu dem nämlichen 
Resultate, welches die Berichte bei Robert und Baldrich auf- 
weisen. Auch nach diesem ist nicht der Einsiedler, sondern 
der Papst der erste Kreuzprediger in Frankreich gewesen, 
und wie sehr Guibert auch das Auftreten des Einsiedlers ins 
Licht stellt und glorificirt, auch nach ihm gebührt dem Papste 
der Ruhm, durch sein Erscheinen in Frankreich und sein»* 
Clermonter Aufforderung das Feuer angefacht zu haben. 
Auch Guibert schildert den Verlauf des Concils und recitiit, 
freihch in seiner Weise und nicht w^örtlich, XJrbans Rede und 
kommt dann auf den ausserordentlichen Erfolg derselben zu 
sprechen: „Terminato itaque concilio magnus per universas 
Franciae partes rumor emanat, et quisque, ad -quem primo 
Pontificis praeceptum praevolans fama detulerat, de propo- 
nenda via Dei contiguos sibi ac familiäres quosque sollicitat'*^): 
hebt sodann besonders hervor, wie auch das damals allgemein 
herrschende Elend,Hungcrsnoth und Fehden bedeutende Pactoreu 
waren, welche der Aufforderung Urbans die Herzen öffneten: 
„Mox ergo et mira et incredibili ob insperabilitatem animorum 
immutatione commoti, sigpum Pontificis praedicti praeceptione 
indictum, cruces videlicet, ab Episcopis et Presbyteris sibi pre- 
cantur imponi .... Principibus igitur, qui multis et magnis 
obsequentium ministeriis indigebaut, sua morose ac dispen.si- 
tive tractantibus tenue illud quidem substantia, sed nomero 
frequentissimum vulgus, Petro cuidam Heremitae coliaesit: 
eique interim, dum adhuc res intra nos agitur, ac si ma- 



custodiat, ist für unRcre Frage von keiner Bedeutung und nur ein Be- 
weis, dass Tudebod B erst spät, frühestens nach dem Jahre 1118 «»in** 
HiMonia verfasst haben kann. Siehe Forschungen zur deutsch, Gf9d%. XA'. 41. 
') Bei Bongars 481, 7 ff. und 482, 10 ff. 



Die Barstellung der Ursprung, t^uellen. Guibvrt. FuKI^t. Kaiiuun«!. 101 

gistro parait. Qaem ex urbe, nisi fallor* etc.. und nun be- 
schreibt Guibert die Art und Weise von Peters Auftreten 
und dessen Zug mit den ersten Abtheihingen nach Klein- 
iisien, so dass auch nach ihm der Kreuzpredigt Peters die- 
jenige des Papstes vorangegangen ist. andernfalls, wenn dem 
nicht so gewesen wäre, Guibert dieses sicher in der einen 
oder anderen Weise angedeutet haben würde. 

Gleichfalls wissen von einer Kreuzpredigt des Einsiedlers 
in Frankreich vor derjenigen Urbans nichts: Fulcher von 
Chartres und Raimund de Agiles. Nur mit wenigen 
Worten kommen dieselben auf Peter zu spi-echen, aber auch 
gar nicht in der Art, dass sie ihm eine besonders hervor- 
ragende Stellung einräumen, am aUen\'enigsten, dass sie ihn 
nur annähernd mit Urban in Beziehung setzen^). Dagegen 
hat uns Fidcher einen Brief überliefert, wdchen seinerzeit 
die Kreuzfahrer nach der Besiegung Kerboghas und nach 
dem Tode Adhemars von Puy, also nach dem 1, August 
1098, an den Papst gerichtet haben*), worin sie diesen in- 
ständig bitten, er solle sich in selbsteigener Person nach An- 
tiochien begeben, um die heilige Sache AVeiterzuführen, und 
worin sie aufs positivste Urban als den alleinigen Urheber 
des Kreuzzuges bezeichnen: „Nunc igitur", heisst es in diesem 
Briefe, „filii tui commisso patre orbati, tibi spirituali patri 
ttostro mandamus, ut qiii ham viam incepisti, et sermofiibiis Um 
fios omnes, et terrtus iwstras, d quidquid in terris erat, relinquere 



*) Raimund 142, 10 (Itec, 240) nennt den Einsiedler erst, ids er in 
Heiner Darstellunfj bis zur Belagerung Niceas von Seiten des Kreuzheeres 
gelangt war. und berichtet nur über den Untergang der Peterschen 
8chaiiren, Fulcher 385 {Rec. 328) hat über Peter nur folgende Worte: 
.PetruH hereniita quidam, niultis sibi adjunctis peditibus, sed inilitibus 
pauci», priniituH per Hungariara peri'exit; cuius gentis postea satrapa fuit 
«liiidam Oalterius, Sine Pecunia dictus, miles quidem oi)timus, qui postea 
intra Nicouiediam et Niceam urbes, cum multis consociia suis, a TureivS 
orcisus ftiit/ Man vergl. auch das Fragmenitim Fulconis Andegar, bei 
D*Achery Spicil. 111, 234, welches auch nm- die Kreuzpredigt Urbans in 
Frankreich kennt. 

■) Bei Bong. p. 395; im Eecueil III, 351 H, welchen Brief auch Rai- 
uiujid gekannt und benutzt hat. Ueber denselben vergl. Kiant, Invvniairc. 



102 11^- '^' I'tjter der angebliche Vorläufer des Papste«. 

fecisti, et cruces bajulando Christum sequi praecepistit et 
Christianum nomen exaltare commonuisti^ complendo quae hor- 
tatus es ad nos^ et quoscunque poteris ut tecum veniant snb* 
moneas." 

Resultat. Ohne uns dämm noch des Weiteren in 

die Untersuchung über diesen Punct einzulassen, können wir 
füglich auf Grund der bisherigen Darlegung behaupten: Nicht 
Peter, sondern Urban hat in Frankreich zuerst den Kreuz» 
zug gepredigt, und dai'f desshalb des ersteren Auftreten nicht 
vor das Concil zu Clermont gesetzt werden, wie Wilhelm von 
Tyrus und beinahe alle bis in die neueste Zeit annehmen zu 
müssen glaubten. Wilhelm hat den Einsiedler nur desshalb 
zum Vorläufer des Papstes gemacht, weil er sich den Bericht 
Alberts sieht anders zurechtlegen konnte. Keine aber der 
ursprünghchen Quellen, welche er sonst noch benutzt hat^ gab 
ihm hiefür irgend einen Beleg. Hieraus folgt, dass dieser 
angebliche Vorläuferdienst des Einsiedlers als reine Fiction 
des Tyrischen Erzbischofs anzusehen ist. Wäre Wilhelms 
Darstellung richtig , so müsste man diejenige der Augenzeugen 
als unrichtig ansehen ; dann wäre allerdings Peter die hervor- 
ragendste Persönlichkeit beim Zustandekommen jenes Unter- 
nehmens gewesen und hätte der Papst eigentlich nur noch da 
und dort durch seine Aufforderung, welche er selbstYer- 
ständlich nicht nur in Clermont, sondern in den meisten fraii* 
zösischen Städten , welche er damals besucht hat , ergehen 
liess, nachgeholfen und würde gleichsam als der rechte Ann 
Peters im Lichte der Geschichte erscheinen. Allein dem ist 
eben nicht so. Die ui*8prünglichen Quellen sprechen aus- 
nahmslos für das umgekehrte Verhältniss und bieten für den 
Wilhelmschen Bericht, soweit er dem Einsiedler die KoUe des 
Vorläufen Urbans zuertheilt, nicht den geringsten AnhaltH- 
punct f so dass es einer Geschichtsverdrehung gleich käme, 
wollte man diesen jenen vorziehen. Wir müssen darum von 
Sybel Recht geben, wenn er in seiner GescJiichte (ks ersten 
Kreuzsugcs S. 243 sagt : „Dem Papste allein, ist der Buhm zu 
erhalten, den ihm der Einsiedler von Amiens bis auf unsere 
Tage zur grösseren Hälfte streitig gemacht hat. Er kam 



Reeultat. Peters Anwesenheit auf dem Concile zu Clennont. 103 

nacli Clermont; als eine imbewusste Richtung auf den Orient 
bei Allen, ein ausgesprochenes Wort darüber schlechterdings 
an keinem Orte vorhanden war. Er (ürban) sprach es aus, 
da erhoben sich Fürsten und Ritter, Vornehme und Geringe, 
unter den Geringen auch Peter der Eremit , und um an dieser 
Stelle ihm die gebührende Ehre widerfahren zu lassen, dazu 
liegen uns hinreichende Mittel vor.^ 

Peters Anwesenheit Mit der von Späteren auf Grundlage 

auf den Conoil des Wilhelmschen Berichtes behaupteten 
zu Clermont Annahme, dass der Einsiedler vor dem 
Papste in Frankreich das Ejreuz gepredigt und des letzteren 
praecursor gewesen sei, hängt zusammen jene weitere Annahme 
von dessen Anwesenheit auf dem Clermonter Concil, woselbst 
er eine sehr begeisterte und begeisternde Rede gehalten habe. 
Allerdings wird dies auch von Wilhelm von Tyrus angedeutet, 
und zwar so, dass damit die Anwesenheit Peters von Wilhelm 
als gewiss vorausgesetzt ist^), eine frühere Quelle aber für 
diese Nachricht gibt es nicht und kannte auch eine solche 
ohne Zweifel Wilhelm nicht. Diese Anwesenheit des Ein- 
siedlers wird nun aber auch von d'Oultreman mit einer Be- 
stimmtheit behauptet , als ob daran gar nicht gezweifelt werden 
könnte. D'Oultreman war sogar in der angenehmen Lage, 
diese Rede ausfuhrlich mittheilen zu können ; er beruft sich auf 
GuiL Auberts, Histoire des guerres faides par les Chrestiens 
contre les Turcs, saus la conduicte de Godefroy de Builhn und 
erzählt *) : „Le pape commenda ä Pierre THermite de raconter 
fidelement ce qu'il avait entendu de la calamite des chi-etiens 
qui gardaient le S. Sepulcre. Ob^issant au S. Pere, il parla 
avec tant de zÄle et de piete, et fut tellement assiste du 
S. Esprit qu'autant de paroles il pronon^a furent autant de 



') Die Worte bei Wühelm lib. I, 14 laufen: „Vbi ordinatis de pre- 
iutoHuu ecclesie et virorum Deum timentium consilio institutionibus . . . 
et promulgatiH canonibus, qui ad moruni aedificationem et corrigendaui 
delicioruiu enorniitatem poterant proficere, suggerente Fetro Jieretnita . . . 
novistdiue ad hanc exhortationem se convertit, dicen» : folgt Urbans Rede. 

') La vie du V, Pierre YHermite p. 34. Das jetzt äusserst seltene Buch 
Aubert« ist 1559 zu Paris erschienen. Die Rede Peters findet sich S. 21 ff. 



104 iil- 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

fiammes qui embrasöreiit le coeur des rois (von welchen bei- 
läufig bemerkt kein einziger in Clermont zugegen war), de^ 
princeS; des ambassadeurs, et de tous les prelats du desir de 
sacrifier leurs biens et lern* vie pour la gloire de celui qui en 
est Tauteur;" und nun folgt die Rede, in welcher Peter di<* 
traurige Lage der Christen des heil. Landes als Augenzeuge 
geschildert und die Anwesenden zur Hülfe aufgefordert habe'). 
Traurigen und niedergeschlagenen Antlitzes habe er während 
seiner Rede Thränen vergossen und seien seine Worte öfter 
durch dieselben erstickt worden. Eine lebhafte Erregung 
habe sich aller Gemüther bemächtigt, worauf alsdann erst 
der Papst das Wort ergriffen und zur Versammlung über die 
Kreuzzugsangelegenheit gesprochen habe. Mailly weiss 
sogar zu berichten^'): „dass in der ganzen Versammlung ein 
Schauder entstanden, man hörte Seufzer, die der Zuhörer 
gerührte Herzen zu erkennen gaben, aber, sagt er, man musste 
ihnen dennoch einen neuen Grrad der Gäbrang geben: es 



*) Diese bei Aubert a. a. 0., d'Oultreman , Mailly, Heller und Yion 
angeführte Rede trägt deutlich das Gepräge der Erfindung an e^ich^d 
kann als weiteres Beweisstück dienen, wie sehr gewisse Erzähler b<?stn*W 
waren des Einsiedlers Namen auf Kosten der Wahrheit zu verhexrlicheu. 
Leon Faulet, der Yertheidiger d*Oultremans , gibt ebenfalls in «einen 
Reclierches p. 33 zu, dass diese Rede fingirt sei, ,mais Tacite et Salluste 
ont-ils fait autre chose? N'est-ce paa le meme fait, moins rel^vation 
des id^es et la hauteur du style ? Accusez-vous Tacite et Sallust^ dV^tre 
des ecrivains mensongers ?* Die Thatsache steht ihm natürlich fest, da** 
Peter eine Rede gehalten habe, wie den meisten neueren Erzählern. S<* 
sagt auch Marlot in Histoire efe la vüle de Reims t. UI, 201: ,En cett« 
assemblee (de Clermont) oü assist^rent tous les metropolitains du royaum^. 
fut conclue la guerre contre les infideles, ä, la persuaaion de Fiem* 
Thermite , gentilhonmie d*Amiens etc.* Und Vötault in Godefrai de 
Bouillon (Tours 1874) schreibt p. 70: „Du haut d'un ^chafaud dre»ff 
sur la grande place de la ville, le Pape et Pierre l*Ermite harangat;n>j)t 
tour k tour Tauditoire, d6]h enilamme d\in zele ardent, et dont il etait 
moins necessaire d'exciter le courage que de mod^rer et regier Tinii«»- 
tience. Pierre, avec son ^loquence sombre et entrainante, tra^a d'ahonl 
le tableau des misäres et des ignomies dont il avait ete le teinoifl a 
Jerusalem. Apres lui ürbain etc.* 

•) Gesch. der Kreuzz. II, 88 (deutsche üebers. vom Jahre 1782). 



Peters Anwesenheit auf dem Goncil zu Clennont. ]05 

wai'eu ja uur Thränen, nur ein unfruchtbares Mitleiden, die 
Herzen waren bewegt, die Einbildungskraft gerührt, aber der 
Verstand musste noch überredet werden. Dieses musste durch 
eine klügere, überlegtere Beredsamkeit geschehen, welche Ver- 
nunftschlüsse mit Bildern vermischt, jedem Gehirn die Gründe 
vorhielt, welche desto leichter Eindruck machen könnten, die 
hinriss, wo Peter nur erschüttert hatte. Dieses Werk hatte 
sich Urban vorbehalten .... Der Papst fing demnach an 
ohne von seinem Throne aufzustehen, an Peters Stelle die 
Versammlung anzureden, nachdem er Stillschweigen geboten 
hatte und bediente sich folgender Ausdrücke" etc. Ganz so 
beschreibt auch Haken I, 87 die Wirkung der Peterschen 
Kede, deren Thatsächlichkeit er keineswegs beanstandet, obwohl 
er die Aechäieit ihrer Ueberlieferung anzweifeln zu müssen 
glaubt Bei Baum er und Wilken findet sich über Peters 
angebliche Anwesenheit in Clermont zui* Zeit des Concils 
nichts erwähnt, und ^t Becht, denn Niemand vor Wilhelm 
weiss davon etwas, selbst Albert, die Historia bdli sacri und 
Graindor schweigen hierüber, .ganz abgesehen auch von. dem 
gänzlichen Mangel solch' einer Nachricht bei den Gleich- 
zeitigen *). 

Wir befinden uns hiebei ganz in derselben Lage wie bei 
80 manchen anderen Behauptungen über den Einsiedler, 



') Dennoch hatte aber Heller in GescJi. der Krexizz, nach dem Jteil, 
Lafide I, 90 die Dreistigkeit zu behaupten: ^die alten Geschichtsschreiber 
dir Kreuzzüge föhren natürlicher Weise nur den Inhalt und Gang der 
Hede» nicht die eigenen Worte an, etwa so wie Caesar, Curtius, Sallust 
u. A. unter den Alten", und verweist dabei auf Guiberts und Baldrichs 
Kniäblung, aus welchen Heller die Rede Peters Entnommen haben will, 
welche er dann wörtlich aus der in Leipzig 1782 erschienenen deutschen 
Uebersetzung des Maillyschen Werkes L'€si>rit des Croitades wiedergibt* 
Mit Recht hat Peyr6 I, 55 darauf hingewiesen, dass kein einziger der 
Chronisten von Peters Anwesenheit auf dem Clennonter Concil irgend 
etwan erwtlhne und macht dem MiüUy einen Vorwurf daraus, dass er 
den Einsiedler trotzdem eine lange Rede auf dem Concile halten lasse, 
welche oilenbar erfunden sei; allein Peyre hätte weiter zurückgehen 
dürfen und so Manchen vor Mailly desselben unrichtigen Verfahrens 
i^eihen müssen. 



106 III' 2. Peter der angebliche Vorläufer des Papstes. 

welche bei näherer Untersuchung der Quellen eben unerweislixJi 
sind, da dieselben darüber nicht die geringste sichere An- 
deutung verzeichnen. Es ist möglich, ja nach unserem Dafür- 
halten sogar sehr wahrscheinlich, dass Peter auf jenem ersten 
Concile persönlich zugegen war, was wir allerdings nicht be- 
streiten, aber auch nicht stricte beweisen können. Freilich 
seine Lobredner mochten folgern : Hat der Einsiedler den Papst 
auf der Bückkehr aus dem Morgenlande dazu bewogen den 
Kreuzzug predigen zu lassen, so sei es nicht mehr wie von selbst 
verständlich , dass dieser ausserordentliche Mann sich auch auf 
dem Concil zu Clermont eingefunden haben muss, um dort seine 
erschrecklichen Erfahrungen den angeblich aus allen abend- 
ländischen Gegenden Versammelten mitzutheilen. Vielleiclit 
mochte auch bei diesem Raisonnement ihnen hiefür ein An hal ts- 
punct in der von Saldrich überlieferten Papstrede, welche 
ürban beginnen lässt: „Audivimus, fratres dilectissimi, et 
audistis quod sine profundis singultibus retractare nequaquajD 
possumus, quantis calamitatibus in Jerusalem et in Antiochia et 
in caeteris Orientis plagis . . . membra Christi flagellantur^ etc 
geboten erscheinen, in der Annahme, Urban beziehe sieh mit 
diesen Worten auf eine von einem andern vor des Papstes 
Rede gehaltene Ansprache, welche dann nur wohl die Peters 
gewesen sein könne. Allein diese von Baldrich dem Pap^t 
in den Mund gelegten Worte audivitnus et audivistis sind 
unzweifelhaft nur dahin zu verstehen, dass ürban mit den- 
selben auf jene von Baldrich unmittelbar vor dessen Berichte 
über das Clermonter Concil erwähnte Nachricht Bezug ge- 
nonmien hat, worin gemeldet wird, dass Verbannte ans 
Antiochien und Jerusalem in jenen Tagen im Abendlande 
herumgezogen seien, welche ob ihrer Armuth von Vielen 
bedauert worden, deren Klagen über die heidnische Be- 
drückung aus dem Morgenlande zurückgekehrte Päg(7 
bestätigten, was ja ohne Zweifel der grossen Mehrzahl der in 
Clermont Anwesenden bekannt war; denn der Pilger, dit? 
aus den verschiedensten Gegenden des Abendlandes in dea 
achtziger und Anfang der neunziger Jahre nach dem Morgen- 
lande eine Pilgerfahrt gemacht hatten, waren es nicht wenige. 



Petere Anwesenheit auf* dem Concil zu Clermont 107 

und wurden ihre Erzählungen selbstverständlich überall mit 
Begierde angehört ^)y so dass durch sie die Nothlage der 
morgenländischen Christen an vielen Orten wohlbekannt war. 
Der Papst konnte sich desshalb mit gutem Grunde also aus- 
drücken, wie er nach Baldrich gethan haben soll, ohne damit 
auf eine unmittelbar vor seiner B.ede gehaltene Ansprache 
sich zu beziehen. Wenn wir übrigens auch zu den aus dem 
Morgenlande von einer Pilgerfahrt zurückgekehrten Pilgern 
unsern Peter zählen, so ist uns selbstverständlich doch nicht 
erlaubt hieraus die sichere Folgerung zu ziehen, dass Peter 
auch auf dem Clermonter Concil gewesen sein und daselbst 
eine herzerschütternde Rede gehalten haben müsse, auf welche 
Urban in der seinigen nach Baldrichscher Ueberlieferung Bezug 
genommen. Wohin kämen wir mit solchen Schlussfolgerungen 
und zu welchen UngeheuerUchkeiten würden einfache historische 
Berichte verzerrt werden, wenn wir derartigen Vermuthungen 
die Stelle von historischer Gewissheit einräumten. Ein aus- 
reichender Grund für die etwaige Anwesenheit des Einsiedlers 
auf dem genannten Concile ist trotz der oben angeführten 
Meinung Wilhelms nicht vorhanden, noch weniger für die 
Annahme einer daselbst von ihm gehaltenen Rede. Man mag 
erstere für sehr wahrscheinlich halten, gegen letztere Annahme 
ist das Stillschweigen der Augenzeugen, welche über die 
Kirchenversammlung zu Clermont berichten^), zu gewichtig, 
als dass wir sie für sehr wahrscheinlich halten könnten, und 
wenn wir es auch als unzweifelhaft betrachten, dass der Ein- 
siedler seine Kreuzpredigt nicht begonnen hat, ohne von seineu 
kirchlichen Oberen dazu bevollmächtigt gewesen zu sein, sei 



*) Man vei^l. hiezu vomemlich den interessanten Aufsatz Röhrichts, 
Die IHlgerfaJiften nach dem heÜ. Lande in Riehb Histor. Taschetibuch, 
Jahrg. 1875; ebenfalls Röhricht, Beitr. II, 1 ft*. 

*) Näheres über den Verlauf der Verhandlungen auf dem Clermonter 
Concil «iehe in meiner Ausgabe des Hierosölymita p. 88 ff. sowie bei 
Röhricht, Beitr, II, 22 ff. Doch sagt auch Röhricht, aber ohne es zu 
begrönden, dass ^besonders durch die Predigt Peters unermesslich viel 
Volk herbeigeströmt sei*' und dass ürban in Begleitung des Kinsiedlers 
die Rednerbühne betreten habe. 



108 ni. 3. Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/90. 

es, dass der Papst oder ein Bischof ihn dazu bevollmächtigt 
hat, so ist damit immerhin noch nicht erwiesen, dass dies 
etwa in Clermont geschehen sein muss, bezw. dass Peter in 
Clermont ein Theilnehmer des Concils gewesen ist*). 

3. Peters Auftreten Peters erstmaliges Auftreten 

als Kreuzprediger im als Kreuzprediger lässt sich erHt mit 
Winter 1095/96. historischer Sicherheit nachweisen im Winter 
1095/96. Nach Orderich 2) war der Einsiedler am Oster- 
samstag den 12. April 1096 mit 15 000 Mann, Reiter und 
Fussvolk , bereits nach Köln gekommen, wo er sich acht Tage 
lang aufgehalten hat ^). Peter ist demnach ohne Zweifel schon 
Mitte März 1096 mit seinem Anfange aus seiner Heimath 
nach dem Morgenlande aufgebrochen und hätte allerdings seine 
Mission als Kreuzprediger in verhaltnissmässig kurzer Zeit 
vollendet gehabt. Denn da er erst nach dem Concil zn 
Clermont seine Rundreise begonnen haben kann, so würde 
dieselbe nur ungefähr ^4 Jo.hr — vom Anfang December 
1095 bis Mitte März 1096 — gewährt haben, was auch ganz 
den Verhältnissen, in welchen Peter und sein Anhang lebten« 
entsprechend 'war. Gerade der grössto Theil jener Leute*. 



^) Dass damals, als Urban in Gallien weilte und den Kreuzsug vor- 
bereitet hat, derselbe an verschiedenen Orten Kreuzprediger geworbfn. 
geht aus dem unten in Beil. IX wiedergegebenen Abschnitt der von 
Baldrich von Dol verfassten Vita B. Boberti de Arbrissello hervor, aut 
welchen ich hiemit verweise. 

«) Histor. eccles. Itb, IX, 723 (ed. Le Pr^voat 111, 478). 

•) Ist diese Angabe des Mönches von S. Evrou in der NormaiHÜi* 
richtig, woran wir zu zweifeln keinen Grund haben, so ist jedenfall» dir 
Angabe Alberts I, 7, womach Peter bereits am 8. März 109(3 die GriD?«* 
Ungarns betreten habe, unrichtig, und beruht vielleicht auf einem Schreil'- 
fehler, indem wohl anstatt Martii: Maii zu lesen sein dürfte. Siehe xu 
Ekkeh. Hierosol, 1, 7, Anm. 51 und 52. Doch dürfte dieses Datum vhvi 
den Tag des Aufbruches der Peterschen Schaaren aus Frankreich ^*^ 
zeichnen, wie dies auch in dem oben S. 51 schon beHproehencn , Aiifh 
von Riant in Exuviue 1, 192 wiedergegebenen Schriftf»tück der Fall l*t. 
Auch kann nicht angenommen werden, dass sein Zug von der (Träiu^i 
Ungarns bis Constantinopel, wo er nach der bestimmten und nicht xii 
bezweifelnden Angabe der Gesten (I, 27; Bec. 121) am 1. August lOt^ti 
angelangt ist, beinahe ein halbes Jahr gewährt haben sollte. 



Rascher EntflcHluss der ersten Theilnehmer am Kreuzzuge. 109 

welche durch Peters Worte sich zum unternehmen haben 
überreden und für dasselbe begeistern lassen, war kaum dazu 
angethan, eine lange Zeit zwischen ihrem Entschlüsse und 
dessen Ausführung verstreichen zu lassen; vielmehr ist die 
von den Gleichzeitigen gegebene Characterisirung jener ersten 
Haufen — der Verfasser der Gesten sagt von ihnen*): 
Nofi cessabant agere omnia mala, cotnburenies et devastantes 
dofnos et ecdesias, Ekkehard^) rechnet sie zur Spreu gegen- 
über dem gtäen Waizen, womit er die Heerhaufen Gottfrieds 
und der Uebrigen vergleicht, Guibert*) nennt sie einen 
Indisüplinatum vidgtAS und faex residua Francorum, der Franken 
Bodensatz - ein vollgültiger Beweis dafür, dass der ganze 
Pctersche Anhang gleichsam auf der Landstrasse aufgelesen^), 
hei einmal erregter Begeisterung auch sogleich zur Ausführung 
des Vorhabens gedrängt hat, und es den damaligen Verhält- 
nissen vollkommen entspricht, dass sie sich rasch gesammelt 
hat>en und sobald wie nur immer möglich aus der Heimath 
aufgebrochen sind*). 

Hätte Peter in Wirklichkeit bereits vor dem ConcU zu 
Clermont das Ejreuz gepredigt oder gar schon vor dem zu 
Piacenza, so wäre es, mindestens gesagt, höchst auffallend, 
dass es nicht schon im Jahre 1095 zum Aufbruch gekommen 
ist, da ihm ja überall, wohin er kam, eine grosse Menge 
zugefallen sein soll und von derartigen Haufen nicht wohl 
anzunehmen ist, dass sie sich in der Geduld des Wartens 
lange geübt haben werden. 



') Bei Bong. I, 34; im Rec. 121; und unten Beilage IV. 

•) Im Hiercmlymta c. XIII, 1. 

») Bei Bong. 483, 2. 

*) Darauf, dass übrigenn der Anhang Petera nicht nur aus dem 
Bogenannten ^odenf^atz"^ der Franken bestand, werden wir weiter unten 
in Abschnitt IV. zurückkommen 

•) In Köln hat sich Peter, wie wir nachher noch hören werden, nur 
»cht Tage aufgehalten, aber eine grosse Menge Gleichgesinnter geworben, 
die alsbald seinem Rufe gefolgt und nach dem Orient aufgebrochen 
sind. Nicht minder rapid wird die Ansammlung in Lothringen statt- 
geftintlen haben. 



110 in. 3. Peters Aufbreten als Ereazprediger im Winter 1095/&6. 

Ganz mit dieser Voraussetzung eines schnellen Entschlusses 
und Aufbruches der Peterschen Elreuzzügler übereinstimmend 
lässt darum auch die Sage bei Graindor und Sicard 
von Cremona, offenbar weil eine Zögerung ^ bei welcher 
mehr als ein Jahr verflossen wäre, bis es zum Aufbruch dieser 
Schaaren gekommen sein würde, durchaus der Sachlage nicht 
entsprochen hätte, den Einsiedler vor dem Concil zu Clermont 
schon mit einem Heere nach Constantinopel ziehen und bei 
Nicea von den Türken geschlagen werden, sodann wieder 
nach Rom zum Papste zurückkehren, welchem er über seine 
Niederlage Bericht erstattet habe, und erst jetzt sei der Papst 
nach Gallien bezw. Clermont aufgebrochen imd habe die 
Fürsten für das Unternehmen gewonnen *). 



*) Nach Graindor (La cJianson cTÄntioche I, p. 52) hat Peter nach 
seinem Besuche beim Papste mid dessen gegebener Zustinimung sogleich 
eine Menge von 60 000 um sich gesammelt und ist mit dieser noch dpm 
Morgenlande gezogen, und zwar durch Apulien, Calabrien, Romanien nach 
Constantinopel und von da bis nach Civitot bei Nicea. Hier erlitt er 
mit seinem Heere eine schreckliche Niederlage, er allein entkam unJ 
floh ohne Begleitung nach Rom. Dem Papste berichtete er über mib 
Missgeschick, worauf dieser ihm an die Könige, Herzöge, Grafen Brief? 
mitgibt und ihm aufträgt, ein Concü zusammenzuberufen, er (der Paptd) 
werde ihm aldann folgen. Peter besteigt einen Esel, zieht durch di" 
Lombardei nach Frankreich und predigt das Kreuz. Er meldet dem 
guten König roti Frankreich des Papstes Auftrag, der König stimmt ihm 
bei und schreibt an seine Vasallen, dass sie und alle ihre ünteigebenen 
sich zu Clermont einfinden sollen, ^qu*ils se gardent d*3tre retenus par 
excuses ou maladies , et qu üs viennent accompagnes de tous leur* 
vassaux (le jour fiit fixe prochain), a un de ses chftteaux; c'est Clermont 
en Auvergne, qui est plantureux et riant. Le Pape de Rome se pr^para 
rapidement, et sortit de la cito avec douze cardinaux; il prit ses gitp« 
de ville en ville . . . il traversa la Lombardie .•. . il se dirigea alors vf'Tv 
Clermont . . . Le roi de France y vint le recevoir avec sa suite,* etc. etc. 
Sicard von Cremona sagt in seiner von ihm bis zum Jahre 1213 ver* 
fassten Chronik über Peter: ,Venientibus itaque multis peregrinis aui»i 
devotionis, yenit quidam sacerdos francigena, nomine Petrus, ofiirin 
Eremita, qui videns sancta profana, festinus rediens Chrifstiani« suanit. 
ut ad liberandum sanctam civitatem ab infidelibus fentinarent. (*on- 
currunt itaque peregrini, sed plus quam 100000 Chnstianomiu per Con- 
stnntinopolim tranReuntium, quia in Dominum peccaverunt a Turconiaitih 



Das Not^jahr 1095. 111 

Man ersieht hieraus ^ dass zwischen dem Auftreten des 
Einsiedlers und seinem Wegzuge auch nach dem Sagenberichte 
kein solcher Zeitraum verflossen sein kann, wie man einen 
solchen statuiren mtisste^ wenn man die Kreuzpredigt Peters 
als schon vor dem Concil zu Piacenza oder bald nach dem- 
selben begonnen ansehen wollte. 

Du Ntliijakr 1095. Dabei beachte man aber einen weiteren 
Ponct, der in dieser Frage keineswegs ausser Acht gelassen 
werden darf. Die Chronisten berichten nemlich, dass das 
Jahr 1095 ein grosses Nothjahr gewesen sei. 
Sigebert schreibt: „Fames diu concepta gravissime ingra- 
TatoTt et fit annus calamitosus, multis fame laborantibus^ 
panperibus per furta et incendia ditiores graviter vexantibus." 
Ekkehard berichtet, dass in den Jahren , welche dem 
Kreuzzuge unmittelbar Yorangegangen waren, ein ungeheurer 
Xothstand, vomemlich in Gallien, geherrscht habe, welchen 
PT als eine Hauptursache des "Wegzuges so Vieler nach dem 
Moxgenlande ansieht; er schreibt vom Jahre 1094: „aecclesia 
mortalitate immensa incredibiliter vastata est, insupcr pesti- 
kntia, turbinibus, imbrium innundationibus diversisque cladibus 
nimiam afflicta;" würde darum schon im Sommer 1095 der 
Kreozzug gepredigt worden sein, so wäre man noch im nem- 
lichen Jahre nach dem Morgenlande aufgebrochen, denn 
lieute, die in ihrer Heimath wenig oder nichts zu verlieren 
eohabt und vielfach in einer verzweifelten Nothlage sich be- 
fanden haben, werden mit Begier den Ruf gehört und dem- 
(^Iben sogleich Folge geleistet haben, um dem Elende in der 
Heimath so schnell wie nur möglich zu entkommen, und be- 
'iarftcn wahrlich nicht erst einer längeren Vorbereitungszeit*). 



iiiiN*nitiilit4*r ocriflontwr. RedienH itaqne Potnis , nihilominuH virilitor 
'm^JiK wA Papam accPHsit rrbanum Becundum/ 

M Hai doch nouerdingw Rosieres in einem Aufsatze in der Rente 
j^4iiiif%te ei hif innre vom 19, Augunt 1S76 Rieh dahin ausgesprochen, 
•Uü« die Härt4*n und die Nöthen de» damalif^en Lebens, aber auch die 
Li^(i«> ni Rsnb tind Abenteuer die zwei grossen Ursachen den Zustande- 
lLomin«*n« des rrnien Kreuzzuges gewesen neien. Kine umfasHende Z^isam- 
i^m^rllunff d«'r Tr^aohen desselben gibt Rfthricht, Beifr. 11, 7 — 9. IT», lö. 



112 lö- 8. Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 109o,/96. 

E^urn waren desshalb die ersten Anzeichen des an* 
brechenden Frühjahres vorhanden, so konnte man audi diese 
Leute aufbrechen sehen ^), geschaart um den Einsiedler, der 
in kürzester Zeit sich seinen Anhang gesammelt und jetzt 
auch die ersten Lorbeeren des vom Papste geforderten Unter* 
nehmens zu pflücken sich anschickte. 

Die Persönlichkeit ^^ ^^g ^^^ allerdings nicht allein in 

Peters nach den dem Ziele , welches Peters Kreuzpredigt 
ursprilngl. Quellen, verfolgte, noch allein in den damaligen trau- 
rigen Verhältnissen, in welchen zumeist die niederen Volks- 
classen sich befanden, dass in so kurzer Zeit eine verhältnis«»- 
mässig so grosse Zahl Theilnehmer sich ihm angeschlossen 
haben, sondern selbstverständlich auch in Peters Persön- 
lichkeit selbst, bezw. in der Art seines Auftretens, 
worauf wir uns nunmehr auch noch des Weiteren einzulassen 
haben. 

Hiebei sind wir besonders an Guibert von Nogent, der 
den Einsiedler selbst gesehen, sowie an den ilosenvelder 
Annalisten , an Radulph von Caen und an den -Mönch Robert 
gewiesen, welche uns im Vergleich zu dem Anonymus der 
Gesten, zu Tudebod A, welcher vor 1111 seine Historia ver- 
fasst hat, zu Fulcher, Eaimund de Agiles und Baldricb von 
Dol Ausführliches mittheilen. Ohne Zweifel ist die Nach- 
richt des Eosenvelder Annalisten die älteste. Später als dieser, 
ca. 1108, hat Guibert sejne Kreuzzugsgeschichte, und nach 
diesem, wenigstens nach dem Jahre 1112, dem Todesjahre 
Tankreds, haben Radulph, und nach diesem, ca. 1118, der 
Mönch Robert ihre Erzählungen verfasst. Guibert ist 
Augenzeuge, er theilt Einzelheiten mit, welche er theils als 
solcher verbürgt, theils nur gerüchtweise vernommen hatte. 
Der Rosenvelder Annalist schrieb solche Nachrichten 
nieder, welche ihm von Andern über den Einsiedler mitgetheilt 
worden und zu seiner Zeit in Norddeutschland verbreitet 



*) Man vergl. auch die treffliche Schilderung, welche Gustav Freit«^ 
über die Kreuzzüge gibt, in seinen Bildern ans der deHtschen Verffangem* 
heil Bd. I, p. 463 ff. 



Die Persönlichkeit Peters nach den ursprünglichen Quellen. 113 

waren, die alsdann der Annalista Saxo, sowie der Yer- 
k<ser der Magdeburger Annalen (Chronographus Saxo) 
iü ihre Darstellungen herübergenommen haben — sowie auch 
in den Hierosolymita , w^ie er uns in der Göttinger Handschr. 
Nr. 333 vorliegt , übergegangen sind ^). Badulphs Nach-- 
rieht über Peters Character, Aussehen und Lebensweise ist, 
wrun auch erst nach dem Jahre 1112 verfasst, dennoch von 
hervorragendem Werthe, besonders wenn bewiesen werden 
kann • dass Kadulph in Gembloux , wo auch Sigebert ge- 
>c)irieben f seine Gesta Taticredi aufgearbeitet hat, und wo das 
Atttograph Badulphs seiner Zeit aufgefunden worden ist, so 
dass man in Anbetracht seiner Nachrichten über Peter ihn 
aU Augenzeugen ansehen kann^). Auch die Mittheilungen 
«l«-^ Mönches Robert verdienen Beachtung, obwohl bei 
lim der sagenhafte Charactcr seiner Erzählung in Betreff des 
Einsiedlers nicht undeutlich hervortritt. Von ihm, der jene. 
Ereignisse, welche den ersten Kreuzzug vorbereiteten, miterlebt 
luit, könnte man allerdings mehr über Peter erwarten, als er 
in meinem Buche der Nachwelt mitzutheilen für nöthig erachtet 
hat. Auch die späteren Erzähler aus dem XII. Jahr- 
hundert dürfen wir nicht ganz unbeachtet lassen, sofern man 
luit Hecht annehmen darf, dass ihre betreffenden Nachrichten 
/um Theil auf zuverlässigen Quellen beruhen. 

Nach den Genannten war Peter scharfen Verstandes^), 



'; Auf die9e Handschrift bin ich durch Herrn Grafen Riant auf- 
:.HrTkjiaiu gemacht worden und wurde mir dieselbe durch die Güte dca 
H<*nm Oberbihüothekars Dr. WUmans aufs Bereitwüligste auf einige Zeit 
t»T Terxleichung fiberlaasen, was ich hier dankend erwähne. Nur be- 
•ia^n* ich, da»« ich diese Recension der KkkehardRchen Kreuzzug^erztlhhing, 
>**'Ii'k(» entt nach 1114 verfasst ist und auffallende Abweichungen vom 
ifii^rutolymita enihlUt, aus welcher aber hOchst wahrscheinlich der Anna- 
1»Xa Saza seine Angaben Ober den ersten Kreuzzug entnommen hat, 
Mr ht Kci:on gekannt habe, als ich seiner Zeit die Ausgabe von Ekkehards 
Iii*^Moljmit* vorbereitete. 

^ Vf^L Periz, Archiv VII, p. 524. Becueil des Hist des Crois.; 
Hut. ihc. 111, pruef. p. XXX VIII. Wattenbach, Deutschlands Geschichts- 
TwWni. 2. Aufl., S. 357. 

•j Haiinlph r. 81 (Rec, p. 664): »Petnim cujuh erant color ater, 

8 



114 ni. 8. Peters Auftreten als Ereuzprediger im Winter 1095/96. 

energisch und entschlossen*), derb un3 brutal*), aber auch 
zweifelsohne eine enthusiastische Natur von glühender Ein- 
bildungskraft^), dabei ein gewandter Volksredner, denn nur 
bei diesen Eigenschaften nebst seiner ungewöhnlichen äusseren 
Erscheinung ist es möglich sich den Erfolg zu erklären » der 
ihn auf Schritt und Tritt begleitet hat, so dass Ghiibert be- 
kennen muss, er könne sich nicht erinnern, dass er je einen 
Menschen gesehen, dem grössere Ehre widerfahren sei, da 
ihm das Volk in ungeheurer Zahl angehangen sei, ihn mit 
Geschenken überhäuft und für einen Heiligen gehalten habe, 
dessen Worte für Aussprüche des Himmels galten*). Seiner 
Entschlossenheit und seinem brüsken, auch begeisterten Auf- 
treten zu Anfang des Kreuzzuges widerspricht keineswegs seine 
vor Antiochien im Frühjahr 1098 bewiesene Muthlosigkeit 
bei seinem damals bewerkstelligten Fluchtversuch*). 

Freilich seine äussere Erscheinung hatte de» 
Ungewöhnlichen genug, um seine geistigen Eigenschaften noch 
mehr in's Licht zu stellen; er war von kleiner Gestalt, 



sptrtfus acer, pes nudus, statura brevis, facies macüenta, instar aseUorf 
equi phalerae sibi sicut aselli. Petrum more heremi vüisfdma cappj^ 
tegebat." Histor, hell, sacr, ed. Mabill. p. 234 (Bec. 169): Spiriiuf 
fervetis, 

^) Guibert p. 482, 18: „Frequentissimmn volgus ei interuo, dum ail 
haec res intra nos agitux ac si magistro paruit." 482, 27 : „Mira auetorUatr 
ubique paces et foedera restituens.* Im Roman Godefroid de BaniUmt 
(bei Reiffenberg, Monuments t. V. VI) Vers 17255 wird er Je her Puroft 
(per = courageux) und in V. 22053: vaillant genannt. 

*) Albert IV, 44 : „neminem invenerunt qui tarn ferocisBimo et 8Ui>erbr 
loqui auderet, quousque Petrus.* Siehe oben S. 48. 

•) Jlütoria belli mori a. a. 0. 

^) GuibcH a. a. 0. „Quem urbes et municipia praedicationi« 

obtentu circumire vidimus, tantis populorum multitudinibns vallari. 
tantis muneribuR donari , tanto sanctitatis praeconio conclamari , nt 
neminem meminerim similem honore haberi. Multa enim fiierat ex bii' 
quae sibi dabantur, dilargatione überaus: prostitutas mulieres non une 
suo munere maritis honestans, in discordibus ubique paces et foedem, 
mira auctoritate restituens. Quidquid agebat namque seu loquebatur. 
quasi quiddam subdivinum videbatur."* 

*) Siehe darüber Näheres unten in Abschnitt V. 



Die Persönlichkeit Peters nach den ursprünglichen Quellen. 115 

mageren Aussehens und gebräunter Gesichtsfarbe^) und, 
wenn man dem Dichter des Romans Godefroid de Bouülon 
glauben darf, hatte er einen grauen langen Bart^), würde 
demnach die mittleren Mannesjahre schon hinter sich gehabt 
haben, als er den ersten Kreuzzug begleitete, (auch Graindor^) 
nennt ihn einen alten Pilger), war mit einem wollenen Unter- 
kleide und einer Mönchskutte darüber bekleidet, jedoch ohne 
Hosen und barfuss *). Seine Pilgerungen machte er auf einem 



') VergL Radulph a. a. 0. und Histaria belli sttcri a. a. 0. : ßtatura 
hreris, oqus nimirum color penitus ineultiui erat* Wenn Baldrich 89, 44 
den Einsiedler Petrus qwdam magnus ErenUta nennt, so bezeichnet er 
damit nicht seine körperliche Grösse. Alb. Aquens. IV, 44: statvra 
}fiHfHÜus. Damit stimmt dann auch der Name bei Anna: Kovxovner^oc 
überein, sofern man mit Paulet coucau von chiou d. i. klein, ableitet, 
welche Annahme gewiss derjenigen von Du Cange vorzuziehen^ist. Vergl. 
oben 8. 15. 

«) Bei Reiffenberg a. a. 0. Nach Vers 7072, 72125, 23270, 26464, 
28407, 33967, 24200 und 8258 hatte er einen barhe flarie, nach V. 8415 
einen barbe qtA'il ot Hanche contre vent baulia, nach 8884, 16065, 20365, 
23925 und 34036 einen barbe tnellie; nach V. 8258 schwört Peter sogar 
bei seinem Barte: Dist Pieres ly Hiermites: par nia barbe floriel etc. 
Diejier Bart spielt noch im Jahre 1242 bei der angeblichen Translation 
des Eremiten eine Rolle; am 16. October des genannten Jahres habe 
man. Übrigens nach d'Oultremanscher Interpretation der einfachen Worte 
Aegidfl, nicht nur die Knochen und den ganzen Körper des Eremiten 
ohne irgend welche Verletzung noch Fäulniss, sondern selbst seinen Bart 
in dem Zustand wieder vorgefunden, in welchem man ihn am Tage 
»eines Todes gesehen. Vergl. d*Oultreman p. 108 und unten Ab- 
jschnitt VF. 

») In La Otancon cTAntioche II, 221 (S. Aulaire p. 373). Siehe oben 
8. 44. 

*) Radulph a. a. 0. ,»Pes nudus .... more hcremi vilissiraa cappa 
t(*gebut/ Die Kajtjxi ist hier wohl nichts anderes, als die Mönchskutte. 
JJu Catufe bemerkt zu diesem Worte u. A.: „Monachorum praesertim 
fuit. Theodemarus in Epistol, ad Carol, inagn. de monachis CaMnens.: 
«niud autem indumentum quod a Gallis monachis Cuculla dicitur, nos 
cappam vocamus.** Dieselben Ausdrücke Über Peter gebraucht auch die 
H%9toT. belli sacr. a. a. 0. Guibert p. 482, 30: „Lanea tunica ad purum, 
cncullo super utrisque talaribus, byrro desuper induebatur ; brachis 
minime, nudipes aut^m/ Wie man aus dem zweiten Bande des Compte- 
rrndu tieft Sfnnces de la Commission Royale d'hintaire, BnixelloK 1838, 

8* 



116 in. 3. Peters Aufkreten als Kreuzprediger im Winter 1095/96. 

Esel, auf welchen sogar ein Theil der ihm gegoltenen Ter- 
ehrung üherging, da wie Guihert, aher nur als ein ihm zu 
Ohren gekommenes Grerücht, erzählt^ die Leute diesem Thicre 
die Haare ausgerupft hahen sollen, um dieselben als heilige 
Reliquien aufzubewahren^). Wie der Rosenvelder An- 



p. 250 erfährt, bat ja Nicolas de Campia Gottfrieds und Peters wahre.' 
Portrait (le vray pourtraict) aufgefunden und in sein Manuscript, von 
dem schon oben Seite 23 die Rede war, aufgenommen, welches Phan* 
tasiestück dann auch yon d*Oultreman seinem Büchlein einTerleibt 
worden ist. Ein solches gibt auch Thevet in Pouriraicis et vies des hommes 
Illustres (Paris 1584 in fol. t. ü, 241. Ein anderes Brustbild Peters findet 
sich in Michauds Gesch, der Kreuzzüge, übersetzt von üngewitter (1827» 
Band I. Abbildimgen, auf welchen der Einsiedler kreuzpredifi^end diu-- 
gestellt ist, findet man in populären Erz3hlungen der Kreuzzüge Kehr 
häufig. So in der genannten Unge wittersehen UeberAetzung, in di>r 
Edition ülustree de VHistoire des Croisades von Maimbourg (Paris 1868), 
bei de la Porte, Les Croisades, Paris 1863, bei Valentin, Ahr^gi de THist^iire 
de3 Croisades, Tours 1841 u. a. Eine Abbil4ung in Kauslern X^thertetrung 
der Gesch. der Kreuzz. des IVilh. %\ Tyrus (Stuttg. 1840) stellt den Ein- 
siedler schlafend an den Stufen des Altars der heil. Grabkireho, faintpr 
ihm Christus, im Traum ihm erscheinend, dar. 

^) Guibert a. a. 0. : „Quidquid agebat namque seu loquebatur, qua^i 
quiddam subdivinum videbatur, praesertim cum etiam de ejus mulo pili 
pro reliquiis raperentur: Quod nos non ad veritatem, sed viilgo peferinm.* 
amanti novitatera." Dass er auf einem Esel — nicht auf einem Manl- 
thiere, wie Guibert schreibt — die Gegenden, in welchen er don Kxvuz 
predigtq, durchzogen haben soll, ja, wie es scheint, einen solchen bi* 
nach Kleinasien mitgefUhrt habe, hören wir von Radulph und der Historie 
belli sacri a. a. 0. Letztere schreibt: ^Qui non equi, non muli mulaeve. 
sed asini tantum vehiculo, quocunque pergebat, ut<ebatur.* Auch Graindor 
in La Chatison d'Antiodie I, p. 14, Vers 174 (ed. P. Paris) bat di«»e An- 
gabe, dieser weiss sogar II, 183 Vers 799 das Vaterland dieses TWen** 
zu verzeichnen: es war ein a»ne de Hinigrie, »Peter scheint ein solche* 
Thier auch noch zur Zeit der Belagerung Antiochiens besessen zu hal)«>n, 
denn nach Radulph ist er auf einem solchen als Genandter der Franken 
am 27. Juni 1098 aus Antiochien ins Lager Kerboghas geritten. Auch 
der Dichter des Romans Godefr, de Bouillmi kann sich den Ein^iedJ^r 
gewöhnlich nur als auf' einem Esel reitend vorstellen, vergl. Vera d2^i2: 
16091, 20535, 22053, 28655, 34181, 34595, 34659; ausnahmgweisc l&i^ 
er ihn auch einmal ein Pferd besteigen, V. 229001, sowie ein andermal 
nach V. 23780 und 23987 einen Baum, um im letzteren FaUe ein iJefecht 
besser fibersehen zu können. 



Die Porsönlidikeit Peters nach den ursprünglichen Quellen. 117 

u allst berichtet, habe Peter auch einen vom Himmel ge- 
fallenen Brief vorgezeigt, worin zu lesen war, dass von überall- 
her die Christenheit sich aufmachen solle, um die Heiden aus 
Jerusalem zu vertreiben und diese Stadt für alle Zeiten in 
Besitz zu nehmen. Dies habe Peter zu begründen gesucht 
mit der Hinweisung auf die Weissagung des Evangeliums, 
wo Jesus von der Zerstörung der Stadt rede und beifüge: 
Jerusalem ivird zertreten werden bis dass der Heiden Zeit er- 
frdlt smi wird^). Ob freilich diese letztere Nachricht, wie sie 
im nördlichen und nordwestUchen Deutschland Eingang ge- 
funden, der Wirklichkeit entsprochen hat, mag bezweifelt 
werden, da Guibert derselben nicht erwähnt, dem doch gewiss, 
da er nach derartigen Nachrichten fahndete, wie sein Werk, 
De pignoribus Sanctarum beweist*), ein solcher Betrug nicht 
leicht entgehen konnte und sicher erwähnenswerth erschienen 
wäre, wohl noch vielmehr dann, wenn er an der Aechtheit 
des Schriftstückes keinen Grund zu zweifeln gefunden haben 
würde. 



*) Die Äntiales Mosenveldetises (Man. Germ. SS. t. XVI, 101) und 
nach ihnen die Ämiales Magdeburgenses (ebenda p. 179) und der Annalista 
Saxo (Man. Germ. SS. t. VI, 728) ad ann. 1096, ebenfalls der Hierosolymta 
nach dem Göttinger Cod. man. cbart. Hist. 333 fol. 346 berichten: 
«Quandam cirenmferens cartulam, quam de celo asserebat lajmim, quaque 
coniinebatiir oniversam de cunctis mundi partibus christianitatem Jheru- 
salem amiiä infitructam migrare debere, indeque paganos propulsantem, 
eam cum finibus suis in perpetuum possidere. Hocque de ülo evangelii 
confirmabat testimonio, nbi Jhesus de destructione urbis illius sermonem 
faciens sie conclufiit: Et Jherusalem; inquit, calcabitur a gentibus, donec 
impleaiitur tempora nacionum. Consentientibus ergo dictis illius Omni- 
bus, regna rectoribus, urbea pastoribus, vici vastantur habitatoribus. 
Non tantum viri seu pueri, sed et mulierum quam plurime hoc iter sunt 
agreMe/ Vergl. auch über diesen Brief Riant, Inventaire zu No. XXXVIL 
Datiif der angeblich von Peter herumgetragene Himmelsbrief wohl nicht 
identii<ch sein wird mit jenem von Ekkehard (Hierosolym. c. XXXVI, 4) 
geuanntcu excmplar cmusdam epistohie, quam Gahrielem archangelum ex 
Itersotut Salmtoris nmiri ecclesiae mi^am referunt, habe ich an der be- 
treffenden Stelle der Ausgabe des Hierosolym. zu zeigen versucht. 

*) In D*Achery, Venerab. Guiberti abb. B. Mariae de Novigento opera 
OMpUa, Paris 1051. p. 327—366. 



118 III. 3. Peters Auftreten ab Kreuzprediger ini Winter 1095/96. 

Ferner sei Feter, was seine Lebensweise anlangt, 
sehr enthaltsam gewesen und habe sich mit dem AUemoth- 
wendigsten begnügt. Weder Brod noch Fleisch habe er ge* 
gessen, dagegen sich an andere Speisen, vomemlich an Fisch« 
sowie auch an Wein gehalten ^). Dabei war er freigebig mit 
dem, was ihm selbst reichUch geschenkt ward, und Guibert 
hebt noch als besondere Auszeichnung hervor, dass er übel* 
berüchtigte Personen verheirathet und durch sein grosses An- 
sehen überall Frieden und Einigkeit zuwege gebracht habe *)• 

Die Persönlichkeit Dass man bei diesen Quellennachrichtea 

Peters nach den nicht stehen blieb, vielmehr Spätere ihrer 
Darstellungen jeweiligen Phantasie freien Spielraum liessen. 
Späterer. darüber darf man sich nach dem bisher in 

dieser Beziehung Besprochenen nicht mehr wundem. Pla- 
tin a ^) nennt ihn einen Mann von unvergleichlicher Heiligkeit^ 
D'Oultreman, der am Ende seines Büchleins^) ein ganzes 
Capitel „de la sainctet6^ des Eremiten beibringt, weiss auch 
abgesehen hievon ganz genau seinen Gesichtsausdruck, seine 
Art der Aussprache beim Beden, überhaupt seine Bedemani^ 
zu schildern; und nachdem Wilh. v. Tyrus I, 11 von Peter 
ausgesagt hat: „gratum et sponte fluens ei non deerat elo- 
quium", eine Angabe, welche sich etwa mit den Worten Al- 



^) Guibert a. a. 0.: ^ane vix aut numquam, vino alebatur ac pisce.* 
Rob. Mon. 82, 58 (Rec, 731): „eo quod nee pane, nee came vescebatur, 
sed tarnen vino aliisque cibis omnibuB fruebatur et summam abstmentiam 
in delicüs quaerebaf*, welche Stelle der Stadtschreiber von Breslaa, Peter 
Eschenloer, so übersetzt {Bresl Handschr, IV, Fol 105, Blatt 87): Ihn 
den selbigen Getzeyten, was eyn Eynsidel Petrus genant, der do bej 
dem weltlichen folke gross geachtet was, imd yhn heylikeyt gehalden, 
ehr phlog nicht zu essen brott, noch das fleisch saunder des weine», und 
aller ander Speyse, gebraucht ehr, und suchet Casteyunge yhn woUuftten. 

') Guibert a. a. 0.: „Multa eniui fuerat ex bis qua« sibi dabantor, 
dilargatione liberalis: prostitutas mulieres non sine suo munere maritim 
honestans, in discordibui) ubique paces et foedera, niira auctoritat^' 
restituens." 

*) In De vitiß Potitifictim p. 156: „Multd tauien Petnun quendam 
Eremitam virum inconiparabilis sanctitatis secuti/ 

*) Pag. 112, Cap. XI. 



Die Peraönlichkeit Peters nach den Darstellungen Späterer. 119 

berts IV, 44: „neminem invenerunt qui tam ferocissimo et 
superbo loqui auderef* wohl noch vereinigen lässt, kann ein 
Mailly uns ebenfalls im Einzelnsten mittheilen, wie er vor 
dem Volke geredet und dasselbe für seinen Plan gewonnen 
babe^): „Bald war die Kanzel, bald ein Gerüste, hier ein 
öffentlicher Platz, dort ein erhabener Ort die Schaubühne 
seiner Ermahnungen, voll von einer dummen Beredsamkeit, 
die für den Philosophen oft nur lächerlich ist, aber auf das 
Volk so grosse Wirkungen thut, welches weniger auf Styl 
und Sachen, als auf Geberden, Ton und Bewegung achtet, 
dessen Augen durch die Fratzengestalten auf den Bühnen der 
Marktschreier so sehr angezogen werden. Bald schilderte er 
den Blicken seiner Zuhörer die h. Oerter ...... Bald wen- 
dete er sich an Gott oder an die Schutzengel in Palästina, 
beschwor sie, die Herzen seiner Zuhörer zu erweichen, ihre 
Liebe zu erwecken, ihren Muth zu entzünden; bisweilen rief 
er Steine und leblose Dinge zu Zeugen an. Er liess das 
Grab des Heilandes, die Schädelstätte, die Höhle zu Beth- 
lehem, den Oelberg reden, liess ihr Geschrei, ihr Heulen, ihr 
Seufzen in alle Herzen erschallen. Zu einer andern Zeit, 
wenn diese verschiedenen Mittel nicht wirksam genug waren, 
so gab ihm die Schwärmerei auffallendere ein, sein Gesicht 
wurde mit Thränen überschwemmt, er rief das Crucifix an, 
das er in Händen trug, er schlug sich an die Brust, geisselte 
seinen Leib, um durch das Verdienst dieser Leiden das Glück 
zu erhalten, diejenigen, die ihn hörten, zu rühren.^ Man sieht 
in welcher Weise man den mageren Berichten der Quellen 
Fleisch und Blut zu geben gesucht hat und kann sich auch 
hienach einen Begriff machen wie dem Einsiedler schon mit- 
gespielt und in welcher Weise das. Wenige, was uns von 
seinen Zeitgenossen über ihn, bezw. über seinen Character 
und sein Auftreten berichtet wird, ausgebeutet worden ist. 



*) Vergl. die deutsche Uebersetzung: Geschichte der Kreuzzüge oder*" 
Staats- und Kriegsbegebenheiten der Unternehmungen der Christen wider 
die Muhamedaner 11, 73. 



120 ill- 3- Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/%. 

Der Erfolg von Der Erfolg nun, welchen der Eiu- 

Peters Kreuzpredigt siedler als Kreuzprediger erzielt bat, war 
und sein ausser- Allem nach kein geringer. Durch die 
ordentliclies Ansehen. Predigt des neuen Evangeliums zog er 
die Bewunderung der leichtgläubigen und leicht erregbaren 
Menge derart auf sich, dass von Tag zu Tag der Zu- 
lauf wuchs und in verhältnissmässig kurzer Zeit (zwiscben 
Ende November 1095 und Anfang März 1096) ein nicht un- 
bedeutender Haufe sich um ihn sammelte*), bereit seinem 
Winke zu folgen, wobei die ihm zu Theil werdende Verehnm/? 
derart zu Tage trat, dass nach Guiberts Nachricht seine 
Handlungen und' Reden als göttliche Thaten und Offen- 
barungen angesehen wurden und Guibert, welcher doch dem 
Concil zu Clermont seiner Zeit selbst angewohnt hatte, be- 
zeugen muss: neminem meminerim simüem honore futberi, wo- 
mit auch die Jßttheilung Roberts **) übereinstimmt, dass Peter 
höher als Aebte und Prälaten in Achtung gestanden sei. 

Ohne Zweifel hat Peter dieses ausserordentliche Ansehen 
erst erlangt, als er fiir das Kreuzzugsuntemehmen aufgetreten 
ist. Keine einzige Quelle redet davon, dass er früher schon 
ein solches besessen habe, dagegen bringen alle, die seineu 
Namen erwähnen, denselben nur mit dem ersten Kreuzzug«' 
in Verbindung, woraus gefolgert wei-den muss, dass er^t der 
Aufruf des Papstes auf Peters Namen einen Strahl von Glanz 
und Berühmtheit geworfen hat und zwar in dem Augenblick, 
als er diesem !Rufe folgend^) andere zu dem nemlichen Vor- 
haben aufgemuntert hat. Von da an haben seine Erzählungen 
seiner missglückten Pilgerfahrt und der Notli, welche dor 
Pilger zu erfahren hat, sein brennender Eifer, in welchem er 
redete und zur Befreiung der armen Glaubensbrüder auf- 
forderte, seine strenge mönchische Lebensweise und seine auf- 



*) Nach Ekkeli. Hiei'osolt/m. I, 7 haben sich in Lothringen hei 1500<» 
ihm angeschlossen. 

*) Bei. Bong. 32, 56; im Bec. 731: ,Qiii apud iUo8 qui teireniA 
napiunt magni acRtimabatur, et super ipsos prae^ules et abbate« apice 
religionis efFerebatur. . 

») Vergl. oben S. 108. 



Erfolg von Peters Kreuzprodigt und sein ausserordentl. Anselien. 121 

fallende Erscheinung, vornemlich aber die Neuheit der Kreuz- 
zugspredigt selbst ihn so sehr in der Achtung des Volkes er- 
hobetiy dass es ihn wie einen Heiligen ansah, dessen Führung 
es um so lieber folgte, als es durch die in Aussicht gestellten 
Versprechungen hoffen durfte, einer verzweifelten Lage ent- 
rinnen zu können. 

Peter war der erste, welcher im nördlichen Pranki'eich 
zum Kreuzzuge aufgefordert hat. Die Neuheit seiner Auf- 
forderung machte ungeheures Aufsehen. Kein anderer vor ihm 
hatte das neue Evangelium in jenen Gegenden verkündigt, 
ein Gottschalk, Volkmar und Emico sind erst nach ihm, sei 
es unmittelbar oder mittelbar durch seinen Aufruf zu ihrem 
Entschlüsse geführt worden^), darum sind auch ihre Namen, 
obwohl ihnen grosse Schaaren folgten, weniger allgemein be- 
kannt geworden. Daher erklärt es sich auch, dass sich bei 
Peters Leuten die Meinung Geltung verschaffen konnte, welche 
diese später auf ihrem Zuge in Konstantinopel verbreiteten, 
dass Peter und kein anderer der Veranlasser des ersten 
Kreuzzuges gewesen 2); hieraus erklärt es sich ferner, dass im 
nördlichen Frankreich und in Deutschland die Person des 
Einsiedlers späterhin zum Mittelpunkt der Sagenbilduug wer- 
den konnte, wie sie keinem der damals zu gleicher Zeit mit 
Peter auftretenden Kreuzprediger oder der soeben genannten 
Anfühi'er ' anderer Züge zu Theil .geworden. Ebendesshalb 
vermögen wir aber auch in Betreff des deiü Einsiedler in 
jenen Gegenden, wo er das Kreuz gej^redigt, gezollten An- 
sehens der von Sybelschen Ansicht nicht durchaus 
beistimmen, v. Sybel sagt nemlich^): „Die Nordfranzosen 
kennen Peter als einen Prediger des grossen Haufens, ganz 
so wie wir sonst von Gottschalk, Volkmar und Emich wissen. 



*) Ueber dieselben vergl. man Ekkeh. Oironic. in Monum, Germ, SS. 
t. VI, 215 und Hierosolym. c. XII; ebenfalls Alb. Aquens. , lib. I; in 
Betreö* Volkmar« : Cosmas Prägen«, ad ann. 1096; in Betreff Kmichs: 
Mannbeiuier, Die JudencerfoJ{f. in Speier y p. 14, 23. 

«) Bei Anna Komnena AUjc. lib. X, 283 (ed. Par.); p. 224 (ed.Venet.); 
\). 20 fed, Reitfer«cheid). Vergl. oben S. 55. 

•) In Geschichte des ersten -Kreuzzuges S. 241. 



122 ni. 3. Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/96. 

die Deutschen, Engländer und Italiener haben seinen Namen 
nicht, kaum dass er beiläufig als Führer der ersten jener 
Horden erwähnt wird. So bei Ekkehard, der ihn auch nicht 
im mindesten über Volkmar erhebt." Hiebei hat v. Syln?! 
eben doch übersehen, dass von keinem zur Zeit des ersten 
E[reuzzuges oder unmittelbar nach demselben lebenden Schrift- 
steller einem der von ihm genannten Anführer auch nur an- 
nähernd ein derartiges Ansehen zugeschrieben wird, wie z. B. 
ein Guibert und Bobert ein solches dem Feter beilegen. Im 
Gegentheil, Ekkehard, der allerdings des Einsiedlers Zug') 
und unrühmlichen Untergang mit sehr wenigen Worten er- 
wähnt'), rechnet Gottschalk, Volkmar imd Emich mit ihren 
Haufen zur „Spreu^ ^) und hat für die Anführer selbst in der 
That keine schmeichelhaften Worte: nennt er doch den Gott- 
schalk einen non verus sed fcHsus Bei serous*) und den Emich 
einen gewaltthätigen Menschen dadum tyrannka conversaHcne 
nimis infamis^), und wenn er auch in seiner Chronik vom J. 
1101 von Peter schreibt: qtiem postea mtdH hypocritam esse 
di€ebant% welche Worte er in seinem Hierosclymüa wieder ge- 
strichen hat, so geht doch aus seiner Darstellung hervor, dass 
er ihn nicht in gleiche Linie mit jenen gestellt wissen will. 
Sodann wird von Albert, der am ausführlichsten über Peter, 
Volkmar, Gottschalk und Emich handelt, Niemand behaupten 
können, dass er die letzteren jenem auch nur gleich-, viel 
weniger vorangestellt habe. Allerdings dass später, als Peters 
Niederlage bei Nicaea im Spätjahr 1096, sodann sein im 
J. 1098 bewerkstelligter Fluchtversuch aus dem Lager vor An- 



') Vergl. Ekkeh. Chronic. (Mon, Germ.) SS. VI , 208. Kkkeb. 
Eierosol L 7. 

«) Ebenda c. XHI, 6. 

') Ebenda Chron, p. 215; Hierosol. c. XIII, 1: „Paleio tarnen ex ait^ 
dominica huiusmodi ventüabro decussis , vidimus grana triticea . . . 
Godefridam scilicet caeterosque prenominatos vere douiinicae militiae 
duces** etc. 

*) Ebenda c. Xü, 2. 

«) Ebenda c. XII, 4. C%ron. p. 215. 

") Chron. p. 208. Hieroeolym. Beü. H, p. 332. 



Erstmaliges Auftreten Peters in Berry. 123 

tiocliien bekannter geworden war, bei Vielen seiner Verehrer 
sein Anaeben geschwunden sein wird, ist ganz naturgemäss, 
wodurch die soeben angeführten Worte Ekkehards auch ihre 
Erklärung finden mögen. Diese seine spätere Unpopularität 
ist aber keine Instanz dagegen, dass nicht sein Ansehen, 
welches ihm zur Zeit, als er den heimischen Boden zu ver- 
lassen im Begriff gestanden, und dann als der erste mit seiner 
Schaar nach dem Morgenlande gezogen ist, gezollt wurde, 
dasjenige der andern im Frühjahr 1096 aus Lothringen und 
der Rheingegend aufgebrochenen Anfuhrer (Volkmar, Gott- 
schalk, Emich) bei weitem überstrahlt habe. Wie es denn 
auch unbestreitbar ist, dass sein Auftreten in der Bheingegend 
in einem viel reineren und relativ edleren Lichte erscheint 
als das eines Emichs, worüber nachher noch Näheres gesagt 
werden soll. 
Erstmaliges Auf- ^ür dieses sein gewichtiges Ansehen ist 

treten Peters nun selbstverständlich auch der Umfang 
in Berry. des Gebietes, welches er behufs der 
Kreuzpredigt durchzogen, von besonderem Einflüsse gewesen. 
Der Zeitraum zwischen dem Concile zu Cleimont bis zu seinem 
Wegzuge nach dem Morgenlande war zwar keineswegs gross, 
dennoch konnte er während dieser kurzen Zeit eine ansehn- 
liche Landstrecke durchwandern, um bei den vorhin schon 
besprochenen Verhältnissen Anhänger für den päpstlichen 
Plan zu gewinnen, und wohin er nicht kam, mochten andere 
in seinem Auftrage für diese Sache auftreten und Leute ihm 
zufuhren, was von einem Walter Senzavehor ^), Reinold de 
Breis, Walter von Breteuil und Volker vonOreP), sowie von 
Gottschalk ^) nicht bezweifelt zu werden braucht. Allerdings 



*) Siehe Albert I, 7. 20. 

*) Ihre Namen sind genannt bei Alb. 1, 20 mit dem Zusätze: „Qui 
erant principes exerdtus Petri." 

•) Von Gott-schalk sagt Albert I, 23 : ^Godescalcus, teutonicus natione, 
HUCcensiM ex Petri admonitione, plurimomm oorda ex diversis nationibus 
ad instandum pariter viam suo excitavit sennone, et ex diversis regioni- 
bua Lotharingiae , orientalis Franciae, Bavariae, Alamanniae supra XV 
milia controxit.' 



124 m« 3. Petors Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/06. 



die Sage musste dem Einsiedler zur Ausführung seines Um- 
zuges durch die verschiedenen Reiche des Abendlandes ge- 
hörige Zeit lassen, denn „um beinahe das ganze Abendland za 
durchziehen und von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, im Dieast 
des Papstes die G-emüther der Fürsten, und Unterthanen, der 
Reichen und Armen zum Voraus zu verarbeiten" *), war gewiss 
keine geringe Aufgabe, welche etwa innerhalb dreier Monate 
schon zum Ziele und Ende geführt werden konnte, zudem in 
einer Zeit, in welcher man noch keine Eisenbahnen und Tele- 
graphen, auch noch keine Zeitungsreporter gehabt hat Zu 
einer solchen Rundreise aber hätte auch die Zeit zwischen 
dem Piacenser und Clermonter Concil gewiss nicht hingereicht 
— allein was wii- von allen diesen sagenhaften Angaben zu 
halten haben, nach welchen Peter bereits vor dem Clermonter 
Concil das Kreuz gepredigt, das halbe Europa durchzogen, 
ja selbst, wie Paulet versichert^), nach England und Schott- 
land gekommen sein soll, haben wir oben schon gesagt. In 
Wirklichkeit wird das von Peter während dreier Monate 
durchzogene nordfranzösische und lothringische Gebiet im 
Yerhältniss zu dem halben Europa der Sage und Phantasie 
nur klein gewesen sein, aber dennoch gross genug, um sich 



*) Wüh. Tyr. I, 13. 

*) Pag- 37: ^lerre vient dans Ic pay« de Liege vivrc en bermito 
et ce fait, rapproche du texte de Gille» de Li6ge, me semble excuipt d«^ 
doute. 11 quitte son hennitage , part pour la Terre Sainte , Went fcrouver 
le pape ürbain, le decide ä precher la croisade ; il parcourt lea vjlles et 
les bourgs, pr^cbant partout^ va en Angleterre, oü, ne loublions pa«, 
les clievaliers parlaient alors la langue d'oil ; il est ä croire m^me qn'il 
fut aussi en Ecosse. Guibert rapporte que dans sa troupe on voyait 

des EcoHsais; la cuisse nue, la clamyde sur le doH iL< venaient du 

pays des brouiUards/ Also weil auch Schottländer beim Kreuibeere 
sich eingefunden haben, muss natürlich Peter auch in Schottland zum 
Kreuzzuge aufgerufen haben. Dass er auch nach Vion und Anden-r 
Ansicht in England das Kreuz gepredigt., ist nach dem Obigen nicht 
mehr zum Verwundem. Vergl. Vion a. a. 0. S. 262. Wir füliren zum 
Ueberfluss die UeberHchrifb hier an, die Vion dem betreffenden KapiU*! 
gegeben: ,Predication de Pierre rHermite. Son succes dans rint^ricur 
de la France, en Angleterre, en AUemt^ne, en Belgique, en Picanüe. 
Concile de Clermont etc.* 



Ersiznaliges Auftreten Peters in Beny. 125 

einen populären Namen zu erwerben und für spätere Zeit 
ein Held der Sage werden zu können. 

Die Gegend, in welcher er seine Anhänger gesucht und 
gefanden hat, war nun allerdings nicht nur Lothringen und 
am Rhein, sondern wohl schon das mittlere Frankreich, wo 
er seine Kreuzpredigt begonnen zu haben scheint. Der Bosen- 
velder Annalist und nach ihm der Annalista Saxo und die 
Magdeburger Annalen berichten ad annum 1096: Petrus in 
finihus emersü Hispaniae, quiy ut ferebatur, primum redusus, 
inde claustris exiens, prediccUione sua totam commavS Proninciam. 
Hienach hätte er allerdings vornemlich das südliche Frank- 
reich durchzogen. Allein wenn Alberts Nachricht dahin geht, 
dass Peter in Peru regione praefati regni (sc. Francorum) auf- 
getreten sei, so wäre dem nicht ganz so, wie diese deutschen 
Annalisten berichten, da Peru das ehemaUge im Centrum 
Frankreichs gelegene Pituriges und heutige Perry ist^). 



') Alb. Aquens. 1, 2; Cod. Darm. fol. 96: „Hujus vie constantiam 
primom adhortatus est in Beru, regione prefati regni, factus predicator 
in omni admonitione et Bermone.*^ In den Ausgaben Alberts liest mau 
Beru. ob aber diese Lesart in der That richtig ist, könnte nur durch 
Vergleichung der Handschriften entschieden werden. Auch in der CJuinson 
fTAntioche I, p. 52, Vers 697 liest man Berui. So wie dies Wort lautet, 
und vorausgesetzt^ dass Albert also geschrieben hat, wird die allein 
richtige Annahme die sein, jene im mittleren Frankreich gelegene Land- 
richafb darunter zu verstehen, deren Bewohner früher den Namen Bituriges 
fnhrten, welche Gegend heute Berry heisst und die beiden Departements 
Indre und Cfter in sich begreift. So liest man auch im Cod. Manuscr. 
135 in Toumai, fol. 98 b col. 1, wo die ersten Kapp, aus Alberts Historia 
Mich linden: Berri. Sicher ist es aber eine unrichtige Annahme, als 
hätte man unter Beru ^Bari* in Italien zu verstehen, wie Vion p. 257 
ilicM ftir wahrscheinlich hält. Setzt doch Albert ausdrücklich hinzu: 
regione praefati regni und bezeichnet damit Frankreich, denn das prae- 
fatnm regnum ist das regnnm Francorum, von welchem er unmittelbar 
vorher geredet. Allerdings, da es Vion eine ausgemachte Sache ist, dass 
Peter auf seiner Rückkehr vom Orient in Bari ans Land gestiegen und 
€lort die Sache des Kreuzzuges zuerst bekannt gegeben, so hat nach 
ihm auch Albert keinen andern Ort als Bari mit j,Beru* bezeichnen 
wollen. „C est \k qu'il eut une entrevue avec TarchevSque H^lie qu il 
avait connu au monast^re de S. Rigaud, et que, pour la premi^re fois 
en Kuropo, il plaida hautement la cause des croisades.* (!) Eher könnte 



#1 



126 ni. 3. Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/%. 

Doch ist dennoch ein wirklicher Widerspruch wohl nicht 
vorhanden: Wir finden nemlich eine ähnliche Bezeichnung 
auch in dem Hierosolymita des deutschen Abtes Ekkehard, 
der z. B. Clermont ins südliche Frankreich, und zwar in con- 
finio Hispaniae verlegt. Aehnlich mag es sich auch mit obiger 
Bezeichnung der Rosenvelder Annalen und des sächnschen 
Annalisten verhalten. 

Wenn nun Albert die Gegend, in welcher der Einsiedler 
zuerst das Kreuz gepredigt, als Berry im mittleren Frankreich 
bezeichnet, so ist es höchst wahrscheinlich, dass auch jfoe 
deutschen Annalen zu einer Zeit, wo man, was geographische 
JKenntnisse anlangt, keine besonderen Anforderungen machen 
kann, mit ihrer Lokalbestimmung dieselbe Gegend bezeichnen, 
bezw. andeuten wollen, dass er überhaupt im Süden Frank- 
reichs seine Predigt begonnen habe. Dabei darf man auch 
nicht ausser Acht lassen, dass der Ausdruck provincia^ welchen 
die genannten Annalen gebrauchen, damals nicht immer in 
der Bedeutung angewendet wurde, in welcher dies heute ge- 
schieht, vielmehr alle jene Gegenden bezeichnete, welche süd- 
lich von der Loire liegen, zu welchen auch Berry gehörte^). 

Diese letztere Landschaft gränzt nun, wie bekannt, an 
Auvergne und Marche, wo im Monat November und Dezember 
1095 Urban sich aufgehalten hat. — Ende November weilte 



man der Vermuthung Raum geben, dass Albert vielleicht statt ,Bfrii* 
^Bem* geschrieben habe iiir das sonst gleiclüautende Bcam, wie die^ 
Wort von Tudebod im Btcueil, Hist. Occ, III, 79, 110 und 114 gedchriebeo 
wird, wofür der anonyme Verfasser der Gesten 28, 15 {Bec 161) Bffr 
schreibt; allein dem steht wieder entgegen, dass Albert anderw&rt« in 
seiner Hisioria Hieros, für Bearn den Ausdruck Berdds gebraucht« venfl. 
Hb. IV, 17; V, 42. 45 und sicher auch in der genannten Stelle, wo niiUi 
Bern liest, diesen Ausdruck gebraucht haben würde. Reineccius in der 
Ausgabe Alberts macht darum schon die Bemerkung p. 3 zu ßeru: 
forte Berti, qui aliis sunt BiturigeSj aliis Äwtbarri» 

^) So sagt Hody, Godefr, de Bouilh p, 140: „Sons cette d^noniination 
on nentendait pas seulement la Provence proprement dite. mai^ en 
general tous ceux qui occupaient les terres en de^ä de la Loire, dif^tin- 
gu4es Bous Ic nom de langue d'Oc, par Opposition ^ la langue d*Oü. 
qui dominait au nord de ce fleuve et devint la langue fran^aise.* 



Erstmaliges Auftreten Peters in Beny. 127 

er in Clermont, am 25. Dezember feierte er das Christfest in 
liimoges^). — Sehr wahrscheinlich ist es darum, dass Peter 
danuds durch die vom Papst ausgehende Aufforderung yer- 
anlasst, sei es^ dass er dieselbe in Clermont oder anderwärts 
an einem von diesem besuchten Orte aus dessen Munde selbst 
vernommen'), sei es, dass sie ihm mittelbar durch andere zu- 
gekommen ist, was wir jedoch für weniger wahrscheinlich 
halten, für die Sache des Papstes auftrat und dessen Aufruf 
mit ächter Mönchsbegeisterung weiter verkündigte und alsdann 
jenen von seinem Zeitgenossen Guibert geschilderten, so 
ausserordentlichen Erfolg erzielt hat. Ob er als Einsiedler 
in der Gegend von Berry bereits längere Zeit, nachdem er 
von seiner misslungenen Pilgerfahrt zurückgekehrt war, zuge- 
bracht hatte, oder ob seine Rückkunft aus dem Orient un- 
mittelbar vor dem Spätjahi* 1095 stattgefunden, so dass die- 
selbe etwa mit der Zeit der Ankunft Urbans in Frankreich 
zusanmienfiel oder noch später stattgefunden hat, ist nicht zu 
erweisen, wie denn auch jene von den Neueren verzeichneten 
Daten, welche, wie wir oben ^) bereits gesehen, bald das Jahr 
1093 bald 1094 als das Jahr seiner Rückkehr angeben, auf 
bioser Vermuthung ohne jede historische Gewissheit beruhen 
nnd ebensowenig Beachtung verdienen wie die von d'Oultre- 
man und Andern über Peters Leben vor dessen erster Pilger- 
fahrt oder über dessen Geburtsjahr gemachten Daten. Inmier- 
hin aber ist es nicht unmöglich, dass Peter mehrere Jahre 
schon bevor er die Kreuzzugspredigt begonnen aus dem 
Oriente zurückgekommen und dann auch der Sache in Betreff 
einer dem Morgenlande zu bringenden Hülfeleistung ganz und 
^^ar fremd gebUebeu war, bis dass Urban den Kreuzzug vor- 
bereitete und dessen Wort auch zu seinen Ohren kam, worauf 
er seine Clause wieder verlassen hat und als Prediger des 
Kreuzes sich jetzt erst in seinem Elemente wissend überall 
günstigen Boden vorfand, wobei ihm seine misslungene erste 



>) Vergl. EkkeJi. Hierosoh VI, 6, Anmerk. 59. 
*) Vergl. S. 108. 
») Seit<? 88. 



128 m« 3. Peters Auftreten als Kreuzprediger im Winter 1095/96. 

Pilgerung, in deren Erinnerung er jetzt zündende Bilder ent- 
rollte, zur guten Empfehlung gereichte und für seine Mah- 
nungen das Volk 80 willfahrig gemacht hat. 

Welche Städte er nunmehr besuchte, als er von Berry 
aus die Gegenden nördlich der Loire durchzog, mit welchen 
Grossen des damaligen Landes er verkehrt hat, ob vielleicht 
selbst mit dem damals gebannten Könige Philipp*), und ob 
er mit Gottfried von Bouillon in Verkehr getreten, wie man 
da und dort bei Späteren liest*), wer wollte dies noch mit 
Bestimmtheit anzugeben vermögen, da uns hierüber keine ein- 
zige sichere Quellennachricht zu Gebote steht. Mit Gewissheit 
ist allein zu sagen, dass die Vorbereitungen zum Wegzug*» 
nach dem Morgenlande spätestens bis Mitte März 1096 fiir 
Peter und sein Gefolge vollendet waren, um welche Zeit al^ 
dann auch der Aufbrucli dahin stattgefunden hat. 



*) Üeber Peters angeblichen Besuch bei König Philipp von Frankreicli 
vergl. man die Worte der Chmvson d'ÄntiocJie I, 52 und oben S. 110. 

*) So bei Waha, Labores Herculis Christ. Godefndi BuUiotiii p. l&V 
Auch d'Oultreman p. 42 setzt dies voraus. Ob man diesen Verkehr 
Peters mit Gottfried von der IJachricht Rob. Mou, S3, 5, Jiec 7:51 . 
Associatur Petrus cuidam duci Teutonicorwm nomine Godefndo hergeleit<'(. 
weiss ich nicht, jedenfalls aber ist diese Nachricht Roberts irrig, »ofeni 
von einem Anschluss des Einsiedlers an Gottfried und dessen Heer in 
Lothringen schon, was Robert sagen zu wollen scheint, nicht die He«!«* 
sein kann. 



Dm Krenzheer Peters. Zng desselben naeh dem 
Morgenland nnd dessen Untergang bei Nieea. 

NacMem wir bei dem zweitmaligen Aufbrach Peteis 
nach dem Oriente angelangt sind, so hat sich misere ünter- 
suchmig nunmehr des Weiteren mit dessen Zage nach Con- 
stantinopel sowie mit der seine Schaaren bei Nicea and 
Nicomedien betroffenen Katastrophe za befassen« 

Die QoellML Die Hanptquelle, aas welcher wir in 

dieser Beziehung historisch gut beglaubigte Nachrichten er- 
halten, ist jene Schrift eines Augenzeugen des ersten Kreuz- 
zages: Gesta Francorum et aliorum Hierosolymiianorum , deren 
wir schon einigemal im Verlauf unserer Darstellung Er- 
wähnung gethan^). Während allerdings in derselben der 
Aufbruch Peters mit seinen Schaaren aus seiner Heimath 
und dessen Zug bis Constantinopel nur mit wenigen Worten 
und ohne aus denselben un Einzelnen Anhaltspuncte gewinnen 
zu können, erwähnt wird, gibt sie uns nebst dem Datum 
der Ankunft des Einsiedlers in der griechischen Hauptstadt 
einen treuen Bericht über den Aufenthalt der ersten Schaaren 
daselbst, sowie über deren Zug bis in die Gegend von Nico- 
medien und Nicea, und über den dort erfolgten Untergang 
derselben. Der Verfasser, ohne Zweifel ein italischer Nor- 
manne ^), ist zwar erst mit Boemund aus Italien aufgebrochen 



») Siehe oben S. 8. 22. 64. 71. 94. 

*) Vergl. T. Sybel, Gesch. des ersten Kreuzz. p. 23 ff. Gurewitsch, 
Zur Kritik der Cftschichtschreiber des ersten Kreuzzuges in Forschungen zur 
deutschen Gesch. 14, 155 ff. Meine Ausgabe des Hierosolym, Ekkehards 
BeiL V. Thurofc in der Becue historiqxte I, p. 67. 

9 



130 I^- ^^ Kreuzheer Peters. 

und sonach erst im April 1097 nach Constantinopel gelangt, 
nachdem die Peter'schen Schaaren bereits aufgelöst und zum 
grössten Theile vernichtet waren, worüber er sonach nur von 
Hörensagen berichten konnte, allein seine Darstellung ist 
durchgängig derart, dass sie genaue Erkundigung von seiner 
Seite voraussetzt bei Solchen, welche Atigenzeugen jener Er- 
eignisse gewesen sind, wesshalb seine Nachrichten ohne Be- 
denken als gut beglaubigt angesehen werden können. An 
die Gesia reihen sich deren Copisten: ein Baldrich von 
Dol, Guibert von Nogent, Tudebod von Sivrai 
und Robertus monachus, welche den betreffenden Ab- 
schnitt der Gesten in ihren Darstellungen aufgenommen und 
sich enge an das Original angeschlossen haben. Allerdings 
berichtet Guibert auch ausfuhrlicher über den Zug Peters 
durch Ungarn*), allein bei näherer Untersuchung erkemit 
man, dass der betreffende Passus offenbar alle jene Schaaren. 
die unmittelbar nach Peter Ungarn durchzogen haben, nicht 
von einander unterscheidet, vielmehr miteinander verschmoken 
hat, so dass wir in Betreff des Peter'schen Zuges durch 
Ungarn die Albertsche Darstellung der Guibertschen vor- 
ziehen müssen. Albert aber ist es hinwiederum, der uns 
die ausfuhrlichsten Nachrichten nicht nur über die Schaaren 
des Einsiedlers seit ihrer Ankunft in Constantinopel bis xu 
deren Untergang bei Nicea bietet, welche vielfach mit denen 
der Gesten übereinstimmen oder sich leicht mit diesen ver- 
einigen lassen, sondern der auch Einzelheiten mittheilt über 
dessen Zug durch Ungarn und Bulgarien, die, wenn sie durch- • 
gängig beglaubigt werden könnten, was übrigens nicht der 
Fall ist, von nicht geringem Interesse sein würden. Auf 
Albert stützt sich in seiner Darstellung Wilhelm von 
Tyrus, sowie wieder auf diesen die meisten Späteren. 
Auf gleicher Linie mit- Albert steht sodann Ordericus 
Vilalis, der trotz seiner zumeist summarischen Darstellung 
des Peterschen Zuges durch Deutschland, Ungarn und Bul- 
garien Einzelheiten erwähnt, die sich historisch trefflich ver- 



>) Bei Bongars 482. 32 ff. 



Aufbrach des Heeres im März 1096. 131 

werthen lassen. Baimnnd's von Agiles kurzer Dar- 
stellung des Peterschen Zuges liegt offenbar der Bericht der 
Gestell zu Grunde. Ebenfalls geben Pulcher von Char- 
tres, Ekkehard von Aura und der Annalist von 
Melk nur kurze summarische Notizen. Inwieweit auch die 
Zimmerische Chronik*) von Werth ist und einzelne 
Angaben derselben auf den Peterschen Kreuzzug bezogen 
werden können, werden wir nachher sogleich zu zeigen Ge- 
legenheit haben. Ausbeute dürfte auch an einigen Stellen 
die Chanson d'Antioche bieten« Als eine Hauptquelle 
ist endlich der Bericht der Anna Komnena zu betrachten, 
der über Peters Aufenthalt in Constantinopel und bei Nico- 
medien gewünschten Aufschluss gewährt. 

Aufbruch des Heeres Wir haben gegen den Schluss des 

im März 1096. vorigen Abschnittes erwähnt, dass die Vor- 
bereitungen zum Wegzuge nach dem Morgenlande für Peter 
und sein Gefolge bereits Mitte März 1096 vollendet waren. 
Dies sagt auf das Bestimmteste Pulcher. Er erzählt nem- 
licb*), dass im Monate März 1096, nachdem im November 
1095 Urban in Clermont das Concil gehalten hatte, die einen, 
welche ihre Zurüstungen am schnellsten beendet gehabt, sich 
auf den Weg begeben hätten, andere seien im Monat April, 
wieder andere im Mai und Juni, ja noch im August, Sep- 
tember imd October, wie es ihnen eben gelegen war, nach- 
gefolgt. Pulcher führt alsdann namentlich die Anführer auf: 
er erwähnt den Hugo Magnus, der unklug in Durazzo nur 
* mit weniger Mannschaft gelandet und vom griechischen Kaiser 
gefangen genommen worden sei, nennt alsdann den Boemund, 
der denselben Weg wie Hugo eingeschlagen habe, ferner den 
Gottfried, der dui'ch Ungarn mit grosser Heeresmacht ge- 
zogen sei, endlich auch den Baimund von Toulouse und 
Adhemar von Puy, welche ihren Weg durch Dalmatien ge- 
nommen hätten. Peter der Eremite aber sei zu allererst auf- 



') Zimmerische Chronik, herausgegeben von Dr. K. A. Barack, I, 
p. 80 (in Bibliothek des Htterar. Vereins in Stuttgart., Band 91—94). 
•) Bei Bongars p. 385, im Rec. p. 327. 

9* 



132 IV- I^as KreuzHeer Petew. 

gebrochen: „Petrus Heremita quidam, multis sibi adjunctü 
peditibuSy sed paucis militibus, per Hungariam prmit44S per* 
rexit; cujus gentis postea fuit Satrapa Walterus, Sine Pecunia 
cognomine dictus, miles quidem peroptimus, qui postea intra 
Nicomediam et Nicenam urbes, cum sodalibus suis multis a 
Turcis est occisus." Während also jene in der Zeit zwischen 
April bis October 1096 weggezogen sind, ist Peter im Mo- 
nat März schon aus Lothringen aufgebrochen. Mit 
diesen durchaus zuverlässigen Eulcher'schen Angaben stimmt 
auch Orderich, der gerade über Peters Zug einige originale 
Nachrichten gibt und dieses Datum nicht allein aus seiner 
Vorlage der Historia Fulchers, geschöpft haben kann. Or- 
derich erzählt nemlich^): Peter sei im Monat März aus 
Frankreich weggezogen, habe den Gualter de Pexejo mit 
seinen Enkeln Walther Sinehabere und Wilhelm , Simeon und 
Matthaeus und andern berühmten Galliern, fast 12 000 Mann, 
mit sich gefülirt, sei am Charsamstag, den 12. April 1096. 
nach Cöln gekommen, wo jedoch ein Haufe sich ^oa ihm ge- 
trennt habe und nach Ungarn vorausgezogen sei. 

Gegenüber diesen bestimmten Nachrichten bei Fulcher 
und Orderich muss denn auch die oben^) schon besprochene 
Angabe Alberts, wornach der Einsiedler bereits am 8. März 
1096 Ungarn betreten haben soll (wdche Angabe höchst 
wahrscheinlich auf einem Sclireibfehler beruht), als imrichtig 
abgewiesen werden. 

Route bis Cöln. Die Route , welche Peter bis Cöln 

zurückgelegt, ist unseres Wissens nirgends angegeben *). Doch 
ist es nicht wahrscheinlicli, dass er über Trier, also von 
Süden her dahin gekommen; vielmehr müssen wir mit Gmnd 
annehmen, dass er die Richtung über Namur, Lüttich und 



^) Historia ecdes, Lib. IX, c. 4, bei Buche sne p. 723, bei Le Pn^vcwt 
t. m, p. 477. 

«) Seite 108. 

") Möglich ist. es, dass vieUeicbt aus der einen oder anderen Local- 
Urkunde niederländischer Städte die von Peter eingeschlagene Weg- 
richtung noch eruirt werden kann. 



Aufentluüt in Cöln vom 12.— 19. April. 133 

Aachen ciugesclilagen Labe, denn diejenige über Trier würde 
4Üne eigenthümliche Diversion von seinem ursprünglichen 
Reiseziel bezeichnen, welche gemacht zu haben schon wegen 
<les Eiligen seines Wegzuges nach dem Orient nicht wohl 
angenommen werden kann. 

Aufenthalt in C9ln Obwohl wii* nii'gends eine bestimmte 

vom 12.— 19. April. Andeutung finden, dass Cöln zum Sammel- 
jdatz jener ersten Kreuzzügler ausersehen war, so mag dies 
doch eine richtige Vermuthung sein^). Wenn allerdings Peter 
den Weg dahin durch das Moselthal gemacht haben sollte, 
so würde diese Annahme kaum bezweifelt werden dürfen. 
In Cöln selbst aber, wo er Ostersamstag, den 12. April 1096, 
augekommen*), sind er und die mit ihm dorthin gelangt 
waren, nicht die frühesten gewesen, auf deren Zureden sich 
andere Jetzt erst zum Kreuzzuge haben bewegen lassen, viel- 
mehr hatten bereits zu Ende des Jahres 1095, ohne Zweifel 
auf die vom Süden Frankreichs heraufgedrungene Nachricht 
von des Papstes Aufiforderung, Leute zum Kreuzzuge sich 
entschlossen, die jetzt, nachdem sie ihre Angelegenheiten ge- 
ordnet, sich an den Einsiedler angeschlossen haben. So hatte 
ein gewisser Frumoldus, Kanonicus und Schatzmeister an der 
Domkirche zu Cöln, schon am 31. Dezember 1095 an das 
Kloster Brauweiler sein ganzes Vermögen vermacht und da- 
gegen, da ihm sein Bedarf zur Pilgerfahrt nicht ausreichend 
schien, vom Abt Albert des genannten Klosters drei Mark 
des reinsten Goldes und zehn in Silber erhalten, wobei Fru- 
moldus gelobte, wenn er lebend wieder aus dem Morgenlande 
werde zurückgekehrt sein, im Kloster Brauweiler als Mönch 
eintreten zu woUen, wie er denn auch später nach seiner 
glücklichen Rückkehr gethan hat^). 



*) Vion p. 288. > 

•) Orderic. a. a. 0. und Ekkehardi Ilierosolymita p. I, Anni. 51. 

•) Die Urkunde ündet Ricli im CJironicofi Brumcylaren^e, herausgeg. 
von Ekcrtz in Fontes adhiic inediü rerum Wienanarum, Pars' II, Köln 
1870, 151 fF. Frumoldus wird bezeichnet: „Vir qiiidam nobüis maioris 
ccclesiae in Colonia canonicus et tbcsaurarius ibidem ardore devotionis 
accensufi ad terram sanctam profieiBci disposuit, sed prius in hoc monasterio 



134 



IV. Das Kreuzheer Peters. 



Zuwachs in Cöln. Zu Cöln hielt sich Peter über Ostern 

und zwar acht Tage lang auf ^). Dort habe sich vomemlich 
seine Schaar durch ein bedeutendes Contingent vermelirt. 
Sollen sich doch nach Orderich 15 000 Deutsche durch seine 
AuflForderung dort haben überreden lassen und seinem Zuge 
angeschlossen haben. Darunter zwei Grafen Bertold und 
Hildebert, nebst diesen ein Bischof, welche von Orderich be- 
sonders genannt werden 2). 

Höchst wahrscheinlich sind die Namen dieser beiden 
Grafen mit dem einen oder dem andern der in der Zimmer- 
ischen Chronik genannten identisch^). Vielleicht ist der Graf 
Berthold kein anderer als der in gedachter Chronik genamite 
Graf Berchtold von Neifen in Würtemberg, wobei man aller- 
dings zu der Annahme genöthigt ist, dass jene von Orderich 
genannten Alamannen*) sich nicht blos aus der Gegend von 
Cöln (was Orderich n(^ch dem Zusammenhang seiner Wort« 
besagen will), sondern auch zu einem beträchtlichen Theile 
aus Süddeutschlaud an den Eremiten angeschlossen haben 
werden*). Auch nennt diese Chronik drei Bischöfe, welche 



(sc. Brunwj'larense) aliqua suorum temporaliuin bonorum delega>*it* etc. 
Vergl. auch Röhricht, Beitr. 11, 302. 

*) Orderic. Hist eccl, lib. IX, ed. Le Prevost III, 478: ,Deinde sabbato 
Paschae Coloniam venit, ibique septiinana Paschae requievit, sed a bono 
opere non cessavit* — also vom 12. bis zum 19. April 1096. 

*) Vergl. die Fortsetzung der soeben angeführten Stelle: ^Alemannia 
enim sermonem fecit, et ex eis XV milia ad opus Domini traxit Duo 
quippe praeclari comites: Bertaldua et Hildebertus, et unus epi*cO|nw 
adjuncti jBunt, et cum co per Alamunniam et Hungariam peregre )iro- 
fecti sunt."* 

•) Auf die in dieser Chronik genannten Tbeilnebmer am ewtfn 
Ereuzzuge hat Röhricht in seinem fleissigen und interessanten Aufritzt*: 
I>i€ Deutschen auf den Kreuzzügen (in Zeitschrift für deutsche PMlologte, 
t. VII, 125 fF. und 296 ff.) p. 166 mit Recht und erstmals aufmerkMon 
gemacht. 

*) Orderich bedient sicli für Deutsche des Woi-tea »Alamanni*, mit 
welcher Bezeichnung er also nicht blos die Bewohner des Südwest lieben 
De.utschlands benannt wissen will. 

^) Dass dem so ist, dürfte auch der Hierosohjmita im Göttinger Codex 
Mannscr. chart., Histor. 833 f. 346 bestätigen, wo ausdiücklich an^^ 



Zuwachs aus Säddeutschland im April 1096. 135 

den Kreuzzug mitgemacht haben sollen, nemlich: den Bischof 
Conrad von Chur, den Bischof Otto von Strassburg, sowie 
den Erzbischof Tiemo von Salzburg. 

Was zunächst den letzteren betrifft, so ist es gewiss, dass 
derselbe nicht mit Peter, auch nicht etwa mit Gottfried oder 
einem andern Anführer im Jahre 1096, sondern erst im 
Frühjahr 1101 in Gemeinschaft mit Herzog Weif, der Mark- 
gräfin Ida von Oestreich, den Grafen Bernhard von Scheiern 
und Heinrich von Begensburg nach dem Morgenlande auf- 
gebrochen ist, mit welchem Zuge auch der Mönch Ekkehard, 
der 'spätere Abt von Aura, welcher denselben in seinem 
Chronicofi und später in seinem Hierosoiymüa beschrieben, 
seine Pilgerfahrt angetreten hat *). Dagegen dürfte unter dem 
von Orderich genannten Bischöfe derjenige von. Strassburg 
oder auch der von Chur gemeint sein. Nach der , Clirofiik 
Bemolds von S. Blasien ad 1100 kam ersterer wieder aus 
Palästina zurück und ist im Jahre 1100 gestorben*). 

Unter den adeligen Theilnehmem an dem Peterschen 
Zuge nennt die Zimmerische Chronik (welche übrigens, wie wir 
soeben gesehen, auch solche, die späteren Datums als 1096 
nach dem Morgenlande aufgebrochen sind, schon daliin ziehen 
läßst), neben dem bereits genannten Berchtold von Neiffen auch 
den Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, den Herzog Walther 
von der Teck^), die beiden Grafen Huldreich und Rudolph 



geben wird, dass die Peterschen durch St*evia gezogen seien, und werden 
dieselben ohne Zweifel von da aus bedeutenden Anhang gewonnen 
haben. 

») VergL Ekkeh. Hierosol Einleit § 1 und c. XXVI, 2; ebenfalls 
Röhricht^ Beitr, U, 41, 54, 805 ; Riezler, Forsch, zur deutschen Geschichte 
XVin, 552. 

») Vergl. Röhricht, Beitr, ü, 306. Ueber den Bischof von Chur siehe 
ebenda p. BOO. 

•) Die von einem Clever ohne Zweifel erst im XVL Jahrhundert ver- 
iasste, jedoch nur bin zum Jahre 1392 reichende Chronika Comitum et 
jtrtHcijmm de Clivis ^t Marca, Gelricie , Juliae et Motitium; n€cnon 
Archiej/iscoporum Cohniensium, edirt von Seibertz in Quellen der west- 
fälischen (leschichte (18(j0) Band U, 113—254, identificirt p. 159 den 
Herzog Walter von der Teck mit Walter von Habenichts, welcher dann 



136 IV. Das Kreuzheer Peters. 

von Saverden, den Conrad von Zimbem und dessen Bruder 
Albreclit, Freiherrn Albrecht von StöfPehi, den Grafen Heinrich 
von Schwarzenberg, Herrn Fridenreich von Zimbern, emen 
Freiherrn Rudolph von Brandis und einen Edlen von Ems, 
sowie einen von Fridingen; denn die meisten dieser genannten 
sind nach dieser Chronik nicht weit von Nicea im Kampfe 
mit den Türken umgekommen, nur die vier letztgenannten 
seien, obwohl hart verwundet, am Leben geblieben, welche, 
sobald sie von ihren Wunden sich erholt gehabt, sich au das 
nachfolgende Heer Gottfrieds von Bouillon angeschlossen 
hätten ^). 



auch Röhricht in Die Deutschen auf den Kreuzsügen p. 130 gefolgt ist 
(vergl. a. Röhricht Beitr, 11, 302), allein es ist unzweifelhaft, dass Walter 
Sineaveor ein Franzose war, was aus Fulcher (Eec.) 328, Robert (Bec) 
735, Albert I, 7 und Orderich a. a. 0. im Vergleich zu der bestinunten 
Nachricht bei Guibert, der ihn 484, 27 ausdrücklich einen «transsequann«* 
nennt, angenommen werden muss. Es müssen demnach verschiedene 
Personen gewesen sein. Möglich ist, dass Walter von der Teck schon 
mit Walter Sineaveor gezogen ist. Uebrigens ist eine derartige Ver- 
wechslung nicht mehr auffallend bei dem Scriptor der Chronica Co- 
mitum, der 5 Zeilen weiter unten den Eremiten zu einem ,Syrer* macht 
Vergl. auch oben Seite 43. In dem von Riant in Exuciae I, 192 niitr 
getheilten und oben Seite 51 schon besprochenen Manuscript aus dem 
Archiv von Amiens wird Walter, der die erste Abtheilung des Kreuz- 
heeres führte, auch als Duc bezeichnet. 

^) Die Zimmerische Chronik nennt nur die oben genannten als am 
Kampfe bei Nicea betheiligt gewesenen, wo das Heer Peters in der Folge 
seinen Untergang gefunden hat, setzt jedoch allerdings p. 83 hinzu, da«s 
unter den sich am Kampfe betheiligt habenden auch der mererthail aller 
vorbenannten Graven und Herren gewesen. Die Chronik hatte nemlich 
vorher (p. 80) das Verzeichniss derer gegeben, die sich beim Kreuxzuf? 
betheiligt hatten, aber nebst den soeben benannten noch folgende andere 
erwähnt: Bischof Thiemo von Salzburg, Herzog Egkhaxt von Bayern, 
,ain sun grave Ottons von Scheym*, Graf Hartmann von Dülingen und 
Kiburg, Graf Thiemo von Eschenloch, Graf Heinrich von Helfenstein, 
Graf Adelprecht von Kirchberg, Graf Heinrich vom Hailigenberg, ,ain 
grave vom Fanen, herr Amolt freiherr von Busnang, ain freiherr ton 
Fridow, ain freiher von Westerburg; item ain grave von Salm, ain 
grave von Viemenberg, ain herr von Bolanden ; item grave Emmidi von 
Lyningen, ain grave von Rötteln und ain grave von Zwaibnicken, danu 
jün merkliche anzal von der ritterschafft, die alle zu errettung des Christen- 



Der Zug Walters 1096 (April— JuH 1096). 137 

Der Zug WaKers. Während sich nun Peter in Coln auf- 

gehalten hat, ist ein Theil seiner Leute, welchen ein längerer 
derartiger Aufenthalt nicht zweckmässig zu sein schien, von 
da aufgebrochen und ihm vorangeeilt. „Die stolzen Fran- 
zosen, sagt Orderich 723 (Le Pr6v. III, 478), wollten nicht 
abwarten bis Feter durch seine Kreuzpredigt seine Schaaren 
vermehrt hatte, sie zogen desshalb nach Ungarn weiter, hier 
Labe ihnen der König Koloman seine Gunst erzeigt und ihnen 
den nöthigen Lebensunterhalt gewährt, von da durch Bul- 
garien nach Constantinopel, wo sie den nachfolgenden Peter 
erwarteten und sich alsdann wieder mit seinen Schaaren ver- 
einigten." Aus Albert *). erfahren wir nun, dass dieser dem 
Einsiedler voraneilende Pilgerhaufen kein anderer war als 
jene Leute, welche den Walter Senzavehor zum Anführer 
hatten, die am 8. Mai 1096) Ungarn betraten, glücklich 
durch dieses Land gekommen sind, aber in Belgrad, weil 
ihnen Bulgariens Fürst Lebensmittel verweigert hat, zum 
fiauben und Plündern sich veranlasst sahen, wofür die Bulgaren 



liehen glaubens mit denen imgleubigen zu streiten begerten^ Da es 
nun unzweifelhaft ist, dass Emich von Leiningen nicht mit Peter, sondern 
erat einige Wochen Hpäter als dieser weggezogen ist, ebenfalls, wie wir 
vorhin schon erwähnt haben, auch Thiemo von Salzburg erst im Jahre 
1101 nach dem Morgei^lande aufgebrochen ist (worüber zu vergl. £kkeh. 
Hitrosolym. c. XXYl, 3, Anm. 22), so dürfte hieraus gefolgert werden, 
dafls ein Theil derjenigen, welche die Zimmerische Chronik als beim 
Kampf bei Nicea betheiligt nicht erwähnt, erst 8X)äter, vielleicht mit 
Kmich oder auch erst mit Thiemo nach dem Morgcnlande weggezogen 
ist» welche dies aber waren, vermögen wir nicht nilher zu imterscheiden, 
wcsshalb wir zunächst nur diejenigen, welche in der Chronik p. 83 als 
aatidrücklich am Kampfe bei Nicea betheiligt gewesen genannt sind, 
ul« Theünehmer des Feterschen Zuges betrachten können. Röhricht, 
BHtr, II, 84 läest die oben genannten Adeligen als mit Gottfried gezogen 
während der Belagerung Niceas mukommen, worin wir üim jedoch nicht 
beistimmen können. 

') Lib. I, c. 7 (Cod. Dann. c. 6). 

*) So soll ohne Zweifel das Datum lauten anstatt „8® die mens. Martii*. 
Höchst wahrscheinlich ist es übrigens, dass diese Angabe Alberts sich 
auf den Wegzug Walters aus Prankreich bezieht, wie auch seiner Zeit 
Wilhelm von Tyrus I, 18 angenommen, dem dann Muralt in Essai de 
Chronographie bysantine II, 74 gefolgt ist. 



138 IV. Das Krcuzheer Peters. 

ihnen übel vergolten hätten: 140000 Bulgaren — so er- 
zählt Albert in seiner überschwenglichen Weise — hätten 
sich gegen die Pilger erhoben und sie zur Flucht geaöthigt; 
es seien dabei von vielen in eine Kirche geflohenen 60 ver- 
brannt und die übrigen schwer verwundet worden. Walter 
sei acht Tage lang in den Wäldern Bulgariens umhergeirrt 
und endlich nach Nissa gekommen, wo er vom Fürsten des 
Landes günstig aufgenommen worden. Dieser habe ihm 
nach Sterniz, Phinopolis und Adi-ianopel Begleiter mitgegeben, 
endlich sei er auch glückhcli in Griechenlands Hauptstadt 
angelangt, wo den Pilgern der Ankauf von Lebensmitteln 
und der Aufenthalt bis zu Petei-s Ankunft gewährt worden. 
In wie weit nun diese Albertschen Angaben richtig sind und 
in wie weit nicht, ob wir dieselben ihrem grösseren Theile 
nach als historisch anzusehen haben und was als unhistorische 
Zuthat Alberts zu betrachten, vermag ich nicht zu entscheiden, 
da alle weiteren sonstigen Nachrichten über Walters Zug 
durch Bulgarien fehlen und auch aus Wilhelms von Tyrus 
Darstellung nicht ersichtlich ist, dass er andere Quellen al« 
Alberts Erzählung und seine Phantasie zu dersdben benützt 
habe. 

Walter ist in Constantinopel im Monat Juli 1096 und 
höchst wahrscheinlich nicht vor Mitte desselben daselbst an- 
gelangt. Seine Ankunft scheint nicht lange vor derjenigen 
Peters stattgefunden zu haben. Einen Anhaltspunkt bietet 
die Angabe der Zeit des Todes Walters von Pexejo. Dieser 
ist mit seinem Neffen Walter Senzavehor gezogen, und in 
Philippopel im Monat Juli 1096 gestorben ^), worauf wir unten 
noch einmal zurückkommen werden. 



») Order. Vital. Hist. eccles. Hb. IX, p. 723 (Le Prev. TH, 479): 
,Mense Julio, Gualteriua de Pexejo Finipoli in Bulgaria obiit, et signußi 
sanctae crucis post mortem in came ejus apparuit Bux autem 6t 
episcopus urbis, hoc signo audito, foros egi-essi sunt» et Gmilterii corpus 
cum civibus cunctis reverenter in urbem tnuisfcrentes »epelicrunt, alÜJ'- 
que peregrinis aditum urbis, quem antea interdixeraut) et mercat^ni 
concesserunt/ Orderich imd Albert schreiben für Philojyiiopolis: IViinopolis. 



Die Judenheize in den Rheinstädten. 139 

Die lodenbeize In Am 19. April 1096, einige Tage nach 

den Rbeinetädten. dem Aufbruch Walters, zog auch Peter von 
Cöln weg, noch zu einer Zeit, avo jene in den Bheinstädten 
wohnenden Juden wohl kaum geahnt haben, welche Gefahr 
ihnen drohe imd welch' schrecklichem Elende sie entgegen 
gehen. Denn in Cöln brach die Judenverfolgung erst am 
29. Mai aus, nachdem Feter schon längst von dort Weggezogen 
war. Auch muss fuglich angenommen werden, dass Peters 
Lieute nicht an der überhaupt ersten Judenhetze in den Rhein- 
landen, welche am 3. Mai zu Speier begonnen hat, betheiligt 
gewesen sind*). Kein Gleichzeitiger beschuldigt sie dieses 
Vergehens und wird der Ruhm, diese wüsten Ausschreitungen 
eines zügellosen Haufens zuerst in den Rheinstädten angefacht 
und geschürt zu haben, dem Grafen Emich von Leiningen 
und söiner Bande für immer zu bleiben haben'). 



') Mannheimer, in: Die JudenverfoJgutigen in Speier, Worms und 
Mains im Jahre 1096 wahrend des ersten Kremzuges. Aus einem in der 
Grossh. HoflMioihek zu Darmstadt befindlichen alten hehr, Mcmuscr, aber* 
tragen und mit hist. hrit, Anmerkungen begleitet. Darmst. 1877 (vergl. 
meine Becension dießer Schrift in Jenaer Literaturzeitung Nr. 88 vom 
22. Sept. 1877), findet es nach p. 13 merkwürdig, dass die jüdischen Be- 
richte Peters von Amiens keine Erwähnung thun, allein dies ist gewiss 
ein Grund dafür, dass er üherhaupt an diesen Gräuebi sich nicht 
betheiHgt und wohl auch keine Veranlassung zu denselben gegeben hat, 
denn hätte er sich dabei betheiligt, so würde sein Name gewiss ebenso 
wie derjenige Emichs genannt worden sein. Im Unrecht ist desshalb 
auch Montalembert, in Le^ moines dOccident t. VII, 155, wo er von Peter 
soj^: „Q ny avait que huit Chevaliers dans cette foule impatietite et 
d^}«ordonn^e^ qui mai*qua du sceau de la corruption humaine une oeuvre 
d'inspiration divine^ en massacrant len Juifs d'Allemagne et en ravageant 
la Hongrie, avant d aller eux memes perir en Bulgarie et dans les plaines 
de Bithjnie, sans le fer des infid^les.*^ Dessgleichen ist es eine ungerecht- 
fertigte Behauptung, wenn es in der Noxiv. Biogr. ünir. t. 40, p. 185 
von Peter heisst: „Bientöt Pierre eut ä sa suite une foule innombrable, 
qui commen9a par massacrer tous les Juifs et meme les chretiens qui 
lui refusoient des vivres.* 

*) Emich wüthete am 3. Mai 1096 zu Speier, am 5. und 20. Mai in 
Worm«, langte am 25. Mai vor Mainz an, lagerte vor dieser Stadt bis 
zum 27,, an welchem Tage ihm die Mainzer die Stadtthore öffneten, 
worauf die Kreuzfahrer unter den Juden ein furchtbares Blutbad ange- 



140 rV' I^ä.8 Kreuzhoer Peters. 

Zug desselben durch Allem nach zog Peter den Bhem 

SQddeutschland. herauf, dann wohl dem Neckar entlang 
nach Ulm. Diese Zugsrichtung dürfte durch die grosse Zahl 
adeliger Theilnehmer aus Schwaben indicirt sein, welche, vriv 
wir vorhin gesehen, an Feter sich angeschlossen haben. Ein- 
zelheiten über seinen Zug von Cöln durch Deutschland nach 
Ungarn sind uns nicht überUefert. Ekkehard erwähnt nur, 
dass er friedlich durch Deutschland, Baiern und Ungarn ge- 
zogen ^) und dass man yielfach in Ostfranken, Sachsen, Baiem* 
Thüringen und Alemannien, als die ersten Pflger eintrafeiu 
höchst erstaunt über ein derartiges Unternehmen sich ge- 
äussert. Man erachtete es als eine unerhörte Thorheit, soviele 
Bitter und Fusssoldaten, soviele Bauern nebst Weib und 
Kind aus der Heimath in ein unbekanntes Land unter so 
unsicheren Aussichten fortziehen zu sehen und Tadel und 



richtet haben. Näheres und haarsträubende Einzelheiten über die Nieder- 
metzelung der Juden in den drei genannten Städten erfährt man an« 
der vorhin angegebenen Schrift Mannheimers. In derselben Wei^ Ter- 
fuhren die Kreuzzugshaufen in verschiedenen anderen Orten des Rhein- 
gaues, wohin übrigens Emich nicht gekommen zu sein scheint, w 
in Köln am 29. Mai 1096, in Neuss am 25. Juni 1096, in 
Wevelinghovcn (Coblenz?) am 26. Juni, in Bacharach und 
Xanten am 27. Juni, in Moers am 1. Juli, sowie an andern Orten, 
wie in Kerpen, Geldern, Trier, Metz, Regensbnrg und PraK* 
Man vergl. hiezu, was die Verfolgungen der Juden in der Rhein* 
gegend anlangt: Jellinek, Ad., Zur GeschiM^ der Kreuzsüge. Nach 
handschriftl. hdtr, Queüen herausgegdten. Leipz. 1854, welches Büchlein 
den Bericht über das Jahr 1096 von R Elieser bcn Natan aus Haiai 
enthält; femer JEmek habacM von R, Joseph lia Cohen aus dem IMraisckm 
ins Deutsche übertragen, nUt einem Vorworte, Noten u/nd Registern rer- 
seilen und mit hebt, handschrifü, Beilagen bereichert von Dr. M, Wien»*/. 
Leipz. 1858; die Gesta Trevirorum, ed. Waitz in Mon, Germ, tSS. VUl 
190 iF., Pressel in Herzogs Realencyclop. XVII, 360 ff.; ebenfalls meici' 
Ausgabe des Hierosolymita p. 128, sowie vomemlich Röhricht., Beitrage U. 
31, 48, wo weitere Notizen zur Literatur über diese Verfolgungen eicfa 
fiuden. 

') Hierosoh c. I: „Primi namquc Petrum qucndam monachnw scquent«'^ 
ad XV milia estimati, i)er Gemianiam indeque per Baioariam atqoc 
Pannoniam pacifice transiebant; quam pluriuu vcro navali perDanubium 
vel per Alamanniam pedestri itinere . . . ducti sunt." 



Zug desselben durch Süddeatschland (Mai 1096). 141 

Spott über ein solches unterfangen blieb nicht aus, — und 
dies insolange, als sie den Zweck des Unternehmens noch 
rdcht begriffen hatten. Allein von den Durchziehenden wurden 
sie eines besseren belehrt und verfolgten dann mit grossem 
Sifer dasselbe Ziel, wie die aus der Feme kommenden Fremd- 
linge, und die Aufregung war bald auch in deutschen Gegenden 
nicht minder gross ^). So hat Feters Haufen beim Zug durch 
das deutsche Donaugebiet und vorher schon durch Ostfranken 
und Alamannien einen nicht unbedeutenden Zuwachs erhalten, 
wenn auch im Einzelnen kaum einige Andeutungen darüber 
uns aufbewahrt sind. Der gleichzeitige Annalist von Melk^), 
der die Schaaren selbst gesehen haben muss, macht zum 
Jahre 1095 die einfache Bemerkung: „Petrus heremita aliique 
plures tendunt Hierusa] em"; er findet sich nicht veranlasst, 
Anderweitiges in Betreff des Zuges zu bemerken, und dies 
wohl auch desshalb, weil diese Haufen ohne Hindemisse, 
aber auch sich ferne haltend von allem übermüthigen Auf- 
treten ihren Durchzug bewerkstelligt haben, in welch' letzterem 
Falle ihnen wohl der kräftigste Widerstand entgegengesetzt 
worden, was alsdann auch in den Chroniken nicht unerwähnt 



') «Oiientalibus autem Francis, Saxonibus et Tharingis, Baioariis et 
Alamannis haec bucina tninime insonuit, propter iUud masdine scisma^ 
quod inter regnum et sacerdotium a tempore Alexandri papae usque 
bodie tarn nos Romanis quam Romanos nobis inrisos et infestos iam, 
heu! confirmaTit. Inde est, quod omnis pene populus Theutonicus in 
princtpio profectionis huius causam ignoranfces, per terram suam trans- 
euntes tot legiones equitum, tot turmas peditum totque catervas ruri- 
colanun, feminarum ac parvulorum, quasi inaudita stulticia delirantes 
KubKannabant, utpote qui pro certis incerta captantes, terram natlvitatis 
vanv relinquerent , terram repromissionis incertam certo discrimine 
appetereut, rennnciarent facultatibus proprüs, inhiarent alicnis. Sed 
quam vis nostra gens caeteris multo sit insolentior, respectu tarnen 
miseratiouis divinae inclinatur tandem ad verbum eiusdem renunciationis 
furor Theutonicus, a commeantium scilicet turbis rem ad integrum 
edoctu».* Hieros, c. IX. Noch sei hier erwähnt, dass Albert I, 9 aus- 
drflcklich als Theilnehmer am Zuge Peters Baioarii, Alemanni und 
Teutanici nennt. 

•) Annafea 3feUioens€S in ihrer ursprünglichen Gestalt bis zum Jahre 
1123 reichend, edirt von Wattenbach in Monum. Germ. SS. t. IX. 



142 r\r« ^fl* Kreuzheer Peters. 

geblieben wäre. So gelangten sie nach Ungarn und scheint 
auch der Durchzug durch dieses Land des erst im Jahr 
zuvor (20. Juli 1095) den Königsthron bestiegen habenden 
Koloman glücklich und ohne Unfälle von Statten gegangen 
zu sein. Denn was Guibert ^) von dem Benehmen der Kreuz» 
zügler unter Peters Leitung erzählt, kann aus mehreren 
Gründen nicht auf diese bezogen werden. Seine Schilderung 
ist vielmehr identisch mit den bei Ekkehard und Albert sich 
findenden Nachrichten über den Zug und Untergang Emicbs 
und seiner Leute in Ungarn, welche während des Monats Juli 
1096 daselbst ihr Unwesen getrieben haben, nachdem Peter 
Ungarn schon wieder verlassen gehabt. Auch erfahren wir 
aus Ekkehard und Orderich ^), dass während des Einsiedlei« 
Durchzug durch das Land Kolomans keine merkliche Störung 
des freundschaftUchen Verhältnisses zwischen den Kreuz* 
fahrern und dem Könige eingetreten ist. 

Damit stimmen auch die Nachrichten Alberts 
überein. Sie sind zugleich auch die einzigen, welche uns 
überhaupt über den Durchmarsch Peters durch Bulgarien zu 
Gebote stehen^). Denn was Wilhelm von Tyrus*) und die 
Späteren darüber mittheilen, beruht durchgängig auf dem 
Albertschen Berichte. Wir wollen denselben zuvörderst hier 
in kurzem Auszug wiedergeben und dann unsre Ansicht über 
dessen Glaubwürdigkeit darlegen^). 

Der Zug durch Ungarn. Nach Albert ist der Einsiedler mit 

seinen Franzosen, Sueven, Baiem und Lothringern friedlich 
durch Ungarn gezogen^). Er hatte bei seinem Eintritte in 



») Histar, Hierosol 482, 40. 
*) Nach den vorhin angegebenen Stellen. 
•) Vergl. Hb. T, c. 8—15. 
*) Lib. I, c. 19—23. 

*) Den vollständigen Albertschen Bericht haben wir unten in Bei- 
lage III. nach dem Cod. Darmst. wiedergegeben. 

**) Cap. 8: ^Petrus et exercitus illius copiosus, qui a diversi« regnii 
illi conjunctus convenerat, scilicet Francigene, Sucvi, Bawarii, LoÜui- 
ringi continuabat pariter viam Jerusalem .... Petrus .... pacifice regnum 
Yngarie transiviti dans et accipiens omnia usui necessaria in numoro. 



Zug durch Ungarn. 143 

ilieses Land Gesandte an Kaioman geschickt, welchen bereit- 
willig freier Durchzug und Lebensmittelankauf zugestanden 
worden. So seien sie denn auch ohne irgend welche Störung 
bis nacb Malayflla, d. i. Semlin^), gekommen. Doch hier 
hätten sie das Gerücht yemommen, dass der Graf jener 
Gegend y einer der Vasallen des Königs Kaioman , namens 
GvLzh^^f mit Nichita, dem Fürsten der Bulgaren und dem 
Oberbefehlshaber Belgrads, um die Pilger. zu berauben, ein 
Bündniss geschlossen hätte. Feter, der diese Nachricht an- 
fangs nicht glauben wollte, weil ja die Ungarn und Bulgaren 



jufiiitia et mensura, et fdc sine turbine usque ad MalaviUam cum omni 
legione sua profectus est."^ 

*) Da«s unter dem Namen Malavilla bei Albert Semlin verstanden 
werden mxiss, geht ans dessen ganzer Darstellung hervor. Nach c. 9 ist 
Bclffrnd a Malartlla distans müliarii und hatte der bei Malavilla vorbei- 
fliessende Donaustrom sehr viele Leichname der bei dieser Stadt 
Gefallenen an das Gelände Belgrads angeschwenmit. Würde Malleville 
unterhalb Belgrads gelegen sein, so wäre dies ja nicht möghch gewesen. 
Ob die Annahme richtig ist, dass Albert und Wilhelm von Tyrus Semlin 
wegen des Unglücks, das die ersten Kreuzfahrer hier betroffen, also 
benannten, vermag ich nicht zu behaupten. Jirecek sagt in: Die Heer- 
»trasfte rtm Belgrad nach Constantinopel und die Balkanpässe, Prag 1877 
p. 83 Über Semlin im Mittelalter: Belgrad gegenüber befand sich an der 
Stelle des antiken Taurunum ein kleines Castell, das altsldviscb 2kmlun, 
von den Byzantinern Zeugmirion oder Zexigmi {ZevyfÄrjD genannt wurde, 
das heutige Semlin, serb. Zemün.*^ Doch muss zur Zeit des ers.ten Ereuz- 
zuges ein bedeutender Häusercomplex auch schon ausserhalb der eigent- 
lichen Burg und ebenfalls mit einer Mauer umgeben vorhanden gewesen 
sein. Es kann desshalb auch nur von einer Erweiterung der Stadt die 
Rede sein, wenn berichtet wird (vergl. Jirecek a. a. 0. p. 84), dass 
Stephan IL im Jahre 1124 nach Eroberung Belgrads und Zerstörung von 
dessen Befestigungswerken die Steine derselben auf Schiffen nach dem 
linken Saveufer habe schaffen lassen und damit Semlin aufgebaut habe. 

*) „Cornea regionis illius, nomine Guz, unus de primatibus regis 
Vngarie .... Dux, Nichita nomine, princeps Bulgarorum et praeses 
civitatis Belegrave.'' ,.BeIgrad war im XI. und XU. Jahrhundert der Sitz 
eines byzantinischen Strategen oder Dux. Derselbe hatte einerseits die 
Reichsgrenze gegen die Turkia (so heisst Ungarn noch bei Kedrenos) 
oder Ungria zu beschützen, andererseits eine unruhige slavische Stadt- 
l>evölkerung, die zum Abfalle sehr geneigt war, im Zaume zu halten.* 
Jirecek, a. a. 0. p. 84. 



144 rV. Das Ereuzheer Peters. 

Christen waren, überzeugte sich doch von der Wahrheit der- 
selben, als er die Waffenrüstung von 16 Pilgern, welche mit 
Walter 'gezogen waren, als Trophäen auf der Mauer you 
Malavilla aufgehängt sah. Er befahl desshalb diese jenen 
' angethane Schmach zu rächen und den Ort anzugreifen« Ein 
wuchtiger Anprall der Pilger bewirkte, dass die Bewohner 
von den Mauern zurückwichen. Ein gewisser Gottfried tob 
Burel aus Estampes und Beinold von Breis waren die ersten, 
welche die Mauern der Stadt erstiegen. Die Ungarn, deren 
es gegen 7000 gewesen, flüchteten sich nach der Borg, doch 
habe der grössere Theil derselben ob des engen Thorea nicht 
einzudringen vermocht, dieselben seien von den nachdringenden 
Pilgern erschlagen, andere, welche sich in die Donau gestürzt, 
von den Wellen verschlungen worden, eine Anzahl sei aucli 
auf Schiffen entkommen. 4000 Ungarn seien damals um- 
gekommen, von Peters Heer aber nur 100. Dieser hielt nun 
fünf Tage lang in dem Castelle Rast*), wegen der Menge 
an Lebensmittel , Getreide, Schafen , Zugthieren und Pferden, 
welche man hier vorgefunden habe. 

Der Fürst Nichita aber, als er von dem Siege der Pilger 
über die Ungarn vernahm und die Leichname, die durch die 
Fluthen der Donau an. Belgrads Ufer angeschwemmt worden, 
sah, habe sich aus Furcht vor den Pilgern mit seinen Leuten 



^) Nach Üb. ü, 6 hat auch Gottfried von Bouillon 5 Tage mit seinem 
Heere in Malavilla gerastet. Wie Spätere diesen fQnftagigen Aufenthalt 
Peters mit seinen Leuten in Malavilla sich ausgemalt haben, darfiber 
vergl. man Mailly (deutsche üebersetz. II, 141); ^Nach diesem erwhreck« 
liehen Siege zogen sie triumphirend in Malleville ein , wo sie «i Tage 
lang blieben, sich aller Unmässigkeit viehischer Soldaten fiberliessen. 
sich mit Lebensmitteln und Getränken, die sie im Ueberflosse fanden, 
beluden ^ alles umwühlten und -zerbrachen, sich mit Beate zu bereichern, 
sich auf dem Lande zerstreuten^ alles, was sie nicht mitnehmen konnt^&t 
verbrannten, Frauen und Jungfrauen, die ihnen unglücklicherweifte unter- 
wegs aufstiessen, schändeten, und sich mit einem Worte alle Missfaand* 
lungen, alle Gewaltthätigkeiten wider die übrigen Einwohner, welchis die 
Schwäche ihres Alters oder Geschlechts gezwungen hatte , su bleiben, 
erlaubten, und sich rühmten, dass- sie aiff diese Art den Krieg mit den 
Sarazenen füluren wollten.* 



Zug durch Ungarn (Juni 1096). 145 

von Celgrad weg nach Nisch zurückgezogen, wo er die Kreuz- 
fahrer zu erwarten gedachte *). Ebenso hätten die Einwohner 
Belgrads ihre Stadt verlassen und sich mit ihrer Haf^e in die 
Wälder und Einöden jener Gegend geflüchtet. Nichita hoffte 
mit Hülfe des griechischen Kaisers den Kreuzfahrern Wider- 
stand leisten und die Ungarn wegen des mit diesen ein- 
gegangenen Bündnisses rächen zu können. 

Am sechsten Tage nach dem Kampfe bei Malavilla kam 
zu Peter ein Bote aus der villa advcnarum Francortim^) mit 
der Nachricht, dass Kaioman von Ungarn ein Heer sammle, 
um gegen die Pilger zu ziehen und die an seinen Unterthanen 
geübte Gewaltthat zu rächen, die Pilger sollten nur so schnell 
wie möglich weiterziehen. Da nur 150 Schiffe sich vorfanden, 
welche nicht hinreichten, um schnell die ganze Menge über 
die Save*) übersetzen zu können, so band man noch Flösse 
zusammen und setzte, jedoch nicht ohne allen Verlust, über, 
da sehr Viele durch die Fluth mit fortgerissen und von den in 
Bulgarien sich* aufhaltenden Pincinaten durch Pfeile getödtet 
worden seien. Peter nun, als er dies sah, habe befohlen, dass 
man den Pilgerbrüdern zur Hülfe komme. Desshalb ver- 
folgte man mit sieben Kähnen d\e Pincinaten, holte sieben 
Fahrzeuge derselben ein und versenkte dieselben sammt der 



') Alb. Lib. I, c. 9 (Cod. Darm. c. 8). 

•) In lib. II, c. 6 nennt Albert einen Ort FrancaviUa, obne Zweifel 
idenÜAch nüt dieser HUa adi'cnarum Francorum. Aus Jirecek a. a. 0. 
p. 70 erfahren wir, dass dieser Ort identisch ist mit dem Belgrad gegen- 
Qborliogendcn heutigen Mangjelos: „Kurz zuvor (vor der Einwanderung 
der Magyuren) hatte man Belgrad gegenüber durch einige Jahre fränkische 
FiUuicn gesehen, Francarilla hiess lange Zeit das jetzige Mangjehx% 
Vrancochorion nannte man noch im Xll. Jahrhundert ganz Syrmien und 
die J>*M«cÄfca Gara (altsl. fron{f, altserb. frug: Franke) bewahrt noch heute 
das Andenken der Herrschaft Karl des Grossen in diesem fernen Lande/ 
Rdhricht, ßeitr, ü, 48 sagt: ^Es gab in Ungarn und Transsylvanien viele 
fninkische Colonieen, wie Borchgrave auslührlich nachweist in den Mim, 
de prix de Vacad. de Bruxelles, 1871, XXXVI.« 

*) Albert c. 9 verwechselt die Save mit der weiter östlich in die 
Donau einmfindenden Morava, indem er statt des Namens der ersteren 
den der letzteren gebrauch t.* 

10 



146 rV. Das Ereazheer Peters. 

darauf befindlichen Mannschaft. Sieben gefangene Pincinaten *) 
brachte man vor Peter, welche auf dessen Befehl und in 
dessen (Gegenwart hingerichtet wurden. 

Zug durch Bulgarien. Nachdem die Pilger über die Save ge- 

setzt waren, zogen sie von Belgrad*) durch die langen und 
ausgedehnten Wälder der Bulgaren^) und erreichten nadi 



^) Der Zahl 7 ist in diesem Passus der Albertschen EnuUdanjr emv 
höchst auffallende Rolle zugedacht: „Qui (Teutonici) illico Septem nUttnu 
invecti, Septem uauiculas Pincenariorum submerserunt cum inhabiiaDtil^a>. 
Septem tantum vivos captivantes, quos in praesentiani IVtri addacto» vx 
praecepto illius tnicidaverunt ... Et seinem diebus in saltu 8ptu:io7ii>«imo 
expletis, ipse cum suis urbem Niczh muris niunitissimam applicuit.* 

*) Nach Wilhelm von Tyi-us lib. I, c. 19 liess Peter auch vor Belgr^ 
ein Lager aufschlagen, wovon jedoch Albert nichts weiss und wohl aut h 
desshalb unwahrscheinlich ist, da ja Peter so schnell als möglich von 
Semlin aufgebrochen ist, um von Kaioman nicht melur eingeholt ro 
werden. Maillj a. a. 0. p. 143 weiss'' zu erziihlen, Peter habt* uicli 
Belgrad genähert, wo er nichts als eine Wüste vorfand; die Bulgarra 
hätten auf ihrer Flucht alle Sorgfalt angewendet, alles, wsis sie niclt 
mitnehmen konnten, zu venvüsten und nichts übrig zu lassen, was JiV 
Habsucht dieser Wüthenden reizen möchte ; wiUirend Albert c. 9 nur 
geschrieben hatte, dass Belgrads Bewohner sich geflüchtet gehabt : «secuia 
asporttitis universis thesauris Belagravc.* 

•) lieber den Weg von Belgrad bis Nisch sagt Jire^ek, die Heer- 
Strasse p. 86: ,In Branicevo verliess der Donaui'eisende des Mittelalter* 
sein Schiff, um ebenso wie der Landreisende, der von Belgrad dem Ufrr 
entlang hergekommen war, ins Binnenland vorzudringen. Hier begann 
die berühmte Silta Bulgariae, ein einftirmiger Urwald, nur an weni$?rn 
Stellen von Wiesen und anmuthigen Thalern unterbrochen. Buchen udi) 
Eichen engten die alte Römerstrasse ein imd rechts und linkis 8|)err1<^ 
hohes Gesträuch die Aussicht in das Dunkel der WaJdestiefe. In den 
monotonen Eichenwäldern des Schumadija gibt es noch heute manche 
stundenlange Stelle, wo man sich in die ingentia et ^mciasissima n/^noni 
des fernen Mittelalters zurückdenken kann. Ansiedelungen sah man fa^t 
gar keine und Menschen nur wenige. Diese Einöde wurde von J«*« 
Byzantinern absichtlich in Stand gehalten . . . Nach zweitägiger Wau- 
derung trat man endlich aus dem Walde hinaus und erbhckte die Mora«u 
und an ihr das Schloss Rarno, Eabna des Edrisi, Bahnel, RarcMlle d«'t 
Kreuzfahrer, das horreum Margi der Römer, das heutige Tschuprija .... 
Von Ravno bis Nisch ritt man auf der alten Römerstrasse wiedirr dur^b 



Zog dnrdi Bolganen (Juli K*^u 147 

sieben Tagen das stark befestigte Xi s c 11 Auf der Wiese ror 
der Stadt nnd an den Ufern der Morawa sdilnren oe ein 
Lager auf. Vorsichtshalber sendete man nun an den Füllen 
Nichita, der sich in der genannten Stadt anfliie;!. tine Ge- 
sandtschaft, welche mn die Erlanbniss. XaLranr^iLin'el an- 
kaufen zu dürfen, nachsuchen sollte. Di--^ imrüe iKTt::;- 
willig gewährt, jedoch unter der Bediii^Ti^ff, dn»^ die PHrer 
Geissein zu steUen hatten. So i:l»er:::ib n*^ii Wü2:-r ic»d 
Bretoil und Gottfried BnrePj d-m Für?t^ii al*» Gei-^^ii., 
worauf in reichlichster Wete den PEj-rii zum 'Khzli: a:.::' t»jt'.'L 
und selbst den Armen im Heere A1::.:»ä>ea s^^jt^z^^ei vur-^ri« 
Ruhig ging die Xacht Torüber und l»r:eit» wiir-i. Zjt *j'I— .lii 
des andern Morgens wieder rurü- kj-jr-t^en i.:ji i.i.:t4r der 
Weiterzug schon begonnen aU 1-.m ueui-iLe Xifc.lz.jl-r m-*r^!- 
eines Streites, welchen sie Ta^s zuT.-.r il.: e.:^-u. Bilj'ir'-L 
gehabt hatten, sieben Mühlen, «lie der F^--r ii. o-.r 2^' . * u^t 
Brücke der Morawa trieb, nr''St eiiizi-i: Kl::.i--n. ▼-'. * 
ausserhalb der Stadt lagen, a^* Rj.Le 2^--: 1:, j-t-L •-'.! :• 
Asche legten« Als dies die Bürr-r v.'tl.rrj'.: :-.-l. •» *l:-i. »^e 
zu Xichita, welcher daraufLin nü: Vili.e't B-l:>:.''eL- C"::.i.' 
niten, sehr Tiden Ungarn ulJ P^-t- : ei.rcei, ▼ -1 ,i-e i*- h - - ■ *'r 
zur Yertheidigung der Stadt l-^L'-zcer t^-.- -.. ».^ i £:'- 
machte, um die Pilger zu Ten- Ij-n T:r-i ü 2 -^-i Jl - •.' zi 
nehmen. Sie erreichten die ll:A^r<^^ .S-'-a.«'-::. >> Zi;--^ 
und richteten unter denselr/-:i ^:r. K.'»''',ii l:.: .. - rr<.T'' 
und Wägen, die als Trcr-s d-r=i He^re lü^.i—'zi; 7^ i-.r-.-:^ 
gleichfalls die Weiber, MüiLea ^i.i KL-i*--. :' .->-. #.^ i ' 
Beute weg, welche letztere n-^*h zu der Z^>. t.* A /*'- •.- •.- 



Wälder. Der eiiizigp> Ort. ^z^ ir- --_ •_..-. - ' ^ i*. •, »«j^ 
SchloHS Bo/ran, dai» ahe iV'j««»i 1« h.-n^^. '.- '*-.''.- .^^ 
Von Bolvan gelangte m^n r^.t. >\.. - ; «- -" "f^^ . - -•*< -ü* 
Ni««a)*. 

*) üb. I, 10: ,Wait*fri-. 1...* V.\ .-4.. -. ... v.- , ,,.^ .. 
est imrta BelTatiiim, [J'cr-oi B- . .^ -^ -.. -. -ur^ 
in RhemenKi ienritoric* R-ln..^ i^ -*--'f. — - -. * . j -- 
de Stampis.* 

*) Lib. I, 11 .Cod. Datt:^ .u ;• . 



4.r 






148 IV. Das Ereuzhecr Peters. 

Erzählang niedergeschrieben, in Bulgarien als gefangene 
Fremdlinge sich aujhielten ^). 

Alsogleich sei ein Reiter, namens Lambert, zu Peter 
geeilt, welchem er den ganzen Vorfall mittheilte. Peter habe, 
da er eine Meile schon voraus war*), von demselben noch 
nichts gewusst. Er habe die Angeseheneren des Zuges zu* 
sammengerufen und ihnen vorgehalten, dass es ihm am zweck« 
massigsten erschiene, wieder zurückzukehren und mit Nichita 
Frieden zu machen, da die Pilger gegen jenen unrecht ge- 
handelt hätten ^). So seien sie denn zurückgekehrt und hätten 
auf der nemlichen Wiese bei Nissa das Lager wieder auf- 
geschlagen, damit er sich bei Nichita ob des Vorfalles e4it- 
schuldige*) und die gefangenen Pilger nebst den weg- 
genommenen Wägen wieder erhielte. Während nun Peter in 
dieser Absicht mit den Verständigeren sich besprach und wie 
er in vorsichtigen Worten seine Entschuldigung vorbringen 
solle *>), so machte eine Anzahl von 1000 unverständigen jungen 



*) Nur 80 können wir die Worte Albertß I, 11: ^niatranoB, pueUaM, 
Piieros tenero8 abäucentes, qui eomles ei capiiri in terra Buiffarie wque 
in presentem diem atm universis rebus et armentis invenii sunt^ vcrBiebon ; 
und wenn auch Albert möglicher Weise eine schriftliche Vorlage gehabt« 
aus welcher er diesen Passus wörtlich entnommen, so hiltte er gewi«« 
dieselben Worte nicht gebraucht, wenn sie nicht auch auf die AbfiififfungK- 
zeit der eigenen Erzählung hätten bezogen werden dürfen. Es ist daram 
die vorliegende Notiz Alberts mit ein Beweis dafür, dans er nicht cn>t 
gegen Schluss des XIL Jahrhunderte, wie Bock in seinem Aufsats Über 
Albertus Aquensis im Niederrheinisdien Jahrbuch für Geschichte ^ Kutvä 
und Poesie, Bonn 1843, p. 42 ff. wahrscheinlich zu machen »acht, nelne 
Historia verfasst, sondern sicher dieselbe viel früher und spätcj^n« in 
der ersten Hälfte des betr. Jahrhunderts niedergeschrieben baWn mu.*^. 

') Lib. I, c. 1 1 : „Petrus vero milliari rcmotua hec omnia ignorabat^* 

») Siehe c. 12 (unten in Beil. Hl c. XI). 

^) «Exercitus reversus est ad ipsani civitatem Niz et in presito prato 
tentoria sua relocaverunt, ut excusaret se Petrus et universain legionem, 
que precesserat.** Die Pilger hätten sonach, als ob nichts vorgefallen 
wäre, ihren vorigen Lagerplatz vor Nisch wieder eingenommen, wa« 
schwerlich der Wahrheit entsprechen dürfte. 

*) So glauben wir die Worte bei Alb. T, 12: in hoc itaqu/e intentionr 
ei consilio Petrus cum lyntdentioribus dum satageret, et rerbis cauiis 



Zug durch Bulgarien (Juli 1096). 149 

Leuten, unbändiges, zügelloses, leichtsinniges und hartnäckiges 
Volk, ohne Ursache und ohne Ueberlegung jenseits der 
steinernen Brücke auf die Mauern und Thore der Stadt einen 
Angriff; diesen seien noch weitere 1000 vom selben Schlage 
theils durch den Fluss, theils über die Brücke zur Hülfe 
geeilt, alle Mahnungen von Seiten Peters und aller Ver- 
ständigen zurückweisend. Doch seien ausser diesen 2000 die 
ücbrigen bei Peter zurückgeblieben*). Die Bulgaren, diese 



ercnsaiionem siiam ordinaret etc. auffassen zu münscn. Allerdings Wilh. 

von Tyrus I, 21 liest aus diesen Worten anderes heraus: ^etcr und die 

mit ihm waren, hätten gescheute und wackere Männer zum Vorstande 

und den Obersten der Stadt geschickt und sich umständlich erkundigt, 

was di(^ Veranlassung zu einem solchen Aufstande gegeben habe. Diese 

Gesandte hätten den wahren Grund erfahren und wohl eingesehen, dass 

die Entrüstung, in welcher die Bürger zu den Waffen gegriffen, ganz 

recht gewesen war und dass es hier nicht an der Zeit sei auf Genug- 

thunng zu dringen. Sie suchte9 also mit den dringendsten Bitten und 

unter allen möglichen Vorstellungen den Frieden wiederherzustellen, um 

alles Verlorene wieder vollständig zurückzuerhalten. Während sie nun 

darüber verhandelten und sich beinahe schon soweit verglichen hatten, 

doKS beide Theile zufrieden sein konnten, erhob sich eine Anzahl von 

Wagkulsen, welche die Niederlage rächen wollten" u. s. w. ; — allein von 

bereit« zwischen Peter und Nichita stattgefundenen Unterhandlungen 

weiss Albert nichts. Die Späteren folgen zumeist Wilhelm, so d'Oultreman 

p. 55. Ein Vion dagegen lässt p. 293 an Nichitas Gesandte abgehen, 

,pour reclamer ^nergiquement les prisoniers et les bagages de Tarmee, 

mais le gouvemeur se montra inexorable et ne voulut rien entendre.* 

Der Albertflchen Darstellung entsprechender stellt Jirecek, Heerstrasse 

p. 89, den Vorgang bei Nisch dar : „Peter war schon weit voran, als ihm 

die Hiobspost von einem athemlos heransprengenden Ritter gemeldet 

wurde. Er kehrte um, aber das Kreuzfahrervolk war nicht im Zaume 

zu halten. Er wollte unterhandeln, jedoch 1000 Mann rissen sich vom 

Heere los und liefen von der erwähnten Wiese über die Brücke zu dem 

iStadtthore. Bürger und Besatzung stürzten aus den Thoren, und es 

t*utspann sich an der Brücke ein furchtbarer B[ami)f etc. 

*J Wilhelm von Tyrus a. a. 0. interpretirt die Albertsche Darstellung 
uUo: »Peter, um ihre Wuth zu beschwichtigen und einem Blutbade vor- 
zubeugen, lässt sie durch einige kluge Männer, die grosses Ansehen 
hatten» ermahnen, von ihrem ungestümen Begehren abzustehen; und als 
die« nichts fruchten wiU und sie seinen vernünftigen Ermahnungen nicht sich 
fügen, gibt er dem Heere durch Heroldsstimme den gemessensten Befehl, 



150 



rV. Das Kreuzheer PeterB. 



Trennung bemerkend, sowie erkennend, dass unter solclieo 
Umständen diese 2000 leicht zu überwältigen seien, sturzton 
aus zwei Thoren heraus und jagten die Kreuzfahrer in die 
Flucht. Zwanzig der letzteren seien von der Brücke herab- 
gestürzt und im Flusse ertrunken, andere 300 flohen auf un* 
bekannten Wegen und kamen theils durch die AVafFen der 
Gregner, theils in den Wogen des Flusses um*). Jetzt aber, 
als man im Lager Peters sah, welchem Märtyrerthum jene 
unterlagen, so hätten sich die Uebrigen nicht mehr halten 
lassen, jenen zur Hülfe zu eilen. Sie brechen desshalb zur 
Brücke auf, wo ein grausamer Kampf sich entspann, in 
welchem die Bulgaren Sieger blieben, dagegen die Pilger in 
die Flucht gejagt wurden. Peter habe nun, da er der Seinigen 
Niederlage sah, einen gewissen Bulgaren, welcher die Pilgerung 
nach Jerusalem mitzumachen beschlossen hatte, an Nicliita 
gesendet, dass er mit ihm ein kurzes Zwiegespräch balton 
möchte und es auf beiden Seiten zum Frieden käme, was 
alsdann auch geschehen sei^). Als so unter dem Volke die 
Friedensstimmung sich verbreitete und der Sturm sich gelegt 
hatte und insoweit alles zur Eintracht zurückgekelirt war, so 
bestand ein rebellischer und unverbesserlicher Haufe darauf. 



bei dem Gehorsam, welchen sie ihm gelobt hatten, solle Niemand den 
Aufruhrern, die tollkühn den erneuten Frieden brechen wollen, Hülfe 
leisten oder ihr Vorhaben fördern. Das Heer liesa sich durch dii*«o 
Wort beruhigen und erwartete wie eine Mittelsperson, wie »ich der 
Aufinihr enden und welchen Ausgang die Sache nehmen werde. Die 
Abgeordneten aber, die an den Vorstand der Stadt geschickt worden 
waren, kamen, wie sie sahen, dass sich der erregte Sturm nicht legten 
wolle, vielmehr immer gewaltiger anschwelle, und dass sie so ilu" Vor- 
haben nicht ausführen können, unverrichteter Sache in das Lager zorflck 
imd bemühten sich mit Peter, dem Mann Gottes, die Meuterei zu unter- 
drücken. Auch dies jedoch sollte keinen Erfolg haben*, — eine Kr- 
Weiterung der Albertachen Erzählung, welche allein auf der Phantaj»ii* 
des Erzbisch ofs basirt. 

*) Wilhelm von Tyrus länst ungefähr f500 auf der Brücke erschlaf^Ti 
werden , die Uebrigen seien fast alle im Flusse ertnmken , dessen Furten 
sie nicht gekannt hätten. Cod. Darm.: „500 a ponte corruenteO 

*) Wilh. von Tyrus lässt hier die Nachricht Peters von der Gewindt- 
schafb eines Bulgaren an den Fürsten Nichita aus. 



Zug durch Bulgarien (Juli 1096). 151 

indem er die Blarren und Wägen ausbesserte und belud, 
^weiterzuziehen*). Peter aber und Folker und Reinold unter- 
sagten dies, bis sie sehen würden, ob die Unterhandlungen zum 
Frieden führten, doch vermochten sie die unsinnigen und 
rebellischen Leute von ihrem Vorhaben nicht abzubringen. 
Als die Bürger in der Stadt dies sahen, glaubten sie, dass 
die Kreuzfahrer ihre Flucht vorbereiteten, wesshalb sie in 
Begleitung der Soldaten des Fürsten aus den Thoren einen 
Ausfidl machten, die Pilger tapfer verfolgten und auf einer 
Strecke von einer Meile ein grosses Blutbad anrichteten und 
Viele gefangen nahmen 2). Auch der Wagen, auf welchem 
die Geldkiste Peters sich befand, wurde erbeutet -und nebst 
den Gefangenen nach Nisch gebracht. Das Geld kam in die 
Kasse des Fürsten*), die übrige Beute wurde unter die Sol- 
daten vertheilt. UnzähUge Männer sind getödtet worden, 
Knaben mit deren Müttern, verheirathete und ledige Frauen, 
deren Zald man nicht kennt, wurden weggeführt. Peter aber 
und jene ganze Schaar, welche überhaupt zu fliehen vermocht 
liat, flohen durch Berg und Thal und Einöde wie von Wölfen 
verfolgte Schafe. Zuletzt seien Peter, Eeinold von Breis, 
Walter, der Sohn Wallrams von Bretoil, Godfried Burel und 
Volker von Aurel mit 500 Flüchtigen zufällig am Abhang 
eiues gewissen Berges*) wieder zusammengetroffen. Nicht 
mehr von den 40000 schienen am Leben übrig geblieben zu 
sein. Damals habe Peter seine Lage überdacht und sehr be- 
klagt, dass soviele Tausende der Seinigen gefallen waren, von 
den Bulgaren aber nur einer ums Leben gekommen sei, sich 



») Lib. I, 13 (Cod. Darm. I, 11). 

*) Lib. I, 13. (D. 1, 11.) ^(Ihuc miliiiria gravi« occissio et capti- 
uaUo facta est ab bis rctardati cxercitus.** Reinecc. licb-t: ^ad duo niilliaria." 

*) Lib. 1, 13 (D. I, 11): ^Plaustnim, super quod erat scriniuni Petri 
plonuiu innuiuerabüia auri et argenti, cai)tum et retentiim est, et ad Niczh 
una cum captivatis reductum et in aerario DuciH repositum." Wilhelm 
von Tyrus 1, 21 wcIhs, dass Peter das Geld von der Freigebigkeit gläubiger 
FÜTKten zur UnterHtützung der Armen und Dürftigen unter den Kreuz- 
fabrem erhalten hatte. 

*) ,In vertice cuiusdam montis.** 



142 ^' ^*8 Ereozheer Peters. 

geblieben wäre. So gelangten sie nach Ungarn und scheint 
auch der Durchzug durch dieses Land des erst im Jahr 
zuvor (20. Juli 1095) den Königsthron bestiegen Labenden 
Koloman glücklich und ohne Unfälle von Statten gegangen 
zu sein. Denn was Guibert ^) von dem Benehmen der Krenz- 
zügler unter Peters Leitung erzählt, kann aus mehreren 
Gründen nicht auf diese bezogen werden. Seine Schilderung 
ist vielmehr identisch mit den bei Ekkehard und Albort sich 
findenden Nachrichten über den Zug und Untergang Emicb^ 
und seiner Leute in Ungarn, welche während des Monats Juli 
1096 daselbst ihr Unwesen getrieben haben, nachdem Peter 
Ungarn schon wieder verlassen gehabt. Auch erfahren wir 
aus Ekkehard und Orderich*), dass während des Einsiedlers 
Durchzug durch das Land Kolomans keine merkliche Stonin<r 
des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den Kreuz- 
fahrern und dem Könige eingetreten ist. 

Damit stimmen auch die Nachrichten Alberts 
überein. Sie sind zugleich auch die einzigen, welche uns 
überhaupt über den Durchmarsch Peters durch Bulgarien zu 
Gebote stehen^). Denn was Wilhelm von Tyrus*) und die 
Späteren darüber mittheilen, beruht durchgängig auf dem 
Albertschen Berichte. Wir wollen denselben zuvörderst hier 
in kurzem Auszug wiedergeben und dann unsre Ansicht über 
dessen Glaubwürdigkeit darlegen 5). 

Der Zug durch Ungarn. Nach Albert ist der Einsiedler mit 

seinen Franzosen, Sueven, Baiern und Lothringern firiedlich 
durch Ungarn gezogen^). Er hatte bei seinem Eintritte in 



») Hist(yr. Hierosol 482, 40. 
•) Nach den vorhin angegebenen Stellen. 
•) Vergl. lib. I, c. 8—15. 
*) Lib. I, c. 19—23. 

*) Den voUständigen Albertschen Bericht haben wir unten in Bei- 
lage in. nach dem Cod. Bannst, wiedergegeben. 

^ Cap. 8: jPetrus et exercitus illius copiosus, qui a diveri^is regni* 
illi conjunctuB convenerat, scüicet Francigene, Suevi, Bawarii, Lothii* 
ringi continuabat pariter viam Jerusalem .... Petrus .... pacifice rei^oin 
Yngarie transivit, dans et accipiens omnia usui uecessaria in nuzneru. 



Zug durch Ungarn. 143 

dieses Land Gesandte an Kaioman geschickt, welchen bereit- 
willig freier Durchzug und Lebensmittelankauf zugestanden 
worden. So seien sie denn auch ohne irgend welche Störung 
bis nach Malavilla, d. i. Semlin^), gekommen. Doch hier 
hätten sie das Gerücht vernommen, dass der Graf jener 
Gegend, einer der Vasallen des Königs Kaioman, namens 
Gozh^), mit Nichita, dem Fürsten der Bulgaren und dem 
Oberbefehlshaber Belgrads, um die Pilger. zu berauben, ein 
Bündniss geschlossen hätte. Peter, der diese Nachricht an- 
fangs nicht glauben wollte, weil ja die Ungarn und Bulgaren 



juiititia et mensnra, et sie sine turbine usque ad Malavillam cnm omni 
lef^one 8ua profectus est/ 

') Dass unter dem Namen Malanlla bei Albert Sendin verstanden 
werden muss, geht aus dessen ganzer Darstellung hervor. Nach c. 9 ist 
BelfßTnd a Malanlla distans müUarii und hatte der bei Malavilla vorbei- 
fliessende Donaustrom sehr viele Leichname der bei dieser Stadt 
Gefallenen an das Gelände Belgrads angeschwemmt. Würde MalleviUe 
unterhalb Belgrads gelegen sein » so wäre dies ja nicht möglich gewesen. 
Ob die Annahme richtig ist, dass Albert und Wilhelm von Tynis Semlin 
wegen des Unglücks, das die ersten Kreuzfahrer hier betroffen, also 
benannten^ vermag ich nicht zu behaupten. Jirecek sagt in: Die Heer- 
»irctsse von Belgrad nach ConstanÜncpel und die BalJcanpässe, Prag 1877 
p. 83 Aber Semlin im Mittelalter: Belgrad gegenüber befand sich an der 
Stelle des antiken Taurunum ein kleines Castell, das altslävisch Zemlun, 
von den Byzantinern Zevigminon oder Zeugmi (Zevyfzrj) genannt wurde, 
dafl heutige Semlin, serb. Zemün." Doch muss zur Zeit des ers.ten Ercuz- 
zuiges ein bedeutender Häusercomplex auch schon ausserhalb der eigent- 
lichen Burg und ebenfalls mit einer Mauer umgeben vorhanden gewesen 
»ein. Es kann desshalb auch nur von einer Erweiterung der Stadt die 
Rede sein, wenn berichtet wird (vergl. Jirecek a. a. 0. p. 84), dass 
Stephan II. im Jahre 1124 nach Erobenmg Belgrads und Zerstörung von 
tlessen Befestigungswerken die Steine derselben auf Schiffen nach dem 
linken Savenfer habe schaffen lassen und danut Semlin aufgebaut habe. 

*) «Comes regionis iUius, nomine Guz, unus de primatibus regis 
Vngarie .... Dux, Nichita nomine, princeps Bulgarorum et praeses 
civitatis Belegrave.* ,3elgrad war im XI. und XII. Jahrhundert der Sitz 
eines byzantinischen Strategen oder Dux. Derselbe hatte einerseits die 
Reichsgrenzc gegen die Turkia (so heisst Ungarn noch bei Kedrenos) 
oder XJngria zu beschützen, andererseits eine unruhige slavische Stadt- 
bevölkerung, die zum Abfalle sehr geneigt war, im Zaume zu halten/ 
Jirecek, a. a. 0. p. 84. 



156 rV*. Das Kreuzheer Peters. 

wie wir oben*) bereits bemerkt haben. Würde derselbe den 
Eindruck einer . exacten Darstellung beim Leser hinterlassen, 
so hätte gewiss Wilh. v. Tyrus, wenn er auch in geläufigerem 
Latein zu schreiben sich genctthigt gesehen haben würde, 
doch nicht so mancherlei hinweggelassen, was ihm eben einnLil 
nicht recht in seine Erzählung zu passen schien, wobei man 
nur zu deutlich die Tendenz hervortreten sieht, nicht etwa 
um abzukürzen, sondern, weil Widersprüche und offenbare 
Uiu*ichtigkeiten ihm sich ergaben, die Erzählung umzugestalten« 
wobei wir dem Wilhelm in manchen Punkten voUkommen 
Recht geben müssen: So vornemlich in Betreff der Auslassung 
der Albertschen Nachricht, dass die kaiserlichen Gesandten, 
welche dem Einsiedler in Sofia begegneten, diesem bereits 
das Missfallen des Kaisers über die Vorfalle bei Nisch mit- 
getheilt hätten. Wir wären nun auch kurzer Biind mit diesem 
Albertschen und eben damit auch mit dem Wilhelmschen 
Berichte im Reinen, wenn wir v. Sybel*) beistimmen 
könnten, welcher diese Darstellung für mindestens sehr proble- 
matisch hält, denn Anna berichte, Peter sei mit 100 OH) 
Reitern und 80000 Mann Fussvolks, also mit einem furcht- 
baren Heere in der Hauptstadt angelangt, für welche Zahlen 
V. Sybel jedoch nicht einstehen will ^), aber auch die spateren 
Thatsachen würden zeigen, dass nicht eben geschlagene, 
sondern kriegslustige Truppen dies Heer gebildet haben 
müssen ; und Orderich *), der gerade über Peter sich besonders 
unterrichtet zu haben scheine, sage ganz bestimmt, der Ere- 
mite sei unangefochten durch Ungarn und Bulgarien gekommen, 

*) Siehe S. 142. Dans auch der spätere Bericht eine« Roger W^n- 
dover, resp. des Matthaeus Pariöiensis über Peters Zug durch die BftHuc- 
halbinsel nur die WüheluiHchen Nachrichten wiedergibt, brauche irli 
hier kaum besonders zu erwähnen. 

*) Gesch. des ersten Krenzzuges S. 249 f. 

') Diese allerdings weit über die Wirklichkeit hinaufgehende Z^l- 
angäbe jder Anna, wenn sie nur dem Heere Petera gelten sollte, \\c*^' 
sich ja auch keineswegs mit der von Anna ebenfalls hervoi^hoWn« n 
Abmahnung des Kaisers, Peter möge mit den Türken sich ja nicht is 
einen Kampf einlassen, vereinigen. 

*) Eist, ecdes., Lib. IX, ed. de Prevost III, p. 479. 



Der Zug durch Bulgarien (Juli 1096). 155 

letzterer Stadt er vor den Bürgern derselben seine Unfälle 
erzählte und aus Mitleid von diesen sehr viel Geld, Pferde 
und Maulesel zum Geschenk erhalten habe*). Nach drei- 
tägigem Aufenthalt zog man, -froh ob dieser ihnen gewordenen 
Freigebigkeit nach Adrianopel weiter, wo zwei Tage lang 
ausserhalb der Stadt gerastet wurde ^). Eine zweite Gesandt- 
schaft von Seiten des Kaisers habe den Peter bewogen, den 
Weiterzug zu beschleunigen, da der E^aiser ihn ob des ihm 
zu Ohren gekommenen Bufes sehnlichst persönlich kennen zu 
lernen wünschte*). Als man nach Constantinopel gekommen 
war, musste das Heer in einiger Entfernung von der Stadt*) 
sein Lager aufschlagen, wobei ihm in vollem Maasse die 
Erlaubniss zum Einkaufe seiner Bedürfnisse zugestanden 
worden ist. 

Dies der Bericht Alberts in nur massiger Abkürzung. 
Was sollen wir von demselben halten? Es ist überhaupt der 
einzige ursprüngliche imd ausführliche über den Zug des 
Einsiedlers durch die heutige Türkei bis nach Constantinopel, 



Konmena nennt Philippopolis in ihrer Begeisterung die scfiöne Mcgalo- 
polis, tind auch Kontakuzenos kennt es als eine grosse und wunderbare 
Stadt;» Jire^ek p. 94. 

*) Albert sagt ausdrücklich, dass er vor den griechischen Bürgern 
von Philippopolis seine Begegnisse erzählt habe (in audientia omnium 
Graecomm citium). Aus Jirecek S. 95 erfahren wir, dass die Einwohner 
tbeils Griechen, theüs Armenier, theils Bulgaren aus der Umgebung 
gewesen. Die Armenier hatten einen so grossen Einiluss, dass unter 
Alexius Komnenus (1081 — 1118) die ganze Stadt mit wenigen Ausnahmen 
hfixetisch war. 

*) Ueber den Weg tvn Philippopel nach Adrianopel siehe man 
Jirecek, p. 98: «Von Philippopel nach Adrianopel gab es neben der 
<lirt»cti*n Strasse noch einen nur für die kleinen Reiterheere des Mittel- 
alters geeigneten Gebirgspfad durch Morrha, über St-enimachos, Mniak 
und Efraim.'* — Ueber Adrianopel, der nach Constantinopel und Thessa- 
lonich grössten Stadt des byzantinischen Reiches in Europa zur damaligen 
Zeit vergl. ebenfalls Jirecek p. 99. 

*) Von dieser zweiten Gesandtschaft des Kaisers an den Einsiedler 
hat Wilhelm wieder keine Sübe aufgenommen, ohne Zweifel weü sie ihm 
nicht glaubwürdig erschienen ist. 

*) ^xercitus Petri jussus est procul a civitate hospitari.** Alb. I, 15. 



158 rV« ^as Kreuzheer Peters. 

wie wir oben^) bereits bemerkt haben. Würde derselbe den 
Eindruck einer . exaeten Darstellung beim Leser hinterlassen, 
so hätte gewiss Wilh. v, Tyrus, wenn er auch in geläufigerem 
Latein zu schreiben sich genöthigt gesehen haben wünlo. 
doch nicht so mancherlei hinweggelassen, was ihm eben einmiil 
nicht recht in seine Erzählung zu passen schien, wobei m;io 
nur zu deutlich die Tendenz hervortreten sieht, nicht etwa 
um abzukürzen, sondern, weil Widersprüche und offenbare 
Unrichtigkeiten ilim sich ergaben, die Erzählung umzugestalten, 
wobei wir dem Wilhelm in manchen Punkten vollkonmicn 
Recht geben müssen: So vornemlich in Betreff der Auslassung 
der Alber tschen Nachricht, dass die kaiserlichen Gesandt^^n, 
welche dem Einsiedler in Sofia begegneten, diesem bereits 
das Missfallen des Kaisers über die Vorfalle bei Niach mit- 
getheilt hätten. Wir wären nun auch kurzer Hand mit diesem 
Albertschen und eben damit auch mit dem WiUielmschen 
Berichte im Reinen, wenn wir v. Sybel*) beistimmen 
könnten, welcher diese Darstellung für mindestens sehr proble- 
matisch hält, denn Anna berichte, Peter sei mit 100 (XH) 
Reitern und 80000 Mann Fussvolks, also mit einem furcht- 
baren Heere in der Hauptstadt angelangt, für welche Zahlen 
V. Sybel jedoch nicht einstehen will ^), aber auch die späteren 
Thatsachen würden zeigen, dass nicht eben geschlagene, 
sondern kriegslustige Truppen dies Heer gebildet haben 
müssen ; und Orderich *), der gerade über Peter sich besonders 
unterrichtet zu haben scheine, sage ganz bestimmt, der Ere- 
mite sei unangefochten durch Ungarn und Bulgarien gekommen, 

') Siehe S. 142. Dass auch der spatere Bericht eines Roger Wtn 
dover, resp. des Matthaeus Parisiensis über Peters Zug durch die BttHun* 
halbinsel nur die Wilhelmschen Nachrichten wiedergibt, brauche H 
hier kaum besonders zu erwähnen. 

*) Gesch. des ersten Kreuzzuges S. 249 f. 

') Diese allerdings weit über die Wirklichkeit hinausgehende Zahl 
angäbe ^er Anna, wenn sie nur dem Heere Peters gelten sollte, lic*'-' 
sich ja auch keineswegs mit der von Anna ebenfalls hervorgehobom-c 
Abmahnung des Kaisers, Peter möge mit den Türken sich ja nicht ib 
einen Kampf einlassen, yereinigcn. 

*) Eist eccles., Lib. IX, ed. de Prövost 111, p. 479. 



Zug durch Bulgarien (Juli 1096). 157 

und alle übrigen QueUen, welche später seinen Kampf gegen 
Kicea ausführlich berichten, würden hier nur mit drei Worten 
melden: Peter kam nach Constantinopel. Hienach also habe 
er auf dem Zuge dorthin nichts Mittheilenswerthes erlebt. 
AHein v. Sybel geht hier offenbar etwas zu weit. Das 
Schweigen der übrigen Schriftsteller über den Zug Peters 
durch Bulgarien ist eben noch kein Beweis dafür, dass die 
Nachrichten bei Albert unhistorisch sind. Was zunächst die 
Nachricht Orderichs anlangt, so ist es nicht richtig 
zn sagen, Orderich berichte ganz bestimmt, der Ercmite sei 
unangefochten durch Bulgarien gekommen, denn die Worte 
Orderichs: „Hunnorum rex, tunc eis favebat, necessariumque 
subsidium in terra sua praebebat. Deinde transito Danubio 
per Bulgariam *usque in Cappadociam (soll heissen Constan- 
tinopolim) venerunt", welche v. Sybel im Auge hat, gelten 
nur vom Walterschen Zuge, und besagen keineswegs, dass 
diese Leute unangefochten nach Constantinopel gekommen, 
die Worte Orderichs über Peters Zug von Cöln bis Con- 
stantinopel aber lauten einfach^): Petrus Ereniita, cum tmUtis 
Alet^iannis et Francis subsequens agnien praecesserat, et regiam 
ad urhem applicuerat, ohne jegliche Angabe über den Verlauf 
Boines Zuges enthaltend.- Ebensowenig sind wir in der Lage, 
das Schweigen der übrigen Kreuzzugsschriftsteller, wie eines 
Fulchers, Baimunds und der Gesten, sowie deren 
Copisten, in dieser Beziehung ausbeuten zu können. Die- 
selben erwähnen ja auch keine Silbe über die Züge Gott- 
scbalks, Yolkmars und Emichs, deren Niederlagen in Ungarn 
oder an der Gränze dieses Landes ausser allem Zweifel stehn. 
Die betreffenden Schriftsteller waren einmal keine Augen- 
zeugen des Peterschen Zuges, und ist es nicht zu läugnen, 
das» jene Begebenheiten, welche über die ersten Züge hätten 
aufgezeichnet werden können, für sie mehr oder weniger in 
den Hintergrund getreten sind vor jenen Begegnissen, welche 
die Wege des Hauptheeres bezeichneten. Dazu kommt, dass, 
obwohl Guibert, wie wir oben schon gesehen, mit der 



') Ebenda p. 481. 



158 ^' ^afi Kreuzheer Peters. 

Person Peters jene Vorfälle, welche auf die nachfolgenden 
Emich'schen Schaaren bezogen werden müssen, in Verbindung 
bringt*), doch auch ihm Nachrichten zugekommen sind, 
welche den Zug Peters bis nach Constantinopel nicht als 
einen durchaus friedlichen erscheinen lassen. Nicht minder 
gilt dies in Betreff des von Pulco überlieferten Berichtes*). 
Und was endlich die Anna anlangt, so wird trotz ihrer 
überschwenglichen Zalilenangnbe, auf deren Kichtigkeit sich zu 
verlassen allerdings gefehlt wäre, dennoch nicht geläugnet 
werden können, dass auch nach ihr derartige oder älmliclH* 
Ereignisse die Peterschen Haufen wohl erlebt haben können. 
Hat doch Anna unter dieser Menge nicht eben nur speciell 
die Petersche Schaar im Auge, wie wir sie durch die abend- 
ländischen Berichte kennen, sondern alle jene, die unmittelliar 
vor ihm schon nach Constantinopel gelangt waren und kann 
ihre Schätzung nach ihren eigenen Worten am besten ge- 
würdigt werden, wenn wir sie also erzählen hören*): ^Dem 
Peter strömten schaarenweise die Leute zu, als hätte sie ein 
heiliges Fener ergriffen mit Boss und Waffen und den er- 
forderlichen Kriegsbedürfnissen. Alle Strassen wimmelten toII 
Menschen, an denen man nichts als frohen Muth und 
brennenden Eifer sah, der himmlischen Stimme zu folgen. 
Hinter den keltischen Kriegern sei eine ungeheure Menge un- 
bewaffneten Pöbels nebst Weib und Kind mit rothen Kreuzen 

• 

auf den Schultern gezogen. Ihre Zahl liabe den Sand am 
Meere und die Sterne des Himmels übertroffen. Wie Strome 
seien sie aus allen Gegenden zusammengeflossen und hätten 
sich über Dacien in das griechische Gebiet gestürzt . . • Die 
unaussprechlich vielen Menschen, welche aus den entlegensten 
Gegenden zusammenliefen, kamen nicht auf einmal, sondern 
in getrennten Haufen aus der Lombardei über . das Meer 
herüber . . . einer drängte sich dem andern zuvor. Es erholi 



^) Seite 130. Die Erzählung selbst bei Bongars 482, 32. 

*) Bei DuChesne, Hist Franc, SS. t. IV, p. 893, C. .Gnidon' -oll 
ofi'cnbar Nisch sein. ^ 

*) Bec. des histor, des Crois., Hist grccs 1. 1, Pars Ü, 4. Q}rp, SS. JHsft. 
Byzmxi., Aniui Conm. od. Rcifterschcid II, 20 f. Siehe auch BeÜ. L 



Zug durch Bulgoiien (Juli 1096). 159 

8ich ein Gewühl von Männern und Weibern, desgleichen seit 
Menschengedenken noch nicht geschehen sei^). Peter habe 
seinen Zug aus der Lombardei ^) über das Meer nach Ungarn 
und so weiter nach Constantinopel genommen. Er führte 
80000 zu Fuss und 100000 zu Pferde an. Alexius gab ihm 
wohlmeinend den Katli, die Ankunft der übrigen Grafen ab- 
zuwarten. Peter hörte ihn nicht. Voll Zuversicht auf die 
Starke seines Heeres ging er nach Asien über und lagerte 
sich bei dem Städtchen Hellenopolis." So die Kaiserstochter. 
Die hohe Zahl der Peterschen Pilger entspricht hienach ganz 
dem Eindruck, den Anna vorher geschildert, wenn sie von 
einer ungeheuren Menge „wie der Sand am Meere und die 
Stenie dos Himmels" redet, dem entsprechend dann auch 
die Zahl des Peterschen Haufens, resp. jener seiner Anfuluomg 
folgenden Pilger geschätzt wurde, und da schon mehrere Ab- 
theilungcn vor Peter in Constantinopel angekommen waren, 
vfie z. B. Walter mit seinen Leuten und eine nicht geringe 
Anzahl Longobarden^), welche Anna eben auch zu Peters 
Leute gezählt hat, so dürfte denn auch, nachdem er sich mit 
den vor ihm angelangten vereinigt hatte, sein Vertrauen in 
die Menge und Kriegstüchtigkeit seiner Leute nach schon er- 
littenen etwaigen grossen Verlusten um ein Bedeutendes ge- 
stiegen sein, obwohl wir die Angaben Anna's: Alexius habe 
die Pilger zum Verbleiben auf europäischem Boden bis das 
übrige Heer angelangt sei, angehalten, da aber Peter auf 
diesen Kath nicht geachtet und die Stärke seines Heeres 
überschätzt, so sei ihm auch die Schuld an der im October 
1096 bei Nikomedien erfolgten Katastrophe zuzumessen, für 

« 

') Bis hieher schildert Anna im Allgemeinen den Beginn der Heer- 
fahrt und den Eindruck, den man in Constantinopel von derselben 
i'üipfangen. 

*) Man ersieht hieraus, wie Anna dennoch schlecht unterrichtet war 
luid hienach, weil die Mehrzahl der Anführer des Hauptheeres durch 
ItiUien ihren Weg genommen, auch den Einsiedler daher kommen lässt. 

*) Ge9ia I, 30 (Eec. 121): Jllic (seil. Constantinopoli) invenit Lom- 
bardos et Longobar^s et alios plures congregatos, quibus Imperator 
jujtMcrat dari mercatuni sicuti erat in civitate.** Nilheres hierüber vergl. 
WfiWr unten S. 172. 



IgO ^- ^^ Ereuzlieer Petera. 

sehr der Berichtigung bedürftig ansehen müssen, worüber wir 
nachher uns noch des Näheren auszusprechen haben. Wenn 
übrigens dem in der That so war, dass Alexius die Pilger 
vor dem Uebersetzen nach Kleinasien ernstlich gewarnt, so 
würde gerade dieses Verfahren des griechischen Kaisers 
ebenfalls beweisen , dass die Schaaren des Einsiedlers wenig- 
stens in den Augen der Griechen nicht so kriegstüchtig er- 
schienen sein können. Also auch Anna's Bericht sclüiesst eine 
Niederlage der Peterschen Schaar während ihres Marsches 
durch Bulgarien keineswegs aus. Dazu kommt, dass eine 
directe Atlssage, welche beabsichtigte, dass sie^ in der Tliat 
friedlich durch die Balkanhalbinsel gekommen, nicht vor- 
handen ist. Wir können darum die Erzählung Alberts nicht 
für sehr problematisch ansehen, finden vielmehr darin historische 
Thatsachen mitgetheilt, welche allerdings, weil eben in 
Albertsches märchenhaftes Gewand gehüllt, der Klarstellung 
in mancher Beziehung bedürfen. 

Wir sind hiebei leider in der misslichen Lage, Albert» 
Darstellung nicht an einer andern über denselben Gegenstand 
handelnden Erzählung, welcher ein gleicher Ansprach auf 
Quellenmässigkeit zukäme, wie der Albertschen, prüfen zu 
können, auch hat dem Wilhelm v. Tyrus eine andere Quelle 
nicht vorgelegen, die er in seiner Darstellung über den Zug 
des Einsiedlers durch Bulgarien eingewoben hätte, vielmehr 
was er geändert oder weggelassen oder hinzugefugt hat, beraht 
lediglich auf dessen subjectivem Ermessen. Dasselbe gilt 
auch von der Darstellung eines Roger de Wendover resp. 
Matthaeus Paris. Wer aber die Albertsche Er/ählungs- 
methodc kennt und an der Hand exactor Quellendarstellungen 
den Inhalt mit diesen vergleicht, der wird zu dem Resultate 
gelangen, dass man bei längeren Abschnitten, wie der vor- 
liegende, in Alberts Erzählung stets das wirklich That- 
sächliche herauszufinden vermag, das die Quellen in einfacher 
Erzählung uns bieten und wird darnach für das Uebrige die 
grössere oder geringere Wahrscheinlichkeit entdecken, auch 
das, was übertrieben und unwahr ist, ausmerzen könnea. S^ 
gibt Albert über die Ereignisse, welche sich an den Aufcnt- 



Zug durch Bulgarien (Juli 1096). 16l 

halt Peters und seines Heeres an die kleinasiatische Küste 
knüpfen und welche wir nachher ausfiihrhch besprechen werden, 
eine weitläufige Erzählung. Die Gesten und zum Theil auch 
die Anna Eomnena ermöglichen uns die Erkenntniss wie in 
Wirklichkeit etwa der Verlauf jener Ereignisse bis zum Unter- 
gang des Heeres stattgefunden, und darnach können wir nicht 
läugnen wie auch Albert, obwohl in mancher Beziehung ver- 
wirrt und ins Legendenhafte hinüberstreifend, doch im Ganzen 
uns ein Bild entrollt, wie er es ohne Zweifel aus verschiedenen 
mündlichen Berichten Dritter erfahren, vielleicht solcher, die , 
entweder selbst dabei gewesen oder es selbst von Augen- 
zeugen vernommen haben. 

Ganz ebenso wird es sich auch in Betreff des vorhegenden 
Abschnittes verhalten und darf uns schon ob jener Ana- 
logieen willen das Fehlen anderweitiger Quellen über unsern 
Gegenstand keineswegs veranlassen, den 'Bericht Alberts als 
durchaus auf Sage beruhend aufzugeben. Wir haben desshalb 
bereits in unserer Ausgabe von Ekkehards Hi&rosdlymüa^) 
die Hauptbestandtheile des Albert'schen Berichtes als der 
Wirklichkeit entsprechend anzunehmen für nöthig erachtet: 
nemlich das Blutbad bei Semlin*), die Niederlage beiNisch') 
und den Mangel an Nahrungsmitteln beim Zuge durch Bul- 
garien^), nicht minder rechnen wir dazu die Nachricht, dass 
der griechische Kaiser dem Peter Gesandte entgegengesendet ^)j 
welche Nachricht ja auch durch Annas vollgültiges Zeugniss 

m 

wohl nicht bestritten werden kann: „Bei Dyrrachium und 
Aulon, sagt Anna, hatte der Kaiser verschiedene Feldherrn 
beordert, den Kreuzfahrern friedUch zu begegnen, ihnen unter- 
wegs die Zufuhr auf alle Art zu erleichtern, sie aber auf dem 
Marsche genau zu beobachten, und wenn sie sich einige Aus- 
schweifungen erlaubten, durch kleine Gefechte sie davon ab- 



^ Zu cap. If 7, Anm. 52. 

■) Cap. Vm (Cod. Darm. c. VU). 

•) Cap. XI. XUI (Cod. Darm. c. X u. XII). 

*) Cap. Xm (Cod. Darm. c. XII). 

') Cap. XIV. XV: «secunda legatio imperatoris.' 

11 



162 nr. Das Ereozheer Peten. 

zuhalten^)." Alexius hat ohne Zweifel ein ähnliches Ver- 
fahren auch dem Feter gegenüber eingehalten, nachdem er 
von seinem Heranzuge yemommen, was auch Anna indirect 
bestätigt, die ja sonderbarer Weise den Einsiedler von Loo* 
gobardien her, also von derjenigen Gegend her kommen VissU 
wohin Alexius seine Gesandten zur Beobachtung der durch- 
ziehenden Pilger geschickt hatte. Diese Art, sein Beidi vor 
Uebergriffen von Seiten der ankommenden Kreuzheere zu 
schützen, hat er auch im Jahre 1101 in der auffalligsten and 
peinlichsten Art für die Pilger geübt, worüber uns EkkehanL 
der mit einer deutschen Abtheilung denselben Weg wie Peter 
durch Bulgarien nach Constantinopel gezogen ist, den er- 
wünschtesten Aufschluss gibt^). Auch liegt es ganz in der 
Natur der Sache, dass jene dem Alexius untergebenen Va- 
sallen, welche den ersten Andrang der Kreuzzugshaufen aus- 
zuhalten hatten, ihren Herrn von deren Heranzug benach- 
richtigt haben werden. Der Kampf bei S emiin und das 
durch die Kreuzfahrer angerichtete Blutbad wird wohl nicht 
jene erwähnte grosse Zahl von Opfern erreicht haben, mag 
aber Veranlassung genug für den Einsiedler gewesen sein iu 
möglichster Eile Ungarn wieder zu verlassen. In letzterem 
Falle hat er in Belgrad gewiss nicht schon wieder sein La^er 
aufgeschlagen, wie Wilhelm v. Tyrus ohne Grund und ohne 
dass Albert irgend etwas davon erwähnt, annimmt^). Aorb 
werden die Vorfälle bei Nisch in Wirklichkeit eine 



^) Recueü, Hist, ffrecs, t. I, pars 11, pag. 6; cd. Reifferacheid p. 31 
und unten Beilage I die Worte: 'Üg de anoQadriy h\B fidxctg »ntamilhttir. 

*) Im Hierosolymita c. XXIII, 3. 4: ,Ab ingressu qoippo vel prima 
civitate Bulgariac usque ad sedem Alexii, seniper nobiK eius ptrifiii 
nuncii occurrebant, qui tarnen aliquando nos precedcntefl vel comiUiit«'- 
favillaruni evanescentium more diBparebant. Militum eüam fnioruin, qo^' 
Pincinatos vocitant» exercitus nunc nobis a tergo damnum intulii» nnm* ^ 
latere vim inferre, nunc a fronte directa acie manuni cdnferre, nnnc ]>«r 
noctes castra irrumpere disposuit^ semper tarnen nobiü per XX di<-* 
vicinus et infestus fuit, donec statione fruentes prenoniinata cum iuimi 
Welfonis ducis exercituqne Willihehni , diversi» quoqne cotidi«> «m 
fluentibuB copfis, per dies XV ad 100000 congregabaiuur/ 

•) Siehe oben S. 146, Anni, 2. 



Zug durch Bulgarien (JuH 1096). 163 

andere Physiognomie aufgezeigt haben ^). Als historisch 
wird wohl angenommen werden müssen, dass der Angriff der 
üiilgaren auf die Ereuzfahrer von den letzteren durch Zucht- 
loäigkeit und Baubsucht Einzelner verursacht worden ist und 
einen ernstlichen Kampf vor Nisch sowie eine Verfolgung der 
hintersten Pilgerhaufen zur Folge hatte, wobei deren mit- 
gefiihrten Lebensmittel als eine gute Beute in der Bulgaren 
Hände gefallen sind. Unordnung und Verwirrung entstand 
dadurch im ganzen Heere. Viele zerstreuten sich in den dor- 
tigen Wäldern und unwegsamen Gegenden und bedurfte es 
mehrerer Tage bis der grössere Theil wieder mit dem Haupt- 
zuge zusammentraf'), eine nicht unbeträchtliche Zahl kam 
dabei ums Leben — doch wäre es in der That ein in der 
Weltgeschichte unerhörtes Vorkommniss, dass, während auf 
Seiten der Pilger 10000 umgekommen sein sollen, auf Seiten 
der Bulgaren nur ein einziger Mann gefallen sei^), wie Albert 
in seiner sagenhaft drastischen Weise berichtet, was ihm aller- 
dings Niemand glauben wird. 

Nicht minder Unwahrscheinliches bietet die Schilderung 
der Unterhandlungen Peters mit Nichita. In 
dieser Beziehung in die Sache einige Klarheit zu bringen und 
den thatsächlichen Verlauf herauszufinden, ist nicht möglich, 
und ist dies um so schwieriger, als insonderheit des Einsiedlers 
Character in einem so eigenthümlichen und sich wider- 
sprechenden Lichte erscheint, wenn man sein Auftreten vor 
Maleville, wo Peter racheschnaubend die Stadt angreifen lässt, 
und vor Nisch, wo er mehr einen Schwächling und Feigling 
repräsentirt, mit einander in Vergleich zieht, dass man nicht 
weiss, wie man nach der Albertschen Darstellung mit diesem 
Helden daran ist und sehr zweifeln muss, ob im Einzelnen 
in der That von ihm ein solches Verfahren eingehalten werden 
konnte. 

Vollen Glauben dagegen verdient die Nachricht, dass sie 



Siehe oben S. 147—154. 
•) Vergl. oben S. 151. 
•) Vergl. oben S. 153. 

11 



164 ^' ^as Kreuzheer Peters. 

vor ihrer Ankunft in Sophia in jener sterilen Waldgegend, 
durch welche sie lange Strecken zu durchziehen gehabt, nach 
dem theilweisen Verlust ihrer Habe und Lebensmittel grosden 
Mangel litten. In Sophia trafen sie die erste kaiserlich o 
Gesandtschaft. Wenn diese im Auftrag des Alexms 
über unliebsame Vorgänge auf der Pilger bisherigem Zag<* 
klagt, so konnte ilire Klage sich nicht auf die Vorfalle von 
Nisch beziehen, denn wie sollte der griechische Kaiser innerhalb 
weniger vier Tage Nachricht hievon gehabt und schon nach 
Sophia eine Gesandtschaft beordert haben, welche in dieser 
Beziehung dem Peter sein Missfallen hätte bezeugen können? 
Wenn derartiges in der That von den Gesandten in Er- 
wähnung gebracht worden ist, so würde nur Walthers Durch- 
zug und jene Gewaltthaten vor MaleviUe der Gegenstand 
dieser Erörterungen, resp. Klagen gewesen sein können. Von 
Sophia an waren die kaiserlichen Gesandte zur Erlangung 
der dem Pilgerheere nothwendigen Lebensmittel behülflich. 
Eine zweite Gesandtschaft traf Peter in Adria- 
nopel, durch welche der Kaiser demselben in der schmeichel- 
haftesten Weise sein sehnlichstes Verlangen aussprechen Hess, 
ihn sobald als möglich in seiner Hauptstadt begrtissen zu 
dürfen, — vielleicht war dieses. Verlangen nicht blossi» 
Schmeichelei und mochte Alexius die Absicht hegen, nachdem 
er die bereits in Constantinopel angelangten Haufen vdu 
ihrer schönsten Seite kennen gelernt, mit Hülfe des Haupt- 
anfuhrers dieselben sobald als möglich aus der Nähe seiner 
Stadt entfernen zu können, was in der That auch ohne 
Zögern ausgeführt worden*). Doch auch lüevon abgesehen, 
solche Beweise von Höflichkeit und Schmeichelei entspredien 
treffend und durchaus dem sonstigen Verfahren des griechischen 
Kaisers, der es von Anfang an darauf abgesehen gehal>t, die 
Abendländer für seine Pläne zu gewinnen*), und kann es 



*) Siehe weiter unten S. 173. 

*) Man vergl. vornemlich den Bericht der Gesien Über die Ankunft 
der verschiedenen Heere in ConHtantinopel 1—4, Uec. 121—126. «owi»» 
Anna Koninena lib. X, 284 (Rec, p. 4 f., ed. Bonn. p. 20), ebenfalls Einst 



Die Marschroute bis Gonstantinopel (19. April bis 30. Juli 1096). 165 

darum nicht gebilligt werden, dass Wilhelm von Tyrus dieser 
zweiten Gesandtschaft keiner Erwähnung thut. Den Tag der 
A^nkunft Peters in Gonstantinopel verzeichnet Albert nicht, 
noch den Gesten aber ist es gewiss, dass er am 30. Juli 
daselbst angelangt ist^). 

Die Dauer der Marsch- Hiemit dürften wir die Umrisse des 

route von C9ln bie Zuges durch Bulgarien, soweit sie wohl 
Conetantinopel. mit Grund nicht beanstandet werden 
IS.AprIlbl» 30. Juli 1096. können, gezeichnet haben. Im Einzelnen 
uns auf der Unterlage der Albertschen Details ein klares 
Bild jener Vorgänge zu entwerfen ist nicht möglich — hiezu 
müssten uns noch andere sicherere Quellen zur Verfügung 
stehen, was eben, wie schon erwähnt, nicht der Fall ist. Es 
bleibt uns nun nur noch übrig, ehe wir in unserer Darstellung 
Peters Aufenthalt in Konstantinopel und den Untergang 
seines Heeres näher verfolgen, wo sich uns eine im Einzelnen 
verlässigere Grundlage an dorn Berichte der Gesten und der 
Anna bietet, Einiges über die Zeitbestimmung der bisher be- 
sprochenen, sich auf Peters Zug beziehenden Ereignisse zu 
bemerken. Peter ist, wie wir oben schon gehört*), im Monat 
März 1096 aus Frankreich aufgebrochen, am 12. April (Char- 
samsbig) nach Köln gekommen, nach achttägigem Aufenthalte, 
also am 19. oder 20. desselben Monats, von dort wieder weg- 
gezogen und am 30. Juli in Gonstantinopel angelangt*). 
Ausser diesen bestimmten Datumsangaben erfahren wir nur 
noch aus Albei^t^), dass dem Einsiedler im Monat Juli jene 
Widrigkeiten in Bulgarien widerfahren seien, und aus Orderich, 



St^ph, Carnot I. Stephan von Bloi» ist über das zuvorkommende Be- 
nehmen des Alezius ganz entzückt. Man vergl. auch Ekk. Hierosol, 

xm, 3. 

«) Vergl. S. 131 u. 139. 

•) Die letztere Angabe gibt der Verfasser der Gesten im Bec, 121 : 
rFetniN riupradictus primus venit Constantinopolim III. Kai. Augusii,^ d. i. 
um 30. Juli 1096. Die Angabe bei Sybel 250 und in meiner Ausgabe 
des Ilierosol, I, 7 zu Anm. 52: ,1. Aug.* folgt der Lesart bei Bongars. 

■) I, 13 (D. I, 12, fol. 13): „In Julio rnense hec adversa illis contige- 
rant, quando hoc in regione frumenta et segetes mature jam ad messem 
iliive^cunt" Siehe oben S. 152 f. 



166 IV. Das Kreuzheer Peters. 

dass Walter von Pexejo im nemlichen Monat in Philippopolis 
gestorben sei *). Der Marsch Peters von CSln bis Oon- 
stantinopel währte sonach 3 Monate 10 Tage. Diese Zeit- 
. dauer ist im Vergleich zu den damaligen schlechten Strassen 
nicht sehr lang. Wohl mag dieselbe zum Theil auch durch 
einigemale eingetretene schlechte Witterung, welche an dem 
einen oder andern Orte einen längeren als beabsichtigieti 
Aufenthalt nothwendig gemacht , verursacht worden st-b. 
Vielleicht hat Peter auch im südlichen Deutschland an einigen 
Hauptorten, ähnlich wie in Cöln, seinen Aufenthalt, um wei- 
teren Anhang zu gewinnen, etwas verlängert. Zwei Dritttbeil 
dieser Zeit hat sehr wahrscheinlich der Weg bis zur Süd- 
grenze Ungarns in Anspruch genommen ; wie sie sich im Ein- 
zelnen auf diese Strecke vertheilt, darüber haben wir gar keinf 
weiteren Anhaltspunkte. Seine Ankunft in Semlin werden 
wir auf Ende Juni zu setzen haben und dabei wohl nicht feil 
gehen, so dass von ihm der Weg von da bis Constantinopel 
in nicht mehr als höchstens fünf Wochen zurückgelegt worden 
ist. Die Wegstrecke von Belgrad bis Adrianopel betrügt 
13774 Stunden, von da bis Constantinopel 48 Stunden-). 



^) Vergl. oben S. 138, wo die Worte Orderichs angegelicn «d«I. 
Orderich schreibt zwar Finapölis, nicht Philippopolis. Trotadem es aiu 
thracischen Bosphorus bei Buyuk-dere ein Phinopolis gibt, eo ist di»ch. 
wie auch le Prövost richtig bemerkt, nicht dieses, sondern dem gsni^-n 
Zusammenhange der betr. Stelle nach Philippopolis darunter gemeint 

*) Vergl. hierüber den Jqo^o^üxrris r^c *BAAcfifoc vom Jahre 182(5 \^^ 
Jireßek, die Heerstrasse p. 167 f. Ebenfalls bei Jire^ek p. 122: .Wa* 
die Reisezeit anbelangt, so brauchten die Gesandtechaflen von Iklprnfl 
bis Constantinopel mit ihren Wägen (1665 z. B. 150 Wagen j und Pa^K- 
pferden 26—30 Tage; die Türken selbst zählten (nach Hadji Chalia) \t'n 
Stambul nach Adriano2)el 5 — 6 Tage (im Winter 8 — 9, 95 MiglienK mwh 
Philippopolis 9—10 (oder 165 Miglien), nach Sofia 13 (von Adrianu}!'^ 
und von Belgrad 7), nach Nisch 16, nach Belgrad 20 Tage oder J*^>^ 
Miglien. "^ EbcnfallB p. 9: ^Gegenwärtig schätzt man die fintfemanff 
zwischen Belgrad und Constantinopel auf 172 oder, bei dem nicht l>efoa' 
ders raschen Schritte der Saumpferde, auf 185 Stimden und bniaclil 
dazu, je nach dem Wetter und der Eile, 20 — 31 Tage. Diese S^itan^l^o 
gelten allerdings nur fiir die Karavanen, die selten mehr als 8 Stuml^n 
täglich marschiren, und für Truppenzüge. Die österreichischen Posttatani. 



Die Marschroute bis Gonstantinopel (19. April bis 30. Juli 1096). 167 

UuTerhältnissmässig rasch, innerhalb nur dreier Wochen, hat 
Herzog Weif mit seiner Schaar im Jahre 1101 diese Strecke 
zurückgelegt, indem er 9 Stunden per Tag machte; allein 
der Grund dieses sehr schnellen Marsches ist ohne Zweifel 
darin zu suchen, von den lästigen Drängern, den Petschenegen, 
sobald wie möglich befreit zu werden. In solch' ungünstiger 
Lage befand sich Allem nach der Einsiedler nicht ^), denn 
ausgenommen auf der Strecke zwischen Nisch und Sophia 
hatte er keine Veranlassung seinen Marsch besonders zu be- 
schleunigen. Albert hat nun einigemale die Zeitdauer ver- 
zeichnet, welche Peter zu seinem Aufenthalt in einzelnen 
Städten verwendete. Er hätte aber der Nachwelt einen einiger- 
massen besseren Dienst geleistet, wenn er anstatt dieser Notizen 
das bestimmte Datum seines jeweiligen Aufenthaltes während 
des Durchzugs durch Bulgarien genannt haben würde. In 
Semlin hielt Peter sich fünf Tage auf ^), und zog am sechsten 
Tage von da weg*). Der Durchzug durch Serbien und seine 
ALükunft vor Nisch fand statt nach sieben Tagen*). Der 



Ir^n die ganze Strecke in ununterbrochenem Galopp mit gewechselten 
Tferden in 5 Tagen zurück/ 

*) Im Jahre 1189 waren die Kreuzfahrer, welche so „langsam zogen 
wie eine Völkerwanderung*, 6 Wochen zwischen der Donau und Phüvppo- 
polis unterwegs, vergl. bei Jirecek p. 103. Das Nähere über diesen Zug 
bei Röhricht, Beitr. ü, p. 138 ff. Im Jahre 1147 betrat das Pilgerheer 
unter König Konrads Anfuhrung am 8. Jimi den Ungarischen Boden, imd 
erst nach vollen 4 Monaten am 8. oder 9. September erschienen die 
ersten Schaaren in der Nähe Constantinopels , vergl. Kugler, Studien 
zur Chsch. des zweiten Kreuzzuges, p. 112 — 124, und Röhricht ^ Beii/r, \l, 
66 ft*. Gottfried von Bouillon brach Mitte August 1096 aus Lothringen 
auf und i^t am 23. Decbr. nach der griechischen Hauptstadt gelangt, 
bedurfte also zu dieser weiten Strecke etwas über 4 Monate. Vergl. 
Ekk. HierosoL zu XIII, 2, Anm. 12. 

") Lib. l, c. 8: „Hanc Petrus adeptus victoriam^ cum universis suis 
in eodem cnstello Malaville diebus mansit quinque propter abundantiam 
iilinientorum.* 

■) Cap. 9: »Trannactis ab hinc sex diebus .... cum imiversis sociis 
Malavillam deserens." Vergl. oben S. 145. 

^) Ibidem: ^i S€j)tem diebus in saltu spaciosiösimo ex^üetis, ipse cum 
*\m urbem Niczh muris munitissimam applicuit." Vergl. oben S. 146. 



168 IV. Das Kreuzheer Peters. 

Aufenthalt daselbst währte im Ganzen zwei Tage ^), sein Zag 
von Nisch bis Bala Palanka durch unwirthbare Gegend 
drei Tage*); den Aufenthalt in Sophia gibt Albert nicht 
an, dagegen denjenigen in Philippopolis und Adria- 
nopel, wo das Heer je zwei Tage geblieben ist*). Vor 
Constantinopel gelangte es, wie schon bemerict, am 
30. Juli an*). 

Auf Grund dieser Albertschen Notizen dürften sich für 
diese Marschroute folgende näheren Daten ergeben*): Von 
Adrianopel bis Konstantinopel, welche Städte 48 Stunden von 
einander entfernt liegen, hat Peter höchst wahrscheinlich nicht 
mehr Zeit gebraucht als auf der gleichweiten 47 Va Stunden 
langen Strecke zwischen Belgrad und Nisch, also sieben Tagf. 
Der Aufbruch von Adrianopel müsste desshalb auf 23. Juli 
gesetzt werden, die Ankunft in dieser Stadt auf den 20. Jdi. 
Die Wegstrecke von Philippopel bis Adrianopel beträgt 31 
Stunden, welche wohl in vier Tagen zurückgelegt worden isL 
der Aufbruch von Philippopel wird desshalb auf 17. Juli 
fallen und die Ankunft in dieser Stadt auf 14. JolL Von 
Sophia bis Philippopel sind es 29*/, Stunden, auch hiezu 
wird ein Zeitaufwand von vier Tagen hingereicht habe«, 
sonach Aufbruch von Sophia 11. Juli und Ankunft in dieser 
Stadt am 8. Denn* auch hier wird Peter sich wohl nicbt 
länger als drei Tage aufgehalten haben gemäss dem ton 
Alexius durch die Gesandten an ihn ergangenen Befehl^). 
Von Sophia bis Bala Palanka sind es sechs und von da bis 



*) Cap. 10—12; oben S. 147. 

*) Cap. 13: „Hoc etenim sustentaculo annonae irüms didnu tixit 
populus*; oben S. 152. 

') Cap. 15: ,Ad urbem Phinopolim cum omni populo suo sec^Mut — 
deinde post tertiam lucem lularis . . . migrans Adrianopolim secesait uM 
duöbus Bolummodo diebus hospitio remoratus extra muros urbi», ieiii» 
luce exorta inde recessit." 

*) Gesta 1, 28; Bec, 121; oben S. 165. 

^) Die Entfernungen sind genau nach dem bei Jircc*ek p. 167 abge- 
druckten Dromodeichtes angegeben. 

«) Alb. I, U und oben S. 153. 



Die Marschroute bi« Constaniinopel (19. April bis SO. Juli 1096). Igg 

Niscil 24 Vs Stunden, letztere Strecke legten sie in drei Tagen, 
jene ohne Zweifel in einem zurück, so dass jene Vorfälle bei 
Nisch am 3. und 4. Juli stattfanden^); nach Semlin würden 
sie sonach am 20. Juni gelangt und am 26. von dort nach 
Belgrad weggezogen sein. 

Was die bereits berührte Angabe Orderichs *) vom Tode 
Walters von Pexejo anlangt, so kann im Vergleich zu unserer 
soeben verzeichneten Berechnung derselbe jedenfalls nur zu 
Anfang des Monats Juli erfolgt sein, mindestens einige Tage 
vor der Ankunft des Peterschen Heeres in Philippopolis, 
aller Wahrscheinlichkeit nach in den ersten Tagen Juli, denn 
anzimehmen, dass Walter von Pexejo mit Peter und nicht 
mit seinem NeflFen Walter Sineavehor gezogen, wornach er 
zwischen dem 14. und 16. Juli gestorben wäre, ist weder 
walirscheinlich noch auch nach den Worten Orderichs zulässig, 
da letzterer dessen Tod zu Philippopolis berichtet, ehe er 
meldet, dass Peter von Cöhi dieselbe Strasse wie Walter Sine- 
avehor nach Constantinopel gezogen ist. 

Bei seiner Ankunft in Constantinopel traf Peter eine 
nicht unbedeutende Schaar aus der Lombardei^), sowie den 
ihm von Cöln aus vorangeeilten Walter Senzavehor mit seinen 
Leuten. Constantinopel war zu Clermont zum Sammelplätze 
bestimmt worden^), desshalb hatten die genannten Schaaren, 
wie es auch die Späteren gethan, als nächstes Ziel diese 
Kaiserstadt ins Auge gefasst, ohne Zweifel auch in der 
Zuversicht an Kaiser Alexius einen energischen Förderer ihrer 
Sache zu treflFen und ilm zum mächtigen Verbündeten zu 
haben. 



*) Zugleich in UebereinBtimiuung mit den vorhin schon angeführten 
Worten Alberts I, 12: j,in mense Julia haec adversa illia cmitigerant^ 

«) Vergh oben S. 138 u. 166. 

•) Gesta I, 29 {Rec, 121): ,lUic invenit Lombardos et Longobardos, 
et alioB plures congregatoB/ 

*) Vergl. Das Chronicon Podienae in der Histoire de Languedac, 
tom. II, yreuv. p. 9. 



/ 



170 IV. Das Kreuzbeer Peters. 

Ankunft und Alexias war es ja gewesen, der im An- 

Aufenthalt in fang des Jahres 1095, nachdem er wohl 
Constantlnopei. früher schon brieflich an den Papst Urban 
30. Juli 1096. gj^jj gewendet, um von ihm die nöthige Hülfe 
gegen die vordringenden Seldjuken zu erlangen^), eine Ge- 
sandtschaft ins Abendland abgeschickt hatte, welcher auf dem 
im Mäi*z 1095 zu Piacenza abgehaltenen Concile vom Papste 
die Zusicherung ertheilt worden ist, dass er gesonnen sei dem 
kaiserlichen Verlangen zu willfahren^). Vielleicht hat man 
darum in der Lombardei schon im genannten Jahre zum 
Wegzuge nach dem Morgenlande gerüstet, — jedenfalls war 
in Norditalien, da wo ürban Anhänger zählte, die Bereit- 
willigkeit zur Pilgerung in dem Grade vorhanden, dass aus 
jenen Gegenden die allerersten aufgebrochen sind, um dem 
Willen des Papstes zu entsprechen, und wenn auch nicht 
schon im Jahre 1095, so doch dann, als der Papst in Frank* 



') Dies behauptet ausdrücklich Ekkehard in seinem HierosolymiUa 
c. Yy 8: ,Predictu8 etiam Alexius Imperator ConstantinopolitanuR super 
eisdem barbaris praedonibus, per maiorem iam regni sui partem difiusi«, 
non paucas epistolas Urbano papae direxit, quibus in defcnsionem onen- 
talium aecclesiarum se non sufßcere deploravit, obtestans, totum si fieri 
posset, occidentem, qui iam ex integro christiana professione censeretur, 
sibi in a^utorium advocari, promittens per se cuncta necessaria proe- 
liaturis terra marique ministrari." Meine im HierosoJymita p. 81 und 
ebenda in Beilage 8 geführte Nachweisung, dass der Brief, welcher unter 
dem Namen des Alexius an den Grafen von Flandern bekannt ist, eine im 
Abendlande gefertigte Uebersetzung eines ächten Originales sei » ist jetxt 
durch die eingehende und treffliche Untersuchung des Herrn Grafen Riant 
über dieses Schriftstück widerlegt und muss dieser Brief sowohl seiner 
Form als seinem Inhalte nach als unächt angesehen werden. Vergl. Riant, 
Akxn IComneni adBobertum I, Flandr.Com.,Epi8tola «»fnirta, Genevae 1871*. 

") Diese Nachricht hat Bemold ad ann. 1095 (Man, Germ. SS. V. 
462). Er spricht über die Synode zu Piacenza in derart ausföhrlicher 
Weise, dass man bei ihm auf Augen- und Ohrenzeugenschaft schliessen 
möchte. Die Annahme, dass die von Alexius nach Piaccnxa gesendete 
(tcsandtschaft nur in kirchlichen Angelegenheiten dahin gekommen sei 
und in Betreff einer Hülfeleistung, welche der Papst gegen die Türken 
bieten solle, nichts daselbst vorgebracht habe, ist gegenüber der Nach- 
richt Bei-nolds, sowie Ekkehards wolü schwer zu erweisen. Ver^. auch 
die oben S. 77 gemachte Bemerkung über das Concil zu Piacenza. 



Ankunft ii. Aufenthalt in Constantinopcl (30. Juli bis 5. Aug. 1096). 171 

reich und Oberitalien weitere Anstrengungen gemacht^ um für 
seinen Plan Anhänger zu gewinnen. 

Allerdings die meisten Pilger entsendete die Lombardei 
erst im Spätjahr 1100 unter Anführung ihres Mailänder 
Bischofs Anseimus de Buis, welchen Papst Urban im Frühjahr 
1099 dazu aufgefordert hatte ^). Gewiss ist, als Peter in Kon- 
stantinopel anlangte, traf er eine dort bereits abgekommene 
nicht unbedeutende Zahl Longobarden. Dies sagt aus- 
drücklich der Anonymus der Gesten *), und wird nicht minder 
durch Anna bestätigt, welche sogar der irrigen Meinung ist, 
dass jene Schaaren alle, also auch diejenige Peters von der 
Liombardei her nach Constantinopel gekommen seien ^); Anna 
scheint wohl nur desshalb diese Meinung gehabt zu haben, 
weil der erste in Constantinopel eingetroffene Haufen die 
Liombardei als den Ort seines Wegzuges bezeichnete und die 
meisten übrigen Heeresabtheilungen eben auch daher ge- 
kommen sind. 

Die Ankunft solcher Schaaren, wie sie sich in der 
griechischen Hauptstadt dem Anblick darboten, war nun aller- 
dings dem Alexius nichts weniger als erwünscht. Er hatte 
vielleicht ein wohlgeordnetes Heer erwartet, um vereint mit 
seinen Söldnerschaaren dem übermächtigen Vordringen der 
Seldjuken ein Ziel zu setzen und sie womögUch wieder aus 
Torderasien zu verdrängen*), allein diese seine etwaigen Er- 



*) VergL Ekk. Hieros, XXII, 3. Landulph. jun. in Hist Mediöl, bei 
Mnmi. SS. BB. Ital. V, 471. Riant, Inventaire No. CXXVID. 

«) Vergl. Ge9tu 1, 30 (Bec. 121) und oben S. 169. 

*) Vergl. Bec, des Ilist des crois., Hist, grecs t. I, pars II, p. 5: Kd. 
iionn. p. 31, 10. Kai nüg yaQ roffavia nXild^ri ^* ^la^oQtoy Tontoy s^oq- 
fi^ofwza ofittJoy toy tfig AoyyißaQdiag noQd^fXoy dtayijiaad-at iy^y. pag. 7: 
o (liy ovy Ilir^os fiira ro Tavra diaxrjQvxevaai nayttoy JtQoriyrjaa^eyog, 
ror trjs Aoyytßetgdias duniQa<xe noqd-fxoy fiera ne^my etc. 

*) Vergl. hierüber vomemlich B. Kugler, Normmmen und Kümnenen 
(p. 303 in V, ßybel« historischer Zeitsdvrift Band XIV): ,Der Griechen- 
herrncber kam in eine schwierige Lage durch diesen unemiesslichen 
Ziiflu88 von Kräften: er hatte eine Hilfe begehrt, naturgemäss nicht 
fprötWTf alM daH« er »ie mit fester Hand zu leiten vermocht hätte, und 
nun zog eine Armada heran, gewaltiger, als sie nur irgend ein christ- 



172 rV- 1^*8 Kreuzheer Peter». 

Wartungen zeigten sich als eitel: es war eine Menge an- 
gekommen, welche, keine Kriegszucht kennend, Freibeutern 
gleich, mit einem Tross unbewaffneten Pöbels nebst Weibern 
und Kindern yor der Hauptstadt erschienen waren — Haufen« 
die wahrlich wenig Hoffnung für Förderung der griechi$ch«>n 
Beichssache weckten, vielmehr den Keim ihres Untergangs 
schon darin erkennen liessen, dass sie sich wia ächte Bar- 
baren aufführten und ein wüstes ungezügeltes Benehmen an 
den Tag legten — war doch das Blei auf den Kirclieo- 
dächern vor ihnen nicht sicher, das sie stahlen und wieder 
an die Griechen verkauften '). Alexius musste ebendesahalh 
darauf bedacht sein solcher Gäste sobald wie möglich sich zu 
entledigen. So lange etwa noch die longobardische Scbaar 
die einzige und wohl noch später auch Walter mit seinen 
Leuten ca. 20. Juli in Constantinopel eingetroffen war^. 



lieber oder muhamedanischer Herr Hir. sich allein aufzustelleD im 
Stande war." 

*) Gesta I, 32 (Eec. 121): Jpsique Christiani neqnitor deducebant f ♦•. 
quia Falatia urbis etemebant et ardebant, et anferobant plnniliuzu, qii'> 
ecclesiae erant coopertae, et vendebant Graccis: unde inipciutor in* in* 
est, jussitque transmeare brachium/ 

■) Ohne Zweifel sind die Longobarden vor Walter, vielleicht «rb'n 
mehrere Wochen vor demselben in Constantinopel eingetroffen. Di«* 
eigenthümliche Unterscheidung der Gesten an der oben angeföfarb*D 
Stelle zwischen «Longobardi*^ und «Lombardi* hat darin ihren Grund« das^ 
der Verfasser unter den ersteren den ächten Volksstanim, nnter di«D 
,JiOmbardi'^ die Mischung von Longobarden und Italienern vendand^'n 
wissen will. Man vergl. auch über diese doppelle Bezeichnung Bluhmo. 
Die gena Longöbardorum, 1874^ Heft II, p. 2. Nebenbei bemerken wir 
hier, dass diese genaue Unterscheidung mit Recht im Verfi&mer ii«'r 
Gesteti einen Italiener vermuthen lässt. Unmöglich wäre es aber nicht 
und diese unsere Yermuthung wollen wir hier nicht unerwähnt Llvco. 
— dass diese Bezeichnung^ welche der anonyme Verfasser der Gfrffl» 
den vor Peter in Constantinopel angelangten Schaaren gibt, nur vii 
Hörensagen beruhte, wie es ihm in der griech. Hauptstadt von Griecbt'B 
selbst zu Ohren kam ; denn nach der Anna Komn. wusstc man nicbt' 
weiter, als diese Schaaren kämen alle aus Langdbardien* Der Beoennuii^ 
der Griechen folgend hatte der Anonymus sie auch mit Longdbardi be- 
zeichnet, ohne sich genauer über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit über- 
zeugt zu haben und würden de^shalb keine andern darunter zu ventebta 



Ankunft o. Aufenthalt in Constantinopel (30. Juli bis 5. Aug. 1096). 173 

mochte dem Kaiser deren Aufenthalt in der Nähe seiner 
Residenz — sie lagerten ohne Zweifel ausserhalb der Stadt, 
w^as Albert bestimmt angibt und die Gesten errathen lassen ^) 

noch eher erträglich erschienen sein, ja er mag ihnen den 

gaten Rath ertheilt haben, nicht früher über den Bosporus 
Überzusetzen, bis die nachfolgenden Fürsten ebenfalls angelangt 
^^raren, aber als auch die Haufen des Einsiedlers eintrafen 
und der Zuwachs sehr bedeutend wurde, der Kaiser aber 
auch die Unbotmässigkeit dieser Leute wahrnahm, da wird 
€MS für ihn zur gebieterischen Nothwendigkeit geworden sein, 
denselben keine längere Frist ihres Aufenthaltes auf euro- 
päischem Boden zu gestatten, wesshalb er sie nöthigte aufs 
jenseitige Ufer des Bosporus sich zu begeben. Die Peterschen 
Schaaren hatten nur fünf Tage lang sich vor Constantinopel 
gelagert. Am 5. August begannen sie nach dem bithynischen 
Ufer überzusetzen und dadurch war der Kaiser vorerst dieser 
unwillkommenen Menschenmenge wieder ledig geworden'). 



sein als Walters Anhang. Doch erwähnen wir diese Vermuthung, ohne 
ihr irgend welche besondere Wahrscheinlichkeit beilegen zu wollen, 
vielmehr halten wir die Annahme, dass jene Schaaren Longobarden 
gewesen sind, fdr die richtigere. 

') Albert I, 15: ,Ut autem ventom est Constantinopolim , exercitus 
Petri jussuH est procul a civitate hospitari, quibus emendi licentia pleniier 
concessa est.' C. 16: ,»Petrus requievit in campis et praedio ad Con- 
stantinopolim, ubi ftimul Walterus Senzaueh«r sua locavit tentoria.*^ 
Gtsta I, 30 {Rec. 121): „Quibus Imperator jusserat dari mercatum sicuti 
eriU in dvitate,*^ welche letzteren Worte darauf schliessen lassen, dass 
die Kreuzfahrer nicht in der Stadt selbst die Lebensmittel zum Kau 
angeboten erhalten haben. Auch die nachfolgenden Fürsten des ersten 
Kreuzheeres lagerten vor der Stadt. 

■) Von einem Befehle des Alexius (Gesta a. a. 0. ^jussit") weiss 
Alljert nichts. Auch Anna stimmt in ihrem Berichte in dieser Beziehung 
mit den Gesten nicht überein. Dennoch verdient die Nachricht der 
Letzteren den Vorzug, worüber nachher noch Näheres gesagt werden 
wird- Der Tag der üeberfahrt über den Bosporus, oder vielmehr der 
••mte Tag derselben — denn sie werden wohl nicht alle an einem Tage 
übergesetzt sein — ist nach Albert zu bestimmen ; dieser sagt I, 16 
(D. I, 15, fol. 13*): „Solummodo quinque diebus requievit in campis et 
pniedio ad Constantinopolim .... Deinde quinque diebus completis, 



174 ^« ^^ Kreuzheer PeierB. 

Audienz Peters bei Peter hatte, wenn nicht am nemlichen 

Alexitts. Tage seiner Ankunft in Constantiiiopel, so 

doch unzweifelhaft am darauffolgenden 31. Juli bei Alexius 
eine Audienz gehabt^). Albert, der, wie wir oben gehört, 
die Nachricht verzeichnet, dass in Adrianopel kaiserliche Ge- 
sandte dem Einsiedler gegenüber das Verlangen des Eousers. 
ihn bald von Angesicht sehen zu können, ausgedrückt haben, 
berichtet denn auch Näheres über diese Audienz: Peter sei in 
Begleitung des Folker von Chartres von den Gesandten vor 
den Kaiser geführt worden und sei voll Zuversicht in deu 
Palast eingetreten, den Kaiser im Namen Jesu Christi grüssend. 
Er habe ihm weitläufig erzählt, welche Unfälle ihm bereits 
auf seinem Wege bis nach Constantinopel zugestossen, auch 
erwähnt, wie sehr mächtige und edle Fürsten und Grafen 
nachfolgen würden, welche ebenfalls, wie er, nach Jerusalem 
zu ziehen sich entschlossen hätten. Der Kaiser aber, als er 
die Absicht Peters aus dessen Worten vernommen [als ob er 
dieselbe noch nicht gekannt!], soll ihn gefragt haben, was er 
von ihm begehre*): Peter bat, ihm und den Seinen di*? 
nöthigen Lebensmittel zu gewähren, da er seine Habe durch 
den Unverstand und Trotz seiner Leute verloren habe *). Der 
Kaiser habe ihm nun aus Mitleid 200 goldene Byzantiner 
zu übergeben befohlen und einen Scheffel voll sogenannter 
Tartaronenmünze für seine Leute bestimmt*). So sei Peter 
huld- und ehrenvoll aus der Audienz entlassen worden. 



tentoria sua amoventcs brachium maris S. Georgii navigio et aiuulio 
impcratoris superant — also sicher der 5. Au^st 

') Nach Albert niht Peter erst aufl, nachdem er beim Kai/ter Audienz 
gehabt, welche denmach sogleich nach seiner Aiikimft in Constantinopel 
stattgefunden haben miiss. 

«) Lib. I, lö (D. I, 14, fol. 13»): Jmpcrator aiitem viso Pefro et 
aninii illius int«ntione ex ipsius verbis cognita, quid velit aut quiil dp 
suo cupiat, requirit/ 

') Ibid.: „Asserens quanta et quam inummerabilia bona ex impru- 
deiitia et rebellione suorum amiserit/ 

*) Ibidem: ^Imperator CC Byzantios aureos sibi dari jussit: de nionßtii 
vero (luae dicitur Tartaron, modium unum exercitui illius erogavit." l)«*^ 
Byzantins ist die nur von den Abendländern also benannte gewölmlich«' 



Audienz Peters bei Alezins. 175 

Bericht Albert^ gibt woU zunächst nur wieder, 
wie man sich des Einsiedlers Auftreten vor dem Kaiser und 
des letzteren Verhalten gegen jen^i unter den Pilgern aus- 
gemalt und erzählt hat. Von der Hauptsache, welche gewiss 
zur Sprache gekommen ist, nemlich der fernere Aufenthalt 
seines Heeres und dessen Verhalten, wovon Anna berichtet, 
weiss Albert keine Silbe. Ob es des Kaisers Absicht war, 
den Peter ebenso wie die nachfolgenden Grafen in Pflicht zu 
nehmen, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Ohne Zweifel 
hatte er bald durchschaut, dass solche Schaaren nichts aus- 
richten würden gegen den gemeinsamen Feind in Kleinasien, 
und wenn sie sich vorwagten, unvermeidlich ihrer Auflösung und 
ihrem Untergang entgegen gingen. Auf diese ihnen drohende 
Geiahr hat er gewiss den Einsiedler auch aufmerksam gemacht. 
Nicht jedoch, dass er ihm angerathen, nicht über den Bos- 
porus zu setzen, denn der etwaige Aufenthalt am jenseitigen 
Ufer brachte den Kreuzfahrern zunächst keine Gefahr, wess- 
wegen die Nachricht der Gesten, dass Alexius sie zum Ueber- 
setzen genöthigt, auch unzweifelhaft richtig sein wird, vielmehr 
konnte das Anrathen von Seiten des Kaisers sich nur auf 



Knecfai«ciie GoldmQnzo verschiedenen Gepräge» und Wertheti. Die 
üfieclien selbut kannten dienen Namen nicht; wird oft b^i den KreuzzuKx- 
•rhrifUiellem erwtUmt, so in den Gesten 13. 42; Bec, 139; öfter Uei 
Folrber. Tudebod, Robert, mon. u. A. Gunthorus sagt in }Ii»t, ('atisUmt, 
r. XV (ed. Raiuit p. 1)5, Exunae 1): ,apad modomos nainmi aurei, qui in 
01a arfoe (sc, Bjrzantittni) formari consueverant, a nomine ipHiuR urbin 
ÖMonlitt appellantur/ Man vergL auch Pannenborg, Magister Guntherua 
mtd 9eime Schriften in Fomch, sur deuUciien GesMchle XIII, 325, ho wie 
Docangi^, DiMertat, de inferimis aeci numismatibus p. 43 und Kkkoh. 
Hterotoi, p. 147 und SOri. larUironen nannton die Franken die Kupfer- 
inOnten, welche die Griechen iitaqtr^{»oy hi<*HMon. Vergl. Fulcher 387, 
42; »ee. XH and Ord. Vital, ed. le IVevoHt IV, 125. (Jemheuke in Geld 
bat Aiexiaii auch den nachfolgenden Kreuzfahrern austheilea lanHen, ho 
444rt Folcher in der ongef. Sivlle: ,.Quapropter pecunia illa tota retenia, 
JUMÜ ittipefator de auro suo ot argento at(|ue pallün proeeribun nontriH 
(Liri; peditibiui quoque distribui ferit de nummiit Hui« aeneiR, quoR 
votaol tAftaroneti.' Im Uebrigen niehe ui. ebenfaÜH in der vorhin 
ff«Tiaiinieii IHm. von Ducang«* p. AA uud unten Heilage III zu Al)»ert, 
hb. 1 r. 16 ii%>d. Dann. c. 14). 



176 rV. Das Ereuzheer Peters. 

das Verhalten der Pilger auf dem jenseitigen Ufer beziehen. 
dort sollten sie sich ruhig verhalten und die nachfolgenden 
Grafen erwarten. Dieser Annahme dürften wohl auch die 
Worte der Anna nicht entgegenstehen und desshalb kein 
Widerspruch zwischen ihrer und der Gesten Nachricht vor- 
liegen^). Sollte aber in der That Annas Bericht den Sinn 
haben: Alexius habe dem Einsiedler gerathen, mit seineu 
Leuten nicht über den Bosporus zu setzen^ dieser dagegen 
habe darauf nicht gehört und sich trotz der Abmahnung auf 
asiatisches Gebiet begeben, so widerstreitet allerdings ihn* 
Nachricht dem Berichte der Gesten, dessen Richtigkeit zu 
bezweifeln nicht im mindesten begründet ist, ja man müsste 
. sich wundern, wenn der Kaiser dieser Menschenmenge gegen- 
über nicht Massregeln getroffen haben sollte, welche die Stadt 
und Umgebung möglichst vor Schaden zu bewahren geeignet 
waren. Man könnte nim beide Berichte dahin yereinigen. 
dass man einestheils gelten liesse, der Kaiser habe den EÜn- 
Siedler von der Ueberfahrt abzuhalten gesucht, aber als er 
das unbotmässige Betragen der' Ej'euzfahrer wahrgenommen« 
alsbald den Befehl zu ihrer Ueberfahrt ertheilt, welche Willens- 
änderung sonach in kürzester Zeit in der Gesinnung des 
Alexius sich vollzogen hätte, allein wir vermuthen nicht ohne 
Grund, die Kaiserstochter habe später absichtlich so ge- 
schrieben, um iliren Vater von allem Verdacht an dem Unglück 
der Kreuzfahrer zu reinigen. Denn dies kann doch in späterer 
Zeit am Hofe des Alexius nicht unbemerkt geblieben sein, 
dass man von Seiten der Abendländer dem Kaiser an allein 
Unglück, welches die Kreuzfahrer am bithynischen Ufer, sowie 
vor Antiochien und im Jahre 1101 betroffen, Schuld gegeben 



») Anna schreibt Lib. X (Par. 286; Eec, 7; Bonn. 11 , 38, 6): Tov ör 
ßaai}Img ancQ 6 Ilitqog nQosnenoy&Bi na^a t^y Tov^xtar ytyw9»omv 
(nemlich die Leiden, welche Peter auf seiner ersten Fügeifahxt zu er- 
dulden gehabt, die er eben desshalb nicht hatte vollenden können) xm 
ovfÄßovXevoyrog avtM xal t^y tmy Xomtoy xofju^zwy xa^teg^oai fiXnHRr, ovm 
in€i&6tOy S-ccpQüjy eis rb nXffi-og Tttiy avyenofidyaty avt^ xal Suef€^«aaf 
inr,SaTo roy j^aqaxa tig u noUj[yioy 'EXeyovnoUy oyofia^vfiiyey» Vrrgl. 
auch Beil. 1. 



Audienz Peters bei Alexius. 177 

hat ^). Hätte sie geschrieben: Alexius habe die angekommenen 
Pilger damals zur Ueberfahrt über den Bosporus genöthigt, 
wie es in Wirklichkeit auch der Fall war, so würde sie eben- 
damit ihren Vater als den Hauptveranlasser des Untergangs 
dieser Schaaren der Nachwelt vorgeführt haben. Wesshalb 
sie -wohl auch dieser Leute ungezügeltes Betragen vor Con- 
stantinopel mit keiner Silbe erwähnt, womit sich allerdings 
ihres Vaters Zurathen in allernächster Nähe seiner Haupt- 
stadt zu bleiben nicht wohl hätte vereinigen lassen. An der 
Nachricht der Gesten ist aber um so eher festzuhalten, da der 
Verfasser derselben eine Missbilligung gerade gegen dieses 
Verfahren des griechischen Kaisers nicht durchblicken lässt, 
vielmehr die Ursache dieser vom Kaiser für nothwendig er- 
achteten Massregel auf das unbotmässige Benehmen der Kreuz- 
fahrer zurückfuhrt, welche Massregel er gewiss mit den 
schärfsten Ausdrücken getadelt haben würde, wenn er dem 
Kaiser einen Schatten von Unrecht in dieser Beziehung hätte 
aufzubürden vermocht. So weiss er denn auch am Schlüsse 
seines Berichtes, aber ohne allen Grund, über den Kaiser zu 
sagen, dass dieser über den Untergang der Kreuzfahrer 
•höchlich erfreut gewesen sei, welche Nachricht alsdann die 
späteren Copisten der Gesten für haare Münze aufgenommen 
haben ^). Anna dagegen verfolgt die Tendenz, ihren Vater 



*) lieber die «üblen durch unbegrenztes Mistrauen verursachten Nach- 
reden gegen Alexius, welche die Kreuzfahrer des Jahres 1101 verbreiteten, 
findet sich Näheres in Ekkehards Hierosolymita c. 24, wo es u. A. heisst: 
«Onmes eum maJedicebant et anathematizabant, omncs illum linguae fion 
itnpenUorem sed traditorem a^ppeUabant* Auch hat man den Alexius im 
Jahre 1102 auf einer Synode zu Benevent ob seines Verhaltens gegen 
die Kreuzfahrer vor dem Papste angeklagt, was der Kaiserstochter gewiss 
nicht unbekannt sein konnte, als sie diese Erzählung niederscluieb. 
VorgJ. Ekk., Hieroa, p. 237. 

') Bei Bong, n, 37, im Rec, 123: „Audiens imperator quod Turci sie 
diüsipassent nostros, gavisus est valde, et mandavit pro eis, fecitque 
coji Brachium transmeare' etc. — Wie Alexius selbst sich über sein Ver- 
bal teu, dafi er gegenüber den Kreuzfahrern befolgte, ausgesprochen, ent- 
nehmen wir aus dessen Brief an Oderisius, den Abt von Monte Casino. 
Diener hatte in einem Schreiben den Kaiser dringend ersucht, den Kreuz- 

12 



178 rV' ^as Kreuzheet Pete«. 

in den Augen der Welt, resp. Abendländer , nnschnldig er- 
scheinen zu lassen, und würde wohl, auch wenn er es nicht 
gewesen, ein ihn compromittirendes Verhalten nicht enrähnt 
haben. 

Zug nach Die Ueberfahrt über den Bospoms OBd 

Nicomedien. die Landung des grösseren Theiles der Leute 

Peters an dem der Kaiserstadt gegenüberliegenden Ufer fand, 
wie wir oben schon erwähnt haben ^), am 5. August statt — 
ohne Zweifel auch noch an einem oder mehreren der folgenden 
Tage, denn eine Menge, wie sie damals bei Constantinopel 
sich angesammelt hatte, konnte wohl nicht an einem einzigen 
Tage von dem einen aufs andere Ufer verbracht werden*). 
Wenn wir dem Albert Glauben pchenken dürften, so würden 
die Pilgerschaaren alsbald auf dem bithynischen Ufer in der 
Richtung nach Nicomedien weitergezogen sein und zu ihrer 
ersten Station, wo sie ihr Lager aufschlugen und das erstemal 
übernachteten, Nicomedien gewählt und am folgenden Tag 
nach Civitot den Marsch fortgesetzt haben, wo sie wieder ein 
Lager aufgeschlagen haben ^). So scheint mir der Sinn der 



fahrem die nöthige Hülfe und Unterstützung zu gewähren, worauf AlexiiL« 
ihm im Juni 1098 folgendes erwiederte: ,Ut autem adiutorimn prebeatis, forU* 
rogo, exercitui Francorum, designabant vestrae pmdentiasime apiees. Sit 
inde certa vestra venerabilis sanctitas, quoniam ita dispositum fiiit «aper 
eoB imperium meum, et ita oninibus modis adiuvabit, atque connHalnt 
eos, et, secundum posse suiim, cooperatum est in eis, non nt amiciu vel 
cognitus, sed ut pater, et taJe expendium fecit in eis, quem non pote*t 
aliquis numerare. Et nisi imperium memn ita operatum fuisset in ei» et 
adjuvasset eos post Deum, quLs alter adiutorium prebuisset eis? et nequ<* 
iterum piget imperium meum auidlium dare eis." etc. Dieser Brief 14 
neuerdings edirt von H. Grafen Riant im Appendix zu dessen AusgaU* 
Alexii I Comneni ad Bcbertum I, Fltmdriae comitem, Epigtola «pMfw 
1879 p. 44. 

*) Vergl. oben S. 173. 

') Wir dürfen jene Menge der ersten Schaaren, die bis zum 31. Joli 
1096 bei Constantinopel angelangt waren, auf mindestem« 40000 renuh 
schlagen, worüber wir weiter unten noch Näheres zu erwähnen haben. 

•) Albert I, 16 (I, 15, fol. 13*): „Deinde diebus V completLs, to- 
toria sua amoventes, brachium maris S. G^orgii navigio et auxihi) 
Imperatoris superant, et terminos Cappadocie (soll heissen Bithvniej 



Ankunft in Helenopolis (Civitot). l79 

Worte Alberts aufgefasst werden zu sollen. Doch die Mit- 
theflung der Gesten, sie hätten, nachdem sie übergesetzt waren, 
nicht abgelassen, alle möglichen Schlechtigkeiten zu verüben, 
hätten Häuser und Kirchen verwüstet und in Brand gesteckt 
bevor sie nach Nicomedien gelangt seien ^), lässt es doch 
nicht zu, dass dieser Marsch am Golf von Nicomedien hin 
an einem einzigen Tage vollendet worden, vielmehr müssen 
auch noch andere Haltstationen auf dieser £oute gelegen 
sein. Auch lesen wir in dem tandeni der Gesten die An- 
deutung, dass ihr Marsch nicht so rasch von Statten ge- 
gangen ist. Doch ist es immerhin möglich, dass schon am 
ersten Tage (5. August 1096) die eine oder andere Abtheüung 
in Nicomedien eingetroffen ist. 

Ankunft In Heleno- Nicomedien war zu jener Zeit zerstört 

polis (Civitot). und unbewohnt*), wesshalb sie wohl hier 
keinen längeren Aufenthalt nahmen, sondern, ohne Verzug 
nach einmaligem üebemachten am südlichen Ufer des Meer- 
busens entlang weiterzogen bis Helenopolis, wie Anna 
berichtet*), nach Civitot, wie Alberts*) und der Gesten^) 
Nachricht lautet. 



intrantes, per montana ingressi sunt Nicomediam , ibidem pemoctantes. 
Et post haec ad portum, qui vocatur Civitot, castra metati sunt/ 

') G^esta I, 35, Bec, 121: «Postquam transfretaverunt, non cessabant 
agere omnia mala, comburenies et devastantes domos et ecclesias. 
Tandem pervenerunt Nicomediam, ubi divisi sunt Lmnbardi et Longo- 
bardi, et Alamanni a Francis.* Der Weg von Constantinopel bis Nico- 
medien beträgt ca. 12 Stunden. 

*) Dies erfahren wir aus dem von Stephan von Blois an seine Frau 
Adele Ende Juni 1097 geschriebenen Briefe in MMllon, Mus, Ital, I, 
pars n, 237; Bec. Hist, Occ. HI, p. 886: ^d Nicomediam urbem deso- 
latam a Tnrcis, in qua beatus martyr Pantaleon pro Christo passus est, 
ubi praedictum maris brachium caput et finem habet, iter nostrum 
direximus." Vergl. a. Ekk,, Eierosol. p. 239. 

*) Anna lib. X (P. 286; Bec. 7; Bonn. 33, 10): eis w noUxy^ov 
'EXerovnoXiy, Veigl. auch S. 176. 

*) In der soeben angeführten Stelle. 

^) Bei Bong. II, 20; Bec. 122: Civito, quae »upra Nicenam nrhemest 

12* 



180 IV. Das Krenzheer Peters. 

Dass diese beiderseitigen Ortsangaben sich widersprechen« 
ist keineswegs indicirt, obwohl es den Anschein haben könnte. 
Vor allem ist die Annahme abzuweisen, als ob das Yon Albert 
und den Gesten genannte OiviM am Golf von Mudania ge- 
legen und das heutige Kenüik sei. Nicht ein einziger der Be- 
richterstatter macht dies auch nur einigermasseo wahr- 
scheinlich, obwohl diese Ansicht neuerdings manche Ver- 
theidiger gefunden wie Prokesch Osten *), Peyr6 *), die Heraus- 
geber des Becueil^ Guarmani*), und allemeuestens Röhricht*). 

Peyre erachtet es nemlich für durchaus unmöglich, dass 
zur Zeit der Belagerung Niceas im Juni 1097 in einer ein- 
zigen Nacht von Civitot aus Schiflfe von beträchtlicher Lange 
von den Leuten des Alexius zu Land weiterbefördert und in 
den See Askanius verbracht worden sein könnten*), — 



^) Erinnerungen aus Äegypten und Kleinagien lU, 228: «Die Meiinuij^ 
Herr v. Hammers, dass die Lände von Eibotos, von welcher ans <)i«> 
Ereuzfiährer vor Nicea ihre Mittel bezogen, nicht am Meerbueen roo 
Nicomedia, sondern an dem von Mudania zu suchen, und zwar in Kemhk 
dem Ki08 des Strabo, gefunden sei, — ist gewiss die natürliche. Dn 
Abfluss des Sees Askanius geht nach KeiQlik, und das Thal zwitchra 
Beiden ist nur 3 Stunden lang. Die Länge des Sees ii$t 6 Stund**!!, 
dessen grösste Breite 2 Stunden." 

') Histaire de la prem, Orais. I, 104. 

") Bist Occ, m, 734 und 886. 

^) Guarmani, GV Italiani in terra scmta p. 49: ,»Passata una-itoU 
notte sotto le mura di Nicomedia, Tesercito cluistiano, si diresse Tei>o 
Ü horgo di Civitot, la modema KenUik, sul Golfo di Mudania.* GuanuAm 
folgt übrigens stets Peyre. 

^) Beiträge H, 28: „Vereint mit dem Reste der Walterschen Schaar 
setzten die Pilger nach der kleinasiatischen Küste über, wo sie Wi 
Kibotus (Kemlik) in der Nähe von Helenopolis (Erdek am Marmanmofri 
ihr Lager aufschlugen.*^ 

") Peyre a. a. 0. sagt : ,La ville de Civetot se trouvait ... au fonJ 
du golfe de Moudania, ü. une distance tres-rapprochee du lac de Nice«. 
Conunent, si le port de Civetot eüt 6t6 plac^ sur le bras de mcr qai 
s'enfonce vers Nicom^die, au-delä des montagnes par rappoit au ti^rri 
toire de Nic^e, montagnes fort 41ev6e8 et d*un difßcile parcours, U« 
Crois^s de Godefroy plus tard eussent-ils pu, dans une seule nuit, tnn*- 
porter sur ce lac les barques, d*une longueur et d'un poids con»derable:i. 
ä Taide desquellcs ils purent aborder le cöte de la ville qui fiuaait fao* 



Lager bei Civitot (Aogust bis October 1096). Igl 

worüber wir uns freilich auch mit Becht wundem müssten. 
Allein wenn wir genauer zusehen, so wird dies von keinem 
der Augenzeugen berichtet. Aus ihrem Berichte geht vielmehr 
nur soviel als thatsächlich hervor, dass Schifife in der Nacht 
in den See hinabgelassen worden sind, wogegen mit keiner 
SQbe erwähnt wird, dass dieselben auch in einer einzigen 
Nacht von Civito heriibertransportirt worden ^), welche Nach- 
richt allerdings bei Wilhelm v. Tyrus, woher sie auch Peyre 
entnommen, sich findet, allein es ist dies eine Nachricht, die 
keinen Glauben verdient, und auf einer durchaus ungerecht« 
fertigten Aenderung beruht, welche Wilhelm an der be- 
treffenden Stelle Alberts vorgenommen hat, indem er anstatt 
des unbestimmten nodis „zur Nachtzeit'': unius noctis ge- 
schrieben'). Doch abgesehen hievon, unmöglich wäre es 
immerhin nicht, wenn auch sehr zum Verwundern, dass die 
Schiffe in einer Nacht von Civito, also vom Nicomedischen 
Meerbusen aus nach dem See Ascanius verbracht worden 
sind, aber ebenso müsste man sich wundern, wenn dies von 



ati lac ABcanien? Une teile manoeuvre n^etuit praticablc qu en admctiant 
i|ue le pori de Civitot, oü ces barques etaient raRsemblees avant leur 
iir^placeineni, se trouvait a ime distance rapprochee du lac, comme Test 
la Position de Kemlik. Trop de difficultÖB se seraient presQntees entre 
le golfe de Nicomedie et le lac Ascanien ou de Nic^e!** 

») Man vergL Gesta 6, 5 (Bec. 127); Raim. de Ag. 142, 1 (Eec. 239); 
Ftücher 387 {Rec. 333); Guibert 492, 50; Baldric. 96, 20; Bist. heü. sacr, 
c. 23 {Rec, 181); Orderic. 729 (Le Prevost), Alb. II,' 32. Letzterer erzählt: 
,,Decretum est communi consilio, ut ad portum Civitot innumerabiles 
copiae equestris et pedestris vulgi mitterentor, qui naves a Domino 
iiuperatore impetratas, einsque dono concessas, a mitri per siccum iter 
vebiculifl . , . usquo ad lacum Nicaeae perducere valerent.« Quod actum 
erit, et noctis in silentio viam septem milliarium trahentes, bas naves 
miri ponderis et magnitudinis , quae numerum centum virorum caperc 
poterant, orto sole ad praedictum locum applicuerunt, has in Httore et 
undiB reponcnt€8/ 

*)jWilhelm von Tyrus III, 6: „Copulatisque ad invicem tribus aut 
qnatuor plaustris, prout naviimi longitudo deposcebat, eisque desuper 
impositis, unius noctis spacio per miliaria septem aut amplius, funibus, 
httzncris et cervicibus hominum inipositis, usque ad praedictum per- 
traxerunt locum/ 



182 r\r. Das Kreuzheer Peters. 

dem heutigen Kemlik aus geschehen wäre, um so mehr, &h 
Fulcher schreibt: „Tunc naviculas aliquantas de Civitot nsqne 
Nicaeam cum bobus et funibus per terram attraximns quasi 
in lacum, juxta urbem imposuimus ad custodiendum urbis 
introitum." Der See Ascanius bei Nicea ist nun aber in der 
Richtung zwischen Gemlik, das westlich am Meere und drei 
Stunden vom See, und Nicea, das am östlichen Ende des 
Sees gelegen, drei mal so lang als breit ^). Da musste o$ 
vor allem auffallen, dass die Kreuzfahrer, nachdem die Schiffe 
von Gemlik bis an den Ascanius -See herauf gezogen waren, 
dieselben nicht am Westufer dieses Sees in denselben hinab* 
gelassen haben, sondern die lange Strecke am Ufer entlang 
bis in die Nähe Niceas auf dem Lande weiter gezogen und 
erst hier in den See hinabgelassen haben sollten, welche Fol- 
chersche Notiz sicher darauf schliessen lässt, dass diese Schiffe 
nicht von Westen aus dem Golfe von Mudania, sondern von 
Norden aus dem Golfe von Nicomedien, von wo aus eine 
Strasse nach Nicea führte, dahin gebracht worden sind 
Zudem aber, warum will man nicht bei der ausdrücklichen 
Bestimmung der Lage wie sie Villehardouin der Augenzeuge 
beim vierten Kreuzzuge, der diese Gegend wohl kannte, gibt, 
bleiben: Li diivetot, qui siet sor le goffre de Nichomie d*män 
part, devers Nike. Diese Angabe Villeharduins •) ist voll- 
kommen hinreichend und entscheidend für die Lage dieses 
Ortes am Golf von Nicomedien, worauf auch Paulin Pari*' 
mit Recht hingewiesen hat^). Dazu kommt endlich noch, 
dass der Augenzeuge Fulcher, welcher im Frühjahr des darauf* 
folgenden Jahres ebenfalls den Weg über Nicomedien gc» 



^) Der Abflugs des Sees Askanius geht nach Kemlik, nnd cW HuJ 
zwischen beiden ist nur 3 Stunden laug. Die Länge des See» i«l 
6 Stunden, dessen grösste Breite 2 Stunden. Frokesch, Erim^erumgin 
aus Aegypten und Kleinasien III, 228. 

*) Chronique de la prise de Canstantinople par les FranQ^ Pah« 
1828, ed. Buchon (in Collect, des Ckroniques nation. franc. L HD p. 1?.^ 

') io Chansmi d'ÄntiocJte I, 22, not. 3: ^Cest donc sur le golf«* *\* 
Nicomedie, vers Jenikoi, «[u'il faut placer le chäteau de Civetot* EWu 
falls in Paulin Paris Ausgabe Yilleharduins § 169 und 175, 



Lager bei Civitot (August bis October 1096). 183 

Nicea gemacht bat, in der Nähe der ersteren Stadt am Ge- 
stade des Nicomedischen Meerbusens die Unzahl der Ueber- 
reste der bei Civitot Gefallenen umherliegen gesehen und 
desshalb in seiner Barstellung diesen Anblick also schildert: 
„O quot capita caesa et ossa occisorum tdtra Nicomediam prope 
mare iUud in campis jacentium tunc invenimus! quos ipso 
anno, ignaros, et usui sagittario modemos Turci peremerant: 
unde moti pietate, lacrymas multas ibi perfudimus^)!^ Also auch 
hienach muss Civitot am Nicomedischen Busen gelegen sein. 
Alle diese Beweisstellen lassen mit Sicherheit erkennen, dass 
CivHot am Südufer des astraceiscJien Meerbusens und, wenn 
nicht geradezu mit Helenopolis identisch, was wir für un- 
wahrscheinlich halten, so doch in unmittelbarster Nähe von 
Helenopolis zu suchen ist. Aus Albert erfahren wir nemlich, 
dass in unmittelbarer Nähe Civitots eine alte, aber verlassene 
Festung sich befunden habe, wohin sich gegen 30 000 Kreuz- 
fahrer vor den sie verfolgenden Türken geflüchtet hätten^), 
80 dass wir annehmen dürfen, dass entweder der Landungs- 
platz Helenopolis, der befestigte Platz aber Civitot hiess, oder 
umgekehrt, und Anna den ersteren Namen imd die Abend- 
ländischen Erzähler den anderen gebraucht haben. Sei dem 
aber wie ihm wolle, gewiss ist, dass, wenn man nicht lieber 
beide Namen als ein und denselben Ort bezeichnend deuten 
will, beide Orte nicht weit von einander gelegen waren und 
zwar am südlichen Ufer des Astacenischen Meerbusens, zudem 
da eine Ausdehnung der Lagerplätze des Heeres über mehrere 
nahe bei einander gelegene Orte sich eigentlich von selbst 
verstand bei einer derartigen Anzahl von Leuten, wie wir sie 



>) Pulcher 387, 5; Beb. 332. 

') Lib. 1, 22 (foL 15*) : «Est autem supra littus maris iuxta predictum 
Civitot presiclium quoddam antiquum et desertum ad quod 3 millia 
peregrinorum fiigam accipientee*' etc. — In der oben S. 179 angeflihrten 
Stelle nennt Albert Civitot einen portus, Nacb den Gesten war es ein 
cadtrum; Stephan von Blois in.£^^ I ad Adelam schreibt über Civitot: 
4'rope Niceam civitatem est castrom nomine Civitot, juxta quod maris 
cnrrit brachium, per quod naves propriae imperatoris die noctuque usque 
Conetantinopolim currunt, quae inde pauperum cibos usque ad castrum 
feront, qui eis innumeris quotidie distribuuntur." 



184 rV. Das Kreuzheer Peters. 

im Gefolge Peters antreffen. Darauf scheint auch der Ver* 
fasser der Gesten hinzuweisen, welcher die nachher zu be- 
sprechende Trennung des Heeres schon in Nicomedien er- 
folgen lässt und ohne Zweifel diese Stadt als die flauptstatiou 
des sich damals am Golf von Nicomedien gelagert habenden 
Heeres angesehen hat^). 

Helenopolis, resp. Civitot, wäre sonach wahr* 
scheinlich das heutige Hersek^). Hier hat Peter 
sein Lager aufgeschlagen, hierher kamen auch Gesandte des 
Alexius, welche dem Einsiedler riethen, nicht weiter und nicht 
eher gegen Nicea vorzurücken, bis die Menge der Pilger durch 
die nachfolgenden Schaaren verstärkt sein werde. Hier bheb 



') Vergl. Gesta I, 36; Bec, 122. Dass demnach unter Civitoi aacb 
nicht das Gonstantinopel gegenüber liegende Scutari gemeint sein kaiu>. 
wie ReinecciuB in seiner Ausgabe Älberts, Appendix zu lib, 11, c. lf> 
vennuthet, braucht nicht naher bewiesen zu werden. 

■) So Poujoulat im 61. Briefe der ersten Partie der CtMrespomdtMr 
d' Orient und nach ihm Peyrö I, 104. Nach Prokesch a, o. 0. p. 2i^ Ut 
Herseh ein armes Oertchen von einigen Häusern, die um die Ktaitlirh(' 
Moschee und das Grab des Hersekdere Achmed Pascha, Grossvezier nnWx 
8 Sultanen Mahammed IL , Bajasid 11. und Selim 1. sich angesiedelt haboo. 
„Von Hersek bis an die Stelle , wo man über den Golf föhrt, ist NO. hei 
N. eine halbe Stunde Wegs. Reste eines Dammes zeigen, Aaa» H*it 
Alters dort die Verbindung zwischen dem einen und dem andern GeKtade 
des Golfes gepflogen wird. Jetzt steht ein Mauthhaus dort.* Proke^cb 
vennuthet übrigens a. a. 0. p. 240, dass, während er das Civitot für 
Gemlik am Golf von Mudania hält, das Helenopolis der Kreuzfahrer dv 
heutige Jalowa sei. Hase im Bec. des Crois., Bist, grecs 1 1, pari I, p. 137 
macht die Bemerkung : «Drepanum ad ostium Draconis omni«, deitn> 
latere innavigantibus sinum Astacenum appositnm, constat Constantiiuiiu 
Magnum ex appeUatione matris Helenopolim transnonmuutse. (Mjuinfii 
Geogr, der Griechen undBämer, part VI, vol. HI, p. 583, ambigens älf 
quidem ad utrum littus sinus Astaceni sit coUocandum.) At enim colbÜ» 
inter se locis collectis a Ducang. ad Alexiad. p. 851 liquet, Dr^poiHi» 
s. Helefwpolim extitisse vel eo ipso loco quo hodie est Hersek, vel ifi 
vicinia, ad meridiem sinus.*^ Ueber die Erbauung von Helenopolis dtuth 
Constantin den Grossen zu Ehren seiner Mutter Helena macht anfCnm^i 
der alten Quellen nähere und interessante Mittheilungen Dr. Emil Roko 
in seinem Werke: üeber die Entstehung der Städte der Altei%, Kernen- 
Verfassung und Synoikismos, Leipz. 1878, p. 453 f. 



Lager bei Givitot (Aogast bis October 1096). 185 

das Heer auch in steter Verbindung mit Cionstantinopel, 
woher auf leichte Weise die Lebensmittel beschafft werden 
konnten^). Hier hätten sie denn auch zwei Monate lang vor 
jegHchem feindlichen Angriffe sicher und unter fröhlichen 
Schmausereien im Lager der Buhe gepflegt. Diese letztere 
Nachricht giht Albert, welchem auch Wilhelm v. Tyrus ge- 
folgt ist*). Wäre dem jedoch also gewesen, so müsste die 
Mittheilung der Gesten, dass sie bei ihrer Ankunft auf dem 
bithynischen Ufer ihr ungezügeltes Benehmen weitergetrieben '), 
dabin interprethi werden, dass sie erst nach zweimonatUchem 
ruhigen Verhalten diesem früheren Unwesen sich wieder hin- 
gegeben hätten, dem ist aber wohl nicht so gewesen. Schon 
die verschiedenen in den Gesten verzeichneten Daten, worauf 
wir nachher noch weiter zarückkommen werden, lassen diese 
Annahme nicht wohl zu; dann ist es nur zu gewiss, dass 
jene Leute, und wenn es verhältnissmässig auch keine so 
grosse Zahl gewesen, welche in allernächster Nähe der Kaiser- 
stadt sich nicht gescheut hatten, sogar das Blei von den 
Kirchendächern zu stehlen und die Paläste auszuplündern, 
gewiss am jenseitigen Ufer des Bosporus, überall wo sie in 
ihren Augen iilünderungswürdige Gegenstände vorgefunden, 
dieselben sich nicht werden leicht haben entgehen lassen und 
so manchen Excess begangen haben, der sie bei allen Besser- 
gesinnten unter ihnen verächtlich machte. Zudem findet sich 
in der Zimmerischen Chronik*) eine Nachricht, welche so 
drastisch wahr das Verfahren der Deutschen schildert, dass 
dagegen die Angabe eines zweimonatlichen Ausruhens von 
jeglicher kriegerischen Unternehmung, wie sie Albert gibt, 
allen Werth verUert. „Underwegen aber," heisst es da, „und 



*) Albert I, 16 (D. 1, 15, fol. 13*): „llluc (Civitot) ex precepto impe- 
ratotis assidue mercatores admovebant naves onustas cibariis vini, 
frumenti, olei et hordei caseoqae abundantia, vendentes omnia percgrinis 
in equitate et nieuBura/ 

•) Ebenda: ^Et corriculo duorum mensiuni ülic in pace et letitia 
epulati, moram feccmnt, secnre ab omni boBtili impetu donnientes/ 

■) Siehe oben S. 179. 



186 rV. Das Kreazheer Peter«. 

nit weit von Nicea warde dem deutschen häufen an profiant 
und allerhand narung abgeen, und ak sie berichtet, wie stark 
die Türken vorhanden und nemlich das sie nit feel von d&nnen 
ir leger geschlagen, riten sie erstlichs jnit grossen sorgen imd 
fursichtigkeit auf die fueterung, hernach aber von tags za 
tags begaben sie sich, ihe lenger ihe weiter hinaus, bis za 
letzten, das sie auf zehen meil wegs sich vom leger thetem 
blünderten und raupten.^ Auf Raub und Plünderung gingen 
sie sonach täglich aus, zudem da sie sich jetzt schon auf 
feindlichem Boden wussten. 
BeutezQge in die ^^ ^^^ ^ auch, dass höchst wahr- 

Nälie Niceas und scheinlich in der zweiten Hälfte September 
nacli Xerigordon. i096 ein Theil von den Uebrigen aidi 
trennte und trotz des Abrathens Peters einen Streifzug in die 
Nähe Niceas, vielleicht auch in das über diese Stadt hinam 
liegende Gebiet veranstaltete. Ihre Zahl war nicht klein nod 
muss mehrere Tausende betragen haben. Nach Anna 10000 0* 
nach Albert nur 7300*). Erstere bezeichnet sie als Nor- 
mannen, letzterer als Südfranzosen ^), die Gesten nennen sie 
einfach superbi Frandgeni, denn quia superhia tumebant, darum 
hätten dieselben sich von den übrigen getrennt^). Sie Ter- 
wüsteten die ganze Umgegend von Nicea, wütheten schrecklicli 
gegen Alles, Kinder hieben sie in' Stücke, ja brieten dieselben 
sogar im Feuer an hölzernen Spiessen und wandten gegen 
Erwachsene alle möglichen Arten von Qualen au. Die Ein- 
wohner Niceas wollten sich ihrer erwehren und zogen gegen 
sie aus, vermochten sie aber nicht zu überwältigen, sondern 
wurden von ihnen in die Stadt zurückgeschlagen. Vomemlicb 
hatten sie es auf den Raub des Viehes abgesehen. Lärmend 
und mit reichUcher Beute kehrten sie wieder ins Haupthiger 
zurück, verzehrten hier ihren Raub und verkauften davon 



') Lib. X, p. 286; Bec. p. 7. 

•) Lib. I, c. 17. 

*) Ebenda: Bomani Francigenu 

*) Bei Bong. I, 37; Bec. 121: ^Timdem pervenenuit Nioome<l»nu 
ubi divisi sunt Lombardi et Longobardi, Alanuumi a Frands: qou 
Franci tumebant superbia." 



Beutezug der Deutschen nach Xerigordon (Mitte Sept. 1096). 187 

den Griechen und an die Schiffer*). Hiedurch weckten sie 
auch bei einem Theile der Deutschen und Longobarden Neid 
und Eifersucht, so dass es unter ihnen zu Händebi und Bal- 
gereien kam und von diesen (den Deutschen und Longo- 
barden)') 3000 sich zu einem ähnlichen Streifzug auf den 
Weg machten, nachdem sie sich einen Deutschen, namens 
Reinald, zum Anführer erkoren^). Sie drangen in Bomanien 
ein, gelangten vier Tagreisen über Nicea hinaus an das 
Castell Xerigordon und da sie dasselbe menschenleer 
fanden, so nahmen sie von demselben Besitz. Offenbar war 
dasselbe von Türken besetzt gewesen, die sich aber aus Furcht 
vor den heranziehenden Christenhorden geflüchtet hatten^). 



') Anna a. a. 0. und Albert I, 17. Der letztere weiss von Grausam- 
keiten, welche die Kreuzfahrer auf diesem Zuge verübt, nichts zu be- 
richten, sie hätten vielmehr nur eine grosse Menge (700 Ochsen, das 
Kleinvieh ausgenommen) geraubt Die Gesten enthalten über diesen 
Zug keine Nachricht. 

*) Nach Anna a. a. 0. p. 7 waren es wieder Normannen: oi toXfxriTiai 
No^fjuafoi^ welche Angabe gegenüber dem deutlichen Berichte der Gesten 
und dem mit diesen übereinstimmenden Albert, doch wohl nur eine 
Verwechslung sein dürfte. Vergl. auch v. Sybel 252. 

*) Nach Albert I, 17 nahmen an diesem Zuge 3000 zu Fuss und 
200 Ritter theil. Ganz die nemliche Zahl hat auch die Zimmerische 
Chronik p. 84: ,200 zu Ros und 3000 zu Fues." Dass ihr Anfahrer 
Reinald ein Deutscher war, könnte aus der Bemerkung der Gesten 2, 7; 
fiec 122: Dominus Älamannorum geschlossen werden. Ob er vielleicht 
identisch ist mit dem von Albert I, 8 (7). 13 (11). 20 (19). 22 (21) ge- 
nannten Reinaldus de Castro Breis (vielleicht Bray an der Seine im 
Departement Seine et Marne), wäre immerhin möglich^ dann wäre er 
aber ein Franzose gewesen. Diesen Reinaldus de Breis nennt Albert 1, 
B (7) einen eques insignis, opertum Habens caput galea et lorica ifidutus^ 
und I, 22 sagt er von ihm und Fulcher von CHartres : Viri nominatissimi 
in terra sua, Guibert 483, 81 ; 483, 41 kennt ihn nur unter dem Namen 
dux BainaJdus, und Rob. Monach. 33, 28 {Rec. 732); 33, 42 (Reo. 733); 
33, 54 (Reo, 734) als einen princeps Christianorum, Dass ihn nicht nur 
flie Longobarden , sondern auch die Deutschen zu ihrem Anführer 
gewählt, geht aus den soeben aus den Gesten angeführten Worten hervor. 

*) Gesta I, 36; Rec, 121: ^i intraverunt in Romaniam et per IV 
^m ierunt ultra Nicenam urbem, inveneruntque quoddam castrum, ciii 
nomen ExeroQOTgo, quod erat va^Mum gente.'^ Demnach lag dieses Castell, 



188 IV. DuA Kreuzheer Peters. 

Zum Glück fanden sie darin eine Menge Getreide, Wein, 
Fleisch und andere Nahrungsmittel. Allein sie sollten dieses 
Glückes nicht lange geniessen. Die Nachricht hievon ter- 
anlasste den Sultan Soliman, seinen Feldherm Elchanes mit 
hinreichender Streitmacht gegen diese Eindringlinge aus- 
zusenden^). Dieser rückte heran; Ein von Seiten Eaioalds 
und seiner Leute in der Nähe des Castells gelegter Hinter« 
halt missglückte. Die Türken erhielten von demselben Kennt» 
niss und überfielen jene, eine Menge Kreuzfahrer wurde ge- 
tödtet, Rainald und die Uebrigen flohen ins Castell zurück, 
vor welches auch die Türken, um es zu belagern, sogleich 
gezogen sind*). Der Tag dieses für die Kreuzfahrer so un- 
günstigen Vorfalles war das Michaelisfest 1096, der 29. Sep- 
tember'). 



welchefi Anna (B. 34, 4) SeQiyoQ^oy nennt, vier Tagemärsche über Nicea 
hinaus, Bonach wohl in der Richtung gen Doryleum. Jedenfalls ist diese 
Angabe eines Augenzeugen gegenüber derjenigen eines Guibert festzu- 
halten, welcher 483, 34 die Worte der Gesten dahin geändert hat, dass 
er schrieb ,et 4 dierum itinere Nichomediam i^raetergressi inter eandeiu 
castruni ofTeudere quoddam, quod auctori placito noniini vocatur Exoro- 
gorgum**, und gegenüber derjenigen Alberts I, 17, womach es nur in 
einem Abstände von 3 Meilen von Nicea (dißtans a Kicea spatio irium 
milliarium) abgelegen sei, und sonach auch die Bestimmung der Ortslagc 
des Castells nach Wilh. von Tyrus 1 , 23 (quatuor miliarium vix distans 
a Nicea), Michauds I, 80 (womach es das heutige Eski KaUh sei), Poa- 
joulats in Voyage datM VAsie mifieure I, 176 und Peyres I, 108 und der 
beigegebenen Karte, womach es vor Nicea gelegen, wahrscheinücii 
unrichtig ist. Röhricht, Beitr. II, 48 venuuthet, dass es das alte iV^/ui;, 
südöstlich von Cycicus, 2 Stunden von Lopadium, gewesen sein könnt», 
aber gewiss mit Unrecht, da auch hierauf die oben angeföhrten Wort« 
der Gesten keineswegs passen. Nach Anna und Albert hätten die Pilg«r 
das Castell erst erobern müssen und wie letzterer crwälmt, alle Inwohner 
desselben mit Ausnahme der griechischen Christen , welcher sie schonten, 
getödtet oder zu den Mauern hinabgestürzt. 

*) Die Nachricht, dass nicht der Sultan selbst, sondern dessen Feld- 
herr Elchanes gegen die Kreuzfahrer nach Xerigordon gezogen ist, h»i 
nur Anna, Bec. p. 8; ed. Reiflfercheid p. 34, 6. 

•) Von dieser Niederlage der Christen vor dem Castell berichten 
allein die Gesten a. a. 0. 

') In die dedica^ianis S. Mikahelia, qui est in Kai Octob., ebesf«ll« 



Katastrophe der Deutschen bei Xerigordon (6. Oci 1096). 189 

N«th d€r Deutsehen Durch die nunmehrige Belagerung, wurde 

in Xerigordon. den im Castell Eingeschlossenen der Zutritt 
zur einzigen Cisteme, welche ausserhalb des Thores gelegen, 
und zum Brunnen am Fusse des Berges, auf welchem das 
Castell erbaut war, abgeschnitten, wodurch sie durch Wasser- 
mangel in die schrecklichste Noth geriethen. Diese ward so 
gross, dass manche den Pferden und Eseln zu Ader liessen 
und deren Blut tranken, andere mit ihrem eigenen Urin oder 
auch aus den Aborten ihren Durst zu löschen suchten, indem 
sie Tuchlappen hineintauchten und dieselben alsdann in ihrem 
Munde ausdrückten oder aussaugten. Einige gruben Löcher 
in den Boden und legten sich die feuchte Erde auf ihre Brust. 
Ihre Bischöfe und Priester suchten sie in dieser Noth auf- 
zurichten und ermahnten sie, trotz alledem den Muth nicht 
zu Terlieren: „Seyd nur stark im Glauben an Christum, 
sagten sie, und wollet eure Feinde nicht fürchten, denn der 
Herr spricht: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib 
tödten, die Seele aber nicht zu tödten vermögen." Dieser 
schreckliche Zustand währte für die Belagerten acht Tage, 
also bis zum 6. October*), während welcher Zeit sie jeden 
Angriff dennoch muthig zurückgeschlagen haben. Da soll ihr 
Anführer Rainald sie an die Türken verrathen haben. Die 
Gesten berichten nemüch: er habe sich mit den Türken ins 
Einverständniss gesetzt und bei den Seinen vorgegeben, in den 
Kampf auszuziehen, sei aber mit Vielen derselben zu jenen 
übergegangen. Die, welche ihren Glauben nicht verläugnen 
wollten, seien gctödtet, andere theüs nach Antiochien, theils 



nur in den Gesten erwähnt. — Offenbar ist dieser Haufe Kreuzfahrer 
anter Rainald allermindestens 5 Tage vor dem 29. September aus dem 
Lager von Civiiot aufgebrochen (vergl. die obige Bemerk, über die Lage 
Xerigordons und die wörtlich angeftihfie Stelle der Crest I, 36, Rec, 121), 
also jedenfalls spätestens am 24. September, höchst wahrscheinlich noch 
früher, cu. 20. September, woraus ebenfalls hervorgeht, dass die oben 
verzeichnete Angabe Alberts, als seien die Peterschen Schaaren zwei 
Monate lang ruhig im Lager zu Civitot gelegen, nicht richtig sein kann. 
') Dieses Datum geht aus den Worten der Gesten 2, 12, Bec, 122: 
,Haec tribtilatio fuit per octo dien im Vergleich mit dem zuletzt ge- 
nannten Datum hervor. 



190 ^- ^a* Kreuzheer Pete». 

nach Aleppo, theils nach Chorasan, oder wo immer ihre 
Herren ihre Heimath hatten , in die Gefangenschaft geführt, 
verkauft oder verschenkt worden. Ob nun aber in der 
That Rainald zum Yerräther geworden, mag immerhin be- 
zweifelt werden. Abgesehen davon , dass Albert hierüber 
nichts weiss, der auch das Castell in Flammen ansehen and 
die Yertheidiger desselben zur Flucht gezwungen werden laast 
— wohl eine Verwechslung mit der Zerstörung des Castells 
von Civitot — so gibt Fulco eine andere, von den Gesten ver- 
schiedene Nachricht. Er erzählt ^) : Da die Türken trotz öfterem 
Angriff des Castells sich nicht bemächtigen konnten, so hätten 
sie eine Gesandtschaft zu den Belagerten geschickt mit dem 
Aneij)ieten, wenn sie nach dem heiligen Grabe eiligst zu 
ziehen wünschten, so sollten sie den Ort verlassen, wo sie ein- 
geschlossen von Mangel zu Tode gequält würden, sie, die 
Türken, würden ihnen eidlich versprechen, sie alle lebend 
nach Jerusalem zu bringen. Nachdem die Belagerten hierauf 
eingegangen, seien sie aus Xerigordon ausgezogen und hätten 
ihre Waffen abgeUefert. Die Türken aber führten sie in ein 
unheimliches Thal ab, welches sie Jerusalem nannten, wo sie 
dieselben erwürgten. Welchen Werth auch immer man dieser 
Nachricht beilegen mag, so scheint doch so viel aus derselben 



*) Ducbesne, Historicie Franc, scriptores t. IV, p. 894, A: 
5t cum p€ux velint castris exire rdicUs; 
Denigue si votis coneordibus esue parates 
Usque in Hierusalem ctMCtoa deducere vitos. 
Hoc quoque w/ra/ndo 8Ün ae promttere j^ire, 
Si non credendi teneantur canditione. 

Jurant legaU penit%i8 nihil esse pericU, 

Excedtmt castris, et tradunt hosUbus arma 
Agminu capta doiis et proditione subacta, 
Dedpitmt ipsos ductores assmuloH, 
Ded/ucunt aHquot spatüs sub nomine pacU: 
' Donec in exosam venientes tMdique vaÜem, 
VaUi Hierusalem studuerunt panere nomen .... 
ündigue canclamcmt, gladdos et spicula nudani, 
Armati nudos caedunt, feriuntque trueidant, etc. 



Die Katastrophe am Drakofloss und bei Civitot (21. Oci 1096). 191 

entnommen werden zu können, dass der nach den Gesten dem 
Rainald zugeschriebene Yerrath wohl nicht allerwärts geglaubt 
wurde* und demgemäss der Untergang jener Deutschen 
auch als in anderer Weise veranlasst erzählt worden ist. 
Dass ein Theil in die Gefangenschaft gefuhrt wurde, berichten 
übrigens nebst den Gesten auch Anna und Albert ^), letzterer 
^will sogar wissen, dass es gegen 200 gewesen sind. 

Solch' ein Ende hatte das unüberlegte Vordringen dieser 
deutschen Kreuzfahrer zur Folge. Allein diese Niederlage 
war nur die Einleitung einer Katastrophe, welche das übrige 
Heer in die grösste Gefahr stürzte und auch dessen Unter- 
gang herbeiführte. 

Die Katastrophe am Elchanes, der türkische Oberfeldherr, 

Drakofittts und bei liess es nicht dabei bewenden, diesen abend- 
Civitot ländischen Haufen bei Xerigordon ver- 

nichtet zu haben, er beabsichtigte jetzt auch einen Angriff 
auf das Hauptlager der Christen bei Civitot und womöglich 
auch die daselbst zurückgebliebenen unschädlich zu machen ^). 
Zwei Nachrichten entgegengesetzten Inhaltes scheinen damals 
im Lager zu Civitot verbreitet worden zu sein^); die eine, 



') Anna Rec, p. 8 (B. 34, 7): /O ds xaraXaßdiy ai^sT fxiy rr^y Ssgi- 
yo^oy, Tuty de Noqfxaytay tovg fiey ^ig>üiy nagayaXay/jia inoi^acctOj tovs ds 
xai (toyQsiay t^ye fMsXeti^iras afia xai xceta tmy cvycato'kBupd-iytoyy ra 
KovxovnitQt^,'' Alb. I, 18 (D. I, 17) : ,Sed Turd, qui foris erant, exeuntes 
et fiigientes ense trucidabaiit, alios vultu et corpore iavenih vennstos, cir- 
citer 200 abduxeront captivos, ceteri omnes gladio et sagitta consuinti Bunt.*^ 

') YergL die eben angeführte Stelle aus Anna. 

') Anna a. a. 0. berichtet: ^Elchanes habe an geeigneten Plätzen 
einen Hinterhalt gelegt, in welchem die nach Nicea ziehenden Kreuz- 
fahrer OberüoJlen und getödtet werden sollten, und da er der Kelten 
Habgier wohl kannte, so habe er in Kukupeters Xager zwei niuthige 
Leute entsendet, welche dort aussprengen sollten, die Normannen hätten 
Nicea besetzt und seien daran die Beute zu theilen. Dieses Gericht 
habe die Leute Peters ungeheuer erregt, denn als sie von Beute und 
Theilong hOrten, so hätten sie sich allsogleich auf den Weg be- 
geben und die in Unordnung und zerstreut Marschirenden seien am 
Drakofluss in den Hinterhalt gefallen und so elendiglich hingemordet 
worden." Die andere Version aber lesen wir bei Albert I, 19 (18) und 
in der Zimtnerischen Chronik (I, 84): „Die Nachricht von der Niederlage 



192 rv. Das Ereuzheer Peters. 

jene deutsche Schaar habe Nicea erobert und sei eben daran 
die Beute zu theilen, die andere, sie sei von den Seldjaken 
vernichtet worden. Daraufhin war man jedenfalls unschlüssig, 
ob man gegen Nicea aufbrechen solle. Peter der Eremite 
war nicht mehr im Lager , vielmehr nachdem ein Tbeil der 
deutschen Schaar unter Rainald ohne Zweifel gegen seinen 
Willen ins Nicenische w^gezogen war, nach Constantinopel 
zurückgekehrt in der Ueberzeugung, dass sich jene verschie- 
denen Haufen durch ihn nicht mehr leiten lassen wollten« 
wahrscheinlich um sich weiteren Kaths vom griechischen 
E[aiser zu erbitten und vielleicht in Betreff des Ankaufs von 
Lebensmitteln billigere Bedingungen von den Griechen zu er- 
zielen*). Die Anführer erwarteten seine Rückkunft und 
wollten wenigstens den Aufbruch gen Nicea bis dahin noch 
hinausgeschoben wissen. Bereits hatte man acht Tage lang 



der deutschen Schaar sei ins Lager gedrungen. DarQber empört hSüe 
sich das Eriegsvolk trotz der Einsprache und dem Zögern der Anführer 
nicht mehr halten lassen imd seien desshalb gen Nicea aufgebrochen/ 
Wahrscheinlich ist es, dass beide Angaben richtig sind. Diejenige der 
Anna für die allein richtige zu halten, vermögen wir nicht, weil diejenij^ 
Alberts und der Zimmerischen Chronik zu umständlich ist, als dass sie 
in das Gebiet blosser Sage verwiesen werden dürfte. Der Verfiw»cr 
der Gesch, der SeläQuken von Rum^ in der von J. S. Semler beaorgten 
Uebersetzung der Allgemeinen Welthistorie, Theil 21, S. 411, führt allein 
die Angabe der Anna Comn. an. 

*) Gesta 2, 24, Bec, 122: „Petrus heremita paolo ante ierai Con- 
stantinopolim, eo quod nequibat refrenare illam diversam gentem, qai^^ 
nee illum, nee verba ejus audire volebat.* Anders stellt diese Sache 
Anna dar; sie weiss nichts von einer Rückkehr Peters nach der gne- 
chischen Hauptstadt vor der grossen Niederlage bei Civitot, nach welcher 
sie den Eremiten mit nur wenigen seiner Begleiter gerettet werden lässt 
Auch nach Fulco p. 894 c. a. a. 0. hat sich Peter durch die Flucht vor 
den Türken gerettet. Albert, dem auch Wilhelm v. Tyrus folgte hat die 
Angabe, er sei nach Constantinopel zurückgekehrt, um günstigere Han- 
delsbeziehungen zu erzielen. Wir geben der Nachricht der Vcsten nnu 
Alberts den Vorzug, da die Nichterwähnung dieser Nachricht durch Anna 
wohl daher sich leicht erklären lässt, dass Peter vor der Niederlage' 
seiner Schaaren bei Alexius keine Audienz gehabt haben wird, auch die 
ausdrücklichen Angaben der Gesten imd bei Aljoert nicht den geringsten 
Zweifel veranlassen, dass sie etwa erdichtet sein könnten. 



Die Katastrophe am Drakofluss und bei Civitot (21. Oct. 1096). 193 

gewartet. Endlich als die Anführer ob ihres Zögerns auch 
den Vorwurf der Feigheit hören mussten, besonders nachdem 
wiederholt das Gerücht ins Lager gelangt war, dass die 
Türken einzelne in den letzten Tagen auf Pouragirung aus- 
gezogene Haufen überfallen und getödtet hätten^); gaben sie 
nach. Man brach, nachdem man noch weitere vier Tage ver- 
gebens auf Peters Rückkehr gewartet hatte*), am 21. October 
in grosser Zahl auf, um die Erschlagenen zu rächen und in 
der Hoffnung grosser Beute. Die Kranken, die Weiber und 
Kinder waren im Lager zurückgeblieben^). Li völliger Un- 
ordnung und ohne die nöthige Vorsicht*) zogen sie 25 000 
Mann stark aus^), jenen durch Schluchten und enge Thäler 
führenden, zu einem Angriff, wie ihn Elchanes beabsichtigte, 



») Alb. I, 19. 

*) Diese Zeitangaben dürften aus Albert I, 19. 20 (D. 18. 19) gefolgert 
werden: Am 29. September begann die Belagerung Xerigordons durch 
die Türken (Gesta), acht Tage darauf, am 6. oder 7. October (Oesta), 
wurde dies Castell von denselben erobert. Die Nachricht hievon konnte 
ohne Zweifel yor dem 9. October noch nicht in Civitot bekannt sein. 
Als diese etwa am 9. daselbst eintraf, berieth man sich, ob man den 
Türken alsbald entgegenziehen solle; Walter widersprach dem.« Man 
wartete auf Peters Rückkehr aus Constantinopel vergeblich acht Tage 
,Hoc consilio Walten sedatus est populus octo di^ms, praestolans ad- 
ventum Petri", also bis zum 17. October, er kam nicht zurück ; auf weitere 
schlimme Nachrichten über die Heeresordnung einzelner kleinerer herum- 
streifenden Haufen Kreuzfahrer zog man vier Tage darauf, also am 
21. October aus (primo diluculo quartae diei). Am achten Tage nach der 
erstmaligen Berathung über den Aufbruch gegen Elchan (octavo dehinc die), 
also am 17. October war auch dieser von Nicea aufgebrochen, und 4 Tage 
darauf, am 21. October, stiessen die Franken auf den gegen sie heran- 
rückenden Feind. 

») Albert I, 20 (D. 1, 19 fol. 14*): „Soli inermes et infirmi cum 
femineo soxu innumerabili in castris relicti sunt*. Doch ist gewiss auch 
pine Anzahl Waffenfähiger zurückgeblieben, worauf die Gesten hinweisen, 
welche zunächst nur den Walter mit seinen Leuten ausziehen lassen. 

*) Anna p. 8 (B. 34, 18): ^d'aafxoy yaQ xai xQ^f^<^^ axrixootes na^a- 
/f^/i« trjc Tta^cc t^m Nixaiay (psQovffrig ^^^^ affvyrdxtms ^\ffayTo, iniXa&o- 
fi€yoi fjtoyoyov xai atQcnitotix^g ifineiQiag xai tijs tots nqhg f^^XV^ ^^' 
ovciy ivToSias.* 

*) Nach Albert a. a. 0. 25000 Fussgänger und 500 Behelmte. Die 
ZimmfriscJ^e ChrofiiJc nennt 25000 zu Fuss und 4000 zu Ross. 



o 



194 ^' ^^ Ereuzheer Peters. 

trefflich geeigneten Gebirgsweg am Drakoflass entlang^), 
welchen Elchan mit seinen Leuten am 17. October*) besetzt 
hatte in der Absicht, die heranziehenden Pilger zu überfallecL 
Dieser Plan ist ihm denn auch vollständig gelungen. Am 
nemlichen Tag, den 21. October, als die Pilger von GiTitot 
in der Frühe weggezogen, begegneten sie dem Heere der 
Türken; die vordersten Abtheilungen der Pilger sdlieinen 
Widerstand geleistet zu haben, einen Vortheil aber konntei) 



').Ueber diesen Weg vergl. Prokeach, Bnseermnerwigen III, ^^: 
^D9.8 Thal des Drako ist nicht über 500 Schritte breit and wird von dem 
Flüsschen in solchen Windungen durchBchnitten, dass man schon in dt^a 
ersten 25 Minuten drei Mal über dasselbe gehen muss. In den nächirt^ii 
19 Minuten überschreitet man es zum vierten Male nnd kommt an ^t 
Ecke einer Brücke aus der Byzantiner Zeit Nun wird das Thal ?or 
Schlucht, die N. 30** W. schaut. (Prokesch machte diesen Weg in drr 
Richtung von Nicea an den Golf von Nicomedien.) Sechs Mal von dieser 
Stelle an überschreitet man in einer Viertelstunde den Dmko, dann lul 
man Felsen rechts imd links und einen Felswall gerade vor sich, neben d«ia 
das Flüsschen kaum sich durchdrängen kann. Mir scheint, dass Men- 
schenhände der Natur nachgeholfen haben, um diese Sperre ganx senk- 
recht zu machen. Gleich hinter derselben setzt man zum elften MJ 
Über den Drako. Die Schlucht erweitert sich auf die Breite von 2W» 
Schritten; kleine getrennte Hügel bleiben zur Linken und ein Thal «ti'upt 
nach SW. auf; zur Rechten hat man Fels und gerade vor sich anf wal- 
diger Höhe die Ruinen einer Burg, unter denen man, nach 15 Minuten 
N. bei W., über den Fluss gehend, wegkommt. Sieben fast bii« m Un- 
terst eingestürzte oder eingebrochene Thürme, durch Mauern verbund^'n. 
bilden diese Ruine, die so ganz und gar im Character unserer Ritt«i^ 
Schlösser angelegt ist, dass ich sie aus den Zeiten der Krenzzüge haltt». 
Der Drako umfliesst den Berg und schneidet denselben von den fibri^^f^n 
Höhen ab. Hier war ohne Zweifel der Schlüssel des Passes. Eanm am 
das SchlosB gewendet, findet man das Flüsschen schon wieder, das dnivb 
eine Felsschlucht herausbricht. Man setzt zum 13. und bald darauf zum 
14., 15., 16. und 17. Male darüber, während man NO. hält und d»* 
Schlucht an 400 Schritte Breite gewinnt .... Ist man noch xwri Mal 
über den Drako gegangen, so Öffnet sich die Schlucht und man tritt in 
die Ebene (sc. vor dem Golfe von Nicomedia).* 

^) Alb. I, 19 sagt: „Octavo die dehinc Turci ab urlie Nicea rarrex 
erunt*. Er bezieht wohl das dehinc auf die Zeit, wo die Nachrichi fll«*r 
die Erobenmg Xerigordons im Christ'enlager eingetroffen ist — was wohl 
am 9. October geschehen, am achten Tage nachher, also am 17. OctoU*r 
brach der Türke sonach gegen Civitot auf. 



Die Eatafltrophe am Drakofluss und bei Cmtot (21.0ct. 1096). 195 

sie nicht erringen auf dem för einen Heereskampf ganz un- 
geeigneten felsigen und waldigen Terrain; sie wurden theils 
aufgelöst und der grössere Theil derselben in den Schluchten, 
durch welche sie ihr Weg geführt, niedergehauen*), die, 
^welche entfliehen konnten, zerstreuten sich oder suchten wieder 
TkSLch Ciyitot zurückzukommen. Elchan nicht zögernd, setzte 
seinen Vormarsch gegen das Lager von Civitot fort, die 
dahin Zurückfliehenden verfolgend, überfiel hier dje Zurück- 



') Die Erzählung Alberts in Betreff des Kampfes hat von Sybel wohl 
mit Recht als im Einzelnen unwahrscheinlich unbeachtet gelassen. 
Albert erzählt nemlich : ,Zu derselben Zeit, als das Kreuzheer von Civitot 
weggezogen, sei auch das türkische Heer von Nicea her gegen jenes 
angebrochen. Das Kreuzheer sei in sechs Abtheilungen getheilt, in einen 
rechten und linken Flügel geordnet vorwärts marschirt. Durch diis Ge- 
schrei und das Getöse ihres Vormarsches sei Soliman veranlasst worden 
wieder aus jenem grossen Walde, durch welchen der Weg führte, in die 
gegen Nicea hinliegende Ebene zurückzuweichen und habe ausserhalb 
desselben das Krenzheer erwartet und dann ihm eine Schlacht geliefert. 
Zwei Abtheilungen des letzteren seien von den übrigen abgeschnitten 
worden, die übrigen wurden durch einen wuchtigen Angriff von Seiten 
der schrecklich lärmenden Türken zersprengt und vernichtet. Der Nach- 
trapp des Heeres, welcher noch nicht den Wald verlassen hatte, floh 
zurück gon Civitot hart von den Türken verfolgt.* *Wir müssen jedoch 
dem Bericht der Anna unbedingt den Vorzug geben, welche von einem 
militärisch geordneten Vormarsch nichts weiss und gerade das Gogen- 
theil behauptet: , Vf; x«r« croij^ovs de firitB tkaSov noQBvofievot toTc ntQi 
ToK Jf^axovta Xo^foffi lovQXOtg neQininrovtBg ^ oixxQtag ttyr^Qovyro'^ Wie 
denn auch ein geordneter Durchzug, wie ihn Albert angibt — .,in G acies 
divifii et ordinati, et quibusque vexillis attitulati, in dextro et in ftinistro 
incedebant* — bei jenen territorialen Verhältnissen eine baare Unmög- 
lichkeit gewesen wäre. Auch muss eine geordnete Feldsclilacht auf 
jenem Terrain in den Bereich des Unmöglichen gezählt werden. Einzelne 
Hänfen mOgen das Ende der gebirgigen Waldgegend erreicht ha})on und 
ilunn von Elchans Mannschaften überfallen und von den Uebrigen abge- 
schnitten worden sein, die ganze Katastrophe verlief aber wohl in einer 
unausgesetzten Verfolgimg und Niedermetzelung der aus Furcht vor den 
heranrückenden Türken gen Civitot hinfliehenden Pilger. Dass voll- 
kotmnen Sagenhaftes in der Albertschen Darstellung sich findet, beweist 
die Erwähnung der angeblichen Worte Solimans an seine Soldaten, als 
er von der Nähe der Franken hört, und die Erzählung von der Bravour 
zweier fränkischer Reiterabtheüungen ; s. I, c. 20, 21 (D. 19, 20). 

13* 



196 ^V« ^^ Kreuzheer Peters. 

gebliebenen und richtete unter denselben ein {urchtbares 
Blutbad an. 

Hier hatte man solch' einen plötzlichen üeberfall nicht 
vermuthet. Sorglos lagen die einen im Schlaf, andere rohten 
auf ihrem Lager aus, wieder andere waren nackend ud«! 
wurden so von dem unvermuthet hereinbrechenden Feinde an- 
gegriffen und hingemordet. Ein Priester wurde, während er 
Messe las, am Altare getödtet^). Wer fliehen konnte floh 
nach dem in der Nähe gelegenen CastelP). 3000 solleii 



') Die Erzählung von dem Ueberfall im Lager findet rieh in <kn 
Gesten mid deren Copisten. Zu welcher Tageszeit derselbe stattgefunden, 
ist nirgends angegeben. Die Angabe jedoch, dass ein Priester gentiic 
die Messe celebrirt habe, dürfte auf die Morgenzeit hinweisen und vir«! 
bestätigt durch die Bemerkung Alberts I, 23, dass die Flucht von 3000 der 
Christen in das Castell Mittags (jam sol mediam ditm peregerat) geschebi^n 
sei, ob aber am folgenden Tage erst, sonach am 22. October, ist ai^hi 
zweifelhaft, und zwar desshalb, weil Albert und die Gesten den Üeberüll 
im Lager sogleich auf die Niederlage am Drakofluss folgen hu«-«*!!. 
Wahrscheinlicher ist es daher, dass der Ueberfall noch am nemlichen Vor- 
mittag des Wegzuges der Bewaffneten stattgehabt und desshalb <li<* 
Entfernung der letzteren noch nicht gross gewesen war, vielleicht nicht 
mehr als 1 — 2 Stunden betragen hatte. Auf den Tod dieses Prie^r> 
hat Guibert seiner den Gesteht entnommenen Darstellung fol^ntl**' 
Gedicht beigefügt (484, 40) : 

rtQuae ferri potuit gratior ?u)stia. 
Quam cuius Domino sit caro rictima? 
Quid tunc corde precum fudit ah intimo. 
Cum gromdi streperent praelia classico? 
Victores lacerant, arma retinniunt: 
Moerens exululat turba fugacium* 
Aras ambierat Presbyter opUmus^ 
CompUctensque Dei sacra meduUitus, 
Jesu, dixit, ades praesidium bone: 
Cum ie jam teneam spes pereat fugae: 
Jungam perpetuo jam tibi foedera, 
Occidor: perages coepta Deus Sacra.* 

und Robert ruft 34, 20; Eec. 735 aus: ,0 felix felicis Presbyteri marfyrium. 
cui praebuit ducatum dominici corporis viaticum.* 

') Gesta 2, 30; Bec. 122: ,Illi vero qui evadere potuerunt. CSrito 
fugeinint.* Albert I. 22: ,.E8t autem supra littus maris iuxta praedictimi 



Die Kataatropbe bei Civitot (21. Oct. 1096). 197 

dahin sich gerettet haben, andere stürzten sich ins Meer und 
ertranken, andere verbargen sich in den dortigen Gebirgs- 
wäldem. Die ins Castell Geflüchteten wurden von den Türken 
umlagert, durch Geschosse und Feuer hart bedrängt, jedoch 
durch ihre muthige Vertheidigung und die ihnen von Oon- 
stantinopel gesendete Hülfe befreit^). Denn als inzwischen 
Alexius von der diese Schaaren betroffenen Niederlage und 
Bedrängniss Nachricht erhalten^, sendete er den Catalo 
Oonstantinus Euphorbenus mit einer gehörigen Anzahl Schiffe 
über den Pontus den Bedrängten zur Hülfe *). Die Seldjuken, 



Civitot pracsidium quoddam antiquum et desertum, ad qnod 3000 pere- 
grinonim fitgam arripientes, ingrcssi sunt dirutum praesidium pro spe 
(lefensionifl.'^ Siehe auch oben S. 183. 

*) Wir sind hier der An^be Alberte gefolgt, zudem da die Nach- 
richt der Gesten, wie es scheint, nicht recht klar ist und möglicherweise 
aach dasselbe besagen kann, wie die Alberts. Denn die Worte der 
Gesten: sed ab iUo incendio Dens nostros tunc liberavit dürften wohl 
«larauf bezogen werden, dass den im Castell Eingeschlossenen damals 
die überhaupt gewünschte Rettung zu Theil geworden ist, und die darauf 
folgenden Worte: tandem iffitur Turci apprehenderimt ülos vivos, dimserunt- 
que illos, sicut prius fecerant alias nur jene Pilger bezeichnen , welche bei 
dem Uebcrfall im Lager und unmittelbar vorher in den Schluchten des 
Drakoflusses gefangen genommen worden sind. 

') Wenn man dem Albert glauben darf, so hat ein nach Constan- 
tinopel gccüter Bote die Nachricht von der Niederlage seiner Leute dem 
I'ctcr überbracht. Dieser habe alsogleich den Kaiser demüthigst ersucht, 
den Ceberbleibseln um Christi Willen die nöthige Hülfe zu senden. 
Alexius, durch Mitleiden bewogen, willfahrte diesem Gesuche und sendete 
seine Turcopulen («undique Turcopolis accitis et cunctis nationibus regni 
sui*) über den Meeresarm, welche die in der Burg Eingeschlossenen 
befreiten. Nach der Anna Bericht, ebenfalls nach Robertus mon. 34, 7; 
Bec, 734 soll auch Peter unter den von den Türken Belagerten sich 
befunden haben; doch verdient die Nachricht der Gesten und in Üeber- 
oinstimmung mit diesen diejenige Alberts^ welche den Einsiedler in 
Consiantinopel sein lässt, unbedingt den Vorzug. 

•) Nach Albert I, 23 würde in der nemlichen Nacht des 21/22. Oct. 
dem Peter in Constantinopel die Nachricht von der Niederlage über- 
bracht worden sein und da Alexius auf die Bitten Peters hin demselben 
so^eieh willfahrte, so darf die Sendung seiner Schiffe auf den 23. Oct. 
gesetzt werden, die Rückkehr Elchans nach Nicea auf „media nocte** des 
23/24. Octbr. Dass eine schnelle Hülfeleistung erfolgt ist, muss auch 



198 ^- 1^8^ Kreuzheer Peters. 

als sie dessen Ankunft erfuliren, zogen sich bei Nacht, ihre 
Gefangenen mit sich schleppend ^ zurück*). Die im Ca&tell 
bisher Belagerten, von denen jedoch auch manche umge- 
kommen sind, sowie die Versprengten und sich an verborgenen 
Orten Aufhaltenden — im Verhältniss zu der grossen Menschen- 
menge, welche zu Anfang August über den Bosporus gesetzt 
sind, nur wenige — wurden von Euphorbenus an Bord der 
Schiffe genommen und nach Oonstantinopel zurückgebradit, 
wo sie ihre Waffen verkauften *) und die einen mit Peter die 
nachfolgenden grösseren Pilgerzüge erwarteten, um sich diesen 
auzuscliliessen, und von wo die andern, wohl der ganzen Sache 
überdrüssig, in die Heimath zurückgekehrt sind^). 



daraus gefolgert werden, dass die im Castell. Bedrängten sich kemenfaUä 
länger gegen die Türken zu halten vermocht hätten. Die Angabe bei 
Muralt, Chronogr, hyzant U, 76, als sei der 7. Octbr. der Tag der Nieder- 
lage gewesen, beruht auf ganz irriger Berechnung. 

») Sowohl Anna p. 9 (B. 36, 1), als Alb. c. 23 (fol. 15*) melden, ^^ 
die Türken bei Ankunft der kaiserlichen Schiffe und Mannschaften j?c- 
fiohen seien : „Turci auteni Imperatoris edicto comperto in ipsa nocte 
cum captivis Christianis et sx)olüs plunmis a presidio ae moverunt* — 
&eaadfji€yot de tovroy ol TovQxot xazaXaßovTay q>vyoifeuf ixQij<Kxyxo, 

*) Gesta 2, 38; Rec. 128: ,Alexiu8 mandavit pro eis, fecitque eos 
brachium transmeare. Postquam ultra fuerunt, comparavit omnia arma 
eorum.* „Comparare'* ist hier in der Bedeutung von ^emere* zu nehmen, 
wie bei Terent. Eunuch. 2. 3. 63, Sueton. in Ca>es. c. 47, in Calig. c. 27, 
in welcher Bedeutung dies Wort auch Baldrich 91, 2 und Guibert 485, 5 
genommen haben. Vergl. a. Röhricht, Beitr. 11, 30. 

') Obwohl für die letztere Annahme keine ganz sicheren Belege vo^ 
liegen, so möchte ich es doch filr gewiss halten, dass eine Anzahl der 
also Geretteten, nachdem sie eine solche Kata^ophe erlebt, dadurch 
lies Weiterpilgems überdrüssig geworden und in die Heimaih scurück« 
gekehrt sind, was auch v. Sybel p. 254 mit Recht vewnuthet hat 
Wenigstens lässt der Verkauf ihrer Waffen in Oonstantinopel daraul 
schliessen^ dass sie nicht mehr gesonnen waren, sich ferner an diesem 
Kriege gegen die Ungläubigen zu betheiligen. Ganz in derselben Lagt* 
befand sich ein Theil jener Pilger, welche um die nemliche Zeit, al" 
die Petorschen wieder von Bithynien nach Constantinopel zurückgekt'hrt 
«indj im Zuge Roberts von Flandern und Roberts von der Nornian<i^<' 
bis Apulien gekommen waren. Fulcher 385, 50; Rec, 329 erzählt: .Tum' 
(im Spät jähr 1096, als die Nordfranzosen in Apulien angelangt waren) 



Die Katastrophe bei Civitot (21. Oct. 1096). 199 

Unter den Geretteten werden genannt nebst Peter, jene 
im Kampfe mit den Türken schwer verwundeten adeligen 
Deutschen: Graf Heinrich von Schwarzenberg^ Herr Frieden- 
reich von Zimbern, ein Freiherr Budolph von ßrandis, ein 
£dler von Ems und einer von Friedingen. Nachdem sie von 
ihren Wunden geheilt waren, schlössen sie sich an Herzog 
Gt)ttfried an*). 

Gefallen sind in jenen Kämpfen von den Franzosen: 
Walter Sineavehor, von sieben Pfeilen durchbohrt^), Eeinold 



vero plarimi de plebe desolati, inopiam etiam fiituram metuentes, arcubus 
suis ibi venditifi, ot baculis peregrinationis resumptis, ad domos suas 
ignavi regressi sunt. Qua de re tarn deo quam hominibus viles effecti 
sunt, et veraum eat eis in opprobrium." Auch scheint Ekkehard im Hiero- 
solymita XI, 3 solche im Sinne gehabt zu haben. Auf die Heimkehr so 
mancher während des Zuges nach Jerusalem an der Ausiiihrung ihres Ge- 
lübdes überdrussig Gewordener kommen wir wcdter unten noch einmal zu 
sprechen. Völlig irrig ist jedocl»jenc oben S. 110 schon angefahrte Nach- 
richt der Chanson cTAnUochely 41 ff., womach der Einsiedler von Civitot aus 
nach Rom zurückgekehrt sein soll, wo er, nachdem er bereits früher schon 
vom Papste nach seiner angeblichen Rückkehr aus Jerusalem den Auftrag 
erlmlten gehabt, den Kreuzzug zu unternehmen, was er auch gethan, 
jetzt sein Missgcschick , das ihn bei Civitot betroffen, erzählt habe und 
nun, mit Briefen vom Papste versehen, von neuem seinen Rundgang im 
Abendlande antritt, worauf das Concü zu Clermont stattgefunden und 
die Grafen sich zum Kreuzzug gerüstet und nach dem Morgenlande weg- 
gezogen seien, — eine Nachricht, in der höchstens sich wiederspiegelt, 
wo« auch Anna berichtet, dass Peters erste Pilgerfahrt nach dem heiligen 
Grabe unvollendet geblieben, alles andere aber unhistorisch ist, indem 
eä die Sage von der Veranlassung des ersten Kreuzzuges, und zudem 
am ganz unrichtigen Platze des Gedichtes, wiedergibt. Peter hat sich, 
worauf wir nachher noch einmal zurückkommen werden, in Constantinopel 
oder in der Nähe dieser Stadt auf europäischem Boden den Winter 
10S>6/07 hindurch aufgehalten und ist im Frühjahr 1097 mit dem Heere 
Gottfrieds etc. nach Nicea weitergezogen. 

*) Zimmerische Cfironik I, 85: , Welche so bald sie irer wunden 
gebailet und genesen, begaben sie sich in dienst herzog Gotfridts, ires 
obristen feldhauptmans, in ansehung, dieweil der mererthail der Teutschen 
sampt iren hauptleuten und bcvelchhabem in obangczaigtcr schlacht 
ojnbkomraen waren.* 

») Albert I, 22. 



200 rV- ^8« Ereuzheer Peters. 

von Breis*), Fulcher von Chartres, in • ilirer Heimath sehr 
hochgestellte Männer*), ferner Walter von Bretoil und 
Gotfried BureP); von den Deutschen:. Pfakgraf Hugo von 
Tübingen, Herzog Walter von Tek, Graf Htddreich und Graf 
Rudolph von Sanverden, Freiherr Conrad und Albrecht Ton 
Zimmern, zwei Brüder, Freiherr Albrecht von Stoffeln, Graf 
Berchtold von Neiffen und Andre*). 

So hatte dieser Zug im Monat October 1096^ sein 
ruhmloses Ende gefunden. In Constantinopel jedoch war 
man über ein derartiges schreckliches Loos, weil man die 
Machtstellung der Seldjuken wohl kannte und desshalb nach 
dem Auftreten der Pilger einen derartigen Ausgang voraus- 
gesehen haben mochte, gewiss nicht überrascht®). 

PetersYerantwortung Der Kaiser hatte es, nachdem Feter 

vor Alexius. bereits über den Bosporus übergesetzt war, 
an Vorstellungen zur Vorsicht nicht fehlen lassen und ihm 
gewiss zu verstehen gegeben, die J!f acht der Seldjuken nicht 
zu unterschätzen^. Peter scheint denn auch redlich bemüht 
gewesen zu sein, jeglicher Ausschreitung seiner Leute nach 
Kräften zu steuern, allein seine Autorität reichte nicht soweit 
als sie erforderlich war, um die nöthige Zucht und Ordnung 



/ 



*) Nach den Gesten wäre dieser zu den Türken als Verr&ther fll>er- 
gegangen, vergl. oben S. 190. Seinen Tod berichtet Albort I, 22. 

«) Alb. I, 22. 

») Ebendaselbst. • 

*) Deren Namen in der Zimmerischen Chronik I, 84. 

*) Gcsta 2, 36; Eec, 122: «Hoc totum factum est in mense Octobri.' 

®) Die Bemerkung der Gesten 2, 36; Eec. 123: Äudiens impenlor 
quod Turd äissipassent nostros, gavtsus est valde lässt sich vom Stand- 
punct des Verfassers der Gesten wolil erklären, der auch noch andcnrart- 
eine ähnliche Gesinnung des Kaisers gegen die Pilger vorauegesetxt hat, eti- 
spricht aber gewiss nicht der Wirklichkeit, da nicht der mindeste Ctmini 
vorliegt, wesshalb der Kaiser in deren Untergang einen Vortheil sollt* 
erl)lickt haben. Ucber solclie ungerechtfertigte, auf blosser VcnnatbuB? 
und Misstmuen beruhende Urtheile über Alexins, wie sie nn« öIVt in 
<len Gesten begegnen und von diesen auch in andere abendlüDthsrbf 
Schiftstücke übergegangen sind, siehe zu Ilierosoh Ekkeh. p. 24. 236.2?^ 

') Vergl. oben S. 175 ff. 



Peters Verantwortung vor Alexius. 201 

bei dieser Menge aufrecht zu erhalten*). Eine Audienz bei 
Alexius in Folge der Niederlage seines Heeres gab ihm die 
gewünschte Gelegenheit sich über seine Leute in einer Weise 
auszusprechen y welche dieser höchst sonderbar finden mochte, 
die aber vom Standpunkt des Mönches aus wohl nicht ungerecht- 
fertigt war. Nicht er sei am Unglücke schuld, sagte Peter 
vor dem Kaiser, sondern die, welche ihm nicht gehorcht und 
nach ihrer Willkühr und ihrem Eigendünkel gehandelt hätten, 
Peter nannte sie „Mordbrenner" und „Räuber", und seien sie 
desshaJb ob ihres Verhaltens auch nicht würdig erachtet 
worden am Grabe des Heilandes zu beten. Dem Alexius, 
dem das Verhalten Peters gegen seine Leute, besonders aber 
die von diesem gemachten Anstrengungen, dieselben von ihrem 
voreiligen Vorgehen abzuhalten, wohl nicht genauer bekannt 
waren, oder wenn doch, nicht genug von ihm gewürdigt wurden 
und des Einsiedlers Persönlichkeit nicht vertrauenerweckend 
genug erschienen sein mochte, musste eine derartige Ver- 
tlieidigung als höchst sonderbar und als der Ausfluss eines 
eitlen grosssprecherischen Characters vorkommen. So hat 
wenigstens des Kaisers Tochter über Peter geurtheilt. Sie 
nennt ihn ob seiner vor dem Kaiser auf dessen Vorhalt, 
warum er seinen Kathschlägen kein Gehör geschenkt und so 
unklug gehandelt habe, vorgebrachten Verthcidigung einen 
„aufgeblasenen Lateiner", und anders hat wohl auch das ür- 
theil ihres Vaters nicht gelautet, der dann bald auch Ge- 
legenheit gefunden hat, andere Abendländer, die mit ihm in 
nähere Berührung traten, genauer kennen zu lernen, und 
cigenthümliche Erfahrungen an denselben machte, welche 
nicht minder geeignet waren, ihm dasselbe Urtheil aufzu- 
nöthigen, wie es Anna hier über Peter gefällt hat. Er wusste 
übrigens jetzt schon, wessen er sich von den später bei seiner 
Hauptstadt eintreffenden Schaaren zu versehen habe, und 
konnte Vorsichtsmassregeln ergreifen, welche geeignet waren 
den nachfolgenden Anführern mit ihren Haufen den nöthigen 

*) Gesta 2, 20 j IJec. 122: ^Petrus ncquiVuit refrenare illam divcrsam 
pentom, quae nee üluni, nee verba ejus audire volebat." Ebenfalls oben 
S. 192. 



*» 



/ 



202 IV. Das Ereuzheer Peters. 

Kespect einzuflösen *). Für Alexius war sonach das Auftreten 
der ersten Züge unter Peter eine gute Lehre; es forderte ihn 
zu desto grösserer Klugheit und Wachsamkeit auf, und hat 
er diese Eigenschaften dann auch den nachfolgenden Schaaren 
gegenüber mit Erfolg bewährt*). Solche Excesse, wie sie die 
Peterschen Haufen verübten , scheinen durch die bald nach- 
folgenden Haufen der Fürsten bei der Hauptstadt nicht mehr 
vorgekommen zu sein, sofern man von dem Kampfe, den die 
Lothringer mit den kaiserlichen Soldaten am 2. April 1097 
gehabt '), absehen will, und brachte Alexius auch den Fürsten 
die Ueberzeugung bei, dass sie ohne die von ihm erstrebte 
und ihnen scheinbar abgenöthigte Lehensverpfiichtung ihr Ziel 
nicht wohl würden erreichen können*). Trotzdem wurde am 
kaiserlichen Hofe der Einsiedler mit Recht in politischer Be- 
ziehung für viel ungefährlicher gehalten als die übrigen An- 
führer des Kreuzheeres, habe er doch allein nur die Absicht 
gehabt am heiligen Grab anzubeten, während diese, vornemlich 



') Man vcrgl. hiezu auch den Aufsatz Kuglers, Komnenen und Kreuz- 
fahrer in V. Sybela Hist. Zeitschr, IV, 295—318, vomemKch S. 308. 

') Man vergl. Fulcher 888, 86; Rec. 881, der als Augenzeuge Über 
seinen Aufenthalt in Constantinopel u. a. Folgendes mittheüt: ,Ante 
quam urbem tentorüs nostris extensis, per 14 dies lassitudinem nostram 
alleviavirnus. Kt quia civitatem ülani ingredi non quivimus, quoniam 
imperatori non placuit (timebat enim ne forte aliquod daninum ei 
machinaremur), Stipendium nostrum quotidianum extra muros nos emere 
oportuit, quod praecepto imperatoris nobis cives afferebant. Nee 
permiitebatur nobis introire in civitatem nisi quinque tantum insimul, 
aut 6 horatim; aliis sie egredientibus, aJüs vero ingredientibus, orandi 
causa in ecclesiis.** 

■) Man siehe hiei-Über Ekk. Hieros. c. XIII, bes. p. 138. 

*) Fulch. 386, 50; Bec, 382: ^ComoK autem Raimundus id faccre 
tunc recusavit. Comes vero Flandriae, sicut alü, jusjuranduni ülud fecit. 
Erat enim omnibus hoc necessc ut sie cum imperatore amicitiam con- 
solidarent; sine cujus consilio et auxilio, nostrum iter nequivimus ex- 
pedirc, neque iUi qui nos erant subsecuturi eodem tramite. Quibus idco 
praebuit ipse imperator de numismatibus suis et de pannis sericis 
quantum placuit ; et de equis et pecunia, qua nimis indigebant ad tantum 
iter explendum."^ 



Peters Verantwortung vor Alexius. 203 

ein Boemund, ihren Groll an Alexius hätten ausüben und 
sich an ihm rächen wollen^). 

Der dem Peter aber von jeher gemachte Vorwurf, als 
Mönch sei er zu einem Heerführer eben nicht geeigenschaftet 
gewesen und trage darum auch mit die Hauptschuld am 
Untergang jener vielen Pilger, mag daher in mancher Beziehung 
richtig sein *). Allein die Verantwortung Peters in der Weise, 
wie er 9ie vor Alexius gegeben, verstand sich eigentlich für ihn 
ganz von selbst. Ihm war es unmöglich gemacht die Unbot- 
mässigkeit seiner Leute zu überwinden und an deren Stelle 
Ordnung zu schaffen, und darum sah er das über sie herein- 
gebrochene Verderben als den Fluch Gottes an, welcher sie 
für unwürdig erachtet hätte, das Grab des Herrn zu besuchen, 
eine Entschuldigung, die sich gelegentlich ähnlicher Ereignisse 
während des ersten Kreuzzuges und aus anderem Munde 
immer und immer, ja auch später noch wiederholte*), 
eine Anschauung, welche alles nach dem jeweiligen Erfolg 
beurtheilt und jener um nichts nachsteht, welche z. B. miss- 
lungene Revolutionen für Schurkenstreiche und gelungene für 



») VergL Anna 1. X, 294 {lUc, 19): Kai yaq b ^ihv lÜiQog if «ur^ff 
a^Xf^S eis Tt^oaxvyri<ny toi 'Ayiov Tutpov trjy toüavzriy odomoQuty aye- 
diittto* ol di ye Xotnoi xofxrjsf, xai tovxtov fiaUkoy 6 Btufjuovvxog naXaiay 
fifjyty x<na rov civxox^ntoQog Tgiifoytes^ etc. 

*) So hat auch Michaud die ganze Schuld auf den armen Einsiedler 
gewälzt. Vergl. p. 48 (ed. Goebel, Münster 1857): ,Tout Je monde put 
voir que Tapötre passionne de la guerre sainte n'avait rien de ce qu'il 
fallait pour en etre le chef.** Solch ein IJrtheü kann natürlich der Lob- 
redner Peter», Vion, nicht gelten lassen (p. 308): ^Cette appreciation se 
tranirformcra en eloge^ si Ton veut se rendre en compte exact de la 
itituation des choses et du röle apostolique de Pierre: er habe nie ein 
General sein wollen, nur durch die Bitten der Fürsten und Lehensherren 
sei er ersacht worden ihnen als Führer zu dienen, dann habe er ja seine 
(tewalt mit einem Ritter, Namens Walter, getheüt, — auf welchen ilie 
Verantwortung faUe," etc. 

•) Aehnlich lautet z. B. das Urtheil Fulchers v. Chartres 413, 48 
(See. 399) über den Untergang des Kreuzheeres vom Jahre 1101: ,Hoc 
quippe, ut nobis videbatur, tarn illi quam ceteris prapter peccata earum 
et siijterbiam coniigit^ 



204 IV. Das Kreuzheer Peters. 

Grossthateu verzollt und zwar darum, weil den gelungenen 
für ihre Helden Ehre und Buhm und den mis8lungenen der 
Strang folgt. 

Nächste Folgen der Auf die Nachricht einer solchen Nieder- 

Niederlage für Peter, läge hin musste auch im Abendlande Peters 
Ansehen um ein bedeutendes sinken^); denn dass man ihm 
anch hier, als die Nachricht eintraf, zunächst die Schuld bei* 
mass, ist ganz selbstverständlich, und hat der Tadel ihn ebenso 
betroffen wie einen Folkmar, Gottschalk und Emich, welche 
letzteren von Ekkehard ausdrücklich zur Spreu, während 
Gottfried und die übrigen „gottgeliebten" Anfuhrer der 
Kreuzzugsschaaren zum guten Waizen gezählt werden*). 
Höchst wahrscheinlich ist es darum auch, dass bereits im 
Jahre 1097 auf die ins Abendland gekonunenen Nachrichten 
von den schmählichen Niederlagen der ersten Züge hin eine 
bewusste Gegnerschaft gegen das Kreuzzugsunternehmen sich 
gebildet hat, über deren Vorhandensein uns Ekkehard ge- 
naueren Aufschluss gibt*). Grosser Ruhm und hohes An- 
sehen wäre ihm dagegen von den Gleichzeitigen als Kranz 
ums Haupt geschlungen worden, wenn sein Zug von entgegen- 
gesetztem Erfolge begleitet gewesen, wenn es ihm etwa ge- 
lungen sein würde, Nicea zu erobern und zu behaupten, bis 
das Gros des Hauptheeres ebenfalls dort angelangt war. 
Seine Heldenthat hätte alsdann sogar den Neid der andern 
nachfolgenden Heerführer erweckt. Nach einer solchen Kata- 
strophe aber wai' offenbar auch bei diesen alles Ansehen für 
ihn dahin. Sie mussten sich schon vermöge ihrer fürstlichen 



') Moline de S. Yon in seiner in den 1860er Jahren erschiencnea 
Jlistoire des cotntes de Toulouse II, 51 lässt das Heer Peter« schon durch 
die Ungarn und Bulgaren vernichtet worden.- Auf diese Nachricht hin 
hätten im Abendlande alle Fürsten und Herrscher einen Aufruf an ihr 
Volk erlassen, worauf dann ein geordnetes Heer zum Aufbruch «ch 
gerüstet habe und unter Gottfrieds Anführung aufge])rochen sei. Küi 
Beweis, wie neuerdings noch solche, die sich gerne auf die Quellen be- 
rufen, dieselben wohl nicht gesehen, vielweniger gelesen haben können. 

s) Ekk. Hierosol XIU, 1. 

*) Vergl. Die Einleitung zu Ekk. Hierosol, p. 21. 



Nächste Folgen der Niederlage fÄr Peter. 205 

Stellung y noch mehr vermöge ihres wirklichen oder eingebil- 
deten Feldhermtalentes über ihn erhaben fühlen, und so war 
denn seine hervorragende Bolle, die er bisher inne gehabt, zu 
£nde. Im grossen Kreuzheere, an das er sich im Winter 
1097 angeschlossen, nimmt er eine untergeordnete Stellung 
ein, welche ganz dazu angethan war, auf das weitere Unter- 
nehmen ihm einen sehr hervorragenden Einfluss nicht mehr 
zu gestatten. 



V. 

Peters Ansehluss an das Erenzheer der abendlSndisfheD 
Forsten und sein Yerbleiben bei demselben bis nn 

Ende des Ereuzzoges. 

Am 23. December 1096 ist Herzog Gottfried von Nieder- 
lothrmgen mit seinem Heere vor Constantinopel eingetroffen, 
nachdem er Mitte August von der Heimath weggezogen ^ar; 
er lagerte den Winter hindurch in der Nähe der KaisersUdt 
und setzte dann am 8. oder 10. April 1097 über den Bos- 
porus*). Anfangs April 1097 waren auch Boemund von 
Tarent, Robert von Flandern und Raimund von Toulouse mit 
ihren Pilgerheeren in der NäJie- Constantinopels angelangt, 
sie waren im Spätherbst der eine aus Unteritalien^ der anden' 
aus Frankreich aufgebrochen. Nach vierzehntägigem Aufent- 
halte setzten auch sie über den Bosporus; als die letzten, 
und zwar anfangs Mai 1097, langten auch die Grafen Bobert 
von der Normandie und Stephan von Blois vor Constantinopel 
an. Sie waren im September 1096 aus ihrem Lande weg- 
gezogen und haben nach zehntägigem Aufenthalte in der 



*) Ueber die Ankunft der verschiedenen Heere vor Congtantinop'l 
und deren Uebertritt ans bithynische Ufer vergL m. Ausg. des Ekroml- 
zu c. XIII, Anm. 12 und c. XIV, Anm. 1. Ebenfalls v. Sjbel. Gtnk^ 
ersten Kreuzzu^es S. 311 — 333. Es sei hier nur noch auf Riant, Inr*^- 
taire verwiesen, welcher zum ersten Mal im Appendix einen Brief Crbw 
an die Fürsten von Flandern und ihre Unterthanen vom 6. bi* 12. F^r. 
1096 veröffentlicht, woraus unzweifelhaft hervorgeht, dass als der offit-iw! 
vom Papst festgesetzte Termin zum allgemeinen Aufbruch nach J»*"' 
Morgenlande der 15. August 1096 bestimmt worden ist. 



Anschlags an das Ereuzheer der Fürsten. 207 

Kaiserstadt den Bosporus passirt In derselben Reihenfolge 
waren diese Heeresabtheilungen auch nach Nicea marschirt: 
Gottfried, Tankred und Robert von Flandern kamen am 
6« Mai 9 Raimund am 16. Mai^ Robert von der Normandie 
und Stephan von Blois anfangs Juni vor Nicea an. An 
welche dieser Heeresabtheilungen sich der Einsiedler nun an- 
geschlossen, nachdem er in oder bei Constantinopel jedoch 
auf europäischem Gebiete überwintert hatte, ist mit völliger 
Bestimmtheit nicht zu sagen — höchst wahrscheinUch an die- 
jenige Gottfrieds, welcher, wie wir gesehen, zuerst vor allen 
andei^i fürstlichen Anführern in Constantinopels Nähe an- 
gelangt ist. Die Nachricht Alberts, wornach sich Peter erst 
am bithynischen Ufer, in Ruflnel, einem unbekannten Orte, 
eine Tagereise von Constantinopel gelegen*), mit seinen 
wenigen Leuten an das Hauptheer') angeschlossen habe, 
müssen wir bezweifeln, sofern Albert überhaupt sagen will, 
was Wilhelm von Tyrus in Alberts Worten gefunden hat. 
Wilhelm erzählt nemlich*): Die aber, welche schon über- 
gesetzt hatten, nemlich Gott&ied, Boemund, auch Graf Robert 
von Flandern und Adhemar von Puy, rüsteten sich zum Weiter- 
rücken, sie wollten langsam gen Nicea ziehen, um so die 
Nachfolgenden zu erwarten. Und als sie eine Tagreise weit 
gen Nikopolis, die grosse Hauptstadt Bithyniens, vorgerückt 
waren, kam ihnen der ehrwürdige Priester Peter der Eremite 
aus jener benachbarten Gegend, in der er überwintert 
hatte, mit den wenigen, die in seinem Gefolge noch übrig 
waren, entgegen, begrüsste die Fürsten und schloss sich ihrem 
Zuge an. Wie er nun, von AUen freundlich aufgenommen, 
nach dem Schicksal der Seinigen gefragt wurde, setzte er 



*) Alb. II, 20: wornach die erste Lagerstation des Kreuzheeres von 
ConKtantinopel her nach einem Tagesmarsch in Rufinel war. 

•) Nach Alberts a. a. 0. unrichtiger Angabe hätten sich die Grafen 
mit ihren Leuten am bithynischen Ufer Constantinopel gegenüber ver- 
Hiunmelt und wären dann insgesammt gegen Nicea weitermarschirt. 
Feter hätte sich sonach nach Albert ans Gesammtheer angeschlossen. 
Von einem Anschluss an Gottfrieds Heer weiss er nichts. 

•) Lib. II, 21. 



208 V. Peter beim Kreuzheer der Fürsten. 

ihnen die Sache der Beihe nach auseinander und erzahlto 
ihnen, dass die, welche mit ihm vorangegangen, ein hart- 
näckiges, kleingläubiges, überhaupt ein meisterloses Volk ge- 
wesen seien, und dass sie ihr Missgeschick nur hauptsächlich 
sich selbst zuzuschreiben gehabt haben. Die Fürsten hatten 
viele Theilnahme fiir ihn und das Unglück der Srinigen and 
bewiesen gegen ihn und sein Gefolge eine grosse Freigebig- 
keit. Alles dieses folgert wohl Wilhelm aus den wenigen 
Worten Alberts: Ibidem Bupnd Petrus Eremita^ praesioUäH.^ 
PrindpeSy cum pauds reliquis suae attritae mtdtitudinis ad- 
jundus est *). Allein Albert berichtet nichts von einer Uebcr- 
Winterung Peters auf bithynischem Gebiete, auch nichts Ton 
einer derartigen Aufnahme desselben von Seiten der AnfuhrR" 
des Kreuzheeres. Wilhelm von Tyrus hat sich eben den 
Sachverhalt also ausgemalt und seiner Phantasie freien Spiel- 
raum gelassen. Denn dass Peter in der Nähe jener Orte 
den Winter zugebracht haben sollte, wo sein zalüreiches Pilger- 
heer von den Türken beinahe ganz vernichtet worden war. 
und dass er sich wiederholt der Gefahr sollte ausgesetzt 
haben, in die Hände der Türken zu fallen, ist doch wohl 
kaum glaublich. — Zudem bestand jetzt für den griechischen 
Kaiser, nachdem die Zahl jener ersten Pilger sich derart 
verringert hatte, dass kaum einige Tausend übrig geblieben 
waren, von denen wieder eine grössere Zahl in die Heimath 
zurückgekehrt ist*), gewiss keine Noth wendigkeit mehr, diese 
verhältnissmässig wenigen Leute wieder über den Bosporus 
zurückzuschicken, nachdem er sie kaum den am jenseitigen 
Ufer umherstreifenden Seldjuken entrissen gehabt; auch 
würde eine freiwillige Rückkehr des Einsiedlers 

auf das bithynische Ufer sich als" einen unver- 
antwortlichen Leichtsinn desselben bekunJet 
haben, einen solchen wir ihm doch nicht zu- 
trauen. Peter hat sich vielmehr in Constantinopel oder in «»t 
Nähe dieser Stadt auf europäischem Gebiete die lange Zeit n^ui 



>) Alb. n, 20 (19). 
•) Siehe oben S. 98. 



Anschluss bei Constantmopel (April 1097). 209 

October 1096 bis April 1097 aufgehalten*) und ist ohne 
Zweifel schon früher als Mitte April 1097 und sicher nicht 
lange nach Gottfrieds Ankunft bei Constantinopel mit diesem 
zusammengetroffen *). Es ist darum die Albertsche Nachricht, 
sofern sie verstanden werden wollte wie "Wilhelm von Tyrus 
sie erläutert hat, sowie diejenige des letzteren der Hauptsache 
nacli als unhistorisch anzusehen. Dagegen möchte vielleicht 
die Albertsche Bemerkung insofern ihre Sichtigkeit haben, 
als sie es wahrscheinlich macht, dass Feter wohl einige Tage 
vor Gottfried von Constantinopel nach Bithynien aufgebrochen 
sein könnte und in Kufinel die nachfolgenden Fürsten erwartet 
habe. Allein auch hiebei entsteht die wohlberechtigte Frage: 
warum der von allen Mitteln entblösste^) Eremite mit den 
Trümmern seines Haufens wieder nach dem Schauplatze jener 
schmählichen Niederlage • vorangeeilt, wo ihn ein ähnliches 
Greschick noch einmal treffen konnte, um daselbst die Nach- 
ziehenden zu erwarten und sich erst dort mit ihnen zu ver- 
binden? Uns scheint desshalb der Grund zu dieser der da- 
maligen Sachlage nicht entsprechenden Bemerkung Alberts 
anderwärts gesucht werden zu müssen. Es wird uns nemlich 
erzählt, als die von den Fürsten geführten Kreuzfahrer im 
Frühjahr 1097 in die Gegend von Nikomedien und Civitot 
kamen, da hätten sie mit eigenen Augen wahrgenommen, 
w^elche furchtbare Niederlage Peters Heer betroffen habe; der 



') Wie oben S. 110 u. 199 erwähnt, lässt die Chanson d'ÄnUoehe den 
KinHiedler während dieser Zeit nach Rom zurückkehren und dann im 
Abendland das Kreuz von Neuem predigen. 

•) Die Ueberwinterung der Peterschen in oder bei Constantinopel 
auf europäischem Gebiete wird bestätigt durch die Angaben der Anna 
und der Gestern, welche ausdrücklich besagen, dass Alexiua die Trümmer 
de« Peterschen Heeres nach Constantinopel gerettet habe. Ebenfalls 
durch die Verse Fulco's in Histor, Gest viae fwstri iemp. Hierosol. cd. 
Du Cheime in Bist, Franc, SS, t. IV, 894, C: 

Älter, id est Petrins, retro fiigiendo relatus. 
Cum reliquis viris torrente Propontidis actus 
Circa Byzantii latebras confinia fovit, 
Donec se ductbtts venientibus associavit. 
•) Vergl. oben S. 152 u. 198. 

U 



210 V. Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

die genannte Gegend mit durchziehende Fidcher von Chartre^ 
ruft aus^): „O wie viele abgeschnittenen Köpfe und Knochen 
der Getödteten fanden wir damals über Nicomedieu hinaus 
am Meeresufer auf den Gefilden liegen, welche, Neulinge in 
dem Gebrauch der Waflfen und der Gegend unkundig, von den 
Türken erschlagen worden sind, daher wir von Mitleid gertihit 
viele Thränen vergossen", und die griechische Kaiserstochfcer 
weiss zu berichten *), dass die Menge der umherliegenden Ge- 
beine jener Getödteten so gross gew^esen sei, dass^ als man 
sie später auf einen Haufen zusammengetragen habe, dieser 
einem hohen Berge glich und dass, als dortselbst die Abeo«]- 
länder ein Castell sich erbauten^), sie von diesem Knochtn- 
berge Knochen anstatt der Steine dazu verwendet und mit Mörtel 
vermischt damit eine Mauer errichtet hätten, welche noch ge- 
standen, als die Verfasserin dies niedergeschrieben. Der An- 
blick nun eines solchen Todtenfeldes war für die ein halbem 
Jahr nach der betreflFenden Katastrophe an demselben vorüber- 
ziehenden Kreuzfahrer ein derai*tiges Begegniss, dass dieselben 
daran verschiedenartige Betrachtungen und Mittheilum^'n 
knüpfen mussten, und gerade dieses Begegniss mag den wahr- 
heitsgetreuen Hintergrund der Albertschen Nachricht bfldeü. 
indem später, sei es durch ein Missverständniss Alberts oder 
durch dessen Gewährsmänner, die ihm darüber Mittheüangeo 
gemacht, auch in die Gegend jenes Leichenfeldes die erst- 
malige Begegnung des Einsiedlers mit den übrigen Kreuz- 
fahrern hinverlegt und somit das Antreffen der Erschlagenen 
aus Peters Heer mit dem erstmaligen Zusammentreffen Peter» 
und der übrigen Kreuzfahrer, welches bereits in Constan- 
tinopel stattgefunden hatte, verwechselt worden ist- Gewii> 
hat Peter seine Erlebnisse an jenem Ort mit besonders grellen 



*) Fulcher 387, 5; Bec. 332. Vergl. auch oben S. 183. 

*) Älexiad. lib. X, p. 287; Bec. p. 9; ed. Bonn. IT, 85. 

') Dürfte wohl im Frühjahr 1101 geschehen sein, als LongobanK'n. 
Deutsche und Pictaven ihren Weg ins Innere von Kleinasien resp. zanii-*!^'^ 
zur Befreiung des damals in Siwas gefangen gehaltenen Boemunds eW 
falls über Nicomedien genommen haben. Vergl. Ekk., Ilierott. c. XXII - 
XXVI. 



Zug nach Antiochien (Sommer 1097). 211 

Farben seinen Begleitern, vielleicht auch dem Gottfried von 
Bouillon ^) erzählt, und wollen wir desshalb auch Wilhelms Be- 
richt; Sioweit er dies besagen soll, nicht im geringsten anfechten; 
allein die angeblich erste Zusammenkunft mit Gottfrieds Leuten 
als im Frühjahr 1097 in Rufinel stattgefunden, welchen Ort 
Wilhelm für Nicomedien hält, ist aus den angegebenen 
Gründen als unhistorisch anzusehen. 

Zug Raeh Antioehien. Das Kreuzheer war im Laufe des 

Monats Mai bis Anfangs Juni in seinen verschiedenen Ab- 
theflungen vor Nicea angelangt. Unter den ersten Ab- 
theilungen war auch Peter. Die Belagerung dieser Stadt 
begann am Himmelfahrtstage, den 14. Mai, bevor noch 
Raimund und Robert der Normanne vor ihren Mauern ein- 
getroffen waren. Am 19. Juni capitulirte sie und wurde dem 
griechischen Kaiser tiberlassen*). Acht Tage nach der Ein- 
nahme zog das vereinigte Kreuzheer weiter über Eskischehr 
(dem alten Doryleum), wo dasselbe am 1. Juli^) einen Kampf 
mit dem Seldjukenfiirsten Suleimaft bestanden hat, über A n t i - 
ochia parva, Ikonium, Heraclea (Eregli), wo 
Baldain und Tankred vom Hauptheere sich trennten, um nach 
Cilicien zu marschiren, dieses aber nach Nordosten über 
Caesarea in Kappadocien und von da in südlicher 
Richtung über Marasch nach Antiochien zog, woselbst 



') Dies berichtet Graindor in der Chanson d'Aniioche t. I, 98, wo 
es nach der Uebersetzung von d. M^« de S*« Aulaire p. 64 f. also heisst: 
Voyes-vous sur son äne le sire Pierre VHermite? 
II ajipelle les barons et leur preche ainsi: 
JSeigneurs, en cette grande rallie que vous voyez ici, 
Notui fumea diconfita (ainsi m'aide saint Simon!); 
La fut occis le pretre au-dessous de ce rodier; 
Je crois que trente müle chritiens y furent UUs, 
Et gu'autant furent emmenes captifs par les Turcs, 
Or, penses ä les venger, firancs Chevaliers, nobles barons^ 
Les Fra/n^ais ripondent: ^Nous ny manguerons pas!* 

") Vergl. hierüber Ekk. Hteros. XTV, 1, Anm. 1 if. Epistola I Anselmi 
de Jiibod. ad Manassem ed. Riant, im Inventaire; Append. Nr. III. 

") Gesta 7, 50 (Mec. 129); Tudeb.. Bec. 28; Fulcher Camot. 386, 45 
[Rec, 334); Epistola I Anselmi de Bibod. ed. Riant iiu Inventaire a. a. 0. 

14^ 



212 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

dessen Vorhut am 21. October 1097^ angelangt 
ist; so dass dasselbe ungefähr ein halbes Jahr seit dem 
Wegzüge von Constantinopel und drei Monate und drei 
Wochen seit dem Wegzuge von Nicea untei^wegs gewesen ist. 
lieber Peters Stellung im Kreuzheere während des Zuge« 
durch Kleinasien bis Antiochien verlautet ausser einer Be- 
merkung, welche in der Chanson (TAtttioclte sich findet 
nirgends sonst auch nur eine Silbe. Graindor nennt seinen 
Namen neben den Ribauts und dem des fingirten Königs 
Täfur*) und noch anderer Kreuzzugsheroen, welche alle vor 
Nicea auf Boemunds Ruf zum Kampfe gegen Suleiman geeilt 
sind. Hienach scheint er sich zu dem niederen Volke gehalten 
zu haben, dessen Armencassenverwalter er wenigstens auf dem 
Zuge von Antiochien nach Jerusalem gewesen war. Dass er 
während des Zuges nach Antiochien schon dies Amt über- 
kommen hatte — nemlich für die Armen unter dem Cleni« 
und dem Volke zu sorgen, ist uns von Niemand überliefert 
und wohl auch ganz unwahjfscheinlich, da eine derartige An- 
ordnung jetzt gewiss noch nicht so nothwendig war, wie dies 
später der Fall gewesen, als die Zahl der Kreuzfahrer sich 
sehr verringert, die Zahl der Armen aber unter so vielen 
Calamitäten sich gemehrt hatte. 

Noth vor Antiochien. Nach Ankunft des Kreuzbeeres tor 

Antiochien ^) schritt man sogleich zur Belagerung dieser staii 
befestigten Stadt. Einige Wochen war der Jubel gross über 
die den Pilgern zugefallene Beute, welche man aus der Um- 



*) Nicht schon am 18. October, wie Wilken I» 176 und Rflhriobt. 
Beitr, II, 34 angeben. 

') Die Ribauts in der Chanson d'Antioche sind die Niederen ^ »li«' 
Armen, die Bauern und Leibeigenen; Tafur, ihr K{)nig, iat keine lii»4c^ 
rische Persönlichkeit, sondern die Personification dieser Leute, Mm 
vergl hiezu La Chansmi d'Aniioche I, 135, 210, 218, 219; D, 127. 12*> 
221; Le Chevalier au Cijgne ed. Reiffenb. v. 16281; romemlich du- 
interessanten Deductionen von Pigeonneau in Le cycle de la craiM^ 
p. 67 und 77. 

') Bocmund und die Normannen waren am 21. October, Graf RatmmHl. 
welcher die Nachhut bildete, erst am 22. October vor dieser Stadt an- 
gelangt.. Siehe Näheres im Hierasolym, XIV, ß, <Aiun. 21. 



Noth vor Antiochien (Winter 1097/98). 213 

gegeiid herbeigeschleppt hatte, aber bald verwandelte sich ihr 
glückliches Loos in Jammer und Wehklage, denn gegen 
Weihnachten 1097 hin, nachdem die ganze Umgegend aus- 
geplündert und ausgesogen war, fingen alle Lebensmittel an 
sehr theuer zu werden*), und eine grausame Hungersnoth war 
im Anzug; mit vieler Mühe mussten dieselben in einer Ent- 
fernung von 40 — 50 Meilen aufgebracht werden, wobei es auch 
vorkam, dass viele Pilger im Kampfe wider die feindlichen 
Türken ihr Leben verloren*). Die Hungrigen mussten jetzt 
vorlieb nehmen mit dem auf dem Felde noch stehenden ab- 
gedorrten Gesträuch von Hülsenfrüchten, ja sogar mit Disteln, 
welche, weil man auch an Holz Mangel gehabt, nicht einmal 
gekocht werden konnten. Man ass jetzt das Fleisch von 
Pferden, Eseln, Kameelen, Hunden und Mäusen. Sogar die 
Haut dieser Thiere und der Koth in den Gedärmen wurde 
nicht verschmäht*). Durch häufigen Regen verfaulten die 
Zelte und viele mussten bei dem nässkalten Wetter im Freien 
campiren*). Li der Woche nach Weihnachten wurde ein 
Raubzug in die Umgegend unteniommen; als Beute bi*achte 
man aber nur Pferde und WaflFen zurück^). Häufige Aus- 
falle von Seiten der Belagerten setzten sie in noch peinlichere 
Lage ^). Dazu kam, dass Boemund Miene machte, vom Kreuz- 



*) Gesta 10, 25; Bec. 133: ,Jam jiini coeperant frunientum et oinnia 
nutrimenta corporum nimis esse cara ante Natale Domini/ Raim. 144, 12; 
Bec, 243. 

«) Fulch. 390, 49; Bec. 340. 

') Drastisch Hchüdert dieses Elend Fulclier 391, 5 ff., Reo. 341 : ,Tain 
majorem qnam minores fame nimia vexati sunt. Tunc famelici comede- 
bant »iircuioM fabanini in agris adhuc crescentiam, hcrbasque multimodas 
et »ale inconditas; carduos etiam, qui, propter lignorum dcficientiam 
non Vieno cocti, linguas manducantium depungebant; equos, asinos ca- 
meloKque, canes etiam, et mures. Pauperiores etiani bestiarum coria, et 
annonae ^n^na in stcrcoribus reperta comedebant." 

*) Ebenda: „Frigora, calores, pluvias densas i)ropter Deiim perpessi 
Himi. Tentoria eormii illic inveterata sunt et dirupta et imbrium con- 
tinuationc putrefacta." 

») GesUt 10, 33; Rec, 133. 11,' 42; Rec. 136. 

•) Raim. 145; Rec. 245. 



214 V. Peter beim Kreuzheere der Für8ten. 

beere sich zu verabschieden , weil ihm die Mittel nicht aus- 
reichen wollten*); Gottfried ward im December 1097 schwer 
krank ^) und Robert von der Normandie ist nach Lacdicea 
gezogen'), so wurden sie, sagt Fulcher*), wie das durchs Feuer 
bewährte Gold siebenmal geläutert und als die von froher 
Zeit her von Gott dazu Auserlesenen in solcher Noth geprüft 
und von ihren Sünden gereim'gt. Da war es denn »ich nicbt 
zum Verwundern, dass eine sehr grosse Zahl heimlich sich 
entfernte, um solchem Elende, das von Tag zu Tag schreck- 
licher empfunden wurde, zu entgehen imd womöglich ^ sei e« 
zu Wasser oder zu Land wieder nach der Heimath zurück- 
zukehren*). 

Fluchtversuch Es war Anfangs Januar 1098, als die 

Peters. Noth ihren höchsten Grad erreicht hatte, da 

entwichen auch Wilhelm Carpentarius und mit ihm 
Peter der Einsiedler, das allerwärts hervortretende 
Elend war auch ihnen unerträglich geworden. Doch dem 
Tankred war ihre heimhche Flucht nicht verborgen geblieben ; 
er jagte ihnen nach, erreichte und verbrachte sie, nachdem 
er ihnen das Versprechen abgenöthigt, gerne zurückzukehren 
und den Anfülirern Genugthuung zu leisten, wieder ins Lager 
zurück®). Von Wilhelm Carpentarius erzählt der Verfasser 



*) Ebenda 145, 21; Reo. 245: «Accedebat etiam et alia exercitui ca- 
laniitas, quod BoemunduB, qui clarissimus factus fuerat in Hispania, di«- 
ceäsurum se aiebat ; eo quod propter honorem venerit, et homines et eqwm 
SU08 inopia deperire conspiceret; n6c esse divitem se dioebat, cui ad tarn 
longam obsidionem rei familiaris opes sufficerent. Quae portea com* 
periniuB euin ob hoc dixisse, quod ambitione praeceps civitati AntiochiA«* 
inhiabat.* 

^) Raim. 144, 15; Bec, 243: dux maxime infirmabatur. 

») Ebenda. 

*) Eist, Hierosol 891, 15; Reo. 341. 

'') Gesta 11, 42; Bec, 186: Jtaque tali modo inerat nobis maxinu 
ncceBHÜaB, quia Turci undiquc praestringebant nos, ita ut nullas nootroniiD 
änderet iam exire extra tentoria: nam illi constringebani not ex uu 
pai-te; et fames cruciabat ex alia; succursus vero et adintonnm nobi» 
dccrat. Gens minuta et paupenima fugiebat Cypnun, Romaniam, et in 
montanas/ 

°) Die Nachricht über Peters Flucht und ZurOckbringong in« Lag^r 



Sein Fluchtversuch (Januar 1098). 215 

der Gestell, dieser habe im Zelte Boemunds jene ganze Nacht 
uuf dem Boden liegend zugebracht *). Des andern Tages früh 
sei er vor Boemund geführt worden, der also ihn angeredet 
^abe: r^Du unseliger, du Schande Frankreichs und Schmach 
Galliens, du nichtswürdigster von Allen, welche die Erde 
trägt, warum bist du so schmählich geflohen? Vielleicht weil 
du die Soldaten dem Feinde Christi überliefern wolltest, wie 
du schon einmal in Spanien gethan ?" Darauf habe Wilhelm 
Carpcntarius keine Silbe erwiedert. Es hätten aber Wilhelms 
Liaudsleute den Boemund ersucht, dass er ihm nichts möge 
zu Leide thun, worauf Boemund mit heiterer Miene ge- 
antwortet: „Ich will gerne darauf eingehen, wenn er mit auf- 
richtigem Herzen schwört, dass er niemals von der gelobten 
Pilgerfahrt abstehen wolle, gehe es gut oder schlecht, und wenn 
Tankred und dessen Leute sich damit einverstanden erklären." 
Tankred habe seine Zustimmung gegeben und Carpcntarius 
wurde entlassen und kam ohne Strafe davon. „Nicht lange 
darauf, '^ setzt der Verfasser der Gesten hinzu, „ist er aber doch 
heimlich entwichen"^); es war dies ein halbes Jahr später, 
während der Zeit, als Kerbogha Antiochien belagerte und 
das Frankenheer in der Stadt eingeschlossen w^ar, als am 



durch Tankred findet sich nur in den Gesten (vergl. unten Beil. V) und 
deren Coiäeen, so bei Baldricus 103, 28; bei Guibert 501, 86; bei 
Robort 48, 3; Bec. 781; in der Histw. belli sacri c. 42; Bec. 188; Tude- 
bod, Bec, 40. Alle Berichte der Späteren und Nichtaugenzeugen, welche 
von dem Thatsächlichen des in den Gesten Erzählten abweichen, sind als 
der Wirklichkeit widerstreitend abzuweisen. 

') Tota denique nocte WUhelmus uti mala res in tenda Boemundi 
jacuit. Wenn Cluibert 502, 11 diese Worte der Gesten also verdeutlicht: 
,et pro curia magnifici Boemundi, tota nocte ibidem excubaturus, ex- 
l>onitur'', so thut er damit denselben Gewalt an. Ausdrücklich besagen 
^\b ja, dass er ^in tenda*. im Zelte, gelegen sei, jedoch wie ein unnützer, 
unwertber Gegenstand, somit der Verachtung preisgegeben. Ob Peter 
seinen Fluchtversuch in der Nacht bewerkstelligt hat, ist wahrscheinlich 
und wird auch von Rob. monach 48, 3; Bec, 781 in den Worten 'noc- 
tumo elapsu in fugam versi sunt behauptet. Doch besagen dies die 
Gesten m'cht. 

') 11, 20; Bec, 135: Postmodum vero Carpentanus, maxinm captiis 
turpitudine, non diu moram, furtim recessit. 



216 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Gelingen des Unternehmens verzweifelnd noch viele andere sich 
heimlich aus dem Staube machten , unter denen auch ein 
Stephan von Blois und andere Angesehene sich befanden, für 
welche die Nachwelt den Namen Strickiäufer aufbewahrt hat *). 
Man möchte fast bedauern, dass der Anonymus d^r 
Gesicn nicht ausführlicher dieses Vorkommniss, soweit Peter 
dabei betheiligt war, beschrieben, uiid nur über die Zurecht- 
weisung, welche dem Carpentier geworden, eingehender be- 
richtet hat. Allein es ist fürs erste wahrscheinlich, dass er 
durch eine ausführlichere Darstellung dieses Vorfalles, soweit 
er sich auf den Einsiedler bezog, den letzteren in den Aogeu 
der Leser seines Buches nicht so sehr herabsetzen wollte, als er 
dem Carpentarius gegenüber es zu thun sich für berechtigt 
glaubte: Peter hat ja sein jetzt gegebenes Versprechen gehalten, 
er ist beim' Heere geblieben und hat den Zug bis zu Ende mit- 
gemacht^), Carpentarius aber hat zum ersten Bruch seines 
Gelöbnisses einen zweiten hinzugefügt, er fand wiederholt Ge- 
legenheit zu entfliehen und hat dieselbe trotz seiner gegebeneu 
eidlichen Versicherung, vom begonnenen unternehmen nicht 
mehr abstehen zu wollen, mit Erfolg benützt. Sodann zahlte 



') Dass er damals entflohen, erfahren wir aua Albert FV, 37 «owif 
aus Willielm von Tyras VI, 5; Bec, 242. Doch wissen diese von eintTu 
Fluchtvcr8uch des Carpentarius und Peters im Monat Januar nicht». — 
Den Namen funnmbuli, weü sie an Stricken sich über die Mauer Anü- 
ochiens herabgelassen und entflohen sind, findet man bei Baldricb, Iii»t. 
Hieroa. 114, 22 und bei Orderich Vital. IX, 740. XI, 805; ed. le Pn?vo-t 
ni, 552. IV, 168. 

*) Wenn auch das Ende des Kreuzzuges noch nicht erreicht war, si* 
der anonyme Verfasser der Gesten die Worte über den Flucbtverench 
Peters niedergeschrieben, und ihm sonach das weitere Verhalten de» 
Einsiedlers^ ob er nemlich bis zum Ende aushalten werde, noch nicht 
bekannt sein koimte, so gab ihm wenigstens dessen binheriges dem p^ 
gebenen Versprechen gemässes Verhalten und dass er nicht wieder g»* 
nicinsamc Sache mit Wilh. Carpentorius gemacht, Veranlassung gcnttf* 
den Einsiedler schonender zu behandeln. Zugleich sei hier nebenliei b^ 
merkt, dass aus den Worten der Gesten: postmodum furtim rtcemi her 
vorgeht, dass der betreffende Abschnitt vom Verfasser frühesten» i«» 
Sommer 1098 niedergeschrieben worden sein kann und nicht schon ^^' 
bald, nachdem der Fluchtversuch Peters im Januar 1098 stattgefonden biütv 



Sein Fluchtversuch (Januar 1098). 217 

Carpeutarius zu den liervorragenderen Persönliclikeiten und 
hat eine viel bedeutendere Stellung im Heere eingenommen 
als Peter. War er doch aus königlichem Gebliite *) und Vice- 
graf des königlichen Castells Melun, verwandt mit Hugo dem 
Grrossen, dazu von riesenhafter Stärke *), auf dessen Verbleiben 
beim Heere man gewiss einen grösseren Werth gelegt hat, 
als auf dasjenige eines Peter. Dies erwägend wird man wohl 
aiich die geringere Beachtung des Fluchtversuches Peters 
gegenüber demjenigen des Carpentier von Seiten des Verfassers 
der Gesten leicht erklärlich finden. 

Andererseits aber würde der Fluchtversuch des Einsiedlers 
ein ganz anderes Aufsehen erregt haben müssen, wenn Peter 
damals in dem Ansehen gestanden Tväre, in welchem ihn 
Albert und Wilhelm als den Haupturheber des Kreuzzugs- 
untcmehmens uns vorführen, oder gar wie Anna Komn. be- 
richtet, wenn er während des Zuges nach Jerusalem der 
Bischof der Lateiner gewesen wäre. Eine merkwürdige Nach- 



*) Rob. mon. 48, 7; Bec, 781: «de regali prosapia ortus fuit, et vicc- 
comes cijgusdam regii castelli, quod Milidunum dicitur/ 48, 18; Bec. 782: 
^TIugoniB magni consanguineus erat/ Radulph c. 60 zählt ihn zu den 
^viris ÜlustribuB interque palatinos regiß Franciae non obscuris.* 

^ Goib. 501, 33: „Carpentarius non quia faber lignsirius esset, sed 
qtiia in belliB cedendo more carpentarii insisteret, dicebatur/ Rob. mon. 
a. a. 0.: «Carpentarius coepit cognominari quia in hello nullus volebat 
«n occursari. Nulla enim lorica erat, galea vel clypeus, qui duros lanceae 
illiuB sive mucronis sustineret ictus. Unde mirandum, et cum admira- 
tione dolendum, quomodo in talem ac tantum virum tanta mentis hebi- 
tndo incesserit, quod tarn turpit.er a caatris virorum illustrium rccesserit/ 
Kficbenloer fol. 105» (im coel. man. VratüL IV f. 105) übersetzt die Stelle 
Robert«: .Dyner Gwilhelmus wer es ist gewest, ist wol zu merken, ehr 
wtw von königlichem Adell gebom vnd waz eines Graifn Stadthalter 
uff einem Slos Milidunum genannt. Dyser Gwilhelmus wardt darurab eyn 
7.3rmermann geheissn mit seinem zunamen, wen yn dem streit begeret 
yni keiner zu begegnen. Kein Panzer, schilde, noch Helm, kein Hamasch 
künde »eines Schwertes Slag tragn. Danmib wol sich was zu vorwun- 
deren, wy yn einen sölichen sterkesten man soliche Schwacheit mocht 
künunen , da« er vnerlich von den getzelten der Edelen Fürsten sich wegk 
stalle, es machte nicht die Grausamkeit der Streite, ssunder er hat noch 
nicht gelarte Hunger leiden.*^ 



218 V. Peier beim Ereuzheere der Fürsten. 

rieht bringt allerdings die letztere da^ wo sie die Begebenhfit 
der Auffindung des heiligen Nagels (resp. der heiligen Lanze) 
erzählt, indem sie den Einsiedler als den Bischof der Fratdxn, 
ja als ihren HoJienpriester bezeichnet , welche SteUung n 
während des Zuges nach Jerusalem eingenommen haben soU. 
— allein bei näherer Vergleichung jener Erzählung mit den 
abendländischen Berichten, vornemlich mit Baimond de Agiles, 
ergibt es sich unwidersprechlich, dass die Kaisdrstochter den 
Peter mit dem Bischof Adhemar von Puy verwechselt bat 
und alles, was sie von ersterem an der betreffenden Stelle 
aussagt, von letzterem gilt. Von einem gleichen oder ahn* 
liehen Ansehen wie Adhemar, das der Einsiedler während 
des Zuges genossen, ist nirgends die Bede. Der Yerfasaer 
der Gesten hätte jene für ihn sehr unrühmliche That vor Anti- 
ochien nicht verhältnissmässig so gelinde beurtheilt, sondern 
gewiss ausführlicher und in schärferen Worten besprochen 
und würde dann auch in den Darstellungen anderer Angen- 
zeugen wie bei Baimund, Fulcher, Anselm von Bibodemonte. 
vielleicht auch des Stephan von Blois nicht unerwähnt ge- 
blieben sein. Daher hat sich auch der ums Jahr 1140 
schreibende Compilator der Historia belli sacri, der, mt wir 
oben gesehen, Peters Traumvision in seine Erzählung auf- 
genommen hatte und welchem der Einsiedler ohne allen 
Zweifel als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten und Tid 
lieiTorragender als Wilhelm Carpentier erschienen ist, genöthigt 
gesehen, die Erzälüung dieses Vorfidles nicht wörtlich aus de« 
Gesten wiederzugeben, sondern denselben so darzustellen, ab 
ob das von Tankred und Boemund gegen den Caipentarias 
eingehaltene Verfahren, wie es die Gefiten erzählen, allein im 
Peter gegolten, so dass nach ihm die scharfen Worte 
Boemunds nicht gegen Wilhelm Carpentier, sondern gegen Peter 
gesprochen worden seien*). Er hat wohl in seinem Originale 
einen Irrthum vermuthet, da er sieh nicht erklären konnte. 



*) Hist belli sacri c. 42: „Totaque nocte Petrus £remitA, nti ii»U 
res, in tenda domini Boemimdi jacuit. Crastina auieni <lie in muiimt« 
diluculo , venit erubescendo ante domini Boemnndi proee^tiam. Hoflc 
alloquen» etc/ 



Sein Fluchtversuch (Januar 1098). 219 

dass Carpentier, ein sonst kaum genannter Mann, wegen seines 
Fluchtversuches in den Augen der übrigen Kreuzfahrer sollte 
schimpf Ucher behandelt worden sein, als der Einsiedler, der 
ja seiner Meinung nach das ganze Unternehmen in den 
rechten Ghtng gebracht und jetzt viel eher Schimpf und 
Schande verdient hatte. 

Aus dem nemhchen Grunde hat auch Guibert, als er bei 
der Ueberarbeitung der Gesten an die Stelle über Peters und 
Wilhelms Flucht gelangt war, nach seiner weitschweifigen 
Weise dem Andenken des ersteren, den er mit einem „vom 
Himntd gefallenen Stern"' vergleicht, einige Verse gewidmet 
und ihm damit eine nicht unmissverstehbare Lection ertheilt ^). 
Auch ihn hat die kurze Abfertigung dieses Vorfalles in den 
Gesten keineswegs befriedigt und wollte er, so scheint es, da 
er in dem Verhalten Peters einen grellen Widerspruch gegen 
dessen anfangliches begeistertes Auftreten erblickte, den Be- 
richt der Gesten in seiner Weise ergänzen und den Contrast 
zwischen *einst und jetzt in der Gesinnung des Einsiedlers 
mit deutlicheren Farben aufzeigen. 

Der Verfasser der Historia belli scuri und Gru9>ert sind 
lautredende Zeugen dafür, wie man im Abendlande über den 
Einsiedler urtheilte, der bei denen, die -ihn als Kreuzprediger 
gekannt hatten, im Winter 1095/96 noch in hohem Ansehen 
gestanden, durch die Niederlage bei Civitot aber im Abend- 
lande imd vomemlich bei den nachfolgenden Kreuzfahrern 
weit von dieser Höhe herabgestiegen und nun durch seinen 



^) Histcr, HierosoL 501, 52: ,,Ad hoc, ut stellae quoque iuxta Apo- 
calypsim de coelo cadere viderentur: Petrus ille, de quo supra actum 
est, celeberrunus Heremita, et ipse in desipientiam versus, excessit: 
Qiio geria Jmec Petre consilio? cur fwminis immemor exUxs? 
Si Petra coMtat origo Petrt solidum quid denique siffnant, 
Quid iÜH'vis meminisse fugae? faciles nescit petra motus. 
(Die Übrigen Zeilen t^ieke oben S. 47). Nach egenos heisst es weiter: 
Sie jtraeiens modo jura feras, qtiae quosque doceyvdo tulisti. 
Hie aliquando fugax cereris, pisces afi vina terebat 
iSanetior csca foret Monadto, porri, naaturcia napi, 
Cardamu», atque nuces, corili, iysanac, frux lentis, et Iwrbiy 
Place meroque 2)rocul posito, frusto tanien addita panis. 



220 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Fluchtversuch vor Antiochien im' Januar 1098 vollends alle 
Achtung eingebüsst hat. Dieser letztere Vorfall brachte dem 
Einsiedler da, wo er bekannt war, eine Demüthigung bei, 
deren sich wohl nachher auch seine früheren ergebensten An- 
hänger geschämt haben. Daher lässt sich denn auch das 
dem Ekkehard spätestens im Jahre 1100 zu G^ehör ge- 
kommene Gerücht, womach viele Peter für einen Heuchler 
gehalten, erklären. Das war eben der Eindruck, der bei 
Vielen sich geltend machte, als sie von seinem Fluchtversuche 
hörten ^). 

Auffallend mag es erscheinen, dass Albert über des 
Einsiedlers Fluchtversuch keine Nachricht verzeichnet hat. 
Möglicherweise hatte sich die Sage über dessen ruhmvolles 
Auftreten zu Anfang des Unternehmens schon derart Eingang 
verschafft, dass sie Albert, im Falle ihm eine derartige Nach- 
richt bekannt und zu Ohren gekommen war, auch fiir eine 
Fabel angesehen und desshalb des Verzeichnens nicht für 
werth erachtet hat. Wahrscheinlich aber ist es und Alberts 
Verfahren in Betreff seiner Mittheilungeu entsprechender, dass 
man sich zu dessen Zeit eine derartige Begebenheit gar nicht 
mehr erzählte, — so hatte die Sage über den Eremiten schon 
alle seinem Rufe nachtheiligen früheren Nachrichten verdrängt. 
Wir dürfen diese Vermuthung für um so gegründeter halten. 



') Vergl. Ekk. Chron, ad ann. 1096 und UierosölymUa I, 7. Anm. 51. 
Ekkehard hat diese MitthcUung spätestens im J. 1100 seinem Chronicon 
eingefügt. Einen >yiderhall mag diese Ekkehardsche Nachricht, dass 
Peter ein Heuchler gewesen, in der Chanson de Jerusalem (La conquete 
de Jerusalem publ. par Hippeau, chant VII, 253 ff.) gefunden haben. Diese 
lässt nemlich den Einsiedler nach der Eroberung Jerusalems, als die 
Sarazenen heraufziehen, um die Stadt zu entsetzen, von den letzteren 
gefangen genommen werden, schwer verwundet sei er ins Lager des egyp- 
tischcn Emirs gebracht, dann aber durch den Safl eines wunderbaren Krautes 
von seinen Wunden wieder geheilt worden. Da soll er denn — allerdings 
nur zum Scheine — den muhamedanischen Glauben angenommen und 
sich vor dem StandbÜd Muhamcds verbeugt haben, im Herzen den Un- 
gläubigen schwörend, dass sie diesen seinen erzwungenen Gehorsam noch 
theuer bezahlen müssen etc. Vergl. auch Pigeonneau, Le cycle de In 
croisade, St, Cloud 1877. p. 79. 



Sein Fluchtversuch (Januar 1098). 221 

als der gleichzeitige Ekkehard, während er in seinem anno 
1101 ahgeschlossenen Chromccny sowie in der zweiten er- 
i\' eiterten Ansgahe desselben vom Jahre 1106 noch jene 
iNTarchricht verzeichnet hat : Petrufn multi postea hypocritam esse 
dicdnmt — er in den späteren Ausgaben des Chronicons und 
im Hierosdyntüa diese Worte weggelassen, resp. wieder ge- 
strichen hat, ohne allen Zweifel, weil bald nach dem ersten 
Kreuzzuge der Märtyrer- und Glorienschein, der die Theil- 
nehmer am ersten Kreuzzuge, und ebensomit den Einsiedler 
damals schon umgab, ein Hinderniss bildete, ein derartiges 
Gerücht als der Wahrheit entsprechend anzuführen. 

Auch Wilhelm von Tyrus wusste dem Anscheine 
nach von Peters Fluchtversuch nichts. Er folgt, was den 
ersten Kreuzzug anlangt, in seiner Erzählung dem Raimund 
de Agiles und dem Albert. Ob er aber überhaupt keine 
Nachricht von demselben gehabt, könnte man bezweifeln. 
Vielleicht wollte er Peters Ruhm nicht schmälern imd hat 
desshalb absichtlich diese Nachricht weggelassen^). Dem 
Wilhelm folgt auch Accolti. Seitdem die älteste Druck- 
ausgabe der Historia Hierosdym. des Mönches Robert er- 
schienen war-) und seitdem Bongars die Quellen zur Ge- 
scliichte des ersten Kreuzzuges ^) edirt hatte, konnte man in 
den Darstellungen des ersten Ej*euzzuges aus Unkenntniss 
die Erzählung des Fluchtversuches des Einsiedlers nicht wohl 
mehr übergehen. Allein trotzdem haben ein d'Oultreman 
und Waha dieselbe mit keinem Wörtchen erwähnt, offenbar 
um ihren Helden, resp. um dessen heilige Person nicht in 
den Augen ihrer Leser herabzuwürdigen; wogegen dann 
wieder Andere in ausgiebiger Weise und als erwünschten 



') JedenfallH hiuhh dies von Graindor angenommen werden, insofern 
('S als en^aesen angesehen werden wollte, dass er die Gesta Francorutn, 
resp. den Tudebod und den Albert bei Fertigung seines Gedichtes zur 
Vorlage gehabt, wie Pigeonneau nachzuweisen versucht hat; vergl. Le 
cyele de la croisade p. 37 ff. 

•) Im Jahre 1472 in Cöln. Vergl. Becxieil des Hist, des crois., Ilist 
occ. HI, Priface p. LI und Riant, Älexii ad Bob, Ejpist. hpwria (1879) p. X. 

«) Hanau 1611. 



222 V. Peter beim Ereuzheere der Fürsten« 

Anlass dieselbe verwendet haben, um den Peter in ihrer Art 
zu tractiren. So findet sich Maimbourg^) yeranlasst, aus 
dem Verhalten des grossen jeuneurs, wie er den Einsiedler 
nennt, welcher durch seine freiwillige Strenge sich den Nam^n 
eines Heiligen erworben, der aber die Strenge eines noüj* 
wendigen Fastens nicht habe aushalten können, die weise 
Lehre zu ziehen, dass man auf die Heiligkeit dieser Welt 
nicht viel bauen solle, besonders, wenn dieselbe viel Wesens 
aus sich mache. Ein H a k e n ^) lässt sich folgendermasscn 
vernehmen: „Wessen Erstaunen ist nicht mit Unwillen unter- 
mischt, wenn er hört, dass der Mann, dessen Feuereifer alle 
diese Hunderttausende gereizt hatte, ihm nachzusch wärmen, 
dass Peter der Einsiedler sich ihm (dem Carpentarios)« anf 
seiner Flucht zum Gefährten erbot? So viele unangenehme, 
sinnliche Erfahrungen hatten endlich Peters versengtes Gt*> 
him in dem Masse abgekühlt, dass er einsehen konnte« dieser 
Krieg sei so heilig nicht, als er ihn gepredigt; und ein ge- 
zwungenes Fasten wolle etwas anderes, als ein freiwilliges^ im 
Schosse des Ueberfiusses, sagen. Zugleich hielt seine ESgen- 
liebe ihm vor, dass Adhemars vorgeltendes Ansehen ihn, di«-* 
geträumte Seele des Zuges, unter den unbeachteten Hsofen 
der Geistlichen vom letzten Eange zurückdrängte. Im Heere 
fehlte es wohl auch an Unzufriedenen nicht, welche ihn, ak 
den Urheber all' ihres Elends, mit Schmähungen überhäuften '), 
Hunger, Furcht vor der Seuche, und vielleicht auch frommer 
Abscheu vor der im Lager herrschenden ZügeUosigkeit , ver- 
bunden mit seinem natürlichen Unbestande, beflügelten dem* 
nach seine Füsse; und an einem schönen Abende war er, 
zugleich mit Wilhelm, verschwunden." 

Nothgedrungen müssen wir an dieser Stelle auch einer 



^) Hist. univ, des crois. Paris 1868 in kL foL p. 54. 

*) Gemälde der Kreuzzüge I, 267. — Ich übergehe die ähnlich Uo- 
tenden Expectorationen Maillys II, 416 (deutsche Uebers.) und desiaeD 
Plagiators Heller, Gesch. der Kreiizz, II, 68 ff. 

') Dass auch Räumer, Gesch, der Hohenstaufeti I, 117 diesen OnmJ 
nennt, welcher Peter mit bewogen habe das Lager zu verlassen, ist atit- 
faUend genug, zudem da keine Quelle hierüber etwas mitiheüt 



Sein Fluchtverauch (Januar 1098). 223 

Ansicht Vions Erwähnung thun, nach welcher dy Ein- 
siedler , „le Saint et courageux personnage", einen Flucht- 
versuch nimmer gemacht haben kann. Er erhebt einen Pro- 
test gegen Roberts nnd Guiberts Nachricht: nur aus Groll 
und Hass gegen den Einsiedler, weil dieser zu so hohem An- 
sehen gelangt, hätten diese eine derartige Erzählung über- 
liefern können. Er lobt die „historiens contemporains", zu 
denen er nebst Raimund de Agiles, Fulcher v. Chartres und 
Albert, auch einen Jacob vonVitry, Sanut und Wilhelm von 
Tyrus zählt % dass sie über, den von Guibert erzählten Vor- 
fall ein kluges Stillschweigen beobachtet hätten. „Die Kennt- 
niss, welche wir von dem Character der heiligen und muthigen 
Persönlichkeit Peters gewonnen haben, sagt Vion^), macht 
es uns zur Pflicht gegen die gehässige Insinuation des Abtes 
Guibert Protest einzulegen. Wie soll man in Wirklichkeit 
annehmen, dass Ekel oder das Verlangen nach gutem Fleisch 
unseren geweihten Missionar* einen einzigen AugenbUck hätten 
abwendig machen können von der Sorge, um die Ausführung 
seines heiligen Unternehmens zu betreiben? In dem Augen- 
blick fiirwalir, wo sein alter Zögling und intimer Freund 
Gottfried von Bouillon an einer tödtlichen Krankheit dar- 
niederlag und um dessen fortdauernde Tröstungen besorgt 
war — wie hätte er ihn in solcher Lage verlassen können? 
Wohin wäre er allein ausserhalb des Lagers hingegangen, da 
die täglichen Nachrichten bestätigten, dass die Türken die 
Herren von der ganzen Umgegend waren , und hätte er die 
Städte wiedereriaugt, welche die Christen ohne Besatzung 
hinter sich gelassen hatten? Prüft man einerseits die Schrift- 
steller, welche Peter anklagen, andererseits die Zahl und den 
Werth derjenigen, deren Stillschweigen einer Zurechtweisung 
dieser Angabe gleichkommt, man wird diese Anschuldigung, 
welche in sich selbst zerfallt, nach Gebühr würdigen können. 
Doch der beste Beweis, dass Peter der Eremite auf der er- 
Iiabenen Höhe seiner Rolle verblieben ist, und dass er auch 



') Pag. 333. 



224 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

bestän^g die Achtung und das Verdienst der Anführer und 
der Armee verdient hat, ist seine ebenso dclicate als ehren- 
hafte Mission an Kerbogha einige Tage (!) nach dieser be- 
haupteten Flucht und später seine Functionen als Vicekönig 
von Jerusalem." Soweit Vion *). Wie es sich mit den beiden 
zuletzt erwähnten Punkt^ verhält, werden wir bald nachher 
sehen. Ueber den Protest aber und die Beweisgründe, die 
er gegen die gut verbürgte Nachricht vom Fluchtversuch 
Peters vorführt, bedürfen wir keines weiteren Wortes. Dim 
gebührt jedenfalls das Verdienst zur Verherrlichung Peters 
noch mehr gethan zu haben als d'Oultreman, der doch das 
Non plus ultra in dieser Beziehung schon geleistet, aber aller- 
dings den vorliegenden Passus über Peters Fluchtversuch mit 
Stillschweigen übergangen hat, wohl in der Ueberzeugung, 
dass es für ihn eine vergebliche Mühe sein würde, seinen 
„Venerable Pierre" von solchem Flecken zu reinigen. Doch 
genug hierüber. 



*) Was wird wohl Vion über die Antwort Lamartines gedacht habMi, 
welchen er zur Enthüllungsfoier von Peters Shtndbild in Amiens ein- 
geladen und gebeten hatte, den Einsiedler in die Reihe der grossen 
Männer aufnehmen zu wollen, welche er in der Folge veröftentlicht hat? 
Ich kann mir es nicht versagen , an dieser Stelle den ganzen Brief La- 
martines wiederzugeben, welcher erstmals im Siede und bald darauf am 
25. Aug. 1878 auch im Unirers abgedruckt worden ist. perselbe lautet: 

Monsietir, 

Excusez un long retard causi jxir une longue ifidüpasition! ^^ 
vCai im lire enoore rotre hio(ß'aphie savanie. Je remparte aus dum}^ 
s^our cTmi ^je« phis de Joisir, Le talent pourra me Muire; k wje^ 
ne me siduit pas. Je considere Pierre YErmite eamme un deniche 
chretien condnisant VEurojye en aveugle ä la j)erte de Ron tempSf äe^on 
mng et de son hon sens. liien de heau hors de Vhnmanite; rien de mw 
dans le fmiatisme. Amens aurait, selon moi, d'autres menunres «i 
honorer, Taus les Souvenirs ne sont pas des titres, Vous royes, ntonsieur, 
gwe je jurerais par ma presence et par ma voix arec les sentimef^ f^* 
animeront la Hlle. Ejccusez-moi donc et plaignez-moi, On nestcoupalU 
ni de ses admirations, ni de ses r^ugnances. Mais je suis vireaeni 
reconnaissant de rotre lettre, et vous prie d'agrier les bons senthnet^^ 
qu'elle m'inspire ax^c lassurance de ma Jtaute conmdiratian, 

21 Avril 1854. LAMARTINE. 



Sein Fluchtversuch (Januar 1098). 225 

Der Einsiedler musste sich, nachdem sein Versuch miss- 
glückt war, wenn auch wider Willen, in die weitere Nothlage 
fügen und wird wohl sein Aufenthalt im Lager heim Tross 
des Heeres gewesen sein^). 

An Anstrengungen aller Art, um der durch Hungersnoth, 
Seuche und das Entweichen einer nicht unbeträchtlichen An- 
zahl sehr bedenklich gewordenen Lage zu steuern, Hess man 
es nicht fehlen. Aber erst zu Anfang Februar konnte der 
Hungersnoth einigermassen abgeholfen werden, als im Simeons- 
hafen eine abendländische Flotte erschienen war, welche be- 
deutenden und ausreichenden Proviant leistete*). Dienstag, 
den 9. Februar, gewann Boemund eine Schlacht gegen eine 
zum Entsatz herangezogene grössere Abtheilung Türken, 
wobei eine reichliche Beute gemacht worden ist*). Von jetzt 
an war die Umgegend gesicherter und die Zufuhr an Proviant 
leichter geworden, doch beinahe vier weitere Monate bis zum 
3. Juni 1098*) zog sich die Belagerung Antiochiens hin bis 
diese Stadt und zwar durch den Verrath des Firüz^) in der 
Püger Hände fiel. 



*) Paulin Paria, La ciMm, cPAntiocJke I, 14, sagt wohl richtig : 3evenu 
il'un Premier d^sastre (bei Civitot), il continua le saint voyage ä la suite 
de Qodefroi de Bouillon; mais il n'avait aucun credit aupres des chefs 
de l'exp^dition. U vivadt acec les truands, les gou-jats de Vartn^e,'^ 

*) Es war die Genuesische Flotte, welche im Spätjahr 1097 im 
S. Simeonsbafen erschienen war (Raimund 143, 49; Bec, 242) nicht allein, 
welche im Februar dem bedrängten Kreuzheere Zufohr leistete, sondern 
auch anderer StÄdte und Völker Schiffe, denn Raimund sagt ausdrücklich 
147, 4; JBcc. 248: „In quinto mense obsidionis nostrae naves undique cum 
alimonÜH ad portum nostrum applicarent etc.** Vergl. auch Heyd, Ital. 
llandehcolonken y in ZeiUchr, für gesammte StaaUtmissenschaft , Band lö, 
p. 6 ff., auch Ekk. Hierosol XIV, 6, Anm. 27. 

*) Gesta 12, 26 (Bec. 137); v. Sybel 395; Ekk. Hierosol a. a. 0. 

*) Vergl. Gesta 15, 33 (Rec, 142);'Raim. 149, 39 (Bec. 252); Alb. 
4. 25. Die Datumsangaben bei Wilken I, 200 (3. Juli) und bei v. Sybel 
414 (7. Juli) sowie bei Ibn Khallikan (20. Juni, nach Röhricht Quellen^ 
beitrage, Berlin 1875, p. 29, Anm. 4) sind unrichtig. 

») Vergl. Röhricht a. a. 0. u. Ekk. Hierosol XFV, 6, Anm. 28. 

ir> 



226 V- Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Die Kreuzfahrer in ^^^^* ^^^^S^ jedoch scdlten sie sich 

Antiocliien. dieses Sieges erfreuen. Schon am 5. Jtmi 
Aufflnduno der nahte das sehr grosse Heer Eawämed-daük 
heiligen Lanze. Kerbüka's, des Herrschers von Mosul, mit 
einer grösseren Anzahl Verbündeter*) und schloss die Stadt 
vollständig ein^). Die Lage des nunmehr eingeschlosseDen 
und von aller Verbindung nach aussen abgesperrten Kreuz- 
heeres gestaltete sich allmählich zu einer unheilvolleren als 
während des verflossenen 'Sinters. Durch die Belagerer liart 
bedrängt und sich derselben nur mit äusserster Anstrengung 
erwehrend, und durch die Wiederkehr einer schrecklichen 
Hungersnoth schrecklich gepeinigt, geriethen sie in eine sehr 
kritische Lage. Kostete doch ein Stückchen Brot ein Gold- 
stück, man ass die Blätter von den Feigenbäumen, des 
Weinstocks und der Disteln, Pferde und Esel wurden i;e- 
schlachtet und selbst die Häute dieser Thiere verzehrte man. 
Manche lebten vom Blute ihrer Pferde, denen sie zu Ader 
Hessen und welche sie nicht tödten wollten , weil sie ihre Hoff- 
nung auf Rettung nicht ganz aufgeben mochten^). Bainiund 



*) Fulcher 293 (Rec, 347) verzeichnet 29 Emire. Andere Namen 
auch bei Tudebod Eec. 80. 

«) Vergl. Ekk. Hieros, XIV, 7Anm. 31 und Röhricht Qucnenbeiiräge, 
Berlin 1875, p. 6. 

') Raim. 153, 14 (Rec. 258): „Inter haec autem tanta fumes in eivi* 
täte fuit, ut, excepta Lingua, caput equinum 2 vel 3 eolidis venderetur: 
intestina vero capreae, 5 soHdia; gallina, 8 vel 9 solidis. De pane quid 
dicam, cum 5 solidi non sufficerent ad pellendam famem vnius? Noc 
erat mirum, nee grave esse poterat bis qui tarn carc mcrcabantur, cum 
auro et argento et palliis abundarent. Haec autem ideo cara eraut, qiiiä 
conscientiae militum, audacia carebant. Ficus aut«m immaturas ab ar- 
boribus decerpebant, atque coctas carissinie vendebant. Coria vero 
boum et .equorum, et alia neglecta ex longo tempore, illa similiter <li« 
coctii, carissime vendebantur: adeo ut duas solidatas quilibet coniedere 
posset. Plerique milites sanguine equorum suorum virebant; et exsiMH:- 
tantes Dei misericordiam , nolebant eos adhuc occidere. Haec autem et 
alia multa mala obsessis imminebant, quae enumerare difficüe est.* Gesfa 
19, 29 {Rec. 148): „Istique prophani et inimici Dei ita tenebont nos in- 
einsog in urbe Antiochiae, ut multi mortui fuerint fame : quoniam parvüs 
panis vendebatur uno bisantio: de vino non loquar. Kquinas nanMiuf 



Die Kreuzfahrer in Antiochien. 227 

von Toulouse und Adhemar von Fuy erkrankten , Stephan 
von Slois entfloh mit allen seinen Leuten. Trotzdem sollte 
ein eigenihümliches Ereigniss ihren Muth ungeachtet aller 
schrecklichen Noth von Neuem anfachen, es war die Auf- 
findung der sogenannten heiligen Lanze am 
14. Juni 1098*), worüber wir oben schon Näheres mitge- 
theilt haben*). Die Freude über dieses Ereigniss war eine 
unbeschreibliche. Man hielt dafür, dass dieses Gottesgeschenk 
allen weiteren Zweifel an dem endlichen Erfolg des Unter- 
nehmens niederschlagen müsse, und handelte auch demgemäss, 



camea aut asininaa manducabant et vendebant: vendebant quoque 
gallinain 15 solidis; ovuin 2 solidis; unam nucem 1 denario. Onmia enim 
valde erant cara: folia fici, vitis, et cardui, omniumque arborum, co- 
qaebant et manducabant; tantam famem immensam habebant. Alii 
roria caballonmi et camelomm et asinorum et bouiu seu bufalorum sicca 
docoquebant, et manducabant. Istas et multas amdetates ac angustias 
i^uas nominare nequeo, passi sumus pro Christi nomine et S. Sepulcri via 
deliberanda. Tales quoque tribulationes et fames ac timores passi sumus 
per viginti sex dies/ In Betreff der von den Gesten verzeichneten Zeit- 
dauer der Nöthen ist zu bemerken, dass der Verfosser zu den 26 Tagen 
offenbar auch den Tag der Einnahme Antiochiens, den 3. Juni, mit- 
gerechnet haben muss, ansonst er nicht diese Zahl hätte verzeichnen 
können. Albert IV, 46 nennt 24 Tage, während welcher Zeit sie ein- 
gescbloHsen das dadurch verursachte so schreckliche Elend haben er- 
tragen müssen. 

*) Dieses Datum findet sich bei Raimund 152, 50 {Rec. 257) sowie 
bei Tudebod Bec. 76, nicht aber in den Gesten. Unrichtig ist das Datum 
,18. Juni* bei Muralt, Chronogr. hyzant, n, 84. 

*) Vergl. p. 65. Erwähnt sei hier nur, dass Cafarus in Liberat. Orient 
(Mon. Gtrm. 88. XVIII, 43, 38 ff.) und Graindor in La <Mnson ä^AnUoche 
(11, 164, 165, 166, S^Aulaire p. 328 f.) den Peter den Eremiten zum 
Visionär machen, der die heilige Lanze gefunden habe, und somit diesen 
mit dem Proven9alen Petrus Baxtholomeus verwechselt haben. Diese 
irrige Annahme findet man Übrigens auch in mancher späteren Dar- 
stellung wieder. Ebenso irrig ist es, wenn Anna (Lib. XI, P. 826, Mec. 62) 
berichtet, dass Peter der Eremite, welchen sie an der betreffenden Stelle 
mit dem Bischof Adhemar verwechselt und zum Bischof, ja a^/ie^£i>; 
der Lateiner macht (s. oben S. 218 ff.) anbefohlen habe, man solle zur 
recbten Seite des Altars jene^ Kirche graben, wo man den heiligen 
SchlÜHsel finden werde. 

15* 



/ 



228 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

zudem da noch andere Offenbarungen als Zeichen der gott- 
lichen Huld die Gemüther erregten. 

Als der Tag des Kampfes auf den 28. Juni >) bestimmt 
war und die Begeisterung zum Kampfe sich so sehr gesteigert 
hatte, dass sogar vom Volke, welches bisher von Mangel und 
Furcht erdrückt zu werden schien, den Fürsten Vorwürfe 
gemacht wurden , dass sie mit dem Vorgehen gegen Kerbogha 
so lange zuwarten würden*), so sendete man noch Tags vor 
der Schlacht, also am 2 7. Juni an Kerbogha eine 
Gesandtschaft, zunächst mit der bestimmten Absiebt 
diesen zu veranlassen , dass er von der fernerei> Belagerung 
freiwillig abstehe*). Die Gesandten waren: Peter der 
Einsiedler, ein gewisser Herluin*) und wahrscheinlich 
in deren Begleitung noch drei andere Personen 5). Peter war 
die Hauptperson , Herluin der Dolmetscher ®). Ersterer hatte 



') Bestimmt angegeben als IV Kah Juh in iigtlia Apostcihnim in 
Oest, 22, 2 {Rec. 152); Raim. 155, 34 {Rec, 261); Ei»stol. Anselmi dt 
Eibodi Monte ad Manasaem, Rec. 803; Alb. IV, 47. 

*) Raim. 153, 56 (Rec. 259): «Vulgus etiam, quod diebuH praeteritij^ 
inopia atque formidine consumtum esse videbator, principibuK modo con- 
viciabatur, querendo de belli dilatione.' 

*) Ohne Zweifel kann der Tag, an welchem die Gesandtschaft in 
das Lager Kerbogha's abging und wieder nach Antiochien zurflckgekehrt 
ist, nicht der 24. Juni , wie v. Sybel 432 und ich in meiner Ausgabe des 
Ilici'osolymita Anm. 40 zu c. XIV angenommen haben, sondern nur da 
27. Juni gewesen sein. Den näheren Nachweis siehe Beilage VI. 

*) Nach Cafari Liberatio Orientis (Man, Germ. SS. XyUl) 43, 23 wäre 
dieser Begleiter Peters ein Priester gewesen, 

") Diese letztere Angabe, womach die Gesandtschaft aus 5 Personen 
bestanden, verzeichnet allein Ratlulph c. 81. Rob, Mon. Rec 825 ^agt: 
„Tandem duo inventi sunt, Herluinus et Petrus Heremita. Hi cum mt<»r- 
prete iter suum ad Turcorum ca.st.ra direxerunt.* Kschenloer lässt jeJoch 
die Worte cum interprete weg. Oft'enbar beruht dieser Zusatz bei Robert 
auf einem Missverständniss. 

*) Gesta 20, 26 (Rec. 150): „Invenerunt quosdam vires, Petrum scüicet 
Heremitam et Herluinum." 2i0, 51 (2?€C. 150): ,fertur Herluinus utnunque 
scisse linguam, fuitque interpres Petro Heremitae.'* Ebenfalls nenn^D 
die Copisten der Gesten den Herluin den Dolmetscher Peters. Dageg<'n 
verzeichnen Fulcher 393, 18 (Rec. 347), Raimund 153, 59 (Rec. 259). 
Albort. IV, 44 und Radulph c. 81 nur den Peter namentlich. 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 229 

fticli wahrscheinlich freiwillig zum Zwischenträger erboten, was 
von den Gesten angedeutet und von Graindor als thatsächlich 
berichtet wird*). Ist dem wirklich so gewesen, so dürfte 
nicht minder auch die Annahme gerechtfertigt erscheinen, 
dass er wohl damit die Absicht verbunden, einigermasscn 
wieder gut zu machen, was er durch sein feiges Ent- 
weichen in den Augen der Führer gefehlt, Dass er jetzt 
wieder zu den meist begeistertsten gezählt haben wird, darf 
mit Recht angenommen werden. Die bisherige Errettung aus 
so vielen Gefahren liess ihn am ferneren Gelingen nicht 
zweifeln, zudem da die Auffindung der heil. Lanze allgemein 
und gewiss auch von ihm als ein deutlicher Wink von Seiten 
Gottes erkannt worden war, dass er den Seinen gnädig 
sein werde. 

Der Absendung der Gesandten war ein Fürsten- 
convent vorangegangen, auf welchem dieselbe beschlossen 
worden war*). Nach den Gesten ward man in dieser Ver- 
sammlung darüber einig, die Feinde Christi zu befragen, 
warum sie so übcrmüthig in das Land der Christen einge- 



') La ciMna, d\iniioche U, 171, übersetzt von der Gräfin de S*® Aulairc 

\K 383: 

lU dißent Tun et lautre: J^ui pourrons-noiis envayer?'^ 

MaU U ny en a jmw un qui veuUle s^en charger, 

Hots Pierre THernUte, 11 a parU le premier: 

^SeigMurs, dit-il atix princes, si vous Vaccordez, 

Kn thanneur de Dieu firai porter rotre measage; 

^ Sy regoi« 1a mort, je Vaccepte röUmtiers. 

Au jour du grand jugement, fen aurai bonne recompenseJ^ 

Acec no8 ba/rmis üy avait un Chevalier; 

II avait nom Herluin, fit beaucoup de choses dignes de louanges: 

Jkigneurs, dit-ü aux princes, ieoutez ce que je demajide: 

Xirtd arec lui, j'en ai un grand desir. 

^ — Sire, dittent les harona, ncus vous en devons des remerciments,* etc. 
ftol>ert interpretirt die oben angeführten Worte der Gesten unrichtig 
aino, als ob lange gesucht worden sei , bis man endlich die zwei Männer 
aasfindig gemacht, welche sich diesem Auftrage Unterzogen. 

*) Gesta 20, 23; Bec, 149; ,?orro statuerunt omnes majores nostri 
consilimn, quatenns nimtium mitterent ad inimicos Christi/ Anselm. de 
Ribodimonte, üfec. 893: ,Accepto inter se consiüo, miserunt nuntioa.** 



230 V- Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

drangen und da sich gelagert hätten, und warum sie die 
Ejiechte Christi vernichten wollten*)? Nach Raimund erhieh 
Peter von den Fürsten den Auftrag, hei Kerhogha zu be- 
wirken, dass er von der Belagerung Antiochiens abstehe, weil 
die Stadt Eigenthum des heil. Petrus und des ChristeDVolke!' 
sei^). Nach Anselm sollte die Gesandtschaft dem T&rkeo* 
führer den Beschluss überbringen: „So spricht des Herrn 
Heer: weiche zurück von uns und vom Erbtheil des heiligen 
Petrus, wenn anders du nicht willst mit Gewalt hinweg- 
getrieben werden"^). Auch nach Fulcher hatte Peter eben 
ähnlich lautenden Auftrag an Kerhogha erhalten: wenn er 
nicht das den Christen von alter Zeit her gehörige Land ver- 
lasse, so werde er unausbleiblich am nächstfolgenden Tage^) 
von den Kreuzfahrern angegriffen werden. Jedoch hat Fulcher 
noch den Zusatz, dass man auch in letzterem Falle ge^t 
wäre durch Einzelkampf die Entscheidung des Streites herbei* 
zuführen, es sollen fünf oder zehn, oder fünfzig oder hundert 
auf jeder Seite mit einander kämpfen, um nicht durch eine 
GesammtbetheiUgung beider Heere unnützes Blutvergiessen n 
verursachen, und welcher Theil den andern überwinde, der soll 
Stadt und Land besitzen^). Dieser Beisatz des Nichtaugen- 



') Gesta a. a. 0. : „Quamobrem superbissime inChristianonim introisseot 
terram, et cur castrametati sont et quare Christi servos ocddAni, et 
conquassent/ 

*) Raim. 153, 59; Bec. 259: ^Miseront nostri Petrum HeremiUuD äU 
Corbaran, ut desisteret ab oppugnatioiie civitatis: quia iuris erat be^ti 
Petri et Chriatianomin.* 

^ Anselm. de Ribod. epist, Bec, 893: ^Accepto inter se eonnlia 
miserunt nuntios ad Corbaran, qui dicerent: ^aec didt exerdtiu Domiui. 
recede a nobis et ab haereditate beati Petri; alioquin armis fugaberi^** 

*) Hieraus macht Wilh. von Tyrus VI, 15: am dritten Tage. 

*) 393, 19, Bec, 347: „Mandaverunt Turcjs per Petmm, quod ni*: 
teiTam quae Christiania ab olim pertinebat quietam eis dimitterent, dir 
sequenti procul dubio bellum contra eos inirent. Quod ei alitcr Iht. 
vellent, aut per 5 aut per 10, aut per 20 seu per 100 luilite» ab utn^ia- 
parte elcctos fieret bellum, ne cunctis simul bellantibus, tanta gentiuni 
multitudo moreretur, et quorum pars alteram superaret, urbeni et ngaxas 
sine controversia libere acciperet.* 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 231 

zeugen Fulclier*) wird nicht nur durch Albert^) und Cafarua^), 
sondern auch durch die Nachricht Raimunds bestätigt, dass 
Kerbogha am folgenden Tage während des Kampfes zu den 
Kreuzfahrern eine Botschaft geschickt habe, wornach er auf 
diesen von Peter gemachten Vorschlag einzugehen sich bereit 
erklärte, was jetzt aber von den Franken abgewiesen wurde*). 
Dieser Zusatz gibt erst den rechten Aufschluss des 
weiteren Zweckes der Absendung Peters an Kerbogha. Denn 
eine blosse Aufforderung an den Türkenfeldherrn, er möge 
von der Belagerung abstehen, oder gar eine Drohung an den- 
selben hätte doch auch gewiss den Kreuzfahrern als zwecklos 
ei-scheinen müssen, wenn sie nicht, im Falle der Türke sich 
weigern würde auf ihre Zumuthung einzugehen, vielleicht doch 
einen günstigeren Modus des bevorstehenden Kampfes erzielen 
komiten. Das Bedenken musste den Nüchterneren unter ihnen 
mit Recht trotz der zeitweiligen grossen Begeisterung -für den 
Kampf als gewichtig erscheinen , dass sie , die durcl^ Hunger 
und so manch' andere Noth Geschwächten, möglicherweise 
doch könnten überwältigt werden, so dass eine Entscheidung 
durch Zweikampf ihnen jedenfalls zum Vortheil gereichen 
würde. Auch hat sich vielleicht auf Grund dieses an Kerbogha 
gestellten Antrages jene sagenhafte Nachricht bei Anna ge- 
bildet , welche in höchst verwirrter Weise über die betreffenden 



^) Fulcher hielt sich zu jener Zeit al» Capellan des Grafen Balduin 
in Edesaa auf. 

*) Lib. 5, 45. Näheres über die Albertschen Angaben siehe weiter 
unten. 

») Die Worte bei Cafarus, Lib. Or. (Man. Germ. SS. XVIII) 43, 29 
lauten: «Nuncii vero cum multa dixissent et audivissent, tandem unum 
tirmare »i Corbonaui vellet ponere voluerunt, ut 5 Christiani cum aliis 
b Sanvcenis bellum facerent, et victoriam habentibus civitas Antiocena 
ex utraque parte concederetur. 

*) Raim. 154, 4(5; Eec. 260: ^Mandavit etiam Corbaras ad principes 
noHtros, paratus «rat facero modo quod nuper abnegavit, ut 5 vel 10 Turci 
cum totidem FranciK decertarent; et quorum müites vincerentur, pacifice 
aliis cederent. Respondcrunt ad haec nostri: Noluistia, quum haec 
volniuiuH; nunc autem quia properavimus nos ad pugnam, decertent 
singüli pro 8uo Jure/ 



232 V* Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Vorgänge Folgendes berichtet : „Der Graf von Flandern Imbe 
mit noch drei andern Rittern den Kerbogha mit sammt seinem 
Heere in die Flucht geschlagen. Genannter Graf habe sich 
nemlich von den übrigen Fürsten die Erlaubniss erbeten, 
zuerst mit drei Gefährten die Türken angreifen zu dürfen, 
was ihm auch zugestanden worden. Vor dem Treffen sei er 
vom Pferde gestiegen und habe sich unter Aninifung Gottes 
drei Mal zur Erde gebeugt, alsdann sei er unter dem fiafe 
Gott mit unsy in den Alle eingestimmt, mit vollen Zügebi 
gegen den Hügel angesprengt, auf welchem Kerbogha gestandet!, 
alles, was ihm im Wege war, mit seiner Lanze niederstossend, 
worauf die erschreckten Türken sich auf die Flucht begeben 
hätten, bevor nur eine eigentliche Schlacht begonnen gehabt''*). 
Sei dem jedoch wie ihm wolle, dass die Gesandten den 
Auftrag gehabt, dem Türkenfeldherrn nur zu drohen, um ihn 
dadurch zum Aückzuge zu. bewegen, dürfen wir nach dem 
bisher Gesagten nicht wohl annehmen, wir werden desshalb 
auch das Auftreten der Gesandten, wie es von den Bericht- 
erstattern erzählt wird, einigermassen modificireu müssen. 
Denn es steht immerhin sehr in Frage, ob in der That eine 
so derbe Manier in der denselben gewährten Audienz zum 
Ausdiiick gekommen ist, wie uns die bekannten Hauptquellen 
glauben machen wollen. Wohl ist nicht daran zu zweifeln, 
dass die beiden Abgesandten bei ihrer Rückkunft und dann 
nach dem glücklich beendeten Kampfe des fränkischen Heeres 
gegen Kerbogha nicht auch ihr Auftreten in drastischer Weise 
geschildert haben werden. Wie sollten sie auch versäumt 
haben, sich ihrer Furchtlosigkeit zu rühmen und dass sie sich 
nicht viel um die üblichen Cerimonien bekümmert hätten, 
welche bei einer solchen Audienz eingehalten werden sollten, 
und dass 9ie diesem Heiden durch ihre Sprache gewaltig 
imponii't hätten — eine derartige Ruhmrederei durfte keinen- 
falls fehlen, um ihrer Sendung das gehörige vollwichtige An- 
sehen zu geben und zu erhalten. Allein es lautet eben doch 
fast unglaublich, dass ein Peter, der seiner Zeit aus dem 



*) Anna Konin. Eec. hist. byzant 1 1, pars II, p. 63; ed-Reiftersch. p.lOl. 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 233 

Lajjcr der Christen zu fliehen rersucht hatte, weil er für sein 
Leben gefürchtet, jetzt vor einem der mächtigsten Feinde des 
Pilgerheeres stehend, ohne irgend welchen Schutz von Seiten 
der Seinigen, allein der Willkühr Kerbogha's überlassen, 
diesem absichtlich roh und barsch gegenüber getreten sein 
soll. So wird erzählt, der Einsiedler habe sich nicht einmal 
verbeugen gewollt, als er bei Kerbogha eingetreten sei, man 
habe ihn erst dazu zwingen müssen^). Trotz des einestheils 
sehr gewaltthätigen, anderntheils frommen Zeitcharacters, der 
sich in einzelnen Persönlichkeiten oftmals eigenthündich ver- 
einigt abspiegelt, wird der Sachverhalt in dieser Beziehung 
ohne Zweifel der gewesen sein, dass man Peter auf die Audienz- 
gebräuche aufmerksam gemacht hat, die dieser, wenn auch 
mit innerem Widersti*eben, befolgt haben wird, welches Ver- 
faliren" wohl von Peter selbst später als Zwang ausgelegt 
worden ist. Und ähnlich verhält es sich gewiss auch mit der 
angeblich so geharnischten Rede, die Peter an Kerbogha ge- 
richtet habe. Sie ist in Wirklichkeit viel weniger malitiös 
und gewiss viel zahmer ausgefallen, als die Gesten und gar 
als deren Copisten uns berichten. Nach den Gesteti soll der 
Einsiedler sich also haben vernehmen lassen: „Höchst sehr 
sind unsere Obersten verwundert, dass ihr ohne Grund und 
in grossem Ueberrauth in ein christhch Land, das zugleich 
unser Eigenthum ist, eingedrungen seid. Wir glauben fast, 
ihr seid darum hiehergekommen , weil ihr jedenfalls Chi'isten 
werden woUt, oder desswegen, um den Christen in allen 
Stücken wohlzuthun? Es bitten euch daher alle unsere 
Obersten, dass ihr aus dem Lande Gottes und der Christen 
schnell euch wieder entfernen möchtet, welches der selige 
Apostel Petrus schon längst durch seine Predigt der christ- 
lichen Religion zugeführt hat. Dazu gestatten dieselben euch 
jetzt noch alle eure Habe, nemlich eure Pferde, Maulthiere, 
Esel, Kameele, Schaafe, Rinder und all' euren Schmuck mit- 
zimeliinen , wohin ilir wollt" ^), Dass der Verfasser der Gesten 

*) Raim. 154, 2; Bec. 259: ^Petruni Eremitam indinare nolentem, 
Hupplicare sibi coegit/ 

«) Geita 20, 32; Btc. 150. Siehe unten Beilage VI. 



234 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

nun auch den Kerbogha in ähnlicher Weise reden lasseß 
muss — nach dem vulgären Sprüchwort: auf einen groben 
Klotz gehört ein grober Keil — , ist wohl nicht anders möglidi: 
„Von eurem Gott und eurem Christenthum ," soll Kerbogha 
zur Antwort gegeben haben, „wollen wir nichts wissen, wir 
verachten euch sammt jenem. Wir sind liieher gekommen, 
weil wir uns sehr wundern, dass die von euch genannten 
Obersten das Land, welches wir einem verweichlichten Ge- 
schlechte abgenommen haben, als ihr Eigenthum ansprechen. 
Wollt ihr darum wissen, was wir euch rathen möchten? 
Kehret so schnell wie möglich um und meldet euren Obersten : 
wenn sie unter allen umständen Türken werden und euren 
Gott abschwören und eure Gottesdienste verachten woDen, 
so wollen wir ihnen dies Land und dessen Städte und 
Castelle und noch mehr überlassen, und Keiner von Euch 
soll dann noch dem niederen Stande, sondern wie wir, sollt 
auch ihr Alle dem Ritterstande angehören und würden wir mit 
euch immer die innigste Freundschaft halten. Wenn aber 
nicht, so sollt ihr wissen, dass ihr unter allen Umständen 
umkommen oder gefesselt nach Chorasan abgeführt werden 
und dort in ewiger Sklaverei uns und unsern Kindern dienen 
sollt." Ohne Zweifel, eine solche Antwort entspricht der mit- 
getheilten Herausforderung wie ein Auge dem andern; aber 
anzunehmen, dass die Gesandtschaft derart herausfordernd 
dem Türkenfeldherrn entgegengetreten sei, wäre nur dann 
mögUch , wenn man den Franken in ihrer damaligen scbwie- 
rigen Lage alle ^Klugheit und Besonnenheit absprechen in 
müssen glaubt. Gewiss aber würden die dem Kerbogha un<l 
dem Einsiedler in den Mund gelegten Worte wesentlich nnder^ 
ausgefallen sein , wenn der darauffolgende Kampf zu GuDStf-L 
der Türken ausgefallen wäre. Der Sieg, der den Pilgere ;a 
Theil geworden ist, hat den Verfasser der Gesten mit ver« 
anlasst, den Peter sowie den Türkenfeldhemi diese über- 
niüthige Sprache reden zu lassen und seine Darstellung derart 
beeinflusst, dass noch ganz andere unglaublichere Dinge seinem 
sonst so nüchternen und wahrheitsgetreu die Thatsachen ver- 
zeichnenden Buche eingefügt worden sind, wobei ich vor allem 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 235 

auf jenes durchaus sagenhafte Zwiegespräch zwischen Kerbogha 
und dessen Mutter verwiesen haben möchte^). 

Dies ist nicht minder bei den Copisten der Gesten der 
Fall. Mit noch Unglaubwürdigerem putzen diese die Unter- 
redung zwischen Kerbogha und der Gesandtschaft auf: 
Während Balderich*) den Peter ebenso zu dem Türken- 
feldherm sprechen lässt, wie wenn dieser nur von der Kreuz- 
fahrer Gnade abhinge und nach ihm letzterer von Peter auf- 
gefordert worden sei, ein Christ zu werden, wogegen man ihm 
recht gerne die Taufe gewähren würde, will sogar Robert 
wissen, dass Herluin, der Dolmetscher Peters, den Kerbogha 
mit den höchst schmeichelhaften Worten: P^inceps ntdlitis 
milUiae sed totius nudüiae angeredet habe, und als Kerbogha 
die Schmähungen nicht mehr länger anhören mochte, der Ge- 
sandtschaft befohlen worden sei, in möglichster Eile das 
Türkenlager zu verlassen, wenn ihnen ihr Leben lieb wäre^). 
Einen ähuUchen und offenbar von Kobert abhängigen Bericht 
gibt auch Graindor: Herluin habe bei den Worten, welche 
Kerbogha dem Einsiedler erwiederte, solchen Aerger empfunden, 



*) Gesta 16, 45 ff.; Bec. 144 ff. Man vergl. hierüber auch v. Sybel, 
p. 438 ff.: J)ie Grundlage aller dieser Gebilde ist religiöser Art. Yolks- 
thümüche ReguBgen spielen hinein; die Gestaltung im Einzelnen drückt 
»ich dabei immer in sinnlichen Thatsachen aus, freilich hier von unge- 
heuerlicher Natur. Will man ihr Grundwesen in einem Worte aus- 
itprechen, so ist es unbewusst poetische Anschauimg; mit welchem 
Unrecht hat man dergleichen in die Reihe historischer Berichte gesetzt, 
wie es doch mehrfach geschehen ist!** So auch voil Raumer I, 1B8. 

*) Hist. Hieros, 119, 52: „Si autem ad baptismum suspiraretis, sacra- 
mcntum illud vobis libenter impertirent . . . Si quid respondere habetis, 
respondentes audiemus.*^ 

*) Rob. 62, 40; Bec. 826: «Corbanam diu ferro non potuit convicia 
Herluini, et praecepit a conspectu suo illum amoveri. Dixeruntque ei 
qoi illic astabant, ut cito recederet, alias mmquam ei legatio proficeret 
quin Rtatim intenret. Ille cum sociis ita discessit, et ad urbem remeavit.** 
KHchcnloer übersetzt (fol. 123): ,Corboran mocht nicht lenger seine 
^cliiuachcit hören \'nd gebot Erlebinum von seinen awgen zu tun, vnd 
dy bey ym stunden sagten ym, ehr solde balde wegzyhen, sunst ¥rurde 
yhn seine botachafb nicht mehr helffen. Klebinus mit seinem gesellen, 
zogen abe vnd g^'omen ynn Antiochien.*^ 



236 V. Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

dass er beinahe vor 2iOm zerplatzt sei : Herluin habe ihn eiDeii 
Narren und Räuber genannt, der, wenn er wüsste, wdch» 
Lästerung es sei, Christum nicht anzuerkennen, mit seinem 
Lügenmaule geschwiegen hätte. Als Herluin gemerkt, dass 
Kerbogha hierüber unwillig ward, so habe er sich so schnvU 
wie möglich aus dem Staube gemacht*). 

Viel anständiger dagegen und eines Gesandten würdiger 
lässt Albert den Einsiedler vor Kerbogha auftreten, docL 
auch nach ihm habe jener dem letzteren den Vorschlag ^e- 
maclit, er solle ein Christ werden, so würden sie ihm AntiockieL 
wieder überlassen und seine Vasallen werden. Ke^ogha abfr 
habe über solch einen Vorschlag gelacht und dem Peter vtT- 
sichert, dass er von seinem Glauben nicht abfallen wenli. 
Erst in zweiter Linie habe nun Peter dem Türken zum Zwei- 
kampfe Einzelner aus beiden Lagern gerathen, andemfal!« 
schon am folgenden Tage es mit ihm zum Kampfe kommi'u 
werde. Hierauf sei Kerbogha's Antwort gewesen, dass or 
nach freier Wahl die einen tödten, die andern gefesselt lu 
Gefangenschaft schleppen lassen werde. Dabei habe er dem 
Peter eine grosse Menge verschiedener Ketten gezeigt niA 
dann ihn entlassen*). 

Wilh. von Tyrus'), welcher hauptsächlich an Alben 

») La Chafison (TÄntioche II, 175, Chant VII, 27 (de S^« Aulaii« p.S37 
^Herluin) dit ä Corboran: ^Voub parlcz foUement, 
Vous etes fou et voleur et de mauvais esprit, 
Vous ne connaissez guere le coeur de nos gens. 
Si vous sjfviez combien c est ciiminel 
De renier J^sus, ä qui le monde appartient, 
Lui, sa chere mere et ses saints, 
De votre bonche puante, vous n'en auriez rien dit 
Avant que la semaine passe, ä ma connaiesaiice.'' etc. 



Quand Corboran lentend parier si rudeinent, 

11 jure, par les dieux qu'il adore, 

Que s'il n'etait paa envoyö, il le pendrait Cl rinätant 

Quand Herluin Tentend, il ne s'arr^te pas davant«^, 

U sort promptement de la tente. 

*) Albert IV, U: BeiL VI. 
») Lib. VI. 16. 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 237 

sich hält, hebt ausdrücklich hervor, dass der Einsiedler ohuc 
irgend ein Zeichen von Ehrerbietung vor Kerbogha getreten 
sei and unerschrocken denselben angeredet habe. Kerbogha 
solle wählen, entweder die Belagerung der den Christen von 
Kechtswegen zugehörenden Stadt aufzugeben oder am dritten 
Tage *) mit den Christen einen * Kampf zu versuchen ; in 
letzterem Falle möge er wählen, ob er allein mit einem 
Fürsten, oder ob eine Anzahl Türken mit einer entsprechenden 
Zahl Christen , oder ob das ganze beiderseitige £j:iegsheer im 
gegenseitigen Kampfe das Kriegsglück versuchen solle. 

Die Späteren haben, so wie es ihnen passend erschienen 
ist und je nachdem sie mehr oder weniger um des Einsiedlei-s 
Anaehen besorgt waren, in Betreflf der Gesandtschaft und deren 
Auftreten vor Kerbogha ihre Phantasie nach Belieben walten 
Ittüsen. Nach d'Oultreman hätten, bevor Peter zur Gesandt- 
schaft sich bereit erklärte, die Fürsten, denen man dieselbe 
angeboten, sich geweigert, dieselbe anzunehmen. Mit Recht 
jedoch lässt d'Oultreman den Passus liber der Gesandten un- 
elirerbietiges Betragen weg und hätten nach ihm dieselben die 
Form des Anstandes nicht verletzt, trotzdem aber Kerbogha 
sich über sie und die Franken höchst übermüthig auis- 
^esprochen *). 

Von den Neueren mag M a i 1 1 y ' s Darstellung und die 

Art, wie er sich jene Nachrichten zurecht gelegt hat, in 

einigen Sätzen hier ihre Stelle finden. Er erzählt^): „Es 
wurde eine Gesandtschaft an Kerbogha zu senden beschlossen 



^) Dennoch folgt aber Wühelm dem •Fulcher, indem er das Kreuzheer 
nivch dea Einsiedlers Rückkunft nach Antiochien bereite den folgenden 
1'*g gegen Kerbogha in den Kampf ziehen lässt. — Von den Späteren 
IfuiKt Seb. Brant in De origine et convei'satione bonorum regnm (Basil. 
1495) Peter dem Kerbogha die Schlacht ebenfalls ^in tertium diem' 
ankündigen. 

•) D'Oultreman p. 74: ,Corbagath ne fit que rire de ce discours. 
Retoume, fit-il, k tes maistres: et dis leur que je ne trouve pas mauvais 
que des panvres carcasses anim^es, des squelettes Vivantes^ de miserables 
anatomiefl telles qu'ils sont, s'escriment de la langue, puisque les bnis 
leur faillent.*^ 

*) Deutsche Uebersetzung 11, 501» 



230 ^' Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

drungen und da sich gelagert hätten, und warum 8ie die 
Knechte Christi vernichten wollten*)? Nach Raimund erhielt 
Peter von den Fürsten den Auftrag, hei Kerbogha zu be- 
wirken, dass er von der Belagerung Antiochiens abstehe, weil 
die Stadt Eigenthum des heil. Petrus und des Christenvolkes 
sei*). Nach Anselm sollte die Gesandtschaft dem Türken- 
fiihrer den Beschluss überbringen: „So spricht des Heim 
Heer: weiche zurück von uns und vom Erbtheil des heiligen 
Petrus, wenn anders du nicht willst mit Gewalt hinweg- 
getrieben werden"*). Auch nach Pulcher hatte Peter einen 
ähnUch lautenden Auftrag an Kerbogha erhalten: wenn er 
nicht das den Christen von alter Zeit her gehörige Land ver- 
lasse, so werde er unausbleibh'ch am nächstfolgenden Tage^) 
von den Kreuzfahrern angegriffen werden. Jedoch hat Fulcher 
noch den Zusatz, dass man auch in letzterem FaUe gewillt 
wäre durch Einzelkampf die Entscheidung des Streites herbei- 
zuführen, es sollen fünf oder zehn, oder fünfzig oder hundert 
auf jeder Seite mit einander kämpfen, um nicht durch eine 
Gesammtbetheiligung beider Heere unnützes Blutvergiessen xa 
verursachen, und welcher Theil den andern überwinde, der soll 
Stadt und Land besitzen^). Dieser Beisatz des Nichtaugen- 



^) Gesta a. a. 0. : „Quamobrem superbissime in Christianorma introL^ent 
terram, et cur castrametati sunt et quare Christi servos occidantt et 
conqua4S8ent.'' 

') Raim. 153, 59; Bec, 259: „Miserunt nostri Petnmi Heremitam a«l 
Corbaran, ut desisteret ab oppugnatione civitatis: quia iuris erat beati 
Petri et Christianorum.* 

') Anselm. de Ribod. episty Bec. 893: ^ccepto inter se coneilio. 
miserunt nuntios ad Corbaran, qui dicerent: ,Haec didt exerdtus Domini: 
recede a nobis et ab haereditate beati Petri ; alioquin armis fugabeiu^** 

*) Hieraus macht WÜh. von Tyrus VI, 15: am dritten Tage. 

*) 393, 19, Bec. 347: ^andaverunt Turds per Petrum, quod iu>i 
terram quae Ghristianis ab olim pertinebat quietam eis diniitterent, die 
sequenti x>i*ocul dubio belhim contra eos inirent. Quod si alit«r tieri 
vellent-, aut per 5 aut per 10, aut per 20 seu per 100 milites ab utin^iu«' 
parte clectos fieret bellum, ne cunctU simul beUantibus, tunta gcntiuiu 
multitudo moreretur, et quorum pars alteram superaret, urbeni et regnam 
sine controversia libere accii^eret.* 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 231 

zettgeu Fulcher*) wird nicht nur durch Albert*) und Cafarus^), 
Mmdem auch durch die Nachricht Eaimunds bestätigt, dass 
Kerbogha am folgenden Tage während des Kampfes zu den 
Kreuzfahrern eine Botschaft geschickt habe, wornach er auf 
diesen von Peter gemachten Vorschlag einzugehen sich bereit 
erklärte, was jetzt aber von den Franken abgewiesen wurde*). 
Dieser Zusatz gibt erst den rechten Aufschluss des 
weiteren Zweckes der Absendung Peters an Kerbogha. Denn 
eine blosse Aufforderung an den Türkenfeldherrn, er möge 
von der Belagerung abstehen, oder gar eine Drohung an den- 
selben liätte doch auch gewiss den Ejreuzfahrein als zwecklos 
erscheinen mfissen, wenn sie nicht, im Falle der Türke sich 
«feigem würde auf ihre Zumuthung einzugehen, vielleicht doch 
einen günstigeren Modus des bevorstehenden Kampfes erzielen 
kouuten. Das Bedenken musste den Nüchterneren unter ihnen 
mit Becbt trotz der zeitweiligen grossen Begeisterung -für den 
Kampf als gewichtig erscheinen , dass sie , die durcl^ Hunger 
uud so manch* andere Noth Geschwächten, möglicherweise 
d<K:h könnten überwältigt werden, so dass eine Entscheidung 
durch Zweikampf ihnen jedenfalls zum Yortheil gereichen 
würde. Auch hat sich vielleicht auf Grund dieses an Kerbogha 
jrestellten Antrages jene sagenhafte Nachricht bei Anna ge- 
bildet , welche in höchst verwirrter Weise über die betrefifenden 



^) Fulcher hielt sich zu jener Zeit aU Capellan des Grafen Balduin 
ifl lÄietttfa au£ 

•) Lib. r>, 45. NähereH über ilie Albert»chen Angaben siehe weiter 
oni^n. 

•) I>ii» Worte bei Cafanis, Lib. (Jr. (Mon, Germ, SS. XVIII) 43, 29 
Ijutra: «Niinoii vero cum multa dixiRsent et andiviHsent, tandem unuui 
Lnuare i»i Corbonaiu veHet ponere voluerunt, ut 5 Christiani cum alütf 
5 f^antceniü beUum facerent, et victoriam habcntibuti civitas Antiocena 
fx ttiriU)ue parte concederetur. 

*) lUini. 154« 4(); Rec, 2(50: ^Mandavit etiam Corbtinis ad principuH 
Df'-tmH, paraturi erat facere modo «juod nuper abuegavit» ut 5 vel 10 Turci 
'uia U)tideni Fnuicix decert^irent ; et quorum milit-eH vincerentur, paciiice 
AÜi* ciMbTent. Ile«<ponderunt ad haec noHtri: NoIuirttiR, quuui haee 
Vttlaiuioii; nunc auteni quia properavinmH noH ad pugnam, decertent 
«iogoli pro )»uo jure/ 



T^r 



-?-■*■■ ' 



^:' üiAZQ€r£€mieL . mit seniffiD 

.r^- H-ermiL rBmeri:!, das* 

•^1 Lii'm i? fidcL 90 schnvll 






- LtT '■' ÜI-r-i'MxrLi. ijiAretai, doch 

räsL «nf ibm Antiocliipn 



* - L -_:_— 1 n.. ^Lzis: ^.i-^:iL T^frri-i^ Kerbo^la atier 
^. - : -_- * -_^ -iz-zi ^ '- ^ r-ui4 IT Tüll QtiB Peter ^ei- 

Z^T^ :: TT.-zr-r ~.r.- i.. *- um J-^-:: ä*nL Tixten zum Zvei* 



•1 iJi .:♦:: .-:i TT.-r- •.- ii:z Iul roL Kjuspfe kommtMi 
at ^.-r. iz w*L !^tr*'» ^-^i ^ AiTv-rr wwt-sen, dass er 

rt^t'- t^- ir.r-< itü-Tt ^-!:s.j_jtOr!>.r KrtiTn gezeigt und 



■A* ft * 



_-.-•-»'• - 



••'ili- T 1. T^rx^' . vt'.l-fr Li-: TsicUich an Albert 



'• L* •:''.-* f.i -«TT .- ir -r*: i- r— i-VAi« «^cpcit, 

L»r r*:z_rr ,'t^:i*. i •^~ I'T ELi^lr* apj-ATtient. 

I>r 1 .tr»: l-:-.h.«-' {-TL-iZte, Tou* nVn aiuiei rien diL 
Avtii^t «4 ^tr la s*-r.iir.f pAi^s^. ^ ixuü coniuüä^saiice,' etc. 

'^ ;ar.d C'jr>x;»rdJi IVntc nd parier si mdements 

JJ jure, par l»r« «li«"ux qn'ü adore. 

^i\i*t h*il n »'-tait |>a8 envoje, il le pendmit ä Imät^uit. 

Quand Herluin Tentend, il dc s'arreie pa« davantagv, 

Jl Mort proniptement de la iente. 

»; Albort IV, 44: BeiL \1. 
•) Uli. VI, 16. 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 237 

sich hält, hebt ausdrücklich hervor, dass der Einsiedler olme 
irgend ein Zeichen Ton Ehrerbietung vor Kerbogha getreten 
sei und nnersdirocken denselben angeredet habe. Kerbogha 
solle wählen , entweder die Belagerung der den Christen von 
Kechtswegen zugehörenden Stadt aufzugeben oder am dritten 
Tage *) mit den Christen einen * Elampf zu versuchen ; in 
letzterem Falle möge er wählen, ob er allein mit einem 
Fürsten, oder ob eine Anzahl Türken mit einer entsprechenden 
Zalil Christen , oder ob das ganze beiderseitige Kiüegsheer im 
.^gegenseitigen Kampfe das Kxiegsglück versuchen solle. 

Die Späteren haben, so wie es ihnen passend erschienen 
i^t und je nachdem sie mehr oder weniger um des Einsiedlers 
Ansehen besorgt waren, in Betreff der Gesandtschaft und deren 
Auftreten vor Kerbogha ihre Phantasie nach Belieben walten 
kv»en. Nach d'Oultreman hätten, bevor Peter zur Gesandt- 
schaft sich bereit erklärte, die Fürsten, denen man dieselbe 
Angeboten, sich geweigert, dieselbe anzunehmen. Mit Recht 
jetifjch lässt d'Oultreman den Passus über der Gesandten un- 
t'hrerbietiges Betragen weg und hätten nach ihm dieselben die 
Form des Anstandes nicht verletzt, trotzdem aber Kerbogha 
uch über sie und die Franken höchst übermüthig aus- 
gesprochen *). 

Von den Neueren mag M a i 1 1 y ' s Darstellung und die 

Art, wie er sich jene Nachrichten zurecht gelegt hat, in 

einigen Sätzen hier ihre Stelle finden. Er erzählt*): „Es 
«urde eine Gesandtschaft an Kerbogha zu senden beschlossen 



M Dennoch folgt aber Wilhelm dem Fulcber, indem er das Kreuzbeer 
'.jih de« EinAiedlcrH Rückkunft nacb Antiocbien bereit« den folgenden 
Titf {((»gen Kerbogha in den Kampf ziehen laast. — Von den Späteren 
^^< Seb. Brant in De angine et canrersatiane bonorum regum {Basil. 
141*5) Peter dem Kerbogha die Schlacht ebenfalln ^in tertiom diem* 
Aükflndigen. 

•) O'Oaltreman p. 74: ..Corbagath ne fit que rire de ce discours. 
RHoomc, tit-il. h tes nnuKtrea: et di« leur que je ne trouve pas mauvai« 
M*i** de» panvres carcasHes anim^ea, des »(jueletteH Vivantes, de mißerablea 
AAiOoimes teile« qu'ils sont, «'eHcriroent de la langue, puiHque les bnin 
**-ar fiuUent* 

') D<tiUcbi* IVberHctzung 11, 501» 



238 V. Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

und man richtete die Augen auf Peter den Einsiedler. Bei 
allen andern Gelegenheiten würde eine solche Wahl unsiDnig 
geschienen haben. Feters unedle Gesichtsbildung, seine kleine 
Statur 7 seine armselige und lächerliche Kleidung, Alles war 
fähig, dem Könige Yon Mosul die grösste Yerachtimg für 
den Abgeordneten und für diejenigen^ die ihn abgesandt 
hatten , einzuflössen .... aber hier kam es darauf an , den 
Feind durch Schwärmerei zu sclirecken, und dazu war Niemand 
geschickter als Feter. Die Wiederfindung der Lanze hatte 
ihm sein völUges Feuer, das ihn Torhin verzehrte, wieder 
gegeben. Er war der erste gewesen, der das Wunder für 
möglich gehalten, der erste, der sich vor diesem vermeinten 
Unterpfand des himmlischen Schutzes niedergeworfen hatte; 
und den dieses Gaukelspiel noch fester überredete, dass ei* 
das Werkzeug des Himmels und von ihm gesandt sei^) . . . • 
Er hinterging ihre Erwartung nicht. Seine Rede an Kerbogha, 
der ihm und Herluin, welcher ihn als Dolmetscher begleitete, 
einen Geleitsbrief gesandt hatte, war voll von seiner gewöhn- 
lichen Schwärmerei , so wie seine ersten Schritte , als er sich 
dem General darstellte, die verächtlichste Geringschätzung zu 
erkennen gaben. Ohne über die drohende Miene des Sarazenen 
oder über den Glanz seines Hofes, der den für ihn auf- 
gerichteten Thron umgab , noch über die zahlreiche um ilin 
stehende Wache , ein Entsetzen zu äussern , konnte man es 
nur mit Mühe dahin bringen, dass er sich vor dem KöDige 
von Mosul gebückt hätte, ohngeachtet der Drohungen der 
Muselmänner, die, über seinen Stolz aufgebracht, das Völker- 
recht an ihm verletzt haben würden, wenn er sich nicht 
endlich ergeben und vor dem Frinzen gedemüthigt hätte. 
Seine Rede entsprach einem so stolzen Betragen .... Er 
sei abgesendet , ihnen drei Vorschläge zu machen : Wenn sie 



') Kein Früherer vor Mailly weiss hievon eine Sübe, luit Ausnahme 
Graindor und der Verfasser des Romaus Le Chei^alier au Cygne^ welche 
in Betreu* der Auffindung der heil Lanze den Petrus Eremita mit Petro!? 
Bartholomeus verwechselt haben. Mailly lässt aber dennox:h die La^c 
nicht von Petnis Erenüta, sondern von Petrus Bartholomeus gefunden 
werden. 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 239 

schnell ihr Lager aufheben und im Frieden in ihr Land 
zurückkehren würden, so verspräche man ihnen, sie auf dem 
Kückzuge nicht zu beunruhigen .... oder noch besser wäre 
es, und dazu riethe er ihnen sehr, dass sie ihre falschen 
Götter abschwüren und die Taufe empfingen; alsdann wären alle 
Kreuzfahrer geneigt, sie als Brüder anzusehen und ihnen sogar 
den Besitz dieser Stadt einzuräumen ; oder endlich, wenn ihre 
höllischen Götzen ihren Verstand so bethört hätten, dass sie 
ihr Glück in einem Treffen versuchen wollten, so sollten sie 
sich wählen zwischen einem Zweikampf ihres Generals mit 
einem von den Kreuzesfürsten oder dem Streit einer gewissen 
Anzahl auserlesener Soldaten von beiden Parteien oder einer 
allgemeinen Schlacht .... Wenn je eine Rede Erstaimen 
erregte, so fand es sich hier bei den Sarazenen .... sie 
zitterten alle vor Bestürzung und Unwillen; bald sahen sie 
ihren General an , als wollten sie aus seinen Augen lesen, ob 
er an den Regungen ihrer Herzen Theil nähme ; bald richteten 
sie die Augen auf den unverschämten Deputirten, als ob sie 
hätten errathen wollen, wie sich so vieler Hochmuth mit 
einem so schlechten, so wenig Achtung einflössenden Ansehen 
zusammenreimen liesse. Kerbogha verstiunmte eine Weile vor 
Erstaunen und Wuth; endlich machte der Zorn dem Spott 
und dem hohnvollsten Mitleide Platz; er antwortete in gleichem 
Tone; und mit bitterem Lachen rieth er Petern imd seinen 
Gefährten, sich geschwinde aus dem Lager zubegeben, wenn 
sie nicht wollten, dass man ihres Titels als Abgeordnete 
vergässe .... Da Peter noch etwas dawider reden wollte, 
so befahl der König, der sich kaum halten konnte, und schon 
mehr als einmal die Hand an den Säbel gelegt hatte ^), man 



*) Mailly folgt hier der Barstellung d'Oultremans nach der zweiten 
Anflöge dieses BüchleinRf welches mir jedoch nicht näher bekannt ist, 
indem mir nur die erste Auflage von Paris 1634 vorliegt., in welcher 
dieser Passus «ich nicht findet Nach Vion p. 346 würde die betreftende 
Stelle dieser zweiten Auflage also lauten: «Pierre voulut repliquer; mais 
)e prince de Mossoul, mettant la main ^ur son sabre, ordonna quon 
cliassiit ces miserables mendiants qui joignaient Taveuglement ä Finso- 
l»»nco. Les döputos des chretiens se retirerent ala häte, non saus avoir 



240 V- Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

sollte ihn von diesen Bettlern — so nannte er sie — U- 
freien ; und, um einige blutige Auftritte zu vermeideu , wurden 
sie genöthigt, sich eiligst nach der Stadt zu begeben. Hieraus 
wird man zur Genüge erkennen, in welch' übertriebener Weise 
jene Gesandtschaftsaffaire schon aufgeputzt und verbnimt 
worden ist im Vergleich zu den einfachen Erzählungen dtr 
Hauptquellen, so dass dabei von historischer Treue kaum die 
Kede sein kann. 

Auch Wilken folgt der sonst bei keinem Quellenschrift- 
steiler angedeuteten Bemerkung Wilh.'8 von Tyrus, dass mai*. 
bevor die Gesandtschaft ins Türkenlager abgegangen sei, mil 
Kerbogha einen Waffenstillstand abgeschlossen habe, erst darauf- 
hin hätten sich Peter und Herluin auf den Weg gemacht, 
ebenfalls der von Wilhelm eingeschmuggelten Bemerkung, da» 
er nach drei Tagen sich zur Schlacht bereit halten moffe, 
sodann erwähnt er noch, dass Herzog Gottfried den Zwei- 
kampf mit Kerbogha aufzunehmen bereit gewesen sei, welclu 
Nachricht sich schon bei Graindor findet. Dieser letztere 
übrigens weiss noch nichts davon, dass Peter dem Kerboglti 
dies schon mitgetheilt habe, sondern ergeht sich aasfiihrlich 
darin, wie die Fürsten, während Peter im türkischen La«;?! 
verweilt, darüber berathen hätten, wer unter ihnen mit dem 
Türken den Zweikampf bestehen solle, wobei die Wahl aal 
den Herzog von Bouillon gefallen, worüber aber Bobert iler 
Normanne so sehr aufgebracht gewesen sei, dass er sein Pfenl 
gesattelt habe, um Antiochien zu verlassen und in die Heimat! 
zu ziehen ^). 



couru plusieurs fois le clanger de perdre la vie en traversant rannet' /:• 
infideles.'* Eh wird zwar auch von AnaelmuH de Ribodiraonte, Epi^. «'«^ 
Manass. liec. 893, berichtet: ,Quo audito, Corboran, evaginato jH»*^** 
juravit per regnum et thronum Ruuiti, quod defenderet se de omniba- 
Francis, et dixit 8e terram possidere et semper possessumm jtwte «• 
injuste ,** welche Worte der Verfasser der Gtsta Fraucor. Hiertn. exp»^ 
(Bartholph de Nang.) Rec. p. 503 ebenfalls in seine Barst^ellutig aafgeiioiim**'2 
hat, aUein dass Kerbogha sein Schwert gezogen habe, uin die (fesimi*- ^ 
von jeder weiteren Unterhandlung abzuhalten resp. sie nieder^uato»-!» 
davon wissen die Quellen nichts. 

') La Chanson d'Antiodie II, 177, Chant VII, Ven« 830 (S^Aulai'^ 



Gesandter an Kerbogha (27. Juni 1098). 241 

Wie man nun auch die Episode über die Gesandtschaft, 
si'i es auf Grund einiger Quellennachricliten , sei es mit zur 
Hülfenahme der eigenen Phantasie, sich ausgemalt hat, — nur 
soviel können wir als gesicliert anselien : Peter ist im Auftrag 
der Fürsten und in Begleitung Herluins vor Kerbogha er- 
schienen und hat nach damaligem Gesandtenbrauch, gewiss 
aber nicht in sehr unanständiger Weise — eine solche An- 
nahme beruht auf sagenhaften Mittheilungen, und ist mög- 
licherweise Derartiges durch Peter selbst schon bei seiner 
Rückkehr erzählt worden, um seiner Sendung ein grösseres 
Ansehen zu sichern — , sondern in jenen Formen, unter welchen 
man allein vor dem türkischen Heerführer Audienz erlangen 
konnte, seines Auftrags sich entledigt. Die Betheuerung, dass 
Antiochien eine christliche Stadt und die Bitte an Kerbogha, 
dass er die jetzt im Besitz derselben sich befindenden Christen 
unbehelligt lassen möchte, hat er in erster Linie vorgebracht 
und dann, als diese ihm nicht gewährt wurde, den Zweikampf 
empfohlen.. In seinen Worten mag eine gewisse Arroganz 



l>. '\l\9). Diese höchst naive Erzählung, die auch in keiner einzigen der 
«Quellen — auch nicht bei Albert — irgendwie angedeutet ist, lautet: 

^tHtni qite les niessagers retnennent au palais, 
Dans les mnrs d'Antioche les harons sont rassemhles, 
Ilit ofit Charge Robert U Frison d'arranger le combat; 
Jjes Cent, ou les soLvante, ou les viyigt au choLr, 
n tj cn a tani, que jaynais Jiornme n'en vit de tels; 
Tis preßrent le combat ä Vor fin et anx mangmis, 
Et, iwwr comhaUre seul, on a choisi Godefroy de Bouillon, 
Parce quil est preux ei inir^nde, et du lignage de Charlcmagne. 
Le duc de Normandie a entendu ce dioix; 
Toui plein de colere, il vient ä son pavülon, 
II a fait Seiler son cheval et ceux de ses compagtions. 
^^Que roulez^vous faire, Sire? dit Foucher d'Äleni'on? 
— Pnr pM foi, Sire, je m'en irai en man jiays .... 
Ne derraiS'je jxis Hre Hu? 
Qui est'Ce qni combattra, si ce rCest moi? 
(^lanel oti en elit un autre, on vie tient 'donc pour tin valet, 
Le duc na pas un parent qui raille un houton, 
II nc meriie pas cette üemiion,'^* etc. 
Man vergl. auch: Pigeonneau, Le Cycle de lu croisade^ p. 143. 

16 



242 V. Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

hervorgetreten sein , die seiner Zeit auch dem Kaiser Alexius 
nicht entgangen ist, doch aber gewiss nicht in der Weise, wie 
man sich's später erzählte. Peter wdrde von Kerbogha mit 
dem Bescheid entlassen, dass er auf der Franken Vorschläge 
nicht eingehen werde, vielmehr Willens sei, die ganze Ange- 
legenheit mit dem Schwerte auszufechten , im Falle sie über- 
haupt es wagen sollten, gegen ihn vorzugehen. Seine Absicht 
war wohl, die Stadt durch Aushungerung zur üebergabe zu 
zwingen. Nachdrücklich mag er ihnen zu bedenken gegeben 
haben, im Falle sie mit ihm in einen Kampf sich einlassen 
und unterliegen würden, sie auf Schonung von seiner Seite 
nicht zu hoffen brauchten. Die Gesandtschaft kehrte so un- 
verrichteter Sache wieder nach Antiochien zurück^). 

Albert^) hat nun die sonst unverbürgte Nachricht: 
Als Peter wieder in Antiochien angekommen war und vor 
der Menge Näheres über den Verlauf und das Resultat seiner 
Sendung mittheilte und gerade begonnen gehabt, die Drohungen 
KerbogUa's zu erwähnen, so habe Herzog Gottfried ihn bei 
Seite gerufen und ihn ermahnt, er möge doch ja nichts vor- 
bringen, was das Volk in Schrecken und Angst bringen 
könnte, wodurch es muthlos werden würde, welche Nachricht 
auch die meisten Späteren wiedergeben'), wovon aber die 
Gesteil, Baimund, Anselm und Fulcher nichts wissen. 
Sieg über Kerbogha Die Kunde von der Rückkehr der Ge- 

(28. Juni 1098). sandtschaft wusste man bald in der ganzen 
Stadt. Aller Unschlüssigkeit war nunmehr der Boden ent- 
zogen. Man zögerte nicht, sondern rüstete und traf die 
nöthigen Anordnungen, um am andern Tage, den 28. Juli*), 



') DoHH sie um freien Abzupf bei Kerbogha nachgeHucht und unter 
dieser Bodinj^unj? die Stadt ihm überliefert haben würden , berichtet 
Ibn Klialdun bei Röhriclit, QiieUenbeitr. p. 6 und 29, Anm. 6; doch ist 
diese Nachricht höchst unwahrflchcinlich. 

•) Lib. IV, 4ö. 

») So Wilh. von Tynih VI, 16; d'Oultreman p. 75; Moilly p. 507; 
Wilken F, 218; Raumer I, 180; IVyre II, 154. 

*) Und nicht wie Mich au d safft. , am Feste Peter und Paul, welches 
bekanntlich erst am 29. Juni stattfindet. Näheres g. zu Beilage VI. 



Sieg über Kerbogha (28. .Tuni 1098). 243 

sich die Freiheit von diesen Drängern mit den Waffen zu 
erkämpfen. Der Sieg über die Türken war ein vollständiger. 
Ihr ganzes Lager und aller Proviant fiel in der Pilger Hände*). 
Diese Niederlage derselben setzte auf lange Zeit hinaus ihren 
Angriffen ein Ziel. Sie mussten sich von dieser Zeit an die 
Herrschaft der Abendländer in Syrien gefallen lassen *). Der 
Nimbus fränkischer Tapferkeit und Macht ist durch diesen 
Sieg im Morgenlande bedeutend gewachsen ^ und bei dem. 
Kreuzheere mag auch des Einsiedlers Name wieder mehr in 
Geltung gekommen und öfter genannt worden sein. Denn 
naclidcm der Einsiedler muthig und freiwiUig den Gang in 
Kerbogha's Lager gewagt und seine Opferwilligkeit in glän- 
zendem Lichte bekundet und damit den Schatten, der durch 
seinen früheren Fluchtversuch auf seinen Character und die 
liedlichkeit seiner Absichten gefallen w^ar, um ein Bedeutendes 
gemildert hatte, so war man ihm gewiss wieder gewogener 
und lioss seiner Redlichkeit wieder mehr Gerechtigkeit wieder- 
fahren. Trotzdem aber erwähnen die Gleichzeitigen den Ere- 
mitc»n nach dessen Gesandtschaft nur selten, und dies maclit 
es unzweifelhaft, dass seine Person auch für das fernere 
Unternehmen nur von untergeordneter Bedeutung gewesen 
sein kann. 

Autiocliien blieb bekanntlich bis zu Anfang des nächst- 



*) Gesta 21, 40; IRec. 151: ,,Et porsecuti Kunt eos uRquo ad Pontern 
Fi'ireum, ac deinde usquo ad caHtellum Tancredi. Uli voro diniisenint 
il)i papiiionOH «uo», et auiiim et argontum, multaque omamonta, oves 
qnocj^ue ot bove«, eqiio» et muloH, camelos et aninoR, frumontum ot 
V intim, farinaiu et alia inulta quae nobi« crant necoKRaria. Ilennenii et 
Suriani, qui halnttibant in illis piutibuK, audionteB nofl flupenusse Turco»^ 
rucurrenint jul montanam obvianteB illis, et quanto« coinpreheiidenint 
«'X illis, interi([»i'(»riint. Nos auteiri, rcvoi-tont.es ad civitatoiu cuiii magno 
i^audio, laudavimuM et bonediximuR Dcuni, qui victoriiuii dodit populo 
suo.* Vergl. auch die Boschreibung dieser Sehlacht in dem Briefe des 
Clems und des Volkes von Lucca an alle Gläubigen, bei Kiant, Inren- 
taire, Beilage IV. 

■) Ueber die Entwicklung der fränkiHch-syriHchon Machtverhältnisse 
vtTgl. man Kugler, Boemnnd und l'ankred , Fürsten ron Antiochien. 
Tüb. 1862. 

16* 



254 ^- P**ter beim Kreuzheero der Fürsten. 

sichtig geworden. ^Sie vergassen der Müdigkeit und be- 
schleunigten ihre Schritte.** schreibt Albert, „und brachen, vor 
den Mauern angehingt, unter Thriinen in den Lobpreis Gotl«N 
aus*).- Ohne Zweifel waren dies zumeist jene Armen, denen 
es um endliche EriüUang ihres Gelübdes zu thun gewesen. 
Denn der grössere Theil, klagt Raimund, betrat jene geweiht«* 
Go,irend nicht mit der rechten Ehrfurcht und habe die Worte 
des Petrus Bartholomeus, welcher früher anbefohlen hatte — 
er war thimals nicht melir am Leben, in Folge der vor Irkha 
am 8. Ajjril 1(;)99 im Gottesurtheil erhaltenen Brandwmiden 
war er am 20. April 1099 gestorben *) — , man solle die letzten 
zwei Meilen vor Jerusalem baarfuss hinanziehen, theils ver- 
gessen, theils gering geachtet, indem es Jedem darum zu 
thun war dem Andern zuvorzukommen. Der Elirgeiz und die 
Gier nach der Besetzung der Castelle und Orte liabe sie be- 
sonders hiezu vermocht. „Denn es war die Gewohnheit bei 
uns,'* sagt derselbe Raimund, „dass ein Jeder, der zuerst zu 
einer Burg oder einem Dorfe gelangte und seine Fahne dort 
aufpHanzte, von keinem Nachfolgenden mehr in seinem Besitzt' 
gestört wurde. Daher habe sich in der letzten Nacht (vom 
G. auf den 7. Juni) eine nicht unbeträchtUchc Anzahl auf- 
gemacht, um die Gebirgsgegend und Orte am Jordan zu 1h^ 
setzen. Nur Wenige, welchen der Befehl Gottes theuer irt*- 
wesen, seien mit blossen Füssen hinaufgezogen und hätten an> 
iimei'ster Seele über die Verachtung des göttlichen Gebotes 
geseufzt, dennoch aber habe Keiner den Andeni von solch' 
einem ehrgeizigen Unternehmen zurückgerufen. Da wir alvr 



') Lib. V, 45 (D. Fol. 87): ^Ilierusalora vero nominari aoJiont«»*. 
omnos pnio letitia in flotum hicriinanim fliixoriint, eo »iiioii taiu viaui 
a<lt'ssont looo sanoto il«'<itlorato urliin, |iro (jua tot labores, tot jk*rit"l.»» 
tot j]r<*n<*ra mortis et iaiiiis paf^si sunt, Mox pro auditi^ url«is d«»*iilt'ri«« 
ot amon' videmli siuietam oivitat4>iii, oUliti laboriiiu siuhiiio fatig:Uiotii> 
auiplius quam soU»bant. iter maturant. Noc mora iilla iiiteniu.*»^a «'^t. 
quous(|uo anto muros Jlierusalem in laiuUUus et hymnorum voHft»nitii»n»' 
pro f^iiinlio hurimantes, cirt'iter sexa^^ntu milia utrius(iue hoxw r-ui- 
stitenmt.* Man beaehto übrijjens, üass Albert kein Auj;c<»«ieu«^ wai. 

*) Siehe Näherem in Ekk. UierttsiA. p. 15i5. 



streit zwischen den Fürsten. 245 

dem Aufbruch dahin zögerten und über verschiedene Dinge 
'AU hadern fortfuhren, wurde das Volk und besonders die 
Aermcren unwillig und erklärten, da ihnen daran lag, sobald 
wie möglich ihr Pilgergelübde zu lösen, um alsdann in die 
Ueimath zurückkehren zu können, sie würden sich einen 
tapferen Ritter erwählen, unter dessen Leitung und Schutz 
sie nach der heiligen Stadt ziehen wollten. Sic verfluchten 
und verwünschten die, welche zurückzubleiben beabsichtigten, 
und drohten, die Mauern Antiochiens niederzureissen, wodurch 
die Fürsten wohl zur Besinnung gebracht würden^). 

Zug nach Marra Durch solche unerwartete Drohungen 

und Irkha. genöthigt, woUte man nun mit dem Weiter- 
marsch nicht melir länger zögern. Gegen MitteNovember 
zogen desshalb Raimund von Toulouse und Robert von Flan- 
dern nach Marra, wo sie am 27. November 1098 anlangten. 
Sofort wurde die Stadt belagert und konnte bereits am 
11. Deccmber 1098, nachdem Boemund, misstrauisch gegen 
das Unternehmen Raimunds, ebenfalls mit einem Theile seiner 
Leute vor der Stadt erschienen war, genommen werden, wobei 
die Bewohner aufs grausamste hingemordet worden sind 2). 



nuserunt luubo (hc. Uoanmmlus et Raiinundus) in nuinibus Eplscoponim, 
quod nullo njodo jxm* se via S. sopulchri dcturbaretiir.** 

*) Haiui. a.a.O.: ,Ifaoc autem (iiiiiin populus vidisset, coej»it diceiv 
«liu'squt* ad Kociiun Nuuni et ad vicinuin, deinde palain oninibus: ^^^"oniani 
|inn(-.i|>c8, vol propter tiniorem vel propter juranuMitii qua(j iniporatori 
t*«'ferunt, noH in Jlicrusalem diicere iiolunt, elif?iuuus de militibu« aliquem 
Ibrtoni , cui tidelitor nerviendo,» et tuti esse possinius, et, si f^ratia Dei 
cMt , eodem niüito duce in Jlierusaleiu pervenianius. Kho ! non sufficit 
prinripibuH nostris qnod hie per annuni Iniiniis, et 200 niillia annatomm 
iiic eonHumpta sunt? Hal)eant qiii vohint auruni halbere iinperatoris , et 
qui volunt reddituH Antioehiae habere. Nos autem. Christo pn» quo 
\euiniUK duce, iter nostrum iigf^rediamur. Pereant male qui volunt 
liabitare Antiochia«', Hicut nuper habiUitores ejus ])eriennit. (^uod si haee 
tanta Ji« diutius propter Antioehiam datur, diruanuis muros ejus; et pax 
quao ante eaptiim eivitatem prineipes tenuit, destrueta eivit^ite eosdcni 
tencbit. Alioquin, ant^quam omnino fanie et tiunlio liie deficiamus, ad 
l)ropria reverti debennis.'** 

') Ueber die Kinnahme Man-an verj^l. num Kaiui. 1(30 (li. 2i}[i)] Genta 
24, 32, 155; Kuinal ad -diu p. 226 (in Röhricht, licitr, 1); Ibn Khahlun 



246 V- Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Als nun auch hier Raimund und Bocmund sich um den Besitz 
Marra's stritten und nicht weiterzuziehen sich beeilten, ja 
Boemund erklärte, er werde vor Ostern nicht aufbrechen — 
es war um Weihnachten 1098 — , da baten Ritter und Volk 
den Ersteren flehentlich, er möge das Pilgerhccr weiterführen, 
ihm sei ja die Lanze als Pfand der göttlichen Huld anver- 
traut — wolle er sie nicht hinaufführen, so möge er ihnen 
die Lanze ausfolgen, damit sie alsdann unter Gottes alleiniger 
Leitung dahin zögen*). Dieser aber wollte auf eigene Faust 
den Tag des Aufbruchs nicht bestimmen, da er befürchten 
musste, dass die übrigen Fürsten ihn würden im Stiche lassen. 
Er veranlasste desshalb zuvor noch eine gemeinsamcBe- 
sprechung in Rugia, ungefähr in der Mitte z^vischen 
Antiochien und Marra gejegen*), wohin die übrigen, die in 
Antiochien zurückgeblieben waren, nebst Grottfried sich ein- 
fanden. Allein trotz des Anerbietens Raimunds, an die 
einzelnen Fürsten grössere Summen Geldefe auszahlen zu 
wollen^), wenn sie gemeinsam mit ihm gen Jerusalem auf- 
brächen , schützten sie allerlei Hindernisse vor und ein Resultat 
wurde nicht erzielt. Als dies die ärmeren Pilger, welche in 
Marra zurückgeblieben waren, erfuhren, ja auch in Erfahrung 
brachten, Raimund sei Willens, eine ansehnliche Mannschaft 
von Rittern und Fussvolk in Marra zurückzulassen, da kannte 
der Unwille des Volkes keine Gränzen mehr und trotz 



p. 6 (in Röhricht, Qticlkfibeiträge zur Gesch. der Kreuzzüge, Berlin 1855) ; 
Kkk. Ilieros, XV, 1, Anm. 6. 

') Riiim. K30, 47 {B. '270): „Ut ipse (Rainiundun), cid lanceam suam 
Dominus contulerat, ductor et dominus exercitus ejusdem fieret: addentes 
quod ob hoc hinceani dominicam promoruissot, ut, si alii Principos defe- 
cissent, ipse obnoxius tiuito bencficio Domini sccurus cum populo pergcro 
non foniüdaret; alioquin tnuleret lanccam populo, et iret i>ox)ulus in 
Jerusalem, ipso Domino ducc." 

*) Ebenda 160, 58 (i?. 271): ^Conveneinint apud Roiam, quae inter 
Antiochiam et Marram quasi media est/ 

*) Kbenda: Dem Gottfried hat er 10000 Solidi, ebennoviel dem Robert 
von der Normiuidie, öOOO dem Robert von Flan<lern, 50ü0 dem Tankred 
und verhältnissmässij? den übrigen Fürsten angel)oten. 



Zug nach Marra und Irkha (Winter 1098/99). 247 

der Abmahnungen des Bischofs von Al-Bära, rissen sie, um 
liUer. Zögerung Grund zu vernichten , die Mauern der Stadt 
nieder*). Dies half, und Raimund zog am 13. Januar weiter^), 
denn er sah in dem revolutionären Treiben des niederen Volkes 
«inen göttlichen Wink^), zudem da auch wieder eine furcht- 
bare Hungersnoth ihr schreckliches Antlitz zeigte, — hat man 
doch damals das Fleisch halb in Verwesung übergegangener 
Lieichname der bei der Einnahme Marra's umgekommenen 
Sarazenen gierig verschlungen *). Allerdings ein Boemund vor 
HÜen, sowie Gottfried waren zum Aufbruch damals noch nicht 
zu bewegen, und in der That, wenn nicht das niedere Volk 
in der bezeichneten Weise vorgegangen wäre und Eaimund 
sich Mtte willfahrig gezeigt, das ganze Unternehmen hätte 
durch der übrigen Anführer Hader und Zögern den Todes- 
sioss erhalten und zur Eroberung Jerusalems wäre es wohl 
nicht mdu" gekommen. Man sieht auch, wie unbillig jenes 
ITrtlieil ist, das dem Herzog Gottfried das grösste Verdienst 
um den Ausgang des Kreuzzuges so freigebig als Kranz um 
die Stirue zu winden bereit ist — wahrlich, wäre es auf ihn 

# 

angekommen, der weder durch Bitten noch Geldangebot zum 
Weiterzug zu bewegen war, so hätte das erste Kreuzheer das 
heilige Land wahrscheinlich gar niclit zu sehen bekommen, 
nicht als ob Gottfried und die Uebrigen den Plan, dahin zu 
ziehen, aufgegeben gehabt, aber ihr Streiten und Hinaus- 
schieben des Vormarsches war ganz dazu angethan, dass ihre 
Kräfte derart sich zersplittert haben würden , dass an eine Er- 
oberung Palästina's bald nicht mein- zu denken gewesen wäre. 



*) Mtwi vergl. hierüber die drastische Schihlerung dieser Vorgänge 
h*A Kiiimund 161 {Rec, 27) und wiedergegeben bei Sybel 4G0. 

-) GcsU^ *24, öö (Rec. 15G): „Decima tertia die intrante Januario/ 

*) Epistola Raimundi de Agile« in Ekk. Ilierosol. c. XV, 2: ^Divino 
nutu;* und dijsselb. nistm\ Fraticor. p. löl, 29 (Äcc. 272): „Intellexit ülico 
rlivinum esse, et ut funditus niurus dinicrcnt praecepit.** 

*) Riiini. 161, 20; Äcc. 271: „[nterea tanta l'ame.s t'uit in exercitu, ut 
niulta Corpora Sarracenoruui iani fetentium, quae in paludibus civitatis 
t»iu«<lcm per 2 hebdomada« et anipliuH jacuerant, populus avidissinie coni- 
Hdoret.* Kbenl'alls im Uriefe Kiiiiu. de Agile« a. lu 0. und in Kkk. 
Ilierosol. a. a. 0. 



248 V- Pet^r beim Kreuzheere der Fürsten. 

Belagerung Irkha's Am 14. Februar 1099 kam Baimund 

am 14. Febr. 1099. vor dem Castelle Irklia au, zu dessen 
Belagerung alsbald gescliritten wurde ^), naclidem in Kafartab 
Tankred und Robert von der Normandie zu ilim gestosseu 
waren ^). Durch eine Gesandtschaft Raimunds an den Gribellum 
belagernden Gottfried und Robert von Flandern, angeblich 
veranlasst durch ein dem Grafen Raimund zu Ohren gekommenes 
Gerücht, dass der Faini Turcorum an der Spitze eines Heeres 
nahe ^), zogen nun auch diese im Monat April Raimund nach 
und nahmen an Irkha's Belagerung Theil. „Zu dieser Zeit," so 
erzählt Raimund de Agiles, „wurde verkündigt, dass das Volk 
von allem, was es empfange, den Zehnten zu geben habe, 
besonders weil auch viele Arme und Schwache im Heere sich 
befänden. Dieser Zehnte solle aber also vertheilt werden: 
Ein Viertel desselben sei den Priestern, deren Messen man 
hörte, das zweite Viertel den Bischöfen und die übrigen zwei 
Viertheile Peter dem Einsiedler, welchen man über die Armen 
im Volke und Clerus gesetzt habe, einzuliändigeu.'* So sei es 
auch gehalten worden und hätten durch Peter die armen 



*) Gesta 25, 35 {Bec, 157): ,In die Lunae, scilicet .sceimda Icria. 
mediantc Fcbruario." 

*) Raiiu. 161, 54 (Rec. 272): „Conscciitus est nos T»uicr<?cliis cum 40 
niilitibus ot pcditibus luultis.'* Gesta 24, 57 (72<?c. 15(5): ;,lllic (Ca|»hanhi = 
Kafartal)) adjunxit sc conios' Normanniae coniiti Raimimdo.* 

') Raim. 165, 1 {Bec. 277). Fajm. Turcorum, son«t auch JjiOstoUais 
genannt, so Gesta 15, 42 {Rec. 142), ist der Cbalife. Ut'bcr das Geriuht 
verjirl. Ocsta 25, 57 {Rec. 157). Raimund setzt allerdings hinzu, die>c.s 
Geriicbt hätten die Sarazenen ausgesijrengt gehabt, wodurch die Belagerer 
abge.strhreckt werden sollten; allein es ist höchst wahr>»ebeiulich , da^«^ 
der (iraf Raimund dieses Gerücht ersonnen hatt^s um (»ottfricd luul 
Robert von Flandern von der Belagerung Gibelhmis abzubringen nml 
sie, die mein* von den Plänen Boenmnds umstrickt waren, fiir tich m 
gewinnen, zutlem da die Belagerung der Feste Trkha Schwierigkeiten 
bot, welche mit seinen Krallen allein nicht überwimden werden konnten, 
er auch eine vollständige Isolirung Ix^fürchten munste, wenn nicht dii' 
Uebrigen sich ihm bald zugesellten. Man vergl. Riiim. löO, 50 (Ä 271): 
161, 1 ff. {R. 271); 165 {R. 277. 278); Albert V, 3^ ff. Ob darum dor 
letztere Unrecht hat, wenn er berichtet, da.«<s jenes (lerücht von Rainiuml 
erfunden, kiuin wohl nicht so stricte behauptet werden. 



Belagening Irkha's (Febr. 1099). Peter als Armenpfleger. 249 

Kleriker den einen Tlieil und die armen Laien den andern 
erhalten *). 
Peter als Armen- I^i^ nächste Veranlassung zu dieser An- 

ptleger. Ordnung gahen nach Raimund de Agiles die 

Prahlerei jener aus dem Heere des Grafen von Toulouse, 
welche sich ob der im Lande der Sarazenen erbeuteten 
arabischen Pferde und sonstiger dort erlangter Reichthümer 
rühmten, und die Klagen der Armen ^). Nach Tudebod aber 
wäre diese Anordnung bereits während der Belagei'ung Marra's 
auf (icheiss des heiligen Andreas, welcher dem Petrus Bartho- 
lomcus erschienen war, von einer Versammlung gutgeheissen 
worden^). Sei dem nun wie ihm wolle, mit Grund darf 
hienach vcimuthet werden, dass der Einsiedler des niederen 
Volkes sich angelegenthchst angenommen haben musste und 
wohl sein Fürsprecher gewesen war, ohne diesen löblichen 
Kifer man ihm wohl die Stellung eines Verwalters der Armen- 
cusse nicht zuerkannt haben würde. Ohne Zweifel war er 
der Annen Sachwalter bereits in Antiocliien gewesen, als es 
sich darum gehandelt hat, den Anführern begreiflich zu 
machen, dass ein längerer Verzug das ganze Unternehmen 
bei einem grossen Theile der Kreuzfahrer in Misscredit zu 



*) Usiini. 1()5, 10 (I{, 278): ^Priiedicatuiii est eo tcunpore iit ilarct 
popaluH decitnas de omnibns quae oepisKt't, quoniain iiiulti paupores orant 
in exercitu «»t luulti intirnii: et luandatiim est ut fianrtam partan n?<l(lerent 
na<*«»r<lolibu8 suis ad quorum Missa« vonicbant, et quurtmn (»i)isfopis, 
t'citqttwi vero duas Petra l^eremitae, quem panperihits de clcro et popitlo 
pntrfccerant : id(»oque diuis partes accipiebat, unam videlicet jiro liis qui 
«•nint de elero, et alivrain pro his c[ui eraiit de i)Opulo.'* 

*> Rariui. a. a. 0.: ^Conjunctis ita([ue exercitibus, eeperunt ostcndere 
Uli <!♦• parte coinitis equos farios et divitia.s suas, <pias dederat Ulis Dens 
iii re;?ionibuK Sarracenorum: eo quod morti se pro Deo exposuissent: at 
ulii paupertiiteiu huiuu practendebant.* 

') I'etr. TiHb'b. Ilt'Mona de Ilieros. Itinere, liec, p. 91 : ^Uiia pars detiir 
«»piscopo, alia saferdotibiiH, idia eeelesiis, alia pauperibus. Quod i^ost-cpituu 
tiiit in concilio ret-itiitiuu, roncesserunt omnes.** Ks ist allerdings auch 
nio^lirh, dass Tud<0»od mit ^postcpiani"* die Zeit im Siime hatte, welche 
Kaitiiiuid als die Zeit der Anordnun«? bezeichnet. Den Petrus Eremita 
netuit Tudebod nicht. . 



250 V. Peter beim ErenzheeTe der Fürsten. 

bringen im Stande sei und Viele über die eigennützigen Ab- 
sichten der Fürsten nicht wenig erzürnt waren *). Nicht 
minder wird es als gewiss angenommen werden können, dass 
er nicht etwa mit Gottfried von Bouillon zurückgeblieben ist, 
als Kaimund Mitte November von Antiochien wegzog, denn 
hieroit hätte er sich von der guten Sache des niederen Volkes, 
welches eine Politik, wie sie die Anführer betrieben, verab- 
scheute und auf die Erfüllung des in der Heimath gegebenen 
Gelübdes drang, losgesagt, sondern zur genannten Zeit mit 
den Schaaren, die Raimund und Robert von Flandern gen 
Marra gefolgt sind, aufgebrochen ist. Denn als Raimund von 
Toulouse und Robert von Flandern, welcher letztere aller- 
dings nach Marra's Eroberung wieder nach Antioclüen — 
jedoch ohne die Armen unter seinen Leuten — zurückgekehrt 
ist, hat sich nicht nur die Schaar der Provenzalen, sondern 
der ganze Haufe des niederen Volkes angeschlossen 2). Bei 
Boemund, Gottfried und Robert sind offenbar zumeist nur die 
Ritter und die iin Soldatendienste geübten Mannschaften 
zurückgeblieben. 

Wahi*scheinUch ist es desshalb auch, dass Peter ein 
Hauptagitator für den Fortgang des Unternehmens gewesen 
und zu Affairen, wie wir sie sowohl in Antiochien als in 
Marra sich entwickeln sehen, mit die Hauptveranlassmig ge- 
geben haben dürfte. Sein Einfluss auf das Volk hätte sonach 
dem Fortgang des Unternehmens, das im Winter 1098/99 
selir ins Stocken gerathen war, mit die nötliige Triebfeder 



*) Nach der Chanson d'AntiocIhe II, 221 (de S*« Aulaire 373) zieht er 
auch am 28. Juni in den Kampf j^egen Kerljopha und e» folgen ihm viele 
y^ribamls*. Siehe oben S. 212. 

*) Dies geht evident aus den oben (S. 245) angeführten Worten 
Raimunds 158, 55 {Rec. 267) hervor, womach nicht nur die Raimund- 
schen in Antiochien sich gegen das Zögeni aufgelehnt haben, sondern 
die dem niederen Volke angehörenden Leute aller Abtheilungen. Dass 
Riiinmnd vomemlich die Provenzalen daiTinter verstanden haben will, 
ift durch nichts zu ei'weisen und sicher unrichtig. Nicht minder deutlich 
ergibt sich dies auch aus der Darstellung Rainmnds über den Unwillen 
des Volkes nach Marra's Eroberung löO, 58 {E. 270). 



Peter als Annenpfleger. 251 

verliehen. Doch bleibt diese Auuahme immerhin nur eine 
Vermuthung, welche bei näherer Prüfung allerdings nicht 
stricte zu erweisen, aber doch höchst wahrscheinlich ist. Sei 
dem aber auch wie ihm wolle, ohne einen nicht unbedeu- 
tenden Anhang Peters ist die von Raimund a. a. 0. be- 
zeichnete Stellung desselben nicht wohl denkbar, noch weniger 
aber, dass er etwa dem niederen Volke und Clerus als ihr 
Sachwalter octroyirt worden sein sollte. 

Indessen keine Frage ist es, diiss Peters Stellung während 
<les Durchzugs durch Syrien auf seine practische Befiihigung 
kein ungünstiges Licht wirft, ohne diese wäre ihm wohl von 
keiner Seite solch' ein Amt zugemuthet, noch weniger über- 
tragen worden. 

Eigentliümlich ist es nun, dass ausser Raimund de Agiles 
weder ein anderer gleichzeitiger Schriftsteller, noch auch Albert 
dieses sein Amt als Armenkassenverwalter beim- Heere 
irgendwie in Envähnung gebracht hat*). Entweder haben sie 
davon zu berichten vergessen oder absichtlich unterlassen, 
wovon der eine oder andere Fall beim Verfasser der 
iwcsten zutrifft, oder darüber nie etwas vernommen. Höchst 
wahrscheinlich aber hat Raimund de Agiles es danim erwähnt, 
w^eil ihm Peters Stellung sowie dessen Ehilluss beim niederen 
Volke des Pilgerheeres von hervorragender Wichtigkeit er- 
schienen, deren Folgen von ihm deutlich genug in dem Auf- 
treten des Volkes gegen die demselben nicht zusagende Politik 
seiner Führer erkannt worden waren. Um so auffallender muss 
es aber desshalb erscheinen, dass Wilhelm von Tyrus, der 
das Raimund'sche Buch nicht nur gekannt, sondern auch 
copirt hat, dieser Stellung Peters im Kreuzheere mit keiner 
Silbe gedenkt. Sollte Wilhelm dabei eine besondere Absicht 
verfolgt * und darin eine Degradation seines Helden erbUckt 
haben? Ihm smd dann selbstverständlich auch seine Nach- 
erziihlcr gefolgt, aber auch solche, welche Raimunds Dar- 



*) Ob uuch flio Chanwn de Jerusalem liievon nichts erwiihnt hat, ist 
luir nicht bekannt, du die l*ai-tliic dieses Cicdichtes, welche den Zug von 
Autiochicn nach Jerusalem behandelt, zur Zeit noch nicht ediit ist. 



252 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

Stellung an andern Funkten wohl gekannt und benuzt haben, 
wie z. B. ein d'Oultreman^), Vion und Faulet. Welchen 
Stoff hätten sie aber nicht gerade in diesem Punkte vor- 
gefunden, um ihres Schützlings Kuhm zu erhöhen und nach 
ihrem Geschuiacke zu verherrlichen! 

Feter hat dieses Amt ohne Zweifel inne gehabt, bis die 
Ueberbleibsel des Filgerheeres wieder nach der Schlacht bei 
Ascalon in die Heimath zurückgekehrt sind. Seinen Namen 
vernehmen wir in den Quellen bis daliin nui' noch zwei Mal, 
indem er mit Ereignissen in Verbindung gebracht ist, von 
welchen das eine unmittelbar vor Eroberung der heiligen 
Stadt und das andere vor der Schlacht bei Ascalon sich zu- 
getragen. 

Weiterzug nach Das Kreuzheer war nemlich, nachdem 

Jerusalem. es die B'elagerung Irkha's am 13. Mai 1099 

wieder aufgehoben hatte ^), von da weggezogen und am 7. Juni 

vor Jerusalem angelangt^), und hat somit diese letzte Strecke 

in verhältnissmässig kurzer Zeit zurückgelegt. Kein nam- 



*) Nur in iiusscrster Kürze bemhrt crOultrcnian den Zug von 
Antiochien nach Jerusalem, wobei er eines angeblichen Schwiegersohnes 
des Eremiten gedenkt; er schreibt nemlich S. 80: „Knviron le commence- 
mcnt de Noveinbre de cet an 1098, les Prinees se mii*e^t en chemin, et 
tirerent droitement vers Miirrha, villc forte, riche, et bien munie; non- 
obstant, apres plusiours assauts, eile tut prise piu* force ; et le prcniier qui 
luonta sur les murailles de la ville tut un liraue et vaillant Cavalier, 
appelle Gcoft'roy de la Tour, Limosin; et lequel, selon que dit la Chro- 
niquc de Franke, auait espousö la tille de Pierre rHermite: et a celuy-cy 
donna le comte de Thoulouse par apres la ville de Ciisard, qiu est au 
mesnie teiToir que M arrha; comme nous dirons cy-apres. Kntin con- 
tinuan^ tout leur cheniin eu fort bon ordre, ils se rendirent a la veno 
de la S. Cite de Jerusalem* etc. Was den Gottfried (Gulferius) de 
Turrilais anlangt, so wird d<»rselbe als d(»r erste, der Marra's Mauern 
erstiegen hat, alk^rdiaigs von den Gesten 24, 2t) {Jiec. 155) und Raimund 
160, 1.'? (Bec. 270) erwähnt, aber dass er der Schwiegersohn Peters 
gewesen, ist eine spiU(»re Fiction. 

*) Gesta 26, 21 {Ecc. 158). 

') Fulch. 357, 12; Gesta 26, 49 {R^c. 159): Alb. VI. 6; dazu Ekk. 
Ifieroii, Anni. 29 zu c. XV. Die Angabe „17. Juni"* bei Röhricht II, 36 ist 
wohl nur ein Druckfehler. 



Zug nach Jerusalom (Mai und Juni 1099). 253 

bafter Gegner trat den Kreuzfahrern während ihres Zuges 
der Meeresküste entlang in den Weg und wohl vor allem 
desshalb, weil der Schrecken, w^elcher ihnen in den dortigen 
(roj^enden vorausgegangen war, die Gemüther der Bewohner 
derart eingeschüchtert hatte, dass sie sich mit ihnen nicht 
wagten in einen Kampf einzulassen. So hatte schon, bevor 
sie vor Irkha anlangten^ die Eroberung Marra's und die dabei 
verübten Grausamkeiten, alsdann die Eroberung des Castells 
von Arethusa, welches als uneinnehmbar gegolten, unter den 
Sarazenen grosse Bestürzung hervorgebracht. Damals war 
der Ruf des Grafen Raimund und die Furcht vor ihm in 
jenen Gegenden derart, dass die Stadt Camela sowie der 
Füret von Tripolis um Schutz und Bündniss bei ihm nach- 
suchten ^). Vornemlich war der letztere den Kreuzzugsfürsten 
sehr gewogen, und hat sie mit allem Nothwendigen versorgt. 
Auch war Mitte März und April die Jahreszeit wieder eine 
viel günstigere, so dass sie durch den Ernteertrag, welcher 
ihnen vorzüglich zu Statten kam, mit dem früheren Miss- 
geschick sich bald wieder ausgesöhnt fühlten. Gewiss lag 
wohl auch zur Zeit, als Ende April und Anfangs Mai 1099 
die Nahrungsmittel dem Kreuzheere reichlich zugeflossen sind, 
dem Einsiedler ein weniger ausgedehntes Arbeitsfeld als 
Armenpfleger ob, als in den Tagen grosser Noth, wo die 
Armen unter den Pilgern seiner mehr bedurft hatten. So 
war man denn ohne Unfall über Tripolis, el Batrun, Dschebeil, 
Berytus, Sidon, Tyrus, Ptolemais, Haifa nach Caesarea 
Palaestinae und von da über Ramla — nicht über Joppe — 
vor Jerusalem angekommen*). 

Freudig bewegt waren die Pilger, als sie der Stadt an- 



') Raiui. 163, 39 (i?e<?. 275): /remierat enim totaiii regionem illam 
ciistelli oppugnatio : quoniam numquam antea ab aliquibu» potuit 
♦•xpngnari. Propterea üliuH incolae regionis, cum multia Hupplicationibiis 
**t muneribus, ad coniitoiu iiiittebant, procantes ut, dum civitas et castella 
♦•orum rofipi facfrot, interim signa et sigilla sua eis clirigeret.* 

*J Ut»bor die damaln zui-ückgelegte Route von Irkha nach Jerusalem 
ui zu vergleichen Gefita2t}, 25—50 (Äcc. 158); Raim. 173 (J2ec. 291. 202); 
.^owi« Kkk. IlieroH. p. 163. 



254 V. Peter beim Kreuzheere der FürsteiL 

sichtig geworden. „Sie vergassen der Müdigkeit und be- 
schleunigten ihre Schritte," schreibt Albert, „und brachen, vor 
den Mauern angelangt, unter Thränen in den Lobpreis Gottes 
aus*)." Ohne Zweifel waren dies zumeist jene Armen, denen 
es um endliche Erfüllung ihres Gelübdes zu thun geweseji. 
Denn der grössere Theil, klagt Kaimund, betrat jene geweihte 
Gegend nicht mit der rechten Ehi'furcht und habe die Worte 
des Petrus Bartholomeus, welcher früher anbefohlen hatte — 
er war damals nicht mehr am Leben, in Folge der vor Irkha 
am 8. April 1099 im Gottesurtheil erhaltenen Brandwunden 
war er am 20. April 1099 gestorben *) — , man solle die letzten 
zwei Meilen vor Jerusalem baarfuss hinanziehen, thcils ver- 
gessen, thoils gering geachtet, indem es Jedem darum zu 
thun war dem Andern zuvorzukommen. Der Ehrgeiz und die 
Gier nach der Besetzung der CastcUe und Orte habe sie be- 
* sonders hiezu vermocht. „Denn es war die Gewohnheit bei 
uns," sagt derselbe Raimund, „dass ein Jeder, der zuerst zu 
einer Burg oder einem Dorfe gelangte und seine Fahne dort 
aufpflanzte, von keinem Nachfolgenden mehr in seinem Besitze 
gestört wurde. Daher habe sich in der letzten Nacht (vom 
G. auf den 7. Juni) eine nicht unbeträchtliche Anzahl auf- 
gemacht, um die Gebirgsgegend und Orte am Jordan zu be- 
setzen. Nur Wenige, welchen der Befehl Gottes theuer ge- 
wesen, seien mit blossen Füssen liinaufgezogen und hatten aus 
innerster Seele über die Verachtung des göttlichen Gebotes 
geseufzt, dennoch aber habe Keiner den Andern von solcV 
einem ehrgeizigen Unternehmen zurückgerufen. Da wir aber 



') Lib. V, 45 (D. Fol. 87): ^-Therusalem vero noininari andiente's 
oinnes prae letitia in flotiim lacrimarum fluxenint, eo iiuod ixim vicini 
adessent loco Kancto dosidorate urbis, pro qua tot laboros, tot pericuU, 
tot gonera mortis et iiunin passi sunt. Mox pro au<UU» urbin desiJorio 
et amore videndi sanctjuu civitattMn, obliti bibonini sneque iatigationi)-. 
am^dius quam solebant, itcr maturant. Nee mora ulla interuiissu e^ts, 
quouaque ante muros JheruBalem in laudibus et liymnornm vociferatioDe 
pre j^audio hicrimantoR, circiter sexapfLnta milia utriusciue pt'xus con- 
stiterunt.' Man beacbte übrigens, dass Albert kein Augeuzeiigt» vtaw 

«) Siehe NähereH in Ekk. Hierosol. p. 153. 



Belagerung und Eroberung Jerusalems. 255 

SO hofffärtig in die Nähe Jerusalems gekommen waren, 
machten die Jerusalemiten einen Ausfall und tödteten drei 
bis vier der Unseren und verwundeten Viele *)". 

Belagerung und Er- Jerusalem wurde auf drei Seiten ein- 

obennig Jerusalems, geschlossen und belagert. Die Ostseite war 
unbesetzt geblieben*). Schon am sechsten Tage nach ihrer 
Ankunft wagte man einen Angriff auf die Stadt, welcher von 
dem Erfolg begleitet war, dass die Vormauer genommen, aber 
ein weiterer Vortheü nicht erzielt wurde, da ihnen die 
nüthigen Belagerungswerkzeuge mangelten '). Eine Hungers- 
not h mit air ilirem schrecklichen Gefolge brachte die Pilger 
zu Anfang der Belagerung wieder in eine schwere Bedrängnis», 
bis sie nach zehn Tagen Hülfe von der im Hafen zu Joppe 
weilenden Flotte bekamen* und mit dieser auch die Werk- 
meister, welche die Sturmmaschinen zu bauen verstanden*). 
Doch war die Noth mitunter dennoch furchtbar, da sie sechs 
Meilen weit das Wasser herbeischaffen mussten, wobei dann 
die, welche dasselbe holten, von den umherschweifenden 
Arabern öfter angegriffen wurden und ihres Lebens nicht 
sicher waren. In stinkenden Ochsenhäuten schleppte man 
dasselbe» herbei^). Erst nachdem die Belagerungswerkzeuge 

^) Man mag hieraus emehen , ¥rie es mit der in den meisten Büchern 
von Wilh. von Tyrus an ])is auf die Neuzeit herab beliebten Darstellung 
iMTstellt i«t und wie viel dabei der jeweiligen Phantiusie des Erzählers 
zu Gute kommt. Ein d'Oultreraan p. 80 schreibt, allerdings sich an 
Wilh. von TyruH anKchliosHond: ,,Fondans ton« on hu-moK, et touchez 
d'vn Hainet et extraordinaire sentiment de piete, il» se ietterent a genoux, 
•*t baiserent La tcrre, rendans graces a Dieu de Celles qu'il leur avait 
t'aifce>(, de les conduire en ceste 8. Teire.'' Ein Vion p. 360 verweist 
auf Ta«so, Gesang III, Str. 3, T), 0, 7 und 8, und findet darin den 
adäquat43Hten Ausdnick der damaligen Stimmung der Kreuzfahrer. 

*) Vergl. GcHia 20, 50 {Rec. 150); Raim. 174, 12 {Bec, 293); Ekk. 
Hieros, y. 1G4. 

») GeaUi 27, 1 {Rec. 159); Raim. 177, 8 {Rec, 297); Ekk. Ilieros, 
\u 165. 

*) Genta 27, 6 (Rec, 159); Raim. 175, 19 (Rec, 294); Ekk. Ilierm, 
u. a. O.; Ileyd, liah Jlnndelscolon, S. 6. 

'') Genta 27, 30 (Rec. 159. 160); Raim. 175, 1 (Rec, 294); Ekk. Hieros. 
iL, a. O. 



256 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

nebst dem AngriflFsthurme gefertigt waren, konnte ein neuer 
Sturmangriff gewagt werden. In der Nacht vom 13/14. Juli 
ward mit demselben begonnen*); aber erst am 15. in der 
Frühe gelang es, die Stadt zu erstürmen, — um 9 Uhr bestieg 
Letholdus, als der erste unter den Stürmern, die Stadtmauer 
und drang in die Stadt ein und ihm nach das andere Volk. 
Unter den Ersten war Tankred und Gottfried, welcher letztere 
an diesem Tage unsäglich viel Blut vergossen hat^). Ein 
Morden begann nun, wie es wohl selten noch vorgekommen ^ 
sein mag, das erst seinen Abschluss des andern Morgens er- 
hielt, wo man die auf das Tempeldach sich geflüchtet habenden 
Sarazenen, Männer und Frauen, trotzdem ilmen Tankred seine 
Fahne gereicht und Schonung zugesagt hatte, tlieils erwürgte, 
theils auf die Steinplatten hinabstürzte ^). Man lese die 
drastische Schilderung in den Gcsteth Der Verfasser der- 
selben, ein Augenzeuge, schliesst dieselbe mit den Worten: 
„Tales occisiones de paganorum gentc nuUus unquam audivit 
nee vidit, quoniam pyrae erant ordinatae ex eis, sicut metae; 
et nemo seit numerum eorum, nisi solus Dens" ^). Und Raimund 
de Agiles •''*) erzählt: „Als die Unsern bereits der Stadtmauern 
und ihrer Thürme sich bemäclitigt hatten, ging's wundersam 
zu, denn den einen von den Feinden wurden die Köpfe ab- 
geschlagen, die andern mit Pfeilen angeschossen und genöthigt 
von den Thürmen hinabzuspringen, andere ganz langsam ge- 
martert und am Feuer verbrannt. In den Gassen und auf 
den Plätzen der Stadt sah man Köpfe, Hände, Füsse haufen- 
weise umherliegen, über die Leiclmame von Menschen und 
Pferden musstc man liinwegschreiten , — aber dies war noch 



') GeMn 27, 50 (Bec. 160); Raim. 178, 10 {Bez. 299). 

«) Gesia 27, 56 (Bec. 160); Ekk. Ilieros. 166. Raim. 178, 49 (l?cc.30O). 

») Gesta 28, 10 {Bec. lliO. 161): Riiim. 178, 52 {Bcc. 300); Ekk. 
Ilicro». p. 173. Raimund de Agiles schreibt in dem von Laodicea aus 
an den Papst gerichteten Brief: ,bi ])orticu quae dicitur Salomouis et in 
templo ejuH victores equitabant in san^^uine Öaracenonim usque ad 
genua equonim." 

*) Gesta 28, 20 (Bec. 161). 

*) Uiat Franc. 178, 54 (Bec. 300). 



Procession um die Stadt am 8. Juli 1099. 257 

das Geringste — wenn ich die Wahrheit sage, glaubt man 
mir nicht: Im Tempel und in der Säulenhalle Salomo's ritt 
man im Blute bifi an die Knie und an die Zügel der Pferde. 
Gerechtes Gericht Gottes! Dass der Ort das Blut Derer auf- 
nahm, deren Gottlosigkeiten er so lange hatte ertragen 
müssen!" 

Procession un die ^c^^ TsLge nun vor der Einnahme der 

Stadt am 8. Juli Stadt , Freitags den 8. Juli, hatten die 
1099, Bischöfe und Priester eine feierliche 

Procession um dieselbe veranstaltet, nachdem auf einem 
Tags zuvor, am 7. Juli, abgehaltenen Convente der Anführer 
und des gesammten Volkes eine solche beschlossen worden 
war. Dem Priester Petrus Desiderius nemlich soll der Bischof 
Adhemar von Puy erschienen sein und ihm folgenden Auf- 
trag gegeben haben: „Rede zu den Fürsten und allem Volke 
und sage: Ihr, die ihr aus so entfernten Gegenden hieher ge- 
kommen seid, um Gott und den Herrn der Heerschaaren an- 
zubeten, heiliget euch von eurem unreinen Wesen und bekehre 
sich ein Jeder von seinen gottlosen Werken; liierauf machet 
um die Stadt Jerusalem einen Umgang unter Anrufung Gottes 
und fastet. Wenn ihr dies befolgen werdet, so sollt ihr bis 
zum neunten Tage die Stadt erobern, andernfalls aber wird 
euch alles Unheil, welches ihr bis jetzt erlitten, in doppeltem 
Masse treffen." Dies hatte Desiderius dem Bruder des Bischofs 
Namens Guillelmus Ugo de Montilio und dem Grafen Ysoardus, 
seinem Herrn, und einigen aus dem Clerus mitgetheilt, worauf 
man den genannten Convent zusammenberief, auf welchem 
die Procession gut geheissen wurde. Des andern Tages, am 
S. Juli, zog der Clerus mit Kerzen und den heiligen Reliquien 
aus, und die Ritter und alle Bewaffneten folgten ihnen mit 
Trompeten und Fahnen und schritten bewaffnet, aber mit 
blossen Füssen einher. „Dies Alles", sagt Raimund, „voll- 
zogen wir frohen Herzens nach dem Befehle Gottes und 
unserer Führer. Und als wir auf dem Oelberge an dem Orte, 
wo der Herr gen Himmel gefahren ist, angekommen waren, 
predigten wir dem Volke und sagten: Weil wir dem Herrn . 

bis zum Orte seiner Auffahrt gefolgt sind und weiter nicht 

17 



258 V. Peter beim Ereusheere der Fürsten. 

pilgern können, ^ soll jetzt ein Jeder dem Nächsten tergeben. 
damit auch uns der allmächtige Gott gnädig sein kann. 
Was weiter," fahrt Raimund fort, „Alle Tergaben einandtT 
und riefen die Barmherzigkeit Grottes unter den reichlichti'M 
Almosengelübden an, damit er sein Volk, nunmehr am ZM\ 
nicht verlassen wolle, welches er glorreich und wundcrbarlid 
hieher gebracht hatte. Gott aber ward ausgesöhnt, T^d 
Alles, was uns bisher Widerwärtiges zugestossen, jetzt uu 
zum Nutzen geworden war*)." 

Peters Rede auf Es berichtet nun Albert, dass bi 

dem Oelberg. dieser Procession Peter eine hervorrasjcndt 
Function begleitet habe, und dürfen wir seine Angaben keini»^ 
wegs als unhistorisch bei Seite lassen. Er erzählt nemiici* 
„An dem Orte des Oelberges, wo der Herr gen Himmel ?^ 
fahren, und an einem andern Oi-te desselben Berges, wo « 
seine Jünger demüthig beten gelehrt habe, hätten Pelnb 
Eremita und Arnulf von Rohes, letzterer ein Cleriker von 
grosser Beredsamkeit und Gelehrsamkeit zum Volke Redtd 
gehalten und dadurch die sehr grosse üneinigkdt, vekk^ 
über verschiedene Ursachen unter den Pilgern, vomemlid 
zwischen Tankred und Raimund, entstanden waren, beseili^rt-i 
Allerdings die beiden Augenzeugen Raimund und Tucl^ix'd 
welcher letzterer ausdrücklich hervorhebt, dass er bei J«r 
Procession anwesend war^), nennen den Einsiedler nicht al- 
Redner bei derselben. Tudebod weiss nur von einer IW». 



.') Ueber diese Procession ^bt den ausführlichsten Bericht Raimi» 
176 (Rec. 297). Einzelnheiten, besonders in BetrelF des Benehnu«* •■' 
Saracenen in Jerusalem, lesen wir bei Tudebod Rec. p. 105 — lO^J. N« 
ganz kurz erwähnen dieselbe die Gesten 27, 50 (Bec. 1(50). 

*) Alb. VI, 8 (D. Fol. 90): „Illic in eodem loco montis Pefcnw »«" 
mita et Amolfus de Rohes castello Flandri'ae, Clencua mnigne sii^v'-' 
et facundie, ad populum sermonem facientes, plurimam discordiazn, •, • 
inter peregi-inos de diversis causis exerevcrat, extinxernnt DiKsentirp - 
vero, quc inter comitem Reimundum et Tankiadum diu involoit, pr»]' 
conventionem solidoruni, quos ei iniuste comes negaverai, ex ammoniii"' 
spirituali utrisque Principibus compunctis, concordi omore placavenwt ' 

») Tudeb., JSec. p. 106. 



Peters Rede auf dem Oelberg am 8. Juli 1099. 259 

welche der sehr ehrenwerthe Cleriker Arnulf ^) gehalten hahe, 
da aber Baimund mit den Worten: „Namque quum venissemus 
in montem Oüvati et essemus in loco uude Dominus post 
resurrectionem ascendit in coelum, praedicavitnus in populo, 
dicentes: etc.^)^% offenbar ausdrückt, dass mehrere geredet 
haben und unter den Rednern wohl auch sich bezeichnet 
haben will, auch einer so zahlreichen Menge gegenüber dies 
nicht wohl anders möglich war, wenn alle den Zweck der 
Procession vernehmen sollten, so müssen wir die Nachricht 
Alberts, wenn auch v. Sybel sie als unrichtig zurückweist ä), 
als der Wirklichkeit entsprechend ansehen, um so mehr, als 
auch Peter nach der Eroberung Jerusalems am 10. August, 
an dem Tage, als die Kreuzfahrer gen Ascalon gezogen sind, 
am dem heranziehenden Heere der Egypter zu begegnen, als 
der in der heiligen Stadt zurückgebliebene Leiter der gottes- 
dienstlichen Handlungen von Eaimund bezeichnet wird*). 

Während nun Wilhelm v. Tyrus*) beinahe wörthch 
und in gleicher Kürze die Nachricht Alberts wiederholt hat, 
finden wir bei Späteren eine längere Rede mitgetheilt, die 
der Einsiedler gehalten haben soll. Accolti^) verzeichnet 
zwar nur diejenige Arnulfs, ein d'Oultreman aber'), dann 
MaiUy*) und natürlich diesem folgend auch Vion®) kennen 
auch die Petersche und bringen Einzelnlieiten , die ihrer 
Phantasie alle Ehre machen würden, wenn sie nicht gar zu 
deutlich die Geschichtsfälschung an der.Süme trügen. Der 
(3elberg war allerdings ein geeigneter Platz, um von da aus 



') lieber Arnulf, den nachmaligen Patriareben zu Jerusalem, vergl. 
F^kk. Iliaros. X, c. XXIX, 2 ff., wo Ekkchard eine von Arnulf am 6. Sept. 
1101 bei Joppe gehaltene Rede mittheilt; ebenfalls a. a. 0. p. 264 
Anm. 8. 

«> Raim. 176, 60 {Bec, 297, B). 

*) Seite 486. 

*) Oesia 28, 54 {Bec. 1G2). 

*) Lib. VIII, 11. 

•) Lib. IV, p. 842 (Hofanider, Gron. 1731). 

') Seite 83. 

») II, 600 (deutsche üebers., Leipz. 1782). 

•) Seite 367. 

17* 



260 V- Peter beim Kreuzheere der Fürsten. 

im Anblick Jerusalems und Angesichts jenes herausfordernden 
Spottes von Seiten der Saracenen ^) mit Begeisterung zu solrir 
einer Menge, wie die damals dort versammelte, zu refe 
Aher von dem historisch beglauhigten Inhalte dessen, w,i« 
dort gesprochen worden und worüber uns, wie wir vorhin gt^. 
sehen, Raimund unterrichtet, wissen d'Oultreman und ein 
Vion nichts, und Accolti spannte die Worte eines Arnulf aiii 
ein Procustesbette, so dass man die Raimundsche Kelatior 
daraus kaum recht erkennen kann. „Seht ihr dort unten." 
lässt d'Oultreman 2) u. A. den Einsiedler sprechen, „seht ihr 
es, das Grab des Herrn? Dort die Kirche, welche di«sfT 
edlen Schatz in sich birgt? Könnt ihr gestatten, dass di<^n- 
Unreinen dieses Grab, welches zum Bette dem Schöpfer un^cr^ 
Lebens gedient hat, entehren? Und wenn es sich daruip 
handeln sollte zu sterben, wo fiindet ihr ein schöneres Bett 
der Ehren, als da, wo euer Gott sein Leben fiir euch in dt*r. 
Tod gegeben? Die Felsen Calvariens rufen euch, das Hau* 
eines Hannas, Kaiphas, Pilatus und andere warten auf enoij. 
Der Boden beschwört euch denselben wieder in die Rmh 
derer zu geben, welche den Preis des Blutes kennen, wekLt* 
ihn geröthet hat. O der Ehre, des Rulimes, der Frend»*. 
welche Gott euch in dieser Stadt hat aufbewahret, vo r: 
soviel der Schmach und Pein erduldete! etc." Auch 31mIIv 
liat diese von d'Oultreman erfundene Rede benutzt und mvi 
Theil mit jenen Stellen verschmolzen, welche Baldrich') drt» 
Priestern in den Mund legt. Auch weiss MaiUy, dass AmoU 
auf der einen Seite, Peter auf der andern Seite des PlaU'- 
zu den Versammelten geredet habe und dass die Wort** J- 
letzteren besonders eindringlich gewesen seien. Haken*) H^ ' 
die Processionstheilnehmer in zwei Haufen sich sond«ni 



') Darüber berichtet vornemlich Tudebod a. a. O. VerpfL auch Kkk 
Hierosöl. p. 166. 

«) Seite 83. 

*) Histor. llici'os. 132, 5G: „Pontiflces et aacerdotes aniictiu anii-t' 
.sacerdotales alloquuti sunt populäres, et aliquis in loco coti.«titiit ^ 
editiori sie orditus est: Audite fratres etc.* 

*) I, 387. 



Peters Rede auf dem Oelberg am 8. Juli 1099. 261 

Jeder derselben habe eine pathetische Ermahnung über sich 
ergehen gehört. Peter der Einsiedler, dem Jerusalems Luft 
das kräftigste Element seiner Schwärmerei gewesen, habe hier 
seine ganze strömende Beredsamkeit erschöpft, während auf 
der andern Seite Arnold de Rohes zu gleichem Zwecke seine 
Kräfte aufgeboten. Selbst Raumer ^) kann sich nicht versagen, 
die jedenfalls fingirte Rede Arnulfs nach Accolti wiederzugeben. 
Man sieht auch hieraus, in welcher Weise die Quellenberichte 
theils erweitert, theils völlig ausser Acht gelassen worden sind 
und die Phantasie an ihre Stelle treten musste^). 



') Geschichte der Uohenstaufen I, 176. 

-) Auf der Königl. Bibliothek zu Bamberg befindet sich unter der 
Sjf^natur Q VI 39 ein ehemals dem St. Michaelsklofiter daselbst an- 
jrt'liört habendes Manuscript aus demXV. Jahrh. in kl. 4", welches auf 80 
Prrj^amcntblätteni und in schönem, aus dem vorigen Jahrh. stammenden 
itJÜiledomen Kinband in Goldschnitt und mit auf den beiden äusseren 
Deckelfieitcn angebrachten Goldverzierungen eine zu Jerusalem im Jahre 
101»*J bei dem Einzüge des Herzogs Gottfried von einem Benedictiner 
»rt^biUtenc deutsche Rede enthalten soll. Ein NB. nemlich aus dem vor. 
.lahrh. auf dem ersten Blatt lautet: „Das Vorblatt ist von dem liederl. 
fjucbbinder vcrlohrcn worden, auf welchem verzeichnet w^are der Nahm 
ib's Ehrw. P. Benedictini, welcher diese Pretlig zu Jerusalem abgelegt, 
da ilcr Uertzog von Lothringen in der Charwochen mit seiner unter- 
habenden christlichen Armee im iahr 1099 Jerusalem eingenohmen." 
l)ar»nt<?r hat der spätere Bamberger Bil)liothekar J. II. Jäck die Worte 
ir*» seil rieben: ^Vorstehende Nachricht ist höchst unrichtig: denn 1) gicbt 
eri keine deutsche Urkunde vom XI. Jahrhundert, 2) werden in der Predigt 
viele Stellen aus den Werken des heil. Bemard angeftihrt, welcher erst 
im XII. Jahrhundert lebte, und dessen Werke erst viel später imter den 
Klosicr-Gcjistlichen allgemein vertheilt waren. Jack.** Nach genommener 
Kinnicht diese« Manuscripts, welches mir durch gütige Uebcnuittelung 
<!er hohen Staatsministerien zu München und Karlsruhe auf einige Zeit 
zur Benutzung überlassen worden war, ist die Bemerkung Jäcks, was 
«len zweiten Grund anlangt, richtig und kivnn ich hinzufügen, dass nicht 
nur aus den Schriften des heil. Bernhard, sondern auch aus den Schriften 
lies Jacobus de Vitriaco Stellen wörtlich citirt und inserirt sind. Die 
FriHligt selbst handelt über Cantic. VII, 8: Ascendam in i^^dmam et 
ftpjrreJietulttm fnictua ejnH und ist nichts anderes als eine höchst lang- 
weilige allegorische Chiirireitagsbetrachtung, enthält nicht einen einzigen 
auf die Kreuzzüge bezüglichen historischen Anhaltspunct und überhaui>t 
nicht die geringste Beziehung auf diese. Wenn in der That ein solcher 



262 V. Peter beim Ereazheere der Ffirsten. 

Der turriottla Ein ganz besonderes Phantasiestück gibt 

monachus. aber doch wieder ein Vion*) zuni Besten, 
das wir einigermassen näher belenchten wollen. Bai m und-) 
erzählt nemlich, dass, während das Kreuzheer Jerusalem be- 
lagerte, auf dem Oelberg ein Eremite gelebt habe, desscu 
Rath man in Betreff der Belagerung einzuholen für nötbig 
befunden. Die Fürsten seien zu ihm gegangen und hätten 
ihn befragt, worauf er ihnen geantwortet habe: „st cras civh 
totem oppugnaveritis nsque ad nanam, tradet vöbis eam Dommtts ." 
Diese hätten seiben Bath befolgt, allein nur die Yormaner 
erobert, von dem weiteren Vordringen aber musste wieder 
Abstand genommen werden. Auch Radulph Cad. kommt 
auf diesen Mönch zu sprechen an jener Stelle *), wo er erzählt, 
wie Tankred allein nach dem Oelberge gegangen, um von 
dort aus Jerusalem zu sehen, da hätte sich ihm dieser Mönch 
als ein opportumis Doctor turricula, oder nach einer andern 
Stelle^) als ein turricula monachus zugesellt und ihm auf Be- 
fragen die berühmten Orte der heiligen Stadt gezeigt, ihm 
unter andrem auch gesagt, dass Griechenland sein Vaterland 
sei *). Ferner erzählt die Ilistoria beUi sacri % allerdings dem 
Badulph folgend, dieselbe Begebenheit und beginnt mit den 
Worten: „Erat enim in eodem monte tunc quidam Dciservus, 



Titel derselben vorgesetzt war, wie obige dem. Manuscript vorgeaetzk 
Notiz meldet, bo war dieser eine plumpe Fälschung. Jäck in lascken- 
bibliotliek der tvichtigsten ufid interessantesten Reisen durch PidäsHfw I. 
Nürnberg 1827, Theil I, p. 97 schreibt die Fälschung den Benedictineni 
auf dem Michelsberg zu, wo eine berühmte Schreibschule bcHtandeo, 
»welche so viele Urkimden copirt, vidiniirt und auch erdichtet habe/ 

») Seite 376. 

«) 174, 34 (Bec. 293 F). 

») Cap. 113. 

*) Cap. 118. 

*) Cap. 113. „Tunc illius sanguis es ducis, quo fulminante totiens 
Graecia tremuit; quo bellante, Alexius fugit; quo obsidentc, D^TOchium 
patuit; cuius imperio tota usque Bardal Bulgaria paruit? Non loqucriv 
ignaro : nequc enim me tantus fxitriae meae fefellit populator* — redet ilor 
turricula monachus zu Tankred. 

•) Cap. 111. 



Der tumcala monachos (1099). 263 

qui in turri quadam pro divino amore solitarias manelHit.'* 
Endlich berichtet auch Albert'): „Als die Kreuzfahrer 
schon längere Zeit Jerusalem belagert gehabt und der Wasser* 
mangel ihnen grosse Noth yemrsacht habe, seien die An« 
führer durch die Bischöfe und den Clerus Tcranlasst worden, 
einen gewissen Mann Gottes „qui erat in antiqua turri procerae 
altitudinis in monte OliTarum solitarius" um Bath zu fragen, 
was sie thun sollten, dieser habe ihnen gerathen, dass sie 
zuerst ein Fasten und Gebete anordnen und dann den Angriff 
wagen sollten, der sie zum Siege fuhren würde. Vielleicht 
ist dieser von den genannten Schriftstellem erwähnte Ein- 
siedler mit dem von Ekkehard im Ilierasolyntiia*) genannten 
Ifcrimannus und mit dem von DanieP) genannten amndiorHt 
austere accMe d^ansy d'un exterieur extrememenl imposamt iden- 
tisch *)• Niemandem aber würde es auch nur im Entferntesten 
je eingefallen sein, diesen Griechen mit Peter dem Einsiedler 
zu identificiren , denn alle jene genannten Schriftsteller, so oft 
sie von Peter dem Eremiten reden, nennen den Peter mit 
seinem Namen und worden gewiss auch jenen Einsiedler de« 
Oelberges, wenn er in der That der Eremite von Amiens ge- 
wesen wäre, mit seinem rechten Namen bezeichnet haben» 
Warum sollten sie dessen Namen verschweigen, der im ganzen 
Meere wohlbekannt war? Es ist desshalb eine ganz un- 
qualificirbare Behauptung, die Yion^) aufstellt, wenn er den 
Einsiedler Peter mit diesem turricula sdUarius identificirt und 



») Lib. VI, 7. 
*) Cap. XXXU, 1. 

») Pelerinage en Tene SainU, ed. de Noroff (H. Pet/;r-b. imi) p. 4ri, 
*) Näheres siehe man in Anm. 4 za Ekk. llitrm, fi, XXX IL 
*) Pag. 376: ^ous inclinons ä BOpi^Oiser qn'il ny a ici qu'un «m'uI 
<*t nieme personnage, notre Hemiite, lemiÜe par ^xt:e\\en*:tf ^ um, tU*H 
rarrivee de Tarm^e en presence de laVflle Sauiie« ik; Hera r^ndu nur h 
Moot des Oliyes, ponr y mener ki chere rie de retrait*?. <^u«?l tuiira «juu 
Uli, en effet, aurait pu d'emblee. exerc^r an \Kurtiii m^iantl'Mii nur tma 
iimiee commandee par tant de chefit differeni«? Lui Mnil d^fvaii voir na 
ri'pntation grandir ä met^ure que •^^eloignait le Mju%'enir difi» tHuWu^urn tit: 
la premiere expedition et que rarmee üeporaii par tmn \H:ri4'n t*i n4*t' 
Opreuve« guccessives.* 



264 V. Peter beim Kreuzheere der Fürsten« 

wenn er vornemlich auch desslialb dies tbun zu müssen meint, 
weil er — man höre und staune! — bei San ut in Secrcia 
ßdeliuniY, 8 gelesen: „Heremita quoque qui in raonte Ohveti 
poenitentiam agebat eis praedixit quia ipsa die caperent ci^i- 
tatem", wie wenn der zu Anfang des XIV. Jahrhunderts 
schreibende*) Sanutus — allerdings nach Vion ein contem- 
porain des Einsiedlers ^) — dies mit den angeführten Worten 
ausdrücken wollte und als ob Vion sich nicht bei andeni 
Quellen besseren Rathes hätte erholen können, die ihn sogleidi 
von der Unrichtigkeit dieser Behauptung überzeugt haben 
würden. 
Angebliche Yer- Wir haben vorhin schon gelegentlich 

ehrung Peters, erwähnt ^); dass, als das Fraukenheer am 
10. August nach Ascalon gezogen, Peter in Jerusalem als 
Leiter der gottesdienstlichen Handlungen zurückgebheben ibt; 
ehe wir aber näher diese von dem Verfasser der Gesien ver- 
büi'gte Nachricht besprechen können, haben wir noch eine 
andere zu verzeichnen, welche uns Wilhelm v. Tyrus übei- 
liefert hat und welche vor diesem bei keinem andern Schrift- 
steller gefunden wird. Wilhelm erzählt nendich*): nach 
der Eroberung Jerusalems, nachdem die nöthigsten Vorberei- 
tungen zur Bewachung der Stadt getroffen worden waren, 
hätten die Pilger die Waffen niedergelegt, ihre Hände ge- 
waschen, neue Kleider angezogen^) und seien demüthigeu 

*) Sanut hat am 24. Sept. 1321 zwei vollendete Exemplare seintv 
Werkes dem Papst Johaim XXII. überreicht. Vergl. Kunstmann, Studien 
über Marino Sanudo den Aelteren in Abh. ä. III Cl. d, kgl. bair, At d 
Wies. VU. Bd., lU. Abth., p. 735. 787. 

3) Vergl. Vion p. 333. 

«) Vergl. oben S. 259. 

*) Lib. VIII, 21. 

^) Ks ist schwer erklärlich, wie tlie Pilger insgeBanunt neue Kleider 
im Besitze sollten gehabt haben. Allerdings schreibt Albert VI; 25 
(D. Fol. 06'): ,Dux Godefiidus .... exutus lorica et Unm veste nmlatii« 
pedibus muros egrcssus, in circuitu urbis in humiliUite processit ac pfr 
eam portam quo respicit *atl montcm olivarum introiens ad seimlcrttui 
Domini nostri Jiisu Christi presentiitus est, in lacnmis Deo gratia^ 
af^ons** ct<:. — und hieraus hat Wilhehu geschlossen, dass wohl alle 
Pilger im Festanzuge müssen erschienen sein! 



Angebliche Verehrung Peters (Juli 1099). 265 

und zerknirschten Herzens unter Seufzen und Weinen barfuss 
an den ehrwürdigen Orten umhergegangen, welche der Er- 
löser durch seine Gegenwart geheiligt hatte, und hätten die- 
selben in grosser Andacht geküsst. Er erzählt dann weiter 
auf Grrund seiner Raimundschcn und Albertschen Vorlage, 
welche er jedoch nach seinem Geschmacke erweiterte, wie 
jetzt die Pilger in Bezeigung ihrer Demuth mit einander ge- 
wetteifert und ihre Andacht verrichtet hätten; sodann, dass 
Viele von denen, welche auf dem Zuge gestorben waren, in 
Jerusalem gesehen worden seien *), wodurch unter dem Volke 
so grosse Freude entstanden, dass sie alle bisher erlittenen 
unendlich grossen Drangsale vergessen und sich glücklich ge- 
priesen hätten, dass ihnen die Gnade, den Herrn zu schauen, 
vergönnt worden war. In der ganzen Stadt habe man das 
Volk in seiner frommen Freude zum Herrn rufen gehört und 
Feste feiern gesehen, als ob sie Gott selbst angeordnet hätte, 
so dass sich jene Prophezeiung des Jesaias wörtlich* zu er- 
rüllcn schien: Freuet euch mit Jerusalem, seid fröMich um sie 
(die, die ihr sie lieb habt Wie gesagt, was Raimund und 
Albert über die Freude der Pilger unmittelbar nach Eroberung 
der Stadt erzählen, das berichtet Wilhelm hier nach seiner 
Weise wieder, wobei jedoch mehrere Einzelnheiten nichts an- 
deres als dessen Erfindungen sind. Hieran knüpft er nun 
folgende weitere ohne Zweifel ebenfalls von ihm erfundene 
Nachricht*): „Nun kamen auch die Gläubigen, die vor vier 
oder fünf Jahren den ehrwürdigen Peter den Eremiten in 



') Bei Raimund 170, 10 (Eec. 300) hatte WUh. von Tyrus die Worte 
RcleMcn : |,Capta autem urbe operae pretium erat videre devotioncm pere- 
^^rinonun ante Scpulchrum Domini, quomodo plaudebant, exsultanteH et 
cantanies canticum novum Domino. Etenim mens eorum Deo vietori et 
triumpbanti vota laudum ofterebat, quao explicare verbis non poterat. 
Nova die« — ncmlith der Tag der Eroberung Jerusalems — novum 
gaudiuin, nova et perpetua lactitia, laboris atque devotionis consummatio, 
nova verba, nova cantica ab uni vereis exigcbat ... In hac die dominus 
AdemaniH, Potliensis episcopus, a multis in civitatc visus est; etiam 
luulti de CO testantur^ quod ipse primus mumm ascendens, ad ascen- 
(Icnduni socios atque populum invitabat.* 

«) Lib. VUI, 23. 



266 V- Peter beim Ereuzheere der FfirsteiL 

dieser Stadt gesehen hatten, und dem sowohl der Herr Pa- 
triarch , als andere G-rosse , theils aus dem Volke) theik suu; 
dem Clerus, Briefe mitgegeben hatten, um die abendländischen 
Fürsten zu dem Kreuzzuge zu veranlassen, in tie&ter Ver- 
ehrung zu ihm herbei. Sie beugten aufs demüihigst« die 
Knie vor ihm, und erinnerten ihn an seinen früheren Aufent- 
halt und an die Freundschaft, deren er sie damals gewürdi^ 
hatte. Sie sagten ihm Dank für die Treue und den Eifor. 
mit dem er aus lauterer Frömmigkeit ihren Auftrag besor;^ 
hatte, und rühmten Gott über Alles, der sich an seben 
Dienern verherrlicht und gegen alle Menschenho&ung die 
Wege des genannten Mannes gelenkt hatte, und ihm su 
kräftige Worte in den Mund gelegt, dass er ohne Schwierig- 
keit Völker und Reiche dazu bewegte, so grosse Mühen ioi 
Namen Christi zu übernehmen. In der That schien sdu 
Wort von dem Herrn ausgegangen zu sein, der also spricM* 
Also soll das Wart, so aus meinem Munde gehctj auA sein, L 
soll nicht wieder zu mir leer kommen^ sondern thtm, das mir 
gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich es sende (Jes/55, 11) 
Sie suchten also gemeinschaftlich sowohl, als jeder für sieb 
dem Manne auf alle Art Ehre zu erweisen, denn sie schrieWo 
es nach Gott ihm allein zu, dass sie aus der harten Knecht- 
schaft, welche sie so viele Jahre getragen hatten, erlöst wordca 
waren, und dass die heilige Stadt wieder ihre alte Freiheit 
gewonnen hatte ^)". Was sollen wir zu diesem Berichte sapeuJ' 
Allerdings, wenn Peter jene himmlische Erscheinung gehabt 
wenn er daraufhin das ganze Abendland diirchzogen ood 
nicht nur des Papstes Vorläufer und Wegbereiter,» sondern, 
wie Wilhelm ihn uns vorführt, der Hauptagitator des Kreui- 
zugs gewesen, wenn er der von Gott Begnadigte war, der ih- 
ganze Abendland zum Kreuzzuge verleitet bat, so ist soki 
ein Benehmen jener in Jerusalem lebenden Christen -), wcIcIk- 



*) „Itaque singillatiin et in communi niultiplici niicbantor eum hon*" 
praevenire, ei solum i)08t Dcum adscribentes, quod durae servitutii (qo** 
per tot annos passi fuerant) soluta erat conditio, et civitau sancta pri^Ün^' 
restituta libertati/ 

•) Ob sich während der Belagerung Jerusalems durch die Kiiu. 



Angebliche Verehrung Peters (Juli 1099). 267 

den Einsiedler vor mehreren Jaliren in ihrer Mitte beherbergt 
haben sollen, als ein Beweis ihrer Dankbarkeit gewiss nicht 
unglaubwürdig und keineswegs anzufechten, — allein da Peter 
nie früher je einmal in Jerusalem gewesen war, wie wir oben 
nachgewiesen zu haben glauben, so hegt es auf der Hand, 
besonders da auch Keiner vor Wilhelm von Tyrus, nicht ein- 
mal ein Albert, darüber eine SQbe weiss, was man von diesem 
Berichte Wilhelms zu halten habe. Wie anderwärts so oft, 
so hat auch hier der syrische Erzbischof seiner Phantasie 
freien Spielraum gelassen und das, was ihm wahrscheinlich zu 
sein dünkte und allerdings als eine gemäss seiuer früheren 
Nachrichten über den Einsiedler und das Zustandekommen 
des ersten £[reuzzuges nothwendige Folgerung sich ergab, als 
historisch gewiss seinem Buche eingefügt und eben damit in 
den Augeii seiner Leser der Thäti^keit und dem Verdienste 
Peters den Kranz der Ehren und der Dankbarkeit geflochten, 
was dann dem Auftreten des Einsiedlers beim ersten Kreuz- 
zuge den würdigen Abschluss gegeben. 

Natürlich sind Wilhelms Copisten und Excerptoren ihrem 
Vorgänger ohne Kritik gefolgt; so Jacob von Vitry^), dann 



fahrer überhaupt Christen in der Stadt befunden haben, dürfte immerhin 
«ehr fraglich sein. Dagegen haben sich Sjrer und Griechen im Lager 
«Icr Kreuzfahrer vor Jerusalem aufgehalten, was aus jener einzigartigen 
Erzählung bei Tudebod hervorgeht, welcher, die Gesten ergänzend, p. 107 
(im Ree.) mittheilt, das« die Sarazenen in Jerusalem einen der Ihrigen 
vor die Stadt als Spion entsendet hätten. Die Syrer und Griechen im 
christlichen Lager hätten ihn aber als einen Sarazenen erkannt und die 
Kreuzfahrer darauf aufoerksam gemacht. Dieser, sofort von den letzteren 
ergriffen und durch einen Dolmetscher befragt, was seine Absicht sei, 
habe erwidert, dass ihn die Sarazenen in der Stadt herausgesendet, 
ilamit er sähe, wie die Franken ihre Belagerungsmaschinen anfertigten. 
L-m ihn nun mit deren Construction bekannter zu machen, habe man 
üin mit zusammengebundenen Händen und Füssen auf eine Wurfmaschine 
gfclegt und mit aller Kraft nach der Stadt geschleudert, jedoch sei er, 
bevor er im Dahingeschleudertwerden die Mauer erreichte, auseinander- 
geborsten. 

») Histor. Orknial c. 20. 



276 V- Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

Allen diesen sonderbaren, zur Verherrlichung des Ein- 
siedlers dienenden V ermuthungen , Behauptungen und Lugen 
gegenüber genügt der einfache Bericht der Gesten. Peter ist 
sonach als Priester nicht mit in den Kampf gezogen, und da 
er seither die Verpflegung der Armen und Nothleidenden 
überkommen, so wollte er auch jetzt sie nicht verlassen, und 
ist in Jerusalem zurückgeblieben, hat vielleicht davor, einem 
Treffen anzuwohnen und selbst mitzukämpfen, geradezu sich 
gefürchtet und gerne Andern das Schwert zu fuhren über- 
lassen, um nicht seine eigene Haut auf den Markt tragen zu 
müssen — dass er, als die Pilger nach Ascalon zogen, de<t 
Kampfes endlich müde gewesen, wie Wilken annimmt^), ist 
aus den Quellen nicht zu erweisen, da er ül)erhaupt 
niemals in einer Schlacht mitgekämpft zu haben scheint 
denn die Quellen bewahren hierüber ein tiefes Still- 
schweigen, und auf die Nachricht der Chanson d^An&xh^ 
und der Chanson de JeruscUefn, welche ihn vor Antiochien 
und vor Jerusalem Heldenthaten verrichten lassen, ist nicht 
viel zu geben*). 

Diese zuletzt besprochene Nachricht aus den Gesten. 
wornach Peter in Jerusalem zurückgeblieben während das 
Kreuzheer gen Ascalon ins Feld zog, ist, wie schon gesagt 
die letzte authentische, welche wir überhaupt noch über Peters 
Theilnahme am ersten Kreuzzuge und über seinen Aufenthalt 
im gelobten Lande besitzen. Die zwei Hauptaugenzeu^ 
dieses Zuges schliessen bekanntlich ihre Berichte mit der 
Schlacht bei Ascalon, mit welcher auch das üntemehiDen 
factisch zu Ende und die Herrschaft der Pranken in Palästina 
auf lange Zeit hinaus befestigt war. Kein weiteres Wort 
über den Einsiedler finden wir von Gleichzeitigen erwähnt. 



und uQx^^Q^vg der Lateiner gewesen sein soll, entgangen ist, ne haiiift 
dieselbe gewiss nicht zu Peters Ungunsten verwendet! 

*) Vergl. die vorhin angeführte Stelle aus Wilken II, 7. 

•) Vergl. S. 272 ; La chonson dAntiocfie IT, 127. La chansw ^ 
Jerusalem, chant VII. 



Feldzug gegen die Egypter (9 — 12. Aug. 1099). 269 

Doch finden wir sie bei Mailly*), Michaud*), Wilken, 
Prat^), Peyr6*) und selbstverständlich bei Vion^). Trotz- 
dem aber ist sie aus den angegebenen Gründen als pure 
Erdichtung Wilhelms anzusehen, welchem eben 
die Genannten kritiklos gefolgt sind. 

Wahl Gottfrieds zum Nach der Eroberung Jerusalems und 

BescbGtzer des heil, nach einigen Tagen fröhlicher Feier über 
Grabet und der Feld- den nunmehr erlangten Sieg wurde zu den 
ziiQ geoen die Anordnungen geschritten, welche man in 
"^ ' Bezug auf die kirchliche und weltliche Ver- 

waltung für nötliig erachtete. Man erwählte acht Tage nach 
Eroberung der Stadt, am 22. Juli 1099, zum Fürsten des 
Staates^) und «zum Beschützer des heiligen Grabes^ den 
Herzog Gottfried, ebenso zum Patriarchen Arnulf von Rohes ®). 
Tankred und Eustach zogen nach Sichem mit einer nicht 
wenig zahbeichen waffenfähigen Mannschaft und nahmen diesen 
Platz in Besitz^), Raimund von Toulouse, dessen Streit mit 
Gottfried um den Davidsthurm einen acuten Character an- 
genommen hatte, zog nach dem Jordan, um von da den Weg 
nach Nordsyrien anzutreten^®); auch die beiden Roberte 
rüsteten sich zur Heimkehr; da trifft am 9. August 1099 in 
Jerusalem die Nachricht ein * ^), dass ein grossesHeer des 

') In L'Esprit des croisadea t. IV, am SchluBs. 

*) nisi, des crois. t. I, c. 16. 

■) Pierre VHermite et la pretniere croisade, Paris 1840, p. .388. 

*) T. n, .394. 

*) a. a. 0. Vion folgt wörtlich d'OuItreman. 

•) Gesta 28, 30; Rec. 161: ,Elegerunt ducem Godcfridum principem 
cintatis, qui debellarct pagano3 et custodiret Christianos.' 

') EpisitAa crucif. (Raiimindi de Agiles) in Monutn. Germ, SS. X^^I, 
17 und JafT^, Mon, Bamberg, p. 176: ^Gotefridus, gratia Dei ecclesiae 
uejmJcri tintic advocatus.'^ Raim. de Agiles Historia Franc. 176, 13; Bec. 
296: fSed esset aliquis advocatus, qui et civitaiem custodiret. "^ 

•) Vergl. meine Ausg. des Ilierosolym. XVII, 2, Amn. 5 und XXIX, 
2 ff. 

•) Ebenda c. XVII, 3, Anm. 12 (p. 175); Gesta 28, 37 {Rec. 161): „et 
tluxerunt »ecum multos milites et pedones. 

'«) Ebenda Anm. 6 (p. 174). 

") Ebenda Anm. 12 (p. 175) und c. XVÜI, 1, Anm. 1 (p. 179). 



VI. 

Die Nachrichten ttber Peters Aufenthalt nach dem £iide 
des ersten Krenzznges und ttber seinen Tod« 

Heimkehr der Nach der Besiegung der Egypter bei 

Kreuzfahrer. Ascalon zog das siegreiche Frankenheer nach 
Jerusalem zurück, um dem grössten Theile nach die Heim- 
fahrt wieder anzutreten, zu welcher man sich bereits Anfangs 
August 1099 augeschickt gehabt, an deren Ausführung man 
aber durch den gegen Jerusalem heranrückenden AI Afdlial 
verhindert worden war. Robert von Flandern und 
Robert von der Normandie* in Begleitung Raimunds 
von Toulouse mit ihrem Anhange und allen, welche nicht 
in Palästina zurückbleiben wollten, zogen zunächst nach 
Laodicea; Raimund allerdings nicht in der Absicht, das 
Morgenland zu verlassen, die übrigen jedoch, um von liier aus 
zu Schiflf den Heimweg anzutreten*). 



*) Hierüber gibt uns authentische Nachricht jener von den in 
Palilsiina zurückgebliebenen Kreuzfahrern von Laodicea aus tin den 
l*ap«t geRchriebene Brief, welchen Robert von Flandern in« Abendliui<l 
überbracht hat. Derselbe ist schon öfter gedruckt und von Ekkelianl 
in seinem Chronicon dem grösseren Theile nach wörtlich aufgenonimen, 
worüber zu vergleichen Forsdiungen zur detitschen Geschichte ^\\\^ 4€K> ff. 
und meine Ausgabe von Ekk. Hierosol. p. 146 ff.; ebenfalls Riant.. IntHrn- 
taire. Nach diesem Briefe ist Graf Raimund von Toulouse mit dem 1*1 ane 
umgegangen, von Laodicea in Bälde wieder nach Jcnisalem zuröck- 
zukchren. Doch hat er diesen Plan nichl ausgeführt. Im Frülijalur 1100 
begab er sich nach Constiintinopel, um im Frühjahr 1101 mit den Long^o- 
biuden wieder nach Serien zurückzukehren. Vergl. Ekk. llicios. p. lt?f>. 



Heimkehr der Kreuzfahrer (Spätjahr 1099). 279 

Laodicea wurde gerade damals vou ßoemund und der 
unter der Fühx'ung des Erzbischofs Dagobert von Pisa, dem nach- 
maligen Patriarchen zu Jerusalem, dort angelangten 120 Segel 
starken Flotte belagert ^). Beide wurden dazu vermocht von der 
Belagerung, welche oflTenbar von den von Süden kommenden 
Fürsten übel vermerkt worden ist, wieder abzustehen. Dagobert 
machte den Vermittler zwischen dem streitenden Boemund 
und den ihm übelgesinnten übrigen Fürsten *), von denen nun 
nach scheinbar zu Stande gekommener Einigung, ohne Zweifel 
im Laufe des Monats September die beiden Roberte, nachdem 
sie mit den Laodiceneru die Schifffahrtsverträge abgeschlossen *), 
nebst den sich ilmen zugesellenden übrigen Pilgern, worunter 
gewiss vornemlich die Niedrigen und Armen waren, höchst 
wahrscheinUch auf griechischen Schiffen ins Abendland zurück- 
fuhren. Im Winter 1099/1 100 ist Robert von Flandern 
wieder in seiner Heimath angelangt, wo er mit allen Ehren 
empfangen worden ist, nachdem er wolil in Rom den Papst 
besticht und ihm jenen von den in Palästina zurückgebliebenen 
Pilgern zugesendeten Brief übergeben hatte. Robert der 
Normanne fuhr über Constantinopel nach Apulien, wo er 
sich mit Sybilla, einer Verwandten Robert Guiscards, der 
Tochter des Grafen Wilhelm von Conversana, vermählte und 
erst nach Jahresfrist in die Normandie zurückkehrte*). 



*) Ücher die Ankunft der insanischcn Flotte an der syrischen Küste 
im S^jptcmber 1009 vcrgl. lleyd, Italienische llandeUcoJonieen zur Zeit 
tler Kretizsüge in Zeitschr. für gesammte Slcuttsicissensch. , Tübing. 1860, 
Ikl. 16 p. 7, und desselben Verfiissers neuestes Werk, Geschichte des 
LevaniehandeU (Stuttg. 1879) I, 149. 

^ Verpl. den genannten Brief der Kreta fahret' (Hieros. p. 186) 
yArchicpiscopus Pisanus Boemundum et alios cum eo discordantes con- 
conlari feeit.* üeber Dagobert vergl. Ekk. llierosdl. p. 185. 

») Dies scheint aus Orderic. Vital. X, 779 (Le Trevost IV, 74) ge- 
schlo8K0U werden zu müssen. Höchst wahrscheinlich sind es mehren- 
tbeils gi-iechische Schitlc gewesen, auf welchen die meisten ihre Rück- 
ivihrt bewerkstelligt haben. Ob Alle oder nm* Wenige über Constantinopel 
luliren, ist nicht mehr zu eniiren. 

-*) Ucber beide Roberte siehe Näheres in Ekk. Ilierosol. p. 187. 



280 VI. Die Nachrichten üb. Peters AufenÜuüfc nach dem ewten Kreuzaig' 



Peters RSckkehr ine Die meisten der Pilger werden wolil 

Abendland. an einem der italienischen Häfen gelnndet 
sein, von wo aus sie über Kom ihre Heimath wieder aufgeeudit 
haben. Ob vielleicht auch der Einsiedler unter diesen sich 
befunden, ist nicht mehr zu erweisen, da, wie schon erwähnt^ 
hierüber uns keine einzige ursprüngliche Quelle irgend welchen 
sicheren Aufschluss gibt. Doch ist es nicht onwaiir- 
scheinlich. Haben wir ihn ja oben*) bereits kennengelernt 
unter denen, welche mit Energie das Ende des Unternehmens 
herbeizuführen gesucht, damit nach vollzogenem Gelübde der 
Heimweg meder angetreten werden könnte, und haben wir 
ihn auch schon vor der Zeit dem Zuge seines Herzens Folge 
leisten gesehen. ' Wurde er doch damals von seinem weiteren 
Vorhaben durch Tankred wieder abgehalten und gewaltsam 
wieder ins Lager zurückgebracht*). Hienach möchte mau es 
für wahrscheinlich halten, dass .er nicht wird zm*ückgeblieben 
sein, als die Ersten den heiligen Stätten wieder Lebewohl g^ 
sagt und mit leichterem Herzen der Heimath entgegen- 
gezogen sind. 

Allerdings mit dieser Yermuthung stimmen die Angaben 
eines Alberich und des viel späteren Thovet nicht überein, 
welche beide ein anderes Datum seiner Bückkehr verzeichnen. 
der eine das Jahr 1101, der andere ein späteres Jahr. So 
erzählt Thevet^), dass durch Peters Rathschläge undFleiss 



') Siehe oben S. 250. 

») Siehe oben S. 214 ff. 

') In dessen sehr seltenem und sehr theurenj Werke Paurtraids et 
rics des Jiommes illustres grecs, latins et jmyens, recneilli» de lairs tabteawtf 
Urres, medaüles antique^ et tnodenits, par Andre Thevct, angouinoyRin. 
prcmier cosmographe du Roy, Paris 1584, 2 vol. in Ibl., tora. II f- 241 
a. u. a.: „Et commc j\iy dit, le premicr moteur et harangueur fut no{<tro 
PieiTO rHei-mite, loquel, ayant este auparavant en la Palestine. cslAiit 
de retour en France, i)rovoqua ceste trouppe chrestienne, qui cj?toit 
d'une niiliasse dTiomracs pour aller conquerir la tcrrc Samte, et vült* do 
Jerusalem. Par Tadvis de ce bon pere plusieurs villes furcnt prinsc«?. ot 
reduites au Christianisme, entre autros Celles d'Acre, Baruth, et Tripoly. 
quclque resislancc quo. pussent faire les infidelles, non »ans gnuide-' 
effusion de sang tant d'une part que d'autrc. Apres Acre, jadis nomuH' 



AngebHcher Vicekönig (9. — 12. Ang. lOOf»). 273 

mit in den Kampf gezogen waren ^). Es ist desshalb anch 
die Angabe Alber ts, womacb der Einsiedler mit Amnlf 
uach dem Schauplatz des Krieges gerufen worden sein soll *), 
fiir unrichtig zu halten, wenn man nicht lieber mit W i 1 k e n *) 
annehmen will, um auch die Albertsche Nachricht zu retten, 
Peter sei zwar zur Theilnahme am Kreuzzuge angehalten 
worden, habe aber dieser Aufforderung keine Folge gegeben. 
Doch hätte in diesem Falle Albert gewiss sich deutlicher 
ausgedrückt. Die Verbindung beider Nachrichten aber, wie 
sie Peyre*) bewerkstelligt: „Peter habe zunächst nicht die 
Absicht gehabt aufs Schlachtfeld sich zu begeben, sei aber 
durch nachträgliche Berufung in Gemeinschaft mit Arnulf 
dahin abgegangen," ist durch den bestimmten Bericht der 
Gesten eine diii«haus verfehlte. 

Peter der angebliche XInter den Copisten der Gesta Fran- 

Yicepatriarch und cornm berichtet nun Robertus mo- 
Vieekonig. nachus, dass der Patriarch Arnulf an 

seiner (des Patriarchen) Stelle (vices suas) Peter den Ere- 
miten in Jerusalem zurückgelassen, sonach dieser gewisser- 
miissen als „Vicepatriarch" fungirt habe^). Diese allein von 



') Ver^l. (resta 29, 1; Bec, 162: JDeniqne Patriarcha et episcopi 
aliique seniores congregati sunt ad flomen quod e»t ex hac parte 
Scalonae/ 

«) Albert erzählt lib. VI, 41 (D. fol. 102*): ,Petrum vero ereinitam 
\i Amolfiun, quem cancellarium ac custodem Dominici Scpulchri statu- 
i'nint^, cum ligno Domini adesse monuenmt ad Ascalona in occurHum 
infidelium turmis sine aliqua dilatione: sed paucos tarnen fideles in tui- 
tione ac defensionc urbis rcmanere decreverunt.* 

*) B. II, p. 7: yAuch Peter der Einsiedler wurde eingeladen, noch 
an die«em Kampfe Antheil zu nehmen; aber der Schhichton raöde, zog 
♦T vor, in Jerusalem für den abwesenden Patriarchen die feierlichen Uni- 
zujji? zu ordnen^ in welchen die griechischen und lateiniKchen (jei«tlichen 
für die kämpfenden Bi-üder den Beistand Gotte« erflehten/ Doch macht 
Wilken hiezu die Bemerkung: /xesta Francomm a. a. O. und die anderen 
Schriflgteüer auRser Albert von Aix.* 

♦) Peyre H, 420. 

^) Robert, mon. 77, 45 (Rec. 873): ^.Patriarcha quidem dereliqnit 
rices »uas Petro eremitae, ut missaa orflinaret, onitioneH conHÜtueret, et 

18 



282 VI. Die Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Kreuzznge. 

kanu, findet sich, wie schon gesagt, bei A 1 b e r i c h in dessen 
Chronik*) zum Jahre 1101 (soll jedoch, wie wir nacliher 
sehen werden, wahrscheinlich 1100 heissen) und mit diesem 
beinahe ganz gleichlautend in einem von P o 1 a i n zum ersten- 
raale veröffentlichten Schriftstücke *). Alberich lässt den Ein- 
siedler erst im genannten Jahre in seine Heimath zurück- 
kehren, ohne jedoch irgend etwas über den Zweck seines 
längeren Aufenthalts in Palästina oder über seine Thätigkeit 
während desselben zu erwähnen. Aus der Charte bei Polain 
könnte man allerdings über den Aufenthalt des Einsiedlers 
daselbst einige Schlüsse ziehen, was wir nachher noch näher 
berühren wollen. 

Alberich erzählt nemlich zum genannten Jahre: „Graf 
Cono von Montaigu^) und sein Sohn, der Graf von Clermont*), 
mit andern Adeligen und Nichtadeligen, unter welchen auch 
Peter der Eremite, der Urheber der heiligen PilgerfiUirt, 
seien mit ihren Landsleuten in ihre Heimath wieder zurück- 
gekehrt. Als sie während ihrer Meerfahrt in grosse Lebens- 
gefahr gerathen waren, so dass sie an ihrer Rettung ver- 
zweifelten, so hätten sie einmüthig und unter demüthigem 
Gebete Gott und unscrm Herrn Cliristus eine Kirche zu 
bauen gelobt, wenn sie aus der drohenden Gefahr wieder be- 
freit würden. Und alsbald nach geschehenem Gelübde sei 
Meeresstille eingetreten und hätte der Himmel dem reinsten 
Saphir geglichen, imd als die genannten Pilger im belgischen 
Gallien angekommen, hätten sie ihr Gelübde eingelöst und 
auf Peters llath eine Kirche zu Ehren des heiligen Grabes 
erbaut. " 



*) In Mon. Germ. SS, t. XXIII, 815. Man sehe auch unten Beü. Ml. 

*) In Bulletins de VAcademie royale des sciences de Bclgique t. XXI, 
II. partic;, 1854, p. 379 — 394, und unten Beüage MI, wo wir dieses 
Schriftstück nebst der Nachricht Alberichs und Aegids von Orval wieder- 
gegeben haben. 

') In der Provinz Brabant, im Arroi^disscmcnt Löwen. 

*) In der Provinz Lüttich, Airondissement Lüttich. Dieser Graf 
von Clermont hiess Lambert und lebte bis zum Jahre 1147; sein Vater 
Conon starb am 30. April 1105 auf dem Schlosse Dolhain bei Lütticb. 
Ucber beide vcrgl. Reiifenberg, Monuments V, cxLii und cliv. 



Die Rückkehr Peters ins Abendland (1099/1100). 283 

Um diese Nachricht je nach ihrer Glaubwürdigkeit oder 
ünwalirscheinlichkeit besser beurtheilen zu können, müssen 
wir vorher über Alberich Einiges bemerken. Auf den ersten 
Blick erkennt man, wie dieser Chronist das üim vorliegende 
geschichtliche Material wörtlich, wie er es in seinen Quellen 
vorgefunden, aneinander gereiht hat, wobei er meistens auch 
diese Quellen namentlich aufführt *). Bei Erzählung der vor- 
anstehenden Nachricht nun gibt jedoch der Chronist seine 
Quelle nicht an. Scheffer -Boichorst, welcher die neueste 
treffliche Ausgabe in den Manum. Genn.' besorgt hat, liefert 
aber den wohl nicht zu widerlegenden Beweis, dass gerade 
unsere Nachricht über den Einsiedler niclit von Alberich, dem 
Mönche von Trois-Fontaines, selbst herrührt, sondern einem 
luterpolator der Alberichschen Chronik zuzuschreiben ist, und 
zwar einem Mönche des Klosters Huy bei Lüttich. Dieser 
habe spätestens im Jahre 1295 das bis zum Jahre 1252 
reichende Chronkon Alberichs überarbeitet und jedenfalls die 
über das Kloster Huy gemachten Angaben seiner Vorlage 
eingefügt ^), Ob nun diese Huy und den Einsiedler betreffende 
Nachricht von dem Interpolator nur auf mündhche Mit- 
theilungen liin eingeschaltet worden ist, oder ob er eine Auf- 
zeiclinuug derselben vor sich liegen gehabt, ist wphl nicht 
mehr ganz sicher festzustellen. Dennoch aber dürfte letzteres 



*) Dr. Wilmans sagt in seiner Ahliatidlung über die Chronik Alberichs 
in Pertz Archiv X, 194: „Im Allgemeinen sucht er einen Bericht durch 
(Ion andern zu vervollständigen und zwar so, dass die Erzählung chrono- 
lojrisch fortgeht, die Ereignisse auch in den einzelnen Jahren unter 
Mioseni OfJsichUjpuncte geordnet und aus dem Grunde dieselben Schrift- 
>t<*Uer unter einem Jahre oft drei- und mehrmal angeführt werden. Hierin 
g(?ht Alberich soweit, dass er zuweilen die Worte eines Chronisten* mitten 
im Satze abbricht, die Bemerkung eines andern dazwischen schiebt imd 
den Text des ersteren dann wieder da aufnimmt, wo er ihn verlassen 
hatte/ 

*) Ver^l- Scheffer-Boichorst in der Vorrede zur Ausgabe der Chronica 
Alberici momtchi Triumfontium a monacho Novi Monasierii Hoiefisis inter- 
jMjlata, Mon. Germ, SS. XXIU, 648: ,Quo tempore interpolator sua 
adieecrit, ac^'uratius definiri non licet. Certo ante annum 1295 scipsit.* 
Ebenfiüls Dr. Winkelmann in v. Sybels ZcitscUrifi 34, 188. 



276 V« Peter beim Ereuzheere der Fürsten. 

Allen diesen sonderbaren, zur Verherrlichung des Ein- 
siedlers dienenden V ermuthungen , Behauptungen und Lügen 
gegenüber genügt der einfache Bericht der Gesten. Peter ist 
sonach als Priester nicht mit in den Kampf gezogen, und da 
er seither die Verpflegung der Armen und Nothleidendea 
überkommen, so wollte er auch jetzt sie nicht verlassen, udJ 
ist in Jerusalem zurückgeblieben, hat vielleicht davor, einnn 
Treffen anzuwohnen und selbst mitzukämpfen, geradezu sich 
gefürchtet und gerne Andern das Schwert zu fuhren ül)er- 
lassen, um nicht seine eigene Haut auf den Markt tragen zu 
müssen — dass er, als die Pilger nach Ascalon zogen, des 
Kampfes endlich müde gewesen, wie Wilken annimmt^), ist 
aus den Quellen nicht zu erweisen, da er nl)erhai]pt 
niemals in einer Schlacht mitgekämpft zu haben scheint 
denn die Quellen bewahren hierüber ein tiefes Still- 
schweigen, und auf die Nachricht der Chimsafi tTAnHotk 
und der Chanson de Jerusalem, welche ihn vor Antiochien 
und vor Jerusalem Heldenthaten verrichten lassen, ist nicht 
viel zu geben ^). 

Diese zuletzt besprochene Nachricht aus den Gfsüv. 
womach Peter in Jerusalem zurückgeblieben während das 
Kreuzheer gen Ascalon ins Feld zog, ist, wie schon gesskgl 
die letzte authentische, welche wir überhaupt noch über Petfr< 
Theilnahme am ersten Kreuzzuge und über seinen Aufenthalt 
im gelobten Lande besitzen. Die zwei Hauptaugenzea^eB 
dieses Zuges schliessen bekanntlich ilire Berichte mit der 
Schlacht bei Ascalon, mit welcher auch das Unternehmen 
factisch zu Ende und die Herrschaft der Franken in Palä^tioA 
auf lange Zeit hinaus befestigt war. Kein weiteres Wort 
über den Einsiedler finden wir von Gleichzeitigen erwähtt. 



und «Qx*£Q€vg der Lateiner gewesen sein soll, entgangen i»t, no hStt*^ 
dieselbe gewiss nicht zu Peters Ungunsten verwendet! 

') Vergl. die vorhin angeführte Stelle aus Wilken II, 7. 

•) Vergl. S. 272; Ixt chanson d'Aniiocfie 11, 127. La dWm^«. «iV 
Jerusalem, chant VII. 



Angeblicher Vicekönig (9. — 12. Aug. 1099). 277 

Alles was von Späteren über seinen angeblichen ferneren 
Aufenthalt in Palästina so zuversichtlich als historische That- 
sache berichtet wird, hat keine authentische Quelle zur Grund- 
lage und ist, wie so vieles bisher Vernommene, willkürliche 
Erfindung und nur für denjenigen werthvoUes Material, der 
sich vornehmen wollte eine Geschichte der' Legende über den 
Eremiten zu schreiben. Doch habe ich in einem Schluss- 
abschnitt unsrer Untersuchung auch hierüber noch Einiges 
beizufügen. 



286 ^- ^^6 Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Ereuzmsrp. 

Hälfte des XIII. Jahrhunderts und sicher nach dem Jährt; 
1252, und wohl nach dem durch den Interpolator abgefaasten 
Chronicon Alberichs geschrieben sein muss, besitzen wir iu 
jener das Jahr 1101 betreffenden Nachricht Alberichs über 
Peters Hückkehr aus Palästina und die Kirchengriindung zu 
Huy, welche Nachricht auch aus Alberichs Clironik entnonmieD 
in der Polainschen Charte sich findet, MittheUungen, welche 
höchst wahrscheinlich aus viel früherer Zeit, vielleicht aus dt:m 
Anfang des XU. Jahrhunderts stammen und so den Character 
einer sehr werthvollen Quelle an sich tragen« 

Was sonach nun aus Alberichs Chronik und dem Polak' 
sehen Schriftstücke resultiren dürfte, würde die Schlussfolgernn? 
sein, dass in der That Peter im Jahre 1101 ins AbcndlaiKl 
zurückgekommen ist und demnach nach dem ersten Kreo2- 
zuge noch eimge Zeit im gelobten Lande sich aufgehalteii 
hätte, was ja auch die Polainsche Charte mit den Worten an- 
deuten würde: qui cum duce Godefrido de BuUone m ^uteiidfiöM 
sancte terre fuerunt, welche Worte allerdings bei Albericb 
sich nicht finden und bei Aegidius anders lauten^). Alleio 
diese Nennung der Jahreszahl involvirt noch nicht, dass er 
erst im Jahre 1101 seinen Rüclnveg angetreten, vielmehr nnr, 
dass er in diesem Jahre in seiner Heimath wieder angekommen 
ist: möglicherweise konnte er schon im Jahre 1100, vielleicht, 
und, wie wir sogleich zeigen wollen, höchst walirscheinlicli 
noch früher von Syrien weggezogen sein. Ja aus Aegidiu- 
scheint hervorzugehen, dass die Zeit seiner Wegreise von Pa- 
lästina nur zwischen September und December 1099 statt- 
gefunden haben könne, in welchen Monaten Arnulf pro- 
visorischer Patriarch von Jerusalem war, der dem ElinsietUiT 
bei dessen Abreise Reliquien für den Bischof Otbert T(»n 
Lüttich, sowie ein Privilegium mitgegeben haben soll*). 



unten Beü. VII. Eine andere und nach unserer Meinting bessere Ifui 
ist Huyutn anstatt honUnum. Endlich wird durch tlio Pohiinsdn (htf^f 
jene bei Aegidius in der Dmckausgabe bei ChapeaniUo sich fin«I«TJ«'» 
Lücke auf Seite 48 ergänzt, wo nach in Jocello lapid«) die Wortf» M*^'*' 
intus scrinium hene comixisiinm zu lesen sind. 
^) Näheres hierüber siehe weiter unten. 



Die Rückkehr Peters ins Abendland (1099/1100). 287 

Der Verfasser der Pölainschen Clwrte konnte sich im 
Verhältniss zu der viel früheren Ankunft Anderer jene von 
Alberich berichtete späte Rückkehr Peters und des Grafen 
Cono von Montaigu nicht wohl anders als dadurch erklären, 
dass er annahm, diese Männer sind noch längere Zeit in Pa- 
lästina zum Schutze Gottfrieds zurückgeblieben, was allerdings 
hftchst wahrscheinlich auch Alberich, obwohl er mit directen 
Worten darüber nichts verlauten lässt, angenommen zu haben 
scheint, da er eben die Nachricht von Peters Rückkehr erst 
zum Jahre 1101 verzeichnet, als er die Rückkehr des Grafen 
von Flandern sowie den Tod Gottfrieds zu den betreffenden 
Jahren bereits erzählt hatte. Dennoch aber ist diese Nach- 
richt keineswegs als über allem Zweifel stehend zu betrachten, 
du, wie gesagt, der Zeitpunkt, in welchem die Genannten 
Palästina verlassen haben, nicht -bezeichnet ist. 

Alberich selbst berichtet nun aber auch zum Jahre 1208, 
wio wir vorhin aus einer Bemerkung gesehen haben ^), dass 
am 15. August des genannten Jahres das bisherige Priorat in 
eine Abtei verwandelt worden und dies gerade- nach Verfluss 
von 108 Jahren seit der Grundsteinlegung geschehen sei. 
Die Ginindung der Kirche von Neufmünster fällt daher auf 
den 15. 'August 1100, und nicht 1101, die Ankunft jener 
Kreuzfahrer, worunter auch Peter gewesen sein soll, ist dess- 
halb nicht in das Jahr IJOl, sondern ins Jahr 1100 zu 
setzen, es müsste denn sein, dass Alberich sich darin ver- 
rechnet hätte, und anstatt evolutis 107 annis: 108 geschrieben, 
was aber doch wohl weniger wahrscheinlich ist, weil er über- 
liaupt im Prioren- und Abtskatalog ganz genaue Rechnung 
führt. Die Nachricht, auf welche Alberich die Jahreszahl 
1101 basirte, kann direct in seiner Vorlage so gelautet haben, 
wobei der wahrscheinliche Irrthum vom ursprünglichen Ver- 
fasser derselben verschuldet wäre, — es ist ja bekannt, wie 
selbst Zeitg(^nossen jener Ereignisse in der Angabe von Jahres- 
zahlen nicht immer die richtige getroffen; so lässt z. B. 
Guibert das Concil zu Clermont im Jahre 1097 abgehalten 



') Vergl. oben Soite 284, Anm. l, und Beilage VIIl. 



280 VI. Die Nachlichten üb. Pctei-s Aufenthalt nach dem ersten Kreuzzur» 

Peters RSckkehr ins Die meisten der Pilger werden wohl 

Abendland. au einem der italienischen Häfen gelandet 
sein, von wo aus sie über Eom ihre Heimath wieder anfgesucLt 
haben. Ob vielleicht auch der Einsiedler unter diesen sieb 
befunden, ist nicht mehr zu erweisen, da, wie schon erwälmi. 
hierüber uns keine einzige ursprüngliche Quelle irgend welchta 
sicheren Aufschluss gibt. Doch ist es nicht unwahr- 
scheinlich. Haben wir ihn ja oben*) bereits kennen gelernt 
unter denen, welche mit Energie das Ende des üntemehmeDS 
herbeizuführen gesucht, damit nach vollzogenem Gelübde der 
Heimweg wieder angetreten werden könnte, und haben wir 
ihn auch schon vor der Zeit dem Zuge seines Herzeus Folge 
leisten gesehen, i Wurde er doch damals von seinem weitervu 
Vorhaben durch Tankred wieder abgehalten und gewaltsaiß 
wieder ins Lager zurückgebracht^. Hienach möchte man ts 
für wahrscheinlich halten, dass .er nicht wird zurückgeblieben 
sein, als die Ersten den heiligen Stätten wieder Lebewohl gt*- 
sagt und mit leichterem Herzen der Heimath entg^en- 
gezogen sind. 

Allerdings mit dieser Vermuthnug stimmen die Angaben 
eines Alberich und des viel späteren Thevet nicht überau, 
welche beide ein anderes Datum seiner Kückkehr verzeichDcr. 
der eine das Jahr 1101, der andere ein späteres Jalir. Sj 
erzählt Thevet^), dass durch Peters Rathschläge und Flei>? 



>) Siehe oben S. 250. 

«) Siehe oben S. 214 ff. 

') In dessen sehr seltenem und sehr theui*eni Werke PoHrtrvnci* t* 
ries des hommes illustres grecs, latins et payens, rectieillis de Jeurs {(«Mai«. 
lirres, medailles aniiques et modernes, i>ar Andre Thevet, angrotmioT«'n 
prcmier cosmographe du Roy, Paris 1584, 2 vol. in fol.. tom. II f. t\\ 
a. u. a.: ,Et commc j'ay dit, le premier moteur et haranguear fnt no^tr 
Piene rHermite, lequcl. ayant est^ auparavant en la Pale<«tine, t^t*.:» 
de retour en France, provoqua cestc trouppe clu-eHtienne, qoi c<< J 
d'une miliasse dTiommes pour aller conquerir la tcrrc Saint« , et rillr »I 
Jerusalem. Par Vadvis de ce bon pere plusieur« vüles furent prinjsr*. '^ 
reduitcs au Christianisme, entre autrcs ccUes d'Acrc, Baruth, oi Trij^b 
quclquc resistance que pusscnt faire les infideUes, non «ans jjraii'N- 
effusion de sang tant dune part quo d'autre. Ai)res Acre, jadiü nom^i 



Die Räckkchr Peters ins Abendland (1099/1100). 281 

die Städte Acre, Tripolis und Beirat erobert und den Händen 
der Saraceneu entrissen worden seien. So habe u. A. seiner 
Zeit König Balduin den Einsiedler ersucht^), die Befestigungs- 
arbeiten und den Wiederaufbau der Stadt Acre zu leiten, 
was dieser auch bewerkstelligt und dabei nichts versäumt 
Iiabe, was einem weisen und erfahrenen „Capitaine^^ zu thun 
obliege. Nach Thevet hätte sich Peter also noch im Jahre 
1104 in Palästina aufgehalten, denn am 26. Mai dieses Jahres 
ii>t Acre von Balduin erobert worden, und da der Wieder- 
aufbau der Befestigungsmauem und der Stadt auch längere 
Zeit beansprucht haben muss, so könnte auf Grund der 
Tlievetschen Nachrichten seine Rückkehr wohl nur in ein 
noch späteres Jahr verlegt werden, wie denn auch d'Oultreman 
aus Thevets Angaben sogar auf das Jahr 1111 geschlossen 
hat ^). Wenn wir uns aber nach den Quellen umsehen, welche 
Thevet zu seinen Angaben veranlasst haben, so finden wir 
nii*gends auch nur eine Spur, und wenn er etwa aus münd- 
lichen Mittheilungen, die ihm in der Levante geworden sind, 
w^ie er wenigstens in BetreflF des Todes Peters sich auf solche 
beruft, so wissen wir, was wir von diesen mündlichen, Jahr- 
hunderte nach Peters Lebzeiten gehörten Nachrichten zu 
halten haben, welche gewiss von keinem grösseren Werthe 
sind, als wenn Thevet sie selbst erfunden haben würde. 

Eine andere Angabe, aus welcher zunächst die Länge 
des Aufenthaltes Peters im gelobten Lande nach der Besitz- 
nahme desselben durch die Kreuzfahrer entnommen werden 



Ptoleniaide, fiit par le moycn de ITIennite Wen fortifi*k*, la niin«* tUt 
laqiielle on voit aujourtlTiuy entrc deox porU»»», \e*qti*!]\*tn i6oni d<' iff^.^ni, 
ronime j'ay veu, niinee« tout par Li liarbaiie, qnt*V injur'» du Ufi/if/i« * 
Nach P. Lelong war Thevet ,un in^igne nient/'or *fi un «Vrivaiij fori 
ignorant^ Vergl. Hody, DexcripL des Tcmibeaux de Oodefrotd de ßouähn, 
Brux. 1855, p. 157. 

*) DieB setzt allerdings d'Oultreman p. UXi zu Tl^v.'U IW.'ht h,f /'i. 

') Pag. 101: ,0r w tout cela eM, comrt*t ra^onOi ITi^v«!. ü lai't *i.f't 
qm» Pierre ne partit point de la iem f^aibte atsict l*-. v...jm 4*-, Imi tjn\ 
r<*nt vnze: auqnel selon GoilJaume d*» T^r. la ^iM«; <-*A« '*' i*Ä p/jwr >■'./ 
loj^ Turc8 le 2B d'Arril.* Ltfkzien*^ Datuxa i»4 ^'J'xL ujür-^itJj^ uivi 1/* i 
Wilh, von Tyrus nicht zu finden« 



290 VI. Die Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Kreuzzn«:«. 

münster macht, des Letzteren Heimkehr mit derjenigen des 
Grafen, welchen seine Quelle als den Gründer bezeichnete, 
verbunden haben, und hätte demnach Aegidios allein ihm den 
Stoff zu dem geliefert, was er in seiner Chronik über Peters 
Verhältniss zur Gründung jener Kirche sagt? Alsdann würde 
es allerdings schlimm bestellt sein mit der Richtigkeit des 
von Alberich gemeldeten Datums der Heimkehr Peters, da 
Alberich ebendamit willkührlich und aufs G^rathewohl hin 
verfahren wäre. Doch zu einer solchen Annahme sind wir 
nicht berechtigt. Wir halten vielmehr an unserer vorhin 
ausgesprochenen , nicht unbegründeten Ansicht fest, dass Al- 
berich neben Aegids Angaben betreffs des Verhältnisses 
Peters zur Gründung der Kirche von Neufmoustier auch noch 
eine andere, bezw. anderweitige das Datum von Peters Heim- 
kehr, wie auch die Legende vom Meeressturm enthaltende 
Vorlage oder Nachricht gekannt habe, auch auf die Gefabr 
hin, dass er cbendesshalb mit Aegidius, obwohl er dessen 
Nachricht gekannt hat, dennoch nicht ganz in UebereinstinunaDg 
zu bringen ist. 

Aegidius gibt, wie man sieht, das Jahr von Peteß 
Rückkehr aus Syrien nicht an. Offenbar hatte er davon keine 
Kcnntniss, sonst würde er nicht sich des allgemeinen Aus- 
drucks his did>us, vielmehr, wie er sonst öfter thut, der be- 
stimmten Jahreszahl bedient haben. Unmittelbar vorher hatte 
er in seinem Buche vom Tod und Begräbniss Kiuser Hein- 
richs IV. geredet und dass dessen Körper von LUttich nach 
Speier übergeführt worden sei. Dies geschah im Jahre 1106*). 
Wenn Aegidius unmittelbar nach diesen Angaben die Er- 
zählung von Peters Rückkehr aus Palästina und der Grün- 
dung des Klosters zu Huy mit jenem Ausdruck his didms 
beginnt, so darf man zunächst das Jahr 1106 vermuthem 
doch dagegen streitet seine Bezeichnung Arnulfs als des 



') Kaiser Heinrich IV. starb Dienstag den 7. August 1106 zu Lüttich; 
am 3. Sept. 1106 langte die Leiche in Speier an; am 7. Sept. 1111 wurde 
der Sarg in die Kaisergrufl gebracht. Vergl. Giesebrecht, Gesch, der 
deutschen Kaiserzeit lU, 736 u. 1146. ♦ 



Die Rückkehr Petere ins Äbemlland (lO^^VllW). 283 

um diese Nachricht je nach ihrer Crhinbwürdigkeit oder 
Unwalirscheinlichkeit besser beortheilen zu können, müssen 
wir vorher über Alberich Einiges bemerken. Auf den ersten 
Blick erkennt man, wie dieser Chronist das ihm vorliegende 
geschichtliche Material wörtlich, wie er es in seinen QueUen 
vorgefunden, aneinander gereiht hat, wobei er meistens auch 
diese Quellen namentlich aofifuhrt ^). Bei Ernhlung der vor- 
anstehenden Nachricht nun gibt jedoch der Chronist seine 
Quelle nicht an. Scheffer - Boichorst, welcher die neueste 
treffliche Ausgabe in den Monnm. Gen/r.' besorgt hat, liefert 
aber den wohl nicht zu widerlegenden Beweis, dass gerade 
unsere Nachricht über den Einsiedler nicht von Alberich, dem 
Mönche von Trois-Fontaines, selbst herrührt, sondern einem 
Iiiterpolator der Alberichschen Chronik zuzuschreiben ist, und 
zwar einem Mönche des Klosters Huy bei Lüttich. Dieser 
habe spätestens im Jahre 1295 das bis zum Jahre 1252 
reichende Chrofiicoii Alberichs überarbeitet und jedenfalls die 
über das Kloster Huy gemachten Angaben seiner Vorlage 
eingefügt *). Ob nun diese Huy und den Einsiedler betreffende 
Nachricht von dem Interpolator nur auf mündliche Mit- 
theilungen liin eingeschaltet worden ist, oder ob er eine Auf- 
zeiclmung derselben vor sich liegen gehabt, ist wphl nicht 
mehr ganz sicher festzustellen. Dennoch aber dürfte letzteres 



*) Dr. Wilmans saj^ in seiner Ahhfindlung über die Otronik ATberichs 
io Pertz Archiv X, 191: ,1m Allgem«'inen sucht er einen Bericht durch 
den andern zu vervollständigen und zwar so, dass die Erzählung chrono- 
lofTisch fortgeht f die Ereignisse auch in den einzelnen Jahren unter 
«lictioni Gesichtspuncte geordnet und au« dem Grunde dieselben Schrift- 
>U'ller unter einem Jahre oft drei- und mchnnal angeführt wenlcn. Hierin 
gellt Alberich Boweit, da.««« er zuweilen die Worte eines Chronisten* mitten 
iiu Satze abbricht, die Bemerkung eines andern dazwischen schiebt und 
•k*n Text des ersteren dann wieder da aufiiimmt, wo er ihn verlassen 
hatte.* 

*) Vergl. Schefier-Boichorst in der Vorrede zur Ausgabe der Chronica 
Albcrici numadii Triumfoniium a monacho Xoci Momisierii Hoiensis inter- 
ix)hi((i, Mon. Germ, ÄS'. XXIII, 648: «Quo tempore interpolator sua 
.idi(»cerit, accuratius deiiniri non licet. Certo ante annum 1295 scipsit* 
Ebenfalls Dr. Winkelmann in v. Sybels ZeiUcfirifi 34, 188. 



292 VI- 1^6 Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Kreuzzuge. 

Peter Mönch und Gestützt also auf Alberich und in 

Prior zu Neufinouetier zweiter Linie auf die Nachricht des Aegidius 
bei Huy. dürfen wir hienach als liistorisch wahr- 

scheinlich verzeichnen : Der Einsiedler habe nach seiner Rück- 
kunft vom Morgenlande, welche im Jahre 1099/1100 statt- 
gefunden, wohl veranlasst durch seine Keisebegleitung, welche 
im Lüttichschen ihre Heimath gehabt, sicli in der Nähe von 
Huy einen Ort gewählt, wo eine Kirche zu Ehren des heiligen 
Ghrabes zu Jerusalem gegründet wurde und wo er sich mit 
einigen andern, vielleicht auch aus dem Morgenlande zurück- 
gekehrten Pügem klösterlich eingerichtet hat, um nach der 
Regel des heiligen Augustinus zu leben und hier in der Stille 
und Zurückgezogenheit seinen Lebensabend zu beschliessen. 

Bekanntlich lebten auch die Kanoniker beim hei- 
ligen Grrabe in Jerusalem nach der Regel des heiligen 
Augustinus. Diese hat ihnen seiner Zeit insbesondere der 
Patriarch Arnulf in einem aus dem Jahre 1114 noch er- 
haltenen Privileg zu befolgen aufs Gewissenhafteste ein- 
geschärft^). Vielleicht wurde zur selbigen Zeit, also ca. 1114, 
den Religiösen zu Neufmoustier von. Arnulf ein ähnliches 
Privileg übersendet und die Regel, zu der sie sich bekannten, 
ausdrücklich auch von Seiten des Patriarclien eingeschärft, 
denn der Theil des uns von Aegidius in einer Randglosse 
mitgetheilten Privilegs an die Kirche zu Neufmoustier macht 
es mehr als wahrscheinUch, dass beide Privilegien, das an 
die Kirche zu Jerusalem und das an die Kirche zu Neuf- 



*) Dieses Privüeg findet sich im Carttdaire du S. S^idcre, 6d. de 
Roziöre N. 25, p. 45. Die hieher zu beziehenden Worte lauten : „Deinncto 
enim predecessore nostro, domino GibeUno, ego Arnulf ur, oinnium Jero- 
Roljmitanorum humillimus, a rege, clero et populo in pavstorem electu« 
et patriarchali honore sublimatus, anime mee periculuni metuens eonim- 
que animabua mederi cupiens, criminibus eorum diutius consentire nolui. 
quos correctione patema, ut vitam suam corrigerent, multocieuB ainnionui. 
Monebam enim, ut communiter vivent^s vitani apostolicftiu sequerentur, 
et regula beati Augustini vita eorum canonice rcgerctur^ ut domino Jhesu 
Christo eorum devotius placoret servitiuni , et nos cum eis in eterna 
gloria reciperemus premium." 



Peter Möncb und Prior zu Neufmoustier. 293 

moustier aus ein und derselben Feder geflossen sind^). Die 
lieilige Grabkii'che zu Jerusalem war die Mutterkirche der zu 
Neufmoustier, die Kanoniker der letzteren waren an die gleiche 
Regel gebunden, wie die der ersteren, und eben somit diese 
von der zu Jcrusalenr abhängig, haben wohl auch mit einander 
in reger Beziehung gestanden. Nach Alberich war nun Peter 
niclit nur ein Mitbegründer jener Kirclie und Genossenschaft, 
sondern auch der erste Prior derselben 2). Diese Notiz ist 
aber auch die einzige, welche aus der Dunkelheit der üe- 
^chichte der letzten Jahre seines Lebens hervorleuchtet, — 
alles, was ein Yion darüber sagt, was der Einsiedler etwa 
wulu*end der Zeit zwischen der Rückkehr aus Syrien und 
seinem Tode unternommen und nicht unternommen haben 
kann, und aus welchen Gründen er es gethan oder nicht ge- 
than haben wird^), beruht auf dessen ausgiebiger Phantasie 



*) Acgidiu» 1». 47 (bri Chapeauvillc II) sagt: ,ln hoc privilej^io, teste 
Alexandro prüno LcodieuHiuuL Eiiincopo, qui vidit et tenuit ip8um, con- 
tinchantnr luiec inier cetera: Si qui auteni de voliis orationis gratia 
»Sepulchruiu Douüni adire vovei-int, et penuria, vel tarditate, sive qualibet 
alia corporis molestia praepediti porficere non potuerint, ex coneessione 
piao niemoriae Doiuini Arnulphi, patriarchae Hierosolymitani et canoni- 
cormn Sepulchri Doiuiui, sicut eoiiim literia Domino Oberto Episeopo 
praedecesHori no^iro misHis accepimus , concccUmus ipsis pro penitentia, 
ut iwl pracdictani in honore S. Sepulchri Eccleaiam suum votum expleant, 
qual^'nuH onuiium benefioiorum , quae hie et ibi aguntur participes facti 
cooperaute »Spiritus »Siuicti gratia hravium vitae aetemae percijnant/ 

*j Vcrgl. die oben Seite *2<S5 angeführte Stelle, sowie unten BeU. VIll. 

') Vion ergeht «ich p. 406 Ö*. über die Frage, wesshalb wohl Peter 
nach seiner Rückkehr aus Jerusalem sich nicht in Amiens niedergelassen 
habe, er kommt zu dem Schlüsse, dass ihn die Kriegsfurie, welche vom 
Jahre 1100-1112 In jener Gegend gcwüthet, davon abgehalten habe, 
(»ewis« habe er, sei es dass er in Saint -Valery-cn-Ponthieu, sei es in 
IJolognc gelandet, die Griltin Ida besucht, die ihn mit Sehnsucht erwartet, 
ihn, den Erzieher ihrer Söhne, der auch ihrem Heben Gottfried die 
Augen Angedrückt und ihr die zuverlässigsten und neuesten Nachrichten 
üb*'r die Thron bestiMgung lialduins überbringen gekonnt. Femer behauptet 
Vion in ausffllirlicher Darstellung, dass Peter fremd geblieben sei den 
Kriegen und üusseren Kämpfen, welche ihn umtosten — wohl zugleich 
al« Ucweis, dass er jetzt dem Kriegshandwerk für immer Lebewohl 
gesagt : ,Pierre aussi devait cntendre ces voix, non plus du ciel, mais du 



294 VI. Die Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nuch dem ersten Kreuzzuge. 

und ist müssige Erfindung. Wie gesagt, nichts Weiteres weiss 
man von ihm. 

Peter stirbt zu Huy. Am 8. Juli 1115 soll er im Greisen- 

alter stehend in Huy gestorben sein^). Den Monatstag hat 
Aegidius höchst walirscheinlich einem Klosternekrolog ent- 
nommen, die Jahreszahl findet sich in der Contin. VakeUensis 
Sigeberti^) ad annum 1115, ergibt sich aber auch aus dem 
Prioren-KaUdog bei Alberich zum Jahre 1208^), wo berichtet 
wird, dass erster Prior nach Peter Johannes gewesen, welcher 
dem Kloster 30 Jahre lang vorgestanden habe und im Jahre 
1146 gestorben sei, — sowie aus der CJuxrte Polains, worin 
es heisst: quinto dednio lyrioratus sui anno dieni clau&it eairemutii 
odavo idtis Jtdii^). -Sein Leichnam sei an einer der Seiten, 
und zwar an der östUchen ^), und ausserhalb der von ihm ge- 



foyer, qui rappellent lliomme cruellement eprouve au toit de ses premieres 
tendrcBses, aox humbles occupations de son enfance et ä robscuiite de 
ses Premiers jours." etc. Hieher gehört auch die Behauptung eines Poly- 
dore Virgile, d'Oultremans und Anderer, dass Peter der Erfinder des 
Rosenkranzes gewesen sei. Vergl. d'Oultreman p. 122, Vion p. 422, 
Faulet p. 122. 

*) D'Oultreman sagt p. 106, dass er 62 Jahre alt geworden sei, wie 
er ihn auch zu Anfang seines Buches im Jahre 1053 lässt geboren sein; 
vergl. oben Seite 44. Doch hat d'Oultreman diese Angabe aus Thevet 
entnommen, welcher in Pourtraits II, p. 2^1 schreibt: „Age de 62 ans 
mourat en Constantinople , ainsi que les Grecs m'ont asseure Tavoir par 
escrit dans leurs histoires, non sans 60U8pe9on (Je poison.** Aegidius be- 
richtet nur: „Consummato autem vitae suae curriculo, in bona senectute 
dicni clausit extremum 8. Idus Julii.* Dieselbe richtige Angabe des 
Todestages als am 8. Juli hat auch Fisen in Flores ecclesiae Leodietisi/f, 
siüe vitae vd elogia sanctorum et aliorum qui illustiHmi virtute hanc dio- 
cesin exorfiaverunt 1647, in fol., ad 8. Juillet. Dagegen beniht die An- 
gabe im Appendix ad Molanum de NatuhBelgii: ,,Die 16 Julii* oifenbar 
auf einem Irrthum; ebenfalls die Angabe le Prevost's, dass er am 6. Juni 
gestorben sei. Siehe oben Seite 28. 

») In Man. Germ, SS, VI. 

*) Vergl. unten Beil. VUI. 

*) Vergl. unten Beü. VII. 

*) Polaimche Clmrte in Beil. VII: Versus axistrum. 



Peters Tod zu Huy (8. Juli 1115). 295 

gründeten Kirche in feierlichster Weise im Gefolge des ganzen 
Clerus und Volkes von Huy beerdigt worden*). 

Allerdings ein andres Resultat würde zu verzeichnen sein^ 
wenn man diesen 145 Jahre nach dem ersten Kreuzzuge sich 
vorfindenden Angaben gegenüber auf die oben schon be- 
sprochenen Mittheilungen eines Thevet, und im Vergleich 
zu diesen auch diejenige eines Ekkehard von Aura, 
sowie auf das Stillschweigen über des Einsiedlers etwaigen 
Aufenthalt nach dem ersten Kreuzzuge aller gleichzeitigen 
Kreuzzugsschriftsteller ein besonderes Gewicht legen wollte. 
Der gegen Ende des X VI. Jahrhunderts lebende Thevet 
sagt, dass ihn Armenier versichert hätten: Peter sei durch 
einen griechischen Arzt Namens Zenon aus Trianda bei Gallipoli 
vergiftet worden «). Auch hätten ihm mehrere Griechen ge- 
sagt, dass ihn ihre Schriftsteller in Constantinopel sterben 
Hessen, und zwar an einem Fieber; welches er sich* zugezogen 
hatte, nachdem er als Gesandter nach Constantinopel gereist 
war, um den griechischen E^aiser um Hülfe zu ersuchen^). 
Welche diese griechischen Schriftsteller sind, hat Thevet nicht 
angegeben, und kann mau darum auf solche Angaben hin, 
welche ca. 500 Jahre nach der Zeit des ersten Kreuzzuges 
verzeichnet wurden, nicht das geringste Gewicht legen. Wir 



*) Aegidius in Beilage VU. 

^ Die Worte Thevets lauten in dessen Coamoffrajifüe Universelle 
p. 571 : „Los Armeniens m'ont parcillemcnt asseure avoir par cscrit dans 
lenrs chroniques, quo pour certes ce Tristan (L'herniite), qui estoit un 
liomme accort, bi-usc , de grande corpulance, et d'iin niaintient farousche, 
portant la barbo longue jusqu'au nombril, fort espesse et un peu lousche, 
tut ompoißonne par un medecin Grec, nomme Zenon, natif du viUage de 
Triandae, pres Gallipoli/ Nach Touchard-Lafosse , Histoire des envirans 
(le Taris III, soll er in Tours gestorben sein. 

') Thevet, Cosmogr. Univ, a. a, C: „Toutefois plusieurs Grecs m'ont 
a*<scurc avoir cscrit dana leurs histoircs, qu'ü mourut d'une fievre con- 
iinuo au Patriarchat de Constantinople^ demandant secours k TEmpereur 
<frec contrc les infideles qui touniientoient les Chresticns cn Asie; 
estant cnvoye comme Ambassadeur de la part des Princes Catholiques; 
(jui avoient peu auparavant prins les villes d'Acre et d'Antioche." 



296 VI. Die Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Ereuzzuge. 

haben darüber schon zu Anfang dieses Abschnittes unsere 
Ansicht ausgesprochen ^). 

Aber auch jene oben bereits angeführte Bemerkung 
Ekkehards in seinem Chronicon, das er im Jahre 1101 ab- 
geschlossen hat: quem multi postea kypocritam esse dicebani, 
welche er in seiner Ausgabe vom Jahi-e 1106 dahin geändert, 
dass er esse in fuisse verwandelt hat^), welche Aenderung 
möglicherweise dadurch veranlasst worden sein konnte, dass 
dem Ekkehard zu Ohren gekommen war, Peter würde nicht 
mehr am Leben sein, ist zu allgemein und mehrdeutig ge- 
halten, als dass wir lüerauf die Annahme von Peters viel 
früherem Tode basiren dürften. 

Was endlich das Stillschweigen über Peters Aufenthalt 
von Seiten der eigentlichen Kreuzzugsschriftsteller betrifft, 
wie das eines Guibert, Baldrichs, Roberts und 
Alberts-, so kann auch daraus ein Beweis gegen die An- 
gaben Alberichs von Trois-Fontaines nicht geliefert 
werden. MögUch ist es übrigens, dass gerade Guibert in 
seiner dem Peter ob dessen Fluchtversuches gegebenen Lection, 
denselben noch unter den Lebenden wusste und absichtlich 
darum ihn in der beregten Weise angeredet hat^). 

Wenn nun Paulin Paris bemerkt, dass es sehr zweifel- 
haft sei, ob Feter überhaupt vmi Kreusztu) mrückgelcammen^), 
so würden wir ihm beistimmen, wenn nicht 'das doppelte 
Zeugniss Alberichs, der, wie wir anzunehmen genöthigt sind, 
ältere Quellen benutzt hat, und Aegids von Orval, der sogar 
das Datum seines Todes gibt, seine Rückkunft behaupteten. 
Wir wollen dagegen nicht läugncn, dass wir damit noch nicht 
ein über allem Zweifel gesichertes Resultat vor uns haben, 



*) Vergl. oben Seite 281. 

») Vergl. oben Seite 122 u. 221. 

■) Vergl. oben Seite 219. 

*) In La chansoti dAntioche II, 358: ^11 est fort douteiLX que Pierre 
Hoit revenu de la croisaxle et quil se soit entendu, aussitdt son retour, 
iivec Lambert le Pauvre, seigneur de Cleiinont en Beauvaisis, poar 
l'onder Tabbaye de Neumoustier, dans Ic diocesc de Liege, et \}rh9 de 
Huy.- 



Peters Grab. 297 

doch scheint eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür zu sprechen. 
Vielleicht lasst sich noch da und dort die eine oder andere 
urkundliche Notiz eruiren, welche die Nacluichten Alberichs 
und Aegids zur Evidenz erheben dürfte, vielleicht, dass ein 
Nekrolog Peters Namen enthält, vielleicht, dass indirecte 
weitere Beweise beigebracht werden können — bis jetzt ist 
Authentischeres über seine Lebensjahre nach dem ersten 
Kreuzzuge nicht bekannt^). 

Peters Grab. Wir schliessen unsere Abhandlung mit 

jenen Mittheilungen, welche uns der Augenzeuge Aegidius und 
die Fdahische Charte über die Transferirung der Leiche Peters 
iu die Kirche zu Neufmoustier überliefert haben. Als nemlich 
ca. 1240 das Buch Jacobs de Vitry, Bischofs von Acco, in 
die Hände des damaligen Clerus gelangt war, wodurch der 
letztere wieder auf die Person des Einsiedlers aufmerksam 
gemacht worden sei, da habe man durch einen Capitelsbeschluss 
bestimmt, dass der Leichnam Petei-s aus seiner Ruhestätte 
vor der Kirclie ausgegraben und in die Kirche selbst ver- 
bracht werden solle, -was dann auch .am 16. October 1242 
geschehen sei*). Ein steinerner Sarkophag vor dem Altare 



'j Lacherlich iwt ch und zugleich ein ZeugninH von ganz ober- 
fiachlicben Studien, wenn Paulct in einem Briefe an Paulin Paris zu 
schreiben gewagt hat (vcrgl. Bccherches p. 164j, dass alle lielginchen 
AnnaUsien des XII. u. XUl. JalirhundertH etc. jeglichen Zweifel über die 
Rückkehr des Kinsiedlers au8 Syrien ver8chwind(»n machen und dans 
nelist Guy de Üazoches«, Gilles d'Orval und Alberich noch viele andere 
Documente und Chroniken des XII. Jahrhunderts dien bcatfitigien. Wir 
wären sehr begierig zu erfahren, welche dies sind. Man vergl. auch 
ol»en Seite 71, wo eine ähnliche Vernicherung Paulets in Betreff der Peter- 
>cheu Vision verzeichnet ist. 

^) Mit den einfachen Worten der Darstellung Aegids ist ein 
d'Oultreman nicht zufrieden. Er weiss es wie gewöhnlich ganz 
genau, in welcher Weise die Translation vor sich gegangen und welch' 
wunderbarer Anblick den dabei Betheiligteu geworden. Vor Wenigen 
habe man den Sarg geöffnet, befürchtend, man werde die seit 127 Jahren 
begrabenen Gebeine nicht vollständig mehr vorfinden: ,.Mais chose 
estnuige! on trouva non seulement les os, maia tout le corps entier: 
«ans aucunc corruption, ny pourritiu-c ; mesmo la barbe, qu'il auoit 
tou*}ours portee longuc a la fa^on de« Pelerins, fut trouuee toutc teile 



298 VI. Die Nachrichten üb. Peters Aufenthalt nach dem ersten Krenxzagc. 

der zwölf Apostel in der genamiteii Kirche bezeichnete f<m 
da an den Platz, in welchem seine Gebeine ruhten, und eine 
Marmorplatte habe folgende Inschrift getragen: 

InclUa per merita clarus jacet hie eremUa 

Petrus, qui vita vere fuit IsraelUa: 

Hoc modo Petre, petra premeris, quamvis super aähm 

Vivere cum petra Christo credaris in aeO^ra *). 



qu*elle estoit le jour qu'il mounit-. Je vous laisse k penser de quelle 
consolation furent saisies les ames des Religieux, qui furent prehvnn a 
ce spectacle, de voir combien nostre Seigneur honnore la vertu de •«-« 
serviteurs.' Ebenso Vion p. 417. Faulet, Becherches p. 147 bemiTkl 
dazu: ,11 est remarquable de voir combien les corps enterres dan^ ^i 
si^cle privil^giö se conserverent longstcmps en terre. Nous trouvon^ a 
chaquepas des corps entiers, cent ans apr&s leur inhumation. Tuen n> 
manque el Ton peut m§me reconnaitre au visage la profession du mort.* 
Vergl. auch Faulet p. 127. 

*) Diese Strophen sind von Aegidius d'Orval überliefert. Sieht* 
Beilage YIl. EbenfaUs sind sie zu lesen bei d'Oultreman p. 110; Vi^l 
p. 418 u. Faulet p. 129. Ebenfalls in einem Manuscript des M. Monr 
(de rAcademie des Sciences) vom Jahre 1761 auf der Bibliothek du PaJni* 
des artfl zu Lyon, fonds de TAcad. No. 142, und erwähnt im Katalog \iin 
Delandine t. III, p. 480 No. 1490, enthaltend: Apieoctotes peu oonnuei s^r 
la nkort et sur le lieti de la sepulture de Pierre Fermite,' und in iwm 
Briefe, welchen Morand le fils, docteur en m^decine de la FaeulU* ii** 
Faris etc. an M. Fr^ron über Feter den Eremiten zu Philippeville azu 
15. Juni 1761 geschrieben, welcher abgedruckt ist bei DeXandine im 
Catalogue des Manuscr, de Lyon, Lyon 1812, 8^ t. lU, p. 480—481 xoä 
in verbesserter Redaction in L'annee lUieraire 1761, t. IV, p. 117. !>**- 
aber Morand in Huy diese Grabschrift noch auf dem GiHbstein Pctt^r» 
gelesen und ob er überhaupt einen solchen im Jahre 1761 daselbet p:* 
sehen, geht nicht aus diesem Briefe hervor, wie Micbaud anninimt 
(Vergl. Michaud, Gesch. der Kreuzzüge, übersetzt von Ungcwitter II, |». 7J».i 
Morand kannte die Nachrichten Alberichs und Aegids nicht, dagegen tut 
er die Pölainsc/te Charte in Huy gesehen und gelesen, welche er in tlies(>ni 
Briefe im Auszuge und in französischer Uebersetzung wie<leigibt In 
diesem Briefe gibt er folgende Schilderung Feters, welche ich hier D'wh 
anfügen will: ^L'Enthousiasmc dun seul hommc fut uno n*voiu(ioD 
generale dans cctte partie du monde. Fierre avoit tout rhonneur d* 
Tentreprise; predicateur, negotiatcur, guerrier, il marchoit ^ la t^edr'- 
croises, le froc et le casque en töte, un bourdon fi la niain, uno cjmV !•< 
un chapelet ä son cöte. 11 sc bat contra les Infid^les avec an counu:*' 



Feten Grab. 299 

Nach Villenfagne ^) sollen seine Gebeine im Jahre 1633 
auf Befehl des päpstlichen Nuntius Caraffa iq eine Kapsel 
aufbewahrt und in den Revolutionsjahren des vorigen Jahr- 
liundertSi als Kirche und Kloster verwüstet und nieder- 
gebrannt wurden, — es war im Jahre 1793 — auch diese 
mit zerstört worden sein. Der Grabstein Peters allein sei 
später wieder aufgefunden worden und noch erhalten'). 

In Amiens auf dem Platze Saint • Michel ist dem £Sin- 



berolqne; il fait des prodigeH ä la prise de Jerusalem en 1099; en un 
luot, c*eft tm des plus grands acteurs de rhistoire des croisades/ 

')'Iii Be€h€rche8 8ur VJUetoire de la ci-devant prindpauU de Liege 
,1817) pp. 551—558. 

*) Vergl. auch Faulet pp. 125 und 147. Unrichtig ist es desshalb, 
vrnn der Verfasser des Artikels Pierre THermite in Noutette hiographie 
tftneraU t 40 p. 186 schreibt: ,Son corps s'y voit encore.** Villenfagne 
A. a. O. : Jje possesseur actuel de Tabbaye de Neuf-Moustier at rouve, en 
ilemolissant Teglise, la pierre antique sous laquelle le saint fondateur de 
criie maiton avait et4 enterr^; il la conserve et avec raison, comnie un 
nionuinent precieux.* Die ehemalige Abtei gehört heutzutage einem 
n-icben Papierfabrikanten, dem Herrn Godin, ein sehr schOnes Schloss 
mit einem prächtigen Parke nimmt jetzt die Stelle derHclben ein. Ks 
•4*1 mir gestattet, hier noch über den jetzigen Zustand des Peterschen 
<irabdenkmal8 zu Huy einige Worte aus einem an Herrn Grafen Kiant 
Adre«nrten Brief d. d. 2. Mai 1879, der mir gütigst zur VerHigung ge> 
«teilt worden ist» mitzutheilen : „Jai vu par hasard au Mus^e de Tlnstitut 
ATT h^ologique Liegeois, le n^crologe de Neufinoustier qui etait le grand 
ihi*ral de bataille de Hr. Grandgagnage. II est toujours bon de savoir 
t« <ia*il est devenu. II est au moins du XIII si^cle et on a continue, a 
T inscrire les noms des bienfaiteurs, jusqu' ä' la Revolution. J'ai ete a 
Hay Toir le roonument de Pierre THermite. Ost le personnagc , que les 
Htttois connaissent le moins; je lavain en yain demande ä quatre librairen 
ua imagicTv, lorsque j ai eu la chance de rencontrer un d<^putö de Bnixelles 
qoi venait de Neufmonstier et ma envoy^ voir le monimient, qui a ctö 
•■nge par SL Godin, oncle du propri^taire actuel. — II se rompose: 
I* d'nae statue en gr^s, düe au sculpteur Hulleux (1857), pos^e sur un 
pidlestai qui est au dessus dune crypte; on voit de semblables chefn 
d'ctuTTü dans les cimeti^res de chef-lieu de canton. — Au centre de la 
tQMÜte crypte, cruciforme et humide, se trouve un potit monument 
faneraire, repr^scntont Pierre lUenitite couche, au dessus de bas-reliefM, 
•-xevQtes diUM lo goüt des projets de Villeneuve • Bargemont« Le tout 
doit fiater du conimencement de ce sieclc ou environ, et c eHt, du reste, 
«*n bien maurais ^tat. On parle d*une prochaine restauration.* 



3 9} VT 11- Ni- \i'T.*y^ ^''. Pet^r? Aufenthalt nach dem ersten Krenzzu?«-. 

>>.»LI'r tiz.^ \c*m Bildhaa^ Gedeou Force ville gefertigte Statue 
cm/..:'.: iizd am 29. Juni l>vW enthüllt worden'). 



♦Ilz.- A' * •_* : ir^ «ür^.r Statue isrt dem Buche Vionn vorgesetzt: i"i 
V r --^T-^: : .: ^1.1 Mri-.k omgüitet. an welchem der Rosenkrair 
> r " ' -_^. in \'7 » ri-: '. rrnvn Rechten ein Kreuz haltend und die Link»- 
..- - r.r Br>: ->'"i:t, niit kurz ge^^chorenem Barte, in jngen<lli'}«r 
r.\' .r.-T. •:.%- Kr*---: i'rv.iiir»^n*L Siehe aaeh oben Seite 116. — Eb *••! 
r IT ^^r^fttt't. n •. ii riri:re »»'itere Abbildungen, über welche mir H»""i 
•--a: K' .r.: M:::!-- :" :-_: ir"r.iJ.'ht hat, zu den oben Seite 116 genaimtui 
'-••- A-. > ' ':--* •::• -*-r AbtjLEdlunir zu verzeichnen: Ein MiniHtui* 
" :* !. \- n K.r.->-lI-r d.ir>t'-I*.»-a«i. wie er dem Papste den Brief «i»- 
P if :' ir r r a Siiv.» -: n n* -/rreioht . in der prachtigen BrüiCiseler Han«!- 
* '":!": Nr. '*"'4-"*, >^.. XV {*v.\h. rEstoirr< (TKracles), femer an*' 
V:cs»'tt- rarpr'^»:nt,\i:U* Pi*4rt> Kn»niita ispirato da Dio, in demCo<l»\ 
M.4r' i.iiiu< XX M. 1*24 'Vait^ntinelli VI. 8), welchen Theil des Co^hi**» 
•i>' ^ - :• t» •> I'Ur^nt i.uin i»hototjqH>jm»phiren la.^i^en wird. Ffni»' 
!:!i;»'n -' h juif «ier Natior..i'.>ibliothek zu ParL« folgende Bü*lni->»'. 
1' P«'»rtra;t ova't.». tiirure a mi corps. de trois quart a gauche. L#egvn»i»"- 
lt'<'K Pf*r^ rH'rm,'tf T^ 'i'm nowi, ftttcteur de la ftremere eroi^^i^ 
tt I^ n.*"^»Y »fV J'TNMi.ViM. Ä. MoHOjrurt ejrctt. cnm jtrinlegto w«' 
1'' t «^p!»' »"»^derne dans le meme sens, dans un cadre cam* ».i 
h,» U : A.v-.Krr th »»<<*».• au bas : Piarr riffrtMte, X. fHnrit. 
l^'*^i.tH lUrv.ri/. ;> Medaillon enferme dans« un ciwlre carr**. Figurt- • 
im i»»r|»'N do tr»-»i* <|i;art ä irauohe: en bonlure: ISerte riiermiU; au b.i- 
}\rrrt rÄ<r.-. "v •»■•''♦- iir de ht jfremihr croü<tide et ftremier vkrriAf *^f 
// ^r,i^iV«»t, H.?7".f «1 Jjityrifx TttH 1053 etc. (17 Lignes de legendn}. A 
1 •rj< <hrz V'ulri tjntrrur rfu rf>y, Ktte S.JitOfttrs^ nu Btisie de Z«ohi> X/T 
f\ i\ /»*, — 4» Copie du pret »»dent: dans r-antre sen". San»« adn*i«M\ — 
.*» Portrait carre. Fi^nire a mi coqv<, de trois qnart a gauche, c^!«tup • 
d»» pi.ilt^^itpbo in>''*, tire di'^ Vtes d(9 htmtmes illustreai par Thevet Jp.if^- 
l'»<4. in fol., p. 241 »: en t»te: Pirrre VHerwute chapitre Jf J. — Ü) Copi« 
aorr-^ndie du pn^cedent dans le meme sen^, legende: I^trtM rHermtt^, 
tjtr<ftH ittnhu*ffr ran f/rw «i/*n/*n/i/ op V h. htpidt, fol. Siy. — 7) Copid'i 
No. .*». dans le s«'uj: opp^se et avec liuljonction dann Ich angles ßujW'ritur' 
de d»Hix medaillons, dans lesquels sont gravee.s a droite lei* amn** <l«** 
rois tle J»*ni<alt'ni, a gauche les amieit de Pierre l'Ermite. au bas: Vrrn 
<//»i;»<>- vencntfulis Ptfri KremiUie qui »uctor furitnae cruciatae anno J^*- 
iwiHf MLXXXX r. Xitf'iU nc f)c»croso riro Ih Jaoiho FHermiU in $npr*»» 
itmsilio shtfn^ lirhji'C'i^ nc IhmfHnditie cirat jt^r^ttpuam reffia oi/A*«/'» 
PhUppi im ffi lltsiMtnia 7A<^i Mrnno etc. hoc sttftfftiinis sut ttc fttimlf" 
tlln.^tre ornaiHentHm, « ae neri incisum S* a Bofstcert offtierrantine ff'f'^ 
]..M1)C. — J^) Le meme dans le sens oppose, et moitit* nioin«* grau'l 
Au ba*j dims un cartouche: Pierre IHermiie. 



Anhang, 



Beilage I. 

Die Naehriehten In der Alexlas der Anna Komnena Aber 
Peter den Eremiten and den Beginn des ersten Kreuz- 

znges. 

Eatnominen aaa dem RecueU des Historiens des Groisades, Histo- 
riens ßrecs, tom. I (Paris 1875), pars II, pp. 3 — 10. 61, und 
dem Corpus Scriptorum Histariae ByzavUinae, Annae Comnenae 
Alexiadis libri X— XV, ed. A. Reiffergcheid (Bonnae 1878), 
p|i. 28 — 36. 47. 100. (Im folgenden Texte sind nebst den 
Seitenzahlen dieser genannten Ausgaben auch die der Pariser Aus- 
gabe des Possinus [1651, fol.] sowie diejenigen der Editio 

Veneta [1729, fol.] angegeben.) 

Aus Alexiadis Lib. X. 

(Poss. 283.^ Von. 224. Rec. 3. Reiff. 28.) Oü/rw di 
fiiTii(6y inv^ov' ayanavaag hyyonoiov^ivm iJKijXoei *) d/ieiQwv 
0^yyi'Äwy atQarevfiatioy iniXtvaiy^y Edediei fifv ovy tt^v 
toviiay lifodoy^ yywQiaag onrtoiv %6 a%aiaax^'^ov ti^S OQfiT^g^), 
fo rf^g yytofAijg aaxatov xai fvaytayovy xai T^dXka oitooa ly 
rcSy KtXxuy ifvoig lag Hdia ]] naQcmoXov^j^atd tiya ix^i dia^ 



■) Sc. 'AXHifK o ßaatXev^, 

*) Die Annäherung der ersten Zflge fand statt im FrOl^ahr 1096. 
Veigl. oben Seite 206. Unter den fränkischen Heeren Hind im Sinne 
dFT Anna selbstverständlich alle Abendländer, welche am Kreuzzuge sich 
iM^theüigt« zu vemtehen — also auch die Normannen, Longobardeu, 
i'roTen^aien. Alemannen ete. 

■) Vomemlich in dem Feldzug gegen Robert Uuiscard und Boemund 
im Jahre 1081 mochte er der Kelten kriegerischen Character kennen 
gelernt haben. 



rnr^ z' uii • r >jz ..- "j, uan •' n-rr" vnrs:Z »x«* 'ha n» n- 
•• i'*'»!' f ;= ;-'i4i ti-. " •'^i f" li/r r ctu rl-j£. :i^' tum 

JU2J •>: -«'^r. -y r.r ri r •" :'..r f'^ftfcv. cjül c ^tz liotlif^' 



' E"'- L^-^-at* c-t /- :-- -n X- » -z. ü-^' ^" ? rwir •=iiien ^Wn Sim 
*r*^*j *••'/■ /^'« V - .-iti|* •••-•- ^. >- ^ «-r z. -1 I-' - *'»*i /^.<«i/. nicht ri<Mu' 
'* f. i-r »r- ...- •- i-r rri:ii-z. r-*' , L-it»-~'^r rv^i-t Amu noch \'ft«*f. 
'-r^. P— . K.:. :'.. ::i± 4:i4. 4J^. 

* ri.-'-i^' L. .-- V" J. z^-i ^~ r^ -«^rr -~. -Li-*.* Al'-xiiis zeitiar ß»*rti 
^•'•r. •!-:.. »--i -: ".Tr-z K>- --■• i_>- -'-r A''«--«:-Är.':«*r fiLenntoi^tf jjrhjiM 
X..J '.:.-: r.: :.♦ ""r- ^ -Lir-.l- -r-t 1^-. ■ z ir^^l-Trt. ^- »ii«* ersten Sihxtn-n 

*. \i-Ti\, K \;>r. K*>mm^f^H miüI ^^ptimn»^»» in v. StWI> /7»^^. 

*; Dl»* B^t.-']lL'".ii4? <i»'r >i«.\rL:«-r waj- eine im Vt^rfaoltnL^t^ xu der d^r 
Fninzo-*'n «in-i D»-*rti*_r.»'n k.vn:- nenneii>wertbe. V<»r^- Ekkehari» 

', \)\*' rari.-. An-a'. nnd /?«. le^^n iirthumlioh i^aZi. 

*» >i»-K»' o^>f'n ff»'!!»* K>. 

•, l »i.^T *1 !♦'-*• Wort** ?i»he Ekk. 7/i>ru<. S. S4 und oben S. 54 u. ^'* 

"1 I>a— P^-t^T in Con-tantin«HK'l M«*h das Ansehen gub., das rnt«»r 
n«'hrii''n durch >**'ine Piv«liirt alK-in venuüs&iijst ro haben — und w^dd »t 
nh<Thari|it vom Papj»te gt'^pro^-hen. die^ni eine anterpeoidnete .>t«'l''' 
iiä\t*'\ iinj?*' wiegen hal>*^n wird, braucht nicht bezweifelt za werden. ^^ »*' 
en ,-iirJ» damit Terhült, <laKV<> er alle Länder der Lateiner durchwir»*". 
<lar(Hjfr vcrgl. man oben Seite 124. 

*j Du ('an^e vem-eiid in seinen Xot^tr in Altriadem (ed. Reitf«'r 
«cbf'i*! j». .V."») in b«»tn»(i' dieser 644*/ i^ ^fia auf die Knuüdung von «I» 
Vinion, w»'l<lic dein Kinhicdler in Jerusalem j^oworden, wie Kie Ix'i All' 
Aqu. 1, 5 und Wilh. v. T^r. I. 12 erzählt wird, — jedoch mit Unn:<.M. 



Beil. I. Anna Komncna über Peter den Eremiten. 305 

^at^ a:tavtag uov löitjy airaqai nai elg nqoo'^vvt^aiv zov ^yiov 
Td<f4>v antkx^eiv^ xai anevaai ohj xtiql Tiai yyiifitj rtjg tiHv 
j4yaqri^üiv^) %a *JeQoa6Xvfia XvTgdaaaOai x^'ßo^'-" Aoti ^iwoi 
vuti (Ueiff. 30) 'KavcjQx^wTLev, ''iianeg ydo riva i^eiav Oftiq^rv 
fvi^ifieyog tlg rag anavxuv tffvyag Tovg OTtovd/^/rove KtXroig 
aXXor alXoxod^ey avv ojtXoig (Ven. 225) xat htnoig Tiai fij 
loinl xov noXijjov 7taQaa7ievt'j avvai^Qoi^eff&ai TrageaAeva^t • 
Mutlvoi ^iy ovTiog elxoy TtQO&vf^lag re xat OQ^if^g. Kai 
:iäaa ktcjtpoQog^) Tovtovg eix^' ovyeTTi]Ei de tdlg argarnoraig 
f'Uivotg KiXioig xai tpiXoy vrtiq Tt]v af^ipiov^) Y.ai rd äarga 
nrii^dog tfoiyi'jLag rpigoy 'Axxi otavqovg In ciftiüv*)^ yvvaid re 
xöi r*xra*) rüy atfüv l^tXrXvd-ota xwQiüy. Kai t^y oqQv 
avtoig nut^dneQ rivdg nora^ovg tntayxayo^ey avQQioyTag, -/.at 
did uov Jcnuiiy^) dg ininay (Rec. 5) {itQog xdg) jtQog'^) \fiäg 
intqfioiifyovg jtayaxqatiif. JlQorjyr^aato di r/^g zwy tooovhov 
htüy ineXetaeiog d'AQig^) ruiy ftev 7rv giov aTttyQ/nsyt^j toig Jf 
duntXüyag daywg TLOXtai^iovaa. HP cJ' ciga tovto aif,ißoXor, 
(og ot Toze ovfMiioXo^idyveig d/ref.tavrevoyvo, dtg /) ecpodog zov 
TcxroiTor KeXvrAOv axgaxtv^axog rwy ^liy KgiaxiayrACoy ngay- 
udtioy dn6axf;taij öeiydig d* irtißQiaeie Tutva xiov ßaqßdqiay 
^iofior^XitiSy ^i^n aal oiyti^ yLai xiTi Jiovvaoi dBdovXtvAOxtjy' 
xovto ydq t6 yeyog Jioyvaqt xe tvreivtct xai ^'Eqwxc liat nqog 
naitoiag ^i^eig yuxxaifoqiüxaxov '/,ai ^i] avfineqixe^yofieyoy 
rij oaqxi xai xd jcdiP-tj' 'Aai eaxiy oidtv aXXo J; öovXov xai 
tqldovXoy xüy Tijg l4(pqodixt]g xonuSr. ^'Ey&ey xoi y>ai Xi]y 



vpfjfl. de« Näheren oben S. 71 — 81. Diese outfri &fia dürfte vielleicht 
idcDtidcb sein mit jener Cartukt, quam Petrus de celo (in>iereb(d lajisam, 
inn der tMf* Annales Roaenreldenseji Nachricht geben; vergl. oben R. 117. 

•j 'Ayaqi^voi sind die Saracenen aln die von Isniael, dem Sohne A^iro, 
Ahtdammenden > welche Bezeichnung bei Anna öller wiederkehrt. 

*) Aiw^oqo^ HC. o«foc d. i. die Landstrasse. 

*)''Afifiof d. i. Sfind. Alb. Aqu. I, 8: »exercitu« IVtri copiosuK ut 
%n*na maris innumerabiÜR/ 

•) Vergl. die Bemerkung Du Cange's zu dies(»n Worten und V*kk. 
Htetoit. i». 9*5. 

*) Veixl. Kkk. Hieros. XIII, 5 p. 139: ,Per duoniin fere inensiinu 

3*acittm novitioH in die« nuHcepit exercitun Bizantiuiu, e quibun (and<'ni 
Htque vulgi. parmhyrum ac mulierum incredibili muUitmline, rcccnHitu 
ftOBt 3u0 nulia irngnatoruni.*^ 

•) Durch dan beutige Ungarn J 

*) Im Jiec, wird die Aenderung n^o^ ta x(ti>' rjw. empfohlen. Ueifler- 
•cbfid Aetst die Wort<* nqhq ra^ in Klammem. 

•) 'Axqic ii»t die Heuschrecke. Vergl. über HcuHchreckenschwrinno im 
Mitt<*ialU*r die B«*merkung Du Caiigi**« /.u iliexer Stell«». fhcnfallH Kkk. 
ii%trm, XXII, 2« Aum. U. 

20 



306 BeiL L Anna Komnena fiber Peter den Eremiten. 

y/ora^i^y^) (Beiff. 31) avtol mal n]v l4axai(ia9^ nQoaxvvoiai 
xai aeßorrai %ai rov aarpor-) tov xvnov negl nkeiopo^ il- 
Nerval %ai xt^v x^^^t^ rra§* huivoig Xoßaa, *0 ^inoi aho^ 
tig Tov XQiCtifxviafidv roig ovftßokixolg rovroig i^elafißanxo 
dia To vr^ipalior re xat r^oq'tfttirccToy. (Poss. 285.) Oviu^ 
uiy ovy oi fiavreig rag afiTtilovg xo/ tov nvqov i^tdiiano. 
A)Jüa %a fiiv ne^i rwr fiavztwv ovxtag ix^'tw, Ta di luna 
Tt]r fq^oy rwy ßaqßaqiay ovxfa 7taqijitLokoviy/^%u %ai xaiyor u 
mmxyoely vöig ye yoiy Bxovaiy irf^v. Ttjg ya^ Ttay tocoiton- 
ileiaetjg ovx ofiov ovdi Kuxvä xawqy yeyofievt^g (xai Tria^ yu(> 
toaavra 7ik/^&r im dicufOQcoy totvwv i^OQfiflaa%*ta opkadov tov 
vf^g u^oyyißaQÖiag TroQ&uoy^) dicnn/^^aa&ai ivi'^y;) oi ftiy nQÜtot, 
oi di öei^eQOij oi di Tovvtoy OTtia^tVy xai TuiS-i^F^g ot ananu 
Toy anoTJchnry orioi Ttoiovfieyoi dict rP^g i^itiiqov du^gxoyto' 
TrQorjfyelTO de ixaavov axnattvpLaxog xoiTtoy axqig auv^rjoc, 
füg ewa§iey. (Rec. 6.) ^'ATtaweg yovy ana^ yuai öig tovto 
^eaaafieyoi TTQodQOfiovg xtxvTag xHiv 0Qayyi7i(!iy xayfidrun 
iyywQiaay. 

£ig de anoqadtry xiyeg xoy xP^g yioyyißaqdiag duiri^r \ii, 
TtOQd-fidyf 6 avroTLQaTcoQ ^excmai^Baafteyog xiyag xu}y^Puffi(u)iuv 
dvya^ecjy aQXfjyovg hini^TtBi xovxovg nqog xä fid^f] JvQfa- 
x/ov*) xat ^vltjyog^) ivxuhifAtyog dix^o&ai ^iv nqoaipf&g xou 

m 

') Du Gange: «De Astarte, seu Astarot, et Chobar, copiose M^nrint 
Jos. Scaliger in KoHs ad Fraffm. Veter. SS. Crr. post Hbros de &d<tiJ. 
Temp. Seldenus in Sjntag. 2. de Dis Syris c. 2. et 4. Abraham EchcUen«. 
in Hist Arabic, parte I, 11 et Sahnasius ad SoUnumf a quibus Iqcimu 
excipient quae nie Anna de hisce impuris Daemonibus habetw* Mao 
verj^. auch Movere, Phönizier I; Stuhr, Eeliffiotifn des Orienis S. 4."^^- 
Creuzers Symbolik II; Schwenk, Mythologie der Semiten S. 207 ü. 
Gesenius, Commetitar zum Jesaias Bd. 11, 338 ff. Anna, welche iW 
Muhamedanem Götzendienst zuschreibt, steht hier auf dem Standimnct 
der abendländischen Schriftsteller zur damaligen Zeit, worüber man ven?l. 
Ekk. Hierosol. XXX, 2, Anm. 9 (p. 271). Diese Anschauung WniU 
Übrigens auf den Worten dos Apostels Paulus, 1. Corinth. lU, Ä). 

*) Anna meint den Halbmond. 

•) Das adriatische Meer. 

*) Dyrrachium, das alte Epidamnus, bildete damals nüt MMm-n 
starken Befestigungswerken den Schlüssel des griechischen Reiche* \^*^ 
der Westseite. Beschrieben wird die Stadt von Aima in lih. M" 
(Poss. 381, Reiff. 185). Eine Hauptrolle spielte sie im Kriege zwiÄclifn 
Robert Guiscard und Alexius. Von ersterem wird sie nach siel)enmoiuit- 
licher Belagerung im Februar 1082 genommen (Anna Hb. IV; Schwan, 
Die Feldzüge Robert Guiscords gegen dtts byzant. Reidi, Fulda 18^4. |>.1I IT.. 
Heyd, Gesch. des Ijevantdiandels' im Mittelalter, Stuttg. 1870, I. p. 129 tM 
Bei Dyrrachium kam Hugo magnus ans Land (Anna Alex. lib. X. V***^ 
288. Reiff. 37). Der kaiserliche Befehlshaber in Dyrrachium war dainal" 
Joannes, der Sohn des Sebastokrators Isaak. Vergl. auch oben S. ISl 

*) DaH heutige Aulona in Albanien. In der Nähe dieser Stadt Iftmlt^t«« 



BeiL L Anna Eonmena Über Peter den Eremiten. 307 

dioneQiüytag, nayr/yvQSig re daiffiXelg i^ anaaüv Ttiv x^Q^^ 
Tuna (Reiff. 32) %r]v odov i^ayeiv ' elra evBÖqevnv TtaqayLoXov^ 
^tjvrsag diokov yuxl inav i%dqouag ztvag rovzovg iyeaaoivro 
TtoiOVfiivovg elg nqovopii}v twv Ttagctvinusviov x^Q^y tyjiqixovcagy 
iyaatiXletv dta {.letqiwv cniQoßoXiOfAVJV ^). ^v^jtaqT^aav df 
tovTOig xai nvtg tt^g ^arivi'Äfjg diaXeiiLTOv eldtjfiovegy i'va rag 
ayatpvofiivag fitta^v fiax^g TLaTaazekkuatv^), 

^IX OJtiog aaqiiatBQOv aq)rjyriaaifir]v t6 nqayfÄa nat xata 
uiQog (Ven. 226), ravTrjg rr^g Wi]^r^g diaÖQafiovarjg OLTtavraxov 
.iQÜiog 6 VovTO<fQB^) Tr]v idiav a7iefA7toh]aag x^gav*) xT^g 
nqoyuifiivfjg odov el'xcTO. l4yijQ de ovtog 7ioXvxQf]i^cctog ytai 
Lii YeyyatovrjTi iMti dvö^eitf yiAxi yivovg 7t€Qiq>avei<f fisydlcog 

aixdfv> 

^'E'Kaatog ydq xiav Kektujv eanevde jtQotQtx^iv züv aXlcjv 
xci yiyovt avyxivf^aig oYav oidiircj rig fieuvrjvai dyÖQwv y,ai 
yvyuiyjay^ rtjv ^iv aTtXovariQiov wg toy tov Kvqiov Tr^oaxt-vi^- 
aai Tafpoy %ai %a TLard rovg ieQOcg iOTOQijaai zoTtovg BTtei^ 
yofiinüy iji* dlrjx^eiffj tüy de ye irovr^qoTeqiay vuxl fiäXXoy 
OTtOlog 6 Bai)iorytog %ai ol rovcov 6f.t6(pQ0vegf aXXoy iydofiv- 
XOVTfa XoyiCfioy^) exoytwy^ et nov ey t</) öiiQX^a&ai dvytj- 



Boemnnd mit seinem Pilgerheere auf seinem Zug nach dem Morgenlande 
(Alb. AqiL n, 18). Nebst Dyrrachium und Corfu zur Zeit des Kaisers 
Alexios eines der Hauptemporien des griech. Reiches am adriatischen 
Meere. VexKl. Heyd a. a. 0. 133. 

*) Ueber die in diesen Worten gekennzeichnete Politik der unent- 
schiedenen Halbheit des Kaisers Alexius vergl. Oster, Anna Kotnnetia 
2. Tbeil p. 49 ; ebenfalls Hammer, Memoire sur Ja poiitique des emptreurs 
bfumHnM de Ja maison de Comnene enrers les croises, in Kyri^s et Malte- 
bntn, SourtUes annales des voyages VII, 252. 

*) Diese Vermittler waren ohne Zweifel Griechen von Geburt, welche 
(lie lät4»iniAche Sprache verstanden und wahrscheinlich am kaiserlichen 
Hofe aln Dolmetucher angestellt waren. Cf. Riant, Des Dejxniüles 
ttli^eum» enlerees a Canstantuu)j}le (Paris 1875) p. 67; Robert de CUtri, 
«*d. Riant, p. 44; und Krnriae h crix. Von solchen lateinisch redenden 
<»ri»»rhi»n sind wahrscheinlich auch jene Briefe des Kaisers Alexius an 
<l«ii Abt von Monte Casino geschrieben. Cf. Riiuit, Ejyist. Alex, ad Rob., 
l>p. XVII, LXXII und im Inventaire, 

•i Da*»s Gottfried den Zug eröffnet habe, ist nicht richtig. Da ja, 
wi»» bekannt, Peter, Gottschalk , Kmich und Folkmur vor Gottfried aus 
<b'm Abcndlande au^ebrochen sind. 

*) Diese Anf^be Annans, dass (lottfried sein Land verkauft resp. ver- 
pfändet hat. behtätigen auch Aegidü Aureae Vallis Keligiosi (iesia jtontif. 
Ijtf^. II. 40. Vergl. flie Bemerkung Du Cange's zu dieser Stelle, sowie 
V. Sybel. Gesdi. des ersten Kreuzzuges 257; Röhricht, l^ciVr. II, «2. 4J>. 
Q. Ekk.. Ilierosol. p. 96. 

') *Kv^ouvxoiftrTft koyi0uoy tx^y d. i. einen geheimen Plan im Sinne 
haben. 

20* 



298 ^I* ^^6 Nachrichten üb . Peters Aufenthalt nach dem entten Kreuzzuge . 

der zwölf Apostel in der genannten Kirche bezeichnete von 
da an den Platz, in welchem seine Gebeine ruhten, und eine 
Marmorplatte habe folgende Inschrift getragen: 

InclUa per merUa darus jacet hie eremita 

Petrus, qui väa vere fuü IsraielUa: 

Hoc modo Fetre, petra premeris, quamvis super aethra 

Vivere cum petra Christo credaris in oc^Ära*), 



qu eile eHtoit le jour qu'il niourut. Je vous laisse k penser de quelle 
consolation furent saisieB les ames des Religieux, qui furent prcsonn a 
ce spectade, de voir combien nostre Seigneur honnore la vertu de )il*^ 
serviteurs." Ebenso Vion p. 417. Faulet, BechercJies p. U7 bemerkt 
dazu: ,11 est remarquable de voir combien les corps enterrt^s dan^ ce 
siecle privilegi^ se conserv^rent longstcmps en terre. Nons trouvoiu k 
chaque'pas des corps entiers, cent ans apr^s leur inhumation. Rien n'j 
inanque el Ton peut menie reconnaitre au visage la profession da inort.* 
Yergl. auch Faulet p. 127. 

*) Diese Strophen sind von Aegidius d'Orval überliefert Siehe 
Beilage VIL Ebenfalls sind sie zu lesen bei d'Oultreman p. 110; Vion 
p. 418 u. Faulet p. 125. Ebenfalls in einem Manuscript des M. Morin 
(de l'Academie des Sciences) vom Jahre 1761 auf der Bibliothek du Palais 
des arts zu Lyon, fonds de TAcad. No. 142, und erwälint im Katalog von 
Delandine t. III, p. 480 No. 1490, enthaltend: Aneodotes peu connues sw 
la mort et sur le lieu de la sepulture de Pierre Termite,' und in einem 
Briefe, welchen Morand le fils, docteur en medecine de la Faeulte de 
Faris etc. an M. Freron über Feter den Eremiten zu PhilippeviUe aiu 
15. Juni 1761 geschrieben, welcher abgedruckt ist bei Delandine im 
Catalogue des Manuscr. de Lyon, Lyon 1812, 8®, t III, p. 480—481 und 
in verbesserter Redaction in L'annee Utteraire 1761, t. IV, p. 117. Bha* 
aber Morand in Huy diese Grabschrift noch auf dem Grabstein FcU'rs 
gelesen und ob er überhaupt einen solchen im Jahre 1761 daselbst ge- 
sehen, geht nicht aus diesem Briefe hervor, wie Michaud annimmt. 
(Vergl. Michaud, Gesch, der Kreuzzüge, übersetzt von Uugewitter II, p. T^\ 
Morand kannte die Nachrichten Alberichs und Aegids nicht, dagegen hat 
er die Polainscfie Charte in Huy gesehen und gelesen, welche er in diesefu 
Briefe im Auszuge und in französischer Uebersetzung wiedeigibt Ifi 
diesem Briefe gibt er folgende Schilderung Feters, welche ich liier noeb 
anfügen will: «L^Enthousiasme d'un seul homme fut unc revolutioo 
generale dans cctte partie du monde. Fierre avoit tout Dionneur ilc 
Tentreprise ; predicateur, negotiateur, guerrier, il marehoit a la tßto <ic« 
croises, le froc et le casque en töte, un bourdon ^ la main, une ep»**e et 
un chapclct ä son cöt^. II se bat contre les Infideles avec un couni^' 



Peters Grab. 299 

Nach y illenfagne ^) sollen seine Gebeine im Jahre 1633 
auf Befehl des päpstlichen Nuntius Caraffa ixx eine Kapsel 
aufbewahrt und in den Kevolutionsjahren des vorigen Jahr- 
hunderts ; als Kirche und Kloster verwüstet und nieder- 
gebrannt wurden, — es war im Jahre 1793 — auch diese 
mit zerstört worden sein. Der Grabstein Peters allein sei 
später wieder aufgefunden worden und noch erhalten'). 

In Amiens auf dem Platze Saint -Michel ist dem Ein- 



h^rolque; il fait des prodiges ä la prise de Jerusalem en 1099; en un 
iiiot, c^est un des plus grandg actenrs de Thistoire des croisades/ 

*)'In Becher ches sur VUstoire de la d-devai/U prindpauU de Liege 
(1817) pp. 551—558. 

*) Yergl. auch Faulet pp. 125 und 147. Unrichtig ist es desshalb. 
wenn der Verfasser des Artikels Pierre VHermiie in Nourdle hiographie 
fftneraie t. 40 p. 186 schreibt: ,Son corps sy voit encore.** Villenfagne 
a. a. O. : ,Le }>os8e88enr actuel de Tabbaye de Neuf-Moustier at rouv^, en 
ilemolissant r^glise, la pierre antique sous laqueUe le saint fondateur de 
cette maison avait et^ enterr^; il la conserve et avec raison, comme un 
nionument precieux.** Die ehemalige Abtei gehört heutzutage einem 
reichen Papier&brikanten, dem Herrn Godin, ein sehr schönes Schloss 
mit einem prächtigen Parke nimmt jetzt die SteUe derselben ein. Es 
M'i mir gestattet, hier noch über den jetzigen Zustand des Peterschen 
(«rabdenkmals zu Huy einige Worte aus einem an Herrn Grafen Riant 
adressirten Brief d. d. 2. Mai 1879, der mir gütigst zur Verfügung ge- 
stellt worden ist, mitzutheilen : „Jai vu par hasard au Musöe de Tlnstitut 
areh^ologique Liegeois, le necrologe de Neufinoustier qui etait le grand 
cheval de bataille de Mr. Grandgagnage. 11 est toujours bon de savoir 
ce i|u*il est devenu. II est au moins du XUI si^cle et on a continue, t\ 
y inscrire les noms des bienfaiteurs^ jnsqu' ä la Revolution. J'ai ete a 
Huy voir le monimient de Pierre THermite. C'est le personnage, que les 
Hutoiis connaissent le moins; je lavais en vain demande ä quatre libraires 
ou imagiers, lorsque j'ai eu la chance de rencontrer un d^put^ de Bruxelles 
qui venait de Neufmoustier et ma envoy^ voir le monument, qui a ct6 
enge par M. Godin, oncle du propri^taire actuel. — II se composo: 
!• d*une statue en gr^s, dfte au sculpteur Hulleux (1857), pos^e sur un 
piedestal qui est au dessu« dune crypte; on voit de semblables chefH 
d'ceuvre dans les cimcti^res de chef-lieu de canton. — A^ centre de la 
sufldite crypte, cruciforme et humide, se trouve un petit monument 
fun^raire, repr^sentant Pierre rHemüte couche, au dessus de bas-reliefs, 
exccntes dans le goüt des projets de Villeneuve-Bargemont. Le tout 
doit dater du commcncement de ce sieclc ou cnviron, et c'est, du reste, 
cn bien mauvais ^tat. On parle d'une prochaine restauration." 



Beilage I. 

Die Nachriehten in der AleJLias der Anna Komnena Aber 
Peter den Eremiten und den Beginn des ersten Kreuz- 

znges. 

• 

Entnommen aus dem BecueU des Historiens des Oroisades, Histo- 
riens Orecs, tom. I (Paris 1875), pars II, pp. 3 — 10. 61, und 
dem Corpus Scriptorum Historiae Byzantivae, Annae Comnenae 
Aleanadis libri X— XV, ed. A. Reifferscheid (Bonnae 1878), 
pp. 28 — 36. 47. 100. (Im folgenden Texte sind nebst den 
Seitenzahlen dieser genannten Ausgaben auch die der Pariser Aus- 
gabe des Possinus [1651, fol.] sowie diejenigen der Editio 

Yeneta [1729, fol.] angegeben.) 

Aus Alexiadis Lib. X. 

(Po88. 283.^ Yen. 224. Reo. 3. Reiff. 28.) Oü/rw di 
IAi%qbv ectvTov* avanavaag Xoyo7toi(Wfiivt]v ijut^yLoei ^) anBtqwv 
0Qayyii^wy aTQccTevfiattov iTtilevaiv^). ^Edediei f^iv ovv t/)v 
Tovjtjy Bipodovj yvwQiaag ovrCiv t6 a%axaa%Bi;ov T/Jg og/u^s'), 
To r^e yvd^tjg aaxaxov xa£ fvaytayovy xai t^aXXa OTioaa ij 
x&y KelTuiv ipvaig (üg Ydia i] TtaQccyLoXov&tjficnd riva ix^i dia- 



') Sc. 'AXiiiog 6 ßaailevg. 

^) Die Annäherung der ersten Züge fand statt im Frül^ahr 1096. 
VergL oben Seite 206. Unter den fränkischen Heeren sind im Sinne 
der Anna selbstverständlich alle Abendländer, welche am Kreuzzuge sich 
betheüigt, zu verstehen — also auch die Normannen, Longobarden, 
Proven^alen, Alemannen etc. 

*) Yomemlich in dem Feldzug gegen Robert Guiscard und Boemund 
im Jahre 1081 mochte er der Kelten kriegerischen Character kennen 
gelernt haben. 



Bei L Abda KamMSft V'*n F«-*^ ö-i Etpül^*». 5 i;, 



Tctifov aTrtkd-tirj Tuai a.Tiiifct c-i.*^ Z^'^ ^-oi ;^«a-i^ r.'c r-"-» 

xai (fieiff. 30) lUzvu^^hsnLO, '^Üarrt^ ^:zf Wims C^fiu? .«.i^-'v 
fvx^4fi€Vog Eig rag ajrarwegw tWjcc r:-. c lt:«»:? t.« hü.i..z 
aXkov aiXoxod-tv air o:Tioig Ver^ 22T.i luxt i.T-j:*c äö rf 
Aoi/r^ ror nakiuot :ra^atnjai^ ct-m^^uijßg^hci nc^unuaaljt' 
TLonntlvoi fiiy ovrtstg ax^ :tf>c*^Tuicz ri z^cf iß&ufz. hct 
Ttaaa XtüHfo^og^) Tovrovg uji* iriitr.« <?* r:ic cr^tmorac 
iyuiyoig KEXvdig luu ^'Uj09 i-t^p r#» c^:i:?-i zoi wa actfa 
^Xf^'^og qoiviTuag q^^ tuu arax^ ^^ ^^ «jm/««^». pieicr ii 

avTOtg TUt^OTT^Q Tifo^ :worauoiz iLrrarwcz: >o ci^oiri-rraz, tuxm 
diu rtjv JcrAJüv^) itpg ini.Tar (Itec.oi -t«>^* rc* rr^j^y* '[*^oz 
ijt€Qxofiirovg ^cnratQtnta. U^otyi^ocio d< wiz vijf roo'jinjr 
kaioy intXtiauog ax^ig^f rwr ur» :tioijt a-ttjouirr^^ loiz dr 
ufifteXijjyag duvwg 7un€aitioi0a. Hr d a^ xoivo oiuß'/ijjt, 
€jg Ol voze avußoijouarxug antuccrii^-yrro, c^ / ^foA(ßg tot 
ToaovTOv KeXtixov ov^areifiinog iGr uiw XaiGTiariTUjr ^goy- 
uaxwv anoax^CLi^ dtirtüg d* i.itßgiout luna tijt iaqiaqtav 
^la^ixtjXiTßv H^^S 3^' o?rr;i tloi ro Jtonaoß diAoiiityüüxojv 
TOVTO yaq %b yirog Jiorvat^ß t€ (.niiui tuii ''E^ti tuu ^Qog 
TtavTQiag fii^tig 7unatfoqtiT€nor nuai uf] aiumgtwutpoftiror 
T^ aaQxi yuzl xa ' jra%hr^' xcu iaxir oidir aijjo ^ 6oUj[ßt juui 
TQidovXov xüv xr^g lAqgodixt^g Tuoaüür. ^Eri^tw xoi juii Xi]r 



vergl. des Näheren oben S. 71 — 81. Di*^^ ^7^, ^^^^ »lürft*' vi*-llfif'bt 
identisch sein mit jener QtrftUa, quam Pfirujt de celo a**^eißat Uijmmn, 
von der ^e Ännales HcsenreldenM^ Nachricht fr»r>.»t-n; v^-rjrl. tA»4*n S. 117. 

') M^'apiji^iM sind die Saitu^enen al.«* die von I<ma^L d«*ni >r>hne Aj^arK. 
Abstammenden > welche Bezeichnung liei Anna öfter wie4l«rrk«'hrt. 

') Aetoifo^og sc. oSof d. L die Land^asge. 

*) "AfÄfÄOS d. i. Sand. Alb. Aqu. 1.8: ,**xercitui« IVtri coimo.-ojh nt 
arena mans innumerabiHs.* 

*) Vergl. die Bemerkung Do Gange V zu die-en AVort^-n und Ekk. 
Hieros. i>. 93. 

^) Vergl. Ekk. Hieros. XI IT, 5 p. 139: ♦Per dnoniin fere mf^nsium 
gpacium novitios in dies suscepit exercitui^ Bizantiuni. e quibun tandem 
abttque vnlgi, pamdorum ac muliemm incredibili mnltitudine, reconHita 
giint 300 milia pugnatorum.*^ 

*) Durch das heutige Ungarn! 

') Im Eec. wird die Aenderung rt^ ta xud* f^u. empfohlen. Ueiffer- 
8cheid setzt die Worte n^oc ra^ in Klammem. 

■) 'AxQig ist die Heuschrecke. Vergl. über HeuHfhreckenHchwanno im 
Mittelalter die Bt^merkung Du Cang<**M zu die><«'r St<*llo. ebenfallH Ekk. 
Hiero9. XXII, 2, Anm. r>. 

20 



304 Beil- T- Anna Komnena über Peter den Eremiten. 

TtavTOQ* y,al OTtcog eTtl XQ/^^aGi"^) yu^ipforeq ael dia Ttjv tv^ 
Xovoav altiav zag aqxSv avvd-rjy.ag evyioltog avavQercovxBg <pai- 
vovrar el^e yag ael tovto q:36fJ€vov xat (Reiff. 29) Ttayv 
eivaXrjd'evov. Kai Ofz ava7t67tT(ji'/,8iy äXXa Ttavtoioßg naQS- 
a%evaL€TO, äars t^hqov KaXovvrog ^rocfiov nqog zag fidxag 
elvai^)' 'Kai yaQ ymI 7tli(ü xat (poßeQtoTeqa tcjv q)r]fiiCo^syo)v 
Xbyoiv ijoav xä TtqayfjiaTa^). Iläaa yaQ ii^Eaneqa yial bnoaov 
yevog ßaqßdQWv t))v Triqa^evlidqiov ixixqig^^HqayJkeiiov GTrjk(av 
xar^iX€t y^^v^)j ccTcav dO^QOov ixeravaareivaav eni zr^vlAoiav dict 
zijg f^rjg EvQWTttjg (Rec. 4) eßadiKe^) Ttavotytl Ti)v Ttoqeiav 
noLOvfiBvov. ^'Eaxs de rd zara ttjv TOiavrtjv avyyiivrjaiv ti]v 
alxiav iv&tvöe Tto&ev, 

Kelrog xig^ Uirqog rovvofia, rijv eTttjWfxlav Kov'KOvnergog^), 
elg TtQOGYA'VTjaiv Tov ^Ayiov Tdq>ov drreXd^div viat TVoXXd deivd 
in:e7tovd'(jjg 7Caqd zcov t/}v ^Aaiav Tiaoccv Xtjitofiiviov Tovqx,ü}v 
xe 'Kai ^agoKijVcdv fioyig enav?j}^ev elg xd Ydia' (Poss. 284.) 
'Kalmöia^aQxcjv xov OKonov ov'k scpegev, dXÜ OD-d^ig ijßovXero 
x^ig avxTig dxpaad-ai böov "). 2vviö(av de, wg ov XQ^j fiovov av^-ig 
xfjg Tcqbg xov ^^y tov Tdcpov odoiTtoqiag difjao^ai, Hva fit] 
XeiQOv XI yivt]xai o/, ßovXt]>v ßovlevexat awexriv rj öi t^v Sta- 
y.ijQirKevaaL elg andaag xdg xiov Aaxivcav /wgorg^) log ,^Ofiq>i] 
^eia^) TragaKeleverai (xe näai xöig ev 0Qayyi(f KOfirjOi %l^- 



') Die Lesart iTnx^iqri^ctaL xfy. in Rec. gibt zwar einen guten Sinn : 
gierig nach Unfern^hmungen, ist aber nach dem Cod. Florent nicht richtig. 
Von der Goldliebe der Franken resp. Lateiner redet Anna noch öfter, 
vergl. Poss. Kd. pp. 312. 424. 428. 

') Hieraus muss wohl gefolgert werden, dass Alexius zeitig genug 
von dem bcabnichtigten Kreuzzuge der Abendländer Kenntnis» gehabt 
hat und nicht etwa damals erst davon gehört, als die ersten Schaaren 
an der Grenze seines R^^iches sich zoigt-en. 

') Vergl. Kugler. Komnenen und Nonnannefi in' v. Sybels Histar. 
Zeiischr, IV, 304. 

*) Die Betheiligung der Spanier wai- eine im Verhältniss zu der der 
Franzosen und Deutschen kaum nennenswerthe. Vei-gl. Kkkehardi 
Hierosol. p. 93. 

'*) Die Paris. Ausg. und Bee, lesen irrthümlich tßlaCe. 

") Siehe oben Seite 15. 

') Ueber diese Worte siehe Kkk. llieros. S. 84 und oben S. 54 u. 80. 

") Dass Peter in Constantiiiopel sich das Ansehen gab, das Unter- 
nehmen durch seine Predigt allein veranlasst zu haben — und wenn er 
überhaupt vom Papste gesprochen, diesem eine untergeordnet« Stelle 
dabei angewiesen haben wird, braucht nicht bezweifelt zu werden. Wie 
es sich damit verhält, dass er alle Länder der Lateiner durchzogen, 
darüber vergl. man oben Seite 124. 

") Du Gange verweist in seinen Kotcte in Älexiadem (ed. Reiffer- 
seheid p. r»05) in betreff dieser 6u(pi ^&Ut auf <lio Krzählung von df»r 
Vision, welche dem P^insiodler in Jerusalem geworden, wie sie bei Alb. 
Aqu. 1, 5 und Wilh. v. Tyr. I, 12 erzählt wird, — jedoch mit Unrecht. 



Beil. I. Anna Eomnena über Feter den Eremiten. 307 

diOTte^vtag, navrjf/vqeig re daiffiXelg i^ anaaüv twv xw^v 
Tuxza (Keiff. 32) rr^v böov e^ayeiv • eiTa ivedQevfiv TtaQcmoXoV' 
d-övrtaQ dioXov Kai irtav hLÖQO^ag rivag Tovrovg -S^eaGoivro 
TtoiovfAivovg elg TrQOvofxtjv tiüv TtagoKeif-teviov xvnqüv e^TQixoytag^ 
avaatiXXstv dia ^Bxqiwv or^qoßoXia^iüv^). ^vfiTvaQfjaav de 
TovTOig iMxi tivtg ri^g ^ativiyiijg dialiuLTOv eldijfioveg, Iva rag 
avag)vofi€vag fiera^v (JLa%ag VMTaaTeXXcjaiv^). 

IAXÜ OTCiog aaq>iaTeQOv äq)rjYTjaaif47]v xo TtoSyfxa xat naza 
H^Qog (Ven. 226), TavTtjg Ttjg wrjfxrjg diaÖQafiOvarjg aTtawaxov 
7t^zog o rovToq>Qi^) r/Jv ISiav anEputoXt^aag xui^v^) rijg 
ftQoyLeifiivijg oöoi tix^to. lAvrjQ de ovvog 7ioXvxQrj^ocrog xai 
tTvi yeyvaioTrjti tuxI ävd^Biif zat yevovg Tieqicpavuif fieyaXcjg 
avxüy. 

"EvLaavog yaq tcüv KeXraii' ecTteväe Ttqozqixuv tcSv aXXwv 
'/ML yiyovE avyytivr^aig oiav ovöeTtia rtg fiSfxvrfcai ävÖQCJV Kai 
ywaiTLÜiv, xüv f^itv aTtXovareQCov tig rov rov Kvqlov 7CQoayivvfj' 
aat Tdg>ov %ai tä xctrcr rovg iegocg 'laxoqrioai roTtovg ercei- 
yofidvwv B7t äXr]&ei(f, taiv di ye 7tovrjQOT€Q(ov Yxti fiäXXov 
OTToiog 6 Bai^ovvTog ycai ol xovvov oinorpqoveg, aXXov ivdofÄV- 
Xovvra Xoyia^ov^) ixovrwvy eY rcov iv t</5 dU^ta^ai dvvr]' 



Boemimd mit seinem Pilgerheere auf seinem Zug nach dem Morgenlande 
(Alb. Aqn. 11, 18). Nebst Dyrrachium und Corfu zur Zeit des Kaisers 
Alexios eines der Hauptemporien des griech. Reiches am adriatischen 
Meere. Vergl. Heyd a. a. 0. 133. 

*) üeber die in diesen Worten gekennzeichnete Politik der unent- 
schiedenen Halbheit des Kaisers Alexius vergl. Oster, Anna Kopinena 
2. Theil p. 49; ebenfalls Hammer, Memoire sur la politiqiie des empereurs 
byzantins de la maison de Comnene envers les croises, in Eyri^s et Malte- 
ßrun, NotiveUes annales des voyages YIl, 252. 

*) Diese Vermittler waren ohne Zweifel Griechen von Geburt, welche 
die lateinische Sprache verstanden und wahrscheinlich am kaiserlichen 
Hofe als Dolmetscher angestellt waren. Cf. Riant , Des Depouüles 
religieuses enlevees ä Cmistantinaple (Paris 1875) p. 67; Robert de Clari, 
ed. Riant, p. 44; und Kruviae I, ccix. Von solchen lateinisch redenden 
Cf riechen sind wahrscheinlich auch jene Briefe des Kaisers Alexius an 
den Abt von Monte Casino geschrieben. Cf. Riant, Epist, Alex, ad Roh., 
pp. XVII, LXXII und im Inventaire. 

■) Dass Gottfried den Zug eröffnet habe, ist nicht richtig. Da ja, 
wie bekannt, Peter, Gottschalk, Emich und Folkmar vor Gottfried aus 
dem Abendlande aufgebrochen sind. 

*) Diese Angabe Anna's, dass Gottfried sein Land verkauft resp. ver- 
pföndet hat, bestätigen auch Aegidii Aureae Vallis Religiosi Gesta ponUf. 
Ltod, II, 40. Vergl. die Bemerkung Du Cange's zu dieser Stelle, sowie 
v. Sybel, Gesck. des ersten Kreuzzuges 257; Röhricht, Beitr. II, 32. 49, 
o. Ekk., Hierosol. p. 96. 

*) *Ev^ofivxovvT(i XoyiOfioy ex^iy d. i. einen geheimen Plan im Sinne 
haben. 

20* 



306 Beil. L Anna Eomnena über Peter den Eremiten. 

^AoTaQTtpf^) (Reiflf. 31) avrol aal Tt)v lAaxaqdid- TtQoaxwovai 
%ai aißovtat tmxI zov aarQov-) xov xvtzov Tiegi . Ttkeiovog ti- 
&BvtaL %al T^v xqvarjv -rcaq BKeivoig Xoßaq, *0 piivroi aiTog 
elg Tov XqiaTiavia^ov zdig avfjißoXiyidig rovroig i^eXafißdvero 
dia t6 vrjqxiXiov re xat Tgoipi^wrarov. (Poss. 285.) Oiruca 
uiv ovv ol fidweig rag äfiTtilovg yLai tov nvQOv i^eds^avro. 
AXka %d fiiv tvsqI ratv fxdvrewv ovzwg sx^zto, Td de yuxrce 
ri]v €(podov TÜv ßaQßdqwv ovrco 7raqrj%okovd^i]Y.Ei xal TLaivov vi 
y£CT(xvoeiv zolg ye vovv e%ovatv hnjv. Trjg ydq twv roaovTUßv 
ilevaetog ovx Ofiov ovdi xara rdvrqv yevofisvijg (ytal niag ydq 
Toaavra nk^d-ri «x diaq^oQCJv totvcjv i^OQfÄt^aavra Ofiadov xoy 
rijg Aoyyißaqdiag tcoq&^ov^) dLavrj^aad-ai evrjv;) ol fiiv TtQioTOij 
ol di devT€Qoif ol d^ zovtwv OTtcod-ev, Tial xa5"fif /;e oi aTtaweg 
xbv anoTtXovv ov%(a Ttoioviievov did zF^g ijTteiQOv dtiJQXoyzo • 
Ttqorjyeizo de e^Aazov azqazevfiazog zovzuv dxglg dfivdTjzog^ 
wg sg)afjLev, (Rec. 6.) ^ATtavzeg yovv drta^ xai dig zovzo 
d-eaadfievoi nqodqo^ovg zavzag ztav 0Qayyixdiv zaygjidzwv 
iyvwQiaav. 

^£ig 3e anoqddm ziveg zov zfjg yloyyißaqdiag die7tiq(av r^dt] 
noQ&fiovy avzoy,QazcoQ ^ezaxaXeadfievog zivag zaiv^Bu}fAaiiiiijy 
Svvdfieiov dQXi]yovg iy^neprceL zovzovg Ttqbg zd fieqtj Jvqqa- 
xiov^) xai uivlüvog^) ivzeiXdfievog dsxead-ai fiiv Trqoatjvwg z&vg 



^) Du Gange: »De Astarte, seu Astarot, et Chobar, copioae egenmt 
Jos. Scaliger in Notis ad Fragnt, Veter. SS. Chr, post libros de Emend. 
Temp. Seldenus in Syntag. 2. de Dis Syris c. 2. et 4. Abraham Ecfaellens. 
in Hist Arabic, parte I, 11 et Salmasius ad Solinum, a quibus lucem 
excipient quae nie Anna de hisce impuris Daemonibus habet.** Man 
vergl. auch Movers, Phönizier I; Stuhr, Beligioneti des Orients S. 439. 
Creuzers Symbolik IX; Schwenk, Mythologie der Semitefi S. 207 ff. 
Gesenius, Comtnentar zum Jesaias Bd. II, 338 ff. Anna, welche den 
Muhamedanem Götzendienst zuschreibt, steht hier auf dem Standpunct 
der abendländischen Schriftsteller zur damaligen Zeit, worüber man vergl. 
Ekk. Hierosol. XXX, 2, Anm. 9 (p. 271). Diese Anschauung beruht 
übrigens auf den Worten des Apostels Paulus, 1. Corinth. 10, 20. 

*) Anna meint den Halbmond. 

■) Das adriatische Meer. 

^) Dyrrachium, das alte Epidanmus, bildete damals mit seinen 
starken Befestigungs werken den Schlüssel des griechischen Reiches von 
der Westseite. Beschrieben wird die Stadt von Anna in lib. XIII 
(Poss. 381, Reiff. 185). Eine Hauptrolle spielte sie im Kriege zwischen 
Robert Guiscard und Alexius. Von ersterem wird sie nach siebenmonai- 
lieber Belagerung im Februar 1082 genommen (Anna lib. IV; Schwarz. 
Die Feldzüge EoLert Ghiiscords gegen das hyzant. Eeicfi, Fulda 1854, p.ll ff.; 
Heyd, Oesch. des Levantehandels' im Mittelalter, Stuttg. 1879, I, p. 129 ff.). 
Bei Dyrrachium kam Hugo magnus ans Land (Anna Alex, lib. X. Poss. 
288. Reiff. 37). Der kaiarerliche Befehlshaber in Dyrrachium war damals 
Joannes, der Sohn des Sebastokrators Isaak. Vergl. auch oben S. 131. 

*) Das heutige Aulona in Albanien. In der Nähe dieser Stadt landete 



Beil. L Anna Komnena über Peter den Eremiten. 309 

Tov^Y.iov yivi6a/,ovzog xal avfußovXeiovtoc: avtth y,al ti]v xutv 
loiTiioy /.opir^Tiüv yLaQxeqT^aai eXevaiv, ovk hieiiyeio d^aq^iov eig 
10 :ili^i)'og tioy ovvEno(.iiviov aviO^), Kai diajieqdaag ivr/^^ato 
tov yioQavux eig xe noXixviov ElevovTtoXiv^) ovofÄal^ojLievov, 
Enti da xai NoQfjidvoi tovzdj aweinowo elg desta x^A^adac; 
7iüaovi.itvoiy äicoKQi'd'evTeg rov Xoucov aTqaxEvi.iaxog zd "/.azd 
if.v iSli'Aaiav shfi'LOvtOy naatv M/norccTwg XQ^^df^uvot ' %iov ze 
yaQ ßQ€(p<7)y rd fiiv e^eXiKoVy rd de ^i^Xotg 7ceQi7celQ0iteg'^) 
uhrji^ov iv 7CVqI' rcqog de Tovg T(iß XQOVOj 7tqorfMVTag Ttdv 
elÖog jioivr^g hieöeivivtn'ro^). Ol de evxbg ziov yLvofieviov iv 
alaO-fjaei yeyovotegy draneidaavteg tdg 7cvXag 'unt* avtiTtv 
fSfjeoav ' '/.aQzeqov de xiivr^acTa avQQayevrog^) 7Coke/nov 7rof- 
livoQöOL ELaü) TOV '/MOTQOv yeyovttoiv ey.O'Vfitjg rüv.Noq^dviov 
dyawiaafieviüv xai (og rfjv Iclav^) mtaaav dvalaßo^evoi xar- 
elaßov avO'ig xt^v ^EkevovTtoXiv, Aoyov de dvaf,iexai:v ^ acxiov 
te '/ML Tiov ^lij oiv avxoig d7reXü'övxiov (Reo. 8. ReifF. 34.) 
yjvtiO-tviogj b/toia rfiXel ev xoig xoiovxoig yivead'ai, xov (pü-ovov 
xöv V-vfiov dvaffXeyovxog xiov dTVoXeupO-evxiüv '/.dvxevi}ev 
dilnpiaxiag dfAfpolv yevoue'vtjg oi xoXftrixiac NoQfAayot d/ioy^Qi- 
^eVx€i: arO^tg xf]v SegiyoQdov^) yuxxaXaßovxeg e^ erpodov xar- 
ioxov^y DJaO-iov de x6 yeyovbg b ^ovXxdv^^) xar' avxtjv i^iexd 
drroxpfdotig dvvdf.i€tog e:y,7cei.i7tet xbv^EXxdvi-v. 7) de naxaXaßtop 



aiQEi ftev xt^v xeQiyoqdov, xiov de NoQ/.iaviov xovg fiiv ^icptov 

*^axOy xovg de '/,ai LioyQiav^^) i]ye f4eXext]aag 



<taqavaX(o^ia e7ioi7]Oaxo, 



') Siehe oben Seite 177. 

*) Si^»he oben Seite 179. Du Gange macht zu 'EXeyovnoXty die Be- 
Jiu»rkunj(: ^Transuiisso treto Petrum ad Portum, qui vocatur Civitot, 
aifiitra nietatuiii nrribit Albertu« Aqu. lib. I, c. lÖ. Kst vero Helenopolis 
Bithyniae urb« ad DracontiH fluvii ostiunu in Nicomediensi einu, Drepanum 
olim dieta, et ab Helena Constuntini M. matre, quam ei natiilem fuisse 
«iunt nuncupata, ut est apud Cedrenum A. XX. Constant. Procop. lib. 5. 
iJe Acdif, JuKt. Euseb. lib. 4. de Vita ConM. eap. 61. Philostorg. lib. 2. 
cup. 13. Socrat. Niceph. etc. Eiusdem oppidi meminit Porphyrogeneta 
in Thcnuttc Obseq. ut et Scylitzes et Glycas in Bomano Diogeiw^ 

*) MeXi^ciy d. i. pliedcrn, hier Glieder abschneiden, in Stücke zer- 
kauen; neqineiQiiy d. i. annjnessen; onti^eiy braten, rösten, lieber diesen 
Streifzujir vergl. man oben S. 18(5. 

*) (FCfßen die Erwadiscnen hetluiiigten sie jegliche Art von Grausamkeit. 

*i Xi(t(iriyyvf4t d. i. zum Ausbruch kommen. 

•) Die Beuk' soll nach Alb. I, 17 in 700 Och«en und anderem Vieh 
itei^taiideu haben. 

'> Ayufifta^v = inter. 

•*) IJeber Xerigordon h. oben S. 187. 

") Ueber diesen zweiten Streifzug siehe oben S. 18(3. Ausführlicher 
id« Anna liundeln hievon, wie wir oben gesehen, die Gesten. 

*") Snlinian II.-, vergl. Ekk. llierosoL e. 111, Anm. 5 u. XIV. Anm. 8. 

") l'ebr'r die ({efangennalmie imd Abfahrung eines Theiles jener 
Kreuzfahrer berichten auch die Gesten 2, H; Bcc. 122. 



308 Bßil- I- Anna Eomnena über Peter den Eremiten. 

x^elev y,ai avri]v ti)v ßaaiXevovaav *) TLaTaax^iv ytad-airtQ Ttogi- 
Cjia TL ravTtjv tvQtpiorEg. ^ErccQaaae di rag riov jrkeioviov vcai 
yevvaiOTftQtov tf'vxag 6 Bat^ovwog (bg naXatav (.n^viv tuxtcc 
Tov avro'ÄQaroQog TQeq^cov^). 

'0 (itv ovv nirgog f^ieza to rarra diayjjQV'AEvaat Travziov 
^rqotjyrjaafAevog tov Tr^g yioyyißaqöiag du7CBQaat TroQd^i-iov^) 
liETa (Poss. 286. Reiff. 33) Tteuov ^h yjliddiov 6y(Jo^xo>'ra, 
\7cniü)v di x*^^«^w avögiov fxarov*) xai öia t(ov ^uqwv Tfjg 
Ovyyqiag^) ti]v ßaaiXevovaav Tuxzshaßev. ^'Eavi ^tv yaq zd 
Tiov KekTiov yf-vog, wg €i'/.aaaL Tivd, '/mi dll(og Xiav O^tQuo- 
TccTOv "Aal 6^1', i/rav de yiai dq^OQuiJg dQa^oiTO, axa^cxTOi' ^). 
Tov di ßaaiXiiog diteq 6 JleTQog 7CQO£7re7c6vd'ei ^cagd Ttjy 



*) 'H ßcectXevovaa sc. Koyaraynyovnohg, Diese geheime Absicht, Con- 
stantinopels sieh zu bemächtigen, welche von Anna vomemlich dem 
Boemund zugeschrieben wird, ist nur eine Vermuthung Annans, welche 
ohne Zweifel aus dem früheren Verhalten der Normannen in den .TaJiren 
1Ü81 — 1084 und aus Boemunds späterem Kriegszug gegen das griechische 
Reich, im Jahre 1107, gefolgert wurde, aber als im Jahre 1007 beabsichtigt 
nicht zu erweisen ist. Dass allerdings diese Voraussetzung die nächst- 
liegende Ursache des Verhaltens des Alexius gegen die am Ki*euzzuge 
sich betheiligenden Normannen war, ersieht man aus der Darstellung der 
Gegta Francorinn (ap. Bong. 3, 40 tf. ; Rec. III, 124): Bei Castoria, wo 
das Kreuzheer Boemunds am 25. Decbr. 1096 sich gelagert, hielt man 
dasselbe für ein Heer von Räubern und verweigerte ihnen alle Lebens- 
mittel, wesshalb sie dieselben sich mit Gewalt verschaffen mussten. Am 
Aschermittwocli , den 18. Febr. 1097, wird Boemunds Heer unversehens 
durch die kaiserlichen Truppen angegriffen und dieser erfuhrt durch Ge- 
fangene, dass die letzteren im Auftrag des Kaisers gegen ihn kämpften. 
Dies Verhalten erklärt sich aber auis dem Misstrauen des Kaisers gegen 
Boemund und aus dessen Furcht vor diesem. Diese aber rührfi? aus 
der Zeit des ersten Normannenkriegs: ^Fortissimo autem viro Boamundo, 
quem imperator valde timebat, quia olim (d. i. 1081 — 1084) saepe cum 
suo exercitu eum ejecerat de campo, dixit" etc. (resta 4, 49; Hec, 125. 

*) Es ist aber Thatsache, dass Boemund sich den Vorschlägen des 
Alexius gegenüber vor den Andern willfährig gezeigt hat. VergT. Gefsfa 
4, 49; Jlec. 125. Hätte Anna diese Erzählung über den ersten Kreuzzng 
in den Jahren 1098 oder 1099 geschrieben, sie würde sicher ein anderes 
Urtheil Über den Nonnannenfiirsten gehabt haben; allein der Krieg vom 
Jahre 1107/8 war geführt worden, bevor die Alexius abgefasst ward, da 
musste das Urtheil anders ausfallen. 

') Du Gange: ,Non Adriatico mari traiecto, quod vult Anna, sed 
liOtharingia, Franconia, Bavaria et Austria transcursis in Hungariam et 
Thraciam pervenit Petrus.'* Vergl. oben S. 140—109. 

*) lieber diese Zahlenangabe siehe oben Seite 159 und Ekk., INeros. 
p. 132. 

*) Siehe oben Seite 143 ff. 

*) Im liec, werden dies«» Worte übersetzt: ,iFiSt enim Galloi*uni gens, 
ut ex re (^uivis conjecerit, quam alias i)raefervida et promptissima, tum 
vero^ quando etiam impulsus accesserit, prorsus cohiberi nequit.* 



Beil. I. Anna Komnena über Peter den Eremiten. 309 

TovQ'/Aüv y^ycfiaxoiTOc; xal avf.t(iovXevovioc: artto "Kai ti]v tiov 
koiJiiov Y.Ofo]TU}v y,a^teQt^aaL eXevoiv, ovk i/teix^ezo ^oqqiov eig 
10 TvlP^O'og TÜv öWETtofiiviov arifpi), xai diarceQccaag ijrt^^azo 
ibv /cr^axa el'c; t£ 7CQXi%viov ElevovTioXiv^) ovoiiaCopievov, 
*H:r€l de xal NoQfidvoi tovtuj avveiJtovvo eic; dtTLa x^Xiddag 
;iuaovftevoi, a/roxpt-ö'eWej,* rov Xoucov OTQarevinarog zd 'Mxxd 
ti]v ScAaittv tXtfCtovTO^ ndoiv Mf.iotdTa)g xqrjad^itvof xiov te 
ydq ßQE(fiov rd fitv ifielitov, rd de ^vXotg 7C£Qi7ceiQ0vreg^) 
uhTTiuov iv TtVQi' 7CQog de Tovg ^t(ij yiQovoj 7CQor^%ovTag rräv 
Et dag 7T0ivt^g hiEdeiviviivro^y Oi de evxog tmv yivo^evMv iv 
aiatß-f^üEL yeyovovegy dvariEtdaavzEg zdg 7cvlag xar' avuTiv 
eS.}]Eüav • 'AaqxEqov df. r/yvtxarr« avqqayivrog ^) 7coXef.iov Tta- 
Xivoqaoi, el'aiü rov vMotqov yEyovaaiv e7iO'Vf,i(og twv NoQfidviov 
dyioviaafieviov' Y,ai (og trjv Xeiav^) aTcaaav dvaXaß6f.iEvov 'Axn- 
ikaiiov arO-tg ri^v ^EXeroinoXiv. ylbyov de dva\AExakv ^ otiwv 
IE xal Ton' ftii aiv arzolg d/fEkO^ovzwv (Rec. 8. Reiff. 34.) 
'/Avi^l^evzog, byiola (pikEi ev zolg zoiovzoig yivEOÜ-aij zov (pO-ovov 
tifv V-Vf-tov dva(fkeyovzog zcov dTtoXeifpO-evzojv '/.dvzEviyEv 




toyov^y Mal^iov de z6 yEyovog o JSovlzav'^^) zar' avzcdv fiEza 
d:ioxQfoofjg dvvdfiEwg evL7rei.i7iEL zov^EXydviiv, Y) de y,azaXaßibv 
(uqeI jjey ztjv xEQiyoqdoy, zwv de Nogf-iaviov zovg ixev ^irptov 
.'ffxQavdXfo^ia e7ioii^aazOy zovg de xat Uoyqiav^^) ijye fXEXEzr^aag 

') Siehe o)»en Seite 177. 

*) Siehe oben Seite 170. Du Gange macht zu mXeyovnoXiy die Be- 
merkung: ^TransmisHO ireto Petiiuu ad Portuni, qui vocatur Civitot, 
ciiötra nietatuni »erihit An>ertus Aqu. lib. I, c. lö. Est vcro Helenopolis 
Bithyniive urbn ad Draeontis fluvii ostiuni, in Nicomediensi sinu, Drepanuni 
r)lini (licta, et ab Uelena Constantini M. matre, quam ci natalem fuisHe 
uiunt nuncupata. ut est apud Cedrcnum A. XX. Constant. Procop. lib. 5. 
De Aedif, Just. Kuseb. lib. 4. de Vita Const. eap. öl. Philostorg. lib. 2. 
ijip. 1»5. Socnit. Niceph. etc. Eiusdem oppidi meminit Porphyrogeneta 
In Hicmafc Obscfj. ut et Scylitzes et Glycas in Bomano DiofjencJ^ 

') MtU^eiy d. i. fjUetiernf hier Glieder abschneiden, in Stücke zer- 
fuiuen; ntfiinfi^eiv d. i. anspie-vien; onrii^uv braten, rösten, lieber diesen 
Streitzug vergl. man oben S. 18(i. 

*) (irf/en die Jih'iracJiscnen bethätigten sie jeplicfie Art vmi Grausamkeit. 

''\ ^i'(i()riYfi\ut tl. i. zum Aasitrudi kommen. 

*) Die IJeut^j soll nach Alb. 1, 17 in 700 Ochsen und anderem Vieh 
) gestanden haben. 

") 'Aytt/jt£Xfxiv = iuter. 

") Ueber Xerigordon 8. oben S. 187. 

**) lieber dirnen zweiten Streil'zug siehe oben S. 18(3. Ausführlicher 
aU Anna handeln hievon. wie wir oben gesehen, die (testen. 

"") Soliman 11.; vergl. Ekk. llin'osol. e. 111, Anm. 5 u. XIV, Anm. :J. 

'M Teber die Gefaugennahmc und Abführung eines Theiles Jener 
Kreuzfahrer berichten auch die Gesten 2, 14; licc. 122. 



310 ßcil. I. Anna Koninena über Peter den Eremiten. 

of.ta '/.al iMtta tiov avvaTCoXeifpiylyriav TiTi Kov7L0v;TitQ(iK Kai 
loxovg fiav iv ijtmaiQOig 'A^araaz/joag ronoiq^ wg av h ih 
xofTff Ttjg NiTcaiag aniivai rovroig aitgoonnog^) ^ininiona; 
avaiQiovraiy yivcocKtüv di xcf/ to züv KeXziov igaaixiji^fJtfnGv^) 
dvo Tivag dgaarrigiotg^) ztjv yvaifirjv fietaTtefitjfdfAivog hetEl- 
lato aneX^eiv nqog rö aTQav€i'/Aa zov KovnoiTtizfOv rfiotr^r- 
'ÄEvovzagy wg oi NoqpLavov iMxzaaxovzeg zi^v NiTiaittv dacfiov^) 
ziov ivorzcjv iv ctizf] noiovvzai. ^vz7j i) (ptj^tj zovg fieta lov 
nizqov^) avvovzag yunaXaßovaa deivtog avvezaQaSe' (Ven.227) 
daaf.i6v yoQ xat XQW^'^^ anijTLOOzeg TtaQoxQfjfia ztjg naqa Tf]»' 
Niycaiav (peQOvarjg odov davvzaK,zwgijtpuvzo iTtiXax^ouBvot fiovovov 
'/.at azQazKaziycfjg ifiTteiQiag "mcI zfjg zöig 7cqbg ^0%^ intomv 
evzaSictg '). ^'Eazi f.iiv yaQ xai aXXwg zo zwv Jlaziviav yivog^) tfi- 
loxQrjfiazcozazov, (P0S8. 287) oianeQ aviod^tv eigrjzai ®), iicav it 
'/.ai Ttqog nazaÖQOfiijv x^Q^S aTtovevaeu^), xöt koytif ^?} x^f*^^^ 
dxaXivayioyrjzov^^). (ßeiff. 35.) Mfj Tcazd azoixovg öi (jtt'xe 
iXadov TtOQevofiBvoi zöig 7V€ql zov jQQXOvza Xoxiioi^^^) Tm^ 
TLOig TteQiTtinzovzeg oiTLzqwg dvyQovvzo^^). (Rec. 9.) Kai 
zoaolzov 7tXrj&og KeXzcov ze %ai NoQfidvwv egyov /ic^ai^^ 
^lafiatjkizinijg iyeyovei, loaze zä iyuxazaxov lui^eva i,Bit}*am läv 
cLTtoacpayivziov dvÖQwv avyKO^iiaavzieg ^iyiazov ov Xotfov q^ui 
ovde ßovvov ovdi axOTtidv iitoujaavzOy dXV olov oqog viprjUy 
Aal ßdd-og Y.ai nXdzog d^ioloycozazov dnoXafißdvov" zoaovjo^ 
B'AUzo 6 zcov oazidv yiohüvog' aal zireg vozbqov züv h m 
avzov yivovg züv aTtoufpayivzcov ßagßaQwv ei axfjftazi noht^i; 



*) 'An^ooTtTOK, unvorhergesehen. 

•) Vergl. hiezu die Worte Annans zu Aniang de» auB ilirciu BncLe 
entnommenen Abschnittes, oben S. 304, Anm. 1. 

"> jQaatr^^ios ist tJiaikräftig , unternehmend, hier Wagbälae, ver- 
schlagene Menschen. 

*) Jaouhy noiBiaO^i, eine TheUung rorneftmen, hier der in Nicea vor- 
gefundenen Beute. Im Bec fehlt das Wort iyovzwy. 

*) Recueü: rovf tw Hitoia, 

«) Siehe oben S. 193. 

') ritfog fehlt im liecueil, 

») Vergl. oben die Note * u. S. 304, Note ^ 

*) Kata^iiouri ist zunächst das Anrennen gegen etwas^ dann Streififtgi 
unoyivety ist Neigung zu etwas Twiben. 

*") Axa^^ytfyciyrjTog^ unlenkbar; Possiims übersetzt <lie Worte: nttlk 
ratiane refrenari potest Ganz gleich lauten die Worte der (reiften 2. p\ 
Bcc. 122 B: [^Petrus vero heremita paulo ante ierat Constantinopoliin,] 
00 quod nequibat refrenare illam diversam gentem, quae nee illuni, nee 
verba eins audire volebat." 

") lieber das Drakoflüsschen und dessen Schluchten «. oben »S. 104. 

") Am 21. Octbr. 1096, wie oben S. 193 berechnet wurde. 



Beil. I. Anna Komnena über Peter den Eremiten. 311 

olxoSo^it^aavteg xc/^og f,i€G6fjßoXd tiva ycaO^djrsQ xdx^Tßag ^) 
%d oaza Tiov aTtoXcjXotiop iviO-evro tqotzov tivd rdq>ov avröig 
ti]v TtoXiv Tfoiovfievoc^)' Ijrig xof/ eig t^iabqov^) iatarai retei- 
XiOfiii'f] Ofiov T£ lid^oig xai oatoig avafil^ exovaa tov Jteqi- 

rioXav. 

Jidvttüv ovv ^iq)wv TtaQovdXtofia yeyovoTwv ^lovog 6 TlltQog 
fibz^ oXiybJv rtviov eig ^EXevovnoXtv av&ig VTtooTeipag elatjei' 
Ol di TovQ'AOi avd^ig tovtov evrjdqtvov e'üXv id-eXovreg, *0 de 
ctvTOXQaTcoQ ünavTa drArpLOwg tuxI ttjv Toaavrrjv avöqoyLxaaiav*) 
ßaßaiiüd^elg iv deiw^ inoieixo, ei yuxi 6 THxqog aX(ift]. /7o^- 
X^?;/io*) roiwv ^exaite^i^pd^ievog xov KataycaXwv Kußvarav- 
rivov zov EvipoQßrp^ov, ov 6 Xoyog iv TtoXXolg ijdtj ifivr^ad^i]^\ 
drtoxQioaag ^) dvvdfjietg iv vaval TtoXefiivuxig (Reiff. 36) ifAßaXwv 
öiartovTtov eig dgwyfjv aixov 7t€7to^q)e. Geaad^evoi de tovtov 
Ol TotQxoi yuxraXaßovra q>vyadeL<f^) ixQi^cfccvTO' 6 öi f.if]di 
fit'KQov ävapieivagy ävaXaßofxevog tov nhqov ^uera tcov avv 
aiV^), ^tftot^) ydq i^aav, diaaiotei^^) nqbg tov ßaaiXia. 

Tov 8f ßaaiXeiog avaixifxvrjayiovTog avrbv r/Tg aQxrjd-ev 
dßovXiag avTOv TLal onwg Toig avTOv VTtod'rjijioavvaig^^) /u?} 
TieiO^Ofuvog Toaovroig iveiteTtTtixec deivoTg, OTtola yiavlvog 
v^avxfjv^^) ovxl eavvov cutlov tov tooovtov 'acctlov sXeyev, dXX^ 
f'AEivovg Tovg /</} avTiT) ^cei&Ofievovg, dXXq To7g idioig d-eXii^piaai 
XQiOf.iivovgy (Rec. 10) XfjOTag aTtonaXwv TovTovg Kai aqnayag 



^) Kaxhfij SteincJien; Possinus: ^multa j)ro cacmento caesorum ossa 
Utpidibus nwctierunt* 

«) Siehe oben S. 210. 

') Nach Oster, Anna Komnena II, 32 habe Anna den Plan zur Alexias 
nach dem Tode ihres Vaters, also nach dem Jahre 1118 gefasst und erst 
ca. 1 148 vollendet. Es würden die Worte dg irifieQoy sonach innerhalb dieses 
Zeitraumes liegen, wenn man nicht lieber annehmen will, dass auch die 
Abfassung dieses Passus, wie so manches Andere in der Alexias, in eine 
viel irühere Zeit zu setzen ist. 

*) 'Ay^^oxTctaia d. i. Mannermord; häufig von Anna gebraucht. Vergl. 
auch niad. 23, 86. 

*) Das Datum siehe oben zu S. 197, Anm. 3. 

®) Anna Eomn. hat über Constantlnus Euphorbenus Catacalo schon 
berichtet in lib. X, Poss. 274. 279, Reiff. 11. 12. 20. 

') jinox^offai dvyccfi€tg d. s. genügende Streitkräfte. 
*) ^vyaJu« d. i. Flucht. Siehe oben S. 198. 
•) 'I^iToi d. i. ixtuci. 

'") jMOM^Bt^y i. durdirctten, glücklich durMringen. 
") 'Yno^rifioavyfi i. der Einem an die Hand gegebene Rutli^ Er- 
muhnun^» 

**) 'ytpavxflVi lyosy mit hohem Nacken, hier stolz, sich brüstend. 



312 Bgü- I- Anna Komnena über Peter den Eremiten. 

xai [.ir^de Ttaqa tov ISuTi^Qog eig TtqoaKvvrjCiv rov ^Ayiov 
Ta(pov diä tavza di'KTOvg^). 

Ol fxev ovv Tiüv ytaxiviüv, OTtolog o Baifiovvrog tuxI ol 
zovTOv bfioq^goveg, egcoza Ttjg tüv ^Pionaiwv agx^jg ^x fAcmgov 
exovreg-) nai ravrrjv lavzoXg 7ceQC7ton^aaad'ac ßovlofAEvot, 
7cq6(paatv Tt)v zov nirqov diaxrjQvvievaiv evQtjKOTeg^)^ (Poss. 288) 
log eiQTjTaty zf^v Toiavrtjv atyxiVi^fr iTtou^aaPro ajcavrjaawEg 
Tovg aY,eqai<niqovg y,at axf]f^aTiK6fi€V0L xara twv Tovqxtov aueq- 
XEO^ai eig i^dr/^riaiv rov ^Ayiov Taq)ov rag Idlag iTtiTtqaanov 
Xioqag^). 

|Poss.^ 294. Ven. 232. Eeiff. 47.) Kai yaq 6 fiiv llirqog 
i§ avTtjg aqxT^g elg 7cqoayiivr^aiv rov ^AyLov Ta<pov njv roaavrtjv 
bdoi7toqiav dvede^aro^), oi dt ye koutoi yLO/LUjreg %at rovziov 
fialXov Ba'i(.iovvrog 7caXaiav fitjviv Tiara rov avroTcqdroqog 
rqi(povr€g y.ai evyuxiqiav l^tjrovvreg dvriTtoiva rovr(ii Ttaqa- 
axtlv riig Xaf,i7tqag iytelvfjg rix/yg, T^v ijqaro xöt' avrot, onore 
xar« rtjv yldqiaaav ®) rov (.ler^ avrov atr/^i/;« Tcolt/iov, ofioyvio- 
f.iovtjaavr€g yxxI ahrr^v rt]v ^eyaXoTtoXiv yxxraaxsiv oveiqcorrovreg 
elg rt]v avrrjv elrjXv^eiaav yvcifit^v (xai rovrov 7toXXd7ug ifirrj- 



') Vergl. oben S. 201. 

') Siehe oben die Bemerkunj^en zu S. J^08. 

') Ist eine giuiz unerwicKcne Behauptung. Nach Anna's Meinunfj 
wären die lateinischen Fürston nur unter dem Vorgeben, da8 h. Grab 
zu eroljcrn, ins Morgenhind aufgebrochen, der eigentliche Zweck pei 
vielmehr gewesen, da« gi-iechische Reich zu stürzen und selbst in Besitz 
zu nehmen. Um diesen Zweck zu erreichen, habe die Predigt Peters 
willkommene Veriinlassung und gewünschten Vorwand gegeben. Dieselbe 
Anschauung spricht sie auch in der ^ZexiVis Poss. 294 , ReifF. 47, Stf. aus, 
welche Stelle wir hier im Anschluss an die vorliegende Stelle folgen lassen. 
Ihr ist auch Palgrave in HiMory of Nonnandy and of England (18li4) 
IV, 471 ff. gefolgt, ohne jedoch deii Beweis für die Richtigkeit erbracht 
zu haben. 

*) Anna scheint wohl von allen nach dem Morgenlande ziehenden 
Fürsten vorausgesetzt zu haben, dass sie vor ihrem Wegzuge alle ihre 
Li'uidereien verkauft haben, und nicht allein von denen, welche nach 
denn ersten Kreuzzuge in Palästina und Syrien zurückgeblieben waren. 
Doch war sie auch hierin im Irrthum. 

^) Vergl. oben S(»ite 304. Peter erschien den Griechen unter aUen 
Anführern beim (»rsten Krenzzuge als der am wenigsten gefährliche. 
Das imbotmilssigc Treiben und die Zügellosigkeiten, welchem seine Leute 
zum Nachtheile der (rriechen in der Nähe Constantinopels «ich hingaben, 
worüber die Gesten Näheres mittheilen, kam bei Aima weniger in Betracht 
gegenüber der Politik, welche die übrigen Anführer befolf^ haben sollen. 

^) Die Schlacht bei" Larissa in Thessalien, in welcher Boemund sein 
ganzes Lager verlor, nachdem er die Stadt 6 Monate hindurch belagert 
imtte, ist im Frühjahr 1083 geliefert worden. Boemund konnte sich 
nicht mehr in dortiger Gegend halten, sondern musste sich ^"ieder nach 
Custoria zurückziehen. Vergl. Alexias (ed. Bonn.) I, 244. 249. 



Beil. I. Anna Koinnena über Peter den Eremiten. 313 

fAOvevaafiCv aviOx^ev^)^ TtTi f^iv q>aivofisv<p tt]v '/tQdg za ^legoaS- 
XvfÄa odotTCOqiav rtoiovfievoiy r^ d'äknO^eitf rov avxovLqaxoqa 
T^t: ffpx^i»* Tvagakvaai tuxl t/)^ fieyalo/ioliv -^axacxeiv id^e- 



Aus Alexiadis Lib. XL 

(Poss. 326. Ven. 258. Eec. 61. Reiflf. 100.) Ol ös ye 
^(xvlvoi VTio T« Xijiiov TLal owB^ov^ jcokiOQVLiag deivwg nikto- 
/Lievoi TTQoaeXijXvd'oteg zot elg 'EkevovTioXiv rote ryrrry^tWt 
flirgfit TiTt tTtiaviOTKii avrüv^), wg 6 Xoyog cp^daag idrjXwaeVy 
t'zovvTO ßovXtjV i§ avTov. '0 6i /rgog avzorgy „Idyvorg'^ q^i^oi 
yjTfjQt^aai eavTovg vTtoaxo^ievoi, fiexgig av tfjv^IeQovaaXfßi Kata- 
kafii^t€f 7raQißrjfiBj olfiai, ti)v ivr ocj/eatv ^). Jia tovzo rvv 
ifnv ov'/, ircaQy'^yet (hg z6 Ttqozeqov o Qeog. Jet ovv tJiLöZQa- 
fft^vai TiQog zov Kvqtov '/mI zag orpiov a/toy.XavaaaO-ai 
a^aqziag^) iv aaAMtj tloI aitodtTt ymI dd'/,Qvat ^eQfAoig zijv fuezd- 
%'oiav evöei^afAtvorg yial navvixoig devaeac. Toze dij oxoXdaio 
Tuxi avzog vniq vfAtov z6 Qeiov i^iXeoviaevog.^^ üelx^oi'zaL zaig 
zov dqyjeqiiog Ttaqaiveaeai. Kai jue^' jj/.iiqag zivdg i/, 0-eiag 
6fig>fjg TLivTjiyüg 6 dqxieqevg^) ^ezaTtSfiipdfievog zovg fueyiazä- 
vag'') ziov Y,0(.itjz(ov nagtjyyvazo de^wd'ßv dioqvh:at zov il^vtria- 
azr^qiov ^) •Aa/.tiaE zov ayiov evqtjTisvai nXov ^). To irvizaxO^iv 
orv TiEnoufAozEg, ijcei /«} evqiOTLOVy anavaazqiipavzeg f,iezd 



*) So in dem vorigen der Alexias cntnoulmenen Abnchnitte. 

•) Hier verwechBclt Anna den Einsiedler mit Adhöniar von Puy. 
Diener war es, der dem Heere inHgesammt vor und in Antiochion der- 
VLrtif?e Indulgenzvorschriften gab und schlechthin als der -B«sc/io/* bezeichnet 
werden konnte. Vergl. Raim. (Rec.) 245, F: ,Pracdicavit eo tempore 
ejHHCOpus tnduanum jejunium; et cum processione, orationes et eleimo- 
Y^jnes ad populuni* etc Vergl. oben S. 227. 

*) *}'7roa;|fCfl*i' rraqaßaiyeiy^ (las Gelübde iibertreten» 

*) 'Afutquas t'moxXaieiy, die Sünden beklugen, bereuen. 

*) Hier verwechselt Anna den Einsiedler mit Petras Bartholonieus, 
der da» Gesicht gehabt, worin ihm der Ort angezeigt wird, wo die Lanze 
v»Tborgen lag. Doch war auch dieser nicht der «p/tc(>fvff im Sinne 
.\nna*8, sondern, wie schon bemerkt, war es Adhemar von Puy, 
von dem Raimund de Agiles aber ausdrücklich behauptet, das» er, 
al« Petrus Bartholonieus von diesem Gesicht« erzählte , es nicht 
t?eglauV»t habe: Rec. 255: „Episcopus autem nihil esse prai'ter verba 
I>utavit.* 

•) Meyiautyfi sind die llolven, Vctrnehmen, Ifäuptlingc. 

') Es war die« der Altar in der St. Petrikirche zu Antiochion. 

■) V/Aof eigentlich in der Bedeutung Nagel, hier nach den abend- 
ländischen Eraählem jene „lancea quae latus Christi aperuit". lieber 
«lieselbe vergl. man die ausführliche Bemerkung Du Gange 's zur Alexias, 



314 ßeil. II. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt 

ax^vfiiag tyv rov Ctjrov/jivov öiauaQzlav^) äntjyysXlov. *0 di 
i'4,T€yiaT£Qov rtjv dirjaiv noitjcafievog im^eXeazeQOv tijv tov 
L,fjTOVfievov availfi]Xd(pt;aiv itoiijoaa&aL iitetattev. (Reiff. 101.) 
Ol de '/mI av^ig e/rh]QOvy to neXevaO-iv yuxi tov ttjTOVfievov 
ei'QrfAOzeg ögofianog (Poss. 327) Tii» Tlezof^t nqoaifftqov xa^a 
•/ML cpQr^f]') ovvexofievoi. KaicTOTe tog ayvitniq^) xwv üÜmv 
xiTi ^laayyihj iv zaig fiayaig zov aeTtxov 'Kai S^elov ivexet^i- 



Beilage II. 

Die Erzilhlaiigcii Ober Peters erste Pilgerfahrt mid 

Vision. 

Es ist von Interesse zu den oben Seite 62 ff. gegebenen 
Erörterungen über die Vision des Einsiedlers, insbesondere zu 
dem dort angedeuteten Verliältnisse der Quellen unter einander, 
aus welchen die Erzählung über dessen Pilgerfahrt und an- 
gebliche Vision geschöpft worden , diese Quellen selbst vor 
Augen zu haben und mit einander zu vergleichen. Wir 



ro88. 242; Rcitf. 586; Ekk. Hieros, XIV, 9 (p. 152) u. vomehmlicli Riamt, 
Kpititola Alcjü ad Bob, Flandr. (1879), prelt pp. LVI— LVm. 

') JtttuaQtuc ist hier das NiditerJialten , das Verfthlihahen. Von 
einer gewissen Muthlosigkeit , welche nach einem tagelangen Abmühen 
und Nachgraben, ohne dasa die gewünschte Reliquie aufzufinden war, 
Einige befallen, erzählt auch Raim. 152, 40; Bec 257. Dase sie einen 
wiederholten Befehl zum Weitergraben von Peter resp. Adhemar empfangen, 
ist ebenfalls unrichtig. Dagegen war bei der Ausgrabung anwesend 
Bischof Wilhelm von Orange imd Raimund der CapeTlau Riiiniunda von 
Toulouse, welche den Muthlosen offenbar neuen Muth zugesprochen haben, 
bis man die Lanze fand. 

*) ^Qixri i^^ *°i^ heiligem Schauer verbundene Elurfurcht vor der 
Gottheit. Der Tag der Auffindung war der U. Juni 1008. Vergl Raint 
de Agiles a. a. 0. Dass Anna den 'laayyeXrig d. i. Raimund von Touloui'e 
als den nyytüTeoot^ von den Anführern nennt, mag daher konuuen, dass 
dieser in der Folge auf den besten Fuss mit dem griech. Kaiser sich 
zu stellen gewusst hat. Vergl. Ekk. Hmosol XXVI, 3 (p. 252); auch 
AlexitiH lib. X, ed. Reiff. 6(i: ,2ov ifc' yc ^hayyiXriP riynna f)iatp€Q6yito( ^tn 
T€ TO TiCQioy avT(o tov q QovtjuctTos xal Trjs i;:toAiJi/»£öv to (cvo^evToy xai to 
TOV (iiov xa^aQoy^ yiytoüxwy afxa xal onoaoy avttu if^s uXriO-iias fiiXii /iij<f<»' 
tuvTt^g fir^^inoT^ TiQotifÄtüfjiiyti},'^ 



Beil. IL Die Kr/ilhlungen über Peter» erst^j PÜgerfabrt. • 315 

stellen desshalb dieselben zu diesem Zwecke hier neben 
einander, und zwar in folgender Ordnung: Albert, Historia 
belli sacri, La chanson d^ Atitioclie, AVilhelm v. Tyrus, Roger de 
AVendower, Diese Reihenfolge entspricht auch, wie uns 
scheint, der richtigen Zeitfolge, in welcher diese Stücke ver- 
fiisst, bezw. in die genannten Darstellungen aufgenommen 
worden sind, worüber wir aber, veranlasst durch die Er- 
örterungen, welche neuerdings Pigeonneau einerseits und 
Paulin Paris ^) andererseits in Betreif der Abfassungszeit 
der Chanson d'Antioche gegeben haben, noch Einiges voraus- 
schicken müssen. 

Ich halte mich zwar zunächst nicht für berechtigt, über 
clie früliere oder spätere Abfassung, bezw. Umarbeitung dieses 
Gedichtes durch Richard le Pßlerin, bezw. Graiudor de Douai, 
oder wer immer der Verfasser und Umarbeiter gewesen sein 
mag, ein massgebendes ürtheil zu ßillen^), da ich zu wenig 
Erfahrung und Kenntniss in der Unterscheidung des alt- 
französischen Sprachidioms der einzelnen Perioden besitze, — 
dennoch aber steht mir soviel fest, dass es eine vollständige 
Verkennung des Characters einer ursprünglichen Quellenschrift 
ist, wenn behauptet wird, dieses Gedicht, und zwar, wie es 
in seiner ersten, nicht überarbeiteten Gestalt noch erkennbar 
sei, würde den urspiiinglichen Quellen gleichstehen, ja bilde 
sogar die Grundlage, aus der selbst der Anonymus der Gesten, 
resp. Tudebod, seine Nachrichten entnommen habe. Wenn 
man nemlich diejenigen Stücke der Chanson, welche nach 
Paulin Paris das ursprüngliche, jetzt verloren gegangene Ge- 
dicht gebildet haben sollen, einer näheren Untersuchung unter- 
zieht und mit den Gesta Francorum oder deren Copien 
vergleicht, so wird man sich bald überzeugen, wie ungerecht- 
fertigt diese Annahme ist, indem man bei den vielen im Ge- 
dichte sich findenden Fehlern, die nicht etwa nur in den 
zwei ersten Gesängen, sondern durchgängig in allen Gesängen 
hervortreten, zu der Annahme genöthigt wird, dass der ur- 
sprüngliche Dichter kein Augenzeuge gewesen sein und dess- 
halb auf Selbständigkeit seiner Berichte keinen Anspruch 



*) In den oben Seite 10, Anm. 5 genannten Schriften. 

•) Hiebei bemerke ich auch, dann wenn ich oben in der Abhandlung 
zumeiHt für die iJhaiison (VAntiodie den Namen des von Paulin Paris fiir 
den Ver<'a«ßer re«ii. Umarbeiter diescB Gedichte« gehaltenen (iraindor 
von Douai gebraucht habe, ich damit nicht behaupten will, da«s Graindor 
nach meiner Meinung auch der Verfasser oder Umarbeiter in der That 

fewesen isit; vielmehr weiss ich recht wohl, dass diese Annahme von 
^aulin Paris keineswegs ganz sicher ist. 



316 Beil. II. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 

machen kann ^). Der Irrthümer sind es in der That zu viele 
und zu deutlich in die Augen springende, als dass das Gegentheil 
zugestanden werden dürfte, und die Uebereinstimmung bald mit 
dem einen, bald mit dem andern dec Prosaisten ist zu schwer- 
wiegend, als dass angenommen werden könnte, diese hätten aus 
der Chmismi geschöpft, so dass der eine diesen Passus, der andere 
einen andern herausgenommen und nicht vielmehr der Dichter 
selbst eklektisch verfahren sein sollte und zusammengelesen, 
was ihm bei den verschiedenen ihm vorliegenden schriftlichen, 
vielleicht auch mündhchen Mittheilungen am besten gepasst 
hat. Dass dies in Betreff der zwei ersten Cliants des Ge- 
dichts der Fall ist, dagegen hat auch Paulin Paris nichts 
einzuwenden, welche Stücke ja vom Ueberarbeiter herrühren 
sollen und nicht vom ursprünglichen Verfasser ^). Allein wenn 
der Ueberai'beiter des Gedichtes Chant I, caupl, III, p. 6, sagt: 

„OX Taves conter en une autre chan9on, 
Mais n'estoit paa rimcc ensi com nous Tavons: 
Riniee est de novel et mise en quaregnon. 
Kt cü qui volentiers en entendra le son, 
Diex li otroit qu il ait de s'aine garison, etc.** 

so heisst dies doch wohl: die, welche seinen (des Ueber- 
arbeiters) Gesang hören würden, hätten bereits einen andern 
gehört, der nicht also gereimt war, wie der seinige. Diesen 
nicht also goreimteu habe er jetzt in neue Reime gebracht — 
mit andern Worten: er, der Ueberarbeiter habe jenen Gesang, 
überarbeitet und erneuert. Hieraus folgt, dass er das ganze 
Gedicht seinem ganzen Inhalte nach in andere Form ge- 
bracht, lind wir sind nicht berechtigt, so lange wir jenes 
ursprüngliche Gedicht nicht genau kennen, resp. nachweisen 
köinien, den oder jenen Gesang als nicht im ursprünglichen 
Gedichte enthalten ausscheiden zu dürfen, wenn nicht der 
Dicliter selbst ausdrücklich erwähnt, dass er hier oder dort 
einen Zusatz gemacht habe. Wir müssen also alle vor- 



M Man vergl u. A. Ch. 11, co»/>/. XIV (t. 1, J>G), wo der Dichto die 
KitU'r und Fürsten dos gesaninilen Iloeres zugleich und imtcinonikr von 
(,\)n8tantino])el nach Nicoa niarschiron laust; ferner läwst or(7i. III, caupL 
\U\ den Bocniund, und coiipl, XVII dius (c. I, p. 1(54) giuize Heer der Kranken 
auf ihrem Zuge nacli Antiochien über Tarsu« ziehen — da« Gesaniratheor 
hat al)er einen ganz andern Weg gt^noiunien und hat mit Ausnahme 
Tankredrt und Balduins Tarsus nicht gesehen. — Wie kivnn solch' eine 
durchaus falsche Darstellung von einem Auji^enzeuf^en herrühren?! 

'^) Nach Annahme V. Paris' in Chanson (VAiüiocbe II, p. oÜO habe 
(iraindor in den zwei ersten (iesänjren das (iedicht Richards nicht be- 
nutzt; niu'h seiner XoureUc Ktnde p. 43 soll nun die wirkliche Chnnson 
Uichards Chant I, couitL XXXIV beginnen. 



Beil. II. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 317 

liegenden Gesänge bis auf jene Passus, wo der Umarbeiter 
von sich selbst spricht und von etwaigen Zusätzen, die er ge- 
macht*), als auch im ursprünglichen Gedichte vorhanden ge- 
wesen belassen. Deragemäss kommen auch die meisten Fehler 
in den ersten Gesängen dem ursprünglichen Verfasser auf 
Rechnung, nicht minder die ganze vorliegende Gestaltung des 
Gedichtes. 

Kichtig hat darum auch nach unserer Ansicht Pigonneau 
die Chanson cCAntioche nicht als das Original der lateinischen 
Kreuzzugschroniken, sondern als deren Copie betrachtet ^) und 
dafür Beweise l)eigebracht, welche nicht wohl widerlegt werden 
können. So hat er u. A. plausibel zu machen gesucht, dass 
der Dichter aus Albert von Achen und den Gesta Francorum 
geschöpft habe. Wir stimmen ihm in Betreff Alberts voll- 
kommen bei und können noch andere nennen, welche ebenfalls 
dem Verfasser bekannt waren und von ihm benutzt worden 
sind, so insbesondere die Historia Francorum des Raimund 
de Agiles und die HisUma Hierosolymiia des Mönches Robert ^). 
In Betreflf der ersteren haben wir oben Seite 34 bereits eine 
Belegstelle bezeichnet; in BetreflF der letzteren wolle man nur 
den Bericht über die Gesandtschaft an Kerbogha bei Robert 
mit demjenigen in der Chanson eh. VII, coupl. 26 und 27 
(t. n, pp. 174—177) vergleichen. 

Was die Abfassungszeit anlangt, so sei mir gestattet, 
noch auf zwei Punkte aufmerksam machen zu dürfen. In 
eh. II, coupl. IX, vers 225 (tom. I, 87), wird Guigiers 
TAUemans genannt, welchen Paulin Paris für den Herzog 
Weif von Baiern hält. Wie kommt aber dieser Herzog schon 



') Dazu rechnen auch wir mit P. Paris die Couplets in Betreff der 
Mitthoihmgen Aber Peters erste Pügerreise, ob aber der ganze erste 
(rp.iiaiig biw Couplet- XXXI V^. dazugehört, müssen wir sehr bezweifeln. 

*) I^ Cycle de Ja Crois. p. 87 : ^Cest que la Chmison d'AntiocJie n'est 
<(u*un renuiniement , et souvcnt une traduction de la Chronique d'Albert. 
d'Aix et de celle de Tueboeuf, fondues avec une certaine habilete et 
tombinees avec des traditions locales dont le trouvere s'est fait l'echo.* 

') Was die Gesta Francorum anlangt, so haben wir immerhin einige 
tje^^rfiudete Zweifel dagegen; wahrschemlicher ist es, dass der Dichter 
die von den Gesten abgeleiteten Erzählungen benutzte. Die 
(ifAtcn sind da« genaueste imd treueste Referat ; Tudeliod, Robert, Baldrich 
liuijt'ii diesen Vorzug nicht; die Ouinsan aber hat viele Ungenauigkeiten 
diesem abgeleiteten Erzählungen mit diesen gemein — so vomemlich 
itiic'li die oben schon erwähnte, dass die Heere insgesammt und mit 
eiminder von Constantinopel nach Nicea gezogen seien — was ja durchaus 
unwahr und einer der diHitliehsten Beweis«' dafih* ist, dass der Dichter 
nicht konnt^.^ ein Augenzeuge gewesen sein. 



318 Beil. ir. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 

im Jahre 1097 nach Constantinopel, der doch in Wirklichkeit 
erst mit jenem zweiten grossen Kreuzheere vom Jahre 1101. 
und zwar im Mai dieses Jahres, zum erstenmal dahin gelangt 
ist^)? Ferner, wie ist es möglich, dass jener Fürst von Ar- 
menien, welcher den Balduin auffordern liess, seine Tochter 
zu heirathen: U Vius de la Montagne genannt und mit jenem 
Alten vom Bergcy welcher erst zu Ende des XII. Jahrhunderts 
eine Bolle spielt, verwechselt werden konnte*)? Fragen, die 
in Betreff der Abfassung des Gedichtes gewiss nicht über- 
gangen werden dürfen und mit Bezug auf das vorher Gesagte 
die Folgerung nahe legen, dass der Verfasser keineswegs ein 
Theilnehmer am ersten Kreuzzug gewesen sein kann, ja das 
Gedicht in seiner ursprünglichen Gestalt möglicherweise erst 
gegen Ende des XII. Jahrhunderts entstanden ist, sicher 
aber dessen Ueberarbeitung nicht vor diese Zeit gesetzt 
werden darf*). 

Nach alledem konnten wir wohl den Bericht der Chansm 
d'Antioche über Peters erste Pilgerfahrt nicht vor den 
Albertschen stellen, auch im Falle nachgewiesen werden 
könnte, dass die Vorlage, welche zu der CJianson (FAtdioche 
benutzt wurde, dieselbe war, welche auch dem Albert als 
solche bei Abfassung seiner Historia gedient hat*). Die 



^) Vergl. Ekk. Hierosol p. 233. 249. 

") Vergl. La Chatu^on d'Äntioche, eh. IIT, coupl. XXI, Vers 44i) 
(tom. I, p. 181. 185). 

") Dass das Gedicht erst gegen 1192 Überarbeitet wortlen, folgert 
auch P. taris I, p. LVIII. 

*) Vergl. P. Paris, NouveUe itude y. 42 und oben Seite as ff. E'' 
sei mir gestattet, hier noch die mir gütigst mitgetheilte Ansicht Riant*« 
über das Verhältniss dieser Schriftstücke zu einander, soweit dieselben 
die Reise Peters nach dem Morgenlande betreffen, anfügen xu dürfen: 
,1) Pierre n aurait pas ^te jusqu k Jerusalem, il aurait et^ arret« en rout»' 
(Anna Comn.). 2) La legende du pelcrinage de Pierre ä J<Jrusalera aiimit 
paru pour la premiere fois dans la premiere redaction, aujonrd'hui perdue, 
de la Chafiaan (ks CJietiß, faite probablement par Ouillaume IX, C«' «lo 
Poitiers, et peut-etre en langue d'oc. Dans cette premiere redaction «Iw 
ChtUfs, la legende aurait eu la forme que nous a conservee TJUsiona 
belli sacii, 3) La Cliatisofi des Chetifs a 6te remaniee au milieu üo 
Xll« si^cle et mise sous la forme actuelle ou sous une forme trds voisiiie: 
a cette epoque on annüt amplifi^ la legende en y ajout>ant la lettre d'' 
Simeon. 4) Albert d'Aix et Graindor auraient eu connaisfiancc . «oit 
directement, soit Vun par Tautre de cette seconde Chanson den Chetifr. 
Graindor lui aurait empnmte le Chant< I de la Chanmn d'Antioehe qoi 
n est pas de Richard le Pelerin temoin oculaire de la croisade : Tons \*^ 
chroniqueurs posterieurs auraient suivi Albert d'Aix. D me semble quo 



Beü. II. Die Erzählungen über Peters ernt^» Pilgerfalirt. 319 

Chanson (TAntioche als Ganzes ist nach der Historla Alberts 
vorfasst wordeu, wesshalb wir auch das vorliegende Stück 
nach demjenigen aus der Hisioria Alberts eingereiht haben. 
Ob wir aber berechtigt sind, auch den Passus aus der Hütorin 
heUi sacri vor den der Chanson cFAntioche zu setzen, lassen 
wir dahin gestellt und verweisen auf das bereits oben S. 33 ff. 
in dieser Beziehung Gesagte. Nach Wilhelm von Tyrus' Er- 
zählung haben wir die aus dieser geschöpfte des Roger de 
Wendover^), nicht aber die des Matthaeus Paris folgen lassen. 
Denn dieser hat nicht nur in seinen Chronica Majora^) den 
Roger de Wendover wörtlich copirt, sondern auch in seiner 
Historia Minor ^) eine Erzählung gegeben, welche nur in 
Wenigem von Roger abweicht. Am Schlüsse hielten wir es 
fiir nöthig; auch den kurzen Bericht von Guido de Bazochiis, 
sowie auf Seite 327 (Anm. 1) den des Jacob von Vitry bei- 
zusetzen^). 



cette th^orie, que je ne fais qu'eBquisser, rendrait compte de toutes Ich 
difficult^s.* Aus einem Briefe vom 24. Nov. 1878. 

1) Siehe oben S. 11 und 54. 

*) Matthaei Pariniensis monachi S. Albani, Chronica Majara, ed. 
H. R. Luard. Vol. II. London 1874. 

*) Siehe oben S. 11 und 54. 

*) Wie wir oben S. 54 bereits erwähnt haben, enthält der Bericht 
des Thomas Tuscus die Vision Peters nicht . obwohl Thomas sonst nicht 
wenig über den Aufenthalt des Einsiedlers in Jerusalem zu sagen weis^ 
und diese seine Mittheilungen meistens dem Wilh. von Tyrus oder einem 
Copisten desselben entnommen hat. Da dieser Bericht auch wegen 
anderer Eigenthümlichkeiten, von denen wir auf einige oben S. 50 schon 
aufmerksam gemacht haben, von Interesse ist, so wollen wir den Wort- 
laut desselben nach Böhmer, Fontes IV, 618, und Mon, Germ, SS. XXII, 500 
hier wiedergeben: «Quidam miles in annis probus et naturaü prudentia 
pntfditus, Petrus nomine, nepos episcopiMeldensis, devotionis causa 
peregrinari voluit et visitare Sepuicrum Domini. Qui cum pervenisset in 
J(*ruis. , loca S. a Sarracenis prophanari videns et Christianos ibidem 
gruviter opprimi , magno et profundo dolore confossus patriarcham 
JoroHolimit. adüt, cum ipso longum coUoquium habuit de miseria Chri- 
stianomm, düigenter sciscitatus est ab ipso, si Patriarcha sciret aliquem 
modum , per quem posaent Christiani torre illius a tanta Servitute redinii 
i'i Terra S. ad dominium Christianorum restitui. Asserit Patriarcha, hoc 
noii pOHse fieri, nisi per succursum baronum et virorum ecclesie occiden- 
UiÜH. Kogat Patriarcham Petrus, ut ad Papam i^er se Htteras mittat, 
que miseiiam Christianorum exprimant et redemptionis Terre S. auxilium 
petuut. Recipit Petrus litteras et continuo Cesaream veniens navem 
invenit paratam venire in Italiam. Ingressus eam brevi ultra modum 
t«^mpore in Apuliam venit, inde per terram Romain properat, Pape 
Urbano patriarche litteras representat, cum multis lacrimis Terre S. 
siatum roanifestat. petit, ut succurrere studeat tante neceflsitati. etc." 



320 Beil. II. Die Erzählungen Ober Peten» erste Pilgerfahrt. 

Albert Aquens.') Historia belli sacri^) LaChansoirAatMK'*! 

ca. 1125. ca. 1140. cc 1146—1250. 

[Lib. I. Cap. IL] 

Sacerdos*) quidam Fuit quidani eremi Or entendes Fi^-rt^uv 

Petrus nomine^ accola in Galliarum qiie promis rous aroo: 

quondam heremita, regione, Petrus no- Li comencemen« in*, 

ortus de civitate Am- m ine, vir quidem summe de la mueie Pienm 11 

biensi'), quo est in religionis, sanctisque de- fii neu en Ermine, »1 

occidcnte , de regno ditus actibus, ac omni« avoit fia maLson; Ai»'^ 

Francorum, omni vite hujus extremitate fu et creus de la X^tp 

instiuctu quo potuit, contentus , cujus®) ni- environ. Puis qw l 

huius vite^) constantiam mirum color penitus saint apostle prucchii 

primum adoiiatus est incultus erat , Spiritus rent le moni, Ne fb aB< 

in Bern *) , regione prc- fervens, pedes nudi, sta- tes hom ne« pour bin 

i'ati regni, factus pre- tura brevis, facies ma- dirc sermon. 11 mooU 

dicator in omni admoni- cilenta, tegimen vilissi- sur un a.sne*'), pii«« 

tione et sermone. Hujus ma cappa ; qui non equi, escherpe et bonl<» 

igitur') admonitione, non muli mulaeve, sed Droit au mostier Sui.« 

episcopi, abbates, cleri- asini tantum vehiculo, Piere a iaite «loriK'C 

ci, monachi, deindc laici, quocumque pergebat*), LamerpaMseiBarUt"' 

nobilissimi diversorum utebatur. a guise de boron.Vini 

regnorum prineipes, en «Therusalem par Di^j 

totumque vulgus taui anoncion"). 
casti quam ince^ti, ad- 
ulteri, homicide, füre»«, 
periuri, predones, Uni- 
versum scilicet genus 
Christiane professionis, 
quin sexus femineus, 
penitentia ducti ad hanc 



') Codex Darmstadt. 41 foL 0*. Siehe über denselben die folf?eB«r 
Beilage III. Hier sind auch die Varianten des Manuscr. 1H5 von Tonm». 
f. 98 •> l^^e col. angegeben. 

*) Cod. Tomac. : Sacerdos Dei, 

^) Cod. Tomac.: ^Ambianensi." 

*) Für huius rite hat der Cod. Tomac: Sancti sejndchri rk, 

^) Vergl. oben zu S 125 f. Für Bern liest Cod. Tomac. : •Beiri* 

*) Igitur fehlt bei Bongars. 

') Bei Mabillon, Mus, Itah tom. L pars IT, pag 131 f. nnd im Bfo^' 
des Hist des Crais., Hist. Occ, III, lb9 f. 

*) Diese Worte von cuius an bis cajypa sind aus Rodalpbi CmUt- 
Gesta Tancredi in ejrped. Hierosoh, Itec. HI, 064 entnommen; e« mö-t» 
denn sein, divss der Anonymus der Hist, bell, sacri und Kadolph «".i' 
dritte Quelle benutzt hätten. 

») Siehe oben S. 116. 

>") Chant, I, coupl X (t. I, p. 13 ff.). Vergl. auch die lVl»6w<»tyi«a 
von der M>»« de S. Aulaire p. 10. 

'«) Vergl. oben S. 116. 

") Vergl. oben S. 61. 

") Iliezu bemerkt P. Paris p. 14: ,C'es<>ä-dire au tcmpb de Ix f*<* 
de TAnnonciation. vers le 25 mars. Les P^^lerins deMiraient toujoore a**»?*' 
dans J^msalem u la tete de Püques." 



Beil. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 321 



Wilhelmus Tyrensis') 

ca. 1175. 



Rogerius de Wendover*) 

ca. 1230. 



Per iilem tcmpuB . . . intor eos 
qiii orationin gratia et causa 
ri(;votionis ad loca accedebant 
vcnorabilia, sacerdo« quid am, 
Petrus nomine, de regno 
Francorum, de episcopatu 
Ambianensi, qui et "re et no- 
mine cognominabatur Here- 
mi ta*), eodem fervore tractus, 
Hierosolymam pervenit. Erat 
autem hie idem statura pusillus, et 
qiiantum ad exteriorem hominem« 
p^^rsona contemptibilitj : Sed 
uiiiior in exiguo regnabat corpore 
virtu«. Vivacia enim ingeny erat, 
oi oculum haben» perspicaccm, 
gratumque et Bponte nuens ei non 
deerat eloquium. Hie lege com- 
inuni semelqne proposita Christianis 
introire volentibus tanto tributo, 
urbera ingressus, hospitio suscej^tus 
nst apnd quendam fidelom, qui et 
ipse de numero erat Christi con- 
JV^SMoruni. A quo de eonira con- 
(litione diligenterperounctans (sicuti 
vir Industrius erat) ab eo non solum 
de pracsenti periculo temporis, 
verum ctiam et de persecutione, 
<piara eoruni passi fuerant progeni- 
tores, a multis retro teraporibus, 
pleniuH edoctus est. Et si quid 
4i#»fuit ad plcnam verbo factam eru- 
ditionem, idpostea fide oculata 
«orupleuit. Nam moram faciens in 
rivitatc , et ecclesias circuraiens, 
didicit ipse plenius, quod prius uerbo 
r»?ferentibu8 aliis coniprehenderat. 



Animabat praeteroa non niedio- 
cri^er hanc Cliristi railitiam ad obse- 
quium crucifixi praedicatio Petri 
Ileremitae; de quo, ut arbitror, non 
erit inutile si divinam revelationem 
ei factam super hoc negotio igno- 
rantibuH intimavero ad historiae 
claritatem. Sacerdos quidam, 
Petrus nomine et heremita 
professione, de regno Fran- 
corum paululum ante hos dies, 
peregrinationis voto tractus, 
Ilierosolymam pcrvenit. Hie 
iuxta legem, Christianis civitatem 
sanetam ingredi volentibus a Sara- 
cenis i)ropositam, dato tributo*), 
urbem ingressus in hospitio cujus- 
dam Christiani suscoptus est; a quo 
de misera conditione crcdentium 
sub potestate paganorum conver- 
santiuni ad plenum edoctus, 
quicquid caUimitiitis audivit, fide 
postmodum oculata conspexit. 



') Belli sacri Histaria, lib. I, c. 11. 

*> Vergl. oben S. 13. 21 f. 

*) Rogeri de Wendover Chronica idve Floren nistf}riarum, ed. Henr. 
Coxe (Lond. 1841), t. II, 63. Wörtlich gleich mit Wendower gibt die 
KrzSlhlang über den Einsiedler auch Matthaeus Parisiensis in den Chronica 
Majiproy ed. Luard (Lond. 1874) t. II, 48. 

♦) Vergl. zu Ekk. Uierosol XXXV, 2, Anm. 14. 

21 



322 ß^^il« 1^» ^ic Erzählungen über Petera erste Pilgerfiihrt. 



Albert. Aquens. HIstoria belli eacri La ChaiiM« d'; 

ca. 1125. ca. 1140. ca. IR'i— 1250. 

letiinter concurronint *) Qui dosidorio videndi Quant ilfu au i«q>uli • 

viani. Qua'') occasiono Sepidonini Doniinivaldo coudiies a ori>oti. !•' 

et intontione hanc aoccnMÜH, post roultoH chos«» i a veiip iloiil .i 

viam idoni horcniita prolixi itineins labores, <-ner ot frivoii; K'-ta!.!'- 

predicavorit , et eins Jörn Kai em tandem ora- li dievausi H auin 

prinuis auctor (»xtitcrit» turus advenit. mespriHon. 

presons pagina docla- 

rabit. t^ap. III.] Hie Krat antem Jcru- 

voro') sacerdos aliquot salem illis diebuR, nes- 

annia ante huins vie citur quo Dei judieio, 

inicium causa oraüonis gentiliuni, id est Sani- 

Iherosolimam profectus cenorum, «ubjectii do- 

est, ubi in oratorio Do- minio , undo et ideni 

minici Sepulchri*) pro- Sepulcmra coteraque 

ficntatuH*'^), visa quedam Baera loca snb omni 

illicita et nefanda tristi conteniptu ab ipsis male 

animo acccpit, et in- tractata habebantur. 

fremuit spiritu , ipsum 

deum vindicem super 

visis®) iniuriis a2)pcllat. 

Tandem super nefariis Nam et templnm Do- II vint an Patrian .- 
opcribus motus, patri- mini in eonmi Mahn- Ri Ta mia a w;--« 
archam S. Iherosolimi- meriam versum erat, et Amis, quh htm r^-S' 
tane ecclesie appetit'), stabula equorum secus Vi nioi com tu wn »m, 
cv/r pateretur gentiles et ejusdem Sopulcri basi- Qni le »tjndcn i/.' 
impios sanctu inquinare, licam impie statueban- laisea si ahandun. 
et ah his ftdcUum obla- tur. Hanc quoque tam Respont 11 Patrianb- 
<«>ne9 OÄ/Jor/arc requirit, magnam irreverentiara I^^os frere^tqucnpar^nt- 
ecclesin **) uti jrro sta- circa ipsa 8acra loca Für mouH grant trr^ \' 
bulifi^)^ christiatws cola- habitam quum Petrus en oest jtaU manon. I'f 
phizari, [fol. 9'] jyere- predictus, facta oratione, non canes xaurtr ^ 
grinos mn^itos iniusta conspexisset, ingemuit pftiftts i saufivn. V*" 
wercede »poliari^ et mul- valde , atque ex intimo di aus Creiiienx, f «^ 
iisoppressiofiibusaijhis^^) cordis trahens longa secors navoHj Tv^* "" 
an</Msfian. [Cap. IV.] Pa- Ruspiria, multas ctiam h scpulcrts d ^••* 
triarchavero et sacerdos lacrymas ab oculis eftu- perditifm. 
venerabilis Sepulchri disse i)erhibetur. 
Dominici , his auditis, 
pia et flebilia*') i)rofert 



^) Bong. conCivrrunL 
*) Cod. Tornac. Qua ergo, 
•; Fehlt bei Bong. 
*) Cod. sepulchrij. 

*) Für presentatus hat Bong, prafi dolor. 
') Bong.: Dominum iudicem super istis. 
') Bong, expetit 

■) Bong, asporiare, item Ecclesia. Das Wort reqnirii bat Bonü 
Ende des Satzes nach «angustiari^ 
•) Bong, pro prostilmlis^ 
»«) Ab his fehlt bei Bong. 
") Bong, fidelia. 



Beil. II. Die Erzjlblungen über Peters erste Pilgerfahrt. 323 



Wilhelnus Tyrensis 

ca. 1175. 



Rogerius de Wendover 

c». 1230. 



Audiens veroquod eiusdem 
ciuitatis patriarcha vir esset 
religiosus et timens Deum, 
volens cum co conferre de prae- 
scnti reruin statu, et de quibus- 
dam aliia ab eodem perfectius edo- 
cpfi, accessit ad eum, praesens- 
que constitutus per fidelem inter- 
pretein mutuis sunt confabu- 
lationibuB recreati. 

Erat auteni nomen patriarchae 
Symeon: qui ex v e r b o Petri colli- 
gens, quod vir esset circuni- 
s p e c t u s, et rerum multanim habens 
expeiientiain, potens quoque in opere 
et scrmone: familiarius coepit ex- 
ponere universa, qnae populum Bei 
in ciuitate commorantem acrius 
afHigebant. Dumque Petrus fratemo 
compatiens dolore, lachrymas con- 
tincrc non posset, quaereretque dili- 
gentins, utrum cUiqua salutis via 
contra haec mala ingrueniia reperiri 
posset, respondit vir justus: PetrCj 
Uxdirynios nostras, ffemitus et swtpiria 
peccatis nostris exigenObus, exaudire 
dedignaiur iustiis et misericors Do- 
tnimis: nondam cnim ad plenum 
purgaia est nostra iniqtiitas, unde 
necdum flagella quiescunt. Sed si 
rideretur verus Dei culiar papuitts 
(cuius per svperabundantetn Domini 
miseria/rdiam vires sunt adhuc in- 
tegre, et nostris hostibus formidabiles. 
lange lateque foret imperiumj prae- 
sefitüms fraterna pietate compati 
teilet, et remedium procurare iis 
qtiae nos premunt calamitatibus: 
Aut sattem pro ncibis apud Christum 
reitet interccdere: spes esset nobis, 
afflictionem nostram in proximo 
finiri, Nam de Graeccrum imperio, 
licet et consanguinitate et loco nobis 
propinquißTeSy et dititiis abundent 
amplius, nulla nobis spes est de 
caetera, ut inde nobis aliquam ha- 



Audiens vero quod Simeon, 
patriarcha civitatis, vir esset 
religiosus et timens Denm, ac- 
cessit adipsum, ctmutuissunt 
confabulationibus recreati; 



at patriarcha ex verbis" Petri 
coUigens, quod vir esset cir- 
cumspectns, 



familiarius coe]>it exponere universa, 
quae populum Dei in ci vi täte com- 
morantem acrius afflig(*>>ant. Petrus 
autem fratemis compatiens miMrriis, 
cum lachrymas cohifjere non poKfiet. 



21 



324 Beil. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt 



Albert. Aquens. 

ca. 1125. 

responsa: ftdelissUne 
cfiristianorum, quid super 
Ms cotnpellas aut^) in- 
qnietas paternitaiem no- 
stram, cum nostre vires 
vel poteniia non magis 
quam formica exigua 
adverstis t^ntorum^) 
superbiam computetur?^) 
Vita enim nostra aut 
(issiduis redimetur*) tri- 
hutis, aut mortiferis de- 
putabitur^) suppliciiSf et 
moQora speramus de die 
in dient affore pericula, 
nisi christianorum af- 
fuennt auxilia, que tua 
legatione inritamus. 

Ciii Petrus in hoc 
modo")respondit: Vene- 
rande Pater, satis com- 
perimus, et nunc intelli- 
gimus ac ridemu^f quam 
inralida manus christia- 
norum sit tecum hie in- 
habitantiu m , quantis '') 
oppressionibus suhiace- 
atis gentilium. Qiia de 
causa ob Bei gratiam et 
vestram liberationem et 
sanctorum emundatio- 
nem, Deo comite, inta 
sospite rediens, injirimis 
dominum apostolicum 
requiram, deinde omnes 
jyrimales christianorum^ 
reges, duces, comites et 
jYri'nGipaium regni te- 
fientes, iugum servitutis 
vestre reserafis^), et an- 
gustiarum vestrarum in- 



Historia belli sacri 

ca. 1140. 



La Cbansoa d'Aati*ebe 

ca. 1U5-125Ü. 



Et respont li bfrmiti^- 
Volentiers lor Am» 
[XL] Sire, di«t li b^r 
mites, se croire me wK 
Je ro8 dirai qtti» eni Li 
nosire rolentes. Les f*M- 
n^urs de jFVa««, fe*<A» • 
raliers mtmbres Et fe< rf»« 
et les amies, les pnnrr^ 
Us cases, Feroie j« rei»T 
et les autres bame*, > 
cmdaie que fusi ä Iht^^ 
sa rolentis. Keqioni u 
patriarches: Am»f, '»'» 
dii aris, Mais, se fw 
piaigt hui wutis, im re^ß' 
m'en danes; Le «a*»» 
v&us dirai q^l ra ^ 
mespensa. Li henni>- 
respont: Si com •"*»»• 
conumdes. 



^) Bong, et 

''*) Cod. Tomac. hat statt taniorum: namqtte, 

*) Bong, computentur, 

*) Bong, redimitur» 

®j Bong, hunc modum. 

^) Bong, deputabitur, 

') Bong, et quantis, 

^) Bong, tenentes: servitutis restre miseriam* 



Beil. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 325 



Wllhelmus Tyrensis 

ca. 1175. 

beamus consölaiionem. Vix enim 
sibi aufficiunt: amniaque eorum, tU 
audirisse potest vestra fratemitas, 
firtus emarcuit prima, infira paticoa 
annosplus quam dimidiumamisenmt 
imperH. 



Rogerlus de Wendover 

ca. 1230. 



Cui Petras : Noueris , pater 
sancte, quod si ecdesia Bomanat et 
Occidentis principes, huius calami- 
(atis quam patimini, diligentem et 
fidt diffnum haheretU instructorem, 
jrrocul omni dubio, et verbo quanto^ 
cyus et opere iis malis vestris ten- 
tarent remedia procurare. Scribe 
ergo diligentius tarn domino Papae 
et ecclesiae Bomanae, quam reffibus 
et jirincipibus Occidentis, et scriptum 
auf tili tui autoritate corrobora, Ego 
\*ero pro remedio animae meae, hunc 
laborem mihi assumere non refugio, 
sed autore Domino parutus sum 
omnes convenire, omnes soUidtare, 
instantius aerumnarum vestrarum 
immensitatem perorare, et ad pro- 
jterandum remedium diligenter in- 
vitare. Placuit sermo, et visus est 
lionuB in oculis tarn domini Pa- 
triorchae, quam eorum qui assiste- 
Imnt fidelium. Et depennis ingen- 
iibus gratiarum actionibus viro, de 
Kua compassione, scriptum tradidit 
postulatum ^). 



patriarchac respondit : NoveriSyinUer 
sancte, quod ecdesia Momana et 
principes ocddcntis, si hui^is cala- 
mitatis diligentem et fide dignum 
haberent instructorem, tentarent jrro- 
cuMubio his malis vestris remedia 
procurare; scribe igitur diligentius, 
tarn domino papae et ecclesiae Ito- 
manae, quam regibus et principibus 
occidentis, et ego pro remedio aniiiuie 
meae, auctore Deo, paratu>s ero 
aerumnarum vestrarum immensitati 
protestari, et ad remedium procu- 
randum universos et singulos incitare, 
Placuit sermo in ocidis tarn pa- 
triarchae quam adstantium \)0\)\i- 
lorum, et, impensis gratiaram actio- 
nibus, viro Dei scriptum porrigunt 
postulatum. 



*) Die nun folgenden Worte ,Vorc magnus es, Dominc Dcus nostcr, 
et misericordiarum tuaruiu non est finis*^ bis ,,pcr quam cxurget fortior 
'm\ opufl charitatis implendmu" bilden einen durchaus sclbstTindigfn 
Zusatz Wilhelms, und smd sonst nirgends zu lesen, wcsshall) wir sie hier 
weggelassen haben. 



326 B^jI- n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 

Albert Aquens. Historia belli saori La Chanson d'Antioche 

ca. 1125. ca. 1140. ca. 1145— P2:>ü. 

toter antiam^). Jain onuiia 
inter se hec nuncia equo 
videntur ut fiant. 

[Cap.V.] Interim tene- Factum esf*) autem, Dans Piere» s'cn re- 

hris celo circumquaque quum noctumae quietis toume, au Fcpulcre est 

incumbentibuR, Petrus teminis redisset Petrus, ales ; Quant ot fait 

onindi causa ad Sanctum consueto naturac mem- s'orison, dormant c'est 

Sepulchrum rediit, ubi bra dedit. Qui etiaui acclines, 

sicut*) orationibuH et in visu Jesum Dont s'aparu a lui de 

vigiliis fatigatus somno Christum Dominum Dieu la majeates. 

decipitur. vidit, talia dicentem Doucement Tapela: 

Cuiinvisu majcstas sibi: Petie, »urgecitius- Dous fils en carites, 

Domini Jhcsu oblaüi est, qtie revei'tere, Urbanum De rostrc bofi serrise vous 

hominem mortalem et jxtjiam aditurus^ cui ex rens mercis et ffrcs. Al6s 

fragilem sie dignata mei pnrte dicatiir, qua- au Patriarche, mon 

alloqui: [fol. 9*] l*etre, tinuafratresmeoscunctos seel li roures, Kn 

dilectissime fili cfmstia- commai'ens, eis 2yraecipiat Fratwe dont renisies^ 

norum, surgetis rimialAs ut huc quantocius l/iau^ anüs, retour nes, 

imtriarcliam nosirumy ah properantes , et Jerusa- si dires ä nion pople que 

eo sumes cum sigillo lern, immo meumSepul- li tans est entres Q%ie 

sancte crucis litteras le- crum, a profanae geniis me riegne secorre sainte 

gationis nosire, et in hu jus invasiofie atque Crestientes. Volefüiers 

terram cognationis tue spurcUia, aliaque sacra les rerroie, mouU les ai 

qtiantocius iter accele- loca per drcuitum, me dcsires. Des mains ä 

rahiSj calumnias et iniu- quoque adjuvante, lüje- ranemi roel qiie soient 

Hos popul^ nostro et loco rare festinent Nam et sauv^, Qui por eus enr- 

sancto illatas rescrabis, regni coelestisjanua gignier ä tous ses las 

et suscitabis corda fide- mei anwre venturis ad jctes. Paradis est ouccrt 

lium ad purganda loca islud peragendum niai4i oü seront corones% 
sancta Iherusalem , et omnil/us patet. 
ad restauranda ofjlcia 
sanctorum. Per peHcula 
enim et temptationes va- 
rias paradisi porte^) 
nunc aperientur vocatis 
et electis, 

[Cap. VI.] Ad hanc Qui consurgcns, laetus Adont s'esvilla Piercs 

itaque miram et dignam d(j tanta sibi divinitu» et Diex s'cst csconses. 

Dei revelatioiiem Petrus revelatione ost(;nsa ef- Au Patrisirchc en vint 

a Honmo fit experfje- fectus est. Dcinde pre- quant il fu ai)ensej<, Dist 

factus, subtnvcta visi- cibus ad Seimlcmm li qu'il a songie: Sire, 

one*). Qui in primo diei iterum fusin, sine dila- or le m'espcles, D li 

crepusculo processit a li- tione remeavit, pai)am respont cu bien: Tout 



*) Bong, angustiarujn tolerantiam ctmctis insinuans. 
■) Bong, id/i sid) vigil. et orat, 
=) Vergl. oben S. 62. 

*) Bong, suhtracta visione, Petrus somno expcrgefa/clus est. 
») Siehei oben S. 62. 

•) Andere Lesarten bei Pigeonneau p. 27, wo das Gesicht nach der 
Cliarison d'Antiodie des Manuscr. 12558, f". 60 cbonl'alls mitgetheilt iv'ird. 



BeiL II. Die Erzählungen über Peters erste Pilgertalirt. 327 



vnihelmus Tyrensis 

cii. 1175. 



Rogeriiis de Wendover 

ca. 1230. 



[Cap. XII.] Accidit eniin quiulam 
tlie, dum prucilictus Dci famulus pro 
reilitu iul ijroi)riii, et i)ro iraplenda 
legatione iiHsauipta, aniplius solito 
esset soIIicituB, ad fonteiu miseri- 
conliarum tot^i devotione recurrens, 
eccleHiam Donuni<'ae rcsurrectionis 
iiigressus est, Ubi cum pemoctans, 
nnitionibus vigilüsque fatigatus 
es«et inii)endio, labore victus in 
}tauimento deeubuit, ut somno satis- 
f'aceret irnienti. Cumque sopor (ut 
sület) SB infudissct altius, visus 
est ei Dominus noster Jesus 
Christus, quasi coram positus 
a<stitis8e, et eandem iniunxissc 
legiitionem dicens : Surgc, Petre, 
propera, et quae tibi sunt iniuncta, 
intrepidiis perage. Ego enim tecum 
ero. Tempus est enim ut purgentur 
sanctct, et scrvis meis sttbveniatur^) 



Aci-idit auti?m die qmulam, cum 
pniedictus Dei fiuuulus de rediiu 
ad x)ropria, pro implenda legationo 
aKHumpki, ampliuH »olito esset solli- 
citus, ecch'siam Dominicac resur- 
rectionis ingressus est, ad fontem 
misericordiae tota devotione recur- 
rens, ubi cum pemoctans vigilüs 
et orationibus fatigatus in pavi- 
mento decubuit, ut somno satis- 
faceret iiTuenti, illico sopore inter- 
ceptus vidit sibi adstare Dominum 
Jesum Christum, qui injungens ei 
Icgationem praemissam dixit: Surge, 
Petre, jiropera, et intrepidus jKTuge, 
qiuie tibi surU injuncia, Ego enim 
tecum ero; temptis est enim ut 
piirgentur sancta, et meis subveniatur 
sercis. 



Kxpergcfactus Petrus, et visione 
((Uiuu viderat confortatus in Do- 
mino, factus ad obediendum pro- 
divior, et divinam admonitionem 
sequutus, moras rumpit impiger, 
jmI redeundum accinctus. 



KxpergefactuH Petrus et de 
visione confortatus, atque admoni- 
tionem divinam ampkuttenH , intre- 
pidus, impiger, moras i-umpit, et, 
facta ordtione,admarc festinus viator 



*) Jacobus de Vitriaco in seiner Orientdlis Historia c. 16 bj.'richtct 
ilie Vision mit folgenden Worten: „Cimi aut«m quadam nocte in ecclcsia 
Dominicae resurrectioxiia in orationibus Domino suppliciins pernoetaret, 
longo labore vigiUarum fatigatus, supra pavüuentum ecclesiae somno 
bumanituH irruentc coepit iiaululum domiitare : Dominus autem Jesus Chr. 
apparuit ei in somnis iniungcns ei legationem ad dominum papam, et 
iul alios i>rincipe8 occidentales, pro liberatione ten*ae sanctae. Ipse vero 
tliviua revelatione confortatus, et zelo charitatis succensus, cum litteris 
praedicti patriarchae Symeonis, et aliorum fidelium Hierosolymjs commo- 



328 B<*il. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt 



Albert. Aquens. 

ca. 1125. 

minc tcmpli^patriarchani 
X)eiiit, visionein Dei sibi 
ex ordine aperuit, literas 
legationis divinc cum 
Bigno Hancte crucis rc- 
quiiit, quas ille*) non 
recusavit, sed cum gra- 
tiarum actione accomo- 
davit. Accepta hinc li- 
ccntia in obedientia 
legationis ad natalen oni8 
regrcHHua est. Non mo- 
dica anxietatc navigio 
per mare regressus, ad 
civitatem Bare*) reve- 
hitur, ubi terris reditua 
Rom am sine mora pro- 
ficißcitur, ibi Ajiostolico 
recepto"), quam audivit 
et accepit a Deo et pa- 
triarcha, legationcm re- 
tulit sui)er imuundiciis 
gentilium et iniuriia 
Banctorum et pere- 
grinorura. Hec vero 
Apostolicus aiire *) vo- 
luntaria et intenta ut 
accepit, in onmibus pro- 
misit se mandatis parere 
et sanctorum prccibus. 
Qua de causa aollicitus 
vcnit ad civiüitom Ver- 
zcUaus , trausactisque 
Alpibus etc. 



Hi8toria belli eaori 

ca. 1140. 



praedictuiii adiena, eique 
«ecunduiii quod i)er 
viaum audierat cuncta 
narravit. Qui audiens 
quod ei coelitus dele- 
gatuni fuerat , gaudio 
magno excipit, satiigens 
implere quod ctiaiu 
cordc jcun ii)se agcndum 
saepiuß tiuctaverat. 



La Chanson tf'Antioche 

ca. 1145—1250. 

de fi Je sares. Li afairea 
de lui fii trestont cre- 
anttSs. Le seel Dame 
Dicu a Pieres deman- 
des; II li fu volentiers, 
sans contrcdit , livre«. 
PuiH a KCfl cotupaignons 
et lui touB salu^s. 

[XII.] Dans Piere« »en 
torna, au sepulcrc sVst 
mih : Quant ot fait 8 ori- 
son, si a mn congic pri>i. 
Cc fu a moult grani 
X>eine qu*il issi du pai«; 
La mer passa dans 
Pieres, « arriva a Bran- 
dis, A Rome^) est 
repairies coure^ous et 
maris. La trova lapO' 
stole; demanda quil a 
quis? Pieres li dist 
rafaire.s qu'il avoit entre- 
pris, Et qu'il vit au 
sejHjlcre oü Diex fu 
seveÜK, KstableH a die- 
vauH, a mulR et si ron- 
eins. Dolanii fu Papo- 
stoles (piant a cos uio'* 
oTs. 



nintium, primo dominum papam Urbanum x>etiit, i\ quo benigne receptus 
Italiam transcurrenn ot Alpes tranniens, üim principes oceideniales, quam 
inferiorem poimlum Hollicitus admonendo et variis exliorlationibus, sicut 
erat vir j)niden8 et potens in opere et «ermone, modico U>mp«re multorum 
animos ad miscipiendum iioregrinationis liieroaolymitanae laborem in- 
clinavit, Domino cooperante et legati sui sermonibus coinosam gratiam 
largiente.* 

') Bong, ille dare. 

*) Bong, liarum. Siehe öl)en S. 61. 

•) Bong, ibt reperto Ajx^stolico. 

*) Bong. Haec, autem Apostol, tnente, 

^') Siehe oben S. 61. 



Beil. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 329 



Wilbelnus Tyrenais 

ca. 1175. 



Rogerius de Weadover 

ca. 1230. 



Pemctia igitur de morc oratio- 
ni) >a8,sumptac^uc a dominoPatriarcha 
licentia, et impetrata benedictione 
comitiva ad niare descendit, 
navim ibi reperiens mercatorum, 
qui in Apuliam transfretare propo- 
HU«*rant. Quam ingressus, et pro- 
««p«*ra nKus navigatione, Bar um 
ptTvenit. Indc Komam profectus, 
dominum papam Urbanum circa 
illa« partes reperit. Cui domini 
Patriarcbac et fidelinm qui Hiero- 
HoljmiH habitabantf 1 itcras porri- 
jrit» eorumque exponit nÜHorias, et 
a1 »ominationes qiiae in locis san- 
riis fiebant a gentibus immundis: 
et injunctam sibi tarn fidcliter, quam 
l»ni<lenter, excquitur legationem. 



desccndit; ubi navem asc enden s 
proHpora navigationo ad Bar um 
pervenit, et inde Rom am pro- 
fectus ]>ai>am Urbanum reperit, et 
patriarchae 1 i t e r a s fideliumque, 
qui Hierosolymis erant, porrigcms, 
eorum miserias et terrae sanctae 
calamitates tarn fideliter quam 
prüden ter exposuit: quem papa 
memonitus benigne siiKcipiens, sc 
fidel em cooperatorcm futuiTim con- 
gruo tempore repromisit. 



Guido de Bazochiie de Petro heremita'): 

ca. 1100. 

Dum sancta civitas Iherusalem sub Turcorum dominio 
niultis et gravibus esset oppressta miseriis, inter eos qui causa 
devotionis et orationis ad eam veniebant, nee tarnen iutrabant, 
iiisi dato pro tributo, Petrus quidam sacerdos de regno Pran- 
coriun et pago Ambianensi, vere cognominatus heremita, quau- 
titate contcmptibiUs, venerabilis sanctitate*) pervenit. Hie in 



*) Kntnommen aus der mir von Herrn Grafen Riant gütigst mit- 
gctheilt#»n Collation der Manuscripte de S. Medard, Paris. Bibl. Nat. lat. 
No. 4l>98 und Vatic. Reg. Christ. No. 778. Den ganzen Abschnitt hat 
auch Alberich von Trois-Fontaines ad ann. 1094 in seine Chronik auf- 
genommen (Man, Germ. SS. XXIII, 803), doch ist die Verschiedenlieit in 
den Leharten nicht unwesenthch. 

*) Au» Guido oder aus Alberich von Trois-Fontaines scheint Piatina 
(t 1481^ seine oben S. 118 angeführte Bezeichnung Peters entnommen zu 
haben. Jacques de Vitry,* sagt d'Oultrenian p. 118, J'appelle homme 
Haiiict, Alfonso Ciaccon, Polydore Virgile, de Lannel, Piatina, Bergomas, 



330 ^^^il- I^I- Albert» Berielit über Petors Zug mich Cojist;uitmo|U'l. 

ecclesia dominice rcsurrectionis, dum pcriioctat in orationibiis et 
vigiliis, ab apparente sibi Domiiio coiifortatus et iussus, ut 
pro populo eius et saiicta civitate legatione fungatur ad do- 
miiium papam et principes occidentis, confideiitcr regreditur 
et legationcra fideliter oxcquitur et j)rudentcr. Vcuiens igitur 
ad dominum papam et exulautem adhuc cum inveniens propt^r 
coutroversiam, que erat iiitcr ipsum et imperatorem Henricum 
quartum super investitura baculi pontificalis et ammli facienda^ 
pro qua predecessor ejus VIP* Gregorius fucrat a propria 
sede per imperatorem Hemücum tertium, patrcm ejusdcm im- 
peratoris, expulsus, ejusdem pape Iherosolimitani patriarche 
Simeouis apices, indices magno fidelium cabimitatis, ostendit. 
A quo predicator electus, et ad principes directus et plebes, 
virtute multa Dei verbum evangelizans, domini pape, qui eum 
in Franciam subsequebatur, necessarius fit precursor. 



Beilage UT. 

Der Bericht Alberts ron Aachen über den Zng Peters bis 

nach Constantinopel und €Iyitot. 

(Zu Seite 142 ff.) 

Da kein ausführlicher Bericht, welcher den Zug der 
ersten Kreuzfahrer unter Peters Anführung durch Ungarn und 
Bulgarien erzählt, von einem Augenzeugen des ersten Krouz- 
zuges existirt, auch von den Nichtaugenzeugeu nur Albert 
von Achen denselben beschreibt, aus welchem dann Wilbclra 
von Tyrus seine Erzählung entnommen und nach seiner Manier 
umgestaltet hat, so mussten wir oben den Albertschen Bericht 



Naucler, Bonfin, et tous (!) le» autres Escriuains qui traictent de loy. 
rappellent homme de tros-grande, aduiirable, ou incoiiiparablo suinckt^.* 
Man hat sogar den Eremiten mit dem in der AitocaUjjtse c. XVI. ge- 
nannten 7. Engel identüicirt. So Antoniniis Florentinus in His(or, unirer^t. 
tit. VI, c. I, paragr. 14. Dass ihn Jacobus Vitr. lib. 1, IG einen hom 
jKiupei' nennt, ist ein Beweis dafür, dass ihm jene erst bei Späteren sich 
findende Nachricht: Peter sei* ein adliger Herr geweneu, idclit bekiuiiit 
war. Noch in der Mitte des XV. Jahrliundrrts nennt Matthacos Pabneriu^ 
im Chronicon divinum, Basil. 1520, in ibi., p. 120 den Einniedler einen 
vor Beginn des ersten Kreazzuges iynotus honio. 



Beil. 111. Alboris Bericht über Peters Zug nach Conatantinopol. 331 

unserer Darstellung über diesen Abschnitt zu Grunde legen. 
Um uun eine genauere Vergleiclmng des oben Gesagten mit 
dieser Quelle zu ermöglichen, geben wir hier diese Albertsche 
Darstellung wörtlich wieder, und zwar nach dem bis jetzt in 
den Ausgaben Alberts noch nicht benutzten Codex Darm- 
stadt. Biblioth. Palat. 41 fol. membr. saec. XITI. 
olim liber mamistcrii S. Jacobi Ijcodwnsis^), von dem wir zu- 
nächst eine Beschreibung vorausschicken wollen. Dieser 
doppelcolonnig angelegte Codex enthält auf 195 Folioblättern 
nur die Histoiia Ihtrosohjmitanac exjwditionis Alberts von Achen. 
Der Erzählung selbst geht auf 7 Folioblättern ein Index über 
alle 12 Bücher, sowie über die einzelnen Kapitel voraus^). 
Auf fol. 2 finden sich oberhalb des Indexanfanges die Worte : 
Lihrr mmiastcrii S. Jacobi Leodicnsis von derselben Hand, von 
welcher die ersten 15 Blätter geschrieben sind. Der Anfang 
des Index lautet: Incipiunt capiiidaprhuilibri. Froemiumscquenüs 
(^f)f^ris. IL Quoniam Fetrns primm audor extierit cxpcdltimiis etc. 
Auf fol. 9 beginnt nach der Ueberschrift die eigentliche 
IllstorUi mit einem sorgfältig gefertigten und verzierten Ini- 
tialen: Incipit hystaria IJierosolymitane expeditiopiis edita oft Adel- 
hcrto canonko et custode Aquensis ecclesie. D (schöner Initiale) e 
via et exjyeditione Ihenisalem his tisque dichus inaiulita et 
phirimum admirnnda. Sonst sind die Initialen nur zu Anfang 
rines jeden neuen Buches in der primitivsten Art und nur 
mit rother Tinte gefertigt. Bis fol. 15 (incl.) ist der Inhalt 
von einer neueren Hand (des XIV. Jahrhunderts) sorgfältig 
geschrieben, von fol. 16 an bis zum Schluss (fol. 195) folgt 
von einer anderen und jedenfalls älteren Hand (des sec. XIII) 
eine Schrift, welche zwar deutlich, aber unter bedeutender 
Raumverschwendung und öfter wechselnder Tinte geschrieben 
ist. Viele Seiten in der Mitte des Codex haben z. B. auf 
einem Baume von 31 cm Höhe und 21 cm Breite nur 21 Zeilen 
in jeder Colonne. Auf fol. 37^ ist ^g der zweiten Colonne 
wegradirt, jedoch der Inhalt dadurch nicht unterbrochen; 
wahi-scheinlich war auf dieser Seite ein Passus fehlerhaft ein- 
getragen. Dagegen fehlen im Codex die AVoi-te des lib. 11, 
etil). XXVIII zwischen mulortim et equorum dircxit und 
cap. XXXIII bis cum cadavere moriuo intra menia. Offenbar 
sind luer 2 Polioblätter verloren gegangen. Der Codex 
schliesst mit den Worten rex et dominus iKi>tri — das letzte 



') Durch gütige Vennitt(;lung des Herrn Directors der Grossherzogl. 
Hofbihliotbek zu Dannst^ult, (ieh. Ruth Dr. Walther, wurde mir von 
»Inu dortigen ftroHnhorzogl. Ministerium auf einige Zeit diese Handnehrift 
'M\x Benutzung überlassen , was ich hier dankend erwähne. 



332 Beil- ni. Alberts Bericht über Peters Zug nach Constanünopel 

Blatt ist defect, indem nur die eine Colonnenreilie vorlianden, 
die andere weggeschnitten ist, desshalb fehlen auch dif; 
Schlussworte der Historia, welche ohne Zweifel auf der zweiten 
weggeschnittenen Hälfte vorhanden waren. Auf der Rück- 
seite des letzten nur zur Hälfte noch vorhandenen Blattes L<st 
Christus in ganzer Gestalt, in der Rechten das Kreuz halt^niL 
mit der Linken darauf hindeutend, gezeichnet. Beim Kopfe, 
am Ellbogen und an den Füssen steht je einmal das Wort 
dominus. Unter dem Bilde die Worte: romantis WUMnusn 
leget etiam s^imaniam ad collacioneni, et Nisrinus dimidiam 6:i. 
Auf der Innenseite des Deckelpergamentblattes ist ein kleiner 
Kopf abgebildet, unter welchem die Worte stehen: Batduima 
fatuus est et asinus. Während im Index sowie auf den 
übrigen Blättern bis fol. 15 der neueren Schrift die Capitel- 
zahlen in einer Linie mit dem Texte gesetzt sind, waren die* 
selben von fol. 16 an ursprünglich weggelassen und sind olinf 
Zweifel später von dem Schreiber der fol. 1 — 15 zwiscbta 
die Zeilen eingefügt worden, jedoch nur bis fol. 31 (lib. II, 
c. 3), von wo an alle weiteren Capitelzahlen fehlen. iJie 
Handschrift ist in einen mit braimem Leder überzogeneu und 
zierlich gepressten Holzeinband gebunden. Manche Blätter 
sind aber am oberen Rande derart durch den Buchbinder k*- 
schnitten, dass dadurch öfter die erste Zeile verstümmelt ist. 
Auffallend ist es ohne Zweifel, dass, wie im vorliegenden 
Codex der Anfang der Historia Hierosohjmitana (die ersteü 
24 Capitel des ersten Buches bis zu den Worten: noti imdh 
temporis post Petri trmisitu) gefehlt hat, bezw. verloren ge- 
gangen war und später wieder ergänzt worden ist, audi in 
dem Albert-Codex der Trierer Stadtbibliothek N. 1536 (OlJXl; 
das erste Buch der Hist<n*ia und das zweite bis c. 18 zu den 
AVorten in oscido pacis fehlt, resp. ausgeschnitten worden zu 
sein scheint*). 



*) Es sei mir gestattet, hier noch das Vcrzeichniss der bis jetat «l«*: 
Societe de l'Orient latin bekannten Codices der Historia llierotfoi. AJbvrt» 
von Achen anzuführen. Ich verdanke dieselbe der gütigen lifiitbiriinn;; 
des Herrn Grafen Riant: 1) Cod. Darms tadiensis, Bibl. PaJ. n«. 41 
membr. saec. XIH. — 2) Cod. Florentin., Bibl. Laurent, Plai. IJfVT 
no. 33, Chart, geschr. i. J. 1517 (cf. Pertz, Archiv XII, 721). — 3) C'*hI 
Hannoveranus, Bibl. reg., Schrank I, membr. sacc. XIII. — 4) C'hI. 
Londoniensis, Brit. Mus., Addit. 25440, saec. XIV, oliiu Gandii«.. 
Bibl. AJtstein., chart. saec. XV (Pertz VIII, 555). — 5) Co<L Nurt^n- 
bergen s. II, 100, membr. saec. XV. — 6) Cod. Oxonienxi*, 
Bodl. 1246 (Land. 561 u. 563) membr. saec. XII. — 7) Cod. Pari- 
.siensis, Bibl. Nat., lat. 5128, membr. saec, XIII. — 8) Co (L Vati- 
canus, 1999, membr. saec. XRI. — 9) Cod. Vaticanus, 7357, cluat 
naec. XV. — 10) Cod. Vaticanus, Kcg. Christ. 509 (olim Petav. VJt 



Beil. 111. Albert« Bericht ober Peters Zug nach ConRtantinop#'l. 333 

Der Bericht Alberts lautet folgendermassen^): 
Cap. VI"). Anno Dominice incamationis niillesiino 
nonagesimo sexto^), indictione IUI*, Henrico quarto Rpjjo, ac 
tertio Imperators Romanorum Augusto, anno regni sui XLIII". 
imperii vero ejus tercio decimo, Vrbano sccnndo, qui et Odar- 
dus, Apostolico, VIII** die mensis Martii -), Walte ras, rr>giK>- 
mine Senzauehor, miles egregius, cum magna societate Franci- 
genarum peditum, solummodo VIII habens equites, f^x 
ammonitione predicti Petri heremite inicio vie IlH'nL«alera intra- 
vit regnum Vngarie, ubi cognita et andita illius animi in- 
tentione, et causa assumpte vie, a domno Kolomanno, nge 
christianissimo Vngariorum, benigne susceptns est, et pa/iHce 
concessus est sibi transitus per universam terram rejfni ^n'u et 
emondi licentia. Hie itaque sine offensione et aliquo adv^r»o 
incursu usque ad Beleg ravam, civitatem Bulgarorum, pn>- 
fectus est, (fol. 10, col. 2) transiens Malavillam, ubi t/;r- 
minantur fines regni Ungarormn. lUic parifice riuuium MuTtti* 
nauigio traiecit. Sed in eodem loco Malaoilla XVI de fiotui- 
tatu*^) illius remorati sunt, ut ernennt arma, i^nior^r.te Wuluro, 
qui iam diu flumen transierat. Vngari vero quidam \tfr\f:T*^z 
mentis videntes procul Walten ab^»:ntiam et u.:vmS exernt*.*. 
manus illis XVI iniecerunt, quos armi-, v# -tifirj,. ;»riro M 
argento spoliaverunt, et sie nudi ac vacui abir*- prTf.i--j -r^r.t. 
Hü vero dolentes, rebus et armis varui^ c-qn^ aA pr;i/',.'-*.i:;i 
Belegravam, quo Walteras cum omni m.ir.u «.r;^ *-%*:% u. .r^t^ 
ad hospitandum tentoria po>uerat, itfrr afrc/^rawr ,ix. o: .'.*: ..•;- 
lortunium, quod*^j eis acciderat. sibi r» ^:r':r.t/ •• .Vyi ^c ,0 

a) a IMk /, CojK. VII, ^ l» B. MX' r — c f ^^L "' -m k «, — '. ■ ',.^,. r.f V ,.» ,t.'f, 
fOr qu0d: quoL 



■<r 



R«% Christ, 1158) gehörte «»inf-r Z*->. -;. ff-rr^. F' 

11) Cod. VaticaniiK, Ottob. R. VI. ;* '-;I . ; -- • ii>- ./ 

iVtav. 101). — 12; Cod. Trevifm •: -, *v-..' . \'^^, *.».*' 

saec. XV, welcher bL»Ler irrthlr..!.- r. \ .r -.'-.-. f' -.•*.' .. •: - / -, - 

hat Ansserdem gflit f* n^-h aL'>>- M«* z\ 'f...: -' /, < • ». Vi> 

saec. XIV) und zu Toarn;ki l:V» . w- - -.,.*._•' *..* \ .» •* //.-/>?// 

enthalten. No. 3 und No. '* -Ir.-! •,.-..- •.•. ^ -. ./. . \ ■ .^ ^ t ,- „ 

Vergl. auch oben S. ->20. Atm. 1. 

') Bei den Capit**Lin^'aS' r. v.vi 'l-r. .*//.-•< • ;- -. * /,- - .* • v 
AuHgabe des Rein^^cia« H^.:/.-!- Vr'A . */ * ^ .- ^-. ^ ;^ /, -, 
('Grc^to D« per ^VanoM I. 1>I — ;-; . .^ - a..* .'; *. - .. /% •» - . • 
genauer Abdruck der er-t#rr»-n- I .- V-'-»' . . /-- - ... -, / * i , . 
hing auf Albert \i*'z\*^\.^^ -.. :.. »- .—. ; . •.•. • ... ;.,.-. •.'.,, -, . • 
angefiigt L^t, auf di«? Kü] :>.-...•.... .-v . .- / •». - > .. ,,. .,. ,. . 

Jfdoch habe ich in T^.ni-'.^-r. .-. . A «.r. < .. .1 i 1 .., . 

an« dem Darm.«tüdter •,'.«.►- 1 .t. ^-..- \ --4 •,•••*..-,».»* ^i ^ 
eintbeilung dicfter I>ni»,Li..^A'.r -^ / '^'z-. 

*) Siehe oJjon 8, 137. Ar .-^. /. 



334 ^<^il- m« Albcrts Bericht über Peters Zug nach ConstanÜnoiiel. 

animo, quia reditus ad vindictam tedio erat, accepit. In ipsa 
denique nocte, qua socij nudi et vacui recepti- sunt, Walteros 
licenciam») einendi vite iieccssaria requisivit a principe 
Bulgarorura et magistratu civitatis , qui fraudem^') et ex- 
ploratoros tcrre estimantes, omnia vcualia illis interdixerunt 
Quapropter Walterus et omnis illius comitatus aiümo graviter 
motus, armenta, boves et oves illorum, que per agros a<l pa- 
bula herbaniin einisse, passini vagabantur, coperunt vi rapere 
et abducere, quousque gravis sedicio inter peregrinos et Bul- 
garos, gregem suam excucientes, accrescero cei)it et niisceri 
armis. Dum tandcm virtute Bulgarorum iuvalesceiite usque 
ad C et XL°) de peregrino exercitu') [fol. 10, col. 3] a mul- 
titudine societatis*^) divisi, in quoddam Oratorium fugientes per- 
venerunt®). Bulgari vero accrescente suorum manu, et Wal- 
tero diffidente *), ac cum tota societate diffugium facicnte, Ora- 
torium obsidentes, sexaginta ex inclusis combusserunt, ceteros 
vix ab hostibus et oratorio pro defensione vite elabentes, 
plurimos gravi vulnere percusserunt. Post banc calamitatein 
et attriciouem suorum Walterus relectis circumquaque bocüs 
fugitivis»''), Silvas Bulgarorum per octo dies exuperans, ad 
civitatcm ditissimam^ que vocatur N i z h , in medio Bulgarorum 
regno, secessit, ubi duci et principi ten*e reperto iniuriain et 
dampnum sibi illatum retulit^^), iusticiam de omnibus elementar 
ab eo consecutus *). Quin et arma et pecuuiam illi in recon- 
ciliatione largitus est, ac ei conductum idem*^) dominus terrc 
per civitates Bulgarie: Sterniz et Phinepopolim ntquc 
Andronopolym^) pacifice dedit, et emendi licentiam, quo- 
usque ad impcratoriam urbem Constantinopoliin, que 
est Caput tocius regni Grecorum, cum omni manu sua des- 
cendit. Ut autem descendit, omni instancia bumillime pcti- 
cionis, qua potuit, ab ipso domno imperatore exoravit, qua- 
tenus in regno suo paciüce moram obtineret, cum licentia 
emendi vite necessaria, donec Petrus bercmita, cuius anunoDi- 
cione et instinctu viam hanc incboaverant, socius baberetor, 
et sie coniunctis milibus suis, bracbium maris sancti 
Gcorgii navigio transmeai*ent [Fol. 10, col. 4], et sictucius 
Turcis cunctisque gentilium cuneis resistero valerent. Qüot 
et actum est, et a domno imperatore, Alexi"*) nomine, 
benigne de omnibus petenti responsum et concessum est 

a) lieerUiam fehlt In B. — b) R frauda. — c) B. : ctntum et ^adra*jitUa mW«. - 
(\) B. Sixidatig qiiidam. — o) B. dectneruttt. — f) ü. dfJIcietUe. — g) B, mcUm , /tt*jitim. - 
h) U. re/ereru, — 1) B. e»t. — k) B. ülem dcc«t. — 1} Roinecc PMnojtoÜH atqut Adr\Mt>^ 
Bong. Fhinoplin atque AdrianopUn, ~- lu) B. Alexio. 



*) Vergl. oben S. 138. 



l]oil. III. Alliorts Bericht über Poters Zug nach Constantinopel. 335 

Cap. VII*). Post hec non longi temporis intervallo, 
Petrus predictua, et exercitus illiiis copiosus, ut harena 
maris innumerabilis, qui a div(Tsis^) regiiis illi coniunctus 
«'loiivenerant'^), scilicot Fra neige ne, Suevi, Bawarii, 
Lotharingii'^), contiiiuabat pariter viara Iherusalera , qui 
itijiere suo in Ungarie dcsceudens regnum, aute portam 
13jperon*) taboniacula sua fixit cum omni exei'citu christi- 
siiiorum, quos eduxerat**). His localis, protinus regnatori 
Ungarie mintia') direxit, quatenus sibi suisque consociis pa- 
tcret aditus et transitus per medium regui eius. Quod illi 
concessum est, ea conditione interposita, ne in terra regis 
praedam contingcret sed pacifice viam teneret^), omnia vero, 
quibus indigeret exercitus, sine iurgio et lite precio mutuarent. 
I^^etrus ergo audita erga se suosque regis benevolentia, gavisus 
est, et pacifice regnum Vngarie transivit, dans et accipiens 
omnia usui neccssaria in numero, iusticia et mensura, et sine'*) 
turbine usque ad Malavillam cum omni legione sua pro- 
fectus est. üt autem appropiavit') terminis loci predicti, fama 
in auribus suis suorumque allata est, quam'^) comes regionis 
illius, nomine Guz, unus de primatibus regis Vngarie, ava- 
ricia corruptus, adunationem armatorum contraxisset militum, 
et 2)es8imum consilium iniisset^) cum predicto duce, Nichita 
nomine, principe Bulgarorum, et preside civitatis Belagrade"*), 
quatenus et ipse, collecta virtutc satellitum, anteriores agminis 
Petri debellaret [Fol. 11] et occideret, ipse vero postremos 
insecutione suorum militum detruncaret, ut sie universa spolia 
tanti exercitus in equis, auro et argento ac vestibus diriperent 
et dividerent. Petrus hec audiens, quia cum") Chris tiani 
eraut Vngari et Bulgari, omnino de illis tantum facinus credere 
noloit, quousque ad Malevillam venientes, consocij ilHus arma 
et spolia XVI sociorum Walteri in menibus et muris pen- 
dentia aspexerunt, quos paulo ante retardatos Vngari in dolo 
spoliare presumpserant *). Petrus autem tunc**) confratrum 
iniuria cognita^), visisque illorum armis et spoliis, socios 
ad vindictam ammonet. Qui fortiter signis comicinum intonant, 
erectis signis ad menia convolant, muros grandine sagittarum 
obpugnant, quos tam incessabili et incredibili densitate oculis 
in menibus assistentium adeo^) intorquebant, ut nequaquam 

a) B. pag. 186, Cap.Vni. — b) Cod. aduersis. — c) B. eonvenerat. — d) B. Lotharingi. — 
r) li- exerdtUf qutm editxeraL — il.'nuntio». — g) B. tenerent. — h) B, et sie »ine. — 
l) B. aypropinguitpit. — k) B. quamodo. — 1) Cod. ininct. — ni) B. lielayrave. — n) cum 
leJilt In B. — o> B. autem hae confratrum, — p) B. comptria. — q) adeo fehlt In B. 



*) Soll nach Engel, Gtsch, von Ungarn I, 145, Ocdenburg sein. 
*) Siehe oben S. 144. 



336 Beil« ^I^' Alberts Bericht über Peters Zug nach Constantinopd. 

virtutem Gallonim inpugnantiam Vngari sufiferre valentes, a 
mui'o declinarent, si forte intra*) civitatem ante vires illonim 
remanere valerent. Ad hec Godefridus quidam, cognoraen 
habens Burel, de Stampis civitate ortus, magister et 
signifer ducentorum peditum, qui et ipse pedes erat, fortis 
viribus, intuens fugam Vngarorum^) prociil a menibus, muros 
scala, quam forte ibidem reperit, transvolat. Reinoldus 
de castello Breis, eques insignis, opertum habens caput 
galea, et lorica indutus, pariter menia post Godefridura as- 
cendit, donec universi tarn equites quam pedi^es intrare con- 
tendunt. Vngari vero videutes animc sue angustias et in- 
minens periculum, ad VII milia conglobantur ad defensionem, 
ac per aliam portara, que respicit ad Orientcm, egressi super 
verticem [fol. 11, col. 2] precelse silicis, qua prefluit*^) Danubius, 
et qua ex parte insuperabile erat munimen'^), constiteruiit 
Quorum plurima pars, que per®) angusto aditu jjcr portam velo* 
citer effugere nequiverant, ante ipsam ianuam in ore gladij ceci- 
derunt. Alii, qui in vertice collis^) liberari sperabant, ab in- 
sequentibus peregrinis trucidati sunt: alii a cacumine montis 
precipitati, in ipsius Danubij undis absorti sunt, scd plures 
navigio elapsi sunt. Ceciderunt illic «circiter IIII milia Vn- 
garorum, peregrinorum centum tantum, pretcr vulneratos ibi- 
dem occisi sunt. Hac Petrus adeptu victoria^) cum uiiiversis 
suis in eodem castello Malaville diebus mansit V propter ha- 
bundantiam alimentorum, que**) ibi reperit in frumento et 
gregibus ovium et armentis, et poculorum pleuitudine et 
equorum nuihero infinito^) '). 

Cap. VIII''). Comperta autem illius victoria') et Unga- 
riorum cede cruenta, et visis ferro cesis corporibus illorum, 
que plurima extincta atroci yulnere Danubius suis procellis 
advexerat Bellegrave, ubi reflexo alveo iter et cursum con- 
tinuat, a Malavilla distans miliario™) , dux prefatus Nichitta") 
suos convocat, et consilio ab omnibus accepto, metu concussus, 
Belegrave Petrum ultra exspectare recusat, sed Niz®) spe 
defensionis adversus vires Francigenarura, Komauorum^), Theu- 
tonicorum, quia robore murorum civitas hec munita halte- 
batur, migrare disposuit, secum asportatis universis thesauris 
Belegrave, concives vero illius per silvas et montana ac de- 
serta loca cum armentis suis in fugam misit, quousque ac- 

a) Cod. infra. — b) B. ftigam advenariorvm. — c) D. quam prämier ftuH. — d) B. »««- 
mentum. — c) B. praf. — f ) B. montis. — g) B. Jfane Vetni* tultptu» virtoriatn, — h) Oh!- tf»«'^ 
— i) B. et iufinHo numero eqtwrum. — k) B. pag. 1H7, cap. IX. — 1) B. Compfrttt htie n^iurti 
et Ungarorum. — m) B. milliari. — n) B. AHchita. — o) ß. hat stet« JVi«A. — p) et. 



') Siehe oben S. 144. 



Beil. IIL Alberts Bericht über Peters Zug nach Constantinopel. 337 

corsito auxilio exercitus») imperatoris Constantinopolis**), sociis 
Petri resisteret, et vindictara [fol. 11, col. 3] Vngarorum sumeret, 
et*^) propter amicitiam et foedus^ quod cum Guz, comite et 
principe Malaville, percussit**) ^). Transactis ab hinc VI diebus, 
nuiicius quidam de Villa advenarum Francorum^) Petro 
celeriter mittitur, qui hanc minarum certam legationera illi 
indicaret, dicens: liex Vngark, coUedo exercitu universi regni 
sm, in tdtione^) suorum ad vos descensurus est, de quilms nc^) 
unum quidctpt certum est ab armis ülius evadere: nam dolor 
oeeisorum et lamenta regefn et universos parentes et amicos 
Ulorum commoverunt Quaprqpter quantocius flunum Maroam 
sttjicranies, viam vestram hinc niaturate, Petrus vero intelligens 
iram regis, et illius grayissimam adunationem, cum universis 
sociis Malavillam deserens, sed cuncta spolia gregesque ad 
)>redam equorum abducens, Maroam transire disposuit. Sed 
paucas naves numero tantum CL in toto litore reperit«^) ^), 
quibus tanta multitudo subito posset transire et evadere prop- 
ter timorem regis, in fortitudine gravi supervenientes. Vnde 
quamplurimi, quibus naves defecerant, iunctura lignorum et 
copulationc virainum transire certabant. Sed a Pincenariis, 
qui Bulgariam inhabitant, plurimi in ipsa lignorum et viminum 
copulatione Üuctuantes sine gubernaculo*'), a societate interdum 
divisi, sagittis confixi interierunt. Videns autem Petrus in- 
teritum et submersionem suorum, que fiebat, Baiwariis, AUe- 
mantiis ceterisque Teutonicis ex permissione') obedientie im- 
peravit, ut Prancigenis fratribus subvenirent. Qui illico VII 
ratibus invocti, VII naviculas Pincenariorum submerserunt 
cum iuhabitantibus [fol. 11, col. 4], VII tantum vi vos cap- 
tivantcs in*') presentiam Petri adductos ex precepto illius truci- 
daverunt. Hac ultione suorum facta, et Maroa fluvio transito, 
ingentia et spaciosissima nemora Bulgarorum*) ingreditur 
cum vehiculis cibariorum et omni apparatu et spoliis Bele- 
grave. Et octo diebus"*)*) in saltu spaciosissimo expletis, ipse 
cum suis urbem Niz muris munitissimam applicuit, ubi flumen 
quoddam") per lapideum pontem ante civitatem transeun- 
tes, pratum, viriditate et amplitudine voluptuosum, et ripam 
lluiuinis fixis taberuaculis**) occupaverunt. 

ft) txfrcittu (ehlt in B. — b) B. CotutantinopolitaHi. — c) et fehlt In B. — tl) B. perauMtstet. — 
*:) M. lUUorma. — I) (lod. im«, — g) B. inreni/. — h) B. H a. — t) B. promiuioae. — k) B. quof 
M. — 1) B. Petna in^r. — m) B. El teptem Jübtu. — n) Cod. guotdam. — o) B. fixis tfntoriis oec. 



') Veigl. oben. S. 144 f. 
') Ueber diese Stadt vergl. oben S. 145. 
») Vergl. oben S. 145. 

^) Wahracheinlich ist, daas der Copist absichtlich hier diese Zahl 
geändert hat. Vergl. auch oben S. 146. 

22 



324 Beil. II. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt 



Albert. Aquend. 

ca. 1125. 

responsa: fidelissime 
diristian orum, quid super 
his comfieUas auV) in- 
quietas patemüaiem no- 
stram, cum nostre vires 
rel j?ote«<ia non magis 
quam formica exigtia 
adverstis tantorum*) 
siiperbiam computetiir?^) 
Vita enim tiosira aut 
assiduis redivietur*) tri- 
butis^ aut mortiferis de- 
jmtuintur^) suppliciis, et 
maßora »peramus dt die 
in diem affore periada, 
nifii christianorum af- 
fiierint auxilia, que tua 
legatiane inntamus, 

Cui Petrus in hoc 
niodo*)reKpon(lit: Vene- 
runde Pater, satis cam- 
perimus, et nunc intelli- 
ffimus ac ridemuSf quam 
inralida manus christia- 
norum sit tecum hie in- 
hubitantium , quantis ') 
ajypressionibus subiace- 
atis gentilium. Qiia de 
causa ob Dei gratiam et 
restram liberationem et 
sanctarum emundatio- 
nem, iJeo comite, Hta 
sospite rediens, inprimis 
dominum apostolicum 
requiram, deinde omnes 
jirimaies diristianorum^ 
reges y duces, comites et 
j)rincijxdum regni te- 
nentes, iugum servitutis 
restre reserans^), et un- 
gustiarum restrarum in- 



Historia belli sacri 

ca. 1 UO. 



La Chaason d'Aatitelf 

ca. 1145-125(^. 



L« • 



Et rospont li henmt« 
Volentiers lar dtron. 
[XI.l Sire, dist li W 
mites, si croire me roU», 
Je tos diroM ques e<< /« 
nostre roUntes, Ltf p*h 
neours defVanee, fctrA*- 
raliers membres Etlendut 
et les cont^, les print^^^ 
les casi«, Feraie (« rwMf 
et les autres AomÄ, v 
cuidaie que fust ä lhr*t 
sa rolentes. Kexpont h 
Patriarchen: Awus, 'vi> 
dit ares, MaiSf »e rtMt 
piaist hui mais, un r^' 
m'en dones; Le ms^^ 
rous dtrai qtael fn ^< 
mespenses. Li b<*niiit*' 
re^pont: Si com »'»«• 
comandes. 



*) Bong, et 

*) Cod. Tomac hat statt tantorum: namque. 

') Dong. computentur. 

*) Bong, redimitur. 

®j Bong, hunc modum, 

*) Bong, deputdbitur, 

') Bong, et quantis. 

■) Bong, tenentes: seititutis restre wiseriam. 



Beil. n. Die Erzählungen über Peters erste Pilgerfahrt. 325 



Wilbelmus Tyrensis 

ca. 1175. 

beamus cansölattonem. Vix enim 
sibi sufficiufU: omnisque eorum, ^U 
audirisse polest vestra fratemitas, 
rirhut emarcuit prima, infra paucos 
anna8plu8 quam dimidiumam^sertifU 
imperii. 



Rogerius de Wendover 

ca. 1230. 



Cuj Petrus : Notieris , pater 
sancte, quod si ecdcsia Raniana, et 
Occidentis princij)e8, hutus calami- 
tatis auam patimini, diligentem et 
fide aiffnum huherent instructorem, 
jtrocul omni dubio, et verho quanUh 
cyu8 et apere iia malis vestris ten- 
tarent remedta procurare. Scribe 
ergo diligentius tarn domino Papas 
et ecclesiae Romanae, quam regibus 
et jprincipibtis Occidentis, et scriptum 
ffiifiUi tui autoritate corrobora. Ego 
uero pro remedio animae meae, hunc 
laborem fwTti assumere non refugio, 
sed autore Domino paratus sum 
omnes convenire, omnes soUidtare, 
ittstantitis aerumnarum vestrai'um 
immetisitatem perorare, et ad pro- 
perandum remedium diligenter in- 
vitare. Placuit sermo, et visus est 
bonos in oculis tarn domini Pa- 
triarchae, quam eorum qui assiste- 
bant fidelium. Et depennis ingcn- 
tibus gratiarum actionibus viro, de 
sua compassione, scriptum tradidit 
postalatum '). 



patriarchac rcspondit: ^ot7crw,;wicr 
sancte , quod ecclesia Romana et 
principes occidentis, tn huius ada- 
mitatis diligentem et fide dignnm 
haberent instructorem, tentarent prO' 
culdubio his malis vestris remedia 
procurare; scribe igitur diligentius, 
tarn domino papae et ecclesiae Ro- 
manae, quam regibus et principilnis 
occidentis, et ego pro remedio animae 
meae, at^tore Deo, paratus ero 
aerumnarum vestrarum immensitati 
protestari, et ad remedium procu- 
randum universos et singulos invitare. 
Placuit sermo in oculis tarn pa- 
triarchae quam adstantium popu- 
lorum, et, impensis gratiarum actio- 
nibus, viro Dci scriptum porrigunt 
postulatum. 



') Die nun folgenden Worte „Verc magnus es, Domine Dcus nosier, 
et misericordiarum tuarum non est finis* bis jI^gt quam exurget fortior 
;id opus charitatis implendum*^ bilden einen durchaus selbständigon 
Zusatz Wilhelms, und smd sonst nirgends zu lesen, wesshalb wir sie hier 
weggelassen haben. 



340 ß^iJ- m« Alberts Beriebt Über Peters Zug nacb ConstantinopeL 

rentes*), ingenti vociferatione**) et fui"t)re in auxiliam iun- 
guntur, Petruin ductorem säum liec proliibentem, et pacera 
fieri iubentem*'), cum omuibus sensatis**) audure recusantes. 
In hac igitur dissensione gravissima discordantium legioimm 
totus cum Petro, hanc sedicionem proliibente, propter*') 
hec duo milia remansit [fol. 12, col. 3] exercitus, qui nullo 
modo ad opem bis se contulerunt. Bulgari vero^) videntes 
hoc scisma in populo, et facile hec duo milia posse supcrare^), 
e duabus eruperunt portis in sagittis et lanccis et gravi viil- 
n^re, et sie in yirtute magna repressos universos in fuga ver- 
terunt, quorum quingenti**) *) a ponte corruentes, undia inmersi 
ac suffocati sunt. Alio^) vero in latere pontis trecenti ad 
vada incognita fugam inieinint, quorum alii armis, alii uudis 
perierunt. Tandem qui in altera parte fluvii ab hac insania 
revocati cum Petro in viridario'') remanserant, videntes quia 
sui in lecto *) martyrio estimabantur, non ultra potuerunt se 
continere"*) ab auxilio, sed indutis") loricis et gaieis, noleiite 
volente Petro, ad ipsum pontem convolant, in quo crudeliter 
hinc et hinc bellum exoritur in sagittis, gladiis et lanceis, 
Sed a Bulgaris vadis**) et ponte prevento, nequaquam transii*e»') 
potuerunt, sed fortiter in fugam remissi sunt. Petrus visa 
hac suorum contricione et fuga, legationem per quendam Bul- 
garum, qui viam secum'^) decreverat in Iherusalem-), duci 
prefato misit, quatenus coUoquium cum eo') paulisper habere 
dignetur"), et pacem in Dei*) nomine utrimque componereut 
Quod") actum est^). Pace hac divulgata in populo Petri, 
et turbine sedato, quousque omnia redirent in concordiani, 
pedestris vulgus rebellis^) et incorrigibilis, currus et plaustra 
reparans et onerans''), viam instabant. Quibus Petrus, Fol- 
kerus, Reinoldus interdicentes, donec viderent, si colloquiiim 
procederet in concordiam, nequaquam insensatos et rebelies 
ab incepto avertere potuerunty). Cives autem videntes, quia 
Petrus et maiores exercitus obstaculo vie euntibus erant. et 
plaustris et curribus obstabant, arbitrati sunt, quod") cum vulgo 
fugam aptassent. Quapropter [fol. 12, col. 4] a porta urbis 
exilientes, cum militibus ducis insecuti sunt eos in nianu forti, 

a) lt. eoncurretUes. — 1») Cod. noUferatio. — c> B. vclt^itm. — d) Cw\. sero *iHi*. — c) Bj^'ü'^'' 
— f) In B. fohlt vero. — p) U. mperari. — h) B. vi^inti. — l) B. alii. — k) C*h1. im^rutario. - 
1) B. tri saero martyrio consiimebdfttur. — in) B. te potueriuä. — n) B. imluti. - - o) B- v^»' ' 
l») Cod. trauire. — q) B. qui sanctam viam dtcrecernt. — r) B. »eeuui. — s) B. lUifnafftvr- — 
t) B. JJuinini. — u) B. quott et. — v) B. pajr. 18Ü cap. XIII. — w) B. ptä^iare ml^ui rttitüf tl 
incorrigiMe. — x) Cod. huiwran». — y) B. poterant. — ('od. quia. 



') Wilbelm von Tyru.s hatte oft'enbar in seiner Vorlage auch wie 
unser Codex quiyujenti gelesen. Vergl. oben S. 150. 
'^) Siehe oben ö. 150. 



Beil. in. Alberts Bericht über Peters Zug nach Constantinopel. 341 

et ad duo*) miliaria gravis occisio et captivatio facta est ab 
bis retardati exercitus. Plaustrum quoque*')^), super quod 
erat scrinium Petri plenum innumerabilis auri et argenti, cap- 
tom et retenttim est, et ad Niz una cum captivatis reductum, 
et in erario ducis reppsitum, cetera spolia militibus divisa 
sunt. Yiri sine numero cesi sunt, pueri cum matribus ab- 
dacti, mulieres nupte et innupte, quarum igiioratur numerus. 

Cap. XII. Petrus vero et omnis manus illius, que eva- 
dere potuit, per opacum et spaciosum nemus, pars per abrupta 
montium et deserta loca omnes dispersi''), ut oves a lupis 
fugam maturabant '). Tandem Petrus, Reinoldus de Breis, 
Walterus, filius Waleranni de Bretoil, Godefridus Burel, 
Polkenis Aureliensis, omnes hij cum quingeutis solummodo 
post hanc fugam in vertice cuiusdam montis casu convenerunt. 
Nee enim de XL milibus plures remansisse visi sunt. Tunc 
vero Petrus considerans, quia gens et exercitus eins graviter 
inniinutus est, anxie in diversa meditatur, et veliementi suspirio 
dolet dissipatas legiones, et tot milia suorura cecidisso, Bul- 
garorum autem solummodo unum^) periisse: miratus, si adhuc 
quispiam de XL milibus profugis ac dispersis viveret. Unde 
ex ipsius sententia et visione') hü, qui secum in montis^) 
CHCumine fugientes conatiterant*), signis et cornibus perstrepunt, 
ut peregrini, quacuraque dispersi essent per montes et silvas 
et loca deserta, audito signo Petri suorumque in unum rever- 
tentes coadunarentur, et iter, quod ceperant, iterarent. Nee 
primum dies inclinata fuit, quia**) audito signo ad VII millia 
collecti') sunt. Sic adunati et a dispersione revei-si viam*^) 
iterato [fol. 13, col. 1] insistunt, et ad civitatem quandam 
rebus vacuam et civibus applicuerunt, ubi castra figentes, 
socios profugos ac disperses operti sunt*). Sed minime ali- 
menta in locis desertis repperirc aut invcstigare potuerunt, 
iiimiam inibi'") tollerantcs penuriam, quia plaustra et currus, 
frumentum, ordeuni") carnesque ferentes ad edendum, supra 
duo milia amiserant, neminem vendentem**) aut aliquid Offe- 
renten! invenientes. In lulio itaque niense'') hec ad- 
versa illis contigeraut, quando hac in regione frumenta 
et segetes mature iam ad messem üavescunt ^). Angustiato 

a) CvA. adhuc miliaria. — b) ifuoqve fclilt in B. — c) B. tnontiutn, ftars /»er deserla loea 
ättpmrm, — cl) B. ttnum »oiftmmodo /»rriMw. — c) ('«»d. minsiime. f ) Cod. monteg. - g) B. eonst. 
*ug. — h) B. iptwi. — I) B. coUrcta. — k)*B. n««*. — I) B. pratiMati »tutt. — inj B. ibi. — 
o) R. kordeum. — o) B. ndtntem, — |>) B. In mmtt itaqut Jutio. 



') Vergl. auch oben iS. 151. 

«) Siebe oben S. 151. 

») Siehe oljen S. 152, Anni. 4. 



342 ß^i^- II^' Alberis Bericht über Peters Zug nach Consiantinopel 

siquidem^) fame populo, visum est viris*") consilio cautissimis, 
ut segetes maturas repertas in campestribus deserte et vacue 
civitatis igne torrerent, et torrida grana excut^rent, quibus populiis 
ieiunus sustentari posset. Hoc etenim sustentaculo annone 
tribus diebus vixit populus, quousque profugi ac dispcrsi ad 
XXX milia readunati sunt, praeter X milia que perieraut*^). 
Interea nuncij ducis ad dominum imperatorem Gon* 
stantinopolis**) precesserunt, qui sibi universa in malo 
de actibus et infortunio Petri*) retulerunt, qualiter^) Ungaroa 
Malaville occiderit, et quomodo ad civitatem Niz venieus^ pro 
bcncfactis mala civibus reddiderit, sed non tarnen impune 
hoc^) presumpserit. 

Cap. XIII. Imperator hec audiens, Petro legatos diri- 
git, qui Petrum, relicta vacua et desertii civitate**), in urbem 
Sterniz cum omni comitatu suo profectum ropererunt, ex 
cdicto imperatoris hec illi nuncia ferentes*): Pdre, domino im- 
peratori gravcs de te tuisquc querimonie alliUc [fol. 18, coL 2] 
stifU, eo »quod in regiio illius'^) predam et scdicioneni itiiisfccerU 
cxerciius. Quapropter ex imperio ipsius tibi interdiciiur^), nc 
idtra ircs dies maram facias in aliqua regtii sui civitak, düihcc 
nrbem Constantinopdivt ingrediaris. Cimtatihus autan onmibus, 
per qiias tramiturus, ex imperaioria iiissimie precepimus. id 
pacifice tibi omnia tuisqae vendatU, et, quia chru^timius es, 
christianiqiie tui consocij, nofh ultra üer timm imimUanl, et qmt> 
quid in superbia et furorc seddlües tui adversus duccm KicMam 
deliquerunt, prorsus tibi renüttit Seit enim quia in'o hae iniuria 
gramter penas ex^olmstis. Petrus audita hac*) domiui imiiera- 
toris legatiojie pacifica non modicum gavisus, et pre gaudio 
lacrimatus, gracias deo retulit, qui post nimiam et severam 
correptionem, nee iimieritam, sibi suisque modo dedit gratiam 
in conspectu tarn magnifici et nomiuatissimi imperatoris"'). 
Igitur libenter") mandatis illius obediens a Sterniz civitate 
processit, et ad urbem Phinepolim") cum omni coroit^itu'') 
suo secessit^). Ibi universo casu et infortunio suo recitato 
in audieutia omnium civium Grecorum**), plurima bysautioruin, 
argenti ^) , equorum et mulorum munera suscepit pro nottiine 

a) B. AngwÜato Haq»e/ame. — b) riris fehlt In B. — c^i B. |»ag. 190, cap. XIV.— «1) l«. '««- 
»lantincpciiH. — c) J'Hri fehlt in B. — f ) B. nemi>e qvttUfer exereitu* t'ngoro». — g) B- *»* 
impitttf. — h) B. varua tt deserta citilate rtUcta. — i) B. ipsiu*. — X) B. iftturäicihir ft*»- — 
I) R B. hac audita. ~ ni) K. B. pag. iUÜ, cttp. XV. — n) lib^ter fehlt iu B. — n) B. thtßnfH>iuL 
— p) B. popaio. — q) B, (irtcon/m civium. * 



') Vergl. über diese GcRandtschaft Riant, Inventüire. 
«) Vergl. oben S. 168. 

) Vergl. über die byzantiniBohen Münzen: Schluinberger, AwwfJ'- 
matique de lOrient Latin, Pari« 1877. 



Beil III. Alberts Bericht Über Peters Zug nach Constantinopel. 343 

Ihesu et timore Dei, omnibus super eum misericordia 
motis. 

Cap, XIV. Deinde post terciam lucem hylaris et letus 
in largitate rerum necessarianmi migrans, Andronopolym 
secessity ubi duobus solummodo diebus hospicio'^) remoratus 
extra muros urbis, tertia luce exorta inde recessit. Nam 
secnnda legatio imperatoris solicitabat eum, ut Constantino- 
polym [Pol. 13, col. 3] maturaret iter, quia fervebat imperator 
desiderio videndi eundem Petrum propter famam, quam de 
illo audierat. Ut autem ventum est Constantinopolym, 
exerdtus Petri iussus est procul a ciyitate hospitari, quibus 
emendi licentia pleniter concessa est. 

Cap. XV*). Petrus vero .statura pusillus, sed sermone 
et corde magnus, in presentiam imperatoris cum solo Folkero 
introducitur a legatis ipsius imperatoris, ut videret, si esset, 
sicut fama de illo*') erat. Petrus vero introiens, imperatorem'') 
confideuter in nomine Domini Ihesu Christi salutavit, et quia 
in ipsius Christi amore et gratia ad visitandum sanctum eins 
sepiüchrum ex patria sua secesserit, recitat per singula, et 
adversitates, quas iam in brevi pertulerit, commemorat, vires 
potentissimos, comites et duces nobilissimos, se post modicum 
subsecuturos deuunciat, qui causa visendi dominicum sepulchrum 
ardentissimo desiderio pariter viam insistere Iherusalem de- 
creverunt*). Imperator autem, viso Petro et animi illius in- 
ten tione ex ipsius verbis cognita, quid velit aut quid de suo 
cupiat, requirit. Qui ut elemosinam de manu eius^) miseri- 
corditer accipiat, precatur, unde sustentatioiiem vite cum suis 
habeat, asserens quanta et quam iunumerabilia bona ex in- 
prudentia et rebellione suorum amiserit. Imperator hac Petri 
humilitate audita, motus misericordia, ducentos bysantios 
aureos sibi dari iussit, de moueta vero, que dicitur Tartaron, 
modium unum exercitui illius erogavit'). 

Cap. XVI. Post hec Petrus a coUoquio et palatio im- 
peratoris regressus et benigne ab eo commendatus [fol. 13, 
coL 4], solummodo V diebus requievit in ciimpis et predio 
Constantinopolys«»'), ubi simul Walterus Sanzaveor sua locavit 
tentoria, socii facti*') ab ipso die et deinceps, admixtis copiis, 
armis et univcrsis usui necessariis. Deinde diebus V com- 

«) Cm!. otptdQ. — b) B. p«i;. lUO, cap. XVI. — c) B. de iUo fama, — cl) B. nd imp. — 
e) B. dttrmertnU — f) In B. fehlt eletn. de manu ejus. — g) B. tul Contlantinopolm. — h) B. 



*) Uebor die Audienz Peters bei Alcxiiis siehe oben S. 174. — Ueber 
die Tartftronen ebenda Anm. 4 und yoroehmlich Schlumberger, Numis- 
maiiqM de VOrient Ldtin, Paris 1877. 



344 Beil. IV. Die Gesta Franc. Üb. den Untergang des Petergchen Heeree. 

pletis, tentoria sua ammoventes, brachium maris S. Georgii 
iiavigio et auxilio imperatoris superant, et tenninos Capa- 
docie intrantes, per montana ingressi sunt Nicomediam. 
ibidem pernoctantes *). Et post hec ad portum, qui vocatur 
Civitot*), castra metati sunt. lUuc ex precepto imperatoris**) 
asBidue mercatores admovebant naves onustas cibariis vini^ 
frumenti, olei et hordei*^), caseoque^) abundantia, vendentes 
omnia peregrinis in equitate et mensura. In hac itaque ne- 
cessariorum plenitudine gaudentibus et corpora fessa curan- 
tibus, assunt nuncii christianissimi imperatoris, qui Petro 
omnique exercitui®) eius interdixerunt iter versus montana 
Nicee urbis, propter insidias et incursus Turcorum, donec 
amplior numerus affuturorum.Christianorum illis accrescerct. 
Petrus vero audiens, legationi et consilio imperatoris acquievit, 
et^) universus populus christianorum. Et curriculo duoniin 
mensium illic in pace et letitia epulati, morara fecerunt, secure 
ab omni hostili impetu dormientes 2). 

a) Cod. CittiloL — b) Ex prtc. imp. fehlt In B. — c) Cod. ordti, — d) B. cas^rutwiat. — 
e) B. Petro tJCtercUmque eiu$. t- f) B. if< eL 



Beilage IV. 

Der Bericht des anonymen Verfassers der Gesta Fran* 
cornm Aber den Untergang des Petersehen Kreuz- 
heeres. 

(Zu Abschnitt IV, vornemlich zu S. 178—205.) 

Zur Vergleichung mit unserer obigen Ausführung geben 
wir hier den Abschnitt der Gesten wieder, welcher den 
Aufenthalt des Peterschen Kreuzheeres in der üegoad von 
Nicea und dessen Untergang bei Xerigordou und Civitot er- 
zählt. Die Gesta Francorum sind fiir diese das Pctersch«' 
Kreuzheer betroffene Katastrophe die wichtigste , weil älteste 
Quelle. Aus ihr haben ein Guibert, Baldrich, Tudebod und 
Robert ihre Erzählungen entnommen, und mit Ausnabmo 



') Siehe oben S. 178 und die folgende Beilage S. 847. 
2) Siehe oben S. 185. 



Beil. IV. Die Gesta Franc, üb. den Untergang des Peterschen Heeres. 345 

Tudebods, welcher durchaus wörtlich seine Vorlage wieder- 
gibt, dieselbe in verschiedener Weise überarbeitet. Dennoch 
aber bieten diese üeberarbeitungen wenig wesentlichee Ab- 
weichungen^ welche wir in Anmerkungen anzugeben nicht 
unterlassen werden. Die Guihertsche Erzählung entfernt sich 
in der Form am weitesten von ihrer Quelle, sie ist am weit- 
schweifigsten. Wo diese Darstellungen, abgesehen von einigen 
Zusätzen, Abweichungen bieten, beruhen diese letzteren 
meistens darauf, dass die Verfasser ihre Quelle nicht richtig 
verstanden haben. Die Erzählung lautet folgendermassen: 

Jamjamque Galli e suis remoti sunt domibus. Fecerunt 
denique tres partes Galli: Una pars Francorum in Hungariae 
iiitravit regiouem, scilicet Petrus Eremita et dux Gode- 
fridus, et Balduinus frater ejus, et Balduinus comes de Monte. 
Isti potentissimi milites et alii plures, quos ignoro *), venerunt 
per viam quam jam dudum Carolus Magnus, mirificus rex 
Frauciae, aptari fccit usque Constantinopolim *). Petrus vero 
supradictuB, primus^) venit Constantinopolim III Kai. 



') Diese Worte sind ein Beweis dafür, dass der Verfasser unserer 
Erzählung weder während des Zuges Gottfrieds von Lothringen nach 
Constantinopel , noch auch später im Heere desselben sich aufgehalten 
haben kann, sonst hätte er gewiss noch manches Andern Namen an- 
zugeben gewusst, wie er dies in Betreff des Boeraundschen Heeres 
^ethan , mit welchem er ohne Zweifel nach Constantinopel ge- 
zogen ist. 

*) Der Verfasser will sagen: ,Karl der Grosse habe seiner Zeit aus 
Keinem Reiche eine Strasse nach Constivntinopel anlegen lassen, welche 
(lüH Kreiizheer (Tottfrieds gezogen sei.* Bestimmt winsen wir jedoch nur 
«oviel, das« in dem Zeitalter Karls des Grossen ein Handelsweg durch 
ib&s Land der Avaren von Constantinopel nach Deub^chland ging und 
eine Verbindungsstrasse bestand, die von der Mündung der Klbe nach 
tler mittleren Donau und von da sich nach der einen Seite zum schwar- 
zen, nach der andern zum adriatischen Meere veraweigte Vergl. die 
( iiffitulnren Karl» bei Baluze 1 , 755 ; Heeren . Folgen der Kreuzzüge, 
|i. Ii34; Giesebrocht, Gesdiichte der deutsclien Kainerzeit I, 138. In wie- 
weit Kar! .selbst an der Herstellung und Erhaltung dieses Handelsweges 
lietheiligt war, wissen wir nicht. Die Worte der Griten aber also auf- 
zufassen, als ob damit gesagt sein solle, Karl habe seiner Zeit für sein 
Heer einen Weg nach Constiuitinopel anlegen lassen, um denselben selbst 
dahin und vomemlich zu einer Pilgerfahrt nach dem Morgenlande zu 
benutzen, ist eine zu weit gehende VemiUthung. Unrichtig ist darum 
«Ue Umschreibung der Worte der Gesten bei Rob. mon. 33, 10, Bec, 732: 
,|wr viam scilicet quam Karolus olim stio exercilui fieri usque atl Con- 
stantinopolim praccepit.* 

*) Als der Erste der vorhin Genannten, nicht überhaupt als der 
Ernte; denn vor Peter sind ja die Longobarden in ConstanUnopel ein- 
getroffen. Man vergl. auch S. 17*2, Anm. 2. 




346 ^^i^ ^^* ^^6 Gesta Franc, üb. den Untergang des Feierschen Heeres. 

Augusti^), et cum eo maxima gens Alamannorum'). Slic 
invenit Lombardos, et Longobardos'), et alios plures*) con- 
gregatos, quibus Imperator iusserat dari mercatum^), sicut 
erat in civitate^), dixitque illis: Nolite transmeare Brctchium''), 
donec venM nuiocima Christianorum virtus; quoniam vos tanti 
non estis ^), td cum Ttircis prdeliari valeatis. Ipsique Christiani 
nequiter deducebant se, quia palatia urbis^) sternebant et 
ardebant, et auferebant plurabum quo erant ecclesiae coopertae, 
et veudebant Graecis; unde imperator iratus jussit eos trans- 



*) D. i. ani 30. Juli. Bong, hat die Lesart: Kalendis AugusH = 
1. August. Ich habe oben S. 95 und 1(55 der Lesart des Cod. Rom. (Re- 
ginae) No. 572 und Cod. Cantabrig. (CoriMis Christi) No. 281, welche Codd. 
der Ausgabe im Rectieü zu Grunde liegen, den Vorzug gegeben. 

«) Siehe oben S. 134 f. 

*) S. oben S. 172, vergl. auch Fr. Bluhme, die Gens Langdbardorum, 
Bonn 1874, zweites Heft, p 2 : ^Ich unterscheide Longobarden und Lombarden 
und verstehe unter jenen den ächten Volksstamm, die gens, unter diesen 
die Mischung von Longobarden und Italienern*. ^Dicse Mischung hat 
sich politisch mit dein Sturz der einheimischen Dynastie (774), sprachlich 
etwas früher, privatrechtlich erst viel später vollzogen." Aus Diez, 
Grammatik der romanischen Siyrache, Th. 1 , 77 (dritte Ausgabe) geht 
hervor, dass auf Oberitalien der Name im Auslande nicht beschränkt 
zu werden pflegte. Uebcr die angol>liche Betheiligung jener Mailänder 
am ersten Kreuzzuge im .Jahre 109t), von welchen bei (lalvano Fiamma 
in dessen Mantpulus Floruin (Muratori SS. HR. Ikil. L XI, 618). sowie 
bei Sebastian Brandt in De Orig. et conversat. hon. reg., ßasil. 14J*5, 
fol. Kj *' ; sowie bei Joannes Herold in dessen Continuatio belli saeri 
t. I (Basil. 1564 in fol), c. 18, p. 47, und bei Belleforest, L'histoire gen. 
de France p. 449 die Rede ist, vergl. man Riant, IncenUüre, No. XIII ^i« 

*) Ohne Zweifel die unter Walter von Pexeio vorausgeeilten Schaaren. 

*) „Mercatus est liberum forum rcruni venum expositaruni.'' Barth 
bei Ludewig, Relliqtiiae manuscr. III, 6. 

*) Robert 32, 14; Rec. 732: „Quibus imperator licentiam introeundi 
civitatem nunquam praebuit, quia virtutem Christianae militiae et maxime 
Francorum suspectam semper habuit. Idem tarnen mercatum eis habere 
concedebat, quod et in civitate erat.* 

') D. i. der Georgsarm resp. das Mannarameer. 

*) Nicht dass ihre Zahl überhaupt klein gewesen, denn die Zahl der 
Weiber, Kinder und Greise muss eine liedcutende Höhe erreicht gehabt 
haben, aber die Zahl der streitbaren Mannschaft war nicht liinreichend. 
So hat auch Baldrich 89, 40 diese Worte verstanden , denn er lässt den 
Alexius sagen: Si enim aliter egeritis, efferi gentiles in vos irrueni et tm- 
heUem hanc periment legionem und setzt hinzu : ^quod et sie postea con- 
tigit". Vergl. hierzu oben S. 156. 

•) Ohne Zweifel die Paläste beim Kosmidium, die zur Vorstadt ge- 
hörten. Ein gut Theil der von Ekkehard im Frühjahr 1101 zu Con- 
stantinopel und auf dem bithynischen Ufer noch wahrgenommenen Ver- 
wüstungen wird auf Rechnung jener ersten vor Gottfried in Constan- 
tinopel eingetroffenen Pilgerschaaren zu setzen sein. Vergl. auch £kk. 
Hierosölymitu 111, 2 und XIII, 4 und oben S. 172. 



Beil. IV. Die Geeta Franc, üb. den Untergang des Peterschen Heeres. 347 

meare Bracliimn ^). Postquam autem traQsfretaverunt, non 
cessabant agere omnia mala, comburentes et devastantes domos 
et coclesias^). 

[Cap. III ^] Tandem*) pervenerunt Nicomediam, ubi 
clivisi sunt Lombardi, et Longobardi et Alamanni a Francis, 
quia Franci tumebant superbia^). Elegerunt Lombardi et 
Longobardi seniorem super se, cui nomen Reinaldus*); 

*) Siehe oben S. 175 f. üeber das Datum der üeberfahrt ans asia- 
tische Ufer 8. S. 173. 

*) Ueber das Benehmen der Kreuzzügler ergeht sich weitläufiger 
(iuibert 483, 22 und sagt unter Anderem: „Dum enim nullius experiuntur 
severit*itera Rogis, qui iudiciali devios vipore retorqueat, nee divinae 
reverentiam concipiunt legis, quae mcntium levitatem matuni rccog- 
niiione deprimat, repentino prolabuntur interitu, quia indisciplinatis mors 
obviat, et quidquid pensi moderatique nihil habet, parum durat.*' In 
Uebereinntimmung mit Guibcrt schreibt Robert 33, 23; Rec, 732: ,Sed 
onmiÄ congi-egatio homimim quae bono auctore non gubematur, si ei 
languidum caimt dominatur, in deterius* labitur et quotidie languescit, 
et a Salute elongatur. Propt-erea et hi, quia pnidentem Principem qui 
pomra dominaretur non habebant, reprehensil)ilia opera fallebant. Ec- 
cle»«ia.H enim et nrbis ])alaÜa dpstruebant* etc. Wir folgern hieraus und 
ans andern Stellen, dass entweder Robert aus Guibert gfeschöpft, oder 
liieKer aus jenem. Letztere Annahme scheint die wahrscheinlichere. In 
<lio?;em Falle wäre dann die Abfassung der Historia Roberts jedenfalls 
vor das Jahr 1110 zu setzen. Vergl. auch Riant, Ejnst Alex. spur. p. XLl. 

•) Bei Bong. p. 1, .36; Rec. \h 122. 

*) Also keinesfalls in der Kile, dass sie schon am ersten Tage nach 
ihrer Uel»erfahrt über den Bosporus daselbst angelangt wären, wie Albert 
angenommen zu haben scheint. S. oben 179. 

*^ Siehe oben S. 186. Worin diese snperbia sich geäussert, erfahren 
wir nirgends genau. Höchst wahrscheinlich wollten die Franzosen, welche 
iregenüber den Lombarden und Deutschen offenbar die Mehrzahl gebildet 
haben, in Betreff der Leitung des Zuges und der Führerschaft den Vor- 
rang sirh zuerkannt wissen, was den letztgenannten aus was immer für 
'»runden als eine Anma«sung erschienen, welche zur Entzweiung geführt 
hat<. Möglich ist es aber auch, dass in anderer Beziehung Vorkommnisse 
Zwistigkeiten verursachten, welche einen gemeinschaftlichen Weiterzug 
unmöglich gemacht. Doch wird oxich aus diesen Worten der Gesten mit 
Re«jht gefolgert werden dürfen, dass der Verfasser der Nationalität der 
Kranken nicht angehört hat, und wenn auch Tudebod, der Copist der 
Genien, dieselben Wort.e geliraucht, so hat er sich derselben wohl nur 
(lesfibalb bedient, weil er sie in seinem Original vorgeftmden hat, sonst 
ff wohl dieselben nicht gebraucht haben würde Uuibert 438, 28 hat 
diese scharten Worte der Gesten wesentlich gemildert, ebenfalls Baldrich 
80. 50; dem Robert 33, 30; JRec. 732 sind sie ganz und gar überflüssig 
erschienen* Dieser lässt die Angabe von der Uneinigkeit zwischen den 
Franzosen un<l Uebrigen geradezu weg. 

*) Senior, d. i. Dominus, Signore. Eine bei unserem Anonymus 
häufig wiederkehrende Bezeichnung für die Anführer des Kreuzheeres. 
Barth (bei Ludewig, Religti. manuscr. III, p. 6) bemerkt: „Seniores 
de^ignant jmncijies, ex usu communi idiomatum, praecipue Italorum.** — 
Ueber Rainald siehe oben S. 187. 



348 B®il- IV. Die Geeta Franc, üb. den Untergang des Peterschen Heeres. 

Alamanni similiter. Et intraverunt in Romaniam*), et per 
quatuor dies ieruiit ultra Nicaenam urbem, et invenerunt 
quoddam castrum, cui nomen Exerogorgo, quod erat va^ 
cuum gente^). Et apprehenderunt illud, et invenerunt in eo 
satis frumenti et vini, et camis, et ömnium bonorum abun- 
dantiam. Audientes itaque Turci quod Christiani essent in 
Castro, venerunt obsidere illud. Ante portam castri erat pu- 
teus^), et ad pedem castri fons vivus*), iuxta quem exiit 
Reinaldus insidiari Turcos. Venientes vero Turci in festo 
S. Mikaelis, qui est III Kai. Octobris % invenerunt Reinaldum 
et qui cum eo erant; occideruntque Turci multos ex eis, 
alii®) vero fugerunt in castrum, quod confestim Turci ob- 
sederunt, eisque aquam abstulerunt. Fueruntque nostri in 
tanta afflictione sitis, ut flebotomarent ^ suos equos et asinos, 
et sanguinem biberent; alii mittebant zonas atque panniculos 
in piscinam®), et inde exprimebant aquam in os suum; alii 

*) Ueber Romania Riebe Ekk. Hierosol, cap. II, 5, Anm. 35. 

*) Vergl. oben S. 187 ff. Dass die Bewohner des Castells Türken 
gewesen sind, unterliegt wohl keinem Zweifel. Schon die Lage Xeri- 
gordons, östlich von Nicea, dürfte dies bestätigen, welches Gebiet ganz 
in den Händen der Seldjiiken war, und es kaum erklärlich wäre, wess- 
halb, wenn die Besatzung aus Griechen bestanden hätte, diese so lange 
den Seldjuken Stand gehalten und jetzt, da die Kreuzfahrer im Anzug 
waren, vor diesen die Flucht ergriffen haben sollen. Baldrich 89, 55 
sagt: „Incertum an timore an industria, incolis omnibus vacuum''; doch 
dürfte er wohl in Betreff der letzteren Vermuthung nicht das Richtige 
getroffen haben, da es sonst sehr auffallend wäre, wesshalb alle ohne 
Ausnahme das Castell sollten verlassen haben. Das Richtigere scheint 
Guibert 483, 37 gefunden zu haben, der allein die Furcht vor dem heran- 
ziehenden Kreuzheere als Gnind des Wegzuges aus dem Castell und der 
Zurücklassung aller ihrer Habe ansieht, mit dem auch Robert 33, 36, 
Bec, 733 übereinstimmt. 

•) Ptiteus^ im Gegensätze zu dem fofis viviis; ohne Zweifel eine 
Cisterne. Sie war ausserhalb des Castells, vor dem Thore. Unrichtig 
ist es, wenn Guibert keinen andern Unterschied macht, als in den Worten 
483, 40: „Ante municipii portam puteus, et supter idcm, non longe a 
moenibus, profluebat älter. '^ Baldrich 90, 3 und Robert halten sich mehr 
an die Worte der Gesten. 

*) Diese lebendige Quelle Ijeftmd sich also am Fusse des an einem 
Berge gelegenen Castells. Sie war wohl in etwas weiterer Entfernung 
vom Castell, als der puteus. Aus derselben Quelle holten ohne Zweifel 
die jeweiligen Bewohner dieses Ortes ihren Wasserliedarf, wjw jetzt aber 
den Kreuzfahrern, als die Türken den Ort belagerten, nicht mehr mög- 
lich war, daher der Wassermangel die sogleich vom Anonymus ge- 
schilderten schrecklichen Folgen verursacht hat. 

») D. i. am 29. September 1096. Siehe oben S. 188. 

^) Unter diesen war auch Rainald. 

') Flebotomare = (pXeßotofjieTy, d. i. die Ader öffnen, zu Ader lasnen. 

*) Piscina hier in der Bedeutung von Schlammgruhe oder Abort. 
Sie haben Gürtel und Tuchlappen (panniculus ist soviel als ,pannus 



Beil. IV. Die Oesta Franc, üb. den Untergang des PeterscUen Heeres. 349 

mingebant in pugillo^) alterius et bibebant; alii fodiebant 
humidam terram, et supinabant^) se, terramque sternebant 
super pectora sua pro nimia ariditate sitis. Episcopi*) 
vero et presbyteri confortabant nostros, et commonebant 
ne deficerent, dicentes: Estote ubique fortes in fide Christi; et 
nolite cos tinm'e qui vos pcrsequuntur. Sünä Dominus dicit*): 
„Nolife tintere eos qui corjms occidmü; animam vero non possunt 
oceidere^'. Haec tribulatio^) fuit per octo dies*^). Denique 
dominus Alamannorum Reinaldus concordatus est cum Turcis, 
ut traderet socios illis; et, fingens se exirc ad bellum , fugit 
ad illos, et multi cum eo^). Illi autem qui Dominum negare 
noluerunt, capitalem sententiam suseeperunt; alios, quos ce- 
perunt vivos, adinvicem diviserunt quasi oves; alios miserunt 



attritus et lacertus'*, Lappen, Lumpen) in die Grube hinabgelassen , die- 
Hf^lbcn altfdanu ausgedrückt und die ausgepreiste Flüssigkeit getiiinken. 

*) Pugilluö, die hohle Hand. Sie tranken sonach ihren Urin. 

•) Supinare, hier offenbar in der Bedeutung mif deti Rückefi legen, 
Si»» legten sich auf die feuchte Erde und streuten solche auf ihre Brust. 
Ouibert 488, 50 dachte sich ihr Verfahren also: ,Alü fodiebant, et se 
iiitra id quod foderant iminergentes , attenta pectora terra ipsa recens 
ioHüa operiebant, sie interiorem aestuin suuni tcmperare aliquantido humore 
Hl* posHO credel/ant.** Balderich 90, 12: „Alii si forte reperissent terrani 
huinidatn vel frigidani, fodiebant; et in ipsa vel uudi supinabantur, vel 
.«»uis apponcbant pectoribus, vel salteni sie quoquomodo refrigeraren- 
tur.* Kobert 33, 50 ; Bec. 733 : „Alii teiTani humectiorem fodiebant et sie 
ori apponebant, ardorcmque sitis temperabant.* Die Aehnlichkeit 
der RoberUchen Worte mit denen Guiberts und Baldrichs lässt sich nicht 
luuj^en. 

■j Namen von Bischöfen oder Priestern, welche unter diesen Pilgern 
waren, werden uns nirgends genannt. 

*) Evangel. Matth. X, 28. -- Baldrich 00, 14 fingirt. eine längere 
Hede, welche die Priester an die in der Burg Eingeschlossenen und vom 
Durrtt Gequälten gehalten hiiXxm sollen. Robert 33, 50; Rec. 734 lässt 
in seinem Berichte die Bischöfe und Priester ganz mierwähnt. 

*) Tribulatio s. v. a. contritio, amaritudo. cf. Ekk. Hierosol. XTV, 9; 
XX XU, 3; XXX IV, 4. 

•) Die Belagerung von Xerigordon währte demnach vpm 29. Septbr. 
biH zum 6. Octbr. 109(5, wonach meine Angabe in Anm. 39 zu c. XIV, 1 
des HierosölifmiUi: ,vom 1. bis 8. Octbr.** nicht ganz richtig sein wird. 

') Von dem Verrath Rainalds, sowie von dessen Flucht zu den 
Türken wissen Albert und Wilhelm v. Tyrus nichts. Nach Albert l, 18 
sollen die Türken, nachdem sie die Stiidt vergeblich bestürmt gehabt, 
an das Thor der Burg Holz herbeigeschatt't und dann angezündet haben, 
,«|ue igne submisso combusta est, et plurima edificia, que erant in arce, 
donec flamma et calore inualescente, alii e\u.sti sunt, alii a muris salutem 
«perantes desiliunt, sed Turci, qui foris eranf* etc. Siehe oben S. 191, 
Anm. l. Robert 3J<, 55 ; Rec.lM ergeht sich in einigen Sätzen über die 
den Rainald des Verraths wegen betrotl'ene Schmach. 



350 ßßi^' rV- ^16 Gesta Franc, üb. den Unieigang des Peterschen Heeres, 

ad Signum^) et sagittabant eos; alios vendebant et donabant 
quasi animalia. Quidam conducebant suos in domum suam, 
alios in Corrozanam 2), alios in Antiochiani^), alios in Aleph, 
aut ubi ipsi manebant^). 

Cap. IV ^). Isti primo felix acceperunt martyriura pro 
nomine Domini Jesu®). Audientes denique Turci quod 
Petrus Ereniita et Walterius Sinehabere^) fuissent in 



M Si^um 8. V. als «scopus ictibus petenduR% Zielscheibe, wie bei Ekk. 
iJißrosoZ. XXVI, 1, zu welcher Stelle wahrscheinlich die Worte unseres 
Anonymus Veranlassung gegeben haben. Ueber das Martyrerthuni dieser 
Kreuzfahrer flicht Guibert 484, 10 einige Verse ein, welche wohl durch 
die Expectoration Robei-ts 34, 4; Eec, 734 veranlasst worden sind. 

«) Vergl. zu Ekk. HieroBÖl. IT, 5, Anni. 28 und XXV, 1, Anm. 5. 

*) Wahrscheinlich ist es, daas die Kreuzfahrer in Antiochien solche 
damals in Xerigordon gefangene Pilger wieder angetroif^i haben. 

*') Baldrich 90, 30: ^Aut ubi de eis triumphantibus et captivantibus 
captivos captivatum ire magis complacuit/ 

^) Bong. p. 2, 20; Bec, p. 122. 

*) Die Kämpfe des Peterschen Heeres in Bulgarien, von welchen 
Albert I (oben S. 144, 151) Nachricht gibt, scheinen entweder dem Ano- 
nymus nicht bekannt gewesen zu sein, oder hat er das Umkommen so 
Vieler nicht als einen Märtyrertod angesehen. Er will mit „primo' wohl 
sagen, diese hätten als die Ersten auf asiatischem Gebiete und im Kawmfe 
inSef* die Türken^ gegen welche sie ja ursprünglich ausgezogen, den Tod 
erlitten. — Tudebod, Reo. 13, und HisUma belli sacri (Bec) 175 schreiben 
felieiter, während sdle Handschriften des Anonymus felix haben. — Die 
Eroberung Xerigordons durch die Türken fand am 6. October 1096 statt. 
Siehe auch oben S. 189. Wenn Baldericb 90, 39 und Riant in Jjes 
Scandinaves en Ten'c S., p. 143, diese Niedermctzelung der Christen und 
Eroberung Xerigordons auf den 29. September (III. Kai. Octobri) setzen, 
so haben sie übei sehen, dass der Anonymus dieses Datum schon für 
jenen Tag angibt, an welchem die Pilger zum ersten Mal vor Xerigordon 
angegriften und in das Castell zurückgedrängt worden sind, und dasa er 
die Eroberung des Castells 8 Tage später setzt. 

') Walterius Sinehabere, von Albert mit dem beim Volke ge- 
brauchten Namen „Sensaveor*, „Sensavehor'*, von Fulcher und Robert 
„Sine Pecunia* genannt, wird nur hier vom Anonymus erwähnt. Er ist 
nach dem gut untemchteten Orderich, Hi»t. eccl. 1. IX, p. 723 (ed. le 
Prevost HI, 478), mit Peter von Amiens und mit seinem Onkel Galterius 
de Pexejo, der in Begleitung unseres Waltenis Senzavehor und drei 
andern seiner Neuen, Namens Wilhelm, Simon und Matthaeus, aus der 
Heimath weggezogen war, in Cöln am Ostersamstag, den 12. April 1096, 
angekommen. Siehe oben S. 137. Nach Uuibert war er ein Trans- 
sequanus, aus einem berühmten Geschlechte und waffengeübt. Nach 
Robert 34, 10; Bec. 735 soll er der „Primicerius et signifer* von Peters 
Zug und ein ausgezeichneter Soldat gewesen sein. Ueber seinen Weg- 
zug aus Cöln bis Constantinopel siehe oben S. 137 f. In Philippopolis 
ist ihm sein Onkel im Juli 1096 gestorben (siehe oben S. 138). Er 
setzte erst nach der Ankunft der Peterschen in Constantinopel von da 
mit Peter ans bith^'nische Ufer über. Nachdem die Longoborden und 



BeiL IV. Die Qesta Franc. Üb. den Untergang des Peierscben Heeres. 351 

Civito^), quae supra Nicaenam urbem est, venemnt illuc 
cum magno gaudio, ut occiderent illos^ et eos qui cum ipsis 
crant. Quumque venissent, laetantes obviaverunt Walterio 
cum suis, quos Turci mox occiderunt. Petrus vero Eremita 
paulo ante venit Constantinopolim^), eo quod nequibat refre- 
nare illam diversam gentem, quae nee illum, nee verba ejus 
audire volebat ^). Irruentes vero Turci super eos *) occiderunt 
multos ex eis; alios invenerunt dormientes, alios jacentes, 
alios nudos, quos omnes necaverunt; cum quibus quem- 
dam sacerdotem invenerunt missam celebrantem, quem 
statim super altare martyrizaverunt^). Uli vero qui evadere 
potuerunt, Civito fugerunt^); alii praecipitabant se in 



Deutschen sich von den Franzosen bei Nicomedien getrennt, und als 
Peter nach Constan tinopol zurückgekehrt war, befehligte er die in Civitot 
zurückgebliebenen fi-anzösischen Kreuzfahrer und hat, wie im Folgenden 
der Anonymus erzählt, mit den meisten daselbst seinen Untergang 
gefunden. 

') Siehe oben S. 179 ff. Ebenfalls Munch, Norske folkets hütoiHe 
t. II, welcher nachweist, dass das Wort CiHiot normannischen Ursprungs 
ist. Die Endung toi ist in der Normandie sehr häufig (Criquetot, Yvetoi 
etc.) und ist gleich dem nordischen tofte. Vergl. auch über Cimtot oder 
Cheretof: Riant in Les Scandinai^es en Terre Sainte p. 140: „Chevetot 
avait ete b&tie par Alexis pour ces Vaerings Anglo-Danois. Ord. Vital, 
l. IV, eh. 111, t. II, p. 172.'* Auch befand sich daselbst ein Kloster, 
welehes der Abtei zu Cluny angehörte. Vergl. Riant EpistoL Alexii 
ifjrtiHay pr^f. p. XXII. 

*) Vergl. oben S. 192. Also nicht lange vor dem Aufbruch Walters 
^pgen Nicea, jedenfalls aber bevor die Nachricht von der Niederlage, 
bezw. die falsche Nachricht von der Eroberung Nicea's durch die Kreuz- 
fahrer in das Lager von Civitot gelangt war, was aus Alberts Worten 
[, 19. 20 deutlich hervorgeht. Der Tag lässt sich nicht bestimmen. 

■) Einen andern Grund der Rückkehr Peters gibt Albert an. Vergl. 
oben S. 192, Anm. 1. Guibert. 484, 85 legt die Worte der Gesten also aus: 
„Dum vesaniam eins, quam conglomeraverat gentis rompescere non va- 
leret, Constantinopolim proride secesserat, quia ipsorum effreni et in 
circumspecta levitate involvi metuerat.* Ilobert 34, 25; R. 735, D sagt 
einfach: „Petrus eremita abierat et Constantinopolim remeaverat/ 

*) Nicht die mit Walter von Civitot Weggezogenen, sondern die im 
Lager bei Civitot Zurückgebliebenen. Diese wurden sonach in ihrem 
Lager überfallen. Tudebod, Rec. c. 13, lässt jene mit Walter Aus- 
gezogenen alle getödtet werden, was unser Anonymus nicht stricte be- 
hauptet, wozu dmin auch, obwohl es des letzteren Meinung gewesen sein 
wird, die Nachricht Alberts, wornach eine Anzahl von der Walterschen 
Hchaar wieder nach dem Lsiger zurückgeflohen sei, allerdings nicht 
pa.Hsen würde. 

«^) Siehe oben S. 196. 

*) Hieraus erhellt, dass das Lager in der Nähe Civitots, nicht in 
Civitot selbst aufgeschlagen war. 



352 Beil- IV. Die Gesta Franc, üb. den Untergang des Peterschen Heeres. 

mare *), alii latebant in syh is et montanis. Turci vero persequentes 
illos in castrum, adunaverunt ligna, ut eos comburerent cum 
Castro. Christiani igitur qui in Castro erant miserunt ignem 
in ligna congregata, et versus in Turcos ignis*) quosdam 
eonim concremavit, sed ab illo incendio Dens nostros tunc 
liberavit Tandem igitur Turci apprehendenmt illos*) vivos, 
diviseruntque illos, sicut prius fecerant alios, et disperserunt 
illos per universas regiones has, alios in Corrozanam^ alios in 
Persidem. Hoc totum est ftxctnm in mense Octobri. Audieus 
imperator quod Turci sie dissipasseut nostros, gavisus est valde*), 



') Diese üebeirumpelung hat sonach in alleraächst^r Nahe des 
Meeres stattgefunden, wo sie ihr Lager aufgeschlagen; was auch aus 
den oben S. 183 erwähnten Worten Fulchers hervorgeht. 

*) Wenn das sogenannte griechische Feuer von den Belagerten in 
Anwendung gekommen wäre, hätte es wohl der Anonymus besonders 
hervorgehoben. 

■) Entweder die im Castell Eingeschlossenen und vom Feuer ver- 
schont Gebliebenen, oder überhaupt die, welche die Türken bei ihrem 
Ueberfall im Lager bei Civitot lebendig ergriffen haben. Erstere Deutung 
der Worte ist offenbar die zuiiächstliogende. So haben diese Worte 
sich auch Guibert und Balderich zurechtgelegt. Letzterer sagt: „Des- 
peratio siquidem aliquando audaciores facit; audenter in ligna iaculati 
sunt ignem. Sic ergo evaserunt incendium, sed non omnino evaserunt 
immhie'ns mortis j)€riculum, Aprehenderunt siquidem Turci totam castri 
munitionem; et Christi anos apprehensos vel occiderunt, vel captivaverunt, 
vel in quodlibet opprobrium subsannaverunt." Guibert schreibt: „Quibus 
deinceps hü, qui obsidebantur, ignem subiiciimt, et Deo iudice, dum 
eos qui intus enint Turci aestimant concremandos, tota vi« ignium con- 
cessit in Turcos, et ex eis consum])sit ali({uos; nullatenus autem 
noatrorum attigit ullos. Instantibus deinde illis, municipium eapitur; 
vi vi, quos quaerebant, comprchenduntur; etc.** Anders stellt Albert es 
dar, welcher die ins Castell geflüchtet<»n Pilger durch die Griechen 
befreit werden lässt. Wir sind oben Alberts Darstellung gefolgt, 
weil die Darstellung der Gesten auch diese Deutung zulässt. Vergl. 
Seite 197. 

*) Ist eine unbegründete Behauptung, welche nur das gränzenlose 
Misstrauen bekundet, welches die Kreuzfahrer, die im Frühjahr 1097 
Constantinopel passirt haben, beseelte, und ohne Zweifel von Seit-en der 
Normannen absichtlich in den Gemüthern gepflegt worden ist. Richtig 
hat in dieser Beziehung auch Barth bei Ludewig Reliquiae Manuseript, 
III, 8 geurtheilt, wenn er sagt: „Imperatoribus autem Graecis insignitas 
saepe injuria» facere hos scriptores, perspicuum est; non quod ille bono 
in peiegriuos animo semper üierit; sed quod hi magnis sceleribus ubique 
fuerint grassati, et cum per propiiam imprudentiam damna aliquando 
ceperint, soleant ea In genfllem Graecis perfidiam, ad quoscunque 
rumores aut suspicionea devertere.** 



Beil. V. Bericht der Gesten über den Fluchtversuch Peterfi. 353 

et mandavit pro eis?), fecitque eos Brachium^) trans- 
meare. Postquam ultra fuerunt, comparävit^) omnia arma 
eorum. 



Beilage V. 
Der Berieht der Cfesten fiber den FluehtTersueli Peters. 

(Zu Seite 214—224.) 

Den Hauptbericht über Peters und des Wilhelm Car- 
pentarius Fluclit und deren Wiederzurückbringung ins Lager 
vor Antiochien bieten uns die Gesten. Die Copisten der 
Gesten haben ihre Erzählung hierüber diesen entnommen. 
Indem wir denselben hier wörtlich wiedergeben, verweisen 
wir in den Anmerkungen auf die jeweiligen Abweichungen 
Tudebods, Baldrichs, Roberts, Guiberts, der Historia hellt 
sacri. Der Bericht lautet bei Bongars p. 11 und im Becueil, 
Hist. occ, ni, 135 folgendermassen: 

Guillelmus igitur Carpentarius*) et Petrus Eremita, pro 



^ S. V. o. fMsii ad eos: er gab zu ihren Gunsten Befehle und 
schickte zu ihnen. 

*) Nemlich das Brachiura S. Georgii, d. i. das Mannarameer. Guibert 
^bt den Gedanken des Anonymus also wieder: ^Qui tarnen aliquo casu 
«t?u ingenio evaserunt, ad Bnvchiuni S. Georgii reversi sunt: et jubonte 
nequisHimo iniperatore Constantinopolim regressi sunt.* 

*) Zu com})arare s. oben S. 198. Der Sinn des Wortes comparavit 
ist von Barth a. a. O. als aliis rapcre sibi conferre nicht richtig an- 
gegeben, weil durch den Zusammenhang in dieser Bedeutung wolü nicht 
gerechtfertigt. Vergl. oben S. 198. Auch Balderich kennt die Bedeu- 
tung, welche Barth darin findet, nicht; er sagt 91, 2: „quorum omnium 
tinua imperator emerat*. Dagegen schreibt Guibert 485, 5: „Rt^tro- 
^Hssos cum in »uae ditionis terra vidisset, arma ut sibi eorundem ven- 
dereutur, iure iam necessitatis, exegit.* Robert 34, 85; Rec. 736 berichtet: 
^.Imperator quidem cum suis Graecis de victoria Turcorum exultavit, et 
oiiinia arma uostrorum, ut eos inermes redderet, callide comjmrant* 

^) Man sehe über ihn das Nähere oben S. 217. Rob. mon. 48, 3 
{Rec. 781) nennt den Peter vor Wilhelm Carpentaiius. Robert sowohl, 
als Giiibert berichten zunächst über die Persönlichkeit Wilhelms NähcreK. 
Letzterer hat auf Peter die oben S. 47 und 219 erwähnten Verse ge- 
dichtet und hier eingeschaltet, während Robert nur über Wilhelms Pe^rson 
und nichts über Peter mittheilt. Siehe die Worte Roberts, oben Seite 
217, Anm. 2. 

23 



354 ß©^ V. Bericht der Gesten über den Fluchtvewucb Peters, 

immensa infelicitate ac miseria ipsa'), latenter recessenint*). 
Quos Tancredus persequens, apprelieudit ^) , secumque reduxit 
cum dedecore*), quia dextram et fidem illi dederunt, qm 
libenter ad hostem redirent*) et satisfactioneni senioribus 
facerent. Tota denique nocte Guillelmus^), uti mala res^, 
in tentorio*) Boamundi iacuit^). Crastina vero die^®), summo 



*) Robert gibt als den Grund seiner Flucht nicht Feigheit an: J^on 
metu proeliorum, ut speramus^ hoc fecerat, sed tan tarn fämis iniuriam 
pati nunquam didicerat." Eine Phrase, welche oflenbar in dem 
oben S. 47 und 219 angeftlhrten Gedichte Guiberts zur Verwendung ge- 
kommen ist. 

*) ßaldericus 103, 28: ^latenter fugerunt": Robert.: „nocturno 
elapsu in fuga versi sunt"; Guibert: ,ailenter auffugit*. Daas beide in 
der Nacht entflohen, besagen wenigstens die Gesten nicht. 

') Baldrich: „Quos inventos Tancredus apprehendit*. Robert: ,<juml 
fugae discidium ut Tancredus, miles fortis et integer animo, cognont, 
vehementer condolens, insecutusest illos et c o m p r e h e n d i t.* Gnibert : 
„Hos itaque piae obsidionis, immo sanctae passionis refugas, Tancredais, 
vir pertinacis in hoc Christi negotio constcuitiae, persequitur, com- 
jirehendit." 

*) Roh. mon. 48, 15 {Rec, 781): ,et cum dedecore rcverti coegit* 
Alberic. 103, 29: „et inhoneste conviciatos et coactos ad hostem redire 
compulit*. Guibert 502, 7: „et ut par erat, non sine plurima eos con* 
tumeliarum illatione, reduxit.** 

*) Der Anonymus bezeichnet hier, wie öfter, mit Jiostis das Heer, wii* 
dies auch Guibert und Tudebod verstanden. Daher kommt das heutige Qfd 
bei den Franzosen und hueste bei deh Spaniern. Weder Robert, noch 
Guibert, noch Alberich haben das Wort libenter öder die Bedeutui\g 
desselben in ihrer Erzählung beibehalten. Darin, dass der Eintuedler 
und Carpentarius endlich gelobten, gerne wieder zurückkehren zu wollten, 
lag eben das Beschämende filr sie. 

•) Die Jlistoria belli sacri, i?€C. 188, hat für Guillelmua: Pekus ge- 
schrieben. Es ist nicht wohl anzunehmen, dass der Verfasser der Ilistorin 
in seiner Vorlage Petrus gelesen. Siehe oben S. 218, wo der Grund zo 
dieser Aenderung angegeben ist. 

') Von BalcLrich, Robert und Guibert ausgelassen. 

") Bongars las in tenda, Robert macht aus dem „tentorio* ein 
domus, Guibert eine curüi. 

•) Dass Wilhelm die Nacht hindurch in Boemunds Zelt gelegen, 
erwähnt Robert nicht. Die folgenden Worte bis zu „dimisit euni" änderte 
Robert dahin, dass er nur mittheilt: „Non dicendum est, si passns e^1 
verecundiam, qui, nuUo fiigantc, inierat fugam. Dolebant plurinii qui eum 
agnoverant, conviciabantur omnes qui qualis extiterat ignorobant. 
Tandem multis lacessitus injuriis, pro reverentia Hugonis Magni, cuius 
consanguineus erat, et quia lam cmn ipsis in retroactis certaminibuK ho- 
neste pugnaverat, pacem obtinuit; sed nunquam se amplius ita <li^* 
cessurum coram omnibus iuravit.* 

***) Der Tag, an welchem dieser Vorfall sich ereignete, ist nicht mehr 
zu bestimmen. Dass er aber in den Januar 1098 filllt, geht aus der 
Darstellung der Gesten deutlich hervor, wo diese Erzählung bald nach 
derjenigen über den am 31. December 1007 vorgefallenen Kampf geg<*n 
die Türken und vor derjenigen des am 9. Februar 1098 Stattgehabten 



Beil. V. Bericht der Gesten über den Fluchtversuch Peters. 355 

diluculo, veniens erubescendo ante Boamundi praesentiam 
stetit; quem alloqueiis Boamundus dixit^): infelix, et in- 
fainia Mius Franciaej dedeeus d scelus Galliarum, o nequissime 
onmium quos tetra suffeH, cur tarn turpüer fugu^^ti? Forsüan ob 
hoc quod vohusü tradere hos müites et hostem^) Christi y sicut 
tradidistl alios in üisjHinia^)? Qui omnino tacuit, et nulius 
sermo ex ejus ore processit. Adunaverunt sese omnes fere 
Francigenae^), rogaveruntque humiliter domnun Boamundum ^), 
ne deterius ei fieri permitteret. Annuit ille sereno vultu, et 
ait^*): Hoc pro vestri aniore libenter consent iam, si in toto cor de 
ei nu^Ue juraverU quod nufiqwim recedet ab Hierosoli/mitano itinerr, 
sive bona sive nudo; et Tancredus y neque per sc neque per siws 
aliquid cmitrarii ei consentiet fieri. Qui, auditis bis verbis, 
voluntarie coucessit; ipse. vero protinus dimisit eum. Post- 
jiiodum vero Carpentarius, maxima captus turpitudine, non 
diu moraus, furtim recessit ®). Hanc paupertatem et raiseriam 



Kampfes eingerückt ist; sodann zu Anfang Januar die Hungersnoth den 
höchsten Giud erreicht hatte, was auch aus der Raimundschen Dar- 
stellung ersichtlich ist. 

*) üuibert lässt den Boemund eine lange, mit Spott getränkte Straf- 
rede halten: Statt infelix etc. hätte nach ihm Boemund den Cuq)entariu8 
mit «j^arrule nequam et omnium impurissime'* angeredet und ihm seine 
Nichtswürdigkeit, GroHsthuorei , Thatenlosigkeit und Verrath, allerdings 
mit ganz anderen und auffallend gespreizten Worten, vorgehalten. 

*) Tudebod Rec. 40 schrieb exerdtum für hostem, die Jlistoria belli 
aacri (Ute, 188) lässt hostem weg. Siehe die Bemerkung 5 auf S. i554, vergl. 
auch Biuih bei Ludwig, Bei. Manuscr. 111, ]). 18, und Ducange, Glossarium 
;ul voc. hostis. 

*) Hierüber ist Näheres nicht bekannt. 

*) Baldricus: ^Interim ad Boamundum accesserunt Franci*. Das Wort 
ownes ist ihm ohne Zweifel zuviel sagend erschienen. 

*) (luibert: «Iam hujus irrisoriae declamationis Francos circumstantes 
]>udore coeperat; vixquc a viro substomocante impetrant, ut sileat.*^ 
Hienach würden die Franken über Wilhelms Zureehlwoisung von Seiten 
Boemunds ärgerlich gewesen sein, was jedoch die Gesten nicht besagen 
und auch aus dem ^humiliter rogare* gewiss nicht gefolgert werden kann. 

•) Diese Worte Boemunds finden sich nur in den wörtlichen Coi>ieen 
der Genteyif wie bei Tudebod und der Historia belli sacri; Guibert, Robert 
und Alberich haben sie nicht. 

') Daraus folgert Guibert, (\m»a er auch dem Tancred den Eid in 
BptreÖ* des Verbleibens beim Kreuzheere geleistet hat, was die Gesten 
aber keineswegs besagen. 

•) Robert: ,Sed tamen diu sacramentum non custodivit, quia, quan- 
tocius potuit, clam discessit.* (tuibert: „At non multo po st tempore (Jar- 
pentivrius ille mirabilis, qui quondam, in tuto positus, cai-nificium se 
i'xercere minabatur in Turcos, saci-amenti incontinens fideicpie protligus, 
fuHivus fugam iterare non distulit.** Die Flucht der sogenannten Strick- 
luufer fand statt im Monat Juni 1098, als die Franken in Antiochien ein- 
•»pschloHsen waren. Vergl. Kkk. Uierosolymita S. 242 und oben S. 21(3. 

23» 



344 Beil. IV. Die Gesta Franc, üb. den tJnieigang des Peterech^ Heere: 

pletis, tentoria sua ammoventes, brachium maris S. Georgii 
navigio et auxilio imperatoris superant, et terminos Capa- 
docie intrantes, per montana ingressi sunt Nicomediam, 
ibidem pernoctantes ^). Et post hec ad portum , qui Tocatnr 
Civitot*), castra metati sunt. Illuc ex precepto imperatorifi**) 
assidue mercatores admovebant naves onustas cibariis Tini, 
frumenti, olei et hordei*^), caseoque^) abundantia, Tendente> 
omnia peregrinis in equitate et mensura. In hac itaque ne- 
cessariorum plenitudine gaudentibus et corpora fessa coran- 
tibus; assunt nuncii christianissimi imperatoris^ qui Petro 
omnique exercitui*') eins interdixerunt iter vereus montana 
Nicee urbis, propter iusidias et incursus Turcomm, donec 
amplior numerus aflfuturorum .Christianorum Ulis accresceret 
Petrus vero audiens, legationi et consilio imperatoris acquievit, 
et^) universus populus christianorum. Et curriculo dDorum 
mensium illic in pace et letitia epulati, moram fecerunt, secure 
ab omni hostili impetu dormientes *). 

a) Cod. Ciniiot. — b) £x pree. imp. fehlt In B. — c) Cod. orda. — d) B. 
e) B. Petro exercituique eiui. -r- f) B. «< cL 



Beilage IV. 

Der Bericht des anonymen Verfassers der Gesta Fran- 
corum ttber den Untergang des Peterschen Krenz- 

heeres. 

(Zu Abschnitt IV, voraemlich zu S. 178—205.) 

Zur Vergleichung mit unserer obigen Ausführung geben 
wir hier den Abschnitt der Gesten wieder, welcher dtii 
Aufenthalt des Peterschen Kreuzheeres in der Gegend ^on 
Nicea und dessen Untergang bei Xerigordon und Civitot er- 
zählt. Die (resta Francorum sind für diese das Peterstb" 
Kreuzheer betroifene Katastrophe die wichtigste , weil älte^tf 
Quelle. Aus ihr haben ein Guibert, Baldrich, Tudebod uwl 
Robert ihre Erzählungen entnommen, und mit AusoaLmc 



*) Siehe oben S. 178 und die folgende Beilage S. 347. 
*) Siehe oben S. 185. 



Beil. lY. Die Geeta Franc, üb. den Untergang des Peterschen Heeres. 345 

Tudebods, welcher durchaus wörtlich seine Vorlage wieder- 
gibt, dieselbe in verschiedener Weise überarbeitet. Dennoch 
aber bieten diese Ueberarbeitungen wenig wesentlichee Ab- 
weichungen, welche wir in Anmerkungen anzugeben nicht 
unterlassen werden. Die Guibertsche Erzählung entfernt sich 
in der Form am weitesten von ihrer Quelle, sie ist am weit- 
schweifigsten. Wo diese Darstellungen, abgesehen von einigen 
Zusätzen, Abweichungen bieten, beruhen diese letzteren 
meistens darauf, dass die Verfasser ihre Quelle nicht richtig 
verstanden haben. Die Erzählung lautet folgendermassen: 

Jamjamque Galli e suis remoti sunt domibus. Fecerunt 
denique tres partes Galli: üna pars Francorum in Hungariae 
intravit regiouem, scilicet Petrus Eremita et dux Gode- 
fridus, et Balduinus frater ejus, et Balduinus comes de Monte. 
Isti potentissimi milites et alii plures, quos ignoro *), venerunt 
per xiam quam jam dudum Carolus Magnus, mirificus rex 
Frauciae, aptari fecit usque Constantiuopolim ^), Petrus vero 
supradictus, primus^) venit Constantinopolim III Kai. 



') Diege Worte sind ein Beweis dafür, dass der Verfasser unserer 
Erzählung weder während des Zuges Gottfrieds von Lothringen nach 
Constantinopel, noch auch später im Heere desselben sich aiSgehalten 
haben kann, sonst hätte er gewiss noch manches Andern Namen an- 
zugeben gewusst, wie er dies in Betreff des Boemundschen Heeres 
get^an, mit welchem er ohne Zweifel nach Constantinopel ge- 
zogen ist. 

') Der Verfasser will sagen: »Karl der Grosse habe seiner Zeit aus 
»einem Reiche eine Strasse nach ConsUmtinopel anlegen lassen, welche 
<Uii» Kreuzhecr Gottfrieds gezogen sei.* Bestimmt wissen wir jedoch nur 
«oviel, dass in <leni Zeitalter Karls des Grossen ein Handelsweg durch 
da» Land der Avaren von Cons*tantinopcl nach Deutschland ging und 
eine Verbindungssirasse bestand, die von der Mündung der Klbe nach 
der mittleren Donau und von da sich niu.*h der einen Seite zum schwar- 
zen, nach der andern zum adriatischen Meere vencweigte Vergl. die 
Cajnitdaren Karls bei Baluze 1, 755; Heeren. Folgen der Kreuzzüge, 
p. 834; (Tiesebrocht, GesdUcfUe der dvutsclien Kaherzeit 1, 138. In wie- 
weit Karl selbst an der Herstellung und Erhaltung dieses Handelsweges 
betheiligt war, wissen wir nicht. Die Worte der Gesttfi aber also auf- 
znfasflen, als ob damit gesagt sein solle, Karl habe seiner Zeit für sein 
Heer einen Weg nach Constantinopel anlegen lassen, um denselben selbst 
dalün und voniemlich zu einer l^ügerfahrt nach dem Morgenlande zu 
benutzen, ist eine zu weit gehende Vermuthung. Unrichtig ist darum 
die Umschreibung der Worte der Gesteti bei Rob. mon. 83, 10, Rec. 732: 
,per viam scilicet quam Karolus olim suo exerdtui fieri usque ad Con- 
stantinopolim pniecepit* 

") AIh der Erste der vorhin Genannten, nicht überhaupt als der 
Erste; denn vor Peter sind ja die Longobarden in Constantmopel ein- 
getroffen. Man vergl. auch S. 172, Anm. 2. 



358 B^il- ^- Ueber die Gesandtschaft Peters an Kerbogha. 

et Christimiorum, qiuxm heatus Petrus apostolus jam dtidum 
2)ra€dican<lo ad Christi cuUurani cojivertit, At iUi permittunt 
adhuc vobiscum deduci oninia vcstra: scilicet equos, et mulos, 
asinos et canielos, oves et boves, et omnia alia ortiamenta per^ 
mittimt vobisoum, qmcumqm volueritis, fcrre^). Tunc Cur- 



') Tudebod und die Historia hdli sacri geben diese Worte beinahe 
wörtlich wieder. Für „aut jiropterea — afficiatis* habe Peter nach Tude- 
bod gesagt ,et ut credatis in unum verum Deuiu natuni de Virgine Maria, 
quem nos credimus*, wofür es in der Historia hellt sacri heisst: ^et cre- 
ditis in unum verum Deum, quem nos in Trinitate colimus*. Nach 
^pracdicando** liest man bei Tudebod: „et ad Christi culturam revocavit, 
et inde prijuus episcopus electus fuit. Quod si facitis, permittunt vobis- 
cum deduci.* Unter den Darstellungen Baldrichs, Roberts und Guiberts 
kommt die Wiedergabe dieser Rede bei Balderich dem Original am 
nächsten.* Auch Guibert ist weniger davon abgewichen, als man nach 
seiner sonstigen Weise erwarten möchte, dagegen ist es Robert, der dem 
Einsiedler die Worte in den Mun4 legt: »Infernales Dii tui te turpius 
non x>otuerunt dchonestare, quam quod te miserunt contra eos pugnarc. 

Quod si apud te aequi ponderis sunt jus et ratio, ut volujv 

tuosa voluntas, fiat inter tuos et nostros determinata pugna, et 
victoribus, absque alio sanguinis dispendio, tota naec con- 
cedatur patria. Quod si nee ita nee sie complacet, aut fugam pro- 
tinus inite , aut coUa vestra nostrorum ensibus et laqueis praoparate.' In 
der Chanson (TAntioche Uisst sich auch in Betreif der dort mitgetheilton 
Worte des Einsiedlers die Abhängigkeit von Robert deutlich erkennen. 
Ibn Khaldun sagt: ^I^ie Franken, welche die Belagerung, da sie ganz 
imgerüstet waren, überrascht hatte, baten ihre Feinde demüthig, sie 
möchten ihnen erlauben, aus der Stadt gegen Sicherheit ihres Lebt»ns 
auszuziehen. Sie erhielten jedoch eine abschlägige Antwort. Was die 
auch oben S. 242 , Anm.' 1 erwähnte Angabe des Ibn Khaldun anlangt, 
so ist dieselbe schon darum unwahrscheinlich, weil keiner der abend- 
ländischen Augenzeugen von einer solchen Anforderung etwas weiss, 
welche sicher nicht wäre verschwiegen worden, wenn überhaupt eine 
solche gestellt worden sein würde; auch die von den Augenzeugen er- 
wähnte grosse Begeisterung und Freude über die Auffindung der Lanze 
war gar nicht dazu angethan, dass man eine solche Bitte dem Kerbogha 
vorzutragen und die Stadt ihm zu überliefern bereit gewesen wäre. Es 
geht auch aus den abendländischen Berichten unwidersprechlich hervor, 
da«s der Kampf bereits eine beschlossene Sache gewesen ist, bevor man 
an Kerbogha eine Gesandtschaft abgesendet hatte, sofern dieser nicht 
auf die gestellten Bedingungen eingehen wolle. Auch wäre schwer be- 
griMflich, warum Kerbogha die demüthig um freien Abzug und Sicherung 
ihres Lebens Bittenden abgewiesen haben sollte. Weil, Gesch. d<r 
Chalifen lll, 167 scheint in diesem Betreff dem Ibn Athun und Um 
Khaldun mehr Glauben geschenkt zu haben, jedoch gewiss mit Unrecht. 
Der Bericht des Matthaeus von Edessa (llec. Doc, Annen, I, 41) weicht 
wesentlich von allen übrigen ab. Nach ihm hätten die in Antiochien 
cing(?schlossenen Kreuzfahrer, nachdem von Tag zu Tag die Noth sich 
melirte, sich entschlossen: „de demander ä Kerbogha de leur assurer, 
Hur la foi du semient, la vie sauve, en j^romettant do lui abandonner 
Antioche; apre« quoi ils retounieniient dans leur pays. Mais Dieu* be- 
richtet Mattli. weiter : «ayant contempl6 l'exces de leur misere, eut pitie 



Beil. VI. üeber die Gesandtschaft Peters an Eerbogha. 359 

baram, princeps militiae Soldaui Persidis, cum omnibus aliis, 
pleni superbia*), feroci respondere sermone: Deum vestrum et 
vestram Christianitakm tiec aptamus, iiec volumus, vosque cum 
Ulis amnino respuimus^). Huc usque jam venimus, eo quod 
valde miramur quamohreni seniores ac majores quos memoratis, 
air terram quam abstidmus cffeminatis gentibus, Uli vocant esse 
siuim. Vidtis namque scire quid vöbis dicimus? Bevertimini 
ergo quatUocius, et didte vestris seniorSriis quia, si jyer omnia 
cHpiunt effici Turci, et Deum vestrum, quenh vos inclini Colitis, 
alniegare volunt, et leges vestras spemae^ nos Ulis hane, et satis 
jilus dabimtts de terra, et civitates et castella; adhuc autem quod 
fiemo vestrorum remanebit pedes, sed erunt omnes milites, sicut 
ei nos sumtis; et Jiabebimus setnper eos in summa amidtia. Sin 
auietn, sciant se per omnia capiialem subire sententiam, aut de- 
d\$di in vinculis Corrozanoäfi in captivitate perpetua servient 
iwbis nostrisque infantibus, per sempitema tempora^). Nuntii 
vero nostri velociter reversi sunt retrorsum, referentes omnia 
quae respondisset eis gens crudelissima. Fertur Herluinus 
utramque scisse linguam, fuitque interpres Petro Eremitae. 



d'cux, et leiir fit sentir sa compassion/ Nach dem unmittelbar hierauf 
folgenden Bericht über die Auffindung der heiligen Lanze erzählt er 
»«odann: ,Sur les entrefaites, arriva du camp des Infideles im mcBsage^ 
charg^ de provoquer les Francs au combat. Ceux-ci en fm*ent trans- 
port^s de joie; Bohemond et les autres chefs firent repondre ä Kerbogha 
qulls acceptaient son d^fi pour le lendemain". Nach Matth. wäre aJso 
eine Gesandtschaft von Seiten der Kreuzfahrer an Kerbogha nur ein 
Project gewesen und nicht zur Ausfühnmg gekommen, und schliesslich 
eine Gesandtschaft Kerboghas bei jenen eingetroffen. Nicht richtig daher 
int* es, wenn Röhricht, Quellenheiträge p. 29, dieses von Matthaeus be- 
richtete als nicht zur Ausführung gekommene I*roject mit der Gesandt- 
schaft, welche nach der Auffindung der Lanze wirklich abgeschickt 
wurde, identificirt hat. 

*) Auch Ihn Khaldun redet von dem Hochmuth des Kerbüka, welchen 
seine Truppen nicht ertragen gekonnt haben. 

*) Vergl. oben S. 234. Nach Robert sei Kerbogha so zornig geworden 
über die Worte des Eremiten, dass er kaum habe reden können. Nach 
«ler Clianson d'Antioche, Chant VII, coupl. 25 (öd. Paris II, 173) sei er 
in Lachen ausgebrochen: Quant Ventent Corharans, s'en a un ris jctc. 
^^ant Chrbaran^ Ventent, ne peut muer n^en rie, 

•) Hier lassen Robert und die Chanson d'Antioche auch den Ilcrluin 
eine Rede halten, worüber man oben das S. 235 Gesagte vergleichen 
-wolle. Sodann iiihren Beide, nachdem sie berichtet, dass die Ge^iandten 
in möglichster Eile das Lager KerVmghas verlassen gehabt, auch eine 
von Kerbogha an seine Umgebung gerichtete Rede an, deren gleich- 
lautender Inhalt beider aufs Evidenteste beweist, dass der Verfasser der 
Chan9on (VAntioche aus Robert geschöpft haben muss. Noch sei be- 
merkt, da^fs bei keinem der andern Berichterstatter sich etwas über Iler- 
loins Rede und über Kerboghas zweite Anrede an seine Umgebung findet. 



360 Bßil. VI. Ueber die Gesandtschaft Peters an Kerbogha. 

Interea exercitus noster in utraque tremefactus parte, ignora- 
bat quid faceret. Ex una enim parte coangustabat eos cm- 
ciabilis fames, in alia constringebat timor Tarcomm. 

Der Bericht bei Albert lautet nach dem Codex Darmst. 
fol. 65*: 

Transactis^) deinde aliquot diebus, omnis primatns et 
duces christiani exercitus adhuc hesitantes, et vite diffidentes 
in tot adversitatibus et famis pestilentia, et bellum cum tot 
nationibus committere metuent^s^ eo quod viribus hominum 
et equorum valetudine exhausti essent, consilio inito decre- 
verunt legationem mittere Corbahan, [fol. 66] magistro et 
principi exercitus et obsidionis. Sed neminem invenernnt^ qiri 
tam ferocissimo et superbo loqui auderet, quousque Petras 
providens, qui principium huius vie extitit, se iturum indu- 
bitanter obtuht^ et homini magnifico') nuncia dicturum. Sine 
mora injuncta sibi legatione a duce G., Boemuudo et alliü 
principibus, Petrus predictus statura pusillus, sed meritis 
magnus, ad tentorium Corbahan , in medio gentilium iter 
presumens, Deo protegente solus pervenit. Cui per inter- 
pretes nuncia Christianorum in hoc modo retulit: „Cvrhahan, 
irrinceps darissinie et gloriosissirm tuo in regno, nutirius smm 
ducis 6r., Bo., et Pri^icipum totius Christiane muUUwimis: 
decreta et consUium eorum, quod porto, ne dedigneris audire. 
Decreverunt dtictores Christiani exercitus, si Christo Dmnino, ffui 
vcrus est Detis, et Bei fiUuSj credere concesseris, et gentUiitm 
spurcUiis abrenunctaveris , tui fient müites: et Antiochiam cirt- 
iatem in manu tiia restituenteSj tibi sicut domino et principi 
servire jxirati sunt" Quod audire, ne dum facere contemiNdt 
Petrum vero heremitam sacrilegos ritus suos et sectam gen- 
tilium edocet, asserens nunquam se ab hac recedere. 

Petrus audito Corbahan, quod in derisum nomen et ad- 
monitionem Christiane fidei acciperet, alia ei aperuit nontta: 
„ Visum est," inquit, „adhuc CJiristianis Principibus, fituindoquidfm 
tum egregios homines tibi stibdi recusaSj et Christianus fieri «/> rt- 
nuncias, ttt viginti tirones de tua eligas muttitudifw, quod eiiam 
Christiani facient; et datis utrinque öbsidibus, et facto iuramcnin 
utrinque tu in Deo tuo, ipsi in Deo stw, singulari certamint-. m 
medio confligant. JEt si Christianis vidoria non contigerit, »//^j 
in terram suam pacifice et sine dampno rcdeant, Antiochiam 
tibi reddentcs; si vero tui triumphare ncquivcrint, padfice it^ 
tuique ab obsidione repedctis, urbem et terram tiobis reUnqticmia: 



*) Bei Bongars lib. IV, c. 44 und 45. 

^) Bei Bongars fehlt provtdefis und liest man för mugnifico: magmff^ 



Beil. VI. üeber die Geeandtfichaft Peters an Eerbogha. 361 

ei non tnntum patiaris perire exercUtim mutuo conßigefUem, Si 
auiem hoc ä Christianis decrdum cofUetnpseris, certus sis, quin 
crastina hice universi prelia tecmn conseretU.'' Corbahan bis 
auditis, Petro in superbia magna respondit: „Unum, Peire, 
scito [folio 66^], quod Christiani eligant, scUicet iit anmis imr- 
berbis iuvetitiis ad nos trafiseanty mihi et doniino meo, Begi 
CorosaftHj servientes, qtws nuupiis heneßciis et mun^ribus dita- 
hifHUs; ^nielle adhic itUetde similiter ad nos accesstmi habeant 
ei vivendi licentiam; harbati vero, et (üiquam caniciem habenies 
cum mtdierihns nupiis decollandi smU: Alioquin ntäli parcam etati, 
sed onmes delebo in ore gladii; qnos nuU^n voltiero^ in catenis 
ei vinc%üis ferreis ahducamJ^ Et hoc dicto, ostendit ei totius 
generis catenarum et vinculoioim copiam innumerabilem et in- 
auditam. 

Petrus*) ad hec a Corbahan accepta licentia redeundi, 
urbem Antiochiam introiuit, renunciatiirus iactanciam, quam 
andierat a Corbahan etc. 

Die Worte der Gesten, aus welchen man möglicherweise 
die Annahme folgern könnte, als sei die Gesandtschaft an 
Kerbogha am 24. Juni gesendet worden, lauten: „ Nun tii vero 
nostri reversi sunt retrorsum. Int^ca exercitus noster in 
utraquo tremefactus parte, .... ex una eos cruciabilis fames, 
in alia constringebat timor Turcorum*). Tandem triduanis ex- 
jdeiis jejuniis et processionibus celebratis ab una ecclesia in 
aliam, de peccatis suis confessi sunt et absoluti .... Deimle 
stabilitae sunt 6 acies" etc. Diese Worte nemlich könnten es 
wahrscheinlich machen, dass nach der Rückkehr Peters aus 
dem Lager Kerboghas ein dreitägiges Fasten angeordnet und 
abgehalten worden sei, also, da die Schlacht am 28. Juni 
stattgefunden, der Tag, wo Peter an Kerbogha abgeordnet 
worden, frühestens der 24. oder 25. Juni sein müsse. So hat 
auch Robert 62, 52 {Reo, 827) die Worte der Gesten inter- 
pretirt^). Allein bei näherer Prüfung kann der Bericht der 
Gesten dies doch nicht stricte besagen. Denn interea kann 



') Bong. lib. IV, c. 46. 

«) Siehe S. 359 f. 

■) Robert Hchreibt: ^Petrus Ilercniita et llerluinus ad princi'pes exer- 
ritu» reversi 8unt; et quac Corbanani reHponderat narraverunt. Tunc 
PodienNig epincopus, nutu et asscnsu onmium, triduanum oinnibiis in- 
dixifc jejunium. UmiBquisqne piiro corde confessus fiiit; et qui aliquid 
ad edendum habuit, non habenti distribuifc. lllos tres dies deduxerunt 
cum omni huniilitate et piiritate cordis, ecclesias proceKsionando cir- 
cueunte«, et Doiuini miKerieordiam implorantes. Tertia die illuscescenlc, 
nii»Mac per eccleeias celel)ratae sunt; omncsque sancta Dominici corporis 
conununione conimunicati Runt.*" 



362 Beil. VI. üeber die Gesandtschaft Peters an Kerbogha, 

sich offenbar nicht auf die Zeit zwischen der Bückkanft der 
Gesandten aus dem Lager und dem Ausbrucli des Kampfes 
beziehen, sondern auf die Zeit schon vor ihrer Absend ung, 
da Baimund de Agiles 153, 18 {Bec. 259) ausdrücklich sagt: 
„Constituta autem die ad pugnam, miseruut nostri 
Petrum Heremitam ad Corboran ducem Turcorum.-' 
Man hatte demnach den Tag der Schlacht bereits bestimmt, 
als man den Einsiedler an den türkischen Heeritihrer ab- 
sendete, und war, als diese Absendung stattfand, nicht mehr 
unentschieden darüber, was zu thun sei. Auch mussten die 
Fasten bereits begonnen haben, wogegen die, was die Zeit- 
folge anlangt, allerdings etwas unklaren Worte der Gesten 
dennoch nicht widersprechen, denn auch das in den Worte« 
iandem etc. liegende Moment des Anfangs dieser Fasten wt 
nach den Gesten keineswegs nothweudig als nach der Buck- 
kehr der Cresandtschaft zu statuiren. Wenn nun auch Rai- 
mund es unbestimmt lässt, an welchem Tage die Gesandtschaft 
abgesendet wurde, so deuten seine Worte doch an, dass 
zwischen der Bückkehr der Gesandtschaft und der Schlacht 
eine viel kürzere Zwischenzeit verflossen sein muss, als Bobert 
angenommen hat. Dazu kommt, dass Fulcher 393, 19, Uec. 347; 
Albert IV, 45. 47 und die Gesta Franconitn Ilieros. cjrjpfiipi. 
bestimmt den Tag der Schlaclit als am darauffolgenden Tai;»' 
nach der Gesandtschaft verzeichnen. Der Tag der Gesaiült- 
schaft kann danach nur der 27. Juni gewesen sein. Boberts 
Annahme, allerdings auf den Gesten fussend, kanu sonach 
nicht weiter in Betracht kommen, indem Bobert mit dem- 
selben Bechte auch die richtige Zeitfolge aus seiner Quell** 
hätte folgern können. Die Epistolu Afisdmi de li'dxHlimontf: 
ad Manassen Bcnums., Reo. 893, lässt sogar die Gesandtschaft 
und Schlacht gegen Kerbogha an ein und demselben Tagt«, 
den 28. Juni, stattfinden, doch ziehen wir die Anga)>ezi 
Fulchers und Alberts, letztere ob des ausfuhrUchen Detaihv 
der Bibodimonte'schen vor, zudem da Anselm sich in seinem 
Briefe auch in Betreff des Datums von der Einnahme Aii- 
tiochiens geirrt, welche er auf den 5. statt auf den 3. Jnni 
verlegt hat. Ganz verfehlt in Betreff, der AufeinanderfuliM* 
der Ereignisse vor Antiochien ist die Nachricht des Cafanb', 
welcher in seiner/^. üiv.Orientis (Man, Genn. SS. XVIII, 43, •-&> i 
die Gesandtschaft an Kerbogha vor den Tag der Auffindun/; 
der heihgen Lanze verlegt, so dass an demselben Tag, an 
welchem Peter von Kerbogha zurückgekehrt war, dem Ein- 
Siedler (nicht dem Petrus Bartholomeus) das Gesicht fi!>er 
die heilige Lanze geworden, am folgenden Tage darnach gi*- 



Beil. VII. Die Berichte über PeterB Heimkehr vom Ereuzzuge. 363 

graben und sie gefunden, und am darauffolgenden Tage gegen 
Kerbogha gekämpft worden sei. Ebenfalls unrichtig ist die 
mit Roberts Bericht identische Angabe der CJiatisan dAntioche 
(Chant VII, coupl. 30), dass erst nach Peters Bückkehr von 
Kerboglia ein dreitägiges Fasten angeordnet worden, nicht 
minder die Angabo der Chanson iVAiitiochc (Chant VII, 
coupl. 33), nach welcher der Tag der Schlacht an einem 
Freitag stattgefunden haben soll. Im Jahre 1098 fiel das 
Osterfest auf den 28. März, sonach der Peter und Pauls Tag, 
der 29. Juni, auf einen Dienstag, und muss daher der Sieg 
über Kerbogha an einem Montag erkämpft worden sein. 



Beilage \1I. 

Die Berichte Aegids Ton Orral, Alberichs toii Trois- 

FonUInes and des anonymen Verfassers der Charte Ton 

Nenftnovstler Aber Peters Heimkehr Tom Kreazzngo 

und der OrOndang der Kirche za Huy. 

(Zu Seite 281 ff.) 

Die Abhängigkeit dieser Berichte von einander ist evident 
und nicht 7.u bezweifeln. Derjenige des Anonymus der von 
Polain in Ihähiins de TAaulmnc Hoy^dc (U's srmyrs ibi Hei' 
ffh/ur tom. XXI, II"'« partie 1854, p. 391 veröffentlichten 
erhärte i^t offenbar am spätesten abgefasst, ihm dienten die 
U^iden andern als Quellen. Alberich von Trois-Fontaine?^ hat 
AegidiuH V(m Orval benutzt, nicht aber dessen spät^T ver- 
fasMte Antuitatioui's , welche ohne Zweifel nach Vollendung 
des Alberichschen Buches von Aegid seinem Huche angefügt 
wonlen sind. Wir geben desshalb, um dies Verhältniss g«»- 
naner kennen zu lenien, in Folgendem eine Nebeneinander- 
Ht«*llung di<*sf»r IJerichte, und zwar denjenigen A(*gids nach 
Chapeauville, (irsta I^mttfiruni hiHlirfisium t. II, )». 17 f., dcn- 
jenip«'ii AlbericIiR nacli Afow. (irmK llisi, SS. t. XXIII, p. Hl.^), 
und denjenigen Potains nacli dem vorhin genannt4.*n Abdruck; 



364 Beil, Vn. Die Berichte Über Peters Heimkehr yom Erenzzoge. 

Aegidius Albrious PolalMobe Charte 

His etiam diebus*) Cono comes de Monte Anno 1101 cum Cono 

dominus Petrus Eremita, acuto*) et Lambertus comep de MonWacuto*) 

qui cum Godefrido Duce filius suus comcs de et Lambertus, ejus filiu», 

Hierosolymam profectus Claromonte'^)Leodiensis comes de Claromonte*), 

fuerat, acceptis reliquiis d^ocesis cum aliis etiam Leodiensis dioecesis, 

a domino Amulpho viris nobilibus et igno- cum aliis etiam Tirin 

Hierosoljmitano Pa- bilibus, inter quos et nobilibus et ignobilibn«, 

triarcha*)» de sepulchro venerabilis sacerdos inter quos etiam erat 

scilicet Domini, et de Petrus") heremita, pri- venerabilis RacerdoR 

reliquiis beati Joannis mus huius sancte pere- Petrus heremita, cum 

Baptistae, cum privilegio grinationis predicator et quibundam buigeoinbus, 

cruce signatorum, do- auctor, tum quibusdam qui cum duco Godefrido 

mino Oberto Leodien- burgensibus Hoyensibus de BuUone in 8nb»idium 

sium Episcopo ') trans- revertuntur ad natale sancte terre fueront, ad 

missOf ad partes Leo- solum; et cum essent natale solum rever- 

dienses revertitur: in man in maximo') terentur, et cum ensent 

periculo positi, ita ut in mari, in nuudmo dis- 

de sua nalute fere om- crimine poniti. ita, ut de 

nes desperarentf com- salute sua omncs des- 

muni assensu parique perarent, coimuuni pari- 

voto ac") humili prece que voto huroili prece 

voveruntDeo, etDomino voverunt Deo et D<v 

nostro Jesu Christo con- mino nostro Jesu Christo 

struere ccclesiam, si eos construere ecclesiam, si 

Dominus liberavcrit ab eos Dcua libcrarct ab 

hü 8 inminentibus peri- his eminentibus peri- 

culis. Statimque voto culis; statimque voto 

completo sequitur tanta completo, scquitur t^inta 

maris tranquillitas, aeris maris trauquillit^as et 

serenitas, ut cclum aeris serenitai.utcoelum 

posset comparari sa- posset comparari sa- 

phiro purissimo. phiro purissimo. 

Cumque ad Galliam Cumque in Oalliam 

Belgicam") predicti pe- Belgicam predicti pere- 

regrini Dei devenissent, grini Dei pervenissent, 

volentes suo voto satis- volentes satisfacere voto 

facere, Petrum exhor- promisso Petrum liere- 

tantes ac plurima mu- mitam accesserunt, cxo- 



*) Siehe oben S. 290. 

«) Siehe oben zu S. 292. Ueber Amulph-s. Hierosol XXlXy 2, p. 264. 

') Otbert bestieg den Bischofssitz zu Lüttich im Jahre 1091 und 
starb im Jahre 1119. Vergl. Albricus zu den genannten Jahrcn; eben- 
falls Chapeauville , Gest ejnsc. Leod. II, 40 if. 

*) Montaigu bei Löwen in Brabant. 

*) Clemiont in der Provinz Lüttich, Arrond. Verviers. 

•) Der Cod. Hannov. XIII, 748 hat statt ^Petrus*: Johanna^^ wclclwje 
letztere Wort von einer späteren Hand getilgt worden, wofür dann am 
Rande Petrus steht. 

') Cod. Hannov. XHI, 748 liest magno. 

®) Fehlt im genannten Codex. 

») Das Wort fehlt im Codex Hannov. XUI, 748. 



Beil. Vn. Die Berichte über Peters Heimkebr vom Ereuzzuge. 365 

Aegidius Albricus Polainsohe Charte 

nera largientes, qua- raatesque ac plurima 

tenuB Deo adimpleat munera sibi largientes, 

quod promiserunt, qui quatenus Deo adimpleat 

zelo Dei accinctuB, in- quod promiserunt; qui 

stinctu predictorum ho- zelo Dei beatus heremita 

minum^) veniens ad accinctus, instinctu pre- 

orientalem plagam ip- dictorum, Huyum") ve- 

ubi fundayit Ecclesiam sius oppidi, in loco ubi niens, ad Orienten! pla- 

Hoy novi Monasterii in choreas soliti erant bur- gam ejusdem oppidi, in 

bonore S. Sepulchri, et genses ducere, fundavit loco ubi Choreas soliti 

beati Joannis Baptistae, ecclesiam in honore erant burgenses ducere, 

Sancü Sepulchri Domini ecclesiam fundavit in 
et beati Johannis Bap* honore Sepulchri Do- 
tiste, ob venerationem mini ac beati Joannis 
et recordationem ec- Baptiste, ob venera- 
clesie lerosolimitane, tionem etrecordationem 
que ecclesia in honore ecclesieHierosolimitane, 
predictorum patronorum in quorum honore ea- 
dicitur esse fundata. dem ecclesia dicitur 

esse fundata. Ibi sub 
in qua vir vitae venera- regula beati Augustini 

bilis, asBumptis aliquan- instituit canonicos regu- 

tis viris religiosis, plan- lares, quos coniratres 

tavit regulam sanctis- fecit lerosolimitane ec- 

sLmi patris Aiigustini '). clesie. In qua etiam 

ecclesia dictus Petrus, 

apostolicis actibus egre- 

giis et innumeris vir- 

tutibus jugiter pollens, 

primus fuit prior et 

tutor ') ; con summato 

Consummato autem autem vite sue curri- 

viiae Muae curriculo, culo in bona senectute, 

in bona senectute quinto decimo prioratus 

diom clausit extremum sui anno diem clausit 



') Die richtigere Lesart hat offenbar die Polninsche Charte, da die 
folgenden Worte ipsius oppidi nur durch Huyum, nicht aber durch 
Iwminum verständlich sind. 

*) Vergl. auch oben S. 285, Anm. 2.* 

«) Alberich schreibt ad ann. 1117 (Won. Germ, SS. XXIII, 821, 37): 
,»Po8t Amulfimi patriarcham lerosolimitanumf qui Privilegium cruce signa- 
tonim ad opus ecclesie Novi monasterii Hoyensis, procDrante venerabili 
f*acerdote rcftro heremita, qui in eadem ecclesia transmisit Otberto 
tune temporis Lcodiensi episcopo, fuit patriarcha Guermundus, cui suc- 
cf'ssit Stophanus, deinde Guilelmus." Ohne Zweifel ist zwischen den 
Worten t» eadem ecclesia und transmmt aus der Polainschen Chai-te zu 
Kuppliren: primtts fuit prior et tutor y und nicht wie Scheffer - Boichorst 
vermuthet; (tedificanda laborabat. Aus diesen besseren Lesarten der 
PolainBchen Charte scheint hervorzugehen, dans der Anonymus aus einer 
vollständigeren Handschrift AlboricliK al« die jetzt noch bekannten ge- 
schöpft habe. 



366 Bßil« Vn. Die Berichte über Peters Heimkehr vom Kreuszuge. 



AegidiuB 

8. Iclufi Julij*), cuius 
corpudculuui digne man- 
datur sepultura« a toto 
clero et populo Hoyensi 
in latere ecclesiae. 



In *) sequenti tempore 
cum über quidam editus 
a magistro Jacobo Aco- 
nensi episcopo') deve- 
nisset in manus nostras, 
in quo multa et in alii» 
libris IcgissemuH, de co 
scilicet Petro Eremita, 
deliberavimu» communi 
assenKu abbatis et eapi- 
tuli, transferre 8olennit4?r 
ipsum a loco extra ec- 



Albricus 



(Ad ami. 1208, p. 889) 
Evolutis a die funda- 
tionis prefate eccleaie 
108 annis, in quibus 
isti 8uböequente« *) post 
Petrum heremitam 

fuerunt priort^a »ive pre- 
positi secundum morom 
eccleaie S. Sepulchri in 

lerosolimis Omnes 

supradicti priores sive 
prepositi eandem sedem 
habebant in generali 
ninodo, quam modo ha- 
beut abbates , excepto 
quod baculum pastora- 
lem non tenebant. 



Poltioscbe Märte 

extremum octavo idus 
julii*), cujuH corpus 
maudatur («"pultore a 
toto clero et populo 
Hoiensi in latere prefet^» 
eccleaie versuß aiutjum, 
extra ecclesiam, contw 
aJtare beati Stephani 
martyiis ; post cujus 
obitum plures priort'» 
sive prepositi auccesjic- 
runt*), et eandem ee- 
cleaiam rexenint per 
centum et octo annoM, 
eandemque sedeni ha- 
bebant in gent»rali s)- 
nodo quo modo babent 
abbates, eice])to quod 
baculum pa«toralem dod 
tenebant 



Sed sequenti tempons 
cum liber quidaiu edi- 
tus a magistro Jacobo 
Acconensi episcopo') 
devenisset in mauu.'j 
nostras, in quo uiult« 
et in aliis libris de eo 
legisscmus. delibew- 
vimus coumiuni asaensu 
abbatis et capituli, trans- 
ferre solemniter ipsum 
a loco extra ecclesiaui, 



*) Das ist am 8. Juli 1115, da er, wie wir oben S. 288 gezoijft, nicht 
erst im Jahre 1101, sondern schon 1100 wieder ins Abendland zurück- 
gekehrt ist. 

*) Dieser ganze Passus bis zum Schlüsse ist von Aegid als Marginiil- 
note seinem Buche eingefögt worden. 

') Nendich Jsicob's von Vitry Jliaforüi Orienfalis. Jiicob xf\\r 122'» 
vom Orient ins Abendland zurückgekehrt, vorher schon wahrend seines 
Aufenthalts im gelobten Lande hatte er sich den Stoff zu seinein IJmbe 
gesammelt; seine Nachrichten über Peter sind übrigens die dep Wilhelm 
von Tyrus. Kr st4irb am 1. Mai 1240 und liegt zu Ognies in der Diöcej;** 
Lüttich begraben. Vergl. Albric. ad ann. 1240 in Jfon. (rerm. SS, XXIII, H4S. 

*) Deren Namen verzeichnet Alberich ad ann. 1208, p. 88i', in dem 
Abschnitt, welchen wir in der folgenden Beilage VIII wiedergeben und 
aus welchem auch diese Worte Albt^riohs entnommen sind. 



Beil. VIL Die Berichte über Peters Heimkehr vom Kreuzzuge. 367 



Aegidius 

clesiam, ubi olim sepul- 
tus fuerat in criptam 
praetactae ecclesiae, 
abbate Hermanno ') et 
oonventu divina ibidem 
celebrantibus. Ibique 
eum reponentes, cum 
maximo gaudio in lo- 

cello lapideo -) 

in quo honorifice recon* 
ditae sunt eius reliquiae, 
tempore doiuini Roberti 
p pitscopi *) , Mauritio 
eiusdem ecclesie cauo- 
nico omnia supradicta 
procurante. Acta sunt 
haec 17. Kalend. No- 
vemb.*) anno gratiae 
1242. Lapide marmoreo 
desuper locato , ante 
altare 12 Apostolonim 
habente imaginem ip- 
siuH ^) cum huiuHmodi 
titulo : 
..luelita per merita clarus 

iacet hie eremita 
Petrus, qui vita vere 

fuit l8rae)ita. 
Hac modo Petre petra 

premeris, quamvi» 

Kuper aethra 
Viuere cum petra Christo 

credaris in aethra.* •*) 
Item de eodem niagister 

Godinns sie versifica- 

tu8 est: 



Albricas 



Polainaohe Charte 

ubi olim sepultus fuerat, 
in cripta prefate ecclesie, 
abbate Uennanno^) et 
conventu divina ibidem 
celebrantibus , ibique 
eum reponentes ciun 
extremo gaudio in lo- 
cello lapideo, habente 
intus scrinium bene 
compositum, honorifice 
recondite sunt ejus reli- 
quie tempore domini 
Roberti, Leodiensis epiß- 
copi'), anno millesimo 
ducentesimo quadra- 
gesimo secundo, decimo 
quinto calendas Novem- 
bris*), lapide marmor^o 
desuper locato, ante 
altare duodecim Aposto- 
lorum, habente imagi- 
nem ipsius*^} in hujus 
modi titulo: 

Jnclita per merita clarus 

jacet hie heremita 
Petrus, qui vita vere 

tuit Israelita; 
Hoc modo Petre petra 

premeris , quamvis 

super ethera 
Vivere cum petra Christo 

crederis in ethera.* 
Item, de eodem magister 

GodinuB*): 



') Hermann wurde Abt von Huy am 24. Juni 1236. Vergl. Albric. 
ad ann. 12:i0. p. O.m 

*) An dieser Stelle fehlen bei Aegid einige Worte, welche aus der 
Pülainschen ('harte ergänzt werden müssen. 

*) l'eber den im Jahre 1240 am 26. Dec. erwählten Bischof Robertus 
Lin^onensis von Lüttich vergl. Aeg. Aureavall. bei Chai^eauville, Gesta 
Poniif, Leocl, II, 265. Kbenhills Albricus ad ann. 1240 in Man. Germ. SS. 
XX III, 048. 

♦) Nach Aegid der 16., nach dem Anonymus der 18. Oct. Welcher 
von beiden, ob Aegid oder der Anonymus, das richtige Datum hat, ist 
nicht mehr zu bestimmen. 

*) Ob dies in Stein gehauene Bild Peters das Original för die späteren 
Abbildungen bei d'Oultrcman u. A. war, weiss ich nicht. Siehe oben 
Seite 298 ff. 

•) Diese Verse finden sich auch abgedruckt bei d*Oultreman p. 110, 
Vion p. 417 und Paulot p. 12."); ebenfalls oben S. 298. 



368 



Beil. VIII. Der Prioren-Katalog des Bnosters Huy. 



Aegidius 

^Nasceris Ambianis, 

Petre, mundi spretor 

inanis, 
Ac ibi degis ita quod 

diceris hinc Ereinita, 
Presbyter efficeris, mare 

transis , flens reuereris 
Templa Dei, flentein re- 

creat vox coelica 

mentem. 
Inde Crucis Christi de- 

Yotus praeco fiiisti, 
Tecum castra Ducis 

Godefridi transmare 

ducis, 
Te duce terra datur 

Sacra nostris, gensque 

fiigatur, 
Victor Petre redis, prior 

huius et auctor es 

aedis.* 



AlbriciM 



DlePolansolieGliirte 

,Jia8ceri8AjnbiaiiL»,Petre. 

mnndi spretor iniiaiv 
Ac ibi degis ita quud 

diceris lue beremiti; 
Presbyter efficeris, mare 

transis, flens reret^m 
Templa Dei, flentemre 

creat vox celicamtni 

tem; 
Inde cnicis Christi li^ 

votus preoo fui>ti; 
Tecum posse duii» 

Godefridi transtiuit' 

ducis; 
Te duce terra datar 

sacra nostria, geoxqor 

fugatur; 
Victor Petre redis, prii«r 

hu jus et auctor * 

aedis.* 



Beilage Vm. 
Der Prioren-Katalog des Klosters Huy» 

(Siehe zu Seite 294.) 

Die Chrouica Alberichs ad annum 1208, Man, (inw. 
SS. XXIII, 888 gibt folgende Nachrichten: 

Propter senectutem et debilitatem corporis Renenis prit»r 
Novi Monasterii Hoyensis, hortatu quorundain virornm religi<>- 
sorum prioratum suum resignavit. Quod cum iiervenisset ad 
aures venerabilis viri Hugonis Leodiensis episcopi*), stAtim 
instinctu virorum rcligiosorum et magistrorum, Johanne yidelicei 
de Nivella ^), Petro scholastico Sancti Lamberti, Johanne de Lm» 
et aliorum niultoruin, tum propter ampliationem ville HoyeiiMs 
tum propter amenitatem et situm loci et ecclesie exaltationvm. 
prioratum illum mutavit in abbatiam, ibique Alexandrum pre&to 



*) Hugo IL, Bischof von Lüttich vom Jahre 1200 bis zu xeinojii Ti^l* 
am 12. April 1229. VergL Albric. ad ann. 1200 und 1229; Moti, (itWi 
SS. XXIII, 878. 924. 

*) Siehe über ihn Aegid. Anreae ValUs Episc. Leod, (Chapeaurillf H' 
p. 253 f. 



BeiL Vm. Der Prioren-Katalog des Klosters Huy. 369 

ecclesie canonicum, licet non multum litteratum, tarnen corpore 
castam et decorum, de voluntate quorundam capituli sui et con- 
silio supradictorum virorum instituit in yigilia divisionis aposto- 
lorum*), et in sequenti assumptione beate Marie virginis*) 
idem pius episcopus predictum Alexandrum benedixit in ab- 
batem in sua ecciesia % presentibus quam plurimis *) personis 
ecclesiasticis et secularibus, evolutis a die fuudationis prefate 
ecclesie lOSannis^), in quibus isti subsequentes post Petrum 
heremitam fuerant priores sive prepositi secundum morem 
ecclesie^) sancti sepulchri in lerosolimis, in cuius honore et 
memoria sepedicta ecciesia fuit fundata: Johannes ergo 
j)nmus prefuit annis 30, qui obiit anno Domini 1146; cui 
succedit Liethardus annis 17, post quem Arnulfus annis 9, 
deinde Wesselinus per annos 24 tenuit prioratum et cum 
postmodum resignavit et in Castris ^ se transtulit, ubi et se- 
pultus iacet; post aliquod inten allum quidam^) Renerus 
KjTnoniacus de Cenefia ^) prioratum ab episcopo Alberto me- 
diante pecunia extorsit et menses aliquot ^'^) tenuit, quibus 
expletis linguam suam, ut dicitur, comedit; eodera anno circa 
pascha factus est prior Franco vir nobilis, canonicus Sancti 
Bgidii de Publico Monte"), quondam canonicus Sancti Lam- 
berti mensibus 7; deinde electus est^^) magister Renerus 
]>liisicus natione Hoyensis, qui annis 12 fere tenuit ; cui succedit 
domnus Alexander primus abbas, de quo in loco opportuno*^) 



>) Am 14. Juü 1208. 

*) 15. August 1208. 

■) In Hoy. 

■*) Cod. Hanno V. liest pluribus, 

^) Demnach musa die Fundatio im Jahre 1100 stattgefunden haben, 
nicht aber erst im Jalire 1101, wie nach der Nachricht Alberichs ad 1101 
in Betreff der Rückkehr Peters angenommen werden sollte. Die bestinmit^ 
Nennung der Jahre an unserer Stelle zwischen der Gründung der Kirche 
und der Erhebung zur Abtei lilsst keinen Zweifel, vorausgesetzt dass 
Peter der Mitbegründer dieses Gotteshauses gewesen, dessen Rückkehr 
auA Palästina inH Jahr 1100 zu setzen ist. Vergl. hierüber oben S. 288. 

•) Dies Wort fehlt im Cod. Hannor. 

') Vielleicht Mons. 

*) Fehlt im Cod. Hanno v. 

•) Vielleicht Seneffe, prov. Hainaut. 

") Fehlt im Cod. Paris. Lat. 4896 A (bei Scheffer-Boichorst Cod. 1). 

*') Peublemont. 

") Fehlt im Cod. Hannov. 

") Zum Jahre 1236, wo Alberich also schreibt: ^Quarto Kalendas 
Aprüi« (29. Murz 1236). quod eodem anno in vigilia pasche accidit, obiit 
doninus Alexander, primus Abbas nostre ecclesie Novi Monastrai Leo- 
dieneis dyocesi« et in medio choro trailitur sepulture cum honore anno 
adiainistrationis sue 28; fuit hie vir huidabilis vite, forma decorus et 

24 



370 Bßil. IX. Aus der Vita Robeiü de ArbriRBello de8 Baldric. Doleiuds. 

dicemus. Omnes supradicti priores sive prepofiiti eandem 
sedem habebant in generali sinodo, quam modo habent 
abbates^ excepto quod baculum pastoralem non tenebant'). 



Beilage IX. 

Ein Abschnitt aus der Tita B. Roberti de Arbrisselio des 

Baldricas Dolensis. 

Zur Erläuterung der oben Seite 108 gemachten Bemerkung 
über die während Urbans Aufenthält in Frankreich statt- 
gehabte Kreuzpredigt und die Werbung diizu geeigneter 
Personen diene folgender Passus aus der Vita B. lioberti (k 
Arhrissello c. II in Acta, SaYictorum, 23. Febr., III p. 611: 

Contigit in Ulis diebus, ut Romanus Pontifex Urbanus 
Secundus, urgente temporis necessitate, in Grallias devenerit*). 
et ad Andegavos declinaverit'). Audivit de Roberto: nonenim 
abscondi debebat tanta luceraa sub modio. Accersiri emn 
raandavit, ejusque colloquium desideranter cupivit. Celebrare 
ibi habuit solennem cujusdam ecclesiae dedicationem, ad quam 
confluxisse putares totam orbis amplitudinem. In tanto con- 
ventu Robertum loqui praecipit. 

Et non insolitis mandat sermonibus uti locutus est ergo 
luculenter ad populura: cujus verba valde Domino Papae com- 
placuerunt. Intellexit etenim, quod Spiritus Sanctus os ejus 
apcruerit. Imporat denique, et injungit ei praedicationis offi- 
cium : et aliquantulum renitenti ei talis obetQentiae commendat 
ministerium. Secundum a se cum statuit Dei seminiverbum: 
utque ubique discurrat, adhortatur ad hujusmodi Studium. 



magne piilchritudiniH , cuiu» temporibus floruit ecclesia tam in pereonls 
(liiani in rebus temporabilip. PoKtea facta electione divina ent eccleaia, 
Hod tandem per honeHtos viros Uermanims eins conHanguineu?« abbas 
con.stituitur circa f'cstinn sancti Johannis (d. i. 24. Juni 12.'i0).* 

*) Cod. Taris. liest fenebitt. 

•) Im Sommer 101^5. Man vergl. Über Urbans Rei^c nach Frank- 
reich das oben S. 72, Anm. 1, Gesagt-e. 

*) In Angers verweilte Urban vom 6. bis 12. Februar 1Ü9Ü, worQber 
zu vergl. die oben S. 72 genannten Werke, sowie Damberger, Stfn- 
chrmmiisdie Ge^chicfite der Kirche tmd Welt im Mitielcdter, Bd. Vll (1854), 
S. 21 ü, Kritik iS. 44 und Riant, IttretiUtire, zum Briefe f^rbans IL nw die 
Fürsten ron j^iatuiern. 



BeU. IX. Aus der Vita Roberti de Arbrissello des Baldric. Dolensis. 371 

Hinc ex tunc Summi Pontificis legationi curiosus coepit 
insistere, et finitimonim episcopatuum regiones perambulare. 
Honorabatur ab omnibus, quoniam et honorandus erat, nam 
et gratia Dei evidenter cum illo ambulabat. Nee erat sernio 
illius sterilis, nee otiosus, quem commendabat laudabilis et 
verbonim et operum comitatus. Quod praedicabat complebat 
operibus, ne forte cum aliis praedicaret, nee operaretur, ipse 
statim reprobus haberetur. Adhaerebat ei tanta convenarum 
multitudo, ut pene canonicorum numerus reputaretur pro 
nimio. Mox enim numerus numerum excederet, si saltem 
partem decimam supplicantium canonicis aggregaret. Ipse 
tarnen ampli pectoris, nuUi deesse voluisset, si fratrum vo- 
Inntas et ordo permisisset. Cogitavit igitur ab eis discedere. 
Considerabat autem^ quomodo id absque eorum molestia posset 
implere. In praesentia pontificis Andegavensis, in cujus 
dioecesi morabantur canonici, ventum est: et juxta rei con- 
siderationem, et Domini Papae jussionem, ex episcopi con- 
silio, et ex clericorum permissione, Robertus libere discessit, 
nt liberius praedicationi vacaret, et expeditius quocujnque et 
quibuscumque posset, proficeret^). 



*) Robert de Arbrissello ist demnach als Kreuzprediger erat im 
Februar 1096 auf Papst Urbans Geheiss aufgetreten und zwar zu der 
Zeit, als Peter bereits einen bedeutenden Anhang um sich gesammelt 
und jiabezu die Zurüstung znm Aufbruch nach dem Morgenlande beendet 
geliabt hat 



O/l* 



24 



Nachlese. 



1) Nachdem der Dnick diefles Bucbefl beinahe beendet war, kam mir 
das Werk Sir Francis Palgrave's, The Hütory of Norwandy and of 
JimgUmd, vol. IV. London 1864, zur Hand, worin p. 471 ft\ neben 
manchem Trefflichem über Peter auch nicht wenig IrrthühniHcheji 
mit^etheilt wird. Zu Letzterem muss ich, abgesehen von dem über 
Petei-s Verhältnisse vor dem ersten Kreuzzuge Gesagten, worin Palgrave 
d'Oultreman folgt, auch die ganz unerwiesenen und nicht zu erweisen- 
den Nachrichten rechnen, dass der Einsiedler ein BegU*iter Boerauuds 
und ein Lehensmann Robert Guiscards, sodann dass er der hervor- 
ragendste Charakter seines Zeitalters gewesen sei, dass er mit Papst 
Urbaix und Boemund gegen den Kaiser AJexius conspirirt und den 
Untergang des griechischen Reiches zu erstreben gesucht habe, d»»r 
Millionen ins Verderben gestürzt, und, nachdem er vom Kreuzznge 
wieder ins Abendland zurückgekehrt war, mit dem h. Bernhard in 
Conflict gerathen sei, — Angaben, die erst der Beweise bedürfen, welche 
aber, wie gesagt, wohl hierfür nie erbracht werden können. 

2) Ich bitte folgende Versehen, welche während des Druckes Qbei-sehen 
worden sind, zu ändern: Seite 4 Zeile 3 von unt-en lese man C-ajntaine 
(nomen proprium) statt capitaine; Seite 13 Zeile 2 von unten lese man 
1574 stiitt 1572; auf Seite 43 Zeile 2 der Anm. 1 statt de Bourgea: 
de Brnges; auf Seite 45 Zeile 16 von unten HaiUan statt Haillan; auf 
Seit« 183 Zeile 16 lese man 3000 statt 30000, und Zeile 3 der Anm. 2 
statt accipientes: arripienies; auf Seite 197 Zeile 8 ist ftlr Kaiah: 
Katacalo zu setzen und Seite 250 Zeile 11 lese man statt Denn aU 
Bfiimund: Denn an Rmmund; auf Seite 260 Zeile 8 statt Procustes: 
Procrustes; auf Seite 262 f. turricola statt fttmcfito. 

I») Auf Seite 299 habe ich gesagt, dass im Jahre 1793 auch die (iebeine 
Peters, welche in einer Kapsel auiliewahrt waren, zerstört worden seien. 
Ich möchte dem noch anfügen, dass njich der oben S. 86 schon ge- 
nannten Schrift Gorrissens p. 77, sowie nach Paulet 125 dieselben 
nach Nanmr verbracht und in der dortigen Cathedrale aufbewahrt 
worden sein sollen. 



Chronologisches Kegister. 



DIp mit *' beKeicIincten Daten und Angaben diml üiigenhnlt. 
Die mit * bezeichneten nlciit ganz aiciicr. 

•105;} (ieburtHJahr Peters S. 44. 

*• 1067 ♦* Peters Studienreise nach (hieclienland S. 45. 

♦♦1070 ** Peter, Erzieher aottfrieds von Bouillon, 

Halduins und Kustiu'h's S. 45. 
**1071 ** Peters angebliche (tefangennahnie in der 

Schlacht bei Cassel S. 45. 49. 
**1073 ** Peter verehelicht sich mit Beatrix de 

Roussy S. 24. 45. 
**107tJ ** Peters Frau stirbt S. 45. 51. 

1081 —1084 Feldzüge Robert Guiscards ins byzantinische 

' Reich S. 308. 

1083 Frühjahr Schlacht bei Larissa S. 312. 

1084 **Peter angeblicher Begleiter Gottlrieds 

auf dem Römerzug S. 45. 
* 1090 Erste Pilgerfahrt Peters nach dem Morgen- 

land S. 127. 

OtberbuH wird Bischof in Lüttich S. 3G4. 

Mortalitas immensa S. 111. 

** Peter in Jerusalem und dessen Vision 
S. 80. 87. 88 f. 

Annus calamitosus. Furtiv et im'emlia S. 111« 

Synode zu Piacenza S. 72. 77. 87. 170. 

Kaioman wird König von Ungarn S. 142. 

IJrhan 11. kommt nach Valence S. 72. 

Concil zu Clenuont S. 72. 131. 

Peter ]>eginnt die Kreuzpredigt in Berry 
S. 108. 120. 123 ff. 



lOJU 




1094 




«* 




1095 






1. März 


— 


20. Juli 


— 


5. August 


— 


18.— 28. Novendjer 


— 


Ende November 



37i 



Chronologisches Register. 



10*J5 Dt*ceii!l>er 

2r». Decemher 



109(i (j.— 12. Februar 



Mitte März 


12. 


April 


(Ost^r 


niontiig) 


19. 


April 




Mai 


o. 


- 


20. 


- 


25. 


- 


27. 


- 


29. 


- 


*2(>. 


Juni 


25. 


- 


* 2<). 


- 



27. 



Juli 



1. Juli 
Anfang Juli 

♦a Juli 

M. - 

*8. - 

*11. - 

*14. - 

•17. - 

ca. 20. • 



Urban 11. hält sich in der Auvergne und 
Marehe auf S. 12Ü. 

Urbiin feiert das ChriBtfest zu Linioges S. 127, 

Vermacht der Canonikus Frumoldus in Cöln 
Hein ganzes Vermögen an das Kloster zu 
Brauweiler S. 133. 

Urban in Angers S. 370 f. 

Robert de Arbrissello wird von UrbiUi II. 
in Angers als Kreuzprediger ausgesendet 
S. 371. 

Brief Urbans IL an die Fürsten von Flan- 
dern S. 20ti. 

Aufbruch Peters mit einem Kreuzheere ins 
Morgenland S. 55. 108. 128. 131 f. 

Peter kommt mit 15000 Kreuzfahrern nach 
Cöln «. 108. 132 f. 165. 

Wcit^raug Peters von Cöln S. 133 f. 139. 
1Ö5. 

Judenhetze in Speier S. 139 

Judenverfolgung in Worms S. 139. 

Judenverfolgung in Worms S. 139. 

Ankunft Kmichs vor Mainz S. 139. 

Judonhetze in Mainz S. 139. 

Judenhetze in Cöln S. 139 f. 

Ankunft Peters vor Semlin S. 169. 

Judenverfolgung in Neuss S. 140. 

Wegzug Pct«rs von Semlin S. 169. 

Judenverfolgung in Wevelinghofen S. 140. 

Judenverfolgung in Bachenvch und Xanten 
S. 140. 

Die Kmichschen treiben in Ungarn ihr Un- 
wesen S. 142. 

Zug Peters durch Bulgarien S. 146 ff. 

Judenverfolgung in Moers S. 140. 

«tirbt Walther de Pexejo in Philipi>oiwl 
S. 138. 169. 

Ankunft Peters bei Nisch S. 169. 

Kampf bei Nisch S. 169. 

Ankunft Petors in Sophia S. 169. 

Wegzug Peters von Sophia S. 169. 

Ankunft Peters in Philippopel S. 168. 

Aufbruch Peters von Philippopel S. 1(W. 

Ankunft Walters Senzavehors vor Coni^tan- 
tinopel S. 138. 



Chronologischen Register. 



375 



1096 



*20. Jiüi 
**23. - 

30. - 

31. . 

5. AuguHt 



15. August 



Mitte August 



— September 

— Mitte September 

— ea. 20. 



29. 

AnfangK October 
ca. (*. October. 

17. 
21. 



2:5. 

.23./24. - 
Spat jähr 



23. December 



Ankunft Peters in Adrianopel S. I(j8. 

Wegzug Peters von Adrianopel S. Iö8. 

Ankunft Peters in Constantinopcl S. 108. 
165. 178. 

Audienz Peters bei Kaiser Alexius S. 174. 

Peter setzt mit seinem Heere über den 
Bosporus S. 173. 

Ankunft der einen und der anderen Ab- 
theilung in Nikomedien S. 170. 

Der vom Papst festgesetzte Termin zum 
allgemeinen Aufbruch der Pilgerheere 
nach dem Morgenlande S. 20ü. 

Urban II. kehrt aus Frankreich nach Italien 
zurück S. 72. 

Gottfried bricht aus Lothringen nach dem 
Morgenlande auf S. 167. 

Aufbruch des Grafen von der Normandie 
und Stephans von Blois S. 206. 

Beutezüge eines Theiles der Peterschen 
Schaaren in die Nähe Niceas S. 186. 

Aufbruch Rainalds mit den Deutschen aus 
dem Lager bei Civitot gen Xerigordon 
S. 189. 

(Michaelisfest.) üeberfall der Deutschen in 
Xerigordon von Seiten der Türken S. 188. 
193. 348. 350. 

kehrt Peter nach Constantinopcl zurück 
S. 209. 

Erobening Xerigordons durch die Türken 
und Niedemietzelung der deutschen Kreuz- 
fahrer S. 189. 349 f. 

bricht Klchanes von Nicea gegen die Peter- 
schen auf S. 193. 194. 

Aufbruch der Kreuzfahrer gegen NiceaS. 193. 

Niederlage derselben bei Civitot S. 191. 196. 
198. 200. 310. 

iVlexius sendet den von Klchanes besiegten 
Kreuzfahrern Schifl'e nach Civitot S. 197. 

Rückkehr Elchans nach Nicea S. 197. 

ziehen viele Kreuzfahrer von Apulien in 
ihre Heimath zurück, ohne ihr (telübde 
gelöst zu haben S. 198. 

Ankunft Gottfrieds mit seinem Heere bei 
Constantinopcl S. 206. 



376 



Chronologifiche« Register. 



109Ö 


25. Dücember 


1097 


18. Februar 




2. April 




Anfangs April 



101)8 



8./10. April 

Ajuil und Mai 
U. Mai 
10. Juni 
27. - 

Endo - 
1. Juli 
21. October 
22. 

Deceniber 



Weihnachten 
*27. Deceniber 
Anliuigs Januar 



Febi-uar 



0. 



lagert Boemunds Kreuzheer bei Kasiona 
S. 308. 

wird Boemunds Heer unversehens von den 
Truppen des griech. Kaisers angegriffen 
S. 308. 

Kampf der Lothringer mit Alexiua bei Con- 

stantinopel S. 202. 
kommen Boemund, Robert von Flandern 

und Raimund von Toulouse in Con- 

stantinopel an, in * Boemunds Heere der 

Verfasser der Geata Francorum S. 130. 

206. 
setzt Gottfrieds Heer über den Bosporuh 

S. 206. 
passiren die Kreuzheere Nikomedien S. 20f>. 
beginnt die ßelagenmg Niceas S. 211. 
Erobenmg Niceas S. 211. 
Aufbruch des Kreuzheeres gen Doryleum 

S. 211. 
schrieb Stephan von Blois an seine (le- 

mahlin Adele S. 179. 
Schlacht bei Doryleiun gegen Suleiiuan II. 

S. 69. 211. 
Ankunft der Vorhut des Kreuzheercs vor 

Antiochien S. 212. 
Ankunft Raimunds von Toulouse vor An- 
tiochien S. 212. 
Robert von der Normandie zieht nach 

Laodicea S. 214. 
Gottfried von Bouillon ist schwer erkrankt 

S. 214. 
(t rosse Hungersnoth im Lager vor Antiochien 

S. 213. 
Raubzug in die Umgegend Antiochien» S. 213. 
Kampf gegen die Türken S. 354. 
erreicht die Hungersnoth im Lager vor 

Antiochien den höchsten Grad S. 214. 
Fluchtversuch Peters und Wilhelms Car- 

pentarius S. 122. 214. 220. 364. 
Pi'oviant-Zufuhr aus dem Abendland für das 

Kreuzheer S. 225. ' 
gewinnt Boenmnd eine Schlacht gegen ein 

zum Entsätze Antiochiens herbeigezogenes 

Türkenheer S. 225. 354. 



Chronologisches Register. 



377 



1098 



1099 



28. März 
3. Juni 

5. - 

9. - 

10. - 

♦12. - 

14. - 

27. - 

28. - 
Juli 



1. August 
1. November 



.15. 

27. 

11. December 
25. 

ca. *1. Januar 

H. Februar 

Frühjahr 

April 



Ostern S. 368. 

Eroberung Antiochiens durch die Kreuz- 
iahrer S. 225. 227. 362. 

naht Kerboghas Heer vor Antiochien S. 226. 

Vision des Petrus Bartholomeus S. 65. 66. 

Vision des Priesters Stephanus S. 66. 67. 

Wilhelm Carpentarius flieht aus Antiochien 
S. 215. 855. 

Aufßndung der heil. Lanze in Antiochien 
S. 65. 66. 227. 814. 

Sendung Peters und Herluins an Kerbogha 
S. 47. 116. 228. 361 ff. 

Schlacht gegen Kerbogha und Sieg der 
Kreuz&hrer S. 69. 228. 242 ff. 

auf einem Convente in Antiochien ¥mrd be- 
schlossen, aus der Stadt nicht eher 
weiterzuziehen als bis 1. November S. 244. 

Seuche in Antiochien S. 244. 

stirbt Adheraar von Puy S. 69. 101. 244. 

Convent der Fürsten in Antiochien, auf 
welchem die Streitigkeiten zwischen den- 
selben auf kurze Zeit beigelegt wurden 
S. 244. 

Aufbruch Raimunds von Toulouse und 
Roberts von Flandern nach Marra S. 245. 

Ankunft Raimunds und Roberts von Flandern 
vor Marra S. 245. 

Einnahme Marras S. 245. 

Boemund und Raimund streiten um den 
Besitz Marras S. 246. 

Besprechung der Fürsten in Rugia S. 246. 

Raimund von Toulouse zieht von Marra 
weiter S. 247. 

Ankunft Raimunds vor Irkha S. 248. Peter 
ist in Raimunds Heer S. 250. 

Urban IL fordert Anselm von Mailand auf, 
das Kreuz zu nehmen S. 171. 

stossen Gottfried von Bouillon und Robert 
von Flandern zu Raimund von Toulouse 
vor Irkha S. 248. 

Reichlicher Vorrath von Nahrungsmitteln, 
welcher den Kreuzfahrern vor Irkha zu 
Theü wird S. 253. 



378 




1099 


8. April 




20. 




13. Mai 




Ö./7. Juni 



1100 



7. 



8. 



13./14.* 
15. 
16. 



22. 



1. August 
Antkngs August 

9. August 



10. 



11. 



12. 

September 



* Spätjahr 
2ö. Deccmber 

♦Winter 



Chronologiscbes Register. 



Gottesuiihefl über PetruftBartiiolomeus S.254. 

stirbt Petrus ßartholomcus an den bei Irkhi 
beim Gottesurthcil erhaltenen Bran«l- 
wunden S. 254. 

Wegzug der Kreuz&hrer von Irkha S. 2-Vi. 
Nachts wird die Gebirgsgegend bei Jerusaicci 

und am Jordan durch die Kreu££ibr>:r 

besetzt S. 254. 
Ankimft des Ereuzheeres yor JeruKaloiii 

S. 252. 
Convent der Fürsten S. 257. 
Feierliche Procession um Jerusalem, Bedt> 

Amulphs und Peters S. 257 ff. 
Sturmangriff auf die Stadt S. 25(). 
Morgens, Erstürmung Jerusalems 8. 2M>. 
Letzter Act der Eroberung : Die Ermoninns 

der auf das Dach des Tempel >« sich s:^ 

flüchtet Habenden S. 256. 
Wahl Gottfrieds zum Beschützer des heil 

Grabes S. 269. 

■ 

Wahl Amulphs zum Patriarchen S. 269. 2^>1- 
Die Kreuzfahrer schicken sich an, wiedir 

ins Abendland zurückzukehren S. 27S. 
Es trifft in Jerusalem die Nachricht von 

dem Heranzug eines sarazenischen Heeiv^ 

ein. Aufbruch Gottfrieds und Hobfri> 

von Flandern gen Ascalon S. 270, 
ziehen Raimund von Toulouse und Ro^H-rt 

der Normanne ebenfalls gen Ascalon. PetiT 

bleibt in Jerusalem zurück S. 259. 270. 
Vereinigung der verschiedenen Alitheilan^^'D 

des Pilgerheeres S. 271. 
Sieg über d. Egypter unt<»r AI Afdhal S. Ttt 
Ankunft der pisanischen Flott« an H^r 

syrischen Küste S. 279. 
Die beiden Roberte fahren ins AbendUn«! 

zurück S. 279. 
zieht auch Peter von Syrien weg 8. 28»>. 
wird Damibert Patriarch von JenmliU' 

S. 291. 
kommt Peter ins Abendland zurück S. CS**- 

866. 369. 
kommt Robert voa Flandern wivder in 

seiner Heimath an S. 279 292. 



Chronologisches Register. 



379 



1100 



1101 



Frühjahr 

15. August 
Spätjahr 

Frühjahr 



Sommer 



1102 



1104 26. Mai 

1106 7. August 

— 3. September 

1107/1108 
1108 

1111 

— 7. September 



11. Deceiuber 



1112 



1114 



1115 
♦1118 



8. Juli 



reist Raimund von Toulouse von Nordsyrien 
nach Gonstantinopel S. 278. 

Grundsteinlegung d. Kirche z. Huy S. 287. 369. 

Anselm von Mailand zieht nach dem 

Morgenland S. 171; mit ihm eine grosse 

Anzahl Longobarden S. 210. 
Herzog Weif, die Markgräfin Ida von 

Oestreich, Graf Bernhard von Scheiem, 

Heinrich von Regensburg und mit diesen 

auch Ekkehard von Aura ziehen nach 

dem Morgenlande S. 135. 318. 346. 
Mit den Longobarden zieht Graf Raimund 

von Toulouse von Gonstantinopel nach 

Kleinasien S. 278. 
Untergang dieses Kreuzheeres in Kleinasien 

S. 203. 
Synode zu Benevent, auf welcher Alexius 

als Verräther angeklagt wird S. 179. 
wird Acco von König Balduin erobert S. 281. 
stirbt Kaiser Heinrich IV. zu Lüttich S. 290. 
langt die Leiche Heinrichs IV. in Speier 

an S. 290. 
Krieg Boemunds gegen Alexius S. 308. 
beginnt Guibert seine Histaria Hieroaoly- 

rnUana S. 74. 112. 
Vor diesem Jahre hat Tudebod seine 

Historia verüa^st S. 112. 
wurde die Leiche Heinrichs IV. zu Speier 

in die Kaisergruft verbracht S. 290. 
wird Amulph Patriarch zu Jerusalem S. 291. 
stirbt Tankred S. 112. 
Nach diesem Jahre hat Radulph von Caen 

seine Cresta Tancredi verfasst S. 112. 
Die Göttinger Recension des Hierosolymita 

Ekkehards ist nach diesem Jahre ver- 

iasst S. 113. 
Privilegium des Patriarchen Amulph an die 

Kirche zu Huy S. 292. 
Peter stirbt zu Huy S. 294. 
soll die Historia Hierosolytnitatia Roberts 

abgefasst worden sein S. 47. 110. 
stirbt Patriarch Amulph von Jemsalem S. 291. 
soll nach Oster die Anna Konmena die 

Alexicus begonnen haben S. 310. 



380 



Chronologisches Register. 



ca. 



1119 
1124 
1125 

1140 



1146 
♦1148 

«1.1175 

1200 

1208 



1225 



1240 



14. JuH 
15. August 



122H 


12. April 


123G 


29. Mai 




24. Juni 



— 


. 11. Mai 




2ö. December 


1242 


lö. October 


1252 




c«.1280 




1295 




1793 




1854 


29. Juni 



stirbt Bischof Otbert von Lttttieb S. SM. 

wird Semlin wieder ausbaut S. 14S. 

die Abfassungszeit der Historia Hierm. 

Alberts von Aachen S. 320 ff. 
Die Abfassungszeit der Historia eodcsiastka 

des OrdericuB Vitalis S. 46. 
Abfassungszeit der Historia bdU aocn S. 57. 

218. 
stirbt Prior Johannes zu Huj 8. 369. 
soll nach Oster die Anna Komnena di»* 

Alexis vollendet haben S. 311. 
beginnt Wüh. v. Tyrus mit der Abfii.'isnng 

der Historia belli sacri 8. 320 ff. 
Hugo ü. wird Bischof zu Lfittich 8. 368. 
Beschluss des Capitels, dass Huy zur Ab(*:i 

erhoben werden solle S. 369. 
Alexander wird Prior und vom Biiurhof von 

Lüttich eingesetzt S. 284. 287. 369. 
kehrt Jacob de Vitriaco wieder aus dem 

Morgenlande zurück S. 366. 
Bischof Hugo von Lüttich stirbt S. 368. 
stirbt Abt Alexander von Hi^ S. 369. 
wird Hermann zum Abt in Huy erwählt 

S. 367. 370. 
Jacobs von Vitry Historia ChienUüig kommt 

in die Hände des Glerus von Lüttich 8. 297. 
stirbt Jacob von Viby S. 366. 
wird Robertus Lingonensis zum Bischof von 

Lüttich erwählt S. 367. 
Die Transferirung der Leiche Peters in die 

Kirche zu Neuünoustier S. 297. 367. 
Bis zu diesem Jahre reicht das Chromam 

Alberichs von Trois-Fontaines S. 283. 286. 
wurden die Gesta imperatorwn et pontifiau» 

des Thomas Tuscus abgefasst S. 50. 
spätestens in diesem Jahre ist das Chroniom 

Alberichs von einem Mönche von Hn% 

überarbeitet worden 8. 283. 
Zerstörung d. Grabmals Peters L Huy S. V»!»**- 
Knthüllung des Monuments Peters des £iv- 

miten in Amiens 8. 300. 



Alphabetisches Register. 



A. 

Aachen 133. 

Abaelardus 15. • 

Abbates 320. 

AlMdimgen Feiern IIG. 300. 307. 

Abendland 219. 

Ahundaniia alinientorum 336. 

Accolti, Benedetto, 5. 39. 88. 221. 

259 if. 268. 
Aceaco 38. 
Acheres 37. 

de Acheris 28. 36. 38. 
Achery 38 f. 

d'Achery, Lucas, 8. 9. 38. 
Acheux 38. 
d*Acheux 28. 
Achmed Pascha 18^. 
Acre 280 f. 295. 366. 
Adam 27. 

Adel brecht von Kirchberg 136. 
Adele von Blois 179. 183. 
AdeMiplom Philipps IV, 28. 29. 
A d h e ra ar von Puy, episc, 22. 67 f. 

82 f. 89. 98. 101. 131. 207. 218. 

227. 244. 257. 265. 313 f. 361. 
Adrianopolia 138. 155. 164. 166. 

168. 184. 334. 343. 
Adriatisches Meer 306. 
Aegid von Orval 11. 41. 44. 115. 

282. 284 ff. 289 f. 292 ff. 296 ff. 

307. 363—368. 



Aemilianus 15. 
AemiliuB s. Paulas Emilius. 
Agarener (Aya^rivoi) 55. 304. 
"Ayiog T€(g}og 304. 311 «.5. Sqndcrum, 
Aimarius, Patr. Antioch., 25. 
Ak Pdlanca 152. 

AI Afdhal v. Egypten 272. 278. 
Alaraanni99. 134. 157. 179. 347 f. 
Älamannia 99. 134. 140 f. 186. 337. 

346. 
AI Barra 247. 

Alberich von Trois-Fontaines 11. 

19. 27. 41. 88 f. 280. 282 ff. 

286 ff. 289 ff. 292 f. 296 f. 329. 

363—370. 
Albert von Aachen (Aquensis) 6 ff. 

9 f. 15 f. 30 f. 35. 38. 43. 46. 48. 

53 f. 56 f. 61 ff. 70. 82 f. 88 ff. 

102. 105. 114 f. 118. 121. 123. 

125 f. 130. 132. 137 f. 142 ff. 

146. 148—153. 155 ff. 160 f. 162. 

165. 167 ff. 173 ff. 178 ff. 181. 

183. 185-193. 195. 197. 200. 207 f. 

210. 216 f. 220 ff. 225. 227 f. 231. 

236. 241 f. 248. 251. 254. 258 ff. 

263. 266. 267. 273. 296. 305. 309. 

314-329. 330—344. 349 ff. 356. 

360 ff. 
Albert, Abt von Brauweiler, 133, 
Albertus de Cuic. episc. Leodiens, 

369. 



382 



AlphabetischeR Register. 



Albertus' Eremita, Bischof von 
Bethlehem, 20. 26. 

Albertus Stadensis 14. 

Albrecht von Stoffeln 136. 200. 
Albrecht von Zimbem 186. 200. 
Aleppo 190. 350. 
Alexander Tl., Papa, 141. 
Alexander, Bischof von Lüttich, 

293. 
Alexander, Prior von Huy, 284. 

369 f. 
Älexias 42. 310. 
Alexius I. Conmenus, imperator, 

21. 43. 54 f. 77 ff. 145. 153 ff. 

156. 159. 161 tf. 164-178. 192. 

197 f. 200 ff. 211. 242. 244. 304. 

806. 308. 313. 334. 842. 346. 
Alice Eremita 25. 45. 
AUmenta 336. 341. 
Altar: in der S. Peterskirche zu 

Antiochien 313 ; des heil. Stephan 

in der Earche zu Neufmonstiec 

366; der XIl Apostel ebendaselbst 

298. 367. 
AbnoBengelübde 258. 

Der Alte vom Berge 318. 
Ambarri 126. 
Ambroise de Huj 86. 
Amiems 31 f. 35. 39. 52. 224. 293. 

299. 320. 329. 368. 
Andegavenais Historia 9. 17. 36. 

S. Andreas, der Apostel, 65 f. 249. 
Andronopölis 334. 343. s. Adrianöpel. 
Anna Comnena 9. 14. IG. 22. 

53 ff. 59. 61. 79 f. 88 f. 115. 121. 

131. 156. 158—166. 171 ff. 186 ff. 

191 ff. 195. 197. 203. 209 f. 217 f. 

227. 231 f. 275. 303-314. 
Anndl€8 Dysibodenburgenses 9. 14. 

42. 
Annales Magddmrgenses 14. 
Annaks MeUieenses 131. 141. 
Annales Eosenreidenses 9. 14. 28.. 

31 f. 42. 305. 



Annalista Saxo 9. 14. 118. 117 
125 f. 

Annandation, la föte, 320. 

Anonymus der Gesten, s. Gesta, 
Anseimus de Buis, Erzbischof v. 

Mailand, 171. 
Anseimus Gemblacensis 20. 
Anseimus de Ribodimonte 21 & 

228 ff. 240. 242. 856. 362. 
Antiochia parva 211. 
Antiochien in Syrien 61. 100. IIG 

122. 176. 189. 211 ff. 236. 24 L 

243. 245 f. 249 f. 295. 316. X^. 

358. 360. 
Antoine l*Hermite 29. 
Antonius Florentinus 330. 
Apocahfpsis 219. 330. 
Apostolicus 74. 248. 328. 338. 
ApuUen 61. 99. 110. 198. 319. 
Aphrodite 305. 
Araber 255. 

Arbrissel, Robert von, 306. 170 f. 
Archiv von Amiens 52. 134>. 
Archive von Ariois 50. 
AQx^CQev^ Tö>y Aariywr 313. 
Arcisy Gmf de, 27. 
Arethusa, Castell, 253. 
Arme im Kreuzheere 147. 212 t 

245 ff. 248 ff. 253 f. 279. 
Armenier 295. 
Arnold von Buanang 136. 
Arnulf, Prior zu Hny, 369. 
Arnulf. Patriarch von Jenisalem, 

258 ff. 261. 269. 272 f. 285 f. 

289 ff. 292. 364 f. 
Artais 50. 

Ascalon 252. 259. 270 ff. 276. 
Ascanius-See 180 ff. 
Asini vehicidum 320. 
Asiacemscher Meerbusen 183. 184. 
AstarU 306. 
Asti, Stadt, 72. 
Attensis episcopus 68. 
Aubert, GuiL, 3. 103 t 



Alphabetisches Register. 



383 



Audtemffdfräud^e bei Kerbogha 283. 
Aulon in Albanien 161. 306. 
Aiirasiensis epiacopus 66. 
Austria 308. 
Aurfrgne 126. 
A raren 345. 



B. 



Babjloniornm exercituR 272. 
Hacherach 140. 
Bajasid II., Sultan, 184. 
Baiern, (Bawaria) 123. 140 f. 308. 

3:J.'i. 337. 
Bala Palanka 152. 168. 
Bälde ricus Dolensis »9. 14. 56. 

69. 72. 74 ff. 96. 98 ff. 105 ff. 

108. 112. 115. 130. 136. 181. 198. 

215 f. 235. 260. 272. 317. 344 bis 

Hr,7, 370 f. 
Balduin v. Flandern 22. 49. 98. 

211. 231. 281. 292 f. 316. 345. 
Balduin von Hennegau 50. 345. 
Balduinus Eremita 25. 
BalduinuB fatuus 332. 
Bardal in Bulgarien 262. 
Barack, Dr. K. A., 131. 
Bari 57. 86 f. 125. 328. 320. 
BarUtta 57. 61. 320. 
Bart Peters, der, 115. 297. 
Barthius, Gasp., 346 f. 352 f. 

355. 
Barth olf de Nangeio 240. 
Bartholotneus, s. Petrus Barth. 
Bairun, eZ, 253. 
Bauern 140. 
Belagerung Anttochiens 212 ff*. — 

JeruHaleniH 255. — Irkhas 248. 
Bdagerungsutfkzeuge 255. 267. 
Bdgien^ angebt. Heimath Peters, 

40 ff. 
Belgrad (Belegrave) 137. 143 f. 

145 f. 162. 106. 168 f. 3.33, .335 ff. 
Belvatium 338. 



Benedictiner 261. 
Benevent, Synode zu, 177. 
Berchtold von Neiffen 135. 200. 
Berdeis s. Berry, 
Bergomas 329. 

Bernhard von Clairvaux 17. 261. 
372. 

Bernhard von Marmoutiers-les- 
Tours 96 f. 

Bernhard, Graf von Scheiem, 1 35. 

Bernold von S. Bla8ien77. 135. 170. 

Bertholomeus 82 f. 

Bertold, Graf, 134. 

Berry (Bern, Ber, Berdeis, Bituriges) 
31. 90 f. 123. 125 f. 320. 

Berytus 253. 280 f. 

Besoldus 89. 

B^tissart 23. 25 f. 

BeuU 212. 271. 309. 

Beutezüge der Kreuzfahrer 186. 213. 
244. 

Btblioihek von Bamberg 261 f. — 
Ton Dannstadt 331. — von Brüssel 
24. -^ des h, Laurent, im Es- 
curial 26. — txm Lyon 298. 
8. Codices. 

Bildnisse Peters 116. 300. 

Bileams Esel 268. 

Biographie Universeüe 15. 

Bischöfe 100. 189. 244. 248. 257. 
263. 320. 349. — ein ungenannter 
134. — von AWarra 247. — von 
Atta 68. — von Matarone 270. 
272. — von Meaux 319. — von 
Puyy s. Adhemar, Anseimus. 

Bithynien 176. 178. 346. 350. 

Bituriges s. Berry, 

Bi-zarrus, Petr., 89. 

Blois 39. 

Bl.uhme, Friedr., 172. 346. 

Blutbad bei Belgrad 138. — bei 
Ciritot 196 ff. — m Jerusalem 
256. — in Maarra 245. -bei Nisch 
151. 161. *- beiSemlin 144. 161. 



384 



Alphabetisches Register. 



Bock 148. 

Boehmer 12. 50. 

Boemund 22. 51. 98 f. 131. 203. 

206 f. 210. 212 ff. 218. 244 ff. 

247. 279. 303. 807 f. 311 f. 316. 

345. 354 f. 359 f. 

Bolanden, Graf voii^ 136. 
Bohgne 293. 
Bolwm 147. 
Bonfin 330. 

BongarS; Jac, 3. 5. 8 f. 11. 95. 

221. 333 ff. 353. 
Borchgrave 145. 
Bore au 39. 
Borgnet 33 f. 272. 
Bosporus 166. 173. 176 ff. 185. 198. 

200. 206. 208. 347. (s. Brachium 

S. Georgi,) 
Bouillon, 8. Gottfried, Ida. 
Bouteiller, Jean le, 26. 
Brahant 282. 
Brachium S. Gwrgii 178. 334. 344. 

346. 353. 

Brandis, Rudolph von, 186. 199. 
Brandts 328, s. Brundusium. 
Brani^evo in Serbien 146. 
Brant, Sebast., 237. 346. 
Breholles 15. 
Brief, ein vom Himmel gefallener, 

117. 8. Epistola. 
Brocquiöre 152. 
Brücke über den Drakofluss 104 — 

bei Nisch 149. 150. 337. 
Brundtisium 57. 61. 328. 
Bruno, Bischof v. Würzburg, 16. 
Bruyn k Malines, de, 29. 
Buchon 182. 
Bulgaria 43. 73. 137. 146. 148. 

156 f. 165. 335 ff. 
Bulgaren 138. 143 ff. 149. 151. 

163. 333 ff. 
B u 1 g a r u 8 quidam peregrinus 340 . 
Burg am Drakofluss 195. 
Burgenaes Hoyenses 364. 



Busnang, Arnold von, 136. 
Bw^k-^kre 166. 
Byzantiner Münsefi s. üftüiuvii. 
Byzantium 209. 305. 

c. 

Caesar 5. 105. 

Caesareti Cappadoc. 211. 

Caesarea Paiaest 253. 270. 319. 

Caiphas 260. 

Cafarus 61. 81 ff. 227. 228 2:Jl. 

362. 
Cälabrien 110. 
Calvarien 260. 
Carnela 253. 
Campis, de, s. Nicolas <1»* 

Campis. 
Cantacuzenus 155. 
Capitaine, Ulysse, 4.372. 
CapittUaren Karls des GrosM^n «U'i. 
Capharda s. Kafr tob. 
Cappadoda 178. 
Caraffa 299. 

Carolus Magnus 145. 345. 
Carpentarins ». Wilhelm Car 

pentarius. 
Cassel, Schlacht bei, 49 f. 
CasteÜ in Antiochien 244. 
CasteUum Tancredi 243. 
Castoria 308. 
Castra (Mons?) 369. 
Catalog der Prioren und Aebt«» vim 

Huy 287. 294. 368. 
Cedrenus 309. 
Cenefia 369. 

Chaintreau s. Lannel. 
Chalife 248. 270. 
Chanson d^Anüache 10. 19. 29. n2 ff. 

44. 56. 61. HO. 115 f. 125. 1:2S. 

181. 199. 209. 211 f. 225. AT 

229. 236. 250 f. 272. 274. 29« 

314—329. 356 ff. 359. 363. 
Chanson des Chitifs 34 f. 56 ff. 3B 



Alphabetisches Register. 



385 



Chanson de JSnisalem 220. 272. 
274; R. ConqtUie de J^isdUm. 

Chapeauville 284 ff. 363 f. 367 f. 

Cfiorfreitagsbetrachtung 261. 

Charron, Historien, 27. 

Chtnrte von Neufmonstier s. Polain. 

Chevalier au Cygne s. Roman du 
CJievaUer. 

Ch^tifs 34. 318. 

Chevetüt 351. a. Civitot 

Chobar 306. 

Chorasan 190. 234. 350. 352. 359. 

Chrißtiani 346. 352. 357. 

ChrisHanitas 359. 

Christus 245. 282. 364. erscheint 
dem Petr. Bartholomeus 65, dem 
Bischof von Puy 67, Peter dem 
Eremiten 116. 326 ff. 

Chronica comitum etprineip, Clitiae 
43. 135 f. 

Chronicon Brunnlarense 133. 

Clvronicon Canon. Laudunens. 52. 

Chronicon Hüdeshemense 15. 

Chronicon magnum Belgicum 88. 

Chronicon Podienae 169. 

Chroniq^^e du monastere de 8, Andri 
de Bruges 43. 

Chronique Vi« I^ance 252. 

Chronographm Saxo 113. 

Cicero 5. 

Ciboria 345. 

Cüicien 211. 

Cives Jerusalem 26. 

Ciritas qnaedam vacua in Bulgarien 
341. 

CiHiot (Ciretot) 110. 178 ff. 181— 
184. 191. 193—196. 209. 219. 
309. 344. 351 f. 

Clermant in der Auvergne 72. 88. 
96 ff. 107. 109. 169. 

C Urmont bei Lüttich 364. s. Lambert. 

Clerus beim Kreuzheer 248. 251. 
257. 263. 292. 320. - von Jeru- 
salem 266. 271 ff. — von Huy 366. 



Clugny 46. 351. 

Codices aus den Bibliotheken von 
Bamberg 261-. — Breslau 217. — 
Brüssel 300. — Cambridge 346. 

— Darmstadt 320. 331 ff. — 
Florenz 332. — Gent 332. — 
Göttingen 117. 134. — Hannover 
332. 364. 369. — Lyon 298. — 
London 332. — Monte Casino 
58. — Nürnberg 382. — Oxford 
332. — Paris 329. 332. — Rom 
332. 333. 346. — Trier .382. 333. 
Toumai 91 320. -- Utrecht 89. 

— Vatican 329. 332. — Venedig 
300. 

Coelestinus III., papa, 20. 
Cöln 109. 132 ff. 139 f. 157. 165. 

166. 160. 350. 
Collin de Plancy 45. 
Comaniten 147. 338. 
Condlium Claromontanum 99. 102. 

124. 199. 270. 287. 
Condlsrede Urbans IL 72 ff*. 100. 
Conon von Clermont 282. 289. 

364. 
Conon von Montaigu 28. 282. 287. 

364. 
Consülum majorum 357. 
Gonquete de Jerusalem 10. 220. 272. 

8. Chanson de Jerusalem. 
Conrad, Bischof von Chur, 135. 
Conrad, Abt von Ursperg, 15. 
Conrad der Salier 16. 
Conrad von Zimbem 136. 200. 
Consfantinopel 73. 99. 110. 129. 

137 f. 153. 155. 157. 164. 165 f. 

168 f. 171-178. 184 f. 192. 197. 

210. 308. 316. 330. 334. 343. 845. 

350 f. — Campi et praedia 

Constplis. 343. — palatia 346 f. 
Constantinus Magnus 184. 
Conrent der Fürsten in Antiochien 

244. — in Rugia 246. — vor 

Jerusalem 257. 

25 



386 



Alphabetasches Register. 



Corbie 46. 

Corblet, abb6, 15 f. 

Cordova 46. 

Corfu 807. 

Corrozana s. Charasan, 

Cosmas Pragensis 121. 

Cat^onne de Godefroy 274. 

Coxe, Henr. 0. 11. 

Creuzer 806. 

Criguetot 351. 

Crucis Christi praeco 368. 

Crucis signwn 188. 

CroiXf Katharina de la, 26. 

Cucülla 115. 

Cultura Christi 358. 

Cuprija 146. 

Curbaran s. Kerbogha. 

Curtius 105. 

C US tos Dominici sepulcri 278. 

Cycicus (Stadt) 188. 

Cyperon (Stadt) 335. 

Cyprtis 214. 

CyrilluB, Patr. v. Jenis., 20. 

D. 

Dacüm 158. 305. 

Daimbertus, Archiep. Pisanus et 

Patriarcha Jeros., 83. 275. 279. 

291. 
Dalmatien 131. 

Daniel, igoiiniene Russe, 263. 
Danubius s. Donau. 
Darras 79. 

Datndsthurm in JerusaJent 269. 
S. Deraetrius 69. 
Dempster, Thom., 5. 7. 
Descamps 23. 
Desiderius, Petrus, 68. 257. 
Deus, dux exercitus, 246. 
Deutsche 185. 187. 210. 
Deutschland angebl. Heimath Peters 

40. 43. 140. 
JuiXexTog (r) Xauyixri) 307. 



Diez 346. 
Jiorvüog 305. 
Doffmata Peters 462. 
Dölham hei Lüitidi 282. 
Dolmetscher 48. 
Donau 140. 144. 157. 336. 
Donzellini, Hieronymo, 13. 22. 
Doryleum (Eskischehr) 188. 211. 
Draco-Flu88 184. 191. 193 f. 309 f. 
^qo(Aod$i)[trii xr^ *'EXXadof 166. 16>^. 
DwMbea 253. 
Ducange 15. 20. 35. 42. 52. S**. 

115. 175. 304. 307. 309. 313. 3:.:.. 
Duces Christiani exercitus 36<i n. 

Principes. 
Du Chesne 8. 10. 14. 
Duclos 37. 
Du Haillan 45. 372. 
Dumortier 40. 
Jhfrrachium 161. 306 f. 
Dysüßodenberg 9. 14. 42. s. Annaies. 



E. 



Ebene bei Nicea 195. 

Eeclesia Romana 325. s. Kirche. 

Edictum Alexii 153. 

Efraim in Bulgarien 155. 

£gkhart von Baiem 136. 

Egypter 259. 270 ff. 

Ehrenfeuchter, Dr. Gh., 12. .V». 

Ehrgeis der Kreuzfahrer 254. 

Eimelkampf 230 f. 236. 241. 

Ekkehardus von Aura 14« 2i. 
47. 70. 78. 84. 108 f. 111. 117. 
120 ff. 126. 129. 131. 183. LT.. 
137. 140. 142. 161 f. 164. lo7 
170 f. 175. 177. 179. 199 f. ÄTi 
204. 210 f. 220 f. 225 t ^44 
246. 252 f. 255 f. 259 f. 26:1 
272. 278. 291. 295 f. 305. 307 f 
321.346.349. 355. s. .Himuolyiisia 

Elchanes 188. 191. 19:; ff. 1««7. 
309. 



AlphabeÜRche« Register. 



387 



'EXevovTToXig 176. s. HeienopoHü. 
Eli, Erzbiachof v. Bari, 125. 
Elieser ben Natan 140. 
Emek Habadui 140. 

Emicho von Leiningen 121 ff. 
136 f. 140. 142. 157 f. 204. 307. 

EmiliuB V. Verona 3. 45. 79. 

Ems, Edler von, 13G. 199. 

Engel 335. 

Engel der Apocalypse 330. 

England 124. 

Epistola Alexii ad Urbanum 79. — 
ad Orderiflium 177. 307. — An- 
sehni de Ribodimonte ad Ma- 
nassem 211. 228. 240. 362. — 
Cleri etpopuli Luccensis ad onmes 
Fideles 66. 243. — Christi per 
Gabrielem archang. transmissa 70. 
117. — Peregrinorum ad Urbanum 
101. 244. — Simeonis Patriarcbae 
79. 83. 86. 328 f. — Stephan! 
Camot.164. 179. 183.— Raimundi 
de Agiles 247. 256. 269. 271 f. 
278. — Urbani II. ad Alexium 
21. — Urbani 11. ad principea 
Flandrenses 206. 370. 

Erarium ducis Bolgariae 341. 

Erdek am Marmarameer 180. 

Eregli 211. s. Heracka. 

Eremite des Oelbergs. 

ErmiM 33. 320. 

Eroberung Antiochiens 225. — 
Arethusas 253. — Jerusalems 
247. 256. 265. — Niceas 211. — 
Palaestinas 247. 

Eschenloch, Tiemo von, 136. 

Eschenloer, Peter, 118.217.228. 
235. 

Ärf Peters 115. 

Egkikalth 188. 

Eskischehr 211. s. DoryJeum. 

Estoires (TEracles 18. 

Euphorbenus Katakalo 197. 
311. 



Eustache II. von Bouillon 45. 49. 

50. 270. 
Eustache III. von Bouillon 22. 

49. 98. 
Eustache rHermite 25. 
Exerätus Petri 335. 
Exerogorgum 187 f. 348. s. Xeri- 

gordum. 
Expeditio Iherusal. 331. 
ExuviaeSacrae Constantinopolitanae 

11. 54. 108. 136. 307. 
Eyriös 307. 



F. 



Faex residua Francorum 109. 

FaJ»ificate über Peter J>. 

Fama Petri 343. 

Farnes 111. 360. 

Fanen, Graf ron, 136. 

Fedios heraicos della Caralleria 

europ. 42. 
Feldherrn des Alexiua 161. 
Femineus sextis 320. 
Feraldus de Tomaiz 66. 
Festanzüge der Pilger 264. 271. 
Fiamma 346. 
Fides Christi 349. 
Eisen 294. 

Fleurs de Veglise de Liege 45. 
Florentiner Minorite s. Thoma.«* 

Tuscu«. 
Florentius von Worcester (Wigor- 

niensis) 15. 17. 
Fluchtverstidi Carpentiers u. Pet«rs 

215—225. 
Flotte, abendländische, 225. — 

genuesische 225. — griechische 

279. 
Folker, miles, 151. 174. 200.307. 

340 ff. 343. 
Forceville, Gedeon, 300. 
Foucher d'Alenyon 241. 
Francarilhi 145. 

£>0 



388 



Alphabetisches Register. 



Franci 157. 179. 345. 347. 
Francia Orientalis 123. 
Francigenae 142. 18(5. 333. 335. 

337. 355. 
F ran CO, Prior, 369. 
Francochorion 145. 
Fran9oi8 rHermite 26. 
Franconia 308. 
Franc orum regnuni 320. 
Frankreich, Peters Heiraath, 41. 

125. 
Freitag, Gustav, 112. 
Fr4ron 298. 
Fridingen 136. 199. 
Friedenreich von Zimbem 136. 

199. 
Fru9ca Gora 145. 
Frumoldus 133. 
Fürstenversammlung in Antiochien 

67. 229. 
Fürst von Tripolis 253. 
F u 1 c h e r von Chartres, capellanus. 

8. 9. 14. 21. 31. 34. 55. 72. 74. 

101. 112. 131 f. 136. 157. 174. 

181 f. 187. 198. 202 f. 210. 213 f. 

218. 223. 226. 230. 237. 242. 252. 

350. 356. 362. 
Fulcher von Chartres, miles, 

s. Folker. 
Fulco, prior Diogili, 15. 
Fulco, Graf von Anjou, 9. 17. 30. 

32. 35. 37 ff. 50. 101. 
Fulco, poeta, 14. 158. 100. 102. 

209. 
Funambuli, Strickläufer, 216. 3.55. 
Fures 320. 
Furor Theutonicus 140. 

Gabriel, Erzengel, 70. 82. 
Galli 345. 
Gallia 345. 370. 
Gallia Belffica 364. 



GaJlipoU 295. 

G all orum gens 308. 

Galterius s. Walter. 

Ganalo 27. 

Geburtsjahr Peters 40. 44. 

Gegner der Kreuzzflge 204. 

Geiseln 147. 

Geldern 140. 

GMkiste Peters 150. 

GeMliebe der Franken 304. 

Gelübde 254. 289. 

Gemlik 182. 184. s. Kemlik. 

Genealogie Peters 45. 51. 

Gens Gallonim 308. 

Gentiles 360. 

Genua 83. 

Geoffroy de la Tour 252. 

S. Georg 69. 

Germania 140. 

n^firi, Stadt, 188. 

Gesandte 77. 147. 150. 153 ff. 
161 f. 164. 170. 174. 184. 197. 
228. 232. 317. 342 f. 356—303. 

Gesenius 306. 
Gesichtsfarbe Peters 115. 118. 
Gesta FVancorum des Anonymus 

8. 14. 22. 31 f. 34. 47. 55. 58. 

64. 69. 71. 94. 97 f. 108 f. 112. 

126. 129 ff. 157. 161. 164. 165. 

168 f. 171 ff. 175 ff. 178. 180 f. 

183 ff. 187 fi*. 191 ff. 196 ff. 200 f. 

209. 211. 213 ff. 218 f. 221. 226 ff. 

233 ff. 242 ff. 251 ff. 255 f. 264. 

267. 269 ft'. 272 ff. 276. iK)8 f. 

315. 317. 344—363. 
Gesta Trevirorum. 
Gibelinus, Patriareh, 292. 
Gibellum 248. 
Giesebrecht, Wüh., 7. 77. 78. 

290. 345. 
Gilles d'Orval s. Acgid von 

Orval. 
Gilo, Poeta, 14. 
Glykas 309. 



Alphabetisches Register. 



389 



Gnidon = Nisch 158. 

Godin 299. 

Godinus 367. 

Godschalk 121 ff. 157. 204. 307. 

Goetbala 43. 

Golf von Mudania 182. 184. — von 
Nicomedien 182. 194. 

ToyTo^QB 307. 8. Gottfried von 

Bouillon. 
GorrisHcn 44. 86. 372. 
Gottesurtheil bei Irkha 25*. 
Gottfried.Abt V. MontS. Quentin, 

254. 
Gottfried von Bouillon 22. 28. 

44 f. 49. 77. 82. 98 f. 128. 131. 

135 ff. 144. 167. 180. 199. 204. 

206 f. 209 f. 214. 223. 225. 240 ff. 

244. 247. 256. 261. 269 f. 274. 

287. 293. 345 f. 360. 364. 368. 
Gottfried Burel de Stampis 144. 

147. 151. 200. 336. am 341. 
Gottfried de Turribus 252. 
Goy, Stephan de, 8. 
Grab, heiliges, s. S. Seimlcrum, 
Grabdenkmal Peten» 298 f. 
Graindor de Douai 10. 30. 32 ff. 

35. 53. 56 ff. 61. 62 ff. 70. H'i. 

105. 110. 115 f. 211 f. 221. 227. 

229. 235. 238. 240. 315 f. 
Granada 46. 

Grandgagnage 29. 40 f. 299. 
Grausamkeii der Kreuzfahrer 186. 

— Peter» 146. 
Greci 8. Griechen. 
Grej?or Vll , papa, 78. 8»>. 270. 

330. 
Greise Immiu Kreuzheere 346. 
Grenier. Donu i<^. 
Gritichen 187 t 2<i7. 271. 295. 

342. 346. :M8. 3-V2. 
Guarmani IbU. 

( f u e r ni a u d u « . Patrian.li. 2'i5. 365. 
G u i b e r t n •> . Papa, 6^. 7^. tl». 116 f. 

142. 



I 



I 



) 



Guibert, Abt von Nogent, 8. 17. 

21. 28. 30 f. 35. 38. 42. 46 f. 
. 52. 47. 69. 72 ff. 96. 105. 109. 

112. 114. 116 ff. 120. 124. 127. 

130. 136. 157. 181. 187 f. 196. 

198. 215. 219. 228. 225. 272. 

287. 296. 344—356. 
Guido de Bazochüs 11. 19. 54. 89. 

297. 319. 329. 
Guidonins, dux, 27. 
(luigiers TAlleman 317. 
(tuilaume LX. de Poitiers 318. 
Guilelmus, Patriarch v. Jerus., 

285. 365. 
Guillon, Felix, 21. 32. 37 f. 
Gulferius de Turribus 252. 
Guntherus, magister, 175. 
Gure witsch 95. 129. 
Guzh, Ffirst von Balgarien, 143. 

334 f. 

H. 

Hrnlji Chcdfa 166. 

Hnfen Italiens 280. 

Haifa 253. 

Du Haillou 45. 

Haken 4. 61. 8S. 105. 222. 260. 

Hammer PurgstalL v., 18«J. 307. 

HandeUtcfg nach Constantinopel 
345. 

Hannas 260. 

Hart mann von Dillingen 136. 

Haxe 184. 

Ha*<selt 88. 

Haymarus, Patriarch von Jeru- 
salem, 20. 

Heeren 88. 345. 

Heinrich IV., Kai>«er, 86. 290. 330. 

:;33. 

Heinrich. Graf von Helfenidein. 

136. 
Heinrich, Graf von Schwanen- 

berg, 136. 



390 



Alpfaabetischee Register. 



Heinrich von Hailigenberg 18(5. 
Heinrich von Hegeneburg 135. 
Jfeirath Peters 45. 51. 
Hektor 27. 
Helena 184. 

HekfwpoUs 170*. 179. 183 f. 308. 
310. 313. 

Helfen stein, (Jraf Heinrich von, 

13t}. 
Heller 4. 88. 104 f. 222. 
Helmoldus von Bosau 42. 
Hcraclea 211. b. Eregli. 
Heraclius, Patriarch v. Jerusalem, 

20. 
Herausgeber des RecueU des 

Historiens des Croisades 6. 8 f. 57. 

180. 
d'Hericourt 41. 
Horluinus 47 f 228 f. 235 f. 238. 

357. 359. 361. 
Hermannu8, Abt zu Huy, 367. 
Hermannus monachus 263. 
Hermenii 243. 
Her mies 33. 
Hermite, Y, s. Fi-anyols, Jacob, 

Jean, Martin, Kegnault, Stephan. 
Herkunft Peters 47. 
Herold 346. 
Hersek 184. 
Hesbanin 42. 
Heuschrecken 305. 
Heyd, Dr. Wilh., 225. 279. 306. 

307. 
Hierosolymita Ekkehardi 2. 64. 95. 

107 tf. 113. 122. 135. 140. 161. 

165. 170. 179. 199. 200. 202. 204. 

211 f. 220. 228. 269. 279. — 

Göttinger Handschrift 117. 134. 
Hildebert, Graf, 134. 
Hinterhalt bei Xerigordon 191. 
Hippeau 10. 33. 220. 272. 
Hirsch 285. 
HisjKiniae fines 125. 214. — Con- 

iiniuni 126. 



Histvria Andegacensis 9. 17. ^. 
Historia belli sticri 10. 16. 53. 56 ff. 

62. 70. 88 ff. 105. 114 ff. l«l. 

215. 218 f. 262. 314—329. 30:5. 

356. 358. 
Historia misedla 84. 
Hody 4. 18. 20. 29. 126. 281. 
Hofsnider, H., 5. 7. 
Homers Dias 311. 
Homicidae 320. 
Horreum margi 146. 
Hosiis (ost) 355. 
Hovard 17. 
Hoyenses burgenses 361. 
Hoyensis villa s. Ht^j. 
Hozier, d\ 24. 

Hugo, Bischof v. Lüttich, 284. 36><. 
Hugo Magnus 22. 50. 98 f löl. 

217. 244. 306. 354. 
Hugo, Pfalzgraf von Tübingen, 3.V.t 

200. 
Huldreich von Sawerden 135. 2W. 
Hun4fersnoth 152. — vor Antiochirn 

213. 226. — in Marrha 247. - 

vor Jerusalem 255. 
Huy 28. 41. 283 ff. 286. 291 ff. 



Jacob THermitc 28. 29. 
Jacobus de Vitriaco 11. 19. 22.1 

261. 267. 297. 329 f. 366. 
Jack, J. H., 261 f. 
Jaffe 72. 271. 
Janua regni coelestis 326. 
Ihn Athun 358. 
Ibn Khallikan 225. 
Ibn Khaldun 242. 245. 356. ;V>'< t 
Ida von Namur 27. 
Ida von Ocstreich 135. 
Jean rHemiite 26. 
Jellinek, Ad., 140. 
Jerusaletn 106. 117. 190. 245. 2.V>t 

280. 305. 313. 320. 322. 326. 3-J". 



Alphabetisches Register. 



391 



Jerumlem, ein Thal bei Nicea, 190. 

Jerusalemiten 255. 

Jesaias 265 f. 

Jesus 8. Christus. 

Ignis 352. 

Jirecek 143. 145 f. 149. 152. 154 f. 
16Ö ff. 

Ikomen 211. 

luiperatores graeci «^52. 

Ineendi(Jk 111. 

Indigenae Antiochiae 7(j. 

Infernales Dil 358. 

Ingerslev 88. 

Interpolator des Chronicon Al- 
berichs 283 ff. 

Interprcs 357. 

Ineentaire des lettres hiatoriques de 
hl I croisade 83. s. Riant. 

Joannes, Isaaci Comneni filius, 306. 

S. Johannes Baptista 40. 289. 
364. 

Johannes, Prior von Huy, 294. 360. 

Johannes de Lico 368. 

Johannes de Nivella 368. 

Jojtpe 61. 253. 259. 

Jordanftusa 61. 254. 269. 

Joseph ha Cohen 140. 

Irkha 248. 252 f. 

IsmaSlitae 305 

Italia Sacra 20. 

Iter Iherosolyniiianuni 82. 355. 

Juden 139. 

Judenterfolgtmg VMK 

J unk mann 60. 

Juramenta 245. . 

Justinus, Imperator, 84. 

Juvenhm nimie levitatis 339. 



K. 

Kafr-tab 248. 

Kai Oman, König v. Ungarn, 137. 
142 ff. 145 f. 333. 337. 



I 



Kamal ad-din 245. 

Kanonici 292. 

Kappa 115. 

Karl der Grosse 145. 345. 

Katharina de la Croix 26. 

Kanzler 116. 

Kedrenos 143. 

Kelten (KeXroi) 16. 55. 118. 191. 
303. 305. 307. 310. 

Kemlik 180. 182. 

Kerbogha (Kerbüka) 33. 47. 65. 

116. 215. 228. 226. 228. 230. 244. 

356 bis 363. 
Kersten 140. 
Kibotus 180. 195. 

Kinder beim Kreuzheere 193. 346. 
Kios 180. 

Kitchberg, Graf Adelbrecht, 136. 
Kirche: des h. Petrus zu Antiochien 

65. — der h. Sophia zu Sophia 

154. — zu Jerusalem 365 f. 369. 

— zu Neufmoustier 288. 290. 

365. 
Kleider der Pilger 264. 
Kleinasien 160. 
Köln s. Cöln. 
KofATiieg iv ^(tayyUi 304. 
Konrad III., König, 167. 
Koukou 15. 
KovxovXioy 15. 
KovxovnezQof 304. 
Kranke Kreuzfahrer 193. 
Kreuzpredigt s. Urban, Arbrissel, 

I*eter. 
Kriegstüchtigkeit der Kreuzfahrer 

158 f. 
Kugler, Dr. Bemh., 167. 171. 202. 

243 f. 304. 
Kuhn, Dr., 184. 
Kukupeter, Volksname Peters, 

15. 16. 22. 115. 191. 304. 308. 

310. 
Kunovica 152. 
Kunstmann 264. 



392 



AlphabetiecheB Register. 



L. 

Laici 320. 

Laianne 60. 

Lamartine 224. 

Lambert von Clermont 28. 282. 

296. 364. 
Lambertus quidani 148. 339. 
Landulphus junior 17L 
Langue (Voc 126. 
Langue d'oil 126. 

Lannel de Chaintreau 3. 79. 329. 
Lanze (lancea sacra) 65. 218. 227. 

229. 238. 246. 313. 357. 
Laodicea 214. 271. 278. 
Laan 46. 
Larissa 312. 

Latini in Jerusalem 271. 
Aattyoi 313. 
Aativos vtl^av^riy. 
de la Porte 116. 
Lappenberg 36. 42. 
Ld)cmmittel 138. 143 f. 152 f. 164. 

188. 192. 344. 
Legaüo ad Nichitam 338. 
Lehenspflicht 202. 
Leibnitz 285. 
Lelong 281. 
Le Prevost 10. 17. 19.27.28.44. 

166. 294. 
Lersch 153. 
Letholdus 256. 
Levaville'Sainct-Sauraire 39. 
LüberaiUo Ciritatum Orientia 81. 
Ltbya 84. 

LicenUa emendi 334. 
Lietbardus, Abt von Huy, 869. 
Lignage de Charlemagne 241. 
Limoges 127. 
Loca mncta 329. 
Lombardei 158. 162. 170. 172. 
Lombardi et Longobardi 78. 

•J9. 159. 169. 170 f. 179. 186 f. 

210. 345 ff. 



Loewen 282. 

L(>padi%un 188. 
Lotharingi 142. 335. 
Lothringen 109. 123. 308. 
Luard 11. 

LüUich 41. 132. 282. 289 L 364 
366. 

M. 

Maarra 245 ff. 249 f. 

Mabillon 10. 58. 320. 

Madden 11. 268. 

Magdd)wrger Annalen 113. 117. l'J-i. 

Magyaren 145. 

Mahomed U. 184. 

Mahumeria 59. 322. 

Maier 88. 

Maiestas Domini Jhesu 326. 

Mailänder 346. 

Mailly 3 £ 27. 84. 87 f. 104 f. 

119. 144. 146. 237 ff. 242. 259 f. 

269. 
Maimbourg 38 f. 62. 88. llo. 

222. 
Mamz 139 f. 
Majores s. prineipes. 
MakmOa 143 ff. 146. 153. 163 1. 

167. 383 ff. 842. 
Mallebrancq 39. 
Maltebrun 307. 
Mangjellos 145. 
Mannert 184. 

Mannheimer, M., 121. 139. 140. 
Mansi 13. 
Manuscript: von Bamberg 261. — 

von Brüssel 300, — von Lyon 

298. — von Neufmoustier 86. — 

von Paris 300. — von Venedig 

300. Siehe Cod/ice8, 
Marasdi 211. 
Marche 126. 
Marchegay 17. 
S. Maria 69. — S. Marin lui 

Podium 82. 



Alphabetisches Register. 



393 



MiaatmaxamteT 346. 353. s. Brachium 
S. Georgi. 

JtfarfNOt»(*er9-2e8-Totirs 97. 
Marwx s. Morawi. 
Marra s. Maarra. 
Martene 10. 
Martin rHermite 26. 
Matrones 339. 

MatthaeuB Edessenus 1^56. 458 f. 
Matthaeus Evaagel. 349. 
Mattbaeus Palmerius 320. 
Matthaeus Parisiensis 11. 19. 48. 
54. 88. 156. 160. 268. 319. 

Matthaeus de Pexejo 132. 350. 
Mauern Autiochiens 245. 
Maulthier Peters 116. 
Mauritius, Canonicus von Huy, 

285. 367. 
Medaillen 26. 300. 
Melart 44. 

Meldensis Episcopus 319. 
Melk 8. AnnaL MeUcenses. 
Melun 217. 
Mercurius 69. 
Meusel 5. ' 
Mezeray 89. 
Michaud 5. 15. 37. 90. 115. 188. 

203. 242. 269. 298. 
Michels, des, 43. 
Migne 8. 10. 
Minchaca, de, 3. 26. 42. 
Miraeus 20. 
Missae 249. 

Misstrauen gegen Alexius 177. 308. 
MniaJc 155. 
Moers 140. 
Mokro 162. 

Molanus 3. 7. 89. 294. 
Molendinae (Mühlen) 338. 
Moline de S. Yon 88. 204. 
Monachi 320. 
Monachus Petrus 37. 51. 
Moncuterium S. Jacobi Leodiens. 

331. 



Montagu, Alice de, 24. s. Conon 

de Montagu. 
Montalembert 72. 88. 139. 
Montcma urbis Niceae 344. 
Jtfonte-Cflwtno 46. 177. 307. 
Montilio, de» 257. 
Moni S. Quentin 45. 51 f. 
Morand 298. 
Morin 298. 

Maravaflu^ 145 ff. 333. 337. 
Morra in Bulgarien 155. 
Martalitas immensa 111. 
Mortier, du, 40. 
Moselthal 133. 
Mudania 180. 182. 
MühUn bei Nisch 338. 
Münzen 174. 342 f. 
Muralt 88. 137. 198. 227. 
Muratori 10. 



N. 



Nagelf heiliger (o ayios rjXo^), 218. 
313. 

Namur 27. 132. 372. 

« 

Napoleon 1. 16. 
Natale solum 41. 364. 
Naucler 330. 
Neckarfluss 140. 

Necrolog von Neufinoustier 40. 299. 
Nemora Bulgaroruni 337. 
Nemus peropacum Bulgariae 341. 
Neufmoustier , Abtei, 28. 40. 285. 
287. 289. 293. 296. 365. 368 f. 

Neuss 140. 

Nicea 101. 110. 129. 132. 136 f. 
157. 179. 180. 182 ff. 186 ff. 
191 ff. 194 f. 197. 204. 206. 211 f. 
309 f. 316. 344. 351. 

Nichita, Filrst von Bulgarien, 
138. 143 ff'. 147 ff. 150 f. 153 f. 
163. 335 ff. 339 f. 

Nicolas de Campis 23. 116. 



394 



Alphabetisches Register. 



Nicomedia 101. 129. 132. 159. 178 ff. 

182 ff. 209 f. 344. 347. 351. 
NicoMedisckeT Meerbusen 181. 183. 

194. 309. 
Nieopdis 2ffl. 
Niederlage Peters in Bulgarien 151. 

160. — der Deut«chen bei Xeri- 

gordon 191 fi'. — bei Civitot 209. 

219. i 

Nissa, Nischy Niz 38. 145 ff. 146 ff. 

151 ff. 156. 161 ff*. 164. 166 ff'. 

169. 336 ff. 339. 
Noa 27. 
Nordsyrieti 269. 
Normannen 187. 191. 212. 308. ff. 

352. 
NormannenJcriey 308. 
Noroff 263. 
Noth vor Antiochion 225. — in 

Antiochien 227. — in Marra 247. 

vor Jerusalem 255. — in Xeri- 

gordon 180. 
Nothjahr (1095) 111. 
Novtim Monasteriutn s. Neufmoustier. 
NouveUe Biographie universelle 30. 

44. 49. 90. ISO. 274. 299. 
Nuntü 359. s. Gesandte. 
Nutus diviniis 247. 

0. 

Occident 170. 

OderisiuH, Abt von Monte Casino, 

177. 307. 
Oedenburg 335. 
Offenbarungen 64 ff. 
Oger von Dacien 27. 
Ognies bei Lüttich 366. 
Oelberg 257 ff. 262 ff. 
(ffjiipri 9€ia 304, :U3. 
OrdericuH Vitalis 9. 17. 27 f. 

30. 32. 35 ff. 38 f. 46. 108. 130. 

132 ft*. 136 ff. 142. 156 f. 165 f. 

169. 175. 181. 216. 279. 350 f. 
Ordo monasticus 46. 



Orel, Volker von, 123. 151. s.Folker. 

Organe de Huy 40. 

Orient 106. 

Oster, Dr. E., 16. 54. 307. 310. 

Ostfranken 140 f. 

Otbertus, Bischof v. Lüttich^ 285 f. 

289. 291. 293. 364 ff. 
Otto, Bischof von Strassburg, 1 35. 
Otto von Scheiem 136. 
Oultreman, d', 3f. 23 ff. 26 ff. 30. 

44 f. 49 f. 52. 88. 103 f. 115. 

118. 127. 149. 221. 224. 237. 239. 

243. 252. 255. 259 f. 268. 274. 

281. 288 f. 294. 297 f. 329. 367. 

P. 

Pälatia Constantinopolis 346. 

Palgrave 372. 

Pannenborg 175. 

Pannoniae 140. 

Papa Turcorum 248. 

Paradies 62. 326. 

Paris 46. 

Paris, Paulin, 10. 19. 29. 30. 32 ff. 
47. 88. 182. 225. 296 f. 315—319. 

PatriarcfuU zu Constantinopel 295. 

Paulet, L6on, 3. 15. 23 f. 30. 37 f. 
40. 45. 49 ff. 71. 86. 90. 104. 
124. 252. 275. 294. 297 ft'. 367. 372. 

Paulus Aemilius 3. 45. 79. 

Paulus Apost. 306. 

Pavia 46. 

Perjuri 330. 

Piranne 39. 

Persis 352. 

Pertz 113. 

Pestilentia 111. 360. 

Poter der Eremitc. [Man ver- 
gleiche zunächnt das am Anfang 
des Buches sich findende Inhalt«- 
vcrzeichniss , welchem ich hier 
noch folgende Einzelheiten bei- 
füge]: dessen Abstammung 24; 
niedrige Herkunft 47 ; ein adeliger 



Alphabetisches Register. 



395 



Herr .S7. 48; Heirath 4o. 51; 
Nachkommen 51. — Peter» .4i«- 
stheti 114. 34:;. 360; sein Bart 
207; seine (JeBichts&rbe 115. 118; 
Oet;tali 114. 360; seine Beklei- 
dunj; 115; auf einem Esel reitend 
116. — Seine Bildnisse 116. 300. 
— Sein Aufenthalt vor dem 
ersten Kreuzzuge: in Amiens 
32 — 39 ; zu Paris auf der Kriegs- 
schule 45; in der Picardie 45; 
in Cluny 45; in S. Rigaud 45; 
in Belgien 45; in Mont S. Quentin 
45 ; auf verschiedenen Hochschulen 
in Sjianien 44 ; Italien 44 ; Griechen- 
lands 44; in Jerusalem 59 ff. 
3'20 ff.; zu Clermont 103; bei 
Cassel zum Kriegsgefangenen ge- 
macht 45. — Während und nach 
dem ersten Kreuzzuge s. d.Inhalt8- 
venseichniss. — Sein Charakter: 
112 f. 163. 201; Energie 114; 
Brutalität und Derbheit 114; 
weiche Natur 154. 268. 342; 
GrauNamkeit 146 ; Heuchelei 
(hyi)ocrita) 122. 220 f. 296; er 
wechselt seinen Glauben und wird 
Muhamedaner 272; seine Redlich- 
keit 243. 312; Muthlosigkeit 114; 
Heiligkeit 118. 329 ff.; Vorsicht 
208. 33«. — Sein Beruf: ein 
Kreniite 13; Mönch 37. 51; 
Priester 329. 364; Soldat 368; 
Prinzenerzieher 45. 48; Agitator 
250. 266. 274; Excitator optimus 
89; Auetor prinms des ersten 
Kreuzzuges 322; Praeco 368; 
Armenkassen Verwalter 212. 249. 
252; seine praktische Befähigimg 
251; Senator 222; Vicekönig und 
Vicepatriarch 272 f.; ein christ- 
licher Derwisch 224. — Peters 
Gelehrsamkeit 46 ff.; Bcrcdtsam- 
keit 261. 114. 258; Kenner des 



Arabischen 47 ; seine wissenschaft- 
lichen Reisen 45. — Peters An- 
säen und Atäcritäl 120. 200. 
343; seine Verdienste 264 ff. 
360; Bischof und Hoherpriester 
der Lateiner 217 f 227. 275, 
313. — Seine Unpopularität 123. 

— Held der Sage 121. 125. — 
Seine Verwechselung mit Petrus 
Bariholomeus 65; mit Adhemar 
von Puy 217 f. 313 und mit 
einem griechischen Mönche 263. 

— Erfinder des Rosenkranzes 294. 

— Seine Dogmata 47. — Er 
badet im Jordan 61. — Sein 
Leichnam 297. 372. — Sein Denk- 
mal in Huy und Amiens 299. 300. 

Peterskirche in Antiochien 65. 313. 
Petrus AbaelarduB 15. 
Petrus Acheriensis 50. 
S. Petrus Apostolus 233. 358. 
Petrus Bartholomeus 65. 227. 

238. 249. 254. 813. 362. 
Petrus Desiderius 257. 
Petrus Eremita (filius Petri) 25. 
Petrus Scholasticus 368. 
Petschenegen s. Pincinaten. 
Feublenwnt 369. 
de Pexejo s. Walter, Wilhelm, 

Simon, Matthaeus. 
Peyre, J. F. A., 4. 7. 88. 105. 

180 f. 184. 188. 242. 269. 273. 
Philipp L von Frankr. HO. 128. 
Philipp III. von Spanien 26. 
Philipp IV. von Spanien 28. 
rhilipijevüle 298. 
Phili})j)apolis (Phino^toUs) 138. 154. 

155. 166 ff. 169. 334. 342. 350. 
Piacenza 72. 77 f. 87. 89 f 109. 

170. 
Pictaven 210. 
Pigeonneau. H., 9 ff. 33 f. 212. 

220 f 241. 272. 315. 317. 326. 
Pilger 76. 106. 150. 340. 



396 



Alphabetisckes Register. 



Pilger aus Balgarien 150. 340. 
Pincinaten 145 ff. 167. o37 f. 
Pisa 46. 
Pücina 348. 

Piatina 3. 118. 275. :V29. 
Podiensis cpiscopus. s. Adliemar. 
Podium (Le Puy) 82, 92. 
Polain 11. 40. 282. 363. 
Polaimdie Charte 11. 41. 282. 

284 ff. 287 fi'. 294. 297 f. 363 bis 
' n68. 
Politik des Alexius 307, der Kreuz- 

fahrerfiirsten 312. 
Polydorus Vei^lius 3. 329. 
Pofis lapideus (bei Nisch) s. Brücke. 
Pontin de Baladuno 66. 
Pontius Pilatus 260. 
Porte, de la, 116. 
PorttiMs Salomonis 256. 
lIoQd-fjiog tijs AoyyoßaQffiag 308. 
Portraits Peters 116. 300. 
Possinua, Pctr., 9. 303. 310 f. 
Posttataren, Östreichische , 166. 
Poujoulat 184. 188. 
Praecejytum Alexii 202. 
Praeceptum Pontificis 100. 
Praesidium Ponipei (Bolwan) 147. 
Prag 140. 
Prat, H., 269. 

Predium Constantinopolis 343. 
Predones 320. 
Presbyteri s. Priester. 
Pressel 140. 
Prevost s. le Prevost. 
Priamus 27. 
Priester (Presbyteri) 100. 189. 

196. 257. 260. 349. 
Primates Christianorum 324. 
Primates regni Ungriae 335. 
Principes 258. 320. 325. 360. 
Privilegium rrucesignatorum 285 

289. 291 f. 864. 
Procemon in Antiochien 313. 361 f. 

— vor Jerusalem 257. 



Procopius 84. 
Prokesch-Ost^n 180. 182. \^ 

194. 
PropofUis 209. 

ll^oaxvvfictg tob ayiov Tdtfov 2llv 
Provianisufuhr vor Antiochien 2-.«. 
Provin^alen 250. 
Provincia (Provence) 125 f. 
Prudentiores in exercitu PeUi 

339. 
Prutz, Dr. H., 8. 
Ptolemms 281. 
Puellae 339. 
Pueri teneri 339. 
Puy, le, (Podium) 83. 92. 

Quaresmius 89. 

Rabnel (KavencUe, Rabral) 146. 
Radulph von Caen 10. 46. .> 

112 f. 115 ff. 228. 262. 320. 3.V) 
Raimund d' Agilles, Kaj^^^U^in. 

8. 14. 21, 31. 34. 55. 5b. tM ff. 

69. 71. 101. 112. 130. 157. IM. 

211 f. 213 f. 218. 221. 223. 223 f. 

228. 230 f. 233. 242. 241 tf 

247 tf. 251 iL 254 ff. 257 ff, 2tK). 

262. 265. 269 ff*. 313 f. 307. 30»i. 

362. 
Raimund von Antiochien 34. 
Raimund, Graf von Toulou- 

(laayyiXrig), 22. 66, 82. 131, l^r! 

206 f. 226. 244 ff. 248. 250. -^T^i 

258. 269. 270. 278. 314. 
Rani er u, üraf von, 27. 
Ranüa 253. 270 ff. 

Raumer, Fr. v., 88. 105. 222. i- 

242. 261. 
Hanno (Ravenelle) 146. 
Raynaldus Eremita 26. 



Alphabetisches Register. 



397 



Eecueil den Histariens, s. Heraiis- 
geber. 

Jied4>n: Arnulfs 258. — Peters 104 f. 
258. 274. — Urbans 106. 

Begensburg 140. 
Regio Gallonim 320. 
Fegnum coeleste 32G. 
Begnum Pranconim 320. 32P. 
Eegula S. Augustini 280. 292. 365. 
Reiffenberg, Baron v., 10. 23. 

28 ff. 53. 115. 272. 282. 
Reifferscheid 9. 158. 303 ff. 
ReinalduSy ein Deutscher, 187 ff. 

190. 192. 347 ff. 
Reineccius 8. 126. 147. 151. 184. 

333. 
Reinold de Breis 144. 151. 187. 

200. 340 f. 
Reisen Peters 45. 60 f. 
Rdiquien aus Jerusalem 286. 289. 

291. 
Remesiana 152. 
Renaud FHermit-e 24. 28. 
Renerus phisicus 369. 
Renerus Prior 368. 
Renerus Simoniacus, Prior, 369. 
Reuber 9. 
Revelatio Dei 326. 
Revue historique 95. 
Rey 20. 
Rheifigau 140. 
Riant, Graf, 4. 11. 13. 20. 51. 

52. 66. 77. 79. 83. 113. 117. 

170 f. 178. 206. 211. 221. 225 f. 

243. 278. 299. 300. 307. 314. 318. 

329. 346 f. 350 f. 370. 
Ribauts 212. 250. 272. 
Richard von Cluny 17. 
Richard der Pilger 33 f. 315 f. 

318. 
8. Rigaud 152. 
S. Riqnier 46. 

Ritter (equites) 246. 250 257. 
RÜHS sacrilegi Turconun 360. 



Robertus de Arbrissello 108. 370 f. 

Robert II., Graf von Flandern, 
22. 98 f. 198. 202. 206 f. 232. 
244 f. 248. 250. 269 f. 278 f. 
287. 

Robert L, der Friese, 88. 110. 141. 

Robert Guiscard 279. 303. 306. 372. 

Robertus Lingonensis episc. 8U7. 

Robertus monachus 9. 14.47.56. 
69. 72. 74. 96 ff. 100. 112 f. 118. 
120. 128. 130. 136. 175. 187. 
196 f. 215. 217. 221. 223. 228. 
235. 272 ff'. 296. 317. 344—357. 
361 f. 

Robert von der Normandie 22. 
98 f. 198. 206 f 211. 214. 240. 
248. 269 f. 278 f. 

Roger de Wendower 11. 18. 54. 

88. 156. 160. 268. 314-329. 
Röhricht 42. 43. 60. 69. 88. 107. 

111. 134 ff. 137. 140. 145. 167. 

180. 188. 198. 212. 242. 245 f. 

252. 270. 307. 356. 359. 
Römerstrasse in Bulgarien 154. 
Rötteln, Graf von, 136. 
Rom 46. 85. 209. 280. 319. 328. 

329. 
Roman du Chevalier au Cygne 

3.10 f. 33 ff. 114. 116. 212. 238. 

272. 
Romani 141. 336. 
Rumänien 110. 187. 214. 348. 
Rosenfelder Ännalen 9. 52. 115 f. 

125 f. 
Rosenkranz 294. 

Roussy, Beatrix von, 24. 26. 45. 
Rozieres 111. 292. 
Rudolph von Brandis 136. 
Rudolph von Saverden 135. 200. 
Rufind 207 f. 211. 
Rugia 246. 
Rumor per universas Franciae 

partes 10. 



398 



Alphabetifiches Register. 



Sachsen 140 f. 

Salden des Hercules 804. 

Saft eines wunderbaren Krautes 

220. 
SageniJerbreitung über Peter 7. 220. 
S. Aulaire, marquise de, 10. 33 f. 

115. 227. 236. 240. 356. 
8, QuenUn 45. 51 f. 
S. Bigaud 52. 
S, Sauvair 39. 
S. Simon 211. 

Ä Fafery -en-Ponthieu 293. 
Saiamanca 46. 
Sallustius, S., 104 f. 
Salmasius 306. 
Salomons Säulenhalle 256. 
S. Sepulchrum 40. 103. 265. 292 f. 

312. 365. 
Sanut 223. 264. 
Sapfnms purissimus 364. 
Sarazenen 144. 247 f. 253. 256. 

258. 260. 267. 274. 321. Sla^- 

xr^yoi 304. 
Saulcy 95. 
SareflusB 145 f. 

Sav erden, Rudolph u. Huldreich. 
Scaliger 306. 
Scheffer-BoichorRtll.283.285. 

365. 
Scheyern, Otto von, 136. 
Sünffe des Alexius 180 ff. 185. 192. 

279. 
Schiffer bei Constantinopel 187. 
Schlacht vor Antioclüen 242. — bei 

Ascalon 252. 276. — bei Dory- 

leum 211. — bei Larissa 312 
Scfiluchten am Drakofluss 195. 310. 
Schluinbergor 342. 3<3. 
Schottland 124. 
Schottlander 124. 
Schulen, hohe, 44. 
Schumadja 146. 



Schwaben 142. 
Schwarzenberg. Heinrich von, 

199, 
Schwenk 306. 
Scisma 141. 
Scrinium Petri 341. 
Scylitzes 309. 
Seibertz 43. 135. 
Seldenus 306. 
Seldjuken 170 f. 1M2. 197. 200. 

348. 
Sei im L, Sultan^ 184. 
Semler 192. 
Semlin (Malavilla) 146. 161. 162. 

166 f. 169. 
Seniores 347. 
Sepp, Dr., 270. 
Serbien 167. 
Seväla 46. 
Sexus femineus 320. 
Sicard von Cremona 110. 
Sichern 270. 
Sidon 253. 
Sieg bei Antiochien 242 f. — bei 

Ascalon 271. 
Sigebert von Gembloux 10. 20. 

111. 113. 294. 
Suva Bulgariae 146. 334. 
S i m e o n , Patr. von Jerusalem, 1 . 6. 

57. 63. 79. 82 f. 89. 266. 319. 

320 ff. 330. 
Simeon de Pexejo 132. 350. 
Sitneonshafen bei Antiochien 225. 
Siwas 210. 

Soldanus Persidis 359. 
Soliers, de, 27. 

Soli man (Suleiman) 69. 188. 195. 
211. 309. 

Solm, Graf von, 136. 
Solum natale 41. 364. 
Sopltia 154. 156. 164. 166 ff. 

s. Sterniz, 
Souchet 38. 



Alphabetifches Register. 



399 



Spanien (Petera Heimath) 42. 44. 

355. 
Späer 139. 290. 
Speisen Veten 118. 
Spione 267. 270. 
Spiritus Sanctus 370. 
j^poM der Sarazenen 260. 
Sredec (Sophia) 162. IM. 
Siabuia equomm 323. 
S t a m p i fl, <le, 338. b. Gottfried Burel. 
Statue Peters 224. 300. 
^jav^oi in * lüfuür 305. 
StenitmtchoH in Bulgarien 155. 
Stephan II., König von Ungarn, 

143. 
Stephan, Graf von Chartres , 22. 

55. 164. 179. 183. 206 f. 216. 

218. 227. 
Stephan FHermite 26. 
Stephan US protomartyr 366. 
Stephanus, Patr. v. .lerusalem, 

285. 365. 
Stephanus pre8b}ier 67. 
Siemie 138. 153 f. 334. 342. 

B. Sophia, 
Stuhr :M)6. 
Sturmmattchinen 255. 
Strabo 180. 

Strtutse durch Bulgarien 154. 345. 
Striokläufer (funambuli) 216. 

355. 
SuddeutschUtnd \M. 
SuetoniuH W^H. 
Su«*vi 142. 335. 
Suerin 135. 

SulpitiuH« Patr. v. Jenmaleiu, 20. 
Suri^ni 24.S. 
Sybi»l, V.. I. 4 f. SK 14. :M). :w tr. 

36. 57. 64. 102. 121 f 12!». 156 t. 

165. 1H7. UH. 206. 225 2:i5. 

247. 2511. 268. :UI7. 

Sybilla 27». 

tSywMiett: nifhe Betirretit, tlrrmtmt 
und PiaiYuui. 



I 



Syrer (Suriani) 243. 267. 

I^frien (Peters Vaterland) 43. 251. 

Sffrmien 145. 



T. 



Taceaco 38. 

Tacitua 104. 

Tancred von Tarent 09. 112. 207. 

211. 214 f. 218. 248. 256. 258. 

262. 2(ü) f. 280. 316. 354 f. 
Tankred, Nachkomme Peters, 25. 
TcT^'Off Tov KvQiov 307. s. sepulcrum. 
TarsM 316. 

Tartaranenmünze 174. 342 f. 
Tasso 3. 5. 255. 
Taurunum bei Belgrad 143. 
Templum Domini 59. 256. 
Tempora nationum 117. 
Tenda (tentorimu) Boanmndi 215. 

354. 
TerentiuK 198. 
Ter Hoerneu 9. 
Terra cognationis 63. 
Terra repromissionis 141. 
Theodomar 115. 
TheodoricuH, anniger Rolandi, 27. 
ThtMalonich 155. 
Theutonici 141. 3:16 tf. 339. 
Thevet 4. 27. 280 f. 2S8. 294 I. 
Thier, Chr. de, 40. 
Thimerais 39. 
Thomas Tuhcu*! 12. 50. 54. 61. 

319. 
Thüringen 140 f. 
Thurot 30. 95. 116. 129. 
T i «* lu o , KrzbiHC'hof von Salzburg, 

i:i% tr. 

TiiMuo von KMohenloch 136. 

Tiot 16. 

Tobler, Tit., 60. 

Todenfeld bei Ni< oiuediin 210. 310. 

Titdesoi^hr IVt^TM 4«. 

T (> u (' h a r d • LafoNne 295. 



400 



Alphabetischefi Register. 



Tours 295. 

Translution Peters 115. 284. nGQ, 

THadiiza (Sophia) 154. 

Trianda 295. 

Tribuium in Jerusalem 321. 

Trier 132 f. 140. 

Tripolis 253 f. 280 f. 

Tristan THermite 295. 

Tuclebod v. Sivrai 8. 14. IG. 47. 

56. 58. 69. 96. 99 f. 112. 126 

180. 174. 211. 215. 221. 226 f. 

249. 258. 260. 267. 272. 315. 

317. 344 f. 350. 355. 358. 
Turci 78. 132. 177. 183. 187 fF. 

191. 193 ff. 198. 210. 223. 304. 

309. 311. 844. 348. 350 ff. 357. 

359. 
Tusöia d. i. Ungarn 143. 
Turcomanni 110. 
Turcopulen 197. 
Turricola monachus 262 ff. 372. 
Tyrus 253. 
Tysanae 219. 

u. 

Ueberhhihsel von Peters Heer 209 ff. 
Ufibotmässigkeit d. Kreuzfahrer 172 f. 

177 f. 185. 312. 
Ungarn 43. 101. 130 ff. 137. 140. 

142. 145 f. 156. 166. 305. 307. 

333. 335. 345. 
üngewitter, Dr. F. H., 116. 
Urban IL, papa, 1. 13. 20 ff. 62 f. 

71 .ff. 85 ff. 89 ft\ 94 ff. 100 ff. 

104. 106. 111. 120. 124. 127. 170. 

171. 304. 319. 328. 329. 333. 370. 
ütrechtei' Codex 89. 



V. 

Vaerings Anglo-Danois 351, 
Valence 72. 
Vandalica bella 84. 



Vasallen des Alexins 1G2. 
Vetiicuium asini 320. 
Verbannte aus Syrien 76. lOft 
Vercelli 92. 328. 
Verehrer Peters 266 f. 
Vergilius Polydorus, 3. 329. 
Verrath Reinaids 190 f. 
Verriers 364. 

Verzeichniss der Albert Codi«»- 
332. 

Vetault 104. 

Via Dei 100. 

Via Jerusalem 142. 335. 

Via sepulcri 82. 227. 

Vicekönig 274. 

Vicepatriarch 273. 

Viernenberg, Graf Ton, 136. 

Viüa advenanim Frsncorum HV 
337. 

Vüla Hoyensis 368. 
Villehardonin 182. 
Villeneuve-Borgemont 299. 
Villenfrtgne 299. 

Vion, Michel, 3. 37 f. 40. 42. 44 ff 
49. 60 £ 85. 87 f. 90 104. 124 f 
133. 149. 203. 223. 239. 252. 25;». 
259. 262 ff. 269. 275. 289. 29Sf. 
298. 300. 367. 

Viri nobiles et ignobilie» 364. 
Virtus Christianonim 346. 

Visionen: des Bischofs von .Atta &^: 
Bertrams 68; des DesideriuK &"<. 
257; des Ebrardus 08; des Pekn- 
Bartholomeufl 65 f. 362; Pet*-: 
des Einsiedlers 62 ff. 71. 80.2b 
304. 314 319—380; desStepbaaiy 
67; Vieler vor Antiochien 6i\ 
in Jerusalem 265. 

Vitry s. Jacob. 

Vi US de la Montagne 318. 

Volker von Orel 123. 151. s. YcWex. 

Volk mar 121 f. 157. 204- 

Vormauer Jerusalems 255. 262. 



Alphabetisches Register. 



401 



Waffenstillstand mit Kerbogha 240. 
Waha 45. 128. 221. 
Waitz, Dr. G., 2. 84. 140. 
Walachia 43. 
Wälder in Bulgarien 168. 
Waleramnus de Bretoil 147. 151. 

158. 
Walter de Bretoil 123. 147. 161. 

200. 338. 341. 
Walter dux Sueviae, 43. 135 f. 200. 
Walter dePexejo 132. 138. 166.168. 
Walter Sineaveor (Sine pecunia) 

18. 39. 43. 91. 101. 123. 132. 

135 flP. 138. 159. 169. 172 f. 180. 

193. 199. 203. 333 ff. 343. 350 f. 
Walther, Dr., Geh. Rath, 331. 
Wassersnoih in Xerigordon 189, in 

Jerusalem 255. 
Wattenbach, Dr. W., 14. 113. 141. 
Weif, Herzog von Baiem, 135. 

167. 317. 
Weiber im Kreuzheere 193. 346. 
Weil, Dr., 358. 
Weissagung des Evangel. 117. 
Werkmeister beim Kreuzheere 

255. • 

Wesselinus, Prior zu Huy, 369. 
Westerburg, Freiherr von, 136. 
Wevelinghoven 140. 
Wiener, Dr., 140. 
Wilhelm der Eroberer 44 f. 
Wilhelm, Bischof v. Oi-ange, 314. 
W i 1 h e 1 m u 8 Carpentarius (Zimmer- 

mann,Charpentier) 18. 214 if. 353 ff. 
Wilhelmus Eremita, Erzbischof 

von Bourges 20. 
Wilhelmus, Patr. v. Jerus., 285. 

365. 
Wilhelmus Malmesbiriensis 16. 
Wilhelmus, Hugo de Montilio, 257. 



Wilhelmus de Pexejo 132. 350. 
Wilhelmus Tyrensis archiepisc. 

4ff. 7. lOf. 13. 17 f. 21. 29 f. 32. 

35. 50 f. 53 f. 56 ff. 62 ff. 70. 88. 90. 

102 ff. 116. 118. 124. 130. 137 f. 

142 ff. 146. 149 ff. 153 ff. 156. 

162. 165. 181. 185. 188. 192. 207. 

211. 216 f. 221. 223. 230. 236. 

240. 242. 251. 255. 259. 264 ff. 

267 ff. 281. 314—329. 325. 330. 

349. 356. 366. 
Wilken 4. 87 f. 105 212. 225. 240. 

242. 269. 272. 274. 
Wilmans, Dr., 27. 113. 283. 285. 
Wilmet 4. 

Winkelmann, Dr., 28:^. 
Worms 139 f. 

X. 

Xanten 140. 

Xerigordon 187. 188 ff. 191. 193 f 
309. 344, 348 ff'. 

T. 

Ysoardus, Graf, 257. 
Ysvouriere = Izvor 152. 
Yvetot 351. 

z. 

Zahl des Peterschen ' Heeres 144. 

149. 151. 159. 
Zehnte im Kreuzheer 248. 
Zemlun = Semlin 143. 
Zenon, Ai-zt, 295. 
Zevyfxtoy, ZBvyyiri 143. 
Zimmerüche Chronik 131. 135 ff*. 

185. 187. 191 ft*. 199. 200. 
Zimmern, (Zimbern) v., s. Albrecht, 

Conrad, Priedenreich. 
Zwaibrucken 136. 



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Druck von Oskar Bonde In Altenburg. 



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