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Full text of "Petrefactenkunde Deutschlands"

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Fibrarp of the Museum 
COMPARATIVE ZOÖLOGY, 
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, 


Dounded by private subscription, In 1861. 


ALINA I INIIIN 


Deposited by ALEX. AGASSIZ. 


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PETREFACTENKUNDE 
DEUTSCHLANDS. 


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DER ERSTEN ABTHEILUNG 


DRITTER BAND. 


ECHINODERMEN. 
(ECHINIDEN) 


LEIPZIG, 
FUES’S VERLAG (R. REISLAND). 


"1872—1875. 


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DIE 


PECHINEDEN 


VON 


FRIEDRICH AUGUST QUENSTEDT, 


PROFESSOR DER GEOLOGIE UND MINERALOGIE IN TÜBINGER. 


NEBST EINEM ATLAS VON 28 TAFELN. 


LEIPZIG, 
FUES’S VERLAG (R. REISLAND). 


1875. 


VIII Vorrede. 


senschaft ist jung, und noch liegt ein unendliches 
Material im Schosse der Berge verschlossen, was erst 
unsere Nachkommen zu heben die Freude haben 


werden. 


Tübingen, August 1874. 


Echinodermata. 
’Eyivos Igel, ö£pux, aros Haut. 


Igelhäuter wurden von Klein (Naturalis dispositio Echi- 
nodermatum 1734) zunächst jene merkwürdigen Seethiere 
genannt, die wegen ihrer Aehnlichkeit mit unserm Schwein- 
igel (Erinaceus) schon bei den Griechen ’Eyivo; hiessen. 
Aristoteles (Isropixı zepi Lowv IV cap. 5) beschreibt sie aus- 
führlich. Man hatte dabei hauptsächlich Echinus eseulentus 
" im Auge, dessen kurze Stacheln allerdings den Stacheln 
jenes kleinen Säugethieres gleichen. Linn fasste daher alle, 
lebende und fossile, bei den Vermes unter seinem 299ten 
Geschlechte Echinus (Systema naturae ed. Gmelin VI pag. 
3168) zusammen. Als nun später sich herausstellte, dass 
Holothurien und Seesterne, zu welchen auch die Medusen- 
häupter (Crinoideen) zählten, damit eng verwandt seien, so 
legte Lamarck auf die excentrische Richtung der Glieder 
das Hauptgewicht, und nannte sie Radiaires &chinodermes 
im Gegensatz zu den Quallen, Rad. mollasses (An. sans 
vert£br. II. 449), woraus für jene der einfache Name Radiata 
(Strahlthiere) hervorging. Nun stehen freilich nicht blos 
bei diesen, sondern auch bei den Korallen die Hauptorgane 
blumenartig um einen Mittelpunkt, allein Cuvier (Tableau 
elementaire 1798) begriff das dann wieder gemeinsam unter 
Zoophyta (Pflanzenthiere, (öov T'hiere und guröv Pflanze), 
zumal da gar manche davon mit langen Stielen auf fremden 


Quenstedt, Echinod. 1. Lief. Oktober 1872. l 


> Echinodermata: Radiata. 


Gegenständen wurzeln, und man heute bei den Seeschwäm- 
men noch Mühe hat, die sichere Grenze zwischen Thier und 
Pflanze zu ziehen. Um wie viel schwieriger musste es bei den 
Petrefacten werden, wo die Lebensthätigkeit uns keinen 
Fingerzeig mehr gibt. Das Wort Zoophyton hatte Aristo- 
teles noch nicht, obwohl er lib. VIII cap. 1 behauptet, der 
Uebergang von den Pflanzen zu den Thieren sei ein stetiger, 
und über manche Seegewächse könne man Zweifel haben, 
ob sie Pflanzen oder Thiere sind. Blainville (Dietionaire des 


Sc. natur. 1830 Bd. 60 Art. Zoophytes) setzte das vortreff- 


lich auseinander, und meint, Sextus Empiricus habe das Wort 
geschaffen. Schon Albertus Magnus wendete es im 1äten 
Jahrhundert auf diese Thierklasse an. Besonders kam es 
durch Pallas (Elenchus Zoophytorum 1766) in Gebrauch. 
Freilich hat jeder wieder etwas Anderes darunter subsum- 
mirt, doch bilden heute 

Echinodermen, Quallen, Korallen, 


die drei Zoophyten - Abtheilungen des zweiten aufsteigenden 


Thierkreises, welche den Zoologen immer noch vielfach be- 
schäftigen, aber für den Petrefactologen ungleiche Wichtig- 
keit haben. Im Grossen herrscht in der Gliederzahl bei 
Echinodermen 5, Quallen 4, Korallen 6. 

Allein wo es den Leibern an Kalk fehlt, gingen sie im Ge- 
birge meist spurlos unter. Doch hat sich in unsern Zeiten 
von selbst den zarten Quallen bei Solnhofen und Eichstedt 
im Plattenkalke des weissen Jura { noch ein Schein von 
Abdruck gefunden, welcher die Herren Häckel in Jena und 
Brandt in Petersburg (Neues Jahrb. 1866. 244, 257 und 
1571. 961) viel beschäftigte. Einer davon, der Pelagiopsis 
Leuckarti Brandt (M&m. Acad. St. Petersb. 7 ser. Bd. 16 
Nr. 11 pag. 26), schien sogar nach der Zahl 5 sich zu ent- 
wickeln, während „sämmtliche bekannten Medusen entweder 
nach dem Numerus 4 oder dem Numerus 6 gebaute Strahl- 


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Echinodermata: Coelenterata, Hydroiden, Crustaciten. 3 


thiere sind“. Das könnte man als ein Verbindungsglied zwi- 
schen Echinodermen und Quallen ansehen, während Quallen 
und Korallen schon in der lebenden Welt so ineinander über- 
gehen, dass Leuckart sie unter dem neuen Klassennamen 
Coelenterata (zoiXos hohl, Zyrzp0v Darm) zusammenfasste, denen 
ein gesonderter Darmkanal fehlt, und wo die ganze Leibes- 
höhle an die Stelle des Darmes tritt. Schon Agassiz (Neues 
Jahrb. 1859 pag. 67) machte die auffallende Bemerkung, 
dass in den Löchern der Milleporen keine Polypen, sondern 
Quallen (Hydroiden) sässen ; später meinte er sogar, dass alle 
Korallen mit ganzen Scheidewänden, namentlich Favositen 
und Cyathophyllen des Uebergangsgebirges, zu den Medusen 
gehörten (Annals and Mag. of Nat. History. Mai 1872 Vol. 
IX pag. 357). 

Wie es in der Geschichte der Wissenschaft häufig geht, 
haben zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Schrift- 
stellern dieselben Namen andere Sachen inbegriffen: während 
Wiegmann (Handbuch der Zoologie 1832 pag. 570) unter 
Strahlthieren (Radiata) nur die Igelhäuter verstand, stellte 
Bronn (Klassen und Ordnungen des T'hierreichs 1860 Bd. 2) 
den Namen „Strahlen-Thiere‘‘, Actinozoa (&xri; Strahl), an die 
Spitze des ganzen zweiten Thierkreises, sich dabei nach dem 
Vorgange Blainville’s des griechischen Ausdruckes bedienend. 

Für die Benennung Echinodermen haben wir nicht blos 
Klein, sondern auch Blumenbach zum Gewährsmann, der in 
den späteren Ausgaben seines weltberühmten ‚„„Handbuchs der 
Naturgeschichte“ zeitig den Namen an die Stelle der ältern 
Cartilaginea und Urustacea setzte. Schlotheim (Petrefacten- 
kunde 1820 pag. 309) zog letztern Ausdruck noch vor, be- 
titelte seine Ite lasse: Crustaeiten, und vereinigte mit rich- 
tigem Tacte alles darin, was naturgemäss zu der Klasse gehört. 
Wie bei lebenden Seeigeln oberflächlich Schalensubstanz 
(erustacea) hervortritt, so meint man bei Seesternen Leder 

i 1: 


4 Echinodermata: Crustaeiten, Schalenbeschaffenheit. 


oder Knorpel (cartilago) wahrzunehmen, d.h. eine rauhe Ober- 
haut, worin die Schalenstücke verborgen liegen. Danun in der 
Erde die stickstoffhaltige Haut leicht verloren geht, so musste 
für den Petrefactologen auf die Kalkschale das Hauptgewicht 
gelegt werden. Gänzlich lederartig sind die wurstförmigen Ho- 
lothurien, daher finden wir sie bei Linn& (Syst. Nat. pag. 3138) 
weit von den Echinodermen getrennt. Selbst Lamarck (Anim. 
sans vertebr. III pag. 60) vermischte sie noch mit den Glatt- 
würmern Sipunculus und den nackten Korallen Actinia. Erst 
Cuvier klärte die Sache vollständig auf. Für uns sind sie 
höchst unwichtig. Denn obwohl in der Lederhaut kleine ver- 
schiedengestaltige Kalkkörperchen nicht fehlen, so scheinen sie 
sich zur Erhaltung im Gebirge doch nur wenig zu eignen, 
kaum dass sie in unsern Zeiten erwähnt werden (Neues Jahrb. 
1858 pag. 623). 

Leder (corium), Schale (crusta), Scherben (testa) 
waren die drei Bekleidungsstufen der Würmer; die Lederhülle 
ermöglichte eine freie Bewegung der Theile, wie bei Holo- 
thurien; bedurften die innern Theile noch weiterer Stützen, 
so schieden sich Kalkstückchen aus, die wie Wirbelkörper 
aneinander gelenken, und daher bei den Seesternen geradezu 
Wirbelsäule (colonne vertebrale,-Lmek. An. sans vert. II. 549) 
genannt wurden, welche die Bewegung zwar hemmen, aber 
nicht gänzlich aufheben konnte; wachsen endlich die Kalk- 
stücke zusammen, wie bei Echinus, so entsteht eine feste Rinde, 
welche gleich Schalthieren zwar in allen ihren Theilen förm- 
lich unbeweglich ist, aber die innern zarten Organe haften so 
innig daran, dass der weiche Inhalt nicht ohne Verletzung 
heraus genommen werden kann. Erst bei den Testacea 
schmiegt sich blos die Mantelhülle des Thiers innen an die 
Schale, nur einige wenige Muskeln halten es darin fest. Dabei 
besteht der Scherben nicht nur aus einem Stück, sondern er 
ist auch gewöhnlich viel dicker. An diesen Gegensatz von dick 


Echinodermata: Späthige Asseln. 5 


und dünn wollte die Benennung Crustaciten erinnern. Das 
Wesen der Unterscheidung beruht jedoch auf den 

Täfelehen (Assulae), welche auf das mannigfaltigste ge- 
formt sich in der Haut abscheiden, und diese zuletzt bis zur 
Unsichtbarkeit verdrängen. Wenn dann nach dem Tode die 
hinfällige Haut verwest, so fallen die harten Theile oft leicht 
auseinander und liegen zerstreut im Gebirge. Sie bestehen 
aus kohlensaurem Kalk mit porösem späthigem Gefüge, die 
Mineralmasse krystallisirte im lebendigen Leibe des Thieres, 
wurde aber im Schoosse der Erde durch Aufnahme weiterer 
Kalkmasse um so späthiger, so dass ein schimmernder Blätter- 
bruch uns gewöhnlich schon anzeigt, dass wir Reste von Echi- 
nodermen vor uns haben. Der Beweis, dass die Krystalli- 
sation des Kalkes an die organische Textur gebunden war, 
fällt uns oft in die Hände: so hat in den Reihen der Echi- 
nitenasseln jede ihre bestimmte krystallographische Axe, und 
wenn im innern weitere Krystalle darauf wachsen, so folgen 
diese stets der Organisation des Thieres. Schon Encelius (de 
re metallica 1551 pag. 232) spricht von Aetiten, auf deren 
Oberfläche „cellulae quasi apum in favis“ sässen. Wormius 
und Olearius (Gottorfische Kunstkammer 1674 pag. 33 tab. 
XX) kamen auf diesen „Brontias favogineus“ wieder zu 
sprechen. Es waren Feuersteinkerne von Galeriten, worin 
erhabene Kalkspathkrystalle ihre Eindrücke zurückgelassen 
hatten, die auch Walch (Naturg. Versteiner. II. 1 tab. E. I. 
a fig. 3) gut abbildete, und später aus hohlen Exemplaren von 
Mastricht (Naturforscher Stück 9 pag. 270) richtig erklärte. 
Leske (Additamenta ad Klein Echinoderm. 1778 pag. 80) 
setzte aus der Sammlung des Fürsten Friedrich Karl von 
Schwarzburg-Rudolstadt auf sein Titelblatt ein Exemplar, 
woran man die 20 fast gleich breiten Asselreihen richtig 
zählen kann. Auch Weiss (Hdb. Mineral. 1855 pag. 330) 
beschäftigte sich damit und Hessel (Mineral. Taschenbuch 


6 Echinodermata: 'Tafelthiere, Agricola. 


1825. a pag. 152) zeigte an Pentacrinitenstielen und Seeigel- 
stacheln eine spirale Drehung der Blätterbrüche, die nur 
von der vorher bestandenen organischen Textur abgeleitet 
werden kann. 

Natur hat durch die Schöpfung dieser Tafelthiere (Assu- 
latae) ihr Meisterstück zu Stande gebracht: Millionen Plätt- 
chen neben- und übereinander gereiht oder wie in einem 
Mosaik ausgebreitet finden an Mannigfaltigkeit der Kenn- 
zeichen kaum ihres gleichen, und für den Gebirgskundigen 
gehören sie schon wegen ihrer harten Eigenschaften zu den 
bedeutungsvollsten. Aber die Entzifferung machte auch Mühe. 
Dazu kommen dann noch die Namen der Alten, welche ohne 
Zweifel daran vieles sahen, das wir jetzt nicht mehr ausfindig 
machen können. 

Georg Agricola (de natura fossilium 1546 lib. V Basileae) 
reiht pag. 609 und 610 das Wichtigste unter dem Namen 
lapides Judaici, trochites, Brontia, Pentacrinos aneinander, 
und wurde auf die Zusammengehörigkeit schon durch ge- 
nannten Kalkspath geleitet. Bronte e capitibus testudinum 
tonitribus cadit sagte Plinius hist. nat. XXVL. 55, der 
Donnerstein (Boovrn Donner) fällt beim Donner aus dem 
Kopfe der Schildkröten. Agricola behauptet dagegen, — 
„Brontiam capitibus testudinum similem‘“ — sei den Schild- 
krötenköpfen ähnlich. Er stellt sie mit Ombria Regensteinen 
(öp.ßpix Regen) zusammen, und meint, politi tamquam specula, 
imagines reddunt — polirt werfen sie wie Spiegel das Bild 
wieder zurück. Das erinnert uns an eine alte Sitte, die 
Feuersteinkerne von Ananchiten an der Ostsee zu schleifen, 
um dadurch ihren Glanz zu heben. Der Vergleich des 
Schildkrötenkopfes kam offenbar durch die Herzformen der 
Spatangen, welche Linne Syst. nat. 3195 und andere deshalb 
Echinus Cor anguinum nannten. Wenn Agricola nun aber 
fortfährt: aliquibus bini sunt eirculi ...., a quorum superiore 


- 


Echinodermata: Gesner, Luidius, Scheuchzer. 7 


quinae lineae eminentes aequalibus inter se spatiis divisae pro- 
cedunt ad inferiorem ete., so musste er hier Cidariden vor sich 
haben, wo vom Mund- zum Afterkreise je fünf Felder hinauf- 
laufen. Auch die fabulösen Ova anguina (Plinius hist. nat. 29, 
12), womit die Gallischen Druiden so vielen Betrug spiel- 
ten, scheinen fossile Cidariten mit grossen Warzen gewesen 
zu sein. 

Conrad Gesner de rerum fossilium etc. figuris 1565 bildet 
einen Scolopendrites ab, der mit Schlotheims ‚kleinem War- 
zenbunde“ Echinites globulatus übereinstimmt und wohl aus 
dem Terrain & chailles der Schweiz stammte (Hdb. Petref. 
1852 pag. 575); neben pag. 167 sind zwei Formen gegeben, 
Spatangus und Galerites, letzterer verkieselt und daher wahr- 
scheinlich aus der nordischen Kreide stammend, „Echinites 
vocari potest‘“ wird hierzu schon richtig bemerkt, und damit 
das Wahre erkannt: Die Beispiele vermehrten sich nun 
reissend, und am Ende des 17ten Jahrhunderts stellte Eduard 
Luidius (Lithophylacıi Britannici Ichnographia 1699 pag. 44) 
in seiner Classis sexta die Crustacea punctulata h. e. Echi- 
norum et stellarem genus gegenüber den Crustacea Foreipata 
(forceps Scheere) glücklich zusammen, während sie Lister 
(Hist. anim. Angliae 1678 pag. 219) noch mit den Schnecken- 
häusern (Cochlitae) vermischte. Darunter spielten die Judaiei 
lapides des Dioscorides (Materia medica ed. Sprengel pag. 
816 lib V cap. 154) eine grosse Rolle. Sie hiessen Judensteine, 
weil sie aus dem Lande der Juden kamen, wo die Dattelpalme 
gedeiht. Desshalb wurde Phoenicitis ex balanı similitudine 
appellatur (Plinius hist. nat. 37. 66) für dasselbe gehalten, da 
jene Syrischen Steine allerdings Aehnlichkeit mit einer Eichel 
oder Dattelfrucht haben. Luidius nannte sie richtig Radioli 
echinitae, während Scheuchzer (Specimen Lithographiae Hel- 
° veticae curiosae 1702 fig. 40 pag. 29) gewisse dornige noch 
ür Schwanzstacheln von Rochen erklärte, obschon er wegen 


8 Echinodermata: Seesterne, Medusenhäupter, Blumenbach. 


ihrer materia selenitica die Achnlichkeit mit dem lapidi Judaico 
nicht verkannte. Zuletzt wurde man sich auch über die 
Seesterne klar. Da dieselben leicht zerfallen, zumal 
wenn ihre Arme vielfach zerschlitzt sind, so musste die ge- 
nügende Kenntniss der lebenden vorausgehen. War auch von 
Alters her der &ornp, welcher nach Aristoteles im Euripus 
von Pyrrha den grössten Schaden anrichtete, gut bekannt, so 
erregte bei den Petrefactologen doch erst der Pentagonaster 
semilunatus Walch Nat. Verst. II. 2 pag. 294, welchen C. F. 
Schulze (Betrachtungen der versteinerten Seesterne 1760) im 
Pirnaer Quadersandstein entdeckt hatte, und wozu sich bei 
Linck (de stellis marinis 1733 tab. 23 und 24) die Originale 
finden sollten, gebührendes Aufsehen. Es ist der wohl be- 
kannte Stellaster Schulze. Bald darauf erwähnte Guettard 
(Hist. Acad. Roy. 1763 pag. 143) einen etoile de mer in einem 
aschgrauen Kalkstein von Molesme bei Dijon Cöte d’Or von 
ausgezeichneter Sehönheit. Allein der interessantere Theil 
der Geschichte knüpfte an das Medusenhaupt, welches der 
unglückliche Rumphius in Indien gefunden hatte, und welches 
den Württembergischen Prälaten Hiemer 1724 zu seinen 
fossilen im Posidonienschiefer von Ohmden bei Boll gefun- 
denen „Caput Medusae‘“ begeisterte (Klar und Wahr pag. 
200). Konnte man auch lange nicht den Zusammenhang mit 
den lebenden finden, so war man doch über die Stellung der 
Wesen im Allgemeinen auf der richtigen Spur. Erst Mylius 
und Ellis lenkten durch ihre zu den Seefedern (Pennatulinae) 
gehörige Umbellaria Grönlandica mit 6 Fuss langem unge- 
gliedertem Stiele die Naturforscher wieder so vom richtigen 
Wege ab, dass nicht blos Walch und Knorr (Merkw. Nat. 
1755 I tab. 35 pag. 29), sondern sogar noch Lamarck (Anim. 
sans vertebr. 1816 II. 432) irregeleitet, die Encriniten zu 
den Korallen stellten, ein Fehler, den schon der alte Blumen- 
bach in seinem Handbuche der Naturgeschichte seit 1779 ver- 


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Echinodermata: Schlotheim, Linne. 9 


mied. Denn dort (2te Ausgabe 1782 pag. 435) stehen unter 
den Würmern (Uartilaginea) 

55. Echinus, 56. Asterias, 57. Enerinus, 

See-Igel See -Stern See-Palme 

als drei Typen, die dann unter den Petrefacten pag. 557 als 
Echiniten, Encriniten und Pentacriniten wieder neben einander 
kamen. Nur anhangsweis figurirte selbst in der 12ten Aus- 
gabe 1830 pag. 407 noch jene Grönländische Seefeder Vor- 
ticella encrinus Linne. Schlotheim (Petrefactenkunde pag. 
327) nahm diese Eintheilung gegen Lamarck ausdrücklich in 
Schutz, und modelte nur die Namen mit dem üblichen ites um, 
um damit das Fossile anzudeuten: Echinites begriff alle Echi- 
niten von Cidaris bis zum Spatangus; Encrinites dagegen 
sämmtliche Haarsterne bis zum Uebergangsgebirge hinab, 
nur der seit Agricola geläufige Pentacrinites wurde den En- 
-eriniten subsummirt. Der Asteriaciten waren es wenige, und 
die geschlitzten durch Knorr bekannter gewordenen Comateln 
von Solnhofen nöthigten ihn, noch ein viertes Geschlecht Ophi- 
 urites einzuführen. Dennoch lag in dieser grossartigen Ein- 
fachheit nicht blos der Keim, sondern schon ein gutes Stück 
Fortschritt zu unserem heutigen System. Man bewahrte eben 
in jener Zeit noch die alte gute von Linn€ ererbte Sitte, den 
Schwerpunkt mehr auf die Species als auf das Genus zu legen. 

Nachträglich blieben nur emige Nebensachen zurück, 
deren Stellung im Systeme noch heute Schwierigkeit macht. 
So bemerkte schon Linne (Öländska och Gothländska resa 
1741 pag. 136) auf Oeland runde Kugeln, die er für Con- 
eretionen hielt, wegen ihres innern strahligen Kalkspathes 
Krystalläpfel nannte, und von Osmundsberge in Dalland unter 
Aetites pomum cerystallinum (Vet. Acad. Handl. 1740 tab. 2 
fig. 18) abbildete. Erst Gyllenhahl (Vet. Acad. Handl. 1772 
pag. 242) deutet sie richtig als Echinodermen, und nannte sie 
nach der Aehnlichkeit mit Aepfeln und Orangen Echinus 


10 Echinodermata: Echinosphaeriten, Cystideae, Pentremites, Blastoidea. 


pomum und aurantium. Wegen ihrer Häufigkeit Leitformen 
für die Vaginatenkalke hatte sie Walch (Naturg. Verst. 1771 
III pag. 165 Suppl. tab. IV. d fig. 8) auch aus dem nord- 
deutschen Schuttlande von Sabel bei Stargard im Mecklen- 
burgischen bekommen, aber für eine Koralle Aleyonium 
aurantium gehalten. Wahlenberg (Acta Upsalensia 1821 VIII 
pag. 52) erhob es darnach zwar zu einem besondern Ge- 
schlecht Echimosphaerites, aber ohne zur Vermehrung der 
Kenntniss etwas Wesentliches beizutragen. Erst die russischen 
Gelehrten schafften aus der Umgegend von Petersburg so 
vieles und mamnigfaltiges Material herbei, alles mit verküm- 
merten Armen, aber desto grössern blasenförmigen Kelchen, 
dass L. v. Buch (Abhandl. Berl. Akad. 1844 pag. 89) sie zu 
einer besondern Sippschaft Cystideae (xüsrıs Blase) erhob, 
wozu ihn besonders der ÜCaryocrinus ornatus Say bewog, 
welcher sich während der Erbauung des Eriekanals bei Lock- 
port unter dem Niagarakalke „scheffelweis“ in den Mergeln 
des mittleren Uebergangsgebirges gefunden hatte. Trotz 
ihrer mannigfachen Abweichungen wagte man sie von den 
ächten Encriniten nicht zu trennen. Dagegen schien Encrinites 
florealis Schlotheim’s (Petref. 1820 pag. 339), welchen Parkin- 
son (Organic Remains 1811 II pag. 235 tab. 13 fig. 36) „an 
asterial fossil ofthe nature of the encrinus‘“ aus dem nordameri- 
kanischen Bergkalke von Kentucky nannte, eine selbstständigere 
Zwischenstellung einzunehmen, denn er hatte die Fühlerporen 
des Echinus und die Stiele des Encerinus. Say (Amer. Journ. 
1820 I. 36) erhob ihn daher wegen seiner fünf Gipfellöcher 
zum Geschlechte Pentremites (sollte Pentatrematites heis- 
sen). Ihr Kopf gleicht einer Knospe (BAxoröz) und darnach 
gab ihnen Fleming 1828 den Familiennamen Blastoidea 
Knospengestalten. Bronn in seinem gelehrten Werke (die 
Klassen und Ordnungen des Thierreichs 1860 Bd. 2 pag. 179) 
stellte sie als Knospen -Strahler auf gleiche Linie mit Lilien-, 


Echinodermata: Tafelgefüge. 11 


Stern- ‚ Igel- und Walzen-Strahler, während Ferd. Römer 
(Archiv für Naturgeschichte 1850 Jahrg. XVII. Bd. 1 pag. 
388) sie eine Familia exstineta ordinis Crinoideorum hiess. 
Denn mit gleichem Rechte könnte man die Cystoideen trennen. 
Ja wie alles das sich in der Gruppe der Crinoideen verbindet, 
zeigt erst neuerlich der Uystoblastus, den Hr. v. Volborth im 
russischen Uebergangskalke bemerkte, und der nach seiner 
Benennung wieder eine Zwischenstellung bekundet. Wenn 
wir daher von den walzenförmigen oft sehr weichen Leder- 
häutern (Holothurien) absehen, die für den Petrefactologen 
kaum Bedeutung haben, so stehen die alten Blumenbach- 
Schlotheim’schen Stämme 
Echiniden, Asteriden, Encriniden, 

immer noch fest, und können uns am natürlichsten zur Ein- 
theilung dienen. Asteriden sind davon in der Vorwelt nur wenig 
vertreten, ihr Schwerpunkt fällt in das heutige Meer. Dagegen 
überflügeln die Echiniden das Lebende schon weit, und von 
der ungeheuren Zahl der Eneriniden haben nur wenige unsere 
Zeit erlebt. So dass die Petrefactenkunde auch in dieser Klasse 
zu ähnlicher Unabhängigkeit von der Zoologie gelangte, wie 
bei den abgehandelten Uephalopoden und Brachiopoden. 

Das erste wichtige Kennzeichen aller unserer fossilen 
Echinodermen besteht in dem Aneinanderreihen späthiger 
Kalkplatten (Assulae), die vom Gipfel (Apex) des Thieres 
zum Munde strahlen, nur ausnahmsweise verschränkt sich ein 
Theil in einander. Es ist eine Kapsel um die Eingeweide, die 
überall von lebenden Weichtheilen bedeckt sein kann; sind 
doch selbst die Seeigelstacheln die längste Zeit mit einer zarten 
wimpernden Haut überzogen (Abh. Berl. Akad. 1853 pag. 138). 
Man spricht daher gern von Radialen und Zwischenradialen, 
oder Radii und Interradii, die sich an Asseln mit Doppelgelen- 
ken gabeln oder Zweige absenden, und so zu einem förmlichen 
Baume aufwachsen können, wie die berühmten Medusenhäupter 


12 Echinodermata: Fünfzahl, Madreporenplatte, Fühlerporen. 


und Pentacriniten. In den Strahlen herrscht durchaus die Zahl 
Fünf: fünf schmale und fünf breite Felder haben die Echi- 
niden; fünf Hauptarme die Asteriden und Encriniden. Kommt 
ein Glied oder Strahl mehr oder weniger vor, so deutet das 
gewöhnlich auf Symmetrie im Bau, dasselbe liegt in der hal- 
birenden Medianebene. Diese Zweiseitigkeit drückt sich nicht 
selten schon in der äusseren Form aus, wie bei Spatangus 
Hexacrinus ete., doch kann sie bei Echinometren auch irre 
leiten, die bald längs, bald quer symmetrisch erscheinen. Häufig 
ist der Bau aber regulär, gleich einer fünfstrahligen Blume: 
bei fossilen Cidariden bleibt es daher meist unmöglich, eine 
bestimmte Stellung ausfindig zu machen. Einen Knochen gibt 
es zwar, Madreporenplatte, welche orientiren könnte, doch 
fällt sie nicht in dieMedianebene, sondern sie liegt bald rechts, 
bald links in einer der Zwischenradien. Ohnehin fehlt sie den 
Encriniden, so dass es z. B. beim Encrinus liliiformis absolut 
unmöglich wird, von Aussen eine bestimmte Stellung zu finden, 
sie sind und bleiben fünffach regulär (Quinarii). Auch die re- 
gulären Seeigel, Asterien und Ophiuren kriechen keineswegsin 
einer Richtung, mit einem constanten Arme voraus, sondern be- 
liebig, ‚als ob sie gar nicht wüssten, was an ihnen vorn oder 
hinten ist.“ Die Madreporenplatte, an der Nabelstelle gelegen, 
zeichnet sich bei den Echiniden durch Porosität, bei den Aste- 
riden ausserdem durch absonderliche Grösse und wellige Linien 
aus, die mit der Loupe lebhaft hervortreten. Durch die Poren 
dieser Platte kann das Wasser, welches die Eingeweide umspült, 
aus- und einströmen, denn die Platte steht innen mit dem Stein- 
kanalin Verbindung, der zum Ringkanalan der Mundseite führt. 

Das zweite oft sehr in die Augen fallende Merkmal bil- 
den die Fühlerporen, durch welche dünne Wasserschläuche 
(Füsschen) hervortreten, die wie Zweige aus den innern Am- 
bulacralcanälen entspringen, und zur Ortsbewegung, zum Ath- 
men oder Tasten dienen. Sie stehen Paarweis auf den klein- 


Echinod.: Areae, Ambulacra, Geschlechtsöffn., Augen, After. 13 


sten Asseln, und bilden zweimal fünf Fühlergänge, die man 
Ambulacra (Spatziergänge) hiess, weil sie nicht selten schmale 
Wege, wie Alleen, zwischen den Warzen und Stacheln des 
Körpers bilden. Areae heissen die Schalentheile zwischen 
diesen Gängen, es sind fünf breitere (majores) und fünf 
schmälere (minores), die miteinander abwechseln. Die 5 brei- 
tern Felder, aus je zwei Asselreihen bestehend, heissen auch 
Interambulacra, und ihnen werden dann im colleetiven Sinne 
ebenso viele Ambulacra gegenübergestellt, wo jedes einzelne 
Ambulacrum zwei Fühlergänge nebst der zwischenliegenden 
Area minor begreift. Wegen ihrer Kleinheit ist die Lage 
der Löcherpaare oft schwer zu verfolgen, die Löcher kommen 
aber in allen drei Ordnungen wenn auch nicht in gleicher 
Auszeichnung vor. Die fünf Paar Fühlergänge kann man öfter 
mit Leichtigkeit in ein Trivium und Bivium, wie es bei Disaster 
so ausgesprochen ist, trennen. Davon müssen vorsichtig die 

Geschlechtsöffnungen und Augenlöcher unterschieden 
werden, die sich auf besonderen Täfelchen (Eier- und Augen- 
platten) befinden. Aus jenen traten bei Lebzeiten Eier oder 
- Samen hervor; in diesen lagen die Augen, deren sicherer 
Nachweis freilich noch manche Schwierigkeit hat. Sie heissen 
daher auch vielleicht besser Intergenitalplatten. 

Mund und After sind entweder getrennt, oder fallen zu- 
sammen, wie bei vielen Asteriden und Encriniden. Dann 
musste der Darmkanal einen Blindsack ohne zweite Oeffnung 
bilden. Bei Echiniden ist der Nachweis am leichtesten zu 
führen, der After tritt hier stets auf dem Interradius zwischen 
dem Bivium hervor, und auf seiner Lage beruht seit Klein ein 
wichtiger Eintheilungsgrund. Bei fossilen Asterien bleibt man 
dagegen über den After in Unsicherheit, er wurde sogar bei 
lebenden noch von Lamarck übersehen, so klein und versteckt 
liegt er zwischen den Stacheln des Rückens. Bei den meisten 
Eneriniden mag er zwar nicht fehlen, denn J. Müller wies seine 


14 Echinodermata: Mund, Pedicellarien, Larve, J. Müller. 


excentrische Lage sogar bei dem lebenden Pentacrinus caput 
Medusae nach, allein bei fossilen liegt diese Seite des Leibes 
zwischen den zerfallenen Armen so versteckt, dass zu einem 
deutlichen Nachweis nur wenig Hoffnung bleibt. „„Der Mund, 
vom Ringkanal der Ambulacren umgeben , liegt in der Regel 
im Öentrum des Scheitels“. Die Mundseite als Scheitelpol an- 
gesehen, welchem der Apieicalpol (Gipfelpol) gegenüber liegt. 

Pedicellaria heissen kleine gestielte Zangen, deren drei 
bis vier Klappen sich beständig öffnen und schliessen. Sie 
stehen um den Mund und zwischen den Stacheln der Seeigel 
und Seesterne, und wurden Anfangs von O. F. Müller (Zoo- 
logia Danica 1777 pag. 16) für Parasiten gehalten. Nach 
Agassiz sollen sie zum Reinigen des Leibes dienen, und Valen- 
tin hielt sie für Greiforgane (Perrier Ann. science. nat. 1869 
5 ser. XII. 197). Fossil kenne ich sie nicht. 

Die Larven haben mit dem Mutterthiere keine Aehnlich- 
keit, sie sind durch zarte Kalkstäbchen gestützt, daran jeg- 
licher strahlige Bau fehlt. Ihre Entwickelung aus dem Ei 
ist daher völlig bilateral. Erst aus dieser Larve sprosst das 
eigentliche Echinoderm in Form emer Knospe hervor. Das- 
selbe nimmt den Mund und Schlund der Larve nicht auf, son- 
dern bildet sich einen eigenen, und die Stelle, wo beide zu- 
sanfmenhingen, wird durch die Madreporenplatte bezeichnet. 
Johannes Müller hat in den Abhandlungen der Berliner Aka- 
demie, angeregt durch den Bau des Pentaerinus caput Medusae 
(Abh. 1841 Thl. 1 pag. 177), nach Beendigung der Fisch- 
arbeiten seine besondere Aufmerksamkeit diesem Theile Jahre- 
lang zugewendet. Ueber die Larven und die Metamorphose 
der Ophiuren und Seeigel Abh. 1846 pag. 273 lautete die erste 
Arbeit; und so folgten Abh. 1347 pag. 237, 1848 pag. 75, 
1849 pag. 35, 1850 pag. 37, 1851 pag. 33, 1552 pag. 25, 
1854 pag. 1 sieben weitere hinter einander. Am Schluss 
wurde dann noch der allgemeine Bauplan der Echinodermen 


Echinodermata: Weichtheile. Wasserkanäle. 15 


Abh. 1853 pag. 123—220 gründlich und anziehend dar- 
gelegt. 

Die Vermehrung der Asseln bei jungen Thieren soll nach 
Agassiz (Prodrome in den M&m. Societ& Sc. nat. de Neufchatel 
1835 I pag. 175) im Gipfel vor sich gehen, der bei Echiniden 
und Asteriden auf der Oberseite demMunde gegenüber liegt; 
bei den Encriniden müsste dagegen die Wachs-Stelle unten um 
den Stiel sein. Etwas Allgemeines lässt sich darüber kaum 
feststellen. 

Die Weichtheile sind ausserordentlich zart, und schon 
Aristoteles sagt, oi &yivor saprädss o0x Eyousıv — die Seeigel 
haben nichts fleischartiges. Dennoch war nach ihm die Natur 
des Seesternes so hitzig, dass alles, was das Thier zu sich 
nehme, sofort verdaut werde (Isropix reoi Coay V. 15). Dem- 
ungeachtet blieb die sorgfältige Anatomie dieser feingebauten 
Geschöpfe eine schwierige Sache. 

Der Darmkanal bildet bei vorhandenem After einen ge- 
wundenen Schlauch, aber wo der zweite Ausgang fehlt einen 
Blindsack. Zuweilen sind sogar kräftige Kiefer vorhanden. 
Die Saamen- und Eierstöcke, welche durch besondere Löcher 
nach aussen münden, nehmen nach oben in der Höhle einen 

grossen Platz ein, besonders bei solchen, welche zur Nahrung 
dienen. Die Empfindung wird durch einen besonderen Nerven- 
ring um den Schlund vermittelt, von welchem feinere Aeste 
auslaufen. Am merkwürdigsten ist aber das System von 
Wasserkanälen, welche wie Lebenssaft die ganze Leibeshöhle 
durchziehen, von einem Mundringe ausgehen, sich in die Am- 
bulacralecanäle verzweigen, und neben dicken Ampullen 
durch die Fühlerporen in dünnen Blindschläuchen, die wie 
Füsschen und Fühler beliebig vorgestreckt und zurückgezogen 
werden können, nach aussen auslaufen. Auch das Athmen 
wird durch solche Organe ermöglicht. „Das System der Am- 
bulacralcanäle wimpert auf seiner inneren Oberfläche“, wäh- 


16 Echinodermata: Verbreitung. 


rend die Blutgefässe diese innere Wimperbewegung nicht 
haben, sondern auf- und abwallen. Für den Petrefactologen 
sind alle solche Weichorgane nur von untergeordnetem Werth, 
da sie im Schoosse der Erde spurlos verloren gingen. 
Nur die Schalen haben Bedeutung für uns, und zwar 
eine ganz ausserordentliche. Uystideen kommen schon in der 
Primordialfauna nicht weit nach dem ersten Auftreten der 
Trilobiten vor (Barrande, Trilobites 1871 pag. 200). Sie 
gleichen allerdings wie die Blastoideen einer jugendlichen 
Knospe von merkwürdiger Zwischenstellung, aus welcher 
die spätere Mannigfaltigkeit sich leicht entwickeln konnte. 
Gleich im Gothländer-, Eifeler- und Bergkalke liegen die 
Reste getäfelter Encriniden mit langen Stielen und Armen in 
ungeheurer Menge und Mannigfaltigkeit begraben, während 
Asteriden und Echiniden nur sparsam und absonderlich ge- 
funden werden. Im Jura lassen die Urinoideen wenigstens an 
Mannigfaltigkeit nach, und sofort treten Echiniden in die 
Lücke, die sich durch Kreide und Tertiär nach Hunderten von 
Species und Geschlechtern entwickeln, welche für die genaue 
Örientirung von grösster Bedeutung sind. Nur die Asteriden 
bleiben fossil überall sparsam, jene gefrässigen Thiere, die 
schon den alten griechischen Fischern zur grössten Plage waren, 
ja der gemeine Seestern, Asteracanthion rubens, kommt nach 
Lamarck (An. sans vert. 11.562) an den französischen Küsten 
lebend so häufig vor, dass man damit die Aecker düngt. 


I. Echinidae Seeigel. 


Zwei Freunde, Breynius (de Echinis et Echinitis Sche- 
diasma 1732) und Eingangs genannter Klein (Nat. disp. Echi- 
noderm. 1734), versuchten in Danzig gleichzeitig eine Ein- 
theilung dieser merkwürdigen Thierschalen. Die Arbeit von 
Breynius, seiner berühmten Dissertatio physica depolythalamiis 
pag. 49 angehängt, wurde früher bekannt. Er nannte die 
ganze Ordnung einfach Ecehini, und machte dann nach der 
Lage des Mundes sieben Genera: Echinometra (Cidariten), 
Echinoconus (Galeriten), Echinocorys (Ananchiten), Echinan- 
thus (Clypeaster), Echinospatagus (Spatangen), Echinobrissus 
(Nucleoliten), Echinodiscus (Seutellen); eine vortreffliche 
Methode der Namengebung, die noch heute Nachahmung ver- 
diente. Die Namen schlossen sich an Aristoteles (Hist. anim. 
IV.5) an. ’Eyıvoufrpaı Igelmütter (unrne, gen. ynrpös Mutter) 
lassen sich zwar nicht recht ausfindig machen, aber der grosse 
Philosoph und Naturforscher schliesst daran eine kleinere Form 
mit langen harten Stacheln an, die nur auf Cidaris histrix be- 
zogen werden kann, den schon Imperati (Istoria naturale 
1599 pag. 784) Istricee marino nannte; und wenn Plinius 
(Hist. nat. IX. 51) sagt, echinometrae appellantur, quorum 
longissimae spinae, calyces (Körper) minimi, so kann man an 
dieser Deutung gar nicht mehr zweifeln. Die unbestimmbaren 
Bupsou: und on&rayoı (gewöhnlich or&rayyoı geschrieben) sind 
in so fern glücklich zusammengestellt, als jener die Furche 
hinten, dieser vorn hat. Unter Echinus verstand Breynius die 
testa vasculosa und unter Echinites den lapis in cavitate 
Echini genitus, welcher aus der Erde ausgegraben wird. Klein 


verwendete die Namen auch wieder, aber in anderer Weise. 
Quenstedt, Echinod. 2 


18 Echinidae: Geschichtliches, Schale. 


Er nannte die Familie Echinodermata, beschränkte die Be- 
nennung also mehr als wir. Statt Echinus führte er Cidaris 
ein, um dadurch an die Aehnlichkeit mit einem türkischen 
Turban zu erinnern. Mit ihm begann schon die Zersplitterung 
der Geschlechter, welche insonders Leske (Additamenta ad 
J. T. Klein nat. disp. Echinoderm. 1778) fortsetzte. Die drei 
grossen Abtheilungen Ano-, Cato-, Pleuro-cystos (x6oro; Af- 
ter) könnten übrigens heute noch als Grundlage gelten, wenn 
man dabei mit Blainville (Zoophytes pag. 181) auch auf die 
Mundstellung Rücksicht nimmt. Lamarck (Anim. sans ver- 
tebres 1816 pag. 6) wollte zwar die Fluth von Namen bei 
seiner „Division des Echinides“ wieder etwas eindämmen, 
Goldfuss (Petrefacta Germaniae 1826—1833) folgte ihm darin, 
aber durch Agassız und Desor (Catalogue raisonne des fa- 
milles, des genres et des esp£ces de la classe des Eehinodermes 
in denÄnn. des sc. natur. 1346—47,3 ser. Vol.6und 7) wurde 
die Namengeberei nicht blos aufgefrischt, sondern allmählig 
auf eine Höhe getrieben, welche beim ersten Angriff Schwin- 
del erregt. Doch wird auch hier eine heilsame Reaction nicht 
ausbleiben. Bronn (Ord. Thierr. II. 297) wollte zwar den 
Ordnungsnamen in Echinidea oder Echinoidea d. i. Echinus- 
förmige, sogar in Echimactinota Igelstrahler umwandeln, aber 
meint dann doch am Ende, dass es am einfachsten wäre, sie 
alle wieder unter Echini Seeigel zu begreifen, wie es Breynius 
that. Echinidae darf man nicht mit Echinitae verwechseln, 
welches die alte Bezeichnung für fossile Formen ist. Die 

Schale (Testa, Calyx, Corona, Perisoma) bildet ein 
Gewölbe von Kugel- oder Eiform, ohne Ausnahme mit 
Mund- und Afterloch. Rumphius verglich sie daher mit 
einem vielgestaltigen Backofen, und das Volk hiess sie 
ova marina. Ob man sie ein Testaceum oder Crustaceum 
nennen sollte, lag früher im Streit, Blumenbach pag. 3 
entschied sich für letzteres. 


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Echinidae: Asseln, Poren. 19 


Zwanzig Asselreihen strahlen vom Scheitel zum Munde, 
nur im ältesten Gebirge kommen z. B. bei Melonites (Tes- 
selati) grössere Zahlenreihen vor. Diese Zwanzig zerlegen 
gich n 2.5+2. 5 Meridianreihen und bilden jene eigen- 
thümlichen Bänder, welche man Ambulacra und Interambu- 
lacra pag. 13 geheissen hat. Die Ambulacralasseln sind 
schmäler, und von kleinen Löcherpaaren durchbohrt, -aus 
welchen sich die dünnen Wasserschläuche hervorstülpen, 
meist an der Spitze mit einer Scheibe. Die Löcher 
heissen daher Fühlerporen, und da jede Assel zwei Poren 
hat, so kommen auf jegliches der fünf Ambulacren zwei 
Porenreihen, also im Ganzen zehn. Die Reihen der Poren 
heissen Porenfelder (Zones poriföres), es sind zehn, welche 
fünf schmälere Felder (areae minores) und fünf breitere 
(areae majores) einschliessen. Die Ausdrücke breite Felder 
und Interambulacra sind gleichbedeutend; dagegen sollten die 
schmalen Felder (areae minores) nach altem Brauch nur die 
schmäleren Knotenbändchen zwischen den Fühlergängen be- 
zeichnen. Allein man nimmt den Ausdruck schmale Felder 
auch oft collectiv, und versteht darunter das Knotenfeld 
nebst den angrenzenden Fühlergängen. Ebenso verstanden 
die Alten unter Ambulacra nur die zehn Fühlergänge, 
jetzt stellt man sie auch dem Interambulacra gegenüber, 
und versteht das schmale Feld nebst den angrenzenden 
Fühlergängen darunter. Die 

Porenreihen und damit die Ambulacra sind vollständig 
(eomplets) oder unvollständig (bornes), je nach dem sie auf 
ihrem Meridian-Wege unterbrochen werden oder nicht. Die 
Porenpaare stehen wieder in einfachen Reihen untereinander 
einpaarig (gemini) oder alterniren, und stehen dann zwei- 
‚paarig (bigemini), drei- und vielpaarig (multigemini). Desor 
(Synopsis des Echinides fossiles 1858 pag. X) hat hierauf seine 
ganz besondere Aufmerksamkeit gerichtet. Doch wenn die 

2 * 


20 Echinidae: Porenreihen, After. 


Sache einmal über die einfache Alternanz hinausgeht, so 
liegt in dem Kennzeichen manche Unsicherheit, und da die 
complicirtesten Stellungen, wie z. B. bei Echinometra, sich 
auf der Innenseite meist wieder in zwei einfachen Reihen 
ordnen, so ist darauf kein zu grosses Gewicht zu legen. 
Ohnehin macht bei fossilen die pünktliche Darstellung unge- 
heure Schwierigkeiten. Sodann ist darauf zu sehen, ob die 
Poren eines Paares gleich oder ungleich, ungetrennt oder 
durch ein Wärzchen getrennt, unverbunden oder durch 
eine Furche verbunden sind. In letzterem Falle pflegen 
die Porenreihen unten zu convergiren und blattförmig (pe- 
taloides) zu erscheinen, zumal wenn sie in vertieften Ambu- 
lacren liegen, was Breynius so vortrefllich durch Echinan- 
thus (&vdos Blume) ausdrückte. Die Blätter können unten 
auf halber Höhe der Schale schon ganz geschlossen sein, 
dann setzen die Poren nicht weiter fort, sondern treten nur um 
den Mund als besonderer „Porenstern“ wieder auf; oder die 
Blätter sind offen, dann setzen die Löcher etwas kleiner 
fort, und geben dem Ambulacrum eine Lanzettform. Aus 
den Löcherpaaren treten Locomotiv-, Tast- oder Kiemen- 
füsschen hervor. Wenn der After nicht im Scheitel steht, 
so bricht er auf der Naht eines Interambulacrum zwischen 
dem bivium hervor, und macht damit den regulären 
Bau der Schale symmetrisch (bilateral), d. h. die Halbi- 
rungsebene hat keine fünffache Lage mehr, sondern eine 
einzige, sie muss durch Mund und After gehen; kurz 
die Kronen werden aus quinären nun binäre. Das eigentliche 
Afterloch, worin der Darmkanal mündet, ist von Täfel- 
chen umgeben, die minder fest untereinander verwachsen, 
bei fossilen gar oft weggefallen sind. Das Afterloch nahm 
also nur einen kleinen Theil des Afterkreises em, Haime 
hiess daher letztern Periproct (mpwxrös After), Afterumge- 
bung. Noch in höherem Grade gilt das vom 


Fr - ig 


4 
En 
, 


Echinidae: Mund, Scheitelplatte, Nähte. >71 


‘ Munde, wo die Täfelchen ganz fehlen können, und 
statt ihrer das Mundloch von dem Schlunde nur von einer 
geschuppten Haut umgeben wird. Der bei fossilen sicht- 
bare Mundkreis entspricht daher wieder nur der Mundum- 
gebung Peristom (sröwx Mund). Die Mundhaut ist nach- 
giebig und lässt eine deutliche Bewegung zu. Die 

Scheitelplatte nimmt den Scheitel (apex) ein, und ist 
von den Asselstrahlen unabhängig. Sie besteht aus 5 Ge- 
nital- und 5 Ocularplättchen, alle zehn mit einem Loche 
durchbohrt. Da die Thiere getrennten Geschlechts mit Hoden 
oder Eierstöcken versehen sind, die innen unter den fünf 
breitern Feldern (Interambulacra) ihren Platz haben, so 
entsprechen die Genitalplatten (Eiertafeln) den areae ma- 
jores, Interambulacra. Das Loch, woraus der Samen heraus- 
tritt, ist zwar oft nur klein, kann aber doch leicht gefun- 
den werden. Eine Platte davon zeichnet sich durch 
Porosität aus, und entspricht der durchlöcherten Madre- 
porenplatte. Da bei binären Formen das hintere unpaarige 
Interambulacralfeld den After enthält, und ihm nach sich 
der Mastdarm ziehen muss, so verkümmert dieser fünfte Eier- 
stock bei vielen Geschlechtern, und es bleiben dann nur 
noch vier paarige Löcher. Die Augentäfelchen alterniren 
damit, stehen daher genau über dem Endpunkte der Füh- 
lergänge. Doch kann hierauf das kleine Loch uns leicht 
entgehen. Ob darin wirklich Augenpunkte lagen, lassen wir 
dahingestellt sein. Liegt der After im Scheitel, so umgeben ihn 
diese durchbohrten Platten, nur sind sie vom Afterloch selbst 
durch kleine Afterplatten geschieden. Wo diese Platten einsei- 
tig sich stärker entwickeln, wird wie bei Salenien das After- 
loch selbst aus dem Centrum gedrängt. Die 

Nähte der Asseln sind oft schwer zu entdecken, man 
muss sie mehr nach den Zeichnungen errathen. Wir haben 


20 Meridiannähte (Längsnähte), die sichin 5+5 +10 


223 Echinidae: Tafeln, Warzen. 


zerlegen: Die 5 bezeichnen die Längsnähte der breiten und 
schmalen Felder, sie werden von gleichartigen Asseln ge- 
bildet; die 10 dagegen von ungleichartigen, indem sie die 
Grenzlinien bilden, unter welchen die Ambulacral- mit den 
-Interambulacralreihen zusammenstossen. Die Quernähte 
sind kürzer und zahlreicher. Ihr Durchschnitt mit den 
Längsnähten erzeugt die Asseln. Die Zahl der Asseln in 
den Längsreihen der breiteren Felder ist kleiner, als die in 
den schmäleren. Um so grösser müssen dort die einzelnen 
Asseln sein. Im Allgemeinen wird jede Assel der Fühler- 
gänge von einem Löcherpaare durchbohrt, so ist es wenig- 
stens bei der Anlage in der Jugend; im Alter jedoch ver- 
wachsen sie gern auf ihrem der ungleichartigen Naht zu- 
gekehrtem Rande, namentlich wenn aussen darauf eine grosse 
Warze steht. Dann entstehen sogenannte „zusammenge- 
setzte Tafeln “, die nur auf einer Seite durch Quernähte 
ihren Ursprung verrathen. Uebrigens verschränken sich diese 
Nähte zuweilen so complieirt in einander, dass es nicht 
leicht ist, die gesetzliche Reihenstellung darin nachzuweisen. 
Auch die Poren selbst machen krumme Wege durch die 
Dicke der Asseln. Bei lebenden kann man sich das mit 
schwarzen und weissen Schweinsborsten klar machen, welche 
durch die Löcher gesteckt die einfachere Reihenfolge auf 
der Innenseite zeigen. Die 

Warzen (Tubercula) mit halbkugeligen Gelenkköpfen, 
welche die Stacheln tragen, bilden den Hauptschmuck der 
Aussenseite. Ihr Kopf wird durch den Hals von der Brust 
getrennt, die sich innerhalb eines glatten etwas vertieften 
Höfchens (scrobiculus) erhebt. Darauf sitzen die beweglichen 
Stacheln, deren Grösse sich nach der Grösse ihrer Gelenk- 
köpfe richtet. Der Kopf heisst durchbohrt, wenn sich auf 
dem Scheitel ein vertiefter Punkt (Grube) zur Anheftung 
des innern Stachelmuskels finde. Der Ausdruck durch- 


Echinidae: Stacheln. 23 


bohrt ist daher nur uneigentlich zu nehmen. Uebrigens 
fehlt die Scheitelgrube häufig, dann heisst der Kopf un- 
durchbohrt. Eben so kann der kreisförmige Hals durch 
excentrische Kerben gestrahlt sein; verschwinden diese, so 
wird er ungestrahlt, d. h. er gleicht einem glatten Ringe. 
Die Brust macht sich vorzüglich bei grösseren Warzen gel- 
tend: so hat der ächte Cidaris trotz der Grösse seiner 
Warzen nur eine niedrige Brust; Hemieidaris und Echinus 
dagegen eine hohe. Der Rand des Höfchens kann erhaben 
oder flach, durch einen besondern Warzenkreis etc. ausge- 
zeichnet sein. Die Grösse der Warzen auf ein und dem- 
selben Exemplare lässt sich nur im Allgemeinen wegen 
ihrer vielen Abstufungen classifieiren. Sie sind oft bis auf 
die kleinsten hinab einander ähnlich, oft aber auch einan- 
der sehr unähnlich, und letzteres verräth dann auch grös- 
sere Verschiedenheit der Stacheln. Die kleinen verglich 
Klein mit Hirsekörnern (milium Hirse), und da dieselben 
die grösseren in Masse umgeben, so hiess Desor solche 
Stellen Zones miliaires. Die kleinsten, welche die andern 
wie Trabanten begleiten, heisst man Körnchen (granulum). 
Auf ihnen sitzen meist die Pedicellarien mit ihrem häutigen 
Stiel, es sind daher einfache Knötchen. Ausserdem muss man 
auch auf allerlei Gruben, Furchen und Eindrücke Acht haben, 
die sich besonders auf den Nähten finden. Zwischen den 
Borsten der Spatangiden laufen glatte Gänge (semitae) wie 
schmale Binden (fasciolae) fort, Saumlinien mit äusserst 
lebhaften Wimperbewegungen (Berl. Akad. 1853. 147), 
ach deren bestimmtem Verlaufe eine Reihe von Unterge- 
schlechtern aufgestellt sind. Die 

Stacheln (aculei) auch Stäbchen (radioli) genannt, sind 
von der mannigfaltigsten Gestalt, und wurden schon von 
Klein einer sorgfältigen Classification unterworfen. Sie 


bilden Haare (capilli), Nadeln (aciculae), Pfähle (sudes), 


24 Echinidaec: Gebiss, Ohren, Scheidewände. 


Spatel (spatulae), Keulen (claviculae) et. Man unterscheidet 
daran vier Regionen: Kopf, Hals, Stiel, Körper. Der Kopf 
bildet eine plötzliche Verdickung, und hat unten die Gelenk- 
pfanne, welche aussen von einem gekerbten oder glatten 
Gelenkring begrenzt wird, je nachdem der entsprechende 
Warzenhals gestfahlt oder ungestrahlt ist. Oben endigt 
der Kopf mit einem hervorragenden Ringe. Ueber diesem 
Kopfringe folgt der mit zarten Längsstreifen versehene Hals, 
welcher sich vom darüber folgenden Stiele häufig durch 
eine dunkelere Färbung unterscheidet. Der Stiel ist bald 
kürzer, bald länger, und anders gezeichnet als der darauf 
folgende Körper. Er kann auch, wie bei Cidaris corona- 
tus ganz fehlen, dann stellt sich über dem gestreiften Halse 
sofort der Körper ein. Dieser allein mit Rippen, Warzen, 
Dornen ete. versehen, bildet die bizarren Gestalten, welche 
längst die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich zogen. 
Dienen auch die Stacheln mit ihrer grossen Beweglichkeit 
nicht gerade zum Gehen, so können sie doch das Thier 
vortrefllich stützen, auch ihm im Greifen und Vertheidigen 
nützlich sein. Selbst der 

Kauapparat bildet ein vorzügliches Kennzeichen. Doch 
ist er nur bei Schalen mit centralem Munde zu finden, 
schon wenn der After aus dem Scheitel tritt, verkümmert 
er, und verschwindet jedenfalls bei T'hieren mit excentri- 
schem Munde. Dieses zierliche im Wesentlichen aus radia- 
len und interradialen Knochen bestehende Gebiss ist an die 
Ohren (auriculae) geheftet, welche am Innenrande des Mund- 
kreises in mannigfacher Gestalt hervorragen. Bei fossilen 
sind diese Ohren zwar schwer nachzuweisen, allein auf 
Steinkernen verrathen sie sich oft durch schmale spalten- 
artige Eindrücke. Schon ihre blosse Existenz gibt ein wich- 
tiges Trennungsmittel. Endlich sind auch 

Innen die Scheidewände und Kalksäulen nicht zu 


x 
E27 


“ Echinidae: Weichtheile , Eintheilung. 25 


übersehen, welche sich besonders bei Olypeaster und Ver- 
wandten finden. Auf Steinkernen erscheinen dann Lücken. 
Galerites subuculus aus dem Gault gibt ein vortreflliches 
Beispiel. 

Chemisch besteht die Schale wesentlich aus kohlen- 
saurem Kalk (88 pC.) mit Spuren von Talkerde und Na- 
tron nebst Schwefel- und Salzsäure. Der Verlust ist or- 
ganische Substanz (9 pC.). Phosphorsäure wurde nicht ge- 
funden. Der Kalkspath krystallisirt ihnen schon am leben- 
digen Leibe pag. 5, die Fossilisation verstärkte blos den 
Glanz und die Masse. 

Die Organisation der Weichtheile hat für den Petre- 
factologen nur wenig praktischen Werth. Wasser ist ihr 
Element, es umspült innen und aussen die Eingeweide. 
Auf todten Echiniten von unsern Meeresküsten sieht man 
noch die braunen Häute der äussern Wasserschläuche mit 
einer zierlichen fünfrippigen Saugscheibe am Ende. Es sind 
die eingetrockneten und zurückgezogenen Fühler. Hebt 
man einen solchen vorsichtig mit der Messerspitze ab, so 
liegt darunter ein Porenpaar verborgen, wovon offenbar 
das eine zum Einströmen, das andere zum Rückzuge der 
Flüssigkeit dient. Eine Längsscheidewand regelt das Ein- 
und Ausfliessen des Wassers. Auf diese Weise kann das 
Thier nach Belieben die zarten Fäden bis über die läng- 
sten Stacheln hinaus hervorstülpen, sich ansaugen und den 
Körper nach sich ziehen. Schon Reaumur (Hist. de l!’Acad. 
Roy. Paris 1712 pag. 155) hat uns mit dieser merkwür- 
digen Art der Bewegung bekannt gemacht, während Pli- 
nius (hist. nat: IX. 51) meinte, sie bedienten sich der spinae 
pro pedibus, und sich im Kreise wälzen sei bei ihnen Ein- 
herschreiten. Allerdings schreiten auch die Regulären nicht 


"nach einer bestimmten Richtung pag. 12, nur die Irregulären 


halten eine bestimmte Linie wie andere Thiere ein. Die 


26 Echinidae: Eintheilung. 


natürl iche Eintheilung 
kommt seit Breynius und Klein doch immer wieder auf drei 
Hauptstämme zurück, welche man nicht blos bei Lamarck 
(An. sans vert. III. 6) und Blainville (Zoophytes pag. 181) 
leicht herausfindet, sondern die auch noch bei dem spitz- 
findigsten Trennen und Abtheilen der Agassiz’schen Schule 
immer wieder die Fackel bilden, das wirre Gebäude zu 
durchleuchten. Ich fasse sie desshalb von jeher bei meinen 
Vorträgen (Hdb. Petref. 1852 pag. 570) unter den allge- 
meinen Formennamen 
Regulär, Regulär-symmetrisch, Symmetrisch 
zusammen. Bei den regulären liegen Mund- und After- 
kreis central, die quinäre Bildung des Körpers lässt keine 
eindeutige Stellung zu, und das Gebiss ist am vollständig- 
sten entwickelt. Die symmetrischen bilden dazu den Gegen- 
satz, Mund- und Afterloch liegen excentrisch, die Stellung 
wird damit eindeutig, und das Gebiss fehlt gänzlich. Da- 
zwischen liegen dann wörtlich und sachlich die regulär- 
symmetrischen, wobei der Mund seine centrale Stellung be- 
hält, und der After durch seine excentrische Lage die ein- 
deutige Stellung bestimmt; Gebiss ist bei den einen vor- 
handen, bei den andern nicht. Da in dieser Beziehung die 
fossilen uns häufig im Stich lassen, so wird dadurch we- 
nigstens der systematische Irrthum umgangen. Es lieg 
in der Natur der Sache, dass die Schärfe der Eintheilung 
durch zweideutige Kennzeichen hin und wieder abgestumpft 
werden kann. Allein desshalb darf man den Vortheil einer 
schnellen Uebersicht nicht aufgeben. Wollen wir Typen an 
die Stelle der Formennamen setzen, so haben wir 
Cidariden, Galeriden, Spatangiden. 

Die meisten neuern Forscher ziehen es vor, von der 
alten Dreitheilung abzuweichen, und nur eine Zwei- 
theilung, Reguläre und Irreguläre, anzunehmen, wofür 


Echinidae: Eintheilun g. 37 


Whright (Monogr. Brit. foss. Echin. 1855 pag. 17) die 
Namen Endo- und Exoeyclica einführte, um damit anzu- 
deuten, dass der After innerhalb oder ausserhalb des Krei- 
ses der Genitalplatten falle. Es ist allerdings ein scharfer 
Schnitt, den aber die Dreitheilung auch involvirt. Ich werde 
daher die 'Thiere in folgender Ordnung vorführen: 

A. Regulares (Cidaridae): Mund- und Afterkreis bil- 
den die Pole einer Kugel. Sie haben die grössten Warzen 
und Stacheln, den vollständigsten Kauapparat, quinäre Me- 
ridianreihen. Fühlerporen zahlreich. Hauptgeschlechter sind: 
Cidaris, Hemieidaris, Salenia, Diadema, Echinus, Echino- 
metra. Melonites. 

B. Regulari-symmetrieae (Galeridae): Halbkugeln mit 
centralem Munde und excentrischem After. Nur kleine 
Warzen und dünne Stacheln. Kauapparat verkümmert oder 
gar nicht vorhanden. Fühlerporen gradreihig. Gealerites, 
Nucleolites, Cassidulus, Fibularia, Clypeaster, Scutella. 

C. Symmetricae (Spatangidae): Halbeiförmig, Mund 
und After excentrisch. Kauapparat fehlt gänzlich. Fühler - 
poren sparsam: Disaster, Ananchytes, Spatangus. 

Bei Bestimmung der Genera sahe man früher, ich möchte 
sagen selbstverständlich, auf die Form des Körpers, Lage 
des Mundes und Afters, Vorhandensein des Kauapparats, und 
höchstens noch auf die allgemeine Beschaffenheit der Fühler- 
gänge, ob sie vollständig oder unvollständig sind. Das An- 
dere wurde der Species überlassen. Jetzt wird jede gute Spe- 
cies zu einem Subgenus erhoben, was natürlich das Gedächt- 
niss und die Uebersicht ausserordentlich erschwert. Mund 
war früher Mund, aber wenn man nun ausser der Lage noch 
die Form herbeizieht, ob rundlich oder länglich, gross oder 
klein, mit oder ohne Lippen, mit oder ohne Porenstern etec., 
so musste das in progressivster Weise die Namen vermehren. 
Nehmen wir nur die* Warzen für die Gelenkung der Sta- 


28 Echinidae: Eintheilung, Lagerung. 


cheln, so können diese durchbohrt oder undurchbohrt, ge- 
strahlt oder ungestrahlt sein, das gibt vier Fälle: 
durchbohrt-gestrahlt, durchbohrt-ungestrahlt; 
undurchbohrt-gestrahlt, undurchbohrt-ungestrahlt. 

Bei Gleichheit aller übrigen Kennzeichen musste das 
gegen früher sogleich die Geschlechtszahl vervierfachen. 
Nun darf man aber wohl daran erinnern, wie schwankend 
diese Merkmale für grosse wie kleine Warzen werden, so dass 
sich das unleidliche Schwanken auch auf die generellen Be- 
nennungen übertragen musste, während man schon bei den 
Species genug darunter zu leiden hatte. Ich habe mich dafür 
nie begeistern können. Dennoch hoffe ich, dass man meinen 
Untersuchungen und Beschreibungen nicht den Vorwurf der 
Oberflächlichkeit wird machen dürfen. 

Die Lagerungsverhältnisse scheinen bis jetzt zu bewei- 
sen, dass die regulären der Blumenform ähnlichen Ueber- 
reste tiefer hinabgreifen, als die irregulären. Jene würden 
daher den jugendlicheren unvollkommenern Geschöpfen näher 
stehen, als diese. Denn Thiere mit ächten Cidaritenzähnen 
(Palaeocidaris) gehen in den Belgischen Bergkalk unter die 
productive Steinkohle hinab, mag auch der Palaechinus Phil- 
lipsii aus dem Upper Llandovery der Malvern in England sich 
nach Thomson (Quart. Journ. geol. soc. XIII. 206) als ein 
Echinocystites erwiesen haben. Es klingt daher für einen Pe- 
trefactologen fast unerhört, wenn Torell in der Cambrischen 
Formation Schwedens von einem Spatangopsis spricht. Denn 
ächte Spatangen treten erstin der Kreideformation auf, sie ge- 
hören nicht zu den ersten, sondern zu den letzten. Das Reich 
der Echiniden beginnt übrigens dennoch im Jura mit Cidari- 
den, alles übrige sind nur kümmerliche Vorläufer. Kreide und 
Teertiär zeichnet sich durch die Mannigfaltigkeit regulär sym- 
metrischer Formen aus; und heutiges Tages liefert besonders das 
tropische Meer an symmetrischen noch die reichste Ausbeute. 


Pr 


A, Echinidae regulares. 29 


A. Echinidae regulares. 
Cidaridae. 


Die Kugelform erreicht hier die grösste Vollkommen- 
heit, woran Mund und After die Pole einnehmen. Ambulacra 
und Interambulaera bilden Meridiankreise, welche an den 
Rändern der Mund- und Afterkreise absetzen. Denn den Mund 
umgibt eine bewegliche Haut, und den After ein mehr oder 
weniger zusammenhaltender Tafelkreis mit 5++5 durchbohr- 
ten Asseln, wovon die kleineren und kleinlöcherigen über den 
Ambulacren Augentafeln, die grösseren und grosslöcherigen 
über den Interambulacren Genitalplatten heissen, weil hier- 
durch die Eierstöcke (weiblich) oder Hoden (männlich) sich 
entleeren, welche den Scheitel strahlig umgeben. Das After- 
loch selbst wird noch von besondern Plättchen (Aftertafeln) 
umgeben, die am leichtesten herausfallen, weil sie mit den 
Genitalplatten nicht verwachsen, und ein bewegliches Scheib- 
chen bilden. Diese allein entwickeln sich irregulär, und das 
Afterloch, worin der Mastdarm endigt, nimmt daher nicht 
genau das Centrum ein, sondern wird etwas nach hinten oder 
vorn gedrängt, so dass auch bei den Regularen die Symmetrie 
nicht ganz beseitigt ist. Diese erste Anlage zur Unsymmetrie 
ist wichtig, denn sie nimmt den Salenien, wo eine der After- 
platten (Suranale) gross wird, das Ausserordentliche. Der 
grosse Schnitt zwischen Endo- und Exocyclen pag. 27 bleibt, 
weil bei allen Cidariden trotz der excentrischen Lage das Atter- 
loch nie aus dem Afterkreise heraustritt. Natürlich wird die 
Zeit auch hier noch Mittelstufen finden, — sie wären bei den 
Nucleoliten und Salenien zu suchen — aber noch sind sie 
nichtrecht bekannt (cf. Milnia). Jedenfalls könnte man dadurch 
den unpaaren Strahl des Trivium pag. 20 bestimmen, der in 
der Ebene durch Mund und After bald vorn, bald hinten liegt. 
Eine Zeitlang sollte die durchbohrte Madreporenplatte zur 


30 A, Echinidae regulares: Gebiss. 


binären Stellung benützt werden, allein der missliche Um- 
stand, dass sie bei der schöneiförmigen Echinometra heutiger 
Meere nicht in die Verlängerungsaxe, sondern seitlich fällt; 
dass sogar die Spatangidae sie nie in der Medianebene haben, 
Disaster carinatus Hdb. Petr. 1852 tab. 50 fig. 9. ce hat sie 
vornrechts, brachte davon bald wieder ab (J. Müller Abh. Berl. 
Akad. 1853 pag. 127). Die Natur schafft eben frei, auch bei den 
Symmetren durfte die Gleichheit der Seiten nicht absolut sein. 

Das Gebiss aus 5. 8—40 getrennten Knochenstücken be- 
stehend ist ein gewaltiges Organ, was schon Aristoteles (Hist. 
anim. IV. 5) wegen seiner Gestalt mit einer Laterne verglich, 
wornach esden Namen Laterna Aristotelis oder Diogenis erhielt. 
Luidius (Lithoph. Brit. 1699 Nro. 1078) bildete fossile Bruch- 
stücke unter dem richtigen Namen Echinodos ab. Unten 
aus der Mundhaut schauen nur die 5 interradialgestellten 
(den Interambulacren correspondirenden) Zähne von weisser 
Schmelzfarbe hervor, die breitere Basis der Laterne ist nach 
oben gerichtet, und heftetsich mittelst der Radialia an die innern 
Ohren der Krone, die bei Echinus unter den Ambulacren in 
hohem Bogen geschlossen sind, wo bei Uidaris eine offene Lücke 
bleibt. Die fünf Hauptstücke (Kinnladen, Kieferpaare) bilden 
dreiseitige Pyramiden tab. 62 fig. 99, woran die quergestreif- - 
ten Harmonieflächen (tab. 62 fig. 83) nach innen convergiren. 
Eine auf der Aussenseite sichtbare Medianfuge theilt sie in 
zwei Hälften (Kiefer tab. 62 fig. 88), welche man im Ge- 
birge öfter vereinzelt findet. Jene Fuge deckt der Schmelzzahn 
von innen. Ausserdem darf man aber die Ergänzungsstücke 
(tab. 62 fig. 84. 96) nicht übersehen, welche über den Harmo- 
nieflächen (tab. 62 fig. 85) die Kieferkanäle decken und nicht 
gestreift sind. Somit zerfällt jedes Hauptstück in fünf Theile, 
zwei paarige (Kiefer und Ergänzungsstücke) und ein unpaa- 
riges (Zahn). Wesentliche Merkmale bilden die Ausschnitte 
oben an der Basis der Aussenseite: bei Cidaris (species prima) 


- 8% 
A. Echinidae regulares: Gebiss. 31 


tab. 62 fig. 95. 98 sind dieselben flach und ungeschlossen; bei 
Echinus tab. 62 fig. 99 tief und geschlossen, indem die Er- 
gänzungsstücke oben Fortsätze nach innen senden, die sich 
berühren. Mitten inne steht species secunda tab. 62 fig. 89, 
welche den tiefen Ausschnitt der Echini hat, aber oben un- 


‘ geschlossen, weil den schmalen Ergänzungsstücken tab. 62 


fig. 84 nach innen die Fortsätze fehlen. Die fünf Hauptstücke 
harmoniren mit ihren quergestreiften Innenseiten mit einander. 
Die radial gestellten Balken (Schaltstücke, Rotulae) tab. 62 
fig. 74—77 finden sich am häufigsten, weil sie die festesten 
Knochen bilden. Sie gleichen einem Phalangen, decken die 
Harmoniefugen, kehren dabei die glatte Fläche nach oben, 
das gelenkkopfähnliche Ende nach aussen, und den tiefer ge- 
schlitzten Theil nach innen. Man hat auch hier in unsern Ju- 
raschichten deutlich eine prima species fig. 76 mit grossen 
Gelenkköpfen seitlich am Aussenende, die in den tiefen Gru- 
ben der hohen Ergänzungsstücke fig. 96 gelenken, sie gehö- 
ren den Cidares; während bei der secunda species fig. 74 
diese Gelenkköpfe viel kleiner sind. Auf jedem Balken liegt 
ein halbzirkelförmiger Knochen fig. 79, auch wohl Bügelstück 
oder Compass genannt, obgleich man nicht immer recht weiss, 
was die Schriftsteller eigentlich damit wollen. Dieser feinste 
aller Knochen zerfällt leicht in zwei Stücke, den Stiel das innere 
Drittel, und das Gabelstück fig. 78 von y-förmiger Gestalt 
die äussern Zweidrittel einnehmend. Die Gabelstücke sieht 
man häufig noch an todten Exemplaren durch Muskeln haf- 
ten, welche sich an die Enden der zwei Zacken setzen. Wenn 
Stiel, Gabelstück und Balken auf einander liegen, so gleichen 
sie allerdings einem Bügeleisen tab. 62 fig. 79, so dass die 
fünf radialen Bügeleisen 15 Stücke, die fünf interradialen 
Kinnladen 25 Stücke geben. Unter allen diesen erscheint blos 
der Schmelzzahn unpaarig: bei den Cidares bildet er eine 
einfache Rinne fig. 80, bei den Echini tritt in der Rinne eine 


32 A. Echinidae regulares: Ohren, Porenpaare. 


hohe Leiste hinzu fig. 32, welche ihn dreikantig (tricarine) 
macht; zwischen beiden steht dann immer wieder die secunda 
species fig. 81, woran der Mediantheil sich nicht blos verdickt, 
sondern woran auch eine deutliche Medianfuge zeigt, dass selbst 
bei den einfach erscheinenden Schmelzzähnen die ursprüng- 
liche Anlage ein Doppelstück war. Auch die Ohren (aurieuli) 
weisen deutlich auf drei Stämme hin: bei den Cidares sind 
sie am einfachsten, sie bilden am Mundrande der Interambu- 
lacra ein Doppelohr mit senkrechten Aussenrändern tab. 63 
fig. 44. b; dem gegenüber stehen die Echini, wo die ein- 
ander zugekehrten Ohrenränder zweier anliegenden Inter- 
ambulacren sich über den Ambulaäcren zu einem Bogen 
schliessen, unter welchem die Ambulacralschläuche der T'hiere 
durchlaufen. Dazwischen liegt wieder eine Mittelform, welche 
es nicht zum Schluss bringt, wie schon die Bogen der Nobiles 
tab. 64 fig. 55. a aussen andeuten. 

Die Verfolgung der Porenpaare in den Fühlergängen 
macht ganz besondere Schwierigkeit, und doch sind sie es 
hauptsächlich, welche zur Schöpfung der vielen neuen Sub- 
genera den ersten Anlass gaben. Bei den ächten Cidares lie- 
gen diese Fühlerporen in eigenthümlich schmalen und tiefen 
Gängen versteckt; bei den ächten Echini dagegen freier in 
minder auffallenden Wegen, jedes Pärchen von einer ellipti- 
schen Furche umgeben, worauf der Rand des Fühlerschlau- 
ches befestigt war. Dazwischen häufen sich dann alle denk- 
baren Mittelformen. In dem Maasse als die Fühlergänge pflegt 
auch der mediane Warzenraum (area minor) des Ambulaerum 
sich zu erweitern, das hat Desor zu den Abtheilungen Angusti- 
stellae und Latistellae geführt, von den Tesselati des ältern 
Gebirges abgesehen, die nur einen unbedeutenden Anhang 
bilden. Die Worte Schmal- und Breitsterne sollen an das 
sternartige Ansehen erinnern, welches die Kronen von beiden 
Polen her durch den Anblick der verschieden gezeichneten 


A. Echinidae regulares: Porenstellung. 33 


Felder annehmen. Am Mundkreise der Corona kommt dann 
noch ein, zweiter Unterschied: die einen dem Cidaris ver- 
wandten ‚sind ganzrandig; die andern dem Echinus nähern 
haben 10 Ausschnitte (entailles), durch welche neben den Bö- 
gen der innern Ohren baumförmige Hautkieme sich hervor- 
stülpen, , die mit dem Ambulacralsystem nichts zu schaffen 
haben, sondern deren hohles Innere unmittelbar in der Bauch- 
höhle mündet. Oftmals sind diese Ausschnitte sehr tief, wie 
bei Salenia, Hemicidaris, Diadema, die sich dadurch mehr an 
Echinus als an Cidaris anzureihen scheinen. Bei schwachen Ein- 
schnitten wird freilich die Existenz oft zweideutig. Noch zwei- 
deutiger ist die Entscheidung, ob man eine Krone zu den 
breit- oder schmalsternigen stellen soll, namentlich bei den 
kleinen verdrückten Exemplaren im Lias. In Zweifelsfällen 
schliesse ich mich immer an die alten allgemeinern Benennun- 
gen an. 

Die Reihenstellung der Poren darf man nicht zu ängst- 
lich nehmen, auch kann ich ihnen nur ein bedingtes Gewicht 
zuertheilen, da auf der Innenseite der Asseln die Lochstel- 
lung stets viel einfacher wird: so alterniren z. B. bei Diploci- 
daris aussen die Poren sehr stark, innen dagegen stehen sie 
genau in zwei Reihen übereinander, wie bei den normalsten 
unigemini. Die innere Stellung ist aber für den Rückschluss 
auf die Organisation des Thhieres wichtiger als die äussere. 
Denn trotz der äussern bigemini mussten innen die Ambula- 
cralkanäle mit ihren Verzweigungen durch die Poren genau 
die Lage haben, wie bei den unigemini. Man kann dem Merk- 
male, wenn nichts Anderes den Ausschlag gibt, höchstens spe- 
eifische Wichtigkeit zuerkennen. Bei schmalen Fühlergängen 
kommen meistens nur einfache Reihen, unigemini pag. 19 vor. 
Alternanz der Paare (bigemini) ist schon selten. Bei breiten 
Ambulaeren (Latistellen) vermehren sich jedoch die Poren 


dergestalt, dass sie in geraden Reihen zu beengt würden. 
Quenstedt, Echinod. 3 


34 A. Echinidae regulares: Warzenreihen. 


Ihre Asseln verschränken sich daher in einander, wodurch 
scheinbar dann an gewissen Stellen trigemini bis multigemini 
entstehen. Hemicidaris und Acrocidaris sind gute Beispiele 
für unigemini, nur dass bei letztern häufig die Ausschnitte am 
Mundkreise unsicher bleiben. Die fossilen Diademen bleiben 
gewöhnlich bigemini, wurden daher von M’Coy als Diplopo- 
dia ausgeschieden. Diese Doppelfüssigkeit tritt jedoch am 
Aequator kaum hervor, sondern nur an den Polen, wo der 
Asselraum beengt ist. Bei den trigemini, wo je das vierte 
Paar wieder unter dem ersten stehensoll, verirrt mansich schon 
leichter, doch liefert die merkwürdige Pedina mit durchbohr- 
ten und gestrahlten Warzen ein vortreflliches Beispiel. Man 
kann freilich die drei Porenpaare auch als einen Bogen (Ar- 
cuati) um je eine Assel auffassen, oder als einen Wechsel 
von bigemini mit unigemini ansehen. Das geht aber nicht 
bei allen, sondern es kommen auch biseriati (Phymechinus) 
und triseriati (Tripneustes) vor, wo die Porenpaare ganz be- 
stimmt in zwei oder drei getrennten Reihen übereinander 
stehen. Wenn wir aber darüber hinaus in die multigemini ge- 
rathen, dann orientirt man sich lieber nach den Bögen, welche 
die Löcher zumal auf der Innenseite machen. So bilden die 
wirren Poren der lebenden Echinus und Echinometra innen 
Bogenreihen mit je5 Poren, ja der tropische Echinometra mam- 
millata (Acrocladia) hat Doppelbögen, die sonderbar genug 
auch innen Doppelbögen bilden. Sie erreichen das Maximum 
von Gewirr. Wenn das nun immer gesetzlich wiederkehrt, 
so ist an der Bedeutung solcher Organe wohl nicht zu 
zweifeln. 

Grosse Warzen mit grossen Stacheln setzen nur we- 
nige Meridianreihen voraus, im Interambulacrum zwei mit 
Tubereula, und auf dem Ambulacrum ebenfalls zwei, aber 
kleiner mit „Semitubereula“. Bei Cidaris verkümmern die 
Ambulacralreihen gänzlich, gleichsam zum Besten der Inter- 


A. Echinidae regulares: Kreisöffnungen, Namen. 35 


ambulacra. Hemicidaris bekommt schon dickere Ambulacral- 
warzen, ja bei Diademen und Echinen treten die Warzen bei- 
der Felder immer mehr in’s Gleichgewicht, die Interambulacra 
haben nur noch dadurch einen Vorzug, dass die beiden Haupt- 
reihen mit Nebenreihen sich umgeben. Das Auge muss sorg- 
fältig nach den Fühlergängen sehen, um sich in die Menge 
der Warzen zu finden. 

Endlich ist auch das Verhältniss des Mundkreises zum 
Afterkreisein’s Augezu fassen. Cidariten und Diademen haben 
grosse Afterkreise mit hinfälligen Platten. Daher waren die 
Aeltern immer geneigt, beide in ein Geschlecht zu werfen, 
eine gewisse innere Verwandtschaft mag damit auch bekundet 
sein. Gross ist der Afterkreis auch bei Salenien, aber gewöhn- 
lich mit festen Platten gedeckt. Fehlen die Platten, dann ist 
Verwechselung mit jenen kaum vermeidlich. Am extremsten 
ist der Unterschied bei Hemicidaris, grosse offene Schlitzkreise 
nehmen nicht selten fast die ganze Basis ein, während oben 
am kleinen Afterkreise Genital- und Intergenitalplatten nicht 
fehlen. Ein kleines mit Tafeln umstelltes Afterloch gehört 
auch den Echini. Dagegen sind bei Pedina beide Mund- und 
Afterkreis auffallend klein. Solche Betrachtungen erschweren 
die sichere Stellung: so ist Diplocidaris nach seinem kleinen 
After und hochbrüstigen Warzen schon Hemicidaris eng ver- 
bunden, aber der Mundkreis völlig ungeschlitzt. Die fossilen 
Diademen haben durch ihren grossen Afterkreis entschiedene 
Aehnlichkeit mit Cidaris, aber abgesehen vom geschlitzten 
Munde liegen die offenen Ohren über dem Ambulacrum. 

Bei Fossilien bleibt es eben immer ausserordentlich 
schwierig, die Beständigkeit aller dieser Merkmale nachzu- 
weisen. Ich suche mir daher möglichst wenige Typen, und 
reihedenselben an, was anreihbar erscheint. Auf diese Weise 
könnte man mit fünf Namen, Cidaris, Salenia, Tiaris, Dia- 
dema, Echinus, ausreichen; Tiaris der Turban für Hemicidaris 

3% 


36 A. Echinidae regulares: a) Cidaris. 


gesetzt. Das wären die Sprachstämme, welchen blos Vor- 
und Nachsylben anzuhängen sind. Bei Cidaris ist das schon 
glücklich durchgeführt, wir haben einen Rhabdo-, Temno-, 
Poro-, Gonio-, Ortho-, Leio-Cidaris. Diplocidaris würde da- 
gegen mehr ein Diplotiaris sein. Der Salenia steht schon 
längst eine Acro- und Hyposalenia zur Seite. Allein Peltastes 
und Goniophorus würden dazu nicht passen, der Träger des 
leichten Schildes müsste eine Peltosalenia, und der mit Winkel- 
gezierter Scheibe eine Gonosalenia werden. Man könnte auch 
den Katosalenien mit hinterm After, die Anosalenien mit vor- 
derm entgegensetzen, und jeder Eingeweihtere wüsste gleich, 
um was es sich handelte. Man verletzt freilich damit das Prio- 
ritätsprincip, allein unsere Weisheit besteht nicht darin, das 
älteste, sondern das beste Wort zu finden, was Anschauung 
und Gedächtniss zur Sache führt. 

Cidaridae sind die Aeltesten der Echinidae, sie reichen in 
typischen Formen bis unter das Kohlengebirge, haben im Jura 
noch die Herrschaft vor den andern ihres Gleichen, müssen 
aber schon in der Kreide den Irregularen mehr Platz ge- 
währen. 

a) Cidaris. 

Obwohl Plinius pag. 17 unter Echinometra auch unsern 
ächten Cidaris begriff, und der erste Systematiker Breynius, 
Rumph und andern alten Meistern folgend, den Mittelmeeri- 
schen C.histrix als dieächte ‚„‚Igelmutter‘‘ an die Spitze seiner 
Abbildungen stellte, so schlug doch der kürzere und bezeich- 
nendere Name Cidaris Turban oder Türkenbund von Klein 
pag. 13 durch. Derselbe hatte nun freilich darunter in erster 
Linie den Echinus esculentus, sodann die vielporige Echino- 
metra mammillata pag. 34 im Sinn, nur ganz nebenbei lief 
ein ächter Cidaris mitunter, aber in solchen Fällen darf man 
es mit der Priorität nicht zu genau nehmen, der Name gefiel, 
und die Sache wurde erst später, freilich stets in anderer und 


A. Echinidae regulares: a) Cidaris. 37 


anderer Weise, demselben angepasst. Jetzt verstehen wir 
darunter die J 

Körper mit engen, meist wellig gebogenen und vertieften 
Fühlergängen, zwischen welchen die areae minores pag. 19 
voll kleiner Warzen nur eine sehr geringe Breite erlangen. 
Desto breiter sind die areae majores (Interambulacra), und 
dennoch haben sie nur je zwei Reihen grösster Warzen mit 
niedriger Brust und grössten Stacheln, theils gestrahlt und 
durchbohrt, theils nicht. Der Afterkreis ist gross, und ent- 
hält nur selten noch die vierseitigen durchbohrten Eiertafeln, 
welche schon Luidius Lythoph. Brit. Nro. 928 als Echinitae 
scutulum terebratum richtig erkannte; noch seltener sind da- 
zwischen die dreieckigen Augentafeln tab. 62 fig. 115; am 
seltensten die kleinen Afterplatten, welche unmittelbar das 
Afterloch umgeben tab. 62 fig. 32. Die Mundhaut ist mit 
schuppenförmigen bestachelten Kalkplatten bedeckt. Spuren 
davon bemerkt man auch bei fossilen öfter, schon Wright 
(Monogr. Brit. foss. Echin. 1864 I pag. 50 tab. 5 fig. 4) bil- 
dete sie von Cidaris clavigera aus der weissen Kreide ab, aber 
in solcher Ordnung, wie bei unserer tab. 62 fig. 100, sind sie 
noch nicht bekannt geworden. Man sieht hier noch deutlich, 
dass die Fühlerporen über den Schalenrand hinaus bis zum 
Munde strahlen, wodurch nach J. Müller (Abh. Berl. Akad. 
1853 pag. 145 tab. 2 fig. 7) sich Cidaris von Echinus wesent- 
lich unterscheidet. Daher fehlen dann auch am Mundkreise 
der Krone die Ausschnitte für die Hautkiemen gänzlich. Der 
Mangel solcher merkwürdigen, dick und weit herausragenden 
Organe musste gewiss wesentlich in den innern Bau eingreifen. 
Das trennt Cidaris, dem fast allein unter den Regularen die 
Ausschnitte fehlen, wesentlich von allen übrigen. 

Die Pyramiden der kräftigen Laterne haben oben an 
der Aussenseite einen verhältnissmässig schwachen Ausschnitt 


tab. 62 fig. 92, desto höher ist aber das Ergänzungsstück 


38 A. Echinidae regulares: a) Cidaris. 


tab. 62 fig. 96. DieSchmelzzähne fig. 80 scheinen nur eine flache 
Mulde zu bilden. Hier sind für die Erkenntniss der fossilen 
noch grosse Lücken zu ergänzen. Die Ohren stehen auf dem 
Innenrande der Interambulaeren, und schliessen sich oben 
nicht. Auch die 

Stachein kann man nur in wenigen Fällen mit Sicherheit 
auf die zugehörigen Kronen zurückführen, und doch sind sie 
es gerade, welche am meisten und ersten als Judaici lapides 
pag. 7 die Aufmerksamkeit der ältesten Schriftsteller fesselten. 
Mochien es Eichel- oder G urkenförmige, Oliven- oder Dattel- 
steine, Sägen oder Spateln, St. Paulsstäbe oder Zaunstöcke 
sein, alle gehörten dem Cidaris, nur zu den dicken glatten 
Pallisaden (Fortalitia) zählten hauptsächlich die rothbraunen 
dreiseitigen Stacheln des Echinus mammillatus (Acrocladia 
pag. 34). Auch die Form der kleinen Zwischenstacheln, ob 
sie keilförmig (tab. 62 fig. 121), rund ete. sind, ist von Wichtig- 
keit. Namentlich muss die Stellung und Grösse der kleinen 
Tuberkeln aufden schmalen Feldern in’s Auge gefasst werden, 
leider ist deren richtige Darstellung äusserst schwierig, und 
doch hängt davon die gute Bestimmung der Species ab. Auch 
die beiden Löcher eines Porenpaares sind gewöhnlich durch 
ein kaum sichtbares Wärzchen getrennt, welches für die 
Stützung der häutigen Schläuche eine wichtige Bedeutung 
haben muss. Dieses Schlauchwärzchen erscheint so, als wenn 
man mit einem schiefen Stich die Haut etwas hebt. Wahr- 
scheinlich diente es der Scheidewand des Schlauches zum noth- 
wendigen Anhaltspunkte. 

Es ist bemerkenswerth, wie selbst die ältern Formen im 
Muschelkalke und Kohlengebirge in ihren wesentlichen Kenn- 
zeichen, wozu vor allem das Gebiss gehört, noch so trefllich 
mit den besten Typen stimmen. Bei der Unvollkommenheit 
der Reste hält es freilich oft schwer, die genaue Stellung zu 
den Nachbarformen, wie Salenia und Tiaris pag. 35, auszu- 


A. Echinidae regulares: a) Cidaris. 39 


mitteln. In Zweifelsfällen bleibe ich dann nach altem Brauch 
bei der Hauptform Cidaris stehen. Ohnehin kommt es dem 
Petrefactologen immer mehr auf die Feststellung der Sache 
an, wornach er seine Formation bestimmen kann; die Zoolo- 
gischen Düfteleien, ob man das Dings hier oder dorthin 
systematisch stellen soll, beunruhigen uns weniger. Auch 
werde ich bei der Beschreibung, wo es die Localität erfordert, 
nicht zu ängstlich bei einem Stamme bleiben, sondern diese 
und jene nahe liegende Form herbeiziehen. Denn meine Auf- 
gabe ist nicht zu registriren, sondern zu lehren. 

Da die Cidariten durch Menge und Mannigfaltigkeit im 
Jura eulminiren, so beginne ich mit den Jurassischen Species, 
steige dann durch braunen Jura zum Lias, Muschelkaik und 
Kohlengebirge hinab, und reihe erst zuletzt das Jüngere der 
Kreide und des Tertiärgebirges in flüchtiger Uebersicht an. 
Die älteren Werke sind dabei mit äusserster Vorsicht zu be- 
nutzen, so oft sie aber sichere Fundorte angeben, oder man 
den Fundort aus der Darstellung erschliessen kann, können sie 
doch noch sehr nützlich sein. So bleibt z. B. der vortreffiiche 
C. coronatus y (Leske tab. 46 fig. 4) aus der Ammann’schen 
Sammlung zu Schaffhausen, da er vom Randen stammt, in 
alle Zeiten wegen seiner ansitzenden Stacheln ein vortrefflicher 
Beweis für die richtige Bestimmung der Kronen und Stacheln. 
Dagegen ist Parkinson’s (Organ. Rem. IHItab. 1 fig. 9) „a glo- 
bose mammillated echinite from Oxfordshire‘““ schon un- 
sicherer. Goldfuss stellteihn zu den Schaffhausern, aber Wright 
zum florigemma aus dem Coralline Oolite. Da Frankreich 
sehr reich ist an hierher gehörigen Formen, so erhält die Stelle 
beim Plinius über obengenannte Ova anguina pag. 7 besonde- 
ren Werth: ‚„ovorum genus in magna Galliarum fama , omis- 
sum Graecis“, eine Eierart, von der die Griechen nichts er- 
wähnen, steht bei den Galliern in grossem Rufe. Vidi equidem 
id ovum mali orbiculati modici magnitudine, cerusta cartilagi- 


40 A. Echinidae regulares: a) Cidaris. 1. C. elegans. 


nis, velut acetabulis brachiorum polypi crebris, insigne Drui- 
dis, ich selbst sahe ein solches von der Grösse eines mittlern 
runden Apfels, mit knorpelichter Rinde, und reichlich wie mit 
Saugnäpfen von Polypenarmen bedeckt, das Merkmal für die 
Druiden. Man meint allerdings, der Laie beschreibe hier 
einen fossilen Türkenbund. Daher sagte dann auch Walch, 
ova anguina sind Echiniten, und wir könnten heute die Ver- 
muthung hinzusetzen, ächte Cidaris. 


1. Cidarites elegans 
tab. 62 fig. 1—18. 


Graf zu Münster fand im Bayreuther Jurakalke äusserst 
zierliche Stacheln mit einer Art Krone auf dem Gipfel, ver- 
band aber damit unzugehörige Körper. Denn das Peri- 
som bei Goldfuss (Petref. Germaniae tab. 39 fig. 5. a.b) ge- 
hört ohne Zweifel zum laeviusculus. Da die Stacheln sehr 
leicht erkennbar und allgemein im Weissen Jura © verbreitet 
sind, so habe ich (Handbuch Petref. 1852 tab. 49 fig. 13) den 
Namen auf die Stacheln beschränkt. Herr Desor (Synopsis 
des Echinides fossiles 1858 tab. 3 fig. 24) that das Gleiche. 
Im Jura tab. 88 fig. 77 gab ich die zugehörigen Körper, 
welche Hr. Ad. Achenbach (Geogn. Beschr. Hohenzeller'schen 
Lande, Zeitschrift deutsch-geol. Gesellsch. 1856 pag. 83) am 
Nollhaus bei Sigmaringen in grosser Zahl gefunden hatte, und 
zwar verkieselt, wie bei Nattheim und Sirchingen (Urach), denn 
die verkalkten aus älteren Schichten, Weissen Jura «—d, sind 
immerhin selten. Mit einem solch reichen Material beginne ich, 
damit die Sache in ihrer natürlichen Entwickelung vor Augen 
trete, und endlich der Wahn zerstört werde, als liessen sich 
die Dinge gleich einer todten Waare aufstellen, buchen und 
zählen. Wie alle gute Species, so bilden auch die Eleganten 
eine grosse Gruppe, die nicht blos durch den ganzen Weissen 


A. Echinidae regulares: 1. Eidaris elegans. 41 


Jura in zahllosen Abänderungen durchgeht, sondern sogar 
schon in der Sowerbybank tab. 66 fig. 86 ihre sicheren Vor- 
läufer zu haben scheint. 

Fig. 1 Mittelgrosse: 4 grosse Asseln in den breiten Fel- 
dern mit kugeligen runden angebohrten Gelenkköpfen; blinde 
Assel eine fünfte. Die kleinern Gelenkköpfe zeigen oftmals 
keine Spur von Anbohrung , oder doch nur einen ganz feinen 
Punkt. Gelenkhals zwar fein, aber doch deutlich gestrahlt. 
Das runde Höfchen (Scrobiculus) der grössten Asseln von 
etwa 12 markirten Knöpfchen umstellt, wodurch zierliche ge- 
schlossene Perlkreise entstehen. Die Perlkreise der kleinern 
Asseln nach der Mundseite hin fliessen dagegen oben und 
unten ineinander. Nur der Mittelraum fig. 1.c der breiten 
Felder wird von zwei Reihen zarter Wärzchen durchzogen, 
die den Asselnähten folgen; aber auch diese können blos in 
- der Mitte des Feldes Platz finden, an den Enden nicht mehr. 
Zwei Knotenreihen fig. 2. x in den schmalen Feldern, neben 
welchen die Fühlergänge sich etwas gebogen hinabziehen. 
Etwa 36 solcher Knötchen in einer Reihe, die genau mit den 
Porenpaaren abwechseln. Auch hier folgen in der Nahtlinie 
ganz kleine Pünktchen, wie Trabanten, den grössern Knoten, 
reichen aber auch nicht bis zu den Enden. Die innern Ohren 
fig. 1. d zur Befestigung der Laterne haben einen hyperboh- 
schen Ausschnitt. Die grossen Asseln, zwischen welchen die 
Fühlerporen einförmig dahin laufen, sind innen fig. 1. x (ver- 
grössert) ansehnlich verdickt. Diese Verdickung bringt es 
mit sich, dass die Nähte der Asseln fester als gewöhnlich zu- 
sammen halten, denn man findet im Jura keinen Cidariten, 
der so zahlreich ganz vorkäme, als dieser. 

Linke und Rechte Körper. Legt man die Körper auf 
die Mundseite, so liegt die blinde Assel seltener rechts fig. 1, 
meistens kommt sie links fig. 2 von der ersten vollständigen 
Assel vor, wie eine Vergleichung der beiden Figuren sofort 


42 A. Echinidae regulares: 1. Cidaris elegans. 


klar macht. Man dürfte daher nicht unterlassen, sie durch 
den Spiegel zu zeichnen. Doch habe ich das, weil die ohne- 
hin schwierigen Dinge noch schwieriger auf Papier zu bringen 
wären, unterlassen. Bei den seltenern rechten finde ich zwar 
öfter den Afterkreis etwas in die Länge gezogen, allein es ist 
nur Folge von Verdrückung. Fig. 2. x gebe ich eine kranke 
Stelle der Fühlerporen vergrössert: wo die Knötchen fehlen, 
treten zwei Paar Fühlerporen zusammen, und trennen den 
Gang. 

Mund- und Afterkreis sind gleich gross. Eiertafeln fig. 3 
sieht man zuweilen sehr deutlich, wie ich schon im Jura tab. 
88 fig. 77 zeigte. Das untere dieser fünf Plättchen wird ent- 
schieden grösser als die vier übrigen, es entspricht daher 
wahrscheinlich der Madreporenplatte, obgleich man daran von 
porösem Bau durchaus nichts wahrnimmt. Das kleine Exem- 
plar fig. 4 von Niederstotzingen bei Ulm zeigt noch die drei- 
eckigen Augentafeln über den Porengängen, die Durchboh- 
rung findet hart am Unterrande statt fig. 4. x (vergrössert), 
man kann sich daher von dem Loche nur schwer überzeugen. 
Hier sind auch noch die Täfelchen (Aftertäfelchen) innerhalb 
der Eierplatten , wie es schon ideal im Handbuche der Petre- 
factenkunde 1367 tab. 64 fig. 1 gegeben wurde. In den Ecken 
werden wahrscheinlich fünf viereckige Stücke gestanden sein, 
so dass wir dann drei alternirende Plattenkreise hätten: 
Augen-, Eier-, Afterplatten. Doch scheinen die innern sich 
gesetzlos zu mehreren kleinen Stücken stellenweis zerschlagen 
zu haben. Theile von der Laterne kommen zwar oft vor, 
allein unvollständig bieten sie nichts Bemerkenswerthes. 

Stacheln fig. 5—11 geben ein wesentliches Kennzeichen 
ab. Ausser der zierlichen Krone am Gipfel, welche durch 
eine plötzliche Verengung entsteht, und selbst den kleinsten 
fig. 9 nicht fehlt, sind sie durch einen hervorspringenden Bauch. 
symmetrisch gestaltet, was durch die dreierlei Ansichten fig.5. 


A. Echinidae regulares: 1. Cidaris elegans. 43 


a—c klar wird. Der Rücken b ist am feinsten, der Bauch a 
am gröbsten gestreift. Ein gestreifter Hals (vergrössert fig. 
6.x) über dem Halsringe des Gelenkkopfes ist kaum wahrzu- 
nehmen, doch wird er durch eine zarte Linie am Oberende 
des dunkeln Ringes angedeutet. Die Gelenkgrube ist ent- 
sprechend den hohen Warzen tief und breit, und zeigt im 
Grunde noch eine besondere Vertiefung, worin beim Reinigen 
die Gebirgsmasse zurück bleibt. Das setzt ein starkes inneres 
Stachelligament voraus. Einzelne Individuen fig. 8 haben 
keine Spur eines Halsringes, und ich meine, die haben auf 
den blinden Asseln gesessen. Selbst die kleinsten fig. 9. 10 
verrathen sich noch durch Bauch und Krone. Dagegen fehlt 
der fig. 11 die Krone, aber sie bleibt einseitig bauchig. Viel- 
leicht dass die ungewöhnliche Dicke nur eine Missbildung ist. 
Da er sich mit den andern zusammen am Nollhaus fand, so 
zweifle ich kaum an der richtigen Deutung. Er erinnert zwar 
lebhaft an propinquus Goldf. Petr. Germ. tab. 40 fig. 1, 
allein derselbe soll von Streitberg stammen, mithin dem colo- 
nisirten Weissen Jura « angehören. 

Jede gute Species pflegt eine Menge Modificationen zu 
erzeugen, so auch hier: tab. 63 fig. 41—43 habeich aus dem 
Weissen Jura e von Nattheim drei Varietäten abgebildet. Bei 
elegans nodus fig. 41 sind die Knoten ungewöhnlich dick ; 
elegans punctus fig. 42 hat dagegen feine aber markirte 
in geraden Reihen übereinandergestellte Warzen (x vergrös- 
sert); elegans turba fig. 43 noch feinere und etwas wirr 
gelagerte (x vergrössert), der bauchige Vorsprung noch sehr 
bezeichnend. Alle drei verrathen sich durch Andeutung einer 
Kronenspitze, es wäre ein Subgenus Coronocidaris. 

Grösser als fig. 12 vom Nollhaus kommen die Körper 
nicht vor. Aber diese bleiben noch in jeder Beziehung normal, 
nur dass sie fünf vollständige Asseln in einer Reihe haben. 
Doch bildet die blinde Assel dabei nie eine sechste. Was dar- 


44 A. Echinidae regulares: 1. Cidaris elegans. 


über hinausgeht, streift an coronatus, der aber kleinere Ge- 
lenkköpfe hat. Von den 

Kleinen ist tab. 62 fig. 13. 14 vom Nollhaus sicher, der ganze 
Wuchs, die Grösse der Gelenkköpfe und das Lager mit den 
andern weist darauf hin. Wenn aber das Maass darunter 
geht, so tritt Unsicherheit ein: fig. 15 aus Weissem Jura & 
von Steinweiler zwischen Nattheim und Neresheim mit 4 As- 
seln und mittelmässigen Gelenkköpfen könnte man eben so 
gut für einen jungen coronatus halten. 

Varietäten sind bei der Häufigkeit der Form endlos, und 
wenn die Stacheln fehlen , so ist es nicht möglich, sich sicher 
durchzufinden. Wenn man z. B. auf die blinden Asseln blickt, 
so ist schon fig. 1 von fig. 3 gänzlich verschieden, denn bei 
dem grössern Stücke fig. 3 sind sie kleiner, während man das 
Gegentheil erwarten sollte. Auffallend ungleich sind die blin- 
den Asseln an fig. 16 aus dem „Coralrag‘‘ von Bayreuth, wie 
eine alte Etikette besagt. Die Gelenkköpfe sind zwar etwas 
kleiner, als bei den schwäbischen, aber wir haben nirgends, 
selbst mit der blinden, über 4 Asseln in einer Reihe. Er ge- 
hört daher zu der Sorte, welche die wenigsten Ässeln zählen. 
Fig. 17 verkieselt, wie unsere Nattheimer, stammt von Ober- 
fellendorf bei Streitberg in Franken. Seine Gelenkköpfe sind 
etwas kleiner, als die vom Nollhaus, auch zählen wir 5 Asseln 
in einer Reihe. Das stimmt zwar mit propinquus Goldf. Petr. 
Germ. tab. 40 fig. 1, allein neben unsern liegen die ächten 
elegans-Stacheln, was bei Goldfuss nicht der Fall ist. Ganz 
die gleichen Perisomen mit 5 Asseln in einer Reihe liegen 
schon im ächten Weissen Jura y von Wiesensteig. In dem- 
selben Lager an der Heusteige bei Ehningen haben sie sogar 
schon 4 Asseln, wie die spätern, aber kleinere Gelenkköpfe. 
Dass nur zu unsern Körpern die zierlichen Stacheln passen, 
beweist das Zusammenvorkommen fig. 18 im Oerlinger Thale 
bei Ulm. Es sind hier die Köpfe zwar etwas kleiner, und in 


A. Echinidae regulares: 1. Cidaris elegans. 45 


einer Reihe stehen 5 ausgebildete Asseln, so dass die unvoll- 
kommene Blindassel eine sechste wird, allein die Stacheln s!nd 
am vorzüglichsten, namentlich was die Kronenbildung anbe- 
trifft, die von oben gesehen drei zierliche Kreise zählt, wovon 
der unterste grösste im Kreise gewöhnlich 12 Warzen hat. 
Die dickere Stachel rechts ist etwas missgebildet. Ginge man 
freilich auf die letzten Zeichnungsunterschiede ein, so sind 
diese mannigfaltig genug, um wohl ein Dutzend sogenannte 
Species zu vertreten. 

Ganz besonders rein und etwas durch seinen Habitus ver- 
schieden ist fig. 19 ebenfalls aus dem Oerlinger Thal, aber aus 
einem andern Lager. Er hat etwas durch Druck gelitten, und 
hat nur 4 Asseln in einer Reihe, blos die kleine blinde links 
bildet eine fünfte. Die Gelenkköpfe sind stark durchbohrt 
und etwas deutlicher am Halse gestreift, als bei den vorigen. 
Die Perlenreihen der Fühlergänge x laufen am Afterrande 
ungewöhnlich dicht nebeneinander, was ihnen einen etwas 
eigenthümlichen Habitus gibt. Das Innere ist mit den Resten 
der Mund- und Afterscheibe erfüllt: in dem Afterkreise @ ge- 
wahrt man Reste von durchbohrten Eiertafeln und kleinen 
viereckigen Plättchen des innersten Kreises; in der Mund- 
öffnung b fallen über den Kieferresten warzige Kalktafeln 
auf mit Löchern, die an Fühlerporen erinnern, und daher der 
Fortsetzung der Fühlerporen auf der Mundscheibe entsprechen 
mussten, fig. 19. c stellt die Reste dieses Peristoma vergrössert 
dar, so gut man es eben wahrnehmen konnte. 

„Nousn’avons pu comprendre surquoise baseM.Quenstedt, 
lorsqu’il avance (Jura pag. 728) que Goldfuss a figure le test du 
Cid.elegansaveclesradiolesdu Cid. propinqua et vice versa. Ta 
seule erreur que Goldfuss ait commise est d’avoirfigur€ parmiles 
vrais radioles du Cid. elegans un radiole du Uid. propinqua (pl. 
39, fig.5.f); toutes les autres figures qu’ildonne de ces deux espe- 
ces sont parfaitement exactes et strietement conformes ä ses de- 


46 A. Echinidae regulares: 1. Cidaris elegans, propinquus. 


scriptions; elles ne peuvent donner lieu & aucune confusion‘ 
(Desor et Loriol Echinologie Helvetique 1868 pag. 23). Zu- 
nächst möchte ich nicht behaupten, dass der dicke Stachel bei 
Goldf. tab. 39 fig. 5. f nicht zu den übrigen Stacheln des ele- 
gans gehöre, seine einseitig bauchige Form spricht schon da- 
für, wie bei unserm dicken Stachel fig. 11 der Fall ist, der 
vereinzelt unter den andern lag. Der Fehler liegt nur darin, 
dass diese Stacheln mit grosser Gelenkgrube zu einem Perisoma 
gestellt werden, welches die kleinsten Gelenkköpfe hat, die 
wir überhaupt bei ähnlichen Cidariten kennen. Solche Ge- 
lenkköpfe konnten nur kleingrubige schlanke Stacheln tragen. 
Die Herren Desor und Loriol dürften mit ihrer Figur l. ce. 
tab. 7 fig. 7—9 wieder in denselben Irrthum fallen: hier wer- 
den die Gelenkköpfe noch kleiner als bei Goldfuss gezeichnet, 
und dabei der Hals stark gestreift, während man Mühe hat, 
am Gelenkrande der Stacheln auch nur die Spuren feinster 
Kerbungen wahrzunehmen. Da nun Gelenkkerben und Hals- 
streifen einander entsprechen müssen, so wird in dieser Be- 
ziehung und in Beziehung auf Grösse das Unmögliche ver- 
einigt; abgesehen von den Hunderten von Exemplaren am 
Nollhaus, die dem widersprechen. Ja im Stuttgarter Natura- 
lienkabinette befindet sich ein Stück von dort, wo die zuge- 
hörigen Stacheln noch an ihren Gelenkköpfen sitzen. 
Cidarites propinguus tab. 62 fig. 20—24 nannte ich im 
Handbuche der Petrefactenkunde 1852 tab. 49 fig. 22 die kur- 
zen dicken eiförmigen Stacheln, welche sich ziemlich häufig 
in den colonisirten Schwammfelsen x vom Böllert und der 
Lochen bei Balingen finden. Da Goldfuss Petr. Germ. I pag. 
120 für die ähnlichen Stacheln die Gegend von Streitberg 
angibt, so stammen sie wohl ohne Zweifel aus dem gleichen 
Lager (unteres Argovien). Einzelne Stacheln fig. 24 sind wie 
von Mäusen angefressen, was schon ursprünglich im Meere 
geschah. Ein elegans-Stachel hat sich an den Stellen wohl 


#‘ 


A. Echinidae regulares: 1. Cidaris quadritesselatus. 47 


nur selten gefunden, obwohl ausnahmisweise einzelne schlanke 
fig. 20 vorkommen, die sich denselben nähern. Jedenfalls ge- 
hören sie dem gleichen Typus an, denn selbst die dicksten be- 
wahren etwas einseitig bauchiges, ihr gestreifter Hals ist zwar 
deutlicher durch Farbe abgesetzt, redueirt sich aber auch blos 
auf einen schmalen Ring, wie das Herr Desor (Echin. Helvet. 
tab. 3 fig. 5. a) schon gut zeichnen liess. Die Gelenkhöhle 
zeigt innen dieselbe mit Gebirgsmasse gefüllte Vertiefung 
(fig. 24. x), und am Unterrande nimmt man kaum eine Ker- 
bung wahr. Die Asseln des Perisoma mussten daher ebenfalls 
einen kaum gestreiften Gelenkhals haben. Nun liegen aller 
dings solche bei den Stacheln, wie fig. 25—27 beweisen: ihre 
Gelenkköpfe sind durchbohrt, nur theilweis findet sich be- 
sonders unter den kleinern ein nicht durchbohrter. Das runde 
Höfchen der Asseln ist ebenfalls mit Perlknoten umstellt, 
aber die Nähte in der Mitte der Interambulacra haben viel 
mehr Knötchen, als der spätere elegans, die Fühlergänge 
ebenfalls zwei Perlenreihen, nur in der Mitte, wo sie etwas 
weiter von einander treten, gesellen sich eine Zeit lang kleine 
Trabanten hinzu , die aber an den Enden gänzlich verschwin- 
den. Die Fränkischen stimmen ziemlich gut mit unsern Schwä- 
bischen, auch Desor (Echin. Helvet. tab. 3 fig. 4) scheint den 
richtigen zu haben, obwohl er den Fundort nicht beisetzt, und 
die Fühlerporen ]. c. 4. ce nicht genau gegeben sind, denn die 
Löcherpaare correspondiren nicht, sondern alterniren mit den 
zwischenliegenden Perlknoten. Es ist das ein allgemeines 
Gesetz: von den Perlen gelıt je ein Joch aus und zwischen 
den Jochen treten je zwei Fühlerlöcher hervor (fig. 2. x). 
Zweifelhaft ist tab. 62 fig. 28 quadritesselatus von 
Nattheim, wo er verkieselt ziemlich selten zwischen Stern- 
korallen lagert. Auch am Nollhaus fig. 29 kam er mal vor. 
Er hat gleichfalls 4 Asseln in einer Reihe, die blinde eine dte. 
Die Gelenkköpfe kleiner als bei elegans, aber die Strahlung 


48 A. Ech. regulares: 1. Cidaris quadritesselatus. 2. C. coronatus. 


des Halses noch nicht viel deutlicher. Der Perlenkranz um 
das Höfchen weniger markirt. In der Naht der breiten Felder 
nur wenige Zwischenwärzchen. Zwischen den Fühlergängen 
zweı Perlenreihen fig. 29. (x vergrössert), welche am After- 
kreise sich schnell verengen. Der Körper stark diademenartig 
niedergedrückt. Läge cucumifer Desor Echin. Helv. tab. 1. 
fig. 6 nicht im Braunen Jura, so würde ich versucht sein, ihn 
damit zu vergleichen. Denn ich vermuthe, dass auf solchen 
Gelenkköpfen dicke Stacheln sassen, wie der Name andeutet. 
Dem Lager nach würden sie mit den Körpern des elegans 
Gold. Petr. Germ. tab. 39 fig. 5. a stimmen, aber die Höfchen 
haben hier viel mehr Perlen, die gestrahlten Gelenkköpfe sind 
zu klein und frei, Kennzeichen, wie sie bei suevicus und 
laeviusculus bekannt sind. Der Name quadritesselatus, vier- 
asselig, lässt sich zwar auf eine ganze Abtheilung anwenden, 
allein es ist doch auch für diesen kleinen ein wesentliches Merk- 
mal. 


2. Cidarites coronatus 
tab. 62 fig. 30—63. 


Der versteinerte „Türkenbund“, welchen Walch (Knorr 
Samml. Merkw. tab. Efig. 2) mit Cidaris Mauri verglich, und 
Lang (Historia lapidum 1708 pag. 123) Echinites ovarius hiess, 
hat endlich den Namen coronatus Schlotheim Petref. 1820 pag. 
313 davon getragen, obwohl ihn Klein (Echinoderm. pag. 19) 
und Linn (Syst. nat. 3177) Echinus coronalis nannten, und 
alle möglichen fossilen darunter verstanden. Leske (Addita- 
ınenta pag. 71) stellte ihn zum C. papillata spinis clavieulatis 
und copirte dazu tab. 46 fig. 4 ein trefllich Exemplar mit 
Stacheln vom Randen. Unter den jurassischen istes bei weitem 
der gewöhnlichste, wenn man die Species auf die Formen des 
ganzen Weissen Jura ausdehnt, wie wir es bei allen frühern 
Schriftstellern finden. Bei Goldfuss hat man es mit drei hier- 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus. 49 


her gehörigen Species zu thun: C. coronatus Petref. Germ. 
39. 8 im engern Sinne, mit 3 bis 4 Asseln und vier Reihen 
Knötchen zwischen den Fühlergängen; C. marginatus 1. e. 39. 
7 und moniliferus 1. c. 39. 6, beide mit 4 bis 5 Asseln und 
sechs Reihen Knötchen zwischen den Fühlerporen. Dazu 
kamen später ©. cervicalis Agassiz (Desor, Echin. Helv. pag. 44) 
und andere. Sich durch alle diese richtig hindurchzufinden 
ist eine schwierige Aufgabe. Zum Glück kann sie theilweise 
sicher gelöst werden durch die 

Stacheln. Die bekanntesten hiessen Radioli eucumer ini 
tab. 62 fig. 33—49 bei den Alten, wegen der Gurkengestalt 
des längsgestreiften Obertheiles. So bildete Lang (Hist. la- 
pid. 1708 tab. 36 fig. 3 und 4) aschgraue (subeinerii) vom 
Lägern ab; Klein (Nat. disposit. Echinoderm. 1734 pag. 52 
tab. 35. A. B.) stellte unter seinen Olaviculae eucumerinae 
über ein Paar Dutzend verschiedener Grösse zusammen, die 
sich alle vortrefflich erkennen lassen. Darnach sollte man den 
zugehörigen Körper Cidaris cucumerinus nennen. Er heisst 
aber seit Goldfuss vorzugsweise coronatus, den ich schon im 
Flözgebirge zum Unterschiede von den spätern coronatus 
s als 

coronatus y fig. 30—32 bezeichne. Streitberg, Birmens- 
dorf, Böllert und Lochen zeigen ihn im colonisirten Weissen 
Jura «, er geht dann aber entschieden und zahlreich bis y hin- 
auf. Ja selbst im Epsilon bei Nattheim, am Nollhaus nächst 
Sigmaringen, Engelhardsberg, Ulm ete. kommen Körper vor, 
die ich nicht sicher zu trennen vermag; obgleich hier oben 
die ächten gurkenförmigen Stacheln zum mindesten selten 
sind. Schon im Handb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 17—19 und 
später im Jura tab. 79 fig. 30—39 gab ich eine Musterkarte 
von den kleinsten 

Stacheln bis zu den grössten, denen ich jetzt noch einige 


hinzufüge. Die Zugehörigkeit setzte schon Ammann pag. 39 
Quenstedt, Echinod. 4 


50 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus. 


ausser Zweifel. Halsstreifung nimmt die ganze Länge des 
Stieles ein, und setzt hart unter der gurkenförmigen An- 
schwellung mit erhabenem Ringe ab. Das unterscheidet sie 
auf der Stelle von den kurzhalsigen „Eleganten“. Die Längs- 
rippen der Keulen sind sehr zierlich mit Knoten besetzt, die 
sich nur selten in einander verwirren, nur nach oben werden 
sie eine kurze Strecke knotenlos. Zwischen den Rippen hin- 
durch ziehen sich zarte Streifen von zierlicher Rauhigkeit. 
Innen sind sie sehr deutlich späthig, doch erfüllt der Kalk- 
spath nicht immer die Masse gleichartig; fig. 33 zeigt im 
Querschnitt einen schlammartigen dunkeln Fleck im Centrum; 
der Querbruch fig. 34. a im frischesten Spath eigenthümliche 
kleine Hohlräume, welche mit Schlamm und Brauneisenocker 
erfüllt sind, obgleich man nicht recht begreift, wie das in den 
compacten Kalk hineingelangte. Ich will nicht alle die Ver- 
schiedenheiten weitläufig beschreiben, die Zeichnung mag ge- 
nügen: zwischen den dicken fig. 34 und den schlanken fig. 39 
Extremen liegen alle möglichen Zwischenformen. Bald ist 
der gestreifte Hals im Verhältniss zur Keule lang fig. 36, 47, 
93, bald kurz fig. 39, 42. Die lange schlanke gefällige Form 
fig. 35 ist aus Tausenden die einzige. Die kleinen fig. 50—56 
gehören theils jungen, theils den kleinern Gelenkköpfen an. 
Doch ist mir das Lebende zu wenig bekannt, als dass ich dar- 
über Sicherheit hätte. Die kleinen keilförmigen fig. 57, 58 
unten mit Gelenkkopf und Gelenkgrube standen auf den 
Perlknoten um das Höfchen (fig. 121). Sie scheinen 
eine ganze Abtheilung von Formen zu bezeichnen, die man 
„Uuneiferi“ (Keilträger) nennen könnte. Besonders hervor- 
zuheben sind die Gelenkgruben ohne Gelenkkopf, blos mit 
scharfem Gelenkrande fig. 44, 46, 52, 54; sie sassen vielleicht 
auf den blinden Asseln fig. 45. Entstellungen, wie fig. 40 
bis 43 sind entschieden durch Missbildung zu erklären, wie 
schon die schiefe Streifung auf fig. 43 erklärt; namentlich 


A. Echinidae regulares: 2.-Cidaris coronatus. 51 


zeigt sich das auf verschiedenen Seiten von fig. 41. Auch 
fig. 40 gehört zu solchen Missbildungen, denn a ist zu schlank 
und 5b unten zu stark angeschwollen. An fig. 35 weisst 
schon der einseitige Absatz auf Quetschung hin; in fig. 42 
sieht man sogar noch die Narbe, wodurch die Verletzung 
wieder heilte; ja Formen, wie fig. 44, zeigen auf den ersten 
Blick, dass die Entstellung äussere Ursachen haben musste. 
Auch die 

Asseln tab. 62 fig. 59 vom Böllert sind zuweilen durch 
Gewalt sackförmig eingedrückt, ohne dass sie zerbrachen, 
sondern sie heilten wieder. Der Druck ging hier hart am Ge- 
lenkkopf hinab. Einzelne Asseln fig. 60 am Böllert, wie bei 
Streitberg und Birmensdorf, erregen durch ihre Reinheit be- 
sonderes Interesse. Man sieht darauf mit der Loupe auf der 
Unterseite ein deutliches Maschengewebe, was sich auf die 
kleinen durchbohrten Asseln der Fühlergänge nicht fortsetzt. 
Auf der Oberseite im Höfchen um den Gelenkkopf ist es 
zwar auch vorhanden, aber viel feiner, und man kann es zwi- 
schen die Perlknoten verfolgen. Die Perlknotenreihe 
(fig. 60. y vergrössert) hat einen innern kleinern Trabanten. 
Ausserdem sieht man auf jeder durchbohrten Assel noch ein 
Wärzchen unten zwischen den Knoten, was mit den kleinsten 
Wärzchen auf den Interambulacral- Asseln übereinstimmt. 
Darauf hafteten wahrscheinlich Pedicellarien. Ueber die 
kleine Assel zieht sich vom Knoten aus ein mehr oder weniger 
deutliches Joch, und zwischen den beiden Poren entsteht ein 
undeutlicher Knoten (y vergrössert), der eine Art Meridian- 
linie längs des Fühlerporenfeldes erzeugt, welche selbst auf 
der Innenseite des Perisoma sich noch geltend zu machen 
sucht. Joche und Knoten dienten ohne Zweifel dem Rande 
der Fühlerschläuche zur Anheftung ; auf den Knoten stützte 
sich die Längsscheidewand pag. 38. Die inneren Porenlöcher 
sind grösser als die äussern. Der Gelenkhals deutlich ge- 


2 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus. 


[day 


strahlt. Dadurch unterscheidet sie sich von fig. 61, denn hier 
merkt man keine Spur von Strahlung, wie bei dem lebenden 
histrix, auch ist die Nahtregion der Interambulacren (Zone 
miliaire) breiter gewarzt, und statt der zwei Knotenreihen 
haben wir drei auf den Fühlerasseln (x vergrössert), ohne die 
zahlreichern Zwischenknötchen. DiePerlknotenreihe hat 
also statt einem zwei Trabanten. Aber trotz solcher schein- 
bar schlagenden Merkmale geräth man doch oft in die Gefahr 
der Verwechslung. Uebrigens will ich nicht verschweigen, 
dass die Unterschiede zwischen coronatus y fig. 63 und moni- 
liferus fig. 64 bis in’s Kleinste sich selbst auf den Asseln gegen 
den Mund hin verfolgen lassen, denn dort verschwindet all- 
mählig der Trabant, und es bleibt nur eine Perlenknotenreihe; 
hier dagegen bleiben zwei Perlenreihen, und der Hals ist deut- 
licher gestreift. Das Ohr « innen beweist, dass unten nichts 
fehlt. Fig. 65 ist ein missgebildetes halbes Ohrenstück 
vom Böllert. Nach Goldfuss würde das moniliferus sein. 
Dagegen hat fig. 62 keinen markirten Perlenkranz um das 
Höfchen, der Rand aber ist dick aufgeworfen, also schon 
ähnlich dem verkieselten marginatus von Nattheim im Weissen 
Jura ©. 

Genitalplatten (Eiertäfelchen) tab. 62 fig. 66— 72 vom Böl- 
lert, leicht an dem Loche zu erkennen, variiren ziemlich, ohne 
dass man den Muth hätte, Species daraus zumachen. Einzelne 
Platten darunter zeigen auf der Innenseite fig. 66. a eine 
schiefe Leiste, es sind die seltenern. Es muss das den glatten 
gegenüber irgend eine Bedeutung haben, und könnte uns an 
den Steinkanal der Madreporenplatte pag. 12 erinnern. Lei- 
der lässt uns die Porosität im Stich, mit Anschleifen würde 
man vielleicht auf dieSpur kommen. Von den kleinen fig. 67 
—69 ist jede wieder anders in Beziehung auf Umriss und 
Dicke der Granulation, sogar die kleine fig. 68 hat dickere 
Körner als die grösste fig. 71. Etwas eigenthümlich seitlich 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, Laterne. 53 


glatt ist fig. 70, sie mag daher schon einer andern Abänderung 
angehören. Um das Loch herum pflegen die Körnchen klei- 
ner zu sein, auch wohl eine bestimmtere Kreisstellung einzu- 
nehmen. Die Durchstossung des Loches hat öfter ihre Schwie- 
rigkeit. Die 

Augenplatten tab. 62 fig. 73 vom Böllert finden sich 
minder häufig, sie haben dieselbe Körnung, wie die Genital- 
platten, aber einen dreiseitigen Umriss, an der Basis mit einem 
Ausschnitt, worin ein deutliches Knötchen vorragt. Das Loch 
nimmt genau die Mitte ein, und zeichnet sich durch seine 
Deutlichkeit aus. Die grosse Krone fig. 32 aus dem Weissen 
Jura y von Hossingen bei Balingen zeigt ausser den Augen- 
und Eierplatten noch Aftertäfelchen in zwei Kreisen, deren 
sicherer Umriss nur schwer festgestellt werden kann, Hdb. 
Petref. 1852 tab. 48 fig. 16. Von der 

Laterna finden wir die einzelnen Stücke oftmals, die 
ebenfalls auf mehrere Species hinweisen. Von den symme- 
trischen sind die Balken (Schaltstücke) tab. 62 fig. 74—77 
am leichtesten erkenn- und deutbar. Zwei Species (wahr- 
scheinlich verschiedenen Geschlechtern angehörig) kann man 
bestimmt unterscheiden, ich will sie die prima und secunda 
nennen. Die secunda fig. 74. 75, mehr dem lebenden Eehinus 
gleichend, habe ich schon im Handb. Petref. 1852 tab. 48 
und Jura tab. 7Yfig. 43 abgebildet. Sie ist häufiger, die convexe 
Oberseite fig. 20. c glatt und kaum mit einem Längseindruck 
versehen, worin das Bügelstück (fig. 79 oben) der Länge nach 
ruht, die Gelenkknötchen mehr nach innen und die Gelenk- 
rinnen mehr nach Aussen gelegen treten kaum hervor. Die 
Aussenseite für die Gabel des Bügelstücks (fig. 78) ist weni- 
ger ausgeschweift und breiter, als die Innenseite für den Stiel 
des Bügelstücks (fig. 79 oben rechts) woran eine tiefe Grube 
d (y vergrössert) den Ansatz des Stielmuskels bezeichnet. 
Die markirtesten Eindrücke bietet die Unterseite «, worin 


54 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, Laterne. 


namentlich die Furche sich auszeichnet, welche auf der Ge- 
lenkleiste des Ergänzungsstückes ruht. Der schmale Gelenk- 
kopf darunter, welcher die Ecken des Aussenrands erzeugt, 
darf nicht übersehen werden. An dem Gelenkhöcker tritt 
nach innen die Fläche hervor, welche sich an den Höcker 
des Ergänzungsstückes legt. In der Mitte sehen wir nament- 
lich nach unten eine Gabelleiste, aussen begleitet von zwei 
andern Längslinien, die neben dem gleichschenklichen Dreiecke 
zwei Vertiefungen erzeugen. Grösser, als die Abbildung 
fig. 74, sind mir die Exemplare kaum bekannt. Ebensowenig 
viel kleiner als fig. 75 von der Unterseite. Wesentlich ver- 
schieden davon ist die prima fig. 76 dem lebenden Cidaris 
gleichend. Der Ansatz des Stielmuskels für das Bügelstück 
sitzt hier umgekehrt wie vorhin am breitlichen innern Ende 
d, in einer von oben her sichtbaren Grube (y vergrössert). 
Besonders charakteristisch sind die dunkelfarbigen glattcon- 
vexen Gelenkflächen von eiförmigem Umriss, welche in ähn- 
lich geformte Gruben des Ergänzungsstückes hineinpassen. Man 
erkennt daran sofort jedes Stückchen. Die Gelenkfläche ent- 
spricht dem schmalen Gelenkkopfe der secunda Species seitlich 
aussen, und macht durch ihre Breite die Gelenkfurche fast un- 
sichtbar. Der Gelenkhöcker auf der Seite nach Innen ist concav, 
entsprechend dem Höcker auf dem Ergänzungsstück. Dahin- 
ter folgt dann nochmals eine grosse flache Gelenkgrube, die 
fast bis zur Mitte der Unterseite reicht. Die Unterseite (x ver- 
grössert) hat daher in der Mitte weniger markirte Linien, als 
vorhin. Grösser als fig. 76 kamen sie mir nicht vor. Vonden 
halbzirkelförmigen Knochen (Bügelstücken) fand ich nur ein 
einziges Mal das äussere Stück tab. 62 fig. 78, welches ich schon 
im Jura tab. 79 fig. 41 abbildete. Es gabelt sich nach aussen 
in zwei kurze Zinken, woran die Muskeln sitzen, welche die 
Laterne an die Ohren auf der Innenseite der Interambulacra 
befestigen. Das innere Stück bildet blos noch eine kurze 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, Laterne, 55 


Spitze, wie fig. 79 vom lebenden Echinus eseulentus zeigt, wo 
die Bügelstücke über dem Balken der Länge nach so gelagert 
sind, dass die drei Stücke zusammen Aehnlichkeit mit einem 
Bügeleisen bekommen. Isolirte Zähne tab. 62 fig. 80. 31 fand 
ich ebenfalls nur in wenigen Bruchstücken. Bei lebenden sind 
sie glänzend schmelzfarbig, und im Ansehen wesentlich ver- 
schieden von der mattern Kiefermasse. Bei fossilen nehmen 
wir den Unterschied kaum noch wahr. Cidaris bildet eine 
einfache nach unten zugespitzte Rinne, wie das Bruchstück 
fig. 80 aus dem weissen Jura e von Ulm zeigt. Am Böllert 
zeigt das unten zerbrochene Bruchstück fig. 81 im coloni- 
‚sirten Alpha dagegen auf dem Rücken eine ansehnliche Ver- 
diekung mit tiefer Medianfurche, als wollten die Zähne in 
zwei Theile zerfallen. Auch die Rinne innen wölbt sich ein 
wenig auf der Mitte heraus, die Ränder biegen sich etwas 
muldenförmig um. Auf dem Querbruch (x vergrössert) deutet 
eine dunkele Stelle einen Kanal an. Der Rücken erinnert 
schon etwas an die Zähne von Echinus fig. 82 aus dem Mit- 
telmeer, nur dass hier noch eine mächtige Medianleiste in der 
Zahnrinne sich erhebt. Von den unsymmetrischen Stücken 
sind die fünf Kinnladen (Pyramiden) tab. 62 fig. 83—91 
unter allen am häufigsten. Die gewöhnlichsten und grössern 
zur secunda gehörig habe ich fig. 83 aus dem mittleren Weis- 
sen Jura der Gosbacher Steige (Oberamt Geisslingen) schon 
im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 21 von innen, Jura tab. 79 
fig. 40 von Aussen leidlich abbilden lassen. Jetzt gebe ich 
die dritte Ansicht von der gestreiften Harmoniefläche, um 
darüber die Lage des Ergänzungsstücks mit Gelenkleiste 
und Gelenkknoten vor Augen zu legen. Am Böllert im colo- 
nisirten weissen Jura «x habe ich dieses kieferförmige Stück 
fig. 84 nur ein einziges Mal isolirt gefunden. Da es unsym- 
metrisch ist, so muss die Innenseite 5 mit steiler wohl von 
der äussern « mit schiefer Gelenkleiste, worauf die Gelenk- 


56 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, Laterne. 


rinne des Balkens ruht, unterschieden werden. Auch die 
Gelenkhöckerchen richten sich mehr nach dieser Aussen- 
seite. Am langen horizontalen Aste bemerken wir in der Ecke 
auf der Unterseite eine Rauhigkeit, welche mit der Basallinie 
des Kiefers fig. 85 harmonirt. Diese Kiefer-Basallinie ist ge- 
rade, darüber erhebt sich hinten ein dreieckiger Fortsatz, an 
dessen Ursprung ein grosser Kanal mündet, so charakteristisch, 
dass man daran die kleinsten Bruchstücke sogleich erkennt, 
wie der Querschnitt fig. 86 und die untere Kieferspitze mit 
Zahn fig. 57 von innen zeigt. Charakteristisch ist auch innen 
der Kanal neben der Mediannaht fig. 88 von einer Leiste be- 
gleitet, die plötzlich nach oben gegen eine Vertiefung absetzt. 
Es erinnert das lebhaft an den Bau von Echinus esculentus, 
auch von hinten gesehen fig. 89 der tiefe Ausschnitt, worin der 
Zahn sichtbar wird. Allein die aufsteigenden Aeste der Er- 
gänzungsstücke schliessen nach oben den Ausschnitt nicht, 
auch fehlt den Zähnen die innere Leiste, obwohl auf dem 
Rücken eine Verdickung vorkommt. Selbst die kleinsten 
Stücke wie fig. 90, woran die Zahnspitze vortrefllich erhalten 
ist, und fig. 91, welche ganz unverletzt blieb, lassen sich mit 
Sicherheit erkennen. Ganz wesentlich verschieden davon ist 
die Kinnlade der Species prima tab. 62 fig. 92—97,, die alle 
Kennzeichen eines ächten Cidaris bewahrt. Der Ausschnitt 
der Hinterseite fig. 92 ist viel flacher und stumpfwinklicher, 
und die Fortsätze oben sind weniger spitz. Noch an den klein- 
sten Resten fig. 93 lässt sich das bestimmen. Innen sind die 
Kinnladenhälften fig. 95 ohne deutliche Rinne mit einer finger- 
artig nach oben gerichteten Erhöhung, die Basis der Pyramide 
oben fig. 95. a bildet eine krumme Linie, und die Harmonie- 
fläche längs des Fortsatzes darüber tritt sehr deutlich hervor, 
während der Kanal darunter oft kaum bemerkt wird. Auch 
hier habe ich nur ein emziges Mal das Ergänzungsstück 
fig. 96 am Böllert isolirt gefunden, was mit dem gleichnamigen 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, moniliferus. 57 


fig. 84 verglichen sich sofort durch seine Breite als Cidariten- 
artig zu erkennen gibt. Die Innenseite wird durch die steile 
dicke Leiste verrathen, welche sich auf die Harmoniefläche 
des obern Kinnladenfortsatzes lagert; die Aussenseite a zeigt 
hinten die breite flache Gelenkgrube, worin die dunkelfar- 
bige Gelenkfläche des Balkens ruht, zwei Gelenkhöcker ent- 
sprechen den Gelenkgruben desselben. In fig. 97 habe ich eine 
Kinnladenhälfte (links oben) mit Ergänzungsstück (mitten) 
und Balken (rechts) in der obern Ansicht zusammengestellt, 
wodurch man sich von der Zusammengehörigkeit im Generel- 
len bestimmt überzeugen kann. Wollte ich auf specifische Un- 
terschiede eingehen, so würde fig. 98 vom Rücken eine prima 
altera bilden, denn nach ihrem flachen Ausschnitt oben und 
der Dürftigkeit der Kanäle gehört sie zur prima, allein abge- 
sehen vom ganzen Habitus und der innern grössern (Geschlos- 
senheit der Harmonieflächen ist aussen die Schwellung breiter 
und unbestimmter als in fig. 92. Bei hinreichendem Material 
würden sich vielleicht noch eine ganze Reihe von Unterschie- 
den rechtfertigen. Jedenfalls haben wir zwei grosse leicht un- 
terscheidbare Typen, wovon secunda zwischen Echinus und 
Cidaris steht. Um das einzusehen, gebe ich eine Kinnlade 
des grossen Echinus esculentus fig. 99 vom Rücken, den 
Schluss der Bogen zu zeigen, welchen die Ergänzungsstücke 
über dem tiefen Ausschnitte machen. Die schwierigste Partie 
bildet das 

Peristoma die Mundhaut tab. 62 fig. 100. Dieses Getäfel, 
welches den Mund umgibt, habe ich nur ein. einziges Mal 
unter die Hand bekommen. Es verrieth sich durch eine Masse 
zarter kaum dem blossen Auge wahrnehmbarer Stacheln, 
wozwischen kleine Wärzchen hervortauchten. Durch müh- 
same Arbeit mit Preisgeben der Stacheln gelang es, wenig- 
stens einen Theil der Plättchen blos zu legen. Das Zahlen- 
gesetz ändert sich plötzlich: statt der zwei Reihen Interam- 


58 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, moniliferus, 


bulacralasseln setzt sich eine Reihe von fünf Tafeln in der 
Richtung der Interambulacralnaht fort, die vierte und fünfte 
sind sehr klein, fast dreieckig, und kehren ihre Spitze von 
der Mundöffnung weg. Die Fühlerporen vermehren sich da- 
gegen, jeder einfachen Reihe des Perisoma entspricht eine 
Doppelreihe, und da nun jedes Porenpaar eine besondere 
Tafel hat, so haben wir auch die doppelte Tafelreihe. Diese 
Fühlerporenasseln sind im Allgemeinen rhombenförmig, und 
greifen untereinander und mit der Asselreihe ziekzackförmig 
in einander. Naheum den Mundrand und innerhalb der drei- 
eckigen Asseln verwirrt sich die Sache, und alle Asseln sind 
durchbohrt, was daher nochmals eine Vermehrung der Poren 
zur Folge haben muss. Vollständige Klarheit über den End- 
lauf ist natürlich nicht zu erlangen, man muss schon zufrieden 
sein, den Porenverlauf überhaupt bis zum Mundrande nach- 
weisen zu können. Das ganze Getäfel hat ein schuppenförmi- 
ges Ansehen, und alle Tafeln, durchbohrte wie undurchbohrte, 
sind mit zierlichen Stacheltragenden Wärzchen bedeckt, 
welche natürlich beim Reinigen und Behandeln mit Säure 
fast gänzlich dem Auge entschwinden. Das 

Perisoma fig. 30—32 zeigt so viele Schattirungen, dass 
die richtige Deutung die grössten Schwierigkeiten macht. 
Alle Kennzeichen, selbst das Lager lässt uns im Stich. Am 
häufigsten verkalkt und von grauer Farbe finden wir sie im 
colonisirten Weissen Jura & bis y. Wenn beim elegans der 
Mund- und Afterkreis gleich gross waren, so ist hier der 
Mundkreis entschieden kleiner. Der kleine fig. 30 aus 
Weissem Jura y von Spaichingen hat um das Höfchen aufge- 
worfene Ränder, der Perlenkranz darauf sehr ausgesprochen, 
der Körnerraum um die Naht schmal. Nicht über vier voll- 
ständige Asseln in einer Reihe, und zwischen den Porengän- 
gen höchstens vier Knotenreihen. Strahlung der Gelenkfläche 
nicht sonderlich deutlich. Fig. 31 aus dem fränkischen Weissen 


te A 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, moniliferus. 59 


Jura dürfte schon nach $ gehören , bleibt aber im Ganzen 
sehr ähnlich. Fig. 101 stammt aus den Bohnerzen von Verin- 
gendorf im Sigmaringischen, worein sie aus dem obern Weissen 
Jura geriethen. Vier Knotenreihen zwischen den Fühlerporen 
(x vergrössert) und 4 Asseln in einer Reihe stimmen noch 
ganz mit der Normalform. Auch die gurkenförmigen Stacheln 
werden öfter im Erze angetroffen. Durch Abreibung fig. 102 
wurden dieselben nicht selten vollkommen glatt, und erst durch 
langjährige Uebung merkt man, wohin solche Dinge gehören. 

Cid. moniliferus tab. 62 fig. 103 zahlreicher verkieselt 
bei Nattheim im Weissen Jura <, als tiefer verkalkt. Behält 
den Habitus des vorigen bei, daher unterschied ich ihn schon 
im Flözgeb. Würt. pag. 469 einfach als coronatus«, doch 
hat er eine Assel mehr, 5 statt 4 in einer Reihe, wenn die 
blinde nicht gezählt wird. Zwischen den Porengängen stehen 
am breitesten 'T'heile 4—6 Warzenreihen, obwohl da manche 
Unsicherheiten eintreten. Gewöhnlich ist die Nahtregion 
zwischen diesen Warzenreihen stärker vertieft, als bei coro- 
natus y. Die Perlenknöpfe um das Höfchen treten etwas an 
Grösse zurück, und die Strahlung im Gelenkhalse bleibt oft 
ganz undeutlich. Die Wärzchen in der Nahtregion der Inter- 
ambulacra sind eigenthümlich schief gegen die Naht gerichtet, 
und überwuchern zuweilen das Höfchen der Asseln am After- 
rande, wobei sie ein förmlich stachelartiges Ansehen anneh- 
men, fig. 105. a vom Nollhaus bei Sigmaringen. Durch die 
schiefe Stellung entstehen dann öfter um das Höfchen An- 
fänge von strahligen Vertiefungen fig. 103. b, die an Tremno- 
cidaris ermmern. Freilich können uns, wenn es darauf an- 
kommt, alle diese Kennzeichen im Stich lassen, und man 
ahndet eine grössere Menge von Species, was namentlich die 

Stacheln vermuthen lassen. Früher wollte man die 
Stacheln des marginatus damit vereinigen. Allein die Funde 
bei Ulm machen es wahrscheinlich, dass vielmehr unser tu- 


60 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris moniliferus. 


berculosus Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 11 und Jura tab. 88 
fig. 65—67 zum moniliferus gehöre. Die Stacheln zeigen 
freilich wieder so viele Abweichungen unter einander, dass 
es nicht möglich ist alle zu trennen, aber bei allen nimmt der 
gestreifte Hals die ganze Länge des Stieles ein, und setzt mit 
einem markirten Ringe unter den Knoten ab. Das gibt ihnen 
noch eine typische Verwandtschaft mit den gurkenförmigen 
Stacheln des coronatus y; Fig. 104 und 105 liefert zwei Ex- 
treme von Nattheim, davon ist der kleinere durch seine Zeich- 
nung den gurkenförmigen noch sehr ähnlich. Fig. 106—111 
zeigen uns mehrere Abänderungen von Ulm, darunter hat 
die schlanke fig. 106 die dicksten Knoten, welche nach oben 
zu erhabenen Linien ausgehen, die oft keine Spur von Kno- 
tung mehr zeigen; fig. 107 mit viel feineren Knoten und 
langen glatten Rippen stellt man eben nur dazu, weil sie sich 
mit den andern finden ; ebenso die kleinen fig. 109 und 110, 
obwohl darunter ganz andere Thiere verborgen sein können. 
Fig. 108 zeigt dieselbe Art von Verkrüppelung, wie obige 
fig. 41. Die grösste fig. 111 ist wegen Mangel eines Gelenk- 
kopfes bemerkenswerth, sie musste entweder auf einer blinden 
oder kranken Assel stehen. 

Die Eiertafeln tab. 62 fig. 112—114 haben etwas weit- 
läufigere und grössere Knoten, einzelne fig. 112 innen die- 
selbe schiefe Leiste mit Grube, wie oben fig. 66. a zeigte. 
Die Seiten öfter knotenärmer fig. 114, zuweilen fig. 113 kom- 
men sogar zwei l,öcher vor, obwohl man in dieser Beziehung 
gar leicht irren kann. Es ist das ohne Zweifel Folge von 
Missbildung. Selbst die Augentafeln fig. 115 kann man durch 
die etwas gröbere Art der Knotung noch unterscheiden. 
Unser Exemplar gehört zu den grössten. 

Missbildungen sind gar nicht ganz selten: fig. 116 
könnte man wegen der Löcher für eine Genitalplatte halten, 
das Gipfelloch scheint darauf hinzudeuten. Innen ist die dick 


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A. Echinidae regulares: 2. Cidaris moniliferus. 61 


aufgeblähte Masse hohl. Vier Löcher habe ich frei gemacht, 
die übrigen sind nicht sicher nachzuweisen. Fig. 117 von der 
Seite dargestellt hat unten eine glatte, oben eine knotige Wöl- 


bung. Es erinnert in sofern an ähnliche Anschwellungen, 


welche ich im Hdb. Petr. 1867 tab. 64 fig. 7 vom Nollhause 
bei Sigmaringen abbildete, nur dass es dort deutlich der Rest 
einer Assel war. Fig. 118 sind drei Wülste auf den Fühler- 
feldern, wie die Poren an den Rändern beweisen. Die Unter- 
seite d schwoll in diesem Falle nicht an. Die Warzen auf 
den Wülsten stehen wirr durcheinander, und dazwischen 
liegen wahrscheinlich feine Löcher, die sich kaum frei machen 
lassen. Der eine Wulst erlitt vielleicht schon bei Lebzeiten 
des Thieres einen Druck, und wurde wie eine hohle Masse 
wellig. Alle diese Dinge stammen aus dem Weissen Jura s 
von Ulm. Die Krankheit von fig. 119 aus dem Weissen Jura 
d bei der frühern Eisenschmelze Thiergarten im Donauthal 
oberhalb Sigmaringen hat wegen der vielen vertieften 
Punkte ein schwammartiges Ansehen, so dass man es leicht 
für einen Schmarotzer halten könnte, allein die innigste Ver- 
schmelzung mit den Asseln zeigt, dass es dem 'T'hiere ange- 
hört. Die Oberfläche ist glatt, und ohne Spuren einer Warze. 
Ein kleinerer Fleck darunter hat das gleiche Ansehen. Gold- 
fuss Petref. Germ. tab. 34 fig. 8 bildet einen noch grössern 
über den Mundrand eines Perisoms hinausragenden Knorren 
als Manon Peziza ab, den Hr. Prof. Fraas ebenfalls für 
eine solche Missbildung hält. Fig. 122 gebe ich noch eine 
mittelgrosse Form, wie es scheint des ächten moniliferus von 
Nieder-Stotzingen bei Ulm, obwohl sie nur vier Knotenreihen 
zwischen den Fühlerporen hat. 

Die Ruhe des Absatzes verräth sich bei fig. 121 vom 
Kienlesberge bei Ulm auch dadurch, dass auf den Warzen 
nicht blos die Haupt-, sondern sogar die kleinen keilförmigen 
Nebenstacheln sitzen. Dreizehn solcher umgeben in der 


62 A. Echinidae regulares: 2. Cidaris moniliferus. 


Form eines Balanıus das Höfchen der Warze. In fig. 120 
liegen sie zwar wirr durcheinander, allein ohne Zweifel gehört 
der Stachel der zweiten Warze vom Mundrande aus gezählt 
dazu, welcher sich durch seinen Wulst entschieden als einen 
Üoronatenstachel erweist. Die Stuttgarter Sammlung be- 
wahrt von dem verstorbenen Händler Gutekunst ein Pracht- 
stück, das mir Hr. Prof. Fraas zur Vergleichung freundlichst 
anvertraut hat, die Abbildung wird auf tab. 68 fig. 13 nachfol- 
gen. Es soll von Ringingen bei Blaubeuren stammen. Bei dem 
tab. 65 fig.37 abgebildeten aus gleicher Quelle stammenden 
Stück wurde Beiningen als Fundort angegeben, wieder einander 
Mal der Sotzenhäuser Bühl. Alle aber liegen in einem gelben 
Plattenkalke, den man eben so gut zu Epsilon wie Zeta stellen 
kann. Die Stacheln jenes herrlichen Stückes stimmen am 
besten mit Ü. coronostrictus tab. 63 fig. 34; dazu würde denn 
jedenfalls auch der Körper dieses Coronaten gehören. Ein 
Beweis von der Mannigfaltigkeit, die auf den kleinsten Ab- 
weichungen beruht. 

Merkwürdig ist zuweilen die Menge der blinden Asseln, 
welche an ein und demselben Stücke vorkommen. So zeigt 
tab. 63 fig. 1 ausser den gewöhnlichen fünf um den Afterrand, 
noch drei grosse Asseln ohne Warten, in «a folgen davon sogar 
drei auf einander, wovon die oberste nur einen Ausschnitt 
der zweiten erfüllt. Das Höfchen ist zwar noch erkennbar, 
aber statt des grossen Gelenkkopfes finden wir kleine Wärz- 
chen; auf b blieb vom Gelenkkopf der zweiten noch ein flacher 
Wulst, aber wie die Wärzchen in der Umgebung zeigen, war 
auch dieser nicht geeignet, einen grössern Stachel zu tragen. 
Das Stück stammt vom Kienlesberge, hat 6—7 Centimeter 
Durchmesser, doch höchstens 5 Asseln in einer Reihe, trotz 
dem etwas eigenthümlichen Habitus. Die Laterne cd gehört 
dazu, sie ist im Verhältniss klein, und stimmt mit den ächten 
Cidariten der species prima, was schon der flache Ausschnitt 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris coronatus, perlatus. 63 


und der Balken e mit breiten Grelenkflächen am schmalen 
Ende beweist. Auch sind die Ergänzungsstücke d sehr hoch, 
wie es sich bei Cidariten gebührt. 

Cidaris perlatus tab. 63 fig. 2—15 nannte ich im Jura 
pag. 728 tab. 88 fig. 70. 71 dicke langhalsige Stacheln mit 
geperlten Gipfelstreifen, die aus dem Oolith des Weissen- 
Jura & von Schnaitheim stammen. Fig. 9—14 füge ich den- 
selben noch einige andere verschiedener Grösse zu. Bei allen 
setzt der zartgestreifte Hals mit einer dicken schiefen Wulst- 
linie hart unter den Perlrippen ab, Wahrzeichen ächter Coro- 
naten. Fig. 14 zeichnet sich zwar durch seine ungewöhnliche 
Länge und Dicke aus, aber trotzdem gewahrt man keine An- 
schwellung zur Gurkenform. Dazu harmonirt fig. 9 ohne 
Gelenkkopf, aber mit flacher Gelenkgrube, die also auf einer 
blinden, wegen ihrer Grösse vielleicht kranken Assel sitzen 
mochte. Die kleinen runden fig. 10—12 bewahren noch ganz 
den Habitus der grossen, sie mussten also entweder jungen 
Individuen angehören oder auf den kleinen Asseln um den 
Mund herum stehen. Dass der Hals im Verhältniss bald län- 
ger bald kürzer ist, begründet wohl keine Unterschiede. Selbst 
der kleinste stark comprimirte fig. 15 abe zeigt auf einer 
Seite e noch Warzung, ist aber auf der andern 5 vollständig 
glatt, seine kleine runde Gelenkgrube «a zeigt, dass er mit sehr 
‘kleinen Warzen artieuliren musste. Die kleine Keulenform 
fig. 13 hat zwar nur feine Knoten aufden Rippen, nähert sich 
aber nach ihrem Habitus den übrigen. Ohne Zweifel gehört 
das Perisoma fig. 7 aus denselben Oolithen dazu. Die Knoten 
um den Hof gleichen einem Kreise von Perlen, die Zwischen- 
wärzchen dagegen namentlich in der Nahtregion der Inter- 
ambulacra zeigen eine eigenthümlich schiefe Stellung. Zwi- 
schen den Fühlergängen stehen nur zwei Warzenreihen, die 
hoch über die beiden Porenfelder hinausragen. Von den 
kleinen Trabanten dazwischen kommt öfter einer zur Ent- 


64 A. Ecbinidae regulares: 2. Cidaris perlatus. 


wickelung, so dass noch eine dritte feinere Reihe (x) inner- 
halb der dickern hervorbricht. Letzteres Kennzeichen würde 
zwar mit Ö. cervicalis Desor Eich. Helv. tab. 6 fig. 6 gut 
stimmen, aber die Stacheln 1. c. tab. 7 fig. 1—6 viel weniger. 
Die Strahlung der Gelenkscheibe wird leicht übersehen, doch 
ist darauf kein grosses Gewicht zulegen. Fig. 8 ist ein Stück 
vom Mundrande, um zu zeigen, wie die letzte kleine Assel 
mit dem Ohr a, woran sich die Laterne hängt, auf das innigste 
verwachsen ist. Das Stück zeigt natürlich nur das halbe Ohr 
mit halbem Ausschnitt, weil die andere Hälfte an der folgen- 
den Reihe rechts anwuchs. 

Die Brut fig. 15. 16 macht unter Umständen Schwierig- 
keit wenn man nicht durch das Lager geleitet wird: fig. 15 
stammt von Nattheim, und wurde schon im Hdb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 26 abgebildet, und zwar von oben her, um den 
kleinern Mundkreis zugleich sichtbar zu machen. Die Anlage 
der 5 Asseln ist schon da, eben so von zwei Knotenreihen 
zwischen den Fühlergängen, nur sparsamer und im Verhält- 
niss grösser. Sonst erinnert der niedergedrückte Habitus 
mehr an Diadema. Die dick aufgeschwollenen Gelenkköpfe 
sind zwar nicht durchbohrt, allein das gibt namentlich bei ver- 
kieselten Exemplaren sehr zweifelhafte Unterschiede. Fig. 16 
von Schnaitheim nähert sich dagegen schon mehr den grös- 
sern. Aber auffallender Weise ist der Mundkreis umgekehrt 
grösser als der des Afters; ich musste daher das Stück a um 
beide sichtbar zu machen von der Mundseite her abbilden. 
Die Asseln zeigen den Perlkreis um das Höfchen ausseror- 
dentlich zierlich, für die Zwischenknötchen war dagegen noch 
kein Raum. Es würde vergrössert der fig. 17 von Schnait- 
heim vollständig gleichen, und diese Grösse vereinigt schon 
alle wesentlichen Kennzeichen von fig. 7, nur dass bei kleinen 
die Nahtregion der Interambulaeren noch nicht so entwickelt 


ist, als bei den grossen. 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris perlatus, curvatus. 65 


Die abgewickelten Asselreihen nebst zwischenliegenden 
Fühlerporen tab. 63 fig.2 von Nattheim stimmen im Wesent- 
lichen mit den Schnaitheimern, nur ist die Gelenkfläche etwas 
deutlicher gestrahlt, aber die geperlten Asseln nebst den zwei 
Reihen Knoten zwischen den Fühlerfeldern machen ganz den 
gleichen Eindruck, blos die innern kleinen Trabanten sind 
minder zahlreich, wie eine Vergleichung von fig. 2. x mit 
fig. 7. x zeigt. Zum Urtheil der Leser habe ich von demsel- 
ben Fundorte vier verkieselte Stacheln fig. 3—6 daneben 
gestellt: fig. 5 bewahrt noch ganz den Habitus des ächten 
verkalkten perlatus, nur sind die Knoten auf den hohen Rip- 
pen durch die Verkieselung entstellt, und bei Untersuchung 
der Gelenkfläche sticht man leicht durch, weil viele der ver- 
kieselten Stacheln hohl sind; fig. 6 entfernt sich zwar schon 
mehr, aber der lange gestreifte Hals setzt durch eine schiefe 
Wulstlinie deutlich gegen die Rippenzeichnung ab; minder 
sicher bleibt fig. 4 durch ihre feinere Rippung, aber ihr langer 
Hals ist bestimmt durch eine Wulstlinie hart unter der Zeich- 
nung abgesetzt; fig. 3 sass wahrscheinlich auf den Perlen 
um das Höfchen,, vergrössert (links) sieht man ebenfalls feine 
Knötchen darauf, die freilich durch die Verkieselung litten. 

Tab. 62 fig. 15 sind ohne Zweifel die zu fig. 7 gehörigen 
Eiertafeln, welche sich durch die glatten Seiten auszeichnen, 
wodurch die grossen Knoten auf einen Kreuzumriss von der 
Form einer römischen X eingeengt werden, wenn auch nicht 
in dem markirten Grade wie fig. 19—24 aus dem Oerlinger 
Thale bei Ulm. Jede derselben ist zwar wieder ein wenig an- 
ders, was sich durch Zeichnungen in natürlicher Grösse kaum 
wieder geben lässt, aber alle gehören mit Entschiedenheit 
demselben Typus an, welchen ich nur im Weissen Jura &, und 
nicht tiefer kenne. Uidaris decemscriptus wäre für solche 
Dinge bezeichnend. 


Cidaris eurvatus tab. 63 fig. 25—29 nannte ich im 
Quenstedt, Echinod. 5 $ 


66 &. Ech. regulares: 2. Cidaris curvatus, coronopunctus, -strietus. 


Jura tab. 88 fig. 69 geperlte Stacheln aus dem Weissen Jura e 
des Oerlinger Thales bei Ulm. Ihr Habitus ist schlanker als 
beim perlatus, und die eigenthümliche Krümmung vieler 
Exemplare fig. 27 lässt die Unterschiede herausfühlen, welche 
sich bis auf das Ansehen der kleinsten erstrecken fig. 28. 29. 
Auch sind die Rippen im Verhältniss höher, und nicht selten 
erheben sich auf dem krummen Gipfel einzelne zerstreute 
Perlknötchen, fig. 25. x vergrössert. 

Tab. 63 fig. 30 ebenfalls von Oerlingen habe ich schon _ 
im Jura tab. 88 fig. 68 von der Seite abgebildet und neben 
curvatus gestellt, von der sie freilich gänzlich abweicht. Jetzt 
gebe ich noch zwei Abbildungen von vorn und von hinten, 
woraus die Schiefe der Wulstlinie, an welcher der Hals ab- 
setzt, deutlich ersichtlich wird. Die Lage über dem Wulste 
erscheint wie eine Schmelzschicht, worauf einige unregelmäs- 
sige Granulationen zerstreut liegen (obere Figur vergrössert). 
Trotz der markirten Verschiedenheit mag man doch nicht alles 
gleich durch Namen fixiren. Zur Gruppe der Coronaten dürf- 
ten sie mit Bestimmtheit gehören, dann wäre es ein corono- 
laevis, da die Granulationen dem blossen Auge kaum sichtbar 
werden. Wenden wir auf diese Weise noch 

einzelnen Stacheln in Gesellschaft der Coronaten die 
Aufmerksamkeit zu, so fällt uns im obern Weissen Jura öfter 
ein coronopunetus tab. 63 fig. 31—33 auf, der wahrschein- 
lich sich an tubereulosus tab. 62 fig. 107 anlehnt, mit dem er 
zusammen gefunden wurde. Auch die säbelförmige Krüm- 
mung dürfte nicht zufällig sein, wenn gleich sie sich bei den 
kleinen fig. 32. 33 mit ähnlicher Zeichnung nicht wiederfindet. 
Die Rauhigkeit zwischen den Warzen lässt sich kaum mit der 
Loupe wahrnehmen. ©. coronostrietus tab. 63 fig. 34. 35 
von Nattheim, ist gerade wie ein Spiess. Die Reihenwärzchen 
stehen so gedrängt, dass kaum noch ein Zwischenraum wahr- 
genommen wird. Eine starke Verjüngung nach dem Zerbro- 


A. Ech. regulares: 2. Cidaris coronopusula, -mamma, -ilum. 67 


chenen Gipfel scheint bezeichnend, doch ist sie nicht immer 
vorhanden, sondern andere von tiefer gelegenen Asseln en- 
digen cylindrisch. Vergleiche hier auch den Körper pag. 61 
tab. 62 fig. 121. Bei ©. coronopusula tab. 63 fig. 36. 37 
sind die Wärzchen so gedrängt, dass Warze an Warze her- 
vorquellt, und kaum zwischen den Längsreihen etwas Raum 
bleibt, wie x vergrössert zeigt. Verkieselte Exemplare 
fig. 37 machen da auf das Auge einen ganz absonderlichen Ein- 
druck, ganz abweichend von. coronomamma tab. 63 fig. 38.39, 
Bavarica Desor Synopsis tab. 3 fig. 22, woran die Warzen 
wie schiefe Zitzen zerstreut hervorstehen, aber durch Linien 
über einander geordnet sind. Die Verkieselung entstellt sie 
zwar oft, aber der markirte Endwulst des Halses verwischt 
sich nie, und lässt deutlich die beiden Seiten fig. 39 von der 
Bauch- und Rückenansicht fig. 38 unterscheiden. Auf dem 
Rücken reicht die Wulstlinie am weitesten hinab, und der Sta- 
chel ist hier gestreckt, während gegenüber die Masse etwas 
vorspringt, und die Knoten etwas grösser werden. Ü. c0orono- 
filum tab. 63 fig. 40 istzwar dem coronestrietus sehr ähnlich, 
allein die Rippen bilden mehr knotige Fäden, als zusammen- 
hängende Knoten, und zwischen den Fäden klemmt sich noch 
eine besondere Linie ein (x vergrössert), die den andern durch- 
aus fehlt. Auch der ganze Habitus spricht für eine Trennung. 
Wollte man den Kreis noch weiter ausdehnen, so würden die 
Stacheln des G. cervicalis Desor Syn. tab. 3 fig. 20. 21 aus 
dem Terrain & Chailles dazu gehören, die zwar durch ihre Form 
dem florigemma sich nähern, aber durchaus noch den Wulst 
beibehalten, welcher den gestreiften Hals von den Knoten 
trennt. Wieder anders ist die Mamnigfaltigkeit in den 
Schwammkalken des Weissen Jura von Krakau, die Zeuschner 
in unsern Sammlungen verbreitet hat. Ganz anders erschei- 
nen dagegen gleich beim ersten Anblick die kleinen fig. 41 
—43, welche wegen ihres kurzen Halses, und der freilich 


68 A. Echinidae regulares: 3. Cidaris marginatus. 


kaum angedeuteten Krone zum elegans pag. 43 gehören. 
Den gleichen kurzhalsigen Typus zeigen wieder die Sta- 
cheln des 
3. Cidaris marginatus 
tab. 63 fig. 44—54. 

Goldfuss Petref. Germ. tab. 39 fig. 7 zeichnete Körper 
unter diesem Namen von Nattheim, obwohl er das Wesen der 
zugehörigen Stacheln nicht erkannte. Die ältern Petrefacto- 
logen vermischten sie mit coronatus, denen sie auch durch 
allerlei Uebergänge eng verbunden sind. Goldfuss identifieirte 
ihn sogar noch mit dem Cidaris mamillatus Parkinson Org. 
Rem. of a former World 1811 III. tab. 1 fig. 11 aus der Weis- 
sen Kreide von Kent, der später unter vielen andern Namen 
figurirt, cretosus, subvesiculosus ete. , aber allerdings selbst in 
den Stacheln zu derselben Abtheilung gehört, was für die 
Entwicklung der Formen von einiger Bedeutung ist. Die 

Stacheln fig. 45>—54 haben zwar gewöhnlich durch die rohe 
Verkieselung wesentlich in ihren feineren Zeichnungen gelitten, 
allein es fehlt der Wulst des Halses ganz entschieden, statt 
dessen verschwinden die Knötchen auf dem Stiele allmählig, 
reichen aber wiegewöhnlich aufdem Rücken fig. 48 etwas tiefer 
hinab, als auf der Bauchseite. So kurz der gestreifte Hals über 
dem Gelenkkopfe auch sein mag (fig. 45. x vergrössert), so 
wird er doch auf der Bauchseite ebenfalls ein wenig breiter. 
Die Perlknoten sind bald mehr fig. 46. 47 bald weniger dick 
fig. 45. 48, es könnte das sogar auf verschiedene Species 
deuten, allein ich mochte sie nicht trennen. Die Zuspitzung 
nach oben ist oftmals ziemlich bedeutend, aber das Ende 
plötzlich abgestumpft, auch wohl vertieft, Spuren von einer 
Krone durchaus nicht vorhanden. Keulenformen fig.51 beruhen 
auf Missbildung, sowie auch die innere Aushöhlung, wie es der 
Querschnitt fig. 52 zeigt, was wohl lediglich Folge der Sıli- 
fication ist. Doch deutet diese auf einen Unterschied zwi- 


A. Echinidae regulares: 2. Cidaris marginatus, 69 


schen der Kern- und Rindensubstanz hin. Fig. 49. 50 er- 
mangeln des Gelenkkopfes, sassen daher wohl auf blinden 
Asseln.. Die richtige Bestimmung der kleinen fig. 53. 54 
macht meist die grösste Schwierigkeit, weil man nicht gewiss 
weiss, ob sie jungen Individuen oder Gelenkköpfen der Mund- 
seite angehören. Der Gelenkrand ist zwar nur sehr undeutlich 
gekerbt, allein bei verkalkten Exemplaren kann man sich von 
der Existenz der Kerben doch bestimmt überzeugen. 

Das Perisoma fig. 44, welches zu diesen Stacheln gehört, 
zeichnet sich durch sehr vertiefte Asselnähte aus, weil der 
Rand des Höfchens dick aufgeworfen ist. Zwar sind die 
Perlen auf der Höhe dieses Randes ein wenig grösser als die 
übrigen der Nahtregion, allein gegen coronatus gehalten, im- 
mer sehr fein. Die durchbohrten Warzen erlangen eine mitt- 
lere Dicke, und die Gelenkscheibe zeigt gewöhnlich keine Spur 
von Strahlung; doch darf man darauf nur bedingtes Gewicht 
legen. Vier Asselreihen ohne die blinde und ‘sechs Reihen 
Knötchen zwischen den Fühlergängen haben sie noch mit 
dem coronatus gemein, doch sind die 6 Knötchenreihen 
viel bestimmter, und daher ist auch ihr Raum breiter. Da 
sie jedoch durch Lager und Uebergänge aller Art damit ver- 
bunden sind, so habe ich auf die Trennung niemals grossen 
Werth gelegt. Dazu kam nun noch die Unsicherheit bei 
Goldfuss, der offenbar verschiedene Coronatenstacheln damit 
vereinigte: seine fig. 7. ce scheint ein Bruchstück unseres co- 
ronostrictus zu sein; fig. 7. e ist ohne Zweifel coronomamma ; 
nur fig. 7. f dürfte vermöge der Knotung und der schnellen 
Verjüngung gegen die Spitze unseren Marginatusstacheln an- 
gehören, dann muss aber der deutliche Wulst am Ende des 
Stieles weggedacht werden. Das Ohr fig. 44. b für die La- 
terne ist flach. Ueber die zugehörigen 

Eiertafeln bin ich nicht im Klaren. Fig. 44. c bilde ich 


eine feinkörnige ab, die wahrscheinlich ihm angehört, ihre 


70 A. Ech. reg.: 3. Cidaris marginatus. 4. Cidaris Blumenbachii. 


Knötchen gruppiren sich auch hier sichtlich in der Gestalt 
einer X. 5 

C. marginatus globosus tab. 63 fig. 55 bildet eine ku- 
gelige Abänderung, da das Perisoma nicht blos etwas minder 
niedrig, sondern auch eine Assel mehr zählt, fünf statt vier. 
Möglich dass die selteneren stärker gewarzten Stacheln fig. 46. 
47 zu ihr gehören. Aber man kann sie nur in ihren Extre- 
men von einander unterscheiden. Zwischen den Fühlerporen 
haben sie noch sechs Knotenreihen. Jegliches Kennzeichen 
combinirt sich nun wieder mit den adem, und daher ent- 
stehen die vielen Abänderungen. 

Fig. 56 von Nattheim hat dick aufgeworfene Ränder 
mit undeutlichen Perlknoten, sehr engen Raum zwischen den 
Nähten, aber zwischen den Fühlergängen nur zwei Knoten- 
reihen, die sehr nahe an einander gepresst sind. Im Jura tab. 88 
fig. 72 habe ich dieses seltene Ding als elegans marginatus 
abgebildet. Denn es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass ein 
Stachel von den drei eleganten fig. 41—43 dazu gehöre. Es 
würde mir gar nicht schwer werden, noch ein Halbdutzend 
sogenannter Species zu combiniren, wenn mir der Raum zu 
einer ausführlichen Monographie gestattet wäre, 

Die Brut lässt sich nicht sicher bestimmen: in fig. 56. a 
von Nattheim haben wir zwei Knotenreihen zwischen den 
Fühlerporen, und ohne die blinde drei Asseln in einer Reihe, 
dieselben haben Wärzchen um das Höfchen. Trotzdem dass 
fig.56. b von Nattheim noch kleiner ist, zählen wir doch 4 voll- 
kommene Asseln mit Gelenkköpfen in einer Reihe bei sonst 
ähnlichem Bau. Am ähnlichsten sind sie jungen Coronaten. 


4. Cidaris Blumenbachii 
tab. 63 fig. 57—59. 
Goldfuss Petref. Germaniae tab. 39 fig. 3 führte diesen 
Namen für mittelgrosse Körper ein, welche in Franken und 


\ 


A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii. 71 


Württemberg, hauptsächlich in den Kiesellagern, gar nicht zu 
den seltenen gehören. Allein er schrieb denselben Stacheln 
zu, welche wir in Württemberg zur Zeit noch nicht kennen, 
und die später wohl mit Recht als florigemma Phill. Geol. 
Yorksh. tab. 3 fig. 12 gedeutet wurden. Neben diesen dieken 
fig. 3. c—e zeichnete jedoch Goldfuss fig. 3. i auch dünne 
stabförmige voll rauher Warzen, die mit unsern histricoides 
Hab. Petref. 1852 tab. 49 fig. 25 Verwandtschaft haben, und 
von Desor (Echinod. Helvet. pag. 41) den Stacheln des C. Pa- 
randieri Agass. Echin. Suiss. 1840 pag. 58 gleich gestellt, und 
nebst andern insgesammt für die ächten Stacheln der genann- 
ten Perisomen gehalten werden. "Trotzdem bleibt mir in dieser 
Beziehung noch vieles dunkel. Was die 

Perisomen im Allgemeinen betrifft, so haben sie trotz ihrer 
bedeutenderen Grösse kleinere Gelenkköpfe als die vorhin be- 
schriebenen, und diese Gelenkköpfe sipd tief durchbohrt und 
stark gestrahlt. Die grösseren Perlknoten um das Höfchen ver- 
schwinden fast ganz, und ebenso die markirten Knötchen zwi- 
schen den Porenreihen. Das gewährt ihnen einen leicht zu 
erkennenden Habitus. Im Besondern liegt das Gewicht auf 
dem Höfchen, ob es rund oder querelliptisch, flach oder einge- 
senkt sei, abgesehen von der grössern oder geringern Zahl von 
Asseln in einer Reihe. Aber dennoch bleiben für die richtige 
specifische Bestimmung selbst auf beschränkten Localitäten so 
viel Schwierigkeiten, dass man gleich von vornherein auf eine 
genügende Lösung des Problems verzichten, und zufrieden sein 
muss, nur gegen die grössere Abtheilung nicht verstossen zu 
haben. Goldfuss bat in dieser Beziehung doch schon einen 
glücklichen Griff gethan, denn es bilden die 

Blumenbachier im weiteren Sinne eine gute Gruppe. 
Schon der kleine fig. 57 vom Nollhaus bei Sigmaringen hat 
zwar durch seine dicken Ränder um das Höfchen Aehnlich- 
keit mit den Coronaten, allein die zierlich kleinen durchbohrten 


72 A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii. 


Gelenkköpfe mit stärkster Strahlung auf der Gelenkfläche 
lassen keine Verwechslung zu. Auch zählt man deutlich 6 As- 
seln, und wie zierlich diese übereinander stehen, zeigt die 
abgewickelte Reihe fig. 57. c. Wo gegen den Afterkreis hin 
die Ambulacren sich verengen, quellen zwar zwei Knoten- 
reihen hervor, aber viel undeutlicher, als bei den Coronaten. 
Die grossen fig. 58 von derselben Fundstelle zählen zwar 
eine Assel mehr, sieben in einer Reihe, wenn sie vollkommen 
ausgebildet sind, auch ist. der gekörnte Nahtraum auf der Mitte 
der Interambulaeren etwas breiter, allein das muss wohl auf 
Kosten des Alters geschoben werden. Zwischen den Poren- 
gängen stehen die niedrigen Knoten ziemlich wirr durchein- 
ander, doch ist die Regel des suevicus durch grössere weit- 
läufigere Knotenreihen schon angedeutet. Aber auch die 
Höfchen unterscheiden sie, denn dieselben zeigen nur eine 
schwache Neigung, sich querelliptisch auszudehnen. Fig. 58. c 
habe ich mit grosser Mühe das halbe Stück eines Kiefers 
1/10 Theil der Laterne) blos gelegt, welches noch vollständig 
wegen seines flachen Ausschnittes auf dem Innenrande mit 
den Coronaten Cidariten stimmt. Die Species erreicht am Noll- 
haus die Grösse von reichlich 21/2 Zoll (7 Centimeter) Durch- 
messer, ohne die Asselzahl 7 in einer Reihe zu übersteigen. 
Etwas anderes ist es schon mit dem 

Achtreihigen von Ulm tab. 63 fig. 59. Die achte Assel 
am Mundrande ist zwar sehr klein, allein sie ist doch entschie- 
den da, und damit tritt ein etwas anderer Habitus ein: die 
Nahtregion (Zone miliaire) auf den Interambulacren ist etwas 
breiter, und statt dessen stehen die Fühlerporen etwas näher 
zusammen und liegen minder frei da. Der Stellvertreter der 
blinden Assel fig. 59. b bildet ein Quadrat, und hat ein mar- 
kirtes durchbohrtes aber auffallend kleines Gelenkköpfchen. 
Nur der Gelenkhals fehlt, wodurch sie sich als blinde Assel 
erweist. Vergleicht man sie mit der nebenstehenden blinden 


A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii, -Suevicus, 73 


- 


Assel fig. 58. b vom Nollhaus, so fällt sogleich der Unterschied 
in die Augen. Dazu kommt nun noch die Beschaffenheit der 
Wärzchen selbst (x vergrössert): die grössten davon haben 
ein aufgesetztes Köpfchen, sowohl auf den Ambulacren als 
Interambulacren, eine Nachbildung der Gelenkwarzen für 
die grössern Stacheln. Das obere kugelförmige Stückchen 
ist durch einen Hals vom Untertheile abgetrennt. Wir finden 
es zwar bei allen Blumenbachiern wieder, aber minder ausge- 
sprochen. Die Trabanten auf den Ambulacren sind von 
zweierlei Kaliber, auf den Interambulacren dagegen nur ei- 
nerlei, nemlich ganz zarte Knötchen, die öfter sogar einen 
mehr oder weniger vollständigen Kreis um das grössere Knöt- 
chen bilden. Die kleinen dem blossen Auge kaum noch sicht- 
baren Stäbchen bildeten die zugehörigen Borsten des Thieres. 
Von diesem Blumenbachü Danubicus unterscheidet sich als 
letztes Extrem der 

Blumenbachii Suevieus tab. 63 fig. 60 Jura tab. 79 
fig. 51. Herr Desor in seiner vortrefllichen Synopsis Ech. foss, 
1858 pag. 7 tab. 1 fig. 2 kann nur diesen aus dem „Argovien“ 
Schwabens gemeint haben, aber dann ist die Zeichnung nicht 
gut, besonders die Vergrösserung fig. 2. a, wie eine Verglei- 
chung mit tab. 64 fig. 3. b im Hdb. Petref. 1867 2. Aufl. 
zeigt. Ich bilde obiges schön verkalkte Exemplar, welches 
von dem verstorbenen Gutekunst in Ulm auf dem Härtfelde 
an der Strasse von Nattheim nach Bopfingen gefunden und 
mir geschenkt wurde, nochmals von oben und der Seite her ab. 
Die kleinen blinden Asseln, bei dem einen links, bei demandern 
rechts vom Ambulacrum liegend, haben eine unvollkommene 
auf dem Gipfel flach vertiefte Warze. Die Mediannaht in 
der Mitte des Interambulacrum ist zwischen den 3 obern 
grossen Asseln nackt, indem die Wärzchen sichtlich zurück- 
treten, und »icht bis zur Naht reichen. Schon dadurch ent- 
fernt sie sich wesentlich vom Danubicus. Auch zählen wir 


74 A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii. 


trotz der Kleinheit eine Assel mehr, 8 in einer Reihe. Die 
Nebenwärzchen haben den Gelenkkopf noch deutlicher als 
vorhin, ja öfter gewahrt man einen Punkt auf dem Gipfel, als 
wären sie wie man zu sagen pflegt, durchbohrt. Auf den Am- 
bulacren treten dem blos sen Auge zwei Knotenreihen ent- 
gegen, die sehr weitläufig stehen. Vergrössert x sieht man 
dann sogleich, dass jeder grössere Knoten der Innerecke einer 
Ambulacralassel angehört, welcher andernseits 2 Asseln ent- 
sprechen, eine breitere mit etwas kleinern Knoten und noch 
kleineren Trabanten, und eine schmalere mit drei kleinen 
Knötchen von drittem Kaliber. Ausserdem steht jederseits 
zwischen den zwei Poren ein Knötchen, welches aber gegen 
Mund- und Afterrand hin an Deutlichkeit abnimmt. Mit 
bewundernswürdiger Gesetzmässigkeit wiederholt sich das 
an einem zweiten Exemplare der Göppinger, und einem drit- 
ten der Spaichinger Alp. Die Höfchen in hohem Grade 
querelliptisch. Um die ausserordentliche Mannigfaltigkeit 
zu zeigen, stelle ich noch Asseln von einem grossen 
Salmendinger Bruchstück tab. 63 fig. 61 aus dem ächten 
Weissen Jura y zusammen. Das Perisoma erreichte einen Deci- 
meter Durchmesser, und gleicht durch seine Feinheit und quer- 
elliptischen Höfchen vollkommen dem suevicus. Aber allerlei 
kleine Abweichungen sind vorhanden, namentlich fliessen die 
Höfchen selbst bei den grössten Asseln nicht zusammen, son- 
dern es zieht sich dazwischen eine doppelte Knotenreihe fort, 
freilich viel schmaler, als sie Desor Synopsis tab. 1 fig. 2 
zeichnet, während die Knotung der Ambulacren mit fig.2. a 
schon mehr Aehnlichkeit hat, denn jede Assel (x vergrössert) 
trägt innen neben dem runden Loche einen gleich grossen 
Knoten, und nur ausnahmsweise zeigen sich Spuren von Wech- 
selgrösse ; auch übersche man nicht, dass die äussern Löcher 
viel länglicher sind, als die innern. Bis jetzt ist es ein Uni- 
cum, und da entsteht die Frage, ist das eine vom suevicus ver- 


A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii, histricoides. 75 


- 


schiedene Species, und sind unsere beiden wieder von Desor's 
verschieden? Die Schwierigkeiten häufen sich mit der Frage 
nach den zugehörigen 

Stacheln. C. histrieoides tab. 63 fig. 62—66 nannte ich 
im Hdb. Petrefact. 1852 tab. 49 fig. 25 einen fast 1 Deci- 
meter langen dünnen Stachel aus dem Weissen Jura e von 
Ulm, den ich lange Zeit für ganz hielt, bis ich den Betrug 
entdeckte, er scheint vom Händler auf sehr geschickte Weise 
aus mehreren Stücken zusammengesetzt zu sein. Die Stäb- 
chen sind ringsum gleich gezeichnet mit Warzenreihen, jedes 


“ Wärzchen oben abgestumpft und scheinbar mit einem Grüb- 


chen versehen, worauf Goldfuss Petref. Germ. tab. 39 fig. 3. k 
kleine Stacheln artieuliren lässt. Diese Articulation finde ich 
nicht, wohl aber zuweilen darauf ein kleines etwas lichter 
gefärbtes Köpfchen, was darauf hindeuten könnte, dass hier 
kleine accessorische Ansätze verloren gingen. Dass diese 
schlanken Stacheln zu den gewöhnlichen Köpfen der Blumen- 
bachier gehören, darüber hege ich jetzt keinen Zweifel. Desor 
Synopsis pag. 6 stellt sie zum C. Parandieri, freilich stimmen 
dazu die dicken leider schlecht gezeichneten Stacheln Echin. 
Helvet. tab. 6 fig. 2—-5 nicht, denn bei uns kommen sie nicht 
leicht dicker als fig. 62 vomNollhaus vor. Bleiben wir zunächst 
bei diesen Sigmaringern stehen, so habe ich schon im Jura 
tab. 88 fig. 64 ein ziemlich langes Unterstück abgebildet. 
Kleiner als dieses ist fig. 63 von der Seite, wo ein Theil der 
glatten Unterseite zum Vorschein kommt. Der gestreifte Hals 
nur sehr kurz, und an dem Gelenkrande sind 12—14 Kerben, 
also grade so viel, als man auf der Gelenkscheibe der Asseln 
findet. Der glatte, am Körper wahrscheinlich gegen den 
Mund gekehrte Theil, beträgt zuweilen fig. 65 fast die Hälfte 
des Umkreises. Daher gibt es Kopfstücke fig. 64, die an- 
fangs nur ein Paar Wärzchen zeigen. Die glatte Stelle scheint 
nach oben immer schmaler zu werden, bis sie endlich ganz 


76 A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii, spinosus. 


verschwindet. Zarter als fig. 66 findet sich die Streifung 
nicht leicht, daher ist mir Goldfuss Petr. Germ. tab. 39 fig. 3. f 
nicht recht verständlich, und passt nicht zu unserer Sache. 
Fig. 67 hat unten keinen Kopf aber auch keine rechte Gelenk- 
fläche, und doch kommt es mir nicht wie ein Bruch vor. 

Ganz anders erscheinen die Knoten auf tab. 63 fig. 63, 
sie sind verworrener (perplexus), stehen schärfer hervor, sind 
stärker zerstreut, die Reihenrippen fehlen fast ganz, obwohl 
man nach oben noch ein Grübchen wahrnimmt, wornach man 
die kleinsten Bruchstücke stellen kann. An sich sind solche 
Sachen schwer zu bestimmen, aber mit zu Hilfenahme des 
Fundortes trifft man’s leicht. Endlich kommt der sogenannte 

C. spinosus & tab. 63 fig. 69— 71, der wenigstens durch 
seine extremen Glieder fig. 71 (x vergrössert) sich noch an 
die mitvorkommenden anschliesst, denn man nimmt hier noch 
die Reihenrippen wahr; fig. 70 (x vergrössert) hat wenigstens 
noch Zwischenstreifen ; fig. 69 mit den längsten Dornen bleibt 
dagegen gänzlich glatt, kaum dass man eine Spur von Strei- 
fung bemerkt. Gehen wir von hier zur 

Lochen und zum Böllert bei Balingen, so ist tab. 63 fig. 72 
im Weissen Jura « ebenso langstachelig und glänzend glatt, 
wie fig. 69 vom Nollhaus. C. spinosus Desor Synopsis tab. 3 
fig. 2.a würde dazu mit seinen Streifen nicht passen. Was 
ich im Jura tab. 79 fig. 53. 54 spinosus hiess, weicht trotz 
seines so verschiedenen Lagers doch nur unwesentlich von 
der Nollhäuser fig. 71 ab, wie fig. 73. 74 vom Böllert zeigt, 
wenigstens laufen von Stachel zu Stachel dieselben erhabenen 
Verbindungslinien; die dünnen fig. 73 (x vergrössert) haben 
sogar eine Doppellinie, was ein etwas anderes Ansehen bedingt. 
Der gestreifte Hals ist übrigens länger als bei fig. 64, schliesst 
sich daher den Coronaten an. Auch die Zahl der Kerben 
(18) am Gelenkrande ist grösser. Nur die Schlankheit unter 
schlanken Begleitern bestimmt mich, sie hierher zu stellen. 


A. Echinidae regulares: 4. Cidaris Blumenbachii, subhistricoides. 77 


Der perplexus fig. 68 findet sein Gegenstück in fig. 75, nur 
stehen hier die scharfen Knoten etwas zerstreuter (rare- 
factus), und die Verbindungslinie ist etwas erhabener. Ebenso 
entfernt sich die Hauptspecies vom jüngeren histricoides, man 
würdedaher gleich von einem subhistricoidessprechen, denn die 
glatte Hinterseite fehltihnen. Gelenkköpfe mit kurzem Halse, 
wie fig. 77 würden mit Goldfuss Petref. Germ. tab. 39 fig. 3. i 
gut stimmen, nur dass unsere Exemplare meist zarter und fei- 
ner sind. Doch kommen ebenso dicke fig. 78 vor; ja die 
von blinden Asseln fig. 82, welche gewöhnlich den kleineren 
angehören, verrathen noch diekere. Die Knoten stehen ge- 
wöhnlich etwas sparsamer, als bei den jüngern e, und Bruch- 
stücke, wie fig. 79, habe ich bis jetzt oben vergeblich gesucht. 
Auch die Ungleichheit zwischen Vorder- und Hinterseite tritt 
nicht so scharf hervor, denn wenn schon zuweilen die Warzen 
zurücktreten fig. 80, die markirten Längsstreifen fig. 80. x 
(vergrössert) bleiben gewöhnlich, nur ausnahmsweise fig. 81. x 
(vergrössert) werden sie glatt, wie in Epsilon. So könnte 
ich noch eine ganze Reihe von Modifikationen aus der Menge 
herausgreifen, doch weise ich nur auf die feinkörnige fig. 76 
hin, wo die Knoten ganz gedrängt stehen, gedrängter als 
bei irgend einer in g, ohne dabei ihren Charakter zu verlieren. 
Ganz :zierlich endigt das Kronenende (x) mit neun längern 
Hauptrippchen. C. psammosa Mösch Aarg. Jura tab. 7 fig. 7 
kann es nicht sein, da die Knoten nicht zerstreut liegen, son- 
dern in vollständigen Reihen geordnet bleiben. Die zuge- 
hörigen 

Asseln tab. 63 fig. 83. 84 haben wegen ihrer Reinheit 
ein besonderes Interesse, denn an ihnen kann man den Bau 
des Perisoma besondersgut studiren. Fig. 34 zerbrach längs 
einer innern Porenreihe, so dass die äussere längliche noch voll- 
ständig stehen blieb. Aus der Vergrösserung fig. 84. x sieht 
man, wie alle Pünktchen sich nach den Fühlerporen richten, 


78 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris florigemma. 


jeder Asselnaht der Fühlerporen entspricht eine quergestellte 
Knotenreihe. Nur wo die Naht der grossen Interambulacral- 
asseln eintritt, verschiebt sich die Uorrespondenz ein wenig. 
Das vergrösserte Bruchstück fig. 83 brach nach der Median- 
naht der Ambulacra weg. Die Querreihen der Knoten treten 
zwar wenigerin die Augen, allein ihre Beziehung zu den Nähten 
der kleinen Ambulacralasseln bleibt. Hier haben wir nun 
die Knötchen mit fig. 60. x zu vergleichen: unverkennbar ist 
jedes dritte Knötchen grösser, als die folgenden beiden, wäh- 
rend die entsprechenden Asseln nur eine unwesentliche Ver- 
engung erleiden. Zwischendurch bemerkt man auch die ma- 
schige Textur der Schale. Die schwachen Radialstreifen auf 
dem Höfchen dürfen nicht übersehen werden, sie kommen 
nur auf der gegen die Poren gewendeten Seite vor. 


5. Cidaris forigemma 
tab. 63 fig. 85—9. 


Phillips Geology of Yorkshire 1829 pag. 127 verglich 
die prächtigen Stacheln aus dem englischen Coralline Oolite 
mit einer Blumenknospe, welche schon Plott (Historia Oxon. 
1677) kannte und nach ihm Llwyd (Lithoph. Britann. Ichn. 
1699 Nro. 1002) viel passender laticlavius seu cueumerinus 
nannte. Walch (Naturg. Verst. II. 1 tab. E. VI fig. 9) und 
besonders Parkinson (Org. Rem. 1811 III. tab. 4 fig. 15) 
nahmen die Benennung „gurkenförmig“ wieder auf, aber um 
später vergessen zu werden. Die Kronen finden sich im eng- 
lischen „Coralline Oolite* von Oxford- und Wiltshire in 
beneidenswerther Reinheit, daher gehört die einzige ‚Jurassi- 
sche bei Parkinson 1. e. III. pag. 2 tab. 1 fig. 9 auch ihm an. 
Parkinson stellte sie zum Cidaris papillata von Leske, und 
sagt schon sehr bestimmt, dass sie zwischen den Fühlergängen 
vier Knotenreihen habe, wenn diese auch nicht, abgesehen von 
den noch kleinern Trabanten, „equal sized“ sein mögen. Wenn 


i 


A. Echinidae regulares:-5. Cidaris florigemma. 19 


- 


sie überhaupt im Süddeutschen Jura vorkommen sollten, so 
sind es jedenfalls Seltenheiten, um so mehr muss es auffallen, 
dass sie Goldfuss (Petref. Germ. tab. 39 fig. 3. c. d) den Blu- 
menbachiern zuschrieb. Dennoch tritt sie ın den Nachbar- 
gegenden so gewöhnlich auf, dass der verstorbene Oppel (die 
Juraformation 1858 pag. 646) eine Florigemma-Zone annahm, 
welche in der Schweiz, hauptsächlich dem „Terrain ä Chailles“ 
(Kieselnierenkalk), unserm untern Weissen Jura entspricht. 

Die Stacheln gehören durch ihre längliche Gurkenge- 
stalt auf kurzem Stiele mit kurzem gestreiftem Halse zu den 
eigenthümlichsten und in ihrer Normalform zu den leicht er- 
kennbaren. Bei den Vaches noires in der Normandie hebt 
sich dieser Hals fig. 91 durch seine graue Farbe gegen den 
purpurfarbigen (latielavius) Stiel ausserordentlich deutlich ab, 
ohne dass eine Wulstlinie sie trennt. Dadurch schliessen sie 
sich mehr an marginatus und Blumenbachii, als an coronatus 
an. Die Knoten stehen in Längsreihen übereinander, und 
werden, wie bei den Blumenbachiern, durch eine markirte 
erhabene Linie unter einander verbunden. Ja öfter sieht man 
oben an den Knoten noch ein kleines accessorisches Stück 
fig. 88. x (vergrössert), was an die Goldfuss’schen Stacheln 
pag. 75 erinnert, obgleich die Gelenkfläche dafür minder aus- 
gesprochen ist. Oben endigen die Stacheln nftt einem Strahlen- 
kranz, dessen Mitte bald mehr, bald weniger erhaben ist. Die 
Knoten sind bald gröber fig. 86, bald feiner fig. 85. Bei 
kleinen und dünnen fig. 87 kann die richtige Bestimmung 
dann sehr schwer werden, wenn uns nicht das Vorkommen 
leitet, wie hier das Terrain & Chailles im Lützelthal fig. 85— 
88 (Canton Solothurn). Noch mehrere Abänderungen gibt 
Desor (Echin. Helvet. tab. 5 fig. 7—14), die sich fast bis zur 
Kugelform steigern, abgesehen von den eigenthümlichen Miss- 
bildungen. Ueber die zugehörigen 

Perisomen weissich zwar nicht viel zu sagen, allein unser 


80 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris florigemma. 


Stück fig. 39 kam wenigstens mit den Stacheln zusammen 
vor. Es hat noch grosse Aelnlichkeit mit coronatus, zwei 
Knotenreihen zwischen den Fühlergängen zeichnen sich vor 
den innern zwei kleinern Reihen durch Grösse aus, und etwa 
15 Perlen stehen auf dem erhabenen Rande des Höfchens. 
Die Nahtregion auf den Interambulaeren nicht sehr breit. Der 
Gelenkkreis unter den durchbohrten Köpfen der grossen Asseln 
gegen den After hin sehr deutlich gestrahlt, während man bei 
den kleinern gegen den Mund hin nicht eine Spur von Strahlung 
wahrnimmt. Nur vier vollständige Asseln in einer Reihe, die 
fünfte vertritt schon die Stelle der blinden. Desor und Wright 
(Ecehin. Ool. Form. pag. 47) geben dagegen 6 bis 7 an, wahr- 
scheinlich an ihren viel grösseren Exemplaren gezählt. Die 
Sache fällt mir auf. Denn eine Differenz von zwei sollte bei 
dieser Grösse nicht stattfinden. Obwohl mein Exemplar nicht 
zu den gut erhaltenen gehört, so lassen doch die blinden As- 
seln um den Afterkreis und die Ohren, welche ich innerhalb 
des Mundkreises blos gelegt habe, keinen Irrthum in der Zäh- 
lung zu. Höchstens, dass noch eine unvollkommene hin und 
wieder am Mundkreise gesessen haben könnte. Die Reinheit 
gewisser englischer Exemplare ist unvergleichlich, einzelne 
Stellen liegen zwar in einem grauen harten Mergel, aber das 
Uebrige ist um se vortrefllicher. Zwischen den Fühlerporen 
zeichnen sich die äusseren Knotenreihen durch Grösse aus, 
es wechseln aber kleinere unregelmässig mit grössern ab. 
Die innern sind nur klein, und von zweierlei Kaliber. Die 
kleinen Kronen erreichen kaum 5 Asseln in einer Reihe. 
Auch bei den grössern von 1!/2 Zoll Durchmesser ist die sechste 
verkrüppelt am Mundkreise, oder blind am Afterrande. Da 
nun Wright die grössten Exemplare auf 2,4 angibt, so mag 
das obige grössere Zahl von Asseln erklären. Auch im Stutt- 
garter Naturalienkabinet liegt ein Stück mit 6—7 Asseln. 

Die Normannischen Stacheln tab. 63 fig. 91—94 bei 


A, Echinidae regulares: 5. Cidaris florigemma, filogranus. 81 


F 

\ 

den Vasches noires zeichnen sich durch ganz besondere Pracht 
aus, man bekommt von den dortigen Zollwächtern (Douaniers) 
lichte fig. 94 und dunkele fig. 92, welche sie an den dortigen 
Meeresküsten um Dives herum sammeln. Die Spitze endigt 
flacher als bei den Schweizern. Der Vorsprung nach einer 
Seite des Stieles lässt sich nicht verkennen, wir haben daher 
drei verschiedene Ansichten, davon fällt der Rücken am ge- 
radesten ab, und hier reicht die Knotenzeichnung etwas tiefer 
hinab. Der Gelenkrand der grössten fig. 94 ist am stärksten 
gekerbt, was ebenfalls auf stärkere Strahlung der Gelenk- 
scheibe der grössern Asseln hindeutet. An den dunkel fig. 
91.x (vergrössert) ist die Verbindungslinie der Knoten zierlich 
gestreift, schon bei den lichten nimmt man dieses zierliche 
Merkmal nicht wahr, vielleicht machte es nur die Erhaltung 
undeutlich. Eigenthümlich ist die allmählige Zuspitzung fig. 93 
gerade wie es auch Wright von gewissen Englischen zeichnet. 
Anschwellungen am Unterende fig. 91 beruhen wohl nur 
auf Missbildung. 

In Württemberg kam mir nur ein einziges Mal ein ver- 
wandter Stachel tab. 63 fig. 90 aus den Sternkorallenlagern 
e bei Sirchingen oberhalb Urach zu Händen. Er gehörte 
zwar einer blinden Assel, allein sein übriger Bau, trotz der 
entstellenden Verkieselung, weisst ihn hier hin, namentlich 
findet sich auch am Ende der breite Strahlenkranz, was ihn 
entschieden von coronatus trennt. Wie jeder gute Typus 
einen Ausgangspunkt für ganze Reihen von Modificationen 
bildet, so wird es auch hier sein. Da es aber zur Zeit noch 
nicht möglich war, die Bedeutung der kleinen Unterschiede 
zu ergründen, so thut man wohl, nicht zu viel zu trennen. Nach 
der Mamnigfaltigkeit der Stacheln zu urtheilen, müssen frei- 
lieh noch viele Species unter den Körpern verborgen sein. 


Ich schliesse daher hier sogleich einiges Verwandte an: 
Quenstedt, Echinod. 6 


82 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris filogranus. 


C. filogranus tab. 64 fig. 1—-11 nannte Agassiz gurken- 
förmige Stacheln, welche Desor Synopsis tab. 3 fig. 12 aus 
dem untern Weissen Jura von Birmensdorf bei Baden im 
Canton Aarau abbildete. In den Lochenschichten sind sie 
auch bei uns ein ganz gewöhnliches Petrefact, obgleich man 
über die zugehörigen Schalen durchaus keinen Anhaltspunkt 
finden kann. Die Knoten sind auch hier, wie beim florigemma 
durch eine Längslinie verbunden, und der gestreifte Hals sehr 
kurz. Auf den ersten Blick sind Stücke, wie fig. 2. 3 den 
vorigen noch sehr ähnlich, allein es fällt gleich auf, wie leicht 
dieselben sich verdrückten fig. 4. a, so dass die innere Masse 
ein sehr lockeres Gewebe haben musste, welches genügenden 
Kalk aufzusaugen nicht im Stande war. Die Warzen tragen 
oftmals einen accessorischen Anhang, aber dieser ist den Blu- 
menbachiern entgegen, nicht nach oben, sondern nach unten 
gerichtet fig. 4. x (vergrössert), was ihnen ein hackenförmi- 
ges Ansehen gibt. Stücke mit Gelenkkopf zu bekommen hält 
schwer, und man wird in dieser Beziehung von Händlern oft 
betrogen, da wegen der Späthigkeit leicht fremde Stiel-Stücke 
angepasst werden können. Fig. 1 hat Hildenbrand aus den Böl- 
lertschichten selbst herausgenommen, es ist daher unzweifel- 
haft; ihr Gelenkrand deutlich gekerbt. Die normalsten erwei- 
tern sich nach oben Ballonförmig, wie fig. 6 von Birmensdorf. 
Auch die von blinden Asseln haben nur einen sehr kurzen ge- 
streiften Ring fig. 7 (x vergrössert). Ausserordentlich zierlich 
setzen sich an dem schwellenden Gipfel zarte Zwischenstrei- 
fen ein, anfangs glatt, dann allmählig mit Knoten besetzt. 
Oben fig. 8. ce auf dem gerundeten Ende convergiren und ver- 
einigen sich die Strahlen, nur in der Mitte bleibt eine punk- 
tirte Stelle. Eine Hinterseite fig. 8. a mit glatten und eine vor- 
dere fig. 8. b mit geknoteten Rippen lässt sich oftmals sicher 
erkennen; fig. 10 gleicht einem zusammengedrückten Beu- 
tel; fig. 11 ist ein auffallend dünnes Stück, in solchen Fällen 


PART: z ar 


A. Echinidae regulares: 5. Cidaris cylindrogranus. 83 


kann man sich leicht täuschen; dicker als fig. 9 werden sie 
nicht leicht gefunden. Sehr verwechselbar damit ist 

C. eylindrogranus tab. 64 fig. 12—19. Er gipfelt sich 
oben ähnlich, aber die Granulation bleibt feiner und sehr un- 
deutlich durch Längslinien verbunden. Der Hals fig. 12 (x 
vergrössert) entschieden länger, wie eine Vergleichung mit 
fig. 2 zeigt, und durch eine Wulstlinie, freilich viel zarter als 
beim coronatus, von der Körnerzeichnung getrennt. Alle 
sicher von filogranus zu unterscheiden ist wohl nicht möglich, 
ich habe die Stücke daher lange damit vermischt, denn was 
ich im Jura tab. 79 fig. 60 und 68 als filogranus abbildete, ge- 
hört vielmehr hierhin, wie schon die grössere Neigung zur 
Cylinderform zeigt. Die Gipfel sind sehr verschieden: fig. 12 
endigt mit Streifen; fig. 13. 14 haben oben eine hervorragende 
Mütze voll wirrer Wärzchen, gegen deren Rand die Streifen 
plötzlich abbrechen; fig. 18 zeigt dagegen keine Spur von 
Erhöhung, sondern schneidet eben mit einer Warzenfläche 
ab; fig. 15 von einer blinden Assel habe ich schon im Jura 
tab. 79 fig. 635 von der Lochen aus unterm Weissem Jura 
abgebildet. Die Vertiefung zeigt keine Zeichnung, und gleicht 
daher eher einer Bruchfläche, obwohl man den erhabenen 
Rand für unverletzt halten möchte. Ein Unicum, könnte die 
Sache wohl durch Missbildung erklärt werden. Wie lang und 
gleichartig zuweilen der Cylinder wird, zeigen die fig. 18. 19, 
an denen man keine Spur von Verjüngung wahrnimmt, mög- 
lich, dass dadurch schon wieder ein Drittes angedeutet wird. 
Mögen auch die colonisirten Weissen Alpha von Birmensdorf 
in der Schweiz bis nach Streitberg in Franken die gewöhn- 
lichen Lagerstätten sein, so fehlen sie doch auch nicht im ächten 
Weissen Jura y. Ich bilde nur eines fig. 20 von der Weissen- 
steiner Steige (Oberamts Geisslingen) ab, das sich zwar ein 
wenig verjüngt, und insofern eine Mitte zwischen cylin- 
drischen und ballonförmigen hält, allem die feinern isolirten 

6* 


34 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris cylindricus. 


Knötchen sprechen für cylindrogranus, obwohl der zart ge- 
streifte Hals nicht hoch genug hinauf reicht, und keine Spur 
einer Wulstlinie am Grenzende zeigt. Eigenthümlich sind 
die grossen zerstreuten Dornen, womit die Zeichnung über 
dem Stiele beginnt, und da hier gerade eine späthige Bruch- 
fläche durchgeht, so könnte man an eine betrügliche Zusam- 
mensetzung denken. Die Gelenkfläche (x vergrössert) ist 
übrigens krank, der Kreis der Kerben nicht geschlossen, son- 
dern durch einen Wulst unterbrochen. 

C. eylindrieus tab. 64. fig. 21—24. Schon im Hdb. Petref. 
1852 tab. 49 fig. 6 sahe ich mich genöthigt, die dicken längs- 
gestreiften Stücke nut äusserst dünnen Stielen und Gelenk- 
köpfen von den vorigen zu trennen, obwohl sie durcheinander 
lagern. Gleich fig. 21 ist ein Muster, die zarten Längsrippen 
bleiben, allein es fehlt ringsum jede Körnung, und durch die 
Zwischenräume nimmt man ein ähnliches Maschengewebe y 
(vergrössert) wahr, wie auf der Innenseite der Cidariten-Asseln. 
Das weist auf einen zelligen Bau hin. Auf dem Querschnitte 
x (vergrössert) bemerkt schon das blosse Auge Strahlen, welche 
von der Rippenerhöhung nach innen convergiren, und da- 
zwischen auch wieder Maschengewebe. Ueber den Gelenkkopf 
und dessen Hals bekomme ich keine Sicherheit, wegen der 
zurohen Verkalkung. Da gewöhnlich keine Verdickung statt- 
findet, so mag die breite Form fig. 23 Natur sein, sie scheint 
einer blinden Assel anzugehören. Die Granulationen sind 
schwach und zerstreut. Mein längstes Bruchstück fig. 22 
bildete ich schon im Jura tab. 80 fig. 1 von der gekörnten 
Seite ab, jetzt gebe ich die gestreifte Gegenseite, woran kaum 
die Spur eines Kornes mit blossem Auge wahrgenommen wird, 
obgleich die Anlage dazu nicht ganz fehlt. Die Verjüngung 
nach unten ist äusserst gering. Man sieht noch, wie der Stiel 
plötzlich sich verengt. Das Bruchstück besteht durch und 
durch aus Kalkspath, der von einer rostigen Rinde überzogen 


A. Echinidae regulares: 5. Cidaris cylindrieus, mitratus. 85 


e 


wird, von hier strahlt ebenfalls Eisenrost, der früher Schwe- 
felkies war, in’s Innere, und dazwischen lagern zerstreute zarte 
Rostpunkte, wie der linksstehende Querschnitt zeigt. Das 
kleine Stück fig. 24 erinnert zwar durch Form und Granula- 
tion an cylindrogranus fig. 19, allein wegen des innern Baues 
x (vergrösserter Querschnitt) voller regelloser Maschen, die 
sich von der etwas anders aussehenden Rindensubstanz un- 
terscheiden, stelle ich die Stücke hier hin. Spuren von in- 
nerm Zellenbau fehlen natürlich auch bei andern Species 
nicht, so deutlich als hier habe ich sie jedoch niemals gesehen, 
und da die Gestalten einen ganz eigenthümlichen Eindruck 
auf uns machen, so hieltich sie als besondere Species auseinan- 
der. So weit gegangen muss dann auch 

C. mitratus tab. 64 fig. 25—28 Jura tab. 89 fig. 5 ver- 
kieselt aus den Sternkorallenkalken & von Nattheim ange- 
reiht werden. Leider ist die Verkieselung gewöhnlich für die 
feineren Kennzeichen nachtheilig, doch meint man einen sehr 
kurzen gestreiften Hals fig. 26. a annehmen zu müssen, der 
grobgekörnte Gelenkrand konnte nicht verwischt werden. 
‘ Hier stellen sich wieder ganz ansehnliche Warzen auf einer 
Seite ein, ebenfalls auch zur Reihenstellung geneigt a, wäh- 
rend auf der Gegenseite b kaum mehr als einige wenige zarte 
Längsrippen stehen blieben. Natürlich variirt das alles in 
weiten Grenzen, denn an fig. 27 kann man kaum noch von 
Warzenreihen sprechen, sondern die ganze Oberfläche ist 
regellos mit zarten Höckerchen besät, die freilich durch die 
Verkieselung leicht leiden. Wenn hier nun schon die Warzen 
grösser und irregulärer gestellt sind, als bei dem vorhergehen- 
den fig. 26. a, so bietet fig. 28 nun vollends wieder einen ganz 
andern Anblick, denn es werden die zerstreuten Warzen zu 
förmlichen Zitzen, an deren Basis sich die Zwischenwärzchen 
hinauf ziehen. Die schwache Faltung am Oberrande scheint 
auf ein Endstück hinzudeuten. Wieder anders ist oben citir- 


86 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris vallatus, laeviusculus. 


tes Bild im Jura, von dem ich fig. 25 nur die Ansicht vom 
Gipfel zeichne, um die kegelförmige Vertiefung zu zeigen, 
nach welcher ich den Namen gewählthabe. Da die Exemplare 
alle hohl sind, so wird dieses Kennzeichen meist zwar zweifel- 
haft, aber in diesem Falle scheint ein Irrthum wenigstens nicht 
wahrscheinlich. Das Kegelloch spitzt sich unten vollständig 
zu und reicht etwa 16 Millimeter hinab. Zu allen diesen 
Stacheln fehlen die 

Perisomen, wie umgekehrt eine Reihe von Perisomen 
vorkommen, von denen wir die Stacheln nicht kennen. Einige 
Hauptsachen will ich davon anführen. 

C. vallatus tab. 64 fig. 29. a nannte ich im Jura tab. 79 
fig. 50 ein stark abgeriebenes Exemplar aus dem Weissen 
Jura y von Weissenstein, weil die runden Höfchen von einem 
hohen Wall umgeben sind, was uns an marginatus pag. 69 
erinnern könnte. Allein die stark gestrahlten durchbohr- 
ten Gelenkköpfe sind auffallend klein, was sie wieder an 
Blumenbachier anschliesst. Fünf Asseln in einer Reihe, 
nur die blinde bildet eine sechste. Eigentliche Perlknoten 
stehen auf dem Walle nicht, und der Nahtraum auf den In- 
terambulacren bleibt schmal. Zwischen den Fühlergängen 
stehen zwei Reihen Wärzchen, wovon je die dritte Warze 
die andern an Grösse überflügelt, was an suevicus pag. 73 
erinnert. Ich fand nur ein einziges Exemplar, das aber durch 
seine auffallende Beschaffenheit sich entschieden von allen 
genannten unterscheidet. Davon weicht fig. 29 aus Weissem 
Jura y vom Bosler bei Boll zwar etwas ab, denn er hat nur 
4 Asseln in einer Reihe, aber die andern Kennzeichen bleiben 
sich gleich. Der Raum zwischen den beiden Knotenreihen 
der schmalen Felder ist auffallend glatt (fig. 29. x vergrössert). 

C. laeviuseulus tab. 64 fig. 31—833 Ag. Echin. Suiss. 
1840 II pag. 64 aus dem untern Weissen Jura von Birmens- 
dorf bei Baden im Aargau, der uns viel zierliche Körper 


A. Echinidae regulares: 5. Cidaris laeviusculus. 87 


lieferte. Wie schon pag. 40 erwähnt, gehört der Körper von 
elegans Goldf. Petr. Germ. tab. 39 fig. 5. a.b aus dem Bayreuthi- 
schen Jurakalke ihm an. Die sechste Assel am Mundsaume ist 
sehr verkrüppelt, und bei kleinen nicht vorhanden. Die kleinen 
gestrahlten und durchbohrten Köpfchen erheben sich mitten 
in einem runden Höfchen mit gedrängten aber niedrigen Perl- 
knoten, die bei den grössern Asseln die Zahl 20 überschreiten, 
und sich kaum von den übrigen Wärzchen aufder Nahtregion 
unterscheiden lassen. Die Knötchen auf dem Ambulacralfelde 
stehen an der breitesten Stelle (im Aequater) vierreihig. Zwi- 
schen je zwei Löcherpaaren erhebt sich ein deutliches Wärz- 
chen, welche öfter so scharf zur Ausbildung kommen, dass sie 
jederseits eine zierliche Reihe neben den vier Knoten bilden. 
Fig. 32 gehört schon zu den grossen Exemplaren; fig. 31 hat 
noch die gleiche Asselzahl; fig. 33 zeigt zwar eine Ässel we- 
niger, aber an der Identität der Species kann demungeachtet 
nicht gezweifelt werden. Nur treten bei solch kleinen kaum 
mehr als zwei Knotenreihen zwischen den Fühlergängen auf. 
Bei Aalen fig. 30 kommen höher im Weissen Jura ß y 
kleine Körper vor, welche eine Assel mehr haben, denn die 
blinde nimmt öfter die Tte Stelle ein. Sonst finde ich keinen 
wesentlichen Unterschied, ich habe sie daher schon im Jura 
tab. 79 fig. 62 von der Afterseite her unter dem gleichen Na- 
men abgebildet, obwohl man der Ueberzeugung sein kann, 
dass darunter andere Species sich verbergen. Noch höher 
beim Nollhaus fig. 34—36 wiederholen sich im Weissen 
Jura e ähnliche kleine verkieselte Dinge, doch bringe ich 
bei fig. 34 von der Afterseite kaum 5 Asseln in einer Reihe 
heraus. Die Zeichnung der Asseln und die zwei Knotenreihen 
zwischen den Fühlergängen machen ganz den gleichen Ein- 
druck; die noch kleinere fig. 35 lässt keine sichere Zählung zu, 
ich urtheile nur nach der Gleichheit der Asseln. Dagegen hat 
fig. 36 einen niedergedrücktern Habitus ‘und dickere Gelenk- 


58 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis, 


köpfe, allein vier deutliche Asselreihen lassen sie wenigstens 
mit der Brut vom elegans nicht vereinigen. Vielleicht ein 
junger coronatus. 
6. Cidaris nobilis (Rhabdocidaris) 
tab. 64 fig. 38—55. 

Goldfuss Petref. Germ. tab. 39 fig. 4 führte diesen Na- 
men für grosse Körper des Weissen Jurakalkes ein, worin sie 
von unten bis oben lagern. In den flachen Fühlergängen ist 
die Asselnaht erhöht, so dass die Porenpaare in Furchen liegen, 
was man „verbunden“ genannt hat. Diese Furchen genügten 
Hrn. Desor (Synopsis des Echinod. 1858 pag. 39), sie als ein 
besonderes Geschlecht Rhabdoeidaris (xßdwrds; virgatus ge- 
streift) von den übrigen zu trennen. Das Wort ist richtig ge- 
bildet, wenn man dabei an die langen stabförmigen Stacheln 
(6&8905 Stab), an jene bekannten Judennadeln oder Baculi 
St. Pauli (Walch, Naturg. Verst. Il. 1 pag. 166) denkt, denn 
längere Stacheln als bei diesen „Stabeidariten® sind nicht be- 
kannt. Doch genügt solch einziges ärmliches Kennzeichen 
bei sonst vollkommener Gleichheit wohl nicht zu einer zweck- 
mässigen Trennung. Denn man möchte sagen halb ver- 
bunden sind schon bei manchen vorhergenannten die Poren, 
wie der Fühlergang fig. 37 (x vergrössert) von Cid. Blumen- 
bachii zeigt, wo blos auf der erhöhten Naht noch ein Wärz- 
chen sitzt, was sich gegen den Mund hinabbiegt, und so den 
Porengang kaum noch zur Hälfte unterbricht. 

Das Perisoma zeichnet sich durch geringere Entwicke- 
lung der Wärzchen aus, dabei ist die Nahtregion der Interam- 
bulacren breit; breit der Fühlergang; das Höfchen, welches 
die kleinen durchbohrten und stark gestrahlten Gelenkköpfe 
umgibt, klein, auf den Asseln gegen den Afterkreis rund, auf 
denen gegen den Mund öfter mit einer Neigung zum ellip- 
tischen. Ueberhaupt fehlen den Schalen Vertiefungen, das 
gibt ihnen ein leicht erkennbares gleichsam geschorenes An- 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 89 


sehen. Namentlich sparsam stehen die Stacheln auf der Ober- 
seite. Auch diese Species lässt sich, wie alle, nur in ihrer 
mannigfaltigen Entwickelung ergründen. Beginnen wir mit 
der kleinsten Asselzahl, so hat die ausgewachsene 

lste Varietät fig. 38 von Lauffen bei Balingen aus dem 
colonisirten Weissen Jura « nur 6 vollständige Asseln in einer 
Reihe, die Naht der Interambulacren ausserordentlich zick- 
zackförmig. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die letzten 
Asseln um den Afterrand fig. 38. a: nicht blos sitzt hier die 
kleine blinde Assel 7 bei einem Individuum links, bei einem 
andern rechts, und zeigt gewöhnlich kaum die Spur einer 
Warze, sondern auch die letzte (6) der Nebenreihe trägt nur 
einen unvollkommen ausgebildeten Gelenkkopf, der jedenfalls 
kleiner ist, als der darunter folgende (5). Da sich die Sache 
in allen fünf breitern Feldern gleichmässig wiederholt, kann 
es nicht zufällige Missbildung sein, und wenn auch bei andern 
Exemplaren die Erscheinung nicht absolute Regel sein mag, 
so wiederholt sie sich doch oft. So ist unter andern fig. 39 
aus dem Kieseldelta von Spaichingen schon wieder etwas an- 
ders gestaltet, aber abgesehen von links und rechts bleibt das 
Gesetz unverkennbar. Die Höfchen um die kleinern Gelenk- 
köpfe zeigen kaum Neigung zum Elliptischwerden. Die Wärz- 
chen zu beschreiben hat seine Schwierigkeit, weil nirgends so 
rechte Knoten sich zeigen, selbst auf dem etwas erhabenen 
Rande der Höfchen findet keine rechte Reihenfolge, sondern 
mehr Wirrwarr statt. Daher fehlt auch den flach eingedrückten 
Fühlergängen (x fig. 35 vergrössert) fast jede Spur von Kno- 
tung zwischen den Porenpaaren, und zwischen den Fühler- 
poren könnte man an der breitesten Stelle 8 Reihen Knötchen 
annehmen, die aber auch durch noch kleinere Zwischenknöt- 
chen verwirrt werden. Das Zählen der Asseln hat übrigens 
unter Umständen seine eigenthümlichen Schwierigkeiten, da 
man an den Rändern öfter in Zweifel kommt, was man für 


90 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 


voll oder nicht voll halten soll. So ist in unserm Beispiel 
fig. 38. a die blinde Assel Nro. 7, wenn man Nro. 1 fig. 38. b 
für voll zählt. Diess ist aber im Grunde nur eine an die Ba- 
sis des Ohres geheftete Höckerassel, die zwar in diesem Falle 
in allen fünf Feldern wiederkehrt, aber offenbar am leichtesten 
übersehen werden oder sogar fehlen könnte. Das ist nun bei 
dem kleinern Exemplar 

fig. 40 ebenfalls aus dem colonisirten Weissen Juraß von 
Nusplingen wirklich der Fall: die sechste unvollkommen aus- 
gebildete Assel bleibt zwar, so dass diese eine Reihe sich nicht 
ändert, dagegen finden wir in der Nebenreihe weder die blinde 
Nro. 7 noch den Höcker Nro. 1, und die ganze Reihe redu- 
eirt sich statt sieben nur auf fünf vollständige Asseln. Diese 
fünfte Assel fig. 40. a sendet allerdings noch einen bedeuten- 
den Fortsatz gegen den Afterrand hin, aber keine Spur einer 
Naht wird irgendwie wahrgenommen. Freilich ist auch der 
Habitus der Knotenzeichnung etwas anders, als vorhin, na- 
mentlich nimmt man die Gelenkaufsätze (x vergrössert) der 
Knötchen um den Hof deutlicher wahr, allein das berechtigt 
vielleicht zu keiner Species. Ja die kleine fig. 41 ebenfalls 
aus derselben Schicht hat in beiden Reihen nur 5 Asseln, und 
doch ist das breite Feld am Afterrande fig. 41. a schon ganz 
gleich wie bei den grossen. Wenn daher mit dem Grösser- 
werden die Asselzahl zunähme, so könnte das nur bei den 
kleinen am Mundrande geschehen. 

Während bei allen diesen Dingen über die typische 
Gleichheit, die sich bis zu den Sternkorallenlagern e von 
Nattheim verfolgen lässt, nicht der geringste Zweifel obwal- 
tet, kommt man durch die Grösse der Stücke verbunden mit 
solchen Verschiedenheiten zu keinem festen Entschluss. 
Gehen wir nun zur 

2ten Varietät tab. 64 fig. 42, welche einem Stücke von 
8'/s Oentimeter aus dem Kieseldelta von Nusplingen ange- 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 91 


hört, so bleibt hier trotz der Grösse die Zahl der vollständigen 
Asseln 6, nur die kleine blinde wird Nro. 7 fig. 42. a, aber 
neben der blinden ist der Gelenkkopf der sechsten Assel voll- 
ständig ausgebildet, kaum ein wenig kleiner als der der 5ten. 
Sonst finde ich keinen erheblichen Unterschied, vielleicht dass 
die zwei Hauptknotenreihen zwischen den Fühlerporen in der 
Nähe desMundkreises etwas grösser sind; freilich ist die Erhal- 
tung für das Erwägen der feinern Kennzeichen nicht sonder- 
lich günstig. An der Mundseite fig. 42. b kommt links neben 
der Blindreihe an Nro. I noch ein kleiner Höcker vor, der auch 
die Zahl dieser Reihe auf 7 bringen würde, allein er ist zuklein, 
und kehrt nicht einmal gleichmässig in allen breiten Feldern 
wieder. Desor’s Abbildung (Echinod. Helv. tab. 10) würde ich 
nach Grösse und Zeichnung für das gleiche halten, allein 
leider gibt sie über solche Details keinen Aufschluss. Die 
öte Varietät tab. 64 fig. 43 gehört wieder dem Kalkge- 
birge, wahrscheinlich der untern Hälfte des Weissen Jura. 
Ich danke das wegen seiner deutlichen Zeichnung so präch- 
tige Stück dem Hrn. Prof. Dr. Rogg in Ehingen. Die grössern 
Knoten um den Hof zeichnen sich durch einen sehr deutlichen 
Gelenkkopf aus, und zwischen den Fühlergängen stehen an 
der breitesten Stelle (Aequator) sechs Knotenreihen (y ver- 
grössert), die sich aber bald auf vier reduciren, und am Mund- 
rande (x vergrössert) auf zwei, die dann aber um so grösser 
sind. Während die kleinern Knoten genau den Porenpaaren 
correspondiren, also in gleicher Zahl auftreten, kommen hier 
am Mundsaume auf einen Knoten je zwei Porenpaare. Da 
nun aber jedem Porenpaare und jedem Knoten eine Assel ge- 
hört, so muss sich die Assel ohne Knoten zwischen den Kno- 
ten durchdrängen, das hat dann eine wenn auch unbedeutende 
- Alternanz der Poren zur Folge. Das Stück am Mundrande 
fig. 43. a zeigt eine ganz unbedeutende Höckerassel, sie steht 
in der Blindasselreihe, und wäre dann eine siebente, während 


92 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 


die Nebenreihe, wie vorhin, nur 6 vollständige Asseln hat. 
Fig. 44 wahrscheinlich aus den colonisirten Kalken « gehört 
derselben Varietät. Ich zeichne sie wegen der kranken Asseln, 
die bei Lebzeiten des T'hieres entstellt wurden. Nro.6, welche 
in den übrigen Feldern einen gut ausgebildeten grossen Ge- 
lenkkopf hat, verlor in Folge von Druck das Höfchen sammt 
dem Gelenkkopf. Auch die ächte Blindassel Nro. 7 hat ausser 
der tiefen Einbuckung noch die deutlichen Spuren des Hofes 
verloren, wie es in den übrigen vier Feldern sich findet. Wäh- 
rend bis an den Rand des Afters Porenpaar mit Wärzchen 
correspondirt, tritt auch hier am Munde (x vergrössert) eine 
deutliche Alternanz ein, ein Anfang von Zweireihigkeit. Noch 
lenke ich die Aufmerksamkeit auf das innere Ohr fig. 44. a, 
welches einförmig flach ist, und am ÖOberrande kaum eine 
Buchtung zeigt. Das unterscheidet sie scheinbar ziemlich 
wesentlich von der 

4ten Varietät tab. 64 fig. 52 von Nattheim, denn hier 
hat dasselbe Ohr fig. 52. a eine entschiedene schmale Buch- 
tung am Oberrande, und einen Mediankiel mit Vertiefungen 
neben den Seiten. Dazu kommt, wie die Zahlen zeigen, eine 
Assel mehr, selbst wenn ich das accessorische Stück s nicht 
zähle. Dasselbe zeichnet sich durch seine Dicke und Kürze 
aus, und muss der Vertreter einer blinden Assel sein, da es an 
die Fühlergänge deutlich angrenzt. Auch in den andern 
Reihen erkennt man noch die Lücken, wo es sass. Mit fig. 44 
verglichen, scheint links Nro. 7 und 3 zusammen der langen 
Nro. 6 zu entsprechen. Das sind schlagende Verschieden- 
heiten, die nicht übergangen werden dürfen. So gelangen wir 
allmählig zur 

5ten Varietät tab. 64 fig. 55, die mit maximus Goldf. 
Petref. Germ. tab. 39 fig. 1 übereinstimmt. Zwar ist es nicht 
klar, wohin das Münster’sche Exemplar bei Goldfuss gehört, 
aber ich meine, es stamme wie das unsrige aus dem Weissen 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 93 


- 


Jura e der Gegend von Muggendorf, wo ich das verkieselte 
Stück seiner Zeit daselbst von Dr. Weber erhielt. Münster 
verband dann damit zwar die Reste aus dem braunen Jura, 
allein genau genommen können es diese nicht sein, da deren 
Höfchen meistens vollständig zusammenfliessen. Unsere Kie- 
selreste zeigen auffallend querelliptische Höfchen, nur das 
oberste gegen den After ist vollständig rund. Die durchbohr- 
ten Gelenkköpfe sind verhältnissmässig zur breiten gestrahl- 
ten Scheibe klein. Die Fühlerporen werden gegen den Mund, 
wie immer, gedrängter, während einzelne Knoten an Grösse 
zunehmen, aber immer nur auf Kosten der Nachbarn, wess- 
halb die Correspondenz keine Störung erleidet. Da die neunte 
Assel der einen Reihe blind ist, so gleicht in der Nebenreihe 
eine freilich sehr entwickelte Höckerassel die Zahl aus. Dieser 
Umstand bringt es mit sich, dass die Zahl einige Schwankung 
erleidet: man kann also 8 bis 9, aber wohl nicht wie Goldfuss 
8 bis 10 sagen. Am bestimmtesten wäre 81/2 in beiden Rei- 
hen, wenn man die Höcker- und Blindassel nicht für ganz 
zählen wollte. Hierzu kommt nun noch das ziemlich verschie- 
dene Ohr fig.55. a, wovon der mittlere Ausschnitt so tief, und 
die Biegung nach aussen so stark wird, dass sie in der That 
wie zwei getrennte Ohren erscheinen. Ein Blick auf die 
nebenstehenden fig. 52. a und fig. 44. a macht solche Unter- 
schiede sofort klar. In Württemberg ist mir diese Abände- 
rung noch nicht zu Händen gekommen; sollte sie fehlen ? 
Ein leider abgeschabtes Riesenbruchstück aus dem Weis- 
sen Jura $ von 91/2 Centimeter Höhe und reichlich 11 Centi- 
meter Breite erreicht in beiden Reihen die Zahl von 10 Asseln. 
Ich glaube mich in dieser Beziehung nicht zu täuschen, na- 
mentlich dient zur richtigen Bestimmung auch der Kalk, der 
bei der Dicke der Schale in späthigen Rhomboederecken her- 
vortritt, die auf jeder Assel eine parallele Richtung einhalten, 
auf der Nebenassel dagegen anders, ungefähr in Zwillings- 


94 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 


stellung, spiegeln. In tab. 64 fig. 54 gebe ich nur die Ste 
Assel mit dem anliegenden Ambulacrum. Die Assel ist durch 
Schaben so entstellt, dass man nicht einmal den Umriss des 
Höfchens mehr sicher erkennt, dagegen treten die Fühler- 
poren in den flachen Rinnen deutlich hervor, und durch vor- 
sichtiges Kratzen konnten auch noch die Knötchen in der 
Nahtregion aufgedeckt werden: es kommen vier Reihen zum 
Vorschein, die in Lage und Grösse den Fühlerporen gleichen, 
und je dazwischen stecken noch etwas ausserhalb der Reihe 
zarte Pünktchen, welche den Gipfeln der 'Trabanten ange- 
hören, und die Knötchen 6reihig zu machen streben. Es 
existiren übrigens in Württembergischen Sammlungen von 
solchen Riesenformen noch viel vollständigere Exemplare: das 
grösste im Stuttgarter Naturalienkabinet erreicht 0,15 m. 
Breite und 0,09 m. Höhe. 

Die kranke Assel tab. 64 fig. 53 stammt aus dem Weis- 
sen Jura e von Ulm: etwas ausserhalb der Stelle, wo der 
eigentliche Gelenkkopf sitzen sollte, erheben sich zwei zusam- 
mengeflossene Wärzchen je mit tiefer Durchbohrung. Ob dar- 
auf nun aber zwei oder ein Stachel sassen, lässt sich natür- 
lich nicht ausmachen. Die Kerbung der Gelenkfläche (Strah- 
lung) ist verschwunden. Es gibt eine Sorte von 

Eier- und Augentäfelchen tab. 64 fig. 45—49 im Weis- 
sen Jura « bis , welche sich durch die Sparsamkeit und Klein- 
heit der Warzen als zu den nobiles gehörig verrathen: fig. 45 
von Ulm ist besonders gross, und die Warzen erwecken im- 
mer noch das Bild einer X pag. 65. Ganz verschieden davon 
ist die dünne fig. 46 vom Böllert, wo zwischen den sehr zer- 
streuten niedrigen Wärzchen zahllose Pünktchen (x vergrös- 
sert) zerstreut liegen, die ein sehr scharfes Auge soeben noch 
wahrnimmt, und die an Madreporenplatten erinnern. Sie hat 
auf der Unterseite fig. 46. a die pag. 52 erwähnte schiefe 
Leiste, und die gedrängten Punkte nähern sich mehr dem 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis. 95 


Maschengewebe (y vergrössert). Fig. 47 von dort hat zwar 
einen andern Umriss, aber behält doch den gleichen Bau bei, 
namentlich hat sie Punktation und innen die schiefe Leiste. 
Ohne Zweifel gehört die zierliche Assel fig. 48 mit ihren zer- 
streuten erhabenen Wärzchen dazu. Man könnte freilich aus 
allen besondere Species machen, doch genügt es, vorläufig 
darauf zu merken, und besseres Material abzuwarten. Da- 
gegen bildet fig. 49 von Ulm eine sehr kräftige Augentafel 
mit grossem Loche. Nur fig. 50 und 51 von dort weiss ich 
nicht recht zu deuten. Ihre Schale ist auffallend dick fig. 50 
und rings mit Gelenkflächen versehen, also nicht zerbrochen; 
die grosse hat auf der Unterseite fig. 51 eine Bucht, welche an 
obige schiefe Leiste erinnert. Das klare Loch lässt sich nur 
als Genitalöffnung deuten. Die Knötchen schwellen wie 
glatte Perlen hervor, und dazwischen deutet Punktation auf 
ein Gewebe, ähnlich den Madreporenplatten; cf. C. pustuliferus. 

Damit dürften die Perisomen des schwäbisch-fränkischen 
Weissen Jura entwickelt sein. Wir begannen bei den Exem- 
plaren mit vollständigen 6 Asseln; fanden aber bei jüngern 
sogar nur fünf und stiegen dann bis zu 9 ja 10 hinauf. Dar- 
unter erwähnt Desor Synopsis pag. 40 einen princeps aus dem 
Argovien, atteignant 5 pouces de diame&tre et au-delä. Der 
englische C. Smithii Wright Brit. foss. Ech. pag. 50 aus dem 
Coralline Oolite hat ebenfalls 10 Asseln mit ovalen Höfchen, 
und dürfte daher nur eine Ersatzforın des fränkischen maximus 
sein. Steigen wir dagegen in unsern 

Braunen Jura hinab, so tritt uns im Delta ein zweimal 
wiederholtes Lager von Stacheln und Asseln entgegen, die 
zwar gewöhnlich unter dem Goldfuss’schen Namen maximus 
Jura tab. 51 fig. 8—20 laufen, aber wie schon von vornherein 
aus dem ältern Lager zu vermuthen ist, nicht genau damit 
stimmen, namentlich fliessen die Höfchen der kleinern Asseln 
stärker ineinander, so stark als beim Suevicus pag. 73. Man 


96 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 


könnte sie daher als Confluenten bezeichnen, da namentlich 
diese Eigenschaft auch im Lias wiederkehrt. Selbst den Sta- 
cheln nach sind sie entschieden Vorläufer des nobilis, also ein 

praenobilis tab. 65 fig. 1—5 und fig. 7—24, der in Fran- 
ken und Schwaben zu den häufigsten Cidariten gehört, und 
doch findet man niemals ein ganzes Perisom! Ich bilde daher 
nochmals aus meinem Jura tab. 51 fig. 8 in fig. 1 dasselbe sie- 
benreihige Stück ab, um namentlich die Ste Höckerassel am 
Mundrande (x vergrössert) zu zeigen, es ist nur ein Stummel, 
aber durch eine Naht angedeutet. Trotz der Erhaltung des 
Stückes finde ich innen kein Ohr für die Laterne. Es mag 
das Zufall sein. Die Gelenkköpfe sind dick gestrahlt und tief 
angebohrt. Da oben die siebente Assel allein ein vollständig 
rundes Höfchen hat, wie der fränkische nobilis <, so fehlt am 
Ende wohl nur noch die blinde Assel. Die Reihe würde dann 
auch in dieser Beziehung gleich sein, d. h. mit Höcker- und 
Blindassel endigen, aber eine Assel weniger haben. Besonders 
zierlich sind die Knötchen von zweierlei Kaliber: die grössern 
haben ein sehr deutliches Gelenkköpfchen (fig. 1. y vergrös- 
sert), sogar hin und wieder mit einem Punkt auf dem Gipfel, 
also wie die durchbohrten; die kleinern stehen darum nicht 
selten förmlich in Kreisen. Die Höfchen der grossen Asseln 
sind am Aussenrande gegen die Ambulacra hin deutlich radial 
gestreift. Es zeigt sich das zwar öfter noch im Weissen Jura, 
aber doch nie so deutlich. Wenn innen gegen die Mediannaht 
des Interambulacrum Streifung überhaupt bemerkt wird, so 
ist dieselbe undeutlicher. Grösser als fig. 2 kamen die Asseln 
ir nicht vor, die Gelenkhälse sind noch stark gestrahlt, da- 
gegen wird an fig. 3 kaum eine Strahlung wahrgenommen, 
und doch bleiben alle übrigen Kennzeichen sich gleich. Die 
einzige Eiertafel, welche ich besitze, zeigt dieselben zerstreu- 
ten Wärzchen, wie die nobiles im Weissen Jura. Im Jura 


tab. 51 fig. 9 steht sie abgebildet. Von den 


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A. Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 97 


Ambulaeren kam mir bis jetzt nichts zu Gesicht. In 
England scheint der Cidaris Fowleri Wright Brit. foss. Ech. 
pag. 32 am meisten Aehnlichkeit mit unsern zu haben, und 
dieser zeigt nach 1. c. fig. 4. ce verbundene Fühlerporen, wäre 
also ein ächter Rhabdocidaris. Ich kann hier nur auf das 
Stück tab. 65 fig. 4 hinweisen, welches schon im Jura tab. 68 
fig. 24 abgebildet wurde. Es gehört jedenfalls der obern 
Hälfte des Braunen Jura an, wie die Art der Verkiesung 
und die dunkele Farbe beweist. Drei und dreissig Jahre sind 
verflossen, seit ich es von einem jungen Pfullinger Sammler 
geschenkt bekam! Die Laterne ist von seltener Deutlichkeit, 
die Kiefer an der Basis haben nur einen schwachen Ausschnitt, 
wie ächte Cidariten, die Harmonielinie für das Ergänzungs- 
stück auffallend gerade, wie die Ansicht fig. 4. a von der Ba- 
salseite zeigt. Die Gelenkköpfe stark gestrahlt und durch- 
bohrt, zwischen den Fühlerporen zwei Reihen Knötchen (y 
vergrössert), wo jeder dritte grösser ist, wie bei Suevicus; auch 
steht zwischen jedem Porenpaare ein Wärzchen (Schlauch- 
wärzchen pag. 38), oder vielmehr eine Leiste, welche die voll- 
kommene Verbindung der Porenpaare unterbricht. Offenbar 
ein Mittelding zwischen ächtem Cidaris und Rhabdocidaris. 
Die Knötchen haben einen ausgezeichneten Gelenkkopf und 
Spuren von Durchbohrung, stimmen daher in ihrem Charakter 
vollständig mit den grossen praenobiles überein. Freilich 
sind die kleinen Stacheln (x vergrössert) rund und längs ge- 
streift, kein keilförmiger unter den vielen sichtbar. Das würde 
mehr mit Diademen stimmen. 

Kieferstücke tab. 65 fig. 5 kommen mit den grossen 
Stacheln zwar selten vor, allein was sich findet stimmt auffal- 
lend mit vorigen, wie die Aussenseite fig. 5. a mit der geraden 
Harmonielinie und der Rücken fig. 5. b mit dem flachen Aus- 
schnitt beweist. Die Innenseite e macht sich ebenfalls durch 


den fingerförmigen Fortsatz und die Art der Furchung kennt- 
Quenstedt, Echinod. Ti 


98 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 


lich. Der Finger ist etwas breiter als bei den Lochen-Kiefern. 
Wie gross und wesentlich diese Laternen sind, mag fig. 6 aus 
dem Weissen Jura e von Beiningen bei Blaubeuren zeigen, 
woran die Länge der Kiefer fast die Hälfte vom Durchmesser 
des Perisoms erreicht. Als Hauptmerkmal, worauf es an- 
kommt, zeigt sich auch hier der flache Ausschnitt an der Ba- 
sis, welchen ich mit grosser Mühe oben und rechts an zwei 
Kiefern blos gelegt habe, und wodurch sich das Stück noch 
als ächter Cidaris ausweist. Der Ausschnitt für das Ergän- 
zungsstück reicht noch länger hinab, ist aber oft schwierig 
zu erkennen, weil der hackenförmige Fortsatz jenes Ergän- 
zungsstückes noch darin steckt. Besonders erschwerend wir- 
ken vereinzelte Silificationspunkte, denen gegenüber die Kalk- 
masse wieder ausserordentlich bröcklich ist. So schlecht auch 
die Schale erhalten sein mag, so zeigt doch das Stück vom 
Fühlergange nicht blos grosse breite, sondern auch verbundene 
Löcher, wie es sich nur bei ächten nobiles findet. 

Die Stacheln betreffend, so sind die aus dem braunen Jura 
am sichersten, weil man keine andern Asseln damit zusammen 
findet, als die des ächten praenobilis. Schon im Jura tab. 51 
fig. 10—20 und tab. 62 fig. 11—15 habe ich eine Reihe von 
Abänderungen desselben geliefert. Hervorstechend darunter 
sind die dornigen fig. 7, deren Dornen sich auf einem fein- 
granulirten Grunde erheben, und am Oberende etwas länger 
sind, als unten. Die Granulationen (x vergrössert) sind zwar 
sehr bestimmt, aber so fein, dass man sie mit der gewöhnlichen 
Loupe kaum wahrnehmen kann. Andere Unebenheiten sind 
nicht vorhanden, der Grund erscheint daher dem unbewaffne- 
ten Auge glatt. Fig. $—10 bilde ich Bruchstücke ganz von 
demselben Bau, aber allmähliger Gradation der Dicke ab; 
dicker als fig. 10 finden sie sich nicht leicht. Wahrscheinlich 
ist fig. 11 der zugehörige Gelenkkopf. Manche verjüngen 
sich ausserordentlich schnell nach oben, wie das im Jura tab. 


A. Echinidae regulares : 6. Cidaris praenobilis. 99 


51 fig. 17 abgebildete Bruchstück, welches auch zu dieser 
Abänderung gehört; 1. c. fig. 13 ist sogar unten gänzlich un- 
gestachelt (glatt), nur ganz oben an der Spitze treten einige 
wenige Dornen auf. Es ist selbst in den Stacheln der blinden 
Asseln tab. 65 fig. 12 noch eine Stärke und Länge, welche 
dieselben zu den schönsten ihrer Art stempeln. Zuweilen 
werden sie nach oben breit und dünn fig. 13 wie geflügelt, 
was die Seitenansicht b zeigt. Noch breiter ist das Ende im 
Jura tab. 62 fig. 11, doch treten hier schon schwache Pusteln 
auf, über welche sich übrigens dieselbe zarte Granulation 
gleichmässig verbreitet. Zu diesen von den glatten etwas 
abweichenden pustulösen gehört die schwach säbelförmig 
gebogene tab. 65 fig. 14. Der Gipfel ist mir leider verloren 
gegangen. Die Dornen stehen sparsamer und sind kürzer; 
Jura tab. 51 fig. 11 gehört dazu, sammt der grossen geflügel- 
ten 1. c. fig. 14. Wir gelangen damit zu einer förmlichen 
Racenentwicklung: denn tab. 65 fig. 15. b, Rhabdoe. horrida 
der Schweizer Petrefactologen Desor Echin. Helv. tab. S fig. 14, 
hat noch in der Stachelung grosse Verwandtschaft z. B. mit 
fig. 9, aber wirre Pusteln treten überall-dem Auge deutlich ent- 
gegen ; in fig. 15.-a erzeugen die Pusteln etwas Streifiges und 
die Dornen werden sehr sparsam. Ueber das Ober- und Unter- 
ende ist man hier nicht mehr ganz sicher. Unser Stück erin- 
nert an den bauchigen Stummel im Jura tab. 51 fig. 10, solche 
dicken verschwimmen gleichsam wieder in den schlankern 
Formen fig. 16, an denen man kaum noch eine bauchige Ent- 
wickelung wahrnimmt, und die sich wieder ganz den langen 
anschliessen. Noch viel rauher wird fig. 17, ohne dass die 
Dornen gänzlich fehlen. Dieselbe wird nach oben breit nach 
Art der geflügelten, allein dennoch sitzt rechts ein runder 
Stachel « darauf; ohne Zweifel sass auf der Bruchfläche da- 
neben ein ähnlicher, so dass der Gipfel sich gabeln musste, 
wie aus der Ansicht von 5 folgt. Ob das nun Missbildung 
Tu: 


100 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 


war, oder nicht, lässt sich zwar nicht sicher entscheiden, allein 
die zartere Form fig. 18 daneben von derselben Race zeigt, 
dass Flügel vorkommen. Der breite Flügel fig. 20 ist nur 
wenig rauh aber auch mit langen Stacheln bedeckt, und auf der 
Gegenseite concav und ohne Stacheln. Er stammt von Gam- 
melshausen aus dem obern Braunen Jura d. Bei dem zartge- 
körnten Flügel fig. 20. a fehlen dagegen wieder alle grössern 
Stacheln. Dagegen hat wieder fig. 19 von einer blinden Assel 
mit ähnlicher Grundzeichnung die längsten Dornen, wie das 
schlankere und dünnere Unterende fig. 21. Obgleich es äusserst 
selten ist, ganze Endspitzen zu bekommen, so kann man doch 
an der Art der Zunalıme erkennen, welche lang wurden und 
welche kürzer blieben. Ganz vollständig ist fig. 24 aus dem 
Abraume der blauen Kalke y des Braunen Jura an der Achalm 
bei Ehningen. Wegen ihrer Kürze mag das wohl eine we- 
sentliche Abänderung sein, auch ist die Art der Stachelung 
anders als bei den übrigen. Auffallend ist die Uebereinstim- 
mung der Form mit maximus Goldf. Petr. Germ. tab. 39 fig. 1. 
b, der höchst wahrscheinlich aus dem fränkischen Braunen 
Jura stammt, nur etwas grösser ist als der unsrige, während 
das nebenstehende Perisom den Muggendorfern pag. 93 gleicht. 
Die kleinen Stacheln tab. 65 fig. 22. 23 übersieht man na- 
türlich viel leichter, und es ist die Frage, ob sie zu den grossen 
gehören: fig. 23 ist rund, aber nicht glatt, sondern etwas 
warzig (x vergrössert),. der Stachel war vielleicht viel länger, 
da unten der Kopf felilt; ob diese sich nun zu der Grösse wie 
fig. 23. a aus dem obern Braunen Jura $ von Gammelshausen 
entwickeln, lässt sich nicht ausmachen. Derselbe hat einen 
dicken gekerbten Gelenkkopf, aber von Zeichnung nimmt 
man nichts wahr. Fig. 22 ist dagegen mit seinem gekerbten Ge- 
lenkkopf stark comprimirt, wie man es bei Hemicidaris findet. 
Fig. 22. a aus Oberdelta von Gammelshausen hat dieses zwei- 
kantige nicht, er ist ein breitlich rauhes Gipfelstück, das oben 


A, Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 101 


sich meisselförmig zuspitzt, in der Mitte aber dreikantig wird, 
was an den Rücken von Trispinaten erinnert; fig. 22. b von 
Beuren bei Hechingen ist schon grösser und stärker, und hat 
das Dreikantige nicht mehr, sondern ist nur comprimirt. Schon 
im Jura tab. 51 fig. 18 bildete ich ähnliche Blättehen ab, 
der andern dortigen kleinern nicht zu erwähnen. Es ist nun 
einmal zur Zeit nicht möglich, das alles richtig zu deuten. 

Sehen wir den praenobilis des mittleren Braunen Jura 
als den Stammvater der nobiles an, so sollte nun freilich eine 
- ununterbrochene Reihe bis nach oben sich verfolgen lassen: 
aber nur zwei Bänke im Braunen d, ganz unten und in der 
obern Hälfte, trifft man bei uns, und dann hört es auf, der 
schlammige Boden im Braunen = und { war ihrer Entwicke- 
lung nicht günstig. Ich hebe daher von den 

Stacheln des Weissen Jura nur Einzelnes hervor. Schon 
vor mehr als 30 Jahren fand ich bei der Kapfenburg im Ober- 
amt Neresheim einen Block, dessen Alter ich damals noch 
nicht recht bestimmen konnte, der aber nach seiner dunkeln 
Farbe und schwach oolithischer Textur wohl zum Weissen 
Jura ö gehört. Derselbe steckte voll von Fusslangen dornigen 
Stacheln, die offenbar nobiles angehörten, wie Bruchstücke 
vom Perisom, ja eine einzige herausgegriffene Assel tab. 65 
fig. 33 durch die feinen Warzen und verbundenen Fühlerporen 
beweisen kann, wiewohl der Erhaltungszustand viel zu wün- 
schen übrig lässt. Schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 52 
und Jura tab. 76 fig. 56. 57 bildete ich Bruchstücke der 
zugehörigen langdornigen Stacheln ab. Diesen füge ich jetzt 
noch fig. 25>—32 hinzu. Das 14!/s Uentimeter lange Bruch- 
stück fig. 25 mitten aus einer Stachel heraus von eylindrischer 
Stabform ohne merkliche Verjüngung kann uns beweisen, 
wie lang diese merkwürdigen Organe sein mochten. Der ge- 
streifte dunkle Hals fig. 27 mit gekerbtem Gelenkrand hebt 
sich gegen den lichten Stab scharfab, und das kräftige Bruch- 


102 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris praenobilis. 


stück fig. 28 zeigt nach oben schon ein deutliches Platterwer- 
den, wie wir aus dem Querschnitt eines andern Bruchstücks 
fig. 29 ersehen. Dünner als fig. 30, welche einem am Ober- 
rande ganzen Stücke angehört, fand ich sie nicht. Doch wie- 
derholt sich das Annähern zur Flügelform auch bei den kleinen, 
denn während fig. 32 ohne Dornen nur mit kurzen Warzen 
sparsam bedeckt vollständig rund bleibt, ist fig. 31 zweischnei- 
dig und auf den Kanten mit langen Dornen besetzt. Eine 
andere Dornenlose ist fig. 26, von der ich nicht weiss, ob das 
stark verjüngte Ende nach unten oder oben gehöre. Obwohl 
nur gewarzte Längslinien auf diesem runden Stabe stehen, so 
könnten an andern Stellen desselben Stachels doch auch noch 
Dornen möglicher Weise erscheinen, denn solche langen nach 
oben gerichteten Spitzen scheinen zum Wesen zu gehören. 
Zwischen den oft mehr als Linienlangen Dornen finde ich 
keine Spur von Granulation, sondern die Fläche zeigt sich auch 
unter der Loupe glänzend glatt. Das allein schon könnte den 
„Kapfenburger‘ von den Stacheln des praenobilis im Braunen 
Jura unterscheiden. Er erinnert uns an den dünnen spi- 
nosus tab. 63 fig. 69 aus dem untern Weissen Jura «, der frei- 
lich in verwandten Gliedern auch in den Weissen Jura y tab. 
65 fig. 34 von der Hiltenburg bei Ditzenbach im Filsthal (Ober- 
amts Geisslingen) herauf geht. Fig. 34. a. b von der Lochen 
setze ich daneben, um die Vermittelung mit spinosus pag. 76 
hervorzuheben. Nur in dieser Entwickelung aufgefasst dürfen 
wir die Hoffnung hegen, einstmals darüber zur Klarheit zu 
kommen. Der Kapfenburger Block gibt uns ein Bild, wie weit 
die Sachen variiren, denn ich zweifle nicht, dass alle Stacheln 
wenn nicht demselben Individuum, doch derselben Varietät 
angehören. Gehen wir nun einen Schritt weiter nach oben, 
so kommt der 

C. nobilis = Jura tab. 83 fig. 73 von Nattheim, aber nur 
die runden robusten Stücke, wie fig. 35, gehören dahin, doch 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 103 


lässt dierauhe Verkieselung nicht zu, zu erkennen, ob die Fläche 
zwischen den Stacheln glatt oder zart gekörnt sei. Würde das 
schöne Unterende mit kurzem Halse und dick gekerbter Gelenk- 
fläche fig. 36 von Kehlheim aus dem weissen kreidigen Kalke e 
dazu gehören, so wäre die Fläche auch granulirt, was an die 
Formen des Braunen Jura erinnern würde. Springen wir von 
diesen „Baculiferen“ mit meist runden zum andern Extrem 
mit breiten Stacheln, so steht in Württemberg der 

CO. nobilis trispinatus tab. 65 fig. 37 aus den gelblichen 
Kalkplatten { von Beiningen bei Blaubeuren noch unüber- 
troffen da. Wahrscheinlich stimmt er mit ©. Orbignyana De- 
sor Synops. pag. 40 aus dem Kimme£ridien ziemlich gut über- 
ein. Wir sind hier wieder in der günstigen Lage, die Mannig- 
faltigkeit von einem einzigen Individuum vorführen zu können, 
wenn auch die Art der Erhaltung in Beziehung auf Umriss 
und Zeichnung manches zu wünschen übrig lässt. Im Handb. 
Petref. 1867 pag. 680 gab ich davon schon eine falsch ideali- 
sirte Assel mit den Stacheln Nro. 1 und 2. Zur vollern Ein- 
sicht liefere ich jetzt das ganze Bild, so viel sich davon müh- 
sam darstellen liess. Zunächst erweist sich das Perisom als 
ein ächter nobilis durch die verbundenen Fühlerporen und 
feinen Granulationen der Asseln, doch dürften sie nicht über 
sechs in einer Reihe haben. Auch der halbe neben Stachel 
Nro. 2 liegende Kiefer erweist sich durch seinen kurzen Basal- 
ausschnitt als ein ächter Cidarit. Dass nun zu diesen kleinen 
Organen das Stachelwerk gehöre, das wie mächtige Balken 
sich darum lagert, fällt zwar auf, kann aber nicht dem gering- 
sten Zweifel unterliegen. Alle Stacheln bis zu den kleinsten 
sind dreiseitig, oder zeigen wenigstens eine entschiedene Nei- 
gung dazu: der Rücken (Hinterseite) häufig mit zwei Haupt- 
streifen ist am schmalsten; ihm steht die schneidige Vorder- 
kante gegenüber. In dieser Stellung aufrecht gedacht kann 
man dann linke und rechte Stacheln unterscheiden, doch wird 


104 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 


diese Unterscheidung uns durch Verdrückung sehr erschwert. 
Ich habe es daher unterlassen, das Stück durch den Spiegel 
zu zeichnen. Was nun die einzelnen 

Stacheln anbetrifft, so zeigt sich Nro. 1 in der untern 
Hälfte vom Rücken in bester Erhaltung, nur der Gelenkkopf 
liegt, unter den Asseln verborgen, die ich nicht zerstören 
mochte. Zwei Linien bezeichnen den Rücken, und die Rän- 
der sind zierlich gezähnt, doch drückt sich schon in den Zäh- 
nen eine kleine Unsymmetrie aus, obwohl es sehr schwer hält, 
der Natur treu zu folgen. Die Bruchfläche oben zeigt, dass 
der Gipfel und die Bauchseite schneidig endigten. Ausser den 
erhabenen Linien zeigt die Oberfläche wenige Rauhigkeiten. 
Die nebenliegende Nro. 2 sehen wir von der linken Seite (in 
Natur die rechte, weil ich nicht durch den Spiegel zeichnete) 
in ihrem vollen Umriss mit abgesetztem kurzem Stiele und 
kurzem Halse. Der Gelenkkopf deutlich gekerbt. Eine mar- 
kirte Rippe setzt sich am Stiele ein, lässt sich aber nicht sicher 
nach dem Oberrande verfolgen, weil das Stück gelitten hat. 
Der Rücken r (links daneben gezeichnet) konnte nur theil- 
weis blos gelegt werden. Lange habe ich ihn für schmaler ge- 
halten, als er in der That ist, weil die Hälfte mit dem gezahn- 
ten Rande etwas tiefer unter dem Stein verborgen lag. Wahr- 
scheinlich entstand das durch Druck. Deute ich richtig, so 
hat der Rücken eine erhabene Mittelkante, der jederseits eine 
feinere parallel geht, hat also eine mehr als Nro. 1. Dass die 
Zahnung links am Gegenrande fehlt, daran ist nur die Erhal- 
tung schuld. Dagegen kann auf der schneidigen Bauchkante 
der Länge nach zierliche Zahnung wahrgenommen werden, 
die nur ganz nach oben aufzuhören scheint. Wahrscheinlich 
fehlt am natürlichen Ende oben nicht viel, doch wird der Rand 
dünn, und zerbrechlich. Uebrigens ist der Rücken unter der 
Kieferspitze noch 5 Millimeter breit, weil der Rand hier sich 
umbiegt. Nro. 3 ist etwas verzerrt durch Druck, und kaum 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 105 


auf dem Steine zu erkennen, geschweige denn in der Zeich- 
nung. Der Gelenkkopf brach unten ab, wie das runde Stiel- 
ende auf der Bruchfläche zeigt. Darüber erheben sich zwei 
Kanten, die man für die Rückenseite nehmen könnte, aber 
nur die linke Kante bleibt auf der Höhe, die rechte drückt 
sich bald auf die abfallende Seite hin, oben rechts scheint die 
Seite zerrissen. Nro. 4 daneben ist kleiner, und richtet ihren 
Gelenkkopf wie Nro.2 der Nro. 3 entgegen. Die Bruchfläche 
am Ende zeigt drei Zacken, darnach haben wir die Rücken- 
ansicht mit mindestens fünf Radialstreifen vor uns, dann gibt 
die daneben gezeichnete Seitenansicht s die flachconcave rechte 
Seite mit einer dicken Rippe, welche sich unten in vier dicke 
Knoten auflöst. Der rechte Rand ist zierlich gezahnt, da der 
Stachel auf dieser Seite noch in der Gebirgsmasse liegt, denn 
sobald man sie frei macht, gehen diese zarten aber überaus 
zierlichen Kennzeichen verloren, da der Kalkspath gar zu 
stark bröckelt. Nro. 5—8 richten dagegen ihre Gelenkköpfe 
alle nach einer Seite. Davon kehrt uns Nro. 5 den wohlge- 
bildeten Rücken zu. Der Hals setzt gegen ihn nicht stark ab, 
und drei Linien erheben sich zwischen den gezahnten Kanten 
sehr deutlich. Die rechte Seite hat unten eine erhabene dicke 
Kante und tritt convex hervor, oben dagegen verschwindet 
die Kante, die Fläche vertieft sich, wie der Querschnitt deut- 
lich zeigt, woran r dem Rücken und s dieser Seite entspricht. 
Auch Nro. 6 zeigt uns den etwas breitern Rücken mit drei 
Linien, die aber nach oben an Sicherheit abnehmen. Die Zäh- 
nung der Kanten stellenweis sehr gut. Wir sind hier dem 
Oberende schon näher als vorhin, wie der dünnwandige Bruch 
am Ende zeigt. Nro.7 liegt unter beiden versteckt, lässt sich 
in der Tiefe zwischen 5 und 6 verfolgen und scheint bis in die 
Nähe des Kiefers zu verlaufen, obwohl mir dieser Anfang 
nicht ganz klar wird. Dann wäre es der längste Stachel. Denn 
oben ragt er mit seinem dünnen Oberende deutlich hervor, 


106 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 


das durch ein Mitteljoch in zwei ungleiche Rinnen getheilt 
wird. Die grosse Dünne leuchtet aus dem nebenstehenden 
Querschnitte ein, und erinnert lebhaft an Flügelbildung. Wei- 
ter unten auf der Bruchfläche zeigt sich dagegen ein breiteres 
Dreieck, worin noch ein Vorsprung (7) genanntes Mitteljoch 
andeutet. Vergleichen wir damit den besonders verzeichneten 
Querschnitt, so scheint der von Nro.6 sich zu Nro. 7 wie links 
und rechts zu verhalten, entsprechend den Asseln der Interam- 
bulacra. Nro. 8 mit abgebrochenem Gelenkkopf bietet da- 
gegen nicht viel Lehrreiches. Nach dem Querschnitt oben zu 
urtheilen haben wir die linke concav werdende Seite vor uns 
mit der dicken Medianrippe, welche rechts noch eine feinere 
begleitet. Nro. 9 ist zwar nur ein Bruchstück, das aber in 
seinem Umriss vortrefllich mit Nro. 2 stimmt, nur dass wir 
jetzt die zarte Zahnung rechts haben, während sie sich dort 
links fand, welcher linken und rechten Stellung auch der um- 
gebogene Rand an der Rückenkante entspricht. Es ist die 
Form, welche sich zur Flügelung hinneigt. Der Stummel 
Nro. 10 aus der Mitte heraus bietet uns die linke Seite, mit 
groben Zähnen auf der Schneide des Bauches, und einer rohen 
unten zu Knoten sich auflösenden Leiste neben der Rücken- 
kante; wie bei Nro. 4, zu der sie sich links verhält. Stachel 
Nro. 11 hat wieder etwas von geflügelten, denn er bildet oben 
eine dünne Lamelle, unten fehlt nicht viel mehr als der Stiel. 
Das Bruchstück des Oberendes Nro. 12 ist der Theil eines 
Flügels von der linken Seite, der etwas verdickte Rückenrand 
krümmt sich etwas herum, an der breitesten Stelle blieb der 
Bauchrand wahrscheinlich noch unverletzt, so dass auch hier 
kein breiter Flügel zu vermuthen ist. Nro. 13 bildet die flache 
Rinne eines Oberendes, nach der Dicke der Ränder zu ur- 
theilen ist es die linke Seite, sie bildet daher das Gegenstück 
zu Nro. 5, welche uns dieselbe Seite rechts zeigt. Ich glaube 
nicht, dass auf unserer Platte noch irgendwo ein grosser Sta- 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 107 


chel verborgen sei. Da nun aber die Zahl ein Multiplum von 
fünf, wegen der fünf gleichen Interambulacra, sein muss, so 
fehlen mindestens zwei, oder wahrscheinlich sieben. Denn 
zweierlei Formen mit Flügelenden (2, 7, 9, 11, 12) und Rin- 
nenenden (5, 6, 13) dürften sich unterscheiden lassen, und . 
wenn man davon linke und rechte annimmt, so gäbe das 4. 5 
— 20 grosse Formen. 

Die kleinern Stacheln finden wir schwieriger, ich will 
daher nur. einige erwähnen: das beste Bruchstück bildet Nro. 
a neben Nro.5. Es folgt der Grösse nach auf Nro. 4, allein 
wie der dreiseitige Durchschnitt zeigt, bleibt sein Umfang 
gegen dieses weit zurück. Die Kanten haben wellige Zähne. 
Der nebenliegende Stiel d dürfte ähnliche Grösse erreichen, 
die gekerbte Gelenkfläche ist daran sehr deutlich. Etwas dün- 
ner und länger bleibt Stiel c, aber Kerbung und Halsstreifung 
sehr deutlich. Noch dünner ist d mit deutlichem Gelenkkopf, 
und von e ist kaum mehr als die Rundung des Stieles an einer 
Stelle bemerkbar, während von f sich blos der Querschnitt 
zeigt, der aber so scharfkantig ist wie ein kleiner tripterus. 
Auf der andern Seite vom Perisom hat die Unterhälfte g auch 
deutlich einen dreiseitigen Querschnitt. Man sieht sie vom 
Rücken, der mehrere granulirte Linien hat, und an den Rän- 
dern wahrscheinlich auch zarte Kerben trug, ähnlich dengrossen. 
Das Oberende A zeigt deutlich eine Rinnenbildung, und da der 
Gipfel schneidig endigt, so bleibt eine Formenverwandtschaft 
mit den grossen auch in dieser Beziehung unverkennbar. Nro.? 
links zwischen 10 und 11 sieht man von der rechten Seite, sie 
hat in der Rückenkante mehrere hervorstehende Lappen. 
Fig. % ist zwar sehr undeutlich, an seiner Länge scheint aber 
wenig zu fehlen. Die beiden Durchschnitte bei / deuten immer 
die gleiche Form an. Diese Partie (10, 11, <—) hatte übri- 
gens eine andere Lage quer die andern deckend, und ich habe 
sie hier nur des Raumes wegen untergebracht. Das Bild kann 


108 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis velifer. 


dadurch kaum Beeinträchtigung erleiden, denn die Stacheln 
sind im Ganzen so durcheinander geworfen, dass aus ihrer 
Lage kein Schluss auf die zugehörigen Asseln gezogen wer- 
den kann. Aber darüber ist wohl kein Zweifel, dass alles, 
was sich von Stacheln, Asseln und Kiefertheilen zerstreut da- 
bei findet, nur einem Individuum angehöre. Jetzt kommen 
wir zur 

weitern Frage: wie sahen die fehlenden grossen Sta- 
cheln aus? Mit obigem Stück erwarb ich einen wahren velifer 
tab. 65 fig. 38, ganz von dem gleichen Ansehen, wie die übri- 
gen. Doch weiss ich nicht bestimmt, ob er dazu gehört, dann 
müssten mindestens vier gleiche verloren gegangen sein. 
Oben endigt der Rand wie dünnes Kartenpapier, und selbst 
unten ist der elliptische Umriss kaum 3 Millimeter dick. Zwi- 
schendurch geht eine dunkle Linie, welche einer Ebene ent- 
spricht, die das „Segel“ in eine linke und rechte Platte theilt. 
Diese Linie rückte den Kalkspathbruch nicht aus seiner Lage 
und konnte auch oben auf deutlichen Bruchflächen (z. B. 
Nro. 9) wahrgenommen werden, wo sie vom Rücken- zur 
Bauchlinie verläuft. Darnach würden also diese Flügel mit 
ihrer Breitfläche in einen Meridian des Perisoms fallen. Der 
eine Rand rechts mit den gröbern Dornen, die sich nach oben 
hin zusammen drängen und verfeinern, möchte dem Rücken, 
der andere mit schlankern aber leider abgebrochenen und da- 
her in der Zeichnung übersehenen Stacheln, die bis oben hin 
fast gleiche Distanzen einhalten, dem Bauche entsprechen. 
Die ganze Fläche erscheint zwar glatt und nur oben mit ganz 
flachen und breiten Falten bezeichnet, allein bei genauester 
Untersuchung wird man doch einige Rauhigkeiten gewahr, 
wodurch sie dann Formen anderer Lager wieder ähnlich wer- 
den, wie z. B. Rhabdocidaris caprimontana Moesch (Beitr. 
Geol. Karte Schweiz 1867 IV tab. 7 fig. 3. d) aus dem unter- 
sten Weissen Jura von Birmensdorf. Aber diese haben eine 


« 


A. Echinidaeregulares: 6. Cidaris nobilis velifer, bidentatus, trilaterus. 109 


markirte Kante zwischen den Rauhigkeiten, wie fig. 40 von 
Nattheim, dessen Querschnitt (Jura tab. 89 fig. 3) ich noch 
zum trispinatus s stellte. Seine beiden Seiten links und rechts 
sind schneidig, während fig. 41 von da schon einen breiten 
Rücken r hat, und ausserdem auf der rechten Seite noch eine 
gleiche Kaute, wie der Querschnitt q zeigt, so dass der darüber 
stehende Querschnitt qg’ von fig. 40 sich dazu wie links ver- 
hielte. Fig. 41 gäbe daher noch den ächten wenn auch ge- 


‚flügelten trispinatus. Dagegen kann fig. 39 von Nattheim 


damit in keine Uebereinstimmung gebracht werden. Man 
möchte dieses einzige Stück bidentatus heissen, so gleichmässig 
laufen die sägenförmigen Zähne an beiden Kanten hinab, auch 
zerstörte die Verkieselung jegliche Rauhigkeit, aber oben sieht 
man doch die Medianlinie des velifer, dessen unterer Stiel 
es wohl sein könnte, wenn auch die Zähne auf beiden Sei- 


- ten gleich sind. Zwischen rund- und breitstacheligen mitten 


inne steht 

C. nobilis trilaterus tab. 66 fig. 1 Jura tab. 89 fig. 4 von 
Nattheim. Der Stachelquerschnitt bildet ein gleichseitiges 
Dreieck. An unserm Stücke sitzen vier feingestreifte Stacheln, 
wovon ich Theile in ihrer Lage abbilde, jeglicher auf der vier- 
ten Assel, alle kehren ihren Rücken der Mundseite zu, daher 
die mediane Schneide nach oben. Das ist offenbar ein anderes 
Stachelsystem als vorhin beim trispinatus. Suchen wir da- 
gegen nach greifbaren Unterschieden der Perisome, so ist alle 
Mühe vergeblich: die Fühlerporenpaare sind verbunden, auf 
jeder Porenassel steht ein Knötchen, die Wärzchen auf den 
grossen Interambulacralasseln sind fein und zerstreut, und die 
durchbohrten und gestrahlten Gelenkköpfe klein, wie es bei 
ächten Nobiles sein muss. 

Thatsachen müssen sprechen, wenn wir zur glück- 
lichen Lösung der schwierigen Frage nach den Species ge- 
langen wollen. Gegenüber den einzelnen Stacheln, die in 


110 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trilaterus. 


gleichem Lager gefunden werden, scheint die Mannigfaltigkeit 
der Formen an ein und demselben Perisom in enge Grenzen 
geschlossen. Wollteman daher nach den Stachelunterschieden 
allein urtheilen, so müsste es sehr viele Species geben. Begin- 
nen wir mit den dreikantigen Formen, so habe ich von Natt- 
heim nur das kleine fig. 2 von der Seite dargestellte Bruch- 
stück, wasin Beziehung auf Feinheit der Zeichnung sich mitfig. 1 
messen kann. Fig.2.a vom Hof Rauschberg bei Sigmaringen 
ist durch Missbildung entstellt, wie die Krümmung der Rippen 
auf dem Rücken und die Querschnitte zeigen. Die Seiten sind 
ganz flach, während der Rücken durch einen mittlern Kiel 
sich etwas herauswölbt. Fig. 3 von Nattheim, und von der 
gegen die Afterseite gekehrten Mediankante her abgebildet, 
ist zwar schon entschieden roher gezeichnet, aber typisch ganz 
gleich, namentlich stimmt es mit dem vom Rücken darge- 
stellten Original fig. 4, welches im Jura tab. 89 fig. 4 von der 
schneidigen gegen oben gekehrten Mediankante sich zeigt. 
Das obere Ende ist daran fast vollständig, man sieht, dass sich 
die Rückenwölbung zur Schneide der Mediankante umbiegt, 
um so eine stumpfe Spitze zu erzeugen, wie die Ansicht fig. 4. a 
darstellt. Fig. 5 von Nattheim entbehrt auf den Kanten jeg- 
licher Zahnung, und namentlich wölbt sich die Rückenfläche 
stärker als vorhin hinaus. Zahnlos ist auch das trefllich erhal- 
tene von der Seitenkante dargestellte Stück fig. 6, die Strei- 
fung des schwach gewölbten Rückens tritt markirter hervor, 
als bei irgend einem andern, es sind förmliche glatte Rippen, 
die mit der rauhen Zahnung von fig. 7 schon in bedeutendem 
Contrast stehen. Aber es bleibt bei beiden der ausgezeichnete 
dreieckige Querschnitt, wenn auch die Schenkel schon etwas 
länger als die Basis werden. Wer dem allgemeinen Eindrucke 
folgen wollte, müsste hier schon den Wendepunkt zum 
trispinatus eintreten lassen. Schon Leske (Additamenta 
pag. 203 tab. 47 fig. 8.9) bekam solche „serratae compressae* 


A, Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 111 


von Giengen in Schwaben. Fig. 8 stammt von einer blinden 
Assel, schliesst sich aber sonst der vorhergehenden an. Bei 
fig. 9 wird das Dreieck des Querschnittes sehr hoch, aber die 
Symmetrie der Seiten bleibt, die Seiten links und rechts sind 
zwar nicht absolut gleich, aber doch nicht wesentlich verschie- 
den. Diese Form ist ziemlich gewöhnlich, aber kleiner als 
fig.9. ahabe ich sie nie gesehen. Beide haben auf dem Rücken 
eine mediane Kiellinie. Diese Kiellinie ist bei fig. 10 noch 
stärker ausgedrückt, durch ihre Dünne kommt sie schon den 
geflügelten näher. Auf dem Rücken des Blindasselstachels 
fig. 11 stehen dagegen blos feine Linien, nur oben stellen sich 
statt des Kieles Stacheln ein, auch die drei Kanten sind stets 
mit Stacheln geschmückt, was der Name besagen will. Der 
Blindasselstachel fig. 12 eilt dagegen schon stark den geflügel- 
ten zu, aber es bleibt alles noch auffallend symmetrisch, dabei 
zeigt der schmale Rücken nicht eine Spur von Wölbung, und 
erreicht damit die Normalfigur im Jura tab. 89 fig. 2, die 
blos ein wenig zartern Bau hat. Freilich bleibt von hier zu 
den breiter geflügelten fig. 13 nur ein kleiner Schritt, aber die 
Einseitigkeit, welche sich bei den vorigen der Symmetrie 
ausserordentlich näherte, kommt hier nun wieder zu ihrem 
vollen Ausdruck, wie nicht blos der Querschnitt @, sondern 
schon die Rückenansicht b zeigt, da die Kanten beider Seiten 
bald so auffallend verschieden werden, dass man mit Leichtig- 
keit linke und rechte Stacheln unterscheiden kann. Auch 
unsere linke nach oben gekehrte Seite hat eine der Rücken- 
kante parallel laufende Stachelreihe, welche der rechten gänz- 
lich fehlt. Wie gewöhnlich, hat dieser breit geflügelte keinen 
Gelenkkopf, er gehört einer blinden Assel an. Die Sache 
wiederholt sich so oft an verschiedenen Fundstellen, dass ich 
schon gemeint habe, alle breit geflügelten seien Blindassel- 
stacheln. Am Hof Rauschberg bei Sigmaringen fand ich auf 
ein Halbdutzend fig. 13. ce solcher blinden, die aber wahr- 


112 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis trispinatus. 


scheinlich nicht alle geflügelt sind, kaum einen mit Gelenkkopf 
fig. 13 d, dessen kurzer Hals mit einer zarten Linie absetzt. 

Die Unsymmetrie gibt sich gewöhnlich auch auf dem 
Rücken bald zu erkennen: tab. 66 fig. 14 bilde ich dasselbe 
Stück, welches ich Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 9 trispinatus 
nannte, nochmals aber vom Rücken her ab. Unten lässt sich 
das Unsymmetrische kaum wahrnehmen, aber oben setzt sich 
bald eine Nebenlinie ein, die durchaus nur auf einer Seite be- 
merkt wird; dabei zielt sich dann die links davon liegende 
Rückenkante mit ihren Stacheln etwas hinab, und die ent- 
sprechende Seite wird etwas concav. Im Uebrigen sind die 
Seiten gleich gezeichnet. Anders verhält sich dagegen das 
Unterende von fig. 15, hier erscheint der schmale Rücken mit 
alternirenden Stacheln symmetrisch, aber die Seite links hat 
nur einen einzigen Stachel, rechts a dagegen eine Reihe, im 
Uebrigen bildet der Querschnitt noch ein ziemlich gleich 
schenkliches Dreieck. Dagegen gibt das kräftige Unterende 
fig. 16 sogleich vom Rücken r her seine Unsymmetrie durch 
die Lage der zwei Dornenlinien zu erkennen, die den etwas 
gewölbten Raum in drei ungleiche Theile theilen. Neben dem 
breitesten Theile links hat die Seite a eine dicke Stachelreihe, 
die der andern etwas schmalern gänzlich fehlt. Trotz dieser 
Mannigfaltigkeit sind wir doch noch nicht bei der ächten Bei- 
ninger Varietät pag. 103 angelangt: so hätte unter andern fig. 
17 wohl den Habitus, namentlich auch in Beziehung auf die 
Breite, aber vollkommen wird die Uebereinstimmung nicht, 
er ist zu schief, kaum dass man am untern Querschnitt von 
einer gut ausgeprägten Rückenfläche sprechen kann, die den 
Beiningern nicht fehlt. Andere bleiben wieder zu symmetrisch, 
wie der Rücken r vom Bruchstück fig. 18 zeigt, der übrigens 
in Beziehung seiner lineären Zeichnung trefllich stimmt. Auch 
die Seiten haben ganz die Art der Zeichnung, allein eine Sym- 
metrie, wie sie der Querschnitt fig. 19 zeigt, bleibt bei solch 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobiles plicati. 113 


auffallend entwickelter Flügelbreite eigenthümlich. Die Sorte 
fig. 18 und 19 hebt sich mehr durch Rippung und Streifung 
ohne sonderliche Zähnung hervor. Daran schliessen sich 
dann absonderlich gefaltete, die man passend 

nobiles plicati tab. 66 fig. 20—24 nennen könnte. Na- 
türlich sind diese Falten oben viel ausgesprochener als unten, 
wo der Gelenkkopf zur Rundung nöthigt. Als Norm kann 
man fig. 20 nehmen, woran unten im Querschnitt das Drei- 
eck mit seiner Basis noch im Umrisse erkannt wird, während 
der Gipfel sich in sechs tiefe Falten zerschlägt. Die warzige 
Längsstreifung ist ohne Dornen, was ihnen gleichsam ein un- 
bewaffnetes Ansehen gibt. An fig. 20. a vom Hofe Rausch- 
berg bei Sigmaringen meint man noch den breiten Rücken 
des trilaterus zu sehen, und der Gipfel scheint unverletzt zu 
sein. Fig. 21 hat zwar einige Dornen mehr, aber der Quer- 
schnitt zeigt fünf Falten, unter welchen man freilich die 
Rückenfalten rechts noch gut unterscheidet; fig. 22 bleibt 
unten ziemlich dreieckig, aber oben bohrt sich die Furche 
der rechten Seite plötzlich ein, so dass der Querschnitt wieder 
ein Zerrbild gibt. Auch die geflügelten haben an der dicken 
Kante die Eigenschaft, plötzlich Falten zu schlagen, wie 
fig. 23 von Nattheim ein gutes Beispiel liefert: unten 
ist der Querschnitt gewöhnlich, aber nach oben schlägt sich 
plötzlich eine ganz tiefe Falte ein, um das sichtbar zu machen, 
habe ich den Stachel in etwas gewendeter Stellung zeichnen 
lassen. Dass diese Falten nicht durch Druck entstanden, be- 
weist der ganze Erhaltungszustand. Vergleiche hier auch 
Rhabdocidaris cristata Des. Echinol. Helv. tab. 12 fig. 8 aus 
dem Corallien und Rh. Orbignyana l. c. tab. 12 fig. 10 aus dem 
Virgulien. Formen, wie fig. 24 von Nattheim, setzen uns 
etwas in Verlegenheit: unten sind sie vollkommen rund, wie 
die stabförmigen Kapfenburger pag. 102, haben auch Dor- 
nen, aber sehr bald stellen sich hohe Rippen ein, die am 


Quenstedt, Echinod. 2. Lief. März 1873. 8 


114 A. Echinidae regulares: 6. Cid.r's nobilis Oerlingır Thal. 


Gipfel sich zu tiefen glatten Falten gestalten, wie der Quer- 
schnitt oben zeigt. Das bringt uns wieder mit den 

Baenliferen in Collision: tab. 66 fig. 25 von Nattheim 
mit stumpfen zerstreuten Warzen schliesst sich vortrefflich an 
obigen runden tab. 65 fig. 35 an. Aber schon fig. 26 von 
dort wird ein wenig eckig, doch das allein würde uns nicht 
bestimmen, ihn von den runden zu trennen, wenn nicht zu- 
gleich der Charakter der Knoten etwas änderte, die in be- 
stimmten Reihen übereinander stehen. Diese Reihen sind 
durch markirte erhabene Linien angedeutet, zehn an unserm 
Bruchstück. Der Zwischengrund fein tubereulös, doch lässt 
in dieser Beziehung die Verkieselung kein scharfes Erkennen 
zu. In fig. 27 entwickeln sich die Knoten schon zu längeren 
Dornen, die zwar zerstreut stehen, aber überaus zierliche 
Knotenlinien gehen der Länge nach so bestimmt herab, dass 
man sie zählen kann, etwa dreissig auf den Kreis. Auch hier 
ist die Rundung nur wenig gestört, aber man kann einen Rü- 
cken r ohne Dornen von den gedornten Seiten s schon 
bestimmt unterscheiden, so dass zu fig. 23 nur ein unbedeu- 
tender Schritt ist, aber dieser Stachel wird entschieden drei- 
seitig, dornenfrei auf den drei Flächen, und desto dorniger 
in den drei Kanten, ja die mediane Bruchkante setzt nach 
oben sogar zwei Reihen an. Er spielt also offenbar zu den 
Trispinaten hinüber, die auch ähnliche (fig. 11) punktirte 
Längslinien haben, wenn sie sich auch nicht immer so deut- 
lich nachweisen lassen. 

Agassiz nannte einen Cidaris tricarinata aus dem Bay- 
reuther Jura, und Desor (Synopsis pag. 54 tab. 8 fig. 4 und 
5) copirt dabei zwei Stachelbruchstücke von Goldfuss Petref. 
Germ. tab. 39 fig. 4. c d, welche daselbst dem nobilis zuge- 
zählt werden. Diese Stücke führen uns ins Oerlinger Thal 
bei Ulm, welches dem Lager nach zwar mit Nattheim stimmt, 
aber doch eine eigenthümliche Cidaritenentwickelung hat, die 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis Oerlinger Thal. 115 


- 


seiner Zeit von dem jetzt verstorbenen Händler Gutekunst 
ausgebeutet wurde. Die Sachen liegen auch hier verkieselt. 
Der dreiseitige Stachel tab. 66 fig. 29 von der Bauchkante dar- 
gestellt stimmt ziemlich mit Goldfuss 1. e. fig. 4. d, aber das 
Stück hat zwei alternirende Dornenreihen auf der Bauchkante, 
wovon stellenweis eine Reihe schwindet. Sie stimmt in dieser 
Beziehung mit der Nattheimer fig. 28, doch jetzt bleibt nur 
eine Seite glatt und die andere hat eine bestimmte Reihe 
langer Dornen, die an Grösse den Knotendornen nicht nach- 
stehen. Die Rückenseite ist unbewaffnet, hat blos zwei er- 
habene Linien, die Pünktchen dazwischen bilden keine so 
genauen Linien, wie in fig. 27. Fig. 30 aus dem Oerlinger 
Thal gehört einer blinden Assel, hat aber ausser den Knoten- 
dornen noch auf allen drei Seiten eine Dornenreihe; die er- 
habenen Pünktchen dazwischen liegen mehr zerstreut, und 
treten sehr deutlich hervor. Beide liegen in einem weissen 
Kalke, wie auch fig. 31, und das gibt ihnen ein verwandtes 
Ansehen. Aber dieser Stachel ist nach Art der geflügelten 
ganz flach, und wie es scheint im Folge von Druck, es dürfte 
die linke Rückenkante zwischen die andern beiden hineinge- 
quetscht sein, wie die Falte rechts von der Mittelstachelreihe 
zeigt. Dann waren die drei Flächen ungestachelt, auf der 
rechten Seite bemerke ich nur zwei isolirte Dornen. Kerbung 
des Gelenkringes sehr stark, und der zartgestreifte Hals 
zeichnet sich durch verschiedene Farbe auffallend aus. Der 
Flächengrund deutlich kleinwarzig, mit einer entschiedenen 
Neigung zur Reihenstellung. Trotz der Verkieselung lassen 
sich auf allen dreien zarte Längslinien (fig. 31. x vergrössert) 
wahrnehmen, zwischen welchen Maschen stehen, die uns an 
Cerioporenlöcher erinnern. Das Maschengewebe geht auch 
deutlich in die Stacheln hinaus, an der Wurzel derselben ver- 
wirrt es sich, nimmt aber dann bald wieder seine regelrechte 
Stellung parallel der Längsaxe des Dornes ein. Dieser zellige 
8 + 


116 A. Eehinidae regulares: 6. Cidaris nobilis Oerlinger Tbaf, triaeuleatus. 


Bau wird freilich eine allgemeine Figenschaft nicht blos der 
Stacheln der nobiles sein, allein es gehören doch günstige 
Umstände dazu, sich auf solche einfache Weise ohne Schliff 
sofort davon zu versichern. Fig. 32 und33 ebenfalls aus dem 
Oerlinger Thale, aber aus gelblichem Boden, lässt sich mit 
den vorgenannten nicht mehr vollständig vereinigen, die 
Grundirung der Flächen ist viel rauher, die Stacheln sind 
runder und spitzer, und zwischen den grossen liegen feine, 
fast so spitz und fein wie die Drüsenhaare der Nesseln, freilich 
gehen dieselben leicht verloren, aber dann erheben sich noch 
kleine Knöpfchen mit rundlicher Endung, die an den Chagrin 
gewisser Flossenstacheln von Haifischen erinnern. Fig. 32 
von einer Blindassel ist dreiseitig, aber auf Kanten und Seiten 
gedornt; fig. 33 mehr rundlich wird sich wohl erst weiter 
nach oben dreiseitig entwickeln. 

C. nobilis triaeuleatus tab. 66 fig. 34 nannte ich im Jura 
tab. 89 fig. 1 das Stück, welches ich jetzt nochmals von der 
gestachelten Seite her abbilde. Es gehört zu den gelbfärbigen 
aus dem Oerlinger Thale. Unter den Weissen hat es mit fig. 
31 die grösste Verwandtschaft, nur sind die Stacheln noch 
comprimirter als dort, und abgesehen von der gestachelten 
linken Seite fehlt den Flächen jede Rauhigkeit, mit der Lupe 
sieht man nur die zarten Maschen (fig. 34. x vergrössert) zwi- 
schen markirten feinen Längslinien. Die comprimirten Sta- 
cheln der drei Kanten sind alle gleich gross, und auf allen 
kommen Doppelstacheln vor; von den Flächen ist nur eine, 
die breite, gestachelt, diese Flächenstacheln sind aber kleiner, 
und fliessen nach oben zu einer Linie zusammen. Da die 
andern beiden Flächen unter einander gleich und schmaler 
sind, so könnte man leicht versucht sein, die gestachelte für 
die Rückenfläche zu halten. Allein die Rückenfläche pflegt 
nie die breiteste zu sein, es muss daher wohl eine der unge- 
stachelten als Rückenfläche genommen werden. Die Flächen- 


Bee une. 
n . ’as h v x 


+ 


A. Echinidac regulares: 6. Cidaris nobilis triaculeatus, tripterus. 147 


_ 


stacheln deuten dann nur das unsymmetrische Wachsthum an. 
Auffallender Weise fehlt jede Spur vom gestreiften Halsbande, 
obwohl gerade dieser Theil vortrefflich erhalten ist. Die un- 
gestachelten Flächen haben etwas, aber gleichmässig, durch 
Druck gelitten, wodurch sie ein wenig schmäler werden muss- 
ten, als in ihrem natürlichen Zustande, wie der Querschnitt 
fig. 34. a klar macht. Sehr verwandt im Habitus namentlich 
auch durch die Breite der Stacheln ist das verdrückte Unter- 
ende fig. 35, aber wir haben hier ein deutliches Halsband, 
und Rauhigkeiten auf den Flächen, die sich bald zu zarten 
Nadelspitzen, meist aber zu Bündeln entwickeln, die eine 
schmelzartige Weisse haben, wie auf fig. 33. So entstehen 
nach allen Seiten hin Verwandtschaften, deren Bedeutung 
wir noch nicht genügend würdigen können. Greifen wir jetzt 
wieder zu den 
Trispinaten im Oerlinger Thale, so stimmen einige dar- 
unter gut mit den Nattheimern und Beiningern, abgesehen 
von ihrem sonstigen veränderten Habitus, wie fig. 36 bewei- 
sen mag. Die Dreiseitigkeit tritt noch sehr hervor, aber die 
Dornen bedecken Seiten und Kanten in einer Weise, wie bei 
_ den vorigen kaum ein Stück vorkommt. Der stumpfe erhal- 
tene Gipfel zerschlägt sich zu tiefen Falten. Ich meine die 
Rückenseite dargestellt zu haben. Dem ganzen Wesen nach 
stimmt C. Orbignyana Des. Syn. tab. 8 fig. 9 gut. Wie leicht 
man durch Verdrückung irregeleitet werde, mag fig. 37 von 
der gleichen Fundstelle beweisen. Es ist ein Stachel von 
einer Blindassel, unten noch dick dreiseitig, oben dagegen 
immer schmaler der Art zusammengedrückt, dass man meint 
eine Naturform vor sich zuhaben. Aber dennoch ist die Form 
durch mechanischen Druck gebildet, was auch kleine Risse 
noch verrathen. Es entsteht dadurch eine trügerische Art 
von Flügelung. 
C. tripterus tab. 66 fig. 33—43 nannte ich im Handb. 


118 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis tripterus. 


Petref. 1852 tab. 49 fig. 23 und Jura tab. 89 fig. 6 kurze 
dreiflügelige Formen aus dem Weissen Jura e des Oerlinger 
Thales, die wahrscheinlich auch zu den Nobiles gehören. 
Die Normalformen fig. 38 sind wenig stachelig und haben 
meist nur rauhe Linien. Ich halte in diesem Falle die brei- 
teste Fläche r für den Rücken; von den zwei Linien hält die 
linke fast die Mitte ein, so dass man schon hier die Hinnei- 
gung zur Unsymmetrie wahrnimmt, welche sich dann auf den 
andern beiden Seiten auch durch eine Rippe ausspricht, die 
links da ist und rechts fehlt. Kerbung des Gelenkkopfes und 
Streifung des Halses sehr markirt. Von einer blinden Assel 
stammt fig. 39, hier hat der breite convexe Rücken r mehrere 
Linien, und die Seiten sind gleich und ziemlich stark concav. 
Der grosse Stachel fig. 40 von einer Blindassel, von der Seite 
dargestellt, weicht zwar etwas durch seine bedeutenden Kan- 
tenstacheln ab, aber dennoch glaube ich gehört er dazu. Es 
scheint ihm oben nichts zu fehlen, nur ein Druck hat ihn dort 
etwas entstellt. Dagegen ist fig. 41 mit gestreiftem Halse und 
Spuren vom Gelenkkopfe interessant durch seine Verkrüppel- 
ung. Ueber die dicken unförmlichen Wülste ziehen sich 
Knötchen fort, welche dem unbewaffueten Auge so eben noch 
sichtbar werden. Sie liegen meist zerstreut, nur hin und 
wieder sammeln sie sich zu Querreihen. Die unregelmässige 
Längsfurche und das ganze Wesen scheint mir auf tripterus 
hinzuweisen. Zur Vergleichung bilde ich unser Normalexem- 
plar aus dem Hdb. Petref. tab. 49 fig. 23 nochmals in fig. 42 
vom Rücken her ab, dasselbe hat daselbst zwar eine ziemlich 
erhabene Mittelleiste, allein dieselbe bleibt denn doch stark 
gegen die drei Flügel zurück, wie die Ansicht a von oben 
zeigt. Wenn auch ein rauher Kalksinterüberzug viele der 
feineren Zeichnungen bedeckt, so scheint doch hin und wieder 
noch das zartere mikroskopische Maschengewebe durch. Sind 
die Sachen verdrückt, wie fig. 43, so kommt man mit der 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis flabellatvs, elaviceps. 119 


Bestimmung in Verlegenheit, denn "hier scheint es kaum mög- 
lich, die drei Flügel heraus zu finden, und doch stimmt Fund- 
ort und knotige Liniirung mit der Species. Selbst die zier- 
liche kleine fig. 44 würde ich hier noch versuchen unter zu 
bringen, wenn auch der dritte Flügel auf db nicht mehr so 
deutlich hervortritt; dann würde r mit seinen drei Haupt- 
rippen den Rücken bezeichnen. Die kleine Gestalt hat etwas 
Fächerförmiges, der Name 

C. flabellatus würde sich darnach von selbst empfehlen, 
wenn man sie vorläufig zu unterscheiden wünschte. Zu die- 
sen flabellaten gehören vielleicht auch die kleinen breitlichen 
fig. 45 von Nattheim, deren Verkieselung aber zu roh ist, 
als dass die Zeichnung sich scharf beurtheilen liesse, man sieht 
nur, dass Längsrippen vorhanden sind, die Gelenkgrube an 
dem zierlichen Gelenkkopfe klein; fig. 46 hat dagegen keinen 
Gelenkkopf, aber eine grosse tiefe Gelenkgrube, auf der 
einen Seite drei Falten, wie fig. 44. r, auf der andern 5 da- 
gegen eine mediane Längsfurche, der jederseits noch zwei 
kleinere Falten folgen. Die kleinen keilförmigen fig. 47 mit 
knotigen Längsstreifen (x vergrössert) haben eine ziemlich 
kleine Gelenkgrube, welche sich etwas nach einer Seite neigt, 
und an die Knötchen mit besonderem Gelenkkopf der Nobiles 
im Allgemeinen erinnert. Fig. 48 ist dagegen seltsamer 
Weise völlig glatt, platt und schneidig, mag daher einer ganz 
besondern Species angehören. Das Stück ist verkalkt, und 
stammt dem Ansehen nach von Schnaitheim. Um nur einige 
aus der Menge noch herauszugreifen, nenne ich 

C. elaviceps tab. 66 fig. 49)—51 aus dem weissen Jura | 
von Steinenfeld bei Blaubeuren. Wie die Assel zeigt, ge- 
hört er wegen des kleinen Gelenkkopfes und der geringen 
Warzung zu den Nobiles. Ja nach fig. 51 von rundem Um- 
riss mit langen zerstreuten Dornen würde ich ihn für einen 
Baculiferen halten, aber der Rand des Gelenkkopfes ist eigen- 


120 A.Echinidae regulares: 6. Cid. nobilis elaviceps, dipietus, spatula. 


thümlich scharf und schief, und ein Keulenende wie fig. 49 
wird bei den andern nicht wahrgenommen. Dieser Keulen- 
stiel hat unten denselben schneidigschiefen Rand, und wurde 
so mit den übrigen Stücken zusammen gefunden, dass eine 
Zusammengehörigkeit höchst wahrscheinlich wenn nicht ausser 
Zweifel ist. Stachelspuren sieht man nur unten an dem plötz- 
lich dünn werdenden Stiele, das Uebrige, abgesehen vom 
Gipfel, bleibt ziemlich glatt, nur zwei Seitenkanten heben 
sich etwas hervor. Die Gipfelrunzeln a lassen sich nur schwer 
sicher darstellen, geben aber demsStücke ein eigenthümliches 
Ansehen. Die zugehörige Assel fig. 50, so undeutlich sie 
auch sein mag, gehört zur Familie der Nobiles. 

C. dipietus tab. 66 fig. 52. 53 aus Weissem Jura & von 
Nattheim. Der Gegensatz zwischen dem zartgestreiften 
Rücken und dem knotigen Bauche findet hier in schlagender 
Weise Statt. Dabei hat der Querschnitt « wenig Eckiges, 
der zartgestreifte Rücken r ist blos flacher, und setzt in einer 
Kante gegen die Knotenzeichnung ab. Die Knoten von fig. 
52 sind durch markirte Längslinien verbunden und gleichen 
dadurch fig. 26, nur dass hier die Zeichnung rings um den 
Stachel sich gleich bleibt; bei der schlankeren fig. 53 stehen 
die Knoten etwas mehr zerstreut. 

Damit sind von den verkieselten aus dem obern Weissen 
Jura & ( die Hauptformen der Nobiles vorgeführt. Holen wir 
nun von den verkalkten im mittleren und untern Weissen 
Jura die breiten und dicken nach, welche sich an den „Kap- 
fenburger“ pag. 101 anschliessen, so stelle ich meinen grössten 
an die Spitze, den ich an 

Cidaris spatula tab. 66 fig. 54 Ag. Ech. Suiss. tab. 21 
fig. 24 im Jura pag. 644 anknüpfte. Er liegt im Weissen 
Jura ö von Altenstadt bei Geislingen an der Fils. Zwar ist 
vom Kalke nur unten und oben in der rechten Ecke gerade 
so viel erhalten, dass man daraus die ansehnliche Dicke des 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nohilis spatula. 121 


Stachels beurtheilen kann, wie der Querschnitt a zeigt, allein 
der Abdruck so vollkommen, dass über die Umrisse und 
Zeichnungen kein Zweifel sein kann. Die ganze etwas ge- 
krümmte Oberfläche ist auf beiden Flanken mit feinen und 
wenig erhabenen Streifen überdeckt, und noch zartere Pünkt- 
chen in den Abdrücken zeigen Wärzchen an. Ob dieselben 
nun eine Entwickelungsform des Rhabdocidaris caprimontana 
Mösch Aarg. Jura tab. 7 fig. 3. ce aus dem Terrain & Chailles 
seien oder nicht, kann man nicht entscheiden. Ueberein- 
stimmung findet nicht Statt, denn die Schweizerischen haben 
alle viel rauhere Zeichnung. Aber ebensowenig das Stück 
von der Lochen aus Weissem Jura «, welches ich im Jura 
tab. 79 fig. 61 mit Cidaris remus verglich, und das ich jetzt 
tab. 66 fig. 55 von der concaven Seite abbilde. Schon die 
Randstacheln unterscheiden ihn, und dann fehlt es an jeglicher 
Linienzeichnung;, blos regellose kleine Unebenheiten bedecken 
die Schale, ähnlich dem copeoides fig. 66. Wieder anders 
ist tab. 66 fig. 56 aus dem mittleren Weissen Jura von After- 
thal südlich Muggendorf in Franken. Derselbe ist platt wie 
bidentatus tab. 65 fig. 39 und auf beiden Kanten gezähnt, 
aber die eine Zahnreihe ist kleiner als die andere. Auf der 
Oberfläche kann man nur mit der stärksten Lupe zarte ge- 
drängte Längsstreifen wahrnehmen, welche wahrscheinlich 
mit der inneren Textur zusammenhängen. Das Bruchstück 
fig. 56. a eben daher hat noch feinere Zähne. Etwas concav 
ist dagegen wieder tab. 66 fig. 59 aus dem Weissen Jura « 
vom Böllert. Hier kann man auf den Flächen auch nicht ein- 
mal mehr jene zarten Texturlinien wahrnehmen, die Stücke 
erscheinen spiegelglatt, blos hin und wieder kommt eine 
dickere Warze vor, ja an der engeren Stielregion der con- 
vexen Seite drängen sich die Knoten. Ganz besonders zier- 
lich ist die kleine fig. 58 vom Böllert, aber die Platte ist nicht 
mehr ganz glatt, sondern gestreift, und auf der convexen Seite 


122 A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis spatula, Orbignyanus. 


stehen drei Knoten, wie die Streifung unten am Stiele zeigt 
(x vergrössert) könnte sie einer Blindassel angehören. Auch 
der Gipfel fig. 57 mag trotz der vielen Falten auf den glatten 
Flächen wohl noch dazu gehören; fig. 57. a zeichnet sich zwar 
durch drei dicke Stachelreihen aus, die auf der Gegenseite 
wieder massig sind, sonst bleibt aber der Habitus gleich. Er 
scheint mir ebenfalls vom Böllert zu stammen. Unter 

©. Orbignyanus tab. 66 fig. 60 begriff ich im Jura tab. 
79 fig. 52 ein kurzes Bruchstück von der Lochen, was sich 
durch seine Zweikantigkeit und die grosse Verschiedenheit 
der Vorder- b und Hinterseite c unterscheidet, denn diese 
hat nur in Reihen gestellte Granulationen, während dort noch 
ansehnliche Stacheln erscheinen, welche die Granulationen 
aus der Ordnung bringen. Im Querschnitt @ bemerkt man 
Radien und deutliches Zellgewebe, das Innere ist daher auch 
nicht so deutlich späthig, wie in fig. 61 von Beuron im 
Donauthal aus mittlerem Weissen Jura. Bei aller typischen 
Aehnlichkeit bleibt der Querschnitt knotiger, die Dornen 
stehen auf der Bauchseite sparsamer, und auf dem Rücken 
zieht sich zwischen den Granulationen eine erhabene Knoten- 
reihe entlang. Dagegen ist das ansehnliche Bruchstück fig. 
62 vom Böllert aus Weissem Jura « auf seiner Grundfläche 
wieder spiegelglatt, in den Kanten stehen Dornen, und 
während der convexe Rücken keine Spur von Stacheln zeigt, 
kommen auf der etwas concaven Gegenseite wenigstens vier 
nach oben gekehrte Spitzen vor, die sich an die Grundfläche 
fest anschmiegen. Der prachtvolle Gelenkkopf fig. 63 vom 
Böllert, der über dem starkgestreiften Halse noch einzelne 
hohe Knötchen schen lässt, mag wohl solch dicken kräftigen 
Stacheln angehört haben. Die dicken Kerben des Gelenk- 
randes und die tiefen Gruben auf der Gelenkfläche für den 
Ansatz der inneren Muskeln sprechen wenigstens noch für 
Nobiles. Der kleinere Gelenkkopf fig. 64 lässt auf einen noch 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris n.bilis caprimontanns, copeoides. 123 


- 


längeren Hals schliessen. Diese 3 Stachelbruchstücke, welche 
mit nobilis Goldf. Petr. Germ. tab. 39 fig. 4. h i grosse Aehn- 
lichkeit haben, stimmen zwar nicht vollständig untereinander, 
aber scheinen doch wesentlicher von dem rauheren 

C. caprimontanus tab. 66 fig. 65 Mösch Aarg. Jura tab. 
7 fig. 3 f. verschieden zu sein, nur dass die Schweizer im 
Terrain & Chailles verkieseln, während unserer späthig aus 
einem dunkelfarbigen Kalke des mittleren Weissen Jura’s 
stammt. Eine grosse Falte auf einer Seite, und überall mit 
stacheligen Warzen bedeckt, die durch Linien sich etwas 
reihenweis gruppiren. Gehen wir von hier zum 

C. copeoides tab. 66 fig. 66— 70 Ag. (zurn Rudergriff) 
aus dem Ornatenoolith der Balmberge bei Solothurn. Ich 
habe alle diese Formen mit grosser Mühe aus einem einzigen 
Handstücke herausgearbeitet, welches ich meinem unvergess- 
lichen Freunde Dr. Rominger danke. Bei der typischen 
Verwandtschaft aller unter einander stelle ich mit einiger 
Zuversicht runde wie ruderförmige zu der gleichen Species. 
Wenn ich bei der breitesten Stachel fig. 66 beginne, die ich 
im Jura tab. 68 fig. 25 mit remus pag. 121 verglich, so bilden 
sie eine flache Rinne, welche auf der Oberfläche mit zerstreu- 
ten länglichen Warzen bedeckt ist, die ihre Spitze nach unten 
kehren, das stimmt so auffallend mit remus fig. 55 von der 
Lochen, dass man sie als den Vorläufer dieser Form betrach- 
ten könnte. Auf der concaven Seite scheinen gröbere Knoten 
zu stehen, und am Rande kommt wohl Kerbung aber keine 
eigentliche Zähnung vor. Fig. 69 von der concaven Seite 
könnte das Unterende eines Ruderstachels sein, der sich 
nach oben nicht blos erbreiterte, sondern auch verdünnte. 
Dicke Knoten sind hauptsächlich auf dem Rande und Stiel- 
ende vertheilt, das Uebrige zeigt nur feine Granulationen. 
Der dicke Stachel fig. 68 von der concaven Seite wurde schon 
im Jura tab. 68 fig. 28 von der convexen unter copeoides dar- 


124 A. Echinidae regulares: 5. Cidaris nobilis copeoides. 


gestellt, was Desor und Loriol (Echinol. Helv. pag. 63) neuer- 
lich als Rhabdocidaris Thurmanni trennen. Hieran sind die 
Warzen zwar rundlicher, und nicht nach unten gespitzt, aber 
das übrige Ansehen bleibt völlig gleich. Der gestreifte Hals 
hebt sich durch Streifung und Farbe sehr vom übrigen Stiele 
ab. Fig. 67 ist das Gewölbe einer oberen Endung solcher 
dicken Stiele, woran man an den Seiten noch Spuren von 
Wärzchen wahrnimmt. Die Queransicht des runden Stachels 
fig. 70 zeigt, dass der Stiel mehr nach dem flachen Rücken 
hin befestigt war. Die Wärzchen stehen hier in deutlicheren 
Längsreihen, als bei den übrigen Exemplaren. Vergleiche 
damit auch die breiten Stacheln, welche schon Guettard 
(Hist. de l’Acad. roy. Paris 1763 pag. 226 tab. 2 fig. 1 und 2) 
abbildete. 

Nobiles bilden durch Mannigfaltigkeit der Stacheln und 
Grösse der Perisomen die Gipfelhöhe der Cidariden überhaupt. 
Aber wir erkennen hier auch die ganze Schwierigkeit 
richtiger Bestimmung. Nicht durch fortwährendes Zwischen- 
schieben neuer Namen, sondern durch eine treue Darstellung 
der Entwickelungsreihen mit sorgfältiger Berücksichtigung 
der Formationslage wird das brauchbare Material geliefert, 
das endlich zu einer glücklichen Lösung der schwierigen Frage 
führen kann. Andere Schicht, andere Species, ist heute bei 
vielen die Lösung, allein der Satz ist keineswegs bewiesen, 
denn die Unterschiede sind oft so geringe, dass man mit 
Recht Bedenken tragen muss, sie zu specifischen zu erheben. 
Ausser den zahlreichen Stacheln des praenobilis pag. 96 mit 
spärlichen Asseln, habe ich aus dem 

Braunen Jura 
nur noch einen vollständigern Körperrest, den ich schon vor 
vielen Jahren von Hrn. Gugenheimer in Regensburg ge- 
schenkt bekam. Fr stammt aus einem ächten Eisenoolith im 
Braunen Jura $ oder 2. Schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 


I [7 u N} 
En 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis copeoides, Bouchardii. 195 


fig. 22 stellte ich ihn des Lagers wegen zum Goldfuss’schen 
maximus, doch erwies er sich später nach mühsamer Reinig- 
ung als ein Blumenbachier, der zu ©. Bouehardii Wright 
Monogr. Brit. Echin. pag. 36 und Consorten gehört. Ich 
gebe tab. 66 fig. 71 seine genauere Analyse. Wir zählen in 
einer Reihe 6 gestrahlte und durchbohrte Asseln. Wenn die 
Blindassel am Afterkreisrande eine siebente bildet, so ist die 
erste am Mundkreisrande nur unvollständig. Die Höfchen mit 
dem kleinen Gelenkkopf sind rund, nur gegen den Mund hin 
etwas elliptisch, und fliessen auf den drei ersten Asseln in 
einander. Das gibt ihm Aehnlichkeit mit suevicus pag. 73, 
auch die Wärzchen haben ein gleiches, scheinbar durch- 
bohrtes Köpfchen aufgesetzt, für die Gelenkung der Zwi- 
schenstacheln. Dazwischen liegen dann nur noch die kleinen 
Trabanten, meist einfache kaum sichtbare Knötchen. Zwi- 
schen den Porengängen liegen zwei Knotenreihen, fast alle 
gleich gross, auf jeder Porenassel einer, meist von einem 
kleinen Trabanten begleitet. Schärfer ins Auge gefasst sieht 
man auf einzelnen Ambulacren, dass je der dritte Knoten 
die andern beiden an Grösse überflügelt, besonders der 
Mundgegend zu. Aber zu den Nobiles gehört er nicht, denn 
wenn auch die Porenpaare frei da liegen, so steht dazwischen 
doch deutlich ein Knötchen; die Porenpaare sind also nicht 
vollständig verbunden, wie die Vergrösserung x zeigt. Konnte 
ich auch die gut erhaltene Laterne von der Basis her nicht 
frei legen, so habe ich sie doch so tief verfolgt, dass ich mich 
von der Abwesenheit eines tiefen Basaleinschnittes überzeugen 
konnte. Die Uebereinstimmung mit den englischen Abbild- 
ungen aus dem Pea Grit des Inferior Oolith ist gross, na- 
mentlich auch in Beziehung auf die Kleinheit der Gelenkköpfe. 
Morris Catal. Brit. foss. 1854 pag. 54 führt ihn unter elegans 
auf. Eine genaue Vergleichung mit dem Pfullinger Laternen- 
stück pag. 97 zeigt zwar kleine Unterschiede: die Asseln 


126  &. Echinidae regulares: 5. Cidaris Bouchardii, ornatus. 


sind elliptischer, die Knötchen zwischen den Porengängen 
ungleicher, woran freilich die Nähe des Mundrandes mit bei- 
trägt. Aber im Ganzen handelt es sich doch immer nur um 
ein mehr oder minder, worin den Schnitt zu machen man ge- 
wöhnlich in Sorge bleibt. Von Stacheln aus den untern Ör- 
natenthonen bekam ich nur die zierliche Keulenform, welche 
ich als 

Cidarites ornatus tab. 66 fig. 72—76 schon im Jura tab. 
68 fig. 23, wenn auch nicht ganz gelungen, abbilden liess. 
Hildenbrand fand sie an der Gammelshäuser Erdfalle bei 
Boll mit Ammonites refractus und hecticus, also in der untern 
Abtheilung vom Braunen Jura (. Der Hals ist kurz und der 
Gelenkrand deutlich gekerbt fig. 72 (x vergrössert), man 
zählt 13 Kerben. Das Stück hat etwas wenig durch Druck 
gelitten. Die Knoten stehen in sehr bestimmten Längsreihen, 
die nach oben durch Einsetzen neuer ein wenig zahlreicher 
werden. Die kleine fig. 73 stimmt damit vollständig überein, 
ebenso weist das Bruchstück fig. 74 auf einen etwas grösse- 
ren Stachel hin. Der Grund zwischen den Reihen ist unbe- 
stimmt rauh, mehr durch gerade als durch krumme Linien, 
und die Knötchen (fig. 74. x vergrössert) zeigen öfter nach 
unten eine durchsichtige Spitze, wodurch sie dem filogranus 
pag. 82 verwandt werden, womit sie offenbar eine Sippschaft 
bilden. Selbst die ballonförmige Aufblähung und die Kerb- 
ung des Gelenkrandes erinnert daran. Alle drei von schwar- 
zer Farbe gehören einem Lager. Schon das Unterende fig. 
75 aus dem braunen Jura = in der Nähe des Ammonites ma- 
erocephalus an der Haisteige bei Ehningen stimmt nicht mehr 
so vollständig; es lagert wahrscheinlich ein wenig tiefer, als 
der Gammelshauser. Entschieden feiner sind dagegen die 
Streifen an dem Bruchstücke fig. 76 aus der Macrocephalus- 
schicht von Gutmadingen bei Geisingen an der Donau, 
welche früher auf Linsenerze ausgebeutet wurde. Der Sta- 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris nobilis ornatus. 127 


chel ist oben und unten angefressen, was schon gleich nach 

dem Tode des Thieres stattgefunden haben möchte. Da in 

unsern Örnatenthonen derartige Reste nur selten sind, so 
wird man sofort auf das Pfullinger Laternenstück tab. 65 
fig. 4 geführt. Möglich wäre die Zugehörigkeit, allein unter 
den zarten Stacheln ist ein Bruchstück, was sich an Grösse 

mit fig. 73 misst, und dieses scheint keinen besonders gestreif- 
ten Hals zu haben. Es würde sich dadurch, wie oben pag. 97 

schon erwähnt, an Diademen anschliessen. 

Um alles zusammen zu haben bilde ich noch tab. 66 hg, 

77 von Gammelshausen aus dem gleichen untern Ornatenthon 

ab. Es erinnert mehr an die kleineren Stacheln von prae- 
nobilis, ist zweischneidig und glatt, nur an dem Gipfel setzen 
sich ein Paar Längsfalten ein. Der gestreifte Hals ziemlich 
lang und die Kerben des Gelenkrandes deutlich. Rauher ist 
dagegen fig. 73 aus den Macrocephalusschichten von Ehningen, 
auch wird es minder zweischneidig, aber typisch muss es 

wohl zu der gleichen Form gestellt werden. Anders verhält 
es sich dagegen mit den sparsamen Resten, welche in der 

Bank des Amm. Sowerbyi zwischen Braunem Jura ß und 

y bei der Eisenbahnstation Gingen an der Fils unterhalb 

Geislingen (nicht zu verwechseln mit Giengen an der Brenz) 

vorkommen. Schon im Jura 1857 pag. 357 habe ich einen 

freilich nicht gut gerathenen Holzschnitt davon gegeben, ich 

bilde daher den dürftigen Fund tab. 66 fig. 79—86 nochmals 

ab, denn er gibt immerhin einen Beweis, wie plötzlich stel- 

lenweis Dinge erscheinen, die uns in jeder Weise über- 

raschen. Dazu kommt in diesem Falle die Sicherheit des 

Lagers, welche Licht auf die Entwickelung der Formen wer- 
fen kann. Die kleine Assel fis. 79 durchbohrt und gestrahlt, 

scheint nach Art der Nobiles mit kleinen Warzen bedeckt 

gewesen zu sein, doch ist darauf nur ein sehr bedingtes Ge- 

wicht zu legen, obwohl ich ein einziges Bruchstück fig. 79. «a 


128 A. Echinidae regülares: 6. Cidaris nobilis ovispina, Gingensis. 


von dort durch Hrn. Oeconom Wittlinger in Heiningen er- 
halten habe, das man mit Entschiedenheit als Vorläufer des 
praenobilis pag. 96 ansehen muss. Nicht minder auffallend 
war mir der kleine Stachel fig. 36 aus der Gruppe der Ele- 
ganten pag. 40, der durch die Kürze seines Halses (x ver- 
grössert), den schmalen kaum gekerbten Gelenkring, den 
bauchigen Vorsprung, selbst durch die Andeutung einer Krone 
sich ebenfalls als sicherer Vorläufer erweist. Ja die kleinen 
Punkte entfernen ihn von elegans punctus pag. 43 nur wenig. 
Das Stückchen fig. 86. a erinnert durch seine Uonsol-förmigen 
Stacheln bereits an histricoides pag. 75. Fig. 86. b ist zwar 
dicker, allein bewahrt ganz dieselbe Knotung. Was ich Ci- 
daris ovispina fig. 80 nannte, erinnert schon durch 
seine Eigestalt an die berühmten Glandarii, welche früher 
als Judensteine in Menge als Handelswaare aus Palästina 
kamen, aber man darf doch auch den ähnlich geformten pro- 
pinquus pag. 46 zur Vergleichung ziehen. Die Knoten sind 
oft von ihrer Reihenstellung abgelenkt, und scheinen sich 
sternförmig (x vergrössert) zu verbinden. Die kleinen fig. 80 
und 81. a, welche geknotete Längsleisten haben, scheinen mehr 
mit dem C. Gingensis fig. 82—84 Waagen zu stimmen, von 
runder Säulenform aber mit erhabenen Längsleisten, die auf 
der Kante ebenfalls geknotet sind. Das merkwürdigste Kenn- 
zeichen bildet aber eine becherförmige Vertiefung am abge- 
stumpften Oberende, wodurch die unverdrückten fig. 84 einem 
schlanken Becherschwamme gleichen; am grössten ist das 
Loch bei fig. 84. a, oben schief abgeschnitten könnte man Ver- 
stümmelung vermuthen, aber der Rand ist ganz wohl er- 
halten, eupuliformis wäre daher der bezeichnendste Name. 
Denn obgleich fig. 82, 335 am Oberende verdrückt sind, die 
Vertiefung am Gipfel konnte sich dennoch der Beobachtung 
nicht entziehen. Fig. 85 springt zwar bauchig vor, nach Art 
eines schlanken elegans, allein die Zeichnung stellt sie hier- 


A. Echinidae regulares: 6. Cidaris Torulosi. 129 


her. So undeutlich der Gelenkkopf auch sein mag, der ge- 
streifte Hals setzt an einer etwas verdickten Linie deutlich ab, 
was mit elegans sich nicht vereinigen lässt. In der Sowerby- 


bank liegen, wenn auch sparsam, Sternkorallen und Schwämme, 


und mit ihnen sind gleich, wie später im Weissen Jura, Ci- 
dariden da, und zwar Vorboten späterer Formen. Die Thone 
scheinen ihrer Entwickelung weniger günstig gewesen zu 
sein. Aber sie kommen doch vor, und reichen hinab bis in 
die Torulosusbank des braunen Jura x, wie 

Cidaris Torulosi tab. 66 fig. 87. 88 Jura tab. 43 fig. 36. 
37 beweist. Das Stachelbruchstück fig. 37 stammt vom Gold- 
bächle bei Waldstetten südlich Gmünd. Die Stacheln liegen 
zerstreut und könnten uns schon an gewisse rauhe Formen 
des praenobilis erinnern. Ob die drei Asseln fig. 88 aus der- 
selben Schicht von Schömberg bei Balingen dazu gehören, 
lässt sich zwar nicht ausmachen, ist aber nicht unwahrschein- 
lich: a zeigt uns das halbe Ohr von innen zur Befestigung 
der Laterne. Die runden Höfchen fliessen in einander, haben 
aber links und rechts einen zierlichen Halbbogen grösserer 
Knötchen. Warzen durchbohrt und deutlich gestrahlt. Auf 
dem Ambulacrum entspricht jedem Porenpaare eine Warze 
(x vergrössert), die Poren sind nicht vollständig verbunden, 
wie bei den Nobiles, sondern durch ein Pünktchen getrennt. 
Cidaris Ilminsterensis Wright Monogr. Brit. foss. Echin. tab. 
4 fig. 6 aus dem „Upper-Lias“ hat grosse Aehnlichkeit damit. 
Vergleiche auch unten die Stacheln von ©. jurensis. 

Wenn uns einerseits die Entscheidung, ob die Fühler- 
poren verbunden seien oder nicht, recht schwierig, ja un- 
möglich werden kann, so kommen andererseits wieder That- 
sachen vor, wo zu unverbundenen Fühlerporen Stacheln ge- 
hören, welche man den Nobiles d. h. dem Rhabdoeidaris, zu- 
zuzählen pflegt. Die Sigmaringer Sammler haben am Hofe 


Rauschberg bei Ober-Schmeien einen kleinen vorzüglichen 
Quenstedt, Echinod. ) 


130 A. Echinidae regülares: 7. Cidaris amalthei. 


Fundort, wo die Kinder in einem gelben Kalkmergel auf der 
Grenze des Weissen Jura & Ü neben Terebratula pentagonalis 
und trigonella Cidaritenstacheln sammeln, die mit trispinatus 
und trilaterus vollkommen stimmen. Von den Asseln kaun 
aber kaum eine andere zugehörig sein als die kleinwarzigen, 
wovon ich den Raum zu füllen fig. 89 und fig. 90 abbilde. 
Davon hat jedoch fig. 89 durch ein deutliches Wärzchen ge- 
trennte Poren (x vergrössert), so gross die Uebereinstim- 
mung auch mit den sonstigen nobiles sein mag. Sie muss also 
zu den Blumenbachiern gehören, wofür auch der kleinere 
Gelenkkopf und der tiefere Eindruck des Höfchens spricht. 
Freilich weicht die nebenstehende fig. 90 mit fast gleicher 
Oberflächenzeichnung nur wenig ab, aber der Gelenkkopf 
und die Strahlung ist etwas gröber, die Schale dünner, wie 
beide darunterstehende Querschnitte aa zeigen, der Eindruck 
des Höfchens viel flacher. Sie allein kann daher nur zu den 
Stacheln gehören, wenn mir auch von den verbundenen 
Fühlerporen noch nichts bekannt wurde. So ist man im 
Stande, mit einiger Sicherheit selbst Bruchstücke zu be- 
stimmen. 
Der Lias 
ist zwar nicht ganz arm an Cidariden, allein die Reste sind 
meist zu unvollkommen, als dass sie ein sicheres Urtheil zu- 
liessen. Dabei werden dann in unseren Zeiten so viel Sub- 
genera abgezweigt, dass es selbst Geübteren schwer wird, 
den Beschreibungen zu folgen. Nur über ein Vorkommen 
scheinen alle einig, über 
7. Gidaris amalthei 
tab. 67 fig. 1—10 

Handb. Petref. 1852 pag. 574 aus dem oberen Amaltheen- 
thon des Donau-Mainkanals von Dörlbach bei Alttorf. Ich 
habe fig.1. a. b dasselbe Stück von vorn und hinten abgebildet, 
was im Handb. Petref. tab. 48 Ag. 30 von der Seite dar- 


A. Echinidae regnlares: 7. Cidaris amaltheı. 131 


gestellt ist, um die Schiefe des Kopfrandes darzulegen, 
* welche sich fast bei allen Stücken wiederholt. Der Hals setzt 
mit einer zarterhabenen Linie ab, und darüber ist der Stiel 
vollkommen glatt, höchstens dass man bei aufmerksamer Be- 
trachtung in günstigen Fällen ganz zarte Querwellen (fig. 2. 
x vergrössert) wahrnimmt. Sonst glänzen sie, als wären sie 
mit Schmelz bedeckt. Ich zweifle nicht, dass dazu die mit- 
vorkommenden Asseln fig. 3 und 4 gehören, darnach mussten 
sie eine ansehnliche Grösse erreichen: fig. 3 ist nur ein Bruch- 
stück, links und rechts weggebrochen, oben und unten aber 
noch mit Nahtlinien, woraus hervorgeht, dass das Höfchen 
stark querelliptisch sein musste. Excentrische Strahlen tre- 
ten darauf links und rechts deutlich hervor. Fig. 4, schon 
im Jura tab. 24 fig. 44 abgebildet, ist eines meiner Haupt- 
stücke, woran das Zusammenfliessen der Höfchen in hohem 
Grade auffällt. Wegen ihrer Grösse müssen die beiden As- 
seln wohl ziemlich nahe dem Afterrande gelegen haben. Der 
Ambulacralrand links ist schneidig, wie der Querschnitt a 
zeigt. Von innen (x vergrössert) zeigt dieser scharfe Rand 
eine Reihe Zähne, zwischen welche eine zweite Reihe von 
aussen einzugreifen scheint. Dadurch entstehen am Rand- 
saume ganz zarte Kerbungen, welche wohl schon auf die 
Asseln der Ambulacren hinweisen. Die Wärzchen auf der 
Schale haben Gelenkköpfehen, welche auf dem Gipfel deut- 
liche Spuren eines Grübchens zeigen, d. h. ebenfalls durch- 
bohrt sind, gleich den grossen so dickgestrahlten und so tief 
gelöcherten Gelenkköpfen. Wie hier in Franken so kom- 
men in 

Schwaben auf ungefähr gleichem Lager höchst ähnliche 
Dinge vor. Schon die beiden Asseln tab. 67 fig. 5 von Dür- 
nau bei Boll, die ich auch im Jura tab. 24 fig. 45 abbildete, 
können das beweisen. Sie sind zwar etwas kleiner, fliessen 
zumal am Oberrande nicht so vollkommen mit ihren Höfchen 

9 * 


133 A. Echinidae vegulares: 7. Cidaris amalther. 


zusammen, wie vorhin, doch fehlt am Unterrande der zweiten 
Assel auch jede Körnung auf der Naht, und jedenfalls ist der 
Rand gegen das Ambulacrum hin ebenso schneidig und auf 
der Unterseite ebenso gekerbt. Dasselbe wiederholt sich bei 
der etwas grösseren Assel fig. 6 von ÖOfterdingen südlich 
Tübingen, die ebenfalls zwischen Amaltheen aufgelesen 
wurde, x zeigt die Zeichnung der Unterseite der Ambulacral- 
naht etwas vergrössert, die typisch von der fränkischen fig. 
4. x nicht abweicht, nur ist das Höfchen rund, doch liefert 
das wohl keinen genügenden Grund zur Trennung, da an 
verschiedenen Stellen ein und desselben Individuums der Um- 
riss der Höfchen ändern kann. Dagegen macht das Bruch- 
stück fig. 7, welches auch aus der Umgegend von Boll 
stammt, schon mehr Bedenken. Der durchbohrte Gelenkkopf 
ist sammt den Wärzchen im Verhältniss grösser, und der 
Gelenkhals feiner gekerbt. Das Stück hat übrigens ziemlich 
gelitten, würde aber an Grösse der fränkischen nicht nach- 
stehen. Freilich muss man sich vor Betrug und Verwechse- 
lung hüten, was bei der Aehnlichkeit mit Stücken des Brau- 
nen Jura sehr leicht möglich ist. Denn nur die irrthumsfreie 
Ermittelung des Lagers macht diese Dinge wichtig, und 
lässt sie dann aus weiten Distanzen wieder erkennen. Ist das 
Lager bei unserm Stücke unzweifelhaft, so hat man bei ver- 
schiedenen Lagern Gründe zu einer besonderen Benennung. 
Die Zukunft wird das lehren. Die grössten 

Schwäbischen Stacheln fig. 8S—10 stammen von Platten- 
hardt auf den Fildern bei Echterdingen, wo der jüngere Lias 
eine so eigenthümliche abweichende Lagerung zeigt. Sie 
stimmen vom kleinsten bis zum grössten mit den fränkischen 
überein, nur fig. 9 zeigt auf der glänzenden Oberfläche ober- 
halb des gestreiften Halses ebenfalls zarte Längsstreifung. Es 
kommen daselbst dann aber auch, wie an vielen andern Punkten, 
dünnere gedornte Stacheln vor, die wir vorläufig passend als 


at Ye 


A. Echinidae regulares: 7. Cidaris amaltleoides. 135 


- 


Cid. amaltheoides tab. 67 fig. 11—14 von Dürnau bei 
Boll unterscheiden könnten. Ich habe schon im Hdb. Petref. 
1852 tab. 48 fig. 29 und Jura tab. 24 fig. 46—49 darauf auf- 
merksam gemacht. Die gebrechliche Waare bekommt man 
freilich nur durch sorgfältiges Nachgraben, und auch so kann 
man sich schwer vor Irrthümern sichern, aber fig. 11 scheint 
vom Gelenkkopf bis zur Spitze ganz zu sein. Er ist unten 
über dem gestreiften Halse noch vollständig glatt, wie vorige 
dicken, nur nach oben stellen sich die charakteristisch stache- 
ligen Knoten ein, die aber ebenfalls auf glattem Untergrunde 
stehen; Fig. 12 zeigt, dass sie anschnlich lang werden muss- 
ten, und doch fehlt noch etwas nicht blos unten, sondern auch 
am Gipfel, blos fig. 13 ist oben unverletzt und ha& Knötchen 
bis in die Spitze. Bei den dickern fig. 14 bleibt deutlich eine 
glatte Rückenfläche (r vergrössert), worauf im günstigen 
Falle sich nur vereinzelte Stacheln hinverirren, man meint 
daran auch eine Neigung zur Reihenstellung wahrzunehmen, 
etwa fünf (x vergrösserter Querschnitt). Die beiden Asseln 
fig. 5 wurden mit diesen dünnen Stacheln zusammen gefunden, 
ebenso der halbe Kiefer fig. 15, der wegen seines kurzen 
Basalausschnittes (oben rechts) und der gefingerten Erhöh- 
ungen im Innern noch zur ächten prima Species pag. 54, zu 
den Cidariten gehört. Dagegen setzt mich der kleine, schon 
im Jura tab. 24 fig. 46 abgebildete Stachel fig. 16 von Dürnau 
etwas in Verlegenheit. Schon sein auffallend langer gestreif- 
ter Hals stimmt nicht, der Gipfel ist comprimirt, mit zwei 
alternirenden anliegenden Stachelreihen auf den Kanten. 
Seinem Habitus nach würde ich ihn lieber zu den Praenobiles 
pag: 96 des Braunen Jura stellen. Die Stachelbruchstücke 
fig. 17 von Dürnau und fig. 18 von Plattenhardt gleichen den 
übrigen zwar sehr, haben aber statt der Stacheln nur ganz 
flache Pusteln, die nicht gut durch Abreibung den veränder- 
ten Charakter angenommen haben können. Dazu kommt 


134 A, Kehinidas regulares: 7. Cidaris amaltheoides. 


noch bei der Dürnauer fig. 17 eine mit der Lupe deutlich 
hervortretende Längsstreifung (x vergrössert), die über die 
flachen Pusteln hinwegzieht. Die Plattenhardter fig. 18 zeigt 
diese Streifung zwar nicht, allein ihr übriger Habitus weicht 
nicht ab. Durch Zeichnung alle diese- feinen Unterschiede 
wieder zu geben, würde einen viel grösseren Apparat voraus- 
setzen, als mir zu Gebote steht, aber die Unterschiede sind 
vorhänden. Möglich, dass die Ambulacra von Cid. laqueatus 
einst hier ihre Stelle finden. Bei 

Dörlbach fand ich mit den grossen glattstieligen Gelenk- 
köpfen die zwei gedrängtdornigen Bruchstücke fig. 19. 20, 
wovon ich das grössere schon im Jura tab. 24 fig. 43 von der 
stachlichsten Seite fig. 20. 5 abbildete, während die Rücken- 
seite r viel schwächere Dornen zeigt. Auch das dünnere 
Stück fig. 19 gehört ohne Zweifel zu der gleichen Species. 
Die kleineren Dornen stehen hier nicht blos gedrängter, als 
bei den schwäbischen, sondern sie ragen auch über einem 
stark gestreiften Grunde hervor (x vergrössert), den ein 
gutes Auge fast ohne Lupe wahrnimmt. Goldfuss (Petref. 
Germ. tab. 39 fig. 3. i) bildete unter Cidaris Blumenbachi 
ein krummes, dickköpfiges, anderthalb Zoll langes Stachelstück 
ab, was, anfangs über dem kurzen Halse glatt, alsbald zer- 
streute Dornen zeigt, wie unsere dünneren schwäbischen 
amaltheoides. Ueber den Fundort liess sich der Verfasser 
zwar nicht bestimmt aus, sondern er sagte nur, dass der 
Blumenbachii „auch im Gryphitenkalke der Liasformation 
von Pretzfeld und Theta@ vorkomme: Hierauf mich stützend, 
sprach ich schon im Handb. Petref. 1852 pag. 574 die be- 
stimmte Ansicht aus, dass dieses Stück unter den liasischen 
gemeint sein müsse. Darauf hin hat später Hr. Desor (Sy- 
nopsis Ech. 1858 tab. 3 fig. 8) besagtes Bruchstück von Gold- 
fuss als Norm copirt und nicht ganz glücklich mit meinem 
Namen C. amalthei bezeichnet. Denn abgesehen von der 


u 


A. Echinidae regulares: 8. Cidaris arietis. 135 


Angabe des Lagers, ist der Hals kürzer als bei den Dörl- 
bachern, die einzig und allein als die ächten gelten können. 
Die Vermuthung, dass diese Stücke fig. 19 und 20 zu den 
Köpfen fig. 1 gehören, liegt wegen des Vorkommens aller- 
dings sehr nahe, und ich habe dieses auch im Jura tab. 24 
fig. 43 angenommen, allein die Sache ist erst dann entschie- 
den, wenn sich bei Dörlbach oder sonst wo im Lias $ solche 
Exemplare an einem Stück finden würden. Auffallend ist da- 
bei allerdings, dass der Grund der Stiele über dem Halse 
keine Spur von Längsstreifung zeigt, während die beiden dorni- 
gen Stücke diese Längsstreifen in solcher Deutlichkeit führen. 
Das dürfte sogar die Uebereinstimmung beider unwahrschein- 
lich machen, wenn man nicht wüsste, dass gerade im Lias 
über dem Halse auf den glatten Stiel ein gestreifter Stab 
folgen könne. Um weitere genügende Vergleichungspunk te 
zu bekommen, schreite ich gleich zum 
8. Cidaris arietis 
tab. 67 fig. 21—48 

‚aus.den Arietenkalken des Lias x bei Eberbach neben dem 
berühmten Schlachtfelde von Wörth im Elsass. Schon vor 
vielen Jahren stiess ich dort zufällig auf einen alten verlasse- 
nen Steinbruch, wo ich die mittelgrossen Stachelbruchstücke 
in seltener Fülle zusammen fand. Die kleinen vereinzelten 
Asseln fig. 21. 22 mit durchbohrten und gestrahlten Gelenk- 
köpfen weichen typisch nur wenig ab, namentlich ist der 
Ambulacralrand (fig. 21. x vergrössert) innen gezahnt, wenn 
auch weniger schneidend, als bei den grösseren vom amalthei. 
Mehrere Kieferhälften fig. 23 zeigen durch den flachen Basal- 
ausschnitt (a rechts), dass wir es noch mit der Species prima 
zu thun haben. Die gestreifte äussere Harmoniefläche 5 
scheint, verglichen mit tab. 62 fig. 95. a, nur eine sehr kurze 
Horizontallinie zu haben, dann fällt sie gleich schief nach 
dem Innenrande ab. Wenn nicht Verletzung davon der Grund 


136 A Echinidae regulares: 8. Cidaris arietis. 


ist, so müsste der damit harmonirende Unterrand des Gelenk- 
stückes ebenfalls auffallend stark ausgebuchtet sein. Dass zu 
diesen Kieferresten wenigstens ein Theil der gefundenen 
Stacheln gehöre, ist gewiss. Wie mit der Menge des Mate- 
rials die Sicherheit der Trennung zu wachsen pflegt, so gilt 
das auch hier in Beziehung auf die 

zahlreichen Stacheln. Wir können zwar im Allgemeinen 
dornige, pustulöse und glatte unterscheiden, die aber wieder 
durch alle denkbaren Zwischenstufen mit einander verbunden 
zu sein scheinen. Die Trennung würde schon schwierig sein, 
wenn wir es wie im Leben mit ganzen dem Körper entfallenen 
Stacheln zu thun hätten, wie soll es nun vollends mit Bruch- 
stücken gehen, woraus sich kein einziger ganzer Stachel zu- 
sammensetzen lüsst! Fig. 24 und fig. 25 haben einen ent- 
schieden schmaleren Gelenkkopf als amalthei fig. 1, der Hals 
hebt sich durch Farbe und Streifung aber ebenso scharf her- 
vor, doch ist der Stiel darüber vollständig glatt, aber bei 
fig. 24 im Verhältniss dicker als bei fig. 25. Dagegen hat 
fig. 26 schon einen breiteren Kopf, aber über dem Halse 
merkt man freilich sehr zarte Längsstreifen, zwischen welchen 
sich dann alsbald zerstreute Knoten einstellen. Auffallender 
Weise scheint fig. 27 der Farbe und Streifung nach nur 
Kopf und Hals zu sein, während fig. 23 wieder ihren kurzen 
Hals hat, aber einen schiefen Rand über dem Gelenkkopfe. 
Die dünnere fig. 29 hat einen verkümmerten Gelenkkopf, 
und der runde Stiel zeigt trotz der Länge nur äusserst feine 
Längsstreifen, die man jedoch kaum mit gewöhnlichen Lupen 
wahrzunehmen vermag. Fig. 50 gehört schon entschieden zu 
den pustulösen, der Hals ist nur sehr kurz, hat aber gelitten; 
bei fig. 31 ist das nicht der Fall, wir haben daher den Sta- 
chel einer Blindassel vor uns. Die Pusteln gehen übrigens 
nicht ganz bis zum Halse, sondern darüber bleibt noch eine 
pustelfreie Stelle, während daselbst die Streifung noch deut- 


A. Echinidae regulares: 8. Cidaris arietis. 137 


_ 


licher ist als zwischen den Pusteln. Die drei über einander 
gestellten Bruchstücke fig. 32—34 kann man als die Normal- 
formen der pustulösen ansehen, zusammengeleimt würden sie 
ein Stück darstellen, so gut passen sie ihrer Dicke nach auf 
einander, allein nur auf dem untern dicksten Ende fig. 32 
kann das blosse Auge die Erhöhungen erkennen. Fig. 39 ist 
zwar noch dicker, aber dennoch muss man eine Lupe zu 
Hilfe nehmen, um die Unebenheiten zu sehen. Zarte Striche 
‚gehen über alles-hinweg. Bei den dünnen kommen natürlich 
oft Zweifel, ob man sie für glatt oder pustulös halten soll. 
Der ausgezeichnete Blindstachel fig. 35 gleicht fast einer klei- 
nen Trompete, so gleichmässig erweitert er sich unten, und 
ist dabei glänzend glatt, während der nicht minder glatte 
fig. 36 einen deutlich gekerbten Kopf hat. An fig. 37 meint 
man unten schon den Anfang des Halsstreifen zu sehen, ob 
man sie aber noch für glatt halten soll, bleibt zweifelhaft, 
während auf der noch dünneren fig. 33 zarte Streifen sammt 
Pusteln hervortreten. Vergleichen wir fig. 39—41 mit ein- 
ander, so tritt auf fig. 40 die Rauhigkeit schon deutlich dem 
blossen Auge entgegen, während bei fig. 39 und fig. 41 das 
Vergrösserungsglas zu Hilfe genommen werden muss. Wenn 
ich trotzdem die Figurenzeichnung gab, so wollte ich damit 
nur die Vorstellung erwecken, wie sich die Dinge bei einiger 
Vergrösserung machen. Zum Theil trägt daran jedoch auch 
der Erhaltungszustand die Schuld. Rauher als fig. 42 habe 
ich kein Stück gefunden, ja selbst bei dünneren Stücken fig. 
43 arten die Warzen scheinbar zu förmlichen Stacheln aus, 
und man wird dann lebhaft an fig. 20 erinnert, nur dass die 
Unterschiede zwischen Rücken- und Bauchseite viel schwächer 
hervortreten, namentlich zieht sich auch dieselbe Längsstreif- 
ung hindurch. Eigentliche Stacheln sind es jedoch nicht, 
sondern nur runde Schmelzknöpfchen, die lichter glänzend 
über die Grundfläche hervorragen. Die Sachen werden nun 


138 A. Echinidae regulares: 8. Cidaris psilonoti, Iimatus. 


immer dünner, aber dennoch ist fig. 44 noch deutlich mit 
Spitzchen bedeckt, die man ohne Vergrösserung wahrnimmt, 
sogar die kleinere fig. 45 mit diekem Kopfe und fig. 46 fast 
ohne denselben lassen sich als tuberkulöse Stacheln sofort mit 
der Lupe erkennen. "Trotz der Kleinheit kann über den Blind- 
stachel fig. 46 kein Zweifel sein, da die Färbung das Unter- 
ende noch ohne Vergrösserung erkennen lässt. Bei den 
Tuberkeln kann man unter andern auch von fein gedrängtern 
fig. 47 und grob weitläuftigern fig. 48 reden, wie die über 
einander gesetzten Bruchstücke beweisen, wovon die untern 
entschieden, und die obern wahrscheinlich einer Blindassel 
angehören. 

Vorstehende beiden Beispiele aus dem untern und mitt- 
lern Lias sollen uns als Norm dienen für die vereinzelten 
Vorkommen, deren richtige Bestimmung so grossen Schwie- 
rigkeiten unterliegt. Ich beginne mit dem grössten 

Cid. psilonoti tab. 67 fig. 49, welchen ich im Handb. 
Petref. 1867 tab. 64 fig. 3 unter diesem Namen abbildete. 
Er stammt vom Kreuz nördlich Tübingen, wo er hart über der 
Psilonotenbank lag, gehört zu den pustulösen, und schliesst 
sich nach Farbe und Zeichnung so eng an das dickste Ende 
von Eberbach fig. 39 an, dass man es als ein und dasselbe 
Stück ansehen könnte. Die Vergrösserung x gut zu geben 


ist nicht so leicht, da die mit zarten Linien bedeckten Pu-' 


steln sich nur wenig und unbestimmt aus der Fläche erheben. 
Es liegen hier scheinbar zwei gleiche Dinge aus verschiedenen 
Schichten uns vor, doch hätten wir die Thiere vollständig, 
so würde sich wahrscheinlich ein Entwickelungsunterschied 
herausstellen. 

Cid. psil. limatus tab. 67 fig. 50 Jura tab. 5 fig. 8 lag 
auch hart über der Psilonotenbank von der Nellinger Mühle 
südlich Esslingen, ist aber rauh wie eine Feile, was man 
sieht und fühlt. Die kleinen Pusteln sind hier erhabener als 


EEE 


re ee. 


A. Echinidac regulares: 8, Cidzıis condylodes, arietis laevis. 15 


vorhin, doch gehen über sie die zarten Längsstreifen eben- 
falls noch hinweg (x vergrössert). Die Kerben des Gelenk- 
randes nimmt man mit blossen Augen noch gut wahr. Der 
gestreifte Hals hebt sich scharf hervor. Hier ist wieder die 
Gleichheit der Zeichnung mit Eberbach fig. 47 schlagend. 
Der Gipfel fig. 50. a brach ab, er ist etwas comprimirt, aber 
wahrscheinlich erst in Folge von Druck, was mich schon an 
cucumis vom Böllert erinnert, der auch verwandte Zeich- 
nung aber keinen gestreiften Hals hat. 

Cid. psil. condylodes tab. 67 fig. 51 „aus der Mergel- 
grube von Degerloch bei Stuttgart“ nach einer alten Hehl- 
schen Etikette, also aus der Unterabtheilung von Lias «. 
Hier werden die Knoten nun so gross, dass ihre lichten 
Schmelzgipfel wie glatte Gelenkknöpfe (zovöuAhdn; Knochen- 
gelenkähnlich) über die Streifen rund emporragen. Noch 
etwas mehr ist das zwar bei Stücken aus dem höheren Arie- 
tenkalke der Fall, welche ich daher schon im Handb. Petref. 
1852 tab. 48 fig. 31 vorzugsweis 

Cid. arietis fig. 52 von Bempflingen nannte, allein etwas 
stärker oder schwächer hat bei der sonstigen vollständigen 
Uebereinstimmung keine Wichtigkeit. Wir gelangen damit 
zu der rauhesten Form Eberbach fig. 42 ete.; der „Spine from 
the Lower Lias of Lyme Regis“ (Wright Mon. Brit. toss. Ech. 
tab. 17 fig. 16) scheint der gleiche, obwohl er ein wenig 
bauchiger gezeichnet ist. Diesem als Extrem gegenüber steht 

Cid. arietis laevis tab. 67 fig. 53. 54 aus den Arieten- 
lagern von Dusslingen bei Tübingen. Hier blieben nur die 
zarten kaum sichtbaren Längsstreifen über, und wie bei 
Eberbach sieht man, dass sie aus der pustulösen Form her- 
vorgingen. Denn fig. 54 hat nach oben noch ganz schwache 
Unebenheiten (x vergrössert), vielleicht dass auch der schmale 
Kopfrand eine Uebereinstimmung mit fig. 24 begründet. 
Dagegen ist fig. 55 ganz ohne Pusteln. 


140 A. Echinidae regulares: Cidaris arietis laevis. Schambelen. 


Je mehr gefunden wird, deste klarer stellt sich heraus, 
dass wir es bei diesen Formen von Lias « bis Lias $ und 
weiter hinauf lediglich mit Entwickelungsreihen zu thun 
haben, entweder ging einer aus dem andern durch Varietäten- 
bildung hervor, oder Einwanderer anderer Localitäten dräng- 
ten sich dazwischen. Auch die Asseln, welche freilich nur 
selten gefunden werden, scheinen das zu bestätigen. Meine 
grössten, ein Pärchen fig. 55, welches ich schon ım Jura tab. 
10 fig. 13 abbildete, stammt aus den Arietenkalken von Beben- 
hausen bei Tübingen, die elliptischen Höfchen fliessen nicht 
vollständig in einander, die Warzen von mittlerer Grösse 
sind stark durchbohrt aber nur fein gestrahlt. Die Innenseite 
des Ambulacralrandes (x vergrössert) ist zwar nicht so schnei- 
dig, wie C. amalthei, zeigt aber ähnliche Kerbungen. Da- 
gegen stammen die kleineren fig. 56 auch im Jura tab. 5 fig. 
10 abgebildeten aus der Psilonotenbank von Pfrondorf nord- 
östlich Tübingen, der Habitus bleibt hier sich gleich, aber 
die durchbohrten Gelenkköpfe sind im Verhältniss kleiner als 
bei denen von Bebenhausen. Sollte das zur Trennung genü- 
gen, so müsste man wenigstens nachweisen können, dass 
dieser Unterschied constant bliebe. 

Die Schambelen im Ketten-Jura unterhalb Mullingen am 
linken Ufer der Reuss führen zu den Angulatenthonen, welche 
fast senkrecht einfallend früher fleissig zum Mergeln benutzt 
wurden. Mitteldicke Stacheln führte daraus Heer (Urwelt 
der Schweiz 1865 pag. 73) als Cidaris psilonoti auf. Wie 
tab. 67 fig. 57 zeigt ist zwar die Uebereinstimmung nicht voll- 
ständig, aber es ist jedenfalls eine der hierher gehörigen Ent- 
wickelungsformen. Die grossen Stacheln a«—c stehen aller- 


dings dem psil. limatus durch ihre gedrängten Rauhigkeiten 


nahe, aber es sind keine Pusteln, über welche die Streifen 
hinweggehen, sondern Knöpfe (condylodes), die über die 
Streifen empor ragen. "Ja diese Knöpfchen werden lang, und 


Eee 


ER 


EEE WET 


A. Echinidae regulares: Cidaris arietis, Schambelen. 141 


richten sich dann schief nach oben, wie anliegende Stacheln. 
Ueber dem durch Farbe und Streifung scharf abgesonderten 
Halse ist ein kurzer glatter Stiel. Auch die kürzeren d kön- 
nen noch recht dicke Köpfe haben, aber von Rauhigkeiten 
bemerkt man dann nichts mehr, und die meisten derselben 
e—g werden nach oben zweischneidig, sogar mit Spuren von 
welligen Zähnen auf den Kanten, was uns an die schneidigen 
Formen von praenobilis-und an die eigenthümlichen kleinen 
Gestalten von amalthei fig. 16 erinnert. Hier ist an der Zu- 
gehörigkeit nicht zu zweifeln, denn alles liegt so auf der 
Platte in Masse vereinigt, dass es unzweifelhaft von einem 
Thiere herrührt. Der Hals wird bei den kleinen immer 
länger, bis man endlich auf dem ganzen Stachel nur Längs- 
streifen y wahrnimmt. Der kleinsten Stacheln sind unzählige, 
bald mit bald ohne Gelenkkopf, aber alle rund, keiner 
eigentlich keilförmig. Dazwischen liegen dann hin und wieder 
kleine weissliche Pünktchen von Cypris angulati, entsprechend 
dem Cypris amalthei Jura pag. 200. Von besonderem Inter- 
esse war mir ein kleiner Balken (y vergrössert), der noch in 
allen seinen wesentlichen Merkmalen mit ächten Cidariden 
(species prima tab. 62 fig. 76. 77) übereinstimmt: denn der 
Ansatz des Stielmuskels für das Bügelstück sass am breitern 
ausgeschweiften Innenende, und die Gelenkflächen für die 
Ergänzungsstücke an den Seiten des schmalern Endes be- - 
wahren noch denselben eiförmigen Umriss, wie später. 
Kleine specifische Unterschiede sind kaum wahrnehmbar, 
freilich verstecken sie sich auch hinter der Unmöglichkeit, 
die Reste genau zu putzen. 

Wright (Mon. Brit. foss. Echin. tab. 1 fig. 1) bildet vom 
CidarisEdwardsii aus dem „Upper Lias of Ilminster“ das Bruch- 
stück eines 2!/ Zoll grossen Körpers mit Stacheln ab, woran 
die kleinen Stacheln auffallende Aehnlichkeit mit dem unsrigen 
haben. Es zeigt das auf typische Verwandtschaft hin. Im 


142 A. Echinidae regulases: Cidaris angulati. 


Buchsandstein auf den Höhen des Welzheimer Waldes 
bei Frickenhofen etc., die zur untern Abtheilung des Lias « 
mit Ammonites angulatus gehören, kommen häufig Abdrücke 
tab. 67 fig. 53 vor, welche sich an die Schambelenstacheln 
wahrscheinlich eng anschliessen, nur sind sie im Durchschnitt 
zarter. Die Abdrücke der Stacheln bilden hohle Röhren 
oder Rinnen, aber so vollkommen, dass man darauf noch die 
zartesten Zeichnungen beobachten kann, sogar die Kerben 
des Gelenkrandes, und die Muskelgrube darin, welche sich 
durch eine Erhöhung verräth. Länger als « kenne ich die 
Stacheln nicht, wohl aber etwas dicker, in den Rinnen sieht 
man deutliche Vertiefungen (x vergrössert), welche ähnlichen 
Rauhigkeiten, wie bei dem psilonoti entsprechen. Auch 
Blindasselstacheln ohne Kopf sind darunter. Selbst die Ab- 
drücke von den Asseln kommen zahlreich vor, woran die 
Strahlung und Durchbohrung noch überaus deutlich erkannt 
wird. Die ganz feinen Stacheln machen sich etwas unsicher, 
aber man sieht wenigstens, dass die keilförmigen fehlen. 
Wenn einige scheinbar stumpf endigen c, so ist daran wohl 
die Erhaltung schuld. Denn in guten Stücken bilden die 
Stacheln Hohlrinnen (d unten), die man mit einer Nadel auf- 
sprengen muss, um zur Form zu gelangen. Wer spitzfindig 
unterscheiden wollte, könnte sie Cidaris angulati heissen, 
wozu dann wohl auch die aus den Schambelen gehören möch- 
ten. Zu 

Hüttlingen fig. 59 bei Aalen finden sich in den gleichen 
Sandsteinen Abdrücke, wo man mit jener Erklärung wohl 
nicht mehr auskommt. Sie sind am Ende ganz, und sehen 
doch wie abgebissen (praemorsus) aus. Der schlanke a ge- 
hört einer Blindassel an, wie die Vergrösserung x vom Unter- 
ende zeigt. Die Haftmuskelgrube auf der Gelenkfläche musste 
hier sehr tief sein. Die kurze b hat unten einen freilich 
schmalen Gelenkkopf. Zeichnungen sind auf den Abdrücken 


PEN ur EEE EEE ER TEISDEI PUT ES her 


A. Echinidae regulares: Cidaris angulati praemorsus, Posidoniae. 43 


- 


minder deutlich, doch meint man in dem Bruchstücke c tu- 
berkulöse Eindrücke wahrzunehmen. Ü. angulati praemorsus 
würde dann doch auch seine Verwandtschaft mit vorigem 
nicht ganz verleugnen. 

Da die Cidaritenreste des Lias bei uns gewöhnlich so 
unvollkommen sind, so will ich hier meine Hauptsachen 
zusammenstellen. Desor (Synopsis Ech. foss. 1858 pag. 79) 
hat die meisten bei Diademopsis mit durchbohrten aber unge- 
strahlten Warzen untergebracht, Wright dagegen (Monogr. 
Brit. foss. Ech. pag. 230) bei Acrosalenia mit excentrischem 
(nach hinten gerichtetem) After und bei der Echiniden verwand- 
teren Hemipedina. Anderer Subgenera nicht zu gedenken. 
Lassen wir die Stacheln der Grösse nach auf einander folgen, 
so müssen wir zuerst nennen 

Cidaris Posidoniae tab. 67 fig. 60 in den Fleinsplatten 
des Posidonienschiefers von Holzmaden bei Boll. Den dicksten 
davon habe ich schon im Jura tab. 37 fig. 20 abgebildet, er 
ist 47 Millimeter lang, aber oben verletzt, so dass er ur- 
sprünglich wahrscheinlich noch länger war. Der Kopf hat 
zwar gelitten, scheint aber nach Art der Eberbacher fig. 24 
gebildet zu sein. Sein dunkeler deutlich gestreifter Hals sticht 
sehr ab, sonst ist der Stiel vollständig glatt, nur mit starker 
Lupe nimmt man feine Längsstreifen wahr. Dasselbe gilt 
von dem dünneren und kürzeren daneben, welchem, nach 
dem Abdruck zu schliessen, oben nichts fehlt. Der Kopfrand 
ist etwas breiter, und der ganze Stachel mit einem „Harnisch“ 
von gelbem Schwefelkies überzogen, welcher jedoch die 
zarten Längsstreifen nicht ganz zerstören konnte. Das kleine 
Bruchstück zwischen beiden hat einen deutlichen schwarzen 
Hals und keinen Kopf, und erinnert in so fern an die glatte 
Trompetenform von Eberbach fig. 35. Scheinbar sehr ver- 
schieden davon ist fig. 61 aus dem Seegrasschiefer unter dem 
Schieferfleins von Holzmaden, die auch schon im Jura tab. 37 


144 A. Echinidae regulares: Cidaris Posidoniae, jurensis. 


fig. 21 abgebildet steht. Leider hat er einen gelben Schwefel- 
kiesharnisch, der die glatten Gipfel der Knöpfe bedeckt, sonst 
würde er dem condylodes noch mehr gleichen, nur stehen 
die Knoten in bestimmteren Reihen übereinander, von denen 
man sechse von einer Seite her sehen kann, so dass etwa auf 
den ganzen runden Umfang zehn kommen. Trotz des Schwe- 
felkieses sind die zarten Streifen überaus deutlich, der Hals 
ist durch einen etwas erhabenen Ring von den Streifen des 
Stieles getrennt, die zarter und etwas gegitterter sind als die 
Halsstreifen. Kerben am Gelenkkopfe deutlich. Das Stück 
gleicht dem 

Cidaris jurensis tab. 67 fig. 62 Jura tab. 41 fig. 41 aus 
dem obersten grauen Jurensismergel in Heiningen bei Boll 
ausserordentlich. Der Künstler ist ausser der Grösse kaum 
im Stande, bestimmte Unterschiede aufs Blatt zu bringen, wie 
die Vergrösserungen x zeigen. Statt sechs sind fünf Reihen 
von oben her sichtbar, und der Hals sammt der Kerbung des 
Gelenkrandes ebenso deutlich. Zur Vergleichung habe ich 
einen schwarzen Stachel fig. 65 aus der Torulosusschicht des 
Braunen Jura « von Boll beigesetzt, der nicht im geringsten 
abweieht, freilich auch sehr nachbarlich den grauen liegt. 
Die Kerbungen der Gelenkfläche und die Knoten beweisen 
wohl bestimmt, dass wir es noch mit Cidariten zu thun haben, 
vielleicht dass die drei Asseln von Schömberg tab. 66 fig. 88 
' dazu gehören, während der Stachel vom Goldbächle tab. 66 
fig. 87 längere Knoten hat. Wie durchgreifend die Knotung 
selbst bei den kleinen ist, zeigt der krumme fig. 63, welcher 
bis zu seinem Gipfel drei Reihen so markirter Knötchen hat, 
dass er dadurch im Querschnitt bestimmt dreiseitig wird, wie 
x vergrössert zeigt. Unten scheint er ohne Kopf zu sein, 
aber doch schon Anfänge der Streifen wie die Stacheln der 
Blindasseln zu zeigen. Die beiden Stacheln im Gestein fig. 64 
sind entschieden kopflos, aber die eine ist noch geknotet 


ie 


ee Tu 


A. Echinidae regulares: Cidaris jurensis, miserabilis. 145 


. 


(x vergrössert), die andern kleinern dagegen glatt. In sol- 
chen Fällen meint man keinen Grund zu haben, an dem 
Vorkommen des Geschlechtes Cidarites zu zweifeln. Schwie- 
riger wird die Sache schon beim ; 
Cidaris miserabilis tab. 67 fig. 66— 72 aus oberm Lias & 
von Göppingen, wo sie in einem dunkeln Thone der Arieten- 
kalke zusammen mit dem verkiesten, bindfadenartig verküm- 
merten Ammonites miserabilis über homogenen Kalkbänken 
liegen, die als Marmor verwerthet werden. Fig. 66 hat den 
charakteristischen schiefen Rand am schmalen Kopfe, der 
sich bis zu den dünnsten Stacheln fig. 67 verfolgen lässt. Ob 
sie desshalb von fig. 69. 70 verschieden sein mögen, wo dieser 
Rand gerade und breiter ist, weiss ich nicht. Wir befinden 
uns hier etwa in der Region von Eberbach pag. 135, wo es 
wenigstens Aehnliches unter den kleinen Stacheln gab. Der 
gestreifte Hals zeichnet sich deutlich durch dunkelere Farbe 
aus, und der Gelenkrand ist gekerbt. Blos die von Blind- 
asseln fig. 72 machen davon eine Ausnahme. Tuberkeln, 
worüber die Streifen weggehen, kenne ich nur bei dem 
einen dieksten Bruchstück fig. 68, sie alterniren in geraden 
Reihen, aber auf der einen Kreishälfte (x vergrössert) sind 
sie deutlicher als auf der andern (y), so dass sich dadurch, 
wie so oft, eine Hinter- und Vorderseite zu erkennen gibt. 
Selten gelingt es, ein unverbrochenes Stück fig. 71 zu fin- 
den, welches spitz wie eine Nadel endigt. Eigentlich glatt 
sind wohl die wenigsten. Sie haben meist einen Ansatz von 
Rauhigkeiten, bis auf einen einzigen, der zu den 
Striospinaten tab. 67 fig. 73 gehört. Er fiel mir sogleich 
durch seine ausserordentliche Dünne auf, steckte aber leider 
hart im Schlamme, worunter nach mühsamem Reinigen ein 
Stachel wie Cidaris striospina Jura tab. 43 fig. 35 aus der 
Torulosusschicht hervortrat, der so ähnlich war, dass in mir 


einen Augenblick Verdacht der Verwechselung aufstieg, ob- 
Quenstedt, Echinod. 10 


146 A. Echinidae regulares: Cidaris miserabilis. 


wohl dazu durchaus kein Grund vorliegt. Auch sind die 
Rippen bei dem ältern etwas schmaler und der Gelenkkopf 
länger. Zur Vergleichung habe ich die beiden Stacheln fig. 
74 aus dem Teufelsloch bei Boll dabei gesetzt, die einzigen 
mir bekannten. Ein besonders gestreifter Hals ist nicht vor- 
handen, man sieht daran von einer Kreishälfte mit der Lupe 
fünf Knoten auf dem Hochrande des Kopfes, die eben so 
vielen Leisten entsprechen, während bei dem vorigen ein 
Knoten mehr zu Gesicht kommt. Ueber die Leisten gehen 
noch zarte Längsstreifen fort, die man natürlich wegen ihrer 
ausserordentlichen Feinheit mit den Furchen, welche die 
Leisten trennen, nicht verwechseln kann. Ich würde sie daher 
jetzt bezeichnender Suleispinaten heissen. Nur ein einziges 
Mal kam mir im Teufelsloch das Bruchstück eines Perisoms 
fig. 75 vor, das ich schon im Jura tab. 43 fig. 34 abbildete. 
Wie sich aus der Divergenz der Poren schliessen liess, so lag 
die Afterseite a vor: die Ambulacra sind viel schmaler als die 
Interambulacra, zwischen je zwei Löchern eines Paares steht 
ein Hügelchen, und jede Porenassel hatte innen ein Wärz- 
chen, wenn auch nicht auf allen in gleicher Deutlichkeit. 
Dabei sind die grossen Warzen der Interambulacra durchbohrt, 
aber ungestrahlt. Nur die Höfchen grenzen sich nicht recht 
ab, sie sind zwar von markirten Warzen umlagert, die aber 
keine Erhöhung zur Unterlage haben, wozu freilich auch die 
Kleinheit des Stückes Anlass geben konnte. Kurz es machte, 
abgesehen von solchen Kleinigkeiten, den Eindruck eines 
ächten Cidaris im gewöhnlichen Sinne. Mit vieler Mühe und 
nicht ohne Besorgniss wurde nun die Gegenseite b glücklich 
blosgelegt, daran zeigte sich zu meiner Verwunderung um 
das Loch ein aufgeworfener Rand mit deutlichen Einschnitten 
für die Hautkiemen, welche unter den Interambulaeren zu 
je zwei etwas einander näher stehen, als unter den Ambu- 
lakren, obschon diese im Aequator der Kugel viel schmäler 


A. Echinidae regulares: Cidaris miserabilis. 147 


sind als jene. Damit war ihre Zwischenstellung von Cidaris 
und Echinus bewiesen. Die durchbohrten Warzen zwischen 
den Fühlergängen sind ebenfalls ziemlich gross, und alter- 
niren, wie bei Hemieidaris. Jeder Warze entsprechen zwei 
Porenpaare, zwischen den Warzen liegt dagegen öfter ein 
undeutliches Zwischenwärzchen mit einem Porenpaare. Wenn 
man das übersieht oder nicht erkennen kann, so kommen auf 
jede Warze drei Porenpaare, die sich auf zwei Asseln zer- 
theilen, einer breiten mit der Warze mit zwei Paaren, und 
einer schmalen mit einem Paare. Die breite Assel selbst aber 
bestand ursprünglich ebenfalls aus zwei vollständigen Asseln, 
die später nur durch die Basis der Warze in eine verwuchsen. 
Darnach sind Mund- und Afterseite ziemlich verschieden. 
Ohne das kleine Schlusswärzchen am Mundrande zählt sie 7 
Asseln in einer Reihe, worunter nur eine Ässel auf der After- 
seite einen geschlossenen Warzenkreis hat, die andern fliessen 
mit ihren undeutlichen Höfchen in einander, wodurch sie 
Verwandtschaft mit suevicus bekommen. Die Poren alter- 
niren etwas auf der Mundseite. Er scheint mit dem Pseudodia- 
dema Mooreii Wright Mon. Brit. foss. Ech. tab. 6 fig. 1 aus 
dem „Upper Lias of Gloucestershire“ grosse Aehnlichkeit zu 
haben, der ursprünglich von Wright zum Diadema Ann. and 
Mag. of Nat. Histor. 1854 2 ser. Vol. XII tab. 12 fig. 3, 
dann von Desor Syn. 81 zum Diademopsis gestellt wurde. 
Schreiten wir nun zu den 
9. Criniferen 
mit fast haardünnen Stacheln, so sind hauptsächlich auf zwei 
Schichten im Oelschiefer über den Arietenkalken und im 
Tafelfleins unter dem Seegrasschiefer e Massen verbreitet, da- 
zwischen kommen dann im Lias ß y ö je noch ähnliche ver- 
einzelt vor. Wegen ihrer Kleinheit wurden sie lange über- 
sehen, erst im Register der 2ten unveränderten Ausgabe des 
Flözgeb. Würt. 1851 pag. 565 konnte ich der Erfunde im 
10 * 


148 A. Echinidae regulares: 9. Cidaris olifex. 


Tafelfleins von Pliensbach bei Boll erwähnen, und bald dar- 
nach fanden sich die noch zahlreicheren im Oelschiefer von 


RE 


Dusslingen auf einer Excursion, die ich alljährlich mit meinen 
Zuhörern dahin mache. Der übermässigen Zersplitterung 
feind, führte ich sie immer unter dem grossen Geschlecht | 
Cidarites auf, weil die Interambulakren im Verhältniss zu den 
Ambulakren breit sind, die grossen Asseln nur eine Haupt- 
warze, und die kleinen nur ein Porenpaar haben, und die 
Schlitzung des Mundes niemals gesehen wurde. Der äl- 
teste ist 

Cidaris olifex tab. 67 fig. 76—88 verdrückt im Oel- 
schiefer über der Pentacrinitenbank des obersten Lias« von 
Dusslingen. Oppel (die Juraformation 1856 pag. 110), dessen 
Bemerkungen sehr mangelhaft, zum Theil unrichtig sind, heisst 
ihn Acrosalenia minuta, meinend, dass Echinus minutus 
Buckmann bei Murchison Geol. of Cheltenham pag. 95 der 
gleiche sei. Allein dieser kommt höher im Lias ß mit Am- 
monites oxynotus vor, welchem schon im Flözgebirge Würt. 
1843 pag. 162 sogar in England sein bestimmter Platz ange- 
wiesen wurde. Wenn wir nach dem Lager bestimmen wollen, 
so müssen wir zur Acrosalenia parva Wright Monogr. Brit. 
foss. Echin. pag. 462 greifen, die tiefer liegt, und in War- 
wickshire mit Ammonites Birchii Sw. gefunden wurde. Die- 
ser Ammonit, dessen Name mir im Flözgebirge Würt. so 
viel zu schaffen machte, kommt jetzt, wenn gleich verdrückt, 
ausgezeichnet bei Dusslingen in der Region jener kleinen 
Cidariten vor, was eine vollständige Uebereinstimmung be- 
gründen würde. Ich spreche daher gern von einer Birchii- 
zone im obern Schlusse des Lias «. Freilich sollen die eng- 
lischen Schalen höchstens 2 Linien Durchmesser erreichen, 
während die grossen bei uns noch über 3‘ etwas hinausgehen. 
Wie jedoch eine Vergleichung von fig. 76 und fig. 77 ergibt, 


so kommen auch bei uns Lager von kleinern in derselben 


A. Echinidae regulares: Cidaris olifex. 149 


_ 


Region vor. Die Massen erscheinen beim ersten Anblick wie 
wirre Haufen, allein bei sorgfältiger Prüfung von fig. 77 
fand sich, dass die meisten Individuen auf der handgrossen 
Tafel ihren Mund nach derselben Seite kehren, und zwar 
nach unten. Nur selten liegt eins auf dem Rücken. Das 
setzt eine grosse Ruhe der Ablagerung voraus. 

Gewöhnlich bekommen wir die Innenseite der Körper 
zu Gesicht fig. 78—80 (vergrössert): denkt man sich durch 
die Porenpaare Linien gelegt, so divergiren dieselben gegen 
den After A fig. 78 und convergiren gegen den Mund M 
fig. 79. Alle Exemplare sind gesetzmässig von oben nach 
unten niedergedrückt, und da nur wenig Gebirgsmasse da- 
zwischen liegt, so hat man auf der Oberplatte das Afterloch, 
auf der Unterplatte das Mundloch. Das Afterloch ist etwas 
grösser und zerrissener, als das Mundloch, woran man öfter 
am Endsaume des Interambulacrums eine verdickte Linie 
wahrnimmt, welche den innern Ohren für die Laterna ent- 
spricht. Dadurch bekommt der Mundlochsaum (Peristoma) 
einen Anflug von Fünfseitigkeit, aber deutliche Einschnitte 
(entailles) für die Hautkiemen, wie sie für Acrosalenia so be- 
deutungsvoll sind, kann ich durchaus nicht finden. Auf der 
Afterseite zähle ich etwa 5 Asseln in einer Reihe der Inter- 
ambulacra, und doppelt so viel in den Ambulakren. Aber 
der abgebrochene, etwas nach oben gerichtete Rand lässt ge- 
wöhnlich keine genaue Beobachtung zu. Auf der Mundseite 
dürften eine bis zwei mehr sein, so dass wir im Ganzen nicht 
über 12 Asseln und 24 Porenpaare in einer Reihe hätten. 
Das Stück fig. 80 oben von der Afterseite hat 8 Asseln und 
17 Porenpaare, wahrscheinlich weil es von der Seite Druck 
erktt. Sind auch solche eomprimirten äusserst selten, so 
kommen sie doch vor fig. 81 (2fach vergrössert). Von 
der Innenseite hat jede grosse Assel eine Grube, welche 
der Warzenstelle entspricht, die wie bei Cidariten dem Am- 


150 A. Echinidae regulares: Cidaris olifex. 


bulakralrande etwas näher liegt, als der Interambulakral- 
naht. 

Die Abdrücke sind schon besser: von der Afterseite 
fig. 83 sieht man öfter zwei Kreise, wovon der innere dem 
Munde, der äussere dem After gehört, die 5 bis 6 Eindrücke 
der Interambulakralwarzenreihen convergiren nach innen viel 
weniger, als auf der Mundseite, und die zwei äussern War- 
zeneindrücke überflügeln die innern bei weitem an Grösse. 
Durch diese zierlichen Reihen wird der Kreis “fast in 10 
gleiche Theile getheilt, nur die fünf Theile für die schmalen 
bestimmt angedeuteten Ambulacra sind etwas breiter, das 
gibt ihnen ein völlig Cidaritenartiges Ansehen, auch ist in 
den Eindrücken der kleinern Trabanten keine rechte Regel 
zu finden. Die Mundseite fig. 84 kann davon schon durch die 
vollständige Convergenz der Warzenreihen auf den ersten 
Blick unterschieden werden, indem eine, die 6te, den 
Gipfel des gleichschenklichen Dreiecks scheinbar schliesst. 
Man könnte sie darnach Schlussassel nennen. Die Warzen- 
eindrücke sind nicht in dem Maasse ungleich, wie auf der 
Gegenseite, was nicht für Cidariten spricht. Am seltensten 
bekommt man 

die Schalen stark von oben deprimirt fig. 85. 86, die- 
selben zeigen durchbohrte Warzen mit undeutlicher Strahl- 
ung, und bestätigen das an den Abdrücken Beobachtete. 
Eine Art durch Wärzchen umstellte Höfchen ist namentlich 
auf der Mundseite zu bemerken, allein zu rechter Entwickel- 
ung kommen sie nicht. Am schwierigsten sind die Fühler- 
poren, sie stehen sehr nahe bei einander, und auf der After- 
hälfte correspondirt jedem Paare innen ein Wärzchen, auf 
der Mundseite sind diese Wärzchen grösser, aber kommen 
nicht wie die Löcher auf jeder Assel, sondern alterniren oder 
kommen sogar erst zu je drei Löcherpaaren. Doch ist die 
Beobachtung meist unsicher. Die Löcherpaare selbst fig. 87 


u 9} 


A. Echinidae regulares: Cidaris olifex. 151 


(stark vergrössert) gleichen einer liegenden 8, und sind von 
einem dicken Rande umgeben, was an Echiniten erinnert, 
denn obwohl die Poren durchaus in einfachen Reihen liegen, 
so liegen sie doch nicht in Furchen, sondern frei auf ihren 
Asseln. Zuweilen findet sich auch noch der Kauapparat im 
Mundloche angedeutet fig. 88. Wegen der Feinheit der Or- 
gane bleibt zwar noch manches zu wünschen übrig, aber der 
tiefe Ausschnitt an der Basis nach Art der Echiniten dürfte 
gewiss sein, wie der vergrösserte Kiefer & zeigt, worin das 
Mittelstück dem auf dem Rücken verdickten Zahne, wie in 
Species secunda pag. 55 zu entsprechen scheint. Ueber die 
Tiefe des Ausschnittes lässt fig. 83. y keinen Zweifel, so win- 
zig das Stück auch sein mag. 

Die Stacheln fig. 32 sind ausserordentlich zart, länger 
als « kommen sie nicht leicht vor, sie haben einen verhältniss- 
mässig dicken Gelenkkopf, am Rande zart gekerbt, auf dem 
Kopfringe mit etwa 6 Knoten, die eben so vielen Rippen 
(fig. 82. a. x vergrössert) entsprechen. Gegen die Spitze hin 
setzen sich auf den Rippen spitzige Knoten ein (c. x ver- 
grössert), man meint sogar etwas Geringeltes zu sehen, doch 
hält es schwer, sich darüber genügende Rechenschaft zu geben. 
Wenn auch die Längsfurchen oben nicht so deutlich sein 
mögen als bei dem obigen striospina in der Toorulosenschicht, 
so lassen sie sich doch unmittelbar über dem Gelenkkopfe sehr 
bestimmt nachweisen, die Warzen oben verwischen sie wie- 
der etwas. Die Stacheln liegen in grossen Massen auf einem 
Lager des Oelschiefers, so dass sie zum sichersten Orientir- 
ungsmittel gehören. Dagegen finden sie sich niemals regel- 
mässig um das Perisom gruppirt, sondern sie liegen nur wirr 
darum zerstreut, die meisten aber ausserhalb dem Bereich 
ihrer Stacheln, obschon einzelne darunter sind, denen man 
deutlich ansieht, dass sie mit anhängenden Stacheln begraben 
wurden, die Stacheln liegen in diesem Falle alle nach einer 


152 A. Echinidae regulares: Cidaris olifex, minutus, 


Seite schief gegen die zugehörige Krone gerichtet. Schreiten 
wir nun zu den 

Turnerithonen ß, worin sich äusserst selten noch un- 
verdrückte Körper finden tab. 67 fig. 89. 90, welche nach 
Form und Lager vortrefllich mit oben genanntem Echinus 
minutus pag. 148 Buckmann’s zu stimmen scheinen, den Wright 
zu einer Acrosalenia stempelte, und von dem ich schon im 
Jura tab. 13 fig. 59 einen Abdruck gab. Sein Habitus gleicht 
auffallend dem Cidariten, der freilich von dem darunter lie- 
genden olifex wenig verschieden ist, aber kleiner bleibt. 
Auch dürfte er ein paar Asseln weniger haben, denn ich 
bringe kaum 10 Asseln in einer Reihe heraus. Die Zahl der 
kleineren Warzen scheint grösser zu sein, und von den As- 
seln der Fühlerporen dürfte jede dritte eine grössere Warze 
haben. Exactere Beobachtung lässt das schlechte Material 
nicht zu. Fig. 89 stammt aus den Thonen am Wehr der 
Fils oberhalb Göppingen, den Umriss und die grösseren 
Warzenreihen sieht man leicht, auch ist das Mundloch ent- 
schieden kleiner als das Afterloch, man erkennt auch wohl 
durchbohrte und gestrahlte Warzen; fig. 90 ist mein klarstes 
Bruchstück vom Fullbach bei Betzgenrieth unterhalb Boll, 
auf der alten berühmten Stelle unseres verkiesten Ammonites 
Turneri. Der Mundrand oben ist erhalten, allein der After 
unten brach weg, daher zähle ich nur 7 Warzen in einer 
Reihe. Die Poren stehen einander sehr genähert, haben 
einen dicken Rand, worin beide Löcher zu erkennen einige 
Schwierigkeit macht. Mag auch nicht alles genau mit Wright 
(Monogr. Britt. foss. Echinod. tab. 17 fig. 2) stimmen, so hat 
man Gründe, einiges der unvollkommenen Darstellung anzu- 
rechnen. Die kleinen Stacheln fig. 91 vom Fullbach gehören 
ohne Zweifel dazu, die Längsstreifen (x vergrössert) lassen 
sich deutlich bis zum Gipfel verfolgen. 

Eine wichtige, aber wahrscheinlich noch lange offene 


A. Echinidae regulares: Cidaris minutus, octoceps. 153 


- 


Frage bleibt es, obman solche einander nahe liegenden Dinge, 
wie ©. olifex und minutus, für Entwickelungsformen oder für 
unabhängige Species halten soll. Zur Zeit muss unser Streben 
vor allem dahin gehen, die Gegenstände möglichst vollkom- 
men darzulegen. Diese kleinen Cidariten setzen nun nach 
oben fort. Im 

Numismalismergel y von Ohmenhausen bei Reutlingen 
wurde der verkieste Körper fig. 92 gefunden, aber so zer- 
rissen, dass man sich kaum noch von der Existenz der Asseln 
und Warzen überzeugen kann. Aber mitten zwischen den 
dortigen Numismalismergeln kommt auf der bekannten Pen- 
tacrinitenbank ein Schwarm feiner kurzer Stacheln vor, die 
besonders auf verwitterten Stellen fig. 95 hervortreten, und 
dem blossen Auge wie Härchen erscheinen. Einige darunter 
(y vergrössert) haben einen dicken Gelenkkopf, und die ge- 
wöhnlichen sparsamen Längsrippen, welche nach oben un- 
deutlicher werden. Asseln dazwischen (unteres x vergrössert) 
haben einen zierlich durchbohrten Tuberkel mit gestrahltem 
Halse.. Ja man meint auch Stücke von Kiefern (oberes x 
vergrössert) zu sehen, die aussen an der Basis einen tiefen 
Ausschnitt wie Species secunda pag. 55 vermuthen lassen, das 
würde dann mit fig. 88. x stimmen. Die Stacheln dagegen, 
welche ich im Jura tab. 24 fig. 50 von Gross-Eislingen ab- 
bildete, sind etwas dicker und rauher. Möglich, dass das 
Stückchen nicht nach y, sondern schon nach $ gehört, da es 
mit den dortigen Stacheln besser stimmt. Im 

Amaltheenthon $ kommen ausser dem grossen amalthei 
pag. 130 noch mehrere kleine vor, von welchen ich den wich- 
tigsten Cid. oetoceps tab. 67 fig. 94 Jura tab. 24 fig. 53 
nannte, obwohl er auch ein paar Knotenköpfe in einer Reihe 
mehr haben könnte. Wie die verdrückte fig. 94 von der 
Afterseite a her aus Hechingen zeigt, so weiss ich keinen 
wesentlichen Unterschied, abgesehen von der etwas be- 


154 A. Echinidae regulares: Cidaris octoceps, 


deutenderen Grösse anzugeben. Warzen sind deutlich durch- 
bohrt und gestrahlt, wie ich das schon im Jura tab. 24 fig. 53 
zeigte; Höfchen sehr markirt, aber nur durch eine glatte 
Linie von einander getrennt. Die Fühlerporen liegen zwar 
sehr versteckt, doch verräth sich jedes dritte Paar durch ein 
Wärzchen (x vergrössert). Unser Stück gehört schon zu den 
grossen. Kleiner liegen sie zu Sondelfingen fig. 95—97 bei 
Reutlingen im untern Delta zwischen Cyprisschalen neben 
vielen Stacheln, so dass sich hier eine Massenlagerung zu 
wiederholen scheint. Leider sind die Körper meist zerbro- 
chen, was aufgeregtere Gewässer verräth. Nach fig. 95 mit 
8 Warzen waren sie schr niedergedrückt. Das Bruchstück 
fig. 96 hat wie im Lias oben am Mundrande drei kleine War- 
zen, die vierte darauf wird plötzlich gross. Sind auch die 
Höfchen (x vergrössert) etwas runder als bei den andern, so 
begründet das doch wohl keine specifische Verschiedenheit. 
Von der Lage der Poren konnte ich mich nicht bestimmt 
überzeugen. Ueberhaupt sind die Dinge zu klein und un- 
deutlich, um sicher verglichen werden zu können. Die 
Stacheln fig. 97, welche ohne Zweifel dazu gehören, sind 
trotz ihrer haarförmigen Zartheit dennoch mit consolförmigen 
Warzen bedeckt, die reihenweis über einander stehen, wie 
der Gipfel x beweist. Der Gelenkkopf unten fehlt meist, 
doch kommt er vor (y vergrössert), und scheint dann durch 
seine Kerbungen am Gelenkrande und die Rippen auf dem 
Stiele den älteren im Wesentlichen zu gleichen. Die Consol- 
form der Warzen erinnert uns lebhaft an ächte Cidariten- 
stacheln pag. 75, und da die Steilabfälle oben nicht genau 
mit einander abwechseln, so können sie zuweilen ein gerin- 
geltes Ansehen bekommen. Man könnte freilich versucht 
sein, die Lagerstelle als Brutplatz anzusehen, die einzelne 
grössere Assel auf fig. 97 dürfte uns darin bestätigen, allein 
zu einem sichern Urtheil ist das Material noch zu mangelhaft. 


A, Echinidae regulares: Cidaris octoceps, laqueatus. 155 


-_ 


Der kleine kurze bei 2 vergrösserte Stachel ist dagegen auf- 
fallend dickköpfig, und wird durch drei Längsfurchen in drei 
Theile getheilt. Es erinnert das an striospina der Torulosen- 
schicht. Ein einzig Mal bekam ich aus dem Lias $ von Dür- 
nau bei Boll das 

Fühlerporenbruchstück tab. 67 fig. 98, welches bereits 
im Jura tab. 24 fig. 52 freilich schlecht abgebildet ist. Nach 
dem verdickten Rande unten zu schliessen stammt es von der 
Mundseite, obwohl hier die Sache nicht ganz klar ist. Desto 
klarer sind die durchbohrten und gestrahlten Wärzchen nebst 
den Schleifen, welche je das äussere Loch eines Porenpaares 
umhüllen, während die inneren zwischen je zwei Schleifen 
stehen, wornach man das Stück Cid. laqueatus nennen 
könnte. Am Interambulakralrande entspricht jedem Schleife 
ein durchbohrtes Wärzchen von gleicher Grösse; innen an 
der Ambulakralnaht alterniren dagegen grosse mit kleineren, 
jede kleinere (und nur diese) hat gleichsam zur Herstellung 
des Gleichgewichts unten innen einen kleinen Trabanten. 
Die Asselnähte sind zwar stark verwachsen, doch sieht man, 
dass die Oberhälften des Schleifs auf ihrer Kante noch eine 
Nahtfurche bewahrt haben (x stark vergrössert). Die Schleife 
bilden daher mit ihrem obern dickern Ende die Grenzen der 
Porenasseln, mit ihrem untern dünnern dagegen eine Diago- 
nale, welche die zusammengehörigen Porenpaare trennt. 
Alles das wiederholt sich mit bewundernswerther Gesetz- 
mässigkeit, indem immer je drei Schleifen aussen eine 
Treppe machen. Stände innen neben der Ambulakralnaht 
nicht ein Wechsel von grössern und kleinern Warzen, so 
würde man auch hier die Nähte sicherer erkennen. Da aber 
eine grössere Warze zwei Schleifen correspondirt, und 
nur die kleinere einer, so musste das das Gleichgewicht 
stören. Schon oben pag. 134 wurde auf die Möglichkeit 
verwiesen, dass dies Stück zu den grossen Stacheln und 


156 A. Echinidae regulares: 9. Cidaris ceriniferus, granulatus. 


Asseln des Cidaris amalthei gehören könnte. Desto undeut- 
licher ist 

Cidaris eriniferus tab. 67 fig. 99 Handb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 32 auf der Unterseite des Tafelfleins im Lias & 
von Pliensbach bei Boll. Aber trotzdem kann man sich doch 
bestimmt von der engsten Verwandtschaft mit den andern 
kleinen überzeugen. Die meisten liegen freilich als rohe von 
Schwefelkies überkrustete Scheiben auf den Platten mit 
kleinen Mundlöchern, und kaum dass man hin und wieder 
Tuberkeln darunter vermuthen kann. Umgeben werden sie 
von Massen zarter Stacheln, deren Länge sich zwar schwer 
ermitteln lässt, die aber doch im Durchschnitt etwas länger 
als beim olifex pag. 151 zu sein pflegen. Der Gelenkkopf 
verräth sich oft durch seine Dicke. Selbst die zartesten Sta- 
cheln haben einen gelben Harnisch von Schwefelkies, was 
die Verfolgung der Zeichnung erschwert. Doch meint man 
Spuren von Warzung wahrzunehmen. Nur in Ausnahms- 
fällen kann man sich von der Stellung der Gelenkköpfe der 
Asseln überzeugen: in fig. 100 zähle ich 5 durchbohrte War- 
zen auf der deprimirten Hälfte; wie die Convergenz der 
Tuberkelreihen zeigt, so haben wir die Mundseite. Dazwi- 
schen erscheinen deutlich die kleineren Warzen der Fühler- 
gänge, die zu alterniren scheinen, sogar Löcher sind vor- 
handen, dennoch vermag ich ihre Stellung nicht sicher anzu- 
geben. Die Lagerung der Stacheln zu den Körpern gewinnt 
oftmals den Anschein, als wären beide zugehörig, auch 
Bruchstücke von der Laterne habe ich in der Mündung ge- 
sehen. Sie unterscheiden sich von denen des olifex nach dem 
Aussehen nicht. Allein darauf lässt sich nichts Bestimmtes 
stützen. 

Cidaris granulatus tab. 67 fig. 101 Desor Echin. Helvet. 
pag. 188 tab. 31 fig. 6 aus dem obern Braunen Jura von 
Waldenburg im Baselland führe ich nur als Beispiel an, um 


Le SC te ee BE u rs ae 
BEN 


A. Echinidae regulares: 9. Cidaris granulatus. 157 


die Verwandtschaften gewisser Formen der jüngeren Schich- 
ten nachzuweisen, und daran einige Betrachtungen zu knüp- 
fen. Mundloch klein, wie im Lias, aber die zehn Einschnitte 
für die Hautkiemen zwar nicht so deutlich als bei striospina 
pag. 146, aber erkennbar; die Warzen ebenfalls durchbohrt, 
ob aber ungestrahlt, das möchte ich in diesem Falle nicht 
sicher entscheiden. Ich meine am Gelenkhalse Andeutungen 
von Kerben zu sehen, aber die Schweizer sagen nein. Dess- 
halb musste das. Thierchen, ursprünglich bei Agassiz (Catal. 
rais. Echin. 1847 pag. 35) unter Hemiecidaris aufgetaucht, 
sodann zur Acrosalenia (Desor Synops. 1858 pag. 142) ge- 
worfen, zum dritten Mal seinen Platz bei Hemipedina (Desor 
Echin. Helv. pag. 188) einnehmen, aber nicht um dort das 
Wechselspiel zu endigen. Denn für letzteres Subgenus ist 
das Afterloch a viel zu gross, da muss vielmehr ein Assel- 
apparat gesessen haben, wie wir ihn bei den ächten Oidariten 
oder Salenien zu treffen gewohnt sind. Ueber 10 Asseln 
dürften nicht in einer Reihe stehen. An der Öonvergenz der 
Warzen erkennt man die Mundseite (x vergrössert), während 
am Rande des Afterloches dieselben mehr Aequidistanzen 
einhalten (y vergrössert). Die Ambulakren haben nur kleine 
Wärzchen, welche durch ihre Alternanz schon lebhaft an 
suevicus pag. 72 erinnern. Auf der Afterseite springt das 
weniger ins Auge. Die Porenpaare sind hier grösser als dort, 
während umgekehrt zwischen den grössern Löchern die Wärz- 
chen sich verkleinern, und mehr unter einander gleich wer- 
den. Alles das stimmt mit den kleinen Liasischen Typen so 
vorzüglich, dass an der geschlechtlichen Uebereinstimmung 
kaum noch gezweifelt werden kann. Habe ich wirklich die- 
selbe Species unter der Hand, welche Desor beschreibt, so 
ist die Vergrösserung 1. c. tab. 31 fig. 7. d nicht ganz 
wie bei meinen Exemplaren, doch begehen die Künstler hier 


leicht Fehler. 


158 A. Echinidae regulares: 10. Cidaris grandaevus. 


10. Cidaris grandaevus 
tab. 67 fig. 102 — 114. 


Goldtuss erwähnt im Handb. Geognosie von de la Beche 
ed. Dechen 1832 pag. 453 einen Cidaris grandaeva aus dem 
Württembergischen Muschelkalke, den dann Hr. v. Alberti 
(Beitrag Monogr. Bunten Sandst. Muschelk. Keupers 1834 
pag. 96) weiter beschrieb, der aber erst später von Schmid 
und Schleiden (Geogn. Verh. Thüringens und des Saalthales 
1846 tab. 4 fig. 6) und im Handb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 33 
bis 37 abgebildet wurde. Alberti (Ueberblick über die Trias 
1864 pag. 54) belehrt uns dann, dass, abgesehen von den 
Alpen, bei Tullau unweit Hall eine zweite Species C. subno- 
dosa H. v. Meyer Palaeontographica 1852 I. 276 mit diekern 
Stacheln liege. Leider sind die Reste zu unvollständig, als 
dass man ihnen mit Sicherheit verschiedene Namen beilegen 
könnte. 

Die Stacheln fig. 102—109, welche man häufig in den 
Enerinitenschichten der Unterhälfte des Hauptmuschelkalkes 
findet, zeigen zwar meist keine Zeichnung, aber wahrschein- 
lich in Folge von Verwitterung, gut erhalten gehen zarte 
Längsstreifen über das Ganze hin, wie man sie auf dem Halse 
späterer Stacheln sieht, aber ein besonderer Hals tritt nicht 
hervor, das würde für Hemieidaris sprechen. Der Gelenk- 
rand ist bei allen gekerbt, was auf gestrahlte Gelenkköpfe 
hindeutet, wenn das Kennzeichen auch oftmals verloren ging. 
Die schlanke Form fig. 102 von Tullau ist zwar von seltener 
Vollständigkeit, litt aber doch wahrscheinlich am obersten 
Ende noch einen kleinen Verlust. Die Streifung und Kerb- 
ung (2 vergrössert) ist am Unterende kaum noch wahrzu- 
nehmen. Ihr gegenüber stehen die dickern fig. 103 von der 
Gaismühle an der Jaxt unterhalb Crailsheim. Meist ist alle 
Mühe vergeblich, daran noch eine Spur von Zeichnung zu 


N 
” 


A. Echinidae regulares: 10. Cidaris grandaevus. 159 


finden, ausgenommen den gekerbten Gelenkrand. Gewöhn- 
lich liegt darunter eine dünne 'honschicht, bei einiger Ueb- 
ung gelingt es daher, sie von dem Steine unverletzt abzu- 
heben. Desshalb schmiegten sie sich auch häufig, ohne zu 
brechen, dem Steine an, wie fig. 104 vom Trillberge bei Mer- 
gentheim beweist. Man möchte daraus schliessen, dass die 
Kalkbank schon hart war, als siesich darauf lagerten. Dicker 
als fig. 108 von Mergentheim kommen sie nicht leicht vor, 
selbst die kürzern fig. 107 von der Gaismühle haben eine 
Neigung zum Bauchigen. Die Köpfe sind bei allen kurz, 
aber die Gelenkgruben weichen an Grösse bei gleichen 
Stacheln oft sehr von einander ab, wie eine Vergleichung 
von fig. 105 und 106 beweist. Mehr als 12 Kerben (fig. 105. 
x vergrössert) zählt man selten, und innen ist ebenfalls noch 
ein besonderes Loch zum Ansatz des Heftmuskels, welcher 
den Stachel an den Gelenkkopf der Assel befestigte. Wenn 
man damit den dicken Kopf am dünnen Stachel fig. 109 von 
der Gaismühle vergleicht, so liessen sich freilich darin be- 
gründete Unterschiede vermuthen, aber die Sachen liegen 
durcheinander. Auch ist mir ein einziges Mal ein freilich 
ganz schlechtes Stück fig. 110 von Kirchberg an der Jaxt 
vorgekommen, an welchem dünne und dicke Stacheln zu- 
gleich sitzen, eine endigt spitz nadelförmig, eine andere ist 
dünn ceylindrisch, eine dritte dickbauchig. Um die grossen 
stehen sogar kleine meisselförmige, bei m sieht man davon 
sogar drei hinter einander, was das Bild der Assel tab. 62 
fig. 121 in uns weckt, nur scheinen die Meissel dünner und 
schlanker, etwa wie bei dem in Norwegen lebenden Cidaris 
papillata, Linn@’s Echinus Cidaris. Ausser den späthigen 
Stacheln ist aber der Körper so schlecht, dass man kaum den 
Umriss einer Assel sicher wahrnimmt, doch sind die drei 
Hacken innen Reste von der Laterne, und an zwei Stellen 
pp bemerkt man noch Poren, die wenigstens auf schmale 


160 A. Echinidae regulares: 10. Cidaris grandaevus, coaevus, 


Porenfelder hinweisen. Im Jaxtthale fand ich mit den zahl- 
reichen Stacheln zusammen 

Asseln fig. 111 und Kiefer fig. 112. 113. Die Asseln 
mit gestrahlten und durchbohrten Warzen sind im Verhältniss 
zur Breite hoch, und das Höfchen von einem markirten Perl- 
kranze umgeben, worauf ohne Zweifel genannte meisselförmi- 
genZwischenstacheln sassen. Der Rand gegen das Ambulacrum 
bildet einen schneidigen, innen etwas gekerbten Bogen, wie 
wir ihn beim amalthei fig. 4. x kennen lernten, und das mag 
wohl der Grund sein, warum sie leicht wie jene auseinander 
fielen. Bedeutungsvoller ist der Kieferrest fig. 112: innen @ 
gefingert, aussen d mit einem tiefen Sinus und flachem Aus- 
schnitt oben, der schneidende Rand auf der quergestreiften 
Harmoniefläche e springt bauchig vor und das Dreieck endigt 
oben mit einer krummen Linie, alles das stimmt mit Species 
prima pag. 56 ächter Uidariten. Leider hat das sonst so vor- 
treflliche Stück gerade an der Stelle (links von b), wo der 
flache Ausschnitt sitzen sollte, eine späthige Bruchfläche, aber 
selbst mit dieser kann man sich überzeugen, dass der Aus- 
schnitt unmöglich soweit wie bei Species secunda hinabreichte. 
Das kleinere Kieferstück fig. 113 ist zwar etwas unvollkom- 
mener, aber in Beziehung auf den Ausschnitt lässt es kaum 
einen Zweifel zurück, es war sehr flach, wie a darstellt. 

Was von allen diesen Organen zusammen oder nicht zu- 
sammen gehört, lässt sich zur Zeit noch nicht ausmachen, 
auch weiss man nicht, was Goldfuss eigentlich grandaevus 
nannte. Ich habe im Handbuche der Petrefactenkunde die 
niedrigen Asseln fig. 114. 115 ohne markirte Perlknoten um 
das Höfchen dazu gezählt, dann würden die anders gestalteten 
(fig. 111) Asseln einen eoaevus bilden, aber ächte Cidariten- 
gebisse haben sie alle. Bei 

Bibersfeld ohnweit Hall kommen Platten tab. 67 fig. 114 


im dünngeschichteten Encrinitenkalke vor, woran man die 


A. Echinidae regulares: 10. Cidaris grandaevus. 161 


e 


zarte Längsstreifung der Stacheln vom Kopfe bis zur Spitze 
ununterbrochen verfolgen kann, keiner erreicht einen Zoll 
Länge, selten sieht man sie von 1!/2 Zoll, und gegen die 
Spitze scheinen sie schneidig zu werden. Die Asseln sind alle 
niedrig, wohl dreimal breiter als hoch, haben ein sehr grosses 
Loch in dem von dicken Strahleii umgebenen kleinen Gelenk- 
kopfe, nur seitlich vom Höfchen stehen sehr undeutliche 
Wärzchen. Besonderes Interesse gewähren die Reste des 
Kauapparates: die Zähne bilden wie beim ächten Cidaris 
glatte Rinnen a von Aussen und 5 von Innen sichtbar, ohne 
Spur einer innern Leiste und ohne Spur von äusserer Ver- 
diekung; die Kiefer ce haben oben die gebrochene Querlinie 
für die Anlagerung des Ergänzungsstückes, und die Harmonie- 
fläche letzterer bleibt auf dem Vorderrand des stumpfen End- 
fortsatzes noch sichtbar; ja sogar der kleine Balken d ist 
unten an dem geschlitzten Ende breiter, und lässt oben zu 
den Seiten eiförmige Gelenkflächen unterscheiden, wie sie 
nur bei Cidaris erscheinen. Die Schneidigkeit der Stacheln 
rührt vielleicht von mechanischem Druck her. Mag es auch 
schwer halten, die Menge solch kleiner zarter Dinge genau 
darzustellen, so genügt doch schon der Gesammteindruck, 
um die Unterschiede von coaevus zur Geltung zu bringen. 
Solche breitasseligen reichen sogar bis in den 
Wellen-Dolomit fig. 115 am Schwarzwalde hinab. Schon 
im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 34. 35 habe ich davon etwas 
mitgetheilt. Das Stück steckt ganz voll von Resten wahr- 
scheinlich eines Thieres. Rechts unten stehen noch vier Asseln 
übereinander, links die zickzackförmige Mediannaht, rechts 
die zum Ambulaerum gewendete Naht, wo die Asseln dünn- 
wandig und unten gekerbt werden. Bei « ist auch eine Blind- 
assel, und der'Balken 5 beweist schon durch sein unteres 
breiteres Ende, welches an der Laterne gegen das Centrum 


sich wendet, dass wir es noch mit einem ächten Cidaris zu 
Quenstedt, Echinod. 11 


162 A. Echinidae regulares: Zechstein, Bergkalk. 


thun haben. Auch hier geht die zarte Streifung der Stacheln 
(x vergrössert) ununterbrochen über die ganze Länge der 
Stacheln weg. Dieselben sind stielrund und nicht im gering- 
sten verdrückt. Doch kenne ich das Oberende nicht. Aus dem 

Zechstein-Dolomit des Humbleton Hill im nördlichen Eng- 
land bildet King (Monogr. of the Permian fossils. Palaeonto- 
graph. Soc. 1850 tab. 6 fig. 22. 23) Asseln eines Palaechinus 
Verneuiliana dreifach vergrössert ab, die mit unserm coaevus 
schon merkwürdige Aehnlichkeit haben, nur etwas kleiner 
sind. Zur Beurtheilung copire ich in tab. 67 fig. 116 ein 
Stück davon. Die gedornten Stacheln von dort, welche wahr- 
scheinlich dazugehören, haben aber keine Achnlichkeit. Diese 
gleichen vielmehr Fleming’s Cidaris Urii aus dem Bergkalke 
von Rutherglen in Schottland, der später von Agassiz den 
sonderbaren Geschlechtsnamen Echinocrinus, von M’Coy den 
bessern Archaeocidaris erhielt. Hr. Prof. Geinitz (Verst. Zech- 
stein und Rothl. 1848 I. pag. 16) bildete von Corbusen bei 
Ronneburg im Altenburgischen aus dem untern Zechsteine 
kleine niedrige Asseln fig. 117 (x vergrössert) mit zugehöri- 
gen dornig-bauchigen Stacheln fig. 118 als Cidaris Keyserlingi 
ab. Die Asseln haben noch typische Verwandtschaft mit denen 
des Muschelkalkes. Sie werden zwar scharf sechsseitig ge- 
zeichnet, und Hr. Desor (Synopsis pag. 155) stellte sie daher 
als Eocidaris (n&5 Morgenröthe) zu den mehrreihigen Tessela- 
ten, allein bei so kleinen Dingen muss man mit seinem Urtheile 
zurückhalten, bis mehr zum Vorschein kommt. Nach den 
spätern Zeichnungen (Dyas 1861 tab. 20 fig. ”—9) sollte man 
auch blos zwei Reihen Asseln in einem: breiten Felde, wie bei 
ächten Cidariten, vermuthen. Dass übrigens bei aller sonder- 
baren Mannigfaltigkeit im 

Bergkalke noch Gebisse von ächten Cidariden zu liegen 
scheinen, wies schon der unermüdliche Sammler Graf zu 


Münster (Beiträge zur Petrefactenk. 1839 I pag. 40) nach. 


A. Echinidae regulares: Bergkalk. 163 


Die Kieferhälfte tab. 67 fig. 119 von Tournay in Belgien hat 
zwar einen etwas eigenthümlich gedrängten Habitus, aber 
doch nur mit unwesentlichen Abänderungen: aussen auf dem 
Rücken «a verliert sich die Furche unten unter einem Vor- 
sprunge, wodurch ein tiefer Kanal mit länglich rundem Ein- 
gange entsteht, wie ich ihn bei spätern nicht kenne; der 
Finger 5 innen ist kurz, und erinnert schon an die Species 
secunda pag. 55 des obern Jura; auch der Ausschnitt ist ziem- 
lich tief, tiefer als auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich 
das Ergänzungsstück hineinlagert, und dabei ausserordentlich 
breit; die Basallinie über der quergestreiften Harmoniefläche c 
grade, was für die zweite Species spricht, der Fortsatz darüber 
für die Anlagerung des Ergänzungsstücks hat eigenthümliche 
Längsfurchen. Eine schlankere Spielart ist fig. 120, nament- 
lich setzt sich daran auf der Aussenseite auch der Kanal viel 
höher ein. Nach allem diesem vermuthet man ein Zwischen- 
. ding zwischen der ersten und zweiten Form des Jura. Die 
Schmelzzähne fig. 121 scheinen dagegen den Ausschlag für 
die zweite zu geben, denn sie haben aussen auf der convexen 
Seite D dieselbe Verdickung, welche durch je eine tiefe 
Furche von den schneidigen Seiten geschieden ist. Die con- 
cave Zahnseite ist daher nicht kreisförmig gerundet, sondern 
hat eine sichtliche Medianvertiefung, wie der vergrösserte 
Querschnitt x klar machen soll. Münster’s Kiefer, der Cidaris 
Nerei genannt wird, ist zwar nicht gut gerathen, stimmt aber 
dem Fundorte nach mit unsern. Ich copire davon noch den 
Balken fig. 122, der in der Abbildung kein Urtheil zulässt. 
Die Assel fig. 123 dagegen mit durchbohrtem Gelenkkopf 
zeichnete Münster fünfseitig, nicht sechsseitig, wie de Koninck 
(Descr. Anim. foss. terr. carbonif. 1842 tab. Efig. 1.a). Welche 
Stacheln dazu gehörten, darüber blieb man verschiedener 
Ansicht. Münster fig. 124 beschrieb sie glatt, nur mit der 
Lupe würden zarte Streifen sichtbar. Das musste noch an 
115 


164 A. Echinidae regulares: Bergkalk, Kreideformation. 


Muschelkalkformen erinnern. Nur die von de Koninck her- 
vorgehobene Sechsseitigkeit spricht für Tesselati, welche in 
den breiten Feldern statt zwei wenigstens drei Reihen Asseln 
haben, und damit an das Ende der Echiniden überhaupt ge- 
hören. Auch beweist das Prachtexemplar von Archaeoeidaris 
Wortheni Hall (Report of the Geological Survey of Jowa 
1853 II tab. 26 fig. 4) aus dem Bergkalke von St. Louis, dass 
darin wirklich Laternen stecken. Wir kommen daher später 
darauf zurück. Jetzt wollte ich nur die Aufmerksamkeit auf 
die grosse Verwandtschaft der Kieferstücke gelenkt haben. 
Schon Herr Trautschold (Bulletin Soc. imp. Nat. de Moscou 
1868 tab. 9) hob die Aehnlichkeit mit der „Laterne des Dio- 
genes von Archaeocidaris Rossicus“, der im jüngern Berg- 
kalke von Russland „zu Millionen“ liegt, nachdrücklich her- 
vor. Er weist Balken (rotulae), Kiefer und Zähne nach, 
aber wie unsere Oopie fig. 125 zeigt, endigen die Zähne unten 
nicht spitz, sondern sägeförmig, doch deuten zwei Furchen 
auf dem Rücken die gleiche Verdickung, wie bei den Tour- 
nayern an. Auch der breite Ausschnitt der Kieferrücken ist 
da, wenn schon der übrige Habitus anders sein mag, und die 
Kanäle unten gegen die Spitze nicht angegeben werden. 
Jedenfalls ist die Uebereinstimmung mit spätern Cidariden 
schon geringer. Die Zukunft muss daher lehren, ob wirklich 
zwanzigreihige Perisomen noch unter den Zechstein hinab- 
greifen. 


Die Kreideformation 


ist schon viel ärmer an ächten Cidariten, als der Jura, nament- 
lich fehlt es unsern süddeutschen Sammlungen an genügendem 
Material. Doch haben schon Parkinson, Organic Remains 
1811 Vol. III und Mantell, Geol. of Sussex 1822 aus der 
Weissen Kreide vortreflliche Beispiele geliefert, die natürlich 
auf Rügen auch nicht fehlen, besonders aber als Abdrücke 


A, Echinidae regulares: 11. Cidaris vesiculosus. 165 


Pr 


von wunderbarer Deutlichkeit sich in den Feuersteinen der 
Mark finden. Alles das verschwindet jedoch gegen die Menge 
und Pracht in der Pal&ontologie Francgaise Terr. cretac. 
Bd. VII tab. 1041—1088, zu welcher ganz Frankreich das 
von G. Cotteau bearbeitete Material lieferte. Gleichzeitig 
rivalisirte damit England, wo die Palaeontographical Society 
1864 den Monographen der British fossil Echinodermata in 
Thomas Wright fand. Unbekümmert um die Form ordnen 
beide alles nach dem Lager, woraus dann natürlich eine grosse 
Menge vermeintlicher Species hervorging, weil man gar zu 
geneigt ist, den Formen anderer Schichten andere Namen zu 
geben. Aermer sieht es in Deutschland aus. Goldfuss in 
seinem grossen Prachtwerke hatte nur den einen C. vesiculosus 
aus dem Grünsande von Essen an der Ruhr, ein Name, der 
dann aber auch für alle nur möglichen Formen mit cylindri- 
schen Stacheln gebraucht wurde. Ich werde blos einiges 
Wesentliche hervorheben. 


11. Cidaris vesiculosus 
tab. 67 fig. 126—143 etc. 


Goldfuss, Petref. Germ. tab. 40 fig.2 kannte Asseln und 
Stacheln aus dem schüttigen Grünsande von Essen an der 
Ruhr, welchen die Belgier Tourtia nennen, und verglich die 
Wärzchen mit Blasen, was allerdings für eine Reihe von 
Kreideformen charakteristisch ist. Bronn, Lethaea 1837 pag. 
607 trug den Namen dann auf alle möglichen Formen vom 
ältesten Neocom bis zu den jüngsten Mastrichter Sanden über, 
und verstand namentlich darunter die cylindrischen Stacheln 
der Weissen Kreide. Da solche bei dem Schlämmen auf Rügen 
häufig zum Vorschein kommen, so hat sie Dr. v. Hagenow 
(N. Jahrbuch 1840 pag. 650) unter diesem Namen vielfach 
verbreitet. Als nun d’Orbigny (Prodrome de Pal6ont. strat. 
1850 II pag. 274 Nro. 1255) für die Stacheln der Weissen 


166 A. Echinidae regulares: 11. Cidaris vesiculosus. 


Kreide den neuen Namen sub-vesiculosus schuf, so wurde das 
nun die stehende Benennung. Bei der Seltenheit genügenden 
Materiales hält es ausserordentlich schwer, sich sicher hin- 
durch zu finden. Mir gelingt es nicht. 

Essen Grünsand. Nach Goldfuss copire ich eine Assel 
tab. 67 fig. 126 um die Bläschen zu zeigen, und die sechs 
Knotenreihen zwischen den Fühlergängen. Häufiger sind die 
Stacheln fig. 127—141, freilich von so grosser Mannigfaltig- 
keit, dass es dahingestellt bleiben muss, ob alle zu der einen 
Species gehören. Ein langhalsiger Goldf. 1. c. tab. 40 fig. 2. i 
muss wohl bestimmt getrennt werden. Da sie im Quarzsande 
liegen, so haben sie öfter gelitten durch grubenförmige Ein- 
drücke. Das wesentliche Merkmal ist eine einfache markirte 
Rippung, hin und wieder mit einer Neigung zum Bauchigen 
fig. 127, so dass man eine linke, rechte, vordere und hintere 
Seite unterscheiden kann. Die meisten neigen sich jedoch 
zum Stielrunden fig. 128 und zeigen auf dem Querbruche ein 
Loch, sind also von einer hohlen Axe durchzogen, was wahr- 
scheinlich Goldfuss mit den Worten „alle an der Spitze durch- 
bohrt“ andeuten wollte, und allerdings ist dieses Loch am 
Gipfel fig. 129 öfter nicht verwachsen, sondern weit offen. 
Man werfe hier auch einen Blick auf die Aehnlichkeit mit 
C. Gingensis tab. 66 fig. 82—85. Manche Stacheln fig. 130 
entrinden sich gern, aber dann bleibt in der entrindeten Masse 
immer noch das offene Loch. Das Oberende scheint ganz, denn 
es hat sich darüber eine Art Callus (x vergrössert) gezogen, 
welchen das Loch durchdringt. Selbst mitten durch den Kalk- 
spath fig. 131 geht dies zierliche, mit weicher Erde gefüllte 
Loch durch, so dass man es mit einer Nadel leicht freilegen 
kann. Aber nicht bei allen zeigt sich die Hohlaxe, schon die 
dicke fig. 132 ist zweifelhaft, sie hat im Centrum nur einen 
lochartigen Schatten, und bei fig. 133 fehlt auch dieser 
Schatten, dagegen stehen die Rippen gedrängter, und sind 


A. Echinidae regulares: 11. Cidaris vesiculosus,. 167 


entschieden körniger (x vergrössert) als bei den hohlen. Ob- 
schon die meisten eylindrisch fig. 135 oder sogar zugespitzt 
fig. 136 endigen, so scheint Goldfuss doch Recht zu haben, 
wenn er auch jene kronenartig erweiterten fig. 134 noch zu 
der gleichen Species rechnete, doch zeigen dieselben auf dem 
Rücken mehr Rippen als auf der Bauchseite, nur gehen diese 
feineren Zwischenrippen nicht bis zur Krone, sondern hören 
plötzlich auf. Auf dem Oberende erhebt sich eine kleine Axe, 
die durchbohrt zu sein scheint (fig. 134. & vergrössert). Bei 
den schlankern (fig. 135. x vergrössert) quillt innen ebenfalls 
die Axensubstanz von callösem Ansehen hervor, und liegt 
unbedeckt mit ihrem Loche da. Zwischen den glatten Rippen 
finden wir in der Tiefe ein zelliges Maschengewebe (fig. 135. 
vergrössert). Die Gelenkköpfe haben meist gelitten, aber 
der gestreifte Hals ist ohne Zweifel so kurz als beim elegans 
pag. 43. 

Der Verlauf des Loches verdient übrigens alle Aufmerk- 
samkeit: es kommen spitzige fig. 137 vor, woran oben das 
Loch verpappt ist, man meint dann mehrere feine Löcher in 
den Zwischenräumen der Rippen wahrzunehmen (fig. 137. x 
vergrössert), und vielleicht ist auch das grössere seitliche Loch 
am ÖOberrande nicht zufällig. Wie sehr die Grösse varirt, 
zeigen die Querschnitte fig. 133 und 139 von gleicher Grösse. 
Auch die Leichtigkeit, mit welcher die Stücke quer brechen 
fig. 140, fällt auf, und dabei steht die Bruchfläche nicht 
blos senkrecht gegen die Axe, sondern ist auch scheinbar 
glatt. Es hängt das wahrscheinlich mit röhriger Textur zu- 
sammen, weil die Röhrchen senkrecht vom Centralkanal aus- 
laufen, und wirtelförmig stehen. Auch mit der Entrindung 
muss man vorsichtig in der Beurtheilung sein: es kommen 
glatte Röhren fig. 141 vor, die man leicht durchstossen und 
dann für Dentalien oder Serpulen halten könnte. So entstellt 
werden sie durch den Verlust der Rinde. Ganz besondere 


168 A. Echinidae regulares: 11. Cidaris vesieulosus, 


Schwierigkeit hat mir die Deutung des kegelförmigen Stückes 
fig. 142 gemacht: es besteht aus Kalkspath, und verräth sich 
dadurch als Stachel; allein die Oberfläche ist nicht mit er- 
höhten, sondern vertieften Linien bedeckt (x vergrössert); 
indess der deutliche Kanal, durch welchen man eine Schweins- 
borste stecken kann, entscheidet wohl für ©. vesiculosus, da 
er unter den andern liegt. 

Hr. Prof. Geinitz (das Elbthalgebirge in Sachsen 1871 
I taf. 14) hat den Stacheln und Asseln aus dem untern Pläner 
von Plauen eine ganze vorzüglich ausgeführte Tafel gewidmet. 
Der einzige kleine etwas bauchige Stachel fig. 143, welchen 
ich ihm danke, weicht zwar ziemlich ab, hat aber doch ähn- 
liche Längsrippen, und auf dem Querbruche den Kanal, der 
auch am etwas verletzten Gipfelende zum Vorschein kommt. 
Die Farbe ist braun, der Bruch senkrecht gegen die Axe 
lässt sehr undeutliche excentrische Streifen sehen. Geinitz 
stellt die verschiedensten Stacheln dazu, darunter auch For- 
men mit einer Krone, wovon ich fig. 144 eine copire, um die 
Aehnlichkeit mit Stacheln vom elegans nachzuweisen. Nicht 
minder stimmt damit der Stachel von ©. hirudo Wright Brit. 
foss. Echin. tab. 9 fig. 4.a aus dem englischen „White Chalk“. 
Er gibt auch Stücke von der Laterne, wovon das Kieferstück 
l. c. tab. 14 fig. 30 innen den charakteristischen Finger der 
prima species pag. 56 zeigt; im Balken |. c. tab. 14 fig. 29 
würde man eher eine Aehnlichkeit mit secunda pag.55 finden. 
Allein es ist misslich, aus Zeichnungen, die nicht leicht ge- 
lingen, sichere Schlüsse zu ziehen. 

Im Provencalischen Gault (Gowidon, Var) liegen ächte 
Vesiculosen-Asseln tab. 67 fig. 145, die blasigen Knötchen 
sind zu charakteristisch, um verkannt zu werden. Durchboh- 
rung der Warzen stark, Strahlung verwischt. Die wahr- 
scheinlich zugehörigen Stacheln fig. 146 und 147 haben mar- 
kirte Rippen, ähnlich denen von Essen, und wenn die sächsi- 


A. Echinidae regulares: 11. Cidaris vesiculosus. 169 


schen zur gleichen Species gehören, so diese noch mehr. 
Fig. 146 scheint sogar oben den charakteristischen Kanal zu 
haben, allein beim Zerbrechen zeigte sich nur Kalkspath. 
Dagegen setzen sich auf dem Rücken r Zwischenrippen ein, 
die kaum zur Hälfte hinaufgehen, was ihnen grosse Verwandt- 
schaft mit fig. 134 von Essen gibt. Schärfer sind die Rippen 
von fig. 147, sie übertreffen die von Fssen noch, und Innen 
zeigt sich im Kalkspath ein runder centraler Schatten. In der 
Paleont. france. finde ich ihn auffallender Weise nicht, dagegen 
stimmen die Stacheln von C. Gaultinus Wright Brit. foss. 
Echin. tab. 1 fig. 2 und 3 gut. 

Die Feuersteinabdrücke in Norddeutschland sind wegen 
der Schärfe ihrer Zeichnungen öfter von ganz besonderem 
Werthe. Ich beginne mit einer Assel fig. 148 auf gelbgrauem 
Feuerstein von Satow bei Kröplin in Mecklenburg. Der 
Warzenabdruck erscheint undurchbohrt und ungestrahlt. Um 
das runde, ziemlich erhabene Höfchen stehen vierzehn grössere 
Grübchen, ebensovielen Knötchen entsprechend. Alle übri- 
gen Eindrücke sind entschieden kleiner, und zwischen ihnen 
ziehen sich sehr undeutliche Rippen durch, welche Furchen 
andeuten, die sich bei Kreidecidariten so oft finden. Den 
wichtigsten Theil bildet jedoch der Fühlergang mit zwanzig 
Porenpaaren längs der rechten Randseite: an der Stelle der 
Poren erheben sich Knoten x, und zwischen je zweien liegt 
nach oben ein Grübchen, welches die Stelle der Schlauch- 
warze bezeichnet, woran sich der Fühler befestigte. Die 
Nähte der Asseln heben sich deutlich nach rechts ab, und 
man sieht dann, dass höchst regelmässig eine grosse und vier 
kleine Gruben jeglichem Löcherpaare entsprechen, wie es 
fig. 148. x vergrössert darstellt. Das Loch % daneben enthielt 
einen Stachel. Noch deutlicher macht sich fig. 149 auf einem 
gelben Hornsteinartigen Feuerstein von Boberröhrsdorf bei 


Hirschberg in Schlesien. Wir haben hier ein ganzes Feld 


170 A. Echinidae regulares: 11, Cidaris vesiculosus. 


beiderseits von einem Fühlergange begrenzt: links oben liegt 
die Hälfte einer Blindassel. Die meisten Warzenlöcher haben 
in der Mitte des Grundes einen dünnen Cylinder, der die Tiefe 
und Dicke der Durchbohrung anzeigt. Die Strahlung des 


Gelenkrandes ist ebenfalls sehr verwischt, und nur zarte Ker- _ 


bungen kaum noch mit blossem Auge zu erkennen. Die übrige 
Zeichnung stimmt vollständig mit dem Mecklenburger, nur 
sind die Nähte der Fühlergangasseln durch eine zarte, er- 
habene Leiste noch durchgreifender angedeutet, fig. 149. x 
vergrössert. Kurze, oben abgebrochene Cylinder deuten die 
Fühlerlöcher an, und aussen daran stossen vier kleine und 
eine grosse Grube, nur zuweilen fliessen von den vier die 
mittlern beiden zu einer zusammen, allein meist ist das „Fünf- 
knotengesetz“ ungetrübt. Ist einmal das Gesetz dieser Knoten- 
stellung richtig erkannt, so sucht man auch in der Weissen 
Kreide nach verkalkten Asseln fig. 150 von gleicher Art nicht 
lange: wir haben hier gleichfalls deutliche Durchbohrung und 


höchst unsichere Strahlung der Warzen, zwischen den Blasen 


Furchen, die nach den Ambulakren hinstrahlen, und 4+1° 


Kunötchen auf jeder Ambulakralassel mit ausgesprochenster 
Gesetzmässigkeit. Wright hat kein rechtes Muster dazu, aber 
Desor (Synops. pag. 450) nennt von Rügen einen C. serrata, 
den Cotteau (Pal&ont. Frang. Terr. eret. VII tab. 1074 fig. 4) 
von Meudon ebenfalls mit 5 Knoten abbildet. Die Stacheln 
sind an unsern Kieselstücken schlank, und an dem längern 
Abdruck fig. 149 (links) erkennt man gedrängte Längsrippen, 
die immerhin noch am besten mit vesiculosus stimmen. Flössen 
von den vier kleinen Knötchen je zwei zu einem zusammen, 
wie es auf einzelnen Asseln zuweilen den Anschein hat, so 
würde dann auch in dieser Beziehung Uebereinstimmung kom- 
men, was ein Vergleich mit fig. 126. x erweist. In England 
scheinen die cylindrical denticulated spines der Cidares papil- 
latae Parkinson Organic Rem. III tab. 4 fig. 3, wovon Par- 


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A. Echinidae regulares: 11. Cidaris vesiculosus, serrata. 171 


kinson 1. c. pag. 39 Stacheln von voll 5!/s Zoll Länge besass, 
und die Wright (Brit. foss. Echin. pag. 57) bei subvesiculosa 
eitirt, mit unsern Stacheln von Rügen fig. 151—155 gut zu 
stimmen. Denn wenn ich die Beschreibung von Desor recht 
deute, so sind unter dem bezeiehnenden Namen 

serrata diejenigen gemeint, woran auf einer gerade ver- 
laufenden erhabenen Kante sich comprimirte sägenförmige 
Zähne erheben. Die Kanten weichen nie von ihrem geraden 
Wege ab, und erinnern insofern noch an die Rippen des 
Essener vesiculosus. Auch erreichen nicht alle die Spitze, sie 
hören dann plötzlich auf, und haben einen kurzen, aber mar- 
kirt gestreiften Hals. Man kann sie freilich auch nur wieder 
in ihren mannigfaltigen Varietäten auffassen: fig. 151 auf der 
dicksten Stelle mit 12 Sägenreihen, ist etwas bauchig. Die- 
selbe Zahl findet sich bei der dickern fig. 152, nur dass man- 
nigmal zwischen die Reihen sich einzelne Zähne verirren. Die 
breiten Zwischenräume sind glatt, nur bei sorgfältigster Be- 
trachtung mit der Lupe bemerkt man zarte Längsstreifung. 
Fig. 153 hat nur 8 Reihen, und die Sägezähne ragen weniger 
hervor, doch bilden sie blos eine Varietät der ächten Species. 
Die kleinere fig. 154 scheint dagegen schon wesentlicher ab- 
zuweichen, die Zähne stehen gedrängter, bleiben jedoch noch 
sichtlich comprimirt. Obgleich noch kleiner, so stimmt fig. 155 
noch besser zu den übrigen, sie stammt wohl von jungen, 
und hatte auf den kleinern Asseln der Mundseite ihren Platz. 
Dagegen macht fig. 156 schon grössere Schwierigkeit, denn 
die Kuppen der stark gedrängten Zähne sind rund, doch 
haben wir noch 11 Reihen im Umkreise. Das wird nun bei 
fig. 157 entschieden anders, denn das Stück beginnt mit 18 
feinknotigen Reihen, und ich meine, dasselbe liesse sich am 
meisten mit subvesiculosus Pal&ont. france. tab. 1061 ver- 
gleichen, oder vielleicht noch besser"mit C. Faujasi Pal&ont. 


frang. tab. 1077 fig. 8. Bei fig. 155 bleiben zwar die Reihen 


2 A. Echinidae regulares: 11. Cid. perornatus, cretosus, 


noch, allein sie bestehen aus isolirten Dornen, die sich dann 
auf fig. 159-161 etwas mehr zerstreuen, und wahrschein- 
lich zum 

C. perornatus Wright Brit. foss. Echin. tab. 7. fig. 4 
führen. Die Stacheln sind alle spitz und von einander isolirt, 
ähnlich denen von praenobilis pag. 96 im Braunen Jura. Wie 
gross die Uebereinstimmung werden kann, zeigt gleich die 
dünne fig. 159, die man nach allen Verhältnissen kaum von 
tab. 1065 fig. 10 unterscheiden kann, und vom Abt Sorignet 
als Typus eines longispinus genommen wurde. Dicker und 
kräftiger ist zwar fig. 160, aber die Länge ihrer nadelspitzen 
Dornen kann als Muster dienen, während fig. 161 schon 
wieder durch die Sparsamkeit der Stacheln etwas nackter 
erscheint. 

Bei allen diesen Rügen’schen Formen, welche seiner 
Zeit Hagenow als vesiculosus in die Welt schickte, ist 
der Gelenkkopf gleich, fig. 161. & vergrössert: Gelenkrand 
kaum gekerbt, Hals kurz aber deutlich durch seine zarten 
Streifen gegen den glatten Stiel abschneidend, der weit vor- 
stehende Kopfring stark und zierlich gerunzelt. Wright bil- 
det auch ganze „melon-shaped“ Kronen ab, die 7—8 Asseln 
in einer Reihe haben, und an „Cidaris maximus, from the 
Coral-rag of Germany“ erinnern. 

C. eretosus, Kreidecidarit, nannte Mantell (Geology 
of the South-east of England 1833 pag. 372) Kronen der 
Weissen Kreide, welche schon mit grösster Bestimmtheit bei 
Walch (Naturg. Verst. 1768 II. 1 pag. 175 tab. E fig. 3) und 
Parkinson (Organ. Rem. 1811 III pag. 13 tab. I fig. 11) sich 
wieder erkennen lassen. Letzterer unterschied sie sicher von 
der Oxforder papillata (llorigemma pag. 78) wegen „six rows 
of granular tubereles“, und nannte sie daher OÖ. papillata 
conoidea. Hagenow hat später das Modell eines Rügen’schen 
Fundes als vesiculosus an seine Freunde gesandt, welches mit 


A. Echinidae regulares: 11. Cidaris rimatus. 173 


dem Walch’schen Exemplar auffallend stimmt, und nament- 
lich auch die von 5 grossen Löchern durchbohrten Eiertäfel- 
chen noch hat. Cotteau (Pal&ont. frang. Terr. er&t. VII pag. 
276) nahm die Mantell’sche Benennung wieder auf, und er- 
wähnt auch jenes Hagenow’sche Modell, was er für das Ori- 
ginal der Walch’schen Zeichnung hielt, die schon Leske 
(Additamenta ad Klein nat. disp. Echinod. 1778 pag. 69 tab. 
41 fig. 4) copirte, und als Cidaris papillata mit durchbohrter 
Warze vom Klein’schen mammillata, deren undurchbohrte 
Warzen wie auf einer erhöhten Brust sitzen, trennte. In 
hohem Grade charakteristisch sind an unserer Kreideform 
die Menge von Blindasseln um den Afterkreis, man kann 
3. 5=15 annehmen. Cotteau (Pal&ont. franc. VII pag. 281) 
hat noch einen ©. Merceyi abgezweigt, der sehr selten im 
Senonien von Faloise bei Breteuil (Somme) liegt. Hier kom- 
men auf dem Gipfel gegen 30 vollständig blinde von Knöt- 
chen überwucherte Asseln vor, so dass nur auf der Mundseite 
Warzen stehen. Der Gipfel wird ausdrücklich kegelförmig 
beschrieben, was uns den Parkinson’schen Zusatz conoidea 
erklären kann. Diese Kegelgestalt hebt auch Wright (Brit. 
foss. Echin. pag. 39) bei dem kleinen C. Carteri hervor, der 
ein einziges Mal im Grey-Chalk von Cambridge gefunden 
wurde, und ebenfalls an solchen Verkümmerungen der War- 
zen leidet. Wir werden hier unwillkürlich schon an unsern 
jurassischen ©. tuberculatus tab. 63 fig. 1 erinnert, welcher 
an demselben Fehler leidet. Bei den Spurensteinen gab ich 
einen schlecht gelungenen Holzschnitt von 

Cidaris rimatus tab. 68 fig. 1 (Epochen der Natur 1861 
pag. 52). Der vorzügliche Eindruck sitzt auf gelbem Feuer- 
stein von Satow bei Kröplin in Mecklenburg, die Nähte der 
Asseln bilden hohe breite Kanten, die runden Höfchen stehen 
erhaben hervor, der Ring um die Warzengrube ist nur 
schwach gekerbt, und im Grunde der Warzenlöcher deutet 


174 A. Echinidae regulares: 11. Cidaris rimatus. Temnocidaris. 


eine kleine Säule die Durchbohrung an. Trotz des Bruches 
ist oben rechts eine blinde Assel vorhanden, woran das Höf- 
chen ganz fehlt, und die Stelle des Gelenkkopfs ebenfalls nur 
noch durch eine ganz flache Vertiefung angedeutet ist. Links 
oben in der Nebenreihe blieb noch so viel von der Assel 
über, dass sie nur das Stück einer zweiten Blindassel sein 
kann, die wahrscheinlich gar keine Andeutung vom Gelenk- 
kopfe mehr hatte. „Greritzt“ nannte ich das Stück, um auf 
die markirten Furchen aufmerksam zu machen, welche sich 
zwischen den Bläschen durchziehen, und auf dem Abdrucke 
als markirte Rippen erscheinen. Wir treffen es bei Kreide- 
asseln häufig, und Cotteau hat es bei seinem subvesiculosa 
tab. 1059 fig. 8, perlata tab. 1062 fig. 6, Vendocinensis tab. 
1064 fig. 6, perornata tab. 1065 fig. 4, ceretosa tab. 1067 
fig. 7 sehr hervorgehoben, ja beim Merceyi tab. 1068 fig. 7 
wurde es auch von Wright tab. 8 fig. 1. e nicht übersehen. 
Ob allen diesen Namen wesentliche Unterschiede zur Seite 
stehen, kann ich nicht beurtheilen, doch der Parkinson’sche 
Kegel scheint sich an unserm Stücke selbst noch im Abdrucke 
zu bewahrheiten, denn derselbe ist unten sichtlich stärker 
gekrümmt als oben. Neben der Nahtleiste sind zwischen 
Rippen kleine erhabene Pusteln vorhanden, die Eindrücken 
in der Naht entsprechen mögen. Das könnte schon auf Cot- 
teau’s (Pal&ont. Frang. Terr. cr&t. VII. 355) 

Temnoeidaris (£u.vo schneiden) hindeuten. Dieses seltene, 
ausschliesslich der Weissen Kreide angehörende Subgenus 
zeichnet sich durch kleine runde Eindrücke (impressions coro- 
nales) aus, die überall zerstreut liegen, und bei T. Baylei, 
wovon ich tab. 68 fig. 2 einige Asselbruchstücke copire, 
hauptsächlich auf den Nähten sitzen. Auch die Fühlerporen 
sollen eine gewisse Mitte zwischen COidaris und Rhabdocidaris 
halten. Doch führt es wohl zu weit, wenn man darauf neue 
Geschlechter gründet. Nur die Bequemlichkeit des Namens 


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A. Echinidae regulares: Cidaris sceptrifera, vesiculosus,. 175 


könnte uns hin und wieder zum Gebrauche einladen. Es hält 
ausserordentlich schwer, ohne genügendes Material sichere 
Bestimmungen zu machen. Selbst die Beschreiber der in 
dieser Beziehung wohl reichsten Sammlungen zu Paris und 
London stimmen nicht überein. Denn Wright (Brit. foss. 
Echin. tab. 4 fig. 1) zählt zum 

C. sceptrifera tab. 68 fig. 4 Kronen, welche man nach 
Cotteau tab. 1067 fig. 10 zum eretosus stellen würde. Den 
Namen gab Mantell (Geol. of Sussex 1822 pag. 194) Stacheln, 
die schon Parkinson (Organic Remains 1811 III tab. 4 
fig. 2) zu den Cucumerinae gezählt hatte. Sie verengen sich 
oben ansehnlich, haben gedrängte kurze Stacheln, deren 
Längsreihen durch eine zart gestreifte Leiste unter einander 
verbunden sind. Die Reihen gelangen jedoch nicht alle zur 
Spitze, und da öfters auf den Leisten Stacheln verkümmern, 
so fällt die Reihenstellung nicht stark in die Augen. Oben 
endigen sie zuweilen mit einer Art Krone, auch hat der kurz 
gestreifte Hals grosse Aehnlichkeit mit dem vom elegans. Der 
Gelenkkopf ist öfter angenagt, doch hindert das an unserm 
Stück, das wahrscheinlich von England stammt, nicht, die 
scharfe Grenze der Halsstreifung zu erkennen. Wright 
bildet 1. c. tab. 7 fig. 1. b auch Kiefer ab, allein die Sache 
hat geringen Werth, da die wesentlichen Merkmale daran 
nicht sichtbar werden, was in diesen weichen Gesteinen so 
leicht zu bewerkstelligen wäre. Doch ist wohl nicht daran zu 
zweifeln, dass die Kiefer zur species prima pag. 56 gehören. 
Dagegen ist der 

restaurirte After des subvesiculosus 1. c. tab. 8 fig. 4. b, 
den ich tab. 68 fig. 3 copire, von hohem Interesse, da er 
eine excentrische Lage des Afterloches nach hinten zu be- 
kunden scheint, wie das auch bei Echinus vorkommt. Es 
nimmt das den Salenien und verwandten Geschlechtern das 
Auffallende, in der Natur steht eben nichts unvermittelt da. 


176 A. Echinidae regulares: Cidaris vesiceulosus. 


Wenn schon ganze Stücke in der Bestimmung uns solche 
Schwierigkeiten in den Weg legen, so wird sie bei Bruch- 
stücken öfter unmöglich. Nur wenn man sich in bestimmten 
Localitäten oder bestimmten Lagern befindet, kann man 
local eine sicherere Grundlage erlangen. So zerfallen die vier 
Eiertafeln tab. 68 fig. 5—8 von Rügen sichtlich in zwei 
Gruppen: die einen fig. 5 und 6 haben ein verhältnissmässig 
grosses Loch hart am Aussenrande, sie scheinen vom creto- 
sus zu stammen; bei den andern fig. 7 und 8 wird das Loch 
kleiner, tritt mehr nach innen, und die Warzen sind im 
Verhältniss feiner. Aber vielleicht sind auch alle vier ver- 
schieden. Unter den Asseln ist eine tab. 68 fig. 9 auf Rügen 
ausserordentlich charakteristisch, ich habe sie immer mit 
Hagenow für den ächten C. vesiculosus gehalten: das runde 
Höfchen ist flach, die Warze durchbohrt, aber kaum ge- 
strahlt, aussen erheben sich lauter gleiche Bläschen, zwi- 
schen welchen sich zarte Rinnen fortziehen. Sehr verschie- 
den davon ist fig. 10, das runde Höfchen liegt tiefer, der 
Rand stärker aufgeworfen, darauf steht ein Kranz von min- 
destens 20 flachen Knoten. Gelenkkopf durchbohrt aber 
nicht gestrahlt. Drei Knoten, von welchen sich der mittlere 
gern in zwei kleinere spaltet, stehen auf jeder kleinen Assel 
neben den Fühlerporen, wodurch wir auf den schmalen 
Feldern immer der Parkinson’schen Zahl 6 —= 2. 3 zugeführt 
werden. Nur oben und unten vermindern sie sich um je eine, 
so dass von den sechs noch vier bleiben. Auch undeutliche 
Rinnen verlaufen zwischen den Knoten, die, wie schon Cotteau 
richtig bemerkt, den Porenpaaren zu correspondiren scheinen. 
Bemerkenswerth ist die Eigenschaft, dass sie so gern nach 
der medianen Längsnaht der schmalen Felder brechen, so 
dass die vereinzelten grossen Asseln nicht selten noch eine 
Reihe kleiner Asseln mit einem Fühlergange und der Hälfte 
der schmalen Area an sich tragen, wie unsere fig. 10. Herr 


A. Echinidae regulares: Cidaris Reussi. 177 


Professor Geinitz (das Elbthalgebirge in Sachsen 1872 II 
pag. 7) beschreibt aus dem sächsischen Pläner einen 
Cidaris Reussi tab. 68 fig. 11, der auch am Harze vor- 
kommt, wie unsere Stücke vom Romberge bei Neinstedt am 
Rande des Unterharzes beweisen. Diese kleine Krone mit 4 
vollständigen Asseln in einer Reihe nebst einer fünften blinden 
in der Nebenreihe brach nach allen fünf Mediannähten der 
schmalen Felder. Ein Interambulaerum « hat sich gedreht, 
die Poren liegen unten quer, die andern vier blieben in ihrer 
Lage. Bei dem schmalen Felde « war ich lange in Zweifel, 
aber bei sorgfältiger Bearbeitung sieht man (x vergrössert), 
dass der linke Rand über den rechten hinüber geschoben 
wurde. Zwei Reihen Knötchen zeichnen sich auf der Poren- 
assel aus, wie das Herr Geinitz 1. c. tab. 2 fig. 5. e trefllich 
zeichnet, doch ist der Zwischenraum hin und wieder noch 
mit kleinen Trabanten gefüllt. Wenn diese sich entwickeln, 
so entstehen wieder dienormalen 3 + 3 = 6, wie das Bruch- 
stück fig. 12 von demselben Fundorte zeigt (y vergrössert). 
Wo alles Andere so übereinstimmt, wie die beiden Stücke 
fig. 11 und fig. 12, da darf man nicht trennen. Besonders 
zierlich sind auch die teinen Warzen am Mundrande, die 
kaum noch wie ein Pünktchen erscheinen. Beachtenswerth 
ist an fig. 12, dass auch hier rings eine Asselreihe des Fühler- 
ganges haften blieb. Ja bei fig. 12. b ist der Oberrand vom 
Afterkreise hereingebrochen, aber rechts daneben kann die 
Ambulakralhälfte nicht übersehen werden. Die eingebroche- 
nen Asseln sind blind, was an den Charakter des cretosus 
erinnern könnte. Unten sieht man noch einen Theil des abge- 
riebenen Ohres, zum Zeichen, dass das Stück schon litt, und 
doch sich nicht von den Fühlerasseln trennte. Die Löcher 
gehen schief durch die Schale, und sind innen kleiner als 
aussen, wie 2 (vergrössert) zeigt Geinitz beschreibt die 


Stacheln dinn und pfriemförmig, was auffällt, doch zählt er 
Quenstedt, Echinod, 12 


178 A. Echinidae regulares: Cidaris Reussi. Coronaten. 


auch die dickern, kürzern und stumpfern dazu, welche Reuss 
(Versteiner. Böhmischen Kreidef. 1846 tab. 20 fig. 22) im 
Böhmischen Pläner C©. papillata nannte, und die mit dem 
Essener vesiculosus noch grosse Aehnlichkeit haben. Alle 
Stacheln der Vesiculosen-Familie haben einen mittelmässig 
langen Hals und zwischen Hals und Stachelkörper noch ein 
Stück Stiel, namentlich fehlt an der obern Halsgrenze jede 
Spur von Wulst, und daran sind sie leicht von den 

Coronati pag. 48 zu unterscheiden. Dieselben haben 
keinen besonders gezeichneten Stiel, sondern der gestreifte 
Hals-reicht hart an die Zeichnung des Körpers hinan, wo 
eine deutliche schief verlaufende Wulstlinie die bestimmte 
Grenze zwischen Hals und Körper bildet. Mögen auch die 
Coronaten im Jura häufiger sein, so fehlen sie doch der 
Kreide nicht ganz. Gleich Goldfuss Petref. Germ. tab. 40 
fig. 2. hat unter seinem vesiculosus einen Fremdling, den 
wir gemäss der Sprache pag. 66 

©. coronoglobus tab. 68 fig. 14—16 von Essen nennen 
wollen, weil viele der Stacheln eine Neigung zeigen, sich 
ballonartig aufzublähen. Der Wulst am Halsrande steht 
markirt hervor, und läuft wie immer schief von der Rücken- 
nach der Bruchseite hinab, so dass der Hals auf der Oberseite, 
nach dem After hin gemessen, länger ist, als auf der entgegen- 
gesetzten nach dem Munde, wie das Prachtstück fig. 13 be- 
weist. Auf der Anschwellung fig. 15 stehen nur glatte Rippen, 
dazwischen zeigen Punkte (x vergrössert) das maschige Ge- 
webe an. Nur unten, wo der Stiel dünner ist, stellen sich 
knotige Zwischenrippen ein, so dass die Längsstriche über 
dem Halswulste feiner und zahlreicher sind, als höher, wo sie 
auf der Erweiterung mehr Raum gehabt hätten. Am Gipfel 
convergiren die Rippen, nur im Mittelpunkte bilden einzelne 
Knötchen den Schluss. Hohl sind sie nicht. Dagegen scheint 
fig. 16, dem mitvorkommenden vesiculosus ähnlicher, oben 


A. Eclinidae regulares: Cidaris variabilis. 179 


ein Loch zu haben, aber abgesehen vom Halse hat die Zeich- 
nung mehr den Charakter der ballonförmigen. Wie die Grösse 
der Gelenkgrube von fig. 14 und 16 zeigt, sassen die cylin- 
drischen auf den kleinern Warzen der Mundseite. Der Gelenk- 
ring ist bei beiden sehr fein gekerbt, und ein Loch in der 
Gelenkgrube deutet auf durchbohrte Warzen. 

Auch in England und Frankreich fehlt es in der Kreide- 
formation nicht an Coronatenstacheln. Abgesehen von C. 
pustulosa Gras aus dem Alpinischen Neocom, dem Cotteau 
tab. 1042 fig. 4 einen deutlichen Coronatenwulst zeichnet, 
fallen bei Wright Brit. foss. Echin. tab. 2 fig. 8 pag. 68 die 
schönen Stacheln von Ü. Farringdonensis aus dem Lower 
Greensand auf, und bei Cotteau tab. 1048 fig. 4—6 die 
punktirten Formen von C. Pyrenaica, die schon wegen ihres 
mit einem Wulst endigenden langen Halses nicht zu den an- 
dern gleiches Namens gestellt werden dürfen. Beide erinnern 
uns in auffallender Weise an 

C. variabilis tab. 68 fig. 17—23 Koch und Dunker (Bei- 
träge Nordd. Oolithgeb. 1837 tab. 6 fig. 10. a—d). Auch 
hier genügt das kleinste Bruchstück des unteren Stielendes, 
so hoch quillt der Wulst hervor, wie fig. 17 aus dem Hils 
von Achim bei Wolfenbüttel zeigt. Die Stücke fig. 18 und 
19 von dort gehören ohne Zweifel dazu. Die Knoten stehen 
genau in Reihen übereinander, und sind alle rund. Das 
Mittelstück fig. 18 hat keinen Hohlkanal, dagegen ist er bei 
dem Gipfelstück unten und oben deutlich. Oben sieht man 
sogar noch, wie er die Axensubstanz durchbohrt. Selbst bei 
den dünneren Stacheln fig. 20 und 21 von dort kann man den 
Kanal deutlich verfolgen; nur ist bei fig. 21 oben der Gipfel 
verpappt durch ein zartes Zäpfchen. Trotzdem dass dieses 
Stück vollständig cylinderisch ist, kann man doch eine Vor- 
der- und Hinterseite unterscheiden: auf der einen (x ver- 
grössert) setzen sich noch zwei geknotete Zwischenrippen ein, 

12? 


180 A. Echinidae regulares: Cidaris coronostrictus. 


die man auf der entgegengesetzten vergeblich sucht. Am 
Elligser Brink, wo die Dunker’schen Exemplare herstammen, 
wiederholt sich genau dasselbe. Dicker als fig. 23 von dort 
kommen sie nicht leicht vor, auch hier sieht man unten noch 
einen deutlichen Kanal, während oben im Spath nur eine 
schwarze Färbung an der Stelle des Loches auftritt. Die 
Assel fig. 22 von dort, welche auch im sogenannten Hils- 
konglomerat bei Schöppenstedt über dem Lias vorkommt, 
durchbohrt und schwach gestrahlt, gehört wohl dazu. Sie 
hat auf dem Rande des runden Höfchens 12 Perlknoten ganz 
nach Art der Coronaten. Um die grosse Verwandtschaft mit 
jurassischen Formen anzudeuten, habe ich oben pag. 62g e- 
nanntes Prachtexemplar von 

C. coronostrietus tab. 68 fig. 15 abgebildet, was mir 
Hr. Prof. Fraas freundlichst anvertraute.. Wie auf ächten 
Coronaten zählen wir vier vollständige Asseln I bis IV ın 
der Hauptreihe, wozu dann am Mundrande öfter noch eine 
kleine Höckerassel kommt; dagegen stehen in der Neben- 
reihe 1 bis 4, wobei wir dann ebenfalls die te am Afterrande 
wegen ihrer Unvollkommenheit nicht zählen. Die keilförmi- 
gen Zwischenstacheln umstehen in seltener Vollkommenheit 
nicht blos den Gelenkkopf der grossen Stacheln, sondern 
man sieht auch auf den übrigen Knötchen feine Stächelchen 
liegen, ebenfalls alle von keiltörmiger Gestalt. Bleiben wir 
zunächst bei den Hauptstacheln auf der Afterseite A stehen, 
so ist in der Hauptreihe Nro. IV am grössten, er mag vom 
Kopf bis zur Spitze 55 Mm. erreichen, aber dünner als Nro. 4 
in der Nebenreihe, welcher nicht über 42 Min. lang ist, und 
mehr cylindrisch bleibt. Der zweite Stachel IV (links unten) 
brach am Ende ab, er war vom Händler sorgfältig verpappt, 
um Glauben zu machen, dass er unverletzt sei; schon seine 
Dünne verrieth den Betrug und unterscheidet ihn auf den 
ersten Blick von Nro. 4. Das dritte Nro. IV (rechts vom 


A. Echinidae regulares: Cidaris coronostrietus, 181 


Hauptstachel) zeigt nur den abgebrochenen Kopf, aber sehr 
versteckt zwischen den Keilstacheln. Das vierte Nro. IV 
blieb auffallend klein, und zwischen den Keilstacheln scheint 
kein abgebrochener Stachel, sondern hoch oben ein glatter 
undurchbohrter Gelenkkopf zu sitzen, was mir nicht ganz 
verständlich ist. Das fünfteNro. IV brach weg. Von Nro. 4 
ist rechts vom Hauptstachel ebenfalls noch ein unvollständiger 
vorhanden, der sich sogleich durch seine Dicke bestimmen 
lässt. Die dritte Assel Nro. 4 zeigt nur die keilförmigen 
Stacheln, innen nichts weiter, der Stachel fiel wahrschein- 
lich gleich nach dem Tode des T'hieres heraus. Die letzten 
beiden Nro. 4 sind weggebrochen. Auch von Nro. III hat 
sich ausser dem Stummel unter dem verbrochenen Nro. 4 
glücklicher Weise noch ein Stachel vollständig erhalten. Er 
behält noch genau die Dicke von Nro. IV bei, und über- 
schreitet kaum 33 Mm. in der Länge. Rechts darunter liegt 
auch ein vollständiger Nro. 3, er ist plötzlich viel dünner als 
sein dicker Oberstachel Nro. 4, und erreicht kaum 30 Mm. 
Länge, stimmt aber vollständig mit einem zweiten Nro. 3, 
der zwischen Nro. III und Nro. 4 schief herauf kommt. Die 
Knoten werden auf den Längsrippen am Gipfel viel undeut- 
licher, wie das bei Coronaten so gewöhnlich ist. Endlich 
liegt auf der Oberseite rechts von Nro. III noch ein Nro. II, 
der an Grösse freilich plötzlich abnimmt. 

Die Mundseite M ist schwieriger zu entziffern, nament- 
lich hindert der zwischenliegende Kalk. Nur Nro. 3 rechts 
und Nro. III links sind von beiden Seiten sichtbar. Eine 
Vergleichung der Nro. 3 auf der Mund- (M) und Afterseite (A) 
zeigt bei A einen längeren und bei M einen kürzeren Hals; 
bei A fünf und bei M sechs Knotenreihen, die Knoten sind 
also auf der Bauchseite ein wenig feiner als am entgegen- 
gesetzten Ende. Kann man sich bei den Stummeln Nro. III 
auch nicht sicher von dem Unterschiede der Knotengrösse 


182 A. Echinidae regulares: Cidaris coronostrictus. 


auf beiden Ansichten überzeugen, so ist jedenfalls der Hals 
oben länger als unten, und so für alle. Darnach kann man 
bei Coronaten die Stacheln leicht stellen. Es fällt auf, wie 
schnell die übrigen Nummern klein werden. Der halbe Sta- 
chel Nro. 3 links erscheint zwar ein wenig stärker und dabei 
doch feinkörniger als der vollständige Nro. 3, aber die kurze 
Halsseite und die Lage gegen den durch kleine Meisselstacheln 
versteckten Gelenkkopf lässt über die Deutung keinen Zwei- 
fel, er muss noch unverrückt auf seiner Stelle liegen. Dar- 
unter folgt dann Nro. 2, leider abgerieben und an der Spitze 
verbrochen, aber dennoch ist von ihm kein vollständigerer 
vorhanden. Gegen Nro. 3 gehalten erscheint er plötzlich 
dünn. Nro. 1 ist wieder ganz, aber wir sehen ihn von der 
Seite, er muss daher ein wenig aus seiner Lage gerückt 
sein, doch könnte er auch der Höckerassel ) angehören. 
Aber da sein langer Hals mit dem Halse Nro. 1 rechts unter 
der ebengenannten abgebrochenen Nro. 2 vollständig stimmt, 
so ist wohl an der richtigen Deutung nicht zu zweifeln. Aus 
der Hauptreihe ist Nro. II vollständig und ebenso dick als 
der andere von der Oberseite sichtbare, von dem ich den Hals 
auch von der Unterseite noch entblösst habe. Dagegen er- 
reicht er nicht die Länge, wie der von der Seite dargestellte 
beweist. Man ersieht eben daraus, dass die Thiere nicht nach 
allen Beziehungen quinär sind. Nro. I haben wir dagegen 
nur ganz unvollständig, aber Gipfel und Kopf haben sich in 
ihrer Lage gehalten, die Länge beträgt 13 Mm., übertrifft 
also Nro. 1 noch um 1 Mm., bei gleicher Dicke, wie das 
Unterende weiter rechts beweist. Für die beiden Höcker- 
asseln ) % am äussersten Rande des Mundkreises finde ich 
nichts, vielleicht sass darauf nur ein meisselförmiger Stachel. 
Denn die Höckerasseln sind öfter viel kleiner, als an unserm 
Stück, wie fig. 13. « von dem gleichen Fundorte zeigt: hier 
ist die Warze nicht grösser, als die nebenstehenden Knoten 


A. Echinidae regulares: Cidaris coronostrietus. 183 


Pr 


der Ambulakren, welche bei dem coronostrietus am Mund- 
rande ungewöhnlich anschwellen. Weil am Innenrande die 
Ohren sitzen, so kann dieser Theil der Schale leicht auf das 
Pünktlichste gereinigt werden. Auf den Ambulakralknoten 
sitzen aber nur kleine Meisselstacheln, auch diese liegen noch 
an ihrer Stelle fig. 13. 5: sie schlagen sich links und rechts 
über die Fühlerporen hinüber, und erwecken so das Bild von 
Alleen pag. 13. Die Stacheln um das Höfchen (y ver- 
grössert) sind kräftiger und breiter, und fast bis zum Gipfel 
gestreift. Sie werden nur von den Stacheln der Hauptwarzen 
übertroffen, und von ihnen aus nehmen sie allmählig an 
Stärke ab, entsprechend der Grösse der Knoten. Auch von 
den kleinsten liegen noch darauf herum, und wie es scheint 
alle meisselförmig. Auch die Blindasseln fügen sich dem Ge- 
setz, wie selbst die kleinste (z vergrössert) zeigt. Aber 
welche Stacheln hier darauf sassen, darüber gibt das Stück 
keinen Aufschluss. Die Knoten der Fühlergänge nehmen 
am Afterkreise wenig an Grösse zu, nur statt der vier Reihen 
drängen sie sich ebenfalls wieder fast auf zwei zusammen 
(v vergrössert). 

Die Zeit muss lehren, ob unsere Kreidespecies variabilis 
auch in ihren übrigen Kennzeichen dem jurassischen corono- 
strictus so nahe steht, wie es die Stacheln vermuthen lassen. 
Dunker hat mit dem ächten variabilis vom Elligser Brink noch 
andere, freilich sehr ähnlich geknotete Stacheln verbunden, 
wie tab. 68 fig. 24—26, die wegen ihres kurzen Halses nicht 
damit zu vereinigen sind. Der kopflose Stachel fig. 24 er- _ 
innert uns wieder lebhaft an die Nobiles, merkwürdig genug 
schiessen aus den Knoten plötzlich auch lange ®tacheln, her- 
vor fig. 25, und die Köpfe unten fig. 26 haben nur einen 
kurz gestreiften Hals ohne Wulst. ©. Lardyi Cotteau tab. 
1049 fig. 1—4 aus dem Neocom scheint ziemlich gut damit 
zu stimmen. Dagegen nannte schon F. A. Römer (Verst. 


184 A. Echinidae regulares: Cid. muricatus, venulosa, pistillum, 


Nordd. Oolithgeb. 1836 pag. 26 tab. 1 fig. 22) vom Elligser 
Brink einen kleinen Stachel 

C. murieatus tab. 68 fig. 27.28 Achim bei Wolfenbüttel, 
der in hohem Grade zweiseitig ist. Auf der einen Seite 
fig. 27. a lange Dornen auf etwas bauchigem Körper, auf der 
andern b nur Knoten auf fast ebener Fläche. Hals und Stiel 
deutlich entwickelt, der Gelenkring scheinbar ungekerbt. 
Zwischen den Stacheln bildet die Grundzeichnung regellos in 
einander gefügte kantige Erhöhungen. Selbst bei den kleinen 
fig. 25 wiederholt sich dasselbe, doch kann man, wenn die 
Stacheln wenig entwickelt sind, auf ©. Lardyi deuten, womit 
auch ohne Zweifel eine innige Verwandtschaft Statt findet. 
©. spinosissima Cotteau tab. 1073 fig. 17. 18 aus der Weissen 
Kreide bleibt ihm noch sehr ähnlich. 

Auch Nobiles-artige kommen vor. Cotteau führt eine 
Reihe von Rhabdocidaris an. Namentlich schön ist.Rh. venu- 
losa Cott. tab. 1084 mit 10 Asseln in einer Reihe, die ellipti- 
sche Höfchen zeigen. Ihre Fundstelle ist übrigens nicht 
sicher. Doch kommen noch unter den lebenden Kronen mit 
9 Asseln ausser der blinden, mit elliptischen Höfchen, und 
mit Ohren, die sich stark nach aussen biegen. Stacheln wie 
tab. 68 fig. 29.30 aus dem Neocom der Provence haben auch 
Neigung zu Flügelbildung, die eine Seite ist flach, die andere 
convex, jene hat häufig drei und diese nur zwei Rippen fig. 30. 
Die Flügel auf den Seiten sind zart und dünn, brechen sehr 
leicht ab. Ich finde, obgleich die schwarzen Stacheln aus 
Südfrankreich stammen, bei Cotteau keine passende Figur. 
Vielleicht stimmt Rh. tuberosa tab. 1088 fig. 15. C. pistillum 
tab. 68 fig. 31 Hdb. Petref. 1852 tab. 69 fig. 20 sind nur 
abgebrochene, aber sehr charakteristische Gipfel. Man könnte 
an ©. sceptrifera pag. 175 denken, allein die Knotung ist eine 
andere, und dann ist die Gipfelerweiterung lange nicht so 
gross, Merkwürdig ist die Mannigfaltigkeit, denn jedes Stück 


A. Echinidae regulares: 12. Cidaris claviger. 185 


- 


sieht wieder etwas anders aus: fig. 32 hat aussen ganz dicke 
Rippen, oben jedoch wenigstens noch einen dieken Lappen 
mit feinen Knoten umgeben; bei fig. 33 fehlt dieser Lappen, 
der ziemlich tiefe Kelch ist vollständig glatt, die Rippen 
aussen feiner. 
12. Cidaris celaviger 
tab. 68 fig. 42—44. 

Der passende Name „Keulenträger* taucht zwar erst 
1822 bei Mantell (Geology of Sussex pag. 194) auf, doch 
hatte schon De Luc zu London einen Feuerstein aus der 
Kreide von Gravesend erstanden, der eine Krone sammt den 
anhängenden Stacheln enthielt. Das Stück wurde von zwei 
Seiten abgebildet und 1763 in den Schriften der Französischen 
Akademie bekannt gemacht. Die verschiedensten Zeitschriften 
sprechen davon, im Naturforscher 1776 Stück 8 pag. 286 
steht eine Uebersetzung, und Leske (Additamenta 1778 pag. 70) 
zählte sie zu den „spinae clavatae“. Erst Parkinson Organic 
Remains 1811 III tab. IV fig. 1 und 21 fügte dem weitere 
„elavated spines of an echinus attached to the shell* hinzu. 
Aber vor allem glänzte ein vollständiges Exemplar aus dem 
Chalk von Charlton in Kent, was J. Sowerby 1841 in Kupfer 
gestochen als Cidaris margaritifera versandte. Die runden 
Kugeln auf den Stielen verglich der bewährte Forscher von 
neuem mit Perlen. Auch Agassiz (Catalogue Raisonn€ pag. 23) 
und Desor (Synopsis pag. 12) kannten diesen Namen. Ob- 
wohl er ziemlich allgemein vergessen ist, so glaubte ich ihn 
doch im Hdb. Petref. 1852 pag. 575 nicht übergehen zu sollen. 
Unsere fig. 42 ist eine Copie jenes Stückes. In England sind 
sie jetzt so häufig geworden, dass Wright (Brit. foss. Echin. 
pag. 71) bei seiner Beschreibung sechszehn vollständige Exem- 
plare mit anhängenden Stacheln zu seiner Disposition hatte. 
Darunter auch einen Theil der seltenen Mundhaut |. c. tab. 5 
fig. 4, dem Britischen Museum gehörig. 


186 A. Echinidae regulares: 12. Cidaris claviger. 


Die kleinen Kronen haben 5 Asseln in einer Reihe mit 
dicken, geschwollenen, aber undurchbohrten Köpfen, die an 
elegans erinnern. Die keulenförmigen Stacheln sitzen nach 
dem Rücken hin, während die kleinen entsprechend den Ge- 
lenkköpfen gegen den Mund auftreten, und an unserer Copie 
nicht mehr zu sehen sind. Bei Wright tab. 5 fig. 1 liegen 
solche kleinen gurkenförmigen, während die Doppelfigur 1. c. 
tab. 4 fig. 1.a nur dicke Keulen zeigt, eben weil beide Exem- 
plare vom Rücken her blos liegen. Hier wäre eine gründ- 
lichere Beschreibung wünschenswerth. De Luc hat in dieser 
Beziehung noch Vorzüge, denn auf seiner Ansicht fig. 1 sehen 
wir die grossen Keulen um den After, und auf fig. 2 kommen 
die kleinen Stacheln gegen den Mund hin zum Vorschein. 
Unsere fig. 43 und 44, nach Englischen Originalen von Kent 
entworfen, sind Musterformen: die kleine fig. 44 hat einen 
mehr runden Kopf, aber an der ganzen Länge des unten 
etwas verletzten Stieles ziehen sich die zarten Zeichnungen 
hinab, die an Zahl mit den obern diekern Knoten in engster 
Verbindung stehen; fig. 43 ist grösser mit länglicherm Kopfe, 
unten der Hals ausserordentlich kurz, wie bei allen dicken 
Stacheln, x vergrössert. Auch hier ist eine Seite der Rippen 
stärker gekörnt, als die gegenüberstehende. Merkwürdig ist 
das System von Kanälen, welche den Stachel durchziehen, 
wie schon Sowerby auf den Querschnitten angedeutet hat. 
Die kleinen gurkenförmigen bekommen sehr grobe Rippen, 
was eine Copie tab. 63 fig. 42. a nach Wright zeigt. Bei 
manchen werden Köpfchen förmlichen Perlen gleich, die auf 
langen Stielen stehen. Um solche Perlenformen auf kurzen 
Stielen zur Anschauung zu bringen, bilde ich ein kleines Stück 
fig. 45 ab, welches ich aus dem 

Grobkalke von Damery bei Epernay, wo es im Cerithium 
giganteum vorkommt, herausgearbeitet habe. Das Köpfchen 
ist mit undeutlichen Knoten dicht bedeckt, welche eine 


ut re TG m u. 
OFTEN x 
F* 2 } 


E.; 


A. Echinidae regulares: 12. Cid. claviger, Sorigneti, globiceps. 187 


Neigung zur Reihenstellung zeigen. Herr Geinitz hat aus 
dem 

Untern Pläner von Plauen in Sachsen eine Menge kleiner 
kugeligen Stacheln auf kurzem Stiele tab. 68 fig. 39—41 unter 
elaviger hinausgeschickt, die aus dem harten Kalkstein beim 
Zerklopfen leicht ganz herausspringen. Desor Synopsis Ech. 
foss. 1858 pag. 446 trennte diese Radioli dann als Ü. Sorigneti, 
welche Geinitz (Elbgebirge in Sachsen 1871 I pag. 68) so 
vortrefllich und ausführlich beschrieb. Wir haben hier wieder 
dasselbe Spiel: geknotete Körper von der rundesten Kugel- 
bis zur länglichen Gurkenform sitzen auf kurzem Stiele. 
Schon das Vorkommen lässt über die Zusammengehörigkeit 
keinen Zweifel. Diesen an Gestalt überaus ähnlich ist im 

Grünsand von Essen (Tourtia) der C. globiceps tab. 68 
fig. 34—38 Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 17. Auffallender 
Weise kannte ihn Goldfuss nicht, er hatte nur die dicken 
Gurkenformen Petref. Germ. tab. 40 fig. 2. k beim vesiculosus 
erwähnt, mit welchem sie zusammen vorkommen. Herr Desor 
Synopsis pag. 34 heisst ihn aus mir unbekannten Gründen 
C. velifera (Segelträger), ein Name, der in Bronns Jahrb. 
1835 pag. 154 ohne ein Wort der Beschreibung ein Mal 
flüchtig hingeworfen ward, und dazu gar keinen Sinn hat. 
Agassiz soll ihn dagegen schon sehr gut pisifera (Erbsenträger) 
genannt haben, denn die Grösse und Rundung der Köpfe 
fig. 34 erinnert allerdings an Erbsen. Es sind auch hier ge- 
knotete Rippen vorhanden, aber sie treten nicht so deutlich 
hervor, als wie bei den genannten Formen des Pläner von 
Plauen. Auch nähern sie sich leichter den Gurkenformen 
fig. 36, krankhaft entstellt ist dagegen fig. 35, überhaupt hat 
man im Essener Sande öfter seine Noth, die Zeichnung richtig 
zu erkennen. Auffallend sind nicht selten grosse Löcher 
fig. 35, die zuweilen sogar wie Kanäle durch den Stiel gehen. 
Auch beim claviger der englischen Kreide sind solche Höhlen 


188 A. Ecehinidae regulares: Radioli glandarii, claviphoenix. 


beschrieben -worden, aber von Schmarotzern oder Verwitte- 
rungen hergeleitet. Auch hier ist der Hals ausserordentlich 
kurz, und selten deutlich wahrzunehmen. Eine innere Ver- 
wandtschaft lässt sich bei allem diesem nicht läugnen. Dazu 
gehören schliesslich auch die 

Judensteine, Judaici lapides pag. 7. Verstand man 
darunter theilweis auch sämmtliche Stacheln von Echiniden, 
so trieben sich in Apotheken und alten Sammlungen haupt- 
sächlich diese dicken dattelförmigen unter dem Namen herum. 
Als wichtige Arzenei wurden sie Jahrhunderte lang aus Pa- 
lestina eingeführt, wo sie in der jüngern Kreideformation auf 
dem Rücken des Carmel noch heute von den Beduinen gesucht 
werden sollen. Scheuchzer (Museum diluvianum 1716 pag. 90 
Nr. 874) führt sie als Lapides Judaiei globosiores olivaefor- 
mes ÖOffieinarum auf. Seit langer Zeit laufen sie unter dem 
passenden Namen 

Radioli glandarii tab. 68 fig. 46—65 Lang historia lap. 
figuratorum 1708 pag. 127, Klein nat. disp. Echinod. 1734, 
Walch das Steinreich 1769 pag. 121, Parkinson Org. Remains 
1811 III pag. 45. Erst spät kam Goldfuss Petref. Germ. 
1826—33 I pag. 120 mit dem unclassischen Worte glandi- 
ferus, welches in unserer Zeit durchgeschlagen hat. Schon 
Boetius de Boodt (Gemmarum et lapidum historia 1609 pag. 
201) gab davon einen guten Holzschnitt, und die spätern 
Klein 1. e. tab. 32, Walch (Naturg. Verst. II. 1 tab. E. VD) 
stellen sie an die Spitze der Echinidenstacheln. Woher die 
Menge in die alten Sammlungen kam, weiss ich nicht genau. 
Dennoch will ich Einiges davon anführen: 

R. gland. elaviphoenix tab. 68 fig. 46—48 gehört zu 
den feinkörnigen ,‚ so dass abgeriebene Exemplare scheinbar 
glatt erscheinen, wie sie Klein 1. ec. tab. 32 fig. 1—3 und 
Walch ]. ce. tab. E. VI fig. 4 schon abbildeten. Da sie wegen 
ihrer Glätte am meisten an Früchte von Datteln (Phoenix) 


TEILTE EN 


A. Echinidae regulares: Radioli glandarii, celavimorus. 189 


- 


erinnern, so kann man sie Ö. claviphoenix heissen. Fig. 46 
ist das grösste Stück unserer Sammlung, und der Kalkspath 
innen braun. Der graue Kalkmergel der Oberfläche lässt 
sich nur schwierig entfernen. Die Wärzchen stehen zwar 
etwas verwirrt, aber doch mit sichtlicher Neigung zur Reihen- 
stellung, und werden oben auf dem Gipfel plötzlich viel 
dicker. Fig. 47 ist stark comprimirt, und scheinbar glatt, 
allein aus uralter Zeit stammend hat es viel durch Abgreifen 
und Abscheuren gelitten. Dennoch sieht man stellenweis 
einige Wärzchen, und jedenfalls scheinen die grossen am 
Gipfel zwischen dem harten Mergel durch. Vortrefflich erhielt 
sich der Gelenkkopf (x vergrössert): Kerbungen am Gelenk- 
rande und ein kurzer aber deutlich abgesetzter Hals zeichnen 
ihn aus. Rund und Dattelförmig zeigt sich wieder fig. 48, 
aber fast vollständig glatt, und man hat Mühe, sich von der 
Existenz der Warzen überhaupt zu vergewissern. Man könnte 
dabei an Hemicidaris clunifera Paleont. fr. tab. 1090 und an- 
dere denken, allein diese sind wirklich glatt, ‘während unserer 
nur durch Abnutzung scheinbar sich glättete. Gehen wir von 
diesen zum andern Extrem, so erscheint 

R. gland. elavimorus tab. 68 fig. 49. 50 mit so grossen 
Warzen, dass die länglichen Stacheln einer Maulbeere (morus) 
gleichen. Ich würde sie gern mit Agassiz gibberula Desor 
Synops. tab. 6 fig.3 genannt haben, welche Cotteau Paleont. 
frane. VII pag. 236 in das C&nomanien der Kreide von Cassis 
(Bouches-du-Rhone) versetzt, allein hier erheben sich die 
Knoten isolirt, bei unsern dagegen sind sie durch Längsrippen 
mit einander verbunden, sie alterniren in den Reihen mit ein- 
ander, nur wenn hie und da eine ausfällt, wird das Auge in 
der Reihenstellung getäuscht. Oben haben sie mehr oder 
weniger deutlich eine Krone, aber doch nicht so bestimmt, 
wie sie Cotteau Pal&ont. france. tab. 1051 fig. 15 und fig. 18 
abbildet. Die dickere fig. 49 hat etwas kleinere Knoten als 


190 A. Echinidae regulares: Radioli glandarii. 


die dünnere fig. 50. Sie liegen zwischen den andern Juden- 
steinen, und haben einen Anflug von Roth, wie es bei den 
Palestinaischen zu sein pflegt. Die eigenthümliche fig. 51 
schliesst sich zwar dem äussern Umriss nach noch an clavi- 
morus an, aber die Rippung ist denn doch schon die des eigent- 
lichen glandarius. Mag es auch unmöglich sein, ihn von dem 
harten Mergel vollständig zu reinigen, so litt doch die all- 
gemeine Gestalt dadurch nicht, nur unten habe ich ihn ge- 
rade geschliffen. Dadurch gelangen wir zum ächten 

R. glandarius tab. 68 fig. 52—56, der durch seine 
gröber geknoteten markirten Längsrippen sich auszeichnet: 
fig. 52 von grauer Farbe hat in Folge von Missbildung etwas 
Unförmliches. Erst fig. 53 zeigt die gefälligere Eichelform, 
unten deutlich gerippt aber schwächer geknotet, als oben. 
Das Stück in röthlicher Erde verdanke ich Herrn Prof. Fraas, 
der es aus Palestina mitbrachte. Aehnlich gebaut aber gröber 
gerippt ist die graue fig. 56, die auffallende Kürze des Halses 
hat sie mit den vorigen gemein. Daran schliesst sich die 
kleine fig. 54 vollständig an, dagegen ist fig. 55 entschieden 
schlanker und spitzer, und unerwarteter Weise nimmt die 
Dicke der Rippen zu. Es lässt sich auch bei diesem eine 
Rücken- und Bauchseite nachweisen, denn die Rippen sind 
auf der einen Seite etwas feiner und geknoteter, auf der an- 
dern gröber und ungeknoteter, am gröbsten wird das dünnste 
Ende, weil dort nicht alle Rippen hinlaufen. Nahe stehen 
diesen ächten die Lothringischen Stacheln von 

Longvy tab. 68 fig. 57.58, welche ich schon im Hdb. 
Petref. 1852 tab. 49 fig. 19 abbildete, aber fälschlich in den 
Coralrag setzte, da sie an der Kante des Braunen Jura- 
Plateau neben der kleinen Festung zusammen mit Terebratula 
acuticosta (Brachiopoden pag. 107) in gelben Kalkmergeln 
(Bajocien) liegen. Sie haben ähnliche Form und Rippung, 
nur drängen sich auf den Rippen die Knoten stärker. Herr 


EC ZA 5 ech 


A. Echinidae regulares: Radioli glandarii. 191 


Desor (Synopsis pag. 28) schied sie daher als authentica von 
der ächten ab. Bei der aufgeblähteren fig. 57 sind die Knoten 
etwas dicker als bei den dünnern fig. 58, in der Tiefe ver- 
binden sie sich unter einander durch dünne Strahlen, welche 
ihnen an gut gereinigten Stellen ein sternförmiges Ansehen 
geben (x vergrössert). Das Kronenstück fig. 59 fand ich 
zwar damit, allein die kleinen durchbohrten und gestrahlten 
Gelenkköpfe wollen zu den grössern Gelenkgruben der Sta- 
cheln nicht gut passen. Die schmalen Felder sind mit ihrer 
Naht abgebrochen, wie wir es bei Kreideformen so häufig 
finden pag. 177, darnach begleitet eine Knotenreihe die Fühler- 
poren (x vergrössert), und zwischen den Porenpaaren steht 
ein deutliches Schlauchwärzchen pag. 38. Ueber 5 Asseln 
scheinen nicht in einer Reihe zu stehen, und das Ohr o innen 
ist auffallend tief geschlitzt, der Schlitzrand etwas verdickt. 
Nur ein einziges Mal habe ich einen einzigen Stachel im 

Weissen Jura y vom Rechberg tab. 68 fig. 60 gefunden, 
den ich schon im Jura pag. 646 mit Cidarites pyrifer Ag. aus 
dem Portlandien von Solothurn verglich. Der äussere dattel- 
förmige Bau bleibt ganz der gleiche, aber die Knoten stehen 
nicht in Reihen, sondern liegen mehr zerstreut, und werden 
nach oben grösser. Besonders zierlich ist der Gelenkkopf 
(2 vergrössert) gezeichnet, der kurze gestreifte Hals setzt 
oben mit einem feinen Wulste ab, und unten grenzen die 
dickern Kerben des Kopfringes daran. Dagegen kommen die 
fast schneeweissen Kolben vom 

Schlossberge bei Stramberg in Mähren tab. 68 fig. 61. 62 
aus oberm Weissen Jura den Lothringern wieder viel näher. 
Die Knoten stehen ebenfalls unten noch in deutlichen Reihen 
fig. 62, nur nach oben verwirren die gröbern sich mehr. An 
dem Bruchstücke fig. 61 tritt jener sternförmige Bau ausser- 
ordentlich scharf hervor, während man bei andern vergeblich 
darnach sucht. Auch im 


192 A. Echinidae regulares: St. Cassian, 


jüngeren Schweizer Jura tab. 68 fig. 63—65 habe ich 
schon vor vielen Jahren ganz vortreflliche Beispiele gesam- 
melt, an einer Stelle, die die Etikette Crusnes bezeichnet, 
welcher ich mich aber nicht mehr entsinnen kann, Fig. 63 
ist nach Farbe und Zeichnung den Lothringern so ähnlich, 
dass man sie mit einander verwechseln könnte. Allein bei 
dem dicken Bruchstück fig. 64 mit einer Art von Krone am 
Gipfel tritt schon grössere Verwirrung ein, und trotz der 
Reinheit des Stückes wird von Sternstrahlen nicht die Spur 
beobachtet. In fig. 65 hat die wirre Knotenstellung ihren 
Höhepunkt erreicht, man meint etwas ganz verschiedenes zu 
haben, aber das gesellschaftliche Vorkommen mit den andern 
bringt uns bald wieder auf bessere Gedanken. 

So oft uns die Fundorte, Werner's empyrische Kenn- 
zeichen, unterstützen, ist eine glückliche Bestimmung bald 
erreicht. Allein wo das fehlt, kann man sich selbst mit den 
besten Naturexemplaren vor Irrthum nicht bewahren und 
wenn die Zeichnungen nicht ganz vorzüglich sind, wird es 
gewöhnlich zur Unmöglichkeit, den heutigen scharfen Ab- 
grenzungen richtig zu folgen. Lehrreich ist auch in dieser 
Beziehung 

13. St. Cassian 
tab. 68 fig. 66— 144. 

Jene viel genannten, schon bei den Cephalopoden pag. 
230 und Brachiopoden pag. 172, besonders abgehandelten 
dunkelfarbigen Mergelkalke treten über den rauchgrauen 
Bänken von Wangen und den Bactryllium führenden Part- 
nachtschichten am Fusse der mächtigen Dolomitfelsen von 
Südtyrol hervor. Da nach dem verstorbenen Escher die 
kleinen Stäbe des Bactryllium der Lettenkohle angehören, so 
werden die St. Cassian-Schichten in die Keuperformation 
gestellt, und müssten Vorläufer unserer Liasgeschöpfe sein. 
Wie wenig das aber der Fall ist, zeigen vor allem die dortigen 


A. Echinidae regulares: St. Cassian, Radiolus dorsatus. 193 


Pr 


Echinidenreste. Münster Beiträge Petref. 1841 IV pag. 39 
tab. 3 und Klipstein Beitr. geol. Kenntn. östl. Alpen 1843 
pag. 263 tab. 13 sind die Hauptquellen. Eine Zusammen- 
stellung meistens von Copien gab Desor Synopsis des Echi- 
nides fossiles 1858 pag. 13 tab. 2, und besonders reiches 
Material stand Hrn. G. ©. Laube Fauna der Schichten von 
St. Cassian in den Denkschriften K. Akad. Mathem. Cl. 1865 
Bd. 24 pag. 279 tab. VIII. db zu Gebote. Köchlin-Schlum- 
berger hat sich im Bulletin soc. g&ol. de France 2 ser. 1855 
XII. 1045 mit der Frage des Zusammenziehens der vielen 
gemachten Species beschäftigt. Allen man kommt da auf 
keinen grünen Zweig, und kann kaum mehr als Meinung 
gegen Meinung stellen. Hauptsache bleiben gute Darstellung 
und. Beschreibung der Formen, das Andere muss die Zukunft 
bringen. Soweit mein dürftiges Material reicht, will ich das 
an Beispielen erläutern. Obenan stellen wir füglich den 
häufigsten und den Glandarien am ähnlichsten 

Radiolus dorsatus tab. 68 fig. 66— 75: Münster scheint 
nur einen verdächtigen ]. c. tab. 4 fig. 1. f mit gefurchtem 
Halse zu haben, der zu den Bügeleisenformen des Römeri 
gehören dürfte. Minder sicher ist man bei der Deutung von 
Laube l. c. tab. 9 fig. 11. Die ächte Form hat ziemlich dicke 
glatte Knoten, die wirr durcheinander stehen, und hin und 
wieder auch wohl zu mäandrinisch gekrümmten Rippen 
fig. 72 zusammenfliessen. Im Allgemeinen ist die Zeichnung 
von vorn und hinten nicht wesentlich verschieden, doch kom- 
men zuweilen fig. 73 ansehnliche Unterschiede vor, wo auf 
der convexern Seite die glatten Knoten dick hervorquellen, 
und auf den flachern viel feinere Warzen sitzen. Indess 
könnte uns diese Form schon zum alatus führen, obwohl 
noch jede Spur von Flügel fehlt. Oben endigen sie mit.run- 
der Wölbung. Denn das kleine Spitzchen fig. 66, scheinbar 


aus mehreren längeren Wärzchen bestehend, gehört vielleicht 
Quenstedt, Echinod. 13 


194 A. Echinidae regulares: St. Cassian. Radiolus dorsatus. 


nicht dazu. Allein es haftet öfter auf den Stacheln durch- 
sichtiger Kalkspath so fest, dass man nicht im Stande ist, 
das Fremde von dem Zugehörigen zu unterscheiden. Unten 
ist dieser zu den grössten gehörige Stachel schon bei Leb- 
zeiten oder kurz nach dem Tode des Thieres von Schma- 
rotzern angefressen, wie sich das oft bei St. Cassian findet. 
Der Stiel fig. 67 hat einen kleinen Kopf und sehr kurzen 
eingeschnürten Hals, worüber der Stachelkörper plötzlich 
steil abfällt (= vergrössert). Das Stück gehört zwar zu den 
kleinwarzigen, ist aber sonst ganz normal. Bei andern fällt 
der Hals mit dem Stiele in ein Niveau fig. 74, doch ist der 
Gelenkkopf hier grösser. Ohne Gelenkkopf wie von Blind- 
asseln ist fig. 68, ich nehme daran gar keine Halsstreifung 
wahr. Die kleinen ei- bis kugelförmigen fig. 69—71 nannte 
Münster 1. c. tab. 3 fig. 14 ©. Hausmanni, unsere weichen 
nicht wesentlich von den grossen ab, namentlich behalten sie 
dieselbe Art der Knotung: fig. 69 von der Seite abgebildet 
streckt den Bauch ungewöhnlich stark hervor, behält aber 
noch den eingeschnürten kurzen Hals; fig. 70 ist rings gleich 
eiförmig, hat nur feinere Knoten, und der Hals ist nicht ein- 
geschnürt; der grössere fig. 71 ist schon wieder ganz normal, 
und es finden dann zu den kleinen länglichen fig. 73 alle nur 
denkbaren Uebergänge statt. Die kleinen runden fig. 70 er- 
innern noch auffallend an scrobitulatus Münster 1. c. tab. 3 
fig. 21, allein dieselben sollen, wie der Name besagen will, 
Grübchen zwischen den Warzen haben, die ich nicht kenne. 
Diese Grübchen fehlen auch bei der auf dem Gipfel ge- 
platteten fig. 76, welehe man der Form nach mit scrobieu- 
latus Münst. 1. c. tab. 3 fig. 21. a und Laube 1. c. tab. 8. 5 
fig. 7. « vergleichen möchte. Wenn auch der eingeschnürte 
Hals fehlt, so würden sie doch ihrem ganzen Wesen nach zu 
den übrigen mit rundem Gipfel passen. Noch eigenthüm- 
licher, ein wahrer fungiformis, ist fig. 77 mit deutlicher 


2 


et en a De ERLER R, 
Br) 


A. Echinidae regulares: St. Cassian. RB. foratus, crumena. 195 


- 


Halseinschnürung. Vielleicht war hier die freie Bildung 
irgendwie gehemmt. Auf der flachen Decke erheben sich 
grosse Warzen, gegen den Stiel hin kleine. Für die wirren 
Rippen fig. 72 hat zwar Agassiz einen vortrefllichen Namen 
meandrinus geschöpft, allein derselbe lagert im Terrain 
ä chailles von Solothurn. Lassen wir die Sicherheit der Be- 
stimmung von fig. 78, auch vielleicht von dem kleinern da- 
neben folgenden fig. 75 dahin gestellt sein, so gibt uns der 

Radiolus foratus tab. 68 fig. 79—81 wieder einen sehr 
bestimmten Halt an den markirten Löchern, welche an dem 
untern dünnen Ende wie mit Nadeln eingestochen sind. Da 
die Sache von den Schriftstellern bis jetzt nicht erwähnt wird, 
und die Löcher grosse Aehnlichkeit mit Anbohrungen von 
Schmarotzern haben, so hielt ich die Thatsache lange für zu- 
fällig. Doch fällt es auf, dass unsere drei Beispiele zwar 
dem dorsatus sehr nahe stehen und den gleichen eingeschnür- 
ten Hals zeigen, aber die Warzen sind breiter und flacher, 
am Gipfel des Körpers mit einer Neigung zum Kantigen 
fig. 81. An dieser leider unten verbrochenen sind die Punkte 
lediglich auf den glatten Stiel beschränkt (x vergrössert), und 
mit Erde erfüllt dringen sie ziemlich in die Oberhaut ein 
(y vergrösserter Querbruch). Auch bei fig. 79 sitzen die 
meisten Löcher nur im Stiele, dagegen gehen sie bei der 
kleinsten fig. 80 (x vergrössert) ziemlich hoch zwischen die 
Warzen hinauf. Sind vielleicht die Punkte von obigem scro- 
biculatus auch von dieser Beschaffenheit ? 

R. erumena tab. 68 fig. 82 von schwarzer Farbe hat 
mich lange beschäftigt, allein bei aller Aehnlichkeit mit den 
genannten kann ich sie doch nicht in Uebereinstimmung 
bringen. Der kurze graue Hals setzt gegen den schwarzen 
Stiel scharf ab, ist aber länger, als beim dorsatus. Oben 
gipfelt der Körper spitz, und setzt durch eine Kante gegen 
die Seiten ab. Der Name soll auf die beutelförmige Zusam- 

13 * 


196 A. Echinidaeregulares: St. Cassian. R, trigonus, complanatus. 


nendrückung hinweisen. Die Warzen, auf einer Seite etwas 
feiner als auf der andern, isoliren sich vollkommen von 
einander. 

R. trigonus tab. 68 fig. 33—85 Münster 1. c. tab. 3 
fig. 15, wie crumena von schwarzer Farbe und ähnlichem 
Ansehen, ist wegen seiner Dreiseitigkeit ziemlich allgemein 
anerkannt. Man kann daran Rücken und Seiten unterschei- 
den, am schärfsten ist die dem Rücken gegenüberliegende 
Kante, die sich beim Kriechen des Thieres wahrscheinlich 
nach oben ehrte. In dieser Stellung ist dann die eine Seiten- 
kante, fig. 83 die rechte, stumpfer als die andere. So kann 
man linke und rechte Stacheln unterscheiden. Die der stumpf- 
sten Kante gegenüberliegende Seite hat die meiste Concavität. 
Die Knötchen haben am schmalen Theile eine Neigung, sich 
in Querreihen zu gruppiren. Das Oberende wölbt sich aus 
den drei gekrümmten Endkanten hervor, und hier sind sie 
am feinsten gewarzt. Bricht man sie entzwei, so zeigt sich 
auch der Kalkspath krummflächig, parallel diesem Ende. 
Auffallend klein ist der Gelenkkopf, der in fig. 85 unmittel- 
bar aus einer schiefen Lamelle hervortritt (x vergrössert), 
erst über dieser Lamelle scheint die Einschnürung des Halses 
sich zu befinden, wie die Ansicht « von der entgegengesetz- 
ten Seite zeigt. Dagegen kommen in fig. 84 unten am Stiele 
tiefe Furchen vor, wie bei dem 

R. complanatus tab. 68 fig. 86—89, welcher von den 
Schriftstellern auffallender Weise zum Römeri gestellt wird, 
während die Verwandtschaft mit alatus viel mehr ins Auge 
fällt. Complanare heisst plätten, weil er durch seine glatte 
Convexität, seine flache, stellenweis gewarzte Ebene, und 
seine Verjüngung nach unten die auffallendste Aehnlichkeit 
mit einem Plätteisen hat. Charakteristisch ist der dünne 
Stiel, welcher besonders auf der convexen Seite markirte 
Furchen zeigt, die aber nicht bis zum Gelenkkopf hinab- 


A. Echinidae regulares; St. Cassian. R. complanatus. 197 


- 


reichen. Die Glätte kommt nicht von Abreibung her, son- 
dern ist einer ganzen Abtheilung eigenthümlich. Ein grösseres 
Exemplar, als fig. 86, ist nicht abgebildet, es übertrifft noch 
die Beispiele bei Laube l.c. tab. 10 fig. 1.a. b.i.k. Die 
convexe Seite a ist callusartig glatt, oben könnte man ein- 
zelne gröbere Warzen vermuthen, doch ist die Sache nicht 
ganz klar; die platte Seite b ist sogar gefurcht, und in der 
Furche stehen Wärzchen theilweis mit Neigung zur Quer- 
reihenstellung. Das grosse Loch oben mit dem innenliegen- 
den kleinen Stachel von alatus entstand nicht durch Verletz- 
ung im Gebirge, sondern ist von Schmarotzern ausgefressen, 
was wir häufig bei dieser Sorte finden. Sie mochten wegen 
ihrer Weichheit besonders viel nährende Beimischung ent- 
halten. Unten über dem gestreiften Stiele zeigt der undeut- 
liche Halbmond einen Anfang von Flügelung. Besonders 
normal ist die kleinere fig. 87: ihre convexe Seite « ist von 
unten bis oben vollständig rein und glatt, diese Glätte er- 
streckt sich auch noch auf die ganze Oberhälfte der flachen 
Unterseite 5, die Löcher darin kommen einem vor, wie wenn 
man mit einem Stäbchen in halbhartes Bauchfett von Säuge- 
thieren sticht, wobei die Oberhaut nachgibt. Ueberhaupt 
mag man das feiste Ansehen nur mit Fett vergleichen. Auf 
der flachen Seite 5 sind die Querreihen zu den Seiten mit 
Flügelspuren sehr klar, und das mag hauptsächlich den Blick 
auf Römeri gelenkt haben. Besonders schnell verjüngt sich 
fig. 89 nach unten, hier sind aber nur wenig Warzen vor- 
handen, ohne irgend Neigung zur Querreihenstellung, nur 
die Furchen fehlen auf der convexen Stielseite nicht, wie der 
darunter stehende Querschnitt zeigt. Ganz lehrreich ist die 
kleinste Form fig. 38, die in allen wesentlichen Kennzeichen 
mit den grossen noch übereinstimmt. Entweder gehörten sie 
jungen Thieren, oder sie sassen auf den kleinen Asseln gegen 
den Mundrand hin. Bis dahin ist alles klar. Aber nun kom- 


198 A. Echinidae regulares: St. Cassian. R. complanatus, fustis. 


men die dicken fig. 90 und fig. 91, welche in ihren Umrissen 
mit dorsatus stimmen, aber über dem Gelenkkopfe die cha- 
rakteristischen Furchen haben: fig. 90 stimmt vollkommen 
mit dorsatus Münster ]. c. tab. 4 fig. 1. f, welchen auch 
Desor Synopsis tab. 2 fig. 4. a unter der gleichen Benennung 
copirte. Die Streifen gehen aber nicht um den Stiel herum, 
sondern auf der Gegenseite a bleibt eine glatte Stelle, und 
auf dieser Seite stehen die meisten Granulationen, während auf 
der andern oberhalb der Streifen die Keulen viel glatter 
bleiben. Ich zweifle daher nicht an einer Zusammengehörig- 
keit mit den Complanaten. Weniger gilt das von fig. 91, die 
ich vom Stiel her gezeichnet habe, um die rings herum gehende 
Streifung zu zeigen. Uebrigens ist auch dieser sonst unförm- 
liche Kolben auf der Unterseite glatter, als man es bei ächten 
Dorsaten findet. 

Cidaris fustis tab. 68 fig. 92—95 nannte Laube l. c. 
tab. 10 fig. 4 dicke „Stäbe“, die durch ihre Glätte und 
grubigen Zeichnungen in der Halsregion ebenfalls noch zu 
unserer Gruppe gehören: fig. 92 ist ein massiges Oberende, 
was unten späthig abbrach. Ich möchte sagen der „fette 
Knorren“ kann nur hier seine Verwandten finden. Gefälliger 
und vollständig cylindrisch ist dagegen das Oberende fig. 93, 
an verschiedensten Stellen angefressen, wie obige „Plätt- 
eisen®. Wir schliessen aus diesen Bruchstücken blos auf die 
Mannigfaltigkeit der Gestalten, welche die Kronen belasteten. 
Das schlankere Unterende fig. 94 mit schiefem Gelenkkopf 
ist oben nicht zerbrochen, sondern zierlich abgeknabbert, 
bei sonst glatter Oberfläche. Nur über dem Halse « ist eine 
grubige Stelle, die auf die andere etwas flachere Seite b nicht 
herumgeht. Ganz so verhält sich die in gleicher Weise an- 
genagte fig. 95, nur dass die Gruben auf der einen Seite « 
einen breitern Gürtel einnehmen, während man auf der an- 
dern flachern D keine Spur davon wahrnimmt. Eine sehr 


A. Echinidae regulares: St. Cassian. R.Bronnii, undulatus. 199 


- 


schwache Kantung auf den Seiten könnte noch an complanatus 
mahnen. Natürlich kann.zur Zeit niemand entscheiden, was 
man davon specifisch nehmen soll oder nicht. Wir können 
nur abbilden und vergleichen. Aber gerade daran fehlt es, 
so dass man sich den Schriftstellern gegenüber nicht vor Irr- 
thum genügend bewahren kann. Ein Uebelstand bleibt auch 
noch der, dass in gewissen Lagern mit dem härtesten Mergel 
überzogene Stacheln vorkommen, die jeder künstlichen Rei- 
nigung widerstehen. Aber andere erfreuen uns dann wieder 
durch ihre ausserordentliche Reinheit. So erscheint die ele- 
gante Keulenform von 

C. Bronnii tab. 68 fig. 96 Klipstein ]. ce. tab. 15 fig. 6 
dem blossen Auge vollständig glatt, und selbst mit schlechten 
Lupen kann man sich täuschen, aber aufmerksam betrachtet, 
„erkennt man eine verschwindend feine Längsstreifung, 
welche bei einigen durch ebenso feine Granulation stark 
fibrirt*. In der That bestehen diese Längslinien (x ver- 
grössert) aus gedrängten, senkrecht übereinander gestellten 
Punkten. Vergeblich bemüht man sich, bei den genannten 
glatten Exemplaren auch nur eine Spur solcher zarten Zeich- 
nung wahrzunehmen. Nicht minder begründet ist 

C. undulatus tab. 68 fig. 98. Der Gelenkring zeigt die 
deutlichsten Kerbungen, und der Hals bildet eine nur ganz 
enge Einschnürung,, über welche der ebenfalls gekerbte Kopf- 
rand hinausragt. Die Glätte ist auch hier nur scheinbar, aber 
anstatt der Längslinien treten unregelmässig ineineinander 
geschränkte Querwellen auf, nicht unähnlich denen, die der 
Mineraloge in den zarten Regenbogenachaten findet. Sonst 
haben sie keine weitere Auszeichnung. Unsicherer bin 
ich bei 

©. cf. semicostata tab. 63 fig. 97 Laube 1. c. tab. 10 
fig. 3, weil diese zu der unreinen Sorte gehört. Oben quer- 
über erhebt sich eine erhabene Falte, die dem Rücken etwas 


200 A. Echinidae regulares: St. Cassian. R. Buchii, alatus. 


näher liegt, als dem Bauche. Ihre Bloslegung hat mir viel 
Mühe gemacht, aber ich glaube mich nicht zu irren. Da- 
gegen kommt auch hier mit Sicherheit eine feine Längs- 
streifung (x vergrössert), die jedoch glätter ist als bei Bron- 
nii. Dagegen ist der eigenthümliche 

©. Buchii tab. 68 fig. 99 Münster 1. ec. tab. 3 fig. 11, 
den ich schon im Handb. Petref. 1352 tab. 49 fig. 10 abbildete, 
wieder vollständig glatt. Es war der erste, welcher durch 
L. v. Buch aus dem Enneberger Thal bekannt wurde, und 
steht daher schon Petref. Germ. tab. 40 fig. 5 abgebildet. 
Herr Laube l. c. tab. 10 fig. 2. « erhielt ein ganzes Exemplar 
von kreisförmigem Umriss, das am Rande feine Streifen hat. 
Der feingestreifte Hals setzt mit einem zarten Wulste gegen 
die Scheibe ab, die auf der gegen den After gekehrten Seite 
flach concav sich umbiegt. Die Beurtheilung der Seiten folgt 
aus dem Verlaufe des Wulstes: auf dem concaven Rücken r 
ist der Hals entschieden länger, als auf dem convexen 
Bauche db, namentlich sieht man es von der Seitenansicht a, 
wo das Halswülstchen von der Bauchseite db rechts nach der 
Rückenseite r links auffallend schief nach oben läuft. Eine 
zarte Radialstreifung (x vergrössert) von vertieften Linien 
sieht man auf der concaven Seite bei sorgfältiger Betrach- 
tung mit der Lupe. Laube zählt auch den spatelförmigen 
remifer Münst. l. c. tab.3 fig. 12, und wohl mit Recht, 
dazu. 

Je weiter wir nun vorrücken, desto schwieriger wird 
die Beurtheilung über das Zusammengehörige. Man kann da 
nicht viel mehr thun, als auf die Abbildungen verweisen. 
Einiges davon ist ausserordentlich charakteristisch: 

C. alatus tab. 68 fig. 100— 115. Münster l.c. tab. 4 fig. 2 
hat unter dieser Benennung scheinbar sehr verschiedene Sta- 
cheln zusammengestellt, wo jeder einer 'besondern Erläute- 
rung bedürfte. Ich beginne gern mit der so charakteristischen 


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A. Echinidae regulares: St. Cassian. R. alatus. 201 


Wanzenform (eimieiformis) fig. 100, welche ich schon im 
Handb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 13 abbildete, Laube 1. c. 
tab. VII. b fig. 8. I stimmt ganz damit. Nur die eine Seite 
ist gekörnt, nach dieser schlagen sich die Flügel herum, 
welche gegen den Gipfel verschwinden. Die Gegenseite ist 
etwas stärker convex und vollständig glatt, nur oben zum 
Gipfel hin, wo sich die Masse ansehnlich verdickt, stellen 
sich undeutliche Warzen ein. Gelenkgrube klein und unge- 
kerbt, Hals sehr kurz. Dagegen ist fig. 101 zwar schon 
weniger Wanzenförmig, aber sie stimmt vollständig mit 
Münster 1. ce. tab. 4 fig. 2.f. Die Flügel biegen sich am 
Unterrande stark herum, und die convexe glatte Seite hat 
oben sehr markirte erhabene Linien. Das Oberende fig. 102 
behält noch den Habitus bei, die rohen Streifen am Gipfel 
der glatten Seite liegen aber in einer Mulde, statt auf einem 
Sattel. Ungleich schlanker wird dagegen fig. 103, doch ist 
dieselbe zu stark verunreinigt. Man sieht nur, dass eine 
Seite « ziemlich glatt blieb, während die andere grössere 
Warzen hatte. An der Seite b ziehen sich die Flügel weit 
hinab, man kann auf diese Weise die unterschiedenen Seiten 
so fort darlegen. Noch breiter und grösser ist fig. 104 mit 
Münster 1. c. tab. 4 fig. 2. e gut stimmend, nur dass jenes 
Stück noch etwas grösser ist. Die kleinere fig. 105 gehört zu 
derselben Gruppe. Dagegen ist fig. 106 so stark übersintert, 
dass man keine Zeichnung mehr wahrnimmt, aber vom Gipfel 
her gesehen stellt sich die Mulde noch schmaler und markirter 
ein als bei fig. 102. Die fig. 107 von der glattern Seite ist 
etwas missgebildet, auf der Gegenseite hat sie rohe Knoten, 
dagegen gleicht fig. 108 einem kleinen zweischneidigen Dolche, 
der auf der einen Seite ganz glatt, auf der andern dick ge- 
rippt ist, und vollständig zu semicostatus Münster 1. ce. tab. 3 
fig. 20.b passt. Man begeht gewiss einen geringen Fehler, 
wenn man alle diese zu einer Species stellt. Etwas weiter 


202 A, Echinidae regulares: St. Cassian. R. alatus, 


entfernt sich fig. 109, denn die Knoten gruppiren sich hier 
schon stellenweis zu unregelmässigen Querreihen, auch die 
Gegenseite ist granulirt und am Gipfel gemuldet, doch kann 
man es noch als längliche Wanzenform gelten lassen. Diess 
hört aber bei fig. 110 auf, denn die Schwellung wird nun auf 
beiden Seiten ansehnlich, auch die Zeichnung tritt mehr in’s 
Gleichgewicht, dagegen bleiben die markirten Flügel der 
Alaten. Die kleine fig. 111 macht durch ihre drei markirten 
Querrippen einen wesentlichen Schritt zum Römeri, doch 
sind die Flügel noch gut ausgesprochen. Dasselbe ist auch 
bei dem kleinen fig. 112 der Fall, der nun schon einen förm- 
lich runden Kopf hat, und in jeder Beziehung das Abbild von 
dem grössern fig. 113 ist. Hier könnte man bestimmter an 
Römeri denken, aber er hat keine Spur von einer Querrippe, 
die sich bei dem kleinen zeigt. Bei der vollständigen Rundung 
der Querschnitte bedarf es nur noch eines kleinen Schrittes, 
und wir gerathen zum dorsatus, wie fig. 114 zeigt, keine Spur 
von Flügel ist mehr da, aber der Gelenkkopf ist kleiner, doch 
darf darauf kein zu grosses Gewicht gelegt werden. Münster 
l. c. tab. 4 fig. 2. a hat sogar noch Stücke, wie fig. 115 alatus 
genannt. Unser Stück stimmt so vollkommen mit der eitirten 
Figur, namentlich hat es auch dieselbe schwache Andeutung 
von Flügeln, dass man es für das Original halten könnte. 
Allein entscheiden mag ich mich nicht. Die Sachen sind eben 
nicht mit Sicherheit herauszubringen, wenn man nicht besseres 
Material hat. Bei Laube l. e. tab. VIII. d fig. 8. e. f werden 
ihm sehr grosse Gelenkköpfe gezeichnet, und doch heisst er 
auch dort alata, wie die schönsten Wanzenformen. Gelangen 
wir nun vollends wieder zu den 

beutelförmigen fig. 116—118, so haben diese zwar eben- 
falls etwas Gemeinsames, was aber gerade leicht irre führt. 
Sie gehören meist zu den schwarzen. Zunächst behält fig, 116 
noch einen kolbigen Umriss bei, aber sie ist comprimirt, wie 


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A. Echinidae regulares: St, Cassian. R. alatus, 203 


unsere Seitenansicht zeigt: eine dicke Linie geht herab, links 
davon stehen dicke Warzen, und rechts ist Glätte. Leider 
gehört sie zu den übersinterten, die man nicht reinigen kann. 
Wäre diese Zweitheilung nicht, so würde sie mich namentlich 
durch ihren spitzen Gipfel und den grossen Gelenkkopf an 
crumena erinnern, nur ist ihr Hals etwas länger, aber so wohl 
gebildet, dass er bei St. Cassian nur selten seines Gleichen 
findet. Dagegen ist fig. 117 deprimirt, hat aber unten noch 
Ansätze von Flügeln. Hinterseite nur ganz fein gekörnt. Das 
ist bei fig. 113 noch weniger der Fall, auch kann man von 
Flügelung kaum etwas entdecken, der Stachel förmlich ge- 
knickt gleicht einem zusammengedrückten Ballon. Der Ge- 
lenkkopf nebst kurzem Halse ist übrigens bei allen vorzüglich. 
Es fällt auf, dass die Schriftsteller so wenig davon reden. Im 
Gegensatz dazu stehen die 

kolbenförmigen fig. 119, die ebenfalls schwarz keine 
Spur von Verdrückung zeigen, auch habe ich den untern 
Gelenkkopf von ihnen nicht bekommen. Die Zeichnung er- 
innert zwar an dorsatus, und Münster 1. c. tab. 4 fig. 1. d 
scheint einen Stachel unter den Händen gehabt zu haben, 
welcher sich sogleich durch seinen ungewöhnlich kleinen Ge- 
lenkkopf wesentlich von den andern unterscheidet. Weiss 
man auch nicht bestimmt, wo die Sachen hinaus wollen, so 
darf man sie doch nicht so nur zwischen die andern stellen. 
Hier kann ich gleich von einem andern „Sternkolben“ fig. 150 
(2 vergrössert) reden, der dieselbe obere kugelige Kopf- 
bildung beibehält, aber auf der Oberfläche zierliche weiss- 
gipfelige Schmelzknoten hat, die an feingekörnte Haifischhaut 
erinnern. Die Knoten senden an den Basen feine Strahlen 
aus, welche ihm mit der Lupe ein undeutlich gesterntes An- 
sehen geben. Wir sind daher genöthigt, diesen stelliclava 
von jenem nodiclava zu unterscheiden. Am verwickeltsten ist 


Cidaris Römeri tab. 68 fig. 120—129 Münster l. c. 


204 A. Echinidae regulares: St. Cassian. R. Römeri. 


tab. 4 fig. 3 und Laube l.c. tab. 10 fig. 1. Beginnen wir nach 
Ausscheidung der grossen „Bügeleisenformen“ mit fig. 120, 
so hat diese zwar noch etwas von obiger Wanzenform, allein 
auf der, wahrscheinlich gegen den After hin gekehrten Ober- 
seite c gruppiren sich die Knoten zu markirten Querrippen, 
und darauf beruht das Wesen dieser merkwürdigen Species. 
Auf die Gegenseite « gehen diese Rippen noch nicht herum, 
hier bleibt, wie bei den alati, eine breite Fläche für feine 
Granulationen. Der Gelenkkopf ist klein und ungekerbt, der 
kurze Hals sehr wenig ausgezeichnet. Noch ist der Quer- 
schnitt elliptisch. Das verschwindet nun aber bei fig. 121, 
woran der obere schon einen vollständigen Kreisumriss an- 
nimmt. Selbst bei der schlankern fig. 122 entwickelt sich der 
Gipfel immer mehr zu einer selbstständigen runden Knospe, 
während unten die Rippen an scharfem Charakter zunehmen, 
und schon erhabenen Lamellen ähnlicher werden. Knospen- 
und Lamellenentwickelung treten nun in einen gewissen Gegen- 
satz, bald überwiegen jene bald diese, ein Spiel der Formen, 
welchen die Schriftsteller noch viel zu wenig Aufmerksamkeit 
geschenkt haben. So ist bei fig. 123 die Knospe, umgekehrt 
wie bei fig. 122, länger als die Lamellenregion; bei fig. 124 
dagegen ungewöhnlich kurz, aber desto dicker, abgesehen 
von dem ganz andern Habitus. Der kleine sehr vollständige 
Stachel fig. 125 kommt einem vor, als wollte oben die Knospe 
erst hervorsprossen, während man sie bei der schlanken fig. 126 
vergeblich sucht, die eingeschnürten Furchen gehen bis zum 
Gipfel, und bilden oben sogar schon geschlossene Ringe um 
den ganzen Körper. Denn mit der Breite der Lamellen pflegt 
sich der Rücken zu schmälern, wie das Bruchstück fig. 127 
zeigt, doch bleibt in den meisten Fällen noch ein schmaler 
Raum, wo die Ringe und Ringlamellen nicht hinreichen, so 
ist es noch bei der sonst roh gezeichneten fig. 123 mit auf- 


fallend grossem Gelenkkopfe. Das Extrem bildet fig. 12% 


A. Echinidae regulares: St. Cassian. R. Wächter. - 205 


wovon ich die Rückenansicht schon im Hdb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 24 gab. Ich hole jetzt dazu noch die Bauch- b 
und Seitenansicht a nach. Die kleine Knospe e oben gleicht 
einem Früchtchen in ringsgeschlossenem Kelche. Die Lamel- 
len sind etwas gefaltet, gehen schief von der Bauchseite unten 
nach der Rückenseite oben, und die breiten Ringe dazwischen 
sind fein granulirt. Wahrscheinlich ist das Stück unten ganz, 
dann steckt die Gelenkgrube ohne Gelenkkopf ganz in der 
untersten schmalen Lamelle drin. Vergleichen wir alle diese 
Zeichnungen mit den längst bekannten der Schriftsteller, so 
stimmt fast kein einziges genau überein, es setzt das eine 
grosse Mannigfaltigkeit voraus, und diess uns vorzuführen, 
würde wichtiger sein, als das so viel versuchte Zusammen- 
werfen und Trennen der Formen. Nur eines hebe ich hervor: 
Klipstein 1. c. tab. 18 fig. 9 nennt einen Cidaris globifera, der 
eine förmliche Kugel bildet, grösser als eine Erbse, unten an 
dem ganz kurzen Stiele von einer Lamelle umringt. Laube 
l. ce. tab. 10 fig. 1.» gibt dazu ein kleineres, und glaubt nach- 
weisen zu können, dass es nur eine solche Gipfelbildung des 
Römeri sei. 

Dornige Species sind äusserst sparsam, ich kann nur 
wenige Bruchstücke aufweisen: fig. 131 stimmt besser mit der 
Beschreibung als mit der Zeichnung von ©. Wächteri Münster 
l. c. pag. 48 tab. 5 fig. 22. Das Stück zeigt Neigung zum 
Dreikantigen, der breite Rücken « trägt Dornenreihen in fast 
concentrischen nach oben convexen Bogen; die zwei Seiten 
dahinter haben nur feine Körner, abgesehen von einer Dornen- 
reihe links und rechts von der Kante, wie der Querschnitt 
verdeutlicht. Der kurze Hals setzt gegen den Gelenkkopf 
gar nicht ab, und die Gelenkgrube zierlich klein, und unge- 
kerbt am Rande. Eigenthümlich ist die Schiefe des Gelenk- 
köpfchens, woraus man erkennt, dass die Dornseite eine wenn 
auch schwache Biegung wahrscheinlich oben gegen den After 


206 Echinidae regulares: St. Cassian. Asseln. 


hin machte. Das weicht ab von C. catenifera Münster 1. ce. 
tab. 3 fig. 23, womit sie Laube unter dem Desor’schen Namen 
C. Braunii vereinigt. Bei Laube l. c. tab. 10 fig. 6. a. ce stim- 
men die Zeichnungen mit genanntem Braunü allerdings gut, 
nur blos der Gelenkkopf nicht, der doch so wichtig ist. Vor- 
trefllich stimmt dagegen wieder ein von Agassiz verbrauchter 
Name C. baculifera tab. 68 fig. 132 Münster ].c. tab. 3 fig. 24 
(similis Des.), fünf Dornenreihen stehen auf dem einen Um- 
fange der zarten Stäbe, während dem gegenüber auf dem 
Rücken plötzlich die Stacheln fein werden, ja gänzlich ver- 
schwinden a. Das erinnert uns in hohem Grade an histricoides 
pag. 75, nur sind die Dornen länger und markirter. Das 
Stückchen fig. 133 bildet wahrscheinlich nur eine Varietät mit 
sieben Dornenreihen, woran die siebente an der nackten 
Stelle a entschieden kürzer und kurzstacheliger ist, als die 
übrigen sechs untereinander gleichen. Ganz dasselbe Gesetz 
der Abänderung zeigt sich auch bei den jurassischen. Von den 

Kronen habe ich nur wenige Bruchstücke, womit ich den 
Endraum der tab. 68 fig. 134—144 fülle. Die sichere Be- 
stimmung gelang mir nicht bei allen. Gleich die 

Assulae laminatae fig. 134 sind an ihrer ausnehmenden 
Dünne und ihren feinen scharf zugespitzten Wärzchen von 
allen auf den ersten Blick zu unterscheiden. Das grösste 
Stück b hat zwar einen Kreis von Wärzchen, allein sie zeich- 
nen sich kaum durch Grösse vor den andern aus. Das Höfchen 
liegt ganz flach da, das runde Gelenkköpfchen ist deutlich 
wenn auch fein durchbohrt, aber der Gelenkring ungestrahlt. 
Bei andern etwas kleinern erhebt sich das Höfchen zu einer 
markirten Brust, die an Hemicidaris erinnert. Ganz beson- 
ders zierlich ist das Blättchen «, woran man kaum einen Hof 
unterscheiden kann. Unter den Wärzchen sind einige, welche 
ganz das Bild der Hauptwarze wiederholen. Dagegen möchte 
die kleine 


A. Echinidae regulares: St. Cassian. Asseln. 207 


Cidaris subnobilis fig. 135. a Münster 1. c. tab. 3 fig. 10 
und Laube l. c. tab. 9 fig. 5. d im wesentlichen stimmen. Sie 
ist durchbohrt, aber ungestrahlt, was freilich zu nobilis wenig 
stimmt. Das Loch auf der Warze etwas länglich. Die Wärz- 
chen, welche das runde, ziemlich vertiefte Höfchen umgeben, 
haben wie die Hauptwarze ein durchbohrtes, abgesetztes Köpf- 
chen, und sind von kleinen Trabanten umgeben, die ebenfalls 
wieder eine Neigung zur Kreisstellung zeigen. Ob das Assel- 
paar fig. 135. b dazu gestellt werden darf, lasse ich dahinge- 
stellt sein, ihre Höfe sind elliptisch und fliessen in einander, 
wie es Laube l. c. tab. 9 fig.5. a darstellt und beschreibt. Nur 
sind unsere Gelenkköpfe sehr deutlich gestrahlt, wodurch sie 
sich von @ unterscheiden, und den Nobiles allerdings nähern. 

C. Suessii fig. 136. 1357 Laube 1. ce. tab. 9 fig. 11. a. 
Auch hier ist unsere Bestimmung nur ein Nothbehelf: fig. 137 
habe ich2-++ 3=5 Asseln zusammengestellt, da der Ober- 
rand convex, der Unterrand concav ist, so kann über die 
Stellung der beiden grossen a kein Zweifel sein, die der drei 
untern b ergibt sich überdiess noch durch das innere sehr 
dicke halbe Ohr links neben db. Sie sind durchbohrt, aber 
völlig ungestrahlt. Die grossen Löcher durchaus nicht läng- 
lich, sondern vollkommen rund. Die obern Asseln haben 
auffallend querelliptische Höfchen, die untern weniger, auch 
fliessen sie stark in einander, alles das stimmt mit den Laube- 
schen Zeichnungen gut. Dagegen findet sich keine Spur von 
grössern Warzen auf dem Hofrande, im Gegentheil sing sie 
hier kleiner, als weiter nach aussen. Das stimmt mit Laube 
nicht. Unter den Wärzchen zeichnen sich einige durch Grösse 
aus, und ahmen das Bild der Hauptwarzen nach, sie sind 
gern in unvollkommenem Kreise von kleinen Trabanten um- 
stellt. Die Brust der Warzen ist etwas hoch, und innen cor- 
respondiren dann tiefe Gruben, wie wir es so ausgezeichnet 
bei Hemieidaris finden. Der Ambulakralrand verdünnt sich 


208 A. Echinidae regulares: St. Cassian. Asseln. 


und ist gezahnt. Daher fallen wie bei den Nobiles die Am- 
bulakralasseln leicht ab. Ich kann nur ein Stückchen fig. 136 
von der Innenseite abbilden, das verkehrt auf zwei Asseln von 
der gleichen Species liegt, und desshalb wahrscheinlich dazu 
gehört. Grübchen zwischen den Löchern scheinen auf eine 
Schlauchassel hinzudeuten. 

C. Liagora fig. 138 Münster ]. c. tab. 3 fig. 5 scheint vor- 
trefllich zu stimmen. Der sonderbare Name wurde einer ge- 
rade nicht sehr bekannten Meergöttin entlehnt. Gehört noch 
zu den dünnschaligen. Das runde Höfchen ist von einem zier- 
lichen Kreise grösserer Wärzchen umkränzt, die alle einen 
besondern Gelenkkopf haben. Die ungestrahlten Hauptwarzen 
haben ein ausgezeichnetes längliches Loch, dessen Längsaxe 
genau in den Meridiankreis fällt. Die kleine Höckerassel 
rechts unten lässt noch die Länglichkeit des Loches deutlich 
unterscheiden, und beweist, dass der Rand unten ganz sei. 
Doch finde ich innen keine Spur eines Ohres, ohwohl hier 
scheinbar keine Verletzung statt gefunden hat. Der Ambu- 
lakralrand innen gekerbt x, aber die Kerben beider Ränder 
sind ungleich, da sie ungleichwerthigen Asselreihen ange- 
hören. Das trefllich erbaltene Bruchstück ist schön schwarz, 
daher müssen auch wohl schwarze Stacheln dazu gehören. 
Ich habe gemeint, dass die Grube für den Ansatz des innern 
Muskels an den Stacheln auch länglich sein könnte, aber mich 
bis jetzt vergeblich darnach umgesehen. Das Bruchstück 
fig. 139 scheint nicht wesentlich abzuweichen, und mit sub- 
similis Münster 1. c. tab. 3 fig. 2 übereinzustimmen. Charak- 
teristisch ist auch hier das längliche Loch. 

C. subcoronata fig. 140 Münster 1. c. tab. 3 fig. 1 ist 
schon ziemlich diekschalig, und zeichnet sich durch seine vor- 
zügliche Strahlung am Gelenkhalse aus. Loch ebenfalls etwas 
länglich. Wärzchen mit besondern Gelenkköpfen umringen 
in weitläufiger Stellung das runde Höfchen, was sich brust- 


A. Echinidae regulares: St. Cassian, Asseln. 209 


förmig herauswölbt, und dadurch Hemicidaris in hohem Grade 
ähnlich wird. Das kräftige Bruchstück fig. 141 mitten aus 
dem glatten Höfchen heraus bildete ich schon im Hdb. Petref. 
1867 tab.64 fig.9 ab. Obgleich das Loch rund ist, so scheint 
es doch im Uebrigen wenig abzuweichen, und schon durch 
seine ausnehmende Dicke auf ansehnliche Kronen hinzudeuten. 
Ganz eigenthümlich ist das etwas dünnere Stück fig. 142 durch 
seinen erhabenen schwach gekerbten Rand, wie ich es im 
Hdb. Petref. 1867 tab. 64 fig. 10 gab. Zwischen dem durch- 
bohrten Kopfe und dem Rande liegt ein tiefer Ring, welcher 
der gestrahlten Scheibe der vorgenannten entspricht. Es 
könnte solch vereinzeltes Vorkommen durch Missbildung er- 
klärt werden, indess fällt die gefällige Bildung auf. Leider 
ist die Assel rings verbrochen, nur die gerade senkrecht 
stehende Fläche links mit Spuren von Tuberkeln hart am 
Rande gehört einer Naht an. Ich bin verwundert, dass das 
alles in den viel reichern Sammlungen nicht vorgemerkt ist. 
Namentlich gilt das noch von der Innenseite meiner beiden 
letzten Kronenstücke, die wahrscheinlich mit 

C. Admeto fig. 143. 144 Münster 1. c. tab. 3 fig. 3 stim- 
men. Admeto soll eben wieder eine Seenymphe gewesen sein. 
Das wesentlichste Kennzeichen beruht dagegen wohl auf dem 
tiefen Kanal innen unter der Naht des Interambulacrum 
fig. 144. a, wornach man sie ©. canalieutus nennen könnte. 
Das grosse Stück ist kaum zu reinigen, doch brachte ich 
5 + 6 durchbohrte dicke Warzen mit einem runden Höfchen 
heraus. Münster zählte 6 bis 7 in einer Reihe. Sieben treten 
auch in beiden Reihen unseres kleinen Stückes fig. 143 auf, 
dann muss man aber in der rechten Reihe (x vergrössert) eine 
ganz winzige Höckerassel mitzählen. Der Kanal ist innen 
minder ausgesprochen, aussen das Feld schwach eingedrückt 
und mit lauter feinen Wärzchen besetzt. Da das Münster’sche 


Original in München nicht mehr zu finden war, so vereinigt 
Quenstedt, Echinod. 14 


210 A. Echinidae regulares: Tertiäre Cidariten. 


sie Laube l. c. tab. 9 fig. 8 mit ©. regularıs Münster 1. e. tab. 3 
fig. 6, der aber 10—12 Hauptwarzen in einer Reihe hat, was 
ihm denn doch ein ganz anderes Aussehen gibt. Ob man sie 
mit Desor Synopsis 1858 pag. 61 zum Hypodiadema stellen 
soll, mag ich nicht entscheiden. 


14. Tertiäre Cidariten 


gibt es wenige. Auch Wright führte diese Klage bei Gelegen- 
heit der Maltheser Echiniten (Annals and Magazine Nat. Hist. 
1855 2 ser. XV pag. 108), „we know so few true Cidarites 
from the tertiary rocks, that materials for comparison fail us“. 
Und doch rühmte schon Luidius (Lithophylacii Britanniei 
Ichnographia 1699 Nro. 1043) einen Radiolus torosus (seu 
ramusculis insignitus), welchen Rajus aus Malta mitgebracht 
hatte, wo ihn die Bewohner Baculo dı Santo Puolo nannten. 
Auch der treflliche Seilla (de corporibus marinis lapidescenti- 
bus 1747 tab. 24 fig.3) kam darauf zurück und bildete mehrere 
solcher Baculi St. Pauli von knotiger Gestalt von dort ab. 
Sismonda (Memorie della Reale Accademia di Torino 1842 
2 ser. IV. 46) nennt eine ganze Reihe aus dem Miocen der 
Turiner Hügel, worunter „nobilis, Blumenbachii, marginata, 
pustulifera, vesiculosa® uns glauben machen könnten, dass 
die jurassischen und Kreideformen in das Tertiär fortsetzten. 
Man kann darüber freilich abweichender Meinung sein, sie 
sind daher längst umgenannt (Agassiz Oatal. rais. pag. 32), 
aber es bleibt trotzdem merkwürdig, wie ähnlich noch der 
Stachel bei Scilla (1. ce. fig. 5) aus dem Mitteltertiär von Malta 
dem subvesiculosus der Weissen Kreide bleibt. Auch von dem 
C. nummulitica Bellardi (M&m. Soc. geol. de France, 2 ser. 
IV tab. 1 fig. 3) aus dem Nummulithenkalke von Nizza gesteht 
selbst Desor, dass die „espece assez semblable au C. subvesi- 
culosa de lacraie* sei. Wie unzweifelhaft darunter einzelne 
Entwickelungsformen sind, beweist unserer Oberschwäbische 


A. Echinidae regulares: 14. Cidaris praebistrix. 211 


Cidaris praehistrix tab. 69 fig. 1 aus der Meeresmolasse 
von Dürmentingen, Oberamts Riedlingen. Die feingestreiften, 
_ am Gipfel comprimirten Stacheln haben so entschiedene Aechn- 
lichkeit mit dem im Mittelmeere lebenden hystrix, dass es 
sich hier offenbar nur um Racenbildungen handeln kann. Es 
ist schon der blutsverwandte Vorläufer des lebenden histrix, 
welchen Seilla (Corp. mar. tab. 22) und Leske (Additamenta 
tab. 39 fig. 2 pag. 62) aus dem Mittelmeer bei Sicilien und 
Seba (rer. nat. Thesaurus 1758 III tab. 13 Nro. 5 pag. 28) 
von Amerika in voller Pracht abbildeten. Scilla fand die 
lebenden sodann versteinert in den diluvialen Ablagerungen 
von Nicilien, wie in den tertiären von Malta. Zur Verglei- 
chung bilde ich einen Stachel sammt Krone und Eiertafel fig. 2 
vom lebenden histrix aus dem Mittelmeere ab. Die Zeich- 
nung und das Ansehen von fig. 1 und 2 stehen sich überaus 
nahe, beide werden oben etwas comprimirt, der fossile etwas 
mehr als der lebende, beide sind innen hohl. Die Stachel- 
spitze des lebenden ist oben abgenutzt, wie das im Alter oft 
vorkommt, weil die Thiere sich darauf stützen. Sismonda 
(Memorie Acc. Torino 1842 2 ser. IV pag. 48) bildet aus den 
Turiner Tertiärhügeln einen ©. vesiculosa ab, der mit unserm 
viel Aehnlichkeit zu haben scheint. Die 

Krone fig. 2. b unseres lebenden hat 7 Asseln in einer 
Reihe, doch nähert sich die siebente am Munde einer Höcker-, 
am After einer Blindassel. Die Gelenkköpfe sind durchbohrt 
und ungestrahlt. Die ungestrahlten herrschen bei lebenden 
entschieden vor. Da die Höfchen ein wenig elliptisch werden, 
so erinnern sie an die Blumenbachier. Zwischen den Fühler- 
gängen stehen zwei Reihen Knoten gleicher Grösse, innen 
begleitet von kleinern mit zweierlei Kalibern. Die Eier- 
tafel c ist durchaus noch den jurassischen verwandt, so dass 
im Ganzen die Veränderung nur eine geringe genannt wer- 
den muss. 

14 * 


Be 
a M 4 


212 A. Echinidae regulares: 14. Cid. infratertiarius, Veronensis. 


Cidaris infratertiarius tab. 69 fig. 3 aus den eocenen 
Eisenerzen vom Grünten bei Sonthofen, wo lange eine jetzt 
eingegangene Eisenschmelze bestand. Die Brust der Warzen 
tritt hier so hoch herauf, dass man das verdrückte Stück auf 
den ersten Anblick für Hemicidaris hält, auch sind die durch- 
bohrten Warzen stark gestrahlt. Aber es fehlen den schmalen 
Feldern die grösseren Warzen, wie die Mundansicht b zur 
Genüge beweist: es correspondiren blos deutliche Wärzchen 
dem Zwischenraume der Fühlerporen (x vergrössert). In 
der Aequatorialgegend sind die Fühlerporen völlig unver- 
bunden, und die Wärzchen scheinen daselbst etwas undeut- 
licher zu werden (y vergrössert). Mehr als 8 Asseln dürften 
nicht in einer Reihe stehen, die Höfchen derselben sind von 
einem Kranze feiner Knoten umstellt, die auf der obern und 
untern Naht sich zu einer einzigen Linie vereinigen. Für die 
Beurtheilung des Geschlechtes wäre die Beschaffenheit des 
Mund- und Afterkreises sehr wichtig: der Mund scheint wenig- 
stens nicht gross zu sein, und ohne die charakteristischen 
Einschnitte. Wie unser Sonthofer von der Seite, so hat 

Cidaris Veronensis tab. 69 fig. 4 durch Druck von 
oben gelitten. Er stammt nach einer alten Etikette aus dem 
Val di Castelgomberto vom Monte Lupiaro. Dieser erinnert 
umgekehrt durch sein Ansehen an Diademen. Aber die brei- 
ten Felder haben nur 5 Asseln in einer Reihe, und die 
schmalen sind fast glatt, denn die kleinen Wärzchen litten 
sehr durch Abreibung. Da die Gelenkköpfe, wie bei leben- 
den, durchbohrt und nicht gestrahlt, und die runden Höf- 
chen mit einem Perlenkranz uimstellt sind, so hätte ich ihn 
gern mit dem etwas kleinern ©. Melitensis Wright (Ann. 
Mag. Nat. Hist. 1855 2 ser. XV pag. 107 tab. 4 fig. 1) aus 
dem Mitteltertiär von Malta in Beziehung gebracht. Doch 
lässt die schlechte Erhaltung keinen genauen Vergleich zu, 
auch sind die Ambulacra zwischen den schmalen unverbun- 


EEE 


A. Echinidae regulares: 14. Cid. Melitensis. Porocidaris. 213 


denen Poren im Verhältniss breiter (x vergrössert). Es bleibt 
immer eine missliche Sache, Petrefacten verschiedener Fund- 
orte nach Zeichnungen feststellen zu wollen. Der Mundkreis 
ist entschieden kleiner als der Afterkreis, wie ich mich durch 
Klarlegung beider direct überzeugt habe, das entfernt ihn 
namentlich entschieden noch vom Hemicidaris, woran die 
hohen Brüste der Höfchen uns erinnern könnten. 

Poroeidaris Desor Synopsis des Ech. foss. 1858 pag. 46 
(röpog Loch) heissen die Asseln tab. 69 fig.6, welche ich von 
Herrn Desor copire, und die im Nummulithenkalke von 
Verona zu Hause sind. Die Höfchen zeigen strahlende Fur- 
chen, worin im Umfange des Kreises Löcher stehen, die 
durchgehen, und daher auf eine eigenthümliche Organisation 
hinweisen. Nun treiben sich in alten Sammlungen längst 
Stacheln herum, die Leske (Additamenta pag. 203 tab. 52 
fig. 18) bereits als Aciculae serratae compressae aufführte, 
Parkinson (Org. rem. III pag. 45 tab. 4 fig. 12) bildete sie 
unter demselben Namen ganz vorzüglich von Verona ab, und 
Goldfuss (Petref. Germ. I pag. 120 tab. 40 fig. 4) nannte sie 
C. Schmidelii, setzte sie aber wohl irrthümlich in den Jura 
von Dischingen. Unsere Stücke fig.5.a. b aus einer röthlichen 
Erde, waren zwar betrüglich zusammen gekittet, aber sie 
gehören doch wohl der rothen Farbe nach demselben Fund- 
orte und damit derselben Species an. Der Gipfel fig. 5. «a ist 
zwar etwas glatter, aber doch auf einer Seite nicht ganz ohne 
Rauhigkeiten. Dagegen ist fig. 5. b entschieden rauher, 
zwischen feinen Wärzchen stehen grössere, schon dem blossen 
Auge sichtbare Spitzen. Der schmale Gelenkkopf hat acht 
dicke Rippen, wie es schon Parkinson zeichnet, und eben so 
viel Strahlen malt Herr Desor unten am Gelenkkopfe der 
Asseln des Porocidaris. Daher mag wohl an der Zusammen- 
gehörigkeit nicht zu zweifeln sein. Eigenthiümlich ist der 
Hals, derselbe setzt mit einem feinen Wulste ab, welcher 


914 A. Echinidae regulares: 14. Cid. cervicornis, stemmacantha. 


auf einer Seite höher hinauf geht als auf der andern, wie die 
Seitenansicht fig. 5. db klar machen soll. Die längere Hals- 
seite war daher wahrscheinlich nach oben gegen den After 
gerichtet. Ungewöhnlicher Weise stehen auf dem Halse ver- 
einzelte, ja wie es scheint durchbohrte Wärzchen. Leske 
vermischte mit seinen Serratae auch unsere Nattheimer Tris- 
pinaten. Obwohl einer darunter, bidentatus pag. 109 fig. 39, 
sich dem tertiären ausserordentlich zu nähern scheint, so ge- 
hört derselbe doch einer andern Bildung an. Jedenfalls habe 
ich im Handb. Petref. 1852 pag. 578 diesen gemeint, wenn 
ich sagte der Schmidelii finde sich auch bei Nattheim. Auch 
Desor Synopsis tab. 7 fig. 22 versetzte denselben noch in den 
Unteroolith des Frickthales, führte ihn dann aber im Register 
der Echinologie Helvet. 1872 nicht mehr auf. So ziehen sich 
Irrthümer Jahrzehnde fort, bis sie endliche Aufklärung. fin- 
den. Solche doppeltgezähnten (serrata) kommen auch im 
Nummulithenkalke von Biarritz im südlichen Frankreich 
vor. Möglich sogar, dass der ©. pistillaris Lmek. Eneyel. 
method. tab. 37 an den Küsten von Isle de France lebend, 
noch innigere Verwandtschaft damit habe. Ja neuerlich be- 
schreibt Thomson (Proceedings Roy. Soc. London 1872 XX. 
493) eine P. purpurata, die lebend aus 600 Faden Tiefe im 
Atlantischen Ocean hervorgezogen wurde. 

Cidaris cervicornis tab. 69 fig. 8 von Verona aus 
den dortigen Nummulithenkalken, ist wieder rund und 
mit auffallend langen Dornen versehen, welche sich am 
Gipfel wie ein Rehgeweihe ausbreiten. Vielleicht steht er 
mit Cid. subserrata von Biarritz in irgend welcher Ver- 
wandtschaft. 

C. stemmacantha tab. 69 fig. 9, von Agassiz Echin. foss. 
Suisse pag. 73 tab. 21. a fig. 4 copirt, soll häufig in der Mo- 
lasse von Chaux-de-Fonds auftreten. Er hat zerstreute 
markirte Knoten, und breitet sich oben zu einer auffallend 


A. Echinidae regulares: 14. Cid. eocenus. 15. Polyeidaris.. 215 


fächerförmigen Krone aus, was uns an pistillum pag. 184 der 
Kreide erinnern könnte. Ganz besonders zierlich ist 

C. eocenus tab. 70 fig. 7 aus dem subalpinischen Num- 
mulithenkalke vom Teissenberge bei Traunstein in Ober- 
bayern, welchen ich Hrn. Dr. von Schwarz verdanke. Offen- 
bar hat Schafhäutl (Südbayerns Lethaea geognostica 1863 
pag. 114 tab. 24. a fig. 3) unter Desmoulins ©. Jouannetii schon 
etwas sehr Verwandtes begriffen. Die starkknotigen dicken 
Stacheln nehmen eine Consolgestalt an, indem sie sich oben 
zu einer flachen Schüssel erbreitern, wovon dann ein langer 
schmaler Stiel nach oben fortsetzt. Bei den kleinen ver- 
hältnissmässig längern fig. 7. a sind davon oben nur noch 
Spuren angedeutet. 

15. Polyeidaris 
tab. 69 fig. 10—14. 

Schon im Jura tab. 79 fig. 69 zeichnete ich ein vielasse- 
liges Bruchstück aus den colonisirten Kalken des untern 
Weissen Jura. vom Böllert bei Balingen unter dem Namen 
Cidaris multiceps aus, da es trotz seiner Kleinheit 15 Asseln 
in einer Reihe zeigt. Wegen seines so eigenthümlichen An- 
sehens schlug ich schon damals den Namen Polyeidaris (moXös 
viel) vor, um damit auf die Menge der Asseln hinzudeuten. 
Jetzt, wo sich nun mehrere Abänderungen finden, wird man 
sich des gefälligen Wortes gern bedienen. Die grossen Füh-. 
lerporen liegen in gestreckten Reihen flach an der Oberfläche, 
und sind durch ein markirtes Schlauchwärzchen (fig. 14. 
y vergrössert) von einander getrennt. Der Mundkreis ist 
etwas grösser als der Afterkreis, was auf Hemieidaris hin- 
weisen könnte, doch bemerkt man von Kiemeneinschnitten 
wenigstens nichts Bestimmtes. Ein ganz merkwürdiges 
Kennzeichen bildet die Nacktheit der Zickzacknaht auf den 
breiten Feldern (fig. 14. x vergrössert), die Wärzchen rei- 
chen dort nicht hin, es bilden sich Wege, welche an die 


Apr 


216 A. Echinidae regulares: 15. Polycidaris multiceps. 


Fasciolen pag. 23 der Spatangiden erinnern und da, wo die 
vertiefte Zickzacknaht mit der Quernaht zusammen stösst, 
gewahrt man ein kleines dreieckiges Grübchen. Das könnte 
uns an 

Gonioeidaris (yovix Winkel) erinnern, welchen Desor 
(Catalogue Raisonnd 1846 pag. 33) abtrennte nach dem im 
Indischen und Neuholländischen Meere lebenden Cidaris ge- 
ranioides Lmek., schon von Seba (Rer. nat. Thesaurus 1758. 
Ill pag. 29 tab. 13 Nro. 8) Echinometra singularissima ge- 
nannt. Die Löcher auf der Zickzacknaht sind hier nur brei- 
ter und werden auch auf den schmalen Feldern beobachtet, 
wobei unsere fossilen durch Furchen den Umriss der kleinen 
Asseln erkennen lassen. 

Polye. multiceps tab. 69 fig. 10 aus Weissem Jura « 
vom Böllert ist mein grösstes Stück. Die 15 Asseln mit ihren 
kleinen durchbohrten und gestrahlten Gelenkköpfchen liegen 
in geradester Reihe über einander. Die Köpfchen werden 
am Mundkreise zwar etwas kleiner als am Afterkreise, doch 
sind die Unterschiede nur gering. Die breitelliptischen Höf- 
chen fliessen vollständig ineinander, und auf ihrem Rande 
links und rechts findet sich keine Spur ausgezeichneter Kranz- 
wärzchen, alles ist gleichmässig mit sparsamen Wärzchen 
bedeckt. Besonders frei liegen die Fühlerporen da, die man 
alle mit blossem Auge vortrefllich sehen und zählen kann, 
man kann etwa 60 Paare in einer Reihe annehmen. Jedem 
Paare und damit jeder Assel entspricht ein Wärzchen. Zur 
weiteren Vergleichung füge ich noch das Bruchstück fig. 13 
von Friedingen an der Donau hinzu, das vielleicht etwas 
höher liegt. Es findet hier, ich möchte sagen, absolute 
Uebereinstimmung statt, und die kleinen Gelenkköpfe sind 
hier besser erhalten. Das Stück gehört dem Unterrande an, 
es scheint zwar weniger Wölbung da zu sein, allein die zehn 
Wärzchen nehmen ganz den Läugsraum von den 10 untersten 


a ie 


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A.Echinidae regnlares: 15. Polyc. nonarius. 16. Diplocidaris. 217 


am Böllert ein. Fig. 11. 12 sind einzelne Asseln vom Böl- 
lert: fig. 11 grösser und weniger elliptisch als fig. 12, aber 
schon die nackte Ziekzacknaht (x vergrössert) deutet das Sub- 
genus an. Das zierliche Stück zeigt das Unterende, innen b 
sieht man sogar noch ein Stück Ohr für die Befestigung der 
Laterne, tiefe Gruben bezeichnen die Stellen der Warzen. 
Ob dieselben der gleichen Species angehören, weiss ich nicht. 
Dagegen ist 

Polyce. nonarius tab. 69 fig. 14, wahrscheinlich aus 
dem mittleren Weissen Jura, bei ganz gleichem Habitus 
wohl verschieden, denn wir zählen hier bestimmt nur 9 Asseln 
in einer Reihe, und kaum über 40 Löcherpaare. Sonst zeigt 
sich alles, wie beim multiceps, namentlich sind die nackten 
Nähte vortrefllich entwickelt (x vergrössert). Lange musste 
ich bei diesem Stücke an einen jungen Cidaris Suevicus 
pag. 73 denken, wo auch die Zickzacknaht des breiten Feldes 
eine nackte Stelle zeigt. Allein der Augenschein lehrt, dass 
die näheren Verwandten beim Polycidaris sind. Afterkreis 
entschieden kleiner, als der Mundkreis, also umgekehrt, wie 
bei den Uriniferen pag. 150. Auch wird von Einschnitten 
am Mundkreise nichts bemerkt, sonst könnte man auf eine 
Vergleichung mit Acrosalenia geführt werden. 


16. Diplocidaris 
tab. 69 fig. 15. 16. 


Schon im Handb. Petref. 1852 pag. 573 tab. 49 fig. 8 
lenkte ich die Aufmerksamkeit auf einen Nattheimer Cidarites 
alternans, der mir wegen der Alternation seiner Poren in 
hohem Grade aufliel, und diese Eigenschaft mit einem andern 
viel grobwarzigeren, ebenfalls aus dem Weissen Jura , aber 
von Ulm, gemein hatte, den ich (Handb. Petref. tab. 48 fig. 45) 
mit Öid. gigantea Agassiz Ech. Suiss. pag. 66 tab. 21. a fig. 22 
aus dem Terrain & chailles von Besancon identifieirte. Dazu 


218 A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris. 


kam noch ein drittes verwandtes Stück aus dem von Stylo- 
lithen durchzogenen plumpen Weissen Jura & des Kienles- 
berges bei Ulm, welches Herr Desor bei der Versammlung 
der Naturforscher 1853 hier in der akademischen Sammlung 
sahe, und in seiner Synopsis 1858 pag. 45 tab. 1 fig. 5 als 
den Typus seines Diplocidaris (SırXoös doppelt) nahm. Nur 
wurde das Stück nicht ganz glücklich ebenfalls mit C. gigan- 
tea vereinigt, von dem es nach der Zeichnung sehr bestimmt 
abweicht. Ich habe daher im Jura pag. 732 die Stücke sorg- 
fältig auseinander gehalten. 

Dem äusseren Habitus nach bleiben es ächte Cidariten, 
namentlich fehlt am Mundsaume noch jede Spur vom Kiemen- 
schlitze. Dagegen ist der Afterkreis schon kleiner, die 
Tafeln des Apex halten fester zusammen, als beim eigentlichen 
Cidaris und nähern sie dadurch entschieden den Tiariden 
pag. 55. Auch die dicken Warzen des schmalen Feldes des 
pustuliferus können uns daran erinnern, und mit ihnen hängt 
die Alternanz der Porenpaare auf das engste zusammen: jedem 
Wärzchen (fig. 43 ideale Vergrösserung) entsprechen nemlich 
schr bestimmt zwei Porenasseln: das Lochpaar der einen 
Assel legt sich an den Knoten, das der andern dringt zwi- 
schen die Knoten, konnte daher weiter zur Ambulacralnaht 
vordringen, als das erste. Da nun die Distanz der beiden 
Löcher eines Paares sich gleich bleibt, so muss das eine 
Alternanz der Löcher erzeugen. Wenn man die Asselgrenzen 
unberücksichtigt lässt, so kann man sie als zwei Porenpaar- 
reihen ansehen, die neben einander fortlaufen. Allein or- 
ganisch genommen ist das nicht recht, weil man dann Poren 
verschiedener Asseln mit einander verbindet. Man kann sie 
daher auch zu vier schiellaufenden Reihen ansehen, oder 
auch zu Dreiecken gruppiren: wenn die untern zwei Dreiecke 
ihre Spitze links, so haben die folgenden beiden sie rechts, 
dann folgen wieder zwei linke etc., alles das in bewunderns- 


a EEE 


A Echinidae regulares: 16. Diplocidaris alternans. 219 


werther Gesetzmässigkeit. Aber das organische Gesetz ist 
und bleibt Alternanz, sie sollten daher Alternoeidaris heissen. 
Auf der Innenseite hört beim pustuliferus fig. 40. h die Alternanz 
sogar vollständig auf, weil eben eines von den Löchern ab- 
wechselnd senkrecht oder schief durch die Schale geht. 

Cid. alternans tab. 69 fig. 15 Handb. Petref. 1852 tab. 
49 fig. 8 verkieselt aus dem Weissen Jura « von Nattheim, 
Mein vollständigstes Bruchstück, woran 10 Asseln in einer 
Reihe deutlich erhalten sind, scheint oben und unten 
ganz zu sein. Die Höfchen sind verhältnissmässig klein, 
oben gegen den Afterrand, unten gegen den Mund hin ellip- 
tisch und dann vollständig in einander fliessend. Die Gelenk- 
köpfe stark durchbohrt, aber die Strahlung gerade nicht stark 
hervortretend. Die Kranzwärzchen zeichnen sich vor den 
übrigen nicht sonderlich aus, mittelgross und etwas weit- 
läufig gestellt verbreiten sie sich gleichmässig über die ganze 
Schale. Selbst die schmalen Felder zwischen den Fühler- 
gängen behalten noch das ähnliche Ansehen. Vier bestimmt 
alternirende Knotenreihen zeichnen sie in hohem Grade aus, 
und da unser Bruchstück gerade in der Ambulacralnaht weg- 
gebrochen ist, so bleiben zwei Reihen Knoten stehen, die 
genau den alternirenden Porenpaaren entsprechen (x ver- 
grössert). Man bekommt von dem Bau hier eine ganz klare 
- Vorstellung, da die Nähte und Poren der Ambulacralasseln 
sich ganz bestimmt verfolgen lassen. Fasst man ein Poren- 
paar scharf ins Auge, so sieht man eine brillenförmige Grube 
darum gehen, in der Mitte mit einem Schlauchwärzchen 
(y vergrössert), so dass auch dadurch wie bei Echiniten die 
Zusammengehörigkeit der Horizontalporen erkannt wird. Auf 
der Hinterseite D treten die Löcher zwar etwas näher unter- 
einander, aber die Alternanz hört nicht ganz auf. Der 
Stacheleindruck links unten nicht zu übersehen. 


Cid. Desori tab. 69 fig. 16—29 Jura tab. 89 fig. 21. 22 


MT, ie 


220 A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris Desori. 


verkalkt aus den weissen plumpen Felsenkalken des Weissen 
Jura e. Obwohl meine Unterscheidungen längst angenommen 
waren, so hat Herr Loriol (Echinol. Helvet. pag. 85) abermal 
unsern in Diploc. Etalloni verändert, weil Wright (Brit. 
foss. Echinoderm. pag. 56) den Namen auf ein undeutliches 
Bruchstück, was wahrscheinlich zum pustuliferus gehört, an- 
wendete. Sie haben auf den schmalen Feldern zwischen den 
Porenpaaren statt vier nur zwei Knotenreihen. Obgleich die 
Porenpaare aussen stark alterniren fig. 17, so stehen die 
Poren innen fig. 15 doch fast genau übereinander. Im Uebrigen 
bleibt der Habitus dem von alternans ausserordentlich ähn- 
lich. Die Asseln fig. 16—183 stammen aus dem Oerlinger 
Thale von Ulm, sind sehr dünnschalig, und zwischen den 
convexen Warzen stehen eigenthümlich Flachwarzen (fig. 16. 
y vergrössert) mit einer kleinen Erhöhung in der Mitte. Das 
Höfchen fig. 17 ist auffallend rund, ziemlich vertieft, auf 
dem Kreisrande stehen Wärzchen, aber ohne sich vor den 
übrigen durch besondere Grösse auszuzeichnen. Fig. 16 
stimmt mit der dritten Warze von oben bei fig. 39 links vom 
Fühlergange, lässt kaum noch ein Höfchen unterscheiden, 
doch hat im Centrum das kleine Wärzchen ohne Hals noch 
ein deutliches Loch. Auch hier sind die Löcher von einer 
brillenförmigen Rinne umgeben, fig. 17. x vergrössert. Schon 
im Jura pag. 733 habe ich gezeigt, dass die 

Stacheln fig. 19—29 mit höchster Wahrscheinlichkeit 
dazu gehören. Sie haben keinen besonderen Hals und zeich- 
nen sich durch einen eigenthümlich krummen Kopf aus, so 
dass der Haupttheil des Stachels in der Lage des Thieres nach 
oben gebogen war. Die Unterseite ist flach convex, die 
Oberseite kantet sich dagegen nach oben hin bald, am schärf- 
sten sind jedoch die Kanten auf den Seiten. Sonst ist die 
Oberfläche mit flachen Pusteln besetzt, die typische Aehn- 
lichkeit mit pustuliferus besitzen, und mannigmal auch zu 


I A u a Be a A nn 


Er 7 


a a a 


A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris Desori. 221 


unbestimmten Querwellen sich vereinigen. Es ist daher wohl 
keinem Zweifel unterworfen, dass Hemieidaris undulata 
Desor Echinol. Helvet. pag. 108 tab. 19 fig. 8 aus dem 
Terrain & chailles hierher gehört, dann stimmt er aber nicht 
mit dem gleichnamigen bei Agassiz Ech. Suiss. tab. 18 fig. 25. 
Von den grossen sind mir ganze Stacheln nicht bekannt, denn 
bei genauer Prüfung zeigte sich, dass der gegen 2 Zoll lange 
Stachel, welchen ich im Jura tab. 89 fig. 27 von der mehr- 
fach gestreiften Oberseite abbildete, und den ich fig. 19 von 
der flachgewölbten pustulösen Unterseite gebe, in der Mitte 
zwar sehr geschickt, aber betrüglich zusammengesetzt war. 
Dickere Stücke als fig. 20 von der Seite dargestellt sind mir 
nicht bekannt, das Krumme unten ist durchaus nicht entstellt, 
sondern Natur. Fig. 21 von der gekanteten Oberseite er- 
scheint in dieser Stellung wieder ganz gerade, aber von der 
Seite gesehen ist er eben so krumm, der Querschnitt deutet 
eine sehr markirte Höhlung an. Fig. 22 hat zwei Kanten 
auf dem Rücken, welche ziemlich symmetrisch stehen. Es 
ist das nicht immer der Fall, sondern es gibt Stücke, wo die 
Hauptkante die Mitte einnimmt, und eine zweite steht dann 
links oder rechts davon, was augenscheinlich auf eine Un- 
symmetrie hindeutet. Fig. 23 wird schon auffallend kürzer, 
aber er behält noch den krummen Kopf, und man merkt auch 
noch auf der Unterseite Spuren von Pusteln, und auf der 
Oberseite zwei Kanten. Noch dünner sind fig. 24 und 25, 
doch ist an der Zugehörigkeit nicht zu zweifeln. Fig. 26 ist 
das Gipfelende von einem grössern, es ist innen hohl und 
ringsum kantig, wie der vergrösserte Querschnitt z zeigt. 
Die Stacheln sind übrigens sehr verbreitet. Schon Graf 
Mandelsloh hat sie seiner Zeit von Sirchingen bei Urach als 
Cidaris Blumenbachi versandt. Am Nollhaus bei Sigmaringen 
fig. 27. 28 können ihre krummen Unterenden gar nicht ver- 
kannt werden, und man kann sich hier mit der grössten Be- 


De 


2992 A. Echinidae regulares: 16. Diploeidaris Desori. 


stimmtheit überzeugen, dass kein besonderer Hals vorhanden 
sei. Zarte Längsstreifen sind wohl da, aber dieselben setzen 
zwischen den Pusteln längs des ganzen Körpers mehr oder 
weniger unterbrochen fort, fig. 27. x vergrössert. Bei Gipfel- 
stücken fig. 23 gleichen die Längskanten nicht selten hohen 
Leisten, die rings herum gehen, durch sorgfältige Vergleich- 
ung vermag man aber dennoch Ober- und Unterseite zu unter- 
scheiden. Die Oberseite hat an diesem Stücke zwei Median- 
kanten, welchen jederseits noch eine geknotete Linie folgt 
(x vergrössert). Bei den verkieselten Nattheimern fig. 29 
verwischen sich die feineren Zeichnungen zwar leicht durch 
die rohe Silification, aber der krumme Habitus lässt sie den- 
noch nicht verkennen. Vergleiche übrigens auch die Stacheln 
von Hemicidaris und Acrocidaris. Unser Stück gehört zu 
den ungewöhnlicheren, die andern sehen viel ähnlicher aus. 
Etwas unsicherer sind dagegen die 

kleinen geflügelten Stacheln tab. 69 fig. 30, welche im 
Oerlinger Thale bei Ulm mit den krummköpfigen zusammen 
vorkamen (Jura tab. 89 fig. 23. 29), aber selbst keine krum- 
men Köpfe mehr haben. Doch kann man eine Hinter- und 
Vorderseite noch bestimmt unterscheiden, auch haben sie wie 
die andern keinen abgesetzten Hals, sondern die zarten 
Streifen gehen über den ganzen Körper weg, aber Tuberkeln 
vermisst man gänzlich. Fig. 30 hat sehr deutliche Flügel 
auf den Seiten, die sich etwas gegen den Rücken biegen, oben 
am Gipfel fehlt sehr wenig, doch kommt schon trotz der 
starken Depression ein Hohlraum zum Vorschein; fig. 31 hat 
minder ausgebildete Flügel und oben links eine kleine Miss- 
bildung. Auf fig. 32 setzen sich ganz oben auf der Rücken- 
seite zwei freilich sehr undeutliche Rippen ein, welche uns 
noch an die gleichen bei den Krummhälsern erinnern könnten. 
Sehr schmal und kurz ist fig. 33, aber immer noch deprimirt; 
fig. 34 ist dagegen ebenso kurz, aber dicker und kräftiger. Es 


a EEE EEE 


A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris Desori, "2923 


können alle diese Stacheln wegen ihrer ausgebildeten Köpfe 
nur auf Hauptwarzen gestanden sein. Etwas eigenthümlich 
ist das geflügelte hohle Oberende fig. 35, weil auf der Rücken- 
seite zwei Reihen Console-förmige Warzen übereinander 
stehen, die oben plötzlich abfallen, unten sich in die Länge 
ziehen, aber dennoch wohl zu den andern gehören. 

Von der Lochen bei Balingen bilde ich zwei Asseln 
tab. 69 fig. 36. 37 ab, die sich durch ihre sparsamen Knöt- 
chen an Diplocidaris anzuschliessen scheinen. Gar zierlich 
ist der Knotenkreis um das runde Höfchen so gedrängt um- 
stellt, dass ein förmlicher freier Ring entsteht. Gelenkköpf- 
chen deutlich durchbohrt und gestrahlt. Würden sich dazu 
noch alternirende Fühlerporen finden, so hätten wir einen 
Diploc. Lochensis. Oben erwähnter 

Kienlesberger tab. 69 fig. 39 aus den weissen plumpen 
Marmorfelsen mit kurzen Stylolithenabsonderungen blieb 
immer noch eines der Hauptstücke. Es ist das Desori im 
engsten Sinne.- Besonders fallen darauf die drei Blindasseln 
links neben dem Ambulacralfelde auf: die zwei obern haben 
keine Spur von Hauptwarze, und die dritte nur eine ver- 
kümmerte, und zwar gleichmässig links und rechts vom Am- 
bulacrum, und die Gleichheit dieser dritten mit fig. 16 aus 
dem Oerlinger Thale gibt den Anschein, als wenn das nicht 
in zufälliger Missbildung, sondern in wiederholter Gesetz- 
mässigkeit seinen Grund hätte. Wir werden dabei nicht blos 
an tuberculosus tab. 63 fig. 1, ebenfalls vom Kienlesberge aber 
aus anderen Schichten, sondern auch an den spätern cretosus 
pag. 172 lebhaft erinnert. Nur 6 Asseln lassen sich an dem 
Stück verfolgen. Auch ist der Stacheleindruck nicht zu über- 
sehen, der sich auf etwas auffällige Weise tief auf der Schale 
abgedrückt hat, und worin Krummhälser vom Oerlinger 
Thale genau hineinpassen, so dass man versucht wird, wenn 
eine Umnennung nothwendig wäre, sie nicht Etalloni sondern 


RN A 


24° A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris Desori. 


obliquaeulei (Krummstachler) zu heissen. Unten habe ich 
auch ein langes Zahnstück 2 blosgelegt, woran ich auf dem 
deutlichen Querschnitte durchaus keine Verdickung wahr- 
nehme, es bleibt noch die ächte einförmige Cidaritenzahn- 
mulde. Das Unterende liess sich nicht sicher herausbringen. 
Etwas verschieden davon ist ein zweites Stück von 
Friedingen tab. 69 fig. 38 zwischen Riedlingen und Gam- 
mertingen aus dem gleichen Marmorkalke z mit Stylolithen. 
Es ist ein ganzer Körper, aber er hat so gelitten, dass sich 
bei der Abbildung des Apex (Jura tab. 89 fig. 21) kleine 
Fehler einschlichen. Die Alternanz der Poren und die 
Doppelreihe engerer Wärzchen auf den schmalern Feldern 
stempelt sie entschieden zum Desori. Aber die Asseln am 
Afterrand haben einen etwas andern Umriss, die Asseln sind 
weniger blind, doch lässt die Abreibung nur an einer Stelle 
Sicherheit zu. Sind die Eier- und Augentäfelchen auch sehr 
verwischt, so bilden die Eiertäfelchen doch einen fest ge- 
schlossenen Kreis, der nicht mit Cidaris, sondern Tijaris voll- 
ständig übereinstimmt. Berühren sich die Ränder der drei- 
eckigen Plättchen auch nur wenig, so berühren sie sich doch 
entschieden, und drängen die Augentäfelchen nach aussen. 
Eine daran ist grösser als die übrigen, und entspricht daher 
wahrscheinlich der Madreporenplatte. Die Genitallöcher sind 
gross, dagegen erkennt man bei den Augenplättchen das Loch 
nicht leicht, es ist weit nach hinten gedrängt und ragt über 
das Ende der Ambulakren hinaus (x vergrössert), analog den 
ächten Tiariden und Saleniden. Zehn Asseln zählt man be- 
stimmt in einer Reihe, dann ist aber das kleine Zwickelblätt- 
chen links neben der Genitalplatte nicht mitgerechnet. Das 
weicht von der zehntafeligen Reihe des alternans fig. 15 
wesentlich ab, woran alle Gelenkköpfe so ausgebildet sind, 
dass ein Ungeübter zweifeln könnte, was er für oben und 
unten halten soll. Der Mundkreis m» ist im Verhältniss zur 


A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris pustuliferus. . 225 


Krone klein, 23 mm, am Rande wird keine Spur von Ein- 
schnitten sichtbar. Die Alternanz der Poren sinkt hier aber 
auf ein Minimum herab. Auf den Eindruck der Stacheln ist 
Gewicht zu legen, da sie wahrscheinlich dazu gehören. Sie 
lassen sich gut mit den Oerlingern in Beziehung bringen, na- 
mentlich liegen auch kleine meisselförmige Zwischenstacheln 
darauf, doch darf man nicht unbedingt alle dazu zählen. Was 
sich von Gelenkköpfen erhalten hat ist klein, viel kleiner als 
beim 

Diploc. pustuliferus tab. 69 fig. 40—46 etc. Ob es 
wohl keinem Zweifel unterliegt, dass das Schalenbruchstück 
von Cidaris gigantea Agass. Echin. Suiss. pag. 66 tab. 21. «@ 
fig. 22 aus den Kieselnierenkalken von Besancon dieser sei, 
so gehört doch nicht minder zweifelhaft das Stachelbruchstück 
des Cidaris pustulifera 1. e. tab. 21. a fig. 7 von demselben 
Fundorte dazu. Denn wenn auch der Charakter nicht recht ge- 
troffen sein mag, so ist das doch längst verbessert, und Herr 
Desor (Echinol. Helvet. tab. 12 fig. 13) zeichnet wenigstens 
einen davon krummhalsig, das Wahrzeichen der ganzen Ab- 
theilung. Mit erhabenen Pusteln sind aber nicht blos die 
Stacheln, sondern auch die Kronen bedeckt, so dass der Name 
von pustula (Bläschen) bezeichnender ist als der von gigas 
(Riese), und darauf kommt es mir hauptsächlich an. Wir 
rücken damit den Tiariden noch einen Schritt näher, denn 
die zwei „Blasenreihen“ schwellen auf den schmalen Feldern 
schon hoch hinaus, und die verschiedenen Stücke, wie fig. 45 
und fig. 46 von Nattheim, weichen unter einander so ansehn- 
lich ab, dass man den mageren Wärzchen der Alternanten 
gegenüber sogar an em Untergeschlecht Pustulitiaris denken 
dürfte. Die Porenpaare alterniren zwar noch, aber sie liegen 
nicht flach, sondern geneigt wie an beiden Gehängen eines 
Gebirgsrücken, die durch die Auftreibung der Ambulakren 


erzeugt werden. Beginnen wir mit den Kronenbruchstücken im 
Quenstedt, Echinod. 15 


PET TLRN 


226 A. Eehinidae regulares: 16. Diplocidaris pustuliferus. 


Oerlinger Thale tab. 69 fig. 40—43 bei Ulm, so habe 
ich das grösste fig. 40 schon im Jura tab. 89 fig. 10 abge- 
bildet, hier schen wir die hohe Schwellung der zwei Pustel- 
reihen zwischen den Fühlergängen am schönsten. Die Alter- 
nanz der Porenpaare findet mit wunderbarer Regelmässigkeit 
statt, wie das vergrösserte Bild fig. 43 möglichst treu zeigt. 
Auch hier sind die zusammengehörigen Löcher von einer 
Brillenfurche eingefässt. Wenn unsere Figur mit der von 
Desor 1. ce. tab. 12 fig. 12. « nicht passt, so trägt daran wohl 
nicht die Natur, sondern der Darsteller die Schuld. Auf- 
fallend ist es, wie diese alternirenden Poren innen ohne die 
geringste Ausweichung genau übereinander stehen fig. 40. h, 
Schon die Assel fig. 42 lässt sich mit fig. 40 nicht in voll- 
ständige Uebereinstimmung bringen. Loch und Gelenkkopf 
sind grösser, der Strahlenkranz des Halses feiner, die Brust 
niedriger. Aber der allgemeine Habitus bleibt. Fig. 41 
kann ich nur als Blindassel deuten, links ist der gekerbte 
Ambulacralrand, unten die deutliche Grenze einer zweiten 
Assel, und oben rechts setzt sich noch ein kleines Zwickel- 
plättchen ein (Jura tab. 89 fig. 11). Zwischen den halbei- 
förmigen Pusteln sitzen ebenfalls wieder genannte Flach- 
wärzchen (x vergrössert), die kleinen Vulkanen gleichen mit 
einer markirten Erhöhung in der Mitte. Die etwas grössern 
Kranzwärzchen um das Höfchen bekommen durch eine Ein- 
schnürung ein besonderes Köpfchen, was bei den übrigen 
Pusteln minder auffällt. Um 

Nattheim tab. 69 fig. 44—46 kommen im Sternkorallen- 
kalke prächtige Kronen wenn auch selten vor, die freilich 
wieder manche Veränderungen zeigen. Gleich die Assel 
fig. 44 mit anhängendem Fühlergang hat feinere Poren und 
feinere Ambulacralknoten, doch sehen wir hinten % wieder 
das völlige Verschwinden der Alternanz. Um die auffallenden 
Unterschiede zu zeigen, habe ich Stücke von der grösseren 


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na EEE ee EEE | 


A. Echinidae regulares: 16. Diplecidaris-Stacheln. 227 


Krone fig. 45 (Jura tab. 89 fig. 20) neben die kleinere fig. 46 
gestellt. Obgleich sie sich im Durchmesser wie 63mm: 51 mn 
verhalten, so sind bei der kleineren die Pusteln doch ent- 
schieden grösser, und dieselben ziehen sich am dicksten 
über die Platten des apex hin, während hier umgekehrt bei 
der grössern die Pusteln kleiner werden. Sonst kommen bei 
beiden, abgesehen von der Zwickelassel, fünf ausgebildete 
Asseln mit Gelenkköpfen vor. Auch hier hat wieder der 
kleine mehr Neigung zur Ausbildung einer sechsten, als der 
grosse. Denn zählt man am Mundkreise die Höckerassel mit, 
so kommen mehrmals sechs heraus, obwohl dann oben die 
sechste durch Verkümmerung sich zur Blindassel neigt, und 
in dieser Beziehung eine totale Verschiedenheit Statt findet. 
Und dennoch möchte ich sie nicht durch besondere Namen 
von einander trennen. Ein Hinweisen auf die bestimmte 
Zeichnung genügt in solchen handgreiflichen Fällen. Obwohl 
der Mundkreis fig. 46. b ausserordentlich deutlich blosgelegt 
wurde, so zeigt sich doch keine Spur von Einschnitten, die 
Alternanz der Fühlerporen hört ziemlich auf, so dass der 
Bau des Mundes gänzlich den ächten Cidariten gleichen möchte. 
Zur Vergleichung habe ich fig. 47 nur eine kleine pustulöse 
Assel von der Lochen hinzugestellt, dieselbe hat zwar auch 
nur eine Pustel auf der Ambulacralassel (x vergrössert), aber 
jeder Pustel entspricht nur ein Löcherpaar, die alternirenden 
fehlen. Doch ist die Assel so eigenthümlich, dass ich sie mit 
keiner andern vergleichen kann. 

Die Stacheln tab. 69 fig. 48—53 aus dem Oerlinger 
Thale sind lehrreich, und werfen zugleich ein entschiedenes 
Licht auf die dünnern vom Desori. Leider wurde man durch 
die betrügerische Zusammensetzung der Stücke oft getäuscht: 
so ist im Handb. Petref. 1352 tab. 48 fig. 44 fälschlich aus 
zweierlei Stücken zusammengekittet; ebensowenig gehört der 
Gipfel unserer fig. 49 darauf, so vortreftlich auch die Stücke 

19% 


2928 A. Echinidae regulares: 16. Diploeidaris-Stacheln. 


an einander zu passen scheinen. Einzig ganz und unzweifel- 
haft ist dagegen fig. 45, die Pusteln sind flach von halbmond- 
förmigem Umriss, oben schneiden sie in gerader Linie ab, 
unten dagegen verschwimmen sie kreisförmig in der Ober- 
fläche. Erst ganz oben bildet sich jederseits eine etwas 
schärfere Kante aus, die eine nach unten gekehrte flache 
Seite von einer obern gewölbten abgrenzen. Der Gipfel 
endigt zierlich mit vier Spitzen: zwei dickere von einander 
entferntere entsprechen den Enden der Seitenkante, und zwei 
zartere einander näherstehende überragen sie. Um die Hals- 
krümmung zu zeigen, habe ich die meisten von der Seite ab- 
gebildet. Ein kurzer nackter Stiel, wohin die Pusteln nicht 
gehen, ist vorhanden, aber von einem besonders gestreiften 
Halse wird nichts bemerkt. Das erinnert schon an Tiariden. 
An dem Unterstücke der fig. 49 sind die Pusteln etwas höher 
und kräftiger, neigen sich sogar stellenweis zur Rundung, 
wodurch sie dem Agassiz’schen Stachel etwas ähnlicher werden. 
Der nicht zugehörige Gipfel endigt mit Rippen, die aus den 
Pusteln zusammenfliessen. Fig. 50 ist gänzlich unverbrochen, 
von den Kanten oben am Gipfel zeichnen sich zwei gegen- 
überliegende etwas aus, welche die fache zum Mund gekehrte 
Seite vom gewölbten Rücken trennen, wie die Krümmung 
des Stieles beweist. Dicker als fig. 51 von der Seite habe 
ich sie nicht gefunden, es stimmt in Grösse mit dem Agassiz- 
schen Stücke, wenn unsere Pusteln namentlich in der Breite 
etwas abweichen, so ist das wohl nur ein Beweis, wie schwie- 
rig treue Darstellungen sind. Im Jura tab. 89 fig. 12 gab ich 
dasselbe schon von hinten, desshalb zeigt sich dort gar keine 
Stielkrümmung. Sie nehmen nun immer ab, fig. 52 ist nur 
noch ein Weniges länger als tab. 89 fig. 13 im Jura, immer 
tritt in der Seitenansicht oben hart gegen die Mundseite hin 
eine markirte Kante hervor. Bei fig. 53, zu den kleineren 
zählend, bemerkt man auf den Seiten die Kanten schon weit 


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a Ay Pe a FE a SEE 
rw a, e> 27 


A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris-Stacheln. 229 


hinab: links von der Kante, also der Unterseite zu, fliessen 
die Pusteln stellenweis zu Querrunzeln (x vergrössert) zu- 
sammen, rechts dagegen an der Oberseite bleiben die dieken 
Pusteln (y vergrössert) alle getrennt. So werden wir Schritt- 
weis zu den 

kleinsten geführt, denn die geflügelte fig. 54 hat zwar 
keine Pusteln mehr, aber entschieden zwei Seiten, und auch 
die Stielkrümmung fehlt noch nicht gänzlich. - Vergleiche 
hier auch oben abgebildeten Cid. flabellatus tab. 66 fig. 44 aus 
dem Oerlinger Thal, und die verkieselten tab. 66 fig. 45—47 
von Nattheim. Es könnte das ein Licht auf die kleinen 
Flügelformen von Desori pag. 222 werfen. Die schon im 
Jura tab. 89 fig. 14 abgebildete fig. 55 scheint zwar etwas 
missgcbildet, aber man meint hier noch den Anfang von 
Pusteln wahrzunehmen. Die zarte Längsstreifung tritt bei 
diesem kleinen etwas deutlicher hervor, bei fig. 53 könnte 
man sogar einen Hals vermuthen, aber sichere Abgrenzung 
ist auch hier nicht vorhanden. Ja die Ungleichheit der Ober- 
und Unterseite scheint sich selbst auf die keilförmigen Zwi- 
schenstacheln fig. 56 zu erstrecken, woran die eine Seite fast 
muldenförmig concav, die andere convex erscheint; sogar die 
zarten breitlichen Nadeln fig. 57 haben auf der einen Seite 
gegen den Gipfel hin eine Vertiefung bei deutlicher Strei- 
fung. Auch die Balken fig. 58. a von der Unter-, b von der 
Oberseite zeigen auf der innern Hälfte nach oben eine eigen- 
thümliche Verdickung, das obere Ende ist an der Laterne 
nach aussen, das untere nach innen gekehrt, denn unten in 
die Gabel setzte sich .der Stiel des y-förmigen Knochens tab. 
62 fig. 79. Sie gehören zur Species II. Ganz sicher bin ich 
über die Zugehörigkeit zwar nicht, aber das äussere Ansehen 
stimmt ganz zu den andern dort gefundenen Sachen. Endlich 
noch die isolirten drei Eiertafeln fig. 59—61, die grosse schon 
im Jura tab. 89 fig. 7 abgebildete hat nur flache kleine 


230 A. Echinidae regulares: 16. Diplocidaris-Stacheln. Leiocidaris. 


Pusteln, und würde mit der Madreporenplatte auf fig. 45 
stimmen, die auch ähnliche Zeichnung hat, bis auf das Geni- 
talloch, das auffallend weit gegen die äussere Spitze gedrängt 
ist, wie man es sonst bei Hemicidaris findet. Möglicher 
Weise könnte es auch dahin gehören, obwohl ich dort nichts 
ähnlicher Grösse bei uns kenne. Die beiden kleinen fig. 59. 
60 habe ich nur wegen der extremen Grösse ihrer Löcher 
gezeichnet, das eine Loch klein und kaum sichtbar, das 
andere übermässig gross, und alles in Gesellschaft mit den 
andern gefunden. Eine gewisse Unsicherheit lässt sich da 
nicht vermeiden, namentlich ist auch auf die Augentafeln 
von den Nobiles tab. 64 fig. 49 zu blicken, und pag. 95 
wurde schon angedeutet, dass die dicken durchbohrten 
Tafeln tab. 64 fig. 50. 5i beim pustuliferus ihr Unter- 
kommen finden könnten, mit denen sie zusammen gefunden 
wurden. Die 

Nattheimer Stachelbruchstücke tab. 69 fig. 62—64 zeich- 


nen sich durch ansehnliche Grösse aus, wie namentlich das - 


innen hohle Gipfelstück fig. 62 beweist, aber die Pusteln 
bleiben ganz normal, und die äusserste Spitze kantet sich 
etwas. Auch hat das Unterende fig. 63 den bekannten krum- 
men Stiel, doch fliessen die Pusteln hier schon etwas mehr 
zusammen, ja in fig. 64 erzeugen sie auf der gegen den 
Rücken gekehrten Seite einzelne förmlich geschlossene Wellen. 

Nach der einfachen dieken Knotenreihe zu urtheilen ge- 
hört die entstellte Assel von Diploe. Desori Wright Brit. foss. 
Echinod. tab. 8 fig. 5 pag. 56, im untern Oolith von Yeovil 
gefunden, hierhin. Doch muss jedenfalls noch Mehreres und 
Besseres gefunden werden, ehe man darüber aburtheilen darf 
pag. 220. Der 

Uebersicht wegen nenne ich noch Leioeidaris Oi glatt) 
Desor Synopsis 1858 pag. 48, wozu der tropische Cidaris 
imperialis gehört, den Lamarck (Anim. sans vertebr. III. 54) 


A. Echinidae regulares: Leiocidaris, Orthocidaris. 231 


an die Spitze seiner „I'urbans“ stellte, mit glatten weiss- 
geringelten Stacheln, die nur an der Spitze etwas gestreift 
sind. Schon Rumphius (Thesaurus imaginum ete. 1711 tab. 
13 fig. 4) unterschied ihn ganz bestimmt als Echinometra 
Digitata secunda rotunda vel Cidaris Mauri vom Ech. Dig. 
prima oblonga, denn jener war rund mit durchbohrten (Eneyel. 
meth. tab. 136 fig. 8), dieser länglich mit undurchbohrten 
Warzen (Klein Echin. tab. 6), welcher schon von Linn@ als 
Echinus mammillatus richtig getrennt wurde. Jetzt heisst er 
Acrocladia. Ein besonders schönes Exemplar von den runden 
hat Seba (Rer. natur. Thesaurus 1758 tab. 13 fig. 3) mit allen 
Stacheln grösser und schöner als Rumphius abgebildet. Bei 
der Aehnlichkeit der nackten Kronen mit ©. papillata Leske, 
der auf Kiesgrund von den Faröer-Inseln bis Gibraltar bei 
100 bis 400 Faden Tiefe in „ungeheurer Zahl“ vorkommt, 
wurde er von den älteren Schriftstellern gewöhnlich ver- 
wechselt. Ueberhaupt wird durch das Schleppnetz jetzt vieles 
aufgeklärt, denn unerwartet genug spielen gerade die Echi- 
nodermen in den extremen Tiefen eine ungemein wichtige 
Rolle, Wyville Thomson (Proceedings Roy. Soc. London 
1872 XX. 491) verfolgte kleine Exemplare bis zu 1000 Faden 
Tiefe, und glaubt, dass er durch alle möglichen Zwischen- 
glieder sich an den mittelmeerischen ©. hystrix anschliesse. 

Orthoeidaris (69055 gerad) nannte Cotteau (Paleontol. 
france. Terr. eret. VII. 364) den Hemicidaris inermis Gras 
(Description des Oursins fossiles du Dep. de I’Isere 1848 pag. 
26 tab. 1 fig. 17) aus dem untern Ne&ocom von Fontanil, 
dessen feine Zeichnung ich in tab. 69 fig. 68 copire. Die 
Form erinnert noch sehr an die Liascidariten: 13 dünn- 
schalige Asseln stehen übereinander, deren Gelenkköpfe 
durchbohrt aber nicht gestrahlt sind, fig. 66 vergrössert. 
Die schmalen Felder sind mit ähnlichen feinen Wärzchen be- 
deckt, wie die breiten, was man aus der besonders eleganten 


232 A. Echinidae regulares: Orthocidaris, Leptocidaris triceps. 


Darstellung von Cotteau ersieht, fig. 65 copirt. Afterkreis 
kleiner als der Mundkreis. Die Ambulacralasseln, fig. 67 
vergrössert, haben neben den Porenpaaren meist zweigrössere 
Knötchen, und zwischen jedem Paare eine Schlauchassel. 
Es existiren nur wenige Exemplare. Desor Synopsis 63 
stellte sie zu seiner Hypodiadema, obwohl sie noch mehr zur 
engeren Gruppe Cidaris pag. 36 gehören. Das ist nun bei 
andern nicht der Fall: so hat Heterocidaris „plus de deux 
rangees de tubercules sur chacune des aires interambula- 
craires*, das muss sie entschieden zum Echinus hindrängen; 
Acroecidaris vereinigt Kennzeichen von Tiaris und Diadema; 
Pseudocidaris steht an der Spitze von Tiaris (Hemicidaris), 
und würde von letzteren nicht zu trennen sein, wenn man kein 
Gewicht auf die Glandarienartigen Stacheln legen wollte. 
Schon im Jura tab. 90 fig. 10 und im Handb. Petrefact. 1866 
tab. 64 fig. 14 nannte ich einen 

Leptocidaris triceps tab. 69 fig. 71 aus dem untern 

Weissen Jura von Nusplingen, dessen Stellung ebenfalls 
beim Cidaris im engeren Sinne nicht sein kann. Der Name 
soll auf die dünnwandigen Asseln (Aerrös dünn) hindeuten, und 
da im Meridian der schmalen Felder drei grössere Gelenkköpfe 
plötzlich vor den übrigen sich auszeichnen, so ist das durch 
triceps (dreiköpfig) gut bezeichnet. Es könnte freilich auch 
an Tiariden erinnern, allein bei diesen entwickeln sich die 
grossen Gelenkköpfe gleich unten am Mundrande, auch wür- 
den die niedergedrückten Kronen sich natürlicher Diademen 
anreihen. So schaukeln die Formen zwischen verschiedenen 
Typen herum. Mehr als 7 grössere durchbohrte aber (wie es 
scheint) ungestrahlte Gelenkköpfe bringe ich in den Reihen 
der breiten Felder nicht heraus, abgesehen von den Blind- 
asseln. Die Asseln sind im Verhältniss sehr breit, und nur 
links und rechts am Rande mit feinen Granulationen bedeckt. 
Leider hat das Stück vielfach gelitten. Doch kommen im 


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A. Echinidae regulares: Leptocidaris Blaburensis. 233 


Weissen « an der Lochen seltene Asseln fig. 69. 70 vor, 
welche ebenfalls auf dem Mittelfelde glatt sind, und einen klei- 
nen durchbohrten Gelenkkopf zeigen, der in eigenthümlicher 
Weise von einem glatten Ringe, wie einem Kragen, um- 
geben ist, fig. 70. x vergrössert. Es erinnert das lebhaft an 
die ähnliche Gelenkkopfbildung von Orthocidaris, und da 
jene Einzelasseln wahrscheinlich auch von Leptocidaris stam- 
men, so würde das eine gewisse Verwandtschaft zwischen 
beiden anzeigen. Am schwierigsten sind die Asseln der Füh- 
lerporen zu verfolgen. Am Rande des Afterkreises meine ich 
die Sache, wie fig. 71. vergrössert zeigt, zusehen; am Rande 
einer grösseren Assel sitzen im Bogen drei Porenpaare, wo- 
von das untere Paar auf einem Fortsatz der Assel sitzt, die 
beiden obern aber besondere Näthe haben. Doch ist auf das 
Vorhandensein der Näthe kein zu grosses Gewicht zu legen. 
Dagegen scheint die Bogenstellung zu-je drei bedeutungs- 
voller, es erstreckt sich das auch auf die drei Asseln mit 
grossen Köpfen, wie fig. 71. y vergrössert zeigt. Denn ob- 
schon man über die Nähte meist im Dunkeln bleibt, so ist die 
Gruppirung der Porenpaare zu je drei doch sicher. Wir ge- 
langen damit zur Diadema, sogar zum Echinus. Ein Name 
Leptodiadema würde, namentlich auch im Hinblick auf die 
Depression der Kronen, bezeichnender sein. Die Dünnschalig- 
keit meint man öfter noch an den Steinkernen wahrzunehmen. 
Schon lange Zeit beschäftigt mich ein 

Leptocidaris Blaburensis tab. 69 fig. 72 aus den 
Bohnerzthonen des obern Weissen Jura von Blaubeuren. Der 
grosse Mundkreis nimmt fast die ganze untere Scheibe ein, 
viel kleiner ist dagegen der Afterkreis. Ueber fünf Asseln 
dürften kaum in einer Reihe stehen, diese haben aber zum 
Theil ganz hohe Warzen, trotz der Steinkernbildung. Man 
meint, darauf könne nur eine dünne Schale gesessen haben, 
die allen Ausstülpungen folgte. Die Asseln der Fühlergänge 


234 A. Echinidae regulares: Leptocidaris, Salenia, 


(x vergrössert) sind durch tiefe Furchen auf ihrer inneren 
Hälfte bezeichnet, und die Poren daran noch so sicher ange- 
deutet, dass man darnach die After- und Mundseite feststellen 
kann. Eine tiefe Furche bezeichnet die Ambulacralnaht. 
Nur bessere Exemplare können hier die genügende Aufklär- 
ung geben. Den Platz zu füllen führe ich zum Schluss noch 
einen 

Cidaris spec. ind. tab. 69 fig. 73 aus dem Weissen 
Jura y von Salmendingen südlich Tübingen auf. Die Blind- 
asseln zählen in der Reihe als Tte, Gelenkköpfehen durch- 
bohrt und gestrahlt. Auffallend daran sind die breiten freien 
gradgestreckten Ambulacra, die ganz flach, flacher als bei 
den Nobiles daliegen. Die Löcher sind durch eine dünne 
Wand getrennt, und auf den schmalen Feldern stehen nur 
feine Wärzchen (x vergrössert), ganz nach Art des Ortho- 
cidaris. Andere bestimmte Trennungsgründe von ächten 
Cidariten sind nicht vorhanden. So oft es daher bequem ist, 
sich der subgenerellen Namen zu bedienen, mag es gesche- 
hen, sonst aber ziehe ich häufig den einfachern Ausdruck 
Cidaris vor. 

b) Salenia. 

Dass es unter den Cidariten kleine Kronen gebe mit 
einem grossen fest zusammenhaltenden Schilde um die After- 
öffnung, wurde erst verhältnissmässig spät durch Parkinson 
(Organ. Rem. 1811 Band III pag. 15 tab. 1 fig. 12. 13) im 
englischen Grünsande von Wiltshire entdeckt: zwei Species 
(die später petalifera fig. 12 und clathrata fig. 13 genannten) 
werden ziemlich gut abgebildet. Schon Parkinson erkannte 
die ganze Wichtigkeit seiner Entdeckung, wurde aber durch 
das Gitterwerk (treiissed surface) der zweiten Form irre ge- 
führt, worin er Aechnlichkeit mit den Echinosphaeriten bei 
Walch Suppl. tab. X. « fig. 3. 4 finden wollte. Ein Decen- 
nium später kam der vortreftliche Wahlenberg (Acta Upsa- 


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A. Echinidae regulares: Salenien. 235 


lensia 1821 tom. VIII. pag. 46 tab. 3 fig. 4) mit seinem 
Echinites areolatus aus der Kreide von Bahlsberg in Scho- 
nen, ausgezeichnet durch die Afterregion, welche in sechs 
gleiche „areolas“ getheilt wird, wovon 5 dem Rande und eine 
dem Öentrum angehöre. Letztere dränge den After zwar 
etwas zum Rande, aber so wenig, dass dies einzige Kenn- 
zeichen nicht genüge, sie „a tribu Cidarum* zu trennen. 
Endlich fand auch Graf Münster einen Cidarites scutiger 
(Goldf. Petr. Germ. I pag. 121 tab. 49 fig. 4) im Grünsande 
von Kehlheim oberhalb Regensburg, der aber nicht so be- 
stimmt wie Wahlenberg die Aufmerksamkeit auf jene Central- 
platte lenkte. J. E. Gray übersahe in seinem ersten Ver- 
suche die Echiniden einzutheilen (The Annals of Philosophy 
London 1825 Bd. X pag. 423) die Sache noch gänzlich, erst 
in den Proceedings of the Zool. Soc. London 1835 Part. III 
pag. 58 tauchte von ihm ein neuer nichts besagender Name 
Salenia dafür auf, den Agassiz (Prodrome in den M&m. Soc. 
scienc. nat. de Neuchatel 1835 I pag. 139) sofort ergriff, und 
an die Spitze seiner Monographies d’Echinodermes setzte, die 
1833 mit den „Salenies“ auf 5 Quarttafeln begannen. Schon 
damals wurden drei neue Geschlechter, Goniopygus Peltastes 
Goniophorus, von der Salenia im engeren Sinne abgetrennt, 
worunter jedoch Goniopygus einen centralen After hat, und 
folglich gar nicht dazu gehört. Peltastes (Schildträger) sind 
sie im Grunde alle, allein während bei Salenia die Uentral- 
platte das Afterloch nach vorn, schiebt sie bei Peltastes das- 
selbe nach hinten. Auch das nur durch eine einzige Species 
vertretene Subgenus Goniophorus aus der Chloritischen Kreide 
kehrt das Afterloch nach hinten. Es war also durch die Ab- 
trennung der wichtige Gegensatz mit vorderm oder hinterm 
Afterloch nachgewiesen, was sich mit Ana- und Katasalenia 
pag. 36 hätte vortrefllich ausdrücken lassen. Ja da die Ver- 
gleichung mit einem Schilde so bezeichnend war, so hätte 


236 A. Echinidae regulares: Salenien. 


man leicht ein Wort Peltaris (reXrn Schild, ots Bohrer) 
Bohrschild geschaffen, was sich wohlklingend dem Cidaris 
angeschlossen hätte. Agassız hat nach solchen Bildern zwar 
gesucht, allein es gelang ihm nicht sogleich: denn sein Acro- 
cidaris war kein Cidaris im engern Sinn, und seine Acro- 
salenia (Echinodermes foss. Suisse 1840 pag. 38) setzte 
er anfangs zwischen Pedina und Hemicidaris, verleitet von 
den durchbohrten Warzen, die dem Jura und nicht der Kreide 
angehörten. Erst im Oatalogue raisonne 1846 pag. 39 be- 
kamen sie hier ihre Stellung, obwohl ihr kleiner Schild we- 
sentlich von den andern abweicht. Der After liegt bei den 
meisten nach hinten und schon oben pag. 148 sahen wir, dass 
die vielen kleinen Kronen im Lias ihnen zugezählt werden, 
doch kann man sich davon wegen Mangel des Schildes nicht 
sicher überzeugen. Nur eine Acros. aspera aus dem Kimme- 
ridge von Pruntrut bewahrt ein festes Schild, sie wurde spä- 
ter zum Typus der jurassischen Pseudosalenia Cotteau (Echi- 
nides nouveaux Mag. de Zool. 1859 pag. 22). Hyposalenia 
Desor Synopsis 1358 pag. 147 war eigentlich nur eine Ver- 
tauschung des Agassiz’schen Namens Peltastes, um damit die 
Lage des Afters nach hinten anzudeuten, denn nur einer ein- 
zigen Species Peltastes acanthodes mit etwas anders gezeich- 
netem Schilde wurde der Name gelassen. Wie sich Hypo- 
salenia zur Salenia, so verhält sich endlich Heterosalenia zur 
Pseudosalenia. 

Das Wesen der Form beruht auf dem grossen Rücken- 
schilde, dass aus 5+5-+1= 11 Platten besteht: 5 den 
Genital- und 5 den Augenplatten angehörig; die überzählige 1, 
mit Recht von Wahlenberg Centralplatte genannt (die spätere 
Suranale von Agassiz), weil sie das Centrum des Scheitels 
einnimmt, wo bei den andern Cidariten das Afterloch zu liegen 
pflegt. Zuweilen zerschlägt sich die Platte zu mehreren 
kleineren, das gibt uns den Fingerzeig ihrer Entstehung: die 


A. Eebinidae regulares+ Salenien. 937 


 Centralplatte bestand wahrscheinlich ursprünglich aus mehre- 


ren Stücken. Damit findet eine entschiedene Annäherung an 
Echinus statt, denn auch bei diesen mündet der After häufig 
nicht central, sondern wird durch die Täfelchen etwas zum 
Rande geschoben. Freilich hat man bei Fossilen das zu 
sehen nie Gelegenheit. Jedenfalls ist damit den Salenien 
das Ausserordentliche genommen, es ist das Glied einer 
Reihe, bei welcher der After allmählig den Scheitel ver- 


"lässt, und auf der Interambulacralnaht immer tiefer herab- 


sinkt pag. 29, bis er endlich bei den Irregularen die Unter- 
fläche erreicht. 

Legt man durch solche excentrischen Afterlöcher eine Me- 
dianebene, so muss diese durch die Mitte eines schmalen und 
breiten Feldes gehen. Da bei den Irregularen dieses schmale 
unpaarige Feld mit den beiden nachbarlichen Fühlergängen 
vom Scheitel vorn nach dem Munde strahlt, so lässt sich dar- 
aus ermitteln, ob der After bei Salenien sich nach hinten 
oder vorn kehrt, denn man darf nur sehen, welche Stellung 
er gegen den unpaarigen Strahl nimmt. Das gäbe uns daher 
den grossen Gegensatz zwischen Vorder- und Hinterpeltariern. 
Von der Lage der Madreporenplatte, die man ohnehin hier 
noch nicht leicht unter den fünf Genitalplatten herausfindet, 
wird dabei abgesehen. J. Müller (Abhandl. Berl. Akad. 1853 
pag. 127) hat dagegen schon dargethan, dass bei den Irre- 
gulären Echiniden, an welchen die Medianebene nebst Vor- 
der- und Hinterseite feststeht, die unpaarige Madreporen- 
platte stets vorn rechts über dem paarigen Interambulacrum 
ihre Stelle habe. Cotteau (Paleont. france. Terr. Cret. VO 
pag. 85) glaubt auch dieses Gesetz bei den Salenien durch- 
führen zu können: diejenigen mit nach hinten gerichtetem 
After behalten denselben in der Medianebene und die Madre- 
porenplatte soll vorn rechts in der That öfter beobachtet 
werden können; sei dagegen das Afterloch scheinbar nach 


238 A. Echinidae regulares: Salenien. 


vorn gerichtet, so müsse man eines der fünf schmalen Felder 
so unpaarig nach vorn stellen, dass das Afterloch hinten rechts 
von der Medianebene falle, so befinde sich die Madreporen- 
platte wieder an ihrer gehörigen Stelle vorn rechts! Ein 
grosser Uebelstand bleibt bei dieser Art der Anschauung, dass 
der After dann gegen alle Regel aus der Medianebene heraus- 
rücken müsste. Auch ist die Lage der Madreporenplatte bei 
den Echinometren doch nicht so sicher, dass man darüber das 
Symmetriegesetz aufgeben dürfte. 

Als zweiten Abtheilungsgrund nimmt man die Gelenk- 
köpfe, die durchbohrt und undurchbohrt, gestrahlt und un- 
gestrahlt sein können. Das gibt die bekannten vier Fälle: 
Pori Sulei, Apori-Sulei; Pori-laeves, Apori-laeves. Die ju- 
rassischen sind meist durchbohrt und gestrahlt (Pori- Sulei) 
die kreidischen dagegen undurchbohrt und gestrahlt (Apori- 
Sulei), wodurch dann sogleich die zwei Afterabtheilungen 
(Vorder- und Hinteraftrig) wieder in je zwei zerfallen. Na- 
türlich kann dann zuletzt jede Markirung, namentlich des 
Schildes, zu Trennungen berechtigen, wie z. B. der einsame 
(Groniophorus beweist. 

Acrosalenia entfernt sich nicht blos durch die Beschaffen- 
heit des Schildes am meisten, sondern auch durch seinen 
körperlichen Habitus: wir finden hier die Madreporenplatte 
am leichtesten; die Knotenreihen der Ambulaera divergiren 
am stärksten; und die Einschnitte des Mundrandes sind am 
ausgeprägtesten. Alles das nähert sie entschiedener den Echi- 
niten, wohin sie Agassiz auch anfangs mit richtigem Taet 
stellte. Die Kronen der ächten Salenien stehen dagegen dem 
Geschlechte Cidaris so nahe, dass sie nothwendig auf sie 
folgen müssen, namentlich erinnern die alternirenden Knoten 
der Ambulakren noch lebhaft an die von Cidaris elegans, und 
von Einschnitten am Mundkreise ist kaum die Rede. Ueber- 
haupt muss dieses Kennzeichen mit Vorsicht benutzt werden, 


A, Echinidae regnlares: 1. Pseudosalenia. 239 


so wichtig es in seiner sichern Ausbildung für die Organi- 
sation der lebenden Thiere sein mag. 

Verbreitung und Häufigkeit ist für die ächten Salenien 
hauptsächlich auf den obern Weissen Jura und die Kreide 
beschränkt, nur eine Species (Salenia Pellati) wurde neuerlich 
im Nummulithenkalke von Biarritz entdeckt, Cotteau, Echin. 
nouv. I part. pag. 40 tab. 6 fig. 11—14), A. Agassiz erwähnt 
sogar einer lebenden. Acrosalenia soll dagegen bis in den Lias 
hinabgreifen, wie die Benennungen bei den verschiedensten 
Schriftstellern beweisen, obgleich mir diese Deutungen nicht 
immer correct vorkommen. So interessant die ganze kleine 
Familie auch sein mag, die Bedeutung von Cidaris gewinnen 
sie nicht mehr. 

1. Salenia interpunetata 
tab. 69 fig. T4— 77. 

Pseudosalenia (Ysödos Lüge). Gelenkköpfe durehbohrt 
und gestrahlt (Pori-Sulei), After nach hinten, von der Cen- 
tralplatte und drei Genitalplatten begrenzt. Sie ist für unsern 
Weissen Jura e von Nattheim die Hauptform. Daher habe 
ich schon im Flözgeb. Würt. 1843 pag. 471 darauf hingewie- 
sen, und im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 3. 4 die ersten 
leider nicht sonderlich gelungenen Abbildungen davon ge- 
geben, was freilich auch mit dem schlechten Material ent- 
schuldigt werden kann; besser fielen schon die Zeichnungen 
im Jura tab. 90 fig. 1.2 aus, doch blieb das Schild daran 
entschieden zu klein, wie die erneuerte Abbildung fig. 74 
zeigt. 

Normalform der Saleniden. Das eilftafelige Schild hebt 
sich durch seine Glätte von der Schalenrauhigkeit deutlich ab. 
Wo je drei Ecken der Tafeln zusammentreten, bildet sich ein 
deutliches vertieftes Dreieck aus, so dass wir aloo5 +3=38 
solcher Dreiecke zählen. Die fünf liegen am Gipfel der Augen- 
platten, wo sie je zwei Genitalplatten berühren, und die drei 


240 A. Echinidae regulares: 1. Pseudosalenia. 


an den äussern Ecken des Centralblattes. Zehn Kerbungen 
rings am Rande des Schildes zwischen Augen- und Genital- 
platte kann man noch als Dreieckreste anschen, denen die 
Basen fehlen. Gut erhaltene Afterlöcher krümmen sich nach 
hinten stärker, als vorn am Rande der pentagonalen Central- 
platte. Die Madreporenplatte kann ich nicht sicher finden, 
nur ein einziges Mal meine ich sie an der richtigen Stelle 
vorn rechts zu vermuthen. Die Augentäfelchen zeigen auf 
der Oberfläche kein Loch, zuweilen meint man, es dringe am 
äussersten Rande horizontal hinein. 

Zwei alternirende Knotenreihen bezeichnen die schmalen 
sehr wenig gekrümmten Felder (fig. 77. x vergrössert), es 
sind gerade so viel Knoten wie Asseln, und da die Poren- 
paare sehr schief stehen, so scheinen sie den Zwischenräumen 
zu correspondiren. Nur unten gegen den Mundrand treten 
etwa drei grössere Knoten auf, und hier scheinen dann zwei 
Löcherpaare auf einen grossen Knoten zu kommen. Indessen 
pflegt in solchen Fällen über die Asselgrenzen keine Sicher- 
heit statt zu finden, es scheint, dass auch hier der grosse 
Knoten nur einer Assel angehört, und dem zweiten Poren- 
paare innen kein Knoten entspricht, sondern die schmale un- 
beknotete Assel sich zwischenhinein den Weg sucht. Darunter 
werden die Knoten plötzlich wieder kleiner, und damit tritt 
eine Vermehrung der Fühlerporen ein. In den breiten Feldern 
stehen etwa 4 bis 5 Asseln, doch gelingt das Zählen minder 
sicher, als bei Cidaris, weil am Mundkreise mehrere davon 
ausserordentlich klein werden. Die grösste Assel und damit 
der grösste Gelenkkopf liegt oben unter dem Schilde, meist 
links, wenn man auf das breite Feld sieht. In unseren Figuren 
rechts, weil sie nicht durch den Spiegel gezeichnet sind. 
Selten ist das Entgegengesetzte der Fall. Die Brust ist hoch, 
und dass sie durchbohrt und gestrahlt seien, darüber lässt 
fig. 74. x (vergrössert) keinen Zweifel. Höfchen links und 


- 


"A. Echinidae regulares: 1. Pseudosalenia. 241 


rechts von Perlknoten unnstellt, doch fliessen die Höfchen in 
einander. Ausser diesen Perlen wird wenig von kleinern 
Wärzchen gesehen. Von den Einschnitten am Mundkreise 
kann man sich zwar nur selten überzeugen, allein sie sind, 
wenn auch nur sehr schwach, vorhanden, namentlich bemerkt 
'man es an einer etwas erhabenen Randlinie, die freilich durch 
die Silification gar zu leicht leidet. Das kleine Stachelstück 
fig. 74. y lag darauf, und gehört wahrscheinlich dazu. Es 
zeichnet sich durch markirte Längsfurchen aus, die selbst 
durch die Verkieselung nicht zerstört wurden, was auf eine 
etwas tiefere Sculptur hindeutet. Grösser als fig. 74 kenne 
ich sie in Württemberg nicht, dagegen stammt vom 

Schlossberge bei Niekolsburg fig. 79. Sie ist elliptisch, 
aber wahrscheinlich in Folge von Druck. Einen wesentlichen 
Unterschied kann ich nicht finden. Die Platten der Schilder 
sind ebenfalls glatt. Die 8 Löcher könnte man zwar über- 
sehen, aber sie sind da. Auch hier steht die grösste Warze 
links am höchsten. Mehr wie 5 Asseln zähle ich in einer Reihe 
nicht, dabei sind dann die ersten noch sehr klein, wie das 
Bruchstück b zeigt. Drei grössere Warzen, gerade so gestellt 
wie bei schwäbischen, liegen am Mundrande in den schmalen 
Feldern. Vergeblich suche ich bis jetzt nach Ohren, woran 
sich die Laterne befestigte, sie müssen sehr klein gewesen 
sein. Damit würden dann auch die verkümmerten Warzen 
am Mundsaume stimmen. Da ihn Dr. Rolle (Sitzungsber. 
Wien. Akad. 1855 Bd. XV pag. 521) aus den obern Jura- 
schichten von Nickolsburg nicht aufführt, so mag er dort 
wohl selten sein. 

Missbildungen fig. 77 im Schilde kommen vor, denn hier 
ist offenbar die Centralplatte zu klein, nur zwei Punkte be- 
grenzen sie, der dritte fällt an die Stelle, wo in Folge der 
Verkümmerung drei Genitalplatten zusammenstossen. Es 
gingen also trotzdem die5 +3 = 8 Punkte nicht verloren. 


u 


Quenstedt, Echinod. 3. Lief. Juli. 1873. 16 


242 A. Echinidae regulares: Salenia sculptopunctata, aspera. 


Es gehört einem verkalkten Exemplare, woran die Oberfläche 
des Schildes vollständig glatt erscheint, man also wohl mit 
Sicherheit weder Wärzchen noch Linien annehmen darf. Da- 
gegen bekam ich ein einziges Mal bei Nattheim eine 

Sal. sculptopunetata tab. 69 fig. 75 mit Seulpturen auf 
den Schildplatten, und damit bei sonst ganz gleichbleibendem 
Habitus quellen die Gelenkköpfe der Asseln etwas dicker her- 
vor, und sind dem vorigen entgegengesetzt undurchbohrt 
und ungestrahlt (x vergrössert). Die eilf Schildplatten zeigen 
nicht blos Seulpturen, sondern die Genitalöffnungen rücken 
auch weiter nach innen; in y ist die Zeichnung einer Genital- 
platte vergrössert gegeben, so gut es sich eben machen less. 
Die5 +3 =S Dreieckslöcher sammt den 10 Ausschnitten 
am Rande blieben sehr markirt, als bekundeten sie eine tief 
eingreifende Organisation der Schalen. Nach den jetzt gang- 
baren Geschlechtszersplitterungen hätten wir es nicht blos mit 
einer neuen Species, sondern sogar mit einem neuen Ge- 
schlecht zu thun, einem Poropeltaris. Denn alle bis jetzt ın 
der Kreide bekannten sind er@neles et non perfords, diese aber 
non creneles et non perfores. Dass an dem non creneles un- 
serer jurassischen Form nicht zu zweifeln sei, zeigt schon das 
Zurücktreten des Gelenkhalses gegen den dicken Gelenkkopf. 
Wenn crenulirte Hälse vorkommen, so pflegen dieselben über 
den Gelenkkopf hinauszutreten, so dass ein gestrahlter Limbus 
in’s Auge fällt. Unser Exemplar gehört zu den wenigen ver- 
kalkten, die so rein sind, dass sie uns kaum irre führen kön- 
nen. Mit interpunctata verglichen verhalten sich die grossen 
Warzen wie rechts zu links. 

Acrosalenia aspera Agassiz ist nach Desor (Echinol. 
Helv. pag. 245) zwar auch eine Pseudosalenia, allein das 
Schild ist nicht blos fein bewarzt, sondern auch viel kleiner, 
und von den 8 Zwischenpunkten wird nichts bemerkt. Nach 
der Darstellung 1. c. tab. 31 fig. 5. a fallen in den schmalen 


- 


A. Echinidae regulares: Heterosalenia. 243 


Fühlern auf dem Mundrande drei grosse Warzen auf, aber 
die Fühlerporen scheinen nicht ganz richtig aufgefasst zu sein. 
Auch dieser blieb im obern Weissen Jura der Schweiz bis 
jetzt der einzige, doch ihn so unbedingt, wie Desor, mit 
unsern schwäbischen zusammenwerfen, möchte ich nicht, da 
an unsern das Schild fast den doppelten Durchmesser hat. 
Nur auf einen Widerspruch, der mir nicht klar wird, möchte 
ich aufmerksam machen: Agassiz (Echin. Suiss. tab. 18 fig. 6) 
und Desor (Synopsis tab. 20 fig. 15) malen ihn mit nach vorn 
gerücktem After und gespaltener Oentralplatte; m der Echinol. 
Helv. tab. 3 fig.5 steht er dagegen mit nach hinten gerücktem 
After und ungespaltener Centralplatte. 

Heterosalenia tab. 69 fig. 80 Copie nach Cotteau Paleont. 
france. Terr. eret. tab. 1022 fig. 7 pag.96. Da bei gestrahlten 
und durchbohrten Warzen der After nach vorn steht, so wird 
sie als das Gegenstück von Pseudosalenia angesehen. Doch 
ist der Gegensatz in Beziehung auf das Schild nicht scharf, 
da am Afterrande rechts eine Augentafel Theil nimmt, wo- 
durch sie einen Uebergang zu den Acrosalenien bildet. Ich 
copire die Figur in der Stellung, wie es Cotteau haben will, 
wobei das Afterloch rechts von der Medianebene fällt, und 
die Madreporenplatte vorn über dem rechten Interambulacrum 
angegeben wird. Die Sache erscheint auf den ersten Anblick 
unnatürlich, denn offenbar fällt die wahre Medianebene durch 
diejenige kleine Augenplatte rechts, welche am Rande des 
Afterkreises Theil nimmt. Bei der Vergleichung muss man 
nicht vergessen, dass hier alles durch den Spiegel gezeichnet 
ist. Das einzige bekannte Exemplar ist Heteros. Martini 
aus der Hippuriten-Kreide von Etang de Berre (Bouches-du- 
Rhone). Auf so schwachen Pfeilern ruhen die vielgenannten 
Geschlechter! 


244 A. Echinidae regulares: 2. Salenia areolata. 


2. Salenia areolata 
tab. 69 fig. 81. 

Salenia im engern Sinne, Apori-Sulei und After nach 
vorn, von der Centralplatte und zwei Genitalplatten begrenzt. 
Wahlenberg’s pag. 235 vortrefllicher Name und vortreflliche 
Beschreibung darf als die erste nicht vergessen werden, denn 
das Schild ragt hier mächtig hinauf, und wird durch gezackte 
Linien wie in kleine Beete (areolae) getheilt. Obengenannter 
Cid. seutiger von Regensburg steht ihm jedenfalls sehr nahe, 
und wie schon Goldfuss meinte, wird die fig. 12 tab. 1 bei 
Parkinson, welche Desmarest (Diction. des Sc. nat. 1825 
Bd. 37 pag. 101) als Echinus petaliferus eitirte, nicht wesent- 
lich davon abweichen. Auch ich gerieth 1837 gleich bei 
meinem ersten Funde im Obern Quader am Salzberge bei 
Quedlinburg auf eine durchaus verwandte Form Hdb. Petref. 
1852 tab. 49 fig. 1. Wenn trotzdem Agassiz in seiner Mono- 
graphie der Salenien es übersahe, so hat das Bronn (Jahrbuch 
1839 pag. 485) schon gerügt. Wie interpunctata den Jura, 
so beherrscht areolata die Kreideformation. Wer es nicht zu 
genau mit kleinen Unterschieden nimmt, kann hier eine 
Menge sogenannter Species unterbringen, die alle folgende 
gemeinsame Kennzeichen haben : 

ein grosses Oentralschild begrenzt mit den zwei vordern 
Genitalplatten des dreiseitigen Afterlochs; jedem Ambulacral- 
wärzchen entsprechen zwei Porenpaare; Einschnitte am Mund- 
kreise kaum bemerkbar. 

Salzberger fig. 81 aus gelbem Sande. Das Schild von 
normalster Form wölbt sich etwas heraus, wie die Seiten- 
ansicht b zeigt. Die Platten haben schwache Sculpturen mehr 
strahliger als warziger Natur, die Nähte etwas zähnig. Das 
Afterloch deutlich dreieckig, die rundliche Medianecke nach 
hinten gekehrt, entsprechend dem After vom interpunctatus. 
Genau erwogen ist nur die hintere Genitalplatte symmetrisch 


A. Echinidae regulares: Salenia areolata. 245 


und unpaarig, die seitlichen treten paarig und unsymmetrisch 
auf, das spricht für eine mediane Stellung des Afters, und 
keineswegs für eine seitliche rechts ausserhalb der Mittel- 
ebene, wie es Cotteau will. Die Perlknoten der Ambulacra 
divergiren nur wenig nach unten, bleiben auch am Mundrande 
gleich gross, und man zählt etwa 20 in einer Reihe, während 
mit grösster Bestimmtheit doppelt soviel Porenpaare vorhan- 
den sind (x vergrössert), und wahrscheinlich ebensoviel Asseln. 
An gut gereinigten Stücken zeigt sich innen in den Lücken 
noch ein kleiner Trabant, welchem je das zweite Porenpaar 
entspricht. Nur ganz unten am Mundsaume bleiben zwei sehr 
schief gestellte Porenpaare über, für die kein Knoten mehr 
ausfindig gemacht werden kann. Sieben Asseln in einer 
Reihe, wenn man die Blindassel in der linken, und die 
Höckerassel in der rechten Reihe mitzählt. Die Naht- 
region des Interambulacrum ziemlich breit mit kleinen War- 
zen besetzt. Einschnitte im kleinen Mundkreise kaum zu 
bemerken. 

Rügener fig. 82 aus weisser Kreide. Diese Figur ist 
nach einem Wachsmodelle entworfen, welches Dr. v. Hagenow 
seiner Zeit unter dem Namen S. stellifera an seine Bekannten 
versandte. Auch Herr Desor (Synopsis pag. 151 tab. 20 fig. 4) 
hat den Namen aufgenommen, aber (wahrscheinlich durch 
ein Versehen) mit anthophora aus der Aachener Kreide ver- 
wechselt. Es muss ein ganz besonderes Prachtstück sein, da 
der Schild, etwas grösser als am Salzberger, noch so vor- 
trefllich die gezackten Nähte zeigt. Wenn auch die übrigen 
feinern Einzelnheiten nicht mehr bestimmt hervortreten, so 
ist doch der Totaleindruck durchaus derselbe, obgleich das 
Stück etwas jüngern Lagern angehören mag, als das Salz- 
berger. So liessen sich noch ganze Reihen aufzählen, die 
wegen der kleinsten Abänderung mit andern Namen belegt 
worden sind, durch welche man sich, ohne im Besitz der 


DAGTN A. Echinidae regulares: Salenia petalifera. 


Naturstücke zu sein, nicht hindurch findet. Etwas ferner 
steht allerdings obige 

Salenia petalifera tab. 69 fig. 83 von Pyn in der Pro- 
vence aus chloritischer Kreide, allein immer noch nahe genug, 
um die Alten zu entschuldigen, dass sie nicht zu viel trennen 
mochten. Die Nähte sind hier zwar durch dieke Punkte 
(2 vergrössert) von einander getrennt, aber in dieser Bezie- 
hung gibt es ausserordentlich viele Uebergänge. Da nun das 
ganze sonstige Ansehen in den wesentlichen Zügen bleibt, so 
muss für den umsichtigen Forscher eine sichere Entscheidung 
bei gehörigem Material schwierig werden. Nur das eine zeigt 
sich immer, dass es unnatürlich ist, den After sich ausserhalb 
der Symmetrieebene zu denken. Denn fassen wir die eilf 
Schildtafeln in Beziehung auf Umriss und Nahtpunkte schärfer 
in's Auge, so lässt sich eine bestimmte Symmetrie von links 
und rechts gar nicht verkennen. Blos die fünf Augentäfelchen 
stehen regulär, ihr Umriss nähert sich dem Dreiseitigen, und 
jedes zeigt drei Nahtgruben: eine am Gipfel, und je eine 
gegen die angrenzende Genitalplatte. Den Enden ihrer Basen 
entsprechen die mehr oder weniger ausgebildeten zehn Kerben 
am Schildrande. Vollkommen symmetrisch liegt hinter dem 
After die Centralplatte mit sieben Nahtgruben gegen die drei 
hintern Genitalplatten, während die Gruben in den kürzern 
Nähten gegen die beiden vordern fehlen. Einzig unter den 
Genitalplatten symmetrisch ist nur die hintere sechsseitige mit 
ihren neun Nahtgruben, vier in den Ecken, und fünf in der 
Mitte der Kanten. Die beiden hintern Paare links und rechts 
haben zwar auch noch neun Nahtgruben, aber ihr Umriss ist 
auf der Vorder- und Hinterseite etwas verschieden. Am 
meisten fällt es jedoch bei dem vordern Paare in die Augen, 
dieselben haben nur sechs Nahtgruben, indem ein Eckloch 
und zwei Seitenlöcher fehlen. Da sie sich um das Afterloch 


herum biegen müssen, so neigen sie sich zum halbmondförmi- 


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A. Echinidae regulares: Salenia macrostoma, clathrata. 247 


gen Umriss hin, und ihre vordere Mediannaht ist so kurz, 
dass kaum mehr als das Eckloch der vordern Augentafel Platz 
hat. Bei der geringsten Verrückung würde diese Augentafel 
an der Bildung des Afterkreises Theil nehmen. Da mag man 
dann wahrlich an eine schiefe Stellung des Afters nicht den- 
ken, trotz der Madreporenplatte, die aber in den meisten 
Fällen unsicher bleibt. Ich finde sie bei meinen Exemplaren 
nicht. Die kleine 

Salenia macrostoma tab. 69 fig. 84 habe ich schon vor 
vielen Jahren im Neocom am Bieler See aufgelesen. Sie wird 
wahrscheinlich mit irgend einer längst bekannten stimmen. 
Die Grösse des Mundkreises und die Divergenz der Fühler- 
gänge gibt ihr schon Aehnlichkeit mit Hemieidaris. Doch ist 
fast noch der ganze Scheitel vom grossen Schilde bedeckt, 
das freilich in seinen einzelnen Theilen an meinem einzigen 
Stücke kaum zu entziffern ist, aber die fünf Augentafeln treten 
scharf hervor, und an der Sechsseitigkeit der Uentralplatte 
kann man bestimmt erkennen, dass man es mit einem Äna- 
pygen (ruyn After) zu thun habe, also wahrscheinlich mit 
einer ächten Salenia. 


3. Salenia clathrata 
tab. 69 fig. 85. 86. 


Peltastes Ag. Apori-Sulci aber After nach hinten. Meist 
Desor’s Hyposalenia pag. 236. Das führt uns zu der zweiten 
Form von Parkinson Organ. Rem. tab. 1 fig. 13, die an ihrem 
gefurchten Schilde leicht erkannt wird, und dabei den passen- 
den Namen Salenia clathrata Morris Catalog. Brit. Foss. 1843 
pag. 58 bekam, bis sich herausstellte, dass der After nicht 
vorn, sondern hinten liege. Sie wurde später in viele Species 
zerspalten, je nach dem Lager und andern kleinen Verschie- 
denheiten. Ich will hier die Sache nur an zwei Bildern aus dem 
Gault von der Perte du Rhöne unterhalb Genf erläutern. Die 


248 A. Echinidae regulares: Salenia clathrata. 


Grosse fig. 85 ist blos ein Steinkern aus den tiefern 
Schichten daselbst, und mag vielleicht zur Hyposalenia Lardyi 
Desor Synopsis pag. 148 gehören. Trotzdem, dass vom 
Schilde nicht mehr die Spur sichtbar ist, erkennt man doch 
aus der Lage des zur Dreiseitigkeit sich neigenden Afters, 
dass man es mit einem Katapygen zu thun habe, denn er liegt 
in der Symmetrieebene des vorn hinabgehenden Ambulacrums. 
Die Ambulacralfelder ragen etwas hinauf, und lassen jeder- 
seits die Porenpaare noch ganz sicher erkennen. Die schmalen 
Felder bilden dazwischen eine flache Rinne. Am Mundsaume 
schnüren sich die Fühlergänge plötzlich ein, ohne dass man 
die Spuren der Fühlerlöcher verlöre. Sie müssen nur zwei 
Gruben Platz machen, welche von den Ohren der Laterne 
zurückgeblieben sind. Die breiten Felder endigen dagegen 
mit einer flachern, aber markirten Furche. Es erinnert diese 
Umsäumung schon mehr an Echinus als an Cidaris. Denn beim 
Echinus schliessen sich die Ohren zu einem Loche unter den 
Ambulakren. Wahrscheinlich kam hier zwar ein solcher 
Schluss noch nicht zu Stande, aber die Arme mussten doch, 
nach der Tiefe der Löcher zu schliessen, schon ansehnlich 
hinaufragen. Die 

Kleine fig.87 aus den höhern Schichten, also im ächten 
Gault, wird als Peltastes Studeri Pal&ont. frange. Terr. eret. 
tab. 1026 beschrieben Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 2, ob- 
gleich die Unterschiede kaum fassbar sein mögen. Die Stücke 
sind gewöhnlich schwer zu reinigen, aber was rein herausfällt, 
ist auch um so vorzüglicher. Stände der After nicht entgegen- 
gesetzt, so hätte man Mühe, das Schild vom petalifera sicher 
zu unterscheiden, da in dieser Beziehung grosse Freiheit der 
Bildung herrscht. Doch sind jetzt mehr Furchen da, denn 
wo z. B. dort drei Punkte waren, sind nun fünf, ja sieben, 
und darunter lange Striche, die senkrecht die Nähte schneiden. 
Gewöhnlich ist auf jeder Naht ein langer Hauptstrich, als 


BER 


A. Echinidae regulares: Peltastes acanthoides. Goniophorus. 249 


hätte die Naht einer Hauptverbindung bedurft, das gäbe 
10 +5 + 4 = 19 Hauptstriche: 10 den Augen-Genital- 
platten; 5 den Genitalplatten; 4 der Oentralplatte mit Geni- 
talplatten gehörig. Die Zwischenlinien und Zwischenpunkte 
sind unregelmässiger. In fig. 86 habe ich ein Schild sorgfältig 
geputzt, und um die Hälfte vergrössert durch den Spiegel 
dargestellt. Die Hauptschwierigkeit lag hauptsächlich in der 
Wegnahme der chloritischen Punkte, die uns so leicht irre 
leiten. Nicht zu übersehen ist in der vordern rechten Geni- 
talplatte neben dem Loche ein Häufchen scheinbarer Wärz- 
chen, die Cotteau für Textur der Madreporenplatte hält, und 
bei vielen Species gezeichnet hat. Die Warzen der schmalen 
Felder stehen etwas weitläufiger als bei areolata, und es sind 
mehr innere Trabanten da (fig. 87. x vergrössert). Je zwei 
Porenpaare folgen ebenfalls einem Wärzchen, die äussere 
Pore jeglichen Paares quillt stark hervor, so dass man die 
innere kleinere zugehörige leicht übersieht. Ich zähle sechs 
Asseln in einer Reihe. Eine siebente verkümmerte Assel mit 
kleinem Köpfchen tritt hart am Rande des Schildes m den zehn 
Ausschnitten hervor. Der kleine Mundkreis liegt ziemlich 
tief, und ist daher schwer freizulegen. 

Peltastes acanthoides tab. 69 fig. 88 Copie aus dem 
Cenoman von Havre ete., Desmoulins Echinus acanthoides 
nahm Agassiz als Typus des Geschlechts. Das Schild hat 
noch Seulpturen, sein Rand ist aber tief gebuchtet, des- 
halb will Hr. Desor (Synopsis p. 145) auf diesen einzigen den 
Agassiz’schen Geschlechtsnamen beschränken, und die übrigen 
mit weniger gebuchtetem Schildrande als Hyposalenia trennen. 
Auf solch geringen Differenzen, wie ein gebuchtetes und nicht 
gebuchtetes Schild, beruhen neue Geschlechter! Etwas weiter 
gehen zwar die Unterschiede beim 

Goniophorus lunulatus tab. 69 fig. 89 Copie Ag. Monogr. 
des Salenies pag. 30, der mit dem vorigen zusammen jedoch 


250 A. Echinidae regulares: Goniophorus. Acrosalenia. 


seltener vorkommt, aber in den wesentlichen Kennzeichen, 
nach hinten gerückter After und gestrahlt-undurchbohrte 
Warzen, stimmt er mit den ächten Kreidesalenien. Statt der 
Buchtung haben wir jetzt ein Schild von regelmässig penta- 
gonalem Umriss, mit glatten Nähten, aber senkrecht gegen 
die Hauptnähte stehen in symmetrischer Ordnung erhabene 
Rippen, welche Dreieckswinkel einschliessen, worauf der 
Name (yavix Winkel) anspielen soll. Obwohl das Afterloch 
sehr gross, und der hintere Schluss des Schildes sehr schmal 
ist, so nimmt doch nach der schönen Zeichnung bei Cotteau 
(Paleont. frane. Terr. eret. tab. 1029 fig.18) keine der Augen- 
tafeln an der Bildung des Afterrandes theil. Nach den Zeich- 
nungen ist die Zahl der Porenpaare so gross, als die der Kno- 
ten auf den schmalen Feldern. Nur unten gegen den Mund 
hin werden die Knoten grösser, und dazwischen stellt sich in 
eigenthümlicher Weise ein Porenpaar, wie es die von Cotteau 
copirte vergrösserte fig. 89. z gibt. 

Ein ächter Salenienschild soll bei hinterm After drei 
hintere Genitalplatten, und bei vorderm zwei vordere an der 
Begrenzung des Afterkreises theilnehmen lassen. Jedenfalls 
sollte sich keine Augentafel zu jenem Kreise herandrängen. 
Das war nun aber schon bei der Heterosalenia pag. 243 nicht 
der Fall, wo bei nach vorn gekehrtem After die vordere un- 
paare Augentafel sich in absonderlicher Gestalt an den After- 
kreis herandrängte. Dabei geht das Schild schon in ähnlicher 
Weise der Verkümmerung entgegen, wie bei 


Acrosalenia. 


Agassiz pag. 236 gab schon 1839 diesen Namen, das 
Acro (&xgog scharf) soll wahrscheinlich an die Wärzchen er- 
innern, welche die Platten des kleinen Schildes öfter bedecken. 
Es findet hier nun schon entschieden eine Degeneration des. 
Schildes statt. Denn die Centralplatte zerschlägt sich nicht 


A. Echinidae regulares: Acros. spinosa. 251 


blos öfter in mehrere, sondern da der After nach hinten rückt, 
so nehmen wenigstens zwei Augentafeln an der Begrenzung 
des Afterkreises Theil. Der Schild zerfällt und fehlt daher 
viel leichter, als das bei den eigentlichen Salenien der Fall 
war. Dazu kommt nun noch der Kronenhabitus, welcher 
schon in viel höherem Grade an Hemieidaris und Echinus er- 
innert, namentlich durch die Divergenz, Sparsamkeit und 
Grösse der Warzen auf den Ambulakralfeldern. Auch ist der 
Mundrand tief und deutlich geschlitzt, und da sie meistens 
dem Jura angehören, sind die Gelenkköpfe durchbohrt und ge- 
strahlt, nur wenige dringen noch in die untere Kreidefor- 
mation herauf. Besonders lehrreich sind die Untersuchungen 
von Wright (Brit. Foss. Echin. 229), der schon gewisse kleine 
liasische Formen pag. 143 hier unterzubringen sucht. Auch 
malt er (l. c. tab. 15 fig.4. h) einen Kiefer aus dem Cornbrash 
ab, welcher durch seinen tiefen Ausschnitt unserer Species 
secunda pag. 55 anzugehören scheint, wenn nicht gar dem 
Echinus. Nun freilich ist die Species dem Hemicidaris so 
ähnlich, dass er sie Acros. Hemicidaroides nennt. 
Acrosalenia spinosa tab. 70 fig. 1 stellte Agassiz Ech. 
Suisse pag. 39 an die Spitze. Meine kleinen im Hdb. Petref. 
tab. 49 fig. 5 stammen aus dem mittlern Braunen Jura vom 
Hummel östlich Waldenburg im Canton Basel, Desor (Echinol. 
helvet. pag. 250) setzt sie in’s Bathonien mit Terebr. varians, 
welche gleich unter den Macrocephalusschichten lagern. Die 
englischen von ganz besonderer Pracht liegen in T'honen des 
Cernbrash von Chippenham (Wiltshire), von woher sie Wright 
(Brit. Foss. Echin. 1855 pag. 238) beschreibt. Unsere tab. 70 
fig. 1 verdanke ich Hrn. Wiest, der sie von England mit- 
brachte. Ihr Habitus weicht gleich ganz wesentlich von den 
ächten Salenien ab, namentlich durch die divergirenden War- 
zenreihen der Ambulakralfelder mit vereinzelten Warzen, wie 
bei Echinus. Auch ist der grosse Mundkreis tief geschlitzt, 


952 A. Echinidae regulares: Acrosalenia spinosa. 


aber der After durch eine wohl ausgebildete Centralplatte nach 
hinten gedrängt. Die Warzung der Schildplatten ist übrigens 
nicht besonders markirt, nicht einmal so deutlich, wie bei 


Hemicidaris intermedia, und nähmen die beiden hintern Au- 


genplatten nicht an der Begrenzung des Afterrandes Theil, 
so möchte man lieber dem ersten Eindrucke folgen, und sie, 
wie früher Agassiz, dorthinstellen. Warzen durehbohrt und 
gestrahlt, und zwar auf den breiten wie auf den schmalen 
Feldern, auch das ist Annäherung an gewisse Echinus. Die 
Porenpaare stehen jedoch in einer Reihe über einander, nur 
am Mundkreise verdoppeln sich innerhalb der Schlitze einige 
(y vergrössert). Wäre das Exemplar nicht so klein, so würde 
das ohne Zweifel noch mehr stattfinden. Die Interambula- 
kralfelder unter den Genitalplatten auf einer kurzen drei- 
eckigen Stelle eigenthümlich nackt. Die Madreporenplatte 
gibt sich rechts vorn (x vergrössert) durch einen punktirten 
Wulst zu erkennen. 

Beim Hummel Tab. 70 fig. 2 sind zwar die Exemplare 
nicht so deutlich, doch stimmen sie im Wesentlichen mit den 
Englischen überein. Die richtige Darstellung wird bei so 
kleinen Dingen den Zeichnern ausserordentlich schwer, den- 
noch lässt die schiefe Lage des Afters sie sofort erkennen. 
Die tiefe Schlitzung des Mundkreises, welche ich mit grosser 
Sorgfalt blosgelegt habe, fällt auf. Die Platten des Schildes 
befinden sich zuweilen in einiger Unordnung: so wurde z. B. 
auf dem vergrösserten Scheitel fig. 3 die linke hintere Augen- 
platte aus dem Afterkreise verdrängt, und nur die rechte 
blieb in ihrer Lage, wodurch das Afterloch eine etwas schiefe 
Stellung einnehmen musste. Dass das auf Missbildung beruht, 
zeigen die übrigen Exemplare fig. 4, woran das Afterloch 
stets vollkommen in der Symmetrieebene bleibt, immer mit 
einer Neigung nach hinten sich etwas zuzuspitzen und vorn 
einen breiten flachen Bogen zu schlagen. 


A. Echinidae regulares: Acrosalenia spinosa. 253 


Die Formen bleiben meist klein, allen wenn sie nur 
etwas grösser werden, so neigt sich der Habitus entschieden 
dem Hemicidaris zu. Schon die etwas grössere Acros. Lycetti 
tab. 70 fig. 5 Wright Ann. Mag. Nat. hist. 1851 2 ser. VIII. 
263 aus dem Pea grit von Crickley Hill, welcher zu den 
untersten Schichten des Infer. Oolite in England unmittelbar 
über dem Lias gehört, zeigt dies. Die schmalen Felder zwi- 
schen den Fühlergängen haben schon ganz dieselbe Warzen- 
bildung, wie die breiten, nur dass letztere entsprechend grösser 
sind. Die 10—11 Asseln lassen sich kaum bestimmt zählen, 
da auf der Mund- und Afterseite sie plötzlich zu klein werden. 
Die grossen Warzen der Ambulacra bringen es mit sich, dass 
auf jede Warzenassel nach aussen etwa drei Porentäfelchen 
fallen. Da in den schmalen Feldern am Mundrande die mei- 
sten kleinen Asseln stehen, so müssen die Löcherpaare ausein- 
andertreten, und sich in mehrere Reihen vertheilen (fig. 5. x). 
Wright (Monogr. Ech. Ool. Form. XVI. 1. e) hat das schon 
vortrefllich erkannt, denn die englischen Exemplare lassen in 
dieser Beziehung kaum etwas zu wünschen übrig. Die Aus- 
schnitte an dem grossen Mundloche fallen sehr in die Augen. 
Wright setzt sogar das Afterloch central, und lässt alle Au- 
gentafeln an der Randbildung Theil nehmen, doch sind hier 
wahrscheinlich die Centralplatten herausgefallen. Die über- 
zählige Centralplatte zertheilt sich nämlich oder umgibt sich 
an ihrem Hinterrande mit mehreren kleinern Plättehen, die 
dann weniger Halt haben. So zeigt die grösste englische 
Species Acr. hemieidaroides Wright Monogr. Ool. Ech. tab. 15 
fig. 4 aus einer zarten Thonschicht zwischen Forest Marble 
und Cornbrash statt einer Platte (Suranale), sechs. Wegen 
seiner vortreflichen Erhaltung nennt es Wright „one of the 
marvels of the Oolitic fauna“. Die Krone hat 0,03 also über 
1 Pariser Zoll Durchmesser, die glatten Stacheln bis über 
3 Zoll Länge und 2 Linien Dicke liegen dabei. Auch ein 


954 A. Echinidae regulares: Milnia. 


Laternenstück wird abgebildet, das wegen seines tiefen Aus- 
schnittes zu unserer Secunda pag. 55 gehört, doch wäre hier 
noch bessere Aufklärung wünschenswerth. Abgesehen von 
der Afterscheibe scheint keine wesentliche Verschiedenheit 
von Hemicidaris mehr statt zu finden. 

Milnia nannte Haime (Ann. Sc. nat. 1849 Zme ser. XL. 
217) eine kleine Form aus dem Üorallien, welche sich durch 
ein sehr längliches, stark nach hinten gekehrtes Afterloch aus- 
zeichnet, weil die unpaarige Eiertafel dahinter fast gänzlich 
in ihrer Bildung zurücktritt, ja Haime meinte, sie fehle gänz- 
lich. Wright (Ann. Mag. Nat. Hist. 1851 2 ser. Bd. VIH 
pag. 261) stellte sie zur Acrosalenıa. Da dieses scharfe Merk- 


mal leicht erkannt wird, so habe ich denn eine kleine Form, 


die ich schon mehrere Jahre vorher im Neocom am Bieler 
See gefunden hatte, und nicht recht ausfindig machen 
konnte, als 

Milnia Haimii tab. 70 fig. 6 Hdb. Petref. 1867 tab. 64 
fig. 12 angereiht. G. Cotteau (Paleont. frane. Terr. eret. VIL 
pag. 93) bildet einen ähnlichen After bei Acr. patella ab, 
welche Agassiz (Ech. foss. Suisse pag. 53 tab. 18 fig. 15—18) 
unter seiner Hemicidaris patella verstanden haben soll, worauf 
man durch die zart ausgeführten Abbildungen unmöglich 
kommen würde. Desor hat sie dann zu seinem neuen Ge- 
schlecht Hypodiadema gestellt, was aber ziemlich undefinirbar 
zu sein scheint, da es in dem neuesten Werke (Echinol. Helvet.) 
wieder ganz unterdrückt und auf die verschiedensten Unter- 
geschlechter vertheilt ist. Solche Beispiele müssen uns immer 
wieder ermahnen, dass man in der Zersplitterung der soge- 
nannten Geschlechter nicht zu weit gehe. Unsere Neocom- 
form hat mit der Haime’schen einen auffallenden Mangel 
grösserer Warzen auf dem Scheitel gemein, nur an den Seiten 
zeichnen sich auf den breitern Feldern in jeder Reihe drei 
durch Grösse aus, dann nehmen sie aber gegen die Mundseite 


a u er eu ee 


-_ 


A. Echinidae regulares: Milnia dolomitica. 255 


hin eben so plötzlich wieder ab. Die Basis ist zwar sehr stark 
concav, aber ohne Zweifel in Folge von Druck. Ausschnitte 
am Rande des mittelgrossen Mundloches deutlich. Warzen 
durchbohrt und gestrahlt. Auf den schmalen Feldern sind die 
Warzen ganz besonders klein, was nicht recht mit dem ächten 
Acrocidaris stimmt. In Folge dessen stehen auch die Fühler- 
porenpaare sehr gedrängt. Obgleich das Stück gelitten hat, 
so ist doch die Afterscheibe (x vergrössert) sehr deutlich: 
vorn rechts verräth sich die Madreporenplatte durch deutliche 
Pünktchen, die hintere Genitalplatte ist gabelförmig, ent- 
sprechend dem Afterloche, hat sehr schmale Arme, aber 
hinten an der breitlichen Stelle ein deutliches Loch. Auch 
die Augenplatten verrathen durch Gebirgsmasse am Unter- 
rande hart über den Fühlerporen Gruben. Das stimmt nun 
zwar nicht mit den Angaben von Haime, allein man darf bei 
so schwierigen Dingen nicht zu kritisch verfahren. 

Milnia dolomitica tab. 70 fig. 7. Seit Jahren beschäf- 
tigt mich ein dolomitischer Steinkern, den ich bei Nattheim 
erworben habe. Er zeigt oben ebenfalls die Kahlheit der 
Milnia, und nur am Rande stehen drei bis vier grosse Warzen, 
deren Bau aber nicht mehr erkannt werden kann. Jedenfalls 
sind auch die Ambulacra schmal und kleinwarzig. Am grossen 
Mundloche sieht man unter den schmalen Feldern tiefe, von 
den Ohren herrührende Löcher. Obwohl der Scheitel nur 
Steinkern ist, so erkennt man doch auf der Bruchfläche noch 
die hintere Lage des dreiseitigen Afterloches, und im Centrum 
die Suranal-Platte. Fünf erhabene Punkte deuten ohne Zweifel 
die Lage der Geschlechtsöffnungen an. Es bildet das in seiner 
Art auch ein „marvel“, aber von Erhaltung und Zerstörung 
zugleich. 

Salenia Lochensis tab. 70 fig. 8 nannte ich im Hdb. 
Petref. 1866 tab. 64 fig. 11 kleine seltene Kronen aus den 
Schwammschichten des untern Weissen Jura bei Mühlheim 


256  Echinidae regulares: Psilosalenia Lochensis, Germanica. 


an der Donau unterhalb Tuttlingen. Das etwas excentrische 
Afterloch auf glattem Felde bestimmte mich dazu. Leider 
lässt sich von den Umrissen der Schildtafeln nichts erkennen, 
doch der Umfang der nackten Platte, wohin die Fühlerporen 
nicht zu reichen scheinen, lässt auf eine grosse Afterscheibe 
schliessen, und da die Dinge von so eigenthümlichem An- 
sehen sich in Franken und Schwaben hauptsächlich auf die 
Schwammschichten des Weissen Jura «ß beschränken, so wäre 
vielleicht eine Trennung als Psilosalenia (YıXös, kahl) ange- 
messen. Der Rand des Afterloches steht etwas hervor, die 
Schale ist sehr dünn. Mundkreis gross, ohne Einschnitt, 
woran aber wahrscheinlich die Jugend und Erhaltung Schuld 
sein mag. Es kommt daselbst auch eine kleine rauhe Ab- 
änderung vor, die man Psilosalenia scabra tab. 70 fig. 9 
nennen könnte, sie erinnert uns schon etwas an die Zeichnun- 
gen von Echinus hieroglyphicus, besonders sind die Fühler- 
gänge durch Querrunzeln getheilt, wozwischen wie in Zellen 
sich die Fühlerporen einsenken. Auf dem schmalen Felde 
alterniren dann nur drei bis fünf Wärzchen fast übereinander 
stehend (x vergrössert). Die Gelenkköpfchen quellen dick 
kugelrund aus der schmalen Gelenkfläche hervor, sind aber 
undurchbohrt und ungestrahlt. Indessen ist es bei der Klein- 
heit und Undeutlichkeit des Materials zur Zeit unmöglich, 
eine fehlerfreie Ansicht zu geben. Man erkennt die Dinge 
auf der Lagerstätte leicht wieder, ohne sich über die wahren 
Eigenschaften recht klar zu werden. Dies gilt selbst von der 
grössten, der 

Psilosalenia Germanica tab. 70 fig. 10 von der Lochen 
bei Balingen. Ihre Dünnschaligkeit fällt auf. Die Basis 
wölbt sich sichtlich hinaus, der Mundkreis nicht sonderlich 
gross, Ausschnitte scheinen nicht vorhanden zu sein, die 
dicken Warzen deutlich durchbohrt, aber die Enge des Halses 
lässt keine Strahlung vermuthen. In den breiten Feldern 


ine On ir 


I EEE Te 


A. Echinidae regulares: Echinopsis calva. 957 


nimmt die grösste Warze die oberste Stelle ein, darüber finden 
wir keine Spur einer kleinern, bald steht die linke, bald die 
rechte höher, doch kann ich darin kein rechtes Gesetz finden. 
Die Warzen der schmalen Felder alterniren in zwei Reihen, 
wie bei Acrocidaris, und jeder Warze correspondiren aussen 
drei Löcherpaare. Spuren von runden Höfchen auf den Asseln 
nimmt man zwar wahr, aber die Asselnähte treten durchaus 
nicht hervor, daher ist auf dem glatten Scheitel gar keine 
Orientirung möglich, nur eine einzige punktirte Stelle aussen 
mit einem Loch deutet mit Entschiedenheit die Madreporen- 
platte an. Ich stelle sie vorn rechts. Auch die übrigen Geni- 
tallöcher nimmt man wahr. Die Lage des runden Afterloches 
mit etwas aufgeworfenem Rande scheint die Mitte einzu- 
nehmen. Es sind zwar seltene Erfunde in den Schwamm- 
schichten des Weissen Jura «, doch habe ich sie schon vor 
vielen Jahren auch zu Veilsbrunn nördlich Streitberg im 
Fränkischen Jura gefunden. 

Echinopsis calva tab. 70 fig. 11 nannte ich im Jura 
tab. 90 fig. 14 eine flache Krone aus den Korallenschichten 
von Nattheim. Desor (Synopsis pag. 440) stellte sie zu seinem 
zweifelhaften neuen Genus Hypodiadema. Auch hier schliessen 
die grossen Warzen plötzlich die breiten Felder, dann folgen 
um den Scheitel nur noch feine Wärzchen, was der Krone 
jenes kahle Ansehen gibt, und an Psilosalenia erinnert. Die 
Warzen sind deutlich durchbohrt, und wahrscheinlich fen 
gestrahlt. Auf den schmalen Feldern alterniren die Wärzchen. 
Die Scheitelplatten um den kleinen centralen After haben 
grosse Aehnlichkeit mit Hemicidaris. Mundkreis mittelgross 
mit deutlichen Ausschnitten für die Hautkiemen. Wäre das 
Verhältniss der breiten Felder zu den schmalen nicht em so 
ungleiches, so würde man diese kleinen Dinge schon mehr 
den Echinus anlehnen können, dagegen haben sie auch grosse 
Verwandtschaft mit Hemicidaris. Was ich im Handbuche 


Quenstedt, Echinod. 17 


258 A. Echinidae regulares: Tiaris. 


Petref. 1852 tab. 49 fig. 37 als Echinopsis Nattheimensis ab- 
bildete, lehnt sich dagegen namentlich wegen der breiteren 
Ambulakralfelder mehr an Echinus an. 


ce) Hemieidaris (Tiaris). 

Cidaris papillata (zitzenförmig) und mammillata (brust- 
förmig) bilden einen Gegensatz, auf welchen schon Leske 
(Additamenta 1778 pag. 57 und 61) das Hauptaugenmerk 
richtete: jenes war Linn@s Echinus Cidaris, woran die Zitzen 
mehr als die Brust hervortreten; dieses Rumph’s indischer 
Echinometra Klein Echin. tab. 6 und darnach copirt in der 
Eneyel. method. tab. 133 fig. 3, welchen Lamarck als Echinus 
mammillatus auszeichnete, woran unter der Warze sich das 
Höfchen in Form von einer Brust hoch erhebt. Schon Lister 
(Historia anım. angl. 1678 pag. 221) übersah die herrlichen 
englischen Formen nicht, woran Parkinson (Organ. Rem. 
form. world 1811 III pag.13) sogar noch die „original colour“ 
zu erkennen meinte, „its papillae are perforated in the apex, 
and crenulated at the base“, was dann Lamarck (Anim. sans 
vertebr. 1816 III. 59) zu dem Namen Cidarites erenularis 
veranlasste, „fossile de la Suisse“ setzte er hinzu, und auch 
Walch (Naturg. Verst. 1768 1I. 1 tab. E. II. fig. 4) bildet ihn 
sehr kenntlich aus der Landschaft Basel ab, wo schon der 
vortreflliche C. Gesner (Histor. lapid. figur. 1565 pag. 169) 
einen sehr deutlichen Holzschnitt unter dem sonderbaren 
Namen Scolopendrites gab. Schlotheim (Leonhard’s Taschen- 
buch Min. 1813 pag. 65) legte auf die Rundung der Kronen 
das Gewicht, und nannte ihn darnach Echinites globulatus, 
selbst Goldfuss (Petref. Germ. 1526— 83 tab. 40 fig. 6) fasste 


noch alle unter dem einzigen Namen Cidarites erenularis zu- 
sammen. Erst Agassiz (Neue Denkschriften Schweiz. Ges. 
Naturk. 1839 Bd. IIl pag. 42) führt den neuen Geschlechts- 
namen Hemicidaris (Zu: halb) ein, den ich lieber mit Tiaris 


x 


2 


- 


A. Echinidae regulares: Tiaris. 259 


pag. 35 vertauscht hätte, um das Wort als Anhängsel bei den 
Unterabtheilungen benützen zu können. Schon Lamarck und 
ältere boten dafür einen Anhalt, indem sie die Cidariten in 
Turbans (Kiöagız) und Diademes unterschieden, das Band be- 
'zeichnend, welches die Perserkönige um die rızox, auch 
ziagıg genannt, schlangen. Denn soll Klarheit in die Namen- 
masse kommen, so kann es nur auf solche Weise geschehen. 

Eine Kugelform auf dem Scheitel mit ungewöhnlich 
dicker Schale; ein grosser geschlitzter Mundkreis, der fast 
die ganze Basis einnimmt, gegenüber dem kleinen Afterkreise, 
welchem fast nie die Eier- und Augentafeln fehlen; die hohe 
Brust der Höfchen, worauf stark gestrahlte und durchbohrte 
Köpfchen sitzen; ähnliche etwas klemere Warzen auf den 
schmalen Feldern, die aber nach der Scheitelgegend schnell 
an Grösse abnehmen, ohne ihren Charakter wesentlich zu 
ändern; ein Kauapparat, welcher durch seinen tiefen Aus- 
schnitt an der Pyramidenbasis zu unserer Secunda species 
pag. 55 zählt, und innen sich an Ohren heftet (fig. 40. a), 
welche auf den schmalen Feldern stehen, wie bei Echinus, 
aber nicht durch Bogen geschlossen sind; Fühlerporen, welche 
sich zu dreien an die Ambulakralasseln anschliessend in flach- 
welligen Linien vom Gipfel zum Mundkreise verlaufen, hier 
sich etwas vermehren, und daher wahrscheinlich nicht, wie 
bei Cidaris, in das Peristoma hineinliefen. Alle diese Kenn- 
zeichen erheben die Kronen zu einem der ausgezeichnetsten 
Geschlechter. Schwieriger ist die Entscheidung über die 
Stacheln. Die kleinen Stacheln liegen zwar öfter auf den 
Exemplaren, sie sind nicht keilförmig, sondern rundlich und 
gestreift, aber die grossen trifft man nur selten in ihrer Lage. 
Das Prachtexemplar des erenularis von Besancon bei Agassiz 
(N. Denkschrift. Schw. G. Nat. IV tab. 18 fig. 23 pag. 45) 
zeigt, dass die grossen Stacheln scheinbar glatt nur mit der 
Lupe zarte Längsstreifung erkennen lassen, auch fehlt es 

Eos 


260 A. Echinidae regulares: Tiaris Scolopendra. 


ihnen an einem besonders gestreiften Halse, wodurch man 
sie mit einiger Sicherheit vom Cidaris unterscheiden kann. 
Sie erinnern dadurch auffallend an genannten Echinometra 
mammillata (Acrocladia), wovon Seba (Rer. nat. Thesaurus 


1758 III tab. 13 fig. 1—6) schon gute Zeichnungen gab, und 


deren purpurfarbigen Stacheln Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 
tab. 34) eine ganze Tafel unter dem Namen Sudes fortalitiorum 
(Pallisaden) widmete. Zwar sind die lebenden undurchbohrt 
und ungestrahlt, allein die sonstige ausserordentliche Aehn- 
lichkeit könnte uns leicht auf den Gedanken bringen, sie trotz 
dem hier anzureihen. 

Hauptlager bildet der Weisse Jura bis in seine obersten 
Glieder, wo noch Hemit. Purbeckensis in dem „Cinder Bed“ 
von Swanage zwischen Süsswasserschichten erscheint. In Eng- 
land gehen sie unter den Inferior Oolite von Dundry Hill nicht 
hinab, und gerade diese ältesten verschwimmen vollständig 
dem Ansehen ihrer Krone nach mit Acrosalenia, nur dass wir 
statt des schiefen ein centrales Afterloch haben. Blos im 
Alpenlias der Stockhornkette zeichnete Merian Bruchstücke 
eines H. florida aus. Nach Cotteau ist H. Prestensis aus dem 
Aptien von La Preste bei Neuchätel der jüngste, die kleinen 
Kronen sind vom typischen erenularis kaum zu unterscheiden. 
Dagegen wurde im Nummulithenkalke von Yberg, Canton 
Schwyz, wenn auch selten, ein H. Mespilum gefunden, der 
nach Hrn. Desor ebenfalls noch vom I'ypus des erenularis 
sein soll. 

Cidarites Scolopendra tab. 70 fig. 12 nannte ich im Jura 
1857 pag. 734 tab. 89 fig. 32 eine kleine verkieselte Krone 
aus den Sternkorallenschichten < von Nattheim, um damit an 
die älteste Figur des Scolopendrites von Gesner de fig. lap. 
1565 pag. 169 zu erinnern, in der schon Mercati (Metallo- 
theca 1717) ein Ovum anguinum pag. 7 erkannte. Der alte 
Vater der Petrefaktenkunde sahe aber in den Asseln eine 


A. Echinidae regulares: Tiaris Scolopendra. 261 


Aehnlichkeit mit den Gliedern der „Tausendfüssler*. Im 
Flözgebirge Würt. 1343 pag. 471 hielt ich es bei der allge- 
meinen typischen Gleichheit nicht für der Mühe werth, die 
Dinge mit besondern Namen auseinanderzuhalten, auch wusste 
ich im Handb. Petref. 1852 pag. 578 tab. 49 fig. 14 noch 
nicht, dass die verdrückten Stacheln vom Cidarites fistulosus 
aus dem Weissen Jura e von Ulm in irgend welcher Beziehung 
damit ständen; erst im Jura 1857 pag. 735 stieg mir darüber 
eine Vermuthung auf, bis endlich durch einen glücklichen 
Fund in den gelben Kalkplatten des obersten Weissen Jura = / 
von Beiningen bei Blaubeuren mir ein Licht aufgesteckt wurde, 
wie tab. 70 fig. 20 zeigt. Alle obigen noch vollständig mit 
Stacheln bedeckten Exemplare tab. 65 fig. 37 und tab. 68 
fig. 13 stammen von derselben Stelle. 

Die Krone tab. 70 fig. 12 von Sirchingen bei Urach ist 
vollständig verkieselt, zeigt aber in der Seitenansicht, wie 
bedeutend der Scheitel abgeplattet war, so dass ınan an 
mechanischen Druck denken möchte, wenn die Sache sich 
nicht an den verschiedensten Stücken wiederholte. Dazu 
kommt noch eine ansehnliche Leere um den Afterkreis, weil 
nur ein kleines Wärzchen hart herantritt. In hohem Grade 
zierlich ist der Kreis von Perlknoten um das Höfchen, worauf 
kleine runde Stacheln sassen, nirgends bekommt man eine 
keilförmige zu Gesicht. Man zählt nur vier grössere Warzen 
in einer Reihe, die fünfte ist sehr klein, und eine etwaige 
sechste klebt nur am Mundkreise an. Die Fühlergänge ver- 
engen sich oben bedeutend, und zwischen ihnen alterniren 
nur unten 9 bis 6 grössere Warzen in einer Reihe, wovon die 
obere am grössten, und bald in der linken, bald in der rechten 
Reihe sitzt, ohne dass man eine bestimmte Regel aufstellen 
könnte. Darüber werden die Knötchen plötzlich klein, alter- 
niren aber sehr bestimmt, und die Zahl der Porenpaare scheint 
sich nach ihnen bestimmt zu richten, etwa drei auf einen 


262 A. Echinidae regulares: Tiaris Scolopendra. 


Knoten. Daher müssen sie auch am Mundrande gemäss den 
kleinen Knötchen sich in einander verschränken d. h. mehr- 
reihig werden. Der Afterkreis ist ziemlich gross und tief ge- 
schlitzt, die Schlitze stehen unter den breiten Feldern einander 
entschieden näher, als unter den schmalen. Ohne Zweifel 
steht H. Thurmanni Ag. Deser. Echin. foss. Suisse tab. 19 
fig. 1 aus den Pterocerenschichten des Portlandien bei Pruntrut 
unserer schwäbischen sehr nahe, wenn auch die Zeichnung 
nicht vollständig stimmen mag. Dagegen scheint fig. 20 aus 
den 

Krebsscheerenlagern «{ von Beiningen vollständig zu 
stimmen, wenn auch der Mundkreis m etwas kleiner sein mag. 
Das Hauptinteresse liegt hier auf der Menge grosser wohl- 
erhaltener Stacheln Nro. 1—20, die sich dergestalt um die 
kleine Krone lagern, dass man in vielen Fällen noch die Warze 
angeben kann, auf der sie sassen. Dieselben bestehen ganz 
aus Kalkspath, sind mit körnigen Linien bedeckt (x ver- 
grössert), ganz wie es Agassiz vom erenularis zeichnet. Was an 
unserem Stücke klar zu legen war, habe ich mit grosser Mühe 
klar gelegt, und um alles auf das Papier zu bringen, mussten 
einzelne Stacheln etwas aus ihrer Lage gerückt werden. Nr.1 
gehört zu den grössten, denn er misst in der Länge 77 mm, 
und ist am Ende noch verletzt. Umriss eiförmig. Er sass 
auf der obersten zurückstehenden Warze, körnige Streifung 
recht deutlich. Der kleine Gelenkkopf wird von einem stark 
vorspringenden Ringe überragt. Nro. 2 hat dieselbe Länge 
77 mm, und scheint ebenfalls derselben obersten zurücktreten- 
den Warze anzugehören, der Stachel ist aber oben ganz und 
schief abgeschnitten. Ob die starke Compression auf einer 
Seite, wie die Ansicht (a) von oben zeigt, Natur sei, lässt 
sich nicht leicht ausmachen. Ueber dem Gelenkkopfe unten 
findet sich ein Doppelring, der jedoch auf der Gegenseite viel 
undeutlicher wird. Nr. 3 ist zwar nur 55 mm, aber oben 


WE ee 


A. Echinidae regulares: Tiaris Scolopendra. 263 


verletzt, so dass er noch länger sein konnte. Er liegt mit 
seiner Gelenkfläche ebenfalls auf der obersten zurückstehen- 
den Warze, und hat grosse Aehnulichkeit mit Nro. 1, denn er 
ist nur wenig in die Breite ausgedehnt. Ein doppelter Ring 
wird auch hier sichtbar. Die Kopfgegend scheint sich ein 
wenig hinabzukrümmen d. h. gegen den Scheitel der Krone 
hin, dann würde die gegen den Mund gerichtete Seite uns 
vorliegen. Nr. 4 erreicht nur 45 mm, ist oben ganz und 
schief abgeschnitten und etwas comprimirt. Er dürfte der 
obersten vortretenden Warze angehören. Nro. 5 erreicht 
wieder 63 mm Länge, scheint oben gerade abgeschnitten, 
und legt seinen Gelenkkopf auf die oberste zurücktretende 
Warze. Nro. 6 von mittlerer Dicke misst mindestens 61 mm, 
und gehört auch der obern zurücktretenden Warze an. Nro.7 
erreicht 80 mm, ist aber stark comprimirt und schlauker als 
alle genannten. Oben rundet er sich schön zu, allein über 
die Zeichnung lässt sich wenig Bestimmtes sagen, da er in 
Kalk gehüllt ist. Er scheint der zweiten Warze unter Nro. D 
anzugehören. Eine ganz ähnliche schlanke Gestalt bildet 
Nro. 8, ist aber nur 70 mm lang. Sein Gelenkkopf weist 
auf die zweite Warze, die schief über Nro. 7 steht. Nro. 9 
62 mm lang endigt oben vollständig rund, erbreitert sich 
dann zwar wieder etwas, scheint aber doch bald wieder rund 
nnd dicker zu werden. Seine Stelle dürfte er auf der obersten 
grossen vortretenden Warze gefunden haben. Nro. 10 gegen 
60 mm lang spitzt sich schief zu, um bald darauf wieder 
rund zu werden. Er scheint auf der zweiten Warze unterhalb 
Nro. 2 zu stehen. Nro. 11, obgleich noch 57 mm lang, wird 
schon etwas dünner, rundet sich oben zu und ist analog der 
Nummer 7 und 8 etwas comprimirt. Er dürfte auf die zweite 
Warze unterhalb Nro. 4 gehören. Die übrigen werden schnell 
bedeutend kleiner, doch scheint Nro. 12 noch auf die zweite 
Warze unter der zurücktretenden ersten zu passen. Sein Ge- 


264 A. Echinidae regulares: Tiaris Scolopendra, fistulosus. 


lenkkopf klebt noch auf der Krone, aber der Stachelgipfel ist 
verletzt, erreicht daher nur noch 42 mm. Von den kleinern 
ist der Untertheil Nro. 13 noch ziemlich diek, er könnte zur 
zweiten Warze unterhalb Nro. 1 gehören. Das 33 mm lange 
Bruchstück Nro. 14 ist noch ziemlich dick. Nro. 15 und Nro. 16 
endigen spitz und nehmen schnell an Dicke und Länge ab, 
sie mögen daher wohl der dritten Warze zukommen. Von 
Nro. 17 liegt nur die Spitze vor. Die dünnen Nro.18 und 19 
gehören schon tiefer: Nro. 18, nur 11 mm lang, sitzt noch 
auf der vierten Warze von oben gezählt, trotz der Dünne 
bleibt die Längsstreifung sehr klar. Die schlanke Nro. 20 
scheint dagegen auf der dicksten Warze eines schmalen Feldes 
gesessen zu haben, wie ihr Platz auf der Krone noch andeutet. 
Einzelne Bruchstücke übergehend liegen die kleinsten Stacheln 
(a vergrössert) auf der Kronenschale m in ziemlicher Menge 
zerstreut, aber alle sind rund und längsgestreift. Die Krone 
selbst stimmt im wesentlichen mit Scolopendra, obwohl der 
Mundkreis etwas kleiner zu sein scheint, so ist die Schale 
doch ganz in der gleichen Weise niedergedrückt. Der etwas 
längliche Umriss kam wahrscheinlich durch eine Seiten- 
quetschung. Auf den breiten Feldern ist die vierte Warze 
schon klein, und nur je eine ganz kleine tritt noch hart am 
Mundsaume auf, von denen bald die rechte, bald die linke das 
Feld schliesst. Merkwürdig ist das Missverhältniss zwischen 
diesen kleinen Kronen und jenen grossen Stacheln. Für 
eigentlich hohl sollte man die Stacheln nicht halten, nicht 
einmal eine Rindenlage, wie sie Agassiz hervorhebt, nimmt 
man wahr. Wenn sie dennoch etwas verdrückt sind, so muss 
daran wohl die poröse Textur der Masse Schuld sein. Was 
ich ursprünglich 

Cidaris fistulosus tab. 70 fig. 13 Hdb. Petref. 1852 tab. 
49 fig. 14 aus dem Weissen Jura e von Ulm nannte, war ver- 
kieselt, und so vollständig faltig und comprimirt, dass man 


A. Echinidae regulares: Tiaris Scölopendra, erenularis.. 265 


es für einen hohlen Schlauch halten musste, der freilich typisch 
vollkommen zu Scolopendra zu passen scheint. Der verkalkte 
fistulosus Jura tab. 89 fig. 38 stammte dagegen vom Sotzen- 
hauser Bühl in der Nähe von Beiningen, stimmt daher auch 
im Lager mit Scolopendra. Er ist ebenfalls sichtlich ver- 
drückt, aber innen mehr erdig als späthig. Fig. 14 und 15 
von Ulm sind vollständig späthig, dabei so vollkommen rund, 
dass von Höhlung nichts vermuthet werden kann. Die zarten 
Längsstreifen gehen nicht ganz an den hervorragenden zier- 
lich gekerbten Ring heran, sondern es bleibt dazwischen noch 
ein schmales Band, was man mit der Halsregion der Oidariten- 
stacheln vergleichen könnte. Eigenthümlich vertieft ist das 
Oberende fig. 15 eines Zoll langen Bruchstückes, es entstand 
dadurch eine förmliche Schüssel. Wie schon pag. 259 er- 
wähnt nannte Agassiz 

Hemicidaris erenularis Kronen aus dem Terrain & 
chailles, mit welchen er Stacheln vereinigt fand, die verhält- 
nissmässig kürzer als an unserem schwäbischen Exemplare zu 
sein scheinen, obgleich die zugehörige Krone etwas grösser 
ist. Das Oberende der meisten ist schief. Herr Desor (Echinol. 
Helvet. pag. 109) vereinigte damit sogar die Stacheln unseres 
fistulosus und conoideus. Eine solche Annahme ist jedoch in 
hohem Grade unwahrscheinlich: die Stacheln ein und dessel- 
ben Thieres können zwar verschieden sein, allein die Unter- 
schiede sind doch in enge Grenzen gebannt, wie unser Beispiel 
lehrt. Wir gerathen hier wieder in dieselbe Schwierigkeit, 
wie bei den Cidaritenstacheln. Nur durch sorgfältige Vor- 
führung hierhergehöriger Bilder bringen wir die Sache ihrer 
einstigen Entscheidung näher. Schreiten wir daher zur fig. 16 
aus Weissem Jura e von Ulm, so haben wir hier Verkieselung 
und Verkalkung zugleich. Oben am dünnen schief abge- 
stumpften Ende herrscht die Verkieselung vor, und hier findet 
eine starke Verdrückung statt; am Unterende dagegen ist nur 


266 A. Echinidae regulares: Tiaris crenularis, conoideus. 


eine dünne Kieselhaut zu sehen, und innen alles vollständig 
späthig und unverdrückt. Die Schiefendfläche liesse sich 
wohl mit Nro. 4 von Scolopendra vergleichen, aber es bleiben 
doch noch manche Verschiedenheiten. Uebrigens muss ich 
bemerken, dass das Unterstück nicht dazu gehört, und ich 
damit vom Händler betrogen bin, doch passen die Stücke 
äusserlich so gut, dass ich es Decennien lang für ganz ge- 
halten habe. Nach oben zeigen die Stacheln immer eine 
Neigung zur keulenförmigen Entwicklung, keulenköpfig 
claviceps wäre darnach eine gute Bezeichnung. Schon im 
Jura tab. 89 fig. 37. 38 hob ich sie beim fistulosus hervor. 
Die zierliche symmetrische Zeichnung von oben gesehen gebe 
ich fig. 17. 18 von denselben Stücken, eine Mittellinie wird 
bei beiden wahrgenommen, und von einem hart am Rande 
gelegenen Punkte strahlen die glatten Rippen im Bogen aus, 
um sich längs der Seiten hinabzuziehen. Selbst die kleinsten 
fig. 19 bleiben in dieser Beziehung noch ausserordentlich 
deutlich. Werden die Stacheln grösser fig. 23, so bleibt 
zwar noch öfter die Medianrippe, aber das Öentrum der 
Linien tritt mehr gegen den Mittelpunk®. Von hier aus findet 
dann ein Uebergang durch fig. 25. 26 zum conoideus statt. 

Von Nattheim liefert fig. 21.22 zwei extreme Stielenden: 
fig. 22 könnte man wohl zu Scolopendra stellen, namentlich 
auch wegen des ausgezeichneten Doppelringes, von denen 
der untere weiter hervorragt und gekerbt ist; fig. 21 wird 
dagegen unten am Stiele plötzlich viel dünner, was besser 
mit fistulosus fig. 13 stimmen würde. Dagegen bringt uns 
das dicke Oberende fig. 24 von dort wieder in Verlegenheit. 
Der Umriss neigt sich zur Dreiseitigkeit, der Gipfel scheint 
gewölbt aber nicht schief zu endigen. Streifung nur schwach 
gekörnt, doch lässt die rohe Verkieselung keine Schärfe zu. 
Ich würde ihn an den 

Tiaris eonoideus suevieus tab. 70 fig. 23—29 aus Weis- 


2 A Rh Zu 


A. Echinidae regulares: Tiaris conoideus. 267 


sem Jura e von Ulm anschliessen, wovon ich im Jura tab. 89 
fig. 39 eine dicke Keulenform gab, deren Oberende convex 
herausschwellt. Die meisten erenularis bei Desor (Echinol. 
helvet. tab. 16 und 17) aus dem schweizerischen Terrain & 
chailles (Kieselnierenkalke) gehören dazu, und scheinen sich 
provinciel von con. moravicus zu scheiden: fig. 25 mit ver- 
drücktem Kopf schliesst sich noch dem claviceps an. Die 
Rippen bilden scharfe Erhöhungen auf glattem Grunde, und 
zeigen keine Spur von Knotung (x vergrössert), nicht ein- 
mal wie bei Scolopendra, geschweige denn moravieus. Fig. 26 
liefert ein ansehnliches Bruchstück mit schiefer Endfläche. 
Darauf ist ein deutlicher Wirbelpunkt etwas excentrisch gele- 
gen, in welchem alle Rippen zusammen kommen, nachdem sie 
ununterbrochen die markirte elliptische Kante überschritten 
haben. Ein Muster von Verkrüppelung zeigt fig. 27, am 
Hauptende wölbt sich die fast glatte Endfläche kugelförmig 
binan, und gleicht in sofern dem erwähnten Bilde im Jura, 
davor haben sich aber zwei klauenförmige Nebenköpfchen 
durch Missbildung abgetrennt, an deren scharfem Rande der 
gekerbte Ring noch bestimmt angedeutet bleibt. Erst die 
schönspäthige fig. 28 reiht sich durch ihr flaches kreisförmiges 
Ende den folgenden an, die markirten Knötchen in der scharf 
markirten Kante entstanden lediglich durch Verdickung der 
Linien, welche diesseits und jenseits gleichmässig ihres Weges 
laufen. Von Nattheim fig. 29 habe ich nur die einzige aber 
zierliche Gestalt, die den Wirbel der Streifen in der Mitte 
der etwas aufgeblähten Endfläche hat. Man meint einen 
kleinen Hippuriten vor sich zu haben, so scharf setzt sich die 
geknotete Kante ab. Der eigentliche 

Tiaris conoideus moravieus tab. 70 fig. 32—38 lagert 
jedoch im obern Weissen Jura am Schlossberge bei Nickols- 
burg in Mähren, und zwar verkieselt, wie schon die schöne 


Kegelform im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 16 zeigt. Ihre 


268 A. Echinidae regulares: Tiaris conoideus, 


Rippen sind zierlich knotig, was man nicht selten mit blossen 
Augen deutlich wahrnimmt, und die Gipfel deckelförmig 
flach oder gar concav, nur selten flach convex. Trotz der 
Menge ist mir wie bei dem suevicus nie ein Gelenkkopf zu 
Gesicht gokommen, dieselben mussten sehr leicht abbrechen. 
Wie massig sie schliesslich werden zeigen die Bruchstücke 
fig. 37. 38. Es sind offenbar provincielle Entwicklungsfor- 
men, die sich mit suevicus nicht vereinigen lassen, geschweige 
denn mit crenularis des Agassiz. Doch kommen auch bei 
Nickolsburg eylindrische fig. 30. 31 vor, denen der gekerbte 
Gelenkkopf mit tiefer aber kleiner Gelenkgrube nie fehlt. 
Ich habe sie immer zum fistulosus gezählt, nur dass man auf 
den Rippen schon mit blossem Auge die Körner sieht (fig. 31. 
x vergrössert), und fist. moravicus nicht so fein gezeichnet 
ist als fist. suevicus. Obgleich in den härtesten schwärzlichen 
Feuerstein verwandelt, so ist ihr Querschnitt doch elliptisch, 
und wenn der quere Abfall in fig. 30 nicht durch Missbildung 
entstand, so müsste er auf Nachgiebigkeit beim Druck zu 
Lebzeiten des Thieres hinweisen. Der enge Stiel bleibt üb- 
rigens vollkommen glatt, die knotigen Streifen setzen erst 
ein wenig höher ein. Vom ächten conoideus geben die Ueb- 
rigen eine Auswahl. Wir beginnen mit den schlankeren 
fig. 32, die uns sehr an die schwäbischen erinnern, auch 
weniger knotige Streifen haben. Der Gipfel ist aber flach 
und der Rand hoch aufgeworfen, doch leider verbrochen. 
Fig. 33 schon zu den kürzern dickern Kegeln gehörig kann 
über diese zierliche Fläche den besten Aufschluss geben. Der 
centrale Wirbel, von dem die Rippen ausstrahlen, gleicht 
dem Wirbel einer flachen Patella, und erscheint wie ein 
Deckel. Wenn die Knoten auf den Rippen minder in die 
Augen fallen, so mag daran wohl die Erhaltung Schuld sein. 
Fig. 34 zeigt uns den vollständig flachen Deckel eines wohl 


gebildeten Kegels, aber der Wirbel im Centrum fehlt, und 


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A. Echinidae regulares: Tiaris conoideus. "269 


man sieht sehr bestimmt an dem von der Kante her gezeich- 
neten a, wie die Wärzchen ım Kreise den Lauf der Linien 
nicht unterbrechen. Fig. 35 bildet einen schlankern unten 
sanft eingeschnürten Kegel, es sind oben an der breitesten 
Stelle gerade so viel glatte Linien, als unten an der schmalen 
geknoteten, so dass sich keine einzige weitere Linie einsetzt. 
Nach oben werden jedoch die Knoten undeutlicher oder ver- 
schwinden auch gänzlich. Die geringe Dicke unten an der 
Stielstelle zeigt, dass vom Körper wohl nichts mehr fehlen 
kann. An fig. 36 mit concavem Deckel und hoch hervor- 
ragendem aber meist abgebrochenem Rande, durch welchen 
demungeachtet- der Linienlauf nicht gestört wird, ist unten 
noch ein Stückchen vom ungestreiften Stiele vorhanden. Das 
grösste Stück fig. 37 hat etwas durch Druck gelitten, sonst 
würde wohl seine Kegelgestalt ganz normal sein. Von der 
dicken fig. 38 lässt sich das nicht sagen, der Bauch springt 
einseitig hervor, und scheint unten einen eylindrischen Anhang 
gehabt zu haben. Sonst blieb aber alles normal. Mir kom- 
men in Beziehung auf Wachsthum solche massigen Klumpen 
wie Schwammgebilde vor, die ebenfalls in ihrer Form die 
freisten Gestaltungen annehmen. Als 

Kronen des erenularis Lmck. sahe man früher alle typi- 
schen Formen an, die jetzt in eine Menge lokaler Species 
getrennt sind. Lamarck eitirte blos die undeutlichen Abbil- 
dungen von Bourguet (M&moires pour servir & l’histoire natu- 
relle des Petrifications dans les quatre parties du monde 1742 
tab. 52 fig. 344— 47), und Goldfuss (Petr. Germ. I pag. 122) 
gibt zwar eine bessere Figur, aber keinen bestimmten Fund- 
ort an. Wenn Agassiz (Ech. Suiss. tab. 18 fig. 23) mit seinen 
Stacheln Recht hätte, so würde das allerdings einen weitern, 
wenn auch keinen sonderlich praktischen Anhaltspunkt geben. 
Ich habe auf die minutiöse Unterscheidung kein grosses Ge- 
wicht gelegt, aber im engern Sinne fig. 39 darunter verstan- 


270 A. Echinidae regulares: Tiaris crenularis. 


den, welche aus dem Weissen Jura e von Nattheim stammen 
soll, worüber ich jedoch nicht ganz sicher bin. Wölbung 
mittelmässig. Acht Asseln in der linken Reihe der breiten 
Felder, und neun in der rechten, aber dann sind die End- 
asseln ausnehmend klein. Rechts und links wechselt übrigens 
auch hier, wie beim Cidaris pag 41. Eine kleine Blindwarze 
mit Buckel ragt hart an die Afterscheibe heran. Die Ambu- 
lacra verengen sich oben plötzlich, die Zwischenwarzen unten 
auf der breiten Seite sind mittelgross, und 5—6 stehen in 
zwei bestimmt alternirenden Reihen. Von unten gesehen 
steht viermal die rechte grösste Warze hinauf, und einmal 
die linke, doch ist das nur individuel. Mundkreis -mittel- 
gross, und von besonderer Wichtigkeit scheinen mir die Ein- 
schnitte, welche ihre steilere Seite gegen die unten gerade 
abgestutzten breitern Felder kehren, während die schmälern 
von der längern schiefen Linie begrenzt werden und in schwa- 
chen Bogen vorspringen, worauf eine Vermehrung der Füh- 
lerporen auftritt, weil diese von den gedrängter gestellten 
Warzen innig abhängig ist. Agassiz hat diese Einschnitte 
nicht richtig getroffen, die Abbildung von Desor (Synopsis 
11. 5) scheint das verbessern zu wollen, aber auch nicht voll- 
kommen, wie ein Vergleich mit unserer Abbildung zeigt. 
Um die Verschiedenheiten recht hervorzuheben, habe ich 
daneben fig. 40 ein grauweisses verkieseltes Exemplar aus dem 
Kieselnierenkalke (Oxfordien superieur) vom Seebade Trou- 
ville bei Hävre abbilden lassen, wobei umgekehrt das breite 
Feld spitziger vorspringt, als das schwächer gebogene schmale. 
Die Krone ist etwas höher, und daher in den breiten Feldern 
eine Assel in der Reihe (9 bis 10) mehr als vorhin, die War- 
zen um die Afterscheibe sind ausgebildeter, die Madreporen- 
platte durch Grösse und Punktirung ausgezeichnet. Am 
Gipfel reduciren sich auf den schmalen Feldern die Knöt- 
chen plötzlich zu einer einfachen Reihe, das gäbe einen antise- 


- 


A. Echinidae regulares: Tiaris erenularis. IA 


rialis. Da das Innere mit Kiesel vermengter Kalkstein ist, 
so kann man die Ohren « von innen frei legen, sie stehen 
‚nicht wie bei Cidaris, sondern wie bei Echinus auf dem Innen- 
rande der schmalen Felder, sind aber nicht durch einen 
Bogen geschlossen. Unter dem breiten Felde gewahrt man 
blos eine schmale bandförmige Verdickung, welche zwischen 
den Einschnitten zur Festigkeit des Mundkreises beiträgt. 
Wer mit der Nadel nicht vertraut ist, kann den innern Bau 
auch an den gelben Steinkernen von Chätel-Censoire und 
Druyes (Dep. Yonne) vortrefflich wahrnehmen, wo die Kie- 
selnierenkalke mit Massen von Echiniden erfüllt sind. Wie 
weit wir uns bereits vom ächten Cidaris entfernt haben, zeigt 
dort ein Blick: fig. 41 stellt den Kern des breiten Feldes 
eines Cidariten dar, man kann daran noch den Abdruck der 
inneren Fläche der gespaltenen Ohren bis in alle Einzeln- 
heiten verfolgen. Das grosse Ohr von maximus tab. 64 
fig. 55. a zeigt damit auffallende Aehnlichkeit, obwohl die 
Krone nur fünf Tafeln in einer Reihe hat, wie unser coro- 
natus. Ganz anders verhält sich Tiaris fig. 42: hier ragt über 
das breite Feld nur eine schmale Lamelle heraus begrenzt von 
_ der Steilwand der Ausschnitte, während die schmalen Felder 
breiter hinausgreifen, und jederseits von den Poren einen 
Schlitz zeigen, worin die Ohren ihre Stelle hatten. Die 
Warzen kann man alle zählen, weil innen die Brust ausge- 
höhlt war. Feine Stäbehen zeigen uns, wie in der dieken 
Schale die Poren schief nach aussen verliefen, selbst auf dem 
Scheitel zeigt sich an der Stelle der Madreporenplatte rechts 
stets ein Wulst, der auf einen innern Kanal pag. 52 hindeutet. 
Unsere Species gehört zu der flachern Abänderung, welche 
d’Orbigny Prodrome I. 380 zur diademata rechnete, während 
die noch häufigere crenularis daselbst höher und rund- 
licher ist. 

Das Antiseriale von T'rouville wiederholt sich auch wie- 


212 A. Echinidae regulares: Tiaris crenularis. 


der ausgezeichnet bei Nattheim tab. 70 fig. 43, die beiden 
Knotenreihen der schmalen Felder treten gegen den Mund 
hin breit auseinander, gegen den Scheitel alterniren die klei- 
nen Warzen zwar anfangs noch, plötzlich stellen sie sich aber 
in einfacher Reihe hintereinander, kaum dass man noch ein 
seitliches Ausweichen bemerkt (x vergrössert), jeder Warze 
scheinen dann blos noch zwei Porenpaare zu correspondiren. 
Die Warzen der breiten Felder sind stark entwickelt, wie bei 
denen von 'Trouville. Schon seit 30 Jahren habe ich ein ver- 
kalktes gelbliches Exemplar fig. 44 in der Sammlung unter 
der Etikette „Heidenheim“ liegen, es hat äusserlich grosse 
Aehnlichkeit mit intermedius von Wiltshire, allein die Knöt- 
chen stellen sich oben fast genau in einer Reihe übereinander 
(x vergrössert), es ist also ein antiserialis, während bei den 
englischen die bestimmte Alternanz sich bis zur Augenplatte 
verfolgen lässt. Es kommen hier oben auf eine Warze be- 
stimmt zwei Löcherpaare. Aber genau betrachtet hat jede 
Warze noch einen kleinen T'rabanten, welchem je das zweite 
l,ochpaar correspondirt. Sonst stimmt das Exemplar gut mit 
fig. 39 namentlich auch in Beziehung auf den geschlitzten 
Mundkreis. Die verkalkten Exemplare sind wegen der 
Porenasseln von Wichtigkeit, die man nur selten richtig 
dargestellt findet. Im Allgemeinen strebt jede Assel die Me- 
diannaht zu erreichen; wenn grosse Warzen vorhanden sind, 
so kann sie das nur auf krummen Wegen. Meistens stehen 
sie zu drei, nur wenn die Wärzchen der schmalen Felder ganz 
klein werden, so gruppiren sie sich zu zwei, wie am Ober- 
ende von antiserialis. Das kleine Exemplar tab. 70 fig. 45 
aus dem Great Oolite von Poix in den Ardennen mag das klar 
machen. Es ist zwar ein Mittelding zwischen Acrosalenia und 
Hemicidaris, da die Warzen auf den schmalen Feldern nach 
oben nur allmählig abnehmen, allein d’Orbigny (Prodrome I 
pag. 320) hat sie gerade deshalb als Hemicidaris Luciensis 


A. Echinidae regulares: Tiaris erenularis. 273 


unterschieden nach dem Fundorte Luc, wo sie in gleichem 
Lager vorkommt. Hier kann man nun bestimmt sehen, dass 
jeder Warze im schmalen Felde drei Porenpaare (fig. 49. 
x vergrössert) anliegen, wovon die Assel mit der Warze eine 
fussförmige Gestalt hat, die schmale mittlere erreicht nur mit 
einem krummen dünnen Stiele die Mediannaht; für die dritte 
bleibt dann ein breiterer Raum bis zur folgenden Warze. 
Das Schwierigste ist jedoch das Unterende am Mundrande y, 
wo die Porenpaare scheinbar mehrreihig werden. Allein auch 
hier geht das Gesetz nicht verloren, sondern die Porenpaare 
stehen nur zu dreien schiefer über einander, was aber schon 
bei der dritten Gruppe anfängt, sich in mehr gerader Stellung 
auszugleichen, und bei der vierten vollständig ausgeglichen 
ist. Nach Desor und Loriol (Echinol. Helv. pag. 96 tab. 14 
fig. 23) stimmen sie mit Hemieid. Greppini, freilich darf man 
dann aber nicht das vergrösserte Ambulacrum I. ce. 23. b zur 
Riehtschnur nehmen, worin nicht blos die Asseln, sondern 
auch die Löcher falsch stehen, da letztere nothwendig nach 
unten convergiren müssen. 

Hat man einmal das Gesetz der Dreistellung erkannt, 
so kann man selbst bei undeutlichen sich noch nothdürftig 
hinein finden. Gewöhnlich macht das Erkennen der ersten 
drei Paare am äussersten Mundsaume Schwierigkeit, hier 

mögen auch bei Lebzeiten des T'hieres schon öfter Missbil- 
_ dungen vorgekommen sein. Man muss daher das Deutlichste 
für das Auge sich erwählen, und darnach die andern ordnen. 

Die kleinen Exemplare zu bestimmen, macht natürlich 
die grösste Mühe: doch gibt sich tab. 70 fig. 46 von Nattheim 
noch als antiserialis zu erkennen. Die Kronen sind weniger 
deprimirt als fig. 47 aus demselben Weissen Jura &e von. 
Schnaitheim. Man könnte sie für Brut von Scolopendra halten. 
Wenn der grosse Mundkreis kaum ausgeschnitten erscheint, 
so mag daran die Jugend Schuld sein. Nicht blos über dem 


Queustedt, Echinod. 18 


274 A. Echinidae regulares: Tiaris erenularis, 


grössern Gelenkkopfe rechts (in der Natur links) liegt eine 
Blindassel, sondern auch über dem kleinern rechts ein ganz 
kleines Dreieck, welches sich zwischen Augen- und Genital- 
platte einzwängt. Doch bringt man selbst mit diesem kaum 
sieben Asseln in einer Reihe heraus. 

Von grossen Exemplaren bekam ich nur ein einziges 
Mal durch Herrn Oberjustiz-Procurator Becker in Ellwangen 
die verkieselte Krone tab. 70 fig. 48 zum Geschenk, die ohne 
Zweifel von Nattheim stammt. Ihr eiförmiger, der lebenden 
Echinometra gleichende, Umriss scheint von Druck herzu- 
rühren. Sie hat entschieden zwei alternirende Knotenreihen 
auf den schmalen Feldern, ich habe sie daher immer zum 
crenularis gestellt. Aber sie hat auf dem Scheitel mehrere 
Blindasseln, wodurch eine Kahlheit entsteht, welche sie dem 
Hemicidaris diademata Ag. Echin. Suiss. tab. 19 fig. 15 nähert. 
Ueber neun Asseln zählt man nicht heraus, und dann bildet 
die oberste links noch dasselbe kleine Dreieck , wie bei voriger. 
Die rohe Verkieselung erschwert zwar das Erkennen des 
feineren Baues, aber im Grossen scheint sich die Porenzahl 
unten bedeutend zu vermehren. Bei a habe ich eine Skizze 
von den kleinen Ohren und der niedrigen Leiste am Innern 
des Mundsaumes gegeben. Das grösste Exemplar fig. 49 von 
Nattheim danke ich Hrn. Inspector Berner in Friedrichshall. 
Es enthält etwa eben so viele Asseln (9) in einer Reihe der 
breiten Felder, ist etwas rauher, namentlich durch die Wärz- 
chen auf den Genitalplatten, die gut mit der Zeichnung von 
Desor (Echinol. Helvet. tab. 17 fig. 8. c) zu stimmen scheinen. 
Die Zahl und Stellung der Poren am Mundrande (y ver- 
grössert) ist jedoch bedeutend verschieden: über der vorletzten 
Warze stellen sich zwei schiefe Poren ein, dann kommen 
drei, vier, vier, zwei, und neben dem Median-Ausschnitte 
jederseits ein fast senkrecht gestelltes Paar, wenn anders die 
Verkieselung nicht täuscht. Neben der obern Tuberkel des 


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A. Echinidae regulares: Tiaris erenularis, intermedius. 275 
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Ambulakrums (x vergrössert) fallen sieben Paare, und auf 
der Brust des Gelenkkopfes sieht man noch characteristische 
Streifen, welche sogar quer bis zur Mediannaht gehen, und 
die Grenze der Porenasseln andeuten. Die kleine darüber 
hat dann blos noch drei, die darunter folgende sechs, fünf etc. 
Mit dieser grössern Zahl der Porenasseln,, welche einer Warze 
correspondiren, scheint auch das wirre Gemenge am Mund- 
saume zusammen zu hängen, in welchem das Gesetz zu finden 
seine eigenthümlichen Schwierigkeiten hat. Bei der lebenden 
Echinometra (Acrocladia) steigert sich das noch in bedeuten- 
derm Grade. 

Tiaris intermedius tab. 70 fig. 50 aus dem Coralrag 
von Wiltshire nannte Fleming (Britisch Animals 1828 pag. 
478) den gewöhnlichen, welchen schon Lister und Parkinson 
pag. 258 gemeint haben. Die Kronen schliessen sich so eng 
an crenularıs an, dass man kaum auf den Gedanken der 
Trennung gekommen sein würde, wenn er nicht schlanke 
runde Stacheln hätte, wie das prächtige Exemplar bei Wright 
(Monogr. Brit. foss. Echin. tab. 5 fig. 1. %) beweist. Die 
grössten werden fast ein Decimeter lang, und dabei nicht 
viel dicker als ein Rabenfederkiel. Mit kleinen runden Sta- 
cheln sind sie häufig bedeckt, und auch die Bruchstücke 
dickerer leiten uns oft sicher in der Bestimmung. Mein Stück 
verdanke ich Hrn. Reallehrer Wiest in Heidenheim. Wichtig 
war mir hier die Laterna (a), worüber Wright 1. c. tab. 5 
fig. 1.f schon einige Aufklärung gab. Bei dem herrlichen eng- 
lischen Material in verhältnissmässig weichem Gesteine sollte 
es nicht schwer sein, darüber alsbald vollständige Aufklärung 
zu gewinnen. Beim Zersprengen meines einzigen Exemplares 
konnte wenigstens der tiefe Ausschnitt, wie bei secunda 
species, nachgewiesen werden, wenn auch in etwas anderm 
Verhältniss als bei Wright. Die Pyramiden sind schlank, 
und der Ausschnitt reicht nicht ganz zur Hälfte hinab, die 

18 * 


276 A. Echinidae regulares: Tiaris intermedius, mitra, 
o 


Zahnspitze ragt unten nur wenig hinaus, und oben scheint 
der Bogen noch nicht geschlossen, obwohl ein kleiner Fort- 
satz jederseits nach innen geht, woran sich wahrscheinlich 
der Zahn befestigte. 

Wären die Stacheln nicht, so würde man mit den Kronen 
noch eine Menge anderer vergleichen können. Wie in Eng- 
land intermedius, so kommt im sogenannten Portlandkalk von 
Solothurn der etwas kleinere aber ähnliche Tiaris mitra tab. 
“O fig. 5l vor. Sehr zierlich ist auch hier die Alternanz der 
Wärzchen auf den schmalen Feldern bis zur Augenplatte hin, 
und auf jede Warze kommen noch drei Porenpaare, die in 
zwei zwischenliegenden Trabanten ihre Stütze finden (z ver- 
grössert). Trotz der Kleinheit ist das Schlauchwärzchen zwi- 
schen den Poren immer vortrefllich entwickelt, und selten 
wird man bei den verkalkten Exemplaren nach der Madre- 
porenplatte vergeblich suchen. Man pflegt sie vorn zur rech- 
ten zu stellen, natürlich ist das willkürlich, man könnte sie 
eben so gut zur linken oder in jede andere Stellung bringen, je 
nachdem man emen Medianstrahl wählt. 

Wright (Brit. foss. Ech. tab. 11 fig. 3. a) hat noch einen 
Hemie. Bravenderi aus dem Great Oolite von Stratton mit 
ähnlichen Stacheln und in ähnlicher Vollständigkeit abge- 
bildet. Das erschwert die richtige Bestimmung unserer 

Nattheimer tab. 70 fig. 57. 58, welche ich gern zur 
intermedia stellen möchte. Die Bruchstücke weisen auf 
schlanke Formen hin, unten mit verdicktem Kopfe, es würde 
das besser mit dem ältern Bravenderi stimmen. Ueber dem 
hervorragenden gekerbten Rande folgt noch eine zweite ver- 
diekte Linie, welche der untern Gegend das Ansehen eines 
Halses gibt. Die Gelenkfläche fig. 57 ist tief durchbohrt. 
Im Birsthale zwischen Münster und Court liegen ganz ähn- 
liche Stacheln fig. 55. 56, sie sind verkalkt, aber dennoch 
roh. Die kleine Gelenkfläche fig. 55 fällt bei vielen auf, 


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A. Echinidae regulares: Tiaris serialis. L 977 


zum Zeichen, dass die dicken Stacheln dennoch kleinen 
Warzen angehören mochten. Vorsichtig muss man davon in 
demselben Terrain ä& Chailles den Hemicidaris undulatus tab. 
70 fig. 52. 53 Ag. Echin. Suiss. tab. 18 fig. 26 unterscheiden, 
derselbe erhielt nach seinen undeutlichen Querwellen den 
Namen. Wichtiger darauf sind zwei Kanten fig. 52 zu den 
Seiten, wie es schon Desor (Echinol. Helvet. tab. 19 fig. 8) 
zeichnet, zu welchen bei dicken Exemplaren sich sogar noch 
eine dritte auf der Bauchseite gesellt, was auffallend an die 
Stacheln von Acrocidaris erinnert, mit welchem sie überdies 
die krumme Biegung des Stieles gemein haben. Es könnten 
daher die Stacheln vielleicht gar nicht zum Tiaris gehören. 
Vollständig gestreckt ist dagegen wieder Hemic. stramonium 
tab. 70 fig. 54 Desor Echin. Helvet. tab. 19 fig. 1, wovon 
sich im „Sequanien des Chasseral“@ noch Stacheln an den 
Kronen geheftet fanden. Unser Exemplar fand ich im Kiesel- 
nierenkalke des Münsterthales mit vorigem zusammen. 
Er zeichnet sich durch einen markirten Doppelring über dem 
Gelenkkopfe aus, wovon der untere gekerbt, der obere glatt 
ist. Sehr deutliche Knötchen, zwischen welchen sich zarte 
Längslinien hindurchziehen, gehen bis hart an den obern 
Ring heran. Nach Agassiz ist A. stramonium eine espece 
portlandienne, die gern in Gesellschaft mit Apioeriniten und 
Sternkorallen vorkomme, und die grössten aber wenigsten 
„tubercules ambulacraires“ habe. Nach Desor’s Zeichnungen 
(Echin. Helvet. tab. 19 fig. 2—4) zeigen dieselben zum Theil 
so geringe Alternanz, dass sie eine Vermittelungsform bilden 
zu unserm schwäbischen 

Tiarıs serialis tab. 71 fig. 1—3 Hdb. Petref. 1852 
tab. 48 fig. 40. Desor (Synopsis 57) wollte sie zum Subgenus 
Hemidiadema stellen, kam aber (Echin. Helvet. pag. 114) mit 
Recht davon wieder zurück. Die Kronen sind in unsern 
Sternkorallenkalken < zwar nicht häufig, bilden aber bei 


278 A. Echinidae regulares: Tiaris serialis. 


weitem die Hauptform unter den Tiariden. Dabei hebt sich 
das Merkmal der Reihenstellung der grossen Ambulacral- 
asseln so wesentlich hervor, dass die specifische Bestimmung 
nur selten Unsicherheit zurücklässt. Vielleicht ist genannter 
stramonium in der Schweiz schon seine Ersatzform, denn 
unsere fig. 1 von Nattheim kommt ihm entschieden entgegen, 
da die Stachelköpfe auf den schmalen Feldern nicht blos 
kleiner, sondern auch weniger gerade über einander stehen, 
als das bei der Normalspecies fig. 3 der Fall ist, wo in einem 
Felde vier der grössten auf eine Reihe kommen, erst die 
fünfte kleine beginnt darunter eine schwache Alternation. 
Die Grösse und Wölbung der Form fig. 3 von Hohenstadt im 
Oberamt Geislingen zeichnet die Species aus, obwohl das 
verkieselte Exemplar in Beziehung auf Erhaltung viel zu 
wünschen übrig lässt. Die Ausschnitte am Mundkreise fig. 2 
von Nattheim sind gross, und lassen gegen das breite Feld 
hin den Steilabfall, welcher unten noch durch ein markirtes 
Zähnchen unterstützt wird, deutlich unterscheiden, wie es 
fig. 1 zeigt (fig. 2 und fig. 7 sind in dieser Beziehung nicht 
gut gerathen). Fig. 1. x habe ich die Fühlerporen, wie sie 
am Loch der Augenplatte absetzen, thunlichst genau etwas 
vergrössert wieder gegeben: die Basis der Augenplatte ist 
etwas unsymmetrisch jederseits ausgeschnitten, worin die 
letzten Täfelchen der Fühlerporen sich einlagern und schon 
die Alternanz andeuten. Die Poren dieser Asseln sind sehr 
klein, und stehen auffallend schief, das vermeintliche Augen- 
loch darüber, sehr deutlich und etwas grösser, bildet den 
Schluss in der vorspringenden Basalecke, die wahrscheinlich 
in der Jugend ein besonderes Plättchen bildete. Weiter 
hinunter correspondirt die Löcherzahl den Wärzchen, auf je 
drei Paare kommt etwa ein Wärzchen des schmalen Feldes; 
neben den grossen Warzen gruppiren sie sich dagegen zu 
Bogen von 4—7 Paaren, wovon das Anfangspaar öfter ziemlich 


VIE 


A. Echinidae regulares: Acrocidaris formosus. 279 


weit einspringt. Freilich hält es sehr schwer, die Sache recht 
zu treffen, namentlich am Mundsaume (y vergrössert). Doch 
scheint jedes Porenpaar einer besondern Assel anzugehören, 
die das Bestreben hat, ihren innern Arm, wenn auch auf dem 
krummsten Wege, durch die grössern Warzenköpfe hindurch, 
bis zur Ambulacralnaht zu erstrecken. Man muss meist zu- 
frieden sein, die Stellung und Menge der Porenpaare nur 
einigermassen richtig zu erkennen. Die Doppelreihe beginnt 
erst unter der fünften grossen Ambulacralwarze, von wo ab 
die Warzen plötzlich wieder klein werden, deutlich alterniren, 
und in Folge dessen die scheinbare Verwirrung eintritt. Ver- 
bindet man die Porenpaare in Gedanken durch eine Linie, 
so convergiren die Linien der allgemeinen Regel gemäss nach 
unten, und sie werden steiler und kleiner, je näher dem Mund- 
kreise. Mehr als vier Paare zählt man in einer solchen Linie 
nicht. Senkrecht gegen diese Linien liegen meist nur zwei 
bis drei Paare hinter einander, die mehr eine natürliche 
Gruppe bilden. Am Mundrande entspricht der Ambulacral- 
naht ein ganz kleiner Ausschnitt. Die Alternanz der grössern 
Warzen auf den schmalen Feldern spricht sich selbst bei den 
grössten in der Ungleichseitigkeit aus, indem auf der einen 
Seite Trabanten stehen, die sich auf der andern nicht finden. 


Acroeidaris formosus 
tab. 71 fig. 4—17. 


Agassız Echin. Suisse 1840 II pag. 29 spaltete dies 
Untergeschlecht vom Hemicidaris ab, dem es sehr nahe steht, 
ich möchte es daher Acrotiaris heissen. Desor (Synopsis 
pag. 85) wollte sie eine zeitlang mehr dem Diadema nähern, 
allein in der Echinologie Helv. pag. 127 kam er davon mit 
Recht wieder ab. Das Wort &xoo5 extremus soll wahrschein- 
lich andeuten, dass auf dem äussersten Gipfel vier Genital- 
platten mit je einer kräftigen Warze gewaffnet sind, welche 


280 A. Echinidae regulares: Acrocidaris formosus. 


einen ansehnlichen Stachel voraussetzen, und die Warzen- 
reihen der breiten Felder oben schliessen. Nur die etwas 
grössere Madreporenplatte entbehrt der Warze, und lässt 
sich daher durch ihre Nacktheit leicht unterscheiden. Die 
schmalen Felder sind ebenfalls mit zwei Reihen grosser War- 
zen begrenzt, die nach oben und unten allmählig an Grösse 
abnehmen, und neben welchen sich die Porenpaare frei in 
flachen Bögen hinziehen, am Gipfel in ähnlicher Weise be- 
ginnend und am Mundkreise sich in ähnlicher Weise ver- 
mehrend, als bei Hemicidaris. Die hochbrüstigen Warzen 
gestrahlt und durchbohrt. 

Agassız hatte Anfangs eine Reihe Species gemacht, 
welche zum Theil nur auf kleinen Verschiedenheiten beruhen, 
namentlich gilt das von nobilis, formosus, tuberosus aus dem 
Neufchateller Corallien, die wohl alle auch bei Nattheim vor- 
kommen mögen, worunter ich im Handb. Petref. 1852 pag. 256 
der Benennung formosus den Vorzug gegeben habe. Ihre 
Grösse überflügelt den Hemicidaris bedeutend, denn ihr Durch- 
messer erreicht 75 mm. In diesem Falle kann man 11 Warzen 
in einer Reihe der breiten Felder zählen, in den schmalen 
Feldern noch einige mehr. Das kleinere Exemplar fig. 7 hat 
dagegen nur 9 Asseln in der Reihe der breiten Felder, und 
11 in der der schmalen. Verglichen mit der grössern, etwas 
länglich gedrückten fig. 6 von Sotzenhausen bei Blaubeuren 
reichen die Warzen höher in den schmalen Feldern hinauf, 
auch sind sie etwas dicker, während bei den grössern eine 
schmale ungewarzte Stelle bleibt. Die Stelle bei fig. 8 eines 
65 mm breiten und 37 mm hohen Exemplares von Nattheim 
schiebt sich schon wieder zwischen beide, sie ist nicht so nackt 
als bei fig. 6, aber weiter als bei fig. 7, indem sich darin 
noch eine kleine Warze erhebt. In den breiten Feldern 
10 Warzen, in den schmalen 12 könnte auch noch einen 
kleinen Unterschied begründen. Man weiss da in der That 


A. Echinidae regulares: Acrocidaris formosus. 281 


nicht, wie man sich entscheiden soll. Das Exemplar ist noch 
durch eine Missbildung interessant, indem die Genitalplatte 
statt einer zwei deutliche Genitalöffnungen hat. Das Loch 
der Augenplatte fig. 4. a ist meist sehr bestimmt vorhanden; 
von der Innenseite fig. 4.i zeigen sich die Genitalplatten dick- 
gerandet und innig mit der übrigen Schale verwachsen. Daraus 
erklärt sich ihr gewöhnliches Vorhandensein am Kronengipfel. 
Steckt man zwei Schweinsborsten s durch die Porenpaare, so 
kreuzen sie sich aussen und divergiren innen, was auf eine 
schiefe Durchbohrung der Schale deutet. Daher stehen die 
Löcher innen etwas weiter von einander, als aussen. 

Die Nähte der Porenasseln sind zwar bei unsern ver- 
kieselten schwer sicher zu verfolgen, allein öfter fig.5 (etwas 
vergrössert) zeigen die Oberflächen Furchen, welche quer 
durch die Gelenkköpfe hindurch gehen, und diese Furchen 
führen bestimmt zu den Poren hin. Es sind das offenbar An- 
deutungen von Nähten, in denen die Löcher durchbrechen. 
Später wurden dieselben durch die Bildung des Gelenkkopfes 
mit einander vereinigt. Auch Hr. Desor (Echinol. Helvet. 
tab. 21) bemerkte die Sache, nur bildet er die Furchen, wohl 
nicht ganz naturgetreu, etwas zu stark excentrisch. Die 
Grösse der Warze auf den Genitalplatten fig. 9 rückte die 
Lage der Genitalöffnung hart in die Spitze des Unterrandes. 
Der Habitus der Kronen erinnert mich immer an den berühm- 
ten indischen Echinus mammillatus, Rumph’s Echinometra 
(Acrocladia), welcher zwar undurchbohrte und ungestrahlte 
Warzen hat, aber grosse glatte dreiseitige 

Stacheln. Schon Agassiz Echin. Suiss. 1840 II pag. 32 
stellte ähnliche zum Acr. .nobilis, auch ich wusste im Hdb. 
Petref. 1852 tab. 48 fig. 42. b und Jura tab. 89 fig. 35 die 
grossen verkieselten Stacheln von Nattheim tab. 71 fig. 11—17 
nicht besser unterzubringen. Sie gehören wie C. Desori 


pag. 220 und pustuliferus pag. 227 zu den Krummhälsern, 


282 A. Echinidae regulares: Acrocidaris formosus. 


was auf eine innere Verwandtschaft hindeuten mag. Wie 
stattlich die Stacheln werden, zeigt die aus zwei Stücken ab 
zusammengesetzte fig. 17: es ist eine entschiedene Dreiseitig- 
keit vorhanden besonders nach oben; am Gipfel deuten kurze 
Falten Unsymmetrie an. Der Rand über dem Gelenkkopfe 
breit und hoch wie ein Rad, die Gelenkgrube dagegen eng 
und tief, aber am Gelenkrande grob gekerbt. Die Verkiese- 
lung ist für Beobachtung der feinen Zeichnungen nicht gün- 
stig, aber auf verkalkten (fig. 17. x vergrössert) bemerkt man 
wellige Querlinien, wie beim undulatus pag. 277. Die kleinere 
fig. 16 wurde von der Seite gezeichnet, um die Krümmung 
nach unten zu zeigen. Die verkieselten sind gewöhnlich hohl, 
so dass bei manchen Querschnitten fig. 15 nur eine dünne 
Wand bleibt, man kann sogar der Länge nach bis zur Gelenk- 
grube durchsehen fig. 11. Aber schon die verschiedene Dicke 
bei verschiedenen Exemplaren beweist, dass das in der Art 
der Erhaltung seinen Grund hat, die verkalkten zeigen daher 
auch den Spath bis in’s Innerste. Den flachgewölbten Rücken 
sehen wir auf fig. 14 dargestellt, der sich am Gipfel schief 
nach unten biegt. Der Gelenkkopf fig. 13 hat eine sehr kleine 
(selenkgrube mit groben Kerbungen am Rande. Wenn sie 
grössere Gelenkgruben und feinere Kerbungen fig. 12 zeigen, 
so mögen die wohl andern Species angehören, wenn man 
auch nicht im Stande ist, die zugehörigen Kronen zur Zeit 
ausfindig zu machen. Die glatte verkalkte fig. 10 habe ich 
mit undulatus zusammen im obern Weissen Jura des Birs- 
thales gefunden, durch ihre Krümmung mit drei Längsrippen 
gesellt sie sich wohl ohne Zweifel zum Acrocidaris, sie hat 
daher deutliche Wellen (x vergrössert), welche von äusserst 
zarten Längsstreifen geschnitten werden. Aber keine Spur von 
besonders gezeichnetem Halse wird wahrgenommen. Auch der 
breite Ring über dem Gelenkkopf zeigt dünne Streifung zum 
Ansatz der Muskeln. 


ui re Er F; 


A. Echinidae regulares: Cidaris aequituberculatus. 283 


Cidaris aequitubereulatus 
tab. 71 fig. 18—23. 


Aecropeltis (r&Xrn, kleiner Schild) Agassiz Catal. rais. 
Echinod. 1846 pag. 36 tab. 15 fig. 7, aus dem Weissen Jura & 
von Nattheim „Ce genre a tous les caracteres exterieurs des 
Acrocidaris“, aber sie haben „Le cot lisse et sont imperfores“, 
sind also Apori-Laeves ungestrahlt und undurchbohrt. Schon 
im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 41 wurde unsere kleine 
Krone fig. 18 von oben her abgebildet, von welcher ich jetzt 
die Seitenansicht gebe, um die fast völlige Gleichheit der 
dick geschwollenen Tuberkeln auf beiden Feldern vor Augen 
zu stellen; man zählt 7 in den Reihen der breiten und 8 in 
den der schmalen Felder. Dass man fast kein einziges Zwi- 
schenwärzchen wahrnimmt, daran ist wohl die Kleinheit der 
Kronen schuld, da ja auch bei den grossen Acrocidaris die 
Trabanten sehr zurücktreten. Wärzchen auf den Tafeln der 
Afterscheibe sind zwar vorhanden, aber bei weitem nicht so 
ausgezeichnet, als bei Acrocidaris. Es hält sehr schwer, sie 
richtig zu zeichnen (fig. 19. x vergrössert), namentlich weil 
die Warzen der breiten Felder hoch hinauf gehen, und die 
Eiertafeln an ihrer Spitze, woran am äussersten Ende das 
Loch liegt, sehr verengern. Der Mundkreis gross, aber von 
deutlichen Ausschnitten nichts zu bemerken, obwohl Spuren 
davon vorhanden sind; auch war die Verkieselung der Er- 
haltung des Randes nicht günstig, obwohl man die kleinen 
Exemplare zuweilen bis in’s Innerste reinigen kann, wie der 
Einblick der untern fig. 19 zeigt. Grösser als die rohe ver- 
kieselte fig. 20 kommt sie bei Nattheim nicht vor. So ähnlich 
unsere Bilder auch der ursprünglichen Agassız’schen Zeich- 
nung sein mögen, so will sie Hr. Desor (Synopsis pag. 86) 
doch nicht gelten lassen, sondern nennt sie Acrop. coneinna 
Mer., die in der Echin. Helvet. pag. 195 zum ersten Male 


284 A. Echinidae regulares: Goniopygus peltatus. 


ausführlich beschrieben steht. Der Fehler der Vermischung 
ist zwar nicht gross, aber genau genommen liegen sowohl bei 
Nattheim als Nickolsburg zweierlei Varietäten, wobei die eine 
fig. 19 kräftige Warzen bis zum Gipfel behält, die andere 
fig. 21 am Gipfel ihre Warzen abschwächt. Letzteres stimmt 
mit Zeichnung und Beschreibung (tubercules affaiblis & la face 
superieure) der Schweizer concinna, abgesehen vom Mund- 
kreise m, der bei Desor ]. c. tab. 33 fig. 4. b dann etwas zu 
klein gerathen wäre. Vom 

Schlossberge bei Nickolsburg in Mähren steht mir zwar 
von den grobwarzigen nur ein einziges verdrücktes Stück 
tab. 71 fig. 22 zu Gebote, allein der ganze Eindruck der 
überall aufgeblähten Warzen ist so bestimmt von der zweiten 
fig. 23 mit verkümmerten Scheitelwarzen verschieden, dass 
man dabei wohl an eine besondere Varietät denken kann. Bei 
letzterer ist die Genitalplatte (= vergrössert) glatter und nur mit 
einer Hauptwarze bedeckt, die Augenplatte auffallend schmal, 
weil sich zwischen Augen- und Genitalplatten noch warzen- 
bedeckte Asseln der Interambulacra lagern, freilich wieder 
etwas anders, als es Desor bei den Schweizern darstellt. Der 
kleine unten abgebrochene bei y vergrösserte Stachel mit 
dicken Rippen lag darauf, und scheint dazu zu gehören. 

Goniopygus peltatus tab.71fig.24 Ag. Monogr. Salen. 
1838 pag. 20 aus dem Neocom von Neuchätel, stimmt in 
allen wesentlichen geschlechtlichen Kennzeichen noch mit dem 
vorigen Acropeltis, nur sind Afterschild und Mundkreis etwas 
grösser. Hr. Desor (Synopsis pag. 95) meinte zwar, dass die 
Genitalplatten sonderbarer Weise nicht durchbohrt seien, 
allein schon Cotteau (Paleont. france. Terr. eret. VII pag. 718) 
zeigte, dass Löcher an der äussern Spitze der Platten sogar 
sehr deutlich sich zeigen. Das Afterloch (ruy%) im Centrum 
des Scheitels wird durch eigenthümliche Vorsprünge am Innen- 
rande der Genitalplatten eckig (yavix Ecke), worauf der 


A. Echinidae regulares: Goniopygus peltatus. 285 


Name anspielen soll. Agassiz meinte, geleitet durch das all- 
gemeine Ansehen, sie noch zu den Salenien stellen zu sollen. 
Cotteau l. c. tab. 1176 hat zwar mit grosser Klarheit die ein- 
zelnen Organe vergrössert gezeichnet, aber wahrscheinlich 
auf Kosten der Treue, wie unser vergrösserter Mundrand x 
zeigt: wenn man die verkalkten Stücke ätzt, so treten auf 
den Ambulakren eine Menge gedrängter Asseln auf, deren 
Grenzlinien bis zur Naht gehen. Das innere Loch der Fühler- 
poren liegt stets auf der Naht, das äussere dagegen in der 
Mitte der Platte. Einen Ausschnitt im Mundrande bemerke 
ich nicht, freilich kann daran leicht die Erhaltung Schuld sein. 

Im obern Weissen Jura spielen unter den verkieselten 
noch zwei kleine Formen eine wichtige Rolle, die den ältern 
Petrefactologen längst bekannt waren, und von Goldfuss 
Petref. Germ. pag. 126 unter 

Echinus sulcatus und hieroglyphicus 

vortrefllich festgestellt sind. Fasst man die Dinge in ihrer 
Entwickelung richtig auf, so lassen sie sich generisch vom 
Acropeltis nicht trennen. Zunächst spricht sich das auf der 
Unterseite aus, wo die dicken undurchbohrten und unge- 
strahlten Gelenkköpfe in ganz gleicher Weise erscheinen, 
während die Oberseite in eine Menge unregelmässiger Knoten 
zerfällt, die schon Davila (Catalog. 1767 III pag. 177) mit 
_"Turban eizel@ passend bezeichnete, was Leske (Additamenta 
1778 pag. 92 tab. 44 fig. 2) in Echinites toreumaticus über- 
setzt, meinend dass dieser kleine fossile mit dem grössern im 
rothen Meere lebenden Cidaris Toreumatica Klein Nat. disp. 
Echinod. 1734 pag. 22 tab. X fig. D. E übereinstimme, den 
Agassız zu einem Subgenus Temnopleurus erhob, während 
die aus dem Schweizer Jura schon von Bourguet Traite des 
Petrifications 1742 fig. 377 abgebildeten den gefälligen Namen 
Glyptieus (YAurrös eingeschnitten) Ag. Catal. rais. 1346 pag. 56 
davon trugen, nachdem sie lange unter Arbacia (Prodrome, 


286 A. Echinidae regulares: Echinus sulcatus. 


Mem. sc. nat. de Neuchätel 1835 I. 190) gelaufen waren. 
Hervorzuheben ist, dass sie alle gern auf der Lagerstätte 
vom aequituberculatus gefunden werden. Wir beginnen die 
Entwickelung mit 

Echinus suleatus tab. 71 fig. 25—28 Goldf. Petref. 
Germ. tab. 40 fig. 18. Die gelben Kiesel aus Weissem Jura © 
vom Dorfe Engelhardtsberg bei Muggendorf finden wir ın 
unsern Sammlungen hauptsächlich verbreitet. Die jungen 
fig. 25 sind auf der Oberseite absonderlich kahl, während 
unten die Knotenreihen schon in ihrer ganzen Schärfe auf- 
treten. Zwei Furchen auf den breiten Feldern, worauf der 
Name anspielen soll, treten an die Stelle der Knoten, und 
dazwischen bildet sich eine undeutliche erhöhte Zickzacklinie 
aus. Auch bei der grössern fig. 26 bleibt die Glätte, dagegen 
kommen andere fig. 27 von gleicher Grösse vor, die schon 
recht rauh werden, und wobei man die zwei Linien auf den 
breitern Feldern gar leicht übersehen kann. Im wesentlichen 
sind es aber doch nur runde Knötchen, die sich zu beiden 
Seiten der Furchen erheben, als wenn sich die Hauptknoten 
der Basis in kleinere Paare zerschlagen hätten. Bei grössern 
Exemplaren fig. 235 werden die rauhen Zeichnungen zwar 
etwas deutlicher, doch bleibt es immer schwer, einen rechten 
Charakter daran aufzufassen, man sieht nur, dass es nicht 
mehr Wärzchen gewöhnlicher Art sind. Das erschwert das 
Urtheil über die specifische Verschiedenheit ausserordentlich. 
Unter unsern 

Württembergern tab. 71 fig. 29 sind zwar einige, welche 
mit jenen fränkischen völlig übereinstimmen, allein bei den 
meisten zerschlagen sich die Warzen auf der Oberseite zu 
lauter kleinen Höckerchen, die nur entfernt an Glypticus er- 
innern. Die Furchen auf den breiten Feldern sind zwar da, 
aber undeutlich, und die Zickzacklinie gibt sich nur durch 
abwechselnde glatte Eindrücke zu erkennen, die allerdings 


ur sic 


N 


A. Echinidae regulares: Echinus hieroglyphicus. 287 


an Klein’s Cidaris Toreumatica (Temnopleurus) erinnern. Das 
zerrissene Loch rechts oben deutet auf die Madreporenplatte, 
welche wegen ihrer Porosität bei der Verkieselung leicht zer- 
bröckelte. Obwohl der Mundrand vortrefllich erhalten ist, so 
bemerkt man doch keine Spur von Ausschnitten, die bei dem 
hieroglyphicus so bestimmt hervortreten. Um zu zeigen, wie 
verschieden die Künstler die Sache auffassen, habe ich noch- 
mals dasselbe Stück, wie im Jura tab. 90 fig. 12, abbilden 
lassen, was innen und aussen gereinigt ist. Von Ohren am 
Mundrande kam nicht viel zum Vorschein. Ehe ich von Zwi- 
schenformen rede, gehe ich erst zum ächten 

Echinus hieroglyphieus tab. 71 fig. 30—33 Goldf. 40. 
17, der in so wunderbarer Pracht im Kieselnierenkalke am 
Fringeli bei Bärswyl Cnt. Solothurn vorkommt. Blos das 
Reinigen vom schwarzen Mergel macht einige Mühe. Der 
Mundkreis ist hier nun deutlich geschlitzt, und wie gewöhn- 
lich die Schlitzwand auf der Interambulacralseite steiler als 
auf der andern. Auf dem schmalen Felde stehen 8 ausge- 
bildete undurchbohrte und ungestrahlte Knoten in einer Reihe, 
ganz ähnlich wie beim aequituberculatus, dazwischen liegen 
kleine Trabanten unregelmässig zerstreut. Auf den Zwischen- 
feldern zerschlagen sich dagegen die Knoten über dem dritten 
bis vierten in zwei innere und zwei äussere Reihen. Die 
äussern Reihen stehen zu3+3-+2-+ 2 Wülsten (z ver- 
grössert) übereinander, wovon jedoch der innere untere einem 
gewöhnlichen Stacheltragenden Gelenkkopf gleicht, so dass 
also zu den untern deutlichen Knoten noch vier obere kleinere 
Stacheltragende Knoten hinzukommen. Die Nebenwülste sind 
auf der gegen die Fühlergänge gewendeten, etwas verdickten 
Seite deutlich gestreift. Am bizarrsten sind die beiden innern 
Wulstreihen, welche in den grössten die Form eines hebräi- 
schen 2 haben, und auf der Oberseite rauh sind (y stark ver- 
grössert). Unter den Eiertafeln bin ich nicht im Stande, die 


2883 A. Echinidae regulares: Echinus hieroglyphicus, € 


Madreporenplatte ausfindig zu machen, sie haben alle in der 
Mitte eine Grube, das Genitalloch liegt darunter. Auffallender 
Weise scheinen zwei Platten zwei Löcher zu haben. Wenn 
keine Täuschung vorliegt, so kann das wohl nur auf Miss- 
bildung beruhen. Das Augenloch liegt unter einem dicken 
Vorsprunge der Augentafel. Am schwierigsten ist die Ver- 
mehrung der Porenlöcher am Mundsaume darzustellen, 2 ver- 
grössert; die Löcherpaare sind von einer Brille umgeben, und 
stehen quer am äussern runden Ende der schmalen Asseln, 
deren Grenzen sich freilich nur schwer sicher erkennen lassen. 
Die obern Warzen vereinigen vier solcher Asseln, die darunter 
folgenden drei, und bei den übrigen konnte ich die Spuren 
nicht finden. Genau genommen stimmt unter den bekannten 
Abbildungen bei Agassiz, Desor, Wright ete. keine überein, 
allein das berechtigt nicht zu neuen Species, sondern man 
muss vielmehr die Sache in ihrer Entwickelung auffassen. 
Schon das grössere Bruchstück fig. 31 von Pruntrut, welches 
ich im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 35 abbildete, stimmt 
nicht mehr genau, doch kann man noch zwischen den Wülsten 
die Warzen erkennen, welche Stacheln trugen. Natürlich 
lässt sich das durch Zeichnung kaum wiedergeben, hat man 
sich jedoch vom vorigen die richtige Anschauung angeeignet, 
so erkennt man auch hier das gleiche Gesetz, die Wülste sind 
blos vielleicht in Folge der Grösse etwas mehr aus einander 
gerissen. Besonders zierlich sind die Zeichnungen der Eier- 
tafeln mit einer kreuzförmigen Vertiefung, wie sie schon 
Desor Synopsis 16. 1 andeutet. Fig. 32 habe ich seiner Zeit 
noch in den Festungswerken von Belfort aufgelesen, wo unter 
Louis Philipp die Wichtigkeit des Platzes noch nicht erkannt 
war. Jetzt dürfte die Stelle nicht mehr zugänglich sein. Ob- 
gleich das Exemplar gerade nicht schlecht ist, so findet doch 
nur eine allgemeine Uebereinstimmung mit den Erfunden am 
Fringeli statt, die Eiertafeln erscheinen glatter, und nur 


A. Echinidae regulares: Echinus suleopunctus, intricatus. 289 


stellenweis gibt sich das 2 noch zu erkennen. Auch konnte 
ich nicht ganz sicher in den äussern Wulstreihen von den 
Stacheltragenden Warzen mich überzeugen. Bei Novion (Ar- 
dennen) fig. 33 werden dem entgegen die Wülste so rund und 
bestimmt, dass man sie fast alle für Stachelträger halten 
könnte, was sie aber entschieden nicht sind, wie man an der 
länglichen Verziehung einzelner noch sicher erkennt. Gehen 
wir nun einen Schritt weiter, so kommt 

Echinus suleopunetus tab. 71 fig. 34 aus dem Birsthal 
zwischen Münster und Court. Hier werden die Knoten der 
breiten Felder nach oben in sechs Reihen zerschlagen, die 
durch eine markirte Längsfurche in 3 + 3 getrennt sind. 
Auch auf den schmalen Feldern beginnen die Trabanten sich 
zu einer dritten Knotenreihe herauszuheben. Nur die sorg- 
fältigste Reinigung und aufmerksamste Betrachtung lässt in 
den Reihen einige Unordnung erkennen, hin und wieder ist 
nämlich ein Wärzchen doppelt, was uns an Sculpturen des 
hieroglyphicus mahnt. Gerade diese Uebergänge haben mir 
das Subgenus Glyptieus immer verleidet. Einige Aehnlichkeit 
hat vielleicht der kleine Glyptieus integer Desor Echinol. 
Helvet. 33.5. Gehen wir dann noch einen Schritt weiter, so 
kommt 

Echinus sule. intrieatus tab. 71 fig. 35 von Nickols- 
burg, woran oben ein förmlicher Wirrwarr von Knötchen 
sichtbar wird, die zwar nicht in Reihen stehen, aber alle mit 
entschieden runden- Köpfchen über die Gesteinsfläche hinaus- 
ragen. Leider sind die Kronen verdrückt und nicht allseitig 
scharf zu verfolgen. Auch die schmalen Felder nehmen 
oben an diesem Wirrwarr Theil, unten dagegen bleibt der 
Aequitubereulatencharakter, obschon die Warzen etwas klein 
sind. 

Bei unsern ganz kleinen Schwäbischen fig. 36 von Natt- 


heim meint man zuweilen auf der Oberseite lauter kleine 
Quenstedt, Echinod. 19 


290 A, Echinidae regulares: Cidaris cucumis. 


Wärzchen zu sehen, doch sind die Dinge zu klein, und selbst 
bei grössern fig. 37, wo sehr bestimmte Reihen schon das 
blosse Auge sieht, wird man doch immer mehr an sulcatus 
als an hieroglyphicus erinnert, welcher in Schwaben durchaus 
keine Rolle spielt, wenn er auch ein Mal vorgekommen sein 
sollte, wie Goldfuss behauptet. 

Eigentlich gehören die Aequituberculaten nicht zum 
Tiaris, sondern sie spielen vielmehr eine Mittelrolle zwischen 
Diadema und Echinus. Aber da eine gewisse Verwandtschaft 
mit Acrotiaris nicht geläugnet werden kann, und die Schrift- 
steller sie belieben hier anzuschliessen, so kann man das 
gelten lassen. Ehe ich aber weiter gehe, muss ich noch einige 

Stacheln nachholen, die durch ihre Grösse zwar noch an 
das Geschlecht Uidaris im engern Sinne erinnern, aber den- 
noch wahrscheinlich, da ihnen jede Spur eines besonders ge- 
zeichneten Halses fehlt, zur Gruppe der Tiariden gehören. 
Für uns im südwestlichen Deutschland steht oben an 

Cidaris eueumis tab. 71 fig. 33>—52 Hdb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 12 und Jura tab. 79 fig. 64—67. Sie sind an der 
Lochen und am Böllert bei Balingen im colonisirten Weissen 
Jura &, den ich früher immer zweifelhaft zum y stellte, ein 
ziemlich häufiges Petrefact. Trotzdem dass es ihnen innen 
oft an späthigem Kalk fehlt, sind sie doch nur selten zer- 
brochen, ja wenn sich Bruchstücke finden, so sind dieselben 
schon im Meere angeknabbert, vielleicht von den mitvor- 
kommenden Krabben. Fig. 33 von der schmalen Seite dar- 
gestellt ist dasselbe Stück wie im Hdb. Petref. 49. 12 von der 
breiten, man sieht daran die Gurkenform und das Verdrückte 
zugleich. Gewöhnlich hat der Gipfel noch besondere Falten, 
selbst das spitz endigende sehr bauchige Unieum fig. 42, wel- 
ches ich schon im Jura tab. 79 fig. 64 abbildete, zeigt sich 
am Gipfel doch schwach vierkantig. Diese Kanten entwickeln 
sich bei andern fig. 39 immer stärker, sie bekommen dann 


A. Echinidae regulares: Cidaris cucumis. 291 


ein auffallend abgestumpftes Ansehen. Aber alle sind mit 
zerstreuten markirten Warzen bedeckt, zwischen welchen 
sich die mit blossem Auge unsichtbaren Streifen gleichmässig 
hindurchziehen, ohne auch nur eine Spur von Hals bemerken 
zu lassen, wie die vergrösserte fig. 49 am Unterende zeigt. 
Wenn die Gipfelfaltung fig. 40 noch mehr vorschreitet,- so 
hält es wegen der Zerbrechlichkeit zwar schwer, sie genau 
zu’ reinigen, aber überzeugen kann man sich doch bestimmt, 
dass am Gipfel nichts fehle. Nichts ist mannigfaltiger, als 
diese Gipfelbildung: so ist fig. 41, die wegen ihrer gelben 
Farbe wahrscheinlich einer höhern Juraschicht als Weisses « 
angehört, gerade abgestumpft und hat nur eine Falte, welche 
auf ein Vorn und Hinten deutet; fig. 43 verjüngt sich dagegen 
oben in eigenthümlicher Weise, indem wie an einem Narben- 
rande der dünnere Gipfel sich plötzlich einstellt; an fig. 44 
kann man diesen Narbenrand kaum noch wahrnehmen, aber 
oben‘an der Spitze setzt sich ein flügelartiger weisser Callus 
an, der eine ganze Reihe von Formen in hohem Grade aus- 
zeichnet; an der dickern fig. 45 sitzt der Callus wie ein Neben- 
spiess, Verletzung fand an dem sonderbaren Gipfel gar nicht 
statt, dabei treten die Warzen so zurück, dass sie das blosse 
Auge kaum noch wahrnimmt. Die schlanke fig. 45 vom Hofe 
Ensisheim im Bärthale oberhalb Nusplingen, wo an der Strasse 
das colonisirte Weisse «x eine Menge feiner Sachen birgt, 
endigt oben förmlich meisselförmig, die deutlichen Warzen 
neigen sich sogar zur Reihenstellung; ebenso ist es bei fig. 47 
von der Lochen, woran der Meissel jedoch breiter ist, leider 
sprang oben links ein späthiger Splitter weg. Die Warzen 
werden nun immer gröber, bis wir zu den gröbsten auf fig. 48 
gelangen, die aber zu den keulenförmigen mit rohen Falten 
am Gipfel gehört. Auffallender Weise sind die Blindstacheln 
ohne markirten Gelenkkopf so selten, nur ein einziger fig. 50 
aber zweifelhafter kam mir bis jetzt zu Händen, dessen ver- 
195 


er nen 
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292 A. Echinidae regulares: Cidaris cucumis. 


letzter Gipfel ein geflügeltes Exemplar verräth. An Längs- 
und Querbrüchen (fig. 49. ab vergrössert) kann man mit der 
Lupe sich leicht von der Textur überzeugen: auf dem Längs- i 
bruch « ist aussen eine Art Rinde, innen dagegen Faserung, 
welche man mit den Gefässbündeln von Palmenholz ver- 
gleichen möchte. Aber die zarten Querwände zeigen, dass 
wir es mit Zellenlagern zu thun haben, die in die Länge ver- 
laufen. Daher treten dann auf den Querschliffen b in der 
Rinde Strahlen auf, im Innern dagegen eckige Maschen, wie 
im Querschnitt der Holzaxen kryptogamischer Gefässpflanzen. 

So klar die Thatsachen bei gewissen Stacheln vorliegen, 
ebenso unklar wird es bei andern, die man doch gern für 
Verwandte halten möchte. Beispielsweise bilde ich tab. 71 
fig. 53 einen verkieselten Stachel von Nattheim ab. Leider 
ist unten der Abschluss des Gelenkkopfes nicht sicher, aber 
der Ring ist vorhanden, und über ihm keine Spur eines be- 
sonders gestreiften Halses. Der Gipfel verengt sich plötzlich 
über einer Art Narbenrande, wie fig.43. Das hat mich immer 
auf eucumis hingewiesen. Dazu kommen nun noch zarte 
Längsstreifen (x vergrössert), die ein scharfes Auge soeben 
noch wahrnimmt, allein die an den meisten Stellen durch Sili- 
ficationspunkte zerstört sind. Von Warzen nahm ich dagegen 
nichts wahr. 

Hr. Prof. Fraas theilte mir das Unterende tab. 71 fig. 54 
eines prächtigen Stachels aus den Plattenkalken des Weissen 
Jura e von Nusplingen mit, über dessen Stellung man lange 
unsicher blieb. Der entwickelte Hals, fast die Hälfte des 
glatten Stieles einnehmend, beweist wenigstens, dass er nicht 
zum Hemicidaris gehören kann, wofür er wohl gehalten wurde. 
Der dicke gekerbte Rand und die Stacheln stellen ihn zu den 
Nobiles pag. 58. Der Stiel blieb dick und rund, aber un- 
mittelbar darüber wurde der warzige Stab so vollständig zu- 


sammengedrückt, dass man glauben könnte, die Stacheln 


A. Echinidae regulares: Cidaris eueumis, subteres. 293 


seien vollständig hohl gewesen. Dennoch ist daran wohl die 
Erhaltung Schuld, das Innere war stickstoffärmer als die 
Rinde, und wurde daher leichter durch Lösung weggeführt. 
Ganz anders steht dagegen wieder die Sache bei tab. 71 
fig. 52 aus Weissem Jura s von Steinweiler bei Nattheim. 
Schon im Jura tab. 89 fig. 30 habe ich einen noch diekeren 
von dort eucumis e genannt. Dieser ist dagegen beutelartig 
verdrückt, hat nicht blos Warzen, zwischen welchen feine 
Streifen durchgehen, sondern auch Falten am Gipfel, und 
keine Spur von besonders gestreiftem Halse, die zarten Li- 
nien ziehen vielmehr gleichmässig die ganze Länge des Stieles 
hinab. Um eine Vorstellung von der Mamigfaltigkeit zu 
geben, bilde ich noch fig. 51 aus den Weissen Marmorkal- 
ken & bei Ehrenstein im Blauthal oberhalb Ulm ab. Sie ist 
merkwürdig bauchig, am Gipfel eigenthümlich verdrückt, 
aber Warzung und namentlich die gleichmässige kaum sicht- 
bare Streifung des Stieles lassen über die richtige Deutung 
nicht den geringsten Zweifel zu. Unfehlbar sind das alles 
Entwickelungsformen ein und desselben Typus, die besonders 
zu benennen sich kaum der Mühe lohnt, obgleich sie durch 
die ganze Mächtigkeit des Weissen Jura verbreitet sind, in 
einer Schicht mehr, in der andern weniger, je nachdem der 
Boden ihrer Entwickelung günstig war. Welche Kronen- 
stücke man jedoch dazu rechnen soll, lässt sich zur Zeit noch 
nicht angeben. Nicht minder sicher ist ein unscheinbarer 
freilich viel seltenerer Stachel zu erkennen, nemlich 
Cidaris subteres tab. 71 fig. 55—60 Hdb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 15. Ich beginne mit fig. 55 von der Wasserfalle 
bei Streitberg im colonisirten Weissen Jura x. Dieser älteste 
bekommt oben eine Art von geknoteten Rippen, die ihn gar 
leicht mit den dort so zahlreichen Coronaten-Stacheln ver- 
wechseln lassen. Allein diese Rippen sind nichts als Bündel 
zarter Streifen, welche ununterbrochen sich über den langen 


294 A. Echinidae regulares: Cidaris subteres, clunifer, 


Stiel fortziehen, wie das die vergrösserte fig. 56. x aus dem 
ächten Weissen Jura y der obern Region an der Gosbacher 
Steige im obern Filsthale beweist. Das durch Eisenocher 
gebräunte Stück ist am Gipfel hohl, wahrscheinlich in Folge 
von Verletzung, aber trotzdem gehen die zarten Streifen mit 
ausnehmender Deutlichkeit über die ganze Länge des Stieles 
weg. Der Querschnitt fig. 57 eines Bruchstückes von der 
Steige bei Weissenstein, wo es im ächten y lagerte, zeigt drei 
Schichten: eine äussere matte von derselben gelben Erdfarbe, 
wie die gestreifte Aussenseite; dann einen lichtern Ring, in 
der Mitte einen kreisförmigen Kern. Bei guter Beleuchtung 
treten auf den Kreisen excentrische Strahlen hervor, was also 
auf gleichen Bau, wie bei cucumis hindeutet. Mein ursprüng- 
lich benanntes Exemplar lag im Weissen Jura e des Oerlinger 
Thales bei Ulm, woran sich stets eine äussere matte Schicht 
zeigt, wodurch drei farbige Ringe im Querschnitt fig. 60. & 
(vergrössert) entstehen. Es ist dieses das grösste mir bekannte 
Bruchstück, mit krummem Halse und auffallend grosser Ge- 
lenkgrube, die selbst noch bei kleinen fig. 59 durch ihre 
Grösse auffallen. Doch genügt das Kennzeichen wohl nicht 
allein zu einer specifischen Trennung von denen älterer Lager. 
Sonderbar abgestumpft ist fig. 58, aber der Rand unten so 
vollständig erhalten, dass man an einen Bruch nicht denken 
kann. Die äussern Streifen gehen auch hier bis an das Unter- 
ende heran, die Gelenkgrube ist aber ungewöhnlich tief. 
Hr. Desor (Echinol. Helvet. pag. 55) fand die markirte Spe- 
cies auch in der Schweiz, „Uouches de Baden. Etage sequa- 
nien, iln’y a pas proprement de collerette*. Er stellt sie aber 
noch zum ächten Cidaris, während der merkwürdige 
Cidaris elunifer tab. 71 fig. 61—63 Agassiz Echin. 
Suiss. tab. 21 fig. 22 aus dem Obern Neocom von Neuchatel 
zum Hemicidaris (Synops. pag. 484) gestellt ist. Nach den 
Kronen bei Cotteau Paleont. france. Terr. eretac. VII tab. 1089 


A. Echinidae regulares: Diadematiden. 295 


fig. 6 würde das nun wirklich der Fall sein. Die plumpen 
Stacheln haben grosse Aehnlichkeit mit den Glandarien pag. 
188, sind aber eigenthümlich nackt, mit Rissen bedeckt, die 
blos den blättrigen Bruch des Kalkspathes fig. 62 andeuten. 
Gewöhnlich zeigen sie eine Neigung zur Einschnürung. Blos 
der Gipfel fig. 63 zeigt Falten und Warzen. Cotteau bildet 
sie mit einem deutlich gestreiften Halse ab, meine Exemplare 
sind zu schlecht, um darüber ein sicheres Urtheil zu bekom- 
men, doch glaube ich auch eine Abgrenzung des Ilalses auf 
dem kurzen magern Stiele wahrzunehmen. Das würde frei- 
lich zu den andern Hemicidaris-Stacheln schlecht stimmen. 


d) Diadema. 


Arsönun, Kidapıs, Tixgıs bedeuten alle drei eine ähnliche 
Morgenländische Kopfbedeckung. Schon Petiverus (Aquat. 
anim. Amboinae icon. tab. 8 fig.5) spricht von einer Diadema 
Turearum, die wahrscheinlich mit dem Indischen Echinus 
Diadema Linne’s übereinstimmte, welchen die Bewohner von 
Amboina wegen seiner 7 Zoll langen nadelförmigen Stacheln 
mit Borstenthieren vergleichen, und Rumphius Eehinometra 
setosa nannte. Sie leben heerdenweis auf sandigsteinigem 
Grunde, bleiben dann nicht selten in Tümpeln bei der Ebbe 
zurück, wo ihr Anblick Lachen errege. Bei Sonnenlicht, 
oder wenn man sie ergreifen will, lassen sie die Stacheln 
fahren. Wer zum ersten Male das Prachtbild der verwandten 
Diad. Savignyi (Description de !’Egypte. Hist. nat. 1826 
tom. II Echinod. tab. 6) aus dem Rothen Meer sieht, die mit 
ihren Stricknadelförmigen Stacheln 20 Zoll spannt, kann sich 
eines Staunens nicht erwehren. So war also dem Lamarck 
_ (Anim. sans vertebr. 1816 III pag. 58) die Unterabtheilung 
„Diademes“ bei den Cidariten schon gegeben: „Niederge- 
drückte Schale, gerade Ambulaera, hohle dünne Stacheln* 
sollten sie bezeichnen. J. E. Gray (Annals of philosophy. 


296 A. Echinidae regulares: Diadematiden. 


London 1825 X pag. 426) fügte dem nichts Wesentliches zu, 
sondern schied nur den Echinanthus major Seba (Thesaur. 
1758 III tab. 14 fig. 1) von den Asiatischen Küsten, welchen 
Leske Additamenta pag. 52 Cidaris radiata nannte, unter 
dem neuen Genns Astropyga. Agassiz ging anfangs in seinem 
Prodrome (Me&m. Soc. Se. nat. Neufchatel 1835 I pag. 189) 
nicht weiter, schied aber bald (Echin. foss. Suisse 1840 II 
pag. 2) Tetragramma, Pedina und Acrocidaris ab. Besonders 
nahm die Vermehrung der Subgenera durch die Synopsis des 
Echinides fossiles 1858 pag. 57 von Desor zu, wo die Namen 
Hemi-, Hypo-, Pseudo-Diadema, Diademopsis ete. schon auf 
die Zersplitterung hindeuten. Für den Anfänger hält es 
ausserordentlich schwer, sich durch das so oft gewechselte 
und noch immer wechselnde Gewirr von Namen hindurch zu 
finden. Was die Zoologen unter den 

lebenden Diadematiden begreifen, hat Hr. Peters (Abh. 
Berl. Akad. 1354 pag. 106) auseinandergesetzt: für Diadema 
im engsten Sinne gilt eine fünfseitig niedergedrückte Krone, 
Tuberkeln durchbohrt und gestrahlt, Interambulacralfeld 
bildet oben einen glatten Stern, Mundrand geschlitzt, die 
langen Stacheln hohl und geringelt, Mundhaut zwar nackt 
aber doch noch durch kleine Kalkplättchen gestützt, die 
Ohren für die Laterne bilden wie bei Echinus geschlossene 
Bogen über den Ambulakren, aber die Bogen der Kiefer 
schliessen sich oben nicht und die Zähne haben innen noch 
keinen Längskiel, gleichen also mehr Cidaris. Astropyga 
hat kleinere Stacheln, die innen nicht hohl sind, wie die 
schöne Astr. Mossambica Pet. 1. ce. fig. 2 zeigte. Die gabel- 
förmig getheilte Glätte der breiten Felder auf dem Scheitel 
erzeugt ein Sternartiges Ansehen, was schon den Seba zum 
Ausspruch veranlasste, dass sie „proxime ad Stellas marinas“ 
heranzutreten schienen. Die dünnschaligen Kronen sind üb- 
rigens stark deprimirt, und zeigen Pores disposes par triples 


aa 2 u Sa El 


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A. Echinidae regulares: fossile Diadematiden. 297 


paires. Beim indischen Ech. calamaris Pallas Specilegia zoo- 
logica I tab. 2 fig. 5, den Gray zur Diadema stellte, werden 
die Warzen auf den schmalen Feldern oben vierreihig, sie 
zerschlagen sich also ähnlich, wie wir es bei den Aequituber- 
culaten pag. 283 sahen, und da auch der glatte Stern nicht ge- 
spalten erscheint, so wurde sie zu einem Echinothrix erhoben. 
Für die 

fossilen Diadematiden nehmen wir am besten den jurassi- 
schen Cidarites subangularis Goldf. Petref. Germ. 40. 8 zum 
Typus, der durch seine niedergedrückten Kronen allerdings 
noch auffallend dem Cidaris gleicht, namentlich bekommt 
man auch selten etwas von Genitalplatten zu Gesicht, weil 
dieselben gar leicht heraus fielen, und wenn auch im Allge- 
meinen der Mundkreis grösser ist als der Afterkreis, so geben 
sich beide doch so wenig nach, dass man immer wie bei 
Cidaris genau ausmitteln muss, wie die Kronen zu stellen 
sind, was am besten mittelst der Fühlerporen geschieht, deren 
durch die Porenpaare gedachten Radien nach oben diver- 
giren, folglich nach unten convergiren. Sie treten dadurch 
mit Echinus, denen im fossilen Zustande die Afterscheibe 
fast nie fehlt, in einen bemerkenswerthen Gegensatz, wie 
man sich das an der so häufigen Diadema Pseudodiadema 
tab. 75 fig. 15 recht klar machen kann. Bei verkieselten 
sieht man gewöhnlich mit der Lupe auf Mund- wie After- 
scheibe zahllose Kieseltröpfehen, die wahrscheinlich auf einer 
weicheren Haut sassen, und die Reste von den zerstörten 
Theilen sind. 

Im Allgemeinen haben breite wie schmale Felder zwei 
Warzenreihen, nur dass dort öfter noch Nebenreihen sich 
einstellen, die jedoch selten die Grösse der Hauptreihen er- 
reichen. Auf den schmalen Feldern ist das nicht der Fall, 
und ihre Warzen geben denen der breiten kaum etwas an 
Grösse nach, laufen blos näher aneinander vom Mund- zum 


298 A. Echinidae regulares: Diadema subangularis. 


Afterkreise, nach beiden Seiten schnell kleiner werdend, so 
dass das Zählen unsicher wird. Die seltenen Kiefer scheinen 
noch zu den Mittelformen zu gehören, d.h. sie sind weder 
Cidaris noch Echinus. Die Ohren sitzen daher in der Innen- 
seite des Ambulacralrandes, scheinen aber nicht so stark ent- 
wickelt, als bei Echinus, denn die Bogen schliessen sich 
nicht. Die Fühlerporen liegen in gerader Reihe oberflächlich 
„a fleur du test“ d. h. sie erzeugen auf der Schale keinen be- 
sondern Eindruck. Mit der Verkleinerung der Warzen an 
den Enden nimmt die Zahl der Poren und damit der Poren- 
asseln zu, doch kann man sich von letzter Thatsache nur 
selten überzeugen. Gegen den Afterrand tritt dann öfter 
eine sehr bestimmte Alternanz der Porenpaare ein, was Desor 
(Synopsis pag. 75) zur Abzweigung von Diplopodia ($1605 
zwiefach, rödıov Füsschen) führte, doch ist das in der Echi- 
nologie pag. 131 mit Recht wieder zurück genommen. Da- 
gegen wird die fossile im Gegensatze zur lebenden noch immer 
Pseudodiadema (Vsödos Lüge) genannt, weil ihre hohlen Sta- 
cheln nur gestreift und nicht geringelt sind. Es wird vielleicht 
die Zeit kommen, wo man auch diese minutiöse Verschieden- 
heit nicht mehr zur generischen Trennung benutzen mag. 
_ Unter den Braunen Jura scheinen sie zwar nicht hinab zu 
gehen, indess mag unter den sogenannten Acrosalenien mit 
zerfallener Afterscheibe manches sehr Verwandte, auch im 
Lias verborgen sein. Im deutschen Jura begegnet uns am 
häufigsten 
Diadema subangularis 

tab. 71 fig. 64—70 Goldf. Petrefacta Germ. tab. 40 fig. 8. 
Die alten Petrefactologen verglichen alle derartig niederge- 
drückten Formen mit Wagenrädern, und nannten sie Echinites 
rotulares Lang. hist. lapid. fig. 1708 pag. 124 tab. 35. Sie 
knüpfen dabei an den deutlichen Holzschnitt des Ombria von 


Gesner (De figur. lapid. pag. 61) an, welcher aber wahr- 


A. Echinidae regulares: Diadema subangularis. 299 


scheinlich der Steinkern eines kleinen Kreidediademen war, 
welchen Kentmann in Norddeutschland gesammelt hatte. 
Echin. orbieulatus depressus siliceus hiess er bei Lister Hist. 
anim. Angliae 1678 pag. 220 titulus XIX. Es war der eigent- 
liche Cidaris corollaris von Klein Nat. Disp. Echin. 1734 
pag. 20. Der „runde gedruckte Echinit“ bei Walch (Natur- 
gesch. Verst. 1768 II. 1 pag. 180 tab. E. HI fig. 5) „ein bei- 
nahe reguläres Fünfeck mit abgerundeten Ecken“ gehört da- 
gegen wohl ohne Zweifel zu unsern Jurassischen. Aehnliche 
von „Stunsfield“* vergleicht schon Parkinson (Organ. Rem. 
1811 III pag. 10 tab. 1 fig. 8) mit lebenden Diademen. 

Die mittelgrosse fig. 64 aus Weissem Jura vom Hofe 
Rauschberg bei Ober-Schmeien nordwestlich Sigmaringen 
zeigt wie durch das Hervortreten der schmalen Felder die 
viel genannte Neigung zur Fünfseitigkeit entsteht, die War- 
zen sind nur ein kaum merkliches kleiner als auf den breiten 
Feldern, die Nebenwarzen scheinen ganz zu fehlen, blos auf 
der Naht ziehen sich winzige Trabanten fort. Die Warzen- 
reihen der breiten Felder werden dagegen aussen gegen die 
Fühlerporen von je einer Reihe feinerer aber auch durch- 
bohrter und gestrahlter Wärzchen begleitet, die etwa die 
doppelte Zahl der grössern erreichen, auf der Naht stehen 
dagegen nur zickzackförmig zerstreute, etwas kleiner als die 
in den äusseren Reihen. Die Mundrandausschnitte sind zwar 
ziemlich kurz, aber sehr bestimmt, bei rauher Verkieselung 
können sie jedoch leicht übersehen werden. Trotz der Scha- 
lendünne leistet derselbe der Zerstörung Widerstand, da er 
innen durch eine Leiste sich verdickt, worauf die Ohren 
fig. 70 hervortreten, die einen halbgeschlossenen Bogen bil- 
den. Desto dünnrandiger ist der Afterkreis fig. 65: die voll- 
ständigsten zeigen über den breiten Feldern schwache Aus- 
buchtungen, die bald tiefer bald flacher eingreifen, wodurch 
eine unregelmässige Verzerrung eintritt, ohne dass man 


Wa ra 
ET ” 


300 A. Echinidae regulares: Diadema subangularis. 


Grund hat, Verletzungen anzunehmen, denn die Poren 
(fig. 65. x vergrössert) lassen sich bis an den äussersten Rand 
verfolgen, man nimmt sogar noch den Ausschnitt für die 
Augenplatte wahr. Besonders deutlich sind auch die oben 
erwähnten Kieseltröpfchen (y vergrössert), zwischen welchen 
zahllose mikroskopische Stacheln liegen, die den Scheitel 
bedecken. Die Alternanz der Porenpaare findet, wenigstens 
deutlich, nur an den Einden statt, wo sie mit dem Kleiner- 
werden der Warzen in engster Verbindung steht, bei bester 
Ausbildung fig. 64. x stehen die innern Punktreihen über ein- 
ander, und die äussern fallen abwechselnd nach oben und 
unten. Auf der Unterseite schieben die Paare sich minder 
weit über einander, und in der Mitte schmiegen sie sich zu 
je drei oder vier in gebogener Reihe an die entsprechende ge- 
warzte Assel. 

Von der Anordnung der Asseln zu den Warzen in den 
Fühlergängen sich zu unterrichten, hält bei verkieselten wie 
bei verkalkten Exemplaren schwer. Das kleinere Individuum 
fig. 66 aus dem Oolith des Weissen Jura e von Schnaitheim 
zeigt zuweilen zwischen den Stacheln eine schmale durch- 
gehende Porenassel (x vergrössert), aber auch durch den 
Hals der Warzen gehen deutliche Linien, die uns beweisen, 
dass die grössern Warzenasseln der schmalen Felder aus meh- 
reren kleinern bestehen. Auf der Mitte des Kronenumganges 
bilden die Poren nur einen Bogenlauf, aber bald gruppiren 
sie sich nach dem Munde hin zu drei Paaren schief unter ein- 
ander, wovon das obere Paar immer schon der nächstfolgenden 
Warzenassel angehört, so dass auf diese Weise um jegliche 
Warze ein Bogen von drei Paaren steht. Die Reihen werden 
nun mit der Abnahme der Warzengrösse immer schiefer, und 
laufen von je einer Warze aus, bis am äussersten Rande des 
Mundkreises einige wenige Paare sich scheinbar verwirren. 
Wenn man damit die Zeichnung der D. Aroviense Desor 


Pr 


A. Echinidae regulares: Diadema subangularis. 301 


Echinol. Helvät.'tab. 29 fig. 2. d vergleicht, oder vollends 
die Diplopodia subangularis in der Synopsis tab. 12 fig. 10, so 
sollte man darin ein ganz anderes Wesen vermuthen, und 
doch ist an dieser verschiedenen Darstellung nur die Auf- 
fassung Schuld; um so vorsichtiger sollte man mit der zahl- 
losen Vermehrung von Species sein. Zuweilen gelingt es, 
die grosse Asselzahl klar zu legen, wie das schöne Stück 

tab. 71 fig. 72 beweist, welches Herr Prof. Fraas von 
'Sotzenhausen bei Blaubeuren aus Weissem Jura «{ bekam. 
Dort auf der untern Grenze von Zeta ist alles so ruhig abge- 
lagert, dass sogar die Stacheln noch daran haften, und die 
Laterne mit freilich etwas zerstörten Zähnen im Mundkreise 
steckt. Er gehört wohl ohne Zweifel zur Gruppe der Varie- 
täten des subangularıs. Die Zahl der Asseln ist in den schma- 
len Feldern überraschend gross (2 vergrössert), und von 
jeglichem Porenpaare fällt das innere Loch in die Naht und 
das äussere mehr auf die Mitte der Plattenhöhe. Wenn man 
auch im Uebrigen nicht viel davon hat, so ist dieses Gesetz 
doch über allen Zweifel. Die Stacheln endigen mit einer 
meist etwas comprimirten Spitze, sind auf den schmalen wie 
breiten Feldern gleich dick, nur dort (2) etwas kürzer, als 
hier (1). Die kleine (3) gehört der äussern Nebenreihe der 
breiten Felder an, wie ihre Lage zwischen den Stacheln der 
breiten und schmalen Felder beweist. Da die unversehrtesten 
ihre scharfe Seite nach oben kehren, so war diese gegen den 
Mund gerichtet, und die Breitseiten bildeten die Flanken. 
Diese Säbelförmige Breitseite kann man am Stachel , 
den breiten Feldern angehörig, noch sehen. Die krumme 
Seite des Säbels war gegen den Mund gekehrt. Streifung 
ohne Hals (y vergrössert) sehr deutlich. 

Mit den vielen Species, welche besonders in der Schweiz 
unterschieden werden, kann ich mich nicht einverstehen, das 
meiste sind lediglich Entwickelungsformen, wo die Ent- 


302 A. Echinidae regulares: Diadema parvuluın. 


scheidung, einen Schnitt zu machen, nur selten klar wird. 
Ich will das noch an einigen Fundorten darlegen. 

Tab. 71 fig. 67—69 aus dem Weissen Jura e von Sont- 
heim an der Brenz sind offenbar drei Altersstufen, wie ich 
meine, vom ächten subangularis: die grösste fig. 69 mittel- 
mässig niedergedrückt zeigt auf den breiten Feldern kaum 
noch Spuren grösserer Wärzchen in den äussern Reihen, auf 
der Mediannaht sind sie ganz verschwunden, dennoch gleichen 
sie im Habitus und allen wesentlichen Kennzeichen den grös- 
sern von Nattheim so bestimmt, dass man sie nicht trennen 
darf; bei der mittlern fig. 68 verschwand nun jede Spur der 
äussern Stachelreihen,, sie hatten eben auf der jungen Krone 
noch keinen Platz; die kleinste und am stärksten niederge- 
drückte fig. 67 bestimmt sich eben empyrisch durch die mitvor- 
kommenden grössern. Wollte man hier das Mikroskop an- 
wenden, und vergrösserte Bilder hinstellen, so würden die 
freilich alle drei ziemlich verschieden ausfallen, und dennoch 
gehören sie wohl gleicher Species an. ; 

Pseudodiadema parvulum tab. 71 fig. 71 Desor 
Echinol. Helvet. pag. 178 tab. 30 fig. 7. Unser einziges 
Exemplar von Schelklingen an der Blau scheint damit in allen 
wesentlichen Punkten zu stimmen. Es ist sehr niedergedrückt 
und auf beiden Enden vertieft. Das könnte nun freilich von 
Verdrückung herrühren, allein auf dem Scheitel nehmen die 
Warzen in beiderlei Feldern plötzlich an Deutlichkeit und 
Grösse ab. Das allein gibt für die Bestimmung den Ausschlag. 
Ganz besonders deutlich sind innerhalb des Mund- und After- 
kreises viele Hundert von Kieseltröpfehen (x vergrössert), 
welche ein scharfes Auge soeben noch sieht, und die unter dem 
Mikroskop förmlich kugelig erscheinen. Es sind höchst wahr- 
scheinlich Gelenkköpfchen für borstige Stacheln, welche an 
beiden Enden die Kronenlöcher schlossen. 

Wenn uns empyrische Kennzeichen, wie Formation und 


A. Echinidae regulares: Diadema parvulum. 303 


Fundort, nicht leiten, so ist es kaum möglich, alle diese 
kleinen Dinge sicher nach Zeichnungen zu bestimmen. Die 
Angaben müssen daher, wenn sie auch noch so zuversichtlich 
und gelehrt erscheinen, mit Vorsicht, ja Misstrauen aufge- 
nommen werden. Nach dem Fundorte zu schliessen stimmt 
unsere tab. 71 fig. 73 vom Fringeli bei Bärswyl Cant. Solothurn 
aus den Kieselnierenkalken mit Pseud. Aroviense Desor 
Echinol. Helvet. pag. 170, er ist fünfseitig, niedergedrückt 
und mit allem wesentlichen Schmuck des subangularis ver- 
sehen, daher wurde er bisher auch allgemein selbst von Desor 
für den gleichen gehalten. Vielleicht, dass die doppelten 
Poren (x vergrössert) auf der Innenseite der Fühlergänge sich 
etwas zeitiger und plötzlicher einstellen, als bei den spätern 
Formen. Das verkalkte Bruchstück fig. 74 wurde mit den 
Glandarien zusammen bei Crusnes pag. 192 gefunden, es lehnt 
sich am besten an tab. 30 fig. 1 der Echinologie, obwohl es 
einen etwas anderen Habitus hat, grössere Poren und minder 
bestimmte Aussenreihen auf den breitern Feldern, so spielt 
das doch wohl blos innerhalb der Varietäten. Eilf Warzen 
in der Reihe der breiten Felder und vierzehn auf den schmalen 
zählt man sehr bestimmt, und namentlich bleibt die Stellung 
der Porenpaare gegen die Warzen (fig. 74. x vergrössert) noch 
ganz die gleiche: von der sechsten Warze rechts oben gehen 
drei Paare aus, und so bei den folgenden vier Warzen, aber 
dergestalt, dass die Reihen nach unten immer schiefer werden. 
Nur die letzte unten am Rande ist nicht mehr vollständig, 
doch ist da ein kleiner Irrthum nicht zu vermeiden. Gewöhn- 
lich vereinigt die Warze drei in einem Bogen um sich, d.h. 
die zwei untern Paare von den drei und das folgende obere. 
Eine Beziehung der Warzen- zu der Porenzahl liegt darin 
unverkennbar. Schon Wright (Brit. foss. Echind. tab. 7 
fig. 4. e) hat das an der englischen Pseud. versipora aus dem 
Coralline Oolite vortrefllich dargestellt, weshalb ich sie aus 


304 A. Echinidae regulares: Diadema depressum. 


diesem Grunde von unserer deutschen nicht trennen möchte. 
während das vergrösserte Bild in der Echinologie Helvet, 
tab. 29 fig. 2. d gänzlich missrathen ist, und keine Idee von 
der herrlichen Gesetzmässigkeit gibt. Um das Gesetz nun in 
voller Klarheit darzulegen, bedarf es nur noch der Entzifferung 
der Asseln: in dieser Beziehung erwarb ich vor vielen Jahren 
ein kleines schwarzes unscheinbares Stück, wahrscheinlich aus 
Braunem Jura zu Laufen bei Balingen, was am Mundkreise 
fig. 75 deutliche Asseln zeigt, welche ich x vergrössert dar- 
stelle. Wir haben auch hier dieselben schiefen Reihen zu je 
drei Paaren, aber jedem Paare gehört mit Bestimmtheit eine 
besondere schmale Assel, der innere Punkt liegt hart über 
der Naht, und der äussere mehr nach der Mitte. Blos über 
den äussersten Mundrand bin ich nicht ganz klar. Daran 
schliesst sich 

Diadema depressum tab. 71 fig. 76 Wright Brit. foss. 
Echin. tab. 6 fig.2. Dieses einzige Exemplar aus dem Braunen 
Jura ö vom Fusse des Hohen Karpfen bei Spaichingen ver- 
glich ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 29 wegen 
des übereinstimmenden Lagers mit Diad. aequale des Agassiz. 
Erst durch Wright's vorzügliche Darstellung wurde es mir 
klar, dass er mit dem englischen gleiches Namens überein- 
stimme. Das Niedergedrückte scheint wirklich ein wesent- 
liches Merkmal zu sein, und dadurch gleicht er dem parvulum, 
aber typisch muss man ihn als den Vorläufer des subangularis 
nehmen, blos die Wärzchen der Nebenreihen auf den breitern 
Feldern folgen etwas regelmässiger und zahlreicher überein- 
ander. Ob D. pentagonum Desor Echinol. Helv. pag. 165 
aus dem Bajocien wesentlich verschieden sei, bleibe dahinge- 
stellt, aber so wahr die Darstellung der Poren bei Wright 
l. c. tab. 6 fig. 2. g ist, so unwahr ist sie bei Desor 1. ce. tab. 27 
fig. 2. d. Es ist wirklich wunderbar, wie jedes Pünktchen 


von Loch seine bestimmte Stelle einnimmt, und wie sich das 


A. Echinidae regulares: Diadema Lochensis, 305 


bei verschiedenen Stücken wiederholt: Die Dreipaarstellung 
beginnt schon bei der fünften Warze (« vergrössert), Anfangs 
eorrespondirt die äussere Porenreihe dem Zwischenraume der 
vorhergehenden; sodann füllt die äussere genau unter die 
innere; endlich gehen zwei ja drei Porenpaare nebeneinander, 
Nur ganz unten neben dem kleinen Ausschnitte des Randes 
steht noch jederseits ein vereinzeltes, aber genau gegen ein- 
ander convergirend. Ilier ist am leichtesten Irrthum möglich, 
man hängt da lediglich von der Güte des Materials ab. 

Vom englischen depressum besitze ich nur das ein- 
zige kleine Exemplar tab, 71 fig. 77 aus dem Pea Grit von 
Crickley, welches ich Ilm, Reallehrer Wiest verdanke, Das 
vergrösserte © gibt die genaue Stellung der Löcher, die nur 
am untersten Rande ein wenig von der Darstellung des Ilrn, 
Wright abweicht. Die liguren können als Muster für die 
Diadematen gelten. Eine ähnliche nur gewöhnlich kleinere 
hiess ich 

Diadema Lochensis tab. 72 fig. 1—10 Ildb, VPetref, 
1866 tab. 62 fig. 27 von der Lochen in der ältesten Colonie 
des Weissen Jura 2. Wegen ihrer allgemeinen Achnlichkeit 
mochte ich sie im Jura tab. 80 fig. 2—7 und früher vom sub- 
angularis nicht trennen. Doch schied spiüter auch Desor 
(Eehinolog. Helvet. tab. 23 fig. 3) die gleiche Birmensdorfer 
unter dem Namen areolatum ab. Sie bleibt noch entschieden 
fünfseitig, selbst die Porenstellung weicht nicht wesentlich 
ab, wir haben am Mundsaume die Dreistellung (=) und am 
After (y) die vollkommene Alternanz, Dagegen fehlen den 
breiten Feldern die Nebenreihen von Warzen giünzlich, kaum 
dass unter den kleinen Trabanten nur Kinzelne noch ein wenig 
stärker hervortreten, und damit als Vorläufer der spätern sich 
erweisen. Gegen den Scheitel hin tritt eine gewisse Glätte ein, 
was schon an lebende Diademen erinnert, Ganz reine Dtlücke 


fig. 2 bekommt man nicht leicht, aber sie sind dann auch um 
Quenstedt, Echinod, 2) 


RT EL 


306 A. Echinidae regulares: Diadema Lochensis, aequale. 


so vortrefllicher, weil sie aus Kalkspath bestehen: fast simmt- 
liche Asseln sind von T'rabanten umstellt (z vergrössert), die 
ihnen ein Beetartiges (areola) Ansehen gewähren; auf der 
Innenseite © erhebt sich auf der Naht der schmalen Felder 
eine erhabene Kante, zu deren Seite die Löcherpaare in ge- 
raden Linien herablaufen, gerader als aussen, die Alternanz 
gleicht sich also auch hier fast vollständig aus, und mit der 
Lupe gewahrt man zelligen Bau (x vergrössert). Wohl- 
erhaltene Bruchstücke vom Rande des Afterkreises fig. 4 
zeigen auf ihrer schneidenden Endigung einen flachen, aber 
sehr bestimmten Ausschnitt, welchem eine glatte Region im 
breiten Felde entspricht, was uns an den Scheitelstern der 
lebenden Diademen erinnern könnte. 

Die Kleinen tab. 72 fig. 5—12 werden an der Lochen wie 
am Böllert häufiger gefunden, obwohl sie in unsern Schwamm- 
lagern viel seltener sind, als bei Birmensdorf im Aargau. 
Hr. Desor (Echinol. Helvet. pag. 139 ete.) führt von letzterm 
Orte mehrere Species auf, leider wird auf französische Manier 
in der Explication nie der Fundort genannt, wo die Originalab- 
bildung herstammt, was eine bestimmte Vergleichung vollends 
noch erschwert. Da sie in allen zwanzig Asselreihen fast gleich 
grosse Warzen tragen, so meinte ich im Hdb. Petref. 1552 tab. 49 
fig. 25, sie mit Diad. aequale Agass. zusammenstellen zu sollen, 
die zwar Nebenreihen von Warzen hat, welche aber möglicher 
Weise der Brut noch hätten fehlen können. Erst grössere 
Stücke fig. 1.2 konnten darüber genügende Aufklärung geben. 
Von den beiden fig. 5.6 ist ig.5 kaum etwas kleiner im Durch- 
messer, aber in der Seitenansicht etwas höher, und die Poren- 
paare fangen am äussersten Mundsaume, wenn auch nur wenig, 
zu alteriniren (fig.d. x) an, und da der Mundkreis noch entschie- 
den grösser ist als der Afterkreis, so könnten es wohl junge 
von dem grössern Lochensis sein. Bei fig. 6 laufen dagegen 
die Poren & in geradester Reihe zum Afterkreisrande, auch 


A. Echinidae regulares: Diadema Lochensis, areolatum. 307 


erscheint die Afterscheibe umgekehrt etwas grösser als die 
Mundscheibe. Dennoch wird eine sichere Trennung kaum 
möglich, zumal da die Kronen gewöhnlich noch viel kleiner 
sind fig. 7; ich scheide sie daher blos durch minor und major. 
Solche Grössen lassen sich kaum noch scheiden, ich kann 
dabei nicht einmal sicher sagen, ob After- a oder Mund- 
scheibe m grösser sei. Nun vollends winzige Formen wie 
fig. 8, da kommt man sogar in Gefahr, sie mit Psilosalenia 
pag. 256 zu verwechseln, wie die winzige fig.9 von der Lochen 
zeigt, allein die Warzen sind kleiner und stehen in minder 
bestimmten Reihen. Das Afterloch fünfseitig, so oft es gut 
erhalten ist. Eine Vergleichung mit fig. 10, woran der Apex 
noch erhalten ist, und das Afterloch im Grunde sichtbar wird, 
gewährte mir erst die genügende Aufklärung. Bei der klein- 
sten fig. 8. a bin ich nicht mehr im Stande, Mund- und After- 
seite sicher zu unterscheiden, so vollständig auch das Exemplar 
von der Lochen sein mag. Aber eine Diadema ist es. Da 
unsere Lochenschichten mit 

Birmensdorf tab. 72 fig. 11. 12 wahrscheinlich vollständig 
stimmen, so muss dort dasselbe erwartet werden. Sie sind in 
der dortigen Schwammschicht ziemlich häufiger, als bei uns, 
und ceursiren im Handel als Pseudodiadema areolatum Des., 
obwohl er mit Ps. Langi Desor Echinol. tab. 24 fig. 2 besser 
stimmt. Der Afterkreis a ist auch hier entschieden grösser 
als der Mundkreis, und wenn ersterer gut erhalten ist, so ist 
sein hinterer Ausschnitt stärker ausgeschweift als die übrigen. 
Es muss immerhin beachtet werden, wie sich solche Kenn- 
zeichen auch bei kleinern fig. 11 auf das Bestimmteste wieder- 
holen, und der Ausschnitt kommt stets über dem breitern 
Felde vor, so dass ein schmales nach vorn schaut. 

Alles ist Entwickelung bis zu einer gewissen, freilich 
zur Zeit noch nicht festzusetzenden Grenze. Es kommt 
dabei hauptsächlich auf den Nachweis an, wie weit sie im 

20-* 


308 A. Echinidae regulares: Diadema distichus, superbum, 


Lager nach unten und oben reichen, und wie die Uebergänge 
vermittelt werden. Auf die breiten Felder der Subangularen 
sehend sind es hauptsächlich dreierlei Entwiekelungen: sig 
haben blos zwei Warzenreihen (distichi), die sich allmählig zu 
vier (tetrastichi), endlich sogar zu sechs (hexastichi) steigern. 

Für die Distichi (sriyos, Reihe) bildet Lochensis minor 
zwar ein Original, aber D. distichus tab. 72 fig. 13 aus den 
gelben Kieseln des Weissen Jura ze von Nattheim könnte uns 
glauben machen, dass dort noch die ächte Species fortsetzte, 
denn von einer Nebenreihe ist nicht die Spur zu merken, 
und der Kieselwulst auf dem Munde nm kleiner als der auf dem 
After a. Für die Betrachtung der feinern Merkmale eignen 
sich leider die Stücke nicht. Dagegen kommen in den dun- 
kelen Thonen des Braunen Jura { von Belfort prachtvolle 
Kronen tab. 72 fig. 14 vor, welche schon Agassiz Echinod. 
Suiss. pag. 27 tab. 17 fig. 6 desshalb Diadema superbum 
nannte. Keine Spur von einer Nebenreihe wird bemerkt, die 
Asseln sind seitlich blos durch einfache Perlknoten geziert, 
wie © vergrössert zeigt. Die Knötchen erscheinen wie nach 
innen geschwänzt, und stehen gegen die Fühlerporen m Al- 
ternanz mit den Löcherpaaren. Wenn man unser vergrössertes 
Bild mit denen von Agassiz und Desor scharf vergleicht, so 
würde man etwas Anderes erwarten, allein so genau darf man 
den Massstab nicht anlegen. Im Ganzen sind die Wärzchen 
entschieden kleiner, als bei minor, doch zeigt sich der After- 
kreis « schon entschieden grösser als der des Mundes. Die 
Porenpaare alterniren auf dem Scheitel nicht. In den dunkeln 
Ihonen des obern Braunen Jura von Laufen im Birsthal 
(Baselland) kommen etwas grössere Kronen mit ähnlichen 
kleinen Warzen vor, die wie bei Belfort auf den schmalen 
wie breiten Feldern sich durch Grösse kaum unterscheiden, 
und die deshalb den bezeichnenden Namen Diadema homo- 
stigma tab. 72 fig. 15 Ag. Echin. Suiss. pag. 24 tab. 17 fig. 1 


- 


A. Echinidae regulares: Diadema homostigma, Meriani. 509 


bekamen. Hier stehen nun zwischen den Warzen zahlreiche 
kleine Trabanten, aber links und rechts und in der Mitte auf 
den breiten Feldern (x vergrössett) ist der sichere Anfang 
von Nebenreihen mit durchbohrten Wärzchen, ja Höfchen, 
bereits wahrzunehmen. Wenn schon Agassiz sagt: „iln’ya 
point de rangees secondaires“, so glaube ich mich in der Be- 
stimmung doch nicht zu täuschen, blos auf der Rückenseite 
verschwinden die Nebenreihen gänzlich. Wir haben hier ent- 
schieden schon die Vorläufer der spätern. Je extremer jedoch 
die Formen, desto grösser die Sicherheit im Bestimmen. Schon 
im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 34 glaubte ich 

Diadema Meriani tab. 72 fig. 16 Ag. Echin. Suiss. 
pag. 19 tab. 17 fig. 44 im mittlern Braunen Jura am Hauen- 
stein (Solothurn) gefunden zu haben, da bei beiden die Warzen 
der schmalen Felder ausserordentlich klein sind, aber oben 
so plötzlich verschwinden, dass man dabei an Hemicidaris 
erinnert wird. Indessen fand ich im Afterkreise a, der reichlich 
so gross als der tief geschlitzte Mundkreis m ist, keine Geni- 
talplatten. Obwohl auf den breitern Feldern die Zwischen- 
wärzchen etwas unbedeutender zu sein scheinen, als bei 
Agassiz, so sind sie doch auf der Unterseite vorhanden und 
an ihrer Durchbohrung von den zahlreichen Trabanten leicht 
zu unterscheiden. Wegen der kleinen Ambulacralwarzen 
führte sie Desor (Synopsis pag. 141) bei Acrosalenia auf, und 
meinte schon Echinitesrotularis minor Lang (Hist. lap. figurat. 
1703 pag. 124 tab. 35) sei der gleiche. Man darf sich hier 
durch den gleichnamigen Pseudodiadema Meriani Echinol. 
Helvet. pag. 107, welcher aus den Birmensdorfer Schichten 
von Basel stammt, und von einem grossen subangularis wohl 
nur unwesentlich abweicht, nicht beirren lassen. Als ich jetzt 
wieder hinter mein Hauensteiner Exemplar gehe, finde ich zu 
meiner Verwunderung in der Tiefe unter Gebirgsmasse ver- 
borgen deutlich zwei Augen- und zwei Genitalplatten, aber 


310 A. Echinidae regulares: Diadema. Polystichi. 


ganz von Ansehen, wie beim Cidaris. Acrosalenia kann es 
nicht sein, weil dort nie zwei Genitalplatten, sondern nur gine 
den Afterkreis berührt; Zu Hemicidaris passen die Genital- 
platten nicht. Wir müssen sie daher als Vermittlungsformen 
zwischen Cidaris, Tiaris, Diadema ansehen: für Cidaris spricht 
die geringe Abnahme der Warzen am Afterkreise; für Tiaris 
die Schlitze an der Mundscheibe, wo die Porenpaare zweimal 
zu drei absetzen ( vergrössert); für Diadema die niederge- 
drückte Krone, wie sie sich in noch kleinern Exemplaren an 
der Staffeleck bei Aarau finden. Zehn durchbohrte Warzen 
zählt man bestimmt in einer Reihe, aber die Strahlung scheint 
zu fehlen, sie sollte wegen der treflichen Erhaltung trotz der 
Kleinheit hervortreten. Gehen wir nun zu den 

Polystichi von Nattheim, so zeigen sich gleich bei klei- 
nen tab. 72 fig. 17 von der Mundseite her die äussern Reihen 
ganz bestimmt entwickelt, während von den Zwischenreihen 
nicht die Spur bemerkt wird, doch mag daran die Erhaltung 
und Kleinheit zum Theil schuld haben. Bei der grössern 
fig. 13 sind die Zwischenreihen bestimmt angedeutet. Man 
darf sich durch die längliche Gestalt nicht täuschen lassen, sie 
kam offenbar durch Druck, wie die beiden Bruchflächen auf 
der Afterseite a noch bestimmt zeigen. Trotzdem wurde der 
Afterkreis nur wenig in die Länge gezerrt, und die Buchtun- 
gen sind über den breiten Feldern in einer ungewöhnlichen 
Erhaltung und Ausbildung. Die Fühlerporenpaare alterniren 
am obern Ende (x vergrössert) auffallend. Bei grosser Auf- 
inerksamkeit und sorgfältiger Präparation kann man wahr- 
nehmen, dass das eine Folge von der Form der Porenasseln 
ist, die sich abwechselnd stark zusammenziehen und ausbrei- 
ten, aber meist alle von Naht zu Naht reichen. Cotteau 
(Paleont. france. Terr. Cret. tab. 1119 fig. 4) hat schon eine 
ähnliche Asselbildung am variolaris nachgewiesen. Bemerkens- 
werth sind am Mundrande auch noch die tiefen Ausschnitte, 


A. Echinidae regnlares: Diadema subang. polypus, oligopus. 311 


welche von einer ungewöhnlichen Menge von Fühlerporen 
umlagert sind. Diess zeigt besonders die stark eckige tab. 72 
fig. 19 mit ihren tiefen Ausschnitten, worüber die breite Fläche 
der Poren sich ausbreitet (x vergrössert): der erste Absatz 
unter der fünften Warze beginnt hier sogar mit vier Poren- 
paaren in einer Schiefreihe, dann aber folgen noch fünf Drei- 
paare, die in ihrem Verlaufe nach unten immer schiefer wer- 
den. Ich bin daher geneigt, sie als pelypus (Vielfuss) von 
den andern zu scheiden. Auch die äussern Reihen scheinen 
noch etwas stärker entwickelt, als vorhin in fig. 18, während 
von den Zwischenreihen kaum Spuren bemerkt werden. Das 
Hervorquellen der dieken Gelenkköpfe fällt auf, und trotz 
ihrer vortrefllichen Verkieselung bemerke ich daran keine 
Spur von Durchbohrung noch Strahlung. Doch muss man 
sich bei Nattheim hüten, darauf irgend ein Gewicht legen zu 
wollen. Um in Bezug auf die Mundrandporen den Gegensatz 
von oligopus (tyos wenig) hervorzuheben bilde ich tab. 72 
fig. 20 mein grösstes Exemplar aus dem Weissen Jura g vom 
Nollhaus bei Sigmaringen ab. Es hat zwar viel gelitten, aber 
der Rand ist bei dieser Abänderung ungewöhnlich dick, und 
die kurzen Ohren 0 innen zeigen, dass nichts fehlen kann, 
dennoch treten die Porenpaare (x vergrössert) kaum aus der 
Reihe. Auch die Gelenkköpfe sind trotz der Verkieselung 
deutlich durchbohrt und gestrahlt, selbst die kleinen Warzen 
der Aussen- und Zwischenreihen lassen das noch deutlich er- 
kennen. Die grössern Köpfe brechen meist ab. 

Am stärksten sind die Aussenreihen tab. 72 fig. 21 aus 
Weissem Jura < von Ringingen bei Blaubeuren entwickelt, 
so dass man versucht wird, sie als exostichus von den andern 
zu trennen, von den innern ist nur wenig vorhanden. Am 
Oberende alterniren die Porenpaare sehr stark, Durchbohrung 
und Strahlung der Warzen ist nicht wahrzunehmen, aber der 
Habitus bleibt immer der eines stark niedergedrückten Sub- 


512 A. Echinidae regulares: Diadema exostichus, tetrastichus. 


angularen, woran der Mundkreis grösser ist als der des Afters. 
Dagegen zeichnete ich schon im Hdb. Petref. 1852 tab.,49 
fig. 30 von Nattheim ein Bruchstück unter Diadema tetra- 
stichus tab. 72 fig. 22, woran zwischen den äussern klein- 
köpfigen Reihen vier vollständige Warzenreihen auf den brei- 
ten Feldern erscheinen, die von Rande zu Rande laufen, nur 
am Afterrande treten die beiden innersten in die eckige Lippe 
zwischen den Einschnitten, doch ist das Stück hier etwas ver- 
letzt. Da auf der Mediannaht der breiten Felder nur ganz 
undeutliche Spuren von Zwischenreihen wahrgenommen wer- 
den, so könnte man meimen, die Zwischenreihen hätten sich 
hier entwickelt, während es vorhin die äussern waren, allein 
dann sollten die Hauptreihen (die äussere von den vier) die 
innere Stelle am Munde einnehmen. Auffallend gross sind 
die Warzen der Ambulacralreihen, aber von Durchbohrung 
und Strahlung merkt man auch hier nichts, ähnlich dem 
polypus, während sich auch die Poren am Mundsaume stark 
ausbreiten; fig. 22. b gibt eine Ansicht des breiten Feldes. 
Damit nähern wir uns der Solothurner tetragramma, woran 
jedoch mit Entschiedenheit innere und äussere Reihen ent- 
wickelt sind. 

Von zugehörigen Stacheln hebe ich nur einiges hervor: 
die lebenden Diademen, unter andern D. Savignyi tab. 72 
fig. 23 pag. 295, haben geringelte schlanke aber hohle Sta- 
cheln, die Ringel bestehen aus Consolförmigen Erhöhungen, 
welche in Reihen über einander stehen (x vergrössert). Die 
fossilen sind zwar ebenfalls hohl und gestreift, aber die Rin- 
gelung pflegt zu fehlen, doch bildet Wright (Echinod. Cretae. 
format. tab. 14 fig. 2) aus der Weissen Kreide schon hohle 
geringelte Stacheln ab, so dass von den fossilen zu den leben- 
den ohne Zweifel eine innige Vermittlung stattfindet. Die 
Streifung ist gewöhnlich so fein, dass sie mit blossem Auge 
kaum wahrgenommen wird. Fig. 24—26 von Nattheim mag 


A. Echinidae regulares: Diademen-Stachreln. Rad. macrocephali. 515 


wohl dem subangularis im engern Sinne angehören, obwohl 
die Verkieselung die Streifen nicht selten ganz unsichtbar 
macht. Fig. 29 aus Weissem Jura & im Oerlinger Thale bei 
Ulm ist oben säbelförmig comprimirt, sonst aber der gewöhn- 
lichen Species ähnlich. Möglicher Weise sind die am Unter- 
ende geschwollenen und eingeschnürten fig. 27.28 von dort 
nur Missbildungen. Dagegen erinnern die eigenthümlich dick- 
köpfigen fig. 30 von dort an höchst ähnliche Stacheln, welche 
bei dem im Indischen Meere lebenden Cidaris metularia oben 
am Afterkreise auf den sogenannten Blindasseln stehen, wir 
könnten sie 

Radioli macrocephali nennen. Die Gelenkgrube (x vergrös- 
sert) ist im Verhältniss zum Kopfe sehr gross. Der gelbe ver- 
kalkte „Dickkopf“ fig. 31 aus dem Weissen Jura von Schnait- 
heim, hat zwar einen stärkern hohlen Stiel, uud eine etwas 
schmalere Gelenkgrube, allein ich mag nicht aus jedem Stück 
eine besondere Species machen. Schon im colonisirten Weissen 
Jura am Böllert ete. bei Balingen kommen ähnliche Dinge 
tab. 72 fig. 32—35 vor, deren Streifung so fein ist, dass man 
sie kaum mit gewöhnlichen Lupen wahrnehmen kann: der 
hohle dicke Stiel fig. 32 mit fein gekerbtem Gelenkrande 
stimmt ziemlich gut mit der Schnaitheimer fig. 31; dagegen 
ist fig. 33 dünnstieliger und dickköpfiger, analog dem Oerlinger 
fig. 30, auch scheint der Stiel nicht hohl zu sein, die Gelenk- 
grube nimmt wieder die ganze Breite der Unterseite ein; der 
kleinste fig. 34 hat dagegen eine schmalere Grube und ge- 
kerbten Gelenkrand bei dünnem Stiel. Wollte man nun auch 
die dünnen von den dicken trennen, so würde dieser schon 
wieder eine Mittelform geben. Endlich zeigt fig. 35 bei 
breiter Gelenkgrube wieder einen hervorspringenden Rand 
(y vergrössert), der zu den gewöhnlichen Subangularen hin- 
über führt. Der Stiel zwischen dick und dünn liegend zeigt 
innen eine mit gelbem Ocher gefüllte Röhre, welche gegen 


314 A. Echinidae regulares: Diadema Lochensis. N 


den lichten Kalkspath der Aussenwände sehr absticht, und so 
locker darin liegt, dass er mit einer Schweinsborste entfernt 
werden kann. Zum 

Diadema Lochensis tab. 72 fig. 36—42 gehören ohne 
Zweifel die ziemlich häufigen Stacheln in den Öolonien des 
Weissen Jura x von Franken, Schwaben und der Schweiz, 
wie ich schon im Jura tab. 80 fig. 2—7 nachwies. Dicker 
als fig. 36 finden sie sich nicht leicht. Leider hat man es 
immer nur mit Bruchstücken zu thun, doch deuten diese öfter 
auf ziemliche Länge fig. 37, sie sind dann wohl säbelförmig 
gekrümmt und am Gipfel einseitig zu einer Schneide compri- 
mirt. Es kommen dann sogar einzelne Andeutungen von 
glatten Knoten am zarten Gipfel vor, wie die glänzende 
fig. 38. x zeigt. Die Streifen fig. 39 sind zuweilen etwas röth- 
lich gefärbt, und gleichen dann Wasserstreifen im Papier. 
In Wirklichkeit bilden sie jedoch schmale Erhöhungen, deren 
Zwischenraum wohl dreifach breiter ist als sie selbst. Ihre 
Zahl eorrespondirt. den Kerben auf dein Kopfrande, kaum 
dass eine mehr ist, und wo der Streifen vom Kerben abgeht, 
gewahrt man eine kurze Furche. Man könnte darin eine ge- 
wisse Verwandtschaft mit Striospinaten pag. 145 vermuthen. 
Ein besonders gestreifter Hals ist nicht vorhanden, denn obwohl 
zuweilen die Halsregion durch besondere Farbe und deutlicher 
ausgeprägte Zeichnung sich hervorhebt, so werden doch die 
Linien in ihrem Verlaufe nicht im geringsten behindert. Es 
gibt auch schlankere Formen fig. 40, aber selbst die kleinsten 
fig. 41 bewahren etwas Robustes, und kein Stück ist so dünn 
fig. 42, dass man nicht den Kanal (.x vergrössert) darin noch 
erkenne. Gipfel mit säbelartigem Ende fig. 43 finden sich 
öfter, selbst die kleinsten fig. 44 lassen wenigstens noch eine 
CUompression erkennen. Doch scheinen auch einige mit runder 
Spitze geendigt zu haben, wie fig. 45 von Veilsbrunn bei 
Muggendorf in Franken, welche sich oben plötzlich verjüngt. 


A. Echinidae regulares: Diademen-Stacheln. 31 


Diadema breviceps tab. 72 üg. 46 Jura tab. 80 fig. 5 
von der Lochen findet sich sparsam unter den andern, und 
lässt sich an den zierlichen kleinen gekerbten Gelenkköpfchen 
mit schwachem Ringe leicht unterscheiden. Die Streifen sind 
viel zarter und gedrängter, als bei dem gewöhnlichern Lochen- 
sis, entsprechen aber auch den Kerben des Gelenkkopfringes, 
die daher ebenfalls sehr zart und gedrängt sind (z vergrössert). 
Innen besteht der ganze Stachel aus Kalkspath, dennoch war 
er wohl hohl, wenigstens sicht man im Spath einen besonders 
gefärbten Fleck auf dem Querbruch. Mit starken Lupen tritt 
auf der Höhe der Streifen eine deutliche Knotung y hervor, 
was mit schwachen Lupen ein Flimmern erzeugt, wodurch sie 
sich in den kleinsten Bruchstücken unterscheiden lassen. Eine 
Zwischenstellung nimmt D. strigieeps fig. 47 von der Lochen 
ein: er hat den Kopf der Lochensis und die Streifung des 
breviceps, nur dass die Körnung den Streifen fehlt, und die- 
selben in Beziehung auf Distanz zwischen genannten inne 
stehen, wie namentlich auch die Kerben aus dem stark ent- 
wickelten Kopfringe zeigen. Wieder anders beschaffen ist 
D. orbiceps fig. 48. 49 von der Lochen. Der Kopfring steht 
gewöhnlich schief, und neigt sich zum Schneidigen, seine 
Kerben bilden zwar ebenfalls den Ursprung der Streifen, sind 
aber etwas unregelmässig. Eine kurze Strecke ragen die 
Streifen stark hervor, als wollten sie einen besondern Hals 
bilden, allein es ist nur trügerisch, ein Pseudocollum, denn 
die zarten Streifen setzen darüber unbehindert fort. Dickere 
fig. 45 und dünnere Stiele fig. 4) kommen vor, ihr Gelenk- 
ring ist dick gekerbt. Sonderbarer Weise finden wir Gipfel- 
stücke fig. 50, die wegen ihrer zarten Streifung das Oberende 
gebildet zu haben scheinen, und an der Spitze (x vergrössert) 
mit dicken etwas geknoteten Rippen endigen, zwischen und 
über welche die zarte Streifung fortgeht. Man schwankt, ob 
man Sie nicht für kleine Cidaritenstacheln halten solle. Fig. 51 


316 A. Echinidae regulares: Diademen-Stachcln, 


von Veilsbrunn aus den dortigen Colonien « ist ein ganzer 
kleiner Stachel, welcher das Verhältniss der Sculpturen zum 
Stiele zeigt. Gehörte das nicht zum orbiceps, so würde es ein 
sculpticeps werden. Wie bestimmt nun solche Dinge sich von 
ächten Cidaritenstacheln unterscheiden, das mögen tab. 72 
fig. 52. 53 von der Lochen beweisen, die ich im Jura tab. 80 
fig. 8 mit dem digitatus zu vereinigen suchte. Hier ist nun 
der Habitus dem mitvorkommenden orbiceps ausserordentlich 
ähnlich, aber der gestreifte Hals (fig. 53. x vergrössert) setzt 
durch einen besondern Wulst am glattglänzenden Stiele mit 
grosser Schärfe ab. Das lässt sich mit Diadema nicht vereinigen. 

Ob die Stücke wirklich zum Cidaris digitatus Jura 
tab. SO fig. 10 aus dem Weissen Jura y von der Steige bei 
Weissenstein gehören, dafür habe ich weiter keinen Grund 
als den Glanz des glatten Stieles gefunden, doch ist der Stiel 
comprimirt und nicht rund. Ich bilde das merkwürdige Uni- 
eum tab. 72 fig. 54 nochmals ab: es scheint nicht blos am 
Ober- sondern auch am Unterende verbrochen zu sein, die 
eine Seite des breiten Endes hat eine dieke Medianfurche, 
welche der Gegenseite fehlt. Nach den fingerförmigen Stacheln 
am Rande gab ich den Namen. Möglich dass das kleine Stück 
fig. 55 aus den Oolonien x von der Lochen, welches deprimigt 
und an den Rändern deutlich gezähnt ist (x vergrössert), auch 
zu ähnlichen Formen gehört. 

Ganz besonders interessant scheint mir ein am untern 
Ende verbrochenes Stück tab. 72 fig. 56, welches ich ein ein- 
ziges Mal in den Colonien x an der Lochen gefunden habe. 
Streifung und Glanz erinnert entschieden an Diadema Lochen- 
sis, nur erheben sich die Linien auf dem glänzend glatten 
Grunde etwas bestimmter. Oben (z vergrössert) ist Stachel 
ganz, endigt mit einer Art vertieften Callus, über welchen 
sich der äussere Rand unmerklich erhebt. Unten an der run- 
den Bruchfläche (. vergrössert) dringen die 17 Streifen in die 


EEE een 


A. Echinidae regulares: Diadema caliculus. 317 


Oberfläche ein, während der Uentralkreis wahrscheinlich von 
weicherem Marke ausgefüllt war. Bei sturker Vergrösserung 
sieht man daher, dass die scheinbaren Linien in der That 
Furchen entsprechen, und durch ihre erhabenen Ränder wie 
Doppellinien erscheinen. Es erinnert das lebhaft an den 
Querbruch lebender Diademenstacheln. Gar lieblich ist in 
dieser Beziehung 

Echinites ealieulus tab. 72 fig. 58 Jura tab. SO fig. 11 
aus den Colonien des Weissen Jura x von der Lochen. Wir 
haben einen langen kelchartigen Kopf mit deutlich abgesetz- 
tem ungekerbtem Gelenkring von lichterer Farbe. Der oliere 
dünne Kopfring ist eigenthümlich gekerbt (y vergrössert von 
oben gesehen), und den Kerben entsprechen die markirten 
Streifen des dünnen Stieles. Besonders zierlich zeigt sich der 
vergrösserte Querschnitt x, die®Rippen lassen sich als Strahl 
nach innen verfolgen, und dazwischen liegt ein Kreis dunkler 
Punkte, welche wahrscheinlich Kanäle bedeuten. Die Mitte 
nahm ein Mark mit Centralkanal ein. Kleiner als fig. 57 kenne 
ich die Köpfe nicht. Ganz ähnlich sind die Stücke fig. 59. 60, 
obwohl sie im Oerlinger Thale bei Ulm einem ganz andern 
Horizonte, dem Weissen Jura , angehören. Streng genommen 
sind die Kerben etwas schmaler, auch bleiben die Köpfe etwas 
kürzer, allein solche minutiösen Unterschiede muss man ledig- 
lich als Entwickelungsformen gelten lassen. Freilich kommen 
damit dann Dinge vor, woran man strauchelt, wie fig. 61 aus 
dem Oerlinger Thale. Wahrscheinlich ist es ein krankes Stück, 
wie fig. 27. 28 von dort. Aber jetzt ist der Geleukring nicht 
gekerbt, der Stachel wird plötzlich mager, wie bei caliculus, 
doch stimmt der Kopf mehr mit Subangularen, man meint 
einen gestreiften Hals zu haben, der jedoch plötzlich gegen 
den Stachel abfällt. Es ist ein krankes Stück, aber von 
welcher Sorte? 

Da die Balken fig. 62 und Ergänzungsstücke fig. 63 mit 


318 A. Echinidae regulares: Diadema planissimus. 


den Stacheln in den Colonien des Weissen Jura « zusammen- 
lagern, so kam mir die Vermuthung, dass sie den Diademen 
angehören könnten, wofür namentlich auch die mittlere Grösse 
spricht. Sie haben mit Species prima pag. 54 grössere Ver- 
wandtschaft als mit secunda, weil sie eben nach alter An- 
schauung noch zu den Uidariten gehören. Der Balken hat 
auf der Oberseite fig. 62. 0 (x vergrössert) aussen eine tiefer 
geschwungene Grube als Cidaris im engern Sinne, und auf 
der entgegengesetzten Unterseite fehlt die Medianvertiefung. 
Das Ergänzungsstück fig. 63 bildet eine Mitte zwischen denen 
von secunda und prima, es ist nicht so hoch als jene, aber 
entschieden niedriger als diese, namentlich aussen oben der 
Fortsatz minder lang. 

Tetragramma (yozuy.z Zeichen) nannte Agassiz (Echin. 
foss. Suiss. 1840 pag. 25) die Diademen mit vier Warzenreihen 
auf den breiten Feldern, stellte die unter Cidaris variolaris 
längst bekannten Forinen aus dem Gault der Perte du Rhöne 
als T’etr. Brongniarti an die Spitze, und reihte daran den 
nicht minder bekannten Tetr. planissimum tab. 72 fig. 64 
aus dem sogenannten Portland von Solothurn. Diese liegen 
zahlreich verdrückt in einem grünlichen Mergelkalke, der die 
Schildkröten führt. Obwohl damit ein handgreifliches Merk- 
mal, welches die Kronen dem Echinus nähert, gegeben war, 
so wurden sie doch wieder zur Diadema (Pseudodiadema) zu- 
rückgestellt. Bei vollkommener Ausbildung haben wir in der 
Seitenansicht statt vier sogar scchs Reihen gleich grosser 
Warzen, nur bei kleinen fig. 66 sind die beiden Mittelreihen 
öfter noch nicht ausgebildet. Die Warzen sind deutlich durch- 
bohrt, aber die Strahlung ist unsicher, woran die schlechte 
Erhaltung Schuld ist. Obwohl das Niedergedrückte der Kro- 
nen theilweise durch Gebirgsdruck entstand, so war doch ihr 
Habitus entschieden Diademenartig. Der Mundkreis m ent- 
schieden kleiner, als der Afterkreis «, und letzterer stark 


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A. Echinidae regulares: Diadema Anonii. 319 


gebuchtet. Dieser wird zuweilen ausserordentlich gross fig. 65, 
ohne dass man wesentliche Verletzung wahrnimmt, und da 
man bei der starken Depression leicht den Mundkreis mm durch- 
schlagen kann, so ist das ungleiche für Diademen sprechende 
Verhältniss mit einem Blicke klar. Die Fühlerporen fig. 64. x 
alterniren gegen oben hin sehr stark, daher figurirte sie lange 
als Diplopodia, am Munde y laufen sie der Regel gemäss 
mehrmals zu drei Paaren nach aussen. Im Jura wie in der 
Kreide handelt es sich um Di- und Tetragrammata, Haplo- 
und Diplopodia. "Wenn uns dann noch das empirische Kenn- 
zeichen des Fundortes zu Statten kommt, so kann man nach 
guten Zeichnungen und Beschreibungen ziemlich scharf be- 
stimmen. Verlässt uns jedoch letzteres, so ist man übel daran. 
So wurde mir das verkalkte Exemplar tab. 72 fig. 67 als 
Diadema Anonii aus dem Schweizer Jura zugeschickt. 
Herr Desor (Echinol. Suiss. pag. 173) hält denselben mit 
D. aequale Agass. Echin. foss. Suiss. II pag. 18 für identisch. 
Seinen Namen erhielt es von den Warzen, welche auf den 
breiten wie schmalen Feldern die gleiche Grösse erreichen. 
Nebenreihen sind auf den breiten Feldern kaum entwickelt, 
und da die Poren, wie Agassiz ausdrücklich bemerkt, sehr 
bestimmt „s’elövent par simples paires“, so habe ich alles 
diesem Verwandte gern dazu gestellt. Dass die Porenreihen 
am Afterkreise nicht alterniren (x vergrössert), erkennt man 
schon an der Schmalheit der Fühlergänge; auch am Mund- 
kreise (y vergrössert) laufen die Dreipaare nur wenig ausein- 
ander. Obwohl bei Desor die Kronen im Allgemeinen stimmen, 
so doch die Stellung der vergrösserten Poren nicht, sonst 
hätten sie auch nicht Diplopodia (Synopsis pag. 76) genannt 
werden können. Der Afterkreis ist an einer Stelle besonders 
tief ausgebuchtet, was sich bei vielen Diademen wieder 
findet. Es deutet das ohne Zweifel auf einen symmetrischen 
Bau hin. 


320 A. Echinidae regulares: Diadema variolaris. 


Diadema variolaris 
tab. 72 fig. 68— 73. 


Der Name Cidaris variolata „Blatterbund“ wurde seit 
Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 pag. 15) auf alle kleinwarzi- 
gen Kronen von niedergedrücktem Habitus übergetragen, 
namentlich verstand Parkinson (Organ. Rem. 1811 IH pag. 12 
tab. 1 fig. 10) darunter die zweireiligen Prachtexemplare aus 
der Weissen Kreide von Kent, welche später Cyphosoma or- 
natissimum ete. hiessen. Alex. Bröngniart (Envir. de Paris 
bei Cuvier Rech. sur les oss. foss. 1825 II. 1 tab. 5 fig. 9) ver- 
änderte den Namen in variolaris, und trug ihn nicht blos auf 
die feinen Formen aus der Chloritischen Kreide von Hävre 
l. e. 320 und 605 über, sondern auch auf die des Gault’s an 
der Perte du Rhöne unterhalb Genf 1. ce. 335. Nun wurden 
die viel verwechselten Dinge zur Hauptleitmuschel der Kreide 
(Hdb. Geogn. de la Beche ed. Dechen 1832 pag. 326) aller 
möglichen Gegenden und Lager. Endlich wurde der Knoten 
gelöst, die vierreihige Form von der Perte du Rhöne erhielt 
die Benennung 

Tetragramma Brongnarti tab. on 68. 69 Ag. Echin. 
foss. Suiss. 1340 II pag. 25. a Terr.- er&taeIP1=T7193 
bildet sie gut ab, obwohl der Mund- und Afterkreis in seinem 
grössten Exemplar ein wenig zu klein gerathen ist, wie unsere 
fig. 68 von der Aftersceite her zeigt, worin der Umriss des 
Mundes durchscheint. Er hat zwar ein Echinusartiges An- 
schen, allein umgekehrt wie bei Echinus plattet und erbreitert 
sich die Oberseite, während die Mundseite unten sich ver- 
schmälert und stärker rundet. Der kleine geschlitzte Mund- 
kreis liegt öfter in einer ansehnlichen Vertiefung. Haupt- 
warzenreihen bilden die zwei mittlern, bei grossen Exemplaren 
mit 16 Warzen, die unten am Mundrande eng nebeneinander 
beginnen, und oben zu den Seiten der Afterkreisbuchten 


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4 


A. Echinidae regulares: Diadema variolaris. 321 


verlaufen. Die Nebenreihen sind nicht so lang. Dann laufen 
aber noch auf der Mundseite Aussenreihen kleiner Warzen 
neben den Fühlerporen fort, so dass auch hier die Normalzahl 
Sechs angedeutet ist. Die Wärzchen alle sind gar zierlich 
durchbohrt und gekerbt, die Porenpaare von einer deutlichen 
Brille umschlossen, aber schwer darzulegen, und daher viel- 
fäch verkannt. Desor Synops. 74 stellte sie zur Pseudo- 
diadema, obwohl es wegen der Alternanz auf der Oberseite 
(fig. 68. x vergrössert) zur Diplopodia gehören würde. Auch 
Cotteau hat die Sache nicht richtig erkannt, so sehr auch die 
Bilder durch ihre Deutlichkeit uns bestechen mögen. Denn 
am Mundsaume weichen ebenfalls die Porenpaare nicht von 
der Regel der Diademen ab, sondern sie laufen zu drei immer 
schiefer: von dem obersten Dreipaar setzt sich beim dritten 
Gelenkkopf das äussere Loch unter das innere des darüber- 
stehenden; vom zweiten Dreipaar setzt das obere Paar innen 
an, vom dritten liegen zwei Paare innen. Endlich fehlt es 
darunter öfter nicht an einzelnen zerstreuten Paaren, die ent- 
weder nicht zur richtigen Zahl sich entwickeln konnten, oder 
am Rande verloren gingen. Schreiten wir nun zum etwas 
höher gelagerten 

variolaris tab. 12 fig. 70 der Chloritischen Kreide von 
Chard, so stimmt derselbe in allen wesentlichen Merkmalen 
noch mit der Gaultform überein, blos der Körper ist unten 
minder gewölbt, wodurch die Seitenansicht gedrückter und 
Diademenartiger erscheint, wie die nebeneinander gestellten 
Seitenansichten fig. 69. 70 zeigen. Cotteau Terr. eret. 1117 
bis 1119 hat ihm über drei volle Tafeln gewidmet, und wollte 
man nach den Zeichnungen urtheilen, so würde man allerdings 
eine ganz verschiedene Species erwarten, allein sobald man 
die Unterschiede festhalten will, so entschwinden sie uns wie- 
der unter der Hand. So nahe stehende und nahe lagernde 


Formen können nur in ihrer Entwickelung richtig erkannt 
» Quenstedt, Echinod. RE 21 


322 A. Echinidae regulares: Diadema variolaris. 


werden. Zur Begründung dieser Ansicht führe ich fig. 71 aus 
dem grünkörnigen Gault von Eseragnolle in der Provence 
an. Da weiss man entschieden nicht mehr sicher, ob sie 
Brongnarti oder variolaris heissen soll. Ihr Habitus erinnert 
mehr an jenen, aber die 15 Reihenpaare gleichgestellter 
Warzen mehr an diesen. Der glatte Stern um das fünfeckige 
Loch des Afterkreises, die diplopode Porenstellung um den 
After, und namentlich die immer schiefer werdenden Drei- 


paarreihen am Mundsaume bleiben sich auffallend gleich. Wie 


die Skizze x zeigt, so beginnt bei der fünften Warze das 
Heraustreten der Dreipaare; bei der vierten ist es schon aus- 
gesprochener; bei der dritten fällt das obere Paar mit dem 
darüber folgenden untern genau in eine gegen den Mund con- 
vergirende Schiefreihe; bei der zweiten drängen sich schon 
zwei Paare hinauf; und bei der ersten laufen die Paare sehr 
schief und kleinlöcherig, so dass man ihre Stellung am schwie- 
rigsten erkennt. Oefter meint man dann noch einige zerstreute 
Paare zu sehen, die keinen sichern Ort verrathen. Wenn man 
freilich dies Bild mit Cotteau tab. 1118 fig. 4 vergleicht, so 
ist es nicht wieder zu erkennen. Wenn nun Fehler in solchen 
Cardinalpunkten mit so überschwänglicher Deutlichkeit ge- 
geben werden, so muss man in der Bestimmung sehr vor- 
sichtig sein. 

Diadema Blancheti tab. 72 fig. 73 Cotteau Terr. Cret. 
tab. 1111 aus der chloritischen Kreide der Normandie zeichnet 
sich durch ihren grossen After aus. Obwohl das allgemeine 
Ansehen sie hier noch hinstellt, so zeichnen sich auf den 
breiten Feldern doch statt vier blos zwei Warzenreihen aus. 
Die Furche auf der Hinterseite vertieft sich an unserm schön 
weissen Exemplare ansehnlich, allein sie findet sich nicht 
bei allen gleich gut ausgeprägt. Schon die fig. 72 aus dem 
Gault der Perte du Rhöne weicht in dieser Beziehung etwas 
ab, namentlich stellen sich auf der untern Hälfte zwei Neben- 


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A. Echinidae regulares: Diadema Rhodani. 323 


reihen ein, und der Afterkreis ist verhältnissmässig kleiner. 
Vielleicht hat es auch einige Bedeutung, dass die Porenpaare 
(fig. 72 x vergrössert) am Afterrande kaum alterniren. Jeden- 
falls weicht Cidaris ornatus Goldf. Petref. Germ. tab. 40 fig. 10 
aus der Tourtia von Essen nur unwesentlich ab, auch Wright 
(Cretac. Eehinod. tab. 16 fig. 4 e), der die Poren meist sehr 
gut traf, lässt sie am Gipfel auch nicht alterniren. 


Diadema Rhodani tab. 72 fig. 74 Agass. Echin. Suiss. 


tab. 16 fig. 16—18 aus dem Gault der Perte du Rhöne hat 


etwas vom Tiaris, denn die Warzen der schmalen Felder oben 
werden plötzlich klein, auch die Brust der kleinen durch- 
bohrten und gestrahlten Gelenkköpfe hebt sich hoch hinaus. 


Indessen haben auf der Mundseite m die kleinen Wärzchen 


noch grosse Aehnlichkeit mit den vorigen, ihren stetigen Be- 
gleitern. Der Afterkreis ist minder gebuchtet, das kleine 
Mundloch liegt aber ebenfalls noch in ansehnlicher Vertiefung. 
Das harte Gestein widersetzt sich der Reinigung, doch scheint 
der Dreipaarlauf nicht mehr gut ausgebildet zu sein, nament- 
lich bei kleinen Stücken. Bei grossen fig. T5 ist auf dem 
Scheitel nur wenig Alternanz der Paare zu bemerken, aber 
alle sind von einer zierlichen Brille umgeben (x vergrössert). 
Zwischen den grossen Warzen stehen auf der Oberseite nur 
ganz kleine Höckerchen zerstreut, feiner als sie Cotteau Terr. 
er&t. tab. 1110 fig. 5 zeichnet. Jedenfalls steht ihm der kleine 
Diadema Normaniae fig. 76 Cotteau Paleont. france. Terr. 
er&t. tab. 1112 aus der Chloritischen Kreide von Rouen nahe, 
wenn auch die Brüste der grossen Warzen sich noch mehr 
ausbilden mögen, und die letzten darüber noch plötzlicher 
verkümmern. Die fünf Furchen auf den breiten Feldern am 
Afterkreise kommen mir wie ein kleines Wahrzeichen vor, 
was Cotteau nicht gibt. Indess darf man hier nicht zu eng- 
herzige Massstäbe anlegen, auch unser vergrössertes Stück x 
der Oberseite des breiten Feldes stimmt mit den französischen 
2? 


324 A, Eclıinidae regulares: Diadema variolatus. 


Abbildungen nicht vollkommen, und doch ist hier kein Zweifel 
über die Richtigkeit der Deutung, trotzdem dass der offene 
Afterkreis bei meinem bedeutend grösser sein mag. Wäre 
dies recht, so müsste man das Stück noch zum Hemieidaris 
stellen. 

Die Verwandten lassen sich natürlich auch tiefer, in das 
Neocom, verfolgen. Aber die Erfunde pflegen da minder 
rein zu sein, und wenn dann das Lager nicht ganz sicher ist, 
so treten beim Bestimmen unübersteigliche Schwierigkeiten 
ein. Beispielshalber führe ich nur den gewöhnlichen Diadema 
rotulare tab. 72 fig. 77 Agass. Memoir. Soc. sciene. nat. de 
Neuchatel 1835 I pag. 139 tab. 14 fig. 10—12 aus dem obern 
Neocom von Neuchatel an. Die breiten Felder zeigen oben 
keine Nebenreihen von Warzen, die Poren alterniren am 
Afterrande nıcht, der Dreipaarlauf am Mundsaume ist vor- 
handen, aber es ist sehr mühsam, ihn klar zu machen. Die 
Fünfseitigkeit des Afters sehr ausgeprägt. Umriss oben etwas 
gewölbt. Das stimmt mit der kleinen fig. 78 nicht, die 
wie ein Rad niedergedrückt erscheint, dennoch würde es 
übereilt sein, wollte man gleich daraus etwas Besonderes 
machen. Auch Cotteau (Terr. eret. tab. 1098 fig. 13) hat 
solche nicht getrennt. Doch hüte ich mich, hier in die Spe- 
cialitäten eingehen zu wollen, 


Diadema variolatus Schloth. 
tab. 72 fig. 7I—90. 

‚yphosoma gestrahlt und undurchbohrt. Der altberühmte 
Echinites variolatus Schlotheim Petrefactenkunde 1820 pag. 
315 „scheint hauptsächlich in der Kreideformation vorzu- 
kommen“. Schon Parkinson (Org. rem. 1811 III pag. 12 
tab. 1 fig. 10) wendete den Namen auf das „Chalk specimen 
from Kent“ an. Goldfuss Petref. Germ. tab. 40 fig. 9 übertrug 
Brongniart's Namen variolarıs darauf, wovon granulosum 


A 


N 


A. Echinidae regulares: Diadema variolatus, 325 


l. ec. 40. 7 kaum verschieden sein dürfte. Natürlich wurde 
dazu auch die kleine Varietät aus dem Pläner von Strehlen 
gestellt (Hdb. Geogn. de la Beche ed. Dechen 1832 pag. 326). 
Agassiz (Catal. rais. Echinod. 1846 pag. 47) erhob sie zu einem 
Geschlechte Cyphosoma (zugös krumm, söuz Leib). Aber da 
dieser Name schon an einen Glanzkäfer vergeben war, so 
änderte Haime denselben in das unrichtig gebildete Wort 
Phymosoma (eöwz, #705 Geschwulst). Für die Species wählte 
Agassiz E. Milleri, welchen Desmarest im Dietion. des sciene. 
nat. 1825 Bd. 37 pag. 101 gebrauchte, andere suchten den 
Namen Cid. Königi Mantell Geol. of Suss. 1322 pag. 180 
heraus, die zu dieser Bevorzugung gar kein Recht haben, da 
sie von keiner Zeichnung begleitet sind. Gründlicher hätte 
man auf den alten Namen Cid. corollaris bei Klein (Nat. dis- 
pos. Echinodermat. 1734 pag. 20 tab. S fig. C) zurückgegriffen 
oder sogar Ombria pag. 298, denn auch Leske (Additamenta 
1778 pag. 74 tab. 45 fig. 11) begriff darunter vorzugsweise 
die Feuerstein-Kerne der Kreide, welche unter den Geschieben 
Norddeutschlands eine so wichtige Rolle spielen. Hagenow 
(Bronn’s Jahrb. 1840 pag. 651) hat die vortrefllichen Exem- 
plare aus der Wissen Kreide von Rügen als D. princeps 
beschrieben, und in eimem prächtigen Gypsabguss unter 
D. speciosa versandt. Hr. Cotteau führt aus dem Senonien 
eine ganze Reihe von Namen und überaus klaren Zeichnungen 
auf, durch die ich mich nicht hindurch finde. Ich kann daher 
nur einige Hauptmomente hervorheben: 8 
Tab. 72 fig. 79 (corollaris) Feuersteingeschiebe von Satow 
in Meeklenburg mit erhaltener weisser Schale von der Mund- 
seite m her. Am besten stimmt es mit Cid. granulosus Goldf. 
40. 7. Obwohl die Gelenkköpfe vortreflich erhalten sind, so 
bemerkt man doch keine Spur von Durchbohrung, wohl aber 
verräth sich die Strahlung an vielen Stellen. Etwa 12 Warzen 
in einer Reihe. Der Mund » ist verhältnissmässig klein, klei- 


326 A. Echinidae regulares: Diadema variolatus. 


- 


ner als er vom Königi gezeichnet wird, und hat im Rande 
10 ganz schwache Kerbungen, die in gleichen Distanzen von 
einander stehen. Besonders charakteristisch sind die Poren- 
paare, welche auffallend schief stehen, und gegen den Rand 
hin sich nicht verdoppeln oder Dreipaarig stellen (x vergrössert). 


Am Afterrande tritt zwar eine Älternanz ein, allein sie lässt 


sich nicht sicher durchführen, und die Porenstellung hängt 
mehr von der Entwickelung der Warzenasseln ab, an welche 


die Löcher sich aussen anschliessen, wie y (etwas vergrössert) 


zeigt. Unser Afterrand «a ist zwar zerrissen, aber mehrere 
Buchten über den breiten Feldern sind vortrefllich erhalten. 
Selbst der dickere Feuersteinknollen a fig. SO kann uns be- 
weisen, dass die Aftertäfelchen zeitig ausfallen mussten, denn 
sonst hätte sich der Feuerstein nicht ansetzen können. Eine 
Nebenreihe von Warzen ist auf der Mundseite der breiten 
Felder noch bestimmt angedeutet, doch verschwindet sie auf 
der Oberseite fast gänzlich. Vom langgezogenen Umriss des 


Afters geben gute Steinkerne fig. Sl von Satow eine sehr be- 


stimmte Anschauung, weil der Kiesel, soweit die Oeffnung 
nicht gedeckt war, sich von der glatten Kernmasse bestimmt 
unterscheidet. Auch Cotteau (Terr. eretae. tab. 1168 fig. 4—6) 
und Wright (Brit. eret. Echinod. tab. 25 fig. 3) geben einen 
solchen Kern. Der Mund »» ist hier nicht minder lehrreich, 
denn man sieht, dass der Innenrand rings durch eine kräftige 
Leiste geschützt war, auf welcher die Stellen der Kerben 
noch durch zarte Linien angedeutet sind. Blos neben den 
Fühlerporen geht es etwas tiefer und breiter hinab, weil dort 
die kurzen Ohren für die Laterna verborgen waren. Bei 
Malchin in Mecklenburg liegen noch andere 

Kerne fig. 84, deren Schale genau mit fig. 79 stimmt, 
und die eine Neigung zeigen, unter den Fühlerporenreihen 
tiefe Furchen zu erzeugen. Gerade dasselbe scheinen .Gesner 
beim Ombria, und Leske bei CO. corollaris anzudeuten. Daher 


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A. Echinidae regulares: Diademä variolatus, corollaris. 327 


suchte Wright (Brit. eretac. Echin. pag. 134) den Klein’schen 
Namen corollaris wieder hervor, ging sogar auf den Echinites 
orbieulatus Lister histor. anim. Angliae 1678 pag. 220 fig. 19 
zurück, der sich seinerseits wieder auf Gesner und Aldrovan- 
dus (Museum metallicum 1648) bezieht. Wright l. e. 26. 10 
hat die Porenzeichnung glücklich getroffen, nur die untern 
sollten schiefer stehen. Dass die Poren sich an die grössern 
Warzenasseln anschliessen, ist wohl nicht zweifelhaft, nur 
bekommt man auf den Kalkschalen selten eine genaue Ein- 
sicht, dagegen auf den Kieselkernen fig. 85 von Satow öfter: 
die grossen Asseln bestehen aus sechs Stücken (x vergrössert), 
wovon drei bis zur innern Naht reichen, drei äussere dagegen 
klein bleiben und sich einschieben, so gut es geht. Dass die 
Stücke hier ihre typischen Verwandten haben, unterliegt wohl 
keinem Zweifel, wie weit man jedoch den Speciesbegriff aus- 
dehnen soll, dazu genügt mir das Material nicht. 

Von Rügen stammt das verdrückte Stück tab. 72 fig. 82. 
Die Entwickelung der Nebenreihen auf den breiten Feldern 
tritt hier klar hervor, fünf bis sechs Porenpaare schlagen 
flache Bogen um den Rand der zugehörigen Assel. Den Drei- 
paarlauf kann man am Mundsaume zwar nicht sicher verfol- 
gen, aber es setzen doch einige schärfer ab, als bei Satow, 
und ganz am Rande verdoppeln sich drei Paare (x vergrössert). 
Da entsteht die Frage, soll nun dieser einzige Unterschied 
zu einer Namenstreunung genügen? Hagenow nannte ihn 
Cidaris princeps. 

Wenn man Bruchstücke fig. S3 von Rügen am Mund- 
rande mit Löchern untersucht, so findet sich aussen «a die 
Stellung der Paare viel schiefer, kaum dass man ihre Con- 
vergenz nach unten gegen die schmalen Felder bestimmen 
kann; innen i dagegen stehen sie viel horizontaler und geord- 
neter, blos die letzte, welche sich durch den dicken Rand 
einen Weg bahnen musste, blieb schief. 


328 A. Echinidae regulares: Diadema variolatus Strehlensis. 


Hagenow meinte, dass die kantigen Stacheln fig. 88 zum 
variolatus gehörten, sie sind häufig sehr bestimmt sechsseitig, 
haben einen hervorragenden Gelenkrand und zarte Streifung. 
Gelenkgrube sehr klein. Damit zusammen lagern etwas 
dickere ungekantete fig. 87, woran der Gelenkkopf sich kegel- 
förmig zuspitzt, allem sie sind stark abgerieben; fig. 86 hat 
einen kürzern Kopf und markirt fein gekerbten Kopfring 
(x vergrössert), die Streifen sind feiner als die Kerben, auch 
ist ein besonders gestreifter Hals, wenn auch schwer zu er- 
kennen, vorhanden. Diese runden Stacheln stimmen gut mit 
Königi Wright 1. c. tab. 24fig. 3.5, nur wird dort kein Hals an- 
gedeutet. Hals der schwarzen Lüneburger kürzer aber deutlich. 

D. variolatus Strehlensis tab. 72 ig. 59 aus dem Pläner 
von Weinböhla und Strehlen bei Dresden ist besonders durch 
Hrn. Prof. Geimitz als granulosus in den Sammlungen ver- 
breitet, da er ein häufiges Petrefact in den dunkeln mit chlo- 
ritischen Punkten durchwobenen Kalkmergeln bildet. Ohne 
Zweifel bildet er auch den Vorläufer von der Kreideform, nur 
bleibt er kleiner. Wir zählen etwa 10 Warzenasseln in einer 
Reihe. Von Nebenreihen verspürt man zwar wenig, aber die 
Anfänge sind auf der Mundseite entschieden vorhanden y. 
After a bleibt noch länglich, indem der stärkste Ausschnitt 
nach hinten fällt; der etwas kleinere Mund m liegt in einer 
Vertiefung, ihn klar zu legen erfordert zwar einige Uebung, 
aber man kann die schwachen Schlitze bestimmt erkennen. 
Die Löcherpaare am Afterrande (x vergrössert) alterniren 
nicht, bei sorgfältiger Reinigung kann man sie bis an das 
letzte etwas kleinere und schief gestellte Paar verfolgen; eben- 
so stehen am Mundsaume (y vergrössert) die letzten Paare 
senkrecht und vereinzelt, ganz wie bei denen von Satow. 
Herr Geinitz hält sie mit Cyphosoma radiatum Cotteau 1. c. 
‚tab. 1148 aus dem Touronien und Senonien für gleich, dann 
wären die Löcher von Cotteau nicht gut gezeichnet. Uebri- 


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A. Echinidae vegulares: Diadema cribrum. 329 


gens kommen bei verschiedenen Fühlergängen und Grössen 
kleine Abweichungen vor, aber immer findet eine Verminde- 
rung, selten eine Vermehrung statt. Man darf in den Unter- 
schieden nicht zu weit gehen. Zur Vergleichung bilde ich 
fig. 90 noch ein ziemlich schlechtes Exemplar aus dem Kreide- 
kalke vom Romberge zwischen Gernrode und Neinstedt am 
Harze ab, der After a ist zwar etwas verkrüppelt, aber den- 
noch deutet er das Langgezogene an, und die Fühlerporen 
endigen in geradester Reihe (x vergrössert). Radien deuten 
an, dass die Poren sich an die Asseln anschliessen, sechs Paare 
an den grössten. Das ganze niedergedrückte Wesen und die 
Grösse des Afterkreises sprechen durchaus für Diademen. Da 
auch das Lager mit dem sächsischen stimmt, so möchte ich 
keinen Unterschied machen. 

Cyphosoma rugosum Agassız Cat. rais. pag. 47 aus der 
Senonischen Kreide erhob Cotteau (Echinid. Dep. Sarthe 
pag. 271) zu einem Leiosoma (Aztos glatt), weil sie nicht blos 
undurchbohrt, sondern auch ungestrahlt ist. Im Habitus sind 
sie der Strehlensis sehr ähnlich, werden aber nach oben diplo- 
pod. Besser würde es Leiodiadema heissen. 


Diadema eribrum 
tab. 73 fig. 15. 
Sismonda (Memorie della Real. Accad. Tur. 1844 2 Ser. 
Bd. 6 pag. 402 tab. 2 fig. 14—16) bildete aus der obern Kreide 


von Nizza, wahrscheinlich schon zum Nummulithenkalke ge- 


hörend, eine Cyphosoma eribrum Ag. ab, die mit undurch- 
bohrten und gestrahlten Warzen den zierlichen Bau der 
Porentafeln in ungewöhnlicher Deutlichkeit erkennen lässt, 
wie ich das schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 31 nach- 
wies. Obwohl auch bei den Cyphosomen der Weissen Kreide 
das Kennzeichen bereits bestimmt angedeutet ist, so veran- 


lasste es doch Hrn. Desor (Synopsis pag. 91) zur Gründung 


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3530 A. Echinidae regulares: Diadema ceribrum. 


des neuen Geschlechtes Coptosoma (xorrös zerschnitten), um 
damit die zerschnittenen Fühlerporenasseln anzudeuten. Der 
einzige wichtige Unterschied liegt in dem kleinen Afterkreise 
gegenüber dem grossen tiefgeschlitzten Munde. Das bringt 
ihn zwar dem Echinus näher, aber der Genitalapparat fehlt 
bei allen, der einzige Grund, warum man ihn nicht dahin 
stellt. Unser Exemplar fig. 1 gehört schon zu den grossen, 
die längliche Gestalt scheint natürlich, obwohl es auch runde 
gibt. Um die Ungleichheit vom Mund- und Afterkreise ver- 
gleichen zu können, habe ich vom Mundkreise einen Schatten- 
riss durchscheinen lassen. Die Porenpaare schliessen sich 
innig an die Asseln an, und machen unregelmässige Bögen 
am äussern Asselrande. In ihrer Hauptentwickelung stehen 
zwei stark einwärts und vier übereinander, die mittlern 
sechs () gehören dann einem Bogen an. Nur an den Enden 
trübt sich die Regel. Am äussersten Mundrande (b) stehen 
jederseits etwa noch 12 Paare, aber ziemlich unregelmässig. 
Vergleichen wir damit die Figuren bei Desor (Synopsis tab. 15 | 
fig. 8—10), so sollte man nach den klaren Zeichnungen eine R 
ganz andere Species erwarten, und doch ist es wohl ohne 
Zweifel unsere Species. An verwitterten Exemplaren fig. 2 | 
kann man den Bau der Porenasseln sehr bestimmt erkennen 
(x vergrössert): oben ein markirtes Dreieck, das seine Basis 
in der Naht hat; unten innen ein Dreieck, welches die Hälfte 
der Warzenassel einnimmt; endlich dazwischen nach aussen 
schieben sich 4 bis 5 schmale Asselchen. Der innere Punkt 
liegt stets in der Naht, und der äussere strebt die Mitte des 
Feldes einzunehmen. Aus dem grossen innern Dreieck würde 
sich ein Mittelstück abtrennen, wenn eine zweite Diagonale 
durchsetzte, wie es bei den Feuersteinkernen tab. 72 fig. 85. x 
war. Jedenfalls verräth der dortige Bau schon eine innige 
Verwandtschaft. Die Warzen haben bei den Nizzaer Exem- 
plaren fig. 3 in der Regel sehr gelitten, und man wird leicht 


ad ei 


A. Echinidae regulares: Diadema Lybieum, equis. 531 


zu der Vermuthung geführt, sie hätten keine Köpfe gehabt, 
aber einige sind darunter (x vergrössert), wo das undurch- 
bohrte Köpfchen gar zierlich aus dem gestreiften Halse her- 
vorragt. Der Bruch zeigt, dass das Längliche durch Druck 
entstand. Bei gut erhaltenen Stücken fig. 4 kommen noch 
deutlich Zwischenwarzen vor, wovon jede auch ihr besonderes 
Köpfchen hatte. 

Im Alttertiiren Kalke von Montecechio maggiore bei 
Verona liegen kleine zierliche Kronen tab. 73 fig. 5, die man 
leicht für etwas Besonderes halten könnte. Auch verlaufen 
die Porenpaare meist in einfachen Bogenlinien, doch ver- 
mehren sie sich am Mundrande ähnlich, wie bei den grossen. 
Durch das grosse Afterloch darf man sich nicht täuschen 
lassen, der Busen links unten ist Folge von Verletzung, wie 
man aus dem Verlauf der beiden Ambulacra sieht, die am 
Rande sich nicht schliessen, also an Schale verloren haben. 
Ich sehe in solch kleinen Verschiedenheiten immer den Typus 
wieder, welcher durch zahllose Modificationen sich hindurch 
entwickelte, ohne damit seinen bestimmten Charakter ganz 
verwischen zu können. Namentlich mag ich den Schriftstellern 
nicht folgen, die aus jeder guten Species ein besonderes Ge- 
schlecht machen. So ist z. B. in den Sammlungen ein 

Heterodiadema Lybicum tab. 73 fig. 6 Cotteau Paleont. 
franc. terr. er@t. VII pag. 522 tab. 1124 aus der Kreide von 
Batna in der Oase am Rande der grossen Wüste verbreitet, 
welches Desor im Catal. rais. Echin. 1846 pag. 34 anfangs 
zum Hemicidaris stellte, weil sich die Warzen der schmalen 
Felder oben plötzlich verjüngen. Allein da die Kronen stark 
niedergedrückt und die Wärzchen gestrahlt und durchbohrt 
sind, so wurden sie in der Synopsis pag. 72 besser zur Pseudo- 
diadema gestellt, namentlich auch, weil dem Afterkreise jede 
Spur eines Geschlechtsapparats fehlt. Als nun aber Cotteau 
ein Exemplar mit stark nach hinten verzogenem After fig. 7 


332 A. Echinidae regulares: Diadema. Coelopleurus equis. 


(Copie) bekam, weshalb ihn Coquand sogar Pygaster Bat- 
nensis nannte, und die Porenpaare sich in ihrem ganzen Ver- 
laufe nicht verdoppelten, wurde er sogleich zu emem neuen 
Geschlechte erhoben. Die Porenpaare stehen allerdings in 
gerader Reihe übereinander, und vermehren sich namentlich 
am Mundrande nicht, was lebhaft an den variolatus der Weissen 
Kreide erinnert. Die Afterseite ist bei unserm Stück zwar 
verbrochen, allein den drei vordern Ambulakren fehlt an der 
Spitze nichts, auch sind die beiden vordern Buchten und die 
hintere mediane Bucht erhalten, woraus sich ein eckiges After- 
loch ergibt, wie ich es von Cotteau copirt habe. Eine andere 
vorzügliche Species ist 

Coeloplenrus equis tab. 73 fig. S—10 Agass. Cat. rais. 
chin. pag. 52 im Numulithenkalke eines „Uhambre d’Amour“ 
an der Meeresküste von Biarritz (20%as hohl, rAzvo% Rippe): 
ein alter Bekannter, welchen Klein (Nat. dispos. Echinoderm. 
1734 pag. 19 tab. VIII fig. A. B) schon ganz kenntlich von 
beiden Seiten abbildete, und die Eneycl. method. tab. 140 
fig. 7. 8 copirte. Dieser einzige war sein Cidaris coronalıs, 
„qui superficiem oceupant ab invicem per laeves intercapedi- 
nes separati Ordines triangulares, vertice eirculari, hane Ci- 
darem, more Veterum Diadematum, eoronant. Unica Species 
Andersonii, Prae-Consulis Hamburgensis, quam Vir Per- 
illustris in Gallia ad Divam fluvium splendidissimo Museo suo 
comparavit“. Schon Leske (Additamenta pag. 72) verstand 
ihn nicht mehr, und so ging der vortreflliche Name verloren, 
und musste heutiges Tages einem nichtssagenden französischen 
equis weichen. Der Scheitel schält sich bei grossen fig. 8 wie 
kleinen fig. 9 vortrefllich heraus, daran fallen die breiten Fel- 
der bedeutend ein und sind glatt bis an den Rand, wo sich 
nach der Mundseite hin vier Reihen Warzen einstellen. Diese 
Mundseite ist schwer zu reimigen, was schon die Zeichnung B 
von Klein zeigt. Doch gelingt es fig. 10. m, dann treten an 


A. Echinidae regulares: Diadema pseudodiadema. 333 


dem grossen Mundkreise nur schwache Einschnitte auf. Die 
schmalen Felder mit ihren zwei Knotenreihen wölben sich 
etwas heraus, zwölf Warzen stehen etwa in einer Reihe. Die 
Porenpaare stehen oben in geraden Reihen übereinander, nur 
die letzten Paare, wozwischen das kleine Augenloch liegt, 
werden plötzlich kleiner und schiefer, fig. 8. x vergrössert. 
Am Mundrande (fig. 10. « vergrössert), zeigt sich ein Anfang 
von Dreipaarstellung, doch tritt dadurch keine wesentliche 
Vermehrung ein. Dagegen läuft zwischen den Knoten noch 
eine gerade Reihe von sechs Paaren, was zwar eine ganz un- 
gewöhnliche Erscheinung bildet, doch glaube ich nicht zu 
irren, so schwer es auch halten mag, die Sache klar zu legen. 
Der Genitalapparat und der kleinere Afterkreis fehlt nie, man 
kann auch nicht selten darunter die etwas grössere Madreporen- 
platte mit ihren Punkten unterscheiden. Das bringt das Ge- 
schlecht mehr in die Nähe von Hemicidaris oder Echinus. 
Coel. Agassızi fig. 11 Archiac (Me&m. Soc. g&ol. France. 1846 
2 ser. Bd. 2 pag. 205 tab. 7 fig. 2) wird etwas grösser und 
höher, auf der Naht der breiten Felder schiebt sich noch eine 
fünfte und sechste Knotenreihe dazwischen, auf den glatten 
Feldern wird öfter eine Zickzacklinie bemerkt, und der ganze 
Habitus ist mehr Echinusartig. 

Cidarites pseudodiadema tab. 73 fig. 12. 13 Lmek. 
Anim. sans vertebr. 1816 III. 59 liefert einen andern berühm- 
ten Typus, von Agassiz zum Diadema gestellt, welchen Namen 
Desor sodann in Pseudodiadema umänderte. Allein da sie 
stets ihren Geschlechtsapparat bewahren, so bekommen sie 
dadurch grössere Verwandtschaft mit Echinus. Desor (Echinol. 
Helvet. tab.27 fig. 1) beschreibt es unter Diadema hemisphae- 
ricum. Unser grosses verkieseltes Exemplar fig. 13 aus dem 
Terrain & chailles von Trouville in der Normandie zeigt durch- 
bohrte und gestrahlte Warzen sehr deutlich, und wie Lamarck 
treffend bemerkt „seriebus tubereulorum majorum in aris om- 


354 A. Echinidae regulares: Echinus. 


nibus binis“, in den breiten Feldern etwa 15, in den schmalen 
20 Warzen in einer Reihe. Der grosse Mund, welchen ich 
in der Zeichnung durchscheinen lasse, ist tief geschlitzt, und 
die innern Ohren o bei x bilden über den Fühlerporen einen 
länglichen, oben durch einen schmalen Querbalken geschlos- 
senen Ring. Dagegen finde ich unter den breiten Feldern 
keine Spur einer Leiste. Die Porenpaare stehen im geraden 
Reihen übereinander und vermehren sich blos am Mundrande. 
Doch ist die Verkieselung für solche feinen Einzelheiten nicht 
geeignet. Ich bilde daher noch ein kleines Exemplar fig. 12 
aus dem jüngern Eisenrogenstein des Schweizer Jura ab. 
Einem ältern Lager angehörig wird daraus wahrscheinlich 
eine besondere Species gemacht sein, allein sie stimmt schon 
in ihren wesentlichen Kennzeichen mit dem jüngern überein. 
Hier kann man nun deutlich die Porenvermehrung am Mund- 
saume (x vergrössert) nachweisen: anfangs ist es ein Drei- 
paarlauf, wie bei ächten Diademen, allein ganz unten ver- 
wirren sich die Dreipaare dergestalt, dass daran entschieden 
schon eine Annäherung an Echinus erkannt wird. Wright 
(Brit. Ool. Eehin. tab. 8 fig. 1. f) hat die Sache schon ziemlich 
gut getroffen, nur ist die Vermehrung zu gering angedeutet. 


e) Echinus 
war der langgebräuchliche Name für alle vielwarzigen mit 
kleinen Stacheln bedeckten Schalen, im Gegensatz zum grob- 
warzigen und grossstacheligen Cidaris. Indessen wurde aber 
die Namenzersplitterung eine so grosse, dass es sehr schwer 
hält, den bestimmten Schnitt zwischen ihm und den andern 
ähnlichen zu machen. Wir müssen uns daher behufs der Ein- 
sicht in den Mittelpunkt stellen: gewöhnlich sind die Warzen 
klein, mehr als doppelreihig, undurchbohrt und ungestrahlt. 
Den kleinern Warzen entsprechen dann auch dünnere meist 
kürzere Stacheln, die ihnen Aehnlichkeit mit dem Felle eines 


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A. Echinidae regulares: Echinus und Cidaris. 335 


Igels (Erinaceus) geben. Unten im Centrum der beschuppten 
mit kleinen Pedicellarien bedeckten Mundhaut treten die fünf 
Zähne, den breiten Feldern correspondirend, mit weisser 
Schmelzfarbe hervor. Die Pyramiden der Laterne haben einen 
tiefen Ausschnitt, der durch die Bögen der Ergänzungsstücke 
tab. 62 fig. 99 geschlossen wird, und die kräftigen Zähne 
haben innen einen dicken Kiel, wie Echinus esculentus tab. 73 
fig. 14 aus dem Mittelmeer zeigt. Bei lebenden Exemplaren 
lässt sich das alles leicht finden, wie die Basis fig. 15 darlegt, 


man sieht bei b die Balken, die bei g noch von den halbzirkel- 


förmigen Knochen mit der Gabel nach aussen gekehrt bedeckt 
sind. Die dreikieligen Zähne (tricar@ndes) ragen bis an die 
Ausbuchtung der Bögen hinauf. Vom Nattheimer Echinus 
lineatus konnte ich zwar an der Laterne fig. 16 mich vom 
Schluss des Bogens nicht ganz überzeugen, er ist aber sehr 
wahrscheinlich, und jedenfalls sind die Zähne x schon gerade 
so dreikielig, als bei lebenden, wenn auch die fossilen etwas 
zarter und dünner sein mögen. Nicht minder gat stimmt der 
geschlitzte Mundkreis fig. 17, woran innen i die geschlossenen 
Bögen blosgelegt sind, an welche sich dann über den Schlitzen 
der breiten Felder eine hohe kräftige Leiste ansetzt, ganz 
analog den lebenden. Nur selten fielen die Platten des Geni- 
talapparats heraus, wie esculentus (violaceus) fig. 18 von der 
Normannischen Küste zeigt. Die Augenplatten zeichnen sich 
durch ein sehr markirtes Loch aus, und der After tritt zwischen 
einer Menge irregulärer, leicht zerfallender Stücke, die nur 
durch eine Haut gehalten sind, hervor, und nimmt dabei nicht 
genau das Uentrum ein, sondern liegt etwas nach hinten, 
wenn man die Madreporenplatte vorn rechts stellt. Besonders 
wichtig ist die Vermehrung der Porenpaare, die hier ihr 
Maximum erreichen. Zwar ist es aussen oft nicht möglich, 
die Regel im Gewirr zu finden, aber auf der Innenseite, die 
bei fossilen freilich schwer zugänglich ist, gruppirt sich alles 


336 A. Echinidae regulares: Echinus und Cidaris. 


bogenförmig, den Mundrand ausgenommen, wo auch bei 
fossilen in dem Gewirr die Regel kaum ausfindig gemacht 
werden kann. Die lebenden entwickelten sich hier noch zu 
grösserer Mannigfaltigkeit, als die fossilen. Ja es gibt sogar 
unter diesen noch Gruppen namentlich kleiner Exemplare, 
wobei die Fühlerporen in ganz einfachen Reihen verlaufen, 
ohne dass man sie von den andern trennen dürfte. Das hat 
dann den reichen Stoff zu den vielen Untergeschlechtern ge- 
geben, die ich immer nur beiläufig berühren werde. 

Um ein Bild von den extremen Gestalten des lebenden 
Echinus und Cidaris zu geben, habe ich beide in fig. 19 und 21 
gegenübergestellt. Ech. esculentus, welcher sich an der Nor- 
mannischen Küste Löcher in den Jurakalk, ja selbst in den 
Granit macht, worein er sich schaarenweis zurückzieht, gleicht 
nit seinen gestreiften an der Spitze violetten Stacheln einem 
eingerollten Igel. Auf der Mundseite treten die fünf Zähne 
wie weisses Elfenbein hervor. Die bewegliche Mundhaut 
(m vergrössert) ist mit isolirten quereiförmigen Platten be- 
deckt, die auf sehr zarten Höckern die düunen Stiele zahl- 
reicher Pedicellarien tragen. Fünf Paare grösserer Löcher, 
die den Fühlergängen correspondiren, lassen zehn grössere 
Röhren (Tubes buccaux) zum Austritt gelangen. Eine grös- 
sere Menge zarterer vertrockneter Schläuche mit einer Saug- 
scheibe (y vergrössert) liegen dagegen zwischen den Stacheln 
noch auf den Löcherpaaren, und dürfen nicht mit den ab- 
gebrochenen Stacheln s verwechselt werden, die auf dem 
@Querbruch ebenfalls wie die Scheiben aber gröber strahlig 
gefügt sind. Der After a liegt ganz zwischen Stacheln ver- 
steckt. Die Fühlergänge treten in dem Stachelgewirr durch- 
aus nicht in’s Auge, sondern die ganze Kugel erscheint gleich- 
mässig bedeckt. Ganz anders verhält sich dagegen der in- 
dische Cidaris metularia fig. 21, nur die Warzen der breiten 
Felder haben dunkel und licht geringelte Stacheln, fünf in 


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m 5 Te are 


A. Echinidae regulares: Echinus linearis. 337 


jeder Reihe, die von unten nach oben an Grösse zunehmen, 
alles andere sind meisselförmige Blättchen, welche theils die 
Stachelbasis zierlich umstellen, theils auf der Nahtlinie der 
Ambulakren besondere „Alleeen“ bilden, hinter welchen die 
Fühlerporen versteckt liegen. Nur oben die Blindasseln 


haben öfter einen eigenthümlich kolbenförmig verkümmerten 


Stachel 5 pag. 313. Auch die Mundhaut (x vergrössert) ist 
über und über mit kleinen Stacheln bedeckt, aus deren Oen- 
trum die fünf Zähne hervortreten, während dem gegenüber 
die grosse Afterscheibe fig. 22 glatter erscheint, und nur im 
Centrum um das Afterloch einen Büschel von Blättchen zeigt. 
Die grössten fünf Stacheln an der Basis mit Blindasseln be- 
grenzen den Rand in aufrechter Stellung. Ein Blick auf den 
fossilen Cid. coronostrietus tab. 68 fig. 13 lässt sofort die grosse 
Aehnlichkeit erkennen. 

Um im Allgemeinen zu zeigen, wie das Fossile sich eng 
anreiht, bilde ich das Bruchstück eines grossen Echinus linearis 
tab. 75 fig. 30 ab, welches Hr. Prof. Fraas in dem mergeligen 
Weissen Jura { vom Hochsträss bei Ulm bekam. Darauf liegen 
eine Menge zugehöriger kurzer Stacheln bis zur Haardicke, 
die noch ganz den Eindruck von ächten lebenden Echiniten 
machen. Vergleicht man aber die Stacheln genauer, so sind sie 
feiner gestreift, und am Gipfel vollständig glatt (x vergrössert). 
Die Poren zeigen den Dreipaarlauf (y vergrössert). Es gehört 
der Fundort zu jenen ruhigen Ablagerungen, wie wir schon 
tab. 65.70 etc. erfuhren, und was sich auch in den Solnhofer 
Platten wiederholt, wie der langstachelige Igel tab. 73 fig. 20 
von Kelilheim beweist. Die Stacheln sind hier nicht blos 
länger, comprimirt und langköpfig, sondern die zarte Strei- 
fung reicht auch bis zum Gipfel, wie bei lebenden (x ver- 
grössert). Es zeigt sich grosse Mannigfaltigkeit in der Dicke. 
Von der Krone sieht man äusserst wenig, ich kann nur sagen, 
dass sie kleine, wahrscheinlich undurchbohrte und ungestrahlte 


Quenstedt, Echinod. 4. Lief. November 1873. 22 


338 A. Echinidae regulares: Echinometra lucunter. 


Warzen trage. Porenpaare sind sichtbar, aber so unsicher, 
dass ich nicht einmal weiss, welche Seite uns vorliegt. Da 
das Uentrum von feinen Stacheln bedeckt ist, so könnte uns 
das die Afterscheibe vermuthen lassen, denn die Mundhaut 
sollte nackter sein. 

Unter den lebenden kommen noch zwei merkwürdige 
Typen vor, worauf man zeitig den alten Aristotelischen Namen 
Echinometra pag. 17 anwendete, welchen besonders Rumphius 
(Thesaurus imaginum etc. 1711 pag. 2) wieder hervorzog. 
Klein hat damit kein Geschlecht ausgezeichnet, wie Agassiz 
und Desor angeben. Die zahlreichen Porenpaare stehen in 
Bogen um die Warzen der Ambulakren, und die Ohren innen, 
durch welche die Stämme der weichen Ambulacralgebilde 
gehen, sind die längsten, welche man kennt. Ich lege das 
an Linn€’s Echinus lueunter tab. 73 fig. 25 aus dem Indi- 
schen Meere dar, den schon Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 
tab. 30. A. D) mit seinen Stacheln abbildete, die etwas 
schlanker sind als beim eigentlichen Echinus. Ihm zur Seite 
steht der alte Rumph’sche Echinometra digitata tab. 73 fig. 26, 
welcher bei Klem Nat. disp. Echin. tab. 6 vortrefllich darge- 
stellt wegen seiner zitzenförmigen grossen Warzen den Namen 
Cidaris mammillata erhielt. Diese ovalen Formen gehören 
in Indischen Meeren zu den gewöhnlichsten, auch Breynius 
(de Polythalamiis ... et Schediasma de Echinis 1732 pag. 55 
tab. 1) stellte Echinometrae ovales den Echinom. cireinatae, 
d.h. den kreisrunden Cidaris gegenüber; und die ovales zer- 
fielen dann wieder in papillis minoribus et majoribus. Dabei 
zeichnen sich die grosswarzigen durch riesige zartkörnig ge- 
streifte Stacheln fig. 27 aus, die ich von Herrn Lessmann aus 
dem Diluvialsande von Bukarest in Rumänien so frisch er- 
hielt, dass man sie für nicht fossil halten sollte. Klein (Nat. 
disp. Echin. 1734 pag. 19 tab. 34) zählte sie noch zu den 
Bacoli di St. Paolo und widmete ihnen unter dem Namen 


A. Echinidae regulares: Acrocladia. Podophora. 339 


Pallisaden pag. 33 eine ganze Tafel. Bei Seba ("Thesaurus 
1758 III pag. 27 tab. 15 fig. 1—4) sind mehrere unter Echi- 
nometra mit allen ihren Stacheln dargestellt. Um ein ober- 
flächliches Bild davon zu geben, bilde ich einen kleinen fig. 24 
ab, dessen röthliche von oben nach unten zusammengedrückte 
Stacheln (s Querschnitt) eine besondere Species verrathen. 
Auf der Mundseite werden die Stacheln zwar plötzlich klein 
und schlanker, aber ihre Form ändern sie nicht, dagegen 
nehmen sie oben auf den Nebenwarzen durch plötzliche Ver- 
kürzung eine pilzförmige Gestalt an. Bezeichnend sind auf 
der Mundhaut (wie es scheint 20) kleine Stacheln, welche zu 
je zwei neben den fünf Paaren grösserer Löcher stehen, wo- 
durch obige „tubes buccaux“ pag.336 verlaufen. Von Alleeen, 
wie bei Cidaris, nimmt man nichts wahr, nur dass auf den 
kleinern Warzen der schmalen Felder auch die Stacheln etwas 
kleiner bleiben. Agassiz (Catal. rais. pag. 69) schied daher 
die grossstacheligen unter Aeroeladia (&x205 Gipfel, #rxdtov 
"Schössling), weil auf dem Gipfel die Augen- und Eiertafeln 
noch mit markirten Warzen bedeckt sind, die ihre besondern 
pilzförmigen Stacheln tragen. Am eigenthümlichsten ist der 
indische Echinus atratus Linn., welchen Leske (Additamenta 
pag. 53 tab. 47 fig. 1 und 2) wegen seiner Farbe Cidaris viola- 
cea nannte. Hier drängen sich auf der ganzen eiförmigen 
Oberseite die pilzförmigen Stacheln dergestalt, dass sie sechs- 
eckig werden, und ein förmliches Mosaik bilden, während 
blos auf der Unterseite feinere Stacheln in dicken Keulen 
herabhängen. Das genügte für Agassiz zu einem weiteren 
Geschlechte Podophora (r055 Fuss, o&pw tragen), doch stehen 
beide untereinander viel näher, als dem kleinstacheligen 
Echinometra. J. Müller (Abh. Berl. Akad. 1853. 128) be- 
diente sich für Acrocladia auch des Namens Heterocentrus 
(z£vroov Stachel), weil er zweierlei Stacheln trägt, und für 
Podophora des Namens Colobocentrus (xoX0ß65 verstümmelt). 
Pe: 


40 A. Echinidae regulares: Porenverlauf. 


Eine besondere Aufmerksamkeit verdient bei allen diesen 
eiförmigen Gestalten noch die Stellung: auf den ersten An- 
blick sollte man die grosse Axe in die Medianebene bringen, 
wie fig. 25 bei Echinometra geschehen, allein dann fällt die 
Madreporenplatte hinten links statt vorn rechts, wie man nach 
der Lage der Madreporenplatte bei Spatangus erwarten sollte. 
In die kleine Axe kann man die Medianlinie noch weniger 
bringen, weil, abgesehen von der Madreporenplatte, gegen 
diese die Felder gewöhnlich unsymmetrisch stehen. Bei Acro- 
cladia fig. 26 liegt dagegen die Madreporenplatte gegen die 
kleine Axe (Queraxe). rechts vorn, und man könnte hiermit 
eine Querstellung rechtfertigen. Auf das Afterloch bei Echino- 
metra fig. 25 sehend würde man die Medianebene unsyımme- 
trisch zwischen den Axen durchlegen, aber die Madreporen- 
platte fiele dann nach hinten. 


In den complieirten Porenverlauf findet man sich, wenn . 


man Schweinsborsten durch die Löcher schiebt, was bei vielen 
gelingt, wie ich schon im Hdb. Petref. 1852 pag. 531 tab. 49 
fig. 43 nachwies. Innen pflegen sich dann die Löcher ein- 
facher zu gruppiren, es musste das schon wegen des Verlaufes 
des Wasserschlauches sein: zeigen wir es zunächst am Ech. 
eseulentus tab. 73 fig. 23, so sehen wir aussen «a einen Vier- 
paarlauf, wovon die innern obern beiden gegen die untern 
beiden etwas absetzen; innen ö dagegen bilden die Löcher 
zwei Bogenreihen ebenfalls zu je vier, die ihre coneave Seite 
gegen die Ambulacralnaht wenden. In der Ansicht b sind die 
Borsten gezeichnet: die innern Löcher jeglichen Paares mit 
weissen (w) Borsten treffen alle auf den innern Bogen mit 
etwas gröbern Löchern; die äussern Löcher dagegen mit 
schwarzen (s) Borsten alle auf den äussern Bogen mit etwas 
feinern und gerader gestellten Löchern. Bei grössern Exem- 
plaren kommen auch 5 Paare und mehr in einer Reihe, und 
damit 5 Löcher in jedem Bogen. Am Echinus lueunter 


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A. Echinidae regulares: Echinus mammillatus. 341 


fig. 25. « sind die Bogen aussen schon complicirter, aber 
innen ö ordnet sich alles wieder zu denselben nur mehrlöcheri- 
gen Bögen. Die Löcher bei © und «@ correspondiren genau, 
jeder Bogen bei ö hat acht. Bei « aussen machen oben die 
8 Paare einen gleichartigen Lauf, bei dem folgenden dagegen 
zertheilen sie sich in6 + 2. Die 2 Paare haben zwar innen 
insofern eine etwas absonderliche Stellung, als man sie zum 
vorhergehenden oder nachfolgenden Bogen zählen könnte, 
aber die Bogen bleiben innen in allen Fällen. Gegen den 
Mund hin werden es aussen (x) sehr bestimmte Schiefreihen, 
die durch Warzenlinien getrennt sind. Anfangs stehen in 
jeder Schiefreihe 6 Paare, die aber nach dem Rande hin ab- 
nehmen, und am Mundkreise oft nur noch zwei Löcherpaare 
zählen. Noch zahlreicher sind die Bögen beim Echinus mam- 
millatus fig. 26. a. Bei den grossen Ambulacralwarzen (x ver- 
grössert) zählt man 17 Porenpaare, wovon das unterste Paar 
zwischen die Warzen tritt, und sich so weit vom Bogen ent- 
fernt, dass man meint, es gehöre nicht mehr dazu, aber der 
Bogen innen verräth die Zugehörigkeit. Den Hals der grossen 
Warzen theilen 17 Furchen in 17 Felder: das obere Feld 
bildet ein gleichschenkliches Dreieck; das untere nimmt die 
ganze halbe Breite des Halses nach innen ein, und ilım gehört 
das Lochpaar zwischen den Warzen; die übrigen 15 Felder sind 
schmal, die zugehörigen Porenpaare alterniren daher in ihrem 
Bogenlauf, wenn auch etwas unregelmässig, mit einander. 
Innen (ti) ist der Bogenlauf an den beiden Enden zwar etwas 
hakenförmig, allein der äussere Bogen mit feinen Löchern 
sehr regelmässig; am innern Bogen mit grössern Löchern 
müssen dagegen, um Platz zu gewinnen, die Löcher wieder 
mit einander alterniren. Ich verdanke Hrn. Dr. Zeile in 
S. Francisco eine Krone von 0,13 m Länge und O,11m Breite, 
wovon ich in tab. 73 fig. 28 einiges darlege. Die braunen 
Stacheln, welche ebenfalls zum Theil 0,13 m übersteigen, 


342 A. Echinidae regulares: Echinus albus, 


haben nach hinten eine Schneide, wie der Querschnitt fig. 28. s 
zeigt, das blosse Auge kann soeben noch die zarten gekörnten 
Streifen (x vergrössert) erkennen. Die grössten Asseln g der 
Ambulacralreihe zählen 18 Löcherpaare im Bogen, und jedes 
Paar correspondirt, wie vorhin, einer schmalen Assel (wie 
man auf der Nahtfläche n sieht), wovon die beiden obern 
sich auf der obern Quernaht hinabziehen. Die Löcher auf der 
Innenseite theilen sich ebenfalls in zwei Bogen, müssen aber, 
um Platz zu gewinnen, theilweis alterniren. Nur ein Loch 
oben hart am Rande gehört zum Bogen der folgenden Assel, 
daher schneidet es nur schief die Kante, wie die Borste b zeigt. 
Das Oberende e des Ambulacrums zeigt links vom schmalen 
Felde andere Zahlen als rechts mit alternirenden Bogen ge- 
mäss den Warzen: einerseits 6, 8, 9, 13, andererseits 11, 8, 
11. Auf der Aussenseite beginnen die Bogen mit dem obern 
Paare zwischen den Warzen. Mittelst Borsten lässt sich das 
ganz bestimmt erweisen. Am complieirtesten ist wie gewöhn- 
lich der Mundrand über den Ohren 0, die minder lang sind, 
als bei Ineunter. Aussen wird es durch den blossen Anblick 
nicht möglich, die Regel zu finden, allein innen (%) sieht man 
wieder nach innen die grossen und nach aussen die kleinen 
Löcher gekehrt, und wenn man im Stande ist, durch die dicke 
Schale Borsten zu bringen, so wird man stets finden, dass die 
innern grossen Löcher dem innern Loche je eines Paares, 
und die feinen äussern dem äussern correspondiren. Trotz 
der Verwirrung findet man innen doch öfter die Correspon- 
denz, wie die Zahlen 13, 13, 11 ete. zeigen. Selbst innerhalb 
des Ohres finden sich noch Schwärme, sie werden wahrschein- 
lich den innern Löchern angehören, doch lässt sich aus der 
(frösse der Löcher nichts schliessen, da sie die Mitte zwischen 
den grössten und kleinsten halten. 

Echinus albus Ag-Catal. rais. pag. 64 von der Chile- 
nischen Küste „les arcs des pores comptent jusqu’ & neuf et 


A. Echinidae regulares: Echinus albus, globulus. 343 


dix paires, sont presque transverses et separ&s par des rang&es 
parallöles des tubercules“. Ich zweifle nicht, dass - unsere 
fig. 29 tab. 73 ihm angehört. Wahrscheinlich ist es Cidaris 
miliaris, womit Klein (Natur. disp. Echinod. tab. 1 fig. A. B)_ 
sein Werk beginnt. Hier verwandeln sich die Bogen, welche 
am Gipfel noch angedeutet sind, in schiefe Querreihen, die 
sich aussen, selbst bis an den Mundrand m, sehr bestimmt 
verfolgen lassen, innen dagegen sich so verschränken, dass 
man sich nicht hinein finden würde, wenn die Form der innern 
Löcher daselbst nicht ein ganz anderes Ansehen hätte. Durch 
Borsten kann man sich dann leicht hineinfinden: die Borsten 
o und s entsprechen demselben Lochpaare, woraus man er- 
sieht, wie stark die Löcher innen auseinander gezogen werden. 
Nach dem Mundrande mi hin werden die Löcher einander 
gleicher, bilden scheinbar einfache Querreihen, an deren 
Ende oben und unten ein Loch absetzt. Leider sind die Poren 
zu fein, um Borsten durchzubringen. Auf der Nahtlinie n 
sieht man, dass jeder Querreihe von Porenpaaren eine Haupt- 
assel entspricht, die dann wieder in Nebenasseln untergetheilt 
ist, wovon aber nur etwas über die Hälfte bis an die Naht 
reicht, die übrigen endigen schon früher. Zu jeder Neben- 
assel gehört ein Porenpaar, was sich öfter durch Linien, die 
von Loch zu Loch gehen, auf der Innenseite verräth. Doch 
wäre in dieser Beziehung mehr Deutlichkeit zu wünschen. 
Sollen die Löcher in solche Stellung kommen können, so 
müssen natürlich einige sehr schief durchgehen, wie man mit 
der Borste merkt, denn gerade solche schiefen bringt man 
öfter am leichtesten durch, weil sie weniger verstopft sind. 
Viel einfacher ist dagegen wieder 

Echinus globulus tab. 74 fig. 1 Linn. Leske Additam. 


'pag. 32. Später pag. S9 meint dieser bestimmt, dass Oidaris 


granulata Klein Echinod. pag. 21 tab. 11 fig. E. F der glei- 


che sei, „paribus ternis pororum in triangulo sitis*. Agassiz 


344 A. Echinidae regulares: Ech. slobulus, miliaris. 


Catal. rais. pag. 53 erhob ihn mit Desor zu einem Geschlechte 
Mespilia, das aber wegen seiner Länge eher einer kleinen 
Melone, als einer Mispel gleicht. Ihre Poren halten von oben 
bis unten in ausgezeichnetster Weise den Dreipaarlauf ein, 
wovon dasobere Paar je einer Warze correspondirt, der grössten 
des schmalen Feldes. Eine Warzenassel der Ambulakren 
vereinigt dagegen drei Paare im Dreieck, so dass sie eigent- 
lich auch bogenförmig die Warze umlagern (x vergrössert). 
Allein da man die Asselgrenzen schwer wahrnimmt, so folgt 
das Auge lieber dem Dreipaarlaufe, wovon je auf die obere 
Assel ein Paar fällt, so dass zwei Asseln daran Theil haben. 
Auf der Innenseite ö verbindet man die einzelnen Löcher gern 
zu sechs, weil die innern drei Löcher oftmals vollständig 
in die Fortsetzung der äussern drei darüber folgenden fallen, 
wodurch innen längs der Fühlergänge eine T'reppe entsteht, 
die durch ein grosses Loch bestimmt bezeichnet wird. Nur 
an den Enden bleiben die je sechs Punkte nicht mehr voll- 
ständig in einer Flucht. Durch die geschlossene Oeffnung 
des Ohres setzen nur die inneren Poren eines Dreipaarlaufes. 
Ein Paar erscheint am Ende überzählig, doch mag das indi- 
viduel sein. Trotz der ausserordentlichen Schalendünne stehen 
die durch ein zugehöriges Paar gesteckten Borsten aussen 
gekreuzt, und innen divergent, die Löcher eines Paares müssen 
daher innen etwas weiter auseinander treten. Kräftiger und 
niedergedrückt sind die Schalen des 

Cidaris miliaris tab. 74 fig. 4 Klein Nat. disp. Echinod. 
pag. 16. tab. 2. fig. Ü. D, welchen Leske (Additamenta pag. 
18 tab. 38 fig. 2. 3) als miliaris saxatilis mit Stacheln abbildete 
„cum in Europaeis marmis, regionibus prae reliquis copiose, 
tum etiam fere in omnibus museis reperitur.“ Sous-genre 
Psammechinus Ag. (Cat. raisonn. pag. 64): „trois paires de po- 
res obliques. Tubercules tres serr&s. Membrane buccale recou- 
verte de plaques imbriquees.* Die Porenstellung weicht daher 


A. Echinidae regulares: Ech. duhius, pustulosa. 345 


nur unwesentlich vom globulus ab. Selbst bei der Brut fig. 5. 6 
kann man sie innen ö und aussen a (x vergrössert) leicht verfol- 
gen. Freilich darf man sich an kleinen Abweichungen nicht 
stossen, indem namentlich innen die Dreiporenreihen bald mehr, 
bald weniger mit einander alterniren. Unter den Warzen he- 
ben sich auf breiten, wie schmalen Feldern, stets zwei Reihen 
durch besondere Grösse hervor. Namentlich tritt das bei der 
Varietät fig. 3 hervor, deren Mundkreis auch im Verhältniss 
grösser ist, wie das schon Klein ]. c. tab. 2 fig. B gegen fig. D 
angedeutet hat. Alles das richtig nach Zeichnungen zu er- 
messen, ist nicht möglich. Es scheint da nützlicher, ein 
grösser Gewicht auf die Aehnlichkeiten, als auf die kleinen Ver- 
schiedenheiten zu legen, die imLaufe der Zeit sich entwickelten. 
Auch hier gehört das obere der drei Paare einer andern Assel 
an, als die untern beiden, man kann daher die Sache ebenfalls 
als einen Bogenlauf um die zugehörige Warze ansehen. Wie 
nahe das Lebende in dieser Beziehung dem Fossilen tritt, mag 
der beigesetzte kleine Echinus dubius tab. 74 fig. 7 Ag. Ech. 
Suiss. pag. 84 tab. 22 fig. 4—6 aus der Molasse von Chaux-de- 
Fonds beweisen. Alle wesentlichen Merkmale stimmen schon 
mit dem lebenden: die Warzen gruppiren sich zu 20 Haupt- 
reihen, Mundkreis wenig geschlitzt, Dreipaarlauf der Poren 
von oben bis unten bestimmt eingehalten. Sismonda (Memorie 
Ace. Turino 1842 2 Ser. IV. 393) beschreibt ihn aus der Sub- 
appenninen Tertiärformation von Astigiana unter dem Namen 
Echinus Astensis, welchen er kurz vorher (]. e. pag. 49) so- 
gar mit Echinus lineatus Goldf. aus dem obern weissen ‚Jura 
identificirte. Es beweisst das genügend, dass, wenn uns die 
empyrischen Hilfsmittel verlassen, wir in der Bestimmung 
und Deutung der Abbildungen äusserst unsicher bleiben 
müssen. 

Cidaris assulata pustulosa tab. 74 fig. 2 Klein Nat. disp. 
Echin. 1734 pag.21 tab. 11fig. A.B, welchen Leske (Additam. 


346 A. Echinidae regulares: Ech. pustulosa. 


pag. 86) einfach pustulosa nannte, stimmt wegen seines grossen 
gebuchteten Mundes und der schmalen mit zwei markirten 
Knotenreihen besetzten Felder ganz vortrefllich. So schwer es 
auch sein mag, die unvollkommenen Zeichnungen alter Schrift- 
steller richtig zu deuten, so gehört doch der typische Echinus 
marinus nodiformis Seba Thesaur. 1758 III. pag. 19 tab. 10 fig. 
8—10, insonders der coloris purpurascentis hierher. Desmou- 
lins (Etudes sur les Echinides 1835) erhob sie zu einem von 
Agassiz angenommenen Subgenus Eehinoeidaris, das in dieser 
engen Abgrenzung nur lebend, hauptsächlich in warmen Meeren, 
bekannt ward. Trotz der Pracht und Reinheit der Stücke 
ist eine treue Darstellung doch nicht leicht. Die schmalen 
Felder geben ihnen den eigenthümlichsten Charakter, sie 
haben keine T'rabanten, sondern blos zwei Reihen Warzen, und 
zu jeder Warze gehören vier Porenpaare in flachem Bogen (a). 
Auf der Oberseite gehört das vierte Paar scheinbar einer be- 
sondern Assel an, die innen zwischen den grössern Warzen 
mehrere Pedicellarien - Knötchen trägt. Weiter hinab am 
Rande verschwinden diese Knötchen zwischen den Warzen 
ganz. Innen i erscheinen daher die Löcher, wie bei Cidaris, 
in ziemlich geraden Reihen, worin man die Bogen zu je 4 
Löchern kaum wieder erkennt. Plötzlich erweitern sich auf 
der Unterseite die Fühlergänge (m vergrössert), über vier 
Paare stehen nicht leicht in einer Schiefreihe; die Bogen- 
stellung darin noch zu erkennen, ist von Aussen allein kaum 
möglich. Innen dagegen scheinen ähnliche Stellungen, wie 
beim albus vorzukommen. Oefter sieht man zahllose Pedicel- 
larien p (y vergrössert) mitihren weissseidenglänzenden Stielen 
und purpurfarbigen Köpfchen auf den Knötchengelenken. 
Daraus folgt, dass alle die zahlreichen Pusteln, welche keinen 
purpurfarbigen Gelenkkopf haben, Pedicellarienwarzen sein 
müssen. Die Ausschnitte des grossen Mundes sind zwar sehr 
flach, allein mehrere Millimeter lange Schleifeindrücke lassen 


A. Echinidae regulares: Ech. neglectus. 347 


sich deutlich auf der Schale verfolgen. „Auricules disjointes* 
ist nur zum Theil richtig, bei vollkommener Ausbildung’ 
schliessen sich die Ohren (0) oben vollständig. Die Genital- 
öffnung öfter doppelt, ohne Zweifel in Folge von Missbildung, 
und die kurzen, blass violetten Stacheln s, wie gewöhnlich, 
bis zum Gipfel (x vergrössert) gestreift. Wenn bei diesem 
die Bogenstellung der Porenpaare am Mundsaume noch Mühe 
macht, so ist das bei 

Echinus negleetus tab. 74 fig. 8, der in der Nordsee sehr 
gewöhnlich, bei Udenvalla an der Schwedischen Küste sogar 
subfossil vorkommt, nicht mehr der Fall, und das hat ihm den 
neuen Geschlechtsnamen Toxopneustes (76£ov Bogen, rveösrrs 
Athmer) Agass. Catal. rais. pag. 63 eingebracht. Die obern 
Asseln auf der Afterseite (a), trotz ihrer Kleinheit, zählen bis 
7 Porenpaare auf einer ÄAssel, die dann am Mundrande bis auf 
drei Paare herabgehen. Sieht man auf die Bogen, so ragt 
das oberste Paar zwischen die Warzen, auch das zweite setzt 
noch ab, wie fig. 8. z zeigt. Schon Hr. Desor (Synopsis tab. 
17 bis fig. 1. a) hat das gut aufgefasst. Wie die Zahlen 
lehren, so gehört die oberste (7) zur darüber folgenden Assel, 
es bleibt also ganz dasselbe Gesetz, wie beim pustulosus. 
An der Mundseite (m) verwandeln sich die Bogen in ge- 
rade schief gegen die Meridiane gestellte Reihen, und hier 
(y vergrössert) lässt sich nun bestimmt erkennen, dass eine 
solche Reihe ebenfalls einem Bogen entspricht, wovon die 
obere (5) der darüber grenzenden Assel gehört. Auch die 
Streifen (x vergrössert), welche auf der Brust selbst- der 
kleinsten Warzen oft deutlich hervortreten, können leiten. Im 
Uebrigen bleibt mit „Echinocidaris“ noch grosse Verwandt- 
schaft; die Hauptwarzen und der geschlitzte Mund sind blos 
etwas kleiner. Die innern Ohren bleiben ganz die gleichen. 
Ich bin daher bei den zahlreichen Uebergängen immer geneigt, 
nicht zuviel zu spalten. 


348 A. Echinidae regulares: Pedina sublaevis, 


Bei fossilen wird eine scharfe Ermittelung der Poren- 
stellung freilich oftmals viel schwieriger. Kleine Formen 
derselben zeigen ebenfalls nicht selten gerade Porenreihen, 
das hat den ngleich zur Trennung Anlass gegeben. Wenn 
uns die empyrischen Kennzeichen, namentlich das Vorkommen, 
nicht verlassen, dann kommt man über die Bestimmung wohl 
zur Gewissheit, doch immer nur bei grösserer Uebung. Zu- 
weilen hilft uns der Unterschied, durchbohrt oder nicht 
durchbohrt. Um von dem Leichtern zum Schwierigern zu 
schreiten, beginne ich mit 

Pedina sublevis tab. 74 fig. 9 Ag. Uat. rais. pag. 66, 
redıvöz flach mit kurzem i, aus dem Kieselnierenkalke des Birs- 
thales. Gieng früher mehr unter dem Namen aspera Hdb. 
Petref. 1552 pag. 581. Wegen ihres flachen Körpers und 
ihrer durchbohrten Warzen wurde sie wohl auch zur Diadema 
gestellt, allein die Genital- und Augenplatten halten ausser- 
ordentlich fest zusammen. Das Afterloch ist an unserm Pracht- 
exemplar zwar länglich, allein nur in Folge von kleiner Miss- 
bildung, bei andern ist es völlig rund. Der ungewöhnlich 
kleine Mundkreis tief geschlitzt. Obgleich die Warzen nur 
wenig hervortreten, so zeichnen sich doch zwanzig Reihen 
vor den übrigen aus. Ja in welch’ bestimmter Beziehung 
der Dreipaarlauf der Löcher mit den Warzen steht, kann 
man selten besser sehen (2 vergrössert): die Warzenreihen 
der schmalen Felder haben oben dreierlei Caliber (gross, 
mittel, klein), und zu jedem gehören drei Paare, so dass in den 
Zwischenraum zweier grösserer Warzen zweimal drei Paare 
fallen, und nicht blos ein Paar, wie es Desor (Echinol. Helvet. 
tab. 40 fig. 4) zeichnet. Bis zum breitesten Rande lässt sich 
das sicher verfolgen, und käme irgendwie eine Abweichung 
vor, so ist es Irankheit. Erst dem Munde zu stellt sich auf 
kurze Strecke zweierlei Warzengrösse ein, die dann am Mund- 
saume (y vergrössert) bald in Gleichheit umschlägt, doch der 


Te AT Sr 7 


A. Echinidae regulares: Echinopsis Nattheimensis. 349 


— 


Dreipaarlauf wird nirgends gestört. Die Kleinheit der Warzen 
bringt es mit sich, dass jedes Löcherpaar eine besondere 
schmale Assel erkennen lässt, blos die grösste Warze strebt 
zwei zu verbinden. Die Warze gehört stets dem untern der 
drei Paare an. 

Echinopsis Nattheimensis tab. 74 fig. 10 Hdb. Petref. 
1852 tab. 49 fig. 37. Obwohl auf den breiten Feldern Neben- 
reihen von Warzen angedeutet sind, so überwiegen doch die 
beiden Hauptreihen alle andern entschieden. Die Wärzchen 
durchbohrt, aber scheinbar nicht crenelirt. Die Porenpaare 
(x vergrössert) stehen zwar gerade übereinander, doch kommen 
auf jedes Wärzchen der schmalen Felder genau drei Paare, 
wie beim Dreipaarlaufe der vorigen. Der grosse geschnittene 
Mund, die halbkugelige Wölbung, die Persistenz der Geni- 
talplatten gewähren ihnen, wie ich schon oben pag. 257 er- 
wähnte, entschiedene Aehnlichkeit mit Echinopsis (öl; An- 
sehen), was ursprünglich Agassiz (Catal. raisonnd Echin. pag. 
50) durch die neue Benamung andeuten wollte. „Differe ‚des 
Diad&mes par l’absence de er@nelures aux tubereules.* Wright 
(Brit. foss. Echin. oolit. Format. 1855 pag. 143) erhob sie 
dann später zu einer Hemipedina, während Agassiz (Cat. rais. 
51) Arbaecia nur wegen der undurchbohrten Warzen von Echi- 
nopsis geschieden haben wollte. Allein Gray soll 1825 unter 
diesem Namen nur lebende Formen begriffen haben, welche 
kurz vorher Desmoulins Echinocidaris pag. 346 nannte. Bei 
den kleinsten Nattheimer Formen tab. 74 fig. 11 kann man 
von den Nebenwarzen kaum etwas wahrnehmen, sie haben 
dann einförmig 10+10 Warzenreihen, wie das auch Desor 
(Echinol. Helvet. tab. 33 fig. 3) darthut. Allein bei stärkerer 
Vergrösserung gibt sich die Anlage der Nebenreihen doch 
kund. Ich würde daher auch hier die Sache wieder anders 
auffassen, als Desor l.c. tab. 33 fig. 3. ec, der nichts von einer 
Nebenreihe merken lässt. Der Name Hemipedina kann leicht 


350 A. Echinidae regulares: Diademopsis Heerii. 


irre leiten, denn das Untergeschlecht hat wenig damit zu 
schaffen, es sollte besser etwa Leiodiadema (Astos glatt) heissen, 
um dadurch auf das Ungestrahlte des Halses hinzudeuten. 
Wright hat solche bis in die untersten Lagen des Lias ver- 
folgt, wo man freilich dann mit Acrocidaris in Collision 
geräth. : 

Diademopsis Heerii tab. 74 fig. 12 Desor Synopsis pag. 
80 tab. 13 fig. 1, Heer Urwelt der Schweiz pag. 72 tab. 6 
fig. 1 kommt mit Cid. psilonoti pag. 140 im untern Lias « der 
Schambelen vor. Da sich hier im weichen Thone die Asseln 
ganz rein waschen lassen, so kann man sich von dem Durch- 
bohrt und Ungestrahlt (fig. 12. x vergrössert) auf das Be- 
stimmteste überzeugen. Die vier Asseln s zeigen die Schale, 
welche unten auf dem Abdrucke a lag, wo ich sie abhob., Die 
Nebenreihen haben sich hier so entwickelt, dass die unterste 
Assel vier grosse Gelenkköpfe zeigt, wovon nur der linke den 
übrigen drei an Grösse nachsteht. Die vorletzte Assel hat 
nurnoch drei, inder obersten blieben sogar blos zwei. Aufdem 
Abdrucke a, wo noch drei weitere Ässeln nach oben sich bis 
zum Afterrande verfolgen lassen, haben die letzten beiden 
nur noch eine Hauptwarze. Es geht daraus hervor, dass in 
s auf der Linken die Hauptreihe sich befindet. Aus der untern 
Convexität folgt, dass wir n a den Afterrand haben. Das 
würde dann gut mit der Originalfigur bei Desor Synops. 13. 
1 stimmen, die uns die Afterseite zeigt, obgleich die Poren- 
paare dazu nicht passen, und in der Beschreibung nichts über 
die Stellung gesagt wird. Die Copie in der Echinolog. Helvet. 
32. 1 ist minder richtig. Wenn man die Löcherrichtung nicht 
hat, ist es öfter sehr schwierig, zwischen Mund- und Afterseite 
zu entscheiden: Fig. 13ist ein anderer Abdruck von dort, hier 
haben wir nur einen Warzeneindruck auf jeder Assel der 
breiten Felder. Ich meine es daran auch mit der Afterseite zu 
thun zu haben, obwohl das Stück mit Heer 1. c. 6. 1. b. und 


A. Echinidae regulares: Diademopsis Heerii, seriale. 351 


Desor 1. e. 32. 2 übereinstimmt, worin noch die Laterne sitzt. 
Freilich stehen dann bei beiden die Porenpaare nicht richtig, 
namentlich tritt bei der Desor’schen Figur die Convergenz 
deutlich nach unten, also vom Loche mit der Laterne weg, 
daher müsste auch dieses Stück trotz der Laterne uns das 
Afterloch zeigen. Ich führe solche Ungenauigkeiten der 
Zeichnungen nur an, um überhaupt auf die Schwierigkeit einer 
richtigen Darstellung aufmerksam zu machen. Die haar- 
förmigen längsgestreiften Stacheln (fig. 13. y vergrössert) 
erinnern in vieler Beziehung an die übrigen Liasischen Crini- 
feren Cidariten pag. 147, die man sonst beliebt zu den Acro- 
salenien zu stellen. Nur hatten dieselben weniger Porenpaare 
und gestrahlte Warzen. Da die Gelenkköpfe ungestrahlt 
sind, so fehlen dem Ringe unten am Stachelkopfe auch die 
Kerben. Besonders gross (48 mn) ist Diadema serialeLeymerie 
M&moires Soc. geol. France 1838 1 ser. III pag. 347 tab. 
24fig. 1 aus dem Infra-Lias von Chätillon im Lyonnais. Wright 
und Desor nennen ihn Diademopsis. Ich zweifle, ob alle diese 
Dinge wesentlich sich von einander unterscheiden. Die Ver- 
mehrung der Warzen bis zu vier auf einer Assel dürfte man 
am besten als Echinus-Charakter nelımen. 

Trümmer zu deuten wird natürlich immer schwierig 
bleiben: tab. 74 fig. 14 bilde ich einen zartgestreiften Stachel, 
unten ohne Gelenkkopf (x vergrössert), daher wahrscheinlich 
von einer Blindassel stammend, aus dem untern Ornatenthone 
des braunen Jura ( von Gammelshausen bei Boll ab. Ob 
Diadema oder Echmus, wer möchte das entscheiden, ohne 
mehr von denselben Stücken unter die Hände zu bekommen. 
So bewahre ich schon seit vielen Jahren ein kleines Bruch- 
stück tab. 74 fig. 15 aus dem Weissen Jura @ des Oerlinger 
Thales bei Ulm, es ist die Hälfte eines schmalen Feldes mit 
den Poren «a von Aussen und i von Innen. So klein die 
Warzen auch sein mögen, so sind sie doch deutlich durchbohrt. 


+ 


352 A. Echinidae regulares: Eehinus mierocephalus, nodulosus. 


Je die dritte Assel (x vergrössert) hat eine grössere Warze, 
während man die kleinen dazwischen liegenden kaum noch 
sieht. Die so viel erwähnte Dreizahl scheint sich darin noch 
auszusprechen. Die Warzen rechts an der Mediannaht fallen 
nie mit einer grossen links zusammen, und deuten schon auf 
ein breites Echinus-artigeres Feld hin. Ich habe sie daher 
als Ech. mierocephalus in der Sammlung liegen, obwohl sie 
vielleicht richtigerbei den Galeriten ihren Platz finden könnten. 

Echinus nodulosus « tab. 74 fig. 16—23 beginnt die 
Reihe der Vielwarzigen mit undurchbohrten Gelenkköpfchen 
und einfachen Porenreihen (unigemini). Sie finden sich im 


Weissen Jura —y. Agassiz Catal. rais. pag. 52 tab. 15 fig. 
12 bildete ihn vom Lägern als Eucosmus decoratus (sÖxosw.os 
wohlgeordnet) ab, und sagte, es sei eine Arbacia, aber mit einer 
Tuberkelreihe auf den schmalen Feldern. Hr. Desor (Synopsis 
pag. 116) polemisirt gegen die eine Reihe, und stellt sie zu 
Michelin’s Magnosia. Ich habe sie im Handb. Petref. 1852 
tab. 49 fig. 55 und im Jura tab. 80 fig. 12—14 unter dem 
Goldfuss’schen Namen (Petref. Germ. Ipag. 125) beschrieben, 
obwohl derselbe der grösseren Varietätin den Kieselkalken an- 
gehört, die man aber wohl für eine Entwickelungsform der 
gleichen Species halten könnte. 

Nicht leicht gibt es eine Species, über deren Bestimmung 
nach empyrischen Kennzeichen man so sicher wäre, wie diese, 
und doch macht die Feststellung der Kennzeichen allerlei 
Schwierigkeiten. Die Ambulacra sind äusserst schmal, die 
Interambulacra durch eine markirte Furche getheilt. Die 
zarten zahlreichen Wärzchen nimmt das blosse Auge öfter 
kaum noch wahr. Der kleine Afterkreis wird von einem 
ziemlich markirten Ringe umgeben, welchen die verdickten 
Innenränder der fünf Genitalplatten bilden. Die Madre- 
porenplatte zeichnet sich vor den übrigen vier durch Grösse 
aus. Der etwas grosse Mund ist fünfseitig, in den Ecken 


A. Echinidae regulares: Echinus nodulosus, 353 


des Fünfseits Anlage zu Schlitzen. Kleiner als fig. 19 und 
grösser als fig. 22 sind sie mir in den Schwammschichten des 
untern Weissen Jura nicht vorgekommö&n. Bei jungen fig. 
18 haben Basis wie Mundkreis öfter grosse Neigung zur 
Fünfseitigkeit. Die Längsfurchen fig. 21 auf den breiten 
Feldern sind oftmals sehr ausgezeichnet, doch kann man sie 
nicht leicht mit den Doppellinien der schmalen Felder ver- 
wechseln. Schwerer hält es, von den Schlitzen fig. 20 eine 
Anschauung zu bekommen, da dieselben im Kalkschlamme 
verborgen sich schwer reinigen lassen. Es gibt mehrere 
Modificationen, so hat z. B. fig. 17 einen grössern Mundkreis 
als fig. 16, bei dieser ist auch die Krone etwas höher, und die 
schmalen Felder haben blos eine Reihe alternirender Knoten, 
wie es Agassiz zeichnet und beschreibt (fig. 16. x vergrössert). 
Doch liegen zwischen je zwei Knoten zwei kleinere Trabanten, 
denen je ein Porenpaar entspricht, so dass auf jedes grössere 
Wärzchen drei Porenpaare kommen, wie wir es auch bei 
andern so oft finden. Werden diese Trabanten grösser, 
so drängen sich die Knoten (fig. 23. y vergrössert), und solche 
scheint Desor vor Augen gehabt zu haben. Bei diesen sind 
die Knoten nicht blos etwas grösser, sondern sie bilden auch 
auf den breiten Feldern öfter äusserst deutliche Schiefreihen 
(fg. 23. x vergrössert), während bei andern man dieselben 
feinern Knoten (fig. 22. x vergrössert) lieber gitterförmig ver- 
binden möchte. Amschwierigsten gibt man sich über die kleinen 
Poren Rechenschaft, sie liegen geradreihig in kleinen Ver- 
tiefungen, da sie durch eine Rippe von einander getrennt 
werden. Am Mundsaume wird jedoch das Fühlerfeld plötz- 
lich breiter in Folge von Nebenreihen, die sich zu 4+ 4 auf 
beiden Seiten der Mediannaht einstellen (fig. 20. x ver- 
‚grössert). Ich meine immer, mit der Grösse der Kronen 
hänge auch die Menge der Porenpaare und Wärzchen zu- 


Quenstedt, Echinod. Ro 


354 A. Echinidae regulares: Echinus nodulosus. 


sammen. Das hat mich früher bestimmt, von diesen kleinen 
der Kalkschichten auch die grössern 

Echinus nodulosus © tab. 74 fig. 24—27 Goldf. Petr. 
Germ. tab. 40 fig. 16 der Kiesellager des Weissen Jura & nicht 
zu trennen, obwohl sie, wie fig. 24, viel grösser werden. Der 
ganze Habitus bleibt hier entschieden derselbe, die Fünfseitig- 
keit des Mundes m ist zwar mit den Schlitzen viel schärfer 
ausgebildet, allein liefert uns durchaus nur das vergrösserte 
Bild der kleinen. Freilich ‚haben nicht blos die breiten, son- 
dern auch die schmalen Felder eine Medianfurche, doch geht 
diese bei letztern nicht bis zum Gipfel, sondern hier stehen 
auch blos zwei Knotenreihen, die sich erst weiter nach unten 
zu 4 ja 6 vermehren. Die Erbreiterung der Fühlergänge auf 
der Basis muss daher etwas grösser sein, man meint, die 
Porenpaare (fig. 24. x vergrössert) würden dreireihig, doch 
ist es bei der Verkieselung nicht möglich, darüber m volle 
Klarheit zu kommen. Ich habe dieses gleiche Stück im Handb. 
Petref. 1852 tab. 49 fig. 36 zum Polycyphus gestellt, im Jura 
tab. 90 fig. 11 ist es vom Scheitel her abgebildet. Polyeyphus 
Ag. (roXdg viel, xö905 Höcker) unterscheidet sich lediglich nur 
durch den schiefen Dreipaarlauf (par triples paires obliques) von 
Arbacia. Dieser Dreipaarlauf ist zwar bei der grossen nicht 
sehr markirt, aber lässt sich gar nicht verkennen (fig. 24. y 
vergrössert). Ich habe das auch an dem kleinern Exemplare 
fig. 25, welches im Habitus den ältern Vorläufern, namentlich 
der grobknotigen Varietät, schon mehr gleicht, dargestellt 
(2 vergrössert): zwischen jedem Knoten bildet sich eme deut- 
liche Treppe. Deshalb würde es keine Magnosia sein, wie es 
Desor Synopsis pag. 115 und Cotteau (Echinides du Depart. 
Sarthe tab. 22 fig. 11) darstellen, sondern ein Polyceyphus. 
Da nun aber auch bei den andern die Gruppirung zu drei be- 
stimmt angedeutet ist, so habe ich immer Anstand genommen, 
der endlosen Zersplitterung meine Zustimmung zu geben. 


a a a A a u u rn 


A. Echinidae regulares: Echinus punctatus, 355 


Etwas anders ist die Frage des sonstigen Erkennens: fig. 26 
gibt ein verkieseltes Exemplar aus dem Weissen Jura e von 
Wippingen bei Blaubeuren, welches ich dem Herrn Förster 
R. Frank danke. Ich kann nirgends einen wesentlichen Un- 
terschied finden, und doch gibt ihm die Verdrückung, wo- 
durch der Rand zerbrach, ein so gauz anderes Ansehen. Die 
kleine fig. 27 von Beiningen bei Blaubeuren ist zwar durch 
die Verkieselung sehr entstellt, hat im Verhältniss etwas 
grobe Knoten, allein der Dreipaarlauf ist trotz der Klein- 
heit nicht im Geringsten alterirt. Dagegen führt uns die fol- 
gende zum 

Echinus punetatus tab. 74 fig. 28. 29 Jura tab. 90 fig. 9. 
Die allgemeine Verwandtschaft mit dem Goldfuss’schen nodu- 
losus bleibt, aber die Wärzchen sind viel kleiner. Auf den 
schmalen Feldern steigen die Längsreihen mit alternirenden 
Punkten auf zehn. Die breiten Felder haben jederseits von 
der breiten Medianlinie noch eine weitere zartere, innerhalb 
dieser sind die Wärzchen feiner, als in den geraden Quer- 
reihen ausserhalb (x vergrössert). Obwohl die Fühlergänge 
sehr schmal und die Löcher äusserst fein sind, so halten sie 
doch sehr bestimmt einen schiefen Dreipaarlauf ein, was sie 
zum Polycyphus stempeln würde. Die Mundseite ist leider 
schlecht erhalten, doch scheinen die Fühlergänge sich ähnlich, 
wie bei dem mitvorkommenden nodulosus, auszubreiten. Die 
(Querreihen der Wärzchen stehen mit der Zahl der Porenpaare 
in bestimmtester Beziehung, auf je drei Paare kommt eine 
Querreihe Knötchen, zwischen welche eine Reihe feiner Tra- 
banten fällt, worauf wahrscheinlich schon Pedicellarien sassen. 
Die kleinen verkieselten Formen fig. 23 haben zwar weniger 
Wärzchen, und auffallende Aehnlichkeit mit nodulosus x aus 
den Schwammkalken, aber die Ambulacralfelder sind breiter. 
Der Verlauf der Fühlerporen ist verwischt. Bei verkalkten 
Exemplaren ist man in dieser Beziehung besser dran. So be- 

23, 


356 A. Echinidae regulares: Polyeyphus Normannus. Arbacia Wiestii. 


stimmte Agassiz (Cat. raisonn€ pag. 57 tab. 15 fig. 18) schon 
längst einen kleinen 

Polyeyphus nodulosustab. T4fig.30 aus demKorallen- 
kalke (grande Oolite) von Ranville, welchen Desor (Synopsis 
pag. 117) als P. Normannus trennte. Wenn auch der Drei- 
paarlauf nicht so schief ist, wie ihn die beiden Schweizer 
Petrefactologen zeichnen, so ist er immerhin schief, und zwar 
so, dass stets von zwei aufeinander folgenden drei Paaren das 
unterste und oberste in eine schiefe Reihe fallen. Man kann 
sie daher auch als einen Wechsel von Paar und Doppelpaar 
ansehen, wie unsere Fig. 30. x (vergrössert) zeigt. Dieses 
Kriterium lässt sich auf die Agassiz’sche Zeichnung gar nicht, 
auf die Desor’sche nur unvollkommen anwenden. Das Paar 
entspricht den Knoten, das Doppelpaar den Zwischenräumen. 
Das ist durchaus Gesetz, dem die Darstellungen nicht wider- 
sprechen dürfen. Auch am Mundkreise scheint dieser Drei- 
paarlauf nicht wesentlich gestört, nur dass der Wechsel von 
ein und zwei Paaren nicht mehr einschlägt. - Wesentliche 
Unterschiede lassen sich zwar zwischen ihm und nodulosus & 
nicht finden, wie auch schon Agassiz annahm, indessen sind 
die Knoten gröber, und das Lager anders. Wie bestimmt die 
Schalenzeichnung mit der Porenzahl zusammenhängt, zeigt 

Arbacia Wiestii tab. 74 fig. 31 Hdb. Petref. 1867 tab. 64 
Ag. 16 aus der Chloritischen Kreide von Chardstock in Eng- 
land, die ich Hrn. Reallehrer Wiest verdanke. Da die Poren- 
paare in gerader Reihe übereinander stehen, und die Form 
sich mehr einer Kugel nähert, so erhob sie Desor (Synopsis 
pag. 113) Herrn Cotteau zu Ehren zu einer Cottaldia, wenn 
man auch nicht recht weiss, worin die Distinction bestehen 
soll. Echinus granulosus Goldf. Petref. Germ. pag. 125 
tab. 49 fig.5 von Regensburg wird als Typus genommen, den 
ich im Jura pag. 738 geneigt war, für eine Juraform zu neh- 
men, da Goldfuss ausdrücklich hervorhebt, dass ‚‚die ganze 


x 


A. Echinidae regulares: Echinus excavatus. 357 


Oberfläche mit kleinen Körnchen von gleicher Grösse be- 
deckt“ sei, während die Kreideform sich gerade durch die 
Ungleichheit derselben auszeichnet, wie fig. 31. x (vergrössert) 
klar macht: jedem dritten Porenpaar entspricht auf den 
schmalen wie breiten Feldern eine grössere Warze, die mit- 
einander alterniren, und zur Bildung von Querreihen Neigung 
zeigen, auf den Asseln der schmalen Felder zu drei, der breiten 
zu sechs. Zwischen den Querreihen der grösseren Warzen 
stehen dann aber innen je zwei Reihen feinere, so dass die 
Reihen wieder genau zu drei mit ebensoviel Porenpaaren 
eorrespondiren, und je zwei grössere Wärzchen drei Poren- 
paare zwischen sich nehmen, ganz wie bei dem Normannus, nur 
dass sie jetzt nicht schief wechseln, sondern alle gerade 
übereinander stehen. Nur unten (y vergrössert), wo näher 
dem Mundrande sich die Warzenzahl der schmalen Felder 
vermindert, tritt der schiefe Dreipaarlauf ebenfalls ganz be- 
stimmt auf, blos die letzten sind gewöhnlich nicht vollständig, 
sondern es fehlt das Endpaar, zuweilen fehlen sogar zwei 
Paare. Da die kleinen verkalkten Kronen mit chloritischer 
Masse bedeckt sind, so lassen sie sich mit einer scharfen Bürste 
vollständig reinigen, und trotz der Kleinheit den Verlauf der 
Poren überaus deutlich machen. 

Echinus exeavatus tab. 74 fig. 32 Goldf. Petref. 
German. pag. 124 tab. 40 fig. 12 verkieselt im Weissen Jura 
& „von Franken und Schwaben‘ scheint selten zu sein. Ich 
habe nur ein einziges Mal das kleine Exemplar von Engel- 
hardsberg pag. 286 bekommen, wo er zusammen mit Echinus 
suleatus lag. Daher hegte ich wohl die entfernte Vermuthung, 
er könnte mit Echinopsis Nattheimensis Jura pag. 737 über- 
einstimmen. Erst das häufige Vorkommen in Oberitalien gab 
mir darüber einiges Licht. Der Habitus unseres deutschen 
erinnert durch seine etwas gewölbtere Basis noch etwas an 
Wiestii, allein die 20 Warzenreihen behalten in allen Theilen 


358 A. Echinidae regulares: Echinus excavatus, 


das Uebergewicht über die andern kleinen Knötchen. Der 
schiefe Dreipaarlauf der Poren tritt so deutlich hervor, dass 
er in der Zeichnung bei Goldfuss noch gut erkannt wird, und 
zwar fallen unter jedes Knötchen der schmalen Felder mit 
der grössten Bestimmtheit vom After- bis zum Mundkreise je 
drei Paare. Die verstecktern Kennzeichen giengen durch die 
Verkieselung verloren. Anders ist es in 

Oberitalien fig. 33, wo sie im Veronesischen obern 
Weissen Jura mit Sternkorallen verkieselt und verkalkt ganz 
wie bei uns vorkommen. Meine grössten erreichen 19 mm 
Durchmesser, während die Zeichnung bei Goldfuss 24 mm 
misst. Auf den schmalen Feldern stehen etwa 18 undurch- 
bohrte und ungestrahlte Warzen in einer Reihe, daher haben 
wir 3.18 = 54 Porenpaare. Auf den breiten Feldern stehen 
ein Drittel weniger. Die Steinkerne (y vergrössert) zeigen 
sehr deutlich, dass jedem Porenpaare eine Assel .entspricht, 
da die Nähte erhabene Leisten bilden. Ausschnitte des Mund- 
kreises nicht sehr tief. Kronen erscheinen ein wenig flacher, 
als unsere Fränkischen. Sie liegen zusammen mit einer 
Diadema subangularis, die so scharf fünfkantig ist, dass man 
sie pentangularis nennen könnte. 

Goldfuss und nach ihm Agassiz Cat. rais. pag. 62 waren 
überzeugt, dass die Abbildung bei Leske (Additamenta pag. 31 
tab. 44 fig. 3. 4) unsere jurassischen gemeint habe. Freilich 
setzt Leske dann hinzu, repertus est Veronae in Italia. Der 
Fundort allein kann wohlnur Herrn Desor (Synopsis pag. 127) 
bewogen haben, ihn so bestimmt als ‚„Stomechinus excavatus 
Goldf. (non Leske, non Agassiz)‘‘ zu bezeichnen. Nun kommen 
allerdings im dortigen Tertiiir kleine Formen fig. 34 vor, die 
ein wenig verschieden sind, obschon sie in ihren wesentlichen 
Kennzeichen nicht bedeutend abweichen. Unser Exemplar 
ist leider sehr unvollkommen, doch zeigt es die 10+10 
Reihenstellung, den schiefen Dreipaarlauf, und eine sehr 


Ha 


A. Echinidae regulares: Echinus bigranularis, 359 


schwache Fünfseitigkeit, was an die „forma subpentagona“ 
des Leske erinnern könnte, während die jurassischen völlig 
rund sind. Aber selbst angenommen, die Sache wäre so sicher, 
als Desor behauptet, so könnte man sie immer noch als Ent- 
wickelungsformen ansehen, die sogar bis in den Ürag fort- 
setzen, wie man aus Forbes Monograph of the Echinoder- 
mata of the British Tertiaries (Palaeontographical Society 
1852) ersieht, wo der Echinus’Lyellüi 1. ce. tab. 1 fig. 5 aus 
dem Coralline Crag noch ganz ähnliche Merkmale vereinigt. 
Früher hatten die Franzosen für derartige Formen den 
passenden Namen. 

Echinus bigranularis tab. 74 fig. 35 Lmrek. Anim. sans 
vertebr. 1816 III pag. 50, worunter offenbar zunächst die 
französischen aus dem Grande Oolite verstanden wurden. 
Agassız Catal. rais. pag. 61 stellte den Namen an die Spitze 
des fossilen Geschlechtes, das freilich dann später durch Desor, 
Cotteau, Wright etc. vielfach gedeutet wurde. Jedenfalls 
haben wir hierin den Typus eines Sirechinus (ssı% Schnur), 
worin die Hauptwarzen in geradschnürigen Reihen überein- 
ander bleiben. Undurchbohrte und ungestrahlte Warzen, 
Dreipaarlauf, tiefgeschlitzter Mund, und andere allgemeine 
Kennzeichen bleiben. Gelien wir nun auf die zahllosen Varie- 
täten etwas ein, so stimmt die kleine fig. 35 aus dem Oolith 
über den Parkinsonschichten von Port nördlich Bayeux gut 
mit Stomechinus Calloviensis Cotteau (Echinides du De&part. 
de la Sarthe 1855—69 tab. 17 fig. 1—4) aus dem Kelloway 
ferrugineux. Nebenreihen von Warzen sind hier kaum zu 
bemerken, doch entwickeln sie sich bei den grössern, welche 


St. pyramidatus ]. c. tab. 17 fig. 5—8 genannt werden. Auf 
der Oberseite der Schale, wo die Warzen der schmalen Felder 
weitläufiger stehen, fällt immer auf den Zwischenraum ein 
schiefes Dreipaar, wie fig. 35. z (vergrössert) zeigt. Cotteau’s 
l. e. tab. 17 fig. 5 ist in dieser Beziehung sehr klar, aber 


360 A. Echinidao regulares : Echinus lineatus. 


höchst wahrscheinlich falsch gezeichnet, da er jeder Warze 
auf dem schmalen Felde drei Paare zutheilt, während auf 
jede zwei, zuweilen am breitesten Theile der Krone sogar 
drei Dreipaare kommen. Nur auf der Unterseite vermehren sich 
die Warzen so, dass nur ein Dreipaar auf jede Warze fällt, wie 
das 1. e. fig. 7 richtig gegeben ist. Es sind das allgemeine Ge- 
setze, die nie Ausnahmen erleiden, während in der Form und 
Zeichnung Spielarten ohne Ende vorzukommen pflegen. So 
ist unter andern tab. 74 fig. 36 aus dem mittlern Braunen 
Jura von Metz etwas warzenreicher, es stellen sich namentlich 
auf der Unterseite Zwischenreihen von Warzen ein, aber die 
Porenstellung zeigt nicht die geringste Aenderung. Genau 
betrachtet bilden die Porenpaare, wie oben gezeigt wurde, 
auch hier einen dreipaarigen Bogen um die Ambulacralassel 
(fig. 39. x vergrössert). Zwischen zwei Warzen liegt eine 
Assel ohne grössere Warze, dadurch kommen dann die schiefen 
Zwischenreihen zu Stande. Bei fig. 36 ist die Zwischenassel 
zwar schmaler als bei grössern Exemplaren, allein das hat 
wohl keine Bedeutung, und mag mit dem Wachsthum anders 
werden. Dagegen ist der eckige Mundkreis im Verhältniss 
bedeutend grösser, als das Exemplar fig. 37 von Lue, etwa 
wie es Ootteau l. c. beim St. serratus l. c. tab. 14 fig. 3 aus 
dem Grande Oolite (Cornbrash) der Sarthe zeichnet. Es ist 
kaum einem Zweifel unterworfen, dass diese Varietäten macro- 
und microstoma durch alle möglichen Uebergänge verbunden 
sind, nur fehlt es zur Zeit an nöthiger Menge des Materials. 
So gelangen wir allmählig zum 

Echinus lineatus tab. 74 fig. 38—41 Goldf. Petref. 
Germ. tab. 40 fig. 11 aus Weiss. Jura e von Nattheim. Man 
muss jedoch vorsichtig die wechselläufigen (Phymechinus) von 
den dreipaarläufigen unterscheiden. Goldfuss hat wahrschein- 
lich beide miteinander vermischt, denn obschon man in der 
_ Zeichnung noch den Dreipaarlauf zu erkennen meint, so ist 


A. Echinidae regulares: Echinus lineatus. 361 


man doch nach der Beschreibung nicht ganz sicher. Weil die 
Einschnitte des Mundkreises häufig tiefer sind als bei lebenden, 
so hat Desor (Synopsis 1858 pag. 124) die fossilen zu einem 
Subgenus Stomechinus (sröux Mund) erhoben. Schon oben 
pag. 335 bemühte ich mich zu zeigen, dass das fossile Ge- 
schlecht in allen wesentlichen Merkmalen bis auf die Laterne 
hinaus mit dem lebenden übereinstimme Fig. 38 gebe ich 
von unserm grössten den Umriss, er stammt noch von meinem 
Vorgänger, Prof. Schübler, her, und soll bei Giengen an der 
Brenz gefunden sein. Leider ist er meist Steinkern aus dem 
weissen Marmorkalke e, mit schwarzen Mangandendriten, 
voller Muschelstückchen, worunter auch deutlich Foramini- 
feren sich befinden, wie die vergrösserte Textilaria y zeigt. 
Er wird wohl von 'Thurmann’s E. Monsbeligardensis Des. 
Echin. Helvet. tab. 30 fig. 4 aus der Etage Virgulien bei 
Mümpelgardt, was früher zur altwürttembergischen Herrschaft 
gehörte, nicht verschieden sein. Die Asseln der breiten Felder 
sind lang und schmal mit einer Querreihe von grössern Warzen, 
deren Zahl sich am weitesten Umfange auf 6—8 beläuft, die 
Porenpaare (x etwas vergrössert) stehen an dieser Stelle im 
Quincunx, was ich durch Linien angedeutet habe: nach Linie 
1 haben wir den Dreipaarlauf, welcher sehr schief steht; in 
der nach oben differgirenden Linie 2 stehen die Löcher. Folge 
davon ist, dass sämmtliche Paare in drei Reihen überein- 
ander stehen. Oben gegen den Afterkreis a hin geht der 
Dreipaarlauf noch nicht so schief nach aussen, „die Gegend 
bewahrt daher das gewöhnliche Ansehen. Die schmalen 
Lippen zwischen den Einschnitten sind vorn abgestumpft. 
Bei einem andern grossen Exemplar fig. 59 aus den Stern- 
korallenlagern des Weissen Jura < bei Nattheim haben wir 
statt dessen eine runde Lippe. Die Warzen quellen hier 
viel stärker hervor, und erreichen selbst in den Neben- 
reihen bedeutende Grösse. Da die beiden Hauptreihen 


362 A. Echinidae regulares: Echinus lineatus. 


der breiten Felder stets in den Spitzen der Lippen be- 
ginnen, so lassen sich Haupt- und Nebenreihen leicht unter- 
scheiden. Die Entwickelung der Nebenreihen kann so zu- 
nehmen, dass auf einer Assel vier grössere Knoten in einer 
Querreihe stehen. Das erinnert uns schon im ganzen Habitus 
an den lebenden esculentus. Auf der Oberseite scheint die 
Deutlichkeit der Warzen abzunehmen. Ob nun solche kleine 
Unterschiede gleich zu Species berechtigen, ist. die Frage. 
Die kleinen fig. 40 von Nattheim sind wieder etwas ver- 
schieden davon: auf der Unterseite stehen zwar auch mehrere 
 Nebenreihen, allein mehr als zwei grössere Warzen auf eine 
Assel kommen nicht vor. Oben dagegen ist ausser den Haupt- 
reihen nur kleines, sehr unbestimmtes Gewärze vorhanden. 
Die Poren behalten den bestimmtesten Dreipaarlauf bei, wel- 
chen man bis zum Mundkreise verfolgen kann, nur laufen sie 
hier viel schiefer, und zerspalten sich in drei bestimmte 
Reihen, mit Ausnahme weniger, die sich nicht recht in den 
Quincunx fügen wollen. Auch die schmalen Felder haben 
nur zwei Warzenreihen, welchen sich der Porenlauf an- 
schmiegt, wie das Bruchstück fig. 41 eines grössern Exemplares 
von Nattheim zeigt: jeder Warze aussen (a) entsprechen drei 
Paare, die treppenförmig absetzen; innen ? verschwindet da- 
gegen die Treppe gänzlich, die Paare stehen alle genau über- 
einander. Die Zeichnungen von fig. 42 ebenfalls von Natt- 
heim sind besonders rein und deutlich, und stimmen mit keinem 
der beschriebenen. An dem breitesten "Theile im Aequator 
haben wir hier selbst auf den schmalen Feldern noch zwei 
Zwischenreihen (x vergrössert), die freilich dann oben an der 
engen Stelle verschwinden, und der fig. 41 gleich werden; 
namentlich entspricht dort jeder Warze der Hauptreihe ein 
Dreipaar, während an der breiten Stelle zwei Dreipaare auf 
eine Hauptwarze kommen, indem zwischen die grössere 
Warze noch eine kleinere sich einschiebt, die dann von einer 


A. Echinidae regulares: Echinus perlatus. 363 


grössern Warze der innern Reihe begleitet wird. Daher 
stehen dann auch an der breitern Stelle die Warzen der 
Hauptreihe nicht so gedrängt übereinander, als höher am 
schmalern Ende. Was unten in 4 Reihen auseinander tritt, 
drängt sich oben in zwei zusammen. Oben kann man kaum 
die Hauptreihen von den Nebenreihen unterscheiden, blos auf 
der Unterseite zeichnen sie sich etwas aus, und gehen in die 
schmale Lippe zwischen den Ausschnitten hinein. Wahr- 
scheinlich ist fig. 43 nur ein gross gewordenes Exemplar 
dieser klemern. Dasselbe erscheint allseitig mit Warzen besät, 
die alle einen zwar kleinen aber hervorgequollenen Kopf 
zeigen. Die schmalen Asseln haben eine Querreihe von 
Warzen, die an dem-breitesten Theile auf sechs Stück steigen, 
dann nach oben und unten an Zahl abnehmen, aber selbst in 
der Scheitelgegend noch drei bis zwei behalten. Der Drei- 
paarlauf der Poren ist zwar sehr bestimmt, tritt aber nicht so 
weit auseinander als bei der grossen fig. 38. Nur an dem 
Mundsaume x treten sie über den geschlossenen Bögen der 
Ohren in drei bis vier Reihen auseinander, doch ist daselbst, 
wie gewöhnlich, der Quincunx nicht mehr ganz sicher. Auf 
den schmalen Feldern alterniren ebenfalls vier Reihen, wie 
bei fig. 42, nach oben verschwinden aber die innern beiden, 
es entsteht dann ein Bild (y vergrössert) wie fig. 41. a, aber 
mit doppelter Porenzahl. Immer zeigen sich wieder Unter- 
schiede. Genau genommen, müsste man aus jedem dieser 
vier Beispiele (fig. 38.39.40. 42) eine Species machen. Dazu 
kommt noch eine fünfte 

Echinus perlatus tab. 75 fig. 1 Desmarest Diction. des 
Sc. nat. 1825 Bd. 37 pag. 100. Schon Brückner in Basel und 
später Walch Naturg. Verst. 1768 Bd. Il tab. E. IL fig. 1 und 
2 zeichnen ihn unter dem Klein’schen Namen @idaris miliaris 
hemisphaericus aus. Er ist in der Schweiz nicht selten. Der 
unsere stammt aus dem Terrain & Chailles vom Mont Terrible 


364 A. Echinidae regulares: Echinus perlatus. 


bei Pruntrut. Er ist verkalkt und vortrefflich erhalten, steckt 
aber in einem dunkeln Mergel, der schwierig und äusserst 
mühsam davon getrennt werden kann. Daher ist es nicht 
möglich, eine getreue Zeichnung davon zu geben. Wenn 
Agassız Catal. raisonn@ pag. 61 und Desor Echinol. Helvet. 
pag. 221 tab. 37 ihn mit dem Goldfuss’schen lineatus für 
identisch erklären, so ist das in ihrem Sinne nicht richtig, 
schon die Grösse und Bestimmtheit der Warzen unterscheidet 
ihn. Nur wenn man in meiner Weise die Species weiter aus- 
dehnt, kann man zur Noth es als eine Varietät des lineatus 
gelten lassen. Auch er hat seinen bestimmten Entwickelungs- 
kreis. Am bestimmtesten und dicksten sind die zwei Knoten- 
reihen der schmalen Felder, etwa 20 ohne die kleinsten an 
den Enden, wovon jedem Knoten zweimal Dreipaare ent- 
sprechen. Die damit alternirenden innern Knoten kommen 
zu keiner rechten Reihenentwickelung, und verschwinden in 
der Hälfte der Höhe schon gänzlich. Auf den breiten Feldern 
treten die beiden Hauptreihen oben um den Scheitel a zwar 
sehr bestimmt hervor, weil hier die Assel nur eine Warze 
trägt, aber bald verliert sie sich unter den andern, obwohl 
sie die gerade Linie bis zur runden Lippe zwischen den Ein- 
schnitten einhält. Höchstens stehen vier Warzen auf einer 
Assel der breitesten Stelle, gewöhnlich nur drei. Unten am 
Mundkreise m drängen sich die Warzen der schmalen Felder, 
und wie immer entsprechen dann die Dreipaare der Warzen- 
zahl, nur die letztern am äussersten Rande sind öfter nicht 
mehr recht klar. Die Fühlergänge erweitern sich dabei an- 
sehnlich, und die Poren laufen, wie bei Nattheim, in drei 
Reihen auseinander, woran der Dreipaarlauf zwar immer 
schiefer wird, aber sich bis an das Ende verfolgen lässt, nur 
dass in der letzten Reihe statt 3 blos 2 Paare noch gesehen 
werden (x vergrössert). 

Tab. 75 fig. 2 aus dem Birsthale zwischen Münster und 


A. Echinidae regulares: Echinus alternans. 365 


Court hat die Warzen minder deutlich ausgebildet, und die 
Zwischenzeichnung ist rauher, die Fühlergänge verlieren sich 
mehr zwischen der Zeichnung. Alles das wird auf den ersten 
Blick klar, wenn man die Stücke nebeneinander hält, indess 
durch Bilder lässt sich das kaum verdeutlichen. Die Lippen 
zwischen den Ausschnitten am Mundsaume m sind mehr 
eckiger. Die Ohren o für die Befestigung der Laterne stehen 
zwar schiefer nach innen, als bei Nattheim, scheinen aber 
sonst wenig abzuweichen. Es kommen im Birsthale sogar 
kleine Exemplare tab. 75 fig. 3 vor, welche man geradezu zu 
den zwanzigreihigen stellen könnte, so sehr treten alle Neben- 
reihen und Zwischenwarzen zurück. Ja die zwei Hauptreihen 
auf den breiten Feldern nehmen selbst noch einen etwas er- 
habenen Standpunkt ein, und die Fühler liegen wenn auch in 
ganz flachen Rinnen, also nicht ganz ‚A fleur du test“. Nur 
die Unterseite zeigt auf den breiten Feldern Anfünge von 
einer äussern Nebenreihe. Wesentlich sind jedoch alle diese 
Verschiedenheiten nicht, sie liegen in den Grenzen örtlicher 
und zeitlicher Entwickelung. Weniger gilt das von 
Echinus alternans tab. 75 fig. 5—7 im weissen Jura = 
der schwäbischen Alp. Wie wir oben pag. 219 einen Alternoci- 
daris, so haben wir jetzt im gleichen Lager einen Alternechinus 
mit undurchbohrten ungestrahlten Warzen und tiefen Mund- 
schlitzen. Desor (Synopsis des Echinides fossiles 1358 pag. 
153) gab ihnen den Namen Phymeechinus (pbux, «ro; Ge- 
schwulst), was auf die grosse Warzenzahl hindeuten soll, die, 
abgesehen von der falschen Namenbildung, nicht vorhanden 
ist. Nach dem Bruchstück vom Scheitel eines grossen Exem- 
plares von Wippingen bei Blaubeuren, das ich der Güte des 
Herrn Revierförsters Reinh. Frank verdanke, zeichnen sie 
sich sogar durch eine geringere Zahl von Warzen aus, da die 
20 Hauptreihen alles andere an Grösse überflügeln. Beson- 
ders bestimmt sind die zwei Reihen der schmalen Felder, wobei 


366 A. Echinidae regulares: Echinus alternans, mirabilis. 


nach ziemlich fester Regel auf jede Warze drei innere Paare 
kommen, womit drei äussere alterniren. Aussen a ist die 
Breite des Porenraumes etwas schmaler, als innen i, so dass 
hier die Alternanz noch stärker in die Augen fällt, und jedem 
Paare entspricht eine besondere Assel. Zwischen den zwei 
Reihen von Paaren zieht sich eine Reihe kleiner Wärzchen 
fort, die der äussern Paarreihe correspondiren, und mit der 
inneren alterniren (x vergrössert). Die Genital- und Augen- 
platten giengen verloren, was vielleicht eine Verwandtschaft 
mit Diademen verräth. Etwas verschieden davon durch die 
unbestimmtere Warzenstellung ist 

tab. 75 fig. 6 von Nattheiim, welche mit Echinus mira- 
bilis Ag. zu stimmen scheint. Später wird er im Catal. rais. 
pag. 68 zu Desmoulins Heliocidaris gestellt, ein Name, den 
Desor (Synopsis pag. 135) auf die Echinometra von runder 
Form beschränkte. Wegen der Grösse des tiefgeschlitzten 
Mundkreises stimmt die Abbildung von Desor in der Synopsis 
tab. XVII. bis fig. 3—5 besser als in der Echinologie tab. 39 
fig. 2. Unser Exemplar ist stark niedergedrückt mit einer 
entschiedenen Neigung zur Fünfseitigkeit, was gut mit dem 
Bilde in der Echinologie stimmen würde, doch ist an dem 
schwäbischen der After grösser, trotzdem dass die Krone 
kleiner bleibt, als an dem helvetischen. Die Lippen zwischen 
den Einschnitten des Mundes m sind auffallend eckig, und 
nicht rund, wie es bei allen Abbildungen lautet. Die Warzen 
der Nebenreihen machen sich hoch herauf ziemlich geltend. 
Genital- und Augenplatten schlecht erhalten, doch erkennt 
man darauf noch die Warzenbedeckung. Der schiefe Zwei- 
paarlauf hält vom Gipfel (fig. 7. y vergrössert) bis in die Nähe 
des Mundkreises an, aber dann schieben sich vier bis fünf 


meist etwas alternirende Paare zwischen die Hauptreihen, die ° 


richtig zu ermitteln öfter Schwierigkeit macht. Tab. 75 fig. 7 
ist ein längliches Stück von Nattheim, was zwar keinen be- 


A, Echinidae regulares: Echinus Növionensis, rotundus. 367 


deutenden Bruch zeigt, aber dennoch, wohl in Folge von Druck, 
die eiförmige Echinometrenform angenommen haben mag. Es 
sieht etwas gerundeter aus, aber scheint sonst nicht wesentlich 
abzuweichen. Die Ohren o innen für die Anheftung der La- 
terne sehen denen des lineatus noch sehr ähnlich. 

Echinus Novionensis tab. 75 fig. 4 aus dem Grande 
Oolite von Novion in den Ardennen, hat zwar auch undurch- 
bohrte ungestrahlte Warzen und eine Alternanz der Poren- 
paare. Allein man könnte diese als einen Bogenlauf (x ver- 
grössert) auffassen, denn bestimmt stehen die zwei Reihen 
nicht übereinander. Auch will der Mundkreis mit Phyme- 
chinus nicht recht stimmen, er ist unförmlicher, es fehlen die 
Einschnitte, und doch kann unserem Exemplare nicht viel 
fehlen, da ich innen die Ohren 0, welche aus zwei ungeschlos- 
senen Blättchen bestehen, blos gelegt habe. Wenn oben ab- 
wechselnd mehrere kleine Porenasseln durch eine Warze ver- 
bunden sind, so hört das am Mundrande (y vergrössert) auf, 
man sieht hier die Grenzlinien durch die kleinen Warzenköpfe 
durchgehen, ohne dass eine Vermehrung der Porenreihen 
wahrgenommen wird. Die Ohren haben Achnlichkeit mit 
Tiaris, der Mundrand mit Cidaris, die eckige Gestalt mit 
Diadema, die Warzen mit Echinus. Zu diesen passt auch der 
Discus um das Afterloch, und die Brille um die Porenpaare. 
Ich habe dieses Beispiel ausgewählt, um zu zeigen, wie un- 
endlich man zersplittern müsste, wollte man alle solche Unter- 
schiede durch Genusnamen fixiren. 

Echinus rotundus tab. 75 fig. S Gras Descript. Oursins 
foss. Dep. de lIsere 1348 pag. 33 tab. 5 fig. 7—9 aus dem 
Ne&ocomien sup. wurde von Desor (Synopsis 1858 pag. 111) 
zu einem Codechinus (zu0n Mohnkopf) erhoben. Mein Exem- 
plar, dessen Fundort ich nicht kenne, erscheint fast gänzlich 
kahl, da es nur mit ganz kleinen Wärzchen regellos bedeckt 


368 A. Echinidae regulares: Echinus rotundus. Codiopsis. 


ist, die durch Abreibung leicht dem Auge entzogen werden. 
Desto deutlicher sind die Asseln, wie es fig. 8. y in verdop- 
pelter Grösse darstellt. Die Kronen runden sich stark ab, 
der kleine schwachgeschlitzte Mund m liegt auf schmaler 


gewölbter lläche, und erinnert an die lebende Mespilia glo- 


bulus pag. 344, womit ohne Zweifel schon die innigste Ver- 
wandtschaft Statt fand. Da der Dreipaarlauf der Poren sehr 
schief ist (x vergrössert), so nähern sie sich drei senkrecht 
übereinander stehenden Reihen, ähnlich dem grossen Mons- 
beligardensis pag. 361, nur dass die Mittelreihe der innern 
etwas näher steht, als der äussern. Selbst die Linien, welche 
die Nähte der Porenasseln andeuten, lassen sich zwischen 
den gedrängten Porenpaaren noch sicher erkennen. Die Poren 
selbst haben ihre Stellung deutlich auf den schmalen Asseln, 
daher sieht man zwischen zwei aufeinander folgenden Paaren 
drei Furchen und zwei Flächen mit ausserordentlicher Be- 
stimmtheit. Wahrscheinlich erleidet dieses Gesetz weder am 
After- noch Mundkreise eine Störung. Innen auf den schmalen 
Feldern scheinen je drei Porenasseln zu einer verwachsen zu 
sein, die aber ohne Zweifel in der Jugend ebenfalls in je drei 
horizontale Stücke zerfielen. Da das innere Paar stets der Mit- 
telassel von den dreien angehört, so folgt daraus, dass das äus- 
sere Paar von dem Dreipaarlaufe einer andern Assel im schma- 
len Felde angehöre, als die beiden untern Paare, wie fig. 8. & 
klar macht. Wir stossen eben immer wieder auf das gleiche 
Gesetz. Nackt und verwandt ist auch Echinus Doma Desm. 
Dict. Sciene. nat. 1825 Bd.37 pag. 101, welchen Agassiz Cat. 
rais. pag 53 zum Codiopsis (z00sıx Mohnkopf, ölız Ansehen) 
erhob. Auch hier sind die „Tubercules sporadiques perfor6s, 
mais ä base lisse“, aber die „Pores disposds par simples paires.“ 
Lange existirte nur ein Exemplar unbekannten Fundortes, 
bis er sich im Cenoman der Sarthe fand, von wo ihn Cotteau 


et Triger Echin. Dep. Sarthe tab. 29 fig. 1—8 vortrefilich ab- 


A. Eehin. regulares: Psamm-, Stir-, Hyp=, Sphaer-, Toxechinus. 369 


bilden. Darnach stehen die Poren zwar in gerader Reihe 
übereinander, es kommen aber siets drei auf eine Ässel der 
schmalen Felder. 

Die Namen Psammechinus (Jiuu.os Sand) pag. 344 mit 
„ Lubercules tres serr&s“ würde uns auch an kleine zerstreute 
Wärzchen erinnern, allein gerade sie haben besondere Nei- 
gung zur 20fachen Reihenstellung. Am Echinus confractus, 
welchen Seilla (de corp. marin. lapidesc. 1752 tab. 25 fig. 1 
ete.) aus dem Pliocen von Messina abbildete, zeichnen sich 
die Zwanzigreihen noch durch besondere erhabene Kanten 
(sreigx Kielbalken) aus, was Desor (Synopsis pag. 131 tab. 
XVII. bis fig. 6) sofort zu einem besondern Stirechinus erhob. 
Dem Echinus Patagonensis Orbigny Pal&ont. del’ Amer. me£rid. 
pag. 135 tab. 6 fig. 14—16 fehlen zwar die Kiele, allein sein 
sonstiger Habitus sammt dem Dreipaarlauf der Poren bleibt 
sich gleich, demnach wurde er ein Hypechinus (576 unter) 
Desor Synopsis pag. 130, weil er „vu par la face inferieure* 
ein wahrer Echinus sei! Dagegen soll sich Echinus Marüi Ag. 
Catal. rais. pag. 62 vom berühmten Monte Mario bei Rom, 
westlich am Vatican, schon mehr, namentlich durch seinen 
Vierpaarlauf, dem „Oursin comestible“ mit vielfachen Vertical- 
reihen nähern. Das einzige Exemplar wurde daher sammt dem 
esculentus pag. 340 zu einem Sphaerechinus (spxipx Kugel) 
Desor Synopsis pag. 134, um damit an die grossen Kugel- 
gestalten zu erinnern. Schon Blainville Diet. sciens. nat. 1330 
Bd. 60 pag. 207 theilte die Species des Echinus nach dem 
Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf- und Viellauf der Poren ein ; zum Fünf- 
und Mehrlauf gehört unter andern Toxopneustes pag. 347. Für 
diesen wäre ein Name Toxechinus wieder bezeichnender ge- 
wesen. Wir müssen nothwendig solcher verbesserten Nomen- 
elatur allmählig zusteuern, wenn nicht alles in dem Meere 
systemloser und oftmals nichtssagender Namen untergehen 
soll. Gewisse Unsicherheiten in der Hauptstellung schaden 


Quenstedt, Echinod. 24 


ER 


370 A. Echin. regulares: Heterocidaris. Opechinus. Temnopleurus. 


dabei gar nichts, nur muss man sich möglichst vor Wieder- 
holungen der Benennungen hüten. So würde der schon pag. 
232 erwähnte Heteroeidaris Trigeri Cotteau Echinid. Depart. 
Sarthe pag. 335 tab. 56, von welchem ein „einziges“ Exemplar 
im sandigen Oolite inferieure bei Le Chevain gefunden ist, 
wegen seiner sechs Reihen gestrahlter und durchbohrter 
Warzen auf den breiten Feldern besser den Namen Heter- 
echinus (£rzpo; ein anderer) führen. Ich erlaube mir von der 
schönen Zeichnung ein Stück tab. 75 fig. 9 zu copiren. Wie 
der Dreipaarlauf der Poren zeigt, so ist es ein Stück aus der 
Oberseite der 101 mm breiten und 5l mm hohen Krone, 
am Rande steigert sich die Warzenzahl einer Assel auf vier. 
Das ist wohl entscheidender als der Mangel an Ausschnitten 
für die Hautkiemen am Mundkreise. Das Niedergedrückte 
der Krone, halb so hoch als breit, nebst der Hinfälligkeit 
des Apex könnte für Heterodiadema sprechen, doch würde 
man bei Anwendung dieser neuen Benennung mit Heterodia- 
dema Lybicum pag. 331 in Collision gerathen. Solche Er- 
wägungen beweisen aber immer wieder, dass man nicht allen 
Formen ihre scharfe Stellung in der Systemreihe anweisen 
könne. Wie die Spaltungen immer weiter getrieben werden, 
zeigt Opechinus Desor Synopsis pag. 107 (öl, örös Auge), 
welchen Archiac und Haime (Deseript. anim. foss. de IInde 
1853 tab. 15 fig. 7—12) aus dem Nummulithenkalke des 
Himalaya in mehreren Species unter Temnopleurus Agass. 
Catal. rais. pag. 55 (riuvsıv schneiden, rAsup& Seite) be- 
schrieben. Unter letzterm verstand Agassiz den Echinus 
sculptus Lmck. (Anim. sans vertebr. III. 47), welcher im 
Rothenmeere lebend an den Bergen subfossil gar häufig 
vorkommt, und bereits von Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 
pag. 22 tab. 10 fig. D. E.) Cidaris Toreumatica genannt wurde. 
Die länglich-queren Vertiefungen auf den Asselnähten geben 
ihnen zwar ein eigenthümliches Ansehen, allein wesentlich 


ei ca 14 
gr - h ) 


A. Echinidae regulares: Temnechinus. Tesselati. 371 


weichen sie sammt den gestrahlten und undurchbohrten Warzen 
nicht ab. E. Forbes (Echinodermata of the British Tertiaries, 
Palaeotograph. Soc. 1852) schied davon wieder mehrere 
kleine Formen aus dem Crag unter dem bessern Namen Tem- 
nechinus, mit mehr rundlichen Vertiefungen in den Nähten, 
und ungestrahlten Warzen. Zu beiden kam dann noch Ope- 
chinus, woran die zahlreichen Warzen zwischen den vielen 
runden Löchern zu keiner rechten Ausbildung kommen. Ich 
meine, wenn man alles das unter Temnechinus zusammen- 
fasste, so wäre damit der Unterscheidung volles Genüge ge- 
schehen, und wir hätten ein Gegenstück zum Temnocidaris 


pag. 174. 


Tesselati 


(Tessella kleines Viereck) nannte Bronn (Klassen und Ord- 
nungen des Thierreichs 1860 Bd. 2 pag. 350) die Echi- 
niden des alten Gebirges, welche mehr als 20 Asselreihen 
haben. Es klingt besser als Perischoechinida (rsgisyav um- 
fassend) M’Coy (Ann. Mag. Nat. hist. 1849 2 ser. III. 251), 
abgesehen von der falschen Wortbildung. In den überzähligen 
Reihen, die auf 5—20=55 steigen können, haben die Täfel- 
chen statt des fünf- einen sechsseitigen Umriss, so dass unter 
Umständen eine einzige Tafel zur Bestimmung der Familie 
genügt. Schon beim Cidaris pag. 163 wurde auf Kiefer im 
Bergkalke hingewiesen, die in ihren wesentlichen Merkmalen 
mit der Laterne von Cidaris stimmen, wenn sie auch mehr 
von den Nachfolgern abweichen mögen, als alle spätern Echi- 
niden-Laternen unter einander. Daher wurden siezu einer Zeit, 
wo man noch nicht so in den Unterabtheilungen befangen 
war, wie jetzt, zum Cidaris im engern Sinne gestellt, bis die 
Herren Desor und Agassiz Catal. rais. 1346 pag. 36 einen 
neuen Namen Palaeoeidaris (rxAxı5z5 alt) einführten, den schon 
M’Coy (Synopsis of the Char. of the Corb. Lim. Ireland 1844 
24 * 


372 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


und 1562 pag. 173) vorher in MSS. mit Archaeoeidaris (Aoyxtos 
uranfänglich) bezeichnet haben will. Dazu kam dann ein Ro- 
eidaris pag. 162, Benennungen, die alle auf Cidaris hinwei- 
sen. Ihm gegenüber stellte M’Coy l. e. pag. 171 einen Pa- 
laechinus, welcher getäfelt aber fast nackt wie ein Apfel eher 
einem Echinosphaeriten als einem Seeigel zu gleichen scheint. 
Indessen strahlen vom After im Scheitel zum Munde in der 
Basis paarige Fühlerporen, wie sie nur bei regulären Echi- 
niden gekannt sind. Daher hat schon d’Orbiguy (Prodrome 
de Pal&ontologie 1350 I pag. 154) unter diesem Namen alles 
Ungewarzte, bis zum Melonites hinauf, zusammengefasst. 
Aber trotz des fremdartigeren Ansehens und der grossen 
Asselvermehrung kann doch über die Stellung im System 
nicht der geringste Zweifel sein. Wir sehen hier eben wieder, 
wie die alte Zeit ganz andere Wesen hervorbrachte, als die 
spätern Formationen. Aber noch stehen die Dinge ziemlich 
unvermittelt da, sie erscheinen plötzlich im Devon und Berg- 
kalke, und verschwinden eben so plötzlich wieder. Ich werde 
in einigen Bildern das Wesen darzustellen suchen: 
Archaeocidaris W orthenitab. Töfig. 10 aus dem „St. 
Louis limestone“ am Missuri. Ich brauche aus dem herrlichen, 
schon pag. 164 erwähnten Report von Jowa nur ein Stück- 
chen abzubilden, um sogleich die eigenthümlichen Unter- 
schiede klar zu legen: auf den breiten Feldern stehen statt 
zwei nun vier Ässelreihen, jede mit einer hervorragenden 
hochbrüstigen durchbohrten aber ungestrahlten Warze ver- 
sehen, worauf dicke Stacheln einlenkten, die beim ersten 
Anblick vom Cidaris nicht unterschieden sind. Folge der Al- 
ternanz ist die scharfe Sechsseitigkeit der innern Asseln, 
während die äussern gegen die Fühlergänge mit einem flachen 
Bogen endigen, folglich wie gewöhnlich fünfseitig erscheinen. 
Die Fühlergänge jederseits vom breiten Felde bleiben noch 
schmal, wie beiächten Oidariten, und haben ebenfalls blos zwei 


A. Echinidae regulares:-Tesselati. 373 


Reihen niedriger Asseln, jede mit einem Porenpaar. Das 
Einzige etwas Ungewöhnliche ist die Nacktheit der Furchen, 


‚ worin die Fühlerasselu liegen, weil darauf keine Spur von 


Trabanten angegeben wird (x vergrössert). Auf der Mund- 
seite liegen ziemlich dicke glatte Stacheln, die ohne Zweifel 
auf den auseinander gefallenen Asseln sassen. Die Laterne 
ist zwar undeutlich, aber entschieden vorhanden, genau an 
der Stelle, wo sie auch bei andern Echiniden sich findet. Um 
ein Bild von der Mamnigfaltigkeit der Stacheln zu geben, 
eopire ich noch aus demselben Werke den Arch. Agassizi tab. 
75 fig. 11 in Burlington limestone. Sie sind etwas comprimirt, 
mit zierlichen Dornen besetzt, welche sich etwas reihenweis 
ordnen. Von einem besonders gestreiften Halse geschieht 
keine Erwähnung. F'. V. Hayden (Final Report geol. Surv. 
of Nebraska 1872 pag. 151 tab. 1 fig. 6) bildet einen Arch. 
triserrata Meek aus dem „Upper Coal-Measures* von Omaha 
mit drei Reihen markirter Dornen ab, die, wenn sie 21/s 
Zoll lang im Jura lägen, man zu den Nobiles tab. 66 zählen 
würde, auch haben sie zarte Längsstreifen, aber Kerbungen 
am Gelenkrande und ein besonders gestreifter Hals fehlen. 
Ausser der Sechsseitigkeit der Asseln in den Zwischen- 
reihen wird noch ein Ring als Besonderheit hervorgehoben, 
wie das aus denZeichnungen von Hall (fig. 11. x vergrössert) 
am besten zu ersehen ist: der lange Gelenkkopf erhebt sich 
im Centrum einer tiefen Höhle, welche aussen von einer ring- 
förmigeu Erhöhung (annulation, anneau) umgeben wird; die 
Höhe des Ringes entspricht der Höhe der Brust bei spätern 
Cidaris, wo eine solche starke Ringvertiefung um den Gelenk- 
kopf nicht leicht vorkommt. Ausserdem findet sich aber noch 
ein zweiter Kreis, der jedoch nur wenig über der Fläche des 
Höfchens hervortritt und die Basis der Brust nach aussen 
scharf abschliesst. \Venn dieser äussere Kreis fehlt, wie beim 
Archaeoeidaris Rossieus tab. 75 fig. 12, den ich von Herrn 


374 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


Trautschold pag. 164 copire, so trennt ihn Desor pag. 162 
als Roeidaris, so wenigstens verstehe ich die Bemerkung „il 
differe de ceux du genre Archaeocidaris par Yabsence d’un 
second anneau“. Herr Trautschold nennt ihn demungeachtet 
Archaeocidaris Rossicus, was auch ich ganz angemessen finde. 
Nach diesem Kriterium sollen die kleinen Reste des Cidaris 
laevispina und scrobiculata Sandberger's aus dem Strigoce- 
phalenkalke des obern Uebergangsgebirges von Villmar an 
der Lahn zum Eocidaris gehören. 

Perischodomus biserialis tab. 75 fig. 13 (reotoyov um- 
fassend, $öy.x domus Haus) M’Coy Ann. Mag. Nat. hist. 1349 
2 ser. III. 253. Lag im-„lower carboniferous Limestone of 
Hook Head, Wexford“. Wie aus dem copirten Holzschnitte so- 
gleich ersichtlich wird, sind die Asseln der breiten Felder 
fünfreihig, und nieht mehr so bestimmt fünf- und sechseckig 
als vorhin; sodann kommen nur auf den äussern Reihen stachel- 
tragende Warzen vor, worauf die Benennung „zweireihig“ 
hindeuten soll. Die innern Zwischenreihen sind nur mit „small 
equal granules or secondary tubereles“ besetzt. Dabei stehen 
die grössern Warzen „surrounded by a double ring“ (x ver- 
grössert) nicht im Centrum der Asseln, sondern den schmalen 
Feldern der Ambulacra genähert, welche regelrecht nur aus 
zwei Reihen niedriger Asseln bestehen, jede mit einem Loch- 
paare durchbohrt. „Mouth and anus small, both central“, 
aber sonderbarer Weise sind die Eierplatten e von sechs Lö- 
chern, statt einem, durchbohrt. Wegen der Unregelmässig- 
keit der Asseln scheint eine Verwandtschaft mit 

Lepidocentrus Eifelianus tab. 75 fig. 14—17 J. Müller 
Abhandl. Berliner Akad. 1856 pag. 258 (Aeris, idos Schuppe, 
#2yrooy Stachel) aus dem Devon von Rommersheim bei Prüm 
Statt zu finden. Es sind Ganoiden-ähnliche Platten, die sich 
dachziegelförmig aneinander reihen, wie man aus den ab- 
gestumpften Seitenkanten, zwei innen und zwei aussen, mit 


ee A en u u. 


A. Echinidae regulares: Tesselati. 375 


Bestimmtheit erschliessen darf. Aussen steht meist zwischen 
mehreren kleinern ein grösseres Wärzchen, welches Müller 
durchbohrt zeichnete, obwohl man darüber oft zweifelhaft 
bleibt. Die meisten haben einen oblongen nur wenig ver- 
schobenen Umriss fig. 16. 17; andere fig. 14. 15 mehr unregel- 
mässige würde man nach den Zeichnungen für ziemlich dick 
halten. Dass wir es mit Seeigelartigen Resten zu tlıun haben, 
mag wohl keinem Zweifel unterworfen sein. Ich will daher 
mit genannten Copieen fig. 14—17 noch die Originale fig. 
19—29 vergleichen, die alle von dem gleichen Fundorte 
stammen. Schon im Hdb. Petref. 1867 pag. 693 tab. 70 fig. 
5 gab ich einige davon. Im Allgemeinen scheinen sie mir 
dünner, als die Müller’schen: denn fig. 19 erreicht kaum die 
Dicke einer gewöhnlichen Ganoidenschuppe, und dicker als 
fig. 20 kenne ich sie nicht. Man könnte sie daher leicht für 
Fischschuppen halten, allein sie bestehen aus blättrigem Kalk- 
spath, der für Echinodermen spricht. “Ein Hauptunter- 
schied liegt darin, dass es so viel rechte fig. 22 wie linke 
fig. 23 Platten gibt, die wahrscheinlich in der gegebenen Stel- 
lung sich miteinander verbanden, da die Asseln auch bei 
andern Echiniten niedriger als breit zu sein pflegen. Die 
Ecke zwischen den untern Kantenabstumpfungen ist gerundet 
und schneidig, und dort fällt gewöhnlich die freilich kleine 
Hauptwarze hin, die zwar in einer schwachen Vertiefung 
liegt, aber doch kein eigentliches Höfchen zeigt und auch 
nicht durchbohrt ist. Denn wenn man die Warzen sorgfältig 
vom Schlamme reinigt (fig. 23. x vergrössert), so nimmt man 
in den günstigen Fällen nur eine flache breite Einsenkung 
wahr. Ausnahmsweise kommen auf einer Platte zwei grössere 
Warzen, aber auch keine vor, während mehrere zerstreute 
kleine, dem blossen Auge kaum sichtbare 'Trabanten, nie 
fehlen. Die eine Hauptwarze würde für eine verticale Reihen- 
stellung derselben sprechen. Manche Platten sind etwas 


376 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


stärker verschoben fig. 24, als die andern, welche sich einem 
Oblongum nähern. Zuweilen ist dann zwischen demäussern 
Deckflächen eine Abstumpfung, welche in fig. 24 ein breites 
und in fig. 25 ein schmales aber markirtes Viereck bildet. 
Schwache Abstumpfungen sieht man in dieser Region bis- 
weilen. Sehr klein ist dabei fig. 26, welche wahrscheinlich 
an den Enden der breiten Interambulacralfelder ihren Platz 
hatte. Das dünne aber sehr deutlich bewarzte Plättchen fig. 
27 ohne sichere Grenzflächen weicht wesentlich von allen 
übrigen ab, vielleicht hatte es im Apex des Afters irgendwo 
seinen Platz. Zuweilen kommen feine kurze Stacheln fig. 28 
(x und y vergrössert) vor, sie liegen hier zwar auf der unge- 
warzten Innenseite der Platte, doch zweifle ich nicht, dass 
sie auf den kleinen Trabanten der Aussenseite ihren Platz 
hatten. Mit starken Lupen kann man darauf eine zarte Längs- 
streifung bestimmt wahrnehmen. Auch Müller erwähnt Aehn- 
liches. Bei seltenen Platten fig. 29 fehlen die glatten Deck- 
flächen, statt dessen ist eine grobe Kerbung vorhanden, ob 
das Natur oder Folge von Zerstörung ist, wird mir nicht ganz 
klar. Ich möchte das Letztere für wahrscheinlicher halten. 
Aus der devonischen Grauwacke von Wipperfürth in 
der Eifel erhielt Hr. Prof. Beyrich einen Hohldruck, wovon 
ich die fünf Reihen der breiten Felder nebst den jederseits 
angrenzenden Ambulacren tab. 75 fig. 13 aus Müllers Ab- 
handlung copire. Er erhielt den Namen Palaechinus Rhenanus. 
Oben treten daran die deutlichen Spuren der Laterne hervor, 
so dass die Bestimmung im Allgemeinen richtig sein muss. 
Zwar sind hier die Platten der Mittelreihen bestimmt sechs- 
seitig, und nur die der äussern erinnern an Lepidocentrus, 
allein es war zu jener Zeit schon wichtig zu wissen, dass 
Echiniden überhaupt so tief m die ältern Formationen an die 
obere Grenze des Mittleren Uebergangsgebirges hinabgreifen. 
Auch im Devon von America erwähnte Hall einen Lepidechi- 


A. Echinidae regnlares: Tesselati. 377 


- 


nus mit dachziegelförmig übereinander gelagerten Asseln; am 
Lep. rarispinus (T'wentieth annual Report... of State Cabinet 
of nat. hist. of New-York 1867. 295 tab. 9 fig. 10) aus dem 
Chemung-Sandstein von Meadville in Pennsylvanien steigern 
sich die Reihen der gedornten Platten der breiten Felder bis 
auf 11, die schmalen Ambulacralplatten mit ihren Löcher- 
paaren bleiben dagegen der ganzen Länge nach zweireihig. 
Noch schlagender beweisen den Echinidencharakter die Reste 
grösserer Stacheln, welche ich schon vor mehreren Decen- 
nien zusammen mit Lepidocentrus erhielt und jenem Echinus 
gegenüber 

Palaeocidaris Rhenanus tab. 75 fig. 30 — 37 nannte. 
Die kolbigen Formen kamen mir immer vor, wie die Proto- 
typen des Tiaris conoideus pag. 266, nur blieben sie hier im 
Anfange ihres Erscheinens kleiner und gefälliger. Alle sind 
rundlich, etwas hohl und mit einer zarten Längsstreifung be- 
deckt, die freilich öfter durch die schlechte Oberflächener- 
haltung verwischt wurde. Beginnen wir mit den einfachsten 
fig. 30, so scheinen diese sich blos nach oben allmählig zu 
verdicken, die Oberfläche ist mit flachen Pusteln regellos be- 
deckt, oben am Rande fehlt jede Spur von Kranz, doch könnte 
an diesem Mangel auch die schlechte Erhaltung theilweis 
Schuld haben. Der kleine Stummel fig. 31 hat zwar äussere 
Formähnlichkeit mit dem in Natur kleinern Stachel bei 
Müller (Abh. Berl. Akad. 1856 tab. 3 fig. 9) aus dem Kohlen- 
kalkstein von T'ournay, allein der Gelenkkopf sitzt schief, und 
die Gelenkgrube daran ist sehr flach, wie die Radioli macro- 
cephali pag. 313 der spätern Formen zu sein pflegen. Die 
fig. 32 hat oben am Verdickungsrande schon bedeutendere 
Auswüchse, aber diese geben den Charakter der Pusteln noch 
nicht auf, und die Höhlung ist sehr schwach. In fig. 33 be- 
ginnt sich zwar ein gezähnter Kronenrand zu entwickeln, 
aber es bleibt noch ein dicker glatter Kalkwulst auf der Höhe 


378 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


sitzen; der Stiel zeigt eine grosse Höhlung. Die Formen 
werden nun immer zierlicher, fig. 34 mit weit gehöhltem dün- 
nem Stiele hat oben an der breitesten Stelle einen kleinge- 
zahnten Kranz, aus dessen Ebene sich mehrere zitzenförmige 
Verzierungen erheben. Auch fig. 35 ist dünnstielig mit engerm 
Kanal, vielfach gezierter Krone, die Längsstreifen (x ver- 
grössert) sind zwar fein, aber sehr deutlich mit starker Lupe 
zu sehen. Die dickstielige fig. 36 endigt dagegen oben ganz 
flach, hat aber rings einen ausgezeichneten Kranz hervorragen- 
der Zähnchen. Schiefkolbig ist dagegen wieder die rohere 
Gestalt fig. 37, die, in eine harte Kalkkruste gehüllt, sich nicht 
genügend reinigen lässt. 

Nur ein Stück tab. 75 fig. 33 wird mir etwas zweifel- 
haft, obgleich es schon seit Jahren unter den übrigen lag 
und im Ansehen sich nicht wesentlich unterschied: es besteht 
aber aus Kieselerde, während die übrigen späthig sind. Die 
Streifen lassen sich schon mit blossem Auge nothdürftig 
unterscheiden, und stehen nicht so gedrängt (x vergrössert) 
wie bei fig. 35. x. Dadurch treten sie dem conoideus pag. 
266 näher als die andern, auch die feinern Kerben am obern 
Kranzrande erinnern mehr an die jurassischen Formen. In 
grossen Sammlungen, die viel benutzt werden, sind solche 
Verwechslungen gar leicht möglich. 

Palaechinus (viersilbig) nannte M’Coy (Synopsis Carb. 
Limest. Ireland 1844 pag. 171) auf den Vorschlag von Dr. 
Scouler die glatten melonenförmigen Gestalten, und begleitete 
sie mit einer T'afel sehr klarer Figuren aus dem ırischen Berg- 
kalke. Während die Tafelreihen der breiten Felder sich bis 
auf sechs vermehren, werden in den schmalen Feldern immer 
nur zwei Asselreihen für die Porenpaare gezeichnet. Die 
Warzen sind freilich ausserordentlich verkümmert, ja können 
ganz fehlen, so dass die sechsseitigen Tafeln dann sehr an 
die Sphaeriten des Weissen Jura erinnern. Leider sind die 


i 
% 
2 


A. Echinidae regulares: Tesselati. 379 


_ 


Laternen wenigstens in deutlichen Stücken noch nicht be- 
kannt, es würde von grosser Tragweite sein, wenn sich, dem 
Palaecidaris entgegen, die Zähne innen gekielt zeigten. Denn 
ohne Zweifel gehört der grosse Melonites multipora mit 
seiner Laterne, von den Arbeitern so zahlreich, obschon stets 
verdrückt, im lichtfarbigen Bergkalke des Mississippi-Betts 
bei St. Louis gefunden, und von den Amerikanischen Geologen 
I. G. Norwood und D. D. Owen (Silliman, Journal of Se. 
and. Art. sec. Ser. 1846 II. 225) beschrieben und benannt, 
zu dem gleichen Geschlechte. Ferd. Römer (Troschel, Archiv 
für Naturgesch. 1856 tab. XII.) wies daran den Genital- 
apparat in der Afterscheibe nach, und fand auffallender Weise 
statt eines Lochs auf der Ocularplatte zwei und auf den Geni- 
talplatten drei Löcher. Ganz dasselbe bildete W. H. Baily 
(The Dublin Quarterly Journal of Science 1865 Bd. 5 pag. 
261 tab. 7 fig. B) aus dem untern Bergkalke von Wexford 
an einem feinwarzigen Exemplare ab, was M’Ooy Palaechinus 
elegans nannte. Ja W. Harte (]. ce. pag. 266 tab. 9 fig. b) 
fand im gelben Sandsteine von Donegal, der zum Kohlen- 
kalkstein gehört, Genitalplatten, woran um eine durchbohrte 
Warze „about sixteen pores* im Kreise lagerten. Da das 
kostbare Stück von oben das Ansehen von Echinitenkronen 
hat, und auf den breiten Feldern sich zwei Reihen vereinzelter 
Stacheln längs der Ambulacra fortziehen, so scheinen sie in 
engerer Verwandtschaft mit obigen Perischodomus zu stehen, 
an welchen auch sechs Eierlöcher wahrgenommen wurden. 
Miss Phillips fand im Caradocconglomerat am Worcester 
Beacon, dem Gipfel der Malvern Hills, das Bruchstück eines 
Echiniden, welches E. Forbes (Memoirs of the geological 
Survey of Great Britain 1848 Vol. II. Part. 1 pag. 384 tab. 
29) Palechinus Phillipsiae nannte, und das demnach zum 
untern Silur gehören würde. Wie P. elegans des Kohlenkalk- 
steins zählen die breiten Felder fünf Asselreihen, während 


380 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


jedoch bei dem spätern nur zwei Asselreihen in den schmalen 
Feldern (fig. 39 etwas vergrösserte Copie), jede Assel mit 
einem Löcherpaare, gezeichnet werden, sollen sich bei dem 
ältesten (fig. 41 Copie) innen noch zwei Asselreihen abzweigen. 

Am schönsten länglich eiförmig ist Palechinus elliptieus 
M’Coy, von dem ich tab. 75 fig. 42 die Afteransicht a nach 
Baily copire. Die Fühlergänge sind hier noch ganz nach Art 
der Echiniden gebildet, und wären in den breiten Feldern 
statt der vier bis fünf nur zwei Tafelreihen, so würden sie 
sich den spätern Geschlechtern auf das genaueste anschliessen. 
So aber bildet diese Zerspaltung der Asseln immerhin eine 
Kluft, wie sie bei den spätern unter einander nicht wieder 
vorkommt. Diese Kluft erweitert sich, wenn wir zu den 
Genital- und Augenplatten schreiten, wie sie Baily vom 
Palechinus elegans M’Coy gibt. Wie unsere Copie tab. 75 
fig. 43 zeigt, so ist die Plattenscheibe (x vergrössert) zwar 
ganz ähnlich den spätern gebildet, allein statt eines haben wir 
drei Löcher in den Genital- und zwei in den Augenplatten. 
Der Körper ist etwas niedriger als der des ellipticus, und die 
Asseln (y vergrössert) sind mit kleinen durchbohrten Wärz- 
chen besetzt, auf welchen zarte längsgestreifte Stacheln sassen. 
Die Porenasseln fig. 39 bleiben aber ganz wie bei elliptieus. 
Erst bei Palech. gigas fig. 40, der bedeutend breiter (131 mm) 
als hoch (35 mm) ist, werden auf jeder schmalen Ambulaeral- 
assel zwei Porenpaare gezeichnet. Da das Stück auch 7 Assel- 
reihen auf den breiten Feldern zählt, so könnte man darin 
schon eine Annäherung zum Melonites erkennen. Denn auch 
in Amerika haben die ächten Palechini nicht über fünf Reihen, 
wie der Palechinus Burlingtonensis Meek und Worthen Proc. 
Acad. Nat. Se. Philadelphia Spt. 1360 396 pag. zeigt. Ander- 
seits ist das allgemeine Aussehen des 

Melonites multipora tab. 75 fig. 44—5V von St. Louis 
so gleich, dass es hier keines besondern Geschlechtsnamens 


A. Echinidae regulares: Tesselati. 381 


bedarf. Ohnehin ist der Name schon längst von Lamarck 
(Anim. sans vertebr. 1822 VII. 615) für ein sehr bekanntes 
fossiles Foraminiferen-Geschlecht vergeben, und müsste daher 
wohl mit einem neuen Melechinus (y.zAov Apfel) vertauscht 
werden. Selbst die grössten Exemplare haben an der breite- 
sten Stelle der breiten Felder nicht über 8 Asselreihen, sogar 
die kleinen Asseln der schmalen vermehren sich bis 3, die 
jedoch so ineinander verschränkt sind, dass eine bestimmte 
Ordnung nicht gut aufgestellt werden kann. Jedes Porenpaar 
hat eben eine besondere AÄssel, die sich einschiebt, wo sie den 
besten Platz findet. Doch kann man im Allgemeinen vier 
Paarreihen (quadrigemini) übereinander unterscheiden, wie 
das Herr Römer fig. 50 schon vorzüglich dargestellt hat. 
Wenn ich ım Handb. Petref. 1867 tab. 64 fig. 15 an einer 
Stelle unseres grossen Exemplares fig. 47 unten 7 und oben 
8 Asselreihen nach wies, so hat das seine vollkommene Richtig- 
keit: nach oben, wo die breiten Felder schmaler, aber die 
Asseln dann auch kleiner werden, setzte sich noch eine achte 
Reihe ein, wie die Stellen fig. 47. x und y bezeichnen. Bei « 
erscheint es wie eine förmliche Spaltung, denn die Assel liegt 
nicht blos in der Medianreihe, sondern ist auch siebenseitig 
geworden, indem sich die Oberseite wie bei einem Doppel- 
gelenk knickte und so die Vermehrung herbeiführte. Es er- 
innert uns das unwillkührlich an Crinoideenkelche, wo solche 
Stellungen gewöhnlich sind. Deshalb halte ich die Sache 
auch für wichtig, und wenn sie von den Schriftstellern über- 
sehen wurde, so zeigt das eben, wie schwierig eine treue Dar- 
stellung solcher Gegenstände überhaupt ist. Bei fig. 47. y er- 
scheint die Spaltung zwar weniger symmetrisch, wahrscheinlich 
weil sie nicht der Mittelreihe angehört, aber sie bleibt immer- 
hin bestimmt genug, um’nicht übersehen werden zu können. 
An schwierigsten ist die Verfolgung bis zu den Rändern des 
Mund- m und Afterkreises «: als Regel gilt, dass die äussern 


382 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


Reihen weiter hinauf- und hinabreichen als die innern; die 
äussersten fünfseitigen gelangen daher vom Mund-Kreis bis 
zum After-Kreis, vielleicht auch noch die beiden nächstfolgen- 
den, wie fig. 45 unten am Mundrande m vermuthen lassen 
könnte, der freilich nicht vollzählig ist. Interessant ist in 
dieser Beziehung der Holzschnitt bei Worthen (Geological 
Survey of Illinois 1866 II pag. 227), welchen ich fig. 44 
copire: nicht blos ist hier die Laterna von grossem Interesse, 
die freilich nur in Schattenrissen dargestellt wird, aber schon 
ihre Existenz, an der wohl nicht zu zweifeln ist, hat Werth. 
Mag auch das Ende der breiten Felder ungleich gezeichnet 
sein, so reichen doch in allen fünfen die äussern Reihen bis 
ans Ende, nur von den innern treten bald eine, bald zwei 
Platten an den Rand. Ich glaube übrigens, dass der Schluss 
mit einer Assel aus den Mittelreihen nur richtig ist, ef. fig. 48. 
Auch die Fühlerporenpaare endigen mit vier Reihen, womit 
unsere fig. 45 vollkommen stimmt. Erst weiter oben, mit der 
Zunahme der Asselreihen im breiten Felde, wachsen auch die 
Porenpaarreihen in den schmalen, sie steigern sich mindestens 
ebenfalls auf 2mal 4 = 8, ja 10, doch ist die Ordnung der 
kleinen Täfelchen, welche jedem Porenpaare zukommen, zu 
stark in einander verschränkt, als dass man ein gesetzliches 
Bild bekäme. Die beiden innern Asselreihen sind quer am 
längsten, wie das schon Römer vortrefllich gegeben hat, und 
da die Porenpaare den äussersten Rand durchbohren, so bleibt 
um die Mitte der schmalen Felder neben der Mediannaht ein 
ziemlich breiter Raum, der hervorragt und keine Poren weiter 
zeigt. Die Poren nelımen erst in den breiten Furchen Platz, 
welche zehnfach vom After zum Munde verlaufen. Unter-dem 
Afterrande fig. 46 bilden sie dagegen einen scheinbaren Wirr- 
warr lauter kleiner Täfelchen, da hier die Verengung des 
schmalen Feldes hauptsächlich auf Kosten der Mittelreihen 
Statt findet, doch kann man darin immer noch acht Reihen 


A. Echinidae regulares: Tesselati. 383 


erkennen, wie die Copie fig. 50 von F. Römer uns zeigt: jedes 
breite Feld endigt hier am Apex mit den Tafeln der zwei 
äussern Reihen, ausserdem haben, wie schon erwähnt, die 
Genitalplatten drei, und die Augenplatten zwei Löcher. Die 
Porenpaare sind jedoch zu schief gezeichnet, sie müssten viel- 
mehr alle horizontal stehen. Denn gerade das ist eine beson- 
dere Eigenthümlichkeit der Kronen, die es uns unmöglich 
macht, aus der Lage der Paare, wie es bei spätern der Fall 
ist, die Mund- und Afterseite zu bestimmen. Um das zu er- 
kennen, hat man kein anderes Mittel als die Grösse der Tafeln. 
Dieselben nehmen nach dem Munde hin an Umfang zu, und 
nach dem After ab, wo sie sich durch Spaltung eine Zeitlang 
zu 8 Reihen vermehren; entsprechend den Asseln der breiten 
Felder vermehren sich auch die der schmalen, so dass man 
nicht leicht in Gefahr geräth, Mund- und Afterseite mitein- 
ander zu verwechseln. Dagegen gibt die Copie von Worthen 
fig. 49 auf den Augenplatten keine Oeflnung und auf den 
Genitalplatten fünf im Bogen an. Beide, Römer und Worthen, 
geben also auf den Apex dieselbe Zahl von Löchern, nur 
unterscheiden sie sich in der Ansicht über die Vertheilung. 
An der Erhaltung meiner Exemplare scheiterten alle Versuche, 
darüber auch nur irgend eine Aufklärung zu bekommen. Die 
Exemplare sind trotz der Häufigkeit und der Dicke ihrer 
Asseln immer verdrückt, so dass innen nur ein schmaler 
Zwischenraum blieb, wie man an den verbrochenen Stellen 
fig. 47 leicht sieht. Die Asseln bilden daher nicht Platten, 
sondern gleichen hohen Pfeilern, welche sich nach innen etwas 
verjüngen, und daher leicht herausfallen. Ja man kommt 
sogar in Gefahr, solche rundlichen Löcher für Mund- oder 
Afterkreise zu halten. Ich habe ein solches Exemplar, woran 
nach unten und oben Oeffnungen liegen, wovon ich lange die 
eine für einen Afterkreis ansah, bis ich endlich durch müh- 
sames Reinigen von meinem Irrthume befreit wurde. Häufig 


384 A. Echinidae regulares: Tesselati. 


kommen bei der Verdrückung Mund und After in den Rand, 
dann ist wenig davon zu erwarten, nur wenn die Exemplare 
von oben niedergedrückt wurden fig. 48, bekommt man über 
die Grösse des After- « und Mundkreises m die genügende 
Aufklärung: jener ist entschieden grösser als dieser, doch 
liegt dieser vertiefter entsprechend der Kelchseite eines Apfels, 
worin die zehn Furchen der Porengänge und die5+5 Er- 
höhungen der schmalen und breiten Felder zusammenlaufen. 
An beiden Polen werden die Interambulacra schmaler als die - 
Ambulacra, während im Aequator das Umgekehrte Statt 
findet. Die breiten Felder endigen im Mundkreise mit drei 
Asseln, über welchen dann sogleich vier folgen, wie schon 
fig. 45 zeigte, und keines der fünf Felder scheint eine Aus- 
nahme zu machen; während dazwischen alle fünf Ambulaecra 
mit vier Reihen schmaler Asseln endigen, wovon jede nach 
aussen von einem Porenpaare durchbohrt wird. Es scheint 
nun zwar in der Mundscheibe an noch anderm kleinen Getäfel 
nicht ganz zu fehlen, doch kann ich darüber keine bestimmte 
Vorstellung bekommen. Das Afterloch fig. 48. « ist zwar ent- 
schieden kleiner, leider haben aber die Asselnähte durch 
Quarz gelitten, der in rauen Rippen hervorsteht, und keine 
scharfe Bestimmung der Umrisse zulässt. Merkwürdig sind 
die kurzen Kalkstylolithen s, welche sich in die Asseln hinein- 
gedrückt haben: entweder waren schon Löcher vorhanden, 
worin sich der Kalk hineinsetzte, oder, was nach dem Aus- 
sehen wahrscheinlicher ist, der Kalk hat erst die Löcher hinein- 


gedrückt. 


B. Echinidae regulari-symmetricae. 


Galeridae. 


Der Mund bleibt central, wie bei den Regulares, oder 
wenn er auch etwas aus der Mitte herausrückt, so geht doch 
seine Fünfseitigkeit nie vollständig verloren; die Bilateralität, 
welche den Spatangenmund auszeichnet, ist ihm fremd. Da- 
gegen verlässt der After vollständig das Centrum, und kann 
insofern von dem der Symmetricae nicht genügend unter- 
schieden werden. Derselbe liegt gewöhnlich auf der Unter- 
seite, doch kommen mehrere namentlich in älterer Zeit vor 
(Nucleolites, Cassidulus), wo das ansehnliche Loch hoch über 
den Rand auf die Oberseite hinaufsteigt. Ja beim oolithischen 
Pygaster geht die ovale Oeffnung so hart an den Scheitel 
heran, dass man darin eine Annäherung an die Regularen 
finden könnte, während bei der dünnen Scutella quinquefora 
das längliche Loch fast uninittelbar hinter dem runden Munde 
folgt. Genau im Rande finden wir den After nicht leicht 
(Galerites castanea), weil mit seinem Austritt der Rand stets 
eine einseitige Verzerrung erleidet, denn obwohl Catopygus 
seinen Namen von der hintern Lage erhielt, so liegt er doch 
immer entschiedener mehr oben als unten. Wenn schon in 
vielen Fällen diese verschiedenen Lagen auf die innere Orga- 
nisation des Thieres nur geringen Einfluss zu haben scheinen, 
so sind sie doch seit Breyn und Klein pag. 17 zu einer zahllosen 
Zersplitterung der Geschlechter benutzt. Bis Lamarck und 
Goldfuss beruhigte man sich im wesentlichen mit den Haupt- 
stellungen, Agassiz nahm dann aber auch die Form und Grösse 


Quenstedt, Echinod. 2 


386 B. Echinidae regulari-symmetricae, 


zu Hilfe, das musste sofort den Schwarm ungeheuer ver- 
mehren: klein oder gross, rund oder eiförmig, längs oder 
quer gestellt ete. diente zu Abzweigungen. Wichtiger noch 
wurde die Form des Mundes. Bei den Galeriten erhält sich 
noch der zehnfache Einschnitt des Mundkreises für die Haut- 
kiemen pag. 33, ja bei gewissen Forınen (umbrella, depressa) 
können diese Schnitte so tief als beiächten Echiniden werden; 
bei Nucleolites gestaltet es sich zu fünf öfter sehr tiefen Am- 
bulacraleinschnitten, wodurch innen fünf markirte Lippen 
an den Enden der breiten Felder entstehen. Diese fünf wohl- 
gerundeten Lippen bilden bei einer Reihe von Formen ein 
sicheres Wahrzeichen für die systematische Stellung, selbst 
wenn der Mund subcentral und der Körper Spatangenartig 
in die Länge gezogen wird, wie bei dem vielgenannten 
Nucleolites amygdala, der selbst auf den zahlreichen Stein- 
kernen von Aachen noch die Pünktchen für die Ausschnitte 
zeigt. Bei grossen Clypeastern gleicht dieser Mund einer 
Balanusartigen Vertiefung, woran den innersten Mundkreis 
nachzuweisen, seine eigenthümliche Schwierigkeit hat: bei 
den mit weicherem Wüstensande angefüllten Olypeaster altus 
gelingt es schon wegen der Weite des Loches, schwieriger 
beim Clyp. conoideus aus der Subalpinen Tertiärformation, 
weil die Röhre enger und steiler hinabfällt. Der grosse Ein- 
gang erreicht wohl ein Fünftel des Durchmessers, während 
er bei den Kuchenförmigen Scheiben der Scutella subrotunda 
kaum ein Fünfzigstel übersteigt. Selbst eine mehr oder weniger 
zufällige Schiefe des Mundkreises (Echinoneus) wird zur 
Schöpfung neuer Geschlechter benutzt. 

Der Kauapparat, wenn auch verkümmerter als die La- 
terne der Regularen, gelangt bei vielen noch zu einer wesent- 
lichen Bedeutung, wie die zahlreich lebenden Ulypeaster und 
Scutellen zur Genüge zeigen: fünf Kiefer, zwei paarige und 


ein unpaariger, jeder aus zwei Stücken, bilden einen grossen 


Re. 
Er 


B. Echinidae regulari-symmetricae. 387 


horizontalen Stern, in dessen inneren Fugen fünf kurze kräftige 
Zähne ihre breite schmelzreiche Kaufläche über der Mitte des 
Mundloches gegen einander kehren. Zehn an der Innenseite 
des Mundkreises befestigte Pfeiler vertreten innen die Ohren. 
Bei fossilen lassen sich freilich solche Organe schwer nach- 
weisen, sie haben daher in, dieser Beziehung keine sonderliche 
practische Bedeutung, zumal da es auch bei lebenden Ge- 
schlechter (Echinoneus) gibt, denen jede Spur von Gebiss fehlt. 

Zwanzig Reihen Asseln vom Scheitel zum Munde strah- 
lend zählen wir zwar im Allgemeinen bei Allen, allein stellen- 
weis können sich so viele Porenasseln auf den Ambulakren 
gesetzmässig einschieben, dass in der That 20 + 10 = 30 Rei- 
hen neben einander fortlaufen. Dagegen können am Mund- 


‚rande wieder einige ausfallen, es entsteht dann ein Kranz (ro- 


sette buccale) von 10 oder 15 keilförmigen Asseln, die sich bei 
Scutellen auf der Aussenfläche öfter durch schwache Nähte 
wenn auch undeutlich verfolgen lassen. Obwohl auch hier 
die Ambulaera gewöhnlich schmaler sind als die Interambula- 
era, so kommen doch bei den Ulypeastriden Fälle vor, wo 
das Umgekehrte Statt findet, und die sogenannten „breiten 
Felder“ schmaler ausfallen, als die andern. 

Die Poren sicher zu ermitteln macht nicht selten eigen- 
thümliche Schwierigkeiten. Oftmals, wie bei den Galeriten, 
laufen sie gradreihig in einfachen Paaren vom Gipfel zum 
Mundrande, aber schon bei Nucleoliten kommt hier eine Ver- 
doppelung vor. Nicht selten sind jedoch die Punkte so fein 
und so nahe an einander, dass man sie nicht als Doppelpunkte 
erkennen würde, wenn nicht ein stark markirtes Schlauch- 
wärzchen dazwischen stände, auf das man nur zu sehen hat. 
Eigenthümlich ist bei Clypeaster und Scutella die Unterbrech- 
ung der Porenreihen (ambulacres bornes). Es bildet sich 
dann auf dem Scheitel ein fünfblättriges Blumenblatt (petales 
ambulacraires), worauf schonBreynius (Schediasma 1732tab. 4) 

292 


388 B. Echinidae regulari-symmetricae. 


seine Echin-anthi gründete. Die Blattform wird um so 
sprechender, weil die äusseren Löcher der Porenpaare quer- 
länglich erscheinen, und durch Furchen mit den innern punkt- 
förmigen verbunden sind. Es gibt offene und geschlossene 
Blätter. Bei den offenen (Petales lanc&oles) setzen die Poren 
über den Rand entweder verändert fort, wie bei Echinolampas 
politus mit querem After, oder werden unterbrochen, wie bei 
Pygorhynchus scutella mit ovalem längsgestelltem After. In 
beiden Fällen erscheinen sie aber um den Mund plötzlich in 
fünf deutlichen Strahlen (phyllodes) wieder, die zwischen den 
dieken Lippen mit je einem deutlichen Porenpaare (Endpaar) 
endigen, und einer zierlichen Blume (floscelle) gleichen. Bei 
den geschlossenen treten dagegen entweder auf der flachen 
Unterseite (Scutella) in vertieften aderartig verzweigten 
Rinnen (Porenstrassen) eine Unmasse zarter Löcher auf, oder 
sie dringen regelloser (Clypeaster rosaceus) zwischen den 
Warzen in „Myriaden“ durch, was man besonders gut auf 
der Innenseite lebender Schalen erkennt. Nach J. Müller 
(Abh. Berl. Akad. 1353 pag. 150) gehen durch diese die loco- 
motiven Füsschen, während auf den Porenpaaren der Ambulaera 
petaloidea die Ambulacralkiemen stehen. Auch hier sind wie 
bei den offenen zwei grössere Löcher nicht zu übersehen, die, 
dem Endpaare der Floscellen entsprechend, öfter wie kleine 
Röhren hinausragen (tubes buccaux) und wahrscheinlich den 
Hautkiemen zum Austritt dienten. 

Der Apex mit seinen Genital- und Augenplatten bildet 
auf dem geschlossenen Gipfel eine runde Scheibe, ist nament- 
lich nicht, wie bei den Spatangiden in die Länge gezogen. 
Wenn solche Verziehungen vorkommen, wie beim Hyboclypus, 
so tritt ein Schwanken über die natürliche Stellung ein. Da 
der Mastdarm wegen der excentrischen Lage des Afters nicht 
mehr direet nach oben gehen kann, so bewirkt er ein Ver- 
kümmern des fünften unpaarigen Eierstocks, die Genitalplatte 


Du ad ae an a eh BE N 


® 


B. Echinidae regulari-symmetricae. 389 


im Afterfelde ist daher gewöhnlich nicht durchbohrt. Nur in 
wenigen Ausnahmsfällen, namentlich wenn die Madreporen- 
platte symmetrisch im Centrum steht, wie bei einzelnen grossen 
Ulypeastriden (Cl. umbrella), erscheint auch das fünfte Ge- 
nitalloch sehr bestimmt. Die Medreporenplatte selbst führt 
immer ein deutliches Loch, was vorn in das rechte paarige 
Interambulacrum fällt. Ja wenn auch die Madreporenplatte 
genau den Gipfelpunkt der Kronen einnimmt, und fünffache 
Regularität zu haben scheint, so kann man sich z. B. an der 


Diseoidea depressa Ag. von Mamers in der Sarthe doch über- 


zeugen, dass sie mit jener vorderen rechten Genitalplatte ein 
zusammenhängendes Ganze macht, woran die übrigen vier 
Platten durch besondere Nähte geheftet sind. Unter Umstän- 
den werden jedoch solche feinere Untersuchungen schwierig’ 
und unsicher, und es scheinen unter den Ulypeastriden Formen 
zu sein, wo die grosse Madreporenplatte unabhängig von den 
fünf Genitalplatten selbstständig das Centrum einnimmt. 

‘Das Innere der Schale ist nicht selten durch Wände 
(Cloisons) in regelmässige Fächer getheilt, die auf Steinkernen 
unerwartet durch tiefe Einschnitte sich zu erkennen geben, 
wie der kleine Galerites subuculus im Gault zeigt. Bei leben- 
den und jungtertiären Sceutellen ete. zerspalten sich die Wände 
zu vereinzelten regellos gestellten Pfeilern, welche von oben 
herabhängen und von unten hinaufsteigen, ohne sich in der 
Mitte zu berühren. Ja beim Clypeaster rosaceus kann man 
sich leicht überzeugen, dass diese sonderbaren Organe, welche 
zum Schutze und zur Befestigung der innern Weichtheile 
dienten, nicht einmal immer genau einander correspondiren, 
und in den höheren Theilen der Schale zwischen obern und 
untern an ihrem Ende gerade abgestumpften Pfeilern ein grös- 
serer Zwischenraum bleibt. Zwischen den dickern Pfeilern 
ragen dann noch eine Menge zarter Stacheln hinaus. 

Die äussere Schalenbedeekung gleicht dünnen kurzen 


390 B. Echinidae regulari-symmetricae. 


Borsten, welche auf zahllosen nicht selten durchbohrten und 
gestrahlten Wärzchen mit zierlichen Gelenkköpfen artikuliren. 
Dazwischen stehen dann noch Myriaden feiner’Tuberkeln von 
gleichem oder ungleichem Kaliber, welche die grössern wie 
Trabanten begleiten. Daher kann selbst in diesen Fällen 
von der Vertheilung der Warzen für die Bestimmung Nutzen 
gezogen werden, wenn auch die Unterschiede nicht so nach- 
drücklich in die Augen fallen mögen, als bei den Regularen. 
Reicht auch das Lager entschieden tiefer hinab, als bei 
den syminetrischen Spatangiden, so hat man sie doch bis jetzt 
schon im Lias vergeblich gesucht, sie erscheinen vielmehr zu- 
erst im mittleren Jura, und entwickeln sich nach oben immer 
stärker. Sie nehmen daher auch in dieser Beziehung eine 
Mittelstellung ein, und scheinen den Satz su bestätigen, dass 
je mehr die Kronen der fünftheiligen Kugelform sich he 
desto früher treten sie auf den Schauplatz, wie das Hr. Desor 
in einem lehrreichen Aufsatz, l’&volution des Echinides dans 
la serie geologique (Bulletin Soc. Seiene. nat. de Neuchatel- 
1872 IX. 223) ausführlicher darzuthun versuchte. Obwohl 
die Formen unter einander viel stärker abweichen, als das 
bei den Regularen der Fall war, so ist dennoch die Menge 
ihrer Species nicht so gross, namentlich wenn die Bücher 
nicht mit so viel Namen von Untergeschlechtern belastet 
wären, die bei verschiedenen Schriftstellern verschieden ge- 
deutet zu einem endlosen Namengewirr den unangenehmen 
Anlass gaben. Ich lege daher immer noch gern das Haupt- 
gewicht auf die specifische Benennung, welche mit einem 
guten Citat versehen meist vollkommene Klarheit in die Sache 
bringt. Ohnehin darf ja der historische Standpunkt nie aus 
den Augen verloren werden. Wählen wir dazu als Beispiel 
die grösste Form aus dem Subalpinen Tertiärgebirge, den 
Conoelypus conoideus Agassiz Echin. Suiss. 1840 I pag. 
64 tab. 10 fig. 14—16, so beruhte die Sache auf alpinischen 


B. Echinidae regulari-symmetricae. 391 


Pr 


Erfunden, die durch ihre Grösse auffielen, und daher schon 
von Ulysses Aldrovandus (Museum metallicum 1648 pag. 456) 
in einem gut erkennbaren Holzschnitte Ecehinites magnus ge- 
nannt wurden. Ueber hundert Jahre später fand Prof. Hac- 
quet „in einem Mergelartigen Vorgebürge, ohnweit der Stadt 
Perina“ in Istrien eine etwas verdrückte 6 Wiener-Zoll lange 
und 4!/2 Zoll hohe Krone, von welcher Walch (der Natur- 
forscher,, elftes Stück 1777 pag. 105) eine schiefe Ansicht 
gab. Die Beschreibung ist zwar etwas confus, und nament- 
lich wird die Madreporenplatte am Gipfel fälschlich als anus 
gedeutet, und daher das T'hier „nach dem Ritter Linn“ unter 
die regulares ano verticali gerechnet.“ Aber gerade dieser 


Irrthum spricht für die Richtigkeit unserer jetzigen Deutung, 
dader After bei vielen „Echinanthi“ so versteckt zu sein pflegt, 
dass sogar noch Woodward und andere denselben leugneten. 
Selbst Leske (Additamenta 1778 pag. 95 tab. 43 fig. 2) spricht 
noch von einem „anus in medio vertice eircularis diametro tres 
lineas aequat“, und ob er gleich ein graues Exemplar von 
Verona beschrieb (in agro Veronensi inventus est), so gab er 
doch nur eine Copie von genanntem Walch’schen Bilde unter 
dem vielgebrauchten Namen Ülypens conoideus. Klein (Nat. 
disp. Echinod. 1734 pag. 14) hatte nemlich den Namen Ch- 
peus (Schild) für flache Formen „clipeis veterum similes“ ge- 
wählt, welche mit Cidaris in der Classis I Anocystorum (ober- 
seitiger After) standen, 1. c. pag. 22 tab. 12 den Clipeus Plotii 
als Species I beschrieben und nach einem englischen Exem- 
plar abgebildet. Die Figur wurde von Bruguiere in der En- 
eyclopedie methodique, Vers 1789 tab. 142 fig. 7. 8 mit allen 
ihren Fehlern copirt, namentlich war der Körper zu hoch 
gezeichnet, so dass man dabei eher an einen Kegel als an ein 
Schild dachte. Daher schied Leske (Additamenta pag. 93) 
das Bild wegen seiner Höhe von den flachern des Plot (Hi- 
story of Oxfordshire 1677 tab. 2 fig. 9. 10), und nannte es 


3923 | B. Echinidae regulari-symmetricae. 


nach der Rückenfurche Clypeus sinuatus. Die Engländer 
hiessen es „Polarstone“: es liegt nemlich der Scheitelgipfel, 
wovon die Fühlerporen ausstrahlen, etwas nach hinten, der 
Mund dagegen nach vorn; decke man nun zwei solcher Stücke 
mit der Mundseite auf einander, so komme eine Kugel mit 
10 Meridianlinien, woran der Gipfel schief gegen den Aequator 
liege. Nun wollten einige Ueberkluge herausgebracht haben, 
dass diese Polhöhe stets mit der wirklichen Polhöhe des Ortes 
übereinstimme, wo sie im Boden gefunden würden. Bei Bur- 
ford kamen sie in solcher Masse vor, dass man ganze Wagen- 
lasten (cart-load) davon sammeln konnte, daher wurden die 
Plot’schen auch schon von Lister (Hist. anim. angliae 1678 
pag. 224 titulus XXVII) copirt und Luidius (Lithophyl. 
Brit. Ichnogr. 1699 pag. 48 Nro. 971) gab unter „Echinites 
Burfordiensis clypeatus* eine ganz erträgliche Zeichnung 
der Unterseite eines grossen Exemplares, wobei erstmals der 
Zusatz „elypeatus“ an das Bild eines Schildes uns erinnert. 
Nur die schlechte Zeichnung des Klein’schen „Burforder 
Schildes“ und der Irrthum über die Afterlage der Hacquet'- 
schen Kegel führte zu der Leske’schen, man möchte sagen 
irrthümlichen Benennung. Linn gieng zwar wieder zu dem 
einfachen Namen Echinus zurück, aber in der Gmelin’schen 
15. Aufl. 1788 VI pag. 3181 steht sie doch am Ende der Re- 
gularen vor den Galeriten, und wenn es auch „ambitu ellip- 
tico* heisst, so kann nach den Citaten nur unserer gemeint 
sein, für welchen Schlotheim (Leonhard’s Taschenb. Mineral. 
1515 pag. 68) den Namen E. Istriacus einführen wollte: „im 
ausgewachsenen Alter, erhebt er sich immer kegelförmiger, 
daher jüngere Exemplare, weit niedriger und plattgedrückter 
erscheinen, und fälschlich für eigenthümliche Arten gehalten 
worden sind“ (Petrefactenkunde 1820 pag. 311). Diese Be- 
trachtungen klingen zwar sehr wahrscheinlich ‚*allein über 
die Jungen ist zur Zeit noch wenig bekannt, obwohl Hr. 


B. Echinidae regulari-symmetricae. 393 


Prof. Schafhäutl (Südbayern’s Lethaea geognostica 1365) eine 
Menge v von Namen aufführt, die vom kleinsten pyramidalıs 
tab. 23. a fig. 2, durch den acuminatus tab. 16 fig. 2, aequi- 
dilatatus tab. 23, expansus tab. 23. a fig. 1 zum ausgewach- 
senen Enden tab. 22 aufzusteigen scheinen. Lamarck 
(Anim. sans vert£br. 1316 III pag. 23) wurde wieder durch 
die Encyclopedie method. tab. 143 fig. 1 und 2 irregeleitet, 
die eine gute Original-Abbildung von einem oolithischen Cly- 
peus auf die Klein’sche Copie folgen liess, und nannte diese 
Galerites umbrella, jene dagegen Galerites patella. Sein Ga- 
lerites cono:deus, „maximus; ambitu suborbieulari; ore in con- 
cavo angulis obtusis obvallato. Fossile d’Italie* traf zufällig in 
der specifischen Benennung mit Leske zusammen, denn ob- 
schon kein Schriftsteller eitirt wird, so gibt doch schon das 
Vaterland und die Grösse einige Bürgschaft für die Richtig- 
keit der Deutung. Nun vertauschte zwar später Blainville 
(Dietion. seiene.natur. 1830 Bd. 60 pag. 159) den Geschlechts- 
namen mit einem neuen Echinoclypeus, der im Grunde ge- 
nommen widersinnig war, allein die Species liess er alle drei 
zusammen. Eben so wenig eignete sich Echinolampas Gray’s 
(Annals of Philosophie 1825 Bd. X pag. 429), den Agassiz 
(Memoir. Soc. de Neuchatel 1335 I. 137) dafür anwendete> 
denn die Form hat mit einer antiken Lampe gar nichts ge- 
mein. Da war Ülypeaster conoideus Goldfuss Petref. Germ. 
pag. 132 tab. 41 fig. 8 noch vorzuziehen, worin wenigstens 
der Stern (#674) seine gute Bedeutung hat. Da die vortreff- 
lieben Zeichnungen daselbst nicht den geringsten Zweifel in 
der Deutung zulassen, so habe ich mich bei diesem Geschlechts- 
namen immer begnügt, jedenfalls bewahrt ihre ausgebildete 
Ambulacralblume ihnen eine innige Verwandtschaft damit. 
Sie bilden aber den Mittelpunkt einer kleinen Gruppe, welche 
Agassiz unter Conoclypus glücklich zusammenfasste, worin 
wenigstens die Sylben „cono* noch die Gestalt scharf be- 


394 B. Echinidae regulari-symmetricae. 


zeichnen. Das sachliche lag also schon längst vor den vielen 
Namen klar, dennoch hielt Bronn in seinem überaus gelehrten 
Namencelator palaeontologieus 1548 den Leske’schen Cono- 
elypus conoideus pag. 325 vom Echinolampas conoideus pag. 
445 verschieden. Agassız Ech. Suiss. 83 deutete Lamarck’s 
G. umbrella als Pygaster, während Wright (Brit. foss. Echin. 
1855. 361) ihn mit patella vereinigt. Da Lamarck sich auf 
die Klein’sche Figur bezieht, so muss es ein Ulypeus sein. 
Wenn wir bei so wichtigen Formen im Stande sind, die 
Irrwege kritisch beleuchten zu können, so geht das bei an- 
dern unwichtigern, wo uns namentlich bei ältern Schriftstel- 
lern die empyrischen von den Fundorten genommenen Kenn- 
zeichen verlassen, häufig nicht mehr. Wenn daher mit den 
neuen Untergeschlechtern nicht ganz wesentliche Merkmale 
hervor gehoben werden, so lasse ich es gern, schon wegen 
des Gedächtnisses, bei alten eingebürgerten Namen bewenden. 
Die Namen selbst betreffend, so kann natürlich auch hier 
in die unendliche Zahl nur Licht kommen, wenn sie ein ge- 
wisses Systen befolgen. Schon der alte Meister Breynius 
pag. 17 hat das gefühlt, und setzte allen Geschlechtern den 
Namen Echinus vor, wovon die vier Echino-coni (Galeriten), 
Echinanthi (Clypeaster), Echinobryssi (Nucleoliten), Echi- 
nodisci (Scutellen), hierher gehören. Allein für unsern heu- 
tigen Standpunkt sind die Namen zu allgemein. Klein pag. 18 
entwarf schon ein förmliches System, setzte zwar Ülipeus 
(Nucleolit) fälschlich zu den Anocysten, von den Katocysten 
gehören aber drei Sectionen mit 7 Geschlechtern hierher. 
Sectio Fibula (Knopf) zerfiel in die beiden Genera Conulus 
(Galerites) und Discoides (Dicoidea), jene einem hohen, diese 
einem niedrigen Knopfe gleichend; Sectio Scutum (Schild) 
enthielt Sc. angulare (Ulypeaster) und Sc. ovatum (Echino- 
lampas); Sectio Placenta (Kuchen) umfasste die Scutellen 
Mellita (Honigkuchen), Laganum (Pfannenkuchen), Rotula 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites. 395 


(Räderkuchen). Endlich bleibt von den Pleurocysten noch 
das Genus unicum Arachnoides (Sceutella placenta). Nach 
der Mundstellung gehörten alle zu den Emmesostomi gegen- 
über den Apomesostomi. Schade, dass Lamarck (An. sans 
vertebr. III pag. 6) auf diese Benennungen nicht eingieng, 
‚sondern an ihre Stelle bei den Emmesostomi Katoceysti die 
neuen Geschlechter Scutelle, Clyp£astre, Fibulaire alle drei 
mit Ambulacres bornes, nebst Echimonde und Galerite mit 
Ambulacres complets setzte, wozu von den Apomesostomi Ano- 
eysti noch Cassidule und Nucl&olite kommen. Das verdiente 
Ansehen Lamarcks hat längst in Deutschland so durchgeschla- 
gen, dass ich es immer für gewagt gehalten habe, an dem 
einmal feststehenden Gebäude zu rütteln. Ich suchte daher 
stets (Hdb. Petref. 1352 pag. 582 und 1567 pag. 693), Echi- 
noneus an Fibularia anschliessend, mit den pag. 27 genannten 
sechs Geschlechtern 


Galerites,Nucleolites,Cassidulus, Clypeaster, Fibularia,Scutella 


auszureichen. Sie beginnen mit den vollständigen Poren- 
reihen und schliessen mit den unterbrochenen. Den Schei- 
dewänden und Pfeilern im Innern, obwohl sie alle Beach- 
tung verdienen, steht doch wohl nur ein untergeordneter 
Werth zu. Selbst die Lage des Afters, so schr sie auch in 
die Augen fällt, gelangt in vielen Fällen nur zu specifischer 
und keineswegs genereller Bedeutung. 


1. Galerites. 


Lamarck bildete dieses Wort nach dem lateinischen galea 
(Helm), um damit wie bei den Namen vieler Regulares wieder 
an Kopfbedeckung zu erinnern, und führte es schon 1801 in 
seinem Systeme des Animaux sans vertebres für ein Geschlecht 
ein, das längst ausgestorben ist. Breynius begriff unter Echino- 
conus ausser diesem noch einen lebenden Echinocyamus ovyalis 


Leske Addit. pag. 152, welchen Lamarck an die Spitze seiner 


396 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites vulgaris. 


Echinoneen stellte. Es ist daher nicht ganz glücklich, wenn 
d’ Orbigny (Paleontol. frane. terr. cr&tac. VI pag. 496) den 
Namen ohne weiteres wieder aufnahm. Besser hätte Conulus 
Klein gepasst, obwohl das Lamarck’sche Geschlecht mehr mit 
der Sectio Fibula stimmt, da auch noch Discoides dazu ge- 
hört. Was seit Agassiz Galerites heisst, umfasst nur die hohen 
Kreideformen, doch ist unter der Familie „des Gal£rites par 
Ed. Desor 1342* ungefähr das begriffen, was man seit La- 
marck sich gewöhnt hatte in einem Geschlechte zu vereinigen. 
Das Wesen dieses grossen Geschlechtes beruht auf den vollstän- 
digen Fühlergängen, die bis zum breitesten Kronenrande di- 
vergiren und unverbundene feine Löcherpaare haben. Der 
centrale Mund liegt unter dem Scheitelgipfel. Das After- 
loch’ nimmt dagegen eine schwankende Stellung ein, was den 
hauptsächlichen Anlass zu den Untergeschlechtern gab. Die 
Form steht den Regularen am nächsten, daher wurde sie 
auch schon von den ältern Systematikern, Klein und Linng, 
an die Spitze der zweiten grossen Abtheilung gestellt. Erst 
bei den Nucleoliten beginnt die Lanzettgestalt der Fühler- 
gänge. Ganz an Uebergangsformen fehlt es freilich nicht. 
Galerites vulgaris tab. 76 fig. 1—5 begreift hauptsäch- 
lich die viel gesammelten Feuersteinkerne, welche schon Lister 
(Hist. anim. angl. 1675 pag. 219 tab. XVIII) ganz bestimmt 
Echinites silieeus nannte, und an die Spitze seiner Beschrei- 
bungen setzte. Ja man kann bis Conrad Gesner (de figuris 
lapidum 1565 pag. 166) hinauf gehen, dessen „lapis siliceus 
praedurus ab Echini marini similitudine, ceui testa exterior 
sit detracta, Echmites vocari potest* nach Beschreibung und 
Abbildung schon ganz vortrefllich passt. Klein (Nat. disp. 
Echin. 1734 tab. 13. 14) hat innen fast zwei volle T’afeln ge- 
widmet, und Leske (Additamenta 1773 pag. 106) bildet uns 
sogar einen quater- und sexies-fasciatus ab, d. h. Missbildungen 
mit vier und sechs Ambulaeren, statt der gesetzlichen fünf, 


N 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites vulgaris. 397 


die Gmelin bei Linn@ pag. 3183 sogar noch als besondere 
Species quadrifasciatus und sexfasciatus aufführt, jener bei 
Leipzig, dieser bei Danzig gefunden, wie Walch (Naturg. 
Verst. Suppl. pag. 217) uns erzählt. Es lolınt nicht der Mühe, 
von den vielen Namen zu sprechen, die schon Klein ihnen 
gab, und die d’Orbigny (Paleont. frane. Terr. eret. VI pag. 
534) mit solchem Ernst behandelt, worüber aber schon Leske 
(Additamenta pag. 101) gesündere Ansichten hatte. Natür- 
lich darf man nicht wähnen, dass sich alles bestimmen lasse, 
geschweige denn anderthalb Jahrhundert alte unvollkommene 
Figuren deuten. Der 

verkalkte vulgaris fig. 1, wie uns ihn Hagenow (Leon- 
hard’s neues Jahrb. 1540 pag. 652) von Rügen beschreibt, 
spitzt sich am Gipfel etwas schnell zu, fällt aber nach hinten 
langsamer ab, als nach vorn, wie unsere Seitenansicht zeigt. 
Die Spitze liegt genau über dem kleinen runden Munde. Der 
Genitalapparat hat zwar meist gelitten, aber das Loch über 
dem Afterfelde fehlt, und die Madreporenplatte strebt die 
Mitte einzunehmen. Auf der Innenseite bemerkt man daran 
kleine Fortsätze. Der kleine runde Mund ist von fünf flachen 
Lippeu (bourrelets) umgeben, die aber kaum hervortreten. 
Der After hat einen dünnen Rand, ist daher meist verbrochen, 
doch scheint er etwas länglich zu sein; Hagenow beschreibt 
ihn rund. Das unpaarige Afterfeld etwas schmäler als die 
paarigen. Darauf erhebt sich zwischen After und Mund ein 
„lanzettförmiger* Sector, der die Breite des unpaarigen Feldes 
einnimmt. Die ganze Oberseite des Körpers ist fein gekörnt 
(fig. 1. x vergrössert), wozwischen nur hin und wieder un- 
deutliche Ringe von Stachelwärzchen sich hinabsenken, die 
das blosse Auge kaum wahrnimmt. Auf der Unterseite treten 
dagegen die auf ihrem Gipfel durehbohrten Wärzchen (fig 1. 


y vergrössert) deutlicher und zahlreicher hervor, während 


man die feingekerbten Trabanten öfter ganz übersieht. D’Or- 


393 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites vulgaris. 


bigny (Paleont. franc. Terr. er&t. VI tab. 996 fig. 9) hat aus 
verkalkten Exemplaren kleine lanzettförmige Kiefer präparirt, 
die ich in fig. 1. k copire, sie sind bedeutend vergrössert. Bei 
Meudon enthält das Innere oft blos Kreide, unsere Rügener 
bestehen dagegen aus Feuerstein, was eine Präparation un- 
möglich macht; man sieht nur, dass der Mundrand nach 
innen sich umstülpt, und Knötchen hat, wie fig. 1. m im ver- 
grösserten Massstabe zeigt. Der Afterrand stülpt sich dagegen 
nach innen nicht um. Die 

Feuersteinkerne fig.2 von Satow in Mecklenburg zeigen 
in Exemplaren mittlerer Grösse wiederholt diese Gestalt. Gold- 
fuss Petref. German. I tab. 40 fig. 20 hat dasschon vortrefllich 
dargestellt. Dagegen sind die Figuren bei Desor und d’Or- 
bigny verfehlt, auch Bronn gibt in seiner Lethaea tab. 29 fig. 
17 unter abbreviatus einen ächten vulgaris-Kern. Die Feuer- 
steinkerne lassen die Asselumrisse häufig sehr gut sehen, 
während die Fühlerporen namentlich auf der Unterseite ge- 
wöhnlich runde Gruben bilden, in denen man kein Doppel- 
loch vermuthen würde, wenn es die Schalen oder weniger 
verwitterte Stücke nicht bewiesen. Ohne Ausnahme kommt 
jedoch jedem Porenpaare eine Grube zu, blos am äussersten 
Mundrande tritt etwas Unsicherheit ein. Die Verwitterung 
trifft auch Mund und After, ohne dass der Umriss im Wesent- 
lichen verändert wird, da die Verwitterung allseitig gleich- 
mässig vor sich schreitet, wie das grosse Afterloch fig. 2. a 
zeigt, das auf der Kalkschale keinenfalls grösser war, als 
gewöhnlich. Wenn die Verwitterung keine Einsenkung in 
den Kern erzeugte, so pflegen die Löcher alle noch in ihrer 
natürlichen Grösse vorhanden zu sein, und man könnte dann, 
freilich immerhin mit Vorsicht, die Unterschiede zu specifi- 
schen Bestimmungen benutzen. Der 

Feuersteinkern fig. 3, dem abbreviatus Goldf. 41. 21 
angehörig, ist oben flacher, die Löcherpaare bleiben getrennt, 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites abbreviatus. 399 


und wenn sie auch auf der Unterseite zusammen fliessen , so 
stehen sie doch gegen den Mundsaum hin viel zahlreicher, 
und bleiben feiner, als bei vulgaris. Die Seitenansicht mit 
der von vulgaris fig. 1 verglichen lässt entschiedene Unter- 
schiede wahrnehmen, welche sich auch auf der Kalkschale 
fig. 4. ab von Quitzin in Pommern verrathen: die feinen Körner 
der Oberseite treten weniger hervor auf Kosten der deut- 
lichern Stachelwärzchen; die Fühlerporen ausserordentlich 
klein, man würde sie auf der Unterseite kaum verfolgen 
können, wenn nicht schwache Rinnen ihre Wege bezeich- 
neten. Gegen den Mund hin werden sie ein wenig deutlicher, 
namentlich durch das Wärzchen, an dessen Fusse sie hervor- 
treten. Unsere fig. 4. a gehört zu den flachsten, und hat um 
den Mund (fig. 4. a. y) statt der Buckel fünf Gruben, was 
„wahrscheinlich nur individuell ist. Bei der etwas höher gestal- 
teten Krone fig. 4. b ist das nicht mehr der Fall. Die Ambu- 
lacralasseln haben nach oben nur eine Stachelwarze, nach 
unten mehrere, gewöhnlich scheinen die Asselumrisse leichter 
hervor, als bei vulgaris. Das Afterloch ist an diesem Exem- 
plar zwar dreiseitig, allein das wechselt. Verglichen mit den 
übrigen ist das etwas erhöhte Afterfeld stets das schmalste. 
Der Gipfel (x vergrössert) zeigt ausser den fünf kleinen Augen- 
löchern, vier grössere Genitalöffnungen, die sich um die cen- 
trale Madreporenplatte lagern. 

Es gibt unter den Norddeutschen Feuersteingeschieben 
Exemplare, die eine geglättete Kreidelage noch auf der Kern- 
masse haben, wie tab. 76 fig. 5 von Mecklenburg zeigt. An 
diesen lässt sich die Beschaffenheit der Fühlerporen am besten 
stadiren: auf der Oberseite sind sie zwar sehr zart, aber im- 
merhin dieker als auf der Unterseite, wo sie den feinsten 
Stichen gleichen. Schon am Rande (x vergrössert) beginnt 
dieser Unterschied: Nro. 1 bis 5 sind noch gross, dann nimmt 
es plötzlich ab. Wegen der Analogie mit Clypeastern ist die 


400 DB. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites albogalerus. 


Erscheinung wichtig. Die Stellung der Porenpaare ist dabei 
immer noch wie bei den Regularen, die Linien durch die 
Poren gelegt divergiren nach oben. Eigenthümlich sind die 
Randfurchen in diesem Steinkerne, die man bei oberfläch- 
licher Betrachtung für Verräther von Scheidewänden halten 
könnte, allein sie stehen zu unregelmässig. Es erinnert das 
an die Verwitterungsfurchen der Ombria pag. 326. 

Galerites albogalerus tab. 76 fig. 6. 7 Klein (Nat. disp. 
Echin. 1734 pag. 24 tab. 13 fig. A. B) wird gewöhnlich von 
den Schriftstellern an die Spitze gestellt, doch ist er in Deutsch- 
land viel seltener, als die genannten. In England, wo sie das 
Volk Capstone (Mützensteine) nannte, wie uns Luidius Li- 
thoph. Brit. Ichn. Nro. 958 erzählt, kommt er dagegen häu- 
figer vor. Klein kannte ihn nur mit der weissen Kalkschale, 
die wahrscheinlich aus England stammten, da er nach Hagenow 
(Leonhard’s Jahrb. 1340. 652) auf Rügen gar nicht vorzu- 
kommen scheint, denn was daselbst von den Steinkernen so 
genannt wird, ist viel zu spitz. Galerus hiess die Mütze der 
Römischen Priester, albo-galerus sollte daher auf das un- 
wesentliche Merkmal der ‘weissen Kalkschale deuten. Gold- 
fuss Petr. Germ. 40. 19 bildet die richtige Species von Aa- 
chen ab. D’Orbigny (Terr. eret. VI. 513 tab. 996 und 997) 
nannte ilın nach Breynius conicus, was sich mindestens nicht 
beweisen lässt, doch hebt letzterer schon einige Merkmale 
gut hervor. 

Die Gestalt pflegt zwar hoch zu sein, wie der Stemkern 
fig. 7 von St. Julien du Sault (Yonne) zeigt, aber doch nicht 
sonderlich zugespitzt. Die ganze Oberfläche ist feiner gebil- 
det, weniger rauh, und lässt in Folge dessen den Asselbau 
klarer hervortreten: man sieht am Gipfel deutlich vier Bier- 
löcher um den centralen Madreporenknochen, die trape- 
zoidal stehen; die fünfte Platte über dem unpaarigen After- 
felde ist nicht blos ohne Loch, sondern auch sehr verküm- 


B. Echinidae regulari-symmetrieae: Galerites albogalerus. 401 


mert. Die fünf Augenlöcher bilden ganz bestimmte Ver- 
tiefungen. Der kleine Mundkreis (fig. 6. y vergrössert) ist 
deutlich zehnseitig, durch kurze freilich sehr unbedeutende 
Schlitze, doch ist schon ihre Existenz von Wichtigkeit. Den 
Regularen entgegen ist jetzt die Seite im Ambulacrum etwas 
kürzer als die im Interambulacrum, welches mit einer bogen- 
förmigen Lippe in die Tiefe ragt, während jene kürzere Linie 
gerade abschneidet. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal 
liefern jedoch die Porenpaare, sie stehen mehr als doppelt 
so gedrängt, als bei vulgaris, und haben gegen den Mund 
hin eine entschiedene Neigung zum Dreipaarlauf, wie das 
d’Orbigny schon erkannte, ja am äussersten Mundrande schei- 
nen sich sogar noch ein Paar überzähliger einzustellen. Am 
Unterrande lassen sich zwischen den gedrängten Stachelwärz- 
chen die Porenasseln an meinem Exemplare nicht erkennen, 
allein am obern kann man bei einigem Geschick der Natur 
das Gesetz gleichsam ablauschen (fig. 6. 2 vergrössert): dem 
blossen Auge erscheinen zwar die Platten wie vom vulgaris, 
allen mit der Lupe betrachtet geht nicht blos durch jede 
eine schiefe Linie, welche die Platte in eine obere schmalere 
und untere breitere Ässel theilt, sondern es schiebt sich auch 
noch am Aussenrande eine kleine kurze dazwischen, so dass 
die dreifache Porenzahl, als bei vorigen, herauskommt. Desor 
(Monogr. Gal£rit. tab. 2 fig. 8) gibt das zwar schon ziemlich 
gut, nennt es aber vulgaris. D’Orbigny’s (Terr. eret. tab. 997 
fig. 2) Zeichnung ist ganz anders, und was Desor (Monogra- 
phie des Galerites 1342 tab. 1 fig. 7) dem albogalerus zu- 
schreibt, ist nicht so schön, als obige Zeichnung vom vulgaris. 

Der Form nach ist der französische Feuersteinkern fig. 7, 
welcher mit conica Des. 1. c. tab. 1 fig. 13 merkwürdig über- 
einstimmt, durchaus derselbe: nicht blos die grosse Zahl der 
‚Poren stimmt, sondern man sieht auch noch die Abdrücke 
der keilförmigen Asseln, wenn auch das kurze Zwischenstück 


Quenstedt, Echinod. 26 


402 B. Echinidae regulari-symmetrieae: Galcrites albogalerus. 


sich leicht dem Auge entzieht. Um den Mundrand zeigen die 
Kerne in jedem Interambulacralfelde eine schwache Er- 
höhung, welchen neben den Ambulaeren ein vertieftes Pünkt- 
chen zur Seite steht, das auf die Stellen hinzudeuten scheint, 
woran sich der Kauapparat befestigte. Denn nur bei dieser 
Species wurden obige lanzettförmige Kiefer nachgewiesen. 
Ich begnüge mich meist mit diesen drei Formen, vul- 
garis abbreviatus albogalerus, bin aber keineswegs im Stande, 
sie überall sicher wieder zu erkennen. Ich will daher nur 


noch Einiges aus unserem Norddeutschen Schuttlande her-: 


vorheben: fig. 8 von Satow bei Kröplin in Mecklenburg ist 
mittelgross und ungewöhnlich spitz, es wäre ein vulgaris acu- 
tus. Desor (Monograph. Galer. tab. 3 fig. 13) gibt diesen für 
abbreviatus Lmck. aus, das ist gegen unsern deutschen Sprach- 
gebrauch. Auf den breiten Feldern blieb eine dicke rauhe 
harte Kieselkruste sitzen. Die Löcher sind zwar tief aus- 
gewittert, aber gemäss ihrer Grösse, daher werden sie gegen 
den Rand hin kleiner, und am Mundsaume am kleinsten. Die 
grossen erinnern häufig an eine liegende Acht (o ), worin 
sich das Paarige der Löcher noch verräth, allmählig werden 
sie querelliptisch, zuletzt rund. Namentlich auffallend ist das 
Rundbleiben des Afters, wenn er auch noch so gross wird. 
Wie bestimmt die Verwitterung durch den Organismus ge- 
leitet wird, zeigt fig. 9 von Satow: der Scheitel sieht wie 
geborsten aus, und über dem glatten vertieften Sterne er- 
heben sich die fünf breiten Felder, die trotz der starken Ver- 
witterung ihr richtiges Grössenverhältniss beibehalten haben, 
namentlich bildet das hintere Feld über dem After auch jetzt 
noch das schinalste Dreieck. Von der Nahtregion der schmalen 
Felder blieb nur ein dünner Streif. Selbst das Verhältniss 
von Mund, After und Löchern ist nicht gestört, es ist nur 


alles grösser geworden, aber im schönsten Ebenmass geblie- 


ben. Die Unteransicht fig. 10 aus dem Schlesisch-Märkischen 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites, 403 


Sande zwischen Berlin und Breslau scheint dagegen einen 
eckigen Mund zu haben, aber der Grund ist vollständig aus- 
gerundet, wie der etwas grössere Afterkreis, so dass man 
eine Kugel hineinlegen könnte. Sein Gipfel blieb so spitz, 
wie die übrigen, der Feuerstein ist licht, stark durchscheinend 
und hat eigenthümliche smalteblaue Flecken. Die kleine 
fig. 11 von Mecklenburg zeigt uns die Löcherpaare zwar noch 
vollständig, aber sie sind bereits von einer weichern Masse 
umgeben, die lichtfarbig sich auf dem dunkeln Feuerstein 
scharf abhebt. Wahrscheinlich spielte dabei die organische 
Substanz eine Rolle, die um die Fühlerschläuche in grösserer 
Menge vorhanden war, als an andern Theilen der Schale, 
was solche Ordnung in dem Verwitterungsverlauf bedingte. 
Selbst die Löcher im Apex sammt der Madreporenplatte (x 
vergrössert), welche eine von einem vertieften Ring umgebene 
Erhabenheit zurückliess, lassen sich noch verfolgen. Der 
Ring deutet die Reste des Steincanales an. Wenn die Ver- 
witterung fig. 12 noch nicht vorgeschritten ist, so ragen alle 
Löcher hinaus, und man kann dann über die richtige Grösse 
von Mund und After sicher sein. Ja auf den Erhabenheiten 
der Porenpaare sieht man noch die natürliche Grösse der 
Fühlerlöcher (m vergrössert), bei guten Stücken bis an den 
äussersten Mundrand. Selbst das Gitterwerk der Asseln fig. 13 
fehlt nicht, es verräth sich durch erhabene Rippen. Doch ist 
es nicht leicht, daraus für die Bestimmung Nutzen zu ziehen. 
Die Zahl der Porenasseln ist an unserm Stücke zwar gross, 
denn sie geben sich durch erhabene Rippen ( vergrössert) 
deutlich zu erkennen. Allein über die Lage der Poren werde 
ich nicht klar. Man sieht zwar auf jeder Asselleiste einen 
schwarzen sehr bestimmten Punkt, welcher sich sogar öfter 
in einen Doppelpunkt auflöst. Allein bei fortschreitender 
Verwitterung entsprechen diese Punkte nicht den Löchern, 
worin sonst die Fühlerporen liegen. Die sonstige Gestalt ist 
20: 


404 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites. 


halbkugelis, von der Form eines kleinen abbreviatus. Kleiner 
als fig. 14 habe ich die Kerne nicht gefunden. Es kommen 
auch von diesen kleinen Kalkschalen fig. 15 bei Satow nahe 
Kröplin (Rittergut Rederank) vor, auf welchen die Poren 
sich in unvergleichlicher Klarheit zu erkennnen geben: gross 
und dick liegen die vier Eierlöcher da, darunter folgen dann 
die zarten Fühlerlöcher, anfangs kräftiger, dann aber feiner 
und näher beisammen. Auf der Unterseite muss man die Lupe 
zu Hilfe nehmen, die Löcher (y vergrössert) stehen hier minder 
schief, gegen den Mund hin gedrängter, und sind immer von 
einem Stachelwärzchen begleitet. 

Grosse Kieselkerne der Vulgaren sind nicht gewöhnlich: 
einen der grössten hat schon Breynius (Schediasma de Echin. 
1752 tab. 2 fig. 1. 2) unter Echinoconus vere conicus dem 
hemisphaerieus (]. c. fig. 3. 4) gegenüber gestellt, welcher un- 
serm abbreviatus entspricht. Noch ein wenig grösser ist der 
braune Kern von echinites fibularis Walch (Naturg. Verst. 
Suppl. tab. E. I fig. 1. 2), welchen Leske (Additamenta pag. 
102 tab. 40 fig. 2. 3) als E. vulgaris copirte. In der Lüne- 
burger Kreide kommen Kalkschalen vor, welche man dort für 
grosse Exemplare von Caratomus Römeri ansieht, die aber in 
allen wesentlichen Merkmalen mit Echinites vulgaris stimmen. 
Ueberhaupt hat man zwei Typen vorzugsweise fest zu hal- 
ten, die 


Vulgaren und Galeren 


heissen könnten, weil sie vulgaris mit wenigen und alboga- 
lerus mit vielen Poren zum Urbild haben. Die Form scheint 
mir dabei minder wichtig. So hat seiner Zeit Zeuschner in 
Krakau aus der Poluischen Kreide von Proczowice einen 
Gal. albogalerus tab. 76 fig. 16 versandt, der allerdings voll- 
kommen die Gestalt hat, allein schon die geringe Porenzahl 
kann uns beweisen, dass wir es entschieden mit einem Vul- 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Caratomus. 405 


garen zu thun haben. In diesem grauen Plänerartigen Kalke 
kann man jeden Asselumriss erkennen, wodurch das Studium 
des Baues wesentlich erleichtert wırd. Man sieht namentlich, 
wie am Mundkreis (x vergrössert) die Asseln beider Felder 
in paariger Alternanz bis zum äussersten Rande gehen, und 
die Porenasseln zwar immer kleiner werden, aber sich nir- 
gends theilen. Das breite Feld scheint mit einer Ässel zu 
endigen. Nur der Scheitel (y vergrössert) macht auch hier 
Schwierigkeit: die centrale Lage der Madreporenplatte rechts 
mit einem Loche nebst den andern drei Löchern sind zwar 
bestimmt; auch die durchbohrten Augenplatten am Gipfel 
der fünf Ambulacra. Allein ob im Afterfelde mit dem Mangel 
des Loches auch die Tafel verschwunden, oder nur verküm- 
mert sei, bleibt immer etwas zweifelhaft. In der weissen Kreide 
wird es öfter leicht, das Innere der Schalen vollständig zu 
reinigen. Von Ohren sieht man aber am Mundrande keine 
Spur, die beiden Löcher eines Fühlerschlauches treten blos 
innen etwas weiter auseinander. 

Caratomus tab. 76 fig. 17 (2252 Haupt, u; Schnitt) 
nannte Agassiz (Catalog rais. pag. 96) gewisse kleine Kreide- 
forınen, die durch ihren rundlichen Scheitel Aehnlichkeit mit 
einem quer durchschnittenen Schädel erlangen. Hier beginnt 
nun schon der Kreis der umnnöthigen Geschlechter, über die 
man sich schwerlich je vereinigen wird. Als Typus stellte 
Desor (Monographie des Galerites 1842 tab. 5 fig. 1—4) den 
kleinen Car. rostratus tab. 76 fig. 17 aus der chloritischen 
Kreide von Havre hin, von dem ich die Ansicht von unten 
copire. Weil er meinte schon einen Anfang von Blume (P£- 
tales tr&es imparfaitement p£taloides) wahrzunehmen, so stellte 
er sie später (Synopsis 1858 pag. 249) von den Galeriten weg 
an die Spitze der Nucleoliden. Eine in der norddeutschen 
Kreide viel genannte Form bildet 

Galerites Römeri tab. 76 fig. 13—21 von Lüneburg 


406 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites Römeri. 


Sie hat nicht blos die Rauhigkeiten, sondern auch die spar- 
samen Poren des vulgaris, so dass sie kaum für mehr als eine 
unbedeutende Varietät jener häufigen Schalen, mit denen sie 
sogar zusammen vorkommt, gehalten werden kann. Den- 
noch erhob sie Agassiz zu seinem Oaratomus. Nach der Dar- 
stellung von Desor (Monogr. Galerit. tab. 5 fig. 14—16) 
würde Lamarck’s hemisphaericus davon nicht wesentlich ver- 
schieden sein, allein das lässt sich jetzt nicht mehr beweisen. 
In der Synopsis pag. 179 wurde nun gerade diese Species, 
und zwar allein, auf Echinoconus Breynius beschränkt, wäh- 
rend d’Orbigny (Paleot. franc. terr. erdt. pag. 496) den alten 
Namen an die Stelle von Lamarck’s Galerites setzte. Das 
Geschlecht Echinoconus hätte darnach dreierlei Bedeutung, 
je nachdem man Breynius, Desor oder d’Orbigny nimmt. 
Schon oben pag. 404 wurde ein grosses Lüneburger Exem- 
plar (45 mm breit, 40 mm hoch) dem vulgaris verglichen, 
demselben schliesst sich in allen Grössenstufen die Seiten- 
ansicht fig. 19 an. Dieses Stück ist zwar nach unten über 
die Kanten weg etwas stärker gerundet, als gewöhnlich, und 
der etwas eckige After liegt um ein Minimum dem Rande 
näher, als bei andern, allein der Totaleindruck bleibt durch- 
aus der gleiche. Der After fig. 20 neigt sich zwar mehr 
zum Dreiseitigen, als gewöhnlich, aber auch dieses Kenn- 
zeichen verfliesst gleichsam in den zahllosen Uebergängen. 
Die Kantung am Unterrande ist hier sehr bestimmt, und 
wenn man dazu dann die vollkommene Rundung und halb- 
kugelige- Seitenansicht kleinerer Exemplare fig. 21 nimmt, 
so versteht man es, wenn Lamarck bei seinem Gal£rite hemi- 
spherique an die „Hemdenknöpfe“ (subuculus) der ältern dachte. 
Durch Zeichnungen lassen sich alle diese feinen Nuaneirun- 
gen kaum wiedergeben, namentlich ist auch der sogenannte 
Caratomus hemisphaerieus von Rügen (fig. 22. x vergrössert) 
rauher, so dass die Stachelwarzen zwischen den Knötchen 


| 


B. Echinidae regulari symmetricae: Galerites Römeri. 407 


dem Auge fast entgehen, während bei den Lüneburgern (fig. 
21. x vergrössert) die Tuberkeln zwar vorhanden sind, aber 
bei weitem nicht so rauh, machen sich dazwischen die Stachel- 
warzen in hohem Grade geltend. Die meisten davon liegen 
wie immer auf der Unterseite, aber auch oben zählt man ın 
den hintern Feldern mehr als m den vordern. So klein diese 
Gelenkköpfchen (y stark vergrössert) auch sein mögen, so 
liegen sie doch deutlich in einem mit Kreide gefüllten ver- 
tieften Ringe, und zeigen auf dem Gipfel Durchbohrung. Ich 
habe es tab. 76 fig. 15 auch versucht, den Apex von innen 
zu entblössen: man sieht dann (x vergrössert) zwischen den 
vier Löchern eine nach hinten geöffnete knieförmige Er- 
habenheit, die mit der Madreporenplatte in Verbindung steht. 
Die Eierlöcher erscheinen zwar von aussen gross, allein in 
der That sind sie so fein, dass man keine Borste durchbringt. 
Denn sie liegen in Vertiefungen, die mit Kreide erfüllt die 
Oeffnung so gross erscheinen lassen. Da auf diese Weise 
die Umgebungen der Löcher dünnwandig werden, so werden 
sie leicht verletzt, wie die eine grosse Oeffnung vorn rechts 
zeigt. Die Porenpaare treten innen deutlicher hervor und 
stehen ein wenig entfernter von einander, als aussen, 

Der Steinkern tab. 76 fig. 23 von Mecklenburg stimmt 
durch die Rundung seiner Unterseite und seinen ganzen 
Habitus in auffallender Weise mit Caratomus hemisphaericus 
Desor Monogr. Gal£r. tab. 5 fig. 17 
Gipfel ein wenig stärker hervorragt. Die Rundung der Kanten 
hat mit der Varietät tab. 76 fig. 19 grosse Aehnlichkeit. Das 
Hervorragen des Afterloches findet seinen Grund in der Stein- 


19, vielleicht dass der 


kernbildung. Da die Ambulacralasseln (x vergrössert) ein- 
fach und die Porenpaare sparsam sind, so stelle ich ilın immer 
zu der grossen Gruppe der vulgaren, mit welchen er zusam- 
men vorkommt. Hr. Desor l. e. pag. 35 macht schon auf 
die dreieckigen Erhabenheiten (bourrelets tr&s-saillans) um 


408 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites Römeri, castanea. 


das Mundloch (y vergrössert) aufmerksam, und meint, darin 
die Fixirungspunkte von Kiefern zu erkennen. Indessen bei 
näherer Erwägung sind es blosse flache Vertiefungen, welche 
innen die Randasseln der breiten Felder bezeichnen. Ueber- 
diess zeigen zarte Rippen um den Mundkreis, dass die Krone 
mit 20 symmetrisch vertheilten Asseln endigte. Wie weit 
die Feinheit des Abdrucks gehe, zeigt namentlich auch der 
Scheitel (z vergrössert): die fünf Augenlöcher um den Gipfel 
der Fühlergänge liegen gross da, und dazwischen deuten 
vier feine Punkte die Genitalöffnungen an. Zwischen allen 
bezeugt noch ein knieförmiger Eindruck vorhin erwähnte in- 
nere Verdiekung der Madreporenplatte. Die feinen Stäbchen 
darauf vermag ich wegen ihrer Rundung und Isolirung nur 
als Stacheln zu deuten, man meint sogar, daran noch Spitze 
und Gelenkkopf wahrzunehmen. Die Sache ist zwar etwas ab- 
sonderlich, weil man nicht recht einsieht, wie sich die kleinen 
Organe verkieselt auf den Kieselkernen auflagern konnten, 
allein die Steinkerne überhaupt bieten anderwärts in ähnlicher 
Beziehung noch manches Unerklärbare. An 

Galerites eastanea tab. 76 fig. 24 will ich den Bau der 
Galeren darlegen, denn derselbe unterscheidet sich nur in 
sehr unwesentlichen Merkmalen vom albogalerus. Alex. Bron- 
gniart (bei Cuvier Rech. oss. foss. II. 2 pag. 614) schuf den 
Namen Nucleolites castanea für schlecht erhaltene Alpine 
Formen aus dem Gault der Montagne des Fis. Die Abbil- 
dung ist zwar schlecht, aber Agassiz (M&m. Soe. scienc. nat. 
Neuchatel 1835 I pag. 185) glaubt ıhn doch anfangs als Ca- 
topygus von den Nucleoliten scheiden zu sollen, bis er später 
(Echin. foss. Suiss. 1839 pas. 77) beim Galerites seinen Platz 
erhielt. Des Moulins und Desor (Monogr. Galer. pag. 28) 
hiessen ihn wegen des länglichen Afters Pyrina, Loriol (Deser. 
Echin. terr. eret. de la Suisse 1575 pag. 191 tab. 14 fig. 1—10) 
bildet eine ganze Reihe runder und länglicher Varietäten aus 


B. Echinidae reg.-symm': ‚galerites castanea, Rhotomagensis. 409 


den Savojischen Alpen unter Echinoconus ab. Aber trotz der 
vielen Namen findet sich nirgends eine richtige Abbildung 
der Fühlerporen. Am meisten glänzen die Figuren von d’Or- 
bigny (Terr. ert. tab. 990) aus dem Gault von Escragnolles 
(Var), doch sind auch sie in ihren feinern Kennzeichen un- 
wahr idealisirt, wie ein Vergleich mit unserm fig. 24 von dem 
gleichen Fundorte zeigt: die niedergedrückte Gestalt hat 
Neigung zur Fünfseitigkeit, der After erhebt sich im Rande, 
hat eine elliptische Gestalt (a pyriforme) nach oben mit schwa- 
cher Verengung, ist aber von oben herab an seinem Hinter- 
ende kaum sichtbar. Madreporenplatte nimmt das Centrum 
ein. Das Wesen liegt jedoch in der grossen Porenzahl: nach 
oben (b) stehen sie einreihig über einander, und auf je drei 
kommt bestimmt ein Wärzchen; im Rande (c) treten die 
Punktpaare nicht blos näher aneinander, sondern bilden auch 
schon um ihr Leitwärzchen einen flachen Bogen; endlich am 
Mundrande (d) schlagen sie einen entschiedenen Dreipaarlauf 
ein, die Paarpunkte sind dabei aber so gedrängt, dass man 
sie für einfach halten könnte. Bleibt uns auch das äusserste 
Ende etwas dunkel, so ist damit doch das allgemeine Gesetz 
ausgesprochen. Dasselbe wiederholt sich am 

Gal. Rhotomagensis tab. 67 fig. 25 aus der Chloritischen 
Kreide von Chardstock, wovon ich Herrn Reallehrer Wiest 
in Heidenheim eine ganze Reihe verdanke. Ich zweifle nicht, 
dass die Originalform von Rouen damit vollständig stimmt, 
auch hat schon d’Orbigny (Paleont. france. Terr. erdt. tab. 993 
fig. 6) etwas von dem wahren Porenverlauf vermuthet, aber 
wie es scheint nicht recht verstanden, weil er keine erläuternde 
Beschreibung hinzufügt, denn jeder der gezeichneten Punkte 
ist ein Doppelpunkt, und die obern sind nicht richtig, wie ein 
Vergleich mit unserer fig. 25. x (vergrössert) zeigt. Schon 
aus der Divergenz der Dreipunktreihen nach der Mundseite 
m hin darf man folgern, dass es nicht drei einzelne Punkte, 


410 B. Echinidae reg.-symm.: ar Rhotomagensis, albogalerus. 


sondern je drei Paare sind, wie y (stark vergrössert) zeigt. 
Die Reihen werden nach oben allmählig schiefer, damit 
inachen sich die Doppelpunkte immer klarer, und so wie die 
Punkte über einander stehen, tritt die Paarigkeit ganz deut- 
lich hervor. Auch die Stachelwarzen haben eine schr be- 
stimmte Stellung: hinter jedem Leitwärzchen folgen anfangs 
eine, dann zwei bis drei weitere Wärzchen. Die Stellung 
wird zwar etwas unregelmässiger, sobald die Porenpaare über 
einander stehen, doch kommt auch hier immer auf je drei Poren- 
paare eine Warzenreihe. Uebrigens darf man in dieser Be- 
ziehung mit der Beschreibung nicht zu ängstlich sein. Selbst 
die Form hat nur eine untergeordnete Bedeutung, ob die 
Stücke flach fig. 26 oder hoch fig. 27 sein mögen, fällt so 
lange in das Bereich der Varietäten, als die keilförmigen 
Porenasseln und die Stellungen der Poren die gleichen blei- 
ben. Der Umriss der Porenasseln ist zwar schwer darzu- 
stellen, allein er stimmt durchaus mit dem typischen alboga- 
lerus der weissen Kreide. Selbst die eckigen Formen finden 
sich hier noch wieder, was ich mit einem 

albogalerus tab. 76 fig. 28 darthun will, den ich einst 
von Lord Cole aus England erhielt. Sein eckiges Wesen hat 
zu allerlei Namen geführt, und wahrscheinlich stimmt subro- 
tundus Desor (Monogr. Gal£rit. tab. 2 fig. 11—14), der jeden- 
falls zu den Galeren gehört, damit. Wie es sich mit der 
hintern unpaarig undurchbohrten Genitalplatte verhält, lasse 
ich dahingestellt, ich meine, sie fehle ganz. An der vergrös- 
serten Innenseite des Mundrandes finden sich nur unbedeu- 
tende Anschwellungen, die uns schon an die Lippen der Cly- 
peastriden erinnern: auf jedem breiten Afterfelde ein Buckel- 
chen in der Mitte mit je einer flachen Grube zur Seite. Der 
Dreipaarlauf, aussen so ausgesprochen, gleicht sich innen in 
eine fast gerade Reihe aus, kaum dass man den Unterschied 
von drei zu drei noch sieht, was das Erkennen der Steinkerne 


er BB. Echinidae reg.-symm: Galerites cylindricus, 411 


fig. 7 erschweren musste. Besonders deutlich sind jedoch 
gegen die Rückenseite hin die Porenasseln (z vergrössert) von 
innen, man kann sich hier von der Keilgestalt leichter über- 
zeugen, als aussen. Namentlich tritt die parabolisch gestal- 
tete kurze Zwischenassel hervor, welche die Keilasseln aussen 
verengt. 

Galerites eylindrieus tab. 76 fig. 29 
sans vertebres 1816 III. 23) characterisirte ihn mit den we- 


55 Lamarck (Anim. 


nigen Worten: „eylindrisch, kurz, stumpfen Rücken, After 
unten nahe dem Rande“, auch Deslongehamps (Eneyclopedie 
method. 1824 Tom. II pag. 453) wusste dem nichts zuzu- 
fügen, damit konnte Goldfuss ihn unmöglich bestimmen, und 
nannte unsern Westphälischen Gal. canalieulatus (Pretef. Germ. 
1829 I. pag. 125 tab. 41 fig. 1) wegen der markirtgefurchten 
zehn Fühlergänge auf der flachen Unterseite. In Eng- 
land erhielt er indess noch die Namen Conulus Hawkinsi 
Mantell, Seutella hemisphaerica Woodward ete. Agassiz 
(Prodrome 1836 pag. 156) führte ihn anfangs als Discoidea 
canaliculata auf, zog dann aber doch später (Deser. Echin. 
foss. Suisse 1339 pag. 92 tab. 6 fig. 13 
Benennung vor. ‘Obwohl „Discoides subuculus Kamisol- 
Knopff“ Klein (Natur. disp. Echinod. 1734 pag. 26 tab. 14 
fig. —0) nicht mehr zu entziffern ist, und derselbe ebenso 


15) die französische 


gut oder noch wahrscheinlicher einer jurassischen Form an- 
gehören kann, so hat ihn doch Goldfuss (Petr. Germ. I pag. 
129 tab. 41 fig. 2) auf die kleinen Kronen aus dem Grün- 
sande von Essen übertragen, welche mit dem grossen cylin- 
drieus durch eine ganze Reihe von Zwischenformen verbunden 
sind und die sich alle durch 10 Scheidewände auf dem Innern 
der Basis von den Jurassischen unterscheiden. Wir hätten da- 
her ein Subgenus Camerogalerus, im Gegensatz zum un- 
gekammerten Discogalerus der Juraformation. Beginnen wir 
mit den grössten 


412 B. Echinidae reg.-symm': Galerites cylindrieus, 


nd 


Englischen Exemplaren tab. 76 fig. 34. 35, so zeigt 
die cylindrische Säule mit ebener Unterseite und kaum her- 
vortretendem Unterrande, wie passend die Lamarckische Be- 
nennung ist. Seine Gestalt erinnert zwar auffallend an sub- 
eylindrieus Goldf. 41. 6 vom Kressenberge, der aber zu den 
Ulypeastriden gehört. Nur die Randgegend hat zahlreiche 
etwas grössere durchbohrte Stachelwarzen, jede Assel der 
breiten Felder eine Reihe. Die Wärzchen der Oberseite kann 
man kaum wahrnehmen, und stehen vereinzelt, sie haben da- 
her ein auffallend nacktes Aussehen. Die Mitte der Assel- 
reihen der breiten Felder ist etwas erhöht, und man meint 
öfter, dieser Erhöhung folge eine Reihe kleiner Warzen. Deut- 
licher sind die zehn glatten Furchen auf der Unterseite fig. 


34 ausserhalb der Fühlergänge, welche zur Benennung, „ca- 


naliculatus“ den Anlass gaben, und die in gewisser Beziehung 
uns an die Fasciolen der Spatangen erinnern könnten. Die 
Porentafeln sind auf der Oberseite schmal oblong (fig. 29. x 
vergrössert), und so lange das währt, stehen die Löcher in 
geraden Reihen übereinander, aber gegen den Rand hin 
werden sie nicht blos gedrängt und feiner, sondern alterniren 
so stark, dass zwei getrennte Reihen entstehen, wie es unge- 
gefähr fig. 34. x etwas vergrössert darstellt, erst näher dem 
Munde m hin werden sie wieder einfach, stehen aber sehr 
schief. Die paarige Stellung findet hauptsächlich da statt, 
wo die Poren zwischen den zahlreichsten Warzen hindurch 
gehen. Herr Cotteau (Pal&ont. france. Teerr. er@t. VItab. 1011 
fig. 4) zeichnet auch schon die Porenasseln von der Unter- 
seite, was mit meiner Darstellung (Hdb. Petref. tab. 64 fig. 20 
b) gut stimmt. Der Mund entschieden zehnseitig, die den 
Ambulacren entsprechende Seite kürzer, als die andern, das 
elliptische Afterloch liegt etwas innerhalb des Randes. Die 
Madreporenplatte nimmt den Gipfel ein, und zerfällt in fünf 
Theile fig. 34. y, wovon vier durchbohrt, die unpaare über 


B. Echinidae reg,-symm.: Galerites eylindrieus, Lüneburgensis. 413 


dem Afterfelde nicht durchbohrt ist. Die eine Assel rechts 
vorn ist grösser, greift etwas tiefer ein, und deckt mit ihrem 
schmalen Ende den Gipfel. Herr Cotteau (l. e. 1010. 6) hat 
zwar nur diese als Madreporenplatte gezeichnet, allein die 
übrigen haben genau den gleichen porösen Bau, welcher sich 
durch deutliche vertiefte Punkte zu erkennen gibt. Die 
Lüneburger Exemplare tab. 76 fig. 29—33 sind zwar 
kleiner, doch behalten viele darunter noch den cylindrischen 
Bau der englischen, ich habe das auf der Seitenansicht der 
grossen fig. 35 durch Linien angedeutet, wovon Linien 1 und 
2 Englischen, Linien 3 und 4Lüneburgern gehören. Stimmen 
auch alle wesentlichen Merkmale überein, so findet doch bei 
manchen wie fig. 31 schon eine Annäherung zum subunculus 
Statt, denn diese ist breiter als Nro. 3 in fig. 35, und doch 
weniger hoch, vom Cylinder ist nichts mehr zu bemerken, auch 
bleibt die Unterseite nicht mehr flach, sondern vertieft sich 
deutlich gegen den Mund hin, ich habe sie daher im Hdb. 
Petref. 1366 pag. 694 als G. Lüneburgensis unterschieden. 
Ist auch darauf kein besonderes Gewicht zu legen, so haben 
sie doch für die Beurtheilung der ältern Species Bedeutung. 
Das Lager von Lüneburg, wo sie beim Schlämmen der dortigen 
Kreide in ziemlicher Zahl zum Vorschein kommen, lässt die 
Porentafeln fig. 29. 32. 33 öfter in ganz besonderer Deut- 
lichkeit erkennen, auch ist die Kreide nicht so hart, dass es 
nicht möglich wäre, die innern Scheidewände fig. 30 blos zu 
legen, wie ich das schon im Hdb. Petref. mit einem Holzschnitt 
zeigte: die Zehnseitigkeit des Mundkreises macht sich auch 
von innen nur am äussersten dünnen Rande geltend, dann 
verdickt sich die Schale in einen fünfseitigen Stern, dessen 
Seiten den langen Seiten des Zehnecks correspondiren. Hinter 
diesen halbkreisförmigen Sternblättern verdicken sich die In- 
terambulacralasseln, deren Nähte jedoch dadurch nicht ver- 
loren gehen. Von dem dicksten Theile der innern Anschwel- 


414 DB. Echinidae reg.-symm.: Galerites cylindricus, subuculus. 


lungen erheben sich die dünnen Lamellen, welche hinten im 
rechten Winkel der Kronenschale ihre höchste Höhe erreichen. 
Sie verlaufen gerade, nur die beiden neben dem Afterloch schei- 
nen sich am Ende ein wenig auswärts zu krümmen, doch ist 
das Stück gerade an dieser Stelle etwas unsicher. Von Ohren 
für die Befestigung einer Laterne wird durchaus nichts wahr- 
genommen. Durch Verwitterung treten stellenweis bei Lüne- 
burg die Asseln sehr deutlich hervor: die obern Porenasseln 
zeigen dann eine einfache Oblongform (fig. 29. x vergrössert), 
näher dem Rande schieben sich mit der Vermehrung der 
Poren keilförmige an (fig. 32. x vergrössert), die dann bald 
ziemlich regelmässig zu je zwei zwischen die grösseren Asseln 
eindringen, wie das besonders auf der Unterseite (fig. 33. x 
vergrössert) Statt findet, wo die Hauptasseln verhältnissmässig 
etwas breiter werden und einen schippenförmigen Umriss 
annehmen. Es findet daher in dieser Beziehung kein Unter- 
schied von den englischen grossen Statt. 

Galerites subuculus tab. 76 fig. 36—41 jener seit Klein 
pag. 411 vielgenannte „Kamisol-Knopfi“, wurde von Goldfuss 
(Petref. Germ. pag. 129 tab. 48 fig. 2) zuerst bestimmt auf 
die kleine Form aus dem Grünsande (Tourtia) von Essen 
übertragen. Alles was vorhergeht ist unbestimmt, nament- 
lich auch G. rotularis Lmck. An. sans vert&br. III.21, da man 
sich blos auf die Figuren in der Encyel. m£thod. tab. 153 fig. 
14—17 bezieht, die lediglich eine Copie von Klein sind. Der 
Fundort „fossile du departement du Gers“ gibt auch wenig 
Anhalt. Der Name kommt daher von Klein, aber die Sache 
von Goldfuss. Aber gerade diese kleinen cursirten seit Klein 
als Diseoides z. B. bei Parkinson (Org. Rem. III pag. 20), und 
brachten Gray (Annals of Philosophy 1825 X pag. 429) wohl 
lediglich durch Schreibfehler auf das Geschlecht Diseoidea, 
aber der Schreibfehler wurde durch Agassiz (Prodrome 1835 


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B. Echinidae reg.-symm: Galerites subuculus. 415 


pag. 186) weiter verbreitet, und jetzt möchte es schwer halten, 
das Aeltere und Bessere wieder einzuführen. 

Die Essener fig. 36. 37 haben zwar durch den Sand ge- 
litten, allein dieser ist weich, und erlaubt das Innere aufzu- 
decken fig. 37, die Scheidewände treten dann in ihrer ganzen 
Bedeutung hervor, sie theilen den Boden fast in zehn gleiche 
Fächer, die Ambulacralfächer sind nur ein klein wenig grösser. 
Dabei schlägt sich der Mundrand röhrenförmig nach innen, 
wie bei Clypeastern, was einen wesentlichen Unterschied von 
eylindrieus zu bedingen scheint. Die äusseren Zeichnungen 
sind zwar bei so kleinen Dingen nicht leicht scharf wieder zu 
geben, alleiu „areis majoribus bicostatis“, d.h. zwei Rippen 
auf den breitern Feldern, je mit einer ziemlich deutlichen 
Warzenreihe, liefern ein gutes Merkmal. Die Madreporen- 
platte auf dem Gipfel hebt sich deutlich hervor, ist aber wie 
bei den vorigen in fünf Theile getheilt. Die Poren bilden 
eine gerade Reihe, werden am Rande zwar feiner, aber alter- 
niren nicht, woran die Kleinheit theilweis Schuld sein mag. 
Sie bilden unbedingt die verbreitetste Species, denn sie kommen 
in Frankreich und England an zahllosen Punkten ganz in der- 
selben Weise vor, nur kann man sich vor Verwechselung 
mit andern kleinen schwer schützen, namentlich bei der so 
häufigen 

Steinkernbildung. Tab. 76 fig. 35 aus der chloritischen 
Kreide vom Steinholz bei Quedlinburg unter dem dortigen 
Pläner zeigt die Furchen in ihrer stärksten Ausbildung: 
die Porenausfüllungen auf den fünf schmalen Feldern ragen 
noch als Säulchen hervor, und in den breiten Feldern lassen 
sich die Asselgrenzen unterscheiden. Im Jura ist so etwas 
noch uicht bekannt geworden. Aber welche Species das sei, 
lässt sich ohne die empyrischen Kennzeichen nach weitern 
Erfunden des gleichen Lagers nicht herausbringen. Zierlich 
in anderer Weise ist der kleine rothe Steinkern fig. 39, welchen 


416 B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites Rotula. 


das Meer bei Dieppe ans Ufer warf. Die Furchen sind hier 
weniger tief, besonders zierlich der Ring am Apex (x ver- 
grössert), welcher auf den Steinkanal der Madreporenplatte 
hindeutet. Man pflegt mit den Alten alle solche „Knöpfehen“ 
subuculus zu nennen. 

Die Englischen von Chardstock tab. 76 fig. 40. 41 be- 
weisen dies. Denn dort kommen mit den ausgebildetsten 
Steinkernen auch vortrefllich erhaltene Schalen vor, wo man 
selbst an den kleinsten Stücken fig. 40 die zweifach gerippten 
breiten Felder nicht vergeblich sucht. Wie die Vergrösserung 
fig. 41. x zeigt, so stehen auf den Rippen ganz ansehnliche 
Wärzchen. Die Löcher von Mangansuperoxyd schwarz können 
öfter auf das beste verfolgt werden. Die kleinen Trabanten 
stehen sehr gedrängt. Nur eine Schwierigkeit ist daselbst 
gross: ich habe von IIrn. Reallehrer Wiest Exemplare von 
33 mm Durchmesser erhalten, die mit dem Lüneburgensis voll- 
ständig stimmen, dabei die ganz flache Basis des dortigen 
ächten eylindricus haben. Nun ist es sehr wahrscheinlich, 
dass unter den vielen kleinen, gewöhnlich subuculus genannten, 
auch junge cylindrieus stecken. Aber diese vermag ich nicht 
sicher auszuscheiden, das kann man nur bei grossem Mate- 
rial an Ort und Stelle. 

GaleritesRotulatab. 76 fig. 42 nannte Brongniart (Cuvier, 
Ossem. foss. 1522 II. 2 tab. 9 üg. 13) eine kleine Form aus 
der Montagne des Fis in der Kette des Buet. Er fand eine 
Aehnlichkeit mit rotularis Lmck., aber er mochte, wie wir 
noch heute, auf die Bestimmung sich nicht verlassen. Nach 
Brongniarts Zeichnung zu urtheilen müsste man den Alpinen 
für einen subuculus halten. Aber Agassiz (Echin. Suiss. tab. 
6 fig. 1O—12) wollte ein grösseres Exemplar darunter ver- 
stehen, d’Orbigny (Paleont. frang. Terr. eret. tab. 1009 fig. 1) 
dagegen eine Form, genau wie unsere Fig. 42 aus dem Gault 
von Eseragnolles (Var). Eine grössere Flachheit zeichnet 


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B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites Rotula. 41 


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unsern Steinkern aus. Allein da er mit grössern und höhern 
Formen fig. 43—45 zusammen liegt, die Desor (Monogr. 
Galer. 1842 pag. 62 tab. 7 fig. 17—22) D. conica nannte, so 
wird man ihn besser dazu stellen. Mit Rücksicht auf den 
Fundort ist an der richtigen Deutung nicht zu zweifeln: die 
dünne Schale hat die Wärzchen sammt Trabanten treftlich 
bewahrt, auf jeder Assel der breiten Felder steht eine Quer- 
reihe, die man mit blossen Augen noch gut erkennt. Trotz 
der Kleinheit sind die Wärzchen durchbohrt. Auch hier zeich- 
nen sich auf den breiten Feldern zwei Linien aus, in welchen 
die Wärzchen ein kleinwenig grösser, als die andern, gerade 
übereinander stehen. Auf der Unterseite fig. 43 sind wie 
immer die Wärzchen entschieden grösser. Mund schon etwas 
gross, da er aber bedeutend vertieft liegt, und das chloritische 
Gestein sehr hart ist, so kann man sich darin leicht täuschen. 
Die Schlitze des Mundkreises sind schon grösser als gewöhn- 
lich, und zwar endigt das schmale Feld mit rundlicher kürzerer, 
das breite mit gerader längerer Linie. Durch Absprengen 
der Schale kann man sich von dem Vorhandensein der Scheide- 
wände überzeugen, die Schale springt an diesen Stellen 
schwerer weg, weil sie in den Kern einschneidet. Die kleine 
fig. 45 hat zwar einen etwas breitern After, und etwas andere 
Zeichnung, aber dünnschalig wie die andern lasse ich sie da- 
bei. Dagegen unterscheidet sich der mitvorkommende Gale- 
rites turritus tab. 76 fig. 46 Desor Monogr. Gal£r. tab. 1 fig. 
1 schon durch seine Dickschaligkeit, die Basis ist ziemlich 
stark fünfseitig, und der Gipfel spitz. Sie nehmen damit den 
Habitus eines kleinen Conoclypeus an, aber die Poren sind 
nicht im geringsten verbunden. Die kleine fig. 47 habe ich 
in Castellane in der Provence erworben. Sie scheint mit 
Discoidea minima Desor Monogr. Gal£r. pag. 56 tab. 7 fig. 
1-4 aus der chloritischen Kreide zu stimmen. Wenn die 
Exemplare bei solcher Kleinheit noch unrein sind, so wird 


Quenstedt, Echinod. 27 


418 DB. Ecliinidae regulari-symm.: Galerites macropyga, depressus. 


eine richtige Deutung schwer. Es scheinen auf den brei- 
ten Feldern nur zwei Knotenreihen zu stehen. Gerade an 
dieser kleinen (von Rouen) fand Desor noch die Täfelchen 
des Afters, welche ich fig. 48 copire, erhalten. Nach der 
grossen schönen Zeichnung bei Cotteau (Terr. eret. 1012. 6) 
sind es 10 symmetrisch gestellte Tafeln, zwischen welchen 
der vierseitige After etwas gegen den Mundrand hin her- 
vortritt. 

Discoidea macropyga tab. 76 fig. 49 Agassiz Mem. 
Soc. science. nat. Neuchatel 1855 I pag. 137 tab. 14 fig. 
7—9. Durch die Grösse des Afters nähern sie sich schon auf- 
fallend dem jurassischen depressus, auch ist der Mund ziemlich 
gross und geschlitzt. Mein einziges verdrücktes Exemplar 
stammt aus dem Neocom von St. Laurent (Dep. Jura). Hr. 
Cotteau Terr. eret. 1014. 11 hat es trefllich dargestellt, und 
den Mangel von innern Scheidewänden nachgewiesen. Es 
heisst demgemäss Holeetypus macropygus, obgleich zuyn ein 
griechisches Femininum ist, woraus sprachlich zwar pyga, aber 
nicht pygus werden kann. Auch Loriol (Deser. Echin. Terr. 
eretaces de la Suisse 1573 pag. 174 tab. 12 fig. 9—12) hat 
unter dieser Benennung alle Kreideformen der Schweiz vom 
Valangien bis zum Aptien begriffen. Wir gelangen damit zu 
dem wichtigen 

Galerites depressus tab. 77 fig. 1—18. Er bildet die ge- 
wöhnlichste aber auch in seinen Nuancirungen schwierigste 
Form in der obern Hälfte des Jura, und wurde daher schon 
von Lang (Histor. lapid. figur. 1708 pag. 122 tab. 35) unter 
Echinites Diseoidaeus Umbonatus aus der Gegend von Baden 
in der Schweiz abgebildet. Leske (Additamenta 1778 pag. 100 
tab. 40 fig. 6. 7) gab den Namen depressus, und berief sich auf 
die grossen Exemplare von Muttenz bei Basel, welche schon 
Bruckner (Versuch einer Beschreibung hist. natürl. Merkwürd. 


Landschaft Basel 1762 Stück XNXII. pag 2597 tab. 22 fig. H) 


ie ae a a Br 
4 nr 
} B. Echinidae regulari-symm.: Galerites depressus. 419 
als Echinites fibularis bekannt gemacht hatte. Schlotheim 
Petrefact. 1820. 317 führte sie seit 1513 (Taschenb. Miner. 
VII. 69) unter Ech. orifieiatus auf, um damit die ansehnliche 
Grösse der Oeffnungen zu bezeichnen. Lamarck (Anim. sans. 
vert£br. 1316 III pag. 21) stellte die gefälligen Kronen zum 
Galerites, welche Benennung durch Goldfuss Petref. Germ. 
I. 129 tab. 41 fig. 3 allgemeinen Eingang fand, während 
Agassız noch 1839 (Echinoderm. Suiss. 1339 I pag. 88) den 
Klein-Grayschen Geschlechtsnamen Discoidea pag. 414 beibe- 
hielt, der dann aber einer neuen Benennung Holectypus Catal. 
rais. 1847 pag. 87 (Do; ganz, &xrurog ausgedrückt) weichen 
musste, dessen Bedeutung man schwer enträthselt. Von der 
verwandten Kreideform unterscheiden sie sich durch den 
Mangel an Scheidewänden, die Wärzchen bleiben durchbohrt 
und vielleicht auch gestrahlt, doch sind die Dinge meist zu 
klein, um eine sichere Beobachtung zuzulassen. Der grosse 
eiförmige After nimmt den Raum zwischen dem Rande und 
Munde ein, der centrale Mund tief geschlitzt. Die Fühlerporen 
stehen sehr gedrängt, und strahlen in grosser Regelmässigkeit 
vom Scheitel bis zum Mundrande, jedes Paar einer besondern 
schmalen Assel angehörend, die von Naht zu Naht reicht. 
Nur an der flachen Unterseite verlieren die Porenasseln et- 
was von ihrer Regelmässigkeit. Die Madreporerplatte tritt 
gern mit regelmässigem Umriss in’s Centrum der Scheibe, und 
bildet daselbst eine zierliche Nabelartige Erhöhung, worauf 
die älteste Benennung „Umbonatus“ anspielen wollte. Stein- 
kerne zeigen um den Mundrand einen deutlichen neben den 
schmalen Feldern stark vertieften Rand, welcher auf Spuren 
innerer Ohren zwar hindeutet, doch hält es sehr schwer, sich 
von der Form, ja«nur von der Existenz derselben, bei ver- 
kalkten Exemplaren zu überzeugen. Da Wright (Brit. foss. 
Echin. Ool. form. 1855 tab. 18 fig. 1. 9) aus dem Forest- 
marble von Wiltshire eine deutliche Laterna abbildete, die 

271? 


420 B. Echinidae regul.-symm.: Galerites depressus. 


noch grosse Aehnlichkeit mit den Laternen der Echiniden 
hat, so ist auch in dieser Beziehung ihre Mittelstellung zwischen 
Regulares und Symmetricae pag. 27 bewiesen. 

Das Vorkommen beschränkt sich hauptsächlich auf drei 
Lager: oberer Brauner, mittlerer und oberer Weisser Jura. 
Gewöhnlich kann man dieselben am Gesteine leicht unter- 
scheiden, da die untern oolithisch, die obern verkieselt, und die 
mittleren verkalkt zu sein pflegen. Wenn uns diese empyrischen 
Kennzeichen verlassen, dann weiss man sich meist nicht sicher 
zu helfen, so viele Namen den Dingen auch gegeben sein 
mögen. 

Im Braunen Jura kommen sie im südwestlichen Deutsch- 
land äusserst selten vor, und die ältesten liegen dann in 
den Eisenoolithen des Ammonites maerocephalus, wie die 
schöne Unterseite tab. 77 fig. 2 von Achdorf an der Wutach 
in Baden zeigt, welche ich schon im Handb. Petref. 1852 tab. 
49 fig. 46 abbilden liess. Die durchbohrten Wärzchen x sind 
daran verhältnissmässig gross, und von einem zierlichen Kranze 
feiner Trabanten umgeben. Der grosse eiförmige After fällt 
entschieden noch innerhalb des Schalenrandes. Wenn man 
dieselben fig. 1 etwas stark mit Säure behandelt, und mit 
Kratzen etwas vorsichtig nachhilft, wie ich das schon im Jura 
1858 tab. 68 fig. 21 nachwies, so kann man alle Poren deut- 
lich darlegen, da die Masse in den Löchern sich schwerer löst, 
als die Schale, und daher dunkel hervorragt. An günstigen 
Stellen bemerkt man auch den Umriss der Asseln: die Asseln 
mit Fühlerporen sind auf der convexen Oberseite alle gleich- 
mässig schmal, unten auf der vertieften Basis stehen die 
Löcher etwas weniger gedrängt, und in Folge dessen werden 
nicht nur einzelne Tafeln etwas breiter, als die andern, sondern 
sie verwachsen auch innen gegen die Naht zu breitern Asseln, 
was uns schon an die Galeriten der Kreide erinnert. Das fünfte 
Genitalloch über dem Afterfelde fehlt. Unter den Macro- 


B. Echinidae reg.-symm.: Galerites depressus. 421 


cephalusschichten im sogenannten Bathonien der Waldhöfe 
bei Waldenburg in Basellandschaft liegen höchst ähnliche in 
grosser Menge, so dass man die Schicht „Marnes & Discoi- 
dees genannt hat, die sich im Schweizer und Französischen 
‚Jura, überall, wo die Oolithe herrschen, wieder findet. Einen 
kleinen aber augenfälligen Unterschied bildet die Lage des 
Afters, der so weitin den Rand hinausrückt, dass er im hintern 
Profil fig. 3 einen deutlichen Ausschnitt bildet. Wir treffen 
das auch im Krakauer Jura bei Balin fig. 4 wieder, wo die 
Körper sich durch auffallende Kleinheit unterscheiden. Die 
Wärzchen auf der Oberseite erkennt das blosse Auge kaum 
noch, doch laufen dazwischen kleine Trabanten (fig. 4. x ver- 
grössert), welche aber entschieden eine Neigung zeigen, sich 
in Querreihen zu stellen. Das wiederholt sich mehr oder we- 
niger bestimmt bei allen depressi, und man hat darin öfter 
ein gutes Kennzeichen, Bruchstücke von Disaster zu unter- 
scheiden. Uebrigens haben die grössern Wärzchen stets eine 
bestimmte Beziehung zu den Fühlerlöchern, zwei Fühlerasselu 
sind auf der Oberseite mit Warzen versehen, und die dritte 
nicht. Bei der Verwitterung fig. 5 scheint dann der After 
nicht selten noch weiter über den Rand hinauf zu greifen. 

In Wilt- und Dorsetshire tab. 77 fig. 6 finden sich in der 
Region des Ammonites Parkinsonii die grössten Exemplare des 
Braunen Jura, die im Cornbrash über 2 Zoll im Durchmesser 
erreichen. Die Engländer (Wright 18. 1) und Franzosen (Cot- 
teau et Triger, Echinid. Dep. Sarthe 1855—69 tab. 14 fig. 5—8) 
rechnen vorzugsweise die grossen hierher, welche trotz ihres 
Umfangs kleinere Wärzchen namentlich auf der Oberseite 
haben, wo sie das blosse Auge oft kaum noch wahrnimmt. 
Auch weichen die Fühlerlöcher durch ihre verschiedene Grösse 
(y vergrössert) etwas ab, indem die äussere Reihe einen ellip- 
tischen Umriss zeigt, worin nach Aussen der Porus liegt. Zu- 
weilen (fig. 7 von der Sarthe) sieht man dazwischen noch helle 


422 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites depressus, 


Bläschen, welche den Schlauchwärzchen entsprechen, die 
aber leicht verloren gehen. Desor (Monogr. Echinod. Gale- 
rites 1842 pag. 65) glaubte dieselben schon bei Jacob de 
Melle (de Echin. Wagrieis. Epistola ad Woodwardum 1718 
tab. 1 fig. 2) zu finden, doch kam er später davon mit Recht 
wohl wieder ab, und gieng blos bis Bruckner 1762 pag. 418, 
wo der Fundort Muttenz bei Basel für die Aechtheit Garantie 
gibt. Namentlich bekam auch Walch (Naturg. Verst. 1768 
II. 1 pag. 180 tab. E. II fig. 6. 7) sein Exemplar daher, das 
von Leske (Additamenta 40. 6) und Bruguidre (Encyeloped. 
meöthod. 152. 7. 8) copirt wurde. Ganz besonders zierlich 
und deutlich erhebt sich bier im Centrum des Scheitels die 
runde punctirte Scheibe der Madreporenplatte (fig. 6. x ver- 
grössert), die bei wohlgebildeten Stücken eine sehr symme- 
trische Gestalt hat. Obwohl der Bau bei verschiedenen Schrift- 
stellern etwas anders aufgefasst ist, so unterliegt es doch keinem 
Zweifel, dass die vordere rechte Genitalplatte sich zur Madre- 
porenplatte erweitert, während die übrigen durch eine Naht 
davon getrennt sind. Die hintere Platte im Afterfelde hat 
kein Genitalloch, und ist in Folge dessen etwas verkümmert, 
was der Entwicklung der hintern beiden Augentafeln zu 
gute kam. 

Goldfuss (Petref. Germ. I. 130 tab. 45 fig. 5) bildet von 
Heidenheim ein verkieseltes Bruchstück ohne Mund und After 
von 0,117 m Durchmesser als Galerites speciosus ab. Agassiz 
(Echin. Suiss. 1839 pag. 93 tab. 6 fig. 16) glaubte denselben 
im „Portlandien des Birsthal“ wieder zu erkennen. Desor 
(Monogr. des Galerit. 1842 pag. 72 tab. 10 fig. 13—15) ver- 
muthete sogar schon den Cidaris angulosa Leske (Addita- 
menta 1778 pag. 29 tab. 42 fig. 1), welchen dieser von Walch 
(Naturg. Verst. 1768 IL. 1 pag. 175 tab. E fig. 1) copirte, 
und der auch aus der Schweiz stammen sollte, darauf be- 
ziehen zu können. Allein später nannte Hr. Desor (Synopsis 


WR SE SET > TE 
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1. 
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B. Echinidae reg.-symm.: Galerites giganteus, Mandelslohi. 423 


1858 pag. 172) jenes von Gressly gefundene Schweizer 
0,097 m grosse Unicum Holeetypus giganteus, bildete es 
in der Echinolog. Suiss. tab. 45 fig. 3 zum dritten Mal ab, 
verlegt es in das Terrain & Chailles und vermuthet dann mit 
Recht, dass das Württembergische Exemplar zum Pygaster 
gehören möchte. Im Terrain ä Chailles sind zwar Depressen 
selten, aber sie kommen doch vor, und bei Druyes Dep. 
\ Yonne sogar sehr gross (corallinus d’Orbign. Prodrome II. 26). 

Holectypus Mandelslehi tab. 77 fig. 8 Desor Monogr. 
des Galer. 1839 pag. 68 tab. I fig. 14—16. Sind auch in 
unserm Weissen Jura Depressen selten, so kommt doch zu- 
weilen auf der Grenze von yö ein Lager vor, worin man 
nach längerm Suchen wohl ein Dutzend Exemplare zusammen 
bringt, wie z. B. an der alten Schweizer Strasse Withoh bei 
Tuttlingen. Nachdem der Name für die Form in den Schwamm- 
schichten mehrere Decennien verbreitet war, suchte Desor 
(Echinolog. Helvetique pag. 267) dafür wieder den Schlot- 
heim’schen orificiatus hervor, der freilich für diesen am wenig- 
sten passt, da der alte Begründer unserer Petrefactenkunde 
Aarau und Amberg citirte, folglich Formen aus dem Braunen 
und obersten Weissen Jura vor sich hatte, aber nicht aus 
mittlerem Weissen. Wesentliche Unterschiede von den ältern 
Formen im Braunen Jura sind zwar nicht da, doch pflegen 
die durchbohrten Wärzchen auf der obern convexen Seite 
etwas deutlicher zu sein, als bei denältern. Tab. 77 fig. 8 
von Tuttlingen gehört schon zu den grossen; wenn man es 
ganz genau nehmen will, so sind die Wärzchen, verglichen 
mit dem Achdorfer fig. 2, im Verhältniss kleiner, auch etwas 
anders gestellt, aber man kann das nur fassen, wenn deut- 
liche Exemplare unmittelbar neben einander liegen. Fig. 10 
von Bopfingen bei Nördlingen hat eine ganz vortrefllich erhal- 
tene Schale, die Wärzchen auf den schmalen Feldern (x vergrös- 
sert) bilden hier sehr bestimmt drei Schiefreihen an den breiten 


u 


424 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites Mandelslohi. 


ad 


Stellen, nach oben, wo dieselben schmal werden, schwindet 
das innere Wärzchen, doch die Assel bleibt. Wir haben dann 
denselben Fall, wie bei den kleinen Exemplaren fig. 9 von 
Tuttlingen, wo überhaupt unten nur zwei Wärzchen in der 
Schiefreihe (x vergrössert) stehen, die oben in eine über- 
gehen, aber zwischen den Einzelwärzchen bleiben immer noch 
zwei warzenlose Asseln. Am Bosler bei Boll kommen im 
Weissen Jura $ ganz kleine Stücke tab. 77 fig. 11 vor, die 
auf breiten wie schmalen Feldern nur je zwei Warzenreihen 
haben. Die Ambulacralfelder sind also ihrer ganzen Länge 
nach gebaut, wie die grössern am Gipfel der Kronen; das 
Gesetz, drei Fühlerasseln auf ein Wärzchen (x), ist aber auch 
hier nicht gestört. Bei allen stehen nun zwischen den durch- 
bohrten Wärzchen kleinere mit der Lupe leicht wahrnehm- 
bare Trabanten (Granulcs miliaires), die zwar stets eine Nei- 
gung zeigen, sich in Querreihen zu gruppiren, worin ich aber 
kein bestimmtes Gesetz zu erkennen vermag. Ich halte es 
daher für gewagt, darauf allein eme Species punctulatus Desor 
Monogr. des Gal£rit. pag. 69 tab. 9 fig. 17—19 zu basiren. 
Wir im südwestlichen Deutschland konımen sogar in Gefahr, 
sie mit den Begleitern Disaster carinatus tab. 77 fig. 12 und 
granulosus tab. 77 fig. 13 zu verwechseln, die beide eben- 
falls klein mit dem kleinen depressus am Bosler lagern. Indess 
liegen hier die Trabanten immer verwirrt (x vergrössert), 
die Oberfläche gleicht einem Sternenbanner, woran man 
selbst die entstelltesten Bruchstücke erkennt. 

Die verkieselten fig. 14. 15 im Weissen Jura e, welche 
>chlotheim aus der Gegend von Amberg (Krummbach, Ger- 
mersdorf) hauptsächlich unter orificiatus begriff, sind meist- 
verdrückte schalenlose Steinkerne. Doch wenn die verkie- 
selte Schale erhalten blieb, so haben auch her die Tra- 
banten die Neigung, sich in Querlinien zu stellen. In der 
Muggendorfer Gegend werden sie ziemlich häufig bei Engel- 


a as MS we aa 
RT 


h) 


B. Echinidae reg.-symm.: Galerites corallinus. 425 


hardsberg, und auf dem Härtfeld bei Ebnat, Oberamts Neres- 
heim, gefunden. - Dagegen sind sie bei Nattheim (Hirschwiese) 
selten, aber sie kommen vor, und wurden auch bei Sirchingen, 
Oberamts Urach, freilich im schlechtesten Zustande, gefun- 
den. Am liebsten würde ich für alle diese den Namen coral- 
Jinus benutzen, wenn sie auch nicht die Grösse der franzö- 
sischen Formen von Druyes pag. 423 erreichen. Im Umriss 
weichen die erhaltenen tab. 77 fig. 14 von Ebnat nicht wesent- 
lich von den ältern ab, nur scheint der Schalenbau etwas 
feiner zu sein, da man auf der Oberseite wie bei den oolithi- 
schen Formen kaum Wärzchen wahrnimmt. Unten der Wulst 
am Munde, welcher gewöhnlich auch noch einen Theil des 
grossen Äfters bedeckt, findet sich immer in solchen Gebirgs- 
lagern, wo Kieselerde im Ueberfluss war. Wenn die Schale 
gut absprang, und der nackte Kern daliegt, wie tab. 77 fig. 15 
von Amberg, so kann man nicht blos den Umriss der Asseln 
erkennen, sondern auch die ziemlich tiefen Eindrücke des 
Mundsaumes, woran sich der Kauapparat befestigte, wie ich 
schon im Flözgeb. Würt. 1843 pag. 472 vermuthete. Zu- 
weilen gelingt es, den innern Mundrand fig. 16 mit Säuren 
blos zu legen. Das seltene Stück stammt aus dem Terrain 
a Chailles von einem Fundorte Winkel südwestlich Basel 
(Dr. Rominger, Neues Jahrb. 1846 pag. 302), wo sie in Ge- 
sellschaft mit Nucleoliten und Disastern sich aus einem gelben 
Kalke vorzüglich herausätzen lassen. Die inneren Leisten 
neben den schmalen Feldern erinnern schon an die Scheide- 
wände des subuculus pag. 414, welche frei in Spitzen endi- 
gen, ohne sich zu einem Ohre zu schliessen. Auf der Innen- 
seite (x vergrössert) sieht man das letzte etwas kleinere Poren- 
paar in Reihenordnung bis an den äussersten Rand verlaufen. 
Die grössern Kerne von Druyes tab. 77 fig. 18 sind in dieser 
Beziehung ganz besonders lehrreich, ihre Poren haben sehr 
deutliche Stäbchen zurückgelassen, deren letzte auf dem äus- 


426 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites hemisphaericus. 


sersten Rande der Einschnürung, zu welcher sich die schmalen 
Felder plötzlich verengen, stehen. Am Halse dieser Ein- 
schnürung gehen die Löcher (Nr. 1) hinab, welche den End- 
spitzen der Ohrenleisten entsprechen. Mit einer feinen Nadel 
kann man sie leicht finden (x vergrössert), ausserhalb des 
Loches liegt das letzte kleine Fühlerpaar, innerhalb das fol- 
gende grössere. Wenn man von den Löchern (Nro. 1) jederseits 
nach aussen geht, so ist noch ein zweites (Nro. 2) da, es musste 
daher die Ohrenleiste zweispitzig endigen. Den breiten Fel- 
dern entspricht endlich noch eine dritte breitere Grube (Nro. 
3), die aber nicht so tief hineinreicht. Wenn man dieses 
alles einmal recht ermittelt hat, so findet man bei unsern 
kleinern Exemplaren ganz die gleiche Bildung wieder. Den 
Apex hat schon Hr. Desor Synopsis tab. 23 fig. 1. a gezeich- 
net: darnach würde die Madreporenplatte im Centrum mehr 
länglich, als rund sein. An verkieselten Stücken lässt sich 
das nur selten verfolgen. Dagegen kommen bei uns aus alten 
Sammlungen verkalkte Exemplare wie es heisst von Heiden- 
heim vor, woran die Schale zwar zerstört, der Stern am Gipfel 
sich aber erhalten hat tab. 77 fig. 17: hier scheint sich auch 
die Madreporenplatte schmal hineinzuziehen, die lochlose hin- 
tere Platte ist etwas kleiner, und in die Winkel des Sternes 
lagern sich die Augenplatten mit halbmondförmigem Umriss 
gleichmässig ein. 

Galerites hemisphaerieus tab. 77 fig. 19—22. Lamarck 
Anim. sans vertebres 1816 III pag. 21 führt diesen Namen 
für einen kleinen Galeriten an, der den Anus im Rande habe 
(ano margini contiguo), und bezieht sich dabei auf Discoides 
subuculus Klein Nat. dispos. Echmod. 1734 tab. 14 fig. 1—o, 
wo die kleine fig. m allerdings einen randstelligen After zu 
haben scheint. Desor (Monogr. Galer. 1542 pag. 71 tab. 8 
fig. 4—7) trug den Namen dann auf die Formen der Oolithe 
mit Ammonites Parkinsonit über, wie sie Deslongehamps in 


B. Echinidae reg.-symm.: Galerites haemisphaericus. 427 


der Normandie entdeckt hatte, und die in England zusammen 
mit dem depressus lagern. Ich habe bei uns im südwestlichen 
Deutschland nur ein einziges Stück bei Gutmadingen ohnweit 
Geisingen an der Donau in Baden gefunden, wo es in den 
Macrocephalusschichten lag, die früher auf den Fürstenbergi- 
schen Eisenhütten verschmolzen wurden. Da dieses Stück 
durch Lager und Form von den tiefern im Oolith etwas ab- 
weicht, so beschrieb ich es im Jura 1858 pag. 512 tab. 68 
fig. 20 unter Galerites apertus, um damit auf die Grösse des 
Afterloches hinzudeuten, welche die englischen und französi- 
schen nicht erreichen. Das mit einem Blicke zu übersehen, 
“habe ich die Gutmadinger fig. 19 neben eine gleich grosse 
fig. 20 von Dorsetshire gestellt, woran bei aller Aehnlichkeit 
Mund und After entschieden kleiner ausfallen. Dennoch hat 
neuerlich Herr Desor (Echinologie Helvetique pag. 262) beide 
ohne weiters mit einander identifieirt, und schon in der Syn- 
opsis pag. 488 darauf hingewiesen, dass Holectypus De- 
vauxianus (Cotteau Etudes sur les Echin. foss. del’Yonne 1849 
pag. 46 tab. 2 fig. 7—9) vom la Tour-du-Pr& bei Avallon mit 
unserm süddeutschen übereinstimme. Doch soll er auch in 
Frankreich (Cotteau et Triger, Echinides du Dep. de la Sarthe 
1855—69 pag. 15) wie bei uns „par la position plus marginale 
de son anus, dont le tiers seulement est visible ä la face 
inferieure‘ etwas abweichen. 

Was im Allgemeinen die Schalenzeichnung anbetrifft, so 
unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der des depressus, 
namentlich kommen auf die Wärzchen der schmalen Felder 
immer je drei Fühlerporenpaare. Dagegen meint man im 
Apex tab. 77 fig. 21 der Exemplare von Dorsetshire kleine 
Verschiedenheiten wahrzunehmen, wie ein vergleichender 
Blick mit fig. 6. x lehrt. Die undurchbohrte Tafel im Afterfelde 
ist hier keineswegs verkümmert, sondern sie hat sich auf 
Kosten der Umgebung vergrössert, und dringt bis zum Cen- 


428 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites umbrella. 


trum vor. Ja sie zerlegt sich sogar zuweilen in zwei getrennte 
Platten. Wright (Brit. foss. Echin. Ool. form. tab. 18 fig. 2. e) 
fasst zwar die Sache etwas anders auf, allein er hat diese 
blinde Platte entschieden zu klein gezeichnet. In fig. 22 aus 
dem Bath Oolite von Cheltenham habe ich in einem ungefähren 
Bilde die Asseln auf der Unterseite zeichnen lassen, man 
sieht deutlich die Ungleichheit der Porenasseln gegen den 
Mundrand hin, aber in der Nähe des Schalenrandes werden 
die Asseln bald gleichmässig schmal, und damit nimmt die 
Zahl der Porenpaare zu. Das Gesetz, dass auf eine Warze 
drei Porenpaare folgen, wird selbst an den unregelmässigsten 
Stellen nicht gestört. ’ 

Die Formen mit randlichem After liegen zwar zwischen 
den andern depressen, sind aber stets etwas seltener. So hat 
sie auch Herr Dr. Laube (Denkschriften Wiener Acad. 1866 
Bd. XXVII tab. 2 fig. 1) unter den zahlreichen kleinen For- 
men von Balin pag. 421 gefunden, woselbst sie sich von den 
übrigen durch Grösse nicht unterscheiden. Am seltensten 
jedoch an allen diesen Orten ist der dritte Begleiter 

Galerites umbrella tab. 77 fig.23—30 Lamarck Anim. 
sans vert&br. 1816 III. 23. Obwohl Lamarck zu seiner sehr 
unvollkommenen Beschreibung den viel häufigern Clipeus 
Plotii Klein Nat. dispos. Echinoderm. 1734 pag. 22 tab. 12 
eitirt, welcher zu den Nucleoliten mit verbundenen Poren ge- 
hört, so könnte man aus der Diagnose „suleis ambulacrorum 
angustis biporosis substriatis“, welche er dem „Galerites pa- 
tella suleis ambulacrorum eleganter striatis* gegenüberstellt, 
allerdings vermuthen, dass eine Form unterschieden werden 
wollte, welche später Agassiz (Mm. Soc. Neuchatel 1835 I 
pag. 185) zum Subgenus Pygaster (ruy4 After, &ornp Stern) 
erhob. Trotz der hohen Afterlage, welche bis zum Apex her- 
anragt, der in Folge dessen gewöhnlich herausfiel, bleiben 
sich alle wesentlichen Kennzeichen gleich. Man könnte daher 


B. Echinidae reg.-symm.: Galerites umbrella. 429 


wohl an die Entwickelung der einen Form aus der andern 
glauben. Der After rückte allmählig vom Gal. depressus 
immer höher hinauf, bis er durch apertus hindurch im um- 
brella den Höhenpunkt seiner Lage erreichte. Nur eigenthüm- 
lich ist es dabei, dass schon im Oolith des braunen Jura an 
den verschiedensten Orten, unter andern auch bei Balin, sie 
neben einander liegen. Anfangs wurde der eigenthümliche 
Name „ombrelle“ (umbrella) auf alle Formen mit grossem 
After und herausgefallenem Apex angewendet. Man kommt 
dabei, namentlich bei verdrückten, in Gefahr der Verwechs- 
lung mit Nucleoliten, doch ist die hintere Furche so breit und 
so wenig eingesenkt, dass sie keinen rechten Ausschlag gibt. 
Auch sind die Poren durchaus unverbunden, und der Mund 
ist so tief geschlitzt, wie bei den depressen; an den ältesten 
sogar noch tiefer. 

Die schönsten und wie es scheint zahlreichsten kommen 
im englischen Peagrit von Gloucestershire mit Ammonites 
Murchisonae vor, die Phillips (Geology of Yorkshire 1829 I 
pag. 104 tab. 3 fig. 17) schon längst unter Clypeus semisul- 
catus abgebildet hat, um damit auf die breite schwache Furche 
im Afterfelde hinzudeuten. Von Cheltenham bekam ich schon 
vor mehr als 30 Jahren von Lord Cole Exemplare, welche 
später Buckmann in Murchison’s Geology of Cheltenham 1845 
pag. 95 als Ulypeus ornatus beschrieb, die auf der Unterseite 
tab. 77T fig. 30 an Grösse und Pracht der Erhaltung nichts zu 
wünschen übrig lassen: das Mundloch bildet daran einen gar 
zierlichen zehnzackigen Stern, die Zacken der Fühlerfelder 
haben eine schwache Mediankerbe und ragen etwas weiter 
hinaus als die der breiten Felder. Die unverbundenen Poren 
' reichen in gerader Linie bis an den Mundrand, ohne sich ir- 
gendwo zu verdoppeln, nur biegen sie am äussersten Ende 
etwas um ihre zugehörige Warze (x vergrössert). Die Warzen 
sind deutlich durchbohrt, allein scheinbar nicht gekerbt, dabei 


430 B. Echinidae reg.-synım.: Galerites semisulcatus. 


stehen sie gegen den Rand hin so gedrängt, dass zwischen den 
seitlich benachbarten nur eine glatte Kante bleibt, die stark 
ins Auge fällt. Nicht blos die grössern sondern auch die 
kleinern sind von einem zierlichen Höfchen umgeben, aber 
eine Neigung der kleinsten, sich in Querreihen zu stellen, ist 
nicht mehr vorhanden. Auf den schmalen Feldern werden 
die Höfchen, namentlich gegen oben, regelmässig von einer 
Nahtlinie (y vergrössert) durchschnitten, woraus die Dreipaar- 
stellung sich durchgehends auf das Sicherste bestätigt. Auf 
der Oberseite, wo die Warzen zerstreuter und kleiner liegen, 
lassen sie dagegen insonders um den Scheitel und After gewöhn- 
lich zu wünschen über, wie das kleinere Exemplar tab. 77 
fig. 29 von Cheltenham zeigt. Doch pflegt die Hinterhälfte 
des Afters in ihren Umrissen stets sicher zu sein, und da die 
Fühlergänge mit ihren Spitzen sich scharf bis zum Lochrande 
des Apex verfolgen lassen, so mochte der Umriss und die 
Grösse des Afterloches nicht wesentlich von dem der depressen 
abweichen. Wollte man die Sache genau nehmen, so würde 
unser Loch mit keinem bei Wright (Brit. foss. Echin. Ool. 
Form. tab. 19 u. 20) übereinstimmen. Wir waren lange ge- 
wohnt, alles das unter umbrella zu verstehen, und jedenfalls 
kann man wohl nicht so apodietisch behaupten, die Lamarck’- 
sche Species sei nicht von Nucleolites Plotii verschieden. Im 
Hofmineralienkabinet von Wien befindet sich auch ein Exem- 
plar von Balin, was Herr Laube wegen zwei zierlicher Warzen- 
reihen auf dem breiten Felde Pygaster decoratus nannte. 
Schreiten wir zu den 

Kieselkalken des Weissen Jura, so habe ich schon längst 
(Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 48) aus dem Lützelthale von 
Solothurn den Umriss eines kleinen Exemplars tab. T7fig.23° 
abgebildet, was sich durch einen besonders kleinen After aus- 
zeichnet, der in seinem hintern eiförmigen Umrisse vortreff- 
lich erhalten ist. Allein die Verkieselung ist derart, dass von 


“ AO 


B. Echinidae reg.-symm.: Galerites semisulcatus, 451 


der Schalenzeichnung sich nicht die Spur erhielt, dieselbe 
sieht vielmehr ganz glatt aus, was an Pyg. laevis Desor 
(Echinol. Helvet. pag. 281 tab. 43 fig. 3) aus dem Sequanien 
vom Graitery im Berner Jura erinnert. Das hintere Paar Füh- 
lergänge reicht mit den Spitzen viel weiter zum Scheitel hin- 
auf, als das bei den ältern fig. 29 der Fall ist. Das finde ich 
bei allen meinen Exemplaren aus den höhern Lagern des 
Weissen Jura. So läuft der kleine tab. 77 fig. 24 aus dem Co- 
rallien von Tonnerre (Yonne) unter dem Namen Pygaster 
Gresslyi Desor Monographie des Galerites pag. 80. Das 
Afterloch ist hier nach oben abgeeckt, wie das Desor (Echi- 
nologie Helv&t. tab. 41 fig. 12) so extrem zeichnet, und erst 
über den Ecken laufen die Spitzen der hintern Fühlergänge 
zum Scheitel. Das Afterloch ist auch im Verhältniss viel 
grösser als bei dem Solothurner, und der Mundkreis hat zwar 
Kerben, aber bei weitem nicht so tiefe als bei Cheltenham. 
Die Warzen sind fast gleichmässig über den ganzen Körper 
vertheilt, und die schmalen Felder haben vier deutliche Reihen, 
deren Köpfe regelmässig von den Asselnähten (fig. 24 x ver- 
grössert) durchschnitten werden. Das warzenreichste Exem- 
plar tab. 77 üg. 26, freilich in verdrücktem Zustande, fand 
ich im Oolith von Schnaitheim an der Brenz, welcher dem 
Nattheimer Korallenkalke & parallel steht. Das grosse After- 
loch bildet hier ein schönes nach oben zugespitztes Oval, 
woran nur die äusserste Spitze einige Verletzung erlitt. Die 
Gipfel der Fühlerporen sind alle erhalten, man sieht auch im 
Öentrum noch deutliche Reste der Madreporenplatte und 
Spuren der Genitallöcher, so dass die Platten des Apex nur 
einen verhältnissmässig kleinen Raum einnehmen konnten. 
Die Menge der Warzen würde am besten mit P. patelliformis 
Agass. Echinod. Suisse tab. 13 fig. 1—3 aus dem Terrain & 
chailles stimmen, aber ganz adäquat sind die Sachen nicht. 
Auf der Unterseite u haben die schmalen Felder anfangs zwei 


432 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites speciosus. 


Warzenreihen, alsbald setzen sich zwei weitere, und am Rande 
nochmals zwei ein, so dass zuletzt sechs vollständige Reihen 
entstehen; zu dieser Zahl bringen es selbst die grössten eng- 
lischen Exemplare aus dem Peagrit kaum. Besonders grosse 
und schönerhaltene Stücke kommen verkalkt im Weissen Jura 
e bei Kehlheim vor, die man gewöhnlich _ 

Galerites speciosus tab. 77T fig. 25 Goldf. Petref. Germ. 
41. 5 nennt. Unser verkieseltes warzenarmes Exemplar 
stammt von Nattheim, und hat nicht blos durch die Verkiese- 
lung sehr gelitten, sondern ist auch auf der Vorderseite nach 
hinten gedrückt, wodurch sein Umriss zwar sehr entstellt 
wurde, doch hat das auf den Umriss des Afters keinen Ein- 
fluss gehabt. Derselbe reicht auch hier fast bis zum Scheitel, 
wo die fünf Spitzen der Fühlergänge deutlich zusammen 
treten, und ist im Verhältniss grösser, als im Peagrit, während 
sein Mund kleiner bleibt, wie man aus den verkieselten Stein- 
kernen von Druyes (Yonne) oft sehen kann. Auf der Ober- 
seite blieben zwar vereinzelte Warzen stehen, allein es sind 
nur stark erhabene Silificationspunkte, denen mit Wahrschein- 
lichkeit eine Warze zu Grunde liegt. Auf der Unterseite « 
sind die Wärzchen deutlicher, aber kleiner, als sie Goldfuss 
zeichnete. Es findet also auch hier keine vollständige Ueber- 
einstimmung statt, jenes Goldfuss’sche Riesenbruchstück von 
0,116 m nimmt vielmehr eine Mitte zwischen diesem und dem 
Schnaitheimer ein, doch kann man die Namengebung nicht 
bis ins Endlose ausspinnen. Desoria Orbignyana Üotteau 
Echin. fossil. de !’Yonne 1855 tab. 23 fig. 9, später Desorella 
und Pseudodesorella genannt, aus dem Coralrag inf. von An- 
dryes dürfte kaum von Pygaster verschieden sein. Auch die 

Kreideformation bis zum spanischen Cenoman hinauf, 
birgt noch einen Pygaster truncatus Desor Monogr. des 
Galerites pag. 82 tab. 11 fig. S—10, welcher von der geraden 
Abstumpfung der Hinterseite seinen Namen bekam. Die 


er 


B. Echinidae reg.-symm.: Anorthopygus. Nucleolites. 433 


Warzen sind allseitig gleich gross und gleich zahlreich, und 
ganz besonders trefflich ist die Darstellung von Cotteau in 
der Paleontol. france. Terr. eret. Pl. 1021, wo namentlich nach 
l.c. fig. 4 die Asselgrenzen auf den schmalen Feldern quer 
das Warzenhöfchen durchschneiden, ganz wie im Jura 
fig. 24. x. Auch wird 1. e. fig. 8 ein vollständiger Apex ge- 
zeichnet, welchen ich tab. 77 fig. 27 copirt habe. Wenn derselbe 
richtig ist, so würde die fünfte undurchbohrte Platte über dem 
After ganz fehlen. Auch Wright Brit. foss. Echin. Ool. Form. 
tab. 20 fig. 2.e gibt von P. umbrella aus dem Coralrag von 
Malton eine ähnliche Darstellung. Am 

Anorthopygus tab. 77 fig. 28, Copie nach Cotteau Paleont. 
france. Terr. cret. tab. 1019 fig. 9, soll diese hintere undurch- 
bohrte Assel ebenfalls fehlen, obgleich der kleine After nicht 
bis dort hinauf reicht. Cotteau trennte das nur in der Kreide 
bekannte Geschlecht ab, welches Grateloup noch zu den Nu- 
cleoliten und Agassiz zum Pygaster stellte (ruy“ After, zvop0ös 
schief). Das Fehlen der undurchbohrten Afterplatte finden 
wir auch beim Nucleolites truncatulus (Pyrina) im Hils und 
andern, obgleich das Afterloch weit vom Apex absteht. Doch 
möchte ich nach solch vereinzelten Kennzeichen nicht grup- 
piren. Wir kommen damit schon in Collision mit dem zweiten 
Hauptgeschlecht der Regulari-symmetricae mit 

2. Nucleolites. 

Der Mund tritt hier entschiedener nach vorn, als bei 
den Galeriten; der After bleibt auf dem Rücken, senkt 
sich aber in eine mehr oder weniger deutliche Furche 
ein; die Fühlergänge sind lanzettförmig, öfter oben mit ver- 
bundenen Poren, die unten aus ihrem einfachen Laufe heraus- 
tretend eine schiefe Dreipaarstellung einnehmen. Die Schale 
gleichmässig mit undurchbohrten Wärzchen bedeckt, die in 
vertieften Höfchen liegend schon Aehnlichkeit mit Ulypea- 
stern haben. Kiefer scheinen nicht vorhanden zu sein. 


Queustedt, Echinod, 28 


434 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites. 


Lamarck (Anim. sans vertebr. 1816 III. 36) setzte sie 
ans Ende der Irregularen hinter Spatangus, mit welchem ihre 
Unsymmetrie allgemeine Aehnlichkeit hat. Als Typus nahm 
er den kleinen Nucl. scutatus, welcher im Oxfordoolith der 
Vaches noires die besten Exemplare massenhaft liefert. Er 
verglich sie daher mit einem Nusskern (nucleus), an welchem 
die Endigung ites andeuten sollte, dass sie nur fossil bekannt 
seien. Mit Recht bezog er sich dabei auf Breynius pag. 17, 
welcher in seinem Schediasma 1732 pag. 62 tab. 6 schon 
unter dem Geschlechtsnamen Echinobrissus englische Exem- 
plare aus dem Calcareous Grit sehr erkenntlich abbildete. 
Luidius (Lithophylacii Britann. Ichnographia 1699 pag. 48) 
nannte sie nach Lister’s (Histor. anım. Angl. 1678 pag. 223 
tab. 7 fig. 26) Abbildung Echinites clunicularis (elunis Hinter- 
backen), Lang (Historia lapidum figurat. 1708 pag. 121 tab. 
35) beschreibt sie als Echinites cordatus vulgaris, Leske (Addi- 
tamenta 1778 pag. 174 tab. 51 fig. 1. 2) gibt eine undeutliche 
Figur, die er auffallender Weise Spatangus depressus nannte, 
daher stammt bei Schlotheim (Petrefactenkunde 1820 p. 313) 
die Benennung Echinites depressus, den aber auch er ganz 
in die Nähe von Echinites helveticus brachte, worunter der 
schon im vorigen Jahrhundert allgemein bekannte Spatangus 
complanatus verstanden wurde. (lipeus sive Clypeus (Schild) 
ist von Klein (Nat. dispos. Echinoderm. 1734 pag. 22 tab. 12) 
entlehnt für die grossen flachen englischen Exemplare, welche 
schon Luidius (Lithophyl. Brit. Ichuogr. 1699 pag. 48 Nro. 
971) als Echinites elypeatus abbildete, und die Lamarck Ga- 
lerites patella nannte. Mehrere Decennien lang hatte bei uns 
in Deutschland der Lamarck’sche Name durchgeschlagen, 
dann aber trat eine Spaltung ein, wie sie nicht gut weiter ge- 
trieben werden kann. Es ist nicht nur fast jede der Lamarck’- 
schen Species zu Geschlechtern erhoben, die nun Echino- 
brissus scutatus, Catopygus columbaria, Pyrina ovulum heissen, 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites patella. 435 


sondern noch viele neue Benennungen wurden hinzugefügt, 
die von Agassiz aufgestellten gespalten und wieder gespalten, 
wie die Namen T'rematopygus, Clypeopygus, Oolopygus, Bo- 
tryopygus, Rhynchopygus etc. etc. beweisen. Die Endigung 
pygus schlägt dabei vor, vielleicht dass mit Hilfe derselben 
das Verwandte durch einen gleichen Nachklang mit der Zeit 
wieder vereinigt werden könnte. Ich mag mich immer nur 
mit Zögern solchen Zersplitterungen fügen, zumal da sie oft- 
mals blos auf den unbedeutendsten Unterschieden beruhen. 

Das Lager der ächten Formen ist die obere Hälfte des 
Jura und die Kreide. Im Tertiär werden sie schon seltener, 
doch wird sogar noch ein in Neuholland lebender Nucleo- 
lites recens Edw. genannt, der genauer betrachtet ohne Zweifel 
seine besonderen Abweichungen von den alten typischen 
Formen haben wird. 

1. Nucleolites patella tab. 77 fig. 31—36. Galerites pa- 
tella Lamarck Anim. sans vertebr. 1816 II pag.23. Bruguiere 
gab in der Encyclop£die method. 1791 tab. 143 fig. 1u.2 die 
erste gut erkennbare Zeichnung, wozu der Name patella 
(Teller) vortreftlich passt. Zwar weiss man jetzt, dass schon 
Klein (Natur. disp. Echinoderm. 1734 pag. 23 tab. XII) ihn 
unter seinem Ulipeus Species I. Plotii gemeint haben müsse, 
doch ist die Zeichnung, welche die Encyclop. m&thod. tab. 142 
fig. 7.3 mit allen ihren Fehlern copirte, kaum zu deuten. Das 
Original befand sich im Dresdener Museum, wo es. Leske Ad- 
ditamenta 1775 pag. 93 sah und unter Ulypeus sinuatus be- 
schrieb. Ausdrücklich wollte er es von dem englischen Polar- 
stone pag. 392 des Plot unterschieden wissen, obwohl der 
Echinites elypeatus sive Burfordiensis Luidius (Lith. Brit. 
Ichnographia 1699 pag. 48 fig. 971) damit nach Grösse und 
Umriss unzweifelhaft stimmte. Daher kam es denn auch, dass 
Lamarck nicht den Galerites patella, sondern den umbrella 
pag. 428 mit diesen Figuren idenüficiren wollte. 


28 * 


436 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites patella. 


Im Allgemeinen haben die flachen Kronen einen stumpf- 
eckigen Umriss, wie das schöne Exemplar tab. 77 fig. 35 
aus dem grossen Oolith von Lahr im Badischen Mittelrhein- 
kreis von der Ober- (0) und Unterseite (uw) zeigt Das ge- 
furchte Hinterende springt etwas vor, und ist auch wohl ein 
wenig ausgeschweift. Der Scheitelpunkt liegt etwa so weit 
nach hinten, wie das Mundloch nach vorn. Die Furche 
im Afterfelde ist schmal und tief, und kann als Normal- 
typus für Nucleoliten überhaupt gelten. Das ovale schief 
hinter dem Apex hinabgehende Afterloch liegt versteckt im 
Hintergrunde, und lässt sich gewöhnlich kaum finden, zumal 
wenn die Ränder der Furchen durch Druck gelitten haben, 
und über die Oeffnung faltenartig übergebogen sind. Die 
breiten Felder endigen am Mundsaume mit einer schwachge- 
schwungenen Lippe, die sich stark nach innen umbiegt, an 
ihrer Aussenseite flach anschwellt, und so fünf. Jache Hügel 
bildet, zwischen welchen ein kurzer schmaler Schlitz den Am- 
bulacralfeldern entspricht. Die etwas schiefe Zeichnung 
fig. 35. U macht das deutlich. Es hält daher meist etwas 
schwer, die Tiefe der Mündung bis zum Rande ganz klar zu 
legen, wodurch wir schon an Clypeaster erinnert werden. 
Damit im Einklange stehen die lanzettförmigen Fühlergänge, 
welche auf dem Scheitel fünf ausgeprägte, aber offene Blätter 
bilden. Bei Pfaffenheim südlich Colmar im Elsass kommen im 
Grossen Oolith verletzte Exemplare in Masse vor, die mit em 
bischen Säure behandelt tab. 77 fig. 34 den Bau vortrefllich 
zeigen: die innern Löcher bilden zarte Punkte, welchen aussen 
Furchen correspondiren, die sich verjüngen und aufhören, 
ehe sie an ihre Punkte hinanreichen, so dass ein ungeritztes 
Feld dazwischen bleibt, welches sich nach oben und unten all- 
mählig verengt. Die Furchen dringen zwar tief in die Schale, 
gehen jedoch nicht durch, sondern hebt man ein Plättchen ab, 
so findet man auf der entgegengesetzten Seite blos ein Loch, 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites patella. 437 


welches dem äussersten dicksten Ende der Furche entspricht. 
Die Furchen dringen unmittelbar über der Asselnaht ein, 
stehen aber an ihrer breitesten Stelle nicht horizontal, sondern 
gehen von innen oben etwas nach aussen unten, müssen daher 
nach oben convergiren, während sonst die Lage der Punkte 
entgegengesetzt ist. Eine zierliche Knotenreihe geht über die 
Höhe der Assel fig. 34. z, wie es Cotteau schon ziemlich gut 
wieder gab,-und jedes dritte Wärzchen zeichnet sich innerhalb 
der kleinen Löcher bestimmt durch Grösse aus. Wir haben 
also immer noch die Zahl drei auszuzeichnen. Unten, wo die 
Blätter sich schliessen, werden die Poren zwar sehr gedrängt 
und klein, lassen aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen über. 
Aber bald treten sie dann auf der flachen Unterseite wieder 
weiter auseinander und nehmen dann näher dem Munde ihren 
entschiedenen Dreipaarlauf an, wie tab. 77 fig. 36 an einem 
gut erhaltenen Exemplar von Lothringen in doppelter Grösse 
darthut. Die Porenasseln werden etwas unregelmässiger, so- 
bald der Dreipaarlauf beginnt, anfangs laufen die Reihen ge- 
streckt schief von innen oben nach aussen unten. Der Gegen- 
lauf von aussen oben nach innen unten längs der Paare wech- 
selt analog gewisser Echinuszu zwei und ein. Dann aber wer- 
den die Dreipaarläufe nicht blos krummer , sondern setzen 
auch weiter nach oben und innen der vorhergehenden Reihe 
ein, wodurch dann auf kurze Zeit ein Dreipaarlauf nach innen 
und aussen entsteht, wie es die Herren Cotteau und Triger 
‘(Echin. Dep. Sarthe 1855—069 tab. 10 fig. 3) darstellen. Aber 
nur zwei bis dreimal, dann werden die Reihen immer krummer, 
und endlich stellen sich die letzten geradezu vertikal. Wenn 
man von diesen Vertikalreihen nach oben sieht, so stehen die 
obern der Dreipaarreihen scheinbar von den beiden andern 
etwas isolirt, und man könnte dann die Sache als eine Ver- 
mehrung von den unigemini zu den trigemini ansehen wollen. 
Die Schale ist mit kleinen undurchbohrten Wärzchen über- 


43 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites patella. 


sät, die am Rande am kleinsten, auf der Unterseite am deut- 
lichsten und grössten sind. Gerade zwischen diesen deutlich- 
sten Warzen werden die Porenpaare am undeutlichsten, man 
hält sie nicht selten für einen einzigen Punkt, und doch sind 
die beiden Löchlein durch ein markirtes Schlauchwärzchen 
bestimmt getrennt fig. 35. y, nicht selten verrathen dann blos 
diese Schlauchwärzchen die bestimmte Reihenstellung der 
Poren. Am schwierigsten ist der 

Genitalapparat (Apex) zu erkennen. Die poröse 
Madreporenplatte im Centrum entgeht dem Auge gewöhnlich 
nicht, doch fiel sie leicht heraus und dann bleibt ein sternför- 
miges Looch fig. 34 in den paarigen Feldern mit je einem 
kleinen Zacken, welche die Genitalplatten einnahmen, während 
hinten ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Afterloche 
bleibt, dessen hintere Grenze sich an einer eiförmigen Run- 
dung erkennen lässt. Zwischen der Madreporenplatte und 
dem Afterloch ziehen sich ig. 32 zwei längliche Platten fort, 
welche den After vom Scheitel abtrennen. Sie scheinen den 
Augenplatten der hintern Ambulaera zu entsprechen. Wright 
(Echinod. Brit. Ool. form. tab. 27 fig. 1. f) bildet zwar zwei 
ähnliche Platten ab, die aber neben sich noch zwei besonders 
abgetrennte Augenplatten haben sollen , während dieselben 
l. e. tab. 33 fig. 4 nicht gezeichnet sind. Tab. 77 fig. 31 aus 
dem Oolith von Pfaffenheim hat über dem Afterloch vorsprin- 
gende Falten, welche zwischen sich nur einen schmalen Schlitz 
offen lassen. Zu den Seiten desselben scheinen sich ebenfalls 
wieder zwei Platten hinabzuziehen, doch machen Risse die 
Asselgrenzen etwas unsicher. Sehr bestimmt ist der Apparat 
in dem kleinen Stück fig. 33 von Pfaffenheim, wo sich zwi- 
schen die beiden länglichen Augenplatten eine verkümmerte 
undurchbohrte Medianplatte (fig. 33. x vergrössert) ‚schiebt. 
An tab. 77 fig. 55. x (vergrössert) von Lahr kommen sogar 
mehrere unregelmässige Plättchen vor, aber ausserdem sieht 


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B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites patella. 439 


man, nachdem sich die langen Augenplatten aneinander ge- 
lagert haben, unten über dem After a noch ein kleines Me- 
dianplättchen, das eigentlich der fünften undurchbohrten 
Platte entsprechen würde. Ich glaube nicht, dass alle diese 
kleinen Verschiedenheiten wesentliche Unterschiede bedingen, 
es bestätigt blos eine gewisse Freiheit der Bildung solch un- 
wesentlicher Organe. Soll ich noch ein Wort über die 
Varietäten sagen, so kommen in England die grössten 
vor, denn Clypeus Plotii Wright 1. ce. tab. 28 liefert Exem- 
plare von 0,11 m, welche die ähnlichen bei Klein und Luidius 
noch übertreffen, auch Cl. Boblayei Cott. Echin. Dep. Sarthe 
tab. 11 fig. 5 gehört zu den grossen. Die grössten von Pfaf- 
feııheim erreichen kaum 0,085 m. Der eigentliche patella 
bleibt entschieden noch klemer, wie die unsrigen und die Ab- 
bildungen von Desor Echin. Helvät. tab. 41 zeigen. Nucleolites 
Michelini W right 1. ce. tab. 30 fig. 20 dürfte diesen noch am 
nächsten kommen. Cl]. altus Wright 1. c. 27. 1 soll mit Cl. 
Davoustianus der Sarthe stimmen, doch malte Cotteau (Ech. 
Dep. Sarthe tab. 12) einen sehr kleinen Mund und ein tief 
nach unten gerücktes Afterloch. Freilich ist in dieser Bezie- 
hung sehr leicht Irrthum möglich, da das Reinigen der After- 
furche gewöhnlich seine Schwierigkeit hat, und gerade hin- 
ter dem Afterloche das Gebirge ganz besonders fest zu kleben 
pflegt. Cl. Muelleri Wright 1. c. tab. 33 aus dem Great 
Oolite von Cirencester scheint, was den Apex anbetrifft, mit 
fig. 32 zu stimmen. Wahrscheinlich sind diese mit unserm Ba- 
dischen vollständig gleich. Cl. Rathieri Cotteau et Triger 
Ech. Dep. Sarthe tab. 10 fig. 4—6 würde ich blos für eine 
länglicheVarietät halten. Jedenfalls gehören alle diese zu der 
grossen Species, und es kommt dabei nur darauf an nachzu- 
weisen, dass das Afterloch unmittelbar hinter den Scheitel- 
platten seinen Eingang habe. Das ist nun beim Clypeus 
Agassizi Wright ]. ce. tab. 31 und 32 aus dem Inferior Oolite 


A440 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites elunicularis. 


von Brigforte im Lager des Ammonites Parkinsonii nach der 
Darstellung Wright’s entschieden nicht mehr der Fall, obwohl 
er 0,1 m überschreitend noch zu den grössten gehört. Der 
Afterlage nach müsste er sich an Nucleolites Hugii anschliessen. 
Nach den Bildern von Cotteau und Triger (Echin. Dep. 
Sarthe tab. 3 fig. 1, tab. 9 fig. 9, tab. 10 fig. 1—-3) würde 
man das weniger vermuthen, abgesehen von der schon er- 
wähnten fehlerhaften Porenzeichnung 1. e. tab. 10 fig. 3. Ob 
die Körper ein wenig höher oder breiter, geschwungener 
oder einförmiger, stärker oder schwächer gewarzt ete. sind, 
kann man mit Fug und Recht lediglich als Entwicklungs- 
formen ansehen, die alle genau zu beschreiben nicht blos er- 
müdend, sondern für den Fortschritt der Sache auch wenig 
fruchtbringend sein wird. So lange die Darstellungen und 
Bestimmungen in den Oardinalpunkten fehlen, sind wir noch 
weit von der Beurtheilung sicherer Abgrenzungen entfernt. 
2.Nucleolites elunienlaris tab. 77 ig.37—89. Schon 
Phillips (Geol. ot Yorkshire 1829 tab. 7 fig. 2) suchte den 
alten Namen von Echinites clunicularis Luidius Lithophyl. 
Brit. Ichnogr. 1699 pag. 48 wieder hervor, der sich auf Lister's 
Histor. anim. angl. 1678 pag. 223 tab. T fig. 26 bezieht, die 
wahrscheinlich den häufigen Nucl. scutatus-zum Vorbilde hatte. 
Breynius (Schediasma de Echinis 1732 tab. 6) bildete eben- 
falls zwei Species aus England ab, wovon die kleinere Rchino- 
brissus planior fig. 1. 2 wieder dem jüngern scutatus, die 
grössere Ech. elatior fig. 3 unserem ältern angehören könnte. 
Obgleich bei diesen alten Schriftstellern sich kaum etwas 
Sicheres noch feststellen lässt, zumal da dieselben mit ihren 
Species einen viel weitern Begriff verbanden, so kann man 
sich doch den passenden Namen gefallen lassen für kleine 
Formen, deren Afterloch gerade so nahe dem Apex lagert, 
als bei dem grossen patella, dessen stetige Begleiter sie sind. 
Ja die Verwandtschaft geht so weit, dass ich sie gern für 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites elunieularis. 441 


junge Exemplare hielte, wenn nicht das robuste Wesen und 
der längliche Habitus für andere erwachsene Geschöpfe 
sprächen. Um so mehr fällt es auf, dass von den Schrift- 
stellern, diese kleinen zum Ecehinobrissus, jene grossen zum 
Clypeus gestellt werden. Bleiben wir bei den Individuen 
stehen, so lagerte die verdrückte fig. 33 zusammen mit der 
grossen patella fig. 35 im Grossoolithe zwischen Burgheim 
und Heiligenzell bei Lahr. Obgleich verdrückt, so sind doch 
alle Zeichnungen vortrefllich erhalten. Der eiförmige After 
lässt sich nach seinem hintern Umrisse im Versteck der ge- 
quetschten Furche noclı sicher erkennen. Die Schlitze der 
äussern Löcher (fig. 38. & vergrössert) sind zwar kurz, aber 
doch bestimmt vorhanden, namentlich wenn sie nicht durch 
Verwitterung gelitten haben. Ein bischen mehr oder weniger 
in dieser Beziehung kann unmöglich zu geschlechtlichen 
Trennungen berechtigen. Der Mund mit seinen fünf breiten 
Lippen fig.39 stimmt ganz mit dem der grossen, blos die An- 
schwellungen an den Enden der breiten Felder sind etwas 
schwächer, dagegen stimmt das wesentliche Merkmal des 
Porenlaufs vollständig, wie tab. 77 fig. 592 (vergrössert) klar 
macht; nur dass das Feld am Mundrande nicht sechs, 
sondern nur vier Reihen hat, weil wegen des beschränkteren 
Raumes die unteren Dreipaarläufer sich stärker krümmen 
müssen. Gar gern fallen die Platten des Apex aus, aber ge- 
rade solche Stücke zeigen die genaueste Verwandtschaft, 
wie ein Vergleich mit fig. 34 beweist. Die Armuth an Echi- 
niden in unsern schwäbischen mehr schlammigen Lagern bringt 
es mit sich, dass wir von allen diesen in den kalkigen Oolithen 
massenweis vorkommenden Dingen so wenig aufweisen 
können. Ich selbst fand nur das einzige Exemplar tab. 77 
fig. 37 in den jüngern Eisenoolithen vom Hohenkarpfen bei 
Spaichingen, wo es der Region des Braunen Jura $ oder untern 


g angehört. Schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 50 führte 


442 DB. Echinidae reg.-symm.: Nueleolites elunicularis, scutatus, 


ich es unter Nucleolites scutatus auf, und schloss mich in der 
2. Auflage 1866 pag. 696 der Benennung clunicularis an, 
denn wie der Rest des Apex fig. 37. x vergrössert zeigt, so 
ziehen sich, wie bei patella, zwischen After und Madreporen- 
platte zwei rauhe gekörnte längliche Plättchen hinab, die auch 
hier scheinbar die Augenplatten vertreten. Ein ganz kleines 
Plättchen zwischen ihnen und der Madreporenplatte könnte man 
für die verkümmerte undurchbohrte Genitalplatte halten. Es 
sind hier auch die schönen Zeichnungen von elunicularis bei 
Wright Echinod. Brit. Ool. form. tab. 24 fig. 1. g und orbi- 
eularis Desor Echinol. Helvet. tab. 49 fig. 2. b zu vergleichen. 
Das Wesen der Unterscheidung beruht da immer auf den 
zwei länglichen Augenplatten. Die Herren Cotteau et Triger 
Echin. D£p. Sarthe tab. 9 fig. S fassen dagegen den orbieu- 
laris wieder anders auf; ja Wright]. c. tab. 25 fig. 2. d malt 
hinten eine ganze Menge Nebenplatten. Will man es streng 
nehmen, so sind freilich kleine Verschiedenheiten da: so ragt 
das Atterloch bei unsern Württembergischen etwas weiter 
nach hinten, als bei dem Badischen, der auffallend schiefer 
nach oben steht, doch weist man das besser in den Kreis der 
Spielarten. Auffallen muss es jedenfalls, dass alles, was 
Wright von Namen kleiner Formen ays dem Braunen Jura 
anführt, dieses weit nach oben gerückte Afterloch hat. 

3. Nucleolites seutatus tab. 78 fig. 1—13 Lmek. Anim. 
sans vert£bres 1816 III. 36 nahm ihn als Typus des Ge- 
schlechtes, und folgte in seiner Beschreibung den drei Figuren 
des Echinobrissus von Breynius (Sched. 1732 tab. 6). Daher 
wurde denn von Gray (Ann. of Philosophy 1825, X. 429) der 
ältere Name wieder eingesetzt, was gerade nicht nöthig ge- 
wesen wäre. Da er zu den kleinen Formen gehört, die im 
obern Weissen Jura stellenweis massenhaft vorkommen, aber 
vom clunicularis schwer zu unterscheiden sind, so pflegt man 


die Abbildungen der ältern Schriftsteller gewöhnlich hierhin 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites seutatus. 443 


zu stellen, so den Echinites cordatus quinis radıiis Lang (histor. 
lap. fig. 1708 pag. 121 tab. 35. fig. 1.2 oben rechts), welcher 
wohl zu unterscheiden ist von Ech. cord. quaternis radiis, wel- 
cher sich nach seinem Fundorte Neuenburg als Spatangus com- 
planatus zu erkennen gibt, und bereits bei Scheuchzer (Speei- 
men Lithographiae Helvetiae 1702 pag. 61 fig. 84) ziemlich gut 
als Brissoides bullatus beschrieben wird. Daher nannte ihn 
noch Leske pag. 434 irrthümlich Spatangus depressus, und 
verwechselte beide miteinander. \Vesentlich sind die Unter- 
schiede vom clunieularis nicht, daher habe ich früher, wie 
Bronn in der Lethaea, beide nicht trennen mögen. Postice 
latior hinten breiter,-sagte Lamarck, wie es Lister pag. 440 
schon so markirt hervorhob, und unser Bild tab. 75 fig. 1 
aus dem Korallenoolith des Weissen Jura am Mönkeberge 
bei Hannover von der Unterseite so treftlich zeigt. Die After- 
furche ist breiter, und daher das Afterloch weniger versteckt. 
Die fünfseitige Mündung erscheint zwar mehr symmetrisch 
als regulär, doch sind noch Lippen, wenn auch nur schwach 
vorhanden. Der Grösse gemäss endigt der Porenlauf um den 
Mund wie bei elunicularis, von den vier Reihen reichen die 
zwei innern näher an den Rand, als die zwei äussern, wie man 
las an den Vaches noires selbst noch an den kleinsten Exem- 
plaren fig. 3. ermitteln kann. Freilich gehören zur Darlegung 
immerhin einige kleine Kunstgrifle, doch wundere ich mich 
dass bei der Masse des Materials keiner eine treue Darstellung 
versucht hat. Am besten ist die Vierreihigkeit noch bei Gold- 
fuss (Petref. Germ, tab. 43 fig. 6. b) erkennbar, nur gehört 
zu jedem Paare eine besondere Assel. Im blattförmigen Theile 
der Ambulacra sind die Schlitze der äussern Poren zwar kurz, 
aber vorhanden, und dazwischen ziehen sich dann dieselben 
zierlichen Knoten fort, wie sie längst vom patella dargestellt 
sınd. Wenn die Schalen so trefflich erhalten blieben, wie im 
Coralrag von Malton (Yorkshire) tab. 78 fig. 7 (stark ver- 


444 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites elongatus, 


grössert), so lässt sich das Merkmal gar nicht übersehen. Im 
Apex die Asseln zu unterscheiden, hat zwar seine grossen 
Schwierigkeiten, aber die vier im Trapez gestellten Genital- 
löcher mit der Madreporenplatte dazwischen lassen sich mit 
ein wenig Säure leicht sichtbar machen. Das Hauptkriterium 
zur Unterscheidung vom clunieularis liegt in der Entfernung 
des Afters vom Scheitel. Leider lässt aber gerade dieses 
Kennzeichen uns öfter im Stich: so ist z. B. bei dem kleinen 
fig. 3 von den Vaches noires trotz aller sonstigen typischen 
Verwandtschaft der After so nahe dem Scheitel, dass man ihn 
noch für elunieularis halten könnte, während bei dem grössern 
fig. 6 von dort deutlich die Schalenzeichnung (x vergrössert) 
zwischen Afterfurche und Apex sich breit hindurch zieht. Das 
nimmt der Sicherheit im Bestimmen viel von ihrem Werthe. 
Als typische Form kann man tab. 78 fig. 2 aus dem Terrain 
ä Chailles in den Ardennen ansehen. Dagegen ist fig. 6 von 
den Vaches noires schon ein wenig zu rund, aber die After- 
furche noch breit. Neben fig. S gestellt erkennt man auf den 
ersten Blick die kleine Verschiedenheit, die Afterfurche ist 
schmaler und weiter vom Scheitel gerückt. Schmaler ist da- 
gegen wieder die Normännische fig. 5, die dann ihr Extrem 
in fig. 4 findet, welche auch aus der Normandie stamnıt, und 
etwa mit elongatus Desor Synopsis pag. 265 übereinstimmen 
dürfte. Den Verlauf der Poren habe ich hier bei x doppelt 
vergrössert genau darstellen können: die innern Reihen sind 
etwa zu sechs, die äussern setzen scheinbar gerade fort, aber 
schärfer ins Auge gefasst verrathen sie doch überall noch ihren 
Dreipaarlauf. Leider bin ich über den Fundort nicht ganz 
sicher, ich habe das Stück nur dort an der Meeresküste ge- 
kauft. Die übrigen aber halte ich alle für eine Species. Wenn 
die Franzosen selbst die Abbildung bei Goldfuss nicht zu den 
ächten stellen,. sondern N. Goldfussii nennen, so bleibt im 
Grunde keine Bestimmung mehr möglich, denn dann ist 


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B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites scutatus. 445 


seutatus Cott. Trig. Sarthe tab. 23 fig. 3—5, die etwa mit 
unserer fig. 5 stimmt, verschieden von scutatus W right Brit. 
Ool. Echin. tab. 26 fig. 2, verschieden von scutatus Desor 
Echinol. Helvet. tab. 49 fig. 5—10; von Lamarck und an- 
dern gar nicht zu reden. Kurz wir haben Varietäten, ja Indi- 
viduen statt Species, die natürlich auf das bunteste in einan- 
der übergehen. 

Wie schwierig es oft wird, zwischen eluniceularis und scu- 
tatus zu unterscheiden, namentlich bei kleinen Individuen, 
mögen die Bilder tab. 75 fig. 9 aus dem Oolith von Ranville 
und tab. 78 fig. 10 von der Sarthe beweisen. Besonders wich- 
tig ist die Seitenansicht, welche bei scutatus fig. 9 flacher bleibt 
als bei elunicularis fig. 10, denn dafür muss ich letztern wegen 
seines Apex (x vergrössert) halten, da nur zwei längliche 
Augenplatten den After a vom Gipfel trennen. Andererseits 
kommt der flache bei Ranville schon im Braunen Jura vor, 
liegt also tiefer als der ächte scutatus der Normandie. Das 
führt wieder zu neuen Zweifeln. 

In unserm schwäbischen Jura gehören derartige Erfunde 
zu den grössten Seltenheiten. Schon im Jura tab. 90 fig. 26 

. habe ich das verdrückte Stück aus dem Oolith des Weissen 
Jura von Schnaitheim bei Heidenheim an der Brenz als N. 
scutatus Suevicus tab. 78 fig. 11 abgebildet. Der Rand ist 
stark verdrückt und theilweis sogar umgestülpt, der After- 
durch zwei Längsreihen mit 7 Platten vom Scheitel getrennt. 
Augenplatten sehr klein, die hintern paarigen Eiertafeln gehen 
in der Medianlinie zusammen (x vergrössert), so dass die un- 
paarige undurchbohrie Platte hinten gänzlich fehlt, und die 
Asseln des Afterfeldes bis an die hinteren Genitalplatten heran 
rücken. Sonst bewegen sich alle Kennzeichen in typischer 
Aehnlichkeit, namentlich sind auch die Querreihen feiner 
Knötchen zwischen den Fühlerporen vorhanden. Die kleine 
fig. 12 ebenfalls aus den Oolithen von Schnaitheim zeigt 


446 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites Suevicus, planatus. 


auf der Hinterseite einen ziemlich markirten Ausschnitt, das 
Stück ist aber wie geschunden, indem von der Schalenzeich- 
nung nichts zurück blieb, bloseine dünneKalkspathlage über- 
zieht den Kern, worin man aber die Fühlerporen noch erkennt, 
welche sich am Mundsaume in vier Reihen zerschlagen. Et- 
was grösser aber ähnlich geschunden ist fig. 13 von dort, die 
hinten wieder weniger Ausschnitt hat, der After ist blos durch 
sechs Platten vom Scheitel getrennt (x vergrössert), denn 
obwohl der Apex schlecht erhalten ist, so zeichnen sich doch 
die beiden obersten Tafeln des Afterfeldes durch Grösse und 
Deutlichkeit aus. Ich stelle trotz der kleinen Unterschiede 
alle zum scutatus Suevicus. An der Stafelegg bei Aarau 
kommt im Braunen Jura = eine längliche Form tab. 78 fig. 
14 vor, deren Bestimmung mir viel Schwierigkeit macht. Sie 
erinnert zwar an Nucl. gracilis Ag. Echin. Suiss. tab. 7 fig. 
10 und Desor Echinol. Helvet. tab. 49 fig. 7, allein derselbe 
gehört dem Portlandien, während ich mein Exemplar schon 
vor langen Jahren im ausgezeichnetsten Eisenoolith fand. Der 
Scheitel tritt auffallend weit nach vorn nnd steht daher genau 
über dem Mundloch, und von hier fällt die Schale allmählig 
zum Hinterrande ab. Alle wesentlichen Merkmale stimmen 
mit scutatus, bis auf die feinen Knötchen, welche sich gar 
zierlich zwischen den Fühlerporen (y vergrössert) quer hin- 
durchziehen. Aber über dem Loche senkt sich eine tiefe Furche 
hinab. Man meint darin blos zwei schmale Platten (x ver- 
grössert) zu schen, neben welchen sich die Asseln des After- 
feldes hinauf bis zum Apex erstrecken, und müsste dadurch 
auf elunieularis schliessen. Allein die Beobachtung lässt sich 
an diesem einzigen Exemplar nur unsicher anstellen. Unter 
den deutschen vergleiche ich gern Nucl. planatus Römer 
Verst. Nordd. Ool. tab. 13 fig. 1, doch stammt derselbe aus 
dem Coralrag. Auf dem andern Extrem steht eine ver- 
kieselte Form tab. 73 fig. 15. welche ich aus dem Terrain & 


Br! 
[4 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites dimidiatus, Hugi. 447 


Chailles im Schweizer Jura schon vor vielen Jahren ge- 
sammelt, und im Handb. Petref. 1852 tab. 50 fig. 5 unter 
dem Namen Nucleolites dimidiatus Phillips Geol. Yorksh. 
tab. 3 fig. 16 abgebildet habe. Der eiförmige After liegt 
hinten schon so abschüssig und so wenig von einer Furche ge- 
schützt, dass man kaum noch an scutatus denken wird. In- 
dessen weicht der fünfseitige Mund mit den Fühlerporen (« 
vergrössert) kaum von jener Figur ab. Es sind das Ent- 
wicklungsformen, die uns in Verlegenheit setzen. Schon die 
Alten sahen solche Dinge lediglich für Spielarten an. Lokal 
erkennt man sie bestimmt wieder: sie lagen bei Winkel pag. 
425 in der Schweiz mit Galerites depressus zusammen in 
einem gelben Kalke, welcher in Säure auffallend schnell eine 
Gallerte gibt, in welcher das Mikroskop zahllose feine Kiesel- 
nadeln zeigt fig. 15 y (vergrössert), die im obern Jura von 
allgemeiner Verbreitung sind, aber wohl nieht den Echino- 
dermen, sondern den Schwämmen angehören. 

4. Nuceleolites Hugi tab. 78 fig. 16—19. Agassiz Echi- 
nod. Suiss. 1839 pag. 37 tab. 10 fig. 2—4 aus dem obern 
Braunen Jura der Schweiz, wo er massenhaft vorkommt. 
Wird auffallender Weise zum Clipeus gestellt, obwohl er 
alle Kennzeichen des Nucleolites im engsten Sinne hat. Denn 
der eiföürmige nach hinten zugespitzte After liegt in einer 
ausgezeichneten Furche, weit vom Scheitel weg, steht steil, 
so dass man von oben her nur einen kleinen Theil sieht. Die 
Blumenform der Fühlergänge tritt stark hervor, doch lassen 
sich die Poren in ihrem ununterbrochenen Laufe bis zum Mund- 
saume leicht verfolgen, und weichen da in nichts von den 
andern ab, wie das vergrösserte Bild fig. 17. x zeigt. Im 
Gegentheil ist es merkwürdig, dass die Löcher bis auf die 
Zahl stimmen, die innern der vier Reihen zählen sieben Paare 
übereinander. Blos am aller äussersten Rande wird die Ent- 
zifferung gewöhnlich schwer, allein mit gutem Material liesse 


448 B. Echinidae reg.-symm.: Nucleolites Hugi. 


sich das alles überwinden. Auf der Unterseite fig. 18 liegt 
der fünfeckige Mund mit flachen Lippen in einer Einsenkung, 
um welche am Rande die breiten Felder etwas empor- 
schwellen, so dass die Fläche fünffach geschwungen erscheint. 
Die Warzen sind klein und undeutlich, treten aber dem Ge- 
setze gemäss auf der untern Seite immerhin klarer hervor, 
als auf der oberen. Der Erhaltungszustand ist gewöhnlich so, 
dass man bei den besten Exemplaren oft Mühe hat, auf der 
Oberseite mit blossem Auge überhaupt etwas von der Zeich- 
nung zu erkennen. In Beziehung auf Grösse des Mundes 
und Afters sammt der Furche kommen freilich eine Menge 
Entwickelungsstufen vor: in fig. 17 ıst der Mund m entschie- 
den im Verhältniss kleiner als in fig. 18; das kleinere Exem- 
plar fig. 16 hat eine viel breitere Furche als das grössere fig. 
17; am breitesten ist die Furche am kleinsten Stück fig. 19, 
dabei schwingt sich das Hinterende noch ganz absonderlich 
tief hinab. Aber trotz solcher handgreiflicher Unterschiede 
möchte man die Dinge doch nicht durch besondere Species- 
namen trennen. 

(lypeopygus nannte d’Orbigny (Paleontol. frane. Terr. 
eret. VI. 418) einige Nucleoliten der Kreideformation, und 
nahm die flachen Scheiben des Clypeus Paultrei aus dem Neo- 
com von St. Sauveur (Yonne) als Typus, der allerdings in vie- 
ler Beziehung dem Nucl. patella gleicht, nur dass der After 
weiter nach dem Hinterrande gerückt ist, und die Porenblume, 
wenn man den Abbildungen trauen darf, nicht sechs, sondern 
vierreibig ist. Der Name wurde von Desor (Synopsis 273) 
sofort aufgegriffen und auf Hugi übertragen. Später (Echinol. 
Helv£t. pag. 334) wurde er zwar wieder zum Ulypeus zurück- 
versetzt, was, wie wir sahen eben so wenig richtig ist. 

5. Nucleolites exeisus tab. 75 fig. 20 nannte ich im 
Hdb. Petref. 1852 tab. 50 fig. 3 eine mittelgrosse Krone aus 
dem obern Braunen Jura vom Hummel bei Waldenburg in 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Nucl. exeisus. 449 


Baselland. Später meinte Desor (Synopsis 192), er stimme 
mit Hyboelypus gibberulus Agass. Echin. Suiss. pag. 75 tab. 
12 fig. 10—12 aus Braunem Jura unbekannten Fundortes. 
Nach der gänzlich verschiedenen Darstellung des Afters und 
Mundes hätte ich das nicht erwartet. Doch haben beide den 
markirten Buckel (080), welcher sich vom Scheitel nach dem 
ausgeschweiften Vorderrande zieht. Der eiförmige After 
steht senkrecht am Ende einer breiten Furche, so dass man 
von oben nur den alleräussersten Hinterrand desselben zu Ge- 
sicht bekommt. Mund längsoval, und nicht eckig. Die 
Fühlerporen bilden keine Blätter, die zarten Punkte biegen 
sich kaum lanzettförmig ein, vermehren sich aber unten um 
den Mundrand zu sechs Reihen, was an Nucleol. patella er- 
innert, während die Poren sammt dem Munde auf Disaster 
deuten.‘ Leider ist der Apex an meinem einzigen Exemplare 
schlecht erhalten, doch sieht man deutlich, wie die Spitzen 
der hintern paarigen Fühlergänge noch in den Rand der 
Atterfurche einbiegen. Am besten stimmt noch die Abbil- 
dung bei Wright Brit. Ool. Echinod. tab. 21 fig. 2, welcher 
den Apex länglich zeichnet. Zur Vergleichung setze ich tab. 
78 fig. 21 ein Exemplar aus dem Oxfordien inferieur von 
Mamers in der Sarthe bei, welches olıne Zweifel mit der 
Abbildung bei Cotteau und Triger (Echin. Dep. Sarthe tab. 
8 fig. 1-3) gemeint ist. Die fünfbuckelige Unterseite hat 
zwar Aehnlichkeit mit Hugi, aber das Mundloch ist schön 
eiföürmig, ohne die Spur einer Fünfseitigkeit, trotzdem dass 
es bei Cotteau heisst „irregulierement pentagonal“. Kurz 
ehe die Poren den Mundsaum erreichen, nehmen sie etwa 
drei- bis viermal den markirten Dreipaarlauf an (x ver- 
grössert), der sie auf einen kurzen Lauf zu trigemini stem- 
pelt. Von oben geschen verschwindet auch hier das After- 
loch unter dem Dache des Apex, während Cotteau und Tri- 
ger ein schmales langes Ei zeichnen; auch kehren sich die 


Quenstedt, Echinod. 5. Lief. Februar 1874. 29 


450 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. exeisus, decollatus. 


Gipfel der hintern Fühlergänge keineswegs nach oben, son- 
dern biegen bestimmt krumm in den Rand der Afterfurche 
ein. Trotz aller dieser Aehnlichkeit ist das französische 
Exemplar länger, höher, kräftiger, als das Schweizer. Der 
Apex ist länglich, was an Disaster erinnert, auch stellen sich 
vor den hintern durchbohrten Genitalplatten schon Zwischen- 
tafeln ein (y vergrössert), wie das auch Wright am Hybo- 
clypus ovalis Brit. foss. Echin. Ool. Form. tab. 22 fig. 1. e 
erkannte. 

Die sichere Stellung solcher Species macht ausseror- 
dentliche Schwierigkeiten. Es sind sogenannte Sammeltypen, 
die hier zwischen Galeriten und Disastern gelegen, bald von» 
den einen bald von den andern Merkmale aufnehmen. Mit 
Sorgfalt muss man einzelne Normaltypen herauswählen, aber 
dann unbekümmert um kleine Abweichungen in Form und 
Lager ihre Entwickelung allseitig zu verfolgen suchen. Der 
Meister zeigt sich dabei nicht im Namen, sondern in der 
treuen Darstellung vor allem der wesentlichen Merkmale. Und 
da bleibt noch viel zu wünschen übrig. Als eine Entwicke- 
lungsform vom genannten excisus könnte man den 

6. Nucleolites decollatus tab. 75 fig. 22 Hdb. Petref. 
1852 tab. 50 fig. 6 ansehen, der aus Braunem Jura ß von 
Lauffen bei Balingen, und zwar aus dem Lager des Am- 
monites Sowerbyi zu stammen scheint. Das einzige Exem- 
plar verdankte ich seiner Zeit Hrn. Dr. Fraas. Er wäre 
dann der Vorläufer von allen genannten. Der Buckel am 
Vorderrande ist hier gänzlich verschwunden, der Apex her- 
ausgefallen, da nicht blos die Spitzen der drei vordern Füh- 
lergänge, sondern auch die Asseln der vier paarigen Felder 
hart an das kreisförmige Gipfelloch herangehen. Nur die 
hintern Fühlerpaare greifen ganz wie beim exeisus schief 
an die Furchenränder hinum. Auch der After musste ohne 
Zweifel steil stehen, natürlich kann bei den herausgefallenen 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. decollatus, Marcou. 451 


Scheitelplatten nur dessen Hinterrand erhalten sein. Obwohl 
es sehr schwer hält, in der Tiefe der Furche ihn sicher blos 
zu legen, so scheint er doch hinten sich zuzuspitzen und nicht 
weit in der Furche hinabzureichen. Auch die Furche mit 
ihren parallelen Wänden, namentlich um die Scheitelgegend, 
ist sehr charakteristisch. Leider ist das Exemplar auf der 
Unterseite verdrückt, allein der verhältnissmässig grosse rund- 
liche Mund m lässt sich noch ziemlich gut erkennen, und so- 
bald die zarten unverbundenen Poren dem Mundsaume näher 
kommen, machen sie acht- bis neunmal einen schiefen Drei- 
paarlauf von oben innen nach unten aussen (x vergrössert). 
Desor (Synopsis pag. 193) stellte dieses seltene Exemplar zu 
seinem Hyboclypus Marcou, von dem freilich erst in der Echi- 
nologie Helvetique 1868—72 pag. 294 tab. 47 fig. 2 die 
erste Zeichnung erschien, und der daher für die Wissenschaft 
eigentlich nicht da war, so viel man davon auch sprach. 
Aber selbst dieses Bild genügt noch nicht, denn der Mund 
wird viel kleiner gezeichnet, die Lage des Afters sieht man 
nicht, und wenn es heisst „Zones poriferes se continuant re&- 
gulierement depuis le sommet jusqu’ au peristome* so wi- 
derspricht das unserm schwäbischen. Nun heisst es zwar 
„pres du peristome ils se multeplient un peu et: semblent 
former un phyllode rudimentaire“, aber das stimmt ebenfalls 
nicht genau. Auch das Lager „Cluse d’Ensingen pres Bal- 
stal (Soleure), Etage bajocien“ ist in der Schweiz ein anderes. 
Uebrigens fängt Desor selbst an, an seiner frühern Ansicht 
zu zweifeln, wenn er sagt „nous ne sommes pas absolument 
certains*. Wright meinte darin ein junges Exemplar von 
Hyboclypus agariciformis Ann. and Mag. Natur. hist. 2 ser. 
tom 9 pag. 99 aus dem Inferior Oolite zu erkennen, wo er im 
„Pea Grit“ häufig liegt. Aber schon der Mund und After 
widersprachen dem, wie ein fiüchtiger Blick auf die Zeich- 
nung in dem Brit. Foss. Echind. Ool. Form. tab. 21 fig. 1 
29* 


452 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. Schuleri. 


beweist. Dieser gehört vielmehr zur Gruppe der grossen 
Nucl. patella, aber mit viel kleinerem Munde. Deshalb er- 
hob ihn Cotteau, (Bullet. Soc. g&ol. France 1856 Bd. 13 pag. 
646) zu einem besonderen Geschlecht &aleropygus, dem viel- 
leicht alle unsere schwäbischen Formen tieferer Lager an- 
gehören. 

Nucleolites Schuleri tab. 73 fig. 23 mag eine klei- 
nere Form aus dem Braunen Jura von Aalen heissen, die ich 
dem verstorbenen Inspector Schuler, einem ausgezeichneten 
Sammler zu Wasseralfingen, danke. Schon im Jura tab. 62 
fig. 20 stellte ich ihn zum decollatus, doch scheint er davon 
ein wenig abzuweichen, wie eine mühsame Untersuchung er- 
gab. Das Afterloch reicht etwas weiter hinab, trotzdem 
dass die drei vorderen Fühlergänge nicht ganz an den Fur- 
chenrand herangehen; hier bleiben vielmehr drei Augen- und 
zwei Genitallöcher sammt Madreporenplatte sichtbar. Denkt 
man sich diese herausgefallen, so müsste der Scheitel voll- 
kommen mit dem des decollatus stimmen. So habe ich mir 
die Sache früher gedacht. Erst durch die sorgfältigste Rei- 
nigung des Afterloches wurde ich auf die kleinen Unter- 
schiede aufmerksam, die dann noch durch die Blume um das 
Mundloch (fig. 23. x vergrössert) bekräftigt werden, denn wir 
haben hier kaum halb so viel schiefe Dreipaarläufe, als beim 
decollatus fig. 22. x, da schon der dritte oder höchstens vierte 
in die aufrechte Stellung wieder einbiegt. Erfreulicher Weise 
haben Cotteau et Triger (Echin. Sarthe tab. 58 fig. 4) einen 
höchst ähnlichen Porenlauf an dem kleinern Galeropygus 
disculus 1. e. tab. 7 fig. 5—9 „trös-rare* im Bradfordelay 
nachgewiesen. Ich hätte diesen Namen gern angenommen, 
wenn das Afterloch besser stimmte. In dieser Beziehung 
würde sich Hyboclypus ovalis Wright Brit. foss. Echin. Ool. 
Form. tab. 22 fig. 1 aus dem Parkinsonlager der Cotteswold 
Hills noch besser anschliessen. Aber vollkommen genügt 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. disculus, ovalis. 453 


auch dieser nicht. Uebrigens ist der Mund an unserm schwä- 
bischen ebenfalls gross, die hintern Porenpaare biegen mit 
dem Gipfel in die Spalte hinein, und in der Oberflächenzeich- 
nung nimmt man wenig mehr als kleine Trabanten wahr. Da- 
gegen erheben sich über die Stellung unserer 

kleinsten tab. 78 fig. 24—26 wieder neue Schwierig- 
keiten. Schon im ‚Jura tab. 62 fig. 19 bildete ich einen mit 
undeutlichem Scheitel ab, welcher bei Wasseralfingen über 
den dortigen Eisenerzgruben $ in der Region der Eisenoolithe 
von ö nach = lag. Man sieht daran, wie die Spitzen der hin- 
tern Fühlergänge sich um den Rand der Afterfurche hinum- 
biegen. Dasselbe bemerkt man an dem noch kleinern fig. 25 
von dort, nur konnte hier der Umriss des Afterloches unzwei- 
felhaft klar gelegt werden. Darüber lagern indess noch un- 
entzifferbare Ueberreste des Apex. Wegen ibres Habitus 
habe ich sie wohl zum elunicularis gestellt. Doch könnten 
sie auch zu den Decollaten gehören. Dagegen wurde fig. 
‚24 von Herrn Oeconom Wittlinger in der Sowerbybank von 
Gingen unterhalb Geislingen gefunden, leider ist er schlecht 
erhalten. In Folge dessen gleicht das Afterloch einem lang 
gezogenen Rhombus, an dessen stumpfen Winkel die Gipfel 
der hintern Fühlergänge scharf hinanreichen. Vorn deutet 
die Lage der Madreporenplatte und der Gipfel der vordern 
paarigen Fühlerporen, dass der Apex ziemlich lang gestreckt 
sein musste. Der Mund scheint etwas eckig zu sein, und die 
auf dem Steinkerne deutlich ausgeprägten Porenstäbchen zei- 
gen unfehlbar einen ähnlichen Verlauf fig. 24. x (vergrössert) 
wie Schuleri. Die Schwingungen der Unterseite erinnern 
etwas an Hugi. Wieder anders ist die Schale der fig. 26 von 
Aalen, wahrscheinlich aus den obern Schichten des Braunen 
Jura: hier zeigt sich ein längliches Mundloch auf einer sehr 
deutlich papillösen Fläche. Leider pflegt in solchen Fällen 
der Verlauf der Fühlerporen um den Mund sich nicht er- 


— 


454 B.Ech, reg.-symm.: Nucl. subquadr., minimus, trigonopyga. 


mitteln zu lassen. Auf dem verdrückten Scheitel kann man 
wenigstens die hohe Lage des Afterloches noch sicher er- 
kennen. Es fällt mir auf, wie gut das alles mit Galeropygus 
Nodoti Cott. Echin. Sarthe tab. 58 ig. 1—3 aus dem Batho- 
nien stimmt. f 

Nucleolites subquadratus Ag. Echin. Suiss. pag. 41 
tab. 7 üg. 1—3 aus dem Neocom sind wieder Formen, die 
durch ihre hintere Breite noch auffallend an die kleinen Juras- 
sischen Typen von scutatus erinnern. Weiter herauf werden 
ihre Verwandten öfter ausserordentlich klein. Schon Gold- 
fuss Petref. German. pag. 141 beschrieb solche aus der Tour- 
tia von Essen, und hiess sie Nuel. lacunosus 1. ce. tab. 43 fig. 8 
und Nucl. cordatus 1. e. tab. 43 fig. 9. Auch der Nucleolites 
minimus tab. 78 fig. 27. 28 aus der chloritischen Kreide von 
Chardstock mag hier kurz erwähnt sein. Das kleine ovale 
Afterloch liegt schief in einer tiefen Furche, welche hoch zum 
Scheitel hinaufreicht, so dass man von oben her nur den Hin- 
terrand sieht. Der Mund hat eine Neigung zum Fünfecki- 
gen, und bleibt entschieden symmetrisch. Wie die Seitenan- 
sicht des kleinsten fig. 28 zeigt, so sind sie stark deprimirt. 
Zwar ist dieser hinten minder breit, allein das sind nur unbe- 
deutende Abänderungen. Dagegen weicht die mitvorkom- 
mende fig. 29 schon bedeutender ab: der After hat eine so 
auffallend dreieckige Gestalt, dass ich es Nucleolites trigono- 
pyga nennen möchte. Uebrigens stellen sich hier schon um 
den Mund fünf wenn auch noch flache Höcker ein, und am 
Hintertheile der Seiten schieben sich charakteristische Ecken 
hinaus, die mich schon an Uassidulus lapiscaneri erinnern. 
Eine flache Mediaufurche am Gipfel über dem After ist nicht 
zu übersehen. Die Warzen auf der Unterseite treten deut- 
licher hervor, als bei ihren Begleitern. Leider sind die an- 
dern Kennzeichen nicht zu ermitteln. 


7. Nucleolites Olfersii tab. 78 fig. 30—32 Agass. 


+ 
ee 


B. Echinidae regulari-symmetrieae: Nuel. Olfersii. 455 


Mem. Soc. Se. nat. de Neuchatel 1835 I pag. 133 tab. 14 fig. 
2 und 5. Bildet eine der häufigsten Formen im mittlern 
Neocom, die auch im Norddeutschen Hils nicht fehlt. Auf- 
fallender Weise hat der länglich runde Mund eine schiefe 
Lage, die von unten gesehen ihre Axe von rechts hinten nach 
links vorn stellt. Nach diesem Kennzeichen erhob sie d’Or- 
bigny (Paleont. france. Terr. Cret. VI pag. 376 zu einem be- 
sondern Geschlecht Trematopygus (rerux Loch), dessen Na- 
menbedeutung man nicht recht einsieht. Nach der markirten 
Furche, welche am Ende den eiförmigen After nach seinem 
ganzen Umfange von oben erkennen lässt, zählt er noch zu 
den ächten Nucleoliten. Der Apex ist weit nach vorn, genau 
über den schiefen Mund gerückt, die Fühlerporen haben eine 
mehr ausgeprägte Blattform, als die übrigen Nucleoliten, was 
dann bei andern verwandten Formen zum Namen Phyllo- 
brissus führte. In engem Verbande damit steht die Undeut- 
lichkeit der Fühlerporen am Rande der Kronen, aber sie 
setzen wenn auch in kleinen Löchern fort, und vermehren 
sich dann um das Mundloch zu einer deutlichen Blume, die 
im Wesentlichen von Nucleoliten nicht abweicht, obwohl es 
schwer hält, davon ein ganz sicheres Bild zu geben. Kleine 
Abweichungen in der Form muss man dabei immer mit in 
Rechnung nehmen. Die grauen Kalkexemplare fig. 30 von 
Champagnole Dep. Jura mit vollständig ovalem Umriss können 
als Muster gelten. Durch Aetzen erheben sich leider Kiesel- 
gitter (x vergrössert) um die Asseln, was den Verlauf der 
Poren undeutlich macht. In den Blättern (y vergrössert) 
sieht man dagegen deutlich, wie die Poren in die Nähte der 
Asseln fallen, und dadurch bereits an Clypeastriden erinnern. 
Der gelbe Kalk fig. 31 aus dem Hils von Bercklingen bei 
Wolffenbüttel im Herzogthum Braunschweig hat bei aller 
Aehnlichkeit schon eine entschieden breitere Furche im After- 
felde. Die kleine fig. 32 aus dem Neocom von Neuchatel be- 


456 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl, truncatulus. 


kam ich einst unter diesem Namen von dem leider früh ver- 
storbenen Reisenden im Oaucasus Dubois de Montp£reux, sie. 
wird hinten schon etwas breiter, und nimmt damit von dem 
Wesen des Nuel. Scheuchzeri Loriol (Deser. Echin. terr. eret. 
1873 pag. 264 tab. 21 fig. 1—3) an, allein solche Sachen 
kann man nur nach Localitäten ordnen, wenn Massen zur 
Verfügung stehen. 

8. Nucleolites truneatulus tab. 78 fig. 33—86 Rö- 
mer Verst. Nordd. Kreideg. 1841 pag. 33 tab. 6 fig. 12 liegt 


zahlreich im untern Hilsconglomerat von Gr. Vahlberg an 


der Asse in Braunschweig. Es ist wieder einer der Typen „ 
mit schiefem Ovalmaul, aber jetzt geht die Ovalöffnung um- 
gekehrt von hinten links nach vorn rechts. Von einer Furche 
unter dem After ist kaum noch eime Andeutung vorhanden, 
aber sonst erinnert die Ovalform durchaus an den Begleiter 
Olfersii. Die gedrängten Warzen treten überall ähnlich ins 
Auge, aber die Lanzettform der Fühlerporen ist gänzlich ver- 
schwunden. Daher soll sie Agassiz (Echinod. Suiss. 1839 


pag. 78 tab. 12 fig. 3—6) unter Galerites pygaea aus dem 
Neocome jaune verstanden haben, obwohl der Mund symme- 
trisch eckig gezeichnet wird. Bald darauf wurde sie von 
Desor (Mon. des Galerites 1842 pag. 29 tab. 5 fig. 27—31) 
besser beschrieben und zum Geschlecht Pyrina erhoben, ob- 
wohl auch hier noch mit Fehlern behaftet, denn der ausge- 
zeichnete Dreipaarlauf in der Mundgegend wurde übersehen. 
Cotteau Pal. france. terr. eret. tab. 978—989 bildet eine Fluth 
von Species ab, aber bei keinem einzigen ist in der Mund- 
gegend der Porenverlauf richtig gezeichnet. Bei Pyrina cey- 
lindrica 1. e. tab. 979 wird zwar etwas davon angedeutet, aber 
gesetzlos und unrichtig, wie man kühn behaupten darf, ohne 
die Stücke gesehen zu haben.‘ Die Wärzchen (fig. 36. 2) 
werden gewöhnlich durchbohrt gezeichnet, was ich jedoch be- 
zweifle. Grösser als fig. 33 von Vahlberg finden sie sich nicht 


u ee ie ee 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. truncatulus, ineisus. 457 


leicht. Die Form ist stark deprimirt, und die Basis springt 
unter dem After etwas hervor; selbst bei den kleinsten fig. 34 
von dort wird das bemerkt. Die Platten des Apex sind zwar 
selten deutlich, doch meint man in der vergrösserten fig. 35. x 
von Gr.-Vahlberg, dass die Augenplatten den Disceus hinten 
schliessen, also die unpaare Platte im Afterfelde fehle, wie es 
auch Cotteau 1. c. tab. 980 fig. 10 darstellt. Auch in dem 
Exemplar fig. 36. x von Bercklingen bei Wolfenbüttel würde 
ich sie nicht vermuthen. Die Erfunde zeigen hier überaus 
deutliche Zeichnungen: der Dreipaarlauf der Poren ist ın 
fig. 36. y vergrössert dargestellt. Man sieht, wie bestimmt 
der Porenlauf stets ein Leitwärzchen hat, welchem die drei 
Paare nach unten folgen, und woran sie absetzen. Es scheint, 
als wenn Stacheln und Poren sich bis auf das Pünktchen 
gleich blieben. Bei der Schwierigkeit der Sache, habe ich 
es nicht durch den Spiegel gezeichnet, denn auch in dieser 
Beziehung fehlt es nicht an Gesetzen. In der 

Chloritischen Kreide von Chardstock hat Hr. Reallehrer 
Wiest eine Menge gar zierlicher Kronen gefunden, die von 
Nueleopygus ineisus tab. 73 fig. 37—39 Agass. Desor Monogr. 


Galer. pag. 33 tab. 5 fig. 23>—26 nicht wesentlich abweichen 


dürften, obgleich der Mund dort rund gezeichnet wird. Cotteau 
Terr. eret. tab. 930 fig. 2 gibt ihn dagegen unter Pyrina oval. 
Die typische Verwandtschaft bleibt übrigens so gross, dass 
man sie ganz wohl als eine jüngere Entwickelungsform an- 
sehen könnte. Freilich kommen kleine Abweichungen vor, 
denn schon nach dem 3ten bis-4ten Dreipaarlauf (hg. 37. x ver- 
grössert) stellen sich die Porenpaare über einander, aber 
daran ist wohl zum Theil die geringe Grösse Schuld. Ganz 
vorzüglich erhalten ist in fig. 33 der Apex (x vergrössert), 
die fünf Augentafeln beherrschen mit ihren grossen Löchern 
den Kranz und dazwischen bemerkt man von den Durchboh- 
rungen der vier Eiertafeln kaum etwas, ja die fünfte Platte 


458 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. ineisus, Duboisii, 


im Afterfelde fehlt gänzlich. "Trotz der Kleinheit von fig. 39 
ist alles schon auf das Beste ausgebildet. Es ist in der That 
zum verwundern, wie man so verwandte Dinge in verschie- 
dene Geschlechter (Pyrina und Nucleopygus) unterbringen 
mochte. Wenn die Entwickelungstheorie nur noch ein wenig 
sich befestigt haben wird, so wird man solche Sachen in 
einem ganz anderen Lichte betrachten. Man wird vielleicht 
dereinst Punkt für Punkt die Abstammung von einander 
nachweisen können; wird dann sogar über die Furche des 
Olfersii hinwegschreitend beiden (Olfersii und truncatulus) 
noch einen gemeinschaftlichen Stammvater zu vindieiren 
suchen. Immerhin bleibt der schiefe Ovalmund ein merk- 
würdiges Wahrzeichen, woran, abgesehen von Echinoneus, 
namentlich Pygaulus und Verwandte Theil haben, die da- 
durch mit dem symmetrisch pentagonalen durch Knoten ver- 
stärkten Munde in einem oft leicht erkennbaren Gegensatz 
stehen. 

9. Nucleolites Dubeisii tab. 73 fig. 40. Loriol (Deser. 
Echin. terr. cr&t. Suisse pag. 236 tab. 18 fig. 6) stellte ihn 
zum Phyllobryssus, Agassiz zum Uatopygus. Er stammt aus 
den gelben Kalken des Neocom vom Bieler See. Ich habe 
in der Deutung dieses Stückes seit Jahren viel geschwankt, 
und auch jetzt bin ich nicht sicher. Es wird hinten etwas 
breiter, und plötzlich eckig abgeschnitten. Auf der fast senk- 
rechten Fläche liegt der kleine ovale After am Oberende 
einer markirten Furche. Das Loch ist weder von oben noch 
von unten sichtbar, dagegen liegt es von hinten frei da, und 
die Seitenansicht s macht den Steilfall klar. Der kleine 
runde Mund ist von fünf Buckeln umgeben, dazwischen bil- 
den die Porenpaare eine Nucleolitenblume. Obwohl die Lö- 
cher äusserst klein und schwierig zu verfolgen sind, so laufen 
doch die innern zwei Reihen (x vergrössert) weiter gegen den 
Mundrand als die äussern. Die Porenblätter sind recht deut- 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. ovulum, pyrifoimis. 459 


lich durch die ausgeprägten Doppelreihen- von Punkten an 
ihren Rändern. Leider lag das Stück im gelben harten Kalke, 
der nur durch sorgfältiges Kratzen entfernt werden konnte, 
wobei natürlich die Oberflächenzeichnungen der harten Schale 
verloren giengen. 

Nucleolites ovulum tab. 78 fig. 41 Goldf. Petref. 
Germ. tab. 43 fig. 2. So meinte ich schon im Hab. Petref. 
1852 tab. 49 fig. 42 ein schlankes Exemplar aus der weissen 
Kreide von Tours (Indre-et-Loire) nennen zu sollen, welches 
d’Orbigny zum Trematopygus stellte, und wahrscheinlich ist 
es Tr. oblongus Pal£ont. france. Terr. er&t. VI. 385 tab. 953 
fig. 1—5, trotz der obwaltenden Verschiedenheiten: denn bei 
dem meinigen ist der Mund nicht schief oval, sondern sym- 
metrisch fünfseitig, und der länglich ovale After von oben 
nicht sichtbar, da er das Oberende einer senkrechten Furche 
einnimmt. Apex und Mund stehen übereinander, sind aber 
weit nach vorn gerückt. Die vier Eierlöcher sehr deutlich. 
Obwohl die Fühlerporen unter den Blumenblättern am Rande 
sehr fein werden, so sind sie doch entschieden noch vorhan- 
den, und zeichnet sich auch die Blume um den Mund nicht 
sonderlich aus, so werden doch die Poren plötzlich viel deut- 
licher, auch zweigen sich, wie bei den ächten Nucleoliten, 
innen noch zwei Reihen von je drei bis vier Paaren ab. Die 
ganze Oberfläche ist wie bei Ulypeastern mit Wärzchen be- 
deckt, die aber das blosse Auge kaum noch erkennt. 

10. Nucleolites pyriformis tab. 75 fig. 42—47 Goldf. 
Petref. Germ. pag. 141 tab. 43 fig. 7 aus der weissen Kreide 
von Mastricht und Aachen. Ohne Zweifel hat schon Leske 
(Additamenta 1778 pag. 191 tab. 51 fig. 5. 6) eine Varietät 
derselben unter Echinites pyriformis gemeint, und sehr kennt- 
lich abgebildet. Die Copie in der Eneyclop. tab. 159 fig. 11. 
12 ist viel schlechter. Schlotheim (Petrefactenk. 1820 pag. 
319) erwähnt ihn unter Ech. amygdalaeformis, ob aber 


460 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. pyriformis, 


Nucleolites amygdala Lamarck Anim. sans vertöbres III. 37 
der gleiche sei, ist zwar nicht unwahrscheinlich, lässt sich 
aber nicht mehr sicher entscheiden. Wie fast jede gute Spe- 
cies, so ist auch diese von d’Orbigny Terr. eret. VI. 454 zu 
einem Oolopygus erhoben, dessen Silben Oolo ich nicht zu ent- 
ziffern weiss. Was zunächst die 

Steinkerne fig. 42 betrifft, so kann man darauf den Po- 
venlauf vom Gipfel bis zum Munde verfolgen. Die Poren- 
felder sind oben schmäler als unten, und haben daher nicht 
die geringste Neigung zur Blattform, was für die Geschlechts- 
trennung den Ausschlag gab. Die Gruben auf dem Apex- 
deuten auf den Steinkanal der Madreporenplatte. Besonders 
entwickelt ist die Blume um das kleine rundliche Mundloch, 
die etwas erhabenen Blätter alterniren mit fünf erhabenen 
Punkten. Das Hintertheil spitzt sich etwas schnell zu, und 
am Ende der Spitze, von oben her nicht sichtbar, liegt das 
kleine runde Afterloch, unten von einer markirten Grube be- 
grenzt, welche eine Anschwellung der Schale andeutet. 

Die Kalkschalen fig. 435 von Mastricht sind zwar ein 
wenig höher und kürzer, und würden daher besser mit Oolo- 
pygus Bargesii Orbigny Terr. eret. tab. 976 stimmen, allein 
wesentliche Unterschiede möchte ich darin nicht erkennen. 
Die Schale ist über und über mit Grübchen (x vergrössert) 
bedeckt, worin ein kleiner Zapfen dem Stachelmuskel zum 
Halt diente. Die Porenpaare stehen nahe zusammen, und 
‚eigen auf dem Scheitel keine Spur von Blattbildung, doch 
stehen sıe unter dem Apex anfangs gedrängter und sind da- 
her erkennbarer, als im spätern Verlaufe. Auffallender 
Weise convergiren sie (gegen die Regel) nach oben. Da wir 
eine solche Lochstellung bei den Blumenblättern finden, so ist 
damit ohne Zweifel eine Blatttextur angezeigt, wenn sie auch 
in der äussern Form sich nicht zu erkennen gibt. Am Apex 
fehlt in Folge von Missbildung das 4te Eierloch vorn rechts. 


B. Echinidae reg.-symm.: Nuel. pyriformis. 461 


Möglicher Weise könnte der Porenlauf sogar unterbrochen 
sein, denn erst um den Mund bildet sich wieder eine ausge- 
zeichnete Blume mit fünf markirten Buckeln (bourrelets). 
Die 5 Blättchen sind kurz und an ihrer Spitze offen, die 
Poren sehr gedrängt, aber wegen ihrer Kleinheit äusserst 
schwierig darzustellen (fig. 43. 2). Daher wurde die Sache in 
der Paleont. france. terr. eret. tab. 977 fig. 6 gänzlich falsch 
aufgefasst. Besser ist schon Goldfuss tab. 43 fig. T. b, denn 
“wenn man sich die Pünktchen in Paare auflöst, so ist wenig- 
stens kein wesentlicher Fehler mehr da. Die innern Paare 
liegen in grössern Grübehen, als die äussern, ‚es stehen etwa 
7 in einer Reihe, die mit einander alterniren. Die äussern 
Reihen stehen in einer markirten bognigten Rinne, welche 
am Buckel plötzlich absetzt und etwa 12 sehr feinlöchriger 
Paare zählt. Der kleine runde After fig. 44 steht senkrecht 
über dem Rande, eine Furche darunter ist zwar vorhanden, 
aber nicht gut ausgebildet. ' 

Hohle Schalen tab. 75 fig. 45 kommen öfter vor, schon 
Walch pag.5 und Leske (Additamenta tab. 44 fig. 7) machten 
darauf aufmerksam, 'es erheben sich dann sehr regelmässig 
auf den Asseln gelbe Kalkspathrhomboeder, welche eine ihrer 
Endkanten dem Munde, und die gegenüberliegende Seite dem 
Scheitel zukehren. Auf den grossen Asseln stehen grosse, 
auf den kleinen Asseln kleine Krystalle in solcher Regelmäs- 
sigkeit, dass man sie genau zählen kann. Namentlich zier- 
lich heben sich die schmalen Felder zwischen den breiten her- 
vor. Es ist ohne Zweifel ein Fortwachsen der Spathflächen 
in den Asseln. 

Varietäten dürfen bei allen solchen Massenvorkommenvon 
vorne herein immer erwartet werden, und wenn dieselben auf 
einem Fundorte vereinigt liegen, so thut man wohl, sie alle 
möglichst zusammen zu halten. Jedenfalls fassten die ältern 
Petrefactologen ihre Species viel weiter, als wir.‘ Beispiels 


462 B. Echin. reg.-symm.: Nucl. pyriformis, Leskei, carinatus. 


halber bilde ich noch die kleine tab. 78 fig. 46 von Mastricht 
ab: sie ist schlanker (graeilis), der After liegt höher, die 
Furche darunter wird breiter, und stützt sich auf zwei Hügel, 
welche uns schon an den Schalenbau von Spatangen erinnern. 
Aber alle übrigen Merkmale, namentlich die grubige Scha- 
lenzeichnung stimmt vollkommen. Auch hier ist das vordere 
linke Eierloch nicht vorhanden, bei der ausserordentlichen 
Deutlichkeit der übrigen drei kann über diesen Mangel gar 
kein Zweifel obwalten. Ich habe darauf schon im Hdb. 
Petref. 1366 pag. 697 tab. 64 fig. 26. b die Aufmerksamkeit 
gelenkt, aber an einer Varietät, die man pyrif. Leskei tab. 78 
fig. 47 nennen könnte, weil das Afterloch dem Unterrande 
entschieden etwas näher gerückt ist, als vorhin, was nament- 
lich die Ansicht von hinten zeigt. Walch (Naturforscher 1776 
9 Stück pag. 268 tab. 4 fig. 7), der schon vor Leske, freilich 
mit schlechterer Figur, darauf die Aufmerksamkeit lenkte, 
stellte ihn daher zu den „Uatocystis“, und war besonders über 
die „fünf hemisphärisch glatte Knöpfchen und den fünfstrah- 
ligen Stern um die Mundöffnung* betroffen, während sonst 
bei den „See-Igeln eine Sternfigur auf der obern Seite, nie 
aber auf der untern“ vorkomme, sei es „hier just umge- 
kehrt“. Alles das stimmt nun mit unserm hochaftrigen pyri- 
formis so vortrefllich, dass ich es nie über mich bringen 
konnte, sie specifisch zu trennen. Dagegen trennte d’Orbigny 
(Pal£ont. france. terr. er&t. VI pag. 445 tab. 973 fig. 1—6) ihn 
als Catopygus pyriformis von obigem Oolopygus pyriformis, 
machte also besondere Geschlechter, wo man zur specifischen 
Identität die schlagendsten Gründe hat. Wenn zwei Formen 
so gemischt beieinander liegen, könnte man vielleicht auch 
an geschlechtliche Unterschiede denken. 

11. Nucleolites earinatus tab. 79 fig. 1—6 Goldfuss 
Petref. Germ. pag. 142 tab. 43 fig. 11. Eine sehr gewöhn- 
liche Form’in der chloritischen Kreide (Cenomanien). Gold- 


B, Echinidae reg.-symm.: Nucl. carinatus. 463 


fuss sprach daher schon die Vermuthung aus, dass Nucleolites 
- eolumbaria Lmek. Anim. sans vertebr. 1816 III. 37 von le 
Mans in der Sarthe der gleiche sein könnte; Archiac (Me- 
moires Soc. g&ol. de France 1846 2 ser. Tom. Il. 1 pag. 296 _ 
tab. 13 fig. 3) dagegen meinte, dass die wahre Lamarck’sche 
Species länglicher und kiellos sei. Auch Echinites pyriformis 
Parkinson (Organ. Rem. form. world 1811 III pag. 36 tab. 3 
fig. 6) kann nicht hierhin gehören, da es ausdrücklich heisst 
„from St. Peter's mountain“. Agassiz (Catal. rais. pag. 99) 
nahm ihn zum Typus seines Catopygus, und Goldfuss machte 
die gute Bemerkung, dass er im Grunde schon zum Lamarck’- 
schen Geschlecht Cassidulus gehöre. 

Der Normännische fig. 1, welchen man bei den Vaches 
noires von den dortigen Grenzwächtern leicht in grosser 
Menge bekommt, ist allerdings, wie Lamarck von seinem 
Nucl£olite colombaire sagt, turgida, postice latior, d. h. eigen- 
thümlich gebläht, hinten breiter und ore pentagono mit ausge- 
zeichnetem Buckelmaul, allein von dem markirten Kiele über 
dem runden Afterloche, welchem er seinen bezeichnenden Na- 
men verdankt, wird nicht geredet. Viel grösser als dieser kam 
er mir nicht vor, er gilt in jeder Beziehung als T'ypus. Der 
Afterrand steht hinten etwas hinaus, die Unterseite wölbt sich 
eiü wenig, und die Fühlergänge sind ausgezeichnet lanzett- 
förmig. Die Oberfläche mit kleinen Wärzchen bedeckt, die 
deutlich zwischen zahlreichen Trabanten hervorragen, aber 
dem blossen Auge kaum sichtbar werden. Die vollständige 
Rundung des Afters fällt in der Hinteransicht fig. 3 in hohem 
Grade ins Auge, wenn trotzdem er von d’Orbigny Terr. eretac. 
tab. 970 fig. 5 schön eiförmig gezeichnet wird, so kann das 
wohl nur auf ungereinigten Exemplaren beruhen. Leider 
steckt in den sonst gut erhaltenen Schalen immer etwas Quarz, 
der beim Aetzen rauh hervortritt, und die feinern Kennzeichen 
der Löcher etwas stört. Doch sieht man fig. 3. » (vergrössert) 


PT 


464 B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. carinatus, 


sehr bestimmt, dass die Fühlergänge auf den Seiten nicht 
unterbrochen sind: die fünf Scheitelblätter schliessen sich 
zwar unten nicht, aber die Veränderung der Porenpaare tritt 
plötzlich ein. Soweit diese zum Blatte gehören convergiren 
sie nach oben, das äussere Loch ist geschlitzt und senkt sich 
auf der Asselnaht ein. Plötzlich fehlt dieser Schlitz, die 
Asseln werden grösser, die Löcher winzig klem, nehmen 
aber ihre regelrechte Stellung ein, mit der Convergenz nach 
unten. Nur um den Mund ändert sich die Stellung und bildet 
die „Phyllode“ fig. 2 (vergrössert), indem sich die Reihen der 
Hauptporen nach unten plötzlich verengen, und jederseits 
aussen im Bogen von etwa zehn sehr feinen und gedrängten 
Löcherpaaren scheinbar besondere Stellung einnehmen. Die 
innere Reihe der Phyllode hat immer halb so viel Poren als 
die äussere, wenn kein Paar fehlgeschlagen ist, d. h. zählen 
wir innen 5—6, so stehen aussen 10—12. Die Zeichnungen in 
der Paleont. france. tab. 970 fig. 7 etc. sind daher nicht richtig. 
Besser schon ist das Bild bei Cotteau und Triger (Echinid. 
Dep. Sarthe tab. 22 fig. 3), namentlich auch in Beziehung auf 
die Ungleichheit der Poren, obwohl in der Zahl gefehlt sein 
mag. Man kann darnach das Ende als einen Schleif ansehen, 
der sich nach innen schlägt, wo er halb so viel Paare hat, als 
aussen. Ausserordentlich deutlich finden wir das bei 
Chardstock tab. 79 fig. 4. 5, wo sie häufig in der chlori- 
tischen Kreide liegen. Die Beständigkeit selbst der Löcher- 
zahlen (fig. 5. z vergrössert) ist merkwürdig. Während zwi- 
schen der Gipfel- und Mundblume die Löcherpaare zwar sehr 
fein aber doch gleich gross sind, tritt in den Schleifen um 
den Mund ziemlich plötzlich eine auffallende Ungleichheit 
ein: das äussere Loch jeglichen Paares bleibt zwar vollständig 
rund, ist aber wohl zehnmal grösser als das innere, daraus er- 
klären sich die falschen Darstellungen bei d’Orbigny und an- 
dern. Nur über den Anfang des Schleifes kann man ver- 


B. Echinidae reg.-symm.: Nucl. carinatus. 465 


schiedener Ansicht sein, je nachdem man zählt: ich finde an 
unserm (nicht durch den Spiegel gezeichneten) Stücke z 
hinten % am äussern Bogen 12 Lochpaare, welchen innen 
‚sechs in gerader Reihe gegenüberstehen. Nur links steht am 
Mundrande noch ein überzähliges, das man entweder als 
13tes oder 7tes ansehen kann. Das seitliche Ambulacrum s ist 
wieder ein wenig anders: den 6 im untern Schleife stehen 11 
und den 5 im obern 10 gegenüber. Im vordern unpaarigen v 
stehen beidesmal 5 innere den 10 äussern gegenüber, und 
die Schleife sind entsprechend der Alternanz nicht vollständig 
gleich. Auf dem Gipfel (x vergrössert) stehen die 4 grossen 
Eierlöcher nicht selten in einem unsymmetrischen Trapezoid, 
indem das Loch der Madreporenplatte etwas aus der Vorder- 
linie nach innen tritt. Gar zierlich ist die Spitze der Poren- 
gänge, worin die letzten drei bis vier Paar Löcher (fstark ver- 
grössert) so nahe an einander treten, dass man meint, nur ein 
einziges Loch zu haben. Gar zierlich erheben sich die Wärz- 
chen unter zahlreichen T'rabanten, die sich in einer Knoten- 
reihe zwischen den Porenpaaren (y vergrössert) fortziehen, 
wie das schon in der Paleont. france. tab. 970 fig. 8 trefilich 
gegeben ist, und man sieht auch hier sehr deutlich (fig. 5. 4 
vergrössert), wie plötzlich die Porenpaare unter der Scheitel- 
blume eine andere Stellung annehmen, und klein werden. 
Selbst die kleinsten Individuen, wie fig. 4, machen von der 
allgemeinen Regel keine Ausnahme. Obschon die Porenzahl 
im Schleif etwas kleiner zu sein scheint, so beruht das doch 
wohl nur auf Ungenauigkeit der Beobachtung. Auch die 
Querstreifen in den Schleifen darf man nicht missdeuten: 
durch sie sind keineswegs die innern Poren mit den äussern 
verbunden, wie man es gewöhnlich dargestellt findet, sondern 
mit den vier Reihen Porenpaaren treten auch vier Reihen 
Asseln ein. Schon an den verkalkten Exemplaren von Ciply 
in Belgien kann man das wahrnehmen, besonders aber aus der 


Quenstedt, Echinod. 30 


466 DB. Echinidae regul.-symm.: Nucl. carinatus. Cassidulus. 


Tourtia von Essen tab. 79 fig. 6. Man sieht hier bei x 
ein vergrössertes Mundblatt, worin deutlich die alternirende 
Doppelreihe rundlicher Asseln innen, von den länglichen 
aussen absticht. Mit dem Ende des Schleifes schliessen sich 
dann die beiden äussern Asselreihen oben wieder an einander. 
Es ist freilich ausserordentlich schwer, die Natur treu darzu- 
stellen, allein das Wesen wird mit unserer Vergrösserung 
wenigstens getroffen sen. Das runde Afterloch bleibt noch 
ganz, wie bei den französischen, und am Apex (y vergrössert) 
schliessen die Augenplatten des hinteren Porenpaares die 
Scheibe ab; von der fünften undurchbohrten Eiertafel wird 
nichts wahrgenommen. 


3. Cassidulus 


stellte Lamarck An. sans vert. 1816 III pag. 34 zwar ganz 
in die Nähe der Nucleoliten, weil sie den After noch auf der 
Oberseite beibehalten, allein die Fühlerporen hören am Rande 
plötzlich auf (ambulaeres bornds), und treten erst um 
den Mund ebenso plötzlich wieder in Sternform auf, die durch 
fünf Mundhöcker nur um so deutlicher markirt ist. Goldfuss 
liess sie daher noch bei den Nucleoliten, und erst Agassiz ver- 
theilte sie unter viele Geschlechter, die dann freilich wieder 
vielfach umgemodelt sind. Natürlich hätte man die erste 
Species von Lamarck, den Cassidulus sceutella alttertiär bei 
Verona, als Typus nehmen sollen, allein Agassiz trennte den- 
selben als Pygorhynchus ab, welchen Breynius (Schediasma 
1732 pag. 59 tab. 4 fig. 3) schon ganz vortrefllich unter Echi- 
nanthus compressior abgebildet hatte. So kam dann der bei 
Neuholland und den Antillen lebende Cassidulus australis, 
welcher in der Eneyel. m£th. tab. 143 fig. 8—10 leidlich ab- 
gebildet ist, an die Spitze. Freilich darf man nicht erwarten, 
dass mit dem Lebenden das Fossile vollständig stimme, daher 


B. Echinidae reg.-symm.: Cassidulus lapiscancri, 467 


wurde nun immer wieder von neuem gespalten, und Agassiz 
nahm als Typus des beengten Geschlechtes erst die dritte 
Species, den 

1. Cassidulus lapiscaneri tab. 79 fig. 7—11 Leske 
Additamenta 1778 pag. 192 tab. 49 fig. 10. 11 vom Peters- 
berge bei Mastricht. Die allgemeine Achnlichkeit, namentlich 
der kleinsten fig. 8. 9 mit Krebssteinen ist allerdings ausser- 
ordentlich. Der runde After liegt hoch oben, eine Furche 
wird nicht bemerkt, wohl aber stülpt sich das Loch stark 
nach innen, wie man an zerbrochenen Exemplaren fig. 11 zu 
sehen leicht Gelegenheit hat. Die Unterseite ist flach, biegt 
sich sogar nach hinten am Seitenrande etwas muldenförmig 
um, eine flache mediane Erhöhung nimmt hinter dem Munde 
den Grund der Mulde ein. Die fünf Höcker um den Mund 
stechen sehr in die Augen, selbst schon an ungereinigten Exem- 
plaren; der Porenstern dagegen, wovon ich das Blatt des 
rechten vorderen Paares in fig. 7. y vergrössert darstelle, kann 
nur selten in vollständiger Deutlichkeit erkannt werden. Doch 
sieht man am Blattrande etwa 9 Grübchen, in deren Grunde 
je ein Pärchen steckt, nur das letzte Grübchen entfernt sich 
etwas von den übrigen. Am undeutlichsten sind zwar die 
innern Reihen, doch behalten sie im Ganzen ihre Aehnlich- 
keit mit denen von carinatus bei. Gewöhnlich nimmt man mit 
Lamarck an, dass am Rande der Porenlauf unterbrochen sei, 
und erst auf dem Scheitel die deutlichen Porenblätter sich wie- 
der einstellen. Indessen bei der sorgfältigsten Reinigung meint 
man auf den Nähten der Asseln, welche sich unter den Blät- 
tern plötzlich verlängern (fig. 7. x vergrössert), noch undeut- 
liche Gruben mit Poren wahr zu nehmen. Aber jedenfalls 
steht die Sache auf der Grenze des Erkennens. Die Schalen- 
zeichnung der Oberseite (fig. 10. & vergrössert) besteht wie 
bei ihren Begleitern Nucleolites pyriformis aus Grübchen mit 
einem centralen Zäpfchen; auf der Unterseite (y) sind die 

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468 B. Echin. reg.-symm.: Cassidulus Marmini, galeatus, scutella. 


Wärzchen stellenweise grösser, aber eigenihümlich schief, 
und gehen auf die Medianerhöhung des Afterfeldes nicht hin- 
auf, wie das schon Goldfuss und Desor vortrefllich zeichnen. 
Die kleinen Exemplare sind öfter wie mit Kalkspath über- 
zuckert, und merkwürdig ist die verschiedene Grösse, so dass 
man vom kleinsten bis zum grössten eine continuirliche Reihe 
aufstellen kann. 

Bei Mastrieht liegt noch ein Cassidulus Marmini Ag. 
Cat. rais. pag. 99 mit grossem Querafter und überragender 
Lippe, wie die Copie tab. 79 fig. 12 nach Desor (Synopsis 
tab. 34 fig. 9—11) zeigt. Diese kleine Verschiedenheit ge- 
nügte d’Orbigny (Pal&ont. fraug. terr. eret. 1855 VI pag.323), 
ihn als Rhynehopygus ($öyyo5 Schnautze) zu trennen, welcher 
Name auf den lippenartigen Vorsprung über dem Afterloch 
anspielen will. In den neuesten Ablagerungen von Guade- 
loupe sollen noch ähnliche Formen zu finden sein. Ist der 
After birnförmig geschlitzt, wie bei dem Cassidulus galeatus 
tab. 79 fig. 15 aus dem Senonien der Pyrenäen und von 
Pondichery, so wurde er abermals zum Stigmatopygus (oriyux 
Loch) d’Orb. 1. ce. pag. 331 erhoben. In diesem Falle ist na- 
türlich die Lippe über dem Afterloche geschlitzt. Hier könnte 
man dann auch den obigen Nucl. trigonopyga pag. 454 an- 
reihen. Alle diese Dinge bilden eine ziemlich gute Familie, 
die nur in unwesentlichen Punkten specifisch von einander 
abweichen. Dagegen führt uns der 

2. Cassidulus sentella tab. 79 fig. 14 Lmek. An. sans 
vertebr. 1816 pag. 35 aus der subalpinen Tertiärformation 
von Verona in ein zweites Gebiet. Goldfuss Petref. Germ. 
pag. 144 tab. 43 fig. 14 hat ein westphälisches Exemplar aus 
dem Tertiär von Herford schon zum Nucleolites gestellt, weil 
unter dem längsovalen After noch eine deutliche Furche sich 
hinabzieht. Agassiz Catal. rais. pag. 102 hiess ihn Pygorhyn- 
chus, Desor Synopsis 1858 pag. 291 zog dagegen wieder den 


B. Echinidae regulari-symm.: Cassidulus scutella. 469 


alten Namen Eehinanthus (905 Blume) von Breynius (Sche- 
diasma pag. 59 tab. 4) hervor. Der Name Blume soll auf 
die deutlichen Blätter auf dem Scheitel hindeuten, doch wurde 
derselbe auf dreierlei ziemlich verschiedene Dinge bezo- 
gen: an der Spitze steht eine breite Form 1. c. fig. 1. 2, 
welche den querovalen After hinten unter einem Vorsprunge 
birgt, was an den Umriss einer antiken Lampe erinnert, und- 
daher von Gray Echinolampas genannt wurde; in der Mitte 
fig. 3 folgt dann unsere schön ovale Form „ex Monte Baldo 
prope Veronam“, oben mit lüngsovalem sichtbarem After; 
zuletzt 1. c. fig. 4.5 wird der querovale After wieder von 
oben sichtbar, und da die schöne Eiform „ab Issy ex Gallia“ 
ihm zugetragen wurde, so scheint es Pygorhynchus Grigno- 
nensis zu sein. Mit diesen drei Typen wurde von dem alten 
Meister eine Formengruppe zusammengefasst, die man aller- 
dings hätte unter dem bezeichnenden Namen belassen können. 
Aber schon Lamarck nannte die Veronesische von Eiform mit 
unterständigem Querafter Clypeaster politus, und Goldfuss hat 
inconsequenter Weise Cassidulus Cuvieri mit deutlicher Nu- 
cleolitenfurche schon zum Clypeaster hinübergezogen. Da 
wir nun einmal den Vorgang Lamarcks haben, so finde ich es 
practisch, alle tertiären Formen mit hinterständigem längs- 
ovalen und durch eine, wenn auch noch so kurze Furche be- 
zeichnetem After an diesen zweiten Typus von Cassidulus an- 
zureihen. 

Was nun unsere Veronesische Species scutella betrifft, 
so geht sie von den elliptischen Gestalten aus, wie wir sie bei 
Breynius und Walch (Naturg. Verst. tab. E. III fig. 5) finden, 
während unsere fig. 14 hinten etwas mehr in die Breite wächst. 
Vor allem fällt die ausnehmend dicke Schale auf, die bei un- 
serem kleinen Exemplare schon mehrere Linien beträgt, wie 
die ausgesprungenen späthigen Schalenstücke zeigen. Der 
fünfseitige Mund, durch dicke Buckel verstärkt, liegt unter 


470 DB. Echinidae regulari-symm.: Cassidulus scutella, Cuvieri. 


dem Scheitel ziemlich weit nach vorn gerückt. Der Poren- 
stern (x vergrössert) zwischen den Buckeln ist zwar kurz, 
aber sehr markirt. Die Löcher selbst sieht man nicht, sondern 
nur Grübchen, aber ohne Zweifel steckt in jedem ein zartes 
Löcherpaar. Uebersehen darf man nicht das Grubenpaar, 
welches sich von den übrigen etwas entfernt, und dem Rande 
am nächsten tritt. Es ist das ein Wahrzeichen für viele ter- 
tiäre Olypeaster. Man kann auch hier die Sternblätter als 
zwei Schleifen ansehen, woran die innern Reihen weniger 
Gruben zeigen, als die äussern. Die Scheitelblätter sind vor- 
trefllich entwickelt, und zuweilen finden sich Stücke fig. 16. x 
(vergrössert), woran man das untere Ende der Porenpaare 
sehr deutlich wahrnimmt. Die Porenasseln werden nicht blos 
plötzlich breiter, sondern nehmen auch entsprechend den Lö- 
chern, welche auf den Nähten hervorbrechen, eine andere 
Richtung an. Auf den breitern Asseln ist jede Spur von Lö- 
chern verschwunden, so dass sie mit Entschiedenheit zu den 
„Ambulacres bornds“ gehören. Die fünf Augenlöcher sind 
an fig. 15 sehr deutlich ausgebildet, sie gehen scheinbar nicht 
an die Poren heran, aber bei genauer Betrachtung sieht man, 
dass noch bis zu den Augenpunkten ganz zarte Löcher gehen 
(fig. 15. x vergrössert), die sich nur wegen ihrer Feinheit in 
der dicken Schale leicht verwischen. Besonders charakteri- 
stisch ist die Ansicht von hinten, wo man den kleinen längs- 
ovalen After am Oberende einer ziemlich markirten Furche 
sieht. Die ganze Schale ist gleichmässig mit kleinen Warzen 
bedeckt, kaum dass sie auf der etwas vertieften Unterseite 
etwas grösser sind als oben (y vergrössert). 

3. Cassidulus Cuvieri tab. 79 fig. 21. In den tertiären 
Eisenerzen des Kressenberges eine häufige Form, stellte sie 
Goldfuss Petref. Germ. pag. 133 tab. 42 fig.2 zum Olypeaster, 
obwohl die Furche am Hinterrande, worin der längsovale 
kleine After steckt, ausgeprägter als beim scutella ist. Wegen 


B. Echinidae reg.-symm.: Cassidulus Cuvieri. 471 


seiner nach hinten verengten Gestalt stellte ihn Agassiz Pro- 
drome M&m. Soc. Neuchat. 1835 I pag. 187 zu Gray’s Echi- 
nolampas, im Cat. rais. pag. 102 zum Pygorhynchus, bis 
er endlich bei Desor Synopsis pag. 291 an die Spitze von 
Echinanthus kam. Die Kronen sind flach, hinten etwas 
breiter, nur das Afterende verengt sich plötzlich. Der Mund 
etwas nach vorn gerückt wird in der vertieften Basis von 
deutlichen Höckern begrenzt. Wer es nicht zu genau nimmt, 
könnte es wohl für eine Spielart des höhergewölbten scutella 
nehmen, denn die fünf Blätter auf dem Scheitel hören eben- 
falls gleichmässig auf, und der Stern um den Mund (z ver- 
grössert) bewahrt dentliche Mittelreihen mit dem Endpaar von 
Löchern nahe dem Mundrande. Das Ganze ist gleichmässig 
mit Wärzchen bedeckt. Durch eine vordere etwas einge- 
bogene Abstumpfung kommt ein fünfseitiger Umriss zu 
Stande. Schalen, die so häufig vorkommen, sind natürlich 
vielen Spielarten unterworfen. Eine längliche Abänderung 
hat Schafhäutl (Süd-Bayerns Leth. geogn. 1863 pag. 119 
tab. 17 fig. 3) Echinanthus depressus genannt. Der etwas 
‚grössere Ulypeaster Brongniarti Goldf. Petref. Germ. pag. 
133 tab. 42 fig. 3 ist zwar etwas rundlicher, aber behält 
doch im Uebrigen ganz den Typus bei. Diese und Andere 
liegen durchaus in den Grenzen von Varietäten, und wenn 
dieselben ein Lager mit einander gemein haben, so sprechen 
doppelte Gründe für ein Zusammenfassen. Allein die Ent- 
wickelung kann auch weiter schreiten. So liegt im jüngern 
Tertiir am Doberge bei Bünde im Osnabrück’schen ein 
kleiner Nucleolites subcarinatus tab. 79 fig. 22 Goldf. Petr. 
Germ. tab. 43 fig. 10, der in allen seinen wesentlichen 
Kennzeichen dem Cuvieri so nahe bleibt, dass man hier 
ganz gut an eine Degeneration von Formen älterer Zeit 
denken könnte. Der Anblick von hinten zeigt das runde 
Afterloch tief in die Furche eingestülpt, auch ein Kiel ist 


472 B. Echinidae reg.-symm.: Cassidulus testudinarius. 


da, und die vertiefte Unterseite ähnlich geschwungen. Da- 
gegen weichen die Umrisse der Scheitelblätter wesentlicher 
ab, sie haben keine Lanzettform, sondern gehen in geraden 
Parallellinien bis in die Nähe des Aussenrandes. Goldfuss 
gibt sogar noch Randporen an, und es ist wohl möglich, 
dass in dieser Beziehung keine absolute Regel gilt. 

4. Cassidulus testudinarius tab. 79 fig. 17—19. 
Alex. Brongniart M&moire terr. sedim. super. cale. trapdens 
du Vicentin 1823 tab. 5 fig. 15. Unsere Exemplare stam- 
men aus dem Eocen vom Kressenberge bei Traunstein in 
den Bayerischen Alpen. Schon im Hdb. Petref. 1866 pag. 
698 habe ich darauf hingewiesen. Wegen der Furche unter 
dem Afterloch wurden sie von Desmoulins zu den Nucleo- 
liten gestellt. Agassiz Cat. rais. pag. 99 hat sie noch unter 
Cassidulus stehen, dagegen zählt sie Desor Synopsis pag. 293 
zum Echinanthus. Sie bildet wie jede gute Species ein Ding 
für sich. Die Schale ist sehr dünn, und hat daher durch 
die braunen Eisenerzkörner sehr gelitten. Das erschwert 
denn auch die Bloslegung von Mund und After, allein man 
kann es bewerkstelligen, und mit Salzsäure wenigstens das 
Weisse der Schale herstellen, und darin die Poren verfol- 
gen. Der After ist mehr oder weniger quer, was schon an 
Echinolampas erinnert; der Mund fünfseitig, aber ohne Höcker. 
Daher tritt auch der Stern nicht deutlich hervor, und man 
hat grosse Mühe, überhaupt nur einige Punkte davon zu 
sehen (fig. 18. x vergrössert). Die fünf Porenpaare in den 
Ecken des Mundkreises treten gut hervor, die übrigen Punkte 
in den Mittelreihen sind dagegen sehr unbestimmt, nur die 
äussern verlaufen gedrängt und sicherer, so dass man we- 
nigstens an eine Art von Schleif immer noch denken kann. 
Von den Rändern der Blätter auf der Oberseite sind die 
hintern Paare sehr ungleich, indem die innern Reihen viel 
eher abbrechen, als die äussern. Im vordern unpaarigen Füh- 


. 
- 


B. Echin. reg.-symm.: Cassidulus testudinarius. Pygurus. 473 


lergange hören die äussern Punkte plötzlich auf, und nur 
die innern setzen fort, ob ununterbrochen bis zum Munde, 
das lässt sich nicht entziffern. Es gibt flache fig. 18 und hohe 
fig. 19 Varietäten, diese haben sogar einen schwachen Kiel 
über dem After in der Medianlinie des Rückens. Im rothen 
Josephsflötze sind sie gar nicht selten, dennoch finde ich sie 
bei Goldfuss nicht, wohl aber hat Hr. Prof. Schafhäutl (Süd- 
Bayerns Lethaea geognostica 1863 pag. 120 tab. 20 fig. 1. 
a—d) einen Pygorhynchus carinatus abgebildet, wozu unserer 
ohne Zweifel wohl mit gehört, wenn schon die Zeichnungen 
manches Widersprechende haben. Es kommt nemlich damit 
noch ein anderer vor, den man ungereinigt gar leicht ver- 
wechselt. Zur nähern Vergleichung habe ich ihn in fig. 20 
gleich daneben gestellt, und für eine kleine Varietät des Uly- 
peaster ellipticus Goldf. Petref. Germ. tab. 42 fig. 3 gehalten. 
Leider ist der After ein wenig verletzt, aber er ist wie auch 
der Mund quer in die Länge gezogen, und zählt daher zum 
Echinolampas. Die Ungleichheit der Fühlergänge in den 
Blättern ist noch grösser als vorhin, blos im vordern Ambu- 
lacrum scheinen die beiden Porenfelder in gleicher Länge ab- 
zusetzen. Dem Munde fehlt jede Spur von Höckern. Wäh- 
rend bei Schafhäutl die fig. 1. c. d genau mit unserm testudi- 
narius stimmt, sollte man fig. 1. b von der Mundseite gesehen 
zum ellipticus zählen. Unter 

Pygurus (oögos Grenze) trennte Agassiz (Echin. Foss. 
Suisse 1840 pag. 68) Formen des Jura und der ältern Kreide- 
formation von den eigentlichen Ulypeastern ab, die zwar aus- 
gezeichnete Porenblätter auf dem Scheitel haben, aber am 
Rande nicht unterbrochen sind, sondern blos ausgezeichnete 
Lanzettformen bilden. Dieses Nichtgeschlossensein der Blätter 
haben sie mit den Nucleoliten gemein. Sie unterscheiden sich 
davon blos durch die Lage des Afters, welcher auf der Unter- 
seite an dem etwas nach hinten verlängerten Rande Platz 


474 B. Echinidae reg.-symm.: Pygurus, 


nimmt, worauf wohl der Name anspielen soll. Das Afterloch 
ist gewöhnlich längsoval oder rund; die mit querovalen 
wollte d’Orbigny (Desor Synopsis 310) als Echinopygus 
trennen, wohin besonders der Pyg. oviformis d’Orb. Terr. 
er&tac. VI pag. 311 tab. 919 aus dem Cenoman von le Mans 
(Sarthe) gehört, der sich durch seinen auffallend langen Schna- 
bel auf der Hinterseite auszeichnet, und welchen schon La- 
marck An. sans vertebr. III pag. 15 unter Olypeaster ovi- 
formis. varidte 2 verstanden haben soll. Die Mundblume 
scheint im Wesentlichen von einem Dreipaarlaufe nicht abzu- 
weichen, wie ich aus der Copie fig. 23 schliesse, welche dem 
Pygurus Michelini Cott. et I'riger Echin. Sarthe tab. 13 aus 
dem Grande Oolite von Mamers zugehört. Agassız unter- 
schied im Cat. rais. pag. 103 drei Typen: rostre, discoide, 
@largi. Die nach hinten verbreiterten haben gewöhnlich ihren 
längsovalen After dergestalt im Rande, dass er von oben und 
unten sichtbar wird. D’Orbigny (Pal£ont. frane. 1855 terr. 
eret. VI pag. 334) erhob sie daher zum Botriopygus (wahr- 
scheinlich von Börpus, vo; Traube abzuleiten), die vorzüglich 
in der untern Kreideformation liegen. Die ächten Pyguren 
gchören im Jura immerhin zu den seltenen Erfunden. . Gold- 
fuss hat daher noch keinen einzigen abgebildet, obwohl die 
tab. E. IL. fig. 3. 4 in Walch’s Naturg. Steinr. hierhin ge- 
hört. Dann kam Agassiz mit dem Echinolampas Montmollini 
Me&m. Soe. Neuch. 1835 I. pag. 134 tab. 14 fig. 4—6 aus dem’ 
blauen Neocom von Haute-rive, welcher auch in Norddeutsch- 
land im Hilsconglomerat von Berklingen nicht fehlt, und von 
Desor an die Spitze des Geschlechts gestellt wurde. Sodann 
folgte der grosse flache Ulypeaster Hausmanni Dunker und 
Koch Beiträge Kenntn. nordd. Oolithgeb. 1837 pag.38 tab. 4 
fig. 3 aus dem obern Korallenkalke von Kleinenbremen bei 
Bückeburg, der im Coralline Oolite von Malton (Yorkshire) 
Scheiben von reichlich 16 cm erreicht (Wright Brit. foss. Ech. 


B. Echinidae reg.-symm.: Pygurus albojurensis. 475 


Ool. form. tab. 40), wo sie so häufig sind‘, dass sie schon von 
Phillips 1829 und Young in kleineren Exemplaren abgebildet 
wurden. Desto seltener finden sie sich bei uns. Das einzige 
Bruchstück tab. 79 fig.24 ausdem Weissen Jurasvon Nattheim, 
welches mir Hr. Prof. Fraas mittheilte, gehört der Stuttgarter 
Sammlung. Obgleich es am Gipfel gelitten hat, so gewähren 
doch die zwei Eierlöcher mit der Madreporenplatte noch eine 
Möglichkeit der Orientirung, zumal da man sonst geneigt sein 
würde, die etwas grössere rechte der hintern Seite für das un- 
paare Blatt zu halten. Die vordern seitlichen Blätter sind 
vorn entschieden stärker convex, als die hintern. Die äussern 
Löcher sind nicht blos geschlitzt, sondern es ziehen sich da- 
zwischen auch zierliche Knoten durch (x vergrössert), ganz 
wie wir sie bei Nucl. patella tab. 77 fig. 34. x auszuzeichnen 
hatten. Die Schale ist gleichmässig mit Wärzchen bedeckt, 
und die Zahl der Wärzchen innen auf den schmalen Feldern 
längs der Punktreihe steht mit den Löchern in engster Bezie- 
bung, indem auf ein Wärzchen immer drei Löcher kommen. 
Auf dem unpaarigen Afterfelde erhebt sich eine schwache Me- 
diankante, und das Feld ist lang genug, um das Geschlecht 
Nucleolites auszuschliessen, wenn gleich sich die sonstige 
grosse Aehnlichkeit nicht leugnen lässt. Herr Fraas nennt 
sie Pygurus albojurensis. Ein anderes verstümmeltes Exem- 
plar tab. 79 fig.25 fand ich schon vor vielen Jahren im Obern 
Braunen Jura von Dorneck südlich Basel. Man sieht, trotz 
der Verstümmelung, wie die Porenblätter nach unten sich 
zwar stark zusammenziehen, aber als Punktspuren deutlich 
über den Rand hinausgehen. Die schmalen Porenasseln (x 
vergrössert) lassen sich sicher verfolgen, und die Poren treten 
nur auf den Nähten hervor, zwischen welchen die so häufig 
gefundenen Querreihen von Knötchen sich durchziehen. Der 
After liegt im Rande, und erscheint queroval, doch bin ich 
nicht ganz sicher, ob nicht Verdrückung dabei mitwirkte. Die 


476 B. Ech. reg.-symm.: Pyg. depressus, suevicus, Botriopygus, 


Unterseite gänzlich verletzt. Sonst würde er noch am besten 
stimmen mit Pygurus depressus Ag. Desor Echinol. Suisse 
tab. 56 fig. 2—4, von dem ich fig. 26 eine Unterseite copire. 
Die Porenstrahlen setzen unverkennbar fort, wenn sie auch 
über die Verdoppelung am Munde keinen Aufschluss geben. 
Einen für unsern mittlern 

Weissen Jura merkwürdigen Kern tab. 79 fig. 27 habe 
ich ein Mal bei Salmendingen südlich Tübingen bekommen. 
Spuren von einer äusserst dünnen Haut der Schale sind zwar 
noch vorhanden, aber von Schalenbau sieht man nichts. Das 
Stück ist kreisrund, an der Afterstelle deutlich ausgeschnitten, 
wie es einem Botriopygus zukommen würde. Das Afterloch 
selbst scheint queroval zu sein. Der runde Mund senkt sich 
tief ein, und das Afterfeld ist breit erhaben, wodurch sich 
jene eigenthümlichen welligen Biegungen einsetzen, die wir 
fast bei allen flachen Scheiben im ältern Gebirge finden. Ich 
habe des Stückes schon im Jura pag. 649 unter dem Namen 
Ulypeus suevicus erwähnt. Möglich dass es mit Nucleolites 
semiglobosus Goldf. Petref. Germ. pag. 139 tab. 49 fig. 6, 
der aus dem Jurakalk von Pappenheim stammen soll, über- 
einstimmt. Desor Monogr. Dysastr. 1842 pag. 18 tab. 4 fig. 
10—12 hat ihn nochmals untersucht, und für einen Disaster 
erklärt, dann lägen aber Trivium und Bivium äusserst nahe 
beisammen. 

Botriopygus findet sein wesentliches Kennzeichen in dem 
Randschneidenden After, welcher Schnitt von oben und unten 
sichtbar ist, wie B. testudo tab. 79 fig. 29 Desor aus dem 
Ncocom zeigt, welchen ich von Loriol (Deser. des Echin. terr. 
eret. Suisse 1873 pag. 218 tab. 16 fig. 1. «) copire. Die lan- 
zettförmigen Fühlergänge sind noch ganz wie beim Pygurus» 
die Erbreiterung der Hinterseite ist jedoch oft so unbedeu- 
tend, dass viele Species eine genaue Ovalform behalten, wie 
Pygaulus. Dazu kommt, dass bei vielen auch der Mund schief 


B. Echinidae reg.-symm.: Faujasia apicicalis. 477 


liegt ohne markirte Höcker, während bei andern diese Höcker 
sich ausgezeichnet entwickeln. Alles das gibt der scharfen 
Bestimmung eine grosse Unsicherheit. Dazu kommen dann 
„noch die abweichendsten Abbildungen der Mundblume, die 
freilich wohl meistens in unrichtiger Auffassung ihren Grund 
haben, aber nichts destoweniger die Sicherheit stören. Eine, 
wie es scheint ganz besonders getreue Abbildung gibt Loriol 
(l. e. pag. 227 tab. 17 fig. 3) von den Asseln der Fühlergänge 
des Botriopygus Morloti fig. 30 aus dem Schrattenkalke (Urgo- 
nien) des Glärnisch, woran man deutlich sieht, wie sich gegen 
den schiefen aber etwas eckigen Mund innen zwei schmale As- 
selreihen abzweigen, ähnlich denen von Nucleolites carinatus 
tab. 79 fig. 6. x und andern Ulypeastriden, wo die Mundblume 
vierreihig wird. Da nun bei vielen auch noch eine wenngleich 
‚ kurze Furche angegeben wird, so treten dadurch allerdings 
Verwandtschaften mit Nucleolites ein, den Loriol gleich dar- 
auf folgen lässt. Zu andern Betrachtungen führt uns 
Faujasia d’Orbigny Paleont. franc. terr. eret. 1855 VI. 
pag. 314, benannt nach Faujas de Saint-Foond, der durch sein 
grosses Prachtwerk Histoire naturelle de la montagne de 
Saint-Pierre de Maestricht 1799 die Petrefactenkenntniss jener 
merkwürdigen unterirdischen Steinbrüche wesentlich berei- 
cherte. Sie haben alle eine sehr kurze Scheitelblume, welche 
sich unten vollkommen abgrenzt. Erst um den höckerigen 
fünfeckigen Mund tritt wieder eine scharfe Blume auf. Unter- 
seite plan, After quer, Stachelwärzchen klein und unbestimmt 
auf der Oberseite, und dadurch an ihre Begleiter Cassidulus 
lapis-caneri und Nucleolites pyriformis erinnernd. Da das 
Afterloch auf der Unterseite unter einem kleinen Vorsprunge 
liegt, so steht er bei Agassiz unter Pygurus. Es gibt bei 
Mastricht einen flachen F. Faujasii und hohen F. apicicalis 
tab. 79 fig. 31, die wahrscheinlich nur Spielarten ein und der- 
selben Species sind. Von der ebenen Unterseite betrachtet 


475 B. Echinidae reg.-symm.: Galerites assulatus. 


sind die nach hinten gerichteten seitlichen Ecken gerade so 
ejgenthümlich, wie beim lapis-caneri, und das erinnert uns 
lebhaft an Entwickelungsformen aus ein und demselben Ur- 
typus. Schon bei oberflächlicher Betrachtung wird man zu. 
solcher Vergleichung geführt, sie lassen sich aber nur schärfer 
bei einem genügenden Materisl begründen. Solche lokale 
Formengruppen eines abgeschlossenen Meeresbecken spre- 
chen zwar für die in diesem Werke vom Anfange an verthei- 
digten Entwickelungsansichten, aber zeigen auch zugleich, 
dass man die Ableitung nicht zu weit ausdehnen darf. 
Galerites asswlatus tab. 79 fig. 28 aus dem rothen 
Diphyenkalke von Roveredo mit Ammonites ptychoicus zu- 
sammenliegend. Schon im Hdb. Petref. 1852 pag. 537 sprach 
ich die Vermuthung aus, dass die dort häufigen, wenn auch 
rohen Formen mit dem G. assulatus von Catullo (Saggio di 
Zoologia fossile 1827 pag. 217 tab. Il fig. C) übereinstimmen. 
Dieser wurde zu Romagnano im calcare ammonitico gefunden, 
den Oppel (Ztschr. deut. Geol. Gesellsch. 1865) auf der Grenze 
von Jura und Kreide zu einer besondern „tithonischen Etage* 
erhob. Die Alpinischen Sachen haben gern etwas Zweideu- 
tiges: die äusserst dünne, und daher sehr zerbrechliche, aber 
stellenweis noch erhaltene Schale wölbt sich auf dem Scheitel 
wie ein Ananchites hinaus, aber leider ist derselbe gewöhn- 
lich nicht erhalten, sondern verdrückt und durch Verwitterung 
in hohem Grade entstellt, wahrscheinlich auch, weil die Dünne 
der Schale keinen Widerstand zu leisten vermochte. Desto 
gewöhnlicher blieb die flache Unterseite erhalten, woran die 
scharf randliche Lage des längsovalen Afters und der einge- 
senkte rundliche Mund an Pygurus wohl erinnern. Zwischen 
After und Mund zieht sich eine markirte Erhabenheit fort. 
Bei andern ist die Unterseite auffallend wellig, nach Art des 
Clypeus. Nach der Darstellung Catullo’s würden die Poren 
auf dem Scheitel eine Neigung zur Blumenform zeigen, allein 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Galerites assulatus. A479 


eine eigentliche Lanzettform ist nicht vorhanden, die Poren 
nehmen am Rande ganz den Lauf, wie bei Galeriten, die 
näher zum Munde einen entschiedenen Dreipaarlauf einschla- 
gen, wie das fig. 28. & (vergrössert) ungefähr zeigt. Die Poren 
stehen dann zwar sehr gedrängt, aber zu einer Blume schliessen 
sie sich nicht ab, indem sie ganz allmählig in den Geradlauf 
übergehen. An den klarsten Stellen des Dreipaarlaufes sieht 
man deutlich die obere Assel am weitesten nach innen treten, 
und jede der beiden darunter folgenden ragt aussen sich etwas 
keulenförmig erweiternd über die andere hervor, so dass auch 
durch die Asselstellung der Dreipaarlauf geregelt ist. Eine 
Zeit lang bildet sich dann ein völliger Quincunx aus. Der 
Lauf streckt sich darauf, doch kann man noch bis an den Rand 
den Dreipaarlauf sicher in der Fühlerallee verfolgen. Ein 
Exemplar tab. 79 fig. 32 (zweifach vergrössert) aus dem gel- 
ben Karpathenkalke von Puchow an der Waag, welches sich 
im wesentlichen nicht von den Italienischen unterscheidet, 
zeigt das ganz vorzüglich, erst über dem Rande verwischt 
sich diese Dreistellung gänzlich. Wie bei Roveredo ist die 
Schale mit zierlichen, wenn schon zerstreuten Wärzchen 
bedeckt. 

Die Unterbrechung der Fühlerporen am Rande der 
Kronen findet sich mit Entschiedenheit zuerst im Tertiärge- 
birge. Denn alles, was vortertiär ist, zeigt mit wenigen Aus- 
nahmen beiMastricht pag. 467, zwar anders geformte Löcher- 
paare, aber die Spur schwindet auf dem Kronenrande nicht 
vollständig, wie bei den jüngern. Insofern liefert die Zu- 
sammenstellung nach Formationen, wenn auch die Formen 
äusserlich noch so verschieden sein mögen, ein natürliches 
Bild. Ich habe daher lange überlegt, welcher Anordnung 
der Vorzug zu geben sei. Es bleibt in dieser Beziehung ein 
gewisser Sprung, welcher langsamer Entwickelung gerade 
nicht das Wort redet, unleugbar. Da aber die Formenähn- 


450 B. Echin. reg.-sym.: Pygaulus Desmoulinsii, pulvinatus. 


lichkeit im Uebrigen ausserordentlich gross bleibt, so ist man 
init der Benennung immer im Schwanken geblieben. Wie 
das in Beziehung auf Olypeaster der Pygurus, so beweist das 
in Beziehung auf Echinolampas ete. der 

Pygaulus Agassiz Cat. rais. 1347 pag. 100 (ruy4 After, 
&u%65 Röhre). Schiefer Mund sans rosette buccale und längs- 
ovaler After sind die Hauptkriterien. Als Typus bildete 
Agassiz 1. c. fig. 27. 28 den P. Desmoulini täb. 79 fig. 33 
(Des Moulinsi) ab, der an der Perte du Rhöne unter den 
Gaultschichten, im sogenannten Aptien, lagert. Die Poren 
sind daselbst vortrefllich gegeben: sie liegen in lanzettförmi- 
gen Fühlergängen, und wenn sie auch keine in die Augen 
fallenden Blätter bilden, so ist oben die äussere Lochreihe 
länglich, die Paare convergiren nach oben (fig. 33. & vergrös- 
sert); unten treten dann plötzlich die Löcher näher zusam- 
men, werden feiner, und können zwar nur mühsam über den 
Kronenrand verfolgt werden, aber sie sind nirgends unter- 
brochen. Um den Mund tritt zwar kein Blumenstern hervor, 
aber es biegen doch einige Lochpaare aus der Linie nach 
innen hinein, um einen Anfang von Vierreihigkeit einzusetzen, 
doch ist wegen der Kleinheit der Löcher die Sache nicht leicht 
klar zu legen. Eigenthümlich ist der kleine Mund, man kann 
ihn kaum länglich noch schief heissen, dagegen liegt der 
grosse ovale After vollständig auf der Unterseite, etwas an- 
ders als es Desor Synopsis 30. 11 angibt. Die eigenthümlich 
wölbigrunde Schale schwellt hinten entschieden etwas an. 
Die Bilder bei Loriol (Deser. Echin. terr. eret. Suisse tab. 15 
fig. 2—6) würde man kaum für den unsrigen halten, jeden- 
falls sind die Fühlergänge falsch aufgefasst. Denn der lanzett- 
förmige Bau bildet einen nicht zu unterschätzenden wichtigen 
Charakter, wodurch sie sich wesentlich von dem kleinen 
Jüngern 

Pygaulus pulvinatus tab. 79 fig. 34 aus der Chloriti- 


LEN. ae N ren 53 er 
EN. 1 214 RR 
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B. Echinidae reg.-symm.: Pygaulus pulvinatus, elliptieus. 481 


schen Kreide von Chardstock unterscheiden. Hier ist jede 
Spur von Lanzettform verschwunden, die Punkte der Poren- 
paare sind überall gleich gross, und convergiren allerseits 
nach unten. Von einer Blume am Mundrande ist nicht die 
Rede, es treten blos bei dem letzten Porenpaare einige aus 
der Reihe, als wollten sie eineu Bogen bilden, doch lässt sich 
darin nicht einmal eine Regel sicher auflinden (z vergrössert). 
Der eiförmige lippenlose Mund liegt sehr wenig schief in 
einer flachen Vertiefung. Der runde After geht etwas schief 
am Hinterrande hinauf, doch ist er von oben völlig unsicht- 
bar. Die Wärzchen (z vergrössert) sind über die Schale 
ziemlich gleichmässig verbreitet, und erscheinen wie schwache 
von einem vertieften Ringe umgebene Bläschen. Mit ihm zu- 
sammen kommt der winzige fig. 35 vor, woran der After hin- 
ten wie bei Pygurus hinausspringt, dabei stehen auch die 
Porenpaare etwas weitläufiger, wie die beiden vergrösserten 
Bilder fig. 35. y und fig. 34. y mit einem Blicke übersehen 
lassen. Ob das aber Verschiedenheiten in Folge verschie- 
“ denen Alters oder verschiedener Art sind, vermag ich nicht 
zu entscheiden. Was Archiae (M&m. Soe. geol. France 1846 
2 ser. II. 1 pag. 297 tab. 13 fig. 5) aus der Belgischen Tourtia 
Pygurus pulvinatus nannte, gehört wohl ohne Zweifel hier 
her. Jedenfalls sind es Formen, die von den Schriftstellern 
mit Desmoulini zu einem Geschlecht gestellt werden, obwehl 
sie durch ihre Poren schr unter einander abweichen. Geht 
aber das, so dürfte man auch einen Schritt weiter zum 
Clypeaster elliptieus tab. 79 fig. 36 Goldf. Petref. 
Germ. I pag. 135 tab. 42 fig. 3 aus dem eocenen Tertiär vom 
Kressenberge gehen. Unsere Abbildung von St. Giovanni di 
Lovione im Veronesischen ist zwar mit deutschen nicht ganz 
adäquat, bildet aber eine der gefälligsten Eiformen, die mir 
je vorgekommen sind, wie unsere drei Ansichten beweisen. Der 
fast in der Mitte liegende fünfseitige Mund wird zwar von 
Quenstedt, Echinod. 31 


FRE lad BRIW KERN RL NEN, 


482 B. Echinidae regulari-symmetricae: Clypeaster. 


einer ziemlich dickwandigen Grenzfläche umschlossen, aber 
man findet keine Spur von knotigen Anschwellungen, und die 
am Rande unterbrochenen Poren stellen sich wohl ein, aber 
ohne eine markirte Blume zu bilden, ja man hat seine Noth, 
nur die Existenz der Löcher nachzuweisen. Auch hier scheinen, 
wie bei den Kreideformen, nur durch ein unbedeutendes Bo- 
genschlagen die Porenpaare vierreihig zu werden. Der After 
liegt zwar schon quer, ist aber nur ganz unmerklich in die 
Breite gezogen. Dagegen sind die Scheitelblumen entschieden 
begrenzt, und die Porenfurchen der paarigen Blätter schon 
auffallend ungleich, nur das unpaarige Blatt folgt mehr der 
Symmetrie. Die Poren selbst sind gleich gross, aber durch 
eine flache Rinne quer verbunden. Das ganze ist rings mit 
gleichmässigen Wärzchen gedrängt besetzt, und man kann 
kaum noch beurtheilen, ob sie auf der flachen Unterseite 
grösser werden, als auf der convexen obern. Wir haben da 
eben Zwischenformen, Vorläufer und Nachzügler, bei denen 
ınan schwanken kann, zu welcher Gruppe sie zu stellen seien. 
Die Alten entschieden sich bei allen diesen Dingen für 


4. Ciypeaster. 


Lamarck gründete das Geschlecht „Sternschild* 1801 
in seinem Systöme des animaux sans vertebre, und stellte dabei 
den in allen warmen Meeren so häufigen Ulypeaster rosaceus 
an die Spitze, welchen Klein schon vorzüglich als Seutum 
humile abbildete, und Leske Additamenta pag. 121 unter 
Echinanthus beschrieb, im Gegensatze zu dem fossil so weit 
verbreiteten Scutum altum. Diese Gruppe mit geschlossener 
Blume hat im Innern nicht blos eine Masse kalkiger Säulen, 
sondern auch ein ausgezeichnetes Gebiss pag. 383, und reiht 
sich deshalb genau den Scutellen an. Damit verband er dann 
aber eine zweite Gruppe ovaler oder runder Formen, deren 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Clypeaster. 483 


Blumenblätter mehr geöffnet die innern Kalksäulen und Ge- 
bisse nicht mehr so sicher verrathen, die aber ihrem allge- 
meinen Ansehen nach durch eine. Menge Mittelformen sich 
der ersten so eng anschliessen, dass man sie lange Zeit nicht 
trennen mochte. Aber nicht blos die Eigenschaften, sondern 


‚auch ihr jüngeres Lager, was bis in die Jetztwelt hereinragt, 


vereinigen sie: namentlich sind bei allen, mögen ihre Fühler- 
gänge blatt- oder lanzettförmig sein, die Porenreihen am 
Rande unterbrochen, um dann zuletzt am Mundrande noch- 
mals als eine kleine Floscelle zu erscheinen. Gewöhnlich 
zeichnet sich das Endpaar pag. 338 in den Ecken des Mund- 
lochs durch Grösse aus. Ihre Schale ist in höchst gleichmässi- 
ger Weise mit Stachelwärzchen bedeckt, was eine gleichartige 
Bekleidung mit feinen haarartigen Stacheln erwarten lässt. 
Uebrigens wird auch hier die Formenmannigfaltigkeit so 
gross, dass mit allgemeinen Einleitungen nicht viel gethan ist, 
man muss vielmehr die hervorragenden Species scharf zu 
charakterisiren suchen, und den unsicherern Tross irgendwie 
anreihen. Die 

1. Eiformen spielen besonders im Veronesischen und 
subalpinen Eocen eine wichtige Rolle. Wir sehen daher schon 
beim Aldrovandus (Musaeum metallicum 1648 pag. 455 fig. 
1.2.7.8. 9. 10. 11) eine ganze Menge grosser und kleiner 
Exemplare ziemlich erkenntlich abgebildet. Beim Cassidulus 
scutella pag. 463, welcher sich zu der gleichen Form neigt, 
wurde darauf hingewiesen, und es wäre allerdings besser, man 
reihte denselben hier an, allein er hatte den längsrundlichen 
After hinten über einer deutlichen Furche, während jetzt das 
Loch gewöhnlich quergestaltig auf der Unterseite innerhalb 
des Hinterrandes seinen Platz einnimmt, und daher von oben 
nicht sichtbar ist. Freilich kommen dann wieder Zwischen- 
formen vor, wo der Querafter genau genommen weder unten, 
noch oben, noch hinten liegt, und das sind gerade die Fälle, 

31” 


EN CHE PLRRR WIR 


484 DB.Echinidae reg.-symm.: Amblypygus. Pygorlıynchus. 


welche man nur bei grossem Material zu bewältigen im Stande 

ist. Beim Tertiärgebirge stehen bleibend haben wir es zu- 

nächst mit folgenden drei Untergeschlechtern zu thun: 
Amblypygus, Pygorhynchus, Echinolampas. 

Amblypygus apheles tab. 30 fig. 3 aus dem alttertiären 
Nummulithenkalke von Verona (&u.ß%ös stumpf, zuyz After), 
welcher von Agassiz Cat. rais. 1847 pag. 108 begründet 
wurde, bewahrt noch die schönste Eiform, aber der länglich 
elliptische After rückt vom Hinterrande weit weg dem Munde 
zu, was noch an depresse Galeriten erinnert. Wie bei diesen 
sind die Fühlerporen weder verbunden noch unterbrochen. 
Darin kommen sie wieder mit dem ebenfalls länglichen Py- 
gaulus pag. 450 überein. Der runde Mund nimmt die Mitte 
ein. Mir sind sie nur aus Zeichnungen bekannt. Es werden 
dazu nicht blos längliche, sondern auch „eirculaire und sub- 
eireulaire* Formen von ansehnlicher Grösse gerechnet, was 
wieder mit dem grossen Ulypeaster conoideus Verwandtschaft 
verräth. 

Pygorhynchus Grignonensis tab. 80 fig. 2. Agassiz Cat. 
rais. 1847 pag. 102 soll schon von Defrance (Dict. science. 
nat. 1825 Bd. 35 pag. 214) unter Nucl£olite de Grignon ver- 
standen sein, wo er sich im Grobsande fand. Der quer ver- 
längerte After liegt über dem Abfall des Hinterrandes aber 
‚dergestalt, dass er von oben noch ins Auge tritt. Verbundene 
Poren, Floscellen zwischen den Höckern des Mundes, der in 
einer Vertiefung liegt, kurz alles stimmt mit den gewöhnlichen 
Veronesischen Eiformen. Hr. Desor (Synopsis pag. 298) 
meint, dass der grössere Echinanthus dorso elatiore Breynius 
Schediasma Echin. 1732 pag. 59 tab. 4 fig. 4. 5 der gleiche 
sei, da es ausdrücklich heisst, dass er „ab Issy ex Gallia® 
stamme pag. 469. Und allerdings lässt die Ansicht fig. 4 von 
oben den Querafter in seiner richtigen Lage sehen, dagegen 
ist die Ansicht 1. c. fig: 5 von unten sehr mangelhaft, doch da 


“ 


B. Echinidae reg.-symm: Echinolampas ovatus. 485 


es heisst, in hoc Genere apertura pro ano plerumque ita sita 
est, ut a vertice aeque ac basi conspici possit, so mag damit 
wohl unser Pygorhynchus gemeint sein. Uebrigens ist der 
Name Nucleolites gar nicht so übel. Denn betrachten wir den 
Pygorh. Desorii tab. SO fig. 4 Archiac (Me&m. Soc. geol. 
France 2 ser. 1848 III pag. 422 tab. 10 fig. 18) aus dem 
Nummulithen-Kalke von Biarritz im südwestlichen Frankreich 
an der Meeresküste, wovon ich die Hinteransicht copire, so 
zeigt derselbe nicht blos die Furche unter demLoche, sondern 
auch das welliggeschwungene Wesen weist noch auf Verwandt- 
schaften hin. Blos die Querstellung des Afters bleibt als Kri- 
terium des Unterschiedes über. Beim 

Echinolampas (Azu.r%; Lampe) tritt endlich dieses quere 
Afterloch unter den Rand, und wird von oben völlig unsicht- 
bar. J. E. Gray (Annals of Philosophy 1825 X. 429) wurde 
auf dasBild geführt durch den Echinoneus lampas de la Beche 
(Transact. geol. Soc. 2 ser. 1819 I pag. 42 tab. 3 fig. 3—5) 
aus dem Grünsande von Lyme Regis, welcher von Lamarcks 
Clypeaster oviformis variet@ 2 pag. 474 wohl kaum verschie- 
den mit seinem hintern ziemlich langen Fortsatze allerdings 
das schlagende Bild einer antiken Lampe gewährt. Dann aber 
wurden tertiäre und lebende Formen von ovalem und eireulär- 
pentagonalem Umriss dazu gerechnet. Vielleicht könnte man 
für die Normalformen den alten Namen 

Echinolampas ovatus tab. 80 fig. 1 beibehalten, wie 
ihn Parkinson (Organ. rem. of a former World 1811 III 
pag. 24 tab. 2 fig. 5) an einem Exemplar von Verona aufge- 
fasst hat. Dasselbe schliesst sich eng an obigen ellipticus, so 
wohl von Oberitalien pag. 481, als vom Kressenberge pag. 473 
an. Auch in der Eneycelop@die method. tab. 143 fig. 13 und 
14 wird eine schöne Eiform mit querem After und gquerem 
Munde abgebildet, welche von Agassiz und Desor (Synopsis 
305) als Echinol. ovalis gedeutet werden. Je nachdem das Ei 


Mu, 


486 DB. Eebinidae regulari-symmetricae: Echinolampas politus. 


mehr oder weniger schlank, sogar durch Iirbreiterung zu den 
pentagonalen überläuft, sind eine Menge Namen similis, sub- 
similis etc. geschöpft, die über den Rahmen der Varietäten 
nicht hinausgehen. Unser Exemplar fig. 1 ist ein Steinkern 
aus dem Miliolitenkalken des Pariser Beckens. Die Eiform 
hat sich hier ausserordentlich gut ausgebildet, und über die, 
quere Lage des Mundes und Afters kann trotz des Kernes 
kein Zweifel sein. Der After fällt zwar hart in den Rand, 
allein denkt man die Schale hinzu, so wird vom Loche in der 
Oberansicht nicht die Spur wahr genommen. Der Scheitel 
gibt sich durch den Eindruck des Steinkanals der Madreporen- 
platte zu erkennen, und darf auch von den Resten der Fühler- 
gänge kaum Bedeutendes erwartet werden, so sieht man doch 
selbst auf den Abdrücken, dass die Poren verbunden waren. 
Der ganze Kern hüllt sich gleichsam in einen Schmelz von 
gelblichen Kalkspath, der die Form überall zum besten Ab- 
schluss bringt, und namentlich noch die gänzliche Abwesen- 
heit von Kalksäulen oder Kalkwänden beweist. Beim Oly- 
peaster stelliferus beruft sich Lamarck Anim. sans vertebr. 
Ill pag. 16 auf die schöne Form von der Grösse eines Hühner- 
eies bei Walch Naturg. Verst. tab. E. III fig. 5, die von 
Verona stammt. Walch nennt ihn ausdrücklich einen „Ei- 
förmigen Echinit“, Lamarck sagt aber ovatus tumidus. Daher 
glaubte ihn Agassiz Cat. rais. pag. 106 mit Clypeaster forni- 
catus Goldfuss Petref. Germ. tab. 42 fig. 7 aus dem tertiären 
Mergelsande von Münster identifieiren zu sollen, der zwar 
eiförmig von oben und unten erscheint, aber sich sehr hoch * 
im Profil hinaufgipfelt. Allein genügende Gründe sind dafür 
schwer zu finden. Noch weniger sicher ist zwar 

Clypeaster politus tab. 80 fig. 5 Lmek. 1. e. pag. 15, 
da hiep nicht einmal eine Zeichnung eitirt wird, doch heisst er 
ovatus, rapport@ d’Italie par M. Cuvier, un peu plus gros 
qu’un oeuf ordinaire. Daher habe ich schon im Hdb. Petref. 


| Pa a a A 


B. Echinidae regnlari-symmetricae: Echinolampas politus. | 487 


1852 tab. 50 fig. 21 den Namen für Veronesische Formen 
aufgenommen, deren Grösse mit Gänseeiern wetteifert. Frei- 
lich sind sie bald kürzer und dicker, bald länger und schlan- 
ker, allein der quere After am Unterrande hinten mit gera- 
derer, vorn mit convexerer Linie und der querpentagonale 
Mund mit knotigen Lippen, sowie der übrige Habitus sprechen 
für die gleiche Species. Das schlanke Exemplar fig. 5 von 
den Monti del Cervo hat eine etwas ausgeschwungene Unter- 
fläche, so dass sich das Vorder- und besonders das Hinterende 
etwas hinabneigen, aber die Eiform von oben ist vollkommen, 
kaum dass sie sich hinten gegen den After hin unmerklich zu- 
sammenzieht, um das Merkmal des Echinolampas sich anzu- 
eignen. Die Fühlerginge sind ausgezeichnet lanzettförmig, 
man kann daran alle einzelnen Tafeln und Löcher verfolgen: 
im vordern Ambulacrum hören die Poren der beiden Fühler- 
gänge in gleicher Höhe auf; in den vordern seitlichen blei- 
ben die vordern nur ein wenig gegen die hintern zurück, im 
hintern Paare gehen dagegen die vordern etwa um sechs 
Paare tiefer hinab, wie fig. 5. f zeigt. Die Fühlerporen sind 
durch Rinnen verbunden, brechen auf den Asselnähten her- 
vor, hören aber plötzlich auf, ohne den Unterrand zu errei- 
chen. Bei der Deutlichkeit der grossen wohl erhaltenen Exem- 
plare scheint hier kaum ein Irrthum möglich. Auf der Unter- 
seite # bildet sich am Munde keine Blume recht aus, statt 
dessen laufen vereinzelnte Gruben weit bis zum Rande hinan, 
die Gruben dringen schief ein, und haben etwas Unstetes, 
indem sie bald auf der Naht, bald weiter im Innern der Asseln 
hervor dringen. Aber es ist wohl nicht zu zweifeln, dass in 
jeder Grube ein zartes Lochpaar sitze. Der Mundrand ist sehr 
dick, und gleicht einem nach innen sich etwas verengenden 
Trichter. Tab. 30 fig. 6 habe ich ihn an einem Gänseeiför- 
migen Exemplar von Varolina bei Montecchio Maggiore etwa 
zweifach vergrössert dargestellt, so gut dieSache sich machen 


488 B. Echinidae reg, symm.: Echinolampas politus, afünis. 


liess: die Interambulacra endigen unterhalb der Mundknoten 
mit einer keilförmig verjüngten Einzelplatte, die hintere un- 
paarige ist am breitesten, die mittlern paarigen sind am 
schmalsten; die Ambulacralfelder beginnen dazwischen mit 
zwei schmalen Platten, welche an ihrem Oberende von dem 
charakteristischen Endporenpaare durchbohrt werden. Der 
nach innen aufgestülpte Mundrand muss also mit 15 Platten 
endigen. Ueber den langen ambulacralen Mundrandplatten 
folgen dann plötzlich etwa 8 bis 10 ganz kurze Plättchen, 
zwischen welchen Poren eindringen, doch ist ihre Zahl kaum 
sicher zu erkennen. Wann die Asseln sich verwischen, wie 
innen links, dann folgen über dem Endpaare nach aussen noch 
je drei bis vier, welche dicker als die gedrängtern äussern, die 
innere Reihe bilden. Doch ist in den Zahlen keine Sicherheit. 
Der Apex (x vergrössert) hat eine grössere Scheibe als Ma- 
dreporenplatte, in welche die Fühlergänge zuletzt mit sehr 
kleinen Asseln eindringen. Mannigmal meint man, es seien 
sehr grosse Augenlöcher da, dann können sie wieder ganz 
fehlen, je nachdem der Gipfel erhalten ist. Das Afterfeld 
endigt oben mit einer unpaarigen Platte; die fünfte Genital- 
öffnung fehlt. Die ganze Oberfläche der dicken Schale ist mit 
Wärzchen (fig. 5. y vergrössert) gleichmässig bedeckt, die 
von einem tiefen Ringe umgeben werden, was für Clypea- 
striden bezeichnend ist. 

Das alte Tertiär, vor allem Italien, ist ganz besonders 
reich an hierher gehörigen Formen. Eine besondere Schwie- 
rigkeit dabei machen die verschiedenen Altersstufen. Ich habe 
daher noch einen kleinen tab. 30 fig. 7 von Zovizzo im Vero- 
nesischen abgebildet. Hier beginnt die ziemlich niedrige Form 
au den Seiten nach hinten sich etwas zu erbreitern, höchst 
verwandt dem Ulypeaster affinis Goldf. Petref. German. tab. 
42 fig. 6 aus dem Brüsseler Becken. Nur liegt bei unserm 
italienischen das Afterloch schon schiefer am Hinterrande, 


B. Echinidae reg.-symm: Echinolampas Mattsecensis. 489 


wie etwa bei dem etwas grössern Echinolampas similis Sis- 
monda Memor. Accad. di Turino 1842 2 ser. IV pag. 34 tab. 2 
fig. 5—7 aus den Turiner Hügeln. Mund und After sind ent- 
schieden in die Quere gedehnt. Die Ungleichheit der Fühler- 
blätter stimmt im Wesentlichen noch mit dem grossen politus. 
Während man so unsicher nach Namen tastet, kommen dann 
wieder Formen zum Vorschein, die sich durch ihre extremen 
Eigenschaften plötzlich isoliren, wie z. B. der 

Echinolampas Mattseeensis tab. 80 fig. 3 aus dem Eocen 
von Mattsee nördlich Salzburg. Mund und After entwickeln 
sich in Grösse und Querlage zum Maximum. Besonders cha- 
rakteristisch ist die Hinteransicht, denn sie lässt den schnabel- 
artigen Vorsprung, unter welchen der After liegt, am besten 
erkennen. In hohem Grade ungleich sind die Porenläufe an 
den Rändern der Blätter, denn im vordern Paare erreicht der 
vordere Rand kaum die Hälfte der Länge des hintern; ist 
auch am hintern Paare die Ungleichheit nicht so gross, so ist 
sie doch gross genug, um von wenigen erreicht zu werden. 
Nur das unpaare Blatt bleibt fast gleichrandig, da blos der 
rechte Flügel um zwei Löcherpaare weiter hinausgreift. 
Höcker sind um den Mund nicht wahrzunehmen, aber auch 
die Blumen sind schlecht entwickelt, doch nehmen die End- 
paare innerhalb des Steilrandes vom Munde (= vergrössert) 
ihre Stelle ein. Freilich kann man das leicht übersehen, und 
es erfordert schon sorgfältige Arbeit, um nur die Existenz 
nachzuweisen. Da die ganze Schale gleichmässig mit Wärz- 
chen überdeckt ist, so ist es äusserst schwierig, dazwischen 
den Mundporenlauf bestimmt anzugeben. Vier grosse Löcher 
um die Madreporenplatte zeichnen sich aus, und die Augen- 
löcher kann man wegen ihrer Kleinheit kaum wahrnehmen. 
Es kommen auch kleine Exemplare fig. 9 vor, die aber durch- 
aus zu den grössern passen, vielleicht dass Mund und After 
noch etwas kleiner blieben. Aber die starke Excentrieität 


A EEE RE ln TE 27 Darcal 
a Au3) 


490 B. Echinidae regulari-symm.: Echinolampas affinis. 


des Apex und die Ungleichheit der Porenblätter ändert sich 
nicht. 

Im Pariser Grobkalke kommen mehrere kleinere Species 
vor. Eine davon bei Breynius meint man dem Pygorhynchus 
Grignonensis pag. 484 zuzählen zu sollen. Dagegen hat das 
Scutum ovatum Chaumontianum Klein Nat. disp. Echin. 1734 
pag. 29 tab. 18 fig. ©. D den quergestaltigen After hinten 
auf der Unterseite, und bei einem zweiten Sc. ovat. Issy- 
aviense liegt der Anus sub peripheriae parte quadantenus 
latiori tab. 20 fig. a. b. Auch Leske (Additamenta pag. 128) 
hat das alles unter Echinanthus ovatus aufgeführt. Agassiz 
und Desor (Synopsis pag. 301) benennen die schlanken mit 
dem Goldfuss’schen Namen Echinolampas aflinis tab. 80 fig. 10. 
Unser Exemplar aus dem Grobkalke von Damery bei Epernay 
wo die vielen Cerithium giganteum gegraben werden, ist ver- 
drückt, und lässt daher eine geringe Verbreiterung nach hin- 
ten nicht in die Augen fallen. Obwohl die ganze Oberfläche 
mit gleichen Wärzchen bedeckt ist, so kaum wan doch sehr 
deutlich die Ungleichheit der Blätterwände dazwischen beob- 
achten. Die Löcher hören plötzlich auf, und reichen lange 
nicht bis zum Rande. Hr. Desor gibt Synopsis tab. 31 fig. 
4—6 eine Abbildung nach der Natur, worin freilich diese 
Poren ganz anders aufgefasst sind, aber wahrscheinlich nicht 
richtig. Der After am Hinterrande der Unterseite ist nur 
wenig in die Quere gezogen, und um den Mund kommen die 
Höcker zu keiner rechten Ausbildung. Obwohl nun der Um- 
riss der kleinern fig. 11 von derselben Fundstelle bei Damery 
ganz wesentlich abzuweichen scheint, so bleiben die übrigen 
Kennzeichen doch gleich, namentlich auch in Beziehung auf 
die Blume um den Mund: das Anfangspaar (x vergrössert) 
steht innerhalb des Mundrandes gross und deutlich da, und 
die vier Reihen darüber erinnern schon lebhaft an die Poren- 
zeichnungen der 


B. Echinidae reg.-symm.: Pentagonale Echinolampas. 491 


2. Pentagonalformen. Schon unsere kleine fig. 11 aus 
dem Pariser Becken kann als ein Muster gelten. Aber die Zahl 
nimmt zu, je höher wir im Tertiärgebirge aufsteigen. Hier 
bekommen wir erst, namentlich von der Unterseite gesehen, 
die ächte Form antiker Lampen, indem das Afterende sicht- 
lich hinausspringt und mit dem Loche die Stelle des Dochtes 
bezeichnet. Schon Breynius Schediasma 1732 pag. 59 tab. 4 
fig. 1.2 bildet einen lebenden Echinanthus vertice elatiore, 
coloris albicantis ab, welcher sonst einem Echinocorytes (Anan- 
chites) glieche. Ja sogar Rumpf hatte ähnliche, wenn auch 
schlecht /abgebildet. Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 pag. 30 
tab. 20 fig. ce. d) copirte die Dinge, und machte schon auf die 
labia quinque turgidula, ex flammulis velut acu delineatis, auf- 
merksam. Leske Additamenta 1778 pag. 127 stellte das noch 
alles zum Echinanthus ovatus, und verweist dabei auf die 
vortreflliche Abbildung des Echinus Indicus Orientalis Seba 
Thesaur. 1758 III pag. 22 tab. 10 fig. 23, den die Encycloped. 
method. tab. 144 fig. 1.2 copirte. Es ist Echinus oviformis 
Linn€ bei Gmelin 3157, der daher von Lamarck Anim. sans 
vertebr. III. 15 den Namen Ulypeaster oviformis erhielt, wäh- 
rend derselbe für Clypeaster excentricus blos ein „Fossile de 
Chaumont“ vor sich hatte, trotzdem er sich auf genanntes le- 
bende Exemplar in der Eneyclop£die bezog. Er konnte eben 
auch das fossile Bild von dem lebenden nicht sicher unter- 
scheiden. Agassiz Catal. raisonn. pag. 110 gieng über alle diese 
Aehnlichkeiten weg und schnitt den Knoten durch, indem er 
aus der Lamarck’schen Species einen Asterostoma excentrieum 
(207g Stern) machte, als wenn die Blume um den Mund etwas 
Besonderes wäre. Im Gegentheil liefert sie ein wichtiges 
Bindeglied: wie wir bei den Regularen endlich in der Mo- 
lasse zum Cidaris praehistrix pag. 211, dem Vorläufer des 
lebenden histrix kamen, welcher in der „jüngern Mediterran- 


Stufe“ des Wiener Beckens Cidaris Schwabenaui Laube (Ab- 


TAI FRRB ARNY KUN EHE 
ca Fa w; 
{ 


v 


492 B. Echinidae reg.-symm.: Echinolampas KRleinii. 


handl. Geol. Reichsanstalt 18571 V tab. 16 fig. 1) genannt 
wurde, so nähern wir uns jetzt den in Indien lebenden For- 
men mit dem Norddeutschen jungtertiären 

Ulypeaster Kleinii tab. 80 fig. 13—17 Goldf. Petref. 
Germ. tab. 42 fig. 5 aus dem jüngern Tertiär vom Doberge 
bei Bünde im Osnabrück’schen. Man findet nicht leicht eine 
reinere und gefälligere Form als diese, sie kann daher den 
ältern Vorgängern und den jüngern Nachfolgern in jeder Be- 
ziehung als Muster dienen. Was zunächst die Scheitelblume 
betrifft, so ist dieselbe vortreflich lanzettförmig ausgebildet: 
das vordere unpaarige Blatt bleibt am schmalsten und sym- 
metrisch mit gleich langen Seiten; die vordern paarigen wer- 
den dagegen ein wenig ungleichrandig, indem der hintere 
Rand von den vordern etwas überflügelt wird, was sich am 
hintern Paare wieder ausgleicht. Die Blumenblätter sind 
kurz, aber man kann Furchenandeutungen bis zum Rande 
verfolgen. Von der Aussenseite darin Poren zu erkennen, 
ist äusserst schwierig, obwohl man bei einiger Uebung kleine 
Schlauchwärzchen, neben welchen Punkte eindringen, unter- 
scheiden lernt. Von der Innenseite fig. 15. b der dicken 
Schalen treten dagegen in der Fortsetzung deutliche Löcher 
hervor: das Blumenblattpaar hört plötzlich auf, und es setzt 
sich blos die innere Punktreihe, zwar etwas minder sichtbar, 
aber ganz bestimmt bis zum Mundrande fig. 15. a fort. Na- 
türlich müssen die Löcher plötzlich einen ganz andern Charak- 
ter annehmen, denn was als einfaches Loch erscheint, ist in 
Wahrheit ein Doppelloch, wie alle Löcher bis zum Mund- 
saume »n hin, nur dass hier die Zahl sich plötzlich vermehrt, 
aber nichts desto weniger in zwei bestimmten Reihen ausein- 
ander läuft. Wenn man gegen diese innern Löcher die äussern 
hält, wie ich sie fig. 14 von einem 73 mm grossen Exemplare 
gebe, so bildet jedes Mundblatt eine Porengruppe von sechs 
Reihen. Die innern beiden je sechsporigen Reihen bilden 


iv DR a) Sr N 
Bun? 4b 
AH ö 


B. Echinidae reg.-symm.: Echinolampas Kleinii. 493 


feinere Löcher, als die äussern, und von diesen alterniren die 
hintern, bei den vordern dagegen herrschen die äussern an 
Zahl vor. Nicht zu übersehen sind gar zierliche Grübchen 
zwischen den sechsporigen Reihen, welche in gleicher Flucht 
mit dem Endpaare liegen, und wohl ebenfalls feine Löcher ber- 
gen könnten. Das gibt der Mundporenspur ein leierförmiges 
Ansehen. Auch bei dem lebenden oviformis fehlen die alterni- 
renden Löcher in der Mitte nicht. Die fünf Mundlippen sind 
ziemlich angeschwollen und gruppiren sich um das fünfeckige 
Mundloch, dessen hintere Querbasis entschieden noch die an- 
dern Seiten an Länge überflügelt. Dem entsprechend ist die 
unpaarige Lippe am grössten und die bintern paarigen sind 
am kleinsten. Wie der Mund hat auch der quere After hinten 
eine geradere und vorn eine gebogenere Linie. Die vier Ge- 
nitallöcher auf dem Scheitel stehen symmetrisch um die cen- 
'trale nabelartig hervorragende Madreporenplatte, dabei ist 
die ganze dicke Schale sehr gleichmässig mit Warzen bedeckt, 
die auf den Lippenfeldern auf der etwas eingesenkten Basis 
am grössten werden. 

Eigenthümlich ist eine Krankheit, die in markirten zahl- 
reichen Gruben fig. 16 besteht. Anfangs hält man sie für 
Bohrmuschellöcher, allein von innen gereinigt konnte ich 
mich sicher überzeugen, dass sie nicht durchgehen, sonst hätte 
. das Thier wohl daran sterben müssen. Greerade am Rande, wo 
die Schale am dickesten ist, dringen die Löcher 2—3 mm tief 
ein, und doch sieht man nicht selten (x vergrössert), dass die 
Stachelwärzchen ungestört in die Gruben hinabgehen. 

Varietäten liegen bereits bei Bünde in Menge: fig. 13 ge- 
hört zu den mittelgrossen, und a gibt die genaue Form des 
Afters; fig. 16 kann schon klein heissen, allein der Mund und 
After findet sich im Verhältniss bei keinem grösser. Es 
kommen dann auch länglichere Stücke vor, woran Mund und 
After bedeutend kleiner werden, gleichsam im Anschluss an 


EEE ER ERTL RT 


494 DB. Echinidae reg.-symm.: Echinolampas similis, Studeri, 


oben pag. 491 genannten Indieus, dessen Mund ebenfalls 
kleiner ist als bei den gewöhnlichen tertiären Formen. Bei 

Verona tab. 80 fig. 13 kommen in einem harten grau- 
weissen Sandsteine eine Menge ähnlicher Formen vor, die 
wahrscheinlich Sismonda (Memorie Ace. Turino 1842 2 ser. IV 
pag. 36 tab. 2 fig. 5—7) unter Echinolampas similis begriff. 
Es haben diese Formen allerdings ein örtliches Ansehen, dass 
sich schwer beschreiben und zeichnen lässt, allein ich bin nicht 
zweifelhaft, sie als die Mutter der spätern anzusehen. Durch 
starkes Aetzen kann man die Asseln der Mundblume fig. 18. 
hervorschimmern machen, dann sieht man bestimmt, dass für 
die innern Porenreihen sich besondere kleine Asseln abzwei- 
gen, und zwar schieben sich im Allgemeinen zwei längere 
zwischen eine kürzere. Indess durch Verkümmern einzelner 
kann bei der Unsicherheit mancher Grenzen die Regel schein- 
bar allerlei Ausnahmen finden. 

Bei Sonthofen am Grünten im Allgäu kamen in den jetzt 
eingestellten Erzgruben Steinkerne von Rotheisenstein vor, 
woran sich bei sonstiger Verwandtschaft das Mund- und Atter- 
loch fig. 17 durch ganz besondere Breite unterscheidet. Es 
erinnert das an die Steinkerne von Echinol. Studeri Ag. Ech. 
Suisse tab. 9 fig. 5 etc. aus dem Alpinen Nummulithenkalke 
(nur darf der After nicht rund sein). Vielleicht würde sich 
die Sache etwas anders machen, wenn man die Schale hätte. 
Ich erwähne solcher Dinge nur, um auf das grosse Feld der 
Spielarten einiges Licht zu werfen. Am mannigfaltigsten er- 
weist sich 

das Wiener Becken, wo im Leithakalk von Rietzing etc. 
ganz besonders die isabellgelben Kalkschalen ins Auge fallen, 
deren genügende Reinigung freilich Schwierigkeit verursacht. 
Dr. Laube (Abh. Geol. Reichsanst. 1871 V Heft 3 pag. 65) 
suchte es wahrscheinlich zu machen, dass sie mit Ulypeaster 
hemisphaerieus Lmek. Anim. sans vertebr. 1816 III pag. 16 


L k 
RN  .\ 


B. Ech. reg.-symm.: Echinolampas hemisphaericus, medianus. 495 


übereinstimmen. Ich verdanke Hrn. Baron Dr. J. v. Schwarz 
ein gutes Exemplar 77 mm lang und breit, folglich kreisrun- 
der als die von Bünde, auch ist der Mund im Verhältniss 
kleiner, aber alle sonstige Unterschiede theils vom fossilen 
Kleinii, theils vom lebenden ovatus, drehen sich um ein gerin- 
ges Mehr oder Weniger. Goldfuss Petref. G@erm.pag. 133 tab. 
42 fig. 4 bildet aus dem Leithakalke von Baden bei Wien 
einen Clypeaster Linkii ab, grösser als der unsrige aber mit 
etwas länglich eiförmigem Umriss. Freilich passt der kleine 
runde After nicht dazu, der aber wahrscheinlich auf Irrthum 
beruht. Seinem ganzen Wesen nach erscheint er nur wie 
eine Spielart. Laube I. ce. tab. 18 fig. 1—4 macht vier Spe- 
cies daraus, die aber alle die leierförmigen Mundblätter des 
Kleinii haben, und dadurch sich blutsverwandter zeigen, als 
Umrisse und Grösse auf den ersten Anblick vermuthen lassen. 

Clypeaster medianus tab. 30 fig. 12 aus dem alttertiären 
Nummulithenkalke vom Kressenberge bei Traunstein danke 
ich ebenfalls der Güte des Hrn. Baron Dr. J. v. Schwarz. Ich 
habe viel nach einem Namen gesucht, aber auffallend genug 
keinen gefunden. Die Seitenansicht stimmt zwar merkwürdig 
mit Olypeaster Leskii Goldfuss Petref. Germ. tab. 42 fig. 1, 
allein es fehlen diesem die grössern Zwischenwarzen, sein 
After ist rund und der Fundort die weisse Kreide von Mast- 
richt. Dass ihn Schafhäutl nicht haben sollte, fällt zwar auf, 
allein der einzige in Vergleich zu ziehende wäre Conoelypus 
ovatus Südbayern’s Lethaea geognostica pag. 122 tab. 24. a 
fig. 1, der ganz verschieden aufgefasst ist, und schon wegen 
seines längsovalen Afters wo anders hingehören muss, ob- 
gleich auch der Goldfuss’sche Conoclypus Leskei Agass. Cat. 
rais. pag. 109 damit identificirt wird, von welchen weiter Ga- 
lerites ovatus Lmck. Anim. sans vertebr. III pag. 22 nach 
Annahme der Franzosen nicht verschieden sein soll. Ich habe 


auch an Conoclypus Anachoreta Ag. Echin. Suiss. pag. 63 


a ne a un ei da ar 
SNAKE PAR 


496 B. Echinidae reg.-symm.: Conoelypus conoideus. 


tab. 10 fig. 5—7 gedacht, namentlich wie sie Hr. Desor Syn- 
opsis pag. 319 tab. 33 fig. 5 abbildet, und die im Nummu- 
lithenkalke von Yberg bei Einsiedeln häufig sein sollen. Allein 
nichts befriedigt. Es war daher für mich ein neuer Name un- 
erlässlich, der eine merkwürdige Mittelform bezeichnet: denn 
die Unterseite obschon oval, hat doch noch etwas Entschie- 
denes vom Eckigen desKleinii; dennoch sind die Mundblätter 
nicht mehr leierförmig, da die mittlern Reihen fehlen, und 
wie beim politus statt der trigemini sich zu bigemini gestalten; 
dagegen erinnert nicht blos das hochgewölbte Wesen, sondern 
auch die Art der weit hinabreichenden Blumenblätter auffal- 
lend an conoideus. Wenn es auch schwer hält, die unverbun- 
denen Punkte der lanzettförmigen Fühlergänge genau zu ver- 
folgen, so treten sie doch am Unterrande stellenweis sehr deut- 
lich hervor. Der auffallend breite After spricht noch für 
Echimolampas. Der Apex ist dagegen etwas ungleich, wie 
man es so gern bei den grossen Conoideen findet. Die ganze 
dicke Schale ist gleichmässig mit Stachelwärzchen bedeckt, 
und die kleinen Trabanten bilden zierliche Querreihen zwi- 
schen den Furchen der Fühlergänge. Die Hinterlinie vom 
Afterrande bis zum Apex ist länger und weniger steil, als die 
vordere. . 
Clypeaster conoideus tab. 80 fig. 19—22 Goldfuss 
Petref. German. pag. 152 tab. 41 fig. 8 eine Hauptmuschel 
für die Nummulithenkalke des ältern Tertiär an beiden Ge- 
hängen der Alpen, den Lamarck Anim. sans vertebr. 1816 
III. 22 noch Galerite conoide nannte. Schon oben pag. 390 
gab ich eine Geschichte der Namen dieses massigsten aller 
Echiniten. Er ist als der beste Repräsentant des durch 
Agassız (Echin. Suiss. 1840 pag. 61) von den Clypeastern ab- 
gespaltenen Untergeschlechtes Conoelypus zu betrachten: auf 
ebener Basis, über welche die dieken Lippen nicht selten noch 
hinausragen, erhebt sich, wie auf einem kreisförmigen Schilde 


B. Echinidae reg.-symm.: Conoelypus conoideus. 497 


(elypeus) ein hoher, gleichmässig abfallender Kegel (conus). 
Der kleine After liegt am Rande unter der Kante, und ist 
nie quer, sondern rund oder längsoval. Die Fühlerporen 
werden durch tiefe Furchen miteinander verbunden, und 
diese gefurchten Porenpaare reichen fast bis an den Uhnter- 
rand, dann werden sie plötzlich durch einfache Löcherpaare 
ersetzt, ganz wie wir es bei den pentagonalen und ellipti- 
schen Formen hatten. In so fern schliessen sich diese kreis- 
förmigen eng an jene an. Der Species sind viel zu viel ge- 
macht, doch hält eine Kritik schwer, da die Zeichnungen 
gerade in ihren wesentlichen Kennzeichen höchst mangelhaft 
ausfallen. Am verbreitetsten sind bei uns die Kressenberger, 
und sie sind zwar schwer zu reinigen, aber dennoch z. B. 
besser erhalten als die vom Mattsee im Salzburgischen, wovon 
das oberösterreichische Museum in Linz ganze Berge aufge- 
häuft hat. Merkwürdiger Weise kommen trotz der Grösse 
und Stärke der Schalen doch gar gern Verdrückungen vor, 
die den Gipfel und die Basis ganz entstellen können. Es 
müssen daher für die Beschreibung möglichst unverletzte 
Exemplare gewählt werden. An 

Fig. 20 vom Kressenberge ist die Basis unverletzt und 
völlig kreisrund, etwa 0,114 m im Durchmesser gehört das 
Stück zu den mittelgrossen. Den Mund zu reinigen, hat 


seine besonderen Schwierigkeit, daher kenne ich auch in dieser 


Beziehung nur schlechte Zeichnungen. Dabei stülpt sich der 
Mundrand so weit hinein, dass von Aussen seinem Endrande 
kaum beizukommen ist, von Innen schliesst er sich dagegen 
vollkommen kreisrund (tab. 81 fig. 4) ab, und aussen bildet 
die Höhlung ein reguläres Pentagon, indem die Lippenwülste 
in den breitern Theil des Mundkanals noch hineinragen. Die 
fünf markirten Lippen sind innen hohl, also wesentlich Scha- 
lenanschwellungen, begleitet von schwacher Verdickung. Die 
unpaarige Lippe hinten ist umgekehrt wie bei Kleinii ein 
Quenstedt, Echinod. 32 


® £ F. NEAl HERNE IUT TIEREN 


498 B. Echinidae reg.-symm.: Conocelypus conoideus. 


wenig schmaler als die paarigen. Zwischen den Lippen ziehen 
sich in tiefen Furchen die Fühlergänge hinab: ein Anfangs- 
paar ist darin nicht ausgezeichnet, sondern die Poren be- 
ginnen in jedem Fühlerfelde einreihig, verdoppeln sich dann 
unbestimmt, um bald darauf wieder einreihig zu werden 
bis an den Rand und über den Rand hinaus zum Beginn der 
Blumenblätter. Um die Löcher in ihrem Laufe zu verfolgen, 
muss man entweder kratzen oder schleifen, aber dann entge- 
hen uns auf dem weissen Felde die dunkeln Punkte nicht. Da 
nicht blos die breiten Felder mit ihren Mundlippen, sondern 
auch die schmalen etwas hervorschwellen, so sind die Fühler- 
gänge durch Furchen bezeichnet, worin zugleich die beglei- 
tenden Stachelwärzchen etwas feiner werden als auf den er- 
höhten Stellen. Jeder auch noch so kleine dunkele Punkt be- 
zeichnet eineDoppelpore. Daher stehen sie dann auch keines- 
wegs paarig, wie es Goldfuss anzudeuten scheint, sondern 
irregulär. Auch Desor Synopsis tab. 33 fig. 7. a bildet sorg- 
fältig Paare ab, offenbar m der Meinung, dass jeder Punkt 
einLoch bezeichne, und sie folglich paarweis gedacht werden 
ınüssten. Kann ich auch nicht für jeden Punkt unserer Zeich- 
nung einstehen, so ist doch wenigstens der allgemeine Cha- 
rakter richtig gegeben. Der After fällt mit seinem etwas brei- 
teren Hinterende genau in den Rand der Schale, so dass blos 
die Schalendicke zur Aftergrenze dient. Die zugehörige Sei- 
tenansicht zeigt einen etwas gespitzten Gipfel, aber ohne 
Zweifel hat Verdrückung dazu beigetragen. In allen solchen 
Fällen bekommt man vom Apex keine rechte Vorstellung. 
Aber auf den weitern Verlauf der Fühlergänge hat das weiter 
keinen Einfluss, so weit die Blätter hinabreichen sind die 
Löcher durch eine tiefe Furche verbunden, und erst durch 
starkes Abschleifen bemerkt man, dass wie gewöhnlich die 
innern Löcher rund und kleiner, die äussern länglich und 
grösser sind. Nur am Ende des Blattes über dem Rande 


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B. Echinidae reg.-symm,: Conoelypus conoideus. 499 


ändert sich die Sache plötzlich, es läuft nur noch eine einfache 
zarte Punktreihe fort, woran man den Doppelpunkt hin und 
wieder erkennt, obgleich die Erhaltung immerhin Schwierig- 
keiten der Beobachtung entgegensetzt. Ein Hauptpunkt bleibt 
die Feststellung der gefurchten und ungefurehten Poren. In 
dieser Beziehung lehrreich sind nicht selten die 

Veronesischen tab. 30 fig. 22, welche aus einem grauen 
Kalke von St. Giovanni di Lovione sich wie lebende abson- 
dern. Ich male davon nur ein Randstück des hintern linken 
Paares ab, welches einem unverdrückten Individuum von 
0,137 m Länge, 0,127 m Breite und 0,092 m Höhe angehört, 
und die schönste stumpfe Kegelform bildet. Die Furchen, 
welche die Poren verbinden, sind tief, gehen vom innern run- 
den Punkte aus und über den länglichen äussern noch etwas 
hinaus. Man kann im Grunde der Furche das längliche Loch 
(x vergrössert) ganz bestimmt erkennen und mit feinen Nadeln 
reinigen. Löcher und Furchen liegen auf der Asselnaht, doch 
so, dass die obere Assel etwas mehr betheiligt ist, als die 
untere. Plötzlich schwindet die Furche, und es bleibt nur 
noch auf jeder Asselnaht ein einzelnes feines Pünktchen. Das 
Pünktchen ist aber so fein, dass man es öfter gar nicht wahr- 
nimmt. Goldfuss (tab. 41 bis fig. 8. d) hat die Sache durch- 
aus nicht richtig aufgefasst. Die Organe, welche durch die 
Poren gingen, mussten daher plötzlich ihren Charakter ändern. 
Es ist das für alle Conoideen ein gemeinsames Gesetz. Auch 
die Vertheilung der Wärzchen auf den Asseln hat seine Re- 
gel, jede Assel hat eine Querreihe, die miteinander alterniren. 
Nur eine oder zwei gehen davon zwischen die Furchen. Bei 
den stumpfen Kegeln pflegt der Apex gut erhalten zu sein. 
Auch am 

Kressenberge tab. 80 fig. 21 kommen solche vor, und 
man findet dann im Centrum des Gipfels eine poröse Scheibe, 
die Madreporenplatte, an welche sich die vier Genitallöcher 

32 * 


500 B. Echinidae reg.-symm.: Conoclypus conoideus. 


eng anschliessen, aber das fünfte Loch im Afterfelde fehlt. 
Auch die Gipfel der Fühlergänge stossen hart an die Ränder 
jener Oentralscheibe an, und man kann auch wohl hin und 
wieder eine kleine halbmondförmige Augenplatte unterschei- 
den. Dieser Apex gehört einem wohlerhaltenen Exemplar 
von 0,127 m Länge, 0,123 m Breite und 0,092 m Höhe an. 
Einige Schwierigkeiten machen 

die Jungen tab. 80 fig. 19 vom Kressenberge. Viele der- 
selben sind nicht blos von Hrn. Prof. Schafhäutl pag. 393, 
sondern auch von Agassiz und andern als besondere Species 
beschrieben. Ueber die Bestimmung dieser meiner jüngsten 
Form hege ich nicht den geringsten Zweifel, obschon, kleine 
Verschiedenheiten nicht zu verkennen sind. Denn wollten wir 
z. B. nur die Wärzchen der Randasseln auf den schmalen 
Feldern mit denen auf fig. 22 vergleichen, so würden wir 
weniger finden, und so liesse sich noch manches andere her- 
auszählen. Aber das sind entweder kleine Racenunterschiede 
oder Jugendmerkmale. Man kann mit solchen Minutiositäten 
allerdings unendlich viel spalten, verliert darüber aber auch 
gar leicht das Wesen aus dem Auge. Sehen wir nun aber 
nach wesentlichern Kennzeichen, wie die Bildung des Mundes 
und Afters, und namentlich den Verlauf der Poren, so können 
wir letztere als scheinbar einfache Punkte bis zum Rande hin 
deutlich bloslegen. Schon diese kleinen sind gerade so häufig 
verdrückt, wie die grossen, was der Beobachtung des Gipfels 
Eintrag thut. Der einzige ist vielleicht Clypeaster subeylin- 
dricus, mit welchen die noch kleinern verwechselt werden 
könnten. 

Der innere Endrand des Mundes tab. 81 fig. 4 kommt 
uns freilich selten zuGesicht, und wenn das daun wirklich ein- 
mal geschieht, so hält man es gar leicht für ein räthselhaftes Pro- 
blematicum. So gieng es mir mit einer zertrümmerten Scheibe 
von 152 mm Durchmesser, welche in einer rothen Nummu- 


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In REN RE N rl; AR Ye NEE hy vo Da LI ch 
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B. Ecbinidae regulari-symmetricae: Conoclypus eonoideus. 501 


lithenhaltigen Arcose von Gichilina im Veronesischen liegt. 
Das dem Munde gehörige Centrum erhebt sich 11 mm über 
die Ebene, und da es mit rothem Gebirge erfüllt ist, so endigt 
es mit einer vollkommenen Kreisöffnung von 12 mm Durch- 
messer. Die Dicke des Endrandes erreicht noch 5 mm, doch 
bin ich nicht sicher, ob das schon dem Ende gehört, wahr- 
scheinlich gieng der Mundtrichter noch weiter fort, und endigte 
vielleicht mehr schneidig. Um die Basis des Trichters lagern 
5 rundliche Säcke, worin eine halbe Hasselnuss Platz hat. 
Sie entsprechen den nach aussen geschwollenen Mundlippen. 
Dazwischen von Doppelfalten eingeschlossen setzen sich die 
Fühlergänge, deren Poren jedoch an unserem Stück nicht 
verfolgt werden können. 

Zum Studium der innern Theile eignen sich öfter die 
schlechtesten Stücke am besten. So kommen in den harten 
schwarzen Nummulithenkalken am Fehnern im Canton Ap- 
penzell gar oft Stücke vor, woran von einem centralen Loch 
2mal 5 Radien ausstrahlen; das sind die Zeichen der eben ge- 
nannten fünf Doppelfalten, welche innen zu stärkerer Ausbil- 
dung kommen, als man nach der ebenen Aussenfläche der 
Basis vermuthen sollte. Beim Schlage erhaltener Stücke 
spalten sich die Schalen, und man sieht dann an der Stelle der 
Blumenblätter zwei Doppelreihen gleich grosser Punkte, die 
den Beweis liefern, dass die Ungleichheit der Löcher eines 
Paares nur aussen auf der Oberfläche vorhanden ist. Der 
Spiegel der Kalkspathes gibt besonders auf den schmalen Fel- 
dern über die Umrisse der Asseln Aufschluss ete. 

Mit zerrissenem Gipfel tab. S1 fig. 3 findet man sie zwar 
bäufig, allein das entstand offenbar nur durch Druck, viel- 
leicht schon zu Lebzeiten der Thiere, wobei dann Krankheit 
mit ins Spiel kommen konnte. Catullo (Saggio di Zoologia 
fossile 1827 pag. 216) nennt das Galerites coniexcentricus, 
und bezog sich dabei auf Moscardo Museo 1656 tab. 177, 


502 B. Echin. reg.-symm.: Conoclypus conoideus, 


später gab er selbst davon eine gute AubilälOe (Accad. di 
Scienze... di Padova 1838 Vol. V tab.1),an der deutlich das 
Oberende der Fühlerporen auf Bruch hinweist. Unser Gipfel 
gehört einem Kressenberger Exemplar von 100 mm Höhe 
und 150 mm im längsten Basaldurchmesser, der aber nicht 
mit der Medianlinie zusammen fällt, was an sich schon auf 
Verdrückung hinweist, obgleich dieselbe nicht recht durch 
Risse klar wird. Auch der Mund litt unter dieser Quetschung, 
aber ohne den geringsten Riss zu zeigen, die späthige reich- 
lich 5 mm dicke Schale gab vielmehr wie Wachs dem Drucke 
nach. Vom Apex lässt sich zwar der vordere linke Fühler- 
gang Nr. 2 bis zum Gipfel verfolgen, es scheinen daselbst 
auch zerbrochene Reste der Madreporenplatte zu liegen, 
allein so vollständig das Stück auch gereinigt ist, bleibt doch 
sogar über die Lage des Genitalloches noch einiger Zweifel. 
Der vordere unpaarige Fühlergang Nr. 1 und der paarige 
hintere Nr. 4 zerrissen mit ihren linken Fühlerfelde, und scho- 
ben sich etwas unter die Erhöhung von Nr. 2. Das Afterfeld 
hinten zwischen den Ambulakren Nr. 4 und Nr. 5 geht scharf 
an den Apex heran, dagegen schiebt sich die Spitze des Füh- 
lerblatts Nr. 5 unter eine deutliche Bruchfläche, welche die 
obere Grenze vom Ambulacrum Nr. 3 und den angrenzenden 
Interambulakren bilde. Um die Ungleichheit der Gipfel in 
ihrem Extrem zu zeigen, gebe ich fig. 2 eine Copie erwähnter 
Abbildung von Catullo, die nach unserer Erklärung jetzt 
leicht verständlich wird. Die grösste Mannigfaltigkeit der 
Kegel findet sich bei Verona in einem weissen Kalke, worin 
die Erhaltung der Schale kaum etwas zu wünschen übrig 
lässt. Ich bilde davon nur eine Abänderung ab, welche man 
nach der schön eiförmigen Basis Clypeaster conoideus ellip- 
sobasalis tab. 81 fig. 1 nennen könnte. Ich verdanke das 
schöne Stück Hrn. Prof. Dr. Fleischer in Hohenheim, der es 
von Verona mitbrachte. Er gehört zu der Varietät mit 


B. Echinidae reg.-symm.: Conoclypus conoideus, 503 


stumpfem Scheitel, wie der Apex fig. 1. A mit der grossen 
fünfeckigen Madreporenplatte zeigt, welche ich schon im 
Hdb. Petref. 1866 tab. 64 fig. 30 abbildete. Aber trotz der 
Regelmissigkeit brechen doch nur in vier Ecken Genitallöcher 
hervor, in der fünften findet sich nur ein kleines undurchbro- 
chenes Plättchen. Es hat den Anschein, als wenn keinem der . 
Genitallöcher ein besonderes Plättchen angehörte, sondern 
dass alle vier am Rande der Madreporenplatte über den be- 
warzten Platten der breiten Felder hervorbrächen. Dagegen 
ist der Umriss der Augentafeln trotz der Kleinheit bestimmt 
zu unterscheiden. Sie bilden den unpaarigen Schlussstein 
der schmalen Felder, und obwohl meist nur ein Loch darauf 
zu sein scheint, so zeigen die besterhaltenen doch deutlich 
zwei (x vergrössert). In der schönen Eiform der 122 mm 
langen und 99 mm breiten Basis mit längsovalem After ist 
der dick gelippte Mund etwas nach vorn gerückt, 'und da die 
Lippen weit vorspringen, so gleicht der Mundeingang einem 
tief geschlitzten fünfseitigen Sterne. Die Lippen greifen 
zwar tief in den Mundschlauch hinab, aber sie endigen, ehe 
das kreisförmige Ende des Schlauches sich einstellt. Freilich 
ist es so tief, dass man von oben herab keine völlige Klarheit 
über das innere Ende bekommt. Die Fühlerporen reichen 
tief in die Furchen hinab, beginnen etwa mit je fünf Löchern 
in Einzelreihen, die dann, sobald sie in die Ebene der Basis 
treten, sich etwas unregelmässig verdoppeln, bis sie nach eini- 
gem Verlaufe wieder in bestimmt einfacher Reihe bis zum 
Schalenrande fortsetzen. Man kann sich bei vielen der Gru- 
ben bestimmt überzeigen, dass sie den Eingang einer Doppel- 
pore bilden. Ein Endpaar im Trichter zeichnet sich nicht 
aus. Die Blumenblätter mit ihren tiefen Querfurchen verjün- 
gen sich unten schnell und reichen fast bis an den Unterrand, 
wie die Seitenansicht von vorn her zeigt. Entsprechend der 
Mundlage greift auch der Gipfel etwas nach vorn, so dass in 


504 B. Echin. reg.-symm.: Conoclypus Algoviensis, Bouei. 


der Medianebene die Hinterlinie vom Gipfel zum Rande etwas 
länger ausfällt als die vordere. Die ganze Schale ist gleich- 
mässig mit Stachelwärzchen bedeckt, die etwas verkümmert 
sich in einem vertieften Kreise erheben. Von vorne oder 
hinten gesehen ist zwar die Höhe des Kegels etwas auffallen- 
der als von der Seite, aber auch hier hebt sie sich noch durch 
Schlankheit hervor, wie ich sie nördlich der Alpen nicht 
kenne. Die verschiedene Entwickelung in verschiedenen 
Localitäten fällt oft schr in die Augen. Zur Bestätigung 
bilde ich noch einen kleinen, aber wie es scheint ausgewach- 
senen Kegel aus den alttertiären Eisenerzen von Sonthofen 
pag. 494 ab, der eine Varietät Ulyp. con. Algoviensis tab. 81 
fig. 7 bilden würde. An dieser wohlerhaltenen Schale, die 
nur schwer aus dem Erze herauszubringen ist, ist alles zwar 
zarter und feiner, aber höchst ähnlich den grössern gleichsam 
nachgebildet. In der Vorderansicht reicht zwar das Blumen- 
blatt nicht ganz so tief hinab, desto deutlicher lassen sich die 
Einzelporen bis zum Rande verfolgen, zum Zeichen, dass im 
Wesen der Organisation sich nichts geändert hat. Ganz be- 
sonders deutlich ist der Porenverlauf des Mundes m: etwa 3 
bis 4 Einzelgrübchen laufen in den Furchen zwischen den ge- 
schwollenen Lippen hinab, dann verdoppeln sie sich, um dar- 
auf wieder bestimmt vereinzelt bis zum Rande zu laufen. Die 
Basis weicht bei dieser Abänderung kaum vom Kreise ab, und 
dennoch tritt der Mund etwas nach vorn, was sich auch im 
Gefälle des Scheitels noch zu erkennen gibt. Der Apex ist 
zwar nicht ganz sicher erkennbar, doch scheint die Madre- 
porenplatte etwas kleiner zu sein, als gewöhnlich. 
Olypeaster Bouei tab. 81 fig.d Goldfuss Petref. Germ. 
tab. 41 fig. 7 kommt am Kressenberge zusammen mit den 
grossen vor, was leicht zu der Vermuthung führt, es könnte 
ein junger conoideus sein. Beim ersten Anblick will zwar 
seine geringe Höhe damit nicht stimmen, allein die wesent- 


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B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster oopyge. 505 


lichen Kennzeichen passen dann alle um so besser zu dieser 
Ansicht. Die untere ebene Basis ist nur wenig länger als 
breit, das Afterloch im Rande vollständig rund, wie der nur 
wenig nach vorn gerückte Mund, woran schon die fünf dick 
angeschwollenen Lippen an das Bild eines conoideus mahnen. 
Freilich geht der Mundtrichter minder tief hinab, allein mit 
dem Alter könnte sich das wohl anders gestalten, und jeden- 
falls weicht der Porenlauf nicht wesentlich ab: es fehlt das 
Anfangspaar, nur einzelne Grübchen beginnen die Reihe, 
welche dann wenigstens stückweis innen noch eine Neben- 
reihe erhalten, bis sie wieder zum Rande eine einfache Reihe 
einschlagen. So ist es auch mit den Blumenblättern am 
Oberende, die plötzlich aufhören, dann nur noch Einzel- 
löcher in der Nähe des Randes zeigen, aber in ausserordent- 

licher Deutlichkeit. Wenn bei grossen Stücken diese Punkte 
öfter kaum noch nachgewiesen werden können, so mag daran 
vielleicht das Alter schuld sein. Bemerkenswerth ist auch 
die Ungleichheit des Gipfels, wenigstens bei manchen Exem- 
plaren, was mich an Anfänge von coniexentrieus pag. DOl er- 
innert. Auch Herr Desor (Synopsis pag. 319) wirft schon 
die Frage auf, ob es nicht blos eine sexuelle Verschieden- 
heit von Anachoreta sein könnte. Anders verhält es sich 


. mit dem 


Ulypeaster oopyge tab. 81 fig.6 aus den gelben Thon- 
eisensteinkörnern am Kressenberge, den ich nach dem längs- 
gestellten eiförmigen After benenne. Möglich dass er von 
Cl. Linkii Goldf. Petref. Germ. tab. 42 fig. 4 aus dem Wiener 
Becken nicht wesentlich verschieden ist, doch wird demselben 
ein ganz kleiner runder After gemalt, während er bei Laube 
Abhand. Geol. Reichsanst. 1871 V tab. 18 fig. 3 quer gestellt 
erscheint, und daher Echinolampas heisst. Mit Rücksicht auf 
den Fundort (Maxflötz) würde der pag. 495 schon genannte 
Conoclypus ovatus Schafhäutl's, namentlich auch in Beziehung 


N Wen UNRTK SR 


506 B. Echinidae reg.-symm.: Clyp. oopyge, subeylindriens. 


auf den länglich eiförmigen After stimmen, der blos ein wenig 
zu schmal gezeichnet wäre. Die Form, wie d’Orbigny Pa- 
leont. france. Terr. cret. tab. 945. 946 den Lamarck’schen 
ovatus darstellt, hat allerdings auch grosse Aehnlichkeit, allein 


der After liegt quer, abgesehen von seinem Lager in der 
Kreide. Unsere Kressenberger haben alle einen länglich 
pentagonalen Umriss, und der Mund ist nicht mehr rund, son- 
dern quer fünfseitig. In Folge dessen wird die Hmterlippe 
wieder viel breiter als die vordern vier. Die Löcher um den 
Mund behalten im wesentlichen die Lage, wie beim conoideus, | 
auch die Blumenblätter der Oberseite weichen nicht ab. Da 
nun die ganze Oberfläche ebenfalls gleichmässig mit Stachel- | 
wärzchen bedeckt ist, so bilden sie eine Zwischenform zwi- 
schen Kleinii und conoideus. Mit der Grösse kann endlich 
auch das Eckige des Umrisses verwischt werden, wie das bei 
meinem grössten von 110 mm Länge und 98 mm Breite 
der Fall ist, während die Höhe kaum 45 mm erreicht. 
Ulypeaster subeylindrieus tab. S1 fig. Ss—12 Goldfuss 
Petref. German. tab. 41 fig. 6 in einem harten chloritischen 
Mergel des Imanuelflötzes am Kressenberge bei "Traunstein. 
Wurde von Agassiz zwar zum Üonoelypus gestellt, doch 
bildet er einen besondern T'ypus für sich. Die flache Basis 
ist gewöhnlich kreisrund, und der runde mit schwachen An- 
schwellungen verstärkte Mund kaum merklich nach vorn ge- 
rückt. Der runde After liegt hart am Rande. Leider lässt 
sich das harte Gestein nur schwer entfernen, man muss tief 
kratzen, um die Asseln wahrzunehmen, dann sieht man, dass 
kein Loch in den Steilrand des Mundes eindringt, undeut- 
liche Poren beginnen einfach auf den Nahtreihen, vermehren 
sich dann durch wenige Punkte einer innern Nebenreihe und 
werden bald wieder einfach, so dass ein wesentlicher Unter- 
schied von conoideus nicht besteht. Ich habe das doppelt 
vergrössert in fig. 11 an meinem grössten Exemplar von 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster bipunctatus, 507 


47 mm Durchmesser und 30 mm Höhe darzustellen gesucht. 
Die lanzettförmigen Blumenblätter der Oberseite treten sehr 
hervor, und wenn es auch schwer hält, unter den gefurchten 
Porenpaaren die einzelnen feinen Löcher zwischen den Wärz- 
chen zu erkennen, so sind doch etwa 13 entschieden vorhan- 
den, welche sich an die äussern Löcher anschliessend auf den 
Asselnähten hervorbrechen. Die Blumenblätter sind daher 
minder lang, und durchaus gleichrandig. Die Madreporen- 
platte fig. 10 mit vier Genitallöchern tritt oben in Form einer 
zierlich erhabenen Scheibe hervor, in welche die halbmond- 
förmigen kleinen Augentäfelchen etwas eindringen. Die Cy- 
linderform fig. 3 ist nicht selten ebenso bestimmt entwickelt, 
wie bei dem cylindrieus pag. 411 der Kreide. Manche sind 
oben flach, andere endigen mit einem markirten Spitzchen, 
wie meine kleinste Form fig. 12, indess erschwert das die Be- 
stimmung nicht. Denn es gibt nicht leicht einen Echiniten, 
der mit Rücksicht auf sein Lager so sicher erkannt würde, 
als dieser. Und dennoch tritt selbst in solchen Fällen, so bald 
uns die empyrischen Kennzeichen verlassen, Verlegenheit ein. 
Ich erläutere das mit | 

Ulypeaster bipunetatus tab. S1 fig. 13. Diesen gel- 
ben Steinkern kaufte ich seiner Zeit als Galerites sulecato- 
radiatus Goldf. Petref. Germ. tab. 41 fig. 4 von Mastricht. 
Mag auch einige Verwandtschaft mit demselben stattfinden, 
so sieht er doch noch unserem subeylindrieus ähnlicher. Lage 
des Mundes, Afters, Zeichnung der Fühlergänge, runde Form, 
Grösse stimmt so sicher überein, dass ich sie stets in der 
Schublade zusammen liess. Nur im Munde bemerkt man 
unter einem Bläschen, das gewöhnlich zerrissen ist, in jedem 
der breiten Felder zwei ausserordentlich markirte Grübchen, 
die dem Anfangspaare der Clypeastriden zu vergleichen 
wären, wenn sie in den Ambulacralfeldern sässen. Ich habe 
darnach den neuen Namen geschöpft. Jetzt entsteht die 


508 B. Echinidae reg.-symm.: Archiacia. Claviaster, 


Frage, haben die Kressenberger subeylindricus auf den Stein- 
kernen auch dieses so hervorstechende Kennzeichen? Erst 
mit der Antwort darauf lässt sich die Sache entscheiden. 

Archiae fand in der chloritischen Kreide von Fourras 
(Charente-Inferieure) einen kleinen dünnschaligen Ulypeaster 
sandalinus, welcher sich durch eine merkwürdige Schiefe 
und Höhe des Scheitels auszeichnet, dessen spitzen Gipfel 
kurze lanzettförmige Porenblätter schmücken, die aber am 
Rande unterbrochen erst um den Mund sich mit kurzem Stern 
wieder einstellen. Der fünfseitige mit geschwollenen Lippen 
versehene Mund rückt stark nach vorn, und der längsovale 
After steht dem Hinterrande nahe. Diess genügte Agassiz 
Catal. rais. pag. 101 ihn zo einem besondern Geschlecht 

Archiacia zu erheben. Bei der kleinen Arch. sandalına 
tab. 81 fig. 14 ist der spitze Scheitel merkwürdig weit nach 
vorn übergebogen. D’Orbigny 'Terr. eret. VI. 256 hat dann 
aus demselben Lager noch mehrere grössere Species, gigantea 
und Santonensis beschrieben, die viel weniger bizarr sich ent- 
wickeln, nicht so stark überhängen, und durch ihre pentago- 
nale Basis und ihren längsovalen After sich ziemlich gut an 
die vorigen anschliessen. Nur ein merkwürdiges ceylindrisches, 
etwas keulenförmiges Gipfelbruchstück aus der Kreide vom 
Sinai findet sich im Pariser Museum, das Agassiz Archacia 
cornuta nannte, „le sommet est encore plus efhil&, eylindrique 
et arrondi“. Obgleich man davon nur das Bruchstück tab. 81 
fig. 15 kannte, so wurde es dennoch von d’Orbigny (Paleont. 
frane. Terr. er&t. 1855 VI pag. 281) zu einem 

Claviaster (clava Keule) erhoben. Die Poren sind nicht 
verbunden, und wie unsere copirte Ansicht von vorn zeigt, 
so sind die paarigen wie unpaarigen Fühlergänge gleich ge- 
zeichnet, nur sollen in jenen die Poren stärker sein. D’Or- 
bigny glaubte sich zu dieser Trennung besonders berechtigt, 
weil er bei der Archiacia Santonensis in den unpaarigen vor- 


B. Echinidae reg.-symm.: Claviaster. Asterostoma, 509 


dern Fühlergängen deux zones de paires de pores de chaque 
 eöte gefunden hatte, wie unsere Copie fig. 14. x verdeutlicht, 
was dem Agassiz entgangen war. Man könnte aus dieser Ver- 
schiedenheit schon eine Annäherung an die Symmetricae er- 
kennen wollen, wo auch gewöhnlich der unpaarige Fühlergang 
anders gelöchert ist, als die paarigen. D’Orbigny nahm sie 
daher schon als „Suppl&ment A la famille des Spatangiddes*, 
und stellte dazu noch den sonderbaren Clypeaster excentricus 
Lamarck An. sans vert£br. III. 15, welcher fossil von Chau- 
mont stammen sollte, aber nach dem Naturexemplar, welches 
d’Orbigny Paleont. france. terr. eret. tab. 907 und 980 aus- 
| führlich abbildet, eher der Kreide anzugehören scheint. Er 
gleicht nach Grösse und Ansehen einem Ananchiten, allein 
die vordere Furche fehlt, obgleich die Porenpaare daselbst 
feiner sind als in den paarigen Fühlergängen der Seiten. Der 
etwas quere Mund ohne Lippen nimmt das Centrum ein. Anus 
posterieure marginal ist nicht recht erhalten. Agassiz machte 
aus diesem Unicum der Zoologischen Sammlung im Pariser 
Museum sein Geschlecht Asterostoma (Sternenmund), obwohl 
nach der d’Orbignyschen Zeichnung gerade der Stern um den 
Mund fehlt. Agassiz wurde zu diesem Namen offenbar durch 
das falsche Lamarck’sche Citat Eneyclop. method. tab. 144 
fig. 2 verführt, der dem lebenden Echinus Indieus pag. 491 
von Seba angehört, und um den Mund vom Zeichner einen 
ganz absonderlichen Faserkreis erhielt. 

Alle bis jetzt genannten Clypeastriden haben lanzettför- 
mige Fühlergänge, keine innern Scheidewände und kein Gebiss. 
Dadurch unterscheiden sie sich wesentlich von den Formen mit 
geschlossenem Blumenblatte, die zwar auch theilweis den Na- 
men Ulypeaster erhielten, aber am besten bei den Scutelliden 
untergebracht werden. Doch liegen zwischen beiden noch 
eine Reihe namentlich kleiner Formen, die ich schon im Hdb. 
Petref. 1352 pag. 587 unter dem alten Lamarck’schen Namen 


510 B. Eebinidae regulari-symmetricae: Fibularien. 


5. Fibularia 


zusammenfasste. Es sind die kleinsten unter den Echiniden, 
welche daher passend mit einem Knopf (Fibula) verglichen 
wurden. Der Holländer van Phelsum (Brief aan Cornelius 
Nozemann over de Gewelvslekken of Zeeegeln 1774) hatte 
dafür den Trivialnamen Egelboon oder Echinocyamus (zUap.os 
Bohne) eingeführt. Für die grössern länglichen mit „Ambu- 
lacres complets“ behielt Lamarck zwar noch den holländischen 
Namen Echinoneus Egelschuitje bei, gesteht aber selbst, dass 
sie den Fibularien noch sehr nahe ständen; Goldfuss Petref. 
Germ. I pag. 135 warf daher beide wieder unter Echinoneus 
zusammen. Alle diese Namen und andere sind dann in neuern 
Zeiten von Neuem hervorgesucht, aber jeder auf gewisse Spe- 
cies eng beschränkt. Ein wichtiges Merkmal bildet der kleine 
After, welcher dem Munde näher gerückt ist, als bei den 
früher abgehandelten. Sie treten dadurch mit Sceutellen in 
Verwandtschaft. Doch kommen auch kleine Formen vor, 
wo dieser After in den Rand, sogar wie bei Nucleoliten über 
den Rand hinaufrückt, ohne dass man sie von der ganzen 
Gruppe trennen mag. Auch innere Scheidewände kommen 
öfter bei den kleinsten vor, die aber mehr an die Galeriten als 
Scutellen erinnern. Wir finden sie hauptsächlich vom Kreide- 
sande bei Mastricht bis in die heutigen Meere, wo einige noch 
sehr zahlreich auftreten. Ihre markirten Formen sind zum 
Theil schon bei ältern Schriftstellern gut zu erkennen. Bei 
den lebenden ist noch das Vorhandensein oder Nichtvorhan- 
densein des Kauapparates von Wichtigkeit, doch kann man 
auch hier wegen der Kleinheit der Organe es leicht über- 
sehen. Für die Bestimmung der fossilen ist das Kennzeichen 
unpraktisch. 

1. Echinoneus tab. 31 fig. 16—18 van Phels. Linne (Mu- 
seum Tessinianum 1753 pag. 114 tab. 6 fig. 2) begriff sie 


B. Echinidae regulari-symmetricae: Echinoneus ovalis. 511 


unter Echinus ovalis. Seba (Thesaurus 1758 tab. 10 fig. 7. 8 
und tab. 15 fig. 33—38) gab dann eine ganze Reihe von Ab- 
bildungen, die er aber von der ebenfalls ovalen Echinometra® 
pag. 338 nicht wesentlich verschieden hielt. Vor allen diesen 
bildete aber schon Breynius (Schediasma de Echinis 1732 
pag. 57 tab. 2 fig. 5. 6) einen lebenden Echinoconus ovalıs ab, 
den er unmittelbar neben den fossilen Galerites vulgaris stellte. 
Leske (Additamenta 1778 pag. 109) spricht von einem Echi- 
noneus cyclostomus und minor ore semilunari, diess wurden 
dann auch für Lamarck die beiden wichtigsten Species. Desor 
Monographie des Galerites 1342 pag. 40 widmet ihnen die 
ganze tab. 6, aber trotz der Menge sind alle einander so ähn- 
lich, dass man auf eine scharfe Scheidung der Species gleich 
von vorn herein verzichten muss. Dennoch bleiben im All- 
gemeinen selbst die rohesten Zeichen erkennbar, wie unsere 
Copie fig. 16 nach Seba und Leske beweisen mag: der schiefe 
Mund ist etwas nach vorn gerückt, und der längsovale After 
nimmt etwa die Mitte zwischen Mund und Hinterrand ein. 
Wenn bei den ältern der Mund rund gezeichnet ist, und die 
Species selbst noch bei Lamarck nach dem Vorgange von 
Leske eyclostomus genannt wird, so hat Hr. Desor auch diesen 
schiefmündig gezeichnet, wie unsere Copie fig. 17 zeigt. Leske 
wollte wahrschemlich bei seiner kleinern Species minor durch 
den Beisatz ore semilunare, was Lamarck mit oblique trans- 
verso übersetzt, auf die Schiefe des Mundes hinweisen. Bei 
‚bestachelten Exemplaren, wie unser Echinoneus ovalis tab. 
81 fig. 13 von Barbadoes in den Kleinen Antillen Westindiens 
beweist, lassen die Stacheln allerdings über die Form des 
Mund- und Afterloches leicht Missdeutungen zu, da beide 
durch Häute, welche mit besondern Platten bedeckt sind, ver- 
schlossen werden. Fast in der Mitte dieses beweglichen Ver- 
schlusses deutet je eine winzige, leicht übersehbare Oeffnung 
den Mundeingang und Afterausgang an. Wenn man jedoch 


N 
UCRR 


512 B. Ech. reg.-symm.: Echinoneus ovalis. Fibularia minuta. 


die Stacheln sorgfältig zurückschlägt, merkt man etwas von 
der schiefen Lage des Mundes, welche von unten gesehen von 
vorn links nach hinten rechts geht. Auf der nach hinten zu- 
gespitzten Afterhaut liegen ebenfalls feine Stacheln zerstreut. 
Die Fühlergänge kann man zwischen den Stacheln vom Gipfel 
bis zum Munde ununterbrochen verfolgen, sie gehören also 
entschieden zu den Ambulacres complets. Selbst die Madre- 
porenplatte und die vier grossen Genitallöcher können zwi- 
schen den Rauhigkeiten der Stacheln erkannt werden. Die 
Warzenköpfe haben einen dem Echinus verwandten Charakter, 
so stark schwellen die undurchbohrten Köpfchen (x vergrös- 
sert) über die Schale hinaus, indess die gestreiften, zart durch- 
furchten Stacheln schliessen sich doch an Clypeaster und Seu- 
tellen an. Wie wir Wärzchen von zweierlei Kaliber haben, so 
auch zweierlei Stacheln, dickere, schneller spitz endigende, 
und dünnere schlankere. Besondere Kauwerkzeuge werden 
geleugnet. Sie leben hauptsächlich in warmen Meeren, und 
kommen daselbst in den ältern Küstenablagerungen subfossil 
vor. Ihre Stellung ist eine ziemlich isolirte. Desor Synopsis 
pag. 197 machte daraus einen besondern „Tribu des Echino- 
ndes®, welchen er an das Ende der Gal£ridees stellte. Da für 
die fossilen das engere Geschlecht sehr unwichtig ist, so mochte 
ich von Lamarck und Goldfuss nicht abweichen. 

2. Fibularia minuta tab. 81 fig. 19—24 Linne bei Gme- 
lin pag. 3194. Lebt häufig in der Nordsee. Echinoeyamus 
angulosus Leske Additamenta pag. 151 und Fibularia Taren- 
tina Lmck. An. sans vertebr. III. 17 scheinen dieselbe zu be- 
zeichnen. Der runde Mund mit scheinbar schwach gekerbtem 
Rande, welche Kerben von eindringenden Wärzchen her- 
komnien, liegt einförmig in einer flachen Vertiefung. Auffal- 
lender Weise kann man von Poren um denselben gar nichts 
entdecken, sie müssen sehr fein sein. Der viel kleinere runde 
After nimmt etwa die Mitte zwischen Mund und Hinterrand 


B Echinidae regulari-symmetricae: Fibularia minuta, 513 


ein. Die Porenpaare auf dem Scheitel fig. 19. & (vergrössert) 
sind um so deutlicher, sie bilden nicht sowohl Blätter, als viel- 
mehr Parallelreihen von je 7—8 Paaren, die plötzlich auf- 
hören. Dass sie aber dennoch dem Blattrande angehören, ver- 
rathen die Porenpaare durch ihre Uonvergenz nach oben. 
Ausser den vier Genitalöffnungen heben sich noch die fünf 
Augenlöcher ganz bestimmt hervor. Gewöhnlich ist auch noch 
im Centrum der Madreporenplatte eine lochartige Durchbruchs- 
stelle. Die Schale ist stark deprimirt, doch bleibt der Aussen- 
rand gerundet fig. 22. Warzung sehr verwischt. Innen klappern 
fünf kleine Zähnchen, von denen ich einen fig. 24 abbilde: sie 
gleichen vierseitig zugespitzten Pyramiden, auf einer Seite 
mit einer Furche, worin der kleine Schmelzzahn sass. Ausser- 
dem ist die Schale innen durch strahlende Leisten fig. 21 
verdickt, die in vieler Beziehung an die Scheidewände der 
Kreidegaleriten tab. 76 fig. 37 etc. erinnern, nur dass man 
zwischen den 5 Paar strahlenden Leisten keine Poren, sondern 
nur unregelmässig grubige Asseln wahrnimmt. Ein fünfsei- 
tiger Stern verdickt den innern Mundrand. Wenn man durch 
das Mundloch gegen die Innenseite des Apex sieht, so gewahrt 
man auch etwas von einer sternartigen Verdickung. Tab. 81 
fig. 19 gehört schon zu den grössten Exemplaren. Den klein- 
sten fig. 23 von der Norwegischen Küste nannte schon Müller 
Zool. Dan. Prodr. 1776 pag. 18 Spatangus pusillus. Die Um- 
risse haben häufig eine Neigung zum Fünfseitigen, indem sie 
sich vorn zuweilen sogar ziemlich bedeutend verengen. 

Im Crag von England ist er ein häufiges Fossil, welches 
so wenig sich vom lebenden unterscheidet, dass Forbes (Mo- 
nograph of the Echinodermata of the British Tertiaries. Pa- 
laeontographical Soc. 1852 pag. 10 tab. 1 fig. 8—15) eine 
ganze Reihe von Abänderungen unter dem Müller’schen Na- 
men Echinocyamus pusillus begreift. Für die Entwickelung 
der lebenden Formen aus Müttern der Vorzeit hat die Sache 


Quenstedt, Echinod. 33 


514 B. Echinidae regulari-symm.: Fibularia minuta, rosacca. 


einige Bedeutung. Denn ihr Bild hat im Allgemeinen so viel 
Ausgezeichnetes, dass man nicht leicht irren kann. 

Aus dem jüngern Tertiär von Astrupp bei Osnabrück 
und Wilhelmshöhe bei Kassel hat Goldfuss Petref. Germ. 
tab. 42 fig. 10 einen Echinoneus ovatus abgebildet, den ich, 
um die winzig runden und länglichen Formen zu zeigen, tab. 
81 fig. 25.26 copire. Goldfuss, der sonst mit Species freigebig 
war, brachte es nicht über sich, die länglichen von denrunden 
zu trennen. Dagegen hat er die breitere, aber ebenfalls flache 
von Bünde, die ich tab. 81 fig. 27 copire, Echinoneus scutatus 
genannt. Die Copie tab. 81 fig. 28 von Echinoneus Placenta 
Goldf. Petref. Germ. tab. 42 fig. 12 soll sogar aus dem jün- 
gern Kreidesande von Mastricht stammen, und bewahrt den- 
noch die typische Aehnlichkeit mit dem lebenden minutus. 
Uebrigens muss man mit den Fundorten dieser kleinen Dinge 
sehr vorsichtig sein, man kann leicht irren: so habe ich die 
winzigen Formen tab. 81 fig. 29. 30 schon vor langer Zeit 
mit alten Etiketten von Mastricht gekauft. Dennoch scheinen 
sie mir verdächtig, aber das Ansehen ihrer hohlen Schalen ist 
so, dass ich darüber nicht bestimmt entscheiden mag. Obwohl 
der Umriss und die Stellung des Afters etwas verschieden ist, 
so kann man darauf doch nicht gleich Namen gründen. 

Uebrigens könnten die kleinen Dinge möglicher Weise 
auch Brut von grössern Clypeastriden sein: so habe ich das 
Schälchen tab. 81 fig. 31 aus dem Miliolithensande des Grob- 
kalkes von Paris ausgelesen. Es ist schlanker als die andern, 
das Mundloch verhältnissmässig gross, und der After weit 
gegen das zugespitzte Hinterende gerückt. Wegen der Klein- 
heit wird man freilich gleich gestimmt, es Fibularia zu heissen. 

3. Fibularia rosacea tab. 81 fig. 32—55. Echinodiseus 
rosaceus nannte Leske (Additamenta 1778 pag. 145 tab. 40 
fig. 4) eine kleine Form aus dem Veronesischen, welche er 
von Walch (Naturg. Verst. 1768 II. 1 tab. E. II fig. 8) copirte. 


B. Echinidae reg.-symm.: Fibularia rosacea. 515 


Van Phels Roose topje, i. e. Echinotrochus vertice rosaceo. 
Agassiz (Monogr. des Scutelles 1841 pag. 134 tab. 27 fig. 37 
—40) nahm den Namen Echinon. Annonii von Peter Merian 
in der Baseler Sammlung auf. Desor Synopsis 1858 pag. 225 
erhob sie sogar zu einer Sismondia, zu Ehren des verstorbenen 
Prof. Sismonda in Turin. Ich halte diese kleinen niederge- 
drückten Schalen noch in jeder Beziehung für typische For- 
'men der Fibularia, welche blos etwas grösser und runder wer- 
den, namentlich stimmen die Lage und Form von Mund und 
After noch ausgezeichnet. Auf dem Scheitel bilden die Füh- 
lerporen ein deutliches Blumenblatt, indem die schmalen Fel- 
der sich etwas über die breiten erhöhen, was die Alten mit 
einer Rose verglichen. Wenn die Blätter bei Walch kürzer 
und geschlossen gezeichnet sind, so darf man darauf kein zu 
grosses Gewicht legen, der Fundort wiegt hier mehr, als jene 
Verzeichnungen. Die Blätter sind unten offen, und verglichen 
mit dem lebenden minutus haben sie zwar die doppelte Zahl 
von Poren, aber in ganz ähnlichen Parallellinien. Fig. 32. 33 
stammen beide aus dem Nummulithenkalke von Priabona im 
Veronesischen. Die kleinere fig. 33 ist länglicher als die grös- 
sere, und könnte daher schon gut als ein Vorläufer der leben- 
den betrachtet werden. Fig. 34 von den Monti Berici daselbst 
ist dagegen wieder ganz rund. Es sind auf alle diese kleinen 
Unterschiede Species begründet: so machte Archiac (Me&m. 
Soc. geol. de France 1843 2 ser. III pag. 422 tab. 10 fig. 16. 
17) im Nummulithenkalke von Biaritz zwei Species Echino- 
cyamus planulatus und subcaudatus, die ich beide vom rosa- 
ceus nicht trennen würde. Auch die runde egyptische Sis- 
mondia Logothetii Fraas Württ. Naturw. Jahreshefte 1867 
XXILH pag. 280 tab. 6 fig. 9 von Assiut gleicht unserer euro- 
päischen zum Verwechseln. Im Grobkalke des Pariser Beckens 
fig. 35 werden die Stücke zwar grösser, und von Agassiz 1. c. 
tab. 27 fig. 43—58 Echinoneus oceitanus genannt, allein nach 
33 * 


516 B. Echinidae reg.-symm.: Fibularia ovulum. 


wesentlichen Unterschieden sucht man vergeblich. Man kommt 
hier gar zu bald zur Ueberzeugung, wie ärmlich eine Menge 
jener vermeintlichen Species sind, und dass die Sache schliess- 
lich fruchtbarer würde, wenn man mehr auf die Aehnlichkeiten 
hinwiese. Im Grobkalke bekommt man öfter leicht Aufschluss 
über die innern Scheidewände, die nach Agassiz’scher Dar- 
stellung eigenthümliche zackige Auswüchse haben. Wenn 
diese kleinen Dinger ein Mal im Lichte der Entwickelungs- 
theorie betrachtet würden, so dürfte man den Alten beistimmen, 
die in allen solchen kleinen Unterschieden nur bedeutungslose 
Abarten erkannten. Geht man nur einen kleinen Schritt weiter, 
so kommt der lebende Echinodiscus eircinatus (kreisrund) 
minor Breynius (Schediasma de Echin. 1732 pag. 64 tab. 7 
fig. 1. 2), der Rumph’sche Seeschilling, welchen Agassiz zum 
Laganum stellte. 

4. Fibularia ovulum tab. 81 fig. 36 Lmek. An. sans 
vertebr. III pag. 17, Echinocyamus ovatus Leske Additamenta 
pag. 151 tab. 48 fig. 1. Von der Grösse und Dicke einer läng- 
lichen Erbse, die Basis in Folge der Anschwellung verengt, 
der runde Mund im Centrum und der After nicht weit da- 
hinter. Eigentliche Scheidewände fehlen zwar im Innern, aber 
eine sternförmige Verdiekung um den Mund fehlt nicht, auch 
sind die Asseln ähnlich grubig, wie bei den flachen. Die 
parallel gestellten Löcher haben noch ganz denselben Cha- 
rakter, wie bei den andern Fibularien: sie erscheinen wie Na- 
delstiche, stehen parallel, aber die Paare convergiren nach 
oben (x vergrössert), nur unten schliesst ein Paar entgegen- 
gesetzt; von den unpaarigen oben gehört eins dem Augen- 
das andere dem Genitalloch. Der Mund scheint etwas gekerbt 
ohne Spur eines Loches: denkt man sich einen flachen minutus 
aufgeblasen, so kommt diese Form. Die Kauwerkzeuge klap- 
pern darin. Ich habe dieses Stück schon im Hdb. Petref. 1852 
pag. 588 tab. 50 fig. 7 abgebildet und wahrscheinlich gemacht, 


B. Echinidae regulari-symm.: Fibularia ovulum. 517 


dass Echinoneus subglobosus Goldfuss Petref. German. tab. 42 
fig. 9, der aus dem Kreidesande von Mastricht stammen soll, 
nur ein solch lebendes Exemplar sei. 


Die kleinen Dinge werden sogar kugelrund, wie der Egel- 
boon Kriekepit Echinoeyamus nucleus-cerasi Leske Additam. 
pag. 149 tan. 48 fig. 2, welchen ich tab. 81 fig. 37 copire; 
oder wie der etwas grössere aber kaum verschiedene Egelboon 
Doodekopje Echinoceyamus craniolaris Leske Additam. pag. 150 
tab. 48 fig. 3. Lamarck An. sans vertebr. III. 17 begriff sie 
unter Fibularia trigona, und Gmelin bei Linn€ pag. 3193 führt 
bei der Abtheilung Echinoeyami Phelsumii et Leskii eine ganze 
Reihe Speciesnamen auf. 


Merkwürdiger Weise stehen diesen aufgeblähten wieder 
stark niedergedrückte Species gegenüber, wie die kleinen 
Scheiben von Scutella cassidulina tab. 81 fig. 38 von der 
Meeresküste der Insel Martinique, welche Agassız (Monogr. 
des Scutelles 1341 pag. 139) nach Des Moulins zur Moulinia, 
später richtiger Moulinsia, erhob. Wie bei vielen der kleinen 
sind die Asseln etwas aufgebläht, in Folge dessen bilden sich 
20 Strahlen, welche den schneidigen Rand etwas ausschweifen. 
Man möchte nicht glauben, dass die kleinen tertiären Stein- 
kerne von Palermo tab. 81 fig. 39, welche tiefe Einschnitte 
zeigen, davon so verschieden seien, um daraus gleich wieder 
ein besonderes Geschlecht Runa Comptoni Agassiz Monogr. 
des Scutelles pag. 32 machen zu sollen. Denken wir uns die- 
selben aufgeblasen, so kommt ovulum. 


Die Punkte der Fühlergänge sind bei allen diesen so cha- 
rakteristisch, dass man selbst bei den ältern Schriftstellern die 
Abbildungen wieder erkennt, namentlich wenn es durch die 
Afterlage zwischen Mund und Rand unterstützt wird. Allein 
dieser After rückt nun wieder in den Rand und kommt sogar 
auf den Rücken, ohne dass man sich gedrungen fühlte, sie 


» 


518 B. Echinidae regul.-symm.: Fibularia nummularia. 


von dieser kleinen Abtheilung zu trennen, mögen ihnen auch 
noch so viele Geschlechtsnamen ertheilt sein. 

5. Fibularia nummularia tab. 81 fig. 40—43 Hdb. 
Petref. 1867 tab. 64 fig. 31 hat schon Defrance Dict. Se. nat. 
Bd. 48 pag. 231 aus dem alttertiären Sande von Grignon 
Scutella nummularia genannt, weil sie rund und flach wie ein 
kleiner Nummulith aussieht. Der runde After tritt zwar nicht 
in den Rand, sondern bleibt über demselben, aber doch so 
nahe, dass ihn nur ein unbedeutender Zwischenraum davon 
trennt. Deshalb erhob ihn Agassiz (Monogr. des Scutelles 
1841 pag. 95) zu einem besonderen Subgenus Seutellina. 
Meine Exemplare stammen aus einem Üerithium giganteum 
von Damery bei Epernay. Die Punkte der Fühlerporen sind 
den ächten Fibularien durchaus verwandt, es sind blos wenige, 
die sich freilich bei der Unreinheit der Oberfläche schwer 
sicher verfolgen lassen. Ein Theil der Individuen fig. 41 
scheint nur mit kleinen Wärzchen gleichmässig bedeckt; bei 
andern fallen dagegen schon mit blossen Augen vertiefte 
Punkte auf, welche Ringe mit einem kleinen centralen Gelenk- 
zapfen bilden, und in zwanzig alternirende Reihen ausstrahlen, 
genau entsprechend den Warzenreihen. Besonders charakte- 
ristisch sind auf der Unterseite fünf den Zwischenfeldern ent- 
sprechende Wärzchen, welche man leicht mit Poren verwech- 
seln kann. Weder Agassiz noch Desor sprechen davon, trotz- 
dem dass man sie für gleiche Species nach Ansehen und Fund- 
ort halten sollte. Der Steinkanal auf dem Gipfel gibt sich 
gern durch eine Bruchstelle zu erkennen, welche man nicht 
mit einer Oeffnung verwechseln darf, denn die vier Genital- 
löcher stehen im Trapez um dieses Centralloch. Man kann 
die Schalen bis zur kleinsten Brut fig. 40 verfolgen, die Agassız 
(Monogr. des Scutelles tab. 21 fig. 1) auffallender Weise für 
eine besondere Species Scutellina placentula ausgibt: „je n’ai 
jamais rencontr& d’Oursin plus petit“, aber gerade deshalb ist 


40 a NE 
| a a 
Ä 


a 


B. Echinidae reg.-symm.: Fibularia nummularia, patellaris. 519 


es doch wohl nur Brut von den andern. Interessant sind die 
kleinen Kauwerkzeuge, welche ich fig. 43 von Agassiz copire, 
und die typisch denen der lebenden minuta gleichen. 

Agassiz Monogr. Scut. tab. 21 fig. 11—13 bildet auch 
ein viertheiliges ab, worin ein Ambulacrum nebst den Hälften 
der anliegenden Interambulacra verschwunden ist, was ganz 
den Missbildungen des quater-fasciatus pag. 396 vom Galerites 
vulgaris der Kreide entspricht. 

Von den Agassiz’schen Species der Scutellinen ist nur 
Seutella lenticularis tab. 81 fig. 44 Lmck. An. sans vertebr. 
1816 III pag. 10 von Grignon bei Versailles bemerkenswerth, 
worin der After genau in den Rand tritt, so dass man ihn von 
oben nicht mehr sieht. Von ihr bildet Agassiz die innern 
Scheidewände ganz vortrefllich ab, wie unsere Copie zeigt. 
Hier ist auch die grössere Scutella incisa Defr. Diction. sc. 
nat. Tom. 48 pag. 231 ebenfalls aus dem Grobkalke zu ver- 
gleichen. Agassiz (Monogr. Scut. 1841 pag. 93 tab. 21 fig. 29 
—31) stellt sein 21 mm grosses Exemplar zum Echinarachnius. 
Der After liegt auch hier genau im Rande. 

6. Fibularıa patellaris tab. 81 fig. 45—48 Hdb. Pe- 
tref. 1852 tab. 50 fig. 1.2 ebenfalls aus dem Pariser Grob- 
kalke, führt uns wieder zum alten Leske Additamenta 1778 
pag. 192 tab. 53 fig. 5—7, der diesen kleinen Echinites patel- 
laris im „Museo Linkiano“ vorfand, ihn hinter Echin. lapis- 
cancri stellte, aber ihn schon eine „singularis Species, ab om- 
nibus reliquis diversissima“ nannte. Dass Lamarck An. sans 
vertebr. III pag. 35 unter Cassidulus complanatus, fossile de 
Grignon diesen verstanden habe, geht schon aus der Bemer- 
kung hervor, dass er sich dem echinus patellaris Linn@ bei 
Gmelin pag. 3201 sehr nähere, obwohl er die Encyeloped. 
method. tab. 143 fig. 3—5 hätte citiren sollen, welche die 
Leske’schen Figuren copirte. Goldfuss Petref. German. pag. 
139 tab, 43 fig. 5 stellte ihn wegen der Lage des Afters über 


520 B. Echinidae reg.-symm.: Fibularia patellaris. 


dem Hinterrande zum Nucleolites, meinte aber unrichtig, dass 
er vom Petersberge von Mastricht stamme. Desor und Agassiz 
Cat. rais. 1847 pag. 34 erhoben sie zur Lenita, doch entgin- 
gen ihnen die am Rande so deutlichen Scheidewände, welche 
sogar noch von Desor in der Synopsis 1858 pag. 223 aus- 
drücklich geläugnet werden, obwohl ich schon in der ersten 
Auflage meines Handbuchs der Petrefact. 1852 pag. 988 sie 
hervorhob, und darauf die innige Verwandtschaft mit ovulum 
etc. gründete. 

Der eiförmige, aussen scharfkantige Umriss, der runde 
centrale Mund auf glattem Felde zwischen Randstreifen von 
Warzenfeldern, und der kleine oberständige After lässt sie 
leicht unterscheiden. Wir können auch hier von der kleinsten 
fig. 45 mit verhältnissmässig grossem Mundloche sie durch 
alle möglichen Grössen fig. 46 bis fig. 47 verfolgen. Die 
Leske’sche Figur misst sogar 13 mm in der Länge und 9 mm 
in der Breite. Das vergrösserte Hinterstück fig. 48 zeigt das 
Afterloch innen zwischen zwei Scheidewänden. Man sieht 
solche Scheidewände leicht, sobald nur der Rand einiger- 
massen verletzt ist, aber bis zum Munde reichen sie nicht. Die 
grössern Exemplare haben etwa 8 Porenpaare in einer Reihe, 
wie das unpaare Ambulacrum fig. 47. x (vergrössert) zeigt, 
und man darf dabei namentlich nicht übersehen, dass die Po- 
renpaare, wie es bei blumenblättrigen immer ist, gegen den 
Scheitel convergiren. Fünf deutliche grosse Löcher um den 
Mundrand fig. 47. y (vergrössert) müssen wohl bemerkt wer- 
den. Sie dienten wahrscheinlich den Hautkiemen pag. 388 
zum Ausgang. Doch habe ich sie bei andern Fibularienspecies 
vergeblich gesucht. Dagegen schlägt sich der Mundsaum 
etwas nach innen, und auf diesem Umschlage sieht man Wärz- 
chen, neben denen wahrscheinlich ganz feine Poren heraus- 
treten. Von den Wärzchen ragen einige über den Mundrand 
hinaus, und erzeugen da scheinbare Kerbungen, wie ich sie 


B. Ech. reg.-symm: Fibul. patellaris. Arachnoides placenta. 5921 


schon bei minuta pag.513 erwähnte. Da die Schälchen häufig 
hohl sind, so sieht man durch das Loch hindurch die vier Ge- 
nitallöcher, im Centrum mit einer deutlichen Vertiefung für 
den Steinkanal. Deshalb bricht diese Stelle so leicht durch. 
wie wir das auch bei anderen Fibularien bemerken. Die 
grossen Warzen am Rande der Basis sind eigenthümlich schief, 
die kleinern auf der Oberseite bedecken gleichmässig die 
Schale, lassen sich sogar über den Apex hinweg zwischen den 
Genitallöchern verfolgen. - 

Man kann nicht läugnen, dass die Gruppe der Fibularien 
schon grosse Verwandtschaft mit den Scutellen zeigt, nament- 
lich mit einigen Mittelformen, worunter 

Arachnoides placenta tab. 81 fig. 49 aus dem Meere von 
Australien obenansteht. Rumph hat sie entdeckt und Brey- 
nius (Schediasma de Ech. 1732 pag. 64 tab. 7 fig. 7. 3) zwar 
Ecehinodiscus maximus genannt, aber schon ausdrücklich be- 
merkt, „ex ultima hac specie non inepte novum Genus, mihi 
in ordine octavum pag. 17, constitui posset. Klein (Nat. disp. 
Echinod. 1734 pag. 33 tab. 20 fig. A. B) copirte nicht blos 
die Figur, sondern nannte das Genus unicum "Agxyvosıdrz 
Spinnengewebähnlich, weil die Schale so zierlich gezeichnet 
sei, ut telas (Gewebe) araneorum ei inscriptas esse judicares. 
Die Vorstellung vom Spinngewebe ward besonders von Seba 
(Thesaurus 1758 III pag. 35 tab. 15 fig. 21. 22) an einem 
jungen Exemplare von der Grösse eines „Louisd’or“ gegeben, 
welches später auch in der Encyel. meth. tab. 152 fig. 3. 4 
copirt ist: zwanzig Strahlen gehen vom centralen Munde aus, 
die durch quere Asselnähte in Gitter getheilt sind, ähnlich dem 
Netze einer Kreuzspinne. Da fallen einem unwillkührlich die 
kleinen flachen Fibularien des Grobkalkes ein. Van Phelsum 
und nach ihm Leske (Additamenta pag. 155) nannten sie da- 
her Echinarachnius Egelspinneweb. Linne bei Gmelin pag. 
3195 hatte wegen der Kuchengestalt dafür den Namen Echinus 


522 B. Echinidae reg.-symm.: Arachnoides placenta. 


ud 


L 

Placenta, welche Lamarck An. sans vert£br. III pag. 11 dann 
zu seiner Scutella stellte. Aber gerade von den Scutellen wei- 
chen sie nicht blos durch den oberständigen hart an den Rand 
gerückten viereckigen After ab, sondern auch durch die weit 
geöffneten Blumenblätter, wodurch sie sich entschieden wieder 
den Fibularien nähern; doch sind die Poren durch tiefe Fur- 
chen verbunden. Wir haben hier den ausgezeichneten Fall, 
dass die Felder der Interambulacra viel schmaler sind als die 
der Ambulacra. Ganz besonders zierlich ist die Stellung der 
Warzen: auf den Interambulacren liegen sie unregelmässig 
zerstreut, auf den Ambulacren bilden sie dagegen schiefe Rei- 
hen, welche durch gekörnte Rippchen von einander getrennt 
und gerade so gekörnt sind, wie die Rippchen zwischen den 
Furchen der Fühlerporen. Man möchte die Wärzchen daher 
mit Schlauchwärzchen vergleichen, an deren Basis Löcher ein- 
dringen. Aber von dem Vorhandensein der Löcher konnte ich 
mich nicht überzeugen. Die Mediannähte der Ambulacra 
gleichen zwar den glatten Porenstrassen der Scutellen, aber 
Poren sucht man vergeblich darin, selbst um den Mund fehlen 
die Poren. Hier sieht man blos einen Stern von fünf trapezoi- 
dalen Tafeln, worin die schiefen Warzenreihen x der breiten 
Ambulacra nicht fortsetzen, die Poren darauf sind vielmehr 
ebenso zerstreut, wie auf den schmalen Interambulacren. Fünf 
Genitallöcher werden von Agassiz ausdrücklich hervorgeho- 
ben, die Kiefer sehr flach. 

Das Hauptgewicht liegt wohl auf den weit geöffneten 
Ambulacralblättern. Dieses merkwürdige Kennzeichen finden 
wir auch bei Scutella parma Lmek. An. sans vertebr. III 
pag. 11, die der Form nach durchaus ähnlich bleibt, aber die 
Mediannaht der Ambulacren gabelt sich am Rande der Un- 
terseite in drei Zinken, und wird dadurch den Porenstrassen 
der Scutellen noch ähnlicher. Ueberdiess sollen nur vier Ge- 
nitallöcher vorhanden sein. Diess genügte Agassiz (Monogr. 


B. Echinidae reg.-symm.: Scutellen. 593 


des Scutelles 1841 pag. 88) sie als Echinarachnius zu trennen, 
den von Phelsum erborgten Namen also anders zu deuten. La 
rosette buccale est decagonale comme dans les vraies Scutelles, 
granulation du teste tr&s uniforme. Im Tertiärsande von Port- 
St.-Julien in Patagonien soll auch ein fossiler Echinarachnius 
Juliensis vorkommen. Wir gelangen so durch Laganum und 
‚andere Subgenera zur ächten 


6. Seutella. 


Das Wort, Diminitivum von Scutra eine flache Schüssel, 
führte Lamarck (Anim. sans vertebr. 1816 III pag. 7) für flache 
Formen ein, die zwar auch pentagonal sind, aber umgekehrt 
wie bei obigen Ulypeastern ihr schmaleres Ende vorn haben. 
Breynius pag. 17 und namentlich Leske Additamenta pag. 151 
fassten sie unter Echinodiseus zusammen, wofür aber schon 
länger vorher die Holländer, namentlich seit Rumphius, den 
Trivialnamen Pannekoek (Pfannenkuchen) bereit hatten, was 
Klein (Nat. dispos. Echinoderm. 1734 pag. 30) einfach in die 
‚Sectio IV. Placenta (Kuchen) übersetzte, und dann weiter in 
Mellita Honigkuchen, Lagänum Oelkuchen, Rotula Räder- 
kuchen etc. zerspaltete. Denselben ging das Scutum (Schild) 
voraus, welches in dem lebenden Clypeaster rosaceus seinen 
Hauptrepräsentanten hatte, und mit seinen wesentlichen Kenn- 
zeichen den Scutellen durch eine Reihe von Uebergängen sich 
eng anschliesst. Natürlich bleibt für die Gruppirung immer 
ein gewisser Spielraum, auch kommt man beim Abwägen der 
Kennzeichen nicht selten in Zwiespalt, doch wenn man von 
der Hauptsache ausgeht, so müssen vor allem 

die Ambulaeralblätter unten geschlossen sein, was durch 
ein plötzliches Einbiegen der Unterränder zu Stande kommt. 
Die Löcher setzen nicht fort, treten selbst um den Mund nicht 
wieder als Blume auf, sondern statt dessen stellen sich jene 
„Myriaden“ von Löcherpaaren pag. 388 ein, die man bei fos- 


524 B. Echinidae reg.-symm.: Scutellen. 


silen leicht übersieht, aber da sie gewöhnlich bestimmte Wege 
(Porenstrassen) einhalten, mit der Lupe erspäht werden kön- 
nen. Bei flacher Unterseite ist der Rand schneidig, der Mund 
klein, und die 5 Porenstrassen verzweigen sich mehr oder we- 
niger gegen den Rand hin; ist dagegen die Unterseite einge- 
senkt, so vergrössert sich der Mund, das Schneidige des Ran- 
des hört auf, die Porenstrassen treten zurück, und wir haben 
eine Annäherung an die Ulypeaster. Das kleine Afterloch 
liegt stets auf der Unterseite, und ist bei fossilen oft schwer 
zu finden, schwankt aber bei den einzelnen Species in der 
Medianlinie zwischen Centrum und Rand ausserordentlich. 
Manche haben sehr bestimmt fünf Genitallöcher, bei andern 
reduciren sich dieselben auf vier, indem das Loch im After- 
felde verkümmert. Je flacher und schneidiger der Scheiben- 
rand, desto sicherer darf man auf innere Säulen rechnen, 
welche ähnlich den Stalactiten von der Schale herabhängen, 
in der Mitte aber eine Querfuge zu haben scheinen, nach wel- 
cher sie sich leicht in zwei T'heile, einen obern und untern, 
trennen. Diese Kalkabsonderung zeigt an, dass die thierischen 
Weichtheile nach aussen zusammenschrumpfen, und demge- 
mäss werden die Schalen am Hinterrande gezähnt, oder von 
ringsgeschlossenen Löchern durchbrochen. In gewisser Bezie- 
hung könnte man darin eine Formenannäherung an die Aste- 
rien erblicken, zumal da sie auch mit den feinsten Stacheln 
bedeckt sind, die überhaupt vorkommen. 

Das Gebiss bildet noch eines der wesentlichsten Merk- 
male. Die Laterne ist aber grösser und gebrechlicher als bei 
den Echiniden pag. 30, fällt leichter auseinander, und lässt 
sich daher nicht so bequem untersuchen. Die fünf kurzen 
Zähne mit ihrer etwas verdickten Schmelzkrone könnte man 
leicht für abgekaute Schneidezähne von Nagethieren halten. 
Sie decken die Medianfuge der fünf Hauptstücke, die leicht 
in zwei Kieferhälften zerfallen. Aussen oben fehlen auch an 


A 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster rosaceus. 525 


den krummen Harmonieflächen die Ergänzungsstücke nicht, 
so dass wie bei den Regularen die Hauptstücke in 5.5 = 25 
—= 10 + 10 +5 Theile zerfallen, nemlich 10 Kiefer, 10 Er- 
gänzungsstücke und 5 Zähne. Die Balken und halbzirkelför- 
migen Knochen, welche bei den Cidariten zur Befestigung der 
Laterne an den innern Ohren dienten, fehlen, die Kiefer wie- 
gen sich dagegen auf 5 Paar Säulen, welche am Mundrande 
die Ohren vertreten tab. 82 fig. 5. 

In der lebenden Welt finden wir bei weitem die grösste 
Mamnigfaltigkeit, sie sind im Allgemeinen „plus accidentees 
dans leur forme que les esp£ces fossiles.* Im jüngern Tertiär- 
gebirge ist man sehr erfreut, wenn sich ein Mal eine durch- 
brochene Species findet, und im Nummulithenkalke neigen sie 
sich schon mehr zu den Clypeastern hin mit grösserem Munde, 
stumpferm Rande und vertiefter Basis. Doch erkannte Agassiz 
(Monographie des Scutell. 1841 pag. 85 tab. 19. a fig. 1—4) 
die Seutella Rogersi Morton aus der jüngern Kreideformation 
von New-Yersey noch für eine ächte Scutella an. 

Clypeaster rosaceus tab. 81 fig. 50. 51 Lamarck An. 
sans vertebr. 1516 pag. 13 setzte diese ausgezeichnete in wär- 
meren Meeren lebende Form an die Spitze der Clypeaster 
pag. 482, und Agassiz Catal. raison. pag. 71 hat in seiner 
starken Beschränkung des Geschlechts gerade sie als Typus 
beibehalten. Michelin Me&m. Soc. geol. France 1863 2 ser. 
Bd. VII pag. 110 tab. 13 beschreibt auch die Laterne. Es ist 
die berühmte Egelroozen (Echinorhodum van Phelsum) der 
Holländer, die sie aus Indien mitbrachten. Er hiess daher mit 
Recht die „Rosenblume* Echinus rosaceus Linn Gmelin 
pag. 3186. Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 pag. 28) stellte 
sie als Scutum angulare dem Scutum ovatum gegenüber, 
welche letztere Breynius (Schediasma pag. 59) Echinanthus 
genannt hatte. Leske Additam. pag. 121 brachte wieder beide 
bei Echinanthus unter, und nannte diesen nach Klein’s Vor- 


526 B. Echinidae regulari-symm.: Clypeaster rosaceus, 


gange humilis im Hinblick auf den fossilen altus. Da nun nir- 
gends die geschlossenen Blätter der Ambulacra deutlicher 
hervortreten, als hier, so hätten wir eigentlich in diesem den 
wahren „Blumenechinit“. Seba (Thesaurus 1758 III pag. 23 
tab. 11 fig. 2), der ein Prachtexemplar von 0,13 m Länge aus 
Indien abbildete, verglich ihn mit einem Todtenkopf. Die 
ganze Schale ist gleichmässig mit Stachelwärzchen bedeckt, 
deren Gelenkköpfchen deutlich durchbohrt und gestrahlt sind. 
Klein unterscheidet schon ganz vortrefllich an seinem Seutum 
humile drei Varietäten: «By: 

Var. « petalis latis; crenatis d. h. die Poren durch mar- 
kirte Furchen verbunden; bina lateralia reliquis breviora d.h. 
das vordere Paar etwas kürzer als die übrigen; vertex quin- 
que foraminulis stipatus d.h. fünf deutliche Eierlöcher auf dem 
Gipfel; basis alte concava per sulcos in quinque partes divisa. 
Diese tiefe breittrichterförmige Basis ist das wichtigste Un- 
terscheidungsmerkmal. Der kleine runde After nähert sich 
dem Hinterrande dergestalt, dass man von oben schon die 
Stelle durch eine kleine Ausschweifung wahrnimmt. Die bei- 
den ziemlich guten Abbildungen tab. 17 fig. A und tab. 18 
fig. B, welche in der Eneycloped. meth. tab. 144 fig. 7.8 
zwar etwas verkleinert, aber mit allen einzelnen Makeln copirt 
wurden, gehören ihm an. Sehr gut ist die Vertiefung der Basis 
in der Originalfigur der Enceyel. meth. tab. 145 fig. 6 gegeben, 
nur das Mundloch müsste sich etwas nach hinten zuspitzen. 

Var. ß petalis angustioribus primo, dorso parum gibbo, 
basi nonnihil concava bildet allerdings eine ausgezeichnete 
Abänderung, namentlich durch die grössere Flachheit und 
weniger concave Basis, aber dennoch hat sie auch Lamarck 
nicht getrennt, denn er citirt ganz richtig die tab. 19 fig. A.B, 
welche wieder in der Encycloped. method. tab. 145 fig. 1. 2 
copirt ist. Endlich 

Var. y petalis angustioribus secundo, basi plana ist die 


a 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster rosaceus. 527 


kleinste tab. 19 fig. C.D nebst der Copie Encyclop. meth. tab. 
145 fig. 3. 4. Der After ist bei den beiden letztern Varietäten 
schon etwas weiter nach innen gerückt, und da nun zugleich die 
Unterfläche ganz flach und der Körper höchst niedrig wird, so 
stellte sie Lamarck An. sans vertebr. III pag. 12 zu den Scu- 
tellen, und nannte sie Scut. ambigena (zweideutig), die nach 
Agassiz Cat. rais. pag. 72 von Scutella placunaria im Rothen 
Meere nicht verschieden sein soll. Jedenfalls gehört dann aber 
auch Clypeaster scutiformis Lmck. An. sans vertebr. III pag. 14 
hierhin, da das Original der Encyel. m&th. tab. 147 fig. 3. 4 
in allen Beziehungen von der Klein’schen Copie Encyel. m£th. 
tab. 145 fig. 3. 4 sich nicht unterscheiden lässt. Agassiz Cat. 
raisonn. pag. 71 eitirte insofern bei seinem rosaceus nicht ganz 
genau, denn er gibt alle drei Copien der Eneyelope@die für die 
gleiche Species aus, während die kleinste seutiformis heissen 
müsste. Gehen wir nun zu den 

innern Kennzeichen tab. 81 fig. 50, so hat auch diese 
Klein 1. ce. pag. 41—43 tab. 28. 29. 33 schon gut angedeutet. 
Man kann das Innere mit einer Höhle voller Stalactiten ver- 
gleichen: die Stalactiten hängen vom Dache herab, die Sta- 
lagmiten streben von der Sohle hinauf. An den niedern Stellen 
kommen sie in der Mitte zur Berührung, nur an den hohen 
bleibt öfter ein Zwischenraum, die Säule ist dann nicht voll- 
endet. Wenn man daher mit einem Messer die Decke ab- 
sprengt, so lösen sich die Säulen in der Mitte mit ebener 
Fläche ab, ohne zu zerbrechen. Deshalb gewahrt man schon in 
der Queransicht fig. 51 an diesen Absonderungsstellen Linien. 
Es findet in der Stellung immerhin einige Regel statt: am 
Rande sind die Säulen am feinsten aber gedrängtesten, und 
häufig in die Länge gezogen; man könnte sie mit Korallen- 
riffen vergleichen, die nach dem Afterloch hin, und von der 
Medianlinie der Ambulakren durchbrochen sind. Der innere 
Säulenkreis umringt die Spitzen der Fühlerblumen, und dringt 


528 B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster rosaceus. 


etwas in die schmalen Interambulacralräume hinein. Dadurch 
entstehen zwei Kanäle: ein enger Randkanal r mit runden Zu- 
gängen in der Nahtregion der Ambulaera; und für die Lage 
des Darms ein breiterer Ringkanal R, worin eine Unzahl 
kleiner in Reihen gestellter Punkte fig. 50. x (vergrössert) 
sich zeigen, die auf die Interambulacralasseln nicht hinüber- 
greifen. Joh. Müller (Abh. Berl. Akad. 1853 tab. 4) zeichnet 
sie zwar auch da, allein ich konnte sie nicht finden. Auf der 
Aussenseite der Schale sind diese Punkte zwar schwerer zu 
entdecken, allein wenn man es einmal weiss, so findet man sie 
auch hier zwischen den kleinen Trabanten. Jedem Punkte 
entspricht wahrscheinlich eine doppelte Pore. Diese Löcher 
für die locomotiven Füsschen pag. 338 sind daher viel leich- 
ter zu übersehen, als die grössern der Blumenblätter, welche 
den Ambulacralkiemen dienen sollen. Letztere (y vergrössert) 
treten innen in Beziehung auf Grösse durchaus ins Gleichge- 
wicht, sie brechen auf den Nähten der Asseln hervor, aber 
diese Asseln spalten sich sehr bestimmt in zwei Reihen: eine 
innere und äussere. Die breitern Asseln der innern Reihe ver- 
engen sich aussen plötzlich, weil sich regelmässig eine schmale 
Assel abwechselnd dazwischen legt. Uebrigens dringen die 
feiınern Poren der Locomotivfüsschen auch reihenweis auf 
den breitern innern Theil der Ambulacralasseln ein. Zwischen 
den Porenpaaren für die Ambulacralkiemen gewahrt man da- 
gegen keine Spur davon. Im Apex wird die Madreporenplatte 
mit einer Steinblase verstärkt, ausserhalb dieser gewöhnlich 
zerbrochenen und punktirten Kalklamelle liegen die 5 Ge- 
nitallöcher zwischen 5 Augengruben. Ganz besonders zier- 
lich sind auch noch Hunderte von zarten Kalknädelchen, 
welche den Weichorganen zum Anhaltspunkte dienten. Die 
weichern Eingeweide (Darmkanal, Eierstöcke etc.) finden wir 
bei A. Agassiz (Revison of the Echini 1373 tab. 23—30) vor- 
trefllich dargestellt. 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster rosaceus. 529 


Die Laterna tab. 82 fig. 2 so hoch als die Schalenhöhle 
ruht auf 10 Wirbeln (Spondyli Klein pag. 43 tab. 33 fig. ], 
auriculae), welche, mit rundem Gelenkkopfe endigend, paar- 
weis sich am Mundrande auf-den Interambulakren erheben. 
Von den fünf kräftigen Zähnen mit Schmelzkrone habe ich 
fig. 1 einen von drei Seiten (s von der Seite, r vom Rücken, 
k von der Kaufläche) abgebildet. Die Ungleichheit erkennt 
man am besten, wenn man die Stacheln vom Mundloch ent- 
fernt fig. 3. m, dann ist der hintere unpaarige am grössten, 
und die hintern paarigen am kleinsten; doch ist der Grössen- 
unterschied nicht bei allen Species in gleichem Grade vor- 
handen. Die fünf Hauptstücke, „quasi plumosi et alati“, be- 
stehen aus einer leichten porösen, sehr zerbrechlichen Masse. 
Beide durch eine Medianfuge verbundenen Hälften jedes 
Hauptstückes gleichen allerdings einem Flügel mit hohen 
Rippen, die sich wie Nerven eines Blattes mehrmals gabeln. 
Die Harmonieflächen, mittelst welcher die fünf Hauptstücke 
sich vereinigen, bestehen aus einer dünnen Kalkhaut. Nimmt 
man diese vorsichtig weg, so treten die Rippen fig. 7. h wie- 
der in ihrer ganzen Zierlichkeit hervor. Sie sind an den Seiten 
mit feinen Zacken versehen, im Uebrigen aber kann man zwi- 
schen den Rippen durchblicken. Die Gelenkfläche unten rechts 
gehört dem kleinen spatelförmigen Ergänzungsstücke fig. 6 an. 
Wenn man bei den Regularen die fünf Hauptstücke nicht 
orientiren konnte, so ist das jetzt nach der Beschaffenheit der 
Harmonieflächen leicht zu bewerkstelligen: die vordern paa- 
rigen Stücke haben in der Medianebene eine flache ebene 
senkrecht stehende Harmoniefläche, die hintere ist dagegen 
convex; die hintern paarigen Stücke haben beiderseits con- 
cave, das hintere unpaarige Stück hat dagegen beiderseits 
convexe Gelenkflächen. Es legt sich also in den paarigen 
Trennungsebenen stets eine concave auf eine convexe Fläche, 
. nur in der unpaarigen vorn sind beide eben. Man übersjeht 


Quenstedt, Echinod. 34 


530 B. Echinidae reg.-sym.: Clypeaster rosaceus. 


das mit einem Blick, wenn man die Kiefer von ihren Wirbeln 
abhebt, und im Kreise herum neben einander legt, wie in 
fig.4 geschehen: dann treten in dem unpaarigen edie gleichen 
convexen Gelenkflächen ihrem ganzen Umfange nach ins 
Auge; die concaven von c d zeigen dagegen blos ihre untere 
Hälfte, während die vordern ungleichen a b wieder ganz 
sichtbar werden, nur sind die hintern Harmonieflächen con- 
vex, wenn auch anders convex als ine, und die vordern 
eben. | 

Nach abgehobener Laterne fig. 5 tritt dann der Kreis 
von Wirbeln mit ihren nach hinten gerichteten runden Köpf- 
chen gar zierlich hervor. Die Köpfchen haben in eiförmigen 
Gruben hinter dem Zahne einen bedeutenden Spielraum fig. 4, 
besonders tief sind dieselben auf c und d, am wenigsten tief 
auf e, so dass auch hierin der Symmetriebau sich kundgibt. 
Die Füsse der Wirbel befestigen sich auf den Ambulacral- 
platten, und zwischen den Füssen liegt ein trapezförmiges 
Plättchen, der einzige Rest vom Interambulacrum, der aber 
nicht einmal an den Mundrand heranreicht, so dass dieser nur 
von den 10 Ambulacralplatten begrenzt wird. Hinter den 
Wirbeln erheben sich dann (ausserhalb der Zahnstücke) je 
zwei kräftige comprimirte Säulen (processus), die wie mit 
Wurzeln gänzlich sich auf den Ambulacralasseln anheften, 
Denn hier verschwinden die Interambulaera für einen Augen- 
blick ganz, und in der deutlichen Naht zwischen den Säulen 
schliessen sich die Ambulacralplatten aneinander. Erst die 
dahinter folgenden Säulen ruhen wieder auf alternirenden In- 
terambulacralplatten, wie das J. Müller (Abh. Berl. Akad. 
1353 tab. 4 fig. 1) richtig erkannt hat, nur schliessen nicht 
zwei Paare, sondern blos eins, welches die Säulen trägt, anein- 
ander. Auch sie haben eine sehr bestimmte Stellung, und dien- 
ten den Kaumuskeln zum sichern Anhaltspunkte. Eine Menge 
Poren verrathen sich bis an den Mundrand hin durch Punkt- 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster laganum, scutiformis. 531 


reihen in Furchen zwischen den Rippen, aber eine eigent- 
liche Blume, wie bei den Clypeastern, bildet sich nicht 
mehr aus. 

Laganum Bonani tab. 82 fig. 8 nannte Klein (Nat. disp. 
Echinod. 1734 pag. 31 tab. 22 fig. a—c) eine kleine Form, 
welche sich häufig im Indischen Ocean findet. Lamarck An. 
sans vertebr. 1316 Ill pag. 15 nannte sie Olypeaster laganum, 
sowie auch schon Leske (Additamenta pag. 140) sie beim 
Echinodiscus liess. Erst Gray (Annals of Philosophy 1825 X 
pag. 427) griff den Namen aber als Femininum Lagana und 
in viel beschränkterem Sinne als Klein auf. Ich kann durch- 
aus keine wesentlich generelle Verschiedenheit vom vorigen 
finden: der‘After tritt zwar etwas vom Hinterrande weg und 
nähert sich mehr dem Munde, auch sind die Fühlerblätter auf 
dem Scheitel etwas schmäler und unten etwas mehr offen, 
aber die fünf Genitallöcher am Apex A bleiben noch. Sie sind 
stark niedergedrückt, ohne dass der Rand schneidig wird. 
Der einzige äussere Unterschied sind die beiden Endlöcher, 
womit die Porenstrassen am Mundsaume endigen, wie wir das 
oft bei den scharfrandigen Seutellen finden. Agassiz glaubt 
im Innern kleine Verschiedenheiten in der Menge der Kalk- 
säulen zu finden, namentlich sollen sie zwischen dem Darm- 
kanal und dem Gebisse fehlen, allein das ist bei fossilen doch 
ausserordentlich schwer nachzuweisen, wenn man nicht über 
Massen von Material zu verfügen hat, die man opfern kann. 
Denn durch Schleifen würde das wohl hervortreten. Als 

Clypeaster seutiformis tab. 82 fig. 9 Lmck. Anim. sans 
vertebr. 1816 III pag. 14 habe ich schon im Hdb. Petref. 
1852 tab. 50 üg. 10 eine kleine fossile Form aus dem Num- 
mulithenkalke der Monti Berici bei Verona bestimmt, gestützt 
auf die Encycl. method. tab. 147 fig. 3.4. Sismonda (Me- 
morie Acc. Turino 2 ser. 1842 IV pag. 40) hat ohne Zweifel 
ganz dieselbe unter Clypeaster ambigenus aus den Hügeln 

34* 


532 B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster scutiformis, 


von Turin verstanden, und wir haben pag.527 schon gesehen, 
wie die Unterschiede zwischen Scutella ambigena und scuti- 
forımis in nichts verschwinden. Lamarck wurde auf den Na- 
men „schildförmig“ durch Seba’s Echinus planus scutiformis, 
crassitie calami scriptorii (Thesaurus 1758 III pag. 36 tab. 15 
fig. 23. 24) geführt, der freilich eine noch kleinere Abände- 
rung als die Encyclopedie vor sich hatte. 

Nach dem kleinen runden randlichen After zu urtheilen, 
den man im Gestein oft schwer findet, gehören sie noch zu den 
ächten Rosenechiniten, auch bleibt trotz der Dünne der Rand 
geschwollen. Das Mundloch liegt zwar in einer flachen Ver- 
tiefung, allein dieselbe fällt nicht sonderlich auf, auch ist in 
dieser Beziehung Rücksicht auf etwaige Verdrückung zu 
nehmen. Die Porenblätter auf dem Scheitel sind zwar unten 
ziemlich offen, wie das hintere paarige Blatt s zeigt, allein die 
Poren setzen nicht fort. Eigenthümlich ist die schiefe Stel- 
lung der zwei letzten Paare, die statt nach innen sich aus- 
wärts kehren. Wie beim rosaceus Formen mit tiefem und 
flachem Munde sich finden, so wiederholt sich die Sache hier 
ganz in derselben Weise. Ich habe ein etwas grösseres Exem- 
plar aus dem sandigen Nummulithenkalke von Priabona im 
Vicentinischen erhalten mit einem ähnlich tiefen Munde, wie 
bei der Var. x des Scutum humile von Klein. Im Uebrigen 
gleicht es aber den kleinern ausserordentlich, selbst die zwei 
Endporenpaare fig. 10 sind wie bei den andern gestellt. Solche 
einzelne Wahrzeichen verdienen öfter unsere ganz besondere 
Aufmerksamkeit, sie verrathen gleichsam die innern gemein- 
samen Plane, welchen die äussern Modulationen folgen muss- 
ten. Denn ob das eine oder andere Organ etwas andere Ver- 
hältnisse annimmt, liegt in den Grenzen der Varietäten, sogar 
der Individuen. Nördlich der Alpen kommen derartige Formen 
wie es scheint, weniger vor, dagegen stossen wir südlich oft- 
mals darauf. Wo die Grenze zum Laganum gezogen werden 


- 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster altus. .. 533 


kann, weiss ich nicht, auch vermuthe ich, dass solche Formen 
sehr gut als die Vorläufer des rosaceus angesehen werden 
könnten. Weiter entfernt sich dagegen das nur fossil be- 
kannte 

- Sentum altum tab. 82 fig. 11. Klein (Nat. disp. Echinod. 
pag. 29) beruft sich auf Scilla (De Corpor. marin. lapidesc. 
tab. 11), dessen grosse Exemplare mit kleinem Munde auf 
Malta gegraben wurden. Obwohl diess nicht der Normaltypus 
im heutigen Sinne sein mag, so wendete doch schon Linne 
bei Gmelin pag. 3187 den Namen an, und Lamarck An. sans 
vertebr. III pag. 14 zerspaltete ihn in zwei Species Clypeaster 
altus und marginatus, indem er ein und dasselbe Bild von 
Scilla für beide in Anspruch nahm: beim altus bezieht er sich 
ausserdem auf Walch (Naturgesch. Verstein. Suppl. tab. IX. d 
fig. 1), was auch Leske (Addit. pag. 125 tab. 53 fig. 4) für 
seinen Echinanthus copirte, derselbe hat einen breiten Buckel, 
gegenüber dem spitzbuckeligen marginatus mit grossem Munde, 
den wahrscheinlich Walch (Naturg. Verst. tab. E. V) vor sich 
hatte. Zwischen diesen Extremen spielen dann eine solche Un- 
masse von Varietäten, dass man nur mit dem ungeheuersten 
Material auf vielen Tafeln davon ein annäherndes Bild geben 
könnte. Man sieht da immer wieder lebendig ein, wie wenig 
Werth die sogenannten Species haben, wenn sie nicht in ihrer 
Entwickelung und ihren Uebergängen aufgefasst werden. Das 
wichtigste Merkmal bietet die Seitenansicht, man bekommt 
davon mit einem Schlage das richtige Urtheil, wie unsere 
Bilder des breitbuckeligen fig. 11 von St. Monza auf Corsica 
und des spitzbuckeligen fig. 13 von Wien und Gize bei den 
Pyramiden zeigen. An Zwischenformen ist besonders das 
Wiener Becken reich, die Michelin (Monographie des Oly- 
peastres foss. in den M&m. Soc. geol. Franc. 2 ser. 1861 VII 
pag. 101) beschrieben hat. Die spitzbuckligen Steinkerne aus 
dem Leithakalke bildete schon Parkinson Organ. Rem. 1811 


534 DB. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster altus, grandiflorus. 


III pag. 24 tab. 4 fig. 7 unter Scutum altum ab, und wenn 
die alten italienischen Schriftsteller solche „Blumensterne* 
geben, wie Echinites forma stellari Aldrovandi Mus. metall. 
1648 pag.458, so darf man dreist auf diese Formen schliessen, 
denn im jüngern Tertiär der Mittelmeerländer, sammt den In- 
seln Malta, Creta, Sicilien, Corsica scheinen sie zu den ver- 
breitetsten zu gehören, Abich hat sie sogar bis zum Urmiasee 
verfolgt, und zur Zeit des Leithakalkes reichten sie bis Baden 
und Kalksburg bei Wien. „Den weitern Europäischen Was- 
sern fehlt sie“ (Süss, Sitzb. Wien. Akad. 1866 Bd.54 pag. 34). 
Ich will in nachfolgendem die Aufmerksamkeit hauptsäch- 
lich auf zwei Extreme lenken: spitzbuckelig (conicum) mit 
weiterem und ‚breitbuckelig (campanulatum) mit engerem 
Munde. 

Scutum altum conicum tab. 82 fig. 13 kann als Muster- 
form genommen werden. Es ist eine gelbe Kalkschale, die in 
einem grauen Kalkmergel mit kleinen Gesteinsbruchstücken 
liegt, und wahrscheinlich aus dem Wiener Becken stammt. 
Philippi (Bronn’s Jahrb. 1842 pag. 52) bekam mehrere in Ca- 
labrien, die er in drei Species: Clyp. Seillae, turritus, altus 
spaltete, und später in der Palaeontographica von Dunker 
1847 I tab. 33—40 abbildete. Keine der Abbildungen stimmt 
mit der unsrigen genau, und doch sind sie ihr alle drei ver- 
wandt. Clyp. grandiflorus Bronn Lethaea III. 324 tab. 36 
fig. 9 aus dem „Tegel“ von Kemeneze in Ungarn gehört da- 
gegen schon zu den niedrigern Abänderungen, welche"im 
Wiener Becken so häufig und prächtig sind. Ganz gut stimmt 
die Abbildung bei Walch 1. ce. tab. E. V aus Languedoc in 
Beziehung auf die Grösse des Mundes, doch bekommt man 
über die Höhe kein richtiges Urtheil. Das markirte Fünfeck, 
hinter dem randlichen After gerade abgestumpft, und vorn be- 
deutend zugespitzt, erinnert noch ganz an den lebenden rosa- 
ceus. Dagegen ist die durch fünf Furchen getheilte Unterseite 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster Egyptiacus. 535 


vollständig eben, wie bei ächten Scutellen. Plötzlich fällt das 
Mundloch steil 20 mm ein, und ist unten noch 12 mm breit und 
9 mm lang in der Richtung von vorn nach hinten, und bildet 
ein ziemlich deutliches Oblongum. Die Stachelwärzchen ge- 
hen wie bei rosaceus bis an den Rand der Mundwände hinab. 
Alle Nahrung, welche zum Munde ging, wurde zuvor durch 
einen Stachelwald gleichsam filtrirt. Von einer Blume um 
den Mund wird nicht eine Spur wahrgenommen. Aber die 
fünf Furchen in der Naht der Ambulacra dienten ohne Zweifel 
zu Porenstrassen, wenn man auch wegen der Zartheit davon 
nichts bemerkt. Auch der After ist entsprechend dem Munde 
ein wenig in die Quere gezogen. Die Fühlerporen der unten 
stark gerundeten Blätter sind durch schwache Furchen ver- 
bunden, daher liegen auch die äussern etwas grössern Löcher 
frei da. Die Furchen, welche nach oben blos convergiren, 
laufen an den untersten Löchern beiderseits einander fast pa- 
' rallel. Das gibt den Blättern unten einen scharfen Abschluss, 
wenn auch im Mittelfelde noch ein ziemlicher Zwischenraum 
bleibt, wohin die Löcher nicht reichen. Zwischen den Verbin- 
dungslinien der Poren läuft eine einfache Warzenreihe durch, 
. die sich von den Warzen der übrigen Schale nur wenig un- 
terscheiden. Von ganz besonderem Interesse sind die 
Egyptischen tab. 32 fig. 15, welche Shaw schon 1738 in 
seinen Reisen in die Levante erwähnte, hauptsächlich bei den 
Pyramiden fand und Echinites pentaphylloides nannte (Deut- 
sche Uebers. 1765 pag. 407 tab. 23 fig. 40). Sie liegen dort 
unter dem Wüstensande im jüngern Tertiär wunderbar er- 
halten. Michelin (M&m. Soc. geol. France 1863 2 ser. VII 
pag. 121 tab.24) und Prof. Fraas (Württ. Nat. Jahresh. 1867 
XXI pag. 309) haben ihn unter Clyp. egyptiacus beschrie- 
ben. Letzterer weist die Wirbel » aus den Zwischenfeldern 
unterhalb des Mundrandes nach, wie unsere Copie fig. 16 
zeigt. Dahinter folgen dann wieder die stärkern Säulen, 


536 B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster Egyptiacus. 


welche den Kanal für den Darm von den Kauwerkzeugen 
trennen, ganz wie beim lebenden rosaceus. Nach der Dar- 
stellung von Michelin keilen sich auch wie bei rosaceus pag. 
530 die Asseln der Interambulacra in der Mundgegend aus, 
so dass um den Mundkreis nur Ambulacralasseln stehen. Da 
sie öfter blos mit lockerm Wüstensande erfüllt sind, so kann 
man die zerfallenen Bruchstücke vollständig reinigen, und 
nicht blos über den innern Bau, sondern auch über den Ver- 
lauf der Poren Rechenschaft geben. Unser Stück fig. 15, 
welches ich Hrn. Fraas verdanke, stellt ein Ambulacrum mit 
den angelagerten Interambulacralhälften dar. Nahe ausser- 
halb der runden Löcherporen geht die deutliche Grenze des 
Ambulacralblattes. Die Quernähte der Interambulacralhälften 
sind durch die Zacken der Mediannaht dieser Felder be- 
zeichnet, und auf jeder Naht steht eine tiefe Grube, die, nach 
oben immer kleiner werdend, sich endlich verlieren, nach 
unten sich ausserhalb der Säulen auf je zwei vermehren, und 
auch innerhalb und zwischen den Kalkpfeilern fortsetzen, so 
dass man unten einmal sogar 5 zählt. Vollständige Sym- 
metrie findet auf beiden Seiten unseres Blattes nicht statt, da 
es zu den paarigen gehört. Die Säulen mit Gruben erheben 
sich auch über der untern Grenze des Blattes. Von beson- 
derem Interesse ist der Verlauf der durchgehenden Fühler- 
poren. Die äussern Punktreihen innerhalb der Blattnaht ent- 
sprechen genau den Löchern der äussern Reihen auf der Aussen- 
seite, sie stehen innen nur etwas weniger gerade über einander. 
Eine Borste durchzubringen ist zwar nicht leicht, allein wenn 
es gelingt, so geht sie schief nach aussen, daher ist das Blatt 
aussen a bedeutend breiter, als innen i. Ueber die Löcher der 
Innenreihen Aufschluss zu bekommen, hat mir die meiste Mühe 
gemacht, doch leiten hier die Rippen, welche den durchgehen- 
den Porenasseln entsprechen, auf jede Rippe kommen aussen 
zwei kleine Löcher, dazwischen in der Vertiefung liegt dagegen 


B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster Egyptiacus. 537 


nach aussen eine grosse Grube d (x vergrössert), nach innen 
bei g dagegen Vertiefungen mit scheinbar drei Löchern, doch 
bringe ich nur durch eines derselben eine Borste, durch die 
grossen Gruben d wird es dagegen leichter. Auf diese Weise 
kam ich zu der Meinung, dass zwei Löcher von den dreien 
blind sein könnten, jedenfalls gehen alle Borsten nach der 
Innenreihe auf der Aussenseite. Da nun zwei Löcher zwischen 
den Rippen für die Innenreihe der Aussenlöcher genügen, 
und alle Gruben d nach aussen führen, so müssen zwei von 
den drei Löchern eine andere Bestimmung haben. Vielleicht 
sind es Anfänge von den Furchenporen der Scutellen. Die 
drei Löcher sind übrigens nur an der breitesten Blattstelle be- 
stimmt ausgesprochen, oben gegen den Apex und nach dem 
- untern Blattrande hin bleibt die Sache wenigstens nicht mehr 
so klar. Die Asselnähte kann man mit Hilfe der Gruben, 
welche fast ausnahmslos nur in den Nähten sich einbohren, 
erkennen, sie gehen von Loch zu Loch mitten durch die Säu- 
len durch. Vergleichen wir diese Löcherstellung der innern 
Reihe mit der von rosaceus tab. 81 fig. 50, so ist sie gänzlich 
verschieden. Man müsste daraus schon wieder ein besonderes 
Geschlecht machen. Wie wichtig solche Merkmale werden 
können, das zeigen unter andern die 

Steinkerne tab. 82 fig. 14 aus dem Leithakalk von Selo- 
witz südlich Brünn in Mähren: alles, was Pore ist, wurde hier 
ausgefüllt, und gibt auf dem innern Kerne eine Hervorragung. 
Die Ziekzacklinie mit Säulen in den Ecken bildet die Naht. 
Die äussern Löcher liegen sämmtlich mit ihren durchgehen- 
den Kanälen da, und auf dem gespaltenen Wulste erkennt 
man sogar noch die Gruben, wie es die Buchstaben g und d 
verglichen mit fig. 15. x andeuten. Zu Baden bei Wien sind 
die Schalen geschunden und mit Kalkspath bedeckt, doch er- 
kennt man bei allen den spitzen Kegel ganz so, wie unsere 
Normalfigur 13 zeigt, ja sie endigen zum Theil noch spitzer. 


538 B. Eehinidae reg.-symm.: Clyp. Egyptiacus, campanulatus. 


Genitallöcher gibt Philippi fünf an, doch glaube ich, dass auf 
die Stellung gegen die Augenlöcher kein besonderes Gewicht 
zu legen ist. Da im Wüstensande alles locker begraben liegt, 
so finden sich dort auch Laternenstücke, wie fig. 17, welchesich 
Hrn. Helfer Prof. Steudel in Ravensburg verdanke: es ist die 
vordere Hälfte des linken paarigen vordern Hauptstückes. Fig. 
17. a wurde von unten dargestellt, um die eiförmige Grube c 
mit dem Vorderloch zu zeigen, welche auf den Wirbeln des 
Mundrandes spielen ; A links entspricht der glatten Medianfuge, 
mit welcher sich die beiden Kieferstücke durch eine hackige 
Fläche verbinden; auf z ruht der Zahn. Die Ansicht fig. 
17. db zeigt die hintere Aussenseite, die man leicht mit den 
strahlenden Lamellen von Sternkorallen verwechseln könnte. 
Ebenso die Harmoniefläche, wenn daran die dünne Kalk- 
schuppe der Oberfläche verloren ging. Schreiten wir nun zum 
andern Extrem 

Seut. altum eampanulatum tab. 82 fig. 11. Schon Walch 
Supplem. pag. 215 verglich sie passend mit einer breitrandi- 
gen Glocke, was Schlotheim Petref. 1820 pag. 321 dann mit 
Echinites campanulatus übersetzte. Genzmer (Hamburgische 
Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit 1767 Stück 
84. 85) bekam zwei Exemplare durch Moll aus der Gegend 
von Baden bei Wien, sägte eines durch, und wies die Kalk- 
säulen darin nach. Diese Copien verstanden Walch Supplem. 
tab. IX. d und Leske Additam. pag. 125 tab. 53 fig. 4 vor- 
zugsweise unter altus. Ob auch die Abbildung in der Eney- 
cloped. method. tab. 146 fig. 1. 2 dazu gehöre, wird bei den 
alten Beschreibern nie ganz klar. Mein Exemplar liegt in 
einem grauen harten Mergelsandstein von Santa Monza auf 
Corsica. Ich bekam es seiner Zeit von dem verstorbenen L. 
Agassiz in Neuchatel unter dem Namen Ulypeaster umbrella 
Catal. rais. pag. 72. Risso (Hist. nat. de l’Europe 1826 V 
pag. 234) soll es schon unter Scutella gibbosa gemeint haben, 


ER, A 


B. Echinidae regulari-symm.: Clypeaster grandiflorus. 539 


Sicher sind solche Synonyme keineswegs, und daher ist es 
auch nicht gut, wenn man alles das wieder ans Licht zieht. 
Michelin (M&m. Soc. geol. France 1863 2 ser. VII pag. 120 
tab. 22) gibt eine gute Abbildung. Der Aussenrand wird hier 
fast so schneidig, wie bei ächten Scutellen, auch sinkt der 
Mund m nicht so tief ein und ist kleiner, als bei den kegel- 
förmigen. Die Glockengestalt des Oberkörpers, welcher fast 
senkrecht emporsteigt, tritt in unserer Seitenansicht markirt 
hervor. Die Zwischenfelder der Blumenblätter schwellen be- 
sonders am Unterende etwas stärker heraus, als bei den an- 
dern, daher kam bei Klein die Vergleichung mit einem Indi- 
schen Kürbis. Die Madreporenplatte bildet im Apex A einen 
ausgezeichneten Stern, in dessen Ecken mit den Augenlöchern 
in einer Linie die Genitallöcher stehen. Die Poren lassen sich 
nicht ganz bis zur Madreporenplatte verfolgen, weil die kleinen 
Löcher zwischen den gut entwickelten Wärzchen bis zur Un- 
sichtbarkeit verschwinden. Wollte man nach ganz minutiösen 
Unterschieden urtheilen, so liesse sich anführen, dass die Ver- 
bindungslinien der Poren unter grösserm Winkel convergiren, 
also sich mehr dem horizontalen nähern, als beim conicum; 
auch zählt man bei letztern zwischen den Verbindungslinien 
nur 8Wärzchen, wo dort 12 stehen. Aber auf alles das möchte 
ich doch nur ein bedingtes Gewicht legen. Nach der Darstel- 
lung bei Michelin (M&m. Soc. g&ol. France 1863 2 ser. VII 


'pag. 122 tab. 25) würde der Lamarck’sche altus sich durch 


eine kleinere Madreporenplatte unterscheiden, von der weit ent- 
fernt die 5 Genitallöcher liegen. Auch ist das Ansteigen der 
Glocke weniger scharf, als bei unserer Form von St. Monza. 

Zwischenformen kommen besonders im Wiener Becken 
in ausgezeichneter Weise vor. Man nennt sie gewöhnlich nach 
Bronn’s Lethaea tab. 36 fig. 9 Clypeaster grandiflorus, der 
bedeutend grösser aber auch viel niedriger wird. Ohne Zweifel 
ist die Blume von Bronn unten zu eng gezeichnet, auch der 


540 B. Echinidae reg.-symm.: Clypeaster grandiflorus. 


Mund zu gross. Mein Hauptstück 0,167 m lang, 0,154 m breit, 
0,050 m hoch, liegt in einem grauen Kalkmergel mit vielen 
kleinen eckigen Kalkbrocken, die in die Schale so fest einge- 
drückt sind, dass man sie kaum wegsprengen kann. Er scheint 
aus dem Leithakalk von Kalksburg bei Wien zu stammen. 
Die fünffach gefurchte Basis ist völlig eben, das Mundloch 
etwa so gross, als von unserem campanulatus. Wie der Apex 
fig. 12 zeigt, gehen die Verbindungslinien der Porenblätter 
nicht ganz bis zur Madreporenplatte, sondern die Löcher (x 
vergrössert) werden nicht blos plötzlich fein, sondern in den 
Innenreihen auch doppelpaarig. Es scheint darnach, als wenn 
die Locomotivfüsschen pag. 3838 nochmals die Ambulacral- 
kiemen verdrängten. Ein 

zweites etwas kleineres Exemplar stammt aus kreide- 
artigem Kalke von Rietzing. Ich bilde davon tab. 82 fig. 18 
ein Interambulacrum mit den anliegenden Blättern ab. Die 
Verwitterung auf der Oberseite ist hier so günstig, dass man 
die Umrisse der meisten Asseln bestimmt verfolgen kann. 
Nur oben gegen die sternförmige Madreporenplatte tritt an 
den Blattenden einige Unsicherheit ein, doch kann man die 
Interambulacralasseln, welche nach oben schnell sehr schmal 
werden, bis zum Genitalloch verfolgen. Namentlich deutlich 
ist auch der Blattbau: der breitere innere Theil der Poren- 
asseln verschmälert sich beim Eintreten des innern Loches 
plötzlich, so dass eine halb so breite Zwischenplatte sich regel- 
mässig einfügen kann. Man hat daher innerhalb der Blätter 
scheinbar vier Asselreihen fig. 18. x: zwei innere breitere 
und zwei äussere schmälere (r) von doppelter Zahl. Letztere 
alle von gleichem Ansehen, aber dennoch verschiedenwerthig, 
indem sie abwechselnd mit dem innern breitern Stück zusam- 
menhängen. Sonderbarer Weise kommen in einzelnen Blumen 
(fig. 18. D) auch Theile vor, wo die Zickzacknaht der Median- 
linie grössere Zacken macht, weil zwei Tafeln innen mit ein- 


B. Ech. regulari-symmetricae: Clyp. grandiflorus. Sceutella. 541 


ander verwachsen, und in Folge dessen statt: einer nun drei 
Asseln aussen sich anlagern, wie fig. 18 bei ce zeigt. Mit dem 
untern Ende jedes Blattes werden damn plötzlich die Asseln 
um so grösser, und überflügeln an Umfang die der Zwischen- 
felder. In die hohlen Löcher und Durchbruchsstellen hat sich 
Kalkspath von lichtgelber Farbe abgesetzt. Da der thierische 
schneeweisse Kalkspath öfter wie Mehl mit harten Bürsten 
weggenommen werden kann, so steht die Ausfüllungsmasse 
der äussern Löcher wie kleine Orgelpfeifen (fig. 18. y bei r) 
heraus, die ebenfalls den oben beschriebenen Verlauf der 
äussern Poren beweisen. Auch durch die Asseln zieht sich 
solcher gelber Kalkspath in horizontalen Zügen, welche wahr- 
scheinlich mit den innern Gruben in Verbindung stehen. Mein 

drittes Exemplar danke ich Hrn. Baron Dr. J. von 
Schwarz. Die Schale besteht aus isabellgelbem Kalkspath, 
wie der pag. 494 erwähnte Clypeaster hemisphaericus, und 
hat daher wahrscheinlich dieselbe Fundstelle Rietzing. Immer 
bleibt der Typus gleich, mit kleinen individuellen Verschie- 
denheiten. Die Madreporenplatte fiel heraus, und liess hier 
ein so scharf abgegrenztes Loch, dass man es leicht mit After 
verwechseln könnte. Noch bleibt aber das Mundloch gross 
und die Porenstrasse ungegabelt. Das wird nun plötzlich 
anders bei der mitvorkommenden 

Sentella im engern Sinne. Agassiz (Monographie des 
Scutelles 1841 pag. 75) beschränkte diesen Lamarck’schen 
Namen auf fossile ungezahnte, undurchbrochene, sehr flache 
Formen mit kleinem Munde, unterständigem After, gegabelten 
Porenstrassen, und nahm den Echinodiscus subrotundus Leske 
Additamenta pag. 142 tab. 47 fig. 7, ein fossiles Malteser- 
Exemplar, welches er von Andreae (Brief aus der Schweiz 
nach Hannover, geschrieben in dem Jahr 1763. Zürich 1776 
tab. 5. f. 9) copirte, als Muster. Der kleine After liegt immer 
etwas innerhalb des Randes, und man muss sich hüten, sie mit 


542 B. Echinidae reg.-symm.: Sceutella Vindobonensis. 


dem lebenden Arachnoides pag. 521 zu verwechseln, die ein 
randständiges Afterloch haben. Wie man aus den mit gelbem 
Sand erfüllten Exemplaren von Bordeaux sieht, fehlen die 
Kieferwirbel (aurieulae) und die dahinter folgenden grossen 
Säulen, der Darmkanal ist daher von den Kiefern nur durch 
häutige Wände getrennt. Desto zahlreicher werden die nie- 
drigen Säulen im Rande, doch strahlen von dem beschränkten 
Centralraume fünf grosse Kanäle unter den Ambulakren und 
fünf kleinere unter den Interambulakren bis zum Rande. Die 
Blumenblätter haben zwar noch grosse Aehnlichkeit mit denen 
von Scutum altum, aber Zwischentäfelchen schieben sich nicht 
ein, die Porenasseln bleiben daher in ihrem ganzen Verlaufe 
gleich breit. Besonders merkwürdig sind die femen Poren, 
welche sich in den Verbindungslinien der Blattporen finden, 
und zarten Nadelstichen gleichen. Man könnte sie Furchen- 
poren nennen, die von nun an eine wichtige Rolle spielen, 
und auf die wir oben bei den ägyptischen Clypeastern schon 
anspielten pag.537. Oft wird es schwer unter diesen Furchen- 
poren die äussere Hauptpore sicher wieder zu erkennen. Sta- 
chelwärzchen ausserordentlich fein, und das unpaarige Geni- 
talloch im Afterfelde fehlt. Eine ganz ausgezeichnete Species 
bildet 

Scutella Vindobonensis tab. 82 fig. 19 Laube Abhandl. 
Geol. Reichsanst. Wien 1871 V Heft 3 pag. 62, die gewöhn- 
lich Se. Faujasii etc. genannt wird, aber sich von allen be- 
kannten durch eine charakteristische Anschwellung des After- 
feldes am Gipfel unmittelbar hinter den Genitallöchern unter- 
scheidet, was die Seitenansicht fig. 20 klar macht. Die vier 
Genitallöcher nehmen daher nicht den Gipfel ein, sondern 
liegen schief auf dem vordern Abfall des Gipfels. Man könnte 
in dieser eigenthümlichen Anschwellung noch eine Annähe- 
rung an altum erblicken, aber alle andern Kennzeichen stim- 
men mit Scutella im engsten Sinne, namentlich der kleine 


NER" j 
r 


B. Echinidae regulari-symm.: Scutella Vindobonensis. 543 


Mund und After. Der Gipfelanschwellung entgegen ist der 
Hinterrand etwas schneidiger als der vordere. Die Poren- 
strassen gabeln sich alsbald hinter dem Munde, und ehe sie 
gegen den Rand verschwinden, geht aussen unter rechtem 
Winkel noch ein bogniger Arm ab, der aber wegen seines 
schwachen Eindrucks leicht übersehen oder gar nicht erkenn- 
bar wird. Man darf daher auf solche kleine Unterschiede kein 
zu grosses Gewicht legen. Die Gabeln entsprechen den Am- 
bulakren, und am Rande fällt dazwischen eine flache Bucht, 
die bald mehr bald weniger tief auftritt. Auch hinter dem 
After liegt ein kleiner, nicht selten sehr markirter Ausschnitt. 
Durch Missbildung werden öfter einzelne Buchten sehr tief 
fig. 21, dann entstehen Formen, welche Agassiz Encope 
nannte. Unsern Zoosophen würden das angenehme Beweise 
für Uebergänge der Species und Geschlechter sein, zumal da 
wir es hier mit den Urtypen der Scutellen zu thun haben, 
woraus die spätern hervorgegangen sein müssten. Die Scha- 
len sind auf der Oberseite fast glatt, unten dagegen mit sehr 
kleinen Wärzchen bedeckt, die man mit blossem Auge so 
eben noch sicht, fig. 19. & vergrössert. Man kann im Wiener 
Becken eine grosse und kleine Abänderung unterscheiden: 
unsere tab. 32 fig. 19—21 gehören zu den kleinern mit isa- 
bellgelber Schale, die ich alle dem Hrn. Baron Dr. J. v. 
Schwarz verdanke, und die wahrscheinlich von Rietzing stam- 
men. Die grössern tab. 83 fig.1 liegen dagegen in den grauen 
Kalkmergeln mit eckigen Kalkbrocken neben dem grossen 
grandiflorus von Kalksburg. Da die eckigen Kalkbrocken 
sich in die Schale eindrücken, und darin ungemein fest haften, 
so bekommt man sie von den Arbeitern schon abgeschliffen, 
wie unser vorderes Blumenblatt mit der angrenzenden Schale 
zeigt. Gerade durch das Anschleifen kommen dann die Fur- 
chenporen in den tiefen Verbindungslinien zum Vorschein. 


” Ob dieselben nun durch die Schale durchgehen, weiss ich 


544 B. Echinidae reg.-symm.: Scutella subrotunda. 


nicht, es könnten eben auch Ausgänge von Ernährungsge- 
fissen der Kalkschale sein. Jedenfalls sind sie aber eine 
wichtige Erscheinung, die man nicht übersehen darf. Mein 
Exemplar ist 0,146 m breit, 0,135 m lang, 0,021 m hoch. Das 
von Laube abgebildete noch etwas grösser. 

Scutella subrotunda tab. 83 fig. 2. Lamarck Anim, 
sans vertebr. 18316 III pag. 11 eitirte zwar den Leske pag. 541 
und den Echinus Melitensis von Seilla Corpora marina tab. 8, 
hatte aber ein französisches Original von Douai vor sich, das 
allmählig untergeschoben wurde. Agassiz pag. 542 beschrieb 
die Formen aus dem jüngern Tertiär von Bordeaux schon 
gut. Hätten die Wiener den hintern markirten Buckel nicht, 
so würde man vergeblich nach einem scharfen Unterschei- 
dungsmerkmale suchen. Auch Seut. truncata Encyel. method. 
tab. 146 fig.4. 5 aus dem Falun der Touraine lässt sich davon 
nicht trennen, sie ist blos hinten etwas gerader abgeschnitten. 
Um den innern Bau zu studiren, habe ich mein südfranzösi- 
sches Exemplar fig. 2 längs des Mundes m und Afters a durch- 
brochen, mit der Nadel den Sand, so viel es ging, heraus ge- 
arbeitet, es kamen dann bald die in den Uentralraum (Leibes- 
höhle) eingeklemmten Kiefer % zum Vorschein. Sie unver- 
letzt heraus zu bringen ist freilich eine schwierige Arbeit, 
allein so bald diese Haupthöhle frei war, erschien senkrecht 
unten zwischen Säulen der Eingang des hintern paarigen In- 
terambulacralkanals, dem oben und unten die grössern Löcher 
der paarigen Ambulacra A anliegen. Oberhalb a sieht man 
die Säulenwände, welche rechts den Afterkanal begleiten; 
oben dagegen sind die Säulen mitten durchgebrochen, unter 
welchen der Kanal des vordern paarigen Interambulacrums 
liegt. Die Durchschnitte bei Agassiz 1. c. tab. 17 fig. 4. 5 
sind in dieser Beziehung sehr mangelhaft. Der erste Einblick 
lässt sich einer Höhle vergleichen, worin an den niedrigen 
Randstellen zahllose Stalactitensäulen sich erheben, zwischen 


B. Echinidae regulari-symm.: Scutella subrotunda. 545 


denen für den Durchtritt der weichern Organe enge Zwi- 
schenräume bleiben, durch welche die fünf breitern und fünf 
schmälern Kanäle unter einander in Communication stehen. 
Die Wirbel w, worauf die Unterseiten der Kiefer spielen, 
sind nur äusserst wenig entwickelt, mehr treten die gefieder- 
ten Leisten hervor, welche aussen dem ungespaltenen Stamme 
der Porenstrassen entsprechen, und allerlei Kerbungen und 
Unebenheiten dienten den Muskeln des ansehnlichen Kau- 
apparates zum Ansatz. Die fünf Hauptstücke n u 0 zeigen 
alle blos ebene Harmonieflächen und sind in so fern schwieri- 
ger von einander zu unterscheiden, alsam rosaceus, dabei ver- 
wachsen die beiden Kieferstücke so fest unter einander, dass 
sie selbst im fossilen Zustande sich noch mit einander verbun- 
den finden. Wegen des Spathes brechen die Flügel leicht ab. 
Meine Exemplare sind alle verstümmelt, Agassiz bildet sie 
ganz ab, von dem ich das unpaarige, von der Unterseite dar- 
gestellte fig. 3 copire. Darnach werden unsere Bruchstücke 
sofort klar: fig. 2. 0 ist von der Oberseite dargestellt, sie besteht 
aus massigem Kalkspath, und in der Mitte findet sich ein läng- 
liches Knötchen; das Stück « von der Unterseite zeigt in der 
Medianlinie den gefurchten Zahn, der mit seiner Spitze etwas 
hervorragt, aber mit den Kieferstücken innig verwachsen ist. 
An den Flügeln zeigen sich ähnliche Rippen, wie beim rosa- 
ceus, die ein zerspaltenes Ansehen, wie die Grenzen der 
Scheidewände von Ammoniten zeigen; nach n zu urtheilen, 
war der Zahn von der Unterseite her überbrückt, wie man 
deutlich von der Spitze s her sieht, woran ein Loch blosgelegt 
werden konnte. 

Die Veroneser tab. 33 fig. 4, deren ich mehrere aus 
einem harten sandigen Mergel bekam, sind zwar an Grösse 
sehr verschieden, doch kann ich keinen wesentlichen Unter- 
schied finden. Ich habe das Bruchstück nur abgebildet, um 
daran einige allgemeine Eigenschaften klar zu machen. Wie 


Quenstedt, Echinod. 30 


546 B. Echinidae reg.-symm.: Scutella subrotunda. 


die vier Genitallöcher zeigen, führt die Höhle a rechts unter 
der Mediannaht zum Afterloch; B entspricht der Ambulacral- 
höhle, eben so wie b unten; letztere ist kleiner, weil der Schliff 
weiter vom Centrum der Scheibe entfernt ist. Daher zeigt sich 
denn auf der Schlifffläche links die Leibeshöhle Z fast in ihrer 
ganzen Breite, die Höhlen der paarigen Interambulacra können 
nicht zum Vorschein kommen, weil wir uns zu nahe dem Cen- 
trum befinden. Dagegen kommt an der Abbruchsstelle ß das 
dünne Ende des unpaaren Ambulacralkanales zum Vorschein. 
Auch bei « unter der Naht des rechten hintern Interambula- 
cralfeldes wird das Loch grösser als die nachbarlichen Tüpfel, 
welche blos Durchbrüche zwischen den Säulen andeuten. Die 
Stücke sind noch in so fern lehrreich, als sie mit grösster 
Deutlichkeit den Verlauf der Porenasseln (x vergrössert) zei- 
gen, die innen wie aussen gleich breit keine Zwischenasseln, 
wie die hochleibigen Scutellen, aufnehmen. Auch sehen wir 
in den Verbindungslinien (y sehr stark vergrössert) oben er- 
wähnte Furchenporen. Solchen Dingen ihren richtigen Namen 
anzuweisen, ist nicht leicht. Parkinson (Organ. Rem. 1811 
III pag. 26 tab. 3 fig. 2) bildete einen „Echinodiscus subro- 
tundus from Italy“ ab, und das ist wahrscheinlich der unsere 
von der gleichen Fundstelle. Da sie dem ältern Tertiär an- 
gehören, so ist auch Scutella Brongniarti Agass. Monogr. des 
Seutelles pag. 80 tab. 15 fig. 1—3 von Grignon in Verglei- 
chung zu ziehen. Formen, die sich so nahe stehen, lassen sich 
nur nach dem Lager classificiren. Noch älter würde Morton’s 
Scutella Rogersi Ag. 1. c. pag. 85 tab. 19. a fig. 1—4 aus der 
jüngern Kreideformation von Alabama sein, die Agassiz früher 
zum Laganum stellte, womit sie äusserlich mehr Aehnlichkeit 
hat. Agassız behauptete, dass unter den lebenden Scutellen 
im engeren Sinne keine einzige mit ganzem Umrisse vorkomme. 
Daher ist mir schon seit vielen Jahren eine Form doppelt 
merkwürdig, die ich seiner Zeit von Hrn. Dr. Zeile in Cali- 


B. Echinidae reg.-symm.: Scutella excentrica. 547 


fornien erhielt, und die aus dem stillen Ocean stammen soll. 
Wir wollen sie 

Scutella exeentriea tab. 83 fig. 5 heissen, weil ich 
keine finde, deren Scheitel so weit nach hinten gerichtet wäre, 
als hier. Wie beim Vindobonensis pag. 542 liegt die Madre- 
porenplatte geneigt, aber umgekehrt nach hinten, statt nach 
vorn, und der höchste Gipfel der Schale fällt davor in das un- 
paarige Ambulacrum. Folge der Verzerrung ist die ausseror- 
dentliche Kürze der hintern paarigen Porenblätter, deren Aus- 
senrand sich stark nach innen biegt, sie sind kaum mehr als 
halb so lang, als das vordere unpaarige Blatt. Da das Stück 
erbleicht und etwas abgerieben ist, so treten die zartern Fur- 
chenporen zwischen den Hauptlöchern (x vergrössert) ausser- 
ordentlich deutlich hervor. Durch die Mundöffnung kann man 
im unpaarigen Ambulacrum die Porenasseln deutlich erkennen, 
sie sind alle gleich schmal und lang, aber von den Furchen- 
poren bemerkt man nichts, es scheinen daher blos Ausgänge 
von Kanälen zu sein, welche den Asseln Nahrung zuführten. 
Dasselbe gilt auch von Löchern, wie sie z. B. im rechten 
paarigen Vorderblatt bei / auftreten, trotz ihrer Reihenstel- 
lung. Dagegen können uns die Löcherpaare unterhalb des 
vordern Medianblattes mehr in Zweifel setzen, sie stehen zu- 
gleich mit einer Vermehrung der Asseln in Verbindung, wie 
sie am Unterende der paarigen Felder nicht vorkommen. 
Allein auch diese deuten wahrscheinlich blos auf Asselkanäle, 
wie auch die andern zerstreuten Punkte. Der Rand ist rings 
herum ziemlich schneidig, die Unterfläche vollständig eben, 
mit innenständigem kleinem After- und etwas wenig nach hinten 
gerücktem Mundloche. Die Porenstrassen sind tief gegabelt, 
aber die Aeste gleichen Bäumchen mit so viel Zweigen, dass 
auch in dieser Beziehung keine andere Species ihnen gleich 
kommt. Die paarigen Porenstrassen reichen alle bis an den 
Rand, immer feinere Zweige aussendend; nur die unpaarige 

35 * 


548 B. Echinidae reg.-symm.: Scutella excentrica, bisperforata. 


schneidet plötzlich ab, und lüsst vorn ein glattes Feld übrig, 
doch erlaubt die Erhaltung des Stückes keine ganz scharfe 
Beobachtung. Der Stamm der Porenstrassen beginnt im Munde 
(y vergrössert) mit einem überdachten grössern Paar, das zum 
Austritt der Hautkiemen pag. 383 diente. Zwischen diesen 
Hautkiemenlöchern stehen sehr deutliche Stachelwärzchen, 
welche für das Einsaugen der Nahrung Dienste leisteten. 
Sonst sieht man nur zwischen den Stämmen der Porenstrassen 
noch Warzen, gegen den Rand besonders nach vorn scheinen 
sie zu fehlen, und auf der Oberseite finde ich selbst mit der 
Lupe nicht die Spur. Dagegen bemerkt man eine Unzahl 
zarter Streifen (z vergrössert), die senkrecht gegen die Assel- 
nähte stehen, und uns in mancher Beziehung an ähnliche 
Streifen von Echinosphaeriten erinnern könnten. 


An durchbrochenen Formen ist das Tertiärgebirge ge- 
genüber der heutigen Welt ausserordentlich arın. Schon Klein 
(Nat. disp. Echinod. 1734 pag. 51) nannte die Formen mit ge- 
zähntem Hinterrande Rotula Räderkuchen und die durch- 
brochenen mit geschlossenen Löchern Mellita Honigkuchen. 
Agassiz schob dazwischen noch die Formenreihe Encope mit 
Randeinschnitten, und Lobophora mit zwei Schlitzen, die alle 
nur lebend, höchstens subfossil in den höhern Küstenablage- 
rungen vorkommen. Nur eine 


Scutella bisperforata tab. 83 fig. 6 war längst schon 
fossil bekannt. Parkinson (Organ. Rem. 1311 pag. 25 tab. 2 
fig. 6) beschrieb ein verstümmeltes Stück, das von Verona 
stammen soll, und an dem man die Stelle der beiden Löcher 
an dem verbrochenen Ende noch sicher erkennt. Sehr voll- 
ständig ist das Exemplar in der Encyclop. method. tab. 147 
fig. 5. 6, welches Lamarck An. sans vertebr. III pag. 10 Scu- 
tella bifora 3. var. foraminibus subrotundis nannte, und der 
im warmen atlantischen Ocean lebenden mit zwei Schlitzen 


B. Echinidae reg.-symm: Scutella bisperforata, 549 


tab. 83 fig. 8 gegenüberstellte, die Agassiz zum Typus seines 
Geschlechtes Lobophora nahm. Zwischen beiden Varietäten 
lag dann die Mellita laevis Klein (Nat. dispos. Echin. pag. 31 
tab. 21 fig. A. B) mit foraminibus brevibus subovatis, welche 
Agassiz als Lobophora truncata beschreibt, obwohl sie mit der 
alten Klein’schen Figur nicht sonderlich stimmt. Bei Linne 
ed. Gmelin pag. 3188 hiessen alle diese Dinge Echinus biforis. 
Agassız (Monogr. Scut. pag. 73) war nun aber nicht blos mit 
der specifischen Trennung zufrieden, sondern er erhob sie so- 
gar zu einem besondern Geschlecht Amphiope bioeulata (zu: 
rings, ör% Loch), worin das Wort „zweiäugig“ bezeichnender 
ist, als zweifach durchbohrt, weil das den Begriff des Runden 
einschliesst. Mein einziges Exemplar in vortrefllicher Erhal- 
tung stammt aus der obern Meeresmolasse im Miocen von Di- 
schingen, Oberamts Neresheim, und wurde schon in einem 
Holzschnitte meines Hdb. Petref. 1866 pag. 702 abgebildet. 
Nach seiner Hinterseite steht es zwischen den beiden Species 
von Agassiz: sie ist nicht so stark abgeschnitten als bioculata 
von Bordeaux und stärker als perspicillata von Rennes. Der 
Blätterstern ist klein und das fünfte Genitalloch im Afterfelde 
fehlt. Die beiden runden Löcher sind im Kreise zierlich von 
Asseln umwallt, worin es zwar schwer hält jede Einzelnaht 
sicher zu verfolgen, doch gibt im Ganzen unsere Zeichnung 
die Sache richtig. Auf der flachen Unterseite liegt der kleine 
After innerhalb des Randes; die Porenstrassen um den Mund 
sind kaum wahrzunehmen, aber sie sind vorhanden und sehr 
schmal. Wo sie um den Mund entspringen, liegen fünf zarte 
Leisten, welche den Mundkreis (m vergrössert) sternförmig 
machen, am Ende bemerkt man ein Loch, wie es Agassiz 
schon darstellte. DieMundkiemen sollen darin gelegen haben. 
Doch wäre es möglich, dass die Löcher nur in Folge von Ver- 
letzung entstanden, und die eigentliche Ausgangsöffnung mehr 
nach innen und oben läge. Ueberaus verwandt, und doch 


v 


550 B. Echinidae reg.-symm.: Scutella bifora, qninquefora. 


wieder eigenthümlich verschieden ist die im atlantischen 
Ocean lebende 

Scutella bifora tab. 83 fig. 7. 8, welche Lamarck von 
der fossilen nicht trennen mochte, und die trotzdem Agassız 
zu einem besondern Geschlechte Lobophora erhob. Hier 
zerren sich die runden Augen in zwei lange schmale Löcher, 
in Folge dessen die Schalen hinten viel breiter und gerade 
abgeschnitten werden. Die Porenstrassen werden zu tiefen 
Furchen, die ein sichtliches Bestreben zur Symmetrie bekun- 
den, und die zarten Poren bis in die äussersten Spitzen sicher 
erkennen lassen, wobei freilich auch der treflliche Erhaltungs- 
zustand seinen Einfluss hat. Der Mundrand ist zwar auch 
sternförmig, allein die Leisten treten nicht mehr hervor, und 
die Löcher liegen an der Spitze der Zacken. Die Lage des 
Afters bleibt gleich, und man kann eine Borste durch ihn zum 
Munde, wie bei den fossilen, führen. Daher fehlt auch das 
hintere Eierloch am Apex (A), während die 5 Augenlöcher 
am Gipfel der Blätter einen ganz besonders markirten Ein- 
gang haben, der sich auf der Innenwand unter einer sternför- 
migen Leiste versteckt, welche die Madreporenplatte von 
innen verdickt. Es kommt keine Schale vor, in welcher die 
Kiefer fig. 7 nicht klapperten, diese sind sehr niedrig und 
alle fünf einander sehr ähnlich: ihre Unterseite « zeigt deut- 
liche Grübcehen, welche auf einem ziemlich hervorragenden 
Wirbel w spielen; auf der Oberseite o zeichnen sich die 
Zahnrinnen durch ihre Deutlichkeit aus, so dass über ihre 
Stellung kein Zweifel sein kann. Die Zähnchen mussten 
daher ganz horizontal stehen. Wenn hinten die beiden Lö- 
cher am Rande Ausschnitte machen, so entsteht Se. bifissa 
Lmck. l. c. III. 10, von denen schon Seba (Thesaurus 1758 
III pag. 32 tab. 15 fig. 1—4) so vorzügliche Exemplare unter 
dem Namen maximus Persicus abbildete. 

Scutella quinquefora tab. 83 fig. 9 Lamarck An. sans 


* 


% 
B. Ech. reg.-symm.: Scut. quinquefora, quadrifora, emargin. 551 


vertebr. III pag. 9 an der Küste bei Texas nahm Agassiz 
als den Repräsentant von Mellita im engern Sinne: zwei 
paarige und ein unpaariges langes Loch, und zwischen diesem 
und dem Munde der längliche After; innen Pfeiler, denen der 
subrotunda noch sehr analog; das fünfte Eierloch im After- 
felde fehlt. Die Kauwerkzeuge klappern in der ziemlich 
grossen Leibeshöhle, ruhen auf einem Wirbel, hinter dem 
gleich zwei dicke Säulen folgen. Das Afterloch steht mit 
dem Mundloche in unmittelbarer Commmnication. Poren- 
strassen sehr ausgeprägt. Die Zahl der Löcher richtet sich 
zwar nicht nach den Strahlen, doch haben sie schon längst 
wegen ihrer Augenfälligkeit zur passenden Benennung ge- 
. führt; Linn® ed. Gmelin pag. 3189 hiess sie Echinus penta- 
porus, Leske Additam. pag. 133 Echinodiscus quinquies per- 
foratus. Daran reiht sich dann unmittelbar die indische Scut. 
sexforis Lmck. 1. c. III. 9, welche Linn€ hexaporus und Leske 
sexies perforatus nannten. Hier kommt nun zu den fünf Lö- 
chern ein sechstes im vordern unpaarigen Ambulacralfelde 
hinzu, so dass jetzt die fünf Porenstrahlen gleichmässig mit 
Löchern bedacht sind. Schon Lamarck hielt beide nur für 
unbedeutende Varietäten. Freilich ist es merkwürdig, dass 
solche Dinge sich an so entfernten Weltpunkten, wie Ost- 
und Westindien, wiederholen. Man könnte nun wähnen, dass 
auch Scutella quadrifora Lmck. ]. c. III. 9 (tetraporus, quater 
perforatus) sich hier anschlösse. Allein, wie schon die schönen 
Bilder in der Encycl. method. tab. 148 zeigen, lagern sich um 
die sternförmige Madreporenplatte fünf Eierlöcher. La- 
marck hob daher auch schon richtig die innige Verwandtschaft 
mit dem altbekannten 

Echinodiscus emarginatus tab. 83 fig. 11 Leske Addi- 
tam. 1775 pag. 136 tab. 50 fig. 5. 6 hervor, den wegen seiner 
Randausschnitte Agassiz Monog. Scut. pag. 47 zum Genus 
Encope (£yxsrn Einschnitt) erhob. Wir haben hier zwar die 


552 B. Echinidae regulari-symm.: Seutella emarginata. 


Anordnung wie bei Sexforis, aber die fünf Löcher der Ambu- 
lacra treten so weit an den Rand hinaus, dass sie sich zu Aus- 
schnitten umwandeln, nur das unpaare Loch im Afterfelde 
bleibt. Wenn nun die vordern drei Schlitze sich aussen zu 
Löchern schliessen, so entstehen allerdings vier Löcher, aber 
die zwei am Hinterende bleibenden Schlitze weisen sogleich 
auf die wahre Verwandtschaft hin. Unsere fig. 11 gibt ein 
zur Hälfte verkleinertes Bild der Scutella emarginata von den 
Antillen, woran das fünfte deutliche Eierloch im Afterfelde 
sofort uns an etwas Absonderliches mahnt. Das Afterloch 
liegt zwar ganz ähnlich, wie beim quinqueforatus, zwischen 
Durchbruchsstelle und Mund, allein gegen den Mund hin ist 
es durch eine poröse Wand abgeschlossen, man kann keine 
Borste dahin führen. Dann fälit es uns sogleich auf, dass die 
Kiefer mit ihren Spitzen am Mundrande sichtbar werden und 
aus ihrer Lage nicht heraus können. Sprengt man nun die 
Schale von der Unterseite her um den Mund weg, so findet 
sich eine abgeschlossene, mit zelligem Kalke austapezierte 
Höhle, die fünfstrahlig gerade gross genug ist, um die Laterne 
aufzunehmen. In fig. 11. % ist diese Höhle in natürlicher Grösse 
von unten her abgebildet. Das grösste zwischen Mund und 
After liegende unpaarige Hauptstück, welches von der Un- 
terseite sichtbar die Rinne für den Schmelzzahn zeigt, habe 
ich in seiner Lage gelassen. Aus der Sterngestalt des Hohl- 
raumes erschliesst man dann leicht die Stellung der übrigen. 
Auf jede der fünf Aussackungen passt eine Harmoniefläche, 
womit sich je zwei Hauptstücke aneinander legen. Das 
kleinste Hauptstück A ist von der Oberseite abgebildet, was 
‘ man an dem Mangel der Zahnrinne erkennt. In obiger Rinne 
nimmt ein besonderer schmaler Schmelzzahn 2 oben mit ge- 
rade abgeschliffener Kaufläche Platz, der aber leicht heraus- 
fällt, und durch das Mundloch verloren geht. Auf die Un- 
gleichheit der Kiefer kann man schon aus der verschiedenen 


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B. Echinidae reg.-symm.: Scutella emarginata, Rumphii. 553 


Länge der Säcke schliessen. Dennoch ist es, da die Har- 
monieflächen fast alle gerade sind, nicht möglich, sie so be- 
stimmt von einander zu unterscheiden, als beim rosaceus. 
Wegen des zart lamellösen Baues der Flügel sind sie fast 
noch verletzlicher als die genannten. Die Wände zur Darm- 
höhle werden zwar von kleinen Löchern durchbrochen, aber 
ein Hauptkanal führt nicht dahin. Daher konnte denn auch 
der Eierstock durch den Lauf des Darmkanales nicht be- 
hindert werden, und das fünfte Loch für den fünften un- 
verkümmerten Stock auftreten. Das Untergeschlecht En- 
cope gehört nicht blos zu den mannigfaltigsten , verbreitet- 
sten und kräftigsten Formen, sondern wir finden hier auch 
die grössten Exemplare, wie Encope Valenciennesii Agassiz 
Monogr. Scut. pag. 54 tab. 7. 8 von Martinique, die 0,175 m 
erreicht. Um nun auch von den „Räderkuchen“ einen Be- 
griff zu geben, habe ich den 

Rotula Rumphii tab. 83 fig. 10 Klein Nat. disp. Echinod. 
1734 pag. 32 tab. 22 fig. E. F aus Agassiz (Monog. Echin. 
pag. 25 tab. 1) copirt. Wegen seiner 10 gleichen Zacken am 
Hinterrande nannte ihn Leske Additam. pag. 148 Echino- 
discus dentatus und stellte ihn dem Echinodiseus decies digi- 
tatus ]. c. pag. 145 gegenüber, von Klein Rotula Augusti II 
genannt, welchen er in der Dresdener Schatzkammer kennen 
lernte. Drei Ausschnitte sind daran tiefer als die andern. Die 
Zahl der Zähne ist übrigens nicht ganz sicher, schon bei Brey- 
nius (Schediasma de Ech. 1732 pag. 64 tab. 7 fig. 3—6), der 
ebenfalls beide beschreibt, hat jener 12 und dieser S Zacken. 
Unter den fossilen ist von allen solchen Formen noch nichts 
bekannt, sie sind lediglich auf die heutigen warmen Meere 
beschränkt. 


C. Echinidae symmetricae. 
Spatangidae. 


Zrarayog oder Erkrayyos pag. 17 nannten die Alten See- 
igel, über deren Form wir unsicher sind. Aristoteles sagt nur: 
secundum et tertium Echinorum genus, Spatagi et Bryssi, 
quae genera pelagia sunt, raraque inventu. Rondeletius (De 
piscibus marinis 1554 pag. 581) wünschte schon diese Namen 
zu erhalten, und trug Spatangus auf die herzförmigen Ge- 
stalten mit hinterständigem After und nach vorn gerücktem ge- 
‚lipptem Munde über. Gewöhnlich kommt dazu auf der Vor- 
derseite noch eine Furche, welche die Aehnlichkeit mit einem 
Herzen täuschend macht. Daher hören wir so früh die Bei- 
namen cordatus, cordiformis, coranguinum etc. Rondelet bei 
Leske (Additamenta 1778 pag. 156) hob den Mangel an 
Zähnen schon ausdrücklich hervor, und die vorspringende 
Unterlippe sei blos vorhanden, um desto bequemer Wasser 
und Sand fassen zu können. Auch Leske hatte von Müller 
gehört, dass man zwischen diesem Sande nur wenig Schleim 
und Seepflanzenreste fände; dabei seien die Wände der Ein- 
geweide so zart, dass sie beim Klopfen platzten, und allen In- 
halt durch den After herausfallen liessen. Die Schalen sind 
gern dünn und zerbrechlich, haben aber zum Theil ziemlich 
grosse Stachelwarzen und Stacheln. 

Das wesentliche Merkınal ist, dass nicht blos der After, 
wie bei den Galeriden, sondern auch der Mund stark excen- 
trisch wird. Damit eng zusammen hängt ein Wachsen in die 
Länge, und eine vollständige symmetrische Ausbildung. Das 


«t 


ee, 


C. Echinidae symmetricae. 555 


fünfte Eierloch kommt nie mehr vor, auch nimmt nicht selten 
der unpaare Fühlergang auf der Vorderseite einen andern 
Charakter an als die paarigen. Die Fühlergänge sind zwar 
häufig nicht ganz unterbrochen, allein um den Mund treten 
sie wieder deutlicher hervor, obgleich sie keine eigentliche 
Porenblume bilden, weil sich die Löcher an der Basis einer 
Schlauchwarze verstecken, aber die Schlauchwärzchen pflegen 
sich sehr bestimmt hervorzuheben. Die Poren des hintern 
Paares werden auch an den Hügeln deutlicher, welche unter 
dem After nicht selten sehr bestimmt auffallen, man könnte 
sie darnach Hügelporen nennen. Leske (Additamenta pag. 156 
tab. 43 fig. 4. 5) bildet am Spatangus purpureus schon die 
pinselförmigen Füsschen ab, welche durch die grössern Lö- 
cher um den Mund heraustreten, und eine langsame Bewe- 
gung im Sande ermöglichen. Lamarck unterschied zwar nur 
zwei Geschlechter Ananchytes und Spatangus, aber schon 
Walch (Naturgesch. Verst. 1768 II. 1 pag. 182 tab. E. III 
fig. 6) und Leske (Additam. 1778 pag. 131) machten auf- 
merksam, dass beim Ananchytes carinata und elliptica die 
Fühlerporen aus zwei Gipfeln entsprängen, weshalb Schlot- 
heim (Leonhard’s Mineral. Taschenb. 1813 pag. 69) beide 
unter dem passenden Namen Echinites paradoxus zusammen- 
fasste, worauf später Agassiz (M&m. Soc. Sc. nat. Neuchatel 
1835 I pag. 183) seinen Disaster gründete, und an die Spitze 
der „Spatangues“ stellte, während im Cat. rais. 1847 pag. 137 
sie den Schluss bilden. Demungeachtet wollte sie Desor (Syn- 
opsis 1858 pag. 198) wieder davon trennen, und bei den Ga- 
leriten unterbringen. Doch ist er in der Echinologie Helvet. 
pag. 351 wieder zu der frühern Ansicht zurückgekehrt. Denn 
wenn man auch gern zugeben kann, dass bei diesen ältesten 
symmetrischen Formen sich der „Sammeltypus“ am meisten 
kundgibt, und manche Kennzeichen, namentlich die „ambu- 
laceres simples“, mit den Galeriten noch Aehnlichkeit haben, 


556 C. Echinidae symmetricae. 


so erlauben doch Mundlage, Form, Hügelporen, Schlauch- 
wärzchen etc. nicht, sie von den andern Symmetricae zu 
trennen. Jedenfalls ist die Neuerung unnöthig, ich habe 
daher im Hdb. Petref. 1852 pag. 589 sie als die ältesten an 
der Spitze der Symmetricae belassen, so dass wir auf diese 
Weise zu drei guten Gruppen 
Disaster, Ananchiten, Spatangen 

kommen, die freilich auf mannigfaltige Weise in einander 
übergehen. Auch stehen Disaster und Ananchiten, wie das 
schon Lamarck gefühlt hat, einander näher, als beide den 
Spatangen. D’Orbigny (Pal&ont. frane. Terr. eret. 1855 VI 
pag. 44) hat sie daher in einer besonderen Familie Collyri- 
tidae den Spatangidae vorangestellt. Das Gründen so vieler 
Familien scheint übrigens ziemlich unnöthig. Sie führen im 
Wesentlichen wieder auf die alten Genera: denn ob man 
eine Species etwa hier- oder dorthin zu setzen für besser 
findet, thut dem Ganzen keinen wesentlichen Abbruch, und 
kommt dabei häufig nur auf das Urtheil und die Stimmung 
im Abwägen der Merkmale an. Nach heutiger Feststellung 
sind beim Disaster die beiden hintern Augentafeln über 
den Gipfeln der hintern paarigen Fühlergänge durch die 
hintern Interambulacralfelder vom eigentlichen Apex mit 
Madreporenplatte, vier Genital- und drei Augenlöchern weit 
abgetrennt. Die mannigfaltigsten Gestalten, mögen sie eine 
Vorderfurche, Hügelporen etc. haben oder nicht, thun bei 
diesen durchscheidenden Kennzeichen nichts zur Sache. Sie 
sind unbedingt die ältesten, und gehen sogar zahlreich in 
den obern Braunen Jura hinab. Der Kreide gehört dagegen 
Ananchites, sein Apex ist zwar noch in die Länge gezogen, 
aber Augen- und Eiertafeln bilden eine geschlossene Reihe, 
noch fehlt auf der Vorderseite jegliche Furche. Daher kann 
wohl die Frage entstehen, ob man den Holaster mit aus- 
gezeichneter Furche und herzförmiger Gestalt noch dazu 


al ; 


C. Echinidace symmetrieae: Disaster. 557 


stellen wolle, obgleich der Apex noch etwas in die Länge ge- 
zogen ist. Mir scheint es natürlicher, ihn bei den Spatangen 
mit rundem Apex zu belassen, deren hervorstehende Unter- 
lippe und ungleichen Ambulacra mit grosser Neigung zu ab- 
geschlossenen Blättern eine sehr ausgezeichnete Gruppe bil- 
den. Dazu kommen noch eigenthümliche Fasciolen pag. 23, 
welche schmale geschlossene Gänge zwischen den Stachel- 
wärzchen erzeugen und für die Bestimmung Bedeutung haben, 
aber leicht übersehen werden können. 


1. Disaster. 


Agassiz schrieb bei der Gründung des Geschlechts mit 
einem i von dis doppelt und &orrp Stern. Auch in der Des- 
eript. Echinod. foss. de la Suisse pag. 1 heisst es noch Disaster, 
im Conspectus derselben Abhandlung dagegen Dysaster, was 
Unstern (dus un) bedeuten würde, und keinen guten Sinn hat. 
Die weite Trennung der Fühlergangspitzen in drei Strahlen 
(Trivium) vorn mit dem Genitalapparat, und zwei (Bivium) 
hinten mit den beiden hintern Augenplatten liefert ein scharfes 
Erkennungszeichen, worauf schon die ersten Beobachter auf- 
merksam waren, und das Schlotheim Petrefact. 1820 pag. 318 
mit Echinites paradoxus (der gewöhnlichen Ordnung zuwider- 
laufend) zusammenfasste, wobei er alle damals bekannten 
Hauptformen eitirte: Spatangites carinatus Leske Addita- 
menta pag. 181, welchen Bajer (Oryctogr. Nor. 1708 tab. 3 
fig. 43) im fränkischen Weissen Jura gefunden hatte; Sp. 
ovalis Leske Addit. pag. 130 durch Annone (Acta Helvetica 
1760 IV pag. 275 tab. 14 fig. 1—3) von Muttenz bei Basel 
in natürlicher Grösse und vergrössert abgebildet, und von der 
Eneyel. möthod. tab. 159 fig. 13—15 copirt; Spat. bicordatus 
Leske Addit. pag. 180 aus der Birs bei dem berühmten St. 
Jakob hinter Basel von Andreae (Briefe aus der Schweiz 1776 


558 C. Echinidae symmetricae: Disaster. Pourtalesia. 


pag. 16 tab. 2 fig. c) entlehnt. Ich habe sie daher schon im 
Flözgeb. Würt. 1843 pag. 403 unter der Benennung Para- 
doxiden aufgeführt, und namentlich auch den Nucleolites gra- 
nulosus Goldf. mit seinen ausgezeichneten Hügelporen dazu 
gestellt. D’Orbigny zog einen andern Namen Collyrites 
(rzoXA0px ein länglich rundes Brod) wieder hervor, welchen 
Desmoulins etwa gleichzeitig mit Agassiz für die gleiche 
Sache vorschlug. Desor (Synopsis 201), um die vortreflliche 
Benennung von Agassiz nicht zu verlieren, suchte den Namen 
„Dysaster“ auf den granulosus und Verwandte zu beschrän- 
ken, und unter dem nichtssagenden Collyrites die Paradoxen 
Schlotheims zu begreifen. So dass jeder dieser Schriftsteller 
unter derselben Benennung etwas verschiedenes meint. 

Was nun ausser dem „Doppelstern“ die übrigen Kenn- 
zeichen betrifft, so fehlt allen die Mundlippe, die Fühlergänge 
sind denen der Galeriten ähnlich, aber öfter doch ganz unter- 
brochen, und erst nahe am Mundrande tauchen plötzlich 
einige grössere Lochpaare auf mit einem mehr oder weniger 
ausgebildeten Schlauchwärzchen, was freilich beim Reinigeu 
leicht verloren geht. Sobald der After hinten höher hinauf- 
geht und sich Hügel darunter ausbilden, so pflegen sich auch 
in den hintern Fühlergängen Hügelporen einzustellen. Ver- 
bundene Poren kommen zwar nicht vor, doch sind die Löcher 
öfter eigenthümlich in die Quere verzerrt, auch ist das un- 
paare Ambulacrum ein wenig geringer entwickelt, als die 
andern, was alles immer mehr an Spatangen als Galeriten er- 
innert. Es gibt einige ganz vortreflliche Species, die Jurafor- 
mation ist ihr Hauptlager. Desor Synopsis pag. 206 führt 
sogar einen Collyrites prior aus dem „Lias (Couche ä& Penta- 
erines) de Frick“ (Canton d’Argovie) an, doch redet er in 
der Echinologie Helvet. nicht wieder davon. Ein Collyr. 
Gervilli soll bis in die jüngste Kreide (Danien) von Freville 
(Contentin) hinaufgehen. Ja neuerlich wurde eine Pourtalesia 


C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus. 559 


von Alex. Agassiz ausgezeichnet, welche Graf Pourtales bei 
den Shetlands- Inseln und in der Floridastrasse aus 600 Fa- 
den Tiefe lebend auflischte, an deren Apex die Fühlergänge 
deutlich in ein Trivium und Bivium getrennt sind, was als 
Disastride gedeutet wird, obwohl die sonstigen Eigenschaften 
gar eigenthümliche Abweichungen zeigen: denn der Mund 
liegt vorn in einer tiefen Grube, das Bivium ist wie bei In- 
fulaster in ein rostrum verlängert, auf dessen Oberseite der 
Anus liegt, und jede Ambulacralplatte hat nur eine Pore. 
Proceed. Roy. Soc. XX. 495. 

Disaster earinatus tab. 83 fig. 12—30. Es ist unsere 
häufigste süddeutsche Species, welche in England unbekannt, 
_ ausschliesslich den Weissen Jura in allen seinen Gliedern be- 
zeichnet. Durch eine vordere Furche und eine starke Ver- 
engung hinten bekommt er die ausgezeichnetste Herzform. 
Es ist daher kein Zweifel, dass Bajer (Oryctographia Norica 
1708 tab. 3 fig. 43) ihn in der Nürnberger Gegend unter dem 
bessern Namen Echinites cordatus schon verstand, auch er- 
kennt man daran deutlich Bivium und Trivium, sogar der 
Silex Cardites ex Birsa bei Scheuchzer (Spec. Lithogr. Helv. 
eur. 1702 fig. 68) gehört dazu. Bei Klein (Nat. disp. Echi- 
nod. 1734 pag. 28 tab. 17 fig. c. d) ist es offenbar Galeola 
laevis. Dennoch hat der spätere Name von Leske (Addita- 
menta 1778 pag. 181 tab. 51 fig. 2. 3) Spatangites carinatus 
durchgeschlagen, obwohl ein Kiel auf dem Rücken gerade 
nicht sonderlich auffällt. Hier, wo wir es mit vielen Dutzen- 
den von Individuen zu thun haben, muss im Spiele kleiner 
Veränderungen vor allem die 

Normalform fig. 12 gesucht werden, welche ich schon 
im Hdb. Petref. 1852 tab. 50 fig. 9 auszeichnete. Das Haupt- 
lager ist nicht Lochen oder Böllert, sondern der ächte Weisse 
Jura y unserer Alp, und da Goldfuss Petref. Germ. tab. 46 
fig. 4 „Kalkversteinerung aus dem Jurakalk* hinzusetzte, so 


560 C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus. 


mag er wohl diesen vor sich gehabt haben. Doch unter- 
scheidet er noch einen zweiten als Spat. capistratus 1. c. 
tab. 46 fig. 5, der einen „runderen Rücken und zahlreichere 
Löcher in den Fühlergängen“ wie fig. 13 hat. Was dagegen 
Desor Echinol. Helvet. tab. 59 fig. 1—3 Collyrites capistrata 
heisst, ist nicht der Goldfussische, während in der Monogr. 
des Dysaster 1842 tab. 3 fig. 12—14 das Richtige getroffen 
zu sein scheint. Mit den gedrängteren Löchern hat es zwar 
seine Richtigkeit, doch bleibt die Unterscheidung immerhin 
unsicher. Ich legte daher niemals besonderes Gewicht dar- 
auf, zumal da auch die Verwitterung mit ins Spiel kommt, 
die an unserem Stück fig. 13 die Löcher so klar gelegt hat, 
dass man deutlich den Unterschied zwischen den paarigen 
und unpaarigen Ambulakren wahrnimmt, indem dort die Lö- 
cher entschieden feiner ausfallen als hier. In fig. 12, dem 
ächten carinatus, sind die Löcher schwieriger zu sehen, weil 
die Schale besser erhalten ist, allein zerstreuter stehen sie 
entschieden. Die vier Eierlöcher im Trivium (z vergrössert) 
stehen in einem unsymmetrischen Trapezoid, wie ich das 
schon im Flözgeb. Württ. 1843 pag. 403 erwähnte, und die 
Madreporenplatte vorn rechts steht etwas zurück Hdb. Petref. 
1852 tab. 50 fig. 9. c, obgleich es schwer hält, die einzelnen 
Tafeln zu ermitteln, wie das dem J. Müller (Abh. Berl. 
Akad. 1853 tab. 1 fig. 11) mit Dysaster capistratus gelungen 
ist. Das Trapez ist hier blos länger, so dass die Augentafeln 
in der Mitte zur Berührung kommen, wie ein Vergleich von 
fig. 13. x mit fig. 12. x zeigt, was wenn es constant bliebe, 
ein weiteres Merkmal für capistratus wäre. Doch ist es ge- 
rade in diesem Punkte äusserst schwierig, sich Sicherheit zu 
verschaffen. Nur das eine scheint gewiss: es gibt Exemplare, 
woran die Augentafeln sich berühren, und dann ist das Löcher- 
trapez länglich fig. 13.x; und Stücke, wo sich die Augentafeln 
nicht berühren fig. 20. x, dann erscheint das Löchertrapez 


BR ee Aa 
Mu x h 


C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus. 561 


kürzer. Von den Eierlöchern fig. 12 zieht sich auf dem 
Rücken ein glänzender Callus fort, der bis zum Afterloch 
eine schwache Kielung erzeugt. Die breiten hintern paarigen 
Felder stossen in diesem Kiele zusammen, und trennen das 
-Bivium mit den zwei Augenlöchern von dem vordern Tri- 
vium. Leicht sind zwar die Asseln nicht zu verfolgen, da 
über den ganzen Rücken gleichmässig Wärzchen zerstreut 
liegen, die durch zahllose feinere Trabanten von einander ge- 
trennt sind. Der Mund ohne Spur von Lippe liegt in einer 
Grube am Hinterende der vordern Furche. Wenige deut- 
liche Löcherpaare zeigen sich um die Mundöffnung, doch sind 
die Porenreihen am Rande nicht unterbrochen, die Punkte 
werden nur sparsamer und schwerer sichtbar. In ganz gün- 
stigen Fällen sieht man, dass die Asseln der breiten Felder 
mit einer dreieckigen Ässel sich auskeilen, und blos die Asseln 
der Fühlergänge an der Mundbegränzung Theil nehmen. 
Vom Munde zum After zieht sich ein nach hinten breiter 
werdender Keil, auf dem die Warzen deutlicher hervorzu- 
treten pflegen, als in den glatten hintern Ambulacralfeldern. 
Eine zierlichere Herzform kommt nicht wieder vor, sie wird 
dadurch zur Leitmuschel im Weissen Jura. Unsere fig. 12 
gehört der Mittelregion vom Weissen Jura y an, wo sie mit 
Terebratula lacunosa sich findet; fig. 13 ist sehr abgerieben 
und hat das Ansehen von Deltamuscheln. Um den Mund 
kommt zwar eine kleine Vermehrung der Porenpaare vor, doch 
könnte das auch mehr zufällig sein. Dagegen stammt die 
vortrefllich erhaltene Schale von tab. 83 fig. 14 aus der ober- 
sten Region vom y, wo sie hinter Tuttlingen an der Schwei- 
zerstrasse Withoh pag. 423 zusammen mit Galerites depressus 
lagern. Der lippenlose Mund liegt hier etwas schief gegen 
die vordere Furche gelagert, und ganz besonders gut sind 
die Warzen der Schale erhalten. Den Mund fig. 15 gebe ich 
doppelt vergrössert, um die wenigen zarten Doppelporen vor 
Quenstedt, Echinod. 36 


62 C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus. 


[der 


Augen zu legen, die benetzt sich zufällig durch schwarze 
Farbe auszeichnen. Tab. 83 fig. 16 aus den thonigen Ce- 
mentkalken der untern Region des Weissen Jura y von 
Salmendingen südlich Tübingen, zeichnet sich durch seine 
Schlankheit und Grösse aus. Ich habe dieses Stück selbst 
aus der Schicht herausgenommen, und weiss daher, dass die 
kleinere Normalform am Fusse der Salmendinger Kapelle 
entschieden höher liegt. Ich schwanke hier zwischen cari- 
natus und capistratus: die Löcher liegen etwas gedrängt und 
klar; das Trapezoid der Genitallöcher ist länglicher und der 
Zwischenraum zwischen den Spitzen des Trivium und Bivium 
etwas enger. Das alles würde für capistratus sprechen. Die 
Spitze hinten ganz besonders schlank. Am meisten stimmt 
in der Echinol. helv£t. tab. 59 fig. 10, doch ist sie ein wenig 
zu bauchig, und leider erfährt man nicht, wo die Normal- 
exemplare herstammen; das mehr Bauchige zu den Seiten 
spricht für höhere Schichten. Schlanker als fig. 17 mit recht 
ausgesprochenem Kiele finden sie sich nicht leicht. Das Exem- 
plar ist durch die vertiefte Narbe (x vergrössert) auf der 
linken Reihe des vordern Fühlergangs mit zwei markirten 
Löchern interessant. Die beiden Löcher entsprechen kranken 
Poren. Tab. 83 fig. 18 gibt eine kleine gedrungene Form, 
die vorn breit und hinten desto spitzer ist, der Mund liegt. 
sehr tief; fig. 19 vom Bosler bei Boll im Weissen Jura y ist 
schmal und hinten etwas plump, aber das Afterloch behält 
seine sichere Stelle an der äussersten Spitze bei. Kleine Un- 
terschiede sind freilich da, so liegt bei diesem das Trivium 
etwas stärker nach vorn, als bei den breitern, allein diese 
Verschiedenheiten sind nicht recht zu fassen. Mein grösstes 
Exemplar tab. 83 fig. 20 ist nur unmerklich grösser, als das 
von Leske Additam. 51. 3. Trotz der Grösse bildet die 
Schale kaum mehr als eine dünne Haut über einen Kiesel- 
kern. Man sieht hier nun leicht, wie die hintern paarigen In- 


- 


C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus. 563 


terambulacralfelder alle andern Asseln an Grösse überflügeln, 
wodurch die Trennung der Fühlergänge bewirkt wird. Wie 
beim Ananchytes sind die Asseln der Fühlergänge gross, und 
jede Assel hat nur ein Porenpaar, was unten in den äussern 
Winkeln hervortritt. Doch sind die Poren schwer zu er- 
kennen, wodurch sich die Normalform kund gibt, und wie die 
Lage des Afters zeigt, bricht dieser am Gipfel der engsten 
Stelle durch. Auch die Geschlechtsporenasseln (x) begrenzen 
sich mit ihren innern Rändern, und drängen die Augentafeln 
nach aussen. Doch kann man sich über die Thatsache leicht 
irren, weil die Grenzen nie ganz klar werden. Etwas abson- 
derlich ist das grosse hinten mangelhafte Stück tab. 83 fig. 21 
aus dem mittlern Weissen Jura der Heidenstadt auf dem Heu- 
berge bei Nusplingen, Oberamts Spaichingen. Nicht blos die 
Warzen sind ungewöhnlich gross auf der Unterseite, sondern 
oben stehen auch die Poren gedrängter, und treten fast eben 
so deutlich hervor, als bei fig. 13. Das würde dann mit einem 
grossen _capistratus stimmen. Herr Desor (Echinol. helvet. 
pag. 371 tab. 69 fig. 5—8) hat denselben wahrscheinlich als 
trigonalis abgeschieden. Mehrere Löcherpaare um den Mund 
haben ein ausgezeichnetes Schlauchwärzchen. Scheint etwas 
niedergedrückter als die Normalform. Etwas eigenthümlich 
ist der kleine mir nur ein einziges Mal vorgekommene Di- 
saster carinatus & tab. 83 fig. 22 aus dem Marmorkalke des 
Weissen Jura < von Ehrenstein im Blauthal westlich Ulm. 
Der kleine runde Mund liegt etwas weit zurück, und hinten 
plötzlich abfallend nähert es sich fast dem Cylindrischen, aber 
der After behält am Hinterrande unten seine normale Lage 
bei. Tab. 83 fig. 23 gibt eine Seitenansicht von den Normal- 
exemplaren; fig. 24 eine Vorderansicht von einem tieffurchi- 
gen, die Wärzchen (x vergrössert) sind daran so vortrefllich 
erhalten, dass man deutlich sieht, sie sind durchbohrt und ge- 
strahlt (y stark vergrössert). Manche derselben haben sogar 
36 * 


564 C. Echinidae symmetricae: Disaster carinatus, Buchii. 


ein deutliches Höfchen. Fig. 25 gehört wieder zu den abson- 
derlichen: der Rücken ist flach, ja sogar ein wenig sattel- 
förmig eingedrückt, die Warzen auf der Unterseite gross, so 
dass er mit der grösseren fig: 21 in Verwandtschaft tritt. Die 
Poren deutlicher als bei der Normalform. Der After nimmt 
noch bestimmt die Spitze des Hinterendes ein. Alle genann- 
ten sind graue verkalkte Exemplare, die gerade deshalb ein- 
ander so ähnlich sehen, dass man sich schwer entschliesst, 
irgend eine Scheidung vorzunehmen. Und jedenfalls behaup- 
ten die sparsamporigen bei weitem das Uebergewicht. 

Die gelben verkieselten spielen bei Nattheim keine 
Rolle, auch liegen sie an besondern Fundstellen, nicht zu- 
sammen mit den berühmten Cidariten. Gewöhnlich sind sie 
verdrückt, was bei der Schalendünne nicht verwundern darf. 
Die kleine fig. 26, welche bei Nattheim eine Seltenheit bildet, 
gehört durchaus noch zu den Normalformen, Beweis genug, 
dass sie bis ins Epsilon fortsetzt. Dysaster Buchii Desor 
Monogr. Dysast. 1842 pag. 22 tab. 3 fig. 11 von Sirchingen 
bei Urach ist etwas kleiner und scheint der gleiche zu sein. 
Desto häufiger sind sie auf der fränkischen Alp fig. 27—29, 
wo sie in der Umgegend von Amberg (Krumbach ete.) be- 
sonders durch Schlotheim bekannt wurden. Da es Kieselkerne 
sind, so giengen die feinern Merkmale meist verloren, man hat 
seine Mühe überhaupt nur Poren und Schale zu erkennen. 
Ihre Form ist jedoch normal herzförmig, gedrungen fig. 27 
oder schlanker fig. 29. Auch gibt es mehr glatte Kerne fig. 23, 
worauf die Porenpaare überaus deutliche, scheinbar einfache 
Löcher bilden, aber gerade dadurch und durch ihre Sparsam- 
keit beweisen, dass sie zur Normalform gehören. Ganz 
ungewöhnlich sehen die durch Verwitterung tiefgefurchten 
Stücke fig.30 aus, die gar viel vorkommen, und die man kaum 
für das hält, was sie sind. Dennoch verrathen die Punkte und 
an den bessern Stellen die deutlichen Asselnähte, dass sie zum 


e E 
C. Echinidae symmetricae: Disaster platypygus. 565 


Disaster gehören. Wie bei den Galeriten der Kreide, wurde 
auch hier das Afterloch a gross und rund, weil die Verwitte- 
rung gleichmässig von den Rändern vorschritt. Schreiten 
wir nun zur folgenden Abänderung 

Disaster platypygus tab. 83 fig. 31—37 mit breitem 
Hintern, so ist derselbe viel seltener, und wurde schon von 
Agassiz (Echin. Suiss. 1839 I pag. 7 tab. 4 fig. 1—3) mit 
capistratus Goldf. verwechselt. Ich verstehe nicht, warum ihn 
Desor Echinol. helvet. pag. 371 zu seinem trigonalis stellt. 
Es kommt bei dieser Species, die carinatus mit ellipticus ver- 
bindet, wesentlich auf die Hinteransicht an, um die hohe Lage 
des Afterloches an der abgestumpften Hinterseite zu zeigen. 
Im Uebrigen stimmt die herzförmige Gestalt noch so gut mit 
carinatus, dass man recht achtsam sein muss, sie unter der 
Menge nicht zu verwechseln. Ich beginne die Beschreibung 
mit einer länglichen Gestalt fig. 31, die noch eine gewisse 


Mitte hält. Die Herzfurche ist auf der Unterseite vor dem 


Munde noch sehr tief, die Zuspitzung nach hinten weicht 
kaum noch vom carinatus ab, aber die hohe Lage des Afters 
am stark abgestumpften Ende lässt sich nicht mehr recht mit 
der Afterspitze von carinatus vergleichen. Kleiner und schlan- 
ker ist fig. 32, die gut mit capistrata Desor Echinol. helvet. 
tab. 59 fig. 2 stimmen würde, wenn nicht das Trivium noch 
weiter nach vorn an den Steilrand gerückt wäre, wie nament- 
lich die Seitenansicht klar macht. . Vom Gipfel des Trivium 
fällt dann die Kielhöhe gleichmässig bis in die Aftergegend 
ab. Unter dem Afterloche bleibt dann noch ein ansehnlicher 


‘ Vorsprung bis zur Basis, was gerade den Unterschied vom 


carinatus bedingt. Ich weiss nicht genau das Lager beider 
beschriebenen Stücke, sie bilden einen grauen Kalk, wie er 
sich in der untern Hälfte des Weissen Jura findet. Dagegen 
stammen die beiden kleinen fig. 33. 34 aus dem Weissen 
Jura « in der Gegend von Boll, und ganz ähnlich, freilich 


566 €. Ech. symm.: Disaster platypygus, siliceus, bicordatus, 


selten, kommen sie am Böllert bei Balingen vor. Fig. 33 ge- 
hört zu den kleinsten bekannten, hat etwas Gedrungenes, aber 
der After liegt entschieden hoch über der Basis. Die Furche 
vorn fehlt nicht, und gibt ihnen noch das herzförmige An- 
sehen. Fig. 34 ist ausserordentlich ähnlich, nur grösser. Jetzt 
bleibt nur noch eine ausgezeichnet herzförmige fig. 35, die 
aus dem Örnatenthone des Braunen Jura | von Margareth- 
hausen im Oberamt Balingen stammt. Eine ältere kenne ich 
nicht. So sehr auch der Habitus mit einem gedrungenen 
carinatus stimmt, die Afteransicht muss eben doch entschei- 
den. Uebrigens liegt der Mund so tief, wie er nur bei den 
herzförmigen Gestalten liegen kann. Es sind das Ueber- 
gangsformen, die alle richtig zu deuten seine Schwierigkeit 
hat. Endlich gehört hier auch noch 

Disaster siliceus tab. 83 fig. 36. 37 Jura 1858 pag. 
740 tab. 90 fig. 23 aus dem Weissen Jura & der Hirschwiese 
bei Nattheim hin. Hier verschwinden die Furchen um den 
Mund fast ganz, und der Umriss nähert sich durch Erbreite- 
rung des Hinterendes dem elliptischen.- Der After liegt auf 
der Höhe des Steilfalls der Hinterseite. Uebrigens ist der 
Raum zwischen dem Gipfel des Trivinm und Bivium sehr be- 
engt, indem das Bivium sich ungewöhnlich stark nach vorn 
vorspitzt. Es prägt sich das sogar noch auf den verdrückten 
und sehr verkommenen Exemplaren fig. 36 aus. Es sind das 
immer wieder Unterschiede, die bei aller sonstigen Aehnlich- 
keit hoch in Anschlag gebracht werden müssen, und mit Zu- 
hilfenahme des Fundortes zu einer sichern Bestimmung führen. 
Bei Ebnat auf dem Härtfeld liegen sie mit Galerites depressus 
pag. 425 zusammen in einiger Häufigkeit, doch haben sie 
meist durch Druck so gelitten, dass man sie leicht sogar mit 
den dortigen Galeriten verwechseln kann. 

Disaster bicordatus tab. 84 fig. 1—4. Leske (Addi- 
tamenta 1778 pag. 180 tab. 47 fig. 6) gab einem von Ändreae 


. €. Echinidae symmetricae; Disaster bicordatus. ° 567 


(Briefe aus der Schweiz 1776 pag. 16 tab. 2 fig. c) copirten 
schlechtem aber grossem Exemplare den Namen Spatangites 
bicordatus, weil er meinte, das Stück habe hinten und vorn 
einen herzförmigen Ausschnitt; auch Lamarck (Anim. sans ver- 
tebr. 1816 III pag.26) hiess ihn Ananchytes bicordata, und be- 
zog sich darauf, obwohl er ein Naturexemplar von le Mans 
vor sich hatte, das zum ellipticus gehörte. Schlotheim Petref. 
1820 pag. 313 hielt es für Spielarten seines Echinites para- 
doxus pag. 557. Um nun der Sache auf die rechte Spur zu 
kommen, handelt es sich vor allem um die Deutung des 
Schweizer Exemplars. Andreae sagt, „sie komt aus der 
Birs bei St. Jakob, oben an Basel, und hat durch die Bewe- 
gung in diesem starklaufenden Wasser so viel erlitten, dass 
an vielen Orten die Schaale abgeschliffen“ und setzt ausdrück- 
lich hinzu, sie sei mit grauem Kiesel erfüllt, cote grysea 
faretus. Demnach kann es kaum zweifelhaft sein, dass wir 
hier ein verstümmeltes Exemplar mit dünner Kieselschale 
aus dem dortigen Terrain & Chailles im untern Weissen Jura 
vor uns haben. Goldfuss (Petref. Germ. pag. 151 tab. 46 
fig. 6) war daher auf falscher Spur, wenn er den Namen auf 
eine kleine hinten hohe Form übertrug, die aus der Kreide von 
Mecklenburg stammen sollte, und von Desor (Monogr. Dy- 
sastr. 1842 pag. 25 tab, 4 fig. 4—7) den Namen D. Munsteri 
erhielt. Agassiz warf dann im Prodrom einen neuen Namen 
analis hinein, nannte aber (Echin. Suiss. 1839 pag. 6 tab. 12 
— 14) als Fundstellen Goldenthal (oberer Brauner Jura) und 
Fringeli (Terrain A Chailles) zugleich. Durch Desor (Monogr. 
Dys. 1842 pag. 10) erfahren wir dann, dass darunter haupt- 
sächlich die Form des Oolite inferieure „la plus rependue en 
Suisse* verstanden sei, welche Leske längst als ovalis ausge- 
zeichnet hatte, während propinquus Ag. Echin. Suiss. pag. 2 
ein überflüssiger Name für bicordatus war. Auch Wright 


(Brit. foss. Echinod. Ool. Form. pag. 318 tab. 23 fig. 2) hat 


568 C. Echinidae symmetricae: Disaster 'bicordatus, 


für Formen des englischen Ooralrag, die den Schweizern sehr 
gleichen, den Leske’schen Namen angenommen, für welchen 
Phillips die Benennung ovalıs gebrauchte, während ovalıs 
Parkinson Org. Rem. 1811 III tab. 3 fig.3 wohl ohne Zweifel 
aus der Sarthe stammt, und ältern Schichten angehört. Ob- 
wohl Lamarck bei seinem Ananchytes bicordatus ganz richtig 
den Leske citirt, so hat dennoch Desor (Monogr. Dysast. 1842 
pag. 9 tab. 2 fig. 1—4) unter dem gleichen Namen den Spa- 
tangites ovalis abgebildet. Bei solchen Vermengungen thut 
es freilich noth, womöglich auf die erste Quelle zurückzu- 
gehen. Ich beginne mit dem grossen Exemplar 

tab. 84 fig. 1 am Mont Terrible bei Pruntrut im Berner 
Jura. Die graue Schale ist verkieselt, und innen steckt ein 
reiner gelber Kalkspath. Es entsteht da in der Schweiz immer 
die Frage, ob sie dem obern oder untern Weissen Jura (Ter- 
rain & Chailles) beigezählt werden sollen. Die Spitze des Bi- 
vıum steht hoch über dem runden Afterloch, die Furche ist 
vorn nur wenig ausgeprägt, so dass die Herzform verwischt 
wird, und da sie hinten noch ansehnlich breit bleiben, so 
nähern sie sich dem Oval, was ihnen daher auch oft den 
Namen ovalıs eingetragen hat. Die Oberfläche wird gleich- 
mässig von zarten Wärzchen bedeckt. Ganz besonders zart 
findet ‚sich die Zeichnung bei Winkel pag. 447. Im Terrain 
ä Chailles vom Fringeli fig. 2—4 bei Bärswyl im Canton Solo- 
thurn sind die Zeichnungen meist etwas rauher, aber aus 
dieser Gegend stammten die Leske’schen Normalexemplare, 
welche hinten etwas enger sind und sich dadurch schon mehr 
dem herzförmigen nähern fig. 4. Dis. propinquus Desor Mo- 
nogr. Dysastr. tab. 3 fig. 26 ist ohne Zweifel nach dem Fund- 
orte zu urtheilen derselbe, aber wollte man spitzfindig sein, 
so ist der Mund zu klein, besser würde acutus l. c. tab. 3 
fig. 17 stimmen, doch gehört der nach der Synopsis pag. 205 
dem Oxfordien ferrugineux. Im Apex liegen die vier Genital- 


Es 


C. Echinidae symmetricae: Disaster bicordatus, ellipticus. 569 


löcher fig. 3 (vergrössert) in einem stark in die Länge gezo- 
genen Trapez. In solchen Fällen pflegen die paarigen Augen- 
platten sich dazwischen zu drängen. Auch muss die Aufmerk- 
samkeit auf die zarten Schlauchwärzchen fig. 2 (vergrössert) 
gelenkt werden. Man hat oft grosse Mühe, daneben die Poren 
zu erkennen, wie es y (stark vergrössert) darstellt. Das stimmt 
alles noch mit cordatus, wo die Schlauchwärzchen oft mehr 
leiten, als die Löcher. Beim Reinigen springen diese Wärz- 
chen leicht ab, und dann liegen die ungleichen Löcher da, 
ähnlich wie beim 

Disaster elliptieus tab. 84 fig. 5. 6. Lamarck (Anim. 
sans vert£br. 1316 III pag. 26) muss wohl, nach der Angabe 
des Fundortes „du Mans“ zu urtheilen, unter seinem Anan- 
chytes elliptica diesen vor Augen gehabt haben, welcher im 
„Kelloway ferrugineux“ (Macrocephalenschichten) der Sarthe 
zahlreich und unvergleichlich schön vorkommt. Freilich 
eitirte er dabei Bruguiere in der Encyclop. meth. tab. 159 
fig. 13—15, das eine blosse Copie vom ächten ovalis des 
Annone ist. Spatangites ovalis Parkinson Org. Rem. 1811 
III pag. 35 tab. 3 fig. 3 stimmt dagegen nicht blos wegen 
seiner gelben Farbe, sondern auch wegen der Zeichnung, 
welche schon den stark nach hinten gebogenen Apex des Tri- 
vium und die Zwickelplatten im Kiel durch Linien andeutet, 
"mit dem Normännischen. Da nun auch das Bivium hoch über 
das Afterloch hinaufragt, so ist der Raum zwischen beiden 
Gipfeln nicht sonderlich lang, doch kommen in dieser Bezie- 
hung kleine Schwankungen vor. Der runde Mund geht zu- 
weilen etwas ins Längliche, er liegt aufflacher Basis, die kaum 
irgend wo merkliche Vertiefungen zeigt. Die Poren darum 
vermehren sich zwar etwas, um eine kleine Blume zu bilden, 
aber sie schlagen dann bald ihren einfachen sparsamen Lauf 
wieder ein. Die Nähte der Asseln scheinen öfter weiss durch, 
namentlich tritt das auf den Fühlergängen markirt hervor: 


570 C. Echinidae symmetricae: Disaster ellipticus, ovalis. 


wir sehen auf der Mediannaht eine vierfache Linie (fig. 5. © 
vergrössert), und die Porengänge in je ein weisses Band ge- 
hüllt, worin an das äussere längliche Loch sich das innere 
kürzer eiförmige unter einem Winkel anschliesst. Etwas 
Eigenthümliches sind jedoch die Zwickelplatten fig. 6. x (ver- 
grössert), welche Desor (Synopsis Echin. foss. 1858 tab. 36 
fig. 7. a) zuerst erkannte, und vortrefllich gezeichnet hat. 
Freilich sind ihre sichern Umrisse schwer zu erkennen, aber 
über ihren Verlauf vom Trivium durch das Bivium hindurch 
bis zum After ist kein Zweifel. Die Plättchen sind stark in 
die Länge gezogen, und verrathen sich durch eine lichte 
Linie. Man könnte sie mit den Zwickelbeinen beim Schädel 
der Säugethiere vergleichen. Cotteau meint zwar, dass das 
Kennzeichen allen Disastriden zukomme, allein man sieht denn 
doch in seltenen Fällen nur einzelne Plättchen, eine solche ge- 
schlossene Reihe erregt immerhin die besondere Aufmerksam- 
keit. Die grössten Exemplare, von Desor Monogr. Dysastr. 
tab. 2 fig. 11—13 als D. malum abgebildet, erreichen 63 mm 
Länge, ich habe sogar ein Bruchstück, was noch auf grössere 
Dimensionen hinweist, so dass es alle bis jetzt bekannten Spe- 
cies übertrifft. 

Disaster ovalis tab. 84 fig. 7—9. Annone (Acta Hel- 
vetica 1760 IV pag. 278 tab. 14 fig. 1—3) beschrieb eine 
kleine Form „figurae ovalis* aus dem obern Braunen Jura 
von Muttenz bei Basel, welche später die Encyclop. method. 
tab. 159 fig. 13—15 copirte. Walch (Naturg, Verst. 1768 
II. 1 pag. 182 tab. E. III fig. 6) bildete ein zweites von dort 
erhaltenes Exemplar ab, das Leske (Additam. 1778 pag. 189 
tab. 41 fig. 5) copirte und Spatangites ovalis benannte. Es 
ist im Braunen Jura = in den Schichten der Terebratula vari- 
ans (Bathonien) und des unmittelbar darüber liegenden Am- 
monites macrocephalus (Callovien) der häufigste Echinit, und 
so schlecht er auch erhalten sein mag, das Bivium, welches 


C. Eehinidae symmetricae: Disaster ovalis, 57 


unmittelbar über dem After entspringt, bleibt sein wichtiges 
Wahrzeichen. Zwar eitirte Lamarck (An. sans vertebre III. 
26) nur diese für seinen ellipticus, ich habe daher im Jura 
1858 pag. 455 tab. 62 fig. 16 denselben noch beibehalten. 
Doch hat sich jetzt ein anderer Sprachgebrauch festgesetzt. 
Da er den ovalen Umriss mit den vorhin beschriebenen ge- 
mein hat, so erklärt sich daraus die stetige Verwechselung 
und Aenderung des Namens. Desor (Monogr. Dysastr. 1842 
pag. 9 tab. 2 fig. 1—4) beschrieb ihn noch unter bicordatus. 
Goldfuss Petref. Germ. pag. 140 tab. 49 fig. 8 bildet einen 
kleinen Nucleolites canaliculatus aus dem „oolithischen Thon- 
eisensteine vom Staffelberge im Bambergischen“ ab, der 
seinem Ansehen nach wie ein ächter Disaster erscheint, mit 
seinem Bivium hart über dem After. Nach der Darstellung 
bei Desor (Monogr. Dysastr. tab. 4 fig. 8. 9) soll es jedoch 
ein Hyboclypus sein, der sich an decollatus pag. 450 an- 
schliessen würde. Ebenso könnte man den Nucleolites excen- 
trieus Goldf. 1. c. tab. 49 fig. 7 herbei ziehen, aber derselbe 
soll aus „dem Jurakalke der Gegend von Kehlheim“, d.h. 
aus dem obern Weissen Jura stammen, das würde dann mehr 
auf granulosus führen. Desor (Monogr. Dysastr. pag. 13 tab. 4 
fig. 1—3) hat auch dieses Stück nochmals dargestellt, meint 
aber, es sei „de la craie marneuse d’Essen, sur la Röhr“, was 
wohl auf einem Irrthume beruht, und in der Synopsis pag. 209 
nicht wiederholt wird. Nach dieser Zeichnung würde ich ihn 
unbedingt zum ovalis stellen. 

Tab. 84 fig. 7 sind die kleinen ungemein zahlreichen 
Exemplare von Egg bei Aarau, die in jeder Beziehung als 
Muster dienen können. Der runde Mund liegt auf flacher 
Basis, und das Afterfeld schwellt am Hinterrande nach Art 
der Spatangen ziemlich dick auf, aber die Fühlergänge laufen 
daneben fort, um hart über dem After zu endigen. Der After 
ist rund, während er bei andern mehr länglich wird. Er ge- 


572 C. Echinidae symmetricae: Disaster ovalis. 


hört zu den hohen, welchen die niedrigen fig. 9 gegenüber- 
stehen, die aber durch alle möglichen Zwischenformen einan- 
der nahe treten. Man sieht hier öfter über dem länglichen 
Afterloch ein kleines Zwickelplättchen (x vergrössert), wie es 
beim elliptieus pag. 570 sich so auffallend zeigte. Von diesen 
kleinen gelangen wir dann allmählig zu den grossen fig. 8, 
welche bei Desor (Monogr. Dysastr. pag. 10 tab. 2 fig. 8— 
10) ohne Zweifel unter analis gemeint sind. Auffallend sind 
unter dem After die winkeligen Asseln im Afterfelde, welche 
man leicht für vier- statt zweireihig ansehen könnte. Eine 
Grösse zwischen fig. 7 und 8 gelegen kommt auch öfter vor, 
indess sind das alles nur Varietäten ein und derselben Sache. 
Entschieden kleiner bleiben dagegen die 

Tab. 84 fig. 10—12 von Balin bei Krakau, welche auch 
Laube (Denkschr. Wien. Akad. XXVII tab. 1 fig. 3) von 
dem ovalis nicht trennen mochte: fig. 11 ist sehr hoch, aber 
dagegen kurz, das Bivium beginnt hart über dem After, und 
innerhalb am Oberrande des Afters nimmt man noch deut- 
lich eine dreiseitige Zwickelplatte wahr; fig. 10 ist schon 
etwas länger und minder hoch, man kann auf der Unterseite 
die Ambulacralasseln bis zum Munde gut verfolgen, jede 
Assel hat über der gegen den Mund gekehrten Naht ein 
Porenpaar, und die Vermehrung der Löcher am Mundrande 
bleibt eine sehr geringe (x vergrössert): von einem deutlichen 
Dreipaarlauf kann man nicht mehr reden, es treten nur einige 
wenige Löcherpaare nach innen, und aussen wird die Reihe 
etwas unregelmässig, die dann aber schnell wieder ins Gleich- 
gewicht kommt. Zur längsten Abänderung gehört fig. 12, die 
mit den Schweizern ausserordentlich übereinstimmt, nur dass 
sie kleiner bleibt. Einige Zwickelplatten möchte man auf 
dem Kiele vermuthen, freilich lange nicht so viele, wie beim 
ellipticus. Das langgezogene T’rapezoid der vier Genital- 
löcher beweist, dass die Augenplatten dazwischen sich be- 


C. Echinidae symmetricae: Disaster Avellana. 573 


rühren, wie man auch mit Mühe wahrnimmt. Am klein- 

sten ist 

Disaster Avellana tab. 84 fig. 13 Desor Monogr. Dy- 
sastr. pag. 23 tab. 1 fig. 1—4 aus dem „Üalcaire & polypiers“ 
von Ranville in der Normandie. Sie hat allerdings etwas 
Eigenthümliches, ihre Hinterseite fällt unter dem After absolut 
senkrecht hinunter, und links und rechts vom After ent- 
wickeln sich flache Hügel, auch dringen die Spitzen des Bi- 
vium fast in den Afterrand hinein. Aber im Ganzen bleibt 
der Habitus doch der gleiche, zum Beweise, dass man es im 
Grunde nur mit Spielarten zu thun hat, die alle dem gleichen 
geologischen Horizonte angehören. 

In Schwaben und Franken ist der obere Braune Jura arm 
an erhaltenen Disastriden. Erst wenn sich unsere Alpkette dem 
Randen im Canton Schaffhausen nähert, gewahrt man über der 
Wutach bei Achdorf und Fuetzen in und unter den Oolithen 
des Ammonites macrocephalus, wo sich die zahllosen Massen 
von Terebratula varians finden, zuerst ein zahlreicheres Auf- 
treten. Es scheint schon ganz die Normalform des ovalis zu 
sein, wie die kleine tab. 84 fig. 14 zeigt: das Bivium ent- 
springt hart über dem Afterkreise, die Genitallöcher liegen in 

‚ einem langen Trapezoid. Man meint auch längliche Zwickel- 
plättchen auf dem Rücken wahrnehmen zu können. Grösser 
als fig. 15 kenne ich sie nicht. Man kann daran deutlich er- 
kennen, dass sich um den Mund im Ambulacrum innen für 
die Verdoppelung der Löcher einige Asseln abzweigen, so 
dass wir statt zwei Reihen vier bekommen, aber es handelt 
sich dabei nur jederseits um zwei bis drei Tafeln und ebenso- 
viel Löcherpaare. Das kleine Stück fig. 16 aus den Eisen- 
oolithen des Ammonites macrocephalus von Fuetzen hat schon 
bedeutende Aehnlichkeit mit carinatus, doch ist das Stück 
zu schlecht erhalten, um sichere Vergleichungspunkte zu 
geben. In unsern 


574 . €. Echinidae symm.: Disaster ovalis macrocephali. 


Ornatenthonen tab. 84 fig. 17—19 fehlen sie zwar nicht 
ganz, namentlich in der untern Abtheilung vom Braunen 
Jura ( an der Gammelshauser Erdfalle bei Boll, allein sie 
lagern zu stark verdrückt in den T'honen, als dass man sie 
bestimmen könnte; ähnlich und noch schlechter in der Gmün- 
der Gegend bei Wisgoldingen, man muss schon froh sein, 
wenn man nur den Disaster glücklich erkennt. Doch wenn 
sie innen mit Schwefelkies erfüllt sind, so haben sich wenig- 
stens Theile der Schale ganz vortrefllich erhalten: ein solches 
Stück ist fig. 17 von vorn gezeichnet, woran das Trivium 
noch erkannt wird. Die schmarotzenden Serpula darauf zei- 
gen, dass die Schalen nach dem Tode des Thieres nicht gleich 
in Schlamm gehüllt wurden. Merkwürdig ist oben eine gar 
zierliche Anschwellung und noch eine kleinere rechts dar- 
unter, welche auf kranke Zustände hinweisen. Fig. 18 ist. 
zwar von oben her gänzlich verdrückt, aber vorn das Trivium 
mit den vier im kurzen Viereck stehenden Eierlöchern und 
der nach hinten gerückte längliche After blieben deutlich, 
und der Ursprung des Bivium, worauf so viel ankommt, 
scheint zwar unmittelbar über dem After zu liegen, aber kaum 
dass man Spuren davon sieht. Der Vorderrest fig. 19, wel- 
chen ich von der hintern zerschmetterten Seite abbilde, stammt 
aus dem Linsengraben bei Metzingen. Grössere Stücke haben 
sich in den ÖOrnatenthonen nicht gezeigt. Die Hinterseite 
finden wir häufiger verdrückt, als die vordere, aber die Scha- 
lenstücke liegen noch beisammen, was für Ruhe in der Abla- 
gerung spricht. 

Disaster ovalis macrocephali tab. 84 fig. 20—22 aus 
den Eisenerzen der Macrocephalenschichten von Gutmadin- 
gen, die früher in der Donau bei Geisingen gewaschen wur- 
den, sind schon im Jura 1858 pag. 510 tab. 68 fig. 14 be- 
schrieben. Es kommen daselbst ganz ungewöhnlich kleine 
Exemplare fig. 21 vor, an denen man freilich nicht viel er- 


C. Echinidae symm.: Disaster ovalis macrocephali, Voltzii, 575 


kennt, die aber wohl zu den grösseren gehören mögen. Die 
Thoneisensteinkörner brachten auf der Schale tiefe Eindrücke 
hervor, die man ohne Zweifel auf dieselbe Weise zu erklären 
hat, wie die Kalkgeschiebe mit Eindrücken (Epochen der 
Natur 1861 pag. 195). Das mittelgrosse Stück fig. 20 von 
oben ist dasselbe, wie im Jura. Der Umriss nähert sich schon 
stark dem Kreise, Mund und After ist kleiner, und das Bi- 
vium entfernt sich mit seiner Spitze ziemlich vom After, so 
dass sie eine Mitte zwischen ovalis und ellipticus halten. Die 
Furche ist vorn kaum angedeutet, wie die Unterseite des 
grössten Stückes fig. 22 zeigt. Die Hinteransicht zeigt den 
auffallend kleinen After. Zwar ist die Schale vorhanden, 
allein durch Erzeindrücke entstellt hält es schwer auch nur 
den Verlauf der Fühlergänge zu erkennen. Solche Zwischen- 
formen zerstören zwar die Sicherheit des Bildes, allein lokal 
behalten sie immerhin Bedeutung. 

Disaster Voltzii tab. 84 fig. 23 Agassız Echin. Suiss. 
pag. 8 tab. 4 fig. 11—13 aus dem Portlandien des Voiron 
bei Genf. Besser ist die Abbildung von Desor Monog. Dy- 
sastr. tab. 1 fig. 13—21. In der Echinologie helvetique pag. 
376 tab. 59 fig. 12 wird das grösste abgebildet. Die meinigen, 
welche ich seiner Zeit zu Castellane in der Provence erwor- 
ben habe, erlangen sogar 60 mm in der Länge. Im Kalke 
von Chätel-St.-Denis (Canton Freiburg) sollen sie auf der 
Grenze von Jura und Kreide in den Schichten der Terebra- 
tula diphya liegen. Obgleich die Schale an unserer kleineren 
erhalten ist, so wird sie doch durch viele Erzeindrücke ent- 
stellt, und man hat Mühe, die Poren zu verfolgen. Das Tri- 
vium steht ganz ungewöhnlich weit zurück, allein da das Bi- 
vium in der Nähe des Afters beginnt, so bleibt immerhin ein 
ansehnlicher Zwischenraum, der das Geschlecht ausser Zweifel 
stellt. Der längliche After @ ist von oben nicht sichtbar, er 
wird durch eine markirte Spitze gedeckt, auf der das Bivium 


576 C. E:hinidae symmetricae : Disaster Voltzii, ringens. 


entspringt. Obwohl er schief am Rande liegt, so fällt er doch 
von unten seinem ganzen Umfange nach ius Auge. Ein 
schmaler Ausschnitt oben deutet auf eine herausgefallene 
Zwickelplatte hin. Auffallend ist die fast centrale Lage des 
Mundes, was eine Verwandtschaft mit Clypeastriden bedingt. 
Das bekundet dann auch der Dreipaarlauf der Poren um 
den Mund. Mindestens 6 Mal wiederholen sich die Dreipaare 
(x vergrössert), und stehen in dieser Region im Quincunx, 
d. h. man kann sowohl von unten aussen nach innen, als von 
unten innen nach aussen drei Paare in einer Schiefreihe zäh- 
len (trigemini). Erst mit der siebenten wenden sich die Drei- 
paare plötzlich schief nach oben, um alsbald in die einfache 
Reihenstellung einzulenken. Die Mundebene hat Neigung 
zum Fünffurchigen und Fünfwulstigen, wodurch sie mit rin- 
gens in Verwandtschaft treten. Wenn auch Collyrites ca- 
stanea Desor Echinol. helvet. pag. 359 tab. 57 fig. 9—11 aus 
dem Callovien von la Chaux de Fonds nicht vollständig stim- 
men mag, so ist doch die Lage des Afters und die starke Ex- 
centricität des Trivium nach hinten in gleicher Weise vor- 
handen. Das führt uns nun zur vielgestaltigen Gruppe des 
Disaster ringens tab. 84 fig. 24—29. Wurde schon 
im Prodrome von Agassiz (M&m. Sc. nat. Neuchatel 1835 I 
pag. 183) erwähnt, und in den Echinod. foss. Suisse 1839 I 
pag. 5 tab. 1 fig. 7—11 zuerst abgebildet. D. Eudesii Desor 
Monogr. Disastr. pag. 24 tab. 1 fig. 5—12 aus dem Oolite 
ferrugineuse der Normandie bildet davon nur eine etwas läng- 
liche Varietät. Schon im Handb. Petref. 1852 tab. 50 fig. 15 
und Jura tab. 50 fig. 15 habe ich die runde Form fig. 24 aus 
dem Eisenoolith des Ammonites macrocephalus von Achdorf 
an der Wutach dazu gezählt. Das wesentlichste Merkmal be- 
ruht auf der fünffach gefurchten und gewulsteten Unterseite, 
die uns allerdings an die Gesichtsfalten eines grimacier (ringor 
Gesichterschneiden) erinnert. Dabei rückt der Mund weit 


C. Echinidae symmetricae: Disaster ringens. 577 


gegen die Mitte, was zwar einer Annäherung an Clypea- 
striden gleichkommt, allein das Bivium und Trivium ist so 
ausgesprochen, dass wir sie zu den Symmetricae stellen müs- 
sen. Hält es auch schwer, die feingelöcherten Fühlerporen 
klar zu legen , und mag auch der Gipfel des Trivium bis zum 
Centrum der Scheibe hinaufsteigen , so tritt doch das Bivium 
so nahe über den Afterrand, dass man von oben davon nur 
wenig sieht, und daher der ganze Zwischenraum bis zum. 
Hinterrande für die breiten paarigen vordern Interambulakren 
bleibt. Ein zweiter kleiner Steinkern fig. 25 stammt aus den 
Eisenoolithen des Braunen Jura e vom Schlosse Geyern bei 
Ettenstadt, östlich Gunzenhausen in Baiern. Das Grimassen- 
bild der Unterseite ist hier noch vortrefflich ausgesprochen, 
trotzdem dass das Stück auf der Oberseite nur schlecht erhal- 
ten ist. Die drei Stücke tab. 84 fig. 26—28 stammen von der 
Röthifluhe nördlich Solothurn, wo sie unter dem dortigen 
Grossoolith aus eisenoolithischen Schichten mit Belemnites 
giganteus hervorgezogen sind. Obgleich ein klein wenig läng- 
licher, so gehören sie doch noch zum ächten Typus, wie die 
wellige Unterseite fig. 26 zeigt. Auf der Oberseite fig. 27 
tritt dagegen After und Kanal weiter hervor, als bei der fig. 24 
aus dem Macrocephalenlager, aber Disaster bleibt es. Das 
Bivium entspringt nach fig. 28. anicht über, sondern schon im 
Afterloche a, wie bei Decollaten pag. 450, auch die Ver- 
mehrung der Poren um den Mund »» (vergrössert) geschieht 
nach der Dreipaarstellung: in dem vordern Ambulacrum »v 
haben wir jedenfalls zwei schiefe Dreipaare, das dritte lenkt 
schon sichtlich in die Geradstellung ein. Während hier die 
Dreipaare eine gerade Reihe bilden, haben sie im seitlichen 
Ambulacrum s eine etwas mehr bogenförmige, wodurch das Ge- 
setz etwas versteckter wird. Da bei den andern Disastern 
die Dreipaarstellung sich nicht findet, so muss hier bei ihrem 
ersten Auftreten die Sache mit besonderm Nachdruck hervor- 


Quenstedt, Echin. 6. Lief. Juli 1874. 37 


578 C. Echinidae symmetricae: Disaster canaliculatus. 


gehoben werden, denn sie bekundet eine Verwandtschaft aller 
dieser ältern Formen unter einander, und es könnte daraus 
leicht der Schluss gezogen werden, dass die Theilung des 
Apex in ein Trivium und Bivium nicht die grosse Bedeutung 
habe, als man ihr beizulegen gewohnt wurde; wie weite Ver- 
breitung die Dinge übrigens haben, mag tab. 34 fig. 29 aus 
dem rothen „Klippenkalke“ der Karpathen von Puchow an 
der Waag in Ungarn beweisen. Lässt auch das Stück in Be- 
ziehung auf Erhaltung viel zu wünschen übrig, so verrathen 
doch die typischen Krümmungen der Unterseite, der fast cen- 
trale Mund und die Furche unter dem After die innigste Ver- 
wandtschaft. Anders ist es beim 
Disaster canalieulatus tab. 84 fig. 30 aus dem Brau- 
nen Jura $ von Wasseralfingen, welchen ich schon im Hab. 
Petref. 1852 tab. 50 fig. 13 und im Jura tab. 62 fig. 17 be- 
schrieb und abbildete, meinend, dass Nucleolites canalicula- 
tus Goldf. pag. 571 derselbe sei. Die Unterseite ist nicht 
mehr so tief gefurcht, und das Afterloch am Oberende einer 
flachen Furche tritt von oben deutlich ins Auge, weil die 
Hinterseite schnabelartig hinausspringt, wie beim englischen 
Hyboelypus caudatus Wright Brit. Ool. Echin. tab. 22 fig. 2, 
allein der Disastercharakter ist doch zu bestimmt ausgespro- 
chen, wenn auch das Bivium hinten, wie beim Nucleolites decol- 
latus pag. 450, in den Afterrand noch eingreift. Dagegen 
stimmt der Collyrites Gillieroni Desor Echinol. helvet. 1872 
pag. 352 tab. 57 fig. 1—3 aus den Schichten des Ammonites 
Humphriesianus von Tour de Treme im Canton Freiburg in 
allen seinen wesentlichen Kennzeichen. Zwar entschieden 
schlanker aber immer noch bestimmt verwandt ist D. cana- 
liculatus fig. 31 von Hummel pag. 448, der durch die Breite 
des Interambulacrum schon Verwandtschaft mit granulosus 
zeigt. Allein die Furche unter dem After entwickelt sich ent- 
schieden, und auch die Wellen der Unterseite weisen auf die 


/ 


C. Echinidae symmetricae: Disaster granulosus. 579 


Gruppe des ringens hin. Man mag alle solche Dinge, na- 
mentlich so lange sie Unica sind, nicht gleich besonders nen- 
nen. Zur ersten Einsicht genügen ja Abbildung und Fund- 
stelle. 

Disaster granulosustab. S4fig. 32—39 Goldfuss Petref. 
Germ. pag. 138 tab. 43 fig. 4 stellte ihn wegen seines ober- 


_ randlichen Afters noch zum Nucleolites, aber schon Agassiz 


Prodrome 1835 wiess ihm hier seine richtige Stelle an. Desor 
(Synopsis des Echinides fossiles 1858 pag. 201) wollte nur 
auf ihn allein den Namen Dysaster beschränken, und die an- 
dern unter Collyrites zusammenfassen, doch erscheint mir das 
eine unnöthige Neuerung zu sein. Wollte man so weit in 
der Unterscheidung gehen, so müsste vor allem carinatus, 
mit welchein er zusammen in unserm deutschen Weissen Jura 
liegt, einen besondern Geschlechtsnamen beanspruchen. Auch 
dieser istin England nicht bekannt, während er bei uns im Weis- 
sen Jura« zu den häufigsten aller Echiniden gehört, aber leicht 
übersehen wird, weil er meist nur verdrückte und verwitterte 
Kiesknollen bildet, wie ich das schon im Flözgeb. Würt. 
1843 pag. 405 nachgewiesen habe. Der Schlammboden der 
Terebratula impressa war ihrer Entwickelung zwar am gün- 
stigsten, aber sie gehen denn doch vereinzelt in die Kalk- 
und Schwammregion hinein, bis in die obersten Schichten. 
Wir haben darin wieder ein schlagendes Beispiel, wie schwer 
es wird, alle solche nicht selten bedeutende Modificationen 
bestimmt specifisch zu trennen. Das Maximum paradoxidi- 
scher Bildung liegt hier vor uns, so sehr überflügeln die hin- 
tern Interambulacra alle übrigen an Grösse. Der ovale After 
liegt an der Spitze einer geneigten Ebene, ohne Spur einer 
Furche, und auch vor dem ungelippten Munde ist der Furchen- 
eindruck nur unbedeutend, und wird an der Stirn nicht mehr 
wahrgenommen. Das Bivium entspringt, wie beim ovalis 
und ringens, hart über dem Afterloche, geht am Unterrande 
37° 


Ber Su. 


580 C. Echinidae symmetricae: Disaster granulosus. 


über Höcker weg, woneben die Poren und Warzen grösser 
und deutlicher werden, gleich ächten Spatangen. Eine we- 
sentliche Vermehrung der Poren um den Mund scheint nicht 
Statt zu finden, doch hält es sehr schwer, darüber Sicherheit 
zu bekommen. Gewöhnlich hat jede Porenassel ein markir- 
tes Stachelwärzchen, was in der Verfolgung der Gänge 
leitet. Die vier (zenitallöcher stehen gedrängt neben einan- 
der, so dass die Augenplatten die vordern von dehı hintern 
Löchern nicht trennen konnten. Die ganze Oberfläche ist mit 
zierlichen durchbohrten und gestrahlten Wärzchen bedeckt, 
worauf der Name anspielen soll, doch trafen wir dasselbe 
auch schon beim ovalıs. 

Tab. S4fig. 32.33 stelle ich zwei extreme Formen aus den 
Impressathonen neben einander: beide sind gleich lang, aber 
die eine entschieden breiter als die andere, und bei der brei- 
ten greift das Trivium ein wenig weiter hinein, als bei der 
schmalern. Desor unterscheidet einen Disaster Möschü Echinol. 
helvet. pag. 380 tab. 60 fig. 4. 5, woran dieses Herübergreifen 
des Trivium gegen das Centrum hin noch viel extremer ge- 
zeichnet wird. Ist es auch schwer, die Asseln der breiten Fel- 
der auf dem Rücken zu verfolgen, so sieht man doch öfter 
(fig. 33. x vergrössert) über dem Afterloch mehrere kleine 
schiefe Täfelchen, wie ich das schon im Hdb. Petref. 1852 
tab. 50 fig. 12 dargestellt habe, während alle übrigen längere 
Oblongen bilden. Die Unterseite fig. 34 zeigt die Anschwel- 
lungen an der hintern geraden Kante sehr deutlich, man wird 
dabei an eine glatte T'erebratel aus der Familie der Cinctae erin- 
nert. Die kleinen verkalkten fig. 35. 36 stammen aus den 
Schwammschichten des untersten Weissen Jura vom Böllert bei 
Balingen, sie-sind zwar ein wenig gröber gekörnt, doch ist 
die Erhaltung nicht ganz geeignet, als dass man auf alle klei- 
nen Unterschiede besondern Werth legen könnte. Die aller- 
kleinsten beiden Stücke fig. 37. 38 stammen vom Steinkrempele 


C. Echinidae symmetricae: Disaster inflatus. 581 


bei Benzenzimmern im Nördlinger Riess, was höchst wahr- 
scheinlich auch noch zur untersten Abtheilung des Weissen 
Jura & gehört. In dem zerrissenen Riess wird die scharfe 
Sonderung einzelner so!cher Steinbrüche ausserordentlich 
schwierig und unsicher. Sie kommen in ganz ähnlicher Weise 
auch bei Birmensdorf im Aargau vor. Grösser als fig. 39 von 
Bopfingen kommen sie bei uns nicht vor. Das Stück, wel- 
ches ich schon seit vielen Jahren habe, scheint auch noch un- 
ten zu lagern. 

Ob die Species auch in den Braunen Jura hinabgehe, 
ist schon deshalb schwer zu sagen, weil ovalis und granulo- 
sus durch die Beschaffenheit ihrer Warzen sich kaum unter- 
scheiden lassen. Dabei sind beide nicht selten wie ein Wasch- 
lappen gebogen und gefaltet, dass man nicht weiss, was von 
der Natur oder Gewalt herrührt. Es mag das tab. 34 fig. 40 
aus den Eisenoolithen des Ammonites macrocephalus von Gut- 
madingen beweisen: die längliche Form erinnert zwar an 
granulosus, allein die Falten und der in die Länge gequetschte 
Mund und After lassen keine Sicherheit in der Beurtheilung 
über die ursprüngliche Form zu, obwohl ich gleich beim er- 
sten Anblick die Idee hatte, er möchte hierhin gehören. 
Dann wäre es das älteste Vorkommen. Höher hinauf setzen 
sie zwar sparsam aber entschieden fort, auch bleiben sie häu- 
fig den ältern noch so ähnlich, dass man sich nicht recht über 
die Species entscheiden kann. So habe ich mehreremal einen 

D. granulosus inflatus tab. 34 fig. 41 im Weissen 
Jura y bei Salmendingen südlich Tübingen gefunden, sein 
plötzliches Anschwellen und der hohe Steilabfall auf der 
Hinterseite hat etwas Auffallendes. Auch ist der After un- 
gewöhnlich klein, und vorn auf der Stirn, gleich unter dem 
Apex, senkt sich die Schale deutlich ein, als wollte sich die 
Spatangenfurche ausbilden, doch reicht die Einsenkung nicht 
zur Stirn hinab. Die Buckel am Hinterrande sind stark aus- 


582 C. Echinidae symmetrieae: Disaster granulosus inflatus. 


gebildet, und besonders deutlich werden die Buckelporen, 
etwa 4 bis 5 Paare in jeder Reihe, die dann aber plötzlich 
nach unten und oben verschwinden, so dass man die Fühler- 
gänge nicht sicher verfolgen kann. 

Aus Weissem Jura & stammt tab. 84 fig. 42, welche sich 
durch einen grossen Mund auszeichnet, sonst aber den Normal- 
formen in Alpha noch sehr ähnlich bleibt, während fig. 45 
aus demselben Lager von Ehrenstein im Blauthal hinten auf- 
fallend enger wird, es wäre ein gran. angustus. Das Trivium 
scheint etwas weit nach hinten zu greifen, wie beim Möschii, 
doch Gewicht möchte ich darauf nicht legen. Die vier Eier- 
löcher (x vergrössert) bilden fast ein regelmässiges Quadrat. 
Tab. 84 fig. 44 stammt auch aus dem mittlern Weissen Jura 
von Bopfingen, es hat noch die gleichmässige Gestalt der 
Species aus dem Impressathone, hinten nur wenig verengt, 
während die kleine fig. 45 aus den Lacunosaschichten y hin- 
ten fast so breit bleibt als vorn. Verkieselt im Weissen Jura 
& tab. 84 fig. 46 ist sie selten, aber unser kleines Stück behält 
noch ganz die Normalform bei. Die Unterseite ist stark ver- 
drückt, wie wir es im obersten Jura auch bei andern Echi- 
niten pag.564 fanden. Das gänzlich verdrückte Stück fig. 47 
stammt sogar aus den gelben Kalkplatten der Terebratula 
» pentagonalis im Weissen Jura ( bei Sigmaringen. Die dünne 
gelbe Schale ist vortrefflich erhalten, auch meint man noch 
die eigenthümliche Schiefe des Afterfeldes, welche hinten in 
gerader Linie endigt, zu erkennen. Aber gerade auf den 
besterhaltenen Schalen pflegen die Fühlergänge am schwie- 
rigsten erkennbar zu sein. Es hat daher einige Mühe geko- 
stet, wenigstens drei von den vier Genitallöchern blos zu le- 
gen, und von hier aus die Ambulacralspuren zu verfolgen. 
Darnach würde der Apex sehr weit, wie bei Möschii, zurück 
liegen, freilich lässt der Querbruch dahinter über die hintern 
Dimensionen kein Urtheil zu. Ein zweites Exemplar fig. 48 


zu 


C. Echinidae symmetricae: Disaster anasteroides. 583 


von dort, in drei Ansichten (hinten oben seitlich) dargestellt, 
ist zwar lappenartig verdrückt, aber einen Schalensprung 
nimmt man nicht wahr. Auch hier rückt der Apex sehr weit 
nach hinten, und bald darauf folgt das Bivium hart über dem 
After, dessen Feld steil hinab geht, so dass unmittelbar dar- 
über der höchste Punkt fällt. Solche Verhältnisse können na- 
türlich leicht Täuschungen herbei führen. 

In der Provence erwarb ich schon vor vielen Jahren ein 
sehr grosses gut erhaltenes Exemplar tab. 84 fig. 49, was in 
einem dunkelgrauen mergeligkalkigen Gestein liegt und da- 
her nach d’Orbigny’s Vorgange immer schlechthin ins Neocom 
gestellt wurde. ‚Später unterschied Agassiz (Catal. rais. 1847 
pag. 138) einen Disaster anasteroides (voisin du D. granulo- 
sus, mais plus renfl&) aus dem dortigen Neocom. Ich nahm 
diese vortreffliche Benennung gern an, obgleich sie von Ley- 
merie (Statistique geol. de F’Aube 1846 pag. 239) für eine 
jurassische Form gegeben war, die von granulosus nicht we- 
sentlich abzuweichen scheint. Als ich nun später in unserem 
Weissen Jura y in einem ähnlich dunkelen Gesteine obigen 
Disaster inflatus fand, der nicht blos m Form viel Aehnlich- 
keit hat, sondern auch vorn die markirte Furche und hinten 
den gleichen kleinen After zeigt, so erinnerte ich mich der 
falschen Gesteinsdeutungen, welche sich d’Orbigny in der 
Paleontologie Francaise hatte zu Schulden kommen lassen, 
und die ich schon in den Uephalopoden 1846 pag. 131 wieder- 
holt rügte. Daher könnte dieses Stück, trotz der ungewöhn- 
lichen Grösse, wohl jurassisch sein, und mit inflatus stimmen. 
So hängen wir bei vielen unserer Benennungen wesentlich 
vom Lager ab. Durch ein anderes Lager bekommen schon 
‚die kleinsten Unterschiede grössere Bedeutung, und einen 
etwas verschiedenen Eindruck macht unser Stück verglichen 
mit fig. 41 allerdings, namentlich ist es auch etwas weniger 
aufgebläht, denn das schwäbische Exemplar ist 22,5 mm lang, 


584 C. Echinidae symm : Disaster oblongus, subelongatus. Metaporhinus, 


14mm breit; das provencalische 37 mm lang, 20 mm breit, was 


die Zahlen, — 1,6 und = 1,85 gibt, worin die 
kleinere Zahl der grössern Anschwellung entspricht. Doch 
haben solche Messungen in meinen Augen nur geringen Werth. 
Ein kleines Exemplar, welches ich zwischen Castellane und 
Escragnolles mit Urioceras und Spatangus complanatus zu- 
sammen fand, scheint von den jurassischen zwar nur wenig 
abzuweichen, hat aber auch die charakteristische Stirnfurche 
der grossen, ist hinten ein wenig schmaler, und scheint daher 
ein Repräsentant des Neocom zu sein. Vergleiche auch 
D. anasteroides Gras (Deser. Oursins foss. Dep. Isere 1848 
pag. 67 tab. 4 fig. 11) aus dem Neoc. infer. von Fontanil. 
In die untere Kreideformation setzen nun aber auch entschie- 
den die beiden oberjurassischen Typen carinatus und gra- 
nulosus noch fort, wie die Copien von Disaster oblongus tab. 
84 fig. 5l und Disaster subelongatus tab. 84 fig. 50 aus dem 
Neocom zeigen. D. oblongus d’Orb. Paleont. frane. Terr. 
eret. VI pag. 57 tab. 834 soll sogar bis in das S@nonien her- 
aufgreifen. Dis. ovulum Desor Monogr. Dysastr. 1842 pag. 
22 tab. 3 fig. 5—S aus dem Neocom von la Chaux-de-Fonds 
steht ihm jedenfalls sehr nahe. Aehnliche Betrachtungen las- 
sen sich über Dis. subelongatus d’Orb. Paleont. frane. Terr. 
eret. VI pag. 52 tab. 801 fig. 1—6 aus dem untern Neocom 
der Provence anstellen, der dem granulosus bis zum Ver- 
wechseln gleicht. Die grössten aber typisch immer noch ähn- 
lichen hat Ooster (Synopsis des Echinod. des Alpes suisses) 
Dysaster calceolatus genannt, sie liegen im Neocom bei Chätel- 
Saint-Denis im Canton Freyburg, und werden 55 mm lang. 
Den Namen 

Metaporhinus Bulletin Soc. g&ol. de France 1844 2 Ser. 
I pag. 730 wendete Agassiz zuerst für eine Unterabtheilung 
an, die eine „forme tr&s haute, cardnde“ haben. Es wurde 


C. Echinidae symmetrieae: Disaster Münsteri. Ananchites. 585 


unter andern der Spatangus bicordatus Goldf. Petref. Germ. 
pag. 151 tab. 46 fig. 6 dazu gestellt, der von Desor Monogr. 
Dysastr. 1842 pag. 25 den Namen Dysaster Münsteri erhielt. 
Wie sehr solche Formen noch mit ächten Disastern stimmen, 
mag unsere Copie tab. 84 fig. 52 Metaporhinus Sarthacensis 
aus dem Forest-Marble beweisen. Die Höhe vorn und der 
hintere Steilabfall sind allerdings eigenthümlich, auch fällt 
die Kleinheit der Löcher des unpaaren Fühlerganges auf, aber 
alles das kann doch bei der sonstigen typischen Gleichheit keine 
generelle Trennung begründen. Vergleiche hier auch weiter 
unten die beiden Alpinen Disaster caudatus und pillula aus 
Oberitalien. @rasia von Michelin aus Hyboclypus elongatus 
Gras gebildet, hat sogar hinten eine Furche, worin der After 
liegt, soll aber dennoch nach Desor Synopsis pag. 212 ein 
ächter Disastride sein. Selten. 


2. Ananchites. 


Mit eimem i oder y geschrieben. "Avzyzirız war ein un- 
bekannter Edelstein. Der Name wurde schon von Mercati 
(Metallotheca 1717 pag. 316) auf versteinerte Echiniten über- 
getragen; Leske Additamenta pag. 179 tab. 53 fig. 1.2. nennt 
einen herzförmigen Steinkern Spatangus Ananchytis; so kam 
Lamarck (An. sans vertebr. 1801 und 1816 III pag. 23) auf die 
Benennung für ein Geschlecht, welches Breynius Schediasma 
1732 pag. 58 und nach ihm Leske Additam. pag. 111 schon 
längst unter Echinoecorys (x50u: Helm) verstanden hatten. Die 
Vergleichung der schönen grossen Formen mit einem Helm 
(galea) kam zuerst dem Luidius (Lithophyl. Brit. Ichnogr. 
1699 fig. 951) in den Sinn, der die hohen runden Kronen 
aus der Kreide von Gravesend Echinites galeatus vulgaris, 
galeam referens benannte. Daher wollte auch Klein (Nat. 
disp. Echinod. 1734 pag. 27) statt der griechischen die latei- 
nischen Geschlechtsnamen Galea und Galeola einführen, und 


586 C. Echinidae symmetrieae: Ananchites, 


beide unter Uassis vereinigen. Sie starben längst aus. Nach 
Hrn. A. Agassiz (Revision of the Echini tab. 21b fig. 3. 4) ist 
der Platybrissus Römeri von eiförmiger Gestalt mit weit zu- 
rückliegendem Munde ‚the connecting link between the Spa- 
tangina and Ananchytidae‘‘, aber der After liegt schon auf 
der Hinterseite. Ebenso hat Palaeotropus Josephinae von den 
Azoren blos äussere Aehnlichkeit, da er Fasciolen und Labrum 
zeigt. Lamarck begriff darunter in erster Linie die Formen der 
weissen Kreide, welchen vorn die Furche auf der Stirn fehlt, 
init ambulacres complets und sommet simple. In zweiter Li- 
nie kamen die mit sommet double (Disaster). Die Norddeutsche, 
Französische und Englische Kreide birgt keinen Echiniten häu- 
tiger als diese; nur die Galeriten könnten ihnen Coneurrenz 
machen, allein diese stehen ihnen entschieden an Grösse nach. 
Die der Schale beraubten Steinkerne, meist aus Feuerstein 
‚bestehend, finden wir besonders im Norddeutschen Schutt- 
lande. Sie zogen daher zeitig das Auge auf sich. Freilich ist 
es schwer, die Kerne auf ihre Schalen zurückzuführen, welche 
nicht minder häufig aus der Kreide hervorgefördert werden, 
wie Rügen, Meudon bei Paris und Gravesend an der Themse 
in Kent beweisen. Aber glücklicher Weise gibt es kein 
Echinitengeschlecht, worin die Hauptmerkmale so sicher her- 
vorträten, als hier. Man kann daher selbst unter den ältesten 
Zeichnungen bei Lister und Luidius schon das Hierhergehörige 
erkennen. Jedenfalls birgt die obere Abtheilung der Kreide- 
formation ihre wichtigsten Repräsentanten. Abgesehen von 
der excentrischen Lage von Mund und After, wie sie allen 
Spatangiden zukommt, haben wir hauptsächlich auf drei Kri- 
terien zu sehen: 


Stirnfurchenmangel, Porenvollständigkeit, Asselngleichheit. 


Jedes Kennzeichen reicht fast für sich schon hin, sie von 
den Spatangen bestimmt zu unterscheiden. Die kleinen Feuer- 


Be: 


C. Echinidae symmetricae : Ananchites. 587 


steinkerne, welche Leske (Additam. 119) unter minores und 
Klein (Nat. disp. Echinod. pag. 27) unter Galeolae begriff, 
können zwar durch ihre unbedeutende Grösse, wie man sie 
nur bei Spatangen gewohnt ist, den oberflächlichen Blick 
täuschen, allein die mangelnde Furche auf der Stirn lässt kei- 
nen Zweifel zu. Mögen auch die Porenpaare klein sein, so 
wird man doch selbst auf den besterhaltenen Kalkschalen 
nicht vergeblich darnach suchen, und sich überzeugen, dass 
die Fühlergänge vom Gipfel bis zum Munde complet sind. 
Namentlich tritt das nun aber auf den so häufigen Feuer- 
steinen im Uebermass hervor, denn es fehlt hier im ganzen 
Verlaufe nicht einer einzigen Assel der schmalen Felder das 
Loch. Besonders deutlich wird bei vielen der Umriss der 20 
Asselreihen , die in Rücksicht auf Grösse mehr ins Gleich- 
gewicht treten, als bei irgend einem andern Echiniden. Selbst 
auf den Steinkernen werden die Asselumrisse nicht verwischt. 
Besonders aber gibt es in Gallizien und Westphalen graue 
Kreidemergel, woran sich sämmtliche Taafelumrisse unter- 
scheiden lassen. Schon Klein (Nat. dispos. Echin. 1734 pag. 
20 tab. S fig. G. H) merkte darauf, und nannte sie auffallen- 
der Weise Cidaris assulata, Walchs „getäfelte Echiniten“, 
wozu namentlich auch die meisten Brontiae favogmei pag. 5 
gehören, wie die der Gleichheit nahe kommenden Umrisse in 
den schmalen und breiten Feldern zeigen. Namentlich zählt 
der Holzschnitt vorn auf dem Titelblatt bei Leske Additamenta 
pag. 80 hierher, welches schon vorher Walch (Naturg. Verst. 
II. 1 pag. 177 tab. E. I. a fig. 3) noch deutlicher im Kupfer- 
stich wiedergegeben hatte. So klar nun auch die Asseln, un- 
ter andern zu St. Julien du Sault (Yonne), vorliegen , so hat 
eine treue Darstellung um den Mund und Apex doch noch 
eigenthümliche Schwierigkeiten, wie ich das schon im Hdb. 
Petref. 1852 tab. 50 fig. 19 nachgewiesen habe, und so ein- 
fach auch der Verlauf der Porenpaare sein mag, um den Mund 


588 C. Echinidae symmetricae: Ananchites, 


treten Schwierigkeiten ein. Glücklicher Weise bildet sich 
hier eine symmetrische Rose von glatten Schlauchwärzchen 
aus, welche sich zwischen die Löcher der Porenpaare drän- 
gen (fig. 60. a vergrössert), die man von den Stachelwärzchen 
(hg. 60. db vergrössert) mit durchbohrtem und gestrahltem 
Köpfchen ganz bestimmt unterscheiden kann. Ueberdiess sind 
Poren und Wärzchen noch von einem markirten elliptischen 
Höfchen eingefasst, so dass man sich in der Deutung dieser 
merkwürdigen Organe nur selten täuscht. Um so mehr muss 
es verwundern, dass sie bis jetzt noch nirgends richtig dar- 
gestellt wurden, wie eme Ueberschau unserer tab. 84 fig. 
53—59 zeigen wird. Zwar fehlt es auch andern Geschlech- 
tern nicht an ähnlichen Organen , aber die Sache ist dort ver- 
steckter, man hat nur die Porenasseln zum Kriterium. Hier 
kann man nun die Schlauchwarzen, welehe sich wie Bläschen 
markirt erheben, mit in den Vergleich ziehen. Es ist nun 


sehr merkwürdig, wie bestimmt sich diese Bläschen verthei-" 


len, so dass man schon aus der Zahl erschliessen kann, ob 
eine fehlschlug oder nicht. Mir scheinen solche Betrachtun- 
gen wichtiger zu sein, als der Streit über Species, die nach 
oberflächlichen Anschauungen der Formen gemacht werden. 
Was nun die nähere Zahl und Anordnung der Wärzchen be- 
trifit , so ist die 

Lippe hinter dem Munde sehr bestimmt durch 8 Wärz- 
chen bezeichnet, wovon 3 + 3 einen vorn geöffneten Bogen 
bilden, hinter welchen nach Innen die übrigen 2 zurücktreten 
und so zwei Häckchen mit je 4 Wärzchen bilden. Wenn man 
das einmal erfasst hat, so findet man sich auch in den Punk- 
ten auf den Asseln zurecht. Es gehören diese 8 Punkte den 
innern Porenreihen der hintern Ambulacra an; die äussern 
Reihen haben dagegen 4 Wärzchen in gerader Linie, welche 
mit den 4 Wärzchen der hintern Reihe der mittleren Am- 
bulacra ein lateinisches, nach aussen geöffnetes V bilden. Ge- 


Ka 


ee) 


C. Echinidae symmetrieae: Ananchiten. 589 


wöhnlich hat der vordere Scheukel innen noch ein 5. Wärz- 
chen, das aber öfter fehlschlägt. Die vordere Reihe der mitt- 
lern Ambulacra zeigen ebenfalls vier Wärzchen, zu denen 
noch ein 5. kommt, welches dem innersten der 4 Wärzchen 
vorliegt. Doch schlägt auch das leicht fehl. Es bleiben 
dann im vordern medianen Ambulaecrum noch 3 +3 Wärz- 
chen, die 3 rechts (von unten gesehen) stehen im Dreieck, 
die links in gerader Linie, doch so, dass das letzte öfter schon 
ganz fein wird, und nicht mehr zu den eigentlichen Mund- 
wärzchen gehört. Während alle Poren sichtlich das Bestre- 
ben zeigen, links wie rechts aufzutreten, finden wir gerade 
im medianen Ambulaerum stets Unsymmetrie. Zur Controle 
habe ich zum Munde des ovatus tab. 34 fig. 57 von Arcona 
auf Rügen noch fig. 55 von Meudon hinzugefügt. Letzteres 
Exemplar scheint hinten stärker gelippt zu sein, als das 
Rügen’sche, allein es ist das offenbar nur Folge von Miss- 
bildung, wie auch der Verlauf der Schlauchwärzchen beweist. 
Selbst auf den Steinkernen fig. 56 von Satow bei Kröplin in 
Mecklenburg kommen Stücke vor, wo man aus der Art, wie 
die Kieselstäbchen durch die Löcher eindringen, noch auf 
die Mundrosette schliessen kann, was unsere treue Darstel- 
lung bekundet. 

Ziehen wir nun die Asseln mit zu Rathe, wie sie sich an 
Exemplaren fig. 55 von Lemförde in Westphalen und fig. 54 
von Lemberg in Gallizien (beide nicht durch den Spiegel ge- 
zeichnet) zeigen, so ist einem zur Entzifferung der kleinsten 
Plättehen um den Mund die Warzenblume sehr nützlich; 
ohne deren Kenntniss wäre ich nicht zu Stande gekommen. 
Das Afterfeld endigt am Mundsaume mit einer einzigen sehr 
kleinen Platte, die an dem Lemberger Exemplar herausge- 
fallen ist, sie ging mir beim Reinigen verloren. Links und 
rechts steht je ein Plättchen mit zwei Porenpaaren. Da aber 
jedes Porenpaar eine besondere Platte hat, so muss sie wohl 


590 C. Echinidae symmetricae: Ananchiten, 


aus zwei Stücken bestehen, wie das auch am Lemförder 
Exemplar wirklich der Fall ist. Nach aussen folgen dann 
drei kleine Platten je mit einem Punkte hart an der Naht, 
die vierte Platte darüber wird plötzlich grösser, aber in ihre 
Naht fällt dennoch der Punkt des vierten Schlauchwärzchens. 
Der. folgende fünfte Punkt steht weiter entfernt auf einer 
grossen Assel. Doch kommen in dieser Beziehung indivi- 
duelle Abweichungen vor; selbst die Gänge auf beiden Sei- 
ten sind nicht genau gleich. Jetzt folgen bei Lemförde läng- 
liche fünfseitige Platten, welche vereinzelt die hintern paari- 
gen Ambulakren ähnlich schliessen wie die vordern, so dass 
von den zehn Plattenreihen der breitern Felder nur 5 schmale 
an den Mundrand gelangen; bei dem Lemberger fig. 54 sogar 
nur drei und zwar schr kleine, indem die hintern paarigen 
Zwischenfelder am Mundrande von den Porenasseln umwallt 
werden. Da entsteht nun die Frage, sind das blos indivi- 
duelle oder specifische Verschiedenheiten. Gerade nach die- 
ser Seite hin gewinnen solche genaue Untersuchungen ein tie- 
feres Interesse. Die vordern paarigen Ambulacra endigen mit 
vier kleinen Tafeln, wovon die hintere erste keilförmig mit 
zwei Löchern besetzt ist, aber nur links vom Munde, rechts 
nicht, entsprechend der Mundblume der andern Figuren. 
Doch wechselt das, weil eines der Löcher leicht oblitterirt. 
Der unpaarige Fühlergang hat nur zwei kleine Platten, und 
die letzte rechts ist fünfseitig und hat mit seltsamer Bestän- 
digkeit zwei Löcher, wodurch die drei Schlauchwarzen an 
dieser Stelle ihre Erklärung finden. 

Delbst auf Feuersteinkernen tab. 84 fig. 58. 59 aus Meck- 
lenburg lassen sich die Verhältnisse noch verfolgen, wenn 
man auch nicht über alles klar werden kann. Das Schwie- 
rige liegt immer am Munde und Scheitel. Aber wir sehen 
doch im Grossen, dass die Asseln vor dem Munde im un- 
paarigen Ambulacrum bei fig. 59 viel gedrängter stehen, als 


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l 
C. Echinidae symmetricae: Ananchiten. 591 


bei allen audern; fig. 53 hält dagegen zwischen beiden Ex- 
tremen eine Mitte. Dass aber noch Exemplare dabei sind, 
welche den Kalkschalenformen gleichen, zeigt der Mund 
fig. 56 eines Feuersteinkernes von Satow, woran man mit 
Hilfe der Kalkschalen leicht ganz dieselben Punkte findet. 

Vonden Gipfeln tab. 35 fig. 1. 2 liegen schon gute Zeich- 
nungen vor. Die beste gab Desor Synopsis 1858 pag. 330 
tab. 38 fig. 6 von Ananchytes ovata aus der weissen Kreide. 
Treu ist auch die Zeichnung des Apex eines kleinen Exem- 
plars von Surrey an der Themse im Hdb. Petref. 1852 tab. 
50 fig. 24, und schon bei Goldfuss Petref. Germ. tab. 44 kann 
man sehen, wie die vordern paarigen Augeuplatten in der 
Mitte zusammentreten, und die vier Eiertafeln in 2 + 2 tren- 
nen, was Lamarck mit ‚„‚vertice duplicato“ bezeichnete, obwohl 
es hier in ganz anderm Sinne zu nehmen ist, wie das vorzüg- 
liche Stück tab. 85 fig. 1 aus dem Senonien von St. Julien du 
Sault (Yonne) zeigt. Man kann daran die Nähte von jeder 
noch so kleinen Asscl mit Sicherheit unterscheiden. Die 
Madreporenplatte ist ungewöhnlich gross, die poröse Textur 
erstreckt sich aber nicht über die ganze Platte, sondern nur 
über deren Centrum. Die Augentafeln haben ihr besonderes 
markirtes Loch, was mit den zart endigenden Fühlerporen in 
gar keiner Verbindung steht, wie die Vergrösserung fig. 1. 
x des Gipfels vom hintern Ambulacralpaare zeigt. Auch die 
Seitenansicht gibt ein ganz vorzügliches Bild über das In- 
einandergreifen der Asseln: die breiten Felder zählen bis 
zum Unterrande 15—14 Täfelehen in jeder Reihe; die Am- 
bulacra haben etwa 3mal soviel, wovon freilich die grösste 
Zahl auf die gedrängten Poren des Oberendes kommt. 

Die Seitenansicht tab. 35 fig. 2 gehört dem Exemplare 
von Lemberg tab. 84 fig. 54. Entsprechend dem Umrisse der 
Krone sind hier die T’afeln im Verhältniss niedriger, dennoch 
sind die Poren am Gipfel der Ambulacra weniger gedrängt, 


592 C. Echinidae symmetricae: Ananchiten. 


Man zählt von oben bis zum Unterrande etwa 15—16 Tafeln 


in der Reihe der breiten und 32—33 in denen der schmalen 


Felder. Es mögen solche Stücke wohl vorzugsweise unter 
Echinocorytes ovatus Leske Additamenta pag. 114 tab. 43 
fig. 3, welchen die Encyclop. method. tab. 154 fig. 13 co- 
pirte, verstanden sein. Leske bezieht sich dabei nach dem 
Vorgange Kleins auf einen Echinites Niendorpiensis, welchen 
schon Jacobus a Melle (de lapidibus figuratis 1720 pag. 23 
tab. 4 fig. 1) in ähnlicher Gestalt abgebildet und beschrieben 
hatte „galeatus quoad formam et quoad materianı siliceus“. 
So klar auch hier die Asseln gezeichnet sein mögen, so darf man 
doch nicht zu viel den Umrissen vertrauen, sonst müsste man 
aus allen diesen Dingen besondere Species machen. Nament- 
lich zeigen sich die Unterschiede im Apex A, der entschieden 
kleiner bleibt als bei dem französischen, obgleich die Masse 
der Krone ‚bedeutend grösser ist. Auch die begränzenden 
Asseln, deren Umrisse untrüglich klar vorliegen, weichen 
wesentlich ab. Da entsteht dann immer die Frage, genügen 
solche Verschiedenheiten zur Begründung einer Species, oder 
nicht. 

An dem schon erwähnten Cidaris assulata pag. 587, 
dem sogenannten „Schindeldach“ von Klein, treten die Asseln 
beiderlei Felder in ein auffallendes Gleichgewicht. Und aller- 
dings kommen Formen vor, die sich dieser Darstellung ausser- 
ordentlich nähern, wie unsere tab. 85 fig. 5 aus der Kreide 
von Lüneburg zeigt, die ich daher gern mit der alten Benen- 
nung Ananchites assulatus bevorzugen möchte. Das ganze 
Wesen der Species hat etwas besonders Feines, ist gern ver- 
drückt, woran die auftallende Dünne d der Asseln < einen gros- 
sen Theil der Schuld trägt. Das ziemliche Gleichgewicht tritt 
besonders am untern Rande der Krone hervor, oben gegen 
den Gipfel werden allmählig mit der Zunahme der Poren 
die Asseln der Ambulacra wieder schmäler. Der Apex ist an 


u 


te‘ er 
> al} e . fi 


C. Echinidae symmetrieae: Amanchiten. 593 


unserm Stück zwar schwierig zu entziffern, aber was daran 
mit Bestimmtheit erkannt wird, deutet auf einen verhältniss- 
mässig kleinen Genitalapparat hin. Trotz aller dieser Unter- 
schiede haben die Lippen des Mundes m immer noch die 
Schlauchwärzchen in ihrer bestimmten Stellung, blos dass 
jederseits die äusserste Schlauchwarze etwas weiter absteht 
als bei den dickschaligen. Denn alles, was von andern Wärz- 
chen dazwischen und dahinter auftritt, unterscheidet sich we- 
sentlich mit einem durchbohrten und gestrahlten Gelenkköpf- 
chen. Die Löcher der grössern Ambulacralasseln sind auf 
der äussern Seite kaum wahrzunehmen, auf der Innenseite ? 
zeigen sie sich zwar deutlicher, aber immer noch fein 
genug, um keine Verwechslung mit den diekschaligen 
tab. 85 fig. 4 zuzulassen. Dieses Bruchstück stammt aus der 
Weissen Kreide von Surrey von einem etwas kleinern Exem- 
plar als fig. 3, und ist trotzdem um so vieles dicker, wie die 
Ansicht von der Naht d zeigt, dabei werden die Löcher 
auf der Innenseite ö viel grösser, dicker und getrennter, als 
auf der Aussenseite a, was zugleich ein Licht auf die Feuer- 
steinkerne wirft. Agassiz (Desor Synopsis 332) wollte sogar 
aus solchen dicken Schalen eine besondere Species crassissima 
machen. Die Exemplare von \ 

Meudon bei Paris tab. 85 fig. 5 sind innen häufig mit 
weicher Kreide erfüllt, die man leicht putzen und so von der 
Innenseite eine klare Vorstellung bekommen kann. Die ganze 
Innenfläche der Basis ist grubig: eine Hauptgrube liegt vor 
dem länglichen After a; eine zweite vor und eine flächere ver- 
tiefte Wölbung hinter dem Mundrande m. In letzterer zeichnen 
sich die 8 Löcher der Lippe durch besonders feine Gruben 
aus; dahinter werden dieselben plötzlich grösser, aber die dop- 
pelte Durchbohrung im Grunde kann man nur bei äusserst sorg- 
fältiger Untersuchung wahrnehnien. Erst wo es nach hinten 
hinaufgeht, werden die Doppellöcher auch innen sehr klar, 


Quenstedt, Echinod. 38 


5994 C, Echinidae symmetricae: Ananchiten, 


und treten weit auseinander, wie in fig. 4 bereits gezeigt 
wurde. Gerade dieses schnelle Grosswerden aller Poren der 
fünf Ambulacra im einiger Entfernung vom Mundrande be- 
weist, dass jene äussern Schlauchwärzchen auch auf die Innen- 
seite nicht ohne Einwirkung blieben, und dass sie eine bestimmte 
Function hatten. Ja man kann hier innen die Unterschiede 
nach der Grösse der Grübchen ebenso sicher erkennen, als 
aussen nach den blasenförmigen Schlauchwärzchen. Oben 
innen unter dem Apex fig. 5. z finden sich Reste einer Lämelle, 
welche sich häufig noch auf Feuersteinkernen (tab. 85 fig. 6 
von Satow bei Kröplin) durch Eindrücke zu erkennen geben, 
wie das schon d’Orbigny (Pal&ont. Franc. terr. eret. tab. 806 
fig. 1) gut darstellte. Nicht selten endigen daran die Poren- 
gänge mit Buckeln, welche sich auf der Schale als Ver- 
tiefungen am Rande jener Lamelle zu erkennen geben. Eine 
besondere Eigenthümlichkeit bilden noch die 

Wurmröhren tab. 85 fig. 7. 8, welche besonders den 
Gipfel angriffen, und dann eine Erkennung der Apicical- 
platten sehr erschweren oder gar unkenntlich machen. Zu- 
weilen bilden sie nur feine Nadelstiche, wie fig. 5. x, die man 
ja nicht mit Fühlerporen verwechseln darf. Gewöhnlich aber 
sind sie so gross, dass ein mässiges Pulverkorn darin Platz 
hat, und dringen nicht tief ein. Sowie das [hier davon ge- 
fährdet wurde, so setzte es auf der Innenseite der Schale 
Schwielen ab fig. 5. y, die zitzenförmig hervorragen. So stark 
zerfressen, wie fig. 5, sind sie zwar selten, aber in solchen 
Fällen konnte eine ganze Schicht abgeknabbert werden. Einige 
sind übrigens dabei, welche Längskanäle (k fig. 5) bilden, 
und dann an Holzwürmer erinnern. Doch an Insectenlarven 
kann wohl nicht gut gedacht werden. Wahrscheinlich sind 
es Anneliden. Wenn die Zahl der Löcher beschränkt ist, 
wie fig. 7 von einem grossen Ananchites ovatus aus Rügen, 
so kann man bei einiger Uebung noch das ganze Tafelskelet 


C. Echinidae synımetrieae: Ananchites papillosus. 595 


herausbriugen, sogar die Augen- un. Genitallöcher unterschei- 
den. Schon Hagenow (Bronns Neues Jahrb. 1840 pag. 670) 
hat auf ähnliche Wurmröhren der Kreide-Belemniten aufmerk- 
sam gemacht und sie Talpina genannt. Vioa Michelini hiess 
Terquem (M&m. Soc. geol. de France 1855 2 ser. V.2 pag. 334) 
Reihenlöcher auf Liasmuscheln Jura tab. 4 fig. 2. Zerstreut 
liegen sie dagegen wieder auf den dicken Schalen des Ceri- 
thium giganteum, welche Herr Prof. Fraas (Württ. Jahresh. 
1867 pag. 293) auch in Aegypten wieder fand, und Vioa 
Cerithii nannte. Jetzt hätten wir dann eine Vioa Ananchitis. 

Der Species gibt es zwar sehr viele, aber wegen der 
Uebergänge wird man nicht recht gestimmt, sie fest ausein- 
ander zu halten. Man thut daher wohl, sich den alten Namen 
so gut als möglich anzupassen. Jedenfalls ist der Ernst, mit 
welchem d’Orbigny Terr. Cret. VI. 62 unter Echinocorys vul- 
garis alles zusammenwirft, was von grossen Formen in der 
Kreide lebte, nicht der Sache angemessen, so lange man 
nicht weiss, was überhaupt Species sei. Nur einer fand aus- 
serdem noch Anerkennung, der kleine 

Galeola papillosa tab. 85 fig. 13 Klein Nat. disp. Echi- ' 
noderm. 1734 pag. 28 tab. 16 fig. ©. D. Lamarck An. sans 
vertebr. III pag. 27 ceitirte ihn für seinen Ananchytes semi- 
globus, welcher nicht selten im Kiese der Mark als hartes 
Feuersteingeschiebe liegt. Was von diesen kleinen jung oder 
nicht jung sein möge, vermag ich nicht zu entwirren. Der 
Name „warzig“ spielt auf die grossen Fühlerlöcher hin, welche 
in Folge von Verwitterung auf allen Steinkernen mehr oder 
weniger gross vorkommen können. Leske Additamenta pag. 
119 fasste daher schon alle diese kleinen unter Echinocorytes 
minor zusammen. Sie haben alle die ungefurchte Herzform, 
und hinten im Afterfelde den markirten Kiel. Daher wurde 
dann auch sogar der jurassische Spatangus carinatus pag. 559 
noch Galeola laevis genannt, während der feinere undosa 

38* 


596 C. Echinidae symm.: Ananchites modieus. 


Klein tab. 17 fig. a. b nur von den zufälligen Rippen, die man 
öfter auf der Naht zwischen den schmalen und breiten Fel- 
dern an Steinkernen findet, seinen Namen erhielt. Unsere 
tab. SD fig. 9 ein Steinkern von Satow in Mecklenburg, 
gleicht ihm sehr. Hier könnten vielleicht auch die Schalen von 
Ananchites corculum Goldfuss Petref. Germ. pag. 147 tab. 45 
fig. 2 aus dem Pläner von Coesfeld hingehören. Sie haben 
zwar weniger Asseln, allein daran mag die geringe Grösse 
mit schuld sein, und am Oberende der Ambulacra dürfte Gold- 
fuss entschieden zu wenige Poren angeben. Zwar sollen die Po- 
renpaare mehr am Unterrande auftreten, doch würde ich darauf 
kein sonderliches Gewicht legen. Der kleine Steinkern tab. 85 
fig. 12 von Mecklenburg hatzwar auf der Mundseite auffallend 
geschwollene Asseln, etwa wie Ananchytes suleatus Goldfuss 
tab. 45 fig. 1, aber ihn so ohne Weiteres für einen jungen 
dieser Species zu erklären bleibt immerhin misslich. Die 
Mannigfaltigkeit der Grösse finden wir besonders unter den 
norddeutschen Feuersteinkernen, die als Geschiebe im Dilu- 
vium liegen. Unter vielen greife ich einen mittelgrossen A. 
modicus tab. 85 fig. 14 von Mecklenburg heraus, welcher mit 
der Eneyel. method. tab. 154 fig. 14. 15 merkwürdig über- 
einstimmt. Er ist zwar höher und spitzer als minor, zählt 
auch mehr Asseln, doch weiss man die Grenze nicht zu ziehen. 
Der Apex ist im Verhältniss kurz, zeigt aber immer noch den 
charakteristischen Lappen, welcher auf einen Steinkanal hin- 
deutet und nach hinten mit dem Kiele zusammenfliesst, der 
sich besonders stark über dem After entwickelt. Die Löcher 
der Fühlerporen verrathen sich durch kleine Pusteln,' ent- 
sprechend den Vertiefungen auf der Innenseite der Schale. 
Durch Verwitterung entstehen jedoch nicht selten grosse 
Löcher, wie wir das auch bei ihren Begleitern dem Galerites 
vulgaris pag. 398 sahen. Zuweilen mag wohl die Art, wie 
sich die Löcher bei der Verwitterung verhalten, ein Finger- 


C. Echinidae symmetricae:. Ananchites sulcatus. 597 


zeig für speeifische Verschiedenheit sein, namentlich wenn 
es sich um örtliche Erfunde handelt, wo dieselben Ursachen 
andere Wirkungen hervorbrachten, allein es muss dabei grosse 
Vorsicht angewendet werden. So hat schon Klein (Natur. 
dispos. Echinod. 1734 pag. 27 tab. 16 fig. A. 5) Feuerstein- 
kerne einer Gälea taeneis variolatis abgebildet, die wegen 
ihrer bedeutenden Löcher von Leske (Additam. 1778 pag. 116) 
und Lamarck (An. sans. vertebr. III pag. 25) pustulosus 
genannt wurde. Auch die Encyel. meth. tab. 154 fig. 16. 17 
copirte das Stück. Allerdings kommen öfter Steinkerne vor, 
die zu den majores gehören, woran diese blätterartigen Ringe 
mit einem Hügel in der Mitte in hohem Grade auffallen, wie 
das Stück Unterfeld tab. 35 fig. 15 von einem 85 mm grossen 
Steinkerne aus der Lüneburger Haide uns zeigt. Es werden 
jetzt freilich solche Dinge einfach zum Ananchites ovatus ge- 
worfen. Indessen ohne beson.dere Bedeutung sind solche Merk- 
male doch nicht, wenn es auch schwer halten mag, sie an be- 
sondere Formen zu knüpfen. 

Ananchites suleatus tab. 55 fig. 10 Goldf. Petref. Germ. 
tab. 45 fig. 1 mit Kalkschale von Satow in Mecklenburg, dessen 
Inneres voll graueu sandförmigen Kreidemergels steckt. Das 
eiförmige Exemplar ist stark niedergedrückt, und die Asseln 
sind etwas geschwollen, so dass die Nähte vertiefte Linien bil- 
den, wenn schon minder deutlich, als beim kegelförmigen 
tubereulatus aus der Oberitalienischen Scaglia. Die Goldfuss’- 
schen Stücke stammen aus der Kreide von Mastricht und 
Aachen. Namentlich stimmt damit auch die mässige Entfer- 
nung; derGenitallöcher am Scheitel 4. Die Schlauchporen um 
den Mund m gleichen im Allgemeinen den andern, doch ver- 
misse ich hinter der Lippe jederseits das vierte Loch, was 
sonst so constant aufzutreten pflegt. Der mediane Kiel hinten 
im Afterfelde schr wenig ausgeprägt. Dr. Schlüter (Neues 


Jahrb. 1870 pag. 930) erwähnt ihn ausdrücklich in den jüng- 


598 €. Echinidae symmetricae: Ananchites striatus, acuminatus. 


sten Schwedischen Kreideschichten, im Saltholmskalk, der den 
Faxöekalk noch überlagert. ÜCbarakteristische Exemplare 
sind immerhin selten, da die Pal&ont. france. terr. erdt. tab. 309 
uns Copien von Goldfuss gab. 

Ananchites striatus tab. 85 fig. 11 von Rügen Lamarck 
An. sans vertebr. 1316 Ill. pag. 25. Walch (Naturg. Verst. 
1765 II. 1 tab. E. I. «a fig. 4 pag. 179) bildete zuerst ein 
Exemplar aus der Kreide von England ab, und machteschon auf 
die eigenthümliche Streifung aufmerksam, welche sich über 
die Mitte sämmtlicher Asselreihen fortzieht. Trotzdem dass 
er bemerkte, diese Streifen seien in seiner Zeichnung „zu 
stark und zu sichtbar vorgestellt worden“, so copirte sie doch 
Leske Additam. pag. 112 tab. 42 fig. 4 wieder genau, be- 
merkte aber schon, dass es von Echinocorys scutatus „varie- 
tas forte, ninova species* sei. Lamarck bezog sich auf 
Exemplare aus der Picardie, die in der Encyelop. möth. tab. 
154 fig. 11. 12 in ziemlich schlechten Figuren abgebildet 
sind. Goldfuss (Petref. Germ. tab. 44 fig. 3 pag. 146) bildete 
grosse Exemplare davon ab, die weniger in die Länge ge- 
zogen sind, als der eigentliche ovatus. Unsere Figur gehört 
zu den kleinen, zeichnet sich aber doch durch sehr deutliche 
Streifen vor vielen aus. Der Kiel hinten tritt stark hervor, 
und der Mund m auffallend rund. Merkwürdigerweise steht 
unter der Lippe das vierte Schlauchwärzchen sehr weit ab, so 
dass eigentlich nur drei vorhanden sind. Allein das scheint 
zufällig zu sein, denn bei grössern englischen Stücken zähle 
ich vier. Kann man diese kleinen Verschiedenheiten auch 
nicht für Kriterien guter Species erklären, so nehme ich, da 
die Namen nun einmal für eine bestimmte Sache da sind, sie 
für Varietäten doch gern auf. 

Ananchites aeuminatus tab. 85 fig. 19 nannte ich schon 
im Handb. Petref. 1355 pag. 591 eine mittelgrosse Form aus 
dem Pläner von Neinstedt am Unterharze, die, mit spitzem 


N 


C. Echinidae symmetrieae: Ananchitese acuminatus. 599 


Scheitel versehen, nur wenig in die Länge wächst. Schon die 
Nähe der vier Genitallöcher im Apex A deutet auf etwas Be- 
sonderes hin. Die Kante im Afterfeld tritt ganz ungewöhn- 
lich hervor, und da das Afterloch « so schmal ist, wie man es 
kaum irgend bei andern findet, so meint man, dass ein Seiten- , 
druck darauf eingewirkt haben. müsse. Dennoch blieb die 
dicke Schale an diesem Theile ganz vortrefflich erhalten. Da- 
gegen ist vorn die tiefe Lage des Mundes durch eine freilich 
auch nur wenig bemerkbare Quetschung bedingt. Die Schale 
verengt sich nach unten, was ein auffallend bauchiges An- 
sehen erzeugt. Noch stärker bauchig und spitz wird die Hin- 
teransicht eines Exemplars tab. SD fig. 1D von Rügen, welches 
zwar etwas mehr in die Länge gezogen ist, aber in der Spitze 
ähnlich gipfelt, und hier etwas durch Kalk verdickt zu sein 
scheint. Auch hier stehen die vier Genitallöcher im Apex A 
wieder nahe beisammen, und namentlich zeigt auch der Ver- 
lauf der Spitzen von den Fühlergängen, dass sie von dem ge- 
wöhnlichen ovatus ganz wesentlich abweichen. Der Mund 
m ist im Verhältniss viel breiter, als bei dem Neinstedter, auch 
fehlt dem Afterfelde die Kante. Doch darf man nicht wohl auf 
alle diese Verschiedenheiten ein zu grosses Gewicht legen. 
Hagenow (Bronns N, Jahrb. 1340 pag. 653) beschreibt von 
Rügen einen A. perconieus, der denselben scharfen Gipfel hat, 
die Tafeln der Fühlergänge sollen gegen die Basis hin eben so 
breit als dieder grossen Felder, und alle Täfelchen gewölbt sein. 
Solche gewölbte Asseln fehlen zwar meinem Exemplar, allein 
sie kommen bei Steinkernen tab. 35 fig. 16 von Lüneburg 
vor, woran die Wölbung der Asseln b in hohem Grade auffällt. 
Es ist das Gipfelstück a von einem grossen Exemplar, woran 
noch aus dem Steinkerne auf den sehr gedrängten Eierapparat 
geschlossen werden kann. Dasselbe gilt für einen schönen 
Feuersteinkern tab. 35 fig. 17 von Satow in Mecklenburg. 
Die Fühlergänge bilden hieran weisse Bänder, worauf die 


600 €. Eehinidae symmetrieac: Ananchites acuminatus, ovatus. 


Poren ausserordentlich deutlich hervortreten. Der Gipfel der 
zwei hintern Fühlergänge ist zwar ein wenig verletzt, allen 
trotzdem leicht zu ergänzen, so dass die Kleinheit des Eier- 
apparats ganz besonders auffällt. Denn das Stück hat eine 
Länge von 75 mm, Breite 60 mm, Höhe zwar nur 28 mm, 
allein an letzterer ist wahrscheinlich ein Druck von unten 
Schuld, der die Schale traf, noch ehe der Steinkern sich ge- 
bildet hatte, der aus dem feinsten dunkelfarbigen Feuerstein 
besteht. Die Porenstrassen endigen oben mit einem deutlichen 
Buckel, welcher auf die Gruben hindeutet, worin die Augen- 
löcher unter dem Steinkanale liegen. Wenn es an solchen zum 
Theil handgreiflichen Merkmalen fehlt, so stelle ich sie ohne 
darauf besonderes Gewicht zu legen zum 

Ananchites ovatus Leske Additamenta pag. 114 tab. 53 
fig. 3, weil Lamarck damit die Beschreibung seines Ge- 
schlechtes beginnt. Beide verstanden darunter hauptsächlich 
graue Exemplare mit deutlichen Asselumrissen, wozu tab. 
84 fig. 53 und tab. 85 fig. 2 gehört. Ausdrücklich wurden 
davon die Schalen der weissen Kreide unterschieden, von 
denen schon Klein (Nat. disp. Echinod. 1734 pag 27 tab. 15) 
ein grosses Exemplar gut abbildete, und die deutlichen Tafeln 
des Apex mit einem Schilde (vertice scutato) verglich, so 
dass Leske Additam. 111 es Echinocorys scutatus, Lamarck 
dagegen gibba nannte, und Letzterer bei diesem allein „ver- 
tice duplicato* hinzusetzte, da hier die vordern Genitallöcher 
von den hintern allerdings am weitesten sich entfernen tab. 85 
fig. 6. Schloenbach (Bronn’s Jahrb. 1369 pag. 821) wollte den 
gibba hauptsächlich auf die tiefere Quadratenkreide beschrän- 
ken, und darunter die hochgewölbten kurzeylindrischen Stücke 
verstehen. Grösser als unser Kreis Ä, einem Geschiebe der 
Ostsee zu Diedrichshagen bei Warnemünde in Mecklenburg 
angehörig, dürften sie nicht leicht gefunden werden. Doch 
scheint dieser mehr zu den runden zu gehören, obwohl auch 


nn. 


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/ 


C. Eehinidae symmetricae: Ananchites ovatus, tubereulatus. 601 


unter den Feuersteinkernen auffallend längliche vorkommen, 
wie sie bereits Plott, und nach ihm Lister (Histor. anim. Angl. 
1678 pag. 225 tab. 7 fig. 30) abbildete. Luidius (Lithophyl. 
Brit. Ichnogr. 1699 pag. 46 fig. 951) nannte die verkalkten 
von Gravesend wegen ihrer Häufigkeit Echinites galeatus 
vulgaris. Daher entlehnte Breynius Schediasma 1732 den 
Namen Echinocorys vulgaris, welche wenfg bezeichnende 
Benennung Orbigny (Pal&ont. france. terr. er&t. VI. 62) wie- 
der hervorzog. Ich will nur auf einen Unterschied an 
Exemplaren tab. 85 fig. 20. 21 von Lüneburg aufmerksam 
machen: beide sind gleich gross, haben einen eiförmigen 
Umriss, aber an fig. 20 steht der kleinere Mund entschieden 
weiter vom Vorderrande zurück, als bei fig. 21 der grössere. 
Freilich fehlt es nicht an vermittelnden Uebergängen, aber die 
Extreme unterscheiden sich doch sehr bestimm&. Uebrigens 
darf man nicht übersehen, wie sicher bei allen die Schlauch- 
warzen um den Mund sich wiederholen. 

Echinocorytes quaterradiatus nannte Leske Additam. 
pag. 119 tab. 54 fig. 1 einen von Melle (de lapid. figurat. 
Lubecens. 1720 pag. 23 tab. 2 fig. 7) copirten mittelgrossen 
Feuersteinkern, den auch die Eneyclop. method. tab. 155 fig. 1 
aufnahm. Melle nannte ihn nach seinem Fundorte Echinites 
Niendorpiensis. Es scheint vorn die Spatangenfurche hinab- 
zugehen, dann hätten die vier widernatürlich gezeichneten 
Fühlergänge nichts Auffallendes. 

Ananchites tubereulatus tab. SD fig. 22—26 Detfrance 
Diet. Se. nat. 1316 Bd. 2 Suppl. pag. 41 gab diesen Namen 
einer Form unbekannten Fundorts, deren „sommet est fort 
eleve* und deren „pierres bombees vers le milieu“. Bronn 
(Index palaeontologicus 1848 pag. 71) hielt sie mit suleatus 
pag. 597 gleich. Doch ist nach Deutung von Agassiz und d’Or- 
bigay Teerr. eret. VI. pag.67 wahrscheinlicher, dass schon diese 
merkwürdige Species gemeint sei, welche in der zur weissen 


© 


602 C. Echinidae symmetrieae: Ananchites tubereulatus, 


Kreide gehörigen Scaglia von Oberitalien ausserordentlich 
häufig vorkommt, und darnach schon in vielen alten Samm- 
lungen längst verbreitet war. Desor (Synopsis des Echin. 
foss. 1558 tab. 39 fig. 10) erhob sie sogar zu einem besondern 
(eschlechte Stenonia, zu Ehren des berühmten Dänen Niko- 
laus Steno in Florenz. Allein wesentliche Unterschiede finden 
sich kaum: dem es fehlt ihm vorn die Furche, und an dem 
lippenlosen Mund treten die Schlauchwarzen in gleicher 
Weise hervor, wie bei ächten Ananchiten. Nur der Eier- 
apparat im Scheitel fig. 22. A ist weniger in die Länge gezo- 
gen, weil das vordere Paar der Augentafeln sich nicht mehr 
in der Mitte berührt und die Genitallöcher auseinander hält, 
wie das H. Desor schon gut erkannte, während die Zeichnung 
von d’Orbigny Terr. eret. tab. S07 fig. 1 in dieser Beziehung 
unnatürlich austel. Freilich hält es sehr schwer, sich davon 
zu überzeugen. Indess durch starkes Aetzen mit Salzsäure 
treten zwischen den dicken Asseln die Grenzen, wenn auch 
undeutlich, hervor. Der Gipfel, worauf die Eiertafeln liegen, 
ist nicht blos abgestumpft, sondern meist sogar etwas vertieft. 
Die Löcher haben etwas Eigenes, und sind nach unten hin 
schwer zu finden, oben dagegen deutlich, convergiren aber 
mehr nach oben, obwohl etwas Unstetes daran auffällt. Die 
beiden Löcher eines Paares bilden einen nach oben gekehrten 
Winkel. Afterloch rund, und darüber erhebt sich das Feld 
mit deutlichem Kiel. 

Tab. 85 fig. 22 ist verkieselt, von mittlerer Grösse, 
und stammt aus alten Sammlungen, aber wie der rothe homo- 
gene Kalk daran zeigt ist es wahrscheinlich aus dem Vicentini” 
schen. Fig. 23 stellt ein Stück der Unterseite eines Grossen 
von Chiampo bei Monteechio maggiore dar, um die Ueber- 
einstimmung der Schlauchwarzen mit denen von Ananchiten 
zu zeigen. Wenn auch kleine Abweichungen vorkommen, 
und in den harten homogenen Kalkplatten die Organe gelit- 


C. Echinidae symmetrieae: Oolaster. Spatangns. 603 


ten haben, so stehen doch die Löcher um den Mundrand viel 
näher, als weiter nach aussen hin, selbst die Zahl der Schlauch- 
wärzchen scheint öfter noch zu stimmen. Man sieht daraus, 
wie falsch d’Orbigny (Pal&ont. france. terr. eretac. VI. tab. 807 
fig. 2) die Sache auffasste, trotz der herrlichen Deutlichkeit 
der Figur. Fig. 25 zeigt den Apex A mit herausgefallenen 
Tafeln, woraus entschieden hervorgeht, dass der Apparat viel 
kürzer ist, als bei den eigentlichen Ananchiten. 

Die Ungleichheit der Fühlerporenasseln tritt in dem 
Stück fig. 24 sehr bestimmt hervor. Nicht blos werden die 
Asseln mit der Zahl der Porenpaare plötzlich viel kleiner, 
sondern auch die grössern unten sind eigenthümlich in einan- 
der verschränkt, wodurch die Formen gleichsam Leben be- 
kommen während die Zeichnungen in den Büchern meist 
nach einem todten Schema verfertigt zu werden pflegen. Sehr 
schwer hält es unter andern auch, die Löcher auf den untern 
grossen Asseln wahrzunehmen, auch mögen sie nicht immer 
zu finden sein. Fig. 26 habe ich die 5 Augen- und 4 Eier- 
löcher eines kleinen Individuums abgebildet. 

Den Ananchiten sehr nahe scheint Oolaster Mattseeensis 
Laube Neues Jahrb. 1869 pag. 451 tab. 6 fig. 1—3 aus dem 
Eocen von Mattsee inOberöstreich zu stehen. Eiförmig, ohne 
Stirnfurche, länglichem Apex, unterständigem After, scheint 
sie alle wesentlichen Merkmale noch mit dem Kreidege- 
schlecht zu besitzen. 


3. Spatangus. 


Liefert den jüngsten und letzten 'T'ypus. Die Herzform 
ist durch eine-starke Verjüngung nach hinten, und eine mar- 
kirte Stirnfurche ausgedrückt, worin der unpaare Fühlergang 
liegt, der sich durch die Verschiedenheit seiner Löcher öfter 
wesentlich von den paarigen Ambulakren unterscheidet. Das 
Afterloch liegt nicht mehr unten, sondern an dem abge- 


604 C. Echinidie symm.: Spatangus. Faseciolen, 


stumpften Hinterende meist ansehnlich nach oben gerückt. 
Der Mund auf der Unterseite des Vorderrandes ist gern durch 
eine vorspringende Lippe ausgezeichnet, „ad hauriendam 
aquam, arenamqne accommodata.* Die Fühlerporen liegen 
meist in Furchen, welche auf dem Scheitel kurze ungleiche 
Blumenblätter erzeugen, die am Umterende schnell ab- 
brechen. Erst um den Mund stellen sich Schlauchwärzehen 
mit Löchern, wie bei Ananchiten, ein, allein sie sind zwischen 
den grössern Stachelwärzchen häufig viel schlechter zu er- 
kennen. Nur die Hügelporen pag. 553 neben dem Afterfelde 
am Hinterrande der hintern paarigen Ambulakren machen 
sich nicht selten sehr deutlich bemerkbar. ImSeheitel gehört 
die Madreporenplatte stets dem vordern Bierloch rechts an. 
Das fünfte Eierloch im Afterfelde fehlt immer. Gewöhnlich 
stossen die Platten der vier Genitallöcher in der Mitte zu- 
sammen; nur ausnahmsweise werden sie durch die vordern 
paarigen Augentafeln von einander getrennt, was schon aus der 
länglichen Lage erschlossen werden kann. Hier werlen nun 
öfter jene merkwürdigen Binden (Fasciolae pag. 23) bemerkt, 
welche zwischen den Stachelwarzen sich als schmale, dicht von 
ganz kleinen Trabanten besetzen Wege bemerklich machen, 
die man freilich bei fossilen Formen gar leicht übersieht. Ge-. 
wöhnlich bilden sie einen geschlossenen Ring an bestimmten 
Stellen der Schale. Agassiz nannte sie f. peripetale, wenn sie 
einen Ring auf dem Scheitel um die Spitzen der Fühler- 
blätter bilden, wie beidem kleinen Spatangus Bufo (Hemiaster); 
bei der f. marginal rückt der Kreis von den Blattspitzen weg 
hart an den Rand der Schale, wo sich die Basis von der 
Wölbung scheidet, und läuft anter dem After und vor. dem 
Munde weg, wie bei dem zierlichen Ananchites pillula 
(Offaster), der sich dadurch als ein Spatangus erweist; f. 
sous-anal finlet sich vortreflich -bei dem in der Weissen 
Kreide so gewöhnlichen Spatangus coranguinum (Micra- 


C, Echinidae symmetrieae: Spatangen Fasciolen. 605 


ster), wo er unter dem After ein querlängliches Rechteck 
bildet, das die Hügelporen umschliesst; Alex. Agassiz unter- 
scheidet auch eine „anal fasciole“, welche mehr oder 
weniger den Afterkreis umrandet; am verwickeltsten ist die 
f. lateral, wie wir sie bei dem lebenden Spatangus atropos 
(Schizaster) finden. ‚Sie geht von der vordern seitlichen Ecke 
der p£ripdtale ab, und schliesst sich hinten unter dem Afterloch. 
Der Kreis, worin der After liegt, wird also vorn vom p£ripe- 
tale noch begrenzt. Gewöhnlich ist nur einer von den drei 
erstgenannten vorhanden, doch kommen, namentlich bei le- 
benden auch Fälle vor, wie bei Brissus, wo ein pripetale und 
sous-anal vollkommen ausgebildet auftreten. Beim Subgenus 
Breynia und Verwandten kommt sogar noch eine dritte 
f. interne vor, welche blos den Apex mehr oder weniger ein- 
schliesst. Für die Bestimmung lebender Spatangen ist das 
Merkmal ganz vorzüglich, wie überhaupt, zumal in warmen 
Meeren, die Mannigfaltigkeit eine viel grössere ist, als bei den 
fossilen Species. 

Schon Klein (Nat. dispos. Echinod. 17354 pag. 33) ver- 
theilte sie unter die zwei Aristotelischen Namen, Spatangos 
und Brissos, unter jenen die herzförmigen (corda marina) mit 
Stirnfurche, unter diesen die eiförmigen (ova marina) ohne 
Stirnfurche verstehend. Jedes zerfiel dann wieder in zwei 
Theile: Spatangus mit emgesenkten Fühlergängen (sulcos in 
vertice) und Spatangoides ohne diese sulci, wie Spatangus 
radiatus von Mastricht zeigt; Brissus mit eingesenkten 
und Brissoides ohne eingesenkte Ambulacra. Lamarck hielt 
diese Unterscheidungen nicht aufrecht, während man in 
unsern Zeiten bis ins Kleinlichste spaltet, so dass es hier 
noch am allerschwierigsten wird, sich glücklich durch zu 
finden. 

Mittelstufen bilden besonders diejenigen, welche ohne 
Stirnfurche und ambulacrale Einsenkungen noch an den Ha- 


506 ©. Echinidae symmetrieae: Ananchites pillula. 


bitus der Ananchiten, namentlich auch durch ihre langgezo- 
genen Apex erinnern. Vor allem steht hier der kleine 
Ananchites pillula tab. 85 fig. 27 aus der Weissen 
Kreide von Lüneburg oben an. Lamarck An. sans vert£br. II 
pag. 27 eitirt zwar keine Abbildung, und es ist daher nicht zu 
verwundern, wenn F. A. Römer (Verst. Nordd. Kreidegeb. 
1541 pag. 35 tab. 6 fig. 18) die Formen aus dem untern 
Kreidemergel von Ilseburg am ÖOberharze unter anderm 
Namen Ananchites analis beschrieb. Aber Agassiz (Cat. rais. 
pag. 155) scheint ganz Recht zu haben, wenn er beide ver- 
einigte, und zum Holaster stellte. Es fehlt ihm zwar die 
Furche, denn kaum bemerkt man vor dem Mundloche eine 
flache Ausbuchtung, allein der After rückt an der Hinterseite 
hoch hinauf, darunter steht eine flache Ausmuldung, darüber 
ein deutlicher Kiel. Die Fläche hinter dem runden lippen- 
losen Munde wölbt sich flach hinaus. Uebrigens erinnert der 
ganze Habitus auffallend an ächte Kreide-Ananchiten, nament- 
lich auch bezüglich der verhältnissmässig grossen Asseln in 
den Ambulakren, was bis zum Gipfel hin eine geringe Anzahl 
von Poren bedingt. Den Apex zu entwirren hält zwar 
schwer, doch folgt schon aus den m einem langen schmalen 
Trapez gestellten Löchern, dass das vordere Paar von dem 
hintern durch die Augenplatten, wie beim Ananchites ovatus, 
vollständig getrennt wird. Trotz aller Ananchiten- und Hola- 
ster-Aehnlichkeit darf die marginale Fasciole nicht über- 
sehen werden, die zwar schmal, aber am Rande bei f 
hinten seitlich und vorn deutlich hervortritt. Edw. Forbes 
(Annals nat. hist. 1850 2 ser. VI. 442) gründete darauf sein 
Geschlecht Cardiaster und d’Orbigny (Paleont. france. terr. 
eret. VI. 123) folgte ihm hierin, Desor (Synopsis 1358 p. 335) 
unterschied dagegen von den herzförmigen Spatangenartigen 
diese elliptisch Ananchitenförmigen als Offaster (offa Klös- 
chen). Ob die Basis convex oder flach sei, darauf legt d’Or- 


C. Echinidae symmetrieae: Ananchites pillula. Holaster. 607 


bigny ein grosses Gewicht, obwohl beide in einander über- 
gehen, und da Lamarck für seinen pillula einen „subtus con- 
vexiuscula“ in Anspruch nimmt, so wird von d’Orbigny diesem 
“ Cardiaster pillula der flachbasige Holaster Senonensis Paleont. 
france. terr. erdt. tab. 822 aus der Weissen Kreide entgegen- 
gesetzt, für welchen Desor Synopsis pag. 334 den schon von 
Deshayes gebrauchten Namen Offaster rostratus bevorzugt. 
Mein Exemplar tab. 85 fig. 28 stammt von Meudon bei Paris ; 
allerdings ist daran die Fasciole sehr undeutlich, doch fehlt sie 
nicht ganz, namentlich spricht sich das Vorhandensein durch ein 
schwach erhabenes Bändchen aus. Man wird bei solchen klein- 
lichen Unterscheidungen niemals zu einer festen Grundlage 
kommen, denn auch das stetige Einschieben neuer Geschlechts- 
namen darfman doch nicht zu weit treiben. Beispielweise erin- 
nere ich nur noch an einen dritten Holaster inflatus d’Orbigny 
terr. er&tac. tab. 814 fig. 1—5 und tab. 903 aus dem Gault vom 
Senegal und Cap Vert in Africa. Die kleinen Formen be- 
halten mit genanntem pillula noch viele Aehnlichkeit, Desor 
stellte sie daher zu seinem neuereirten Offaster, allem da der 
Apex nicht „allong&“* sondern „eompact“ ist; und vorne jede 
Spur einer Furche fehlt, so hat man schon wieder Lust, ihn zu 
trennen, so dass aus drei so älmlichen Speeies gleich drei 
Geschlechter erwachsen würden. 

Holaster (os ganz) stellte Agassız (Mdm. Soc. se. nat. 
Neuchatel 1835 I pag. 183) dem Disaster pag. 557 gegen- 
über: „ambulacres convergeant uniform@ment vers un point 
du sommet.* Anfangs war Toxaster mit kurzem Apex noch 
dabei, später (Cat. rais. pag. 132) wurde auf den „sommet 
disjoint“ das gebührende Gewicht gelegt, wodurch sie trotz 
ihrer Herzform in vieler Beziehung noch mit Ananchiten Ver- 
wandtschaft behalten. Namentlich senken sich die paarigen 
Ambulacra nicht in die Schale, sondern bleiben oberflächlich 
„a fleur du test.“ Auch hier, wie bei pillula, wiederholt sich 


608 C. Echinidae symmetricae: llolaster subglobosus. 


der Unterschied obne oder mit randlicher Fasciole: letztere 
schied Forbes pag. 606 als Cardiaster davon ab. Dazu kommt 
nun noch der altbekannte Spatangus radiatus von Mastricht 
und der sonderbar gegipfelte Infulaster. Will man sich in das 
Spiel der Merkmale hineinfinden, so muss man die einzel- 
nen Species ins Auge fassen, unbekümmert um die geschlecht- 
lichen Spaltungen. Denn gerade die Hauptitypen darunter ge- 
hören zu den ältesten bekannten. 

Spatangus subgiobosus tab. 55 fig. 29— 33 Leske 
Additamenta pag. 176 tab. 54 fig. 2. 3, Leitmuschel der Chlo- 
ritischen Kreide von Chardstock. Eneyel. method. tab. 157 
fig. 7.8 ist nur eineCopie. DaLamarck An. sans. vertebr. III 
pag. 35 beide eitirt, so sollte man meinen, dass er dieselbe 
Species vor sich gehabt habe, aber der Zusatz „fossile de 
Grignon, pres Versailles“ hat auf den Periaster subglobosus 
geführt. Ein länglicher Apex, flachliegende Fühlergänge, 
hinterständiger ovaler After, lippenloser Mund, der aber auf 
schiefer Ebene liegt, was gleichsam den Uebergang zu den 
Spatangen mit Unterlippe bildet, sind die hervorstechenden 
Kennzeichen. Gewöhnlich haben die Stücke. ein nacktes An- 
sehen, denn die Schale so lang als breit pflegt nur sparsam be- 
warzt zu sein, auch sind die Asselnähte nicht selten überaus 
deutlich, namentlich auf der Oberseite, wie die Zeichnungen 
von Leske und d’Orbigny (Pal£ont. franc. terr. eret. tab. S16 
fig. 1) zeigen, die mit unserer fig. 29 von Chardstock voll- 
ständig stimmen. Der After a ist daran langeiförmig, und der 
kleine Mund m mehr rund als quer. Besonders charak- 
teristisch ist die Seitenansicht, worin die Spitze über dem 
After am weitesten hinausspringt, und von da aus das abge- 
stumpfte Afterfeld sich schief nach unten zieht; die Basis hin- 
ter dem Munde springt dagegen etwas hervor, so dass von 
hier aus die Unterfläche deutlich hinaufzieht. Die Schlauch- 
warzen fig. 30 um den Mund treten öfter sehr deutlich auf, 


C. Echinidae symm.: Holaster subglobosus, carinatus. 609 


wodurch sie sich noch als Verwandte der Ananchiten aus- 
weisen. Der Apex fig. 31 (vergrössert) ist entschieden in die 
Länge gezogen, indem die vordern paarigen Augentafeln sich 
in der Mitte verbinden und die vier Genitallöcher in zwei 
vordere und zwei hintere trennen. Der Madreporenplatte 
vorn rechts lagert ein äusserst kleines Plättchen links an, was 
ein scharfes Merkmal wäre, wenn es sich bei allen wiederholte. 
Die Tafeln sehen den Tafeln der breiten Felder sehr ähnlich, 
doch halten sie untereinander stärker zusammen, als gegen die 
übrigen Kronenasseln, daher sieht man öfter eine Lücke, 
worin entweder die 9 Tafeln ausfielen, oder hineingedrückt 
wurden, wie an unserm Beispiel fig. 32. Die zehnte Tafel über 
dem Afterfelde fehlt, wenn man dafür nicht die letzte des 
Afterfeldes halten will. Die Ambulacralasseln werden nach 
oben sehr klein und gedrängt, aber auf jeder treten gegen die 
untere Naht hin deutliche Löcher auf. Im Allgemeinen sind 
die äussern etwas länglicher, als die innern, doch ist daran 
eine Furche schuld; auf der Innenseite und schon an ver- 
witterten Stellen gleicht sich dieser Unterschied völlig aus. 
Die Ansicht von vorn fig. 33 zeigt das Hervortreten des 
Mundes. Bei manchen Exemplaren sind erhabene Linien auf 
der Mitte der Asselfelder vorhanden, die an die Streifung von 
Ananchites striatus pag. 595 erinnern, und damit hängt dann 
eine flache Erhöhung auf der Asselmitte zusammen, die beson- 
ders neben der Stirnfurche leicht erkannt werden, und von 
d’Orbigny tab. 816 fig. 4 stark hervorgehoben sind. 

Wenn in der Kreide herzförmige Steinkerne vorkommen, 
so lang als breit, ohne Vertiefung der Ambulakren und mit 
länglich gestellten Eierlöchern, wie tab. 85 fig. 34 von St. 
Julien du Sault (Yonne) von 59 mm Länge und Breite, so 
stelle ich sie immer noch wegen ihrer allgemeinen Aehnlich- 
keit zum subglobosus. 

Holaster earinatus tab. 86 fig. 1 aus der chloritischen 


Quenstedt, Echinod. j 39 


610 C. Echinidae symmetrieae: Holaster carinatus,: Plaener., 


Kreide. von, Chardstock mit subglobosus zusammengelagerxt,, 
nannte d’Orbigny terr. erdt. VL-pag.; 104 tab, SiS eine etwas 
länglichere Form „. behauptend ; dass: dieses, der eigentliche ; 


Lamarek’sche Ananchytes carinata ‚An. sans, vertöbr., IL. pag. : 


26 von le Mans sei, während ‚sich derselbe ganz evident auf 
den jurassischen. Disaster carinatus pag. 559 bezieht: .Gold-, 
fuss Petref. Germ. 1829. pag. 149, tab. 45, fig. 61 bildete ihn. 


daher unter. Spatangus nodulosus ‚aus. der Tourtia. von Essen | 


an der.Ruhr ab. ‚Der rundere grössere Mund liegt mehr hori- , 
zontal in einer Vertiefung,. die Warzen ‚sind. deutlicher und ;; 


zeigen auf, dem etwas erhöhten Medianfelde in’ jeder, Assel. 
einen deutlichen Knoten.‘ Der ‚Apex: A. bleibt. entschieden 
noch lang, man sieht die zarten fünf Augenlöcher sehr, deut-: 
lich. zwischen den etwas grössern vier Genitalporen. ‚Da tritt 
nun. immer. die Frage an uns heran, sollıman daraus Species, 
machen, oder nicht. Noch. schwieriger. wird. die.Sache im 
deutschen 2 theath Si 
Pläner, weil dort die dünnschaligen Kronen dureh ‚Ver- 
drückung ausserordentlich entstellt sind... Schon Goldfusss 
Petref. Germ. pag. 148 tab. 45. fig. 4 bildete einen Spatangus 
subglobosus aus dem Pläner von Quedlinburg, und. Paderborn, 
ab, der auffallend unserer tab. 86 fig. 2 von Oppeln. in; Schle- 
sien gleicht. Wie. die Unterausicht zeigt, ‚so fehlt ihm wenig 


an vollkommener Rundung, er gleicht daher einem Ananchi-., 


ten noch auffallend, namentlich in Beziehung auf das allseitige, 


steile Ansteigen wie. der seitliche, etwas verdrückte Umriss «9;, 


darstellt. Auch .der, Apex A zeigt den bekannten Eindruck 
des Steinkanales. Leider ist das Stück hinten ‚verletzt, 'so 
dass .vom After absolut nichts mehr ermittelt werden 'kaun, 


aber nach Analogie mit andern freilich immer schlecht erhal-ı. 


tenen dortigen Erfunden liegt derselbe auf. der Hinterseite, 
was ihn mit Entschiedenheit von den Ananchiten entfernt. 
Die kleine in den Umriss U himeingezeichnete fig. 3. aus dem 


C.. Eehinidae sysimetricae: Holaster planus. 61i 


Einschnitte der Eisenbahn bei Oppeln hat mit den englischen 
schon. grössere Aehnlichkeit: der Mund ‚liegt wenigstens auf 
schiefer Ebene, weil dahinter sich die Basis kielförmig erhebt. 
Sie sind zwar mehr in: die Länge gezogen, und: verengen 
sich hinten, aber. das könnte in den Rahmen von Spielarten 
fallen. ‘Dr. Ferd. Römer (Geologie von Oberschlesien 1370 
pag.'312 tab. 37 fig. 1. 2) scheint die meisten Formen aus dem 
„turonen Plänermergel von Oppeln“. dem Spatangus planus 
Mantell: Illustr. Geol. ‚Sussex 1827 'pag. 192 ‚tab. 17 fig. 9 
im Lower Chalk von Lewes zuzuzählen, und allerdings stim- 
men. die Figuren bei d’Orbigny (terr. ‚eret. tab. 321) mit den 
Goldfuss'schen ziemlich gut, abgesehen davon, ‚dass bei den 
durchbohrten Wärzchen die zierlichen Kerbungen am Halse 
übersehen sind (fig. 4. x: vergrössert), deren Zahl gewöhnlich 
13 beträgt.‘ Selbst die kleineren Trabanten sind durchbohrt, 
und dazwischen sieht man noch in gedrängten Reihen stehende 
vertiefte Pünktchen, die mit der Schalentextur in Verbindung 
stehen. Wenigstens zeigt sich das an unserem senkrecht ver- 
drückten dünnschaligen Exemplare fig.4, das ich nicht anders 
unterbringen kann. Denn obwohl vom After nichts sichtbar 
ist, :so muss er doch auf der Hinterseite liegen, wie aus der 
Assellage hervorgeht: Die Asseln ‚gleichen dureh. die Breite 
der Ambulacra den Asseln ‚der Ananchiten, aber der Apex 
steht auffallend weit nach vorn, was an Infulaster erinnert, 
und mich in der Bestimmung unsicher macht. 

'Nähme ich es: in dieser Besiehung genau, so, würde da- 
- mit:Römers Abbildung ‚ganz und. gar nicht stimmen. Vom 
Apex sind zwar blos die beiden, hintern Löcher vorhanden, 
allein man erkennt daran ‚schon das Langgezogene. Ein 
80 mm.langer und 75 mm breiter. Steinkern vom Biasberge 
bei Oppeln erinnert wohl. durch seine Grösse an Ananchites 
ovatus, auch hat der Apex fig. 5 den länglichen Eindruck des 
Steinkanals, ‚allein im Uebrigen lässt sich. der. herzförmige 

39 * 


612 C. Echinidae symmetricae: Holaster assulatus. 


Umriss nur mit Spatangen vergleichen. Herr Prof. Geinitz 
(Elbthalgebirge in Sachsen 1872 II tab. 3 fig. 2. 3) bildet 
aus dem sächsischen Pläner kleinere Formen ebenfalls unter 
dem Namen planus ab, woran die Breite der Fühlergänge 
zwar sich schon mehr den unsrigen nähert, aber die Breite der 
Felder unserer tab. 86 fig. 6, wahrscheinlich aus dem Pläner 
von Westphalen stammend, erreichen sie doch nicht. Das 
Stück ist zwar sehr verdrückt, allein die markirte Stirnfurche 
und der hochgelegene After a lässt über die ausgezeichnete 
Herzform gar keinen Zweifel zu. Leider ist der Apex ver- 
letzt, man nimmt nur die zwei hintern Genitallöcher noch 
wahr. Die Unterseite ist ziemlich reich bewarzt. Ganz das- 
selbe findet sich bei verdrückten Exemplaren von Oppeln 
fig. 7 wieder. So sehr das Stück auch durch Druck gelitten 
haben mag, so erkennt man doch hinter der Stirnfurche die 
geneigte Lage des Mundes, die ganze Unterseite ist rauh, 
ausgenommen die hintern Ambulacralfelder. Wie der Um- 
riss der Seite zeigt, so scheint er sich hoch hinaufzu- 
wölben, und obgleich die Schale abspringt, so erkennt man 
doch noch deutlich die Breite der Ambulacralfelder, breiter 
als man sie bei Schriftstellern angegeben findet. Hebt man 
ein Plättchen von der dünnen Schale ab, und bestreicht es mit 
Säure, so kann man unter dem Mikroskop (fig. 7. x) deutliche 
Poren wahrnehmen, die eine entschiedene Neigung zur Reihen- 
stellung haben, wie wir es schon in fig. 4. x mit starker Lupe 
wahrnahmen, nur dass bei dieser die Reihen noch bestimmter 
hervortreten. Es lässt sich nicht läugnen, dass solche Herz- 
formen mit breiten Asseln in den Fühlerfeldern grössere Ver- 
wandtschaft mit den Ananchiten haben, als die schmalasseli- 
gen; man könnte daher auch hier sich des Namens Holaster 
assulatus bedienen, dann wären alle Verwechselungen abge-- 
schnitten. Am 

Harze sind die Assulati seltener, es treten da wieder 


air 


C. Echinidae symmetricae: Holaster hereynius, angulatus, 613 


andere Schwierigkeiten durch die Verdrückung ein. Zunächst 
bilde ich tab. 86 fig. 8 einen kleinen ab, der ausserordentliche 
Verwandtschaft mit dem schlesischen Holaster subglobosus 
fig. 3 hat. Er stammt aus dem Pläner von Suderode bei 
Gernrode. Allen haftet aber dennoch etwas Lokales an, sie 
sind dünnschaliger, und wölben sich höher hinaus als die Engli- 
schen, auch hält es schwer, an ihnen Asselumrisse wahrzu- 
nehmen, die Schale klebt wie Leder auf der Kernmasse. 

Wie der vergrösserte Apex fig. 8. A zeigt, so gehört er 
noch entschieden zu den langen. Nur einmal habe ich einen 
gänzlich unverdrückten Holaster hereynius tab. 86 fig. 9 vom 
Galgenberge bei Quedlinburg erhalten, der wahrscheinlich 
nur der Dicke der Schale seine Erhaltung dankt. Er ist läng- 
licher, als andere; der elliptische nach oben zugespitzte After 
a liegt in einer breiten Furche; der runde Mund neigt sich 
hinter einer markirten Stirnfurche hinauf. Die vier deutlichen 
Genitallöcher, ziemlich weit nach vorn gerückt, halten eine 
gewisse Mitte zwischen lang und kurz. Die Unterseite stark 
gewarzt. Die zarten Fühlerporen liegen ganz auf der Ober- 
fläche der Schale. Die Asseln sind so versteckt, dass man 
kaum über die Breitenverhältnisse Aufschluss bekommt; sie 
scheinen sich in dieser Beziehung dem subglobosus anzu- 
reihen. Phillips (Geol. Yorksh. 1835 tab. 1 fig. 15 pag. 91) 
bildet aus dem Englischen Chalk einen Spatangus planus ab, 
welcher durch seine hintere Verengung mit unserem Härzer 
grosse Aehnlichkeit hat. Desor (Synopsis pag. 333) deutet 
denselben als Ananchites cor-avium Lmek. (An. sans ver” 
tebr. III. 27). Am verdrücktesten ist 

Holaster angulatus tab. 86 fig. 10—12 aus dem 
Pläner von Suderode am Nordrande des Unterharzes, der 
hinten einen auffallend spitzen Winkel macht, wie der Um- 
riss fig. 10 eines grössern Exemplars zeigt. Dazu kommt eine 
auffallend hohe Wölbung mit flacher Stirnfurche, was ihm 


614 €. Echinidae symmetricae: Holaster angulatus. Infuläster, 


von vorn entschieden’ ein Ananchiten-Aussehen gibt. Auch 
die Seitenansicht fig. 12 widerspräche den Ananchiten nicht, 
läge nur der After a nicht hoch oben über dem Rande an der 
hinten so stark verengten Spitze. Die dünne Schale bog sich 
wie Leder, worauf die Asseln sich kaum ‘zu erkennen geben, 
nur die feinen Löcher gewahrt man hin und wieder auf ebener 
Fläche. ‘Der Gipfel ist meist gebrochen, doch: sehe ich an 
einem mittlerer Grösse fig. 13 noch drei Löcher, die für ein 
langes Viereck sprechen. Bei manchen dieser Stücke geht die 
Verdrückung nun soweit, dass sich vorn durch lappenartige 
Biegung eine tiefe Furche bildet, wie das in den Umriss fig. 
10. eingezeichnete Exemplar fig. 11 von unten her: zeigt. 
Diess erinnert uns nun lebhaft an 

Infulaster (infula Binde) aus der Weissen Kreide von 
Staffin auf der Insel Wollin an der Odermündung. Hagenow 
versandte ihn in einem Wachsmodell unter Infulaster Borchardi 
(nicht Insuflaster) , welches d’Orbigny (Paleont. frane. terr. 
eret. 1853 VI pag. 143 tab. 852 fig. 1—7) mit Cardiaster 
Hagenowi vertauschte. Es wäre also ein Holaster mit rand- 
licher Fasciole und bizarrer Stirnfurche. Eine zweite, etwas 
grössere Species fand der Lehrer Krause zu Halberstadt im 
dortigen Pläner, wovon ich die Stirnansicht eines Gypsmo- 
delles tab. 86 fig. 14 abbilde, das unter dem Namen Infulaster 
Krausei versandt wurde. Man sieht unten den Mund etwas 
hervorragen, und hinten verengt sich das Stück ähnlich dem 
angulatus. In England ‚hat Forbes unter Cardiaster ähnliche 
Dinge beschrieben, wie das Desor Synopsis pag. 348 auseinan- 
dersetzte. Dagegen begriff der verstorbene Dr. U. Schloen- 
bach (Jahrbuch 1869 pag. 819 tab. 9 und 10) nach der Be- 
stimmung Desor’s unter Infulaster major aus dem im Pläner 
eingelagerten Grünsande von Rothenfelde unweit Osnabrück 
ein flaches niedergedrücktes Geschöpf mit tiefer Stirnfurche. 
Kleiner, aber von höchst ähnlichem Typus, finden sich die 


C. Echinidae symmetrieae: Holaster bicarinatüs, Ananchitis. 615 


"Dinge in "unserem Quader tab. 86 fig. 15° vom Steinholze bei 
"Quedlinburg, in den 'höchsten Lagern, welche ‘Herr Prof. 
'Beyrich als‘ Ueberquader""der Weissen Kreide parallelisiren 
möchte.‘ Es ist nichts weiter als ein Steinkern weissen Sand- 
steins, von'niedriger Gestalt und mit tiefer 'Stirnfurche. ‘Den 
"Mund m halte’ ich für ‘quer, ünd den After @ in einer Ver- 
'tiefung' liegend für rund. Das Wahrzeichen‘ besteht jedoch 
"im'einem "länglichen Eindruck des Steinkanales, wodurch er 
‚sich‘ als zur Gruppe der Holaster gehörig bekundet. Im 
‚Uebrigen ist alles purer Sand, der keine Spur von weiterer 
Zeichnung bewahrt hat, und dennoch erkennt man lokal die 
Dinge leicht wieder. ‘Bei Aachen kommen dieselben Formen 
mit verkieselter Schale fig. 16 vor. Schon der tiefe Aus- 
sehnitt vorn und die niedergedrückte Gestalt lässt sie erken- 
nen, ‘oben im Apex A bilden die Genitallöcher entschieden 
ein längliches Viereck, die Poren sind scheinbar stark ver- 
bunden, doch wird man hierin nicht selten durch den Schlamm 
‘getäuscht, die Sache für bedeutungsvoller zu halten, als sie in 
der That ist. Einzelne Stachelwärzchen zeichnen sich durch 
ziemliche Grösse aus. Obwohl die verkieselte Schale gut er- 
halten ist, so wage ich mich über die Fasciole doch nicht zu ent- 
scheiden. Es ist und bleibt das in vielen Fällen ein unsicheres 
Merkmal. Ich habe diese Stücke immer mit dem grossen 
Holaster biearinatus Ag. aus dem S@nonien von Uiply ver- 
glichen, welchen d’Orbigny zum Cardiaster stellte, obwohl sie 
etwas kleiner sind. Obiger Infulaster major möchte davon 
wohl kaum verschieden sein. Namentlich übereinstimmend 
nach Grösse und Form ist der Cardiaster Ananchitis Geinitz 
(Eilbthalgebirge in- Sachsen 1872 II tab. 3 fig. 4) aus’ dem 
Obern Quader der sächsischen Schweiz. Diese’ alte, schon 
oben pag. 585 erwähnte Benennung 
Spatangus Ananchitis wurde von Leske auf einen Stein- 
kern aus der Kreideformation unbekannten Fundorts ange- 


616 C. Echinidae symmetricae: Holaster Ananchitis. 


wendet. Er wird ausdrücklich zu den „cordiformes Echinitas 
sive Spatangos Kleinii“ gestellt, und da die Fühlergänge flach 
auf der Oberfläche, wie bei Ananchiten liegen, so kann wohl 
nur ein Holaster darunter verstanden sein, welcher unter den 
Feuersteinkernen der Kreide, wenn auch selten, gefunden 
wird. Lamarck An. sans vertebr. III. 26 nannte sie daher 
Ananchytes cordata „esp&ce remarquable, offrant la forme 
d’un coeur lorsqu’ on la regarde en dessous, mais & dos @leve 
et presque conique.* Er scheint sich hier ganz nach der Ab- 
bildung von Leske, die auch in der Encyel. method. tab. 157 
fig. 9. 10 copirt wurde, gerichtet zu haben, wobei die Unter- 
seite ]. c. tab. 53 fig. 1 allerdings eine auffallende Herzgestalt 
zeigt, während die Seitenansicht 1. ce. fig. 2 sich gipfelt und in 
vieler Beziehung Ananchites assulatus pag. 592 gleicht. Agas- 
siz Cat. rais. pag. 133 nahm den Namen Holaster Ananchitis 
wieder auf, sagt aber sehr besonnen, dass nur Steinkerne im 
Perigord bekannt seien; d’Orbigny Terr. eret. VI pag. 131 
führt dagegen für seinen Cardiaster Ananchytis anderthalb 
Seiten synonymer Namen auf, als wenn sich solche Dinge auf 
das bestimmteste ausmachen liessen. Man muss da vielmehr 
mit allgemeinen Feststellungen zufrieden sein. Ich hebe da- 
her aus den Feuersteinen der Kreide nur dreierlei hervor: 
der erste Kern feinsten Feuersteins tab. 86 fig. 19 von oben 
abgebildet aus den Diluvialgeschieben von Mecklenburg ist 
stark gegipfelt, und könnte daher Anspruch auf den Leske’- 
schen Namen machen, die Unterseite ist aber minder herz- 
förmig, indessen bleibt über das Geschlecht Holaster kein 
Zweifel, wie der längliche Steinkanal und das längliche Vier- 
eck der Genitallöcher beweist, nur muss dabei vom Cardiaster 
abgesehen werden, weil auf Steinkernen von Fasciolen nichts 
ermittelt werden kann. Das Afterloch «a ist so schön vertieft 
und gerundet, dass man darin ein kleines Vogelei bis zur 
Hälfte versenken könnte. Wir haben hier wieder jene 


C. Echinidae symmetricae: Holaster Ananchitis, 617 


regelmässig vergrösserten Verwitterungslöcher, welche bei 
den Galeriten tab. 76 fig. 9 etc. der gleichen Lager in so 
hohem Grade auffielen. Da die Axe des eiförmigen Loches 
schief liegt, so könnte man fast daraus vermuthen, dass das 
auf eine ähnliche Stellung in der Schale in Folge von Miss- 
bildung deuten möchte. Es ist dies nun allerdings eine äussere 
Herzform, welcher eine Menge Stücke der Kreide sich 
nähern, wie ein Blick auf den etwas kürzern subglobosus 85. 25, 
auf den hinten stärker gekielten carinatus 86.ı und den 
excentrischen planus 86. 4 ete. zeigt, doch mag die starke 
Asselung selbst der Steinkerne, wie sie Leske in so hohem 
Grade hervorhebt, immerhin auf eine innere Verschiedenheit 
hindeuten. Der zweite Feuersteinkern tab. 86 fig. 20 aus der 
Lüneburger Haide gleicht durch seine Länge und Höhe mehr 
dem angulatus 86. s, namentlich verengert er sich hinten 
ähnlich, und tritt so der Leske’schen fig. 1 näher, als der fig. 2. 
Das Mundloch liegt auf schiefer Ebene, aber die Poren lassen 
sich auf der Unterseite kaum erkennen, dagegen bildet auf 
dem Scheitel A das längliche Viereck der Genitallöcher das 
erwünschte Wahrzeichen. Die Rückenlinie geht gerade fort, 
erhebt sich sogar noch über den After, um dann steil über 
das Afterloch a hin abzufallen. Wer gern Species macht, 
könnte sich hier versucht fühlen, denn von den gewöhnlichen 
Formen weicht der Kern bedeutend ab, er liefert ein ausge- 
zeichnetes Langherz einen Holaster longicordatus. Wenn bei 
d’Orbigny irgend einer damit stimmen sollte, so wäre es 
Holaster Bourgeoisianus Terr. erdt tab. 825 aus dem Sno- 
nien der Loire, nur ist er kleiner und die Genitallöcher 
stehen viel weiter auseinander. Goldfuss Petref. Germ. bildete 
von Mastricht drer Species ab: Spat. granulosus tab. 45 fig. 3, 
suborbicularis tab. 45 fig. 5 und truncatus»tab. 47 fig. 1. 
Orbigny stellie alle drei zu seinem Cardiasiter Ananchitis. 
leider ist es nicht klar, ob sie alle drei aus der weissen 


618 ©. Echinidae symmetricae:' Holaster Ananchitis, laevis. 


Kreide stammen, die unter'dem dortigen gelben Kalksande 
hervortritt. Dem kleinen suborbieularis möchte unser 
dritter‘ 'Steinkern tab. 86 fig. 17. 18'am nächsten kom- 
men. -Die'gelben' Stücke’ liegen in’einem grauen Hornsteine, 
der noch etwas braust, und wohl auftiefere Schichten der Kreide 
hinweist. Der tiefe Schlitz auf der Vorderseite und die starke 
Depression erinnert uns noch ganz an die Quaderfigur tab. 86 
fie. 15, aber sie sind älle viel kleiner. Die Seitenansicht fig. 
18 soll von Aachen stammen, sie ist etwas’ von oben gequetscht, 
und fällt daher wohl zu niedrig aus, ‘der Stemkanal im Apex 
A'mit den vier in Längsrichtung entferntern Böchern und die 
flache Lage der Poren schliesst sie bestimmt noch an Holaster. 
Gewöhnlich sind die Kronen stellenweis mit‘dem harten Ge- 
stein so verwachsen, dass man sie nicht herausbringen kann. 
Wenn sie dann aus.der grauweissen Masse mit ihrem’ Schlitze 
hervorstehen, 'wie fig. 17 aus den Geschieben vön Mecklenburg, 
so denkt man bei flüchtigem Schauen an Spirifer, und Glocker, 
aus dessen Sammlung es stammt, hatte es wirklich so bezeich- 
net. Es kann bei der Mannigfaltigkeit der Gesteine unter’den 
Nordischen Geschieben die richtige Bestimmung der Forma- 
tion allerdings öfter schwierig werden, allein in diesem Falle 
zeigt schon die kleine mitvorkommende Kugel, welche offen- 
bar zu: den Salenien ‘gehört, wenn ich auch nicht bestimmt 
mich’ aussprechen möchte, ob zu den Vorder- oder Hinter- 
peltariern pag. 237, dass wir es mit jüngern Formationen zu 
thun haben. Wäre die Stirnfurche nicht zu tief, so würde 
ich ihn geradezu anschliessen an den altbekannten 
Spatangus laevis tab. 86 fig. 21. 22. Alex. Brongniart 
(Deser. g6ol. des environs de Paris 1822 tab.'9 fig. 12 pag. 
333 und 614) gab die erste Abbildung von Stücken, die er in 
der Sammlung ‘von  Delue zu Genf aus dem’ Gault‘ der 
Perte du Rhöne vorfand, wo sie massenweis vorkommen, und 
Agassiz (Prodrome 1836 pag: 16) wies ihm ganz riehtig'seine 


©. Echinidae symmetricae: Holaster laevis. 619 


Stelle 'beim  engern Geschlecht Holaster an. Am instructiv- 
sten sind immer noch die Zeichnungen von Agassiz (Echinod. 
"Suiss. 1839 pag. 17 tab. 3 fig: 1-3), namentlich instructiver 
als bei d’Orbigny und Loriol, die zu grosse Exemplare wähl- 
ten. Das Wort „laevis“ glatt kann man sowohl auf die Stein- 
kerne als die dünnen Schalen beziehen, denn auch diese zei- 
"gen in der Regel sehr: wenige Warzen, ausgenommen. der 
Unterrand auf der Vorderseite. Aber leider sind die Stücke 
schwer zu putzen, und sowie man ’einige Gewalt anwendet, 
springt die Schale ab: fig. 21. 22 sind Normalexemplare von 
der Perte du Rhöne, im Hauptlager haben sie eine gelbliche, 
dünne, glänzende Schale, der Vorderrand ist schneidig, wie 
bei dem Aachener Steinkern fig. 18, nur die Stirnfurche bleibt 
minder ‘tief. Das grosse runde Mundloch neigt sich blos 
wenig nach vorn, und wenn man die Genitallöcher (x ver- 
grössert) zu Gesicht bekommt, so bilden sie ein längliches 
' Trapez, oder sogar 'Trapezoid , indem eins, gewöhnlich rechts 
auf der vordern Ecke in der Madreporenplatte, aus der Linie 
tritt. Das ist jedoch eine so gewöhnliche und veränderliche 
Erscheinung, dass sie kaum erwähnt zu- werden braucht, ' Der 
Umriss hängt meist von der Lage des ovalen Afters ab,:je 
nachdem dieser mehr oder weniger ‘hoch über den Unterrand 
hinaufgeht, unsere Ansicht fig. 22 gehört zu den niedrigsten. 
- Vergleicht man damit die grossen, 'so schön gehaltenen Ab- 
bildungen in der Pal&ontologie francaise tab. 812, so: sollte 
man freilich nicht glauben, dass wir es hier mit der gleichen 
Species zu thun hätten, und dazu kommt dann immer der 
üble Umstand, dass man in der: „Explication des figures“ 
nie den Fundort erfährt, woraus man etwa empyrisch auf Ver- 
wandtschaften schliessen könnte. Dürfte ich nach Zeichnun- 
gen entscheiden, so würde marginalis 1. 'c. pag. 109 tab. 819 
fig. 1—-6 am besten stimmen. 

Die schwarzen Alpenkalke liefern auch vortreffliche Bei- 


620 - €. Echinidae symmetricae: Holaster transversus, altus. 


_ 


spiele, obwohl sie wegen ihrer grossen Härte schwer zu präpa- 
riren sind: tab. 86 fig. 23.24 vom Dent de Midi am Eingange 
ins Wallis liefern uns zwei Extreme, der eine schmal und hoch 
fig.24, der andere breit und flach fig.23, gehören beide trotz- 
dem derselben Species an. Denn wir bemerken darauf noch 
einzelne Schalenparthieen, die nicht die Spur von Wärzchen 
zeigen, sondern vollkommen glatt spiegeln. Ich habe zwar 
noch breitere Exemplare als fig. 23, aber nicht ganz so breit 
als Holaster transversus Agass. Echinod. Suiss. tab. 3 fig. 4 aus 
dem Gault von der Montagne des Fis in Savoyen, woran wahr- 
scheinlich noch ein Druck von hinten zur Erbreiterung beige- 
tragen hat. D’Orbigny copirt die Species mit seitenlanger 
Beschreibung, aber schon Herr von Loriol (Deser. Echin. terr. 
eret. Suisse 1873 pag. 320) stellt sie mit Recht zur Deluc- 
schen laevis, von der sie nur feine unbedeutende Varietät 
bildet. Eine dritte Holaster altus Agass. Echinod. Suisse tab. 
3 fig. 9. 10, ebenfalls von der Montagne des Fis und aus dem 
Schrattenkalke, wird noch etwas höher als unsere fig. 25 aus 
den mittleren Schichten der Chloritischen Kreide vom Saentis 
in Appenzell, es sind das lediglich Formenabänderungen ein 
und derselben Species. Man darf sich durch solche Ab- 
weichungen, wenn sie auch anfangs noch so bedeutend er- 
scheinen, nicht bestechen lassen. Ganz besonders scharf sind 
hier die Steinkerne, man sieht nicht nur die Nahtgrenzen als 
schwache, matte Erhöhungen, sondern auch zarte Punktatio- 
nen, welche auf die innere Textur der Schale hinweisen. So- 
bald nun die Schale einen gewissen Verwitterungsgrad erlit- 
ten hat, wobei der schwarze Kalk ein Kaffeebraunes Mehl 
liefert, so sieht man die Reihenstellung (fig. 24 vergrössert) 
der Punkte, wie ich sie deutlicher noch nirgends gesehen 
habe: auf den Asseln der breiten Felder sind es Längsreihen, 
auf den schmalen scheinen sie dagegen mehr quer gestellt zu 
sein. Eine eigenthümliche Schuppung (fig. 24.  vergrössert) 


C. Echinidae symm.: Holaster Perezii, Cenomanensis. 621 


auf verwitterten Asseln, die sich sogar auch noch auf den Ab- 
drücken erhalten hat, möchte man für Anwachsringe erklären. 
Auch d’Orbigny terr. eret. tab. 812 fig. S gibt davon eine 
ideale Figur. Wenn die Verwitterung solcher Schuppen noch 
weiter vorschreitet (fig. 25. x vergrössert), so werden die 
Löcher grösser, stehen nicht mehr ‘m Reihen, und könnten an 
_ die „Myriaden“ von Schwarmporen erinnern, welche gewisse 
Scutellen pag. 388 so auszeichnen, was sie aber nicht sind. 

In der Provence bei Escragnolles kommen in den grünen 
Mergeln Massen von grössern und kleinern Kronen vor, die 
dort früher unter Spatangus Duvalii Risso cursirten, später 
von d’Orbigny Terr. eret. VI pag. 88 tab. 813 zwischen laevis 
und transversus zum Holaster Perezii tab. 86 fig. 26. 27 Sis- 
monda (Memorie Accad. Scienze 1844 2 Ser. VI pag. 351 
tab.1 fig. 1—35) gestellt wurden, obgleich derselbe kürzer ist. 
Für den ächten laevis scheint die Schale besonders auf der 
Unterseite etwas zu stark gewarzt, allein dieses Kennzeichen 
verlässt uns bei der Bestimmung oftmals. Der Vorderrand ist 
weniger kantig, der After liegt etwas höher, der Mund stärker 
schief geneigt. Wie gewöhnlich sind die Wärzchen deutlich 
durchbohrt und fein gestrahlt fig. 26. & (vergrössert), während 
d’Orbigny sie blind zeichnet, doch beruht das nur auf Ver- 
sehen. Die vergrösserte fig. 27. x von einem kleinern Indivi- 
dium zeigt uns die vordern Genitallöcher ganz bestimmt von 
den hintern durch die vordern paarigen Augentafeln getrennt, 
was für Holaster spricht. 

Im Cenoman von Rouen, le Mans und Havre, unterschied 
d’Orbigny einen Holaster Cenomanensis und carinatus, 
pag. 609, beide sind zwar nur unwesentlich von einander ver- 
schieden, indess könnte man für die kleineren den Namen 
Cenomanensis beibehalten, obwohl ich sie immer nur als 
Varietäten des laevis betrachte. Schon im Handbuche Petref. 
1567 tab. 64 fig. 32 habe ich das kleine Stück tab. 86 fig. 28 


622. C. Echinidae symmetriecae: Holaster Cenomanensis; 


unter lHolaster laevis «aus der Chlositischen Kreide in. der. 
Normandie abgebildet, weil sich daran seltsamer Weise noch |, 
die Mundplättehen erhalten haben, ‚die wie: ein Pflaster das, 
runde Loch decken, und in dessen Gentrum etwas nach hinten; 
gerichtet ‘sich die Plättchen etwas erheben, um. den Mund- 
kanal wie einen Nadelstich hervortreten: zu lassen. Wie das | 
zweifach vergrösserte Bild fig. 28. x zeigt, so meinte ich'etwa 
zehn grössere, nach innen verjüngte glatte Platten im ‚äussern 

Kranze zu: zählen; etwa ebensoviel ‚kleinere. bilden. den 

innern Kranz,:woran drei etwas grössere eine Art Oberlippe 


erzeugen. Solche Sachen treu darzustellen, hat. natürlich ‚seine, 


eigenthümlichen Schwierigkeiten, :D’Orbigny Terr. eret. tab. 
822 fig. 9 bildete an einem Holaster 'Senonensis, ‚aus. ‚der 
weissen Kreide :von Sens (Yonne) ähnliche ‚aber ‚gewarzte 
Täfelehen. vom After ab. Nicht selten gelingt es, Stücke zu 
bekommen, woran man die Asseln: um. das Mundloch mit allen 
ihren Poren noch deutlich erkennen kann, wie dig. 29 aus. der ı 
Chloritischen Kreide von Rouen zeigt. Agassiz nahm im, 
Catal. rais. pag: 133 tab. 16 fig.3 gerade: diese. kleinen als. den, 
Typus von Brongniarts Spatangus suborbieularis, und stellte 
ilin an die ‘Spitze: von Holaster: überhaupt. Hier, sieht man 
nun 'schr bestimmt, dass die Interambulaera den Mundrand' 
nur mit einer länglichen Platte erreichen, während von den 
Ambulakren entsprechend den Lochreihen je zwei herangehen, 
so dass wir statt zwanzignurd+ 10 = 15 Grenzplatten haben. | 
Es entspricht das noch ganz der Zahl von Ananchites’tab. 34 
fig. 53.  D’Orbigny Terr..eret. tab. 816 fig.,2:hat, zwar. auch 
versucht, die Asselzahl am subglobosus darzustellen, aber mit 
wenig: Glück. Selbst die. Löcher ‚stimmen. fast. bis auf) die 
Zahl: zunächst fällt ihre Ungleichheit (üg.29.y vergrössert) auf, 
ein grosses nach aussen und. ein kleines nach innen sind. von 
einem Ring eingeschlossen ; von. den. vier Löcherpaaren ‚auf 
der Lippe blieb das äusserste jederseits feiner und entferuter 


PR 


C. ‚Eehinidae ;symmetricae: Holaster, Cenomanensis. ' 623 


als, bei Ananchiten,, ‚man Jarf daher nur drei annehmen; drei 
stattvier folgen inden Nebenlippenreihen;; in den vordern brei- 
ten Fühlerfeldern kann man zwar auch je vier Paare annehmen, ; 
aber die Asseln ‚sind: im, Verhältniss, grösser; im vordern un- 
paarigen Fühlergange stehen rechts drei Paare wieder im Drei- 
eck,; links’nur zweihintereinander.,, Vielleicht ist an der. gerin- 
gern Zahl der Schlauchporen. blos die geringere Grösse schuld. 
Ich‘. habe. ‚noch! einen , dritten, fig.,30. grauen ‚aus. denselben 
Schichten bei den Vaches noires in der Normandie, gezeichnet, 
derselbe ist etwas breiter und hat eine markirtere Stirnfurche, 
und; obgleich das Stück ganz vortrefflich, erhalten sein mag, 
so finde..ich bei. d’Orbigny.. doch. keinen Namen. dafür: ‚Ich, 
konnte mich an: ihm überzeugen, ‚dass die vier .Genitallöcher 
(2, vergrössert) durch, die Ocularplatten völlig; getrennt, sind, 
aber. leider ging, mir. das. Kennzeichen ‚durch zu. starkes 
Aetzen. wieder verloren. Auch bei den englischen von Chard- 
stock fig. 31. kann man sich! von.der. vollständigen Trennung 
der, Genitallöcherpaare, überzeugen , .. die kleinen Exemplare 
sind, hier. wieder ‚etwas, länglicher , und, sämmtliche Poren in: 
wunderbarer Deutlichkeit ausgeprägt, weil sie mit chloritischer 
Masse’ erfüllt: ‚sind, die, sich -auf. dem. lichten Grunde ; her- 
vorhebt , ‚doch. muss man gewöhnlich, erst ‚einen, ‚grünen 
Ueberzug 'wegschaben‘, was ‚der ‚Ungeübte: kaum gut zu 
Stande, bringt. - Auch.:hier ist die Stirnfurche stark .ausge- 
prägt, ich‘ stelle sie ‚daher. immernoch in die. Nähe, von; 
laevis. 

Üheritalien hat sowohl in. den Diphyenkalken . als ‚in.der. 
Seaglia der jüngern, Kreide einige Formen, die hierhin zu ge- 
hören scheinen.. Leider sind. die Abbildungen bei Catullo 
(Saggio: ‚di Zoologia fossile: 1827) für ein sicheres Wiederer- 
kennen zu schlecht. , Am deutlichsten ist der.12.cm, lange: und 
breite Ananchytes, concava l...e. tab. 4, welcher: massenweis, 
im jurassischen Caleare ammonitico von Feltrino vorkommen 


624 C. Echinidae symmetricae: Disaster caudatus, pillula. 


soll. Stirnfurche deutlich, die Fühlergänge entspringen so 
nahe von einem Punkte, dass man sie nicht gut für Diasster hal- 
ten kann. Hinten spitzen sie sich schnell zu, und auf der Unter- 
seite dieser Spitze liegt der After. Bei Roveredo finden wir 
zahlreiche Herzformen tab. 86 fig. 36—38, die möglicher 
Weise mit diesen grossen stimmen könnten, da sie im Alter im- 
mer mehr in die Breite wachsen, und in Folge dessen sich das 
hintere spitze Ende immer mehr verkürzt. Die kleinen Stücke 
fig. 86 von der Seite und fig. 37 von unten geben ein Bild 
von der auffallend herzförmigen Gestalt; von dem langen 
schwanzförmigen Hinterende, woran schief nach oben das 
runde Afterloch eindringt; von der ansehnlichen Anschwellung 
des Rückens; von dem tiefen Schlitze der Stirnfurche. Allein 
der rothe Alpenkalk ist so widerwärtig, dass ich nur mit Be- 
stimmtheit die Lage des Mundes nach vorn angedeutet finde, 
über den Umriss bleibe ich unsicher. Von den Fühlergängen 
ist meist jede Spur verschwunden, nur das mittelgrosse 
Exemplar fig. 35 zeigt auf dem rechten Flügel bei « noch ein 
Stück Schale mit eigenthümlich krummen Asselgrenzen. 
Demnach müsste man einen Disaster darin vermuthen, denn 
sonst könnten die obersten T'afeln des hintern seitlichen Inter- 
ambulacrum nicht mehr so breit sein. Wegen ihrer Herz- 
gestalt stellte ich sie in der Sammlung immer zum Spatangus 
cordiformis Catullo 1. ce. pag. 229 tab. 2 fig. H. h in der 
Vermuthung, dass Catullo nur unvollkommene Exemplare 
vor sich gehabt habe. Am passendsten wäre nach unserer 
Auseinandersetzung ein: neuer Name Disaster caudatus 
ınit Rücksicht auf das spitze Hinterende. Dann würde 
eine gewisse Affinität mit dem jurassischen Disaster cari- 
natus pag. 559 vorhanden sein. Diesem würde dann ein 
Disaster pillula tab. 86 fig. 33—35 beikoveredo gegen- 
überstehen. Die hohe Form ist dem Ananchites pillula pag. 606 


% 


C. Echinidae symm.: Disaster pillula. Cardiaster Italicus. 625 


so ausserordentlich ähnlich, dass ich um so mehr lange 
schwanken musste, da man von den Fühlergängen so schwierig 
etwas wahrnimmt, obwohl der Mund vorn hinter einer flachen 
Furche fig. 34, und der runde After hinten hoch oben über 
einer kaum angedeuteten Rinne fig. 33 gewöhnlich blos ge- 
legt werden können. Die ganze Schale wölbt sich eigenthüm- 
lich hoch hinauf, was sie sicher erkennen lässt. Unter vielen 
Exemplaren fand ich neuerlich nur ein einziges fig. 35, wor- 
auf die Asseln in einem weissen Kalkspathüberzuge noch er- 
kennbar sind und diese lassen trotz ihrer Mängel nur aufächte 
Disaster schliessen. Jetzt wurde mir auch ein in rothen Achat 
verwandeltes Bruchstück fig. 35. A von derselben Fundstelle 
klar, worauf wie bei Feuersteinkernen der Kreide die Assel- 
umrisse noch schwach erkennbar waren, und worauf das frei- 
lich eigenthümliche Zusammenstossen der Platten in der 
Rückenlinie keinen Zweifel lässt. Catullo 1. c. tab. 2 fig. 
G. g. pag. 223 hat schon ein ähnliches Ding Nucleolites 
convexus genannt, welche Benennung wahrscheinlich auf die 
hohe Wölbung hindeuten soll, doch ist es bei diesem Schrift- 
steller nicht möglich, aus den schlechten Zeichnungen sich 
nur einigermassen ein richtiges Bild zu machen. Aus der zur 
Jüngern Kreide gehörigen Scaglia von Chiampo bildete, d’Or- 
bigny Terr. eret. tab. 831 einen 

Cardiaster Italieus tab. 36 fig. 39 ab, der also eine rand- 
liche Fasciole haben müsste, was ich an meinem Exemplare 
nicht wahrnehmen kann. Der Mund ist rund, liegt hinter 
einer tiefen Stirnfurche, vorn wölben sich die Schalen wie 
zwei Backen hinaus, verengen sich dann plötzlich, sind hinten 
stark abgestumpft und durch ein paar Hügel markirt. Dar- 
über in einer breiten Furche liegt der längsovale After. 
Die zarten Löcher der Fühlerporen sind unverbunden: vorn 
am breiten Ende sind die Ambulacralasseln schmäler als hin- 
ten, sie erlangen fast die Breite der Asseln der zwischenlie- 


Quenstedt, Echinod. 40 


em SET RAN FT, 


626 C. Ech. symm.: Holaster nasutus. Spatangus radiatus. 


genden Interambulacra, was ich rechts durch Linien an- 
deutete, so gut es eben ging. Mag das nun auch nicht alles mit 
d’Orbigny’s Beschreibung stimmen, so ist an der Gleichheit 
der Species wohl nicht zu zweifeln. Bei Catullo 1. e. pag. 
226 tab. 2 fig. D. d habe ich es immer auf Nucleolites sub- 
trigonatus abgesehen, welcher wenigstens hinten ähnlich ab- 
gestumpft erscheint. An Disaster haben wir hier wohl eben- 
sowenig zu denken als bei dem kleinen Holaster nasutus tab. 
56 fig. 32 aus der Scaglia von Chiampo. Er ist scharfrandig, 
wie laevis, der runde Mund liegt in flacher Ebene hinter einer 
tiefen Furche, über welche die Flügel backenartig hervor- 
ragen, der längliche After hinten liegt in einer Vertiefung, in- 
dem sowohl der Unterrand breit, als auch die Firste spitz, wie 
eine kurze Nase, hervor springt. Die Asseln der Ambulacra 
scheinen verhältnissmässig breit zu sein nach Art der Anan- 
chiten. 

Spatangus radiatus tab. 87 fig. 1—T Lam. An. sans 
vertebr. III pag. 35 von Mastricht ist der Stolz aller Kreide- 
echiniten, der für die jüngsten Kalksande eine wichtige Leit- 
muschel bildet, über dessen Bestimmung man nicht leicht sich 
irrt. Schon Klein (Naturalis dispositio Echinodermatum 1737 
pag. 35 tab. 25) gibt davon eine ganz kenntliche Abbildung 
unter dem Namen „Spatagoides Andersonii; ex pago Boeme- 
len haud procul a Trajeeto ad Mosam Anno 1715. Longitudo 
ejus 4 pollices Paris. adaequat: altitudo tres. Tresta granulosa.* 
Noch besser ist die Abbildung bei Walch Naturg. Verst. 1768 
II. 1 pag. 182 tab. E. IV. fig. 1.2. Leske Additamenta pag. 170 
nannte ihn darnach Spatangus striato radiatus, um damit auf 
die Verbindung der Poren in den hintern Reihen der paarigen 
Ambulakren hinzudeuten. Parkinson (Organic rem. of the 
form. World 1811 III pag. 30 tab. 3 fig. 4.5) verkürzte es 
einfach in radiatus, was von den meisten spätern, namentlich 
auch von Schlotheim Petref. pag. 309, angenommen wurde. 


C. Echinidae symmetricae: Spatangus radiatus. Hemipneustes, 697 


Nur d’Orbigny suchte den längern wieder hervor, weil er 
meinte, damit den ältesten zu haben, was erst nicht der Fall 
ist. Die Originalfigur in der Encyclop. me&thod. tab. 156 fig. 
9. 10 fiel im höchsten Grad mangelhaft aus. Er hiess auch 
öfter schlechthin Spatangus Mosae oder Spatangue de Mae- 
stricht. Erst Agassiz stellte 1336 (Prodrome pag. 183) den 
neuen Geschlechtsnamen Hemipneustes (“u halb, rveborng 
Athmer) auf, um damit die Ungleichheit der Fühlerporen in 
den beiden Strahlen der paarigen Ambulacra zu bezeichnen, 
konnte dafür aber nur diese einzige Species aufweisen. D’Or- 
bigny (Pal£ont. france. terr. er&tac. VI. tab. 802. 803 pag. 113) 
wollte ihn dagegen wieder dem-Holaster unterordnen. Für die 
Wissenschaft ist mit solchen Streitigkeiten nichts gewonnen, 
wir lassen sie daher auf sich beruhen, und suchen vielmehr 
die Kennzeichen etwas fester zu begründen, als bis jetzt ge- 
schehen. Die besten Zeichnungen blieben noch immer die 
Goldfuss’schen Petref. Germ. tab. 46 fig. 3, doch lassen auch 
sie einige Verbesserungen zu. Grehen wir von den 
Stirnfurchen aus, so sind dieselben zwar schmal aber eigen- 
thümlich scharf, was, verbunden mit der hohen gleichförmigen 
Wölbung, die einer kleinen Hirnschale gleicht, schon ein 
sicheres Erkennen ermöglicht. Nur an den Rändern dieser 
Furche sieht man auf der convexen Seite grössere Wärz- 
chen mit durchbohrten und gestrahlten Gelenkköpfchen 
fig. 2.2. In dieser Furche liegt der unpaare Fühlergang mit 
zarten, unverbundenen Löchern , nur ein kleines Schlauch- 
wärzchen schiebt sich ein, daher wurden sie von Klein zu 
den Spatagoiden mit „quaternis radiis“ gestellt. Die paari- 
gen Ambulakren haben dagegen sehr ungleiche Radien, in- 
dem die vier vordern noch ganz ähnliche unverbundene 
Löcher behalten, wie genanntes Furchenambulacrum, blos 
dass die Löcher etwas deutlicher hervortreten. Auch sie wur- 
den von den alten fast ganz übersehen. Desto deutlicher tre- 
40* 


SANS ING NE 


/ 


628 C. Echinidae symmetricae: Spatangus radiatus. 
y P 5 


ten die hintern Strahlen mit verbundenen Poren in die Augen. 
Hier bildet äusserlich das hintere Loch einen Schlitz, das 
vordere einen runden Punkt. Innen jedoch gleicht sich der 
Unterschied mehr aus, wie man aus Schalengeschieben fig. 3, 
die im Mastrichter Sand öfter gefunden werden, leicht sieht: 
aussen «sind die Löcherpaare feiner und näher aneinander ge- 
rückt, als innen i. Um das recht klar zu machen, habe ich 
die Innenseite ö durch den Spiegel gezeichnet und darunter 
gesetzt. Ebenso bei dem Stück fig. 4, was von der Randseite 
eines Strahles stammt, woran man aussen « kaum Löcher 
wahrnimmt, während es innen ö sehr deutliche Gruben sind. 
Wie fig. 4. p zeigt, gehen die Löcher schief von aussen nach 
innen mit einer Richtung nach oben, daher treten sie aussen 
hart über der Naht auf, innen dagegen mitten auf der Assel. 

Die Porenverbindungslinie (fig. 2. % vergrössert) 
bildet selbst am breitesten Theile nur eine flache Furche, in 
deren Grunde nach aussen ein längliches Loch liegt; das 
runde und lange Loch machen immer einen breiten nach 
unten geöffneten Winkel gegen einander. Im Querschliff q 
verengert sich das längliche noch allmählig nach innen, wäh- 
rend das runde auf seinem Schieflaufe nur wenig erweitert 
wird, das ist der Grund, warum die Löcher auf der Innenseite 
fast vollständig gleich bleiben. Je nachdem nun eine Schale 
auf der Oberfläche mehr oder weniger gelitten hat, nehmen 
die Löcher eine andere Gestalt an, was eine Quelle vieler 
Irrthümer gibt. Gegen den Unterrand hin werden die Löcher 
nicht nur unverbunden, sondern auch viel feiner, so dass sie 
nicht leicht erkannt sind. Daher fehlt es in dieser Be- 
ziehung den meisten Zeichnungen, wie ein Vergleich mit 
unserer Seitenansicht von fig. 1 zeigt. Aber sie lassen 
sich ununterbrochen über alle Ambulacralasseln verfol- 
gen. Die hinterste Reihe biegt sich plötzlich nach hin- 
ten, um über die Buckel neben dem After weggehen zu 


I #1 


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2 
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% 


C. Ecehinidae symmetricae: Spatangus radiatus. 629 


können, doch zur Entwicklung ächter Höckerporen kommt 
es nicht. Die | 
Schlauchwarzen um den Mund sind bei keinem Spa- 
tangiden so deutlich entwickelt, als hier. Sie stimmen an Zahl 
fast genau mit Ananchites, wie ein Vergleich unserer fig. 1 
mit tab. 84 fig. 57 zeigt, nur haben die Warzen die zweite 
innere Pore auf der Höhe des Bläschens, und nicht an der 
Basis, auch ist diese viel kleiner, was ein Blick auf tab. 87 
fig. 1. x und tab. 84 fig. 60. a klar macht. Auch dies haben 
die Schriftsteller noch nicht richtig erkannt. Neben der brei- 
ten vorspringenden Lippe bilden wieder die 3 Wärzchen 
einen deutlichen Haken, die folgenden Löcher jederseits da- 
hinter nehmen plötzlich einen andern Charakter an, es sind 
blosse Grübchen, worin das Lochpaar kaum zu entdecken ist. 
In den äussern Mundwinkeln liegen einerseits 8 anderseits 9 
in der Form einer römischen V, die neunte kommt durch eine 
Nebenlagerung eines überzähligen Stückes; sonderbar ist 
es nur, dass sich das so constant wiederholt. Einerseits (rechts 
fig. 1), wo die neunte fehlt, ist in unserem Stück noch die fol- 
gende des hintern paarigen Ambulaerums in einen Kreis ein- 
geschlossen, und mit verkümmerten Bläschen versehen. Vor 
dem Mundwinkel liegen einerseits (rechts) fünf mit einem 
sechsten Nebenbläschen, vier davon stehen näher beisammen, 
als die fünfte, insofern findet wieder vollständige Ueberein- 
stimmung mit Ananchiten statt, nur haben wir links und 
rechts noch eine weiter. Auch in der Stirnfurche stimmt die 
Dreiecksstellung rechts vollkommen, darüber findet sich nur 
noch eine vierte. Das alles mit Worten auseinanderzusetzen, 
hält schwer, unsere Figuren sind in dieser Beziehung mög- 
lichst getreu. Unter oben erwähnten Geschieben kommen 
auch Stücke vom Mundrande fig. 5 vor, woran man die (durch 
den Spiegel gezeichnete) Innenseite ö bloslegen kann, die 
auch einige Aufklärung über die Mundrandasseln gibt. Beide 


630 C. Echinidae symmetrieae: Spatangus radiatus. 


Figuren a und i liegen also parallel und correspondiren mit 
ihren Löchern und Schlauchwärzchen. Auch hier gleichen 
sich die Löcher innen mehr aus, denn sie bilden Gruben, worin 
man die Poren kaum wahrnimmt. Die Asseln a und 5 bilden 
die Endasseln der beiden breiten Interambulacra, davon kommt 
b nicht an den Rand, weil sie von den Porenasseln der paarigen 
Ambulacra umwallt wird. Das Loch 1 gehört zu den Lippen- 
löchern. In den Mundwinkeln gehören die drei untern rechts 
vom römischen V den hintern paarigen Ambulakren, die andern 
vier den vordern. Dahinter liegt aussen noch ein zartes, kaum 
sichtbares Liochpaar 2, was trotzdem innen eine Grube bildet, 
die sich von den Schlauchwarzengruben durch Grösse nicht 
unterscheidet. Der 

Apex tab. 87 fig. 3 (x vergrössert) nimmt durch die 
Stellung seiner vier Löcher eine gewisse Mitte zwischen den 
langen und kurzen Vierecken ein, allein schon Joh. Müller 
(Abh. Berl. Akad. Wiss. 1853 pag. 127 tab. 1 fig. 2) hat 
nachgewiesen, dass die vordern paarigen Augenplatten die 
Genitallöcher vollständig trennen. Ferner weist er nach, dass 
nicht blos die Madreporenplatte, sondern auch die andern 
Tafeln, ausgenommen die hintern Augenplatten, porös er- 
scheinen. Die Sache hat ihre Richtigkeit, und darf wohl be- 
herzigt werden. An unserer fig. 5 (x vergrössert) sind die 
vordersten 5 Täfelchen deutlich porös, und bei fig. 6 reicht die 
Porosität noch in die hintere rechte Genitalplatte hinein. Sie 
gehört zu den Scheiteln, welche, mit ein wenig Salzsäure be- 
handelt, "die feinsten Zeichnungen in wunderbarer Klarheit er- 
kennen lassen: vorn ist die Augenpore scheinbar doppelt, 
dann folgen ein feiner Doppelpunkt und darauf auf beiden 
Seiten gleich grosse Punkte; bei den paarigen Ambulakren 
tritt der Unterschied beider Reihen schon bei den dritten oder 
vierten ein; in den hintern Paaren schmiegen sich die Poren- 
reihen anfangs an einander, doch kann man dazwischen immer 


C. Echinidae symmetricae: Spatangus radiatus, 631 


noch die schmalen Tafeln des Afterfeldes unterscheiden. Die 
verschiedenen Darstellungen des Apex weichen ziemlich von 
einander ab, und es scheint wirklich, dass in Beziehung auf die 
Augen- und Genitalplatten eine gewisse Freiheit der Bildung 
vorkommt. Der Hauptgrund wird aber immer die Schwierig- 
keit einer treuen Darstellung sein. Endlich habe ich auch ver- 
sucht, den Steinkanal von innen tab. 87 fig. 7 darzustellen, 
leider brachen die Stücke zu leicht nach den Hauptnähten 
durch, doch haben wir dasselbe blasenförmige Organ, wie 
bei Ananchiten, innen erhebt sich ein kleiner Pfeiler, und man 
sieht noch in den Nähten, dass nicht blos die Genital-, son- 
dern auch die Augenplatten daran Theil haben. Die Genital- 
löcher liegen frei da, die kleinen Augenlöcher dagegen in 
Gruben verborgen. 

Der Verlauf der Tafeln ist zwar schwierig nachzuweisen, 
doch wird in den Angaben von tab. 37T fig. 1 kein wesent- 
licher Fehler sein, nur um den Mund und Scheitel kommt 
man nicht zu völliger Klarheit. Das Lippenstück ist ganz 
eigenthümlich breit und ziemlich symmetrisch, am schwierig- 
sten erkennt man auf der Unterseite die grossen eckigen 
Asseln des Afterfeldes, worauf eine etwas erhabene Zickzack- 
linie vorläuft, die aber mit den Asselnähten in keiner Ver- 
bindung steht. Besonders schmal und hoch sind die Asseln 
des vordern Ambulacrum, sie erfüllen nicht einmal die ganze 
Furche. Eigenthümlich ist die Lage des 

Afters. Er ist völlig rund, und hat im Hintergrunde 
einer Grube seine Stelle, worein man so recht bequem die 
Spitze des Daumens legen kann, und da dem entsprechend in 
der Basis sich ein flacher Ausschnitt findet, so wird das Loch 
von unten sichtbar, obwohl es auf der Hinterseite liegt. Er 
vereinigt insofern die Eigenschaft der Spatangen mit Anan- 
chiten. Im Ganzen genommen bleibt die Asselung den Anan- 
chiten ähnlich, nur die hervorspringende Lippe hat er wieder 


632 C. Echinidae symmetricae: Spatangus radiatus. 


von den Spatangen. Wie wir die Sache auch ansehen mögen, 
wir haben es immer mit einer freilich sehr feststehenden Mit- 
telform zu thun. 

Speeies könnte man mehrere machen, wenn man ganz 
genau verfahren wollte; gleich unsere fig. 1 ist besonders 
breit, an den Seiten stärker geschwungen, als gewöhnlich, die 
Bläschen um den Mund stehen ganz absonderlich gedrängt, 
und obwohl die Unterseite stark gelitten haben mag, so ist sie 
doch in einer Weise nackt, die anzudeuten scheint, dass sie 
weniger bewarzt war als die andern. Im Apex sind die vor- 
dern 7 Tafeln deutlich nach Art der Madreporenplatte porös. 
Fig. 2 108 mm lang, 98 mm breit, 72 mm hoch wird in 
Grösse von keiner andern erreicht. Dabei ragt die Lippe 
spitzer hinaus, als bei allen übrigen; die Schlauchbläschen um 
den Mund m stehen minder gedrängt, die ganze Unterfläche ist 
rauh gewarzt, sämmtliche Köpfchen durchbohrt und gestrahlt. 
Nur die hintern Ambulacralfelder halten sich glatter, und auf 
der ganzen Oberseite liegen blos feine Knötchen, ausgenom- 
men die nach innen abfallenden Ränder der Stirnfurche. Eine 
ganz absonderliche Merkwürdigkeit, die ich nur bei diesem 
Stück finde, sind die Menge blattförmiger Schmarotzer, welche 
die convexe Oberseite bedecken, und schon bei Lebzeiten das 
Thier plagen mussten, da die grössern Poren unbehindert 
durch dieselben durchgehen. Sie fangen alle schmal an, und 
endigen breit; bis zum Kiel hinab ist der Rand etwas aufge- 
worfen, allmählig stellen sich erhabene Strahlen ein, die in 
der Mitte eine glatte Furche lassen, wodurch die Schalen- 
knötchen noch erkannt werden, welche sie bedeckten (fig. 2. 
f zweifach vergrössert), nur am obern gerundeten Ende reich- 
ten die Strahlen zur Mitte. Hin und wieder gewahrt man 
eine Querscheidewand, welche auf Zellentheilung schliessen 
lässt. Es kommt sogar noch eine dünne Kalkdecke mit Poren 


C. Echinidae symmetricae: Holaster und Toxaster. 633 


darauf, was entschieden an Bryozoen erinnert. Man könnte 
sie Foliopora radiata heissen. 


Holaster und Toxaster, 


zwei von L. Agassiz begründete Subgenera der Kreideforma- 
tion, wurden, wie pag. 607 schon erwähnt, anfangs unter 
Holaster vereinigt, denn es sollte nur der Ambulacralur- 
sprung aus einem oder zwei Punkten damit fixirt werden. Als 
sich nun aber, genauer betrachtet, die vier Genitallöcher bei 
dem einen im Oblongum, bei dem andern im Quadrat zeigten, 
so wurde das allerdings merkwürdige Kennzeichen zur Zwei- 
theilung der ganzen Spatangenfamilie „A sommet disjoint und 
convergeant au sommet“ benutzt: jene mit getrennten Gipfeln 
fielen den Disastriden, diese mit möglichst zusammengezoge- 
nen den Spatangiden im engern Sinne zu. Sprachlich hätte sich 
nun für diese der Name Holastriden wie von selbst ergeben. 
Wenn daher das Geschlecht Holaster wieder gespalten wer- 
den musste, so hätte „Ganzstern‘ besser für Toxaster gepasst, 
da dieser die Gruppe beginnt, woran die vordern paarigen 
Augentafeln zusammenschrumpfen, und in der Medianlinie 
nicht mehr zur gegenseitigen Berührung kommen. Statt des- 
sen wurde die Aufmerksamkeit auf „une l&egere courbure des 
ambulacres & !’approche de l’appareil oviducal“ gelenkt, und 
darnach der neue Name „Bogenstern‘“ (76£0v Bogen) ge- 
schöpft. D’Orbigny (Pal&ont france. Terr. er&t. 1853 VI pag. 
149) trennte nach der Porenform des unpaarigen Fühlergangs 
nochmals Heteraster und Enallaster ab. Für Toxaster im 
engsten Sinne zog er sodann einen unpassenden alten Namen 
Echinospatagus Breynius Schediasma 1732 pag. 60 wieder her- 
vor. Abgesehen davon, dass unter Echinospatagus cordiformis 
l. ce. tab. V in erster Linie ein lebender Amphidetus begriffen 
wird, und weiter Spatangus coranguinum der englischen 
Kreide, so ist denn doch blos von einem „cordiformis magis 


VER re! 
[3 gi u 


34 €. Ech.simm.: Holaster und Toxaster. Toxaster complanattıs. 


compressus et minor, ex Ducatu, ni fallor, Wirtenbergieo“ die 
Rede, der allerdings dem Spatangus complanatus zu gleichen 
scheint, dem aber jedenfalls der Fundort widersprechen 
würde. Man könnte da höchstens von Wahrscheinlichkeit, 
aber nicht von Gewissheit reden. Der Toxaster im Sinne 
von Agassiz schliesst durch sein äusseres Ansehen noch 
an die genannten doppelgipfeligen Formen an, namentlich 
liegen die paarigen Ambulacra auf der Schalenfläche, und 
sind nicht zu Blumenblättern vertieft. Sie bewahren daher 
als die ältesten Spatangiden im engern Sinne noch eine ge- 
wisse Zwischenstellung. Den Unterschied vom Holaster bildet 
zwar die Quadratstellung der Eierlöcher, allen, wenn das 
Merkmal nicht recht erkennbar ist, und die Species beisam- 
men in einer Schicht liegen, wie Toxaster complanatus 
und Holaster ’Hardyi im Neocom, so muss ein Anfänger 
sehr vorsichtig sein. Ich will das in Nachfolgendem auseinan- 
dersetzen und beginnen mit 

Echinus complanatus tab. S7 fig. 12 Linn@ bei Gmelin 
pag. 3195 aus den dunkelfarbigen Thonen des Neocom bei 
Neuchatel. Da er einer der gemeinsten der Schweiz ist, so 
hat ihn offenbar Scheuchzer (Speeimen Lithographiae Helve- 
ticae curiosae 1702 pag. 61 fig. 84) unter Echinites Spata- 
goides, vel Brissoides bullatus et striatus ‚in comitatu Neoca- 
strensi“ verstanden. Agassiz nahm ihn mit Recht für den 
Typus seines Toxaster. Es ist daher auch bei Lang (Historia 
lap. figur. Helvetiae 1708 pag. 121 tab. 35 erste Figur) 
Echinites Cordatus Spatagoidaeus einereus wohl nur auf die- 
sen zu beziehen. Schon Bronn (Index palaeontologieus pag. 
1274) wies auf Scheuchzer hin, umsomehr ist es zu verwun- 
dern, dass auch Loriol (Deser. Echin. terr. er&tac. Suisse 
1873 pag. 343) dem d’Orbigny nachspricht, und auf Echino- 
spatagus cordiformis zurückgeht. Sie folgen übrigens beide 
dem Lamarck (An. sans vertebr. 1316 1Ll. 35), welcher schon 


C. Echinidae symmetrieae: Toxaster complanatus, 635 


auf Breynius hinweist, und es dadurch wahrscheinlich macht, 
dass sein Spatangus retusus der gleiche war. Schlotheim (Pe- 
trefactenkunde 1820 pag. 312) hat ihn wohl unter Echinites 
helveticus „von Neufchatel“ verstanden, wenn auch die Citate 
meist unrichtig sind. Göldfuss (Petref. Germ. 1826 pag. 149 
tab. 46 fig. 2) bildete ihn ganz vorzüglich ab, nur kommt er 
nicht ‚im Jurakalke von Blaubeuren in Schwaben“ vor. 

Der Scheitel liegt etwas weiter nach hinten, als nach 
vorn, dadurch wird die breite Stirnfurche ungewöhnlich lang. 
Die vier Genitallöcher stehen fast genau in den Ecken eines 
Quadrates. Das runde Mundloch hat keine vorstehende Lippe, 
und der längliche After liegt hinten an einer ziemlich senk- 
recht abgestumpften Fläche, doch ist er von oben sichtbar. 
Die Oberfläche mit gestrahlten und durchbohrten Stachel- 
wärzchen (x vergrössert) ziemlich gleichmässig bedeckt, und 
jede von einem zierlichen Kranze kleiner Trabanten ümstellt. 
Auf der Unterseite sind die Wärzchen etwas grösser und 
stehen auf dem Afterfelde besonders gedrängt. Die Poren der 
Fühlergänge bilden oben deutliche Schlitze, nur am Rande ver- 
wandeln sie sich allmählig in undeutliche Punkte, die Gänge 
sind daher nicht unterbrochen, sondern nehmen nur eine lanzett- 
förmige Gestalt an. Von den hintern paarigen Fühlergängen 
entwickeln die innern Reihen sehr deutliche Höckerporen, die 
äussern treten zwar auch bestimmter hervor, biegen sich, von 
unten her gesehen, eigenthümlich nach aussen und bleiben 
feiner als die innern. Auf die Schlauchwärzchen um den 
Mund, welche ich fig. 11 in einem Exemplare von Auxerre in 
doppelter Grösse dargestellt habe, möchte ich besonders die 
Aufmerksamkeit richten. Sie bewahren noch ganz die Stellung, 
wie bei Spatangus, nicht selten bis auf die genaueste Zahl hin. 
Es verräth das jedenfalls eine innere Verwandtchaft damit, 
wie man sie nach der äussern Form nicht erwarten sollte. 
Freilich ist alles kleiner und schwerer zu beobachten. Die 


# j' $ en LIE PUR AU ROH te | 
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636 C. Echinidae symmetricae: Toxaster complanatus. 


Umrisse der Scheiteltafeln lassen sich mit Salzsäure kaum klar 
legen, doch hat sie schon d’Orbigny (Pal&ont. frane. terr. eret. 
VI. tab. 840 fig. 7) wenn auch nicht ganz richtig darzustellen 
versucht, und Desor (Synop. tab. 40 fig. 2. @) copirt. Kleine 
Fehler lassen sich zwar kaum vermeiden, doch ist im Allge- 
meinen die Madreporenplatte, welche bis zum Scheitelpunkt 
vordringt, mehr birnenförmig, wie es unsere fig. 11 A von 
Auxerre vergrössert darstellt. Am äussern Ende des Birnen- 
stieles sitzt das grosse Loch. Die vordere linke Eiertafel ist auf 
der linken Seite stark ausgeschweift, und wird dadurch eigen- 
thümlich halbmondförmig. Sie bietet der hintern linken nur eine 
schmale Ansatzstelle, die hintere rechte kommt dagegen blos 
mit zweien in Berührung. Bei den Neuchatellern ist zwar 
selten Klarheit zu finden, allein wenn man einmal das Richtige 
erkannt hat, überzeugt man sich dennoch, dass im Wesent- 
lichen keine Verschiedenheit stattfindet. Bezüglich der hin- 
tern Augentafeln zeigt die kleine Krone tab. 87 fig. 13 von 
Neuchatel von der grössern fig. 12 auffallende Grössenunter- 
schiede, dort sind sie viel grösser als hier, wie man schon 
aus der grössern Entfernung der hintern Fühlergangspitzen 
von den vier Eierlöchern erschliessen kann. Die gelben 
Exemplare von 

Auxerre tab. 87 fig. 9—11 (Dep. Yonne) gehören zu den 
besterhaltenen, welche ich kenne, und sie weichen kaum_von 
den Neuchateller Normalformen ab. Sie sind kaum etwas 
höher, und der Gipfel ist nur wenig mehr nach vorn gerückt. 
Die kleinen Schlauchwärzchen zwischen den Fühlerporen 
ausserordentlich deutlich. Zwischen den Poren bilden feine 
Wärzchen zierliche Reihen. In der 

Provencetab. 37 fig. 14 kommt eine hohe Abänderung 
(compl. altus) ausserordentlich zahlreich vor, wie man beson- 
ders aus der Seitenansicht beurtheilen kann, die viel steiler ab- 
fällt. Ueberdies werden in der Stirnfurche nach unten die 


2 I a na Er EEE } Felm.r 
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C. Echinidae symmetricae: Toxaster complanatus. 637 


Porenasseln plötzlich viel breiter, wie die Stirnansicht der 
fig. 15 zeigt. Die Genitalplatten fig. 14. x (vergrössert) schei- 
nen sich dagegen nicht wesentlich zu ändern, namentlich bleibt 
die vordere links noch ausgezeichnet halbmondförmig. Es 
erinnert mich das an T'oxaster Brunneri Desor Synopsis tab. 
40 fig. 1 aus dem Neocom der Alpen, welcher auch die ähnliche 
‘Form hat. Mit ihnen beginnt das Spiel der Gestalten, wofür 
d’Orbigny und andere so viele Namen bereit hatten. Unserer 
scheint hauptsächlich unter Echinospatagus Collegnii Sismon- 
da’s begriffen zu werden. Von Wichtigkeit sind solche Species 
nur insofern, als sie immer wieder uns das bekannte Formen- 
spiel zur Beherzigung führen, welches die schroffen Ab- 
grenzungen auszugleichen sucht. Die Sache geht sogar noch 
viel weiter, es finden sich unter den Provencalischen Ab- 
änderungen wie fig. 16, woran die paarigen Fühlergänge be- 
reits Eindrücke in die Schale machen, und hinten das Feld 
über dem After sich kielförmig erhebt, als wollte es zum 
Spatangus coranguinum hinüberspielen; aber die Mundlippen 
und die Fasciolen fehlen noch gänzlich. Gleichsam ein com- 
planatus florescens, der die Blumenblattbildung der Spa- 
tangen beginnt. Man hat hier übrigens auch Epiaster in 
Erwägung zu ziehen. Bei 

Berklingen tab. 87 fig. 17 unweit Schöppenstedt im 
Braunschweig’schen kommen im „untern Hilsconglomerate‘ 
grauweisse Schalen häufig vor, welche Hr. v. Strombeck mit 
Recht zum complanatus stellt, obwohl sie breiter und höher 
als die Neuchateller und niedriger als die Provencalischen 
sind. Doch andere wesentliche Unterschiede finden sich nicht. 
Desor Synopsis pag. 353 führt ihn beim Tox. Neocomensis 
auf. Ganz besonders gross ist ein Exemplar aus 

Savoyen tab. 87 fig. 8 mit verkieselter Schale und 
Silifikationspunkten. Der Mund » ist lippenlos und ziemlich 
deutlich fünfseitig. Wegen seiner Grösse hätte ich ihn immer 


ı 


638 €. Echinidae symm.: Toxaster ecomplanatus. Holaster l’Hardy. 


gern beim Holaster amplus untergebracht, allein die vier Eier- 
löcher stehen zu nahe, als dass man an eine Trennung durch 
die mittlern Augenplatten denken dürfte, auch ist der Bogen- 
schlag der vordern paarigen Fühlergänge zu deutlich, um ihn 
vom Toxaster zu trennen. Ohne Zweifel ist er nicht wesent- 
lich vom Toxaster Verany Sismonda (Memorie Accad. Turino 
2 ser. 1844 VI. pag. 356 tab. 1 fig. 4. 5) von Castiglione bei 
Nizza verschieden, womit wieder der T'ox. amplus Des. Synopsis 
pag. 355 zu stimmen scheint. 

Obwohl alle diese Formen von den verschiedensten zum 
Theil weit getrennten Fundorten auf das mannigfaltigste in 
einander überspielen, so wird man bei einiger Uebung in der 
Bestimmung doch nicht leicht irre geführt. Freilich darf man 
nicht meinen, man könne die zahllosen Schattirungen nach Be- 
schreibung und meist ungenügender Zeichnung alle treffen. 
Um so Bedeutungsvoller ist es dann aber, dass mit ihnen zu- 
sammen wieder scharfgeschiedene Species lagern, die gar 
keine Verwechslung mit dem soeben abgehandelten Formen- 
kreise zulassen. Ich meine den 

Holaster ’Hardy tab. 37 fig. 13—21 Dubois de Mont- 
pereux Voyage au Caucase 1336 tab. 1 fig. 3—10. Ueberall 
ein wenn schon etwas seltener Begleiter des complanatus im 
Neocom. Das macht daher auch die Abbildungen der alten Pe- 
trefactologen so unsicher. Denn wollte man blos der Figur 
Folge geben, so würde obiger Echinospatagus cordiformis pag. 
634 von Breynius eher zu diesem passen, als zum complanatus. 
Selbst mit dem Spatangus intermedius Goldf. Petref. Germ. 
1829 pag. 149 tab. 46 fig. 1 kommt man nicht zu Stande, da 
ein falscher Fundort „Jurakalk von Blaubeuren angegeben 
wird. Es bleibt immerhin nur wahrscheinlich. Agassiz 
(Echinod. foss. Suiss. pag. 12) vermischt beide (Hardy und 
complanatus) noch unter einem Subgeschlecht Holaster, erst 
im Catal. rais. pag. 133 wurden sie mit Recht getrennt. 


ERFTEHE WER TR 


C. Echinidae symmetrieae: Heteraster oblongus. 639 


Schon die oblonge Stellung der Genitallöcher macht uns auf 
die Verschiedenheit aufmerksam, denn sie lässt eine Trennung 
der vordern von den hintern Lochasseln durch die mittleren 
Augenplättchen, vermuthen, wie die Vergrösserung fig. 19 
eines lichtgrauen Exemplars aus dem untern Hilsconglomerate 
von Berklingen bei Schöppenstedt beweist. Damit bekommen 
nun alle andern Unterschiede vom complanatus grössere Be- 
deutung: die Poren der Fühlergänge sind alle rund, und 
nirgends länglich; die Stirnfurche vorn hat markirtere Kanten; 
der Rücken ist gewölbter und vorn nicht so eigenthümlich 
niedergedrückt, worauf das Wort complanatus (geebnet) an- 
spielen soll. Kurz, er liefert eine gute Species und unter den 
Holastern die älteste. Die Exemplare von Berklingen fig. 18. 
19 zeigen schon an ihrer grauen Farbe, dass sie genau dem 
Schichtenlager des complanatus entsprechen. Wie die Ansicht 
von hinten zeigt ist der eiförmige Afterkreis verhältnissmässig 
sehr gross. Aus dem Neocom von Auxerre (Yonne) stammen 
fig. 20. 21, sie sind grau, mögen daher vielleicht in einer 
andern Schicht liegen, als die gelben complanatus, allein sie 
bewahren alle Kennzeichen der ächten Species: bei dem 
kleinen Exemplare fig. 21 ist die Stirnfurche sehr scharf, und 
der Mundkreis liegt weit zurück, aber wie die vier im Oblon- 
gum gestellten Poren fig. 20 eines grössern Individuums zeigen, 
ist ein ganz entschiedener Unterschied da. Mit vorsichtigem 
Aetzen kann man auch die Berührung der Augenplatten in 
der Medianlinie erkennen. 

Spatangus oblongus tab. 87 fig. 22 Brongniart Ann- 
des mines 1821 tom. VI pag. 555 tab. 7 fig. A—C. Lange, 
selbst von Agassiz, mit complanatus vermischt, da sein Habi- 
tus ganz gleich, nur etwas länglicher ist, wurde er erst im Oat. 
raısonn. 1847 als besonderer Typus unterschieden, und später 
von d’Orbigny wegen seiner ungleichen Poren Heteraster 
(£repog verschieden) genannt. Sein Lager ist etwas höher, als 


640 C, Echinidae symmetricae: Spatangus oblongus. 


vom complanatus, zwischen Neocom und Gault im Terrain 
A ptien und im schwarzen Schrattenkalk des Säntisstocks in 
Appenzell. An tab. 87 fig. 22 von der Perte du Rhöne unter- 
halb Genf mit isabellgelber Schale ist der Scheitel auffallend 
weit nach hinten gerückt, und das Quadrat der Genitallöcher 
zeigt sogleich, dass sich die zugehörigen Platten berühren 
müssen, wie das J. Müller (Abh. Berl. Akad. 1853 tab. 1 
fig. 5) schon richtig dargestellt hat. Sie weichen übrigens 
nicht wesentlich vom complanatus ab, namentlich fehlt auch 
die birnförmige Gestalt der Madreporenplatte nicht. Das 
Hauptmerkmal beruht jedoch auf ungleichen Poren der 
Fühlergänge (fig. 22. x vergrössert), namentlich in der 
Stirnfurche, wo ein kleines Lochpaar mit einem grösseren, 
weun auch nicht immer ganz regelmässig, abwechselt: nur 
die innern Punkte sind gleich, die äussern Schlitze bald 
länger bald kürzer. Bei regelmässiger Entwicklung kommen 
dann je drei Porenreihen vor fig. 25: in der Mitte halbsoviel 
als aussen, und innen die Summe von beiden. An den paari- 
gen Fühlergängen hat von den vier Lochreihen nur je die 
hintere einen zum Theil langen Schlitz. Wenn auch am 
Rande die Löcher sich schwer verfolgen lassen, so sind sie 
doch wahrscheinlich nirgends unterbrochen, und um den 
lippenlosen Mund m fig. 23 tritt genau dieselbe Blume auf, 
wie wir sie bei den Ananchiten tab. 84 fig. 57 auszeich- 
neten, woran alles bis auf die Zahl hinab stimmt. Im 
schwarzen 

Schrattenkalk tab. 87 fig. 24 am Säntis sind die Löcher 
sammt den Asseln sehr deutlich. Es kommt zwar auch der 
ächte complanatus daselbst vor, allein er ist an der Gleichheit 
der Porenschlitze sofort bestimmt zu unterscheiden. Ganz 
besonders deutlich lassen sich die Löcher um den Mund m 
bloslegen. Anstatt der 8 Lippenlöcher’scheinen blos 6 vorhan- 
den zu sein, denn das Tte und Ste entfernen sich stark; doch 


C. Echinidae symmetricae: Enallaster Greenovii. 641 


ist darauf kein Gewicht zu legen. Bei der Reinheit treten die 
Lochpaare ganz bestimmt hervor, unzweifelhaft sass dazwi- 
schen ein Schlauchwärzehen, was man freilich mit dem harten 
Kalk immer wegkrazt, zufrieden, die Stellung der Löcher ge- 
funden zu haben. In der Stirnfurche schiebt sich an der brei- 
testen Stelle gewöhnlich zwischen zwei längern eine kürzere 
Assel ein (x vergrössert), und diese ist dann von kleinern 
Löchern durchbohrt. Stellenweis wechselt eine grössere mit 
einer kleinern ab, ohne dass sich eine scharfe Regel fände. 
Zuweilen bemerken wir auch in der vordern Porenreihe 
(y vergrössert) der vordern paarigen Felder solche Ungleich- 
heiten, die bei verwitterten recht augenfällig werden können. 
Agassiz hatte daher ganz Recht, darauf allein nicht sofort ein 
neues Geschlecht zu gründen. Noch weniger begründet ist 
nun vollends 
Enallaster (2v2%%05 verändert) d’Orb. Paleont. frang. 
terr. eret. 1853 VI. 181), ich copire davon den vordern un- 
paarigen Fühlergang tab. 87 fig. 27 des En. Greenovii aus 
dem Cenomanen Quader von Blackdown in Devonshire, 
welchen Forbes zum Hemipneustes pag. 627 stellte. Hier 
wechseln nun sehr kleine mit grössern Paaren ab, allein da 
alle andern Merkmale im wesentlichen dem Toxaster gleichen, 
so lasse man sie füglich als eine ausgezeichnete Species bei 
den andern. Uebrigens kommen auch wieder Zwischen- 
formen vor, die man dann abermals trennen müsste. Eine 
solehe ist 
tab. S7 fig. 26, die ich aus einem gelben Kalke der Provence 
mitgebracht habe. Sie hat noch den Habitus vom oblongus, 
nur ist der Afterkreis hinten auffallend gross, und die un- 
gleichen Löcher (x vergrössert) wechseln in der Stirnfurche 
an der breitesten Stelle regelmässig mit einander ab, bis sie 
sich nach oben und unten ausgleichen. Vergleichen wir da- 
mit das Bild fig. 27, so unterscheidet es sich blos durch die 


Quenstedt, Echinod. 41 


642 C. Echinidae symm.: Spatangus coranguinum. 


etwas andere Stellung der feinen Löcher. Uebrigens zeichnet 
d’Orbigny alle Porenasseln gleich gross, was nicht wahr- 
scheinlich ist, bei unsern sind für die feinern die Asseln aussen 
etwas verengt (y stark vergrössert). 

Spatangus coranguinum tab. 57 fig. 23.29 aus der 
Weissen Kreide gehört wohl zu den verbreitetsten aller Spa- 
tangen, welchen Agassiz 1836 zum Typus seines Mieraster 
(Kleinstern) erhob. Martin Lister (Hist. anim. Angliae 1678 
tab. T fig. 28 pag. 224) copirte schon von Robert Plot (Nat. 
History of Staffordshire 1686) einen Feuersteinkern, und noch 
unzweifelhafter ist „Echinus cordatus vulgaris vel ovum mari- 
num“ von Gravesend, welchen Luidius (Lithophyl. Britann. 
Ichnogr. 1699 tab. 8 fig. 964) abbildete. Breynius (Sche- 
diasma de Echinis 1752 tab. 5 fig. 5. 6 pag. 62) bezog sich 
zwar auf Luidius, aber nannte ihn doch dann wieder Echino- 
spatagus cordiformis pag. 633. Klein (Nat. dispositio Echin. 
1734 pag. 34 tab. 25 fig. A. D. ©. D) begann seine Sectio 
cor marinum mit Spatangus Cor Anguinum, und zwar die mit 
weisser Kalkschale aus England Anglicum ©. D und die 
Feuersteinkerne Norvagieum A. B. Da nun Leske (Addita- 
menta 1778 pag. 157) diese Benennungen beibehielt, so schlu- 
gen sie bei Linne ed. Gmelin pag. 3195 und Lamarck (Anim. 
sans vertebr. 1816 III pag. 32) durch. So schlecht die Klein- 
schen Figuren auch sein mögen, sind sie dennoch in der 
Eneyclopedie meth. tab. 155 fig. 4. 5 ete. copirt, so unselbst- 
ständig war dieses französische Werk. Wallerius (Mineral- 
reich 1750 pag. 482) stellte unter den fünf Abtheilungen der 

schinitsteine, auch sonderbar genug Davids Schleuder- 
steine genannt, die herzförmigen (cordiformes) an die Spitze. 
Walch (Naturgesch. Verst. 1768 II. 1 pag. 176 tab. E. I fig. 
5. 6) und Parkinson (Org. Rem. form. World 1811 III tab. 3 
fig. 11) führen sie unter Spat. cor marinum (Seeherzen) in 
guten Abbildungen aus der englischen Kreide uns vor, wäh- 


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C. Echinidae symmetricae: Spatangus coranguinum. 643 


rend Schlotheim (Petrefactenk. 1820 pag. 311) für alle coreu- 
lum bereit hielt. Zum Schlangenherz fügte später Lamarck 
pag. 613 noch ein Vogelherz cor-avium, was einige auch hier- 
her ziehen wollen, namentlich auf kleine hinten verengte 
Exemplare, indess ist das unwahrscheinlich. Lamarck sagt 
zwar „fossile“ eitirt, aber den lebenden Echinonus piriformis 
Seba Thesaurus tab. 15 fig. 28. 29, welchen Leske Addita- 
menta pag. 188 tab. 49 fig. 12. 13 unter Spatangus ovatus 
copirte. Findet man auch die Vogelherzen wenig erwähnt, 
so wird desto mehr von den Schildkrötenherzen cor-testu- 
dinarium gesprochen, was Goldfuss (Petref. Germ. 1829 pag. 
157 tab. 48 fig. 6) für eine Plänerform einführte, die zu unter- 
scheiden kaum möglich ist. Dazu kamen später Taubenherzen 
cor-columbarium, Ochsenherzen cor-bovis ete. D’Orbigny 
(Terr. erg. VI. 207) zählt allein über drei volle Seiten Syno- 
nyma auf, als wenn sich die Sache wie eine Waare ordnen liesse. 
Wenn Lamarck aus tab. 23 fig.C von Klein einen Spatangus 
punctatus machte, so muss das selbstverständlich cor-angui- 
num sein, da ihn Klein selbst so nannte, und man wegen des 
Fundortes keinen Grund hat, daran zu zweifeln. Damit ist 
nun aber keineswegs bewiesen, dass das Lamarck’sche Ori- 
ginalstück von dieser Beschaffenheit war. Beim Spatangus 
gibbus Lmcek. 1. ce. III pag. 13 ohne Angabe des Fundorts und 
„vertice elato“ verhält sich die Sache schon wieder anders. 
Es wird sich hier auf eine Originalfigur der Eneyclop. m£th. 
tab. 156 fig. 4—6 bezogen, wobei die Skizze fig. 6 eine in der 
Kreide allerdings öfter vorhandene eigenthümliche starke 
Scheitelerhöhung hat, die auch Goldfuss Petref. Germ. 48. 4 
in der Kreide von Paderborn meinte wieder gefunden zu 
haben, wenn gleich die Abbildungen breiter und kürzer sind. 
Man kann die Figuren nicht bestimmt deuten, aber sie 
schlechthin zum cor-anguinum mit d’Orbigny zu stellen, geht 
um so weniger, wenn man dann in andern Abtrennungen so 
41* 


644 €. Echinidae symmetricae: Spatangus coranguinum. 


spitzfindig verfährt. Jedenfalls ist ein so zahlreich verbreite- 
ter Formenkreis für die Erörterung der Frage, ob die Ver- 
schiedenheiten durch Entwickelung auseinander zu erklären 
seien oder nicht, von grosser Bedeutung. Ein erster Grund 
dazu kann aber nicht durch gelehrte Citate, sondern ledig- 
lich durch Prüfung der Sache gelegt werden. Das zu bewerk- 
stelligen, darf man die Dinge nicht blos vor Augen haben, 
sondern muss auch die Kennzeichen mittelst mühsamer Reini- 
gung darzulegen verstehen. Ich kann dazu nur einige 
Andeutungen geben. Zu der vielgenannten Herzgestalt 
und dem Lager in der jüngern Kreideformation müssen 
folgende 

allgemeine Kennzeichen treten: eine hervorspringende 
Lippe am hintern Mundrande ; kurz vertiefte Fühlergänge mit 
punktförmigen Löchern und stark entwickelten Höckerporen; 
ungetrennte Genitalplatten erkennbar an den gedrängt stehen- 
den vier Löchern; eine subanale Fasciole pag. 604, erkenn- 
bar an den zartesten Wärzchen, welche Flimmerhaare trugen. 
Stachelwärzchen durchbohrt und gestrahlt sind zumal auf 
der Unterseite von einem markirten Höfchen umgeben. Das 
kleine Exemplar 

Tab. 87 fig. 23 aus der Weissen Kreide von Lüneburg 
würde der hartrandlichen Mundlage nach mit cor-anguinum 
Goldf. 1. c. tab. 48 fig. 6. db vortrefflich stimmen. Die Unter- 
lippe springt so weit vor, dass sie von oben gesehen die Mund- 
öffnung völlig deckt. Hinten ist das Querband der Faseciole 
besonders breit und deutlich, innerhalb des aufsteigenden 
Fasciolenbandes fallen die Höckerporen, welche den innern 
Asselreihen der paarigen Fühlergänge angehören. Obgleich 
die ganze Unterseite mit gestrahlten und durchbohrten Wärz- 
chen (x vergrössert) bedeckt ist, so kann man doch dazwi- 
schen die Asselnähte noch ziemlich klar verfolgen. Nur im 
Afterfelde bildet sich ein breites, scheinbar nur nach der Mit- 


"BE L I Ft er u F # TEE ne ie a ae le rs a ee” 
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C. Echinidas symmetrieae: Spatangus coranguinum, 645 


tellinie getheiltes Feld (Plastron), woran die Wärzchen am 
deutlichsten ausgebildet sind. Allein auch dieses Plastron be- 
steht jederseits aus eckigen Asseln, vorn dagegen scheint die 
schmale Lippenplatte mit drei Reihen Wärzchen ungetheilt 
zu sein. Auch von den paarigen vordern Interambulakren 
kommt nur ein schmalesBlättchen zur Begrenzung des Mund- 
kreises, ja von den hintern scheint keines an den Rand zu 
treten, sondern das grosse Enddreieck wird nach vorn innen 
von kleinen Porenplatten umwallt. D’Orbigny 1. c. tab. 867 
fig. 2 hat zwar auch versucht, wenigstens einen Theil der 
Platten darzustellen, allein es gelang ihm nur sehr unvollkom- 
men. Meine ich auch nicht, dass jedes Plättchen sich bei 
jedem Individuum wiederholen müsse, so findet doch eine ge- 
wisse allgemeine Regel Statt, und gegen diese darf in der 
Darstellung nicht gefehlt werden. Ja es erstreckt sich das 
selbst bis auf .die Zahl gewisser Mundporen: so kommen jetzt 
auf der Mundlippe statt 4 + 4 pag. 538 nur 3 + 3 vor, und 
das hängt mit der langen Assel zusammen, die sich jederseits 
neben der Lippenplatte fortzieht. Das Lochdreieck auf der 
linken Seite (von unten gesehen rechts) der Stirafurche nahe 
beim Munde wird man nie vermissen, und stets liegt es nur 
auf der bestimmten Seite, wie das auch schon bei den be- 
schriebenen Ananchiten etc. der Fall war. Unser Exemplar 
ist über dem After stark gekielt, allein dasselbe scheint häufig 
durch Seitenverdrückung verstärkt zu sein, so dass man vor- 
sichtig in der Beurtheilung sein muss. Die Eindrücke der 
Fühlerporen reichen so weit, als die Porenasseln schmal sind, 
plötzlich werden diese dann breiter, treten auf die Oberfläche 
der Schale, und die Punkte am Unterrande werden dann 
feiner, scheinen aber nie ganz aufzuhören, nur wird es häufig 
schwierig 


9) 
kennen. Der unpaarige Fühlergang in der Furche unter- 


sie zu verfolgen und zwischen den Warzen zu er- 


scheidet sich von dem paarigen dadurch, dass die Porenasseln 


646 €. Echin. symm.: Spatangus cortestudinarium, Asselungleichheit. 


von unten nach oben allmählig an Grösse abnehmen, und man 
keinen Trennungspunkt angeben kann, auch sind die Schlauch- 
wärzchen zwischen den Lochpaaren ganz besonders deutlich, 
was die Verfolgung der Löcher bis zum Mundrande wesent- 
lich erleichtert. Besondere Aufmerksamkeit verdienen noch 
die Asseln der Höckerporen, welche, etwa vier an der Zahl, 
plötzlich auffallend schmal werden, darüber folgen dann qua- 
dratische, davor stark in die Länge gezogene. Die Fasciole 
gleicht einem quergestellten Oblongum, worin sich die Schale 
zu zwei Höckern erhebt, allein die Verfolgung namentlich nach 
. oben gegen den After hin bleibt meist unsicher, höchstens dass 
man mit einer scharfen Lupe die charakteristischen feinen 
Wärzchen wahrnimmt, welche dem blossen Auge wie eine 
glatte Fläche erscheinen. 

Tab. 37 fig. 30 aus der Weissen Kreide von Villedieu 
(Loire et Cher) würde wegen seines zurücktretenden Mundes 
mit cor-testudinarium Goldf. 1. c. tab. 48 fig. 5. db stimmen. 
Dabei springt die Lippe so wenig vor, dass das Mundloch fast 
ganz frei daliegt. Die Schlauchwärzchen um den Mund stehen 
zwar besonders deutlich da, allein daran ist lediglich die Er- 
haltung schuld. In der Stirnfurche ist wieder das charakteri- 
stische Lochdreieck rechts zu bemerken, und nie auf der entge- 
gengesetzten Seite. Noch ein Punkt muss besonders zur Sprache 
gebracht werden, nemlich die Ungleichheit der Asseln in bei- 
den hintern paarigen Interambulakren nach Zahl und Umriss. 
Wenn man jederseits von der Endassel 1, die nicht ganz zum 
Munde reicht, ausgeht, so entsprechen die Platten mit den 
Zahlen 2, 3, 4, 5 einander, nur rechts bleibt eine überzählige 
p, welche links die Fortsätze von 1 und 4 neben 2 vertritt. 
Ich habe die Sache lange für Missbildung gehalten, allein sie 
bildet in der That ein merkwürdiges Gesetz, was in der innern 
Organisation seinen Grund haben muss. Auch bleibt es ein 
Vorzug der Species, dass man sich bei vielen über diese Um- 


C. Echinidae symmetrieae: Spatangus ceortestudinarium. 647 


risse der Asseln bestimmt versichern kann, namentlich bezüg- 
lich genannter eigenthümlicher Ungleichheit. Demungeach- 
tet suchen wir bei den Schriftstellern vergeblich nach einer 
treuen Darstellung. Cotteau und Triger (Echinid. Dep. Sarthe 
1869 tab. 54 fig. 3 und tab. 55 fig. 7) bilden zwar die Assel- 
umrisse sehr klar, aber gänzlich falsch ab, wie ein Vergleich 
mit unsern Bildern zeigt. 

Zwischen den beiden Extremen anguinum und testudi- 
narıum spielen so viel Varietäten, dass ich sie auseinanderzu- 
halten nicht im Stande bin, obwohl behauptet wird, jener 
liege höher als dieser. Cotteau nimmt auch noch den Apex 
zu Hilfe: bei anguinum berühren sich nach J. Müller (Abh. 
Berl. Akad. 1853 tab. 1 fig. 10) links die Genitalplatten, etwa 
wie bei unserer fig. 30. A; bei testudinarium sind sie dagegen 
durch die linke paarige Augenplatte vollständig getrennt fig. 
29, wie es d’Orbigny 1. c. tab. 867 fig. 6, Triger 1. c. tab. 54 
fig. 6 zeigen. Nach meinen Exemplaren würde die Sache ge- 
rade umgekehrt sein, da fig. 29 zum cor-anguinum und fig. 30 
zum cor-testudinarium nach den gewöhnlichen Darstellungen 
gehört. Hr. Prof. Geinitz (Elbthalgeb. Sachsen 1872 II tab. 
4 fig. 1. d) zeichnet sogar ausser den vier durchlöcherten Gc- 
nital- noch eine getrennte Madreporenplatte im Centrum, allein 
das könnte höchstenfalls eine Missbildung sein, da die sächsi- 
schen Plänerformen fig. 31. A sich in dieser Beziehung nicht 
unterscheiden: es kommen auch hier Trennung und Be- 
rührung der linken Genitalplatten vor. Wir finden dort unter 
den herzförmigen hinten stark verengte und vorn verbreiterte 
ganz zierliche kleine Stücke, wie fig. 31 von Strehlen bei 
Dresden zeigt. Solange sie hinten eng sind, lässt man sie 
wohl bei dem cor-testudinarium, denn der kurzgelippte Mund 
steht ziemlich weit vom Vorderrande ab. Natürlich lernt man 
auch hier die Ungleichheit der Asselreihen in den hintern 


648 C. Eceh. symm.: Spatangus cor-testudinarium. Micraster gibbus. 


Interambulakren bald erkennen, obschon es nicht so leicht 
geht, wie in der Weissen Kreide. 

Die Feuersteinkerne tab. 37 fig. 33 wiederholen dasselbe 
Spiel. Gewöhnlich hat daran das Mundloch etwas gelitten. 
Aber es gibt Stücke, woran die Asselnähte ziemlich gut er- 
kennbar bleiben, wie unsere Abbildung fig. 33 von St. Julien 
du Sault (Yonne) zeigt. Dazu kommen in den Fühlergängen 
die Löcher, welche sich durch deutliche Erhöhungen zu er- 
kennen geben. Daher hat es auch d’Orbigny (Terr. erdt. VI 
tab. 368 fig. 3) versucht, ein Bild davon zu geben, aber auch 
hier mit wenig Glück und Verkennung aller Regeln. Ein 
Blick auf unsere Figur, die wenigstens keinen wesentlichen 
Fehler hat, zeigt die Ungleichheit der Asseln in den hintern 
paarigen Interambulakren, hinten die gedrängten vier Höcker- 
poren ; sie liefert zugleich den Beweis, dass die Fühlergänge 
in keinem Theile der Schale unterbroehen sind. Jeder Punkt 
muss ein Doppelpunkt sein, und jedem gehört eine Assel, 
deren Umriss freilich nicht immer sicher ausfindig zu machen ist, 
zumal auf Steinkernen. Die Durchbohrung der Schale findet 
immer nahe unter der Naht statt, und oft so nahe, dass sie in 
die Naht hineinzufallen scheint. Daher sind auch die Asseln 
der hintern Fühlergänge so auffallend in die Länge gezogen, 
ausgenommen den Mundrand. Der Scheitel zeigt öfter einen 
Hufeisenförmigen Eindruck vom Steinkanal, welchen ich in fig. 
32 an einer gereinigten Kalkschale von Satow bei Kröplin in 
Mecklenburg von innen dargestellt habe. Die fünf Augen- 
löcher erscheinen hier in Folge von Vertiefungen grösser, als 
die vier Genitalöfinungen, so dass man gut reinigen muss, um 
ein richtiges Bild zu bekommen. 

Micraster gibbus tab. 83 fig. 1 Lamarck pag. 645 
aus der Polnischen Kreide von Minoga bei Krakau wurde mit 
Recht von Agassız und F. Römer (Geologie von Oberschlesien 
1870 pag. 355 tab. 35 fig. 2) festgehalten, zumal da eine von 


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Use n a r B vd 


C. Echinidae symmetrieae: Micraster gibbus, Leskii. 649 


den wenigen Originalfiguren der Encyclop. method. tab. 156 
fig. 6 gerade in diesem Punkte so günstig ausfiel. Schon 
E. Forbes setzte das bei Dixon (Geology and Fossils of Sussex. 
1850 pag. 342 tab. 24 fig. 5) vortrefllich auseinander. Gold- 
fuss 48. 4 hat dagegen das Richtige nicht getroffen, wohl aber 
stimmt Mieraster arenatus Sismonda (Memorie Acc. 'Turino 
1844 VI pag. 368 tab. 1 fig. 12) aus der Kreide von Nizza 
gut. Leider wird keine Seitenansicht von dem grossen Exem- 
plare gegeben, aber die Worte „dorso valde elato“ bürgen für 
die Richtigkeit der Ansicht. Dazu kommt noch das treffliche 
Wort „Höcker“ (gibbus), denn keine der vielen Micraster- 
varietäten erhebt ihren Scheitel so buckelförmig, als diese. Der 
Mund m mit vorspringender spitzer Lippe hat zwar noch grosse 
Aehnlichkeit mit dem ächten cor-anguinum, allein die Schale 
wird viel breiter und spitzt sich dabei hinten auffallend zu. 
Wenn d’Orbigny mit solcher Bestimmtheit diese ausgezeich- 
nete Formen nicht trennen mochte, so hätte er noch vieles 
Andere dabei lassen müssen. Da man so alt bewährte Namen 
doch nicht ignoriren mag, so liebe ich es, sie so lange zu be- 
wahren als geht. Dasselbe gilt von 

Spatangus Leskii tab. 83 fig. 2—5. Des Moulins Etudes 
sur les Echin. 1537 pag. 392, später weniger richtig Leskei 
genannt. Schon Klein (Nat. dispos. Echinod. 1734 pag. 34 
tab. 25 fig. E. F') bildete einen Steinkern von mehr oblonger 
Gestalt ab, den er Spat. Norvagieum produetum nannte; hin- 
ten noch breiter war vollends der Echmospatangites Lune- 
burgensis Leske Additam. pag. 162, von welchem Walch 
(Naturg. Verst. 1771 IL Suppl. tab. IX. h fig. 13) einen sehr 
verwitterten Steinkern abbildete.e Im Harzer Pläner von 
Quedlinburg und im schlesischen Pläner von Oppeln stecken 
stark niedergedrückte Formen mit ähnlichem oblongem Umriss, 
die F. Römer (Geol. Oberschl. pag. 310 tab. 34 fig. 3) hier- 
hin stellte. Neben der oblongen Form kommt es hauptsächlich 


650 C. Echinidae symmetrieae: Mieraster Leskü, 


auf die Seitenansicht fig. 4an, die in der Mitte stark nieder- 
gedrückt nach hinten sich ein wenig erhebt. Freilich stimmen 
damit die d’Orbigny’schen Zeichnungen Terr. eret. tab. 369 
nicht, aber der Habitus des Leske’schen und Walch’schen Bil- 
des bürgt uns für diese Auffassung. Freilich sind dann auch 
diese durch eine Menge von Mittelformen mit cor-testudinarium 
verbunden, dass eine Entzifferung aller nicht möglich wird. 
Schwer lassen sich zwar die Asseln der hintern Interambulaera 
klar legen, allein von ihrer Ungleichheit auf beiden Seiten 
kann man sich doch auf das bestimmteste überzeugen. Beson- 
ders klein ist das Viereck der vier Genitallöcher, was immer- 
hin auffällt, noch kleiner als ich es in dem grossen Exemplare 
fig. 3 von Suderode am Unterharz gezeichnet habe. Es ist 
diess mein grösstes Stück, was an Micraster Matheroni d’Orbigny 
terr. er&tac. tab. 864 aus dem Turonien erinnern könnte, allein 
er ist im Verhältniss viel länger und schliesst sich in jeder Be- 
ziehung den oblongen Formen an. Römer erwähnt von Oppeln 
sogar Exemplare von 3 Zoll Länge. Schon die kleinsten fig. 2 
aus dem Pläner von Oppeln haben das oblonge niedergedrückte 
Bild. Die Lippe springt hier zwar etwas stärker vor, als bei 
dem grossen, indess möchte ich darauf kein Gewicht legen, 
sonst würde man mit Namen nicht fertig. Am lehrreichsten 
ist die Seitenansicht fig. 4 ebenfalls aus dem Pläner von Oppeln. 
Ohne diese wird jede sichere Bestimmung unmöglich. Römer 
gibt nur eine Ansicht von oben, daher könnte sie mit einer 
etwas höheren Varietät tab. 88 fig. 5, die so gewöhnlich am 
Unterharze bei Suderode vorkommt, leicht verwechselt wer- 
den. Ich würde darauf kein besonderes Gewicht legen, wenn 
nicht die vier Genitallöcher im Apex A näher bei einander 
lägen, als bei irgend einem verwandten. Denn das Viereck ist 
hier trotz der Grösse des Stückes kleiner als bei dem schle- 
sischen fig. 4. A, wir hätten dann einen Leskii quadratulus. 
Unter dem Namen 


C. Echinidae symmetrieae: Micraster Borchardi. 651 


Micraster Borchardi tab. 88 fig. 7 versandte Dr. v. Hage- 
now in Greifswalde einen oblongen Spatangen aus den unteren 
Schichten der Weissen Kreide von Staffin auf der Insel Wollin 
in der Odermündung, der mit Micraster cor-bovis Forbes bei 
Dixon (Geol. Foss. Sussex pag. 342 tab. 24 fig. 4) aus dem 
Chalk von Sussex grosse Aehnlichkeit zeigt. Obgleich oblong, 
so hat er doch einen etwas anderen Habitus, der Scheitel liegt 
weiter nach hinten und der Kiel in der Medianlinie des After- 
feldes ist sehr scharf. Die vier Löcher des Apex A stehen im 
Oblongum, doch mag das nur individuell sein. Dagegen hat 
die Lippenplatte vor dem dick mit Warzen besäten Plastron 
etwas auffallend Nacktes, nursechs vereinzelte Wärzchen stehen 
darauf, auch die hinteren paarigen Fühlergänge sind glatt, 
durchaus ohne grössere Warzen. Hält es auch schwer, die 
Asseln der paarigen hintern Interambulacra genau zu verfol- 
gen, so berühren doch, wie immer, die schmalen Enden von 
1 und 4 sich auf der linken Seite miteinander, während das 
auf der rechten nicht der Fall ist. Ist es nun auch nicht zu 
läugnen, dass auch beim Leskii eine grössere Armuth an War- 
zen auf dem Lippenschilde sich einzustellen pflegt, als beim 
ächten cor-anguinum, so darf der Unterschied doch nicht zu 
wichtig genommen werden. Eine Annäherung findet auch bei 
gewissen Plänerformen fig. 6 von Suderode statt, wo am Ende 
der Lippenplatte die Wärzchen wenigstens auf eine Reihe 
zusammenschrumpfen und die hintern Ambulacralfelder eben- 
falls noch ganz glatt bleiben. Aber im sonstigen Habitus nähern 
sie sich doch dem Leskii. Ich habe hier die Gegenseite neben 
den vorigen gestellt, um den Unterschied der Interambulacral- 
asseln nochmals vor Augen zu legen. 

Goldfuss Petref. Germ. tab. 49 fig. 3 führt aus dem 
Quedlinburger Pläner eine mehr kurze Form unter dem alten 
Linu@schen Namen Echinus lacunosus auf, und bezieht sich 
dabei nicht blos auf eine tertiäre Form bei Klein tab. 23 


652 C. Echinidae symmetricae: Mieraster lacunosus, Bucardium, 


fig. A. B, sondern auf einelebende in der Enceyel. meth. tab. 156 
fig. 1. 2, welche offenbar zum Schizaster gehört. Schon Leske 
(Additam. pag. 163) hatte die Beziehungen besser erkannt. 
Daher glaubte anfangs Desor Catal. rais. pag. 123 ihn 
Hemiaster amplus und später Synopsis pag. 392 Schizaster 
nennen zu sollen. Ohne Zweifel wollte Goldfuss darunter 
Exemplare verstanden wissen, die mit unserer Seitenansicht 
tab. 83 fig. 8 übereinstimmen, und allerdings durch die lange 
Stirnfurche schon an Schizaster erinnern. Leider ist man immer 
bei diesen Erfunden in einiger Verlegenheit darüber, was man 
für verdrückte oder natürliche Form halten soll. Wenn es 
nicht verdrückt ist, so ist der Vorderrand ziemlich schneidig, 
die Afterfläche fällt schief nach innen, und das Plastron dar- 
unter springt bauchig vor. Dasselbe wiederholt sich bei einem 
gelben Hornstein-Steinkern von Aachen, “welchen Goldfuss 
49. 1 unter Spatangus Bucardium abgebildet hat. D’Orbigny 
Paleont. Frane. terr. er&tac. VI tab. 894 bildet denselben 
unter Hemiaster ab, woran allerdings das bauchige Plastron 
erinnert, allein Grösse und Habitus erinnern an Micraster; 
doch zweifle ich an dem Vorhandensein einer peripetalen 
Fasciole. Die Aachener Kieselkerne haben zwar einen aufge- 
worfenen Lippenrand tab. 88 fig. 9, was sie an Schizaster 
binden würde, allein man muss bedenken, dass diess der Ab- 
druck von Steinkernen ist. Bei dem Quedlinburger fig. 8. m 
sieht man von diesem Rande nichts, das Mundloch steht senk- 
recht, und ist am Vorderrande durch Furchen in kleine Täfel- 
chen getheilt, wie es auch bei andern zwar vorkommt, aber 
doch hier so deutlich ist, dass auch Goldfuss 1. e. tab. 49 fig. 
3.b es sehrmarkirt, wenn auch nicht ganz richtig, hat hervor- 
heben lassen. Wie weit die 

Verdrückung tab. 88 fig. 10—13 im mergeligen Sand- 
steine vom Schönhengst bei Mährisch-Trübau und Umgegend 
gehen könne, will ich noch kurz berühren. Von einer genauen 


C.Echinidae symm.: Micraster sublaeunosus. Epiaster acutus. 653 


Bestimmung kann natürlich bei solchen Dingen kaum die 
Rede sein, wenn sie uns nicht in Masse zu Gebote stehen. 
Wahrscheinlich stimmen sie mit Micraster sublacunosus Geinitz 
Elbthalgeb. Sachs. 1872 II tab. 4 fig. 5 überein. Sie sind alle 
ziemlich klein, und manche Abdrücke fig. 13 zeigen eine schöne 
Herzform: diese sind dann auch lehrreich, weil sie die Zeich- 
nung der Schale in wunderbar deutlichen Abdrücken bewahrt 
haben. Zwischen den grössern durchbohrten Wärzchen stehen 
zahlreiche feine T'rabanten zerstreut (x vergrössert), hin und 
wieder sitzt auf dem Wärzchen noch ein kleiner Stachel, zum 
Zeichen, dass ehe die Kronen begraben wurden, die meisten 
Stacheln verloren gingen, gerade wie man auch auf den Scha- 
len der Weissen Kreide immer nur wenige noch aufliegend 
findet. Am vorderen Fühlergange (y vergrössert) sieht man 
sogar zwischen den Löchern noch ein Doppelgrübchen in Form 
einer liegenden Acht ( g ), welche dem Schlauchwärzchen an- 
gehört, und im vordern Fühlergange bei allen Mierastern so 
ausgebildet zu sein pflegt. Auf den Steinkernen fig. 12 sind 
die Fühlerlöcher durch Stäbchen bezeichnet, welche sich über 
den nackten Kern etwas erheben, auch die Genitallöcher be- 
wahren noch ganz die normale Lage. Dagegen ist fig. 11 
durch Depression dünn wie ein Blatt geworden, ohne dabei 
seinen schönherzförmigen Umriss eingebüsst zu haben. Wie 
ein Lappen gequetscht, weil von vorn nach hinten gedrückt, 
wurde fig. 10, trotzdem dürfte das Afterfeld « von hinten noch 
ein gutes Bild von seinem natürlichen Umriss geben, während 
die Ansicht o von oben das Zerrbild in höchstem Maasse zeigt. 

Epiaster nannte d’Orbigny Pal. france. terr. erdtac. 1853 
VI. 186 Micraster ohne Fasciole. Allein da das Vorhanden- 
sein der letztern in vielen Fällen sehr schwankend ist, so hat 
man mit Recht darauf kein Gewicht gelegt. Ohnehin ist es 
nicht gut, zuviel Zersplitterung einzuführen. Uebrigens sind 
einige davon längstgebührend hervorgehoben, namentlich bildet 


654 €. Echinidae symm,: Epiaster acutus. Micraster polygonus. 


Spatangus aecntus tab. 38 fig. 14 Deshayes Cogq. Caract. 
1831 tab. 11 fig. 5. 6 aus der chloritischen Kreide der Nor- 
mandie eine ausgezeichnete Leitform. Wie die Seitenansicht 
zeigt, so dehnt sich der Unterrand des Afterfeldes schief nach‘ 
hinten zu einer förmlichen Spitze aus. Das vermittelt sie mit 
den Bufonen, mit welchen sie das gleiche Lager theilen, und 
die sich auch nach hinten so unnatürlich verdicken. Selbst vor- 
hin erwähnter Sp. Bucardium gehört zu der Sippschaft. Die 
vier Genitallöcher im Apex A, die vier Höckerporen (z ver- 
grössert) zu den Seiten des hintern Fortsatzes, alles stimmt 
noch vollkommen mit Micraster, wozu ihn Agassiz auch stellte. 
Freilich lässt sich nicht läugnen, dass sich von der subanalen 
Fasciole wenig wahrnehmen lässt, aber so ganz verschwunden 
sind die Papillen, welche die Wimperhaare trugen, zwischen 
den Stachelwärzchen doch nicht, wenn auch gute Exemplare 
dazu gehören, sie überhaupt zu erkennen. Ob Defrance (Dict. 
des sc. natur. 1827 Bd. 50 pag. 96) unter Spatangus crassissi- 
mus schon diesen gemeint habe, ist wohl nicht mehr auszu- 
machen. Die starke Verengung nach hinten lässtmit Rücksicht 
aufdas Lager sie nicht leicht verwechseln. Aber schon die kleine 
tab. 88 fig. 15 aus den älteren Kreideschichten von Escragnolles 
in der Provence stimmt nicht mehr so gut. Sie soll aus dem 
Neocom stammen, scheint aber doch schon im Wesentlichen 
den späteren gleich zu sein: der Fortsatz hinten im Afterfelde 
ist zwar nicht so gross, ist aber entschieden da, der Lippen- 
schild gerade so nackt, und wie beim cor-anguinum stehen nur 
drei Poren rechts und links, auch bleibt das Getäfel noch ganz 
das gleiche. Man begeht daher gar keinen so grossen Fehler, 
wenn man sie als Vorläufer der eigentlichen corda marina der 
Kreide ansieht. Agassiz Catal. rais. pag. 150 führt seinen 

Micraster polygonus tab. 88 fig. 16 aus den tiefern Lagern 
an der Perte du Rhöne schon auf Delue zurück. D’Orbigny 
terr. eretae. tab. 854 hat ihn gut abgebildet, namentlich ent- 


C. Echinidae symmetrieae: Micraster polygonus, brevis. 655 


schieden richtiger als Lorriol (Deser. Echin. Suisse tab. 31 
fig. 1). Durch eigenthümliche wenn auch nur schwache Schwel- 
lungen der dünnen gelben Schale wird der Rand etwas viel- 
eckig (roXbywvos), was man freilich an den gewöhnlich ver- 
drückten Exemplaren nur bei grosser Aufmerksamkeit wahr- 
nimmt. Das stark gewarzte Plastron hebt sich unter der glat- 
ten Lippe und den glatten Feldern der Fühlergänge stark ab. 
Das Asselgefüge ist durchaus wie bei den andern. Obwohl die 
Schalen stellenweis sehr gut erhalten sind, so bemerkt man 
doch nichts von einer Fasciole, daher hiess sie d’Orbigny 
Epiaster. Von einer Verdickung oder einem Vorsprunge hin- 
ten auf der Unterseite ist hier gar nicht die Rede, sondern 
alles ist flach und eben, ich habe sie daher immer gern 
als unbedeutende Varietät beim coranguinum belassen. In 
kleinern Sammlungen wird das Bedürfniss nach Trennung 
nicht so gross, man ist froh, die Gruppen glücklich vereinigt 
zu haben, und scheidet in diesen nach Localitäten. So ist die 
kleine Provencalische fig. 17 von Pyn, ebenfalls in der chlori- 
tischen Kreide zusammen mit Exogyra columba, schon der 
Weissen Kreideform wieder näher, sie bleibt unten nicht so 
flach, die Warzen gestalten sich auf der Oberfläche etwas fei- 
ner und rauher, aber alle diese Merkmale sind kaum greif- 
bar, sie lassen sich schwer beschreiben, geschweige denn 
mit unsern unvollkommenen Hilfsmitteln darstellen. Wenn 
daher Lorriol l. e. tab. 31 fig. 2—4 aus der Perte du Rhöne 
noch eine zweite kleinere Species Periaster distinetus unter- 
scheidet, so vermag ich ihm bei der Mittelmässigkeit der Figu- 
ren nicht zu folgen. Wie wenig sich bei allen solchen Formen 
das Tafelwerk ändert, zeige ich noch an einem alpinen 
Micraster brevis tab. 83 fig. 13 aus dem Kreidetuff von 
Corbieres Dep. Aude, der unter den dortigen Hippuriten 
lagert. Er ist breiter als lang, und hat allerdings eine so ganz 
andere Formentwicklung, als die Exemplare der weissen 


| 


656 €. Echinidae symm.: Micraster brevis. Hemiaster Bufo. 


Kreide, dass es mich verwundert, wenn sie d’Orbigny nicht 
anerkennen, und von cor-anguinum nicht trennen wollte. Die 
Breite hinten und vorn, und das plumpe Wesen macht einen 
schr verschiedenen Eindruck. An unsern Exemplaren war 
zwar von der Fasciole nichts zu sehen, doch ist sie bei andern, 
namentlich auch zu Oastellane, an ganz dieken kugeligen 
Formen sehr deutlich. Etwas bedeutender scheinen sich die 
Asselumrisse zu ändern am 

Spatangus Bufo tab. 88 fig. 19 Al. Brongn. Envir. de 
Paris tab. 5 fig. 4 aus der chloritischen Kreide (C@nomanien) 
vom Cap la H£ve bei Havre an der untern Seine, lange von 
Agassiz beim Micraster belassen, dann aber von Desor wegen 
der peripetalen Fasciole pag. 604 zum Hemiaster (Au. halb) 
erhoben. Der Name „Halbstern“ soll wohl auf die hintern 
Fühlerblätter deuten, welche bei den Normalexemplaren kür- 
zer sind, als am Micraster. Sie gehören zu den kleinen Spe- 
cies. Leider sind sie stellenweis mit Kalkspath und Grünsand 
so hart bedeckt, dass man sie schwer reinigen kann. Daher 
lässt sich denn auch die Fasciole nur strichweis als ein schma- 
les Band erkennen; man muss, um ein Bild davon zu bekom- 
men, manches ergänzen, doch ist an dem mehr oder weniger 
geschlossenen nach vorn erbreiterten Ringe wohl nicht zu 
zweifeln. Die Poren des Apex stehen in einem symmetrischen 
Trapez, vorn etwas mehr einander genähert, als hinten. Haupt- 
merkmal bildet das nach hinten senkrecht abfallende Afterfeld 
welches bei jungen fig. 21 nicht selten mit einer förmlichen 
Spitze endigt. Der Mund hat rings einen umgekrempelten 
Rand, der geschwollenen Lippen gleicht, das macht die Species 
sehr kenntlich. Die Asseln fig. 22 stimmen im Allgemeinen 
noch mit Micraster, doch nimmt in den hintern paarigen Inter- 
ambulakren, die ebenfalls ungleich geasselt sind, jederseits 
eine schmale Platte an dem Mundrande Theil. Grosses Ge- 
wicht möchte ich zwar darauf nicht legen, denn es ist möglich, 


C. Echinidae symm.: Tripylus. 657 


dass auch bei Micrastern ein Stückchen hinausgehe, doch er- 
laubt daselbst die Rauhigkeit der Schale keine so scharfe 
Beobachtung, wie hier. Die vier Höckerporen stehen etwas 
. weitläufig, weil ihre Asseln nicht so plötzlich an Grösse ab- 
nehmen. 

Modifieationen gibt es nun freilich noch viel: tab. 88 fig. 
20 habe ich die Stelle hinter dem Munde abgezeichnet, an 
einem Exemplare der Chloritischen Kreide von Rouen, um 
die eigenthümlichen schnörkelförmigen und punktirten Rauhig- 
keiten zu zeigen, welche die hintern Ambulakren auszeichnen. 

"Gar zierlich und häufig sind die kleinen Provengalischen aus 
der Chloritischen Kreide von Pyn tab. 88 fig. 23. Ich kann 
an dieser, wie an den dortigen grössern, obwohl die 
Schale gut erhalten ist, keine Spur von Fasciolen entdecken. 
Demnach halte ich es für verfehlt, wenn man sie zu andern 
Species, ja sogar Geschlechtern stellen wollte, so lange das 
Getäfel und die äussere Form in genauer Uebereinstimmung 
bleibt. 

L. Agassız meite noch, dass alle Formen der Kreide nur 
dem ältern Tertiär eigenthümlich seien. Doch beschrieb schon 
Philippi (Archiv für Naturgeschichte1345 XI.1 pag.347 tab. 11 
fig. 5) einen Tripylus australis von der Südspitze Amerikas, 
den er vermöge seiner peripetalen Fasciole unbedenklich zum 
Micraster stellen wollte, wenn er nicht blos drei Genitallöcher 
(reix drei, röAn Thor) hätte, die nur auf drei Eierstöcke hin- 
deuten. Neuerlich wurde sogar ein Hemiaster expergitus 
Loven Compt. rend. 1872 Bd. 75 pag. 808 aus 908 Meter 
Tiefe des atlantischen Oceans heraufgefördert. Der verwandte 
Tripylus excavatus 1. c. tab. 11 fig. 1 ebenfalls von Patagonien 
hat ausser der peripetalen noch eine laterale Fasciole. Al. 
Agassiz Rev. Echin. pag. 588 hat daher den Namen Tripylus 
blos auf letzteren beschränkt. Drei Löcher und folglich drei 
Eierstöcke beobachtet man auch öfter bei fossilen, ohne dass 


Quenstedt, Echinod. 42 


658 C. Echinidae symm.: Hemiaster Suevicus, minimus. 


man darauf ein besonderes Gewicht legen möchte. Wenn die 
peripetale Fasciole entscheiden darf, so haben wir auch einen 
jungtertiären Hemiaster Suevieus. Sein Plastron spitzt sich 
hinten auffallend zu, die beiden Felder der hintern Ambulacra 
ziehen sich wie glatte Bänder zwischen den feinen Warzen 
der Unterseite durch. Der Mund steht weit zurück, etwa wie 
bei Spatangus purpureus, der Lippensaum springt etwas vor 
und verdickt sich am Rande. Form durch die breite Stirn- 
furche ausgezeichnet herzförmig, aber die Exemplare sind alle 
ähnlich verdrückt, wie Micraster sublacunosus fig. 10 im mer- 
geligen Quader. Die Stücke sind noch kleiner. Mein grösstes 
von oben niedergedrücktes misst 25 mm in der Länge und 
Breite, und verengt sich nach hinten ansehnlich. Die dünnen 
Schalenstücke lassen zuweilen noch Reste einer sehr bestimmt 
peripetalen Fasciole erkennen. Sie liegen in einem Glimmer- 
haltigen grünlich-grauen sandigen Mergel unserer jungtertiä- 
ren Meeresformation bei Willenhofen, nordwestlich Biberach 
in Oberschwaben. 

Micraster minimus tab. 83 fig. 24—23 nannte Agassiz 
Echinod. Suiss. 1839 I pag. 26 tab. 3 fig. 16—18 die kleinen 
normalen Exemplare fig. 28 ausdem Gault der Perte du Rhöne, 
welchen Desor Cat. raison. pag. 122 zum Hemiaster stellte, 
und zugleich davon einen Hem. Phrynus Synops. tab. 42 
fig. 1—4 trennte, der nach vorn wieder abschüssig sein soll. 
Ich habe darunter immer den schlankeren fig. 27 verstanden, 
der allerdings einen etwas anderen Eindruck macht. D’Orbigny 
terr. eret. VI. 225tab. 872 warf dann beide wieder zusammen 
und malte ihnen eine ganz vortreflliche peripetale Faseiole an, 
die ich vergeblich suche. Denn obwohl die Exemplare schwer 
vollständig zu reinigen sind, so kommen doch sehr gut erhal- 
tene Schalenstellen vor, wo das Band einem nicht entgehen 
dürfte. Wir finden allerdings zwischen den Stachelwärzchen 
zahllose kleine Trabanten fig.-26. x (vergrössert), welche nicht 


C. Echinidae symm.: Micraster minimus, prunella. 659 


ganz zum Rande hinab-, dagegen zwischen den Fühlerblättern 
bis nahe an den Scheitel hinaufreichen. Ohne Zweifel sassen 
darauf Organe, wie auf den sonstigen Fasciolen, nur würde 
das nicht für Hemiaster sprechen. Ich lasse sie immer neben 
den Bufonen stehen, da ich keinen recht schlagenden Unter- 
schied finde. Loriol (Deser. Echin. terr. eret. Suisse pag. 364) 
spaitete daher nach Orbigny’s Vorgang einen Epiaster Ricor- 
deauanus ab, der in allen übrigen Kennzeichen mit minimus 
stimmen soll. Zu einer solchen Trennung von Geschlechtern 
kann ich mich nicht verstehen. Ich finde in den Schalen nur 
noch einen Unterschied, der fig. 25 und fig. 26 in den An- 
sichten der Hinterseite festgestellt ist: fig. 25 ist hinten viel 
stärker gekielt und hat gedrängtere Stachelwärzchen, während 
sie bei fig. 26 sparsamer stehen und die Form breiter und nie- 
dergedrückter erscheint. Doch bin ich nicht im Stande,gdarauf 
die genannten Namen zurückzuführen. Die Sache wird nament- 
lich auch noch durch den ausserordentlichen Grössenunterschied 
erschwert, der bis auf die Kleinheit von fig. 24 hinabgeht, und 
eine Bestimmung aller zur Zeit unmöglich macht. 

Spatangus prunellatab. 88 fig. 29.30 Lamarck Anim. sans 
vert&br. 1316 III pag. 33 bezieht sich auf die ziemlich deutliche 
Abbildung in der Ene. meth. tab. 158 fig. 3. 4, und versetzt sie 
nach Mastricht. Daher hat Goldf. Petref. Germ. 1529 pag. 155 
tab. 48 fig. 2 unzweifelhaft ihn richtig gedeutet. Schlotheim 
Petrefactenkunde 1320 pag. 319 begriffihn zwar unter Echinites 
avellanariusmit ein, vermischte damit aber viele andere kleine. 
Er gleicht allerdings einer Schlehe (la prunelle), ist aber leider 
immer so von dem Mastrichter Kreidesand eingehüllt, dass es 
schwer hält, ihn vollständig zu reinigen: fig. 29 gehört zu den 
kleinen und fig. 30 schon zu den grössern. Der Lippenrand ist 
auch umgekrempelt, und die Unterlippe stark geschwollen. Im 
Afterfelde unten erhebt sich eine kleine markirte Spitze. Der 
After ist quer, oder höchstens rundlich, aber nicht länglich. 

42 * 


660 C. Echinidae symm.: Hemiaster verticalis, Bowerbankii. 


D’Orbigny terr. er&t.tab. 881 fig. 2gibt ihm zwar eine sehr be- 
stimmte peripetale Fasciole, allein sie ist jedenfalls so undeutlich, 
dassich anihrem Vorhandensein zweifelnmöchte. Die vier Geni- 
tallöcher und die Blätter der Fühlergänge lassen sich klarlegen, 
allein im Uebrigen sieht man nur, dass die Unterseite dicht 
mit Stachelwärzchen besetzt war, auf der Oberseite sind sie 
viel feiner, und mit blossen Augen nicht mehr bemerkbar. Die 
Poren um den Mund m lassen sich von der Innenseite darlegen, 
wo sie als deutliche Grübchen erscheinen. 

Tertiäre Hemiasterartige Formen kommen besonders in 
den Nummulitenlagern ausserordentlich viele vor, allein da man 
wegen der Erhaltungsweise über die Fasciolen sich kaum unter- 
richten kann, so ist von einer sichern Bestimmung nur selten die 
Rede. Ieh will daher nur einige Typen beschreiben, und die 
Namen.dahingestellt sein lassen. Die kleine runde Form von 

Priabonatab. 88 fig. 31 bei Verona aus dem Nummulithen- 
kalke stimmt am besten mit Hemiaster verticalis Agass. Oatal. 
rais. pag. 124, welchen Archiac (M&m. soc. g&ol. France 2 ser. 
1846 II pag. 202 tab. 6 fig. 2) aus dem Eocen von Biaritz 
abbildete. Desor Synops. 386 beschreibt ihn beim Periaster, 
und nach dem Fundorte zu urtheilen, scheint ihn Lamarck 
pag. 603 unter Spatangus subglobosus gemeint zu haben, 
wozu die kugelige Form leicht Gelegenheit geben konnte. 
Im Londonelay von Sheppey hat Forbes (Mongr. Echinod. 
Brish Tert. 1852 pag. 24 tab. 3 fig. 6) einen Hemiaster Bower- 
bankii, der nur ein wenig länglicher ist, aber vorn im unpaarigen 
Fühlergange dieselben tiefen Gruben zeigt, wie der unsrige, 
was allerdings schon auf Schizaster deuten könnte, die mit 
ihm zusammen in grosser Zahl vorkommen. Auch die vordern 
paarigen Fühlergänge sind noch tief, daher werden die Inter- 
ambulacralfelder oben sehr schmal und hoch, was leicht eine 
runzelige Verdrückung nach sich zieht, wozwischen die vier 
gedrängten Eierlöcher kaum deutlich aufgefunden werden 


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C. Echinidae symm.: Micraster Hehlii, oblongus. 661 


können. Die Kürze der hintern Fühlergänge, worin in jeder 
Reihe kaum über 7 Löcherpaare liegen, fällt sehr auf. An der 
Stirn ist die Furche des Fühlerganges kaum noch bemerkbar. 
Ganz dasselbe bemerken wir an einem blauen etwas länglichen 
Exemplare, was aus der Sammlung vom Bergrath Hehl stammt, 
das ich unter dem Namen Micraster Hehlii tab. 88 fig. 32 
schon viele Jahre in der Sammlung liegen habe, und dessen 
Fundort ich nicht ermitteln konnte. Damit wird dann auch 
die Bestimmung unsicher, am besten würde damit Hemiaster 
digonus Archiac (Deser. Anim. foss. de !’Inde 1853 pag. 220 
tab. 15 fig. 10) aus der Chaine d’Hala stimmen; die Löcher 
bilden einen kurzen Querspalt. Sehr zierlich sind die hintern 
kurzen Blätter mit 9 Löcherpaaren in jeder Reihe. Genital- 
löcher (x vergrössert) finde ich nur zwei, dem hintern Paare 
entsprechend, die vordern müssen daher entweder ganz fehlen, 
oder sehr klein sein. Dazwischen zieht sich ein poröses Band 
fort, was auf die Madreporenplatte deutet, wie wir es bei spä- 
teren Species so oft finden. Aus dem Nummulithenkalke des 

Mokattam tab. 88 fig. 35in Aegypten erhielt ich das einzige 
Exemplar von Hrn. Prof. Steudel in Ravensburg. Die hintern 
Blätter sind hier wieder länger, und die Stirnfurche kaum zu be- 
merken, wodurch sie dem lebenden Brissus ähnlicher werden. 
Der allgemeine Habitus gibtihnen dagegen hier ihre natürliche 
Stelle. Obgleich unser Stück aufdem Gipfelsehrrein ist, so kann 
ich mich von der Lage der Eierlöcher doch nicht sicher überzeu- 
gen. Sowie die Kronen sich mehr in die Länge ziehen, wie die 

Salzburger tab. 83 fig. 35 und Veroneser tab. 88 fig. 34, 
so mögen das wohl andere Species sein, die aber typisch doch 
nur hier ihre Verwandten finden. Der Salzburger fig. 35 hat 
zwar vorn seinen Scheitel, der Veroneser fig. 34 hinten, aber 
sonst sind beide so ähnlich, dass man sich sträubt sie zu schei- 
den, zumal da sie einem geognostischen Horizonte angehören. 
Ich nenne sie immer Micraster oblongus Germanicus und 


662 C. Echinidae symm.: Micraster Fourneli. 


oblongus Italieus. Bei dem deutschen fig. 35. x (vergrössert) 
sind wieder nur die hintern Eierlöcher gross und deutlich, die 
vordern dagegen klein, schief länglich und kaum sicher, und 
zwischen durch zieht sich der Madreporenstreif. Selbstver- 
ständlich sind hier die hintern Blätter viel länger als bei den 
kurzen Gestalten. Das führt uns dann zum ausländischen 
Micraster Fourneli tab. 88 fig. 36 Agass. Cat. rais. pag. 123 
aus der Hippuritenkreide von Batna Prov. Constantine in 
Nordafrika. Agassiz stellt ihn an die Spitze der oblongen 
Micraster, deren hintere Blätter fast so lang sind als die vor- 
dern. Die grössern Exemplare sindnach dem Fundort Hemiaster 
Batnensis genannt. D’Orbigny Pal&ontol. frane. tab. 900 be- 
schrieb ihn mit ziemlich gelungenen Abbildungen unter 
Periaster oblongus, denn wir bemerken an den vortrefllich 
erhaltenen Exemplaren nicht blos eine etwas winkliche Fas- 
ciole um die Blumenblattspitzen (p£ripetale), sondern es 
scheint sich auch noch eine zweite an dem Unterende der 
vordern paarigen Blätter abzuzweigen, und hinten unter dem 
After wegzugehen, ganz wie man es am Schizaster beobachtet. 
Dieses zweite mehr seitliche Band (fasciole lateral) ist frei- 
lich viel undeutlicher, entschieden schmaler und gleicht mehr 
einem flachen Wulste, worin der Fasciolencharakter im Allge- 
meinen nicht sicher nachgewiesen werden kann. Und doch 
beruht darauf lediglich die Trennung als Periaster. Orbigny 
hat daher dieses seitliche Band nicht richtig gezeichnet, da er 
es gerade so breit und deutlich gibt wie das peripetale. Die 
Löcher in den paarigen Blättern bilden Querschlitze, nur in 
der unpaarigen Furche sind sie rund mit einem zwischenge- 
stellten Schlauchwärzchen. Die Eierlöcher bilden ein quer- 
gestelltes Oblongum (x vergrössert), so nahe stehen die vor- 
‘ dern Löcher den hintern. Von den fünf deutlichen Augen- 
löchern schiebt sich das vordere noch über die quere Oblong- 
linie hinein. Bemerkenswerth bleibt es dabei immer, dass die 


C. Echin. symm.: Micr. suborbic., pulvinatus. 663 


Ungleichheit der Asseln in den vordern Zwischenambulakren, 
die Hügelporen, die Mundwärzchen etc. noch wie bei Micraster 
und Hemiaster bleiben. Es wird hier offenbar zuviel gespalten. 
Am Pericosmus Ag. Desor Synopsis 396 mit breiter Stirn- 
furche soll unter der peripetalen Fasciole noch eine marginale 
fortlaufen, doch erkennt sie sogar Desor mit Zaudern an. Das 
Tertiärgebirge von Java hat hauptsächlich Species ge- 
liefert. Am 

Kressenberge bei Traunstein in der subalpinen Num- 
mulithenformation gehören Spatangen zu den seltenern Erfun- 
den. Goldfuss Petref. Germ. pag. 153 tab. 47 fig. 5 bildetnur 
einen einzigen als Spatangus suborbicularis (Periaster Desor) 
ab, von länglicher Gestalt, der unserm tab. 88 fig. 39 von 
Brendola bei Montecchio maggiore gleicht. Zwar zeichnet 
Walch (Naturg. Verst. tab. E. III fig. 1) schon etwas Aehn- 
liches von Verona, allein aus dem weit nach hinten gerich- 
teten Scheitel muss man folgern, dass er den dort so häufigen 
Schizaster unter Händen hatte. Dagegen möchte Micraster pul- 
vinatus Archiac M&m. Soc. g&ol. France 1846 2 ser. II pag. 201 
tab. 6 fig. 1 von Biaritz ihm sehr nahe stehen, obgleich ihn 
Desor zum Macropneustes stellte. Wenn d’Orbigny Terr. 
eret. VI pag. 132 den Kressenberger mit Cardiaster ananchytis 
aus der Kreide für gleich hält, so wurde er dazu offenbar 
durch die allgemeine Aehnlichkeit der Form verleitet, welche 
mit gewissen Micrastern aus dem Pläner noch auffallend 
stimmt. Denn auch unser Italiener bewahrt noch etwas recht 
auffallend herzförmiges, doch werden die Löcher in der Stirn- 
furche schon sehr klein, dagegen sind die grossen runden 
Löcher in den paarigen Blättern durch breite Furchen ver- 
bunden. Von den vier Eierlöchern fehlt das vordere in der 
Madreporenplatte. Es mag daran wohlnur Missbildung Schuld 
sein. Das Exemplar ist stark .bewarzt, darunter finden sich 
auf dem Scheitel auch einige grössere, doch lässt der schlechte 


664 C. Echin. symm.: Micr. brevis, ovalis, Chaumontianus. 


Erhaltungszustand keine getreue Beobachtung zu. After a 
gross, die Lippe des kleinen Mundes m springt nur wenig vor. 
Schathäutl (Südbayerns Lethaea geognostica 1862 pag. 125 
tab. 20 fig. 3) begriff sie unter seinem Micraster coranguinum. 
Hinten stark zugespitzt wurde dagegen Micraster brevis l. c. 
tab. 24 fig. 1. a, welcher unserer Abbildung tab. 88 fig. 38 
gut gleicht. Leider ist die Schale durch Eindrücke von Eisen- 
erzkörnern so entstellt, dass von der Warzenzeichnung kaum 
noch Stücke übrig bleiben. Der Gipfel mit den vier gedräng- 
ten Eierlöchern rückte stark nach vorn noch etwas über die 
breiteste Stelle hinaus. Die Fühlergänge sind nur wenig in 
die Schale eingedrückt, namentlich gilt das von der vordern 
Furche in der Gipfelregion. Doch lege ich auf alles das kein 
Gewicht. Mund m und After « gross. Denken wir uns das 
hintere Ende etwas verkürzt, so kommt Micraster ovalis 
tab. 83 fig. 37 Schafhäutl 1. c. tab. 24 fig. 2, welcher uns wie- 
der zum verticalis von Mokattam hinüberführt. Die Fühler- 
gänge sind hier wieder tiefer eingedrückt, so dass die Gipfel 
der Zwischenfelder sich faltenartig herausstülpen, eine gar 
häufige Erscheinung im Nummulithenkalke. Der wohlerhal- 
tene Gipfel senkt sich etwas ein, und darin liegen in einem 
queren Oblongum die vier Rierlöcher (x vergrössert), zwischen 
denen sich schief ein punktirter Streif der Madreporenplatte 
hindurch zu ziehen scheint. In Ermangelung besserer Namen 
begreife ich ihn gewöhnlich unter dem alten Micraster Chau- 
montianus Klein Nat. disp. Echinod. 1734 pag.35 tab. 24 
fig. a. b aus dem Pariser Grobkalk, welehen Desor Synopsis 
pag. 385 unter dem Lamarck’schen Micraster subglobosus be- 
schreibt. Es werden daran dann noch eine Menge Verwandter 
angereiht, worunter auch ein Micraster aequifissus vom 
Kressenberge „renfle, eourt et trapu, petales trös profonds, les 
anterieurs d’un tiersplus longs queles posterieurs.* Was offen- 


bar auf unsere passt. Klein (Nat. disp. Ech. pag. 35 tab. 25 * 


a Ka u) he Br Me a a AN AL a > jönZ he Dr 


C. Eebinidae symm.: Micer. brevis, ovalis, Chaumontianus, 665 


fig. A. DB) hat dann aber noch weiter zwei Formen unter 
CordaMelitensia aufgeführt, die, aus dem italienischen Tertiär- 
gebirge stammend, beide unsern Kressenbergern fig. 37. 38 
vortrefllich gleichen. 'Für den kleinen fig. 37 muss namentlich 
noch der Hemiaster Scillae Wright (Ann. Nat. hist. 1855 2 ser. 
XV pag. 191 tab. 7 fig. 1) in Vergleich gezogen werden, die 
mit der freilich sehr unvollkommenen Abbildung von Seilla 
(Corpor. Mar. tab. 10 fig. 4) übereinstimmen soll. Leske 
Additamenta 1778 pag. 163 fasste dann die Figur des Chau- 
montianus und Melitensis unter der Linne’schen Benennung 
Spatangus lacunosus zusammen, welche freilich auf ganz etwas 
anderes, auf die tiefe Vorderfurche der lebenden Schizastriden 
hinweisen wollte. Unglücklicherweise hatte Klein ]. ce. tab. 27 
fig. A neben dem cor Chaumontianum und Melitense noch 
einen italienischen ächten Schizaster hinzugefügt, und für sehr 
ähnlich gehalten. Das gab nun Verwirrung bei spätern Schrift- 
stellern. Schon Parkinson Organ. rem. form. world 1811 III 
pag. 29 tab. 3 fig. 12 beschreibt einen Spatangus lacunosus, 
eitirt dazu alle genannten Klein’schen Abbildungen, und gibt 
selbst eine Abbildung von Maltha, die man eher für unsern 
länglichen Kressenberger fig. 33 als für einen ächten Schizaster 
halten würde, während Goldfuss Petref. Germ. pag. 158 
tab. 59 fig. 3 einen ächten Schizaster scheint unter der Hand 
zu haben, wozu dann aber die Klein’schen Figuren vom 
Micraster mit eitirt werden. Lamarck hielt sie wenigstens ge- 
‚trennt von einander, und eitirt den italienischen Klein tab. 27 
fig. A bei dem lebenden Spatangus canalıferus (Schizaster); 
Klein tab. 23* fig. A. D nahm er dagegen für fossile Spatan- 
gus atropos, eine starke Missdeutung. Allmählig gerathen 
wir dann in Stücke, denen die Furche vorn ganz fehlt. Be- 
züglich dieser 
Stirnfurche könnte man zwei Extreme vortrefllich unter- 
scheiden 


666 C. Echinidae symm.: Schizaster-Pleraster. 


Schizaster (Spaltstern) und Pleraster (Füllstern). 


Schizaster (syllo spalten) war eine der glücklichen Benennun- 
gen von Agassiz (M&m. soc. Sc. natur. Neuchatel 18351 
pag. 155) für den lebenden Spatangus atropos und den fossilen 
Italiener Spatangus lacunosus (Studeri), an welchen sich dann 
noch manches Verwandte anreiht. Diesem gegenüber steht 
eine Reihe von Formen, welchen die Stirnfurche gänzlich 
fehlt, gleichsam ausgefüllt (no füllen) ist, und wofür 
Pleraster vortrefflich passen würde. Schon Klein pag. 605 
nannte die ungefurchten Ova marina, und ging auf den alten 
Aristotelischen Namen Brissus zurück, wenn die vier Blätter 
vertieft waren, während dieselben Brissoides hiessen, sobald 
die Blätter oberflächlich liegen. Gewöhnlich sind auf solcher 
flachen Stirn die Löcher des fünften Fühlergangs aussen kaum 
wahrzunehmen, Lamarck nahm daher nur vier Ambulacra an. 
Zerbricht man jedoch die Schalen oder schaut durch das 
Mundloch nach innen, so entgehen uns die zarten Löcher nicht 
leicht. Für die mit flachen Blättern gibt bereits Klein l. c. 
pag. 36 tab. 27 fig. B einen fossilen Brissoides Cranium, weil 
die nackte Oberfläche an die Glatze eines Schädels erinnert, 
er hat eine eiförmige Gestalt von fast 2!/a Zoll Länge. Leske 
(Additamenta pag. 157) beschreibt ihn unter Spatangus Brissoi- 
des, und bezieht sich dabei unter andern auch auf Walch 
(Naturg. Verst. tab. E. III fig. 2), welcher etwas Aehnliches 
von Verona bekam, und schon mit der Klein’schen Figur ver- 
glich. Den Namen führt Desor (Synopsis pag. 410) wieder 
unter Macropneustes brissoides auf, aber „exel. fig. ;* freilich 
sieht man dann nicht ein, wie er die Identität nachweisen 
konnte. Bei der Walch’schen Abbildung ist jedenfalls auch 
Eupatagus in Erwägung zu ziehen. Das Hauptgewicht liegt 
auf dem Mangel der Stirnfurche. Um diess darzulegen, gebe 
ich den kleinen 


ur 


C. Echin. symm.: Pler. Salisburg. Brissus columbaris. 667 


Pleraster Salisburgensis tab. 88 fig. 40 aus dem 
Eocen des Erzbisthums Salzburg. Von einer Stirnfurche ist 
vorn keine Spur, nur unmittelbar vor dem kleinen Quadrate 
der Eierlöcher bemerkt man eine ganz flache Ausbuchtung. 
Auch von Löcherpaaren lässt sich absolut nichts sicheres ent- 
decken, woran freilich auch die Art der Erhaltung mit Schuld 
hat. Desto deutlicher sind die unverbundenen runden Poren 
der paarigen Fühlergänge, welche alle viere gleich lang in 
flachen Vertiefungen liegen. Der Scheitel ragt weit nach vorn, 
das Afterfeld oben stumpf gekielt, der länglicheiförmige After 
liegt hoch über dem Unterrande, und der Mund fast genau 
unter dem Scheitel zeichnet sich durch eine ziemlich vorsprin- 
sende Unterlippe aus. Die feinern Zeichnungen der Schalen- 
oberfläche haben durch die Eindrücke von Eisenerzkörnern sehr 
gelitten, man bemerkt nur hin und wieder Stachelwärzchen 
von gleicher Grösse. Zur Vergleichung habe ich den lebenden 

Brissus columbaris tab. 85 fig. 42. 43 Lmcek. An. sans 
vertebr. III pag. 30 von den Antillen beigesetzt, der schon in 
der Eneyel. method. tab. 158 fig. 9.10 recht gut in grössern 
Exemplaren abgebildet wurde. Sein ganzer Habitus bleibt 
noch sehr ähnlich, nur dass eine winkliche sehr klare peripetale 
Fasciole den Blattstern umgibt; dazu kommt noch eine 
zweite subanale, die sich unter dem grossen eiförmigen After 
so tief hinabbiegt, dass sie einen wförmigen Umriss fannimmt. 
Die Löcher sind nicht verbunden, und von den Genitalöffnun- 
gen bleiben die vordern entschieden kleiner als die hintern. 
Dazwischen zieht sich ein schmales poröses Band weit nach 
hinten (x vergrössert), welches der Madreporenplatte ange- 
hört. Man kann durch die Mundöffnung die Stelle auch von 
innen (? vergrössert) sehen, wo sich hinter den Genitallöchern 
ein kegelförmiger Kanal über die poröse Platte wölbt, ganz 
wie wir es beim Spatangus purpureus finden. Von innen kann 
man auch deutliche Poren des unpaarigen Fühlerganges 


. 


668 C. Echinidae symm.: Brissopsis etc. 


wahrnehmen, die aussen viel leichter übersehen werden. 
Ueberhaupt ist es merkwürdig, bis zu welcher Pünktlichkeit 
die allgemeinen Kennzeichen der Spatangen sich gleich blei- 
ben: innen in der wförmigen Fasciole stehen deutlich jeder- 
seits vier Hügelporen in flachen Bogen; um den Mund heben 
sich die vier Lippenlöcher hervor, und vorn bilden rechts 
(von unten gesehen) die ersten drei Löcher im unpaarigen 
Fühlergange ein Dreieck, links dagegen eine gerade Linie. 
Alles das ist so constant, dass man an guten Abbildungen sofort 
erkennt, ob sie durch den Spiegel gezeichnet sind oder nicht. 
Die Stachelwärzchen sind durchbohrt und gestrahlt. Auf der 
Oberseite stehen nur im vordern Drittel grössere Warzen, 
hinten nur kleine, aber trotzdem bleiben sie durchbohrt und 
gestrahlt. Beim Brissopsis, den Agassız davon trennte, tritt 
der Scheitel blos mehr zur Mitte, und die Fühlerblätter wer- 
den kürzer, daher muss sich auch die peripetale Fasciole ver- 
engen. Toxobrissus (16&0v Bogen) Desor Synopsis pag. 399 
ein Brissopsis, worauf die paarigen Fühlerblätter jederseits 
einen Bogen schlagen, „qui se touchent par leur convexite au 
sommet ambulacraire.* Die bei Californien und Peru lebende 
Agassizia (Valenciennes 1847 Voy. de la Venus Zool. tab. I 
fig. 2) von Brissus-Gestalt hat sonderbarer Weise im vordern 
Fühlerblattpaare statt vier nur zwei Reihen Poren, wie das 
die Photographie von Alex. Agassiz (Rev. of the Echini Pl. 
XIX. a fig. 1. 2) deutlich zeigt. Innen jedoch sieht man davor 
nicht blos eine Reihe kleinerer Asseln, sondern diese auch so 
deutlich durchbohrt, wie dieim unpaarigen Fühlergange, so 
dass das allgemeine Gesetz entschieden keine Ausnahme erlei- 
det tab. 89 fig. 29. Die ım Australischen Meere lebende 
Meoma Gray (Ann. Mag. Nat. Hist. 2ser. 1851 VII pag. 131) 
ist ein Brissus mit incompleter subanaler Fasciole und mit 
vollständiger Abwesenheit von Poren im vordern unpaarigen 


Fühlergange. Bei Gualteria Ag. Cat. rais. pag. 116 tab. 89 


C. Echinidae symm.: Prenaster. Plagionotus. 669 


fig. 26 aus dem Nummulithenkalke von Royan geht die Fasciole 
auf dem Scheitel quer durch die Fühlerstrahlen, so dass man 
sie weder interne noch peripetale nennen kann. Die meisten 
' Spaltungen durch besondere Namen danken wir bei solchen 
lebenden Formen der Beschaffenheit der Fasciolen. So ver- 
muthe ich, dass unser Salisburgensis mit Prenaster alpinus 
tab. 83 fig. 41 Desor Synopsis pag. 401 tab. 43 fig. 6—8 aus 
dem Terrain nummulitique stimme, wovon ich eine Seiten- 
ansicht copire, um den complicirt eckigen Verlauf der Fasciole 
zu zeigen. Von der peripetalen ist nur die hintere Hälfte vor- 
handen, die laterale schliesst dagegen den Kreis über dem 
Munde und unter dem After. Nachdem ich einmal von dem 
Verlauf wusste, so meinte ich auch unter dem After einen 
Schatten davon zu sehen, aber sicher istdie Sache nicht. Selbst 
an Gualtiera Desor Synopsis pag. 406 tab. 42 fig. 9—11 habe 
ich gedacht, zumal da sie aus dem Nummulithenkalke stammt, 
sie ist nur etwas schlanker, und hat eine schmale peripetale 
Fasciole. Etwas eigenthümlich sind allerdings um den Mund 
faltige Gruben, worin die Poren liegen, aber sonst stimmen 
_ doch alle wesentlichen Eigenschaften. Der lebende 

Plagionotus Agassiz Cat. rais. pag. 119 tab. 16 fig. 15 
hat in der grossen peripetalen Fasciole die grössern Stachel- 
warzen eingeschlossen. Agassız machte daher nur eine Unter- 
abtheilung bei Brissus davon. Desor Synopsis pag. 405 führte 
sie dann als besonderes Geschlecht auf, obgleich nur eine in 
Westindien lebende Species davon bekannt war, nämlich der 
prachtvolle Spatangus pectoralis Lamarck An. sans vertebr. 
III. 29, von dem uns Seba (Thesaurus 1758 III pag. 32 
tab. 14 fig. 5. 6) eine so vorzügliche Figur unter dem Namen 
Echinanthus maximus von 0,214 Länge und 0,174 Breite gab. 
Die Hügelporen bilden grosse Bogen innerhalb der subanalen 
Fasciole. Abgesehen von andern Verwandten erwähne ich 
zuvor noch des zahlreichen 


670 C. Echinidae symm.: Schizaster fasciolatus. 


Schizaster tab. 89 fig. 1—6 im Italienischen Nummu- 
lithenkalke. Zu Priabona im Veronesischen liegt er massen- 
haft, wir finden davon bei Klein (Nat. disp. Echin. 1734 
pag. 35 tab. 27 fig. A) eine sehr gut erkennbare Abbildung, 
die der alte Kenner schon ganz richtig mit dem Maltheser 
Spatangus compressus Scilla’s (Corpor. marin. tab. 7 fig. 1) 
verglich. Unsicher ist zwar die tab. E. III fig.1 von Verona 
bei Walch, allein im Hinblick auf den Fundort dürfte man in 
der Deutung nicht fehlen. Der Scheitel rückt bei allen weit 
nach hinten, und in Folge dessen erleiden die Kronen vorn 
eine auffällige Depression. Das leichteste Wahrzeichen bleibt 
jedoch der breite aufgeworfene Lippenrand. Löcher in der 
Stirnfurche sind gewöhnlich schwer klar zu legen; in den 
panrigen Einsenkungen gross und durch markirte Furchen 
verbunden. Apex ausserordentlich klein, und selten deutlich. 
Das Afterfeld stark gekielt, und der Kiel springt hinten über, 
der länglichrunde After wird durch den Vorsprung geschützt 
und verdeckt. An guten Exemplaren bemerkt man auch deut- 
liche Fasciolen fig. 1, wie beim Periaster schlingt sich eine 
sehr eckige peripetale um die Fühlerblätter, und eine seitliche 
zweigt sich ab, um unter dem After in schön nach unten ge- 
schwungenem Bogen zu endigen. Es sind viele Species ge- 
macht worden, die meist jedoch nur locales Interesse haben, 
und einen bündigen Beweis liefern, wie die Massen ineinander 
übergehen. Unter 

Schizaster fasciolatus fig. 1 habe ich schon im Hab. 
Petref. 1867 pag. 707 tab. 64 fig. 34 das Exemplar verkleinert 
abgebildet, welches aus der Kreideformation von Aachen 
stammen soll. Doch könnte es möglicher Weise auch dem 
italienischen Alttertiär angehören, dann müsste es Schizaster 
Kleinii heissen, da dieser ihn zuerst in erkenntlichen Abbil- 
dungen l. c. tab. 27 fig. A erwähnte, und nicht Spatangus 
Parkinsonii Defrance Dict. Sc. natur. Band 50 pag. 96, wie 


C. Echinidae symm.: Schizaster fasciolatus, Studeri. 671 


Wright (Ann. Mag. nat. hist. 1855 Bd. 15 pag. 266 tab. 5 
- fig. 3) annimmt. Im Verlaufe der peripetalen Fasciole scheint 
die markirte Ecke zwischen den paarigen Fühlerblättern be- 
sonders charakteristisch, welche auch Wright gut gezeichnet 
hat. Wegen der tiefern Fühlergänge bilden die Interambulacra 
am Scheitel nur hohe Falten: die vordern sind schmaler als 
die hintern drei. Dazwischen senkt sich der Genitalapparat 
herab, aber nur selten gut erkennbar, da gewöhnlich Druck 
den Gipfel entstellte; nach Wrightist er „perforated with four 
equal-sized genital holes.* Die Oberfläche hat nur feine 
Wärzchen nach Art des lebenden Brissus, auf der Unterseite 
sind sie dieker, und dazwischen zieht sich dann der glatte 
Hals mit der umgekrempelten Lippe sammt den schmalen 
"hintern Ambulacra sehr deutlich fort. Gewöhnlich werden die 
Kronen etwas grösser, und unter Schizaster Studeri Sismonda 
(Memorie Acc. Tur. 1544 tom. 6 pag. 372 tab. 2 fig. 4) aus 
dem „arenaria tertiaria di Nizza“ aufgeführt. Mit demselben 
Rechte könnte man dann den Schizaster rimosus Archiac 
(M&m. Soc. g&ol. France 1848 III pag. 425 tab. 11 fig. 5) 
von Biaritz, Schizaster Karreri Laube (Abh. Geol. Reichsanst. 
1871 tab. 16 fig. 6) von Kalksburg bei Wien, selbst Schizaster 
Newboldi Archiac (Deser. anim. foss. del!’Inde 1853 pag. 222 
tab. 15 fig. 2) und viele andere dahin zählen. Für mich fällt 
das Hauptgewicht auf den Fundort, gegen die kleinen Ver- 
schiedenheiten werde ich immer gleichgültiger, je mehr ich 
darüber nachdenke, zumal da eine treue Darstellung so ausser- 
ordentlich schwierig ist. Ich will daher nur noch Einiges aus 
dem Kreise herbeiziehen : die Seitenansicht fig. 2 eines kleinen 
Exemplares von Verona soll den starken Abfall nach vorn 
klar machen, und ein Bild von dem hintern erhabenen Vor- 
sprung geben, worunter der After verborgen liegt. Der Apex 
fig. 3 (x vergrössert) zeigt die Falten der Interambulacra auf 
das Beste erhalten, und dazwischen senkt sich die Stelle für 


672 C. Echinidae symm.: Schizaster eurynotus, canaliferus. 


den Genitalapparat auf das gleichmässigste hinab. Die drei 
Augenlöcher vorn stehen mit den vordern Genitallöchern in 
einer Querreihe. Wie bei ächten Spatangen stehen die vier 
Eierlöcher sehr gedrängt, und namentlich ragt die Madre- 
porenplatte weit nach hinten hinaus. Fig. 4 aus dem Eocen 
von Oberweis bei Gmunden am Traunsee zeigt trotz seiner 
ziemlich gut erhaltenen Schale zwar keine Spur von Faseiole, 
aber das ganze Wesen sammt der aufgeworfenen Mundlippe m, 
welche mich immer an den Mund des antiken Medusenhauptes 
erinnert, spricht für das ächte Geschlecht. Fig. 5 von Mon- 
tecchio maggiore soll uns die Unterseite darlegen. Er hat 
zwar, zumal hinten, etwas durch Druck gelitten, aber die 
Warzenzeichnung liegt doch klar vor: das mittlere Brust- 
schild (Plastron) wird hinter der aufgeworfenen Lippe von 
einem schmalen glatten, Bande parabolisch umschlossen. Ab- 
weichender ist dagegen das Bild, welches ich schon vor vielen 
Jahren von Agassiz unter dem Namen 

Schizaster eurynotus tab. 39 fig. 6 von Santa Manza auf 
Corsica erhielt. Später hat ihn Sismonda (Memorie Acc. Tur. 
1844 VI pag. 371 tab. 2 fig. 2) auch von Nizza abgebildet. 
Die breite weit nach hinten ragende Stirnfurche gewährt ihm 
allerdings ein ziemlich verschiedenes Ansehen, dennoch scheint 
er in den übrigen Merkmalen auch nur wenig abzuweichen. 
Mit der langen Stirn geht dann auch die starke Verkürzung 
der hintern Blätter Hand in Hand. Der Kiel des Afterfeldes 
ist nur sehr kurz, springt aber hakenförmig über, und über- 
ragt wie ein vorspringendes Dach den länglichen Afterkreis. 
Mögen auch die Fasciolen nicht so deutlich sein, so sind sie 
doch an vielen Stellen erkennbar. Die Wärzchen zeigen ent- 
schiedene Neigung zur Reihenstellung. 

Unter den lebenden zeichnete schon Lamarck einen Spa- 
tangus canaliferus aus, und eitirte dabei nicht blos Klein 1. c. 
tab. 27 fig. A, sondern auch Scilla (Corpor. marin. tab. 25 


C. Echinidae symm.: Schizaster fragilis, atropos. 673 


fig. 2), welchen die Eneycloped. me&thod. tab. 156 fig. 3 copirte. 
A. Agassiz (Revision of the Echini 1873 XXIII. a fig. 1—5) 
gibt davon eine herrliche Photographie, woran in fig. 3 nur 
zwei Genitallöcher vorhanden sind. Derartige Dinge reichen 
bis in den äussersten Norden, wie der kleine Schizaster fra- 
gilis tab. 89 fig. 7 aus den Meerestiefen von Finmark an der 
Norwegischen Küste zeigt. Das Wahrzeichen der aufge- 
worfenen Lippe lässt schon seine Stelle vermuthen, und trotz 
_ der feinen krummen Stacheln kann man doch die Fasciolen 
deutlich verfolgen, da sie durch dunklere Farbe sich lebhaft 
auszeichnen. Mund- und Afterloch sind mit besonderen Plätt- 
chen erfüllt, daher lässt sich der After schwer finden. Der 
Mund hat nur eine halbmondförmige Haut, die sich am Vor- 
derrande anheftet, und gegen die Unterlippe hin einen deut- 
lichen Querspalt frei lässt. - Die tiefsten Fühlergänge, welche 
sich nach innen förmlich sackförmig erweitern, nach aussen 
dagegen als schwarze von Stacheln umwallte Schlitze zeigen, 
bildet Spatangus atropos tab. 89 fig. 8 Lamarck An. sans 
vertebr. III pag. 32 von Galveston an der Texanischen Küste. 
Schon die Encyclopedie methodique tab. 155 fig.9—11 bildet 
ihn deutlich ab, und Agassiz stellte ihn im Catal. rais. pag. 128 
als dritten Typus zum Schizaster, der dann von Michelin 1855 
mit dem Namen der Schicksalsgöttin Moera belegt wurde, 
während ihn Gray (Ann. of Philosophy 1825 X. 430) schon 
längst vorher als Echinoeardium abschied. Desor in seiner 
Synopsis pag. 394 erwähnt an der Texanischen Küste auch 
noch einer subfossilen Moera Lachesis. Sie liefert einen schla- 
genden Beweis, wie wesentlich das Lebende bei aller Ver- 
wandtschaft sich von dem Fossilen getrennt hat. In fig. 9 habe 
ich die drei vordern Säcke der Fühlergänge von innen dar- 
gestellt: der mittlere unpaarige endigt kantig, und lässt die 
zarten Löcher am Rande sehen; die äussern sind mehr rund- 
lich, und lassen von den Doppelporen nur eine jederseits von 


Quenstedt, Echinod. = 43 


674 C. Echinidae symm.: Amphidetus arcuarius. 


unten sichtbar werden, die andere fällt nach Aussen an die 
steil abfallende Seitenwand. Die Löcher um den Mund m 
liegen in tiefen Grübchen, und sind daher von den entferntern 
leicht unterscheidbar. Von Genitallöchern, die in starker Ver- 
tiefung liegen, scheinen sich nur die zwei vordern zu finden. 
Die Madreporenplatte erkennt man dahinter deutlich an ihren 
zarten Poren. Dagegen sind fünf Augenlöcher erkennbar, 
wie der vergrösserte Apex A zeigt. Die Stachelwärzchen der 
Oberseite stehen in bestimmten nach verschiedenen Richtungen 
gekehrten kurzen Reihen, was nur durch Photographie deut- 
lich wieder gegeben werden könnte, wie das Herrn Alex. 
Agassiz (Revision of the Echini tab. XXIII) mit Moira clotho 
von Carolina so treflich gelang. Gar eigenthümlich ist die 
peripetale Fasciole, welche sich hart an die Ränder der sschwar- 
zen Schlitze anschliesst, und etwas schmaler werdend quer 
über die äussersten Gipfel der Interambulacra fortzieht. Blos 
die Brücke vorn im Grunde des unpaarigen Spaltes scheint 
unterbrochen zu sein. Die seitliche Fasciole bildet unter dem 
mit vielen Plättchen erfüllten Afterkreise a einen breiten nach 
unten gerichteten Bogen. 

Spatangus x Graecum tab. 89 fig. 11.12 Klein Nat. dispos. 
Echin. 1738 pag. 55 tab. 24 fig. c. d. e bildet einen dritten 
ausgezeichneten Typus unter den lebenden, welchen Leske 
Additamenta 1778 pag. 166 tab. 38 fig. 5 nochmals nach dem 
Vorschlage Müller’s Sp. pusillus benannte. Vor beiden hatte 
schon Breynius (Schediasma de Echinis 1732 pag. 61 tab. 5 
fig. 1.2) eine gute Abbildung mit Echinospatagus cordiformis 
vulgatissimus belegt, weil am Adriatischen Meere bei Pesaro 
sie häufig gefunden würden. Seba (Thesaurus 1758 LI tab. 10 
fig. 21), den die Encyclop&d. method. tab. 156 fig. 7. 8 copirte, 
beschrieb ihn des breiten unter Echinus Guinensis cordiformis. 
Dennoch machte Lamarck An. sans vertebr. 1816 III pag. 32 
nochmals einen Namen Sp. arcuarius, um damit die eigen- 


C. Echinidae symm.: Amphidetus cordatus. 675 


thümliche Bogenstellung der Fühlerporen zu bezeichnen. 
Wenige Species lassen sich bei alten Beschreibern so sicher 
erkennen als diese. Daher sie Gray pag. 673 schon längst 
neben Sp. atropos stellte, und ebenfalls Echinocardium hiess. 
Agassiz Catal. raisonn. pag. 117 hat ihn dann mit Recht 
davon unter Amphidetus (&.01dsr05 ringsgebunden) geschie- 
den, und Desor Synopsis pag. 406 war daher im Unrecht, 
wenn er den Namen einzog und dafür Echinocardium ein- 
führte, es müsste dann vielmehr Möra fallen. Wenn man 
einmal von der Zersplitterung der Species zurückkommen 
und genug Material gesammelt haben wird, dann dürfte 
diese Sippe die erfreulichsten Beispiele für Uebergänge 
bieten. Ich will daher mich nur an das Allgemeinste halten. 
Die tiefgefurchte fig. 11 aus der Nordsee hat schon Pennant 
(British Zoology 1776 IV pag. 58) unter Echinus cordatus 
begriffen, der in der Nordsee und im Mittelmeere zahlreich 
lebt. Forbes erwähnt ihn daher auch aus dem englischen Crag. 
Wenn man sich an die Lücke nur ein Porenpaar treten dächte, 
so wäre der Bogen über den hintern paarigen Interambulacral- 
feldern aus der vordern und hintern Reihe der paarigen Ambu- 
lacra gebildet in schönstem Schwunge vollständig geschlossen. 
Daher mag man den Lamarck’schen Namen „arcuarius Bogen- 
spatange“* nicht gern aufgeben. Die andern beiden Poren- 
reihen laufen nur neben den Bogenschenkeln einher, und ge- 
wöhnlich ist die vordere kürzer als die hintere. Die Löcher in 
der Furche bleiben selbst bei grössern Exemplaren fein und 
unbestimmt, so dass man die zusammengehörigen Paare viel- 
fach nicht erkennen kann. Der grosse weitnach hinten gestellte 
Mund erinnert schon an Sp. purpureus. Das Hauptmerkmal 
bilden jedoch die Fasciolen, wovon die eine senkrecht unter 
dem After jederseits zwei deutliche Höckerporen umschliesst ; 
die zweite zweigt sich oben davon ab, und krümmt sich auf- 
wärts um den After, ohne sich oben völlig zu schliessen ; die 
43* 


676  B. Echinidae symm.: Amphidetus ovatus. Hemipatagus, 


dritte dagegen grenzt innerhalb der Bogen (Fase. interne) nur 
den Apex und die feinen Poren der Furche und der hintern 
Ambulacra ab. Die vier Genitallöcher (A vergrössert) liegen 
trapezoidal einander sehr genähert, und dazwischen zieht sich 
die Madreporenplatte weit nach hinten. Die Lage‘ der fünf 
Augenlöcher ist ganz bestimmt zu erkennen, unddasich daran 
dann innerhalb der Gipfelfasciole die obern feinen Fühler- 
poren der hintern Ambulacra anschliessen, so verliert der 
Ambulaeralbau dadurch etwas von seiner Absonderlichkeit, 
denn wir finden öfter auch bei andern, dass die obern Poren 
in der Nähe des Apex plötzlich absonderlich fein werden. Die 
Stacheln sind dünn, aber in Beziehung auf Länge schon sehr 
ungleich. Wie nahe diese Dinge mit den Plerastern (Brissus) 
verwandt sind, zeigt der im Nordischen Meere lebende Amphi- 
detus ovatus tab. 89 fig. 12, dem die Stirnfurche fast gänzlich 
fehlt, man kann sie nur noch längs der feinen sparsamen 
Fühlerporen verfolgen. Das Extrem wird hier schon mehr 
ausgeglichen, die Bogen der Ambulacra sind eckiger und weni- 
ger geschlossen, aber alle wesentlichen Merkmale bleiben. Die 
Mundansicht zeigtnoch das glatte griechische x zwischen den ge- 
warzten Feldern. Einzelne diekere Stacheln zeichnen sich vorn 
zwischen den feinen schon etwas mehr aus, als bei cordatus. Alle 
kleinen Unterschiede gehen immer auf ein Mehr oder Weniger 
dermarkirten Kennzeichen hinaus. Einen Schritt weiter kommt 

Hemipatagus Forbesi tab. 89 fig. 13.14 Laube Sitzber. 
Wien. Akad. 1869 Bd. 59 pag. 193 fig. 2. Denn so glaube 
ich zwei meiner kleinen Stücke bestimmen zu sollen, deren 
Fundort ich nicht kenne. Schon Sturt entdeckte dieselben an 
den Murraycliffs in Südaustralien und hielt sie nicht so ganz 
unrichtig für Spatangus Hoffmanni von Bünde. Die meinigen 
lagen in einem gelben harten Mergelgestein, und waren ziem- 
lich schwer zu reinigen. Die Form spielt zwischen cordatus 
und Hoffmanni: sie hat schon die grossen Warzen des Hoff- 


B. Echinidae symm.: Breynia. Lovenia. 677 


manni, auch die subanale Fasciole ist viel breiter als lang, aber 
die Poren stimmen im wesentlichen noch mit den Arcuarien, 
nur dass ein etwas grösserer Zwischenraum am Bogengipfel 
bleibt. Der vordere Nebenstrahl des Bogens hat nur vier 
deutliche Löcherpaare. Apex A (vergrössert) stimmt ganz mit 
dem lebenden, und da ein grosser glatter Raum zwischen den 
Bögen bleibt, so mag wohl auch eine Gipfelfasciole vorhanden 
sein. Die Poren um den Mund öfter sehr deutlich. Weicht 
auch unsere Abbildung etwas von der Laube’schen ab, so mag 
Erhaltung und Auffassung daran einen Theil der Schuld haben. 
Der Gipfel fig. 14 (vergrössert) zeigt ein scheitbar wirres 
Mosaik, in das man sich aber bei scharfer Betrachtung bald 
findet: es sind zwanzig Asselreihen, die bis zum Rande einer 
Grube reichen, worin die vier Genitallöcher sammt der Madre- 
porenplatte noch erkannt werden. Die Asselreihen zeigen in 
den Ambulacren deutlich feine Poren, die plötzlich nach unten 
sich vergrössern, so dass das Tafelgefüge nur wenig von der 
Regel abweicht. Zu den Bogenspatangen gehören übrigens 
unter den lebenden noch zwei vielgenannte Formen, Breynia 
und Lovenia. Breynia tab. 89 fig. 15 von Agassız nach dem 
alten Breynius genannt, wurde im Catal. rais. 1846 pag. 119 
aus dem längst bekannten Spatangus Crux-Andreae Lamarck 
1816 III. 31 aufgestellt, welchen Peron auf seiner Welt- 
umsegelung aus dem Südmeere mitbrachte. Er hat sogar drei 
Faseiolen: denn ausser der subanalen und der innern, kommt 
noch eine grosse peripetale vor, innerhalb welcher grössere 
Wärzchen zerstreutliegen, die uns an Forbesi lebhaft erinnern ; 
ja es wäre sogar möglich, dass er vermöge seines Vaterlandes, 
dazu gehörte. Archiac (Descer. An. foss. de l’Inde 1853 pag. 216 
tab. 15 fig. 4) erwähnt eine grosse fossile Species aus dem 
indischen Eocen (Chaine d’Hala). Lovenia tab. 80 fig. 16 im 
Rothen Meer lebend hat ganz den Porenbau des Amphidetus, 
aber ausser der subanalen Fasciole eine interne auf dem Gipfel. 


678 C. Echinidae symm.: Linthia insignis. 


Die grossen Stachelwärzchen sind „supportes par de larges 
ampoules A Yinterieur“ i. Auch hier wird nur eine Species 
L. Hystrix genannt, die durch die französische Expedition 
nach Egypten bekannt wurde. Es könnte die geringe Zahl 
der Species schon ein Fingerzeig sein, dass sie vom Amphide- 
tus nicht hätten getrennt werden sollen. 

Linthia insignis tab. 89 fig. 10 aus den eocenen Eisen- 
erzen von Sonthofen. Desor Synopsis pag. 3895 tab. 43 fig. 9 
bildete wenigstens ein höchst ähnliches Wesen unter diesem 
Namen aus dem Nummulithenkalke der Gegend von Einsiedeln 
im Canton Schwyzab, „iltientä la fois des BrissusetSchizaster.* 
Das Afterfeld ragt hinten, wie beim ächten Schizaster, weit 
über, um den längseiförmigen After zu decken. Stirnfurche 
sehr tief, aber kurz, da der Gipfel nach vorn rückt. Auch die 
Fühlerblätter machen starke Eindrücke. Die beiden Fasciolen 
sind zwar bestimmt angedeutet, doch ist es in der durch 
Eisenerz entstellten Schalenzeichnung nicht möglich, ihren 
Verlauf genau zu verfolgen. Nach Herrn Desor’s Darstellung 
ist die peripetale sehr eckig, sie folgt fast wie beim Sp. atropos 
dem Rande der Blätter. Die vier Genitallöcher liegen in einer 
flachen Vertiefung, um welche die schmalen Falten der Inter- 
ambulacra sich erheben, was lebhaft an den Habitus der Schi- 
zaster erinnert. Madreporenplatte und Augenlöcher deutlich, 
Brust stark gewölbt. Es ist eine so schwache Modification des 
Schizaster, dass man mit Recht Anstand nehmen kann, sie zu 
einem besonderen Subgenus zu erheben. Alex. Agassiz 
(Revision of Echini tab. 21. 5 fig. 5—7) beschreibt auch eine 
lebende Linthia australis. Brissomorpha Fuchsi Laube Abhandl. 
Geol. Reichsanst. 1871 V pag. 73 tab. 19 fig. 1 aus dem ter- 
tiären Sande von Gauderndorf scheint damit typische Aehn- 
lichkeit zu haben, nur ist die Stirnfurche gefüllt, es wieder- 
holt sich da immer wieder das Spiel zwischen Pler- und 
Schizaster. 


’ 


. €. Echinidae symm.: Macropneustes Meneghinii. 679 


Macropneustes Meneghinii tab. 89 fig. 22 aus dem Oligocen 
des Monte Spiado bei Montecchio maggiore im Veronesischen 
ist einer der zahlreichsten und grössten Spatangen im Italieni- 
schen Tertiärgebirge. Das Untergeschlecht Maeropneustes 
(pxrpös lang, rveusene Athmer) gründete Agassiz Catal. rais. 
1847 pag. 114 auf die langen grosslöcherigen quergefurchten 
Fühlerblätter, die Species sahe Desor Synopsis 411 zuerst im 
Museum von Pisa. Zugleich stütze ich meine Deutung auf die 
Angaben von Suess (Sitzb. Wien. Akad. 1868 Bd. 58 pag. 276), 
der dieses Spatangenlager für das kennbarste Glied in der 
„Gruppe von Castel’ Gomberto“ erklärt. Dem grossen Athem- 
steht der kleinste Geschlechtsapparat gegenüber, denn die 
vier obschon sehr deutlichen Eierlöcher stehen sehr gedrängt 
in den Ecken eines Trapezes regulär von den fünf Augen- 
löchern umgeben. Der grosse Mund mit seiner dicken Lippe 
liegt weit nach hinten, und erinnert uns lebhaft an Spatangus 
purpureus, aber die Lippe ist nicht nackt, sondern bis zur 
äussersten Spitze mit Stachelwärzchen besetzt. Eine schmale 
aber ausgezeichnete Fasciole umgibt die Spitze der Blumen- 
blätter, sie ist sehr wenig gebuchtet, und tritt wegen der Länge 
der Blätter dem Rande näher, als bei peripetalen Fasciolen 
sonst gewöhnlich ist. Die subanale scheint dagegen gänzlich 
zu fehlen. Der Unterschied der Warzengrösse auf dem Rücken 


ist zwar nicht bedeutend, aber entschieden vorhanden, und da 


sie hinten in der Aftergegend ziemlich spitz endigen, so erlan- 
gen sie, abgesehen von der Fasciole, grosse Aehnlichkeit mit 
dem lebenden Spatangusim engsten Sinne. Auch die Beziehun- 
gen zum Brissus sind auf der Oberseite gross, und würde die 
subanale Fasciole nicht fehlen, so würden nur noch die etwas 


grössern Rückenwarzen einen Unterschied bedingen. Die 


Stachelwärzchen sind sehr deutlich gestrahlt und durchbohrt, 
und vom griechischen x heben sich wenigstens die verticalen 
Schenkel noch sehr deutlich hervor. Bei einer so zahlreich 


mn 


680 €. Echin. symm.: Macropneustes Meneghinii. Eupatagus. 


vor, doch will ich die übergehen. Einen sehr verwandten, von 


883mm Länge, 76 mm Breite, 47mm Höhe, bekam ich auch 
aus dem Nummulithenkalke vom Kressenberge bei Traunstein 
in den Bayerschen Alpen, von dem ich tab. 89 fig. 21 den läng- 
lichen wohlerhaltenen’ After abbilde, der bei den italienischen 
verdrückt zu sein pflegt. Obwohl er dann älter als die Italiener 


sein würde, so scheint er doch schon alle wesentlichen Kenn- 


zeichen zu besitzen. Im Crag von England erreicht der Bris- 
sus Scillae eine ähnliche Grösse, allein die Fasciole ist eckiger 
und es fehlen ihm auf dem Rücken die grössern Warzen. 
Umgekehrt stimmt bei oben pag. 669 erwähnter tropischen 
Riesenform, Spatangus pectoralis, welchen Lamarck als den 
grössten lebenden an die Spitze seiner Beschreibung stellt, die 
Gestalt der peripetalen Fasciole vortrefllich, doch sind die 
eingeschlossenen Stachelwärzchen zu gross. Auch hier fällt 
die Kleinheit des Vierecks der Genitallöcher in hohem Grade 
auf. Solche gedrängt stehenden Eierlöcher mit nach hinten ver- 
längerter Madreporenplatte gehören hauptsächlich den For- 
inen, worauf man in unserer Zeit den Namen Spatangus be- 
schränken möchte. Dazu gehört unter andern auch 
Eupatagus tab. 89 fig. 17—19 Agassiz Cat. rais. pag. 115 
meist niedergedrückt eiförmig mit grössern Stachelwarzen, 
auf den paarigen Interambulakren innerhalb der peripetalen 
Fasciole ist auch eine subanale vorhanden. Der grosse Mund 
liegt weit nach hinten, und die vier Genitallöcher sind sehr 
deutlich aber eng aneinander gedrängt. Man kann bei Be- 
stimmung solcher Dinge, wenn die Faseiolen undeutlich sind, 
nur dem allgemeinen Eindrucke folgen. Denn sie unterschei- 


den sich vom Spatangus im engsten Sinne blos durch das Vor- 


handensein einer peripetalen Fasciole. Schon Alex. Brong- 
niart (Env. Paris tab. 5 fig. 6) bildete eine breite Form unter 
Spatangus ornatus aus. dem Nummulithenkalke von Biaritz ab, 


vertretenen Form kommen natürlich allerlei Modificationen | 


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C. Echinidae symm.: Eupatagus Seillae. 681 


die Goldfuss (Petref. Germ. pag. 152 tab. 47 fig. 2) in der 
Kreide von Aachen wiedergefunden haben wollte, was aber 
wahrscheinlich auf einem Irrthum beruhte, Trotz der Breite 
sprechen die vier gedrängten Löcher, die grossen Warzen und 
. die starke Depression der Schale für das Geschlecht. Gewöhn- 
lich sind sie länglicher, wenn auch nicht so lang als der etwas 
_ verzerrte Spatangus elongatus Sismonda (Memorie Acc. Se. 
Turino 1844 2 ser. VI pag. 515 tab. 2 fig. 1) von Nizza, son- 
dern wie ihn Seilla (Corpor. mar. tab. 10 fig. 1) schon so vor- 
trefllich zeichnet, und der darnach Eupatagus Seillae tab. 89 
fig. 17 heissen sollte. Wahrscheinlich, wie pag. 666 schon 
erwähnt, hatte Walch ein ähnliches Exemplar vor sich, was 
aus der Angabe der grössern Stachelwarzen zu schliessen ist. 
Die Fühlerblätter mit verbundenen Poren sind lang, wodurch 
die peripetale Fasciole weit gegen den Rand gerückt wird, 
_ deren Spuren man aber kaum wahrnimmt. Der spitzgelippte 
Mund liegt weit zurück, das Plastron scheint nur wenig gewarzt 
und hinten spitz angeschwollen, wodurch der längseiförmige 
After eine etwas erhöhte Stellung erhält. Die vier Genital- 
löcher mit den sie umgebenden Augenasseln kann man durch 
Aetzen darlegen (fig. 17. x vergrössert): man sieht die nach 
hinten erbreiterte Madreporenplatte, welche über das Viereck 
‘ der Löcher weit hinausgreift, darum lagern sich die Asseln 
der zwanzig Reihen dergestalt, dass sie im Ansehn sich von 
den Apexplatten kaum unterscheiden, doch ist das Gesetz in 
keiner Weise gestört. Die kleinere fig. 13 in einem dunkleren 
Thone gelegen habe ich schon im Hdb. Petref. 1867 tab. 64 
fig. 35 abbilden lassen. Die Gestalt bleibt durchaus die gleiche, 
‚ und die darüber stehende Stirnansicht macht die starke Depres- 
sion der Schale sehr klar. Sie gehört zum Wesen des Geschlech- 
tes. Die Warzen sind im Verhältniss etwas grösser, stehen 
schief an einem vertieften Höfchen, das nach hinten und innen 
fast bis zur Hälfte unausgefüllt ist (2 vergrössert), und zeigt 


682 C. Echinidae symm.: Maretia. Spatangus Desmarestü, 


dass die grossen Stacheln darauf schief nach innen sich lager- 
ten. Die Warzen waren wahrscheinlich durchbohrt und ge- 
strahlt, doch ist die Erhaltung so schlecht, dass ich es nicht 
mehr wahrnehmen kann. Gray war mit der Unterscheidung 
lebender Formen so kleinlich, dass er den Nordchinesischen 
Spatangus Brissus ovatus Leske Additamenta 1778 pag. 185 
tab. 38 fig. 4 zu einer Maretia erhob, und wegen ihrer Nieder- 
gedrücktheit M. planulata nannte. Wenigstens berichtet so 
Alex. Agassiz (Revision of the Echini 1873 III pag. 570). 
Der Habitus ist noch ganz der des Eupatagus, aber „no fas- 
cioles except a subanal one.* Freilich würde das mit der 
Figur von Leske nicht passen, der in der Zeichnung eine 
peripetale Fasciole sehr bestimmt andeutet. Aber ausserdem 
ist das Plastron auf der Unterseite der Hauptsache nach noch 
glatt, und diess genügte dann zur Trennung. Dann wäre die 
kleine tab. 89 fig. 19 aus dem Nummulithenkalke von Ober- 
weis (Eisenbahnstation bei Gmunden in Oberösterreich) eine 
Maretia eocena, denn sie ist niedergedrückt länglich wie die 
lebende planulata, hat nur eine subanale Fasciole, und vom 
hintern Rande der Fasciole bis zum Munde ein glattes Plastron. 
Auch sind die Hauptstachelwärzchen auf der Oberseite eigen- 
thümlich klein, erhaben und bestimmt, ganz wie bei der 
lebenden. 

Spatangus Desmarestiitab. 89 fig. 23. 24 Goldfuss Petref. 
Germ. tab. 47 fig. 4 jungtertiär vom Doberge bei Bünde unfern 
Osnabrück wurde von Agassiz Catal. rais. pag. 113 zum Ge- 
schlechte Spatangus im engeren Sinne gestellt, denn die treff- 
lich erhaltenen Exemplare zeigen deutlich, dass ihnen die peri- 
petale Fasciole mangelt und nur die subanale vorhanden ist. 
Die Poren der paarigen Blätter verbunden und in die Augen 
fallend, in der Stirnfurche sind sie dagegen sehr fein, und 
leicht zu übersehen. Zwischen den Fühlerblättern stehen auf 
den Interambulacralfeldern vereinzelte grosse Warzen mit 


C. Echinidae symm.: Spatangus Desmarestii, Hoffmanni. 683 


kleinen deutlich durchbohrten Köpfchen, die Strahlung 
wird dagegen kaum sichtbar. Der quere Mund stark ge- 
lippt steht weit zurück, und wird von deutlichen Schlauch- 
wärzchen umgeben. Die hintern Fühlergänge sind nur 
scheinbar glatt, denn sie sınd mit Warzengrübchen besetzt, 
und die Wärzchen des Plastron gehen wenigstens bei den 
grossen Exemplaren bis auf die Spitze der Lippe hinaus. 
Die vier Genitallöcher im Apex fig. 23. A stehen sehr 
gedrängt, namentlich macht die Madreporenplatte einen 
weiten Fortsatz nach hinten, wie beim lebenden Sp. pur- 
pureus. Fig. 23 gehört zu den grossen, und ob sie wohl 
ziemlich rein ist, so hält die Verfolgung der subanalen Fas- 
ciole doch schwer: bei ganz guten Stücken ist es ein schmales 
Band, welches über zwei Hügel des Plastron wegzieht und 
unter der glatten Stelle des querovalen Afters einen markir- 
ten Bogen nach unten schlägt. Das Exemplar ist breiter als 
lang, hat zwar etwas durch Druck gelitten, aber ohne dass die 
Dimensionen davon wesentlich verändert wurden. Die Löcher 
am Apex A sind häufig bei grossen nicht ganz klar, um so 
klarer bei der kleinern Abänderung fig. 24, woran das 
Viereck trotz der Kleinheit überaus deutlich in die Augen 
springt. Die Stirnfurche ist etwas flacher, das Plastron 
bis weit hinter die Mundlippe hinab glatt, und vor dem 
Munde blähen sich einige Asseln unregelmässig auf. Der 
Verlauf der subanalen Fasciole f ist deutlich, an der 
Bogenstelle das Oblongum der Fasciole sehr verengt. Bei 
beiden, grossen wie kleinen, ist der Hügel in der Median- 
linie, wo die Warzen klein beginnen und dann excen- 
trisch grösser werden, ziemlich augenfällig; die Doppel- 
hügel dahinter, worüber die Fasciole geht, übersieht man 
leichter. Bedeutender sind die Unterschiede des 
Spatangus Hoffmamni tab. 89 fig. 25 Goldf. Petref. 
Germ. tab. 47 fig. 3 bei Bünde der etwas seltenere Begleiter 


684 CC. Echinidae symm.: Spatangus Hoffmanni, purpureus. 


des vorigen, nach dem leider so früh verstorbenen Geologen 
Friedrich Hoffmann in Berlin benannt (daher nicht mit f zu 
schreiben). Die vereinzelten durchbohrten Warzen auf 
dem Rücken werden sehr gross und liegen in tiefen Fur- 
chen, und da das Afterfeld keine hat, so erhob es Desor 


Synopsis 416 zu einem Untergeschlecht Hemipatagus. In- 


dessen genügt ein so winziger Unterschied umsoweniger, 
als er nicht einmal vollständig ‘begründet ist. Denn es 
kommen hier zwischen ihm und dem grössern Desma- 


restii alle möglichen Uebergänge vor. Die Brust mit den | 


anliegenden Fühlergängen ist glatt, und nur mit äusserst 
‘zarten Grübchen besetzt, welche im Centrum ein kleines 
Wärzchen zeigen. Die vier Genitallöcher sehr gedrängt. 
Man könnte diese schon in vieler Beziehung als die Vor- 
läufer des lebenden Spatangus purpureus tab. 89 fig. 20 
aus der Nordsee betrachten, dessen zarteste Stacheln 
feinen krummen Haaren gleichen, wozwischen dann ent- 
sprechend den zerstreuten Warzen grössere nach hinten ge- 
kehrte Stacheln sich mischen. Die bläulichen Schalen sind 
sehr dünn, zerfallen leicht, doch halten die Genitalplatten gern 
fest zusammen, wie die vier Genitallöcher tab. 89 fig. 20. «a 
vom Spatangus meridionalis aus dem Mittelmeere zeigen : hin- 
ter den vier gedrängten Genitallöchern zieht sich die Madre- 
porenplatte symmetrisch hinab, darunter heftet sich der Stein- 
kanal, der sie hinten noch überragt; ringsherum stehen fünf 
Ausschnitte, worin die kleinen durchbohrten dreieckigen 
Augentäfelchen ihre Stelle haben, die aber leicht herausfallen. 
Ausser der subanalen Fasciole kommt keine andere mehr 
vor, und das sieht man als das Wesen von Spatangus im 
engsten Sinne an. Da den Dobergern die peripetale Fas- 
ciole fehlt, so müssen sie mit Recht zu diesem Subgenus 
gestellt werden. Zuweilen überwuchern die Löcher der 
Madreporenplatte die ganze rechte Hälfte des Apex fig. 20. A. 


C. Echinidae symm.: Spatangus purpureus, 685 


Forbes (Echinod. Brit. Tertiär. 1852 tab. 2 fig. 3) bildet 
einen purpureus aus dem Coralline Crag von Ramholt von 
mittlerer Grösse ab. Kleine Exemplare ]l. c. pag. 23 von 
kaum !/g Zoll Durchmesser kommen im Eocen von Barton 
vor, die vollkommen mit Spatangus Omaliı aus dem Bel- 
gischen Eocen übereinstimmen sollen. Wir hätten also 
auch hier im ältern Tertiär die entschiedenen Vorläufer, 
aber wie es so gewöhnlich ist, in kleinster Form. 


Uebersicht 


der Genera und Subgenera. 


Acrocidaris pag. 279 ein Hemicidaris mit Warzen auf dem Apex. 71. 6. 

Acrocladia pag. 339 Echinometra mit grossen ungestrahlten und 
undurshbohrten Warzen 73. 26, worauf grosse dreiseitige Stacheln 
12. 27. sassen. | 

Acropeltis pag. 233 ein Hemicidaris mit grossen undurchbohrten 
und ungestrahlten Warzen im Ambulaerum 71. 23. 

Acrosalenia pag. 250 geschlitzter Mundrand, Augentafeln dringen an 
den nach hinten gerichteten After 70. 1. 

Agariies Agass. Monogr. Echinod. 1841 2de Livr. pag. 7. Echino- 
cidaris, dessen Interambulacra theilweis ohne Warzen. Catal. 
rais. 49. ; 

Agassizia pag. 668 lebender Brissus, scheinbar blos mit zwei Löcher- 
reihen in den vorderın Paaren der Fühlerblätter 89. 29. 

Amblypneustes Agass. Cat. rais. pag. 58. In südlichen Meeren 
lebende Echini, trigemini, niedergedrückt, Mundkreis ungeschlitzt, 
kleine am Ende verdickte Stacheln. 

Ambiypygus pag. 484 eiförmiger Clypeastride, länglicher After auf 
der Unterseite weit gegen den Mund gerückt 80. 3. 

Amphidetus pag. 675 lebender Spatangide mit eigenthümlicher 
Bogenstellung der Fühlerporen 89. 71. 

Amphiope pag. 549 tertiäre Scutella mit zwei runden Löchern. 83. 6. 

Ananchytes pag. 585 laamarck’sches Kreidegeschlecht, ovaler Kör- 
per ohne Stirnfurche, langgezogener Apex 85. 1. 

Anaster Sismonda Memorie Acc. Tor. 1842. IV pag. 44 tab. 2 
fig. 8. 9 ein länglicher Echinoeyamus? mit undeutlichen Poren. 
Anochanaus Grube Monatsber. Berl. Akad, 1868 pag. 178 lebendig 
gebärender Nucleolit, der Gipfel hat weler Madreporenplatte noch 
Genitallöcher, sondern einen nach oben offenen Sack, worin die 


Jungen liegen (yavog Oeflnung). 


Uebersicht. 687 


Anorthopygus pag. 433 Pygasterartig, aber der schiefe After nicht 
so hoch, und die hintere Genitalplatte nicht durchbohrt 77. 28. 
Anthocidaris Lütken mit breiten Fühlerporen, ungestrahlt undurch- 
bohrt, ein deprimirter Heliocidaris. 

 Arachnmoides pag. 521 australisches Geschlecht von Scutellenbau, 
aber weit geöffneten Blumenblättern, 5 Genitallöchern und ober- 
ständigem After 81. 49. 

Arbacia Gray ist Echinocidaris Desmoul. Nur lebend. Name von Agassiz 
aus Missverständniss auch auf fossile pag. 349 angewendet. 

Archaeocidaris pag. 372 vier Asselreihen in den Interambulakren, 
Kohlenkalk 75. 10. 

Archiacia pag. 508 Spitzgipfeliger Clypeaster, vorderer Fühler- 
gang doppelporig 81. 14. 

Asterocidaris Paleont. franc. VII. 374 Diadematide, woran die glatt 
werdenden Interambulacralasseln einen Stern am Gipfel bilden. 
Asterostoma pag. 509 ein fossiles Uniecum der Pariser Sammlung, 
ähnlich Ananchites, aber mit centralem Munde. Nach Lamarck'schen 
Citaten pag. 491 ist darunter Echinolampas oviformis zu verstehen. 


Asthenosoma Grube 1867 Jahresb. Schles. Ges. Vat. Cult., kleiner 
flacher Diadematide mit biegsamer Schale, weil der Kalk fehlt, 
Chinesisches Meer (aoßevig schwach, söp.« Leib). 

Astriclypeus Verrill, lebende Scutella, sämmtliche fünf Ambulacra 
durchbrochen. Japan Alex. Agassiz Rev. Echin. pag. 538. XIII. d 
fig. 2—4. 

Astropyga pag. 296 grosse lebende Diadematiden mit kleinern 
Stacheln, trigemini, Warzen durchbohrt und gestrablt. 

Boletia Ag. Cat. rais. 58 Echinus pileolus Lmck. mit drei Poren- 
reihen, wie Tripneustes, die Paare stehen nur etwas bestimmter 
übereinander. 

Botriopygus pag. 474 ein hinten erbreiterter Pygurus mit ovalem 
After im Ausschnitte des Hinterrandes 79. 29. 

Breynia pag. 677 Amphidetus mit drei Fasciolen und grossen 
Warzen 89. 15. 

Brissomorpha pag. 678. Schizaster obne ausgesprochene Stirn- 
furche. 

Brissopsis pag. 668 Brissus mit medianem Scheitel und kurzen 
Fühlerblättern. 

Brissus pag. 667 lebende Spatangiden ohne Stirnfurche mit peripetaler 
und subanaler Fasciole 88, 41, 


688 Uebersicht. 


Caenopedina cubensis Al. Agassiz (zxıyös neu), aus der Florida- 
strasse ist Hemipedina. 

Calveria aus 500 Faden Tiefe aufgefischt, ist Echinothuriaartig. 

Caratomus pag. 405 eirculäre stumpfkegelige Galeriten 76. 19. 20. 

Cardiaster pag. 606 Holaster mit marginaler Fasciole, Kreide 86. 16. 

Cassidulus 466 Lamarck’sches Galeridengeschlecht, gebuckelten Mund, 
oberständigen After. Mastricht 79.7. 


Catopygus pag. 463 Nucleolit mit kurzer Furche unter dem rand- 
lichen After. Ausgezeichnete Mundblume 79. 3. 


Centrostephanus nannte Peters die lebende Diadema longispina 
Philippi Wiegmann’s Archiv 1845 mit 10 breiten Buccalplatten, 
Alex. Agassiz Revision Echini pag. 412 tab. III. d fig. 1—-3 gibt 
eihe Photographie vom Australischen 'C. Rodgersii. 


Uhrysomeion Laube Sitzb. Wien. Akad. 1867 Bd. 56. 1 pag. 241 
Codechinus ähnlich. 


Cidaropsis Cotteau Paleont. Franc. terr. erdt. VIL. 374 von Hemipe- 
dina abgespalten, „aires ambulacraires subflexueuses et d&pourvues 
de tubercules & la face supdrieure.‘“ Warzen durchbohrt und unge- 
strablt. 

Cidaris pag. 36 fem. bei den ältern Petrefactologen für lebende, 
Cidarites masc. für fossile gebraucht. Ich habe daher den Spe- 
ciesnamen meist als Masculinum hinzugefügt. Poren einreihig, 
grosse Warzen, Aurikeln auf den Interambulakren. Für Cidaris im 


engern Sinne C. metularia 73. 21 Typus. 


Claviaster pag. 508 Keulenstern, Clypeastride, von dem nur der 
eylindrisch-keulenföürmige Gipfel bekannt, der Archiaeia ver- 
wandt 81. 15. 

Clypeaster pag. 482 Lamarck’sches Geschlecht, von L. Agassiz auf 
rosaceus 82. 2 und scutiformis 82. 9, von Alex. Agassiz (Revis. 
Echini 510) dagegen blos auf letztern beschränkt. 

Clypeopygus pag. 448 Nucleoliten der Kreide mit After nahe über 
dem Hinterrande. 

Cliypeus pag. 435 Klein, von Desor jetzt auf Nucleolites patella 
beschränkt 77. 35. 

Codechinas pag. 367 feinwarziger Echinus mit dreipaarigem Poren- 
lauf 75. 8, 

Codiopsis pag. 368 eckiger Echinide, ohne Mundschlitz, unten klein- 


warzig, oben glatt, einfache Porenreihen, 


‚ FL 


Uebersicht. 689 


Coelopleurus pag. 332 steht zwischen Echinus und Diadema oben 
mit nackten Interambulakren 73. 8. 


Collyrites pag. 558 anfangs gleichbedeutend mit Disaster, dann von 
Desor auf carinatus 83. 12, elliptieus 84. 5 etc. beschränkt, 

Colobocentrotus — Colobocentrus — Podophora pag. 339. 

Conoclypus pag. 496 Clypeaster mit hoher Kegelform, kleinem längs- 
ovalem After unter dem Rande 80. 20. 

Conulus pag. 396 ein Klein’scher Name für Kreide-Galeriten. 

Coptosomn pag. 330 nach den zerschnittenen Ambulacralasseln be- 
nannt, ein Cyphosoma mit kleinem After 73. 1. 

Cottaldiz pag. 356 Eclhinit mit feinen Tuberkein, eeinreihigen Poren, 
kleinem Mundkreis 74. 31. : % 

Cyclaster Cotteau soll mit Brissopsis zusammenfallen Desor Synop- 
sis 378, 

Cyphosoma pag. 325 Diadema der Kreide, Warzen gestrahlt und 
undurchbohrt, kleinmündig 72. 79. 

Cyrthomza M’Clelland eine indische Kreideform, welche Forbes Nucleo- 
lites elatus nannte. Floscelle sehr ausgeprägt cf. Hebert Ann. des 
scienc. geol. 1869 I. 334. 

Bendraster Agass. Cat. rais. pag. 77 ist Scutella excentrica 83. 5 von 
Al. Agassiz (Rev. Ech, pag. 524) zum Echinarachnius gestellt. 
Besoria — Desorella pag. 432 im Wesentlichen Pygaster Bull. Soc. 

geol. France 2 ser. 1855 XII. 710. 

Desoria Gray Ann. Mag. Nat. hist. 1851 VII. 132 Brissusform mit 
peripetaler und lateraler Fasciole, olıne subanale. Ist Linthia. 
Diadenna pag. 296 im engern Sinne gehört den lebenden. Krone 

niedergedrückt, Mundrand geschlitzt, hohle geringelte Stacheln 72. 23. 

Biadermeopsis pag. 350 sind Pseudodiademen des Lias mitschlankern 
Stacheln 74. 13. 

Biplocidaris pag. 217 Cidaris mit alternirenden Fühlerporen 69. 39, 

Biplophorus Troschel gleich Boletia Desor. 

Diplopodia pag. 298 Pseudodiademen oben und unten mit verdoppel- 
ten Poren 71. 64. 

Disaster pag. 557 Spatangen mit getrenntem Apex 84. 1, von Desor 
auf granulosus 84. 32 etc. beschränkt. 

Biscoidea pag. 414 gekammerte halbkugelige Galeriten der Kreide 
76. 30. A 

Borocidaris Al. Agassiz Revision of the Echini pag. 386 für den 


mittelmeerischen Cidaris histrix 69. 2. 


Quenstedt, Echinod. 44 


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ER 


Br 


690 Uebersicht. 


Echinanthites Leske Addit. pag. 130 tab. 41 fig. 2 ein deutlicher 
Pygurus. 

Echinanthus pag. 469 ein Name von Breynius, von Desor auf Cas- 
sidulus Cuvieri 79. 21, von Alexander Agassiz (Rev. Echin. pag.514) 
auf Clypeaster rosaceus 82. 2 übertragen. 

tchinarachnius pag. 521 gleich Arachnoides 81. 49. Von Agassiz 
pag. 523 zu einem verwandten Subgenus mit vier Genitallöchern 
benutzt. 


Echinobrissus pag. 434 "Name bei Breynius für den spätern jetzt 
geläufigeren Nucleolites. Al. Agassiz Rev. Echini pag. 556 wählt 
diesen Namen für Nucleolites recens von Australien mit ausgezeich- 
neter Afterfurche. 

Echinocardium pag. 675 umfasst bei Gray Amphidetus und Moera, 
wird aber jetzt für Amphidetus gebraucht. 

Echinocidaris pag. 346 grosser lebender Echinus mit zweiwarzigen 
Ambulakren, Afterloch mit 4 Plättchen gedeckt 74. 2. 

Echinoclypeus Blainville Diet. sc. nat. 1830 Bd. 60 pag. 189 um- 
fasst Pygaster, Conoclypus etc. 

Echinoconus pag. 511 Breynius Schediasma pag. 56 begreift Gale- 
rites vulgaris und Echinoneus pag. 406. 

Echinocorys pag. 585 — Echinocorytes Klein ist Ananchites. 

Echinocrinus pag. 162 ein Name für Archaeoeidaris. 

Echinocyamus pag. 510 van Phels fällt eigentlich mit Lamarck’s 
Fibularia zusammen. Jetzt werden die Formen mit innern Scheide- 
wänden und Kiefern darunter verstanden 81. 21. 

Echinocyphus Cotteau Echinid. Dep. Sarthe pag. 226 ein Glypho- 
eyphus mit undurchbohrten Warzen. 

Echinodiadema Verrill gleich Centrostephanus. 

Echinodiscus pag. 523 umfasste bei Breynius etwa dasselbe wie 
Scutella bei Lamarck. 

Echinoglycus brauchte van Phelsum bei Leske Additam. 137 für 
Scutella emarginata (Encope). 

Echinolampas pag. 485 eiförmige 80. 5 und fünfseitige 80. 16 
Clypeaster mit querem After. 

Echinometra pag. 338 lebende eiförmige Echinus, ungestrahlt un- 
durchbohrt 73. 25. 

Echinoneus pag. 510 van Phels ist jetzt auf ein lebendes eiföürmiges 
Geschlecht beschränkt, länglicher After gleich hinter dem schiefen 
Munde 81. 18. 


{ ” 
er 


Uebersicht. 691 


Echinopedina Cotteau Paleont. frang. terr. erdt. VII 813 Echinopsis 
mit unregelmässigen Porenpaaren, Echinop. Gacheti. 

Echinopsis pag. 349 Ballonartig aufgebläht, 10 + 10 Reihen durch- 
bohrter ungestrahlter Warzen, trigemini Desor Synopsis tab. 16 fig. 7. 


Echinopygus pag. 474, Pygurus mit querovalem After. 

Echinorhodum pag. 525 van Phels für den lebenden Clypeaster 
rosaceus eingeführt, welcher jetzt nach Breynius Echinanthus 

. heisst 82. 2. 

‚Echinospatagus pag. 633 bei Breynius Name für Spatangen, von 
d’Orbigny willkürlich für Toxaster gebraucht. 

Echinostrephus Al. Agassiz Rev. Echin. pag. 457 tab. Va fig. 10—12 
(stoepog verdreht), ein Echinus unten enger als oben, trigeminus. 

Echinothrix pag. 297 lebender Diadematide. 

Echinothuria Woodward Proceed. Roy. Soc. London XX. 493 
Echinide mit flexibeln dachziegelförmig übereinander gelagerten 
Platten, trigeminus. Lebend und in der Kreide. Phormosoma und 
Calveria gehören dazu. 

. Echinus pag. 334 von Linne für alle gebraucht, von Lamarck auf die 
kleinwarzigen mit festerm Apex beschränkt, ist seit Agassiz unend- 
lich zerspalten, so dass das Geschlecht im engsten Sinne noch eseu- 
lentus der Nordsee, melo des Mittelmeeres und wenige andere 
umfasst. 

Ellipsechinus Lütken ein eiförmiger Anthocidaris, nahe dem 
Echinometra. 

Enallaster pag. 641 ein Toxaster&äm vordern Strahl mit ungleichen 
Porenpaaren 87. 27. 

Encope pag. 551 lebende Scutella mit Randausschnitten 83. 11. 

Kocidaris pag. 162 mit sechsseitigen Asseln, gleich Archaeoci- 
daris pag. 374. 

Epiaster pag. 653 ein Micraster ohne Fasciole 88. 14. 

Eucosınus pag. 352 kleiner jurassischer feinknotiger Echinus mit 
einer Porenreihe 74. 23. 

Eupatagus pag. 680 niedergedrückter Spatangus mit peripetaler Fas- 
ciole, worin grosse Warzen stehen 89. 17. 

Eurhodia Archiac Descript. anim. foss. de l’Inde 1853 pag. 213 
ein eiförmiger Echinolampas mit kurzen Fühlerblättern. 

Evechinus Verrill Al. Agassiz Rev. Ech. pag. 502 tab. IVb fig. 7 
von Neuseeland steht Hipponoe sehr nahe. 

Faorina Gray Ann. Mag. nat. hist. 1851 pag. 132 Micrasterartig. 

44 ® 


692 Uebersicht. 


Alex. Agassiz (Revision of the Echini tab. XIXa fig. 4—6 pag.607) 
stellt sie zur Linthia. Eine häufig unvollständige peripetale und 
kurze Analfasciole. 

Raujasia pag. 477. Achnlich Cassidulus lapis-cancri, aber unterstän- 
diger querer After. Kurze Scheitelblume. Mastricht 79. 31. 

Kibularia pag. 510 das alte Lamarck’sche Geschlecht wird jetzt auf 
die Formen ohne Scheidewände und mit Kiefern beschränkt 81. 36. 

Gallen pag. 555 und Galeola pag. 595 gebrauchte Klein für grosse 
und kleine Ananchiten. 


&alerites pag. 395 hohe Kegel, Mund central, After unter dem Rande. 
Kreide 76. 1. 

Galeropygus pag. 452 Nucleolit mit hochgelegenem After, vielleicht 
decollatus 78. 22. 

Globator Agass. Cat. vais. 92 ein kugeliger Galerit mit hinterständi- 
gem After, 4 Genitallücher. Obere Kreide. 


Glyphocyplus Archiac und Haime Deser. Anim. foss. de l’Inde 1853 
pag. 202 von Temnopleurus abgezweigt, Warzen in Reihen, unge- 
strahlt und undurchbohrt, Nahtimpressionen, Augen- und Geschlechts- 
platten nehmen an der Begrenzung des Afterkreises Theil. Echinus 
radiatus Goldf. 40. 13 von Essen ist Muster. 

Giyptieus paıg. 285 Echinusartig mit bizarren Wülsten zwischen den 
undurchbohrten Warzen 71. 30. 

Goniocidaris pag. 216 Löcher auf den zehn Asselnähten, Agassiz 
Cat. rais. fig. 1. Pr 

Goniophorus pag. 249 Salenia mit eckigem Schild 69. 89. 

Goniopygus pag. 284 ein Acropeltis mit grösserm After- ‚und Mund- 
kreise 71. 24. ' 

Grasia pag. 585 ein seltener Disastride mit Nucleolitenartiger After- 
furche. 

Gualteria pag. 668 ein Brissus, woran die Scheitelfasciole die Fühler- 
gänge quer schneidet 89. 26. 

Einieme» Michelin Desor Synopsis 257 eine grosse Fibularia von 
23 mm Durchmesser, eckiger centraler Mund mit. nachbarlichem 
After. Fundort unbekannt. 

Mardowimim Archiac Anim. foss. de l’Inde 1853 pag. 214 entstand 
aus Pygorhynchus Mortoni im Staate Mississippi mit sehr deutlicher 
„Floscelle“ um den Mund, von Desor Synopsis 295 zu seinem Echi- 
nanthus gestellt, 


Uebersicht. 693 


Hebertia Paleont. franc. VII. 373 Diadematide mit gleichen regulären 
Porenasseln, Wärzchen durehbohrt und gestrahlt. 

BMleliechimus Girard eine lebende tropische Form, von Tripneustes 
kaum verschieden. 

BHeliocidaris pag. 366 im wesentlichen runde Echinometra,undurch- 
bohrt und ungestrahlt, trigemini. 

Memiaster pag. 656 kleine hobe Spatangen, blos,mit peripetaler 
Fasciole. Kreideformation 88. 19. 

Hemicidaris pag. 258 Scheitelapparat fest, Mundrand geschlitzt, 
Ambulacren sich erbreiternd 70. 40. 

Hemidirdemza Ag. Cat. rais. 47 Pseudodiademen mit einer Reihe 
Ambulacraltuberkeln. 


MHemipatagus pag. 684 ist Spatangus Hoffmanni 89. 25. 

Hemipedima pug. 349 durchbohrte ungestrahlte Pseudodiademen, 

Memipmeustes pag. 627 langer Apex, Mastrichter Spatangus 
radiatus 87. 1. 

Meteraster pag. 659 Toxaster mit ungleichen Poren 87. 22. 

Meterocentrotus — Heterocentrus — Acrocladia pag. 339. 

Meterotidaris paıg. 370 Echinusgestalt mit durchbohrten und ge- 
strahlten Warzen, schmale Fühlergänge 75. 9. 


Heterodiademza pag. 331 Pseudodiadema mit binten gebuchtetem 
After 73. 7. 

Meterosalenia pag. 243 gestrahlte und durchbohrte Warzen, vor- 
derständiger After, Kreide 69. 80. 

MHipponoe Gray regellos gestellte Warzen, drei Porenreihen über- 
einander. Die indische Cidaris esculenta und variegata Leske nach 

“ Al. Agassiz Rev. Ech. pag. 301 tab. IVb fig. 5. 6. 

Holaster pag. 607 Spatangus mit langem Apex, olıne Fasciole 85. 29. 

Holeciypus pag. 419 ungekammerte Discoidea (Galerites) des 
Jura 77. 1. 

BHZolopneustes Ag. Cat. rais. 60 dem Tripneustes wahe, aber die 
Ambulacra breiter als die Interambulacra. 

Homolampas (öuös ähnlich, Aapras Lampe) Alex. Agassiz Revis, 
Echini 562 tab. 17 fig. 135—21. Floridastrasse. Ananchitenartig. 
WHybociypus pag. 449 Nucleolit mit buckligem Gipfel, fünfte Genital- 

“platte fehlt 78. 20. i 
EHiypechinus pag. 369 Poren stehen in sehr schiefem Dreipaarlauf, 
20 Warzenreihen auf nacktem Felde, 


694 Uebersicht. 


HEypodiadema pag. 254 von Desor für gewisse Acrosalenien ge- 
braucht, ziemlich indefinirbar. 

Hyposalenia pag. 249 Peltastes ohne gebuchtete Schildränder im 
Apex 69. 87. 

Infulaster pag. 614 bizarrer Holaster mit hohem Gipfel und tiefer 
Stirnfurche 86. 14. 

Msaster Desor Synopsis 359 kleine Spatangen ohne Stirnfurche, kurze 
markirte Fühlergänge. Muster Ananchites spatangiformis Römer 
Kreidegeb. tab. 6 fig. 19. 


Mleinia Gray Ann. Mag. nat. hist. 1851. 133 Brissus mit grössern 
Stacheln auf dem Rücken. Subanale Fasciole quer zweigetheilt. 
HKoeraiaphorus Paleont. frang. VII. 377 Coelopleurus mit Warzen- 

reihen auf den Interambulakren, dreikantige Stacheln. 

Laganum pag. 531 (dünne in Fett gebackene Kuchen) sind Scu- 
tellen, die sich eng an Clypeaster rosaceus pag. 525 anschliessen. 

Leiocidaris pag. 230 grosse ungestrahlte Warzen, runde glatte oben 
gestreifte Stacheln. 

Leiocyphus Cotteau Paleont. frang. terr. eret. VIl pag. 761 Glypho- 
cypbus mit ungestrahlt undurchbohrten Warzen. 

Leiopedina Cotteau Paleont. franc. terr. eret. VII. 814 Codechinus 
mit glatten Nähten, durchbohrten ungestrahlten Warzen. 

Leiosoma pag. 329 Cyphosoma mit ungestrahlten Warzen. 

Lenita pag. 520 flache Fibularien mit oberständigem After, inneren 
Scheidewänden. Grignon 81. 47. 

Lepidechimus pag. 376 mit dachziegelförmig übereinander gelager- 
ten Platten, wahrscheinlich ähnlich dem 

Lepidocentrus pag. 374 nur schuppenartige Platten bekannt 75. 23. 

Leptocidaris pag. 232 dünnschalig mit drei grossen Asseln auf den 
Ambulacralfeldern. Weisser Jura 69. 71. 

Leskia Gray Ann. Mag. nat. hist. 1851. 134 Brissus, aber Mund und 
After mit fünf convergirenden Platten eigenthümlich bedeckt, und 
daher später eine Gruppe Leskiadae gemacht, Alex. Agassiz Revis. 
of the Echini pag. 582 tab. 32 fig. 13. L 

Linthia pag. 678 mit peripetaler und lateraler Fasciole, lehnt sich 
eng an Schizaster 89. 10 

Lissonotus fragilis Al. Agassiz ist Homolampas. 

Lobophora pag. 550 lebende Scutella mit zwei Längsschlitzen 83. 8. 

Lovenia pag. 677 Ampbhidetus mit grössern Stachelwärzchen auf dem 
Rücken 89. 16. 


Uebersicht. 695 


Loxechinus Desor Synopsis 136 der grosse Echinus albus von 
Chili, Bogen der Poren stehen fast quer (Xo&ög schief), 

Lythechinus Al. Agass. 1863 Warzen undurchbohrt ungestrablt, 
mangeln an der Oberseite, 


Macropneustes pag. 678 Spatangen mit peripetaler Fasciole, breite 
Fühlergänge mit verbundenen Poren 89. 17. 
% > = 


Magnosia pag. 352 kleine jurassische Echiniten mit undurchbohrten 
ungestrahlten Warzen, die in Längs- und Querreihen stehen, grosser 
geschlitzter Mund 74. 24. 


Malebosis Girard (Desor Synopsis 109) Temnopleurus ohne Suttural- 
eindrücke, trigeminus. 

Maretia pag. 682 hat den niedergedrückten Habitus des Eupatagus, 
aber keine peripetale Fasciole. 

Melechinus pag. 381 wäre ein passenderer Name für Melonites. 

Mellita pag. 551 lebende Scutella mit fünf Längsschlitzen 83. 9. 

Melonites pag. 380 glatte Aepfelformen bis zu acht Reihen Asseln, 
Bergkalk 75. 46. 

Meoma pag. 668 lebender Brissus ohne Poren im unpaaren Ambulacrum. 

Mespilia pag. 344 lebender melonenförmiger kleinwarziger Echi- 
nus 74. 1. 

Metalia GrayjAl. Agassiz Rev. Echini 598 zählt Plagionotus dazu. 

Metaporhinus pag. 584 (rwpivo;? von Tuffstein) ein hoher Disa- 
ster 84. 52. 

Micraster pag: 642 Kreidespatangen mit subanaler Fasciole und ge- 
drängten Genitallöchern 87. 28, 


Microcyphus Azass. lebende kugelige Echini, breite glatte Nähte, 
brigemini. 

Microdiadema Cotteau Echin. Sarthe pag. 397 kleine Liasische 
Form, gestrahlte durchbohrte Wärzchen, Magnosiaartig. 

Micropedina Cotteau Paleont. france. VII. 822. Nordafrikanisch. 
Kleinwarzig, kugelig, Codechinusartig, aber gestrahlt durchbohrte 
Wärzchen, trigemini. 

Micropsis Cotteau Paleont. france. VII. 698 Pyrenäischer Diadema- 
tide gestrahlt undurchbohrt, Cyphosoma aber zahlreicher gewarzt. 


Milmia pag. 254 den Acrosalenien verwandt mit dreieckigem After- 
loch und verkümmerter hinterer Genitalplatte 70. 6. 

Mioera pag. 673 oder Moira, lebender Spatange mit nach innen ge- 
falteten Fühlerblättern 89. 8, 


696 Uebersicht. 


Monophorz Desor Synopsis 234 eine glatte fossile Seutella von kn; 
gonien mit einem Ausschnitt im Afterfelde. 

Monostichia Laube Sitzb. Wien. Acad. 1869 Bd. 59. 1 pag. 188 
fig. 3 Scutella mit 5 Randbuchten und einem Ausschnitt für den 
unterständigen After, Murray Cliffs in Australien. 


Mortonia Desor Synopsis 231, tertiäre Scutella Mortoni Ag. kreig, 
rund, etwas dickrandig, 5 Genitallöcher. 

Moulimsia pag. 517 eine kleine lebende Fibularia mit schneidigem 
Rande 81. 36. 

Neolampas Al. Agassiz Rev. Echini tab. 17 fig. 1—12 Nucleolide in 
der Floridastrasse aus 150 Faden Tiefe, keine Spur von petaloider 
Anordnung der Fühler. 

Nucleolites pag. 433 After hinten in tiefer Furehe: im engern 


rg 


Sinne werden die Typen clunieularis 77. 37 und sceutatus 78. 2 
darunter begriffen. Al. Agassiz Rev. Echini pag. 557 wählt diesen 
Namen für den ostindischen Nuel. epigonius, welcher ohne After- 
furche das Afterloch im Rande hat. Die grösste Aehnlichkeit mit 
jurassischen zeigt der lebende Nucl. recens 89. 28 von Neuseeland 
und Madagaskar. 

Nucleopygus pag. 457 längliche Krone, After hart über dem Rande, 
hintere Augenplatte fehlt 78. 38. 

Offaster pag. 606 kleine Ananchitenartige Kreideschalen mit margi- 
naler Fasciole, ähnlich Cardiaster 85. 27. 

Oligoporus Meeck (öXiyos wenig) Geol. Surv. of Illinois 1866 I. 247 
Bergkalk, ein Melonit mit vier Reihen Porenpaaren. 

Ombria pag. 298 heissen bei Gesner Steinkerne von Diademen. 

Oolaster pag. 603 kann als ein tertiärer Ananchit betrachtet 
werden. 

Oolopygus pag. 460 der kleine Mastrichter Nucleolites pyri- 
formis 78. 42—47. 

Opechinus pag. 370 vertiefte Punkte in dba queren Asselnähten, un- 
durchbohrt ungestrahlt. 

Orthocidaris pag. 231 dünnschalig, Ambulaera haben feine durchbohrte 
ungestrahlte Warzen 69. 68. : 

Orthopsis Cotteau Paleont. frane. terr. eret. VII. 550. Echiniden mit 
persistentem Apex, Poren einreihig mit regulären Asseln, Warzen 
durchbohrt und ungestrahlt. 

Pachyclypus Desor Synopsis 195 (rayys dick) für Nueleolites semi- 
globus Goldf. Petref. Germ. pag. 139 tab. 49 fig. 6. Mittl. Weiss. 


ST en 


Uebersicht. 697 


Jura von Thalmässing bei Pappenheim. Dem Lager nach Clypeus 
Suevicus 79. 27. 

Palaechinus — Palechinus pag. 378 Melonitenartig mit weniger 
Asseln 75. 42. 

Palaeocidaris 369 = Archaeocidaris für Cidariden der ältern 
Gebirge tab. 75. 

Palaeostoıma Loven 1867 Al. Agassiz Rev. Echini 582 gleich Leskia. 

Palaeotropus pag. 586 lebt bei den Azoren, Achnlichkeit mit 
Ananchiten der Kreide. 

Paradoxechinus Laube Sitzb. Wien. Akad. 1869 Bd. 59. 1 pag. 186 
Diadematide, dessen Scheitel sich tief gegen die Unterseite herabsenkt. 
Murray Cliffs. 

Parasalenia A. Agassiz Rev. Echini pag. 435 kleine sparsamporige 
Echinometra, After mit vier Platten geschlossen. 

Pedima pag. 348 fossiler kleinmündiger deprimirter Echinide mit ge- 
strahlten und durchbohrten Wärzchen 74. 9. 

Pedinopsis Cotteau Paldont. franc. terr. eret. VII. 527. Vielwarzige 
Echiniden, gestrahlt und durchbohrt, bigemini, kleiner Mund und 
kleines Afterloch. Batna. 

Peltastes pag. 247 gestrahlt und undurehbohrt, After hinten, ge- 
furchte Schilder, Kreide 69. 88. 

Perinster pag. 662 d’Orbigny Paleont. frang. terr. erdt. VI. 269. 
Gipfel eentral, von der peripetalen Fasciole zweigt sich eine 
laterale ab 88 36. 

Pericosmus pag. 663 ein Spatangide mit peripetaler und marginaler 
Fasciole. 

Perischodemus pag. 374 ein Archacocidaris mit 5 Reihen 75. 13. 

Peronella Gray Alex. Agassiz Rev. Echini 520 rundes Laganum, 
wozu Echinodiscus orbieularis Leske Addit. pag. 144 tab. 45 
fig. 6. 7 gehört. Peron. Peronii von Neuseeland hat die vier 
Genitallöcher weit vom Gipfel weg, mitten in den Interambulakren 
89. 27. 

Phormosoma aus 500 Faden Tiefe aufgefischt ist Echinothuria-artig. 

Phyliacanthzaıs Brandt 1835 Al. Agassiz Rev. Echin. ist Leioeidaris 
mit der Länge nach gerippten Stacheln (&x«vBog Stachel, puAAov Blatt). 

Phyllobrissws pag. 458 Cotteau Echin. de l’Yonne Il. 81 'Trema- 
topygus mit ausgebildeten Blumenblättern. Kreide. 

Phymechinus pag. 365 oberjurassischer Echinus mit alternirenden 
Poren 75. 5. 


693 Uebersicht. 


Phyınosoma pag. 325 ein veränderter Name für Cyphosoma. 

Pileus Desor Synopsis 167 bigeminer Pygaster mit kleinerem dem 
Rande näher stehenden After. 

Plagionotus pag. 669 Brissus mit grossen Warzen in der peripe- 
talen Fasciole. Riesenform unter den lebenden. 

PIiagiostomus Orbigny Paleont. france. terr. ceret. VI. 151 ist Pla- 
gionotus. (Druckfehler?) 

Platybrissus pag. 586 (rAatus platt) Grube 1865 Jahresb. Schles. 
Ges. Vat. Cult., Habitus der Ananchiten, Mund weit nach innen. 

H’leraster pag. 666 Spatangen ohne Stirnfurche. 

Pleurechinus Agass. Monogr. Scutell. 1841 pag. 7 Temnopleurus 
von Eiform mit einfachen Porenreihen. Ist Cidaris botryoides Klein 
Nat. disp. Echin. pag. 22 tab. 11 fig. H. Philippinen. 

Podocidaris Alex. Agassiz Revision of the Echini pag. 269. 

Podophora pag. 339 Acrocladia mit pilzförmigen Stacheln. 

Polycidaris pag. 215 vielasselig mit nackten Nähten, Böllert 69. 10. 

Polycyphus pag. 354 eine Magnosia mit dreipaarläufigen Poren 74. 24 

Porocidaris pag. 213 alttertiäre Asseln mit einem Porenkreise im 
Höfchen 69. 6. 

Pourtalesia pag. 558 wird als ein lebender Disastride gedeutet Al. 
Agassiz Rev. of the Echini tab. 18. 

Prenaster pag. 669 Spatange mit halber peripetaler und geschlosse- 
ner lateraler Fasciole 88. 42. 

Psammechinzs pag. 334 lebender feinwarziger Echinus, Poren 
Dreipaarlauf 74. 3: bei a ist die dritte Punktreihe wegzunebmen. 

Pseudoboletia Troschel Al. Agassiz Rev. Echini 454 tab. Va fig. 8.9 
Reihenwarzen wie Toxopneustes, aber mit 4 Porenpaaren in einem 
Bogen. 

Pseudocidaris pag. 232 Etallon Desor Echinol. helvet. pag. 89 Hemi- 
eidaris, nur kleinere Warzen auf den gekrümmten Ambulacralfeldern. 

Pseudodesorella pag. 432 Etallon Desor Echinol. helvet. 303. Ist 
die querelliptische Desorella Orbignyana, die mehr Nucleoliten- 
artige Poren hat. 

Pseudodiadema pag. 298 niedergedrückte Kronen, zwei Warzen- 
reihen auf den Fühlergängen, Stacheln nicht geringelt, Jura. 71. 64. 

Pseudopedina Cotteau Paleont. frang. terr. eret. VII. 814 Echinus 
mit breitem Mundkreise, Warzen durchbohrt ungestrahlt. 

Pseudosalenia pag. 239 durchbohrte und gestrahlte Salenia mit 
binterständigem After, Jura 69. 74. 


Uebersicht. 699 


Psilechinus Lütken ist Lythechinus Al. Agassiz. 

Psilosalenia pag. 256 Acrosalenia mit auffallend glatter Schale, 
Weisser Jura 70. 8. 

Pygaster pag. 428 flache Galeriten mit grossem After hart hinter 
dem Apex 77. 26. 

Pygaulus pag. 480 elliptischer Körper, schiefer Mund, keine Mund- 
blume, längsovaler After hart unter dem Rande 79. 33. 

Pygomma Troschel Archiv Naturg. 1872 für Arbacia spatuligera. 

Pygorhynchus pag. 484 Clypeastride, Eiform mit querem After über 
dem Abfalle des Hinterrandes. 

Pygurus pag. 473 Clypeaster des Jura mit ungeschlossenen Blättern, 
längsovaler After unter dem Rande 79. 26. 


Pyrina pag. 456 länglich schiefmündiger Nucleolit 78. 33. 

Rhabdocidaris pag. 88 Cidaris mit verbundenen Poren, lange dor- 
nige Stacheln 64. 38. 

HKRhinobrissus Al. Agassiz Rev. Echini 590 tab. 23a fig. 4—6 hinten 
zugespitzt wie eine Diamantrosette (diamond-shaped), Peripetalfasciole, 
unabhängig davon Subanale und Anale. Chinesisches Meer. 

Mhynchopygus pag. 468 Cassidulus mit einer Lippe über dem 
queren After 79. 12. 

Rotula pag. 553 lebende auf der Hinterseite gezahnte Scutelle 83. 10. 

Rumphia Desor Synopsis 229 grosses scharfrandiges Laganum mit 
unterständigem rundlichem After. 

Runa pag. 517 eine kleine scharfrandige gekammerte Fibularia 81. 39. 

Salenia pag. 244 gestrahlte und undurchbohrte Warzen, Mund vorler- 
ständig. Kreide 69. 81. 

Salenocidaris Al. Agassiz Rev. Echini ist die in der Floridastrasse 
lebende Salenia varispina. 

Salmacis Ag. feinwarzige tropische Echini, Warzen Längs- und Quer- 
reihen bildend, bigemini. Eindrücke auf der Naht. 

Savignya Desor Synopsis 82 grosse lebende Diademen mit geringelten 
Stacheln, vortretende Ambulacra mit kleinen zerstreuten Warzen. 

Scaphechinus mirabilis von Japan ist Echinarachnius. 

Schizaster pag. 666 tiefgefurchte Fühlergänge, peripetale und laterale 
Fasciole 89. 6. 

Scutella pag. 523 von Lamarck für alle flachen Clypeastriden mit 
kleinem unterständigem After, geschlossenen Fühlerblättern, innern 
Scheidewänden und Kiefern gebraucht. Im engern Sinne pag. 541 die 
undurchbrochenen 82. 19 gemeint, 


N EL An 


700 . Uebersicht. 


Scutellima pag. 518. Kleine Fibularien, aber mit oberständigem rand- 
lichem After. Innere Scheidewände. Grignon 81. 42, 

"ewtenam pag. 523 ein alter Klein’scher Name für Clypeastriden. 

Sismondia pag. 515 eine alttertiäre Fibularia, Fühlerporen bilden 
eine Blume 81. 32. i 

Spatangus pag. 682 von Leske und Lamarck im weitern Sinne ein- 
geführt, umfasst jetzt blos die Formen mit subanaler Fasciole und 
grössern Warzen auf dem Rücken 89. 24. 


Sphaerechinus pag. 369 grosse kugelige Sorten wie Echinus escu- 
lentus, vier Löcherpaare auf einer Assel. 

Stemonmia pag. 602 Ananchit mit gewölbten Asseln aus der Italieni- 
schen Scaglia 85. 22. 

Stephanocidaris Al. Agassiz Rev. Echin. 393 Cidaris mit dünnen 
flexibeln Platten, langdornigen Stacheln. Australien, 

Stigmatopygus pag. 468 Cassidulus mit birnförmigem After- 
loch 79. 13. 

Stirechimus pag. 369 Asscln mit 20 Kantenreihen versehen. 

Stolonoclypus rotumdus Al. Agassiz von Panama ist Clypeaster, 

Stomechinws pag. 361 oberjurassische Echinus mit tiefen Mund- 
schlitzen 74. 38. } 

Stomopneustes Al. Agassiz Rev. Echini 436 ist Heliocidaris vario- 
laris Desor von Australien, ein runder Echinometra. | 

Strongylocentrotus Brandt 1835 Al. Agassiz Rev. Echini 438 ist 
Loxechinus Desor. 

Temmechinws 371 mit rundlichen Vertiefungen in den Nähten, 
Crag; lebend in der Floridastrasse. 

Temnocidaris pag. 174 Cidaris mitrunden Schaleneindrücken 68. 2. 

Temnopleurus pag. 370 Echinus mit länglichqueren Vertiefungen 
in den Asselnälten, 20 Warzenreihen. 

Tesselati pag. 371 heissen alle Echiniden des ältern Gebirges. 

Tetracidaris Beynesi Cott. Bullet. Soc. geol. France 1873 pag. 258 
tab. 3 Neocom bei Castellane, wie Diplocidaris alternirende Poren- 
paare, aber die Interambulacra haben vier Asselreihen mit vier ge- 
strahlten durchbohrten grossen Warzenreihen. Die innern Asseln 
daher wie bei den ältern Tesselaten sechsseitig. Höchst merkwürdig! 

Tetragrammzn pag. 318 Diademen mit vier Warzenreihen auf den 
breiten Feldern 72. 64. 

TMetrapygus Ag. Cat. rais. 50 Echinocidaris, woran die Warzen bis 
zum Gipfel geben. 


Uebersicht. 701 


Toreumatiea Gray ist Temnopleurus Hardwickii von Japan. 

Toxaster pag. 633 Spatangus mit gebogenen Ambulakren, Apex ge- 
drängt, keine Fasciole 87. 12. 

Toxobrissus pag. 668 scheinen von Brissopsis kaum verschieden. 

Toxocidaris Al. Agassiz ist Strongylocentrotus Revision of the 
Echini 440, 

Toxopneustes pag. 74 ein Echinocidaris mit bogenstelligen Poren 
7 Paare in einem Bogen 74. 8. 

Trematopygus pag. 455 eiförmiger Nucleolit mit schiefem Munde 78.30, 

Trichodiadema Alex. Agassiz ist Centrostephanus Rodgersii. 

Trigonocidaris albida Al. Agassiz Rev. Echini 289. Floridastrasse. 

Tripneustes Ag. Cat. rais. 132 grosse lebende Echinus mit drei 
Reihen Poren, wovon die inneren gerade, die äussern etwas bognig. 
Mundkreis tief geschlitzt. 

MWripylus pag. 657 ein lebender Micraster von der Südspitze Amerikas 
mit drei Eierlöchern. 


Register. 


Acieulae 23, 
Acrocidaris 279. 
— formosus 279. 
— .nobilis 280. 
— patella 254. 
—  tuberosus 280. 
Acrocladia 339. 
Acropeltis 283. 
—  concinna 283. 
Acrosalenia 250. 143. 
— aspera 242. 
— granulata 157. 


— Hemicidaroides 251. 


—  minuta 152. 

— parva 148. 

— spinosa 251. 
Acrotiaris 279. 
Actinozoa 3. 
After 13. 20. 
Aftertafeln 29. 
Agarites 686. 
Agassizia 668. 
Agricola 6. 
Alternoeidaris 219. 
Amblypneustes 686. 
Amblypygus 484. 
Awmbulacra 13. 19. 
Amphidetus 675. 

— ovatus 676. 
Amphiope 549. 

—  bioculata 549, 


Amphiope perspicillata 549. 
Ananchites 585. 

— acuminatus 598. 

—  analis 606. 

— assulatus 592. 

—  bicordatus 567. 

—  cearingtus 610. 

— concavus 623. 

—  cor-avium 613. 

— coreulum 596. 

— cordatus 616. 

—  crassissimus 593. 

—  ellipticus 569. 

—  gibbus 600. 

—  ovatus 600. 

—  papillosus 595. 

— perconicus 599. 

— pillula 606. 

— semiglobus 595. 

—  striatus 598. 

—  sulcatus 597, 

— tuberculatus 601. 
Anaster 686. 
Angustistellae 32. 
Anochanus 686. 
Anocystos 18. 
Anorthopygus 433. 
Anthocidaris 687. 

Apex 11. 12. 
Arachnoides 521. 
Arachnoides placenta 521. 


Arbacia 349. 

—  Wiestii 356. 
Archaeoeidaris 372. 

— Agassizi 373. 

—  Rossieus 164. 373. 

—  triserrata 373. 

—  Wortheni 164. 372. 
Archiacia 508. 

— gigantea 508. 

—  sandalina 508. 

“ — _ Santonensis 508. 
Area 13. 
Aristoteles 1. 
Assulae 5. 

—  laminatae 206. 
Asteracanthion 

— rubens 16. 
Asterocidaris 687. 
Asterostoma 509. 

— excentricum 491. 
Asthenosoma 687. 
Astriclypeus 687, 

. Astropyga 296. 

— Mossambica 296. 
Augenlöcher 13. 
Auriculae 24. 

Baculiferen 114. 
Baculi St. Pauli 210. 
bigemini 33, 
Bivium 13. 557. 
Blastoideen 10. 
Blumenbachier 71. e 
Bogenspatangen 677. 
Boletia 686. 
Botryopygus 435. 

— Morloti 477. 
— testudo 476. 
Breynia 677. 
Breynius 17. 


. 


RR N 7 5 BR a ER Z RE 
X . b P r Fin > fi 


Register. ' 703 


Brissoides 605. 
— bullatus 443. 
—  Cranium 666. 
Brissomorpha 
—  Fuchsi 678. 
Brissopsis 668. 
Brissus 666. 
—  columbaris 667. 
—  Secillae 680. 
Brontias 
— favogineus 5. 
Bügelstück 31. 
Boussor 17. 
Caenopedina 688, 
Calveria 688, 
Calyx 18. 
Camerogalerus 411. 
Capilli 23. 
Capstone 400. 
Caratomus 405. 
— Römeri 405. 
—  rostratus 405. 
Cardiaster 606. 
0 — Ananchitis 615. 663. 
—  bicarinatus 615. 
—  Hagenowi 614. 
—  Iktalieus 625. 
—  pillula 607. 
Cassidulus 466. 
— australis 466. 
— complanatus 519. 
—  dCuvieri 470. 
— galeatus 468. 
— lapis-cancri 467. 
—  Marmini 468. 
—  scutella 466. 468. 483. 
— _ testudinarius 472. 
Cassis 586. 
Catocystos 18, 


% — 


704 


Catopygus 463. 
— columbaria 434. 
— Duboisii 458. 
—  pyriformis 462. 
Chrysomelon 688, 
Centrostephanus 688. 
Cidaris 36. 18. 
—  Aclmeto 209. 


— aeqnitubereulatus 283. 


—  alatus 200. 

—  alternans 219. 

— amalthei 130. 

—  amaltheoides 133. 

—  Andersonii 332. 

— angulati 142. 

—  angulosa 422. 

— arietis 135. 139. 143. 
—  assulata 592. 

— authentica 191. 

—  baculiferus 206. 

— bidentatus 121. 

— DBlumenbachii 70. 134. 
— Bl. 
—  Bouchardii 125. 
— Braunii 206. 

—  Bronnii 199. 

— DBuchii 200. 

—  canaliculatus 209. 


Suevicus 73. 


—  Caprimontanus 123. 
—  Carteri 173. 

—  cateniferus 206. 

—  cervicalis 49. 64. 67. 
—  cervicornis 214. 

—  cieimiformis 201. 
—  claviceps 119. 

—  claviger 185. 187. 
—  clavimorus 189. 

—  claviphoenix 188. 
— clunifer 294. 


Register. 


Cidaris coaevus 160. 
— complanatus 196. 
— condylodes 139. 
— copeoides 121. 123. 
—  corollaris 299. 325. 
— coronatus 48. 
—  coronofilum 67, 
—  coronoglobus 178. 
— coronomamma 67. 
— eoronopunctus 66. 
—  coronopusula 67. 
—  coronostricetus 66. 

Bl 

— erenularis 258. 
— ceretosus 172. 174. 
—  criniferus 156, 
— cerumena 195. 
—  ceucumifer 48. 
— _ ceueumis 290. 
—  eupuliformis 128. 
— curvatus.65. % 
—  eylindrieus 84. 
—  eylindrogranus 83. 
—  Damery 186. 
— _ decemscriptus 65. 
—... . Desor1 2192227. 
—  digitatus 316. 
— dipietus 120. 
— dorsatus 193. 198. 
— Edwardsi 141. 
— elegans 40. 
— ' eocenus 215. 
— Farringdonensis 179. 
—  Faujasü 171, 
— _ filogranus 82, 
—  flabellatus 119. 
—  florigemma 78. 71. 
—  foratus 195, 
— _ Fowleri 97. 


4 


. 


180. 


AR 
x 


Register. 


Cidaris fungiformis 194. 


— 


fustis 198. 
Gaultinus 169. 
geranioides 216. 
"giganteus 217. 225. 
‚Gingensis 128. 166. 
glandarius 190. 
globiceps 187. 
globiferus 205. 
grandaevus 158. 
granulatus 156. 343. 
gramulosus 325. 
Hausmanni 194. 
hirudo 168. 
bistricoides 75. 
horrida 99. 
Ilminsterensis 129. 
imperialis 230. 
infratertiarius 212. 
Jouannetii 215. 
*Jurensis 129. 144. 
Keyserlingi 162. 
Königi 325. 
laevispina 374, 
laeviusculus 86. 
laqueatus 155. 134. 
Lardyi 183. 
laticlavius 78. 
Liagora 208. 
limatus 138. 
longispinus 172. 


mammillatus 68. 173. 258. 


338. 

margaritiferus 185. = 
marginatus 49. 68. 70. 
Mauri 48. 231. 
maximus 92. 100. 
meandrinus 195. 
Melitensis 212. 


Quenstedt, Echinod. 


Cidaris 


705 


Merceyi 173. 
metularia 336. 313. 
miliaris 343. 
miserabilis 145. 
mitratus 85. 
multiceps 215. 
muricatus 184. 
moniliferus 59. 
Nerei 163. 

nobilis 88. 102. 
nodiclava 203. 
nummuliticus 210. 
octoceps 153. 
olifex 148. 
Orbignyanus 103. 122. 


ornatus 323. 126. 
ovispina 128. 

papillatus 48. 78. 173. 
178. 258. 


Parandieri 71. 
perlatus 63. 174. 
perornatus 172. 174. 
perplexus 76. 
pisiferus 187. 
pistillaris 214, 
pistillum 184, 
Posidoniae 143. 
praehistrix 211. 491. 
praemorsus 142. 
praenobilis 96. 
princeps 95. 327. 
psammosus 77, 
psilonoti 138. 140. 
purpuratus 214, 
pustulosus 179, 345. 
Pyrenaicus 179. 
pyrifer 191. 
quadritesselatus 47. 
radiatus 296. 


45 


706 


Register. 


Cidaris regularis 210. 


remus 121. 

Reussi 177. 

rimatus 173. 

Römeri 203, 
sceptriferus 175. 
Schmidelii 213. 
Schwabenaui 491. 
serobiculatus 194. 374. 
semicostatus 199. 201. 
serratus 171. 214. 
similis 206. 
Smithii 95. 
Sorigneti 187. 
spatula 120, 
spinosissimus 184. 
spinosus 76. 325. 
stellielava 203. 
stemmacantha 214. 
striospina 145. 
subeoronatus 208. 
subhistricoides 77. 
subnobilis 207. 
subnodosus 158. 
subserratus 214. 
subteres 293. 
subvesiculosus 166. 
Suessii 207. 
Suevicus 73. 
toreumatica 285. 370. 
Torulosi 129. 
triaculeatus 116. 


175. 


tricarinatus 114. 
trigonus 196. 

trilaterus 109. 

tripterus 117. 

trispinatus 103. 110. 117. 
tubereulatus 173, 
tubereulosus 60. 


Cidaris undulatus 199. 


vallatus 86. 
variabilis 179, 
variolaris 318. 
variolatus 320. 
velifer 108. 
veliferus 187. 
Vendoecinensis 174, 
Veronensis 212. 
vesiculosus 165. 176. 211. 
violacea 339. 
Wächteri 205. 
elegans nodus 43. 
—  punctus 43. 
— _ turba 43. 
fistulosus 264. 
propinquus 46. 
pseudodiadema 333. 
Scolopendra 260. 
seutiger 235. 
subangularis 297. 


Cidaropsis 688. 
Claviaster 508. 
Claviculae 


cucumerinae 49, 


Clipeus 434. 
Clypeaster 482. 


afinis 488. 
Algoviensis 504. 
altus 533. 
ambigenus 531. 
bipunctatus 507. 
Bouei 504. 
Brongniarti 471. 
coniexcentricus 501. 
conoideus 496. 

con. ellipsobasalis 502. 
egyptiacus 535. 
ellipticus 481. 473. 


ur 


Register. 


Clypeaster excentricus 491. 509. 


fornicatus 486. 
grandiflorus 534. 539. 
Hausmanni 474. 


hemisphaericus 494. 541. 


Kleinii 492. 
laganum 531. 
Leskii 495. 
Linkii 495. 505. 
marginatus 533. 
medianus 495. 
oopyge 505. 
ovatus 506. 


oviformis 474, 485. 491. 


politus 469. 486. 
rosaceus 482. 525. 
sandalinus 508. 
Scillae 534. 
scutiformis 531. 527. 
subeylindricus 506. 
turritus 534. 
umbrella 538. 


Cliypeopygus 435. 448. 
Clypeus 435. 


Agassizii 439, 
altus 439. 
Boblayei 439. 
Hugi 447. 
Davoustianus 439, 
Mülleri 439. 
ornatus 429. 
Paultrei 448. 
Plotii 428. 439. 
Rathieri 439. 
semisulcatus 429. 
sinuatus 435. 
Suevicus 476. 697. 


Codechinus 367. 
Codiopsis 368. 


Coelenterata 3. 
Coelopleuris 

— Agassizi 333. 

—  equis 332. 
Collyrites 558. 

— ceapistrata 560. 

—  castanea 576. 

—  Gervilli 558. 

—  Gillieroni 578. 

— prior 558. 
Collyritidae 556. 
Colobocentrotus 686. 
Colobocentrus 339. 
Conocelypus 

—  Anachoreta 495. 

— _ conoideus 390. 

—  Leskü 495. 

—  ovatus 495. 505. 
Conulus 396. 

— Hawkinsii 411. 
Coptosoma 

— ceribrum 330. 
Corda marina 605. - 

— Melitensia 665. 
Corona 18. 
Coronocidaris 43. 
Cottaldia 356. 
Criniferen 147. 
Crustaeiten 5. 
Cyeclaster 689. 
Cyphosoma 

— eribrum 329. 


_ ornatissimum 320. 


— radiatum 328. 

—  rugosum 329. 

—  variolatum 324. 
Cyrthoma 689. 
Cystideen 10. 


Davids Schleudersteine 642. 


45* 


707 


708 


Dendraster 689. 
Desorella 432. 
Desoria 


—  Orbignyana 432. 698. 


Diadema 295. 296. 
—  aequale 296. 304. 
—  Anonii 319. 
—  areolatum 305. 
—  Blancheti 322. 
— breviceps 315. 
—  eribrum 329. 
—  depressum 304. 
— _ distichus 308. 
—  exostichus 311. 


—  hemisphaericum 333. 


—  homostigma 308. 

—  Lochensis 305. 314. 

—  Meriani 509. 

—  Normaniae 323. 

—  oligopus 311. 

—  orbiceps 315. 

—  pentagonum 304. 

—  polypus 311. 

—  polystichus 310. 

—  Rhodani 323. 

— rotulare 324. 

— $avignyi 295. 

—  Strehlensis 328. 

—  strigiceps 315. 

—  subangularis 298. 

—  superbum 308. 

—  tetrastichus 312. 

— Turcarum 295. 

— variolaris 320. 

—  variolatus 324. 
Diademopsis 143. 147. 

— BHeerii 350. 
Disaster 557. 


et analis 572. 


Register. 


Disaster anasteroides 583. 

—  Avellana 573. 

—  bicordatus 566. 571. 

—  Buchii 564. 

—  calceolatus 584. 

— ceanaliculatus 578. 

—  eapistratus 560. 

— earinatus 559. 610. 

—  caudatus 624. 

— __ellipticus 569. 

—  Eudesii 576. 

— _ granulosus 579. 

—  inflatus 581. 

—  malum 570. 

—  Möschii 580. 

—  Münsteri 567. 585. 

—  oblongus 584. 

— _ovalis 570. 574. 

— ovulum 584. 

— pillula 624. 

—  platypygus 565. 

—  propinquus 568. 

—  ringens 576. 

—  siliceus 566. 

—  subelongatus 584. 

— _ trigonalis 565. 

—  Voltzii 575. 
Diplocidaris 217. 

— Etalloni 220. 

—  Lochensis 223. 

—  obliquaculeus 224. 

— pustuliferus 225. 
Diplophorus 689. 
Diplopodia. 

— Aroviense 300. 

—  subangularis 301, 
Discogalerus 411. 
Discoidea 414. 

— conica 417. 


$. 
„f 


Discoidea eylindrica 411. 

—  macropyga 418. 

—  minima 417. 
Discoides 414. 

—  subuculus 426. 
Doroeidaris 689. - 
durchbohrt 23. 
Ecbinanthites 690. 
Echinanthus 469. 

—  altus 526. 

—  compressior 466. 

—  depressus 471. 

— humilis 526. 

— major 296. 

— maximus 669. 

—_ ovatus 490. 491. 
Echinarachnius 521. 

—  Juliensis 523. 
Echinidae 17. 

Echmites 


—  amygdalaeformis 459. 


—  areolatus 235. 
— avellanarius 659. 
—  caliculus 317. 
—  campanulatus 538. 


Register. 


— _ clunieularis 434. 440, 


— clypeatus 434. 435. 
—  corculum 643. 


—  cordatus vulgaris 434. 


— coronalis 48. 

—  depressus 434. 

—  discoidaeus 418. 

— fibularis 404. 419, 
—  galeatus 585. 601. 
—  globulatus 258. 

— helveticus 434. 635. 
—  Istriacus 392. 
— magnus 391. 

—  Milleri 325. 


Echinites Niendorpiensis 592. 601. 


— . orbieulatus 327. 

—  orifieiatus 423. 

— ovarius 48. 

—  paradoxus 557. 

— patellaris 512. 

—  pentaphylloides 535. 

— _ pyriformis 459. 

—  siliceus 396. 

—  spatagoides 634, 

—  variolatus 324. 
Echinobrissus 433. 

—  elatior 440. 

—  elongatus 444, 

—  orbieularis 442, 

—  planior 440. 

—  scutatus 434. 
Echinocardium 673. 
Echinoeidaris 346. 
Echinoclypeus 393. 
Echinoconus 395. 

—  conicus 404. 

—  hemisphaericus 404. 

— -  ovalıs DII. 
Echinocorys 585. 

—  scutatus 598. 

— vulgaris 595. 601. 
Echinocorites 

= "minor. 599. 

— . ovatus 592. 

—  quaterradiatus 601. 
Eehinocrinus 162. 
Echinocyamus 510. 

—  angulosus 512. 

— Anmnonü 515. 

—  _eraniolaris 517. 

—  nucleus-cerasi 517. 

— .ovalis 395. 

—  ovatus 516. 


ar 


710 


Register. 


Echinocyamus planulatus 515. 


pusillus 513. 
subcaudatus 515. 


Echinocyphus 690. 
Echinodermata 18. 


Echinodermen 3. 
Echinodiadema 690. 
Echinodisceus 523. 


eircinatus 516. 
decies digitatus 553. 
dentatus 553. 
emarginatus 551. 
maximus 521. 


quinquies perforatus 551. 


rosaceus 514. 
subrotundus 541. 546. 


Echinoglycus 690. 
Echinolampas 469. 485. 


— 


affinis 490. 
Mattseeensis 489. 
Montmollini 474. 
ovalis 485. 
ovatus 485, 
similis 494. 489. 
Studeri 494. 


Echinometra 338. 


circinnata 338. 
digitata 338, 
ovalis 338. 

setosa 295. 
singularissima 216. 


’Exwopäitpar 17. 
Echinoneus 458. 510. 


eyclostomus 511. 
lampas 485. 
minor 5ll. 
occitanus 515. 
ovatus 514, 
Placenta 514. 


Echinoneus scutatus 514, 


—  subglobosus 517. 


Echinonus 

—  piriformis 643, 
Echinopedina 691. 
Echinopsis 

— calva 257. 


— Nattheimensis 349, 


Echinopygus 474. 
Echinorhodum 525. 
Echinospatagus 

—  Collegnii 637. 


— cordiformis 633, 638. 642. 


674, 
Echinospatangites 


—  Luneburgensis 649. 


Echinostrephus 691. 
Echinothrix 297. 
Echinothuria 691. 
’Eyxivog 1. 
Echinus 334. 
—  albus 342. 
—  alternans 365. 
— Astensis 345, 
—  atratus 339. 
—  biforis 549, 


—  bigranularis 359. 


—  calamaris 297. 
—— Cidaris 258. 


— complanatus 634, 


—_ confractus 369, 


—  cordatus 642. 675. 


== diadema 295. 
— doma 368. 
_ dubius 345. 


_ esculentus 340, 336. 


—_ excavatus 357, 
— globulus 343. 


—  hieroglyphicus 287. 


ee Dh A en De et 


Echinus Indicus 491, 509. 
— intricatus 289. 


=  — lacunosus 651. 


a limearis 397; 

—  lineatus 338. 

—  Lyellii 359. 

—  mammillatus 341, 
— Mari 369. 

— Melitensis 544. 
—  _minutus 152. 

—  mirabilis 366. 


—  Monsbeligardensis 361. 


— neglectus 347. 


—  nodulosus 352. 354. 


— Novionensis 367. 
= =toyaliıs”5ll. 
—  oviformis 491. 
—  Patagonensis 369. 
— _ pentaporus 55l. 
— perlatus 363. 
—  petaliferus 244. 
—  Placenta 522. 
punctatus 355. 

—  rosaceus 525. 

—  rotundus 367. 

—  seulptus 370. 

—  sulcatus 286. 

—  sulcopunctus 289. 

—  toreumaticus 285. 
Eleganti 40. 
Ellipsechinus 691. 
Enallaster 

—  Greenovii 641. 


Encope 551. 


— _ Valenciennesii 553. 
Endocyclica 27. 
Eocidaris 162. 372. 
Epiaster 653. 

— acutus 654. 


2 Re 


Register. 


Epiaster Ricordeauanus 659. 


Eucosmus 

—  decoratus 352. 
Eupatagus 680. 

— Scillae 681. 
Eurhodia 691. 
Evechinus 691. 
Exocyclica 27. 

Faorina. 
Fasciola 604. 

— analis 605. 

— interna 605. 

— lateralis 605. 

—  marginalis 604. 

— peripetalis 604. 

— snbanalis 604. 
Fasciolen 23. 

Faujasia 

— apiecicalis 477. 

— _Faujasii 477. 
Fibularia 510. 

— minuta 512. 

— nummularia 518. 

—  ovulum 516. 

— patellaris 519. 

—  rosacea 514. 

—  Tarentina 512. 

— _ trigona 517. 
Foliopora 

—  radiata 633. 
Fühlerporen 12. 

Galea 585. 
Galeola 585. 

— _ laevis 559. 595. 

—  papillosa 595. 
Galeren 408. 

Galeridae 385. 
Galerites 395. 
— abbreviatus 398. 


ddr 


712 


Galerites albogalerus 400. 410. 
— assulatus 478. 
— canaliculatus 411. 
— castanea 408. 
— conicus 400. 
—  coniexcentricus 501. 
— _ corallinus 425. 
— eylindricus 414. 
— depressus 418. 


— hemisphaericus 406. 426. 


—  Lüneburgensis 413. 

—  Mandelslobi 423. 

— ovatus 495. 

— patella 435. 

—  pygaea 456. 

—  Römeri 405. 

—  Rbotomagensis 409. 

— rotula 416. 

— rotularis 414, 416. 

—  speciosus 432. 

—  subrotundus 410. 

—  subuculus 414. 

—  sulcoradiatus 507. 

—  turritus 417. 

—  umbrella 428. 435. 

— vulgaris 396. 
Galeropygus 452. 

—  diseulus 452. 

—  Nodoti 454. 
Genitalplatten 21. 
Geschlechtsöffnungen 13. 
Gesner 7. 
gestrahlt 23. 
Globator 692. 
Glyphocyphus 692. 
Glypticus 285 

— _ integer 289. 
Goniocidaris 216. 


Goniophorus 692. 


Register. 


Goniophorus lunatus 249. 
Goniopygus peltatus 284. 
Grasia 585. 
Gualteria 668. 
Haimea 692. 
Harduinia 692. 
Hebertia 693. 
Heliechinus 693. 
Heliocidaris 366. 
— variolarus 700. 
Hemiaster 
— amplus 652. 
—  DBucardium 652. 
—  Bowerbankii 660. 
—  Bufo 656. 
— digonus 661. 
— expergitus 657. 
—  Phrynus 658. 
—  Seillae 665. 
—  Suevicus 658. 
—  verticalis 660. 
Hemicidaris 258. 
— _antiserialis 273. 
—  Bravenderi 276. 
— conoideus 206. 
— _ crenularis 265. 
—  diademata 271. 274. 
— florida 260. 
— granulatus 157. 
— _ Greppini 273. 
—  inermis 231. 
— intermedius 275. 
— _ Lueiensis 272. 
—  Mespilum 260. 
--  mitrar 246, 
— patella 254. 
— .  Prestensis 260. 
—  Purbeckensis 260. 
—  stramonium 277. 


a 
E 
\ 


Hemicidaris Thurmanni 262. 

—  undulatus 221. 277. 
Hemidiadema 693. 
Hemipatagus 684. 

—  Forbesi 676. 
Hemipedina 349. 

— granulata 157. 
Hemipneustes 627. 
Heteraster 639. 
Heterocentrotus 693. 
Heterocentrus 339, 
Heterocidaris 332. 370. 
Heterodiadema 

— Lybieum 331. 
Heterosalenia 

— Martini 243. 
Hipponoe 693. 

Holaster 607. 633. ” 

—  altus 620. 

— amplus 638. 

— Ananchitis 616. 

—  angulatus 613. 

—  assulatus 612. 

— bicarinatus 615. 

—  Bourgeoisianus 617. 

— carinatus 609. 621. 

—  Cenomanensis 621. 

— hercynius 613. 

— inflatus 607. 

—  laevis 619. 626. 

— 1’Hardy 638. 

—  longicordatus 617. 

—  marginalis 619. 

—  nasutus 626. 

—  Perezii 621. 

— _ Senonensis 607. 622. 

—  subglobosus 613. 

—  suborbieularis 622. 


_ transversus 620. 


Register. 713. 


Holasteriden 633. 
Holectypus 419. 

—  corallinus 423. 

—  Devauxianus 427. 

— _ gigantens 423. 

—  macropygus 418, 

—  Mandelslohi 423. 

— punectulatus 424. 
Holopneustes 693. 
Homolampas 693. 
Hügelporen 555. 604. 
Hyboelypus 

—  agarieiformis 451. 

— caudatus 578. 

— elongatus 585. 

— gibberulus 449. 

— Mareou 451. 

—  ovalis 450. 452. 
Hypechinus 369. 
Hypodiadema 254. 
Hyposalenia 

— Lardyi 248. 
Igelmutter 36. 

Infulaster 

—  Borchardi 614. 

—  Krausei 614. 

— major 614. 
Interradius 11. 

Isaster 694. 

Judensteine 188. 
Kamisolknopf 414. 
Kauapparat 24. 
Kiefer 30. 
Klein 1. 
Kleinia 694. 
Koeraiophorus 
Körnchen 23. 
Krystalläpfel 9. 
Lagana 531. 


69,, 


114. 


Laganum 

—  DBonani 531. 
Larven 14. 

Laterna 30, 53. 

— _ Clypeastris 529. 
Latistellae 32. 
Leiocidaris 230. 
Leiocyphus 694. 
Leiopedina 694. 
Leiosoma 329. 

Lenita 520. 
Lepidechinus 376. 

—  rarispinus 377. 
Lepidocentrus 

—  Eifelianus 374. 
Leptocidaris 


— Blaburensis 233. 


—  triceps 232. 
Leske 18. 

Leskia 694. 
Linthia 

— australis 678. 

— _ insignis 678. 
Lissonotus 694, 

Lister 7. 
Lobophora 550. 

—  truncata 549. 
Lovenia 677. 

— Hystrix 678. 
Loxechinus 695. 
Luidius 7. 

Lythechinus 695. 700. 
Macropneustes 

—  brissoides 666. 

—  Meneghini 679. 

— pulvinatus 663. 
Madreporenplatte 12. 21. 
Magnosia 352. 
Malebosis 695. 


Register. 


Maretia 682. 


eocena 682, 
planulata 682, 


Medusenhaupt 8. 
Melechinus 381. 
Mellita 551. 


laevis 559. 
Melonites 


multipora 380. 


Meoma 668. 
Mespilia 344, 
Metalia 695. 
Metaporhinus 584. 


Micraster 


Sarthacensis 585. 


aequifissus 664. 
arenatus 649, 
Batnensis 662. 
Borchardi 651. 
brevis 655. 664. 
Chaumontianus 664. 
coranguinum 642. 
cor-bovis 651. 
Fourneli 662, 
gibbus 648. 

Hehlii 661. 
Matheroni 650. 
minimus 658. 
oblongus 661. 662. 
ovalis 664. 
polygonus 654. 
pulvinatus 663. 
sublacunosus 653. 658. 


Microcyphus 695. 
Microdiadema 695. 
Micropedina 695. 
Micropsis 695. 
Milnia 


— dolomitica 255. 


Register. 


Milnia Haimii 254. 
Moera 672. 


Moira 


Lachesis 673. 


Clotho 674. 


Monophora 696. 
Monostichia 696. 

Mortonia 696. 

Moulinsia 517. 

Mund 13. 21. 

Nähte 21. 

Neolampas 696. 

Nobiles 88. = 
Nucleolites 433. 


amygdala 460. 


canaliculatus 571. 578. 


carinatus 462. 
elunicularis 440. 
columbaria 463. 
convexus 625. 
cordatus 454, 
deeollatus 450. 
dimidiatus 447. 
Duboisii 458. 
elatus 689. 
epigonius 696. 
excentrieus 571. 
excisus 448. 
Goldfussii 444. 
gracilis 446. 462. 
granulosus 558. 579. 
Hugi 447. 
laeunosus 454, 
Leskei 462. 
Michelini 439. 
minimus 454. 
Olfersii 454. 
ovulum 459. 
patella 435. 


Nucleolites patellaris 520. 
—  planatus 446. 
—  Plotii 430. 
— pyriformis 459. 
— _ recens 435. 696. 
—  Scheuchzeri 456. 
—  Schuleri 452. 


—  semiglobus 476. 696. 


—  subearinatus 471. 

—  subquadratus 454, 

—  subtrigonatus 626. 

—  suevicus 445. 

—  truncatulus 433. 
Nucleopygus 

—  ineisus 457, 
Offaster 606. 

—  rostratus 607. 
Oligoporus 696. 

Ombria 326. 
Oolaster 

— _ Mattseeensis 603. 
Oolopygus 435. 

— Bargesii 460. 
Opechinus 370. 
Orthoeidaris 231. 
Orthopsis 696. 

Ova anguina 7. 39. 

—  marina 605. 666. 
Pachyclypus 696. 
Palaechinus 378. 


—  Burlingtonensis 380. 


— elegans 379. 

—  ellipticus 380. 

— gigas 380. 

—  Phillipsiae 379. 

— Rhenanus 376. 

—  Verneuilianus 162. 
Palaeocidaris 371. 

—  Rhenanus 377. 


115 


716 


Palaeostoma 697. 
Palaeotropus 

—  Josephinae 586. 
Paradoxechinus 697. 
VParadoxiden 558. 
Parasalenia 697. 
Pedicellarien 14. 
Pedina 

—  aspera 348: 

—  sublaevis 348. 
Pedinopsis 697. 
Pelagiopsis 

—  Leuckarti 2. 
Peltaris 236. 
Peltastes 247. 

—  acanthoides 249. 

— Studeri 248. 
Periaster 

— _ distincetus 655. 

— oblongus 662. 

—  subglobosus 608. 


—  suborbicularis 663. 


— verticalis 660. 
Pericosmus 663. 
Periproct 20. 
Perischodomus 

— _ biserialis 374. 
Perischoechinidae 371. 
Perisoma 18. 

Peristom 21. 
Peronella 697. 
Phormosoma 697. 
-Phyllacanthus 697. 
Phyllobryssus 458, 
Phymechinus 365. 
Pileus 698, 
Placenta 523. 
Plagionotus 669. 
Plagiostomus 698, 


Register. 


Platybrissus 

—  Römeri 586. 
Pleraster 666 

—  Salisburgensis 667. 
Pleurechinus 698. 
Pleurocystos 18. 
Podocidaris 698. 
Podophora 339. 
Polarstone 392. 435. 


Polyeidaris 215. 


—  multiceps 216. 

— nonarius 217. 
Polycyphus 354. 

—  nodulosus 356. 

— Normannus 356. 
Porenfelder 19. 
Poroeidaris 213. 
Poropeltaris 


—  sculptopunctata 242. 


Pourtalesia 559. 
Prenaster 

— alpinus 669. 
Psammechinus 344. 369. 
Pseudoboletia 698. 
Pseucidaris 232. 


| Pseudodesorella 432. 698. 
| Pseudodiadema 


— areolatum 307. 
—  Langi 307. 

—  Meriani 309. 
—  Mooreii 147. 
—  parvulum 302. 
_ versipora 303. 


Pseudopedina 698. 


Pseudosalenia 239. 
Psilechinus 699. 
Psilosalenia 

—  Germanica 256. 
Pygaster 428. 


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Pygaster Batnensis 332. 

— _ decoratus 430. 

—  Gresslyi 431. 

— laevis 431. 

—  patelliformis 431. 

—  truncatus 432. 

— umbrella 428. 
Pygaulus 458, 

— _ Desmoulini 480. 

—  pulvinatus 480. 
Pygomma 699. 
Pygorhynchus 466. 468. 484, 

— _ carinatus 473. 

—  Desorii 485. 

; — Grignonensis 469. 490. 
Pygurus 473. 

—  albojurensis 475. 

—  depressus 476. 

—  Michelini 474. 

— oviformis 474. 

—  pulvinatus 481. 
Pyramiden 37. 

Pyrina 408. 456. 
—  ceylindrica 456. 
—  ovalis 457. 
—  ovulum 434. 
Quallen 2. 
Radioli 23. 
— Cassianenses 193. 
—  ceucumerini 49. 
— Judaici 188. 
z — macrocephali 313. 
Radius 11. 
Regulares 27. 29. 
Regulari-symmetricae 27. 385. 
Rhabdoecidaris 
— ceaprimontanus 108. 
— cristatus 113. 
—  horrida 99. 


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Register. 717 


Rhabdocidaris nobilis 88. 
—  Orbignyana 117. 
— Thurmanni 124. 
—  tuberosus 184. 
— _ venulosus 184. 

Rhinobrissus 699. 

Rhynchopygus 468. 

Rotulae 31. 

Rotula 

—  Augusti II. 553. 
— Rumphii 553. 
Rumphia 699. 
Runa 
— Comptoni 517. 
Salenia 234, 
— anthophora 245. 
— areolata 244. 
—  clathrata 247, 
—  interpunctata 239. 
—  TLochensis 255. 
— macrostoma 247. 
—  petalifera 246. 
—  sculptopunctata 242. 
—  stellifera 245. 
— varispina 699. 

Salenoeidaris 699. 

Salmacis 699. 

Savignya 699. 

Scaphechinus 
— mirabilis 699. 

Scheidewände 24. 

Schizaster 666. 

—.  amplus 652. 
—  canaliferus 665. 
— eurynotus 672, 
—  fasciolatus 670. 
—  fragilis 673. 
—  Karreri 671. 
—  Kleinii 670, 


718 


Register. 


Schizaster Newboldi 671. 


— 


Parkinsonii 670. 
rimosus 671. 
Studeri 671. 


Schlauchwärzcehen 38, 
Seolopendrites 7. 258. 
Scutella 523. 541. 


ambigena 527. 532. 
bifissa 550. 

bifora 548. 550. 
biperforata 548, 
Brongniarti 546. 
cassidulina 517. 
emarginata 552. 
excentrica 547. 
gibbosa 538. 
hemisphaerica 411. 
incisa 519. 
lentieularis 519. 
nummularia 518. 
parma 522. 
placentula 518. 
placunaria 527. 
quadrifora 551. 
quaterperforatus 551. 
quinquefora 550. 
Rogersi 525. 546. 
sceutiformis 532. 
subrotunda 544. 
tetraporus 551. 
truncata 544. 
Vindobonensis 542, 


Sceutellina 518. 
Scutum 523. 


altum 482. 533. 

— conicum 534. 

— campanulatum 538, 
angulare 525. 
humile 482. 526. 532. 


Scutum ovatum 490. 
Semitae 23. 
Sirechinus 359. 
Sismondia 515. 


Logothetii 515. 


Irarayoı 17. 


Spatagoides 


Andersonii 626. 


Spatangidae 554. 


Spatangites 


— 


bicordatus 567. 
carinatus 559. 
ovalis 569. 570. 


Spatangoides 605. 
Spatangus 554. 603. 


acutus 654. 
Ananchytis 585. 615. 
Anglicum 642. 
arcuarius 674, 
atropos 665. 673. 
bicordatus 557. 585. 
Brissoides 666, 
Brissus 682. 
Bucardium 652. 
Bufo 656. 
canaliferus 665. 672. 
compressus 670, 
cor-anguinum 642. 
cor-avium 643. 
cor-bovis 643. 
cor-columbarium 643. 
cordiformis 624. 
cor-testudinarium 646.643, 
cor-marinum 642. 
crassissimus 654. 
erux-Andreae 677, 
depressus 434, 
Desmarestii 682, 
Duvalii 621. 


Spatangus elongatus 681. 
gibbus 643. 

granulosus 617. 
Hoffmanni 683. 
intermedius 638. 


lacunosus 665. 
laevis 618. 
Leskii 649. 


—  quadratulus 650, 


meridionalis 684. 
nodulosus 610. 
Norvagicum 642. 
oblongus 639, 
Omalii 685. 
ornatus 680. 
ovatus 643. 


pectoralis 669. 680. 


r Graecum 674. 
planus 611. 
prunella 659. 
punctatus 643. 
purpureus 684, 
pusillus 513. 674. 
radiatus 626. 
retusus 635. 


striatoradiatus 626. 


Studeri 666. 


subglobosus 608.610. 660. 
suborbicularis 618.622.663, 


truncatus 617. 


Sphaerechinus 369, 
Stacheln 23, 

St. Cassian 192. 
Stenonia 602. 
Stephanoeidaris 700, 
Stirechinus 369. 
Stolonoclypus 


— 


rotundus 700, 


Stomechinus 361. 


Register. 


719 


Stomechinus Calloviensis 359. 
— excavatus 358. 


— lineatus 360. 


—  pyramidatus 359, 


_ serratus 360. 


Stomopneustes 700. 
Strahlthiere 3. 


Strongylocentrotus 700. 


Sudes 23. 
Suranale 29. 236. 
Symmetricae 27, 
Talpina 595. 
Temnechinus 371. 
Temnocidaris 174. 
—  _ Baylei 174, 
Temnopleurus 370. 


— Hardwickii 701. 


Tesselati 32. 371. 
Tetracidaris 


—  Reynesi 700. 


Tetragramma 318, 


— Brongniarti 320. 


—  planissimum 318, 


Tetrapygus 700. 
Tiariden 218. 
Tiaris 258. 


— intermedius 275. 


—  serialis 277. 
Toreumatica 701. 
Toxaster 633. 


= Brunneri 637. 


—  complanatus 634. 


—  1’Hardi 338. 


altus 636. 


—  Neocomensis 637, 


— _oblongus 639, 


— _ Verany 638. 


Toxobrissus 668, 
Toxoeidaris 701, 


720 


Toxopneustes 347. 369. 
Trabanten 23. 


Trematopygus 435. 455. 


— oblongus 459. 
Trichodiadema 701. 
trigemini 34. 
Trigonoeidaris 

—  albida 701. 
Tripneustes 701. 
Tripylus 

— australis 657. 


Register, 


Tripylus excavatus 657. 
Trivium 13. 557. 
Türkenbund 36. 
Unigemini 34. 


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— Ananchitis 595. 
— Cerithii 595. 
Vulgaren 404. 
Warzen 22. 
Wasserkanäle 15. 
Zoophyton 2. 


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