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Pflanzen⸗Gattungen
nach dem
Inbegriffe ſaͤmtlicher Fruktifications⸗Theile
gebildet, und nach dem Sexual-Pflanzen⸗
Regiſter geordnet;
mit
kritiſchen Bemerkungen.
Erſtes Heft;
mit zwei Kupfertafeln.
Von 2 a 5 a
Friedrich Caſimir Medicus,
Pfalzzweibruͤckiſchem wuͤrklichem Regierungsrathe, Direktor der
Churpfaͤlziſchen Staatswirthſchafts Hohen Schule und der
phyſik. oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Heidelberg ꝛc.
Ignorato proprio genere (plantarum) nulla de-
fcriptio, quamvis accurate tradita certam (ſpe-
ciem) demonſtrat, ſed plerumque fallit: nam
confufis generibus omnia confundi neceſſe eſt.
Cae/alpin de Plaut. Lib. XVI, Praef. pag. 4.
Mannheim,
bei Schwan und Gotz, 1792.
2
LIBRA NN
NEW
BOTAN:
Seinen GA!
beiden botaniſchen Freunden,
Herrn Friedrich Ehrhart,
Koͤnigl. Grosbrittaniſchen und Churfürſtlichen Braunſchweig⸗
Lüneburglſchen Botaniker ꝛc.
und
Herrn D. Paul Uſteri,
Committirtem Mitgliede der correſpondirenden Geſellſchaft
ſchweizeriſcher Aerzte und Wundaͤrzte ıc,
zum Zeichen
ſeiner Hochachtung und Ergebenheit
gewidmet
von
dem Verfa ſſer.
Vorbericht.
On den Jahren 1782 und 1783 habe ich in
5 zwei Bänden botanifche Beobachtungen ber:
ausgegeben, und ungeachtet ich mir mit Recht
ſchmeicheln kann, meine Beobachtungen mit der
groͤßen Genauigkeit aufgezeichnet zu haben: ſo
fuͤhlte ich dennoch, daß es fuͤr einen emſigen
Mann zwar nicht ſchwer ſey, auf dieſe Art die
Summe von Baͤnden zu vermehren; aber wenn
ich auf den Gewinn zuruͤckblickte, den die Kraͤu—
terwiſſenſchaft ſelbſt davon haben koͤnnte: ſo
fand ich, daß er wuͤrklich ſehr unbetraͤchtlich ſey.
Denn ich ſah gar wohl ein, daß alles auf richtig
beſtimmten Pflanzen-Gattungen beruhe, daß
keine Pflanzen⸗Art wahr zu beſtimmen ſey, wenn
die Öattungs » Charaktere ſchwankend oder gar
falſch ſind, und daß eben hierin die wahre Urſa—
che verborgen liege, warum, ungeachtet des be—
ſtaͤndigen Beſtrebens unſers Zeitalters, ſo wenig
wuͤrkliche Fortſchritte in der Kraͤuterlehre ge⸗
| A 3
6 Vorbericht.
macht werden. Nun fieng ich an, die Grund⸗
fäze in der Natur ſelbſt zu ſtudiren, die zur
Grundlage von Gattungen dienen muͤſſen, aber
überall hinderten mich Vorurtheile, die leider
hier herrſchen; denn jeder denkende Mann muß
ſtuzig werden, wenn er ſich in ewigem Wider⸗
ſpruche mit ſeinen Vorgaͤngern und Zeitgenoſſen
finder, weil er immer fuͤrchten muß, daß er ges
fehlt, und daß feine Vorliebe ihn möge irre ges
führt haben. Seit dem Jahre 1784 ſchraͤnkte ich
alſo alle meine Beobachtungen auf Pflanzen⸗Gat⸗
tungen ein, jedes Jahr revidirte ich dieſe Beob⸗
achtungen, um mir endlich die Grundſaͤze zu ents
wickeln, die zur Bildung der Pflanzen-Gattun⸗
gen erfoderlich find; aber ich ließ alle meine Bes
obachtungen im Manuſcripte ruhen, und gab
uur, um das Urtheil des Publikums zu hoͤren,
im Jahre 1786 das Werkchen Theodora ſpe-
ciofa, dann in dem naͤmlichen Jahre meine Abs
handlung über die Pflanzen mit Papilions-Bluͤ⸗
then, endlich 1787 über die Malven-Familie
heraus. Die zweite von dieſen Abhandlungen iſt
in den Vorleſungen der Churpfaͤlziſchen phyſika⸗
liſch⸗oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Heidelberg, II
Band, S. 327 — 460, eingeruͤckt; die andern
beiden ſind einzeln erſchienen. Da ich immer
*
Vorbericht. 7
mein eigener und ſtrengſter Beurtheiler war: ſo
fand ich auch hier, daß es uns zur wahrhaften
Gattungs-Bildung noch an aͤchten philoſophi⸗
ſchen Grundſaͤzen uͤber die Fruktifications⸗Theile
fehle, und daß unter allen Fruktifications⸗Thei⸗
len dem Botaniker nichts unbekannter ſey, als
die Kenntniſſe der Fruͤchte. Nun widmete ich alle
meine Zeit den Zergliederungen der Fruͤchte, und
ſo entſtand der kurze Umriß einer ſyſtematiſchen
Beſchreibung der mannigfaltigen Umhuͤllungen
der Saamen, die in dem IV Bande, Th. I, S.
167 — 378 eben genannter Vorleſungen befind⸗
lich iſt. Dieſe meine Beſchreibungen verglich ich
mit einigen der vorzuͤglichſten Schriftſteller des
Pflanzenreiches, naͤmlich mit Tournefort, Linne,
Adanſon, Scopoli und Gaͤrtner, und ſo entſtand
die Philoſophiſche Botanik, erſtes Heft. Meine
ernſtliche Willensmeinung war nun, jeden Blüs
then⸗Theil auf die nemliche Art einzeln abzu⸗
handeln; aber nun fand ich, daß meine fortge⸗
ſezten Arbeiten allemal wegen den Namen der
Pflanzen eine gewiſſe Verwirrung mit ſich fuͤh⸗
ren muͤßten, und um dieſer vorzubeugen, entſchloß
ich mich zuvoͤrderſt, meine ſchon ſo lang ruhen⸗
den Pflanzen s Gattungen auf das neue zu revi—
diren, und ſie heftweis herauszugeben. Hier in
A 4
8 Vorbericht.
dieſem Hefte erſcheinen nun die Pflanzen mit
Kreuzbluͤthen, die bei Linné die XV Elaffe aus,
machen. Anfänglich war ich Willens, die XIV
und XV Claſſe der IV und VI Linneiſchen Claſſe
einzuverleiben, wie ich ſolches unter andern in
einer vor vielen Jahren bei der Churpfaͤlziſchen
Akademie der Wiſſenſchaften oͤffentlich verleſe—
nen Abhandlung bekannt gemacht hatte; die
aber aus unten folgenden Gruͤnden von mir
nicht zum Drucke befoͤrdert worden iſt. Denn ich
fand in der Folge, daß hiebei kein weſentlicher
Vortheil fuͤr die Wiſſenſchaft erwachſe, und daß
man in dem Sexual-Pflanzen-Regiſter ehender
die Absheilungen vermehren als vermindern muͤſ—
ſe, weil eine Pflanzen-Gattung um deſto leichter
aufzufinden iſt, je beſtimmter ich den Ort in der
Regiſtratur angeben kann, wo ſie iſt hingebracht
worden; und daß man durch das Zuſammen—
ſchmelzen der Claſſen nur die unſaͤglichen Schwie—
rigkeiten vermehrt, mit welchen die Kraͤuterwiſ—
ſenſchaft ohnehin uͤberladen iſt.
Gegenwaͤrtig den Plan, nach welchen ich
dieſe Pflanzen Gattungen ordnen werde, vorzus
legen, finde ich unnoͤthig. Oft bindet man ſich
dadurch fuͤr die Zukunft die Haͤnde, und wagt es
nicht, einen nun gefundenen beſſern Weg einzu⸗
4
2
Borberlcht. 9
ſchlagen, weil man ſich ſein eigenes Ziel ſchon
ausgeſteckt hat, von welchem man vor den Au—
gen des Publikums nicht gerne mehr abgeht.
Ein denkender Mann muß ſich ſelbſt keine Feſ—
ſeln anlegen; denn ſo ſehr er uͤberzeugt ſeyn
mag, daß er fuͤr den gegenwaͤrtigen Zeitpunkt
alles gethan, was Gruͤndlichkeit und Genauig—
keit erheiſchen: ſo entdeckt er doch oͤfters in der
Folge, daß er ſich weit vom Ziele entfernt hat,
und eine einzige Beobachtung ſteckt ihm oft ein
Licht auf, das ihm ſeine bisherigen Irrthuͤmer
klar vorlegt. Mein einziger Grundſaz iſt, die
Pflanzen: Gattungen fo genau, als nur moͤglich
iſt, zu beſtimmen, und ſie ſo zu ordnen, daß jede
Gattung leicht in dem Sexual-Regiſter aufzu⸗
finden iſt. Ob ich dieſen meinen Endzweck errei—
chen werde, mag das unpartheiiſche Publikum
in der Folge ſelbſt beurtheilen.
Alle meine Gattungen werde ich mit den
Gattungen anderer Schriftſteller, ohne Anſehen
der Perſon, kritiſch vergleichen. Ich glaube, daß
dies das einzige Mittel iſt, ſo viele unberufene
Schriftſteller in ihre Sphaͤre zuruͤckzuweiſen,
die ſo wenig, oder gar nichts von der Kraͤuter—
lehre verſtehen, und ſich doch das Anſehen von
Schiedsrichtern geben wollen. Seit der Zeit ſich
4 A 5
10 Vorbericht.
jeder einen Plan gemacht hat, wie viel er jaͤhr⸗
lich durch Schriftſtellerei gewinnen will, iſt es
dieſen Herren unmöglich, dies Geld durch Grund⸗
lichkeit zu verdienen: ſie muͤſſen alſo andere Hilfs⸗
mittel anwenden, ihren Verlegern Kaͤufer zu
verſchaffen, und dies iſt der Ton der Infallibitaͤt,
hinter dem ſie ſich um ſo leichter verbergen koͤn⸗
nen, da einer der Ausrufer des andern iſt. Mir
ſind alle dergleichen Schlupfwinkel ſehr laͤcher⸗
lich. Ich werde jeden Schriftſteller vor meinen
Richterſtuhl fodern, und erlaube es allen und
jeden, ſich wider mich zu verbinden, und zu ver⸗
bruͤdern. Denn wem es nur um Wahrheit zu
thun iſt, weiß auch durch jenes zu gewinnen,
wodurch man ihm wehe thun wollte. Und mein
einziges Beſtreben iſt Wahrheit. g
Verſchiedene
Gattungen von Kreuzbluͤ then.
Me quod attinet, iis prognatus ſum moribus, ut
neminem laedere, tantum abeſt ut cuiquam in-
juriam facere velim. Sed nec poſſum adulari,
rem prout fe habet eloquens, & ſcapham fca-
pham appellare edoctus: ferre etiam nequeo
homines , vancs ſuique plenos, quibus volupe
videtur, inanibus ornari laudibus. Dillenius in
Examine reſponſiouis A. C. Rivin, pag. 1.
Einleitung
Keine Pflanzen find für den Kräuterfenner
wahrhaft und richtig zu beſtimmen ſchwerer, als
jene, die entweder in den Bluͤthentheilen, oder
in den Fruchttheilen ſich einander ſehr naͤhern,
und daher hierin einander ſehr aͤhnlich ſcheinen.
Dieſe auſſerordentlichen Schwierigkeiten haben
ſich dadurch noch unendlich vergroͤſſert, daß un⸗
ſere Schriftſteller, die ſich den mehrſten Ruf zu
erwerben gewußt haben, aus einer Vorliebe zu
ihren Verwandtſchafts-Syſteme eben dieſen
Theil der Bluͤthen-oder Fruchttheile, die unter
ſich ſelbſt die größten Aehnlichkeiten mit einan-
der haben, zur Bildung ihrer Gattungen aus—
gehoben. Was ich über dieſe Verwandtſchafts—
Grille der Pflanzen unter ſich ſelbſt halte, dies
habe ich in den ſtaatswirthſchaftlichen Worlefun-
gen 1, S. 165 — 179, und in dem zweiten
Hefte meiner philoſophiſchen Botanik S. 5 — 19
14 Einleitung.
beſtimmt gefagt, und noch habe ich nicht einmal
einen von weitem ſcheinbaren Grund gefunden,
an der Richtigkeit meiner daſelbſt aufgeſtellten
Grundfäge zu zweifeln. Den Nachtheil aber,
den dieſe ſo aͤuſſerſt gewagte Hypotheſe auf die
Kraͤuterlehre, und auf die Beſtimmung der ein—⸗
zelnen Arten derſelben gehabt haben, will ich
hier aus Erfahrung beweiſen, und habe hierzu
die Pflanzen mit Kreuzbluͤthen gewaͤhlt, und un⸗
ter dieſen diesmal nur jene, die kleine Fruͤchte
haben, und die man auf eine aͤuſſerſt fehlerhafte
Art bisher Siliculoſae genannt hat. Linne wag⸗
te es hier, die Gattungen vorzuͤglich nach den
Bluͤthentheilen zu beſtimmen, worin ihm ſeine
Anhaͤnger blindlings gefolgt ſind. Selbſt dieje⸗
nigen, die die öffentliche Meinung für ſich has
ben, daß ſie entweder Widerſacher des Ritters
ſeyen, oder doch keine Parthei ergreifen, ſind
in eben dieſe Labyrinthe gerathen, haben zwar
hie und da Ausnahmen aufgeſtellt, aber weil fie
die ganze Pflanzen-Summe umfaſſen wollten,
die ſie doch unmoͤglich aus eigener Erfahrung
ſelbſt kennen konnten: ſo waren ſie endlich zum
Abſchreiben anderer genoͤthigt, und hierin liegt
die Urſache des Buntſchaͤckigten, worin ſich dieſe
Schriften beſonders auszeichnen.
Einleitung. 15
Nach meinen ſchon fo oft aufgeſtellten Grynd⸗
ſaͤſen muß man ſich bemühen, das Eigene, worin
ſich jede Pflanzen⸗Art von der andern in ihren
Fruktifications⸗Theilen weſentlich unterſcheidet,
mit groſſer Beſtimmtheit auszuheben, dieſen we;
ſentlich abſtechenden Charakter zur Bildung der
Gattung anzuwenden, und alle Pflanzen Arten,
die den naͤmlichen feſtgeſezten Gattungs⸗Charak⸗
ter haben, unter dieſe nun ſo feſtgeſezte Gattung
zu bringen. Hier muß es nun dem Kraͤuterken⸗
ner ſehr gleichguͤltig ſeyn, in welchem Fruktifi⸗
cations⸗Theile er dieſen Charakter auffinden
kann, ſey er in der Blumendecke, in der Blume,
in den Staubfaden, Piſtill oder in der Frucht,
oder in mehrern dieſer Theile zugleich; es muß
ihm hinlaͤnglich ſeyn, wenn ſein Charakter wahr,
bleibend, und von allen andern Gattungs-Cha⸗
raktern abſtechend iſt. Aber auch hierin haben
ſich unſere Kraͤuterkenner auſſerordentlich viel zu
Schulden kommen laſſen: ſie entwarfen ſich, oh⸗
ne die Natur genau zu kennen, einen Plan zur
Gattungs-Bildung, den fie auf einen einzigen
dieſer Fruktifications⸗Theile gruͤndeten, und nun
giengen ſie von dieſem einzelnen Fruktifications⸗
Theile aus, wollten darnach alle Gattungen be⸗
ſtimmen, und daher haben wir die Menge von
16 Einleitung.
Gättungen, die zwar ihren Namen haben, aber
auſſer dem Namen fo wenig charakteriftifches
mit ſich fuͤhren, daß man die eine Gattung von
der andern nicht zu unterſcheiden im Stande iſt,
und mit Gewißheit nicht anzugeben weiß, ob
man eine Art unter dieſe oder jene Gattung ſe—
zen, oder daſelbſt aufſuchen ſoll.
Es iſt weit uͤber die Kraͤfte eines einzelnen
Nannes, nach dieſen Grundgeſezen das ganze
Pflanzenreich zu umfaſſen, und es bleibt ihm,
bei dem beßten Fleiſſe, nichts anders uͤbrig, als
nur Bruchftücke zu dem Ganzen zu liefern. Hier⸗
zu habe ich nun hier die Pflanzen mit Kreuzbluͤ⸗
then erwaͤhlt. In ihren Bluͤthen iſt eine fo auf
ſerordentlich groſſe Uebereinſtimmung, daß es
beinah unmoͤglich iſt, auf dieſelbe die Gattungen
vorzuͤglich zu gruͤnden, hingegen finde ich in den
Fruͤchten weſentliche Charaktere, welche in Ver—
bindung mit jenen der Bluͤthentheile feſte Gat—
tungs⸗Charaktere abliefern. In dem erſten Ab—
ſchnitte werde ich alſo jene Pflanzen mit Kreuz—
bluͤthen abhandeln, die keine Schoten oder Schoͤt⸗
chen beſizen; in dem zweiten Abſchnitte aber je:
ne, die Schoͤrchen und in dem dritten die Scho—
ten haben; jene Pflanzen aber mit langen Scho⸗
ten zu einer andern Zeit vorlegen. Und hier
werde
Einleitung. 17
ich mich immer nur auf jene einſchraͤnken, die
ich ſelbſt zu beleuchten Gelegenheit gehabt habe.
Theils die Zergliederungen der Umhuͤllungen der
Saamen, die ich in den Vorleſ. IV, Th. I, und
in der Philoſoph. Bot. I. Heft abgehandelt, und
die mich ſo vieler Saamen beraubt; theils die
vielen Ungluͤcksfaͤlle, die durch Ueberſchwemmun⸗
gen den botanifchen Garten von Pflanzen ent—
bloͤßet haben, iſt Urſache, daß die Zahl meiner
abgehandelten Pflanzen hier nicht ſo groß iſt,
als ich ſelbſt gewuͤnſcht haͤtte, um fo mehr da ich
von gar vielen Beobachtungen keinen Gebrauch
machen wollte, die ich in dem Jahre 1791 zu bes
richtigen nicht im Stande geweſen bin. Ich was
ge hier an alle die Freunde der Kraͤuterwiſſen⸗
ſchaft, die meinen Fleiß und mein Bemuͤhen un⸗
terſtuͤzen wollen, die ergebenſte Bitte, mich
durch Mittheilung von Saamen zu bereichern,
vorzuͤglich wuͤrden mir vor der Hand alle dieje⸗
nigen Saamen ſehr erwuͤnſcht ſeyn, deren Pflan—
zen Kreuzbluͤthen haben.
pfl. Gattungen, 1. Heft. B
18 Kreuzbluͤthen
J Abſchnitt.
Kreuzbluͤthen, die keine Schoten oder Schoͤtchen
haben.
$. I. Kreuzblüthen mit Pericarpien.
1. Einfaͤcherichtes Pericarpium.
I. rundlichtes. RApISTRUxM.
2. zungenfoͤrmiges. ISATIS.
3. rundlicht⸗breitgedrucktes
a. einfaches. BOHATSCHIA, Foss ELINA.
b. Zwilling = Pericarpien. JoNDRABA.
THLAsPıpıum.
II. Zweifaͤcherichtes nußartiges Pericarpium.
I. mit einer dünnen Scheidewand. VoGELrA.
2, mit einer fteinernen Scheidewand. CARARA.
III. Vierfaͤcherichtes Pericarpium. MxAGRUxI.
IV. Gegliederte Pericarpien. RAPHANISTRUM.
V. Pericarpium mit unbeſtimmten und unordent⸗
lich gebildeten Gefachen. RApHAN Us.
$. 2. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien und unter dieſen fir
zenden Schoͤtchen. SCHRANKIA.
§. 3. Kreuzbluͤthen mit Huͤlſen. Rreor 1K. |
$. 4. Kreuzbluͤthen mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen.
Vera. ANASTAT ICA. HIEROCHONTIS.
F. 5. Kreuzbluͤthen mit Steinfruͤchten. Bunıas.
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 19
I. Einfaͤcherichtes 1. rundlichtes Pericarpium.
RAPISTRUM. Tournef. T. 99. Vorleſ. IV. n.
488. Phil. Bot. I. 190. (Tab. I. fig. 2).
Unter den ſechs langen Staubfaͤden haben
die vier laͤngern obenher Zaͤhne. Abfallen⸗
des, hornartiges, einfaͤcherichtes Pericar⸗
pium, mit einem Saamen, ſo auf einem
verlaͤngerten, ſtehen bleibenden Frucht⸗
ſtiele ſizt, welcher Fruchtſtiel oben eine
geſchloſſene, aber leere Zoͤhle hat.
Die vier Blumendeckblaͤtter ſind ſo lang, wie
die Naͤgel der Blumenblaͤtter, und ziemlich aus⸗
gebreitet. Der Fruchtſtiel ſteht innerhalb der
Bluͤthe, iſt lang, cylinderartig, obenher kugel—
foͤrmig, und hat innerhalb dieſer kugelfoͤrmigen
Erweiterung anfaͤnglich eine betraͤchtliche Hoͤhle,
die bei mehrerer Zeitigung des Pericarpiums
kleiner wird, und beim Abfallen desſelben ganz
zuſammen geſchrumpft iſt. Kurzer, kegelfoͤrmig
zulaufender Griffel, mit einer ſpizen Narbe.
RAPISTRUZI hifpanicam.
Rapiſtrum maximum rotundifolium monoſpermum.
Tournef.
Myagrum ſphaerocarpum. Jacq. Obſ. II. 20. Tab. 4 T.
Crainbe hiſpanica. L.
In der philoſophiſchen Botanik I. 190 habe ich ſchon
kritiſche Bemerkungen beigebracht, denen ich hier noch
B 2
ar
Kreuzbluͤthen
einige beifügen will. Crambe, Tournef. pag. 211.
Tab. 100 iſt eine von Rapiſtrum ganz verfchiedene
Gattung, wenn ſchon Linne beide in eine Gattung
fehlerhaft zu vereinigen bemuͤht war.
Schreber behält ungeachtet meiner Erinnerung bac-
ca ſicca bei. Ed. 8va. G. Pl. L. n. 1071. Da er
alſo den Widerſpruch nicht einſieht, und Irrthuͤmer zu
verbreiten fortfaͤhrt: fo will ich es ihm hier erklaͤren.
Linn. Philof. botanic. Ed. Gled. pag. 75 heißt es:
bacca eft fructus ſucculentus. Dies iſt zwar eine
alte Wahrheit, fo wie ebenfalls, daß fucculentus
und ficcus zwei ſich entgegen geſezten Sachen ſind.
Noch auffallender wird dieſer Widerſpruch, wenn
man das Pericarpium Rapiſtri ſelbſt betrachtet, wel⸗
ches eine foͤrmliche hornartige, ja beinah nußartige
Schaale hat, um welche, und in welcher nicht die
mindeſte Spur einer Feuchtigkeit iſt, oder war. Aber
Herr Schreber will durch ſein Anſehen Irrthuͤmer
ſanktioniren!
Crambe. Adanſ. II. 424. Silique court, articule,
2. loges longitudinales. 1. grain fphaer. dans cha-
que loge. — Silique ift erſtens ein Fehler. Denn
iſt ſeine Gattung weder jene des Tourneforts, noch
Linnes; gaͤnzlich falſch, und nicht mehr, als des
Ausſtreichens werth. Crambe. Scopoli Introd. n.
1422... articulis binis monoſper mis. Lezteres iſt
falſch. Auch vereinigt er Gattungen von ſehr ver—
ſchiedenen Charakteren. Crambe. La Marck Ency-
clop. Botanig. II. 162. Nach Linne uͤberſezt, und -
mit einfächerichten Pericarpien. 21
falſch. Crambe. Juſſ. Pl. G. 242. Die Bluͤthe gut,
aber die Frucht falſch. Silicula! globoſa, ſubbac-
cata! r. ſperma, non dehiſcens. Schöne botani:
ſche Philoſophie! Myagrum ſpaerocarpum. Jacq.
Obf. II. Tab. 41. Die Beſchreibung und Kupferta-
fel pn, nur daß er die Frucht ganz falſch eine fi-
licula nennt. Siliculae .. corpori cylindrico &
fterili infident, in quo folido nullum potui locu-
lamenti veftigium detegere. Ob man zwar in eis
nem verlängerten Fruchtſtiele eine Höhle zu ſuchen
gar nicht berechtiget iſt: fo muß ich doch ſagen, das
ich dieſe Hoͤhle, als eine wahre Sonderbarheit im—
mer bis zum Zeitigungs⸗Zeitpunkte vorgefunden habe.
1 Einfaͤcherichtes 2. zungenfoͤrmiges Pericarpium.
ISATIS. Vorleſ. IV. n. 49 f. (Tab. 1. fig. 8.)
Oval ⸗laͤnglichtes, breitgedrucktes, zun⸗
genfoͤrmiges Pericarpium in deren Mitte
eine ſenkrechte Saamen⸗Lage mit einem
einzigen Saamen iſt. Unter der aͤuſſern
Baut iſt dies Dericarpium von einer
ſchwammichten Maſſe gebildet.
Isarıs tinfloria. L.
In den Vorleſ. IV. und der Phil. Bot. I. 19 1 habe ich
gezeigt, daß dies Pericarpium, ob es ſich zwar gerne
oben theilt, dennoch immer geſchloſſen iſt. Indeſſen
veranlaßt der ſchwammichte Bau desſelben, daß man
oͤſters auf die Meinung geraͤth, die Frucht ſey eine
Kapſel, und kein Pericarpium. Denn bei feuchtem
B 3
22
I.
Kreuzbluͤthen
Wetter verſchluckt ſie nach geendigter Zeitigung gerne
Feuchtigkeiten, und ſpringt dadurch oben auf. Aber
bei genauer Beobachtung findet man deutlich, daß
es eine durch aͤuſſere Urſachen veranlaßte Oeffnung,
And keine freiwillige oder natuͤrliche ſey, die eine Fol⸗
ge einer gaͤnzlichen Zeitigung iſt. Auch bleibt fie in
trockenen Jahren geſchloſſen, und oͤffnet ſich auch
ſonſt niemals bis in die Saamenhoͤhle. Adanſon
Famill. d. Pl. II. 423. Silique! a une & 2. loges.
Dies leztere habe ich nie geſehen. — Juffieu Pl. G.
242. Silicula! (fraxini) linguaeformis ovato- ob-
longa, compreſſa, non dehiſcens, medio tumens,
1.lineata, & I. ſperma. Bis auf ſilicula gut und
richtig.
Einfaͤcherichtes 3. rundlicht⸗breitgedrucktes a. einfaches
Pericarpium.
BOHATSCHIA. Scopol. Vorleſ. IV. n. 490.
Phil. Bot. I. 19 1. (Tab. I. fig. 3.)
Tetradynamiſche Staubfaͤden, an den Saͤ⸗
den gleich, und ohne Zaͤhne. Breitgedruck⸗
tes, cirkelrundes, geſchloſſenes, am Rande
weit hinein verwachſenes Pericarpium.
Die Blumendecke kurz, vierblaͤttericht, weiß.
Vier Blumenblaͤtter von der Laͤnge jener der
Blumendecke, mit kurzen Naͤgeln.
BOHATSCHIA alliacea.
Peltaria alliacea. L.
Peltaria. Jacꝗq. Enum. Stirp. Vindeb. 260. Silicufa
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 23
unilocularis, non dehiſcens, nequidem in terra,
ſed rumpendo radicem emittens. Alſo begieng
Jacquin den allererſten Fehter dadurch, daß er zwar
das Pericarpium richtig beſchrieb, aber ganz falſch
benennte. Denn eine ſiliqua ... und unilocularis,
non dehiſcens iſt ein unverzeihlicher Fehler wieder
die botaniſche Philoſophie. Bohat/chia. Cranz Faf.
I. 5. Silicula ! apice integra ſepto deſtituta; der
nämliche Fehler von Jacquin, noch mit einer Une
wahrheit apice integra vergröſſert. Herr von Jac—
quin vertheidigt ſich Collect. I. 367. und will ge⸗
ſchichtlich darthun, daß er vor Cranz dieſe Gattung
beſtimmt habe. Da Jacquin fo viele unlaͤugbare
Verdienſte für ſich hat: fo ſollte er auf folche Klei⸗
nigkeiten nicht merken. Und Ruͤgen der Art ſind ihm
um ſo weniger zu verzeihen, da er nicht allein ſeinen
Gegner in ein ſo gehaͤßiges Licht wie hier ſezt, ſon⸗
dern auch noch uͤberdies ſicher iſt, daß weder Jac⸗
quin noch Cranz die Fruktifications- Theile dieſer
neuen Gattung philoſophiſch benannt, beide alſo kein
Recht hatten, eine neue Gattung zu bilden. Jacg.
Flor. auſtr. Vol. II. 14. Tab. 123. Die alten Irr⸗
thuͤmer wiederholt. Peltaria. Linn. Gen. Pl. Ed.
Reich. Mit allen Fehlern nach Jacquin abgedruckt.
Ed. Schreb. p. 439. Ganz unveraͤndert, mit allen
Fehlern. Sylt. Veg. Ed. XIV. 591. Eben fo falſch.
Scop. Fl. carniolic. n. 784. Eben ſo. Allioni Fl.
pedem. n. 908. Eben fo falſch.
Ciypeola. La Marck Encyplop. botanig. IT. 55.
V 4
Kreuzbluͤthen
Juſſieu Pl. Gen. 240. Beide vereinigen dieſe neue
Gattung Bohatfchia wieder mit Ci, Agen Linn. und
nennen die Frucht ganz falſch flicula, Lauter Fol⸗
gen, wo Grundſaͤze fehlen, und jeder 1
vereinigt oder trennt, je nachdem es ihm einfaͤllt,
ohne die Fruktifications⸗ Theile jener Arten genau
L 1 3
geprüft zu haben, die er in eine Gattung zuſammen⸗
ſezt, oder davon trennt, und als eine eigene Gat⸗
tung aushebt.
Bohat/chia. Scop. Introd. 318. n. 1456. Peri-
carpium compreſſum, orbiculatum, uniloculare,
monofpermum. Vortrefflich und richtig, daher ich
auch nach ihm, und nicht nach Cranz den Gattungs⸗
Namen beibehalten habe.
FOSSELINA. Scop. Vorleſ. IV. n. 489.
Die Pericarpien kommen meiſt mit HBoßat-
ſchia überein, aber an den Staubfaͤden bes
finden ſich Zaͤhne.
Foss ELINA Sonthilaſpi.
Clypeola Jonthlaſpi. L.
Was die Pericarpien anbelangt, habe ich bereits
Phil. B. I. 190. n. 489. meine kritiſche Anmerkun⸗
gen beigefügt. Linnes Clypeola iſt eine Gattung,
zu der in der Natur die Arten fehlen, folglich muß,
um dieſen groſſen Fehler auszumerzen, der Name
Clypeola ganz geſtrichen werden. Denn jene, die
G. Pl. Ed. IV. Obſerv. I. Jonthlaſpi T. Pericar-
pium uniloculare, Semen unicum hatte, iſt nach⸗
her Peltaria, und von gruͤndlichern Bohatſchia ge⸗
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 25
nennt worden. Es ſey mir vergoͤnnt, die da ſtehende
Obferv. II. auch einzuruͤcken. Pericarpium bilocu-
lare, diſſepimento paralello; und im charactere
generico hieß es ſilicula. Alſo pericarpium und ſili-
cula waren hier eins, und zwar bei einem Manne,
der die botaniſche Terminologie erfand, in ihr die
Weſenheit der Kraͤuterwiſſenſchaft ſezte, und ſelbſt
ſolche Fehler darin begieng, die man einem Anfaͤn⸗
ger nicht verzeihen würde. Schreber laͤßt in feiner
Ed. 8va. G. Pl. L. die in meiner Phil. Botanik ge⸗
ruͤgten Fehler alle ſtehen, und ſagt abermals n. 1082.
Silicula . . . bivalvis. Sem. in centro pericarpii..
Man muß alles kritiſche Gefühl, alle Wahrheits⸗
Liebe verlohren haben, oder eingeſtehen, daß man
ein unerfahrner Nachdrucker iſt, wenn man ſo et⸗
was unter ſeinem Namen heut noch kann erſcheinen
laſſen.
Clypeola La Marck Encycl. Botaniq. Tom. II.
55, und Cypeola Juſſieu G. Pl. 240. vereinigen
hier, wie ich bereits gemeldet, die Behatfchia und
Foſſelina Scop. die zwar in den Pericarpien mit
einander uͤbereinkommen, in den Staubfaͤden aber
einen entſcheidenden Charakter haben. La Marck
giebt nur zwei Arten an, und ſagt die erſte, naͤmlich
die Foſſelina Jonthlaſpi, habe beaucoups des rap-
ports avec les Alyſſes, und die zweite, naͤmlich
die Bohatſchia alliacea, ſe rapproche du Paſtel
(Iſatis), und in dem Haupt⸗Charakter ſagt er: Gen-
re des plantes ... . qui a des rapports avec les
B 5
Kreuzbluͤthen
Alyſſes. — O des Familien Blickes! La Marck
nimmt nun die Clypeola maritima L. und die Cly-
peola tomentoſa L. von Linnes Gattung weg, und
bringt fie zu Alyſſum; da doch beide Arten, nach
La Marck ſelbſt, richtig geſprochen, ein pericar-
pium biloculare haben ſollen. Und ſo laͤßt ein jeder
die Pflanzen von Gattung zu Gattungen wandern,
wie es ihm einfaͤllt, und weil dieſe Herren niemals
ihre Gruͤnde vorlegen, ſondern wie Orakel-Spruͤche
entſcheiden: ſo kann man vorausſehen, daß die Kraͤu⸗
terkunde naͤchſtens in ihr Chaos zuruͤckſtuͤrzen werde,
aus der man im Anfange dieſes Jahrhunderts ſie
herauszuheben willens und befliſſen war.
Linn. Mant. Pl. alter. 426. Clypeola Jonthlaſpi
ftamina omnia habent dentem fupra bafin, ut fi
quis velit Alyſſi ſpeciem, non repugnabo. Hier
ſieht man, mit welchem Leichtſinne Linne eine Art
aus einer Gattung in die andere wandern ließ: ſo
doch ſo viele als wichtige Verbeſſerungen anzugeben
beliebt haben. Alſo kommt die Frucht, und deren
auſſerordentliche Verſchiedenheit in keine Anrech—
nung? Mit dem naͤmlichen Grunde koͤnnte ich mei⸗
ne Melilota meſanienſis, ſ. Vorleſ. II. 382. und
Vorleſ. IV. n. 548, mit Bohatfch'a und Foſſelina
in eine Gattung vereinigen; den bei allen dieſen drei
Gattungen iſt der naͤmliche Bau der Pericarpien.
In den verfloſſenen Jahren habe ich die Foſſelina
Jonthlaſpi nicht auf das neue pruͤfen können, weil
ich meine Pericarpien durch die Zergliederungen auf
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 27
geopfert, und die von mehreren Orten erhaltenen
Saamen zwar den naͤmlichen Linneiſchen Namen
hatten, alle aber Arten von Alyſſen waren. Ein
offenbarer Beweis, wie wichtig die Frucht-Theile
hier ſind, weil bei einer beſſern Kenntniß derſelben
ſo eine Verwechſelung ſich nicht ereignen koͤnnte.
Cavanilles Icones & Deſcriptiones Plant. quae
aut ſponte in Hiſpania creſcunt, aut in hortis
hofpitantur. Madriti. 1791. pag. 22. beſchreibt eine
Clypeola Jonthlaſpi L. und giebt Tab. 34. fig. 2.
eine Zeichnung, die wegen ihrer Unbeſtimmtheit merk⸗
würdig iſt. Silicula! orbiculato-compreſſa, emar-
ginata, perifera, membranacea, tomento brevi
tecta, bivalvis! monoſperma! Seine in der Zeich—⸗
nung gelieferte Frucht h. widerſpricht dieſer Be⸗
ſchreibung, und nach dieſer iſt ſie ein pericarpium
uniloculare, und gar nicht eine filicula bivalvis.
Dann fagt er flores terminales, qui nudos oculos
fugiunt; giebt auch nur ſtamina ſex tetradynama
an, ohne etwas von den denticulis fuamentorum zu
erinnern. — Ich weiß nicht, was die Kraͤuterwiſ⸗
ſenſchaft von dergleichen eilfertig bekannt gemachten
Beobachtungen für einen Nuzen ſchoͤpfen ſoll.
1. Einfaͤcherichte 3. rundlicht⸗breitgedruckte b. Zwillings⸗
Pericarpien.
JONDRABA. Barrel. (Tab. I. fig. 14.)
Die zwei gegen einander uͤberſtehenden
Blumendeckblaͤtter haben jedes unten eine
ſackfoͤrmige, und inwendig ausgehoͤhlte
28 Kreuzbluͤthen
Verlaͤngerung, in welche vier geſtielte Druͤ⸗
fen herabhaͤngen. Sechs Staubfäden, von
denen vier unten eine cirkelfoͤrmige Aus⸗
breitung haben. Zwillings⸗Dericarpien.
Vier Blumendeckblaͤtter geſtreckt, ſchmal⸗
ſpizig zulaufend, beinah ſo lang, als die Naͤgel
der vier Blumenblaͤtter, von denen zwei die ſack⸗—
foͤrmige Verlaͤngerung haben. Merkwuͤrdig iſt
hier der Bau der bei den Kreuzbluͤthen ſo ge—
woͤhnlichen Druͤſen. Zwei Paar Druͤſen, deren
jedes Paar rechts und links neben den kuͤrzern
Staubfaden ſtehen, haben lange Stiele, find
mit dieſen hinter ſich gekruͤmmt, haͤngen in die
Saͤcke der Blumendecke herunter, und liefern
dort ihren Saft ab. Die vier Blumenblaͤtter has
ben lange Naͤgel, ſind obenher ausgebreitet,
rundlicht, und am Rande ganz. Von den ſechs
Staubfaͤden ſind die vier laͤngſten nach der Ruͤn⸗
dung des Fruchtknotens gebogen, und etwas
breitlicht. Die zwei kuͤrzern haͤngen gewoͤhnlich
etwas in die ſackfoͤrmige Verlaͤngerung der Blu—
mendecke herunter, find fadenfoͤrmig, und ſtei⸗
gen darauf in der Hoͤhlung der beiden Blumen⸗
deckblaͤtter hinauf. Die breitgedruckten Zwil⸗
lings-Pericarpien ſtehen an einem vierkantichten
ſchwachen receptaculo, in welches jedes Peri—
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 29
carpium eingefuͤgt iſt, und von welchem ſie ſich
nach gaͤnzlicher Zeitigung nebſt einem Theile ih—
res Griffels, der ebenfalls auf beiden Seiten ab—
laͤuft, lostrennen, und mit einem ſpizigen Win—
kel in die Hoͤhe ſteigen.
JoxpRABA /ulphurea.
Jondraba alyſſoides fpicata lutea, major. Barrel.
Ic. 1219.
Bifcutella auriculata. L.
THLASPIDIUM. Vorleſ. IV. n. 492.(Tab. I.
fig. 5.)
Die vier gleich gebauten Blumendeckblaͤt⸗
ter klaffen. Vier Blumenblaͤtter ohne Naͤ⸗
gel, und keilfoͤrmig anlaufend. Zwillings⸗
Pericarpien.
Die vier Blumendeckblaͤtter find klein, oval:
ſpizig, von innen ausgehoͤhlt. Sechs Staubfaͤ—
den. Zwiſchen einem jeden Paare der laͤngern
ſtehet eine groſſe Druͤſe, und neben den zwei klei—
nern Staubfaͤden ſtehen zu beiden Seiten zwei
kleine Druͤſen, alle ſechs aufrecht. Die Faͤden
die Staubfaden ſind alle gleich, und fadenartig.
1. ThLasPTDTUM hieracifolium.
Leucoium luteum minus hieracifolium. Barrel, Ic.
1227.
Biſcutella apula. L.
8 Kreuzbluͤthen
2. Turasrınıvm laevigiatam,
Bifcutella laevigiata. Jacq. Fl. auftr. T. 339,
Tournefort, der vorzüglich auf die Frucht Acht gab,
vereinigte meine zwei hier aufgeſtellten Gattungen
Jondraba und Thlaſpidium in feine Gattung Thla-
ſpidium. Linn folgte ihm zwar hierin, änderte aber
den Namen ab, gerad als wenn dies zuſammen ge—
ſezte Wort Biſcutella um ein Haar beſſer wäre, als
Tourneforts Thlaſpidium. Ueberdies haben die Zwil⸗
lings-Pericarpien nicht die allermindeſte Aehnlichkeit
mit einer Scutella, und haͤtte er Bifcutillum ange⸗
nommen: ſo waͤre wenigſtens eine Vergleichung da
geweſen. Hier kann man alſo den ganzen Linne er⸗
kennen, der ſeinen Ruf dem Namen-Abaͤndern der
Gattungen vorzuͤglich zu verdanken hatte, und dem
das Gluck zu Theile ward, niemand zu finden, der
dieſe Bloͤßen oͤffentlich aufdeckte, und ihm mit wah⸗
rer Kritik zeigte, daß er gleichwohl meiſt von jenem
den Gattungs⸗Charakter abſchrieb, den er verbeſſert
zu haben, ſich das Anſehen gab. Hier aͤndert er
Tourneforts Namen, und ſchrieb ihn gleichwohl nach.
Gleichwohl war hier der Ort, feine Grundſaͤze an⸗
zuwenden, naͤmlich die Gattungen der Kreuzbluͤthen
nach ihren Bluͤthen zu bilden. Aber dies verſtand er
nicht, oder vielmehr er eilte zu viel darüber hinaus,
ſonſt wäre es Pflicht von ihm geweſen, dieſe guͤnſti⸗
ge Gelegenheit zu nuzen, feine Grundſaͤze anzuwen⸗
den. Denn in dem Baue der Zwillings- Pericarpien
und ihrer Veſeſtigung iſt ein unmerkbarer Unterſchied
mit einfaͤcherichten Pericarpien. 31
in der Bluͤthe aber iſt er ſehr betraͤchtlich. Ich will
dieſen Unterſchied kurz bemerken.
Oondraba hat zwei ſackfoͤrmige Verlaͤngerungen an
den zwei Blumendeckblaͤttern, in welche ſich vier
geſtielte Druͤſen, und die zwei kuͤrzern Staubfaͤ⸗
den hinein kruͤmmen. — Thlafpidium hat hier
den bei Kreuzbluͤthen gewoͤhnlichen Bau, und von
den ſechs Druͤſen ſind vier unbedeutend, zwei groß,
alle aufrecht.
gondraba hat lange Nägel an feinen vier Blumen⸗
blättern — Thlafpidium nicht.
Hondraba hat an den vier langen Staubfaͤden un:
tenher eine cirkelfoͤrmige Buͤgung und Ausbrei⸗
tung. Bei Thiafpidium find fie fadenartig und
geſtreckt.
Da alſo Linnes Charakter feiner Bifcutella ſowohl
in den Gen. Pl. Ed. 8va. Schreb. n. 1084, als in
dem Sytem. Veget. Ed. XIV. pag. 592. offenbar
falſch iſt: ſo iſt es ſchicklicher, ihn ganz auszumer⸗
zen, |. Phil. Bot. I. 192. In Syſt. Veg. I. c. fuͤgt
er noch bei ſeiner Biſcutella auriculata bei: haec
ſola filiculae lobis in ſtylum coit. Dies iſt aber⸗
mals falſch, indem bei Thlafpidium, wie bei Jon-
draba der naͤmliche Bau bei den Zwillings-Pericar⸗
pien iſt, ja bei Thlaſpidium die beiden Pericarpien
ſich noch weiter von dem receptaculo loswinden,
als bei Jondraba.
Heiſter hat der Jondraba den Namen Perſpicillum
gegeben, ſ. Fabr. Enum, H. Helmſt. p. 289. Ich
32 Kreuzbluͤthen
habe aber den aͤltern und bekanntern Namen vorge—
zogen. Adanſon Familles d. Pl. II. 422. behält den
Namen und Charakter von Tournefort bei, doch
neigt ſich ſeine Beſchreibung mehr nach Jondraba,
die Beſchreibung der Pericarpien iſt aber ganz falſch.
Silicule! orbiculaire. Juſſieu G. Pl. 239. Biſcu-
tella. Calix Lunariae coloratus. Paßt nur einiger⸗
maßen auf Jondraba, gar nicht auf Thlaſpidium.
Die Beſchreibung der Zwillings-Pericarpien iſt bei
ihm richtig, auſſer daß er fie faͤlſchlich ſilicula nennt.
II. Zweifaͤcherichtes nußartiges Pericarpium, mit einer
1. dünnen Scheidewand.
VOGELIA. (Tab. 1. fig. 6.)
Blüthe, wie bei den Kreuzblütben am ge:
woͤhnlichſten. Nußartiges Pericarpium,
inwendig ſenkrecht mit einer durchſichti⸗
gen Scheidewand in zwei Gefache getheilt.
Die Nuß hat oben zwei klaffende Hervor⸗
ragungen, zwiſchen welchen der Griffel
ſteht, der aber bei ganzer Zeitigung ge⸗
woͤhnlich abfaͤllt.
Die vierblätterichte Blumendecke klafft ges -
woͤhnlich ein wenig. Die vier Blumenblaͤtter
ſind klein, und erweitern ſich obenher. Sechs
Staubfaͤden, wie hier gewoͤhnlich. Der Charak—
ter beruht alſo vorzüglich auf dem nußartigen
Pericarpium, oben mit den zwei klaffenden Ver⸗
laͤngerun⸗
mit zweifaͤcherichten Pericarpien. 33
laͤngerungen, und innerhalb mit einer Scheide:
wand gebaut, fo wie es hei den Schoͤtchen gewoͤhn⸗
lich iſt. In dieſem zweifaͤcherichten Pericapium
iſt gewöhnlich nur ein Saame; aber dann im⸗
mer die Spur von der Scheidewand, und dem
andern verkruͤppelten Saamen da. Sehr oft ſind
auch in jedem Gefache ein Saamen. Wenn man
alles genau ſehen will, darf man nur oben zwi⸗
ſchen den zwei klaffenden Hervorragungen mit
einem Meſſer ſenkrecht herunter ſchneiden: ſo
wird man die Scheidewand, und die beiden Saas
men genau ſehen. i
VoGELIA /agiteta. |
Sphaerocarpus Heiſt. Fabrit. Enum. method. p. 5 T
284.
Rapiſtrum arvenſe, folio auriculato, acuto. Tour-
nef. Inſtit. 211.
Rapiſtrum foliis amplexicaulibus, auriculatis, acu-
tis. Hall. helv. n. 522.
Myagrum paniculatum. L.
Tourneſort und Haller haben dieſe Pflanze zu ihrem
Rapiſtrum hingeordnet, weil nach ihnen in den zei⸗
tigen Pericarpien gewoͤhnlich nur ein Saamen an⸗
getroffen werden ſoll. Aber dies iſt ein groſſer Irr⸗
thum, haͤngt vom Zufalle ab, und ich habe eine
Menge dieſer Pericarpien geoͤffnet, die ihre feine
Scheidewand, und zwei vollkommenen Saamen ent⸗
Relten. Zudem wer wird es wagen, die Wahrheit.
pfl Gattungen, 1. Heft. C
dr
34
Kreuzbluͤthen
zu mißkennen, die uns die Zergliederung des Frucht⸗
notens lehrt, der zu allen Zeiten zweifaͤchericht iſt.
In der Flora Danic. Tab. 204. iſt dies gar fchon
hingezeichnet, und ich habe dieſen Fruchtknoten im⸗
mer, und ohne alle Ausnahme ſo vorgefunden. Folg⸗
lich iſt dieſer Charakter der wahre, und jener, der gon
der Zeitigung abhängt, ein zweif (hafter, und eben
deswegen irriger Charakter. Linnes Hinordnung zu
ſeinem Myagrum verdient keine Widerlegung, ſo
elend iſt ſolche. Denn die Art, die Linnes Myagro
paniculato vorgeht, iſt fein Myagrum fativum,
welches ganz vollkommene Schoͤtchen hat. Aber ſo
etwas fuͤhlen unſere Kraͤuter-Liebhaber nicht.
Merkwuͤrdig iſt der Bau dieſes Pericarpiums, indem
ſolches eine Scheidewand hat, die den meiſten Schei⸗
dewaͤnden der Schoͤtchen aͤhnlich iſt. Ueberdies hat
das Pericarpium die naͤmliche Verlaͤngerung auf ſich
ſizen, wie die valvae der weiter unten zu beſtim⸗
menden Gattung CamELına. Bei beiden ſtreicht
der Griffel durch die Hoͤhlung, die dieſe veranlaſſen. |
Der Hauptunterſchied zwiſchen dem pericarpio Vo-
geliae und einem Schoͤtchen iſt, daß hier keine frei—
willig abſpringende Schaalen, ſondern alle Theile
feſt mit einander verwachſen ſind.
II. Zweifaͤcherichtes Pericarpium, mit einer 2. ſteinernen
Scheidewand.
CARARA. Caefalp. p. m. 370. (Tab. I.
fig. 4.)
An den beiden Seiten etwas ovales, am
mit zweifaͤcherichten Pericarpien. 35
Umkreiſe halbcirkelfoͤrmiges, an ſeiner
Oberflaͤche mit mancherlei goͤckern, und
hervorſtehenden Linien geziertes, zwei:
faͤcherichtes Pericarpium.
Die aͤuſſerſt kleine Bluͤthe, und deren fo viele
dicht beiſammen ſizen, haben mir wenigſtens kei—
nen hervorſtechenden Charakter dargelegt, dieſe
Gattung daher naͤher zu beſtimmen. Es iſt auch
nicht noͤthig, da ſo ein auffallender Charakter in
der Frucht iſt. Die zwei Saamenhoͤhlen ſtehen
gegen einander uͤber; jede iſt elliptiſch, und in
jeder Höhle ein Saame. Von Baue iſt das Pes
ricarpium hart, und beinah nußartig.
CARARA Coromopus.
Cochlearia Coronopus. L.
Linn. Hort. Clif. pag. 332. Paradoxon forte mul-
tis proponam circa genus hujus plantae: parado-
xa certe omnibus diu planta, ut de ea tot ſen-
tentiae, quod capita recentiorum ſyſtematico-
rum. Certum eſt quod haec uti Naſturtium in
ſingulo loculo unico communiter perfecte gau-
deat ſemine, at Cochlearia ſaepius pluribus; eſto
quod numero ſeminum a Cochleariis parum diſce-
dat, eo tamen proprius accedit figura fructus.
Cochlearia enim gaudet ſilicula margine obtuſo,
uti haec ; fuperficie fcabra, uti haec; apice non
emarginato, uti haec; utrinque gibbo, uti haec;
quibus notis omnibus manifeſte a Nafturtiis rece-
C 2
36
Kreuzbluͤthen
dit: inſuper confiderata facie, loco natali, ramis
dejectis & modo crefcendi propius ad Cochlea-
riam quam Naſturtium accedit. Sicher ein paras
dorer Saz. Muß man ſich nicht uͤber die Philoſo⸗
phie eines Mannes erſtaunen, der ſolche Armſelig⸗
keiten herausklauben kann, um eine Aehnlichkeit zu
finden, die nicht da iſt, und mit offenen Augen blind
bleibt, um den himmelweiten Unterſchied zwiſchen
der wahren filicula Cochleariae, und dem pericar-
pio biloculari Cararae nicht zu fehen, und nicht zu
bemerken. Um die Saamen zu zählen, mußte er
doch das pericarpium Cararae verſchneiden; da hin⸗
gegen dieſelben bei Naſturtium und Cochlearia ihm
in die Hände fielen, weil ihre Schoͤtchen abſprin⸗
gende Schaalen haben. Es iſt unbegreiflich, wie
er die ſo unbedeutenden Kennzeichen der Frucht von
Carara mit Cochlearia ausheben konnte, ohne die⸗
ſen in die Augen ſpringenden Unterſchied waͤhrend
der Vergleichung zu bemerken. Aber Tournefort
begieng den Fehler, dieſe Gattung ſeiner Vorfah⸗
ren als Art ſeinem Naſturtium einzuverleiben, und
Linns, deſſen geheime Abſicht es war, Tournefort
zu verdraͤngen, masquirte den Tournefortiſchen Feh⸗
ler nur anders, und machte eine Cochlearia dar-
aus. Linns war ſicher der Mann nicht, Tournefort
philoſophiſch zu verbeſſern, dazu fehlten ihm jenes
unſterblichen Mannes ausgebreiteten Kenntniſſe. Aber
fo auf geradewohl abzuändern, dazu gehört nichts,
als ein hoher Grad Egoismus. Indeſſen hat Linne
seine häufigen Nachfolger gefunden. La Marck Enc.
mit zweifaͤcherichten Pericarplen. 37
Botaniq. II. 165. Cranfon. Corne de Cerf. Cette
plante eſt ſi remarquable par la forme particulie-
re des ces filicules! que plufiers Botaniftes mo-
dernes la feparent de Cranfon pour en faire une
genre apart. Da hat La Mark ſehr unrecht, denn
die Alten hatten ſchon eine Gattung daraus gebil—
det. L. de Juſſieu G. Pl. 240. Cochilearia Corono-
pus. . filiculae rugoſae cryſtatae genus forte
diſtinctum indicant. Hätte Juffien die Frucht rich:
tig, und nicht filicula genennt, ſo ein groſſer Feh⸗
ler war: ſo wuͤrde ihm kein Zweifel uͤbrig ge blieben
ſeyn.
Von Haller Enum. an Helv. I. 217. hat dieſe
Pflanze wieder zu einer Gattung erhoben, und nach
Knaut Coronopus genennt. Da aber Tournefort
hierunter eine ganz andere Gattung verſtand, und
Tournefort doch ein ganz anderer Mann als Knaut
iſt: ſo habe ich den Namen von Caͤſalpin vorgezo⸗
gen, weil dieſey für fen ne Zeit eine herrliche Beſchrei⸗
bung der Frucht gab: kructus rotundi, ac depreſſi,
valde duri, aſperique: ſemine intus flavo ac de-
preſſo. Haller ſagt J. c. non credidi, in tanto fru-
ctus diſcrimine poſſe hanc plantam cum Cochlea-
ria manere. Aber dies iſt alles bei dem Linneiſchen
Club vergebens, der in der eigenſinnigen Beharrung
ſeine Dauer zu gründen ſich bemuͤht hat.
Cochlearia. Scop. Introd. n. 1469. Pericarpium
fubrotundum, biloculare, ſcabrum ift ein anderer
Fehler, da er hiedurch der Achten Gattung Coch-
C 3
38 Kreuzbluͤthen
learia ein pericarpium zugeeignet, die doch wahre
Schoͤtchen hat.
1II. Vierfaͤcherichtes Pericarpium.
MYAGRUM. Tournef. T. 99. (Tab. I. fig. 1.)
Zerzfoͤrmig geſtaltetes Pericarpium, mit
vier Höhlen, wovon drei leer, die vierte
und mittelſte aber einen Saamen enthaͤlt.
Dies allerdings merkwuͤrdige, und in ſeiner
Art einzige Pericarpium verdient eine genauere
Beſchreibung. Es hebt unten mit einer etwas
keilfoͤrmigen Geſtalt an, hat daſelbſt eine ſenk—
rechte Hoͤhle, die oben mit einer horizontalen
Wand geſchloſſen iſt, und ſich aͤuſſerlich mit ei⸗
nem etwas hervorſtehenden Wulſte abzeichnet.
Ueber dieſer fängt eine andere ſenkrechte laͤng⸗
lichte Höhle an, in welcher ein einziger Saame
innen liegt. An dem Ende dieſer obern Hoͤhle,
doch etwas tiefer, erweitert ſich das Pericarpium
mehr herzfoͤrmig, und in dieſer Erweiterung ſind
zwei meiſt rundlichte Höhlen neben einander, die
aber zu allen Zeiten, wie die unterſte, ſaamen⸗
leer ſind.
Mxad kum perfoliatum.
Die Gattungen der Schriftſteller hier kritiſch zu pruͤ⸗ |
fen, iſt eine wahre Unmöglichkeit, da ſie alle im
Dunkeln tappen, und aus lauter uͤbel angebrachter
mit gegliederten Pericarpien. 39
Vereinigungsſucht gar nicht wiſſen, was ſie wollen.
Tournefort hat bereits nach dem ſonderbaren Baue
dieſes Pericarpii feine Gattung gebildet, und es iſt
mehr als unbegreiflich, wie die neuern Ueberfluͤger
dies alles uͤberſehen konnten, und Tonrneforts Gat—
tung ſo haͤßlich entſtellt haben. Aber da ich dieſen
groſſen Mann immer als den Vater der Kraͤuterkun⸗
de anſehen werde: ſo ſind mir ſeine Gattungen ſehr
ſchaͤzbar, beſonders wenn ſie, wie hier, das Gepraͤge
der Wahrheit haben. Ein pericarpium quadrilocu-
lare iſt zwar nichts ſeltenes; aber die Anordnung die⸗
ſer Gefache iſt ſo ſonderbar, und einzig in ihrer Art,
indem immer die drei naͤmlichen Gefache leer, und
nur das einzige mittlere Gefach zum Saamen bes
ſtimmt iſt, daß eben dieſes allerdings als Gattungs⸗
Charakter ausgehoben werden muß. Alle Beobach⸗
ter, wenigſtens die mir bekannt geworden, haben
die unterſte ſenkrechte Hoͤhle uͤberſehen, bei mir hat
ſie nie gefehlt. Auch habe ich nie in den drei, zum
Leerſeyn beſtimmten Hoͤhlen nur die mindeſte Spur
eines Saamens entdecken koͤnnen.
IV. Gegliederte Pericarpien.
RAPHANISTRUM. Tournef.
Blumendecke vierblättericht, von denen
zwei unten bauchicht find, oben aber an
einander ſtehen. Gegliedert auf einander
ſizende Pericarpien, deren leztes ſich mit
einem langem, ſpizig zulaufendem, ſtehen
C4
40 Kreuzbluͤthen
bleibendem Griffel endigt. Jedes Pericar⸗
pium hat in dem Sruchtknote eine Schei⸗
dewand, und iſt zweifaͤchericht aber nur
ein Saame waͤchſt aus, und verdrängt ſo⸗
wohl die Scheidewand, als den andern
Saamen in der Folge, daher die zeiti
Pericarpien nur einfaͤchericht erſcheinen.
RArHANISTRUM in ,um.
Linne Amoen. Acad. VI. 430 — 45 f. gab eine
Diff. Raphania heraus, worin er behauptete, dies un⸗
ſchaͤdliche Kraut ſey die Urſache der Kriebelkrankheit;
denn er mengte ſich in alles, wußte alles, und was
ihm ſeine Einbildungskraft heut eingab, ließ er mor⸗
gen als Wahrheit drucken. So kraͤftig dieſer Traum
durch die Erfahrung widerlegt wurde: ſo geringfuͤgig
iſt ſeine Beſchreibung, und gerade das Weſentliche in
derſelben fehlt. Das gegliederte Pericarpium iſt ein
ſo weſentlicher Charakter, daß ich gar nicht einſehen
kann, wie unſere Botaniſten dazu kamen, den richti⸗
gen Gattungs⸗ Charakter von Tournefort zu verlaſ⸗
ſen, und den elenden yon Linne nachzuſchreiben.
Adanſ. II. 424. behielt zwar Tourneforts Namen
bei, entſtellte aber den Charakter. Silique! cylindr.
articul. I. rang! de 2.— 8. loges! Scop. Introd.
n. 1443. DonmisrA. Pericarpium elongatum ,
compofitum, roſtratum, articulatum : articulis fe-
parabilibus, monofpermis! Die Beſchreibung herr=
lich, aber ich ſehe nicht ein, warum man Tourne⸗
—
mit Periearpien unbeſtimmter Gefaͤcher. 41
forts Namen ausmerzen ſoll, da Zournefort im Grun⸗
de das naͤmliche ſchon vor 100 Jahren ſagte. Mo-
nofpermum iſt nur nach den zeitigen Pericarpien
wahr.
Juſſieu Gen. Pl. 138. vereinigt dieſe Gattung mit
Raphanus, und ſezt bei: Siliqua 1. locularis in
Raphaniſtro T. Raphanus hingegen giebt er eine
ſiliquam teretem articulatam. Welche Fehler!
V. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien, deren Gefache unordentlich
und unbeſtimmt ſind.
RAPHANUS. Tournef.
Alle vier Blumendeckblaͤtter unten etwas
herunterhaͤngend, oben geſchloſſen. Coniſch
anlaufendes Pericarpium, deſſen Gefache
oft eine Scheidewand zu haben ſcheinen,
im Grunde aber durch mannigfaltig ſich
durchkreuzendes ſchwammichtes Gewebe
in Gefache mancherlei Groͤſſe, und ohne
alle Ordnung ſich zertheilen.
RAPHANus fativns.
Linne in Gen. Pl. Ed. Schreb. n. 1098. ſagt Obf.
Raphanus T. Fructus ſpongioſus, bilocularis, non
dehiſcens. Raphanifirnm T. Fructus articularis,
diſcedens fecundum articulos. So kann man die
meiſten Gattungen in wenige vereinigen, und .
ſagen Sinapi T. Perianthium tetraphyllum, pa-
tens. Raphanus 7. Perianthium tetraphylium,
fuperne connivens. Keicher in feinen wild:
8 C 5
42 Kreuzbluͤthen
wachſenden pflanzen um Danzig S. 237. gab
dieſen Charakter an, um Raphaniſtrum und Sinapi,
unter welchen S. arvenſe dem erſtern ſehr gleichen ſoll,
in der Bluͤthe ſchnell zu unterſcheiden. Dergleichen
Obſervationes verbeſſern den fehlerhaften Charakter
gar nicht. Syſt. Vegetab. XIV. 582. Raphanus.
Siliqua articulata. Ib. 603. Siligna toroſa, ſub-
articulata teres. Wie widerſprechend in einem Un⸗
terſchiede von wenig Seiten. Der erſte Gattungs⸗
Charakter paßt nicht auf Raphanus ſativus. Und
was ſoll das heiſſen toroſa und teres? und wo iſt
bei Raphanus fativus filiqua! ſubarticulata? Adan⸗
ſon II. 424. giebt das Pericarpium, das er immer
nach ſeiner fehlerhaften Art bei den Kreuzbluͤthen
Schote nennt, ſehr mittelmäßig an. L. de Juſſieu G. Pl.
138. Siliqua! teres articulata, articulis ventrico-
fis, torofa. Iſt es nicht eine Schande, von einer fo
gemeinen Pflanze einen ſo ſchlechten Charakter anzu—
geben.
Scop. Introd. n. 1444. Pericarpium elongatum
teres! roſtratum! craſſum, multiloculare, intus
ſpongioſum. Noch von allen der beßte.
Man vergleiche hiemit, was ich oben bei Rapha-
niftrum gejagt habe.
$. 2. Kreuzbluͤthen mit Pericarpien und unter diefen
ſizenden Schoͤtchen.
SCHRANKIA. (Tab. I. fig. 10.)
Gedoppelte §rucht; eine ſenkrecht über der
andern. Die unterſte iſt ein Schoͤtchen in
mit Pericarpien und Schoͤtchen. 43
Geſtalt eines Cylinders, mit zwei abſprin⸗
genden Schaalen, einer fenfterertigen
Scheidewand, und einem einzigen Saa-
men. Die oben daruber ſizende iſt ein ein⸗
faͤcherichtes Pericarpium, ebenfalls mit
einem Saamen.
Vier Blaͤttlein der Blumendecke, von denen
zwei wegen zwei ſehr groſſen halbcirkelfoͤrmigen,
auſſerhalb den zwei Paar langen Staubfaͤden
hervorragenden Glandeln ſehr klaffen. In der
Bluͤthe ſcheint die Frucht einen Fruchtſtiel zu has
ben, der aber nach gaͤnzlicher Zeitigung als ein
Schoͤtchen erſcheint. Sehr langer Griffel, mit
einer kopfartigen Narbe.
Die zwei abſpringenden Schaalen des Schoͤt—
chens haben obenher eine halbcirkelfoͤrmige Aus⸗
buͤgung oder Aushoͤhlung. Innerhalb den Schen—
keln der fenfterartigen Scheidewand ſtehet ein
Saamen mitten inne, und oben ſind dieſe Schen—
kel mit dem Pericarpium verwachſen. Das Pe⸗
ricarpium ſteht alſo durch die Verwachſung feſt
auf, und ruht zugleich in den Aushoͤhlungen der
beiden Schaalen. Am beßten kann man dieſen
Bau an der Pflanze ſelbſt beobachten. Denn bei
abgenommenen Fruchtgehaͤuſen gehen die Schen—
kel der Scheidewand gewoͤhnlich zu Grunde. Die
al Kreuzbluͤthen
geſchloſſene Saamenkapſel iſt ovalartig, mit Hoͤ⸗
ckern aͤuſſerlich beſezt, von Baue nußartig, und
enthaͤlt ebenfalls, wie das Schoͤtchen, nur einen
einzigen Saamen.
ScHRANKIA rs goſa.
Myagrum rugofum. L.
Gewiß iſt die Vereinigung eines Schoͤtleins mit einem
Pericarpio aͤuſſerſt merkwürdig; und dieſer merkwuͤr⸗
dige Charakter verdient durch eine eigene aufgeſtellte
Gattung verewigt zu werden, um den wahren Gang
der Natur genau kennen zu lernen.
Von Haller hat in Hiſtoria Stirp. Indig. I. 225.
n. 524. 525. 526. 527. Pflanzen-Gattungen Sili-
qua! irregulari geſammlet. Unter dieſen befindet
mein Myagrum perfelatum. Daß dieſe Halleri⸗
ſche Art ein pericarpiam quadriloculare, und keine
Schoͤtchen habe, habe id) oben bewieſen. Denn führt
er n. 525. Myagrum perenne L. ſiliculae, articu-
lo primo ſtricto, altero globofo , ſtriato an, und
fügt bei: in utroque loculo ſemen unicum. Ich
kenne dieſe nicht, kann alſo nicht ſagen, ob dieſe Art
zu der Schrankia gehöre, oder ob fie eine eigene Gat⸗
tung ſey. So viel ſcheint ſicher zu ſeyn, daß keine
Schoͤtchen da find. Kapiſtrum hat, wie ich oben
angefuͤhrt, einen Fruchtſtiel, der ſich obenher etwas
kugelartig verdickt, und daſelbſt in ſeinem unzeitigen
Zuſtande eine Höhle hat. Und da wir bei Myagrum
ſehen, daß es pericarpia quadrilocularia giebt, wo
zu allen Zeiten nur der mittelſte loculus einen Saa⸗
mit Huͤlſen. 45
men enthaͤlt: ſo ſehen wir, wie die Natur durch
die feinſten Charaktere die Graͤnzen jener Pflanzen
abgeſteckt, die im Ganzen genommen, eine ſo groſſe
Aehnlichkeit unter ſich zu haben ſcheinen, und es iſt
mir daher ſehr wahrſcheinlich, daß es auch derglei—
chen pericarpia articulata geben Tonne. Die fernern
kritiſchen Bemerkungen folgen weiter unten.
$. 3. Kreuzbluͤthen mit Huͤlſen.
RICOTIA. (Tab. II. fig. 24.)
Kreuzblumen mit Zuͤlſen. Blumendecke
mit zwei ſackfoͤrmigen Verlaͤngerungen.
Die vierblätterichte Blumendecke ſteht feſt
an einander gelehnt, zwei Blaͤttlein von dieſer
haben unten eine ſackfoͤrmige Verlaͤngerung, wie
Jondraba. Die zwei kuͤrzern Staubfaͤden, die
bei ihnen ſtehen, haben bei ihrem Anfange eine
halbeirkelfoͤrmige Buͤgung, dieſe Buͤgung ſtickt
in der ſackfoͤrmigen Verlaͤngerung, worauf ſie
gerad in die Hoͤhe ſteigen. Die vier Blumenblaͤt⸗
ter haben einen rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlten lan⸗
gen, aber ſchmalen Nagel, erweitern ſich uͤber
demſelben herzfoͤrmig mit einem tiefen Einſchnit⸗
te, und ſind da ausgebreitet. Alles dieſes iſt bei
einer bald abgebluͤthen Bluͤthe am leichteſten zu
entdecken, da vorher wegen vieler ſchleimichter
Feuchtigkeit alles zu feſt an einander ſteht und
46 Kreuzbluͤthen
klebt. Auf dem ſchmal oval platten Fruchtkno⸗
ten ſizt auf einem kleinen Griffel eine groffe ova⸗
le, ſpizig zulaufende, oben gefpaltene Narbe,
welche Spalte in der Folge, wenn die Huͤlſen
anwachſen, deutlicher wird. Wenn die Frucht
halbzeitig iſt, und man dann eine mit Vorſicht
Öffnet, findet man zu Zeiten der Laͤnge nach eine
aͤuſſerſt duͤnne Mittelwand dieſelbe zum Theile
durchſtreichen, die uͤberall feſt angewachſen iſt,
einen Saamen einſchließt, bei der Zeitigung aber
gewoͤhnlich verſchwindet. In dieſem unzeitigen
Zuſtaude hatte fie alſo ein geſchloſſenes Ge⸗
fach. Die beiden Schaalen der Huͤlſen ſpringen
nur in ſehr heiſſer Witterung von einander, ſind
aber zu keiner Zeit mit einander verwachſen, fons
dern trennen ſich ganz leicht, und die ſcheinbare
Verbindung ruͤhrt nur von der ſchleimichten
Feuchtigkeit her, die mit der Zeitigung auftrock—
net, und die Schaalen zuſammenpappt. Breit⸗
gedruckter, am Rande runder und gefluͤgelter
Saame.
Rıcorıa argiptiaca.
Ich finde dieſe Pflanze zuerſt in dem geſchriebenen
Catalog des Koͤn. pariſer botanifchen Gartens, den
Herr B. de Juſſieu noch verfertigt hat, als Lunaria
aegiptiaca, Naſturtii folio, flore purpureo ange-
zeigt. Hierauf brachte fie Linne (warum, das konn⸗
mit Huͤlſen. 47
te nur er wiſſen, denn in der Pflanze ſelbſt trift man
keine Gruͤnde dazu an) zu Cardaminde. Adanſon
bildete ſie zuerſt zu einer eigenen Gattung, die er
Scopolia nennte. Famill. des Pl. II. 419. Gleich
nach dieſer Entdeckung nimmt fie Linne vou Carda-
minde wieder weg, erkennt ſie als eigene Gattung,
ändert aber den Namen Scopolia in Ricotia. O!
des Mannes, der nur allein glaͤnzen, und niemand
neben ſich leiden wollte, und dem hiezu das Namen—
veraͤndern fo behilflich war. B. de Jufäeu hatte ganz
recht, ſie zur Lunaria zu bringen, da ihre Bluͤthen
ſo aͤhnlich mit einander ſind, und ihm wahrſcheinlich
die Frucht unbekannt geblieben war. Aber ungeach—
tet Adanſon eine eigene Gattung aus dieſer Pflanze
machte: ſo findet man doch nicht einen einzigen Cha—
rakter von Bedeutung bei ihm, ſeine Scopolia und
Lunaria T. zu unterſcheiden. Aber noch ſchlimmer
bei Linne, der gar den Charakter der Ricotia ver—
faͤlſchte, um einen Unterſchied zu erzwingen, der ihm
doch leicht geweſen wäre, wenn er feine eigene Ter-
minologie und Philofophia botanica verftanden,
die man bisher zum hoͤchſten Nachtheile der Kräuter:
kunde ſo ſehr erhob. Er verfaͤlſchte den Charakter,
indem er den calicem Ricotiae anderſter angiebt,
der doch der naͤmliche von Lunaria iſt; die corollam
abaͤndert, die doch eben wie die andern Bluͤthenthei—
le mit Lunaria ſo uͤbereinkommen, daß es mir un⸗
möglich geſchienen, zwiſchen Zunaria und Ricotia
in dieſen Bluͤthentheilen einen wahren abſtechenden
Charakter zu entdecken. Scopoli Introd. n. 1455.
1
48
\
Kreuzbluͤthen
vereinigt Tuuaria und Ricotia wieder: zum auffal⸗
lenden Beweiſe, daß er die Pftanzen nie geſehen;
bei den Schrififteilern Gattungs-Charaktere ſuchte,
und nicht fand. L. de Juſſieu Gen. Pl. 239. kannte
die Pflanze auch nicht, denn er ſchrieb Linne nach.
Der Hauptunterſchied zwiſchen Zunaria und Rico-
tia iſt, daß Lunaria wahre Schoten, Ricotia Huͤl⸗
ſen hat.
Noch muß ich die Anbeter des Linneiſchen Sernals
Syſtemes darauf aufmerkſam machen, daß Linne
ſeine Abtheilung Tetradynamia ſiliculoſa mit Luna-
ria ſchließt, und die Siliquoſa mit Ricotia eröffnet,
Freilich iſt die Frucht der Lunaria ungleich viel groͤſ⸗
fer, als jene der Riootia. Aber was bekuͤmmert dies
Linné, flat pro ratione voluntas. Auch hierin folgt
ihm der geſchmeidige Schreber und Hr. L. de Juſſieu.
Daß Ricotia bei unzeitigen, aͤuſſerſt felten bei zei⸗
tigen Huͤlſen ein gef ſchloſſenes Gefach mit einem
Saamen habe, hoffe ich, wird keinen gruͤndlichen Bo⸗
taniker irre machen. Denn wem iſt 1) unbekannt,
daß es Huͤlſen mit Gefachen giebt, und denn muß
2) bei einer Schote oder Schoͤtchen eine freie Schei⸗
dewand, und zwei abſpringenden Schaalen da ſeyn.
Und wo iſt nur von allem dieſem eine Spur bet
- Ricotia?
Da ſchon fo viele Pflanzen den Namen Scopolia
erhalten: ſo habe ich, um Verwirrung zu vermei⸗
den, Ricotia auch angenommen, da es ſonſt meine
Gewohnheit iſt, den Namen jenes Verfaſſers beizus
halten, der die Gattung zuerſt benennt hat.
§. 4. Kreuz⸗
| mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. 49
$, 4. Kreuzbluͤthen mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen.
VELLA. L. Vorleſ. IV. n. 494. (Tab. II.
fig. 25.)
Breitlichter, loͤffelartig ausgehoͤhlter Grif⸗
fel, mit auffizender kegelfoͤrmiger Narbe.
KAugelrunde rindenartige Sleiſchhoͤhle, mit
ſtehen bleibendem ſich verhoͤlzerndem Grif⸗
fel, inwendig durch die vom Griffel her⸗
ablaufende Scheidewand in zwei Gefache
getheilt. |
Die vier Blaͤttlein der Blumendecke find
lang, aufrecht, linienartig, und ſtehen in Rohr⸗
geſtalt beiſammen. Die vier Blaͤttlein der Blus
me haben lange Naͤgel, und der obere breitere
Theil (lamen) iſt beinah geſtreckt, am Umkreiſe
oval, mit gelben Streifen. Der breite Griffel
iſt von Baue feſt, aber doch duͤnn, am Umkreiſe
oval, auf der einen Seite etwas ausgehoͤhlt,
auf der andern etwas gewoͤlbt. Die rindenartige
Fleiſchhoͤhle iſt in den Vorleſungen IV. n. 491
genau beſchrieben.
VELLA annua. L.
Linn. Gen. Plant, in qualib. edit. Stylus conicus.
Stigma fimplex. Iſt ein Beweis, daß er die Bluͤ⸗
the nie gepruͤft. Diſſepimentum filicula! duplo
major. Es kann ja nirgends eine Scheidewand ſeyn,
wo nichts abzutheilen iſt, folglich iſt es gar nicht
pfl. Gattungen, 1, Heſt. D
50 Kreuzbluͤthen
philoſophiſch, ein diffepimentum extra filiculam an-
zugeben. Eben dieſer Theil iſt der verhoͤlzerte Griffel.
Die Scheidewand iſt den meiſten Scheidewaͤnden der
Früchte der Kreuzblumen aͤhnlich, nämlich innerhalb
dem Cirkel angeſpannt, fein und durchſichtig. Die
übrigen Bemerkungen ſ. Phil. Bot. J. S. 193, nur
iſt hier zu merken, daß durch ein Verſehen jene
Stelle zu Vella gekommen, die zu Anaſtatica ge⸗
hört, nämlich daß jeder loculus noch mit einer wa-
gerechten Scheidewand abgetheilt ſey. Adanſon II.
421. und Scopoli n. 1468. haben den Griffel mit
jener Veraͤnderung, die er in der Folge erleidet, rich—
tig angegeben. L. de Juſſieu Gen. Pl. 24 l. Linne
geradezu abgeſchrieben.
ANASTATICA.L. Vorleſ. IV. n. 495. (Tab.
II. fig. 26.)
Rindenartige sleiſchhoͤhle, die ſich durch
die Kunift in zwei Schaalen, und die Schei⸗
de wand theilen läßt.
An der Scheidewand iſt zu bemerken, 1) daß
ſie auf beiden Seiten ringfoͤrmige Fortſezungen
hat, welche mit den Schaalen gemeinſchaftlich
die Hoͤhlen bilden, in welchen die Saamen liegen.
2) Steht an dieſen Gegenſtuͤcken oder ringfoͤr⸗
migen Fortſezungen der Scheidewand unten eine
hölzerne Stachel, die ſich über die Schaalen über:
buͤgt. 3) Iſt der ſich verhoͤlzernde Griffel oben
mit rindenartigen Fleiſchhoͤhlen. 51
daruͤber. An den Schaalen bemerkt man 1) eine
wagerechte Zwergwand, die die Hoͤhlung jeder
Schaale in die obere und untere Hoͤhle abtheilt,
dann 2) die Verlaͤngerung derſelben von auſſen,
die eine ausgehoͤhlte Schaale iſt
ANASTATTCA hierochuntica. Jacꝗ. Hort. Vindeb. I.
Tab. 58.
Meine Bemerkungen ſ. Phil. Bot. I. 193. Adanſ.
Famill.. II. 421. Hierochontis. Silique! ovoide
en deux Cornes en cuilleron. Iſt eben ſo fehler⸗
und mangelhaft, als Linnes feine. Juſſieu Gen. Pl.
241. Silicula! loculis monofpermis! breviſſima,
valvularum diſſepimento longiorum apice obliqua-
tim truncato, inde ſupra retuſa, aut inſtar fiſſi
pedis centro depreſſa. Linnè mit veraͤnderten Wor⸗
ten ſo nachgeſchrieben, daß die Beſchreibung der
Frucht, ſtatt deutlicher, noch unverſtaͤndlicher wird,
von dem eigentlichen Baue aber eben ſo wenig, als
ſeine Vorgaͤnger angiebt, weil die Herren nur die
Buͤcher, ſelten die Natur ſtudiren.
HIEROCHONTIS. |
Schnabelfoͤrmig gebogener glatter Griffel,
mit einer zweiſpaltigen Narbe. Rinden⸗
artige, feſt verwachſene Sleiſchhoͤhle, von
kugelfoͤrmiger Geſtalt, mit einem geboge⸗
nem Schnabel, der in der Bluͤthe Griffel
War.
D 2
52 Kreuzbluͤthen
HIEROCHONTIS carniolica.
Myagrum roftratum. Scop. Flor. carn. II. n. 797.
Tab. 35.
Anaſtatica fyriaca. L. Jacq. Fl. Auſtr. Tab. 6.
Mit meinen Fruͤchten war ich dies Jahr ungluͤcklich,
indem fie mir, während ich daran zergliederte, ges
fallen find, und verlohren giengen, ich überhaupt
auch nur wenige gehabt habe. Meine Gruͤnde, eine
eigene Gattung daraus zu bilden, will ich daher ein
andermal vorlegen. Indeſſen, da hier ſo viel auf
die Bildung der Frucht ankoͤmmt: ſo lehrt ſchon der
Augenſchein, daß ſie von Anaſtatica L. getrennt wer⸗
den muͤſſe. Nach Scopoli fie zu Myagrum, das
aber von Myagrum L. ſehr verſchieden iſt, zu brin⸗
gen, kann ich gar nicht billigen, wie die Verſchieden⸗
heit ſeiner untergeordneten Arten und ihrer Fruͤchte
am beßten beweiſt. La Marck und Juſſieu G. Pl.
241. bringen ſie eben fo fehlerhaft zu Myagrum. -
§. 5. Kreuzbluͤthen mit Steinfrüchten.
BUNIAS. Vorleſ. IV. n. 496. 497. (Tab. J.
fig. 8.) |
Zweifaͤcherichte rindenartige Steinfrucht,
mit einer ſteinernen Scheidewand. Bluͤ⸗
then, wie ſonſt bei den Kreuzbluͤthen uͤb⸗
lich.
Die Blumendecke beſteht aus vier ſehr aus⸗
gebreitet ſtehenden, ovalartig gebildeten Blaͤtt—
leinen. Lange Blumen⸗Naͤgel, an der Ausbrei⸗
mit Steinfruͤchten. 53
tung oval, oben abgeſtuͤmpft, oder gar ſanft ge⸗
kerbt. Sechs Staubfaͤden, ohne Ausnahme, wie
bei Kreuzbluͤthen gewoͤhnlich. Kaum merklicher
Griffel, aber eine kopfigte Narbe. Die Stein⸗
frucht habe ich Vorleſ. IV. n. 496 und 497 ge⸗
nau beſchrieben.
1. Bunsas orientalis. L.
Die Blumendecke iſt gewoͤhnlich gelblicht.
Elliptiſch geformte Steinfrucht, mit ſchief
laufender ſteinerner Scheidewand.
2. Bux lAs aegigtiaca. L. Jacq. Hort. Vindeb. II.
Tab. 145.
Die Blumendecke und Faͤden der Staubfaͤ⸗
den gewoͤhnlich gruͤn. Hoͤckericht-kantichte
Steinfrucht, mit ſenkrechter ſteinerner
Scheidewand.
Mir iſt es unbegreiflich, wie es wahren Botanikern
nur in den Sinn kommen kann, dieſe Arten mit Bu-
nias balearia L. (ſ. unten Succowia) zu verglei⸗
chen, oder den Unterſchied zwiſchen dieſen aufzufu-
chen, da ſie weder im Aeuſſerlichen etwas beſonders
aͤhnlendes haben, in den Fruͤchten aber himmelweit
verſchieden ſind. Aber dies ſind die Folgen, wenn
man ſtatt zu zergliedern nur nachſchreibt, Charakte⸗
re aufſuchen will, wo keine ſind, und von lauter
Blindheit die wahren nicht auffindet. Wee noͤthig iſt
es alſo, aͤchte Gattungen zu bilden, da} ohne dieſe
die Beſtimmungen der Arten ſo ungewiß, ſchwankend,
D 3
54
Kreuzbluͤthen mit Steinfruͤchten.
ja gar oft falſch find. Daß die hier fo beſtimmte Bu-
nias (ja nicht Bunias anderer Botaniſten) eine wah⸗
re drupam habe, davon bin ich durch die Erfahrung
hinlaͤnglich belehrt. Denn bei unzeitigen Fruͤchten
habe ich das Hoͤckerichte weggenommen, und gefun—
den, daß ſie theils fleiſchicht, theils rindenartig war;
unter dieſer Maſſe habe ich aber jedesmals einen
wahren Stein entdeckt. In der Folge verhaͤrtet ſich
das Fleiſchartige des Ueberzuges ebenfalls, und wird
hart und lederartig.
Lange war ich im Zweifel, ob meine VocxIIA
nicht mit Bunras in ein kuͤnſtliches Geſchlecht vers
einigt werden ſollte, bis die genaue Pruͤfung der un—
zeitigen und zeitigen Fruͤchte beider Gattungen mich
überzeugt haben. Vocerıa hat nur ein pericar-
pium, und keine drupam. Dann iſt bei Buxras
nicht allem ein wahrer Stein, ſondern auch eine
ſteinerne Mittelwand, wie in andern drupis locu-
lamentoſis gebraͤuchlich ift. VockLIA hingegen hat
ein pericarpium mit einer dünnen haͤutigen Schei⸗
dewand. Dieſer Charakter, den ich oben ſchon er—
laͤutert, und der bei Pflanzen von ſo entſchiedener
Aehnlichkeit von aͤuſſerſter Wichtigkeit iſt, mag auch
die Haupturſache ſeyn, warum bei VoGELIA fo oft
nur ein Saame reift, da bei Bunzas ſelten die zwei
Saamen fehlen. Denn die ſteinerne Scheidewand
bei Buntas ſezt dem ſtaͤrker anwachſenden Saamen
des einen Gefaches ſeine beſtimmten Graͤnzen, und
kann er den Saamen des andern Gefaches nicht ver⸗
Allg. kritiſche Bemerk. über den erſten Abſchn. 35
draͤngen. Die zarte feine und haͤutige Scheidewand
der VockLIA kann dies nicht leiſten, daher der fruͤ—
her befruchtete, oder ſtaͤrker wachſende Saamen ſei⸗
nen Nachbar unterdruͤckt, und beinah ganz vertilgt.
Mehrere kritiſche Bemerkungen werden bei Succo—
wia folgen.
Allgemeine kritiſche Bemerkungen uͤber
den erſten Abjchnitt.
Man hat es mir immer zum Vorwurfe ge—
macht, daß ich des Ritters von Rinne Termino—
logie ſo ſehr herabgeſezt, und fuͤr eine wahre
Hinderniß zur Erlernung der Wiſſenſchaft ſelbſt
erklaͤrt habe. Die Folge dieſer Vorwuͤrfe war,
daß man wenig Aufmerkſamkeit auf meine Erz
innerungen gehabt hat; ja, die Compendien—
Schreiber copiren dieſe Terminologie immer ge—
treulich, und zwar, weil in dem Verhaͤltniſſe,
wie ſich das Buͤcherſchreiben vermehrt, die wah—
ren botanischen Kenntniſſe alle Tage ſeltener wer—
den und ſich vermindern. Mir iſt das alles gleich—
guͤltig, und ich werde meiner Beſtimmung zu—
folge, den von mir gefundenen Weg der Wahr—
heit getreu und ruhig fortgehen, und es mir gar
nicht angelegen ſeyn laffen, ob ich dem oder je—
nem Wehe zu thun genoͤthiget bin. Warum wol—
len ſie die Wahrheit untergraben, und durch ihr
5 D 4
56 Aligemeine kritiſche Bemerkungen
uͤbel uͤberdachtes Zudringen der Wiſſenſchaft
ſchlechterdings nachtheilig ſeyn? Denn wer ſich
der Wahrheit mit Gewalt widerſezen will, hat
ein uͤbles Amt uͤbernommen, und uͤber lang oder
kurz wird er in ſeiner Bloͤße recht armſelig da
ſtehen.
Was nuͤzt mich eine Sprache, die ich nicht
reden kann? Linne erfand eine ſolche, und we⸗
der er noch andere konnten, noch koͤnnen ſolche
ſprechen. Im Grunde iſt alſo ſeine botaniſche
Sprache eine wahre Kinderei, und das muͤſſen
noch rechte botaniſche Kinder ſeyn, die einen ſo
hohen Werth darauf ſezen moͤgen. In meiner
philoſophiſchen Botanik I Heft, S. 113 habe ich
unter andern gezeigt, daß Linné nicht wußte, was
eine filiqua, und daß ſelbſt feine eigene Definition
der laut redendſte Beweis ſeiner Unwiſſenheit
ſey. Bei allem dem ſchrieb ihm jedermann nach;
denn alles kritiſche Gefuͤhl ſcheint in der Kraͤuter⸗
lehre ganz verſchwunden zu ſeyn. Hier iſt nun
bei den Tetradynamiſten ein neuer, noch auffal⸗
lenderer Beweis ſeiner wahren Unwiſſenheit, da
er dieſen hier einſchlaͤgigen Gattungen ſamt und
ſonders, ſeine einzige Crambe Gattung ausge⸗
nommen, filiceulas oder filiquas zuſchrieb. ſ.
Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl. p. 434 — 446. Und
über den erſten Abſchnitt. 57
ein ſolcher Mann ſoll unſer botanifcher Geſezge⸗
ber ſeyn, der in den unbedeutendſten Dingen kei⸗
ne Kenntniſſe hatte? Gleichwohl folgen ihm hier⸗
in ſeine Schuͤler und Anhaͤnger blindlings bis
auf den neueſten unter denſelben Herrn Hofmann
in feinem botaniſchen Taſchenbuche, oder Deutſch⸗
landes Flora nach, obgleich dieſer Mann hie und
da es gewagt hat, anderſter als fein Lehrer
Schreber zu denken, welcher lezterer nun ſeine
ſchwache Schultern dem ruinoſen Linneiſchen Sy⸗
ſteme angeboten hat, bei welcher kraftloſen Un—
terſtuͤzung es dennoch zuſammenfallen muß.
Aber nicht allein die Anhänger von Linne
ſind ſeinem Beiſpiele gefolgt, ſelbſt diejenigen,
die als ſeine Antagoniſten bekannt ſind, haben
mit eben ſo wenig Philoſophie dieſen Fehler an⸗
genommen, und praktiſch ausgeuͤbt. Adanſon
Famill. des Plant. II. 413. giebt von den Fruͤch⸗
ten feiner LII Famille les Cruciferes, Cruciſerae,
eine ſolche Beſchreibung, daß man deutlich ſieht,
daß er ſelbſt nicht wußte, was er wollte, vor⸗
zuͤglich aber, daß er keinen wahren Begriff da⸗
von hatte, was eine filiqua ſey. Und ſo ſehr er
von S. 417 — 424 die Gattungen dem Namen
nach abaͤnderte: fo behielt er doch überall den
Ausdruck ſilique bei, und iſt alſo in richtiger
D 5
58 Allgemeine kritiſche Bemerkungen
Beſtimmung der Fruͤchte eben ſo ſeicht und falſch,
als es Linne nur immer ſeyn konnte. Cranz,
der mit fo vieler Bitterkeit in dem Faſciculo I.
Stirpium Auſtriacarum Linné getadelt, und den
Ritter verbeſſern wollen, begieng gleichwohl den
ihm gar nicht zu verzeihenden Fehler, allen ſei—
nen daſelbſt angeführten Gattungen Schoten zu:
zueignen, zum wahren Veweiſe, daß er mehr
aus Willen und Entſchloſſenheit, als aus Gruͤn⸗
den ein Widerſacher von Linne war; eine Trieb⸗
feder, die niemals von edlem Urſprunge iſt.
Selbſt bei jenen, die weder erklärte Anz
haͤnger, noch erklaͤrte Feinde des Ritters von
Linne waren, ſondern die nach ihrer Meinung
mit aller Unbefangenheit blos der Natur gefolgt,
oder wenigſtens derſelben gefolgt zu ſeyn, in dem
irrigen Wahne geſtanden ſind, finde ich den naͤm⸗
lichen unverzeihlichen Fehler; naͤmlich daß fie
den Kreuzbluͤthen Schoten angedichtet haben.
Hier nenne ich den allerneueſten, den Herr Lau⸗
renz von Juſſieu, der in ſeinem Werke Genera
Plantarum ſecundum Ordines naturales diſpo-
fita pag. 237. eine Beſchreibung der Frucht von
den Kreuzbluͤthen giebt, die eben fo ſeicht und
unwahr, als jene von Adanſon iſt. Den darauf
felgenden Gattungen eignet er überall filiquas
über den erſten Abſchnitt. 59
oder filiculas zu, ſ. pag. 238 — 242, und giebt
dadurch deutlich zu erkennen, wie wenig er von
dem Fruͤchten-Baue der Kreuzbluͤthen verſtehe,
und wie gefaͤhrlich es fuͤr die Wiſſenſchaft ſeyn
wuͤrde, auch dieſen nachzuſchreiben.
Es iſt wuͤrklich merkwuͤrdig, daß Schriftftel:
ler von fo ganz verſchiedenen, ja oft entgegen ge:
ſezten Charakteren hierin gleichwohl einſtimmig
find, die Natur zu mißkennen, und fo viel fal-
ſche Sachen als Wahrheiten anzugeben, und es
waͤre allerdings unerklaͤrbar, wenn ſie nicht alle
darin einſtimmig geweſen waͤren, daß es wuͤrk—
lich ein natuͤrliches Pflanzen-Syſtem gaͤbe. Die⸗
ſe Hypotheſe, die blos dem Alterthume ihr An⸗
ſehen zu verdanken hat, und beinah der einzige
Wunſch aller Kraͤuterkenner iſt, hat einen ſo
maͤchtigen Einfluß auf unſere Beobachter gehabt,
daß ſie dieſer Hypotheſe zu gefallen die Natur
lieber entſtellen, als daß ſie es wagen ſollten,
durch nackende Darſtellung der Wahrheit, die
Bloͤßen derſelben aufzudecken, und ſie dadurch
nach und nach zu entkraͤften. Meine Gedanken
hieruͤber ſind aus dem zweiten Hefte der philoſo—
phiſchen Botanik bekannt, auf welches ich meine
Leſer verweiſe.
Indeſſen ſind die Folgen aller dieſer ſo allge—
60 Allgemeine kritiſche Anmerkungen
mein angenommener Fehler von den groͤßten
Folgen. In der philoſophiſchen Botanik J. 116
habe ich ſchon gezeigt, daß Herr Pollich in ſeiner
Flora Palatina in der XV und XVII Claſſe bald
ſiliqua, bald legumen gebraucht hat, und alſo
den ſo wichtigen und auffallenden Unterſchied zwi⸗
ſchen einer Schote und einer Huͤlſe nicht gekannt
habe. Wenn Maͤnner von ſo entſchiedenem Wer⸗
the dergleichen undverzeihliche Fehler begehen,
denn wird man doch endlich zu glauben anfangen,
daß die zeither ſo geprieſene Terminologie des
Ritters von Linne nichts tauge, und das Scepti-
cismus eine groſſe Tugend bei einem Kraͤuter⸗
lehrer ſey, weil dieſer ihn noͤthigt, in der Natur
ſelbſt der Wahrheit nachzuſpuͤren, und ſich nicht
mehr ſo blindlings der Autoritaͤt in die Arme zu
werfen, und ſollte - ſie auch ſchon von langer Zeit
her ihren Deſpotismus ausgeuͤbt haben.
Zum Schluſſe will ich noch einige beruͤhmte
Deutſche anführen. A. v. Haller in Hiſt. Stirp.
Ind. Helv. hat zwar hie und da der Fruͤchte we⸗
gen unterdrückte Gattungen hergeſtellt, z. B.
Coronopus, Rapifirum, u. a. Aber 1) benennt er
die Früchte nicht, ſondern begnuͤgt ſich mit dem
allgemeinen W Sorte fructus. 2) Begreift er fie
1
ſaͤmtlich unter den hligqnofis und filiculofis. Die
über den erſten Abſchnitt. 61
ſilicaloſas theilt er abermals ab, a) S. ſepto ad
ad valvas parallelo. b) S. gemellae. c) S. bi-
loculares, ſepto ad valvas normali. d) S. uni-
loculares. e) S. irregulares. Schon dieſe kur⸗
ze Ueberſicht zeigt, daß er die Umhuͤllungen der
Saamen von Kreuzbluͤthen nicht gekannt.
Gleditſch hat in Syſt. Pl. einen lobenswuͤrdi⸗
gen Plan vorgelegt, der aber, weil er Linnes Gat—
tungen nachſchrieb, ein bloßes Projekt geblieben.
Bei den Kreuzbluͤthen folgte er durchaus Linne.
Herrn Scopoli allein muß ich die Gerechtig⸗
keit widerfahren laſſen, daß er der einzige war,
der ſich der Wahrheit am mehreſten genaͤhert,
und in den mehrern Fällen die Früchte beſſer bes
ſchrieben, als feine Vorgaͤnger und Nachfolger,
Deßwegen war er auch den beſtaͤndigen Verfol⸗
gungen des Linneiſchen Clubs ausgeſezt, und erſt
am Abend ſeines Lebens beugte er ſeinen Nacken
unter dieſe tyranniſche Verfolger, um ſich noch ei—
nigermaßen mit feinen Gluͤcksumſtaͤnden beſchaͤf⸗
tigen zu koͤnnen. Die Folge hievon war, daß ſeine
leztern Werke gegen die vorhergehenden einen
ſonderbaren Contraſt machen, immer aber ſehr
ſchaͤzbare Werke find, weil Denken und Sklaverei
ſich nie ganz vereinigen laſſen. Friede ſey mit
ſeiner Aſche.
Kreuzbluͤthen
II Abſchnitt.
Kreuzbluͤthen mit Schoͤtchen.
F. 1. Mit aufgeblaſenen Schoͤtchen.
+
er
+
„a
$
I. Mit cirkelrunden Scheidewaͤnden. ALYSSOIDES,
SUCCOWIA,
II. Mit herzfoͤrmigen Scheidewänden. CAmELına.
III. Mit elliptiſchen Scheidewaͤnden. CocHLEARIA,
IV. Mit ovalen Scheidewaͤnden. KERN ERA.
„Mit cirkelrunden und platten Schoͤtchen, und
runden Scheidewaͤnden. Abysk TON.
3. Mit ovalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤtchen,
und ovalen Scheidewaͤnden. ALvsson.
3. Schoͤtchen mit kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten Schalen,
und elliptiſchen Scheidewaͤnden.
1. Mit, auf der kahnfoͤrmigen Kante, rund herum
gefluͤgelten Schaalen.
1. Mit Schaalen, die auf der ganzen Kante
durchaus gleich gefluͤgelt ſind. TAHLASPI.
IBERIS.
2. Mit Schaalen, die auf dem obern Theile der
Kante am ſtaͤrkſten gefluͤgelt find, Nasrun-
Tıum. NASTURTIOIDES.
II. Mit ungeflügelten Schaalen.
I. ovalartig gebildete Schaalen. NASTURTIO-
„
2. elliptiſch auslaufende Schaalen. LX PID TUN.
III. Mit Schaalen, deren obere Spizen in Fluͤgel
auslaufen. CAPSELLA.
mit aufgeblaſenen Schoͤtchen. 63
F. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und 1. cirkelrunden
Scheidewaͤnden.
‚ALYSSOIDES. Tournef. (Tab. I. fig. 17.)
Die Scheidewand iſt groß, meiſt rundlicht,
die beiden abſpringenden Schaalen ausge⸗
hoͤhlt, halbkugelfoͤrmig, etwas hornartig,
und auf ihren Flaͤchen glatt abgeruͤndet.
Die Saamen ſind gefluͤgelt.
I. ALYSSOIDES ſinuatum.
Eruca peregrina. Cluſ. II. 134.
Alyſſum ſinuatum. L.
Klaffende Blumendecke. Die Naͤgel der Blu—
me ſo lang als dieſe; ihre Erweiterung bei—
nah eben ſo lang, und tief eingeſchnitten.
Sechs Staubfaͤden, von denen die zwei kuͤr—
zern eine ſtrebpfeilfoͤrmige Verlaͤngerung un—
ten und gegen den Fruchtknoten zugekehrt
haben, bie vier laͤngern aber gleich ſind.
2. ALYSSoIDES gemovenſe.
Alyſſum gemovenſe. L.
3. ALYSSOIDES leucoifolium.
Alyſſum utriculatum. L.
Ich habe es in dem Sommer 1791 uͤberſehen, die
Bluͤthen dieſer beiden Arten zu beobachten, kann al—
fo über dieſelben meine Bemerkungen und critifche
Anmerkungen nicht beifügen: welches ich ein ander—
mal nachholen werde. Nur muß ich erinnern, daß
64 Kreuzbluͤthen
ich vor dem Tournefortiſchen Namen keinen ſolchen
Abſcheu habe, wie unſere neuere Herren Botaniſten,
denen zwar alle Fehler, die in den Gattungs-Cha⸗
rakteren begangen worden, ſehr gleichguͤltig ſind,
die aber zu Tod erſchroͤcken, wenn ſie einen Namen
mit der Endigung oides hoͤren oder leſen. O! des
geſchmackvollen Zeitalters, das ſich mit der Schaale
To emſig beſchaͤftigt, und vom Kerne nichts weiß. —
Aber die Herren wiſſen gleichwohl ſehr gut, daß es
viel leichter iſt, einen Namen abzuaͤndern, als einen
wahren, ſelbſtſtaͤndigen Gattungs⸗Charakter zu ent⸗
wickeln, und zu beſtimmen.
SUCCOWIA. (Tab. I. fig. 9.)
Coniſch anlaufender, geſtreckter, ſich zu⸗
lezt verhoͤlzernder Griffel mit einer rad:
foͤrmigen Narbe. Wahres Schoͤtchen, mit
einer runden Scheidewand, auf jeder Sei⸗
te oben mit einem einzigen Saamen, und
zwei auf beiden Seiten abſpringenden, mit
Stacheln umſezten Schaalen, deren jede
halbkugelfoͤrmig, und am Rande, wo ſie
anſtʒen, beigezogen find.
Die Bluͤthe kommt mit den meiſten Kreuz⸗
bluͤthen, den Griffel ausgenommen, überein,
der wahre Gattungs⸗ Charakter iſt alſo vorzuͤg⸗
lich in dem eigenen Baue des Schoͤtchens.
SUCCOWIA
mit aufgeblaſenen Schoͤtchen. 65
Succowıa halearica.
Bunias balearica. L. Jac. H. Vindeb. II. T. 144.
Linnss Bunias Gattung gehört nun wieder unter jene,
deren Angedenken man zu vernichten im Stande ſeyn
ſollte, denn er vereinigt Arten, die ganz entgegen
geſezte Fruktifications⸗Charaktere haben. Meine Gat⸗
tung Bunias hat Steinfruͤchte; eben ſo Zrucago,
(die ich diesmal nicht beſtimmen kann, weil ich bei
Zergliederung der Saamen-Umhuͤllungen alle meine
Fruͤchte von ihr eingebuͤßt habe). Dieſe Succowi
aber hat wahre Schoͤtchen. Daher find Linnes Cha⸗
raktere von feiner Bunias nicht mehr, als des Aus⸗
ſtreichens werth. G. Pl. Ed. Reich. n. 887. Stylus
nullus. Silicula! ... irregularis non dehifcens
paßt alſo ſchlechterdings nicht auf Succoreig. Auch
nicht auf meine Bunias noch Erucago, die keine
ſiliculam, ſondern eine drupam haben. Allen dieſen
Unſinn laͤßt Schreber ruhlig abdrucken, glaubt den⸗
noch viel gethan zu haben, daß er fie von den fili-
quoſis wegnahm, und zu den ſiliculoſis brachte. —
Die in S pecieb. und Syſtem. Vegetab. beigebrachten
Charaktere paſſen daher mit all ihrer Nichtigkeit nur
auf meine Bunias und Erucago, worüber ich Phil.
Botan. I. 194. n. 498. meine Teitifche Bemerkungen
geliefert habe. Adanſon und Scopoli ſcheinen meine
Succowia nicht gekannt, ſondern ſie als Art einer
andern Gattung einverleibt zu haben. La Marck hin⸗
gegen bringt fie Encyclop. Botanig. I. 571. zu ſei⸗
ner Myagrum Gattung, welche Gattung Myagrum
pfl. Gattungen, f. Heft. 1 898
66
Kreuzbluͤthen
bei La Mark eben fo ein Ungeheuer iſt, als Myagrum
L. und Bunias L.; wo es ſich alſo nicht der Mühe
verlohnt, nur eine Zeile zur Widerlegung zu ſchrei⸗
ben. L. de Juſſieu Pl. G. 241. Bunias L. Erucago T.
Genera huc, a Linnaeo convocata, ſunt 7. Bu-
nias fructu ſphaerico rugoſo aut echinato 1. — 2.
loculari. I. — 2. ſpermo non dehifcente. 2. Eru-
cago fructu 3. gono, angulis ſcabro - cryftatis, ſu-
pra infraque 2. loculari non dehifcente, loculis
quatuor 1. fpermis. 3. Cakile fructu lanceolato,
2. articulato, articulo utroque r. ſpermo. Bu-
niam & Erucaginem Myagro adjecit La Marck in-
tacto Cakile. An potius triplex fervandum genus?
Sieht man nicht deutlich hieraus, daß Juſſieu zu
verzagt war, feiner beſſeren Kenntniß zu folgen, viel⸗
leicht weil er wohl wußte, daß bei dem Linneiſchen
Club jener nur den hoͤchſten Undank zu erwarten hat,
der die Wahrheit zu fagen ſich herausnimmt. Aber
der freie Mann muß ſich vor dieſer Verbruͤderung
nicht fuͤrchten, und aus Liebe zur Wahrheit das Kind
mit feinem Namen, naͤmlich eigenſinnige Unwiſ⸗
ſenheit nennen. Dennoch merkt man aus dieſer
Stelle ganz deutlich, daß er die Succomwia nach ih⸗
rem wahren Charakter nicht gekannt, weil in der
oben angeführten Stelle keine Sylbe iſt, die auf fie
gedeutet werden koͤnnte.
Noch iſt merkwuͤrdig, daß aus den halbreifen Saa—
men dieſer Succowia das junge Pflaͤnzchen gar leicht,
wie aus dem Saamen der meiſten Windenarten kann
entwickelt werden. |
mit aufgeblaſeuen Schoͤtchen. 67
$. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und II. herzfoͤrmigen
Scheidewaͤnden.
CAMELINA. Dod. (Tab. I. fig. 11.)
Aufgeblaſenes, herzfoͤrmig⸗ gebildetes
Schoͤtchen, deren zwei freiwillig abfallen⸗
de Schaalen obenher eine haͤlbcylinderfoͤr⸗
mige Verlängerung haben, die in ihren
Zuſammenſtellungen ein Rohr bilden, wel⸗
ches der, auf der Scheidewand auffizende
Griffel durchlaͤuft.
Die Bluͤthen haben von dem gewöhnlichen
Baue der Kreuzbluͤthen nichts abweichendes, und
iſt von da her kein Charakter auszuheben. Jede
Schaale des Schoͤtchens hat einen umlaufenden
Rand, der oben in die eben beſtimmte Verlaͤn—
gerung auslauft. Die Scheidewand iſt in dieſe
Falze der beiden Schaalen eingefuͤgt, wodurch
der umlaufende, hervorſtehende Rand des noch
nicht ganz zeitigen Schoͤtchens entſteht. An bei⸗
den Seiten der Scheidewand ſtehen im Umkreiſe
derſelben an jeder Seite 10 — 15 Saamen, je⸗
der an eigenen Faͤden an, von denen aber gar
manche unbefruchtet bleiben.
CAM ELINA ſativa.
Myagrum ſativum. L.
Tournefort theilte Alyſſum und Alyfloides nach den
Schoͤtchen und Saamen vorzuͤglich ein, Linne änderte
E 2
08
Kreuzbluͤthen
dies in der Folge ab, und gruͤndete ſeine Alyſſum
Gattung auf die Zaͤhnchen, Schuppen ꝛc. der Staub⸗
faͤden. Nach dieſem Charakter konnte dieſe Camelina
nicht länger bei Alyfium bleiben. Aber, daß er fie
da wegnahm, und zu feiner neuen Gattung Mya-
grum brachte, dies war der größte und unverzeih⸗
lichſte Fehler, den er nur machen konnte. Seine
Myagrum Gattung, die er noch dazu nach Tournef,
nennt, iſt daher eine wahre Mißgeburt. In den
Gen. Pl. Ed. Reich. n. 860. fo ganz gleichlautend
von Schreber nachgedruckt iſt, heißt es: Nilicala...
bivalvis, loculis quibus dam vacuis. Welcher Unſinn!
Silicula bivalvis kann nur zwei locula bilden; wie
raͤumt ſich denn quibusdam vacuis. Da muͤſſen ja
mehrere locula da ſeyn, als zwei. Nun kommt Obf;
Myagri T pericarpium uniloculare &c. Alyf- ſp.
T. pericarpium biloculare. Welche Verwirrung!
Syſt. Veg. XIV. Myagrım.Silic. valvulis concavis.
Stylus perfiftens. Denn gleich darauf filicula, ſty-
lo conico terminata, loculo ſubmonoſpermo. Es
iſt ekelhaft, all das Zeug nur nachzuſchreiben; und
es bleibt dem aͤchten philoſophiſch denkenden Kraͤu⸗
terkenner nichts anders uͤbrig, als die Linneiſche Gat⸗
tung Myagrum ganzlich auszumerzen und zu ver⸗
nichten, wenn auch ſchon Schreber, und andere ſei-
ner Art, dieſe Mißgeburt in ihren Schuz nehmen
wuͤrden. Ich habe bereits Vogelia, Schrankis und
Magrum T. davon abgeſondert, die ganz entſchie⸗
dene Charaktere in der Frucht haben. Eben fo vers
ſchieden iſt dieſe Camelina Dod., welches wahre
mit aufgeblaſenen Schöͤtchen. 69
Schoͤtchen hat. — Cranz Stirp. auſtr. Faſcic. I. 18
hat auch eine eigene Gattung daraus gemacht, aber
feine Gründe hierzu find falſch. Silicula apice inte-
gra, ſtylo & ſepto gaudens, ſed ftylo valvis! pro-
prio. Der Griffel ruht auf dem Mittelpunkte des
obern Randes ver Scheidewand, gar nicht, wie Cranz
oberflaͤchli 5 anſah auf den Schaalen. Er nahm al⸗
ſo faͤlſchlich die beiden Verlaͤngerungen der Schaalen
fuͤr den on ſelbſt an, zum Beweiſe, daß er lie⸗
ber tadelte, als kalibluͤtig pruͤfte.
L. 5 Jufüen Pl. G. 241. . Zuerſt er⸗
zaͤhlt er, welche ehemalige Gattungen Linne hier ver⸗
in! b aue daß La Mark, um Linnes Ma-
. 70 euer zu machen, Anaſta-
jue Duniae ſpecies, & Si-
ala FH.) mit vereinigt,
Myagrum faxatiie L. aber zur Cachlearia gebracht
habe. Horrendum dictu! und dann führt Juſſien
fort: Specierum tali cumulatione aegre definien-
gran zum wah
ticam ſyriacam, pleras
Jymbris quaedam (Nad
dum genus: an potius isdem iterum collatis re-
ſtituenda partim priſca genera? Mehr Ehre haͤtte
L. von Juſſieu davon gehabt, wenn er dies ausge⸗
fuͤhrt, ſtatt ſolches als einen frommen Wunſch hinzu
zu ſezen.
$. I. Mit aufgeblaſenen Schoͤtchen, und III. elliptiſchen
1 Scheidewaͤnden.
COCHLEARIA. Tournef. (Tab. I. fig. 13.)
Klaffende Blumendecke; ſonſt Bluͤthe, wie
bei den Kreuzbluͤthen gewohnlich. Auf⸗
70 Kreuzbluͤthen
geblaſenes Schoͤtchen, deren Scheidewand
elliptiſch iſt, die freiwillig abſpringenden
Schaalen aufgeblaſen, daß heißt, in der
Mitte einen hervorſtehenden Buckel haben,
am Rande aber, wo fie an der Scheide⸗
wand anſtehen, etwas beige zogen, an der
Oberflaͤche aber mit hervorſtehenden, in
einander laufenden Linien geziert ſind.
I. CoeHLEARIA officinalis. L.
2. CocHLEARIA groenlandica. L.
3. CocHLEARIA longifolia.
Die unterſten Blätter haben einen langen
Stiel, an dem meiſtens die Blätter ſchmal
auf der einen Seite anlaufen, hierauf brei—
ten ſie ſich elliptiſch aus, ſind lang, groß und
breit; die obern ſind ſizend, meiſtens ganz,
ſelten am Rande ausgehoͤhlt. Dieſe Art iſt
ganz von Cochlearia anglica Flor. Danic.
Tab. 329 verſchieden.
4. COCHLEARIA repanda.
Die unterſten Blätter geftielt, obenher oval:
artig ausgebreitet, am Rande wellenfoͤrmig
gebogen, gewoͤhnlich ganz, auf beiden Flaͤ⸗
chen mit einer feinen zarten Wolle bedeckt.
Die obern Blaͤtter ſind amplexicaulia, ſa-
gitata, repanda, und in Geſtalt eines Loͤf⸗
fels ausgehoͤhlt.
mit aufgeblafenen Schötchen. 71
Der eigentliche Charakter, den dle Schriftſteller hier
zum Gegenſtande nahmen, waren die ganz eigen⸗
thuͤmliche Schaͤrfe, die die Arten dieſer Gattungen
enthalten, und die gewiß ſehr wohlthaͤtig iſt. So
bald man Carara, ſ. oben, abſondert: fo iſt Annes
Charakter, wenigſtens auf die oben angeführten Ar—
ten, erträglich. Scop. Introd. n. 1469 gehort nicht
hierher, ſondern zu Carara, iſt alſo allerdings ein
merkwuͤrdiger Fehler. Beſonders iſt es, daß er in
feiner Flor. carniolica Ed. 2da. auch keine andere
Cochlearia, als die Carara Coronopus anfuͤhrt, wor—
aus erhellt, daß er das wahre Löffelfraut nicht kann⸗
te. La Marck Encycl. Botanig. II. 165 hat Linnes
Cochlearia Gattung noch mehr verhunzt, da er
Myagrum ſaxatile L. beifügt, worin ihm L. de Jufl.
Pl. Gen. 240 beizuſtimmen ſcheint. Welche Ver⸗
wirrung wird nicht noch endlich dadurch entſtehen,
daß jeder ſich bemuͤhen will, die Zahl der Gattungen
zu vermindern, und die Arten aus einer Gattung in
die andere wandern zu laſſen. Die unausbleibliche
Folge davon iſt, daß keiner den andern mehr verſte—
hen, und jeder die Pflanzen nennen wird, wie es
ihm einfällt.
§. 1. Mit aufgeblafenen Schoͤtchen, und IV. ovalen
Scheidewaͤnden.
KERNERA.
Die zwei kurzen Staubfaͤden bilden eine
cirkelfoͤrmige Buͤgung gegen den Frucht⸗
knoten. Die vier laͤngern ſteigen paarweis
. E 4
72 Kreuzbluͤthen
in die Zoͤhe, und bügen ſich darauf mit ei⸗
ner ſtarken Krümmung jeder gegen und
unter den Staubkolben der zweit kuͤrzern.
Kurzer und dicker Griffel. Etwas aufge⸗
blaſenes ovales Schoͤtchen, mi harten und
glatten Schaalen, und vielen Saamen auf
jeder Seite der Scheidewand.
KERNERARůogrodes.
Myagrum faxitile. Jacq. Fl. auſtr. Tab. 128.
Alyſſum myagrodes. Allioni Fl. Pedem. n. 887.
Dies iſt abermals eine von den Pflanzen, die einer
beſtaͤndigen Wanderung aus einer Gattung in die an⸗
dere unterworfen iſt, je nachdem ſie der Seherblick
bald mehr mit dieſer, bald mehr mit einer andern
Gattung verwandt zu ſeyn waͤhnte. Da ſie aber of⸗
fenbar in keine Gattung paſſen will: fo bleibt nichts
anders uͤbrig, als von ihr eine eigene Gattung zu er⸗
richten, und die ganz eigenthuͤmliche Stellung der
Staubfaͤden zum Gattungs = Charakter vorzüglich zu
nüzen. Jacquin gab, ſ. Enum. Stirp. Videb. n. 55.
p- 257, filamenta longiora bifurcata an. In Flor.
auſtr. Tab. 128. Vol. II. 17 widerſprach er dieſer
Beobachtung. Auch ich habe dieſe filamenta bifur-
cata dies Jahr nicht geſehen. Gleichwohl finde ich
Syſt. Veg. Ed. XIV. 584. dieſe ältere Beobachtung
von Jacquin wiederholt. So viel iſt ſicher, wenn
dieſe fllamenta longiora oft oder zu Zeiten bifurcata
ſind: ſo darf man dieſen Charakter doch nicht zum
mit eirkelrunden und platten Schörhen. 73
Gattungs⸗ Charakter machen, da er ſicher unbeſtaͤn⸗
dig iſt. Ueber Linnes Myagrum Gattung, und daß
man dieſe Pflanze dahin geordnet, daruͤber will ich
weiter nichts mehr ſagen, da ich ſchon gezeigt, daß
Linnes Myagrum. Gattung, als ein wahres Unding
ausgeſtrichen werden muͤſſe.
$. 2. Mit eirkelrunden und platten Schoͤtchen, und runden
Scheidewaͤnden.
ADYSETON. Adanſ. & Scop. (Tab. l. fig. 16.)
Das Schoͤtchen iſt am Umkreiſe rund, an
den Gberflaͤchen ſchwach gewoͤlbt, und bei⸗
nah platt. Die Scheidewand mit ihrem
ſtehen bleibenden Griffel von gleicher Groͤſ⸗
ſe, wie die abſpringenden Schaalen. Oben
an den beiden Seiten der Scheidewand ein
Paar Saamen.
Anyserox bidentatum.
Sechs Staubfaͤden, beinah von gleicher Laͤn⸗
ge. Bei den beiden mittlern habe ich ims
mer in der Halbſcheid des Fadens hieben und
druͤben eine fadenartige Berläu: erung vor⸗
gefunden. Der andern vier ihre Faden wa⸗
ren auf der naͤmlichen Stelle etwas erwei⸗
tert, und manchmal wie gekerbt. Diechts und
links bei den zwei ſtaminibus bidentatis
waren noch kaum ſichtbare kleine Faden. Die
Schoͤtchen find auf den beiden Flächen ganz
E 5
74 Kreuzbluͤthen
platt, oben nicht eingeſchnitten, und die klei—
nen braͤunlichten Saamen mit einem grauen
Faden umloffen.
Abxsrrox /quamatum.
Zwei Staubfaͤden von den ſechs haben jeder
ein ovales ſchmales Blaͤttchen zur Beklei—
dung, das unten aus dem filamento ſtami-
nis entfpringt. Die gelblichten Saamen find
mit einem weiſſen Faden umloffen.
Anvseron campeſtre?
Die Staubfaden⸗Beobachtung iſt mir verloh:
ren gegangen. Die rundlicht-platte Schoͤt⸗
chen ſind oben gelind eingeſchnitten, und zwar
ſowohl an den abſpringenden Schaalen, als
an der Scheidewand, in welchen lezterm Ein⸗
ſchnitte der ſtehen bleibende Griffel aufſteht.
Zwei hellbraune, ziemlich groſſe Saamen,
auf jeder Seite, jeder mit einem Faden von
gleicher Farbe umloffen.
Adanſon und Scopoli haben dieſe Gattung gebildet,
die ich von ihnen annehme, den Charakter aber gar
nicht auf die Staubfaͤden, ſondern ganz auf ihre ei⸗
gene Schoͤtchen-Geſtalt gründe. Denn mein Ad.
bidentatum und Ad. ſquamatum ſind wahrſcheinlich
jene, die Jacquin Fl. auſtr. Tab. 37 und Tab. 338
abgebildet. Aber die Beobachtungen an feinen Staub:
faͤden treffen nicht mit den meinigen uͤberein. Dann
mit obalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤſchen. 75
ſind die Beobachtungen von Scopoli und Pollich hier
abermals verſchieden, und durch dieſen Widerſpruch
wird mir wahrſcheinlich, daß die Zähne und Schup-
mc,
pen an den Staubfaͤden mancherlei Veränderungen
unterworfen, und dorther keine Charaktere zu ent—
nehmen ſind.
6. 3. Mit ovalen und ſchwach gewoͤlbten Schoͤtchen, und ovalen
Scheidewaͤnden.
ALYSSON. (Tab. I. fig. 15.)
lumenblaͤtter, die tief eingeſchnitten ſind.
Die zwei kleinere Staubfaͤden haben un⸗
ten eine ſtrebpfeilerartige gervorragung.
Kleines, am Umkreiſe ovales, auf den
Oberflaͤchen plaͤttes, oder doch ſehr ſchwach
gewoͤlbtes Schoͤtchen, mit einem langen,
ſtehen bleibenden Griffel, gleich groſſer,
ovaler Scheidewand, und zwei abſprin⸗
genden Schaalen. Saamen, mit einem fa⸗
denartigen Rande umloffen.
Alxssun incanum.
Alyſſum incanum, fructificatione florifera corym-
bofa: fructifera ſpicata. Neck. Act. Palat. Vol. II.
pag. 480.
Die Staubfaͤden ſind hier auf die naͤmliche
Art gebaut, wie ich oben dei Alyfloides fi-
nuatum angegeben. Da aber die Schoͤtchen
aͤuſſerſt verſchieden find: fo ſteht man, daf
76 Kreuzblärgen
der Staubfaden als Charakter nicht kann
einzig angeſehen werden. Die Schoͤtchen ſind
aͤuſſerlich ſanſt und kurzwollicht.
Die eigentlichen critiſchen Anmerkungen folgen im
vierten Abschnitte Hier will ich nur bemerken, daß
Linne, ſ. Syft. Pl. Ed. Reich. III. 234, filicula in-
tegra angiebt. Zwar giebt es keine ſolche; hier ſprin⸗
gen aber die beiden 3 ſo deutlich ab, daß
man im Herbſte an der en anze nichts mehr ſieht,
als die ſtehen 1 Scheidewand mit ihrem lan⸗
glich iſt ei er ein wahres Schstchen.
La Marck, ſ. Encyclop. Botaniq. II. 328. n. 12,
dies Alyſſum incanum zu feiner Drapa; denn
er commandirt noch gerne, wie ehemals, bald da,
bald dorthin. Aber ich glaube, man thut am beßten,
ſich nicht daran zu kehren, She er einen Familien⸗
Blick hat, dem ich wenigftens nicht folgen kann.
5. 3. Schoͤtchen mit kahnfoͤrmig ausgehöhlten Schaalen, und
4
elliptiſchen Scheidewaͤn
1. Mit Schaglen, die 1. auf der ganzen Kante durchaus
gleich gefügeit ſind.
THLASPI. Dill. N. Plant. Gen. 123. Tab. 6.
(Tab. II. fig. 18. 19.) a
Bluͤthen, wie fie bei den Kreuzbluͤthen ges
woͤhnlich ſind. Die beiden Schaalen ſind
kahnfoͤrmig ausgehoͤhlt, und haben auf
der Gegenſeite ihrer Oeffnung oder auf ih⸗
rem Rüden einen herumlaufenden Rand.
[3
seh
an
den
I»
mit kahnform. Schaalen und ellipt, Scheidew. 77
giedurch entſteht ein Schoͤtchen, welches
ungeachtet der ganz abgeaͤnderten Stel⸗
lung und Zuſammenfuͤgung der Scheide⸗
wand, und der beiden Schaalen, dennod
am Umkreiſe rundlicht, und oben einge⸗
ſchnitten, und da der ſie umfluͤgelnde Rand
auf die innere Seite gebogen iſt: ſo ſcheint
das Schoͤtchen auf der einen flachen Seite
ſanft gewoͤlbt, auf der andern Seite aber
ſanft ausgehoͤhlt.
Tarasrı Jaxaiile. Jacq. Fl. auſtr. Tab. 280 (Tab. II.
fig. 10.)
Thlaſpi montanum pingui folio, carneo flore, pla-
na & cordata ſiliqua. Barrel. Ic. 845.
Dies Schoͤtchen iſt ſehr ſtark gefluͤgelt. Dieſe
Fluͤgel haben ſchief aufſteigende feine, ſich
auszeichnende dickere Faſern, und der Rand
dieſer Fluͤgel iſt fein gekerbt. Die Scheide:
wand iſt auf der einen Seite meiſt gleich,
auf der gegenuͤber ſtehenden aber elliptiſch
gebildet, oben mit dem ſtehenbleibenden Grif⸗
fel geziert. Die Zahl der Saamen iſt hier
auf jeder Seite der Scheidewand von 8 — 73
ſelten kommen aber auf jeder Seite mehr als
als 1, 2 oder 3 zur Reife, die andern ver:
kruͤppeln, die Faden der Saamen aber blei⸗
78 Kreuzbluͤthen
ben ſtehen. Herr Jacquin hat Unrecht, wenn
er in quolibet loculamento ſemina gemina
angiebt. Ich habe Schötchen geſehen, wo 14
Saamen in einem einzelnen Schoͤtchen zur
Reife gekommen ſind. Aber freilich iſt dies
ſelten.
TruLasrı hirtum? Gouan Obſerv. 40. n. 2? (Tab. II.
fig. 18.)
Das Schoͤtchen war feinwarzicht, die Fluͤgel
pergamentartig, und wurden gegen obenzu
groͤſſer. Der Griffel beinah von gleicher Hoͤ⸗
he, als das Schoͤtchen. In jedem loculo war
ein Saame. Dieſer hieng an einem hervor⸗
ſtehenden Faden, der an der inwendigen Spize
einer jeden Seite der Scheidewand war, her—
unter, und iſt auch keine Spur da geweſen,
daß mehrere Saamen da ſeyn koͤnnen. Gouan
Obferv. bot. 40. n. 2. Thla/pi hirtum. Ab
aliis omnibus difcreta planta foliis radi-
calibus. Haec autem lanceolata, ut plu-
rimum pinnatifida, ut in Zryfimo Darba-
rea. Obgleich dies bei dieſer hier beſchriebe—
nen Art wahr iſt: ſo bin ich doch der Mei—
nun, daß meine eine eigene Art ſey, die ich
Thlafpi ſecundum nennen wuͤrde. Zu einer
andern Zeit werde ich ſie naͤher beſchreiben.
mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 79
TRHLASPT campeſtre. L.
Thlaſpi latifolium Fuchs. Tab. 306.
Das Schoͤtchen koͤmmt viel mit der vorher:
gehenden uͤberein, auch iſt auf jeder Seite
der Scheidewand an einem in der Spize her—
unter haͤngendem Faden nur ein Saame. An
den Fluͤgeln iſt ein unbetraͤchtlicher Unter—
ſchied; denn auf den Seiten ſind ſie ſchwaͤ—
cher, oben aber am ſtaͤrkſten gefluͤgelt, und
der Griffel von gleicher Laͤnge, wie die
Fluͤgel.
IBERIS. Dillen. N. Pl. Gen. p. 123. Tab. 6.
(Tab. II. fig. 20. 22.)
Von den vier Blumenblaͤttern ſind zwei
beinah noch einmal ſo groß, als die beiden
andern. Die ſchmale laͤnglichte Scheide⸗
wand hat auf beiden Seiten herumlaufen⸗
de Sortſezungen, an welche Sortſe zungen
die kahnfoͤrmig gebogenen, geflügelten
Schaalen anſtzen. Ein Saamen in der
Spize jeder Seite der Scheidewand mit
einem eigenen Saden befeſtigt.
IRERIS amara. L. (Tab. II. fig. 22.)
Die Schoͤtchen ſind gefluͤgelt, oben einge—
ſchnitten, ſonſt aber am Umkreiſe mehr rund⸗
licht.
80 Kreuzbluͤthen
InE RTS umbellata. L. (Tab. II. fig. 20.)
Die Schalen ſind hier ſtaͤrker gefluͤgelt, und
laufen jede oben in eine Spize aus.
Hier iſt die Einfaſſung der Scheidewand ſehr merk⸗
wuͤrdig, die ich ſonſt bei keiner andern Art von Schoͤt⸗
chen noch bemerkt habe, und die mit den Blumen
einen herrlichen Gattungs⸗ Charakter abgeben. us
deſſen muß ich erinnern, daß ich hier nicht alle Ar⸗
ten, die Linne feiner Iberis Gattung einverleibt hat,
hierunter begreife, weil Charaktere bei einigen ſind,
die diefes nicht erlauben. Da ich meine Beobachtun⸗
gen uͤber dieſe neue Gattungen noch nicht beendigen
konnte: ſo werde ich ſie ein andermal beibringen.
1. Mit Schaalen, die 2. auf dem oberm Theile der Kante
am ſtaͤrkſten gefluͤgelt ſind.
NASTURTIUM. Tournef.
Auf den Oberflaͤchen mit platten, am Um⸗
kreiſe ovalen, oben kaum eingeſchnittenen
Schoͤtchen, und kaum ſichtharen kleinen
Griffel. Die kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten
Schaalen find unten ſanft, oben ſtaͤrker
gefluͤgelt; die Slügel höher, als der Grif⸗
fel. Die elliptiſch gebildete Scheidewand
hat in ihrer obern Spize auf jeder Seite
an einem eigenen Faden einen herabhaͤn⸗
genden Saamen.
I. NASTURTTIUM /ativam,
Lepidium ſativum. L.
2. Naster-
it Fahnfdrm. Schaalen und ellipt, Scheidew, 81
2. NasturTıum eryfpum.
Lepidum ſativum. f;. L.
Bei den unzeitigen Schoͤtchen ſind die beiden Fluͤgel
der Schaalen und der Griffel ſo mit einander ver⸗
wachſen, daß man leztern kaum zu ſehen bekommt.
Erſt bei der Zeirigung loͤſt ſich der Griffel ab, man
ſieht dann, daß er wuͤrklich von einer ziemlichen
Groͤſſe iſt, und kann daher die Hoͤhe der Fluͤgel der
Jar!
— — 2
NASTURTIO DES.
Schoͤtchen von Maſfurtium. Die vier Blu⸗
mendeckblaͤtter find kahnartig aus gehoͤhlt.
Keine Blume. Zwei Staubfäden. Kaum
merklicher Griffel, mit einer koͤpfichten
Narbe.
NASTURTIOIDES inconſpicuum.
Lepidium ruderale. L.?
Ich habe weder Blume, noch mehr als zwei
Staubfaͤden angetroffen. Dieſe beiden Staub⸗
faͤden ſtanden an den beiden aͤuſſerſten Enden
des Fruchtknotens, trieben daſelbſt die zwei
Blumendeckblaͤtter hinter ſich, fo daß dieſe
klafften. Andere Schriftſteller wollen Blu⸗
men und ſechs Staubfaͤden beobachtet haben.
Bei mir bleibt aber immer der Zweifel, ob
ſie von der naͤmlichen Pflanze reden.
pfl. Gattungen, 1, Heft, F
$2
Kreuzbluͤthen
Hier ſind nur zwei Staubfaͤden, ſo wie weiter unten
Lepidium diandrum auch nur zwei Staubfaͤden hat,
und ſo noch einige wenige Pflanzen mit Kreuzbluͤthen.
Nach der wahren Ordnung des Sexual- Regiſters
muͤſſen dieſe Pflanzen mit Kreuzbluͤthen und zwei
Staubfaͤden ſchlechterdings in der Claſſe diandria ans
gezeigt werden. Sind es nur Arten von einer Gat⸗
tung, die gewöhnlich tetradynamiſche Staubfaͤden
hat: ſo geſchieht dies mit Ruͤckweiſung auf jene Stel⸗
le, wo die Gattung ſteht. Hat aber die Gattung
durchaus bei allen Arten nur zwei Staubfaͤden: fo
begreife ich nicht, was dieſe Gattung bei den Tedra⸗
dynamiſten thun ſoll. Meine Gruͤnde hierzu ſind aus
dem zweiten Hefte der philoſophiſchen Botanik leicht
zu errathen, in den folgenden Heften dieſer Pflanzen=
Gattungen wird es Gelegenheit geben, dies praktiſch
zu beweiſen.
U. Kahnfoͤrmig ungefluͤgelte, 1. ovalartig gebildete
Schaalen.
NASTURTIOLUM. (Tab. II. fig. 21.)
Die Fahnförmig ausgehoͤhlten Schaalen
des Schoͤtchen find auf ihrem Ruͤcken abs
geruͤndet, auf den beiden Oberflaͤchen eben⸗
falls ovalartig gewoͤlbt, und haben eine
tiefer fizende Oeffnung, mit welcher fie an
der ſehr kleinen elliptiſch geſtalteten Schei⸗
de wand anfizen. Siedurch erſcheint das
Schoͤtchen obenher tief eingeſchnitten, und
mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 8
her zfoͤrmig gebildet. An jeder Seite der
Scheidewand ein Saamen, der die Soͤh⸗
le der Schaalen ausfuͤllt. Keine Blume.
Aeuſſerſt kleiner Griffel, mit einer platten
Narbe.
Der Blumendecke vier Blaͤttlein ſind oval,
ausgehoͤhlt, am Rande beigezogen und klaffend.
Keine Blume. Sechs Staubfaͤden. Zwei ſtehen
in ber Mitte des Fruchtknotens gegen einander
uͤber, ſind geſtreckt, und tragen Staubkolben.
Die vier andern entſpringen rechts und links von
dieſen zwei, find etwas kuͤrzer, machen mit jez
nen einen ſtarken Winkel, und haben keine
Staubkolben. In der Bluͤrhe entdeckt man an
dem herzfoͤrmig gebildeten Fruchtknoten keinen
Griffel, und nur in der Vertiefung des herzfoͤr—
migen Einſchnittes eine rundlichte und platte
Narbe. |
Das Schoͤtchen iſt aͤuſſerlich mit hervorſte⸗
henden Linien, wie jene der Cochlearia, geziert,
und iſt gar nicht gefluͤgelt, ſondern dasjenige,
was uͤber der Scheidewand hervorragt, iſt eben
fo gut ausgehoͤhlt, wie das übrige der Schaale,
Dieſer ganz abſtechende Bau des Schoͤtchens,
und daß dieſe Art keine Blume hat, beſtimmen
F 2
84 | Kreuzblüthen
fie allerdings zu einer eigenen Gattung, um fo
mehr, da der ganze Habitus kreſſenartig ift.
NASTURTIOLUM caſtratum.
Lepidium dydimum. L.
II. Kahnfoͤrmig umfluͤgelte, 2. elliptiſch austnufende
Schaalen.
LEPIDIUM. T.
Die kahnfoͤrmig ausgehoͤhlten, und nicht
geflügelten Schaalen laufen oben und uns
ten fpizig aus, und bilden daher ein laͤng⸗
licht⸗ ovales Schoͤtchen. Die elliptiſche
Scheidewand hat auf Beide Seiten einen
Saamen.
I. Leriprum graminifolium. L.?
Der Blumendecke vier Blaͤttlein ſind oval,
am Rande roͤthlicht eingefaßt; die vier Blu⸗
menblaͤtter weiß, mit kurzen Naͤgeln, oben
oval ausgebreitet. Das Schoͤtchen iſt oval,
beinah elliptiſch, mit enn Grif⸗
fel und Narbe.
2. Leripium diendrum.
Lepidium Iberis. L.?
Die Blumendecke vierblaͤttericht, jedes oval,
am Rande weiß eingefaßt. Vier Blumen⸗
blaͤtter mit ſchmalen Naͤgeln, und obenher
mit rundlichter Ausbreitung. Zwei Staub⸗
mit kahnfoͤrm. Schaalen und ellipt. Scheidew. 85
faͤden. Das Schoͤtchen iſt mehr rundlicht, mit
etwas hervorſtehendem Griffel und Narbe.
3. Lerınrum latifolium. L.?
III. Kahnförmig ausgehöhlte, ungefügelte, oben aber in der
Spize in Flügel auslaufende Schaalen.
CAPSELLA. Caeialp.
Keilfoͤrmig anlaufendes Schoͤtchen, mit
kahnfoͤrmig ausgehöhlten, an der Kande
nicht gefluͤgelten, am Ende aber in einen
Slugel auslaufenden Schaalen, deren Geff⸗
nung tief ſizt, mit welcher fie an der ellip⸗
tiſch gebildeten Scheidewand anftehen.
1. CapSELLA Burfa paſioris. Fl. Danic. Tab. 729.
Thlaſpi Burſa paſtoris. L.
Die hier befindliche Fluͤgel an jeder Schaale
find oben abgeruͤndet, daher das Schoͤtchen
eine herzfoͤrmige Geſtalt hat. Inwendig ſind
dieſe Fluͤgel bis in die oberſte Spize hin hohl.
Auf beiden Seiten der Scheidewand ſechs,
mehr oder wenigere Saamen.
2. CAP SELLA /pinofa.
LEPTIDTurt ſpinoſum. L.
Das Schoͤtchen hat oben zwei parallel lau⸗
fende Fluͤgel auf jeder Schaale ſizen. Dieſe
Fluͤgel ſind nicht hohl, ſondern verwachſen,
ſchmal, oben etwas oval abgeruͤndet, ſtehen
F 3
86
Kreuzbluͤthen
von einander, und haben in dieſer Kluft den
kleinen Griffel, mit einer koͤpfichten Narbe.
Die elliptiſche Scheidewand hat auf jeder
Seite oben einen Saamen herunter haͤngen.
3. CAPSELLA cornigera.
Thlafpi Ceratocarpon, L. & Murr.
Die elliptiſche Scheidewand iſt hier in der
Mitte von ziemlicher Breite, und hat einen
kaum merklichen Griffel. An jeder Seite
der Scheidewand ſind obenher an zwei Faden
zwei Saamen befeſtigt, von welchen der eine
etwas tiefer ſizt, als der andere, alſo in je—
dem Schoͤtchen vier Saamen ſind, die ich al⸗
lemal reif werden ſah. Dieſe Saamen ſind
auf ihren beiden Oberflächen mit elliptiſch
umlaufenden Faͤden ganz bedeckt und geziert.
Jede Schaale lauft in ein zuſammen gepreß⸗
tes, verwachſenes Horn aus, die auch in der
Verbindung des Schoͤtchens wie zwei Hoͤr—
ner aus einander ſtehen.
Bei Thlafpi, Lepidium und Iberis find die Schrift:
ſteller nicht zu vergleichen, da keiner wußte, worin
der Gattungs-Charakter beſtand, ſondern ſie meiſt
nur auf Geradewohl eine Art bald da, bald dorthin
verſezten, je nachdem ſie glaubten, daß die Arten
nach mehr oder weniger Verwandtſchaft, die ſie un=
ter einander haben ſollten, zuſammen geordnet wer⸗
mit kahnform. Schaalen und ellipt. Scheidew. 87
den konnten. Dillenius ſonderte Thla/pi und Iberis
von einander, Nov. Pl. Gen. 123. Tab. VI. und
fügte ... ala foliacea cinctus, & fuperne diviſus,
ſo wie er auch dieſe alam foliaceam auf ſeiner Ku⸗
pfertafel deutlich abbildete. Linne nahm dieſen Cha⸗
rakter von Dillenius an, um ihn aber gleich wieder
zu entſtellen, vereinigte er Burſa paftoris T. mit, und
glaubte alles gut zu machen, wenn er in Gen. Pi.
beiſezt: Obſ. Bur ſa paſtoris. Silicula . margine
deſtituta. Mit dem naͤmlichen Rechte haͤtte er auch
Iberis Dill. bei Thlafpi laſſen konnen, und unten bei⸗
ſezen duͤrfen: Obf. Zberis Dill. Corolla inaequalis.
Gleichwohl ſind Linne hierin Adanſon und Scopoli
gefolgt. Nur Juſſieu ſagt G. Pl. 241: An genere
diſtinguendum T.. Bur ſa paſtoris L. ſeu Capfel-
la Caefalp. cui ſilicula triangularis non marginata?
Gewiß ein verzagter Mann, und zwar, weil er ſich
uͤber jenes, was Genus ſey, noch keine aͤchte Be⸗
griffe abgezogen und feſtgeſezt hat. Und muß man
ſich nicht hoͤchlich verwundern, daß ein Mann, der
ſo diktatoriſch verfuhr, wie Linne, gleichwohl fo wer
nig Grundſaͤze hatte, meine Capfella ſpinoſa zu Le-
pidium zu bringen, da fie doch eben fo gut, wie Bur
fa paſtoris und Ceratocarpon zu Thlaſpi haͤtte ge⸗
ordnet werden konnen. Daß bei Capfella Burſa pa-
ftoris die Flügel hohl, bei Capfella ſpinoſa und C.
cornigera die Flügel aber zuſammen gewachſen find,
ſcheint mir kein hinreichender Grund zu ſeyn, ſie in
Gattungen zu trennen, ſo wie die Zahl der Saamen
54
88 Kreuzbluͤthen
auch keinen Trennungs «e Grund abatebt. Denn bei
Thlafpi ſaxatile und Capfella Burſa fp s ſiud auf
jeder Seite der Scheidewand viele Saamen; bei Th,
hirtum und Th. campeſtre, fo wie bei Capſella ſpi-
noſa auf jeder Seite nur ein Saamen, bei Capfella
cornigera aber auf jeder Seite zwei Saamen.
III Abſchnitt.
Kreuzbluͤthen mit Schoten.
56 mache einen Unterſchied zwiſchen Schoten,
und langen und ſchmalen Schoten. Leztere wer—
de ich in einem andern Hefte abhandeln, erſtere
aber hier in dieſem Abſchnitte.
Unter Schoten verſtehe ich jene, die groß und
einen breiten Umfang haben. Mir koͤmmt es ſehr
komiſch vor, Schoten, die beinah anderthalb Zoll
Laͤnge, und uͤber einen Zoll Breite haben, ein
Schoͤtchen zu nennen. Ich kann nur klein nen⸗
nen, was wuͤrklich klein iſt, und nach Linnes
und ſeiner Anhaͤnger Meinung waͤre jeder Cir⸗
kel, ſelbſt jener, den man in Gedanken um die
ganze Welt ziehen kann, klein, weil Breite und
Laͤnge einander gleich ſind. Maͤnner, die ſich ſo
viel auf ihren Woͤrterkram, Terminologie ges
mit Schoten. 89
nannt, einbilden, ſollten uns erſt beweiſen, daß
fie über den Werth ihrer Worte nachgedacht,
ehe ſie ſolche dem Publikum, als eine neue Spra⸗
che aufdringen wollen.
LUNARIA. Tournef. Vorleſ. IV. n. 477.
(Tab. II. fig. 5 )
Von den vier Blumendeckblaͤttern find die
zwei gegen einander Hberfiehenden herab⸗
haͤngend und ſackfoͤrmig. Mit einem Srucht⸗
ſtiele verſehene, platte, am Rande ovale
Schote, deren Schaalen und Scheidewand
von Baue duͤnn und gleich groß find. Cie⸗
renfoͤrmig geſtaltete, platte, und am Ran⸗
de gefluͤgelte Saamen.
Lunarıa rediviva. x. Floribus purpureo - violaceis.
B. Floribus albis.
Hier habe ich bei der Narbe bemerkt, daß
ſie aus zwei coniſchen Koͤrperchen zuſammen
geſezt iſt, die neben einander ſtehen, und un⸗
ten vereinigt ſind. Man bemerkt dieſes erſt
auffallend, wenn die Bluͤthe verblüht hat,
und der Saamenſtaub ders iden iſt, der
während dem Vegattungs⸗Triebe dieſe zus
deckt.
Linn. Gen. Pl. Ed. Schreb. n. 1085. Silicula ...
maxima. Welcher Widerſpruch! Scop. Introd. n.
(Fr
9 5
90 Kreuzbluͤthen
1455. Capſula ... Scopoli bedient ſich des Wortes
capſula, die ſonſt jedermann bei jenen Früchten fili-
qua nennt, pag. 50, und filiqua hat bei ihm eine
ganz andere Bedeutung. Eb. p. 52. Dies find Ei-
genheiten, die kein Menſch billigen wird, die zu nichts
frommen, und die alle Augenblicke zu Irrthuͤmern
Anlaß geben. L. de Juſſieu G. Pl. Silicula magna.
Es iſt ſonderbar, daß die Herren auch nur im Nach⸗
ſchreiben dergleichen Ungereimtheiten nicht merken. Und
warum folgt L. von Juſſten hier fo ſklaviſch Linne, und
beſchließt, wie er, die fructus ſiliquoſos mit A icotia,
und hebt die fructus Niiculofos mit Lunia an, da
doch die Hilfe von Aicotia, wie ich ſchon oben bes
wieſen, kleiner im Umkrelſe, als die Schotte von
Lunaria iſt.
FIBIGIA. (Tab. II. fig. 23.)
Die Staubfaͤden ſind von unten bis in eine
ſichere Strecke ſchwach geflüͤgelt, darauf
fadenartig. Die Schote iſt auf beiden Sei⸗
ten platt, am Rande ſchmal⸗oval. Schei⸗
dewand und Schaalen von gleicher Bröffe.
Die Saamen platt⸗ oval, am HR e ftark
gefluͤgelt.
Die vier Blumendeckblaͤtter find von gleicher
Groͤſſe, inwendig ausgehoͤhlt, und am Rande mit
einer weiſſen, feinen, durchſichtigen Einfaſſung
verſehen. Die vier Blumenblaͤttlein haben einen
mit Schoten. 91
langen Nagel. Der obere breitere Theil iſt
ſchmal, der Laͤnge nach auf beiden Seiten hinter
ſich gerollt, er ſelbſt hinter ſich gebogen, und an
den Waͤnden der Blumendecke aͤuſſerlich herab—
haͤngend, oben am Rande ganz, und nicht eins
geſchnitten. Die ſechs Staubfaͤden ſind von unten
an mit einer ſehr ſchmalen und feinen Haut, wie
gefluͤgelt, und wo dieſe Fluͤgel aufhoͤren, bilden
ſie Ecken. Die Schote hat ungemein viel Aehn—
lichkeit mit Lunaria, auſſer daß ſie keinen Frucht⸗
ſtiel hat, dann daß die abſpringende Schaalen
dick und lederartig ſind.
Fırıcıa elypeate.
Alyſſum clypeatum. L.
Tournef. Inſtit. 218. brachte dieſe meine neue Gat⸗
tung zu Lunaria, und neunte ſie Lunaria levcoifo-
lia, ſiliqua oblonga majore. Allioni Flor. Pede-
ment. 245. n. 809. folgte ihm hierin. La Marck
Encyc. Botanig. II. 329. n. 13. bringt ſie zu Drapa,
worin ihm L. de Jufüeu Pl. Gen. 240. beiſtimmt.
Linne hingegen brachte ſie zu den Alyſſen.
Was die Blüthe anbelangt, iſt Fibigia weſentlich
von Lunaria verſchieden, fo ſehr ſich ſonſt die Schot⸗
ten aͤhnlen. Was die Schotte anbelangt, iſt Fibigia
abermal weſentlich von Aliſtum L. verſchieden. Dra-
ba des Herrn La Marck iſt ſo unbeſtimmt, daß ich
es nicht einmal eine Gattung neunen moͤgte. Da al
ſo die bisherigen Gattungs- Vereinigungen nur Ver⸗
Kreuzblͤͤthen
wirrungen veranlaßt haben, und der Charakter des
Staubſadens und der Schotte einander wechſelſeitig
beſtimmen: fo erfodern es die Geſeze eines kuͤnſtli⸗
chen Pflanzen⸗Syſtemes, dieſe Fibigia zu einer ei⸗
genen Gattung zu erheben. Linne ſagt Syſt. Pl. Ed.
/
Reich; III. 226. n. 11. denticulus in medio fila-
mentorum. Sier iſt aber kein denticulus, ſondern
die Staubfaͤden ſind von unten 11 bis ohngefaͤhr
in die Mitte geſtügelt. Sollte er dies wohl beigeſezt
e „ um fie zu Alyffam zu 1 da eben die⸗
Hamindum fein weſentlicher Charakter
von Alyſſum it: Denn die liculae! ovales, com-
preſſo- planze mußten ihin wi ider feinen Willen ver⸗
kündigen, daß dieſe Fibigia nicht zu Alyfam gehöoͤ⸗
ren koͤnne.
Ich habe dieſe Pflanze unter dem Namen Alyf-
fam Phylanthus Juſſ. erhalten. Aber nach genauer
Vergleichung der Schriſtſteller keinen Unterſchied un⸗
ter Alyſſum clypeatum L. und dieſer me en konnen.
Sollten ſie gleichwohl zwei verſchiedene Arten ſeyn:
fo müßte ich durch den Aug 1 davon belehrt
werden, und dann wäre der Arten- Charakter von
A. clypeatum L. falſch. Die 3 kicker der meinigen
waren elliptiſch, am Rande ganz, ſizend, lang, und
nz je Borſten rauh.
ote ſind gleich, perga⸗
BAR uh, durch
auf ihren Flachen durch ga
Die beiden Schaalen der Schot
mentartig und feſt, auf den O Oberfl
Haare, die doch nur du 5 de 15 8 e 39158
recht ſichtbar ſind. Die Sch duͤnn und
in, wie Poſtpapier, aber mit einem 995 Rande
3 4
fe
mu Schoten, 93
umloffen, der von dem naͤmlichen Baue wie die Schaa⸗
len iſt, und oben den ganz kurzen, ſtehen bleibenden
Griffel auf ſich ſizen hat.
Dodonaͤus Stirp. Hiſt. 89. giebt eine Kupfertafel
von Alyſſon Diofcoridis, die die Schriftſteller zu ci
tiren pflegen. Seine Abbildung der Pflanzen und
Schoten iſt zu borſtenartig und rauh, in der Beſchrei⸗
bung aber ſagt er fliquae .. non laeves. Und es
iſt doch ein wichtiger Unterſchied zwiſchen ſehr rauh,
und nicht laevis.
Ich habe dies anfuͤhren muͤſſen, weil, wie ich oben
angezeigt, bei meiner Pflanze kein denticulus in me-
dio fllamentorum da war. Iſt er wuͤrklich bei A.
elypeatum L. da, fo wäre dies ein wichtiger Cha⸗
rakter, dieſe beiden Arten zu unterſcheiden. Denn
auch Fruktifications⸗Theile kann man zur Arten: Be:
ſtimmung ſehr nuͤzlich anwenden, in wie fern ſie
nicht zum Gattungs⸗-Charakter gehören,
IV Abſchnitt.
Kritiſche Ueberſicht derjenigen Linneiſchen Gattun⸗
gen von Kreuzbluͤthen, die hier in dem J, Il und
III Abſchnitte abgehandelt worden ſind.
PR |
Och Hätte ſehr gewuͤnſcht, daß ich im Stande
geweſen waͤre, hier die Gattungen jener Schrift⸗
ſteller in einer kurzen Ueberſicht kritiſch pruͤfen
94 Kritiſche Ueberſicht
zu koͤnnen, die die Kreuzbluͤthen abgehandelt ha—
ben, aber da auſſer Linne die andern von mir
angeführten blos ihre Gattungen angeben, ohne
die Arten, die zu dieſen Gattungen gehören fols
len, zu benennen: ſo iſt mir dies nur bei Linne
moͤglich. Denn La Mark hat in der Encyelop.
Botanique, von der bisher erſt zwei und ein hal:
ber Band erſchienen find, noch zu wenig abges
handelt, als daß er eine genaue Ueberſicht er:
laubt, und bei Cranz habe ich es nicht der Muͤ—
he werth gehalten, weil die Staͤrke ſeines Wi—
derſpruches und der Mangel feiner Kenntniſſe in
einem wahren Verhaͤltniſſe ſind.
Die hier abgehandelten Linneiſchen Gattun⸗
gen werde ich nach jener Ordnung beleuchten,
mit welcher Schreber die Gen. Plant. L. zu ver⸗
beſſern gewaͤhnt hat.
MYAGRUM.L.
Silicula, valvulis concavis. Stylus perfiftens. Syſtem.
Veget. XIV. pag, 582.
Silicula ftylo conico terminata ; loculo fubmonofper-
mo. Ibid. pag. 583.
Silicula obcordata, ſubcompreſſa, integra, rigida,
apice ſtylo rigido conico terminata, bivalvis, locu-
lis quibusdam faepe vacuis. Schreb. Ed. 8va. Gen.
Plant. n. 1069.
Hier ift alfo jedesmal ein Schötchen angege⸗
Über die Linn. Gattungen von Kreuzblüthen. 93
ben, nach dem Syſt. Veget. Pl. hat dies Schoͤt⸗
chen bald valvulas concavas, bald loculos ſub-
monoſpermos, und nach den Gen. Pl. iſt es gar
integra und bivalvis zu gleicher Zeit. Dieſer of—
fenbare Widerſpruch in dem Haupt-Charakter
des naͤmlichen Verfaſſers ruͤhrt nun daher, daß
er nicht zu vereinigende Arten unter eine Gat—
tung brachte, und den Gattungs-Charakter bald
nach der einen, bald nach der andern Art abaͤn—
derte, dieſe Abaͤnderungen aber in verſchiedenen
Stellen ſeiner Werke hinſezte; eine Art zu han—
deln, die jedem denkenden Manne unbegreiflich
iſt, beſonders wenn ſich dieſe Charaktere offen—
bar widerſprechen.
Nach meinen Pruͤfungen haben die von mir
unterſuchten Arten von Myagrum L. nach ih—
ren Früchten folgende drei Abtheilungen.
I. Schoͤtchen.
CAuELINA. pag. 67. Myagrum ſativum. L.
KERNERA. pag. 71. Myagrum ſaxatile. L.
II. pericarpien.
1. Sweifächerichte.
VoGELTIA. pag. 32. Myagrum paniculatum. L.
2. Vierfaͤcherichte.
MyaGrum. p. 38. Myagrum perfoliatum, L.
Hier kommen zwar die Namen uͤberein, aber
Tourneforts Myagrum und Linnes Myagrum
find zwei aͤuſſerſt verſchiedene Gattungen.
90 Kritiſche Ueberſicht
III. Pericarpien und Schoͤtchen.
SCHRASKIA. pag. 42. Myagrum rugofum. L.
Da es nun unmoͤglich iſt, Pflanzen von ſo
aͤuſſerſt verſchiedenem Fruͤchten-Baue unter eine
Gattung zu bringen: ſo erhellet ſchon hieraus
die Urſache von dem Unbeſtande des Linneifchen
Gattungs- Charakters, wie auch die Nothwen⸗
digkeit, dieſe Linneiſche Gattung gaͤnzlich als un⸗
tauglich auszuſtreichen, wie ich es oben bei den
einzelnen Stellen kritiſch bewieſen habe.
VELLA. L.
Silicula valvulis diſſepimento dimidio brevioribus.
Syſt. Veg. XIV. 582.
Silicula diſſepimento valvulis duplo majore extus ova-
to. Ibid. 384.
Silicula globoſa, integra, bilocularis diſſepimento &c.
Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl. L. n. 1073.
Daß Vella nichts weniger als ein Schoͤtchen
habe, ſondern eine kugelrunde, zweifaͤcherichte
Fleiſchhoͤhle, habe ich S. 49 hinlaͤnglich bewies
fen, folglich iſt es klar, daß Linne dieſe Früchte
gar nicht gekannt. Wenn alſo ſchon der Name
der Gattung beibehalten wird: ſo iſt es doch un⸗
abaͤnderlich noͤthig, daß der bisherige Gattungs⸗
Charakter von Vella ganz umgeſchmolzen, und
nach der Natur aͤcht und richtig beſtimmt werde.
ANASTATICA.
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤtheu. 97
ANASTATICA. L.
Silicula retuſa, valvulis diſſepimento mucronato lon-
gioribus. Syſt. Veg. XIV. 582.
Silicula retuſa, margine coronata valvulis diſſepimen-
to duplo longioribus. Stylo intermedio mucrona-
to, obliquo; loculis monoſpermis. Ibid. 584.
Silicula breviſſima, bilocularis .. ., Sem. folitaria,
Schreb. Ed. $va. Gen. Pl. n. 1074.
Daß hier kein Schöttchen iſt, fondern eine
rindenartige Fleiſchhoͤhle, iſt oben Seite 50 hins
laͤnglich bewieſen. So weitſchichtig die Beſchrei—
bung dieſer Frucht in den Generib. Plant. iſt: ſo
taugt ſie doch gar nichts, da ſie nur das aͤuſſere
angiebt, den innern Bau aber gaͤnzlich mißkennt.
Aus Linnes zwei Arten habe ich aus oben ange⸗
fuͤhrten Gruͤnden zwei Gattungen gebildet.
LEPIDIUM. L.
Silicula cordata, valvulis acute carinatis. Syſt. Veg.
XIV. 582.
Silicula emarginata, cordata, polyſperma: valvulis
carinatis, contrariis. Ibid. 586.
Silicula cordata, emarginata, compreſſa, margine
acuta, bilocularis, valvulis navicularibus, carinatis,
diſſepimento lanceolato, contrariis, Schreb. G. Pl.
Ed. Sva. n. 1077:
Hier iſt in dieſen Charakteren ſo viel Wider⸗
ſpruch, daß man ſich nicht daraus finden kann.
Pfl. Gattungen, 1. Heft. G
98 Kritiſche Ueberſicht
In dem Elencho Claſſ. XVI. Syſt. Veget. wer⸗
den die valvulae acute carinatae angegeben,
bei der Gattung ſelbſt aber p. 586, ſo wie in den
Gen. Pl. emarginatae. Durch dies leztere unters
ſcheidet fie ſich aber gar nicht von Thlaſpi L. —
Denn heißt es S.... polyfperma, da doch die
meiſten Arten nur zwei Saamen, naͤmlich auf
jeder Seite der Scheidewand einen Saamen has
ben. V alvulis .. contrariis iſt gewiß Fein Un⸗
terſcheidungs⸗ Kennzeichen, da dies allen Schos
ten und Schoͤtchen gemein iſt. Auſſer dieſen all—
gemeinen Bemerkungen uͤber Lepidium L. finde
ich, daß er weſentliche Verſchiedenheiten ganz
uͤbergangen. Denn nach meinen Beobachtungen
finden ſich in den Schoͤtchen folgende Abwei⸗
chungen.
I. Ovalartig gebildete, kahnfoͤrmige, gar
nicht gefluͤgelte, gerippte Schaalen.
NASTURTIOLUM. pag. 82. Lepidium didymum. L.
II. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, nicht geflüs
gelte, und elliptiſch geſtaltete Schalen.
Lerıpıum. pag. 84.
III. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, oben geflüs
gelte Schaalen.
Nasturrıum. pag. 80. Lepidium fativum. L.
NASTURTIOIDES, pag. 81. Lepidium ruderale. L.
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 99
IV. Kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte, ungefluͤgel⸗
te Schaalen, die aber oben in Sluͤgel
auslaufen.
CarsELLA, pag. 85. Lepidium fpinofum, L.
Thlaſpi Burſa paftoris. L.
Thlaſpi Ceratocarpon. L.
Zur mehrerer Deutlichkeit meiner Bemerkun⸗
gen muß ich hier gleich Iberis und Thlaſpi L.
beifuͤgen.
IBERIS. £;
Petala duo exteriora majora. Syft. Veget. XIV. 582.
Corolla irregularis, petalis 2 exterioribus majoribus.
Silicula polyfperma emarginata. Ibid. 589.
Iberis. Schreb. Ed. 8va. G. Pl. n. 1080.
THLASPI. I.
Silicula obcordata: valvulis marginato-carinatis. Sy-
ſtem. Veget. XIV. 382.
Silicula emarginata, obcordata, polyfperma : valvu-
Iis navicularibus, marginato- carinatis. Ib. 587.
Thlaſpi. Schreb. Ed, 8va. G. Pl. n. 1078.
Der Unterſchied zwiſchen beiden Gattungen
iſt alſo nach Dillenius vorzuͤglich in der Blume,
welchen Unterſchied Linne, als wahr annahm.
War dieſe Urſache gegruͤndet, wie ich ſie aller⸗
dings für wichtig halte: fo folgt ganz natürlich,
daß man dieſe Grundſaͤze auch bei andern Pflan⸗
zen mit Kreuzbluͤthen anwenden muͤſſe. Dies that
6 2 1
100 Kritiſche Ueberſicht
aber Linne nicht, weil es ihm an philoſophiſchen
Grundſaͤzen fehlte, und feine lebhafte Einbil-
dungskraft, ſo wie ſeine Namens-Abaͤnderungs⸗
Sucht, und der geheime Wunſch, alle feine Bor:
gaͤnger und Zeitgenoſſen, die ſich einen Namen
erworben hatten, zu unterdruͤcken, ſeine wahre
Fuͤhrerinen geweſen ſind.
Sind alſo die zwei kleinern und die zwei groͤſ—
ſern Blumenblaͤtter ein entſchiedener Charakter,
die Gattung Iberis aufzuſtellen, um wie viel
mehr find es ein gaͤnzlicher Mangel an Blume.
Ich habe daher von Lepidium L. getrennt jene
Arten, die da haben
I. Keine Blume und zwei Staubfaͤden.
NASTURTIOIDES. pag. 81. Lepidium ruderale. L.
II. Keine Blume und ſechs Staubfaͤden,
von denen vier verkruͤppelt ſind.
NASTURTIOLUM. p. 82. Lepidium didymum. L.
Nimmt man auſſer dieſen in der Bluͤthe be—
findlichen Charakteren noch jene mit zu Hilfe,
die die Schoͤtchen darbiethen, und die ich ſo eben
oben angezeigt: ſo wird man finden, daß die we—
ſentliche Charaktere dieſer neuen, von mir auf—
geſtellter Gattungen viel ſicherer gegruͤndet ſind,
als jener von Iberis, der doch ſelbſt ein weſent⸗
licher Charakter iſt, ob er gleich nicht, wie
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. rox
Linne will, ganz allein auf der corolla irregu-
lari beruht.
Uebrigens iſt ſowohl bei Iberis als bei Thla-
fpi das Wort: Silicula ... polyfperma ein
wahrer Fehler. Bei meinen hier angefuͤhrten
zwei Arten von Iberis hatte jedes Schoͤtchen nur
zwei Saamen, und bei Thlafpi ſaxatile, fo wie
bei Capſella Burſa paſtoris allein habe ich meh⸗
rere Saamen beobachtet, bei Thlaſpi hirtum
und Th. campeſtre hingegen find in jedem Schoͤt—
chen nur zwei Saamen. Dann muß es jedem un—
begreiflich bleiben, wie Linne meine Capfella fpi-
noſa zu ſeinem Lepidium, die Capſella Burſa
paſtoris und C. cornigera hingegen zu Thlaſpi
bringen konnte: und laͤßt ſich dies alles nur
durch den mangelhaften Charakter, und den
Wunſch, die Zahl der Gattungen zu vermindern,
entſchuldigen, wenn anders offenbare Fehler,
und ein der Natur widerſprechender Wunſch zur
Entſchuldigung gereichen kann.
COCHLEARIA.
Silicula cerdata : valvulis obtufis, gibbis. Syft. Veg.
XIV. 582.
Silicula emarginata, turgida, ſcabra: valvulis gibbis,
obtuſis. Ibid. 588.
Silicula cordata, gibba, turgida, emarginata, ftylo
G 3
102 Kritiſche Ueberficht
inſtructa, bilocularis ſcabra: valvulis gibbis obtuſis.
Schreb. Ed. 8va. G. Pl. n. 1079.
Hier verwirrt Linne abermal Pflanzen von
ganz verſchiedenem Fruͤchtenbaue, und bringt in
eine Gattung zuſammen, was gaͤnzlich unverein⸗
bar iſt. Nach meinen Pruͤfungen erſcheinen hier
I. Zweifaͤcherichtes Pericarpium, mit ei⸗
ner ſteinernen Scheidewand.
CAR ARA. pag. 34. Cochlearia Coronopus. L.
II. Schoͤtchen.
CocHLEARIA. p. 69. Cochleariae fpec. quaed. L.
Das war alſo ein groſſer Fehler von Linne,
Pflanzen von ſo entſchiedenem, ſich widerſpre⸗
chendem Fruͤchtenbaue in eine Gattung zu verei⸗
nigen. Aber auch ſelbſt der Charakter von der
eigentlichen und wahren Gattung Cochlearia iſt
ſeicht. Wo iſt denn eine valvula, die emargina-
ta waͤre? Und was ſoll denn dies heiſſen: ſtylo
inſtructa ? Auf einer jeden Scheidewand iſt ein
ſtylus. Bei einigen iſt er mehr in die Augen
fallend, bei andern weniger; folglich kann dies
keinen Charakter einer Gattung abgeben, ſo je⸗
der Gattung von Kreuzbluͤthen zukoͤmmt.
In dem Schoͤtchen⸗Baue von Cochlearia S.
69, und Naſturtiolum S. 82 iſt viel aͤhnlendes,
und haͤtten beide noch ehender in eine Gattung
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 103
vereinigt werden koͤnnen, wenn nicht der gaͤnzli⸗
che Mangel von Blume eine ſolche Vereinigung
verboͤthe.
ALYSSUM.
Filamenta quaedam latere interiore dente notata. Si-
licula bilocularis. Syft. Veg. XIV. 582.
Filamenta quaedam introrfum denticulo notata. Si-
licula emarginata. Ib. 590.
Filamenta 6, horum duo oppofita... . denticulo no-
tata. Silicula fubglobofa, emarginata, ftylo lon-
gitudine filiculae inſtructa, bilocularis, diffepimen-
to elliptico : valvulis elliptico - haemiſphaericis.
Schreb. Ed. Sva. G. Pl. n. 1081.
Hier zwaͤngt Linne wieder in eine Gattung
zuſammen, was ſchlechterdings getrennt werden
muß. Er gruͤndet den Gattungs⸗Charakter auf
die Zaͤhne, die bei den kuͤrzern Staubfaͤden da
ſeyn ſollen, und die bei den allerwenigſten Arten
wuͤrklich da find. Dann iſt die Beſchreibung des
Schoͤtchens ganz falſch. Denn die valvulae find
weder emarginatae oder elliptico- haemifphae-
ricae, noch weniger iſt das diflepimentum el-
lipticum. Nach den von mir beobachteten, und
von Linné ganz widernatuͤrlich zuſammen gefeze
ten Arten iſt folgender Unterſchied i in den Scho⸗
ten und Schoͤtchen.
G 4
104 Kritiſche Ueberſicht
I. Ovale Schoten. Gefluͤgelte Saamen.
FırıGra. pag. 90. Alyſſum clypeatum. L.
II. Aufgeblaſene Schoͤtchen, mit runden
Scheidewaͤnden und gefluͤgelten Saa⸗
men.
Arvssorpes, pag. 63. Alyſſum. L.
III. Ovales, ſchwach gewoͤlbtes Schötchen,
mit ovalen Scheidewaͤnden.
Arvsson. pag. 75. Alyſſum incanum. L.
IV. Plattes, am Umkreiſe rundes Schoͤt⸗
chen, mit runden Schaalen, runder
Scheidewand und zwei Paar Saamen.
AnvserTon. pag. 73. Alyſſum. L.
Bei allen dieſen hier angefuͤhrten Gattungen
und ihren Arten hatte kein einziger Staubfaden
einen Zahn (denticulum), ſondern die meiſten
waren von unten an mit einem ſtrebpfeilfoͤrmi⸗
gen Anſaze verſehen, wovon ich doch Alyfloides
gemovenfe und A, leucoifolium ausnehme, des
ren Staubfäden ich nicht beobachtet. — Adyfe-
ton bidentatum hatte an zwei Staubfädeingwei
Zaͤhne; und Adyſeton ſquamatum gar an je:
dem ein Blaͤttlein. Folglich ift Linnes Charakter
von feinem Alyſſon unnuͤz, und nicht mehr als
des Ausſtreichens werth. Aber Linnes ſein Ideal
war, den Gattungs-Charakter kurz zu machen,
1
uͤber die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 105
und dieſem hieng er mit Aufopferung der Wahr—
heit an. Dergleichen Ideale ſind gut, wenn ſie
ausfuͤhrbar ſind. Um die Ausfuͤhrbarkeit aber
bekuͤmmerte ſich Linne gar nicht, er projektirte
friſch darauf los, und ihm war es alles einerlei,
ob die Natur und ſeine Projekten mit einander
harmonirten oder nicht. Er hatte es alſo ſeinem
gar nicht pruͤfenden Zeitalter zu verdanken, daß
er ihr Abgott ward.
ULYRPRORMR NL,
Silicula orbiculata, valvulis planis, decidua. Syft.
Veget. XIV. 582.
Silicula emarginata, orbiculata, compreſſo- plana,
decidua. Ibid. 591.
Silicula.... bivalvis, valvulis orbiculatis. Schreb.
Ed. Sva. G. Pl. L. n. 1082.
PELITARIA L.
Silicula orbiculata, compreſſo - plana, non dehiſcens.
Syft, Veget. XIV. 582.
Silicula integra, fuborbiculata , compreſſo- plana, non
dehiſcens. Ibid. 591.
Silicula .. .. unilocularis. Schreb. Ed. 8 va. Gen. Pl.
n. 1083.
Ich habe oben bei Bohatfchia und Foſſelina
über dieſe aͤuſſerſt falſche Charaktere meine Mei—
nung ſo erklaͤrt, daß mir nichts uͤbrig bleibt, als
dieſe Charaktere, um ihre Leichtfertigkeit recht
G 5
106 Kritiſche Heberficht
in die Augen fallend zu machen, zuſammenzu⸗
ſtellen. Bei Clypeola gab er auf der einen Stel⸗
le valvulas planas, auf der andern gar filicu-
las bivalves valvulis orbiculatis an. Dies iſt
nun alles bei meiner Foſſelina grundfalſch. Er
wollte zwar dieſen Fehler dadurch verbergen,
daß er bei feiner erſten Art beiſezte: filiculis
unilocularibus, moneſpermis, bei der zweiten
und dritten aber filiculis bilocularibus. Daß
aber filicula unilocularis ein Unding ſey, iſt
nun gewiß bewieſen. Eben fo ein Unding ift fein
Charakter von Peltaria, ſo ich ſchon zu ſehr dar⸗
gethan. Und welch neumodiſcher Charakter iſt
dann der: filicula decidua! Dieſer Charakter
iſt allen den Gattungen eigen, die ich in dem ers
ſten Abſchnitte abgehandelt. Und bei den Schoͤt⸗
chen bleibt, und dies nicht immer, nur die Schei⸗
dewand ſtehen, die Schaalen ſpringen freiwillig
ab. Folglich kann man auch von keiner filicula
ſagen, daß ſie ſtehen bleibt. |
BISCUTELLA L.
Silicula biloba, fupra infraque margine carinato. Syſt.
Veg. XIV. 582.
Silicula compreffo-plana, rotundata, ſupra infraque
biloba. Calicis foliola bafı gibbo. Ibid. 592.
Silicula erecta, compreſſo - plana, femibifida, lobis
über die Linn. Gatungen von Kreuzbluͤthen. 107
ſubrotundis, bilocularis, diſſepimento lanceolato,
in ſtylum rigidum terminato, loculis bivalvibus,
diffepimento (margine ſuo recto) affixis. Schreb,
Ed. 8va. G. Pl. L. n. 1084.
Oben habe ich bei Jondraba und Thlaſpi-
dium ſchon meine Bemerkungen beigebracht, hier
will ich nur zeigen, wie ſchief, unwahr und un⸗
beſtimmt jene Charaktere ſind, die man nun bei⸗
nah ein halbes Jahrhundert ſo heilig angeſtaunt
hat. Silicula ... biloba. Silicula ... ſupra
infraque biloba. Man denke ſich den Verfaſſer
der Philoſophia botanica, den Schoͤpfer der ſo
auspoſaunten Terminologie, und dann den Un⸗
ſinn Silicula. .. biloba . . fupra infraque.
Und dann die abſcheuliche Unwahrheit, loculis
bivalvibus, die der beruͤhmte Herr Schreber ſo
geradezu nachdruckt, wie auch diffepimentum
lanceolatum. Aber uͤber der Terminologien⸗
Wuth vergeſſen die Herren zu reden, wie es in
der Natur iſt. Wo iſt denn bei Jondraba oder
Thlaſpidium ein diſſepimentum? Was die gu⸗
ten Herren hier ein diffepimentum nennen, iſt
nichts mehr und nichts weniger, als ein recepta-
culum, von welchen ſich dic Pericarpien auf die
naͤmliche Art lostrennen, wie bei Cynogloſſum,
Geranium u. m. a., wo es noch keinem Men⸗
108 Kritiſche Ueberſicht
ſchen eingefallen iſt, den Theil, woran die Fruͤch⸗
te befeſtigt find, ein diſſepimentum zu nennen.
BHN IAS. E.
Siliqua decidua, ſubrotunda, muricata. Syſt. Veget.
XIV. 583.
Silicula decidua, tetraëdra, angulis inaequalibus,
acuminatis, muricata. Ibid. 603.
Silicula irregularis, ovafo oblonga, tetra&dra, angu-
lis uno alterove acumine, non dehifcens, decidua.
Schreb. Ed. $va. G. Pl. L. n. 1070.
Da haben wir nun wieder die groſſen Maͤn—
ner, deren ihre Meinungen, wie Orakel-Spruͤ—⸗
che verehrt werden ſollen. In dem Elenchus ſteht
dieſe Gattung unter den filiquofis, und hat dann
eine filiquam, auf den andern Orten aber hat
fie eine filiculam. Doch hat Schreber eine wich:
tige Verbeſſerung hier angebracht, naͤmlich er hat
fie von den filiquofis weggenommen, und zu den
ſiliculoſis gebracht. Der groſſe Mann! Da er
aber den ganzen characterem genericum Wort
für Wort uͤbrigens nachdruckte: fo muß ich
gleichwohl mit all der Schreberiſchen Stellver⸗
änderung dabei bleiben, daß Linnes Bunias nicht
mehr, als des Ausſtreichens werth iſt. Denn der
unwiſſende Linne hat ſeine Gattung Bunias aus
folgenden Gattungen zuſammen geſezt.
über die Linn. Gattungen von Kreuzblüthen, 109
I. Steinfruͤchte.
Bunsas. pag. 52.
II. Schoͤtchen.
SuceowıA, pag 64. Bunias balearica. L.
Ich habe einige Linneiſche Gattungen hier
kritiſch zu pruͤfen uͤbergangen, weil ich nicht zu
weitſchichtig werden wollte, und es endlich mir
zu ekelhaft ward, alle dieſe Fehler aufzutiſchen.
Dieſe Pruͤfung war ich der Wahrheit ſchuldig;
wer ſie zu ſtreng findet, muß bemerken, daß der
Linneiſche Club ſeit ſehr langer Zeit ſich alle nur
erdenkliche Muͤhe gab, den Zugang zur Wahr—
heit zu verſperren, und ihre falſche, ſchiefe oder
doch unzweckmaͤſige Meinungen, als Wahrheit
in Umlauf zu bringen. Mir, der ich in der glück
lichen Lage mich befinde, mich um dieſe ganze
Verbruͤderung nichts zu bekuͤmmern, und der
Willen genug hat, die Natur zu ſtudiren, und
die Wahrheit offen hinzulegen, mir wurde es
endlich zur Pflicht, dies unedle Beſtreben laut
aufzudecken, weil ich zu ſehr fühlte, daß die Wiſ—
ſenſchaft ſelbſt ſich ihrem ganzen Verfalle entge—
genſtuͤrze, und zwar zu einer Zeit, wo man nicht
weniger als dies alles ahndete, ſondern die groſ—
ſen Fortſchritte austrompetete, die unſer Zeit—
110 Kritiſche Ueberſicht
alter in der Kraͤuterlehre mache: und welche
Groͤſſe ich in nichts anders entdecken kann, als
in dem Royal: Folio» Papier, worauf einige un:
ſerer Herren Botaniker ihre ſeyn ſollenden Be—
obachtungen zum Drucke befoͤrdern, woruͤber die
Kenner meiſtens die Achſel zucken, und uͤber den
aͤuſſern Luxus und die innere Armſeligkeit die
lauteſten Klagen fuͤhren muͤſſen.
Doch bin ich genoͤthigt, hier uͤber Linnes Gat⸗
tungs⸗Charaktere noch einige allgemeine kritiſche
Bemerkungen beizufuͤgen.
I. Gar oft hat er nur von einer Art den Charak⸗
ter unterſucht, und dann dieſen Charakter eis
ner einzelnen Art zum Gattungs-Charakter
faͤlſchlich erhoben. Z. B. Myagram . . . lo-
culis quibusdam faepe vacuis iſt nur von ſei⸗
ner einzigen Art Myagrum perfoliatum wahr.
Myagrum valvulis concavis: Siliculis bi-
valvibus, iſt nur von meiner Camelina und
und Kernera wahr, die er Myagrum ſativum
und M. ſaxatile nennte. — Biſcutella cali-
cis foliola baſſi gibbo iſt nur von feiner Biſc.
auriculata wahr, die bei mir Jondraba heißt.
II. Nimmt er in den characterem genericum
Kennzeichen auf, die nichts weniger als cha⸗
rakteriſtiſch ſind. Z. B. Myagrum ... ſty-
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 111
lus perſiſtens. Cochlearia ... ſtylo inſtru-
cta. Biſcutella ... in ſtylum rigidum ter-
minata. Bei den wuͤrklichen Schoͤtchen kenne
ich noch zur Zeit keine einzige Pflanze, wo
nicht auf der Scheidewand der Griffel bliebe,
ſich verhaͤrtete, ja bei einigen bei dem Abſprin⸗
gen der Schaalen erſt recht deutlich wuͤrde,
naͤmlich bei jenen, die eine elliptiſche Scheide⸗
wand, und kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte und ges
fluͤgelte, abſpringende Schaalen haben. Wie
mag denn alſo Linne den bei allen Schoͤtchen
verhaͤrtet ſtehen bleibenden Griffel bei einigen
Gattungen, als einen Gattungs-Charakter
angeben?
III. Nimmt er wahre Synonima als Gattungs⸗
Charaktere auf, ſo gegen alle Logik iſt. Z. B.
Myagrum ... ſilicula bivalvis. Vella
‚ filicula bilocularis. Anaſtatica .. ſilicula
bilocularis. Lepidium .. ſilicula bilocula-
ris. Cochlearia ... ſilicula bilocularis. Alyf-
fum .. ſilicula bilocularis. C/ pe .. ſi-
licula bivalvis. Ohne in die bereits vorhin,
und mehrmals geruͤgten Fehler mich hier ein:
zulaſſen: erinnere ich nur, daß Fein Schöt:
chen denkbar iſt, das nicht zwei abſpringende
Schaalen hat, und das nicht bilocularis ſey.
112 Kritiſche Ueberſicht
Wie kann man das als einen characterem
ſpecificum generis angeben, was der allges
meine Charakter eines jeden Schoͤtchens iſt.
Freilich Fönnte hier die Entſchuldigung eintre⸗
ten, daß weder Linne, noch ſeine Nachahmer
wußten, was eine ſiliqua oder eine filicula
ſey. Aber Männer von fo einer offenbar ans
erkannten Unwiſſenheit ſollten doch wenigſtens
ſo beſcheiden ſeyn, und es nicht wagen wollen,
ſchiedsrichterlich zu entſcheiden, wo es ihnen
beſſer anſtuͤnde, erſt in die Schule zu gehen,
und zu lernen, was filiqua und filicula fey.
Eben dieſes bringt mich beim Schluſſe mei⸗
ner allgemeinen kritiſchen Bemerkungen auf eine
Anmerkung, die ich bei RTO TTA S. 45 hätte
einſchalten ſollen, es aber damals vergeſſen ha—
be, und hier nachholen muß. Linne gab Philo-
foph. botanic. Ed. Gled. pag. 53. den ganzen.
Unterſchied zwiſchen filiqua und legumen blos
in der Stelle an, wo die Saamen befeſtigt ſind,
und ſagte: Siligua pericarpium bivalve affi-
gens ſemina ſecundum ſuturam utramque. Le-
gumen pericarpium bivalve, affigens ſemina
ſecundum ſuturam alteram tantum: ſo daß
alſo der ganze Unterſchied in den Saamen, die
ſecundum futuram utramque, oder alteram
tantum
MAL
über die Linn. Gattungen von Kreuzhlͤͤthen. 113
tantum befeftiat find, beſtand. Dieſe fehlerhafte
Beſtimmung ſuchte er durch ſein e Abbildungen
fig. 154 und 155 zu erläutern, wo man ſich mehr
als erſtaunen muß, daß er jene von der Schote
fig. 155 offenbar verfaͤlſchte, um nur ſeine grund⸗
falſche Beſtimmung zu beſtaͤttigen. Denn er ließ
die Saamen auf die eine Schaale zeichnen, auf
der nie ein Saame ſteht, ſagt kein Wort von der
Scheidewand, und in der Abbildung iſt nicht eine
Spur von derſelben zu finden. Herr Willdenow
laͤßt dies alles in ſeiner neuen Auflage der Phil.
botan. p. 56 nachdrucken, und die Kupfertafel
fig. 154 und 155 unverändert abziehen, welches
ihm um ſo weniger zu verzeihen iſt, da er hier
ſich mancherlei Einſchaltungen erlaubt, und z. B.
nach Gaͤrtner Utriculus, Samara, Folliculus,
Nux, Pepo, und nach Hedwig Theca beigefuͤgt
hat. Ja, es iſt ihm gar nicht zu verzeihen, da er
eben bei Gärtner pag. CI eine beſſere Beſchrei⸗
bung fand, und nicht nuͤzte. Denn da heißt es:
Siliqua ... quae in utroque latere ſemina ge-
rit receptaculo filiformi, & valvularum mar-
ginibus interjecto, affixa. Dieſe Beſchreibung
ift ſicher beſſer, als Linnes feine, ob fie gleich
nicht richtig iſt, indem man die Scheidewand kein
receptaculum filiforme nennen darf, noch kann,
Pfl. Gattungen, 1. Heft. H
114 Kritiſche Ueberſicht
indem dies nur bei den fenſterartigen Scheide:
waͤnden wahr iſt. Unſere Kompendien-Schreiber
ohne Zahl haben Linné geradezu abgeſchrieben,
und ſeine Kupfertafel auch nachſtechen laſſen und
finde ich nur bei dem Herrn Hofrath Suckow in
Heidelberg a) Tab. 15. fig. 3. und Herrn Pro:
feffor Joerlin in Lund b) fig. 113 nach der Nas
tur verfertigte Abzeichnungen einer Schote; bei
Herrn Hofgerichtsrath Fibig c) zu Mainz aber
die erſte ächte Beſchreibung einer Schote S. 85,
weil vor Herrn Fibig es niemand in den Lehr⸗
buͤchern gewagt hat, die Wahrheit zu ſagen, und
Linnes Beſchreibungen zu unterdruͤcken.
Linne uͤberſah alſo, was wuͤrklich eine wahre
Kunſt nicht zu ſehen iſt, naͤmlich er ſah bei den
Schoten die Scheidewand nicht, und glaubte,
daß das gegen einander uͤber ſtehen der Saamen
der Charakter einer Schote ſey, da bei den Huͤl—
ſen die Saamen nur auf der einen Seite der Huͤl—
ſe ſtuͤnden. Hier ſehen wir nun bei Ricotia, daß
auch dieſer Saamenſtand nicht ohne alle Ein⸗
ſchraͤnkung wahr iſt, indem auf den beiden Schaa⸗
— — — — — — —
a) Anfangsgruͤnde der theoretiſchen und angewandten
Botanik. Th. I.
b) Principia Botanices illuſtrata.
e) Einleitung in die Naturgeſchichte des Pflanzenrei⸗
ches nach den neueſten Emdeckungen.
über die Linn. Gattungen von Kreuzbluͤthen. 115
len ihrer Huͤlſe, und auf jeder einzelnen derſelben
die Saamen gegen einander uͤber ſtehen, wie ich
dies in der fig. 24 deutlich angezeigt habe. Wir
ſehen alſo, daß Linnes Definition weder von der
ſiliqua, noch legumen wahr iſt. Und Unwahr⸗
heiten in Sachen, die zur Weſenheit unſerer Kennt⸗
niſſe gehören aufzudecken, iſt immer wahres Zeit⸗
Beduͤrfniß.
Erklaͤrung der Kupfertafeln.
Mvacrvm. Tab. I. fig. I. pag. 38.
a. Ein ganzes Pericarpium.
b. Ein Pericarpium, der Länge nach geöffnet.
c. Ein Saamen.
RAPISTRU T. Tab. I. fig. 2. pag. 19.
a. Ein ganzes Pericarpium, unten mit feinem Frucht⸗
ſtiele.
b. Ein durchſchnittenes Pericarpium.
c. Ein Saamen mit ſeinem umlaufenden Faden.
BoHATScHTA. Tab. I. fig. 3. pag. 23.
a. Ein ganzes Pericarpium.
b. Ein ſenkrecht durchgeſchnittenes Pericarpium, mit
dem Saamen in ſeiner Hoͤhle.
c. Ein platter, am Umkreiſe runder Saamen.
CARARA. Tab. I. fig. 4. pag. 34.
a. Ein ganzes Pericarpium.
b. Ein zwerg durchſchnittenes Perlcarpium.
H 2
{16 | Erklaͤrung
Turaspıpıvm. Tab. I. fig. 5. pag. 29.
a. Die Zwillings- Pericarpien kurz vor der Zeitigung.
b. Die naͤmlichen nach ganz vollendeter Zeitigung.
c. Das receptaculum, woran die Zwillings-Pericar⸗
pien befeſtigt waren.
Vocezrıa. Tab. I. fig. 6. pag. 32.
a. Das Pericarpium in natürlicher Groͤſſe.
b. Das nämliche vergröffert.
c. Die zwei klaffende Hervorragungen.
d. Ein ſenkrecht durchſchnittenes Pericarpium.
Bunsas aegiptiaca. Tab. 1. fig. 7. pag. 53.
a. Eine ganze Steinfrucht.
b. Eine zwerg durchſchnittene Steinfrucht.
Is AT IS. Tab. I. fig. 8. pag. 21.
a. Zungenfoͤrmiges Pericarpium.
b. Dieſes ſenkrecht durchſchnitten.
c. Ein Saamen.
SuccowrA. Tab. 1. fig. 9. pag. C4.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Eine abgeſprungene Schaale.
c. Die runde Scheidewand, mit e ſtehen bleiben⸗
dem Griffel.
d. Ein runder Saame.
ScHRAN KTA. Tab, I. fig. 10. pag. 42.
a. Eine ganze Frucht oben mit dem Pericarpium, und
b. unter dieſen ſizenden Schoͤtchen.
c. Eine zwerg durchſchnittenes Pericarpium.
d. Das abgeſonderte, unten ſizende Schoͤtchen.
e. Deſſen fenſterartige Scheidewand,
f. g. mit den beiden abſpringenden Schaalen.
der Kupfertafeln. 117
CAanmeıına. Tab. I. fig. II. pag. 67.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. c. Die beiden abſpringenden Schaalen, mit ihren
halbeylinderfoͤrmigen Verlaͤngerungen.
d. Die Scheidewand, mit ihren Saamenfaͤden und
Griffel.
Bunsas orientalis. Tab. I. fig. 12. pag. 53.
a. Eine ganze Steinfrucht.
b. Eine ſenkrecht durchſchnittene.
CocHLearra. Tab. I. fig. 13. pag. 69.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Die Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden.
c. d. Die beiden abſpringenden Schaalen.}
JoxDRARA. Tab. I. fig. 14. pag. 27.
a. Ein Zwillings⸗Peric arpium, kurz vor der Zeitigung.
b. Das naͤmliche, nach vollendeter Zeitigung.
c. Ein Zwillings⸗Pericarpium, kurz vord er Zeitigung
zwerg durchſchnitten.
d. Ein Saame.
e. Das receptaculum, woran die Zwillings⸗Pericar⸗
pien eingefuͤgt waren.
Aıysson. Tab. I. fig. 15. pag. 75.
a. Ein ganzes Schoͤtchen
b. Eine Scheidewand, mit ihrem Griffel.
c. d. Zwei abſpringende Schaalen.
Anvseron. Tab. I. fig. 16. pag. 73.
a. Ein rundes, und auf den Flaͤchen plattes Schoͤtchen.
b. Die Scheidewand mit ein Paar Saamen.
c. d. Die zwei abſpringenden Schaalen.
g H 3
118 Erklaͤrung
Auvssoipes. Tab. J. fig. 17. pag. 63.
a. Aufgeblaſenes Schoͤtchen.
b. c. Die zwei abſpringenden Schaalen.
d. Die Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden.
e. Ein am Rande gefluͤgelter Saame.
ThLaspI hirtum. Tab. II. fig. 18. pag. 78.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Eine Scheidewand, ohne Saamen.
c. Eine Scheidewand, auf jeder Seite ein Saame.
d. e. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte,
auf den Kanten ſtark gefluͤgelte Schaalen.
TRIAS faxatile Tab. II. fig. 19. pag. 77.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Eine Scheidewand mit ihren Saamenfaͤden.
c. d. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte,
auf den Kanten ſtark gefluͤgelte Schaalen.
Irerıs umbellata. Tab. II. fig. 20. pag. 80.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Scheidewand mit zwei Saamen.
c. d. Zwei abſpringende, kahnfoͤrmig ausgehoͤhlte,
auf den Kanten geflügelte Schaalen.
NasturrioLum. Tab. II. fig. 21. pag. 82.
a. Ein ganzes Schoͤtchen.
b. Eine abſpringende Schaale, wo die Oeffnung un⸗
ten iſt, um den Ruͤcken deutlich zu machen.
c. Die Scheidewand.
IE RIS amara. Tab. II. fig. 22. pag. 79.
a. Das ganze Schoͤtchen.
b. Eine Scheidewand mit zwei Saamen.
c. Eine Scheidewand, um die Fortſezungen an dert
ſelben auffallend zu machen.
der Kupfertafeln. 119
Fr RITA. Tab. II. fig. 23. pag. 90.
a. Scheidewand, mit einem gefluͤgelten Saamen und
mehreren Saamenfaͤden.
b. c. Die zwei abſpringenden pergamentartigen Schaa⸗
len.
Rıcorsa. Tab. II. fig. 24. pag. 45.
a. b. Die zwei Schaalen der Huͤlſen, mit ihren gegen
einander uͤberſtehenden Saamen.
VILLA. Tab. II. fig. 25. pag. 49.
a. Eine ganze rindenartige Fleiſchhoͤhle.
b. Eine Scheidewand, mit ihrem aufſizenden, loͤffel⸗
artig ausgehoͤhlten Griffel.
c. Eine losgemachte Schaale.
d. Die andere mit drei Saamen in der Höhle.
‚Anastarıca. Tab. II. fig. 26. pag. 50.
a. Eine ganze rindenartige Fleiſchhoͤhle.
b. Die Scheidewand, mit ihren Hervorragungen.
c. c. Die zwei hölzernen Stachel.
d. e. Die zwei losgemachteu Schaalen, deren jede
mit einer Zwergwand in zwei Gefache getheilt iſt,
und die eine rundlicht ausgehoͤhlte Verlängerung
auf ſich ſizen hat.
LuxARTA. Tab. II. fig. 27. pag. 89.
a. b. Die zwei abſpringenden Schaalen.
c. Die Scheidewand, mit ihren gefluͤgelten Saamen.
— — —
120 Anhang zu dem erſten Hefte
Anhang
zu dem
erſten Hefte der Pflanzen-Gattungen.
Nachdem dies Werkchen in der Druckerei gaͤnz⸗
lich beendigt war, (indem wuͤrklich der lezte hal⸗
be Bogen weggelegt, und dieſer Bogen friſch ge⸗
druckt worden iſt,) erhielt ich erſt die lezten Gens
turien des Gaͤrtneriſchen vortrefflichen Werkes
de Seminibus plantarum, und zwar durch die
Gewogenheit des Herrn Borckhauſen, in deſſen
Werke Tentamen diſpoſitionis Pl. Germaniae
feminiferarum ich es benuzt fand, ohne daß ich
von der Ausgabe desſelben bisher das mindeſte
gewußt hätte. Pag. 278 u. ſ. w. fand ich die fili-
quoſas abgehandelt, und auf der 141. 142. 143.
und 144. Kupfertafel verſchiedene abgebildet.
Da ich hierin verſchiedenes fand, daß ich in ei⸗
nem ſolchen Werke gar nicht erwartet haͤtte: ſo
verbindet mich die Liebe zur Wahrheit, dasjenige
kurz zu beleuchten, was mit dieſem Hefte in Ver⸗
bindung ſteht. 5
der Pflanzen-Gattungen. 121
Pag. 278. SILIQUosAE... Difpefcun-
tur a longitudine pericarpii in filiculofas &
filiquofas, commoda magis & ufitata,, quam
fatis certa ratione. Gewiß fo etwas hätte ich
von einem Manne, wie Gaͤrtner, nicht erwartet.
Es ift gar kein Grund da, etwas eine bliguam,
oder ſiliculam zu nennen, was nicht zwei frei⸗
willig abſpringende Schaalen, und eine Scheide—
wand hat. Und der denkende Schriftitelfer ſoll
offenbare Fehler deßwegen nicht in ſeinen Schuz
nehmen, weil ſie gewoͤhnlich ſind. Denn ich wuͤß⸗
te nicht, warum man ferner neuere Werke
brauchte, wenn man dieſen Grundſaz ausüben
wollte. Herrn Gärtner aber, der ein eigenes
Werk hieruͤber ausgearbeitet, ſind dergleichen
Saͤze nicht zu verzeihen. Ueberhaupt aber muß
ich hier die Bemerkung machen, daß Herr Gaͤrt⸗
ner ſich mehr mit der Zergliederung der eigentli⸗
chen Saamen abgegeben, und in dieſen allerfein⸗
ſten Zergliederungen ein uͤbervortrefflicher Mei⸗
ſter war. Aber was die Umhuͤllungen der Saa⸗
men anbelangt, hat er ſich unendlich vieles zu
Schulden kommen laſſen, und uͤber dieſelbe min⸗
der philoſophiſch ſich ausgedruͤckt, wie ich dies in
den folgenden Heften zu beweiſen genoͤthigt ſeyt
werde. Auch in feiner Introductione generali
H 5
122 Anhang zu dem erften Hefte
find mannigfaltige Saͤze eingefloffen, die meinen
Beobachtungen und Erfahrungen ganz zuwider
ſind, und die ich ebenfalls in der Fortſezung mei⸗
ner philoſophiſchen Botanik zu eroͤrtern gezwun⸗
gen ſeyn werde. Ich war dieſe allgemeine Ueber⸗
ſicht uͤber das ſchaͤzbarſte Werk in der Kraͤuter⸗
lehre, und das unſerm zum Ende eilenden Jahr—
hunderte zur groͤßten Ehre gereicht, naͤmlich uͤber
Gärtner de Fructibus & Seminibus Planta-
rum, deßwegen ſchuldig, weil es bei uns Sitte
iſt, was man loben will, mit allen ſeinen Feh⸗
lern blindlings zu loben, ſo wie man auch das
gegenſeitige Verfahren wieder zu befolgen pflegt.
Pag. 278. Tab. 141. Bifeutella auriculata.
— Thlafpidium mihi pag. 29. Wollte ich die
Widerſpruͤche widerlegen, die hier ſtehen: ſo
muͤßte ich alles wieder abdrucken laſſen, was ich
S. 39 bereits gejagt habe. Alſo nur die einzige
Stelle: diſſepimentum proprie nullum, fed
ſtylus compreſſus, filiculis ! geminatis inter-
jectus. Offenbar falſch. Was er hier ſtylus
nennt, iſt das receptaculum, an dem die ſtyli
hieben und druͤben hinauf laufen, und ſich oben
in einen vereinigen. Gleichwohl nennt er ſolches
in der Erklaͤrung der Kupfertafel fig. d. ein dif-
ſepimentum. Auch die Saamenfaden e. e., die
‚der Pflanzen: Gattungen. | 123
in dem zeitigen Zwillings-Pericarpium nicht
mehr deutlich ſichtbar ſind, kommen nicht von dem
receptaculo her, ſondern find eine Umbuͤgung
des herablaufenden Griffels. Man vergleiche hie—
mit meine Kupfertafel I, Jondraba lig. 14. und
Thlafpidium fig. 5.
Pag. 283. Peltaria. — Bohatfchia mihi. p.
22. Silicula! . .. unilocularis, evalvis. Se-
men unum ad tria. Ueber das erſte will ich kein
Wort verlieren. Aber unter einer auſſerordent—
lichen Menge von Pericarpien iſt mir nie eines
vorgekommen, das mehr wie einen Saamen ge—
habt haͤtte. Auch iſt die fig. b. ſonderbar. Alle
Pericarpien muß ich entweder durchſchneiden,
oder wie feine fig. b. eröffnen, und hierin zeich⸗
net ſich dieſe Bohatſchia im mindeſten nicht aus.
Pag. 235. Vella auuud. Iſt die Kupferta⸗
fel b. offenbar falſch, indem fie angiebt, als
wenn ſich die zwei Schaalen freiwillig abſonder⸗
ten. Nur durch die Kunſt, wie ich S. 49 ange:
geben, iſt fie in dieſe Theile trennbar; fie iſt da⸗
her nichts weniger, als eine ſilicula, wie Gaͤrt⸗
ner ſolches, als einen groſſen Feller, angab.
Selbſt ſeine figura c. iſt in offenbarem Wider—
ſpruche mit figura b.
Pag. 286. Anaflatica. Ich bitte meine Leſer,
124 Anhang zu dem erſten Hefte
Gaͤrtners Abbildung mit der meinigen Tab. II.
fig. 26. zu vergleichen, dann die Saamen-Um⸗
huͤllung zu zergliedern, da wird man finden, daß
Gaͤrtner hier ganz falſch iſt, und die rindenartige
Fleiſchhoͤhle gar nicht kennt, die ich ſchon Phil.
Bor. I. 193, und hier S. 30 ganz anderſter nach
der Natur angegeben habe. Und dann ſagt er
noch gar, und laßt es abzeichnen, fig. b. Val-
vulae . . in duas cavitates divifae, quarum
ſuperior ſola ſeminifera, inferior autem ſteri-
lis & inana. Offenbar falſch. Ich habe eine ſol⸗
che Menge dieſer Fleiſchhoͤhlen unterſucht, daß
ich beſtimmt ſagen kann, in der unterſten Hoͤhle
ſey ein, in der oberſten Höhle aber zwei Saa⸗
men. Wer ſich hievon genau uͤberzeugen will,
nuß eine ganze Frucht nehmen, untenher duͤnne
Scheiben abſchneiden, bis er auf die unterſte
zwei Hoͤhlen koͤmmt. Dann wird er ohne Muͤhe
die Saamen finden, und wenn er dieſe heraus⸗
genommen, darf er nur das uͤbrige der verwach⸗
ſenen Schaale abſprengen: ſo wird er in dem obern
Gefache noch zwei andere finden, in wie fern ſie
ſind befruchtet und zeitig geworden. Im andern
Falle können fie eben fo gut oben als unten fehlen.
Pag. 288. Myagrum per ſoliatum. Hier ift
ſeine Beſchreibung und Abbildung abermals ganz
*
der Bilanzens Öattungen, 125
falſch. Er erwähnt der untern und vierten Höhle
gar nicht, die bei mir kein einzigesmal gefehlt
hat. Ja, ſeine Saamenhoͤhle geht ganz bis her—
unter, wo doch bei mir eine auffallend deutliche
Zwergwand iſt, die die untere und mittlere, zum
Saamen beſtimmte Höhle von einander abſon⸗
dern. Entweder muß es mehrere Arten von
Pflanzen geben, die, wie es leider oft geſchieht,
einen Namen, Myagrum perfoliatum, fuͤhren,
oder Herrn Gaͤrtners Abbildung iſt ganz falſch.
Aber nichts hat mich in mehreres Erſtaunen ges
ſezt, als
pag. 289. Lunaria Ricotia. — Ricotia mihi
pag. 45. und die Abbildung derſelben Tab. 142.
Da ich hier uͤberzeugt war, daß das ganze bota⸗
niſche Publikum aufmerkſam, und zur Widerle⸗
gung bereit ſeyn wuͤrde: ſo verfuhr ich hier, wie
allemal, mit der groͤſſeſten Gewiſſenhaftigkeit
und Vorſicht. Ich zergliederte eine Menge uns
zeitiger Fruͤchte, und eine noch groͤſſere Menge
zeitiger, und nie habe ich in leztern nur eine
Spur von einer Scheidewand vorgefunden, und
gleichwohl zeichnet ſie Herr Gaͤrtner ſo auffallend
deutlich hin. Herr Gaͤrtuer iſt ſicher der Mann
nicht, der ſo etwas thun konnte, wenn er es nicht
vor Augen hatte. Ich bin alſo uͤberzeugt, daß er
126 Anhang zu dem erſten Hefte
hier von jemand iſt angefuͤhrt worden, der ihm
eine andere Frucht unter dem falſchen Namen von
Ricotia überfendet. Entweder gehört alſo feine
Abzeichnung einer unbekannten Art von Luna-
ria zu, oder iſt gar eine Schotte von meiner Fi-
bigia, und zwar einer mir unbekannten Art. Der
dicke Faden, der um die Scheidewand lauft,
macht mir das leztere ſehr wahrſcheinlich. Dann
koͤmmt der Umriß ſeiner Lunaria Ricotia gar
nicht mit der Huͤlſe meiner Ricotia überein, Zwar
ſagt er: diſſepimentum fere arachnoideum per
maturitatem fructus valvis plerumque agglu-
tinatum, ut incautis abeſſe videatur. Aber fuͤr
das erſte iſt dieſe Beſchreibung und feine Abbil—
dung gar nicht uͤbereinſtimmend, und das muͤßte
ein rechter Hudler ſeyn, der ſo eine Scheidewand
nicht von auſſen erkennen koͤnnte. Ueberdies ha—
be ich ſchon oben angefuͤhrt, daß die beiden Schaa—
len der Hülfen ſelten freiwillig von einander ſprin⸗
gen, ſondern durch die ehemalige viele Feuch—
tigkeiten auf einander gepappt ſind. Aber ganz
oben haben ſie zu aller Zeit eine Oeffnung, und
wenn man da ſanft durchfaͤhrt: ſo theilen ſich
die Schaalen mit der groͤßten Leichtigkeit, und
nie iſt eine Spur von einer Scheidewand da.
Eine genauere Beleuchtung iſt gegenwaͤrtig
\
der Pflanzen-Gattungen. 1 es
hier nicht mehr der Ort, und ich muß aufrichtig
geſtehen, daß ich noch mannigfaltige wichtige zu
machen haͤtte, die ich mir aber auf eine andere
Zeit verfparen muß. Aber ich konnte und durfte
mein erſtes Heft von Pflanzen-Gattungen nicht
vor den Augen des Publikums erſcheinen laſſen,
ohne dieſe wenige Bemerkungen beizufuͤgen, und
der urtheilende Kraͤuterkenner mag jezt die Has
tur zu Hilfe nehmen, und zwiſchen Gaͤrtner und
mir Schiedsrichter ſeyn. Nur muß ich auch ei⸗
nen jeden bitten, daß, ehe er ſein Urtheil ab—
giebt, er ſich gaͤnzlich uͤberzeugt habe, daß er die
naͤmliche Art Pflanze vor ſich gehabt, die ich uns
terſucht. Denn eine Menge Widerſpruͤche entite:
hen dadurch, daß ſo manche Kraͤuterkenner un⸗
ter einerlei Namen von ganz verſchiedenen Pflan;
zen reden. Mannheim, den 12. April 1792.
eee e eee
INDEX GENERUM FASCICULI PRIMI.
Adyleton.
Alyfoides.
Alyſſon.
73.104
53.104
75.104
Alyſſum. 63. 67. 72. 91.92.103
Anaſtatica.
Biſcutella.
Bohatſchia.
Bunias.
Bunsası
Cakile.
Camelinas
Capfella.
Carara.
Cardamindes
Clypeola.
Cochlearis.
Cochlearia.
Coronopus.
Crambe.
Dondi 14.
Drapa.
Erucago.
Foſſelina.
Hierochontis
Iberis.
jondraba.
Kerneras
50. 97. 123
29. 30. 106. 122
2%
52. 109
65. 106
66
67.95
85.99
34. 21. 101
47
23.24. 105
69
35. 69. 101
37. 60
19
40
76. 91
65
90. 104
24
Lepidium, 84: 98
Lepidium. 80. 81. 85. 97. 99
Lunaria. 89
Lunnria. 47. 125
Melilota. 26
Myagrum. 38.95
Hagru m. 19. 33. 44. 52. 65.
67. 69. 71. 72. 95. 124
Nafturtioides. 91. 98. 100
Naſturtiolum. 82.98. 100. 101
Naſturtium. 80. 98
Peltaria. 22. 105.123
Per fpierllums AR
Raphaniſtrum. 39
Raphanus. 41
Rapiſtrum. 19
Na piſtrum. 33. 60
Rieot ia. 45.125
Schrankia, 42.05
Scopolias 47
Sina pi. 41
Sghat roc ar pus. 33
Succowia. 64. 109
Thlaſpi. 76
Tylaſpi. 85. 86. 87.99
Thlaſpidium. 29
Vella. 49. 95. 123
Vogellia.
32. 54.93
Ta. I.
1. a TEN g 2. Ha u
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New York Botanical Garden Library
edikus, Friedrich/Pflanzen-Gattungen