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Full text of "Philosophie gegen naturwissenschaftliche Ueberhebung: Eine Zurechtweilung des DR. Med. Geo ..."

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f rHILOSOPHIGftL LIBRftRy j 

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t PROFESSOR GEORGE S. MORRIS. J 

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+ PnorrBton if. t«e Ui.iv*«.ity, + 

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+ Prefionted to the Unlversity ot Michfsao. + 



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. S. l^lirrr-^ 



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Büifofopfiie 



gegen 



naturtoiDenfj^aftlid^e Kebetl^ebuttg* 



dine Sureifitioeifung h% Dr. med. $eo Stieß efing 
und feiner angeßFi(fien Diderfegung 



ber 



uvx Uttbemnllten in ber CeibUdfkeit 



Berlin. 



1872. 



llt^lt. 



©eitc 

f ittCeUttttg 1 

I. ^oxunUxMnn^ 9 

1) 2)ie ^^itofopl^ie bc§ Unöerou^ten 9 

2) Slnno^me einet geiftigen Urfad^e geroiffer organifd^er unb 
unorganifd^er SSorgänge 11 

3) 2lnna§me von groetfen in ber 9latur . .13 

4) ^rincip ber SRotl^roenbigfeit 15 

5) Slugentofe ©rottentl^iere 16 

n. per nnbewn^U ^ittc in den feCeflftndidett Stitcfternttarfts- 

nnb ^atidCieitfitttclionen 18 

1) SBenju^tfein ge!öpfter gtöfd^e 19 

2) 2)er ^pger'fd^e SSerfud^ 21 

3) ®efe^ bet Sleflejberoegung 21 

4) 2)er SBille nieberer 9len)encentra'§ 22 

5) S)er ^etjfd^tag alö 9flefleE5en)egung 24 

6) ©sperimente an entl^imten ^l^ieren 25 

7) Uebergang ber unroittfürlid^en SlefleEberoegungen ium 6e* 
wußten §anbe(n 26 

m. Pie unbmu^U ^oxficttnnü 0e{ Jittsfu^nttig der toilTftör- 

flc^ett SSetoeguttg 28 

1) SBerbinbung §n)ifd^en ®xo^^ unb ^(ein^im .29 

2) ©e^entemen ber ^^iere 31 

3) Macacus Ehesus 32 

IV. Pie nndewn^U ^orffelTttng im ^nflinct .... 34 

1) a3en)u^te§ SßoIIen eineä SJUttelä ju einem unbewußt gewollten 
3roetf 34 

2) epinne 37 

3) SBenbel^atS . . . , 38 

4) a3egattung ber 9Sögel . .* 39 

5) a3rüten ber Sßögel 40 

6) Saturnia pavonia minor 40 

7) gnfttnctioe fjurd^t ber ^l^iere 41 

8) gnftincte bei ber gortpflanjung 41 

9) Cerceris bupresticida 42 

10) S)aru)in'3 SCnftd^t über ben gnftinct .... 43 



T. S^ie 7<t0ittdttng von S^ilTe unb ^oxfleftnnf^ ... 46 

Tl. ^ai 3ln0eiott(U in den 9tefreir0eioegitndett ... 48 

1) 2)efinition ber SRefleEberoegung 48 

2) Steine unb gemifd^te SflePeEbetoegung .49 

3) SlePesBeroegungen entl^irnter Xl^iere .51 

4) 2)urciJ Bewußte ©inneöroal^mel^mung ^ei'üorge5iac§te Steflej* 
»orgänge 53 

5) ©predjenternen ber Äinber unb X^iere .54 

6) ^aS laute 2)enlett 55 

7) 2)ie «ufmerffamfeit 56 

8) »rinbe gfetfe ber dUüm 58 

9) ®rl^ltung be§ ®retc§gen)i(§tä 59 

10) (Sombination t)on Sleflepjtrlungen bei ©niftc^uug ber lüitt^ 
fürtid^en Seroegungen 60 

11) (gjperimente an gröfd^en ....... 63 

TU. 9a5 9(n6eit>ttgte itt bex Hatttr^eiCftraft .... 66 
1) 3)arn}in'ä Xl^eorie ber „^angenefiS" .67 

Tm. ^ex inbixccie ^inftn^ Beiottfiter ^ettenii&ti^lUit auf orga- 

ttiff^e ^itttctiPtteit 71 

1) Polarität ber S^eroenmolecüte 72 

2) Siergteid^ung beS Sleroetiapparateä mit einer eleftrifd^en 
Batterie 74 

3) tpolarifd^e 3Jlolecu(am)ir!ungen in oerfd^iebenen ©ebilben 77 

4) @mpfinbtidj!cit ber ipaut 79 

5) ©d^merjl^aftigfeit entjünbeter llnorpel unb &ef)nen . 79 

6) Hemmungen in ber @ntn)idf(ung beä ©mbrgo . .81 

7) 2)er t^ierifd^e SWagnetiämuä 81 

8) Sßegetotioe Functionen 82 

9) ©influg ber befugten SSorftettung auf organifd^e Functionen 83 

IX. S^as '^nbewn^U im orgattif(0ett gilben . , . 88 

1) aOBarum ift bie organif d^e Sflatur in X^ier* unb tßflanjenreidj 
getrennt? 89 

2) 3ft bie Steigerung ber ©ecretion ^unabpngig oon ber Sie* 
foq)tion ber eingefül^rten Slol^ung 94 



3) 3)ad Unberaugte in ber @ntn}idtelung bed @ied 

4) @mft ©ätfel über 9'laturforfdjung unb ^l^ilofop^ie 

5) Souid 93üd^ner über 9laturfor{d^ung unb ^^Uofopl^ie 

6) 6dJluB 



95 

97 

100 

103 



giufeituttg. 



Unter bcm Jitcl ,,9iaturiniffcnfc^aft gegen ^^tlo^ 

fop^ic" ueröffenüic^t Dr.med. ®. ©tiebcUng in ^iem^gorf 

eine Meine ©c^rift, in welcher er eine „SäJicberlegung ber ^axU 

ntann'fc^en Se^re üom Unbewußten in ber Sciblidifcit" nebft einer 

„furjen Beleuchtung ber ©arnjin'fc^en Slnfic^t über ben ^nftintt" 

^u geben behauptet, gleichzeitig aber auc^ ben SJemei^ fübren xoxü, 

„baB *i|5^iIofo^)^ie unb Diaturmiffenfc^aft jmei polare ©egenfä^c 

finb, Jüel^e nic^t mit einanber vereinigt inerben fönnen." (S. III.) 

(£ö ift bieö oon materialiftifc^er ®citc bie erfte Äunbgebung gegen 

ba§ §artmann'fd^c ©Aftern, »eld^c mit ber ^rätenflon auftritt 

eine wi[|en|(^aftlic^ begrünbete SBieberlcgung ber auf naturwiffen* 

fi^aftlid^er ©afi^ ru^enben fpecnlatioen JRefultate beöjenigen 

i^l^ilofop^en geben ju fönnen, welij^er ,,bie SiBefen^gleic^^eit üon 

(Seift unb 3Katcrie" erfannt unb bargelegt unb bamit ben crften 

«Sd^ritt gctf)an l^at ju einer enblid^en Sefeitigung be^ uralten 

@treitc§ jnjifc^cn ©piritnali^niu^ unb 9Jlateriali§mu§. Um fo 

größere ©rmartungen burfte man ba^er oon biejem erften 8tfN 

griffe liegen, ]ovooijl in Scjug auf bie Art unb äöeife, aU auf 

bie ©rgebniffe beffelben. ©a§ wiffeufd^aftlic^ gcbilbete "ißublifum 

toax ju ber aSorauöfe^jung bcrec()tigt, baß nur eine naturwiffen^ 

fc^afttic^e ©apacität erften 9iange^, ein umfaffcnber (Seift, ber 

1 



— 2 — 

©d^ärfc be§ ICcnfcnS mit auSrctd^cnbem SÖiffcn unb pl^ilofop^tfd^er 
©Übung ücrcintc, c§ unternehmen würbe, bie gal^ne be§ 9Watc* 
riafismuö l^od^jul^alten, ba§ ©ntgcgenfommcn ber ^^ilofojj^ic afe 
unt^unltd^ jurürfjuwctfen, bie wiffcnf^aftlid^en get)Ier unb ^xx^ 
tifümn bcrfelben aufjuberfen unb bie 9tid§tigfeit be§ neucftcir 
j)]^iIofop]^ifd^en !i'el^rfi}fteme§ ju 6ett?cifen. 9]ur eine fold^e 
^erfonlid^fcit, mußte man \i^ fagen, trirb im ©tanbe fein, bie 
Qfntereffen bciS 5DZateriaIi§mu§ gcnügenb ju vertreten einem 
(äegner gegenüber trie bem §artmann'|d^en ^rincij) be§ Unbc^ 
iüußten, ba§ in feiner ©urd&fi^tigfeit unb Slar^eit, feiner 35icU 
feitigfeit unb S^iefe, feiner realen Scgrünbung unb ibeeßen §oIgc^ 
ri^tigleit für öiele Söpfe minbeften^ cßenfo bemei§fräftig ift al^ 
ber nur mit Sraft unb ©toff o^)crirenbe SD?ateriali^mu§ mit 
feinen legten Sonfequenjen. ®d;on bie Slug^cit, tücnn nic^t \>a^ 
Stnftanb^gcfü^l einer '15artei, erforbert e^5, einem fold^en ^^^i^bc 
nur einen ebenbürtigen ©egncr gegenüberjnfteüen, ber Sti^nt)cit^ 
Slraft unb ®efd^itflid}fcit befiljt, e^rlid^ fämpft unb mit ber 
ged^tmeife feinest (gegenüber tjertraut ift, mit einem ©ort feineu 
@tüm^)cr, trcld^er fid^ felbft ©(öpen giebt imb feiner eigenen 
^43artei nur fc^abet. 

©tatt bcffen finben \m nun aber in bem jüngften Säm^)en 
bc§ 3Jlateriali§mu§, §crrn Dr. med. ©ticbeüng eine ^er^ 
fönlid^feit, njeldje r)on a(t ben angeführten ©genfc^aftcn nur eine 
einjigc befi^^t, bie Ä'üf)n^eit, um nicßt ju fagen S'red^[)eit ber 
23e]^auptung, benn nur 23e]^auptungcn, boc^ nie Semeife — fe[)r 
inele falfd)e aufgenommen — »ermag er üoriubringen. ®o 
bleibt er, bcifpiel§t}alber, g(ei(6 bie erfte feiner in ber 23orrebe 
aufgefteöten ©el^auptungen, „bag iWaturwiffenf d^aft unb $^iIof opl^ie 
polare ©egenfälje finb, todä)t nid^t mit einanber vereinigt werhem 
fönuen" ju bemeifen fd^lbig, man müßte benn eine nod^ baja 
fe^r unbeftimmtc, lüden^aftc Siuöeinanbcrfctsung über bie inbuc^^ 
tioe JJorfd^ungSroeife ber Slaturwiffenfc^aft unb bie fpeculatioe 



— 3 — 

bcr ^^iIofo^}]^ic (©. 8 unb 13) aU einen 93ctt)eiS üon ber ®egen^ 

fäftU^feit beiber SSäiffcnfd^aften nel^men »otten. §i)c^ften§ träte 

barait bie SSerf d^teben^eit ber 333 e g e betriefen, »eld^e üon belben 

jut 6tret(^ung t^re§ gemcinfamen 3^^^^^ (Söfung aller üom 

aWcnfc^engeift in ©ejug auf SSäcIt unb ÜDafein getrauen g^agen) 

ringef plagen »erben, — niemate aber bie "ißolarität biefer S33tffen§^ 

jweige, »eld^e auf ba§ ^nnigfte mit einanber öern?anbt, gemein^^ 

(am au§ bem tiefften (Srunbe unfrei Se[en§, bem ©ränge nad^ 

ßrfenntnig, aufwad^fen unb empor jum ßid^te bringen. 

S5a6 ©tiebeling bie§ üerfcnnt, ber "^J^ofopl^ie jebe ÜDafein§* 

tered^tigung abfprid^t, i^re 3Jotte für auggefpicit crad^tet (@. V.) 

unb in eitelfter ©elbftüberl^ebung ba§ jufünftige §eit ber Seit, 

bic göfung alter üorliegenben fragen aüein t)on ber ^Zaturwiffen^» 

fd^aft unb bem SKaterialiämuö ermattet, bieg allein c^aracterifirt 

il^n unb feine gä^igfeiten, namentlid^, menn man ücrgleid^enb 

t>on i^m auf anbre materialiftifd^e gotfc^et j. S. 8. Süd^ner 

blidt, »eld^er, mie bieg ©tiebcHng felbft aufü(}rt „auf eine 

äßiebergeburt ber ^^ilofopl^ie unter bem S^Zamen äleafigmug ^offt 

unb fid^ babei eine SBiffenfc^aft benft, bie i^re ©runbfät^e unb 

9iefultate nid^t aug fic^ felber fange, fonbern einen ©ammelpunft 

bilbe, in welchem bie oerfc^iebenen SBiffenf^aften i^re (Srgebniffe 

jur gemeinfamen SSerarbeitung nieberlegten." (@. V.) äöäre 

©tiebeling nid^t ein fo gäujlic^ unp^ilofopl^ifd^cr, iebegibealen 

©cbanleng unfähiger fiopf, fo ^ätte il^n biefe Sleu^erung Sfid^ncr'g 

ftutäig mad^n muffen, e^e er bie 35erurt§eilung einer Siffenfd^aft 

ouSfprad^, ber feit "^Jlato'g 3^^^^^^ ^^^ ^^f '^^^ l^cutigen 2^ag ftetg 

bic i?orne^mften unb auSerwä^Iteften (Seifter gebient unb ge^ul** 

bigt ^ben. ©tatt beffen „l^ält er bag ©ebei^en einer folc^en 

itmfaffenben ^^ilofopl^ie für unmöglid^, meil bie SRaffe beg 

mcnfc^li^en SBiffeng jefet fd^on fo gro§ ift" („„gtoar »eig id^ 

t>\dV*'*) „unb rafd^ »äc^ft, ba§ ein ©iujelner unb »äre feine 

Sapacitat au^ bie ^öc^fte, nic^t im ©tanbe ift, felbft nur eine 

1* 



— 6 — 

bct 40cr '^d^xt gurürfjufaücn, bcr, getragen üon bet JReactioit 
gegen bte Uebergttffe ber ^egeTfd^en ^^Uofo^}^te, felbft in 
Deutfd^Ianb bei ben bebeuteiibften 9?aturfotfc^ern unb namentlid^ 
bei bem t)ett)ci6ung§öoüeren S^^eile ber jüngeren Oele^rtenwelt ein 
übertrunbener ®tanb^)unft tft. ^n a)entfd§Ianb fjat man naäf^ 
gerabe eingefe^en, baß eine bloß naturtmffenfd^aftl^e SEBcItanfic^t 
eine ebenfo bornirte ßin[eitigfeit tft tpie eine bloß rettgiöfe (JSlxttd^ 
alter), ober «eine bloß et^ifd^e (Sant = gid^te) , ober ein Mog 
äft^etifd^cö ^ilbung^ibeal (©Ritter ^^ (Sötl^e unb bie giomantifcr), 
ober eine rein ^iftorifd^c 93etrad^tnng§ioeife, ober fonft irgenb 
eine einfeitige 5(uf7a[fung§toeife ber SBelt. 9D?an l^at begriffen^ 
ha^ bie eigentlid^e Stuf gäbe beg 3Wobernen barin befte^t, aüe 
fold^e ©infeitigfeiten aU fold^e aiintiivin, unb gur Unioerfa^ 
li tat üoräubringen, ju einer SBeltanf d^auung , weld^e aße bicfe 
<Sefid^tg^)unIte l^armonifci^ in fid^ vereinigt. üDiefe ^ö^ere ®in^ 
l^eit 3u fd^affen, fann nun aber natürli(^ nid^t mc^r Stuf gäbe 
ctneg bicfer einfcitigen (gebiete ober Qtotx^t fein, fonbern bie 
Stufgabe einer über atten fte^enben unb t)on il^nen aüen getrau 
genen 5Denftoeife — unb im ©inne biefer f^)ecififd^ mobernen 
]§öd§ften Slufgabe ift e§, baß §artinann bie 'ip^ilofop^ie befinirt 
(fie^e ,, ©efammelte ^)^iIofop^i[d[}e Stb^anblungen" I. ,,9Jatur^ 
forfd^ung unb ^^ilofop^ie" ®. 8—9), mie er biefelbe in feiner 
,, ?^iIof o^D^ie be§ Uubetrußten" ju üern?ir!lid^en fid^ bemüht, 
©tiebeling l^at natürlid^ für f olc^e äöeite be§ 33Iidf§ fein€i 
SDrganifation ; fein Se^agen unb fein cinjigeg ©treben ift bie 9iatur^ 
toiffenf^aft in i^rer natürli^en (Sinfeitigfeit jur augf daließ ^ 
üd^en SBiffenfd^aft ju ntad^en unb aüe§, toa^ jenfeitö berfelben 
liegt, aU u n lo i f f e n f ^ a f 1 1 i d^ ju ignoriren. X)aß ber ü)?enfc^,. 
unb jtrar ber Sßenfd^engeift, bem SDJcnfd^en ba§ 9läd^fte unb ffiid^*' 
tigfte ift unb fein muß, toic^tiger al§ bie übrige 5Ratur äufammen^^ 
genommen, unb baß bie 5Raturmiffenfd^aft mit bem ®at}e: „(Seift 
ijt ^irnfunction" t>or biefem l^öd^ften unb u^ld^tigften (Sebiete ber 



-- 7 — 

SBiffenfcJ^aft §alt ntad^cn mug, ol^nc c§ betreten ju lönnen, ba§ 
-attc^ irrittrt einen ® t i e 6 e I i n g fo wenig, tpie ber ®cbanle an 
iie üom Sonnenlid^t öergolbete !i?anbfc^aft ben SKautourf nnv 
tinen 3fngenblicf ftufeig niad^t im SB3eitergra6en feinet bunletn 
iinb engen ®ange§. 

©!§ ift voaijx, Da5 bie mobemen ^»^rtf^ritte ber S^atnrmiffen^ 
fc^aft ben menfd^lid^en ®eift mit ©tolj erfüllen fönnen, aber ba^ 
(tarfe anbauen bicfe^ aüäulangc üernad^Iäifigten ®ebiet<§ borf 
boä) für einen ^ö^eren ©efic^t-spunlt anbere ebenfo nnb noc^ me^r 
berechtigte Seiten ber SBiffenid^aft nid^t beeinträchtigen, unb wenn 
jnan §artmann etroa^ ^nm 35ortt}urfc machen fann, f o ift e§ e^er, 
iaß er bem 3uge ber ^dt nac^gebenb, ber 9laturn)iffenfci^aft eine 
^u große, aU baß er i^r eine äu geringe Serütffid^tignng im 
IBer^ältniß ju ben übrigen ©ebieten eingeräumt iiat] miepiel fein 
:SBer! baburc^ an SCnjiefjung^fraft für bie ©egenwart gewonnen 
^at, ebenfooiel bürfte e§ an bauernbemSBert^ eingebüßt ^aben. 

Gbenfo unerwicfcn wie bie erfte, ift bie jweite oon Stiebe*« 
itng in ber 23orrebe anfgeftellten Sel^auptungen: baß ber Untere 
fc^ieb, welchen ^artmann swifd^en Denfen unb 33ewußtfein mad^t, 
ein unmöglid^er fei, — ein Unterfc^ieb, welchen übrigens öor 
^ artmann Scaturforfd^er wie ßarug, ^elml^olfe, SBunbt, Qöümt 
u- a. m. ganj in berfelben SBeife be^uf§ ©rflärung ber ©ntfte^ung 
ber ©inne^wa^rne^mung ju ftatuiren fid^ genöt^igt fa^cn (S. ^ijxl 
b. Unb., 3. Stufl., ®. 32-34). 3war bef^äftigt fic^ bie 150 ©eitcn 
ää^Ienbe Sd^rift au^fd^Ueßlic^ mit bem "^Jrincip be§ Unbewußten, 
nirgenbs aber ^at ber SSerfaffer aud^ nur ben a3erfud^ baju 
gemad^t, einen S3ewei§ für bie Unmöglid^feit be» ^rinci^a 
unb be§ barau§ fid^ ergebenben relativen Unterfd^iebe^ jwifc^en 
35enfen unb ©ewußtfein üorjubringen. 93ielme^r befd^ränft er 
fid^ überaß auf baö Seftreben bie Unerwief enl^eit be§ "ißrincit)^ 
iVL conftatiren, ja fogar an öicien ©teüen feinet S3ud^eg, wenn 
üni) fid^erlid^ unbewußt, Seweife für bie Süiöglid^leit ber 



— 8 — 

^atttttann^c^en Shtna^mc i&ciiubringen unb butd^ [eitcnlange^ W>^ 
fc^rcibcn an^ b. ^^it. bcä Unbew. fiit bic Verbreitung ber 
,'g)am)tibeeu §artmann'§ ©orge ju tragen, eben fo \m er fic^ 
felbft ju verfc^iebenen 9)?alen enH)flnbU(^e, fraffefte ^)^i}fiotogt[c^e 
Untüijfen^ett unb togtfcbc ÜDenfunfä^igfeit üerrat^cnbe 33lü^en giebK 
lun fc^ltcßlic^, wenn eg mit feiner äöeis^eit ju iRanbe ge^t, gur 
abfic^tUd^en a5crbre^ung §artmann'j(^er Slu^fprüc^e, ja jur 3Ser:* 
leumbung feine-5 @egner§ jn greifen. 

S)a9 mit einer folc^en Zattxt bem materialiftifc^en iQfutereffe 
wenig gebient ift, liegt auf ber §anb ; ebenfo, wie erfpric^tic^ unb 
witttommen beiben ^^arteien ba§ nnbanfbare Untcrne(}men fein 
mu6, ein berartige^ SÄac^werf in feiner ganjen ölö^e ju ent* 
füllen. 35er 3^ecf biefer äJIätter ift e^ bal^er, ©tiebeltng^^ 
,,?iaturwiffenfd^aft gegen $^ilofo^)^ie" in allen ©injel^eitcn ju 
prüfen unb ju beleuchten unb babnrd^ ben 2?ewei^ ber foeben 
aufgefteüten Behauptungen ju liefern. 



L 



Ta^ ^artmann'fc^e SBctf, bic „^I^Uofop^tc be» Un&ctDußlen'V 
beffen Scnntnig tc^ bei bcn gefern btefct 23roÄurc t?orau^fc1je, 
jcrfäüt feinet räumlichen ©nt^eilnng nad§ in 3 .^anptab[c^nitte, 
öon bcnen bie feeiben erften ba^ SBatten einc^ un§ unbewußten 
tjeiftigen ^rincip^, be^ „Unbetougten", in ber Sciblic^feit nnb im 
(Seifte nad^^umeifen unb gu begrünben fud^en, n}ä^renb ber britte 
bic 2J?ctap^^fif bcö Unbewußten enthält. 33on bcn 33 unter 
biefe 9iubrifen ocrt^ctlten ©apitcln bc^ ®efammtin^alt§ befcbäf^ 
tigcn fi^ 14 mit ber naturwiffenfd^aftlid^cn 33cgrünbung be§ 
Unbewußten unb jwar bcrartig, baß bie erften im Slbfc^nitt A 
begriffenen 8 ßa^)itel gewiffermaßen nur bie ßinfeitung, bie %iox^ 
ftubien ju bcn legten 6 unter bem 31bfd^nittC gegebenen bilben, 
weld^e bie §auj)tbeweife, bic teilten ©rgebniffc unb ^Jolgerungcn 
entl^alten. !I)er 5Raturforfd^er, welker an eine grünbtid^e S3e* 
urt^eilung biefe^ SBerfc^ ge^cn will, l^at fid^ alfo ni(^t nur mit 
bcn im Slbfd^nitt A gegebenen Eapiteln, fonbcrn eben[o mit bem 
II., IV.— VI., VIII. unb IX. eapitel be^ Slbfc^nitt^ C bcfannt ju 
mad^en unb auc^ bic 9tefultate bicfcr einer Prüfung ju unter*= 
gießen, grcilic^ crforbcrn bicfctbcn ju i^rem a3crftänbniß unb 
gciftigcr S^urd^bringung einen öngleid^ l^ö^ercn @rab t»on ätuf^ 
mcrffamfeit, püfitiücm SBiffen unb logifd^cr ICcnffä^igfcit aU bie 
8 Eapitet be§ erften Slbfd^nittc§ — aüt^ S)inge, bic nid^t IJ^cbcr^ 
mann^ ®ai)t finb; ber jenige jebod^, welcher fic^ ba§ 9tccbt ber 






— 10 — 

tütffcnfd^aftliti^cn Scuttl^eilung cinc§ njtffcnfti^aftüd^cn S33crlc§ an^ 
tiiagt, ]^at btc ^füc^t, baffelbc in allen feinen, aud^ ben 
fc^toierigeren Steilen ju ftubiren, nnb, wenn et e§ einer ücr* 
iirt^eilenben Stitif untemirft, ani) biefe in ben fitei5 feiner 
Setrad^tung ju jiel^en. 2:^ut er bie§ nic^t, fo trifft feine 93e* 
urt^eitung üon üorn^crein ber SSortPurf ber UnüoUftän big feit, 
^in SSonrnrf, ber unter fold^en Umftänben glcic^bebcutenb ift mit 
bem unergrünbtid^er i^eid^tfertigleit. 

©tiebeüng fc^eint bie§ nic^t bebad^t p ^aben, benn t)on 
icn 14 natnrwiffenfd^aftüc^en Kapiteln bc^ §artmann'fd}en 33nc^e§ 
erfreuen fid^ (ba er ba§ 8te nur anführt, aber nic^t befprid^t), 
nur 7 feiner gütigen Scad^tung (156 ©citen non 332)^ tr>ä^renb 
t)te 7 l^auptfäd^Iid^ften ©apitet öon if)m ößUig unangcfod^teti 
bleiben. S33e§^alb er biefe ä^ttc S^^^ü^^^fti^J^S beobachtet, ift 
nid^t nerftänblid^ ; iebenfalfö au§ gutem ^erjen unb in §art^ 
mann'S ;3intereffe, ba e§ in bem feinen bod^ liegen mu^te, ba^S 
<Dafein be§ Unbewußten ü oll ig ju wiberlegen, nid^t nur in 
ißegug auf ben erften Slbfd^nitt, fonbern aui) in SSejug auf ®e=^ 
^irn unb ©anglien afe Sebingungen be§ t^ierif d^en Scwugtfein^, 
in 23ejug auf ba$ ^flanjenreid^ , auf bie 3Katcrie at§ SBitte 
unb Sßorftellung, auf bie ^nbiüibualität, auf bag SBefen ber Qtn^ 
^ung unb enblid§ in Sejug auf bie auffteigenbe ©ntinidfelung be§ 
organifd^en 8eben§ auf ber @rbe Cßartnin) — alleg 35inge, wcld§c 
t)or ba§ gorum ber öon ibm vertretenen 9iatur triff enfc^aft unb jur 
Seiblid^feit gelberen, au^ weld^er ba§ Unbewußte l^inau^juweifen 
ier 3Serfaffer fic^ bod^ ji^^ aufgäbe gemad^t ^at. !J)a§ Kapitel 
©el^irn unb ®angtien aU Sebingungen be§ t^ierifc^en Sewußt^ 
fein§ würbe i^n freilid^ ju ber unangenehmen Slnerfennung ge^ 
brängt l^aben, baß ^artmann ben SKateriali^mug in 93eäug auf 
bie Sluffaffnng be§ imn^itn ©eelenlebenö nollftänbig acceptirt 
unb in fein ©ijftem aufnimmt, inbem er i^n jugleid^ pofitit) über== 
toinbet, unb ba§ ©apitel über bie SKaterie würbe i^n in bie pein^ 



!• •• ••• • • • 

!••• •• • • 1 • 

• • • ••• •. • 



— 11 — 

lid^c 8agc tjcrfetjt ^aben, fein matertaUfttfd^cS Sßrinci^ bc§ ®toff§ 
unter ben ^änbcn bcr ^jl^tlofo^jl^ifd^en Sriäf gertinnen unb fid^ 
in ®eift auflöfen ju feigen. üDie übrigen Ectpitel »ürben l^äufige 
IBcranlaffnng geboten l^aben, ©teilen berfclben aui) bei ©e*» 
fpred^ung be§ äbfc^nitteg A jur ©rläuterung nnb ©rgänjung 
l^eranjujiel^en, unb bie §artnärfig!eit, mit. wetd^cr ©tiebeling 
bie bringenbften äufforberungen gu folc^em hinübergreifen tier^ 
meibet, läßt faft tiermutl^en, ba^ er üon bem 333erf, ha^ er ticr*= 
urt^ctlt, nbtxijaupt nid^t me^r al» ba§ erfte 35iert^eil gclefen fjat 
Unlerfud^en wir nun, toa^ berfelbe ttjenigftenö in Segug auf 
bie erftcn 8 (Eapittl ju bemcrfen l^at, fo muffen Jrir un§ junäd^ft 
mit ber ©nieitnng feiner ©d^rift bef d^äf tigen , in ttietd^er er eine 
in großen 3^9^" entnjorfene ©lijgirung be§ §artmann'fd^cn 
@^ftem§ giebt, weld^e man il^rer anfänglid^en Haltung nad& faft 
xjerfud^t fein fönnte, aU 9ieflame für ben 'iß^ilof o^)^en angufe^en. 
©rft auf ber fünften ©cite fd§Iägt ber Serid^terftatterton in ge^be= 
ruf um, unb wir erfal^ren, ba| ^artmann's Slnna^me einer 
geiftigen Urfad^e gcwiffer organifd^er unb unorganifd^r 35or^ 
gänge beß^alb eine irrige ift, weil wir „auf bem SBege ber ©r*» 
fa^rung, ber S3eobad^tung unb beg ©f^jeriment^ ju bcr Ueber* 
geugung !ümmen muffen, baß SBitte, 33orftcIIung , Sewu^tfcin, 
35en!en in ber belebten ^atnx \iä) erft ba unterfd^eibcn laffen, 
tüo S'JerDcn^SIemente auftreten, ba§ bie geiftige X^ätigfeit um fo 
intenfit)er wirb, je l^ö^er bie ©ntwidtelung^ftufe be§ ^teroena^j^a*» 
rate§ ift. SWan mu^ folglid^ annehmen, ba§, wo biefer fe^tt, 
üu^ jene nid^t üorl^anben ift.'' (©. 5.) S5Ja§ biefe 23e^au^)tung 
gu einer falfd^en mad^t, ift ber Umftanb, baß bie moberne Statur'* 
wiffenf^aft bentlic^e ©^}uren öon Sewultfein, SBiöe unb SSor*» 
ftettung nid^t erft in ben 9ieroen, fonbern bereite in ber Q^Ut 
mit l^albflüffigem S^l^alt, bem ^roto<)ta§ma ber ^rotiften con^ 
ftatirt unb nad^gewief en , ba§ ^roto^}Ia§ma über^au^)t afe ba^ 
äöirffame in ben 9ieroen unb ®angüengettcn anerfannt l^at. 



— 12 — 

SBärc ©tiebcling^s Annahme rtci&ttä; fo bcfä^cn aüc mcberen 
>t()tcrc feine ^^Xjij^r roebet Scrau^tfcin, Söitten, no^ 25orftcüung, 
eine Umiaifmtf n)cr(|cr er \di\t tmbct)>ri(|t, inbem cv anführt, 
ba^ „beim ^oh}pen ^letüen«» unb SWu^^fclftoff in einer ©ubftanj 
vereinigt liegt, iDcId^e S3 e n) u 6 1 f c i n , SB i ( I c unb Bewegung in 
t^rcr :priinitiüeften g-orm vermittelt." (S. 17.) 5Dic üon i^m 
bezeichnete (Srenje, bi§ ju n}cldE|er bie 3Biffenfd^aft geiftige 3:l}ätig^ 
feit nac^5un}ei|en üermag, ift alfo für i^n felbft [e()r fc^wanfenb, 
fo baj3 cö minbefteng voreilig von ifjm ift, wenn er auf ®runb 
biefer unfic[}eren, vagen unb ätveifel()aften Srfenntui^ bie Un^* 
möglich feit einer and) au^er^atb beä mcnfc^tic^en »'pirn^J unb 
tl}ierifi}en 9terventH?parate§ fid} ivirffam bemeifenben ®eifte§tl)ätig^ 
feit 6e^au)?ten ju fonnen glaubt. 6^ ftimmt bie^5 völlig mit ber 
von it}m auf ©eite 7 gemad^ten Grflärung, ba^ ba^, „tva§ tvir 
nicf)t tüiffcn, für un§ nidjt eyiftirt" — ein ®a§, beffen §lbge== 
fd}macft^cit im 3)?unbe cine^ t){aturforid}er§ nur um fo eclatanter 
ift, ber ba iviffcn mug, ba{^ ber äJienfc^ von ja^Uofen Sinflüffen 
ber 9iatur im (Sroßen unb Äleinen abpngig ift, bie aljo fefir 
real für i^n e^iftiren, unb von benen er bod^ nod) nid^t ha^ ®e* 
ringfte n^eip. §err ©tiebeling aber, bem bie 3}laffe beö 
men[rf)li(l}en SBiffcng fd)on fo erftaunlid^ gro§ vorfommt, ift aud^ 
trotjbem, baj3 er be[d^cibcn genug ift, um fic^ bereu 33eivältigung 
nic^t äujutrauen, boc^ breift genug, furjtoeg al^ 9Jonfen§ ju 
leugnen, voa^ au^cv^alb be§ befd^räuften ^ori^onte^ liegt, ben 
fein Sffiiffen gerabe umfpannt. ©omit, ba ber 93egriff einer un= 
bemühten ©eifte^t^ätigteit i^m noc^ nidjt aufgegangen ift, efiftirt 
biefelbe für il)n unb bamit aud^ über^au^)t nic^t. 

"^lai) biefer unertviefenen Se^au^tung wenbet fid^ ber 33er= 
faffer gegen bie von §artmann augetvanbte gor|c^ung§met^obe 
unb jtvar ol^ne jebe vorhergegangene Erörterung barüber, fol* 
genberma^en: „1)a§ ^rinjip be§ Unbctvugten ift alf o von bem 
SSerfaffer nur auf bem äBege ber ©peculation feftgeftellt 



— 13 — 

ipotbcn, c« ift ein fpcculatbe§ 9lefultat unb al§ folc^e^ tiod) 
utd^t einmal bcwtcfcn. Um i^m mtijX ©tüfec ju geben, 
feegtebt et fic^ auf ben 2Bcg ber ^nbuction.'' (®. 7.) äbgefe^cn oon 
bet Unmöglic^Ieit, bie pf^ci^ologiic^e iRic^ttgfeit btcfer Se^auptung 
betpeifen ju lönnen, ift biefclbe in Se^ug auf ben gu STage liegen^ 
ben ®ang ber §artmann'fd§en Unterfud^ungcn oöUig unwal^r, 
inbem berfelbc fic^ ftreng an bie inbuctio ^ natutwiffenfc^af tlid§e 
DJiet^obe ^ält unb nur in fonjeit fpeculatioe 5RefuItate liefert, 
ate fid^ biefelben unmittelbar au§ ben realen X^atfacj^en, ebcnfo 
^üie bie letzten ©^tüffe be§ SDiateriali^mu^ ergeben. ;^eber I)en^ 
fenbe, wetd^er bie ^Po|op()ie be§ Unbcnju^ten gelefen l^at, n?irb 
mir barin beipflichten, bal^er ic^ e§ unterlaffen fann, Sßeitereö 
über biefen $un!t gu fagen, gumal \^ fd^on im SJorwort ^art*» 
mann'§ gorfd^ung^met^obe ^inreid^enb ffijäirt gu ^aben glaube. 

hierauf fud^t ber S5erfaffcr §artmann'5 Stnna^me üon Qwcdm 
in ber 9iatur baburc^ ju wibcriegen, t)a^ er ben ^^irofopr)en 
baran erinnert, „ba§ ba^ menfd^Ii^e S)enfen, SBoüen unb ^ox^ 
ftetten in ©d^roingungen ber ®e^irnmolecüIe befielet alfo ein 
materieller 95organg iff' (®. 6) bei bem man „ba§ Sotten 
cine§ 3^^*^^ ^ttb SBotten eineö 9Jiittelö nid^t afö rein geiftigc 
35organge in ®egen[al5 bringen !ann ju ber^ 35cru}irflid§ung be5 
ÜJJittete unb jur SSerwirüid^ung be§ Qvocäe^ afe materietten 
^rojeffen." (®. 10.) Ueberfet^t man fid^ bicfe mebr afö unüare 
Slrgumentation in oerftänbnigermöglid^enbe^ ©eutfd^, fo ift nad^ 
©tiebeling bie annähme Don Qmdm in ber Statur be^^alb 
nid^t rid^tig, tt^eil ba§ 3Boöen eine^ ^^vo^dt^ nur ba moglid^ ift, 
wo ®d^ti}ingungen ber (Se^irnmolecüle »or^anben finb, ober mit 
anberen SBorten weil- bie 5Ratur lein (Sel^irn ^at jum ÜDcnten 
ober SBoHen eineö 3^^^**^^- ®itt man bie§ al§ eine SEiberlcgung 
nel^men, fo ift biefelbe fid^erlic^ nur für genügfame ©eelen be^ 
red^net, benen ©tiebeling'ö SBort genug ift um ju glauben, 
t>a^ bie ^aift f o unb nid^t anber^ ift. S(nfpruc^§ooöcre, grünb^ 



— u — 

fidlere Äi)^)fe bageaen, mlift bic ntatcriattftifti^e !3Docttin nid^t 
aU fcftftcl^enb üon öornl^ctcin öorausfefeen, aud^ nic^t geneigt 
finb biefelbe aufiteu unbÄtauben anjune^men, fonbern [ie be=* 
legt unb begtünbct fe^en wollen, fold^e fiopfc muffen fic^ notl^^ 
njcnbtg üon Stieb eüng'^ Strmut^ abmenben unb gu§artmann^ 
Sfnna^me neigen, bie biefer bod^ loenigftens ju bereifen üetf ud^t. 
^if ted^ne ba-^in unter anbercm feine auf mat^ematifd^em SBege 
burd^ S33a^rfc&einUd^Ieit§red^nung öetfud^te 33en}ci§fü^rung, weld^e 
ba§ übertafd^enbe gacit liefert, ba§ bie Slnna^me eine§, burd^ 
eine verborgene geiftige Urfad^c gemoüteu 3^^*^^/ i- ®- bei 
Silbung be§ 2luge§ = 0,9999999996 ref<). 0,99997 b. 1^. = 
(Seroi^^eit ift. ©in fid^erüd^ bod§ gu crtoägenbeö unb nä^er ju 
unterfud^cnbe^ ©rgebniß, ba§ ©tiebeling inbeffen einf ad^ ab^ 
fpeift ntit ber 33erfid^erung, ba^, ba bcr 5lnfafe ber ©leid^ung 
ein fehlerhafter fein mu^, aud§ baägacit nur fatf^ fein fann^ 
loegtjalb id) ben 8efer mit ben (Sinjel^eitcn berfetben (ber JRed^nung) 
nid^t betäftigen mitt." (®. 10.) ®in fid^crüd^ bequemet, njenn ani^ 
ber SStffcnfd^aft nid§t allgu würbige^ SSerfa^ren. 

e§ folgt nun eine Äu^einanberfetjung , bic micberum ebenfo 
einfeitig aU oerteI)rt ift, fatt^ berfelben nid^t ein abfid^tlid&c^ SSer^^ 
breiten §artmann'fd^er 8lu§fprüd^c ju ®runb liegt, ©ie ganj 
richtige ^emerfung bc§ 'ißt}itofop^en, ba§ in bem bIo§ mit ber 
2Jiatcrie befd^äftigten Zi)dl ber ^laturwiffenfc^aften ber 3^^* o,U 
eine geiftige Urfad^e auögefc^Ioffen bleiben muffe — nid^t etwa 
weil er nic^t barinftedfte, fonbern weil er in biefe Slrt ber S3e^ 
trad^tung^wcife nic^t gel^ört, bie blo§ bie ©aufalität ju unter* 
fud^en ^at (93acon) — biefe S3emer!ung glaubt ©tiebeling 
bem ^^ilofopl^en aU QJnconfequenj auflegen gu bürfen, weit 
„berfelbe an einer anbcrn ©teile be]^uj>tet, ba§ ba§ Unbewußte fteti^ 
nad^ 3^^*^^ l^anble unb nun ^)löftlid^ finbe, baß bie anorganifd^e 
Slotur cineäu^na^mc mad^I'' (@. 11.) ®ä möd^te faft mtglaub* 
lid^ flingen^ unb beunod^ ift e<$ fo: weil ^artmann be^auptet^ 



— 15 — 

ia^ bte 9Zatumffcnf(i^aft in bcr ÜKatcrtc ntd^t naä) 3^^*^"f 
fonbcm nur nai) ber Sau[afität ju fuc^cn ffait, ie^fjoli nimmt 
et aui) Ictnc Qvo^it m ber anotganif(!^cn 9latut an I ÜDa id^ ju 
©ttebeling'S ffi^te nur an feiner ©d^Iu^fä^igfeit unb üotläufig 
nod^ nic^t an fetner 9?ebKd^feit jnjeifeln wtß, fo fann x(S) nur 
annehmen, bafe er, ber überl^au^t nid^t teleologifdö gefonnen ift, 
§artmann mä)t öerftanben ffat, welcher bie ganje unorganifd^c 
9iatur nur aU Ü)?tttel für bie organifd^ betrachtet. §atte ber 
SJerfaffer bie ^l^il. b. Unben?. äu @nbe gelefen, ttjürbc il^m bie§ nid§t 
entgangen fein, roä^renb er nun öon feinem befc^ränften ©taub«» 
punft au§ ben ^^Uofopl^en meiftern ju lönnen glaubt burci^ ben 
^inwete: „^[n ber anorganif ci^en 9latur l^errf d^en feineß^^tf^f 
fonbern beftikmte ®efet}e! 6§ gilt ^icr baS ^rincip ber 
9iot]^tüenbigfeit I" (@. 11.) — 2lfe ob ba§ ein ®egenfafe wäre! 
Sonftante Qxoedtf conftante SÄittel, ba§ ift ber Urfprung jeglid§en 
9?aturgefet5e§ unb ein iebe§ biefer ®efefee ift logifd^e iRotl^^ 
njenbig!eit. 3^^ erftenmal fd^eint ©tiebeling ^ier etu}a§ 
üon ber SBal^r^eit ju al^nen, bod^ nur um fie mit einem anbern 
9?amen 5U benennen, — ^§ ÜDafein üon ßwedfen gu beftreiten, um 
bie 9lot^toenbigfeit anjuerlennen. ®§ ift fidCjer unbeftreitbar, „ba§ 
c^ nid^t regnet, bamit bie ®rbe fruchtbar toerbe, fonbern weit 
•ber JU 2:ro))fen oerbid^tetc SBafferbunft vermöge feiner ©c^merc 
nieberfaüen mu§; ba^ ber Safferbunft nic^t in bie §ö^e fteigt, 
bamit e§ regnen möge, fonbern ttjeil er bur^ bie i^n auöbe^nenbc 
SBärme f<)ccififd^ leichter gett}orben, nid^t anberö fann!'' (©. 11.) 
3Be§]§aIb aber bie bei biefen SSorgängen betl^eiligten ©efetje bcr 
©d^mereunb ber SJerbic^tung grabe fold^e finb, bie eine organi^ 
fd^e iRatur miSglid^ mad^en — barauf l^at ©tiebeling leine 
Antwort, (gr fragt aud^ nid^t bamad^, benn er ift öoßfommen 
befriebigt burc^ bie aficrbtngg relatiö rid^ttge, aber bod^ nod^ fe^r 
nmjoHIommene Stfenntnif , bag bie Statur ge»iffen, öon ber 3lotf)* 
U}enbtgleit bictirten @efe^en untert^an fei SBos aber ba§ %m* 



— 16 — 

icnbc blcfcr SJortjwenbigfct tft. barnac^ fragt cv, — baS Problem 

tpotauf c5 anlommt, aijxit et gar iiid^t ÜDag ift iiatürlid^ non 

©ticbcltng nic^t ju uerlangcu, ba^ er ^artmann'^ SBemei^ 

i}bcr auc^ nur feine 33e^auptung begreifen foütc, baß ©aufalität 

unb ginalität eincä unb baffelbe finb aU togifd&e 3tot^wcn* 

btgfett, unb nur bie Derfc^iebcnen SSetrac^tung^weifen berfelben 

re^jtäfentircn (ogl. ßap. C. XVI, 3. auf(., ®. 788—791) unb 

t)a^ ßaufalttät gar nid^t ^Jotl^menbigteit, fonbern nur jufammen^ 

l^ang^tofe gacticität fein Tonnte, wenn fie nid^t logifc^ gefe^jte 

3iot^rocnbig!cit tpäre. ®oId^e tteffinnige ©ijnt^efcn, bie ja^r^un^^ 

bertelangc Streitfragen toa^r^aft ^)üfittü oerfö^nen, gel)en felbft* 

i?erftänblid§ über bie ®et)irncapacität eine^ ©ttebeling l^inauä. 

©ic in ber 9latur ^errf(|enbe ^lot^tuenbiglcit, bie ^artmann 

gang ebenfo wie er anerfennt, ju benjeifen (tuaS alfo ganj über* 

pfftge a)?ü^e ift), greift er nun 5um erfteumal ju einem ^)ofitt* 

ücn SScifpiel. ÜDaffcIbe be^'jie^t \iä) auf augenlofe gnfc^e, wcld^c 

tttan in einem untertTbifdien ®ee Äentucfi}'^ gefunbcn iiat, unb 

von benen ©tiebeUng annimmt, t)a^ fie üor Seiten burc^ 

irgenb ein ®reißni§ in ba§ ©rbinnere gelangt finb, n?o aümälig 

burd^ ?ic§tentivü^nung i^re Singen ijertümmerten. „Sag in bie** 

fem gaüc bie SSerfümmerung nic^t nac^ einem S^ecE, fonbern 

nac^ bem'ißrincip ber 9tot^toenbigfcit eintrat, ift offenbar." (®. 12.) 

Leiber J^er^ält fid^ biefer %ali nun aber nid^t fo toie ber SSerfaffer 

annimmt, ba neuere g-orfd^ungen (Dr. ^of^P^- ^Sortrag in 

ber fd^lefifd^en ©efetlfd^aft für oater(änbifdl}e ßultur. 25. October 

1869) barget^an fjattiif baß bie enväljnten augenlofen ©rotten*» 

totere fcine^toegg burc^ SSerfümmerung i^re Singen oerloren, fon^ 

bern niemals loeld^e befeffen l^gben, inbem biefe Slugenlofen 9icftc 

einer früher umfangreid^eren SSorjeitfauna finb. Sräte nad^ bem 

©cfefe ber 9ffotl^n)enbig!eit bei ©rottent^ieren ftet-^ Sttropbie ein, 

fo müßten biefelben alle augenloö fein, voa^ jebod^ nid^t ber ^^aä 

ift, jum öeifpiel bei ber ^fela\)]^inengattung, Macbaerites, toelc^e 



— 17 — 

ttad^ bcn Unterführungen üon ®. Qf ^ [ ^ P ^ in gmet Sitten in ben 
^^ö^Ien be§ Trainer ©efeirge^ üertteten ift unb beten äKännc^en 
Slugcn bcfitjen, wä^tenb btc SBetbc^en 6Imb finb. ©benfo ijat 
Cyclophthalmus duricorius einfache Stugen auf bet ®^)tfee ctneg 
großen fegelfötmigcn §ötfet5 am Äoj}f5tuftf(^iIbe. ©benfo ntd^t^* 
fagenb tüie biefet ift bet gwette Seleg ©tiebeltngö, njelc^et 
Don einem au^gemad&fenen 9leptil au§ bet Slaffe bet Sutc^e be^ 
tid^tet, ba^ im goologifc^en ©arten ju ^ari§ beftänbig auf bem 
Sanbe leben mußte, njoburc^ feine Giemen oödig atrop^irten, 
iDä^renb bie ßungcn fic^ üoütommen entroidfelten. S)a bet 93et*» 
faffet öetgeffen ijat^ ben 9Jamen be§ 9?eptite, fomte bie nä^eten 
Umftänbe angugeben, fo ift biefet Setic^t ganj wett^Io^ — füt 
ia^ S^ic^toot^anbenfein öon 3^^ctfcn in bet i)latut jebenfad^ nic^t 
ba^ 2)2inbefte bemeifenb. 

§ietmit enbet ©tiebeüng^ ©inleitung unb feine SBibet^ 
legung be§ ^artmann'fc^en ^rincip» im Sttigemeinen. ©e^en 
ttiit nun, njie et baffclbe im Ginjelnen wibettegt. 



n. 

^ex ttttßewttPe ^\Ke in hm fd^iinhx^en ^firftctt- 
marfiö- nttb ^attönettfuttctionett. 



§artmann§ Annahme bc§ 93or^anben[ein^ einc^ unüetDu^tett 

aSiücn^ in bcn felbftänbtgen Siücfenmarl^* unb ®angttenfimctioneu 

ift cg junäc^ft, welche Stiebctingö SBiberfpruc^ erregt, um fo 

me^v al§ er fid^ auc^ bamit nic^t öefreitubcn !ann, ba^ §^^** 

mann ben SBiüen afö eine @runb=» ober Urt^ätigleit bc^ (Seiftet 

in alten SBefen erftär t S)a @ t i e b e U n g überhaupt feinen (Seift^ 

fonbern nur ©djmingungen ber ©el^irnmolecüle anerfennt, fo 

tüäre c§ njunbcrbar, tooütt er eine X^ättgfeit beffelben gcUen 

laffen, ba^er e§ nur confequent öon i^m ift, wenn er aud^ ben 

SBitten aU Sleu^erung be§ ©eifte^S beftreitet, unb ein SOBoüen erft 

ia annimmt, wo bie ©d^wingungen ber ©e^irnmolecüle if}m einen 

^inreic^enb [tarfen ®rab jur (Sräeugung eine5 93en?u6t[ein, unb 

au§ biefem ^erüorgel^enb aud^ be^ 3Biüen§, ju l^aben fc^einen. 

Sei einem neugeborenen Äinbe ift bie-5 feiner aJleinung m(3^ noi) 

nid^t ber S-att, benn „ein neugeborene^ Sinb ^t nod§ leinen 

SBiüen ; bie erftc Sljätigleit feines ®e^irn§ befteC)t nur im ©mpfin^ 

ben ber auf feine fen[ueüen unb fenfi^len 9leroen eintoirlenbeu 

äußeren SReije. S)ie ©eroegungen, tt)eld^e auf biefe 9teije eintreten, 

finb unbctoujjt, fie ijaUn mit beut Siüen nichtig ju tl^un, c§ 

finb 9{eftej:acte (5. 23. ©äugen, ©c^reien, Slt^men,)" ©. 14. 

2Jiit biefer 93e^au^)tung glaubt ber SSerfaffer bag SSori^anbenfein 

eines unbetou^ten unb bis ju einer oon i^m nic^t nä^er bejeid^neten 



— 19 — 

©renge aud^ ba§ etnc§ öetüu^ten SÖtttcnö wibctlegt unb bantit 
ben Scwci§ geführt ju ^a5cn, bag bcr SBittc eine Ü^ättgfeit bc3 
SBooultfctng ift, weld^e au§ bcm ©mpfinbcn l^ctüorgcl^t. Untcr^ 
fuc^t man bicfc 33c^am)tung, [o möd^te man faft glauben. ba§ 
^erttt Dr. ©ticbeling in feiner ^rajiiS niemals ein ncuge* 
6orcnc§ Stnb begegnet fei, wenigften§ !ein^, meld^e^ fd^rie, tneit 
c5 ttinfen mollte. SDb berfelbe bie§ aud^ a(^ SleflefiDirfung 
nehmen toiß, ftette \i) i^m anl^eim ; jugegeben jeboc^, ba§ nid§t nur 
bie§, [onbem aud^ alle anberen Sleugerungen eine§ neugeborenen 
Ätnbe§ nur JRefIejtpirfungen finb, fo njäre bamit ba^ 9tid^tüor^ 
l^anbenfein ctneig 3Billen§ bod^ nod^ immer nid^t ermtefen, benn 
aud^ in bcn {Refle^betoegungen tpcift §artmami 2öiIIen§actc nad^. 
(Sr[t burd^ eine Sßiberlegung biefer Slnna^me tpürbe bie ^Rid^t*» 
efiftenj be§ SBilleng auger^alb be§ SSemugtfein erliefen fein, 
©tiebeling berührt biefen ^unft jcbod^ nic^t im ©ntfernteften 
unb lägt bamit aud§ ^artmanuiS unben}ugten SBitten tiöllig yxn* 
angetaftet. 

35er SSerfaffer wenbet fid^ nun ju ben cinjelnen 33eifpielcn, 
burd^ toelc^e fein ®egner einen unbenjugten SBillen in bcn felbft^ 
ftänbtgen Siüdfenmarl«^ unb ®anglicnfunftionen barjulegen fud^t. 
®a§ erfte berfelbcn, »eld^eS eine§ geföpften grofd^e^ erwähnt, ber 
lange nad^ bcr SD^^eration ru^ig liegen geblieben fei, bod^ ^löfelid^ 
angefangen \jOf:itf ©d^mimmbenjegungen ju mad^en, fort^ul^üpfen unb 
fid^ ju öcrlried^en, worauf ]§erDorge^t, "^^y^ aud^ nod^ im SKüdfen^ 
marf SSiße öor^anben ift, glaubt ©tiebeling baburd^ ju ent* 
fräftcn, bag er, ber materialiftifd^e ÜDenfer, tpeld^er $Den!en unb 
^ewugtfcin nur an ba§ §irn gebunben erad^tct, nun j)löfelid^ 
erttärt, ber ent^auj}tete 5^ofd^ ^abe noc^ ein Semugtfein feiner 
Sage gel^abt, ba§ ben SBillen jum gortpj)fen 2C. in i^m erregte. 
Der 2KateriaIift par excellence übertrifft ^ier nod§ ben ©piri* 
tuaUften, benn wä^renb lefeterer bod^ nur einen relatio unbetpußten 
SBiöcn im Slüdfenmarf eine^ geföpften SE^iere^ annimmt, behauptet 



— 20 — 

bcr crftcre fogar ein Scwu^tfctir mit Dcul^ unb Ucberleguncj^'' 
fä^igfcit in bemfclben, nur um einen unbetpufjtcn Spillen nic^t 
ancriennen ju muffen. „®cr gelüpfte JJ^ofc!^ will fic^ erft baim 
cor feinen 33erfo(gern unter bie ©pinbe retten, nac^bem er ein«* 
gefe^en f)atf ]xd} fceiüußt getDorbcn ift, baß fie i^n it^ 
fd^äbigt Ijaben unb öielleidjt no^ me^r befd^äbigcit 
ttioUcn." (S. 17.) SD6 ein geföpfter S^ofc^ no^ im ©tanbc 
ift, „oielleid^t" ju benfen unb berartige ©c^lüffe ju mad^en, wxü 
xi) ber materialiftifc^en Äritif jur ©ntfc^cibung ü&ertaffen unb nur 
bie ®riinbe teteuc^ten, meiere ber 25erfaffer für biefe Annahme 
6ei6ringt. 

^m ©iberfpruc^ mit feiner auf Seite 5 gemad^ten SrKärung, 
ba| ,,ffiiüe, Sen^ußtfein, SSorfteüung, ©enfen fid§ erft ba unter*» 
fd^eiben laffen n)0 5Zerüenapparate auftreten" nad§ beren 6nt^ 
JDidfelung^^ö^e fid^ bie geiftige X^ätigfeit beftimmt, behauptet bet 
Sßerfaffer nun fclöer, tr>a§ er an jener ©teüe .^artmann gegen*» 
über auf ba§ §cftigfte ju beftrciten bie wcitlaufigftcn Slnftalteii 
ma6)ttf baß nämlid^ bei ben niebrigcren Organismen „S^eröen^» 
unb SD?U!§ferftoff in einer ©ubftanj ocreinigt ift, ivcld}e Sewußt^^ 
fein unb S53iüen erjeugt/' (®. 17.) bie erft bei ben l^ö^erfte^enben 
2^^ieren burd^ einen ferbftänbigen Zijdl bei^ 9Jcrt)ena^}j}arate^ 
^erüorgebrad^t ttierben, ttjeli^er beim SÄcufd^cn ben ^öd^ften ®raD 
ber ©ntwidfelung erreid^t. S35ir bürfen alfo ,,bcim ^oli^pen bie 
geiftige J^ätigfeit an bie SDiuIber'fd^c gnbroine*) gebunben an^ 
fe^en, 6*ei ben Qnfcctcn an bie (öangtien, beim ^rofd^ an ba3 
verlängerte SKart unb ®eC)irn, bis fie fic^ jutefet immer mc^r 
in Ie|5terem concentrirt" (S. 18). ÜDcr ÜJerfaffer nimmt an, baß 



*) SDiefen »öllig Deratteten Sluäbrudt auS ber Seit bererften fd^üd^terneit 
©ntbcdCuugen im ÖeMete nieberer X^iere reprobucirt ©tiebcUng mcr^rere 
mal of)ne Jebe ^icbenbemcvtung. @d^on längft lourbe berfclöe (romn n)ir 
nid)t irren, von 3)uiarbin) burd^ ba0 3öort ©arcobe erfcfet, unb gegen^ 
rcärtig braud^t man fa[t auo[d)Ucglid^ bad äBort ^rotopIaSma. @tte^ 
befing fd^reibt offenbar bie Söorte ab, ol^ne ju roiffen, roooon bie 3lebc ift 



— 21 — 

unter itn SBirbeltl^iercn e§ nur bie '^\\^t unb S(ni^)^ilnen finb, 
in beren üertöngcrten 2)lar!c 93cn?ugtfcin unb Siüc üor^anben 
tft, tDobct er fid^ auf ben ^flüger'fd^cn aSerfuc^ jlü<jt. S)er[elt>e 
ieftel^t bartn, bag mau bic eine ©eite einc^ enthaupteten States 
einer Scräenflamme nähert, mcrauf biefer bie Wln^Mn ber 
anberen ©cite contra^irt unb \xi) smerfmäpig öon ber gfantme 
entfernt, ©tiebeling nimmt bie§ für 6ewuBtc§ ätnedfmäj^tgcg 
^anbeln unb nic^t für Slcflcjmirfung , ba feiner SJJeinung nac^ 
für Sßirbeltl^iere ba§ ®efe^ gilt, ba^ aüe un&eiini^ten ober 
9{efle{ben}egungen fic!^ nur auf ber Seite toll^tcf}cn, n;o ber Üieij 
erfolgt — ein ®cfcfe iebod^, ba§ nur in be^ a3crfafier§ Sopfe 
fünft aber nirgcnb» ejiftirt, ba§ er burc^ S^ftatfad^cn 5U belegen 
bal^er n?ol^Itüei§li(6 unterläßt. Kneift man 5. 93. einen gefö^}ftcn 
grofd^ an einem Hinterbeine, fo iu^en aUe beibe reffectorifd} 
jufammen, tt?orau§ ^ert)orger)t, baß bie 9ieflej:betr>cgung bei SEirbel^ 
tt|ieren !eine§weg§ nur an ber gereijten Seite erfolgt. 3Bir 
i)aim ba^er anä) ba§ SBegfrümmen beiS States oon ber glamme 
üU inxij unbewußten 2öiüen bictirte 9ief{efbetüegung ausuferen, 
ganj abgefe^en baüon, baß biefe 9?ett)egung, faU^ fie überhaupt 
eintreten foö, nur burd^ ßontraction ber auf ber nid}t gereiften 
Seite liegenben 3)lu^feln erfolgen fann. 93ei 35ögetn unb 
©äugetbiercn f dalägt biefer SSerf ud^ fe^t, n?a§ ben 23erfaffer ju 
bem Sd^fuffe bringt, baß aud^ ber enti)an)ßtctt grofd^ nod^ 93e=* 
tpußtfein unb SBißen gel^abt ifixiHf ttiä^renb er bie§ bei allen 
anberen l^ö^eren 2()ieren leugnet. ;3^m ®runbe behauptet er 
l^termit faft baffelbe, wa§ § artmann annimmt, nur gu weit^ 
gel^enb für ben grofd^, ju befc^ränft urt^eilenb in 93ejug auf 
bic l^ß^eern 5C^iere. SBenn er im verlängerten SD^arfe eiue§ 
2rrof(^e§ SBitten unb Sewußtfein anerfennt, fo unterfdjeibet fid^ 
biefe %nna\)mt öon ber §artmann'§ nur baburd^, baß letzterer 
ben SSJiüen be§ 2:r)iere§ jum JJ^^rtl^üpfen k. einen unbettiußten 
für ba§ entfernte ®e^irn. nennt, in Sejug auf bie 5ieroencentra,. 



— 22 — 

Don bcnen biefer SSStöe au^gcl^t bcnfeI6en jebod^ au^brütftid^ 
einen „Uaxcx ober bunller fcemugtcn" nennt. ,,2Bir wiffen, ba§ 
ba§ l^ö^ere tl^icrifd^e Semugtfein üon ber ^nt^Srität be§ gro^cit 
®e^trn§ fcebingt ift (f. Ea^. C. IL) unb ha biefes jerftört tft, 
finb an^ jene S^l^tere, tüte ntan fagt, ol^ne 93cn}u§tfein, l^anbeln 
alfü unbemugt unb tüoücn nnbetrin§t. ;3>^bcffen ift ba§ §irn^ 
betüu^tfein leinegtcegö ba§ einjigc im 2i^iere, [onbetn nur ia§ 
f}öi)]kf unb ba§ einjige, tüa§ in ]^ül)ercn ST^teten unb im SD?en^ 
feigen jum ©elbftbetnu^tfcin, gum S^ fommt, ba'^er aud^ ba^ 
einjige, n}el(^e§ ic^ mein Semugtfein nennen !ann. ©a^ aiet 
au6) bie untergeorbneten ?lcrt)encentra ein Semu^tfein, loenn 
anä) üon geringerer Älarl^eit, ^aben muffen, ge^t einfa^ au§ bem 
aSerglei^ ber aümälig abfteigenben S^^ierreid^e unb be§ ®anglten* 
6en;u§tfein§ ber trirbetlofen 5C^iere mit ben felbftänbtgen ®anglicit 
unb 9?üdfenmarl§centralftetten ber l^ö^eren S:^tere ]^ert)or. @^ 
ift unätt?eif cl^af t , baß ein be^ ®e^irn§ beraubtet ©äuget^iet 
immer nod^ flareren ©mpfinben^ fällig ift, aU ein nrton^ 
fe^rte$ ^n\tctf tDeil ba§ Senjugtfein feinet 9iücfenmar!e§ leben*^ 
fatt§ immer noc!^ ]^i3^er ftel^t, al$ ba§ ber (Sanglien be§ 3nfect§. 
©emnad^ ift ber in ben felbftänbigcn S^unctionen be^ 9{ütfert^ 
mar!e§ unb ber ©anglien fid^ bocumentirenbe Sitte feineöweg^ 
ol^ne S33eitere§ aU unbetcußt an fi^ l^inäuftetten, ütelmel^r muffen 
wxx vorläufig annehmen, bag er für bie 9leri?encentra, t>on benen 
er au^ge^t, gemig Marer ober bunfler bewußt t^erbe ; bagegen ift 
er in Sejug auf ba§ §irnben)ußtfein, mli)t^ ber 2Äenf^ au^^ 
fd^Iießlid^ aU fein Senjufetfein anerfennt, atterbing^ unbemußt^ 
unb eg ift bamit gejeigt, ba§ in un§ ein für un§ unbc^ 
njugter SBiUe ejiftirt, ba bod^ biefe 9?erüencentra atte in 
unferem (eiblid^en Drgani§mu§, alfo in un§, enthalten finb/' 
(^^it. b. Unben). 3te 5luft. ®. 59). SBenn ©tiebcling 
bieg leugnet, tüie er auf ©.17 t^ut, fo laborirt er aud^ l^ier 
Meber an confufem ©elbftmiberf^jruc^ , ba er auf @. 21 ^tn 



— 23 — 

^po[o^)^cn rld^tig cttttt. ©nc fold^c Sübcrltd^fctt bcr 3lr6cit^ 
tote fic fi^ l^tcr bocumcntirt, n^ätc, wtnn aud^ ntd^t J)crjei^üd^^ 
fo boti^ evltärlid^ tet pd^ttgem Scteberfd^rcibcn bcrfeltcn in ®cftalt 
€tnjclncr ;^outnaIaTtitcl ; xoxt aber ©ticbcitng biefc ®elb[t* 
toiberf^rüd^c unbcadjtct laffen fonntc, aU er ble ^robucte feines 
Irttifd^cn ©d^atffinnö jum jn^eiten SDiale aU Srod^ure l^etau^«' 
gab, tüäre Dööig nnt^erftänbltd^, wenn mi)t eine 33enfunfä^igfeit, 
bie t)om Unlogifd^en »enig tangirt imrb, mit einer Ärroganj 
äufamntemt)irlte, iüeld^c bie lotterigfte ®(^reibwei[e für gut genug 
für ba§ ^ubtifum l^ält, fobalb eg nur i^re i^öd^ft eigene 
Seiftung ift. 

©ein kämpfen gegen ben unbeipu^ten SBiüen ift alfo ein 
burd^auS nnnöt^igeS, nur infofern bered^tigteö, al§ ^artmann 
fein §irnbett}u^tfein beS I^iercS annimmt, ba ba§ §irn ja ent* 
fernt ift — tl^ut ©tiebeling bieg für feine ^erfon bennod^, 
fo mu^ id^ i^m üßerlaffcn, biefer finnlofen 93e^auptung @inn 
beijubringen. ©er ^ftüger'fd^c SSerfud^ beioeift aKerbingS ein 
gewiffeS Semugtfein be§ enthaupteten 2;^iere3, bod^ fid^erlic^ fein 
, nmfaffenbe^,^ DoüftänbigeS, benf** unb fd§tu6fä^ige5, wie e§ beim 
umjetfe^rten Spiere ift, fonbem nur ein auf ba§ verlängerte 
aWarl be|(^ränfte§, bem ber SBiöe, geioiffe Bewegungen ju »er^ 
urfad^en, nur me^r ober minbet, foweit bie bet^eiligten, noc§ 
öorl^anbenen 9]ert>en reid^en, bewußt wirb. S)ie§ unb nid^ts 
önbcre§ be^au^Jtet ^artmann; ber ^flüger'fc^e S5erfud§ ift alfo 
weit el&cr ein 33eleg für bie ©jifteng eines telatio unbewußten 
SQäiüens, al§ eine SSSiberlegung. ©aß biefer 35erfud§ bei SSögeln 
nnb ©äuget^iercn feljlfd^lägt, beweift aud^ nid^t, wie ©tiebeling 
annimmt, baß biefen Spieren fein 9?üdfenmarfS «* unb ©anglien*» 
toiöen juläme ; bie geringere SebenSjä^igleit l^ö^erer Spiere bewirft 
nur fc^nelleres ©rfterben ber SReijbarfeit nieberer ©entra bei 
gewaltfamen ©ingriffen. Ueberbies erflärt ©tiebeling felbft 
©. 24, baß feiner 2)teinung nad^ bei entl^irnten §ü^nern, falls 



— 24 — 

btcfc ffüf)txf)avipt noc^ SSetPuötfein l^aüen, baffelbc bod^ nur fcl^r 
bimfcl fein lann.'^ 35a bicfc 5£^tcrc abtx anij nod§ burdjau^ 
jtüccfmäßtgc SSetücgungcn machen, fo fann t^ ba§ üon ©tictcitng 
fclbft beän^eifcltc Scwu^tfcm md)t fein, mcld^cg biefcißcn ücrur«* 
fad^t, ba e§ hierfür jcbenfaߧ ju bunfcl tpöre, fonbern nur bcr 
unbewußte SBiüe. — Dbjroar ber SSerfaffer nun eigentlich gar 
nid^tS ben3ie[en noif wibericgt \)citf ij'dlt er biefe feine fo eben 
angeführten ^eroeife unb SBiberlegungen bod) für fo ft^tagenb^ 
bag er burd^ biefclben ba§ !J)afein cine^ unbctnußten äßitten^ 
in ben felbftänbigen b. 1^. o^ne SDJitwirfung be^ ®c^irn§ unb 
SKüdenmarfe^ t>on ftjmpat^ifd}en9cert)en geleiteten 33en}egungen 
fd|on mit toiberlegt ju ^abm glaubt, ffir übergebt ba[)er beinahe 
gäuälid^ ben üon ^artmann im ^tx^iijiaQ, in ben 93etüegungen 
beg 3Jiagen^ unb ©arm^, im Xonu^ ber ©ngeraeibe unb ©e^^ 
fö^e, fott}ie in einem großen I^eit anberer oegetatioer ^roceffe 
nac^gett^iefenen unbetoußten SBiüen. ©enügfam, toie er immer 
in feinen Stnf^rüt^en an ©rHärungen ift, geigt er fic| aud^ ^ier 
bamit jufriebengefteHt, aüe biefe SSorgönge unter ba§ für i^n 
öültig unoerftänblid}e unb finnlecre SBort: „9ief](epoir!ungen" 
fubfumirt gu l^aben, fo j. 33. ben ^tXi\ä)laQf inbem er annimmt, 
ia^ ba§ ftet§ jum ^ergen ftrömenbe fauerftoff^aftige ffliut al§ 
{Reig auf bie an ber inneren ^ergtoanb oerbreiteten fenfiblen 
9lert>en n^irfe; ,,biefc leiten ben ©inbrud nad^ ben im |)eräf(eifd^ 
befinblid^en (Sanglien unb burd^ bie grauen Qeüm berfelben nad^ 
ben mit biefen in SSerbinbung fte^enben motorifd}en gafern ; f o 
entfte^t bie Sufammengie^ung be§ §ergmu§f e(g ; fie tt)irb rt)tl}mifd^^ 
ÜOCil iebe neue ^Intmüt ben 9ieig toieber^olt." (®. 28). ®ie 
einfeitigfeit ber erflärung biefer auf gegenfeitiger S^ätigfeit be^ 
ru^enben ©rfc^einung liegt auf ber §anb. a3efäße nid)t ba^ 
§erg einen i(}m innewo^nenben SBiaen gu biefer JReflefbeioegung, 
ttjörc in i^m nid^t eine Äraft lebcnbig, bie bur^ ben äußeren 
Steig bloß au^gelöft wirb, fo wäre in biefer SBed^fehüirfung oon 



— 25 — 

6Iut6eiDcgcnbct ^erjcontraction unb l^ctjertegcnbcr 931utroellc ba§ 
unmögliche perpetuum mobile üctiüirftid^t. S)a§ jiebct SBitte 
o^nc Jtu^na^mc ju feinem in SBirIfamfeit Steten cine§ ,,3Jtotii}§" 
bcbarf, ba§ in ber ^)6t^fioIcgi|c^en ©pl^ärc noi) ,,9?eiä" genannt 
tüitb, ba!§ treip §attmann minbeftenö e&en fo gut afö ©tiebe^^ 
Itng; baß aber gevabe bie Slutn^elle afö ber 3?eij für ben 
SÖillen ber ^erjcontraction ju betrad^ten fei, ift eine üoüig uner^ 
»iefenc unb üieüei^t ef^jcrimenteü unertüeigbarc 93e(}auptung, 
alfü jebenfaü^ fein ,,efacte^ SBiffen", trenn f^on bcrfetbcn ein 
geimffe§ 3D?aa§ tion S3ered^tigung immerhin jufommen mag. 
g'ür ba§ Sffiunberbare in ber ©nrid^tung biefer SBcd^telwirlnng 
ijat er natürlich fein 2(uge. 6r I)at thcn tt)iebcrum ba§ Problem 
gar nicbt begriffen unb fie^t eine ^iifung, n^o nur irgenb n^eld^er 
inbircfter ßaufal^ufammen^ang ämifi^en jwei gegebenen SIementen 
ju einer gemiffen, wenn aiicb noi) fo bürftigen 2Ba^,rfid^einIid^feit 
gebracht ift. Uebrigeng ift e§ eine ben ^()i}fioIogen betannte 
S^^atfad^e, bog man au^ einem grofd^c at(e^3 Slut burd^ 2(u§»» 
fpri^en mit fc^tuad^em ©alsmaffer entfernen tann, unb baß ba§ 
J^ier tro^bem nod^ ftunbentang fid^ bewegt, fpringt unb at^met 
wie ein unt>erfc^rtc§ 5t^ier ; ja felbft ein l^erauligcnommene^ unb 
burd§ Stu^f^^rifeen mit ©aljwaffer t>on aüem ^lut befreitet grofd^*' 
^erg i?ermag nod§ U^ gwölf unb me^r ©tunben ju arbeiten 
ganj wie im lebenben Äör^er — tva^ alfo fid^crlid^ nid^t bloße 
9JefIcfWirtung ift, am wenigften eine burd& ben 9ieij be5 l^ier 
fcl)(enben S3(ute§ erregte. 

©er ajerfaffer wenbet fid^ l^ierauf nod^ einmal gegen bie xion 
^artmann angeführten 93eifpie(e, welche unbewußten Söiüen aud§ im 
9iüdfenmarf üon ©äuget^ieren unb a^ogetn bart^un foüen — aüein, 
e^ ift wieber bie alte (Sefd^id^te, „9teflejwirfung", bie ©tiebe^ 
Ung'fd^e Uniüerfalaugfunft. üDie unläugbar jwedtmäßigen 93e^ 
wegungen entfiirnter §ü^ner, Stauben, §unbe, Sanind^en unb SDJeer** 
fc^weinc^en, i^r (fliegen, ^reffen, bag $ufeen i^re§ ®efieber5 ic. k. 



— 26 — 

ble§ aüc§ ift nad^SticbcIingSicflcjnjirlung, ücrurf ad^t ,,burd^ 
bie ©inmirfung bcr atmof^j^ärifd^cn 8uft auf bic SSarorf^c Stücfc 
unb baS Heine (Se^irn." (®. 22.) S)a6 fotd^e [tat! teijenbe ©n^ 
griffe bc§ atmof^l^ärifd^en ®auer[toff§ in bic jarteften Streite be3 
Organismus SOHturfad^e ju einigen, nantentUd^ ben ftürmifd^en 
ober unjwedfinäßigen Bewegungen biefer SE^iere finb, ift unjtneifel^ 
l^af t ; fie reid^en jebod^ nid^t au§, um bie ganj änjcdfmäßigen §anb* 
lungen berfetben l^erüorjurufen. Denn, ujenn j. 93. eine burd^ 
33oit ent^irnte Zanitf ber uad^ i^r greifenben §anb ausjun^cid^en 
fu(^te, beim fliegen forgfältig alle ^inberniffe tiermieb unb fic^ 
gef(^idtt auf fd^malen SSorfprüngen uieberließ ("iß^il. bes Unbem. 
3. Slufl., ®. 58) — fo wirb bieS, außer ©tiebcUng, wo!)! 
5Kiemanb afe 9ief(cjtt)irfung anfe^en, fonbern nur aU bie ®rgeb^ 
niffe eines relatit) unbemußten SBiüenS. SSaß aud^ bie ^Reflej^* 
wirfung nod^ unbewußten SöiUen üorausfetjt, fjat 
ber SSerfaffer l^ier wieberum nid^t berudffid^tigt, wogegen er aber 
auf ®. 33 felbft jugiebt, baß biefe S^^iere nod^ „einen, wenn aud^ 
geringen ®rab t)on 93ewußtfein befitjen, tnbem nur i^r großes 
©ebirn weggenommen ift, in ben (Sanglien an ber fflafis unb in 
ber 9iinbe bcS Meinen ®c^irnS aber no^ eine jiemli^c SD^enge 
grauer ©ubftanj tl^ätig bleibt", weld^e ber SSerfaffer als Präger 
aüer i^rer geiftigen S^ätigfeit annimmt. @r bel^au^Jtet ^ier alfo 
wieber faft baffelbe wie ^artmann. 

SSiefeS 3ugeftänbniß ift jugleid^ bas ©rgebniß bes 2. Kapitels, 
in weld^em ber SSerfaffer ju befferem SJerftänbniß feiner Sefcr 
eine ap^oriftifd^e 9Zert>enpl^tjfiologie liefert, bie fid§ jebod^ niemals 
ju einer erllärenben ergebt, fonbern nur ben S^aracter einer be^^ 
fd^reibenben fjat, nod^ baju einer oielfad^ mit gel^Iern unb falfd^en 
Sel^auptungen gefpidften; im ©anjen ebenfo fennjei^nenb für 
ben naioen <)^tjfiotogif^en ©tanbpunit beS SSerfaffcrS, wie amufant 
für ben für objeftiüen §umor em^}fänglid§en Sefer. ÜDa biefelbe 
in ©ejug auf bie SQJiberlegung §artmanns nid^ts BcmerlenS'» 



— 27 — 

totxtf)e§ bietet, fo fann td^ fie üöetge^eit, 6i§ auf ba§ ©d^Iuß" 
tefume berfelöen, tüeld^eS ba^tn lautet: „baß, ö)te fiöerl^aupt in 
ber Statut nitgenb§ fc^atfe ©renjlinien gejogen [inb, \o anä) 
fjitx betUebetgangüonber unwiniütlid^en Steflej^ 
6c»eguug ju betn feeinußteu, jö^erftnäßigeu ^anbelu' 
ein fc^t anmäliget unb burd^ üiele^^if^^ngneber 
Derntittelter i[t." (©. 33.) ßine für ©tieöeling fc^t 
6ebenlßd§e ©rflärung. Da et felbft eingeftel^t, bie (äreuje nid^t 
ju lennen, 6i§ ju weld^er eine ^anbfung itton^t ift ober nidjtf 
fo toeiß ntan ö)cnigften§, tva^ man xion feinen ©ntfd^eibungen in 
^Betreff bicfe^ ^un!te5 ju :^alten l^at, fatt^ biefelßen nid^t fd^on 
^u5 anbeten (Stünben hinfällig ö)äten. 



III. 

wiiraMir^ett Bewegung. 



5Dct SSetfaffcr wcnbct fid^ nun gegen bie üon §attmann 
fcel^auptete unbctüugte SSorfteüung bet S(u§füf)rung ber unmitt^ 
!ürlt(^cn Setregungen. ®^3 ^anbctt \ii) ^ier alfo um bie 2r^age^ 
tt)oburd^ ber im gtogen ©e^irn entfte^cnbe ®tUe, eine beliebige 
fflctnegung augjufü^rcn, bie räumli(^ t>on i^m getrennt, im t>er- 
längerten 9JJar! ober tleinen®e^irn liegenben rid^tigen centralen 
©ubigung^fteHcn ber motorijc^en Sierüen ^erau§fiubet, um burd) 
bicfelben bie gett}ot(tc 93ett)egung t)erüoräurufen. 6ine mcd^anifc^e 
Scitung ift tjier nic^t n^ol^I benfbar; e^ ift flar, ba^ üon ber 
nnermepd^en Qaijl üon Setoegung^üorfteüungen nid)t eine jebe 
befonbere an eine getriffe ©tette be§ großen ®e^irn§ gebunben 
fein !ann, irelc^c ®teüe in SSerbinbung ftünbe mit bcn betreffen*^ 
ben 93eu}egung§nert>en. ©benfoujenig fann bie blo^ geifttge SSor^ 
ftedung auf bie centrale ?Jerüenenbigung tüirfen unb bie ge^ 
tüoüte SSetüegung l^eroorrufen. 5Dcr blc^c SBilte aU SSetnegung^^ 
tmpute aber wäre abfolut blinb unb ba^er ba§ SCrcffen ber 
rici^tigen 9Jert)enenben bem reinen Qn^aU überlaffen. §artmann 
nimmt bal)er an, ba§ jebe ttjiülürlid^c Bewegung bie un^ unbe^ 
njußtc SSorftettung ber Sage ber entfpred^enben iRerüenenbigungen 
im Meinen ®e^irn J)orau§fet§t, ba fonft nid}t einjufel^en ift, tüie 
ba§ richtige 9?ert)enenbe^ ^erau^gefunben irirb. 

ÜDiefer Slnna^me tritt Stieb eling nun entgegen, inbem er 



— 29 — 

einen btrecten Uc&crgang bcr bmugtcn SSotftcßung anf bic 
centralen ©nbtgungöfteüen bcr motorif^en 5Kertien nad^sumetfen 
fn^t unb bamit ber aUgemetnen ^?^t}ftologifc^en Stnna^me, 
ia^ ba§ Sletn^irn ©entralorgan ber »iüfürl^en aSewegnngen 
ift, entgegentritt, ©einer änfit^t nac^ „ift eö üßer allen B^^^if^l 
conftatirt, ia^ \oXüo^ bie motorifc^en wie fenfiblen Sleri^enfaiern 
in ba§ große nnb fteine ß^el^irn eintreten nnb bort mit ber 
granen ©ubftanj, bem eigentUd^en Sräger jeber geiftigen 2^^ätig^ 
leit in unmittelbarer Serütjrung fte^en." (®. 37.) ÜDurd^ biefen 
3lai)Voti^ eine§ materiellen 8eitung§med§ani§mu5 glaubt er ba^ 
•ißroblem gelöft unb §artmann toiberlegt ju ^aben. üDagegen 
einjuwenben ift inbeg, baß eg feine^weg^ conftatirt tft, (Dr. 
©tiebeling fü^re mir aud^ nur eine Slutorität bafür an) 
baß bie in§ Sleiu^irn eintretenben motorifd^en ^afern conti^ 
nuirlid^ bi§ jum (Sroß^irn burd^laufen, melme^r ift e§ roat}r* 
fc^einlid^, baß fie im f leinen ®el^irn'unb im oerlängerten 3War!e 
in 3 c U e n e n b i g e n, au§ benen neue g^afern austreten. 5Der 
SSerfaffer fü^rt bieg fogar felbft an auf ®. 39, inbem er oon 
ben fenfiblen unb motorifd^en Sleroen ber ©itremitäten unb beg 
3lum<)fe§ fagt, „baß fie fid^ in ben l^interen Strängen bciS 
Mdfenmarfeg fammeln unb oon ba nad^ bem fteinen (Sc^irn 
bringen, rnjit beffen grauer ©ubftanj fie in SSerbinbung 
ftc^en; tjon bort aber treten motori}dl)e g^afern na^ bem^irn*» 
fd^enlel tt?o fie mit ben oom großen ®e^irn fommenben Se*» 
»egung^neroen fid^ oereinigen." ©olc^e gafern aber, toel^e Qtüm 
beg ®roß^irn§ mit ben Qtütn be§ Älein^irn§ oerbinben, lönnen 
offenbar nic^t mel^r motorif^e im gewöhnlichen Sinne ge*» 
nannt werben, wie auc^ ©tie.beling fetbft nur bie mit ben ju 
contral^irenben SJ^ugfelf afern in unmittelbarer SJcrbinbung 
fte^enben 3Icroenfa[ern al^ motorifd^e befinirt. hiermit ift alfo 
©tiebeHng'g breifle 23e^auptung oon bem uuäweifet^aft 
conftatirten eintritt motorifd^en gafern auc^ in ha^ große 



— 30 — 

®e§irn afö S33inb6eutclet eriebtgt Angenommen jcbocl^, ®tte^ 
beltng'g obige S3e^au^)tung wäre anatomt[c^ richtig, fo fietc 
bamit bod^ noci^ immer nid^t §artmann'§ Slnndl^me ber unbe*» 
tougten SSorfteüung ; benn ba§ Problem befielt ja ni^t barin, 
nad^jumeifen, ob unb auf weld^en SBegen bie telegrap^if(^e SSer- 
binbung jn^ifd^en ben ©^wingungen ber bemußten aJorfleltung im 
®ro5^irn unb ben motori[d^en Sräften überhaupt (fei e§ im 
Stein^irn ober ®ro6^irn) ftattfinbet, fonbern auf wetd^e SBeife 
bie 3Kögtid^!eit oerftänblid^ wirb, ia^ ber ^m^jul^ biefer motori*' 
fd^en traft ein gang beftimmter wirb, ber unter ben öielen 
motorif(^en 3ieroenenbigungen mit 35ermeibung aüer übrigen 
gerabe biejenigen wenigen gerabe in ber SBeife afficirt. 
©tiebeling ^at bie (SadSjt wieberum gar nid^t erfaßt, wie er 
felbft auf ©cite 37 fü^tt. ^a% wie er behauptet, eine SSer^ 
binbung gwifd^en fenfibten aus bem ©roß^irn !ommenben unb 
motorifd^en au§ ben ©ftremitäten fommenben 9tcroen in ber 
grauen ©ubftanj be§ Sleinl^irnS befielt, ift eine aübefannte 
©ad^e, bamit ift jebod^ noc^ immer nic^t erüärt, wie jene ©d^win^ 
gungen ber ®e^irnmolecute, weld^e im großen ®ebirn bie 25or^ 
fteßung einer gewollten Bewegung ergeugen, gteic^jeittg aud^ bie 
rid^tigen ©ewegung^neroen treffen, ba e§ im allgemeinen ^J^^fio*» 
togifd^ unrid^tig wie \aS)liä) unmöglid^ ift, anjune^men, baß bie 
35orftet(ung einer Bewegung gerabe am centralen ®nbe ber be* 
treffenben motorifd^en ^afern ergcugt werbe unb bicfe med^anif^ 
miterrege, gür einjclne gälte fann ttvoa^ Slel^nli^es jufäßige 
Geltung l^aben; bie räumlid^e S3efd§ränftl)eit be§ ®e]§irn§ f daließt 
jebenfallg ben ®ebanfen an^f baß tjon ber unermeßlid^en Qa^ 
oon 83ewegung§oorftellungen unb SSorftellungen com^)Ucirter Se* 
wegung§com^)leje j;cbe einjelne an eine beftimmte ©teöc beS 
®roß^irn§ gebunben, biefetbe nur für biefe eine SJorfteöung 
em^}fänglic^ fei unb allein unb auSfd^tießli^ mit bem einen be^ 
treffenben motorifd§en 9?eroen ein fiiein^irn corref^}onbire. ©5 



— 31 ~ 

Udit ba^cr mäjt^ anbcrc§ übrig, ate mit §artmann anjuncl^mcn, 
baß bct un§ betpußtcn SSotftcKung, eine beliebige Bewegung au^*» 
führen ju trotten, un§ unbewußt sugleid^ biejenige bet Sage bet mo*» 
totifc^en 9tert)en, lüeld^e ju biefem 3^^*^ getroffen werben muffen, 
innewohnt, benn e^ ift fonft nic^t einjufel^en, wie t)on bem mo^ 
torifd^en ;5^mput§ ftatt be§ richtigen nid^t ieber anbere 9lert} ge^ 

troffen werben fottte (ajgl. übrigen^ §artmann'§ ß^^fäfe^ ä" biefem 
©apitel in ber 3. Stuflage, welche bic @ad§e nod^ beutlid^er mad^en 
afö ber STejt ber 1. Auflage.) S)urd^ biefe Annahme erflärt e§ 
fid^ aud^, wie Siliere o^ne jebe üorl^ergegangene Uebung ober 
©rfal^rung gleid^ nad^ ber (Seburt fd^on bie umfaffenbften 93e*» 
wegung^combinationen ausführen. SBäre t^nen nid^t bie fertig«' 
leit berfelben angeboren, bie unbewußte 3Sorftettung, wie fie i^e 
3)Ju^!eIn, unb burd^ wcld§e 5Kert)enfafern fie biefelben betbegen 
muffen, fo wäre e§ ganj unfaßüd^, wie j. ö. „ein eben au^*» 
friegenbeö Qnfect feine fed^§ 33eine fo richtig in ber Drbnung 
gum Selben gebrandet afe wenn e§ il^m gar nid^t^ Steuer wäre, 
ober eine eben au^fried^enbe Srut 8leb^ü^ner, bie üon einem 
§au§]^^n im ©tatte ausgebrütet regelmäßig, trofe atter SSor*» 
fid^t^maaßregeln, fofort bic 93ewegung§mu0feln il^rer Seine rtd^tig 
baju brauchen, um bie ^rei^eit i^rer ©Itern wieber ju erobern, 
aud^ i^ren ©d^nabel ooUftänbig fo jum Slufpidfen unb SSerjel^rett 
eines i^nen begegnenben i^nfectS gu braud^en wiffen, aU ob fie 
bieS f^on ^unbert SIÄal getrau ptten." (^^it b. Unbew., 3. Stufl., 
@. 65). ©tiebeling er Bart natürli^ aud^ bies wieber mit 
gewol^nter ÜKeifterfd^af t, inbem er ^artmann corrigirenb bel^au^Jtet, 
baß atte Spiere oom l^ö^ften bis gum niebrigften baS ®e^?n erft 
lernen müßten, „wogu ein ßinb tttoa^ über ein;5^a]^r, ein S^fect 
bagegen nur einige üHinuten" braucht. (@. 38). Db bie gertigfeit 
bes Seitens fid^ wirtlid^ in einigen SKinuten erlernen läßt, Witt iäf 
l^ier nid^t entfd^eiben; §errn Dr. ©tiebeling iebod^ eine anbre 
S^atfad^e tjorfü^ren, weld^e bie Unmßglid^feit einer Ännal^me be$ 



« • « « 






— 32 — 

®e]§cnternen^, ti^cun anij nid^t t^m, fo bod^ benicnbcn Scferri 
bart^un wirb. !3Dicfel6e ßcjtc^t fid^ auf einen jungen ©^unbcr 
(Macacus Rhesus — f. 83re^m'§ tttuftr. Sl^ietleben I, 64), Don 
weld^em Euüiet • erjä^It : fßtvoa nad^ üiet je^n SEagen begann 
biefe§ fid^ \)on feiner äJJutter Io§jumad§en unb jeigte gleid^ in 
feinen erften ©^ritten eine (Semanbt^eit, eine ©tärfe, toel^e aüc 
in ©rftaunen fefecn mußte, tpcil beibem bod^ n^eber Hebung, nod^ 
©rfal^rung, ju ®runbe liegen lonnte. !3Der junge S3^unber 
Hämmerte fi^ gleid^ Slnfangg an bie fen!red^ten (Sifenftangeit 
feines Ääfig§ unb fletterte an i^nen mi) 'aiannt auf unb nieber^ 
mad^te too^l aud^ einige (Stritte auf bem @tro^, fprang frei'* 
tüillig Don ber §ö^e feine§ SäfigS auf feine mer §änbe l^eraö 
unb bann mieber gegen bie (äitter, an meldte er fi^ mit einer 
Se^enbigleit unö ©id^erl^eit anllammerte, bie bem erfa^renften 
Slffen e^re gemad^t ija^tn njürbe." SBie fommt nun biefer 
jum erften 3)ial am bem ^eü feiner DJinttcr fid^ lo§mad[)enbe 
3lffe 5U biefer ©ewanbt^eit o^nc jebe vorhergegangene Untere 
tocifung, Uebung npc^ Erfahrung ? üDie 3tnna^me eines ©rIernenS 
biefer gertigfeit to'dxt ioiberfinnig, ba^er fann fie nur angeboren, 
t>ermittelft ber unbeiougten SSorftetlung bem Spiere ermogli^t 
fein. ÜDag bei anbern Spieren unb namentlich beim a02enfd[}en, 
feiner bei ber ©eburt nod^ fo n^enig t>orgefd^rittenen geiftigen 
toie förderlichen ©ntioidfelung loegen, Uebung unb ©rfa^rung jur 
SluSfü^rung ber mittfürlid^en SSelüegungen erforberßd^ ift, ift 
felbftoerftänbüd^ unb giebt §artmann (®, 314) auc^ ju; biefe !ann 
bie unbeiou^te SSorfteßung jebod^ niemals erfe^en, fonbern 't)Ci^ 
SSBirfen berfelben auf bie 5yjeroencentra nur erteidötern. ©benfo 
ift bas Seifpiel ber Sitten bei geroiffen ül^ieren, j. 33. bei htn 
§auSl}ü]^ncrn, n}id^tig, notI)ioenbig jebod^ feineSwegS toie (Stie^* 
beling annimmt. (®.38). SSögel, bie ioie bie STalegattap^ner 
aus 9icu ^ (Suinea, gar nid^t ausgebrütet toerben,- fonbern ooti 
felbft aus einem oon ben ©Item über bie ©er gefdjütteten Raufen 



• • 






— 33 — 

?aub unb Stbc [xS) l^etoorarficttcn tnüffcn, muffen fid^ fofort 
t^rc yja^tunj fetbft fu^cn o^ne jcbc ^vorangegangene Stnieitung 
jum ®e6taud^ i^rcö ©c^nabefe. ^m 33erttner joologif^en 
hatten finb fürsHdö jmei au§gefommen, bte fofort fo fßnl liefen 
unb flogen, baß fie mit ÜWü^e burd^ S^reibjagen roieber eingefangen 
»nrben. 

äug aßen biefen SSeifpielen gel^t ^eroor, ba§ bte wiüfürltd&en 
^ctoegungen bei SWenft^en mte Spieren eine unbctongte SSor*« 
ftellung, bte angeborne g^crtigfett beö ri^ttgcn ®ebraud^§ ber 
tetreffenben Sleroen unb aJiu^feln tiorau§fe^t. ß3 tft aud^ in 
iiefem Sapitcl bem 3Serfaffer ni(i§t gelungen, §artmann'§ Stn*« 
tia^me ju iDtbertegen, ober gar etwas SeffereS an ®teüe ber^ 
felben ju geben. 



IV. 

5aö ^ttßewtt^e int ^nflinht 



!Da^ nun folgcnbc ^apxtd fud^t „ba§ Unbcn^ußte im ^fnptnft" 
ju ttjibevicgen, gleid^jcittg aber anä) ©atwin'5 Slnnafimc bcr 
SScrctbung ic^ ^nfttnft^ aU eine irrige barjutr)un, \m\c ba§ 
ÜDafein be§ Qnfttnft§ aU foldjcn überhaupt ju beftreiten. ©te 
l^jjpermateriali[ttf(]^e 9Jid§tung be§ SSerfaffer^^ maift ]x^ aud^ l^ier 
tüteberum geltenb unb verleitet i^n ju Slnnal}men unb 93e^aup^ 
tungen, bie einer tt)i[fenfd§aftlic^en ©rörterung eigentlich faum 
n}ürbig finb, ba fie in ba§ @ebiet be§ ^elad^cn^^ um nid^t p 
jagen be§ Semitleiben^wert^en faden, bereu Siberlcgung id^ 
ba^er nur be^fiatb untcrnel^me, ttjcil meine Stufgabc — bie Slid^^' 
tigfeit ber ©tiebcling^fd^en ©d^rift ju bctncifcn — e§ erforbert 

3)ie erftcn gtrölf ©citeu be^ ßapitelg geben eine im tabet=» 
lofeften Sieclamenfttjle gehaltene "iDarlegung ber^^artmann'fd^en 
Slnfi^ten über ben Qnftinft, bie fur^gefagt benfelbcn aI^ „bewußte^ 
SBotlcn einc§ SDtittelö jU einem unbcmußt gemafiten Qvoed'^ 
befinirt. 93ei feiner geinbfd^aft gegen ba!§ Unbemngte fann 
©tiebeling biefe ^Definition nid^t gelten laffen unb'^J^ 
bepalb: ,,wcil fie burc^aug feine SJeweigfraft ^at, tnX 
bem ber ^anptpnnit, auf meld)em bie @d[)lu6f olgerung \ 
ru:^t, falfc^ ift. ©erfelbe befte]^t in ber 33e^auptung T 
be§ 33erfaffer§, baj^ bie caufale äJerbinbung ^lüifd^en 
ber motiöircnben finnlid^en SSorftcUung unb bem 
aBtllen jur ;Snftinftf)anbIung crfatjrung^mäßig, mt mx 



— 35 — 

üon unseren mcnfd^ltd^cn 3>iiftinftcn »ü^ten, nid^t ins 93c^ 
»ufetfctn falte. ÜDiefcS »erhält [i(^ 9 a n j anbete. 3U^mtn 
txAx j. 33. fccn ?[^?^}ctU einer ©c^roangcren mi) einer gewiffen 
©Jjeife, fo liegt bie caufale SSerßinbüng jtpifd^en bem %uc 
MUT )ied %m&n\diUn Cbjectö ober fetner ftnnßc^en S3orfte(Iung 
iinb bem Söillen jnm ©ffen beffetben offenbar in t^tm 
tUanUn, H^ ti ^nt fc^metfe, unb biejer letztere ift bod^ 
fid^erfid^ eine bciougtc geiftige X^ätigfeit." (S. 44). !Cie 93ornirt^ 
l^ett, ia ööttige SSerbrel^t^eit biefer Erflörung fann nur burd^ bie 
©elbftgefäüigfeit üöertroffen werben, mit bcr ber SSerfaffcr fic 
a6giebt, ber aud§ f)kx wiebernm gar feine St^nung f)at t)on bem, 
um was e§ fid^ eigentUd; l^anbelt. 2)er (älanbe, baß bie Qt^ 
tofinfd^te @^)eife gut fd^mcdfe, ift aßerbingS ber ber grau ins 
Söewugtiein faUenbe ®runb ju i^rem SSerlangen; wo^er i^r 
ober biefer ©taube lommt, ben fic oor^er nid}t gehabt (bicfc 
©elüftc finb befanuttid^ oft fc^r fonberbarer 3latur j. S3. nad^ 
Sircibe, Sollte ober SSteiftiftfpifeen tc.) unb aud^ fpäter nic^t me^r 
"^at — biefe Jrage, auf bie e» eigentlich antouimt, bteibt ioie 
immer ©tiebeling oötlig unben?uj3t. X ie , Slnttoort ^art-^ 
mann'S auf biefelbc, bag bie ca^jriciojen Stp^^ctite gefcgneter 
3:rauen fic^ oermut^Ii^ bann einfteUcn, „menn ein befonbcver 
guftanb ber g^Jd^^ ^^"^ eigentpnitid^e 5)tutmifd§ung münfd^enS*» 
joert^ mad§t" (3te Äuft , ®. 89), wcld^cr, bem 93eauißtfein unbe^ 
toufete 3tt?edE bas SSerlangen nac^ einer gewiffcn (£)ptx\t wad^ruft, 
xoa§ nur burd§ ben (irrt^iimlid^cn) ®Iauben an ben SBol^lgefc^madC 
berfelben gefd^el^en lann — biefe Stntwort ift ©tiebeling ju 
^od^. (£r gtaubt bal^er mit feiner abgeft^macften 2Bibertegung 
berfelben baS Unbciougte im S^P^^'^^ völlig abgct^an ju l^aben, 
iubem er aud^ nic^t baS (Scrlngfte töciter barüber fagt, fonbcrn 
fic^ nur barauf befd^räntt, einige oon ^artmann'S angeführten 
SBeifpielen baburd^ bcwei^unfä^ig ju ma^en, bag er biefclben 
auf bewußte ©eetent^ätigfeit, fowie auf bie för^)ertic^e Crganifation- 

3* 



— 36 — 

ber S^^tcrc jutürfgefü^tt; ja ba5 aSor^aiibenfein bc3 IJJnfttnlt^ 
überhaupt befttcitct 33a feinet 3Wemung nai^ biefc lefetctc Se^ 
l^auptung ben (Stanbpunft bet neueren Sö'^t^fl'^ tepräfenttrt, fo 
lann td^ nid^t nm^tn ju bemetten, bag btefet ©tanbpunit feine^*^ 
tt?eg§ neu, fonbetn bereits fel^r tjeraltet, betjenige ber 40ger unb 
öOget ^af!)xc ift, ber aber burd^ bie Siefcenbenät^eDrie enbgfitttg 
überrounben ift unb in IJcutic^Ianb nur nod^ öon fold^en alten 
Zoologen feftge^alten tüirb, bie unfähig waren fic^ in baä 9?eue 
JU finben. — §>artmann'§ fd^arffinnige, ben ©egcnftanb auf 
ia^ (Srünblic^fte beleuc^tenbe Stu^einanberfeijungen unb nttt 
tt?at)r^aft p^itofop^ifd^ent ®ei[t gefd[)riebene Erörterungen über* 
ge^t ©tiebeling famntt unb [onber§, n^eil feiner 90?einung 
nad^ at(e§ barin 9(ngefü^rte ,,entn}cber fel^r Uxi)t o^ne Quplfe^ 
na^mc be§ ^nftinfts erttärt werben fann ober aber ganj falfd^ 
beobad^tet ift unb alfo feine 93cn)ci§fraft ijaU' (©. 48). SDüt 
btefer überaus bequemen Abfertigung, bie ju begrünben et ntt^t 
bie minbeften 2(nftatten ntad^t, begnügt er fid^, obne ein 335ott 
JU bemerfen über §artntann's 9Jad&wciS, bag 1) bie ^[nftinfte 
ganj t>erf d^teben finb bei gleid^er S!örperbefd^aff enl^eit ; 2) bei t)ex^ 
fd^iebenen SDrganifationen oft biefelben finb ; 3) bag ber ^Qfnftlnlt 
nid^t ein oon ber ?^alur eingepflanjter ®el^irn*= ober ®etfteS* 
medSaniSttiuS ift; 4) über bie forperlid^e ^räbispofition beS 
!3inftin!t§; 5) feine Seeinftuffung unb ©rgönjung burc^ bewußte 
©eelentl^ätigf eit ; 6) über feine Slbroeid^ungen; 7) bie nid^t auf 
(Sewo^nbeit beru^enben unb fd^tiepd^ 8) Ü6er bie SJfaffcninftinfte. 
S)ie§ 2(ßes ignorirt ® tiebeling aU wäre es nid^t oor^anben, 
mad^t aud^ ntd^t ben leifeftcn 35erfud^ einer SBibcrIegnng beS l^ier 
überaß oon ^artmann nac^gcwiefenen Unbewußten, unb läßt 
bie feinften unb bcweisiräftigften StnSeinanberfeljungen feines 
®cgners oöüig unberüdfficbttgt. SDSä^renb |)artmann's Auf*' 
faffung beS iJ^nftiufiS fid& gerabe baburd^ oor aßen bisherigen 
auSjeid^net, baß er i^n als ben eigentlich innerften Sern beS 



— 37 — 

5nbtoibuum«§ \übtx, ate einen äuöfluß i)on beffen ticfftcm 
iinbetpugtcn Sefen, gleic^fam aU eine bem Zlimc innetüo^nenbc 
^J^nbimbnafoütfc^nng barftcüt, olfo einen äußerlich cingepflanjteu 
SDJed^aniSmu^ ebenfo entfd^ieben jnrürfrocift wie ein üon einem 
jenfeitigen ®ötte fommenbes ©onffliren, i)at Stieb eling fo 
»euig ein '-Ucrftänbniß für bicfe vertiefte unb xjergeiftigte 3tuf^ 
faffung, bo^ er feinem ®egncr bie ganj anberartige, etwa auf 
ben ®tanbpun!t eines platten rationaliftifc^en Deismus paffenbe 
anfi(^t imputirt, welche ben ^J^nftinft als eine „r)on einem (Schöpfer 
eingepftauäte ©igenfd^aft", (®. 70) „afe einen t)ou einem ^öc^fteu 
93aumeiftcr jugepüfterten Sefe^l" (S. 68) anfietjt. ÜDen einjigen 
S5crfu(^ einer SBiberlegung mai^t er, wie fd^on ge[agt, burd^ 
Unterfud^ung einiger 93ei[piele, inbem er Don ben 70—80 t()at«* 
fäd}lic^en 93clegen feineiS (SegnerS 18 — unb jwar grabe bie 
iiiibebeutenbften — auf bewußtes jwctfmäBiges §anbeln, ober 
ani) auf bie förperlid^e Crganifation ber in 8iebc |tel)cnben S^^iere 
jurüdjufü^ren unb baburc^ baS Unbewußte in benfclben ju wiber^ 
fcgcn fuc^t ©e^en wir ba^cr, xoa^ er wenigftenS in ©cjug auf 
btefe S3eifpiele erreicht, welche ^artmann nac^ feiner eigenen, 
ton © ttebeling (©.57) überfci^enen ?lnga6e (3. ?lufl., ©. 95) 
jum großen 2]§eil bem berühmten '?5f)i}fio(ogen ©urbac^ au^. 
beffen SBcrl „Slirfe in's 8e6en" entnommen (jat — J)aS erfte ber*-- 
felben, an weld^em er feinen ©d^arffinn beweift, bejiefjt fid^ auf bie 
S^atfac^e, baß eine ©pinne, bereu ®efpinnft man fortgefe(jt jer«* 
ftört, baffelbe ftets üon 9ceuem wieber f)erfie£[t, bis fie t>or ®r^ 
fd^öpfung fttrbt, woburd^ §artmann baS ®roße unb Sd^tung«^ 
einfüjßenbe beS J^nftinftS belegt, beffen ®ebote mit ^intenan«' 
fet}ung atteS perfönU(^en SSBol^lf eins , ja mit Sfufopferung beS 
ScbenS erfüllt werben. 9tad^ ©tiebeling ift bei ber ©pinne 
baS bis jur Crfd^öpfung fortgefefcte ©pinnen nun nid^t ;S"f*inft,. 
f onbcrn bewußtes ^anbeln, ju bem Qwcdz ^Kegen unb JJnfectea 
3u fangen: „S^tftört man i^r ©efpinnft, fo ftettt fie es in ber* 



— 38 — 

fetbctt 3I6fid§t hjicbcr l^ct, unb fä^tt bamit fo lange fort, ate 
il^rc ffräftc c3 gcftatten, weil fic ctcn nur auf btcfc SBcifc tl^re 
9Ja]^rung gewinnen fann. ^Caß btefc 6eftänbtgc Slbfonberung 
t^rcr ©pinnbrfifc fic cnbltd^ bt§ juni Zoit crfd^öpfen toirb, ba** 
t>cn njciß fic nxijt^f lücil fic c3 ckn no^ ntc^t erfal^rcn l^at." 
(g. 53,) D6 btc ©ptnne tjon bor fic bcfaficnbcn ©rfd^ö^fung, 
bic fic boc^ fd^merj^aft empfinben muß, nichts njctp, n)ltt t^ 
baI)ingcftcHt fein laffcn, ob^tnar e§ für §errn ©tiebcting ju 
6ctt}et[en bod^ ctma^ fd^njicvig fein vxMjtt ; entgegnen mu§ td^ i^m 
aber, baß ba5 2:C)ier Icine^roeg^ nur mit ^ülfe feinet 9?ebc§ 
5k^rung ju genjtnnen vermag, fonbern aud§ be§ 9^ad^t§ auf 
iRaub au^gc^en unb fd^tafenbe ;3[iifecten fangen fann, tüte bic^ 
Diele Spinnen tl^un. !Cer einsige t>on il^m angeführte ®runb, 
it)e5l)af6 man bie ®pinnt^ätig!eit be§ Zijkxt^ auf bcttjußten 
SDlütioen berut)enb Annerjmen fönnte, ift alfo nic^t ftic^^altig unb 
bamit auc^ feine SSetjauptung l^infättig. — ^Tioci^ beutlid^cr voixi 
biei§ am smeiten ©eifpiel bejüglid^^ be§ SBcibd^en^ eine« SBenbe^ 
]^alfe§, ,,bem man baiS nad^gelegte (Si ftet^ lüieber au§ bem 5Reftc 
na^m unb ba», immer njieber üon ?Jeuem begattet, ein © ju^ 
legte, Bil man e§ beim neununbjtüanjigften tobt auf bem 5yicfte 
fanb. e§ I)attc babei beftänbig bie 9tbfid)t, ba§ abl^anbcn ge^ 
fommene ®i ju erfetjen, um bann bic tjolle Qaijl ju bebrüten 
unb atjnte nid^t im ©eringften, baß biefe fortgefefetc 3^i^9W«9^*^ 
t^ätig!eit i^m fd^abcn njürbe.'' (S. 53.) ®urc^ biefe mi)x\)Q\t 
alberne ©rflärung glaubt er beriefen ju l^aben, baß r)ier nid^t 
^nftinft, fonbern beipußte^ §anbeln vorliege, obatuar er nic^t 
einen einjtgcn ®runb bafür, fonbern nur biefe feine Se^auptung 
anfüf)rt. ^i) glaube nid^t, baß irgenb ;3!emanb bieg al§ eine 
„SBiberlegung" anfeilen toirb nod^ fann, ^a bic tJrage, auf bie 
e§ anfommt, t)i5flig offen bleibt unb e§ immer noc^ ju crllärcn 
bleibt: toe^^alb ba§ 33eiüußtfein bc§ SJogeB in fo capriciöfer 
iHJeife burd^aug bie 3at)t n ocriangt, unb loarum er ftd^ ni^t 



— 39 — 

mit n — 1 begnügt, tott fo mctc 93öget, gumal tocnn et 
bic ©rfd^üpfung fü^It, unb fiefjt, baß bie ®ier immer Keiner 
werben. 

hierauf tpenbet \ii) ©ticbeling gegen bie $(nnal^me, bag 
bie 3^U9»^^9^t^ätigteit bcr X^iere üUxijawpt eine inftiirftiüe fei, 
tnbem er eö beftreitet, baß 3SögeI nad^ förjielung üon ^aä)tom^ 

m 

menfd^aft ]xi) nic^t mer)r begatteten, hierfür fü^rt er einSei* 
fpiel beö (Segent^eiB an, weld^e^ er felbft beobachtet ijat ÜDa^»^ 
felbc be^ie^t [ic^ auf eine ungetreue ^Jaubin, meldte, n)ä^renb i^r 
&atte fie beim brüten ablöfte, fid^ bcn \?iebfofungen eine^ an" 
bem Xänbtxxi}^ Eingegeben l^atte (S. 54). ÜDa e§ fid^ l^ier um 
ia^ ©ngreifen eine§ fremben 20?änud^en§ in eine ©^e bei gc*» 
jä^mten unb i()rcr 9latnr burd§ (Generationen l^inburd^ me^r ober 
minber entfrembeten 2!^ieren l^anbelt, fo benjeift biefer üereinjelte 
g^att gar nid^t§. ^öd^ften^ fonnte er aU Selag bienen für ba§ 
S}orfommen inftinft^ unb natnrwibriger §anblungen bei 
Stauben, ba biefclben ibrer ?Jatur nad^ monogamifd^ finb, 
ober ebfti, roeit e^ ein ^aU oon o^ne^in inftinftmibri^ 
gern SSer^alten, fann berfclbc nimmermehr aU ^nftanj bienen 
gegen §artmann§ Slnfid^t üom SBcfen be^ Qnftinft^ al§ fold^en. 
^Dagegen ift ju bemerlen, baß ^artmann^ SCnfid^t über ben 
unbewußten Qwcd im Segattung^inftinlt ber ST^iere in fd^Iagen^ 
ber SBeife burd^ Die allgemeine ©rfa^rung imferer S^iergärten 
unb SWenagerien beftätigt n^irb, nad^ meld^cr bie meiften Spiere, 
jtamentlid^ SSöget unb Staubt^iere, bie 8uft ber Segattung üer^ 
fd^mä^en, njenn i()nen nic^t eine i^rem 9^aturleben mßglid^ft ent*= 
fpred^enbe ©elegen^eit jum ?teftbau ober 3Bod^enIager gewährt 
tDirb. ?lun lönnen aber bie iung eingefangenen ober in ber 
©efangenfd^aft gebornen Spiere ^unmöglid^ eine benjußte Jlenntniß 
t>on bem caufaten Si^f^^^iw^J^^^ttge jtoifd^en ber Segattung unb 
bem mcl f^^äter eintretenbcn SSebürfniß eine^ 9lefte§ ober SBod^en«^ 
lagert l^ben, unb ba bod^ bie 33erüdEfid)tigung biefer 3^f^^^^^ 



— 40 — 

l^angeS tl^r §anbcln bcftimmt, fo ift bicfcS c6cn ein unbewußt 
gtoedfmägtges, b. % inftmcttec^. 

!Ca§ SBögcI in Reißen il^änbctn ia^ 83rüten untcrlaffen, weit 
ber SE^ftinctjiüedE be^ S3rütcn§ — bic ffüd^tein gut SReifc gu 
bringen t- ^ter fd^on ol^ne i^re ßut^un etfüüt »irb, erllätt 
©ticbeling, ben Qf^ftinct bei ©cite fd^iebenb folgenbcrmagen ; 
„3wt {Reifung ber ®ier ift befanntlic^ ein S^emperaturgrab 
erforberlic^ , wcld^er ber (Eigenwärme be§ 2^^iere3 gleid^fommt 
ÜDcr SSogel bebrütet alfo nur bann feine ®icr, wenn er 
fü^It, bag fie fälter finb afö er felbft; ic^ benle, ba§ ift ganj 
einfach/' ©.55. S)a§ „93etanntlic6" für ben SJcrfaffer ift 
l^ier auc^ ein „93cfannttid^" für benSSogel; weil ©tiebeling 
e§ weig, bag eine ber ©igenwärme bc§ SSogcte gteid^tommenbe 
SIemperatur jum Steifen ber @ier erforberliti^ ift, bal^er weife e^ 
ber SSogel auä). SBol^er berfelbe e§ aber weife, unb woburc^ 
er e§ weife, wenn nid^t burd^ ben S^P^^^^ — barüber fd&weigt 
ber geiftüoße ©rflärer, c§ feinen Sefern überlaffenb, fid^ barüber 
fd^Iüffig ju mad^cn, ob ber SSogel naturgefd^id^tlid^en Itaterrid^t 
genoffen fjat 

9?id^t immer fü^rt ber S5erfaffer bie ber gewö^nlid^en Änfid^t 
nad^ ^fnftinct oerrat^enben ^anblungen gewiffer SE^iere auf be^ 
wufete Ueberlegung berfelben jurüdf, fonbern aud^ auf bie eigen*' 
t^ümlid^e ober mangelhafte Organifation i^re§ SörperS. @o 
nimmt er an, bafe ba^ a5er^}uppung^gef^)innft ber 5Raupc be^ 
9iad§taugen^)faue§ (Saturnia pavonia minor [3. äufl. ©. 81]^ 
©ticbeling fd^reibt ^ier o^ne SSemerlung au§ |)artmanniJ 
erfter ttuflage einen lateinifc^cn Flamen oon längft veralteter 
SEerminoIogie ab: Bombyx carpini), weld^eS fo lünftUd^ gear*^ 
beitet ift, bafe e§ ijon aufeen burc^ anbere Spiere fd^wer, oon in«* 
neu bagegen leidet gu öffnen ift, nur bes^alb fo wunberbar con«* 
ftruirt ift, weil bie Drgaui|ation t^reä ©^)innap^)arateg e§ nid^t 
erlaubt (©. 56), baffelbc anberS auSgufü^ren. Cbwo^l oiele 



— 41 — 

anbete JRaupcn mit bcmfeI6en ober ganj äl^nlid^em ^pxnmppa^ 
tat iDcfcntfic^ anbete 33etfc^Iüffe fettigen, fo wütbe bod& fetöft 
bic ©intäumung bet unöegtünbctcn ©tiebeling 'fd^en Sel^aup«^ 
tung ba§ "ißtoblem nid^t etlcbigen, benVt roc^^alb bet ©pinn*» 
appatat getabc fo unb nic^t anbete ift, ate et jut |)ett)ot6tin* 
gung be§ Meinen Sunftmetfe fein mu^, etfa^tcn wit miebet nid^t. 
9iad^ bic|ct ®c^a6lone finb aße (StHätungen ®tiebcUng§ 
befc^tänft, einfeitig, ia wa^tl^aft finbifd^, n)ic bie folgenbe, wcld^e 
[xil auf bie inftinctipe gutd^t mand^et S^^iete öot il^ten natüt** 
li^en ^inben begießt, j. 33. bie bet ^fetbe öot Söwen unb 
Slaubt^ieten , aud^ wenn fic au§ gänbetn lommen, n)o e§ leine 
fliebt; bie bet iungcn Stauben üot ben SRauboögeln, auc^ wenn 
t^nen biefelben jum etftenraat öot iebet Stfa^tung begegnen :c. :c, 
,,Senn Sinbet jum etftenmal einen Sieget obet einen ©c^otn^ 
ftcinfeget fe^en, obet no^ nie ge^ötte, ungemö^nlic^e Jone oet* 
nehmen, fo belommen fte in bet SRegct Slngft unb fd^teicn. 
SBatum foütc ba§ bei I^ieten in bem ä^nlid^en Jatte nid^t aud^ 
gef^c^en?" (S. 58.) Db bies eine wiffenfd^aftlic^e SBibet^ 
legung ift, fann i^ meinen gefetn o^ne weitete iJemctfung übet^ 
laffen. 3c^ wenigftenS mügte nid^t anjugebcn, inmiefetn ein 
SEaubcnftö^et füt eine 2aube futd^tetwerfenbct au^fc^en fott afe 
eine Ätä^e obet ein fiudfudt, obet watum bie äÖittctung eineS^ 
Sötocn füt ein ^fetb fd^tedfUd^et tied^en foß aU bie eines Wlo^^ 
fd^u§t^iete§. — ©ben fo nichtig ift bie folgenbe ©tflätung, »etd^e 
o^ne ßu^ülfcna^me be§ 3f"fti^^^^ ^^^^ wetfcn foü übet baS- 
itt)edfmä§ige , ootau§fid§tige SSet^alten fd^roangetet . ©äuget^iete,- 
aud^ wenn biefelben nod^ niemals juoot geboten ^abcn. 35et 
S5etfaffet nimmt an, baß bie I^icte eine Ätt oon ©pta^e ^a^ 
ben, unb „e§ fomit ganj gut mögtid^ roäte, baß ein ©äuget^iet^ 
Welches jum ctften Sßatc fd^wanget ift, entmebet oon feinem 
SDiännd^cn obet oon anbctnSSSeibd^cn betfclben (Sattung über 
bas julünftige (Steignig Mtttxt wütbe." (@. 61.) Db et un*^ 




— 42 — 

tcr ,,anbcrn SBcibc^en" mctlcic^t sages femmes üevfte^t, fagt er 
nid^t, ioij liegt btefe annähme, bie a)?ögttd^feit bcr Ziikx\\>xaiit 
in fo l^ol^em ®rabe, mt er biefelbe annimmt, öorau^gefetjt, fel^r 
na^e. 33ci bem 9ieij be^* ©egenftanbeS ift c^ \et)X ju bcbaucrn, 
ba§ ber SSetfaffer \\i) auä) l^icr njieber nur anbeutenb auöbrütft 
nnb jeben SSerfud^ einer Seweiiöfü^rnng feiner Ännal^me unterlägt. 

9Jac^ biefen ^'IJroben ©tiebeling'fd^er ©rftärung^^ unb 
Siberlegungeweife glaube id^ im ijjntereffe meiner J^efer ju 
l^anbeln, njenn xi) bie außer beu angeführten noä) öor^anbencu 
©rlUirung^üerfud^e bcffelben ütcrge()e, ba fie fammt unb fonberö 
bag aSor^anbcnfein be^ ;3"f^^^f^^ ^^ Slörebe ftelten unb baburc^ 
aud^ bvi§ Unbetüuj^te im ^nftintt beftreiten. SEie mcit e^ il^m 
gelungen ift bicfe beiben Segriffe ju üernid^ten glaube id^ burd^ 
bie angeführten Scif^}iele ^inreic^enb bargetl^an gu l^aben, ba^er 
id^ nur nod^ ©tiebeling'^ Sritif ber SDarmin^fd^cn !t!e[)re t)on 
ber 93ererbung be§ i^nftinftö äu erörtern l^abe. 

Seüor id^ biefdbe barlege iebod^ nod§ eine Semertung. Sluf 
(Seite 63 finbct fic^ eine 3?otij über eine SBefpenart Cerceris 
bupresticida, welche ^artmann, \vk ©tiebeling rügenb be* 
merft, irrtpmlid^cr SBeife ate eine SSßanjenart bejeic^net Ijat, 
ein 33crfe[)en, meld^eö natürlid^ für bie (Saijt gauj gleidögültig 
unb nebenbei bemerft ber ein g ige t^ at f ä d^ li c^ e Qrrtfjum ift, 
beffen ber 33erfaffer ben ^^ilofop^en ju überführen Dermag, 
faU§ e^ nid^t gar bloß, ma§ woiji möglid^, ein übcrfeljener Drudf*= 
fehler ift. §ierbei begegnet i^in fclbft jebod^ ba§ Heine W\^^ 
gefc^idC fünfmal l^intcreinanbcr , treulid^ einem S)rudffeI)Ier ber 
1. aufläge ber ^^ilofop^ie be§ Unbewußten folgenb-, Cerceria 
buprestioida ju fd^reiben, wäl^renb e§ bupresticida l^eißt, 
midier gel^Ier e§ faft jur ©eimß^eit mad^t, baß ©tiebeüng 
Jbie Scrid^tigung vooifl nur üom ^orenfagen i)abtn fann, ba er 
na^fd^Iagenb ben 35rudEfe^Ier l^ätte bemer!en muffen, ^i^n fo 
toenn er fetber nur ein wenig ßatein Jjerftünbe, um fid) ben 



— 43 — 

9?amen ju überfcfecn: Baprestidae = ^rad^tläfct, caedo =«=: 
tobten, ba^er biipresli-cida = ^rad)tfäfcr*'Iöbter, (wie parri- 
cida = SSatcrmörbcr). Si^^^^^f^ß^ 't^üx^tt t^m, al5 gad^gclc^rter 
unb 9taturforfd^cr bic[c§ 35crfc^cn nid}t bccjcgncn, ba baffelöc ein 
cu3ent^ümlt(]^e§ ?td§t auf feine Senntniffe tüirft, bte jum großen 
X^cit f)x§ auf bic !iDru(ffe^Ier unb xjcralteten l^lomenclaturen (ügt. 
oten ©.17 unb 40) l^inab, erft ber ^^ilofop^ie be§ Unbewußten 
entnommen ju fein fd^einen — bie njcnigen rid^tigen, toddqt er 
6cfit}t, t)or allem. 

5Kad^bcm ©tiebeüng ben ^^ilofop^cn ^artmann tobtgc* 
mad^t, njenbet er feine erl^abenen Selel^rungen gegen ben größten 
9taturforfc^er bicfe§ ^a^r^unbert^, gegen 35armin, tnbem er 
beffen 8el^re üon ber 35ererbung be§ ;3»^ftitt^t^ t^^il§ ju iüiberlegen, 
tl^eife läd^erlic^ ju mad^en fud^t. ü^o&enb erfennt er jn^ar an^ 
ha^ ©arwin: „ben ^[nftinft nid^t aU eine feftfte^enbe, bem 
;5^nbtoibuum öon einem ©d^öpfer einge^^panjte ©igcnf c^aft, fonbern 
al§ eine üon ber Drganifation unb ben äußeren Umftänben ai^ 
gängige gunction betrad^tet. 3Iad^ einer anberen Seite ^tn fann er 
tnbeffen ba§ l^erfömmUd^e SSorurt^eil nid^t to§ werben, in* 
iem er glaubt, baß ber ^nftinft, eben fo wie ber Wxptxlx^t ®au, 
:üerer6t werben !önnen, baß alfo gewiffe ülriebe unb &c\i)xdixä)^ 
leiten angeboren wären." (S. 70.) !Da§ Sefte \va^ wir t)on 
S)arwin empfangen I)aben, ift nad^ (Sticbeling alfo ein 
^etlömmüd^e^SSorurt^eil, weld^e bummbreifte ©el^auptung 
er folgenbermaaßen begrünbet: „'^ai) bem heutigen Staub ber 
Äenntniffe finb wir genöt^igt auäune^men, baß iebe 2:(}ätig!eit 
be§ Äörper^, fei fie nun auf ben centralen S^croenapparat be^ 
fd^ränft, alfo geiftiger Statut, ober mit a)?u^Mbewegung combi* 
nirt; urfprünglid^ auf bem SBege be§ ateflejeg entfte^t, b. 1^. burd^ 
aieije, wel^e mittete ber ©mpfinbung^neroen üon außen nad^ 
innen geleitet werben, ©a nun bie SBirlungen biefer Sleije im 
©el^irn nid^t auf ber Organifation be§ QubioibuumS fetbft, fon«^ 



— 44: — 

bcrn nur auf t^rct eigenen Qualität öeru^cn, (ein ruhiges SSSaffer 
g. S3. wirb einem iungen ^ü^nc^en eben fo, wie einer jungen 
Cntc afe ebene ^läd^e erfc^eiiien) uub ba xooijl erftere, nid^t aber 
lefetere, weil fie öom ;3!nbiüibuum unabhängig ift, üererbt werben 
lann , f o mu6 man [daließen , bag aße fogenannten angeborenen 
triebe unb (Befd^idtic^feiten entweber burc^ ffirfa^rung erworben 
werben ober auf anbere Sßeife ju ©taube fontmeu." (®. 71.) 
tiefer Sl^eorie nac^ müßten j. ©. aße §unbe fid^ ju ^ci%\)^ 
^uuben eigenen uub ^erauOilbcn laffen, wa» jeboc^ nic^t ber gatt 
ift; woraus ]^eroorgef}t, bag bie SBirfung beS 9teiäe§, weld^es bcn 
9teflcporgang ^eroorruft, alfo l^ier baS SBilb, nid^t oon aücn 
§unberacen gleich empfunbcu wirb. ®o gelehrig ein 5ßubel aud^ 
tft, wirb er bod^ nie jum Qagen ju gebraud^en fein unb jwar 
nic^t aßein weil er uid^t fd^ig ift, ba§ ffiilb einju^oten, fonbern 
]^au^}tfäd^lid^ beßwcgen, weit fein ®e^irn nid^t fo wie baS be§ 
^agb^unbs burd} §afen unb anbereS Silb erregt wirb. !J)iefc 
ÜE^atfad^en finb aßgcmein befanut, fo bag eS übcrpffig ift, nod^ 
ein ©eiteret barüber ju fagen. S)a§ 9taifonnement eines 
etiebeling fann ^oc^ftenS il^m tu materialiftifd^er ©eid^tigfeit 
©Oenbürtige blcnben, wirb aber niemals in ben Slugen afler 
benffä(}igen fiöpfe ©arwin^S SSerbienfte aud^ nur um eines 
^aares S3reitc fd^mälern. ©eine ife^re oon ber SSererbuug beS 
J^iiflinftS ift eine für aße Qtxtm feftfte^enbe, wenn gleid^ aud^ 
©tiebeling be^au^^tet, bafe fie „ebenfo wenig möglid§ ift, als 
bag bas Äinb eines ©WcfnerS bei bem erftmaligen SlnblidE einer 
©lodEe obne SBeitereS ju läuten anfinge." (@. 74.) 35a6 bcr^ 
artige ^[rgumente, 23e^au^)tungen unb finnlofe SSergleid^e fic^ 
iebcr wiffenfc^aftlic^eu (Erörterung burd^ i^rc ^iid^tigfeit entjie^en 
liegt auf ber §anb; fie rid^tcn fic^ felbft unb ä^^^oerfd^wcnbung 
würbe CS fein, woßte id^ mid^ auf biefelben etnlaffen. ßur ©r*» 
l^eiterung meiner Sefer gebe id^ ba^er nur nod^ o^ne aßen ßom^ 
mentar nad^folgenbeS ©abinetsftüdt ©tiebeling'fc^er ©rflärungS^ 



— 45 — 

tpctfc, tpoburd^ er ©artütn'ö unb §artmann'§ Seilte bcrt 
®nabcn[to6 ju geben meint. f/üU einen ber 6eften Scnjeifc für 
bic aSererüung be§ ^nftinlts ^at man feit ie^er bcn Zxxti ber 
t)on einer §ennc ausgebrüteten 6nten ange[e^en, troft ber 916«^ 
mal^nungen t^rer Pflegemutter, in ba§ SBaffer ju gelten. §ier 
ift gewig üon Srfal^rung unb Unterricht leine atcbe, 
beffen ungeachtet läßt \ii) bie Sciä)t gauj natürlid^ crllären. 
ÜT'ic Enten ^aben ©d^njimnifflge, unb fe'^r furje meit tjon einanbcr 
abfte^cnbc ©eine, eine Organifation, njelc^e jum ©d^njimmen 
fe^r geeignet, gum (Se^en aber äugerft unbequem ift; man be* 
jcid^net begl^atb bie 2trt i^rer g-ortbewegung auf bem feften 8anbe 
aud^ oft mit einem eigenen 3Bort, man fagt, bic ®ntc matfc^elt. 
auf unebenem ®runb unb bergauf fommt fie nur langfam unb 
muffelig üoran, wä^renb fie auf einer ebenen unb geneigten 
gläd^e leichter unb fd^netler gelten fann. *) 35iefen Einfluß ber 
S3obengeftattung auf i^re ßocomotion entbcden bie jungen ©nten* 
fel^r rafd^; bic'golgc Ht^on ift, ba§ fie fobalb ein 
SBafferfpiegel in i^rcn ®efi^t§Irei§ tritt, ol^ne 
SSerjug auf benfelben jueiten, ba er i^ncn aU 
ebene JJtäd^e erfd^eint unb berSBeg ba^in me^r ober 
weniger geneigt ift; in bem51Komente wo fieil^n ftes 
treten, finb fie in il^rem Element unb fd^wimmen 
öon felbft." (@. 76.) 



*) 3)tcfc 93etncr!ung wirb rid^tig, wenn man ftcumfel^rt: 3)ie®ntc gel^t 
auf einer geneigten e^töd^e Bequemer Bergauf aBBergaB, n>ei( ber@c^n)er« 
punit ii^reg Jlörperg er^eBlic^ oor ben (aI3 9iuber weit jurüdEftel^enben) 
güjen liegt. 

2lu6erbem ift nod^ ju Bemer!en, bogroö^renb ©tieBeling auf ®. 38 
Behauptet ,,alle Sintere vom ^öd^ften Bid jum niebrtgften müßten erft@e^en 
lernen" unb jebe lörperUc^e ©efd^icfCtd^feit burc^ UeBung ftd^ enoerBen, er 
l^ier nun felBft jugieBt, bag Bei bec jungen ®nte „r>on ©rfa^rung unb 
Unterrid^t feine Siebe fei" unb fie „r>on felBft" fc^roimme. 



V. 

^te ^etrBinbung von ^iKe unb "^orfieKun^. 



^m fünften ©apitcl ki^anbelt bcr SScrfaffcr btc aSerbinbunj 
t)on SBiüc unb SSotftcIIung; junäc^ft gugcücnb, bafe, tvic §art«* 
mann annimmt, „SSorftettung unb SBiUc jufammenge^örcn unb 
ftrcng genommen gar nid^t unabhängig öon einanbet öorlom* 
men." (@. 78). 3"^ ©rläuterung btefe§ 3i^3^ftänbniffe§ fielet 
er fid) inbcg ju folgenber ^öc^ft intereffanter ©rHärung tjeranla^t: 
,,Ueber^aupt ift bic Trennung ber geiftigen aSermögen in ©m^fin»^ 
bung, öefül^I, SSorfteüung, 33ernunft, 93en)n§tfein, SBitten, ®e^ 
bäd^tnij? u. f. tu. eine unbered^tigtc ; fie njerbcn alle burd§ bic 
Function ber grauen ©ubftanj (jerüorgcrufen unb laffen [td^ 
fammt unb fonberö entnjeber aU ©mpfinbung ober 
aU aSorftetlung ober aU SBille auffaffen. !Ciefc 
brei guftänbe unterfd^etben [id^ üon einanber nur burd^ 
ben @|iatttitmgggrali ober bie Cc^mingnnßSsa^l ber in 
Üt^ätigfcit befinblidjen ^irnjeüeU; loie [a anä) bic garben be§ 
8id§te§ in ä^nli^er SBcife bebingt finb. (Sm^jfiubung nimmt 
babei bie niebrigfte, SSorftettung bie mittlere unb 2ßiüe bie pc^fte 
©tufe ein, fo ia^ le^ätcrer aU bic ©ulmination ber erftcren be** 
trautet werben mu^." (@. 78). Äu^S biefer mufter gültigen (£r^ 
Ilärung ge^t l^croor, bag man fic^ mit ben Unterfud^ungen auf 
^fjjc^ologifd^em ©cbiet bi§ iejät fe^r öiel unnöt^ige SDiü^e gegeben 
!^at. ©octor ©tiebeting war e§ üorbetjalten bie grogc ^nU 
bcdtung ju mad^cn, »eld^c atte hierauf bejüglid^cn gragcn unb 



— 47 — 

^roMcuic mit einem ©daläge Ißft. ®efü^t, SSernunft, Sewu^t«^ 
fein nnb ©ebäd^tniß %c tc. — bies aüeS ejiftirt nic^t, fonbem 
nur bic graue ©ubftauj ift, bereu brei öerfd&icbenen ©pannungS'» 
grabe ober ©d^wingung^ 3 a ]^ I e n ber in S^ätigteit befinblid^en 
^irnjeüen (£m^)finbung, S5orfteßung unb SCBiüe erjeugen. 35em* 
nac^ bliebe nur ixoä) ju erllären, wie bie brei ©pannung^grabc 
[\i) ju ben brei ©c^tt)ingung§äa]^Ien Jjerl^alten, ba bie§ bod§ jwei, 
ober eigentlid^ [ed^s, ttjenn nid^t nod^ mel^r ^inge finb, unb to i c 
an^ ber 303ec^[eln?irfung berfetben fömpfinbung, SSorfteltung unb 
SBitte entfielt, geiber giebt un5 ber ?5erfaffer l^ierfiber feinen 
äuffc^luB, n}oburd^ bie neuefte Errungenfd^aft be§ 5UiateriaU^mu§ 
ijorläufig nod^ etwa§ bun!el bleibt, bafür jcbod^ ein um fo l^ellere^ 
gid^t mitft auf §errn Dr. ©tiebeling'g fid^ augenfd^einli^ 
in mertoürbigftem ©d^mingung^juftanbe befinbenbc graue ©ub«^ 
ftauj. — 

5Die weiteren ^Darlegungen §artmann§, »ctd^e fid^ auf 
unberoußteS SBoßen unb SSorftetten besiegt, glaubt ber SScrfaffcr 
übergeben ju föunen, ba er bie Un^attbarfeit iener Segriffe fei* 
ncr 3)ieinung nac^ bereits in ben üor^ergel^enbcn Sapiteln ge* 
nügenb barget^an l^at. ffiie weit il^m bie§ gelungen ift, fjcibt xSf 
im I. unb IL ©apitel gejeigt, id^ wcnbe mid^ bes^alb beut VI. Ka* 
pitel iVLf weld^eS ba§ Unbewußte in ben öleflefbewegungen ju 
wibertcgen fud^t. 



VI. 



,,9iefIcctottf(i^c Sctücgungen nennt man fold^c, 6et rodeten bct 
Cfcttitenbc 9leij tüebcr ein contractiles ©ebilbe, nod^ einen moto:* 
tifd^en 9Jerücn unmittelbar trifft^ fonbern einen 9?ert)en, ml^cx 
feinen ®rtegung§juftanb einem ©entralotgan mitt^eilt, worauf 
burd^ 33ermtttelung be0 letzteren ber JReij auf Inotorifd^e 9Zert)cn 
überfpringt unb nun erft bur^ 9D?u§felben)egung fid^ geltenb 
mad^t." ®iefe Definition SSoIImannS (SBagnerö ^aiii)^ 
wörtcrbud^ ber ^^^fiologie Sb. 2, ®. 542), mit tt?el^er |) a r t *• 
mann feine Unterfud^ung ber 9leflejmirfungen einleitet, ift c§ 
gunäd^ft, gegen njeld^e ©tiebettng o^}pontrt, ft)ie er benn au(§ 
nod^ an einigen anberen (SttUtn gegen ben berühmten 9?erüen^ 
^}]^tjfioIogen auftritt ©einer 9Keinung nad^ ift biefe Definition 
ju aügemein unb unbeftimmt, ba bie SRefIejnjirlung „ftreng ge*» 
nommen bie gcfammte S^ätigleit be§ ^jeripl^erifd^en unb centralen 
5yiert)enftjftem§ , fon^eit fie mit Bewegung üerbunben ift, umfaßt, 
benn auc^ ber fd^einbar felbftftänbigc ®ebanfe be§ ®e]^irn§ ftammt 
urfprünglidE) oon außen (er n}urbe früher gelefen ober gcl^ört ober 
oermittefe einer Analogie gebilbet) unb wirft, wenn er fid^ jum 
SBitten erl^cbt, auf ben motorifd^en 5Kerü ate Steflej." (S. 81 
bi§ 82.) Diefe für ©tiebeling felbft d^aracteriftifc^c Änfid^t, 
bie jebenfaü^ nid^t enger unb beftimmter, fonbern weiter unb 
unbcftimmter ift, aU bie SSoIfmann'^, ift ba§ folgerichtige 
©rgebuiß feiner ganjen materialiftifd^en 9}id^tung. Da er bie 



— 49 — 

©cfammtt^ättgWt it^ Drgant§mu§ nur ate ein (l&fgcbnt§ bcr 
iKatcrtc betrachtet, außer weld^er für t^n »eiter nichts epfttrt, 
fo ift e§ ganj natürlid^ , bag i^m SllleS jur 9ief[ejtMttg!eit 
tDtrb, b. ^. ju einer nur burc^ äußeren materießen SR^ij ^eroor* 
aebrad^ten Sßirfung, unb jmar nid^t nur bie förperlid^e, fonbern 
and^ bie geiftige Semegung, baö Denfen. §artniann be^au^}tct 
in gett)i[fem ©inne baffclbe, aber ba er aüe benjußte ®eifte5^ 
l^ätigleit al§ eine äiüerfmäßige SReaction be§ unbemußt (Beiftigen 
xiuf bie im ©e^irn üor^anbenen 9leiäe betrad^tet, fo bleibt für 
iffti bie 50JögIid^feit einer jnjerfmäßigen unb logifd^en ÜDirection 
ter ®ebanfen^)roceffe unb einer fd^opfcrif^en Eonce^}tiDn origina«* 
ler Talente unb @enie§ üoüftänbig gema^rt, »ä^renb in ©tie^ 
belingö materiaüftifd^er Stuffaffung be^ bemußten ÜDenfenS aH 
fc^led^tl^in nted^antfd^er SRepeye auf bie ettH}fangenen 9teije für 
^tte biefe S^^atfad^en jcbe SSerftänbnijgmöglid^tcit aufhört. 

Cr unterfd^eibet bat)er jmifd^en reiner SReftefbemegung unb 
flemifd^ter. ÜDie erftcre ift feiner Stnfid^t nad^ unmillfürlid^ unb 
itnl^e)9tt{st (er ntad^t l^ier unbewußt bem Unbewußten ©onceffio^ 
neu); bie gemif d^te bagegen unmiütürlidl) Jebod^ betpußt, mie ber 
^crjfd^Iag, ber „al^ ^erjHopfen gefüllt unb baburÖ§ bemußt 
mirb." (®. 82.) Seibe, bie reine mie bie gemif d^te SReflejbe^ 
lüegung, gel)en ,,aünm^{td^ burd^ üermittelnbe gmifd^engtieber in 
ba^ mißtürlic^e ä^edEmäßige §anbeln über." (@. 82.) !Diefe§ 
gugeftänbniß ift fel)r mid^tig, ba eg eine Se^auptung jugtebt, 
auf bie öon §artmann befonberer SBert^ gelegt mirb. 35aö 
Seifpiel üout ^erjfd^Iage ift jebod^ mieberuni fel^r unglüdflid^ ge^ 
todfjitf ba in i^m meber berSieij, melc^er bie SRefleybemegung 
üuglöft, no^ ber SSSitle, ber bie JRefIejbemegung öottjie^t, guni 
-§imbemußtfein gefangt, fonbern nur ©mpfinbungcn, meldte burd^ 
bie bereits üoUäogenc SReflefbemegung al§ fecunbärc 
golgeerfd^einung in anberen Crganen l^erüorgerufen merben 
(änfc^Iag beS §erjen§ an bie bena^barten fiört)ert^cite , mic 

4t 



— 50 — 

Sltppenfett u. f. ».)• ®oId^e nad^trägltd^ l^crtjorgcrufcne unb bie 
6ittfte^ung be« SSotgangS felbft gar ntc^t berü^tenbe SKit^ 
cmpfinbungcn fann nur bic cberfläc^Itd^fte ©cbanfcnlofigfeit d^ 
3tt?t[d^cngUcb jwtfd^cn reinen, b. ^. tjoüftänbtg unbewngtcn Sle««^ 
fIe{ton§betpegungen, nnb mtöfürlid^en, b. f}. öoüftänbtg na^ 3Roixo' 
unb SluSfü^rung^mittc bemußten 33en?egungen auffteüen. ÜDie 
toirflid^eu Uebergänge beftel^en barin, baß juerft ber 5Retj unJ> 
bann ber Äu^fü^rung^mtüe beutlici^er ober unbeutlid^er bewußt 
mirb, junädfeft in nicbcren 3tcrt)encentri§ unb enbtic^ im ©e^iru,, 
u?ie bie§ .^artmann ^inreic^enb au^gcfü^rt i)at '^ildij x^m liegt 
allen 9icflefbemegungen, fetbft jenen, meldte burd^ einen bewußten: 
5Reij ^eroorgerufen werben unb eine bewußt gewollte SBirfunj 
l^aben, eine unbewußte S^ätigfeit ju ©runbe, 'weld^e bic un^ 
unbewußten, äwi[c^en SReij unb äBirlung liegenben, 3^^^^"=^ 
glteber t)ermittelt unb leitet. Sg ift erfid^tlid^, ha^ biefe 5lnnal^ute 
nici§t entfräftet werben fann burc^teine Se^auptung, wie bie 
obige, wetd^e nod^ baju §artmann-S 3lnfic^t gum größten 5C^eit 
jugiebt, inbem ©tiebeling t)on ber reinen ^Reflexbewegung 
felbft augfagt, baß biefelbe „unwitlfürlic^ unb unbewußt ift." 
(©. 82.) ÜDiefe§ g^ä^f^änbniß wieber^olt fid^ nod^ an ocrfd^ie*»^ 
benen anberen ®tcMi (g. 93. ®. 83, 86, 93, 99 2C. :c.), fo^ 
ta^ man gar nid^t einjufeljen vermag, we^^alb ber SSerfaffer fic^ 
fo große SUJüfie giebt, nac^juwetfen, baß einige ber oon §artinanii 
angeführten 33eijpiete t^eilwcifc ober ganj oom bewußten J)enlen 
l^eroorgebrad^t werben, ia er bodC) felbft ben flüffigen Ueber*^ 
gang oon Unbewußtfein unb 93cwußtfcin, t)on „reinen" unt^ 
„geun[d§tcn" 9ieflejbewegungcn jugeftanben ijat (@. 82.) $Den 
unbewußten ß^aracter ber reinen Steflef wirfungen eiiife^enb, ift 
er nid}t im Stanbc bie nöt^igen Folgerungen barau§ gu äie^en^r 
welche ^artmann^ Se^auptung au-3mac§en, unb bic§ nod^ nid^t 
einmal fo fe()r au§ natürlidC)er Scfd)ränftl)eit feinet ©lidfeg, afe 
weit me^r nod^, weil feine bogmatifdjcn materialiftifd^en 33orurt^eile 



— 51 — 

tl^n batQtt öct^inbcm. 6r gcrät^ l^ictburd^ in unauf^ötli(^c 

S35tbcrf^)rfi(l^e, fo bag bte l^ietauö tüicbcrum l^ctöorgc^cnbc Sün* 

fufion unb SScrhjirtung feiner Stnfic^ten wal^r^aft gtenjenloS tft 

imb nur nod^ überboten loirb butc^ bie 5Wait)ität unb Ungcnitt^ 

^it, mit bcr er feinen Sefern fein SKengetmu^ auftifc^t. Daf 

Unbewußte jugebenb, fud^t er e§ in ber näc^ftcn ^Dünnte mic«^ 

ber ju 6 eft reiten, ober ami) fo barjufteUen, aU ob eS etn?a$ 

ganj ©cI6ftoerftänbIi(^e5 toäxt unb nic^t etwas, ba« ju 

wibcrtegen er boc^ eigentüd^ unternommen f)at ®o fagt er 

von ber regelmäßigen ©^jftole, toeld^e man an einem au$gc^ 

f^nittenen grof^^erj burd^ einen 9labelfti(i^ l^eroorrufen lann, 

ia^ biefelbe „aüerbinga eine reine Steflcfbetoegung ift" (@. 83), 

öon toeld^en er (®. 82) behauptet, ba| biefelben ftets „unbetou^t 

unb unwißtürtic^ finb." iCaß er hiermit bie 83e^au))tung feinet 

©egnerö jugiebt, fci^eint il^m gar ni(^t einjufaUen, ba er o^neaud^ 

nur ben leifeften SSerfud^ einer SDäiberlegung ju machen, im Zejt 

fortfährt, nid§t afö ^ait er foeben ben in (jrage fte^enben 5PunIt, 

fonbem ettoas ganj ©elbftoerftänblid^es berührt unb anerfannt. 

5Ra(^bem ber SJerfaffer fo ba3 §auptfäd^lic^fte ber §art^ 

mann'f (j^en Ännal^me, ben unwiüfürlid^en unbemußten ßfja^ 

tacter ber SReflejbcioegungen mit fo lieben^würbiger 83creit^ 

wifligfeit anerfannt unb jugegeben f)at, glaubt er ben 93etoei§ 

fül^ren ju muffen, bag biefe SReflefbemegungen beffenunge^ 

achtet bettjugte finb. ®r »enbet fid^ ba^er junäd^ft gegen bie 

ätijedEmä§igen SReftefben^egungen ent^au^}tctcr grofc^e unb ent^ 

l^irnter §unbe — biefelben aU aus „ben}u6ter Ueberlegung" 

j^croorgel^enb bejeid^ncnb. ©er ßefer roirb fic^ erinnern, ba^ 

bereits im I. unb IL ©a^^itel gelegentlid^ bes unbenju^ten SßoUcnS 

unb SJorfteHenS biefe 33eifpiele erörtert njurben unb ba§ ^^axU 

mann ebenfo toie ©tiebeling bei ben in Siebe fte^enben 2:]^ie^ 

Ten nod^ ein gemiffeS bunfleS Senjuptfein annimmt. 

XBie biefer crfennt auc^ ^artmann gemifc^te 8xefle{be»egun«^ 

4* 



— 52 — 

gen an, b. fj. [olc^c, bei benen ber ejcttirenbe SRetj, fowie bte 
l^erüorjubrigenbe äßirfung tn§ 93en?u5tfetn fäüt, ober anij nur 
ber erftere, niemats jeboci^ bie ß^if^^ngKeber, toeld^e bie ÄuS^ 
fü^rung ermiiglid^en, bie üielme^r ftct§ bem ^irnbeipu^tfein ööttig 
unbetuußt bleiben, hjä^renb fie ben 5Kert)encentri§, tceld^e bie S3e^ 
iregung tjoüfü^ren, me^r ober minbcr bemugt toerben. 35a§ le|=* 
tere§ aud^ bei ben ent^irnten 3;f)ieren ber ^att ift, unb nur bieg, 
ge^t fc^on auä beut OKanget i^reö §irn§ l^eroor. ©er entl^au^?^ 
tete t^^^^f^ ^^^^ M^^ ^^i^^ @c^lü[fe, no(^ ift er fici§ beS 3"^^*^ 
feiner 9ief(e{ben)egu)tgen ben)u§t, benn ba^ geringe Setoufetfein, 
toel(^e§ er noc^ befi^t, tDÜrbe ^ierju nic^t auöreid^en, njenn nid^t 
eben ani) nod^ feinen 9tefle{beiocgungen unbcnjußtcr SBiße unb 
unbeiou^te 33orfteüungen inncn)oI)nten, bie iene öcioegungen jwetf^ 
mäfeig leiteten. SBä^renb ©tiebeling an anberer ©teile bie 
3toedEmä|igIeit ber Bewegungen ent^irnter 5t^iere beftreitet (©. 21), 
tt)o er fie aU „unämetfmä^ig" erflärt, giebt er fie ^icr ju, 
inbem er be^au^}tet, ba^ fie au§ bewußter Sered^nung entfpringe. 
föin§ ift fo falfd^ mie ia^ aubcre. ©nerfeit^ nämlid^ n^irb bei 
ben ntäd^tigen patljologifd^en ©ingviffen in bie eblen Drgane bie 
itormale ^unctionötoeife berfelben Jjerrüdft, unb fo toirb bte unter 
normalen Sebingungen jum 3}orfd[)ein fommcnbe 3^ü<?*ttiäBigfeit 
alterbingS geftört, unb im ©anjen betrad^tet oft in UnätoedE*= 
mä^tg!ett in 93eäug auf bie obmaltenbcn 33cr^ältniffe öerfc^rt. 
Stber bieg bemeift nid^tg gegen bie 3^i^^*t^^tigfeit beg Unbemufe*» 
ttn. SDenn einerfeifs wirb biefe gerabe unter fo abnormen SSer^ 
l^ältniffen um fo glänjenbcr baburc^ bocumentirt, bap bie fo ent^ 
ftanbenen Bewegungen bod^ nod^ im ©injelnen l^öd^ft jwcdfmä^ig 
arrangirt finb, unb immer nod^ einer gewiffen, jwar ben 33er= 
l^ättniffen 9fied^nung tragenben aber fie nid^t mel^r betoältigenbcn 
gwedfmäßigleit bienen, wie wenn 3. 93. ber geföpfte ^rofd^ bie 
gelniffene ©teile frottirt, um ben gefüllten .^autreij ju bcfeittgcn, 
.ab«r ni^t me^r fein §eil in ber glud^t fud^t, wie ber gefunbe. 



— 53 — 

35a§ SBunbctbarc in ber ^^^^^ägtgfcit bteff r - Äctton ift nun 
gctabc ba§ !Dctait ber Sombinattonen ja^Ircic^ct !$^mpulfc auf 
btc üerfd^icbenftcn ntotortfd^cn 5Rcrt?cncnbtgungcn, burd^ tpcl^c eine 
große Jlnja^I öerfcf)tebener äWu^Mn tijcxU gletc^äettig, ü)dU nacfi^ 
einanber in einer folc^en SBeife contral^irt werben, baß barau^ 
bte complicirte Kombination ber ^tn^' unb §erben?egung be§ reiben* 
bcn Seinem entfielet. (Serabe biefe 3^ctfßtäßigfeit ber Gombina^ 
tion ber Elemente bicfer 23en}egung tft aber offenbar unter ben 
obttKiItenben Umftänben eine unbewußte, nimmermehr au^ Ucber«» 
legung ber nieberen S^eroencentralorgane ju ertlärenbe, oielme^r 
eine ganj ebenfo unbewußt gwcimäßige gunftion wie bie ben 
S31utumlauf mit fo wunberbarer gein^eit regeinbe alternirenbe 
Function be§ ^erjenö, für welche ©tiebeling, wie wir eben 
fallen, felbft wo^I nic^t ba^ Sewußtfein aU urfac^lic^en gactor, 
fonbern nur aU golgeerfd^cinung ^eranjie^en wiü. ©tiebeling^ 
93ewciö bc§ bewußten Urfprunge^ bie[er Stefleybewegungen ift 
olfo aU oölUg oerungtütft ju betrauten. 

(£r wenbet fid^ hierauf gegen bie burd^ bewußte ®inne5wal^r^ 
nel^mungen ^eroorgcrufcnen ^Reflejoorgänge, bie gum SE^eil aud^ 
wiÜfürlid^ erjeugt werben fönnen, 3. 93. ba§ Slaften, bie ?(bfon*= 
berung be^ @peicf)el^, bie Spannung be^ 2^rommelf cte , beim 
©e^en bie 9iic^tung beiber Slugencentra nad^ ber ©tette be§ 
größten 9teiäe§, bie Sfccomobation ber Önfe jur Entfernung 
nnb ber ^xi^ jur Sid^tftärfe u. f. w. SBa§ bie brei leisten gunc^ 
tionen anbetrifft, f bemerf t ® t i e b e 1 1 n g über bicf elben wieberum 
mit größter 9laioität, baß fie alle „reine, ungemifd^te Stepe^'* 
tl^ätigfeiten finb, fie gefd^e^en unbewußt unb fönnen ni*t 
unwiüfürlid^ au^gefü^rt werben." (®. 86.) üDer Slbwec^felung 
l^alber fämpft ber 93erfaffer ^ier nun wieber für ba§ Unbewußte^ 
inbem er ^axtmann'^ Slnna^me, baß bie genannten Functionen 
aud^ bewußt unb wiüfürlid^ ^eroorgerufen werben fönnen, be^ 
ftreitet. Qn Sejug auf bie :3;ri§, bie bem bewußten äBißen nid6t 



— 54 — 

untcrt^an tft, Ijat ©ticbcttng fflcd^t unb liegt l^tcr tool^I ein 
ftiliftifc^eS 3Scrfe^en §artinann'5 Dot. gut alle anbeten Totgänge 
ift §attmann'3 SBe^auptung jebod§ jutteffenb unb ba^et aufted^t 
ju et^alten. !Da^ 2tontntetfeö mitb j. 83. lüittüitlid^ etfd^lafft 
6ei ©tmattung eineiS lauten ©d^att^ (Äanonenfcf)uffc§), gefpannt 
6eim §otd^cn; ebenfo fann man bie Speid^elabfonbetung jebert 
äugen&Itdf toittfütlid^ fteigetn unb alle anbetn genannten 95ot^ 
gänge beliebig erjeugen, jeboc^ nut ,,butd^ bie SSotftcttung be^ 
üetänberten ®innc§cinbtutf§" (^i)xl b. Unb. 3. Stuft. ®. 115), 
— alfo butd^ einen tein geiftigen SSotgang. SBa§ übrigen^ 
©tiebeting bufd^ ba§ Seftteiten biefet 2:^at[ad§en füt bie 
Sibertegung be§ Unbetou^ten, ba§ et in bie[em ^aU üett^eibigt, 
eigentlich etreid^en tüiü, ift complett untietftänbtid^. 

äBag bie übrigen Scn^egungen beim ©^medfen, SEaften, ?fütä)m, 

§ötcn unb ©e^en anbelangt, fo fönnen fie nad^ be§ SSetfaffet^ 

SOIeinung gar nid^t ju ben 9tcf[cporgängen gered^net metben, 

ba fie bemüht ge[d^c^en; ebenfo lüenig rechnet et ba§ ©pted^en* 

lernen ber Äjuber unb Siliere, ba§ Stbrid^ten ber a3öget jum 

pfeifen !^iert)er. ®a§ ha^ ©pred^enlernen ber ^inbet auf einem 

unbewußten, refIectori|(^en Qvoani beruht, ber fie nöt^igt ba^ 

©c^örte JU teprobucircn, n^cip Qeber, ber Äinber ober ST^iete 

unbefangen beobad^tet ijat Äinber fpred^en gcwö^nlid^ „SltteS" 

nad^, tüa§ fie ^ören unb auffangen, Singe, bie fie webet Det* 

ftcl^en nod^ !ennen, unb oon bcnen fie gat nid^t^ wiffen lönncn. 

SBotttcn fie nur ba§ fagen, fftoa^ fie einfe^en, fennen unb im 

93etoußt[ein ^aUw'^ (©. 89), wie ©tiebeting bel^auptet, fo 

würbe fein Äinb unter itijn ^a^ren teiblid^ fpred^en lernen. 

^a§ ®i uferen bet 33ebeutung bet ge[ptüd^enen ffiotte (j. 33. 

beiS „^d^'O !ommt etft fel)t tauge na^ bet 9teptobuction betfe^ 

ben. 5Da§ ©pted^cnlernen ber 2^^iere (j. 33. ber ^IJapageien unb 

©taare, benen man ganje ©ätje, ia SSer[e unb Qafjltn eintrieb* 

tern fann, beren ^iti):ilt unb 93ebeutung fie bod^ gewiß webet 



— 55 — 

ctnfcfjcn nod^ üerftc^cn) öftDctft no^ bcutüd^ct ba^ Unftatt^afte 
t>cT %nnai)mtf baß ba§ Spred^cnlcrncit burd^ bcmiißtcn SBtücn 
^rjcugt tperbe. Sluci§ ^ier mu| §artmann'§ Stnfic^t, baß ein 
imbctüu^tcr, bcn 3werf bcg ©pucd^enletneng unb bic 33otftcIIung 
bcr ^tetäu not^ircnbigcn Seroegungcn in fid§ tvagenber, tepecto:* 
ti[d^cr 3^<^"9 8^^ ©pred^en nöt^tgc, aufredet ermatten Metben. 
!J)ie reflcctorifd^e 9tüt^tgung jum Stuöfpred^en ber SBorte tft 
f§ aud^, ii^eld^e ba§ laute ÜDenfen Derurfad^t. „Der nod^ ntc^t 
finnltd^e ©ebanfe be§ SBorte^ ruft ^ter einen centrifugaten 
Qnneroation^ftrom iiaä) bcm ^örnetöen ^etDor, aU bcffen tc** 
flcctortfd^e g^otgc ein centri^jetaler ©tvont bie ®e^ür!§empfinbung 
bc§ SBorte^ jurüdEbringt, unb biefe ruft in ben ©prac^werfseugen 
feie Sleflcjbcn?egungcn be§ lauten ober Icifen 3lu§fpred^en§ l^cr^ 
üor." (?^tL b. Unbew. 3. Stuft., ®. 115.) ©a^ SJor^anben^ 
■fein biefeg ;5innert)ation^ftrome§ glaubt ©tieb et in g nun njiber^^ 
legen ju founen burd^ bie Sel^auptung, baß „befanntlid^ in atlen 
©inneöneröen boc^ nur eine ßeitung loon außen nad^ innen unb 
nid^t umgefe^rt möglich ift.'' (©. 90.) ©ieß „6e!annttid^" ift 
tnbeffen ein mit bcn „fpecififd^en Energien" ber 9Zeroenfafcrn 
arünblic^ übertüunbener ©tanbpunft. 9iur öon ben Snb o r gan e n 
l^ängt c§ ab, n?a§ bie inbiffercnte 8eitungefa[er leiftet; ob fie 
Gmpfinbungen äufü^rt, ober iSln^Mn jur ßontraction anregt, 
über feccrnirenbcn §äute anregt u. f. w. ^laij SB unb t ift bic 
Gmpfinbung bcr SDiu^fetbewegung Function ber utotorifd^en DZeroen 
(SB unb t, Beiträge jur S^eorie ber ©inne^nja^rne^ntung, ©. 
406—414). — Um bag laute ij)en!en anberg aU ^artmann ju 
i^rftären, fielet fid^ ©tiebeüng oeranlaßt anjune^men, baß ber 
'ÜDenfenbe fic^ felbft ,,mit bem teilen ober tauten äugfpred^en ber ge^* 
tad^ten ffiegriffe ju §ülfe fommt unb erft auf biefe SBeife ein ftares 
Setüußtfein feiner SSorftettungen gewinnt'' (©. 90). S)amit ift 
jcbod^ nod^ immer nid^t beriefen, baß biefes 3^^ötfefommen 
m ?tct bewußter Stbfid^t ift; bie gragc, tooburd^ ba§ 8lu5* 



— 56 — 

^pxeäjm ber SSotftcIIunöcn (o^nc jtüingenbcn äußeren QJrunb) ie^^ 
toirft lüirb unb baö SEtc ber äuSfü^rung Hei6t Dötttg unbc»^ 
türffid^ttgt unb tft nur auf ^attmann'ö SBeife gu crHärcn, toclc^e 
ja auä) ba§ S^^P^f^'^mmen burd^ baö Äuöfptcd^cn aneticnnt 
©tteöcltng bringt alfo ntc^tö 33cffcrc§ unb nichts ?(nbcrc^;- 
fonbcrn baff et 6 c untjoüftänbig unb unbeutlid^. — ©benfo ift 
jene 2^ätig!eit be§ @c[)irnö, xodijt njir Slufmerffamfett nennen^ 
nur burd^ jenen unbewußten !$^nnert)atton§ftrom öerftänbltd^ unb« 
überhaupt ntöglid^, \vk ba§ ^?artietle geilen biefeg ©tromeS aud^ 
ben fonft unerflärtic^cn Unterfc^ieb j^ifc^en ben fe^Ienbcn unl> 
fd^ttjarjen (Stellen be^ ©el^fetbcg begreifli(^ mad^t. ^ierju be^ 
merft ©ttebeltng, baß aud^ bie äufmerffainfeit feine Üieficf*' 
erfd^cinung fei, ba fie „ben)u|t unb uiittfürlic^ tft" (ß. 9S)r 
gar nic^t bemerfenb, ba| er ^ier nun gcrabe tütcber ba§ t)orau§*= 
fefet, tüaS er etgentlid^ befänH}fen mü, ba§ Unbenjußte ber 5Reftej^ 
erfd^einungen. §ätte er ^artmann^^ SBer! mit größerer Std^tfamfett 
unb ttvoa^ tne^r SSerftäubniß gelefen, fo n^ürbe er gefunben ^aben^. 
baß berfclbe bie 2lufiner!fani!eit ju ben gemifc^tcn 9Jefle^*w)irfungen 
iäi)Uf b. i), in benen, bie fotüo^I müfürlid^ n?ie unuiillHirlid^ er^ 
jeugt ttjerben. (SSgl. ^^it. b. Unbero. 3. 9lufl., ®. 116, 155— 
156, 246—247.) „!Cie Stufmerffamfcit l^abcn wir fd^on me^rfa^ 
ate einen fotpo^f reflectorifd^ , aU n?iü!ürlic^ ju erjeugenben 
^yiertienftront !ennen gelernt, welcher in fcufibten 9?erüenfafern 
üom ©entrum nad^ ber ^erip^erie X}ertäuft unb baju bicnt, bie 
fieitung^fä^igfeit ber 9ierDen, namentlid^ für fd^iüac^e üieije unb 
fd^uiac^e 9ieijunterfd^iebe ju erl^ß^cn. £)te 3tufmerf[am!eit befielt 
mithin in materieüen ^}f ertienf c^tpingungen ; inbent biefe Dom 
©entrum nad^ ber ^eri^)^erie !^in verlaufen, !ann e§ unmöglich 
ausbleiben, baß bicfelben, anä^ o^ne auf eine SBa^rne^mung ge^^ 
troffen ju fein, oon ber "ißerip^erie nad^ bem Zentrum reflectirt 
locrben; außerbem toerben burd^ bie 5lufmcr!famtcit für jebe^ 
©innengebiet eine SDlenge SOtu^feln in ©^?annung oerfefet, um 



— 57 — 

jut tcffcrcn Äufnal^inc bcr SBa^me^mung burd^ ba5 Organ ju 
befähigen, unb cnbltd^ tnerben gemiffc anbcrc SDiu^feln, natnentltc^ 
Äopf^autmuBfeln teflcctorifc^ gcfpannt. 5)icfe bret äWomcntc 
fttmmen bartn üterein, bcm Organe beg Setou^tfetn^ ©nnjfin^ 
bungcn bur^ materietlc ©d^n?tngungcn äUäufü^rcn, b. ^. bicSlnf^ 
mcrffamfcit al^ folc^c ift ein ©cgcnftanb berffia^r^ 
nel^mung unb folglid^ beö ©en}u§tfetng." ($^U. b. 
Unfcen). 3. Stufl., ®. 419.) ©tteöeltngö «nfämpfen gegen 
^artmann ift atfo aud^ ^ier n^ieber ein ganj tiergeblic^eg unb 
unnßt^ige^, ta letzterer ganj baffelbe behauptet njie ber erftere, 
nur richtiger gefaxt unb ^)räcifer au^gebrütft 3Ba§ ber SSerfaffer 
fünft noc^ an Sinroenbungen gegen ^artmann'^ Stnna^mc üor^ 
bringt, namentlich gegen ba§ SSor^anbenfein be§ centrifugalen 
;3nnerüation^ftrome§, glaube ic^ am Seften ju n^iberlegen burc^ 
einen Stusfprud^ be^ "^ßrofeffor^ §elm^oIfe, ben man rvoijl aU 
Stutorität auf biefem ©ebiete gelten laffen fann. ÜDerfetbe fagt 
gelegentlid^ ber Unterfuc^ung ber üDaucr t)on ©efic^täcinbrüdfen : 
ff^i) felbft erlaube mir noc^ au§ eigenen früheren Seobad^tungen, 
bie ic^ bei 33eleud}tung mit bem eleftrifc^en gunfen angefteüt 
l^abe, Einiget l^inaujufügen. 2öenn man gebrudtte 3^il^n üor fic^ 
l^at mit) bie Stufmcrtfamfeit nid^t abfi^ttid^ auf einen beftimmtcn 
Zijdl be§ Sc^felbe^S rid^tet, ertcnnt man bei jobem gunfen balb 
l^ier balb bort eingetne (Srup^}en üon Sud^ftabcn. >Cabei ift e^ 
fel^r fonberbar, baß jumeilen mitten an^ einem SBorte, »eld^c^ 
man lieft, ein Suc^ftabe fe^lt, ober ba§ man auc^ wo^l üon ein^ 
gelnen 25u^ftabcn nur einen ©trid^ fie^t, ben anbern nicbt. 

/rS^ l^atte bei meinen 35erfud^en immer einen bauernb gelten 
^unft im bunflen ^elbe »or mir, ben xä) aU gi^ationöpunft bt^ 
nu^te. S)abei fanb id^ e§ möglid^, o^ne biefen gijation^punlt 
JU tjertaffen, bie S(ufmerf[am!eit fd^on üor ber ffieleud^tung burc^ 
ben Junten auf bie[en ober jenen Zi)dl be§ bunflen gelbem ju 
tid§ten, unb bann fal^ id^, xoa^ bort crfd^ien. (£§ fd^eint mir 



— 58 — 

bteS eine X^atfad^e üon großer SBtc^tigleit ju [ein, toeil fie jctgt, 
ia^ ba§, wag mx bad tüinfürlid^e 9ttc^ten ber %n^^ 
tnerffamfcit nennen, eine tion ben Bewegungen ber äußeren 
Ijewcgtic^en S^^eile beiS Körpern unabhängige S3eränberung 
in unferem 9Iert)enfi}ftem tft, wo burc^ Sleijungö^ 
juftänbe geroiffcr 5^U^" üoräugSweife jum Se*» 
tüußtfein fontnte n." (ä)Zonat§bericf)te ber Berliner 3(fabemie. 
1871. Quni.) ^icraug gc^t l^croor, bnß ber ^nncrüationeftrom 
^artmann^ö nic^t eine tion i[)m adein behauptete §p))ot^efe, 
fonbern ein Grgcbniß wiifent'd&aftUd^er Unterfud^ungen i[t, bem 
fid^ bic bebeutenbftcn g-orfc^er nidjt nie^r entjieöen fönnen. 
©ticbeling'ö Gimi\inbe bagegcn beweifen nur feinen eigenen 
llnocrftanb unb fein geringe^ Sßiffen, bem nid}t nur bic ncueften 
Gvgebniffc ber natunüifieufd^aftlic^en g-orfd^ung fremb finb, fonbern 
fogar bic bcfanntcftcn^ cinfad^ften ^?^J)fioIogifc^en S^atfac^en, bic 
man ^eutjutage in J^cutfci^Ianb bereite in l^öljeren S:öd^terfd}ulen 
Ic{)rt uub bie in jcber ^)0pulär ger)altenen 'ß^vjfiologie ju finben 
finb. S(m erfid^ tlid}f ten ift bie^ an^ feiner Behauptung bejüglid^ 
ber blinbcn i^Uit ber Sietina, ber pat^ologifc^en !^üdfen be§ 
®cfid}t§f clbeg , bic nad} §artmaun*g S^^eorie unbcant^t erganjt 
tocrben. hierüber bcmerft er: „®er oon §artmann enoä^nte 
Unterfd^teb jiüifd}cn fel}lenben unb fd^warjen ©teßen beg <Sel)^ 
fclbeö ejiftirt gar nid^t, unb e§ ift mir bcmnad^ un^ 
begreiflid^, toa§ er bamit fagen will.'' (3. 93.) X^a§ 
fagt ein Slrjt, ein 9Jaturforfd§er, ein äWann, ber fic^ ein wiffen^ 
fd)aftlid^e§ Urt^eit über anatomifd^e uub p^i}fioIogifd§e fragen 
anmaßt unb ber fid^ ba^er boc^ wenigften^ bae 2t B S biefer 
J!}iffen§3Wcige ju eigen gemad^t l^aben fotttel 3^ biefcm ge^ 
I}ören in p^ijfiologifd^er ^infid^t bic btinbcn g-Icdfe ber 9tetina, 
bic wir beftänbig in unferem ©efid^t^freifc mit l^crumtragcn, 
of)ne un§ i^rer bewußt ju werben, ba ber ;3nneroation§ftrom 
fie unbewußt ergänst. hierüber giebt iebe nur einigermaßen 



— 59 — 

gut gearbeitete ^^tjfiologte Sluffd^Iuß (j. 93. Dr. SSodTS <)o^?uIärc 
35oIf^gefunb^ett§Ie^re) , unb jebet SIrjt, tüenn et nxä)t p ben 
aüeretMrmlid^ftcn ©tümpern gcl^ßrt, mu§ t>on bem 3Sot^anben^ 
fein jener gledfe n?iffen, ba er fonft gar nid^t im ©tanbe ift, 
3(ngen!ran!e , bie 5. 93. bei mäßiger SfmW^opic loon ber S5er=^ 
cngerung i^re^ (Scfid^tgfelbeg nic^t^ a^nen, in angemeffencr Seife 
äu pxü\m unb jn.biagnofticiren.*) 

Xcx 23erfaffer n^enbet [i^ hierauf gegen bie Sleflefbetüegungen 
jur ßr^altung be5 ®Ieicf)gemi^t§. ®ie finb feiner Stnfic^t nad^ 
fämmtlid^ i^om 23eU)u§tfcin iutenbirt unb ,,ganj Uxiit" ju er^ 
Hären, eöenfo bie com^)ficirten 93et:)egungen ber Siad^troanbler. 
Sti^t immer jebüd^ nimmt er baS bewußte !iDenfcn al§ bie 
Urfac^e ber. Ermattung beö @Ieid^getüid^t§ an, fonbern junxjifen 
au^ bie förpertic^e Drganifation. ®o erfiärt er, baß 2)Zaut* 
t^iere auf gcfä^rlid^en SSegen fieserer ge^en aU 2)?enfc^en burcö 
ben Umftanb, ba^ bie erfteren mcr Seine ()aben unb ber iDJenfc^ 
nur iwd (©.94), n^eld^e geiftreic^e Srflärung fic^ leiber auf bie 
5iad)tu?anbter, foiuie auf Stänjer, Gleiter, ©d^littfd^ul^fäufer k. k. 
nic^t amnenben läßt, bar)er er für bie 93atanceteiftungen biefer 
eine anbere Griäuterung bringt. ÜCiefelbe befielt furj unb bünbig 
in ber 33erfid)crung , ba^ c^ ,,ba§ SDiuöfelgefü^l unb ber S^aft-^ 
finn ift, meldte ba^ @Ieic£)gen}id^t beim Säumen, Sranjen, ©prin*» 
gen u. f. vo. l^crfteüen unb leiten'' (©. 95). 5(t§ ob e§ nic^t 
felböerftänblid^ n^äre, ba^ ber 9ieij, auf ben bie unbemu^te reflec*» 
torif^e aieaction erfolgt, l^ier in bem Sewugtmerben be§ 'Sülu^ttU 
gefül^B (t^eil^ im ®el)irn, tl)eife lool^I am^ fd^on in nieberen 
9icroencentri§) befielet ; ba^ aber biefe reflcctorif d^en geiftungen be§ 
SDIu^tetgefü^t^ unb be§ Saftfinn^ jum größten Si^eil unbenjugt 
finb, füiool)! in i^rer Stu^fü^rung, al§ in i^rem oft blifeartig 



*) ©Ott fei ben Patienten önäbig, hie mit Slugenleiben bei ^errn 
Dr. ©tiebeling §ürfe fachen. 



— 60 — 

f^neüen ©ntretcn, nod^ tijt ixt itxon^tt Uc6crlegung cinttcten 
lann (j. SB. Mm ©alanctten bct ©etltänjcr, tüo gel^tttctcn unb 
Satanccbctoegung 6in§ tft) — ba§ fielet ©tiefe ding nid^t cin^ 
unb bal}ct aud^ nid^t ba§ Sefd^tänfte feiner ®rflärung. 

©ein näc6fte§ Jtngtiff^^Objeft ift bie Slnna^me ^axtmam% 
ba§ faft alte tpiüturUd^en Seroegungen jugleic^ eine ßomöinatton 
üon Siefleftütrfungen finb. „Snatomifi^e Unter) ud^ungen ergeben, 
ba^ im oberen ZijQxk be§ SRüdfenmarfe^ bie Uniabi fämmtlic^er 
^rimitiiifafern nur einen fe^r Keinen S3rnd^t^cit ber ^rimitio** 
fafern aller ber 5Rert?en beträgt, njeld^e bnrd^ ben benjußten 
SBiüen, alfo t>om ®e^irn au^, Semegungen l^erDorjurufen be*» 
ftimmt finb. ÜDa nun aber bie Scitung t)om öJe^irn ju bot 
aKu§!etnerüen ntit geringen Stu^na^men bod§ nur burd§ ba§ obere 
9tüdEenmarf gefc^e^en fann, fo ge^t baraug l^eroor, ba§ eine 
gafer int oberen SRüdfenntarf eine gro^e 2Jienge äufamntenge^ö^ 
riger 3)iu§fctneroenfafern ju inneroiren beftimmt fein mu§. ©5 
ließe fic^ eine bivccte Slnaftomofe (^neinanbergrcifen, ä5er!nü^?f ung) 
biefer gafern benfen, bod^ erfd^cint biefe Stnna^me fotoo^l nad^ 
ben anatomifc^en 33cübad§tungen ^öd^ft umoa()rfc^eintic^, afe auc^ 
jtoingt ber Umftanb fie faüen ju laffen, ba^ ein unb biefelben 
23ctocgungen balb oom |)trn au^ angeregt, balb in golge irgenb 
einer anberen 3lnrcgung oon ben 9iücfeumar!)§ccntraIorganen 
felbftftänbig öoKäogen n^erben, unb in ber 2(rt i()rer ßontplication 
eine Unja^I ber feinften SUJobificationen gutaffen, toä^venb eine 
birccte Stnaftomofe immer unoeränbert biefetbcn Bewegungen jur 
golge l^aben mü^te. ^ierju fommt no^, ia^ ia^ (Se^irn, n^e^ 
d^eä im S3efe^( jur ©i'ccution einer com<?Iicirten g-olge oon SJe^^ 
tt)egungen ertf)ettt, t>on biefer ßom^^fication felbft gar feine 33or^ 
fteüung ^at, fonbern nur eine ©eiammtoorfteüung beg 5RcfuItat§ 
(wie beim ©preisen, ©ingen, ®e^en, S^anjen, kaufen, ©pringen,. 
STurnen, ^ed^ten, 5Reiten, ©^tittfd^u^Iaufen), ba| atfo atleS 5)e^ 
tail ber äu^fü^rung, toie e§ ju bem beabfic^tigten ©efammt^ 



b . 



— 61 — 

refultat crfotbctKd^ tft, bcm SRütfcnmarl übcrlaffen 6Ict6t. (^an 
frage fx^ nur, 06 man cttoas öon bcn ÜJiuSlelcomWnattoncn 
tpctfe, bte man jum äu^fprcd^cn cinc§ SBortcS, ober jum ©tngen 
einer ©oloratur braud^t.) SDemnad^ fd^etnt mir bte allein übrig 
Weibenbe Stuffaffung^toeife bte, bag ber ;j^nneröationg[tront, xotU 
^er ben bewußten SBiüen be§ ®efammtrefnftate§ ber fflctpcgung 
üont ®c^trn gum ©entralorgan biefcr Setoegung im 9iütfcnmarf 
leitet, unb metd^er jwar für ba§ ©el^irn ein centrifugaler, für 
ba§ 9Zert)encentrum ber Setoegung aber ein centripetaler ift, baß 
biefer ©trom cl^ ©enfation Don bem fflewegung^centrum em* 
^fnnben werbe, gerabe fo gut, mic eine üon ^}eripl^erifd^en Sorper^ 
tl^eiten lommenbe (£m^?finbung, unb baß bte golge biefer ©en*» 
fation ba§ ©intreten ber intenbirten Bewegung fei. ®§ ift aber 
ffar, ba§ wir hiermit ben fflegriff ber Sieflejbenjegung erfüllt 
^tl)tn, fobalb man fid^ nur entfc^tiegt, bie relatitren Segriffc cen^ 
trifugaler unb centripetaler ©trömc in il^ren rid^tigen Sie«» 
Nationen ju gebrauten." (>ß^it. b. Unbew. 3. Stufl. ©. 1 18—119.) 
©tiebeling's; SBiberlegung^ biefer annähme begießt fid^ 
]^au^?tfäd^Iid^ auf feine bereits im IIL ©apitet au^gefprod^ene 
S3e]^au^?tung, ba^ bie „Setoegunggcentren fid^ nid^t im Stüdfen^ 
marl, fonbern im Keinen ®c^irn, in ben ®ropirngangUen unb 
im Dertängerten SJiarfe befinben" (®. 99), burc^ wel^e 
Sel^auptung er einen materiellen SeitungSmed^aniSmuä jtpifd^en 
bem ©ro^^irn unb StüdEenmar! nad^gewiefcn unb bamit ba§ 
Problem gelöft ju l^aben glaubt, äbgefel^en baüon, bag ba§ 
verlängerte SOiarl bod^ sweifeltoS jum 9iüdEenmarf gel^ört, wenn*» 
gteid^ ber SSerfaffer e§ jum filein^irn ju ted^nen fd^eint, fo ift 
€§ aud^ nod^ leine^toegS conftatirt, ba| jene üon i^m bel§au^?tete 
SSerbinbung gwifd^en ®ro6^ unb fileinl^irn unb ben SRüdEenmarlS^ 
centren ber Bewegung beftel)t, b. ij. baß bie fenftbten unb moto^ 
tifc^en ^rimitiofafern beS Ütütfenmarfö, welche bie »illfürlid^en 
Bewegungen leiten, i^ren Urfprung in ben ©togl^irngangtien 



— 62 — 

unb beut ficinen ©c^itn nehmen. 3d^ f)ait ^ap. III, ®. 32 
gcjcigt, wie man fid^ bicfc 33cTbtnbung bc5 ^MtnmaxU mit bcm 
großen ®c^irn ju bcnfcn f)at, unb bag btcicntgcn 5<^fcrn, welche 
3ct(en bc§ ®ropirn§ mit S^ütn bc§ Älcin^itnä tjetbinbcn, nic^t 
mc^r motortf(^c im genjö^nlid^cn ©innc ju nennen [inb. SBäten 
nic^t bic unteren Steile be§ SRütfenmarf^ njirflid^e Seroegungi^^ 
centralorgane, [o mären bie gemeinfamen SReflcf&eroegungen ber ^in* 
teren grofd^fd^enfel bei 5Durd^[d&ncibung be§ 9iüdfcnmart^ bid§t ober* 
ijalb ber Sinmünbung ber ®c^en!elnert)en fc^Ied}terbing^ unmi5gli(^. 
® t i c b e ü n g ^5 33erf ud^ einer l^inreid^enben @rf lärung bur c^ blo*» 
gen einfad^en 8eitung^med^ani§mn§ mng alfo ^ier tnie bort al§ ein 
migglüdfter betrachtet »erben. SEa§ er augerbem nod^ gegen 
bie 23eiocgung§centren be^ SRütfenmarfö fagt, benen ba§ detail 
com<)Iicirter S3emegungen überta[fen bleibt, toä^renb ba§ ©el^irn 
nur bie ©efammttjorfteßung be§ beabfid^tigten 3iefnltate§ l^at, 
namentlid^ feine 23e^auptung, ba§ bie 33orauäfe(}ung biefer ^t^ 
njegungicentrcn „auf einer total falfd^en Stuffaffung ber Slnatomie 
unb ber ^^tjfiologie be§ 5Reroenf^ftemg beruhe" (®. 99), fo muß 
id^ i^m barauf entgegnen, ba§ bie falfc^e Sluffaffung nur auf 
feiner unb nic^t auf §artmann'§ Seite liegt. ÜDie neuere ^ijXj^ 
fiülogic tjertäßt me^r unb me^r bie ältere Slnfd^auunggroeife ber 
ßentratifation ju einer ber ©ecentralifation übergel)enb, n^eld^e 
iebenfatls bie ^jl^^fiotogifd^e 3ufunft§anfid^t ift, in toelc^em ©inuc 
aud^ ber Äönig^berger ^^i)fioIoge ®olfe mit Siecht aug feinen 
forgfältigen 25erfud[)en fd^üegt, ha^ man bic Stnnaljme einer nid^t 
am (äroB^irn l^aftenben, fonbern für bie ^Derfd^iebencn Functionen 
an Derfc^iebenc ©entralorgane (j. 93. für bie Scl^au^^tung bc§ 
(Sleic^getoid^tS an bie 33ier^ügel) gebunbencn ^J^nteüigenj ni^t 
länger umgeben föune. — SBep^alb ©tiebeling fid§ übrigen^ 
fo leibenfd^afttid^ gegen ben unbetougten reflcctorifd^cn Sfjaraftcr 
ber müfürlic^en 33en?egungen fträubt, ift gar nid^t eingufe^cn, 
ha er benfelben auf ©.81 x?ottfommen anerfennt, wofelbfl er 



— 63 — 

t)on bcn SRcflqfceiücgunäen fagt, ba§ fie „fttcng genommen bie 
gcfammtc Jl^ättglett bc§ ptxipfitxx]ä)tn unb cen^^ 
tralen 9ZcriJcnf^ftem§ umf äffen, fowett fie mit Bewegung tier*^ 
bunben finb." hierunter finb nun bod^ aucl§ fidler btc »iUfür* 
ü^en Scroegungen ju ted^nen, unb wenn ber SSerfaffer bie§ auf 
@. 99 tuieber jurüdfjuncl^mcn fuc^t, inbem er §artmann'g ?In^ 
nal^mc ber reflectorifd^cn Erregung bcr ffieroegungSnertjen be§ 
SRücfcnmar!^ aU eine „giction" gurütfnjcift, fo roeig man factifc^ 
nic^t me^r, tt>a^ er miß ober ntd^t toiü. ©aß er bieg felbft 
nid^t weiß, ift iebcnfaü^ ba§ einjige, n}a§ mit 93eftimmt§eit aug 
biefer grcnjcnloien ©onfufion l^eroorge^t^ ber er bie ^one auf^ 
fc^t burc^ bag fd^tießltd^e ©cftänbnig: „baß wir atterbingö fein 
Sewußtfein baoon l^aben, wie ber in ber §irnrinbe erjeugtc 
SEiöc burc^ bie J^fern be3 ©täbd^enfranse^ auf bie oon ben 
©roß^irnganglien unb oon bem oerlängerten SJiarf entfpringenben 
SUiugfclncroen einwirft ; ater ba§ ift ganj felöftocrftänblid^, benn 
wir fönnen bicfcn SSorgang nld^t mit unfern Sinnesorganen 
wal^rne^men. 2Bir wiffen ober ^aben nur baS im SSewußtfein^ 
tDa^ wir einmal gebort, gefül^It, gefe^en u. f. w. ^aben." (®. 99.) 
S)er 95erfaffer wenbet fid^ l^ierauf jum le^tenmale gegen 
ba§ Unbewußte unb jtoar ganj f^)cciett gegen ^artmann'5 ©^luß* 
folgerung, welche bart^ut, baß ba§ SBirfenbe in ben 9JcfIejbe»^ 
wcgungen, bas Unbewußte, ettoa^ ^mmakmüt^f über ben 
materiellen 8cibc^3ge|'efeen ©tel^enbeS ift. ,,®c^neibet man einem 
geföpftcn grofc^c ba§ SRüdfenmarf unterhalb be§ verlängerten 
SKarteS burd^, fo liegt er empfinbung§Io§ unb gelähmt ba unb 
fann feine wiüfürlid^en Bewegungen me^r machen, weit bie 33er ^ 
binbung ber fenfiblen unb motorifd^en gafern im 
9iüdEenmarfe mit ben ©anglienjellen im t>erlänger=^ 
ten 3)1 arf nntttht^äitn ift. 9ieijt man i^n nun mit einem 
9tabelftid^ obei; burd^ einen anberen [d^merj^aftcn (Singriff, fo 
lönncn 3wcfungen in alten mx ©{tremitäten entftel^en, 2tennt 



— 64 — 

man baS 9iütfenmarl ttvoa in ber SKittc burcl§ unb a^)^)Itctrt 
einen SRciä an bcm Untctfd&cnicl, fo jutfcn nur beibc §intctbctne. 
Durd&fd^ncibct man bad {Rütfenmarl bcr i?ängc nad^ »on oben 
6tS unten, fo erfolgt bic Söeroegung bloß auf berfelben ©eite ü3o 
ber Eingriff ftattfinbet. ßä§t man bagegen jmifd}en ben bciben 
getrennten ©eitenl^älften eine »erbinbenbe 83rücfe übrig, ober 
trennt man ba§ SRürfenmar! red^t§ im ^afet^eil, unb linfö im 
Senbent^eit nur bis jur ^älfte quer burcl§, fo fönnen auf SReijung 
trgenb einer ^autfteüc atte mx ©jtremitäten jutfen. — 9Ba§ 
betoeifen bicfc Experimente? @ie geigen, baß ein 9teij, toelc^en 
man unterhalb ber burd^fc^nittenen ©teile be§ ^MtnmaxU an«» 
bringt, tion ber getroffenen fenfibten gafer bis jum 2:rennungs^ 
:pun!te fortgeteitet n^irb, bann aber, ba er nid^t toeiter nad^ oben 
bringen !ann, auf bie bafelbft befinbüc^en ©anglien^ 
gelten überf^?ringt unb fid^ ber ganjen 3Waffe berfelben, 
fo uieit fie auf^ unb abtoärts in ununterbrod^enem Qi^l^^^^^i^^' 
l^ange fte^t, mitt^eilt, ia^ er ferner oon biefen an^ auf atlc 
motorifd^en gafern, bie in i^rem Sereic^e liegen, 
fid^ fortpftanjt unb fo fd^ließlid^ in bcm ganjen ba»» 
tion betroffenen Segirfe SUiusIelgudEungen l^eröor** 
ruft." (®. 109.) 

^ij ijaie bie ganje ©ad^tage, fon?ie bie 6r!lärung berfelben 
in ©tiebelingS eigenen Sorten gegeben, toeil er aud^ l^ier 
tüieber, o^ne es gu toiffen, §artmannS Sebau^)tung, ftatt fie gu 
toiberlegen, gerabe bargetl^an unb i^re 8iid^tig!eit erliefen l^at. 
£)a feiner eigenen StuSfage nad^ bie normale 
ber fenfiblen unb motorifd^en gafern im 9lüdfenmar!e 
©angliengeüen im verlängerten SKarf u. f. w. unterbrod^en ift'', ^.^ 
(©. 108), „bie ?eitungSoer^ältniffe gänsli^ gerftßrt" (©. 110) ^ 
finb, fo liegt eS bod^ auf ber §anb, baß ber Sieig, melier beffen^ l 
ungead^tet gtoedCmäßige reflectorifc^e Scioegungen J^eroorgerufen 
l^at, bieS nur auf neuen Salinen gctljan l^aben !ann. !J)as 



„3Serbinbuit^ 
enmarle mit ben \ 



— 65 — 

yiäif)txt Ü6er btefeftcn fud^t ©ttcöeüng fcI6ft nad^äuwcifcn 
tnxä) bie Scl^auptung , ba^ bie ®nH)finbung be$ Steiäcö, tocld^c 
fonft nur burd^ fcnfiblc gafcm tüciter geleitet lütrb, in biefcm 
%aU auf ©angUenäeüen unb üon ba auf bie mototifd^cn ^afern 
üöerfpringt, burc^ njclc^e bann bie Bewegungen ju ©tanbe fom«» 
men, voclift fonft auf tiiel !ütjerem SBege erjicit n^erben. ®5 
Wcibt alfo immer befte^en, ba§ ber SRcij fii^ bei gerftörung 
ber normalen Sahnen neue Sahnen fd^ äfft/ unb bod^ mie^ 
ber jtüetf mäßig mxtt !J)a nun biefe unleugbare girerfmägig^ 
feit ^ier n)eber an^ einer materieüen ^räbiöpofition ber au^er 
©our§ gefeilten normalen Sahnen erflärt toerbcn, nod& 
aiii) in materieüen ^räbi^pofitionen in ber burd§ bcn 5Rcij für 
biefen ganj abnormen pat^togifd^en ^all n-eu ge^ 
fc^affenen 8ettung§ba^nen gef ud^t werben f ann, f o mug fie eben 
ha^ 6rgebni§ einer immaterieüen über ^tn förperlid^en (Scfe^jen 
fte^enben Wlaijtf be-g UnbetouBten, fein, ©ticbeting'ö 33erfud^e, 
bie Qfaift burd^ ben ?fad^toei§ ber neuentftel^enbcn materiellen 
?eitung§fä^igfeit nad^ 3^^Pörung ber normalen ju crflären, bt*^ 
loeift eben nur, baß er and^ ^ier wicber nic^t ba§ (Seringfte oom 
Problem begriffen ^at. ©ätte er ba§, fo würbe er eingefe^en 
ijaiien, ba^ §)artmann'§ 3lnna^me burd^ ben oon il)m gelieferten 
ßrflärungiSoerfud^ gerabe an Scwei^fraft gewinnt, ftatt ju oer^ 
lieren. ß^e ber 'Berfaffer fic^ jebod^ feine eigene 93ornirt{)cit afö 
Urfad^e fcine§ 9Üd^toerfte^en§ ber in 9Jebe fte^enben S^witfad^cn 
eingefte^t, fud&t er lieber feinen Oegner nic^t nur aU IJ^gnoranten 
l^inäuftellen, fonbern i^n fogar bc§ frioolen Betrugen feiner Sefer 
3u bef d^ulbigen , wie auf ®. 102, wo er oon §artmann fagt, 
,,ba6 berfelbc nur bar auf auöge^t, feine 8efer abfid§tlic§ 
irre ju fül^ren unb ju täufd^en." 535eit e^er fönnte man 
bie§ oon bem 33erfaffer be^au^jicn; müßte man benfelben nid^t 
au§ anbcren ©rünben ieber „Abfielt" für unfähig l^atten. 



V 



VIT. 

^05 ^nimu^U XU hex ^afut^eUfetaft. 



®tnc§ ber teic^rjattigften unb intctc[fanteftcn ßa^)itet in bcr 
^^tl. b, Unbctü. ift ba^icuigc^ tücld)c§ \)a^ „IXixbcm^tt in bcr 
9?aturl§eilfraft" 6c6anbclt. ®^3 ift bic^ ein bereite öiclfad^ cr^ 
örtcttcr (Segcnftanb, bcnt fctbft bie bcbcntenbften gorfd^et i^re 
9lufmcrffam!eit giigetucnbct ^aben, ol^ne jebod^ bi§ \Ql^t jn ivgcnb 
einem befriebigcnben SRefultat gelangt jn fein in Sejug auf bie 
(£r!(ärung ber wunbevbaren Seiftungen bcr *i)iaturlraft j. 93. bei 
ber 9leubitbung Dcrlorncr ©lieber (wie fie nid}t nur bei tvirbet^ 
lofen, fonbern fclbft noc^ bei niebercn Stmp^i&ien öortommt) ja 
üon ganjen üT^iercn a\i§ einjelnen tjtagmenten jerftüdfcttcr ^n* 
bimbuen (^lanaricn), fowic bei bcr big in bie ^öpfiologic bc§ 
2Ken|d&cn ^ineinreid^enben ©ntfte^ung neuer Drganc an Steüe 
genjaltfant entfernter, enblid^ beim 2Bicberer[afe Don ST^cilcn folc^er 
Siliere, bie einen SSermanblung^proce^ ju erleibcn C}aben, too 
bann bie erneuten Steile fo befcl}affen finb, afe ob fic ben ber 
©attunggibee gemäßen ^roceß bereite burd^gemac^t ^aben, fo 
bei unää()Iigcn anberen 3Sorgängen ber t^ierifc^en Äörper.. @i> 
l^at ©arwtn, um ben ©rfafe tjcrlorcn gegangener Zi)t\k naif 
ber ti}piic^en ^bee begreiflich ju machen, feine S^eoric ber 
„^angenefig'^ erfunben, welche in i^rer SBert^Iofigfeit unter Sin* 
bern ton §. ^. ßlein in feiner „©ntwidfelung^gefd^id^tc be^ 
fio§mo§" nac^geniiefen ift. Sicfelbe befte^t in ber Stnnal^me, 
ba§ bie einäelnen 3^^^"; ^^^ »eichen bie animalifc^en unl> 




— 67 — 

»egctatttjcn 5KaturIörpcr bcftel^en, „unmttteltar t)ox \f)xtx 3Ser* 
änbcrung in bic fertige ©ubftanj 6eftimmtc ^arttfeld^en ober 
Atome abgeben, toeld^e in beut gangen organifc^en ffiorpcr frei 
drculiren unb, »enn fie genügenbe 5Wa^rung aufnehmen, fid^ 
iuxd^ Stellung oermel^ren unb fd^tic^Iid^ ju felDftänbigen QcUcn 
gu enttoidCeln oermogen. ®iefc unfid^tbar Keinen ßörperc^en 
n)erbeu ßeimd^en genannt. !J)artoin fct^t oorau§, bag fie t)on 
bcm elterlid&en Crgani§mu§ ben ^iad^fommen überliefert werben 
unb [id^ tneiftent^eilvS in bcr unmittelbar folgenben ®eneration 
enttotdteln; bod^ nimmt ber britif^c gorfc^er aud^ an, ba§ fie 
geraume geit l^inburd^ gewiffermagen fc^Iummcm ober latent 
bleiben Kinnen unb erft nad§ einer SReil^e oon Generationen jur 
Gntioidfelung gelangen, ferner wirb angenommen, ba^ bie ^nU 
toidtelung oon bcr 3Seremigung mit anbcren, bereite in einer 
gctoiffen ©nttoidfelungsp^afe fte^enben Scimd^en bcbingt fei. 
©d^Iic^Iid^ fotten bie)e Äetmd^en nid§t blo^ oon ben fertigen 
3cßen, fonbern öon jeber ©ntwidfelung^p^afe berfelben abgegeben 
werben; aud^ ift Darwin ber Slnfid^t, baß bie Ä'eimc^en in 
tl^rem jd^Iummernben ^i^ftanbe eine gegenfeitige SSerwanbtfd^aft 
ju einanter fjoberif bie bei ber Slggregation entwebcr ju Sno§^}en 
ober JU Sefualelementen fü^rt. Qnlti^t finb e§ bemnad^ ntc^t 
bie reprobuctioen Elemente, aud^ nic^t bie Sno^pen, weld^e neue 
Organismen erjeugen, fonbern bic 3cMen felbft burd^ ben ganjen 

fiörper Darwin benft fic^ ba§ SBad^St^um be^aWen:^ 

f^n ttma ber Strt, baß ber Organismus bes SinbeS Seimd^en 
einfc^Ueßt, bie nac^ unb nad§ entroidfelt werben unb ben SKann 
bilben. ^m ^nbe fotl jieber S^eit, ebenfo wie im ©rwad^fcnen 
benfclben S^l^eil für bie näd^fte ©eneration erjeugen" (ftlein, 
(Sntwidfelung§gefc^i(^te beS SoSmoS, @. 147, 149), fowie beim 
SScrIuft einjelner Siirpert^^eile bie 5KeubiIbung unb §^^^""9 ^o« 
SBunben herbeiführen. ICie Un^altbarfeit biefer Ännal^me, welche 
bie Urfod^e jener (Srfd^einungen nur um einen Sd^ritt rfidtwärts 

5* 



— 68 — 

auf ein (Scötct ocriccjt, wo bic ejaltc SBiffeufc^aft aufhört, liegt 
Mar ju ÜTagc; fic bcwcift jcboc^, welche 3)cbcutimg bcr brttifc^c 
JJorfc^cr bicfcn fragen beilegt, ba6 er ju einer fo wunberU^en 
§i)pott)efc greift, um fic ä tout prix ju beantworten. Sei einem 
fotd^cn aJJangel Jebeö püfittücn SBiffen^ beanfpruc^t ba^er jeber 
erneute a3crfu$ einer ©rüärung aller l^ier^ergc^ßrenben ©rfd^ei^ 
nungcn bic größte Seai^tung unb einge^enbfte Prüfung, um fo 
nie^r, n^cnn berfelbe fic^ \)ox allen anbern burc^ Ginfad^^eit, 
iUar[)ett, §olgerid^ttg!cit unb Uebereinftimmung mit wiffenfc^aft^ 
liefen ßrgcbniffen fo au!§5ei(^net , wie ber Don §artmann ge>* 
gcbcne. ®ie ungewöhnliche Begabung biefe§ ©cnlerö für Unter* 
fuc^ung ber fd^wtcrigften 'ißrobleme ijerleugnet fic^ aud^ l&ier nic^t 
unb t»ereinigt fic^ mit feinem umfangreichen SBiffen, eine burt^ 
unää()lige Selegc unb Seifpiele (circa 60—80) begrünbete 6r^ 
flärung gu geben, bic wenn auc^ nidjt ijölligeö 8ic^t wirft über 
all icnc wunberbarcn 6rfct}cinungen, fo boc^ böd^ft bead^tenöwert^ 
ift burd^ bic ^ingeräcige, bie fie enthält unb bie sweifelto^ beu 
Söeg anbeutcn, auf wcld^em wir ju einer enbgültigcn i^ofung 
jener ^Jragen gelangen werben. 

Stuil aß biejen (Srünben Dcrbient ba^er §artmann'^ 5t^eorte 
t)om Unbewußten in ber S'Jatur^cilfraft bie 93ead^tung eine^ jeben 
fid^ für ben (Segenftanb ;3^i^^^<^fiii^cnben, öor allem aber war c^ 
^errn Dr. ©tiebeling'ö ^15flict)t, weld^er fic^ bie SBiberlegung 
ber gefammten 2^t}eorie be» Unbewußten, foweit fie fic^ auf bie 
l'ciblic^feit erftredft jur Slufgabc gemalt bat, aud& bicfeS fo it^ 
beutenbe Kapitel in ben Srei§ feiner Unterfud^ungcn ju jie^en. 
Statt beffen jte^t berfelbe e^ jebod^ t)or, alle Erörterungen feines 
(äegner^ über biefen "ipunft, aüe feine Folgerungen, Sluffd^lüffc 
unb angef uferten %i)at\ai)tn üöllig ju itfierge^eti ol^ne audj 
nur i^n 2}erfud^ eineö 93eweife» gegen biefelben öorjubringen, 
ober au^ nur bie Siefultate §artmann^§ anjufü^ren. Sei ber 
Sebeutung unb bem Qntereffe be§ ©egenftanbe^ ift bieg eine 



— 69 — 

fltc6c SScrnad^Iäffigung feinerfeit«, bie njicberunt einen fd^Iagcn* 
ben Sewei^ liefert Don ber grenjenlofcn Seicfitfcrttgfeit unb Dkr* 
fläd^litftfett feiner Unterfud^ung§tt)ctfe, jugleid^ aöer ani) jeigt, tt)ic 
Hjcntg er feinem (Segner getpad^fen ift 3(u§ n^cld^cm (Srunbc er 
jeber ©rörterung au^n^ei^t unb bie ©ac^e ntalßonnetcr SSfeifc 
tobtjufcj^tpeigen fud^t, ift nic^t fc^njer ju erfennen, ba berfelte Uax 
ju Xage liegt, ©tiebeüng'ö ganje SBibcrIegung .^artmann'^ 
bef(]^ränft fid& nämlid^ in aßen Kapiteln auf bie ffietjau^^tung, baß 
fLüt§, wa^ §artmann aU 5Kefultate unberouj^ten SBißen§ unb 
unbetpußter 35orftettungen ju beweifen fud^t, ntd^t burd^ biefc« 
Unbewußte, fonbern burd& betpuj^tc« SBoßen unb 3Sor[teßen ^er=^ 
beigefü^rt tt?erbe. So führte ber SJcrfaffer in ben bciben erftcn 
Gapiteln (ficr)c biefelbeu) ben unbctoußten SBiUen unb bie unbc* 
toußte SSorfteflung §artmann'§, felbft bei geföpften 5röfd[}en, 
ouf bewußte^ SBoßen ^urüdf; fo fuc^t er ben ^nftinft ju leugnen 
unb bafür jnjccfmäpig bett)ußte§ |)anbeln ber !I[)iere nad&jutocifen 
unb fd^Iiepcb ani^ bie oon t^m felOft aU unbeiouBt unb unn^iü** 
lürltd} beäci^uctcn 9iefle{bcn)cgungen aU oom SSctouptfein inten= 
birte unb ^er(ieigefü(}rte §anblungcn bar^ut^un. ^n biefem 
SKanoeuore bcftel}t feine ganje !Xaftit, bie fic^ bei ben focbeu 
angeführten ®rf(f}cinungen für cberfldd^lid[}c 33eobad&ter n^enigftcn^ 
nod^ mit einem gemiffcn, trenngtcic^ fel}r Icid}t burd^fd^aubarcn 
©d^ein beö 9ie(^te^ aniuenben läßt, bie icbod} tf)re ©renjc finbet 
gegenüber ben unbemußten SSirfungen ber ?tatur^cilfraf t , bie 
rueber burd^ ben?ußte^5 äöoüen nod} 3[?ürfteflcn, ncd^ burd) irgenb 
toeldje in bie W^aijt be5 Sctoußtfein^ gegebene Wxttd t^erbeiju^ 
führen finb. „ >Daß bie organifd)en ^eittoirfungen nid)t Siefuttate 
be§ bemußten 35orfteßen^ unb SBoüen-S finb, tpirb n?of}I 3iiemanb 
bejtocifeln, ber fid^ erinnert, tt^eld^en Stnt^eil fein Sett»ußt]cin 
beim feilen einer SBunbc ober eine§ Sruc^ei^ genommen ijcite ; 
ja fogar, e§ gelten [a gerabe bann bie mäc^ttgften ^eitoirfungen 
»or fid^, tt?enn ba^ ffieirußtfein möglid)ft jurüdfgebrängt ift, n?ie 



— 70 — 

im tiefen Schlafe." (W- i>. Unbetp. 3. «ufl. @. 149.) «(fo 
bi^ Unmögüd^Iett cinfef)cnb aui) ^ier §artmann'3 Annahme ju* 
Tüdtjumcifcn burd^ bic Sc^auptung einer öom Sciüugtfein erjcugtcn 
unb herbeigerufenen J^ätigteit, blieb bem SSerfaffer nichts ätnbere^ 
übrig, aU baS üon ber 9?atur^eilfraft ^anbelnbe ©apitcl ju um* 
ge^en unb eine Sefpred^ung beffelben aU „nic^t ber 3Mu^e Io§* 
nenb" (®. 111) ju unterlaffen — ein aJerfal^ren, burd^ weld^e^ 
er irenn aui) i?ietleic^t ba§ größere ^ublifum, fo bod^ niemals 
bie wiffenfc^aftlic^e Sritif ju täufc^en t>ermag, meiere, im ©ienft 
ber SBa^r^eit fte^enb, bcrglci^en Unge^örigteiten aufjubecfen, 
unb in i^rer ganjen Srbärmlic^feit jur weiteren Senntniß ju 
bringen ijat. 



vin. 

5er inhhicte §inftn^ ßewttP« ^Jeefettt^afigRett 

auf orgdttifr^e ^nntüomn. 



^n bellt ganjcn nun folgenben ©apitcl, \vdijc§ bcn „inbtrcctett 
(Sinflu^ bewußter ®eelcntf)äri9fcit auf organtfd^e Functionen" bc* 
l^anbelt, befinbet fid} ber SJerfafier in bem 3[rrtt)um, afö ob ^axU 
mann in bemfclben birectc ^eweife für ba3 Unberouj^te geben 
wollte (ä. 93. ©. 133). ©ap bem nic^t fo ift, ge^t fd^on a.t§ 
ber Slbn?cic^ung ber Ueberfcfirift t>on bem ©c^ema ber übrigen 
ßapitel bic[e§ unb be» folgenben Slb|c^nitt§ ^eroot. §ätte 
©tiebeling bieß gemerlt, fo würbe er nic^t fo meI9iauin unb 
^eit barauf üerwanbt ^aben. SJielleic^t ift e§ aber anä) nur 
©c^laul)cit oon i[)m, bcn 8efer glauben gu mad^en, bie ()ier be* 
fritteltcn allgemeinen Erläuterungen unb 25orbereitungen fottten 
ol§ bie wahren Slrgumentc für ba§ Unbewußte gelten. ^lU 
fdc^lic^ erreicht er inbcß [)icr für feinen QvotS ber ©ibcrlegung 
be§ UnbeimiBten f^on bcgbalb gar nid^tg, weil feine Belege für 
baffclbc bebanbelt wertex ©a ©tiebeling bie ©ac^e icbod^ 
fo barsufteUen beliebt, al5 l)ätten wir e§ l^ier mit l^auptfäc^lic^en 
33eweifen für ba§ ^rindp be§ Unbcwnj3tcn ju t^un, fo liegt aud^ 
mir bie ^'ftic^t ob, feinen Unterfud^ungen ju folgen unb auf 
feine 3lu§einanberfc(^ungen einjugel)en. 

^d) wenbe mid^ ba^er junäc^ft gegen feine (Eingang Sbel^aitp*' 
tung, bag |)artmann, inbem er bie ©ntftel)ung bv^r 3Jiu§fcIcon^ 
traction befprid^t, fid^ eine» SBiber[prud^e§ fc^utbig gemai^t fjait 



— 72 — 

burd^ btc Annahme, bag bcr erftc t>om SBtßen intenbirtc S3c^ 
tt}cgung§im^)ufe fid^ auf bic „ccnttalcn (Snt'igungcn bcr tnotort^ 
fc^cn Jöfcrn im großen ®c()irn bejic^cn müfjc", wä()rcnb er im 
btitten Sapitel behauptet, ,,ba6 bic centralen (Snbignngen ber 
motorifd^en 9lerüen nic^t im gro|en ©e^irn" (®. 114), fonbem 
im Dcrlängertcn äßarf unb Meinen ®el)irn lägen. ©§ ^anbelt 
fic^ I)ier aud^ ivicber um jene angebüd^e med^ani[d}c Leitung jnji* 
[d^en bem ©roß^irn unb ben motorifd^en 9ierpen bc§ SRüdfeu^ 
marfö, n^elc^e letzteren, tülc bereits me^rfac^ ertüä^nt, in QtÜtn 
cnbigen, aus benen neue gafern in baS ®ro6t)irn treten, bie 
gtpar nid^t me^r im ©inne bes l^erfömmlid^en ^)^t)fioIogifd[)ert 
@^}rad^gcbrauc^S motorifc^e l^eipen lönncn, ba i^nen bie birecte 
SSerbinbung mit ben DJinSletn fe^It, xoo^ aber im eminenten 
©inne motori[c^e gafevu ^ei^en muffen, ttienn man bie Sebeu*^ 
tung i^rer Function in'S Äuge faßt, n)eld)e ben primären ^m* 
pute 5U jeber U}i(tfürlid^cn 2Jlütlon entpfängt unb erft inbirect 
an bie mustelerregenbcn i^^a\txn meiter üöerträgt. SKäl^renb eS 
fic!§ alfo im III. ßapitcl um bie birecten ©nbigungcn bcr aus 
ben aWuSfeln fommcnbcn gaferu ^anbelt, fo bcäie[)t fid^ ^art*' 
mann^S Sleußerung im VII. ©apitel auf bie ©nbigungen i^rer 
inbirecten gortfe^ungen bis jum SDrgan bcS Qn^^'^^^^'^- ^tur 
ein aOfic^tlic^eS , ober aus großer S)umm^eit refuUirenbeS Wx^^ 
üerfte^en fann ben äJcrfaffcr üeranla^t ^a5en, feinem ®egncr 
l^ierbei einen ®el&fttt?iberfprud[} untersuf^ickn , ber gar niijt 
cfiftirt. — 

®S fragt \xi) nun junädöft, JDie bcr Sitte im ©taube ift^ 
einen S^^^^^^^tionsflrom ju craeugcu, n}cld)er bie 3JhiSMcontrac^ 
tion bewirft §artmaun locift barauf ^in, bag bie 3lerüenflrüme 
am näd^ftcn mit bem etectrifdjen ©trome Dcnoanbt fiub. 2ßir 
tüiffcn aus bu 33oiS*9lei}münbs muftergültigcn Unterfud^uu^ 
gen, ba^, fobalb ber mütori|d)e ©trom bie 3terüeu bur^läuft,. 
alle SWoIccülc bcr[cl6c;i eine glcic^ gerid)tete ^]>olautät ^xbrn^ 



— 73 — 

^^rpä^rcnb im t>öütg tnbtfferchten Suftanb, toxt er frctfid^ im 
Scben nii)t Dorfommt, bte ^Polaritäten ber SWoIecfilc burd^cinan*» 
bcr Itcgen, iDte im unmagnetifc^cn Sifen, unb baburc]^ fic^ g^gen* 
fcittg neutralifiren." (fijil b. Unbeto. 3. «ufl. ®. 152.) ©iefc 
©re^ung ber 5RerpcnmoIecüIe ift alfo ba§ 9JJinimum ber mccfia* 
nifci^cn Seiftung, tt)elc^e bem SBißen überlaffen bleibt, im^renb 
bie ben 9ierDenmoIccüIcn innewo^nenbe Polarität bic aufgeipei^ 
d^crte Äraft ift, n^elc^e bie Seiftungen bcr 9)iu§feln beujirft, fid^ 
burd^ längere SBirffamfeit erfc^öpft unb burd^ ben c^emif^en 
©tofferfal^ (iJZa^runge^jufuör unb 9tegcneration im Sd^laf) tpieber 
erneuert wirb, ©o ift jeber Drganiömu^ einer Sraftmafd^ine 
ju i^ergleid^en. 

J)iefen binlänglid^ befannlcn unb anerfannten Slnnal^men 
tritt ©tiebcling entgegen burd^ bie SScl^auptung , bo^ jene 
gleid^gerid^tete *i|3oIarität bcr 3lerüenmoIecüte , weld^e bic S^ätig^ 
leit bcr 3tcri>en l^eroorruft, nid^t erft burd^ ben SBiücn beroirtt 
n)erbc, fonbern bereite „in aüen gefunben lebenben iJJeröcn "oox^ 
Rauben fein mu§, fonft finb fic nid^t leitung^fä^ig'' (©. 117), 
»eldl^e 33e^au^tung er burd^ nid[}t§ gn belegen ober ju bctpcifen 
üer[ud^t. SSäre biofcl5c rirfjtig, bic gleite 9iid^tung ber SJcrncn* 
mclecülc \ijon im unerregten S^f^^^^ tior^anbcn, fo lüü^te man 
ni*t, ttjoburcb Der erregte flc^ unteric^iebe , unb voa^ für eine 
S3eränbcrung im Slugciiblicf bcr 'Cnrdijlcitung cinc5 9tctie§ 'oox 
fid) ginge, tr)äl}renb fid^ bicfctfc nac^ bu öoi^^ätetjmonb 
eben aU Ucbcrtragung einer 5Ric6tung^änbernng ber ^polaren Sage 
ton einem Ütcruenmülecüle auf ba§ anbere erllärt. Sr fi)nntc 
eben fo gut fagen: ^^mjoci^cn ©ifen muß bie glcid[}e Otid^tung 
bcr SD^olccüIc fd^on oorfjanbcn fein, fonft fönnte e^ nid^t burcfi 
ben galDani]c[}en Strom magnetifv^ inbucirt locrben, rceld^er 35cr* 
glcid^ bie Unfjaltbarfeit feiner Se^au^jtung am beften bart^ut. 
©§ ift eben n?iebcr nur bie au§ ber Umoiffenl^cit entfpringent»e 
Sitroganj, m^t anerfannten loiffenfd^aftlic^en Slnna^mcn gegen^ 



— 74 — 

ü6er eine fo 6ornirtc unb unfätjtgc frittf^e SeffcrtDiffcrci mit 
fold^cm unfc^ulbigcn Sc^agcn jur ®c^au trägt 

Um bic ©vrcguitg bct 9icvocntl)ätigfctt auf aubcrc Sßetfc gu 
ertlären, t>crgleicl^t er baö 9tcrücnfp[tcm mit einer clectrij^fu 
93attcric, bic fic^ Don einer burc^ ÜJJcnfdjen^anb gefertigten feboc^ 
tnfofern unterfd^cibe , aU man tion berfelben „annel^men 
mug, bag in ber gef(]^Iüffcncn ßette be§ 9terüenfi)ftem§ ein ße*» 
[tänbiger unb ruhiger ©trom circulirt, beffen ()auptfäd^lic^ftc 
Ouelle bic ®angUenjeÜen ber grauen ©ubftanj finb. >Die|er 
Strom ttjirb t>on t)tm ^nbiuibuum nic^t empfunben. SBirfen 
aber äußere unb innere 9ieije auf bic fenfuellen ober fenfiblen 
9Jerüen ein, fo trirb er berartig tierftärft, ba§ feine fleigenbe 
©pannung, nai^bem fie juerft in ben SSerbinbung^jeöen jum 
SäJiüen gcJporben ift, enblic^ auf bem SBege bur^ ben no*» 
torifd^en 9Jcrt>en jene §ü()e errcid^t, tDelc^e jur ©ntlabung, 

b. I}. äur giifö^^^c^äi^i^^ä ^^^ 9Wu§fel!o fü^rt ä)?an 

ficijt l^ierau^ , baß eine med)anijd^e Ceiftung t)on Seiten 
bc§ 5yterüenfi}ftem§ gar nid§t [tattfinbet, unb ha^ alfo bie 3)tei^ 
nung be§ 23crfaffcr^, bie Src^ung ber äljolecülc in itn 
©cntralftcllen fei ba^ ü)cinimum einer fold^cn, lücl^eö bem SBillcn 
ü&erlaffcn bleibe, burd}au§ faljd^ ift. Gben fo irrig ift e-3, ti^enn 
er glaubt, ba^ bic Polarität ber 9icrocnmoIccüte aufgcf^)ci^crte 
mec]^anifd)c Sraft fei. Söir l^aben oben gcfuubcn (?), ha^ fie 
ben 5cormaIjuftanb barftcüt, oon irclc^em bic \?eitung§fä(}igfcit 
ab(}ängt." (3. 118.) 2luö biefcr Grflärung gel)t I)eroor, ha^ 
©tiebeling bic ä)iu^5feIcontraction nid^t aU eine med^anifd^c 
Seiftung betrad^tet, nnb er feine Stauung ju ^aben fd)eint, baß 
electrif d^c unb dbcmif d}c i^eiftnngen m e d) a n i f d^ c SKoIecüIar^ 
Iciftungen finb, bic i[)r befannteS mcd)amfd^c§ 3lequioa(cnt 
f}abcn. ©ben fo loenig fd)eint er üon ber altgemein bclannten 
2tuff^)cid)crung ber 9tcrocn!raft burc^ bic ©rnä^rung ju loiffen, 
ba feiner ä)teinung nad^ bie '13oIarität ber 9lcroenmoIecüle f^Urt 






— 75 — 

9?ormaIäuftanb barftclft, üon iDcIc^cm btc 8eitung§fä^täfctt ai* 
l^ängt" (@. 118), fowic fie ,,aud^ nic^t^ mit bem S^ftanb bcr 
(Srmübunä ju t^un fjaV* (®. 119). ÜDicfe, ba§ „©cfcfe bcr 
Gr^altung bcr Sraft" ööllig tgnortrenbc fflcl^auptung ]ni}t er 
baburc^ ju bcgrünben, baß er auf bcn ^crsi'd^lag unb.bie Wi}^ 
niung (jinroeift, trelc^e Functionen n)cber im Schlafen nod^ im 
SBac^en ermüöen ober augfetjen, „toa^ mijt möglid^ irärc, wenn 
bie glei^geric^tete "i^olarität bcr SierDcnmoIccüIe burc!§ fortgcfc^te 
SBirffanifcit geftört loürbe'' (®. 119). !J)agcgcn ift cinäuwenben, 
ha^ bie[c aSorgängc im ©c^Iafe menn auc^ nic^t gänjiicö auf*» 
pren, fo boc^ minbeftcu^ eine Sinbuße an ^fntenfität ober ®e^ 
fiioinbiglcit verlieren, rva^$ auf einen ^äfteerfafe toäl^renb be§ 
@(^(afe§ f(^Iie§en läjjt, bcr iebod^ auc!^ auf anbre 9Irt 5U benfen 
ift, wie j. S. burd^ eine U)a^rf(^einlid^ eintretenbe gegenfeitige 
Slblöfung bcr betl^citigtcn ©anglien. ©onberbarer SBcife beliebt 
e§ ©tiebeling jcbod) eine geiftige ©rmübung äU5ugeben, nad^ 
gunfe anne^menb, ,;baB bie §itnrinbe in bem 3"f^<J^^<^ ^^^ 

S(ction faucr, unb in bem bcr 9tuf)e neutral reagirt ©oc^ 

fann ein fol^er Inn^gang ireber in ben organifc^en glatten 
äßu-5!cln, nod) in bcn (Sentralorganen, raeldjc i^rcn 53emcgun^ 
gen üorfte^cn, in bcn ®angticnfnotcn angenommen werben, b e n n 
fie evmübcn nid&t; er muß fid} al[o auf baö eigentliche S^cnt^ 
organ, auf bie graue ^ni\ian^ bcr §irnrinbe unb auf bie \v\ü^ 
tüxiiijcn gcitrciftcn 2)?u^5fctn bcf^ränfcn'' (®. 119). S^icfe 
^c!^auptung, für bie axii) nid)t ein )?()pfioIogi[d^cr (ärunb oon i^m 
angeführt unrb, beweift auf^3 5)icue bc§ aScrfaffcrS grcnjcnlofe 
Umoiffcnfjcit, ba er aU Strjt boc^ toifi'cn müßte, baß bie 9lerocn^ 
unb ä)Ju^fcttraft einfc^Iicßti^ bcr ^irnt^ätigteit ganj ioc)'cntlic^ 
Don ben djemifd^cn 23cbingungen abhängig ift, locldje eine^t^ciI-3 
burc^ ben Äräftcoerbraud^ in bcr S^ätigfeit, unb anbcrcr[cit§ 
burd^ bcn Äräftccr[ai3 (3ia^rung unb 9lu^e) erjeugt ujcrben. 
i)iamentti^ I)ängt bie ßeiftung^fä^igfeit bcr "üSlü^kln i)om Sauer*» 



— 76 — 

ftoffgel^alte berfeftcn ab, welcher burc^ eine fortwäl^tenbc Qa^ijX 
guten, na^r^aftcn, fauerftofftctd^cn ffllutcö, ba§ tptcbcrum üon 
bcr ©rnä^tung abfängt, bebtngt ift. 9Scrmtnbcrt fic^ nac^ angc* 
ftrengter S^^ätigfcit bicfcr ©auerftoffge^alt , Raufen \\6) in bcn 
SKuöfcIn butc^ t^r Jptigfein au^gcfc^icbcnc üBu^Mftoffe an, 
SWUd^fäurc uiib namentlich §arnfäure, fo trirb i^re ÖeiftungS«* 
fä^igfeit ]^erabgefe<jt, ia fann fogar ganj anfroren, lüie burd^ 
Ueberau[treng«ng l^eröorgerufenc geitroeife f'ä^mungcn betoeifen, 
unb e§ tritt ©rmübung ein, welche nur butd) 9?u^e, Krafterfafe 
unb ?)ieutraIifation ber 5DHld^iäure burd^ affalif(^e§ ©lut iDicber 
gehoben tr>erben fann, b. fj, bic Sciftungcn alter SKuöfeln finb 
nid^t größer al^ bcr beftänbig angeführte ©rfafe. 9tn§ biefcn fo 
aügemein befannten St^atfad^en ge^t l^eröor, baß bie Öeiftungen 
ber 9Jerüen unb 5Wu§feIn, nid^t toie ©tiebeling annimmt, 
eine nur bur^ äußere Üteije in Stnftoß gebrad^te, im Seben fid^ 
gleich bleibenbe 33etpegung§fä^igfeit re^^röf entiren , fonbern bie 
©rgebniffe einer aufgefpeid^crten med[)anii"d^en Sraft finb, tüeld^e 
forttm^rcnb ber Erneuerung bebarf, tpte eine ÜDamj}fmafd^iue 
ber Neuerung, ©tiebeling^^ ©inmänbc f)tergcgen bctpeifen nur 
feine eigne Qgnoranj, jn beren 3lb^ülfe id^ i^m nid^t bringenb 
genug „2)a§ Sud^ t>om gefunben unb franfen 3DJenfd^en" (^rof. 
Dr. e. ©ruft SodE, 8. 2(uft. Scipjtg. ©. v^ett) empfehlen fann, 
ta%f ben beutfcften !t?el}rern unb 3)tüttern gcmibmet, in tiarer 
kiiji faßlidöer äßeife eine ri^ttge Senntniß be§ menfd^Iid^en £x^ 
gant^muö gu verbreiten fud[)t, unb fic^ ba^er ganj befonber^ 
eignet, ani) für i^n, ben anicritanifd^en Strgt, eine gunbgrube 
t)Qß tüert^üotlftcn SBiffen^s ju tüerben, unb if)n namenttid^ über 
bie atlcreinfa^ften unb bcfannteften S^^atfad^cn aufjuflärcn. 
ADa'o ©tubium biefe^ SBerfe§ bürfte nid^t nur feinen Sennt*= 
niffen, fonbern aud^ feinen 'ipatienten juträglid^ fein, inbem e^ 
biefelbcn n?enigften§ t>or ben attergröbften 3i)?i6griffen ibre§ ärjt*' 
lid^en Seiftanbeg fd}ütjen, i^n felbft aber in gufunft aiijoltvx 



— 77 — 

»urbe, fo allgemein bcfannte unb anerfanutc !J)inge »ie bie 
Sietöcn«' unb ÜKuöfelcrmüöung ju beftrciten (f. 33o(f, ©. 76, 78, 
441 :c. :c.). ©bcnfo bürftc eö i^n gu ber annähme ^attmann'S 
geneigtet ma^cn, baß ba^ gefamntte SZeröen^* unb aKuöfelf^ftem 
ein SJpparat bc§ SBSiüenö jur ©netc^ung feiner 3^^*^ ^% ^^^ 
er burc^ bie fteinfte nied^anifd^e Seiftung in ©cene fcfet, burc^ 
bie SDrel^ung ber Slcrocnntolccüle, beten glcid^getic^tete Polarität 
im 9Jetücn[trom bie intenbitten §anblungen au^fü^tt. ÜDie 
beutf^e 5Ratutn)i]fen]c^aft tt^emgftenö ftimmt ganj mit ben Don 
|)ottmann tiorgetvagcnen Slnfid^ten übercin, wie etj't bie neueften 
einge^enben unb tion glänjcnben 9ie[ultatcn belohnten Untet*» 
fud^ungen Don ^iebig über bie Quelle ber 3)Zu^teItraft beftätigen 
(in ben „Slunalen ber ©Hernie unb ^^armacic'', au§jugötüei[e mit^ 
get^eilt in ben ,,®rgärtjung^btättern" 8b. V, §ft. 8 unb 9). 

hierauf tpenbet fic^ ber 33erfaffer gegen §artmann^g 93e^ 
l^auptung, baß nic^t allein bie 92crocn au^fc^licpic^ bie gä^tgteit 
beföBen, Ginbrücfe be§ SBillenö aufjune^men. ^artmann nimmt 
mit 9ied^t an, baß aUe SBirfungen be§ bewußten unb unbewußten 
SSillcng (befjcn Gfifteng er nad^gewiefen ijat) wie in ben ^Jtcrüen, fo 
auc^ in anbcren ÖJcbilbcn auf bemfelbcn ^^Jrincip ber a)iolecülarpo*^ 
larifation berufen. 3^ ^^^1^^ letzteren gct)ören ,,bie gallertartigen 
fiörpcr ber nicbcren 3Baffcrtl)ierc, ferner aße t^ierifc^en Äcime, bie 
Gifc^elbe, bie früheren ©mbrpoäuftänbe, ba^ an§ plaftifdöer ^lüffig*^ 
feit geronnene 9ieopla^ma, au^ bem alle i)feubilbungen ber §eilfraft 
l^eroorge^cn unb baä Protoplasma ber niebcren 'ißflanjen" (i3l)il. 
b. Unbem. 3. Slufl. S. 153), welche ®ebilbe alle iene ^albpüffige 
Sefc^affen^cit befi^en, bie fid^, wegen ber SJerfc^iebbarfcit i^rer 
aßolecüle am beften ju polarifdjen 9)iolecülarwirtungen eignet. 
©ticbeUng'ö SBibcrlegung bicfer Slnna^me befd^räntt fic^ auf 
bie grage: „2öie fann man aber in biefcn ßJebilben einen fclbft^^ 
ftänbigen SBillen anncl^men, ba er boc^ uirgenbö na^gewicfen ift 
unb fid^ niemate manifcftirt ?" (3. 122) wcld^e grage ic^ eben*» 



— 78 — 

fo lafontfc^ öcfcttigc burc^ btc Antwort, baß man xf)n annehmen 
muß, n?cil er fid^ manifeftirt. ffiinc SCu^na^mc mad^t ber SScr*' 
faffer jnjar bei ben gatlertattigen Äßrpetn ber nieberen SSBaffet»^ 
t^iere, j. ^. bei bem „ber ^olxjpzn, njeld^e unjwcifcl^aft bie 
©igenfd^aften ber ®mpfinbung unb tt)ilIfiirUd)en Senjegung be=* 
ftfeen. SBie n?ir frül^er gefe^en l^aben, beftcf)cn fic au§ einem 
l^albpüffigen ©toffc, ber fogen. SOiulber'fc^en gibroine. ®cr[elbe 
]^at btc ©igenfc^aften ber Sßusfeln unb 9Zcri>en ju gleid^er 3^^^- 
!J)a§ bered^ttgt aber ben 3Serfaffer feinc!§meg§ ju ber Se^au^}tung, 
bap bei ben ^oltjpen ber SBitte fic^ o^ne ^ieroen äußere; tim 
fo gut fönnte er fagen, fie bemegtcn o^ne ftcf) 3Jiu§feIn. Sei* 
be§ ift \ai\ij, tocil bie;5ibrnine tUn [o mot)( bic ®igenf(!^aften 
ber 91ert)en toie bie be§ mnm^ ^at." (©. 122, 123.) 2Bie 6e* 
reitg ermähnt (f. oben ®. 20), ift nun aber ba§ aüein wirffame unb 
nad^gewiefener 3)?aaßen allein bie ßontractionserfd^einungcn auf 
elcctrifc^c Steige ^erüorbringcnbe SlgenS in ben ^Jeröen xvit in ben 
2)^ unfein ba§ ^H*otopIa€ma, ia§ in ben nieberen At^ieren frei 
baüegt, fomic e§ allein in iebem t^icrifd^en Seim, in ber ©ifd^cibe 
unb bem 9?eopIa§ma ber SBunbl^eitung ba§ ©irfenbe ift. ^an 
barf ba^er auc^ in biefen ©ebilben tt^ie in im 9lerüen bic t^ä^ii^ 
feit annehmen burd^ ba§ Protoplasma SBillen^cinbrüdfc ju 
empfangen unb bie ;3;ntentionen beffelben au^äufü^ren. 

©aß ani) im mcnfd^Iid^en DrganiömuS nid^t allein bie 9?eri}en 
au^f^Iießlid^c JEräger unb ißciter beö SBillenSimpulfcg finb, be^ 
tücift j. ©. „bic aSert^eilung ber motorifc^en ?Jert>enfafcrn in 
ben Ttn^ldn, xoomfi) bie ü)iu§Mfafern felbft gciter be§ motori^ 
fc^en ®trome§ ju i^ren 9?ad^barn fein muffen, bic ©mpfinblid^^ 
leit ber §aut an i^xtx ganjen Dberpäd^e, toöl^renb bic ZaiU 
iüärjd^en boc^ nur l^ier unb ba unter i^r liegen, bic äöirlung 
ber 5Keröcn auf bic fecernirenben §äutc in il^rer ganjen Äuö*^ 
bel^nung, toä^renb bic JJerocn boc^ nur bef^ränltc Steile berühren 
!ßnncn, ferner ber Umftanb, baß aud^ ncrocnlofc 2:^cile be8 



— 79 — 

incnf^ltc^cn ftörpctS empfinblid^ unb fd^mcrg^aft »erben !ömten, 
fobalb bei tjiirftärftem 93Iutanbrani3e «nb ?[u|Totferung t^re§ ©e*» 
tocbeö t^te ^eöenbigfctt, b. ^. bie 3Scr]d§te6barIcit unb Polarität 
i^rcr ©Zolecülc et^ß^t ift; fo ift j. ©. ba§ in ^eitenben SBunben 
gcbilbete iunge grlcifd^ o^ne aüe "ißerüen ]^öd6[t empfinblici^ unb 
eine ©nt^ünbung ber nert>enIofen Snor^^et unb ©eignen ift fogar 
üiet fcl)merj^after aU eine (gntjünbung ber ?^ert)en felbft, enblid^ 
geigen ani) Seifpiele ber embr^onifd^en aJJipilbungen, bag STI^eUe 
ol^ne Sliittüirlung ber bagu ^infü^renben 5Reröen gebitbct n^erben 
lönnen, j. 23. ©d^äbelfnoc^en ol^ne ®e^irn, atütfenmarf^ncrüen 
ü^ne atüdfenmarf.'' (^^l b. Unbew. 3 Slufl. ©. 145.) ©egen 
aüe biefc Stnnal^men §artmann'§ gie^t ©tiebeling gu ^elbe, 
tubem er eö gunäd^ft beftreitet, bag aud^ bie aJJuöfeln Seiter be§ 
ntütorifd^en Stromes fein Knnen. ©einer ?lnfic^t nad^ treten 
„aüe ÜJJuöfelfafern mit ^Jeroenfibriüen in SSerbinbung" (®. 124), 
toä^renb bod^ jebcr 3lnatom 'mtx% bag auf eine letjte SZerüen*» 
fibriüe eine gro^e SKenge 3)?u§felfa[ern !ommen, t>on benen 
nur eine ober n^enige in birecter 33erü^rung mit berfelbcn 
flehen fönnen, baf}cr man unbebingt annehmen mug, bag aud^ 
bie SWu^Sfetfafern gur äßeiterleitung be§ motorifd^en Strome^ bc^ 
fä^igt fiub, ba bod^ factifc^ aüe ?Jafern, unb nid^t bIo§ bie birect 
üon 9Jcrt)enpriüen berührten, bie Sontraction Doüjie^cn. @ben^ 
fomenig ftic^^altig ift e§, xoa^ © t i e b e I i n g gegen bie ©mpfinb^ 
lit^feit ber §aut vorbringt, bie an il^rer gangen Dberfläd^e 
cmpfinbfam ift, njä^renb bie STaftn^ärgd^en bod^ nur l^ier unb ba 
jcrftreut unter i^r liegen, ©eine ©rtäuterung, bag e§ nid^t nur 
eine, fonbern mel^rere Strten i?on ©nborganen feien, welche bie 
Xaftencmpfinbung vermitteln (unb »eld^c man um i^rer gemein^ 
famen gunctton uiüen bod^ xooijl bie Wceng ^at, unter bem ge^ 
meinfamcn 9iamen Xaftwärgd^en gufammengufaffen), änbert an 
ber ©ac^c gar nid^t^, benn fämmtlic^e «rten biefer Crgane fte]§cn 



— 80 — 

j. 33. auf bem SRüdfcn fc^r iDcttläufig, unb ioif finb aüc jtoifc^en^ 
Itegcnben Zifcxlt gegen Sirfelfpi^en empfinblic^. 

(Sin wetteret Argument für bie SKögßd^Ieit , baß ber SBttte 

ol^ne bie SReröen njlrfcn fann, liegt in i^rem ©influß auf bic 

fecernireuben §äute in i^rer gangen 8tuöbe^nung, njäl^renb fie 

bod^ nur befd^ränfte Steile berfetben berü{)ren fönncn. ©iefe 

Slnnal^me §artmann*§ ift n^icberum für ©tiebeling, ben 

Jlenner ber Anatomie unb 5p^^fioIogie, gänj unbegreiflich (®. 

126), wa^ ii) jebod^ jur 6^re ber SBiffenfd^aft nid^t üon aßen 

Stnatomen unb ^^tjfiologen annehmen mü. ®ie mciften ber** 

fclben n^erben njiffen, ia^ bie^tcrüen jarte g afern, bie§äute' 

aber gtäc^en finb, mithin grope ©teüen ber §äute unberührt 

»on ben gafern bleiben, bie nur an gewiffen fünften einfcfeen. 

g'ür ©tiebeling fd^cint bagegen eine geomctrifd^e J^inie ober 

ein ^^3unft eine gange g^läd^e in aßen i^ren 2:t)eilen berühren gu 

!ünnen. — ÜDer Umftanb, ba^ aiiii neroentofe Steile empfinblid^ 

fein lönnen, j. 23. ia^ junge ^teifd^ in ^citcnben SBunben, tüirb 

t)on bem 35crfaffer burc^ bie Slnna^me erflärt , ia^ ^,iebenfaö5 

bie jungen 9iert)enelemente in i^nen fc^on tior^anben" (®. 126) 

fein muffen. ^Dagegen ift iebüt^ einguTOenben, ia^ biefe erft üiet 

fpäter entfielen, aU ba§ neugebilbete 3^Ieifd& fd^on fc^merg^aft 

ift. 66cnfü uurid^tig ift feine Se^auptung, baß bie ©d^merg»* 

l^a[tigfeit entgünbcter Äuod^en unb ®ef)ncn „nic^t i§ren ®ife in 

i^nen ^at, fonbern in angrengenSen nert}enreid[)cn (Seweben, bic 

entmeber fclbft entgünbet finb, ober burd^ ben in golgc ber Sin*» 

fc^ioettung ftattfinbenben -S^rudf gereigt tDerben." (®. 126.) SBcnn 

aud^ ba§ letztere für oiele ^äüe gutreffcnb ift mit) gugegeben 

loerben muß , f o barf man be^^alb ben Änorpeln unb Seinen 

bo^ nod^ feine^toeg^ bie ©mpfinbung unb ©d^mcrg^aftigfeit ai* 

fpred[)en, toie bcnn aud^ SBunbt („33eiträge gur X^corie ber 

©innesioa^rnel^mungen" ©eite 392—395) gcrabe ba§ ®egent^eil 

bie Slnna^me ©tiebeling^ö behauptet unb alten Organen 



— 81 - 

ff 

t^re fpecififcj^fn Smpfinbungcn jufd^rciW. Sben fo 93urba(^, 

bcr in feiner "ißö^fiolovjie bie ©ntjünbung bcr ncrtienlofen Knorpel 

iinb ©c^nen fogar für fc^mcrj^after, aU bie bcr ^Rerocn crflärt. 

Die ^eifpicle embrijonifc^er SKigbilbungen , tpo Steile ol^ne 

aJiitwirfung ber baju ^infü^rcnben 9]crt)en gebilbct n^erben, j. ^. 

©c^äbelfnoc^en ol^ne ®e^irn 2C., leugnet ©tiebeling gerabeju, 

obwohl ba^ äJorfommen berfelben tpenn ani) nic^t aßtäglic^, fo 

boc^ unjmeifel^aft ift unb üon ben bcbcutenbften ^^pfiologen^ 

barunter 93 u r b a c^ , conftatirt wirb, ©tiebcling'ö §aupteinn)urf 

bagegen lautet jeboc^ f olgenberma^en : ,,1)er SSerfaffer fd^eint 

iu glauben, baß bie (£ntwicf efung be^ ©mbr^o Don ben 91 c r ö e n 

^b^inge; aber er benft nid^t baran, ba^ biefelben in beut 

ei noc^ ni(^t Dor^anben finb, unb bag fie atfo felbft erft 

cnt\k{)^n muffen, e^e t>on i^rer ©inwirfung auf anbere X^eile 

bie 5Kebc fein fann." (S. 127.) ©erabc ba§ fü^rt nun aber 

^artmann aU ^auptargument für feine ©e^auptung an, nad^ 

toeld^er niti^t nur in ben 9Jeroen, fonbern auc^ in anberen ®e* 

bilben ber SSSitle fid& tt)irffam unb fd^affenb erroeift, »aS anc^ 

©tiebeling felbft an anberer ©teile (S. 17) citirt. 3Man 

barf ba^er annel^men , ^artmann ifait aUerbing§ baran gebadet, 

ba§ nid^t bie 9teroen bie ©ntroidfetung be§ ©mbr^o bebingen. 

Die nun folgenben Erörterungen §artmann*§ über „SBißen^^ 

ftröme fenfibler iWeroen" übergebt ber SSerfaffer mieberum gänj* 

lid^, um fic^ befto n^eitläufiger über ben t^icrifd^en SKagnetiömu^ 

öu^julaffen, ben er en bloc oerurt^eilt, i^n al^ f/g^gcn alle pl^tj* 

ftologifc^en Segriffe" (®. 130) bejcic^net unb „ganj unoerftänb* 

Jic^" (@. 130) finbet. «tle biefe 3tu§laffungen tragen jeboc^ fo 

fe^r ben Stempel craffefter Unwiff enl^eit , perrat^en einen fo 

völligen SWangel jeber Äenntniß aller ^ier^erge^örigen Jl^atfac^en 

unb ber auf biefelben bezüglichen Literatur, baß ic^ barauf t)cr^ 

jid^ten muß, fie ju befprec^en, ba id^ nid^t gcroidt bin, ©änbe 

mit ^errn Dr. ©tiebeling'S »efc^ränftljcit ju füHcn. 9iur 

6 



— 82 — 

baö mü'xä) ^txxn ©tiebeling nod^ ju »tffcn t^un, bog tii: 
2)eutfd^Ianb bic bcbcutcnbftcn unb geac^tctften Slerjtc Don tpiffen*^ 
fd^aftlld^em 9luf unter Umftänben i^rcu Patienten Änwcitbuns, 
bcö t^tcrifd^cn SKagnctiiämu* ücrorbncn, eine Meine ßa^t \\^ au^- 
auSübenb mit bemfelben befd^äftigt, unb bag einer ber metl^o^ 
btf elften unb renommirteften beutf d^en "ißötjfifer, ber aud^ n?egeit 
feiner trid^ttgen ffintbedfungen auf bem Gebiete ber organifd^eit 
Gl^emie unb ber ÜKctcoriten befannte, fürjlic^ üerftorbene grei^ 
^err öon 5Rei(^enbad& burd^ feine ©ntbedf ung be-5 Db bicieS- 
fci^l^er fo bunfle ®et>tet tion ^^pnomenen auf eine n^iffenfd^aftltd^c 
Safi§ geftellt l^at, bie freilid^ aud^ in ÜDeutfd^Ianb nod^ nid^t- 
bie Seac^tung gefunben i)at, tüeld^c fie oerbient. 

ÜDer ©influß be§ bemühten SBillenö auf bie üegetatiüen, wa^r^ 

fc^einlic^ t>on fjjmpat^ifd^en iJterüen geleiteten, Functionen tft nacfe- 

^partmann fein biretter, fonbern, xvo er Dortommt, ein erft burd^ 

unfcetüu^te^ SBoUen unb üßorfteücn ermöglichter, ebeujo ttjie bir 

Slu^fü^rung ber ttjiUfürlic^en Seiuegungen. @o ruft j. 33. bo^ 

beraubte iöoUeu einer ftärfcren ®pcid)c(abfonberung „ben un*= 

bemühten 3Biücn jum ©efeen ber nöt^igen a)tittel ^erüor, näm*^ 

lic^ er erzeugt üon ben gangUöfen Snbigungen ber ju ben aWunb^ 

f^}eic^elbrüien fü^renbcn ft)mpatt)ifd^cn gafern au§ foldje ©trömt 

in bcnfetben, xodi)t bie beabfic^tigte Sirfung l^erüorbringen.'*' 

C13()il. b. Unb., 3.^auf(. ®. 158.) SDagcgen fü^rt Stiebelin* 

an, ^a^ bie Steigerung biefcr Sccrction üor allem burd^ ba^ 

einführen tion ©peifen ergeugt lüerbe, t^a^ aber auc^ „fd^on ber 

Slublicf ober beffer nod^ bie SSorftellung be§ (äenufje^ 

angenehmer, befonber^ faurer ©pcifen augenbticftic^ eine ' 

©petc^elabfonberung ^eroorruft" (®. 134), mit welcher ®r!tärung 

er ^axtmann'^ 33ef)auptuiig o^nc 2i?eiterc§ gugicbt. S)emv inbcm 

jene ^orftetlung utUlürltc^ ^crüorgerufcu werten fann, fann e^ 

auc^ bie äbfonberung, njelc^e 3Scrmittlung icbocö bei üicten ^f ec^ 

fönen felbft nic{)t einmal ^ötljig ift, xvo bie a3orftellung ber 



— 83 — 

©pelc^elabfonbctunjä fel&ft genügt, um fic l^cröotjubtingctt. 35cr 
nun aber bcr beiDußie SBtllc offenbar irgenb eine S5orfteüunj 
qU ^^nl^alt ^aben muß, fo entfprtc^t ^ter bie SSorftetlung ber 
©efc^macföempfinbung teijcnber Speifen, tefp. bie SSorfteUung. 
bcr ©peic^elabfonberung felbft, ganj genau ber SSorftettung be^ 
SJJu^relgeru^I^ beim Eingerieben refp. ber SSorfteüung be§ t^inger-' 
^cben^ fetbft aU ^nf^alt be§ bemühten 2Biüen3, ber bie 2Iu$«* 
fü^rung be§ J^inger^eben^ ^eroorruft. ®anj analog »erhält ftd^ 
bie 3Sorftenung gefd^led^tlid^ oufregenber "ißerfonen ober ®egcn^ 
ftänbc, re[p. bie SSorfteßung ber bei gcfd^Iec^tlidjer ^Reijung ein^ 
tretcnben ©mpfinbung^, wenn fie Ij^n^alt einer SBiüen^intention 
wirb, bie nic^t blofe bei pat^ofogifc^en DJcroenjuftanben, fonberit 
auc^ bei gefunben, aber neroö^ reijbaren IJ^nbioibuen üon be^ 
fonber^ erregbarer ^^antafie jur organifc^en (Srfüttung ein* 
fc^Iägi.]cr üegetatioer Functionen führen fann, eine Ü^atfad^e, bie 
©tiebeling ebenfa(I§ nur au§ Unfenntnig ju beftreiten oermag. 
©eine Oppofition gegen biefe 33e()auptung §artmann'§ beruht 
l^icr augerbem nod^ auf einem gänslic^en aKi^oerftc^en be§ letj* 
tcrcn, inbem er annimmt, §artmann i^abt einen „bireften®influ| 
be» bemühten SStUen^ auf bie eigentlicben üegetatioen Ji^nctionon" 
(S. 136) beroeifen rooüen. §ättc ber SSerfaffer fic^ nur bie lieber*« 
fc^rift bc^ betreffenben Sapitelä angefe^en, welche: „oom inbiref*^ 
tcn ßinfdig bewußter Seelent^ätigfeit auf oegetatioe Functionen" 
lautet, fo Ijätte i^m fd^on allein ^icrau^ Mar werben muffen, 
baß fein ®egner bem bewußten S33iUen nur ein inbirecteg ©n»» 
wirfcn mit §ülfe be^ unbewußten SBiüenö juid^rcibt. SBie 
ber ßblc üon la 9)iancl^a ^at ©tiebeling fic^ wicber 
gegen äBinbmfil^Ien Einreißen laffen. — ®r wenbet fic^ bemnä^ft 
ju ben organif(^en Functionen, auf weld^e bie bewußte 35or^ 
ftcltung einen ©influß übt, woju in erfter 9?ei^e bie SKienen 
unb ®eberben getjören, bie bei allen ;5^nbiüibuen fo not^wenbig 
mit) übercinftimmeub erfolgen, baß fie burc^auS ate unwiHfür^ 



— 84 — 

Itd^c SBcfleffectücgunäcn crfc^einen. ©egcn bicfc Änfiti^t ^axt* 
inann'§ fü^rt natürlich ®tic6cltng tüiebcr feine alt6ett)äl)ttc 
Xru^}pc: „tüifllürüc^eö unb üctüußtes ^anbeln" (@. 139) in« 
§elb. „3^^^^ 9"*^ ^iiavL\pxcUx tann rafc^ eine l^eitere mit einer 
traurigen 9JJicnc, eine (Keberbe bcr 8u[t mit einer ber 3Serjtt)eif<^ 
lung tjertaufd^cn" (®. 139). S5iefe SDiicnen unb ©eberben öer^ 
ftc^t nun aber ein ^fcbcr, ba§er eS flar ift, ba§ biefeS aüge«» 
meine SSerftäubniß nur au^ ber notl^roenbigen Ue6erein[timmung 
bei allen ^^t^bimbucn ^crrü^rcn !ann, welcfie üon bem unbewufe«» 
ten rcflcctorifti^en E^aractcr bie|cr Bewegungen gefegt wirb. 
ÜDaß anä) ber bewußte SßiUe fic freiwillig l^cröorjurufcn oermag, 
ift gcwi§, bamit jebüt!^ nod^ ni^t bewicfen, ba§ fie nid^t au^ 
ebenfowot)! rcflectorifc^ fein fonncn, wie mcle Sicflejbewegungen, 
welche ber bewußte SSBittc glei^fatt§ l^erüorrufen !ann. ©affelbe 
gilt üon bcn 9?ad^a^mung§bewegungen. ,,SBcnn wir einen 9ieb=' 
ncr ^eftig beclamircn fc^cn, ober wenn wir ein !Ducü, ein §e(^^ 
tcn, einen lüCjnen ®))rung, einen 5Eanjenben mit anfe^en, unb 
bei ber ©ad^e lebhaft bet^eiligt finb, fo machen wir ä^nü(!^e S3c* 
wegungen mit, wie e§ un§ gcrabe unfere "]}ofitur erlaubt, ober 
füllen bod^ ben ©rang gu ä^nlic^en 93ewegungen, wenn wir i^n 
aud^ unterbrüdfen. ©benfo fingt ber natürlid^e ÜKenf^ gern bic 
3KeIobie mit, bie er fpieten ^ört. SBenn man Qemanb gähnen 
fielet, fo ift e§ fel^r fd^wer, ia^ ®äbnen felbft ju unterbrüdfen, 
unb aud^ umfangreid^ere firömpfe, wie 35cit§tanj, 6^}ile))fie, wyc* 
fen oft burc^ ben bloßen SnblidE auf reijbare 'ißcrfonen anftedEenb, 
ja fie lönnen ju üoüftänbigen ©tammeö*» unb ®ecten*'(S^)ibemicn 
werben. üCa in aüen biefen fällen nid^t materieller Einfluß bie 
aSermittelung fibernimmt, fo fann e§ nur bie SJorfteflung bicfer 
Bewegungen fein, mliit burd^ ben Slnbüdf fo lebhaft erregt wirb, 
baß fic bcn unbewußten SBiüen jur StuSfül^rung crwedEt. Qfnbcm 
bicfer ^roceß inncrl^alb eines 9?erJ?encentrum§ oorgcl^t, aud^ wol^l 
ber Icfttc ÄuSfül^rungSwitte in biefem ©entrum bewußt wirb, ge* 



— So- 
fort er unter ben S3eärtff atefiejbetücgung." ($^iL b. Unbem^ 
3. Äufl. ©. 160.) ©tteteling leugnet natürlich aui) ^icr 
ben reflectorijc^en G^aracter, ba§ Qfnftinctioe biefcr §anM[ungen^ 
inbem er vok immer ben ®runb gu benfelben al§ ,,in bcr 
©pl^ärc be§ Sewugtfetng Ucgenb" (S. 140) annimmt 

5Diefc feine '^c^auptung gtau&e ic^ nic^t beffcr wiberlegen. 
}u fönnen, aU burd^ 3lnfü^ruiig einiger ©teilen au^ einer Reinen 
geiftpoßen Sd^rift eine§ franjöftjc^en 3lrätc5, sugteic^ 35erfafferS^ 
einer auf au§gebcf}nter Siteraturfenntnig unb einge^cnben ^or»* 
((jungen bcru^enben „Psychologie naturelle" („De rimitation, 
consideree au point de vue des diff^rents principes qui la 
d^terminent, par le Docteur Prosper Despine. Marseille 
1871), n^elc^e ben öJegenftanb eingc^ent) erörtert unb babei fajjt 
ju bcnfelben Slefultaten gelangt wie ^ärtmann, namentlid^ in: 
Sejug auf ba§ Unroiüfürlid^e , Qfnftinctioe bcr 9iacl^a^mung§be* 
wegungen, unb jroar f olgenberma^en : „L'homme est engag6 
ä imiter son semblable par un instinct particulier, Tin- 
stinet d'imitatioii; mais toutes ses propensions k imi- 
ter ne proviennent pas de cet Clement instinetif" (p. 2), 
„II y a une imitation parement instinetive, et pour ainsi 
dire passive, et une imitation intellective ou active, Tune 
qui nous est commune avec toüs les animaux et qui 
s'accomplit änotreinsu, ä toutes les ^poques et dans 
toutes les conditions de la vie materielle; Tautre, qui est 
du domaine de Fesprit, s'exer^ant avec intelligence et r6- 
flexion, chercliant k copier sciemment, a traduire fid^lement 
et volontairement tout ce qui platt." (Comparer Dr. JoUy 
L' Union m^dicale, t. VII, p. 350, 1869.) „C'est surtout däns 
le jeune äge que nous observons ses eflFets. Les enfants 
sous Finfiuence de cet instinct, imitent les mouvements 
qu'ils voient faire, la demarche, la tenue, Taccent de la 
voix, la prouonciation, les gestes et mille autres choses 



— 86 — 

semblables dont les rendent t^moins leurs parents et les 
personnes avec lesqucUes ils sont le plus souvent en con- 
iact; et ils accompIisseDt ces actes sans y penser, sans 
le vouloir, sans presque le savoir; ou bien ils fönt 
avec Intention ee qu'on appelle vulgairement des singeries ; 
ils accomplissent meme quelques actes importants, pouss6s 
par rinstinct d'imitatiou, lorsque les sentiments inoraux 
^lev^s, sommeillant encore dans leur esprit, ne peuvent les 
guider et combattre les impulsions inconvenantes de Tin- 
ßtinct d'imitation devant des actes inconvenants. Suivant les 
actions dont ils sont souvent t6moins, ils prennent une 
foule d'habitudes bonnes ou mauvaises" (De Timitation 
p. 3.). „Les enfants dont les faibles sentiments moraux ne 
ße sont pas encore developp^s, soit spontanement, soit par 
l'education, peuvent egalement commettre des actes graves 
jpar la seule puissance de Tinstinct d'imitation. Voient ils 
eommettre des actes inconvenants? ils s'empressent de les 
Teproduire; sont ils t6moins d'actes de cruautö? ils les r6- 
p^tent sur d'autres enfants moins forts qu'eux, ou sur des 
animaux" (p. 5). „Llnstinct d'imitation, facultö qui n'a 
rien de noble et d'61ev6, est souvent fort developp6 chez 
Jes individus dont les facultes intellectuelles sont rudimen- 
taires ou nuUes, chez les imböciles et meme chez les idiots. 
La puissance de cette facult6 peut etre consider6e comme 
un grand bienfait chez ces disgraci^s de la nature. D6- 
pourvus d'initiative et de facultas psychiques capables de 
regier convenablement leur maniöre d'agir, ils trouvent 
dans rinstinct d'imitation bien dirigö un principe de bonne 
conduite et la source d'un travail utile et fructueux. On 
a vu des imböciles ne pouvant rien imaginer, rien cr^er 
par eux-memes, etre port6s au travaux d'imitation et de- 
venir habiles a reproduire les modales quHls ont sous les 



— 87 — 

jyeux, ä peindre des fleurs, a imiter des ouvrages de cou- 
ture et de broderie, k copier F^criture, la musique, ou tout 
Äutre travail manuel eomplique. Dans cette circonstance, 
n'attribuons cependant ä Tinstinct d'imitation que ce que 
lui revient e'est-ä-dire le penchant k imiter et le d6sir ." 
(p. 4-5.) 

Dicfc 2lu§)>rü^c, mctd^c §artmann§ ?(nna^me in SScjug 
auf bcn univiüfürlic^cn, inftinctbeu S^aractet bcr 9lad^a^mung5- 
feewcguugcn fo üoUfomnien beftättgeit, übetl^cbcn mid^ iebcr xotu 
tcren ©cbattc hierüber mit ©tiebcling, tücld^cr fi(^ nadj (St* 
lebigung bicfeö ']5unttc§ bann. noÄ gegen einige ncben[ä^Ii(5e 
SJe^auptungeu feineö (Segnete menbet, bicielben jum Sl^eil nid^t 
»erftc^enb, t^cil§ jugeOenb, um hierauf baö ad^tc ^nb letzte ®a«f 
Ipitcl ju beginnen. 



IX. 



%Viä) bicfeS bcbeutcnbe unb tntcre[fantc ©a^)ltd bcl^anbelt 
©ticöeling mit gewohnter Obcrfläd^Iic^tcit, ja nod^ lütfcn^after 
aU bie vorigen, tnbem er ia^ ^auptrcfuttat oon §artmann'§ 
Untcrfud^ungen ganj untead^tet lägt, ja beffelbcn nic^t einmal 
criDä^nt unb üon ben 50— 60 93cif^)telen unb SSelegen feinet 
®egner3 nur 5 befprid^t unb gu toibcrlegen üerfud^t SBie bei 
bet 9latur^eilfraft bie Unmöglid^teit einfe^enb, fein bewä^rte^ 
a)iittel ,,betüu6te§ unb miflfürlici^e^ ^anbeln" anjumcnben unb 
ba§ organifd^e Silben ate eine oom Senjugtfein erzeugte S^ätig^ 
feit barjufteüen, bleibt i^m fein anberer 8tu§n)eg, al^ bie ©a^e 
ju umgeben unb an ©teile ernplid^er Untcrfud^ung ein au§ SBüß* 
üerftänbnig unb Unüerftanb äui"ammengefe(}teö Semäfeln einiger 
Gingel^eiten treten ju taffen. 

@o ri^tete [ic^ fein erfter Eingriff gegen jene Sel^auptung 
^artmann'§, nad^ weld^er mx ben Qmtd beö Ü^ierreid^^, at^ 
®egenfafe jum ^flanjenreid^ , in einer Steigerung be§ Senjugt«» 
feinS JU feigen ^aben, inbem er eben fo naiu mie geiftoerrat^enb 
fragt : „2Barum foll ba5 SE^terreic^ bie Steigerung be§ aScmußt^ 
feing jum ^vocdt l^aben, wenn ba§ •ißrinätp, bie Äraft ober ba^ 
SBefen, tooburc^ es gefc^affen mirb, alfo ba§ Unbeujugte felbft 
biefer ßigenfd^aft entbehrt? ^\t e§ nic^t mel logifc^er anjune^*» 
men, bag ba!§ Setoußtfein unb überl^aupt Me ÜDenffä^igfeit eine 
jiot^tüenbige golge ber ^ö^eren Drganifation ber SWaterie ift?'* 



— 89 — 

(@. 144.) ffia^ ba§ crftc SBarum betrifft, fo tpürbe Stiebe^ 
ling ixt Seanttüottung beffelben gcfunben l^aben, menn er bie 
$^Uo[o^)^te beö Unbeiüußten ju ©nbe gelcfcn ^ätte. gür bte 
ficfer aber, vodijc §artmann^^ ©erf ncd^ nid^t fennen, bemerfc 
t^, ba§ bem Unbewußten, welche« ber feiner jelbft noc^ nic^t be«» 
tDupte fubftantiette ®eift ift, bei ^artmann, wie bei §egel unb 
©c^elling, alleg bar auf anf ommt, pm Serou^tfein ju gelangen,.. 
voa^ eben nur in ber big jum SÜienfc^en aufftcigenben Steige be§ 
S^^ierretd^g möglicb ift. ÜDa^- 'Diätere hierüber, fo wie über bcn 
(Srunb, wc6f)alb bag Unbewußte nad^ Sewu^tfein ftrebt, ift nac^^ 
julefcn in ber ^^il. b. Unbero. Rap. C. I, II, III, VII, X, XIII 
unb XIV, wa§ ic6 wieber nur für bie Sefet benterfe, ba @tie== 
beltng wo^l feine Stuöfic^t l^aben bürfte, mit t>cm i^m ju 
(geböte fte^enbeu liDIaaß üon ®eifte§fä^tgfeit in ben Sinn ber 
§artmann'fd^en "iß^ilpfop^ie cinjubringen. 9Ba5 bagegen bie 
jweite Jrage betrifft, „ob e§ nic^t oiel logifc^er ift, anjune^men,. 
ba§ ba§ fflewu^tfein eine not^wenbige J'^^ä^ ^^^ ^ötjercn Orga^ 
nifation ber SDiaterie ift?" fo ift biefetbe eben fo unnöt^ig, wie 
bie erfte, ba ber üon ^artmann angeführte wa^rfd^eintid^e Qvocd 
beg Zijmxc'xi^^f bie Steigerung be§ SJcwußtfein^ , eg leinc^wegö 
au^fc^Iicßt, ba^ berfelbe gleicbseittg eine not^wenbige g-olge ber 
]^ö()eren Crganifation ber SJ^ateric ift. cpartmann ift weit ent* 
fernt bie» ju üerfcnnen, fonbern ^at oielmetjr ein ganje^ Äapitcl 
(C. II) bem 5{ad6weiö btefer 23e^auptung gewibmet, wie er benn 
überhaupt bie Steigerung be§ Sewußtfein^ feine^wegg aU bie 
wirtenbe Urfad^e, fonbern nur aU ben bie wirfenben Urfad^cn 
ibecü beftimmenben Qmd ber (Sjifteuj be§ 2^ierrcic^§ barftettt, 
unter welchen wirfenben Urfac^en er aud^ bie anorganifd^en Diatur^^ 
gefefee ber 3Baterie unb bie ©fiftenj unb ®inrid^tung be§ "ißpan^ 
jenreic^g mitbefaßt. ÜDiefe ©c^eibung ber organifc^en 3Befcrt 
in ia^ Zijkx^ unb ^panjenreid^ nimmt er jeboc^ burd^aug nid^t 
in bem einfeitigen Sinne, wie Stiebeling e§ barjufteöen. 



— 90 — 

'fccliebt, inbem er U^au)ptet, ^axtmann [teile „bcm ^ffanjenreit!^ 
als *i|3robucentcn, baS Zijkxxcxi) aU ©onfumenten" (®. 145) 
entgegen. ®cgen biefe Jtuffaffung ticrira^rt fidb ^artmann 
auStjrütflid) an t>cr[c^tebenen ©teilen, fo j. S. in bem %oU 
genben: „'Dicfer ®egen|a(} bc§ 3}iI^en§ unb SJerbraud^enS ift 
nnn aber nic^t etma fo ftreng ju nehmen, aU ob bie "ißflanje 
blüg ^jrobucirte, ba§ S^ier bloß confumirte, t)ielme]^r feben \mx 
in icbcm Spiere aud^ ^rojeffe t^eils ber §öl}crbilbung aufge= 
nommener ©toffe (j. 83. bie Silbung ber ®cf}irnfctte), tbeil» ber 
Umbilbnng berfelben ot)ne 9{ücfgang, t^cils ber S^^^'l^^fe^^S unb 
9Bieberjuiammenfe(jnng int SScrlaufc beS 93erbauung§* unb %]\u 
milationyproccffe§ ; anbererfeitg fe^cn wir in jeber 'f^flanjc einen 
fteüenn?ei)en a5erbrauc^ ber ^robufte, bie fie felbft an anberen 
©teilen gebitbet l^at (man beule nur an bie 9tücfbilbung§proceffe 
in ben S5lüt^en, i^rc ©auerftoffeinat^mung unb fiol^IcniäureauS' 

jc^eibung) ®§ !ann mithin auf beiben ©eiten nur 'oon 

einem a3Je]^r ober SÖeniger bie 9Jebe fein; jebeö J^ier ift 
jum 2^^eil ^^ffan^lid^er, jebe 'ißflanje gum 3:^eil t^ierifc^er Statur. 

?^flcin3e unb S^ier (jaben aU organifc^e SBefen getotffe 

©genfc^aften gemeinfc^aftlid^ ; burc^ anbcre ©igenfd^aften tr>erbcn 
fie gemöfe i^rer üerfc£)iebenen 23eftimmung im ^au^^alt ber 
Statur unterf(^ieben SBürbe man bie Sfjatfac^en unbe- 
fangen aufnehmen, fo ttjürbe barauS eben nur baS ^eroorgc^en, 
ha^ man M^ (gebiet ber beiben 9leid^en gemeinfd^aftlic^en ©igen*» 
fd}aften bii^^er ju eng gebogen l^at, bag ber Unter fd}iebe jroif d^en 
S:^ier unb "ilJflanäe Diel toeniger finb, aU man bisher geglaubt 
l^at, unb ba§ biefc Unterfd^iebe nur in i(}ren geftcigerten formen 
fo ectatant toerben, bag 9liemanb fie »erfennen fann. ^n neueftet 
3eit ^at biefe $(uffaffung aud^ in naturwiffenf^aftli(^en Steifen 
me^r unb met)r 83oben gewonnen, unb erfd^eint aU bie ftrengfte 
ÜDur^fü^rung berfelben ber SSerfuc^ §ädEeU ate brittcS 9leid^ 
.öor ^flanjen* unb 2:^icrrei(^ ein ^rotiftenrcid^ ju fteüen. ....... 



— 91 — 

S)iefc Slnfd^auung^mcifc ift au^ bic ehiätgc, »clc^e üon bcr ®co^ 
Jogie gcbiütgt tt)erben lann. SB3äf}rcnb jc^t bic ©d^öpfung bcr 
<£rbc burc^ ba§ ©Ictc^gcroid^t bcr "ißrobuctioncn bcö Zijin^ unb 
^^flansciircid^c^ bcftc^t, tonnte offenbar bcr erfte ©runbftein jur 
organifc^en 5iatur nnr mit folc^cn aSefcn gelegt ioerben, »etd^e 
biefcä (Slck^gewlc^t in fid^ enthielten, unb fomit noc^ auf bem 
^nbifferenspunttc gioifd^cn ÜE^ier unb ^flanje ftanben. ©inc§ bcr 
lüic^tigftcn biefer wunbcrbarcn üBefen, tocld^cm bic @cf(i)ic^te bcr 
©rbe bic gefammtc Srcibcformation ju ocrbanlcn fd^eint, ift buvd^ 
bic neueren Alieffecforfd^ungcn an^!§ Sid^t gejogen unb Bathybius 
genannt loorben. Sluf meldte SBeife biefe§ ben SReere^grnnb 
-erfüllcnbc unb §äufcf)cn oon mifro^fopifc^cn freibigen Sd^alcn 
(Coccolithen) in fid§ abfonbcrnbc fd}Ieinügc (SaUertne^ mit eiu:^ 
geftreuten ^rotopla^matörncrn bei bem 2)iangel jeglid^en 8id^t^ 
ftra^I^ fic^ ernährt unb gebeizt, ift bi§ jefet ein 9tät^fel. Srft 
t)on einem fold^en unfd^einbarcn 3Cnfang a\i^ fonnte im i^vxU 
fc^reitcn bic ©nttridfelung nad^ hm oerfd^icbcnen ©eiten beginnen, 
inbcm -lÖtcert^icre entftanben, n^eld^c oon biefen inbifferenten *?5vo^ 
tiften lebten (^15oh)pen u. f. to.), unb aU bereu iäJcgengetoidjt 
bic erften Stufen entfd^iebcncr ^ipflanjengebilbc möglid^ tourben. 
Qc me^r betbc Dieid^c fi^ bcoölterten, befto mc(}r 3la^vung-5mittel 
für f)öi)m S^icrflaffen tourben biöponibcl, befto mc[}r l^ö^cre 
^^flanjenflaffen fonnten n^iebcr üon ben Sebcn^^ .unb Sobe^^ 
probu!ten biefer Ütljicre beftel^cn, unb fo ^ielt bic entn^icfelung 
in beiben 9teic[}en immer gleid^en ©d^ritt, wie bic ®coIogic c^ 
le^rt, mäl^renb innerhalb eine§ jeben 9ieic^e§ bic nicberen ©tufen 
im Stügemeinen immer ben l^örjercn üorange^en. ^icraug foüte 
man aber aud^ ben ©d^tuß gießen, ia^ '»Pftanscn*» unb >t^icrreic^ 
im GJanjen nic^t fuborbinirtc , fonbcrn coorbinirtc ©d^opfung»^ 

gebiete finb " {^i)xl b. Unbew. 3. Stufl. ©. 449, 450, 

451 u. 452.) ^laä) biefen Sleugcrungcn feinet ®egncr§ muß 
t^ me^r al§ fonberbar crfc^eincn, toenn ©tiebeling beffen- 



— 92 — 

ungead^tct itffaux>ttt, ^xtmann fteUe baS $f(anienret(i§ bem. 
I^icrretc^ flcgcnüter, ba feine Untetf (Reibung biefer beiben Weiche 
boc^ eben fo pffig ift, wie fie in bet ©irfUd^feit fi(^ barfteüt 8u^- 
bct gaujen hierauf bejfiglid^en ©rörterung @tiebeling§ gel^t 
e^ ^eroor, bag er fi(^ mit ben betreffcuben Äa^)itrfn ber $^i«^ 
IofopI)ie be§ Unbewußten gar nii)t bcfannt gemacht ober eine 
abfic^tlic^c gälfc^nng §artmann§ begangen ^at, ba bie Kare, jebe^ 
©eutetn auöfc^licßenbe ©prac^e ^artmann'g faunt annehmen 
läßt, ein SDÜBoerftönbniß i|:A^ ben 35erfaffer ju einer fo oößigen 
35crbrc{)ung ber au^gefprod^cnen ^bt^n feinet ®egner§ verleitet 
,,T)ie ©rflörung ber Urjac^e, tpeg^alb bie orgauifc^c i)iatur 
in ^flanjen* unb ST^ierreic^ getrennt ift/' glaubt ©tiebeling 
„nac^ bem ^JJrincip bcö ^iot^menbigen'' auf anbere Strt aU ^axU 
mann in JJotg^nbem ju geben: „Ate unfer ©rbbaü in feiner 
ßntwidfelung big batjin gebieten war, wo feine jwar nod^ bünne,, 
aber boc^ fc^on l^inreic^enb erftarrte unb fefte Obcrfläd^e fid^ mit 
ber burc^ bie ^Bereinigung gcwiffer d^emifc^er Elemente cntftan** 
benen formlofen; organifc^en SJiaterie, (welche fürjtid^ bei Xief*^ 
meffungen auf ijm Sobcn bc§ atlanttfd^en Dcean§ wiebergefunben . 
worben ift) beberft l^atte, war bie 3}JögIic^!eit be§ pffanjüc^en 
unb t^icrifd^en 5?eben§ gegeben. Unter bcm Einfluß beg Sic^t^ 
unb ber ffiörme bilben fic^ au§ biefem fogenannten Urfc^Ieime 
bie erften 3^öen. Sie 3(tmofp^äre enthielt bamate oiel me[)r 
Äü^Ienfäure unb weniger ©aucrftoff .... Eine not^wenbige 
gütge (}ieroon mußte fein, baß bie Urjettcn im Stnfang eine- 
pflanilid}c ©ntwirfelung^ri^tung einfd^lugen; fie würben ftabit- 

hafteten an bem 95oben wo fie cntftanben waren, fie 

at(}metcn S?o()tenfäure ein, affimilirten ben So^Ienftoff unb fd^ie*^ 
ben ©auerftüff au^. 3luf biefe Söeife würbe bie SÄenge bel- 
iebteren fo rafc^ oerme^rt, baß bie §auptbcbingung beg t^ierifd^en 
Sebcnä fid^ balb erfüllte. ©3 entftauben nun an^ ber formlofeit 
organifd^en 3Äaterie unb jwar wa^rfc^einUc^ im SSJaffer, womit 



— 93 — 

ier grögtc Zi)dl ber Srbobcrflät^c bcbctft voax, Qcütxif miä)t 
jenen üon bcn ^ißflanjcn gelieferten ©auerftoff in ftc^ aufnal^mcn, 
unb in golgc be§ "babutc^ l^erbeigefü^rten lebl^aftcren unb mit 
SBärmccrjcugung üer£>unbenen Stoffwcd^fcl^ bemeglit^ würben (?) 
!J)ie erften SBefen biefer Slrt tr^aren Ucbergang§formcn, inbcm fie 
noä) an bem einen ©übe i^re§ Äörper^ üermittefe einer bie 
SSJurjeln erfctjcnben Ablagerung üon fialffatgen tnit bem 93oben 
jufammenl^ingen . . . . biö julcfet QcUm jum 23orfc^ein lamen, 
todiit ganj frei im SBaffcr fic^ bcnjcgten unb au§ bemfelben unb 
ber ^barin enthaltenen 8uft i^re 9ta()rung jogen." (©. 146.) 
SBitt man bie§ aU eine ©rflärung ber Urfad^e be§ St^ierreiti^eS 
nel^men, oimijl e§ nur eine ^Darlegung ber äußeren Sebingungcn, 
n>el^e baffet&e ermßglid^tcn, ift, fo unterfd^eibct fie fic^ üon bcr^ 
jenigen ^artmann'S nur burd^ i^re größere ©infeitigfcit unb Un^ 
tJoUftänbigtcit, bic fid^ namentlid^ in bem üi5üigen äJerfennen ber 
Sebeutung be§ ^rotiftenreid^c^ auöfpric^t. ©tiebeling fc^eint 
oon bem SJor^anbcnfein beffelbcn, wenn überl^au^jt, nur 
einen fe^r fd^wad^en SSegriff ju l^abcn, t)a er beffelOen faum er^ 
wä^nt, unb e§ nur ate Uebergangeform gelten laffcn miü. ®ben 
fo überfielt er, ba§ bic Urpflanjcn unb Urt^icre burd^=* 
an^ nur SDäafferpflanjen unb SBaffcrt^ierc fein lonnten, unb 
ia^ anif bie Urpflanjcn al§ niebere im £)cean fc^njimmenben 
3Baff erpflanjen b e w e g H ^, unb nid^t toie er annimmt ftabil unb 
am 33oben ^aftenbe waren, roaS i^nen fic^erlid^ fc^on bcö^alb 
l^ätte fd^ttjcr werben muffen, ba, wie ©tiebeling fclbft gugiebt, 
.„ber größte J^eil ber (£rboberpäc^e mit ©äff er bebecft war." 
iRac^ biefer S^eorie l^ätten fid^ alfo feine organifd^cn ©efen ju 
bitben ücrmoc^t, e^e nid^t ^n]ein am bem älleg bebedfenben 
aBeere emporgetaud^t waren — eine Slnnal^me, bereu Un^alt^ 
'barfeit jebem mit ber (gntwidfelungSgefc^ic^te unfrcr ©rbe Ser- 
trauten, fofort einleud^ten muß. ©ttebeUng'5 ©rflärung«- 
.terfuc^ entbehrt fonat^ felbft in SBejug auf bie äußeren 



— 94 — 

©cbinäungcn, njcld^c ba^5 Zfjktxdif c r m ö cj t i (^ t c n, bcr tid^ttgcif 
tüiffcnfci^aftUc^cn ®runblagc; noc^ weniger ücrmag er natürliii^' 
^\ä)t ju tüerfen auf bte innere tretbcnbe Urfac^e, bie aih% bem. 
Urf^tamme jene unenblic^e 9iei^e üon ©efc^öpfen entftc^en lit^r 
beren Dafetngjnjccf ju ergrfinben bcr ^J^tlofopl^tfd^e ®etft \i^ 
ftet§ tion steuern getrieben fü^lt. — 

hierauf wenbet fic^ ® tiebeling gegen $)artmann'§ Slnna^me^ 
ba§ jcber ^ngeftion fe^r 6alb eine üer^ättnißmäßig gefteigertc ®ge* 
ftion folge, no(^ et)e ba§ 33Iut bic neuen ©toffe aufgenommen ^abc. 
J^iefc üom SSerfaffer gan^ au§ bem gufammen^ang gertffene, unb 
1 öötlig unoerftänblic^e (grfc^einung f ü^rt §artmann bejügüd^ ber 
mertoürbigen Öciftung be§ Drgani§mu§, bcr ©rljaltung ber con*» 
[tauten SBörme an, „bie nur burc^ tounber&ar genaue ^Regelung ber 
9tt^mung, bcr ij^ngeftion unb ©geftion bewirft werben fönne.''" 
(136il. b. Unbew. 3. 2(uf(. ®. 174.) 3:)icfe lefetere 33e^auptung,^ 
auf bie e§ cigcntlid) anfornrnt, oiJUig unerwähnt unb ununterfuc^t 
laffcub, befrittelt bagcgcn ©tiebeling bie Annahme §art* 
mann^-5, baß g. ^. eine ücrme^rte Sc^weigabfonberung na^ bem- 
®cnuj3 falten SBaffer^ fofort eintrete, nod^ el}e ha^ 33tut 't)a^ 
eingeführte SBaffcr ^abc aufnehmen f önnen. ©einer Stnfic^t nac^ 
Dcrftärtt fic^ bie Slbfonberung erft „wenn bie eingefü()rte S^Ii^ff^S*' 
feit t)ou bem S)armc rcforbirt ift unb ben 2öaffergc()alt be^ 
a3Iutc^ ü&er ba§ 2JIittcI cr^ö^t ^at" (®. 147). ST'ie Slnfi^ten 
bcr ^IS^nfiotogie fc^cinen bi§ jel^t über biefen ^unft noc^ feljr gc*= 
ti^cilt SU fein, ba fowol^I für §artmann% afe aud^ für ©tie*« 
bcling^ö 3tnna^me fid^ ©timmen finben laffen, obgleid^ für bie- 
beö erfteten ber Umftanb fprid^t, ba| g. 93. nad§ bem Xrinfen- 
fatten SBaffer^ bei großer |)ifee fofort eine t>erme^rte ©d^weiß* 
abfonbcrung eintritt, unb na^ meinen Erfahrungen gum. 
©c^weiß geneigte ^crfonen nad^ jeber ©inna^me — glcid^oiel- 
ob falter ober warmer ©etränfe, faft momentan eine Ieb(}aft ge^- 
fteigerte §autt^ätigfeit entfalten. — Sag übrigen^, ©tiebe«^-* 



— 95 — 

ling burd^ btcfes ^fiörgeln unb Scfrittcln einer in S3cjug auf 
bic SäSibetlegung bc^ Unbemugten fo üöütg ncbenfä(]^lt(|cn gragC;, 
ju erreichen ftrebt, wäre abfolut unüerftänblid^, wenn er nicfit 
fein Umgeben be§ eigeutlid^en ®egenftanbe§ baburd^ ju bemänteln: 
fu^tc, meiere SJertegenl^citöauöfunft jebod^ nur ©(^wac^fi^tige 
JU täufc^en ocrmag. — 

©einen legten Angriff rid^tet ber 93erfaffer gegen bie unbe^ 
tüugte Seele, ben unbewußten äBitlen, ber naä) ^artmahn'^ Än*^ 
fid^t au§ beut Si ba^ ®mbr^o unb im 3ScrIauf ber ©ntwicfelung. 
ba# ganje Sefen bilbet SD3a§ ©tiebeling barfiber au^fagt^. 
ift fo nöüig au§ ber ßuft gegriffen, entbehrt jeber 93egrünbung 
unb fte^t fo gänjlic^ in SBiberfpruc^ mit ben Äeußerungen §art* 
mann^^, baß e§ ganj unbegreiflich ift, wie ber 35erfaffer e§ wagen 
fann, bergteic^en ©innlofigfeiten feinem ®egner aufjubürben. 
^n Sejug auf bie IJ^nbioibualifation ber ©eele, be^au^Jtct ber 
3Serf äff er, nc^me §artmann an, baßbiefelbe „im SUioment ber Se*' 
fruc^tung üor fic^ ginge, ©cnn aber nun bie 95ienenfönigin, wie 
man je^jt ganj gewiß weiß, Sier erzeugt, weld^e ol^ne Sefrud^tung 
fid^ in mäunlid^crt, jeugung§fä()igcn ^ubioibuen, ju ©rönnen ent=» 
widfeln, wo bleibt benn 't^a bie iQfnbiüibualifation ber ©eele? 
Ot^er ^aben etwa bicfe ©rol^nen leine Seele?" (ß. 149.) ©a^ 
ßinjige, voa^ §artmann in Sejug auf ben geit^^unft fagt, roo 
ta^ iubiüibuellc Öeben beg Si§, bie unbewußte ©eele beffelbea 
in SBirffamteit tritt, finbet fid^ ©. 179 wo er fid^ ba^in ge^enb- 
äußert, „baß ber 2)Joment ber Qnbioibualii'ation ber neuen ©eele 
ber ber ^efrud^tung ift, falls ein fold^er überhaupt an*» 
genommen werben bar f." (3. 179.) S)iefe ©infd^ränlung 
weift auf bie weitere ©ntwicfelung ber ;3[bec ]§in, bie fic^ im 
Saufe ber Untersuchungen §artmann'§ ergiebt unb bie ©eele 
etne-^ icbeu (Sefd^öpfeS bart^ut als „bie ©umme ber auf 
ben betreffenbcn Organismus gertd^teten S^^ätig* 
lett beS einen Unbewußten." ($^iL b. Unbcw. 3. «ufL 



— 96 — 

©. 547.) ®^on l^icrau« ge^t ^eroor, bag ^artuiann mebcr 
eine ^J^nbteibualtfatton ber @cele im gcmö^nltt^en ©inne, al5 
me§ abgegtenjtcn 8Befen§ annimmt, nod^ bag er biefeS abge* 
^renjte ffiJefcn im SDioment ber ^Befruchtung gleic^fam Sefi(} er«* 
greifen lä^t üon bcm eben befrud^teten ©i, wie e§ ©tiebcling 
barjnftellen beliebt. ÜDaß aber ber unbcn^u^te <)^t)fii(!^e @influ§ 
lange üor ber Sßefrud^tung beginnt unb fid^ fd^on auf bie ©nt*» 
fte^ung unb Sßefc^affen^eit ber beiberfcitigen 3^"9W"9^ft*^ff^ '^^^ 
i^rer 3iJf^tt^J"^nfü^rung erftrerft, ^at ^artmann @. 547—550 
llar genug erläutert. ®ie unbewußte ©cele ift nat!^ ^artmann'd 
Äuffaffung „bie pla\tx\6) bUbcnbe Äraft, xodäft ben Drgani^mu« 
aufbaut unb tt}äC)renb feiner üJebenSbauer in ber i^m eigent^fim*' 
liefen gorm jufammen l^ätt; fic ift jene ge^eimni^ooüe firaft, 
welche im organifc^en Äcime »erborgen unb an i^n gebunben, 
aümätig in ber ^}Ianmä§igen ©ntroicfelung unb jtt)ecfmä§igen 
Einrichtung beg Drgani§mu§ jur ®r[d^einung fommt/'*) @tie^ 

*) SBenn ©tiebcling mit einer ber be!annteftcn unb intereffanteften 
•(grfcljeinungcn ber naturroiffenfd^aftUc^en 5Ratur feinet 8anbeö, id^ meine 
mit 83arnarb'S 3iebe über bie neueren gortfc^ritte ber SGBiffenfc^aften auf 
ber im Slngufk 1868 in Chicago ftattge^abten SJerJammlung (beutfd^ von 
Globen, ©erlin bei Söeibmann) hdanni wäre, fo würbe er über bie Ueber* 
«infKmmung biefeä 9laturforfd^erS mit bem ^l^itofopl^en erftaunt fein. Sloc^ 
»arnarb ^aben atte materieUen Äräfte, ftc§ felbft überlaffcn, baS »eftreben, 
jnöglic^ft bauerIHte Kombinationen, mögUd^ft ftabile gormen anjune^men; 
tomn ber organifd^e Scbenäproge^ fid^ in entgegengefe(jter 3flid^tung bewegt, 
fo lönne bie« nur baburd^ erüärt werben, baft ein immaterieUeS organif d^eS 
Sebenäprincil), o^ne felbft eine neue Äraft in ben ^roceft einzufüllen, ba^in 
ibeflimmcnb roirfe, welche ^raftformen in bem beftänbigen UmroanblungS* 
proje^ ber Gräfte eingegangen werben foHen (©. 37—39). 3*u Sln^ang 
ber »rod^üre wirb ein Urt^eil beS berühmten ^^9pf«^S ^vnbaU angefü^, 
nad^ weld^em bie Slffociation ber mcd^anifd^en @rfd&einungen im OrganiS« 
mu3 mit ben |)f9d^ifc^en im öewufttfein in SBa^r^eit bie le^teren in feiner 
SBeife ju erWären vermag, unb aud) bann niemalä ju erflären im ©tanb« 
fein würbe, wenn man fie bis in*ä Äleinfte conftatirt §ätte, wooon man 
je^t nod^ weit entfernt ift (©. 55). S3arnarb refümirt feine Ucberjeugung 
i>af^n, M^ wir als ^m^^ «ic^tS mit ber ^^ilofop^ie beS ©eifteS §u 
t^nn l^aben unb ba& bei bem a5er[ud^e, bie ^ß^äitomene beS ©vifkeS unter 



- 07 - 

bclin^'» ^>ev|uc6, bicfc :ätuffaffung feinet (Seäuerö burd^ DöUigc 
©niftettung $u üernid^tcn, bemcift, menn nid^t nod^ ©d^Iim«* 
mete^, fo bod^ tninbcften^, bag er §arttiiann'§ ®ud^ gar niijt 
ju ®nbe gctcfcn,. cor allem aber ta^ auf ben toorlicgcnben gatt 
fetner UeberfÄvift narf) fpectell bejügUd^e ßa^jitel C. VIII. „J)a§ 
SBefen ber 3cii3i^"S ^^^ Stanbpunfte ber 3ttt-®in]^ett be§ Un^ 
bewußten/' al$ uic^t ju bem tritiflrten 3lt)fd^nttt A gehörig, gar 
nid^t bead^tct fiat. Daffelbe ergiebt fid& aud^ aM feiner 55e^ 
^au^^tung, baß ,,tn iebein Gi bte 3lnorbnung ber 3J?oIecfiIc eine 
oerfd^iebcne fein mu^" (®. 150j, womit er vok e§ fd^eint ettDa§ 
gang 'Dienet unb uon .partmann nid^t S(ncrtannte§ gu fagcn 
glaubt. §ätte er ßap. C. VI. ber ßfitlofo^j^te beö Unbewußten 
gelefen, fo würbe er gefunben ^aben, ba§ .^artmann ganj ber^ 
felben Slnfid^t ift, inbeiu er fagt: „baß in ber fd^einbaren moIe=== 
cularen .s^omogenität be-5 befrudftteten ©e^:5 bod^ biejenigen ©iffe^ 
renjeu oor(}anbeu fein muffen, baj^ in i^rer ©ntwidfelung jum 
Siube ,,nad^^er bie feinften goiftigen unb förperlid^en Sigentpm«* 
feiten ber beiben (Altern an biefem wieber jum aSorfd^ein fommen. 
©taunenb unb bewuubernb muffen wir ^ier üor ber unenblid^en 
für um unfar^baren Jein^eit ber eiweißartigen üßateric ftitt 
fte^en." (^ijxl b. llnbew. 3 Slufl. ©. 511.) — 

hiermit enbet bie ffiiberlegung be§ Unbewußten burd^ §errn 
Dr. med. 3 1 i e b e I i n g , unb tnbem id^ meine Sefpred^ung ber* 
fclben bem Urt^eil beö wiffcnfd^afttid^ gcbilbeten "^ublifum^ über* 
gebe, glaube i^ ntc^t beffer f daließen ju fönnen, aU mit ben 
SBorten eine^^ natuininffcnfc^aftlid^en J^tfd^cr^, eine§ ®elc^rten 
im ebclfteu Sinne, ©ruft ^äcfeT^. ©erfetbe fagt in feiner 
;,i)latürlic^en Scböpfum>^';;cfd)id}te'' 2. Vlufl. 5. 039: „Sie Un* 



bie ©efc^e ber 'JJlaterie juviicfsuf liieren, rair über unfern Soben J^inauSs^ 
roanberu, nic^t^ (iJerotffc^ auffteUcn, 't>cn ^ilatnen ber e^acten SBiffenJd^aft 
lä(^eriic§ machen" (3.52). 2)ie5 möc;e öerr otiebeling fid^ oon feinem 
Sanbömann gcfat^t fein (äffen. 



— 98 — 

ma[fc tjon neuen em^irifc^en Zi)at]a^tn, mit benen un§ bie xk* 
figen gorti'd^rittc bcr neueren 9?aturmiffenic^wift bcfannt gemaij^t 
i}abm, i}at eine üof^errfdjenbe 9Jetgung für ba§ fpecieüe ©tubium 
einzelner ©rf^einungen unb Heiner engbcgrenjter ©rfa^rungs*» 
gebiete l^erbeigefü^rt. Darüber mirb bie ®rlenntni§ ber übrigen 
2:^eile unb namentlid^ be§ großen umfaffcnben 9laturganjen meift 
üööig üernai^läffigt. Qeber, ber gcfunbe 3(ugen unb ein 3Sl\ho^^ 
lop jum SeobaÄten, glei^ unb (Sebulb jum ©ifcen fjat, lann 
^eutjutage burd^ mifro§Io^)ifd&e „©ntbetfungen" eine gemiffe 93e^ 
tü^mt^eit erlangen, ol^ne bod^ ben Flamen eine§ 9laturforf(^er3 
ju öerbienen." 

®. 640—41: f,^oi) ml nad^t^eiliger aber, al3 jene ein* 
feitige 9ii^tung ift für ha^ allgemeine SSerftänbnig be§ 5Raturganjen 
ber aWangcI an ^}!^ilofo^^ifd^er SSitbung, burd^ »eld^en fi^ bie 
.meiften 9laturforfd^er ber ©egentüart au§jeidC)nen. Die üielfai^en 
SSerirrungen ber früheren fpeculatioen 'iftaturptjilofop^ie, au§ bem 
erften S)rittcl unfere^ ^al^r^unbert^, ijabtn bei ben eyacten cm^^i* 
rifd^cn 9taturfori^ern bie ganje ^^Uofop^ie in einen fold^en SDii§* 
crebit gcbrad^t, ba§ biefclben in bem fonberbaien SBa^ne leben, ia^ 
Oebäube ber Jlaturtmffcnfd^aft aug bIo§en Xl^atfad^en, o^ne 
^j^ilof op^if d^e 93erlnüpf ung berf elben, au^bloßeuSenntntffen 
o^ne 3Serftänbnt6 berfelben, aufbauen ju fönnen. 

„553ä^renb aber ein rein fpeculatit)c§, abfolut ^)^irofo<)]^ifd^e5 
Sel^rgebäube, tüeld^cg fid^ nid^t um bie unerläpc^e (Srunblagc ber 
em^jirifd^en 2!^atfad^en lümmert, ein 8uft|^Iü§ mirb, bag bie erfte 
bcfte (Svfa^rung über ben §aufen irirft, fo bleibt anbrerfeits ein 
rein empirifd^eä, abfolut an^ 2^^atfad^en äufammengefcfeteS itf)X^ 
gebäube, ein toüfter ©tein^aufcn, ber nimmermehr ben Slamen 
eine^ ®ebäube§ öerbienen toirb. ÜDie nadttcn, burd§ bie ®rfal§* 
rung feftgeftcßten Ziiat]aijm finb immer nur bie rollen SSaufteine, 
unb ol^ne bie benleube SSern^ert^ung, oi^ne bict)^iIofo<)]^if^e 
SSerfnüpfung ber[elben lann leine SBiffenf d^aft ent* 



-T" 99 — 

[teilen. SBic td^ ^ifwm fc^on früher einbritiglic!^ öotjuftcücn 
fud^tc, entfielet nur burd§ bic tnntgftc SBcd^fehütrfung unb 
gcgcnfeittgc Sutc^btingung oon 'ip^tlofo^Jötc unb 
©m^iric ba§ unerfd^ütterlid^e ®e&äube bcr wahren, moniftifd^en 
2Btffen[(fiaft, ober \m^ ba[feI6e tft, bct S^atuttoiffenfd^aft 3tu§ 
biefet bcHagcn^wert^en ©utfrembung ber 9Jaturtniffcnfd^aft üoit 
ber ^^tlüfo^^i^, unb au» bcm ro^cn ©mpirt§mu§, ber Ijeutju^^ 
tage Iciber Jjon ben meiften "iyiaturforfd)ern aU „ejacte SSSiffcn^ 
fd)aft" geprtefen n^lrb, entfprtnäcn jene feltfamen Querf^^rünge 
be§ 3Serftanbe§, jene groben SSerftögc gegen bte ele^ 
tnentare 8ogt!, iene§ Unüctmögen ju ben etufad^ften 
©d^lu^folgerungen, benen ®ie l^eutjutage auf aUen SSSegen 
ber 9?aturn)i[fenfc^aft, gang befonberö aber in ber 3^^:^ 
logte unb ffiotanif begegnen fönnen. §ier räd^t fic^ bie 
SSernad^Iäjfigung ber p^tlofop^ifd^en S3ilbung unb ©dCjU" 
lung be§ ®eifte§ auf ba§ ©mpfinbltd^fte.'' 

©iefe ©orte finb tüte für ©ttebeltng ge[c^rieben. 9tur 
be^anbeln fte bie unp^tlo[op^ifd^en 9laturfovfd^er nod^ infofern 
nttt einer gewiffen 2ld§tung, aU fie gen)iffe 2eiftungeu in ftoff* 
lid^er Sereid^erung ber SBSiffenfd^aft unb jebenfaßiS ein geiDiffeS 
'SRaa^ pofitioer empirifd^er Senntniffe, wenn auc^ in einfeitiger 
9Jidjtung, Dod^ über ba^iOZaal biüetantifd^en Saicnt^um^ I)inau^^ 
ge^enb, oorau^fe^jen. >Diefe 35orau§fefeungen treffen nun, wie 
mir fa^en, bei ©tiebeling aud^ nid^t einmal ju; er l^olt fic^ 
feine Senntniffe gro^ent^eil^ au§ bem ena)clopäbifd^cn Sert be^ 
befef)beten ®egner§, ber fid^ felbft in üielteid^t übertriebener 33e^ 
fcf>eibenl)eit aU 8aie befcnnt, unb offenbart feine fad^männifc^e 
Untüiffen^eit ni^t nur in ber ^armlofen Slneignung veralteter 
"JJomencIaturen unb ©rudff eitler , fonbern in nod| meit ^aar* 
fträubenberer SSeife ba, too er ^od^müt^ig unb bnmmbreift fi^ 
barüber lounbert, n.ne §artmann ju angeblich ganj grunblofen 
unb falfd^en Behauptungen fominen fönne, über bie ©tiebeling 



— 100 — 

bod§ aug iebcm §anb5u^ bcr ^^^fiologie, aU Übtx aßgcmcin 
anerfannte iDiffcnfd^aftüd^e gunbamentalwa^r^citen ^ättc Sclel^* 
rung fud^cn fönnen. 

206% ©teüung ©ticbcling ju bcn '^Jroblcmen bet 2Biffcn=^ 
fd^aft einnimmt, txfjdlt in l^umotiftifc^et ©cife auö bcr üt^atfad^c, 
bag Dr. 8öui^ Süd^ner, bcr SScrfaffer oon „traft nnb ©toff" 
unb bcr confcqucntcftc 5l5er(}ö^ncr bcr Scftrcßungcn bcr beutfd^en 
^l^ilofopl^ic, fid& getricöcn fü^It, in einem 5'^iiiü^ton bcr ^ran^ 
fnrter 3eitnng (1871, 9ir. 283) fid§ ä"ni eijrenrctter ber ^?^i- 
lofop^ie gegen bie natunpi[fenid^aftlid^c Ucöer^cömtg ©ticbe* 
ling'g aufjmncrfen, obvoott xfjn Iciber bie gemeinfame (Segner^^ 
fd6aft gegen ^artmann^» ibeaüftifd^en Stanbpnnft fo iDcit ücrblenbet, 
ba§ er e§ nnterlä^t, bie Urnniffcn^elt unb aSerftänbniglofigfeit 
(Stiebcnng'''3 auf naturipiffcnf^af tlic^em (Sebiete an^ucrfennen. 
5)ic 3i^^^^ttt)cifung ©ticbcling'ö burd^ benienigen beutf^en 
5yfaturfürf(|er, tücldfecr bi^^^er ti^o^I mit 9icc^t al^ ber craffeftc 
unb confequenteftc aüer unp()ilü|op[)iid^cn SDiaterialifien gegolten, 
ift fo intereffant, bag i^ mid^ nid^t enthalten fann, bicfelbc l^ier 
beiäufügen:„§crr ©tiebcling afe gebilbctcr ^^^fiologe (?) mirb 
ja fclbft am beften tpiffen, bag gcrabe bicjcnigc SBiffcnfd^aft, 
auf n^eld^e hierbei 3lt(e^ anfommt, bie ^^^fiologic fid& bii^^cr 
aßen icncn an bag *ißI}iIofop^ifd^c ftreifenben fragen über ia^ 
95er]^ältni6 t»on ®eift unb Sörper, ®el)irn unb @eele u. f. m. 
gegenüber paffiü t»er^ielt, unb bag erft burd§ ba§ 3tuftrctcn ber 
cmpirifd^cn/^Pofop^ic l^icrin ©inige^ geänbcrt tourbc. ®benfo 
toenig roar bie ^f^d^olbgic aU mc^x p^ilofop^ifdjc SBiffen^ 
f^aft im ©tanbc ober tierfud^tc c;^ aucf} nur, icnc flaffenbc i^ücfe, 
roclcfec bem pl^ilofop^ifdC) S)enfenben fortuuit)renb tnic ein ^fa^l 
im 3'teifc^ fta!, au^äufüUcn. — 5tOc^ mefir jcigt ber Stu^brudE 
„3{ät()fel be§ ©afeimo^', beffen fic^ §evr Stiebeling bcbicnt, 
toie ioenig er feiner eigenen ®ad^c fitter ift. Ober bei toelc^er 
Si'iffcnfc^aft wlUc er firf), nad^oem bie ''ß^itofop^i^ abget^an 



- 101 — 
ift, bte oon t^tn fcI6ft getüfinfd^tc Stuöhinft übet jene SRät^fcI 

„Äeinc einjclne SBtffenfd^aft !ann biefe Su^funft — fotüeit fic 
nbnifanpt mv^lxii tft — crt^cilen, fonbern nur eine au§ ben 
:!){c]*uttaten aller äu|animenge[ctjte unb nai) ein^etrttd^en ©efic^t^* 
punften georbnetc logifcfee Erörterung, ©tefe Erörterung tft 
^nid^t fclo^ nct[)tt>enbtg unb jtuerfmäfng in fic^ felter, fonbern übt 
au4 wieberum ben n)o6[t^ätigften rücfn^irfenben SinfluB auf ben 
®ang ber etuselnen Siffenicf)aften — wofür \a gerabe in nnferen 
Jagen üCerall bie fpred^enbften 23eifpielc aufgefnnben »erben 
fönnen. §err ©tiebcUng ijat o^ne 3^^^^^ ooüftänbig red^t, 
menn er ben Umfang be^ gegentpärtigen ntenfd^Ud^en ffiiffen§ 
aU unerreichbar für einen einselnen Ä'opf erflärt. aber biefe^ 
loirb ja aucf) gar nid^t oerlangt, fonbern nur eine Äenntni| ber 
.aügemeinew unb aügemeinften Siefultate. S)iefe SRefuUatc werben 
aber mit bem i>oraufc^reiten ber einjelnen SBtffenfc^aften ntc^t 
complicirter ober fc^werer oerftänblid^, fonbern im (Segent^eil um 
fo einfa^er unb t»erftönblic^er, je me^r fid) bie einzelne SBiffen* 
fc^aft i^rem 3^^^^ *^i>^^ ^^^ Erforfc^ung ber Safjr^eit nci^ert. 
3Soüte man jebe ®tn3eItoiffenfd)aft lebiglid^ fid^ felbft überlaffen, 
fo würbe fd^ließlid^ feine me^r nacT) ber anbern fragen unb ju^* 
lefet wol^l ein unget)euere§ S^ao» oon Äenntniffen, erforfd^ten 
il^atfad^en, trefflid}en ^;)tu§anwcnbungen u. f. w. entficl^en; aber 
obue t)a§ eigentlicbe unb ()üd^fte ^^id aller menfc^li(^en SBtffeu:^ 
jcbaft, bie geifttge (Sonccntrirung unb 33evebelung ber SDfenfc^^eit 

„T:a^ 3l^ort „'l?()ilofop^ie" bebeutet ,X^cbt jur SSeiöl^eit"; aber 
auf ben i)tamen eines SBeifeu barf berientge nod) lange feinen 2tn^ 
fpruc^ mad^eu, ber nur in einer einzelnen Jinffeiifd^aft, wenn auc^ 
uoc^ fo ®ro^cö geleiftet ^at, fonbern nur berjenige, weld^er nir* 
gen b wo iiän^lid) unwiffenb unb überall ocrfuinbig tft. So fann 
and) nur 'IJ^ifof op^ie im guten Sinuc fic^ an jene 5tufgabe 
bcranwager^, g^ftüt^t auf bie ^Tle^uttote einer nidftt geringen S(n3a^I 



— 102 — 

etnjelnct SBtffenfd^aftcn, mlijt jum S^ctl unteretnanbcr nur \tfjX 
ttjcmgc ober gat fetnc birecten 33crü^rung§punltc bieten, nne 
j. 93. ®eoIogte, Paläontologie, ärd^äologic, 3(natomie, ^^^fiologic, 
^[^d^ologie, 3>^'^I^9^^/ ©ntwirflnng^gcfd^id^te, @prac!^tt}iffenfd^aft, 
©tl^nologie, ©efd^i^te, ©ocialtoiffenfd^aft, ^olitif n. f. m. u. f. w. 
©ie mu| babei (nnb bic§ i[t d^arattcrifttfci^ pl^ifofop^ifd^) t?on 
einem einl^eitüd^en nnb burd) logif^e SJerfnüpfnng ber S^atfad^en 
mit feflfte'^enben tüi[fenf^aftlid^en ©rnnbfäfeen gewonnenen ^rincip 
geleitet fein — eine gorberung, tocld^c, wenn man fie für 
einen fold^en Qmd an eine einjelne Siffcnfd^aft ftetten »ottte, 
gang finnIo§ fein würbe. 5lI[o lann man bie 5pi)ilofo^^ie r)ox* 
erft mä)t entbehren, toenigftenö für fo lange nxiit, aU nic^t but^ 
eine bi§ jetät noc^ nngefanntc (Sntwitfelung ber einjcinen SBiffen^ 

fd^aften unb 33ilbnng nener 3^^'iä^^n'f^"f ^^f^^" f ^^^ i^ ^^^\^ 
ber Qdt \ijon genug eingeengte ^^^tlofop^ifd^e !5)omäne i^t bi^* 
]^erige§ Serrain ganj ober beinahe i^erloren l^at. @o wäre eS 
möglich ober bcnfbar, baß bie 93c^anblung be§ obengenannten 
®egenftanbe0 mit ber geit, wie fd^on fo mit anbere ®egenftänbe 
J?or il^m, anö bem (Sebicte ber ^^ilofop^ie »erfd^winben unb gang 
ober bcinal^e gang in ba§ ©cbiet einer iejjt erft im ©nftel^en be^ 
griff enen SBiffenfd^aft, berStnt^ropologie ober ber Seilte öom 
3)?enfd^en übergel^en würbe. !5)agu wäre freilid^ erfotberlid^, bag 
fo üieleö, wa^ jefet nod^ mebr ober weniger ben ©^aralter bc5 
|)t)^}ot]^etifd^en ober Spefulatiüen in ber Se^re öom üJJenfd^en 
an fic^ trägt, gur wiffcnfd^aftlid^en ©cwiß^eit erl^oben würbe. 
3fmmcr^in muß bie ^l^ilofop^ie ber SBiffenfc^aft gewiffermaßen al5 
SSegweifer t^orangel^en unb wa^r [c^cinlid^ wirb biefeS immer 
fo bleiben, ba, roa^ bie ^}}^ilofo^)^ie mit bem 35orfd^reiten ber 
SBiffenfd^aften auf ber einen Seite oerliert, fie auf ber anbern 
©eite burd) SSermel^rung be§ ©enfftoff^, burd^ Erweiterung ber 
@efid)t§punlte unb burd) Steigerung ber fpe!uIatioen ober fogifd^en 
gä^igfeiten wiebergugewinnen im Staube fein wirb," — 



— loä — 

©ttefecüng ift niijt Wob ^^^ ;3"btuibuum, er ift ein 
JW^S! S^nc Sorte i^on einfälttgem SBtffeiisl^oi^raut]^ , bem 
©octfte an feinem SB agner für ewige 3^^^^^^ ^i" mufter'* 
gültiges jDenfnial gefefct l^at, fe^rt in©tie6eling in moberni^ 
firter ©eftalt lieber. Söa§ bamate ber ^^^ilologifd^e , ift l^ente 
ber naturttjiffenfd^aftlid^e ^^ilifter in ber ©ele^rtenre^^nblil, nnr 
ba^ er, »ie e§ unferer fortgef^rittenen Qtxt jiemt, nod^. grog«» 
rebnerifc^er geworben ift unb feinen früheren e^rlid^en Slmeifen^ 
flei^ an ben 9?agel gelängt l^at — überjengt, benfelben burd^ 
gefteigerte gred^l^eit nnb ®rogmäuügIeit in bequemerer SBeife ju 
erfeften — ein )pxoiatt^ SJiittel für bte heutige S^it felbft bei 
un§, gef^ujeige benn in jenem gelobten ßanbe ber 9ieflame, wo 
nod^ äerjte mit i^rem Darren baS Sanb bereifen, tote man bei 
un§ nur nod^ in ber Donijetti'id^cn D^^er ,,ber SiebeiStranI" 
fielet. (£ö mag fein, bap e^ aud^ bei un§ in 'Deutf erlaub nod^ 
.fo miwiffenbe Ster^te giebt wie §err ©ticbcling, obwof)! iä) 
es bejwcifle; feinenfaüs würben bte wenigen biefcr Kategorie bic 
@tirn befil^en, als ©c^riftfteUer aufzutreten — eine fol^e 
SJerl^ö^nung beS urt^ciI^ofä[)igcn ^ublifumS ift eben nur in Slmerila 
möglid^, wo baffelbe aßerbingS Heiner fein mag im SSer^ältnig 
ju jener ro^en !i?efermaffe, bie fic^ oon folgern Zxjpn^ tjerwanbt^ 
fd^aftlic^ angefprod)en fü[)lt. 

SBie JBagner empfinbet ©tiebeling ©l^rfurd^t üor feinem 
enormen SBiffen (f. ®. V) unb freut fid^ beffen : „Unb wie wir'S 
benn jule^jt fo l^errlic^ weit gebrad^t!" SSBie SBaguer ift ©tie^» 
beling abfolut entblößt oon jenem ^öd^ften p()iIofop[)if^en ^at§oS, 
ber SSerwunberung, bem uuenblid^cn Staunen J)or ben un^ 
enblid^en, unergrünblid^en , ewig neu fic^ gcbärenben Problemen 
beS EafeinS. %nx i^u l^at bie 2BeIt unb bie Statur nichts 
^roblematifc^es, — er finbet aüeS „ganj einfad^" unb wenn id^ 
aud^ nid^t bcijanptm will, bag er baS ®ra§ wad^fen ^ört, fo 
weil er bod^ jweifelsol^ne ganj genau, wie baS ®raS wäd^ft. 



- 104 - 

(5v ifdi füv ilUc^ eine iiifläruiu], c^an^ \m ein gciiüäfamer 
^rofcffor bc^ .s^xcjclianiömu^ , nur bajj tet?tcrcr eine btalccrifcije 
Äatcgorie an^ t^ein fo uiib fo inoltcu 8 bcv .v)i\]cri'd^cii ©ncpclo" 
pähiCf 2>txciicixnc{ abcx u\]enb ein auberc-:? für t^n finnlofcg 
'iBort atiä uöllicj bie A-vagc erlcbieicii^c ©rfläriiiu] ^inftcUt. Set" 
ticfinnevftc Xrieb im ^J)(eufd^emue|cn, ber c-s pofitiü unb quali^ 
tatio über bie I}ü(fi[ten 2ii\nc ert}ebt, \)c\{ ein^icjeii, ber ben 
iDieiifd^en in me()r ciU blo^ quaiitttatiiKr imb graMieller §inftc^t 
fd^eibct üüu „bem SBiirme, ^er beu Staub biirc^mü^lt/' unb i()n 
in ben üerjd^tebenfteu Jormeii jciner Sleußcriiug mit bem ©wigen 
in unmittelbarer SJerbtubung erhält, biej'er Xrieb, ben ^^optn^ 
l^auer fo fd^ön aU ffW:9 metapf}i)j'if(]^e 'öebürfui^" c^arafterifitt, 
er ift fold^eu ^)fatureu üerfagt. 

,,3<f) fyxiiQ fel6ft oft (^riUenl^afte 6tuiiben, 

2)oc^ fold^cn Xricb Ijab' i^ noä) nie cmpfuiiben." 

i^ani erfüüt Don bem, ma^^ ibr begren.^tor 93litf errctd^t, 
l^abeu fie fein 35crftänbuij^ für ben g(uo| be» C^3eifte^, ber alle 
§ö^eu unb !£iefen be5 Unioerfumö jn burc^bringen ftrebt, unb 
l^alten fo bie enge Sphäre i^re§ eigenen 3Birfen§ für bic aüctn 
üor^anbenc, unb für bie ber ganjen SBelt genügenbe, mic fic i^iten ■ 
genügt unb fie fic^ felbft in i^r genug t^uu, mit SBagner rufenb : 

„Xi^ut nic^t ein braoer SJlann genug, 
S)ie i^unft, bie man ii^m übertrug, 
(Seiüiffeni^aft unb pünftlid) au§juüben? ... 
O glütfUc^, rocr onn feinen ®a6cn 
©otc^' einen 35ortl^ci( 3ief)cn !annl" 

föinc geiftige ®enü.]famlcit, ber gegenüber gxiuft oott ©taunen 
fagen mug: 

„2ßic nur bcm llopf nid^t aüe Hoffnung frf)minbet, 
„Xcv immerfort an fd^alcm 3^'uge !(c&t, 
„9Jlit gier'ger §anb nac^ «Sd^älcn gräbt, 
„Unb frol) ift, wenn er iRegenroürmer finbcti" 



Xrurf üon §. <£ i e l i n fl in 92aumburg a. <2. 



In Carl Dnneker's Verlag (C. Heymons) in Berlin, Französ. Strasse 
20a, erschien: 

Dr. Eduard von Hartmaim, 

Philosophie des Unbewussten. 

H^ Dritte, beträchtlich vermehrte Auflage. "VM 

(1. Aufl. 1S69; 2. Aufl. 1870; 3. Aufl. 1871). 

In 10 dreiwöchentlichen Lieferungen von je 5 — 6 Bogon gr. S im Preise Ton 10 Sgr^ 

Auch complet geh. 52 Bogen. Preis 3 Thlr. 10 Sgr. 

Neueste Urtheile der Presse über obiges Werk. 

Spenersche Zeitung 1871, Nr. 266, „Wenn ein Werk von solcher Wucht des 
geistigen Gehalts in 3 Jahren 3 Auflagen erlebt, so steht das in der Geschichte 
des Buchhandels eben so sehr als Unicum da , wie die Erscheinung in der Ge- 
schichte der rhilosophie, dass ein Autor gleichsam über Nacht zu einer Be- 
rühmtheit gelangt. Beides ist nur dadurch erklärlich, dass zum ersten Mal 
ein so bedeutender, originaler Ged ankcugchalt in einer im edelsten 
Sinne populären und nach Form und Inhalt fast durchweg interessanten, 
stellenweise sogar pikanten Darstellung geboten wird. Das Werk dürfte seine 
erprobte Anziehungskraft auf die weiteren Kreise des gebildeten Pu- 
blikums auch in dieser neuen, nicht unerheblich bereicherten Auflage bewähren." 

Nürnberger Correspondent 1871, Nr. 507: „Das merkwürdige Buch hat 

nicht nur durch seinen bedeutenden und originalen Inhalt den Ver- 
fasser als ebenbürtiges Glied der Zahl der klassischen Phüosaphen an* 

gereiht, sondern ist auch — und das will heutzutage bei solchem Werke fast 
noch mehr sagen — durch die Zei tgemässhei t vieler in ihm erörterter 
Probleme, sowie durch die verstündliche und anziehende Form der Be- 
handlung zu einer Art Modelectüre des gebildeten Publikums geworden.*' 

Volkszeitung 1871, Nr. 181: „Wie man auch über die Dichtigkeit und Trag- 
weite der Hartmann^schen Philosophie denken möge, dreierlei wird man ihm un- 
bedenklich zuerkennen müssen : erstens eine geniale Originalität, die ihn eben- 
bürtig an die Seite der grössten Philosophen aller Zeiten stellt, 
zweitens die Thatsache, dass er der bewusste Summe nz ich er derjenigen Systeme 
ist, in welchen die bisherige Entwickelung der Geschichte der Philosophie gipfelte,, 
drittens den Titel eines modernen Philosophen im besten und edelsten 
Sinne des Worts, der erfüllt und getragen ist von modernem Geiste. — Nur 
das wollen wir noch anführen, dass die formelle Behandlung der Darstellung die 
Aufgabe löst, die edelste Popularität n)it wissenschaftlicher Tiefe, 
die gemeinverständlichste Klarheit mit Kürze und Präcision, und 
nüchterne rationelle Gründlichkeit miteinerschwung vollen, von 
Geist sprühenden, stellenweise klassisch vollendeten Diction zu ver- 
einigen." 

Dr. Max Schasler sagt in seiner „Deutschen Kunstzeitung (die Dioskurcn)" 
1S71, Nr. 34: „Selten wohl — namentlich in neuertr Zeit — hat ein wissen- 
schaftliches AVerk eine 80 tiefe und nachhaltige Wirkung auf die Gebildeten der 
Nation hervorgebracht, als das oben verzeichnete. Der Grund davon ist 
unsrer Ansicht nach hauptsächlich in zwei Momenten zu suchen, welche dem ebenso 
bedeutenden wie interessanten Werk diese aussergewöhnfiche Popularität 
im besten Sinne des Worts verschaflt haben und für alle Zeit sichern 
werden: die Natur des Gegenstandes und die bei aller wissenschaft- 
lichen Strenge ausserordentliche Verständlichkeit und die geschmack- 
volle Form der Darstellung. - Mau sieht, dass gleichsam für jeden Stand- 
punkt und jede Weltansicht in dem Buche gesorgt ist. Was uns persön- 
lich betrifft, so gestehen wir, dass alle drei Abschnitte für uns von gleich fesseln- 
dem Interesse gewesen sind, in dem Grade, dass wir, unfähig zu irgend einer 
andern Beschäftigung, fast ununterbrochen das Ganze bis zu Ende- 
durchflogen haben, ehe wir im Stande waren, es mit Ruhe zu stndiren." 



Dr. Julius Bahnsen sagt in der „Nationalzeitnng" 1871, Nr. 359 and 361: 
„Die Kcnntuiss der einschlagenden Specialbeobachtungen ist eine so ausgedehnte 
und so weit furtgcführte , dnss Fachmänner es nicht verschmähen, sich an 
dieser cncyklupädischen Zusammenstellung zu unterrichten. — 
In der Thut frn}i])irt uns auch in dieser Specialbctrachtung zunächst wieder die 
alle Proihictioncu liarfmann's churaktcrisircndc Einheit, zu wclciicr bei ihm eine 
wahrhaft grandiose Nüchternheit, die gehörigen Orts mit sichtJicIicr Gcdissenheit 
aucli stilistisch in einer gewissen, der Trockenheit ualiekonunenden Abdäm]>tung 
der sonst bclcbtcicn Sprache sich ausprägt, und die unbestechliche VorurtheiiS- 
losigkeit zus:nnmen<rehon mit einer die Tiefen der Conlrovcrsen mit einem ein- 
zigen Lichtblick aut'hcllcndcn Klarheit des „Schauens^S Vermöge der Kvi- 
denzkrüt'tigkeit seiner Argumentationen hat mau aus Allem, was Jlartmaun 

schreibt, den iCindruck, er gebe die Philosophie des Selbstverständlichen/' 

Johannes Scherr sagt in seinem neuesten Werk: ,,l)ämonen^', S. 13— 14: 
„Hartmanns Huch ist, auch ganz abgesehen von dem reichen Gedanken- 
ge halt und dem wissenschaftlichen Werthe desselben schon darum von 
Bedeutung, weil der Verfasser als einer der wenigen, sehr wenigen 
dout:>chcn Öchriftstelier der Gegenwart sich giebt, welche den Muth haben, die 
Dinge mit ihren wirklichen Namen zu nennen und die Wahrheit unge- 
schminkt zu sagen. '^ 

Dr. Carl Freiherr du Prel sagt „Im neuen Keich** lS7i, Nr. 38: „In Bezug 
auf Klarheit und Tiefe, deren Beisammensein das eigentliche 
Merkmal des Genius ist, kommt ihm nicht leicht einer seiner Vorgänger 
gleich; er trnjit seine Gc<lanken in so fasslicher AVeise vor und seine Dic- 
tion ist so glänzend, cUitis ilmi nicht nur der Philosoph gerne folgt, sondern 
überhaupt jeder Gebildete, wenn er sich auch niemals mit Philosophie 
beschäftigte . . . Was aber wirklich zu bewundern ist, das ist die Fülle 
der Gedanken, der wir auf jeder Seite dieses Buches begegnen, und zu 
welcher wir wiederum selbst angeregt werden. Da linden sich nicht die Ge- 
danken spärlich zerstreut — sondern wir finden sie in solcher Quantität und 
Qualität, dasö es für unsre Anregung und Beleiiruug gar nicht darauf an- 
kommt, ob wir uns im Ganzen vom Verf. überzeugen lassen wollen oder nicht, 
seine Anhänger oder Gegner werden wollen. Das aber findet sich in der Litera- 
tur nur selten, und in der Philosophie gar bezeichnen solche Erscheinungen 

gleichsam did Etappen des Weltgeistes." 

A. W. Grube sagt in seinen „Studien und Kritiken für Pädagogen und Theo- 
logen" (Leipzig 1871), Ö. 203: „In dem reichen physioh)gisehen und psychologi- 
S( Jien Material, über welches er mit w c i t s c h a u e n d e m Blick und in steter 
Scilla gfertigkcit verfügt; in der geschickten Benutzung philosophischer, nament- 
lich Schelling'scher Aper(;*u's; in der Klarheit, mit welcher er die Probleme 
erfasst und als solche zum Bewusstsein bringt; endlich in der echt populären 
Darstellung, mit welcher er seine Sache vorträgt, darin besteht der Werth 
seines höchst anregenden Werkes.'* 

Dr. Max SchneldCWin sagt im Programm des Gymnasiums zu Hameln "1^1: 
„Es sollte mich ausserordentlich freuen, wenn dieser oder jener Leser durch ifi* 
obigen Darstellungen sich zu einem eingehenden Studium der Phil. d. l'nbev^. 
veranlasst fdiilen sollte, deren kritische Bewältigung meines Erachten»;"*. 
eine Hauptaufgabe der nächsten philosophischen Bestrebungen 
unserer Zeit sein muss." 

Blätter für literarische Unterhaltung 1871, Nr. 9: „Wir zwei'eln nicht, dass 

die neue Auliage dieser aus dem Reiche gegebener Erfahrung zu den Höhen der 
Metaphysik sich fortentwickelnden Philosophie in noch weiteren Kreisen 
als die erste Anklang fimlen wird. Ks iie^t schon in der Aufnahme der ersten 
eine schlagende Widerlegung der Anschuldigung, welche unser 
deutsches Publicnmder Gegenwart derAntheillosigkeit in philosophischen 
Dingen zeih t.** 

Kölnische Zeitung 1871, Nr. 117: „Seit Eduard v. Hartmann sein berühmtes 
Buch über das (Jnbewusste veröffentlicht hat, entdeckt auf einmal alle 
Welt IJnbewusstes. Sprach- und Staatsbildung, Keligions-, Kunst- un 1 
AVissenscliafts-Anfänge treten mehr als je in ihren ursprünglichen Zusammenhang 
mit dem Unbowussten.*' 

Dresdner Journal 1870, Nr. 274: „Wenn ein umfangreiches philosophisches 
Werk - zu einer Zeit, wo man überhaupt aller philosophischen Spccnlation abliold 
ist — in dem kurzen Zeitraum von etwa l'/a Jahren eine zweite AuUage erlebt, j 



3 

SO muss dessen Inhalt etwas gaOZ Ausserordentliohes , Bedeutendes bieten, 
and das ist auch wirklich von der in zweiter vermehrter Auflage erschiene- 
nen „Philosophie des Unbewusstcn von £. v. Hartmann Dr. phil/' zu rühmen. 
So rasch hat sich wohl in der gcsammtcn Geschichte der dentschen 
Philosophie noch kein Werk Bahn gebrochen, nnd wenige dürften 
sofort eine so günstige Benrthcilung erfahren haben. Spreclien auch beide Um- 
stände nicht immer für die Gediegenheit eines Werkes , ja sind sie leider nur zu 
oft ein Beweis vom Gcgcntheil, so macht doch der vorliegende Fall eine glän- 
zende Ausnahme." 

Sonntags -Beilage der Norddeutschen Allg. Ztg. 1871, Nr. 13: „Die staunens- 

werthc Behcrrscliiing des gewaltigen empirischen Materials dieser verschiedenen 
Wisscnsgeliicte, auf doncn allen K. v. Ilartmann sich mit gleicher Sicherheit be- 
wegt, geben seinem Buche einen Vorzug vor allen bisherigen Leistungen von 
Philosophen, Aristoteles und Leibniz für ihre Zeit natürlich ausgenommen, 
und machen seine Philosophie durch Befolgung der inductiven Methode der mo- 
dernen Healwisscuschaftcn zu einer ganz Speclflsoh modernen Erschei- 
nung, welche durch die Anbahnung einer Versöhnung der in den letzten vier 
Jahrzehnten weit auseinandergegangenen philosophischen und naturwissenschaft- 
lichen Disciplinen für bei de Kichtungen einen Wendepunkt bezeichnen 
dürfte." 

Gebharfs deutsch-amerikanisches Conversationslexicon unter „Eduard von 

Ilartmann" S. ISS: .,Scin Hauptwerk über ist die „Philosophie des Unbe- 
wusstcn", welche durch ihre überall hervorbrechende Originalität, 
sowie durch die klare, schöne, leichte und fasslichc Darstellung eine 
hervorragende F>seheinung in der phi!osopbi:?chen Literatur geworden ist." 

Magazin für die Literatur des Auslands 1871, Nr. 36: „Hr. v. Hartmann 

hätte sich unseres Erachtens seine Mühe sparen können" (in Antikritiken sich 
ZU' verthcidigcn). .»Ein Schriftsteller von seinem Werthe, der noch dazn 
selbst von diesem so überzeugt ist. wie er — und mit Hecht — sorgt am 
besten für seinen Ruhm, — wenn er das kritische Geräusch nihig an seinem 
Ohr vorübergehen lässt." 

Westermann's illustr. Monatshefte 1871 Juliheft: „Es ist das Verdienst Hart- 

manu\s,. dass er all diese und viele andre Thatsachen der Natur und Geschichte 
zusammengestellt und dadurch das Walten eines unbewusst Vernünftigen in allen 
LebenssphUren so energisch dargethan hat, dass dieser Bogriff fortan nicht mehr 
umgangen werden kann. Der Heichthum des Wissens, der Scharfsinn 
der Auffassung, die anziehende Darstellungsweise haben auch seinem 
Buch einen seltenen Erfolg gewonnen. Und es ist in der That geeignet, über 
den ^fatcrialismus \uu\ die Nachbeterei Schopenhauers, die gerade Mode sind, zur 
Betrachtung eines idealen Grundes aller Dinge, einer Alles durchwaltenden 
Vernunft hinzuloiten." 

Professor Franz Hoffmann sagt in der „Neuen Zeit" COrgan des Philo- 
S')phcncongresses Hd. II, Heft 1, S. 55: ., Dieser merkwürdige, geistreiche 
Um- und F'orthililungsversuch der Schopenhauer'schcn Lehre erlebt bereits in 
Folge ungewöhnlich lebhafter T heil nah nie der Gebildeten die 
zweite Auflage, «leren Erscheinen ich abwarte, um von ihr in dieser Zeitbchrift 
Nachricht zu geben. Der Freund Baadcr's kann die durch Hrn. v. Hartmann 
hervorgerufene Bewegung der Geistt-r nur willkommen heissen. weil sie 
in hohem Grade auf die Probleme hinführt, deren Lösung nur bei Baader zu 
finden ist.** 

Aeltere Urthoile. 

Hieronymus Lorm sagt in der „Neuen freien Presse'* 18T0. Nr. 1936; .,Ein 
solch' unvergängliches Denkmal i&t die Philosophie des Unbewusstcn, dir, 
alle liesultuto bisheriger rorschnnir umfassend und benutzend, nach allgemein 
verstäntllicher iiiiluctivcr Methode vorgehend, auf naturwissenschaft- 
licher Grundlage aufgebaut, nicht nur eine der ticfsinnig&ten, 
sondern auch der elegantesten und unterhaltendsten Schöpfungen des 
menschlichen Geistes i^t, wciChe die allgemeine Anerkennung be- 
reits zu dem Range einer Pfliclillectüre der Gebildeten erhoben hat.'' 

Dr. David Asher sagt in der wiss. Beilage der Angsburger ,, Allgemeinen 
Zeitung'* 1809, Nr. 1-lS: „Es ist gewiss nicht zu viel gesagt, wenn wir das Werk 
als eine der bedeutendsten Bereicherungen der Philosophie der Neuzeit bezeichnen 



«nd ihm eine bleibende Stätte in der Oeschichte dieser Wifleen- 
Schaft yerheissen. Tüchtig geschnlt in der Mathematik nnd Logik, tob 
immenser Belesonheit besonders auf dem Gebiete der Physiologie, nnd 
gründlich bewandert in der Geschichte der Philosophie, entfaltet der Ver- 
fhsser neben der schärfsten Dialektik eine Beherrschung der Form» 
die seinen Werken eine fast classische Vollendung giebt, und den Leser 
zu fesseln versteht." 

Rudolf Gottschall sagt in seinen „Portraits und Studien'^ Bd. II: „Ein Phi- 
losoph des Unbewiiästcii*': „Das Werk nimmt durch den Beichthum der Ge- 
dankenwelt, den CS erschliesst, durch die oft neuen und originellen. 
Gesichtspunkte, durch die umfassende Aufnahme eines naturwissenschaftlichen 
Materials, durch die bei aller Tiefe doch populäre Fassung und IlaltuRg 
einen so hervorragenden Rang unter den pliilusophischon Werken der Neuzeit 
ein, dass es auch für weiteste Leserkreise von hohem Interesse ist, um 
so mehr, als die Probleme, die es erforscht, der allgemeinsten Thellnahme 
nahe liegen. — llartmanu ist in der ganzen Betrachtungsart noch schärfer, sar- 
kastischer, pessimistischer, so dass diese Capitcl zu dem Pikantesten gehören» 
was über dies Thema (Liehe) in neuerer Zeit und vielleicht überhaupt ge- 
schrieben worden ist." 

Alexander Jung sagt in der Köuigsberger „Uartung'schen Zeitung'* 1870, Nr. 34 : 
„Wer In der Philosophie ein neues Problem zu stellen, es neu, überraschend zu 
fassen vermag, Kesultate auf dem Wege seiner Lösung gewinnt, welche bis dahin 
noch imbekannt waren, der ist ein Denker von Beruf, ein Denker ersten 
Ranges, und es wird uns mit seinem Werke eine neue Anschauung aufgehen. AI» 
einen Mann der Art müssen wir den Verfasser obigen Buches bezeichnen. — 
Diese Partie des Werks ... ist eine der imposantesten Schöpfungen, welche 
je Denker oder Dichter in die Erscheinung geworfen haben, ein 

entzückender Abgrund von metaphysischem Tiefsinn, ein speculativ tragödisches 
Drama.'' 

Allg. medicinische Central-Zeitung, 1870, Nr. 47: „Nachinductiv-natur- 

wissenschaftlicher Methode forschend, sucht er zu speculativen Kesul- 
taten zu gelangen, und er ist zu dem Bchufe mit einer gediegenen Kenntnis« 
nicht nur der philosophischen Systeme alter und neuer Zeit, sondern auch 
aller hier in Betracht kommenden Zweige der Naturwissenschaft 
und der Mathematik ausgerüstet. Bei alledem ist die Darstellungsweise all- 
gemein verständlich, gefällig und anziehend; er hält Sich Streng an die 
Thatsachen, um aus ihnen seine Schlussfolgerungen zu ziehen, w^eicht jeder breiten 
polemischen Erörterung aus, und lässt alles die Sache nicht fördernde, den Laien 
abstossendc gelehrte Beiwerk bei Seite. — Das Werk legt ein beredtes Zeugniss 
ab von dem redlichen und ergiebigen Fleisse ll.^s auf den verschiedensten 
Gebieten menschlichen Wissens und ist geistvoll und zu selbstständigem 
Denken anregend selbst in seinen Irrthümern." 

Professor F. Micheils (in Braunsberg) sagt im katholischen „Theologischen 
Literaturblatt'' 1870, Nr. 15: „Wenn man zugesteht, dass diese Schrift erstens 
Ein wirkliches Endresultat der in ihrem Entwickelungsgange tief durch- 
dachten modernen protestantischen Philosophie darstellt, dass sie 
zweitens die ganze Summe der Kesultate der neueren Naturwissenschaft 
als ihren Grundstoff gründlich verwert h et, zugleich aber keine andre wesent- 
liche Seite der Wissenschaft ganz unberücksichtigt lässt, und dass sie drittens 
auf diesen Elementen in der That eine neue, bis dahin noch nicht da- 
gewesene Weltanschauung selbstständig aufbaut: so ist damit zn 
ihrer allgemeinen Würdigung und zur Motivirung einer Kecension in diesen Blät- 
tern genug geschehn." 

Die Presse 1870, Nr. 12: „Das Alles aber hat der Verfasser gethan und in 
einer selten klaren, geistreichen und doch wissenschaftlich tiefen 
Weise sein Buch geschrieben, dass es nicht zu verwundem ist, dass er allent- 
halben als Denker ersten Ranges begriisst wird und sich mit einem Schlage 
die allgemeine Anerkennung erworben hat. — Wir verweisen nochmals 
auf das Werk; man lasse sich die Mühe nicht verdriessen, die grÖSSte literarische 
Erscheinung des letzten Decenniums aus eigener Anschauung kennen zu lernen.'** 



Druck der llofbnchdrackerei (II. ▲. Pierer) in Alteuborg.