2SEGS
35. Jahrg, » BERLIN, 17. August 1909. at No. 33.
PHOTOGRAPHISCHES
WOCHENBLATT
Redigirt von J. GAEDICKE
Berlin W. io.
Inhalts-Verzeichnis
Die internationale photographische Ausstellung in Dresden 1909 . . 321
Ueber die angebliche Förderung der Solarisation durch Halogen¬
absorptionsmittel . 322
Photographisches Gewerbe im asiatischen Urwald . 324
Repertorium: Fernsehen durch den Draht . 326
Bei der Redaktion eingegangen . . 326
Preisausschreiben . 301
Verschiedenes . 327
Einfuhr und Ausfuhr von Trockenplatten . 327
Monopolisirung der photographischen Berichterstattung . 327
Patentliste . 327
Das Photographische Wochenblatt erscheint wöchentlich Dienstags.
Jährlich viele Kunstbeilagen.
Bezugsbedingungen: Bezugspreis für In- und Ausland: Mk. io das Jahr
Mk. 5 das Halbjahr, Mk. 2,50 das Vierteljahr. Abonnements, die nicht 14 Tage vor dem
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Anzeigen sind bis Sonnabend Abend an den Verlag, Beriitt W., Bendlerstr. 13
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Verlag und Redaktion von J. Gaedicke, Berlin W., Bendlerstr. 13.
Man abonnirt bei der Geschäftsstelle Berlin W., Bendlerstr. 13
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Photographisches Wochenblatt
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Die Engländer und fttneriHaner
zeigen auf der Internationalen photographischen Ausstellung in
Dresden, dass der Platindruck das herrlichste und anpassungs¬
fähigste Ausdrucksmittel der photographischen Technk ist.
Zahlreiche Drucke sind auf unserem Ostera-Platinpapier her¬
gestellt, welches sich in England und Amerika rasch einführt.
Auch bei uns muss sich endlich der so lange vernachlässigte Platin¬
druck Bahn brechen, da nur dieser dem geläuterten Geschmack des
vornehmen Publikums entspricht und absolut haltbare Bilder liefert.
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Photographisches Wochenblatt
No. 33
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Wochenblatt
Redigirt von 3. Gaediche, Berlin W.
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l
| Erscheint wöchentlich Dienstags
35. Jahrg.
1
Berlin, 17. August 1909. J Nummer 33
Die Internationale pbotosrapMsche Jfwstelluns
in Dresden
f-'ine Ausstellung will gesehen und
' nicht gelesen werden und darum
haben Beschreibungen einer Ausstellung,
die man nicht gesehen hat, meist die
Wirkung eines Schlafmittels für den
Leser. Wenn wir nun den Tausenden
von Ausstellungsgegenständen der Dres¬
dener Ausstellung und den Mühen sie
zusammenzubringen gerecht werden
wollten, so müssten wir einen halben
Jahrgang unseres Blattes lediglich dieser
Ausstellung widmen und dagegen
würden unsere Leser protestiren, die
auch von anderen Dingen etwas erfahren
wollen. Wir können daher immer nur
Einzelnes herausheben und den Lesern
im Uebrigen empfehlen sich die Aus¬
stellung selbst anzusehen.
Die erste Gruppe der Ausstellung, die
im Hauptsaal und dessen Empore nebst
einigen Nebenräumen untergebracht ist,
befasst sich mit derPhotographie imDienste
der Länder- und Völkerkunde. Hier haben
wir es mit einem beschreibenden, auf¬
zeichnenden Thema zu tun, dessen Auf¬
gabe eine dokumentarische ist und bei
der das künstlerische Element, wenn
auch als angenehme Zugabe doch erst
an die zweite Stelle zu stehen kommt.
Hier heisst es das Charakteristische her¬
ausgreifen und es in absoluter Wahrheit
darstellen. Diesen wissenschaftlichen
Geist haben wir an einzelnen Stellen
vermisst und dafür mehr ein Bestreben
zu amüsiren gefunden, während es doch
hier lediglich auf Belehrung ankommt.
Die einzelnen Länder haben auch ihre
besonders hervorragenden Erzeugnisse
und Figuren in Volkstrachten ausgestellt.
Natürlich kann eine solche Ausstellung
nichts vollständiges darbieten, da dieses
Thema allein genügte ein Dutzend Aus¬
stellungen zu füllen. Am wenigsten ge¬
recht wird den hier gestellten Aufgaben
Hamburg, weil man hier in Verkennung
des Zieles dem vermeintlich Künstleri¬
schen das Uebergewicht eingeräumt hat.
Am besten haben den Kernpunkt erfasst
Preussen, Oesterreich und die skandina¬
vischen Staaten. Im Ganzen sind 34
Staaten vertreten, von denen gerade die
stärksten am wenigsten beigetragen
haben.
Die zweite Gruppe der Ausstellung
bildet die wissenschaftliche Photographie.
Wenn man dieselbe überblickt mit ihren
2Zä®;agRJE2Z3EC3SBr3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. ESSSESSE3SSE3S3ESä\
Tausenden von Anwendungen zur Er¬
forschung der subtilsten Erscheinungen,
mit ihren vielen Resultaten von hoch¬
ernster Bedeutung für unsere ganze
Weltanschauung, so erscheint uns ihre
Anwendung in nur einer Richtung, in
der Anwendung für das menschliche
Porträt, die sogenannte Berufsphotographie
als ein recht kleiner Teil des ganzen
Gebietes, das so still und selbstlos seine
Bahnen zieht und doch so Gewaltiges
leistet.
Von besonderem Interesse ist der von
der Königlichen Akademie für graphische
Künste und Buchgewerbe in Leipzig
zusammengestellte Experimentirraum. Es
sind hier Vorkehrungen getroffen, dass
vom Publikum selbst an der Hand
einer Beschreibung Experimente angestellt
werden, durch die sowohl die physika¬
lischen als die physiologischen Gesetze,
die das Licht betreffen, erläutert werden.
Eine solche praktische Belehrung durch
beobachtete Tatsachen ist viel wirksamer
als durch Schrift oder Wort, weil sich
bildliche Eindrücke viel fester einprägen.
Dieser Teil der Ausstellung ist ausser¬
ordentlich verdienstlich.
Ebenso interessant sind die Beläge
der photographisch wissenschaftlichen
Untersuchungen. Dann kommen die
zahllosen Anwendungen der Photographie
in der Botanik, Zoologie, Antropologie,
in der Rechtspflege und Verwaltung im
Bibliotheks- und Museumswesen, in
der Physik und Chemie, in der Patho¬
logie, der Meteorologie und Astronomie,
die Farbenphotographie, in Mineralogie
und Geologie, die Photogrammetrie und
Ballonphotographie und schliesslich die
Anwendungen in der Technik. Auch die
photographischen und graphischen Lehr¬
anstalten haben durch sehr reichhaltige
Ausstellungen ihre Leistungen vorgeführt.
Wer das alles mit Aufmerksamkeit
studiren will, der braucht dazu Monate
und hätte sich mindestens von Mai bis
Oktober in Dresden installiren müssen.
Dieser Teil der Ausstellung müsste als
photographisches Museum erhalten bleiben
um eine dauernde Quelle des Studiums
zu gewähren.
lieber die angebliche Förderung der Solarisation durch
Von Dr. Lüppo-Cramer.
(Wissenschaftliches Laboratorium der Dr. C. Schieussner-A.-G. in Frankfurt a. M.)
Fs ist im Verlaufe meiner experimentellen
Untersuchungen mehrfach als eine
unbezweifelbare Tatsache hingestellt wor¬
den, dass Halogenabsorptionsmittel die
Solarisation verhindern oder wenigstens
stark hinausschieben. Das eindeutigste
Resultat geben in dieser Hinsicht die
Nitrite,*) deren solarisationshemmende
*) Lüppo-Cramer, Photogr. Probleme, Halle
1907, S. 140 u. f.).
Wirkung schon vor langen Jahren von
Abney erkannt wurde.
Neuerdings hat nun Trivelli*) die
Ansicht ausgesprochen, dass die Wirkung
der Nitrite und anderer Agenzien als
Gegenmittel gegen die Solarisation »ganz
auf verzögerte Entwicklung zu¬
rückgeführt werden« könne. Einen
*) Zeitschrift f. wiss. Photogr. Bd. VI (1908)
S. 254.
322
E2*»E22SE2'SEiBZ3Se3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. ESS3 ES£3 G3S3 HK3 E35S
Beweis für diese höchst seltsame Be¬
hauptung versucht der Autor merk¬
würdiger Weise gar nicht, er geht viel¬
mehr in seinen durch Experimente wenig
geläuterten theoretischen Spekulationen
weiter, wobei er noch Widersprüche in
meinen Untersuchungen zu finden glaubt
und kommt endlich zu dem Schlüsse:
»Die Halogenabsorption muss also die
Solarisation fördern.«
Ohne mich vorläufig auf rein spe¬
kulative Betrachtungen einzulassen, denen
kaum ein sonderlicher Wert zuzuschreiben
ist, wenn man den Boden der Tatsachen
verlässt, will ich zunächst nur die Ansicht
Tri veil is richtigstellen, dass man die
solarisationshemmende Wirkung der Nitrite
und verwandter Körper auf verzögerte
Entwicklung zurückführen könne.
Gewöhnliche Trockenplatten (Schleuss-
ner Gelb) wurden in 2 prozentiger Lösung
von Natriumnitrit zwei Minuten lang ge¬
badet und dann getrocknet. Derartig
imprägnirte Platten wurden neben un-
gebadeten Kontrollplatten unter Sensi¬
tometerskalen von Chapman Jones dem
Tageslichte 6 Minuten lang ausgesetzt
und alsdann, jede Platte für sich, eine
Stunde lang gewaschen. Darauf wurden
die beiden Platten in Metol-Soda vier
Minuten lang entwickelt. Die erhaltenen
Negative zeigen, dass die Solarisation
durch die Imprägnirung mit Nitrit voll¬
ständig aufgehoben wurde. Uebrigens
spielt es keine merkliche Rolle, ob man
das Nitrit vor der Entwicklung auswäscht
oder nicht. Man kann auch dem Ent¬
wickler sehr grosse Mengen von Natrium¬
nitrit zusetzen, ohne irgend eine Ver¬
zögerung der Hervorrufung von normal
belichteten Schichten zu beobachten.
Schliesslich will ich nicht den Hinweis
unterlassen, dass die Unhaltbarkeit der
Hypothese, dass eine Entwicklungs¬
verzögerung die solarisationshemmende
Wirkung halogenabsorbirenderSubstanzen
bedinge, schon früher von mir nach¬
gewiesen ist. Bei meinen mikrophoto¬
graphischen Untersuchungen,*) über die
Aufhebung der Solarisation durch Nitrit
(Fig. 21 und 22 1 c.), die an ursprünglich
mikroskopisch dünn gegossenen
Schichten mit nur einer Kornebene
vorgenommen wurden, betonte ich aus¬
drücklich, dass hier Diffusionserschei¬
nungen nicht ernstlich zu allerhand Hy¬
pothesen herangezogen werden könnten.
Die Behauptung Trivellis, dass die
von mehreren Autoren übereinstimmend
betonte Wirkung von Halogenabsorptions¬
mitteln gegen die Solarisation auf eine
Verzögerung der Entwicklung hinauslaufe,
ist also hinfällig, sie beruht auf einer ganz
willkürlichen Annahme, die falsch ist und
damit ergeben sich die weiteren Folge¬
rungen Trivellis, die ihn schliesslich zu
der sonderbaren Theorie führen, dass die
Solarisation durch halogenabsorbirende
Agenzien gefördert werde, von selbst
als Trugschlüsse.
*) Lüppo Cramer, Photogr. Probleme, Halle
1907, S. 143 u. f.).
323
62ÜS K2S E2SS GZ2E BC3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. SSS3HSS3 SS53 SS53
Photographisches ßewerbe im asiatischen Urwald
(Eigenbericht aus
I Tnser asiatischer Berichterstatter be-
' reist zur Zeit die Shan-Staaten und
sendet uns von dort folgenden Bericht:
Die Shan-Staaten liegen zwischen
chinesischem Gebiet im Norden und
englischem Gebiet im Süden eingekeilt
und werden von vier eingeborenen Fürsten
beherrscht, die jedoch unter englischer
Oberhoheit stehen. Diese Oberhoheit
hat indessen nicht viel zu besagen, weil
es nur ganz wenige Städte, Dörfer und
Ansiedlungen in diesem Lande gibt, wo
man bisher jemals Europäer gesehen hat.
Das ganze Land stellt nämlich ein
riesenhaftes zusammenhängendes
Urwaldgebiet dar, das nur hier und da
durch eine kleine Stadt, ein Dorf, eine
Ansiedlung gleichsam oasenartig unter¬
brochen wird. Erst seit fünf Jahren ist
das Land durch eine Eisenbahn, welche
die Engländer von Burma aus durch
dieses Urwaldgebiet bis nahe an die
chinesische Grenze herangebaut haben,
mit der Aussenwelt, mit ihrem Handel,
ihrer Kultur und Zivilisation in Verbindung
gebracht worden. Aber ein Eisenbahnzug
kommt und geht nur dreimal in der
Woche, und man fährt auf dieser Bahn
oft stundenlang, ohne auch nur eine
menschliche Behausung wahrzunehmen.
Die Weltabgeschiedenheit des Landes
ist also noch immer eine etwas unheimliche,
nur die europäischen Importwaren in den
Bazargeschäften der fürstlichen Residenz¬
städte Hsipaw, Lashio usw erinnern den
fremden Besucher daran, dass er sich
nicht ausserhalb der Welt befindet.
Selbstverständlich wohnen Europäer so
gut wie garnicht in diesem Lande..
Und doch gibt es hier, und noch
dazu im abgelegenen Endpunkte der
Eisenbahn, im Städchen Lashio, ein
Niederschlag europäischer Kultur, den
man am allerwenigsten zu finden ver¬
mutet hatte, eine regelrechte Beruf s-
den Shan-Staaten.) , , , ,
[Nachdruck verboten.
Photographie. Dass gelegentlich Touristen
mit dem Kodak in der Hand das Land
durchziehen, oder besser mit der Bahn
durchfahren und auch wohl einmal ein
Photograph aus Rangoon, Mandalay oder
anderen englischen Plätzen hier ein paar
Aufnahmen macht, weil die Natur dieses
Landes überraschend grossartig ist, ist
ja sehr nahe liegend. Aber dass ein
Berufs-Photograph, und noch dazu ein
Eingeborn er, sich hier regel¬
recht etablirt hat und gute Geschäfte
macht, ist im höchsten Grade verwun-
dersam. Der junge Mann ist dabei gar
nicht ungeschickt in seinem Gewerbe;
ich habe in anderen Ländern zivilisirte
und sogar europäische Berufs¬
photographen gesehen, die weniger Ge¬
schmack und Schönheitssinn hatten, als
dieser Mann im asiatischen Urwald.
Allerdings auf Landschaftsbilder, Volks¬
typen und dergleichen, mithin auf Bilder,
die er etwa an Fremde verkaufen könnte,
lässt er sich gar nicht ein. Erstens sind
fremde Touristen und selbst solche aus
den englischen Nachbarländern wie
Burma, Indien usw. ganz vereinzelt hier
anzutreffen, und zweitens bat er mit dem
Photographiren von Personen genug
zu tun und genug zu verdienen. Be¬
sonders an drei Tagen in der Woche
macht er glänzende Geschäfte, nämlich
an den drei Eisenbahn-Tagen, die zugleich
die Markttage sind. An diesen Tagen
ist das Städtchen überfüllt von Land¬
oder besser gesagt: Wa I d leuten, die
weither aus ihren Dörfern und Gehöften
kommen, ihren Reis, Früchte, Gemüse,
Schafe, Kühe und sonstige landwirtschaft¬
liche Erzeugnisse in die Stadt bringen
und dafür Waren europäischer Herkunft
mit zu ihren Penaten nehmen. Aber
nicht nur aus Geschäft s -Rücksichten
kommt das Völkchen nach Lashio, sondern
auch um sich regelrecht zu amüsiren.
324
E2ST2 E2Z3E*2S5ZR2E^ PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT E35S E35S E353 1353 <3C3
Und eines der Haupt-Amüsements ist
das »Sich -photographiren- lassen«. Im
Anfang, als der Photograph sein
Atelier eröffnet hatte, wussten die meisten
kaum, um was es sich beim Photographiren
eigentlich handelte, und als dann dieser
und jener sich hatte photographiren lassen
und er sich selbst und seine sämtlichen
Bekannten ihn auf dem Bilde genau beim
ersten Blick wiedererkannten, da wurde
ganz Lashio und die ganze Waldgegend,
Tagereisen weit im Umkreis von einem
wahren Photographie-Fieber ergriffen, und
jeder wollte ein Bild von sich haben.
Der Kitzel der Spannung tat dabei noch
das Seine Denn wenn an einem Tage
die Aufnahme stattfand, so dauerte es
immer bis zum übernächsten oder gar
dritt- oder viertnächsten Markttage, an
welchem der Photograph das Bild fertig
zu haben fest versprochen hatte. Man
zog also aufgeregt wieder heimwärts,
um höchst aufgeregt an dem angesetzten
Tage wieder zur Stadt zu kommen, wo
dann sicher der erste Gang der Gang
zum Atelier des Photographen war. Jetzt
hat sich nun freilich diese Kindlichkeit
gelegt. Das Photographiren ist den
Shan-Staaten-Bewohnern nichts so Furcht¬
bares mehr, vielmehr etwas Selbstver¬
ständliches, worüber man sich weiter
nicht mehr verwundert. Aber trotzdem
hat das gute Geschäft des Urwald-Photo¬
graphen nicht nachgelassen, sondern blüht
lustig weiter. Denn nachdem im Anfang
fast nur die Männer sich hatten photo¬
graphiren lassen, sind es jetzt die Frauen,
welche — um modern europäisch zu
werden — dieser neuen Moderichtung
huldigen. Und man muss es den Shan-
Staatlerinnen lassen: Sie haben ebenso
gut Koketterie im Leib, die sie bei ihren
Aufnahmen anmutig zurGeltung zu bringen
wissen, wie europäische Damen. Plumpe,
steif hingestellte oder hingesetzte Gestalten
— wie man meinen sollte, — sieht man
bei Photographien dieser Urwald-Frauen
kaum, und wenn auch ein Teil der Urwald-
Grazie, die derartig photographisch ver¬
ewigt wird, auf Rechnung des entschieden
kunstverständigen Photographen zu setzen
ist, so ist bei all diesen weiblichen Pho-
graphien doch unverkennbar, dass die
Frauen selbst bei der Aufnahme das
Beste mit dazu beitragen. Fast durch¬
wegs lassen sich die Frauen in ganzer
Figur, stehend, sitzend, in Gruppen photo¬
graphiren, und sehr selten nur ein Brust¬
bild anfertigen. Und sie haben recht
daran. Denn die Kleidung der Shan-
Staatlerinnen ist im höchten Grade an¬
mutig und gibt dem Bilde, d h. der weib¬
lichen Gestalt das eigentlich Anziehende.
Der Rock besteht aus einem sehr bunt,
aber doch geschmackvoll gemusterten
grossen seidenen Tuch, das eng um die
Hüften geschlungen wird und ebenso
eng bis auf die Füsse herabfällt, während
die Gewandung des Oberkörpers aus
einem stets schneeweissen Leinen-Jäckchen
besteht. Diese Kleidung ist wegen der
vielen Seide sehr kostbar, aber da die
Shan-Staaten-Bevölkerung durchwegs sehr
reich ist — Arme gibt es hier überhaupt
nicht; wer wirklich arm ist, muss es schon
mit Willen sein — so können sie sich
diese kostbare Kleidung leisten. Was
die Bilder der Shan-Staatlerinnen noch be¬
sonders eigenartig anziehend macht, ist
der Umstand, dass alle diese Frauerchen
sehr klein und zierlich sind und wie
Kinder oder Püppchen aussehen, sowohl
im Leben wie im Bilde. Dazu kommt
der etwas mongolische und höchst kind¬
liche Gesichtsschnitt und -ausdruck —
kurz alles trifft bei der Erscheinung
dieser Urwald - Frauen harmonisch zu¬
sammen um ihren Photographien eine
ganz aussergewöhnliche Anziehung zu
verleihen. Nachdem der junge Photo¬
graph mir alle diese Photographien, die
er zur Hand hatte, gezeigt hatte, konnte
ich begreifen, weshalb er sich nicht mit
Naturaufnahmen aufhält. A. D.
325
EZraSS3Ee?3S?Z3 73!Z3 FHO! OGRAPH1SCHES WOCHENBLATT. E35S E35H ESSS '0S£3
REPERTORIUM • f-'- g — •
Fernsehen durch den Draht. Das
Blatt „Politiken“ in Kopenhagen meldet,
dass zwei Dänen, die Brüder Andersen,
die sehen als Erfinder bekannt sind, einen
Apparat erfunden haben, mittelst dessen
man sehen kann, was sich an dem an¬
deren Ende eines Telephondrahtes be¬
findet. Die technischen Einzelheiten der
Erfindung werden bis jetzt noch geheim
gehalten, aber „Politiken“ hat einen In¬
genieur von Ruf abgesandt, um die Be¬
hauptungen der Brüder zu prüfen und
dieser Sachverständige hat erklärt, dass
sie begründet, ganz neu und sehr einfach
sind. Der Prozess weicht von dem
Korn’schen und anderen photographischen
Lösungen des Problems ab. Er ver¬
Ueber G ress n e rs S it z au fl a g e aus
Filz für Stühle und Schemel erhalten wir
folgende Mitteilungen. Ueberraschend
schnell haben sich dieselben Eingang
verschafft. Gegenwärtig sind bereits
etwa 50500 Stück im Gebrauch und es
kann keinem Zweifel unterliegen, dass
nur infolge wirklicher Vorzüge ein so
günstiges Resultat erzielt werden konnte.
Die allergrössten Etablissements, Firmen,
die sicherlich bei derartigen Neuan¬
schaffungen gewissenhafte Prüfung vor¬
ausgehen lassen, haben die Gressner’sche
Sitzauflage für ihre gesamten Kontor-
Sitzmöbel angeschafft. In Anbetracht
dessen wird vielen unserer Leser eine
Beschreibung erw’ünscht sein. Die Fürma
Gebr. Gressner Berlin-Schöneberg- W. 640,
versendet Prospekt-Preisliste gratis. Als
wendet keine Photographie, sondern
überträgt Licht und Farben direkt. Ein
Sprecher an einem Telephon, das. mit
dem Apparat ausgestattet ist, kann von
dem anderen Partner gesehen werden
und kann irgend etw'as durch den Draht
zeigen. Die Erfinder werden beschrieben
als .Söhne eines Sattlers in Odense und
sind 28 bezw. 30 Jahre alt. Sie haben
schon 8 Jahre an der Verwirklichung
der Idee gearbeitet.
Anm. Wir werden uns freuen, wenn
es sich hier nicht um eine Seeschlange
handelt, die alljährlich in den Hundstagen
zu erscheinen liebt.
(Brit. Journ , 2 Juli 09, S. 021.)
weitere Spezialitäten fabrizirt diese Firma
Nadelkissen sowie Marken - Anfeuchter
aus Filz. Die Nadelkissen werden in
verbesserter Ausführung mit Untersatz
geliefert. Bezüglich der Markenanfeuchter
ist zu bemerken, dass dieselben wesent¬
lich länger gebrauchsfertig bleiben, als
solche von Schwamm ; infolge der
festen Elastizität des Filzes ist eine ge¬
wisse kleine Kraftanwendung beim Auf-
drücKen der Marken möglich, wodurch
ein mässigesund gleichmässiges Anfeuchten
der Marken erzielt wird. Auf Verlangen
erhält man ausführliche Beschreibungen.
M?
Die Firma Rudolf C haste in
Magdeburg sendet ihre speziell für
Händler bestimmten Mono-Mitteilungen
über neuere Preisbewegungen und Pro¬
spekte von verschiedenen neueren
Bedarfsartikeln.
326
g2®SS3SZEJE2Z3Sig3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT ESä KSS S55S
■ M ~-~==p
■"■ Preisausschreiben ma
■ ■ — _ ™ — -= — =-==■
Das Prager Tageblatt erlässt ein
Preisausschreiben für Amateure mit dem
Thema: Landschaftsaufnahtnen und hat
3 Preise von 50, 30 und 20 Kronen aus¬
gesetzt. Der Schlusstermin ist der
15. September. Die Bedingungen sind
zu erhalten von der Rubrik „Photo¬
graphie“ des Blattes.
Verschiedenes
Automobilfahrten nach der Treptow-
Sternwarte bei Berlin veranstaltet von
jetzt ab regelmässig Montags und Donners¬
tags das Weltreise-Bureau „Union“. Das
Auto fährt um 3 Uhr vom Hotel Bristol,
Unter den Linden, ab und durchquert
den Treptower Park, dessen Schönheiten
noch immer nicht genug gewürdigt
werden. In der Treptow - Sternwarte
findet dann eine Führung durch das
„Astronomische Museum“ sowie eine
Besichtigung des grossen Fernrohres und
der gesamten Sternwarten-Anlagen statt.
Bei günstiger Witterung wird auch eine
Beobachtung mit dem grossen Fernrohr
vorgenommen. Im Anschluss hieran wird
den Teilnehmern der Fahrt in dem Er¬
frischungsraum der Sternwarte ein Tee
geboten. Bei der grossen Beliebtheit,
deren sich die Treptow- Sternwarte und
die von der „Union“ veranstalteten Auto¬
mobil-Fahrten durch Berlin bereits seit
längerer Zeit bei dem durchreisenden
Publikum erfreuen, ist sicher zu erwarten,
dass auch die neu veranstalteten Fahrten
nach der Treptow- Sternwarte sehr schnell
in Aufnahme kommen werden.
Einfuhr und Ausfuhr von Trocken¬
piaffen milgeteilt von der Firma Otto
Perutz, Trockenplatten-Fabrik, München.
Januar bis Juni 1909
1907 1908 1909
Einfuhr 635 786 1090 Dzin.
Ausfuhr 4128 4422 4089 „
Monopolisirunsf der photogra¬
phischen Berichterstattung zum Leip¬
ziger Universitäts-Jubiläum. Das neuer¬
dings zutage tretende Bestreben der bei
dem Arrangement grosszügiger Festlich¬
keiten maassgebenden Faktoren :
durch Monopolisirung der photogra¬
phischen Berichterstattung sich entweder
einen materiellen Vorteil zu beschaffen
oder jedweder Konkurrenz die Hände
zu binden
ist leider auch bei dem Leipziger Uni¬
versitätsjubiläum zur Geltung gebracht
worden. Angesichts des Umstandes,
dass sich hier nicht nur eine vollstän¬
dige Verkennung der Aufgaben, die
illustrirten Zeitschriften aus solchen An¬
lässen erwachsen, dokumentirt, sondern
dass hierdurch auch die Gelegenheit
einer individuellen Berichterstattung ver¬
hindert wird, so haben sich die sämt¬
lichen Verleger deutscher illustrirter Zeit¬
schriften mit verschwindender Ausnahme
veranlasst gesehen, von jedweder Be¬
rücksichtigung der Festlichkeiten des
Leipziger Universitäts-Jubiläums in Wort
und Bild vollkommen Abstand zu nehmen.
B- - -
MC
pafeofliste
nie
- - - — . m
(Schluss )
Gebrauchsmuster:
No. 377 017. Selbstauslöser für Momentver¬
schlüsse. Hugo Siebe, Stettin, Hohenzollernstr. 5.
No. 377 115. Selbsttätig wechselnde photo¬
graphische Rollkassette, Richard Brandauer, Frei¬
burg i. Br, Waldseestr. 1.
No. 377 171. Sucher mit beweglicher, als
Entfernungsmesser dienender Skala für photogra¬
phische Kameras, Fabrik photogr. Apparate auf
Aktien vorm. R Hüttig & Sohn, Dresden.
No. 377 172. Automatische Einstellvorrichtung
für das Objektiv an Klappkameras für Films und
Platten, Fabrik photogr, Apparate auf Aktien
vorm. R Hüttig & Sohn, Dresden.
No. 377 173. Objektivverschluss lür photo¬
graphische Kameras mit zwischen Schlitzverschluss
und Objektiv vorgesehener gesonderter Verschluss¬
klappe. Fabrik photogr. Apparate auf Aktien
vorm. R, Hüttig & Sohn, Dresden.
327
photographisches Wochenblatt, esss ess® esss ess sssg
No 377550. Stereoskop - Kinematograph mit
drehender Bildertrommel. WalterWienert, Riesa a. E.
No. 377021. Be'.etichtungseinrichtung für
photographische Aufnahmen. Hoh & Hahne,
Leipzig.
No. 377 731. Photographische Kamera mit
zusammenlegbarer und einklappbarer Sucher-
(Spiegel-) Kamera. Emil Busch, Akt. -Ges. Op¬
tische Industrie, Rathenow.
No. 377 734. Parallelführung für photogra¬
phische Kameras. Süddeutsches Kamerawerk,
Koerner & Mayer, G. m. b H , Sontheim O. A.,
Ileilbronn a. N.
No. 377 798. Belichtur gszeitmesser für kurze
Zeitaufnahmen. Ernst Lange, Dresden, Schan-
dauerstr. 81.
No. 377 806. Aus mehreren Lagen bestehende
Projektionswand für kinematographische Vor¬
führungen. Ewald Escher, Leipzig - Plagwitz ,
Weissenfelserstr 39 und Karl Kochendörfer,
Leipzig-Lindenau, Dreilindenstr. 8.
No. 377 808. Lichtsammler für Projektions¬
apparate zurErzeugung kinematographischer Bilder.
Karl Kochendörfer, Leipzig-Lindenau, Dreilinden¬
strasse 8 und Ewald Escher, Leipzig-Plagwitz,
Weissenfelserstr. 39.
No. 377 817. Antriebsvorrichtung für strobo¬
skopische Zylinder. Dr. Paul Kunaeus, Hannover-
Linden, Leinaustr. 9.
No. 377 829. Filmpackung, bei welcher der
zwischen einem lichtdurchlässigen Tragstreifen und
einem lichtdurchlässigen Schutzblättchen lose her¬
ausnehmbar gelagerte Film mit nasenartigen Vor¬
sprüngen versehen ist. Carl Herzog, Hemelingen
bei Bremen.
No. 378 275. Taschenkamera. Magnus Niell,
Djursholm, Schweden.
No. 377 794. Waschapparat für Positive. Karl
Diising, Kiel, Schillerstr. 3.
No 377 936. Elektrische Taschenlampe für
photographische Zwecke. Johannes Berger, Berlin,
Caprivistr. 2.
No. 378 263. Gerasterter Aufnahme • Hinter¬
grund für photographische Zwecke. Martin Herz¬
feld, Dresden, Pragerstr. 7.
No. 378 746. Kassettenriegel an photographi¬
schen Kameras, der durch einen Druckknopf be¬
tätigt wird. Dr. R. Krügener, Frankfurt a. M.
No. 378 748. Beim Ausziehen und Zusammen¬
schieben des Balges selbsttätig wirkende Halter.
Heinrich Ernemänn Akt -Ges. für Kamera - Fabri¬
kation in Dresden
No. 379082. Objektivverschluss mit konisch
geschnittenem Anschraubgewinde. Alfred Gauthier,
Calmbach.
No 379 124. Selbsttätiger Schaukelapparat
für photographische Schalen. Osmar Zeise, Wiehe,
Bez. Halle.
No 379 747. Schaltvorrichtung an kinemato-
graphischen Apparaten. Wilhelm Cönen, Weichser-
hof 6, u. Jos Grömig Elsassstr. 19, Köln.
No. 379 783. Filmhalter zur Erzielung scharfer
photographischer Aufnahmen mittels Röntgen¬
strahlen. Reiniger, Gebbert & Schall, Akt.-Ges.,
Erlangen.
No. 379 720. Automatischer Universal-Schüttel-
apparat für photographische Zwecke. Benno Voigt,
Meissen i.S.
No. 379 740. Vorrichtung zum staubdichten
Abschluss für Photographieschalen mit Gummiein
läge und Rille. Stanislaus Wiecher, Fulda
No. 380 581 Fernauslösung für photogra¬
phische Verschlüsse, welche mit Drahtauslöser
versehen sind. William Hammer, Tolkewitz-
Dresden, Dresdenerstr. 52.
No. 380 632. Vorrichtung zum selbsttätigen
Auslösen von Verschlüssen photographischer
Apparate u. dgl. Richard Büttner, Laubegast bei
Dresden.
No. 380875. Leicht zusammenlegbarer Ka¬
mera-Ansatz. Hans Fröhlich, Zeitz, Schädestr. 24.
No. 380 950. Schliessvorrichtung für den
Laufboden photographischer Kameras. Fa. Dr.
R. Krügener, Frankfurt a M.
No. 381028. Spiegelwinkel zur Ueberleitung
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