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Full text of "Physikalisches Wörterbuch oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre mit kurzen Nachrichten von der Geschichte der Erfindungen und Beschreibungen der Werkzeuge begleitet in alphabetischer Ordnung"

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Johann Samuel Traugott Gehler’s 


Physikalisches 


Wörterbuch 


neu bearbeitet 


Brandes. Gimelin. Horner, Muncke. Pfaff. 


Vierter Band. 
Erste Abtheilung. 
F., 


Mit Kupfertafeln Ibis IX. 





Leipzig, 
bei E B. Schwickert. 
1827. 


= 


Physikalisches Wörterbuch 


IV. Band. 
Erste Abtheilung. 
F. 





F. 
Fäulnifs 


P. utrefactio; ; putrefaction; putrefaction: Die mei- 
sten organischen Verbindüngeti des Pflanzen - und Thierreichs 
erleiden bei Gegenwart von Wasser und Luft eine Zersetzung, 
. bei welcher sie, indem der Sauerstoff der Luft, des Wassers und 
der organischen Verbindung selbst, mit dem Kohlenstoff und 
zum Theil auch mit dem Wasserstoff und Stickstoff, desgleichen 
der Wasserstoff der organischen Verbindung mit dem Kohlen- 
stoff und mit dem Stickstoff derselben, sich vereinigt, in ün- 
organische Verbindungen, wie in Kohlensäure, Kohlenoxyd, 
Wasser, Salpetersäure, Kohlenwasserstoffgas, Ammoniak, des- 
gleichen in einfache Stoffe, wie in Wasserstoffgas und Stickgas 
zerfallen. Geht eine solche Selbstentmischung organischer Kör- 
per rasch , unter Entwicklung übelriechender Dämpfe und Gase, 
vor sich, so wird sie Faulni/s genannt, Jerwesung oder 
ZE, ermoderung, wenzi sie langsamer erfolgt, Gährung, wenn 
sich zu einer gewissen Zeit nützli che Zwischenproducte,' wie 
Weingeist und Essigsäure, in grölserer Menge erzeugen, 


EI 


Fall der Körper. 


Descensus s. lapsus corporum gravium: Chüte des 
corps graves; Fall of gravitating bodies. 

Da die anziehende Kraft der Erde oder die Kraft der 
Schwere alle Körper gegen die Erde zu treibt, so üben sie, So 
dange sie unterstützt werden, einen Druck auf die Unterlage aus, 
und wenn sie nicht unterstützt werden , bewegen sie sich, jener 
Einwirkung gemäls, gegen die Erde, sie fallen. Dieses 
Herabsinken der Körper gegen den Mittelpunct der Erde ist ent- 
weder ein freies Fallen, wenn der-Körper der Einwirkung 
der Schwere ganz ungehindert folgen kann, oder ein Fallen 

A2 


—— 


A | Fall der Körper, 


auf vorgeschriebenem Wege, wenn ein fester Widerstand 
ihn nöthigt, seine Annäherung zur Erde in einer andern, von 
der Richtung der Schwere abweichenden, Richtung zu vollenden. 


Freier Fall der Körper. 
(descensus liber, la chüte libre.) 


f. Schon eine oberflächliche Erfahrung zeigt, dafs die 
Körper, wenn sie durch den Widerstand der Luft nicht zu sehr 
sufgehalten werden, mit immer grölserer Geschwindigkeit fallen, 
je tiefer sie schon gefallen sind, dals die Schwere also immer 
fort beschleunigend auf ihre Bewegung wirkt: WViefern diese 
Einwirkung der Schwere auf alle. Körper gleich oder verschieden 
sey, darüber geben die gewöhnlichen Erfahrungen nicht so un- 
mittelbar Aufschlufs, indefs läfst sich doch durch Schlüsse wohl 
zu der Ueberzeuguug gelangen, dafs die durch die Schwere er- 
theilte Geschwindigkeit bei ungleichen Massen gleich seyn muls, 
wehn die Zeit der Einwirkung gleich ist, Denn wenn gleich 
die grölsere Masse einen gröfsern Druck ausübt, und folglich 
durch dieSchwere zum Falle angetrieben eine gröfsere bewegende 
Kraft zeigt, so ist dagegen auch die in Bewegung g gesetzte Masse 
in eben dem Verhältnifs grölser; oder mit andern Worten, nie- 
mand wird zweifeln, dafs zehn einzelne Pfunde gleich schnell 
fallen, ünd also auch nicht, dafs sie in eine Masse vereinigt 
noch eben so schnell fallen werden. Ob die verschiedenartigen 
Materien von der Erde mit ungleicher Gewalt angetrieben wer- 
den, sich herab zu bewegen, b bliebe dabei freilich unentschieden; ; 
aber die Erfahrung spricht auch dagegen, indem theils der Ver- 
such im luftleeren Raume ein gleiches Fallen der Feder und der 
Bleikugel Zeigt, theils die Berechnung des Widerstandes der 
Luft über den langsamen Fall specifisch leichter Körper in der 
Luft vollkommen hinreichenden Aufschlufs giebt. 


2. Ob dieSchwere eine vollkommen gleichförmig beschleu- 
nigende Kraft ist, das heifst, ob sie dem Körper, er mag schon 
eine grolse Geschwindigkeit erlangt haben oder nicht, immer 
noch gleighe Vergröfserung der Geschwindigkeit ertheilt, lälst 
sich zwar aus theoretischen’ Gründen nicht voraussehen ; aber da 
diese Hypothese die einfachste ist, und. sich leicht übersehen 
äist, dals sie zu Gesetzen‘ des Falles, die sich durch Erfahrung 


Freier Fall. . 5 


prüfen lassen, hinführen wird, so ist es am natürlichsteh,; sie ` 
zum Grunde der Rechnung zu legen. Dieser Hypothese gemäls’ 
nimmt die Geschwindigkeit in gleichen Zeiten um gleich viel zu, 

und ist also, wenn im Anfange die Geschwindigkeit = 0) war, 
. der Zeit = t proportional, also — kt, wo k offenbar die Ge- 
schwindigkeit bedeutet, welche der Körper am Ende des ersten, 
als Einheit angenommenen Zeittheils z. B. der Secunde erlangt. 

Aus diesem Gesetze, dafs die Geschwindigkeit am Ende der 

zweiten Secunde doppelt so grofs, am Ende der dritten Secunde 
dreimal so grols, als am Ende der ersten Secunde ist, läfst sich 
leicht der in irgend einer Zeit durchgelaufene Raum bestimmen. 

Denn gesetzt, die Geschwindigkeit, die am Anfang der ersten | 
Secunde = Q war, sey am Ende der ersten Secunde — 30 Fuls, 
so ist es so gut, als ob der Körper sich die ganze Secunde durch 
mit der mittlern Geschwindigkeit = 15 fortbewegt hätte. Ist 
die Geschwindigkeit am Anfange der zweiten Secunde=30Fuls, - 
. am Ende derselben == 60 Fuls, so it 45 der Raum, durch 
welchen der Körper wirklich in dieser Secunde fällt. Eben so 
sind 60 und 90 die Geschwindigkeiten am Anfange und am Ende 
der dritten Secunde, und 75 Fufs der Fallraum in dieser Sé- 
cunde, Diese Voraussetzung, dafs der: gleichförmig beschleu- 
nigte Körper genau sa weit fortgehe, als es. dem arithmetischen 
Mittel zwischen der Anfangs - und Endgeschwindigkeit gemäls 
ist, läfst sich leicht als strenge richtig nachweisen. Denn da, 
wenn man die Secunde in hundert Theile theilt, am Ende des 
funfzigsten Hunderttels die Geschwindigkeit = 4 k ist, wenn 
sie am Ende der ganzen Secunde = k wird, da sie am Ende des 
49sten Hunderttels = * k — .#5k und am Ende des 518ten 
Hnnderttels =4k Le k ist, so erhellet leicht, dafs 4 k die 
richtige Geschwindigkeit für das 50ste und 51ste Hunderttel, aber 
eben so gut auch für das 49ste, 50ste, 51ste und 52ste Hun- 
derttel ist, und so für die ganze Secunde als richtig nachgewie- 
sen werden kann, 

3. Diese einem jeden verständliche Erörterung lälst sich 
rechnend weit kürzer fassen. Ist die Zunahme der Geschwin- 
digkeit = dv während der Zeit = dt dieser Zeit proportional, 
also dv = kdt, wa k einen beständigen Factor bedeutet, so 
ist v =kt 4 c, die am Ende der Zeit=t erlangte Geschwin- 
digkeit, und diese Gleichung ist nun auf alle Umstände passend, - 
weil bei der Integration die unbestimmte beständige Grölse o bei- 


r 


6 Fell der Körper. 


gefügt ist. Diese ist= 0, wenn der Körper ohne alle anfäng- 
liche Bewegung zu fallen anfing; sie ist positiv, wenn dem Kör- 
per schon im ersten Augenblicke eine Geschwindigkeit nach der 
Richtung, nach welcher die Schwere wirkt, ertheilt wurde; 
sie ist negativ, wenn im Anfange der Zeit t der Körper eine Ge- 
schwindigkeit, der Richtung der Schwere entgegengesetzt, hatte, 
Da nun die Zunahme = ds des durchlaufenen Weges = s 
der Geschwindigkeit v und den Zeittheilchen = dt, in welchen 
ds durchlaufen wird, proportional, d.h. ds=vdt=ktdt+4 cdt 
dit, so wird s—4kt? Eer Const., wo aber die neue hin- 
zukommende Constante = 0 gesetzt wird, wenn man den Weg 
des Körpers von da an rechnet, wo dieser eich befand, als 
Ga war. 

4. Betrachten wir hier zuerst den Fall, da die anfängliche 
Geschwindigkeit c= 0 wat, so ist s=4}kt2, oder wenn }k==g, 
s—gt? und g bedeutet den durchlaufenen Fallraum in der er- 
sten Zeiteinheit, weil für t=1, s=g aus der Formel folgt. 
Der Faliraum ist also dem Quadrate der Zeit proportional. 
Eine Folgerung, die sich schon aus der einfachen Betrachtung in 
No. 2 ergiebt; denn da dort der Fallraum in der ersten Secunde 
oder im Allgemeinen in der ersten Zeiteinheit = Ak: in der 
zweiten ==} k, in der dritten = $ k, in der vierten — 4 k, 
u. s w. ist, eo ist der Weg in 1 Secunde, die wir als Zeitein- 
heit beibehalten wollen, == 4k; in den d ersten Secunden 
ses 4k; in den 3 ersten Secunden = $ k; in den A ersten 
Seounden = Mk: u. 8. w. welches offenbar Räume, den Qua- 
draten der Zeiten proportional, sind, die nach eben dem Ge- 
setze auch ferner fortschreitend gefunden werden könnten. Die 
beiden Formeln s = gt?, v= kt = 2gt enthalten die ganze 
"Theorie der ohne Anfangsgeschwindigkeit g gleichförmig beschleu- 


nigten Bewegung. Aus ihnen folgt, weil t= S ist, 
ei = 4gs oder => . Die erlangte Geschwindigkeit ist 


also der Quadratwurzel aus dem durchlaufenen Wege proportio- 
nal, so dafs sie, wenn der Körper im Falle die vierfache Tiefe 
erreicht hat, doppelt so grofs ist, als sie war, indem er die ein- 
fache Tiefe erreichte. Da die erlangte Geschwindigkeit == 
v=2 Ygs durch den Fallraum vollkommen bestimmt ist, so 
nennt man diesen Fallraum auch: die der Geschwindigkeit v 


Freier Fall... 7 


zugehörige Hähe. Tafeln dafür finden sich den meisten Loga- 
rithmentafeln beigefügt. 

5. Die Gröfse g mufs durch Erfahrung b bestimmt werden, 
und dazu könnten Versuche über den Fall bleierner Kun al- 
lenfalls dienen, indem ein genau abgemessener Fallraum und die 
mit Hülfe einer Tertienuhr -bestimmte Fallzeit zusammen- 
gehörige Werthe von s und t angäben, mit,deren Hülfe g be- 
stimmt würde; Versuche über den Fall aus ungleichen Höhen 
würden zugleich entscheiden, ob das hypothetisch der Rechnung 
zum Grunde gelegte Gesetz das richtige seyt. Indefs bedürfen 
wir dieser Bestimmung für den Werth von g nicht, da Pendel- l 
versuche ihn viel genauer geben, 

6. Wenn der vertical herabwärts bewegte Körper schon 
eine anfängliche Geschwindigkeit = c hatte, so ist nach Verlauf 
der Zeit = t die Geschwindigkeit um eben so viel grölser gewor- 
den, als bei einem ohne Anfangsgeschwindigkeit begonnenen 
Falle, und der Fallraum ist so grofs, wie er seyn würde, wenn ' 
die beiden Wege, die der Anfangsgeschwindigkeit allein, und 
dem freien der Schwere gemäflsen Falle allein entsprächen,, , zu- 
sammen genommen würden. Jener ist = ct, dieser = gt?, ` 

Man könnte auch hier auf ganz populäre Weise die erlangte 
Geschwindigkeit und den durchlaufenen Raum bestimmen,. Es 
sey z. B. die Anfangsgeschwindigkeit so grols, dafs sie allein 
den Körper durch 100 Fuls in der Secunde treiben würde, und 
sie nehme, vermöge der Einwirkung; der Schwere um 30 F ufs 
in der ersten Secunde zu, so ist ' 

Anfangsgeschwindigkeit i in dieser Secunde = 100 Fufs, ' 
Endgeschwindigkeit Ä = 13 — 
mittlere Geschwindigkeit == 115 — 
und dieses ist zugleich der in der ersten Secunde durchlaufene 
Weg. Ferner įm der zweiten Secunde nimmt abermals die Ge- 
schwindigkeit um 30 Fufs zu, also 
Anfangsgeschwindigkeit in der 2ten Secunde = 130 Fuls, 


Endgeschwindigkeit 5160 — 
mittlere Geschwindigkeit _ u.) Si — 


14 Benzenberg’s Versuche (Versuche über das Gesetz des Falles, 

die Umdrehung der Erde u. s. w. S. 196.) könnten, selbst wenn man 

"den Widerstand der Luft nicht beachtete , beides ziemlich nahe be- 
stimmen, , 


g Fall der Körper. 


und dieses ist der Weg in der zweiten Secunde, also in den 2 
ersten Secunden zusammen = 115 +.145 = 260 Fulls, wel- 
ches die 200 Fuls wegen der Anfangsgeschwindigkeit in 2 Se- 
cunden, und die 60 Fufs wegen der Falltiefe in 2 Secunden 
sind, und so für jede folgende Secunde, . 
7. Wurde der Körper vertical aufwärts geworfen, so ist 
o negativ und sein herahwärts durchlaufener Weg vom Anfange 
der Zeit =t an, ist | 
` amm gt? — ct; seine Geschwindigkeit v = %gt— e, 
80 lange hier t einen geringen Werth hat, ist der durchlaufene 
Weg negativ, also ein aufwärts durchlaufener, und auch die 
Geschwindigkeit negativ oder eine aufwärts gerichtete, Sobald 


die Zeit so grof geworden ist, dals 2gt==o, oder t = CR ist 


die Geschwindigkeit = = dé der Körper hört auf zu stei; gen, "und 
ei 

Ze 
Er bedarf oun einer eben sa langen Zeit, um herabzufallen, denn 
nach der doppelten Zeit ist sein durchlaufener Weg = 0, oder 
er ist zu dem Puncte, von dem er ausging, zurückgekehrt, näm- 


lich wenn t = e ist, Alsdann hat er die Geschwindigkeit 


e? 
bat dann den Weg == E, Zeg 3 E Ze , zurückgelegt, 


== 2g, e — o == ck o erlangt, und erreicht also den Punct 


mit eben der herabwärts gehenden Geschwindigkeit, mit welcher 
er hinaufwärts geworfen worden war, 


In jeden Punct seines Weges gelangt er auf gleiche Weise 
beim Herahfallen mit eben der Geschwindigkeit, die er im Auf- 
steigen eben dort hatte. Denn damit s einen bestimmten Werth 
hinaufwärts = — 8 eech muls — d = gt? — ct, also 

c s’) 
t= * + Y Lei = 4gs) 
seyh, und nach Verlauf dieser Zeit ist die Geschwindigkeit 
v= lgt — c= t Y (c? — 4gs), 
im Steigen eine eben so grolse negative, als sie im Fallen posi- 
tiv ist, | 


Die Differentialgleichung ergiebt den gröfsten Werth, wel- 
chen s erlangen kann, indem man aus s = gt? — ct erhält 


Freier Fall . 9° 


ds == (2 gt — c) dt, welches für t = < verschwindet, und 


28 
c? c? -7 e? 
dann s = Fg er Ae BS 


8. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs die Körper nicht an al» 
len Orten der Erde gleich schnell herabfallen, und die Theorie 
giebt den Grund an, warum die Rotation der Erde die Schwer- 
kraft unter dem Aequator mehr, als in andern Puncten der Erd. 
oberfläche schwächt; g hat also selbst nahe an der Oberfläche der 
‚Erde nicht einen. völlig constanten Werth, sondern hängt von 
der geographischen Breite ab. Die genauere Untersuchung über 
die strenge Bestimmung dieses Werthes gehört in den Art, Pen- 
dellänge ; ich bemerke daher nur, dafs nach einer sehr sorgfälti- 
gen Reihe von Beobachtungen von Bior, Karer, Harr und 
SABINE folgendes hervorgeht!. ` 

Die Länge des Secundenpendels ist unter dem Aequator an 
der Oberfläche des Meeres 

= 39,01520 engl. Zolle? 

= 0,990864 Meter 

= 36,60385 Paris. Zolle, 
In andern Breiten nimmt die Pendellänge so su, dafs man, ` 
wenn jene Länge == l heifst, an jedem Orte an der Meeresfläche 
die Pendellänge = 1, [1 + 0,00519. Sin, 29] findet, wenn @ 
die geographische Breite ist. 

Aus der T'hegrie des Pendels läfst sich beweisen?, daf die 
Fallhöhe == g, in der ersten Secunde = #1, #? == +1. 9,869605 
also am Aequator = 16,0443 engl. Fuls, 

= 15,0527 Pr. — 
in 45 Grad Breite ` , 
= 16,08596 engl. Fuls 
= 15,09176 Paris. — ist. 

9. Die bisherigen Betrachtungen `setzten voraus, dafs die 

Schwerkraft oder die Attraction der Erde unveränderlich sey, 





1 Philos, Transact. for 1823. p. 211, 308. 1818. 2.33. 103. 
1821. 163. Journal de Physique, 1820. Janvier. Vorzüglich aber An 
Account of Experim, to determine the figure of the Earth by means 
of the pendulum etc. by Sabine. London 1825, 

2 Galbraith will dafür lieber 89,0126 setzen. Philos. Magazin. 
67. p. 161. , 

3 Vergl. unten No. 13. 


10 - Fall der Körper, 


während der Körper sich der Erde nähert, .und diese Voraus- 
setzung ist ohne merkliche Fehler richtig, wenn der fallende 
Körper nur so grolse Räume durchläuft, wie es bei unsern Beob- 
achtungen auf der Erde vorkommt. Wenn dagegen der Körper 
sich von sehr grolsen Höhen herab zur Erde bewegte, so mülste 
man Rücksicht darauf nehmen, dafs die Bewegung des Körpers, 
indem er dem anziehenden Körper näher kommt, stärker be- 
schleynigt wird, Ich sehe hier die Erde als eine Kugel vom 
Halbmesser = r an, und nehmen an, der Körper befinde sich 
in der Entfernung = x vom Mittelpuncte der Erde; dann ist, 
nach den Gesetzen der anziehenden Kräfte, in dioner Entfernung 


die auf ihn wirkende beschleunigende Kraft = 73, wenn sie 


— 1 istän der Oberfläche der Erde; und wenn e der in einer 
Secunde an der Oberfläche der Erde durchlaufene Weg frei fal- 
lender Körper ist, so hat man 


r? 
dv= 4+ 2g. zz dt 





. r? dx AA dx .. nm 
und vdv = — 2g — weil hjer v = — -F7 positiv für 
abnehmende x ist. 

Die Integration giebt 


24 
‚v2. ef = der 9) 


wenn die Bewegung in der Entfernung x==a vom Mittelpuncte 
der Erde mit der Geschwindigkeit. = c anfing. Der Körper er- 
reicht also die Oberfläche der Erde mit der Geschwindigkeit 


v — =y |o + Agı? (29 
Dav= t f Leg E 


ax 

der Entfernung == x die Geschwindigkeit einen eben so grofserm 
‚positiven Werth erhält, wenn der aufwärts steigende Körper 
in der Entfernung = a die Geschwindigkeit == c erlangen soll, 
-als der negative Werth ist, wenn er in eben der Entfernung: 
die Geschwindigkeit — c hatte und von da seine Bewegung an— 
fing. Wenn der Körper keine anfängliche Geschwindigkeit 
hatte, oder c =() war, ist allgemein 


‚tr Ber SIE): 


‚so erhellet, dafs im 





‚Freier Fall 11 


Um die Zeitdes Falles zu bestimmen, mls ma man die Gleichung 


— dx ex 
dti=- m =, rọ TV a—x 


integriren. Man gelangt —* am kürzesten , wenn man 
— xdx Jadx 


== GC — XL?) — Ee 
V (ax — x?) d. (ax — x3) Y (ax — x?) 
setzt, wo damn 


t= C DE w Y - De | 


det sf e Ne: dE r (122-4 A) Ä 


=0 + rÀ ken oer ==, 


wein, s wenn für a, war in ` 


E r? ren ka Arc. Cos. = == 














übergeht, weil OC er? —,}az, 
aber x — Arc, Cos. - = =d- Arc. Cos. 2x ‚ist, 

Wenn der Körper auf der Oberfläche der Erde ankommt, ist 
det E yY (ar—ı?) -}a Arc. Cos. ——— m 


Man hat gefragt, wann und mit welcher Geschwindigkeit 
der Körper im Mittelpuncte der anziehenden Kraft ankomme. 
'In physikalischer Beziehung ist diese Frage eine ganz unnütze, 
da es keine Puncte sind; die eine endliche anziehende Kraft anus- 
üben, und bei Körpern das Gesetz der Attraction im Innern des 
. Körpers ejn andres wird. Will man blols zur Uebung in der 
Analysis die Frage beantworten, so wird erstlich für sett 


_ & nafa 
t = * r , Arc. Cos, — Í = — g 
v aber wird 
ärt, (ed also unendlich, weil x==0 ist. 


Die Frage, wie der Körper seine Bewegung über den Mit- 
telpunct hinaus fortsetze, läfst sich aus der Formel nicht beant- 
worten, aber eine leichte Ueberlegung über die Natur der Sa- 
che beantwortet sie. Da nämlich, wie oben erwähnt ist, der 





12 | Fall der Körper. E 


sich vom Mittelpuncte entfernende Körper genau eben so seine 
Geschwindigkeit verliert, wie der sich nähernde Körper an Ge- 
schwindigkeit gewinnt, so muls auch der durch den Mittelpunct 
hindurch gehende Körper in irgend einer Entfernung = x wie- 
der eben die Geschwindigkeit haben, die er vorher in der Ent- 
fernung = x hatte, die unendliche Kraft gab ihm die unendli- 
che Geschwindigkeit und zerstört sie auch wieder. Die Frage, 
wje er seine Bewegung fortsetze, ist damit völlig beantwortet. 


NON q 1? , 
Die Formel Kann sie darum nicht auflösen, weil SC? als eine be- 


sehleunigende Kraft erscheint sowohl für positive, als für nega- 
tive x, und daher die Formel nicht mehr anwendbar bleibt über 
den anziehenden Punct hinaus, Wenn die beschleunigende 
Kraft auch jenseits des Mittelpunctes noch beschleunigend bliebe, 
nicht verzögernd würde, so mülste der schon im Mittelpuncte 
erlangte ynendlichen Geschwindigkeit noch etwas hinzugefügt 
werden, und da so etwas durch keine Formel ausgedrückt wer- 
den kann, so weiset die Formel durch ihr Unmöglichwerden 
.die weitere Betrachtung der Bewegung zurück, Busse’ s Bemü- 
hung, die Analysis hier so zu behandeln, dafs sie ihre Anwend- 
barkeit auch jenseits des Mittelpuncts zeige, verdient zwar recht 
viel Lob als achtungswerthe Bemühung ; aber der Zweck scheint 
damit doch nicht erreicht zu seyn. Denn wenn man sogleich 
mit der F gë 
ea 2 diesseits 
TE Ting dë ) jenseits 

anfängt, so thut man doch in der That nichts anders, als dafs | 
man die Betrachtung sogleich mit derjenigen Rücksicht doppelt 
führt, die Busse als eine petitio principiit den übrigen Mathe- 
matikern vorwirft. Mir scheint das, was Hoen hierüber 
sagt?, ganz richtig. 

10. Die Frage kommt in der Wirklichkeit gar nicht vor, 
sondern sobald der fallende Körper in dag Innere des anziehen- 
den Körpers (auch ohne Widerstand) eindringt, ist die anzie- 
hende- Kraft vermindert und bei Kugeln dem Abstande vom 
Mittelpuncte direct proportional, also im Mittelpuncte selbst — 0. 

© Es sey die beschleunigende Kraft an der Oberfläche der 


1 Gilb. Ann, LXX, 413. 
2 Gilb. Ann. LXX, MÆs. 


Freier Fall | 13 


Erde — 1,.der Fallraum in der ersten Secunde == g, der Halb- 
messer der Erde = r, der veränderliche Abstand des fallenden 
Körpers vom Mittelpuncte s= x, so ist im Itinern der Erde 


dv=2gdt. =, 


k dere — 2g — 


kä en ef 





wenn die Geschwindigkeit — c war für x=r, und dem gemäfs 
die Constante bei. der Integration schon bestimmt ist. Ich will 
c == Q) setzen und also 


vr ee, 
—dx 


Tree eg WE g 
t= 55 C + Are. Cös. 3 
wo die Const. = O ist, wenn im Anfange der Zeit t, der 
Werth von x = r war: 
Die Geschwindigkeit im Centro der Erde ist also Kier, 
und die Zeit des Falles von der Oberfläche bis zum Mittelpuncte 


sz =, Hier ist also alles leicht verständlich und der Na- 
28 


tur der Sache gemäls. 


11. Ich habe bisher immer die Richtung des Falles als ge- 
gen den Mittelputict der Erde gerichtet angesehen ; aber dieses 
"ist sie jedoch nur auf der Kugel, nicht auf der sphäroidischen 
Erde. Es ser der Halbmesser des Aequators = a, die halbe 
Erdaxe=b, die geographische Breite des Ortes = o, der Halb- 
messer der Erde an dieser Stelle = r, so trifft die Richtungs- 
linie des freien Falles, (welche nämlich mit der Normallinie des 
Sphäroids zusammenfällt,) die Ebene des Aequators in einer 
b?r Cos. p 

ai 
Der Winkel = w, den die Normallinie mit dem Radius ein- 


schliefst, ist durch Sin. o = Tee en Sin. (p + o) 


Entfernung == r Cos. p. — , vom Centro der Erde. 


14 Fall der Kärpen 


gegeben, also hier, wo höhere Potenzen von Sin. w ganz unbe- 
deutend sind, 


2 a b2 
Sin. o „AZ (Sin. N Cos. œ +- Cos. 39. Sin. ei 


(a? — b?) Sin. p. Cos. E) 
a? Bin, Zoe + b? Cos. ze? 
af hi 


ein Ausdruck, der unter 45 Gr. Breite Sin. o = TI 52 also 


Sin. w = 


59. Sin. æ = 0,00347 =0°. 17. giebt. Am Pole 


und anf dem Aeġuatór fällt die Normallinie mit der nach dem 
Mittelpuncte gehenden genau zusammen. Wollte man im Innern 
der Erde der Richtung der Schwere immer folgen, so mitifste 
man eine krumme Linie, nämlich die rechtwinkliche Trajecto- 
rie der elliptischen Gleichgewichtsschichten , verfolgen. 


Dr bss 


Geschichte der Bestimmung dieser Gesetze. 


12. Anıstorteres und seine Nachfolger glaubten, die 
schweren Körper fielen im Verhältnifs ihres Gewichtes schneller, 
also ein Körper von 10 @ zehninal so schnell als ein Körper von 

1 & Gewicht. Dieser leicht zu widerlegende Irrthum erhielt 
sich dennoch , weil man keine Versuche anstellte, im Ansehen, 
bis GALIIRI theils durch eigene Versuche, theils durch Schlüsse, 
die Unrichtigkeit jener Behauptung zeigte. Er liefs nämlich Kör- 
per von ungleichen Gewichten aus sehr beträchtlicher Höhe 
herabfallen, und fand, dafs sie fast gleichzeitig den Boden 
erreichten. - 

Ueber dag Gesetz der Beschleunigung war man vor Garr- 
LEI eben so wenig unterrichtet. Die Meinung, dafs die Ge- 
schwindigkeit dem schon durchlaufenen Wege proportional sey, 
hatte selbst GALILEI lange Zeit als wahrscheinlich angesehen, 
obgleich eine gar nicht schwierige Ueberlegung zeigt, dals die- 
ses Gesetz eine Unmöglichkeit in sich schliefst, indem danach 
der Körper, wenn er noch garkeinen Raum durchlaufen hat, we- 
der Geschwindigkeit haben, noch Geschwindigkeit erlangen kann, . 
und folglich unverrückt an demselben Orte bliebe. GALILEI 





1 Eulers Gesetze des Gleichgew. flüss. Körper, übersetzt von 
Brandes. 8. ill. 


Geschichte des Fallgesetzea. 45 


m zuerst auf den Gedanken, dafs die Geschwindigkeit viel- 
icht der Zeit des Falles proportional seyn könne; aus diesem 
auptgesetze bestimmte er die übrigen Gesetze des Falles, die 
' dann mit der Erfahrung verglich und dieser entsprechend 
nd. Er trug diese schon im J. 1602 entdeckten Gesetze in 
inen Gesprächen über die Bewegung? vor und legte so. den 
rond zu unsefer ganzen neueren Mechanik, Seine Theorie 
nd viele Gegner, obgleich auch Tonnıozruı sie mit vorzüg- 
her Eleganz entwickelte?, und selbst Barrawı, obgleich er 
s Garızeı Theorie als die richtige vorträgt, äufserte dennoch, 
‚sey doch auch möglich, dafs sich die Geschwindigkeiten, wie 
e durchlaufenen Räume verhielten®. Diese Aeufseruug fafsten 
e Gegner auf und gaben dem eben angeführten Satze den Namen 
x Hypothese des BauıAnı. Der Streit über diese Hypothese 
ad ihre Widerlegung durch Gassenpı und Fermar hat für 
were Zeiten keine Wichtigkeit mehr, da die Richtigkeit de 
heorie längst anerkannt ist. 

GABIBEI selbst stellte Versuche an, um die Richtigkeit der 
fundenen Gesetze des Falles zu beweisen. Er liefs in einem 
? Ellen langen, $ Elle hohen, 3 ‘Zoll breiten Balken einen 
anal aushöhlen, den er mit Pergament belegte, um ihn desto 
atter zu machen. Diesen Balken konnte er am einen Ende 
ehr oder minder heben und indem er nun die Zeit beobachtete, 
elche eine glatte messingerie Kugel gebrauchte, um gewisse 
iame zu durchlaufen, fand er, dals diese Räume den Quadra- 
n der Zeiten proportional waren. Rıccıorı und GRIMALDE 
ıchten ebenfalls die Theorie durch Versuche zu bestätigen. Ihre 
ichtigsten Versuche stellten sie auf dem Thurme degli Asinelli 
ı Bologna anê, wo sie eine Fallhöhe von 280 Fuls hatten; 
er auch von andern Thürmen lielsen sie Kugeln fallen, und 
pobachteten die Zeit mit einem Pendel, welches Sechstel - Se- 
mden schlug. Die. beobachteten Zeiten stimmten völlig mit 





1 Discorsi e dimostraz. matematiche intorno a due nuove scienze 
tenenti alla mecanica ed i movimenti locali, Leid. 1638. und in den 
pere di Galileo Galilei, Firenze. 1718. Tomo 2. p. 479, 585. 

2 De motu gravium naturaliter descendentium et projectorum, 
lor. 1641. , 

8 De motu gravium solidorum et fluidorum. Genuae. 1646. 

4 Vergl. Benzenberg. a, 82. . Riccioli Almag. Nov. Lib. IL, 
ap. 21. 


\ 


16 i Fall der Körper. 


dem Galilei’schen Gesetse überein, und sie sahen dieses dadurch 
als völlig bestätigt an, obgleich allerdings ihre Versuche nicht 


= só genau angestellt wurden, dals kleine Unterschiede ihnen 


merklich werden konnten. 

Aehnliche Versuche stellte DECHALES ant, theils indem er 
die Fallzeit für Steine, die er in einen Brunnen fallen liefs, 
beobachtete, theils indem er den genauen Fallraum der Körper 
während eines halben Pendelschlages verschiedener Pendel beob- 
achtete. Er machte z. B. die Einrichtung, dafs ein Pendel von 
3 Fuls Länge in seinem tiefsten Puncte an ein aufrecht stehen- 
des Brett traf, und liefs nun in demselben Augenblick eine Ku- 


gel frei fallen, da er das Pendel losliels; er fand, dafs die Kugel 


44 Fuls tief fallen mufste, um mit dem Anschlagen des Pendels 
gleichzeitig den Boden zu erreichen. Die in unsern Zeiten gon 
BenzENBERG angestellten Versuche hatten zwar nicht mehr den 
Zweck, das Gesetz des Falles zu bestimmen oder die Gröfse 
des Fallraums in der ersten Secunde zu entdecken; aber sie 
verdienen wegen ihrer Genauigkeit und der grolsen Sorgfalt, mit 
- welcher alle Umstände berücksichtigt sind, hier erwähnt zu 
werden. Sie sind die vollkommensten , die man je über die- 
sen Gegenstand angestellt hat. 

Uebrigens hat. man schon seit langer Zeit andere Minel ken- 
nen gelernt, um sich von der Richtigkeit der Theorie zu über- 
zeugen. Es wird nachher gezeigt werden, dals die Zeit der 


' Pendelschwingungen bei gegebener Länge des Pendels ein Mit- 


tel abgiebt, um den Werth der Größe g, oder um den Fall- 
raum in der ersten Secunde zù bestimmen, und dafs das Ver- 


hältnifs der Zeiten für Schwingungen ungleich langer Pendel, 


welches in der Erfahrung so gefunden wird, wie es die Theorie 
fordert, eine vollkommene Bestätigung der Hauptgesetze der 
Bewegung fallender Körper darbietet. Will man sich durch un- 
mittelbare Versuche von der Richtigkeit der Gesetze des Falles 


überzeugen, so kann man sich der Versuche auf der schiefen 


Ebene (No. 14) oder der Versuche mit der Fallmaschine be- 
dienen 2. 


Eine sinnreiche Art, das Gesetz, dals die Fallräume den “< 


Quadraten der Zeiten proportional sind, zu beweisen, hat Sz- ` 





14 Cursus mathematicus. Tom. IL, Stat. Lib. II. propos. I. II. 
2 S. diesen Artikel. 


‚Geschichte des Fallgesetzes, 17 | 
| BASTIEN schon 1699 angegeben!. Auf der Fläche des’ parabo- Fig. 


lischen Konoids ABD, welches durch die Umdrehung der Pa- X 
rabel ADC um die Axe A C entstanden ist, werde ein schrau- 
benartig fortlaufender Gang AEFGHI ausgehöhlt, der in je- 
` dem Puncte untet gleichem Winkel gegen den Horizont geneigt 
ist; so läfst sich aus der Theorie erweisen (vergl. No. 13), dafs 
der in diesem Gange hinablaufende Körper immer die Geschwin- 
digkeit hat, die seinem freien Fälle bei gleicher verticaler Tiefe 
angemessen wäre, daraus aber folgt, wie ich sogleich zeigen 
will, dafs jeder Umlauf um das Paraboloid in gleicher Zeit durch- 
laufen wird, und die Erfahrung ergiebt, dafs dies auch wirklich 
so erfolgt. Wenn man nämlich, indem eine vom Puncte A 
ausgehende Kugel in G ankömmt, eine zweite Kugel bei E fort- 
rollen läfst, und wenn diese G erreicht, eine dritte in E nach- 
sendet, so bleiben diese Kugeln immer gerade über einandet, 
Dals es so seyti mnls, lälst sich so beweisen. Es sey der Punct 
A, wo die Bewegung anfängt, im Scheitel selbst, eines andern 
unbestimmten Punctes X Abscisse =x: so ist da, wo der letz- 
tere liegt, des Paraboloides Halbmesser y = Y px, wenn p 
den Parameter bedeutet. Der ausgehöhlte Gang sey unter dem 
Winkel =æ gegen den Horizont geneigt, so ist ein mit dem 
horizontalen Winkel = do zusammen gehöriges Stück dieses 


Ganges = ds = LER, wenn derklalbmesser des durch X 


. d — a . 
gezogenen Kreises =y ist, oder ds= a Y px. Nun aber 
wird nachher gezeigt, dals die‘Geschwindigkeit eben diejenige 
ist, die ein von der Höhe =x, (dem verticalen Höhenunter- 
schiede der Puncte A und X) frei’ herabfallender Körper errei- 


chen würde, also v=Y’4gx, und folglich wird der Weg ds 


ds_ ds de Y px 
d — — —— — U > — 
in er Zeit dt de Tr = Ga a ZS 


dt= e, (2 durchlaufen , und’ die Zeit t ist also 


— — 


= * | dem horizontalen Winkel ø proportional so 








1 Mém, de l’acad. des sciences pour 1699. 
IV. Bd. B 


! 
d 


| 18 Pall der Körper -> 


‚ dafs die gangen Umläufe, ihr Halbmesser sey gro oder klein, 


in gleichen Zeiten vollendet werden. 


Fall der Körper auf vorgeschriebenen 


Wegen. 


Ca 143. Wenn der der Wirkung der Schwere ausgesetzte Kör- 


per A sich auf einer gegen den Horizont geneigten Unterlage 
befindet, so wirkt nicht die volle Kraft der Schwere auf seine 
Fortbewegung und er fällt daher, selbst wenn alle andere Wi- 
derstände unbeachtet bleiben, minder schnell, als im ganz freien 
Falle. Es ser DE, die Tangente der krommen Linie, auf 
welcher A. sich fortbewegen soll, an dem Puncte B, wo er sich 
gerade . beindet, unter dem Winkel ꝙ gegen den Horizont ge- 
neigt, so muls man die Schwerkraft, die durch BF dargestellt 
werde, in zwei Seitenkräfte BG, BH zerlegen, von denen 
nur die erste = BF. Sin. 9 die Bewegung des Körpers A be- 


schleuniget, die zweite BH aber durch den ünüberwindlichen 


Widerstand der Curve verschwindet. Da nun die Schwere den 
Körper in der ersten Secunde durch den Raum =g treibt, wenn 
der Körper ihr frei folgen kann, und die nach BG wirkende 
Kraft sich. zur frei wirkenden Schwere verhält, wie Sin. ọ : 1, 
so wird die nach BG wirkende Kraft ihn nur durch den Raum 
== g. Sin. @ in der ersten Secande treiben,- oder die Haupt- 
gleichungen für die Bewegung werden hier 
: dv=2gdt. Sn. p; ds = våt 

seyn, wie sich aus No. 3: leicht übersehen läfst, wenn dv die 
Zunahme der Geschwindigkeit in der Zeit = di, und ds den 
in der Zeit== dt durchlaufenen ‚Raum bezeichnet. Nennt man 
x die verticale Tiefe .des Punctes B unter demjenigen Anfangs- 
puncte, von welchem an die Bogen 8 ‚gerechnet werden, so ist 


d . 
Sin. = T; x z3 "und folglich, da dt = St ist, 
dx, 


"ds? 

vdv =? „dx a ` 
und durch Integration v2=4gx. Es ergiebt sich also der wich- 
tige Satz: dafs die Geschwindigkeit beim Falle auf irgend ei- 
nem vorgeschriebenen Wege in jedem Puncte eben so grols ist, 


de 2g. Š 


auf vorgeschriebenen Wegen. 49. 


| 
als sie seyn würde, wenn der Körper im freien Falle von dem 
Puncte, wo seine Bewegung mit der Geschwindigkeit = 0 an- 
fing, eben so tief herab gefallen wäre; oder, wenn der Körper 
A in K ohne Anfangsgeschwindigkėit zu fallen anfing, so ist in 
B seine Geschwindigkeit gleich der der verticalen Tiefe des 
Punctes B unter K entsprechenden Geschwindigkeit. 


Die Formel vdx:—= 2gdx ist noch allgemeiner, da sie 
v? = Ass L Conit — War also’ da, wo x = Q ist, 
v= c, so hat man v? = c? + 4gx, das ist: auch, wenn 
der Körper in K eine Anfangsgeschwindigkeit hatte, so hat 
doch in B das Quadrat seiner Geschwindigkeit nm soviel zuge- 
nommen, als der verticalen Tiefe gemäls ist. Körper also, die 
auf verschiedenen Wegen herabfallen, und in einer gewissen e: 
Horizontallinie KL. gleiche Geschwindigkeit hatten, kommen 3. 
in jeder andern Horizontallinie MN mit gleichen Geschwindig- . 
keiten an, obgleich der eine L diese Horizontallinie später, der 
andere K sie früher erreicht, wegen der ungleichen. Wege 
LM, KN. 


14. Die geneigte Ebene giebt das einfachste Beispiel. Hier 
ist Sin. @ unveränderlich, also v=2%st. Sin. p +c, 
wenn die Anfangsgeschwindigkeit — = c war, und 

s= gt? Sing + ct. 

Für c=0 ist s= g.t?. Sin. 9, also der in bestimmter Zeit 
durchlaufene Weg desto kleiner, je kleiner die Neigung gegen: 
die horizontale Ebene ist. Hierdurch hat man es däher in sei- 
ner Gewalt,. die durch die Schwerkraft hervorgebrachte Bewegung 
so langsam zu erhalten, dafs sich die in bestimmten Zeiten 
durchlaufenen Wege bequem beobachten lassen, und deshalb 
bediente GALILEI: Sioh dieses Mittels, um seine Theorie zu 
prüfen. 

15. Schon Gg fand den merkwürdigen Satzi, dafs 
die Fallzeit durch verschiedene, vom tiefsten Puncte eines 
Kreises ausgehende Sehnen, gleich ist. Es sey nämlich 
AD == 2r der verticale Durchmesser eines Kreises, DM eine Lë 
unter dem Winkel M DE = 9 gegen den Horizont geneigte, 
vom tiefsten -Puncte ausgehende Sehne, so ist DCM=29 und 
DM = 2r. Sin. @. ` Da nun allemal (No. 13) der durchlaufene 


1 Opere di Galilei Tom, 2. p. 594. 
' | B 2 


e 


9 "Pall der Körper | 
Weg = s = gt? Sin. ist, se findet man die auf dem Wego 


== 2r Bin. , verwandte Zeit I —— SCC S — ZC. ` 


Diese Zeit ist folglich von der Länge and Neigung der 
Sehne unabhängig, und Körper, die uf AD, BD, MD her- 
ablaufend ihre Bewegung gleichzeitig in A, B, M anfangen, 
erreichen den Punct D in demselben Augenblicke. Selbst eine 
sehr kleine vom tiefsten Puncte D aus geZogene Sehne des Krei- , 
ses wird in eben so langer Zeit durchlaufen, weil die beschleu- 
nigende Kraft, bei der geringen Neigung der Sehne, in eben 

` dem Malse geringer wird, in welchem die Sehne kürzer ist. 

16. Wenn der Weg, den der Körper durchlaufen kann, 
eine krumme Linie ist, so lassen die Gleichungen 


dv = 2gdt. Sin p = 2g.dt. = 


und da = vdt, 

in No. 13 sich nicht anders integriren , als wenn die Natur der 

Curve bekannt ist, oder x und 3 durch einander gegeben sind. 
Fig. Die krumme Linie sey ein Kreis, in welchem der Bogen 
s vom tiefsten Puncte an gerechnet wird: C sey der Mittelpunct, 
r der Halbmesser, nnd der Bogen AX = s = ro, wenn 
ACX = 9 ist. Die Neigung der an X gezogenen Tangente 
ZX gegen die Horizontallinie AB ist = g = ACX, also 

dv = 2gdt. Sin. p, 
und weil hier, wenn der Körper sich gegeni A zu bewegt, 
vdt —— ds =— rdo ist, 
2vdv=4gvdt. Sin, pọ =— Agtdg Sing, 
oder v? == Const. +4gr Cos. oe 
War also v==0, als der Körper sich in D befand. und war 
dot ACD = y, so ist v?=4gt (Cos. p — Cos. y.), 
= Ag. EF, wem DE, XE, 
Horizontallinien durch die beiden Puncte D, X sind, 
ds —do Yr 
. Hieraus sollte nun fü = = Y [åg (Cos. p — Cosi 
als Zeit des Falles durch DX gefunden werden, was aber all- 

gemein pur durch Entwickelung einer Reihe möglich ist. 


Wenn o und y beide so klein sind , ‘dafs man 
Cos. po = 1 — 49? 
Cas. y = 1 — $7? 


auf vorgeschriebenen Wegen. 214 


setzen darf, so wäre ann | GELIR 


g (ip?) 
7. en Té 


—Yı 
Jr ‚Arc. Sin. £ y t Const, 
Hier bedeuten @, y zwar selbst zwei Bogen, aber die Zahl 


oder dt = 





und t= 


z giebt eine Zahl an, die in den Sinustafeln aufgesucht einen 


zugehörigen Bogen, der hier in seinem Verhältnifs gegen den 
Halbmesser angegeben werden mufs, ergiebt. Dat verschwin- 
den soll, wenn p==y ist, weil in D die. Bewegung anfing, so 


ist t = Ze z [Are Sin, L4 taf indem Arc. Sin 1 = $z ist; 
und die 2 Ge bis der der bewegt Punct in A ankommt, wo 9==0 
ist, wird = Ce ‚oder wenn 2r==1 ist, eben die Zeit 


SE 


Hieraus folgt also für sehr kleine Bewegungen auf dem 
Kreisbogen, dafs die Zeiten nicht von der Gröfse des Bogens _ 
abhängen, dals sie aher den Quadratwurzeln aus den Durch- 
messern direct, und dem Werthe von Y g umgekehrt propor- 
tional sind, Für grölsere Bogen ist das Integral nicht anders 
als durch Reihen zu bestimmen, und es wird da die Zeit des 
ganzen Falles durch den Bogen D A 


=}. pat er eto. 


Der fallende Körper durehläuft jeden Bogen; der kleiner als der 
Quadrant, und selbst diesem gleich ist, in kürzerer Zeit, als 
er die Sehne desselben durchlaufen würde. | 

Wenn bei unsern Pendeln die Masse des ganzen Körpers 
als in einem Puncte vereinigt angesehen werden dürfte, so 
würde die Bewegung des Pendels durch diese Formeln ausge- 
drückt, und es wäre, da hier die Länge des Pendels = dem 
Halbmesser des Kreises = r ist, die Zeit einer halben Pendel- 





| chwingung—4 =] TE einer ganzen Pendelschwingung == 


2 | Fall der Körper. 


Sin. ang = 2 und AN = e (4 +z?) ist, 


r4e- — also viel 
äs ` 
Kreisbogen wäre sie gröfsert, 


Die Linie des schnellsten Falles, oder die Brachystochrone 


d — grölser seyn, und selbst auf dem 


muls sa beschaffen seyn, dals t= F = ein Kleinstes ist. Aber 


die Geschwindigkeit v ist durch die verticale Höhe des Falles 
völlig bestimmt; ist diese nämlich = a, so ist vz JF gz, die 
Curve sey welche man will, und es muls also 


| IE == minimum seyn, wenn dieses Integral zwischen 
D 


den Grenzen genommen wird, welche die beiden gegehenen 
Puncte, von welchem aus und zu welchem hin die Bewegung 
gehen 'soll, bestimmen. Da aber ds nicht als ein unabhängiges 
Differential der Rechnung zum Grunde gelegt werden kann, 
weil es, nach Verschiedenheit der. Richtung jedes einzelnen 
Theils der Curve ein anderes Verhältnifs gegen dz hat, so müs» 
sen wir dafür ds == y (dx? + dz?) setzen, so dafs 


je: r en. +d Fdz? ai ein Kleinstes seyn mufs, indem j ja der cone 
stante Divisor 2y g auf diese Eigenschaft keinen Einfluls hat. 
Denkt man sich nun mannigfaltige Curven durch beide ge- 
gebene Puncte gezogen, SO würde für jede derselben x eine an- 
dre Function von z seyn; für jede derselben würde unser Inte- 
gral einen andern ‘Werth erhalten, und wenn man von einer zu 
einer andern, wenig davon abweichenden überginge, so würde 
im Allgemeinen eine Aenderung im Werthe des Integrals vor- 
gehen, und diese Aenderung ist es, die hier die Variation des 
Integrals, (die man mit d bezeichnet,) heifst, Aber es erhellet 
leicht, dafs wenn die Curve des schnellsten Falles richtig ge- 
. zeichnet wäre, so würde man, sowohl durch bedeutendere Ab- 
weichungen nach der einen Seite als durch Abweichungen nach 
der andern Seite, ein gröfseres Integral erhalten; statt dals also 
sonst in einer gewissen Reihenfolge, wenn man verschiedene 





1 Gun glaubte, der Kreis möge diese Eigenschaft haben. 
~ Opere. Tom. I. p. 627. 


auf vorgeschriebenen Wegen. 25 


Linien gezeichnet hätte, die zweite ein kleineres Integral als 
die erste, und ein grölseres als die dritte geben würde ,- hätte 
die als richtig gezeichnete Curve die Eigenschaft, dals, wenn 
sie die mittlere oder zweite wäre, das Integral kleiner für sie- 
els für die erste, aber auch kleiner als für die dritte seyn würde, 
Mit andern Worten, die richtige Cunve ist diejenige, wo day 
Integral bei sehr geringen Aenderungen keine (nämlich durch 
dag erste Glied der Differenzreihe auszudrückende) Aenderung 


leidet, Daher ô rote) 


fo. —— =0, 


oder da die Bestimmung der Variationen keinem andern Gesetze, 
als der Bestimmung der Differentiale folgt, 
—* SE dz.ddz ds.dz 

re t "dar "frei | 
Da hier das Zeichen d sich auf die Aenderungen bezieht, die 
statt finden, ‘wenn man von einer Curve zur andern übergeht, 
die Integration aber den Fortgang auf einer und derselben Curve 
betrifft, so bezieht sich die Integration auf das Zeichen d, und. 
indem ddx = d, x, 80 ist folgende theilweise Integration un- 
streitig erlaubt: : 


Const. = — ——— Is rt seenen Aë 


+dz (a ds. Irit T) 


Die Const. müfste hier so bestimmt werden, dals der Werth des 
Integrals bei dem einen gegebenen Punete , wo die Bewegung 
anfangen sollte, == O würde und dann mülste das Integral his 
zu dem andern gegebenen Puncte genommen werden, um sei» 
nen vollen Werth zu erhalten, Dals diese Integration nicht 
blofs erlaubt, sondern nothwendig sey, ist etwas schwerer zu 
beweisen; indefs lälst sich wenigstens folgendes annehmen, 
- Wenn wir uns eine der Curven, unter denen wir die richtige 
auswählen sollen, gezeichnet denken, sp gehen wir zu eine 
andern über, indem wir den einzelnen Puncten j jener eine geän- 
derte Lage geben, War also dx, als dem Bogen ab angeht- , 
rend == æy; 50 wird: es, indem jene Puncte nach a’ und b’ hin- 
übergehen, in ad verändert und es wäre ad —ay == d, dx. 


= 0, oder 


Fe 








Fig. 


20 . Fall der Körper 


Es erhellet aber leicht, dafs man von der Curve HK zur Curve 
HL übergehen kann, ohne gerade die Endpuncte eines bestimm- 
ten Elementes 2b nach den Puncten a’ und b’ hinüber zu tra~ 
gen, und dafs folglich die d dr, selbst bei dem Uebergange 
zu einer bestimmten Curve, unbestimmt bliebe. Diese Unbe- 
stimmtheit muls offenbar in der Reohnung vermieden werden, 
und daher gilt die Regel, dafs die verschiedenen Zeichen d, d 
nicht vereinigt: vorkommen dürfen. 

Sobald durch diese Operation die Glieder so getrennt sind, 


dafs Glieder mit Ox und mit ës multiplicirt aufser dem Integral- ` 


zeichen, und eben so gebildete Glieder unter dem Integralzei- 
chen stehen, so ist keine weitere Integration möglich ; denn 
eine neue theilweise Integration würde auf d.dx und d. 3 Zz zu- 
rückführen, eine vollkommene Integration aber wäre nur mög- 
lich, wenn fürdx, dz,.bestimmte Functionen von x, 2 ge- 
setzt würden, was gegen die Natur der Sache ist, indem wir 
` dann zu einer genau bestimmten andern Curve übergingen, statt 
dals wir zu einer jeden andern Curve sollten übergehen dürfen, 
Aber eben diese Betrachtung fordert nun auch, dafs die 
jetzt noch unter dem Integralzeichen stehende Summe von Glie- 
dern gänzlich verschwinde. Es ist nämlich oftenbar, dafs die 
vom Integralzeichen befreiten Glieder zwischen den Grenzen, 
welche die beiden Endpuncte angeben , genommen, einen be- 
stimmten Werth geben, die ‚unter dem Integralzeichen stehen- 
den dagegen immer einen andern Werth erhalten, je nachdem 
wir für dx, dz uns andere Functionen von x und z denken. 
Jene hängen nur noch von den Endpuncten ab, das ganze Inte- 
gral dagegen von den durch den ganzen Raum der Curve ange- 
nommenen Werthen von dx, da: nähme man daher auch das 
Integral so, dafs es für den Anfangspunct verschwände, so 
würde doch sein Werth für den Endpunct gänzlich von dem 
Gesetze abhängen, wonach die Aenderungen x, dz festgesetzt 
wären; ein solches angenommene Gesetz würde aber die Un- 
‚tersuchung höchst beschränkt auf den Uebergang zu einer be- 
stimmten Curve beziehen; soll sie unbeschränkt durchgeführt 
werden, so darf ein :solohes Gesetz gar nicht herein gebracht 
..werden; — kurz, dä mit jedem solchen Gesetze ein anderer 

Werth des Integrals hervorginge, und’ doch dieses Integral einen 
constanten Werth haben soll, so mufs es = O seyn, oder der 
Coefficient von d’x unter dem Integralzeichen, muls eben so wie 


auf vorgeschriebenen Wegen. 27 


der Coifficient von dz, jeder für sich, == 0 seyn, indem nur 
dann jenes Constantbleiben für alle Fanctionen, die man statt. 
ôx, dz setzen möchte, statt findet, 

dx . 


Es ist also0= d. y7? | 
de dz 
werte 


Hierin scheint eine doppelte Bedingung gegeben zu seyn; ich 
werde aber sogleich zeigen, dals die eine schon in der andern 

“enthalten ist, und es lälst sich aus allgemeinen Gründen zeigen, 
dafs dieses allemal statt findet. 








dx 
Die erste giebt T; Tar: = = Const., 
oder zds2 =a dx?, 
Z , 
oder ee | | ` 








Es sey hier wieder r — = Tang. $ f, 


YZ _ Sin. Ae LETA Con? 
ya ~ Sin 4o; Ya = (03.49, 


also Cos. gei — dz = ła dọ. Sin. p; 


dx = ba dọ. Bin, o, Tang. 4 p = a do. Sin. Kä 
also 
set — 2a Sin. }ọ Cos. Fota flo. Cos. Sie, | 
x = C — 2a Sin. 4 ọ Cos. 4ọ +a / (dp — dg. Sin.?49), 
x = C — a Din, Lag x, 
da dx =a fdo. Sin.?2}g war, 
also endlich x = 4C + $ap — 4a Sin. Q. 
oder da der Anfangspunct der Abscissen willkürlich ist, und ag | 
davon abhängt, . 8 
x= bag. Aa Sin. Q; 
z == 4a — ła. Cos., 
Gleichungen, in denen man die Cykloide erkennt. 
Dafs die zweite Bedingungsgleichung eben das giebt, Ria 
sich hier leicht zeigen, Wir hatten nämlich ` 
ds.rY.z==dxYa, also 


- Z 
dx? = dz?. a 
a a — 2 





Fig. 


8. 


98 j Fall der Körper 


ds=dz > , und daher 


dz _ y a—z ' ~e ġ adz 
— 24 e "as `" risäia-- P Uh 


"ds.yz az 


ds Idzya 
— — aufhebt. 
welches sich gegen ——- geet ek —5 aufhe 


Die Cyklaide ist also die Linie des schnellsten Falles, und 
eben so wie hier wird in allen Fällen die Natur der gesuchten 
Curve aus dem unaufgelöst gebliebenen Integral, welches = 0 
seyn mulste, hergeleitet. Nur diejenige Curve, für welche 
jene einzelnen unter dem Integralzejichen stehenden Coefficienten 
== (0) werden, hat die Eigenschaft, dals bei kleinen Abweichun- ` 
gen von ihr die Fallzeit sich gar nicht oder nur um Gröfsen des 
zweiten Grades, (die hier positiv ausfallen würden) ändert. 

Um die Cykloide völlig zu bestimmen, mufs nun die Lage 
der beiden Puncte gegeben seyn. Für den einen mag x = 7, 
z = bh für den andern x = a”, z = b” seyn, so würde die 








d 
Constans der Gleichung Const. = E dx derz d 


da. da ab’. dh! 
durch Const, = —7 t TETES 3) 
gegeben und der volle Werth dieser Integralgleichung durch 
dai, de EdR. AR da”. de + db”. ob” 
Yb. y(datpdb A ~ rb”. yda t dp”? 
ausgedrückt seyn. 

Wären nun die Puncte, von deren einem der Fall ausgehn 
und zu deren anderem er hingehen soll, nicht als ganz feste 
Puncte gegeben, sondern hiefse die Frage, man solle die Linie 
bestimmen, auf welcher der Körper am schnellsten von der Li- 
nie AB zu GD hinüber gelangte, so lielse sich der Anfangs- 
punct G verändern, oder es wäre auch a’ und b’ einer Variation 
unterworfen, jedoch so, dals G auf der Linie AGB bleiben 
mülste, also db’ durch da’ gegeben wäre. In diesem Falle be- 
zieht sich da’, db’, auf die Aenderung der Lage des Anfangs- 








'punotes also auf die gegebene Carve AGB, dagegen dä, db’ 


auf die Anfangsrichtung der von G ausgehenden Cykloide, die, 
wie sich leicht zeigen lälst, die gegebene Curve senkrecht schnei- 
den mufs. Etwas genau diesem Entsprechendes findet in Be- ` 


ziehung auf den Endpunct statt. Aber um nicht zu lange bei 


auf vorgeschriebenen Wegen. 29 


dieser Frage zu verweilen, will ich nicht diesen Fall betrach- 
ten, sondern nur den, da beide Endpuncte fest gegebene Puncte 
sind. In diesem Falle ist dd dh = 0; d = ôb” = 0, 
weil keine willkürliche Abänderurig der Püncte gestattet ist, und 
nun fügt die zuletzt angeführte Gleichung keine neue Bedingung 
zur Auflösung hinzu, sondern diese ist völlig in den beiden 
Gleichungen 

x e EE Lan ta Sing, 

z = $a — 4a. Coso ` 
enthalten, wo U, a noch zu bestimmen, sind, Die Lage der 
beiden Puncte dient zu ihrer Bestimmung, und diese sey also 
durch x = 0, 2 == 0 für den höheren; x = a, z = f für den 
tieferen gegeben. Dann ist 

Do C + tap — 4a Sing, | 

und 0 = $a — ġa Cos. p, 
also d = 0, im. Anfangspuncte (vermöge' der zweiten Glei- 
chung) und zugleich C = 0; für den Endpunet aber 

a= jap — ġa Sin: ꝙ | 
und ĝ == $a (1 — Cos. ꝙ), wo a dadurch bestimmt wird, dals 


SE 
und a = $a f Are, Cos. D -H- ef ZE 


ist. Die letzte Gleichung, als eine transcendente, muls durch 
Versuche aufgelöset werden. 
Es sey a=4ßr, so lälst sich leicht übersehen, dafa 
a = f wird, indem dadurch æ = Aë Arc. Cos. (— 1)=4Pßn, 
identisch wird. In diesem Falle ist deg Anfangspunct, (wie al- 
lemal bei einem festen Anfangspuncte) der Punct, in welchem 
die Cykloide ihre Spitze hat, der Endpunct hingegen der tiefste 
der Cykloide, oder der Körper durchläuft gerade die halbe Cy- 
kloide. 
Um einen andern Fall zu betrachten, sey. dagegen œ = 
102, also 
10 8 = 4a (p — Sin. ei, 
4 Wé (1 — Cos: gl, 
— Sin. ꝙ 
10 = 1 —— Cosg” 


t 
N 


30. | - Fallmaschine. 


Versucht man bierg = 270°, so ergiebt sich nach dem Gleich- 

heitszeichen 5,712, 

Ä g = 300° giebt... » 12,204. 
9=2%0’....... 9,12. 


9 = 293°. 20... . . 9,9978. 
p = 293. 21..... 10,00002. und endlich 
det Ken Con IF o 0128 
das ist, die Cykloide muls durch einen Kreis vom Durchmes- 
ser — 3,313. 4 beschrieben werden, damit der auf ihr fallende 
Fi ‚und in ihrer zweiten Hälfte wieder steigende Körper in der kür- 
6. zesten Zeit zum Endpuncte gelange. Da BC =£, NB = 1028 
war, so würde ein auf N © laufender Körper die Zeit 


=Y 101.4 L Eë 5 0497 nöthig haben; der die halbe 
2Ys Fe | 


Cykloide NA durchlaufende Körper braucht die ‚Zeit 
Sa. TZ Y 0,8281 5281 = 2,876. TZ er würde also in einer 


Zeit = 5,74. TZ den höchsten Punct der Cykloide E wieder 


erreichen , also der Punct C schon viel früher, und selbst hier, 
wo der Endpunct erst im Steigen wieder erreicht wird, ist die 
Cykloide die Linie des schnellsten Falles. 

Ueber die Gesetze des ‚Falles im widerstehenden Mitteln 
£ Iy. ideretand, B. 


Fallmaschine 


Atwood’s Fallmaschine, um die Gesetze des freien 
Falles zu zeigen, beruht auf der einfachen Ueberlegung, dafs 
‚ man die Schnelligkeit des Falles mäfsigen kann, indem man die 
Beschleunigung des fallenden Körpers durch ein Gegengewicht 
vermindert , dafs aber die Gesetze, nach welchen Geschwindig- 
keit und durchlaufener Weg von der Zeit abhängen, dabei un- 
geändert bleiben. 
Fig. Auf der Mitte lines ‚dreieckigen Fulsbrettes AB, welches 
auf einem Fulse D und zwei Schrauben E, E, ruhet, um durch 


letztere. horizontal gestellt zu werden, erheht sich senkrecht die 


Fallmaschine. 34 


‚ölzerne- Säule FG, auf welcher, einige Zolle vom höchsten 
’uncte anfangend, eine Theilung von Zollen und Zehntel - Zol- 
en angebracht ist. Diese Theilung wird, um die Tiefen des 
Falles anzugeben, von ohen an herabwärts gezählt, und geht, 
“wie die Figur zeigt) bis auf 64 Zolle. (Statt 64 Zolle, wel- 
he eine Anordnung auf 8 Secunden ist, könnte man 49 Zoll, 
31 Zoll wählen, wenn man die Einrichtung auf 7 oder 9 Se- 
unden machen wollte.) 

Oben bei G ist vermittelst der Schraube N, die in einer 
nessingenen Schraubenmutter eine genaue und sichere —— 
inden muls, eine Platte, LM befestigt, welche die Rolle K 
rägt. Diese Rolle, die sehr genau centrirt und überhaupt sau- 
‚er gearbeitet seyn muls, da von ihrer vollkommen gleichen und 
eichten Bewegung alles abhängt, dreht sich um eine stählerne Fig. 
Axe ab, deren Enden in sorgfältig g gearbeiteten Zapfenlagern 10. 
ruhen. Man kann durch eine Schraube die an den Enden ge- 
ichlossenen kreisförmigen Zapfenlager ein wenig mehr oder 
weniger gegen die in Spitzen ausgehenden Enden der Axe drük- 
ten, P wodurch . die — allemal schwache — Reibung ein wenig 
rermehnt oder vermindert wird. , 

Ueber den eingeschnittenen Band der Rolle geht eine —— 
Schnur, an welcher die Gewichte bei OP, O'P’ hängen. Die 
tolle hat ihre Stellung aber genau so , dals das eine dieser Ge- 
vichte vor der Mitte der Scale herabläuft. Um die Bewegung ` 
ler Gewichte, unter denen das vor der Scale herabsinkende 
las Uebergewicht haben muls, zu hemmen, dient ein horizon- 
al beweglicher , mit Tuch bekleideter Hebel Q, der die Schnur 
ei M andrückt, und den man durch einen Schlag mit einem 
täbchen plötzlich fortbewegt in dem Augenblicke, da die Be- 
vegung des fallenden Gewichtes anfangen sollt. Die Gewichte 
ıchtet man (aus Gründen, die nachher vorkommen) so ein, dals 
ie aus kreisförmigen Scheiben bestehen, und auf die mit ih- 
en gleichen Durchmesser habenden Scheiben OP, O’P’, sich 
uflegen lassen, wo sie von dem mit OP senkrecht verbunde- _. 
en, metallenen Stäbchen p gehalten werden, indem sie, mit "Te 
inem Einschnitte versehen, von der Seite aufgeschoben, auf 





1 Dieser Hebelarm ist in Fig. 9 nur im Querschnitte, als die 
:hoar bei M andrückend, zu sehen, in Fig. 10 aber im Längen- 
xchschnitte MQ. Sein Drehungspunct liegt etwa bei R. 


s 
N 


32 | Fallmaschine. 


den Scheiben OP, OT D ruhen. Diese Gewichte sind nun erst- 
lich solche, die auf beiden Scheiben OP, O’P’ gleich aufgelegt 
werden, und danh zweitens ein Uebergewicht, das dem vor 
der Scale herabsirnikende Gewichte beigefügt. wird. Endlich be- 
findet sich seitwärts an der Säule ein Pendel, welches bestimmt 
ist, die Zeit des Herabfallens des Gewichtes OP zu messen. 
Dasselbe ist entweder ein einfaches Secundenpendel, wenn die 
Gewichte OP, O'P’ sö eingerichtet werden, dafs das Herab- 
fallen innerhalb einer Zeit von 8 Secunden geschieht, dder die 
Linse desselben ist beweglich, um seine Schwingungen will- 
kürlichen Zeiten anzupassen Der Gebrauch, den man von 
dieser Maschine machen will, ist ein doppelter. Erstlich zu 
zeigen, dafs die Fallräume den Quadraten der Zeiten propor- 
tional sind; zweitens die Geschwindigkeit, welche der fallende 
Körper wirklich in einem bestimmten Augenblicke erlangt hat, 
anzugeben; oder zu zeigen, dafs sie der Theorie gemäls ist. 
Die Vorbereitung zu diesen Versuchen besteht nur darin, dafs 
man die Maschine ih eine gepatı verticale Stellung bringe, und 
das richtige Uebergewicht, , um einen bestimmten Fallraum in 
Lë der Secunde zu erhalten, berechne, Um das erstere zu er- 
halten, bringt man die durchbrochehte Unterlage, deren Kreis- 
Öffnung die Gewichtsscheiben bequem, aber "ohne zu grofsen 
Raum übrig zu lassen, düurchläfst, ziemlich tief an der Säule so 
an, dals das Gewicht hindurch geht, und corrigirt die Stellung . 
der Säule mit Hülfe der Schrauben E, E, so lange, bis das 
| Gewicht frei, ohne anzustolsen, durchgeht. Diese Unterlage, 
wird durch den um die Säule passenden Arm ws gehalten, und 
durch eine Feder bei s an die Säule fest angedrückt. Um aber 
das zu einer bestimmten Beschleunigung erforderliche Ueber- 
gewicht zu finden, mufs man so verfahren, Wir wollen an- 
nehmen, die Zolle wären Pariser Zolle und man verlange, dafs 
der Fallraum in der ersten Secunde 1 Zoll betragen solle, so 
muls, ‚ da 1 Zoll gleich dem 181sten Theile der natürlichen 
Fallhöhe ist , die Beschleunigung auf i 
also, wenn man auf dag Moment der Trägheit der Scheibe nicht 
achtet, und mit P das eine, mit P 4- q das andere Gewicht be- 


herabgesetzt werden; 


. q 1. a , 
zeichnet, so CHE Fa ii seyn, indem die bewegende 
Kraft gleich dem Uebergewichte q, die bewegte Masse =2 P + q 


— 





Fallmäschine. 3 
ist, und jene Kraft auf eine Masse == q verwandt die volle Ge- 
schwindigkeit der frei fallenden Körper, auf 2q verwandt die 


halb so grolse Geschwindigkeit u. s. w. hervorbringen würde, 





also nur Mn der Geschwindigkeit, wenn die Masse — 181. q 


ist. Es mülste also 180. 4 = 2P, q = A P seyn, das ist 50 


Gran, wenn man jedes der beiden Gewichte auf 4500 Gran ein- 
gerichtet hätte, Um genau zu reohnen, muls man zu dem Ge- 
wichte 2P noch das auf die Entfernung der Schnur reducirte 
‘Gewicht der Rolle K rechnen: denn auch diese Masse mufs mit 
in Bewegung gesetzt werden. Ist die Rolle so gearbeitet, dafs 
sie durchbrochen, wie ein Rad, nur dünne Radien, zu Ver- 
bindung, des festen Randes, in dem die Schnur läuft, mit der 
Axe, darbietet, so liegt fast ihre ganze Masse nahe in eben der 
Entfernung vom Mittelpuncte, wie die Schnur selbst, und er- 
hält fast eben die Geschwindigkeit, wie die Gewichte; daher 
man dann sehr unbedeutend fehlt, wenn man das ganze Gewicht . 
der Rolle mit den angehängten Gewichten und der Schnur zu- 
sammen unter 2P versteht. 


Findet man es zu unbequem , erst das für den Fallraum == 
1 Zoll in der ersten Secunde erforderliche Uebergewicht auszu- 
rechnen, so kann man statt des 8ecundenpendels ein Pendel, 
an welchem die Linse sich verschieben lälst, nehmen, und 
dieses so stellen, dals es 8 Schläge thut, während das mit 
einem Uebergewicht verseherie Gewicht die ganze Scale von 
64 Zollen durchläuft; diese Stellung der Pendellinse läfst sich 
durch einige Versuche leicht erhalten und dientfür jedes willkür- - 
bebe Uebergewicht; hier will ich indels annehmen, man habe 
die Anordnung richtig nach dem Secundenpendel gemacht. 


Um nun erstlich zu zeigen, dafs die Fallräume den Qua- 
draten der Zeiten proportional sind, hängt man das Gewicht mit 
seinem gehörigen Uebergewichte an, und stellt das vor der Scale 
hängende so, dals seine untere Fläche genau neben dem Null- 
puncte sich befindet. Dat man diese Stellung erreicht, so 
drückt man den bis dahin von M entfernten Hebel an M an, da- 
mit er die Schnur gegen M herandrücke und festhalte. Man 
achtet dann auf die Schläge des Secundenpendels, und im Mo- 
mente eines Pendelschlages stölst man den Hebel zurück und 

IV. Bd. C 


e 


34 Fallmaschine. 


fängt die Schläge des Pendels zu zählen an. Ist alles richtig 
angeordnet, so kommt mit dem Ende der 8ten Secunde das Ge- 
wicht auf dem Boden bei F an und hat also 64 Zoll in 8Secun- 
den durchlaufen Um einen zweiten Versuch für eine andre 
Fallzeit, zum Beispiel 5 Secunden anzustellen, wird eine Unter- 
lage, die nicht durchbrochen ist, sondern die feste Fläche 
uvxy ohne Oeffnung darbietet, so an die Säule gesetzt, dafs 
sie auf 25 Zoll anliegt; der vorige Versuch wird genau eben so 
wiederholt, aber am Ende der 5ten Secunde hört man das Ge- 
wicht aufschlagen. So kann man sich für alle einzelne Secun- 
den überzeugen, dafs der Fallraum 1 Zoll in der ersten, 4 Zoll 
in den 2 ersten, 9 Zoll in den drei ersten Secunden betrage 
u. 8 W. 

Bei diesen Versuchen konnte das den übrigen Gewichten 


zugelegte Uebergewicht jede beliebige Gestalt haben; bei den 


folgenden, wo die durchbrochene Unterlage ihre Dienste thut, 


‚mufs das Uebergewicht die Form eines Stäbchens, dessen Länge 
. den Durchmesser des Kreises zz übertrifft, haben, oder aus. 


_ mehreren solchen Stäbchen bestehen. Soll nämlich gezeigt wer-. 


den, welche Geschwindigkeit der fallende Körper in einem 
bestimmten Puncte erlangt hat, so mufs ‘in diesem Puncte das 
Uebergewicht abgehoben werden, damit der Körper ohne neue 


. Beschleunigung, mit der einmal erlangten Geschwindigkeit fort- 


gehe. Dieser Zweck wird dnrch die durchbrochene Unterlage 
erreicht, welche das Hauptgewicht durchläfst, aber das Ueber- 
gewicht abhebt, oder das Stäbchen, welches als Uebergewicht 
diente, zurückbehält. Es sey diese Unterlage so an der Säule 
befestigt, dafs sie genau in dem Augenblicke das Uebergewicht 
abhebt, wo die untere Fläche OP be 25 Zoll ankommt: so 
wissen wir nun, dafs die Fallzeit bis dahin, wenn man das 
Fallen wie vorhin von Null anfangen lälst, 5 Secunden beträgt. 
Am Ende der fünften Secunde ist die erlangte Geschwindigkeit 
nach der Theorie = 2g . t = 2.1.5, weil hier g = 1 Zoll 
der Fallraum in der ersten Secunde ist, und wenn der Körper: 
nur diese Geschwindigkeit unbeschleunigt behielte, so würde 
er am Ende der 6ten Secunde bis 35 Zoll, am Ende der "ren 
Secunde bis 45 Zoll, am Ende der $ten bis 55 Zoll gelangen, 
und wenn man auf 55 Zoll die undurchbrochne Unterlage an- 
gebracht hat, so wird man das fallende Gewicht dort mit dem 
Ende der achten Secunde aufschlagen hören. Will man ihn un- 


Fallschirm. 35 


ten bei 64 aufschlagen lassen, so ist es bequem, die durch- 
brochne Unterlage auf 16 Zoll oder vielmehr so anzubringen, 
dafs das Uebergewicht abgehoben werde, indem die Grundfläche 
des Gewichts auf 16 Zoll arıkömmt; dann hat es hier eine Ge- 
schwindigkeit von 8 Zoll in der Secunde und indem es mit dem 
Ende der Arten Secunde 16 Zoll, mit dem Ende der Sten Secunde 
24 Zoll und so ferne erreicht, so schlägt es erst mit dem Ende 
der 10ten Secande unten auf. | 

Die mancherlei Abänderungen, die man bei den Versuchen -+ 
machen kann, indem man das Uebergewicht gtölser oder klei- 
ner nimmt und so den Fallraum jedesmal anders bestimmt, die 


Beschleunigung aber immer der Grölse opt q gleich findet, und 
andre, will ich hier nicht anftihren, da das bisher Gesagte schon 
zeigt, dafs dieses Instrument urigemein viel Belehrung darbietet, 
ja sogar uns die Gröfse des Fallraums der frei fallenden Körper 
ziemlich genau angeben würde, wenn nicht dazu schon bessere 
Mittel bekannt wären, B. 





Fallsehirm. 


Parachute; Fall-breaker; nennt man eihe schirmartige 
Vorrichtung, womit Gegenstände aus grolsen Höhen herabfal- 
len können, ohne beschädigt zu werden, weil durch den Wi- 
derstand der Luft gegen dieselbe die Fallgeschwindigkeit genü- 
gend verzögert wird. Die erste Idee hierzu entlehnte Le Nor- 
MAND, Professor zu Montpellier, aus einer Nachricht, dals in- 
dische Sklaven sich zur Belustigung der Könige vermittelst eines 
Sonnenschirms aus beträchtlichen Höhen herabzulassen pflegen, 
und er versuchte es daher selbst den 26sten Nov. 1783, die 
fischbeinenen Stäbe eines Regenschirms von 30 Z. Durchmesser 
zur Verhütung des Zurückschlagens an den Enden mit Bindfaden 
festzubinden, und diesen in der Hand haltend von der ersten 
Etage eines Hauses herabzuspringen. Weitere Versuche machte 
er mit Thieren, welche an einem ähnlichen Schirme von 28 Z. 
Durchmesser unbeschädigt vom Observatorio. herabfielen, Für 
einen Menschen berechnete er die erforderliche Gröfse eines Fall- 
schirms zu 14 Fuls Durchmesser, und schlug die Gestalt eines 
Conus als die bequemste vor. Einige dieser Versuche sah J. 
Mogreuotren mit an, und wiederholte sie nachher in Verbin- 


C2 


36 | . Fallschirm. 


dung mit einem gewissen BRANTE, indem sie eine Vorrichtung 
von Leinwand in Gestalt einer Halbkugel 7 —8 F. im Durch- 
messer haltend verfertigten, vom Rande derselben 12 Seile 7 F. 
lang herabhängen liefsen, diese unter der hohlen Fläche der 
albkugel vereinigten, einen Korb aus Weiden geflochten daran 
ariden,. und in diesem einen Hammel vom höchsten Thurme 

' vignon mehrmals herabfallen liefsen, ohne dal erim min- 
desten Schaden erlitt. BrancuAnn wiederholte diese Versu- 
. the, indem er zuerst Thiere von seinen Aerostaten aus beträcht- 
lichen Höhen mit einem Fallschirme herabfallen liefs, und es 
‚Zuletzt in Basel selbst wagte, sich damit herabzulassen. Hier- 
bei hatte er das Unglück‘, auf Bäume zu fallen, und.ein Bein 
zu brechen, weswegen er den Versuch nicht wiederholte. Der 
von ihm gebrauchte Fallschirm, so wie derjenige, womit Ganr- 
- NERIN am 1sten Brumaire 1797 im Jardin de Mousseaux herab- 
fiel, glich einem grofsen Regenschirme, welcher halb ausge- 
spannt zwischen dem Ballon und der Gondel, eine Art von 
Zelt über dem A&ronauten bildete. Als er sich durch den Wi- 


derstand der Luft öffnete, hatte er 25 F. im Durchmesser, be- 


stand aus Leinwand, und zeigte in diesem und in andern Fäl- 
len beim Fallen dasjenige Phänomen, was aus der Theorie eben 
so sehr folgt, als für die praktische Anwendung von grolser Be- 
deutung ist, er gerieth nämlich durch den Widerstand der Luft 
in starke Schwankungen, wie sie bei einem fallenden Blatte zu 
seyn pflegen. Später wiederholte Gansen den Versuch öf- 
ter, und in London am 2isten Sept. 1802 schon zum fünften 
Male. 

Beim Herabfallen vermittelst eines Fallschirmes .mufs man 
die Schwere des Ganzen im Schwerpuncte vereinigt annehmen, 
den Widerstand der Luft kann man aber als gegen einen Punct 
‘ gerichtet ansehen, welcher wenig unter dem Sehwerpuncte des 
Fallschirms, und daher über dem Schwerpuncte der ganzen 
Masse liegt. Wenn nun der Schwerpunct sich nicht senkrecht 
unter dem \Viderstandspuncte befindet, so wird letzterer über 
ersterem pendelartig oscilliren, und zwar so viel schneller, je 
kleiner der Abstand beider ist, und fielen beide zusammen, so 
könnte der Fallschirm ganz’umschlagen. Es ist daher rathsam, 





1 Ann. de Chim. XXXI. 269. G. XVI. 156. 
2 S. G. XVI. -88. = 


| Fallschirm. 37 ` 
die Last tiefer unter den Schwerpunct desFallschirms anzubrin- 


gen, und dem letzteren einen längeren Stiel zu geben, um das 
Oscilliren seines Widerstandspunctes um einen über dem Schwer- 
puncte liegenden Punct zu verhüten!., Die Schwankungen des 
Fallschirmes, womit sich GArnerın nach seinem Auffluge zu 
London am 21sten Sept. 1802 von einer unglaublichen Höhe her- 
abliels, machte nach Nıcnorson’s2 Berichte Schwankungen, 
deren jede ohngefähr 6” dauerte, und so stark waren, dals der 
Fallschirm sich halb schlofs, aber wieder ganz öffnete, ‘wenn 
die Gondel lothrecht unter demselben hing. Der Fallschirm hatte 
30 Pulsa im Durchmesser, und seine Schwankungen wurden klei- 
ner, alser der Erde näher kam. Dicht über dem Boden erhielt 
GaanerRiN einige heftige Stölse, befand sich sehr unwohl, 
wurde aber bald wieder hergestellt. 

Aufser dieser im Bau des Fallschirms und dem Wider- 
stande der Luft gegen denselben liegenden Veranlassung zu 
Schwankungen, wird er in solche sicher auch durch das un- 
gleiche Ausweichen der comprimirten Luft, durch die nicht völ- 
lig horizontal liegende Widerstandsfläche und durch die Luftbe- 
wesungen selbst versetzt, weil sonst die Grölse derselben über- 
haupt und ihre Zunahme nicht füglich erklärbar wären, 

Sucht man die Grölse eines Fallschirms , welcher sich mit 
einer gegebenen Geschwindigkeit bewegen soll, so erhält man 
diese, wenn man berücksichtigt, dafs der Widerstand der Luft 
bei gleicher Geschwindigkeit der Bewegung der gegen die Luft 
bewegten Flächen proportional ist, und daher das gegebene Ge- 
wicht des Fallschirms und der daran hängenden Last dem Wi- 
derstande für die bestimmte Gaschwindigkeit gleichgesetzt wer- 
den muls. 

Unter dem Artikel: Yiderstand der Mittel befindet sich 
die von Hurrow berechnete Tafel des Widerstandes gegen eine 
Fläche von 4 Quadrat F. für die verschiedenen Geschwindigkei- 
ten in Unzen nach Lond. Mals und Troygewicht, woraus die 
Grölsen entlehnt werden können. Es soll z. B. ein Schirm ge- 
sucht werden, womit ein Mann von 150 % Gewicht mit 10 F. 


1 S. Gilbert XVI. 14. aus Décade philos. lit. et mor. An VI. 
No. 4. p, 237. 

2 S. Nich. Journ. UI, 143. 

3 Hutton Dict, 44. 


38 © Fallschirm. ` 


Geschwindigkeit herahfällt, oder mit einer solchen, welche e 
durch einen Sprung von 1,562 F. engl. Höhe erhält!. Die Ta- 
fel giebt für 10 F. Geschwindigkeit und 3 Quad. F, Fläche 0,57 
Unzen = 0,0475 % Widerstand; mithin ist der Widerstand 
gegen einen Fallschirm vom Halbmesser r= Sa 0,0475 r3? 7m, und 
dieser mufs dem Gewichte des Fallschirmes und des Mannes 
gleich seyn, Um Ersteres zu bestimmen, sey das Gewicht einer 
Kreisfläche des Schirmes von 1F. Rad, = 0,25 Wi, Indem dann 
die Gewichte sich verhalten wie die Flächen, d, i. wie die Qua- 
drate der Halbmesser, an ist das Gewicht des Schirmes = 0,25 r?, 
Mithin ; l 
0,25r 3 4 150 = $>¢0,0475r? z | 
woraus r == 18,864 F. gefunden wird?. Wäre die Masse des 
Fallschismes zu schwer, so würde r unmöglich werden. Wöge 
z. B. die Fläche van 1 F, Rad, 1 &, so wäre rì? -+ 150 
= 43x.0,0475r7? woraus r? (1 — 0,67151) =— 150 unmäg- 
lich wird. Es läfst sich hiernach also gleichfalls berechnen, 
welches der gröfste Werth des Gewichtes einer Fläche von 1 F. 
Radius eines solchen Fallschirmeg seyn kann, nämlich für 
0,67151 & würde der Radius des Schirmes unendlich werden, 
und der Quadratwurzel jedes kleineren Gewichtes pyoportional 
abnehmen. Auf allen Fall muls also das Gewicht einer Fläche 
von 1 F. Rad, kleiner seyn als 0,67151 &, und der Fallschirm 
ist überhaupt um sa viel besser, je leichter bei übrigens hin- 
länglicher Stärke die Substanz desselben ist. Das Gewicht der 
‚Stäbe und der Stange des Schirmes, welcher im Allgemeinen 
die Gestalt eines gewöhnlichen Schirmes haben kann, wird am 
bequemsten dem Gewichte des Mannes hinzuaddirt, und man 
kann leicht dafür Sorge tragen, dafs der Schwerpunct tief genug 
unter den Widerstandspunct zu liegen kommt. Uebrigens ist v 
in der Formel sehr geringe angenommen. Wenn man berück- 
sichtigt, dals ein Mensch ohne Furcht vor Verletzung von 4 
engl. Fufs Höhe, insbesondere auf nicht sehr harten Grund füg- 
lich herabspringen kann, so wird s = 4 F, und v = 16 F, 
wofür die Tabelle einen Widerstand == 1,538 Unzen = 0,128 & 
giebt. Dieses in die abere Formel substituirt, giebt 
1 Da die Geschwindigkeit vz 2 Y pa, so ist für g = 16 F. 
engl. und v = 10 F. s := 1,562 F. S. Fall No. d 
2 Vergl. Hatton Tracts of math. and phil. subj. HI. 816. 


Farbe. 39 


0,25r? + 150 = $X 0,1381? 
woraus r == 0,807 ... also fast 10 F, gefunden wird. Würde 
der Halbmesser grölser, so könnte das beschwerende Gewicht 
auch vermehrt werden, 

: Der Anblick eines Menschen, welcher sich aus einer grolsen 
Höhe mit dem Fallschirm herabläfst, ist im eigentlichen Sinne 
schauderhaft1. Im Anfange insbesondere ist der Fallschirm noch 
geschlossen, der Fall des Aëronauten daher ein beschleunigter, 
und sehr schnell, Erst durch den Widerstand der Luft wird 
der Fallschirm entfaltet, die F allgeschwindigkeit hört auf eine 
beschleunigte zu seyn, indem sie vielmehr mit dem Widerstande 
der Luft ins Gleichgewicht kommt, und abnimmt, wenn die. 
Dichtigkeit der Luft wächst. Es ist daher im Grunde gleich- 
gültig, aus welcher Höhe der Aeronaut sich herablälst, indem 
unter übrigens gleichen Bedingungen die Fallgeschwindigkeit, 
womit er auf der Oberfläche der Erde ankommt, bei den ver- 
schiedensten Fallhähen dieselbe ist, M. 


F arbe. 


Color; Couleur; Colour. Das Licht sowohl der selbst- 
leuchtenden, als auch der erleuchteten Körper zeigt unserem 
Auge eine Verschiedenheit, die nicht von der Intensität dessel- 
‚ ben abhängt, sondern die uns als eine Verschiedenheit der Art 
des Lichtes erscheint. Diese Verschiedenheit, die keine wei- 
tere Beschreibung, keine Erklärung für den, der sie nicht durch 
den Anblick kennt, gestattet, ist es, was wir Ungleichheit der 
Farbe nennen, 

Dafs die Farbe nicht bloſs in einem verminderten Grade 
des Lichtes ihren Ursprung habe, ist daraus klar, weil wir ein 
dunkles und helles Roth, das dennoch immer das Eigenthümli- 
che des. Roth zeigt, ein dunkles und helles Blau, das dennoch 
immer blau erscheint, anerkennen, und eben dadurch beken- 
nen, dafs das Eigenthümliche des Eindrucks auf unser Gesicht, 
welches wie im Roth, Blau, u. s. w. finden, bei allen Graden 
der Lebhaftigkeit und des Glanzes dasselbe bleibe. Vox Görur hat 
ganz Recht, auf das Schattige (to oxızoor) der Farbe aufmerksam 





3 Am auffallendsten war Garnerin’s eben erwähnter Versuch bei 
London. 


40 Farbe, 


zu machen!; denn Körper, die farbig erscheinen, geben ein 
minder lebhaftes Licht, als weilse; aber gewils liegt nicht das 
Wesen der Farbenverschiedenheit hierin. 


Verschiedene Meinungen über den Ur- 
sprung der Farben. 


2. Fast alles, was über diesen Gegenstand gasagt ist, hat 
vox Görse gesammelt?; ich werde daraus nur Weniges hier 
ausheben. 

Erıkun sagte, die Farben wären nicht etwas dem Körper 
Eigenthümliches, daher man auch nicht sagen könne, dals der 
Körper in der Einsternils Farbe habe 3. 

Praro* nennt die Farbe eine Flamme, die von jedem Kör- 
per austliefst, — Das wäre also unsern Begriffen, die Farbe 
sey ein zurückgeworfenes Licht, ganz wohl entsprechend. — 
Aber freilich weichen die weitern Erklärungen des Sehens und 
der aus der Verbindung des Feuers mit der Augenfeuchte her- 
vorgehenden Empfindung der Farbe, sehr von unsern Ansichten 
ab, und ‚eben in keiner Hlinsicht verständliche Aufschlüsse über 
die Entstehung der Farbe. 

Arıstoreıes® scheint ziemlich deutlich die Farben alle als 
Mischungen aus Schwarz und Weifs anzusehen. Weifs und 
Schwarz setzt er, wie Lioht und Finsternils, einander entgegen, 
und scheint also das Weiſs als der vollsten Erleuchtung ent- ' 
spre hend, Schwarz als ohne alles Licht anzusehen. Kleine Theil- 
chen, die weils und schwarz neben einander liegen, könnten 
vereint weder weils noch schwarz erscheinen, müfsten also eine 
andere Farbe darbieten; aus den Verhältnissen der schwarzen 
und weilsen Portionen entstehe dann eine mannigfaltige Ver- 
schiedenheit, und vielleicht gäben die Verhältnisse, die den 
Consonanzen in der Musik entsprechen, die angenehmsten Far- 
ben. Aber wie selbst dieser grolse Philosoph sich und den 
Leser in einem blofsen Hin ~ und Herreden, wodurch man dem 





1 Zur Farbenlehre, von Göthe. I. Th. $. 29, 

2 Der ganze zweite Theil der Farbenlchre, auf den daher die 
folgenden Citate gehen. 

8 86 l 

4 S. 8. und Plutarch plac. philos. L 15. 

D 3. 19. 


Ureprung derselben. 4 


~ Verständnils des Gegenstandes gar nicht näher kömmt, ermüdet, 
dafür dient folgende Stelle zum Beweise, : „Wie die Farben aus 
der Mischung des Weilsen und Schwarzen entstehen, so auch 
die Geschmäcke aus der des Sülsen und Bittern. Die angeneh- 
men Geschmäcke beruhen auf dem Zahlenverhältnifs. Der fette 
Geschmack gehört zu dem sülsen, der salzige und bittere sind 
beinahe eins, Der beilsende, herbe, zusammenziehende und 
saure fallen dazwischen. Schier wie die Arten desGeschmackes 
verhalten sich auch die Species der Farben. Denn .beider sind 
sieben; wenn man das Dämmrige (galov) zum Schwarzen rech- 
net. Daraus folst, dals das Gelbe zum Weilsen gehört, wie 
das Fette zum Süfsen; das Rothe, Violette, Grüne, Blaue lie- 
gen zwischen dem Schwarzen und Weilsen, Und wie das 
Schwarze eine Beranbung des \Veilsen im Durchsichtigen ist, 
so ist des Salzige und Bittere eine Beraubung des Sülsen in dem 
nährenden Feuchten, “ u, s. w, 

Von dem, was TuzorunasTt über die Farben sagt!, kann 
ich hier nur \Veniges anführen, Es erhellet, dafs er das Schwarz 
als gar kein Licht zurückwerfend ansieht; dals er Grau, als aug 
Schwarz und \Veils gemischt betrachtet; dafs er das Gelbroth 
als aus dem Lichte, wenn es durch reines Schwarz gemäfsiget 
ist, entstehend, annimmt; dafs er das Blau der Luft als da er- 
scheinend angiebt, wo das Licht abnimmt und die Luft von der 
Finsternils aufgefalst wird, u. 3. w. 

Unter den Schriftstellern, die nach den dunkeln Jahrhun- _ 
derten des Mittelalters uns einige Belehrung darbieten, hebt 
v. Gorsez, Roerr Baco hervor, und sagt uns, was dieser 
nach seinen, in andern Schriften geäulserten Grundsätzen, un- 
ter Voraussetzung, dafs er das, worauf es ankomme, richtig ere 
kannt habe, wohl hätte sagen kännen; denn wirklich gesagt hat 
er nicht viel über die Farhen. Im sechzehnten Jahrhundert lei- 
tete TeLesıus die Farben aus den Principien der Wärme und 
Kälte ab?. Die übrigen von v. Görur angeführten Schrift- 
steller bieten fast gar nichts Belehrendes in Beziehung auf unsern 
Gegenstand dar. TuXLESIVS und Sım. Porrıus? erklären nur 
die Farbennamen, die hei den Alten vorkommen. Im siebzehn- 


1 v. Göthe, 8. 24, 
2 v. Gäthe. II. 217, 
3 S, 173, 197. 


42 Farbe. _ 


ten Jahrhundert beschäftigten sich Mehrere mit den Farben. 
Kerıeni sagt gelegentlich, die Farbe entstehe aus einer Schwä- 
chung des Lichts. In den farbigen Körpern ist das Licht ein- 
geboren, es ist aber verborgen, so lange sie nicht von. 
der Sonne erleuchtet werden. Dr Dovu nähert sich in sei- 
nen Ansichten sehr dem, was wir nachher als v, GoTur’s eigene 
Ansicht erzählen werden, Asvıronisus sieht die Farben als 
für sich mülsig und träge any; das Licht rege sie an, entreifse 
sie den Körpern und mache sie thätig: lumen est velut colarum 
forma, Die Farbenreihe giebt er so an, dals Weils, Gelb, Roth, 
Blau, Schwarz, auf einander folgen?. Carresıus? erklärt die 
Farben aus der Bewegung der Lichttheilchen, Das mittlere sei- 
ner Elemente besteht aus Lichtkügelchen, deren directe Bewe- 
gung mit ciner gewissen Geschwindigkeit wirkt 4. Bewegen 
sich die Kügelchen rotirend, aber nicht geschwinder, als der 
geradlinige Fortgang, so entsteht die Empfindung von Gelb, 
eine schnellere Drehung bringt Roth, eine langsamere Blau her- 
vor. In Rücksicht des prismatischen Farbenbildes welches er 
schon kannte, gelangte er, (sagt v. GÖTHE) zu der Hauptansicht, 
.dals eine Beschränkung nöthig sey, um diese Farben hervor- 
zubringen, (Dieses ist nämlich in v. Görne’s Theorie eine 
Hauptansicht, von der er glaubt, dals sie von andern nicht 
genug beachtet sey.) Arn. Kırcuer3. Dals seine Ansichten 
.sehr den v. Göthe’schen entsprechen, zeigen schon folgende we- 
nige Worte: Die Farbe, als Eigenschaft dunkler Körper ist ein 
beschattetes Licht, des Lichtes und Schattens ächte Ausge- 
burt. Indefs spricht seine Untersuchung über das Blau des Him- 
mels dieses nicht so klar aus; man sieht nicht so eigentlich den 
Grund, warum die Natur, sich aufs weiseste berathend, gerade 
‘die blaue Farbe, die aus einer ungleichen Mischung von Licht 
und Finsternifs bestand, gewählt habe; denn der Grund, damit 
wir die Himmelsräume mit Vergnügen betrachten könnten, ist 





1 8. 250, 
- . 2 Opticorum Libri 6. pag. 47. 40. x. Göthe, S. 255. 264. 

8. 8. 277. | 

4 Obgleich Cartesius eine unendlich schnelle Fortpflanzung des 
Lichts annahm, so redet er hier doch von ongleichen Geschwindig- 
keiten. Dioptr, p. 42. O, 

5 8. 279. Kircher ars magna lucis et umbrae. Lib. I. Pars. A 
Cap. 1. 2. 8. 


Ursprung derselben, 43 


wenig gründlich, und da das Blan des Himmels doch auch sein 
Blendendes hat, nicht einmal wahr. 

Mancus Mancı, DE LA CHAMBRE, GRIMALDI und Isaac 
Vossıus? neigen sich mehr zu der Ansicht hin, die wir bald 
als die Newton’sche vallständiger angeben werden. Der letztere 
sagt, dals in dem reinen Lichte die Farben enthalten sind, 
dafs man dies an den Erscheinungen, die das durch eine Glas» 
linse in eine donkle Kammer geworfene Licht darbietet, erken- 
nen u, 8, w. Aber er sagt freilich auch, „der Grundstoff der 
Farben schreibe sich von nichts anderem her, als von dem Schwe- 
fel, der jedem Körper beigemischt ist,‘* 

Funk ? und Nusver?® dagegen stehen ganz auf v. Gurar’s 
Seite. Aus Nusuer's System verdient Einiges erwähnt zu wer- 
den, Er findet im prismatischen Farbenbilde, dafs das Gelb 
mehr Licht und weniger Schatten enthält, als alle übrigen Far- 
ben, das Violett dagegen mehr Schatten als eine der andern. 
Wenn man dies sa ausdrückt, die Erleuchtung sey am stärksten 
da, wo uns im prismatischen Bilde Gelb erscheint, am schwäch- 
sten da, wo das Violett liegt, so wird jeder darin leicht ein- 
stimmen, Nach seiner Ansicht, die sich besonders auf die far- 
bigen Schatten ‚stützt, sind alle Farben aus Gelb und Blau zu- 
sammengesetzt; das Grün ist eine Mischung aus beiden: das 
Roth ist Gelb mit Schatten gemischt; da aber Gelb und Blau 
selbst nur Mischungen von Licht und Schatten sind, so erhel- 
let, dafs alle Farben diesen Ursprung haben, 

3. Deutlicher als alle früheren Physiker sprach Newrow 
seine Meinung über die Farben aus, und da der gröfste Theil 
dessen, was seine optischen Schriften enthalten, auf Versuche 
gestützt, nichts anders als reine Aussprüche der Erfahrung ent- 
hält, (wenige Umstände ausgenommen, wa er dem, was ein- 
zelne Versuche ergeben, zu grofse Allgemeinheit beilegte ) so 
haben seine Ansichten den gröfsten Theil der Physiker für sich 
gewonnen. - 

Wenn die Sonne Gegenstände erleuchtet, so erscheinen 
uns diese freilich mit mannigfaltigen Farben ausgestattet; aber 





1 S5. 288. 295. 306. 
2 Funccius de coloribus coeli, ein Buch, worin aber auch um 

dere Farben als die des Himmels betrachtet werdeu. 
3 v. Göthe. S. 391. 


44 r Farbe 


diese Erleuchtung scheint keine Farbe mehr als die andere zu 
begünstigen, und wir sind daher geneigt zu sagen, dals wir 
jeden Gegenstand mit der Farbe sehen, die ihm eigenthümlich 
ist, und dals das Licht der hoch über dem Horizonte stehenden 
Sonne farbenlos oder weils ist. Diese Behauptung, die sich 
freilich auf das immer etwas trügliche Urtheil unsers Auges grün- 
det,. stützt sich auf die Vergleichung mit dem, was wir bei 
anderer Erleuchtung wahrnehmen. Die Oberfläche, welche im 
freien Sonnenlichte weils erscheint, ist blau, wenn das auffal- 
lende Licht uns blau erscheint; in eben diesem blauen Lichte 
zeigen die Flächen, welche auch im Sonnenlichte blau erschei- 
nen, diese Farbe erhöht, während rothe Flächen sich gleichfalls 
blau, aber minder schön darstellen, und so finden wir bei den 
Erleuchtungen, die wir eben aus dem Grunde farbig nennen, im- 
mer, dals sie eine Farbe schöner zeigen und mehr heben, statt 
dafs andere entweder unscheinbar werden, oder die neue Farbe 
annehmen, die dieser besondetn Art von Lichte angemessen ist. 
Die Oberflächen, die uns im Sonnenlichte im reinsten Weils er- 
scheinen, thun uns bei diesen Vergleichungen vorziiglich gute 
Dienste, und obgleich unser Auge nur dann ein genaues Urtheil 
über Gleichheit oder Ungleichheit der ihm erscheinendan Er- 
leuchtung und Farbe geben kann, wenn die zu vergleichenden 
Gegenstände ihm zugleich vorliegen und mit einem Blicke über- 
sehen werden, so sind doch die meisten der Erscheinungen, 
worauf es hier ankommt, auffallend genug, um immer als wahr 
erkannt zu werden. — Doch diese Bemerkungen gehören nicht 
zu den von Newron aufgestellten Behauptungen, die sich etwa 
so zusammen fassen lassen, 

Die Sonnenstrahlen, obgleich sie uns ein weilses, farben- 
loses Licht darhieten, enthalten dennoch alle verschiedenen 
Farben in sieh. Diese im weilsen Sonnenstrahle enthaltenen 
Farbenstrahlen werden uns sichtbar, wenn durch Brechung die 
Richtung des Strahles eine andere wird, indem dann, wegen 
der ungleichen Brechbarkeit der in jenem Strahle enthaltenen 
Farbenstrahlen, djese nun nicht mehr unter sich parallel fort- 
gehen, sondern sich von einander trennen. Man beobachtet 
pämlich, dafs der durch ein Prisma‘gebrochene Strahl ein Bild, 
aus Rath, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett, die in dieser 
Ordnung auf einander folgen, zusammengesetzt, darstellt; diese 
Farben alle gehen also aus jenem weilsen Strahle hervor. Sie 





Ursprung derselben, 45 


zeigen sich aber auch ganz als aus Zerlegung des weilsen Strah- 
$ les entstanden, indem zwar jeder dieser farbigen Strahlen be- 
sondere Eigenschaften zeigt; allemal aber wieder weilses Licht 
hervorgeht, wenn man jene so vereinigt, dals sie alle wieder in 
pwalleler Richtung fortgehen, odey in dem erleuchteten Puncte 
zusımmen treffen. Diese im wveilsen Strahle enthaltenen Far- 
Bhensttahlen werden nun nicht allein bei der Brechung im Prisma 
Brent, sondern aueh in unzähligen andern Fällen. Nur die- 
jeigen Körper, welche uns weils erscheinen, werfen alle Ar- 
fe Licht gleich gut zurück, und bei ihrer Erleuchtung durch 
Ge Sonne erhalten wir daher von ihnen ein eben so gemischtes 
Licht, wie das Sonnenlicht ist, und dieses zurückgeworfene 
Licht läfst sich eben so, wie der Sonnenstrahl selbst, in Far- 
benstrahlen von ungleicher Brechbarkeit zerlegen. Körper, die 
uns schwarz erscheinen, werfen gar kein Licht zurück, oder 
zur diejenigen können eigentlich schwarz heifsen, die gar kein 
Licht zurückwerfen. Farbige Körper dagegen, wenn sie uns 
nämlich von dem weilsen Sonnenlichte erleuchtet als farbig er- 
eheinen, zeigen die Farbe derjenigen Strahlen, die entweder 
insig oder in vorherrschendem Malse von ihnen zurlickgewor- 
fen werden. Die von ihnen zu uns gelangenden Strahlen ha- 
ben eben die Brechbarkeit, wie die ihnen gleichfarbigen Strah- 
m im prismatischen Sonnenbilde; indels ist kaum irgend ein 
, der so im strengsten Sinne nur eine Farbe zurückwürfe, 
k nicht einiges fremdes Licht beigemischt sey; deshalb zei- 
gen sich im blauen Lichte zwar selbst die Körper, die wir im 
weilsen Lichte roth sahen, blau, aber in einem weniger lebhaf- 
kten Blau, weil sie sehr wenig geschickt sind, die blauen Strah- 
tlen zurückzuwerfen. 

Einen vorzüglich wichtigen Theil der Untersuchungen 
Mrwros’s macht also die ungleiche Brechbarkeit der verschie- 
Menen farbigen Strahlen aus. Vermöge dieser ungleichen Brech- 

jarkeit wird der Sonnenstrahl, dessen Theile vor der Brechung 
le parallel fortgingen, in Farbenstrahlen zerlegt, die uns darum 
eln sichtbar werden, weil. jeder bei der Brechung eine von 

Ser Richtung des andern verschiedene Richtung erlangt und da- 
‘her abgesondert sichtbar wird. Darauf beruht ı die in Mie Länge 
ausgedehnte Form des prismatischen Sonnenbildes, welches als 
sus einer ganzen Folge farbiger, runder Sonnenbilder zusam- 
mengesetzt anzusehen ist. Jeder der so getrennten Farben- 


H 


465 Farbe. 


strahlen zeigt bei einer neuen Brechung eben dieselbe Refran- 
gibilität, der rothe nämlich, der bei der ersten Brechung am 
mindesten brechbar war, am wenigsten von seinem Wege ab- 
gelenkt wurde, zeigt sich auch jetzt in eben dem Grade brech- 
bar, statt dals der Zuerst stark gebrochene blaue Strahl auch bei ` 
der zweiten Brechung stärker gebrochen wird: Auf eben dieser 
Eigenschaft beruht es aber auch, dals die Strahlen wieder zu, 
einer unter sich parallelen Richtung gelangen, wenn man sie 
eine zweite Brechung durch ein dem ersten genau gleiches Prisma; 
leiden lälst, welches so gestellt ist, dals beide zusammen ein 
Parallelepipedum bilden. Die dann nach der Brechung durch 
beide Prismen hervorgehenden Strahlen sind wieder weils, da 
` die farbigen Strahlen so gemischt zum Auge gelangen, wie es 
im ursprünglichen Sonnenstrahle der Fall war. 

Eben diese ungleiche Brechbarkeit findet man bei den vom 
farbigen Körpern ausgehenden Farbenstrahlen. Bringt man eine 
roth bemalte und eine blau bemalte Fläche neben einander und 
besieht sie durch das Prisma, so findet man die Richtung, in 
welcher die blauen Strahlen zum Auge kommen, stärker von‘ 
der arsprünglichen Richtung abweichend, als es bei den: rothen 
der Fall ist. Diese Ungleichheit der Brechbarkeit zeigt sich in 
den Farbenrändern, die wir durch das Prisma an alle Flächen - 
bemerken, die gemischtes, verschiedenfarbiges, Licht zurück- 
werfen; solche Flächen erscheinen dagegen deutlich begrenzt, 
frei von diesem farbigen Rande, wenn sie mit einfarbigem Lichte 
erleuchtet werden, 

Dals die verschiedenen Farben in ihrer Zusammensetzung, 
oder indem sie gemischt auf das Auge wirken, und zwar in dem 
Verhältnisse gemischt, wie sie im Sonnenstrahle sind, die Em-. 
pfindung des Weils hervorbringen, läfst sich auch durch eine 
Mischung farbiger Stoffe in einem, jenem Verhaltnils mös- 
lichst gemäfsen Verhältnisse genommen, zeigen. Eine solche 
Mischung nämlich erscheint in der Sonne zwar nicht völlig f 
weils, weil alle Körper, und so auch diese Farbenstoffe , eine 
grofse Menge Licht verschlücken; aber sie zeigt sich so weis,‘ 
als man in Beziehung auf diesen Lichtverlust nur immer erwar- 
ten kann. 

Da ich die einzelnen Erscheinungen nachher noch genauer 
angeben muls und dabei der Newton’schen Ansicht gröfstentheils 
folgen werde, so reicht hier diese kurze Andeutung hin. 





Ursprung derselben. 47 


4. Nawron’s Gegner, unter denen die meisten kaum ver- 
nen genann} zu werden, zählt v. Görme auf. Man sieht 
utlich, dafs der geistreichere Theil der Physiker auf seine 
itea trat; nur Lucast, dessen Hauptversuch ich im Art. Brech- 
keit No. 8. gründlich betrachtet zu haben glaube, setzte der 
ewton’scheh Theorie etwas Gründliches entgegen, MAnıorrz? 
karinte anfrichtig an, dafs sich manche Erscheinungen nach 
ewros richtig erklären lassen, und wenn er Einiges nicht 
Dkommen mit seiner Erfahrung übereinstimmend fand, so 
daehte er wohl nicht, wie schwer es ist, jede Zumischung 
mden Lichtes zu vermeiden; Rızzerrı giebt (wie v. GOTHE 
ausdrückt) „ungeschickter Weise“ zu viel von Newronw’s 
hauptungen zu, obgleich er. die Lehre von den trüben Mit- 
a zum Grunde seiner Farbentheorie machte, Die spätern 
ıysiker ‘erscheinen in v: Görttr’s Darstellung als gläubige. 
wchbeter dessen, was Newron gelehrt hatte; richtiger sagt 
m wohl, dafs Newron’s Ansicht sich bei wiederholter Be- 
chtung immer mehr bewährte, und dals Vorrıme Recht 
tte zu sagen, die ganze Welt werde sich endlich unterwerfen 
d niemand den Triumph der Vernunft auf die Länge hindern. 
ASTEL trat zwar als Gegner auf, aber v. Gorue selbst findet 
; seinem Werke nur de Invectiven gegen Newron’s Dar- 
Hung würdig, um mitgetheilt zu werden, da das Uebrige zur 
sderung dieser Lehre wenig beigetragen habe. Fast eben 
sses gilt von GAUTIER und den wenigen andern, die sich gẹ- 
n Newros erklärten, 

Als ein sehr bedeutender Gegner Newrow’s mufs zwar 
Ever erwähnt werden; aber nicht dagegen, ob aus dem 
sifsen Lichte durch ungleiche Brechbarkeit die verschieden- 
bigen Strahlen hervorgingen, hat EuLer Zweifel erhoben, 
ndern hierin ist er, der durch Newron’s- Autorität sich nie 
t blenden lassen, völlig auf Newron’s Seite. Was er gegen. 
swronw bemerkte, bedarf nur die Behauptung, dals diese un- 
eiche Brechung in verschiedenen Körpern so übereinstimmen- 
m Verhältnissen folge, dafs kein Aufheben der Farben mög- 
haer, ohne die Brechung selbst aufzuheben. Nrwrox hatte 


1 v. Göthe. I. 435 
2 8. 446. 
3 8. 529. 543. 














48 Farbe. 


auf diese Meinung die Behauptung gegründet, dals es unmög- 
lich sey, dioptrische Fernröhre zu machen, die die Gegenstände 
farbenlos zeigten; und auf Newrox’s Autorität gestützt, glaubte 
DotLtosn zuerst EuLen’s Ansicht für unrichtig erklären zu dür- 
fen. Aber sehr bald siegte die Wahrheit über Newros’s Auto- 
rität und bekanntlich wurde DoLzoxp, der allerdings suerg 
durch diese Autorität geblendet war, der berühmteste Verferti- 
ger derjenigen Fernröhre, die er vorhin für unmöglich gehalten 
hatte. Der ganze Streit gehört, da er nicht den Ursprung der 
Farbenstrahlen aus dem weilsen Strahle betrifft, nicht hierher; 
aber er zeigt, wie Unrecht v. Gäng hat, wenn er glaubt, 
Newro®’ s grofse Autorität sey es, welche alle Physiker bewo- 
gen habe, seine Irrthümer für Wahrheit anzusehen. 

Aber dieser Sieg der Newton’schen Farbenlehre ist dennoch 
aufs Neue zweifelhaft geworden durch den Beifall, welchen v. 
Gorae’s Farbenlehre und die dieser beigefügten, hart tadeln- 
den, Einwürfe gegen Newros in Deutschland gefunden haben. 
Diese Farbenlehre geht zwar von Phänomenen aus, die jeder 
mathematische Physiker nach Newro=’s Ansichten vollkommen 
befriedigend meint erklären zu können; aber da v. Gormez diese 
Erklärung nicht mit seinen Vorstellungen vereinigen konnte, s0 
Gericht man “leicht, wie die Ueberzeugung in v. Görme ent- 
stehen mochte, Newrox sey nur durch Eigensinn und durch 
ebsichtliches Verhehlen dessen, was sich nicht mitseiner Theo- 
rie vertrug, dazu gelangt, seiner Meinung einen Schein von 
Wahrheit zu geben, und seine Nachfolger hätten blofs als Vor- 
urtheilsvolle, durch Autorität geblendete Anhänger seine Ver- 
theidigung übernommen. 

A Vos Görne erzählt selbst? seine ersten optischen Ver- 
suche. Er betrachtete durch das Prisma die Wand eines völlig 
geweilsten Zimmers und erwartete die ganze weilse Wand nach 
verschiedenen Stufen gefärbt zu sehen?; er war verwundert, sie 

1 Farbenlehre. II. 678. 

2 Man kann sich hier der Frage nicht enthalten, wie sollte 
denn die Wand gefärbt seyn? — Sollte das eine Siebentel roth, das 
zweite Orange u. s. e, seyn? — Dann mülste eich aber ja die ' Aus- 
dehnung des Roth ändern, wenn die Länge der Wand sich änderte. 
Oder sollte die ganze Wand in bunte Streifen getheilt seyn, wo au 
jedes Violet sich wieder Roth anschlösse? — Aber wie breit sollte 
denn dieser Streifen seya? — Es scheint, dafs v. Göthe sich eine 


Ursprung derselben. 49 


nooh immer weils zu sehen, so dafs nur, wo’ ein dunkles daran 
` stiels, sich eine mehr oder weniger entschiedene Farbe zeigte; | 
es bedurfte für ihn keiner langen Ueberlegung, um zu erken- 
‘ nen, dafs zum Entstehen dieser Farbe eine Grenze nothwendig 
' sey; und so sprach er durch einen Instinct sogleich aus, dafs 
die Newton’sche Lehre falsch sey. Die beiden sich immer ein- 
ander entgegengesetzten Ränder, das Uebereinandergreifen über 
einen hellen Streif und das dadurch entstehende Grün, wie die 
Entstehung des Rothen beim Uebereinandergreifen über einen 
dunkeln Streif; alles entwickelte sich vor ihm nach und nach. 
Der Gegensatz von warmen und kalten Farben der Maler zeigte 
sich hier in abgesonderten blauen und gelben Rändern. Dag. 
Blaue erschien gleichsam als Schleier des Schwarzen, so wie 
sich das Gelbe als ein.Schleier des \Veilsen bewies, Das alles 
schlofs siah an dasjenige an, was die Kunst von Licht und Schat- 
ten lehrt u. s. w. — v. GöTmE zog einen Physiker zu Rathe, 
der ihm sagte, alle diese Phänomene wären Newronw und allen 
Physikern bekannt und längst erklärt; aber es gelang weder die- 
sem, noch ist es später irgend jemand gelungen, dem berühmten 
Verf. der Farbenlehre klar zu machen, was man unter unglei- 
cher Brechbarkeit verstehe, und warum man behaupte, das 
Violett werde stärker als das Gelb gebrochen. Die Newtonianer 
haben es sehr übel genommen, dals v. Gornz sich darin nicht 
finden konnte; aber man hatte Unrecht, von einem grofsen 
Dichter, der die Farben mit dem Auge des Malers betrachtete, 
zu fordern, dafs er mit mathematischer Schärfe den Weg des ` 
Lichtstrahls verfolgen sollte. 

„Ein entschiedenes Apergü ist als eine inoculirte Krankheit 
anzusehen,“ sagt v. GoTue selbst, — „man wird sie nicht 
los!“ — und so schritt also das Bestreben, Newros zu wider- 
legen und die neue Farbenlehre zu befestigen, fort. Die Bei- 
träge zur Optik erregten wenig Aufmerksamkeit, und ich gehe 
daher gleich zu dem schon oft angeführten Hauptwerke: Zur 
Farbenlehre, — über, welches 1810 erschien. Ich theile den 
Anhalt etwas umständlich mit. | 

Um nicht dem Vorwurfe ‚ausgesetzt zu seyn, als lefse ich 
etwas fehlen, das vielleicht zu besserer Begründung nöthig wäre, 





ganz klare und präcise Beantwortung der Frage, was nach Nswron 
denn eigentiich erfolgen müsse, nie gegeben. hat, 
IV. Bd. D 
















50 Farbe, 


theile ich hier auch den Inhalt des ersten Abschnittes Yieses Bu- 
ches mit, obgleich „die physiologischen Farben “ nicht eigent- 
lich zu dem hier zu betrachtenden Gegenstande gehören. 

„Die Retina befindet sich, je nachdem Licht oder Finster- 
nifs auf sie wirken, in entgegengesetzten Zuständen; im gant 
finstern Raume wird uns ein Mangel empfindbar, dem Auge fehk 
jene reizende Berührung mit der äufsern Welt; im starken Lichte 
wird das Auge geblendet, es ist überspannt, statt dals es dott: 
in der höchsten Abspannung von Empfänglichkeit war. Bei 
dem, was wir Sehen heifsen, befindet sich die Netzhaut zu glei» 
cher Zeit in verschiedenen Zuständen; die höchste, nicht blen- 
dende Helle wirkt neben dem völlig Dunkeln, und zugleick 
werden wir alle Mittelstüfen des Helldunkeln und alle Farben- 
bestimmungen gewahr. Schwarz und Weifs geben, gleichzei- $ 
tig betrachtet, dem Auge neben einander die Zustände, die wit 
als nach einander durch Licht und Finsternifs bewirkt, angeben. 
Beide Zustände, zu welchen das Organ durch solche Bilder be- 
stimmt wird, bestehen auf demselben örtlich, und dauern selbst 
nach Entfernung der äufsern Veranlassung noch eine Weilefort. 
Blicken wir von dem glänzenden Gegenstande auf eine graue 
Fläche, so sehen wir dort ein dunkles Bild, jenem glänzenden 
ähnlich, und die dunkle Umgebung jenes Glänzenden scheint 
uns hier eine hellere; es wird also eine Umkehrung des Zustan- Și 
des bewirkt, die sich gut genug so erklären lälst, dafs der Ort 
' der Retina, wohin das dunkle Bild fiel, als ausgeruhet anzuse- 
hen ist, weshalb die mälsig erhellte Fläche, auf welche ma 
. nachher sein Auge richtet, lebhafter auf ihn, als auf den stärker 
in Thätigkeit gesetzten Theil wirkt. Aus denselben Gründer 
erscheint, wenn man eine vor grauem Grunde stehende weils 
Fläche lange angesehen hat, nach dem \Vegnehmen der weilses 
Fläche der graue Grund an derselben Stelle dunkler. “ 

Eine Erscheinung, die mehr mit dem Hauptgegenstands, 
der uns hier beschäftigt, zusammenhängt, ist folgende. „Mas 
lasse im dunkeln Zimmer das durch eine runde Oeffnung ein- 
fallende Sonnenlicht auf weilses Papier fallen, sehe diesen e: 
leuchteten Kreis lange an, schlielse die Oefinung und sehe nach 
einem ganz dunkeln Theile des Zimmers: so wird man eine 
runde Erscheinung vor sich schweben sehen, in der die Mitte 
des Kreises hell, farbenlos, einigermalsen gelb, der Rand aber 
purpurfarbig erscheint, Es dauert einige Zeit, bis diese Purpur- 





Ursprung derselben. Si 


tbe von aulsen berein den ganzen Kreis zudeckt und endlich 
kn hellen Mittelpunct völlig vertreibt. Kaum aber erscheint 
bs ganze Rund purpurfarbig, so fängt der Rand an blau zu wer- 
in, das Blaue nimmt immer mehr den mittlern Raum ein, bis 
des Purpur ganz verdrängt ist; ist dann die Erscheinung ganz 

‚so entsteht ein dunkler und unfarbiger Rand, der endlich 
mon immer kleiner werdende Bild ganz verdrängt. Haben 
De dagegen den lebhaften Lichteindruck eines erleuchteten 
ises eben so aufgenommen und sehen nun im mälsig erleuch- 
Zimmer auf einen hellgrauen Gegenstand, so schwebt ein 
Phänomen vor uns, ER sich nach und nach von aufsen 
einem grünen Rande einfalst, dieser verbreitet sich hinein- 
über das ganze Bild, und nun entgeht ein schmutzig gel- 
R, von aulsen immer mehr die Scheibe ausfüllender Rand, 
And endlich wird auch dieses von einer Unfarbe verschlungen.“ 
b „Hs man farbise Flächen lange starr angesehen, so ‘folgt 







ein anders gefärbtes Bild, und zwar wenn man das durch 
Farbe angestrengte Auge auf weilsen Grund richtet, sieht 
Violett statt einer gelben Fläche, Blau, wenn jene orange 
p, Purpur (volles schönes Roth) statt des Grünen, und so um- 
Die genannten Farben fordern also wechselseitig eine 
mdre. Das Auge verlangt dabei Totalität und schlielst in 
den Farbenkreis ab ; denn in dem vom Gelb geforderten Vio- 
liest Roth und Blau, in dem vom Roth geforderten Grün 
Gelb und Blau u. s. f. Etwas diesem Gemälses zeigen die 
igen Schatten. Lälst man die von zwei Lichtern geworfe- 
Schatten eines Gegenstandes auf eine weilse Fläche fallen, 
Wirkt aber, dafs durch vorgehaltenes farbiges Glas das eine 
ein farbiges Licht auf die weilse Fläche werfe, ao er- 
ist der von diesem Lichte erleuchtete Schatten eben so ge- 
‚der andre Schatten aber zeigt die zugehörige geforderte 
t 
a Und hier tritt nun eine wichtige Betrachtung eint, näm- 
die Farbe selbst ist ein Schattiges (oxı290v) und wie sie mit 
Schatten verwandt ist, so verbindet sie sich auch gern mit 
‚sie erscheint gern in ihm und durch ihn, wo sich nur der 
dazu darbietet. Das energische Licht erscheint rein weils 
‚diesen Eindruck macht es auch im höchsten Grade der 














1 v. Göthe’s Worte. I. 8. 29. 


52 Farbe. 












Blendung; das schwächer wirkende Licht kann zwar auch far- 
benlos bleiben, aber es findet sich leicht eine Farbenerschei- 
nung dabei ein. Die Retina kann durch ein starkes Licht so 
gereizt werden, dafs sie schwächere Lichter gar nicht erkennt; 
erkennt sie solche, so erscheinen sie farbig, und es sieht zum 
Beispiel ein Kerzenlicht bei Tage röthlich aus, Doch giebt e 
auch schwache blauliche Lichter. Wenn man nahe an eine 
weilse oder grauliche Wand Nachts ein Licht stellt, so wird 
sie von diesem Mittelpuncte aus ziemlich weit hin erleuchtet 
Betrachtet man den daher entstehenden Kreis aus einiger Ferne, 
so erscheint uns der Rand der erleuchteten Fläche mit einem 
gelben , nach aufsen rothgelben, Kreise umgeben, und wir wer- 
den gewahr, dafs das @schwächte Licht uns den Eindruck de 
Gelben, Rothgelben, Rothen giebt. “ ti 

6. Diesen Betrachtungen und Versuchen folgen nun die Unm- 
tersuchungen über die physischen Farben, deren Inhalt folgen- 
der ist: 

„Das höchst energische Licht, wie das der Sonne, des D 
Lebensluft brennenden Phosphors u. a. ist blendend und farben- f: 
los; dieses Licht durch ein nur wenig trübes Mittel gesehen, ef 
scheint gelb. Nimmt die Trübe eines solchen Mittels zu, oder J 
wird seine Tiefe vermehrt, so sahen wir das Licht eine gelbro-# 
the Farbe annehmen, die sich endlich zum Rubinrothen steigert. 
Wird hingegen durch ein trübes, von einem darauf fallenden lU 
Lichte erleuchtetes Mittel die Finsternifs gesehen, so erscheint 
uns eine blaue Farbe, welche immer heller und blässer wird, 
je mehr sich die Trübe des Mittels vermehrt, hingegen imme. 
dunkler und satter, je durchsichtiger die Trübe werden mag, ja 
bei dem mindesten Grade der reinsten Trübe als das schönst 
Violett dem Auge sichtbar wird. Jenes so gemäfsigte Licht er- 
scheint nicht Hals dem Auge gelbroth, sondern wirft auch auf 
die Gegenstände einen gelbrothen Schein , und der blaue Him. 
mel macht dagegen in der Camera obscura ein blaues Bild. Hier- 
aus erhellet, warum der Himmel und dunkle Berge blau erschei- 
nen, und warum die Sonne am ‚Horizonte roth erscheint, s 

'[Gegenbemerkung. Es ist gewils, dals es manche trübe 
Mittel giebt, die uns jene Erscheinungen zeigen; aber dieses 
ist nicht die allgemeine Eigenschaft des Triben, sondern die 
Erscheinung beruht darauf, dafs jene trüben Mittel die rothen 
und gelben Strahlen in gröfserer Menge durchlassen, die. bläuen 


Ursprung derselben. 53 


in gröfserer Menge zurückwerfen. \Väre es eine allgemeine Ei- 
genschaft des Trüben, dafs es das geschwächte Licht roth zeigte, 
so mülste es kein Medium geben, welches das geschwächte Lioht 
weils zeiste; aber ein solches Medium haben wir an den wässe- 
rigen Dämpfen, an den Wolken und feuchten Nebeln. Wenn 
ein dicker, nasser Herbstnebel die Erde bedeckt, und nicht eher 
die Sonne zu sehen erlaubt, bis sie schon hoch über dem Ho- 
xizonte steht, so erscheint uns die matt durch den Nebel blik- 
kende Sonne silberweils, obgleich ihr Licht so geschwächt ist, 
dafs sie das Auge gar nicht blendet, Eben so silberweils er- 
scheint sie uns, wenn sie durch \Volken scheint, während sie 
hoch über dem Horizonte steht. Und diese Erscheinung der 
Sonne durch feuchte Nebel und \Volken ist um so merkwürdi- 
ger, da auch der von der Sonne beschienene Nebel und die das 
Sonnenlicht zurückwerfende \Volken uns völlig weils erschei- 
nen. Wir haben hier also ein trübes Mittel, welches alle Arten 
von Farbenstrahlen, die im Sonnenlichte enthalten sind, gleich 
out durchläfst, so dafs ihre Mischung uns, der Schwächung 
ungeachtet, immer nach ein reines \Veifs zeigt, und welches 
alle Arten von Farbenstrahlen in gleichem. Malse zurückwirft, 
weshalb sie uns vom Sonnenlichte beschienen, (oder indem 
wir [mit Gorme zu reden,] durch sie die Finsternils schen) 
als rein weils erscheinen, 
Andre trübe Mittel, z. B. die von wässerigen Dünsten freie 
Luft, der Rauch u. a, haben dagegen die Eigenschaft, zwar alle 
Farbenstrahlen in einigem Mafse, aber doch die gelben und ro- 
then am reichlichsten durchzulassen, und dagegen die blauen 
Strahlen reichlicher als irgend eine andre Art von Strahlen zu- 
rückzuwerfen. \Vie sich hieraus die Abendröthe und die Farbe 
der Luft bei derDämmerung erklärt, habe ich in den Art. Abend- 
rötlhe und Dämmerung gezeigt, wo ich auch bemerkt habe, dafs 
die Abendröthe, sofern ihr Roth auch da, wo das Auge in den 
finstern leeren Raum gerichtet ist, beobachtet wird, sich gar 
nicht nach v. Görse erklären laälst. 

Aber Gourtur’s eigne Worte deuten auf etwas hin, das, 
mehr ins Klare gesetzt, zu dieser eben entwickelten Ansicht 
führt. Wenn man die Finsternifs durch das trübe Mittel sieht, 
so fordert v. Gornr mit Recht, dafs dieses Mittel von einem 
darauf fallenden Lichte erleuchtet seyn soll. Erleuchtet aberzeigt 
sich uns ein Gegenstand nur dann, wenn er Licht zurückwirft, 




















54 | ‚Farbe, 


und v. Gorur gesteht also selbst, dafs es hier das erleuchtete 
trübe Mittel ist, welche uns durch zurückgeworfene Strahlen 
sichtbar wird. Es fehlt also nichts, als dafs wir hinzufügen, 
dafs es durch zurückgeworfene blaue Lichtstrahlen uns als blas 
sichtbar wird. 

Das hier Gesagte findet nun auch auf andere trübe Mitte 
z. B. weilses Glas, (Knochenglas) Anwendung. Dieses Gly 
wirft zwar viele Lichtstrahlen aller Art zurück, und erscheitt 
uns deshalb als weils; aber es erscheint uns als blaulich weiß, 
weil ein Uebermals blauer Strahlen zurüickgeworfen wird. We- 
gen der sehr vielen zurückgeworfenen Strahlen ist das durchge 
lassene Licht überhaupt sehr schwach, und da die we 
durchgehenden Strahlen ihr Blau gänzlich verloren haben, 
muls jeder durch dieses Glas gesehene leuchtende Körper um. 
sehr rothgelb erscheinen, und es bliebe allenfalls nur noch dis 
Frage übrig, ob nicht das Roth, welches uns durch dieses Glas 
gesehen die Sonne zeigt, nicht noch weniger Gelb enthält, al 
es nach dem Verluste der blauen Strahlen billig enthalten sollte. 

Eine andere Betrachtung‘ scheint mir ebenfalls anzudeuten, 
dafs das Blau nicht blofs eine getrübte Finstemils ist. Es giebt 
nämlich Sterne mit blauem, ja nach Henscuer, auch mit 
nem und mit violettem Lichte. Haben die röthlichen Sterne 
ihr rothes Licht daher, weil es durch trübe Mittel zu uns 
kömmt, woher haben dann jeneihrblaues Licht ? — Diese Frage 
scheint doch nur ia dem Bekenntnils, es gebe ein an sich ros 
thes, es gebe ein an sich blaues Licht, ihre Beantwortung zu 
finden. ] 

v. Górne bemerkt ferner: „Die blaue Erscheinung an dem 
untern Theile des Kerzenlichtes gehört auch hieher. Man sieht 
diese blaue Farbe nur vor einem dunkeln Hintergrunde, und 
wird nichts Blaues gewahr, wenn man die Flamme vor weilsen 
Grunde sieht. Es ist also der untere Theil der Flamme und » 
auch die Weingeistflamme als ein feiner Dunst anzusehen, de 
vor der dunkeln Fläche sichtbar wird. “$ 

' [Gegenbemerkung. Die Weingeistflamme besitzt ein eigen- 
thümlich blaues Licht. Woher käme es sonst, dafs da, woi 
Dunkel die Erleuchtung allein von Weingeistflammen ausge, 





1 Vergl. hiermit die Beob. in Tilloch und Taylers philos. ‘Mr 
gaz. and Journal 1824. 208. 917, 


Ursprung derselben. 55 
alle Körper sich auf die bekannte auffallende ` Weise zeigen, 


ganz dem gemäls, was eine Liohtmischung, in welcher Blau 
vorherrscht, bewirken muls, Aber auch der von v, GoTHE 
angeführte Versuch braucht nur etwas vollkommener angestellt 
zu werden, um ein Zeugnils gegen ihn abzulegen. Es ist wahr, 
, dals eine Weingeistilamme von 1 Zoll Durchmesser sich nicht 
als Blau zeigt, wenn man sie vor einem sehr hellen Hinter- 
grunde sieht; aber man begielse auf einer Metallplatte einen 
schmalen, 12 Zoll langen Raum mit Weingeist, stelle am Tage 
ein vom blolsen Tageslichte erleuchtetes weilses Papier so auf, 
dafs das Auge über die ganze Länge jenes Streifes nach dem Pa- 


~ pier hinsieht: dann sieht man, nachdem der Weingeist ange- 
“ zündet ist, das Papier allerdings blau, oder sieht es von einer 


blauen Flamme verdeckt, Ist das weilse Papier van der Sonne 
selbst erleuchtet, so sieht man wieder kein Blau; aber es erhel- 
let nun leicht, dafs man nur eine 50 oder 100 Zoll lange Flamme 
anwenden dürfte, um auch hier das, in Vergleichung gegen den 
blendenden weilsen Glanz allzu schwache, blaue Licht gewahr 
zu werden.] 

„Der Grund des Meeres erscheint den Tauchern purpur- 
farben, (tief roth), wohei das Meerwasser als trübes, tiefes 
Mittel wirkt. “ 

[Gegenbemerkung. ` Da das Meer an der Oberfläche grün 
erscheint, so erhellet, dafs das Meerwasser aulser den bauen 
Strahlen auch die grünen und viele gelbe zurückwürft; es blei- 
ben also bei dieser Zerlegung in zurückgeworfenes und durch- 
gelassenes Licht nur die tief rothen und vielleicht die orange 
und einige gelbe Strahlen übrig, welche durchgelassen werden 
und die Sonne dort unten als tief roth zeigen müssen. Es wäre 
zu wünschen, dafs ein Göthianer sich einmal in der Taucher- 
slocke auf den Boden des Meeres begähe und dort das prisma- 
tische Sonnenbild beobachtete: er würde ganz gewils einen sehr 
schwachen, grünen, blauen, violetten Farbenrand sehen, das 
viel weniger lang ausgedehnte Farbenbild aber blofs tief roth 
mit einem nicht sehr leuchtenden orangefarbenem und gelben 
Rande erblicken, und so aus der Tiefe des Meeres die 
Ueberzeugung, dals Newror s Theorie die richtige ist, mit- 
bringen.] | 

v. GOTHE glaubt i in dem Bisherigen die Urphänomene, aus 
denen sich nun die Erklärung aller einzelnen Erscheinungen er- 


56 Farbe. 


gebe, dargestellt zu haben?, und ich glaube daher die Darstel- fu 
lung hier abbrechen zu dürfen, indem ich mir vorbehalte, seine |" 
Ansichten über einzelne Erscheinungen nach und nach am ge- 
hörigen Orte zu erwähnen, 

Von den zahlreichen Anhängern vow Görnz's sage ich 
hier nichts, da sie schwerlich etwas anführen können, wodurch 
sie diese Lehre gründlicher befestigt hätten, einige Invectiven 
‚gegen Newros und die Newtonianer abgerechnet 2, 

7. Die bisherigen Erörterungen betrafen nur die nächste 
Ursache der Farben - Entstehung. Wenn wir aber auch, wie 
der gröfste Theil der Physiker, diese darin finden, dafs die 
Lichtstrahlen alle Arten von Farbenstrahlen in sich enthalten, 
und dafs bei der Brechung diese getrennt und bei dem Auffallen 
auf Körper nur gewisse Strahlen zurückgeworfen werden, 20 
drängt sich uns doch noch die weitere Untersuchung auf, worin 
denn nun im Wesen der Lichtstrahlen der Unterschied bestehe, 
der die Empfindung der Farbenverschiedenheit hervorbringt. 
Man hat mit Recht gesagt, die ungleiche Brechbarkeit sey doch 
nur eine Eigenschaft der Farbenstrahlen und nicht das Wesen 
der Farbe selbst, | 

Diese Frage scheint sich mit unsern jetzigen Kenntnissen 
noch gar nicht beantworten zu lassen, und, das Wenige , was 
man darüber zu sagen im Stande ist, kömmt ungefähr auf Fol- 
gendes zurück, 

Nach der Zmanationstheorie, welche Lichttheilchen an- 
nimmt , die von den Körpern ausgehen , müssen wir eine Ver- 
schiedenheit in der Natur dieser Lichttheilchen selbst zugeste- 
hen. Die Theilchen, welche den violetten Strahl bilden, müs- 
sen eine stärkere Verwandtschaft zu den Körpern haben, und 
mehr von ihnen angezogen werden; dadurch wird denn aller- 
dings eine stärkere Brechung hervorgebracht. Diese Verwandt- 
schaft der einzelnen Arten von Lichttheilchen ist bei jedem Kör- 
per anders, und obgleich die violetten Strahlen allemal mehr als 
die übrigen angezogen werden, so ist doch der Grad der Ver- 
sehiedenheit der Anziehung für violette, grüne, rothe Strahlen, 
keinesweges bei allen Körpern gleich, — Die ungleiche Zer- 









1 S. 67. 


2 Selbst was der verdienstvolle Sessecg iu Schweigg. Journal. I. 
4. als Farbeutheorie mittheilt, ist wemig belehrend. 


~ 


Ursprung derselben. Ä 57 


streuung der Farben nöthiget uns, eine solche Verschiedenheit 
zuzugestehen, 

Die in der Folge anzuführenden chemischen Wirkungen 
der Farbenstrahlen? stimmen mit der Behauptung, dafs die vio- 
: letten Strahlen mehr von den Kärpern angezogen werden, über- 
ein; denn diese siúd es, welche die grölsten chemischen Wir- 
: kungen hervorbringen., Was aber der Grund sey, warum ver- 
schiedene Körper die eine ader andere Art von Lichtstrahlen 
in grölserer Menge zurückwerfen? — Worin die ungleiche 
Einwirkung auf unser Auge bestehe? — Diese und viele an- 
dere Fragen können wir noch nicht mit Gewilsheit beantworten, 
da Newraw’s Ansicht, es hänge dieses von der Gröfse der 
Theilchen ab, doch nur. hypothetisch ist, 

Auch die Vertheidiger der Undulationstheorie sehen die 
ungleiche Brechbarkeit der Farbenstrahlen als einen Hauptum- 
stand an, dessen Ursache nachgewiesen werden muls. Da nach 
dieser Ansicht die Brechung auf einer verminderten Geschwin- 
digkeit der Lichtwellen in dem dichtern Körper beruht‘, sa 
mülste die Geschwindigkeit der violetten Strahlen am meisten 
vermindert werden. Dieses anzunehmen, hält Eurer nicht der 
Natur der Sache angemessen, sondern glaubt, man müsse die 
Einwirkung der folgenden Lichtwellen auf die vorhergehenden 
in Betrachtung ziehen, und erhalte die Brechung da am stärk- 
sten, wo die Wellen am wenigsten häufig auf einander folgen, 
also die gröfsten Zwischenräume lassen, Hiernach hinge alsa 
die Empfindung der Farhe von der ungleichen Zahl der in glei- 
cher Zeit das Auge treffenden Lichtwellen ab, und die rothe 
Farbe erschiene uns da, wo die zahlreichsten, in den kürzesten 
Zeiträumen einander folgenden Lichtwellen das Auge treffen; 
die violetten Strahlen entsprächen den breitesten Wellen. Diese 
ungleichen Wellen müfsten also durch entsprechende Ungleich- 
heiten in den Vibrationen des leuchtenden Körpers zuerst erregt 
werden, und fänden dadurch in den von ihnen ausgehenden 
Lichtstrahlen statt, \Vehn diese Strahlen die Oberfläche der. 
uns sichtbaren Körper berühren, so entsteht eine kleine Zusam- 
mendrückung der Theilchen, und nun theilt sich, bei durch- 
sichtigen Körpern, diese den benachbarten Theilchen so mit, 
dafs die Lichtwellen durch den Körper ihren Fortgang finden; 


1 S. outen No. 18. 


ep Farbe, 


bei undurchsichtigen dagegen wird dem umgebenden Aether 
durch diese getroffenen Theilchen eine neue vibrirende Bewe- 
gung eingedrückt, nach deren Verschiedenheit die uns erschei- 
nende Farbe der Körper ungleich ist, die Farbe eines Körpen 
hängt also hiernach von der Elasticität ihrer kleinsten Teilchen 
“und der Einwirkung ab, die sie auf den Aether äulsern!. .Im 
Art, Licht wird die ganze Theorie noch näher betrachtet werden. 


Das prismatische Farbenbild.“ 


8. Wenn man durch eine kleine Oeffnung die Sonnenstrah- 
len in ein finsteres Zimmer fallen lälst, so bildet sich! auf einer 
dem Lichtstrahle senkrecht gegenüber gestellten Ebene ein run- 
des Sonnenbild ohne Farben, . Fängt man das Sonnenbild auf 
einer weilsen Ebene auf, so erscheint es weils, Aber wen 
man in diesen Sonnenstrahlen ein Prisma aufstellt, so dafs dis 
Richtung der einfallenden Strahlen in einer gegen die Kanten 
des Prismas senkrecht gelegten Ebene des Querschnitts des Pris- 
mas liest, so zeigen die so im Prisma gebrochenen onnenstrah- 
len ein farbiges Sonnenbild. Das sonst runde Sonnenbild er- 
scheint in die Länge ausgedehnt, und ist am einen Ende roth, 
am andern violett gefärbt. Die Strahlen werden im Prisma ge- 
brochen und jenes Farbenbild zeigt sich ganz, so wie es erschei- 
nen mülste, wenn Strahlen von verschiedener Farbe, deren je- 
der eine etwas andere Brechbarkeit hätten, zugleich von der 
Sonne ausgingen. Wir wollen uns, als Hypothese einmal den- 
ken, die Sonne sende uns im einem Augenblick rothe, im an- 
dern.grüne, im dritten violette Strahlen zu, und jede Art von 
Farbenstrahlen habe eine bestimmte Brechbarkeit, die aber bei 
den rothen Strahlen geringer als bei den grünen, bei den grü- 
nen geringer als bei den violetten sey: so würde sich uns das 
durch das Prisma dargestellte Sonnenbild nicht allein bald roth, 

Fi „hald grün, bald violett zeigen, sondern sich auch bald in Ff 
1$-bald in Hh, bald in Gg darstellen. Es würde nämlich der 
vom obern Sonnenrande der rothen Sonne kommende Strahl 
ABC nach CDF gebrochen, der vom untern Rande der rothen 
Sonne kommende Strahl aB c nach cdf gebrochen werden und so 
würde sich offenbar in Ff ein rothes Sonnenbild darstellen. Die 


> 


1 Euleri opuscula Tom. I. p. 169. A 





prismatische; ` 59 


grüne Sonne würde ihre Strahlen eban so durch die Oeffnung 
B senden, aber da wir annehmen, die grünen Strahlen würden 
mehr gebrochen, so würde das durchs Prisma hervorgebrachte 
grüne Bild mehr von dem Orte K, wohin das ungebrochene 
Sonnenhild fiel, entfernt etwa in Hh liegen; das Bild der vio- 
letten Sonne, noch weiter entfernt, nach Gg fallen, und je 
nachdem bald die rothe,, bald die grüne, bald die violette Sonne 
schiene, hätten wir diese ungleich gefärbten Sonnenbilder nach 
der Brechung auch in einer verschiedenen Lage, 

Sendet die Sonne alle diese verschiedenfarbigen Strahlen 
zugleich aus, und sind der Farben noch mehrere, so müssen 
diese einzelnen Farbenbilder einander bedecken, und vereinigt 
ein langes Farbenbild Fg darstellen, in welchem das am wenig- 
sten brechbare Roth am einen Ende, das am meisten brechbare 
Violett am andern Ende am lebhaftesten hervortreten, in der 
Mitte aber ein Uebergang von einem Farbenbilde zum andern 
statt finden wird. Wir könnten aber jene Farbenbilder einzen 
dargestellt erhalten, wenn wir in L verschiedene gefärbte Mittel 
aufstellten; wovon das eine nur die rothen, das andere nur die 
violetten Liohtstrahlen und so weiter, durchliefsen, und dat 
v; Muüscuow den Versuch angestellt und wirklich solche ge- 
trennte Farbenbilder erhalten hat, so haben wir alles Recht zu 
behanpten, jene blols hypothetisch angenommene Voraussetzung 
zeige sich der Erfahrung so gemäls, dals wir uns zu dem Satze, 





e 


1 Astron: Zeitschr. von v, Lindenau und v. Bohnenberger H. 455. 
Die frühern Versuche von Hassenfratz (Aun. de Chimie LXVI. 314. 
LXVII. 5.) scheinen nicht so bekannt geworden zu seyn, als sie ver- 
dienten. Ich selbst habe diese Versuche so wiederholt, dafs ich bei 
L eine Röhre mit gefärbten Flüssigkeiten aufstellte. Der Lichtstrahl 
ging durch diese mit der Axe der Röhre parallel, und traf die bei- 
den parallelen Glasplatten, welche die Grundflächen dieses Cylinders 
bildeten, senkrecht, Indem er so zu dem Prisma gelangte und auf 
die gewöhnliche Weise gebrochen wurde, stellte sich im recht fin- 
stern Zimmer das zwar geschwächte, aber doch deutliche Sonnenbild 
so dar, dafs, wenn die Flüssigkeit verdünnte Lakmustinctur war, das 
tief rothe Bild rund und mit Dunkel von allen Seiten umgeben er- 
-schien ; etwas davon abstehend zeigte sich ein.verlängertes blaues und 
violettes Bild; die orangenfarbenen und gelben Strahlen aber’ waren 
ganz unterdrückt, so dals an der Stelle des Farbenhildes die sonst 
die hellste ist, gar nichts zu sehen war; vom Grün zeigte sich kaum 
ein matter Ucberrest an dem blauen und violetten Bilde. 


Fig. 
14, 


DN Farbe, 


A 
die Sonne sende uns wirklich solche verschiedenfarbige Strah- 
len zu, hingeleitet finden 4, 

Diese einzelnen farbigen, runden Sonnenbilder deutlich zu 
sehen, hat HenscueL noch ein anderes Mittel angegeben. 
Wenn man das durch das Prisma auf die gewöhnliche Weise 
dargestellte, auf weilsem Papier aufgefangene Sonnenbild durch 
ein rothes Purpurglas, woran noch ein ziemlich rein rothes Glas 
gelegt ist, besieht, so erscheint jenes Farbenbild völlig kreis- 
förmig, wohlbegrenzt und tief roth, Das aus jenen zwei Glas- 
arten zusammengesetzte Glas lälst nämlich nur die am allerwe- 
nigsten brechbaren rothen und keine anderen Strahlen durch, und 
für das Auge, welches durch dieses Glas sieht, ist es eben so 
gut als ob die übrigen gar nicht da wären; dieses Auge erkennt 
also das rein rothe Soanenbild und sieht es rund, so wie es sich 
bei Strahlen von gleicher Brechbarkeit immer zeigen muls. 

Wir sind also wohl berechtigt zu sagen, die Farbenstrah- 
len entstehen aus den weilsen Sonnenstrahlen wirklich so, dafs 
wir diese weilsen Strahlen als aus jenen gemischt ansehen dür- 
fen. Das in die Länge ausgedehnte Sonnenbild besteht aus ei- 
ner Reihe runder F arbenbilder, die wegen ihrer ungleichen 
Brechbarkeit jedes auf einen andern Platz fallen , aber, “nahe an 
einander gereiht, sich einander bedecken und daher alle Ueber- 
gänge von einer Farbe in die andere darstellen. Die sich hier 
zeigenden Farben sind ein zirfes Roth an dem Ende des Farben- 
bildes, wo die am wenigsten gebrochenen Strahlen hinfallen ; 
Orange schlielst sich daran an und bildet den Uebergang zum 
Gelb; an das Gelb schliefst sich Grün und dann ein lebhaftes 
Blau, das weiterhin dunkler wird und endlich in Violett über- 
geht. Violett ist die am meisten gebrochene Farbe, 

Aber nicht blofs entstehen diese Farbenstrahlen aus dem 





1 Diese völlig von einander getrennten Bilder sind also keine 
Mährchen, wie Görue II. 504. meint. 

2 Philos. Transact. of the Edinb. Soc. X, 445, Auch. diesen 
Versuch findet man bestätigt, wenn man das Soanenbild wie gewöhn- 
lich auffängt; es dann aber durch jene mit Lakmustinctur gefüllte 
Röhre besieht; auch da erscheint das rothe Bild ganz rein und rund. 
Dieser Versuch gelingt selbst, wenn die Verfigsterung des Zimmers 
nicht sehr sorgfältig zu Stande gebracht ist, statt dals der in der 
vorigen Anmerkung erwähnte, eia recht gut verfinstertes Zimmer 
fordert. 


prismatische. . 6 


weifsen Strahle, sondern ihre Mischüng bildet auch wieder 
weifs, und aus diesem Grunde zeigt sich auch unter gewissen 
Umständen ein Theil des durch ein Prisma hervorgebrachten ei. 
Sonnenbildes weils. Wenn nämlich AC der vom obern Son- 13. 
nenrande, ac der vom untern ausgehende, durch die Oeffrung 
B einfallende Strahl ist, so hat man bei g den rein violetten, 
bei F den rein rothen Rand des auf einer weilsen Tafel NM 
aufgefangenen Sonhenbildes. Fiele. blofs ein einziger, aus al- 
len Farben gemischter Strahl ac ein, so würde dessen grüner 
Theil nach h, sein rother Theil nach f gelangen; aber ganz 
gewils gelangt auch zu dem zwischen C und c liegenden Puncte 
u ein Lichtstrahl von einem etwas vom untern Sonnenrande 
entfernten Puncte, der seineh violetten Theil nach h wirft und 
also dort das Grün mit Violett mischt, und eben so gelangt 
nach einem andern Puncte v ein Sonnenstrahl, der sein Violett 
nach f wirft, wo es mit dem Roth des in c auffallenden Strahles 
und mit dem Grün des in u auffallenden Strahles gemischt wird ; 
wegen dieser Mischung aller Arten von Farbenstrahlen sieht tin- 
ser Auge die Fläche in f weils, weil eine Erleuchtung durch 
alle Arten von Farbenstrahlen im bestimmten Verhältnifs uns die 
Empfindung des Weilsen giebt. Eben diese Betrachtungen fin- 
den bei allen gegen die Mitte des auf NM aufgefangenen Son- 
nenbildes statt. Nur gegen die Grenze g hin treten Blau und 
Wiolett, gegen de Grenze F hin Orange und Roth als Farben- 
ränder hervor, während in der Mitte das Sonnenbild weifs ist. 
Entfernt man die Tafel MN weiter vom Prisma, so wird, wie 
die Figur zeigt, das Farbenbild eines nicht gröfser, als die 
Sonne, erscheinenden Gegenstandes immer deutlicher hervor- 
treten. In Fg’ z. B. mischt sich, wenn der gezeichnete mitt- 
lere Strahl den grünen bedeutet, in den ganzen Theil E f noch 
gar kein grünes oder blaues Licht, und an dem Roth wird sich 
deutlicher als i inMN das Orange und Gelb zeigen; eben so wird 
von g bis G’ das Violett und Blau durch mindere Mischung mit 
Grün oder Gelb, reiner erscheinen; zwischen G’ und H "ind 
Violett und Blau mit etwas Grün, zwischen f und H’ sind Roth, 
Gelb mit Grün gemischt; aber zwischen f und CG tritt ein Grün 
hervor, das nur mit Blau von der einen Seite, mit Gelb von 
der andern Seite gemischt, aber von Violett und Roth ganz 
frei ist. 

9. Um zu sehen, wie diese Lage der einzelnen Farbenbil- 


62 Farbe, 


der genau bestimmbar ist, will ich die Richtung der durch den 
Mittelpunct der Deffnung B gehenden Strahlen nach der Bre- 
chung berechnen. 

Es sy ACX = ọ, ABa == a, avoX = ọ ¢ a; die Ent- 


a. Ban, e 


fernung BC == a, so ist Co FE Te Fa) zugleich bekannt. 
Das Verhältnils der Sinus bei der Brechung sey wie 1 r und 


CY =b, soist Cos. DCY= Cos. 9, , 
b.Sin. DCY 


und DY =| Sim (DCY + CYD a woraus dann auch EDY 


leicht gefunden wird. 


Um ein wirkliches Beispiel zu berechnen, sey Bu== 4 Zoll | 


u Y = 1 Zoll, der Winkel X == 60Grade. Ich will annehmen, 
das Prisma sey so gestellt, dafs der in Bu enthaltene grüne 
Strahl im Innern des Prismas die Winkel du Y = ud Y = 


60° bilde. Ich will Bu als vom Mittelpùncte der Sonne her- ` 


kommend annehmen, so dals der vom untern Sonnenrande her- 
kommende Sonnenstrahl ac mit ihm einen Winkel u B c == 16 Mi- 
nuten macht. Die Brechungsverhältnisse nehme ich so an, wie 
sie nach FRAuĒNnoreR 1 mitgetheilt sind, für Roth = 1,63074, 
Grün = 1,64349, Violett = 1,65203. Dann ist erstlich für 
den grünen vom Mittelpuncte der Sonne ausgehende Strahl ` 
duY=60°%; XuB=34° 44 3’ =p, 
ud Y = 60°; ZdW = 34 44 23" | 
Für den grünen, vom untern Rande ausgehenden Strahl ist 
Xca=35 0 23” 
dcY2=60° 6 26” 
Yd’c=59 53 34" 
Z hk =34° 28 16”. . 
Die beiden grünen Strahlen divergiren fast ganz genau eben so, 
wie sie es vor der Brechung thaten. Es lälst sich leicht über- 
sehen, dafs dieses auch auf einen dritten grünen Strahl anwend- 
bar sey, der vom obern Sonnenrande ausginge. Hierauf grün- 


det sich die fast ganz genaue Kreisform eines reinen einfarbigen 
Bildes. 


1 S. Art. Brechbarkeit; am Ende. ` 


prismatische, 63 


Zweitens. Aber nun enthält der Strahl Bu, für welchen 
x Winkel BuX == 34°. 44. 23” ist, auch violettes Licht, 
eiches „ stärker gebrochen, ein wenig von der Richtung des 
dinen Strahls abweicht; für dieses ist ` 

Yud = 600 10 14” 
Ydu = 59° A0 46” 
Zd W = 33° 5X 26” 

Dieser violette Strahl macht alsò mit dem vorhin mit ihm 
tbundenen grünen Strahle einen Winkel von 52 Minuten; 
er atıch mit dem vom untern Sonnenrande herkommenden 
ünen Strahle einen Winkel von 36 Minuten, so dafs er diesen 
tztern irgend wo schneiden wird. | 

Ich will noch die Berechnung für einen vom obern Son- 
mrände herkommenden violetten Strahl hinzufügen , für wel- 
von der \ Winkel 

BCX = 34° 28 23” würde, also 

eCY=60° 3 34” 

YeC=59 56 6 

ZeG=34#, 8 30° 
. Der vom obern Rande kommende violette Strahl schneidet 
o den aus der Mitte der Sonne kommenden grünen Strahl un- 
' einen Winkel von 36 Minuten. 

Drittens. Der vom untern Sonnenrande ausgehende Son- 
nstrahl enthält zwar auch einen violetten Antheil; aber ich 
H hier nur den rothen betrachten, weil dieser sich zu einer 
rmischung mit dem Strahle C D H hin neigt. Für diesen ein- 
Henden Strahl ac war ac X = 35° 0 am 

und es ist also Y cd 59 50 56 
Ydc=60 9 4 
Zdf = 35 44 3 
dafs der rothe Strahl mit dem ihm vorhin verbundenen grü- 
n einen Winkel von 76 Minuten und selbst mit dem von der 
itte der Sonne kommendem grünen Strahle einen Winkel von 
ı Minuten macht. 

Um nup zu sehen, wie die Farbenmischung in einiger Ent- 
mung vom Prisma seyn wird, sey Yu = 1, uB = 4. Da 
DB = 34° 44 3%” und CBu = 0° 16 war, so ist 
„ (= 0,03245; Yc = 1,03245 für den ‚vom untern Rande 
{= 0,03289; YC = 0,96710 für den vom obern Rande 
‚mmendenStrahl. dY fir den grünen Strahl==1 ; dagegen Ye für 


64 ~. Farbe, 


den violetten vom obern Sonnenrande: herkommenden Strahl 
= 0,96838. Yd für den rothen vom untern Sannenrande her- 
kommenden Strahl = 1,02927; Zwischen dem grünen aus dem 
Mittelpuncte der Sonne kommenden Strahle und dem violetten 
vom obern Rande kommenden ist also auf der Hinterfläche de 
Prismas ein Abstand 0,03162; und von eben jenem grünen bis 
gu dem rothen, vom untern Rande kommenden, ein Abstand 
= 0,02927; Daraus ergiebt sich leicht, dafs jener violette mi 
dem grünen aus dem Mittelpuncte in der Entfernung == 1,70, 
dieser rothe mit dem grünen aus dem Mittelpuncte in der Ent- 
fernung = 0,98 sich durchschneidet. 

Bis zu der Entfernung == 1 kommen also für die hier. vor- 
ausgesetzsten Abmessungen in der Mitte des Bildes noch Strahlen 
von allen Farben vor, die hier dem Lichtstrahle dargebotems 
weifse Fläche wird also noch von allen Farben erleuchtet und 
erscheint daher, da wo die grünen Strahlen aus der Mitte der 
Sonne hinfallen, weils. In grölserer Entfernung findet eine so 
aus allen Farben zusammengesetzte Mischung der Strahlen nicht 
mehr statt, aber immer wird noch das grüne Sonnenbild an sei- 
ner einen Seite durch blaue, an seiner "andern Seite durch gelbe 
Strahlen etwas von seiner Reinheit verliereu. 

Es sey in einer Entfernung Y S = eine Ebene ST unter 
dem Winkel von 55° 16 == YST gegen die Seite des Prismas 
geneigt gelegt, so fängt diese die gebrochenen Strahlen ziem- 
lich senkrecht auf, und auf ihr ist der Abstand der einzelnen 
Strahlen von S durch folgende Zahlen ausgedrückt: 

Es sey für den aus der Mitte der Sonne kommenden grünen 
Strahl dS = 20 in Vergleichung gegen Yu=1, uB=% 
so ist der von S an gerechnete Abstand bis zu dem Puncte, wo 

1. der grüne Strahl aus der Mitte der Sonne eintriff l 
= 11,397. 

2. Wo der grüne Strahl vom obern Rande eintrifft = 11,492 k 

3. Wo der grüne Strahl vom untern Rande der Sonne ein- $ 


trifft = 11,302. 
4. Wo der violette Strahl vom obern Rande eintrifft & 
= 11,244. 
5. Wo der rothe Strahl vom untern Rande eintrifft 
= 11,684. 


6. Wo der violette Strahl vom untern Rande eintrifft 
== 11,053. 





prismatische. ` | 65 


7. Wo der rothe Strahl vom obern Rande eintrifft 
: 11.873. 

Die Breite des Farbenbildes an dieser Stelle wäre also dem 
urchmesser des grünen Sonnenbildes gleich == 0,19. Die 


ınze Länge = 11,873 — 11,053 
= = 0,82, viermal so grofs, und man hätte von der 
itte des Grün bis Ende des Grün ` 0,095 
bis zum nächsten Violett 0,153 
bis zum entferntesten Violett 0,344. 
bis zum nächsten Roth 0,287 


bis zum entferntesten Roth 0,476. 

Das Grün nimmt, wie auch aus Fraunnorenr’s Angaben 
mittelbar erhellet, nicht die Mitte des Farbenbildes ein, p; 
d die Lage der drei berechneten Bilder würde so seyn, wie 15 
e Zeichnung sie angiebt. Diese Bestimmungen bedürfen noch 
ner Verbesserung, weil die Oeffnung B, wodurch das Licht 
ogelassen wird, doch nicht ein mathematischer Punct seyn 
nn. Wegen dieses Umstandes ist auch dasjenige Sonnenbild, 
a wir ungebrochen auf einer weilsen Tafel auffangen , mit ei- 
an Halbschatten umgeben und aus demselben Grunde erscheint 
s Farbenbild nicht so scharf begrenzt, als es bei einem durch 
o äufserst enge Oeffnung eindringenden Lichtstrahle der Fall 
yn sollte. Diesem Umstande wird abgeholfen, wenn man ein 
nvexes Glas vor die Oeffnung stellt; dadurch nämlich wird 
‚wirkt, dafs die von einem einzigen Puncte der Sonne ausge- 
mden Strahlen, obgleich sie durch verschiedene Puncte der 
effnung gehen, in einem einzigen Puncte vereinigt werden, 
ıd wenn sie nicht durch das Prisma gingen und an dem rich- 
ren Orte aufgefangen würden, ein ganz reines Sonnenbild, 
me Halbschatten und unabhängig von der Grölse der Oeffnung, 
rstellen würden. Die vorigen Betrachtungen aber zeigen wohl, 
fs auch die Brechung im Prisma das runde Sonnenbild rund 
ben würde, wenn das Sonnenlicht nur eine Farbe, nur Strah- 
a von gleicher Brechbarkeit enthielte, und es Jälst sich daher 
icht der Beweis führen, dafs das reine Sonnenbild nun auch 
n von Halbschatten freies rothes Bild nach der Brechung durch 
as Prisma geben würde, wenn die Sonne uns nur rothe Strah- 
n zusendete, und, kurz, dafs wir das prismatische Bild ganz 
' wie es einer sehr kleinen Oeffnung entspräche,, sehen wer- 
m, wenn wir uns des Convexglases bedienen, und das Bild 
IV. Bd. - E 


66 | Farbe, 
an dem der Sammlung der Strahlen entsprechenden Puncte hin- 


ter dem Prisma auffangen. 

10. Die eben geführte Berechnung zeigt, dafs der Durch- 
messer jedes Sonnenbildes von der Gröfse ihres scheinbaren 
Durchmessers abhängt; die Entfernung der Mittelpuncte des ro» 
then und violetten Bildes aber durch die ungleiche Brechung 
dieser verschiedenfarbigen Strahlen bestimmt wird. Es wer- 
den daher die in Fig. 14. dargestellten Sonnenbilder weniger in 
einander greifen, die Farben werden reiner von einander ge- 
trennt erscheinen, wenn man ein Bild von kleinerem Halbmes- 

gi, ser sich verschafft. 

16. Es sey B eine Oeffnung von einer Linie Durchmesser, durch 
welche die Sonnenstrahlen einfallen; man stellte dem durch sie 
einfallenden Sonnenstrahle in 40 Zoll = 480 Lin. Entfernung 
eine andere kleine Oeffnung C gegenüber, so kann nicht mehr 
die ganze Sonne ihre Strahlen auf C werfen, sondern der Sehe- 
winkel, unter welchem von C aus die Oeffnung B erscheint, 
wird nur etwas über 7 Minuten betragen, und bei der vorigen 

Fi, Stellung des Prismas gegen die Oeffnung C würde das Sonnen- 
ı 17. bild nun wie in Fig. 17, erscheinen, wo ef das rothe, cd das 
grüne, ab das violette Bild darstellt, die also weit besser un- 
vermischt erscheinen. 

Erst wenn man die Strahlen so von einander getrennt 
hat, kann man genaue Versuche über das homogene einfarbige 
Licht anstellen, z. B. die bestimmte Brechbarkeit jedes ein- 
zelnen Farbenstrahls angeben; und selbst dann können die 
Versuche nur da glücken, wo alles fremde Licht ausgeschlos- ` 
sen ist. 

11. Dafs man durch die Mischung aller Strahlen wieder 
Web erhält, läfst sich aus dem Vorigen übersehen, indefs ist 
folgender Versuch Newron’s zu wichtig, um hier übergangen 
zu werden, Man lasse das durch das Prisma in Farbenstrahlen 
zerlegte Licht auf ein hinlänglich grofses convexes Linsenglas 
fallen, damit dieses divergirende Licht in einer gewissen Ent- 
fernung hinter dem Glase in ein Bild gesammelt werde, Hält 
man dann ein weilses Papier zwischen dem Glase und dem 
Puncte, wo das Bild sich deutlich zeigt, so sieht man noch die 





1 Newtoni Optice p. 55; 


2 Ibid. p. 112. 





prismatische. 67 


einzelnen Farben, nähert man es dem Vereinigungspuncte, so 
rücken die Farben näher an einander‘, und im Vereinigungs- 
puncte sind sie völlig vermischt und zeigen ein ganz reines 
Weis, ein rundes, weifses Sonnenbild. Jenseits des Vereini- 
gungspunctes trennen sich die Farbenstrahlen wieder und er- 
scheinen in umgekehrter Ordnung, so dafs das vorhin am un- 
tern Rande erscheinende Roth nun am obern Rande liegt u. s. w. 

Wenn man das weilse Papierin jenem Vereinigungspuncte 
aufstellt; aber einige Farberistrahleri hindert, auf das Glas zu fal- 
len, so erhält man nicht mehr eiti weilses Sonnenbild, sondern 
ein so gefärbtes Bild, wie es die Mischung der noch übrigen 
Farben fordert, nämlich orangefarben, wenn man die violet- 
ten, grünen und blauen Strahlen ausschlielst, und so in allen 
andern Fällen. 

12. Diese Behauptungen sind es, gegen welche v. GOTHE 
mit einer auffallenden Bitterkeit in seiner Farbenlehre kämpft. 
Die dortigen Einwürfe einzeln zu beleuchten, ist aber unnöthig, 
da die Newton’sche Theorie sich durch ihre Anwendung überall 
rechtfertigt und nur da, wo die Thätigkeit unsers Auges ein- 
wirkt, Einiges übrig bleibt, wovon sich nicht genau Rechen- 
schaft geben läfst. 

Man hat seit langer Zeit denen, die das Copernicanische 
Weltsystem und die Newton’schen Attractionsgesetze nicht als 
richtig anerkennen wollen , nichts anders entgegen zu setzen 
' nöthig gefunden, als dafs alle Erscheinungen am Himmel sich 
nach diesem Systeme und nach diesen Attractionsgesetzen vor- 
aus berechnen lassen, und dafs man nur denen Gehör zu geben 
brauche, die entweder in diesen Rechnungen Fehler und in ih- 
ren Resultaten Abweichungen von der Erfahrung nachweisen, 
oder eine neue Theorie, eben so geeignet zur pünctlichen Vor- 
ausberechnung, und eben so vollkommen mit den Erscheinun- 
gen zusammenstimmend aufstellen. Eben so, glaube ich, kann 
man sagen: da die Lehre, dafs die verschiedenfarbigen Licht- 
strahlen aus dem weilsen Lichtstrahle entstehen und ungleiche 
Brechbarkeit besitzen, zur Berechnung der Fernröhre mit so 
entschiedenem Glücke angewandt ist, da DoLLosn und FaAaun- 
HOFER , unstreitig die grölsten Künstler, die man in Beziehung 
auf diesen Gegenstand nennen kann, in ihr die Grundlage der 
Kunst, farbenlose Bilder in den Fernröhren.zu erhalten, fanden, 
und sich ihrer zu genauen rechnenden Bestimmungen bedient 

E2 


68 | Farbe, 


haben, die mit der Erfahrung in vollkommener Uebereinstim- 
mung sind: so hat man nur nöthig, diejenigen Einwürfe zu be- 
rücksichtigen, die in diesen Rechnungen Fehler aufdecken, und 
nur diejenigen neuen Theorien können hoffen, einst die Stelle 
der Newton’schen einzunehmen, die eben so die Grundlage zur 
Berechnung achromntischer Fernröhre abgeben können. vor 
Görne’s Theorie wird auf diesen Ruhm, dafs man mit ihrer 
Hülfe achromatische Femröhre berechnen könne, gewifs nie 
Anspruch machen, da sie nichts enthält, was je zu rechnenden, 
genauen Bestimmungen führen könnte, sondern sich mit Aus- 
drücken begnügt, die einem mathematischen Physiker immer als 
höchst unbefriedigend erscheirren müssen. Ich werde dies jetzt 
umständlicher zeigen. v. Göru&’s Worte machen hier den 
Text, die in Klammern eingeschlossenen Bemerkungen den 
Commentar oder die Noten aus. 

„Gegenstände durch mehr oder minder dichte Mittel gè- 
sehen, erscheinen uns nicht an der Stelle, an der sie sich nach 
den Regeln der Perspective befinden sollten. Wir können dies 
so ausdrücken , dafs der Bezug der Gegenstände verändert, ver- 
rückt werde; es zeigt sich eine Verrückung des Gesehenen. 
Diese Verrückung bleibt uns unkenntlich, so lange keine Grenze 
des Gesehenen ins Auge gefalst wird, und deshalb halten wir 
“uns vorzüglich an die Verrücküng des begrenzt Gesehenen, 
oder an die Verrückung des Bildes. Die Refraction kann ihre 
Wirkung äufsern, ohne dals man eine Farbenerscheinung ge- 
wahr werde So sehr auch das unbegrenzt Gesehene, eine 
farbenlose oder einfach gefärbte Fläche, verrückt werde, so zeigt 
sich keine Farbe.“ 

[Da e Görur dieses als einen Einwurf gegen die Newtor’- 
sche Theorie betrachtet, so muls ich wohl einige Worte über 
diesen Gegenstand sagen. Wenn ich eine völlig weilse Wand 
durch das Prisma ansehe, so erscheint sie allerdings weils, und 
dies aus Gründen, die eben nicht so schwer verständlich schei- 


18. nen. Es sey a ein Punct der Fläche, der sich übrigens durch 


nichts von dem neben ihm liegenden b, oder vielmehr von al- 
len denen, die um und neben ihm liegen, auszeichnet, indem 
sie alle als weils vorausgesetzt werden, und hier von keiner 
Grenze die Rede seyn soll. Da a weilses Licht auf das Prisma 
sendet, so wird dieses in seine Farbenstrahlen zerlegt, und de 


sey der äulserste violette, dg der äulserst rothe Strahl. In ef 


prismatische, 69 


befinde sich die Oeffnung des Auges, welches also von a den 
violetten Strahl empfängt, Es sey ferner b ein anderer Punct 
der Fläche, gerade so liegend, dafs ein von ihm auf das Prisma 
fallender Strahl sa gebrochen werde, dafs er seinen äufsersten 
röthen Theil parallel mit de, in if auf das Auge sende; dann 
läfst sich doch wohl leicht einsehen, dafs zwischen a und b eine 
Reihe von Puncten liegt, die alle Arten von Strahlen von mitt- 
lerer Brechharkeit, (der eine den orangefarbenen, der andere 
den gelben, der dritte den grünen Strahl uud so alle zwischen- 
liegenden) zwischen de, if, und parallell mit ihnen, dem 
Auge zusenden. Das Auge empfängt also in der Richtung de 
Sin aus allen Farhen gemischtes, also weilses Licht, und da es 
wegen der vorausgesetzten vollkommenen Gleichheit aller Puncte - 
gar. nicht erkennt, welchen Antheil jeder der Puncte an dieser 
Aussendyng von Licht hat, so sagt diese Empfindung uns nur, 
dals wir die Gegend der Fläche, die hier unserem Auge vor- 
liegt, die ihre Strahlen in unser Auge sendet, weils sehen. 
Richten wir unser Auge nach andern Puncten des Prismas, so 
Jassen sich eben solche Puncte der weilsen Fläche nachweisen, 
deren gemischter und vereinigter Eindruck dem Auge Weils E 
zeigt. l 

Hierin liegt in der That ein so vollgültiger Beweis für die 
Behauptung, dafs mitten im Weis sich nichts von Farbe zei- 
gen kann, dals es unbegreiflich scheint, wie v. Gornue? hier 
die weilse Wand ‚nach verschiedenen Stufen gefärbt“ zu sehen 
erwarten konnte; und nichts würde für mich und alle Newto- 
nianer belehrender seyn, als wenn er uns genau zeigen wollte, 
welche Theile der Wand denn, nach einer consequenten Durch- 
führung der Newton’schen Hypothese, roth, gelb, grün, er- 
scheinen müßsten. Diese Anforderung ist so billig, dafs ich fest 
überzeugt bin, hätte jemand sie damals, als v. Georg seine 
ersten Versuche machte, ihm vorgelegt, er sie nicht ahgelehnt, 
dann aber auch gewifs, bei der Sorgfalt, mit welcher er damals 
zu zeichnen gewohnt war, sich überzeugt haben würde, dals 
diese Grenzen einzelner Farben mitten im unbegrenzten Weils 
nirgends zu finden sind, und dafs der Instinçt? hier irre zu lei- 
ten im Begriff sey. Ich sehe wohl ein, dals v, Göruz in dem, 





1 Bd. M. 8. 677. 
2 Ebend. S. 678. 


70 . Farbe, 


was ich eben. vorher für Nawron gesagt habe, eben so gut 
wie in den Newton’schen Versuchen „Taschenspielerbedingun- 
gent“ finden wird; ich hoffe daher auch gar nicht mit diesem 
Beweise mehr zu leisten, als meine Vorgänger; aber hei mathe- 
matischen Gegenständen mufs man die Bedingungen pünctlich an- 
geben, und erhält dann auch strenge hestimmte Resultate, welche 
aufzusuchen freilich, wie EuvkLınpzs schon sagte, kein eigenet 
Weg für Könige (und der Sänger soll ja „mit dem Künig ge- 
hen‘) gebahnt werden kann, —] 
` „An den Rändern, wo sich eine weilse oder farbige Fli- 
che gegen einen hellern oder dunklern Gegenstand abschneidet, 
zeigt sich eine farbige-Erscheinung; — es müssen Bilder, be- 
grenzte Flächen‘, verrückt werden, wenn eine Farbenerschei- 
nung sich zeigen soll, Wird z. B. ein helles Rund auf dunkeln 
Grunde durch ein Linsenglas gesehen, so findet eine Verrückung 
nach aulsen statt, wir sehen es vergrößsert, und erblicken eines 
blauen Rand, Den Umkreis eben desselben Bildes können wir 
scheinbar nach dem Mittelpuncte hinein bewegen, wenn wir o 
durch ein concaves Glas betrachten, wa es verkleinert, mit gel- 
bem Rande erscheint. Diese beiden Erscheinungen zeigen sich, 
die blaue sowohl als die gelbe, an und über dem Weilsen; sie 
nehmen, so fern sie über das Schwarze reichen, einen röthlichen 
Schein an. Wir haben hier in dem einen Falle den hellen Rand 
gegen die dunkle Fläche, in dem andern Falle den dunkeln 
Rand gegen die helle Fläche scheinbar geführt, eins durch das 
andere verdrängt, eins über das andere weggeschoben, — und 
darin liegt der Grund der Farbenerscheinung. Diese Umstände 
kommen nun beim Prisma und überall wieder vor. Bewegen 
wir eine dunklere Grenze gegen das Helle, so geht der gelhr 
breitere Saum voran, der schmälere gelbrothe Rand folgt mit der 
Grenze; rücken wir eine helle Grenze gegen das Dunkle, so 
geht der violette Saum voraus und der schmälere blaue Rand 
folgt. . Diese Farben lassen sich aus der Lehre von trüben Mit- ` 
teln bequem ableiten. Denn wo der voreilende Saum des trü— 
ben Nebenbildes sich vom Dunkeln über das Helle zieht, er— 
scheint das Gelbe; umgekehrt, wo eine helle Begrenzung übe # 
die dunkle Umgebung hinaustritt, erscheint das Blaue. DE« 
voreilende Farbe ist immer die breitere. So greift die gelb 








1 Ebend. S. 681. Z. 4, v.u. 


prismatische. 71 


er das Licht mit eiuom breiten Saume, da aber, wa sie an 
s Dunkle grenzt, entsteht nach der Lehre der Steigerung und 
schattung, das Gelbrothe als ein schmälerer Rand u. s, w.“ 
[Dais alle diese Erscheinungen sich nach Newron’s Theorie 
cht blols mit vagen Worten erklären lassen, sondern dafs der 
eg der Lichtstrahlen sich genau berechnen lälst, ist aus dem 
rigen schon bekannt. Aber ich gestehe, dafs ich nie habe 
sehen können, wo denn bei v. Görue die eigentliche Erklä- 
ıg dieser dioptrischen Farben liegt. Dieses trübe Nebenbild 
es ja gerade, dessen Entstehung erst erklärt werden soll, und 
nesweges dadurch erklärt wird, dals uns $. 85 mit vieler 
nst begreiflich gemacht wird, es kämen ja auch in andern 
len Nebenbilder vor. Wie diese Nebenbilder im Glasspiegel 
1 sonst entstehen, das ist bekannt; aber indem wir unser 
ge auf den Spiegel richten, glaubt der Verf. der Farbenlehre, 
ten wir die Frage vergessen, ob denn jene trüben Farbenbil- 
' eben so entstehen? — Diese trüben Bilder sind eg eben, 
erklärt werden sollen. Freilich findet sich S, 88. eine Er- 
rang, die mit dem berühmten horror vacui die allergröfste 
ınlichkeit hat, aber niemand befriedigen kann. Sie lautet 
„Es entsteht also, wenn die Refraction auf ein Bild wirkt, 
dem Hauptbilde ein Nebenbild, und zwar scheint es, dals 
wahre Bild einigermafsen zurückbleibe,“ „ „und sich dem 
rücken gleichsam widersetze.‘““ — Mit der Refraction geht 
also ungefähr so zu: Einige vom Bilde ausgehende Licht- 
hlen sind nachgiebiger als andre, und lassen sich zu der ge- 
ımten Fortrückung veranlassen, statt dafs andre etwas weni- 
geneigt sind, der Verrückung nachzugeben, oder mit New- 
Ca Worten, jene sind stärker brechbar, werden mehr von 
m Wege abgelenkt, als diese, und zwar sind jenes die vio- 
en und blauen, dieses die gelben und rothen. Das was 
THE sagt, ist also unter versteckten Ausdrücken am Ende 
ade nichts anders, als die Newton’sche stärkere Brechbarkeit. 
an wenn ein Nebenbild dem Hauptbilde bei der Verrückung 
rauseilt, so ist es um mehr als dieses verrückt; da nun v. 
mue den Ausdruck Yerrückung statt Brechung,, Refraction, 
wendet, so sage ich mit gleichem Rechte, das Nebenbild ist 
hr gebrochen, als das Hauptbild, Nun sehen wir dies vor- 
zeilende Nebenbild nur da, wo es über das Hauptbild vor- 
ift, also nur einen voreilenden Rand des mehr gebrochenen 


72 Farbe, 


Nebenbildes, welcher violett und blau ist. Da wo Hanptbild 
und Nebenbild zusammen fallen, sehen wir das Bild in vollem: 
Lichte (weifs), aber wo die am trägsten zurückgebliebenen 
Theile des Bildes wieder an der hintern Seite über das, was 
nun einmal Nebenbild heifsen soll, vorragen, da zeigen sich, 
als die der Verrückung am wenigsten nachgebenden, als die an 
wenigsten gebrochenen Strahlen, die gelben und rothen. — . 
Wenn ich mir so v.Görue’s dunkle Rede verdeutliche, so kann 
ich sie besser fassen; aber in dieser Uebersetzung würde dena: 
freilich auch dieser Theil der v. Göthe’schen F arhenlehre völlig 
über den Lethe gesetzt. Da sich alles andere in der Göthe'- 
schen Farbentheorie auf diese Betrachtungen stützt, da die stär- 
kere Farbenzerstreuung als ein durch chemische Mittel bewirktes 
Weiteres Voreilen desNebenbildes angesehen werden kann, und’ 
damit die Achromasie diesem Begriffe vom Nebenbilde angerei- 
het wird: so ist es nicht nöthig, länger hiebei zu verweilen. 
und ich gehe daher zu andern Frfahrungen über das prismati- 
sche Farbenbild über.] | 
13. Der Raum, den jede einzelne Farbe im prismatischen 
Sonnenbilde einnimmt, ist ungleich, und selbst im Verhältnils 
gegen die Länge des ganzen Bildes ungleich, wenn man Pris- 
men von verschiedener Materie nimmti, Die Abmessungen, | 
welche Newros für die Theile des Bildes - die sich als Roth, 
Orange u. 8. w. zeigen, angiebt, können daher nur als ein Bei- 
spiel dienen, in‘ welcher Ordnung die Farben sich an einander 
reihen. Hätte Newror nicht in der nahen Uebereinstimmung 
zwischen den Verhältnissen dieser Räume und den Schwin— 
gungszeiten der eine Tonleiter bildenden Töne ein Naturgesetz= 
zu erkennen geglaubt, so würde er vielleicht nicht so überei@ 
die Behauptung, dafs keine Aufhebung der Farbe bei der Bre— 
chung und eben deshalb kein achromatisches dioptrischess 
Fernrohr möglich sey, ausgesprochen haben. Newrox lege 
den einzelnen Farben folgende Ausdehnung bei: Violett nimmt 
80 Theile, Indigo 40, Blau 60, Grün 60, Gelb 48, Orange 
27, Roth 45 Theile ein, wenn man das ganze, Spectrum in 
360 Theile zerlegt. Könnte man zugleich die Lichtstärke, die 
in jedem einzelnen Theile des Farbenbildes statt findet, ange- 
ben, so: Delae sich über die Verhältnisse, in welchen die Far- 





> 


1 Vergl. Art, Zersireuung der Farben. 


prismatische. 73 












imstrahlen gemischt seyn müssen, um Weils zu geben, et- 
ge Genaueres bestimmen 2. 

14 Welche Theile des Farbenbildes der Sonne am meisten 
end welche am wenigsten Licht besitzen, hat Hrascher 
wiesucht?. Er bediente sich eines Mikroskops, womit er ver- 
diedene Gegenstände, die bald durch die eine; bald durch die 
Art von Farbenstrahlen erleuchtet waren, betrachtete, 
zeigten sich die feinen Puncte, worauf er seine Auf- 
eit richtete, am stärksten erleuchtet, wenn sie sich in 
gelben Lichtstrahlen befanden, am besten dann, wenn man 
Wm die Gegend des Farbenbildes brachte, wa das vollkom- 
ene Gelb in Grün überzugehen anfängt. Wenn man sich von 
bus Gegend nach einer oder der andern Seite entfernte, so 
D die Erleuchtung schwächer, im Orange schwächer als im 
Ich, im Roth schwächer, ‘als im Orange, und eben so im 
Zë nicht ganz so stark als in jenem ‚Uebergange vom Gelb 
ba Grün, im blanen Lichte war die Erleuchtung immer schwä- 
Wer, je mehr man sich von der Mitte des Farhenbildes ent- 
hate, im Violett aber schwächer als in irgend einem der übri- 
m Farbenstrahlen. Henscner bemerkt zugleich, daf die 
gleiche Brechbarkeit der verschiedenfarbigen Strahlen sich 
“durch zeigte, dafs die zum deutlichen Sehen nöthige Stellung 
da Instruments bei jeder Farbe eine andere war, und dafs man 
De dann die glänzenden Puncte an einem Nagel oder anderm 
Bt als mit der einen Farbe glänzend erblickte, die man auf 
fen liels, wenn man die Beimischu»g anders gefärbter Strah- 
h sorgfältig vermied. 

‚ Faausuorer hat diese Ungleichheit der Intensität noch ` 
Ger zu bestimmen gesucht, weil sie bei achromatischen 
femöhren zu berücksichtigen ist, wenn man die durch ver- 
wliedene Farbenstrahlen mit ungleicher Stärke hewirkte Fär- 
king des Bildes aufheben will. Er brachte in der Ocularröhre 
“nes Fernrohrs einen Metallspiegel an, der durch eine Lam- 
name erleuchtet wird, und dieses, in senkrechter Richtung 
een die Ocularröhre einfallende Licht, indem er es unter 
Geer Neigung von 45 Graden auflängt, ‘gegen das Ocular unter 





1 Vergl. No. 19. 
2 Herschels Unters. über die Natur der Sopnenstrehlen, übers, 
, Harding. Celle 1801. S. 13. 



















74 ~ Farbe, l 


eben dem Winkel zurückwirft. ` Dieser Spiegel, den man von 
der Flamme erleuchtet sieht, nimmt die Hälfte der Röhre ein, 
während. durch die andre Hälfte des Gesichtsfeldes eine de 
Farben des prismatischen Sonnenbildes gesehen wird. Die et: 
leuchtende Flamme kann verschiedene Entfernungen von jenem 
Spiegel erhalten, wodurch dann die Erleuchtung des Spiege 
stärker oder schwächer wird, und man kann folglich eine so 
Entfernung der Flamme wählen, wobei der Eindruck, den das 
Licht derselben durch das Ocular gesehen macht, ieben so stark 
‘ist, als der Eindruck einer durch die andre Hälfte des Gesichts- 
feldes gesehenen Farbe des prismatischen Sonnenbildes. Dis 
Entfernung der Flamme giebt dann auf die bekannte Weise 
Mals der Erleuchtung des Spiegels, da diese dem Quadrate de 
Entfernungen umgekehrt proportional ist; eben dadurch. abg 
erhält man auch die Intensität des verglichnen Farhenstrahl 
Faasunnoren bemerkt, dafs es zwar etwas schwer ist, Lëck 
von verschiedenen Farben mit einander zu vergleichen ;: abe 
einige Uebung erleichtert diese Vergleichung, Die Gleichheit 
der Intensität beider Lichter erkennt man daran, dals die nad 
der unveränderten Lage des Oculars scharf sichtbare Grenz 
des Spiegels dänn am wenigsten deutlich ins Auge fällt, een 
die Intensität des Farbenstrahles mit dem Lichte, das der Spie- 
gel zurückwirft, gleich ist, Die Versuche wurden mit ein 
gen Abänderungen mehrmals wiederholt, unter andern‘ auch s 
dafs das Lampenlicht durch ein matt geschliffenes Glag auf de 
Spiegel fiel, und durch die andere Hälfte des Fernrohrs ein 
von dem Farbenstrahle erleuchtete weilse Fläche gesehen wurda 
Fig. Der hellste Ort des Farbenbildes liegt. um $ oder 4 der. ganzes 
19. Länge desselben vom;rothen Endpuncte entfernt, und die gre- 

phische Darstellung zeigt, wie de Verhältnisse der Intensiti 
in allen Theilen des Farbenbildes gefunden wurde?. Folgends 
Zahlen geben diese Verhältnisse der Intensitäten. an; 

bei B = 0,032, 

bei C = 0,094. 

bei D = 0,64. 


1 Diese Einrichtung scheint noch besser, als die vorige, wel 

hier im eigentlichen Sinne die Erleuchtung verglichen wird, statt daß $: 

bei dem Beobachten der Flamme selbst, die claritas visa der Flamme $ 

sur Vergleichung dient, 
2 G. LVI. 501. 





prismatische,, 75 


größste = 1,00, 
bei E=0,48 .. 
bei F = 0,17. : 
bei G = 0,081, 
be H == 0,006. 
ist das gesammte Licht in den einzelnen Theilen des Far- 
ides etwa so vertheilt, dafs 
im Raume BC == 0,021 des in DE vorhandenen 
"CD = = 0,299 — — "an 
DE = 1,000 — — — 
E F = 0,328 — — — 
FG = 0,185 -~me — 
GH= 0,035 — — — 
in Vergleichen gegen die ganze Summe des Lichtes 
— CD = 0,1599 
ee DE = 0,5354 
— FG = 0,0990 
— GH= 0,0187 ` 
NHOFER bemerkt, dafs die Grenzen des ganzen Farhenbil- 
ch schwer angeben lassen ;. indem man bei recht lebhaf- 
auf das Prisma fallendem Lichte, wenn man die hellern 
e des Farbenbildes verdeckt, um das Auge nicht durch 
t blenden, noch weit über die gewöhnlich dem Auge sicht- 
ı Grenzen hinaus ein Roth an dem einen und ein Violett 
m andern Ende des Farbenbildes gewahr wird. Und die- 
immt mit dem überein, was der jüngere Henscurı bei 
ben (No. 7) erzählten Versuche fand, dafs nämlich das 
. jene rothen Gläser gesehene runde Sonnenbild ao weit 
nde des prismatischen Farbenbildes liegt, dals, wenn man 
bt desselben auf dem Papiere bezeichnet, wo das Farben- 
aufgefangen wird, dieser Ort zum Theil aulserhalb der 
e desjenigen Bildes liegt, welches man, wenn das Auge 
ich auf die glänzendern Farben sieht, bemerkt. Dort 
wo ein rothes Glas das Auge vor der Blendung durch die 
ındern Farben sichert, welche von diesem Glase nicht 
gelassen werden, empfindet das Auge die Gegenwart die- 
hwachen rothen Strahlen, die am äufsersten Ende des Far- 
ides liegen. 


BERRI 
| 


76 ‚Farbe, ’ 


15. FaAunnorra’s genaue Untersuchung des Farbenbilde; 
zeigte ihm noch eine andre bis dahin ganz unbekannte Eigen 
schaft desselben, Wenn man so strenge als es für die Bered 
nung achromatischer Fernröhre nöthig ist, die Brechung da 
einzelnen Farbenstrahlen in verschiedenen Glasarten zu bestimt 
men wünscht, so findet man dieses wegen der unbestimmtg 
Grenze der einzelnen Farben nicht wenig schwierig, 
daher eine erwünschte. Entdeckung, als FRAUNHorER ın de 
durch das Prisma gesehenen Lampenlichte zwischen dem Rot 
und Gelb einen hellen seharfbegrenzten Streifen hemerkte, ( 
‘sich immer an derselben Stelle findet, und aus einfachem, nic 
zerlegbarem Lichte zu bestehen scheint. Ein ähnlicher, jedod 
schwächerer, Streifen ‚läfst sich auch im Grün wahrnehme 
Eben solche, : aber viel zaahlreichere bestimmte dunklere sg 
hellere Streifen sieht man: nun auch im Sonnenlichte, und we 
man sie bei dem Gebrauche verschiedener. Prismen ins Aug 
falst, $o hat man immer dieselben Puncte im Farbenbilde, uot 
kann daher die verschiedene Brechung für verschiedene 
arten in Beziehung auf sie. genau / anggeben. FRAUNHOFER e 
deckte diese Streifen im Farbenbilde, indem er vor dem Fe 
rohre eines Theodoliten ein = von Flintglas aufstellte.,, e 
welches durch eine schmale, eťwa 15 Sec. Breite und 36 Mm 
hohe Oeffhung in dem 24 Fuls vom Prisma entfernten Fenster 
den, das Sonnenlicht fiel, Der Winkel des Prisma’s war ute 
‚gefähr 60 Gr. und das Prisma stand so vor dem Objectiv def 
Theodolitfernrohrs, dafs der Winkel des einfallenden Strahl 
dem des gebrochnen Strahls gleich war. 

Bei dieser Stellung des Instruments zeigte sich in dem En: 
benbilde und senkreoht auf die Längenausdehnung desselben ein | 
Menge dunklerer Linien, deren einige fast ganz schwarz er hie 
nen. Diese Linien zeigten sich bei allen verschieden brechen 
den Prismen und scheinen sich immer genau an demselben Ortgj 
‘die eine im Blau, die andre im Roth u. s. w..zu hefinden; si$ 
‘waren zwar bei veränderter Oeffnung im Fensterladen oder bei 
veränderter Ausdehnung des Farbenbildes mehr oder minder leicht 
zu erkennen; aber ihr Verhältnils,. ihre Lage gegen einandez 
‚und gegen dieFarben blieb immer ungeändert. Wenn man durd 
-Drehung des Prisma’s den Einfallswinkel änderte, so mulsts 
-die Stellung des Oculars verändert werden, um sie deutlich zu 
sehen, und eben so mulste diese Aenderung statt finden, weng 


prismatische, 7 


nm bald die im rothen, bald die im violetten Theile liegenden p; g. 
ainien deutlich sehen wollte. Die Figur! zeigt, so gut es in 19. 
oner kleinen Zeichnung möglich ist, diese Linien im Sonnen- 
rilde. Ungefähr bei A ist das rothe,. bei I das violette Enda 
Ap Farbenbildes, jedoch ohne ganz scharfe Grenze; bei sehr 
belem Sonnenlichte sieht man, wenn von dem hellen Raume 
JG kein Licht ins Auge kommt, das: Farbenbild viel länger. 
Jie genauere Beschreibung der Linien theile ich hier nicht mit, 
ondern bemerke uur, dafs nach Fraunnorer’s sorgfältiger Un- 
Schung diese Linien nicht durch Beugung u. dgl. entstehen, 
ondern in der Natur des Lichtes selbst liegen. — 

Wie diese dunklerenLinien zu erklären sind, ist wohl noch 
ũcht mit Sicherheit zu bestimmen?. Nach den sonst bekannten 
Sfehrungen schien es, dafs die Sonnenstrahlen aus verschiede- 
zen Farbenstrahlen beständen, die in stetiger, ununterbrochener 
folge an Brechbarkeit verschieden wären; nach dieser neuen 
Erfahrung scheint es in Gemälsheit der Newton schen Theorie, 
ls ob die Brechbarkeit nicht nach stetiger Folge verschieden 
väre, sondern hier und da sprungweise fortschreite, woher 
„enn allerdings, wenn der auffallende Strahlenbündel sehr schmal 
it, Lücken entstehen mülsten 3, 

16. Die einzelnen Farbenstrahlen sind in ungleichem Grade 
rwärmend. HerscaeL bemerkte dieses zuerst, indem er un- 
er den stark verdunkelnden Gläsern im Telescop: einige fand, 
ão viel Wärme durchliefsen, während andre bei gleich viel 
auchgelassenem Lichte dieses nicht thaten; er stellte daher eine 
keihe von Versuchen an, wo im verfinsterten Zimmer das Ther- 
tometer bald in dem einen, bald in dem andern Farbenstrahla 
es durch einen engen Spalt einfallenden und im Prisma (dessen 
anten der Längenrichtung des Spaltes parallel waren) gebrochnen 
mnenstrahlen aufgestellt wurden. Er fand, indem er unter 
ei Thermometern das eine aulserhalb der Farbenstrahlen, ein 





1 Entlehnt aus Fasunnorer’s Originalabhandlg. und Scnussacner’s 
ron. Abh. I. wo sie in gröfserm Malsstabe gezeichnet ist, 

2 Eine sehr dunkel uusgedrückte Meinung von v. Grotthuls fin- 
t sich bei Gilb., LXI. 60. Fraunhofer selbst bringt sie mit der 
eorie der Interferenzen und der Lichtwellen in Verbindung. 

8 Künstliches Licht giebt im prismatischen Bilde oft noch viel 
klichere Unterbrechungen, wie unter andern Talbot im Edinb. 
rn. of Science, IV. IX. zeigt. 


78 8 Farbe, 


andres oder auch beide anders in einem bestimmten Fart 
strahle aufstellte, dafs im Mittel das Thermometer in 16 M 
durch die Einwirkung des rothen Strahles um 67 Gr. in d 
grünen Strahlen um 34 Gr. in den violetten um 2 Gr. F. 
Aber obgleich im Roth die Erwärmung gröfser als in Aen $ 7 
gen Farbenstrablen war, so lag doch das Maximttm der E 
mung nicht im Roth, sondern darüber hinaus, wo schon ke 
Farbe mehr kenntlich war. Liefs mah nämlich auf das klei 
Tischchen, worauf die Thermometer sich sich befanden, r 
und nach die einzelnen Farbenstrahlen fallen, und beobadl 
das in der Brechungsebene liegende Thermometer nun an 
dann noch, wenn der sothe Farbenstrahl das Tischchen nic 
mehr erreichte, also wehn das Thermometer da stand, wa Strall 
len noch minder brechbar als die rothen hin gelangen müfsti 
wofern es solche gäbe, so stieg das Thermometer in 10 } 
64 Gr., wenn es 4 Zoll von der Grenze des sichtbaren Roth d 
stand, 5$ Gr. wenn es 1 Zoll, 34 Gr. wenn es 14 Zoll, 
dieser Grenze entfernt war. Henscarı schlols hieraus, dafs d 
Maximum der Erwärmung aufserhalb des Roth liege, da wo Srel 
len , weniger brechbar, als die rothen hinfallen, oder wenn 
auch nach FRAUNHOFER und dem jüngern HerscHEL annehmi 
dafs ein recht scharfsehendes, im Dunkel ungeblendetes Ar 
hier vielleicht noch einen matten tief rothen Lichtschimmer sie 
doch gewils da, wo nur die äulserste, höchst schwach erleuck 
tenden rothen Strahlen hin gelangen. HenscHeL versicherte si 
noch durch andre Versuche, dafs wirklich solche aufserhalb d 
Farbenbildes auffallende Wärmestrahlen vorhanden sind , inde 
er ein Thermometer so aufstellte, dals es durch Zurück werfu 
solcher minder brechbarer Strahlen, die nämlich von einem je 
seits des Roth gehörig aufgestellten Spiegel reflectirt werden mubi 
ten, getroffen wurde, und eine Erwärmung beobachtete. Er be 
tigte dieses Resultat, indem er einen zur Hälfte bedeckten Hol 
spiegel so stellte, dafs der unbedeckte Theil ganz aufserhall 
der Grenze des Farbenbildes lag und also nur von jenen duš 
keln Strahlen getroffen werden konnte; dennoch stieg ein i 
Brennpuncte gehaltenes Thermometer in 1 Min. um 19 Grade 
Spätere Beobachter haben diese bis über das Roth hinau 































1 MHerschel’s Unters, über die Sonnenstrahlen, übers. von Ha 
ding und in Gilb. Aun. VII. 137. X. 71. 


prismatische, 79 


sichenden Wärmestrahlen nicht finden können, und Less 
pficht mit einer eben so unnöthigen als ungebührlichen Heftig- 
eit dagegen?. Er glaubt die sämmtlichen Versuche. wären feh- 
whaft, und bei gehöriger Sorgfalt habe er selbst gar keine Er- 
värmung aufserhalb des Farbenbildes gefunden, 

Diese Einwürfe zu prüfen, stellte EseLzrıenn? eine Reihe 
oa Versuchen an. Er liels auf eine Glaslinse von 4 Zoll Oeffnung 
âd 22 Zoll Brennweite, die durch einen Pappenschirm gegen die 
brigen Strahlen geschützt wurde, nur diejenigen Farbenstrahlen, 
sdurch eine 4 Zoll weite, 3 Zoll lange Oeffnung in jenem Schirme 
irchgelassen wurden, auffallen, deren Wirksamkeit untersucht 
den sollte. Er stellte dann ein Thermometer im Focus auf, und 
ds von den durch das Prisma zerstreuten Strahlen bald den einen, 
dé, den andern Theil auf die Oeffnung im Schirm und so auf die 
inse fallen. Der blaue Strahl brachte in 3 Min. das Thermo- 
eter nur 1 Gr. höher, der grüne in eben der Zeit 4 Gr., der 
lbe 6°, der tothe in 24 Min. 154 bis 16 Gr., und aufserhalb 
s Farbenbildes nahe an der Grenze des Roth stieg das Ther- 
meter in 24 Min. 18 Gr. F. Andere Versüche fielen im We- 
stlichen eben so, nämlich beweisend für Erwärmung da, wa 
in Roth des Farbenbildes mehr sichtbar war, aus; indels 
gte sich, selbst wenn das ganze Farbenbild auf den Schirm 
l, und die Oeffnung A Zoll von der sichtbaren Grenze des 
th entfernt lag, im Brennpuncte noch ein schwachrother 
himmer, also gesammelt aus Strahlen, die das Auge auf dem 
hirme nicht bemerkte. 

Die Wiederholung der Versuche über die ungleiche Er- 
rmung durch verschiedenfarbige Strahlen, welche wir BERARD 
danken?, hat vor den frühern den Vorzug, dals sie mit 
em Heliostat angestellt sind, einem Instrumente, welches bei 
a Fortrücken der Sonne das Sonnenbild immer in demselben. 
ıcte erhält. Benann fand die Erwärmung vom Violett bis 

äulsersten Grenze des Roth zunehmend; das Maximum der 
irme also zwar nicht aufser dem Farbenbilde, aber doch an 
äufsersten Grenze desselben, und von da an aulserhalb 
sichtbaren Farbenbildes schnell abnehmend. ` Bot Agn 





1 G. X. 90. 
2 Ebend. XII. 899, 
3 Ebend. XLVI. 382. 


80 ' - Farbe, 
























‚schliefst aus eigenen Versuchen,’ dafs der Ort der gröfsten Wir 
bei Prismen aus verschiedenen Materien ‚ verschieden seyi | 
einigen Glasprismen und bei einem Prisma aus Borax lag ar ü 
das Roth hinaus, bei andern im Roth, und bei Prismen, ( 
mit flüssigen Körpern gefüllt waren, bei einigen im Gelb’, jr 

17. Auch Mie chemischen Wirkungen der verschiedes 
Farbenstrahlen sind ungleich, ScureLe? hatte schon beme 
dafs das Hornsilber (Chlorsilber, salzsaures Silber), w P 
im Sonnenlichte schwarz wird, diese Veränderung. eher t l 
stärker leidet, wenn man es dem violetten Lichtstrahle, alsı 
man es den übrigen Lichtstrahlen aussetztz der violette Sr 
so lichtschwach er ist, und so sehr er in Rücksicht anf die. 
wärmende Kraft hinter den übrigen zurücksteht, reducit 
das Silberoxyd am schnellsten., 

Rırrer?® hat die Erscheinungen noch genauer unt 
und gefunden, dafs die stärkste Reduction aufser dem Violi: 
= wo das sichtbare Farbenbild schon aufgehört hat, statt fin 
dafs ihre Stärke von da an durch das Violett und Blau sehr abnit 
und nahe hinter dem Grün ganz aufhört, im Orange und Roth schiff 
Eine Oxydation einzutreten. Fıscuex findet* die stärkere Schw 
zung des Hornsilbers im blauen und violetten Strahle und a 
eine deutliche Färbung aulserhalb des Farbenbildes jenseits 
. violetten Strahles völlig bestätigt; der rothe Strahl brachte sd 
in 2 Stunden keine Färbung hervor, obgleich diese vom bla 
Strahle ‚in wenig Minuten bewirkt wurde. Eben diesen Um 
schied fand Fischer, wenn man unter blauen und rothen DN 
sern das salzsaure Silber der Einwirkung des Lichtes auäsetz 
nur unter jenem zeigte sich die Schwärzung. Dals im rot 
Strahle eine entgegengesetzte chemische Wirkung cintrete, , 
Fıscnuer für nicht erwiesen. KK 

WOoLLASTON’s etwas anders angestellten Versuche ye deng 


gleichfalls erwähnt zu werden®, Guajacharz, i in Alkohol aufg 


1 Ruhland über die polarische Wirkung des gefärbten hete 
gen Lichts. S. 50. 

2 G. VII. 149, 

8 Ebend. XII. 408. BL; 

4 Fischer über die Wirkung des Lichts auf das Hornsilb: 
Nürnberg, 1814. S. 566. _ 

5 G. XXXIX, 294. Ruhland über polarische Wirknng d 






N 


Lichts. S. 24, 





prismatische. 81 


t, giebt eine Tinctur, die unter Einwirkung des Lichtes grün 
rd. Da die Farben des durch ein Prisma zerstreuten Sonnen- 
be keine Wirkung zeigten, so concentrirte WoLLASTON sie, 
dem er eine Glaslinse von 7 Zoll Durchmesser so bedeckte, 
b mr ein sehr schmaler Rand die Lichtstrahlen empfing. 
iser Ring vereinigt bekanntlich die rothen Lichtstrahlen in 
iem andern Brennpuncte, als die violetten. Fing man das 
ld näher beim Glase, als wo der Brennpunct lag, auf, so war 
wie allemal, innen violett, aulsen roth gefärbt; bei 244 Zoll 
“emung war der Brennpunct am glänzendsten; in gröfserer 
tiernung war das Farbenbild wieder ringförmig und am äufsern 
nde violett, am innern roth. Setzte man diesen Strahlen 
s salzsaure Silber aus, so entstand in kleinern Entfernungen 
+224 Zoll ein geschwärzter Ring; in 224 Zoll ein Fleck, der 
i 23 Zoll Entfernung am kleinsten war; in 244 Zoll Entfer- 
mg wurde die geschwärzte Stelle wieder ringförmig. Auch 
i dem mit Guajactinctur bestrichenen Papier zeigte sich das Grün 
ı schnellsten und schönsten in 23 Zell Entfernung ; ; in klei- 
m Entfernungen war die gefärbte Stelle grölser und blässer, 
22} Zoll Entfernung entstand ein grüner Ring mit farbenlo- 
n Mittelpuncte, in 244 Zoll Entfernung, (also in dem am 
isten erleuchteten Brennpuncte) erfolgte in der den frühern 
obachtungen immer gewidmeten Zeit von 1 Min. fast gar 
me Wirkung. Nahm man .Guajacpapier, das schon an der 
ane-grün geworden war, und brachte dieses in 254 Zoll Ent- 
nung hinter der Linse an, so ging die Farbe in das Blafsgelb 
rück, welches sie vor der Einwirkung des Lichtes hat; "in- 
b bemerkt Worxaston, dafs diese Wirkung, die allerdings 
e entgegengesetzte Beschaffenheit derjenigen Strahlen anzu- 
ten scheint, die in der Gegend des Roth liegen, auch durch 
se Hitze hervorgebracht wurde. Die wirksamsten Strahlen 
Färbung des Guajacpapiers waren also die am stärksten ge- 
chenen, die sich schon in 23 Zoll Entfernung in einem Focus 
melten, statt dals die glänzendsten ihren Focus erst in 
Zoll Entfernung hatten. 

Youse liefs die zwischen Glasplatten sich zeigenden Farben- 
e (nach New roxn’s Ausdruck, die durch Anwandlungen entstan- 
n) ihr Bild auf ein Papier werfen, das mit einer Silberauflösung ? 


G- XXXIX. 283. 
Bd. F 


82 Farbe, 


bestrichen war, und erhielt geschwärzte Ringe, die mit ı 
violetten Ringen zusammen zu treffen schienen. 

Berarnt, der sich durch mehrere Versuche von dieser ı 
gleichen chemischen Wirksamkeit der Farbenstrahlen überzeu; 
stellte unter andern Versuchen auch den an, dafs er die Far 
vom Grün bis zum Violett, so wie sie durch das Prisma ber 
gebracht waren, vermittelst einer Linse sammelte und et 
zweite Linse zum Sammeln der gelben, orangefarbenen , rot 
und über das Roth hinaus etwa noch vorhandenen Strahlen ` 
"wandte. Im Brennpuncte der ersten Linse: schwärzte sich 
salzsaure Silber in 10 Minuten sehr merklich, im Brennpur 
der zweiten, wo Licht. und Hitze viel lebhafter waren, kon 

. selbst in zwei Stunden noch kein Erfolg bemerkt werden. 

Nach Seeseck ? erfolgt unter einer blauen Glocke die Z 
setzung einer Mischung aus Chlorgas und Wasserstoffgas in s 
kurzer Zeit; unter einer gelbrothen Glocke erfolgt sie selbst 
längerer Zeit nur höchst unvollkommen. Der Bononis 
Leuchtstein wird nach Sezsecx’s Beobachtungeu am besten 
violetten Strahle und selbst noch darüber hinaus leuchtend, 
Blau nahm sein Glanz wenig ab, in den folgenden Strah 
trat das Leuchten unvollkommener ein. Hinter blauem Gl 
wurde er sogleich leuchtend, hinter gelbrothem verlor « 
schon leuchtende ‚bononische Phosphor sein Licht, Runram 
dessen zahlreiche Versuche ich sogleich umständlicher erwähn 
will, fand diese Beobachtungen über den bononischen Phosph 
fast vollkommen bestätigt, doch konnte er zwischen dem schw 
chen Leuchten im gelben und rothen Farbenstrahle keinen Unte 
schied wahrnehmen. RunrAnp tadelt an den frühern Vers 
chen, dals man auf die ungleiche Intensität des verschiedenfa 

. bigen Lichtes nicht genug Rücksicht genommen habe, welch 
Fehler er vermied, indem er mit LesLıe’s Photometer die Gra 
der Erleuchtung bestimmte. Er bediente sich eines Appara 
wo in fünf von einander getrennten Abtheilungen das Licht dur 
Gläser von 6 Zoll Durchmesser einfiel, die violett, blau, grü 





1 G. XLVI. 385. > 

2 Schweigg. II. 265. Ruhland. S. 11.' 

8 v. Göthe Farbenlehre, II, 705. 

4 Ruhland über die polarische Wirkung des gefärbten heterò 
Lichts. S. 26. 


prismatische., | 83 


: gelb, hochroth waren ; das Gelbe liefs am meisten Licht durch, 
das Grüne etwas weniger als die drei übrigen, die sehr genau 
t gleich waren; Seihe zahlreichen Versuche geben i im Allsemei- 
F nen das Resultat, dafs man die Wirkung der am meisten brech- 
! baren Strahlen weder eine oxydirende noch eine desoxydirende 
` mennen könne, sondern dals die Wirkung hier, wie beim un- 
$ zerlegten Lichte, nach Verschiedenheit der dem Lichte ausge- 
E setzten Körper verschieden ist: Aber diejenige Wirkung, wel- 
È che das unzerlegte Licht auf verschiedene Körper ausübt, die 
* doch nur dadurch scheint hervorgebracht zu werden, dafs es 
5 von den Körpern in ihre Substariz aufgerionimen wird, tritt bei 
E den stärker gebrochenen Strahlen, weil sie am meisten angezo- 
gen werden, im stärkern Grade ein; Die minder gebrochenen 
b zeigen micht eigentlich die entgegengesetzte Wirkung ; sondern 
° die Wirkung ist zusammengesetzt aus derjenigen, welche das 
£ in mehr oder minderer Menge absorbirte Licht hervorbringt 
x (und diese Menge ist bei den stärker brechbaren Strahlen grölser), 
: undaus der, welche Folge der Cohäsions -Erhöhung ist, die in 
. dem Grade gröfser ist, als ein Körper grölsere Schwierigkeit hat; 
= das ihn treffende Licht seiner Elasticität zu berauben. Die von 
dem letzten Umstande herrührenden Erscheinungen, die näm- 
- lich von einer gesteigerten Cohäsion abhängen, kommen mehr 
> den nicht so stark brechbaren Strahlen zu; deshalb (glaubt Run- 
Lan) färben auch diese minder brechbareti Strahlen noch in ei- 

Mëem Grade das salzsaure Silber , entfärben aber zum Theil das 

schon geschwärzte, weil sie die Cohäsion indirect so erhöhen, 

dals ein Theil des absorbirten Lichtes wieder ausgetrieben wird. 
Von Ruuzınup’s Versuchen bebe ich nur einige der auffal- 
lendsten aus, Die Aloë- Tinctur gehört zu den vorzüglichsten 
Reagentien, um die Einwirkung des Lichts zu zeigen. Frisch 
bereitet, hat sie eine bleiche, gelbrothe Farbe, setzt man sie 
aber auch nur kurze Zeit dem Lichte hinter violetten und blauen 
Gläsern aus, so wird sie dunkel blutroth, während in den min- 
der brechbaren Strahlen auch nicht’ die geringste Färbenänderung 
sintritt. In jenen Strahlen bemerkt man auch’ Absorption des 
Sauerstoffgas, die in diesen ganz fehlt. — Rothes Quecksilber- 
»xyd hielt sich in den minder brechbaren Strahlen ganze Mo- 
ate unverändert, in den stärker brechbaren ward es bei hinrei- 
hend starkem Lichte bald so reducirt, dafs sich laufendes Queck- 
(ber ansammelte.. — Nufs-Oel, Mohn-Oel, ege Oel 

F 


we 


fa 


84. . Farbe, 


bleichten in den stärker brechbaren Farben (hinter violetten 
und blauen Gläsern) und wurden beinahe wasserhell, dabei ab- 
sorbirten sie Sauerstoffgas. In den minder brechbaren Strahlen 
verhielten sich diese Oele wie im Dunkeln. 

Auf die Pflanzen zeigt sich eine auf ähnliche Weise ag 
gleiche Einwirkung. In den brechbarern Strahlen kehren die 
Blätter sich gegen das Licht, wie wir es sonst an Pflanzen am 
Fenster gewohnt sind; in den minder brechbaren Strahlen (hine 
ter gelben und rothem Glase) kehrten sie sich vom Lichte $ 
‚und ihre Farbe ward bleicher, —  Drachte man zarte Pflanze 
der Mimosa pudica während ihres nächtlichen Pflanzenschlafeii 
in völliges Dunkel, und dann am Morgen, wenn die farbigd 
Gläser schon völlig von der Sonne beschienen wurden, die eins 
Pflanze hinter blaue oder violette, die andere hinter gelbe un 
rothe Gläser, so öffneten die Blätter sich hinter den rothar 
schneller als hinter den blauen, die letztern aber blieben wf 
lange ausgebreitet, als sie vom Lichte beschienen wurden und 
schlossen sich des Nachts vollkommen wieder, statt dafs die ii $ 
rothen Lichte stehenden sich nach einigen Tagen rückwärts bag 
gen, so dafs die Oberflächen der Blätter nach 'aufsen zu stehe 
kamen, sich Nachts unvollkommen schlossen und ihre Reizbar 
keit zu verlieren schienen. r + 

Die Frage, warum der violette Strahl sich hier am wir 
samsten zeige, beantworten die Vertheidiger der Emissions 
theorie durch die Bemerkung, dafs schen die stärkere Brech- 
barkeit auf eine nähere Verwandtschaft des violetten Lichts e 
den Körpern hindeute; die Vertheidiger der Undulationstheeiit 
dagegen glauben, die breitern Wellen, die sich uns’ im 
violetten Strahle kenntlich machten, wirkten mit mehr Gewalt 
auf die Rörper?. ` 

18. Ob der violette Lichtstrahl dem Stahle die Eigen. 
schaften des Magnetes ertheile, scheint immer noch nicht * 
enischieden. Morrcuist glaubte diese Magnetisirung zu Ste t 
zu bringen, indem er Stahlnadeln blols dem violetten Stral 
aussetzte: er sagt aber nicht deutlich, wie er den Pol, welche 
Nordpol werden soll, bestimme, indels scheint das Ende, wel- 
ches dem magnetischen Norden am nächsten lag, Nordpol. ge- , 
worden zu seyn. Banuoccı glaubte den Erfolg schneller und # 
1 Nobile sul magnetismo. Modona 1824, p. 178. | 



















prismatische. 85 


bestimmter hervorgehen zu sehen, wenn er. das concentrirte 
Bild von der Mitte nach dem Nordende der Nadel, und eben 
so nachher von der Mitte nach dem Südende fortbewegte, und 
so ein dem Bestreichen ähnliches Verfahren anwandte. Diese 
nicht einmal genau erzählten und zu sehr vielen Zweifeln Gele- 
genheit gebenden Versuche wurden von Andern ohne Erfolg wie- 
derholt, und ConrısLıachı versichert unbedenklich, dafs sich die 
Nadeln, nachdem sie dem violetten Strahl ausgesetzt waren, nicht 
magnetisch zeigen, und dafs die Versuche von Morıckısı und 
Banroccı nicht mit genug Vorsicht angestellt sind 2. 

Erst ganz neuerlich% scheinen die Umstände, welche das 
Gelingen des Versuchs bedingen, von Lady SonmenviLır auf- 
gefunden zu seyn, nämlich dafs man nur diejenige Endspitze 
der Nadel, die Nordpol werden soll, dem violetten Strahle aus- 
“setzt, während der übrige Theil der Nadel bedeckt ist. Ver- 
muthlich muls man noch hinzusetzen, dals eben dieser Nordpol 
einigermafsen nach der Richtung hin gekehrt seyn muls, wohin 
die Neigungsnadel ihren Nordpol kehrt, oder wenigstens die 
Lage der Nadel nicht zu weit von dieser Richtung entfernt 
seyn muls, 

Nach L. Garg aber, welcher den Versuch durch Mo- 
MICHINI selbst anstellen sah, wurde die zu magnetisirende Na- 
del nicht genau im magnetischen Meridiane, mit etwas westli- 
sher Abweichung, horizontal gehalten, der blaue und violette 
Strahl des Spectrums vermittelst einer Linse vereinigt, und wie- 
derholt von der Mitte aus nach dem nordwestlich gerichteten 
Ende geführt, wodurch nach einer kleinen halben Stunde die 
Nadel so magnetisch wurde, dals sie Eisenfeilicht anzog. Ein 
heiterer Himmel wurde als nothwendige Bedingung angegeben, 
die Tagszeit des Versuchs war etwa 11 Uhr*. 

Auch BaumeAnRTNER versichert?, schon in wenigen Mi- 
noten einen Eisendraht im violetten Theile des Farbenbildes 
hinreichend magnetisch gemacht zu haben, um seine abstolsende 
Wirkung auf den Pol einer astatischen Nadel deutlich zu bemer- 


x 





1 G. XLII. 212. 

2 Ebend. XLVI. 867. 

8 Poggendorf’s Ann. VI. 493. 

A Mündliche Mittheilung. 

5 Baumgartner’s Zeitschrift für Phys. uad Math. I. 270. 


86 Farben, 


ken. Lady SommerviLLe hat die Wirkung sogar dadurch her- 

vorgebracht, dafs sie Nadeln zur Hälfte in grüne oder blaus 

Bänder wickelte, die andere Hälfte mit Papier bedeckte: ander & 
Nadeln, in rothes oder gelbes Band gewickelt, blieben unmagne- 
tisch, BAuUmeAnTNer glaubt, eine ungleiche Einwirkung auch & 
des weilsen Lichtes auf beide Enden der Nadel sey hinreichendy 
um Magnetismus zu erregen. Völlig unmagnetische Stahlnadely 
wurden am einen Ende polirt dem Lichte ausgesetzt und de 
polirte Theil ward Nordpol. Ein Versuch, wo die Nadel nadi 
dem Poliren noch gänzlich unmagnetisch gefunden wurde, ung 
nachdem die verdichteten Sonnenstrahlen einer kleinen | 
auf den polirten Theil gewirkt hatten, sich stark magnetis 
zeigte, scheint vorzüglich geeignet, diese Meinung zu bestäti 
gen.‘ — Indefs gestehe ich, dafs ich, bei den mannigfaltigef 
hier möglichen Tänschungen , die Untersuchung noch nicht d 
beendigt ansehe, 
















.Farben, welche aus der Mischung der priu 
matisehen. Farben hervorgehen. 


19. Schon im Vorigen habe ich erwähnt, dals man aus dei ` 
sämmtlichen Farbenstrahlen wieder Weiſs erhält, wenn man ge 
entweder alle, durch eine Linse gehörig gesammelt auf dense 
ben Punct eines weifsen Körpers “auffallen lälst, oder wenn e 
durch ein zweites Prisma wieder alle in eine parallele Richtung 
gebracht werden; aber auch einige andere Mittel, um Weiß‘ 
durch Mischung von Farbenstrahlen hervorzubringen , verdie- 
nen bemerkt zu werden. Newros behauptet zwar, man könn 
nicht zwei Farben aus dem prismatischen Bilde so heraus neh 
men, dafs sie vereinigt ein reines Weils geben, indels erhä 
man dennoch eine, wenigstens für das Auge nicht vom Weis 
zu unterscheidende Farbe, wenn man zwei Farbenbilder so anf 
einander bringt, dals gelb und violett, orange und blau, rot 
und grün zusammenfallen. Nach v. Gaorrnuss 1 muls man 
das Roth mit dem Bläulichgrän zusammenfallen lassen , indem 
man zwei Farbenbilder so, dals bei beiden violett den obern Theil 
ausmacht, hervorbringt; trifft dann das Violett des etwas nie- 
driger liegenden Bildes mit dem Gelb des höheren zusammen, 





1 Schweigger’s Journal, IH. 158. 


Mischung prismatischer, 87 


> fällt zugleich sehr nahe das Blau auf Orange, das Grün auf 
oth, und bringt so ein in der Mitte weilses, am einen Ende 
ı Blau und Violett, am andern Ende in Orange und Roth über- 
ehendes Bild hervor. v. Grorruuss schreibt vor, man solle 
de beiden Spectra etwa in 12 Fuls Entfernung im dunkeln Zim- 
ner auf eine weilse Wand fallen lassen, die mittleren sich ver- 
inisenden Strahlen aber auf einer näher gehaltenen schwarzen 
Cafel auffangen, in welcher sich nur eine, kleine runde Oeffnung 
wfindet, \Venn man die Einrichtung so macht, so giebt diese 
unde Oeflnung ein doppeltes Bild an der A and, weil die vom 
inen Prisma herkommenden Strahlen eine andere Richtung ha- 
en, als die vom andern Prisma herkommenden. Liegt die 
Jeffnung in der schwarzen Tafel da, wo Gelb vom einen und 
Violett vom andern Prisma zusammenfallen, so sind jene Bilder 
ın der Wand, das eine gelb, das andere violett; aber wenn 
man nahe hinter der schwarzen Tafel sie auffängt, so dafs sie 
iber einander greifen, so stellen sie Weils dar. Dieses Weila 
urchs Prisma angesehen, zeigt sich aber nur in Gelb und Vio- 
ett, oder allgemein in die zwei Farben, woraus es entstanden 
st, zerleabar. 

Wenn man, statt alle Strahlen zum Weiſs zu vereinigen, 
der statt diejenigen zwei Farbenstrahlen, die ein sehr nahe rei- 
es \Veils geben, zu vereinigen, andere Farbenstrahlen verei- 
üget, so geben sie Mittelfarben, die zum Theil mit denen im 
zismatischen Farbenbilde übereinstimmen, sich aber immer da- 
arch von diesen unterscheiden, dals jene sich durchs Prisma 
n die Farbenstrahlen, woraus sie zusammengesetzt waren, zer- 
een lassen, die aus dem Sonnenlichte unmittelbar vermittelst 
er Brechung hervorgehenden sich unzerlegbar zeigen. Es ist 
eses auch nicht so auffallend, als einige Naturforscher es dar- 
den: denn offenbar besteht das Sonnenlicht aus einer Mannis- 
tigkeit von Strahlen, deren Brechbarkeit nach dem Gesetze 
r Stetigkeit, in unmerklichen Abstufungen, verschieden ist? 
] unser Auge hat hier von denen, deren Brechbarkeit zwi- 
en Gelb und Blau liest, die Empfindung des Grün, eben so, 
bei einer Mischung der gelben und blauen Strahlen. Die 





1 Blofs die von Faaczuorer beobachteten dankeln Linien schei- 
eine Unterbrechung und Abweichung vom Gesetze der Stetigkeit 
deuten, vgl. No. 19. 


88 | Farben, 

















Mischung nämlich, die aus der Erleuchtung durch zwei Farben 
des prismatischen Sonnenbildes entsteht, giebt die zwischen ih- 
nen liegende Farbe so dals, wenn man das Farbenbild auf eine 
Glaslinse fallen läfst, aber durch einen Schirm die übrigen Strah- 
len abhält und nur orange und gelblich grün auffängt, ein gel; 
bes Bild, aus Gelb und Blau dagegen Grün hervorgeht u. s. 
Um dieses deutlich zu sehen, muls man die Linse in einem Ab- 
stande, der ihrer doppelten Brennweite gleich ist, vom Prisma 
entfernt aufstellen, und eben so entfernt hinter der Linse eine 
weilse Tafel anbringen. Bedeckt man die so stehende Linse 
mit einem Deckel, in \ welchem zwei offene schmale Streifen, den 
Kanten des Prisma’s parallel, sind, und läfst nun auf den einen 
Grün, auf den andern Orange fallen, damit diese Strahlen allein 
die Linse erreichen, so sieht man, wenn man die weilse T 
‚näher hinter der Linse hält, beide Farbenstreifen von ein 
getrennt, in der oben erwähnten Entfernung aber beide z 
. menfallend, und aus Orange und Grün geht ein blasses Gel 
hervor, indem die übrigen Strahlen sich zu Web vereinigen; 
das im Orange und Grün übrige Gelb aber die einzige Färb | 
hervorbringt. Diese Versuche geben zugleich den Grund as 
warum es möglich war, dafs Wunsch die drei Farben Roth; 
Grün und Violett als die einfachen anselfen konnte, aus dere 
Mischung Gelb und Orange, wenn man Roth und Grün nimm} 
Blau, wenn man Grün und Violett nimmt, hervorgehen. 
Newron hat über diese Mischungen viele Versuche an- 
gestellt, und giebt eine Regel, wie man die ans irgend eine 
gegebenen, Mischung hervorgehende Farbe finden könne, dis 
sich so darstellen läfst*. Wenn man sich jede Farbe aus dem: 
Theile des Farbenbildes, wo sie am reinsten ist, genommes 
denkt, so mufs man 60% an Roth 
344 an Orange 
542 an Gelb 
603 an Grün 








1 Versnche und Beobachtungen über die Farben des Lichts, vos. 
Wünsch. Leipz. 1792. G. XXXIV. 10. Einen interessauten Auszug 
mit Bemerkungen über den Inhalt findet man iu Annales de Chimie 
LXIV. 135. ` 

2 Optice Lib. I. Pars. 2, propos. 5. auch Exper. 13. 

3 Lib. I. Pars. 2. propos. 6. 

4 Biot traité. de phys. III. 450. 


Mischung prismatischen ` 89 


' : 543 an Blau 
34} an Indigblau 
603 an Violett 
m, um in richtiger Proportion aus dieser Mischung weils 
alten. Oder noch genauer, man theile den Kreisumfang 


la 
60° 45 34” dem Roth, 


34 10 38 dem Orange, 

54 41 1 dem Gelb, 

60 45 34 dem Grün, 

54 4 1 dem Bla, 

34 10 38 dem Indigblau, 

60 45 34 dem Violett 
wilt werden, so hat man das verhältnifsmälsige Mafs der 
xkung jeder Farbe, welches zur Hervorbringung des Weils 
erbch ist. Denkt man sich alle diese Bogen als mit Ge- 
sm ihrer ganzen Länge nach belastet: so fällt nach der 

vom Schwerpuncte, des Bogens = a Schwerpunct in 


, ung = in} a 


Ja ` vom Centro, und wenn man den 


erpunct jedes der eben erwähnten Bogen als mit einem Ge- 
» der Gröfse des Bogens proportional, belastet, ansieht, 
it der gemeinschaftliche Schwerpunct aller Bogen in den 
punct. Man kann also sagen: wenn man jene Schwer- 
e des rothen Bogens, des orangefarbenen Bogens u. s. w. 
ı mit den Gewichten belastet, die den eben angeführten 
n proportional sind, so zeigt die Lage des Schwerpunctes 
ftttelpuncte ein välliges Ausgleichen aller Farben, eine 
nigung in Weils, an; legt man dagegen mehr Roth zu, 
nd die übrigen Farben wie vorhin bleiben, so rückt der 
erpunct auf die Seite des Roth, und offenbar wird auch die 
ung sich nur als röthlich zeigen, und zwar um so mehr, 
fernter vom Mittelpuncte sich der Schwerpunct aller Far- 
ıdet. 

dan bestimmt die Lage desSchwerpunctes am besten durch 
Soordinaten, deren Lage an sich willkürlich ist, deren 
wir aber am bequemsten auf dem Halbmesser nemen, der 
oth vom Violett trennt; die andre wird gegen diese senk- 
genommen. Bedeutet R den Radius, so liest des rothen 


a = 60° 45 34” = 1,0604. R Schwerpunct in der Ent- 





u Farben, 


AAA) Ay 057 

AA A 0,330) wh * 
Jha Voorinaten = 0,9538. R. Cos. 30° 2%’ 47” = 0,8228 
und = 0,0538, R. Sin, 30° 2% 47" = 0,4823. R. Wem 
«a Roth die Quantität =r genommen wird, so sind (da R: 
pesetat werden kann) die Momente dieses Roth in statisg) 
Sinne = 0,8228. r 
und = 0,4893. r. und hieraus läfst sich nun leicht verstel 
dalis wenn man an Roth die Quant. = r, 

an Orange — zo, 

an Gelb — =g; 

an Grün — =G, : 


= 0,9538, R vom Mittelpunte und’ hat 


an Blau — =b, 
an Indigblau — =, 
an Violett — = V, 


nimmt, man die Formeln für beide Coordinaten des Schwerpw 
— Dk 0,8228- (0 + i) 0,2074 — -(g+b) 0,5140 - 6. -0,95 
C rotete +iFY 

nnd 


_&—v) 0,4823 + (o —i) 0,9632 + (g—b) 0,8137 A 
mm rbotste+b Hit ° 
Es ist nämlich 
p 
en ET, rar 
0,4823 —— 3055 ar . Sin. 30° 2Y 47" 


Bn 17° 5 19" o EN! egu 
0,2074 arc. 17 5. 19° Cos, 77° 50 53 . 


Sin. 17° 519° o amo up van 
0,9632 = gr Sin, 77° 50° 58° 














und so ferner, 
Hiernach würde man also, wenn man gleiche Antheile re 
und gelb r==g nimmt, und alle andere Farben weglälst o 
=> 0 setzt, die beiden Ordinaten 
= 0,8228 — osto — 0,1544 
48? 0 j 
and = 0,4823 + ‚8137 — 0,6480 


arhalten. Diese treffen, wenn man 


Mischung prismatischer. 9 


= == Tang 76° 36° berechnet, beinahe mit der 
Bitte des Orange zusammen, welche in 77° 51’ legt. Die 
mtfernung des Schwerpunctes vom Mittelpuncte ist 

æ Y (0,1544? + 0 6480?) == 0,67, und die Farbe. nähert sich 
fso dem Weils, oder sie ist so, als ob ungefähr $ reines Orange 
ait 4 Web gemischt wäre. 

DieseRegel, um die aus Mischung mehrerer Farben hervor- 
whende Farbe zu finden, zeigt sich der Erfahrung sehr gemäls 
md Bror hat z.B. die Farben der durch Anwandlung hervor- 
ehenden Farbenringe so betrachtet; er sowohl als NEWTON ge~ 
en danach die Farben so wie sie im ersten, zweiten und allen 
Blgenden Farbenringen’ sich zeigen, an? und die Erfahrung ent- 
Bricht diesen Bestimmungen. 
> 90. Selbst die Mischung aus Färbestoffen läfst sich einiger- 
* nach ähnlichen Regeln betrachten ; indels darf man nie 

essen, dafs unsere Färbemittel nie so reine Farben darstel- 
in, als die Sonnenstrahlen. Mischen wir z. B. pulverisirte 
Mirbestoffe , so würde, wenn auch die erleuchtete Seite jedes 
Körperchens seine Farbe ganz rein darstellte, doch die Schat- 
Imseite ein Donkel oder Schwarz mit in die Mischung bringen. 
berziehen wir eine völlig ebene Fläche mit einer Färbung, so 
ja selbst, wenn diese Färbung aus dem reinsten Weifs be- 
Rände , die Fläche nicht alles Licht zurück, und zeigt daher, 
© nachdem mehr oder minder Licht verloren geht, eine Hin- 
keigung zum Grau. Wir dürfen uns -daher nicht wundern, | 
kenn insbesondere diejenigen Mischungen, welche Web geben‘ 
Bllten , nur Grau geben. Man giebt die Vorschrift, um aus 
Ener Mischung aller Farben das Weils hervorgehen zu sehen, 
blle man einen Kreis so eintheilen, dafs 603 "Grade mit Roth, 
WM} mit Orange, 543 mit Gelb, 60% mit Grün, 543 mit lichtem 
Mau, 344. mit Indigblau, 603 mit Violett und zwar jede dieser 
Farben möglichst schön und rein genommen, gefärbt werde, 


u — 

A 

. 1 Obgleich Newrox durch eine nicht allzu sicher begründete 
Pergleichung der Farben mit den Tönen auf die Zahlenverhältnisse 
am, die dieser Rechnung zu Grunde liegen, so scheinen sie doch 
er Erfahrung so nahe gemäfs, dafs man sie mit Nutzen gebran- 
en kann. 


3 Art. Anwandlungen.. No. 11. 


„Mischung in genau gegebenen Verhältnissen zu bewirken. 































92 Farben, 
Wenn man den so gefärbten Kreis ineine schnelle Drehung 


seine Axe setzt!, so folgen die Eindrücke, welche die einz 
nen Farben aufs Auge machen, so schnell nach einander, d 
das Auge sie nicht zu unterscheiden im Stande ist, und d 
Auge sieht den ganzen Kreis mit einer Färbung, worin ke 
jener Farben vorherrscht, nämlich in einem Grau, dag d 
minder dunkel ist, je glänzender die angewandten Farben ı 
ren. Auf ähnliche eise könnte man, indem man die Dre 
scheibe mit zwei verschiedenen Farben oder mit dreien u. & 
zu gleichen oder ungleichen Theilen färbte, diejenigen Mis 
gen dem Auge darstellen, die diesen entsprechen und hätte. 
bei wenigstens den V ortheil, dafs die Farben selbst keine A 
derung durch chemische oder andere Einwirkung erlitten; į 
defs muls man immer an die erwähnte Unvollkommenheit 
gefärbten Körper denken, 

Man hat auf verschiedene Weise gesucht, die Uebergis 
der Farben in einander durch Mischung von Färbestoffen oa 
zuahmen. Das AZayer’sche Farbendreieck ist bestimmt, die 


dem man nämlich ein Dreieck so, wie die Zeichnung Ce 
eintheilt, und den an den Ecken liegenden Theilen reines P 
reines Blau, reines Gelb giebt, soll man in den zwischen 74 
liegenden Fächern alle Abstufungen von Roth und Blau gemis 
hervorbringen. In unserer Figur, wo 6 Fächer zwischen rı 
b liegen, würde r reines Roth, das nächste Fach 4 Theile Ro 
1 Theil Blau, das folgende 3 Theile Roth, 2 Theile Blau, di 
vierte 2 Theile Roth, 3 Theile Blau, das fünfte 1 Theil Ro 
4 Theile Blau, das sechste, b, reines Blau enthalten. Eb 
so würden die an den beiden andern Seiten liegenden Fächer d 
Uebergänge von Roth zum Gelb, vom Gelb zum Blau darstelläge . 
Die in der Mitte liegenden Fächer enthalten Mischungen 8 
drei Farben; in der zweiten Reihe von unten solche, die 1 The 
Roth enthalten, und diesen gemischt mit 1 Theil Gelb u 
3 Theilen Blau in dem Fache u, oder mit 2 Theilen Gelb uw 
9 Theilen Blau im Fache v, oder mit 3 Theilen Gelb und 1 The 
Blau im Fache w. Will man diesen Farben noch die Abstufur 





1 Eine sorgfältige Anleitung, welche Farben und wie man d 
auftragen mufs, um ein Weg schönes Weils hervorgehen zu 
hen, giebt Lüdicke. G. V. 275. XXXIV, 17. 366. ` 








Mischung prismatischer. 93 


sn beifügen, die durch Zumischung von Wels entstehen, so 
ab man eine Reihe solcher Dreiecke malen, wo in dem einen 
werall 1 Theil Weils, in dem andern 2 Theile Weils u. s. w. 
í die Mischung kommt. 

Dieser Gedanke würde, um feste Bezeichnungen für die 
erben zu erhalten, sehr passend seyn, wenn nur nicht die - 
aısführung, wie schon LIıcuTENBERG fand, so grolse Schwie- 
gkeit hätte, da die Mischung nicht geradezu nach den. Ver- 
Mlimifstheilen der Färbestoffe geschehen kann, und bei einer 
machten Mischung vollends die verlangten Abstufungen oft ganz 
szloren gehen. 

Lauserr glaubte? diesen Gedanken, den schon LEON ARDO 
A Vıscı angegeben hatte, mit einer von GALA verfertigten 
Wachs ähnlichen Substanz, die mit den Farben gemischt wurde, 
esser zu Stande zu bringen; indels empfehlen die Farben auf 
er dem Buche beigefügten Tafel (die freilich in so langer Zeit 
eh verändert haben mögen), sich nicht so sehr. Die Farben- 
wramide fängt unten mit einem Dreieck, dessen Seite 9, das 
anze also 45 Fächer enthält, an, und die Mischungen gehen hier 
Get Achteln fort. Das zweite Dreieck enthält 7 Fächer in jeder 
sitenlinie und 28 Fächer im Ganzen; die Mischungen schrei- 
a nach Sechsteln fort, aber zu jeden 6 Portionen werden zwei 
&rtionen Weils gemischt, so dafs die Farben alle heller sind. 
as dritte Dreieck kat 5 Fächer auf jeder Seitenlinie, und die 
mkfächer enthalten nun 4 Portionen Blau oder Roth oder Gelb 
üt A Portionen Weils gemischt, und eben so haben die ver- 
käschten Farben nur A Portionen der ihnen zukommenden Far- 
en und 4 Portionen Weils. Das vierte Dreieck hat 4 Fächer 
ù jeder Seite und die Farbenmischungen schreiten nach Dritteln 
xt, aber zu 3 Portionen Farbe kommen A Portionen Weils. 
as fünfte Dreieck besteht our noch aus 6 Fächern, die zu 6 
>rtionen Weils entweder 2 Portionen Blau oder Roth oder Gelb, 
ler auch von je zweien derselben eine Portion enthalten. Das 
chste Dreieck enthält nur drei Farben, die aus 1 Roth mit 7 
Veifs, 1 Blau mit 7 Weils, und 1 Gelb mit 7 Weils be- 





1 Tob. Mayeri opp. inedita. cura Lichtenbergii. De affinitate 


lorum. 
2 Beschreibung einer mit dem Calauschen Wachse ausgęmalten 
rbenpyramide. Berlin 1772. 


9 Farben, 
stehen. Endlich fol:t noch die letzte Schicht ma | 


ganz weils. 

Ruxve’s Farbenkug-l?, welche die Mischmsen d 
ben und ihr Uebergrhen in \Veils nach der emen Se 
Schwarz nach der andern Seite darstellt, gehört zu den 
&enern Versuchen dieser Art. Er denkt sich anf der Ob 
einer Kuzel einen prülsten Kreis zezeichnet, auf wek 
drei, um 120 Gr. von einander entfernten Puncten reme 
Blau, Gelb, aufgetragen wird. Lälst man nuh von 
Puncten aus, Uebergänge der Farben in einander, nad 
maisis zunehmender Beimischung der benachbarten Fark 
finden, so kommt OU Grade vom Blau und Gelb dasjem; 
vor, welches sich weder dem Blau noch dem Gelb zus 
hert, von da an aber der Lebergang in Gelb auf der e 
Blau auf der andern Seite; eben so ist es mit Orange w 
lett. Nimmt man die diesem grölsten Kreise zugeh 
Pole, so erhellet nun leicht, welche Farbung jedem 
der einzelnen Parallelkreise zukomme; wenn ich näml 
einen Pol den weilsen, den andern den schwarzen nennt 
es wohl verständlich genu;, wenn ich sage, durch irgen 
Punct des zuerst mit Farben ausgestatteten grölsten Aren 
nach Art der Meridiane ein vrülster Kreis nach beiden P. 
und dieser werde mit allen Abstufungen der Farbe, die t 
nem trifft, zum \Veils hinüber nach dem einen Pole ı 
zum Schwarz hinüber nach dem andern Pole zu gefin 
entsteht auf der Kugelfläche ein vollkommen dargestellter 
gang aller Farben je zwei in einander und aller in Schw 
Weils hinüber. Will man Mischungen aus drei haben, 
man sich Durchschnitte der Kugel denken, und aul 
Durchmesser die Ueberzän;e aus einer gegebenen Misc 
die, welche ihr gerade gegenüber steht. 


Ergänzungsfarben, 


Complementairfarben (couleurs compl 
taires) nennt man gegenseitig diejenigen, die einanc 





1 Farbenkugel oder Construction des Verhältnisses aller: 
gen der Farben zu einander und ihrer vollständigen Affnit 
P. O. Runge. (Hamb. 1810.) 


der Ergänzung. 95 






















tf ersetzen. So ist also Gelb die Ergänzungsfarbe des Vio- 
k, welches Roth und Blau enthält, und Violett die Ergän- 
kasfarbe des Gelben; Grün ist die Ergänzungsfarbe des reinen 
" „ und Orange die Ergänzungsfärbe des reinen Blau. Diese 
ben zeigen sich bei den Newton’schen Farbenringen, die im 
Anwandlungen beschrieben sind; Sieht man nämlich 
ine gewisse Farbe durch zurückgeworfenes Licht, so kann 
„sicher. seyn, dals die in eben dem Puncte durchgelassenen 
` en und die Ergänzungsfarbe von jener zeigen, und diese 
enge kënnen daher dienen, um selbst zu den sich hier 
mden gemischten Farben die genauen Ergänzungen kennen 
srnen. Dafs die Abendröthe die Ergänzungsfarbe des blauen 
hmels zeigt, habe ich im Art, Abendrötlie erwähnt; wie 
bee Farben als sich einander fordernde im Auge entstehen, 
de ich später in diesem Artikel zeigen, wo denn auch von 
t farbigen Schatten mit ihren, als Ergänzungsfarben zu einan- 
gehörenden Farben die Rede seyn wird: 


Epoptische und entoptische Farben. 


"22. Den Namen epoptische Farbe hat v. Görur den 
n beigelegt, die wir unter mahcherlei Umständen an der 
äche der Körper entsteheh sehen, und unter welchen die 
ge, die ich im Art. Anwandlungen beschrieben 
, die vorzüglichsten sind. 
Dals diese Farbenringe, deren Beschreibung ich biet nicht 
olen will, da entstehen, wo von einer sehr dünnen 
eines durchsichtigen Körpers einige Farbenstrahlen zu- 
eworfen werden, während die übrigen hindurchgehen,, ist 
5 so genau der Erscheinung gemäfse Behauptung, dafs man 
Bedenken tragen kann, dieses als eine Thatsache anzuse- 
m. Auch das ist hinreichend bestätigt, dals die F arbenstrah- 
n, die bei der Dicke =a der durchsichtigen Schicht unter 
istimmtem Winkel zurückgeworfen werden, eben diese Zu- 
erfung auch bei der Dicke =3a; =5a; —7a erleiden, 
ker bei i der Dicke— 2a; =4a; ==6az; vollkommen durch- 
en werden. Zeigen sich diese Farben auf einer Luftschicht 





41 v. Görur rechnet mehrere Fälle hierher, von denen es zwei- 
aft ist, ob sie hierher gehören, z. B. die Farben, die an dem 
unge einer soliden Glasmasso sich zeigen. 


96 Farben, 


zwischen der convexen Oberfichr ems Limsenslases un 
ebenen Oberfläche eines gewläimicher Glases, so sind es 
benringe, die kreisiönsis en àm Mrt, wo beide t 
einander berühren, sich Zocker. Die O-iezme, wie die B 
sich da zeigen, der Grend. warum m arm žnÍseren Ringe 
mischte Farben sichtbar weräre. das Cr’üserwerden der 
wenn bei veränderter SerÜrme des Anm die Zahlen 
schiefern Winkeln Za Azre kamen. it An. An 
lungen genauer betrachte! 

Wegen dieser unrlschez Grise ser Farbeuringe, di 
der Lage des Anzes akanıı. exzmeir der Wechsel der E 
bei veränderter NMelicas des Azres , 

Ist die Lefischicht echt so rerobkag, so zeigen 
zwischen zwei an einander srdrackree G.zspisiten oder Pri 
eben solche Farben, die alter coz acere Linien, so wie ı 
Lage der einander gleich nahen Fumct= der Oberüächen um 
es die Lage des Ances fordert. bilden. Eben diese Farben 
es, die sich auf den Seifenbixsen re cn. wo die ung 
diinne Schicht Wasser nach ähnlichen Gesetzen wirkt, w 
den vorigen Fallen die Laitschich. Auch dünne la 
fester Körper zeigen Farben nach ebea den Gesetzen. Ist 
lich die Dicke des Blättchens sc ger:n;>, dals jene Zurüd 
fung einiger Farbenstrahlen statt Endet, wahrend andere d 


1 Zu der dort in No, 15. zemackten Bemerisng glaube id 
etwas beifügen zu müssen. Wena maa richt bils 7 Farbens 
annimmt, sondern, wie es Natar gemäfser cet, eine nad 
Gesetze der Stetigkeit durch unenälich kleine Abstufun:en fortgt 
Ungleichheit der Brechbarkeit : so bt sich einsehen, dafs ve 
Strahlen, deren Brechbarkeit zwischen gewissen Grerzen liegt, 
Auge die Empfindung des Violett geben, während doch jeder v 
nen seinen Weg anders, nach Mafszabe der unzleichen Brechb 
fortsetzt. Der Strahl, der iu der geometrischen Mitte des rei 
letten Farbenringes im einfarbigen Lichte von der dünnen Luft 
zurückgeworfen wird, mag immer vollkommen zurückgeworfeı 
den, so wird doch immer der auf eben den Punct fallende ı 
Strahl von etwas anderer Brechbarkeit hier durchgehen ; und : 
einfallende Strahl nie ein im strengsten Sinne einziger ist, d 
ein einziges Theilchen von der Brechbarkeit, die z. B. dem 
mittlern Violett zukommt, enthielte, so erklärt sich völlig 
theils die Farbenringe eine gewisse Breite haben, theils auch 
da, wo eine gewisse Farbe zurückgeworfen wird, dennoch einig 
heustrahlen derselben Art durchgehen. 


epoptische und eutoptische. 97 


en werden, so zeigen sie sich dem Auge, welches re- 
zu Strahlen von ihnen erhält, in jener Farbe. Aber die 
e verschiedenen \Vinkeln auffallenden Strahlen erleiden eine 
e Zurückwerfung, indem andere Farbenstrahlen bei ei- 
andern Winkel zurückgeworfen werden; es zeigt sich daher 
;„ wenn das Blättchen. grob genug ist, um diese für ver- 
ene Puncte eintretende Ungleichheit der \Vinkel merklich 
zu lassen, eine verschiedene Farbe in verschiedenen 
, theils bei veränderter Lage des Auges eine Aenderung 
r Farbe, ein Farbenspiel, das noch mannigfaltiger wird, wenn 
Blättchen keine genaue Ebene darstellt, sondern hier und da 
r andern \Vinkeln gegen das Licht und gegen das Auge ge- 
ist. Folgendes von Bıor! entlehnte Beispiel erläutert die- 
s noch mehr. Er nahm ein Nlicablättchen (Glimmer), welches 
lebhafte Farben gab. Um es besser zu beobachten, ward 
horizontal auf eine schwarze Unterlage gelegt, und nun, in- 
es dem Lichte glänzender Wolken ausgesetzt war, unter 
iedenen schiefen Winkeln betrachtet. Bei senkrecht ein- 
n Strahlen zeigte das Blättchen ein lebhaftes Grün, wel- 
dem dritten Farbenringe (und dieser entsteht bei Luftschich- 
















bn, wenn die Dicke —  ———— — 252 eines engl. Zolles ist?), zu ent- 


TD 

iprechen schien; liefs man dagegen bei einer andern Stellung 
les Auges die schiefer einfallenden Strahlen ins Auge gelangen, 
io ging die Farbe zum Blau, zum Purpur, zum Roth über, und 
las letztere , anfangs etwas dunkel, erhellte sich jemehr und 
Mehr, je kleiner der \Vinkel zwischen dem Strahle und der 
Ache worde. Aus der Folge dieser Farben liefs sich schliefsen, 
afs das letzte Roth zwischen dem Ponceauroth und dem glän- 
enden Roth des zweiten Farbenringes liege, (Farben, denen im 
. ne , 190 

Uttel die Dicke = -RAR 10000000 
schten Strahlen entspricht.) Dafs diese Farben wirklich den 
gegebenen Farbenringen der dritten und zweiten Ordnung 
tsprechen, läfst sich noch näher nachweisen, ‘wenn man nach 
m Formeln? (Art. Anwandlungen No. 13. 14.) rechnet. Ist 


in einer Luftschicht bei senk- 





1 Biot Tr. d. phys. IV. 79. 

2 Vergl. Art. Anwandlungen. S. 312. 

3 Biot IV. 27. 
V. Bd. G 


98 Farben, 


namlich = das Brechungsverhältnifs für Glimmerblättchen, y 


dé 
D 


würde i 25,2 Milliontheilchen die Dicke seyn, wobei sie jes 


grünen Strahl senkrecht zurückwerfen, und =. 19. Sec. u=". * 















105 A P | 
Millionth. würde, wenn Sin. u =— Sin. r ist, d 


Dieke für den rothen Strahl der zweiten Ordnung ausdrück 
wenn r der Brechungswinkel ist. Die erste Gleichung gi 


hier Cos. u= 357? u = 41° A 50”. 
105 + 

Sin. u=0,6569 = ———— 106 

wenn der Einfallswinkel = 90° ist, 


105 
Sin. a = 0659= Ie = + 2065, =0,6536 D 1,535 


Sin. r, welches, weil Sin. ac? , 


Aus den beiden Farbenbeobachtungen ergiebt sich also, da 
das Brechungsvexhältnils = = 1,53 für das Glimmerblättchen e 
mufste, und dieses Brechungsverhältnifs ist dem, was ähnlich 
Körper (Ber gkrystall— 1,56, Doppelspath — 1,66 , Crown 
= 1,53) geben, rccht wohl entsprechend. d 

Mit diesen auf der Oberfläche der dünnen Blätichen 
scheinenden Farben sind immer Erscheinungen ähnlicher At 
vermöge der durchgelassenen Farbenstrahlen verbunden. Wid 
nämlich bei auffallendem weifsen Lichte eine Farbe zurückg 
worfen, so müssen die sämmtlichen durchgelassenen Str 
die Ergänzungsfarbe (No. 21) zu jener bilden. Dals diese sid 
wirklich zeigt, ist schon im Art. Anwandlungen gesagt; j 
ist aber matt oder mit \Veils vermischt, weil immer auch Fat 
benstrahlen der Art, die zurückgeworfen werden, die wenig 
stens dem Auge eben die Farbenempfindung erregen, durchg 
hen, wovon ich den Grund kurz vorher in der Anmerkung at 
gegeben habe. 


Uebrigens gehören hierher die bunten Farben, die man of, 
wenn Wasser mit einem sehr dünnen Häutchen bedeckt ist, ei 





katoptrische, 99 


ınselben sieht!, Auch das Anlaufen des Stahls rechnet man 
ierher, indem auch die hierbei entstehenden Farben einer sehr 
innen Schicht anzugehören scheinen. 

23. Was wir hier durch sehr dünne Blättchen bewirkt se- 
ben, kaun sich auch auf dickeren Platten durchsichtiger Körper 
Rigen. Am schönsten geschieht dieses bei den Srepscr’schen 
übenerscheinungen ; wo einige Lichtstrahlen durch Polarisirung 
Wie gemacht sind zurlüickgeworfen zu werden, und andere 
ige Lichtstrahlen dagegen vollkommen reflectirt werden 
> Farbenerscheinungen, die SEEBECK entoptische nennt, 
l sie den Anschein haben, als entständen sie im Innern 
"Körper, scheinen gleichwohl mit den vorigen auf dünnen 
itchen, die man ebenfalls durch polarisirte Strahlen schön 
Wen kann, in eine Classe zu gehören?. Die Beschreibung der 
am Farbenphänomene, die mit der Polarisirung des Lichtes 
unden sind, mufs ich hier übergehen. d 
` Eine Erscheinung, die Newrox beschreibt, und die er so- 
vhi als Bror hierher rechnet, führe ich an, ohne zu entschei- 

ob sie wirklich hierher gehört. Er liefs auf einen gläser- 

HohlspiegelLicht durch eine kleine Oeffnung fallen und er- 
kkte nun theils durch das zurückgeworfene Licht Farbenringe 
diese Oeffnung oder auf einer dem Spiegel gegenüber ge- 
weifsen Fläche, theils sah er auch, wenn er das Auge 
ie Stelle brachte, wo sich auf der Tafel die Ringe gezeigt 
a den Spiegel selbst mit Farbenspiel bedeckt. Ich werde 
im Art. Farbenringe noch etwas mehr sagen?. 



























Katoptrische Farben. 


94. Obgleich alle eben beschriebenen Farbenphänomene 
à durch reflectirtes Licht hervorgehen, so führt doch v. 
z unter dem Namen katoptrischer Farben* einige andere 
einungen an, die allerdings eine eigene Classe zu bilden 


Vorzüglich schön und schnell wechselnd sieht man sie, wenn 
einem Metalldraht einen kleinen Tropfen ätherischen, Oeles 

Oberfläche von Wasser bringt. 

Vgl. Art. doppelte Brechung. No, 14. und Art. Polarisirung 


liches. 
Biot. IV. 175. 


R Farbenlehre I, S: 14%, 
GA 


100 Farben, 


scheinen. Die Erscheinungen sind zum Theil bekannt geng, 
Wenn man z. B. eine polirte Silberplatte nimmt, in welch 
sich aber einige feine Linien eingerissen befinden, so ersch 
nen an diesen bunte Farben, besonders Grün und Purpur. Lä 
man eine Silberplatte von Scheidewasser so anfressen,, dals di 
Kupfer* aufgelöfst wird, so bietet die nun nicht mehr g 
gleiche Oberfläche glänzende mit bunten Farben gezierte Pune 
dar. Etwas ähnliches zeist sich überall, wo eine nicht ga 
eleichförmige Oberfläche Licht zurückwirft, an den Fäden 
Spinnengewebe, an Haaren, endlich vorzüglich sehön und m 
nigfalig am Perlmutter. \ 
Dafs diese Farben durch sehr feine Furchen in der oke 
polirten Oberfläche entstehen. hat schon Youse erkannt, 
diese Farben aus dem Zusammentreffen zweier Lichtporti 
erklärt, deren eine an der einen Seite, die andere an der ar 
Seite der Furche znrückgeworfen wird!. Er stellte seine Bei 
achtansgen an Mikrometern an, die in Glas eingerissen, / 
Paralleilinien auf den Zoll enthielten 3. wv ` 
Einen Gebrauch von diesen sefurchten Flächen, um sdi 
ins Ange fallende Farben-Erscheinungen zu bewirken, hat Bug 
zuerst Öffentlich bekannt gemacht. Eine sehr genau gearbei 
Theilmaschine erlaabt ihm, Linien in Stahl einzuschneiden, 
ner ces Zoll von einander entfernt sind, und die Kunst, die 
ihm sozenamte Iris ornaments, Regenbogen - Verzierung 
zm eschen, besteht darin, dals er diejenigen Theile der Mi 
ficken, die zu diesen Verzierungen bestimmt sind, mit gi 
erzerzten Linien versieht. Wenn er die Linien in mi 
Keen Alstinden voa einander einschnitt, so zeigten sich 
«as Haze eines leuchtenden Functes begleitenden Farbe 
Toder j-rem Fourztbilde näher und standen auch selbst ein: 
näher: sind dızezen die Parallellinien sehr nahe an eu 
ws sehen die Bilder weiter von einander ab und sind sehr W 
kañ. Im Scorenickte zeigen diese gefurchten Flächen 
Farzersciel. da Barrow mit den schönen Lichtblitzen # 
Damaz teilen Bei so enz gezogenes Linier. dafs 5000% 


FAAS wE den Zol. zamen, zeizten sich die Bilder am schönste 
































L 3, a, Taraf renze. 
2 Cih. tan. TIXN 1%. 
3 Edining an: og, Saarı. No. XV. p- 125. und CID. A: 





katoptrische. | 401 


Ehe ich`zu dem &bergehe, was Bior und FRAUNHOFER 
mr Erklärung dieser Phänomene gesagt haben, will ich vorher 
um zur Beobachtung derselben sehr brauchbares Instrument be- 
schreiben, welches von dem sehr geschickten Mechanicus Horr- p. 
mANN in Leipzig angegeben ist. An der Axe A, die vermittelst 21. 
des in der Figur sichtbaren runden Kopfes gedreht werden kann, 
ist im Innern des 1 Zoll hohen Cylinders, dessen Grundfläche 
gie Figur zeigt, eine schön polirte Stahlplatte befestigt, auf wel- 
her mit einer sehr genauen Thailmaschine feine Linien mit 
Diamant in gleichen Abständen eingerissen sind; die Linien fal- 
Aen am zweckmälsigsten aus, wenn man 3000 auf, den Paris. 
Koll nimmt. Diese kleine mit feinen Linien erfüllte Fläche er-. 
hält, da das cylindrische Gefäls sonst überall geschlossen ist, 
aimig durch einen in der krummen Fläche des Cylinders bei B 
effen gelassenen Spalt, den man durch einen Schieber nach 
‚Willkür verengen kann, - auffallende Licht; die zweite Oeff- 
gang C des cylindrischen Gefälses, auf welche das 8 Zoll lange 
Bohr CD, ohne Gläsert, aufgeschraubt ist, weiset dem Auge 
Weine zur Beobachtung angemessene Stelle an; das Rohr enthält 
bei C eine Blendung, welche nur eine, der lineirten Fläche 
weiche Oeffnung hat. Am Umfange des Kreises CB ist eine 
— die ihren Anfangspunct da hat, wo die Axe des 

es liegt; sie giebt halbe Grade an, und ein mut der Axe. 
A verbundener Zeiger, der immer eine senkrechte Lage ge- 

die Spiegelplatte behält, zeigt bei jeder Stellung der Stahl- 
” den Winkel an, den die Gesichtslinie mit dem m Einfalls- 
macht. 


( Um hier die Farbenfolgen, die vermöge der eingerissenen 
Linien sich zeigen, auf einmal zu übersehen, kann man das 
Rohr abschrauben und das Auge dicht an C bringen. Stellt man 
lmn den Zeiger auf 324°, (weil zwischen der Lage des Auges 
md des Spalts 65 Grade enthalten sind) und läfst nur einen sehr 
ngen Spalt offen, so sieht man das Bild des durch diesen Spalt 





XXIV. 879. Solche irisirende Knöpfe werden jetzt in England und 

ı Frankreich aus Messing verfertigt, indem man auf ihre Ebene die 

»forchten Flächen mit Stempeln aufträgt. Gegen das helle Son- 

nlicht gehaltew reflectiren sie gegen eine weilse Papierfläche einen 

reis mit sehr vielen. höchst lebhaften prismatischen Farbenbildern. 
1 In der Figur nicht.in seiner ganzen Länge gezeichnet. 


102 Farben, 


sein Licht hereinsendenden Himmels als Spiegelbild in def Mitt 
des Gesichtsfeldes, daneben an beiden Seiten einen dunk 
Raum, an welchen sich dunkel violett, blau, grün, geliy 
roth, so anschliefst, dals Roth in dieser Farbenfolge den ent 
ferntesten Platz einnimmt. An diese erste Farbenfolje schlieh 
sich eine zweite, — nur durch einen kleinen dunkeln Rang 
von jener getrennt, — die breiter aber minder lebhaft ist o 
eben die Farben enthält. Die dritte Farbenfolge, die nod 
mehr Raum einnimmt, bekömmt man zu sehen, wenn man d 
Zeiger bis zu 26° fortrückt, sie fängt mit einer wenig’ erle 
teten Farbenmischung, die sich als ein sehr dunkles Grün w 
‚an; daran grenzt ein ins Rothe fallendes Violett, dem ein reini 
Blau (das Blau der dritten Ordnung) folgt, Dreht man den 
ger weiter, so zeigt sich ein schmutziges, ins Gelbliche hiniübe 
gehendes Weils, dann reines Gelb, schönes helles Roth, 
pur, Blau (also Blau der vierten Ordnung); diese Farben eg 
nach und nach, so wie man weiter dreht, ins Gesichtsfeld, 
endlich folgt mit immer minderem Lichte Grün, schmuützigl 
Gelblichgrün, an welches röthliches Violett grenzt, und zu 
das fünfte Blau, wenn das Auge senkrecht in den Spiegel sid 
An der andern Seite ist die Folge der Farben ziemlich, jede 
nicht ganz so3 der Unterschied hat seinen Grund in der bei 
Drehen der Axe anders bestimmten Lage der Spiegelfläche gege 
das Auge, d 





















Bedient man sich des Rohres, das eine enge Oeffnung, w., 
dem Auge seinen bestimmten Platz anzuweisen , hat, so kani 
man genauer angeben, wann jede Farbe in der Mitte des De 
sichtsfeld®s erscheint. Richtet man dann den offenen Spalt nach 
der Sonne zu und stellt das Auge so, dafs es von dem zurück® 
geworfenen Glanze nicht zu sehr geblendet wird, so erscheinen 
nicht blofs die auf der Stahlplatte sich darstellenden Farben ii 
schönsten Glanze, sondern man sieht auch den Wiederschei 
derselben an der innern Wand desRohres ganz wie prismatisc 
Bilder vorbeigehen. 


Um über die genaue Lage, wobei jede einzelne Farbe rey 
Hectirt wird, unterrichtet zu seyn, muls man die verschiedenen 
durch das Prisma getrennten Farbenstrahlen auf den Spalt fallen 
lassen, wobei man zugleich die Farben -Erscheinungen auf eins 
ungemein schöne Weise, jede Farbe vollkommen rein und bei 


katoptrische. 103 
twährend geänderter Stellung der Axe periodisch Mit erneuer- 


n Glanze wiederkehrend sieht“. 

Bıor erklärt diese Phänomene eben so, wie die. bei der 
engung? entstehenden. Er beobachtete ihr Entstehen theils 
af sehr schmalen, oder wegen der. sehr geneigten Lage des 
ssfallenden Strahles wenigstens als sehr schmal erscheinenden 
olirten Flächen, theils auf gefurchten Flächen. Im letzteren 
ale nimmt er an, die im Boden der Furche reflectirten Strah- 
m würde an den Rändern der Furche der Wirkung der Beu- 
mg oder Diffraction ausgesetzt; aber auch die schmalen, zwi- 
hen den Furchen liegenden Streifen werfen seiner Meinung 
sch ein durch Diffraction modificirtes Licht zurück ?. 

Auch FaAuxuorer stimmt in diese Erklärung ein. Er 
eis das Licht von einer mit Goldblättchen belegten Glasplatte, 
vo im Goldblättchen feine Parallellinien radirt waren, zurück- 
verfen, und fand eben solche Farbenspecter, als wenn das 
ächt darch ein aus nahe bei einander stehenden Parallellinien 
ebildetes Gitter gegangen wäre#, 

25. Ueber das Farbenspiel auf Perlmutter hat BREWSTER 
ensue Beobachtungen angestellt?”. Auch da hängt das Phäno- 
n von Furchen auf der Oberfläche ab, und zeigt sich am re- 
elmälsigsten, wenn die Blättchen parallel sind. Betrachtet man 
ie Oberfläche des Perlmutter mit starker Vergrölserung, so er- 
ent man diese Furchen, die sich durch kein Schleifen oder 
wiren fortschaffen lassen. Bei regelmälsiger Bildung des Perl- 
autter sind diese feinen Furchen parallel, sonst oft auch in al- 
mlei Richtungen gekrümmt. Die Furchen sind zuweilen schon 
üt achtmaliger Vergrölserung zu erkennen, oft aber so eng, 
ls man 3000 Furchen auf einen Zoll rechnen kann. Drückt 
ın die Oberfläche des Perlmutter in Kitt, in feines schwarzes 
:gellack, in Wachs, in arabischen Gummi, in, Goldblättchen, 





1 Eine umständlichere Erzählung würde hier zu viel Platz rau- 
„ ich hoffe sie an einem andern Orte mitzutheilen. Das Instru- 
t selbst möchte ich das Hoffmann’sche Inflexioskop nennen, da es 
Erscheinungen der Inflexion zeigt: Hoffmann selbst neunt es 
omadot, Farbengeber. 

2 S. Art. Inflezion. . 

3 Biot Tr. d. ph. IV. 772. 

#& Schuhmacher’s astron. Abh. ?tes Heft. S. 97. 

5 Philos. Trans. for 1814. p. 397. 


~ 104 Farben, 


die auf Wachs liegen, ab, so zeigen diese Körper eben difu 
Eigenschaften in Beziehung auf das reflectirte Licht. 
Nach Brewsrter’s Beobachtungen zeigt sich auf regelmälil 
gen, gut geschliffenen, aber nicht polirten Perlmutterstüc 
aufser dem Hauptbilde eines Lichtes noch ein doppeltes. farbigg 
Nebenbild, und die Lage dieser Bilder hängt von der Stelle 
der Perlmutterplatte ab. In dem schön gefärbten Nebenbili 
welches dem Hauptbilde am nächsten lag, zeigte sich das DM 
‚ diesem am nächsten; das entferntere Bild lag immer mit jeng 
beiden in derselben geraden Linie‘, zeigte sich als eine unden 
licher begrenzte Licht-Erscheinung, die bei grolsen Einfal 
winkeln schön roth, bei kleinern grün, bei noch kleinern gell 
lieh weifs war; die Farben hingen mit von der Dicke des Blà 
chens ab. Wird die Oberfläche polirt, so sieht man an der eal 
gegengesetzten Seite ein dem ersten Nebenbilde ähnliches Dé 
Ich bin ungewils, ob auch das Opalisiren hierher ‚geh 

es scheint ebenfalls in der Lage der Blättchen des opalisireni 
Körpers — des Opals, des Schillerspaths, des.Labradors, dé 
opalisirenden Muschelmarmors — seinen Grund zu haben. A 
das Farbenspiel des Dichroits und ähnlicher dichroitisch farb 
spielender Körper mehr hiermit oder mit der Polarisirung 4 
Lichts zusammenhängt, scheint auch noch unentschieden. 
















Paroptische Farben, 


96. Paroptische nennt e, Görar die Farben, die sich um 
das durch sehr enge Oeffnungen in das dunkle Zimmer einfil- 
Jende Licht zeigen. Man hat sie auch perioptrische genannk 
Da das, was man, um sie zu erklären, anführt, im Art. 
flexion vorkommt, so erzähle ich hier nur kurz die Erschei 
nungen. ° 

Läfst man den Sonnenstrahl durch eine nicht allzu klein 
runde Oeffnung in das dunkle Zimmer einfallen, und fängt m | 
ihn auf einer weilsen Tafel auf, so zeigt sich das runde Sonnenf 
bild gleichförmig weils. Stellt man aber diesem Strahle einek 
undurchsichtigen Körper entgegen, in welchem nur eine Oe 
nung wie ein feiner Nadelstich angebracht ist: so zeigen gé 
um das auf einer weien Tafel aufgefangene, von den durd 







1 Der Art. Zurückwerfung, ungewöhnliche, wird das Nähere‘ 
angeben. ` ' 


natürliche der Körper. 105 


se kleine Oeffnung gehenden Strahlen hervorgebrachte Sona 
ıbild farbige Kreise. Diese Farbenringe haben ihr Violett 
d Blau innen, ihr Orange und Roth aulsen. Bringt man das 
ıge an die kleine Oeffnung und sieht nach der grölsern, durch 
üche das Licht eingelassen wurde, so sieht man diese mit 
wbenringen umgeben, die nichts anders sind, als der Eindruck 
en derjenigen Farben auf die Netzhaut des Auges, welche wir 
t dem vorigen Versuche an der Wand sahen. 

Wie viel schöner diese Farben - Erscheinungen sich zeigen, 
mn man den leuchtenden Gegenstand durch ein Netz sehr 
ner gleich weit von einander gezogener Fäden ansieht, hat 
‚AUNHOFER. sorgfältig untersucht und beschrieben. Die wie 
rholten Farbenbilder kehren immer ihr Violett gegen das Haupt» 
là zu, ihr Roth davon abwärts. Aehnliche farbige Bilder der 
ichtflamme sieht man, wenn man zwischen den Augenwim- 
"m durch auf die Lichtflamme blickt. Am schönsten nimmt 
an sie wahr, wenn man die unbeschädigte Fahne einer Raben- 
ler vor das Auge hält, und die Sonne hindurch .apblickt. Die 
scheinungen, wie sie durch zwei oder mehr einander ganz 
he feine Oeffnungen sich darstellen 1, findet man bei Fraux- 
WER abgebildet. 

Man erklärt aus diesen paroptischen Erscheinungen die Höfe 
a Lichter und um Sonne und Mond, die durch Dünste oder 
'olken hervorgebracht werden. 


Natürliche Farben der Körper. 


27. Es ist eine bekannte Erfahrung, dafs die Farbe der 
rper, die wir ihre natürliche Farbe nennen, von dem auf 
ı fallenden Lichte abhängt. Die Gegenstände, die wir im 
llen Tageslichte weils nennen, erscheinen uns roth, wenn die 
h untergehende Sonne sie bescheint, und wegen des gelben 
‚htes, welches unsere Kerzenlichter und Lampen geben, ir- 
ı wir uns nicht selten in der Farbenbestimmung, indem wir 
Kerzenlichte zuweilen das für grün halten, was uns am Tage 
u erscheint u. s. w. Noch auffallender wird dieses, wenn 
farbige Licht, wie es van durchsichtigen, farbigen Körpern 
ehgelassen oder durch Zerlegung der weilsen Strahlen vom 





1 Fraunhofer über neue Modificationen des Lichts in Schuma- 
’s astron. Abh. Zen Heft. 


106 ~ . Farben, ` 
























Prisma hervorgebracht wird, die Körper erleuchtet; deno A 
erscheint uns im blauen Strahle des durchs Prisma gebrocheng 
- Lichtes ein Körper, der irgend bedeutend viel Licht z 
wirft, blau, wenn er auch im gewöhnlichen Lichte roth erschi 
Die auffallendsten Beweise für die Behauptung, di 
die Farben der' erleuchteten Körper von dem Lichte, ed 
ches auf sie fällt, abhängen, geben einige künstliche I 
leuchtungen. Wenn man einen ‚baumweollenen Docht /s 
gewöhnlichem Küchen - Salze stark einreibt, so dafs er. vi 
Salztheilchen zwischen seinen Fäden enthält, und ihn danı 
eine Weingeistlampe gesetzt anzündet‘, so- giebt er ein hir 
chend helles, fast ganz einfarbiges, gelbes Licht, Von der4 
zwar nicht ganz vollkommen, aber doch sehr wenig vond 
- Vollkommenheit abweichenden — Homogeneität dieses Lid 
überzeugt man sich, wehn man die Flamme durch ein Pos 
besieht, wo sich an ihr gar kein Roth oder Grün, oder Bisi 
sondern neben der'rein gelben Flamme nur ein sehr. mattes wi 
lettes Bild zeigt; dieses Violett ist aber-so matt, dals es muf à 
gleich zu. beschreibenden Phänomene keinen merklichen Einftof 
zeigt, so dals’ich die Flamme beinahe als ein einfarbiges Oé 
ansehen darf. Diese Flamme zeigt nun im völligen Dunkel e 
völlige Aufhebung aller Farben, das Gelb ausgenommen. All 
Roth, das ein wenig ans Gelbe grenzt, zeigt sich in dies 
Lichte schmutzig gelb, aber durchaus ohne Roth. Ein Rot 
das ganz von Gelb frei ist, erscheint schwarz oder allenfalls gé 
wenig in Braungelb hinübergehend; helles Grün, helles Blag 
erscheint grau oder gelblich - grau. ` Betrachtet man zum Bei 
spiel die schöne Farbentafel in Gürne’s Farbenlehre (Tab. Di 
so erscheint das Weilse und Gelbe gelblich ~ weils, das Bei 
schwärzlich-grau, das Blau völlig schwarz; dafs andere Farbe 
vorkommen, bemerkt man durchaus nichtt, 


Wenn wir also einem Körper eine Farbe beilegen, dë 8 
ihm eigenthümlich ist, so darf man dieses zwar nicht so verst 
hen, als ob diese Farbe ihm, wie Härte, Weichheit und au 
dere Eigenschaften, immer eigen sey; denn ohne Licht ist dëtt: 


Farbe nichts. Aber gleich wohl ist der Ausdruck, die Farbe 


1 Mehrere ähnliche Versuche beschreibt Tarsor Edinb. Jours 
of Science. No. IX. p. 77. Brewster’s monochromatische Lamp® 
leistet etwas Aehnliches. Poggendorf’s Annalen II..98, 


natürliche der Körper. 407. 


dem Körper natürlich und eigenthümlich, deswegen ver- 
tet, weil er die Eigenschaft besitzt, da, wo alle Farbenstrah- 
v im weilsen Lichte, ihn treffen, unserm Auge gerade die- 
ägen Farbenstrahlen zuzusenden, die wir als seine eigen- 
ämliche Farbe ansehen. Indels darf man. nicht glauben, dafs 
e rothe Körper einzig die rothen Strahlen zurückwerfe. Dals 
ses nicht im strengsten Sinne so sey., ‚enhellet schan daraus, 
al der Körper sonst im blauen Sonnenlichte, wie das Prisma 

darstellt, vollkommen dunkel erscheinen mülste, wenn er 
azlich unfähig wäre, andere als rothe Strahlen zurückzuwerfen g 
zeigt sich uns aber auch, wenn wir gefärbte Körper durch 
s Prisma betrachten, wo sie sich uns fast allemal mit Far- 
nrändern, worin andere Farben ,kenhtlich sind, zeigen. Die 
berfläche der rothen ‚Körper wirft nämlich zwar vorzüglich 
thes Licht zurück, und absorbirt einen grolsen Theil: der übri- 
m Farbenstsahlen oder macht sie unwirksam; aber dennoch ist 
immer noch ein. ‚geringer Antheil: weifsen Lichtes dem rá- 
en beigemischt und so in allen Fällen. . 


Wie es sich mit der Modificafion des Lichtes eigentlich 
xhält, vermöge welcher gewisse Farbenstrahlen von den Kör- 
m vorzugsweise zu unserm Auge gelangen, ist schwer zu be- 
mmen, doch geben folgende Ueberlegungen einige Aufschlüsse, 
enn sie gleich noch vieles ’ zu erklären übrig lassen. Eben so 
ie bei den weilsen Körpern immer ein grolser Theil des Lich- 
s verloren geht, und nur ein Theil in dem, was wir Er- 
uchtung einer Fläche nennen , uns sichtbar wird, eben so ge- 
hieht es auch hier, nur mit dem Unterschiede, dafs dieses 
zloren gegangene Licht hier nicht für alle farbigen Strahlen ei- 
dei Verhältnifs zu dem zurückgeworfenen oder von der Ober- 
che des Körpers zurückgesendeten Lichte hat. — Auch bei 
n Körpern, die wir weils nennen, ist die Menge des absor- 
ten Lichtes sehr ungleich und das Weils neigt sich zum Grau 
ı, wenn die erleuchtete Fläche wenig Licht zurückgiebt; eben 
ist es auch bei den farbigen Körpern, aber da hier die Ab- 
ption für jede Art von Strahlen eine andere ist, so entsteht 
: unendliche Mannigfaltigkeit von Farben und Farbenmischun- 





1 Indefs zeigen die eben erwähnten Versuche, dafs diese Bei- 
bung doch oft sehr geringe ist, 


108 ` Farben, 


gen in allen auch nur möglichen Graden von Katia, 
Glanz, von Helle oder Tiefe. 

‚Von dem Einflusse, den die absorbirten Strahlen * 
Körper haben, : der. sie anscheinend in sich aufnimmt, wis 
wir wenigstens das, dafs sie auf die Erhöhung der Tempe: 
einwirken, und dieses ziemlich in einem Grade, den man. 
Menge :des absorbirten Lichtes proportional nennen mös 
wenn gleich diese Menge:nicht so genau bestimmbar ist. 

.Borıe hat schon durch eine Reihe:von Versuchen das: 
her bestimmt, was allerdings schon aus gewöhnlicher Erfali 
bekannt seyn mulste, dals sohwarze Körper sich mehr erhit 
als weilse. Er zeigte auch, dafs schwarze Körper wenig W 
me reflectiren!. Später hat FRANKLIN, indem er das Schr 
sen des Schnees unter darauf gelegten .umgleichfarbigen MM 
pern' beobachtetö, die Ungteichheit der Erwärmung bei ` 
schiedene Farben nachgewiesen. Etwas’ mehr leisten Leg 
Versuche 2. der die Kugeln von Thermometern mit verschid 
nen farbigen Ueberzügen versah, und: das ungleiche 
der Thermometer beobachtete. Er liefs auch das von farbig 
Flächen reflectirte Licht oder vielmehr die refleotirte W 
auf Thermometer mit geschwärzten Kugeln fallen, und fand; d 
rothe Flächen fast eben so viel Licht als, weifse zurückwei 
blaue Flächen dagegen ` warfen am wenigsten Licht ou 
Böckmans hat ährliche Versuche angestellt, die überbs 
die verschiedenen Umstände, von denen die Erwärmung Leg 
die Sonne abhängt, betreffen 3. 


98. Unter den Erklärungen, wie das Licht an der Ob 
fläche der Körper modificirt werde, um uns diese als versch 
denfarbig zu zeigen, hat die von Newros* aufgestellte Vergi 
chung mit den Farben dünner Blättchen am meisten Beifall! 
den Physikern gefunden. Man könnte die Frage, warum e 
bestimmte Fläche nur die bestimmte Art von Farbenstrahlen § 
eigenthümliche. Farbe des Körpers aussendet, dadurch bex 
worten, dals man jedem Körper eine bestimmte Affinität zu % 


























1 Priestley’s Geschichte der Optik, S. 117. der Uebers. 

2 Gilb. Ann. X. 90, i 

3 Gilb. Ann, X. 859. XII. 404. Böcrkwarw über die Fähig 
verschiedener Körper, durch die Sonne erwärmt. Au werden, 

4 Optice Lib, 2. Pars. 3. 


d 


natürliche der Körper. 109 


schiedenen Lichtstrahlen zueignete; aber Newros glaubte. 
ı Erscheinungen mehr Genüge zu thun, indem er r ohngefähr 
gende Ansicht falste: , 


‘ Bekanntlich entsteht Zurückwerfung der Lichtstrahlen an 
æ hintern Seite durchsichtiger Körper da, wo der Strahl in die 
WD hervorgehen sollte. Im Allgemeinen findet Zurückwerfung 
# Lichtes da statt, wo ein Uebergang aus einem Mittel ‘in ein 
Ween von mehr oder minderer Brechungskraft vorkömmt, und 
È ist um desto stärker, je grölser diese Ungleichheit der bre- 
bunden Kraft ist. 


* Die undurchsichtigen festen Körper scheinen aus sehr dün- 
Ban, durchsichtigen Theilchen zu bestehen, deren Zwischen- 
fime mit Meterien, die das Licht weit weniger brechen, ange- 
im: sind, und die Undurchsichtigkeit entsteht durch die wie- 
bechten Zurückwerfungen im Innern der Körper. Diese dün- 
Wé Blättchen , aus welchen die Körper zusammen gesetzt sind, 
küssen nun, nach 'Malsgabe ihrer Dicke und Brechungskraft 
WW die eine, bald die andere Art von Farbenstrahlen leichter 

ückwerfen, während sie die ihnen zugehörenden Ergänzungs- 
e leichter durchlassen, gerade so wie es im Art. dnwand- 
Been, ùnd oben bei Gelegenheit der epoptischen Farben ge- 
Mer ist. 

‘ Einen nicht unwichtigen Beweis für die Richtigkeit dieser 
Yypothese giebt das Verhalten dünner Goldblättchen, wenn 
kan sie auf F helles , weifses Glas aufklebt, in welchem Falle sie 
õe natürliche Farbe Ae Goldes reflectiren, die grüne aber durch- 
pen, Parvosti hat aber gezeigt, indem. er das Licht wie 
erholt von den nämlicheu polirten Metallflächen reflectirt wer- 
m liefs, dals alle Metalle durch das zugleich zurückgeworfene 
de weifse Licht eine andere Farbe zeigen, als sie wirklich 
ben, und dafs es somit namentlich kein eigentlich weilses 
etall giebt. Das Gold erschien auf diese Weise roth, und in 
n dünnsten Blättchen zeigt es also durch Reflexion die durch 
des Weifs zum Gelben modificirte rothe Farbe, während die 
ine Farbe durchgelassen wird, welche jener als complemen- 
e zugehört?. Mit andern Metallen, deren vielleicht keines 
ittehen von hinlänglicher Feinheit liefert, hat man bisher 


`y 





1 Ann. Ch. et Ph. IV. 192. 486. 
2 Vergl. oben No. 21. unten No. 29, 


110 Farben, 


noch keine Versuche zur weiteren Prüfung der Sache 
gestellt. 
Bei einigen Körpern bemerken wir die Uebereinstimn 
ihrer Farben - Erscheinungen mit denen dünner Blättchen de 
noch ‚auffallender, dafs sie uns bei verschiedener Stellung å 
Lichts und des Auges andere Farben darbieten, wie zum | 
spie] die Federn des Pfauenschweifes. Da aus den Beobachtj 
gen der von dünnen Blättchen zurückgeworfenen’ und du 
lassenen Farbenstrahlen bekannt ist, wie diese Farben von 
Dicke der Blättchen und der Brechungskraft derselben abhän 
so kilst sich umgekehrt aus der Farbe eines Körpers auf 
Grölse dieser Theilchen zurückschliefsen; jedoch muls man 
bei mit Sicherheit angeben können, zu welcher Ordnung | 
Ferbenringe die Farbe des Körpers zu rechnen sey. Das 
reine und lebhafte Roth und Gelb kömmt nur in der zeg 
Ordnung der Farbenringe vor; in der ersten und dritten € 
aung ist es zwar auch noch ziemlich lebhaft, aber das Gelb 
etsten Ordnung ist doch matter, und das Gelb und Roth 
dritten Ordnung mit Blau und Violett gemischt;' die er 
Farben sind in der dritten Ordnung am reinsten; das reinste 
glänzendste Weils muls man Ha der ersten Ordnung zugeht 
ansehen, (z. B. die weilsen Metalle,) minder reines Weil 
gegen entsteht bei grölserer Dicke der Theilchen aus einer 8 
schung aller Farben. 
Dies sind ungefähr Newrow’s Ansichten, auf welche 
und andere Physiker weitere Schlüsse gebaut haben. Bu 
macht die Bemerkung, dals der Einwurf, es s müsse sich bei ande 
Lage des Auges gegen die Fläche, welche das Licht auffazg 
eine andere Farbe zeigen, gehuben werde, wenn man die: 
kleinen Theilchen der Körper eine sehr starke Brechungsk 
beilege, — und diese könne stark seyn, wenn auch der Körpf 
im Ganzen das Licht nicht so sehr breche. | 
Einige chemische Veränderungen der Farben, Wohin n 
auch die allmäligen Farbenwechsel im Pflanzenreiche rech 
kann, glaubt Bror auch nach dieser Ansicht erklären zu kiai 
nen. Das Grün der Blätter ist von Newrox mit Grund als « 
Grün der dritten Ordnung angesehen worden. , Wenn nuni 


gend eine Aenderung, z. B. beim Welken der Blätter, vorgeh 





























1 ‘Biot IV. 126. 132, 


natürliche der Körper. 4111 


durch die Dicke der Theilchen eine Zunahme und die Farbe 
e absteigende Aenderung (nach der Ordnung der Farbenringo 
steigend) erleidet, so muls dem Grün ein Gelb, dann Orange, 
ınn Both folgen, so wie das Abwelken weiter fortschritt. 
dog glaubt, so lange die vegetative Kraft sich noch mehr 
md mehr entwickelt, gehe die Farbe zu Ringen steigender Ord- 
ung über, hingegen zu herabsteigender Ordnung, wenn die 
Manze zu welken anfängt. Die jungen Eichenblätter gehen 
We Roth ins Gelblichgrün und Grün über, so wie in dem 
Wen Farbenringe durch zurückgeworfene Strahlen die Farben 
ander folgen, wenn man von den äulsersten Farben in dem- 
Bien nach innen fortschreitet. Wenn die Blume des Geils- 
baten sich öffnet, so zeigt sie ein'reines Weils der ersten Ord- 
Weg, welches sich nach und nach ins Gelbliche zieht, wenn 
je welkti. Das Geranium sanguineum hat in seiner besten 
Bäthe ein violettliches Roth,. welches als der Uebergang von 
san Roth der ersten Ordnung zum Violett der zweiten Ordnung 
kausehen ist; beim Welken wird sie blau — blau der zweiten 
neng, — Ä 
v Nach diesen Ansichten hat man nun bei mehrern Körpern 
© Dicke der Blättchen anzugeben gesucht. Das tiefste Schwarz, 
D fast im strengsten Sinne gar kein Licht zurückgeworfen ward, 
wbachtete BREWSTER an einem merkwürdigen Stücke Quarz, 
w an seinem Bruche vollkommen schwarz erschien; er be- 
erkt, dieses müsse dasjenige wahre Schwarz seyn, welches 
å Glas nur dann entsteht, wenn das Blättchen 4 des Million» 
wis eines Zolles dick ist, und so dick etwa mülsten die Quarz- 
silchen hier seyn. 

Nerwrox selbst hat schon ähnliche Betrachtungen über die 
Be der Quecksilbertheilchen angestellt®, die Bıor auf Gold, 
ber u. a. erweitert. 

29. Die /ntensität des farbigen Lichtes, welche feste Kör- 
‘ zurückwerfen, hat LAMBERT untersucht #, Um zum Bei- 


1 Dafs Roth der auffallenden Blume müfste dann wohl das 
ch nachher erwähnte Roth im "Uebergange von der ersten zur 
iten Ordnung seyn. 
2 Poggendorfs Annalen. II. 295. 

8 Optice. Lib. II. Pars. 8. Props, 6. 

4 Photometria. p. 512 u. £ 


d 


. 1442 Farben, 


spiel zu bestimmen, ob rothes Siegellack die rothen Lich 
len eben so gut und im Verhältnils der. auffallenden e 
reichlich zurückwerfe, als weilses Papier die Strahle 
Farben zurückwirft, legte er Siegellack auf weilses Dap 
- dafs beide vom hellen Sonnenlichte gleich beleuchtet w 
E sah nun das Papier durch ein Prisma an, und zwar 
ner solchen Stellung, dals der rothe Farbenrand zunäs 
demSiegellack erschien, und vetglich das so sich zeigend 
mit einander Da sich bei dieser Vergleichung kein 

schied zwischen dem Roth. des Siegellacks und jenes ] 
fand, so schlofs er, die rubedo des Siegellacks sey der. 
des Papiers gleich zu achten, oder vielmehr, weil die fa 
‚Strahlen des Papiers durch das Prisma gingen, statt d 
Siegellack mit blofsem Auge angesehen wurde, jene ge 
um ein Viertel geringer als diese. 

Dies Experiment könnte man, glaubt LamBERT, fü 
nnd Violett immer anwenden, und da die Intensität der | 
geringer sey, einen weilsen Körper von geringerer Weil 
‚ wenden. Für die Farben, welche den: mitten im F 
spectrum liegenden Strahlen entsprechen, lasse sich dies 
gleichung nicht gut gebrauchen. Folgendes Hülfsmittel 
. dagegen allemal zur Vergleichung dienen, - Man lasse 
recht sorgfältig verfinsterte Zimmer durch zwei runde Oe 
gen Licht einfallen, lasse Lichtstrahlen auf ein Brenngl: 
len, und nachdem sie durch dieses gegangen und vom. 
aufgefangen sind, stelle man den beiden Lichtstrahlen 
angemessenen Entferaung, um das Bild der runden Oe 
deutlich zu zeigen, eine farbige und eine weilse Tafel 
gen. Ist die farbige Tafel zum Beispiel grün, so sehe m 
das Grün des prismatischen Bildes auf der grünen und e 
weilsen Tafel gleich lebhaft erscheint, und wenn das ni. 
Fall ist, so gebe man derjenigen Tafel, die eine Farbe vc 
fserer Intensität zeigt, eine solche Neigung, dals die farbi 
leuchtung sich als gleich zeigt; daraus lälst sich, nach ı 
Art. Erleuchtung gegebenen Regeln berechnen, wie si 
bei senkrechter Erleuchtung von beiden Flächen zurück; 
fene Licht verhält. 

Diese Methode läfst sich sogar anwenden, um die 
zu beantworten, wie viel rothe Strahlen die grün gefärb 
che zurückwirf. Man mufs nämlich dann der weilsen 


natürliche der Körper. 113 


mige Neigung geben, wobei das Roth der beiden Farben- 
er gleich lebhaft erscheint, und so erhellet, wie Lamzenr 

der rubedo eines mit Grünspan (essigsaurem Kupferoxyd.) 
irbten Papiers sptechen kann, Lawsrart hat wenige Ver- 
he, die diesen Gegenstand betreffen, angestellt; es wäre 
dé der Mühe ` werth, wenigstens einige Proben, wie weit 
k Uebereinstimmunig in die Versuche bringen lasse, zu geben, 

Eine Bemerkung von Prevost will ich hier noch beifügen. 

Wan man das von polirtem Golde zurückgeworfene Licht auf 
VW ebenen, spiegelartig posten, Golde auffängt, so er- 
keint hier das Gelb des Goldes viel tiefer, fängt man das 
ermals zurückgeworfene Licht auf einem Golde, Spiegelplätt- 
en auf, so ist die Farbe noch mehr dem Orange zugegangen. 
tes rührt daher, weil das reflectirte Bild theils aus Strahlen 
steht, die als weilse Strahlen zurückgeworfen werden und 
kmaöse welcher allein schon das Gold in seiner gewöhnlichen 
rbe erscheinen würde, aber auch theils aus gelben Strahlen 
steht, die nicht nach den blofsen Gesetzen der Spiegelung, 
ndern nach den Gesetzen der zerstreuten Zurückwerfung, wo- 
i mr eine Farbe ausgesandt wird, eben dorthin gelangen, und 
dort entstehende Farbe verstärken. _ 
‘ Durch diese wiederholte Abspiegelung lernt man also bes- 
* die eigentliche Farbe des Körpers kennen. Silbe? zeigt sich 
€ diese Weise nicht weils sondern gelb, so dafs das Weils 
f als Beimischung des unzerlegten zurückgeworfenen Lichtes, 
ches von der Farbe des Körpers unabhängig ist, angesehen 
erden muls 1. 

30. In Beziehung auf die durchsichtigen Körper, welche 
b uns farbig zeigen, schéinen zwei Hauptfälle statt zu finden. 
tweder es werden alle Arten von Farbenstrahlen ziemlich 
ichförmig absorbirt, aber nur gewisse Farbenstrahlen zurück- 
worfen, andere durchgelassen ; oder es werden gewisse Far- 
ıstrahlen gänzlich absorbirt, und die übrigen theils zurück- 
vorfen, theils durthgelassen. Der erste Fall scheint in der 
nosphäre in einem sehr vollkommenen Grade statt zu finden, 
A daher erscheint uns diese blau durch reflectirte Strahlen und 
broth vermöge der durchgelassenen Strahlen. Immer sind es 


1 Annales de Chimie et de Physique. IV. 192. 436. 
2 Vergl. Abendröthe, 
. Bd. H 


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A, wun Lille bebodbe ba Wasser en srines Licht zuri 
seh ue le fren ac lé des Meeres das Wasser zrün e 
ma huia main achbafann , dals as die grünen Strahlen 
adele, vib ta vlt emn profan Menge Lichtstrahlen v 
fabon duugthlalat, auch ın der Tiefe noch gemischtes I 
wun eehdt, un petion Mtrahlen zu reflectiren. Das dur 
stut ndhe Hl wende pu helles Roth 2 wegen dern 
br wiss Jitz vielen wn Strahlen — Es wäre de 
worth, du ap Haller sche Kolahınng theils im Meere, 1 
une, bavn Aae verschiedene Färbungen zeigt, æi 
hb kleineren Muattuiaten Düssiger Dlaterien 
(wun An ful, ha nen, als wie namlich blaues Licht 
woen ne p selben vw gelbes und rothes Licht dure 
WM uwen Ins rain oina boseusuntit an der infusio li 
vrasa AL A Lu tin An AN "It "IZ Zu euent Auch, Gelezes 


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o` ~ `n . -`a a o. ‘e VU LE ií 

. ` —E— 


natürliche'der Körper. 115 


egen wird'nur das Blau zurilckgevtorfen And die übrigen Far- 
u werden ‘duföhselassen unè- ‘zeigen uis die weifsen Geten- 
bës dorch Knochenglss ‚gesehen feuerroth. x 
Cadera Körpef: erscheindn 1itreiner Yestiminien Paibe; han 
go‘ dureh 'refleotirtes Licht sehen ` oder das durchgehende 
t:beobachten. Hier: werden‘.bilevandere Farbeh' völlig ab- 
irt. . Henscuek : hati einig schöne Bemerkungen über'diese 
farbiger dwlehsichtiser Körper gemacht. Zuerst bemerkt 
einige Gläser gewisse Fatberrswahlen beinahe "ganz un- 
twächr durchlassen, während'sie'andete ofkomm ën) tihter- 
Sen, Bedient man sich ihrer um das durch das Prisma in 
nstrahlen- zerlegte ‚Sonnenlicht durch sie durchgehen zu 
2.4.80. ‚erhält, man ein rundes einfarbiges Bild, und wenn 
durch sie die vom Prisma gebrochenen Strahlen anderer 
m sim Ace gelangen hälst, sp erscheinen diese scharf: be- 
Andere Körper lassen mehr als eine Art von Farben- 
a durch, unterdrücken dagegen die übrigen. Verdünnte 
mus -Tinctur zum Beispiel lälst gar keine gelbe ‚und fast gar 
» grünen Strahlen durch und zeigt daher, wenn man den 
Benstrahl durch sie gehen Jälst, "im prismatischen' 'Farben- 
32 ein rundes tief rothes Sonnenbild, völlig gesondert von 
i längfichen ‘violett und blauen Bilde ) das sich sehr matt 
iche hinein verlängert?. _ 
| Kine ändere Bemerkung von HERSCEEL betrifft den Fall, 
die durchgelassenen Strahlen zwei, Farben enthalten oder 
sich zwei: “Maxima darstellen ` wenn mhn! die Menge der 
hgelassenen Strahlen durch Ordinaten in jedem Puncte des 
fenspectrum "ausdrückt. ‚Dieser Fall giebt Veranlassung zu 
CS, Erscheinung , ‘dals bei einer bedeutend dicken 
kt des ‚durchsichtigen Körpers dieser, vermöge der durch- 
nden Strahlen anders gefärbt erscheint, als da-wo die Schicht 
* ist. Eine Auflösung von Saftgrün sieht, wenn sie eine 
Schicht bildet, smaragdgrün aus, statt dals eine. dicke 
Eht blutroth ist. Dieses erklärt sich aus der. ‚ungleichen 
bast der verschiedenen Farben. Wird der beim Eintritt 
ivere Strahl | in stärkerem Malse geschwächt, als der min- 



























1 Phil. Transact. of the Edinb. Sec, IX. 445. 
2 Nach meiner eigenen Erfahrung. 

8 Vergl. oben No. 8, Anma: 1 vun 
Ha 


118, . 3. Farben, "sn 


und steige herab zum, Blau und Grün bei zugetröpfeltem I 
DeLAvAL wendet dies auf die Aenderung der Farben, bei 
fenden Früchten an. Vom Grün, welches die noch saure Fru 
zeigt, , geht ‚die-Farbe. bei abnehmender Säure durch :Gelb e 
Roth über. 

‚Dafs die Farben beim Anlaufen des Stahls eine, ähr à 
Farbenfolge zeigen, ist bekannt: sie fangen mit Gelb ` an, $ h 
durch dunkleres Gelb, ‚(ohne dafs die Stufe des Bob 
sich wahrnehmen lälst) in ‚Pürpur , tiefes Blau, in du 
über, welches wenn das Roth vorkäme, eine ganz. ‚genaue D 
benfolge i in "absteigender Ordnung (vom Gelb der ersten Os 
mung "bis; zum Hellblau der zweiten Ordnun g) geben würde, | 


Äehnliche‘ Aenderungen der Farbe durch Wärme, bei 
ner ganzen Reihe von Körpern, werden in den Annales 
Chimie2 erzählt, und auch hier sind die Uebergänge von 
in Roth oder sogar, durch Roth in Violett, bei andern w 
blaulich Grün i ins gelblich Grüne, oder vom Blay ins Gi 
dieser absteigenden Farbenfolge gemäls. Hierher gehören t 
ner die Erscheinungen des mineralischen Chamaeleon 3 und. ej 
Menge andere, welche die chemischen Operationen höchst x 
reich darbieten. 1 

Doch, es mag an der Erzählung dieser Fälle, zu der 
sich aus DeravaLr leicht mehrere hinzufügen liefsen , 
seyn. Dals man diese F arbenfolge als allgemein geltend ans 
dürfe, ist wohl nicht zu behaupten. — 





























| ‚Ueberhaupt läfst alle bisherige Untersuchung i in dieser g: 
zen Lehre noch viel zu wünschen übrig. 
| Physiologische Farben. 

‚32.. Wenn wir eine Farben - Erscheinung unter bestimmte 
Umständen so wahrnehmen, dafs wir durch theoretische Grü 
oder durch Erfahrung die Ueberzeugung haben, jedes gesund D 
Auge müsse die Farbe eben so sehen, so nennen wir die so zu 
beobachtende Farbe odjectiv, wir suchen die Ursache der Far 





1 Delaral p. 20. 
2 Tome LXXXII. 171. aach in Biot. Traité de phys. Tome 
p- 136 kommen hierher gehörige Erscheinungen vor. 


A s. Th. UD S. 91. 


physiologische. | 119: 


erh erleuchtenden Lichtstrahle oder in den Eigenthümlich- : 
m der erleuchteten Fläche. Dagegen giebt es andere Far- 
-Erscheinungen,, die nur bei bestimmter Affection des Au- 
hervorgehen, und diese nennen wir subjective, oder phy- 
ogische, von der Affection des Organs abhängige Farben- ' 
cheinungen, weil hier das eine Auge Farben an demselben ` 
scte, in derselben Stellung sieht, wo ein anderes, nicht den- 

ven Affectionen unterworfenes Auge sie nicht sieht. Diese 

bhieinende Zufälligkeit ist Ursache, dafs man diese Farben 

at zufällige colores adventitii, colores accidentales, 

ieurs atcidentelles, ocular spectra genannt hat, ob- 

eh auch sie nach sehr bestimmten Gesetzen hervorgehen. 

33. Um sie richtig zu beurtheilen, müssen wir von ver- 
hdten, wenn gleich farbenlosen Erscheinungen anfangen. 
ban man das Auge auf eine sohwarze Fläche, einen schwar- 
i Kreis zum Beispiel, richtet, der auf weilsem Grunde liegt, 
wird man sehr bald gewahr, dals die umgebende weilse 
che unmittelbar an jenem schwarzen Gegenstande weilser, 
nzender erscheint, als in grölserer Entfernung von demsel- 
ı; dagegen, wenn man eine weilse Kreisfläche, die von 
u umgeben ist, mit angestrengtem Blicke betrachtet, so er- 
sint das.Grau nahe um die weilse Fläche dunkler, als der 
ter entfernte Theil. Eben dahin gehört die Erfahrung, dafs 
ı im geschlossenen Auge das Bild eines Fensters mit dunkeln 
eiben und hellem Fensterkreuz nebst hellen Einfassungen der 
eiben, zu sehen glaubt, wenn man ein auf den hellen Him- 
| hinaus gerichtetes Fenster lange genug, mit einiger An- 
ngung des Auges, angesehen hat. 

Alle diese und ähnliche Erfahrungen kommen darauf zu- 

, dafs ein durch stärkeres Licht mehr gereizter Theil der 

‚haut abgestumpft wird, und daher, wenn er nun eben so, 
die umgebenden Theile, von mäfsigem Lichte angeregt 
I, sich minder empfänglich zeigt, oder uns die Empfindung 
eren Lichtes wahrnehmen bf, Dat dagegen ein Theil 
Netzhaut, auf welchem der dunkle Gegenstand sich abbil- 

, Ruhe genossen, indem wenig oder gar kein Licht auf 
fiel, so ist er jetzt empfänglicher für den Eindruck des 
ts, und wenn dann die Strahlen des Weifs oder des Grau 
einer etwas veränderten Richtung der Augen- Axen eben 

n fallen, so ist unsere Empfindung so, als ob das Weiſs 





3 . „Lem 


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“Te "ei, jaken ias aeilbiaue Banu die wellse Fii 


physiologische. 1: 


ein hellem orangefarbenen Lichte zeigt. — Man kim. leicht 
Reihe Versuche. mit ‚mancherlei Abstufungen von Farben: 
1, wozu, die geidenen Bänder wegen ihres reinen. Dat 
enzeg sich besonders geeignet zeigen, und immer wird man 
p Behauptung, dals die Ergänzungsfarbe ,. zwar mit vielem: 
à gemischt, aber dennoch deutlich hervortritt, bestätigt’ 
b Man kann den eben erzählten Versuch auch so abändern, 
man ein. grünes Band auf rosenrothen. Grund legt, und 
m man das Grün lange scharf angesehen hat, nach dem 
m Grunde blickt, oder die dem Grün zunächst liegenden 
des Roth betrachtet; dann erscheint da, wo bei, weilsem 
le die geforderte Farbe sich zeigte, das Rosenroth schd-. 
f etwas gesättigter, als es vorher der Fall war; und genau 
ie der graue Grund um den. Schwarzen Kreis heller er-- 
ben, so zeigt sich das Roth lebhafter im Gegensatz gegen 
Farbe, die gar kein Roth enthält, oder die Ergänzungs- 
} des Roth ist. Mit Gelb und Violett, Orange. und Blau‘: 
de.es sich. eben so verhalten, nur muls man immer bemer- 
dafs der Grund, auf welchem die Verstärkung oder der 
ftere Eindruck der Farbe. hervortreten soll, nicht zu dun- 
seyn muls, | 
ı34. Diese Beobachtungen sind fast eben so schon von Bur- 
d angestellt, der zugleich noch das glänzende ‚Gold statt. 
fh gefärbter Körper, das Silber statt des Weils empfiehlt, in- 
' diese glänzenden Körper einen noch dauerndern Eindruck. 
forbringen. . 
} Börrox erzählt auch noch folgenden Versuch. Wenn man 
krothes Quadrat lange ansieht, so erscheint es bald mit blas- 
B, schönen Grün umgeben; richtet man das Auge länger 
auf, 'so sieht man das Quadrat in der Mitte blasser, an den 
Wen tiefer gefärbt. Entfernt man sich nun ein wenig, wäh-' 
i man denselben Gegenstand noch immer scharf betrachtet, 
$ sieht man alle vier Seiten des tief rothen Vierecks sich in 


k 1 Mém. de l’acad. de sc. à Paris 1743. p. 152. Etwas auf ähn- 
> Versuche Hindentondes findet man schon in Physiologia Kir- . 
ex vastis Kıacmzaı opp. extraxit Kestlerus. Amst. 1680, 


t wichtiger aber ist Daxwıns Zoonomie , übersetzt von Brandis: 
ko Abth. 3. 519. 


ioy = Farben; 7: 


zwei theilen und ein eben so tief rothes Krewz bilden. 29 
rothe:Viereck erscheint dann wie ein Fenster, das mitten « 
starkes: Kreuz und weifsliche Scheiben hat. ` Bei: noch länsete 
angestrengten Hinsehen verwandelt sich ‘das Ganze in së 
tief rothes Rechteck,:dafs es die Augen blendet; dieses Rechtei 
ist eben so. hoch als das Quadrat, aber nur ein Sechstel so br 
und dieses ist der letzte Grad der Erscheinung, den das } 
ermildete Auge noch ertragen 'kann.‘ Wendet man alsđann à 
Auge nach'einem weifsen Grunde, so siet man ein’ eben ae à 
formites, schön und glänzend grünes Rechteck, welches: 
langsam verschwindet. ae 

Die dunkeln, meistens zum Purpur sich hinneigenden 3 
der, die aan sieht, wenn man die Sonne starr angesehen hi 
gehören’ auch hierher; ihre ‚Farbe erscheint nach Verschiede 
heit des Grundes, auf welchem man sie sieht, anders, d 
zwar, wie Bürror bemerkt, so wie es die Mischung der? 
tärlichen Farbe des:Grundes mit der subjectiven Farbe des SÉ 
des fordert. e, Geng, der sich um die Erörterung der pb 
siologischen. Farbenphänomene ` viele Verdienste erworben h 
erzählt ganz ähnliche Versuche t. “ 

‘Auch eine merkwürdige, von Been ‘angeführte Erfahrung 
gehört hierher. Wenn operirte Staarkranke, die schon Farl 
unterscheiden, gelbes auf weilses Papier gelegtes Band anseher 
so sehen sie anfangs das Gelb deutlich; "je länger sie es anse 
hen., desto mehr legt sich die violette Einfässung, die auch # 
zu. bemerken pflegen; über das gelbe Band‘, so dafs endlih Pi 
nes erst kürzlich operirte Auge nichts mehr vom Gelb gev 
wirdi ‘Eben so verwandelt sich Blau in’ Orange, Hellroth , 
Grün. Trecuser erzählt eine Erfahrung, die ebenfalls zu de 
sen Erscheinungen gehört?. In eine -Capelle nahe be? Solothu 
sind alle Fenster von gelbem Glase, so dafs im Innem dief 
leuchtung aller Gegenstände ein sehr vorherrschendes Gelb hät 
Öeffnet man einen der Fensterflügel so, dafs nur ein schmal 






















1 Farbenlehre. I, 13. 20, 
2 Das Auge oder Versuch das edelste Geschenk des Schöpfer] 
zu erhalten u, s. w..von Been, 8. æ 1—8. Etwas hierher Gehöriges e- 
geben auch Troxıza’s und Hımır’s Versuche in Himly- opħthalm. Bi’ 
bliothek, 1ster Bd. 2tes Stück. S. 11. und 2ten Bd, Stes Stück S. A 
3 Biblioth. univers. 1826. Mai. 


physiologische, 123; 


der dis Aussicht‘ auf den Himmel gestattet,..s0 erscheint nicht: 
ds der wirklich blane Himmel sehr schön. blau, sondern such 
ilse Wolken zeigen sich im schönsten Blau. 

„ Ganz. ähnlirhe Erscheinungen brachte v. Grorrauss! im 
wen Zimmer hervor, wenn er die einzige, Licht einlassende-- 
pfkung, mit einem farbigen Zeuge verdeckte. Bedeckt man. 
lich diese Oeffnung mit einem durchsichtigen grünen Zeuge,,, 
win eine kleine Oeffnung. ist, so erscheint durch diese Oef- 
e der Himmel röthlich, das’ Grün der Bäume unscheinbar . 
kd.weilslich ; vertauscht man aber die Bedeckung plötzlich mit ' 
ner rothen, die eine gleiche Oeffnung hat, so erhalten die 
wmme sofort ihr Grün im schönsten Glanze wieder, aber das- 
ph der Ziegeldächer erscheint jetzt weißslich. Und etwas 
Wenliches erhält man, wenn man ein gefärbtes Glas vor dip 
been almmt und nachdem man die Gegenstände dadurch an- ` 
eben hat, sie nun wieder mit freiem Auge betrachtet. War, 
w Glas orangefarben, ` so erscheint weilses Papier und der 
we Himmel nachher bläulich; war das Glas blau,. so ex 
keinen eben die Gegenstände. nachher gelb und glänzend. 

‘35. Alle diese Erscheinungen lassen sich, wie ich glaube, 
w einer zu starken Reizung: des Auges erklären?. Habe ich: 
age auf Roth gesehen, so ist das Auge für djese.Farbe geblendet 
d dagegen für die übrigen Farbenstrahlen , die zusammen 
© Ergänzungsfarbe zu jener bilden, empfänglicher. Deshalb 
npfindet das Auge im Weil, welches ihm. alle Arten von 
icht zusendet, das Grün als vorherzschend,, aber doch so mit 
Weils gemischt, dafs dieses sich als ein zwar schönes reines, 
ver doch nur sehr blasses Grün darstellt. Jenes Quadrat, wel- 
es Būrrox anhaltend ansah, zeigte sich, wenigstens ehe die 
znüdung des Auges zu grols war, am Rande tiefer roth, als in 
x Mitte, weil der Theil der Netzhaut, den die Mitte des 
Ides traf, am meisten für das Roth geblendet war, der Theil 
gegen, auf welchen das Bild des Bandes fiel, durch das ab- , 
schselnd mit betrachtete Weils, etwas mehr seine Fähigkeit, 
s Roth vollkommen aufzufassen, wieder gestärkt hatte, aber 
suoch , sobald das Bild des Weilsen eben dahin fiel, in die- 
m die grünen Strahlen mehr als die rothen empfand, Diese 





1 Schweigger’s Beiträge zur Chemie und Physik. III. 14, 
2 Die eine Beobachtung an operirten Staarkranken ausgenommen. 


‚Lichtstrahlen, die aus den eben erklärten Gründen die Emp@ 


D | . Farben, . 


Erklärung, der such v. Görmr nicht ganz abgemeigt heit 
ist genau tbereinstinnnend mit der, welche v. ‚Gnorrutss d 
nimmt. N 

: 36. Auch das doppelte Spiegelbild in gefärbten GÑ 
BS nach ähnlichen Regeln erklärt werden: ‘Nimmt man? 
gelbes ins Orange übergehendes Glas und legt es so, dafs’ 
die Spgossen eines Fensters, durch welches der helle Him 
gesehen wird, in jenem Glase abgespiegelt sieht: so sieht:m 
wie bei allen Spiegeln, ein doppeltes Bild, eines nämlich dé 
Zurückwerfung von der Vorderfläche, eines durch Zurücki 
fung von der Hinterfläche des Glases. Das Bild des Fensi 
kreuzes, welches die Hinterfläche giebt, erscheint blau, 
von der Vorderfläche reflectirte prangefarben, aus folgend 
Grande. Unser Auge erhält wegen dieser doppelten Spiegel 
aus jedem Puncte D der obern Seite der Glastafel AB zwei 
verschiedenen Gegenständen ausgehende Lichtstrahlen, it 
der Punct E durch Spiegelung an der obern Fläche, "der F 
F-durch Spiegelung an der untern Fläche in C von dem Auge‘ 
nach der Richtung OD gesehen wird. Ist nun ED sowohl 
FC ein vom hellen Himmel kommender Strahl, so sieht 
Auge O diesen hellen Punct blafs orangefarben, weil bei’ 6% 
färhtes, bei D ungefärbtes Licht zurückgeworfen wird, und@ 
Mischung beider ein blasseres Gelb als sonst der Glast 
beim Hindurchsehen eigen ist, giebt; ist dagegen in Fi 
dunkler Gegenstand, wie das Fensterkreuz , ‚ von welchem? 
keine oder wenigstens nur matte und unbedeutende helle Lid# 
strahlen ausgehen, so empfängt das Auge O blofs .ungelar 


































dung des Blau hervorbringen, so dafs das dunkle Bild des Fe 
sterkreuzes, das von der Hinterseite dargestellt wird, als bi 
erscheinen muls. Umgekehrt zeigt sich das Fensterkreuz ? 
der Vorderfläche abgebildet mit der völlig tiefen Orangefafl 
die dem Glase eigen ist, weil hier von C aus das gelb gefi 
Bild des hellen Himmels zum Auge gelangt, welches jetzt vi 
wie: vorhin durch Beimischung weifsen Lichtes, ein blassä 
Ansehen erhalten kann, weil in D kein Lichtstrahl vom 4 
len Himmel hingelangt. Ist der dunkle Gegenstand so bre 
dafs beide Lichtstrahlen, die wie ED, FC einfallen sollte 


1 8 11. 


physiologische. 125 


ch ihn aufgehalten tverden, so sieht das Auge O in D blofses 
nkel, oder da fast nie .ein Gegenstand ohne alles Licht ist, 
matte Erleuchtung die diesem angemessen ist. 


- Bei jeder andern Farbe würde es sich: eben so verhalten. 
ER sind schwach grün tingirte Glasstücke sehr geeig- 
das doppelte grün und fosenroth gefärbte Bild zu zeigen, 
"Einen ähnlicheh Erfolg von der durch zu starkes Licht 
te henden Ueberreizung des Auges sieht man in folgenden 
Buchen, die ich nach Tuomas Suıru’s? Anleitung angel 
it und mehrfach abgeändert habe. Man halte einen schma- 
Streifen weilses Papier 8 bis 12 Zoll vom Auge und blicke, 
md ein Kerzenlicht'sich dem einen Auge sehr nahe, seit- 

dh stehend, befindet, das andere Auge aber beschattet ist, 
keinem weit jenseit des Papiers liegenden Gegenstande‘; 
sieht dann bekanntlich den Papierstreifen doppelt, ‘und be- 

t hun, dafs der weilse Streifen dem beleuchteten Auge 
grün, dem beschatteten "Auge orangefarben, ja zuweilen 
sthliche übergehend erscheint. Bringt man zwischen dk 

it und das beleuchtete Auge ein gelbes’ Glas, so ist die Er 
nung ziemlich dieselbe; bringt man zwischen das erleuch- 
Auge und das Licht ein blaues Glas, so sind beide gese- 
‚Bilder ziemlich gleich, doch das mit dem beleuchteten 
Vache etwas minder gelb als dag andere; beschattet 
Augen, so sind die Bilder ganz gleich. Wird das 
pe vom nahen Kerzenlichte ohne Schwächung beleuch- 
br Papierstreifen aber erhält das auffallende Licht durch 
gefarbenes Glas, so sieht das beschattete Auge ein sehr 

d es Orange, dag beleuchtete Auge ein sehr ins Gelbe 
hendes Grün. Fällt das Licht auf den weilsen Streifen 
blaues Glas (das von mir gebrauchte gab einen schwa- 
Hlebergang zum Violett,) so zeigt sich dem vom freien 
lichte getroffenen Auge ein nur wenig lebhaftes aber rein 
Bild, dem andern beschatteten Auge erscheint der weilse 
p schön rosenroth. Ein hellblaues Band- erscheint dem 
hteten Auge tiefer blau, dem beschatteten fast ganz weils; 














Vergl, Baumcanrsen die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen 
ge y. s. w. Wien 1826..8. 341. . 
Brewster’s Edinb. Journ. of Science. No. IX. p. 52. 


vd : ` Farben, ©. 


:ein gelbes Band 'dägegen scheint dem beleueliteten Au 
Ser, dem. beschatteterr dunkler gelb. :: .. nn 
Alle diese einzelnen Erscheinungen lassen sich dar 
‚rückführen-, dafs, das vom gelben Kerzenlichte gehlenda 
„minder. empfönglieh: fiir die 'gelben Lichtstrahlan. ist, y 
Bea beschettätg dann. durch den Contraat, uns das Gelb, 
‚herrschend zeigt. Aus diesem Grunde erscheint dem bel 
‚ten Auge ein ‚gelbes Band blasser gelb, ein blaues tief 
nnd aus demselben Grunde zeigt sioh das ‚weilse, oder. eh 
.vermöge des gelben Kerzenlichtes etwas gelbliche Papier, € 
Jeuphteten Auge grün,dem beschatteten Auge orangefarben 
Hellroth übergsheng. , Könnte man ;ein ganz weils beler 
‚Papier haben, so mülste wohl jenes blau seyn, im Gegensatz 
die ‚orang gefarbene Beleuchtung desAuges, und diesesoran gel 
: 37. Diese subjectiven Farben sind. eg nun auch, 
An. den farhigen. Schatten wahrnehmen, . Ein Schatten, 
gutsteht, Co, ‚die: yon ihm getroffene, Fläche ga Ka 
Ampfängt , ist. ‚allemal, ganz dunkel, das einfallende Lin 
schem gegeniiber.: der. Schatten entsteht, „mag weils oder 
seyn; — V; ‚Gugrrnuss. ‚zeigt; durch eigenda deshalb 
stellte Versuche, im finstern Zimmer „wo pur durch © ein 
UNE . Licht einfiel.;. dafs, es so aer, Aber wenn ‚nic 
einem einzigen: Pungte her Licht. einfällt, sondern « ein in 
rer Richtung einfallendes Licht den Raum erhellet, d 
Sehatten vom ersten Lichte hervorgebracht traf, so kar 
Ser Schatten farbig erscheinen, Zuerst nämlich ist e 
beleuchteten Fläche bläulich seyn” oft, ‚wenn das eine 
blau, das andere weils ist; und eben so einleuchtend Ze 
der Schatten, den das: weilse Licht wirft, oder der dahi 
wohin keine Strahlen des weilsen Lichtes gelangen, sich 
ler blau zeigen muls, als der. übrige Raum, weil dort 
Beimischung weilser Strahlen ein Hellblau hervorbringt: 
Blau ist also ein objectiver Erfolg der. farbigen Beleue 
Aber nun bemerken wir zweitens, dafs der dem blauen, 
zugehörende Schatten unserm Auge gelb oder orangefarb 
scheint, und dieses nur deshalb, weil der gegen das 
1 Smıra nennt das zweite Bild‘roth, .was mir.wicht. gan: 
tig scheint, . d 


physiologische. 127 


ht beschattete Raum uns rein weifse Strahlen zusendet, aber 
gen des umgebenden Blau uns mit der ‚Ergänzungsfarbe des 
w erleuchtet erscheint, die also hier als subjective Farbe her- 
tritt. 
piDiese Erklärung . scheint mir _ über alle farbige Schatten 
ft zu. gehen, . Wenn Kerzenlicht.und Tageslicht zugleich 
je, Fläche erleuchten, und auch das, Tageslicht bei bedenktem 
el gar kein vorherrschendes ‚Blau' enthält, so zeigt sich 
‚der dem Kerzenlichte gegenüber, entstehende, vom Ta- 
ichte oder Dämmerungslichte .erhellete Schatten bhu, wäh- 
der dem Tageslichte gegenüber, entstandene vom, Ketzen- 
e erhellete. Schatten gelb oder orangefarben ist; denn die 
he Erleuchtung der. ganzen, übrigen Fläche ruft da, wo 
Auge blols. weilses Licht empfängt, wo keine..Strahlen 
Kerzenlichtes hingelangen, die Ergänzungsfarbe, ban, her- 
, Ist.der Himmel, ‘dessen \Viederschein das Tageslicht ist, 
t blau, so kann dieser Umstand mitwirken, die blaue Farbe 
Kyerstärken , aber notlıwendig ist, er nicht., 
be das gelbliche Kerzenlicht kann eine ähnliche Er- 






nung eines blauen Schattens hervorbringen. „Alan stelle 
gewöhnliche brennende Lichter so, dafs ein schmeler Ge- 
d einen doppelten Schatten auf eine weilse Ebene wirft, 
erscheinen uns beide Schatten ganz gleich, grau oder matt 
tet. Aber nun schiebe man ein orangefarbenes (las vor 
Ss erste Licht, so erscheint der vom zweiten Lichte zewur- 
pe, vom ersten exleuchtete, Schatten, oranzefarben, der vom 
Lichte geworfene, vom zweiten erleuchtete, hingesen 
ich. Offenbar erhält der Raum, den das freie Lächt be- 
eint, eine matt gelbliche Erleuchtung, wie das hei unserm 
mzenlichte immer der Fall ist; aber der Raum, den beide 
r erleuchten, hat so sehr ein vorwaltendes orangefarbenes 
t, dafs das Auge in jenem Weifs, wenn gleich es auch 
ins Gelbliche übergeht, doch das ver;ieichungsweise 
rrschende Blau erkennt. Man mag hier 12;en, das Auge 
de in dem, mit nur wenigem Gelb gemischten Wein, dan 
‚durch den Contrast, oder das durch das um;«-".ende oran- 
Warbene Licht für diese Farbe abzestumpfte Au;« rmphnde in 
uem, wenn auch mit etwas Gelb vermischren We: IW 
kise das Blau; immer ist der Hauptsache rach der Sisa der 
%lärung wohl derselbe. 







128 Ä „Farben, . 


“ Rumrosn hat? sich viele Mühe gegeben, eine Aus 
die mit der' eben ausgësprochenen sehr nahe verwWändt'ist, d 
Versuche: zu beweisen. -Er machte nämlich auf die eben a 
gebene Weise einen breiten Schatten, der dem blolsen | 
blau erschieny betmchtete er' diesen durch éin ge enges E 
dafs er nichts von der’ umgebenden‘ beleuchteteti Fläche zug 
wit"übersah , so bemerkte er ës gar nicht; een ein ahdereı 
Licht, welches den Schätten warf, mit einer Platte gelben‘ 
orangefarbenen Glases bedeckte oder diese Platte wieder wegn 
-1i „Um hicht zu weitläufig‘zu werden, will ich nur noch: 
Erscheinungen anführen, deren eine wohl nicht ganz mit} 
hierher gerechnet wird! Ich habe schon oben‘ ‘erzählt, ` 
Harrer in der Taacherglocke das von oben darch das M 
wasser 'einfallende Tagslicht söthlich sah, während das’ 
unten dus dem Wasser zurückgeworfene Licht die Gegenst 

grün 'zeigte. Dieses war ohne Zweifel ‚Folge der von ı 
därehgelassenen vorherrschend rothen Strahlen, denen zur 
geworfene grüne Strählen entsprachen; aber ‘wäre hier 
einer Seite weifses Licht eingefallen, so würde das Auge: 
noch in diesem weilsen Lichte die Ergänzungsfarbe der fart 
Beleuchtung‘ wahrzunehmen geglaubt haben. 

‚Die zweite Erscheinung hat sich mir selbst oft dargeb 
Ich . bewohnte ein stark von der Sonne beschienenes Zir 
das durch grüne sehr dichte Vorhänge gegen die Sonne gesi 
war. So lange nun alle Thüren oder sonstige Zugänge fü 
Licht geschlossen blieben, erschien alles im grünen Lichte 
die Schatten dunkel, ohne Farbe. Sobald aber Tagslicht ¢ 
die: Thür eimfiel, nahmen alle Schatten eine schöne rı 
rothe, ein wenig ins Violett übergehende, Farbe an. Bı 
ders interessant zeigte sich dieses, wenn man weit entfernt 
Fenster geben eine seitwärts gehende Thüre eine weilse 
aufstellte. So lange die Thür geschlossen blieb, sah ma 
weilse, gegen das grün bedeckte Fenster gewandte, Tafel ; 
lich erleuchtet, aber sobald man die Thür öffnete, erschie 
dem vom Fenster her auf sie sehenden Auge in eben jener 
senfarbenen, etwas violettlichen Lichte, weil die matte { 
Beleuchtung. nun nicht bedeutend genug war, um zu hin 





‘= 4° 8, Phil. Trans, LXXXIV. 107. Daraus in Grens Neues ] 
der Physik. II. 58. i 


physiologische. 129 


Ús aus dem Wels des Tageslichtes die Frgänzungsfarbe her- 
yrgerufen wurde. 

38. Diese Erscheinungen sind auf sehr verschiedene \Veise 
rklärt worden; ich führe diese Erklärungen nur kurz an. Dals 
be blauen Schatten nicht dem blauen Lichte des Himmels zu- 
michreiben sind, wie Boucura und andere? meinten, erhellet 
dem Vorigen. Der Beugung des Lichtes, weil die blauen 
n am meisten in den inneren Raum des Schattens hinein 
gt würden, hat v. Paura Scuraxe? diese blaue Färbung 
ieben, aber gewils unrichtig, da weilses Licht in grü- 
Beleuchtung eben so gut röthliche Schatten hervorbringt. 
CHOKKE, der eine Reihe interessanter Beobachtungen über 

Schatten angestellt hat?, scheint sie daraus zu erklären, 

im farbigen Lichte nur die eine Farbe zurückgehalten 
perdo, der Schatten also kein vollkommener, schwarzer Schat- 
Wen seyn könne. — Offenbar kann aber in jenen Schatten doch 
we dann Licht irgend einer Art kommen, wenn noch von einer 
weiten Seite her Erleuchtung statt findet. v. Gorue* hat die- 
®s ganz richtig als eine Hauptbedingung erkannt, und diese 
kchıtten als den subjectiven Farben - Erscheinungen angehörend 
'etrachtet. 

39. Schwieriger zu erklären sind einige andere Farben - Er- 
cheinungen im'Auge, auf welche v. Gore vorzüglich aufmerk- 
am gemacht hat5. Ich habe die Haupt- Erscheinungen oben® 
chon mit v. Gorur’s Worten erzählt, und füge hier seine Er- 
lärung hinzu, die sehr viel für sich zu haben scheint?. ‚Das 











1 z.B. zuerst Lıiosanno pa Vinci, später auch Monce, S. Gren 
«U. 148. 

2 Münchner Denksch. 1811 u. 12. S. 293. und 1813. S. 51. 

$ Unterhaltungsblätter für Welt- und Menschenkunde, 1826. 
:49. Es finden sich in dieser Abh. auch noch mehr literarische 
Ischweisungen und auch in Hinsicht darauf verdient diese Abh., so 
je die oben erwähnte von Grorruuss nachgeschen zu werden. 

4 8.77. 

5 Aerıscs hat schon ähnliche Beobachtungen (Comment. Petrop. 
R. 2381.) und noch ältere führt Dugem an, Zoonomie 2te Abtlı. S. 521. 
Verl. Phil. Tr. LXXVI, 313. 

6 Oben No. 5. 

7 Noch mehrere Beobachtungen hat Prexinse angestellt und be- 
schrieben in seinen Beobachtungen. über die Physiologie der Sinne. 

B. S. 97, 

IV. Bd. l 1 


13? Farbenringe. 


Schrift: Clavecin oculaire, und pe Minaa Einwürfed 

gegen nachlesen. B, ` 
Farben Dreieck S. Farbe No. ao, 
Farbenkreisel. S. Farbenspindel 
Farbenkugel. S. Farbe No, 20. 


Farbenringe. 













annuli colorati; anneaux colorés; coloured Ru 
Farbensäume; fimbriae coloratae; bandes ı 
lordes; coloured Fringes. Die in den Artikeln neg 
lungen, Farben No. 22. 23. 26. Interferenz, Inflexion, 
larisirung des Lichts vorkommenden Fälle, wo sich Farben 
und Farbensäume zeigen, will ich hier nicht wiederholen, 
dern nur einige, wohl noch nicht ganz erklärte, Phän 
nachtragen, und auch bei diesen nur kurz verweilen. 
Newrox beobachtete, als er das Licht im finstern 
auf einen gläsernen Hohlspiegel, dessen convexe Seite 
war, fallen liefs, dafs sich auf der weilsen Ebene die im 
trum des an beiden Seiten concentrisch geschliffenen Kug 
gels senkrecht auf den Lichtstrahl aufgestellt war, aber di 
durch eine im Centro gelassene Oeffnung durchliefs, F 
ringe um. diese Oeffnung bildeten. Die Farbenringe zeigtep 
Farben in der Ordnung, wie die Ringe bei durchgel 
Lichte zwischen zwei Convexgläsern sich zeigen, nä 
Weil in der Mitte mit einem dunklern Raume umgeben, 
den sich Violett und Indigblau anschlols; dann folgte Blau, % 
einem weifslichen Ringe umgeben ; dann grünliches Gelb, 
nes Gelb, Roth, das in Violett überging. Liefs man nurd 
farbiges Licht durch die mit dem Centro der Kugel zusamımd 
fallende Oeffnung auffallen, so fanden sich die Halbmesser 
nun dargestellten einfarbigen Kreise den Quadratwurzeln von 
3, 4 proportional. Ein metallener Hohlspiegel zeigte 
Ringe nicht, und dieses sowohl, als andere Versuche, z 
dafs die Dicke des Glases dabei in Betrachtung komme. 
NEwTron stellte bei einer andern Reihe von Beobachtung 


1 Mém. de Ac. de Par. 1737. Vergl. Heydenreich System d 
Aesthetik. Leipz. 1790. 8. S. 224. 


Farbenringe. 133 


ı Spiegel so, dafs der Lichtstrahl nicht zu der Oeffnung selhst 
ectirt ward, also die Oeffnung nicht mehr im Centro. der 
iegelfläche lag; dann erhielt man auf der weilsen, noch im- 
x durch des Spiegels Centrum gelegten Ebene ein. helleg re- 
würtes Bild; die Ringe aber umgaben wieder das Centrum der 
agel und lagen eben deshalb so, dafs ihr Mittelpunct mitten 
tischen der Oeffnung und dem Centrum des durch gewähn- 
þe Spiegelung dargestellten Bildes lag. Newros brachte auch 
pe Erscheinung unter die Theorie der Anwandlungen und 
—* diese und ähnliche Erscheinungen noch mit mehr 
t berechnet, ist vollkommen seiner Meinung $, für wel- 
er in einer genauen Berechnung, die mit den Versuchen 
instimmt, allerdings wichtige Gründe aufstell. Von der 
iskeit der Versuche hat Bıor sich in Verbindung mit 
wer und Dertens überzeugt; er hat auch nach mehrere 
t Versuche hinzugefügt, die ich hier übergehe. Hrnscaxı 
zwar, den ganzen Erfolg dieser Vexsuche der Beugung des 
zuschreiben zu dürfen, weil er auch bei einem metalle- 
piegel eben solche Ringe erhielt, wenn der Raym vor 
Spiegel mit feinem Staube "erfüllt wurde, aber diese Er- 
g scheint doch nicht ausreichend ?. 
, Eine andere Reihe von Versuchen über, Farbenringe ist 
on HenscneL, welche sich nämlich an die \Viederholung 
Versuche Newron’s über die Farbenringe zwischen con- 
Gläsern anscl.ielst. HexscueL?* stellte mehr als eine 
von Ringen zugleich dar. Die zweite, schwer sichtbar 
de, Reihe von Ringen zeigte sich, wenn man auf gut 
s Spiegelglas eine doppelt convexe Linse von 20 Zoll 
ite legte. Die zweite Reihe von, Bingen hatte einen 
Mittelpunct, wenn er bei der ersten schwarz war, und 
Hem andern Falle zeigte das Centrum der einen Reihe die 
ngsfarbe zum Centrum des andern, und eben dieses galt 
je Ringe gleicher Ordnung in den verschiedenen Reihen. 
Gang der Lichtstrahlen, durch welche diese Ringe sichtbar ie 
kn, ist folgender: Wenn ein Strahl ab bei b den Berüh- og 
















F Newtoni optige Liber 2, Bars & und Bot Tr, de Phys 7 Tome 
ap. * 

! Philos. Transact. for 1807. p. 231. 

l Phil. Tr. 1807. p. 188. 201. 


b \ 
134 Farbenringe. 


e 


} 
rungspunct der Linse erreicht, so wird er theils zurückgewos 


fen, theils nach bd durchgelassen; aber auch dieser durchgt 
‚lassene Theil erleidet jn d eine wenigstens theilweise Reflexik 
nach e, und so erhellet, dafs es eigentlich die Strahlen- sind, \ 
nach Newron’s Ausdruck sich. in b in einer Anwandelung leie 
ten Durchganges befanden, die dem Auge in e sichtbar’ wi 
den. Aber während daa Auge so vermittelst des Strahls be 
teflectirte, vermittelst des Strahls de die durch die. dünne 
schicht bei b durchgegangene Farbe erhält,. kann man `d 
Fi ‚plötzliche Verwechselung beider Farben hervorbringen; Bi 
24. man nämlich. auf b einen Schatten ‚- so gelangt'nun ein and 
Stralil fgh zum Auge; und da dieser die bei 3 durch: eine s 
dicke Luftschicht gehenden, dort also unverändert bleibend 
bei b aber vermöge leichteren Durchganges Zum Auge komn 
den Strahlen enthält, so sieht das Auge -h jetzt an eben , 
Orte die Ergänzungsfarben zu denjenigen, die es noch & 
vorhin dört sah, und auf ähnliche Weise bringt derStrahl'f gl 
offenbar jetzt die in b zurückgeworfenen Strahlen zum Auge.” 
Henscher giebt Mittel an, um noch mehrere Reihen ? 
Ringen zu sehen, und zeigt, welchen Weg die Strahlen n 
men. Statt der Ringe erscheinen parallele Streifen, wenn i 
Glascylinder auf eine Ebene legt, dagegen erscheinen elliptise 
Ringe, wenn man cylindrische Glasflächen mit sphärisehen 
Berührung bringt1! Die Gesetze, nach welchen diese Ring 
entstehen, lassen sich nach diesen Andeutungen leicht gé 
sehen; die letzten Gründe aber zu erklären, auf welche Hg 
SCHEL sie zurückführt, muls ich dem Artikel Prisma vor 
halten, wo ohnehin nothwendig von den farbigen Bogen 
Rede seyn mufls, an welche, nach Hrrscueu’s Ansicht, i 
ganze Erscheinung sich anschliefst. | 
3. Verschieden von diesen Reihenfolgen von Ringen, í 
gleich unter sehr ähnlichen Umständen entstehend, sind die 
Kxwox beobachteten farbigen Ringe und Streifen?, von wele 
ich nur so viel als nöthig ist, um die Aufmerksamkeit auf 
zu lenken, hier anführen will. Kxox wiederholte HerscH# 
Versuche und indem dr sich eines untern Glases bediente, # 
ches zur Darstellung der zweiten Reihenfolge von Ringen, 








1 Phil. Tr. 1809. p. 261. 4 
Z Ebend, 1815. 161. 


Farbenringe, 135 


alich durch durchgelassene Strahlen sichtbar werden, nicht 
ügnet war, erhielt er blofs mehrere durch reflectirte Strahlen _. 
üldete Ringe, deren Entstehung die Figur deutlich macht, 
an man sich de Strahlen des ersten Ringes durch abcd, 
‚zweiten Ringes durch abcef zum Auge gelangend denkt. 
lagen also zwei Reihenfolgen von Ringen so neben ein- 
, dafs sie sich, weil ihre Mittelpuncte nicht zusammen- 
a, einander schneiden mulsten, und durch diese Durch- 
ittspuncte liefen parallele Farbenstreifen, welche senkrecht 
zwischen beiden Mittelpuncten gezogene Linie waren. 
Mittelpuncte selbst bildeten die Grenzen dieser Farben- 
pen der Breite nach, während ihre Länge nur durch die 
Hehnung der Gläser begrenzt wurde. Die farbigen Streifen 
‚sp geordnet, dafs da, wo zwei gleichfarbige Kreise der- 
Ordnung sich berührten, der Mittelstreif von eben die- 
arbe sich zeigte, und von da an gerechnet nach beiden 
zuerst die mehr brechbaren Farben, daran wieder Roth 
‚der ganzen Farbenfolge u. s. w. so oft erschien, als es die 
sam andern Centrum reichende Zahl von Ringen forderte. 
In, andern Fällen, wo jene zwei Reihenfolgen von Ringen 
einander gleich waren, bildeten sich statt der eben be- 
jebenen geraden Streifen kreislörmige ; aber die Erscheinun- 
‚med zu mannigfaltig, um sie hier weiter zu beschreiben. 
Mk Noch auf eine andere Weise sah Brewster Farben- 
i entstehen, als er die Zurückwerfung des Lichtes von 
, die wenig gegen einander geneigt waren, beob- 
Brewster giebt davon folgende Beschreibung 2. Um 
Erscheinung am besten zu beobachten, möge das Licht ei- 
erleuchteten Kreises, der unter 1 bis 2 Grad Sehewinkel 
weint, beinahe senkrecht auf zwei Tlatten von Gläsern mit 
lelen Oberflächen fallen, die 0,1 Zoll von einander ent- 
sind. Man lasse eine der Platten einige Neigung gegen 
ndere annehmen, bis eines oder mehrere der zurückgewor- 
Bilder deutlich sich darstellen, getrennt von dem durch 
Igelassenes Licht hervorgebrachten hellen Bilde, welches 
linter den Platten stehende Auge empfängt. Unter diesen 
Baden zeigt sich das reflectirte Bild durchkreuzt von 15 
16 schönen parallelen Streifen; die drei Centralstreifen sind 

















Phil. Tr. of the Society of Edinburgh. Vol. VH. p. 435. 


Wf 


















136 Farbenspindel. 


schwäralich und weifslich,, die äufseren sind glänzend grün 
roth; die Centralstreifen haben dasselbe Ansehen in Verglei 
gegen die äufsern, wie die innern Ringe bei dünnen 
gegen die äufseren. Wenn man die Glasplatten so dreht, 
ihre Ebene senkrecht gegen den einfallenden Strahl bleibt, 
bewegen sich die reflectirten Bilder um das helle Bild, und 
Farbenstreifen bleiben immer senkrecht gegen die Linie, 
che die Mittelpuncte des hellen und des reflectirten Bildes 
bindet. Bei verminderter Neigung wächst die Breite der 
benstreifen. Fällt das Licht von jenem Gegenstande sc 
die Platten, so sieht man keine Farbenstreifen, wenn die 
falls-Ebene senkrecht auf die Durchschnittslinie beider 
ist; ist dagegen die Einfalls -Ebene parallel mit dieser 
schnittslinie, so zeigen sich die Bilder heller und die 
streifen lebhafter, wenn der Strahl schiefer auffällt. 
Baerwsten beschreibt die Phänomene noch ä 
und bemerkt, dafs man die Farbenstreifen an den Bildern 
merkt, die das Auge durch Strahlen sieht, welche zwei 
werfungen erlitten haben. Zugleich rühmt er diese F 
Erscheinungen als zu den schönsten, die man sehen kann; 
hörend, und glaubt, dafs sie sich auf die Theorie der Ani 
lungen zurückführen lassen. Er theilt mehrere Gesetze, ` 
sich aus seinen Beobachtungen ergeben, mit, aber läfst 
Entwickelung der auf jene Theorie gebauten Erklärung 
erörtert. a 
Alle diese Erscheinungen verdienen noch weiter gä 
sucht zu werden, B. 


Farbenspindel. 


Es ist oben im Artikel Farbe No. 20. erwähnt, dafs m 
vielfach versucht hat, weifses Licht aus einer Mischung def 
nigen Farben darzustellen, in welche jenes durch das Prs 
zerlegt zu werden pflest, und dafs man auf cleiche Weise 
sogenannten zusammengesetzien Farben z. B. Grün und Vi 
jenes aus Blau und Gelb, dieses aus Boch und Blau, erzesj 
kann. Nicht minder ist zugleich nachgewiesen, dafs die F 
benstoffe, wodurch man dieses bewerkstellist, nicht alles Lj 
reflectiren, überhaupt aber wesen der Unvollkommenheit il 
Tinzirung das reine prismatische Licht nicht ersetzen könr 


Farbenspindel. 137 


insbesondere das erzeugte Weils nie rein, sondern 
mutzig, dunkel und eigentlich grau seyn mußs. Die- 


'erden Mischungen von pulverförmigen Pigmenten nie. 


gte vollständig leisten, und die Instrumente, womit 
e Versuche meistens anzustellen pflegte, bleiben stets 
"a und sind daher auch für die physikalischen Appa- 
nem nur untergeordneten Werthe. Inzwischen mag 
es bisher behaupteten Ansehens hier eine kurze Be- 
: derselben Platz finden. 

bedient sich zu diesen Versuchen hauptsächlich der 


reisef und der Farbenspindeln, welche beide ih-. ` 


a nach gleichartig, blofs in der Construction etwas 
a übrigens ganz gleiche Versuche gestatten. Beide 
chon lange gekannt, indels kann ich nicht angeben, 
sste Erfinder derselben gewesen seyn mag, jedoch er- 
SCHENBROEK !, dafs er sie verfertigt und Versuche da- 
ll; habe, ohne eine ältere Autorität anzugeben. Ver- 
nnd sie aus diesen von andern Physikern entnommen, 
st am ausführlichsten beschrieben, die Kreisel durch 
'BER?, die Spindeln durch Lunıckz?, denen ich 
Bichen folge. 


“arbenkreisel ist ein gemeiner Kreisel von der Art, 


lie Kinder als Spielwerk gebrauchen. Die runde‘. 


B, aus hartem Holze gedrehet, ist auf die gleich- 
artem Holze (am besten Buxbaum) verfertigte Spindel 
kt, welche letztere bei EF einen unten flachen \Vulst 
die mit den erforderlichen Pigmenten übergezogenen 
iben darunter zu befestigen. Wie diese Scheiben aus 
eifsen und glattem, aber zugleich die Farben gut auf- 
ı Papiere gemacht seyn müssen, ergiebt sich zwar 
, indefs versinnlicht die Zeichnung, dafs sie, in der 
einem Loche zum Durchstecken der Spindel verse- 
eder blofs auf dem äufseren Ringe oder auf den gan- 
en diejenigen Farben haben müssen, womit man die 
anstellen will. Man kann ferner die einzelnen Secto- 
e erforderliche Weise mit den gehörigen Pigmenten 
od. $. MDCECKX. 

rbuch der mech, Nuturlehre. Berlin 1827. H. 267, 

V. 272. u. XXXIV. 4. 


së 


Fig. 


27. 


Fig. 
28. Fufsklotze ab von etwa 4 Par. Z. Durchmesser, und hi 


138 Farbenspindel. 


überziehen, ` und deren so viele, als zur Erzeugung d 
wünschten zusammengesetzten Farben erforderlich sind, 
einander legen, durch den \WVulst der Spindel an die S 
festdrücken, und den Kreisel durch Drehung des Sti 
schnelle Rotation bringen: 

Weil die Drehung der Kreisel aus freier Hand minder 
ist, und die Rotation kürzere Zeit dauert, so sind in 
Hinsicht die nach Lupıcke’s Angabe constrituirten Sp 
vorzuziehen. Aeltere Apparate dieser Art gleichen den Sch: 
tischen oder Centralmaschinen, und bestehen aus einer ho 
tal liegenden Scheibe, mit einer in einer Rinne derselbe 
fiindlichen Schnur ohne Ende, welche um eine andere, g 
falls horizontale, Rolle geschlungen diese in eine schnell 
tation versetzt, wenn die erste Scheibe vermittelst eines 
tels oder eines Knopfes gedrehet wird. Ueber jener Rolle 
det sich eine mit ihr parallele Scheibe, und auf dieser] 
die gefärbten Scheiben in ‚ihrer Mitte durch eine Sch 
festgehalten. . 

Die nach Lunıcxr’s Angabe von mir etwas abgeäı 
Farbenspindel besteht aus einem unten mit Tuch überzo; 


lassen sich die andern Dimensionen leicht entnehmen. Au 
sem Eufse sind die beiden messingnen Bügel c und d verm 
Schrauben befestigt, welche oben einen messingnen, mit 
Mutterschraube versehenen, Ring ef tragen, worin das O\ 
Rohr hoh von einer für die Gesichtsweite gehörigen 
geschraubt ist. Letzteres besteht aus einem blolsen, inw 
geschwärzten Rohre, welches unten der Schraube wege 
einer messingnen Fassung versehen ist, und auch oben 
gleichfalls eine solche haben kann. Die untere Schraube 
dazu, die Glasscheibe æa auf dem unter ihr liegenden hor 
talen Ringe festzuhalten. Diese plane, möglichst weise 
durchsichtige Glasscheibe ist ganz mit schwarzer Tusche 
überzogen, und hat blols einen durchsichtigen Ring, we 
man am besten erhält, wenn man sie mit stark geschwäi 
Papiere überklebt, und blofs den durchsichtigen Ring vo 
bis 2 oder 2,5 Lin. Breite unbedeckt läfst. Auf diesem Pa 
läfst sich dann leicht mit etwas Kitt vermittelst dünnen L 
und venetianischen Terpentins das aus der Zeichnung kı 
liche eiserne Scheibchen mit einer kleinen Vertiefung befest 


Farbenspindel, 139 


"weicher das obere Erde der stählernen Spindel ee’ mit der 
singnen Scheibe yy läuft. Das untere Ende € dieser Spin- 
ist etwas. dicker, oft in einer Vertiefung der metallenen 
wanbe g, welehe von unten mit einem Schlüssel höher ge- 
roben werden kann, um einen schlotternden Gang zu ver- 
Wen, ohne zu stark gegen die Glasscheibe eo geprelst zu 
ben und diese zu zersprengen. Endlich trägt die Scheibe 
Wie mit den gehörigen Pigmenten gefärbten Scheiben von 
y welche durch einen genau schlielsenden Ring dd fest- 
en werden; der untere Theil der Spindel € aber ist. mit 
"kleiner Stiftchen versehen., an welchem eine feine sei- 
meSchnur festgehakt und mehrmals um die Spindel geschlun-. 
MW wird, so -dafs diese nebst ihrer Scheibe durch «iu etwas 
Maker Anziehen der Schnur in eine unglaublich schnelle und, 
Miet -des.gröfseren Gewichtes der Scheibe, lange anhaltende 
-versetzt wird, "während. deren Dauer das. Auge bei o 
bh aus der Verbindung der verschiedenen Farben neu ent- 
ükende beobachten kann. | - 
HN Welche Versuche mit diesen beschriebenen Apparaten an- 
Mir Senden können,. würde überflüssig seyn hier ausführ- 
Wen erzählen, indem es aus demjenigen von selbst. folgt, 
w oben über die Farben gesagt ist. Im Allgemeinen will 
[dsher nur bemerken, dafs die eigentliche optische Farben- 
Ksorie durch dieselben weder. begründet noch erweitert- wer- 
wa kann,- weil es kein Pigment giebt, . welches die reinen 
— Farben, wie man sie genau genommen nur ver- 
Wiele eines Fraunhoferschen Prisma’s von Flintglas erhält, 
arzustellen vermöchte, abgerechnet dafs das Auge oft nur durch 
in Gegensatz mit andern Farben über die eigentliche Beschaf- 
mheit einer Farbe genau zu urtheilen im Stande ist, und in 
iesem Urtheile nicht selten durch gröfsere oder geringere In- 
mitit des farbigen Lichtes getäuscht wird. Wenn also E. G. 
besen? glaubt, dafs durch diese Versuche die Lehre von den 
be Grundfarben Gelb, Roth, Blau und von den drei gemisch- 
wa, Grün, Orange, Violett bewiesen werde, weil diese drei 
in gleichen Sectoren auf der Farbenspindel Weils geben, so 
wird dieses schon dadurch widerlegt, dafs eine physikalische 
Wahrheit nur durch genaue Versuche, keineswegs aber durch 









— 


1 3.a. a. O. 


um ` Farbenspindel. 


mangelhafte bewiesen werden kann. Durch die Vereini; 
aller sieben Farben, eben wie durch Vereinigung von je 
der eben genannten, desgleichen von je zwei complementi 
wenn man sie auf die Sectoren der Farbenspindel aufträgt 
durch schnelle Drehung der letzteren ihren Lichteindruck 
das beobachtende Auge vermischt, kann zwar wohl ein 
eeben. Lichte ähnlicher Eindruck hervorgebracht werden, 
lein die Farbe wird allezeit unrein, schmutzig und graus 
so dafs sich kein bestimmtes Urtheil auf solche Versuche bi 
ist, Eben so geben Blau und Gelb zwar ein Grün, Roth 
Blan ein Violett, allein beide auf diese Weise erhaltene Fe 
sind von denen des reinen prismatischen Lichtes ausnehn 
verschieden. Die Apparate können also nur zur Belusti 
und Erläuterung der Farbenlehre gebraucht werden, mit grt 
rem Nutzen aber von dem Farbenkünstler, um zu untersuc 
welchen Eindruck der Anblick von zwei sich vermischer 
Pigmenten auf das Auge macht. 


Die Wahl der Farben, welche man aufträgt, desglei 
die Helligkeit oder Tiefe, worin sie aufgetragen werden 
für das bessere Gelingen der Versuche von grolser Wid 
keit, und geschieht am besten von einem geübten und der 
che kundigen Maler. Lüpıcke schlägt für weilses Licht 
gende zwölf Farben vor, mit der zugleich ; in Graden angeg 
nen Grölse der einzelnen gefärbten Sectoren: 


a. Röthlich Violett, 40,5 Grade, aus rothem Carmia 
etwas blauem. 

b. Violett, 38 Grade, aus blauem Carmin mit e 
rothem. 

c. Indigo, 36 Grade, aus blauem Carmin mit etwas 
nigem rothen, 

d. Blau, 34 Grade, aus blauem Carmin. 

e, Hellblau, 3? Grade, aus blauem Carmin mit e 
Grün , dünner aufgetragen. 

f. Bläulich-Grün, 30,3 Grade, aus krystallisirtem Gi 
span in Essig aufgelöset, mit etwas \Veinstein. 

g, Gelblich- Grün, 28,6 Grade, aus der nämlichen A 
lösung mit etwas Gummigutte versetzt. 

h. Strohgelb, 27 Grade, aus Gummigutte mit ein 5 
nig Grün. 


Erfindung. 143 


€ 


tlich sehen. Er fügt hinzu, er habe damit Freunden, die 
hechte Augen hatten, grolse Dienste geleistet, indem er sie 
Stand setzte, deutlich zusehen. — Was er hier eigentlich 
, ist undeutlich; aber Geesen bemerkt , dafs ein Schrift- 
wie Porta, dem es an Ehrgeiz nicht fehlte, eine so 
ige Entdeckung, wie die des Fernrohrs gewesen wäre, 
umständlicher und wortreicher würde beschrieben haben. 
nt ist- überdas gar nicht, dafs er irgend etwas beob- 
$-habe, was auf den Gebrauch von Fernröhren schlie- 
reise. - 6 
arERoNYMUS Sırrunvs, ein Mailänder, welcher um et- 
Vollständiges über das Fernrohr zu schreiben, mehrere 
r bereisetet, erzählt, 1609 sey ein Unbekannter, dem 
be ‘nach ein Holländer, zu dem Brillenmacher Jon. Lre- 
e oder Lırrersueım in Middelburg gekommen und habe 
See erhabene und hohle Gläser schleifen lassen, und als 
se in Empfang genommen, habe er ein erhabenes und ein 
p bald näher, bald weiter von einander gehalten. Dieses 
sh Lirrensserm gemerkt, habe aus einer solchen Ver- 
Re zweier Gläser ein Fernrohr gemacht, und es dem Prin- 
Morırz v. Nassau gezeigt, eben dieser Schriftsteller ver- 
„ in Spanien einen Baumeister Rogrrus angetroffen zu 
äer die Kunst, Fernröhre zu machen, schon lange ge- 
Fund ein Buch darüber geschrieben habe. 
SCAR TES, der später über diese Erfindung redet 2, schreibt 
Bieckung dem Zufall zu. Ein gewisser Merıus, ein 
des als Mathematiker berühmten’ ADRIAN MErıvs, habe 
Eigen an Verfertigung von Spiegeln und Brenngläsern ge- 
b, und versucht, durch ein hohles und ein erhabenes Glas 
bh zusehen; er habe diese in einer Röhre so angebracht, 
aus das erste Fernrohr entstanden sey. . 
en Bonsai schreibt diese Entdeckung mit vieler 
Icheinlichkeit dem Brillenmacher LAacHARIas JANSEN in 
b sune zu. Er theilt gerichtliche Aussagen mit, nach 






































Telescopium. (Francof. 1618.) p. 24. 

à der Dioptrica, welche 1637 erschien, sagte er, vor etwa 
ı sey durch Zufall das Fernrohr entdeckt, Cap. 1. 

Je vero telescopii inventore. Hagae Com, 1655. vorzüglich 
n. 14. Vergl. J. d. Ph. XCII. 150. 


14 Fernrohr. 


welchen der Sohn dieses Jansen bezeugt, sein Vater habe 
1590 Fernröhre verfertigt, und eines dem Prinzen Mi 
überreicht, das andere dem Erzherzoge ALBRECHT. Dre 
dere Einwohner von Middelburg geben an, der eine, dals 
vor 1600, der andere, dafs vor 1605, der dritte vor 1610 im 
delburg Fernröhre von einem Brillenmacher Haus Lararı 
fertigt wären. Diese Zeugnisse begleitet BoreLLus mit 
-Briefe des Holländischen Gesandten WıLr. BoRrEEL, de 
Zach. Jansen und dessen Vater gekannt zu haben vers 
Er versichert, diese Künstler hätten dem Erzherzoge Ara 
ein zusammengesetztes Mikroskop überreicht, und 16f 
Fernrohr erfunden; ein Fernrohr sey dem Pünzen Mı 
übergeben, und dieser habe ein im Kriege so nützliche 
.strument nicht wollen bekannt werden lassen. Dennog 
die Sache bekannt geworden und ein Unbekannter sey, an 
thum zu dem Jon. Larrex (der hiernach mit dem Lurren 
einerlei zu seyn schiene,) gekommen, um sich eines mach 
lassen; dieser habe aus dem, was der Unbekannte ihm sagi 
Einrichtung errathen, die Fernröhre nachgemacht und & 
lich verkauf. Anntug Merıus und Drrszen hätten 
Jansen Fernröhre gekauft. Er bemerkt-endlich auch nod 
sey nicht Zufall, sondern geschickte Zusammenordnung ? 
sen. Diese Erzählung hat viel Wahrscheinliches und 
Huxvcens? versichert zu wissen, dals schon vor Mer 
1609 ein Künstler in Middelburg Fernröhre gemacht habe 

Weiner beweist, dafs schon 1608 Fernröhre aus He 
gekommen sind?. Sımon Maps nämlich erhielt von í 
Herrn Jon. Park. Fucus von Bimbach die Nachricht, d 
‚ ein solches, von einem Holländer zu sehr hohem Preise 
gebotenes Instrument auf der Flerbstmesse 1608 zu Frankft 
Mayn gesehen habe. Sımox Mans probirte nun so 
selbst ein Fernrohr zu machen, was aber, da die Nürnl 
Künstler keine Gläser von hinreichender Brennweite |] 
konnten, nicht gelang. Dennoch war Marius schon in 
vember 1609 so glücklich, durch ein aus Holland erhs 
Fernrohr die Jupiterstrabanten zu entdecken, 


1 Opusc. posth. Lugd. Bat. 1703. p. 136. 
2 Historia astronomia Cap. 15. $. 12. 
8 Als bemerkenswerth führt v. Zucn an, dafs man scho 


Erfindung. 145 


GALILAEI erhielt im April oder Mai 1609 in Venedig Nach- 
ht von einem solchen in Holland verfertigten Instrumente, 
slches entfernte Gegenstände so zeige, als ob sie nahe wären. 
sisete sogleich nach Padua Zurück, und errieth schon in der 
enden Nacht die Einrichtung ; er machte sich aus einem 
konvex — und einem Plänconcav - Gase ein Fernrohr, 
da dieses den erwarteten Erfolg zeigte, so machte er so- 
h noch ein besseres, das achtmal vergrölserte. Dieses 
er gleich ‚nachher in Venedig. den dortigen gelehrten 
Hangesehenen Männern, und machte nun bald mit Hülfe 
selben die Entdeckungen am Himmel, die hier nicht weiter 
be hören. 

k Dals ein Neapolitaner Fostasa schon vor 1608 die Fern- 
ke gekannt zu haben behauptet, muls wenigstens der Voll- 
pigkeit wegen erwähnt werden 2. 

A Die weiteren Verbesserungen der Fernröhre will ich 
kurz erzählen. Keren gab zuerst eine theoretische Ent- 
Belung der Gründe, warum das Fernrohr diese Wirkung 
e, und erfand das astronomische Fernrohr aus zwei Con- 
g läsern®, dessen sich SCHEINER zuerst wirklich bedient 
ben scheint*. 

Schon keeten hatte bemerkt, dafs man das umgekehrt 
heinende Bild im astronomischen Fernrohre durch ein zwei- 
sgenglas wieder aufrecht darstellen könne; aber diese min- 
Jugemessene Einrichtung ist nicht benutzt, soridern die des 
j Mia. oe RuEITAS fand mit Recht mehr Beifall und gab 
k zoch jetzt gebräuchliche Erdfernrohr. Man brachte auch 
mehr als drei Augengläser an, und erreichte dadurch ein- 
è Vortheile; unter andern waren DoLLoxps Fernröhre mit 
‘Gläsern vor der Erfindung der achromatischen Fernröhre 
beliebt ô. 
































ernröhre in London so zahlreich hatte, dafs von einer Auswahl 
Bede seyn konnte. de Zach Correspondance astronomique, VII, 122. 
Nantius sidereus. Florent. 1610. p. 4—11. 

Novae terrestrium et coelestium observationes, Neap. 1646. 

3 Dioptrica. Aug. Vindel. 1611. 

% Rosa ursina. Bracciani 1630. p. 130, 

"5 Oculus ‚Enochi et Eliae. Antv. 1665. 


6 Phil. Tr. Vol. 48. p. 105. 
. Bd. | R 


146 Fernrohr, 


` 


Das Hauptbestreben der Optiker ging nun darauf hin, 
Verlängerung der Fernröhre eine sehr starke Vergröfsert 
hinreiehendem Lichte und hinreichender Deutlichkeit zu 
ten. EustacHıus oe Divinis in Rom, Campanmı in B 
Huyerss und Auzour brachten Gläser von ungemein | 
Brennweiten zu Stande, zum Beispiel die von Cassımr I 
ten, deren Brennweiten 100 und 136 Fuls waren, und 
welche dieser die kleinern Saturnsmonde entdeckte, fen 
von 193 Fufs Brennweite, durch welches Pousp und Ba 
beobachteten; ja Auzour hat ein Glas von 600 Fufs ] 
weite verfertigt, das aber aus Mangel bequemer Aufstellún 
gebraucht werden konnte. 

Die grolse Schwierigkeit, diese Gläser zum Gebrau 
hinreichend lange Röhren zu fassen, worüber man si 
Deet, und Brawcnımı? belehren kann, gab Veranlassı 
Ferngläsern ohne Röhren oder Zuftferngläsern (tele 
aërien ). Huycens gab nämlich Mittel an3 ohne sc 
Röhren, sich der Gläser von so grolser Brennweite. zu: 
nen, die ungefähr in Folgendem bestehen. Er befesti, 
Glas, ‚welches als Objectivglas dienen sollte, in einem . 
Rohre, das vermittelst einer Nufs nach allen Seiten bew 
war. Dieses Rohr wurde an einer sehr hohen Stange, a 
Giebel eines Hauses oder einem andern hohen Gegenstan 
festigt, und der untenstehende Beobachter konnte ihm v 
telst einer Schnur alle erforderliche Richtungen geben; d 
genglas konnte, unten angebracht, eben so in die erferdeı 
Stellungen und Richtungen gebracht werden, und so ki 
Gläser von ganz ungemein grolsen Brennweiten, wenigste 
Nacht, wo das Auge durch fremde Lichtstrahlen, welch: 
durch das Rohr abgehalten werden, nicht gehindert wird 


1 Harrtsoexer giebt eine Methode an, solche Gläser zu e 
gen. Essai de Dioptrique. Paris 1694, und auch Huvcens D 
leitung hierzu: Comm. de vitris figurandis in s. Opp. posth. 
Bat. 1703. 

2 Hevelü mach. coelestis Tom. II. Bianchini de Hesperi et 
phori novis phaenom. Romae 1728. 

3 Astroscopia compendiaria, tubi optici molimine liberata 
gae 1684. und Suıra Çehrhegrif der Optik, übersetzt von K 
Altenburg 1755. S. 329. Taf. XIX. auch Priestuer Geschichi 
Optik. S. 159 und Montucıa U. 509. ` 


Erfindung. 147 


mcht werden. Pounp und BranteY bedienten sich wirklich 

er solchen unter Huvyerns eigner Aufsicht ausgeführten 

srichtung und.Pounp sah durch das so angeordnete Fernrohr 
smondet, | 

Unterdels beschäftigten sich Cheese und Huyszns mit 

ommung der Theorie. .Carresıus? suchte Mittel, um 

hyperbolische und elliptische Gestalt der Oberflächen der 
diejenigen Fehler zu vermeiden, welche als Abweichung 
der Kugelgestalt bei den Linsengläsern statt finden. 

” Hurcens3 dagegen, vervollkommnete durch Untersuchun-, 

i, ‚welche die Anordnung der Gläser betrafen, die Theorie 

į Fernrohrs. Aber kurz nachher zeigten Newron, dals der 

ere Nachtheil in Hinsicht auf die Deutlichkeit der Bilder in 

'Eerbenzerstreuung liege, und dafs diesem durch veränderte 

der Gläser nicht abzuhelfen sey. Newron empfahl daher 

iegelteleskope, weil er eine Verbesserung der dioptrischen 
faröhbre in Hinsicht auf die Farbenzerstreuung für unmög- 
hielt 4. 

In der folgenden Zeit machte die Kunst, Fernröhre zu ver- 
n, keine Fortschritte, bis Boen 1747 die Behauptung 
te5, eine aus mehrern Gläsern zusammengesetzte Linse 
wohl die Farbenzerstreuung aufheben. Diese' Behauptung 

indels den Optikern blofs hypothetisch, DoztLonn so> 

Pohi als CLArRAUT erklärten sich, auf Newron’s Versuche ge- 

mtet, gegen sie; bis 1754 endlich KrLingenstiernA’s Unter- 

schung inNewron’s Schlüssen über die bei allen Körpern nach 
ünerlei Gesetzen erfolgende .Farbenzerstreuung Unrichtigkeiten 
ufdeckte®. Dieses veranlalste Jous DoLLoND, einen Versuch 


















~ £ Aehnliche Vorschläge von Brancusi, und. DE LA Hire erwähnt 
rith. 6. 335. 

2 Dioptrice Cap. 8. 9. 

8 Opusc. posth. Lugd. Bat. 1703. 

4 Optice Lib. I. Pars I. Propos. 7. 

5 Mém. de lac. de Berlin. pour 1747. Ern gründete zuerst 
üne Behauptung auf die Brechung im Auge, indem er glaubte, im 
sge werde die Farbenzerstreuung ganz aufgehoben. Obgleich nun 
eses, wie unter andern Fracxuorern(G. LVI. 804.) zeigt, nicht streng 
htig ist, so hat dennoch Eurer sich hierdurch auf den rechten Weg 
ten lassen, 7 

6 Scheed, Abh. XVI. 300. 

K 2 


4 


148 Fernrohr. 


mit einem Wasserprisna und einem Glasprisma anzustelle 
er den ausfahrenden Strahl, obgleich er mit dem einfall 
parallel war, dennoch farbig fand, und dies bewog ih 
Prismen aus verschiedenen Glasarten so zusammen zu o 
dafs sie keine Farbenzerstreuung bewirkten, obgleich si 
Brechung des Lichtes hervorbrachten , und endlich brac 
achromatische Linsen zu Bande. CLAIRAUT und p’ALzui 
und Krıngsustierma® suchten die Theorie zu vervollkor 
konnten aber doch keine den Künstlern nützliche Anleitua 
ben, sendern die achromatischen Fernröhre der Englända 
hielten ihren Vorzug. 

Eurer konnte sich jetzt von der Richtigkeit der Doll 
schen Versuche nicht überzeugen, da seine Theorie der Fa 
zerstreuung etwas anderes zu ergeben schien, und ei 
Craınaur ihn überzeugte., nicht Zufall, nicht glücklich a 
fallene Gestalt der Gläser, sondern eine den Versuchen'g 
angeordnete Form sey der Grund der Vorzüglichkeit det 
lond’schen Telescope, so gab er seine Theorie auf, uni 
nun an, die Dollond’sche Erfindung durch eigene Untersdi 
gen aufzuklären*; und hieran schlossen sich die Bemüh 
von Fuss® und Kroes8 Diese theoretischen Untersu 
gen. konnten indels. nicht bewirken, dals die Fernröhre: 
noch gröfsern Grad von Vollkommenheit erreichten, vis 
worden nach Parer Dorronp, der seinen Vater Joun Dos 
noch übertraf, selbst in England die achromatischen Fe 
schlechter, weil das dazu erforderliche Flintglas in schled 
Qualität verfertigt wurde. 

Erst durch Frauunorer, der eine Methode, die Gia 
vollkommen rein darzustellen, erfand, und durch Theorie 
mechanisches Talent geleitet, es möglich machte, diopt 
Fernröhre von viel grölserer Oeffnung der Objectivlinse a 


1 Phil. Tr. L. 733. 

2 Mem. de l'ac, de Paris 1756. 1757. 1764. 1765. 1767. 

3 Tentamen de corrigendis aberrationibus luminis in M 
zefracti etc. Petrop. 1762, 

4 Vorzüglich in L. Euleri Dioptrica. Petrop. et Lips. 17 

D Fufs Anweisung Fernröhre von grolser Vollkommenbheit z 
fertigen. Leipz. 1773. 

6 Klügels analyt, Dioptrik. Leipz. 1778. 


Einrichtung. . 149 


ägen, ist aufs Neue gezeigt, dals die Kunst, dioptrische 
mröhre zu verfertigen, noch nicht ihren höchsten Gipfel er- 
ht hat, und dafs wir, wenn ein gleich talentvoller Künstler 
pe durch einen zu frühen Tod unterbroßhenen Bemühun-. 
weiter fortsetzt, noch stärkere Fernröhre erhalten können, 
ir durch ihn besitzen, wenn gleich diese alles bis dahin 
e weit übertreffen, 


























gemeine Bemerkungen über die Einrich- 
tung des Fernrohrs. 


E 4. Wenn die von einem entfernten Gegenstande ausgehen- 
Strahlen ein convexes Glas treften, so werden sie so ge- 
dafs die von einerlei Puncte ausgehenden Strahlen sich 
ber in einen Punct vereinigen, und da dieses für jeden 
# gilt, so stellt sich dort, wo jene Vereinigungspuncte lie- 
5 eim Bild des Gegenstandes dar. Dieses Bild betrachtet 
‚durch ein zweites Glas oder durch eine passende Verbin- 
mehrerer Gläser, die so angeordnet sind, dals der Gegen- 
unter einem grölsern Sehewinkel erscheint, als er sich 
"blolsen Auge zeigt. Eine solche Verbindung von Gläsern 
ba Fernrohr, dessen Einrichtung im Einzelnen allerdings 
Awerschieden seyn kann. 

Jenes Glas, welches die Lichtstrahlen von dem Gegen- 
Ps empfängt, heifst das Objectivglas (vitrum ob- 
Zum ` s. lens objectiva; lentille objective ; object- 
fs); das Glas, durch welches das Auge das entstandene 
besieht, heilst das Augenglas Ocularglas (vitrum 
fare s. lens ocularis; lentille oculaire; eye-gla/s) 
zwar ein einfach:s Ocular, wenn es nur aus einem Glase 
, ein susammengeseiztes, wenn mehrere Gläser in der 
krröhre verbunden sind. = 

Bei jedem Fernrohr kommt die Frage vor, wie stark die 
tgröfserung (amplificatio; le grossissement; 
magnifying power) sey, oder in welchem Verhältnisse 
Sehewinkel mit Hülfe des Fernrohrs zu dem Sehewinkel 
fer blofsen Augen gesehenen Gegenstandes stehe; wie gros 


Sep Beschreibung eines grofsen Refractors von Fraunhofer 
þat. 1825. und Schumach. astr. Nachr. IV. 17. | 


450 Fernrohr. ` 
das Gesichtsfeld (campus; le champ; the fi 


oder der Raum ist, den man durch das Fernrohr übersi 
ferner welche Lichtstärke das Fernrohr gewährt, oder mity 
chem Glanze der Gegenstand im Fernrohr erscheint; en 
welchen Grad der''Deutlichkeit das Bild des Gegenstande 
Fernrohre besitzt. 

Um die Vergröfserung‘, welche durch ein Fernrohr. 
vorgebracht wird, durch eine Beobachtung kennen zu ig 
dient bei mälsigen Vergrölserungen recht gut eine Beoback 
mjt beiden Augen, indem das eine Auge den Gegenstand à 
das Fernrohr hesieht, während das andere frei auf eben ı 
selben gerichtet ist. Wenn beide Augen gleich gut sehen 
erblickt man dann den vergrölsert gesehenen Gegenstand 
dem schwebend, der in seiner natürlichen Grölse erscheint, 
wenn der Gegenstand ein solcher ist, der gleiche Abtheils 
darhietet, wozu man gewöhnlich dis Dachziegel eines Äh 
zu empfehlen pflegt, so läfst sich wahrnehmen, wie viele 
che Abtheilungen des unvergröfsert ’gesehenen Gegenst 
von einer Ahtheilung des vergrößsert gesehenen verdeckt; 
den; diese Vergleichung giebt "sogleich die Vergröfserung g 
genug für Zwecke, die keine sehr strenge Bestimmung for 
zumal dann, wenn die Vergröfserung nicht über das NR 
oder 30fache hinausgeht. Zu genauern Bestimmungen führ 
im Folgenden angeführten Berechnungen. Das Feld desl 
rohrs bestimmt man nach dem Sehewinkel, so dafs der) 
messer des Sehefeldes in Graden und Minuten angegebe 
Gröfse des auf einmal zu übersehenden Raumes ausdrückt, 
findet es bei einem gegebenen Fernrohre am besten durch 
Reihe astronomischer Beobachtungen. Zu diesem Zwecke 
man das Fernrohr. in unveränderlicher Stellung auf, und 
achtet die Zeit, welche irgend ein bekannter Stern gebr 
um den ganzen Durchmesser des Feldes zu durchlaufen; h 
Instrument ein Fadenkreuz, so kann man bei gut gearb 
"Instrumenten den Faden als den Durchmesser ansehen u 
Fernrohr so stellen, dafs der Stern genau an dem 
durchgeht ; sonst aber muls man bei_wiederholter Beobaı 
den Durchgang so zu erhalten suchen, dafs der Stern 
eine Sehne, sondern den Durchmesser durchläuft. Fü 
bekannten Stern, dessen Declination man kennt, ist bi 


Einrichtung, 151 


sichen Bogen er.in gegebener Zeit durchläuft, und so erhält 
an also unmittelbar die Grölse des Feldes in Minuten und Şe- 
mden ausgedrückt, am besten, wenn man bei Beobachtungen 
uschiedener Sterne ein Mittel aus den Beobachtungen nimmt. 
Um die Lichtstärke abzuschätzen, mufs man das Mala von 
Ken, welches das freie Auge von eben dem Gegenstande em. 
Beet, als Einheit voraussetzen. Wenn der Halbmesser der 
e =a ist, und man durch 1 die bei jedem bestimmten 

de verschiedene eigenthümliche Lichtstärke hezeich- 

t, so ist na?l. der Ausdruck für das gesammte vom Auge 
dek Licht. Diese Lichtstärke, welche den. gesamm- 
We Eindruck auf das Auge bestimmt, kommt allein in. Betrach- 
ine da, wo von keiner erheblichen scheinbaren Gröfse die 
= Dagegen muls man den Grad der Lichtstärke jedes 
zelnen Punctes in dem uns erscheinenden Gegenstande, oder 
Bes Grad der Erleuchtung jedes einzelnen Punctes in dem auf 
ber Retina dargestellten Bilde betrachten, wenn der Gegenstand 
erhebliche scheinbare Gröfse hat. Wäre zum Beispiel der 
Gegenstand kreisförmig von scheinbarem Halbmesser 

9, so wäre dieses Bild auf der Retina der Gröfse rn @2:propor- 

, und jene gesammte Lichtmenge über das Bild ausge- 


2 
, gäbe eine mittlere Helligkeit = = „ als die gesehene 


heit für jeden Punct des Gegenstandes. Wenn nun ein 
urohr die Menge des dem Auge .zugeführten Lichtes. so ver- 
‚ dals sie u.na?] wird, statt dafs sie für das hlolse 

e ==ga?] war, so ist die absolute Lichtstärke des Fern- 
| =u; aber wenn zugleich der Sehewinkel so vergrölsert 
ird, dals er àg ist, so wird man bei Gegenständen, deren 
heinbare Größe in BStrachtung kommt, die gesehene Hellig- 






2 
nt jedes Punctes =: 7 setzen müssen. 


Dessen, knüpft hieran eine andere Betrachtung*.. Wenn 
p entfernter kugelförmiger Weltkörper Licht von bestimmter 
ität besitzt: so ist der Lichteindruck auf unser Auge richt 
der Intensität =i, sondern auch der scheinbaren Flächen- 


ölse = zg? proportional. Aber @ ist der Entfemung =D 


1 Philos, Transact. for 1800, und daraus in Bopx’s Jahrbuch für 
0$. 3. 231. 


152 Fernrohr. 


umgekehrt proportional, also, da hier blofs von proportion: 
Ausdrücken die Rede ist, die uns zugesandte Luchtsti 


=i.n9?, oder = pr So können wir also das gesammte ' 


a?.i * 
p7 setzen, oder du 
der Flächengröfse der Pupille und der Intensität i direct, d 
“ Quadrate der Entfernung D umgekehrt proportional setzen. 

sitzen wir nun ein F ernrohr, das dem Auge die gesan 
Lichtmenge =; Wi zuführt, und ist durch dieses R 
rohr die Empfindung in unserm Auge so, wie sie dem blo! 
Auge seyn würde, wenn derselbe Gegenstand sich in der E 


unserm Auge aufgefangene Licht = 











1 ‚u.a? a?i mĉa?i | 
fernung = D befände, soist pD "7 Sp? 
. — D2 
* 


mu, Hiernach ist also m—=Y u die Raum dureh 
gende Krofi (space penetrating power) des Fernro 
oder ein Fernrohr, das dem Auge u mal so viel Lichtstral 
zuführt, als das blolse Auge empfinge, zeigt Gegenständs 
der Entfernung D.Y u mit eben so viel gesammtem Gla 
als. sie dem blolsen Auge erschiene, wenn ihre Entfern 
=D wäre, 

HerscusLs AQfulsiger Telescop bringt über 36500 ma 
viel Lichtstrahlen in das Auge, als das blofse Auge von d 
dem Gegenstande empfinge, und seine Raum durchdringe 
Kraft ist daher =191, oder dieses Fernrohr würde den $u 
wenn er 191 mal so weit hinausgerückt würde, noch e 
so glänzend zeigen, als er jetzt dem blolsen Auge erscheint! 

Die Deutlichkeit des Bildes im Fernrohr würde vollk 
men seyn, wenn die Gläser oder Spiegel alle von einem Pu 
ausgehenden Strahlen in einem Puncte vereinigten. Dieses 
schieht nicht, theils vermöge der Abweichung wegen der. 
gelgestalt, theils vermöge der Abweichung wegen der Farl 
zerstreuung, die letzte kommt bei vollkommen achromatis 
Gläsern und bei Spiegelteleskopen nicht in Betrachtung, bei 
nicht achromatischen, dioptrischen Fernröhren aber machte 





1 Vergl. unten No. 13. 


Einrichtung. 153 


Bade die Hauptsache aus, und deshalb diente. sie zu Begrün- 
* der von Hoxexus für die Apertur gegebenen Regeln!. ` 
= 5. Die Are des Fernröhrs ist diejenige serie Linie, in wel- 
sich die Mittelpuncte alter der Kugelflächen befinden, de- 
"Theile die Oberfläche der convexen oder concaven Gläser 
Alle diese Mittelpuncte müssen in derselben geraden Li- 
‚liegen, wenn das Fernrohr seine Dienste thun soll, und es 
dann zugleich die Brennpuncte der Gläser, es mögen nun 
Sammlungspuncte oder Zerstreuungspuncte seyn, in eben 
gerade Linie. Ist die Stellung der Gläser'dieser Forderung 
berichtigt, so heilst das Fernrohr richtig centrirt. Wie 
: Weg der Lichtstrahlen durch die Linsengläser bestimmt 
en muls, wird in dem Artikel Zinsengläser umständlich 
igt; ich werde hier die dort anzugebenden Formeln blols 
n und ihrem Sinne nach erklären. 


























T 


‚, Es sey — das Brechungsv:rhältnils für Strahlen, die aus 


i in das Glas der zu betrachtenden Linse übergehen; r und ọ 
A die Halbmesser der beiden Kugeln, denen die beiden: 
erflächen des Linsenglases zugehören; b ist die Entfernung 


j oder des Sammelpunctes hinter dem Glase, so ist 

nbro ear dé 
au) b tee Lei — nro —— , wenn die Dicke des Glases 
# unbedeutend nicht beachtet wird. Diese Formel gilt für alle 
Bifachen Linsengläser, nur muls, da sie für Gläser, die an’ 


der ọ, welcher einer concaven Oberfläche entspricht, als ne~ 
tiv in die Rechnung gebracht werden. Wenn hier x positiv 
fällt, so bedeutet es eine Entfernung des Bildes an der dem 
jecte entgegengesetzten Seite; negative Werthe von x zeigen 
gegen an, dafs die Strahlen an jener Seite des Glases so fort- 
Ben, als ob sie von einem in der Entfernung =x vor dem 
se liegenden Puncte ausgingen. In jenem Falle, der bei 
iwexgläsern und erheblich entfernten Gegenständen immer 
t findet, ist es ein wirklicher Sammelpunct der Strahlen, in 
ı andern Falle, der bei Hohlgläsern eintritt, ist es ein Zer- 


1 Vergl. nachher No, 14. 


Gegenstandes vom Linsenglase, x die Entfernung des Bil. 


den Seiten convex sind, eingerichtet ist, derjenige Radius 


— 


T airnuungspunčś, -und nur in jenem Falle ist. ein wirkl 


154 . .Fernrohry: , 






Bild vorhanden. Wenn der Gegenstand sehr entfernt liegi 
kann b als unendlich grols angesehen ‚werden, und dann 


P 


te D lo MM D ro ee . 
x in die Brennweite f = —— — über und man: 
. (m—n) (r+e) | 


ñun allgemein x= bi . Ich gehe nun zu Betrachtung, 


b—f 
einzelnen Einrichtungen der Fernröhre über. 


Das Holländische oder Galilä 


Fernrohr. 









6. Das zuerst in Gebrauch gekommene Fernrohr, 
das holländische Fernrohr (tubus batavus; `teles 
hollandois; dutch telescope) oder das Galiläj’ st 
Fernrohr (tubus Galilaeanus; lunette de Gea 
Galileo’s telescope) genannt wird, gewährte die Anm 
lichkeit, dafs man mit zwei Gläsern nicht nur ein vergröf 
sondern auch ein aufrechtes Bild des Gegenstandes erhielt. 
Objectivglas war ein convexes Glas von nicht zu kleiner B 
weite, das Ocularglas ein concaves Glas von geringerem] 
stande des Zerstreuungspunctes. Um die Wirkung des In 
mentes zu beurthei: ~. will ich zuerst Strahlen, die von e 


. ungemein entfernten in ler Axe des Fernrohrs liegenden Pa 
. A: ausgehen, betrachten. Diese fallen, weil sie von eine 


entfernten Puncte ausgehen, fast völlig parallel auf, und‘ 
einigen sich in dem Brennpuncte a des Objectivglases. Wirt | 
hen hier diese Vereinigung als vollkommen an , obgleich siel 
sehr grolsen Linsen das nicht wäre, da hier nur von Lin 
deren Kugeltheile sehr kleine Bogen umfassen, die Rede 
Eben so würden Strahlen mn, pC, welche geneigt gegen 
Axe, unter sich parallel einfallen, sich in b vereinigen, 
der Punct b würde bestimmt, wenn man auf dem durch: 
Mitte C des Glases gehenden Strahle, welcher ungebros 
durchgeht, Cb der Brennweite gleich auftrüge. In abw 
sich nun ein umgekehrtes Bild des Gegenstandes darstel 
wenn nicht das zwischen C und ab aufgestellte Hohlglas € 
nach a convergirenden oder vielmehr nach den einzela 
Puncten von ab convergirenden Strahlen -auffinge. Steht di 
ses Hohlglas so, dals a sein Zerstreuungspunct ist, so lehrt! 


holländischee. 155 


gorie der 'Linsengläser, dafs die gegen a convergirenden' 
ahlen, wie uR, Cv, nach dem Durchgange durch das con- 
re Glas parallel werden, und dals also ein fernsichtiges Auge 
o den Punct A deutlich sieht. Eben so werden die mit pC 
allel einfallenden, nach der Brechung im Objectivglase gegen 
snvergirenden Strahlen, bei’ der eben angenommenen Stel- ` 
des Oculars, aus diesem unter sich parallel, so wie vb, st, 
vorgehen, und das Auge in o wird auch den Punct, von 
khem sie ausgehen, und so alle zwischen jenen liegende 
> deutlich sehen. 
7. Das Auge in o sieht aber auch den Gegenstand: ver- 
" Wenn pC, AC die Strahlen sind, die von dem ober- 
‚und untersten Puncte des Gegenstandes zum Auge kom- 
„so würde ein Auge in C den Gegenstand unter dem Sehe- 
pCA sehen, und da das Auge in o so wenig weiter 
gut ist, dals dieses in Vergleichung -gegen die Entfernung 
Gegenstandes nicht in Betrachtung kommen kann, so ist 
A der natürliche Sehewinkel für das Auge in o der durch 
Fernrohr vergrölserte Sehewinkel dagegen ist rov, und es, 
sich leicht zeigen, in welchem Verhältnisse dieser gröfser 
WCA ist. Die beiden durch die Mitte des Objectivglases 
den Strahlen Aa, pb, würden ungebrochen nach a und h 
gen, wenn das. Ocular nicht da wäre; aber im Ocular wird. 
bin die Richtung st gebrochen und unter den gegen b ge- 
en Strahlen kommt nur der durch die Mitte .des Oculars 
We Strahl uvb nach b, und mit ihm sind alle ausfallende 
obern Puncte des Gegenstandes herkommende Strahlen 
Fb, st parallel. Der Winkel rov = avb ist also so be- 
dafs ab=va. Tang. rov=Ca. Tang.pCA ist, oder 
Tangente und Bogen als gleich anzusehen sind, der 


akel rov = ca, pCA, der vergröfserte Sehewinkel verhält 


also zum natürlichen Sehewinkel, wie Ca zu va, wie die 
hnweite des Objectivs zu der Entfernung des Zerstreuungs- 
ktes des Oculars.. Wenn also zum Beispiel mit einem Ocu- 
lessen Zerstreuungspunct 1 Zoll entfernt ist, eine 30 malige 
hölserung bewirkt werden sollte, so müfste das Objectiv 
fnil Brennweite haben. Die Länge des Fernrohrs, d. h. der 
Kand beider Gläser von einander, ist dem Unterschiede beider 
* gleich. Wenn die Gläser so geschliffen sind, dafs 


156 Fernrohr, 


beide convexe Seiten des Objectivs .einerlei Kugelfläche ange 
hören ‚. so ist- die EEN 


p. M 
. © 2(m—n 
und wenn eben so r den Halbmesser beider Oberflächen dg 


Hohlglases bezeichnet, so ist für. dieses 
LN ' 


, ` p —n.r 
, 2 (m—n)’ - 


also S=: m, die Vergrölserung. In andern Fällen würde die 


Ausdruck verwickelter ‚ wenn man ihn durch die Radien i 
geben wollte. . 
"` 8. Dieses Fernrohr hat die Unbequemlichkeit, em si 
kleines Gesichtsfeld zu geben, besonders dann, wenn das A 
nicht ungemein nahe hinter dem Augenglase steht. Stellt in unse 
Figuruden äufserten Punct des Glases vor, so ist zu der Rule 
gegen die Axe geneigte Strahl, welcher noch nach zuro ge he 
chen, das Auge o erreicht, und wenn pC mit zu parallel ii 
so ist pCA der Halbmesser des Gesichtsfeldes. Das Bild 
soll hier alles was in dem Halbmesser des Gesichtsfeldes li 
darstellen, und wenn ich also diesen =p = pCA nenne ı 
Bogen und Tangente verwechsle, so ist ab = Ca. ọ =f, 
wenn f die Brennweite ist. Der Punct r, wo der äufserste 4 
das Glas fallende und nach b gelangende Strahl das Ocular triß 
= wird hier zunächst durch rv vermittelst der Proportio 
(ab+-rv):ab-+-cu=av:aC, oder wenn der Halbmesef 
des Objectivs Cu = hist, durch k. 
Ter: .gth=f: f, 


das ist rv—=f. Oh? h—f. P 



















bestimmt. Nenne ich aber die Entfernung des Auges vom Oa 


ov=z, soist auch rv=z . 2 und daher ọ == —— 


f | f(zf+(f—f) 
Bei .einem Objective also, dessen Halbmesser =h, ein 
f — E 
w -h | 
würde 9= —— also für z = 4 Zoll und f = 1 Zol 


10.z2+9.f 
p = 31’; dagegen für z = 4 Zoll, p = 24. Sollte ab 


, | f 
Zoll betrüge, und das zehnmal vergrölsern sollte, also — = 


f 
F = 20 seyn, undh=f=1, so wäre für z = 4 Zoll, =$; 


holländisches. 157 
be 
+EP) 


yn, oder so grofs müfste wenigstens der Halbmesser des Ocu- 
ss seyn, um die vom Rande des Gesichtsfeldes kommenden 
trahlen noch durchzulassen, Die Rleinheit der Gesichtsfeldes, 
dbst bei mälsigen Vergröfserungen, ist der Grund, warum die- 


I Fernrohr eicht mehr im Gebrauche "ist, -und nat ndch zu 





ı ungemein kleines Sehefeld, dabei mülste v r = 


jechenfeinröhren ar angewandt wird, wobei H kaum jemals‘ èi- 
, E Kë: 


ia höhern Werth. als 4 oder 5 hat, Ih diesem Falle. Wird, 
gen hb auch nur A Zoll ist, und f = 1 Zoll, z= $ Zoll wiire, 
beträchtlich, über -4 Grad.: Dag Gasiehtsfeld ‚würde Wa- 
E wena'man zwischen den bisher. betraghteten beiden 
Soch, ein convexes Glas -einsetzte ,.. aber da wir’ ine 
Binliche Einrichtung zur Sammlung der Strahlen nachher bei 
be astronomischen Fernrohr betrachten müssen, 30 >, will ich 
B hier übergehen. . , mo 


9. Dagegen mufs ich doch rioch erwähnen ; was für Age? 
gen dieses Fernrohr erleiden mus , ‘wenn der beobachtete 
enstand weniger entfernt ist, Wad: ferner wenn dar Abee 


tig ist. ' “o. 1 van. 
d. 
k Wenn der Gegenstand näher ist, ` so "dafs in der Formel 


x (No. 5.) das letzte Glied des Nenners nicht ganz unbe- 
eutend wird, so wird der Abstand. des Bildes, Ca, grölser. 
Iehmen wir noch immer einen fernsichtigen Beobachter an, 
er also das Augenglas so stellt, dals es ihm parallele, Strahlen 
ebt: so mufs dieser das. Augenglas ein wenig vom Objective 
"fernen, nämlich so, dafs der "Zerstreuungspunct des Hohl- 
Reg nun mit dem in der Axe liegenden Puncte des Bildes zu- 
pmenfällt. Da man nie ungemein nahe Gegenstände betrach- 
ka wird rm — dé 
kmals sehr von f verschieden, jedoch für einen Gegenstand, 
sen Entfernung zehnfach so grob als f, erhielt man x =f + 4f, 
ı dals das Vorrücken des Oculars allerdings ein Neuntel der 
innweite betragen würde. Ist der Beobachter dagegen kurz- 
htig, richtet aber seine Beobachtung .auf einen unendlich 
fernten Gegenstand, so bleibt Ca die wahre Brennweite, 


oder wenn b = {f ist, x = 








4160 ı Fernrohr, 


de Mitte C einfallenden Strahlen sehen, nur die, als die ü 
sten, von welchen der gerade fortgeführte Lichtstrahl pì 
Rand H des Oculars träfe. Diese Gegenstände scheinen der 
ge o um den Winkel voH von der Axe entfernt zu liegen 
Winkel aber, um welchen eben diese Gegenstände dem b) 
Auge. von der Axe ‚entfernt zu liegen scheinen, ist der] 
messer des Gesichtsfeldes =HCv.=pCA, und dieser V 


Kann g = SS gesetzt werden, wenn h’ der Halbi 


der. Augenglases ist; ꝙ ist also so groſs, als der Halha 
des Oculars von dem Mittelpuncte des Objectives am. 
hen, erscheint. Bei kurzen Fernröhren mülste mam 


Tang. pCA =- 





h’ F 
FFF den Winkel selbst erst suchen. LG 
gens versteht es sich: yon selbst, dals h’ der Halbmesserik 
fenen Theiles, des Augenglases ist, wenn dieses zum" 


durch eine Blendung bedeckt wäre. y 


"219. Man kann ein ‚grölseres Gesichtsfeld mit: Hülfe 
doppelten Oculars erhalten. Um die Wirkung dieses dopi 
Ocufars in Hinsicht atıf Vergrößerung zu übersehen, nehri 

iz das erste Ocular ‘zwischen dem Objectiv und seinem Brenn 
37 in der Entfernung fz =k vom Brennpunctp an. 


Da nun die im Objective gebrochenen Strahlen gegen f 
vergiren, so jet in der Formel (No. 4.) b=—k zu setzen; 


kf 
x gr EEF giebt den Abstatıd des Bildes g m vom! 


lare; die Strahlen, welche sonst in f gesammelt wären, | 
men nun in 8», die: welche sonst in l gesammelt wären, | 
men nun in m zusammen. Das zweite Ocular sey in zë 
stellt, so dafs zg die Brennweite = f” ist; dann sieht ein 
seits zt stehendes Auge den Gegenstand durch parallele Str 
deutlich, aber umgekehrt so wie das Bild gm es zeigt. 

Sehewinkel, der ohne Fernrohr =fCl=g, war, ist =| 
geworden, und wenn man f =x, oder zg = gx nim 


is gzm=gra= p, weil fl = f.g -== k.gxm ist, d 


Winkel und Tangente verwechselt werden dürfen. Die 


Prim 


grölserung ist also — 


astronomisches. 161 


d 


. Die Grölse des Gesichtsfeldes wird auch hier durch den 
inkel x Cy = 9. bestimmt, wenn yx der Halbmesser des er- ` 


, 


m Oculars: ist, und dieser Winkel würde hier durch‘ SÉ 


gedrückt, wenn h’ den Halbmesser des s Aupenglases a angäbe. 
ke, wenn hier die Vergrößserung = H — m heifst , so wäre 


KN ! 
a. Ich will ‚dieses sogleich auf ein bestimimtes 


el anwenden. Das erste Qcular sey' so: aufgestellt, dafs 


f 
s Ze war, würde=; f". Das zweite Ocular muls einen so 


Halbmesser =h” haben, dafs ; jener Hauptstrahl. Cy, der 
aAxe in C schneiden würde, das Ocular noch tree. ‚Die 


—* ist, so würde die Vergröfserung o _ =m; A , wel- 








p GAN d ge Ang 
—— f?r 
2 


ung Xo wird hier = £ 








l folglich zo=xo—2ťf —— 


=r 2f — f ET St EE, gd 
— — E38, | 


f+f 
hà offenbar h” — GE DEE Bag 


Da mın , h” einen gewissen Theil der Brennweite "nicht 


f 
t 


iten darf, ohne Undeutlichkeit der Bilder zu’ bewirken, 
ker h” = uf; dieses richtige Maals dann ist ` 





⸗ a f—f 
s w =b A 
ze+f 
atb 
| CL | 
b — „el _Y 
F =H NEF 3f 


» dals h’ noch etwas geringer wird, als es nach jenem Ver- 
ältnisse wohl dürfte. Hätte man mit einem Ocular die Ver- 
IV. Bd. L 


— 


162, ' Fernrohr, ` 



















gtöfserung = A erreichen wollen, so hätte man dem Ocy 


die Brennweite = af’ geben müssen, und dann wäre ¢ 
or. 8 4 y f’ 
Halbmesser des Gesichtsfeldes = 


D E2 -r | a'l +1 


2 
gegen hat man bei chen der Vergröfserung den Halbmesser d 
h’ e RÄ (2f) 

= da, | 
Gesichtsfeldes = an” Je —— und da, k = RER 
ER, 


2At 
> welches fast genau das Doppelte dessen į 





` geworden; jetzt i 


seyn sollte "so ist des Gesichtsfeldes Halbmesser = 


if. 


oder = uf 
Höf) 





was wir bei dem einfachen Oculare erhielten. 
© 43. Die Lichtstärbe des Fernrohrs lälst sich aus folger 
Ueberlegungen ` ‘beurtheilen.. Wenn h der Halbmesser des OR 
jectivs ist, so fällt von eben dem Gegenstande, der dem blo 
Auge die Lichtmenge z. 'a2.lzusandtei, auf das Objectivg rg 
die Lichtmenge —zh2, l, und wenn das Augenglas alle d 
vereinigten Strahlen, ‚nachdem sie durch den Brennpunct g 
gangen sind, auffängt, und wênn dann der Augenstern gr 
genug ist, sie aufzunghmen, sa. ist, in Hinsicht auf den 
sammten Glanz, die Lichtstärke des Fernrohrs = z.h?.k 
= 7. z.a®.l, oder t drückt dann das aus, was ich į 

No. 4. u nannte. F 
Wenn "der Gegenstand ein so höchst kleiner ist, wie e 
. Fixstern, so hat man allein diese ganze Lichtmenge zu bestimin g 
nöthig, jedoch mülste man, wenn der Augenstern nicht d 
Fi Cé „ganzen Lichtkegel dae falste, delshalb eine Reduction vornel 


men, die aber, weil wës A ist, nur dann nöthig wir 


hf e ad ) e d 
wenn decke ist. Wäre der Gegenstand kein Fixstern, sot 


dern grölser, so dafs sein Bild einen erheblichen Raum ab ein- 


1 Vergl. No, 4. 


astronomisches. 163 


imt, so wäre nach den frühern Bemerkungen der mittlere 


ad der Erleuchtung auf der Retina beim blolsen `. Auge der 
P. 


dë proportional; wo œ den scheinbaren Halbmesser 





















ytet, und jetzt würde, da das Bild auf der Retina dem ver- 
rten Sehewinkel -?- gemäls ist, die vergröfserte Licht- 





* y: p? ' DT ` . 
pare =—zh2.l. durch 13 zu dividiren seyn, also 
Ä fh würde der Ausdruck für die dem Auge erscheinende 

n2f’2 


jekeit seyn; und — ap Su 1 würde ihr Verhältnils zu 


Benigen angeben, welche für das blo[se Auge, wenn es den- 
2 Gegenstand betrachtete, statt fand. Diese Formel ergiebt 
Beziehung auf Gegenstände von merklichem scheinbarem 
hmesser die Regel, dafs die mittlere Intensität des Glanzes 
æ erstlich der Gröfse der Fläche des Objectivglases direct, 
H aber auch dem Quadrate der Vergröfserung umgekehrt pro- 
final ist. Auf den Lichtverlust beim Durchgange durch 
Wie Gläser ist hier nicht gesehen; wenn man durch Versuche 
Bruch kennt, der das Verhältnifs des von ihnen durchgelas- 
m Lichtes gegen das auffallende angiebt, so muls jener Aus- 
Wick noch damit multiplicirt werden. Wenn also z. B. das 
bise Ernaumuoren’sche Fernrohr in Dorpat 9 Zoll Objectiv- 
kfnung hat, und wir dem Augenstern die Größse — Š Zoll 
enf, so wäre die absolute Lichtstärke = 542, und die 
durchdringende Kraft = 54; für einen Körper dagegen, 
F merklich vergrößert g gesehen wird, wäre bei der schwäch- 
:140 maligen Vergrößeruug die Helligkeit jedes Punctes 


Y= 7 ungefähr, bei der stärksten 480 maligen Ver- 


2 . 2 
g =( 5) = = ungefähr, und es erhellet also, 


man bei Gegenständen, die nicht sehr lichtvoll sind, die 
fserung nicht zu weit treiben darf. 
14. Bei denjenigen astronomischen Fernröhren, welche 
— — 
1 Nach Heascuzı Astr. Jahrb. 1804. S. 231. 
L 2 


164 . Fernrohr, 


noch keine achromatische.Objective hatten, verdiente vorzi 
die Frage, wie grols man die Objectiv - Oeffnung nehmen ı 
ohne ein durch die Farbenzerstreuung zu sehr undeutlich 
dendes Bild zu erhalten, eine genauere Untersuchung. | 
Frage war um so wichtiger, da, wie wir eben gesehen habe 
Lichtstärke des im Fernrohr gesehenen Bildes mit der Gröfls 
Oeffnung sehr zunimmt, und man von dieser so wenig als: 
lich aufzuopfern wünschte. Huxeens hat vorzüglich sid 
müht 1, die Regeln, ‘wonach die Gröfse der —— 
Aper tur ( apertura, ouverture, aperture ), der 
Durchmesser das Objectivs, bestimmt werden müsse, anzugt 
hatte das Objectiv einen grölseren Durchmesser, so mulste 
ser mit einer Blendung (annulus, aperturam' lentium defini 
das. ist mit einem Ringe von Holz, Blech oder Pappe, b 
werden, um die vom Rande herkommenden, das Bild um 
lich machenden , Strahlen labzuhalten. Huxorns’ 8 Regel 
ruhen auf folgenden Ueberlegungen. 


Wenn man die Abweichung wegen der Kngelgesth 
unbedeutend gegen die wegen der. Farbenzerstreuung , bei 
setzt, so kommt hier alles auf die Betrachtung zurück, del 
Brennweite des Objectivglases nicht dieselbe ist fiir -die Ser 


der einen, und der andem Farbe. Das Brechungeverkil 


ist, wenn ich hier nur bei Newror’s Bestimmung stehen NM 
indem jede einzelne Glasart doch etwas anderes giebt, =l 
für rothe, und 0,641 für violette Strahlen, und D Zeie, 
r. 


der rothen Strahlen h liegt also in der Entfernung 1 ec 


Di 
pig. der Brennpunct k der violetten Strahlen in der Entferi 
= ES Se . Stellen wir also das Augenglas so ,. dafi 


den mitten zwischen- -k und h liegenden Panct am deutlich 
sehen, so vereinigen sich hier die auf dasObjectiv AB a 
den von einerlei. Puncten ausgehenden Strahlen nicht i 
nen einzigen Punct, sondern in einen Kreis vom Hal 
CA.k? —1 h. "Ar 
ı h. (1,857- 837—1,786)__h. (0, 1. (0,071) —h. 0,019 


=k FAC 18574176 3688 








1 Hougenii opuscul, postb, Lugd. Bat. 1703, 


astronomisches ` 165 


n h der Halbmesser des Objectives ist. Die Zahl 0,0195, 
iche stets dieselbe bleibt, wenn man einerlei Glasart beibe- 
will ich = setzen, so ist dieses Kreises Inhalt = . Chi. 
‘Dieser Kreis erscheint aber desto gröfser oder macht auf der 
at ein desto gröfseres Bild, je näher das Auge steht, oder 
kes hier dasselbe ist, je kleiner die Brennweite des Augen- 
ist. Jenes kleinen Kreises Halbmesser nämlich erscheint 
durch das Augenglas von der Brennweite f sehenden Auge 


























z einem Sehewinkel, dessen Tangente = Er ist, und der 


ler Netzhaut dss Auges hervorgebrachte Kreis hat also eine 





—* proportionale Grüfse, und dieser Ausdruck giebt 
Mals der Undeutlichkeit, welche verschwinden würde, 
WO wäre oder ein von Farbenzerstreuung freies Objectiv- 
Pgeaommen würde. Bei gleicher Glasart ist er dem Quadrate 
'h direct, dem Quadrate von f umgekehrt proportional. 

Die Frage, welche Apertur man dem Fernrohre geben dürfe, 
mm darauf hinaus, zu bestimmen, wie grols die Apertur 
J eines andern Fernrohrs seyn dürfe, dessen Objectiv und 
r die Brennweite F und E haben, wenn die Lichtstärke 
Meutlichkeit in beiden Fernröhren gleich seyn soll. Die 
heit der Lichtstärke wurde durch 

h2.f? DE 

| ROTOR? 
Beichheit der Deutlichkeit durch 
h? H? 


i pn angegeben; soll also die Ver- 





rang ee, 5 seyn, oder das zu bestimmende Fernrohr 


lso viel als das andere vergröfsern, so muls P = vf und 
v.h seyn, und F — v.f, oder H?:h?=F:f. Die 
weite des Augenglases und eben so auch die Apertur sind 
fer Vergrößserung proportional, beide aber auch der Qua- 
kirzel aus der Brennweite des Objectivs. Wenn man also 
lige Vergröfserung bei 1 Fuls Brennweite des Objectivs, 
"Zoll Apertur und 0,61 Zoll Brennweite des Augenglases 
bte, so ward für 100 malige Vergrölserung eine Brenn- 
mer des Objectivs == 25. Fuls, Apertur = 2,75 Zoll, Brenn- 
des Oculars == 3,05 erfordert, und um 400 malige Ver- 


um 


166 ° Fernrohr, 


grölserung bei gleicher Deutlichkeit und Lichtstärke zu erh 
hätte des Objectivs Brennweite 400 Fufs seyn müssen, ' 
denn eine Oeffnung von 11 Zoll und Brennweite des O 
== 12 Zoll gehört hätte. Um die Vergleichung zwischen 
sem ungeheuern Fernrohr von 400 Fuls Länge und dem 16 
gen Fraunhofer’schen zu vollenden, mülste man nun doch 
die Betrachtung, dals j jenes immer noch einige Fehler wege 
Farbenzerstreuung behielt, ' hinzufügen t. 1 

15. Die Frage, wie man das Fernrohr für nähere 6 
stände oder wie man es für kurzsichtige Augen stellen 
läfst sich hier fast eben so, wie in No. 9. beantworten. 


30. Bild eines nähern Gegenstandes liegt weiter nach v zu, al 


Brennpunct a des Objectivs, und das Augenglas GH mul 
etwas weiter vom Objective entfernt werden, damit der B 
punct des Oculars mit dem Bilde zusammenfalle. Siel 
Kurzsichtiger durch das Fernrohr, so verlangt er die he 
gehenden Strahlen vo nicht unter sich parallel, sondern 
divergirend, er muls daher das Ocular dem Objective etwi 
her bringen. Um diese Stellung des Augenglases zu erh 
umsieso, wie jedes Auge es fordert, zu berichtigen, haben di 
vergrölsernden Fernröhreeine Stellschraube, mit der man sehr 
Aenderungen hervorbringt; denn bei kleinen Brennweite 
Oculars bedarf es nur unbedeutender Aenderungen, um 
Fernrohr jedem Auge angemessen zu machen. 

16. Als eine besondere Art der astronomischen Fernröhn 
man de Kometensucher, oder Nachtfernrö 
an (telescopia nocturna; lunettes de nuit; ni 
telescopes, auch wohl kits- eyes, Katzen-Augen gem 
Ihre Bestimmung ist Gegenstände, die wenig Licht habeı 
deren Ort man nicht genau kennt, aufzusuchen, z. B. am 
mel die Kometen, kleine Sterne oder Nebelflecke, auf der 
bei Nacht Gegenstände, die wenig erleuchtet sind, z.B. S 
oder Gegenstände am Ufer, wenn die Schiffer sich ihrer | 
nen. Um dieses Zweckes willen, bedürfen sie einer g 
Lichtstärke, um schwach leuchtende Gegenstände Kenn 
machen, und eines grolsen Gesichtsfeldes. Beides erhält 


1. Die von Hurcexs berechnete Tafel für Brennweite, 4 
und Vergröfserung s. bei Smith Lehrb. d. Optik. p. 193. us 
von Tos. Marza berechnete Tafel in Klügel’s Dioptrik. S. 179. 


Erd fernrohr. 467 


€ 


mn man dem Objective bei mälsiger Brennweite eine bedeu- 
s Oeffnung giebt; denn selbst ein einfaches Ocular von be- 
mtem Durchmesser giebt ja das Gesichtsbild desto gröfser, 
keiner die Brennweite beider Gläser ist. Die Vergrölßserung 

§ dann nicht so erheblich werden, aber dieses ist auch bei 
Gegenständen, die der Schiffer auf dem Meere wahrneh- 
will, gar nicht nothwendig, und beim Kometensucher 

ia mae eher auf Vergrölserung als auf Lichtstärke Verzicht 
fen. In den Formeln (No. 13.) würde z. B. bei 10 maliger 




















rölserung, io, die Lichtstärke die vierfache seyn, wenn 


20 . a, der Durchmesser des Objectivs 3 Zoll wäre. Die 
hofer schen. Kometensucher von 34 Linien Objectav - Oeff- 
| ‚haben bei 24 Zoll Brennweite und 10 maligerVergrölserung 
Jhtsfeld von 6 Graden Durchmesser. Bei so sehr grolsem 
nfelde bemerkt man zwar schon, dals am Rande die Ge- 
$ nde nicht vollkommen deutlich erscheinen; aber da es 
zur darauf ankömmt, die Gegenstände zu bemerken, die 
dann, theils indem man sie in die Mitte des Gesichtsfeldes 
, theils indem man ein anderes Fernrohr zu Hülfe nimmt, 
beobachten kann, so ist dieses kein wesentlicher Fehler. 


Das Erdfernrohr. 


47. Da es uns bei Gegenständen auf der Erde unangenehm 
störend ist, wenn sie in umgekehrter Stellung erscheinen, 
ke: Zweck des. Erdfernzohrs , , (telescopium terrestre) die 
sert erscheinenden Gegenstände zugleich in aufrechter 
Be zu zeigen. 

Ehe ich die von pe Rueıra angegebene, zu diesem Zwecke 
febrauch gekommene, Einrichtung beschreibe?, will ich die 
3 beantworten, warum die einfacher scheinende Einrich- 
, wo das Fernrohr nur aus drei Gläsern besteht, nicht so 
mäfsig ist. 

Käme es allein darauf'an, die umgekehrte Erscheinung des 
in eine aufrechte zu verwandeln, so könnte man dieses 


izweiim Ocular-Einsatze (tubus ocularis; 


| Einige andere Vorschläge, die minder brauchbar sind, erwähnt 
H. 236. 


170 Fernrohr, 


Aus dem Vorigen ist klar, dals aC b= ø der Sehewi 
ist, unter welchem der Gegenstand, dessen Bild.ab dars 
dem blofsen Auge in C, also auch, da des Gegenstandes Eu 
nung so sehr grols " in O erscheint. Es ist aber ab = 


und offenbar Wee ee also ft * 















endlich um: .g, wenn f, f,f',f” de B 
der auf einander folgenden Gläser sind. Die Yergröf: 
alao zu - CR EUER die Länge des Fernrohrs=f EE HVWEF 


wo VAN willkürlich ist. 
19. Um die Grüfse des Gesaräir/aiddes za bestimmen, 
sen wir wieder die Swahlea verixsna. weiche durch die 
des Objectivs gehend den Rin? Zes ersen Ocalars treffen. 
Beispiel ser, wie Serra e Zeie? YW =f 4f 
das =f, so schnaser če sinncikise durch den 


gehenden Strahlen ae Ae mb ZA wz Kë _ 


it. War ma VH= Y s mt Ars sang Oculars , 
ser W I—h" se rmb Seen čr er bt: durch H 


Strahl auch dieses Ocol nxt GE. ase k” = 





Die ware. weite e:z F meheni das zweite ( ? 
treffen, kommen wieder z > z = der Ax: mammaen, und 
Wr = ——. Da zzz ? ASo weit in 
Rezt, dals p denas fe Kot x fmt man den H 


mener ZM=h" des Yemen Anecs, Inden man 


k”: LKE ` Wr, EZ, e 
a 
un Ve HH 
— 


Na ba Jas letste Ola me zrmomssenen Halbmi 
mh mat”, a Zen X Sie Deutlichke 
Terate, A werd 





l ie 5 SS 


| Erdfernrohr. 169 


' Lé f 2 f“ $ .. D 
mmen, dafs EP =3f Hr f” sey, so läfst sich 
t bestimmen, in welcher Entfernung vom Centro des Gla- 
E die äufsersten Strahlen vorbeigehen‘, indem diese 


"= h er wird. Um deutliche Bilder zu geben, darf 


d nicht gröfser als höchstens Z EN f” nehmen, wenn also 
= =—=20f”, die Vergröfserung 20 malig seyn soll, so würde 

























, Ni. CR 
r, h = -EP 
' 1 (1427) 
— f+f” 
1 23 v 
4 Ai" di 
. sT Ep und des Gesichtsfeldes Halbmesser 
ı 1 


Se, g * 0,008 —20 , statt als ein astronomisches 


bhr dessen Ocular den Halbmesser =; f” hätte, bei 20 


er Vergrölserung der Werth des 9= Fe er > 41 gege- 


Diese Verkleinerung des Gesichtsfeldes ist einer der 
je, warum diese Einrichtung nicht brauchbar ist, ein ande- 
gt in der Farbenzerstreuung der Oculare, die ich in der 
erst erwähnen werde, 

L In beiden Hinsichten hat das von pe RurırA angege- 
md noch immer als bequem anerkannte, Erdfernrohr mit 
sern enen Vorzug. Dieses ist als eine Zusammensetzung 
 astronomischer Fernröhre anzusehen, indem die vom 


en, dann in dem Glase GH, welches in a seinen Brenn- 


Be des Gegenstandes kommenden Strahlen parallel ausfahrend 
las IK treffen, in aß ein neues, offenbar aufrechtes Bild 

gegenstendes darstellen und endlich durch LM gebrochen 
sallele Strahlen zum Auge O gelangen, wenn o beider Glä- 

IK und LM Brennpunct ist. Dals das Auge in O den Ge- 

tand aufrecht sieht, dals ein fernsichtiges Auge ihn auch 
ch sieht, erhellet leicht; die übrigen Umstände will ich 
iher betrachten. 


| | 


tive ED aufgefangenen Strahlen in ab ein Bild hervor- 58" 


hat, so gebrochen werden, dals die von jedem einzelnen. 


&- 


! 


172 - Fernrohr, 


schen W und Z liegen kann, so ist “ 
p WP _ "lg. — f.f'? —f’3 
~ Zp "Petit... Carr 
Soll also hier k” = uf” und Ki zf seyn, so würde g 
der Gleichung f’ (f.f’2 — gff” 4 2f £” — f2 f) 
| ra 
£” (gffE' — f . f'2 — f'3) bestimmt, also g = Sp” +3 
r 1 , f’2 Té . 
daraus aber folgt WP =; f -7 + Fp?’ und 
Kr Ai (e EE et sage ail l 
WP . fepe — 2" at Ea 
Es läfst sich leicht übersehen, dafs Mer h' leicht kl 
als uf’ zu erhalten ist, wenn man f” < f’ nimmt. Es 
z. B. wie Kıüezı aus andern Gründen annimmt, 


EI = 2 f’, 


€ $ 2 e ` 
h=yu.f e a. 18 ~ 65 uf giebt. ` 
Hier würde 9= eh , den Halbmesser des Gesichtsfd 


angeben, weil ZA f = 21 f’ ist, und eben dieser Halby 

, ` mn 2 . 
ser des Gesichtsfeldes wäre = ETE” =H p m d u gewon 
wenn man aus den beiden Gläsern, deren Brennweite = 
und = Ss sind, ein astronomisches Fernrohr zusammer 


setzt hätte. Ein Vortheil, der in Hinsicht auf den farbi 
Rand erreicht wird, soll in der Felge erwähnt werden. 
21. Man kann auch dem Erdfernrohre vier Oculare. 
ben, und da dieseg eine sehr gewöhnliche Einrichtung ist 
will ich wenigstens Einiges von den Anordnungen der ( 
lare, die hier möglich sind, angeben.. Das erste Ocular ı 


1 Dioptrik $. 470. 471, wo er Evurn's Regeln folgt. 


Erdfernrohr. 173 


wwischen dem Objective und dem vom Objective hervorge- 
brachten Bilde!, dann bringen die beiden ersten Oculare zu- 


hmmen eben die Wirkung, wie in dem ästronomischen Ferri- . 


me mit zwei Ocularen, ‚hervor, und wenn das durch das 
ı Ocular dargestellte wirkliche Bild genau in den Brem- 
t des zweiten Ocnlars. fällt, so geben dann die. Licht- 
len ‚parallel vom zweiten zum dritten Oculare über, ver- 
feisen sich im Brennpuncte des dritten ‚Oculars, der mit dem 
s vierten zusammenfällt, und kommen durch das vierte pa- 
















die Strahlen aus dem zweiten Oculare patallel hervorge- 
m, sondern sie könnten auch nach einem ziemlich entfern- 
A Puncte convergirend seyn; dann würde ‚diese Convergenz 
das dritte Glas; stark vermehrt und ein Bild dargestellt, 
tiches sich allemal im Brennpuncte des vierten Glases be- 
jen muls. Ob dos eine oder das andere in einem gegebe- 


dritte und vierte Ocular an ihren richtigen Stellen; durck 
e sehe man nach einem entfernten Gegenstande und' gebe 
itung, ob man ihn deutlich (wenn auch nicht :vergrölsert) 
kennt; ist das der. Fall, so stehen diese beiden Oculare so, 
a en parallelen .auf das dritte Ocular fallenden Strahlen an- 

sssen ist. Sieht man aber die Gegenstände nicht deutlich, 
a müs man das eine Ocular herausnehmen und ent- 
von dem. andern halten, so waren die auf das dritte 
aiser auffallenden Strahlen im Fernrohr convergirend: Wäre 
t B, des Objectivs, Brennweite 19 Zoll. und befände sich das 


kte Ocular von 13 Zoll Brennweite nur 18 Zoll: von jenem 
himt, so läge Aus erste wirklich entstehende Bild um den 


u et an. | 
bestand == "ge = 75 Zolle hinter dem ersten Oculare, 
h i5 +1 : 


will ich 7 Linien setzen. Das zweite Ocular stehe um 
| Linien von dem ersten ab, und seine Brennweite sey- 


r48 Linien, so würde dieses zweite Ocular ein neues Bild 





1 Dieselbe Anordnung findet sich in Fig. 31. dargestellt. 


in das Auge, Aber nicht immer. işt die Asordnung so, 


> Fernrohre stdtvlfindet, kann man leicht so untersuchen. ` 
nehme den Ocular - Einsatz heraus, und lasse darin jur ` 


174 ‚Fernrohr, | 


in der Entfernung => — 63 Linien bilden, wenn ni 


35 Linien hinter dem zweiten Ocular sich das dritte befäni 


Des eben bestimmten Bildes Abstand vom dritten würde a 
98 Linien betragen, und wenn Ze e Linien. Brennw 






















hat; so kommt das Bild auf Gë 127 Linien zurück, ı 


wenn das letzte Ocular die Brennweite = = 17 hätte, so wù 
die Vergrößerung 21fach seyn. 


Das achromat ische Fernrohr. 
22. Obgleich die vollständige Beantwortung der Frage, | 


ein Linsenglas zusammengesetzt seyn mof ‚um ganz farbe 
zu seyn, in dem Artikel: 'Linsenglas, „. abgehandelt v 
wird: so muls ich ‚doch hier die Hauptbetrachtungen, 
jene Untersuchung ankommt, erwähnen. 


Kig. Menn auf ein convexes Glas C paralläle Strahlen fallen, 
` würden diese in A. ein völlig bestimmtes, in einen ein 
Punct vereinigtes Bild eines vor dem Glase liegenden leuch 
den Punctes darstellen, wenn alle Farbenstrahlen einerlei: 
chung erlitten. Durch das hinter jenem angebrachte hohle 
D, das hier von anderer Glasart ist, wird der Vereinigungsg 
weiter entfernt und.B würde der Ort des Bildes seyn. Da 
aber hier auf die verschiedene Brechbarkeit der Lichtstrahleg 
sehen haben: so. werden wir sagen müssen, in A würd 
violette, in a das rothe Bild durch das Convexglas her 
bracht, und beide werden nach B,b, durch das zwischenge: 
Concavglas hinausgerückt. Hier entsteht nun die Frage; 
nicht die ungleiche Farbenzerstreuung der Gläser so seyn kör 
dals B und b in einen Punct zusammen fielen. DaB bei d 
cher Gestalt desConcavglases desto weiter von A entfernt liegt} 
stärker die violetten Strahlen im zweiten Glase gebrochen 
den, und da b desto näher an a rückt, je weniger in dems 
die rothen Strahlen gebrochen werden: so muls das zw 
hohle Glas die stärkere Farbenzerstreuung haben. Es sey 
die rothen, » für die violetten Strahlen im ersten Glase , u 
für die rothen, vy für die violetten Strahlen im zweiten Glase#. 
Brechungsverhältnifs: so würden 


ud Ba ne _ 
"beet "IT Gi EFA 


achromatisches. 175 


irennweiten des convexen Glases für die rothen und violet- 
trahlen seyn. Jene fallen, wie wir beide Gläser als um 
ntfernung =g von einander entfernt annehmen, so auf das 
avglas, dals ihr Sammelpunct um f—g.hinter dem Glase 
‚also in No.5. b=—(f—g) ist; setze ich zugleichr’ und 

|Radien der Kugelflächen negativ bei dem Concavglase, ı so 
' die Vereinigungsweite 

E rs für die rothen Strahlen, und 

DU €—8) C Fe) —r e 
lie violetten Strahlen 
~ _ — Fog)r.g 
ETET 
Heich seyn, Da aber u and » y wenig verschieden sind, so 
p> =y 4 du; F=f + df setzen und erhalte demnach 
at= e (L ta) 
"iz GG G 218 
a Ee) setze 
DED CEE METET, 


—— — o 
- SEI a) E — , so wird dieses 
Bir — —— 
WU tele 
A let ele He) 
i (e —1) 6—8) C€ Leide 
E wb das letzte Glied verschwinden , AM vermöge des 


Ban von ar, SÉ H een dc f—g2 re (+e) 


b Wäre g gegen f so klein, dafs man es weglassen könnte, 
rde vermöge des: Werthes von f 


du Gei w (r +e 
ZE, ee) 
du dp 
oder et Se 


k die Entfernung des imaginären Brennpuncts für das 


Diese Entfernungen müs- 





und wenn ich statt 


ist. 
Heraus könnte also, bei gegebenem Brechungsverhältnisse 
rothen und violetten Strahlen , die Brennweite f des ei- 
slases so bestimmt werden, dafs zwei verschiedenfarbige 
len sich genau in einem Puncte vereinigten. Es sey z. B. 


176 Fernrohr, " 


für’ Kronglas pn = 1,5%, du = 0,0105; für FEoteig 
w =1,631, du =0,0213, so würde für f=6020ll, f= NM 
Die Brennweite der aus beiden Gläsern zusammengesetzten Iý 


würde = r 101 _ 119 Zoll. Man mülste also dem? 


yexglase eine nur etwa halb so grofse Brennweite geben, alg 
zusammengesetzte Glas haben soll. u 
Diese Bestimmung wird nun zwar wesentlich anders, 
man auf den Abstand der beiden Gläser von einander Rüc 
nimmt; aber auch dann, vorzüglich wenn, man die Abwei iq 
wegen der Gestalt gröfstentheils zu heben sucht, tritt die Ú 
nehmlichkeit ein, dafs man den sphärischen Oberflächen 
nere Halbmesser geben muls, als es in Beziehung auf eine} 
lichst grofs zu erhaltende Oeffnung wünschenswerth wäre.. 
dies zu vermeiden, hat man es als vortheilhafter anges 
das Objectiv aus drei Linsen zusammen zu setzen, nämlich; 
convexen und einer concaven, wo dann die beiden Con 
gläser eine grölsere Brennweite erhalten, als die Entferr st 
Zerstreuungspunctes der Concavlinse ist. | 
 . Indels sind auch die Rücksichten, die man auf die Ve 
gung der ungleich farbigen Strahlen zu nehmen hat, 
sich nicht so einfach, als ich sie hier dargestellt habe. 
man die äulsersten Farbenstrahlen, die rothen und violetten; 
aufs beste vereinigt, so sind dadurch nicht auch die mi 
Strahlen genau in demselben Puncte vereinigt. Hätte ma 
. vorigen Beispiele die rothen Strahlen mit den grünen, fit 
che d u= 0,0065, de = 0,0128 ist,. genau vereinigen wei 
so würde zu f=60, f = 99 gehören, und ein Concavgid 
101 Zoll Zerstreuungsweite würde die mittlern Strahlen ke 
wegs genau mit den rothen und violetten vereinigen. 
23. Da ich die weitere Ausführung dieses Gegens | 
dem Artikel Zinsengläser, achromatische, "vorbehalte ‚so 
ich hier nur noch kurz einige Hauptrücksichten, die ma 
der Brechung genommen hat, und einige Vorschläge übe 
anzuwendenden Körper anführen. Ein gutes zusammeng 
tes Objectiv soll so beschaffen seyn, dafs zugleich die Abwei 
wegen der Kugelgestalt und wegen der Farbenzerst 
möglichst gehoben werde. Dieses zu erreichen, hat man 
schiedene Anordnungen vorgeschlagen, unter denen die 
Kroos, : dals man die Krümmungen der Gläser möglichst 























achromatisches, 177 


hmen solle, lange Zeit vorzüglich beachtet worden ist. 
er Krüceı selbst fand später, dafs das von ihm vorgeschla- 
ne Objectiv noch sehr erhebliche Abweichungen für die Strah- 
a gebe, die nicht nahe bei der Axe einfallen. Er änderte 
her seine Vorschläge dahin ab, dafs man die Halbmesser der 
nden Oberflächen der vorderen, convexen Linse so wählen 
Me, dafs die Brechung an beiden ziemlich gleich sey, indem 
durch die Winkelabweichungen der Randstrahlen auf beiden 
zusammen genommen, ein Kleinstes werden. Die Ab- 
g der Randstrahlen bei der ersten Linse müsse dann bei 
g dritten Brechung völlig gehoben werden, und die vierte 
che müsse so. gewählt werden, dafs sie die Zerstreuung 
È ungleich farbigen Strahlen aufhebe, und man erhalte so Be- 
ungen für alle vier Radien. 
, Za diesen Vorschlägen haben BonnenBERGER und GAuss 
ige wichtige Bemerkungen hinzugefügt. Gauss bemerkt 
ich, dafs Krıücer’s Gründe für die Wahl der beiden ersten 
läbmesser vorzüglich auf den Zweck, die Abweichung wegen 
k Gestalt zu heben, hinausgehen; aber es erhelle nicht ganz, 
dieses auf die angegebene Weise am besten geschehe, und 
eine auch ungewils, ob nicht die übrigen Unvollkommen- 
en noch wichtiger wären. Er billigt daher BounenBEnGER’s 
hlag, die uns frei gelassene Wahl der beiden Halbmesser 
ersten Glases zur Wesschaffung der Farbenzerstreuung bei 
pr Randstrahlen zu benutzen, und empfiehlt dieses um so mehr, 
BonwessenGer’sRechnung zeige, dafs die Abweichung we- 
der Gestalt darum doch nicht erheblich zunehme. Aber 
uss bemerkt, dafs sich noch mehr erhalten lasse, es sey näm- 
ih möglich, alle Strahlen von zwei bestimmten Farben, sowohl 
b nahe bei der Axe, als die in einer bestimmten Entfernung 
der Axe auffallenden mit ihr parallelen Strahlen in einen 
zigen Punct zu vereinigen; dann aber müssen beide Linsen 
Bvex - concav werden und die convexe Seite dem Gegenstande 
hren; dabei kommen zwar grölsere Brechungen vor, aber 
Vereinigung aller mit der Axe parallel einfallenden Strahlen 
vollkommener, als bei irgend einer andern Einrichtung ?. 
















r 1 Gilb. XXXIV. 265. - 

| 2 Astron. Zeitschrift von v. Lindenau und v. Bohnenberger. 
'885. IV, 345. Gilb. LIX. 188. 

IV. Bd. | M 


199 | Fernrohr, 
grölserung könnte für Taschenfernröhre und Nachtfernröhr 


zeichen-, indeſs wäre noch zu untersuchen, ob die so z 
mengesetzte Ocularlinse nicht einen grolsen Lichtverlust 
wie. es freilich die aus zweierlei Glasarten zusammeng 
Objectiylinse-auch thut!, 
. 26. Eine andere wichtige Frage, deren Beantwortung 
wendig hierher gehört,. ist die, ob man mit Hülfe me 
Oculare etwas thun könne, um die Farbenränder aufzul 
dje durch die Oculare.aelbst hervorgebracht: werden. 
Wenn gleich das Objectiv achromatisch ist und al 
einem. Puncte ausgehende Lichtstrahlen, auch ganz ger 
einem Puncte des Bildes vereinigt werden, so kann doch 
Bild in Beziehung auf ein einfaches Ocular nicht zugle 
dem den rothen und in dem den violetten Strahlen entspre 
den Brennpuncte des Oculars liegen, und wenn es da lieg 
der Brennpunct der mittlern Strahlen sich befindet, so geb 
äulsersten ein gefarbtes Nebenbild. Sehen wir hier zuer 
einen Punct in der Axe, so kann bei diesem wohl einig 
deutlichkeit, aber keine ‚Färbung statt finden; denn inde 
gelben und grünen Strahlen das Auge parallel treffen 
rothen ein wenig divergirend, die violetten ein wenig co 
girend auf das Auge fallen, so bringen diese letzteren zwa 
Undeutlichkeit'hervor, indem sie, ziemlich so wie oben 
Figur 32. erläutert ist, einen Kreis auf der Retina darst 
aber da dieser Kreis von zerstreuten rothen Strahlen eb 
gut, als von zerstreuten violetten Strahlen getroffen wir 
giebt er uns keine vorherschende Empfindung einer Farbe, 
ders verhält es sich. mit den Strahlen, welche von Puncten . 
der Axe zum Auge gelangen. 
Fi “Wir betrachten auch hier nur die durch die Mitte de: 
CH jectivs gehenden Hauptstrahlen, unter denen pC von eine! 
gen die Grenze des Gesichtsfeldes liegenden Puncte herkoı 
mag. Das Bild dieses Punctes liegt in f, aber unter deı 
ihm auf das Ocular gelangenden Strahlen wird nur EO 
Strahl, dessen Brechung die mittlere ist, das Auge O errei 
die blauen und violetten Strahlen gehen nach Eo fort, un: 
Auge sieht etwas weiter von der Axe entfernt in der Biel 
Oe parallel mit oE ein blaues Nebenbild. ‘Hier ist oft 


1 Brewster on new philos; Instruments p. 420. Gilb. L. : 


| achromiätisches. 181 
-als Differential des Winkels ROE anzusehen, und da 


= E ‚war, wenn CR =g den Abstand beider Gläser 
inander bezeichnet, und f’ des Oculars Brennweite, so ist 


ez Q (E —1), wenn @ den Winkel SC p =FCf be- 


t Hier ist ꝙ unveränderlich und auch g ist es, wenn man 
tellang der Gläser nicht als abhängig von der Brennweite 


ìculars ansieht; also E O e = — und dagg gleich 


Halbmesser sch des Oculars für lie am Rande des Ocu- 
durchgehenden Strahlen ist, so kann man auch 
non, undEOe=d. or setzen. 

Beim astronomischen Fernrohre mit einem Oeulare ist 
RÄ, der Summe der Brennweiten beider Gläser gleich, 


Te __fgpdf'_fp du 
(ROE — f" und T TER "EI e (e — 1)’ 














= y => d ist, die Abweichung ist also 
ande des eschenen Punctes vom Mittelpuncte des Fel- 
rtional, und man kann deshalb es nöthig finden, das 
feld zu beschränken, damitjene Abweichung nicht für die 
Me liegenden Gegenstände zu erheblich werde. 
zu übersehen, woher der Lichtstrahl eO zum Auge 
„ mufs man überlegen, dafs nur die mittleren Strahlen 
el unter sich zum Auge gelangen, dals dagegen die 
kb. weil F weiter als der Brennpunct der violetten Strah- 
R- entfernt liegt, ein Bild Hh darstellen würden; gegen 
ct h also convergiren diese Strahlen und p cfe ist der 
jenigen Lichtstrahls, der in eO zum Auge kommt. Der 
de Punct, dessen Bild f ist, erscheint also vermöge sei- 
ern Strahlen dem Auge nach OE, vermöge seiner 
Strahlen nach Oe, und zeigt sich also mit blauem Rande 
er äufsern Seite des Gesichtsfeldes verlängert. - Wäre es 
Iner leuchtender Punct, so würde er auch nach der in- 
te des Gesichtsfeldes ein rothes Nebenbild . zeigen ; 
taber der helle Gegenstand, etwa wie der Mond, den 
t mittlern Theil des Feldes ein, so hat er rund um sich 


blauen: Rand, der: desto merklicher ist, je näher die 


182 Fernrohr, 


Grenze des leuchtenden Gegenstandes der Grenze des Gesi 
feldes liegt. 


97. Dieser blaue Rand kann durch ein zweites Ocular 
verschlimmert, aber bei richtiger Stellung desselben anch 
bessert werden, Es ist. nämlich einleuchtend , dafs wen 
zweites Augenglas die Vergröfserung vermehrt, es auch d 
Winkel E Oei in eben dern? Verhältnisse vergrölsern würde, 
EO, eO gleichartige Strahlen wären, dafs aber nun entt 
noch eine Vermehrung hinzukommen oder eine Vermind 
statt finden kann, wegen der ungleichen Brechung, well 
verschiedenartigen Strahlen im zweiten Oculäre leiden. 
‚diese Abweichung richtig zu beurtheilen, dient folgend 
trachtung. Der Lichtstrahl EO falle auf das zweite Ocal 
und schneide wieder die Axe in O', wo also nun das Aug 
nen Platz einnehmen mülste, um alle durch dia Mitte Ae 
| jectivs gehenden Strahlen zu erhalten. War hier RCE 


` 


OR?’ 
ROE = HETI), u und wenn RG =K ist, Gg=h"=0(¢ 


CR =g, RE = h.=g. .9, 50 ist ROE = SP od 


oder W = = IS dë Els = 
gie) e dé Za 
und g O'G = * Er K — — 


welches == =}, — F + 9 ist. 


Offenbar wird kier die Abweichung für einen gegi 


Werth von @ durch d. 


poip bestimmt, aber h” 


f 

dann so genommen werden, wie es der am Rande des 

Oculars durchgehende Strahl fordert, und es ist nun of 
n ' 


dals da wo d. pr — a. = 0 wäre, sich die hier bı 


tete farbige Erscheinung ganz aufheben würde. 


- Um diese Formel zu entwickeln, müssen wir sieh 
Hauptgröfsen, die bei den Gläsern vorkommen, in Verb 
zu setzen suchen; ich nenne also g=f-+-1, wo dann fd 
jectivs Brennweite, l der Abstand des Bildes vor dem 1 


Glase ist, k dagegen wird 4’ + f”, wenn! des nächster 


achromatisches. e 183 


bestand hinter dem zweiten Glase bezeichnet; denn dieses Bil- 
s Abstand vom dritten Glase mufs der Brennweite des letztern 
eich seyn. Dann ist .h—9 (ED. und h” wird daraus ge- 
pden, dafs der Vereinigungspunct der durch die Mitte des 


Bay gehenden Strahlen, und die Entfernung EHDE E 


E SEN 
` e Ent 
d t ” — EDE 
her em zweiten und um f +1 FIT? wor dem 
e Glase liegt, die letztere aber ist wegen 1’ = r, 


TI de D r Di 
=f. -HIAL — Gef Da nämlich h und h als 


ahtwinkliche Katheten zweien gleichen Winkeln gegenüber- 
Ben, in Triangeln, deren andere Katheten die eben erwähnte 


h (f+1—f) _ h” 
Wise haben, so ist — SEIN" = AE 


E + IF A EFS 
b: = - (X -EFT Der netz) 


e h’— 7 — g. f” +E , welches auch durch 
h’ PI 


=- p f£” + — gil =—, ausgedrückt werden kann. Nach 


m Vorigen soll nun, "damit der farbige Rand verschwinde, 


* 


d e h 
d es ist d. .„ = d, alunna Jis aiia E A . 


er ist nun zwar bisher immer angenommen, dafs das letzte 
id in dem Brennpuncte des dritten Glases liege, aber da! ei- 
n andern Werth hat für die violetten als für die mittlern Strah- 
4 so kann jene Voraussetzung nicht für alle Strahlen zugleich 
tt finden, und ich werde daher 1” statt f£” schreiben. 
| Hi weitere Rechnung führe ich nach Krüser’s Anlei- 
1, obgleich das einfache Resultat billig auf einem einfachern 
ege, den ich jedoch nicht auffinden kann, sallte gefunden. 


gen, Um den Werth d. er —d. A = der Abweichung, 





1 Dioptrik f. 166. 


184 Fernrohr, 


richtig za entwickeln, .muls man sich zuerst erinnert, d 
h' =g (f+ l) ist, wo | negativ würde, wenn, das zweite OG 
schon vor dem Bilde stände; den Werth von h” habe ich eh 
angegeben. Wenn man in dieser Formel auch f als veräni 
lich ansieht und bedenkt, dafs l sich um eben so viel ke 
dert, als f sich vergrölsert, oder df = — dl, und e 

dl” =— d! e so erhält man i 


ECHT h-r +t rar EH g l; d 
Hier ist das Glied , welches d f enthält, 


alè o — it e 


‚dr ar 
= — t! Prpa 


mi 


weil t= 14 ist.. Eben so ist der in dl’ multipkd 


: . — FEI h' op 1 1 V 
Theil =9(-)-=h (o P) also endlich 
a wn bk k daf Kadal kdl hy... 
dh zl e Eed len Ge de de dl; 
hier ist aber das in dI’ Multiplicirte selbst=0) und 
"n w bk _ kYdf 
dh ==] dır nm 


Mi h’ ` 
p” —d. "Er $ lälst l 


nun ausdrücken, und das um so leichter, da für die mitt 
Strahlen, also nach vollendeter Differentiirung überall, Us 





Die gesammte Abweichung =d . 





gesetzt werden darf, wonach f dh —— di —d. er ül 
h k k’ af” K IN df’ 
geht in d. f’ —d. EE E OTT? oder ı 
, h” d n 1’ r 
No.25, in pr (- AER Kä ee, Lë 
Dieses einfache dk ist nun genau das schon aus 


‚ [ser Ueberlegung hergeleitete. Die Abweichung der brech 
sten Strahlen betrug i im ersten Ochlar F (4 TA und ı 


kommt hier in dem Verhältnifs * vergrölsert vor, weil 


N 


e 


achromatisches. 185 


des Bildes, der durch das erste Glas unter einem gewis- 
winkel erschien, durch das zweite in eben dem Ver- 
vergröfsert erscheint; aber nun kommt noch, additiv 
kę subtractiv, die Abweichung im zweiten Ocular hinzu, und 
eine oder andere der Fall sey, richtet sich darnach, ob 
Punct, wo die Hauptstrahlen sich durchkreuzen, ewischen 
m Ocularen oder jenseits liegt. | 

Ein Beispiel zu diesen Untersuchungen giebt das in No. 12. 
ischtete astronomische Fernrohr mit zwei Ocularen. Dort 
1’ = f”, und da wir beide Oculare als aus einerlei Glasart 



























ht, annehmen können, so ist — de Da ZO 
H —1 Rz) 
negativ war, so liegt O nicht zwischen beiden Ocularen, 


Bern jenseits und Em — könnte freilich für F = f” 


| „gun —() werden, aber in den dort berechneten Angaben 


J— => (+ 3f 


. h . 
d Hm) so wenig von „r verschieden, dafs 


{f 
blaue "Rand fast völlig aufgeboben wird. Hier erhellet nun 
$, warum bei dem in No. 17. beschriebenen Fernrohre mit 

wirklichen Bildern das Aufheben des blauen Randes nicht 
findet. 


28. Wie die Abweichung bei drei Ocularen bestimmt wird, 
ich nicht mit gleicher Umständlichkeit aufsuchen. Es er- 
, dafs die für zwei Gläser gefundene, in Verhältnils der 
ý dritten Glase zugehörenden Vergrölserung vermehrt wird, | 
dann die Abweichung, welche dem dritten Glase allein an- 
hinzukommt. Die gesammte Abweichung bei drei Glä- 
ist demnach, wenn I” der Abstand des vom zweiten Ocu- 
ervorgebrachten Bildes von diesem Glase und f” eben des 
i Abstand vom dritten a bezeichnet, 


U IN I” d dr y” (+ d GC SH hk” u” 
P Y m ET H- gem er) Ze + pr au SH 9 
die Brüche dH können für gleich angesehen werden, 











ı man sich zu ‚ allen Ocularen derselben Glasart bedient. 
Um zu prüfen, wiefern die Aufhebung der blauen Rän- 
bei denjenigen Abmessungen des gewöhnlichen Erdfernrohrs 
findet, die ich in No. 19. angegeben habe, mülste man, 


486 | = o Fernrohr. -- 


` wenn alle -Oculare sus einerlei Glasart sind ,. die Alwei 
für ein astronomisches Fernrohr, dessen Ocular aus ebe 


Glasart ist, berechnen, und diese Abweichung =" (= 


als Vergleichungsmafs für die übrigen Anordnungen dert 
gebrauchen. Bei dem in No. 19. betrachteten Erdferd 
fällt das Bild, das hinter dem ersten Ocular entstehen soll 
Unendliche hinaus, -und I ist daher, so wie Tom abd 
Ir ist = — 1, weil I” an die Seite fallt, 
dem von uns angenommenen Normalfalle nicht lag; aba 
h” erhält das, entgegengesetzte Zeichen, daher wird deri 


ZE mit 5 pr — ST m multiplicirt, g ` 


l und da. k= h” GH und h”— h” v (=) 
auch noch f ™ = f’ ist, so wird jener Multiplicator == / 
nt f+f f—4f’ 
K ken T teen: 
E —9f 
u es 
AR KE 
oder == m TELE 


p (€—2f) 
= — — 9 


Quotient 





„age P 


also nicht so sehr vermindert, als man wünschen möchte. ı 
bei dem in No. 20. betrachteten Fernrohre ist die Farbe 
streuung nicht ganz aufgehoben, und daher das Erdfernrol 
4 Ocularen vorzuziehen, wofür ich hier jedoch die Rech 
nicht durchführen will, da dieses ohne erhebliche Weıtlä 
keit nicht geschehen könnte. 


Einige Bemerkungen über die Einricht 
und Aufstellung der Fernröhre, 


KN 

29. Mit der Kunst, Fernröhre zu verfertisen, bin i 
wenig vertraut, um darüber hier etwas zu sagen : ich be 
mich daher mit einzelnen Bemerkungen, die auch für de 
gen wichtig sind, welcher blofs die Anordnung des Fern 
verstehen lernen will. 


Blendung. und Fadenkreuz. 187 


': Ich’habe schon früher erwähnt, wie nöthig‘es sey, dafs de 
ktelpuncte aller der Kugelflächen, welchen die einzelnen 
berflächen der Linsengläser angehören, genau in gerader Linie, 
gen. Wenn dieses nicht der Fall ist, so fällt des Glases: A 37. 
Menpunct in b, und -darauf gründet sich ein Mittel, dieses 
ktiiren genau zu bewirken, dessen sich die Künstler jetzt nach 
Buunsoren’s Anleitung gern bedienen. Man bringt nämlich 
fernrohr so auf die Drehbank, dafs des Fernrohrs Axe mit 
}Drehungsaxe genau zusammen fallt, und sieht nun durch. die 
ser auf einen entfernten Gegenstand; liegt der Brennpunct 
Objectivs so wie b, so wird bei der Drehung der Brennpunct 
den ganzen Sehewinkel bD£ seine Lage ändern und det 
genstand scheint sich in starkem Mafse zu erhöhen und zu 
Jaken. So lange dieses der Fall ist, mufs die Lage des Glases, 
wen Stellung Schuld hieran ist, berichtigt, und dieses erst 
ın fest gestellt werden, wenn das Tanzen des Gegenstandes 
lie aufhört. Wie man die Centrirung eines zusammengesetz- 
fa Objectivs dadurch, bewirken kann, dafs man die von den 
zelnen Flächen dargestellten Spiegelbilder genau in eine ge- 
fe Linie bringt, hat WorLAsTton gezeigt!. Man bringt ein 
ka hinter das Objectiv und besieht dieses durch das Rohr mit 
feglassung aller Augengläser; dann zeigen sich aufser dem 
Bde, welches vom convexen Linsenglase hervorgebracht wird, 
fee durch Spiegelung an den Oberflächen entstehenden Bilder, 
Been, mehrere man leicht gewahr wird, WorL4ston hat die 
Bei einem dreifachen Objective entstehenden 15 Bilder alle ge- 
ken, Da man aus theoretischen Gründen den Ursprung jedes 
Bezeinen Bildes kennt, so kann man, wenn bestimmte Bilder 
ih von der geraden Linie entfernen, schon beurtheilen, avie 
sjenige Glas, dem sie ihren Ursprung verdanken, durch Stell- 
Ehrauben anders gestellt werden muls, um berichtigt zu wer- 
ben, Wenn man bei einem guten Objective sich genäthigt 
ht, die Gläser, aus denen es zusammengeseizt ist, aus einan- 
kt zu nehmen, so thut man wohl, durch ein Zeichen am Rande 
Ba Stellung, die sie hatten, kenntlich zu machen, um sie nach- 
so wieder zu vereinigen, wie sie vereinigt gewesen waren. 


30. Ich mufs noch etwas über die Blendungen , die man 
litten im Fernrohr findet, und über das Fadenkreuz sagen, 





1 Gilb. LXXIII, 264. 


188 e Fernrohr. 


Die Blendungen haben da ihren Platz, wo die durch die A 
des Objectivs gehenden Hauptstrahlen die Axe des Pen 
schneiden. Die durch den wahren Mittelpunct des Obje 
gehenden Strahlen kommen dort in einen einzigen Punct zus 
men, aber die Oeffnung derBlendung mufs dennoch kein bh 
Punct, sondern hinreichend seyn,. um so viel Strahlen als’ 
thig sind, um hinreichendes Licht zu geben, durchzulasse® 

Das Fadenkreus dient, um den genauen Mittelpund! 
Fernrohrs und zwei auf einander senkrechte Durchmiesser! 
Gesichtsfeldes zu bezeichnen. Es ist im Brennpuncte des MM 
Oculars angebracht, weil da dieser wirkliche Gegenstand ud 
telbar neben dem letzten Bilde liegend, deutlich gesehen u 
Die Fäden werden zugleich erheblich vergröfsert gesehen;* 
die Brennweite des letzten Oculars, (welches zu diesem Zw 
freilich ein convexes seyn muls) allemal klein in Vergleid 
gegen die Weite des gewöhnlichen Sehens ist. Man be 
sich der Spinnewebefäden oder sehr feiner Metallfäden: 
Hinsicht auf die. erstern sezte ich hierher eine, ınir schon 
geraumer Zeit {von dem berühmten Astronomen Besser hi 


„schriftlich mitgetheilte Anleitung, wie diese in das Fera 


eingezogen werden. „Man nimmt den Ring, an welcheh 
Fäden ausgespannt werden sollen, aus der Ocularröhre hı 
und läfst durch einen Uhrmacher oder Mechanicus mit di 
Grabstichel auf seiner Peripherie Linien ziehen, die durch 
Mittelpunct gehen und auf einander senkrecht sind. & 
mehrere Parallelfäden eingezogen werden, so dienen dazu 
übrigen in der Figur angezeigten Linien. Man feilt dann 
Grat ab, und schleift da, wo in der Zeichnung die Schatti 
ist, etwas Metall weg. Dann sucht man ein Spinnennest 
den Monaten am Ende des Winters findet man diese häuf 
dunkelen, mit der freien Luft in Verbindung stehenden O 
zieht einen Faden heraus, und fährt einige Male mit dem] 
men und Zeigefinger daran herab, um ihn vom Staube zg 
freien; am besten indem man ihn mit einer Cirkelspitze, w 
sich etwas Klebwachs befindet, fest hält, und das Nest hı 
hängen lälst. Man spannt dann einen Theil des Fadens 
schen beiden Cirkelspitzen aus, indem man eine zureich 
Länge des Fadens zwischen ihnen mit Klebwachs befestigt, 
indem man so den nur mälsig angespannten reinen Faden 


schen den Cirkelspitzen hält, behaucht man ihn, um ihn 


Blendung und Fadenkreuz. 169 


vas stärker anzuspannen. Dann legt man den Ring, worin 
sspannt werden soll, auf einen Tisch, anf welchem ein 
hwarzen Papiers befindlich. ist; und legt den Cirkel so 
weg, dafs der Faden einer der darauf gezeichneten Li- 
tspricht. Ist er schon stark genug gespannt, so kann 
‚sogleich festkleben, und dieses geschieht am besten da- 
lals man ein nicht scharfes eisernes Instrument, z. B. ei- 
raubenzieher, mit hölzernem Hefte, im Lichte erhitzt, 
was Wachs au die Spitze bringt, und dann wieder so 
hitzt, bis dieses anfänst zu verdampfen; dadurch wird 
chs im höchsten Grade flüssig, und man kann hiermit den 
ehr gut befestigen; — dals der Schraubenzieher nicht 
Spitze ins Licht gekommen und beräuchert seyn muls, 
‚sich von selbst. Ist der Faden noch nicht gespannt ge- 
wesen, so reift man ihn, nachdem nur das eine. Ende 
bt worden, von der andern Cirkelspitze los.und spannt 
he man die zweite Befestigung anbringt, mit der Hand 
(dies kann dadurch geschehen, dafs man den Ring so 
lastet, dafs der Faden nur noch kaum stark genug ist, 
zuziehen, und indem man dann durch dieses Fortziehen 
len völlig anspannt) , worauf dann die Befestigung, wie 
. erfolgt. Um sich zu überzeugen, ob der Faden gut ge- 
st, thut man wohl, ihn nach der Befestigung. zu behau- 
nd schnell mit einer Loupe zu beschen, um.gewahr. zu 
, Ob er selbst im feuchten Zustande hinreichend gespannt 
Menn ‘alle Fäden eingezogen sind, pflege ich auf.dia 
t in welchen sie liegen, kleine Puncte von Lackfirnils 
hen, nach dessen Antrocknen das Wachs, wenn es. imi 
ern sollte, weggenommen werden kann. Die zu dieser 
thige Uebung erwirbt man sich leicht, wenn gleich deg 
ersuch die Geduld wohl oft sehr ermüdet.“ — So 
'sseL’s Anleitung. 

..die gewöhnlichen Metallfäden zu dick sind, um da, 
: sehr genaue Bestimmungen erhalten will, angewandt zu 
, so hat WoLLAsTOoN eine Methode vorgeschlagen und 
awt, um sich ungemein feine Fäden zu verschaffen. Es 
nnt, dals man feine Silberfäden dadurch hervorbringt, 
n einen dickeren Silberstab nach und nach durch immer 
Oeffnungen zieht; durchbohrt man nun diesen noch 
hr dünne gezogenen Silberstab nach der Richtung sei- 


490 Fernrohr r 


ner-Axe, .so dafs die Oeffnung ein genaues Zehntel des g 
Durchmessers ist, und gielst diese Oeffnung mit Golde xt 
läfst sich jetzt der Silberstab' mit dem darin enthalteriem ! 
weiter ziehen, und man erhält, wenn der Silberfaden‘ + 
dick ist, einen Goldfaden von ne Zoll-Dicke, von we 
550 Fufs nur 1 Grain wiegen. Um’ihn vom Silber zu bef 
legt.man ihn einige Minuten in Salpetersäure, die das Silba 
löst, dag Gold aber unverändert läfst. WorzLasron beki 
auf ene ähnliche Art Platindrähte von che Zoll Dicke 
ten zu haben, die doch noch ein Gewicht von 14 Grain # 
gen vermochten, zugleich aber bemerkt derselbe, dafs da 
bringen solcher Drähte an bestimmten Stellen viel Schwier 
habe, weil Drähte unter ce Zoll-Durchmesser nicht mel 
blofsen Augen sichtbar. sind; er räth daher, an ihrem Eal 
wenig Silber übrig zu lassen, damit z man sie an den Enda 
sen könne?, 

31. Die Aufstellung der Fernröhre kann zwar nad 
schiedenheit des Zwecks höchst mannigfaltig seyn, und 
bei jedem bestimmten Instrumente besonders angegeben 
den; aber einige Bemerkungen über die Aufstellungen, $ 
da passend. sind ,: wo mati 'das:Ferfirohr nur als Fernröhr {i 
chen will; gehören auch hierher. Will’ man ein Fernrd 
einiger Annehmlichkeit gebrauchen‘, so muls es auf einem 
fülsigen Fulsgestelle auf einem Tische oder auf dem Fuls 
aufgestellt werden können. Hat man nicht die Absicht; 
sehr. genauen Beobachtungen zu gebrauchen, so ist es! 
chend, wenn an den Ringen, die das Fernrohr umfassen 
Nufs angebracht ist, die in eine hohle Kugelform durch % 
ben eingeklemmt festgehalten werden kann. Dadurch # 
im Stande das Fernrohr nach allen Richtungen leicht zu | 
gen und es. dech auch in bestimmten Richtungen feststehe 
erhalten. Will man das Fernrohr auf Reisen mitnehme 
kann man statt des zu schweren Fulses nur irgend ein] 
um die Hülse der Nufs an einem Baume, Pfahle u. a: 
befestigen anbringen. 

Will man aber das Fernrohr zu genauen Beobachtung: 
brauchen, will man namentlich den Stern, den man einu 
Felde hat, verfolgen, so bedarf man einer doppelten feine 





1 Gilb, LIT, 289, 


Aufstellung. 108 


ang, um nach zwei, auf einander senkrechten Richtungen 
Stellung des Fernrohrs zu verändern. Bei Fernröhren, die 
fest aufgestellt, sondere transportabel sind, macht man 
‘doppelte Bewegung so, -dafs die eine horizontal, die an- 
vertical ist. Das Fernrohr kann nämlich um eine auf dem 
ruhende verticde Axe gedrehet, und dann Testgestellt 
>; aber bei dieser Feststellung ist die Einrichtung getrof- 
als eine Schraube ohne Ende in Zähne, die auf dem Rande 
‚horizontalen, mit dem Fernrohre fest verbundenen Scheibe 
phnitten sind, eingreift, und so das Fernrohr sehr langsam 
horizontaler Richtung fortzieht, wenn man die Stellung nur 
Richtung ein wenig ändern will. “Zugleich: ist der auf 
icalen Axe ruhende Theil der Unterstützung: des’ Fern- 
mit einer horizontalen Axe versehen, damit das Fernrohr 
hn einer verticalen Ebene bewegen oder in alleri 'verschie- 
Neigungen gegen den Horizont aufgestellt werden könne. 
Wan es also in die Verticalebene gebracht, in welcher sich 
fen beobachtende Gegenstand befindet, so stellt man es höher 
tiefer, so wie es die Lage des Gegenstandes fordert, und 
durch eine ganz ähnliche feine Bewegung, wie die vorhin 
riebene, nach, um die richtige Stellung völlig zu erreichen. 
beobachtete Gegenstand ein Stern , der "das F eld des 
Bohrs bald verlassen würde, so müssen beide Schrauben 
ı fortgedreht werden, um der Bewegung des Sterhes zu 




























Wenn das Instrument an einem bestimmten Orte fest t steht, 
bt man der ersten, vorhin verticalen , Axe lieber eine mit 
Weltaxe parallele Stellung. Dann ist eine um diese Ax& 
mde Drehung mit der täglichen Bewegung der ‚Gestirne 
JBeinstimmend, und um einen einmal mitten im Fernrohre be- 
Sichen Stern in der Mitte des Feldes zu erhalten, ist nur die 
Fortbewegung um diese Axe nöthig; die F ortbewegung um 
ndere Axe dient dann, Sterne aufzufinden, die auf demsel- 
WDeclinationskreise stehen. 

Um das Fortschrauben des Fernrohrs zu vermeiden, wag 
mit der Hand so gleichförmig geschieht, dafs der Stern genau 
Brmselben Pancte des Feldes bleibt, hat man wohl Uhrwerke 
bracht, die das Fernrohr in 24 Stunden um jene der Welt- 
parallele Axe herumführen, und so die Stelle jener fort- 
Araubenden Bewegung vertreten. Die vollkommensten Werke 


192 Fernrohr. 


der Art sind ohne Zweifel die grolsen Fraunhofer’sch 
poteren , bei denen dieses Uhrwerk zwar nicht auf 
langes Fortgehen eingerichtet ist, aber eine solche Vollko 
heit besitzt, dafs der Stern wie befestigt im Felde des Fe 
erscheint, -und man beim Beobachten gar nicht durch e 
ternde Bewegung gestört wird. Das Uhrwerk kann lei 
{ser Verbindung mit der Axe, um die sich das Fernrohr 
lälst , gesetzt werden, und dann ist man völlig im Stand 
Fernrohre jede willkürliche Stellung durch freie Drehu 
der Hand zu geben. Stellt man aber die Verbindung. x 
Uhrwerke her, so treibt dieses, wenn man sein Gewi 
läfst,. das Fernrohr mit forte Ein Gewicht nämlich ist sı 
glichen, dals es allen gegenüberstehenden Theilen und ü 
anch der Reibung ag dag Gleichgewicht hält, dafs die g 
Vermehrung desselben Bewegung hervorbringen würde 
Verbindung von Räderwerk, die als Vorlage die Bewegı 
ganzen Fernrohrs vermittelt, wenn das Gewicht zu sink 
fängf,. kann ich hier nicht beschreiben; es erhellet abe 
ein geringes Uebergewicht jenem Gewichte zugelegt i im 
ist, die schon völlig aequilibrirte Maschine in Gang zu 
und dals.dieser Gang ein beschleunigter seyn würde, we 
Gewicht ohne neues Hindernils frei herabsänke. Diese be: 
nigte Bewegung würde ganz dem Zwecke der gleichm 
Fortbewegungen entgegen seyn, und das Werk bedur! 
her eines Regulators, den FrAunHorer durch eine be 
mehrter Schnelligkeit vermehrte Reibung zu Stande gi 
bat. Mit dem Uhrwerk nämlich wird eine Unruhe, di 
schwere Metallmassen an einer elastischen Feder trä 
schnellen Umschwung gesetzt. Sie befindet sich in eine 
fälse und zwar so, dafs jene Massen bei der Ruhe das 
nicht berühren, bei der Drehung aber sich vermö 
Schwungkraft an die Wände andrängen und sich an 

desto mehr reiben, je schneller die Drehung ist. Durel 
Reibung wird die Beschleunigung der Bewegung, sobalı 
einen gewissen Grad erreicht hat, gehindert, und d 
durch eine kleine Correction in der Stellung der Metall 
bewirken kann, dafs die Beschleunigung bei einem 

oder minder hohen Grade von Geschwindigkeit aufhört, 
es nicht schwer, es so einzurichten, dals die erlangte 

förmige Geschwindigkeit genau die sey, welche das P 


Sucher. 193 


knaen soll. Nach Brngeris Versicherung entspricht diese 
ordnung der Centrifugal- Unruhe aufs vollkommenste ihrem 
ckei. Ueberhaupt gehören diese grölsten Fernröhre FR AUN- 
a’s zu den Meisterwerken der Kunst, deren Ausführbarkeit 
i beim Antritt dieses Jahrhunderts noch für unmöglich hielt. 
h jelzt ın Dorpat befindliche, vermuthlich das letzte, von 
UNHOFER selbst vollendete, ist 13 Fuls 7 Zoll Jang, des Ob- 
7s Brennweite ist 160 Zoll und seine Oeffnung beträgt genau 
Die vier Vergröfserungen sind 140, 210, 320, 480 Mal, 
i die Gesichtsfelder 13,2; 8,0; 5,7 und 4,2 sind. Dieses 
ıment leistet auch wirklich das vollkommen, was seine 
be erwarten lälst. Srhuve glaubt, dafs es an Schärfe der 
er alle Spiegelteleskope übertreife, indels ist die Behauptung, 
Re auch gröfsere Lichtstärke besitze, als die grolsen Spiegel- 
kope, noch nicht ganz entschieden?, und aus den von 
x gegebenen Nachrichten, erhellet nur, dals man die mei- 
Gegenstärfde, welche Herrscner mit seinen Teleskopen ent- 
hat, auch mit diesem Fernrohre mufs auffinden und mit 
tviel geringer Klarheit beobachten können ®. 
f:32. Da bei stark vergröfsernden Fernröhren allemal das Ge- 
sfeld sehr klein ist, so ist es schwierig, einen bestimmten 
istand am Himmel aufzufinden, und man bedarf daher bei 
köhren, die irgend bedeutende Vergröfserung geben, des 
rs. Dieses ist ein kleines Fernrohr, welches ein grolses 
ha, und zureichende Lichtstärke bei mälsiger Vergröfse- 
r besitzen muls, um die Gegenstände selbst einigermalsen 
mehmen zu lassen, die man mit dem grölsern Fernrohr 
achten will, oder doch wenigstens zureicht, um Gegen- 
le nahe bei den zu beobachtenden aufzufinden. Wenn der 
`, r richtig g gestellt ist, so mufs der Punct, welcher von der 
Ke seines Fadenkreuzes verdeckt wird, genau in der Mitte 


v 



























Srauve Beschreibung des groſsen Refractors. Dorpat 1825. Fol. 
2 Ich behalte daher diese Vergleichung dem Art. Spiegelte- 
vor. 
Da die Utzschneider’sche Werkstatt wohl immer noch dieje- 
ist, an welche allein man sich, um ausgezeichnet grolse und 
zügliche Fernröhre zu erhalten, wenden kann, so führe ich einige 
iften an, wo die Preise dieser Fernröhre angegeben sind. De 
m corresp. astronomique VI. 94. Astron. Zeitschrift von v. Lan- 
u und v, Bouxenszecea II, 173. Gilb. Ann. LIV. 202, 

IV. Bd. N 


194 Fernrohr. 


des Feldes. des. grofsen Fernrohrs erscheinen, oder die Axen 
der müssen genau übereinstimmen. Will man Gegenständs 
suchen, die für den Sucher zu klein oder zu lichtschyach 
so wird man wohl immer einige benachbarte Gegenständg 
nen, die man im Sucher wahrnehmen und mit deren Hülf 
den Punct, wo jener Gegenstand stehen soll, in -die Ma 
Fernrohrs bringen kann, 


Einige besondere Vorschläge i 
Fernröhren. i 
33. Barwsten’s Fernrohr, um Gegenstände unter 8 
su sehen. Da wir die im Wasser befindlichen Gegenständ 
hinreichender Durchsichtigkeit des Wassers, theils wege 
ebenheiten der Oberfläche, theils weil wir in schiefer Rig 
auf die Uberfläche blickend, zu viel zurückgeworfene. S 
erhalten, nicht gut sehen, so bemerkt BaewsTten erstlich 
eine ins Wasser mit.dem einen Ende eingetauchte, und 
mit einem, senkrecht auf die Axe gestellten Planglase fest, 
das Eindringen des Wassers verwahrte Röhre schon alleng 
Sehen der im Wasser befindlichen Gegenstände sehr befüf 
seyn würde, Hier nämlich ist die Richtung des Seheng 
recht auf die durch das Glas fest bestimmte Oberfläche des 
sers, und diese Oberfläche ist zugleich ganz eben, Zw 
aber, wenn der Boden so entfernt sey, dals man eines 
lichen Fernrohrs bedürfe, so müsse, fügt BrewsTer ba 
Objectiv, welches nun an die Stelle jenes Planglases o 
wieder die Röhre wasserdicht verschlielst, so berechnet wi 
wie es den aus Wasser in Glas und aus Glas in Luft überg 
den Lichtstrahlen gemäls ist. Diese Rechnung liefse sich 
genug anstellen, aber dennoch scheinen dem Sehen unter 
ser manche Schwierigkeiten entgegen zu stehen, da die g 
ste Trübung das Wasser undurchsichtig und die Erleuchti 
der Tiefe schwach macht, und überdas eine wallende Ol 
che, indem sie viele Strahlen zurückwirft, nur. wenige s 
leuchtung in die Tiefe gelangen läfst!. 
Brewster’s Vorschläge zu Fernröhren, die zu Bestin 
der Entfernung der gesehenen Gegenstände dienen, gi 


1 Brewsren on philosophical Instruments. p. 225. und 
L. 65. 


se 


' Kitchiners. ` 195 






















ganz hierher, da sie mit der Theorie der Mikrometer in 
indung stehen 1, ` | 


34. Kırcnımen’s pancratic Eyetube.‘ Unter diesem 
em eines, alle Vergrölserungen bewirkenden Ocular - Ein- 
% kündigte Kırcaıszr eine Verbesserung der Fernröhre 
von deren wirklicher Anwendung nichts Genaueres öffent- 
annt geworden ist?. Ich theile hier einen Auszug jener 
ige mit einigen Bemerkungen mit. ' 

čs ist bekannt, heifst es dort, dafs rhan bei vier Ocularen 
ırgrölserung sehr vermehren kann, wenn man die beiden 
M, oder dem Auge nächsten Oculare von einander entfernt, 
bmn indels nur höchstens bis auf eine nicht völlig das 
kite der gewöhnlichen erreichende, Vergröfserung getrie- 
werden. Der Verf. dieser Anzeige dagegen habe sich be- 
b diese Steigerung der Vergröfserung weiter zu treiben, und 
fr ihm gelungen, durch seinen Ocular- Ansatz, an ein 44 
es achromatisches Fernrohr angebracht, die feinsten Dop- 
pme schärfer und deütlicher zu zeigen, als es bisher bei 
keinem andern möglich war. Mit einem Dollond’schen 
re von 30 Zoll Brennweite und 2,7 Zoll Oeffnung , liefs 
a 230maliger Versröfserung der Stern Castor als Doppel- 
deutlich erkennen u. s, w. Ueber die Einrichtung dieses 
-Einsatzes wird blols Folgendes angegeben. Wenn die pig. 
hren A, Bund C in dieRöhre D ganz eingeschoben wer- 99. 
% giebt das Fernrohr seine eigenthümliche Vergröfserung, 
E der Zusammensetzung beider Linsenpaare nach ihren 
gien, Soll aber die Vergröfserung vermehrt werden, 
“als die bewegliche Röhre A bis zu einer der bemerkten 
fr ausgezogen werden, die Röhren B, C aber werden nicht 
berührt, bis A ganz ausgezogen ist; sodann wird die 
sRöhre B nach und nach bis zu den bemerkten Zahlen ausge- 
1, und endlich die dritte Röhre C. Die Zahlen deuten die 
chsendd Vergröfserungskraft des Fernrohrs an, und ver- 


È Brewster on ph. Instr. p. 134. 
B Astron. Jahrb. für 18%. S. 177. 
B Vermuthlich findet sich mehr darüber in einem wahrscheinlich 
eben dem Kırcnınen herausgegebenen Buche: The Economy of 
Hire: Second Part; of Telescopes, beeing the Result of 30 Years 
timents with 51 Telescopes from 1 to 9 Inches in Diameter, by 
kchiner — aber dieses Bach habe ich noch nicht erhalten. 

N2 









196 Fernrohr: 


muthlieh sind.diese. Zahlen so zu verstehen, dafs dien 
gewöhnlichen Stellung der Gläser erlangte Vergröfserung 
1,1 fache, 1,2 fache, 1,3 fache und endlich auf das 4 faı 
trieben wird, wenn man die Röhren bis an die Linien 11 
130, und endlich 400 herauszieht. 

Hierbei ist nun unstreitig die Behauptung, dals n 
diese Weise geradehin mit jedem Objective eine so un 
verstärkte Vergröfserung erhalten könne, zu umfassend 
das Objectiv muls an sich einen gewissen Grad von Ve 
menheit besitzen, um eine starke Vergrölserung zu ee 
und wenn ein Objectiv von 30 Zoll Brennweite eine 80 
Vergröfserung auch noch recht gut erlaubt, so wird d 
nieht allemal auch bei 270 maliger Vergrölserung das Bil 
schön genug ausfallen. Aber allerdings ist es wahr, dal 
. che Objective,. die ursprünglich nur für 40 malige Vergrö 
bestimmt waren oder sich in Fernröhren befinden, den 
Künstler keine stärker: vergröfsernde Oculare gab , sich D 
genug. ‚für viel stärkere Vergröflserungen zeigen. -Solel 
jective setzt also Kırcaınza voraus, und wir wollen n 
gefähr angeben, wie das Ausziehen der Röhren die Vergrä 
mit der Stellung der Öculare ändert. Die Einrichtung b 
sen  veränderlichen. Stellungen der Oculare kann Vers 
seyn; ich will zwei derselben etwas näher betrachten, ı 
die, wo die drei ersten Oculare in ihren gegenseitigen S 
gen "bleiben, und nur das letzte seine Stelle ändert, zu 
die, wo das erste Ocular mit dem zweiten, und das dri 
dem vierten fest verbunden ist, wo aber der Abstand des 
ten und dritten verändert wird. 

Im ersten Falle erhellet sogleich, dafs wenn man das 
Ocular allein herauszieht oder hineinschiebt, kein deutlich 
hen statt finden konnte; .denn die Bilder, welche durch d 
jectiv und die vereinigten ersten Oculare hervorgebracht w 
blieben dann ganz an derselben Stelle, das letzte also nicht 
im Brennpuncte des letzten Oculars ; es ist daher nöthig 
auch die Stellung der drei fest verbundenen Oculare gé 
werde, und wir wollen die dann entstehende Aenderu 
Vergrölserung bestimmen. ` Des Objectivs Brennweite ı 
30 Zoll = 360 Linien; die Brennweite des ersten Ocula 
= 15 Linien; des zweiten = 12 Linien; des dritten = | 
nien und des vierten == 12 Linien, Der unveränderlich 


Kitchiners, 197 


les ersten und zweiten Oculars sey 18°Linien, des zwei- 
ìl dritten Oculars = 36 Linien. Als -ersten Fall setze ich 
mm Brennpunct des Objectivs '10 Linien vom ersten Ocu- 
tfernt; dann entsteht das wirkliche Bild in der Entfer- 
= 6 Linien vom ersten Oculare, unt = 12 Linien vom 
ı Ocular, und da’es also im Brennpuncte des zweiten 
‚liest, so fallen die Strahlen parallel auf das dritte Ocu- 
d sammeln sich in dessen Brennpuncte, der zugleich der 
unct des vierten. seyn muls. Hier müssen also die bei- 
zten Oculare 30 Linien von einander abstehen, ı und die 


360° 6 18: 


gerung ist = ré = 27. malig. 


12° 12 | 
gen sey das erste. Ocular in die Stellung gebracht, dafs 
mnpunct des Objectivs nur 6 Linien hinter dem ersten 
e liege, dann liest das wahre Bild = 44 Lin. hinter dem 
und 133 Linien vom zweiten Oculare; die durch das 
Ocular gehenden Strahlen canvergiren jetzt gegen einen 
der 113 Linien hinter dem zweiten alsa 77 Linien hinter 
itten Oculare liegt; und diese gehen 143 Linien hinter 
itten Oculare das zweite wirkliche Bild; damit dieses im 
ıncte des. vierten Oculars sey, müfşte dieses um 3} Lin. 
seschoben werden, und die Vergrülserung wäre 


— 360 4 113 1% = 34,2 fach. 


6 08 77012 


f 





Gens sey das erste Ocular nur 4 Linien vom Brennpuncte 
schivs entfernt, also das Bild 37%; Lin. vom ersten und 
en vom zweiten Oculare entfernt; die aus dem zwei- 
are hervorgehenden Lichtstrahlen convergiren so, dals 
23 Linien Entfernung sich sammeln würden, wenn sie 
s dritte Ocular anträfen ; dieser Sammlungs -Punct liegt 
Linien vom dritten Oculare entfernt, ‘und das zweite 
Linien von demselben, das vierte Ocular muls also in 
ung gegen die erste Stellung 74 Lin, hereingeschoben 
und die Vergrölserung ist 


360 A8 mm 10} 4o; 

4 (48 Op mr" 
e Beispiele zeigen, wie eine Veränderung in der Stel- 
er Gläser die Vergröfserung ändert; aber nach ScHu- 





198 Festigkeit, 


smacHER’s Angabe! werden die beiden verbundenen letztes 
lare herausgezogen, die beiden ersten zurückgeschoben 
dadurch die Aenderung der Vergrölserung bewirkt. Ge 
also von dem Falle aus, wo die Vergröfserung die 404 fach 
und stelle nun das erste Ocular AA Linien vom Brenn 
des Objectivs entfernt, so liegt . das erste wirkliche Bild 3 
nien vom ersten und 14,7; Lihien vom zweiten Ocular 
auf das zweite Ocular fallenden Strahlen würden nac 
Durchgange durch dieses ein Bild in 687%r Lin. Entfernm 
vorbringen, und damit dieses 263 Lin. hinter dem dritte 
lare liege, mülste dessen Abstand vom zweiten auf 42 
gebracht werden, statt dals er vorhin nur 36 war, das 
beiden letzten Oculare müfsten 6 Linien herausgezogen, «€ 
den ersten $ Lin. hineingeschoben werden, und es istı 
Vergrölserang 7, 360 a: Se E also ungefähr 44 

—— bemerkt aber mit Recht, dafs ein bes 
Nutzen dieser Ocularröhren nicht erhelle, einzig den aus 
men, dafs man untersuchen kann, welche Vergröfseri 
gegebenes Objectiv noch gut vertrage; in so fern möchte 
Künstlern, die Fernröhre verfertigen, von einigem Nutze 
. die Entfernung der beiden letzten Oculare von den bei 
sten so zu bestimmen, dafs die Vergröfserung möglich 
werde. 


Festigkeit. 
Soliditas; Solidite; Firmness, Solidity; be 
eine relative Eigenschaft verschiedener Körper, welch 
wegen nur relativ ist, weil es kein absolutes Mafs ode 
absolute Gröfse derselben giebt. Diese Bezeichnung wi 
in einem zweifachen Sinne genommen. Entweder be 
Festigkeit (oder besser Starrheit, weswegen auch richtige 





1 Astron. Nachrichten IV. No. 88. - 

2 Als einen Vortheil, den man allenfalls aus dieser Eis 
ziehen kann, bemerkt doch Kunowsky, dafs man bei w 
Durchsichtigkeit der Luft, sogleich die angemessenste Vergri 
die man gerade brauchen kann, finde. Eine ähnliche Einrich 
Oculars von Cauchoix, giebt Biot an (Experim. Phys. DL 437 
choir nennt diese Fernröhre lunettes polyaldes. 


Feuer. 199 


per als feste gesagt wird), diejenige Eigenschaft oder den- 
Wgen Zustand der Körper, vermöge dessen ihre Theile einer 
be Trennung von einander oder Verschiebung über einander - 
wirkenden Kraft irgend einen melsbaren und meistens sehr 
Beutenden Widerstand entgegensetzen, in welcher Beziehung 
s ihre Beschaffenheit der tropfbaren und gasförmigen Flüs- 
keit entgegensteht; oder aber der Ausdruck Festigkeit be- 
hnet den grölseren und geringeren Grad dieses WViderstan- 
gegen irgend eine Art der Trennung ihrer Theile, in wel- 
fa Falle sie der Zerbrechlichkeit, Zerreilsbarkeit, überhaupt 
Zerstörbarkeit entgegensteht, und in die absolute, relative, 
irkende und der Drehung widerstehende Festigkeit abge- 
wird. In der letzten Bedeutung ist die Sache in gehöri- 
Wollständiskeit in den Art. Cohaesion und Zlasticität abge- 
Re, auch sind in dem ersteren derselben diejenigen Ansich- 
angegeben, welche man sich von dem Wesen und den Be- 
gen dieses Zustandes gewacht hat. Noch einiges, was 
hierüber beibringen lälst, wird am besten unter Flüssigkeit 
| Cas abgehandelt werden. Es bleibt somit hier nichts wei- 
ig, als die ihres allgemeinen Bekanntseyns wegen fast 
flüssige Bemerkung, dals eine scharfe Bezeichnung des Zu- 
es der Festigkeit, im Gegensatze der Flüssigkeit oft schwie- 
ro nicht unmöglich ist, indem man sich leicht i in Verlegen- 
befinden könnte, ob man z. B. erweichtem Wachse, Pech 
e, die Eigenschaft der Festigkeit oder der Flüssigkeit bei- 
m solle. Eben daher wird aber diese Eigenschaft mit Recht 
relative genannt. M. 

























Feuer. 


his; Feu; Fire. Die Bedeutung des Worts Feuer hat 
allmälig sehr geändert. In früheren Zeiten bezeichnete das- 
be bei wissenschaftlichen Untersuchungen einen gewissen 
"nentarstoff, oder auch eine Grundkraft, welche als die Ur- 
he alles Erwärmens und Verbrennens angesehen wurde, wie 

deutlich aus den Ausdrücken: , Feuerstoff, Feuerwesen, 

ntarfeuer u. a. ergiebt. Diese Wortbedeutung kann aber 
gänzlich untergegangen betrachtet werden, wenigstens wenn 
t den neuesten Zeiten die Rede ist. Aufserdem aber bezeich- 
dieses Wort, hauptsächlich im' gemeinen Leben, das soge- 
mte Küchenfeuer, oder dasjenige, was durch den Act des 


200 Feuer. 


Verbrennens gegeben wird, wie die Ausdrücke Feuer} 
Feuerlöschung, Feuerhake und viele andere beweisen. 1 
somit alle diejenigen physikalischen Untersuchungen, w 
ehemals über das Wesen und Verhalten des Feuers angı 
wurden, gegenwärtig zur Wärmelehre gehören, so kann 
nur von demjenigen die Rede seyn, was man gegenwärtig 
dem Ausdrucke Feuer versteht. Hierbei ist eine genaue 
stellung der Begriffe nicht ganz leicht, wenn man berücksic 
wie schwankend die eigentliche Bedeutung des Wortes an w 
sich und in seinen vielfachen Zusammensetzungen ist. Au 
Gesichtspuncte des Physikers betrachtet kann man indels s 
dafs Feuer jederzeit dann zum Vorschein kommt, wenn a 
ein Körper mit Ausscheidung von Licht und Wärme verbi 
und hiernach fällt die ganze Untersuchung mit der des 
brennens zusammen, wohin sie daher zu verweisen ist. 
Insofern der Ausdruck Feuer aufser dem sogenannten 
chenfeuer vorzugsweise von demjenigen gebraucht wird, 
ches so oft einzelne Häuser und ganze Or tschaften verzehrt 
möge über dieses hier dasjenige , gesagt werden, was ganz 
zum Theil in das Gebiet. der Physik gehört. Ueber die E 
hung dieser Feuer oder der sogenannten Feuersbrünste, 
nichts Bestimmtes angegeben werden, weil ihre Ursache 
ausnehmend mannigfaltig und allgemein bekannt sind. N 
viel will ich hier bemerken, dafs die durch den Blitz erze 
sich durchaus nicht von andern unterscheiden 2, deselg 
dafs bei weitem die meisten Brände nicht so verheerend; 
würden, als sie in der Regel sind, wenn man sie mit mehr 
strenzung im Entstehen zu unterdrücken suchte. Zum‘ 
aus dieser Ursache sind sie daher minder verwüstend in 
Städten, namentlich den gröfseren, wo eine geregeltere D 
(andere Ursachen hier nicht zu erörtern) , eine grölsere M 
arbeitsfähiger Menschen und mit mehr Ordnung zum augent 
lichen Löschen anhält, anstatt dafs oft auf dem Lande ein 
zunächst erst sein Eigenthum zu schützen sucht, wodurch 
das Feuer Zeit gewinnt, mit solcher Macht um sich zu gr 
dals bald keine Bezwingung desselben mehr möglich ist. 
Häufig wird die Beobachtung gemacht, dafs im An 
einer Feuersbrunst fast völlige Windstille herrscht, beim 





1 Dieses ist ausführlicher unter Bliız Th. I. S$. 1027, gezi 


Feuer. Ä 201 


pgo derselben aber der Wind sich erhebt. und bei grolsen 
Baden selbst in Sturm übergeht, auch zuweilen während die- 
Zeit seine Richtung ändert. Unter diesen Erscheinungen 
die erste, nämlich das Entstehen des Windes einfach und 
elbar nach pneumatischen Gesetzen. durch das Aufsteigen 
sehr erhitzten Luft und das hierdurch veranlalste Eindrin- 
"der horizontalen Luftschichten, woraus donn auch die mit 
it leicht zunehmende Stärke des entstandenen Windes be- 
wirdt. Weniger leicht lälst sich die wechselnde Rich- 
des entstandenen Windes daraus erklären, dafs ähnliche 
einungen auch sonst wohl beobachtet werden, im Allge- 
en aber minder auffallen mögen, weil sie nur unbedeuten- 
teresse haben, bei einer Feuersbrunst, aber von hoher 
üskeit sind, und daher vorzüglich auffallen. Aufserdem 
‘dringt die Luft von allen Seiten in die sehr erhitzte ein, 
es kann daher von verschiedenen zusammenwirkenden Be~. 
gen abhängen, wenn die eine und bald darauf eine an- 
P in grölserer oder geringerer Höhe über der Erdoberfläche 
Ischende Luftströmung die Oberland erhält. 


i Die Mittel zur Feuerlöschung zerfallen in zwei Classen, 
Mr erste die /nstrumente, die zweite die gebrauchten Sub- 
ken in sich fast. Vorher aber ist als allvemeine-Regel zu 
ichtigen, dafs ein Brennen überall ohne Zutritt der freien 
und des in ihr enthaltenen Sauerstoffsases ünmösglich ist, 
en desto stärker wird , je leichter und reichlicher die Luft 
trömt. Manches Feuer liefse sich daher in seinem Begin- 
icken, wenn nicht das Bestreben, sich zum Löschen 
en Zugang zu verschaffen, ein Oeffnen der Zimmer- 
- und Caminthüren, der Fenster, das Einschlagen der 
e u. $. w. veranlalste. Namentlich würde das so oft ge- 
Miche Brennen der Schornsteine ohne weiteren Nachtheil 
ben, wenn man Anstalten machte, sie durch eine Klappe 
Keine sonstige Vorrichtung oben so zu verschliefsen, dafs da- 
sh der Luftzug in ihnen gänzlich aufgehoben würde. Dahin 
Brt dann auch das zweckmälsige und schon mehrmals mit 
big angewandte Mittel, auf den Heerden unter den brennen- 
"Schornsteinen eine verhaltnifsmälsige Menge Schwefel an - 
linden, damit das durch den Luftzug aufsteigende schweflich- 



























1 Vergl. Wind. 


202 Fe uer. 


saure Gas das Sauerstoffgas der atmosphärischen Luft 
und dadurch das weitere Brennen des Rulses unmöglic 

Die Werkzeuge, deren man sich zur Feuerlöschung 
sind aulser den grölseren Wasserkübeln,: kleineren 
eimern, Haken, Rettungsleitern u. s. w. insbesondere de 
spritzen, welche in der Hauptsache zweifach sind, när 
genannte Handspritzen und grölsere auf Rädern . be 
wovon letztere wieder entweder Stolsspritzen sind, oë 
fortdauernden Wasserstrahl vermöge ihres Windkessel 
Handspritzen sind deswegen zu empfehlen, weil ma 
nen schnell im Innern der Gebäude zu den brennende 
ständen gelangen kann, allein ihre Wirkung ist zu 
wenn das Feuer schon beträchtlich um sich gegriffen h 
vortheilhafteste Construction der Feuerspritzen im Allg 
gehört zur Technologie und praktischen Maschinenleh: 
also hier nicht mitgetheilt werden, die physikalischen I 
aber, auf denen diese beruhet, sind in andern Arti 
gegeben í. 

Als Material der Feuerlöschung dient im Allgeme 
Wasser, sey dieses reines oder schmutziges, je nach 
eine oder das andere in gehöriger Menge am leichtester 
halten ist. Die Wirksamkeit desselben beruhet auf der 
lung, welche die brennenden Substanzen durch das] 
erhalten, und da zum Verbranntwerden der Combustibi 
mindestens 300° C. betragende Erhitzung erfordert wir 
der Zustand des Glühens eintrete, so kann dieser nach 
netzung mit Wasser nicht weiter fortdauern, theils w 
hohen Wärmecapacität des Wassers, hauptsächlich abe 
der ausnehmend grolsen Wärme, welche bei derBil 
Wasserdampfes latent wird?, und das Brennen muls 


1 S. unter andern Art. Druckpumpe; Hydraulik u. a, 
teratur dient, aufser den Werken über die Hydraulik und 
tische Maschinenlehre, insbesondere: Karsten Abh. über die 
hafteste Anordnung zu Feuerspritzen u. s. w. Greifsw. 1773. 
ert, Abh. von der besten Art der Feuerspritzen u. s. w. Ber! 
Herrenzeıepden Abh, von Verbesserung der Feuerspritzen. 
- 1778. 8, J. E. Sınserschrac praktische Abh. von Prüfung u 
ger Angabe der Feuerspritzen, mit Anm. von Busse. Halle 
Ferner die engl. Encyklopädieen und die Werke über die. 

2 S. Dampf, latente Wärme desselben. 


e A 


| Feuer. 203 


Reen, Statt des Wassers hat man andere Auflösungen vor- 
hlagen, welche jenes ersetzen und noch aufserdem nament- 
das Holz mit einem, Ueberzuge bedecken sollten, wodurch 
elbe gegen die weiteren Einwirkungen des Feuers geschützt 
de, als die durch J. F. GLasert empfohlene Holzaschen- 
ge, schon gebrauchte Bleicherlauge oder Mutterlauge der Sei- 
feder, Lauge aus den Salzpfannen, Lösungan von Thon- 
h, überhaupt von Erden, Alkalien und Salzen im Wasser. 
bekanntesten ist diejenige Mischung geworden, welche der 
prede v. Axes empfohlen hat, nämlich eine Auflösung von 
schwefelsauren Eisens und 30  Alaun mit 20 % rothem 
xyd (Colcothar) und 200@ Thon vermengt?. Es ist zwar 
ings richtig, dals solche Substanzen die Dienste des blofsen 
ersetzen und noch aufserdem einen das weitere Ver- 
hindernden Ueberzug bilden, so dals sie als dem blo- 

asser vorzuziehen sind; allein theils sind sie an den mei- 

M Orten nicht in hinlänglicher Menge zu haben, man kann 
nicht oder nur mit übermälsigen Kosten in der erforder- 
Quantität aufbewahren, und mehrere derselben verunrei- 
jn die Schläuche, Gulsröhren und Ventile der Spritzen bis 
nbrauchbarkeit. Unter den verschiedenen Vorschlägen die- 
ist derjenige, welchen Sıx? gemacht hat, einer der be- 
indem er räth, sich einer Lösung von Meersalz in Wasser 
bedienen, welches weniger leicht gefriert als gemeines Was- 
die Kübel zur Aufbewahrung nicht so leicht faulen lälst, 
den brennbaren Substanzen allerdings einen mindestens et- 
dem Feuer widerstehenden Ueberzug giebt 3. Wo indels 
rsalz nicht leicht, in gehöriger Menge und wohlfeil zu 
ist, da wird der Gebrauch dieses Mittels schwerlich ein- 
werden, um so mehr als ein nachtheiliger Einflufs sol- 
ber Salzlösungen auf das Metall, namentlich das Eisen, der 

buerlöschungs - Apparate allerdings statt findet. 

Es wird oft behauptet, dafs nach Beobachtungen, insbeson- 
bei heftigen Feuersbrünsten, eine zu geringe Quantität des 













1 8. Dr. J. F. Grasen’s Feuerlöschproben. Marb. 1786. 8. 
2 6. XXI. 314, 
L 8 Ann. de Chim. LIV. 188, | 

. & Ueber die Mittel, wodurch man die Verbrennlichkeit der Kör- 
er aufzuheben oder zu vermindern beabsichtigt s, Art, Verbrennen. 


204 | Feuer. 


eingespritzten Wassers’das Brennen anstatt zu unterdrücke 
mehr verstärke: : Im Allgemeinen genommen scheint hie 
xv iderspruch gegen die Naturgesetze zu liegen, indem m 
Sache so ansehen könnte, als wenn das Wasser, ein scho: 
brannter Körper, ooch einmal verbrannt würde. Dieses is 
an sich unmöglich, allein dennoch ist die Sache nicht ganz 
Grund. Wenn nämlich der Brand bedentend stark, und 
sondere eine grolse Menge schon verkohlter und: noch glül 
Balken vorhanden ist, so vermindert sich die Menge des R: 
und der Flammen, deren Aufsteigen das Herbeiströmen f 
Luft und des darin enthaltenen Sauerstoffgas befördert, de 
teren ist nicht genug vorhanden, um sich mit den glüh 
Kohlen zu verbinden und Kohlensäure zu erzeugen; das 
nen vermindert sich daher scheinbar wegen der vermin 
Flamme, oder es nimmt aus den angegebenen Gründen wi 
eiwas ab. Kommt unter diesen Uniständen wenig und fei 
theiltes Wasser mit den brennenden Kohlen in Verbindung, 
allgemein die Quantität desselben so geringe‘, dals die bre 
den Kohlen durch die. zur Verwandlung desselben in Dam 
torderliche, ‘und ihnen entzogene Wärme, nicht unter die 
hitze abgekühlt werden, und hiernach verlöschen; so ven 
sie das Waaser zu zerlegen, sie eignen sich den Sauerstofl 
selben an, und der freigewordene Wasserstoff dient zw 
erößserung der Flamme hauptsächlich durch das gebildete 
Jenoxydgas. Im Kleinen kann man diesen Procefs leicht 
stellen, wenn man in einen mit Kohlen gefüllten und star. 
henden Ofen etwas Wasser spritzt, wobei sogleich eine 
bläuliche Flamme mit Prasseln aus dem Schornsteinrohre h 
zufahren pflest. Etwas Aehnliches findet statt, wenn mi 
nen Strom \Vasserdampf auf eine beträchtliche Menge star 
hender Kohlen leitet. Hierbei ist auf allen Fall, wie 
angegeben, ein scheinbar stärkeres Verbrennen vorhanden 
gen der auffallendern Flamme; es läfst sich aber auch dı 
dafs das eigentliche Verbrennen und die erzeugte Hitze z 
me, wenn wirklich alles Wasser zerlegt wird, denn die 
fische Wärme des Wassers ist gröfser als die seiner Bestand 
und eine Trennung des ersteren in die letzteren mülste also e 
lich mit Wärmeerzeugung verbunden seyn1. Dieser Gege 


1 Val. Scnorz Physik 2te Aufl. S. 254. Gar-Lüssac in Aı 
Ph. I. 214. 


Feuer. 205 


ıgt übrigens. mit. der \Wärmelehre ‘überhaupt so innig zusam- 
n, dals er erst dort zur näheren Untersuchung kommen: kann. 
è Phänomen an sich ist einmal richtig, ob aber das eigent- 


be Brennen .und die durch das Feuer erzeugte Hitze durch" 


pe geringe Quantität fein vertheilten Wassers wirklich vet- 
get werde, ist durch. die Erfahrung noch nicht ausgemittelt. 

} In Beziehung auf die Quantität des zur Feuerlöschung er- 
Werlichen Wassers ist insbesondere der zwischen v. Manum 
È DecaorziLLes hierüber geführte Streit in der physikalischen 
r einer Beachtung werth. v. Maavum stellte nämlich den 
Kant, dafs bei Feuersbrünsten meistens eine ganz unnöthige 
erverschwendung statt finde, wodurch manches an Häusern 
Geräthen zerstört, die Arbeit unnöthig erschwert, und leicht 
dern gleichfalls brennenden Stellen Mangel an Wasser her- 
führt werde. Um aber zu beweisen, dals es nicht sowohl 
‚die Quantität.des Wassers als vielmehr. auf die zweckmäfsi- 
Werwendung desselben ankomme., liefs v. Manon -in wie- 
holten Versuchen ein Häuschen bauen, bedeckte dieses mit 
k Schichten Stroh, machte zwei Oeffnungen als Luftzüge in 
kselben und zündete es an. Nachdem es vier Minuten ge- 
pnt hatte, wurde das Wasser dagegen gespritzt, und die Lö- 
Kos schnell mit 5 Eimern Wasser in drei Minuten bewerk- 
ligt, obgleich die Balken 1,5 Z. tief versengt waren!. 

k Gegen die Resultate dieser Versuche erklärte sich Deeror- 
Sea? deswegen, weil bei denselben nur die Oberfläche des 
bes und insbesondere die leichtverbrennlichen Substanzen in 
kamen gestanden hätten, wobei allerdings nur wenig Wasser 
w Löschen erfordert werde. Ganz etwas anders aber ergäbe 
Lk wenn das Holz bis zu einer bedeutenden Tiefe verkohlt 
„ in welchem Falle bei weitem eine grölsere Masse Was- 
„erfordert werde, eine kleinere aber leicht Vermehrung des 
ponens durch Zersetzung des Wassers in seine Bestandtheile 
mlassen könne. Zur Unterstützung dieser Behauptung führt 
lie Ergebnisse einiger Versuche an, welche zu Rouen ange- 
k wurden. Ein Künstler aus Paris wollte nämlich zeigen, 
‚er mit einem eigenthümlichen feuerlöschenden Wasser leicht 











L Voigt Mag. I. 2. 120. Geen N. J. III. 134. 1V. 152. `G, 
IL 318. 
® Ann. de Chim. LI. 27. Vergl. LIV. 104. 


a 
“a 


2086 Feuer. 


f 


die gröfste Flamme unterdrücken könne, und dieses’ gelaı 
wiederholt. Als aber die Commissarien zur Prüfung de 
verlangten, dafs das eigends für diesen Zweck erbaue! 
Stroh gefüllte und mit Pech angestrichene Haus, nache 
erst stärk rauchende, dann helllodernde Flamme der leicht 
baren Stoffe sehr vermindert, nachher aber das Holz t 
einen Zoll tief völlig verkohlt war, gelöscht würde, wi 
mehr als die zehnfache Quantität seines vorher gebr. 
Löschwassers an, und dennoch brannte das Haus vö 
v. Manum hat sich gegen diese Einwürfe vertheidigt, u: 
zuthun gesucht, dafs in seinen wiederholten Versuche 
blofs die leicht verbrennlichen Substanzen vom Feuer e 
gewesen, sondern.auch das Holz bis zu einer bedeutende 
verkohlt worden sey, welchen Einwendungen Decro: 
die seinigen wieder entgegengesetzte; kurz der Streit 
nicht ohne Leidenschaftlichkeit geführt, die Sache selb 
nicht zur endlichen Entscheidung gebracht, welches dü 
nige eben so leichte als entscheidende Versuche ohne S 
rigkeit zu erreichen war.. Decroızırueg leugnete nëm 
. Resultate der Versuche v. Marum’s nicht, welche in I 
und in Deutschland so viel Aufsehen erregt hatten, beh 
aber, vollkommen glühende Kohlen oder völlig verkohlte 
könnten nicht mit so wenigem Wasser gelöscht werden, 
Mårum gefunden haben wollte, und hierin hatte er wol 
Zweifel schon in sofern Recht, als völlig verkohlte unc 
ihr Innerstes glühende Balken sich durchaus voll Wasser 
müssen, wenn nicht die Hitze aus dem Innern das äuls 
netzende Wasser verdampfen und die Entzündung aufs Ni 
ginnen soll. Die ganze Sache kam also auf die Entsch 
der Frage an: uie viel Wasser eine vollkommen gl 
Kohle zum sicheren Verlöschen bedürfe.. Da mir kein 
suche hierüber bekannt sind, so beschlofs ich selbst ein: 
zustellen, welche.zwar in Beziehung auf Feuersbrünste ı 
näherte Resultate geben, im Ganzen aber zur Entscheidı 
Sache dienen können. Bei wirklichen Feuersbrünsten r 
sind die Bedingungen nachtheiliger, als im Experimente, 
dort die glühenden Kohlen oft auf und neben glühendenS$ 
oder auf dem stark erhitzten Boden liegen, deren nachh 
Hitze einen Theil des Wassers verdampfen und das Glühe 
der Löschung wieder herbeiführen kann, Die folgenden 


Feuer. | 207 


‚sind die Extreme einer Reihe voh Versuchen ‚ welche 
‘am einfachsten zur Entscheidung der Sache zu führen schei- 
. Ich nalim vollkommen glühende Kohlen von etwa 1 Zoll 
k, 2 Zoll breit und 3 bis 4 Zoll, auch noch wohl etwas dar- 
lang , mit einer Zange schnell aus dem Feuer, blies dia 
R hängende Asche ab, und ischte sie mit einer gewogenen 
bor reinen Wassers aus, ehe die ohnehin schmalen Enden 
ge sie merklich abkühlen konnten. Weil ich hierbei 
Yen Tropfen des gebrauchten Wassers verlor, so gab der Un- 
Wed einer vorher und nachher angestellten Wägung genau 
ge des zum Auslöschen erforderlichen Wassers. Das 
schen geschah theils so, dafs die gebrauchten Kohlen zwar 
it noch heils blieben und dampften, jedoch waren sie ent- 
æ so stark benetzt, dafs man sie mit dem Finger auswärts 
a konnte, und sie sich zuverlässig nicht wieder durch 
eigene Hitze und ohne einen von Aufsen einwirkenden glü- 
en Körper entzündet haben würden, oder sie blieben noch 
als, dafs man sie nicht berühren konnte, und sie sich in 
* auf einem heilsen Boden aufgehäuft vermuthlich oder 
sicher wieder selbst entzündet haben würden, obgleich sie 
Ben Augenblick und der kalten Luft ausgesetzt völlig erlo- 
p waren und blieben. Den Bedarf des Wassers für den er- 
Ball nenne ich den grölsten, für den letzteren den kleinsten, 
Mem die Kohlen völlig erkaltet waren und sich im Wasser 
B:vollgesogen hatten, wodurch nach Messungen sowohl als 
‚der Art des Experimentes gemäls sich ihr Volumen nicht 
Wen konnte, so senkte ich sie in Wasser herab, und bestimmte 
bei den Gewichtsverlust. So wie nun jenes obere Gewicht 
‚Volumen des zum Auslöschen der Kohlen erforderlichen 
erg, angiebt, so ist das letztere dem Volumen der Kohlen 
shfalls direct proportional. Für das Maximum betrug das 
richt des Wassers 11,58 Grammes, das der Kohle 45,45; 
das Minimum jenes 9,89 des Wassers und 52,86 der Kohle, 
when welchen beiden Resultaten alle die aus anderen Ver- 
en erhaltenen in der Mitte lagen. Hiernach also bedürfen 
ig glühende Kohlen zum Auslöschen in Maximo 444% oder 
è$, in Minimo aber fyg oder nahe 4 ihres Volumens an 
ıser. Man darf hiernach also annehmen, dafs im Mittel etwa 
fünfte Theil des Volumens der durchaus glühenden Kohlen 
Wasser erforderlich ist, um sie vollständig auszulöschen. 










208 Feuer, 


ı Wenn gleich diese Resultate sehr entscheidend für ı 
hauptung von Decroızırıes sprechen, so ist doch z 
wohl zu berücksichtigen, dals die Feuerlöschung in vorko 
den Fällen der Regel nach nicht dann anfängt, wenn e 
deutende Menge des Holzes völlig verkohltist, denn alsdan: 
das Haus schon in sich selbst zusammengestürzt zu sey 
Löschung wird überflüssig und die Aufmerksamkeit’ ist 
darauf gerichtet, die weitere Verbreitung des Feuers zu 
ten. Meistens beginnt vielmehr die Feuerlöschung dan 
wird am ernstesten- betrieben, wenn die leicht brennbar 
chen in hellen Flammen stehen, und dals für diese Fälle « 
geln v. Marum’s gelten, geht sowohl aus dessen eigene 
suchen hervor, als auch aus denen, welche Decnoızını 
nen entgegengestellt hat. Man kann diesemnach als siche 
gel annehmen, dafs die Quantität des erforderlichen Was 
viel: gröfser seyn mufs, je tiefer und allgemeiner das Ho 
der -brennenden Gebäude bereits verkohlt ist. Im Allgeı 
ist es- ferner‘ gewils richtig, dafs ein Feuer in seinem Be 
durch eine zweckmäfsig angebrachte geringe Quantität ' 
leicht gelöscht werden kann. Auf diesen Grund und die. 
tate der Versuche ist denn auch Parnor’s! Vorschlag gi 
sich zum Löschen des Feuers gemeiner Besen mit nassen T 
umwickelt und an langen Stäben befestigt zu bedienen, ' 
in geeigneten Fällen ganz nützlich sind, im Allgemeine 
die Feuerspritzen und sonstigen Löschapparate nicht eı 
können, und überhaupt wegen ihrer nicht überall pals 
im Ganzen aber unbeholfenen Länge von 8 bis 15 F. schor 
ches wider sich haben. Ich möchte hier des praktischen 
Zeng wegen überhaupt noch in Erinnerung bringen, dal: 
ches Unglück durch Feuer angerichtet wird, welches durch 
Besonnenheit und Benutzung der unmittelbar zur Hand sey 
Mittel hätte verhütet werden können. Oft lälst sich ei 
ginnender Brand in einem Zimmer z. B. durch eine et 
Flasche Wasser im Entstehen unterdrücken, und aufserd 
es nicht blols Wasser, welches brennende Gegenstände 
sondern die letzteren können nicht weiter brennen, wen 
sie sofort nur mit beliebigen Substanzen völlig überdeckt. 
che Mittel könnten oft namentlich dann angewandt w 





1 Entretiens sur: Ja Physique Dorpe 1820. III. 172: 


Feuerku gel, ' 209 


` 


mn Damen ihre eigenen Kleider am Camine anzünden und in 


chen ähnlichen Fällen. M, 


Feuerkugel. 
, globus ardens; Bolide, Globe de feu; Fire 


So nennt man diejenigen Meteore, die zuweilen plötz- 
entstehend, einer feurigen Kugel gleichend, durch die Luft 

Man nannte sie ehemals auch feurige Drachen, flie- 
Drachen, und machte sich sonderbare Vorstellungen von 

















Beobachtungsmethode und Berechnung 
ihrer Lage. 


Da die Feuerkugeln gewöhnlich nur Nachts und bei heite- 
| Himmel gesehen werden, so bestimmt man ihren scheinba- 
Ort am besten nach den Sternen, bei welchen sie vorbei- 
. Wer sich das Verdienst erwerben will, Beiträge zu 
wichtigen Entscheidung der Frage, in welchen Höhen die 
geln entstehen und fortziehen, zu liefern, der muls 
p Aufmerksamkeit auf diese Bestimmung des scheinbaren 
sogleich, indem er die Erscheinung sieht, richten. Sind 
Wolken am Himmel, und kennt man die Sternbilder zu- 
d, so kann man den ganzen Weg von Stern zu Stern ver- 
„ welchen die Feuerkugel durchläuft; und obgleich dieses 
| bei sehr guter Sternkenntnils, wegen "der Schnelligkeit des 
gückens nicht ganz leicht ist, so kann es doch meistens ge- 
genug geschehen, um die Höhe zu bestimmen, wenn von 
n nicht zu nahen Orten Beobachtungen verglichen wer- 
"können. Ist der Himmel nicht wolkenfrei, so dals man die 

ugel nur zwischen Wolken hervorkommen sieht, oder 
bt der Beobachter nicht Sterne genug, um den Weg der 
ugel mit Hülfe der Sterne anzugeben, und in die Stern- 
n einzuzeichnen , oder erscheint die Feuerkugel am Tage, 
man sich, um ihren scheinbaren Ort, so gut es dann 
ist, anzugeben, den Ort, wo man sich selbst befindet, 
bemerken, und sich den Gegenstand merken, vertical 
tr welchem die Erscheinung in ihrem Anfangs- oder End- 
acte stand; kehrt man dann mit einem Compals oder Winkel- 
sser zu eben dem Orte zurück, | so kann man das Azimuth 
7. Bd. O 







210 . Feuerkugel, | 


in welchem man die Erscheinung wahrnahm, sicher bestin 
in Hinsicht auf die scheinbare Höhe wird man sich md 
Falle oft mit unsicherer Schätzung begnügen müssen, di 
jedoch auch berichtigen kann, wenn man an demselben | 
ein Winkel-Instrument nach der Höhe richtet, wo ma 
weit die Erinnerung es anzugeben verstattet, die Ersch« 
gesehen hatte. Die gewöhnlichen Angaben, die die Ha 
Feuerkugeln nach Häuserhöhen, ihre Gröfse nach Fufsen u 
Länge ihrer Schweife nach Vergleichung mit der Länge 
Stralse oder dergleichen bestimmen, sind eben so lächerli 
` Unwissenheit verrathend , als sie nutzlos sind. Wenn ms 
zwei Orten hinreichend genaue Beobachtungen hat, nach 
chen Richtungen in Beziehung auf den Horizont das Phäi 
gesehen worden ist, so kann.man den Ort angeben, wo 
Zenith gestanden hat. Zu diesem Zwecke nimmt ma 
Landcharte , auf welcher sich jene zwei Beobachtungsort 
ziemlich entfernt von einander seyn müssen, befinden, um 
von jedem derselben, Linien in der Richtung gegen den 
dian, welche, der eine und der andere Beobachter als Az 
des Phänomens angegeben haben. Der Punct, wo dies 
` auf der Landcharte schneiden, bezeichnet den Ort, wod 
scheinung im Zenith stand, und wenn einer der Beobacht 
gleich die scheinbare Höhe angegeben hat, so kann mi 
wirkliche Höhe über der Erde gleichfalls finden. Mit 
einfachen Bestimmung muls man sich oft begnügen, we 
Beobachtungen keine grofse Genauigkeit gestatten. 

Die genauere Berechnung der Höhe läfst sich auf fol 
Weise erhalten, wenn der scheinbare Ort am Himmel voı 
ziemlich weit von einander entfernten Beobachtern mit 
chender Genauigkeit angegeben ist. Die Angabe wird ` 
am besten mit Hülfe der Sterne gemacht werden, und ma 
daher die gerade Aufsteigung und Abweichung des Puncti 
das Meteor erschien, kennen; man muls aber auch die Zeil 
lichst genau kennen, um die Stellung der Sterne gegen de 
ridian für den gegebenen Augenblick richtig zu wissen. 
Stellung der Himmelskugel kennt man, indem man die 
Aufsteigung des Meridians oder der Mitte des Himmels 
welche durch Bestimmung der Zeit, die man leicht auf St 
zurückführt, erhalten wird. 

Wenn man den scheinbaren Ort durch die gerade 


Beobachtung und Berechnung. 2141 


kung und die Abweichung angegeben hat, so erhält man aus 
Rechnung sogleich den Ort der Feuerkugel in geographi- 
ie Länge und Breite, Die beiden durch beide Beobachtungs- 
te gelegten, auf die Ebene des Aequators senkrechten Ebe- 
deren Richtung durch die Rectascension bestimmt wird, 
bi nämlich einen Durchschnitt, welcher die geographische 
fe des Ortes, wo die Erscheinung im Zenith stand, be- 













PMN stelle die Erde, A den einen, B den andern Beobach- 46 
kat vor, X sey das beobachtete Meteor. Da NQM die 
fe des Erd - Aequators vorstellt, und APC, BPC Ebenen 
echt auf den Aequator durch jeden. der beiden Orte gelegt, 
ilen a, b, die Projectionen beider Beobachtungsorte, x die 
des Meteors auf die Ebene des Aequators vor, indem 
Bb, Xx, Linien senkrecht auf den Aequator sind. Hier 
bet nun leicht, dafs aCb der Längenunterschied beider 
üchtungsorte ist, und dafs die Linien ax, bx eben die 
kel mit Ca, Cb, machen, welche der Beobachter als Unter- 
WM der Rectascension seines Meridians und des vonihm gese- 
ka Meteors aufgezeichnet hat; denn alle Puncte der Ebene 
Ex erscheinen "dem Beobachter in A unter gleicher gerader 
teigung, und PAaC ist die Ebene seines Meridians. Es 
kun A’ die gerade Aufsteigung des Meridians im Puncte B 

it der Beobachtung, a die scheinbare Rectascension des 

für B, so ist xbL=a’— A’, und wenn die geographi- 

„Breite des Ortes DD. der Abstand derselben vom Cen- 
fe nie = = HB ist, Cb=R’ Cos B'; Bb = R Sin B'. Ha- 

Le, B”, R” eben die Bedeutung für den Punct A, so 
AT A’) der Längenunterschied beider Orte und man hat 

Cı — Cb. Sin (a — A’) Ca, Sin (a”— A”) 
Ä x= Sin bx6 _ Sin axC i 
wenn x die Rectascension der Mitte des Himmels für die 
te Xx, oder x— A’ = xCb = dem geographischen Län- 
Merschiede der Orte X, B, ist, asoxCa=x—A’, so er- 
baan 
YR’ Cos B’. Sin (2 — A’) _ R”. Cos B”. Sin in (a —A —A”) 

Sin (a — x) — Sin ( x) ? 

daraus 
Cos x. R’ Cos B’. Sin (a —A’) — Sina’ Cos x . R” Cos B” Sin (a”— A’) 
sa’ Sin x . R’ Cos B' Sin (a — A’) — Cos a’ Sin x . R” Cos *F Sin fe — A”); 











r 


212 Feuerkugel. 
also u 


R’ Cos B’ Sina” Sin (a' — A) — R”. Cos B” Sin a’Sin(a”- 
Tang z= E Cos B Cosa” Sin(a — A’) — R” Cos B” Cosa” Sin (a7 
Da hiermit der Längenunterschied zwischen dem Orte de 
teors und dem einen oder andern Beobachtungsorte gegel 
so kennt man alle diejenigen Orte, denen das Meteor im M 


erschien. 


Um auch die geographische Breite des Ortes, wo 
Zenith erschien, zu finden, ziehe ich Bv mit bx, Awa 
parallel, also beide mit der Ebene des Aequators parallel 
nun ist XBv = b', die scheinbare Declination des Met 
B, weil die Linie Bv nach Pancten im Aequator des Hi 
zu geht; eben so X Aw = b” die scheinbare Declinatioä 
In dem auf dem Aequator gezeichneten Dreiecke b Cx isi 

brl- S Cb.SinxCb  R.CosB’Sinx—A) . 
Sin Cxb ` — Sın (e — — * 
R”. Cos B” Sin (x— A”) - 

und eben so ax = — —— 

zugleich aber ist ax = Aw und bx = Br, 

wX=Aw. Tangb”; vX=Bv. Tangb), j 

also KR Sin B' A EESE Sin Ze =) Tangb r 

und Tang X Cx = Tang der geographischen Breite des 

das Meteor im Zenith stand 


xX Tang b’. Sin ’x— A”) + Tang B'. Sin {a —x —x) 

ex 7 a) 
a ae Sì Ze ~ re 2 laf 
oder auch — Tangb . in (x—À + Tang B Sin (a 
Sin a — A } 


Dieser doppelte Werth entsteht daher, weil vier 











pkische Lärze und Breite des Ortes. wo das Meteor im 
stand, und Höhe des Meteers zu bestemmen. Jene 
Betemen:r for v oder die sevzraphtsche Breite kama 
mafsen als Versicherung über die Zuverlissi;keit der 
Greg diner: denn wenn beide Werhe ufallend 
wiren, so könnte man der Becbachtenr nicht viel Vat 
schenken. Aus dem bisherigen findet map zum aach de! 


Beobachtung und Berechnung. 213 


Cx 
Cosy 





bang vom Mittelpuncte der Erde CX =p= 


d _R Cos B’. Sin Sin (a — A’) 


Cosy. Sin(a —x) ` 

















Es ist zuweilen angenehm, auch die Entfernung von bei- 
3eobachtern zu bestimmen, indem sich darnach entscheiden 
, welcher von beiden die Erscheinung am grölsten sehen 
ke. Man findet aber 8 


R Cos B' Sin (x— A’) 


Cosb’. Sin (a — x) i 


R” CosB” Sin (x — A”) 

Cosb”. Sin” x) 
h Formeln bestimmen alles, was man zu wissen verlangt; 
sie geben nicht ganz bestimmt den Grad der Zuverlässig- 
tder Beobachtungen an. Wenn die Beobachtungen ganz 
immen genau wären, so schnitten AX, BX sich wirklich 
a Puncte, wo das Meteor lag, und beide Werthe von y 
m strenge mit einander übereinstimmen; aber so genau 
die Beobachtungen vielleicht nie, und indem jeder der bei- 
eobachter eine etwas verschiedene Richtungslinie angiebt, 
} genau nach dem Meteor gezogene, so schneiden diese 
Richtungslinien sich in den meisten Fällen gar nicht. 
ich nun aus zwei nicht genauen Beobachtungen sich über- 
t keine scharfen Resultate erhalten lassen, so setzt man 
mit der meisten Wahrscheinlichkeit den wahren Ort des 
weng dahin, wo die zwei angegebenen Gesichtslinien ein- 
F am nächsten kommen, und der kleinste Abstand beider 
'zugleich an, wie viel ungefähr die Beobachtungen fehler- 
eegen seyn mögen; denn obgleich auch durch Zufall selbst 

angegebene Gesichtslinien nahe an einander vorbei 
und einander in einem Puncte am nächsten seyn kön- 
r nicht eben der ist, wo das Meteor sich befand , so ist 
Wahrscheinlichkeit immer dafür, dafs der Punct der 
Nähe beider Linien nahe mit dem Puncte zusammen- 
, auf welchen die Beobachtung gerichtet war, und dals 
s Zusammentreffen Folge der Richtigkeit der Beobach- 
ist. Da ich die allgemeine Bestimmung dieses Punctes des 
sten Abstandes beider angegebenen Gesichtslinien anderswo 





| 3X = Bv. Bech = 










214 Feuerkugel. 
ausführlich mitgetheilt habe1, so will ich hier nicht da 


weilen. 


Genauere Beschreibung der Erscheinu 


Die Nachrichten von einzelnen Feuerkugeln sind 
reich, dafs es unmöglich ist, von allen merkwürdigen I 
tungen hier etwas mitzutheilen ; ich setze nur einige d 
tigsten bekannten Beobachtungen hierher, um zu zeige 
che Erscheinungen die Feuerkugeln darbieten. 1676 
März anderthalb Stunden nach Sonnenuntergang ward 
Dalmatien her, über das Adriatische Meer, über Ital 
und in der Richtung nach Corsica gehende Feuerkugel ; 
und Deutschland beobachtet. Man hörte bei ihrem Fe 
ein zischendes Geräusch, und bei ihrem Zerspringen 
ihrem Eintauchen in das Meer ein Getöse, wie von W: 
auf Steinpflaster fahren. Alle Gegenstände wurden, 
‘Tage, erleuchtet; die Kugel zeigte sich so grofs als « 
mond mit einem zugespitzten Schweife, der anfangs rot 
her blau war. Die Höhe ist, so gut es die Beobachtu 
laubten, zu 38 italien. Meilen angegeben, die Höhe x 
wie CaLApsı bemerkt, wahrscheinlich gröfser: Die Gi 
digkeit ward zu 2% italienische Meilen in der Secunde 
ben, und ihre Richtung war, wie DALL bemerkt 
Richtung der Bewegung der Erde in ihrer Bahn entgege 

Die am 19. Juli 1686 in Sachsen von Kırcn be 
Feuerkugel, deren Höhe Harrer, auf Beobachtungen 
zig und Schleitz gestützt, zu 30 englischen oder 7 bi 
schen Meilen angiebt, scheint sich dadurch ausgezei 
haben, dafs sie ihren Ort nicht viel veränderte, obgle 
Minuten sichtbar blieb. Harzer bemerkt indefs2 ‚se 
Rırcn’s eigenen fernern Angaben sey sie nicht vol 
ruhend erschienen. Diese geringe Bewegung mufste wı 
kommen, dafs sie ziemlich genfu die Geschwindigkei 
Erde selbst hatte, und daher als relativ ruhend erschie 

Die Feuerkugel, von welcher HALLEY ‚die Beoba 





- 1 Baaypes’s Unterhaltungen für Freunde der Physik u 
nomie. Leipzig 1826. 1. Heft. 


2 Phil. Tr. Vol. XXIX. p. 161, 
3 Ebend, p. 163, 


A 


| Erscheinung, 213 


wammelt hat, 1719 am 19. März, soll fast der Sonne gleich 
leuchtet haben; sie selbst hatte ein weilses, der Schweif ein 
thes Licht. Nach dem Erlöschen, das mit zwei Explosionen 
tgleitet war, blieb ein helles Wölkchen und ein Liclıtstreif 
kück. Nach Haurer’s Berechnung war sie über Worcester 
36 deutschen Meilen Höhe, und ging 5 engl. Meilen in einer 
de von Nord gen Ost gegen Süd gen West fort, ` 


Die am 11. Dec. 1741 im südlichen England erschienene 
ugel ist vorzüglich dadurch merkwürdig, dafs sie bei 
m Sonnenschein um 1 Uhr Mittags gesehen wurde. Ihr 
wird von dem einen Beobachter wie eine feurige Kohle, 
MıLnen dagegen, der in allen seinen Ausdrücken am mei- 
Sachkenntnifs zeigt, völlig so hell als der Mond erscheint, 
man ihn mit der Sonne zugleich am Himmel sieht, be- 
eben. Sie erschien in Peckham etwas grölser als der Vo!l- 
bewegte sich nicht ganz so schnell als die Sternschnuppen 
k gehen pflegen ; sie liefs einen Schweif zurück, der wei feet, 
'die Feuerkugel selbst, erschien, und dieser war anfangs 
an beiden Enden zugespitzt, aber nach und nach wurde 
“breiter und nach 20 Minuten zeigte sich dieser Ueberrest der 
beheinung ganz einer hellen, dünnen Wolke gleich, die etwa 
ümal so breit als zu Anfang war und etwas höher über dem 
tizonte stand, als gleich nach dem Verschwinden der Kugel. 
b Keuerkugel selbst ging von Südwest nach Nordost, ihr Weg 
g östlich an der Insel Whight vorbei, ungefähr über die Ge- 
W von Canterbury. Ihre ganze Dauer wird zu 4 Sec. ange- 
Ben; sie verschwand mit einem sehr heftigen, doppelten 
ale, von welchem in einigen Gegenden der Grafschaft Sussex 
l in Canterbury die Häuser erbebten, und dieser Knall scheint 
ht b's London hin und nicht bis zur Insel Whight hörbar ge- 
en zu seyn?. 


Am 26. Mai 1751 um 8 Uhr Abends erschien im Agramer 
aitate eine Feuerkugel, aus welcher zwei Eisenmassen herab- 
m, deren eine noch jetzt in Wien aufbewahrt wird. Da sie 
Fenen etwa 30 Grade hoch in Neustadt an der Aisch gesehen 
den ist, so mulste sie gegen 30 bis 40 deutsche Meilen hoch 
















i Phil. Tr. XXX. 978. 
2 Phil. Tr. for 1741. p. 870. 1742. p. 1. 188. 


216 Feuerkugel, 


seyn. Sie zersprang mit Krachen, wobei Erschütteru: 
Verbreitung von Rauch bemerkt ward!. _ 

1758 am 26. Nov. Abends um 8 Uhrerschien in E 
eine merkwürdige Feuerkugel. Priweuz hat die Beobach 
gesammelt und auf eine sehr passende Weise zusamnieng 
und obgleich nicht alle ganz in Uebereinstimmung sind, s 
man doch folgende Angaben, als im Wesentlichen allen 
achtungen entsprechend ansehen. Das Meteor muls in der) 
von Cambridge zuerst entstanden, oder leuchtend ge 
seyn. Dort sah man eine in weilsem Lichte yngemei 
glänzende Kugel, etwa halb so grols im Durchmesser 
Mond gegen Nord - Nordwest fortziehen. Als die Kuge 
Doder 7 Grade vom Horizont war, schien der Schweif z 
bersten, wobei das Licht blendend wurde: darauf versc 
der Schweif und drei Sterne, die der Kugel folgten, : 
sich. Der Glanz war so grob, dals man eine auf der Er 
gende Nadel hätte sehen können. Die Beobachtungen au 
chester und Cockermouth in Cumberland bestätigen dies 
stünde. In Carlisle sah man keine abgesonderte ‘Kugel; s 
die ganze Masse scheint, als sie in diese Gegend gelangt 
gelförmig, hinten zugespitzt, gewesen zu seyn. Auch | 
schien sie in dem hellsten Glanze. Aus dem hintern 
des Meteors hat man hier, so wie in Newcastle, Ducham, 
fries, Funken hervorkommen gesehen, die nach einigen 
richten sich beim Herabfallen zerstreuten. Eine Minut 
dem Verschwinden (die Zeitbestimmung ist nicht ganz gle 
den Beobachtern) hörte man in Carlisle zwei Explosionen 
‚nach einander, welche Kanonenschüssen aus 4 deutsche 
Entfernung gehört, ähnlich waren. Diese Explosion be 
ein Beobachter, der 15 engl. Meilen nordöstlich von ' 
war, als ein furchtbares Krachen, lauter als der stärkste 
nen-Knall, und sagt, dafs dieses 7 bis 8 Sec. dauerte. 
rend des Fortziehens der Kugel wollten einige Beobacl 
Zischen gehört haben, da aber andere an eben den O 
nicht hörtěn, so hält Prıncue dieses für Täuschung 
den noch närdlichern Gegenden, namentlich aus Stitch 
deutsche Meilen nordnordöstlich von Carlisle wurde bı 


1 v. Expe über Massen und Steine, die aus dem Monde 
Erde gefallen sind. Braunschweig 1808. 


Erscheinung. 217 


b man eine ungemein leuchtende Erscheinung gesehen und 
er einen lauten Donner gehört habe, aber einen eigent- 
n Körper, der das Licht aussendete, habe man nicht gese- 
. Pamore glaubt daher, dafs, nachdem das Meteor zwi- 
Carlisle und Dumfries hin gezogen war, es einige Mei- 
ich von Douglas die Veränderung erlitten hatte, welche 
Beobachter als ein Abbrechen des Schweifes beschrieben, 
elchem Funken hervorbrachen. Der Haupttheil, in den 
ie Ueberreste des Schweifes sammelten, ging dann bis 
Fort William, und bei Invernefs muls das Meteor nach 
Laufe von 400 englischen (90 bis 100 deutschen) Meilen 
den seyn. Dennoch scheint dasselbe, obgleich es hier 
n war, fortgezogen zu seyn und sich noch einmal leuch- 
‚gezeigt zu haben; denn in 58 Grad Breite an der West- 
der Grafschaft Bob sah man es recht glänzend, doch 
k der Sonne gleich, nach Süden fortziehen (der vorigen 
g entgegen); das Licht glich dem Lichte des bren- 
Weingeistes, die Kugel erschien hier ohne Schweif, 
liefs Fuaken von verschiedener Gröfse und Farbe herabfallen, 
Die Beobachtungen zeigten, dafs es oberhalb Cambridge 
bis 23 deutsche Meilen hoch war, oberhalb Fort William 
jG bis 8 deutsche Meilen. Die Geschwindigkeit des Meteors 
über 6 deutsche Meilen in der Secunde seyn. 
ie am 10. Juli 1771 im nördlichen Frankreich erschienene 
gel ist von Le Roy umständlich beschrieben 3. Um 
Abends zeigte sich dieses Meteor anfangs wie eine 
Sternschnuppe, aber allmälig sah man es, der Annäherung 
fe, grölser; es bewegte sich ungemein schnell und stark ge- 
ie Erde geneigt; seine Form, die anfangs kugelförmig war, 
. nachher in die Form eines Glastropfens über, und dabei 
„der Glanz von der blendendsten Weilse. Der Haupttheil 
Meteors war mit Funken umgeben, und der mit Roth um- 
ene Schweif zeigte sich mit Regenbogenfarben übersäet. Als 
Kugel sich schon nicht merklich fortbewegte, nahm sie eine 
iger längliche Form an, und schien in der Mitte zu kochen; 
mf zersprang sie und zertheilte sich in eine Menge Funken, 
so glänzend waren, dals mehrere Personen es nicht ertragen 



















1 Phil. Transact. Vol. LI. for the Year 1759. p, 218, 259. 
2 Hist. ct Mém. de l’acad. des sc. à Paris pour 1771. p. 670. 


218 Feuerkugel. 


konnten, sie anzusehen. Die ganze Dauer der Ersch« 
wurde in Paris nur auf 4 Secunden geschätzt, doch hatt 
den Anfang dort nicht beobachtet. Zwei Minuten: naci 
Zerspringen hörte man einen Knall, den einige einem er 
ten Donner verglichen, andere dem Rasseln schwer bek 
\Vagen auf einem Steinpflaster, andere rinem einstürs 
Hause. Gegen Melun zu war dieser Knall stärker und ma 
terschied noch einen zweiten schwächeren. An einigen 
der Stadt empfand man bei dem Knalle zugleich eine En 
terung. Eben dieses Meteor war von Amiens, -Dieppe, / 
bis: nach Limoges, Lyon, Dijon und selbst in Sarlat 4 
Dordogne beobachtet worden, und den Knall hatte ma 
Rouen und Amiens bis südlich von Paris gehört, also durd 
Gegend, die 15 bis 20 deutsche Meilen im Durchmesser ha 
Roy schliefst aus den gesammelten Beobachtungen, da 
Meteor zuerst sich in England muls gezeigt haben, und 
Honuwspr’s Bericht war es auch in der Gegend von Q 
so grols als der Mond im Durchmesser und mit einem Sch 
gesehen worden. ` Da es dort südöstlich erschien , so be 
diese Beobachtung Le Boxe Meinung, dafs es von der G 
der Grafschaften Sussex und Surrey über den Canal herüb 
und von Nordwest 4 Nord her ungefähr auf Paris und Mel 
seine Richtung nahm. Der Punct seines Zerspringens 1! 
einige Meilen südsüdöstlich von Paris liegen, etwa 14 
. von Melun. Die Berechnung der Beobachtungen, wele 
Roy mit grofsem Fleilse gesammelt hat, ergab, dals die | 
‚kugel zuerst über 41000 Toisen (über 10 deutsche Meilen) 
war, bei der Explosion aber sich bis zu 20600 Toisen (5 
sche Meilen) herab gesenkt hatte, und bei dieser Höhe } 
sie: sehr gut durch fast ganz Frankreich sichtbar seyn. 


Die ganze Dauer des Erscheinens glaubt Ge Roy doct 
auf mehr als 10 Secunden setzen zu können und in dies 
durchlief das Meteor etwa 45 deutsche Meilen, 4 bis 51 
in der Secunde. Die Kugel mufste, wenn man auch nur 
rechnet, über 1000 Fuls Durchmesser haben; aber dafs 
davon auf die Erde gefallen wäre, davon sagt keine De 
tung etwas. 


Ueber eine andere Feuerkugel, die am 18. Augus 
in England erschien, hat BLasuen die Beobachtungen ; 


Erscheinung. 219 


A. Diese Feuerkugel wurde von den Shetländischen Inseln 
‚ach Frankreich und den Niederlanden beobachtet, und eine 
hricht gab an, .dals sie sogar in Rom gesehen wäre. Man 
sie in Aberdeen und zu Blair in Athol von Norden her her- 
keigen, und die Beobachtungen ergeben, dafs sie schon 
dich von der nördlichsten Küste Schottlands entstand; sie 
x etwas westlich von Perth und etwas östlich von Edinburgh 
bei, über die westlichen Gegenden von Northumberland, 
th die Mitte von Yorkshire etwas westlich von York. Bis 
kin sing sie beinahe genau nach Südsüdost fort: aber etwa 
der Grenze von Yorkshire und Lincolnshire nahm ihre Bahn 
we etwas mehr östliche Richtung, und sie selbst scheint bei 
wer Aenderung der Richtung auch eine Explosion oder ein 
Westen erlitten zu haben. Anfangs nämlich hatte sie sich 
ıgeförmig, alsdann etwas elliptisch und geschweift gezeigt; 
ich dem Zerbersten ging sie nicht mehr als eine Masse fort, 
indern als eine Menge von Kugeln, von ungleicher Grölse, 
e jede einen Schweif hinter sich zogen ; auf diese Weise sah 
kh das Meteor mit ungemeinem Glanze alle Gegenstände er- 
schtend,, fortziehen, bis man es in England der Entfernung 
ben aus den Augen verlor. Diese Sammlung kleiner Me- 
pre scheint südöstlich über Cambridgeshire und die Grenzen 
m Suflolk fortgegangen zu seyn, dann aber der frühern Rich- 
dg gemäls über Essex und den Canal sich bewegt zu haben. 
le Küste von Frankreich mufs das Meteor in der Gegend von 
Snkirchen erreicht haben, indem man es dort sowohl als in 
bis und Ostende nahe am Zenith sah, und so setzte es seinen 
Veg noch weiter fort, worüber aber die genaueren Nachrich- 
n fehlen. Dieses merkwürdige Meteor durchlief also 13 bis 
l Breitengrade, also 200 deutsche Meilen. Das Ansehen des 
eteors war veränderlich, so dals Auserr es nicht fur einen 
sten Körper hielt, und sich darin auch durch die, anscheinend 
was wvellenartig gekrümmte Linie seines Laufs bestärkt fand. 
er Schweif blieb nicht immer gleich, und auch die Haupt- 
asse war zuweilen rund, zuweilen elliptisch und zuweilen 
aten spitz zulaufend. Der Schweif schien bei diesen und an- 
rn Meteoren zum Theil aus eben der Materie, wie die 
wuptmasse oder der Kern zu bestehen, der übrige, grölsere 





1 Phil. Transact. for 1784. p. 201. 112. 


220 Feuerkugel. 


Theil sah aber so aus, als ob er aus dünner zertheilten d 
artigen Theilen bestände. Auch die Farbe des Meteors 
veränderlich, aber so sehr bläulich, dafs ein Beobachter 
Mond dagegen als in rothem Lichte erscheinend angab. 
Feuerkugel schien kurz vor dem Zerspringen aus hellern 
dunklern Theilen zu bestehen, von denen man zu beme 
glaubte, dals sie in steter Agitation.wären. ‘Die Bestimmu 
der Höhe scheinen mit vieler Sicherheit zu ergeben, dafs 
Feuerkugel ihren ganzen Weg in einer ziemlich gleichen } 
von 60 englischen (15 deutsche) Meilen über. der Erde du 
lief. Auch bei diesem Meteore hörte man an einigen Orter 
nen Knall, und nach BLacnen’s Meinung mochte wohl bei 
ersten Explosion ein Knall statt gefunden haben, und nad 
ein zweiter. Den Durchmesser berechnet BLAGDEN zu Ay 
Meilen oder 2500 Fuls, gesteht aber, dals diese Bestimm 
unsicher sey, weil Beobachter, deren Standpunct sich in 
ungleichen Entfernungen von dem Meteor befand, die sch 
bare Gröfse dem Durchmesser des Mondes gleich angeben. 
dals der grolse Glanz der Feuerkugel mehr als der eigentl 
Sehewinkel die Angabe der scheinbaren Gröfse bestimmt zu 
: ben scheint. Ueberhaupt ist es gewils, dals die Schätzung 
Gröfse leuchtender Körper grolser Unsicherheit unterworfer 
denn wer würde nicht die Breite der Blitzstrahlen, die 
Nachts in 2 Meilen Entfernung sieht, wohl auf 2, 3 und í 
Minuten schätzen? — und doch würde ein Blitz von 3Min 
scheinbarem Durchmesser in 2 Meilen Entfernung 40 
Durchmesser haben müssen, was gewils nicht der Fall ist. 
Dauer dieser Feuerkugel war ungewöhnlich lange; Hexrsc 
der die Erscheinung erst gewahr ward, als die Kugel sich sı 
in mehrere kleine zertheilt hatte, sah sie 40 bis 45 Secu 
und zuletzt fast in demselben Puncte des Himmels still steh 
als sie ihrer Entfernung halber den Meisten schon unsich 
geworden war. Sie mochte also ihren ganzen \Veg von 
Meilen in 1 Minute zurücklegen. 

Die Höhe der am 8. März 1798 in Genf, Lausanne 
Chambery beobachteten Feuerkugel, die auch in hellglänz 
Funken sich zertheilte, konnte nach PrevosT’s Derech 
aus ziemlich mittelmälsigen Beobachtungen nicht viel üt 
Lieues betragen. Die Feuerkugel am 23. Oct. 1805 zeicl 
sich durch die sehr lange Dauer ihres Schweifes aus. 


1 I 


. Erscheinung. 221 


Die Dauer der Feuerkugel selbst, die übrigens nicht zu 
kı ungemein grolsen gehörte, setzt Scan ären auf 3 bis 4 Se- 
enf, aber nach dem Verschwinden blieb ein heller Licht- 
f sichtbar, von welchem Scarörer sagt, er habe sich meh- 
Minuten lang in gerader verticaler Linie völlig fest stehend 
igt; demnächst aber, habe er angefangen, eine veränderliche 
förmige Linie zu bilden, welche immer stärker gekrümmt 
; nach etlichen Minuten Zeit habe der Schweif, als ob 
sanfter Windzug ihn gegen Süden fortdrängte, etwas unter- 
seiner Mitte, eine fast halbrunde, mit der convexen Seite 
Süden gerichtete Beugung angenommen, welche mit der 
en Seite n des Hercules in sich schlof 3. Diese Beu- 
dehnte sich immer weiter nach Süden aus, nach 7 Mi- 
war sie einem S, nachher einer 2 ähnlich; selbst nach 15 
buten war noch etwas von dem Lichtstreifen, noch weiter 

‚Süden gerückt, zu erkennen. Da meine eigene Beobach- 
s so viel ich mich erinnern kann, noch nirgend bekannt 
ist, so sey es mir erlaubt, ihr hier einen Platz zu ge- 
h só wie ich sie damals niedergeschrieben habe. Gegen 
Ihr [nach Scaunören war es 7b 14°] beobachtete ich in 
en 6 Meilen nördlich von Oldenburg eine leuchtende 
ung, wie ein matt glänzendes Wölkchen, unter dem 
des Ophiuchus; das Ganze bildet einen 2 förmigen Strei- 
‚der langsam gegen den Poniatowski’schen Stier fortrückte. 
'hellste Theil stand nahe über o des Ophiuchus. Die Er- 
imung verlor ihr Licht sehr langsam und noch nach 15 Minuten 
ich schwache Spuren davon zu bemerken. Der hellste 
‚„ der aber jetzt matter glänzte, als vorhin der schwächste 
il, stand zwischen p und o des Poniatowski’schen Stiers 
Mein sehr matter Streif zog sich gekrümmt nach a des Ophiu- 
Ñs zu. Als ich das Phänomen zuerst sah, war es den ge- 
Binlichen zurückbleibenden Schweifen der Sternschnuppen 

ich; der helle Fleck aber, .der oberhalb ø etwas seitwärts 
‘h xi zu stand, unterschied sich davon. Nach meiner und 
unoren’s Beobachtung, indem ich den wenig von o ent- 
bten von mir beobachteten Punct als den Endpunct ansehe, 






















41 Gilb. XXII. 107. 
2 Diese Angabe ist gewifs ein Druckfehler, denn y Herc. steht 
reit nördlich, dafs er unmöglich gemeint seyn kann. 


222 Feuerkugel, 


verschwand diese kleine Feuerkugel senkrecht über der Pr 
Gröningen in einer Höhe von 6 Meilen, wobei freilich die 
sicherheit erheblich ist, da ich nicht den eigentlichen Oi! 
"Verschwindens gesehen hatte. Die Düsseldorfer Beobach 
(die nicht von BEnzEnBeRg selbst angestellt worden) ist off 
nicht genau genug, um darauf eine Berechnung zu gründe 

Das am 14. Dec. 1807 Morgens in Connecticut gese 
Meteor war im Allgemeinen den oben beschriebenen ähn 
es war kaum halb so grob im Durchmesser als der Mond, 
hatte einen Schweif, dessen Länge dem: 10 bis 12 ma 
Durchmesser der Kugel gleich war. Ein Beobachter in We 
in dessen Zenith ungefähr das Meteor verschwand, gieb 
dafs das Verschwinden nicht ganz plötzlich statt fand, son 
ein zwar schnelles, aber doch durch merkliche Untersd 
fortschreitendes Abnehmen des Lichtes beobachtet wurde. 
ganze Erscheinung dauerte etwa 30 Secunden und 30 bi 
Secunden nachher hörte man einen heftigen Knall, dem: 
eine Reihe schwächerer Detonationen folgte. Das Phäm 
war dem Monde so ähnlich, dafs eine Dame, die es ge 
hatte, sagt, ihr erster Gedanke bei dieser Erscheinung sey 8 
sen, wo denn der Mond so schnell hin wolle. Ein an 
Beobachter bemerkt, das Verschwinden sey mit drei be 
Bewegungen, wie Sprüngen, begleitet gewesen, bei jedes 
das Licht schwächer geworden, und beim dritten ganz versch 
den. Die Berechnung von Bownırtcn zeigt, dafs das M 
sich ziemlich parallel’ mit der Erdoberfläche in einer Höhe 
4 deutschen Meilen fortbewegte; es durchlief ein von N 
nach Süden gerichtete, wenig nach \Vesten abweichenden 
mit einer Geschwindigkeit von 4 Meilen in jeder Secunde, 

Bei dem Erscheinen dieses Meteors fiel eine Masse, 
225 Pfunde wog, aus der Luft, und nach Bowpvırcu’s 
nung konnte dieses doch nur der unbedeutendste Thei 
Meteors seyn, dessen Durchmesser nach den Angaben, di 
am kleinsten geben, gegen 500 Fuls betragen mulste ?. 


— D 





1 Ich hatte meine Beobachtung in der Hoffauug, auch die 
herigen Aenderungen der Stellung des Schweifs zu berechnen, 
niedergeschrieben; aber ich habe keine audere dazu zureic 
Beobachtung gefunden. 

2 Astronomische Zeitschrift von e, Lindenau und v. B 
berger. I. 137. | 


| Erscheinung. 223 
Am 15. Juni 1821 sah man bei dem Herabfallen eines Me- 


teines von 220 Pfunden in der Nähe von Juvenas, nicht 
von Viviers eine Feuerkugel. Obgleich es um 3Uhr Nach- 
gs war, so sahen dennoch einige Beobachter die Erschei- 
i glänzend genug, um sie als Feuerkugel anzuerkennen, 
auch der Knall, von welchem die Erscheinung begleitet 
stimmte ganz mit dem überein, was man bei Feuerkugeln 
atet hat. Diese Feuerkugel liefs auf der durchlaufenen 
einen grauen Dunst zurück, der wie ein langes Band mit 
Schwachen Zickzacks am Rande erschien, eine Art von 
h, welcher die Farbe der Wolken hatte, und in so völliger 
:war, dafs man ihn noch nach 10 Minuten wahrnahm, 
dafs er seine Stelle und Gestalt merklich änderte. Da es 
Sonnenschein war, so kann man sich leicht denken, dafs 
b matt leuchtender Schweif, wie wir ihn aus den nächtli- 
Beobachtungen kennen, wohl als blofse Wolke erschei- 
ante. 
Wie hier mitgetheilten Beobachtungen geben hinreichend 
fie die Feuerkugeln sich gewöhnlich zeigen. Bei einigen, 
bei, der am 12. Nov. 1799, hat man ein Entstehen aus 
Murchkreuzenden Lichtstrahlen beobachtet, und noch auf- 
er mufs ein ähnliches Hervorgehen einer Anfangs kleinen, 
er bedeutend grols werdenden Feuerkugel aus Feuerstreifen 
er am 23. Aug. 1812 gewesen seyn. Andere Feuerkugeln 
jen aus einer wolkenähnlichen Erscheinung entstanden zu 
loch so dals man diese Wolken nicht mit gewöhnlichen ` 
en für einerlei halten konnte t. 
tndlich muls ich doch auch noch erwähnen, dafs man zur 
von Stürmen und ungewöhnlich tiefem Barometerstande 
mals Feuerkugeln gesehen hat, unter denen mir aber keine 
nt ist, die genau genug beobachtet wäre, um ihre Höhe 
icherheit bestimmen zu können, so dafs es zweifelhaft 
;„ ob diese Feuerkugeln mit den vorigen ganz einerlei 









Carspnı über Feuermeteore nnd über die mit denselben her- 
lenen Massen. Wien, 1819. wo man alle Nachrichten von 
ugeln gesammelt findet. 

“ Brandes de repentinis variationibus in pressione aöris obser- 


ı pe 41. 


224 Feuerkugel. 


Meinungen über die Natur dieser Mei 


Die älteren Meinungen, dafs die aus der Erde aufi 
den schweflichen Dünste sich entzünden und die Erscl 
der Fenerkugeln darbieten, verdient kaum noch angefi 
werden. Auch die Meinung, dafs die Feuerkugeln elel 
Funken, oder dafs sie Entzündung brennbarer Luft sind, 
zu wenig für sich, um bei ihnen zu verweilen; denn o 
es möglich wäre, dafs unter den vielen leuchtenden Erscl 
gen, die wir über uns sehen, einige, den Feuerkugeln 
che, elektrischen Ursprungs wären, so kann dieses dı 
die, welche über ganze Länder, hundert Meilen weit fort 
gewils nicht passen. _ 

Die Meinung, dafs diese Meteore im Weltraume ; 
bende Massen sind, denen die Erde in ihrem Laufe i 
Sonne begegnet, hat zwar HALLEY schon ausgesprochen 
Cat, Ann hat dennoch das Verdienst? diese wenig bed 
und ganz vergessene Meinung, zu einer Zeit, wo man § 
lachte, mit guten Gründen vertheidigt zu haben, und ol 
auch durch sie nicht alle Umstände erklärt werden, »o. 
doch durch das in neuern Zeiten genauer beobachtete He 
‘len der.Meteorsteine, welches mit dem Erscheinen von. 
kugeln verbunden war, eine solche Bestätigung erhalter 
der Hauptumstand, nämlich "dats die Feuerkugeln nicht: 
Erde entstehen, sondern aus fremden, in unsere Arm 
eintretenden Massen, die hier leuchtend werden und nach 
Erlöschen Meteorsteine (zuweilen auch andere Massen) 
fallen lassen, kaum noch bezweifelt werden kann. Sch 
mals zeigte CHLADNI, dafs man mit Unrecht so manche; 
glaubigte Nachrichten von herabgefallenen Steinen in 2 
ziehe, dals die Umstände, unter welchen sie herabgefalle 
sollten, das gleichzeitige Erscheinen von Feuerkugeln u. 
so übereinstimmend sind, dafs schon darin ein Beglaubi 
grund liege, dafs die Entfernung der Feuerkugeln von de 
und ihre grofse Geschwindigkeit mit allen andern Erkläruı 
Widerspruch stehe, und dagegen begreiflich werde, wei 
annehme, sie bewegten sich, gleichsam als kleine Welt 


1 Can über die von Dutt gefundene und andere i 
Eisenmassen. Riga, 179. 


Wesen derselben. 225 


Raume fort und würden von der Erde angezogen, wenn sie 
en nahe genug kommt. ° 

Die Entstehung der ungemeinen Hitze, wodurch diese 
rper glühend, schmelzend, ja wohl gar in Dämpfe verwan- 


t werden, ist freilich noch immer schwer zu erklären. Denn 


an gleich, wie CaLApn: in seinem neuern Werke bemerkt, 
Kat so ungemeiner Geschwindigkeit in unsere Atmosphäre 
petender Körper eine starke Compression der Luft und da- 
h sehr grolse Erhitzung bewirken kann, wenn gleich durch 
je Compression selbst da wo die Luft schon ziemlich dünne 


genug Sauerstoflgas, um dieses Brennen und Leuchten zu ` 


halten, auf die Masse einwirken kann, so muls man doch 
ben, dals, nach unsern sonstigen Begriffen von der At- 
, dieses da nicht wohl statt finden kann, wo fast gar 
É Laft vorhanden ist, und dafs dennoch in so grofsen Höhen 
P mgeln und Sternschnuppen sichtbar werden. Doch die- 
astand und mehrere andere sind nicht als Einwürfe gegen 
` X anzusehen, da jede andere Hypothese uns hier eben 
g Aufschluls giebt. Woher es kommt, dafs jene Mas- 
jz den glänzenden Zustand versetzt, und so heftig erhitzt 
m, wissen wir noch gar nicht; aber das Ansehen der gan- 
Erscheinung lälst schliefsen , dafs die Masse, wenn sie sich 
suerkugel zeigt, flüssig ist, und Dämpfe, oft als Rauch 
ber Kugel hervorbrechend,, entwickelt. Ein solcher Rauch 
st auch der dunklere Theil des Schweifs zu seyn, und sein 
prbrechen an einer bestimmten Stelle kann wohl die Rich- 
Eder Bewegung mit bestimmen ; denn wenn die Kugel mit 
pfen gefüllt, ‚überall den Druck dieser elastischen Masse 
t, nur an der Seite nicht, wo die Dämpfe hervorbrechen, 
ıfs durch die Rückwirkung die Kugel nach der entgegen- 
Rzten Seite fortgehen. Daher scheint es auch zu kommen, 
die Feuerkugel nach einer Explosion, wobei sie nicht ganz 
ämmert wird, ihre Richtung ändert, indem vermuthlich 
Mampfstrom dann an einer andern Stelle der Oberfläche her- 
jicht, und eben dadurch die Kugel nach einer andern Rich- 
'zurücktreibt. So möchte ich (theils den Beobachtungen ge~- 
, wo z.B. bei der Feuerkugel 1783 Explosion und geän- 
Richtung gleichzeitig eintraten, theils auch auf. allgemeine 
LL gestützt) auch lie zuweilen angegebene sprungweise 
aderte Bewegung der Feuerkugeln lieber "erklären, als nach 
. Bd. D 


r 


236 Feuerkugel, 


Caransı’s Ansicht aus der Compression der Luft, welcl 
Zurückstolsen bewirk®; denn dieses Zurückstolsen scheu 
mit den Bewegungsgesetzen eines nach allen Seiten freien 
unvereinbar zu seyn. ` 

Zu den Gründen, welche gegen den irdischen Ur: 
der Feuerkugeln und Sternschnuppen sprechen, komm 
auch noch die aus den neuesten Beobachtungen der 


.schnuppen sehr klar hervorgehende Ueberzeugung?, dal 


in ihrer relativen Bewegung gegen die Erde der Einflu 
eigenen Bewegung der Erde verrathe, so dafs unter den ı 
schnuppen wenigstens, viel mehrere zu seyn scheinen, di 
relativ der eigenen Bewegung der Erde entgegen, als ihr ¢ 
bewegen. Es wäre wohl der Mühe werth, auch auf die I 
kugeln diese Untersucbung auszudehnen und die vollkon 


, Berechnung über die wahre Bewegung der Feuerkugelı 


d 


Sternschnuppen im Raume, ganz durchzuführen, inden 
aus der bekannten Bewegung der Erde und der relative 
wegung dieser Meteore die absolute Bewegung der letzten 
leitete. Das daraus hervorgehende Resultat würde dann f 
doch noch durch die Anziehungskraft der Erde modificiri 
aber einige Folgerungen, ` vorzüglich über die eigenthiüs 
Geschwindigkeit, mit welcher die Masse des Meteors sich, 
sie der Erde so nahe war, fortbewegte, würden sich 
wohl ergeben. Grofs mufs diese Geschwindigkeit seyı 
ze B. die, welche unter einem bedeutenden Winkel w 
Richtung der Erde abweichen, dennoch sehr schnell üt 
Erde fortzieien und also aulser jener Bewegung, mit welcl 
die Erde begleiten, auch noch eine auf diese Richtung 
rechte Geschwindigkeit besitzen. Wenn diese Körper : 
Erde vorbei gehen , so müssen sie vorzüglich dann lange 
bar bleiben, wenn entweder ihre Bewegung mit der Bew 
der Erde gleich schnell und nach derselben Richtung ; 
ist, oder wenn wenigstens die aus ihrer wahren Bew 
durch Zerlegung der Geschwindigkeit hervorgehende, m 
Bewegung der Erde parallele Geschwindigkeit der Geschw 
keit der Erde beinahe gleich ist. Ein solcher die Erd 





‚1 Vergl. Mrxcre in Schweigg. Journ. XXV. 20. 


2 Bnanpes Unterhalt. für Freunde der Physik und Astr 
istes Heft, 8. 58, 


Wesen derselben. 227 


t lang begleitender, fast immer aber doch noch relativ ge- 
sie schnell fortrückender Körper, muls offenbar sich der Erde 
k mehr nähern und alle die Einwirkungen, die hier statt fin- 
i können, vollkommener erleiden. 
+ Dieser wichtigen Gründe für den kosmischen Ursprung der 
kugeln ungeachtet, haben doch auch neuerlich noch einige 
tiker den irdischen Ursprung dieser Meteore vertheidigt. 
r diesen nenne ich hier vorzüglich Egen!, dessen Gründe, 
m sie hierher gehören ?, vorzüglich folgende sind. 1. Die 
» Entfernung dieser Meteore von der Erde sey meistens 
Funsichern Beobachtungen abgeleitet. Dieser Einwurf hat 
z Kraft; denn wenn man auch bei der einen und bei der 
Feuerkugel es zweifelhaft machen kann, ob die Höhe 
eine Meile genau sey, so hielse es doch gegen alle Wahr- 
ichkeit streiten, wenn man sagen wollte, bei so vielen 
menen habe sich allemal eine zu grolse Höhe ergeben- 
diese Behauptung erscheint um so grundloser, da selbst die 
Gegenden, in welchen ein solches Phänomen sichtbar 
sen ist, Zeugnils für seine ungemeine Höhe geben, und 
Beobachtungen der Sternschnuppen jetzt sich ebenfalls als 
-ungemeine Höhe bekräftigend zeigen. 2. Die Bahn der 
bore scheine immer den Bedingungen der von der Erde aus 
Iorfenen Körpern gemäls zu seyn. Wenn die Wurfbewegung 
der Oberfläche der Erde ausgegangen ist, sagt EGEN, so 
e Projection der Wurflinie nothwendig ein grölster Kreis, 
dals diese bei den Feuerkugeln davon verschieden sey, er- 
wenigstens nicht ans den Beobachtungen. Hier ist nun 
zu bemerken, dafs bei kurzen Bahnen, und vollends 
Fminder genauer Beobachtung wohl die Abweichungen vom 
ten Kreise leicht unbemerkt bleiben konnten; zweitens 
b der \Veg der Feuerkugeln aber auch wirklich nicht immer 
bn grölsten Kreis als Projection dargeboten hat, wie das Bei- 
d der Feuerkugel vom 18. Aug. 1783 zeigt, die von ihrer 
htung abwich, als die Explosion statt gefunden hatte; aber 
tens ist auch der theoretische Satz selbst nicht genau rich- 
indem, wenn eine mit elastischen Stoffen gefüllte Kugel 

























d 


d Gilb. LXXII. 376. 
2 Die aus den Bestandiheilen der Meteormassen hergenommenen 
de lasse ich hier aus den Augen, 


P2 


298‘ Feuerkugel. 


zuerst nach einer bestimmten Richtung fortgeht, gewils 
, Zerspringen die Bahnen der einzelnen T heilchen,, selbst a 
Erdfläche projicirt, ganz ungleich ausfallen. 

Einen wichtigern Einwurf könnte man aus dem nach 
Verschwinden dieser Meteore übrig bleibenden Schweife 
nehmen, der gewöhnlich gar nicht fortzurücken pflegt odeı 
nigstens nicht so schnell fortrückt, als es die eigene Bewe 
der Erde fordert. Wenn eine Sternschnuppe in 10 Meilen! 
nahe bei meinem Zenith verschwindet und der Schweif. | 
auch nur 2 bis 3 Secanden sichtbar, so sollte er mir, wennic 
der bewegten Erde an ihm vorbei eile, viele Grade weit 
den Sternen fortzurücken scheinen, was keineswegs der Fa 
Ein Schweif, der so wie am 23. Oct. 1805 oder am 11. 
1741 eine Viertelstunde lang dauerte, mülste, weil die. 
sich unterdefs um Tausende von Meilen von ihm ent 
längst unsichtbar geworden seyn, und man sieht daher, 
diese Schweife die Erde begleiten. Es erhellet aus dieser 
Den Verschiedenheit zwischen der schnell fortziehenden B. 
kugel und dem stillstehenden Schweife, dafs man dem let 
eine ganz andere Beschaffenheit als der erstern beilegen : 
Der Schweif: begleitet die Erde und muls daher sich in « 
umgebenden Medio befinden, das dicht genug ist, diese 
muthlich ungemein dünne Materie mit fortzuführen, und 
haben also Hoffnung, durch Beobachtungen auszumitteln, 
hoch hinauf noch eine dazu hinreichend dichte Materie va 
den ist. Die eigene Bewegung der Schweife, die nur : 
und nie in erheblichem Malse statt findet, scheint von zwei 
schiedenen Ursachen abzuhängen, nämlich von einem ger 
Zurückbleiben hinter der Erde, und von kleinen Explos 
der vielleicht im Schweife noch übrigen dichtern Theil 
Das langsame Fortrücken gegen Süden, welches der Schwe 
23. Oct. 1805 zeigte, und das doch immer einige Meilen | 
gen mochte, konnte nach der damaligen Richtung der Erde 
so erscheinen, wenn der Schweif sich ein wenig langsam 
die Erde bewegte, aber hätte freilich in einer einzigen Be 
mehr betragen müssen, als es in 15 Minuten betrug. , wen 
Schweif ohne alle Bewegung gewesen wäre, oder die Erc 
nicht begleitet hätte. Eine wichtigere Ursache der Veränd 
des'Schweifes scheint aber in kleinen Explosionen zu liege: 
einen Theil des Schweifes eben so, wie friiher einzelne 1 


Wesen derselben. 229 


' Kugel, nach einer Seite hin stolsen; indels sind damit die 
ıgungen des ganzen Schweifs nicht zu erklären, wenn sie so 
b» bei einer von mir beobachteten Sternschnuppe? als ein all- 
liges Zusammenkrümmen des ganzen Schweifs erscheinen. 
- Viel Unerklärliches also bleibt noch immer hier übrig, und 
nftige Beobachtungen können uns noch viele Belehrung ge- 
Ihren. Zu diesem Unerklärlichen gehört auch der, oft erst 
frere Minuten nach dem Zerspringen gehörte Knall, von wel- 
b es ganz unglaublich scheinen würde, dals er sich durch 
in 6 oder 8 Meilen Höhe so ungemein verdünnte Luft stark 
Ing fortpflanzen könnte, wenn nicht zahlreiche Erfahrungen 
Men, dals es dennoch wirklich so sey. 
ee Obgleich aber die Frage, ob die Feuerkugeln irdischen Ur- 
mes sind, hiernach wohl verneinend entschieden zu seyn 
feint, so könnte man nun doch ihren Ursprung noch näher 
immen wollen, und hat deshalb gefragt, ob sie vom Monde 
ans herüber geworfen seyn könnten. Unmöglich wäre das 
Br nicht, aber theils macht die grofse Zahl der auf die Erde 
enden Meteorsteine dieses unwahrscheinlich, theils auch der 
ht d, dafs nur die unter gehr bestimmtem Wiıtkel vom 
be ausgeworfenen Körper die Erde erreichen könnten, und 
t daher nicht glaublich, dafs sie von dort ihren Ursprung 
2, | 
Aber wenn gleich die Feuerkugeln, aus denen feste Massen 
ie Erde herabfallen, -nicht ursprünglich der Erde angehören, 
st es doch noch zweifelhaft, ab gerade alle Feuerkugeln und 
inuppen ganz einerlei Natur haben. Vorzüglich ver- 
e es eine eigene Untersuchung, wozu es noch an hinrei- 
Wen Beobachtungen fehlt, ob die Feuerkugeln, die bei gro- 
Revolutionen in der untern Atmosphäre gesehen sind, in 
hen Höhen entstehen, wie die, von welchen die oben an- 
rten Beobachtungen Nachricht geben. Da doch schwerlich 
je Feuerkugeln Ursachen der Stürme und tiefen Barometer- 
ide seyn könne, so muf man vielmehr wohl annehmen, dafs 
leben den Ursachen ihr Entstehen verdanken, welche jene 
uhe in der untern Luft hervorbringen; dann aber sind diese 



















1 Versuche die Entfernung, Geschwindigkeit und Bahnen der 
aschnuppen zu bestimmep, von Benzensenc und Brunpes S. 85. 


2 Gilb, XIV. 38. 


230 Feuerzeug, 


Feuerkugeln irdischen Ursprungs. — Doch es ist noch zı 
darüber etwas Entscheidendes zu sagen. Auch darübeı 
Feuerkugeln eine Aenderung der Temperatur in der unte: 
mosphäre bewirkt haben, wage ich nichts zu behaupter 
gleich CaLansı Beispiele, wo grölsere Wärme gefolg 
anführt. ` 

Dafs Rırrer’s Behauptungen über ihre dem magnet 
Meridian parallele Richtung über gewisse Perioden, wo su 
figer erscheinen u. dgl. ohne Grund sind, hat CALADII. 
hinreichend gezeigt. 

Von den heruntergefallenen Massen wird der Art. A 
steine Nachricht geben, die Nachrichten von einzelnen l 
kugeln hier aufzuführen, habe ich für unnöthig gehalten 
man in Curannı’s oben erwähntem Werke alles hierher | 
rige gesammelt findet. | A 


Feuerzeug. 


Es giebt der Feuerzeuge gar viele und von manchen 
keines derselben ist seinem \Vesen nach auf andere als ph 
lische Principien gegründet und somit für den Physiker 
ohne Interesse oder ihm in der Hauptsache fremd; alleir 
noch würde eine Aufzählung und Beschreibung derselben 
so unfruchtbar als ermüdend seyn, und aufserdem werd 
selbst nebst den Grundsätzen, wonach sie construirt sind 
legentlich erwähnt werden. Nur zwei derselben verdiene 
genauere Beschreibung, nämlich das sogenannte chemisei 
das pneumätische, indem das elektrische Feuerzeug (gew 
cher elektrische Lampe, Zündlampe genannt) und die 
Dosekeıyen erfundene Abänderung dieses Apparates, be 
chem die Entzündung des \WVasserstoffgases durch Platinsch 
geschieht, an andern geeigneten Orten beschrieben \ 
sollen. 


A. Chemisches Feuerzeug. 
Hierunter versteht man denjenigen Apparat, bei w 
eine schnelle Entzündung mit Flamme durch die chemisc 
setzung des chlorsauren Kals durch Schwefelsäure 
wird, Das Ganze besteht daher meistens aus einem K 


1 Chladni über Feuermeteore. S. 66. 


chemisches. 931 


a verschiedener wil’kürlicher Gestalt, worin sich ein kleines 
fäfs mit etwas Schwefelsäure befindet, und zugleich die klei- 
a Schwefelhölzchen aufbewahrt werden können, welche man 
roh Eintauchen in die Schwefelsäure entzündet. Jenes Gefäls 
meistens ein kleines Gläschen, welches mit einem geeigne- 
2 Stöpsel verschlossen wird, damit die Schwefelsäure nicht 
+ viel Wasser aus der Luft anzieht, womit sie sich ‘wegen 
per starken Affinität zu demselben begierig verbindet, dadurch 
zur Erzeugung einer Entzündung: unbrauchbar wird. Die 
efelsäure ist ferner sehr ätzend, und richtet daher Jeicht 
en an, wenn sie verschüttet wird, auch pflegt das Ent- 
wen der Schwefelhölzchen durch dieselbe mit einigem Kni- 
verbunden zu seyn, wodurch leicht kleine Quantitäten 
en umhergespritzt werden, wenn sie in zu grofser Menge 
die Schwefelhölzchen gebracht wird. Um dieses zu vermei- 
und da es nur einer sehr geringen Quantität derselben zur 
ündung der Schwefelhölzchen bedarf, pflegt man etwas ge- 
enen Kiessand, ungleich besser aber etwas Asbest auf den 
den der Gläschen zu bringen , damit hierdurch die Schwefel- 
aufgesogen werde, und nur eine geringe Quantität dersel- 
an die Hölzchen übergehe. Durch längeren Gebrauch wird 
Schwefelsäure theils verbraucht, zuweilen zieht sie aber 
h wiederholtes Eröffnen des Gläschens und hierdurch be- 
ten freien Zutritt der feuchten Luft zu vieles Wasser an, 
hes sie für die Folge untauglich macht. Im ersteren Falle 
nichts weiter erforderlich, als wieder einige Tropfen Säure 
zuzu;sielsen, im letzteren aber thut man wohl, die wässerige 
ssigkeit erst aus dem Gläschen zu tröpfeln, auch einige 
wefelsäure nachzuschütten, damit diese das überflüssige Wasser 
orbire, diese wässerige Säure wieder abzugielsen , "und eine 
inge Quantität frischer Säure wieder in das Gläschen zu brin- 
. Dafs man hierbei wegen der starken ätzenden Eigenschaft 
ler Schwefelsäure mit gehöriger Vorsicht verfahren müsse, um 
ich und die umliegenden Gegenstände gegen Verletzungen zu 
ichern, versteht sich von selbst. 
, Die Zündhölschen, welche gegenwärtig in grolser Menge 


















abrıkmaälsig verfertigt werden, "sind gewöhnliche Schwefel- ` 


Wölzchen mit der durch Zutritt der Schwefelsäure sich entzün- 
enden Nlischung am einen Ende. Diese Mischung besteht in 
er Hauptsache aus chlorsaurem Kali und Schwefelblumen, wel- 


232 | Feuerzeug, 


che gemengt und durch irgend ein Bindemittel an den E 
der Hölzchen festzeklebt wird. Die gewöhnlichen Ang 
für diese Mischung sind 60 Th. chlorsaures Kali, 14 Th. Se 
felblumen, 14 Th. Benzoeharz , etwas weniges Traganthsc] 
und Zinnober; oder 30 Th. chlorsaures Kali, 10 Th. Sch 
8 Th. Zucker, 5 Th. arabischer Gummi und etwas Zinno 
Diejenige Mischung, welche zu den gewöhnlichen, fabrikm 
gut bereiteten, Hülzchen genommen wird, besteht aus 30 
Schwefelblumen, 4 Th. Zinnober, A Th. arabischem Gu 
3 Th. Gummi Traganth, 3 Th. Kolophonium, jedes fein g 
ben, dann gemengt und abermals gerieben, dann 21 Th. 
geriebenes chlorsaures Kali zugesetzt, gut gemengt, mit d 
gem Wasser zu einem dicken Brei gerührt, jedes Schwefell 
chen mit demjenigen Ende, woran der Schwefel festsitzt 
die Masse eingetaucht und getrocknet?. Sobald das chlon 
. Kali zugesetzt ist, darf das Gemenge nur im feuchten Zog 
gerieben werden, weil sonst leicht eine höclıst gefährliche 
plosion entstehen kann. Die Ursache der Entzündung 
darin, dafs die Schwefelsäure das chlorsaure Kali durch he 
chemische Einwirkung in Chloroxyd, saures schwvefelsaures 
und oxydirtchlorsaures Kali zerlegt, wobei das sich entwicke 
Chloroxyd die damit verbundenen brennbaren Körper des 
menges entzündet 3. Diese Entzündung theilt sich dann 
Schwefel der Hölzchen und zuletzt diesen selbst mit, wesw 
man diese Zündhölzchen zuerst als gemeine Schwefelhöl: 
verfertigt, und dann eine geringe Quantität der zundenden 
stanz an den Schwefel hringt. 


B. Pneumatisches Feuerzeug. 


Das pneumatische Feuerzeug (briquet pneumati: 
auch Tachopyrion genannt, hat seinen Namen davon, da 
Compression der Luft die Entzündung der leicht feuerfangı 
Körper in demselben bewirkt. Ueber die Ursache des g 
Phänomens und die dasselbe begleitenden Umstände wa 
nur im Anfange zweifelhaft; gegenwärtig ist es durch | 
gende Thatsachen erwiesen, dafs die durch Compressio: 





1 Gmelin’s Handb. d. Chemie Ste Aufl. I. S. 558. 
2 Dixcren polytechnisches Journ, XVIII. 121. 
3 Gmelin a. a, 0. ` 


pneumatisches. ` 233 


k frei werdende Wärme aus dieser letzteren ausgeschieden 
d; und zugleich Ursache des Entzündens leicht verbrennli- 
wKörper ist. Diesemnach ist denn auch das pneumatische 
krzeug nichts anders als eine geeignete Compressionspumpe, 
keiner Vorrichtung, um den Zündschwamm in denjenigen 
i zu bringen, in welchem die Luft plötzlich und stark 
mengedrückt wird. Dals die Compression recht schnell 
ehen müsse, wenn der Versuch gelingen soll, folgt schon 
nothwendig, weil sonst die erzeugte \Värme den umge- 

a dichteren Körpern mitgetheilt wird, und somit auf die 
entzündbaren Körper keine Wirkung äulsern kann. An- 
„bediente man sich der gewöhnlichen Compressionspumpen 
je Windbüchsen, bald nachher aber, als die Sache wegen 
A Nenheit Aufsehen und Beifall erhielt, verfertigte man klei- 
3 Z. lange und 0,3 Z. im Durchmesser haltende mes- 
p Feuerzeuge, welche zum Behuf des Entzündens von 
zamm in der Tasche getragen wurden oder auch in 
| — — enthalten waren. Der an einem eisernen 
b befestigte Embolus ist hierhei nur 6 bis 9 Lin. lang, hat 
iner obern Fläche ein krummgebogenes eisernes Häkchen, 
s etwa 0,75 Lin. von jener Fläche absteht und zur Befe- 
sg des Zündschwammes dient, zugleich aber berührt der 
hineingestolsene Embolus die untere Fläche des hohlen 
pgnen Cylinders nicht, sondern nähert sich demselben nur 
den Abstand von etwa 1 bis ? Lin., damit der entzündete 
mm nicht durch die Berührung des metallenen Bodens 
erlöschen möge. Beim Gebrauche dieses Apparates ist 
ber nicht blols erforderlich, den Embolus schnell hineinzu- 
mn. sondern man muls ihn auch mit grölster Geschwindig- 
wieder zurückziehen, damit der glühende Schwamm nicht 
Wenige, in dem engen Raume befindliche Sauerstoflgas ver- 
“und wieder erlösche. Zum Gelingen des Versuches ist 
fich keineswegs ein so genaues Schlielsen des Embolus er- 
lich, dals keine Luft neben demselben entweiche, viel- 
x wird die Entzündung dennoch erfolgen, wenn auch die 
dem Stoße in dem Raume befindliche Luft keinen hohen 
der Dichtigkeit mehr besitzt, unter der Voraussetzung, 

s nur die Compression selbst schnell genug geschieht. Ob- 
ch die Entzündung des Schwammes vermittelst dieses Werk- 
ges mit grolser Sicherheit erfolgt, so hat die praktische An- 



















Fig. 
41. 


234 | Feuerzeug, 


wendung desselben doch in so fern etwas wider sich, als 
jederzeit einen kräftigen Srols anwenden, und dabei daa 
Ende des Feuerzeuges auf einen harten Gegenstand, etwa 
Tisch, einen Stein u. dgl. stützen muls, um hinlänglichen 
derstand zu findent. Diese kleine, durch. den Reiz der 
heit früher sehr allgemein verbreiteten Tachopyrien sind 
bald wieder aus der Mode gekommen, beweisen indels den 
tigen Satz, dals zur Entzündung des Schwammes eine 
bedeutende Compression der Luft gar nicht erforderlich i 
dem bei der geringen Länge jener kleinen Werkzeuge deri 
in welchem der Schwamm entzündet wird, keine in eme 
hen Grade vielfach verdichtete Luft enthalten kann. Wi 
len des Beispiels wegen annehmen, der Raum zwisch 
Embolus und dem Boden des messingnen Cylinders b 
und dieser sey am Ende des Stolses so weit verminde 
sich der Schwamm noch in einem Raume von 2 Lin. bei 
habe, so war die Verdichtung der Luft, wenn man keints 
derselben als entwichen annimmt, nicht mehr als die 
fache, welche in der Wirklichkeit aber leicht auf E also å 
zwölffache herabgesetzt werden kann. 

Diejenigen Tachopyrien, welche gegenwärtig mit 
als unentbehrliche Apparate der physikalischen Cabinette; 
sehen werden, sind zuerst von Dumovrızz in Paris verfer 
Sie bestehen aus einem gläsernen Cylinder, welches M 
jener Künstler deswegen wählte, weil man begierig wa 
bei der Compression sich zeigenden Nebel und die da ai! 
verbundene Lichtentwickelung zu sehen. Der hohle gi 
Cylinder aa ist § bis 10 Zoll lang, 2 bis 3 Lin. im Lichtag 
und von etwa ? bis 3 Lin. Glasesdicke, wobei sich von 
versteht, dals diese Malse nur die mittleren sind, und hb 


e 






























1 Newnarcn in Glocestershire hat vor Kurzem Schielsgä 
mit kleinen Tachopyrien versehen, um das Pulver durch blofse 
pression der Luft zu entzünden. Bei diesen liegt eine kurze Ce 
sionspumpe im Flintenkolben, deren Stempel durch eine stark 
spannte Spiralfeder fortgestofsen wird, und die comprimirte L 
einen engen, mit der Pulverkammer communicirenden Canal | 
um das Pulver zu entzünden, S. Lond. Journ. of Arts 18%. | 
p. 72. Die Erfindung wird aber keinen Beifall finden, weil sich H 
ergiebt, dafs sie in vielfacher Hinsicht nicht zweckmälsig ist. 

2 Vergl. G. XXV. 118. 


` 


pneumatisches. , 25 


> feste Norm besteht. Der Cylinder wird vermittelst einer 
ernen Regel mit Schmirgel warm ausgeschliffen, um genau 
ıdrisch zu seyn, bei welcher Operation schlecht gekühltes 
‚ leicht zu zerspringen pflegt, dann wird er oben mit einer 
ingnen Fassung und dem buxbaumenen Knopfe b völlig 
licht verschlossen, jedoch meistens so, dafs man den Knopf 
Ihrauben, und somit auch das obere Ende öffnen kann, und 
funtern Ende wird gleichfalls eine messingne Fassung ange- 
Der Embolus ist 1,25 bis 1,5 Zoll lang, mit Leder 
gen und geölt, endigt oben in einen messingnen Ring so, 
reine Vertiefung entsteht, in welche ein Stück Schwamm 
werden kann, und damit dieser den Boden des Cylin- 
beim Hlineinstofsen des Embolus nicht berührt, ist in der 
Bingnen Fassung des hölzernen Griffes bei cc ein Stück Kork 
acht, welches den etwaigen Stofs gegen das Ende des 
ders minder hart macht. Auch bei diesem Apparate ist 
| Gelingen des Versuches keineswegs erforderlich, dafs der 
los absolut schlielse, und keine Luft entweichen lasse, 
ehr habe ich mehrere Tachopyrien versucht, bei denen ich 
Embolus ohne grolse Anstrengung bis auf den Boden des Cy- 
bere drücken konnte, und dennoch erfolgt die Entzündung 
hibar, wenn der Stofs nur rasch genug vollführt wird. 












‚Die physikalischen Gesetze, worauf das pneumatische 
zeug gegründet ist, können hier nicht erörtert werden, in- 
5 sie mit der ganz allgemein stattfindenden Entbindung der 
ne durch Compression innigst verwebt sind, und es bleibt 
tr nur noch übrig, die Geschichte der Erfindung desselben 
| die wichtigsten damit beobachteten Erscheinungen näher an- 
ben. Man wulste schon längst, namentlich aus Darronx’s 
KE, dafs durch Compression der atmosphärischen Luft 
e erzeugt werde, allein nicht auf diesem Wege, sondern 

t wahrscheinlich durch blofsen Zufall ist die Entdeckung 

; Tachopyrion gemacht. Ein Arbeiter in der Gewehrfabrik zu 
nne en Forez scheint nämlich die Wärme wahrgenommen 
haben, welche die in der gemeinen Ladungspumpe einer 
Sndbüchse comprimirte Luft hergiebt, und hat wahrschein- 
h auf diese Weise zuerst den Zündschwamm zum Brennen ge- 





1 S. Wärme, Erzeugung derselben durch Compression. 


236 - Feuerzeug. 


bracht. Moes, Prof. der Physik in Lyon, lernte 
scheinung kennen, und theilte die Nachricht darüber na 
‚mit 2, wo die Sache grolses Aufsehen erfegte, und d 
CnAnuxs vom Institute veranlafst wurde, sie näher zu‘ 
Inzwischen glaubte man anfangs, die in einer WWindbüchs 
primirte und dann explodirende Luft bewirke die Entzi 
welches aber durch die Versuche nicht bestätigt wurde, u 
war daher in Paris geneigt, die ganze Angabe für onge 
zu halten, bis ein Augenzeuge, welcher die Versuc 
Moruer gesehen hatte, sie wiederholte, und dadurch di 
tige Ansicht derselben herbeiführte.e Von nun an wurd 
‚Entdeckung sowohl in Frankreich, als auch in Deutschla 
kannt?, und man wiederholte sehr allgemein diese intere 
Versuche. Der erste, welcher sich in Deutschland da 
schäftigte, und die Resultate seiner Versuche bekannt? 
war Enaunt, Ihm gelang die Entzündung des Zündse 
mes, wenn er ihn oben in die fest verschlossene Oeffnun; 
gemeinen Compressionspumpe der \Windbüchse brachte, 
vollkommen, wenn er die Luft nur etwa auf das Zwölffadl 
dichtete, weil er aber zugleich gefunden zu haben glaubt 
andern Substanzen keine bedeutende Temperaturerhöhur 
getheilt werde, wenn er sie statt des Schwammes in 
Raum brachte, und er selbst das leichtflüssige Rose’sche 
nicht zum Schmelzen bringen konnte, so leitete er das E 
den des Schwammes von einer Reibung der Luft an den 
Fasern des Schwammes und einer hiermit verbundene 
sammendrückung und Biesung derselben ab, wogege 
aber gleich anfangs Ak repe erkläre $. Eine lange bei de 
sikern herrschende Ansicht war, dafs durch Compressi 
Luft das Sauerstoffgas ausgeschieden werde, und die Entzi 
bewirke,, worauf auch der Umstand hindeutete, dafs dur 
che Gasarten, worin sich jenes Gas nicht befand, keine E 
dung hervorgebracht werden kann: inzwischen ist geger 
genugsam erwiesen, dals auch diese allerdings durch Verdi 





J. d. Ph. LXU. 36. 

Ebend, LVII. 487. 

izass Lithologie atmospherigue. Par. IMS. 8. 
G. XVUI 240. 

G. ANIL. A, 


"» Gb 19 ra 


Lë 


pneumatisches "` | 237 


e hergeben, wobei die nicht erfolgende Entzündung aus 
n Gründen leicht erklärbar ist. 

Weit genügendere Resultate erhielt Grsrnzi mit einer 
ds für diesen Zweck verfertigten eisernen Compressions- 
w. Es gelang ihm hiermit nicht blols den Schwamm zu 
inden, sondern auch das Rase’sche Metall zu schmelzen, 
zwolle allein oder mit Kolophonium, Sehwefelblunren und 
pispulver bestreuet, oder mit Terpentinöl und Schwefeläther 
et, Leinwand und Papierschnitzeln zu verkohlen, und in 
meisten Fällen aus dem entstandenen Rauche zu folgern, 
go wirkliches Brennen statt gefunden haben mulste. Hier- 
hgab sich nun evident, dafs die Ursache der Erhitzung nicht 
per Compression oder Biegung der festen Körper, auch nicht 
Wer Reibung der Luft an diesen oder an den festen \Wän- 
Be Compressionspumpe und eben so wenig in einer Rei- 
ke Einbolus an den letzteren liegen könne, sondern dals 
[ärme einzig und allein aus der comprimirten Luft selbst 
ieden seyn mufste. Gleich entscheidende Versuche wur- 
sch in Paris angestellt, unter denen die von Bror die um- 
sdsten und wichtigsten sind. Dieser Physiker liels sich 
fpiserne Compressionspumpe exprels hierfür verfertigen, und 
it einer dicken Spiegelglasplatte bedecken, konnte indels 
chtschein , welchen er bei der Compression der atmosphä- 
ya Luft erwartete und in andern Versuchen wahrgenom- 
paben wollte, wahrscheinlich der schnellen Bewegung hal- 
Scht sehen. Sehr interessant dagegen war es, dals.er die 
ete Entzündung des Knallgases durch blolse Zusammen- 
ang in diesem Apparate bewerkstelligte, wobei aber in den 
n ersten Versuchen die Glasscheibe zerschlagen und in eì- 
‚ dritten selbst die Pumpe zerrissen wurde. 

Auch nach Bıor’s Ansicht, welche seitdem aus hinreichen- 
ünden allgemein angenommen ist, wird die bei den ge- 
n Versuchen frei werdende Wärme zunächst blofs aus der 
Hich ‚verdichteten Luft ausgeschieden, indem der aus den 
immengedrückten festen Körpern hinzukommende Antheil als 
pdeutend vernachlässigt werden kann. Seitdem sind die Ver~- 
we mit dem pneumatischen Feuerzeuge zwar noch oft wieder- 





















L Annalen XVIII, 407. ' 
B Ann. de Chim. LIH. 321. 


Lei 


` - 
238 Feuerzeug, 


holt, allein es ist nichts Neues durch dieselben mehr auf; 
den. Als die bedeutendsten unter diesen verdienen ep 
von Le Bouvier -Desmonrien genannt zu werden, w 
fand, dals die Entzündung nicht erfolgte, wenn das obere 
des Fenerzeuges nicht luftdicht schlofs, wohl aber dann, 
der Embolus Luft neben sich entweichen liels. Letzte 
jetzt allgemein bekannt, denn es giebt wohl kaum eins 
Werkzeug, welches bei dem erforderlichen heftigen Stolse 
einen geringeren oder grölseren , oft einen bedeutenden, A 
der Luft entweichen liefse. Merkwürdig bleibt es aber de 
dafs Le Bouvier - Desmorrien in den Embolus der! 
nach zuerst einen, dann zwei, dann drei und endlich a 
Reifen von 0,25 Lin. Tiefe einschneiden liefs, und da 
erfolgte die Entzündung des Schwammes, hörte aber ai 
alle vier Reifen ihrer Gröfse nach in einen einzigen ve 
wurden 1. l 

Setzen wir zuvörderst die Richtigkeit jener oberen un 
ser letzteren Behauptung voraus, welche auf den ersten 
mit einander unverträglich scheinen, so ist die Erklärung v 
ner schwieriger als von dieser. Es folgt nämlich aus pn 
tischen Gesetzen, dals eine gewisse Zeit erfordert wird, I 
auf der obern Fläche des Embolus ruhende Luftschich 
den Oeffnungen am Rande desselben abflielst, und mar 
sich daher auf gewisse Weise vorstellen, dafs zunächst r 
in der ganzen Länge des hohlen Cylinders befindlichen 
säulen, deren Basis auf den Oeffnungen im Embolus ruht 
der Bewegung des letzteren entweichen, während die : 
Mitte desselben aufliegende Luftsäule zusammengeprelst 
und die Entzündung des Schwammes bewirkt, welches 
leichter geschehen kann, als oben angegebenen Erfah 
nach kaum eine zwölffache Verdichtung der Luft hierzu 
dert wird. Die hierbei angenommenen Voraussetzunge 
zwar nicht strenge richtig, allein doch genähert; eineE 
nung aber, wie stark die Verdichtung bei einer gegebenen 
des Cylinders und der Einschnitte in den Embolus, desg 
einer bestimmten Geschwindiskeit der Comprimirung sey, 
wegen der zunehmend vermehrten Dichtiskeit auf ç 
Schwierigkeiten führen, als die Aufgabe werth ist. Da 


1 G. XXX. 268 f. Verg. XXXII 228 F. 


a f 


pneumatisches. 239 


T in einen einzigen vereinten Einschnitte, wenn anders 
um dieses letzteren der Summe jener ersteren genau äqui- 
war, keine weitere Entzündung des Schwammes zulielsen, 
darin seinen Grund haben, dafs die kleineren Reifen in 
af allen Fall elastischen Embolus durch den Gegendruck 
andungen des Cylinders noch mehr zusammengedrückt 
a, und somit als sehr enge Canäle der durchströmenden : 
a einen aröfseren Widerstand entgegensetzten, als ein ein- 
weiter Canal, eine Erklärung, welche auch Le Bouvier- 
MTIR. von der Erscheinung gegeben hat. Ungleich 
wiger ist es, die Ursache aufzufinden, warum die Ent- 
ng des Schwammes nicht statt findet, wenn das Feuerzeug 
sicht genügend verschlossen ist, vorausgesetzt dafs die 
be der dort eutweichenden Luft nicht grölser ist als die- 
h welche neben dem Embolus oder durch die Reifen in 
slben ausströmt. Die einzige Erklärung, welche mir unter 
gegebenen Bedingung als möglich erscheint, ist folgende. 
b das obere Ende des Cylinders genau verschlossen ist, so 
fer zu entzündende Schwamm entweder nahe unter dem- 
b oder über dem beweglichen Embo!us angebracht seyn, 
wird er sich in einer an Dichtigkeit zunehmenden Luft 
len, und zwar im ersteren Falle noch mehr als im letzteren, 
ıdie entweichende Luftmenge nicht über die nothwendige 
je hinausgeht. Entweicht dagegen Luft neben dem ver- 
Henden Knopfe, und befindet sich der Schwamm dicht 
klemselben, so wird gerade in seiner Umgebung eine stete 
mion der Luft durch ihr der Stärke der Compression propor- 
es Entweichen stattfinden, welches die Wirkungen der Zu- 
endrückung mindestens zum Theil wieder aufhebt. - Ist 
der Schwamm über dem Embolus oder in einer llöhlung im 
n Theile desselben befestigt, so ist der Embolus das Be- 
», und die zunächst über ihm befindliche Luftschicht wird 
tärksten comprimirt seyn, weil doch allezeit einige, wenn 
sehr kurze Zeit erforderlich ist, bis die beginnende und 
ortgesetzter Bewegung des Embolus stets wachsende Dich- 
it sich der in der ganzen Länge des Cylinders befindlichen 
Boule mittheilt. Wenn nun Luft neben dem oberen ver- 
Senden Knopfe der Compressionspumpe entweichen kann, 
ird bei zunehmender Verdichtung der Luft das Maximum 
Dichtigkeit über der Oberfläche des Embolus, das Mini- 


240 Filtriren. 


mum unter dem verschliefsenden Knopfe seyn, und k 
bei stets dauernder Expansion derselben keine Kntzünd 
zeugt werden, wo sich auch immer der Schwamm befind 

Man bemerkt allezeit oder mindestens oft einen Lic 
und einen bedeutend dichten Dunst im pneumatischen 
zeuge, war aber nicht allezeit über die Ursache dieser | 
nung einig, indem Le Bouvier - DEsMORTIER sogar de 
für ausgeschiedenen Wärmestoff halten wollte. \Venn m 
berücksichtigt, was für: eine bedeutende Wärme du 
schnelle Compression der Luft frei wird, so muls es al 
wendig erscheinen, dafs eine hinlängliche Menge des 
vorhandenen Oeles oder selbst vom Leder des Kolbens ir 
verwandelt wird, welcher durch augenblicklich erfolge 
kühlung als Dunst zum Vorschein kommt. Ist aufserden 
schwamm oder ein sonstiger leicht feuerfangender Kö 
Feuerzeuge befindlich, so entsteht allezeit eine mehr od 
der vollständige Verbrennung; woraus der Dunst oder 
liche Rauch nur zu leicht erklärbar wird. Das wab 
mene Licht aber ist entweder ein eigentlicher Funke 
entsteht im Momente des Erglühens des Schwammes, 
ist ein blolser Lichtschein, welchen man am leichtesten 
nem schwachen Glühen des gebildeten Dampfes erkläı 
für eine Art Phosphorescenz halten könnte. Letztere: 
für einige Fälle alsdann angenommen werden, wenn es 
det ist, dafs nach DessAaıene’s Versuchen? auch schi 
stark comprimirtes Wasser nicht bloß \Värme frei macht 
nicht zu zweifeln ist), sondern auch einen schwacher 
schein wahrnehmen läfst. Einige Physiker haben dies 
entwickelung, so wie alle Erscheinungen, welche das 
pyrion darbietet, mit dem bekannten Windbüchsenl 
Verbindung bringen wollen, allein von diesem letztere: 
immer etwas räthselhaften, Phänomene wird noch bi 
gehandelt werden. 


Fıltriren 


Seihen, Durchseihen; Fültratio, Colati 
tration; Filtration. 





— — 


1 J. de Phys. LXXII. 41. 


Filtriren, o 241 


Das Filtriren, auch die Filtrirung, Durchseikung ge- 
it, bezeichnet den Act des langsamen Durchlaufens, Durch- 
gens der Flüssigkeiten durch schwammige, poröse und 
ere Körper, wobei die den Flüssigkeiten mechanisch beige- 
gten Substanzen durch den Widerstand, welchen die nahe 
einander liegenden Theile des Filtrirungsapparates ihnen 
egensetzen, zurückgehalten werden, die Flüssigkeiten selbst 
-durch die feinen Zwischenräume dringen, und daher in der 
el hell und gereinigt wieder zum Vorschein kommen. Sol- 
Substanzen aber, welche mit den Flüssigkeiten chemisch 
inden oder auch nur vollständig von ihnen aufgelöst sind, 
pen durch ein Filtrum nicht abgeschieden werden. Im All- 
winen dient daher das Filtriren dazu, trübe Flüssigkeiten von 
pmechanisch beigemengten Körpern zu trennen, sie reiner 
—RX zu machen; in gielen Fällen aber, wenn die locke- 
Gëbäzenden Körper zum Theil aus Substanzen bestehen oder 
tsolchen gemengt sind, welche’ von den durch sie dringen- 
(Flüssigkeiten aufgelöst werden, so nehmen diese von jenen 
b grölsere oder geringere Menge auf, und können sonach un - 
kr seyn als sie vor dem Filtriren waren; meistens sind sie 
w hell, zuweilen aber werden sie durch unreine Filtrirungs- 
Wanzen selbst trübe. 
"Um die Uebersicht der verschiedenen Filtrirungsprocesse 
eleichtern und von den sehr mannigfaltigen Arten derselben 
wichtigsten hervorzuheben, ‚lassen sie sich am besten in na- : 
liche und künstliche abtheilen. Die in der Natur vorkom- 
Ren Filtrirungen sind höchst zahlreich, und bestehen haupt- 
Boch im Durchdringen des atmosphärischen Wassers durch 
d und lockeres Erdreich. Nur in zwei Arten von. Erschei- 
gen verdient indels dieser Procels vorzügliche Beachtung, 
lich zuerst bei der Bildung der Quellen und alsdann bei der 
stehung des Tropfsteinwassers. Beide sind zwar ganz eigent- 
e Filtrirungen, welche noch aulserdem das Eigenthümliche 
en, dafs in beiden Fällen das reine Wasser eine grölsere 
r geringere Menge Stoffe aus der filtrirenden Substanz auf- 
mt und dadurch verunreinigt wird; weil aber jeder dieser 
icesse eine besondere Erläuterung verdient!, so können sie 
rnur im Allgemeinen erwähnt werden. 


1 3. Quellen und Tropfstein. 
Bd, “ 


242 | Filtriren. 


Ausnehmend zahlreich und mannigfaltıg sind die kunst 
Filtrirungen. Unter diese Classe gehören diejenigen Pre 
welche in der Oekonomie, Technologie und vorzüglie 
Chemie in'grolser Zahl und unter den verschiedensten M 
cationen vorkommen, im Allgemeinen aber, hauptsächlic 
den beiden ersteren Arten, sämmtlich darauf hinauslaufen 
man entweder feste Substanzen von einem mit ihnen ver 
ten flüssigen Mittel zu scheiden sucht, oder eine mit un: 
lösten Stoffen verbundene Flüssigkeit von diesen zu tr 
beabsichtigt, oder endlich einen Extract aus verschied 
meistens pulverisirten Körpern zu erhalten verlangt, wol 
Filtrirungsapparat häufig die Aeal’ıche Extractions - Press: 
gewandt zu werden pflegt. Häufig wird hierbei die ei 
"getrennten Substanzen, entweder die Flüssigkeit oder der 
bleibende feste Kürper, als unbrauchbar weggeworfen, in 
chen Fällen werden sie aber beide benutzt. Unter die äl 
mischen -Filtrirungsprocesse gehört z. B. das Durchseihe 
Milch, das Abscheiden der Molken von den käsigen Th 
die gewöhnliche Filtrirung desKaffee’s u.dgl.m. Die bei 
nischen Processen und in Fabriken vorkommenden Eiltrin 
sind meistens bestimmten Regeln unterwörfen, welche 
nicht erwähnt werden können, und daher mögen des Bei 
wegen nur genannt werden das Absondern der Bierwürz 
den Trestern, die Reinigung der verschiedenen Laugen vo 
beigemengten heterogenen "Thelen u. dgl. Die Filtra CU 
seiher, Secher), deren man sich in diesen Fällen bedient 
oft blolse leinene Tücher; Pilze. dickere oder dünnere w 
Zeuge, feine. Geflechte von Pferdehaaren (Haarsiebe), 
fein durchlöcherte Bleche und zuweilen nur Strohmatten 
Strohwische, welche letzteren vor den Abflulslöchern ı 
breitet werden. Man wählt dann nach dem jedesmalige 
dürfnisse sowohl den Stoff als auch die Gestalt, wendet al 
Grolsen meistens spitz zulaufende Beutel (Zulrrirsäcke; m 
Hipporratis) oder viereckige, in den vier Winkeln eine 
zernen Rahmens, des Zenakels, ausgespannte Tücher an. 
diese Tücher wird dann auch wohl Fliefspapier gelegt, w 
wegen seines dichteren Gefüges und seiner die Flüssigkeiteı 
saugenden Eigenschaft zu diesem Behufe am meisten geeigt 


1 S. Presse, hydrostatische. 


Filtriren ` 243 


Bei weitem am häufigsten kommt das Filtriren bei pharma- 
üschen und chemischen Processen vor. Hierbei ist haupt- 
lich zu beobachten, 1. dafs das Filtrum von der zu filtri- 
ten Flüssigkeit nicht zerstört werde, 2. dals keine Bestand- 
le von jenem in diese übergehen; 3. dafs die Flüssigkeit 
ch das Filtram dringe. Hiernach. sind wollene Zeuge und 
tes Fliefspapier für alkalische Laugen nicht geeignet, wohl 
t ungeleimtes Druckpapier und leinene oder auch baumwol- 
ı Zeuge; starke Säuren aber können nur durch gewaschenen 
wn Quarzsand oder pulverisirtes Glas filtrirt werden. In bei 
tem den meisten. Fällen bedient man sich des ungeleimten 
ıckpapiers, welches zu diesem Zwecke vorzüglich geeignet ist, 
p dasselbe kegeltörmig zusammen, oder legt es von der Mitte 
Fin eine Menge nach oben an Breite zunehmende Falten, stellt 
Beinen aus Holzstäbchen oder Glasröhrchen verfertigten kegel- 
keen Filtrirkorb,, oder gewöhnlicher in einen gläsernen Trich- 
y in welchen man zugleich einige feine Stäbchen von Glas 
w Holz oder Stroh- und Gras-Hälmchen stellt, damit das 
kchseihen nicht durch zu nahes Anliegen an die Wandungen 
ı-Trichters erschwert werde, welches übrigens bei einem gut 
hlteten Filtro nicht nöthig ist 1. 

’ Die Filtra werden zu gar vielfachen Zwecken gebraucht, 
kam Auslaugen, Aussüfsen u. dgl., hauptsächlich aber bei den 
hisen, um die in den Flüssigkeiten aufgelöseten Substanzen 
éen in ihnen unlüsbaren zu scheiden. Ist es hierbei blofs 
idie Flüssigkeit und die in ihr enthaltenen Substanzen zu 
h, so wird das ‚Filtrum unbeachtet weggeworfen. Selten ist 
les aber der Fall, sondern meistens verlangt man nicht blofs 
Flüssigkeit von den in ihr enthaltenen unaufgelöseten Sub- 
zen zn trennen, sondern ist dabei zugleich auch genöthigt, 
Quantität beider.nach Mats und Gewicht zu bestimmen. In 
' Regel aber bleiben Theile der festen Stoffe am Filtro hän- 
I, und wenn die Quantitäten dann geringe sind, so erschwert 
ses eine genaue Gewichtsbestimmung. Um die letztere zu 
alten, wendet der Chemiker verschiedene, hier nicht sämmt- 
Lan erwähnende Mittel an, unter denen eins der gewöhnr- 
Wien ist, das hyaroskopisch wirkende Filtrum vorher auf einen 


1 Vergl. Encyclopédie methodique UL, 163. Krarrorm und Worr 
misches Wörterbuch I. 633. 
02 


44 | Filtriren ` 


bestimmten Grad der Wärme, z.B. die des siedenden V 
zu erheben, zu wiegen, nachher durch einen gleichen Hi 
wieder guf gleiche Weise auszutrocknen, und die Quani 
adhärirenden Theile durch die Zunahme des Gewichts 
stimmen, 

Jüngsthin hat Dowovax?! einen Filtrir- Apparat ang 
vermittelst -dessen während der Operation des Filtrirens 
tritt der äulseren Luft abgehalten wird, für diejenigen F 
denen Bestandtheile aus derselben sich mit der zu filt 

‚ Substanz verbinden könnten. Die ganze Einrichtung ist 
Fig, Figur leicht erkennbar. Es ist nämlich ab der Trichter 
dessen etwas weite Oeffnung das Filtrum oder die das | 
‚bewirkende Substanz eingebracht, und er selbst dann mi 
filtrirenden Flüssigkeit angefüllt wird. Das untere Ende 
ben ist in das Gefäls c eingeschmirgelt, und damit die ir 
enthaltene Luft das Ablaufen der Flüssigkeit nicht hind 
seitwärts die gebogene Röhre g angebracht, in deren C 
die zweimal rechtwinklich gebogene Röhre eingese 
ist, deren anderes Ende mit einem gleichfalls eingeschs 
hohlen Glasstöpsel die obere Oeffnung des Trichters ven 
Leichter und wohlfeiler wählt man eine blofse zweimal g 
Glasröhre, und steckt deren Enden durch hohle Kor 
womit man zugleich die beiden angegebenen Oeffnung 
dicht verschlielst. Hiernach steigt also die in dem C 
comprimirte Luft durch das Rohr wieder über die Flüssi 
Trichter, so dals in beiden Räumen Luft von gleicher 
keit enthalten ist, und das Herabflielsen der schwereren 
ren Flüssigkeit nicht gehindert wird. Hebt man die R 
in die Höhe, so kann man neue Flüssigkeit in den 
nachgielsen. Ganz unnütz, noch weniger aber zwe 
construirt kann dieser Apparat nicht genannt werden, i 
nicht blo[s das Verdampfen der Flüssigkeit hindert, sonc 
besondere auch manche stark hygroskopisch wirkende Fli 
ten gegen die Aufnahme der Feuchtigkeit aus der atm 
schen Luft schützt. Vermittelst, desselben lassen sich da 
concentrirte Säuren leicht filtriren, in welchem Falle de 
Ende des Trichters ganz unten mit gröberen, weiter hei 
mit zunehmend feineren Stücken zerstolsenen Glases angefi 


» 


1 Ann. of Phil.N. a XI. 115. 


Filtriren. 245 


Vorzüglich hat man sich häufig bemühet, durch die Processe 
Filtrirens trübes Wasser reiner, klarer und somit angenehmer 
tbar zu machen. Dals völlig in demselben aufselösete Sub- 
zen, namentlich Salze, auf diese Weise nicht aus ihm ge- 
eden werden können, man daher nicht vermögend ist, das 
vasser hierdurch trinkbar zu machen, entdeckte man bald, 
liefs sich dieses auch aus theoretischen Gründen erwarten, 
(aber lassen sich die verunreinigenden und trübenden Sub- 
zen hierdurch abscheiden. Weil eine solche Filtrirung in 
Regel im Grofsen geschehen mufs, und keine bedeutende 
ten verursachen darf, so ahmt man hierbei am besten die na- 
phen Filtrationen nach, und lälst das Wasser durch eine. hin- 
jich dicke Lage Sand laufen, welche leicht durch eine neue 
jst werden kann. Allein das trübe Wasser hat in der Regel 
ische und vegetabilische Stoffe aufgelöset, welche ihm einen 
* Geschmack geben, der Gesundheit nachtheilig sind, 
Lderch eine solche einfache Filtrirung nicht abgeschieden 
Ben können; dennoch aber liegt gar viel daran, hiergegen ein 
el zu finden, da manche Gegenden kein anderes als auf sol- 
IW eise verunreinigtes Wasser haben. Als daher Lowırz 
pmtiseptische oder fäulnilszerstörende Eigenschaft der frischen 
hle entdeckt hatte, benutzte man diese Substanz zu dem 

en Zwecke. Lowırz selbst wandte Je des Gewichtes 
ausgeglühete und pulverisirte Holzkohle an., mischte das 
— damit und filtrirte es dann, oder er liels dasselbe 
jh die festgestampften pulverisirten Kohlen filtrireni Es er- 
Li indels bald, dafs dieses Mittel zwar genügend, aber 
fsen zugleich mühsam und kostspielig ist.. Nachher ent- 
ke er, dals ein Zusatz von Schwefelsäure die reinigende 
ft derKohlen bedeutend verstärke, indem. 24 Tropfen Schwe- 
inre zu 6 gros Kohlempulver getröpfelt die Kraft des letzte- 
o sehr erhöheten, dafs es nur de desselben dem Gewichte 
h bedurfte, um dem Wasser seinen faulen Geschmack zu 
ken. Aber auch dieses Mittel ist wegen seiner Kostbarkeit 
| Weitläuftigkeit nicht in Anwendung gekommen, aulser in 
sogenannten unveränderlichen Filtrirapparaten, welche noch 


kurze Erwähnung verdienen. 





Nov, Act. Pet. VI, Hist. p.63. Ebend. X. 187. und ein ausführ- 
r Nachtrag ebend. XV. 826. Vergl. Ann. de Chim. XVII, 88, 


245 Filtriren. 


Im Anfange dieses Jahrhunderts nämlich machten í 
Cuc#er und Moxrrorr in Paris die von ihnen erfu 
Wasserreinigungsmaschinen unter dem pomphaften Nam 
unveränderlichen Filtrir - Apparate (filtres inalter 
filtres depurätoires, fontaines filtrantes) bekannt 
zeigten auch durch einige angestellte Versuche die unglaı 
Kraft derselben, indem höchst unreines, stinkendes o 
modernden thierischeh Stoffen gesättigtes Wasser oder 
geist in die Maschine gegossen wurden, und ganz rein 
uhd trinkbar abliefen. Wegen dieser Wirkungen und un 
Voraussetzung, dafs die Apparate diese ihre Kraft unveı 
Hoh beibehalten würden, schafften sich viele dieselben d 
geachtet ihrer Kostbarkeit. Als sie aber von einigen $a 
nern aus einander genommen und näher untersucht wurd: 
gab sich bald, dafs sie ganz nach dem Zowitz’schen P 
construirt wären, und daher auf die Eigenschaft der Ur 
derlichkeit durchaus keinen Anspruch machen konnten. | 
standen nämlich aus einer Lage Badeschwamm, tm di 
„sten Unreinigkeiten zurlick zu halten, und unter dieser ı 
wechselnden Schichten von Sand und Kohlenpulver, 
der erstere die feineren verunreinigenden Stoffe mechant 
rück hielt, letzteres aber die eigentliche Zerstörung de 
bewirkte. Es ergab sich sonach eben so klar aus theori 
Gründen als aus genauen prüfenden Versuchen einer 
hierzu vereinigten Commission, dafs sie ungeachtet ih 
fänglichen auffallenden Wirkungen ihre Kraft bald v 
mufsten, weil die Badeschwämme verstopft und die 
allmälıg mit den verunreinigenden Substanzen gesättigt w 
In einigen, etwas längere Zeit wirksamen Maschinen 
auch aufser den angegebenen Schichten abwechseln 
Braunstein und Sand gefunden, indem der Braunstei 
stark antiseptisch wirkt, aber wegen leicht möglicher und sc 
controlirender Verunreinigung mit nachtheiligen Substanz 
Prarr? verworfen werden muls. Uebrigens wer die] 
tang dieser Maschinen, welche auch an verschiedenen 


1 Ann, de Chim. LI.36. Scherer’s allg. Journ. d. Chem. 
Gehlen’s neues allg. Journ. d. Chem. IV.449, G. XII. 108, 3 


2 Ueber einfache und wohlfeile Wasserreiniguugsmaschia 
1813. 8. 7. 


Filtriren. 247 


ten, namentlich dutch Dn. Drscog in Hamburg nachgemacht 
rden, im Allgemeinen dieselbe , mit dem bedeutenden Un- 
biede, dafs in den meisten das \Vasser von oben durch die 
schiedenen läuternden Schichten dringt und unten abgezapft 
d, bei einigen aber zur Erreichung eines gröfseren Effectes 
rst durch eine Reihe von Schichten herabsinkt, und dann 
ch eine zweite wieder hinauf getrieben wird, um über der- 
en abgelassen zu werden , oder umgekehrt. 

Die gerügten Mängel der beschriebenen Filtrirapparate und 
hoher Preis bewirkten, dafs sie des anfänglich von ihnen 
ten Aufhebens ungeachtet bald wieder in Vergessenheit 
n, und an den meisten Orten sind sie auch schlechthin 
ig, weil man nicht leicht Grund hat, faules Wasser 
zu machen, und sie daher hauptsächlich nùr als physi- 
Merkwürdigkeit einigen Werth haben konnten. In sol- 
Gegenden übrigens, wo die Natur des Bodens nur moriges 
trübes Wasser darbietet, z. B. in marschlandigen und torf- 
ken Districten, ist die Reinigung des Wassers im Grolsen 
it aus Rücksichten auf die Gesundheit ein dringendes Be- 
his. Eine Maschine, woinit sich dieses einfach, bequem 
‚ehne grofse Kosten erreichen lälst, hat C. H. Prarr $ ans- 
lich beschrieben, und sie ist um so mehr zu empfehlen, als 
ihre Brauchbarkeit durch die Erfahrung bestätigt hat. Der 
KR, in beliebiger Grölse nach dem jedesmaligen Bedürfnisse 
sführende Apparat besteht aus drei Stücken, welche am 
m getrennt werden, sich aber leicht aus einander nehmen 
a, der Dauerhaftigkeit wegen von Eichenholz, zur Ver- 
nng eigener Fäulnifls inwendig leicht verkohlt und zur grö- 
n Haltbarkeit mit eisernen Bändern beschlagen seyn müs- p; ig. 

Es ist dann A ein gewöhnlicher Eimer, welcher oben mit 48. 
n Deckel zu gröfserer Reinlichkeit verschlossen seyn kann, 
h aber auf einem Brete feststeht, wodurch zugleich das Ein- 
sen des Staubes verhütet wird. In diesen wird das zu filtri- 
e Wasser gefüllt, und läuft in sehr feinen Strahlen oder 
t nur tropfenweise durch drei in der Mitte dicht neben ein- 
rim Boden befindliche Löcher, welche durch gemeine Ba- 
hwämme verstopft sind. Unter diesem Gefälse befindet 
die eigentliche Filtrirtonne, eine gewöhnliche Tonne, wel- 










1 à. a. O. 


au , Filtriren. 


indefs wenigstens 2 F. hoch seyn mufs, damit der vom \ 
ser. zu durchlaufende Weg nicht zu kurz werde. In 
oberen beweglichen ‚Deckel befinden sich einige Löcher un 
Mitte herum, damit das durch die Schwämme dringende W 
durchflielsen. könne, dessen Quantität davon abhängt, ol 
Schwämme im Boden des Gefälses A, deren Zahl nach B 
den bei grölserem Durchmesser des ganzen Apparates auch 
mehrt werden kann, fester oder loser eingedrückt sind. 
Tonne hat zwei eiserne Handhaben, um sie bequem abh 
zu können, und ruhet vermittelst eines Bretes auf dem un 
- Gefäfse C, welches zur Aufnahme des filtrirten Wasser 
stimmt, zum Ablassen desselben mit einem Hahne vers 
und auf eine Unterlage gestellt ist, um das Wasser bequ 
geeigneten Gefälsen auffangen zu können. 


Bei den einzelnen Theilen ist dann noch Folgendes z 

g merken. Das wesentlichste Stück des ganzen Apparates % 
A “eigentliche Filtrirtonne. Sie enthält zu oberst eine Lage? 
welcher vorher geschlemmt und gewaschen seyn muls, ı 
er keine lehmige und erdige Theile mehr enthält. Hierauf 
eine starke Lage Kohlen von der Gröfse einer Wallnuls b 
der einer Erbse, so dafs die gröberen unten, die mittler 
der Mitte und die feinsten oben liegen. Sie können von 
Art Holz seyn, jedoch sind die glänzenden und klingende 
besten, auch müssen sie vorher gewaschen werden, bis si 
Wasser nicht mehr schwärzen. Vör allen Dingen hat ma 
hin zu sehen, dals sie völlig ausgebrannt sind, und thut 
wohl, sie in bedeckten hessischen Tiegeln oder eiserne! 
fälsen unmittelbar vor dem Gebrauche auszuglühen, b 
durchaus keinen Rauch mehr geben 1. Unter den Kohler 





1 Da die Anlegung solcher Filtrirapparate in vielen sur 
Gegenden- selbst auf dem platten Lande der Gesundheit wegt 
dürfnifs werden kann, wo man indefs keine erfahrne Technik 
trifft, so will ich hinzusetzen, dafs das Ausglühen der Kohle 
einzige bei der Construction vorkommende ungewöhnliche Arbei 
sehr leicht bewerkstelligt wird, indem die hessischen Tiegel au: 
Apotheke zu haben sind, und zum Behuf dieses Glühens beliel 
gebraucht werden können, wenn man sie nicht durch grolse I 
sichtigkeit zerbricht. Bedcckt werden sie mit einem gewöhnlich 
denen, am besten an der inneren Seite nicht glasirten, Deckel 
man thut wohl, diesem in der Mitte ein Loch zu geben, bein 


— 


Filtriren, 249 


{dritte und unterste Lage, welche aus groben, vorher gleich- 
b rein ausgewaschenem Kiessande besteht, dessen Druck ge- 
ıden unteren, im Boden der Filtrirtonne befindlichen, Bade- 
wamm durch einen umgestürzten Topf verhindert wird. Dals 
lich das durch die drei genannten Lagen filtrirte Wasser zu- 
t durch den im Boden befindlichen Schwamm in das untere, 
} Aufbewahrungsbehälter dienende Gefäls läuft, ist aus der 
finung für sich klar. 
r Sollen diese Maschinen die gewünschten Dienste leisten, so 
bei ihnen die höchste Reinlichkeit erforderlich. Daher müs- 
tie Schwämme von ihrem Gebrauche ausgekocht und in 
Wasser so lange ausgewaschen werden, bis das Was- 
ihnen klar abläuft. Ferner müssen das obere und untere 
alle 8 bis 14 Tage ausgewaschen und gereinigt werden, 
s erstreckt sich auch auf die dann herauszunehmenden 
ämme des oberen Eimers, auch ist es gut, wenn der 
Apparat auswärts mit Oelfarbe angestrichen ist. Die ei- 
e Filtrirtonne dagegen hat eine ungleich längere Dauer, 
diese sich der Erfahrung nach auf 2 bis 24 Jahre erstreckt, 
[s das filtrirte Wasser eine Abnahme der Wirkungsfähig- 
geiert: jedoch muls die obere Sandlage alle drei Monate mit 
m Löffel abgenommen und erneuert werden. Indem man 
rviel reines Wasser zum Reinigen der Substanzen bei der 
kellung des Apparates gebraucht, das Bedürfnils desselben 
lin den heilsen Monaten am stärksten ist, weil dann das 
ber flacher Brunnen in solchen Gegenden leicht einen fauli- 
Geschmack annimmt, so kann die Herstellung oder Erneue- 
des Apparates in solchen Jahreszeiten vorgenommen wer- 
in denen am meisten klares Wasser vorhanden ist. An- 
Apparate, welche zur Reinigung des Wassers durch Filtri- 
vorgeschlagen sind, von dem beschriebenen aber in kei- 
: wesentlichen Stücke abweichen, übergehe ich der Kürze 
m mit Stillschweigen. 





. aber die zwischenbleibenden Fugen mit Lehm zu verstreichen, 
diesen vorher trocknen zu lassen, um die etwa entstehenden 
erst auszubessern. Endlich kann jeder Hafner cinen inwendig 
glasirten Topf für diesen Zweck verfertigen, oder man kann ihn 
feifenthon herstellen lassen. Das Ausglühen der Kohlen geschieht 
dem Verhältnifs der Gröfse dieser Töpfe eine halbe bis eine 
e Stunde in gewöhnlichem Kohlen- oder Torf- Feuer. 


\ 


- Chèn in einander gesetzten Oylihdern, deren mittels 






H i we: 









AA 
Wiltrireik ' 





titeppätat, : welchen Geer vorgeschlagen 
welchem blofs die Kohle zum Reinigen des Wang 
Ganze besteht‘ vi eihem cylindrischen Gefäßse $o 
Sieg mit einen sehr stumpfen Trichter. NO] 

wen wird ein kreisrundes Blech eingelegt, deng 
mit wahr feinen Löchern versehen ist. Ueber li 












der Schitspalvrköruer gelegt, opd mit einem 
"bedeckt, bei ‚welchem gleichfalls nur die eine 
eg Löchern versehen ist, über welchem dann re 
den au filtrirenden Wassers bleibt. - Die do 
wen Hälften beider Bleche stehen einander in der An 
de eine jedo der undutchlöcherten des anderen paralle 











&beren Bleches zu eben) dann die Schicht des Ko 
Mi schtäger Richtutiġg we dürchdringeny und as" 
. Otffoung des Trichters abzulanfen. Ein- diesem $ 











Sand zum Reinigen des Wassers, ` 


erfüllt ist und zur Aufnahme und ersten DurcHseihuing 
Wassers dient. "Das durchgelaufene Wasser steigt in de 
des zweiten Cylinders in die Höhe, gelangt an das obere] 
des dritten Becher, um in dein Sande desselben abermall 
abzusinken, und só fort nach der Zahl der in einander 
den Cylinder, tvóranf es zuletzt unten abläuft, Ist 
dieser Cylinder etwas grols, so wird der Apparat hierd 
ötets weniger tragbär, dessen Construction übrigens Sam 
fach ist, auch könnte man leicht einige Lagen Sand mit 
len vertauschen, um seine Kraft dadurch zu verstärken, 
zweckmäfsigsten für den ökonomischen Gebrauch bleibt 3 
allezeit der von Prarr angegebene, ` opd deswegen auch 
führlicher beschriebene Apparat. A: 





1 Bibl. Brit. XXXVI. 199. 
2 Annales des Arts et Manufactures XLV, 326, 


Finsternisse. 251 


Finsternisse 


srfinsterungen der Himmelskörper, 
lipses* s. Defectus Solis vel Lunae; Eclipses; 
seg, 

Der Mond sowohl als die Sonne werden zuweilen während 
am heiteren Himmel stehen, ganz oder zum Theil unsicht- 
‚oder verfinstert; diese Verfinsterungen heilsen total, wenn 

"Himmelskörper nach seiner ganzen Grölse unsern Augen 
leckt oder beschattet ist, partial dagegen, wenn noch ein 
des Himmelskörpers in seinem gewöhnlichen Lichte sicht- 

ibt. Auch die Monde anderer Planeten, namentlich die 
ers-Monde, werden zuweilen auf ähnliche Weise verfinstert. 






Mondfinsternisse. 


Wenn der Mond ganz erleuchtet erscheint, beim Vollmonde, 
Bt man ihn zuweilen sein Licht nach und nach so verlie- 
‚ als ob eine dunkle Scheibe von Osten gegen Westen vor 

ü ickte, ihn zuerst immer mehr verdeckte und dann, bei ihm 
ückend, ihn wieder verlielse. .Wir sagen dann, es sey 
ı Mond/insternifs, Eclipsis lunae; "Eclipse de la 
ki Echpse of the Moon. Da die Mondfinsternisse 
n statt finden, wenn es Vollmond ist, und überdies dur 
Zeit, da der Mond sehr genau der Sonne gegenüber 

b so können wir über die Ursache dieser Erscheinung nicht 

zweifelhaft seyn. Die Erde, als eine dunkle Kugel, mufs 

Zweifel nach der von der Sonne abwärts gekehrten Seite 
einen Schatten werfen, der, weil die Erde kleiner als die 
ve ist, kegelförmig seyn, doch aber sich bis zu einer grö- 
ı Entfernung hin, als wo der Mond sich befindet, erstrecken 
Geht der Mond durch diesen Schatten, so wird, so lange 
ioch nicht gang in den Schatten getreten ist, der kreisför- 
e Umrifs des Schattens sich auf der Oberfläche des Mondes 
en oder es wird sich die Erscheinung so darstellen, als ob 
dunkle Scheibe den Mond zum Theil bedeckte; je mehr 
Mond gegen den NMittelpunct des Schattens zurückt, desto 

w wird sich sein,noch erleuchteter Theil verkleinern, und 





1 Von ixleinw, deficio, 


‚sich an der andern Seite 
He endlich wieder.in — D 
schneller als die Sonne scheinbar den £ 
Westen nach Osten fortbewegt, so,errei 
den dech i und die dunkle Scheibe; 
d zu rücken, 
"Wenn. der Mond bei seiner Bewe; 
der Ekliptik bliebe, so würde er 
~ Sonne ë 


zwei einander geng gegenüber liegenden Puncten ;. * 

der Mondiann; aus diesem Grunde geht ‚der Mond big 
ı monde weit öfter neben dem Erdschatten vorbei, als er 

~ ben Äpeiche wird, und die meisten Kaes ze 


een derMond beim Vollmönde nur selir wenig ger E 
i  &htfemnt: ‚steht, wird er verfinstert, und die Bestimmung d 


her davon ab, dals man wisse, wo die Mondbahn die EH 
schneidet. Wenn diese Knoten, wie es im Jahre 1828 det 
wat, im Stier und im Scorpion liegen, das heifst, in den D 
der Ekliptik, wo uns die Sonne gegen Ende des April’s und 
October’s erscheint, so können auch nur die Vollmonde 
ungefähr in diese Zeiten fallen, Mondfinsternisse dar 
Blieben die Mondknoten immerfort unveränderlich ‚in dense 
Puncten der Ekliptik, so würden die Mondfinsternisse s 
in gewissen Jahreszeiten sich ereignen; da aber die Du 
schnittspuncte der Mondbahn mit der Ekliptik in 18 Jahren 
nahe durch den ganzen Umfang der Ekliptik fortrücken, so 8 
fen in verschiedenen Jahren die Mondfinsternisse in verschied# 
Jahreszeiten und nach bestimmten Perioden kommen sie 
der in dieselben Jahreszeiten. 

Um für einen bestimmten Vollmond zu finden, ob 
Mond verfinstert werde, mufs man den scheinbaren Durch 
ser des Erdschattens in der Gegend, wo der Mond durch d 
selben, oder vielleicht an demselben vorbei geht, berech 





des Mondes. 253 


Mittelpunct des Erdschattens liegt allemal in der Ekliptik 
eeng zu der Zeit, da der Mittelpunct des Mondes sich dem 
elpuncte des Erdschattens am nächsten befindet, der Ab- 
È beider von einander mehr, als die Summe der scheinbaren 
bmesser beider beträgt, so geht der Mond unverfinstert an 
fErdschatten vorbei Um zuerst den wahren Durchmesser 
Erdschattens tr an dem Orte, wo der Mond durchgeht, zu 
en, hat man Folgendes zu berücksichtigen. 


Wenn SCH die Linie durch der Erde und der Sonne Mit- 
ist, BTH beide Körper berührt, so sind die auf BH 
ten Halbmesser beider Körper mit einander parallel und 


Fig. 





SH:CH=SB:CT 

oder CH= EE 

die Bahn des Mondes, mr der Halbmesser des Erd- 

in der Gegend, wo der Mond sich befindet, so ist 

mr’CT=Hm:CH, 
mr:CT=CH-—Cm:CH, 


Nas ist mr = cr (1-7) 


Cm . (SB — CT) 
CS bh 


Ram Mittelpuncte der Erde aus gesehen, erscheint mr un- ' 


b == CT — 


km Winkel mCr, den man = —* setzen kann, weil bei 


inen Winkeln, der Bogen mit der Tangente verwech- 
werden kann. Der scheinbare Halbmesser des Erdschat- 


. CT CT var... CT 
ist also =a "ES t C5? und hier ist Cm der 





| SB 
ibare Halbmesser Her Erde vom Monde aus gesehen, C5 
ıheinbaze Halbmesser der Sonne von der Erde aus gesehen, 
cT der scheinbare Halbmesser der Erde von der Sonne aus 
en. Der scheinbare Halbmesser der Erde vom Monde aus 
en stimmt mit. der Parallaxe des Mondes, der scheinbare 
nesser der Erde von der Sonne aus gesehen stimmt mit der 
laxe der Sonne überein, und es ist daher der scheinbare . 


des Mondes. 957 


ındern Ortes gestellten Uhren finden kann. Die Unsicher- 
welche der Halbschatten in die Bestimmung des Eintrittes 
anzelnen Flecken in den Schatten bringt, verursacht aber, 
diese Längenbestimmungen nicht bis auf kleine Zeittheile 
e seyn können. 
Die Gröfse der Mondfinsternisse pflegt man nach Zollen und 
ügsteln dieser Zolle, welche man Minuten nennt, anzuge- 
Man theilt nämlich den Durchmesser des Mondes in 12 
l, die hier Zolle genannt werden, und wenn bei der 
en Verfinsterung der breiteste Theil des unverfinsterten 
les nur 1 Zoll beträgt, so ist es eine Finsternifs von 11 Zol- 
"Wenn bei der grölsten Verfinsterung der Rand des Erd- 
ns gerade auf den Mondrand fiele, so dafs der Mond 
jiverdunkelt wäre, so hielse dieFinsternils 12 zöllig; dagegen 
jder Mond so tief in den Erdschatten eindringt, dafs der 
fsbare Erdschatten da, wo er dem Mondrande am nächsten 
soch e oder „2, des Monddurchmessers über den Rand hin- 
sicht, so heilst die Finsternils 13 Zoll oder 14 Zoll grob: 
r hieraus erklärt es sich, wie es Mondfinsternisse von 20 
b 21 Zoll geben kann. 
Die Erscheinung, welche der Mond uns bei Mondfinster- 
m darbietet, ist verschieden, indem der Mond bei der to- 
Verfinsterung zuweilen ganz unsichtbar wird, zuweilen 
—* mit einem kupferfarbenen Lichte erscheint. Die 
ternisse, wo der Mond ganz unsichtbar wird, sind 
Š; Keren giebt die vom 9. December 1601 und 
= 1620 als solche an!, und Heveı versichert?, dals 
am 25. April 11642 den Mond bei der gänzlichen 
insterung selbst durch Fernröhre nicht habe auffinden kön- 
‚ obgleich der Himmel vollkommen heiter war. Hever 
iefst hieraus mit Recht, dafs der Mond kein eigenes 
besitze. In unsern Tagen verschwand der Mond gänz- 
‘am 10. Juni 1816?, und erst kurz vor dem Ende der tota- 
Verfinsterung bemerkte man einen neblichen Lichtschimmer, 
her zunahm, bis der helle Mondrand hervortrat. Das rothe 
t, welches deg Mond oft noch bei der totalen Verfinsterung 





l Epist. astron. Copern. Läb, V. ; 

è. - Selenographia p. 117. . i 

B Astron. Jahrb, für 1819, S. 263. pit 
. Bd. . | R 


258 Finsternisse, 


zeigt, ist ohne Zweifel eine Wirkung der Strahlenbrechu: 
der Atmosphäre der Erde, welche nämlich die Lichtstrahl 
krimmt, dafs sie von allen Seiten her in den Raum hinein 
langen, welcher bei geradem Fortgange der Lichtstrahlen 
kein Licht empfangen würde. Man bemerkt daher auch, 
dieses Licht da am schwächsten ist, wo der Mittelpund 
Erdschattens liegt, oder dals die Seite des Mondes am dur 
sten erscheint, welche dem Mittelpuncte des Schattens 
nächsten liegt. Die Verschiedenheit, welche sich in.dia 
durch Refraction auf den Mond fallenden Lichte zeigt, ı 
wohl in dem verschiedenen Zustande der Erd- Atmosphärèj 
ren Grund haben, und die Meinung, dafs die Mondfinstem 
zur Zeit der Nachtgleichen am meisten Licht auf dem veränf 
ten Monde zeigen, weil an den Polen alsdann, um die Zeil 
‚Sonnen - Aufgangs und Untergangs, vorzüglich starke Strail 
brechung statt findet, würde viel für sich haben, wenn s 
Hever’s Beobachtung ein Beispiel vom Gegentheil gäbe. : 

Durch die Strahlenbrechung ist es auch möglich, den“ 
finsteren Mönd schon vor dem Augenblicke des schenk 
Sonnen - Unterganges über dem Horizonte zu sehen. W 
der Mond, vom Mittelpuncte der Erde gesehen, ganz geng 
Sonne gegenüber stände, so würde er, ohne Mitwirkung 
Refraction, etwas später aufgehen, als die Sonne unter 
weil wir ihn der Parallaxe wegen etwas später aufgehen sel 
diesen Unterschied hebt die Refraction gänzlich auf, uw 
kann daher der verfinsterte Mond aufgehen, ja selbst der! 
telpunict des Erdschattens kann über dem Horizonte erschei 
wenn die Sonne noch nicht untergegangen ist. 


Sonnenfinsternisse. 


Eclipses s. Defectus Solis; Eclipses du Sol 
Solar - Eclipses. 

Zur Zeit des Neumondes sehen wir zuweilen die S 
durch eine von Westen nach Osten scheinbar vor ihr w 
rückende Scheibe verfinstert werden. Diese Verfinsterung : 
sich nicht an allen Orten gleich und kann also nicht in ei 
wirklichen Dunkelwerden der Sonne bestehen, sondern die 
gleichheit der Erscheinung des Mondes ist gerade so, wi 
_ seyn würde, wenn ein runder, undurchsichtiger, uns viel 


der Sonne. 259 


da die Sonne stehender Körper, vor sie tretend, uns ihr 
t entzöge. Da zur Zeit des Neumondes der Mond neben 
anne vorbei geht, und da überdies die Sonnenfinsternisse 
mar dann ereisnen, wenn der Neumond nahe mit dem Kno- 
ver mit dem Durchgange des Mondes durch die Ekliptik 
amen trifft, so ist es nicht schwer zu errathen , dafs der 
ì es ist, der uns den Anblick der Sonne entzieht. 
Wir unterscheiden partiale oder theilweise Verfinsterun- 
der Sonne von den totalen oder gänzlichen Verfinsterun- 
und ferner centrale Verfinsterungen, wo der Mittelpunct 
Mondes vor dem Mittelpuncte der Sonne vorbei geht, von 
a, die nicht central sind. Da die Sonnenfinsternifs nicht an 
i Orten, wo sie sichtbar ist, gleich erscheint, so pflegt man 
Orte vorzüglich anzugeben, denen sie central erscheint, 
‘mr dann, wenn der Mittelpunct des Mondschattens nicht 
die Erde trifft, giebt es keinen Ort, wo auf der Erde die 
temils central wäre. Da wo die Finsternils genau oder 
h beinahe central ist, erscheint sie entweder total oder ring- 
nig; das erstere dann, wenn der Mond uns nahe genug ist, 
die Sonne ganz zu verdecken: das andere, wenn er zu ent- 
t ist, und daher von kleinerm Durchmesser als die Sonne 
heint. In seltenen Fällen kann dieselbe Finsternils am ei- 
Orte total, am andern nur ringförmig erscheinen. ‚Indem 
dich der Mittelpunct des Mondschattens über der Erde fort- 
t, trifft er nach und nach auf Orte, die ungleich entfernt 
ı Monde sind; diejenigen Beobachter also, welche bei der 
ialen Verfinsterung den Mond in oder nahe an ihrem Zenith 
icken, sehen ihn erheblich grölser, als andere, denen er kurz 
wer oder nachher die aufgehende oder untergehende Sonne 
nstert; daher kann, wenn der scheinbare Durchmesser des 
des, vom Mittelpuncte der Erde aus gesehen, um etwas 
iges kleiner ist als der scheinbare Durchmesser der Sonne, 
/erfinsterung total seyn an den Orten, wo die Sonne nahe 
‚enith central verfinstert erscheint, ringförmig da, wo man 
3onne central verfinstert aufgehen oder untergehen sieht. 
An einem bestimmten Orte kann ferner die totale Verfinste- 





v. Zaca führt ein Beispiel einer solchen Finsternifs an. Cor- 
ad. astron. III. 288, wo noch mehr historische Notizen über 
mfinsternissgerkommen. 

RB? 


260 Finsternisse, 


rung ohne Dauer odet mit Dauer seyn, je nachden 
scheinbare Durchmesser des Mondes nur gerade zureicht 
Sonne zu verdecken, oder gröfser ist. Die grölste Den 
totalen Verfinsterung ist 5 Minuten. 
PDie Berechnung der Sonnenfinsternisse wird durch d 
rallaxe des Mondes, vermöge welcher derselbe an jedem 
eine andere Lage gegen die Sonne hat, sehr erschwert. V 
man dieRechnung blols für den Mittelpunet der Erde führe 
könnte dieses ziemlich eben so wie bei den Mondfinsten 
‚geschehen, aber dieses reicht nicht zu, da auf der Ober 
der Erde Sonnenfinsternisse statt finden können, wenn mut 
Schatten des Mondes den Mittelpunct der Erde gar nicht v 
könnte. Um zuerst zu bestimmen, wie weit der Mond, 
dem Mittelpunote der Erde gesehen, noch von der Sonne! 
ig fernt seyn kann, wenn er schon für einige Orte auf der. 
e de Sonne zu verfinstern anfängt, sey CS die vom Mittelpt 
C der Erde nach dem Mittelpuncte der Sonne gezogene! 
Ar sey mit ihr parallel und As mache einen der Sonnenpt 
axe gleichen Winkel = BA" =p mit ihr, so sieht der Dec 
ter in A den Mittelpunct der Sonne nach der Richtung 
sAt sey dem scheinbaren Halbmesser der Sonne, t Ar 
scheinbaren Halbmesser des Mondes gleich, und diese } 
messer will ich q und Q nennen, so ist, wenn der ] 
sich in tv befindet, SCv der geocentrische Abstand des] 
des von der Sonne. Offenbar aber ist Sr =CA und o 
der bedeutenden Entfernung des Mondes SCr = CvA = 
der Parallaxe des Mondes, und SCs = P — p ; rt 
rAv=q-+0, also der geocentrische Abstand des M 
Mittelpunctes’ vom Mittelpuncte der Sonne = P — p + Q 
Eine Sonnenfinsternifs fängt also auf der Erde an, wenn de 
Westen her gegen die Sonne zu rückende Mond den At 
erreicht hat, welcher aus der Sonne der scheinbaren | 
messer und dem Unterschiede der Parallaxen zusammen g 
ist; hat der Mond östlich von der Sonne eben den Abstand v 
erreicht, so endiget sich für die Bewohner der Erde, v 
die Sonnenfinsternils zuletzt sahen, diese völlig; erreicl 
Mond gar nicht diese Nähe oder ist seine Breite zur Ze 
Neumondes grölser, so sieht kein Bewohner der Erde die: 
verfinstert, der Mondschatten geht an der Erde vorbei. 
Die eben angegebene Bestimmung gieb®die Grenze 


\ der Sonne. 261 


ıenfinsternisse überhaupt an. Will man aber wissen, wie 
bei der Sonne der Mond, geocentrisch beobachtet, stehen 
‚ damit die Finsternils auf der Erde irgendwo central sey, 
hellet, dafs dann der von A aus gesehene Mittelpunct des 
des mit dem Mittelpuncte der Sonne zusammen fallen oder 
der Richtung A s erscheinen muls, so dafs der geocentri- 
Abstand beider Mittelpuncte == SCs =P— p dem Unter- 
de der Parallaxe gleich wird. Hieraus lälst sich also. 
Dauer der Central - Verfinsterung für die ganze Erde’ an- 
B, und diese Verfinsterung ist zugleich total, wenn der 
inbare Halbmesser = Q des Mondes gröfser als der 
Halbmesser der Sonne =q jet, Um so. viel, als der 
schied Q — q beträgt, kann der geocentrische Abstand 
ler Himmelskörper grölser seyn, ehe die totale Verfinsterung 
hrt, und P— p+ Q—q ist der geocentrische Abstand für 
äng und Ende der totalen Finsternifs. Eben so istP—p +4 —Q 
geocentrische Abstand für Anfang und Ende der ringförmi- 
Verfinsterung, wenn die Sonne gröfser als der Mond erscheint. 
Da P==62' der gröfste Werth ist, welchen die Parallaxe des 
ndes je erreicht, und Q= 16° 55”, q = 10 18” die grölsten 
zthe der Halbmesser beider Himmelskörper sind, p aber 
s.an Q” ist, so giebt GH — O 9” +16 55” + 16’ 18” die 
== 1° 35’ der Breite an, welche der Mond im Neumond 
sa muls, wenn gewils keine Sonnenfinsternifs mehr eintre- 
soll. Aber da P, Q, q klein seyn können, nämlich = 53; 
534’; = 15 45”, so ist 53 — 0’ 9’ +15 äm +154 $ 
e f° 24° 10” die kleinste Grenze, wobei der Mond noch, 
@ eine Finsternils zu veranlassen, bei der Sonne vorbei ge- 
kann, und so wie bei einer Breite grölser als 1° 354” ge- 
‚keine Sonnenfinsternifs statt findet, so muls dagegen noth- 
dig eine eintreten, wenn seine Breite beim Neumonde klei- 
als 1° 24 10” ist; und jene Grenze findet statt, wenn er 
siner Bahn ooch beinahe 184 Grad, diese Grenze, wenn 
icbt völlig 154 Grad vom Knoten entfernt ist. Die Gren- 
der Sonnenfinsternisse sind als sehr viel ausgedehnter als 
der Mondfinsternisse, und da der Ort der Sonne zwischen 
Neumonden sich nur um 29 Grade ändert, so tritt bei jedem 
mmentreffen der Sonne mit dem Knoten der Mondbahn we- 
ens eine Sonnenfinsternils ein; es kann aber auch eine vor 
sine nach dem Eintreffen in dem Knoten sich ereignen, wenn 


v 


262 Finsternisse, 


die Sonne ziemlich mitten zwischen zwei Neumonden den] 
ten erreicht. Wenn der Neumond sehr nahe mit demEi 
ten der Sonne in den Knoten der Mondbahn zusammen 

so ist die Finsternifs auf der Erde irgendwo central ; aber 
ist sehr oft beim vorhergehenden und folgenden Vollmond 


‚Entfernung vom Knoten schon zu grob, um eine Mondßi 


nils zu gestatten. Ist dagegen der Vollmond nahe beim Kı 
so ist eine totale Mondfinsternils, und bei dem vorhergeh« 
so‘ wie bei dem folgenden Neumonde treten kleine So 
finsternisse ein. Hiernach lälst sich die Verschiedenhei 
Anzahl und Gröfse der Sonnen - und Mondfinsternisse in 
schiedenen Jahren ungefähr beurtheilen. 

Auch die Perioden der Wiederkehr ähnlicher Finste 
lassen sich nun übersehen. Wenn in einem bestimmten 
eine Sonnenfinsternils genau oder doch nahe mit dem A 
zusammen getroffen ist, so trifft im nächsten Jahre der ini 
selben Monate sich ereignende Neumond 11 Tage früher, 
bei einem Stande von der Sonne, der etwa 11° hinter des 
rigen zurückliegt; der Knoten der Mondbahn ist aber 191 
zurückgegangen, and der Mond ist also bei dem Neumonde 
des Monates etwa 8 Grade vom Knoten entfernt, daher da 
rigen grolsen Sonnenfinsternils nun nur eine kleinere folgt 
folgenden Jahre ist der Abstand 16 Grade, und es erfol 


lenfalls bei dem so bestimmten Neumonde noch eine I 


~ aber gewifs keine erheblich grolse Sonnenfinsternifs. W 


man eben die Betrachtung auf Mondfinsternisse an, so wü 
zweiten Jahr nach einer sehr grofsen Mondfinsternils in eh 
Jahreszeit der Mond gar nicht verfinstertt. Zum Beispiel ı 
Mai 1826 war eine totale Mondfinsternils, (bei welch 
doch der Mond nicht so ungemein nahe bei. dem Knote: 
am 11. Mai 1827 eine partiale Mondfinsternils; aber in 
oder Mai 1828 wird keine Mondfinsternils seyn; dagege 
1828 zwei Sonnenfinsternisse in den mittleren Gegend: 
Erde central, statt dafs im Jahre 1827 die Sonnenfinst 
um einen der Pole der Erde central erschienen, und 
die grolsen Mondfinsternisse nur kleine Sonnenfinsternisse 
sich hatten. 

Der Knoten der Mondbahn rückt so rückwärts, dals. 
er einmal mit dem Neumonde zusammen traf, er nach 18 
und 10 bis 11 Tagen wieder mit ihm zusammen trifft. De 


der Sonne, 963 


ewegt sich in 365 Tagen durch 19° 19,75; also in 18 ge- 
en Jahren durch 347° 47°; unter 18 gemeinen Jahren sind 
4 oder 5 Schaltjahre, und 18 wirkliche Jahre bestehen da- 
ms 4 oder 5 Tagen mehr als den eben berechneten. Lege 
miser diesen im ersten Falle noch 11 Tage zu den ohne 
ttag berechneten Jahren, so ist für diese 15 Tage der Rück- 
der Knoten noch 48 Min., also in 18 Jahren 1f Tagen 
35. Der Knoten ist also noch 11 Grade von dem Otte, 
ır zu Anfang jener Zeit einnahm, und da die Sonne um so 
‚ als 11 Tagen zukommt, weiter vorgerückt ist, als zu An- 
jener Zeit, das ist 11 Grade weiter, so steht sie nach 
ahren 11 Tagen wieder im Knoten. Aber auch der Mond 
nieder im Neumonde, indem 223 Mondmonate 65854 Tage, 
ist 18 gemeine Jahre und 154 Tage oder 18 richtige Jahre 
-10} oder 114 Tage ausmachen; es ist also. wieder: eine 
enfinsternils wie vor 18 Jahren 11 Tagen und zwar fast 
a so nahe beim Knoten, also ziemlich eben so groß. Da 
ıls das Zusammentreffen des Neumondes mit dem Knoten 
3t ganz genau ist, so findet eine kleine Aenderung der Fin- 
nisse statt, nach 36 Jahren 21 Tagen würde diese noch mehr 
agen und nach oftmaligem Verlauf der Periode die Ueber- 
timmung nicht mehr statt finden. Auf diese Art stimmte die 
den nördlichen Gegenden ringförmige Sonnenfinsternifs am 
Aug. 1802 mit der gleichfalls in der nördlichen Halbkugel 
formigen Sonnenfinsternifs am 7.Sept. 1820 überein. Diese 
ode von 223 Mondmonaten ist zwar in neuern Zeiten 
Halley’sche Periode genannt worden, sie ist aber die- 
s, welche nach ProLemarus schon den alten chaldäischen 
wmatikern bekannt war, und die sie Saros genannt ha- 
1, Aehnliche Perioden der Wiederkehr der Finsternisse 
die von 716, 3087, 6890, 9977 Mondmonaten. 
Alles bisher Angeführte betrifft nur die Bestimmung, ob 
wie auf der Erde überhaupt eine Sonnenfinsternils erscheinen 
: aber man verlangt nun auch zu wissen, an welchen Orten 
entral, total oder ringförmig oder sonst von bestimmter 
e erscheinen, und wie sie sich an einem gegebenen Orte 
n wird. Diese Bestimmungen müssen von etwas sorgfalti- 





Ptol. Almagest Lib, 4, Plinius hist. nat. II. 10. und Ideler’s 
‚ologie L 209. 


264 Finsternisse, 


gern Berechnungen für'den Mittelpunkt der Erde ausgehen. 

. zeichne um den Mittelpunct C einen Kreis AEEB, dessen! 
messer nach einem willkübrlichen Malsstabe so viele Theil 
P— p + Q + q Secunden enthält (wo P—p der Unterschie 
Parallaxen von Sonne undMond, Q der Mondhalbmesser, 
Sonnenhalbmesser ist); dabei müssen nun diese Grölsen 4 
nommen werden, wie sie der Zeit des Neumondes entspre 
für welchen man die Rechnung führen will, und die W 
kann man aus den Ephemeriden nehmen. Eben so ze 
man um denselben Mittelpunct Kreise von den Halby 
=P—p HQ+; =P—p HQ; =P—p+Q—ıg 
lich =P—p. Der erste und gröfseste dieser Kreise om 
wenn den aus der Erde Mittelpuncte gesehenen Mittelpan 
Sonne bezeichnet, denjenigen Raum am Himmel, in w4 
der Mittelpunct des Mondes eintreten muls, um irgendu 
der Erde eine theilweise Verfinsterung zu bewirken; dar 
und kleinste Kreis umschliefst den Raum, in welchen de 
telpunct des Mondes eintreten muls, wenn irgendwo ein 
trale Finsternils statt finden soll, und die drei dazwischs 
zeichneten Kreise geben an, wie nahe der Mond geoce 
gesehen der Sonne rücken muls, damit irgendwo auf de 
die Finsternils 3zöllig, 6zöllig, 9zöllig sey, oder der Ras 
Mondes etwa um ein Viertel des Sonnendurchmessers ein 
ten ist, oder den Mittelpunct der Sonne erreicht hat, ode 
lich drei Viertel des Sonnendurchmessers verdeckt. 

Es kommt jetzt darauf an zu finden, in welchen Zeitj 
der Mond in diese Kreise eintritt. AJ bezeichne die Ek 
und da die Ephemeriden die geocentrische Breite des M 
nämlich seines Mittelpunctes, zur Zeit der wahren Conju 
oder des genauen Neumondes, indem er gerade am Mittel 
der Sonne vorbeigeht, angeben, so trage man CH, gleie 
ser Breite, nach dem vorhin gebrauchten Secunden - Ma 
auf. Man suche ferner nach der Angabe der Ephemerides 
viele Stunden vor oder nach dem Neumonde sich der M 
der Ekliptik in J befindet, und bestimme den Punct J 
Zeichnung so, daľs CJ der Anzahl von Secunden gleich se 
welche beim Eintritte des Mondes in die Ekliptik des A 
Mittelpunct vom Mittelpuncte der Sonne entfernt ist. D 
EHEJ die relative Mondbahn, das ist, wenn man HR 
dem Raume nimmt, um welchen, 1 Stunde vor der Conju 


der Sonne. . 265 


mdmittelpunct noch von der Conjunction entfernt war, 
nan ebenso HL für den Zeitpunct ? Stunden vor der Con- 
n aufträgt und so ferner, so geben CK, CL die scheinba- 
ıstände der Mittelpuncte beider Himmelskörper 1 Stunde, 
wen vor dem Neumonde u.s.w. an; CH ist der Abstand 
' Mittelpuncte im Augenblicke der Conjunction, und wenn 
M senkrecht auf JE zieht, so zeigt CM nach dem Secun- 
sstabe , wie weit bei der grölsten Annäherung die Mittel- 
» noch von einander entfernt bleiben, und HM mit dem 
Stande entsprechenden Raume HK verglichen, giebt die 
w, wie lange vor oder nach der Conjunction die grölste 
wterung eintritt, oder die Mitte der Verfinst rung. 
Heraus kennt man nun die Zeitpuncte, wenn die Finster- 
pider Erde anfängt, die Zeit, wo die centrale Verfinsterung 
w Erde anfängt, wann die 3zöllige, 6zöllige, 9zällige Ver- 
mag anfängt, und wenn man den Mond weiter nach F und 
folgt, so ist der Zeitpunct, wo der Nlittelpunct F erreicht, 
Bge, wo die centrale Verfinsterung auf der Erde aufhört, 
aüpunct, da er nach E gelangt, entspricht dem völligen 
-der Finsternils. Man verlangt nun zunächst zu wissen, 
kin der Ort auf der Erde liegt, an welchem man zuerst den 
rand in die Sonne eintreten oder den ersten Anfang der 
sterung sieht, und eben die Frage wird man für alle übri- 
ben erwähnten Zeitpuncte und die mit ihm verbundenen 
inungen aufwerfen. Zur Beantwortung dieser Frage ist zu- 
ı,bemerken, dafs der Anfang der Finsternils da gesehen gie, 
wo die Sonne dann gerade aufgeht. Es lälst sich nämlich 49. 
r Figur wohl übersehen, dals der von Westen, von A her 
mw Sonne vorbei rückende Mond seinen Schatten zuerst in 
die Erde fallen lälst, und dafs hier die Sonne im Hori- 
steht; sie geht hier auf, weil durch die Rotation der Erde 
Vesten nach Osten, der Urt B gegen D hin geführt wird, 
ieser also die Sonne immer höher über den Horizont her- 
nmen sieht. Eben so sieht der Ort, welcher die Sonne 
verfinstert aufgehen sieht, die totale Verfinsterung früher 
er andre Ort, und es lälst sich leicht übersehen, dals, wenn 
[ond nach G gelangt ist, der Ort E, welchem die Sonne 
antergeht, der letzte ist auf den noch der Centralschatten 
Wie man diese Orte findet, lälst sich so übersehen. Wenn 
ür den Augenblick, in welchem auf der Erde die Verfin- 


2366 Finsternisse, 


rig sterung anfängt, die Stellung des Mondes gegen den M 


Fi 


C der Sonne, vom Mittelpuncte der Erde aus gesehen 
net, so ergiebt sich daraus für den Ort, welchem die! 
Zenith steht, ob ihm der Mond nordwestlich oder wesi 
südwestlich vom Zenith erscheinen mülste, wenn e 
wäre, ihn neben der Sonne zu sehen, oder man kann | 
Azimuth des Mondmittelpunctes für diesen Punct auf 
angeben. Oftenbar liegt nach eben der Richtung hin 

sem Orte, und zwar 90 Grade von ihm entfernt, der í 
der Mond nun die Sonne zu verfinstern anfängt, und mı 
daher auf einer künstlichen Erdkugel den Ort, wo ge 
nem Augenblicke die Sonne im Zenith steht, in den 

Punct der Kugel bringen, auf dem Horizonte die Gege: 
welcher zu diesem Orte der Mond vom Zenith entfernt ı 


‚ aufsuchen und sehen, welcher Ort der Erde gerade da: 


zonte steht; dieser nämlich ist es, welchem die Sonne 
fangender Verfinsterung aufgeht. Will man eben so 
finden, der zuerst die centrale Verfinsterung sieht, so ı 
aufs Neue denjenigen Ort in die höchste Stellung bringi 
chem die Sonne im Zenith ist, wenn nach den obigen 
mungen die centrale Finsternifs anfängt; dieser Ort lieg 
Sonne ihre Declination nicht erheblich ändert, in eben 
graphischen Breite, wie der vorhin betrachtete, aber 3 
Länge, und indem man wieder das Azimuth des Mo: 
punctes sucht, findet man abermals den Punct des H 
der Kugel, wo man den Ort aufsuchen muls, welchem «¢ 
central verfinstert aufgeht. Eine gleiche Bestimmung : 
das Ende der centralen Verfinsterung auf der Erde, für 
lige Ende der Finsternils und so ferner statt; und sel 
mehrere, minder merkwürdige Bestimmungen liefsen 


‚herleiten. 


Um noch vollständigere Bestimmungen zu erhalt 
ich allgemein die Frage zu beantworten suchen, wie‘ 
dem Puncte, welchem die Sonne im Zenith steht, de 
punct des Central - Schattens entfernt ist, wenn der Ab 
Mittelpuncte beider Himmelskörper ein bestimmter ist. 
den gegebenen Augenblick kennt man aus dem Vorigen 


centrischen Abstand SCM des Mondes von der Sonne, 


50. her auch den scheinbaren Abstand SAM an dem Orte 


Sonne im Zenith steht, der nur um die Höhenparall: 


der Sonne. 267 


als jener ist. Bist der Ort, wo das Centrum des Schat- 
nfällt, wenn BM verlängert den Nlittelpunct der Sonne 
ML aber des Mondes Mittelpunct ist. S soll den Durch- 
spunct der Linien CS, BM anzeigen, und dann ist 
MB — B MIO OS Si SOM der da =P= 
xizontalparallaxe des Mondes ist, Sin. MBC „_(S. Sin. S ebe 
-ist dann zugleich CMB, also auch der verlangte Winkel 
= ACM 4+ MCB bekannt. Diese Rechnung zeigt, dafs man 
ibstand des Centralschattens von dem Puncte, wo dieSonne 
mith steht, und auch die Gegend, wohin man von eben 
a Puncte ausgehen mülste, um zu jenem Mittelpuncte des 
Wns zu gelangen, in jedem Augenblicke kennt, also den 
des Schatten - Mittelpunctes auf der Erde vollkommen be- 
im kann. 

danz ebenso kann man zu irgend einer Zeit den Punct be- 
sen, der in der Ebne SMA liegend, den Mittelpunct des 
les um de des Sonnendurchmessers vom Mittelpuncte der 
ẹ entfernt sieht. Es stelle nämlich sMb die gerade Linie 
welche die Sonne in einer Entfernung = ck des Sonnen- 
messers von ihrer Mitte trifft, so kann ACb ganz wie vor- 
CB gefunden werden, und man kennt also die Entfernung 
üden Orte, B, b, wo gleichzeitig die eben erwähnte Un- 
heit der Erscheinungen statt findet. Hätte man bMs durch 
ondes Mittelpunct nach dem Rande der Sonne gezogen, so 
‚, man den Ort b bestimmen, welchem zu eben der Zeit 
ondes Mittelpunct im Sonnenrande erscheint; und endlich 
man bMs nach einem Puncte zöge, der um den scheinba- 
[ondhalbmesser vom Rande der Sonne entfernt läge, so 
man einen Punct b auf der Erde, dem der Mondrand nur 
bnnenzand zu berühren schiene, in eben dem Augenblicke, 
B die Finsternils central ist. 


o liefse sich nicht allein der Gang des Schattenmittelpunc- 
ondern des ganzen vollkommenen Schattens und Halbschat- 
uf der Erde bestimmen, und die Reihe aller der Oerter an- 
‚,„ wo die Finsternifls eine bestimmte Gröfse erreicht. Zwar, 
es auf genaue Bestimmung ankommt, lielse. sich noch Ei- 
gegen diese Regeln erinnern; aber der Zweck ist hier nur 


268 Finsternisse, 


die Möglichkeit jener Bestimmungen ohne erhebliche Re 
zu zeigen. 

Zur strengern Berechnung Anleitung zu geben, schei 
nicht der Ort zu seyn, da diese Anleitung allemal wer 
ausfallen wird. Die Berechnung kommt kurz darauf | 
dafs man für einen gegebenen Punct auf der Erde den geo 
schen Ort so corrigirt, wie es die Parallaxe fordert. Der 
hat nur eine Parallaxe in der Breite, wenn er sich gerade, 
findet, wo die Ekliptik in dem Augenblicke am höchste 
dem Horizonte des Ortes ist, in allen andern Fällen ax 
Parallaxe in der Länge, und da jener höchste Punct der: 
gesimus heifst, so hängt also die Berechnung der Parallg 
der Stellung des Mondes gegen den Nonagesimus abt. D 
für verschiedene Zeitpuncte die Parallaxe gefunden-, go gi 
an, wie weit entfernt von dem Puncte, wo des Monde 
telpunct geocentrisch erscheint, man ihn an jenem Orte, 
und man bekommt so auf gleiche Weise, wie vorhin für da 
trum der Erde, den relativen Weg des Mondes vor der! 
vorbei, für jenen bestimmten Ort, für welchen die R G 
geführt wird. Dafs dabei auf die Ungleichheit des in vo 
denen Höhen nicht gleich grols erscheinenden Monddur 
sers u. s, w. Rücksicht zu nehmen sey, versteht sich von 8 

Wenn eine Sonnenfinsternils genau beobachtet word 
so dient sie zur Bestimmung des Längen - Unterschiedes ı 
Orte, indem ja so gut, wie man für einen gegebenen Q 
Zeiten des Eintritts, Austritts u.s. w. berechnen kann, aud 
gekehrt aus der Beobachtung des Eintritts, Austritts u.&' 
Lage des Ortes, wenigstens seiner Länge, wenn die Brei 
kannt ist, hergeleitet werden kann. 

Die Sonnenfinsternisse älterer Zeiten zu berechnen, 
oft für die Chronologie wichtig seyn; denn da grofse, | 
ders totale, Sonnenfinsternisse in einer bestimmten Gegei 
selten vorkommen, so kann eine Begebenheit, für weld 
Zeit selbst um mehrere Jahre ungewilg, wäre, bis aufdenT 
nau bestimmt werden, wenn sie miteiner solchen Erscheinu 





1 Vergl. die Art. Nonagesimus und Parallazxe. 

2 Alle Lehrbücher der Astronomie geben diese Rechnungsm: 
an, 2. B. Schubert astronomie theorique. Livre V. u. populärer, 
bert’s popul. Astron. II. 359. Piazzi Lehrb. d. Astron. 11. 279, 


der Sonne. 269 


m traf. Aus diesem Grunde enthält das berühmte Buch, 
la verifier les datest, ein Verzeichnis der Finsternisse vom 
1 bis 2000. Einzelne Untersuchungen der Art gehören 
tierher, doch mag die Sonnenfinsternils, die während der 
ht am Halys eintrat, hier erwähnt werden, da sie zugleich 
‘Geschichte der Astronomie berühmt ist, als die erste, 
ı von Tuarzs vorausgesagt seyh soll. Diese Finsternifs 
weine andere als die am 30. Sept. im Jahre 610 vor unserer 
mung seyn; diese war in der Gegend’ des Kampfplatzes 
io total 2. 


lie Erscheinungen, welche die sehr grofsen Sonnenfinster- 
darbieten, verdienen noch etwas näher erwähnt zu wer- 
So lange noch ein kleiner Rand der Sonne unbedeckt vom 
lo übrig bleibt, ist die Helligkeit noch immer sehr grols; 
"etwas auffallende Verminderung der Helligkeit tritt ein, 
i die Breite des hellen Theiles der Sonne nicht mehr des 
endurchmessers beträgt; aber auch dann und fast zum Ver- 
inden des letzten Randes der Sonne ist doch die Erleuch- 
der Erde und Atmosphäre noch immer sehr bedeutend. Da- 
et dann, wie die Beobachter versichern, welche totale 
enfinsternisse bei heiterm Himmel gesehen haben, die plötz- 
Finsternifs in dem Augenblicke, wo der letzte Lichtrand 
ikt wird, etwas sehr Auffallendes. Bei der Sonnenfin- 
BN am 19. Nov. 1816, die-in Breslau 1143 zöllig war, oder 
nen Rand, welcher an der breitesten Stelle dr des Son- 
urchmessers betrug, unverfinstert übrig liefs, war die 
kerige Dunkelheit bei dick bewölktem Himmel zwar sehr 
Éch , aber doch nicht so grofs als man zu erwarten geneigt 
möchte. Selbst in Bütow in Pommern, wohin Tönnies sich 
sen hatte, um die dort totale Verfinsterung zu beobachten, 
ei der totalen Verfinsterung, deren Beobachtung die Wolken 
rten, die Dunkelheit nur einer starken Dämmerung ähnlich 3. 





Nouy. edit, p. St. Allais Vol.I. p.269. Nachrichten von totalen 
missen giebt e, Zach Corr., astr. II. 560. Ein Verzeichni[s der in 
sichtb. Finst. im 19. Jahrhundert Astr. Jahrb. 1803. S. 227. 

Die Gründe, warum andere Meinungen über Tag und Jahr dieser 
rnisse unzulässig sind, giebt Orraanns an, Schr. d. Berlin. Akad. 
1818. u. Astr. Jahrbuch 1823. S. 197. 


Astron. Zeitschrift von v. Lindenau JII. 125. 


omg © Finsternisse, 


Ueberhaupt scheint die Dunkelheit bei totalen Som 
sternissen sehr ungleich zu seyn. Louvre beschreibt 
der Finsternifs am 3. Mai 1715 in London auch nicht w 
lige Nacht, sondern legt ihr etwas Eigenthümliches ,. au 
der Dämmerung Verschiedenes, bei. Eben das Eigentki 
bemerkten Burg, Büne und Bocxmanm bei der ongf 
Finsternils am 7. Sept. 1820, die sie an verschiedener 
beobachteten. Samrını sagt, ein mattes, trauriges Lich 
sich über alle Gegenstände verbreitet, und eine Empi 
hervorgebracht, derjenigen ähnlich, die man hat, we 
zum ersten Male durch grüne Brillen sieht. Böcxnunn 
Himmel graulich violett t, 

In andern Fällen ist eine tiefere Dunkelheit eing 
namentlich hat Davızarn, der am 12. Mai 1706 in A 
dort 5 Minuten dauernde totale Verfinsterung beobachtet 
Dunkelheit so angegeben, dafs einer den andern nur mä 
erkannte; die Nachtvögel kamen hervor, und die übrigen 
zogen sich zurück, obgleich es erst halb zehn Uhr Vor 
war. Aehnliche Nachrichten hat man auch von andern Be 
tern totaler Finsternisse?. Indels erhellet, dünkt mich, 
dals die Finsternifs in den meisten Fällen nur der Däm 
gleich kommen kann; denn selten hat der Schatten auf de 
mehr als 4 oder 6 Meilen Durchmesser, und selbst der im 
des Schattens stehende Beobachter erhält in diesem Fal 
den gegen seinen Horizont hinstehenden Wolken noch z 
geworfenes, wenn gleich durch den Halbschatten sel 
schwächtes Licht. Bei sehr langer Dauer der totalen Fin 
ist freilich der völlig beschattete Raum der Erde und der 
sphäre grölser, und die Finsternifs also tiefer. Dals n 
Finsternils recht eigentlich herannahen sieht, nämlich die 
wärts liegenden Gegenstände schon im Dunkeln sieht, w 
man selbst noch im Sonnenlichte ist, bemerkt Lorexz | 
Finsternils im November 1816. Er erzählt auch, dals 1 
der sich ziemlich am Rande der totalen Verfinsterung ' 
alle in bedeutender Entfernung südwärts liegenden Gegeıi 
sich erhellet zeigten, während ihm die Sonne total verfinstei 


LG LXVI. 216. 
2 de Zach corr, astron. III. 289. 532. 
8 Astron. Jahrb. 1824. 8. 181. 


der Sonne. 271 


Lat man mehrmals selbst bei nicht totalen Finsternissen 


s man auf dem vor die Sonne tretenden Monde die Berge, 
: den Rand des Mondes hervorragen, erkennt 1, lälst 
ht erachten. Die Beobachtung ULroA’s, der im Monde, 
ıtfernt vom Rande, einen hellylänzenden Punct sah, als 
das Sonnenlicht hervorbräche ?, ist sonst nie wieder 
nmen; doch bemerkte Busser 1820, dafs das eine 
s noch übrigen Theils der Sonne durch einen vorragen- 
dberg abgestumpft war, und dals daneben eine ganz feine 
nung, ein Durchdringen des Lichtes durch das neben 
ge liegende Thal sichtbar war ?. 
ı hellen Ring, den man bei totalen Finsternissen um den 
eschen hat, habe ich in dem Artikel: Atmosphäre des 
erwähnt. Die dort mitgetheilte Erklärung dieser Er- 
ng von Bong, dafs dieser Ring in der erleuchteten Erd- 
häre entstehe, hat doch das gegen sich, dals bei totalen 
issen von einiger Dauer die Erde und die Atmosphäre 
Beobachter auf einige Meilen weit mit Schatten bedeckt 
> das nach der Sonne hinsehende Auge nur auf beschat- 
eilo unserer Atmosphäre trifft. Dieser Ring muls also 
wklärt werden, und da, wie Bıascaı und Amıcı mit 
as ihren Beobachtungen zu schlielsen scheinen, Inflexion 
ts und Brechung in der Mondatmosphäre nicht merklich 
finden scheint *, so ist die Erscheinung wohl noch nicht 
was indels die Wirkung der Inflexion betrifft, so könnte 
da doch nur matteres Licht in den beschatteten Raum 
1, vielleicht wenig merklich seyn, so lange noch etwas 
wächtes Sonnenlicht unser Auge trifft, und dennoch bei 
'erfinsterung merklich werden. 
ch die Erwärmung durch die Sonne nimmt während 
Sonnenfinsternisse bedeutend ab. BOckMmAn® beobach- 
se Abnahme an Thermometern mit ungeschwärzter und 
hwärzter Kugel und an Leslie’schen Photometern. Beim 
ı der Finsternils stand das Thermometer mit ungeschwärz- 





Astron, Jahrb. 1797. 152. de Zach Corr. astron. IV. 181. 
ourn. de Phys. 1780. Avril. 

le Zach Corr. astron. IV. 185. 

Zorr. astron. IV, 280. 


E) F 31271 3a. 


er Cret evz mi P_ m mim Velten 
ES en Zuge ser 7 meermiy mr Jm — me 
pewiwenzer res emit nr ver Fımsermiie ` Aen Bes 
ter Fasernis menhir " cap niher vr emes. bei de 
Srmgenr  minserure "eru apeme sur Umesschisd‘ 
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“4 UNT mr" et tem —— 
zı »uer. na ter Come Teses Ster zeker zu 
ea: adden pedr Birrxırs en das Gap ane bei 
des -agina E amer "3 Ge. 1x3 ber Frmssersils 
zige? ËF-acererrg scafeist ms itmichen 
dais ter Laeret zwisczen zer Tessecx-z im der 
porosi wa. I» Geiie der Scememezürnbe betrag 
ZN adra - Secere. des wnbedeciren Theil 
griästen Verirse»: ie kreeg —ä3. SO Quadra- 
uni? Zeie Zahlen vartam sich. wie AO za i. Der 
der Thersometerstande in der Sonne und im Schatten 
Verfnsterong; dene Zahlen verbalen sich, wie 4,52 ze 
allerzings nicht weit von jenem Verhaltnisse abweicht. ° . 
















Verfinsterungen der Nebenplaneten 
Sonnenfinsternisse aufandere Plane 


Jupiter, Saturn und Uranus haben Monde oder N 
netem, welche sie ebenso, wie der Mond die Erde, 
da wir aber nur die Monde des Jupiters mit Leichtig 
obachten können, so will ich auch nur von diesen hier 
Die Monde des Jupiter haben sämmtlich Bahnen, die | 
Gegen die Bahn des Jupiter geneigt sind, und da sie auf 
Weise sich nie weit von dem Kreise, den die Bewohner 
Planeten als Bahn der Sonne am Himmel ansehen, entf 
der Schatten des Jupiter aber grob ist, so werden sie si 





1 Und eben das hat Bees schon bemerkt. G. LXX. 321. 

2 Die vollständigen Beob. in G. LXVI. 215. Aehnliche Be 
Bologna stehen in d. Correspond. astron. IV. 183. 

3 Journ. de Phys. 1821. Juin. 


Finsternisse, 273 


hrem Hauptplaneten beschättet. Die: Monde des Jupiter 
iberdies ihren Hauptplaneten viel näher nadh Verhältnils 
Gröfse, als unser Mond der Erde ist; denn selbst der ent- 
te ist nicht völlig 26 Jupiters- Halbmesser von ihm ent- 
statt dafs der Mond 60 Erd - Halbmesser' von der Erde ` 
te Hieraus ist es leicht zu übersehen, dafs die Verfinste- 
ı sehr oft, bei den kurzen Umlaufszeiten der nächsten 
, fast täglich eintreten müssen; indem. die -drei näch- 
d jedem Umlaufe und auch der vierte oft, veifinstert wer- 
Man beobachtet diese Verfinsterungen am besten, wenn 
piter der Quadratur nahe ist; denn bei seiner Opposition 
e Sonne liegt der Schatten uns gerade hinter .dem Jupiter 
w Eintritte und Austritte der Monde in den Schatten und 
em Schatten könnten höchstens ganz nahe am Rande des 
r wahrgenommen werden, statt dals wir; wenn der Pla- 
D Grade von der Sonne entfernt ist, eine Stellung haben, 
ir den in den Schatten eintretenden oder aus demselben 
enden Mond ziemlich entfernt vom Hauptplaneten se- 
Um die Zeit der Quadratur kann man Anfang und Ende 
insternils des dritten und vierten Mondes beobachten ; 
sp Finsternissen des zweiten ist dieses nur sehr selten 
h, und bei diesem fast immer, bei dem ersten Monde 
us immer muls man sich begnügen, vor der Opposition den 
ı, nach.der Opposition das Ende der Finsternils zu beob- 
Die Verfinsterungen können bei dem ersten 2$ Stunde, 
weiten 2 Sr. "a: beim dritten 3 St. 34‘, beim vierten 
6 dauern und treten beim ersten allemal nach 424 Stun- 
rim zweiten nach 3 Tagen 13 Stunden, beim dritten nach 
zm A Stunden wieder ein. 
ie Berechnung dieser Verfinsterungen beruht auf einer ge- 
Kenntnils der Umlaufszeiten. und Entfernungen dieser 
: von ihrem Hauptplaueten. Lägen nicht die Bahnen der 
dem Aequator des Jupiter so nahe, so würde die sehr 
er Kugel abweichende Gestalt des Jupiter die Berechnung 
end erschweren; denn wenn eine leuchtende Kugel ein 
:hsichtiges Sphäroid bescheint, so ist der Schatten nicht 
ein Kegel, sondern eine andere abwickelbäare Fläche, für 
ın eine Gleichung findet, wenn man die allgemeine Glei- 
für eine, beide Flächen berührende, Ebene aufsucht. 
merkwürdige Fläche hat LAPLACE nur so weit als die Theorie 
Bd. S 


d 


276: Fische, elektrische. 


eine ‚genauere, aus den Quellen selbst bearbeitete Zusar 
stellung allar wichtigen Beobachtungen und eine kritisch 
fung der verschiedenen zur Erklärung ao merkwürdig 
scheinungen aufgestellten Hypothesen in. diesem Werk 
Stelle verdient. 


I. Geschichte und Literatur. 


. Die Raja Torpedo (Torpedo Galvanii) d er Kraj 
oder Zi itterrochen (le Tremble, la Tropille; 
Torpedo) war schon den Alten bekannt, und eine so 
ordentliche Eigenschaft bei einem Thiere, welches sich 
verschiedenien Küsten des mittelländischen Meeres (al 
an der westlichen Küste Frankreichs, und der südli 
lands) findet, konnte iknen nicht verborgen bleiben," 
moie Gespräch Meno wird dieses Thier mit seiner betäub | 
Senschaft erwähnt; ArısrofeLes nennt ilin oftmals, Ph 
nut kurz und hält die Erschütterungen desselben für i ei 
scheinliches Heilmittel, als welches sie auch, namentlx 
halbseitiges Kopfweh und Gicht nach Scaısönsys 
Dıoskokıpes nd GALENUS in Anwendung. gebracht 
Auch von Pıuraaca? wird das Thier genamnt. 

“ Die ersten anatomischen Untersuchungen über die 
schen Organe des Zitterrochens verdanken wir den 
Rent. und Loreszınıd, welche die Röhren oder Säd 
. selben für eben so viele Muskeln von besonderer Art (d 
li faie ati) hielten, RéAaymur 6 that einen grolsen S 
ter, indem er in einer ausführlichen Abhandlung nicht 
Reihe von Versuchen bekannt machte, sondern auch ei 
reiche mechanische Erklärung der von diesem Fische 
Schläge aufstellte, gegründet auf den Bau der elektrisch 
gang, deren Styuctur er sehr genau beschrieb. Die ge 


















Diet, de Animal. II. 13. IX. 87. de part. animal. V. 
Lib, XXXII. Nat. Hist. 1. 

De industria Animalium, p. 246, 

Fr. Redi Exper. Natur. Flor. 1666. 

Observazioni interno alle Torpedini da Stef. Lorenzi 


ON e.U Mi ka 


1678, 


| 6 Memoires de Pacad, de Paris année 1714, Hist. p. 4 
p. 447. Edit, d’Amsterd. 8. 


Geschichte. 977 


: einer richtigen Einsicht in’ das Wesen dieser Erstheinun- 
eihnt alser erst mit den schönen Versuchen von Joun 
ı im Jahre 1672, wodurch zuerst die Uebereinstim- 
ler von dem Zitterrochen abhängigen Erscheinungen mit 
kräischen in ein helles Licht gesetzt wurden, eine Ent- 
z, die bei dem: damals sd regen Interesse für älles, was 
l Elektricität bezog, die allgemeinste Aufmerksamkeit der 
r erregte. Der berühmte Anatom Jonn Hunter? lieferte 
h eine .neue durch eine meisterhafte Abbildung verdeut- 
beschreibung der elektrischen Organe, und Cavennısu3 
tete zwei Jahre später. durch Nachahmung der am Zitter- 
angestellten Versuche mit der gewöhnlichen Elektricnät 
elst eines künstlichen Zitterrochens ein neues Licht über 
Gegenstand. Fernere interessante Versuche an dem Zit- 
wn selbst verdankte man bald nachher Ingennotisz* ynd 
SraLLanzanı 5. Die Entdeckung der Galvani’schen Hr- 
ung leitete später von.neuem die Aufmerksamkeit der Phy- 
wf diese analogen Phänomene, und veranlafsten.nament- ` 
en glücklichen Entdecker derselben ALoys GALVANI, so 
sinen Neffen ALDINI zu Versuchen mit diesem Fische; 
interessanter wurden aber alle elektrischen Fische durch 
tdeckung der Volta’schen Säule, in welcher man das ei- 
he Erklärungsprincip der im Ganzen doch immer noch in 
Entstehungsweise räthselhaft, gebliebenen Erscheinungen 
den glaubte. v. Humsoupr und Gar-Lüssıc? stellten 





Of the electric Property of the Torpedo. In a Letter from 
falsh. Philos. Transact. -Vol. 68. Year 1774. p. 461. vgl. auch 
bservat. etc. 1774. IV. p. 205 f. 

Anatomical Observations of the Torpedo by John Huiter e, 1. 


An account. of some attempts to imitate the effects of the 
lo by Cavendish. Phil. Trans. Vol. 66. for 1776. p. 196. 

Extract of a Letter etc. Phil. Trans. LXV. Year 1775. p. 1.. 

Opnsculi soelti di Milano 1788. ein Auszug im Goth. Magazin 
I. If, Bd. Stes St. S. 89, und Memorie di Matematica et Fisica 
ocietä italiana Tome IJ. p. 603. deutsch in den Leipz. Samml. 
ysik uud Naturgeschichte. IV. Bd. tes St, 328 und im Ausz. 
th. Magaz. V, Bd. Stes St. S. 41. 

Aldini Essai théorique et experimental sur le Galvanismo. Pa- 
304 Vol. Il. p.61. auch in G. XIV, 331. 

Annales de Chimie. LVI, 15—23, daraus in Gehlen’s N, J. 
. VI. 166. und G. XXII. 51. 


280 Fische, elektrische. 














ser Naturforscher auf seine Kosten mehrere derselben le 
nach England transportiren, wo sie’ in London im Jahre 1 
der Gegenstand vieler Versuche wurden, van denen. 
Wausu selbst keine Nachricht gegeben hat, von welchen 
die Abhandlungen von Le Bot und Ineesnousz2 eine ni 
Auskunft geben. Auch machte nunmehr Joun Hounten?, io 
früher von Zitterrochen eine meisterhafte Beschreibung und ı 
bildung vom elektrischen Organe dieses Fisches bekannt. 
zeitig mit, jenen Arbeiten erschienen auch die Resultate der 
tersuchungen zweier americanischer Naturforscher, die } 
wie es scheint, von der Entdeckung des Engländers Wa 
Betreff des Zitterrochens bereits Kunde hatten, : nämlich 
Deg Wırrıamson®% in Philadelphia und von Ginn? 
Charlestown. Von späteren Abhandlungen, welche theils. 
Bemerkungen lieferten, theils -die frühern Erfahrungen b 
ten, verdienen dann noch. genannt zu werden, diejenige 
Wort, Bryars, und voni H :CorLLıns Face ?, und 
Sam. FanLengene B Eine frühere Mittheilung eines 
Beta ® über den Einfluls der magnetischen Kraft apf 
Zitteraal-.verlor dadurch ihr Interesse, dals ihr durch alle 
tere Versuche widersprochen wurde. = 

3. Der Zitterwels (Silurus electricus) ‚ der in 
africanischen Flüssen zu Hause ist, wurde, wie schon 
bemerkt, ohne allen Zweifel zuerst von ADANSON, (1751) 





1 Lettre etc. par M: Le Roy. Journal de Physique ann, m 

Get, p. 833. A 
2 Ingenhousz vermischte, Schriften von Molitor. Wien. 8. 1 

S. 272. 

3 Acconnt of the Gymnotus electricus. Phil. Trans. Vol. R. 
P. II. p. 395. 

4 Phil. Trans. Vol. LXV. Year 1775. p. 94. 

D Ebend. p. 102. 

6. Account of an electric Eel in den Transactions of the Ame 
Society held at Philadelphia Tom. II. Philadelphia. 1786. A. im A 
zuge im Goth. Magazin V. 3. S. 163. 

7 Observatious on the Numbfish or torporific Eel Ebend. 

8 Vetenak, Acad. Nya Handlingar 1801. S. 122. Duraus it 
XIV. 456. 

H Nouveaux Mémoires de l’acad. de Berlin: 1770. p. 68. 
Observ. physic, de torpedine Pisce in Diatribe de Morbo in Eu 
pene ignoto quem Americani Jaws appellant, Traj. ad Rh. 1778. 


Organe. 281 


Senegal fand, bekannt gemacht, später von Fonskäint 
t, dann genauer von Braussoxer? beschrieben, doch 
sen wir die nähere Kenntnils seiner elektrischen Organe 
a03. 
Der Tetrodon electricus (elektrische Stachelbauch) ist 
m englischen Schiffslieutenant Parenson * bei der Insel 
n, einer der Comoren zwischen der Küste Zangueber und 
sel Madagascar entdeckt und seine Beschreibung 1786 be- 
gemacht, aber die Nachrichten über seine elektrischen Ei- 
aften sind eben so dürftig wie 
, in Betreff des Trichiurus electricus, der' schon den äl- 
htyologen WitLoussyd und Raı® bekannt ear und von 
Rex” erwähnt wird. 
üne Vergleichung der elektrischen Organe der drei ersten 
a lieferte Groxrnor i in der oben erwähnten Abhandlung, so 
rir anch noch in den neuesten Zeiten. ALEX. v. HumsouLor® 
gehaltreichen Aufsatz über alle 'elektrische Fische ver- 


Die elektrischen Organe oder elektro- 


⸗ 


motorischen Apparate. 


Jie merkwürdigen Wirkungen, welche die Zitterfische zei- 
hängen von gewissen, ihnen eigenthümlichen Organen ab, 
relche sie schon in den früheren Zeiten. beim Zitterrochen 
‚en worden sind, und welche daher auch, seitdem die 
ische Natur jener Erscheinungen aufser Zweifel gestellt 
en, die elektrischen Organe und.in neueren Zeiten nach der 





Fauna arabica p. 15. Nr, I, 

Mém. de l'acad. de Paris 1782. ' 

Annales du Muséum d’hist. nat. I. 892. übersetzt in G. 
397. , 

Phil. Trans. Vol. LXXVI. P. I. No. 9. u. im Goth. Magaz. 
V. St. A S. 48. 

Ichtyol. applic. III. 31. 

Pisces p. 171. Vgl. Gmelin’s Ausgabe von Linnaei Syst. Nat. 
f. Pars III. p. 114. 

Dessen Indische Reise II. 270. 

Sur les Gymnotes et autres Poissons electriques in Ann, de 
et Phys. XI. 408. 





nämlich‘ senkrechte" Prismen oder Salén (Columns, 
von RéavmöRr genannt) welche die Dicke eines Gänse 
hach Hoster von 0,2 Zoll haben ,'vón:einer Seite de 
Gim andern reichen ; und deren Länge mach der vers 
Dicke des Fisches verschieden ist, die also nach innen 
Wen, nach außen. am ‚kürzesten sind. Die Zahl die: 
ist sich nicht gleich, und zwar bemerkt man diese Ver 
heit nicht nur bei verschiedenen Zitterroehen, sondern ı 
hauptsächlich auch von dem Alter.des Thiers herzukor 
‘Qals etwa, wenn.der Fisch an Grölse zunimmt, immer 
stehen mögen.‘ In demjenigen, welchen Husten seci 
man 470 in jedem Organe, dagegen in jenem sehr gr 
der Küste von England gefangenen , Rochen sogar (1 
Säulen in dem einzelnen Organe. Die meisten dies 
sind nach Huren entweder irreguläre Sechsecke oder 
allein ihre Gestalt bleibt sich nicht gleich, doch will 





1 Phil, Trans. LXVI. 1. 


Organe. E 283 


ylindrisch gefunden haben. Topp bemerkt von dem 
am Vorgebirge der guten Hoffnung, der jedoch eine an- 
zu-seyn scheint, dals die. Säulen, in ihrem ganz freien 
, die Gestalt von Cylindern annehmen, und die ver- 
e Gestalt, welche sie bei einem horizontalen Durch- 
zeigen, von ihrer ungleichen Verbindung unter einander 
ie Netzsubstanz herrühre. Bei getrockneten Rochen er- 
t auf derabgezogenen Haut einwärts sechs - und fünfeckige 
ka, welche von den irregulären Maschen der Membra- 
o denen jene Säulen nach aufsen überdeckt sind, her- 
welche gegen die Haut gedrückt, jene Eindrücke zu- 
en, die der Haut gleichsam das Ansehn eines Bienenwa- 
en, Die Häute der Säulen sind sehr dünn, durchschei- 
d genau mit einander zusammenhängend, vermittelst ei- 
ern Netzgewebes von sehnigten ‚Fasern, die der Quere 
d schief zwischen den Säulen laufen. 

e Säule ist durch horizontal liegende Theilungen (par- 
) oder Scheidewände getheilt, welche in geringer Ent- 
über einander liegen, und eine Menge Zwischenräume 
cher bilden, welche, wie schon Réaumur genau be- 
t, eine dichliche 'gallerteiweilsartige Flüssigkeit enthal- 
“durch das Kochen noch dicker wie eine Art Kleister 
Die Scheidewände bestehen aus sehr dünnen und durch- 
ı Membranen, ihre Ränder sind unter einander verbun- 
d alle hängen mittelst eines feinen zelligen Gewebes an 
ern Seiten der Säulen, aulserdem hängen sie noch mit 
: durch feine Blutgefälse, die von der einen zur andern 
usammen. Eine, einen Zoll lange, Säule eines Krampf- 
‚ den man in Weingeist aufbewahrt hatte, enthielt -nach 
Zählung hundert und funfzig solcher Theilungen,, und 
hl scheint sich bei gleicher Länge der Säulen gleich zu 
der Fisch mag so grols seyn, als er wolle, nur muls 
m gleichen Zustande von Feuchtigkeit seyn, daher wird 
einlicherweise, so wie die Säulen mit dem Thiere, wenn 
und grölser wird, an Länge zunehmen, der Zwischen- 
ischen je zwei Theilungen. verhältnifsmälsig nicht grälser, 
es bilden sich vielmehr neue Theilungen, die von den 
aus, welche die elektrischen Organe oben und unten 
n, hinzukommen. Mit jener Angabe Huxter’s von ei- 


ufserordentlichen Anzahl von Theilungen stimmt indefs 


`~ 
` 


Ee 


281 Fische, elektrische, 


Resumün’s Angabe., der in der ganzen Länge einer Säule 
25 bis 30 Theilungen ‚wahrgenommen haben will, nich 
überein, wobei es. zweifelhaft bleibt, ob: vielleicht neben 
feinern Theilungen noch gewisse gröübere, mehr in dei 
fallende, vorkommen, so dals auf jeden Haupttheil wied 
bis 30 Unterabtheilungen kommen würden. Diese Theil: 
sind. voller Gefälse, die Arterien sind Aeste von denjeniger 
falsen der Kiemen, welche das schon durch das Athem 
veränderte Blut fortleiten ; sie gehen sammt den Nerven į 
elektrischen Organe, wo sie.sich an den Seiten der Säulen 
jeder Richtung in unzählige kleinere Aeste verbreiten , us 
jeder Theilung; rings um die Säule herpm und in selbige hi 
gehen und mit den benachbarten Asstchen anastomosiren, di 
nen’ kommen in genauer Verbindung mit. den Nerven heria 
laufen zwischen den Kiemen und dem Herzröhre fort. - : 

Die Nerven, die sich in jedes elektrische Organ einpfl 
entspringen in.drei grofsen Stämmen von dem Seiten - und 
tern Theile des Gehirns. Diese Nerven geben gur einige 
Zwoige an die Kiemen, an denen sie vorbeigehen, ab; da 
dere. Hlauptstamm senkt sich in den vordern, der mittlere į 
mhitileren; der hintere mit seinen zwei Aesten-in den meh 
tern Theil. Sie sind dem N. Fagus der vollkommneren 1 
zu vergleichen. Wenn.die:Nerven in das Organ selbst ı 
drungen sind, theilen sie sich nach jeder Richtung zwische 
Säulen ,, dringen an jeder Theilung mit kleinen Zweigen in 
hinzin und verlieren sich so auf den Scheidewänden. Die, 
und Menge der Nerven‘, welche die el; Organe nach Verh 
ihrer Gröfse erhalten, muls, wie Iluwter treffend be 
eben so erstaunlich vorkommen, als die Erscheinungen, s 
hervorbringen. Die Nerven sind den Theilen des Körpeı 
weder zur Empfindung oder Bswegung gegeben. Mit 
nahme: der höheren Sinne et auch beim vollkommensten ' 
kein Theil, welcher im Verhältnils seiner Gröfse so rei 
mit Nerven versehen wäre, und doch dienen die € 
schen Organe auf keine Weise als eigentliches Empfindu 
‚gan. Was aber die Bewegung anbelangt, so giebt es. 
Theil eines Thiers, der, so stark und anhaltend auch 
Bewegungen seyn mögen, eine so grolse Menge Nervi 
sälse. Man kann daraus mit grölserer Wahrscheinlichkeit : 
fsen, dafs die Nerven eine besondere Beziehung auf die 


Organe. © 0” 285 
ichen (elektrischen) Wirkungen der elektrischen: Organe 


möchten. -` r t 
Jer sogenannte Zitteraal, dessen erschütternde (elektrische) 
diejenige des Zitterrochens noch weit übertrifft, hat auch 
ltnifsmälsig mehr ausgedehnte elektrische Organe, wofär 
wenigsteris alen'Grund:hat, diejenigen, ‚welche den.:gröfs- 
'heil des Schwanzes dieses Fisches ausmachen ,' nach ihrer 
lichkeit mit dem. elektrischen Organe des Zitterrochens, und 
dem Umstande, dafs die elektrischen Erschütterungen vor- 
sh von dem Schwanze ausgehen‘, arizunehman,; Wirklich 
ıch derjenige Theil des Körpers; "welcher diejenigen’ Or- 
enthält, die der Zitteraal mit den Fischen seines Geschlechtes 
ån hat, beträchtlich kleiner , als der. Schwanz, welcher die 
mache Kraft besitzt ; und 0,75.der.ganzen Länge des Thiers 
acht, die.nach v. Howsotnr bisweilen 6 Fuls erreichen soll, 
denjenigen Thieren, die Dosen beschrieb,‘ jedoch our et- 
über 2 Fuls betrug, und -von dem die elektrischen Organe . 
t wieder beinahe die Hälfte und somit mehr als 4 des gan- 
Tier. betragen. Es sind deren zwei Paare, ein grölseres 
halb und ein kleineres unter: demselben gelagert. Jenes 
ht die Hauptdicke des.Schwanzes aus. und erstreckt sich’ vom 
3e bis zum Ende des. Letztern; jedes einzelne dieses oberen 
ren Paars ist am. breitesten nach vorn, wo es sich gleich- 
‚am meisten seitwärts ausdehnt,. wird nach hinten schmäler, 
‚endigt sich fast in eine Spitze. Die beiden Organe, die 
es Paar bilden, sind oberwärts durch die Rückenmuskeln 
einander getrennt, welche ihre oberen Ränder in einer be- 
ktlichen Entfernung. von einander halten, unter diesen opd 
en die Mitte za sind sie durch die Schwimmblase von einan- 
‚geschieden, und an ihrem untern Theile durch eine mem- 
iöse Scheidewänd. Dus Hleinere Organ liegt längs: dem: un- 
‚Rande, und hat bejnahe dieselbe’ Ausdehnung in der Länge 
das grölsere Organ. Das vordere Ende jedes einzelnen Or- 
s (die beide zusammen das kleinere Paar bilden) beginnt bei- 
e in gleicher Linie mit dem grölseren, gerade da, wo die 
re Schwanzflosse des Thiers ihren Anfang nimmt, und en- 
: nahe am Ende des Schwanzes, wo auch das gröfsere auf- 
Es hat eine dreieckige Figur gemäfs den "Thelen, in wel- 
n es liegt. Sein vorderes Ende ist das schmälste;: dann wird 
weiter, in der Mitte ist es am dicksten und von da an wird 


t 
286 Fische, elektrische. 


es dünner, bis es am Ende in eine Spitze ausläuft,. Die bei 
kleineren Organe sind von einander durch die mittleren Mm 
getrennt, und durch die Beine, in welchen die Gräten derF 
sen artikulirt sind. Das grössere (breitere) und kleinere Q 
auf jeder Seite sind durch eine Membrane von einander geng 
den, deren innerer Rand an der Mitteltheilung befestigt ist, : 
der äulsere sich in die Haut des Thiers verliert. Um das gröl 
Organ ansichtig zu machen, ist nichts weiter nöthig, als. 
Haut zu entfernen, welche durch ein lockeres Zellgewebe & 
bängt. Um aber das kleinere Organ darzulegen, ist erforded 
die lange Reihe von kleinen Muskeln zii entfernen, welche 
Flosse bewegen. i 
- Die Structur dieser Organe ist sehr einfach und rogelmä 
sie bestehen aus zwei Theilen, nämlich den flachen Thee 
(partitions) oder Wänden (septa) und den zwischen: 
nen guer übergehenden Theilungen (cross divisions)». 
äulseren Ränder von jenen Wänden sehen auswendig aus wie 
nien, die fast parallel mit der Länge des Thiers gehen. D 
Wände sind dünne, beinahe parallel mit einander laufende Hi 
Sie gehen der Länge: nach mit-der Längenaxe des Thiers fu 
einer Richtung und ihre Breite kommt beinahe mit dem ha 
Durchmesser seines Körpers an jeder Stelle überein. Sie 
von verschiedener Länge, einige von ihnen sind fast so lan 
das ganze Organ. An dem vordern Ende des Organs nehme 
ihren Anfang, einige wenige ausgenommen, welche an 
obern Rande desselben beginnen , sie gehen zusammen hir 
wärts, und endigen sich allmälig an der untern Fläche des 
gans, und diejenigen, welche am weitesten unterwärts anfar 
. zuerst. Ihre Breite ist ebenfalls an verschiedenen Stellen 
Organs verschieden. Am breitesten sind sie gemeiniglich ı 
weit von ihrem vordern Ende, Hier sind sie nämlich so 
als der dickste Theil des Organs, nach dem Schwanze zu’ 
den sie immer schmäler, jedoch auch ganz vorne, wo sie 
fangen, sind sie sehr schmal. Diejenigen, welche den Rüc 
muskeln am nächsten liegen, sind am breitesten, weil sie 
nach der Lage dieser Muskeln heraufwärts kriimmen, nacł 
ten zu werden sie aber allmählig schmäler. Dieses rührt gröf 
theils davon her, weil sie mehr schief gehen, auch das ( 
an dieser Stelle schmäler wird. Sie haben einen äulserr 
innern Rand. Der äufsere hängt:an der Haut des Thiere 


Organe, ' 287 


itenmuskeln der Flolsfedern, und an der Membrane, 
das.grolse Organ von dem kleinen trennt, ihre inneren 
aber_sind alle an der mittleren Theilung, auch an der 
wmblase fest, und drei oder vier endigen sich an der Flä- 
elche die Rückenmuskeln begränzt. Diese Wände sind 
n äufsern Rändern, nahe an der Haut, an der sie fest- 
, am, weitesten von einander entfernt: so wie sie aber 
er Haut nach ihrer inneren Befestigung hingehen, kom- 
: wieder näher zusammen; ja man findet bisweilen zwei 
vereinigt. Es ist schon bemerkt, dals sie an der Seite, 
Rückenmuskeln liegen, von einem Rande nach dem an- 
eraufwärts gekrümmt sind, indem sie sich nach der Ge- 
eser Muskeln richten;, allein dieses findet nach der Mitte 
gans zu (von oben nach unten genommen) immer weniger 
und von hier nach dem untern Theile des Organs krüm- 
e sich nach der entgegengesetzten Richtung. Am vordern 
des grolsen Organs, wo es fast gleiche Breite hat, gehen 
t einander ganz parallel (nämlich in Beziehung -auf die. 
ndimension) folglich auch ganz gerade fort; wo aber das 
ı schmäler wird, da siehet man sie sich an einigen Stellen 
igen, besonders da, wo ein Nerv quer durchgeht. Das 
dieses Organs am Schwanze ist so schmal, dals Husten 
welchem diese Beschreibung wörtlich entlehnt ist) nicht 
men konnte, ob es aus einer oder mehreren Wänden be- 
Der Abstand dieser Wände von einander ist wahrschein- 
ach der Grölse der Fische verschieden. Bei einem Fische, 
er zwei Fuls und vier Zoll lang war, fand Dousen, dafs 
‚Zoll von einander entfernt waren, und die Breite des 
a Organs (richtiger die Höhe) betrug da, wo es am brei- 
war, etwa 1,25 Zoll, und in diesem Raume fanden sich 
nd dreilsig Wände.. 
Jos kleinere Organ hat eben solche. Wände, welche in der 
3 von dem einen Ende zum andern und in der Breite gerade 
übergehen ; sie laufen etwas schlangenförmig nicht in gera- 
änien. Ihre ‘äulsern Ränder endigen sich an der Suerg 
des Organs, welche an die innere Seite der Muskeln der 
feder stölst, und ihre inneren Ränder kommen mit den 
eln in der Mitte in Berührung. Der Breite nach sind sie 
verschieden, die breiteste kommt mit der einen Seite des 


ıgels, den das Organ hier bildet, überein, und die schmal- 


WE 


288 Fische, elektrische, 


ste ist kaum breiter wie die Spitze oder der Winkel. desse 
Sie stehen fast gleich weit von einander ab, aber sie sind 
näher beisammen, als die Wände des grofsen Organs, 

ihre Entfernung von einander beträgt etwa zk Zoll, Nach 
Schwanze zu liegen sie aber weiter von einander, 80 W. 
Organ selbst sich erweitert. Das Organ selbst ist etwa 
halben Zoll breit (hoch) und hat vierzehn Wände. Anl 
Organen sind diese Wände sehr zart, und lassen sich 
zerreilsen; sie scheinen mit den Säulen des Zitterrochens: 
lei Bestimmung zu haben, indem sie den Unterabtheil 
gleichsam zur Befestigung und Unterstützung dienen, ua 
kann sie als eben so viele besondere Organe ansehen. 

Wände werden durch dünne Häute in die Quere durchs 
ten, deren Breite sich immer nach der Entfernung rich 
welcher zwei Wände von einander abstehen ; mithin ist: 
verschiedenen Stellen verschieden. Am breitesten sind ! 
dem Rande, welcher der Haut, und am schmalsten an 
welcher der mittleren Theilung, die beide Organe von ei 
trennt, am nächsten ist. Ihre Länge kommt ganz mit de 
der Wände, zwischen denen sie liegen, überein. Zw 
zweien solchen Wänden gehen sie immer in einer ordeni 
Reihe fort, won einem Ende desselben be: zum andern 
liegen so nahe an einander, dafs sie sich fast zu berühren 
nen. Innerhalb des Raumes eines Zolles in der Länge 
man gegen 240, mithin machen sie im Ganzen eine sehr 
Fläche aus. 

Diese Organe sind mit Nerven aus dem Rückenmarl 
sehen, und diese kommen paarweise zwischen den Rüc 
wirbeln heraus. -Sie versorgen auf ihrem Fortgange soe 
Muskeln als die Haut, und verlieren sich in sehr feine 
zweisungen in den el. Organen. In Rücksicht auf ab 
hältnılsmaßsige Größse gilt dasselbe, wie beim Zitterroche 
dals sie bei diesem relativ noch ansehnlicher sind. Viel 
cher als hei diesen beiden Arten ist der Bau des elekt 
Organs bei dem Zitterwels nach GeorrrRoT’s'Untersuchm 
umgiebt nämlich hier den ganzen Körper, liest unmittell 
ter der Haut und ist aus einer beträchtlichen Schicht Zell 
gebildet, welches so fest und dicht ist, dals man es: 
ersten Blick für eine Lage Speck halten könnte. Betrach! 
es aber genauer, so sieht man, dals dieses Organ aus 


Organe. 989 


sehnichten oder aponevrotischen Fasern besteht, die sich 
H durchkreuzen und so ein Netz bilden, dessen Geflechte 
nur durch eine Loupe deutlich sehen kann. Die kleinen 
ı oder Maschen dieses Netzes sind mit einer eiweils- und 
tartigen Flüssigkeit ausgefüllt. Mit den inneren Theilen 
n sie in keiner Verbindung stehen, da eine sehr starke 
ahaut sich über das ganze elektrische Organ ausbreitet, 
emselben: so fest-anhängt, dals man sie nicht davon tren- 
ann, ohne sie zu zerreilsen. Uebrigens hängt diese Seh- 
mt mit den Muskeln nur durch wenig lockeres Zellgewebe 
men. Die Nerven, welche zu diesem Organe gehen, kom- 
sus dem Gehirne und sind dieselben, die nach Covıen bei 
Fischen unmittelbar unter die Seitenlinie gehen, und ana- 
Wa Nerven des achten Paares (N. Fagus) bei den höheren 
ren. Im Zitterwelse haben aber diese beiden Nerven des 
& Paares einen eigenthümlichen Verlauf und eine ausge- 
nete Dicke. Sie nähern sich einander bei ihrem Austritte 
em Hirmschädel, und steigen zum Körper des ersten Wir- 
ins zurück, durch welches sie hindurchgehen. Sie dringen 
durch eine eigene Oeffnung in ihn ein, und gehen dann 
ef der entgegengesetzten Seite durch eine gemeinschaft- 
Oeffnung heraus, entfernen sich plötzlich und gehen unter 
eitenlinie hinab, dann laufen sie zwischen den Bauchmus- 
und der sehnigten Membrane, die sich über das elektri- 
Netz ausbreitet, hin, und dringen endlich bis unter die 
mittelst grolser Aeste, die rechts und links vom Stamme 
ferven abgehen. An jeder Seite sind 12 bis 15’ solcher 
, welche die Sehnenhaut durchbohren, bis sie mitten in das 
tige Gewebe hineindringen, und sich durch dasselbe ver- 
n. 
Jo verschieden diese elektrischen Organe auch dem äulsern 
cke nach erscheinen, so haben sie doch in vieler Hin- 


Aehnlichkeit und im Wesentlichen eine gleichartige Struc- . 


Die el, Fische sind die einzigen, bei denen man so aus- 
itete und so viele Sehnenhäute antrifft, zu Zellen gebildet, 
slchen sich eine eigenthümliche eiweils - gallertartige Flüs- 
t befindet, und zu welchen ansehnlichere Nerven wie zu 
l einem andern Organe gehen. Insbesondere ist bei den 
n ersten Arten noch eine merkwürdige Regelmälsigkeit in 
inordnung der Zellen auffallend, vermöge welcher sie 
Bd. T 


290 Fische, elektrische. D 


‚einigermalsen eine Vergleichnng mit einer Völte’schen Säu 
"lassen, eine Aehnlichkeit, die jedoch in der dritten Art 
ger bestimmt nachzuweisen ist, und auf welche ich in den 
retischen Betrachtungen wieder zurückkommen werde, 
Fig. Zur Wersinnlichung der elektrischen Organe sowol 
51. Zitterrochens als des Zitteraals möge die Abbildung einesI 
schnittes der el. Organe dieser beiden Fische dienen, 3 
aus den beiden musterhaften Abhandlungen von Jong Hu 
entlehnt sind, Die Figur stellt einen Querschnitt in der g 
Dicke des Schwanzes des Zitteraals dar: gg die beiden g 
elektrischen Organe, wo die feinen Striche die zahlreiche 
terabtheilungen jeder Hauptabtheilung sichtlich machen, p 
# beiden kleineren. elektrischen Organe, v die Scl 
` mmmm Längenmuskeln, n die Wirbelsäule, d gie 
Fig, Oberfläche der Haut von der einen Seite, e die Afterflos 
. andere Figur bezeichnet einen senkrechten Schnitt des 
rochens hinter den Einathmungsöfftungen; A A die Ober 
des Fisches, BB die Muskeln des Rückens, wie sie dure 
Schnitt eingetheilt sind, C das Rückenmark, D der Oesopl 
E die linke Kieme zerschnitten, um den Verlauf eines Ne 
stammes durch dieselbe darzulegen; F die athmende Obe 
der rechten Kieme, GG die Flossen, HH die senkrechte 
len oder Prismen, welch? das elektrische Organ ausmachı 
einer Darstellung ihrer horizontalen Theilungen, I eine 
den Nervenstäimmen mit seinen Verzweigungen. 


II Wirkungen, welche von den & 


trischen Organen abhängen Elel 
scher Charakter derselben. 


- ` Wir wollen die Wirkungen, die von jedem der beiden 
trischen Fische, über die allein genauere Erfahrungen Ì 
` serHinsicht gemacht ‘worden sind, besonders betrachte 
sie bei allem Gemeinschaftlichen doch wieder in Absid 
Stärke, Art und. der bedingenden und begleitenden Um 
manches Eigenthümliche haben. 
Wat zuerst die Empfindungen betrifft, die der Zitten 
erregt, so werden sie von den verschiedenen Beobachte 





A Vgl. Phil. Tr. LXV. 407. und LXII. 489. 


Wirkungen. | 291 


rerschieden angegeben, was nicht zu verwundern ist, da 
ndungen, die sich auf das Gemeingefühl beziehen , über- 
schwer zu beschreiben sind. In dieser Hinsicht wird die 
e derjenigen Beobachter interessant, denen die elektri- 
Erschütterungen noch nicht bekannt waren, und die da- 
ıch ohne vorgefalste Idee einer Aehnlichkeit mit diesen 
Hafsten. Réaumur beschreibt die ihm erregte Empfindung 
ne Betäubung (engourdissement), die sich plötzlich 
ganzen Armes und der Hand bis zur Schulter bemächtig- 
bet den Kopf etwas ergriff; aber von einer gewöhnlichen 
bung, namentlich von jener, welche man das Zinschlafen 
lieder nennt, ganz verschieden gewesen sey, begleitet von 
ı starken, jedoch dumpfen Schmerze, wie wenn die Fin- 
inen plötzlichen Schlag erhalten hätten, als eine Empfin- 
, die unter den ihm damals bekannten mit derjenigen noch 
reisten Aehnlichkeit habe, die man erleidet, wenn man 
mit dem Elbogen etwas stark an einen harten Körper ge- 
n hat. Seit Warsm hat man die Schläge mit elektrischen 
üütterungen verglichen, namentlich W Aan selbst mit der- 
en einer schwach geladenen Leidner Flasche, und an einem 
m Orte bemerkt er, dafs schnell auf einander folgende kleine 
er Schläge dieselbe Betäubung oder Erstarrung, wie der 
rochen, bewirke. Gar-Lüssac und HumBoLoT äulsern 
dahin, dals die Empfindung derjenigen des Entladungs- 
ges einer Leidner Flasche zwar gewissermalsen analog, aber 
wesentlich von ihr verschieden sey, durchdringender, 
ılsivischer, schmerzhafter, und wenn der Fisch schon kraft- 
ıy, dem Gefühle des Sehnenhüpfens ähnlicht. An einem 
n Orte findet HumsoLor eine besondere Aehnlichkeit der 
indung, die der Zitterroche verursacht, und der schwä- 
n Schläge des Zitteraals mit jenem schmerzhaften Erbeben 
dissement), von dem er bei jedesmaliger Berührung ei- 
ink- und Kupferplatte unter einander, die an Wunden 
zirt waren,_die er sich auf dem Rücken durch Blasenpflaster 
cht hatte, ergriffen wurde. ConrısLıacaı endlich? findet 
Zmpfindung in den Händen und Armen bei gleichzeitiger 
arung des Bauchs und Rückens des Fisches ganz überein- 





G. XII. 3. 


a. a. O. S. 654. 
T? 


292 Fische, elektrische. 


stimmend mit derjenigen, welche eine mit Kochsalz aufgı 
Volta’sche Säule von 30 Platten -Paaren und darüber e 
Ein alter und ziemlich grofser Zitterrochen zu Genua e 
GARDINI t so stark, dals er ihn nicht nur zu Boden warf, 
dern auch in seinen Gliedern eine gröfsere Erstarrung und 
Zeit fortdauernden beschwerlichern dumpfen Schmerz zı 
liefs, als ihm je elektrische Erschütterungen von einer L 
Flasche verursacht hatten. 

Die Stärke der Erschütterung oder Betäubung hängt 
sehr von der verschiedenen Art ab, wie man mit dem Fis 
Verbindung kommt, so wie von der Stärke des Fisches 
Was das Erstere betrifft, so sind vorzüglich diejenigen 
stände zu berücksichtigen, welche auf die besondere Ro 
elektrischen Organe bei Ertheilung der Erschütterungen hi 
sen. Warsa? hat zu scharf als wesentlich nothwendige I 
gung zur Erhaltung der Erschütterung aufgestellt, dafs zw 
der oberen und ıwmteren Fläche eines oder beider Organ 
Verbindung (intercourse) sey, und dals keine Erschüt 
durch eine isolirte Person erhalten werde, wenn diese d 
gane nur oben oder unten berühre. Diesem widersprech 
späteren Beobachtungen namentlich die von SPALLANZANI, 
Lüssac und Humsorpr. Ersterer bemerkt ausdrücklich 
wenn er isolirt war, und der in der Luft befindliche Fis 
an einer einzigen Fläche mit der Hand berührt wurde, er 
jedoch nur schwachen, Schlag erhielt, womit auch Gar -1 
und HumsoLpr übereinstimmen. Berührt man bei eine 
lirten Fische zugleich beide Organe an der oberen Fläch 
mit zwei Fingern an den gleichen Stellen, so em 
man den Schlag von jedem elektrischen Organe besondeı 
weilen aber auch nur von einem, und zwar geht in 
Falle die Empfindung nicht über den Finger hinaus. Inde 
diese einseitige Berührung stets an dem Organe selbst od 
nigstens ganz in ihrer Nähe statt finden, denn fafst man 
der Luft den Fisch am Schwanze an, so erhält man nie e 
schütterung, wie schon Réaumur bemerkt hat; auch 
Topp nie einen Schlag, wenn er den Fisch an den Eni 
Seitenflossen hielt. Doch sind sie nach den übereinstimi 


1 De clectrici ignis natura, Mantua 1792. 6. 71. 
SZ a. a. O. 472. 


Wirkungen. 293 


rungen aller Beobachter, namentlich Gar-Lüssac’s und 
JMBOLDT’S stets am stärksten, wenn man beide Organe 
auch nur eines an der obern und ontern Fläche zugleich 
rt, und der Schlag ist in dem Verhältnisse stärker, in wel- 
die Berührungsfläche grölser ist, stärker also, wenn man 
L Organe mit der flachen Hand, als wenn man sie mit den 
m Fingerspitzen berührt. Indels ist der Schlag in diesem 
nicht in beiden Händen gleich stark, sondern immer stär- 
ı derjenigen, welche den Rücken berührt, und SraLLın- 
will sogar gewöhnlich in derjenigen Hand, welche den 
h berührte, keinen Schlag empfunden haben. Er bemerkt 
‚ dafs er bei der Berührung nur der einen Fläche, wenn er 
Fisch an der Brust stach, keinen so starken Schlag erhalten 
Le als wenn er den Rücken rezte, Doch bemerkt er an 
m andern Orte, dafs, als er einmal mit der Hand die untere 
he rieb, indem er die obere zugleich berührte, nux jene mit 
chlufs von dieser den Schlag erhalten habe. In allen Fäl- 
wenn beide Hände bei einer solchen Berührung einen Schlag ` 
ken, ist er gleichzeitig. Auch ConrısLıAcHı bemerkte eine 
shiedenheit der Empfindung, je nachdem er mit der Hand 
suche oder am Rücken schlofs, ganz ähnlich derjenigen, 
ı man bei einer Volta’schen Säule am negativen oder posi- 
Ende schliefst, was also gleichfalls die stärkere Empfin- 
rauf die Seite des Rückens hinweist. | 
Allezeit sind die Schläge stärker, wenn man es nicht bei 
blofsen Berührung bewenden lälst, sondern die Haut des 
ies auf irgend eine Weise reizt, durch Drücken (doch will 
sHousz bei mehr oder weniger starkem Drucke seiner Fin- 
teine Veränderung in der Stärke der Schläge bemerkt ha- 
;„ Reiben, am sichersten aber durch Stechen. Auf diese 
sählte Srauuawzanı 23 Schläge in einer Minute, wovon 
letzte eben so stark als der erste war. Dasselbe bemerkt 
Iscewuovsz, und sogar dafs, wenn die Schläge schnell 
einander folgten, sie statt schwächer zu werden, vielmehr 
er wurden, es mochte das Thier sich im Wasser oder in 
Luft befinden. WW Asp erhielt in einer Minute 100 Schläge, 
m der Rochen zwischen beiden Händen gehalten, abwech- 
d aus der Luft unter Wasser bis auf einen Schuh unterge- 
ht und wieder emporgehoben wurde, und zwar die stärk- 
jedesmal in dem Augenblicke, da der Fisch bei diesem" 


291 Fische, elektrische. 


Auf- und Abwärtsbewegen die Oberfläche des Wassers berini 
und wieder aus demselben auftauchte. N 
Unmittelbarer auf die elektrische Natur des hierbei statt H 
benden Vorganges deuten folgende Verhältnisse. Die Schi 
sind in der Luft unter übrigens gleichen Umständen um v 
stärker als unter dem Wasser, nach Warsu wohl viermal si 
` ker, Unmittelbare Berührung des Fisches ist nicht nöthig,' 
die Erschütterungen zu erhalten. Schon Resumün ber 
dafs, als er den Fisch mit seinem Stocke berührte, ereine, w 
. gleich viel schwächere Erschütterung empfand. Warsı $ 
an, dafs als ein Zitterrochen in einem Korbe mit einem! 
oberwärts bedeckt, drei Zolle unter der Oberfläche de? 
sers gehalten wurde, bei der Berührung desselben mit é 
kurzen, halb unter dem Wasser halb über demselben behi 
chen, eisernen Bolzen, ‘wenn man diesen mit der einen 
anfalste, während die andere in einiger Entfernung vom # 
unter das Wasser getaucht war, starke Schläge in beide) 
den empfunden wurden. Ja, wenn an diesem Bolzen e 
feuchter hanfener Strick befestigt, und in der Hand übe‘ 
Wasser gehalten wurde, erhielt Warst Schläge. Auch S% 
LANZANI bestätigt die Beobachtung einer Mittheilung def 
schütterungen bei mittelbarer Berührung des Fisches durch 
andern Körper, doch mulste derselbe ein Leiter der Elekts 
seyn, aber es war auch in diesem Falle die Erschütterung gä 
schwächer als bei unmittelbarer Berührung. Schon nasses? 
oder ein nasses Netz leiteten den Schlag, der, jedoch, 
diese Körper trocken waren, verhindert wurde, Warsi 
richteten die Fischer, dafs beim Fischfange sie oft schon me 
ner Tiefe von 12 Fuls durch die Erschütterungen, die o 
hielten, die Anwesenheit des Zitterrochens im Netze erkeni 
Wurde die Oberfläche der elektrischen Organe mit Baumdl $ 
strichen, so wurde der Schlag nach SrArLanzanı dem 
durchgeleitet. Damit lälst sich die Beobachtung Gay Lon 
und HumsoLpr’s immer noch vereinigen, dafs bei der Be 
rung mit den besten metallischen Leitern keine Erschätte 
erhalten werde. Dieses gilt nämlich nur für den Fall, w 
blofs eine einseitige Communication mit dem Fische statt $ 
und dieser oder der Mensch übrigens isolirt ist, denn in 
Versuchen von Warsn mit dem eisernen Bolzen fand ein wi 


licher Leitungskreis durch die Hände und das Wasser von à 















I 


Wirkungen. 295 


zur untern Fläche statt. Wenn daher Gar-Lüssac und 
MBOLDT den Zitterrochen mit der unteren Fläche der 
schen Organe auf eine metallene Schüssel legten, so em- 
n sie, wenn sie die Schüssel in der Hand hielten, nie 
Schlag, selbst wenn eine andere Person, die isolirt war, 
isch reizte, und die convulsivischen Bewegungen der 
ossen die stärksten Entladungen des el. Fluidums anzeig- 
3erührte dagegen derjenige, welcher die Schüssel hielt, 
r andern Hand die obere Seite der el. Organe, so fühlte 
beiden Armen zugleich einen heftigen Schlag. Dasselbe 
x Fall, wenn der Fisch zwischen zwei metallenen Schüs- 
ıg, deren Ränder sich nirgends berührten, und man denn 
ide die Hände brachte. Berührten sich aber die beiden 
sln in irgend einem Puncte, so fühlte man nichts. Hier 
iso der eine metallische Entladungskreis vollkommen hin- 
ad zur vollständigen Entladung, gerade so wie die Hand, 
» den metallenen Auslader hält , durch welchen man die 
n Belegungen einer geladenen Leidner Flasche mit einander 
wbindung bringt, bei der Entladung nichts empfindet. In- 
kann doch auch heim Rochen, wie bei einer Leidner Fla- 
die Entladung durch mehrere Canäle zugleich geleitet 
m, wenn jeder einzelne Entladungskreis aus unvollkom- 
n Leitern besteht, wo dann aber die Erschütterung in dem- 
a Verhältnisse mit der Menge solcher Kreise für die Eim- 
a geschwächt wird. Nach Warsa bekamen vier Personen, 
af einmal einen Zitterrochen anrührten, gleichzeitig Schläge, 
jeder einzelne nur schwach. Bemerkenswerth ist noch bei 
Bttheilung der Erschütterung durch Zwischenleiter, dafs das 
er für sich allein diesen Dienst zu leisten nicht-im Stande 
Gar - Lüssac und Humsorpr bemerken ausdrücklich, 
so lebhafte Erschütterungen man auch unter dem Wasser 
t, doch die unmittelbare Berührung der Organe wenigstens 
ner Stelle (oder nach Warsu wohl auch mit einem sonsti- 
zuten Leiter) erforderlich sey, und dals die Wirkung nie 
ze, wenn auch eine noch so dünne Wasserschicht den sich 
aden Finger von dem Organe trenne. Da jedoch der viel 
sre Zitteraal auch unter dieser Bedingung Schläge ertheilen 
, so lielse sich wohl auch für sehr kräftige Zitterrochen das 
ntheil davon voraussagen, und die Bedingung kann also nur 
ine relative angesehen werden. , 


Si Fiszke. elekzirısche. 


Lie Escuitterumg sun m mehur Perasan gege 
EECH WETO. WEUE SIE SELL mëch ummitselker de 
beriger. nm. zur eme uaira Aen bäim, 
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der Emmius: einer Lesuner Flasche Joms Warsa w 
Dieser uneeesame Vern: wurde eraru ver d 
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waren ùh sidene Fuzen am Ge Decke des Zummer 
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mussen Teiche, auf weichem der Fuch izc_ das dem 
in ep ma Wasser geit Becken, das mit vier sadam 
Becken au! dem amdern Laache samd. Die ers Pam 
dem Fimger der einen Hand in das Backen. in welchem è 
eingetauckt war, cad den Finser der andern Hand in da 
folgende Becken. Au: sleiche Weise steckten die Se 
sonen ihre Finger in die Ebrizen Becken. so da's sea 
Cas \Vasser in den Becken mit einander in Ver-iniser 
in das letzte Becken war czs size Ee des andern] 
drahtes einzetaucht, und mit dem ancera Ende berührt 
den Rücken des Fisches, und in demsei5en Ar on renbbch 
also fünf Personen eine Erschütterung. die nur an Š$ 
derjenigen einer Leidner Flasche abwich. \Vsısz, 
selbst nicht in dem Erschütterungkreise befand, erhielt 
nen Stols, Derselbe Versuch wurde auch mit & Perso 
derholt. Sobald dieser Kreis durch Nichtleiter der El 
wie Glas, Siezellack u. d. gl., womit eine der Persor 
Wasser eintauchte, unterbrochen wurde, so blieb an 
suhütterung aus, Ein gleicher Versuch wurde auch v 
LANZAN: desgleichen von Gar-Lüssac und v. Honn 
demselben Erfolge wiederholt. 

Bei dieser vollkommenen Uebereinstimmung mit < 
ner Versuche war nun zu erwarten, dals man auch ei 


lichen el. Funken bei dem Durchgange des el. Fluidv 


Wirkungen. 297 


ı Kreis erhalten würde, wenn man irgendwo eine Unter- 
ıng anbrächte, die nicht zu grols wäre, um den Durch- 
der Elektricität zu verhindern. Wıaus# machte aber in 
Hinsicht vergebliche Versuche, denn auch die kleinste 
ung, welche in einem auf Siegellack geklebten und zur 
g dienenden Streifen Stanniol durch einen höchst feinen 
t mit dem Messer angebracht war, hinderte die Entladung, 
io wenig konnten andere Naturforscher wie SPALLANZANI, 
Lössac und HemsoLpr und CoxrieLiacaı den kleinsten 
n hervorlocken. Letzterer erwähnt zwar eine Empfindung 
icht oder vorübergehenden Scheint, welche der Zitter- 
ıgewährte, es ist aber nach dem ganzen Zusammenhange 
ker nur jene subjective Lichtempfindung zu verstehen, wel- 
wohl einfache Ketten als Volta’sche Säulen, wenn ihr el. 
“darch das Ange selbst oder demselben nahe liegende 
» geleitet wird, hervorbringen, eine übrigens höchst in- 
ate Beobachtung, wobei man nur zu bedauern hat, dafs . 
LACH nicht die näheren Umstände seines dabei befolg- 
sfahrens angegeben hat. Nur der einzige Garpını will 
m oben erwähnten Zitterrochen, der auf einem Isolir- 
lag, indem er ihm jene heftige Erschütterung ertheilte, 
virklichen Funken gesehen, und das ihn begleitende Kni- 
ehört haben, und mit ihm auch die andern Anwesenden. 
indefs nicht näher angegeben, an welcher Stelle der Funke 
orschein kam, und welche Vorrichtungen gemacht wur- 
am ihn wahrnehmen zu können, und so bleibt diese iso- 
tehende Beobachtung höchst problematisch. Diese auch 
die kleinste Unterbrechung des Leitungskreises durch ei- 
ichtleiter schon eintretende Hemmung des Durchganges 
wbei thätigen el. Fluidums stimmt auch mit einem Ver- 
Gar-Lussac’s und v. HumsorLpr’s überein, welchem 
» auch die Lichtflamme die Durchleitung der Erschütte- 
nterbricht, wenn z. B. zwei Personen, die zwischen ih- 
ihten Händen den Zitterrochen hielten, statt sich die linke 
u geben, zwei Metallstäbe in eine Lichtflamme steckten, 
»n wurde die Erschütterung sogleich empfunden, werin 
denselben Umständen die Stäbe nur in einen Wasser- 
ı eingetaucht waren. Auch anderweitige unzweifelhafte 





a. a. O. s. 654. 


€ 


298 Fische, elektrische. 


Erscheinungen von Elektricität: und namentlich von freie 
nung, von el. Polen u. s. w. haben bis jetzt auf keint 
beim Zitterrochen wahrgenommen werden können,. nar 
keine Anziehungen oder Abstolsungen auch nicht der lei: 
Körperchen, keine Wirkung auf die empfindlichsten Ele 
ter, auch nicht mit Hülfe der besten Condensatoren, ke 
dung von Flaschen oder Batterien, in welcher Hinsich 
die frühern Versuche von WALsu, Inersauousz und Sre 
ZANI einen negativen Ausschlag gaben, di® neuesten V 
Gar-Lüssac’s und Humsornvr’s, vorzüglich aber Coxi 
. cHı’s ganz entscheidend sind. Letzterer hat sich besond 
müht, die Elektricität in dem Augenblicke, wo der Fi 
Erschütterung mittheilt, im Condensator aufzusammeln, ir 
‚richtig bemerkt, dals die el. Organe im gewöhnlichen Z 
des Fisches ohne freie Elektricität sind , und die Elektric 
in dem Augenblicke, wo der Fisch durch irgend einen be 
Mechanismus diese Organe in Thätigkeit setzt, dargeboten 
Er veranlafste daher den Zitterrochen durch Stechen, Rei 
Drücken zu Entladungen, aber auch in diesem Falle zei 
Condensator keine Spur von ihm mitgetheilter Elektricität 
Nach allem diesen ist es daher nur durch ein gär 
Mifsverstehen gewisser Aeulserungen der oft citirten Sch 
ler begreiflich, wenn Kong? anführt, der Krampfrochen 
nach WAusu zwei Oberflächen, welche sich wie bei de 
ner Flasche in dem Zustande entgegengesetzter Elektricitä 
finden, sein Rücken habe 4- E und sein Bauch — E, 
es ziehe dieser Fisch leichte Körper an und stolse sie 
zurück, auch könne man einen el. Funken bei ihm wi 
men, welche Entdeckung Wausn gleichfalls bei dem? 
rochen gemacht habe, in welcher letzteren Hinsicht da 
berstück des Journal de Physique vom Jahre 1776 ep 
.wo jedoch nicht: von einem Funken des Ziiterrochens, 
des Zitteraals die Rede ist. Rırrerr hat sich ohne 
durch Kvun, dessen Schrift er citirt, gleichfalls verfüh: 
sen, den gleichen Irrthum zu wiederholen, wenn e 
Wausu sah den Krampfrochen leichte Körperchen anziel 
abstolsen, und fand, dafs sein Rücken +E uhd sein Bau 





1 Geschichte der medicinischen und physischen El 
1785. IL. 40, 41, 


Wirkungen, | 299 


WW Aen hat aber in der That nichts.von alle dem be- 
:, sondern nur nach gewissen Analogieen des Verhal- 
e beiden Oberflächen der el. Organe des Zitterrochens 
Belegungen einer Leidner Flasche als Hypothese aufge- 
als sie in einem gleichen entgegengesetzten el. Zustande 
inden möchten. Nur der einzige BErTHoLLeT führt an 1; 
ne an einem seidenen Faden hängende Kugel ihm zwi- 
wei eisernen Drähten, die mit dem Rücken und Bauche 
bes communicirten, hin und her zu spielen geschienen 

aber nur während der Zeit der Entladung des Fisches, 
hst feiner und schwieriger Versuch, wie er hinzufügt, 
det er von mehreren sonstigen mit dem Zitterrochen von 
ıgestellten Versuchen, von denen er in einem andern 

handeln werde. Da er indefs nichts weiter davon be- 
remacht, auch zu dem an ihn gerichteten Aufsatze Hum- 
's und Gar Lüssac’s, in welchem alle Anziehungen und 
sungen leichter Körperchen durch den Krampfrochen ge- 
t werden, keine weitere Anmerkung hinzugefügt hat, so 
ht zu bezweifeln, dafs er selbst in seine frühere Beobach- 
ein Vertrauen mehr gesetzt habe. 


hie Erfahrung GaLvAnı’s, dafs, wenn man präparirte Frosch- 
tel so wie auch Froschherzen auf den Rücken eines Zitter- 
vw legt, in dem Augenblicke, dafs dieser die Erschütterung 
ilt, jene in Zuckungen gerathen, ist noch das einzige ei- 
nafsen hieher gehörige weitere Zeichen von der el. Natur 
erbei thätigen Princips, und um desto mehr, da auch darin 
rollkommene Uebereinstimmung mit dem Verhalten der ge- 
lichen E. statt findet, dafs durch jene Entladung eben so 
ei einem gewöhnlichen el. Funken oder einem schwachen 
rome die Muskeln im Augenblicke der Entladung (nämlich 
Tittheilung der Erschütterung), das Herz dagegen erst einige 
nblicke nachher, und bei schwächeren Entladungen, so wie 
ı einen schwächeren el. Strom nur die willkürlichen Mus- 
, das Herz dagegen nicht in Bewegung gesetzt werden. 


Zum Schlusse dieser, die el. Natur des Vorganges betref- 
m, Verhandlungen bemerke ich noch, dals ohne Zweifel, 





De l’ElectzicitE da Corps humain dans létat de santé et de 
ie. Tome I. Paris 1786. 8. p.173. 


300 . Fische, elektrische. 


(wie. auch Bussen? vorgeschlagen hat) die einzige siche 
thode, Zeichen von freier el. Spannung zu erhalten, dar 
stehen würde, den Zitterrochen sich in el. Batterieen von 
Capacität entladen zu lassen, indem man seinen Bauch inei 
leitende Verbindung mit der äufsern Belegung, und die 
Belegung durch einen Draht in eine nur augenblicklich 
wenigstens schnell vorübergehende Berührung mit dem ] 
‚brächte, indem man den Fisch zu gleicher Zeit zur Ertl 
des Schlages reizte. Ohne Zweifel würde die Batterie d 
einer wahrscheinlich höchst schwachen Spannung gelade 
den, die man durch Hülfe des Condensators merklich ı 
könnte. 

Bei der Ertheilung der Erschütterungen verhält si 
Fisch auf keine Weise blofs passiv, so dafs er gleichsam 
nen el. Organen nur eine geladene el. Batterie oder Vol 
Säule darstellte, die man beliebig entladen könnte, son 

ist auf eine sehr auffallende Weise activ, und dieses lei 
` noch zur Betrachtung des Verhältnisses, in welchem di 
scheinungen mit der Willkür des Thiers und mit sem 
benskraft überhaupt stehen. 

Man erhält vom Zitterrochen nicht immer einen 
wenn man ihn berührt, selbst nicht wenn man ihn mit 
Händen am Rücken und Bauche zugleich anfalst, wie k 
er auch sey. Man muls ihn reizen, damit er den Sch 
theile, und diese Wirkung hängt ganz von seiner Will 
Darin stimmen alle Beobachter mit einander überein, von 
MÜR an, der auf eine sehr unterhaltende Weise erzäh 
er von seinem Zitterrochen getäuscht worden sey, so da 
ihm verzweifelte, dafs er Schläge ertheilen könne, da 
längere Zeit unter dem Wasser auf allerhand Weise mi 
. Händen manipulirt habe, ohne etwas zu empfinden, da 
plötzlich einen äulserst heftigen Schlag erhielt, bis zu de 
sten Beobachtern Gay-Lüssac, v. HumsoLpr und 
welcher letztere noch bemerkt, dafs sonst lebhafte Zitte 
selbst eine starke Reizung erleiden konnten, ohne einer 
zu ertheilen. Auch konnten sich die Fische, wenn ı 
in den Händen hielt, mit sichtbarer Anstrengung ihrer] 
thätigkeit drehen und wenden, und wenn sie sich au 


1 a.a. O. S. 649. 


Wirkungen. 301 


m konnten, doch einen Schlag geben. Dieses will- 
Entladen der el. Organe deutet unmittelbar darauf hin, 
Tisch durch einen ActseinerWillkürund die dabei thätige 
aft in den el. Organen irgend eine Veränderung hervor- 
wodurch sie augenblicklich erst geladen, oder wenn 
her geladen doch nur durch einen besonderen Mechanis- 
aden werden. Ueber die einer solchen Entladung vor- 
len oder dieselbe begleitenden anderweitigen sicht- 
eränderungen in den verschiedenen Theilen des Kör- 
e hierüber weiteren Aufschlufs geben konnten, findet 
ine vollkommene Uebereinstimmung unter den Schrift- 
statt. Réaumur will beobachtet haben, dafs jedesmal, 
er Rochen den Schlag ertheile, er den natürlich etwas 
en Rücken platt und selbst etwas concav mache, und 
in diesem Augenblick den Schlag ertheile, wobei dann 
ken, ohne dafs man dieses Zurückkehren selbst beob- 
könne, seine vorige convexe Oberfläche wieder ange- 
a habe. Diese wichtige Beobachtung ist leider von den 
a Forschern gar nicht berücksichtigt, und in sofern auch 
westätigt worden, indels verdient sie bei dem bekannten 
Beobachtungsgeiste REaumun’s doch auch jetzt noch alle 
ng. WarsH wollte jedesmal bei Ertheilung des Schla- 
Zurückziehen der Augen, und aulserdem noch eine leichte 
gehende Agitation in den Knorpeln, von welchen die 
ane umgeben sind, beobachtet haben. SpaLLanzınr . 
ne Bewegung der Augen so wenig constant, dals sie ihm 
meist unbeweglich blieben, und manchmal sogar her- 
m; auch anderweitige Bewegungen des Körpers konnte 
t bemerken, dagegen wollen GA Lūssags und v. Hum- 
bemerkt haben, dafs der Zitterrochen die Brustflossen 
üvisch bewegte, so oft er seinen Schlag gab, wodurch 
nde Reıumun’s frühere Beobachtung bestätigt wird, in- 
ch Tonne Bemerkung durch jede stärkere Bewegung des 
mdförmigen Knorpels der Brustflossen das el. Organ zu- 
ngedrückt werden müsse, auch ein Muskelapparat die 
e Seite dieser Knorpel mit einem Fortsatze an der Vorder- 
ler Hirnschale verbinde, wodurch die ‚Thätigkeit der el. 
e befördert zu werden scheine. Nach Topp war die el. 
lang im Allgemeinen von einer Muskelanstrengung be- 
Dieses zeigte sich deutlich durch das Anschwellen der 


302 Fische, elektrische. 


obern Fläche der el. Organe, vorzüglich an der vorden, d 
Schädel gegenüberstehenden Seite, und das -Zurückziehen‘ 
Augen, woraus Topp, wenn ein anderer den Fisch be, 
ziemlicher Sicherheit das Eintreten der Explosion vorar 
konnte ; doch täuschte er sich bisweilen, indem er selbst Sch 
. erhielt (zumal wenn das Thier schon geschwächt war) ohne 
Muskelthätigkeit voraus bemerkt zu haben. 

Das Thier, das willkürlich die Schläge ertheilt, ken 
bewunderungswürdiger Schnelligkeit seine Organe stets wi 
von neuem laden, da es im Stande ist, eine lange Reihs, 
Schlägen mit gleicher Stärke zu ertheilen. Die Stärke der$« 
steht im Allgemeinen in geradem Verhältnisse mit der ük 
Kräftigkeit und Lebendigkeit des Rochens, doch können 
schwächere Thiere durch stärkere Reizung zur Ertheiluug 
starker Schläge gebracht werden. Die Schläge nehmen & 
andern Charakter an, wenn der Fisch sehr schwach wi 
sein Tod herannaht. Kurze Zeit vor demselben. erha 
nach SraLLanzanı’s Beobachtung nicht mehr in Zwischer 
Schläge, sondern ununterbrochen auf einander folgende 
tere Schläge, ähnlich solchen, die man erhalten würde, % 
man ein klopfendes Herz zwischen seinen Fingern NR 
nur verbunden mit einer unangenehmen Empfindung, die } 
sich nicht über die Finger hinaus erstreckte. Dieses d 
7 Minuten, während welcher Zeit SeALLANZANI 316 so 
leichter Schläge empfand, worauf dann wieder einzelne in 
geren Zwischenräumen 2 bis 3 Minuten bis zum gänzlichen 
erfolgten. Eine gleiche Beobachtung machte auch Ton» 
der Bemerkung, dafs die zuletzt unwillkürlich so schnell 
einander folgenden Entladungen (gleich dem Sehnenhüpfen | 
Sterbenden) ein blolses Prickeln i in ihm hervorbrachte. Auc 
dem vom Thigre abgesonderten Organe bemerkte Sp ALLANI 
schwache Stölse, wenn er aber die Haut von dem oberen Ti 
des Organs abzog, so verloren sie sich fast gänzlich. Wen 
starken lebhaften Rochen ihre Organe ausrils, so hörten d 
Stölse sogleich auf, und unter dem Druck der Hand auf die 
ben fühlte man blofs eine schwache zitternde Bewegung, & 
sich endlich in eine. leise Palpitation verwandelte. Die Thi 
lebten indels fort, gaben aber keine Erschütterung mehr, d 
auch dann nicht, wenn nur eines dieser Organe von ihnen getrei 
war, doch fand hiervon zuweilen auch das Gegentheil statt. 















Wirkungen. | 303 


s die Einwirkung der Lebenskraft und insbesondere der 
"auf die Ertheilung der Erschütterungen 'und folglich auf 
bei zum Grunde liegenden el. Vorgang durch die zu den 
gehenden Nerven wesentlich vermittelt werde, konnte 
ım voraus aus der ungemeinen Gröfse derselben vermu- 
den, ist aber durch directe Versuche aufser allen Zwei- 
et. Schon SeaLLANZANI fand, dals wenn blols die drei 
des el. Organs durchschnitten werden, die Erschütte- 
;ogleich aufhören, und nur die oben erwähnte zitternde 
ıg übrig bleibt. Dasselbe bewiesen noch deutlicher die 
LVAN angestellten Versuche. Nach abgeschnittenem 
ırtheilten beide Organe keine weitere Erschütterungen. 
dagegen das Herz ausgerissen, so verlor das Thier nicht 
mögen, Erschütterungen zu ertheilen. Das Durchschnei- 
tein starker Druck auf die zu dem el. Organe gehenden 
hob dagegen dieses Vermögen gänzlich auf, wenn gleich 
er sonst kräftiges Leben zeigte. "Tonn fand gleichfalls 
lerholten Versuchen, dafs nach Durchschneidung der zu 
Organen gehenden Nerven alles Vermögen Erschütterun- 
geben verschwunden war, ungeachtet das Thier an son- 
‚bendigkeit gar nichts verloren hatte, ja, was besonders 
idend für die Abhängigkeit dieser Schläge von der Le- 
ft des Thieres ist, länger kräftig blieb, und unter den- 
Umständen länger fortlebte, als andere Individuen, an 
ene Operation nicht vorgenommen war, denen man aber 
3erührung und Reizung häufige Schläge entlockte, wo- 
ie sichtlich geschwächt und ihr Tod beschleunigt wurde. 
ar ein einzelner Nervenast,, oder hatte man nur die Ner- 
£ der einen Seite durchschnitten, so dauerte das Vermö- 
L Schläge zu ertheilen, wie es schien, 'ungeschwächt 
is wurde ein Draht durch das Gehirn eines sehr lebhaf- 
errochens geführt, darauf hörte alle Bewegung auf, und 
teizung konnte die el. Schläge erregen. | 
les was bis jetzt vom Zitterrochen angeführt worden ist, 
: gleiche Weise auch vom Zitteraal, nur mit der Verschie- 
t, welche die viel ausgedehnteren el. Organe und die da- 
hüngige grölsere Energie seiner el. Kraft mit sich bringt. ` 
n sind die Schläge noch weit mehr den starken Erschütte- 
ı einer Leidner Flasche oder Batterie zu vergleichen. Die 
sfseren Zitteraale (welche eine Länge bis 6 Fuls erreichen) 


$ 


304 Fische, elektrische. 


sind so heftig, dafs sie nach v. HumsoLpr’s? Zeugnils: 
wenigen Minuten Pferde zu tödten im Stande sind. 
längs dem Bauche des Pferdes hingleitend, trifft alle 
Theile, und besonders die grolsen Nervengeflechte im 
Das betäubte Pferd stürzt zu Boden und erstickt, we 
lange in seiner Lethargie unter dem Wasser verweilt. ] 
ger Neger, der einen solchen Aal anfalste, soll nach Fz 
lähmt worden seyn und. Baxanr fühlte die Erschütteru 
blofs durch Hände und Arme, sondern durch den ganz 
und am meisten in der Stirne und in dem Dickbeine. 
BERG vergleicht die Stärke der Erschütterung unter dem 
mit derjenigen einer Leidner Flasche von 70 Quadratze 
gung, die auf 10 bis 15 Grad nach Anams’s Quadranten-l 
meter geladen ist, und in der Luft mit einer noch einmal so 
Man kann hiernach auch erwarten, dafs der Wirku 
des Zitteraals viel ausgedehnter als derjenige des Torp 
und dals die el. Entladung noch da durchbricht, wo die 
terrochens aufgehalten wird. Wirklich ist beim Zitteraale 
telbare Berührung nach Wırrıamson und FAHLBERe ni 
thig, sondern der Schlag wird schon empfunden, wenn ı 
demselben mit der Hand unter dem Wasser nur nähert. 
. zeigt sich besonders auch, wenn der Aal die kleinen Fis 
ihm zur Nahrung dienen, durch el. Schläge, die er ih 
theilt, vorher betäubt, wobei er sich ihnen nähert, abı 
aus der Ferne auf sie den verderblichen Schlag losschief 
sen Stärke er nach einem ihm eigenthümlichen nie täus 
Gefühle, wie FAHLENBERG bemerkt, nach der Entfernı 
also der Dicke der \WVasserschicht jedesmal richtig 
Wırrıamson empfand lebhafte Erschütterungen, wenn 
Hand, ohne den Aal zu berühren, zwischen diesen 
kleinen Fische hielt, auf welche der Aal aus einer En 
von 10 bis 15 Fuls seine Schläge losschleuderte, und 
durch vollkommen betäubte. Es wird durch diese Erfal 
Aumsorpr’s Behauptung widerlegt, dals auch beim 
wie beim Zitterrochen unmittelbare Berührung nöthig 
auch die kleinste Wasserschicht die Mittheilung des | 
hindere. 


1 Jagd und Kampf der elektrischen Aale mit Pferde 
XXV. 34. 


Wirkungen. | 305 


ch beim Zitteraal ist eine gewisse Beziehung auf zwei 
ler Stellen, von welchen die Kraft vorzüglich ausgeht, 
Iche, wie wir weiter unten sehen werden, als entge- 
tzt el. zu betrachten sind, nicht ganz zu verkennen, wenn 
icht so deutlich bezeichnet. Diese Pole beziehen sich 
:r nicht wie beim Rochen auf den Rücken und Bauch, 
, wie sich auch schon nach der Analogie der Structur er- 
rürde, auf das Vorder - oder Kopf - und auf das Schwanz- 
Wurde nach FAurengene der Fisch nur mit einer Hand 
‚so gab er einen Schlag, welcher der Wirkung des in 
asche nach der ersten Entladung noch vorhandenen Resi- 
gleich kam. Die Empfindung war etwas stärker, wenn 
tder einen Hand den Fisch an dem Halse, und mit der 
am Schwanze falste. Dasselbe fand auch Wırzıamson, 
i Unterschied zwischen der Empfindung in beiden Fällen 
el auffallender angiebt, indem ihm zufolge die Berührung 
er einzigen Hand nur die Empfindung eines einfachen el. 
s verursachte. Auch v. HumsoLpr bemerkt, dafs; wenn 
läge des Zitteraals schwächer und mehr gleichförmig 
ı, wie bei verwundeten Thieren, wo man: die Unter- 
an Stärke der Schläge nach Verschiedenheit der Umstände 
unterscheiden kann, er jedesmal stärkere Schläge erhal- 
e, wenn er den Fisch mit zwei Händen (also doch auch 
t einen näher am Kopfe, mit der andern näher am 
ze), als wenn er ihn nur mit einer einzigen Hand be- 
tbe, stärker auch wenn statt mit der Hand mit einem Me- 
nd zwar stärker bei der Bewaffnung der Hand mit Zink 
Kupfer. Auf eine besonders auffallende Art gelangen 
i diesem Fische die Versuche über die durch eine ganze 
von Personen durchgeleitete Erschütterung, wenn diese 
ander mit nassen Händen anfalsten, oder durch Leiter 
ktricität mit einander verbunden waren, während die 
Aeulsersten der Reihe den Fisch unmittelbar oder auch 
telbar berührten. Schon J. Wausu trieb diese Versuche 
t, dafs der Schlag durch 27 Personen geleitet wurde, 
Axson durch eine Reihe von 8 bis 10 Personen, wo die 
terung gleichfalls am stärksten war, wenn von den bei- 
fsersten Personen die eine den Fisch am Schwanze, die 
am Kopfe berührte, Faauengene fand die Erschütterung 


rksten, wenn der Fisch von denen an den beiden Enden 
id. l U 


306 | ` Fische, elektrische, 


der geschlossenen Kette stehenden Personen mit einem silbernsg 
oder messingenen Leiter an den Brustflossen berührt wurde, in 
schwächsten dagegen, wenn nur die eine von diesen den Fisch 
die andere das Wasser berührte. Wie stark die el. Kraft d 
Zitteraals und wie ausgedehnt der Wirkungskreis derselben w 
ergiebt sich besonders aus einer Beobachtung FLAGe’s, dals d 
einmal der Aal aus dem Wassergefälse gekommen war, und 
ihn mit einem Stücke Tannenholz von 18 Zoll Länge aufz: 
ben versuchte, er doch so starke und wiederholte Schläge ı | 
hielt, dafs der Schmerz davon im Arme längere Zeit nicht e 
der vergehen wollte, noch mehr aber aus der merkwürdigen] 
obachtung WırrıAmson’s, dals, als ein feines Loch in da 
. zerne Gefäls, in welchem sich der Fisch befand, gebohrt w 
eine Person in ihrem Finger, welcher sich in dem Stroms 
ausfliefsenden Wassers befand, einen Schlag verspürte ing 
Augenblicke, dafs eine andere Person, mit welcher jene’ WW 
in Verbindung stand, den Schlag von dem Fische, der 
gereizt wurde,. erhielt. Bei dem Zitteraale ist bei Anste 
dieser Versuche zuerst der el, Funke wahrgenommen wo 
und zwar von Jous Was», nachdem schon WıLLıamsor 
keine Funken bemerkt, aber sich doch überzeugt hatte, dab 
Erschütterung noch durchgeleitet wurde, wenn die Enden z 
Messingdrähte nur um (0,01 eines Zolles von einander st | 
Ueber den Versuch von Warsu findet sich, wie schon 0 
bemerkt ist, keine Mittheilung von ihm selbst, sondern wır 
ben nur Angaben von andern Physikern, die Augenzeuge 
Versuchs gewesen waren, und die versichern, die Erschil 
zung des Zitteraals sey von einem so sichtbaren Funken begi 
tet gewesen, als die Entladung einer Leidner Flasche. Sp 
hat FAHLENBERG die Beobachtung von W arsu vollkommen! 
stätigt. Befand sich der Fisch unter Wasser, so konnte ei 
nen Funken erhalten. Nachdem aber der Fisch aus dem Wa 
genommen war, so wurde das el. Licht sichtbar, als durch 
Hände zweier Personen oder durch andere Leiter beide Ex 
eines auf Glas befestigten und durch einen kleinen Zwischenra 
unterbrochenen Staniolstreifens mit dem Fische in Berührung g 
bracht waren. Dagegen soll nach v. Humsoıpr die Lichtilau 
die Fortleitung des Schlags des Zitteraals isoliren. Auch ist 
sehr bemerkenswerth, dafs nach FrAse’s Beobachtung € 
Frauenzimmer von etwas schwindsüchtiger Beschaffenheit dé 











N 


Wirkungen. 307 
al berühren und behandeln konnte, ohne einen Schlag da- 


zu empfinden, gerade so wie man einzelne Fälle von Un- 
llichkeit für den Schlag einer Leidner Flasche beobachtet 
will. Trotz dieser Beweise einer so starken el, Kraft 
man doch auch beim Zitteraal bis jetzt keine Spur freier 
anung, keine Anziehung oder Abstolsung leichter Kör- 
ı durch dieselbe, keine Wirkung aufs Elektrometer selbst 
ait Hülfe des Condensators, keine Ladung einer Leidner 
auch nur zum schwächsten noch durch Hülfe dieser In- 
xte bemerkbaren Grade erhalten. 
ch für den Zitteraal gilt es, dals die Ertheilung der Er- 
rungen ein Act der Willkür ist, und dafs sein el. Ver- 
in dem innigsten Zusammenhange mit der Lebenskraft 
Der Zitteraal ertheilt seine Schläge und richtet die Stärke 
en ganz nach den Umständen ein, um seinen Zweck zu 
en. Ja er scheint selbst nach Jonn Wausn und den spä- 
Beobachtungen von FAHLENBERG einen eigenen feinen 
ür das Verhältnils der Umstände zur Möglichkeit der Er- 
ig der Schläge zu besitzen , ob nämlich die Körper, die 
m nähern, solche sind, die den Stofs empfangen können, 
eiter oder Isolatoren, denn in dem ersten Falle ertheilt er 
ols} in dem zweiten nicht. Diese merkwürdige Eigen- 
u zeigen stellte WAtsn mehrere Versuche an, von denen 
erzeugendste folgender war. Zwei Drähte wurden mit 
Enden in ein Gefäfs mit Wasser gelegt, in dem der Fisch 
fand, sodann umgebogen, und eine grolse Strecke fort- 
:, endlich endigten sie sich in zwei besondere mit Was- 
üllte Gefälse. Die Drähte wurden in einer beträchtlichen 
wung von einander durch Nichtleiter getragen. So lange 
den Wassergefälse nicht durch einen Leiter mit einander 
den waren, war der Leitungskreis nicht vollkommen, was 
ntrat, sobald eine Person die Finger der einen Hand in 
e, und die der andern Hand in das andere Gefäls tauchte. 
emerkte man beständig, dafs das Thier, wenn die oben 
ebene Verbindung unterbrochen war, den Enden der 
sich nie absichtlich näherte, sobald aber die Verbindung 
eine Person oder sonst durch einen Leiter wieder herge- 
wurde, so kam das Thier augenblicklich zu, den Drähten 
und ertheilte den Stols, wenn es gleich nicht sehen 
, dafs die Verbindung wieder ergänzt worden war. Die- 


U2 


308 Fische, elektrische, 


ser letztere Umstand des Heranschwimmens an die, Drah! 
beweiset, dals die Ertheilung des Schlages hier nicht nach 
blofsen physischen Gesetze auf eine nothwendige Weise 
| gen mulste, sondern dafs die! Willkür des Thiers daran 
hatte, was zugleich eine Empfindung des veränderten Lei 
verhältnisses durch eine ganz eigenthümliche Modificati 
Gefühls voraussetzt. Die Ertheilung der Schläge dur 
Zitteraal ist übrigens unabhängig von jeder anderweitiger 
baren Muskelbewegung ; auch sind die stärksten Muskelbei 
gen des Gymnotus eben nicht von erschütternden Expk 
begleitet. v. Humsoupr hatte den Zitteraal oft in Händ 
habt, und indem er sich convulsivisch krümmte, um si 
eu entwinden, fühlte er keine Entladung. Dasselbe Indiy 
gab wenige Minuten darauf die heftigsten Schläge, oh 
äulsere Lage seines Körpers zu verändern. So wie be 
terrochen nimmt auch beim Zitteraal mit herannahenden 
_ die Stärke der Schläge ab, und aus dem Organe des tod 
sches liels sich nach FAHLENBERG auf keine Weise auch: 
geringste el. Erschütterung entlocken. 

Da. Senge, Arzt der Colonie zu Surinam, hatt 
schon oben bemerkt, der Berliner Akademie der Wissens 
Nachrichten von einigen Versuchen gegeben, welche 
besonderes magnetisches Verhälinıfs des Zitteraals, une 
eine Uebereinstimmung ihres Agens mit dem magnetisch 
zudeuten schienen. Bei der Annäherung eines armirten] 
ward der Angabe Scuıuuıng’s zufolge der Fisch zuerst 
hig, und bei der Berührung mit demselben stark ersc 
Leste man den Magnet ins Wasser, so ward der Pa 
einiger Zeit ganz still, und kam von selbst an den Magı 
an, als wenn er von dem umgebenden Wasser angezos 
zurückgehalten würde. Nach einer halben Stunde zog 
sehr geschwächt vom Magnete wieder zurück, hatte a 
Erschütterungskraft verloren, so dals man ihn ohne ! 
berühren und in die Hände nehmen konnte. Die beid 
des Magnetes schienen wie mit Feilspähnen überzogen (! 
Fisch erlangte einige Kraft wieder, nachdem man ihn. 
Tage mit Brod gefüttert hatte, als man aber Eisenfeil 
Wasser warf, kehrte sein voriges Vermögen in seiner 





1 Ge XXII, 5. 


Wirkungen, 309 


zurück. Eine Magnetnadel sollte în der Nachbarschaft 
tteraals völlig in Unordnung gekommen seyn. So viel 
se diese Beobachtungen bei ihrer ersten Bekanntmachung 
inflöfsten, indem man namentlich hierin einen Hauptbe- 
r die Uebereinstimmung der Elektricität mit dem Magne- 
zu erkennen glaubte, und so sehr in unsern Tagen nach 
tdeckung des Elektromagnetismus dieses Interesse sich er- 
mulste, so verloren sie doch in dieser Hinsicht al- 
erth, da sie von späteren Beobachtern bei Wiederholung” 
n besten Apparaten und mit der gröfsten Sorgfalt als ganz 
ig befunden wurden, so dafs man kaum daran zweifeln 
SchiLLıne habe der gelehrten Welt etwas aufbinden wol- 
Dr. Isgennovusz untersuchte namentlich die Sache in Lon- 
777 an den Fischen, welche J. Wausu auf seine Kosten 
unnam hatte kommen lassen. Er ging in Gesellschaft des 
EERENBROTK mit mehreren Magnetnadeln und starken 
tstäben von Knısnrt versehen dahin, fand aber den Fisch 
allen magnetischen Einfluls schlechterdings unempfind- 
Das Thier unterschied den Magnetstab nicht im gering- 
on einem andern Stücke Metall. und gab einem Menschen, 
ide Hände, eine beim Kopfe, die andere beim Schwanze 
sches ins Wasser hielt, einen starken Schlag, obgleich 
arker Magnetstab untergehalten ward. Auch brachte er 
scnetnadel nicht im mindesten in Unordnung. Wausu 
herte gleichfalls, Scuiuuıne’s Versuche auf das sorgfäl- 
seprüft, aber nie einen Einfluls des Magnets auf den Fisch, 
dieses auf jenen bemerkt zu haben #. Eben so wenig 
» v. Humsoror in sehr oft wiederholten Versuchen die 
ste Wirkung der Magnete auf den Zitteraal, oder des 
en auf Magnetnadeln wahrnehmen, so wie dann auch Ei- 
licht auf den Rücken desselben gestreut unbeweglich 
Auch auf den ?Zitterrochen äufserte nach SpaLLANzanı’Ss 
chen, ein starker Magnet, der 25 Pfund zog, nicht den 
‚sten Einflufs. Dagegen wäre wohl durch künftige Versu- 
aszumitteln, ob nicht in dem Augenblicke, dafs der Zit- 
oder Zitterrochen seine Schläge ertheilt, eine in der Nähe 


Iscennhovsz vermischte Schriften übersetzt von Molitor. Wien. 


3. 
Ann. de Ch. XT. 485. 


- 310 Fische, elektrische. 


befindliche Magnetnadel affıcirt wird, und zwar nach d 
Gesetzen, nach denen der Strom der Volta’schen Säule in 
in Bewegung setzt. 


Vom Zitterwels fehlen alle genauere Beobachtungen inf 
Geff der von ihm ertheilten Erschütterungen und nur An 
son’s oben mitgetheilte Notitz, da sie sich ohne allen Zwe 
auf diese Gattung bezieht, lälst annehmen, dafs im wesent 
sich hier alles eben so verhalten werde. 


Von Tetrodon electricus hat man blols die einzige B 
achtung des englischen Schiftlieutenants Pırrzrson, ders 
derselben in einem Netze fing, und da er den einen.ang 
wollte, einen so heftigen el. Schlag bekam, dafs er ihn k 
sen mulste. 

Vom Trichiurus indicus fehlen alle sein Erschü 
vermögen betreffende Beobachtungen. 







IV. Theoretische Betrachtungen, 


So lange die el. Natur des Agens, von welchem dis 
schütterungen dieser el. Fische abhängen , unbekannt war, kig 
ten nur irrige Erklärungen des Vorganges gegeben werden. 
Meinungen jener Naturforscher, welche wie Lonenzınt, È 
RAULT u. a, gewisse betäubende Theilchen (particulae torp 
ficae) annahmen, die zu allen Zeiten aus dem Körper des & 
teırochens, aber in dem Zeitpuncte, wo er seine Erschütten 
mittheilte, in grölserer Menge ausströmten, wurden schon” 
Resumun gründlich widerlegt, selbst durch die Hinweisun 8 
das einzige Factum, dafs man keine Erschütterung fühle, y 
man auch nur durch eine dünne Wasserschicht von dem P 
getrennt sey, während diese Erschütterung doch bei der! 
rührung desselben mit einem Stocke mitgetheilt werde, Rés 
MUR hatte geglaubt, in jener oben von ihm angeführten inter 
santen Beobachtung den Schlüssel zum ganzen Mechanisaf 
auf welchem jene so eigenthümlichen Erschütterungen berahi 
gefunden zu haben. Er vergleicht nämlich den ganzen Vorg 
mit dem einer gespannten Feder, welche plötzlich losschnag 
Die Rolle der zu spannenden Feder wies er den Säulen où 
Cylindern der el. Organe an, durch die Abplattung des Rü 
kens sollen nämlich die Basen der Organe gleichsam breiter, & 


kleinen Zwischenlamellen der Cylinder ausgedehnt und gespan 


Theorie > 311. 
n; hat diese Ausdehnung und damit gegebene Spannung 


wisses Maximum erreicht, und die Zusammenziehung des 
ns, die durch den Fisch willkürlich hervorgebracht wor- 
t, lälst nach, so dehnen sich die Längenfasern, aus denen 
itenwände der Cylinder bestehen, wieder aus, die Quer- 
verkürzen sich, und jede derselben, durch die Längen- 
aufwärts gezogen, treibt die eiweilsartige Materie, die in 
len enthalten: ist, in gleicher Richtung aufwärts, und 
se Ausdehnung nicht gleichzeitig in allen geschehen kann, 
stehen dadurch schnell auf einander folgende Stöfse, wel- 
e Nerven erschüttern und betäuben und den eigenthümli- 
Schmerz verursachen. So erklärt REAumür, warum man 
fügen Schläge nur erhalte, wenn man die el. Organe un- 
bar berühre, warum man den Fisch ungestraft am Schwanze 
en könne, womit sich auch sehr wohl die viel schwächere 
ütterung vereinigen lasse, die man erhalte, wenn man den 
in einiger Entfernung von diesen Organen anfasse, weil 
jene Bewegung derselben dach der Haut des Fisches mit- 
m, und diese davon erschüttert werden müsse, welche Er- 
terung sich dann weiter mittheile. Der Umstand, dals 
MUR eine, wenn gleich viel schwächere Erschütterung em- 
‚„ wenn er den Fisch mit einem Stocke berührte, machte 
icht irre in seiner Erklärung, da ja die schnelle Bewegung 
losschnappenden organischen Federn sich auch dem Stabe 
durch diesen seiner Hand nur mit verhältnifsmäfsig ver- 
erter Geschwindigkeit mittheilen müsse, 
Bo sinnreich auch diese Erklärung auf dem damaligen Stand- 
fe der Untersuchung war, so mulste sie doch aufgegeben 
sn, sobald Joan WAtLsp die wahre Ursache der Erschüt- 
g in der Bewegung des el. Fluidums aufgefunden hatte. 
s reichte diese allgemeine Andeutung doch nicht hin, son- 
es kam zur Rechtfertigung derselben darauf an, die man- 
tigen Abänderungen der Erscheinungen, vorzüglich der 
» der Erschütterungen, nach der Verschiedenheit der Um- 
s mit den bekannten Gesetzen der Elektricität in Ueber- 
mmng zu bringen, und gewisse Widersprüche mit einer 
n Erklärang, insbesondere den Mangel gewisser Zeichen 
Elektricität, aller Wirkung auf das Elektrometer, überhaupt 
el. Anziehungs - und Abstolsungs- Erscheinungen zu be- 
ep, Dieses leistete nun besonders CAvENnDISH auf eine un- 


312 ‘Fische, elektrische. 


gemein scharfsinnige Art in jener oben angeführten Abhandkrg 


indem er durch eine Reihe von Versuchen zu beweisen such 
dafs von allen Erscheinungen am Zitterrochen befriedigende R 
chenschaft gegeben werden könne, wenn man annehme, ¢ 
seine el. Organe gleich einer el. Batterie von groíser Capaci 
die aber nur zu einer sehr schwachen Spannung geladen 
wirkten. Dieser Ansicht zufolge stellte die eine Fläche der 
Organe gleichsam die eine Belegung und die entgegengee 
die andere vor, oder es vereinigte sich wenigstens im ihnen 
Augenblicke der Mittheilung der Erschütterung die ganze Wi 
samkeit, und ging von ihnen eben so aus, wie von den be 
Belegungen einer solchen Batterie. Indem Cavexvısu eg? 
Holz und dann aus mit Salzwasser getränktem Sohlenl 
einen künstlichen Zitterrochen sich verfertigen liefs, der dief 
stalt des natürlichen hatte, und an den Orten, wo die el. Org 
an der obern und untern Fläche sich endigen, Zinnplatten m 
fähr von gleicher Gestalt und Grölse anbringen liefs, so ke 
er diesen Flächen den Werth solcher Belegungen einer 
schwacher Spannung geladenenen Batterie von grolser Cap 
geben, indem er durch Drähte, die von ihnen ausgingen, 
die durch Glasröhren isolirt waren, sie mit den Belegunges 
ner wirklichen el. Batterie von der angeführten Art in Ve 
dung setzte, und die wirkliche Entladung der Batterie d 
Verbindung jener Drähte mit ihren Belegungen vornahm, w 
er sich auf verschiedene \Veise mit dem künstlichen Zitterrod 
in Verbindung gesetzt hatte. Diese Versuche wurden theis 
der Luft theils unter dem Wasser vorgenommen, und die w 
schiedene Stärke der Erschütterungen unter den verschiede 
Umständen der unmittelbaren oder mittelbaren Berührung, | 
einseitigen Berührung mit einer oder mit beiden Händen 


der einen oder an beiden Flächen der el Organe u. s. w. stima 


im Wesentlichen mit denjenigen Verschiedenheiten überein, 
an dem Zitterrochen unter den gleichen verschiedenen Ums 
den wirklich wahrgenommen sind. Das Ganze findet nänl 
seine Erklärung darin, dafs, wenn die Verbindung zwischen ! 


beiden Belegungen nicht durch einen vollkommenen Leiter ø 
macht wird, wie denn der Zitterrochen selbst und jene Kuni 


sebilde in CAvespısa' a Versuchen kein solcher sind, der 


IS: R 


ladungsstrom sich verbreitet und seinen V. ez durch mehrere (= 


väle nimmt, unter welchen der menschliche Körper, die Hand 


Theorie. 513 


u. s. w. wegen ihres vollkommenern Leitungsvermögens 
nehmen, als das Wasser nnd die eigenen Theile des 
lbst. 

genügend gab auch Cavennise durch diese Verglei- 
:chenschaft von dem Mangel eines Funkens bei dieser 
g der Erschütterungen durch den Zitterrochen, von der 
ıhkeit durch eine Kette von mehreren Gelenken die Er- 
ng zu entladen, aus der so schwachen Spannung der 
ät bei aller grolsen Quantität derselben, da auch bei zu 
pannung geladener Batterien von vielen Flaschen, die 
ımer noch im Stande sind, bei unmittelbarer Berührung 

fühlbare Erschütterung zu geben, durch den feinsten 
a eine auf Glas geklebte Zinnfolie u. s. w. die Entladung 
t werden konnte. Diese Ansicht fand auch den allge- 
ı Beifall und selbst nach der Entdeckung der Volta’schen 
nd ihr einige Physiker, wie namentlich selbst v. Hum- 
och getreu geblieben, welcher in der Unempfindlichkeit 
‚ktrometer für die Einwirkung selbst der kraftvollsten el. 
einen Beweis finden will, dafs die Wirkungen in ihnen 
ie in der Volta’schen Säule entstehen, und nicht aus der 
dieser erklärt werden können. v. Humsoupr übersah, 
h eben so wenig eine geladene Leidner Flasche ohne 

Spannung wenigstens an der einen Belegung denken 
und dafs die Unempfindlichkeit der Elektrometer keine 
Schwierigkeit bei der Erklärung nach den Gesetzen ei- 
:a’schen Säule mache. GEorrrox findet sogar in dem 
er el. Organe, die ihrem Wesen nach aus sehr ausge- 
a und vielen Sehnenhäuten bestehen, welche zu Zellen 
: sind, und eine gallert- eiweils-artige Flüssigkeit ent- 
einen neuen Beweis für diese Aehnlichkeit mit Batterien 
it Blitzscheiben, indem sie abwechselnd aus Leitern (den 
, und der weichen aus Eiweils und Gallerte bestehenden 
in die sich die Nerven verbreiten ?), und aus Nichtlei- 

en sehnigten Blättern, die sich durch diese weiche Masse 
ien) zusammengesetzt sind. Dafs die Elektricität des Zit- 
‚ens wesentlich von der mechanischen Anordnung dieser 
ktrischen und anelektrischen Elemente abhänge, zeige 
adurch, dals man im ganzen dieselben Theile auch bei an- 





G. XXII. 12. 


314 Fische, elektrische, 


deren Rochen finde, ohne dafs doch letztere dieselben V 
gen hervorzubringen vermögen, weil nämlich bei ihn 
sehnigten Blätter fehlen, welche die gallert- eiweils ar 
'sipkeit in kleine isolirte Massen theilen, gerade so wie 
Batterie oder die Blitzscheibe ihren Zweck nicht erfülleu 
wenn zwischen den Metallblättern keine Glasscheiben ` 
Indefs sieht man leicht, dafs dieses doch nur höchst e 
deutungen sind, dals man auf keine Weise in dem Baut 
Organe nachzuweisen im Stande ist, wie die respectiven 
tiven und negativen Seiten der unzähligen, kleinen Led 
schen, die man in dem Organe anzunehmen gezwungei 
mit einander zu einer gemeinschaftlichen Belegung ver 
sind, und dafs endlich jene sehnigten Häute, die mit 
tigkeit durchdrungen sind, auf keine \Veise den Dienst 
sten im Stande seyn würden, die entgegengesetzten Elek 
ten von einander getrennt zu halten, wenn sie nach de 
setze der Leidner Flasche vertheilt wären, wo sie nëm 
mit ihrem ganzen Streben durch die Scheidewand hindun 
mit einander zu verbinden und auszugleichen , behaftı 
ausgesetzt werden mülsten, Der Natur sich viel näher an 
fsend erscheint daher die höchst sinnreiche Theorie Ve 
welche dieser grolse Physiker gleich im ersten Anfange, 
seine Entdeckung der Säule den 20. März 1800 an BANE 
theilte, aufstellte, in jenem so merkwürdigen Aufsatze, d 
ihm-im Nationalinstitute am 21. Nov. 1801 verlesen o 
wiederholte, aber noch ausführlicher in der oben bere 
wähnten Abhandlung vortrug. Die Hauptidee dieser Er 
ist, dafs die el. Organe wahre elektrische oder Volta’sct 
len und zwar von der zweiten Ordnung seyen, wel 
blofsen feuchten Leitern bestehen. Die Structur dieser ( 
wie sie sowohl beim Zitterrochen als beim Zitteraal, vor 
durch Hunter so schön dargelegt worden ist, entspricht 
idee vollkommen. Nach der Analogie der Säule finden 
beiderlei Organen regelmälsig abwechselnde Lagen von 
verschiedener Art, nämlich die Membranen, welche die 
dungen bilden und die gallert - eiweils - artige Flüssigkeit 
man nun das Schema der gewöhnlichen Volta’schen Säu 


1 G. XII. 412. 
2 G, X. 421. 445 — 449. 


Theorie, 315 


welche aus einer sich in derselben Ordnung wieder- 
Reihe von wenigstens drei verschiedenen Leitern oder 
der Elektricität besteht, die unter zwei verschiedene Span- 
en gehören t, so muls angenommen werden, dafs die seh- 
ischenhäute aus zwei Lagen bestehen, die das Analogon 
rs von Metallen, vorstellen, und als die eigentlichen Elek- 
m anzusehen sind, während die gallerteiweilsartige Flüs- 
e Rolle des feuchten Leiters übernimmt. Dieses ist auch die 
'OLTA’S, wenn er sagt: „Es istselbstzuvermutheh, dafs 
l. Organen des Krampffisches die kleinen Lagen oder 
ı, die in jeder Säule eine über der andern liegen, ab- 
d aus Leitern bestehen, die zur zweiten und zur drit- 
e gehören, und so gebauet sind, dafs jede Lage, oder 
terogene Paar der dritten Classe von dem andern durch 
dier zweiter Classe, d. i. durch eine feuchte Lage ge- 
ird.“ Dafs die festweichen thierischen Theile und die 
en Flüssigkeiten nicht eine Spannungsreihe bilden, son- 
er swei Classen gebracht werden müssen, für deren jede 
nes Spannungsgesetz gilt, erhellet schon daraus, dafs es 
ie galvanische Ketten giebt, welche aus blols thierischen 
bestehen, in welche kein Erreger der ersten Classe oder 
nter trockener Erreger eingeht. Da aus allen oben ange- 
Erscheinungen hervorgeht, dafs an den el. Organen ge~ 
tellen sich befinden, in welchen die Elektricität mehr 
ft ist, und ohne allen Zweifel einen Gegensatz bildet, so 
die Lage dieser Pole auch sehr wohl mit einer solchen 
e überein, denn in dem Zitterrochen haben die vielen 
inander liegenden kleinen Volta’schen Säulen (die Cylin- 
r Prismen der el. Organe) eine in Beziehung auf die Axe 
pers verticale Lage, und ihre beiden Pole müssen also 
' Ober- und Unterseite (Rücken und Brust) des Fisches 
ıenfallen, wie auch wirklich die Beobachtung lehrt, wäh- 
im Zitteraal die Säulen der Länge nach liegen, und folg- 
Pole an das andere Ende (nach dem Kopf- und Schwanz- 
in) fallen müssen, was auch recht gut mit den Beobach- 
an diesem Fische zusammenstimmt. Bei der aulseror- 
zen Menge der abwechselnden Lagen lälst sich auch bei 
o geringem elektromotorischen Vermögen jedes einzelnen 





S. die Artikel: Galvanismus und Säule, Volia’sche. 


316 = Fische, elektrische. 


Elements doch eine sehr starke Ladung der el. Säulen und 
eine sehr starke Erschütterung bei der Entladung sehr wo 
greifen. Auch stimmt für diese Ansicht die grolse Uel 
stimmung der Erschütterungen selbst mit denen, welche ' 
sche Säulen ertheilen. Nach Vorra’s Briefe an BANKS 
eine Säule aus 20 Lagen Erschütterungschläge, die dene 
äulserst ermatteten Krampfrochens völlig gleichen; au 
Säule von 60 Lagen kann man stärkere Schläge erhalten, 
der Krampffisch ertheilt , und so wie dieser heftigere Frs 
rungen in der Luft als im Wasser ertheilt, sind auch die! 
der Säule viel empfindlicher, wenn die Enddrähte in ve 
dene 'Wasserbehälter geleitet, und diese durch den Kö: 
leitende Verbindung gesetzt werden, als wenn beide Enı 
mit einem Waasserbehälter communiciren, und man in 
beide Hände steckt. Ueberhaupt gilt für die Abänderung 
Stärke der Schläge nach der verschiedenen Art, wie mi 
mit dem Krampfrochen in Verbindung setzt, alles unbeding 
hier, was bei der Vergleichung der Entladungen der el. 
mit denen einer Batterie von grolser Capacität, die nur z 
schwachen Spannung geladen ist, oben angeführt wan 
eine. Volta’sche Säule vollkommen das Aequivalent einer : 
ist, nur mit dem Unterschiede, dafs sie sich selbst gelad 
und nach der Entladung wieder von neuem ladet. Indels 
diese ganze Reduction auf eine "Volta’sche Säule völlig u 
gend seyn, wenn nicht zugleich Rechenschaft von de 
flusse der; Willkür, und dals die Entladungen ledigli 
dieser abhängen, gegeben werden könnte, denn es ist bı 
gleichung aller oben angeführten Erscheinungen von selb 
leuchtend, dafs die el. Organe keine an und für sich gı 
und nach jeder Entladung sich wieder durch ihren blofs: 
chanismus ladende Säulen seyn können, weil man song 
jedesmalige Berührung in einer hinlänglich grofsen Ob 
stets Erschütterungen erhalten mülste, und durch Comı 
tion der Pole der Organe mit einem Condensator oder ei 
terie diese geladen werden, und elektromotorische Win 
zum Vorschein kommen mülsten, wovon sich aber ger 
Gegentheil zeigt. Vielmehr müssen erst in dem Auge 
in welchem die Fische ihre Erschütterungen mittheilen, 


1 Phil. Trans. 1800. TI. 403. 


Theorie. 3147. 


n und zugleich auch entladen werden, und die freige- 
lektricität jedesmal auch wieder im Producte aufge- 
wegen sie eben so wenig auf das Elektrometer und den. 
ər wirken kann, als die bei der Entladung einer Fla- 
h den Entladungskreis sich ergielsende Elektricität 
kt. Aber auch dafür hat Vorrı Rath gewulst. Ihm 
nlich der Mechanismus, durch welchen der Krampf- 
läge ertheilt, darauf zu beruhen, dals er einige von 
ntfernte Theile seines el. Organs (entweder einzelne 
der vielleicht die Häute, welche in jeder Säule wie 
iben über einander liegen) einander nähert, indem er 
zusammendrückt, oder dafs er vielleicht im Augen- 
Stolses zwischen die Häutchen und Zwischenränder 
tigkeit flielsen läfst. Die erstere Annahme würde nun 
sehr gut mit der oben näher beschriebenen Reaumür- 
bachtung des Verhaltens des Fisches bei Ertheilung 
e übereinstimmen, indefs widerspricht dieser Erklä- ` 
rfahrung ConsrjseLiacHtrs, dafs auch bei äufserer Zu- 
ickung der el. Organe durch Gewichte keine Erschüt- 
wirkt werden können, und was die zweite Annahme 
ı steht ihr die Thatsache entgegen, dafs in einem or- 
Körper überall keine solche leere Stellen angenommen 
nnen, und dafs die Stellen der Prismen zu allen Zei- 
»r gallerteiweilsartigen Flülsigkeit vollkommen erfüllt ` 

Auch giebt diese Erklärung keine hinreichende Re- 
von der wichtigen und constanten Beziehung, in wel- 
dereen mit den el. Organen und ihrer Thätigkeit ste- 
ı dafs dieser Einfluls sich nicht blols darauf beschrän- 
:, zur Bildung einer jener Schichten des Paars, aus 
ene Scheidung besteht, beizutragen, die ohne alle Ab- 
von eigentlicher Nervenkraft blofs nach den allgemei- 
ren der galvanisch - elektrischen Wechselwirkung ihre 
:orische Thätigkeit ausübte, ohngefähr auf dieselbe Art 
er Säule, die man aus Muskelfleisch, Nervenmark und 
Wasser oder einer Salzauflölsung getränkten Zwischen- 
auen kann, wird schon dadurch bewiesen, dafs nach 
1eidung der zu den el. Organen gehenden Nerven, die 
ıde Kraft derselben auch sogleich erloschen ist, ohn- 
och in diesemFalle die heterogenen Schichten, welche 
zane bilden, unverändert geblieben sind. 


318 Fische, elektrische. 


Es bleibt unter diesen Verhältnissen nichts anders übe 
als den Nerven selbst den wesentlichsten Antheil an der Erd 
gung der Elektricität einzuräumen, -und die el. Organe glei 
sam nur als die Apparate zu betrachten, welche auf eine se 
däre Weise zur Aufnahme und Entladung der ihnen momeg 
mitgetheilten Elektricität dienen. Eine solche Idee hat auch 
TER in einer lehrreichen Anmerkung zu Vorra’s letztem A 
satze ? über den Krampfrochen geäulsert. Er verspricht d 
in einer besondern Abhandlung darzuthun, dals eine jede 
bestehende Verbindung vieler kleiner Säulchen zum Aegi 
lente einer grolsplattigen Säule in den Organen der el 
Statt finden möge, dals dieses aber keinesweges primitive 
ta’sche Säulen, sondern secundäre von der Art seiner La 
säulen seyen und dafs überdies diese Ladungssäulen esį 
$elbst seyen, die, sich entladend, die Erschütterung g 
sondern dals sie freilich vorher geladen, eigentlich dazu d 
ten, dals die nach einer Reizung des Fisches von ihm ge id 
grolse Spannung seiner Nerven, so viel wie möglich nid 
Fische selbst wieder zusammengehe und ferner vielleicht 4 
dafs sie dem el. gespannten Nerven während der Schlage 
Jung ungefähr eben diese Dienste erwiesen, wie eine el. I 
rie von grolser Capacität einer Volta’schen Säule, als wå 
nach einmaliger Ladung jener und verbunden mit ihr bleil 
dann viel stärkere Schläge ertheile als ohne eine solche Ver 
dung. Einen vorläufigen Beweis für die Richtigkeit dieser 
sicht glaubt Rırrzr in einem von CoxriGLIACHI mit dem 
terrochen angestellten Versuche gefunden zu haben. Diesen 
richtete nämlich aus den getrennten Organen einiger Zitterrod 
die gar keine Zeichen am Elektrometer gegeben hatten}, Si 
die mehrere Minuten hindurch sehr wirksam waren, wen 
einige Zeit der Wirkung einer gewöhnlichen Säule aus? 
oder Kupfer -Platten ausgesetzt wurden, ganz auf dieselbe 
wis dieses bei den Ritter’schen sogenannten Ladungsäulen ein 

Diiren ist indels jene Abhandlung schuldig geblieben, 
ich zweifle sehr, ob der unleugbar statt findende so wich 
Einfluls der Nerven auf die Ertheilung der Erschütterungen 
damit also auf die el. Ladung und Entladung der Organe, wo 
letztere unstreitig wenigstens als die nächste Ursache der Sch. 


1 a.a.0. S. 644, 


: Theorie, 339 


aten ist, auf dem jetzigen Standpuncte unserer Kennt- 
ler Nervenkraft in einer bestimmten Construction dar- 
den könne. Alles, was bis jetzt als ausgemacht an- 
verden kann, reducirt sich darauf, dals der el. Vorgang 
itterfischen mit demjenigen einer Volta’schen Säule am 
übereinkommt, dafs aber der einer Volta’schen Säula 
loge Apparat nicht ohne weiteres durch die blofse Ma- 
nrichtung der el. Organe bedingt ist, und davon nicht 
ar die Ladung abhängt, sondern dals die Ladung und 
z ein wirklicher Lebensact ist, zunächst bedingt durch 
'eneinfluls auf die Organe, welcher wirklich den Be- 
a des Thiers gemäls und nach Mafsgabe der Reizung, 
be erleidet, auf diese Organe hin determinirt wird, so 
s neue Ladungen und Entladungen von gleicher Stärke 
lang hindurch erfolgen können, worin sich abermals ein 
Verhältnils als das einer durch sich selbst, d. h. die 
raft der elektromotorischen Apparate erneuernden La- _ 
ad thut, da bei jeder Volta’schen Säule die Erschütte— 
der ersten Schlielsung allezeit stärker ist, als bei schnell 
olten Schlielsungen oder gar während des fortdauernden 
senseyns. v. HumBoLpr bemerkt noch, da der Zitter- 
el. Fluidum (richtiger seinen Schlag) dahin richtet, wo- 
ill, indem er es z.B. auf die kleinen Fische, die in ei- 
ssen Entfernung sich von ihm befinden, immer mit Si- 
gleich einem Blitze schleudert, wie aus der Betäubung ` 
ı erhellet, so müsse man auch zugeben, dafs die Ent- 
Acht zugleich durch die ganze Haut erfolge, sondern an 
Jle mehr als an der andern, die vielleicht durch eine 
ehende Absonderung mit dem Organe in genauere Ver- 
gesetzt worden ist. Indels scheint eine solche Annahme: 
ht nothwendig zu seyn, da derselbe Erfolg auch eintre- 
, wenn der Zitteraal in einem solchen Falle überhaupt 
» stärkere Entladung giebt, deren Wirkungskreis sich 
om damit erweitern und; jene Fische u. s. w. in sich auf- 
muls, ohne auf sie ihre Richtung im Raume selbst vor- 
3e zu nehmen, wenn gleich dem Willen des Thieres 
r auf sie abzielend. Wenn irgend mehr Licht über das 
und noch Verborgene, was jenen el. Erscheinungen zum 
liegt, sich verbreiten soll, so muls es von einer ge- 
Einsicht in das Wesen der Irritabilität ausgehen, denn 


320 Fische, elektrische, 


ohne allen Zweifel schlielsen sich die el. Orgarre am näc 
die Muskeln an, und die Zukunft ist vielleicht nicht m 
welche über die Richtigkeit des Ausspruches entscheide 
dals so wie die Muskelzusammenziehungen gleichsam na 
gehende elektrische Entladungen sind, eben so nmgek 
Entladungen der el. Fische nach aulsen gerichtete Irrit: 
Aeulserungen. In diesem Sinne hat auch Sterrens d 
aufgefafst, ohne jedoch durch die am Ende seiner AN 
über die el. Fische hingeworfene mehr zur Physiologi 
rigen Bemerkungen — Fragen vielmehr als Antwort: 
gröfseres Licht verbreitet zu haben 1. 

Nachdem dieser Artikel bereits ausgearbeitet war, | 
erst die Inaugural- Dissertation des F. L. Gvısan ? zul 
welche eine Reihe sehr interessanter Versuche beschre 
der Vater des Verfassers bereits im Jahre 1789 zu Cayeı 
dem Zitteraale angestellt, und nach seiner Rückkehr na 
ropa im Jahre 1791 der Akademie der Wissenschaften 3 
vorgelegt hatte, deren damalige Bekanntmachung aber du 
Revolution verhindert worden war. Die von dem Sohne a 
Nachlasse des Vaters in jener Dissertation mitgetheilten 
rungen sind besonders dadurch interessant, dafs sie noc 
die Analogie der durch den Zitteraal (und somit durch 
Fische) ertheilten Erschütterungen mit denen der Volt 
Säule und der Modification der Elektricität in beiden 
beweisen. 

a. Gussaw vergleicht die Empfindung von sche 
Schlägen des Zitteraals mit dem Kriebeln oder Ameisenk 
in eingeschlafenen Gliedmalsen, auch sollen, wenn m 
Fisch in der Hand behält, und die Schläge weniger heft 
die Empfindurgen wie Erbebungen von Saiten oder w 
Art von Dröhnen auf einander folgen. Eben dieses ist 
rakteristisch bei den Erschütterungen durch Volta’sche Sä 


1 Aulfser den einzelnen in dem Abschnitte der Literatu 
führten Abhandlungen verdienen noch über die el. Fische vergl 
werden: Cavarıo’s vollständige Abhandlung u.s.w. II Bände. 
1797. Ilter Band. S., 226 — 247. Erxuesen’s physikalische B 
Bd. II. III. IV. Sıncer Elemente der Elektricität u. s. w. S. 186 
Darstellung Vorra’s, seiner Untersuchungen über die Galvanisı 
tricität und ihrer Resultate in Gilb. N. Ann. XXI. S. 341. 
Sterrens Ober die elektrischen Fische. Frankfurt am Main 181. 

2 De gymnoto electrico, Tubing. 1819. ` 


Theorie. 321 


Eine zweite auffallende Analogie bet sich in den sehr 
len Funken dar, welche Gvısaw dem Zitteraale zu ent- 
wufste. Er bediente sich dazu zweier Leiter aus Flin- 
n und Eisendrähten zusammengesetzt, welche letztere 
i kleineren Flintenläufen verbunden waren, die nur eine 
inie aus einander standen. Die gröfseren Flintenläufe 
mit ihren Enden in der einen erleuchteten Hälfte eines 
lten Zimmers, in welcher. sich ein kräftiger Zitteräal auf 
solirten Tische befand, mit dem Kopfe und Schwänze 
nın Verbindung gebracht, während Goısan i in der an7 
finsterten Abtheilung des Zimmers die Erscheinungen an 
le, wo der leitende Kreis unterbroçhen war, ‚beobach- 
2 dem Augenblicke der Verbindung mit dem Fische bra- 

den Zwischenräumen lebhafte Funkensonnen von eini- 
len im Durchmesser mit einem Geräusch wie die Fun- 
m Feuerschlagen hervor. 

GuısaN machte auch bei einem grolsen Zitteraale, wel- 
Tage in Ruhe gelassen war, die sonderbare Beobach- 
lafs, als ein Leiter dem Munde desselben genähert wurde, 
ih bei vielem Lichte sehr sichtbarer Strahlenlüschel dar- 
vorkam, und dals dieser Leiter vom Munde entfernt ei- 
:cunden hindurch ähnliche Strahlen ausströmte. (?) 

Er fand, wie v. HumBoLDT, dafs eine Lichtflamme, 
ie auch vollkommen den kleinen Zwischenraum im lei- 
Kreise ausfüllte, die Durchleitung der Wirkung vollkom- 
inderte, während sowohl glühende als trockene Kohlen 
i Leiter zeigten. 

Die Wirkung des Zitteraales war. eben so wie die der 

chen Säule in dem Verhältnisse stärker, in welchem die 
in einem grölseren Umfange von der Hand umspannt wur- 
md in einer grölseren Ausdehnung den Fisch berührten. 
Obgleich die stärkere Wirkung erfolgte, wenn der Kopf 
shwanz des Fisches zugleich berührt wurden, so war doch 
‚ine nur einseitige Berührung irgend eines Theiles des Fi- 
mit einem guten Leiter hinlänglich, um die Erschütterung 
heilen, und besonders schien der Kopf des Fisches hierin 
Vorzug zu haben. Er zerschnitt Zitteraale in drei. Theile, 
iden hinteren schienen die el. Kraft verloren zu haben, der 
und die mit ihm verbundenen Theile gaben aber noch 20 
en hindurch lebhafte Sröfse, und als alle drei Theile wie- 
Bd. A 


322 Fixsterne. 


der an einander gefügt wurden, so durchdrang das el. Finides 
sie alle vom Kopfe bis zum Schwanze. In einem andern Fi | 
wo das Gehirn eines Zitteraals mit einem Meifsel durchk 
wurde, ertheilte der Fisch doch noch längere Zeit hindurch Dat 
schütterungen, die jedoch am lebhaftesten waren, wenn A 
Finger in die Wunde oder in den Mund gesteckt wurde; d 
als beim allmäligen Absterben dieses Fisches auch sein Vers 
gen, Erschütterungen zu ertheilen, verschwand, wurden die 
ten Spuren desselben noch empfunden, als der Finger in 
Wunde im Schwanze hineingesteckt wurde. ` 
g- Guısaw beobachtete’ gleichfalls die besondere Ee 
lichkeit des Zitteraäls für Körper, welche seine Entladur 
züglich bewirken können, und also namentlich für Mel, 
wenn sie in den Wasserbehälter, in welchem der Fisch sd 
findet, hineingesteckt werden, ihn jedesmal in eine ben 
Unruhe versetzen; auch wenn er nach den Umständen deg 
nicht bemerken kann, und sie ihn hinanzuschwimmen e 
lassen, wo er denn mit einer grolsen Heftigkeit dieselben 6 
falst, um gleichsam sein el. Fluidum in sie zu ergiefsen. 













Fixsterne. 


Stellae fixae; étoiles fixes; fixed stars; heilsen 
Sterne, die nicht Kometen oder Planeten sind, und zwar ài 
wegen, weil sie ihre gegenseitige Stellung immer unver 
behalten. 


Scheinbare Bewegung und Gröfse. | 
Dafs die Fixsterne, obgleich wir sie als ihre Lage nich 


dernd ansehn, dennoch scheinbare Bewegung zeigen, lälst 
wohl erklären. Die tägliche Bewegung der Erde um ihre 
bringt den scheinbaren Aufgang und Untergang der De 
und “den Anschein, als ob sie sich in 24 Stunden um die H 
bewegte, hervor, aber da diese Bewegung allen gemeinsch 
lich ist, so erkennen wir leicht, dafs nur die Rotation der E 
es ist, die diese scheinbare Bewegung hervorbringt. Der 
der Erde um die Sonne bringt eine in verschiedenen Jahreszeit 
ungleiche Stellung der Sterne gegen die Sonne hervor; diejed 
gen Sterne, welche zu gewissen Zeiten Abends aufgehen, kom 
men zu anderer Zeit erst um Mitternacht oder Morgens über de 


Bewegung und Gröfse. 323 


nte herauf; aber auch hier überzeugt man sich leicht, dafs 
yne unter sich ihre Stellungen behalten und blofs die 
scheinbar unter ihnen fortrückt, wovon das wahre Fort- 
der Erde die Ursache ist. 
ıch in dem täglichen Fortrücken der Sterne am Himmel 
t der genau beobachtende Astronom kleine scheinbare 
;hheiten. Der Stern, der das eine Mal nahe am Zenith, 
Le Mal nahe am nördlichen Horizonte durch den Meri- 
ht, erscheint in seiner letzten Stellung den nahe am Pole 
nmels stehenden Sternen etwas näher, als in der ersteren 
r Weg, den er um den Pol beschreibt, ist kein ganz 
r Kreis. Aber aus allen Beobachtungen ergiebt sich, 
e die Brechung der Lichtstrahlen in der Atmosphäre diese 
ı Aenderungen bewirkt. 
ben so ist auch die im Laufe vieler Jahre merklich wer- ` 
Aenderung der Lage der Fixsterne gegen den Himmelspol 
wahre Bewegung der Sterne, sondern sie entsteht nur da- 
‚ dafs die Axe der sich drehenden Erde nicht ganz genau 
wer vorigen Lage parallel bleibt. Das Rückgahen der 
leichen besteht nämlich in einer Aenderung der Lage des 
'ors am Himmel und in einem dadurch bewirkten Fort- 
des Nachtgleichenpunctes; und da von diesem Puncte an 
nge der Gestirne gezählt wird, so ändert sich diese, wäh- 
ie Breite ungeändert bleibt. Auch die Rectascension und 
tion der Sterne, die sich von einem Jahre zum andern 
auf einen andern Aequator beziehen, leiden fortwährend 
eshalb eine Aenderung. Aber alles dieses hat nur seinen 
darin, dafs die Axe der Erde nach bestimmten Gesetzen 
lang ändert, und nicht immer dem Sterne zugewandt 
gegen den sie jetzt gerichtet ist. Etwas Aehnliches gilt 
iehung auf die kleinen Aenderungen, welche durch die 
nnte Nuiation der Erdaxe und die Abnahme der Schiefe 
kliptik in der Stellung der Sterne gegen Aequator und 
ik hervorgebracht werden. Auch die zwar schnelle 
och eine Zeit fordernde Bewegung des Lichtes bringt eine 
Aenderung in dem scheinbaren Orte der Fixsterne her- 
Endlich ist es wahrscheinlich, dafs auch eine eigene 
zung unsers ganzen Sonnensystems eine scheinbare Aen- 





S. Abirrung des Lichtes. 
| A 2 


22 Fixsterne. 


derung in der Lage der Sterne hervorbringen mag, wor 
nachher bei der eignen Bewegung der Fixsterne etwas sagen’ 

Die scheinbare Gröfse oder eigentlich der scheinbare 
der Fixsterne ist sehr verschieden, von dem lebhaftesten ( 
an, den der Sirius uns zeigt, bis zu den feinsten teleskop 
Sternen hinab, die selbst den mächtigsten Fernröhren nur 
kaum erkennbar sind. Man hat die Sterne immer in Sten 
ster Gröfse, zweiter Grölse und so weiter eingetheilt; aber 
freilich zu oberflächlichen Bestimmungen -zureichende, A 


‚ beruhte auf keinem sichern Grunde, und es war daher 


einmal genau möglich, bei allen Sternen zu sagen, ob m 
denn noch zur zweiten oder schon zur dritten Ordnung re 
solle u. s. w. Henscurı hat eine zuverlässigere Method 
folgt, um die Grölse der Sterne zu bestimmen. Da ni 
die Betrachtungen, welche im Art. Fernrohr angegeben 
ihm dazu dienten, die Lichtstärke seiner Fernröhre zu bt 
men, so fand er darin ein Mittel, den wahren Glanz 3 
Sterne mit einander zu vergleichen. Wir sehen im Fer 
ein minder glänzendes Bild eines Sterns, wenn wir die 
nung des Fernrohrs zum Theil verdecken ; wenn man also 
an sich ganz gleiche Fernröhre so anwendet, dafs man 
das eine mit unverminderter Oeffnung einen kleinern Ster 
obachtet, durch das andere einen gröfseren Stern, bei dem 
teren aber die Verminderung der Oeffnung allmälig fortsch 
läfst, bis der gröfsere Stern wegen verminderter Oeffnung 
kleinern mit voller Oeffnung gesehenen Sterne gleich 3 
hat man durch die Abmessung der Oeffnung ein genaue 
der Lichtstärke beider. Dafs aber der Eindruck, den beide: 
auf das. Auge machen, gleich ist, erkennt man, went 
abwechselnd durch das eine Fernrohr den einen, dur 
andere Fernrohr den anderen Stern beobachtet. Auf diese" 
hat Herscuen viele Bestimmungen gemacht, von deng 
gende Angaben als Beispiele dienen 1. Der Stern « in de 
dromeda, und der Polarstern haben A des Lichtes, w 
Arcturus besitzt; der Stern u im Pegasus hat 4 des Licht 
a der Andromeda; und ebenso ist q im Pegasus ein 
` Sterne, die } des Lichtes haben, das wir am u des Pegas 
obachten. Aus den im Art. Fernrohr angeführten Gi 


1 Philos. Trans, for 1818. 429. 


: Bewegung und Gröfse. 325 


1am also sagen, wenn Arcturus in die zweimal so grolse 
wung von uns gerückt würde, so würde er & der Andro- 
(eich erscheinen; viermal so entfernt, als. er jetzt ist, 
er dem u des Pegasus, achtmal so entfernt würde er dem 
Pegasus gleichen. Hiernach mülste man q des Pegasus, 
fern achter Grölse nennen, obgleich die Verzeichnisse 
' fünften Gröfse rechnen. Nach ähnlichen Bestimmungen 
Ieascnzu das Licht des Sirius =1, der Capella = $, 
ocyon =4$ und so ferner, und findet, dafs die klein- 
nit blofsem Auge noch sichtbaren Sternen, die man zur 
n und siebenten Gröfse zu rechnen pflegt, nur ze des 
$, welches Sirius hat, besitzen, oder etwa Je des Lich- 
verschiedenen Sterne, die wir erster Gröfse nennen, dals 
iese Sterne reichlich zwölfmal so entfernt als Sterne der 
Grölse seyn müssen. und daher zur zwölften Gröfse müls- 
rechnet werden. Bedenkt man nun, dafs die raumdurch- 
nde Kraft eines 20fülsigen Herschelschen Teleskops etwa 
, 80 mal so grols als die des blolsen Auges ist, so reicht 
Iches Fernrohr bis zu Sternen der 840sten bis 960sten Grölse ; 
cHEL’s 25fülsiges Teleskop bis zu Sternen der 1150ten 
23 das 40fülsige, dessen Kraft = 191 ist, bis zu Sternen 
Akten Grölse. 
iber nicht blofs die Grölse der Sterne ist sehr verschieden, ` 
m auch ihre Farbe. Sirius hat ein weifses Licht, statt dals 
aran, der Stern Beteigeuze in Orion’s Schulter und andre 
ind; HrrscneL nennt den Stern 22. ø. des grolsen Hun- 
sranatroth, und noch mehr rothe Sterne giebt LALANDE 
Auch andere Farben finden sich bei den kleinern Sternen 
irnscueu’s Verzeichnisse geben blauliche, grünliche und 
te Sterne an 2. Auch noch andere Verschiedenheiten des 
es glauben einige Beobachter bemerkt zu haben. OLBERS 
bemerkt, dafs unter den kleineren Sternen einige ein scin- 
ndes Licht zeigen, während andere, bei gleicher Licht- 
3, ein stilles und ruhiges Licht besitzen, und äulsert den 
nken, dafs die letzten wohl die entferntern seyn möchten 3. 


Connaiss, des Tems. pour. Dan XV. p.878. und de Zach corr. 
VII. 298. 

Vorschläge die Farben der Sterne näher zu bestimmen in Philo- 
Magaz. 1824, März. Apr. 

Astron. Jahrb. 1826. 9. 120. 





326 . Fixsterne. 


Wahre Entfernung und Gröfse, Anzahl und 
Anordäung der Sterne. 


Da die Erde jährlich einen Kreis durchläuft, der 41 Milli 
nen Meilen im Durchmesser hat, so sollte man glauben, d 
müfste eine Parallaxe der Fixsterne statt finden, man mülste ai 
den nähern eine scheinbare Aenderung der Stellung gegen d 
entferntern bemerken; aber dieses ist auf keine merkliche Wé 
der Fall. Die seit Baanuerr’s Zeit oft wiederholten Bemühung 
die jährliche Parallaxe der Fixsterne zu bestimmen, haben 
Ueberzeugung herbeigeführt, dals-sie gewils bei keinem $ 
- auf den man die Beobachtung gerichtet hat, zwei Secunden] 
trägt, ja dafs sie vermuthlich kleiner als 1 Sec. ist, aber ef 
Bestimmtes, wie grob die Parallaxe sey, hat man noch beik 
nem Sterne gefunden. 

HenscaerL brachte die Beobachtung der Doppelsteme 
Vorschlag, um die Parallaxe zu bestimmen, weil, wenn ein i 
herer und ein sehr viel entfernterer Stern fast in gerader Linie 
unserer Sonne stehen und sich uns daher als Doppelstern zeisd 
die kleine Aenderung in der gegenseitigen Stellung, welche d 
der Bewegung der Erde hervorgehen möchte, am leichte 
merklich seyn würde. Sc#rörter hat solche Beobachtungen 
gestellt und glaubt an C Orionis und an Mesarthim eine Parall 
von $ bis $ Sec. beobachtet zu haben 1. Aber im Allgemei 
ist diese Methode doch nicht zu empfehlen, weil unter den De 
pelsternen weit mehr einander nahe stehende Sterne seyn et: 
gen, als solche, die weit von einander nur durch Zufall u 
nahe neben einander erscheinen, und nur diese, die wir mg 
und nach wohl mit einiger Sicherheit erkennen werden , sind 
dieser Beobachtung passend. Andere Astronomen sind de 
auch in neuerer Zeit zu der unmittelbaren Ortsbestimmung & 
Sterne zurückgekehrt, so wie BRADLEY sie zu eben dem Zwei 
anwandte. Pıazzı, CALANDRELLI, und Brınkuer haben gg 
glaubt, bei den allersorgfältigsten Beobachtungen eine Paralı 
zu bemerken, die nach CALANDRELLI ? bei o der Leier sog 
auf 5’, nach Brınk ev bei eben dem Sterne auf 24” gehen sol ' 
Pı:azzr’s Beobachtungen des Polarsterns, die eine Parallaxe do 




























1 Astr. Jahrb. 1805. 200. 


2 Astronom, Jahrb, 1814. S. 229. Philos. Transact. 1818. 25 
1821. 37. 


. Entfernung, 327 


geben schienen, geben aber nach e, Lınprnau’s Be- 
g gar keine Parallaxe, wenn man einige Beobachtungen, 
ı Maskzııue’s gleichzeitigen Beobachtungen zu sehr 
en, ausschlielst . Brıskıex’s Beobachtungen, von 
übrigens Posp mit aller Achtung spricht, scheinen 
eichfalls durch irgend einen andern Umstand die Diffe- 
segeben zu haben, die BK1NK LEY der Parallaxe zuschreibt. 
ses sicher zu entscheiden, hielt Doxp seine übrigen vor- 
en Instrumente nicht für genau genug, und liels daher 
ıhnfülsige Fernröhre völlig feststehend, das eine auf æ 
ers, das andere auf o des Schwans richten?. Jedes die- 
nröhre enthält ein sehr genaues Mikrometer und man 
ıtet nun den Durchgang jenes Sternes und eines zweiten 
asselbe Feld gehenden, der nach seiner Stellung die Maxima 
allaxe zu ganz anderen Jahreszeiten haben mülste. Auf diese 
wurden æ des Schwans und 8 des Fuhrmanns zusammen 
htet, und hier ergab sich, dafs die Parallaxe dieser Sterne 
lich A Sec. betragen könne, Bei a der Leier konnte diese 
chtung nicht gut gebraucht werden, weil kein hinreichend 
„auch bei Tage im Fernrohr sichtbarer Stern sich in glei- 
leclination und ungefähr 12 Stunden später durch den Me- 
gehend auffinden lälst; Ponp beobachtete daher e der 
and y des Drachen, so dafs er ihren Winkelabstand zu 
iahreszeiten strenge bestimmte, und durfte diese- Sterne 
sto mehr Recht wählen, da BrınkLey dem ersten eine 
ende Parallaxe, dem zweiten gar keine merkliche Parall- 
ıschreibt. Bei diesen Beobachtungen wurden alle Vor- 
ı angewandt, und namentlich darauf gesehen, dals die 
ratur im Observatorio der äulsern gleich war, und das 
at war, dafs auf den Unterschied der Parallaxen beider 
: noch kein Zehntel Secunde komme*. Auch die auf « 
sier allein gerichteten Beobachtungen zeigen, dals dieser 
keine für Powp’s höchst vortreflliches Instrument merk- ` 
Yarallaxe bat 8. und dafs also wohl in BaıskLer’s Instru- 





Astron. Jahrb. 1819. S. 217. 
Phil. Tr, 1817. 160. 

Phil. Tr. 1817. 356. 

Phil. Tr. 1823. 54. 

a.a. O. 69. 70. 72. 


338 j Fixsterne. 


ment, so vorzüglich es für Sterne nahe am Zenith ist, dod 
vielleicht kleine Fehler, die zugleich von der Temperatur d 
hängen mögen, bei Sternen, welche weiter vom Zenith entfe 
sind, eintreten. 


Auch nach diesen Untersuchungen also scheinen wir za à 
Behauptung zurück geführt zu werden?, dafs wir die Grem 
der Parallaxen immer desto enger finden, je vollkommene: i 
sere Instrumente und unsere Beobachtungsmethoden werden, $ 
dals eine wahre Bestimmung der Parallaxe unmöglich ist. 
trüge aber die Parallaxe 4 Secunde, für die nächsten Fro 
so wären diese dennoch 500000 mal so weit als die Sonne, 
ist 10 Billionen Meilen von uns entfernt und das Licht, 
ches in 8% Minuten von der Sonne zu uns kommt, 

73 Jahre gebrauchen, und von diesem nächsten Fixsterne zad 
gelangen. Der gröfseste Theil der Fixsterne mufs noch w 
entfernter seyn, und wenn man annimmt, dals der Sirim 
Weltkörper mittlerer Gröfse ist, oder dafs im Allgemeiner 
Sterne, die uns am grölsten erscheinen, nur durch ihre 
diesen Vorzug haben, (eine Voraussetzung, die allerdingi 
Beziehung auf einen einzelnen Stern fehlerhaft seyn kann, 
als mittlere Bestimmung für alle doch die einzige wahrs 
liche ist), so läfst sich nach den schon angeführten Bestim 
gen Herscnzr’s mit Grunde sagen?, dals die uns mit! 
röhren sichtbaren Sterne sich wenigstens bis auf 900 Sirius 
ten oder bis auf Entfernungen, 900 mal so grofs, als die & 
nächsten Fixsterns erstrecken.  Henscnrt, führt? Beobachtl 
gen über die Sterne im Degengriff des Perseus an, welche? 
grolser Sicherheit zu zeigen scheinen, dafs hier Sterne hi 
einander liegen, die sich von 24 Siriusfernen bis 340 Sirm 
nen durch einen Raum von 3000 Billionen Meilen erstred 
Dieser Sternhaufen nämlich zeigt dem blofsen Auge keinen 
zelnen Stern deutlich; nimmt man aber ein Fernrohr, weld 
doppelt so weit als das blofse Auge in den Raum eindringt, į 


1 Auch Besser stimmt hiermit überein: Fundamenta astros 
miae p. 121. 

2 Diese Augabo Herschel’s scheint absichtlich, als die kleins 
welche man aunehmen kann, gewählt, denn nach der Kraft de 
füfsigen Teleskops zu rechnen, könnte man 2000 statt 900 setzen. 

3 Phil. Tr. 1818. 429. 


Gröfse. 329 


a einige Sterne, deren Zahl stets mehr zunimmt, je 
an nach und nach die Kraft des Fernrohrs wählt, und 
igen sich noch neue Sterne, wenn man auch ein Fern- 
mt, das 284 mal so weit als das blolse Auge (bis 342 
ıen) in den Raum eindringt. Bei einem solchen ein- 
ernhaufen kann man zwar einwenden, er könne wohl 
eren, einander nahe stehenden Sternen bestehen, aber 
raussetzung kann doch nicht mit Wahrscheinlichkeit 
Gegenden der Milchstrafse, in welcher auf ähnliche 
des stärkere Fernrohr immer neue Sterne sichtbar macht, 
dt werden, und wir dürfen sagen, dals so weit es uns 
n irdischen Standpuncte zu beurtheilen erlaubt ist, die 
gebenden, besonders in der Milchstralse sich bis zu 
Entfernungen erstreckenden Sterne, bis auf wenigstens 
illionen Meilen Entfernung von uns ausgebreitet seyn 


ber die wahre Gräfse der Sterne können wir zwar nichts 
ı sagen, aber die Ueberlesungen, die sich uns hier dar- 
sümmen so mit den eben angeführten Bestimmungen zu- 
t, dafs sie diese zu bestätigen dienen. Dals sie Sonnen 
Ibstleuchtende Körper sind, kann man als gewils anneh- 
ıeils weil wir nicht einsehen, von woher sie Erleuchtung 
ı sollten, theils weil Körper mit fremdem Lichte erleuch- 
gewils nicht in so grolser Entfernung sichtbar seyn könn- 
er scheinbare Durchmesser der Sterne ist aber so klein, 
eine Messung desselben nie zu denken ist. Je reiner 
ler sind, die ein Fernrohr darstellt, desto mehr überzeugt 
h, dafs auch die stärksten Vergrölserungen keinen mefls- 
Jurchmesser zeigen. Eben dieses zeigt die Bedeckung 
rne durch den Mond, indem sie hinter dem dunkeln 
nicht nach und nach, wie es einem gröfsern scheinbaren 
ıesser gemäls wäre, sondern plötzlich verschwinden. 
hotometrische Untersuchungen zeigen, dals wenn unsere 
so weit hinausgerückt würde, als die nächsten Fixsterne 
yn mögen, sie uns well noch den Glanz eines Fixsterns 
könnte, obgleich ihr Durchmesser nur noch ole Sec. be- 
, also unmelsbar seyn würde. Als ein Beispiel solcher 
nung theilt OLsrns die Vergleichung mit, die sich aus 





v. Zach Mon. Corr. VIII. 301. 


330 Fixsterne. 


dem, zu gewissen Zeiten gleichen Glanze des Mars und 
Baran ergiebt. Diese zeigt, dals man die Lichtstärke der 
wenigstens 97000 Millionen mal grölser als die eines Fi 
erster Grölse setzen muls, und dals sie sogar wohl über 1 
Millionen mal so grofs kann angenommen werden. Sol 
Sonne also so schwach an Licht erscheinen, als. ein Fixste 
ster Grölse, so mülste sie 310000 mal bis 350000 mal so e 
uns seyn, als sie jetzt ist, und auch nach diesen Bestimm 
wäre die Entfernung des nächsten Fixsterns 7 Billionen ¥ 
Wir können also nun auch den Schlufs umkehren und ag 
nach Angabe der Parallaxe die Entfernung selbst der ni 
Sterne so ungemein grols ist, so müssen wenigstens diel 
erster Gröfse eher gröfser als kleiner, wie unsere Sonne 
und da doch ganz gewils nur wenige Sterne sich in jener gt 
sten Entfernung, die übrigen nach und nach viel weite 
fernt, befinden, so ist aller Grund, im Allgemeinen zu ı 
die Fixsterne sind wahrscheinlich nicht kleiner als onsere? 
Scnusenr’si Meinung, dals die Sterne, die entfernter vo 
stehen, auch kleiner sind, eben darum aber auch unser 
sich nicht so tief in den Raum erstrecke, als Hznscazt ı 
nimmt, scheint mir ganz unbegründet, obgleich im Eim 
wohl manche Sterne klein seyn können, und es sofern: 
unmöglich wäre, dafs selbst unter den kleiner erschein 
Sternen einmal einer aufgefunden würde, der eine melsbar 
rallaxe hätte. 

Ueber die Anordnung der Sterne in dem unermelil 
Sternsysteme, zu welchem uusere Sonne gehört, wisse 
nichts, und haben keine sicheren Mittel, um uns zuveri 
Kenntnisse davon zu erwerben. Nimmt man an, dalsimD 
schnitt alle Sterne gleich grols sind, so würde Herscagrs! 
erwähnte Methode, zu beobachten, bei welcher Raum d 
dringenden Kraft uns irgend ein Stern sichtbar wird, ein] 
seyn, die Entfernung desselben zu bestimmen, und dies 
gestelltenAbzählungen scheinen die gleiche AustheilungimR 
welche ohnehin die einzige wahrscheinliche Hypothese ist 
nigstens eher zu bestätigen als zu widerlegen. \Venn ma 
eine Kugelfläche vom Hlalbmesser =1 als das Gebiet ı 


1 Nicht des Astronomen, sondern des Philosophen, de 
Aosmographie geschrieben hat. 


Anordnung. 331 


ct, und das Gebiet einer zweiten Sonne daran gren- 
tinde diese in der Entfernung == 2 und ihr Gebiet 
ch von der Entfernung=1 bis zur Entfernung =3; 
hicht zwischen den Oberflächen ,. deren Halbmesser 
23 sind, enthält aber 26 solche Räume , wie das Ge- 

' Sonne, und es mülsten daher bei gleicher Austhei- 
terne 26 Sterne erster Ordnung seyn; die Kugel- 
ischen den Halbmessern = 3 und = 5, enthält 98 
e, dem Gebiete unserer Sonne gleich, also Raum für 
ler zweiten Ordnung und eben so haben wir 218 für 
Iritten Ordnung, 388 für Sterne der vierten Ordnung. 
‚GHEL’s oben angeführten Beobachtungen würde u des 
r vierten Ordnung gehören, und wenn man alle Sterne 
nimmt, die, nach den gewöhnlichen Angaben der 
iben so grols oder grölser erscheinen, so geben die 
eren 730 (eigentlich wohl noch mehrere, da Pı$zzı’s 
n Stern u schon zwischen vierter und fünfter Grölse 
» demnach den 728 Sonnengebieten ganz genau ange- 
iren. Gehen wir nun weiter und berechnen die Räume 
a Ordnung == 602, der sechsten Ordnung = 866, der 
Ordnung =1178, so würde die Summe dieser Räume 
, und da q des Pegasus, ein Stern fünfter Grölse nach 
gen: nach Henscaer’s Bestimmung der Lichtstärke 
lie achte Ordnung gehört, so könnten wir die 1161 
fünften Gröfse, welche die Kataloge angeben, zu die- 
Irdnungen rechnen, und diese wären also lange nicht 
h, als sie seyn könnten. Die Zahl der Sterne, wel- 
sechster oder siebenter Grölse nennt, wird auf unge- 
O0 angegeben, aber da unsere Kataloge hier unvoll- 
ind, so mufs man freilich etwas mehr rechnen; diese 
ıhmen nach Herscaer’s Lichtabmessung wenigstens 
neunte, zehnte und eilfte Ordnung ein und der Raum, 
» zerstreut sind, beträgt gegen 9000, oder wenn man 
te Ordnung pa wie es nach Herscarn’s Bestimmung er- 
noch mit hinzunimmt, über 12000, so dafs bis zu den 
hin, die das blofse Auge übersieht, die gleiche Grölse 
e und die gleiche Ausdehnung der Sterngebiete nicht 
von der, als wahrscheinlichstes Resultat der Beobach- 
ergebenden Bestimmung abweicht. Diese Ueberlegun- 
ən auch den Weg, wie man die Frage nach der Anord- 


339 Fixsterne, 


nung unsers Sternsystems, zwar nie mit Sicherhei 
doch mit immer grölserer Wahrscheinlichkeit weiter 
worten kann. 

Bei früheren Beobachtungen hatte HERSCHEL, um 
gefähr den Umrils des Sternsystems kennen zu lern 
welchem unsere Sonne gehört, sich mehr auf die S 
lungen verlassen, und die Entfernung, bis zu welche 
sich die in einer bestimmten Gegend beobachteten St 
streckten, der Cubikwurzel ihrer Anzahl in einem imr 
chen Gesichtsfelde prpportionat angenommen, so da 
wenn das eine Mal 5, das andere Mal 472 Sterne im ( 
felde erschienen, die Räume, worin sie ausgebreitet seyı 


. 3 3 
ten, wie Y 5 zu V472, wie 1710 zu 7786 angenommen 
Nach diesen Grundsätzen hat damals Henscnen eine 
schnitt unsers Sternsystems gezeichnet?, und die Ausd 
desselben nach einer Richtung senkrecht auf die Mik 
etwa 100 Siriusfernen nach beiden Seiten, nach einer R 
in der Milchstrafse an der einen Seite 300, an der and 
gen 500 Siriusfernen angegeben. Wenn man mit Fer 
von ungleichen Raum durchdringenden Kräften nach al 
genden des Himmels ähnliche Sternzählungen anstellte, so 
die Frage nach der Anordnung und Grölse unsers Stern 
viel vollständiger beantwortet werden, und Henscast: 
ben, die als erste Versuche dieser Art schon recht viel; 
haben, würden gewils noch manche Berichtigung erhalt 


Von der unzähligen Menge der Sterne geben diese; 
gen wenigstens einen oberflächlichen Begriff. HERSCI 
nämlich an, dafs nach der Zählung in einigen Gesicht 
ın dem dichtesten Theile der Milchstralse , 116000 Stern 
ner Viertelstunde durch das Teleskop gingen, in einem! 
der 25 Grad Breite hatte. In den von der Milchstrafse ı 
ten Gegenden des Himmels ist freilich die Anzahl der 
viel geringer, aber wie ungemein grofs dennoch die An: 
mit den stärksten Fernröhren sichtbaren Sterne ist, lë 
hieraus ungefähr abnehmen. 








1 Herschel’s sammtliche Schriften 1ster Baud. S. 114. ' 


Eigene Bewegung. 333 


zene Bewegung der Fixsterne. 


bh wir, sobald es auf irgend erhebliche Aenderungen 
ng ankommt, mit Recht behaupten, dafs die Fixsterne 
d gegen einander nicht ändern, so haben doch genaue 
zen gezeigt, dalsauch sie nicht ganz: unbewegt bleiben. 
jeinend eigenthümliche Bewegung ist zuerst von 
lurch Vergleichung mit. des Proremäus Angaben 
ıd für einige gröfsere Sterne ist theils von ihm, theils 
: und mehreren Astronomen derselben Zeit, die Grölse 
ückung angegeben worden. Ein etwas vollständige- 
nifs von 70 Sternen, an denen man eigene Bewegung 
ab Tos. Mayer ? und später sind die Beobachtun- 
' Vergleichungen mit älteren Beobachtungen sehr ver- 
en, Namentlich hat Pıazzı seine eigenen Beobach- 
denen der früheren Astronomen verglichen ; Besseu 
ADLEY’S Beobachtungen die nach allen Reductionen 
nde eigene Bewegung bestimmt. MAsKELYNE und 
m eben diese Vergleichungen angestellt?”. Nach die- 
suchungen hat Sirius eine eigene Bewegung von 
ich, Arcturus rückt 2 Sec. südlich fort. Eine vor- 
ke eigene Bewegung haben nach Besser u der Cas- 
reicher © 10° in 100 Jahren fortrückt, d im Zri- 
cher 6 44”, und No. 61 im Schwan, welcher & 31” 
Jahren zurücklegt. Bei diesen Sternen beträgt also 
Bewegung 4 bis 5 Secunden jährlich und kann daher 
genommen werden. Besser führt es als etwas vor- 
merkenswerthes an, dals sich unter den Sternen, de- 
Bewegung bedeutend ist, so viele Doppelsterne- fin- 
lich unter den aus BrADLEY’s Beobachtungen ange- 
| Sternen, deren jährliche Bewegung mehr als 4 Sec. 
nd 17 Doppelsterne; ja es rücken selbst Sterne, die 
nder ganz nahe stehen, gemeinschaftlich fort, z. B. 
lstern A im Ophiuchus und No. ‘30. im Scorpion, die 
m von einander entfernt sind, haben eine gemein- 


— o 
l. Tr. 1718. 736. 
era inedita. I. No. 6. 


¿zi im Libro sesto del real osserv. di Palermo, Bessel in 
mentis astronomiae pro anno 1755, p. 308. 


334 Fixsterne. 


schaftliche Bewegung, die über 1 Sec. jährlich beträgt 
Aehnliches scheint hie und da bei noch. weiter von 
entfernten Sternen statt zu finden. Posnp? hat zu d 
stimmungen der eigenen Bewegungen noch folgende 
tete Bemerkung hinzugefügt. Wenn Ponp aus B 
Beobachtungen für 1756 und aus seinen eigenen Beob: 
für 1813 die eigene Bewegung, so als ob sie gleichfön 
herleitete, und, mit gehöriger Rücksicht auf das Rück 
Nachtgleichen , den Ort eines Sternes für eine später 
stimmte, so fand er im Allgemeinen, dafs die Beobac 
Sterne südlicher angab, als jene Vorausberechnung; d 
denz zu einer südlichern Stellung schien stärker bei € 
chern als bei den nördlichern Sternen, und die wenige 
die eine Tendenz nordwärts zeigten, lagen nördlich vo 
und hatten ihre Lage wenig geändert. Sirius befinde 
der Seite des Himmels, wo die südliche Bewegung, 
scheint, am merklichsten ist, Antares in der entgegen 
Gegend. wo sie wieder merklich i ist. Einige Sterne hi 
mehr von ihrem vorausberechneten Platze entfernt, a 
benachbarte Sterne, und da wo dieses der Fall ist, fi 
die Bewegung allemal südlich. Capella, Procyon ur 
deren eigene Bewegung schon nach älteren Beobachn 
südwärts gerichtet bekannt war, stehen immer südı 
dem voraus berechneten Orte, und haben also eine ` 
nigte südwärts gerichtete Bewegung. Zu bemerken 
auch, sagt Ponp, dafs obgleich in dem Greenwicher 
sich eben so viele Sterne finden, deren eigene Bewest 
lich, als deren eigene Bewegung südlich ist, den 
Summe aller südlichen eigenen Bewegungen viermal so 
aller nördlichen ist, doch könne man noch immer nii 
sagen, ob dieses nicht Zufall sey. 

Man kann mit Recht die Frage aufwerfen, obr 
diese Bewegung der Fixsterne nur eine scheinbare 
Prevost nebst HerscueL haben fast zu gleicher Zeit 
suchung angestellt, welche scheinbare Bewegung sie 
Sternen mülste wahrnehmen lassen, wenn unsere S 
allen Planeten im Weltraume fortrückte._ Ist nämlic 


1 Dies bestätigen Souru and Henscuer Ph. Tr. 1826. 
2 Phil. Tr. 1823. p. 86. 


Eigene Bewegung. 335 


Fixstern, und haben andere Fixsterne eine eigene Be- 
» ist es wahrscheinlich, dafs auch sie im Raume fort- 
s ist schon an sich eine absolute Ruhe ganz unwahr- 
diese Bewegung aber mufs auf den scheinbaren Ort 
einen Einflufs haben, am meisten auf die, welche 
ind. Die Sterne, gegen welche hin sich unser Son- 
bewegt, müssen weiter aus einander zu rücken, die 
‘ hinter uns zurücklassen, müssen ihre Abstände zu 
scheinen, alle aber werden sich, wenn die Bewe- 
Sonne allein die Ursache dieser scheinbaren Be- 
:, so fortbewegen, dals der scheinbar durchlau- 
ı gegen den Punct zu geht, von welchem ab- 
re Bewegung gerichtet ist. Hierauf gründete sich 
und Herscuer’s Bemühung aus den damals bekann- 
ıtungen die Richtung der Bewegung vieler einzel- 
auf die Himmelskugel aufzuzeichnen, und zu se- 
: Durchschnittspuncte dieser Richtungslinien vielleicht 
immelsgegend zusammenfielen. Wäre wirklich die 
unserer Sonne, die wir ohne Zweifel für eine nicht 
che Zeit als geradlinigt ansehen dürften, die einzige 
1er Erscheinung, und wären die Beobachtungen voll- 
mau, so mülsten alle jene scheinbaren Wege einzel- 
verlängert sich genau in zwei einander gegenüber 
ıncten der Himmelskugel durchschneiden, und alle 
m mülsten dem einen Puncte zu gehen; und selbst 
haft eigene Bewegungen sich einmischten, liefse sich 
ais jene Durchschnittspuncte doch um den Punct 
ohin sie eigentligh genau fallen sollten, zahlreicher 
rden, als anderswo. Die Beobachtungen schienen 
dich zu bestätigen, und die Durchschnittspuncte der 
ıf welche die Sterne fortrücken, deren eigene Bewe- 
rheblichsten ist, schienen nach Pnevost? um einen in 
ıscension liegenden Punct am meisten vorzukommen. 
setzte den Punct?, gegen welchen die Sonne zu 
A des Hercules in 258° Rectasc. und 27° nördl. Decl. 
JST findet in seiner spätern Untersuchung diesen Punct 


n, de Berlin 1781. p. 445. und astron. Jahrb. 1805. S. 113. 
op, Jahrb. 1787. S, 224, 1811. S. 224. und 1ster Suppl. Bd. 
. Transact. 1783. 147. 


336 = Fixsterne ` 


ganz wohl mit den Beobachtungen übereinstimmend, 
hat Herscuer das Knie des Hercules (in 246° Rectas 
494 Decl.) als noch genauer den Beobachtungen entspr 
angegeben, und bemerkenswerth ist es wenigstens, d 
viele Durchschnittspuncte der eigenen Bewegung grölserer: 
in und um den Hercules fallen t. Aber spätere Vergleich 
haben dennoch die Meinung, dafs die Bewegung unsers 
nensystems sich so deutlich in den eigenen Bewegungs 
Fixsterne zeige, als sehr unsicher dargestellt, indem, 
BesseEL bemerkt?, ganz entfernte, ja diametral einander ı 
gengesetzte Puncte an der Himmelskugel angegeben 
können, die man hiernach als die Puncte, ‚auf welche 
Sonne geht, ansehen ‚dürfte. . 

Wenn man Bzsszr’s Angaben der eigenen Bewegung 
was näher betrachtet, so scheint es, dals aus diesen sich 
nicht die eigene Bewegung der Somne verräth, aber doch; 
che merkwürdige Uebereinstimmungen bei Sternen, die In 
lei. Himmelsgegend stehen, vorkommen. So z. B. habes 
Sterne in der Cassiopeja, f, 7, M, zwar eine ungleiche. 
rückung, aber eine nahe gleiche Richtung, indem der e 
des Kreises, auf welchem jeder von ihnen fortrückt, 
bei 160° Rectasc. und 30° Decl. liegt?; etwas Aehnlich 
wenn gleich weniger gut, bei e und 61 des Schwans u 
a des Adlers statt, wo der Pol bei 190° Rectasc. und 40 
Declin. liegt. — Aber freilich darf man auf diese, vid 
zufälligen Umstände keinen grolsen Werth legen. 
| Zu bemerken ist endlich noch, dafs auch bei den % 
deren eigene Bewegung so erheblich ist, keine jährliche 
axe beobachtet wird, und sie also sehr weit von der Erd 
fernt seyn müssen $, i 


Doppelsterne. 


Man findet sehr viele Sterne, die so nahe neben g 
nen oder auch mehrere haben, dafs man sie für zus 


1 Astron. Jahrb. 4ter Suppl.-Band. S. 70. 71. 

2 Fundamenta astron. p. 309. 

3 Das Gemeinschaftliche, was hierin zu liegen scheint, | 
durch v. Lindenau’s Bemerkung (Astron. Jahrb. 1818. S, 2 
die Sterne um o Cossiop. eine ähnliche Bewegung zu haben a 
noch an Merkwürdigkeit. 

4 Astron. Jahrb. 1818. S. 248. 


— 3 


Eigene Bewegung. ` 337 


Sterne anzusehen Veranlassung findet. Diese Doppel- 
ler vielfachen Sterne könnten, freilich wohl auch nur 
, einander nahe seyn, und wirklich, zwar fast in der- 
ichtung, aber doch sehr weit von einander entfernt, 
ıllein wenn man nach der \Vahrscheinlichkeitsrechnung 
„ wie viele Sterne selbst (ter, 12ter Grölse auf einen 
rad am Himmel im Durchschnitte kommen, so findet 
fs das Zusammentreffen mehrerer oder auch nur zweier 
Entfernung von wenig Secunden nur sehr selten zufäl- 
women könnte. Dieser Grund? gäbe schon Veranlas- 
e Doppelsterne als wirklich in Verbindung stehend an- 
aber diese Verbindung zeigt sich bei manchen noch 
:;heidender durch eine gemeinschaftliche eigene Bewe- 
| durch Bewegung um einander. Schon Conter, MAYER 
uf diese Fixsternsysteme aufınerksam?, und obgleich 
inung, dafs wir dort Planeten, die um einen Fixstern 
jähen , wohl keinen Beifall verdient, so hat er doch 
net, was spätere Zeiten bestätigt haben. 
er den Sternen, welche als Doppelsterne eine starke ei- 
wegung haben, oder wo beide zusammen fortgerückt. 
t No. 61. im Schwane am merkwürdigsten. BEssEL ? 
Gr haben zuerst hierauf aufmerksam gemacht, der er- 
r hat die relative Bewegung beider gegen einander 
er untersucht. Seit Baanuey’s Zeit kennt man diesen 
Doppelstern, und seit dieser Zeit sind beide Sterne, 
sn Abstand erheblich zu ändern, um 7 Minuten gegen 
:hbarten Sterne fortgerückt. Diese zwei Sterne rücken 
Weltraume zusammen fort, und da ihr scheinbarer Weg 
3 Secunden, ihre Parallaxe aber allem Anschein nach 
jecunde beträgt*, so mufs der wahre durchlaufene 
nigstens 200 Millionen Meilen betragen. Dabei haben 
Sterne eine gegenseitige Bewegung, so dals der Stel- 


erschel’s Schriften I. $. 180. 

ayer’s Vertheidigung neuer Beobachtungen von Fixsterntra- 
Mannh. 1778. und Comment. Acad. Theodoro -Palat. Vol. IV. 
3O. auch Astron. Jahrb. 1784. S. 183. und 1785. S, 132. 
stron. Jahrb. 1815. S. 209. 

ach Bessel’s zahlreichen Beobachtungen ist sie ganz unmerk- 
tron. Zeitschr. von e, Lindenau. II. 134. 


L Y 


e ` , t ` 


338 .. Fixsterne 


longswinkel sich etwa um 60 Grade geändert und $ der Al 


‚ von 20” bis ungefähr buf 15” abgenommen bet. Die 


scheinen also seit Baanızr’s Zeit bis zu Brasse Beoba 
gen ein Sechstel ihrer Bahn durchlaufen zu haben, so dal 
ganze Umlaufszeit 350 bis 400 Jahre seyn würde!. Ein! 
der in 354 Jahren um unsere Sonne lief, müfste 50 mal s 
als die Erde von der Sonne entfernt seyn, und folglich, 
die Summe der Massen jener beiden Sterne der Sonnen 
gleich wäre, so würde die Parallaxe der Erdbahn narų 
scheinbaren Abstandes, etwa $ Secunde betragen. Se, 
thung; dals diese Sterne eben so viel Masse als die 
ber, ist also durch die Beobachtung, dafs die Parallaxe na 
lich .ist, so ziemlich bestätigt, und ihre Masse kann n 
‚era; wenn die Sterne noch weiter von uns entfernt sind 
Ueber ähnliche Bewegungen der Doppelsterne um é 
hat zuerst Henscazı eine Reihe von Beobachtungen | 
gemacht, zu.denen nachher Srauve und Sovza die vi 
- sten Zusätze und Bestätigungen geliefert haben 2, Aus d 
Beobachtungen hebe ieh einige aus. Der Stern Castor $ 
- Doppelstern, der Abstand beider von einander 5 
‚Umlaufszeit, nach Soura's und des jüngern Hrnscusı’s] 
achtungen 460 Jahre. / Sollten diese beiden Sterne zusa 
eine Masse so grofs als unsere Sonne haben, so mülsk 
60 mal so weit von: einander als die Erde von der Sonat 
fernt seyn, und ihre Parallaxe kaum yy Secunde betragen. 
Bootes gewährt, wegen der eigenthümlichen Lichtfarbel 
Sterne, das Ansehen, als ob es ein Planet mit seinem Trak 
wäre. E des Hercules ward 1782 als ein Doppelstern bed 
tet, wo der gröfsere ein bläulich weilses, der kleinere ein: 
farbiges Licht hatte; der schon damals geringe Abstand 
1795 so abgenommen, dafs er schwerer zu erkennen war; 
waren beide ‘Sterne gar nicht mehr als getrennt zu erkennm 






. scheinen sich also bedeckt zu haben. Herscaer mad 


diesen Beobachtungen die richtige Bemerkung ,. dafs man 


1 Die Winkelbewegung scheint, nach Sovru und Henscaz 
langsamer za seyn und nur ł Gr. jährlich zu betragen. Ph 
1326. 382, 

2 Astron, Jahrb. 1808, 8. 154, 226. Ph. Tr. 1808. 1804. ] 
1826. BL . 


Eigene Bewegung, | 339 ı 


‚die Bewegung. der Sonne Rücksicht nehmen müsse, 
er über die gegenseitige wahre Bewegung der Dop- 
nicht ganz sicher urtheilen könne, bis man durch 
inschaftliche Fortrücken beider Sterne die Richtung, 
sher sie vermöge eigener Bewegung und Parallaxe fort- 
ennen gelernt habe. Er bemerkt ferner, dafs in der 
be viele Fälle vorzukommen scheinen, wo die Nähe 
erne nur scheinbar ist, wo nämlich, bei der unzähl- 
mge hinter einander stehender Sterne, uns ungleich 
ernte Sterne als Doppelsterne erscheinen. Unter. die- 
ı daher viele, die keine Aenderung der Stellung zei- 
t dafs bei isolirten Sternen, welche Doppelsterne sind, 
len meisten Fällen Aenderung der Stellung wahrneh- 
eve zeichnet unter den vielen von ihm genau beob- 
Doppelsternen 1, besonders E im verleen Bäre und 
n Ophiuchus, deren starke gegenseitige Bewegung 
RSCHNL Schon bemerkt hatte, als vorzüglich bemer- 
h uns. Der Doppelstern § im grolsen Bäre besteht aus 
erne vierter bis fünfter und aus einem Sterne sechster 
ihre Entfernung ist 2x bis 24 Secunden. Von 1781 bis 
der Stellungswinkel sich um 240 Grade geändert, und 
len letzten Jahren dieses Zeitraumes am stärksten, (nach 
etzt jährlich 7 Grade)?; die Umlaufszeit läfst sich also 
"weniger als 60 Jahre angeben. Wenn man nach HER- 
allgemeiner Bestimmung die Sterne vierter bis sechster 
va 8 mal so entfernt als die nächsten Sterne setzt, so 
diese Sterne nur höchstens A, Secunde Parallaxe haben, 
Abstand von einander wäre 40 mal so grols, als die 
mg der Erde von der Sonne; ein Planet unserer Sonne 
n diesem Abstande 250 Jahre zu seinem Umlaufe nöthig 
und man kann also in jenem schnellen Umlaufe Grund 
nden, um die Masse jener Sterne für viel gröfser als die 
nserer Sonne anzunehmen. 
r Doppelstern p. 70. des Ophiuchus besteht aus einem 
selblichen Sterne vierter und einem rothen Sterne sieben- 
se, der Abstand beider ist 54} Sec. und seit HERSCHEL's 





Ibservat. astronomicae. Vol. II. p. 177.179, Vol.IV. p. 187. 188. 


Ph. Tr. 1826. 332. 
Y2 


2 


30 Fixsterne, 


erster Beobachtung hat sich in 42 Jahren der Stelkmwei 
beinshe um 300 Grade geändert, so dals ein ganzer Umha! 
beendigt seyn wird. Die Beobachtungen von Sovran wi. 
jüngern Heascaezı. bestätigen diesest, und fügen die wid 
Belehrung hinzu, dafs die Winkelbewegung,, welche eise 
lang bedeutend schneller geworden war, jetzt stark im A} 
men ist; die letzteren Beobachter glauben auch die 

beifügen zu können, dals der Abstand beider Sterne von 
der jetzt im Zunehmen ist, so wie es die abnehmende 
geschwindigkeit nach den Attractionsgesetzen fordert. 
"wir diesen beiden Sternen zusammen eben die Masse 
wie unserer Sonne, so mülste der wahre Abstand bei 
einander 13 bis i4 mal so grofs, als der Abstand der 
der Sonne seyn, und die Parallaxe dieser Sterne kö 
Ä Sec. betragen, wollten wir sie aber nach ihrer 
Grölse in viel grölsere Entfernung hinaus gerückt 
so müfste ihre Masse sehr viel grülser, als die Biasso T 
Sonne seyn. 1J 

Die neuesten Beobachtungen von Soora und dem: 
FlzusonzL fügen zu diesen wichtigen Belehrangen noch 
Neue, indem sie theils eine grofso Anzahl von Doppe 
kennen lehren, welche seit 40 Jahren ihre Stellung g 
verändert haben, theils aber auch das eben Angeführte 
gen?. Einzeln kommen hier auch solche Fälle vor?, we 
eine Stern sich von dem andern, vermöge eigener Bewä 
des einen, ganz entfernt, und wo also der eine vermuthlich 
näher als der andere seyn mufs, so dafs diese Doppelste 
leicht durch ihre in verschiedenen Jahreszeiten ungleic 
stände von einander uns eine Parallaxe des näheren Ste 
gen könnten. 

Durch Sovra’s und Heascaeı’s Beobachtungen lern 
U des Krebses als ein System von drei Sternen kennen e 
' gegenseitige Lage ändern®, und so bieten diese Beobachu 


















1 Ph, Tr. 1826. 371. 

2 Ph. Tr. 18%. III. 20. 1826. 1. 

$ z.B. Ph. Tr. 1326. 279. 

A Ph. Tr. 1826. 326. Ueber mancherlei mögliche Bewg 
in solchen zusammengesetztern Systemen hat Heascazı Untera 
gen, die jedoch lange nicht erschöpfend sind, angestellt. Her 
Schriften L S. 183. 


N 


veränderliche, | 34 


Beachtenswerthes dar, was ich indefs, da bei Einzel- 
zu verweilen hier nicht möglich ist, übergehe. 
iejenigen Sterne, die als vielfache Sterne nahe bei ein- 
heinen, wirklich in Verbindung stehen, darüber fehlen 
genaue Bestimmungen. Man kann die Frage noch 
dehnen und fragen, ob die so nahe zusammenstehen- 
ichen Sterne der Krippe im Krebse, des Degengriffs 
wd des Perseus, selbst die Sterne im Haar der Berenice 
inem System verbundene, einander nahe Sterne seyn 
Wenn sie dieses sind, so mülste sich aber ohne Zwei- 
ıne gemeinschaftliche scheinbare Bewegung, vermüge 
nicht zu bezweifelnden eigenen Bewegung unseres 
tems, theils eine relative Bewegung gegenseitiger 
vahrnehmen lassen; so lange die Beobachtungen uns 
: zeigen, haben wir keinen Grund, sie als näher ver- 
zusehen, und können daher solche Bestimmungen, wie 
ERSCHEL angegebenen, über den Sternhaufen im Per- 
hr wahrscheinlich annehmen. Was diejenigen Stern- 
trifft, die selbst in Fernröhren nur durch ihren ver- 
lanz sichtbar werden, so verspare ich die dahin ge- 
gaben für den Artikel Nebe/flecke. 


.Veränderliche Sterne. 


ı wir unsere jetzige Bestimmung des scheinbaren Glan- 
iedener Sterne mit den Bestimmungen älterer Astro- 
gleichen, so finden sich manche merkwürdige Ver- 
iten. OLBERS bemerkt z.B. dafs a im Drachen, dim 
ren (den Bayer noch dem Sterne £ gleich angab) und 
rs eine Abnahme des Lichtes erlitten zu haben schei- 
dafs o des Schützen und e des Pegasus vielleicht hel- 
len sind2. Andere Sterne scheinen eine andere Farbe 
en zu haben, denn Sirius, den SexecaA? roth, wie 


schel’s Verzeichnisse von Doppelsternen. Phil. Tr. 1782. 
3achtungen von Besser in Schumacher astron. Nachr. IV. 
ve’s ueue Doppelsterne, in Schumacher astron. Nachrichten 


ron. Zeitschrift von v. Lindenau etc. II. 182. 
aest. natur. I, 1. acrior cuoiculae rubor Martis remissio 


1760. 498. 


342 Fixsterne, 


€ 


Mars, nannte, ist jetzt gewils von allem vorherrschende 
vollkommen frei. Henscaeı hat, um künftigen Zeiten « 
gleichung des Glanzes, welchen uns einzelne Sterne in 
Zeit darbieten, getreu aufzubehalten, für eine grolse 
von Sternen die genauen Angaben, welchen andern Ste 
gleich sind, welchen sie an Glanze ein wenig nachsteh 
welchen sie an Glanz einen kleinen Vorzug haben, mit 
und man wird künftig selbst geringe Unterschiede de: 
menden oder abnehmenden Glanzes wahrnehmen könne 
Aber noch merkwürdiger sind die bei manchen 
beobachteten periodischen Veränderungen, die darin ł 
dafs ein Stern zuweilen einen hellern Glanz zeigt, dann 
' cher glänzend erscheint, wieder zu der vorigen Li 
zurückkehrt und so beständig abwechselnd gesehen wir 
Lichtwechsel kehren bei einigen Sternen sehr regelmäh 
gleichen Zeiten wieder, bei andern ist die Periode unglei: 
andere, die ehemals einen Lichtwechsel gezeigt hal 
scheinen jetzt in unveränderlichem Lichte. Unter den 
eine sehr yegelmälsige Periode haben, ist Slgol im M 
haupte einer der merkwürdigsten. Er ist ein Sten 
ter Gröfse und zeigt sich die meiste Zeit als ein solch 
allemal nach 2 Tagen 20 Stunden wird er auf kurze; 
dunkler. Nach Wurm ? dauert die Zeit seines kleinsten 
wo er Sternen vierter Gröfse gleicht, nur 18 Minuten, 
nige Stunden vorher und einige Stunden nachher bemi 
das Abnehmen und Zunehmen seines Lichtes, so dafs 
84 Stunden lang dunkler als sonst erscheint. Wurm; 
mit vieler Genauigkeit zutreffende Periode seines Licht 
zu ? Tagen 20 Stunden 48° 58”,7 an, und hat darnacl 
berechnet, ‚mit deren Hülfe man leicht die Zeit der | 
Lichtphase für jeden gegebenen Monat findet. Um zu zei, 
nahe diese vor 30 Jahren berechneten Tafeln noch im 
der Erscheinung übereinstimmen, habe ich einige neue 
achtungen nach denselben berechnet. Luruuer?3 bec 


1820 am 14ten Aug. 9_52 mittl. Zeit und am Öten Sep! 


1 Ph. Tr. 1796. 166. 1797. 293. 1798. 121. und Astron. 
1309. 201. Aehnliche ältere Beobachtungen Astron, Jahrb. 1 

2 Astron. Jahrb. 1801. 157. 

3 Fbend. 1824. 243. 


I - 


veränderliche ` ` 343 


Zeit das kleinste Licht; diese Zeitpuncte sind in Pariser 
Y und 7? 5#.. Nach Wunm’s Tafeln trifft das klein- 
nach Anfang d. J. 1800 17 18% 3 46”, 8. Par. mittl. Z. 
haben aufser ganzen 
als ins folgende Jahr 
ı Ueberrest 0 23 56 47,6 
ul. lassen nach ganzen Ä 
einen in den August 
ı Ueberrest 0 4 24 238, 
astes Licht nach An-) 3T 2 227 5572 
August | | 
en sind = 11 11 15 548 
14 9 40 53,0 
'e das kleinste Licht nach diesen Tafeln am 14. August 
bends seyn; aber Wurm selbst hat? die Epoche um 
:n früher gesetzt, indem seine frühern Tafeln mehr das 
; die Mitte des kleinsten Lichtes angaben, also giebt 
mung Ob 36’, statt dafs die Beobachtung Q 3% giebt, 
hier, da eine einzelne Beobachtung nicht auf eine Mi- 
aau ist, vollkommen genügt. - Die zweite Beobachtung 
age 22 St 3%° nach der ersten angestellt und 22 Tage 
U 49,6 sind gleich 8 Perioden. Bechnet man eben 
en Juli 1825, so findet man | 
5 Jul. 18% 14° 23*,1 als Zeit des kleinsten Lichts 
8 Tage 14 26 56,1 als 3 Perioden gleich, 
m 14Jul. 8 41 — 19,9 Pariser Zeit — 
des kleinsten Lichtes. Diese Zeit ist 9 Uhr 40 Bres- 
it, und wirklich beobachtete ich, als ich gegen 11 Uhr 
meine Aufmerksamkeit auf Algol richtete, dafs er seinem 
n Lichte nahe war, aber wie sich bald zeigte, schon 
r kleinsten Lichtphase. 
eser so auffallende Lichtwechsel ist doch erst von PısoTT 
oprıck 178% bemerkt worden. Andere veränderliche 
sind früher entdeckt worden, z. B. von Fasrıcıvs 1506 
'änderliche am Halse des Wallfiscl es, 1600 ein verän- 
sr Stern im Schwan, der oft ganz verschwindet?. 1670 
ein zweiter veränderlicher Stern im Schwan entdeckt, 





Astron. Jahrb. 1810. 140. 
Montucla hist. II. 284. 285. 


r 


—W Fixsierne, - DE 


E im Schwan, der nur selten die vierte Größee erreicht” 4 
zeas2! hat diesen letzten Stern öfter beobachtet und bm 
dafs nachdem er ihn 1815 mehrere Wochen vergeblich w 
sucht hatte, er am 29. Aug. sichtbar ward, am 7..Oct. seing 
tes Licht hatte und gegen Ende December’s wieder eben e 
scheinbar, als bei Anfang seines Sichtbarwerdens, war. $ 
Periode, die ungefähr 405 Tage ist, hat sich verlängert, so 
sie jetzt über 407 Tage ausmacht, statt dafs sie am End 
siebewzehnten Jahrhunderts noch nicht 405 Tage betrug. U 
haupt ist die Periode nicht ganz gleich, sondern rd 
scheint der Stern etwas eher oder später, zuweilen e 
im gröfsten Glanze nur die siebente, selten dagegen auch! 
die vierte Grölse; 7 Monate ist er ganz unsichtbar, 6 M 
sichtbar. Orsens bemerkt es als etwas Auffallendes,, da 
ser Stern und dals mehrere veränderliche Sterne ein sehr 
` Licht haben. | \ 2 
Noch in die Augen fallender als bei diesem Sterne 
Lichtwechsel des schon erwähnten Sterns im Wallfische, 
man den \Wunderbaren, Mira ceti, genannt hat. Di 
erreicht bei seiner größten Lichtstärke gewöhnlich den CM 
Sterne dritter Größe, zuweilen nur der vierten, aber 9 
auch der zweiten und selbst der ersten Grölse, Warg 
hat ihn einmal dem Aldebaran gleich gesehen. Der 
bleibt 3 bis A Monate dem blofsen Auge sichtbar, und sei 
nehmen dauert kürzere Zeit, als sein Abnehmen; durch 
röhre sieht man ihn viel länger, obgleich er auch da zav 
verschwindet. \Vcam setzt nach sehr zahlreichen Beoba 
gen die Periode zu 33? Tagen und etwa $ Stunden an, op 
stimmt die Zeit des grölsten Lichtes, oder der Mitte des a 
Lichts auf 15. Oct. 15:0, wornach diese im Februar 152 
im Januar 1829 wieder eintreten wird. Die Periode ist 
genau immer gleich, sondern zuweilen einige Tage länge 
kürzer?. Die übrigen als veränderlich bekannten Sterne? 
sich im Wesentlichen diesen ähnlich. 
Ueber die Ursache dieser Lichtwechsel hat man u 
Hypothesen aufgestellt. Die bei mehreren Sternen so be 


1 Astroa. Zeitschr. von v. Lindenau etc. II. 181. 
2 Ebend. L 229. 
3 Bbend. IV. 185. 316. VI. 282. Astron. Jahrb. 1814. 18 


l 
` 


> neue 345 


skeit- der Periode läfst wohl kaum zweifeln, dals 
rehung die Ursache dieser gänzlichen oder theilwei- 
kelung ist. Selbst unsere Sonne hat ja Flecken, die 
klein sind, um einen erheblichen Lichtwechsel zu be- 
d zu veränderlich, um in stets gleichen Perioden 
cheinungen darzubieten; aber es kann ja Sonnen ge- 
ı verschiedene Seiten auf immer gleiche Weise ein 
ches Licht darbieten. Ein dadurch nicht zu erklä- 
stand ist, dals der Fortgang der Lichtabnahme und 
me nieht dem gemäls ist, was wir von einer, nach 
segen uns gewandten dunkeln Seite erwarten sollten, 
ı Beispiel bei Algol die Lichtabnahme ganz nahe vor 
ten Lichte so sehr merklich, kurz nachher die Zu- 
bedeutend ist, aber während des bei weitem grölsern 
: Periode der Glanz ziemlich gleich bleibt. Dieses 
besser erklären, wenn wir einen sehr grolsen dunklen 
nähmen, der bei seinen Umläufen um den hellen Stern 
den Umläufen des hellen Sternes um ihn) eine förm- 
ıenfinsternils hervorbrächte ; aber diese Erklärung würde - 
t auf die Sterne passen, die so sehr lange ganz ver- 
nd, indem doch nicht gut anzunehmen ist, dals diese 
ıg den grölsern Theil der Periode ausfüllte.e Die Un- 
em in der Periode und, in den äulsersten Graden det 
e würden sich nach der ersten Hypothese aus Aen- 
auf der Oberfläche des Sterns, nach der zweiten Hy- 
us Ungleichheiten in dem Laufe des verdunkelnden 


klären lassen. 


Neue Sterne 


diesem Lichtwechsel der Sterne ist vielleicht das Er- 
neuer Sterne verwandt. Hätte ein veränderlicher Stern 
r lange Periode und wäre die Zeit seines Glanzes nur 
kurze Zeit beschränkt, so würde er dem Zeitalter, wo 
inmal zeigte, als ein neuer Stern erscheinen, und die 
n Beobachter würden ihn viele Jahre lang vergeblich 
n. Indels haben die Sterne, welche man als neue Sterne 
tet hat, so viel Auffallendes gezeigt, dafs man sie wohl 
ınz mit den bekannten veränderlichen Sternen in eine 
stellen darf. Der glänzendste von allen war der von 


beobachtete. Aller Wahrscheinlichkeit nach muls er 


we e ⸗ e e 
346 Fixsternverzeichnisse. - 


sehr schnell zu dem hellen Glanze‘, den er zeigte, gelangt: 
denn Mosr hatte im October und noch am 2. Nov. 157‘ 
Cassiopeja beobachtet, ohne etwas Merkwürdiges wahr 
men, und schon am 7. Nov. erschien der neue Stern dem 
ter an Glanze gleich oder grölser;. am 11. Nov. sah Tysa 
der Venus gleich, und so blieb er einige Wochen, Aber 
sehr kurzer Dauer nahm seine Helligkeit ab, im December 
er noch dem: Jupiter, im Januar 1573 übertraf er noch dief 
erster Grölse, im Februar und März glich er Sternen erstef 
und nahm nun so ab, dafs er im September Sternen 9 
Gröfse gleich war und im März 1574 verschwand. | 
war er "glänzend weils, dann roth wie Aldebaran oder, 
nachher wieder matter weist. « | 

Einen nicht ganz so glänzenden neuen Stern Lech 
Keren 1604 am Fuls des Schlangenträgers, der auch nal 
unsichtbar ward 2 Auch in ältern Zeiten hat man solche 
beobachtet 3, die nachher unsichtbar geworden sind. Wis 
diese ungemeine Veränderung ihres Glanzes erklären soll,‘ 
sich gar nicht angeben; von ZacH bemerkt, sie gäben t 
nigstens die wichtige Belehrung, dafs es im Weltraume 
gebe, die uns gar nicht oder Jahrhunderte lang nicht 
bar sind. — 






Namen der Sterne. 


Das hierher gehörige wird unter dem Art. Sternbilde 
kommen. Ueber die Bedeutung der arabischen Namen der? 
haben IDELER, Lacu und Burrmann (auch MONTUCLA an 
gen Stellen seiner Geschichte der Mathematik) Untersuchw 
angestellt 4, | B 


Fiıxsternverzeichnisse., 


Catalogi fixarum; Catalogues des étoiles fixes; 
talogues of the stars; sind Verzeichnisse, worin die 


1 Tychonis Brahe Progymnasmata Astron, Lib. I. de Zacl 
astr. V. 182. 

2 Kepler de stella nova in pede serpentarii. 

3 de Zach corr. astr. IV. 585. Astr. Jahrb. 1819, 202. 

4 Ideler Untersuchungen über den Ursprung und die Bedeut 
Sternnamen. Berlin 1809. 8. Lach Anleitung zar Kenntuifs der ara' 
Sterunamen. Leipzig 1796. Astr. Jahrb. 1822. 91. Astr. Zeitschr. 


, Fixsternverzeichnisse 347 






























ı Sterne nach ihrer Stellung am Himmel, nach ihrer Recta- 
ion und Declination, angemerkt sind. Sie sind entweder 
k den Sternbildern geordnet, wo dann diejenigen, die zu- 
durch den Meridian gehen, voran stehen, oder sie sind 
allgemein nach der Rectascension geordnet, so dafs man 
lle Declinationen die Sterne, welche kurz nach einander 
den Meridian gehen, zusammenfindet. Alle Sternver- 
isse hier anzuführen, scheint mir nicht dem Zwecke die- 
Vörterbuchs gemäls; ich theile daher nur Einiges zur Ge- 
ke dieser Verzeichnisse, und dann die Titel der für uns 
kenswerthesten mit. 

Hırrancnus hat zuerst 150 Jahr vor Christo, nachdem Tı- 
RES und ArıstyLrus schon Beobachtungen dazu gesam- 
ten, ein Verzeichnils beobachteter Sterne verfertigt, und 
hearus hat darnach und nach eignen Beobachtungen das 
ezzeichnils verfertigt, welches wir noch jetzt besitzen 1. 
reg reducirte dieses Verzeichnils auf seine Zeit (880 
Christo) ‚ und ULucu-BeıchH verfertigte eines aus eignen 
ehtungen ?. Tyco pe Braue führte die bessere Me- 
$. die Sterne nach Rectascension und Declination aufzufüh- 
Bu, statt dals man sie früher nach Länge und Breite angab3. 
` ach der Lanperar WILHELM verfertigte mit ROTHMANN 


Harrer und La Carre haben uns zuerst genauere Ver- 
nisse der Gestirne um den Südpol gegeben 39. Hever gab 
üheren Verzeichnisse mit eigenen Beobachtungen vermehrt 
Wë. FrLamsTtEAD lieferte nach 33jährigen Beobachtungen 
viel vollkommnern Katalog als seine Vorgänger, der 3000 


 Meyaln Zurratss. VII. 2, 

' Tabulae long. et lat. stellarum fixarum ex observ, Ulughbeighi. 
, 1665. 

Catalogus fixarum ad annum 1600, in den Astronomiae instan- 
Progymnasm. Frf. 1602. KepLer nahm dieses Verzeichnifs, mit an- 
Beobachtungen Tycho’s und einige Beobachtungen der Sterne um den 
Pl vermehrt, in die Rudolphinischen Tafeln auf. 

1 ' Observ. Hassiacae. Lugd. Bat. 1618. 

5 Halleji catalogus stellarum australium. Lond. 1679. und von La 
le astronomiae fundamenta novissima solis et stellarum observatio- 
is stabilita. Paris. 1757. - 

8 Prodromus Astronomiae. Gedani. 1690. uyd Firmamentum So- 
cianum. Ged. 1690. 


BYRGE ein solches Verzeichnils aus eigenen Beobachtun- 


een ' 


350 | | Flächenkraft. 


hat 1. Auch Powp und BrıwKrex haben sich mit diesen Bec 
tungen ernstlich beschäftigt 2. Von den Sterncharten wi 
eigner- Artikel Nachricht geben, B 


Flächenkraft. =, 


Flächenanziehung und Flächenabstofsı 
Attraction et Repulsion de surface. 

Der Ausdruck: Flächenkraft, noch mebr Flächeng 
hung, seltener Flächenabstofsung kommt sehr oft bei deng 
Schriftstellern vor, und die Ausländer reden hänfig von d 
che, wenn sie dieselbe auch nicht durch ein bestimmte 
bezeichnen. Ohne nähere Andeutung ist dann die Flä 
ziehung so viel als Anziehung in unmittelbarer Berührung 
in unmelsbare Ferne, und äufsert sich in den Erschein ng 
Adhäsion und Cohäsion 3. Man könnte hierdurch zu de 
muthung verleitet werden, als ob der Ausdruck von der PR 
ausdehnung entlehnt sey, in welcher die Berührung beide 
einander anziehender Körper stattfindet, allein dieses würd 
der Schärfe der eigentlichen Begriffsbestimmung entferneg 
nau genommen beruht die Sache vielmehr auf Folgende 
hauptsächlich aus der Darstellung von Fries * am deu 
und vollständigsten zu ersehen ist. | 

Die bekannte Newton’sche Anziehung ist den Mass 
einander anziehenden Körper direct proportional, wird d 
durch die Quantität der wirksamen Masse bedingt, und 















im Mittelpuncte der Körper vereinigt angesehen werden, 
Erfahrung ergiebt, dals diese Kraft in jede melsbare Ferne 
und den Quadraten des Abstandes proportional abnimmt. 
men daher zwei Körper (es mögen dieses Kugeln seyn) ei 
nahe, so wird ihre Anziehung wachsen, und in der Be 
ihr Maximum erreicht haben; allein die wirksame Kraft ge 
ihnen stets vom Mittelpuncte aus oder kann mindestens * 
vereinigt gedacht werden, und man könnte sie daher auch 





1 Beobachtungen 5te Abth, S, V. und XI. und 7te Abth. ai 
und astr. Jahrb, 1828. 196, 

2 Astr. Nachrichten I. 101, Astr. Jahrbuch$1828, S. 198. 

3 Santer andern Parrot Grundrifs der'theor. Phys. I. 44] 
tiens sur la Physique I. 98 ff. 

4 Maüthemat. Naturphilosophie S, 450 e 


Fixsternverzeichnisse, 349 


‚, Lrreaow ? sich um diese Bestimmungen verdient 


' denen, welche aus fremden Beobachtungen mit un- 
Fleils zusammengetragen haben, verdient vor allen 
ihnt zu werden, der nicht allein dieses gethan, son- 
ich die fremden Beobachtungen geprüft und mit zahl- 
snen Beobachtungen die schon vorhandenen Verzeich- 
chert und berichtigt hat 3. 
dürfen hoffen , dals die Reichhaltigkeit der Sternkata- 
ırzem noch sehr gewinnen wird, da die Berliner Aka- 
Mitwirkung aller Astronomen zu einer Revision des 
mmels aufgefordert hat, um besonders "die Ungleich- 
zu heben, die bisher noch in unsern Verzeichnissen 
ı war, da einzelne Gegenden genauer durchforscht wa- 
rend in andern selbst minder kleine Sterne in den Ver- 
n fehlten 5, ` ' 
besondre Erwähnung verdienen hier noch die Bemü- 
ür die genaue Bestimmung einiger Fundamentalsterne, 
zen völlig sichere Kenntnils man Anknüpfepuncte für 
m Beobachtungen erhält. MasKELyYNE hat ein Ver- 
von 36 solchen genau bestimmten Fundamentalsternen 
t 6, auf deren sorgfältige Beobachtung und immer 
Berichtigung BrsseL vorzüglich grofsen Fleils gewandt 


— 


uve observationes astronomicae Dorpati institutae. 4 Vol, 

1823.) 

malen der Wiener Sternwarte. 8 Abtheilungen. 

ch die Observations astronomiques publides par le bureau de 

‚, gehören hierher, und mehrere andere, die minder wichtig . 

Zweck sind. 

igemeine Beschreibung und Nachweisung der Gestirne, nebst 

ils der geraden Aufsteigung und Abweichung von 17240 Ster- 

pelsternen, Nebelflecken und Sternhaufen, von Bode. Berlin 
Vorstellung der Gestirne auf 34 Kupfertafeln, nebst einem 

isse von 5877 Sternen, Nebelflecken und Sternhaufen, von 

e Aufl. Berlin 1805. Nachträge und Berichtigungen dazu an 

Stellen in den astronomisehen Jahrbüchern. 

ach die Astron. Societät in London macht sich um diesen Ge- 

durch Herausgabe eines neuen Katalogs verdient. 

laut. Alm. 1820. Astr. Jahrb. 1821. 208. Bemerkungen von Pond 

möglichst strenge Berichtigung der Sternkataloge Phil. Transact. 


A, ` 


352 a Flächenkraft. 


noch keineswegs dargethan. So hat L. Eurer? das Mario! 
Gesetz aus dem von ihm angenommenen Aether und 
Wirbeln in den hypothetischen hohlen Luftkügelchen 
trisch vortreffllich demonstrirt, aber niemand wird deswe 
neigt seyn, solche Wirbel und Kügelchen wirklich a 
men. Die Vertheidiger der Existenz von Flächenkräl 
haupten indefs, es seyen dieselben durch die Erfahrung ; 
indem die Erscheinungen der Cohäsion, Adhäsion und 
rität nur aus ihnen erklärt werden könnten, insofern b 
die Massen gar nicht, sondern nur die Flächen sich al 
ergäben, und La Prace sagt selbst, die Kraft, welche 
scheinungen der Capillarität erzeuge, liege in der w 
dünnen Oberfläche der Körper. Dieser Beweis würde we 
tigkeit haben, wenn eine geometrische Fläche noch ein 
stand physischer Messung wäre; allein da die Theilchen: 
terie erweislich viel kleiner sind, als unsere Messung re 
bleibt es immer fraglich, ob die eigentliche geometrisch 
fläche der Körper, und nicht vielmehr eine physische 
oder ein in einer unmefsbar dünnen Ebene liegendes Aggr 
Körperelementen jene Erscheinungen hervorrufe. We 
aber weiter argumentirt wird, dafs die Phänomene selb: 
anderes seyen, als das Resultat einer Anziehung in unı 
Fernen, statt dals die Anziehung der Massen dein Quad 
Entfernung umgekehrt proportional sey, und dafs jene d 
dem besonderen Namen der Anziehung in der Berührn 
ihr zum Grunde liegende Kraft aber Flächenkraft zu b 
sey, so läuft die Entscheidung hierüber auf die schon 
holt erörterte Frage hinaus, ob alle Anziehungsphänon 
eine einzige wirkende Kraft zurückgeführt werden könn 
nicht 2. Wenn gleich hierüber noch nicht mit völliger 
heit entschieden ist, so lälst sich doch so viel als aus 
annehmen, dafs die Erscheinungen der Anziehung in d 
von denen der Anziehung in der Berührung erweislich ı 
den sind, und dals man auf allen Fall annehmen müs 
einzige Kraft werde durch die individuelle Beschaffenhe 
den einzelnen Körpern verschiedenen Elementartheilche 
ders modiſicirt, damit sie beide Wirkungen hervorbrin; 





om 


1 Com. Pet. 11.347, 
2 Vergl. Anziehung. 


-Flächenukraft. 253 


lafs hiernach also der Annahme .einpr auf eigenthümliche 
ch äufsernden Plächenanziehung und einer hiernach zu 
ıden Flächenkraft kein bedeutendes Argument entge- 
n kann. 


beziehung auf die zweite Frage, nämlich ob es aufser 
ehung in der Berührung auch noch eine ihr entgegen- 
Abstofsung in geringe Fernen giebt, mithin zwei Flä- 
e anzunehmen sind, ist zuerst zu bemerken, dafs ver- 
> Schriftsteller nur von einer Flächenkraft als Ursache 
sions- und Adhäsions -Phänomene reden, - andere, da- 
„B. Kastner !, Fries ? halten die Annahme von zwei 
entgegengesetzten Flächenkräften für richtiger. Der 
worauf , diese Behauptung gestützt wird, ist theils specu- - 
sofern einer anzielienden Flächenkraft auch eine absto- 
ı Gemäfsheit eines nothwendigen Gegensatzes entgegen- 
asse; theils aus der Erfahrung entlehnt, indem be- 
wird, dafs die namentlich bei gasförmigen Körpern statt- 
Repulsion auf gleiche Weise in der Berührung und in 
are Entfernung wirke, als die Attraction, welche die Er- 
gen der Adhäsion und Cohäsion erzeuge , folglich auch 
shem Rechte auf eine Flächenkraft zurückzuführen sey, 
aus einer solchen hergeleitet werde. Was das erste Ar- 
betrifft, so ist dieses ganz unhaltbar, denn die Anzie- 
die Ferne ist wohl über allen Zweifel hinaus fest be- 
allein es ist deswegen noch niemanden in den Sinn 
:n, die Nothwendigkeit einer ihr entgegenstehenden Ab- 
demonstriren zu wollen ; das zweite Argument aber be- 
f der Erklärung derjenigen Phänomene, "welche die gas- 
Körper uns darbieten, und, auf der Bestimmung der 
ı, welche den verschiedenen Aggregatzustand der Kör- 
ngen, je nachdem sie entweder fest oder tropfbar oder 
flüssig erscheinen , und wird daher. am besten in den 
Flüssigkeit und Gas näher untersucht werden. M. 


lamme; S. Verbrennen. 





‚randrifs der Experimentalphysik. 2te Aufl. Heidelb. 1820. I. 76. 


‚ehrbuch der Naturlehre. Jena 1826. I. 7. Dessen mathemati- 
arphilosophie. Heid. 1822. 5.454 ff. 


d. 2 


354 Flasche. ` 


Flasche. 


Geludene Flasche, Kleistische Fla 
Leidner Flasche, Ladungsflasche, 
stärkungsflasche; Phiala Leidensis, Phia 
ctrica, Lagena armata; Bouteille de Leide, 
teille électrique; Phial of Leide. 

Wenn man einen dünnen sogenannten idioelekt 
d. h. nicht leitenden, Körper in solche Umstände verset 
auf den beiden einander gegenüberstehenden Seitenfläc 
der einen Seite sich positive, auf der entgegengesetzte: 
tive E. (welcher Ausdruck der dualistischen Vorstellun 
die Sprache jeder andern Theorie sich nach dem, wa 
dem Artikel: Zlektricität vorgetragen worden ist, leicht üb 
läfst) befindet, so heifst der Körper in diesem Zustande j 
Man wählt hierzu gewöhnlich gläserne Flaschen, deren 
Wänden die eine, den äufseren die andere E. zugefüh: 
woraus sich der Begriff der geladenen Flasche und der 
derselben als desjenigen Vorganges, durch welchen di 
häufung entgegengesetzter E. an zwei solchen einander 
überstehenden Flächen zu Stande kommt, von selbst 
Man kann aber statt der Flaschen eben sowohl Platten 
eine Tafel von gemeinem Fensterglase, von Holz oder Si 
wählen, welche alsdann geladene elektrische Platten heil 
man: kann selbst flüssige Nichtleiter wie Oel, und sell 
Luftschicht auf diese Art laden. Sobald die E. beider 
welche durch die Zwischenlage des nicht leitenden Kör 
trennt waren, durch irgend ein Mittel vereinigt, oder 
zusammengebracht werden, dals sie das zwischenlieger 
tel durchbrechen können, so gehen sie in einander n 
starken Explosion über, oder (um einen zu jeder Theo 
senden Ausdruck zu gebrauchen) gleichen sich mit einar 
ter einer solchen Explosion aus. Diese heifst der ek 
Schlag , die elektrische Erschütterung, und der ihn be 
Vorgang die Entladung, das Losschlagen, so wie der 
in seiner Totalität der Kleiss’sche oder Leidner Fersuch 


runentum Leidense, experience de Leide), un« 


1 S. Quadrat, elektrisches. 


Einrichtung 355 


ler dabei vorkommenden Erscheinungen die verstärkte 
tät genannt wird. 
soll in diesem Artikel zuerst von der Zubereitung und 
chiedenen Arten der Leidner Flaschen, dann von ihrer 
Entladung und den dabei vorkommenden Erscheinun- 
ındelt, hierauf die Geschichte des Leidner Versuchs er- 
ie Erklärung der Erscheinungen nach den verschiedenen 
an gegeben, und der Beschluls mit der Erörterung eini- 
der Leidner Flasche angestellten Versuche, auf welche 
ı vorzüglich zur Unterstützung der Theorie einer einzi- 
Materie berufen hat, gemacht werden. 


reitung und verschiedene Einrich- 
tungen der Leidner Flasche. 
d 

r tauglichste Nichtleiter zu den Ladungsversuchen ist un- 
das Glas. Diejenigen Sorten Glas werden den Vorzug 
en, welche die besten Nichtleiter sind , also das härtere 
dem weicheren, doch kommt es hierbei auf eine strenge 
il nicht an, da auch das weichste Glas durch seine Masse 
h wenigstens ein vollkommener Nichtleiter ist, und der 
ang der E. an seiner Oberfläche durch gewisse demnächst 
wende Mittel abgeholfen werden kann. Doch sagt Ca- 
1, dals eine Sorte Glas, die demjenigen gleich kommt, 
chem die Florentiner Bouteillen gemacht werden, wegen 
unverglaster Theile in ihrer Substanz nicht die geringste 
‘aushalten. Winxx bemerkt, dafs weilses Glas bei gleicher 
and sonst gleichen Umständen sich nicht so stark laden 
als grünes?, und CurTmBERTSON ® fand, dafs verschiedene 
jes weilsen und noch viel mehr des grünen Glases bei 
e Dicke und Gröfse der Belegung ganz verschiedener 
a von E. bedürfen, um gleich stark geladen zu werden. 
cke des Glases kommt hierbei sehr in Betrachtung; ein 
, Glas kann bei gleicher Oberfläche leichter und stärker 
ı werden, als ein dickes, es ist aber auch der Gefahr 
ausgesetzt, durch die Gewalt, womit sich die E. beider 





L 138. 
Schwed. Abh, XX. 245, 
Gilb. An. III. S. 27. 


356 . ` Flasche, 


= 


Seiten mit einander zu verbinden streben, bei allzustarkeı 
dung durchbrochen zu fwerden. Man kann daher die sehr 
nen Flaschen oder.Platfen zwar einzeln gebrauchen, wenn 
aber mehrere mit einander verbinden will 1, so mufs man 
keres und wohl abgekühltes Glas dazu nehmen. Nach: 
NENBERGER ? sollte man die Glasesdicke der Ladungsf 
nach der Stärke der Maschinen einrichten. Starke Masc 
laden dicke Gläser auf einen hohen Grad, den die dünne 
nicht aushalten. Durch schwache Maschinen kann man in 
Gläser gar keine merkliche Ladung bringen. Diese Verhäl 
werden sich weiter unten aus dem Vorgange der Ladung 
leicht erklären lassen, und es ist ein blolses Mifsverstän 
wenn daraus gefolgert worden, dafs dickeres Glas über 
eine stärkere Ladung annehme, als dünneres Glas, ein Im 
in welchen BounenBEnger selbst gefallen war 3. 

Der Glimmer hat darin vor dem Glase den Vorzug, d 
auch in den dünnsten Blättchen selbst bei der stärksten La 
dem Durchbruche der E. widersteht, auch gewährt er eben 
gen der Dünnheit, in der man ihn anwenden kann und d 
abhängigen grolsen Capacität den Vortheil, in einem sehr 
nen Raume eine Batterie von grolser Wirksamkeit aufstell 
können, wie denn .Nıcnorsox & eine solche Batterie vo 
Glimmerblättchen ausgeführt hat, die zusammen nur eine ] 
von 3 Linien hatten, bei denen die Belegung des einzi 
Glimmerblättchens nur 2 Quadratzoll betrug und welche den 
das Aequivalent von 7 Quadratfuls Belegung von Fenste 
waren; indefs ist der Glimmer in unversehrten Platten nid 
leicht zu erhalten und zum gewöhnlichen Gebrauche zu ko 
Für Batterieen nimmt man gewöhnlich grolse cylindrische 
sogenannte Zuckergläser, die auf Glashütten bis zu einer. 
von zwei Fuls und selbst darüber, und von einer Weite 
8 bis 12 Zoll verfertigt werden, und entweder gleichweit 
oberwärts etwas verengt sind. Man kann sich indels so 
Flaschen auch einzeln von verschiedener Grölse und \Veit 


1 S. Batterie, elektrische. 

2 S. dessen Beiträge zur theor. u. prakt. Elektricitätsichre. 
Stück. Stuttg. 1793. 

3 S. dessen Ste Fortsetzung von Elektrisirmaschiaen und el 
suchen S. 241, 

4 Gilb, Ann, XXIII. 272, 


Einrichtung, 357 


4 


Für kleinere Versuche sind die gewöhnlichen Arznei- 
auchbar. 
il das Glas, so wie alle Nichtleiter, die mitgetheilte E. 
ichst an der berührten Stelle annimmt, und erstere von 
:elnen Puncten aus, an welchen sie dem Glase mitge- 
ird, sich nur mit Mühe, über dessen Oberfläche ver- 
so mufs man die, beiden Flächen mit einem recht guten 
B. Zännfolie, Gold - oder Silberblättchen, Gold - oder 
ger, Messing- oder Eisenleilspähne u. d. g. überziehen, 
die Belegung derselben genannt wird. Deswegen heifst 
mgsflasche oft auch die bröegte oder armirte Flasche. 
erschafft den Vortheil, dafs die mitgetheilte E., wenn 
nur auf eine einzelne Stelle geleitet wird, sich den- 
deich über die ganze belegte Fläche ausbreitet, und bei 
adung eben so auf einmal herausgeht. Bei einer sol- p, 
sche muls auch der Boden CD von aufsen und innen sg 
eyn. Die Belegung mit dünner Zinnfolie (sogenanntem 
) ist unstreitig die beste und lälst sich, wenn die Flasche 
lindrisch oder im Obertheile nur wenig verengert ist, so- 
ıswärts als auch einwärts vermittelst Gummiwassers oder 
lichen Rleisters leicht anbringen, welchen letzteren man 
' dünn aufträgt, so dals nirgend Klümpchen oder Luft- 
urückbleiben. Sogenanntes Silberpapier kann auch sehr 
Stelle der Zinnfolie vertreten und nach der Erfahrung 
N Brook würde es sogar den Vorzug verdienen , da 
funden haben will, dafs Flaschen vor dem Zerbrechen 
nen durch das Glas durchschlagenden Funken am besten 
t werden können, wenn man die Zinnfolie ‚nicht un- 
er auf das Glas leime, sondern erst mit gewähnlichem 
‚apiere und darauf mit der Zinnfolie die Flasche. belege. 
ıschen oder Glastafeln durch eine weit geringere La- 
əleich nachdem sie belegt und also ehe sie trocken ge- 
sind, zersprengt werden, als wenn sie schon lange ge- 
tanden haben, so dafs die Flüssigkeit aus dem Gomm: 
eister, womit die Zinnfolie aufgetragen wird, hat ver- 
können, und dafs man eben deswegen die Flaschen 
eich dach ihrer Belegung anwenden dürfe, wie Brook ! 
n haben will, habe ich nicht bestätigt gefunden, doch 


—— 


7. I, 276. 


358 Flasche. NEE 
habe Ich diese Versuche vergleighangsweise nor ME 
von dickem Glase angestellt. Ba 
Her die Flasche, wie namentlich die’ Medici f 

' dünnen. Hals, vo läfst sich dieselbe auf der inneren Fiia 
ab wie aufsen mit Stanniol belegen. In diesem Falls- 8i 
kleine Flaschen, so weit die Belegung gehen soll; KA 
oder Messingspähnen , auch "mit Schrot: oder: einer gem 
Auflösung von Kochsalz an; in grölseren aber, die d 















wo sie durch das Gummiwàasser ankleben. -Die inner 
solcher erfghalsigen Flaschen mit einem Kittb aus Pe 7 
und Wachs, welcher mit einer groben Menge von | 
‚ ‚fellicht versetzt ist, zu belegen, den man in Stücke 
~ bringt, und durch Schmelzen ‚. so: weit man wil; ei 
nern Fläche verbreitet, ist daram nicht ratsam, wÀ 
Baoox . das Glas dann schon durch eine schwache Lada 
sprengt wird. Einer Beobachtung zufolge sollen‘ Fiss 
grünem Ghse, welche 2 Kannen falsten‘, inwendig mil 
'- feilspähnen belegt, und mit Wässer noch: etwas über d 
‚aus angefüll}, und von aufsen mit unächten Silberblättd 
legt waren, eine besonders starke Ladung annehmen. 
Die Belegungen. beider Seiten des elektrischen M 
dürfen einander am Rande nicht nahe kommen, sondem d 
durch einen 'unbelegten Raum des. Glases von hinlä 
Weite von einander abstehen, weil sich sonst die entgåi 
setzten E. schon įm ersten Anfange der Ladung Se 
hinweg mit einander vereinigen würden, und die L 
Zu einem merklichen Grade Betrieben werden könnte. DI 
Fig. dehnung des unbelegten Theiles, welcher bei der Flasch 
Raum zwischen EF und GH sowohl aufsen als innen eim 
` mufs sich überhaupt nach der Glasesdicke der Flaschi 
Gröfse der Batterie, zu welcher solche Flaschen genommel 
den, und der Stärke der Elektrisirmaschine richten. ] 
Maschine von der Beschaffenheit, dafs man, wenn s 
Batterie von 10 bis 12 Quadratfuls Belegung vollständig 
d soll , nur Flaschen von der Dicke der gewöhnlichen Zuck 


1 6. XXIV. 830. 


Einrichtung. | 359 


nn, bo ist es genug, wenn man den unbelegten Rand 
i Zoll hoch macht, denn dergleichen Gläser sind immer 
ark genug geladen, wenn es so weit gekommen ist, dafs 
bstentladung erfolgen kann, und dieses wird dem Ex- 
tator minder unangenehm seyn,, als wenn bei grölserer 
ung des unbelegten Bande eine Flasche zersprengt 
Hat hingegen die Maschine eine grüfsere Stärke, so’ 
n 20 bis 30 Quadratschuh Belegung, wo die Gläser zu ` 
Zeit dicken als’ gewöhnlich sind, damit zu laden im 
ist, so darf man den unbelegten Rand des Glases nicht 
rei Zolle seyn lassen. Besitzt endlich die Maschine, so- 
ksamkeit, dals sie 50 und mehrere Flaschen, deren Gla- 
! 2 Linien beträgt, vollständig laden kann, so mufs der 
te Rand nicht unter A hoch seyn, weil sonst eine 
tladung erfolgt, ehe die Batterie das Maximum ihrer 
erreicht hat. Es ist sehr rathsam, den unbelegten Raum 
[F durch einen Ueberzug von Siegellack gegen die Feuch- 
zu schützen, auch giebt dieser Ueberzug den Flaschen, 
ı der ganzen el. Geräthschaft ein sehr nettes, reinliches 
m. Das Siegellack wird hierzu im Mörser zerstofsen, 
rectificirter Weingeist aufgegossen und der daraus ent- 
e Brei mit dem Pinsel auf das Glas getragen, das man 
erwärmt hat. Auch ist Bernsteinfimils zu diesem Zwecke 
ıglich. Bnooxt wollte beobachtet haben, dals sich die- 
lasche viel stärker laden lasse, und die Selbstentladung 
iter eintrete, wenn der unbelegte Rand statt recht trocken 
in zu seyn, vielmehr etwas beschmutzt sey, und zwar 
nt er den Grad ünd die Art dieser Beschmutzung dahin, 
ın etwas flüssiges Oel oder irgend eine andere nicht lei- 
an dem Glase dünne anhängende Substanz z. B. die un-. 
she Ausdünstung der durch Bewegung erhitzten Hand, 
ach einigermafsen öligter Natur ist) über die Oberfläche 
belegten Glases reibt, wovon sich der Nutzen besonders 
‚eigen werde, wenn der el. Apparat sich in einem war- 
nd trockenen Zimmer befinde, aber viel weniger in einer 
Stube, wo weder eingeheizt wird, noch die Sonne hin- 
weint. Dieser Einfluls eines Ueberzuges mit einer solchen 
en, (öligten) Substanz auf Verstärkung der Ladung läfst 





a. à. O. 8. 82. 


358 Flasche. 


habe ich diese Versuche vergleichungsweise pe 
von dickem Glase angestellt. 2, 02 

Hat die Flasche, wie namentlich die & e AA 
dünnen Hals, so lälst sich dieselbe auf di "A ! 
so wie aulsen mit Stanniol belegen. Ir, e Di 


RR 
> 


kleine Flaschen, so weit die Belegw % aos N 
oder Messingspähnen, auch mit Be % KENE 
Auflösung von Kochsalz an, in ay 4 3 `, R ' 
was zu schwer würden, gielst my G ed gi J 
telt ein wenig Messingspähne hi Su MA ` 
bis sich die Spähne dicht an ¢ %, ` An A 

wo sie durch das Gummi; Ẹ ` NV ' 

solcher enghalsigen Flasch d . 

und Wachs, welcher d gi Ñ 
feilicht versetzt ist, d c `, 
bringt, und durch 94” “ X 
nern Fläche verb j 


Broox das Glas d A NW 
sprengt wird. Pa A EM 
grünem Glass , A + die Masc 
feilspähnen b t y eine Batterie 
aus angefülly „er Uebersetzer, w 
legt waren, Í op Rande besser laden ] 
Die j Í mit Feuchtigkeit beschlagen | 
dürfen e ‚er den oben angegebenen Umst 
durch wurch die Schicht Feuchtigkeit, die 
Wei sacht sey, sondern durch das Anhänger 


a die sich in jedem Zimmer befinden, und ı 

delt worden, jenen Dienst geleistet, währen. 

„sicht Feuchtigkeit sich durch die Verdunstun« be 
garerung wieder verloren habe, denn er habe scho 

F malen, dal eine ganz neu mit Siegellack überzog 
aulanglich nicht so gute Dienste that, als nach e 
aueh slali sie aich dann aufserordentlich stark laden 
uchtet aio voll feinen Staubes lag. Indels hat Cor 


A N. dosen te Fortsetzung seiner 
IA di. Vebers. Leipa, 1796. S. 102. 

d N ak, 135. 

L UMLA 


Abhandlung von 


` 


| Bi m richtung, 361 


"ine frühere Beobachtung bestätigt, in- 
“Jineinhauchen bei recht trockenem 


ta, hen, eine stärkere Ladung anzu- 
z n 21:15 verstärkte, auch eine 
d 


—W "ehe ich in der Theorie der 
` Auch van Manumt be- 

bd, dafs seine Batterie 
. "zahlen erwärmt hatte, 
We ` Stunden nachher, 
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P rdiehtung von 


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he ist die 

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„iassung gebe. Bei 

‚sehen sind, verschlielst 

. einem genäu einpassenden, 

ep Korkstöpsel. In diesen 'Stöpsel 

aad ein starker messingner Draht hin- 

„er unten mit einigen dünnen federnden 
sehen ist, die sich im Innern vermöge ihrer 
en und an die innere Belegung etwas anstem- 
che inwendig mit Metallspähnen oder Schrot 
inreichend, den einfachen Draht bis in diese 
en zu lassen. Oben muls der Draht 6 bis. 
lasche hervorragen, bei A bekommt er einen 
Kugel von etwa 4 Zoll Durchmesser bei klei- 
Es ist sehr bequem, wenn der Draht oben 
was unter der Spitze aber mit Schraubengän- 
, so dafs man die hohle Kugel A nach Gefallen 
ben kann. Bisweilen wird auch der Draht am 
n gebogen, um die Flasche daran aufzuhän- 
läsern mit weiter Mündung, wie man sie ge- 
srien gebraucht, ist obige Einrichtung nicht 
kel von mit Siegellack überzogenem Holze 
lurch man den Zuleitungsdraht steckte, die 
waren, hat man mit Recht verworfen, weil 


em ` .Pläsche: 7" 


dÉ ` 


—E begreifen da trockenss; vorztiglich bar eis 


‚Glas der E. an 'seiner Oberfläche keinen so grofsen Widya 


leistet und eine Selbstentladung längs derselben daher Frühe 


u felgen kani, ale bei jenem Weberzuge. ` = -A 


, Dagegen ist.die Beobachtung Corusearson’s CN dafs gi 


Aude ‚sehr verstärkt werden könne, eeng der onbeleeng 


mit .einem feinen Weberzuge von Dunst und Staub beded 
dem ersten Anscheine..nach mit den bewährten elektrische 
setzen. weniger in Uebereinstimmung zu bringen. Cor 
bi: bemerkt näinjidh 4, er habe ‚gefunden, dafs die EN 
allézeit oine stärkere Ladung ertrugen, wenn er sie 
trocknete und “sbrieb. Bei feuchter Witterung seg: die 
stärker‘ gewesen , als bei trockener, und bei sehr trec 
terang,.. wo:sich die Flaschen nicht stark laden li 


. erie Ladung immer höher treiben körmen, wenn * 


Flaschen hineingeathmet habe. Doch führt. er weiter: be 


F | dafs nùr "ep bestimmter mälsiger Grad von Feuchtigkekl 


` 


‘ Dienst leiste, und: bei zw vieler derselbe wieder "27 


wie dann eben darum in Holland; vorzüglich im Wis 
überflüssige Feuchtigkeit in der Luft sey und die Maschi 
sohr stark wirken, es unmöglich sey — 
ansehnlicher Gröfse zu.laden. Der Uebersetzer, wel 
die Flaschen mit überfirnilstem Rande besser laden konal 
diejenigen , deren Band mit Feuchtigkeit beschlagen war; | 
das Anhauchen unter den oben angegebenen Umständen 
nicht sowohl ‚durch die Schicht Feuchtigkeit, die dadu 


- das Glas gebracht sey, sondern durch das Anhängen der! 


theilchen, die-sich in jedem Zimmer befinden,’ und das d 
vermittelt worden, .jenen Dienst geleistet, während diei 
Schicht Feuchtigkeit sich durch die Verdunstung bei tro 
Witterung wieder verloren habe, denn er habe schon lan 


. fanden, dafs eine ganz neu mit Siegellack überzogene I 


anfänglich nicht so gute Dienste that ‚ als nach einige 
auch dals sie sich dann aufserordentlich stark.laden liefs, 
achtet sie voll feinen Staubes lag. Indels hat Curaszı 


1 8. dessen 3te Fortsetzung seiner Abhandlung von der. 
eität d. Uebers. Lens, 1796. 8. 102. 

2 8. 134. 135, 

1 G. DL 1. 


e 


Einrichtung, 361 


ere Versuche seine frühere Beobachtung bestätigt‘, in- 
nd, dafs. dieses Hineinhauchen bei recht trockenem 
ə Fähigkeit der Flaschen, eine stärkere Ladung anzu- 
in dem Verhältnisse von 21:15 verstärkte, auch eine 
davon gegeben, auf welche ich in der Theorie der 
lasche zurückkommen werde. - Auch van Marum t be- 
ese Erfahrungen, indem er fand, dafs seine Batterie 
w oachdem er sie in den Sonnenstrahlen erwärmt hatte, 
starke Ladung annahm, als einige Stunden nachher, 
ınbelegte Theil der Flaschen in dem stets feuchten 
Teyler’schen Stiftung leicht durch Verdichtung von 
chlagen seyn konnte. . 
wichtiger Theil der Zubereitung“ einer Flasche ist die 
ene Zuleitung der E. zur innern Belegung und eine 
wrichtung des Zuleiters zu derselben, dafs jene so we- 
öglich zum Ausströmen der E. Veranlassung gebe. Bei 
die mit einem engen Halse versehen sind, verschlielst 
;öhnlich die Oeffnung mit einem genau einpassenden, 
senes Wachs getauchten Korkstöpsel. In diesen Stöpsel 
ı Loch gebohrt und ein starker messingner Draht hin- 
teckt, welcher unten mit einigen dünnen federnden 
lrähten versehen ist, die sich im Innern vermöge ihrer 
ft ausbreiten und an die innere Belegung etwas anstem- 
t die Flasche inwendig mit Metallspähnen oder Schrot 
so ist es hinreichend, den einfachen Draht bis in diese 
hinabgehen zu lassen. Oben muls der Draht 6 bis. 
ber die Flasche hervorragen, bei A bekommt er einen 
der eine Kugel von etwa 4 Zoll Durchmesser bei klei- 
ıschen. Es ist sehr bequem, wenn der Draht oben 
nacht, etwas unter der Spitze aber mit Schraubengän- 
ehen wird, so dafs man die hohle Kugel A nach Gefallen 
l abschrauben kann. Bisweilen wird auch der Draht am 
ade krumm gebogen, um die Flasche daran aufzuhän- 
ei Zuckergläsern mit weiter Mündung, wie man sie ge- 
ı zu Batterien gebraucht, ist obige Einrichtung nicht 
‚ar. Deckel von mit Siegellack überzogenem Holze 
rke, wodurch man den Zuleitungsdraht steckte, die 
.Gebrauch waren, hat man mit Recht verworfen, weil 





© J. 81. Anm. 


iq 


a 


"WW ` E É an 


v Fu "eh 
k'" D 


8 k en 


ge ste il. -Gelsgehheit - —— — 
mit Stannicl uherrogenen Kork oder hölzernen. Fuls auf 
den: der Fissche aufzukitten, in welchen men den Au 
Wuährteimschtzubte , Ze bäi beim Aufkitten hät Gefak 
Saache verbunden, theils mit der Unbeguemlichkei, 

Fuls’ leicht wieder losgeht.: ‚Die von v, Manua angegbl 
‚richfang verdient daher in jeder Hinsicht den. Vors 


WË ker sich.oylindrische. Stangen von Holz verfertigen, wi 


Ser-Dicke: von E Zoll und. von einer Länge, die durch; 
der Fisächen' bestimmt wird; . Jede Stange ist duf e 
Scheibe ò von 4,5 Z. Durchmesser befestigt, und anfi 
Ende wird ein Messingrohr de gepafst, saf welches / 
fe dio-bei sehr. grofsen FlaseRon , besonders wenn sie 


` gien ‚gebraucht werden; anderthalb Zoll im Durch 


ben kahn, aufgsschraubt oder auch nyr aufgesteckt wi 
Messingdrähte von. 0,5 Linien Dicke; die den unteny$ 
Messlgrohrs berühren, ‚und längs der hölzernen Stange 
‚gehen, laufen über die Oberfläche. der Scheibe c hiy 
af: sió mit.dem. belegten Boden. des Glases in Berührung 
` Jede hölzerne Stange. ist oberwärts mit einer ähnlichen} 
_ mnden Sthribe. g g sie unterwärts won 4,5 Zoll Durchag 


| yiq, wien, bis auf welche des Messingrohr d ‚hinabreicht 
SE Seheibe bat drei: einen. halben Zoll dicke längliche Ho 


. h,h,h, die an ihrer untern Fläche durch Streifen vonl 
befestigt sind, welche letztere statt Charnieren diene 
jeder dieser Latten ist ‘ein Ring oder eine Oehse k, kv 
singdraht befestigt, die bei der horizontalen Lage de 
durch den Einschnitt in der hölzernen Scheibe g hindı 
Indem in dieser Lage die Oehse ungefähr A Z. über‘ 
Fläche der Scheibe hervorragt, kann man jede der Latt 
rer horizontalen Lage befestigen, indem man ein kege 
zugeschnittenes Holzstäbchen durch die Oehse hindu 
Die Holzstäbe oder Latten h, h haben gerade die Län 
wenn sie in ihrer gehörigen Länge horizontal in dem G 
gestfeckt sind, ‚sie die innere Belegung desGlases berüh 
die Stange mit dem Zuleitungsrohre in die Flasche eins 
und zu fixiren, läfst man die Holzstäbe h,h an ihren 


Charnieren i, i herabhängen, nachdem man vorher klei 


1 Seromde Continuation p. 108, 


( 1 


Einrichtung. 363 


` 


die Ringe k, k befestigt hat, die durch die Einschnitte 
be g hindurchgehen. Hat man so die Stange mit den 
hineingebracht, so zieht man die Bindfäden in die 
s die Holzlatten horizontal ausgestreckt sind, und wenn 
ınn vermittelst der durch die Ringe durchgesteckten Keil- 
meter hat, so ist die Stange selbst in ihrer perpendicu- 
re fixirt.- Damit die Scheibe g und die Holzstücke h, h 
s mit zur Ladung des obern Theiles der Flaschen die- 
en, sind sie, so wie auch die untere Scheibe, mit Stan- 
rzogen.. Man übersieht leicht, dafs durch diese Ein- 
eine sehr innige und ausgebreitete Verbindung des Zu- 
út der innern Belegung vermittelt ist, und dals diese 
mg für jede Art von Zuckergläsern sowohl für die voll- 
cylindrischen als auch für die mit oben verengerter 
g pafslich gemacht werden kann. Wenn auch der in- 
ıfang kein vollkommener Kreis ist, so wird man bei der 
f der Stange doch immer eine Lage finden, in welcher 
ehs zwei der Holzstäbe h, h sich an die innere Wand an- 
n, und dadurch in genaue Berührung m't der innern Be- 
kommen, worauf so sehr viel bei der Ladung und Ent- 
ankommt. Die Holzstangen müssen eine hinlängliche 
haben, damit das Messingrohr mit seiner Kugel wenig- 
och 6 Zoll über die Mündung der Flasche hervorstehe. 
ener Erfahrung habe ich diese Einrichtung sehr praktisch 
m. 
an sieht übrigens leicht ein, dafs sich die beschrieben 
tuang der Ladungsflaschen in Nebenumständen noch man- 
g abändern läfst. PrresrLeyt hat Flaschen von allerlei 
abbilden lassen. Zu etwas grölseren Versuchen haben 
ets die grolsen Zuckerzläser den Vorzug, und mehrere 
e Flaschen von gleicher Gröfse der Belegung aller zusam- 
ıommen, als die einer einzelnen, lassen sich auch bei 
r Glasdicke nie so stark laden, wie letztere, weil die 
nheiten zur Zerstreuung der E. bei ihnen nothwendig viel- 
vorkommen müssen. 


Tenn die Ladungsflaschen einen Sprung bekommen, so 
ie zum ferneren Gebrauch untauglich, jedoch giebt Ca- 


Ce 
H 





Geschichte der Elektricität Taf. II. Fig. e— k. 


NM Piagebe - > 


q’ 


ohe- Binriehtung fiz etwas grälsere Flaschen an. - „Ani 


l hat. eine. Einrichtung, su einer Sperrflasche angegeben, 


das. Unbeguemt.hat, dals man beim Laden . die Fiasah 
am mon, Dabrigens lassen sich manchorlei inrichtin 


' wolahen Sparrisscha leicht ausdenken.. 


eoh C amA ti. 


8 Ladung; Entladung -und dab 


éi Kommende Erscheinungen." 


gi ‚Ladung: und Erscheinungen. derak 


- Die Ladung der el. Platten und Flaschen bestehtg 
weiten darin, datt sn. der vinén Belegung oder'Seili 


five oder negstive E mittheili und in derselben ch 


d 


wkl nit ‚ihrem Knopfe- in eine Butfernung von 


Verhältnissen; itliter: welchen sich in der entg 


legung' die' ‚entgegengesetzte E: 'anhäufen kann. 


‘hierbei statt fndenden Erscheinungen and üb 

ten- Vorgang, wird man am grühdlichsten belehrt, br 
dihi Elektroineter zu Hülfe nimmt. ~- 

"Un "Der einfachste Fall der Ladung: ener Flasche 
han. dieselbe mit einer Hand an:ihrer -äulseren ges, 





halben Zolle von dem Conductor. einer in Bewegung; 


. Elektrisirmaschine bringt; es wird eine Folge von EN 


dieselbe überspringen, die nach. und nach schwächer 
und endlich aufhören. : Bringt man die Flasche nähery 


, den abermals Funken ‘in dieselbe übergehen, und umi 


cefs bis zu seinem Maximum zu Geib. muls man däi 
mit dem Conductor der Maschine in Berührung bring 
überhaupt vom Anfange an die günstigste Bedingung fü 
dung ist. Wenn man den Versuch unter Anwendu 
Adams’schen Lädeelektrometers? opstellt. so beoback 
folgendes. Wird das Elektrometer auf den ersten Leit 
steckt, und die Elektrisirmaschine ist nur einigermals 
sam, so. zeigt dasselbe, noch ehe die Scheibe eine gg 
drehüung durchlaufen hat, ‚das Maximum von Spannus 
der mit der Kugel versehene, bewegliche Metalldraht ı 


90°. Wird aber dann die Flasche mit demselben Leites 


1 a. a. O. S. 74, 
2 S. Elektrometer IL 675. 


- 
` 


Einrichtung. 363 


‘heilen zusammengeschmolzen und auf eine mit Zinn- 
kte Tafel gegossen werden. Viele Versuche dieser 
ILKE t angestellt, namentlich mit gestofsenem Schwe- . 
ner dichten Schwefeltafel, mit Lack, Pech und Wachs, 
bleiernen Formen zu Tafeln geschmolzen waren, mit 
he wohl ausgetrockneten Papiers, mit Baumöl, das 
eiernen Form sich befand, endlich mit einer Luft- 
Jas Oel nahm hierbei nur eine schwache Ladung an, 
bei gleicher Dicke die stärkste und behielt sie auch 
n. Kleine Risse in den Tafeln hinderten alle La- 


ie gewöhnlichen Flaschen ihre Ladung nur kurze Zeit 
bart Cavarıo? eine Einrichtung angegeben, welche 
g über 6 Wochen lang halten soll, ‘und ‚welche unter 
n der Sperrflasche bekannt ist. . Aulser der äulsern 
a Belegung, welche die Flasche mit allen andern ge- 
ist in ihrem Halse eine an beiden Seiten offene Glas- 
zekittet, und diese reicht ein wenig in die Flasche 
Sie hat am untern Ende einen Draht, der die innere 
‚berührt. Die gleichsam andere Hälfte des Zuleitungs- 
ait dem Knopfe ist in eine andere Glasröhre gekittet, 
st doppelt so lang , aber enger als die vorerwähnte ist, 
' so, dals an einem Ende blofs der Kopf, am andern 
': etwas weniges vom Draht hervorragt. Diese Glas- 
a man nach Gefallen in die andere hineinstecken, wo- 
ıtere Ende des Drahtes jenen an dem ersten Rohre be- 

Draht oder noch besser die innere Belegung selbst 
muls. Jst diese zweite Röhre in der angegebenen La- 
nn man die Flasche auf die gewöhnliche Weise laden 
den. Nimmt man aber. nach der Ladung die zweite 
dem Knopfe und Drahte heraus, so ist die innere Be- 
anz isolirt, und man kann so die Flasche geladen bei 
an oder versenden, ohne dafs sie die Ladung sobald 
Donnoponrr? beschreibt diese Flasche mit einigen klei- 
derungen umständlich, giebt auch* noch eine ähnli- 
hwed. Abh. für 1758. XX Bd. d. d, Uebers. 241, 

a. O. I. 324. 
'hre von der E. Erf, 1784, I Bd, S. 54, 
end, 8. DIE, 


368 Flasche. 


wohl darauf sehen, dafs die Glieder derselben überall ge 
sammengelöthet und von hinlänglich dickem Drahte seye 
ein zu dünner Draht oder die rauhen Enden der Glie 
frühern Ausströmen Veranlassung geben. 

..d. Bei dieser Art der Ladung zeigt nur die einel 
freie Spannung, da die andere wegen ihrer Verbindung 
Erdboden stets auf O bleibt. 

e. Alle Erscheinungen zeigen sich auf dieselbe Ar 
man statt positiv zu laden, negativ ladet, d. h. wenn: 
dem Knopfe der Flasche den isolirten Knopf des Reibzı 
rührt, während die äuflsere Belegung mit dem Erdboden 
bindung ist. Eben so zeigen sich. alle Erscheinungen 
selbe Weise, wenn man die äulsere Belegung an den Co 

‚ der Maschine legt, während man die Flasche am Kno 
nur zeigt dann die äufsere Belegung die freie el. Spannung 
innere Belegung mit dem Zuleiter zu derselben Zeit nacha 

L Statt die eine Belegung mit dem Erdboden i 
bindung zu setzen, kann man die Ladnng eben so be 
wenn man den beiden Belegungen die entgegengesetzte 
zwei Elektricitätsquellen unmittelbar zuführt, ein Ve 
welches den ganzen Procels der Ladung in ein. vorzügli 
les Licht setzt. Dieses läfst sich bei der jetzt allgemeis 
führten Einrichtung der Elektrisirmaschinen, nach weld 
Reibzeug mit einem eigenen isolirten Conductor versel 
leicht dadurch bewerkstelligen, dafs man die innere Bi 
der übrigens vollkommen isolirten Flasche mit dem po 
die äulsere mit dem negativen Conductor oder umgek 
Verbindung bringt. Hierbei wird sich nun, verglichen ı 
ersten Hauptfalle (a) der Unterschied ergeben, dafs beid 
gungen freie el. Spannung von gleicher Stärke, wenn 
Grölse und Form des negativen und positiven Conductor 
möglich Gleichheit beobachtet ist, zeigen, dafs ferner ı 
Umdrehungen der Maschine erforderlich seyn werde 
dieselbe Flasche auf dieselbe Spannung, mit dem ; 
Elektrometer geschätzt, zu laden, dals folglich auf di 
geladen dieselbe Flasche bei demselben Stande des Li 
elektrometers, eine gröfsere und zwar, wie sich aus de 
rie der Ladung ergeben wird, eine doppelt so grolse 
hat. Bei dieser Art. der Ladung kann man sagen, dals ı 


sche sich durch ihre eigene E. lade, da die positive E 


Ladung. 369 


der mit dem Reibzeuge verbundenen Belegung in dieses, 
rt in den positiven Leiter übergeht, von diesem der Be- 
womit letzterer verbunden ist, allmälig zugeführt wird. 
n den beiden Hauptfällen a. und f. befindet sich die Fla- 
sr solchen Umständen, dafs, 'indem der einen ihrer Be- 
E. zugeführt wird, die andere im gleichem Verhält- 
nit gleichnamige E. abgeben und die entgegengesetzte 
m kann. Daſs dieses wirklich während der Ladung 
e, und nothwendige Bedingung zur Ladung sey, be» 
ie Anstellung des Versuchs mit einer isolirten Flasche. 
an die Flasche durch eine Kette oder einen Haken an 
m Leiter, so dals sie übrigens in der Luft vollkommen 
t, und wird nun abermals das Ladungs - Elektrometer 
sonductor aufgesteckt, so sind nicht, wie in a., meh- 
irehungen der Maschine nöthig, um das Elektrometer 
laximum der Spannung zu bringen, sondern diese wird, 
s wenn die Grölse der Belegung der Flasche gegen die 
he des Conductors der Maschine nicht sehr in Betracht 
eben so schnell eintreten, als wenn die Flasche gar nicht 
ı Verbindung wäre, und die Flasche wird auf die wei- 
a angegebene Weise untersucht, keine merkliche Ladung 
Ist jedoch die äufsere Belegung der Flasche nicht al- 
m eben und glatt, sondern hat sie Spitzen und rauhe 
so kann doch in diesem Falle ene schwache Ladung 
., besonders wenn die Luft feucht ist. Dieses wird um 
geschehen, wenn man die Flasche statt durch die Luft 
en, auf einen Ilarzkuchen stellt, besonders wenn der- 
e und da kleine Risse hat. Wird die Flasche nach der 
‚rt des Verfahrens auf eine so vollkommen als möglich 
e Grundlage, also z. B. auf einen hinlänglich grofsen, 
tten, und ebenen, Harzkuchen gestellt, und mit ihrem 
dem ersten Leiter etwa auf einen halben Zoll genähert, 
äufseren Belegung auf dieselbe Weite entweder der 
. des Fingers, oder auch ein mit einem Knopfe verse- 
essingstab, den man in der Hand hält, genähert, und 
chine in Bewegung gesetzt, so schlagen eben so wie aus 
nductor der Maschine auf den Knopf der inneren Bele- 
ıs der äulseren Belegung auf den Knöchel oder jenen 
‘ortdauernd Funken über, und ao. wie die Funken vom 
tor aus kleiner werden, und der Knopf demselben darum 
l. Aa 


OCH 


370 Flasche. 


mehr, und mehr genähert werden muls; so mufs auch 
chel, oder jener Messingleiter der äulseren 
mehr bis zur unmittelbaren Berührung. genähert 
die Flasche positiv geladen, so ist die dem Knöchel 
messingenen Leiter mitgetheilte E. gleichfalls. positiv, 
gengesetzten Falle negativ, so dafs für den ersten Ans 
anr innern Belegung geführte E. gleichsam durch des 
durch zu. dringen scheint, wenn nicht schon allein der 
‚dafs die Funken immer kleiner werden, und endlich | 
hören, ‚obgleich die Maschine fortdauernd umgedreht ' 
‚einen ganz andern Ursprung-jener Funken’ hindeutete.. 
h, Mit der aus der äufseren Belegung entweichend; 
sich eine zweite, von dieser aus eine dritte und so fi 
wobei alle Flaschen einer solchen Reihe vollkommen is 
Minnen, wenn nur für eine ‚gehörige Verbindung ihrer 
Belegung ot der innern der nächstfolgenden gesorgt ist 
äufsexe, Belegung der letzten entweder mit dem Erdba 
dem isolirten Reibzeuge der Maschine, an deren positiv 
ductor die erste Flasche-der Reihe geladen wird, in Ve 
gesetzt ist, Ist kein Luftzwischenraum zwischen den 
` mengehörigen Belegungen der auf einander folgenden | 
so. geht der Vorgang, der Ladung aller Flaschen ganz { 
sich, im entgegengesetzten Falle schlagen durch dies 
⸗ohenraum, wem er: nicht zu grols ist, Funken dure 
kanri diesen Versuch durch eine zweckmälsige Einricht 
Elektrisirmaschine mit zwei Flaschen sehr lehrreich so 
` len, dafs man zu den zwei Conductoren derselben zwei 
auf ihren Glasfülsen stehende hohle Cylinder von Messi 
verzinntem. Bisenblech nimmt; in welche zwei aufsen ı 
cylindrische Ladungsflaschen genau hineinpassen, so dal 
ihrer Glgsfläche gàt an die Wand der Höhlung anschliel 
noch um 3 Zoll mit ihrer unbelegten Fläche darüber 1 
gen. Hier vertritt nun der cylindrische Conductor die £ 
äufseren Belegung. Verbindet man dann die beiden Kr 
Zuleiter zur innern Belegung durch..einen Messingdral 
cher vermöge einer doppelten rechtwinklichen Biegung 
hinlänglichen Höhe über der Scheibe hinweggeht, und ı 
Glasrőhre in seiner gröfsten Länge umgeben ist, so dafs 
ohne ihn ableitend zu berühren, nach geschehener Ladı 
wegnehmen kann, und setzt nun die Maschine in Bewe 


Ladung. 371 


h, auch wenn beide Conductoren isolirt sind, doch 
ıschen in einem hohen Grade, und zwar hat die äulsere 
' der einen Flasche freie positive, die äulsere Belegung 
rm, mit dem Conductor des Reibzeugs verbundenen 
reie negative Spannung, ihre beiden innern Belegungen 
. und beide sind gleich stark geladen. 
Venn. man eine Reihe von isolirten Flaschen an einan- 
, wovon nur die letzte durch ihre äulsere Belegung mit 
»oden verbunden ist, so ist die Ladung jeder folgenden 
chwächer als die der vorhergehenden, und zwar ist die 
nach einem bestimmten Gesetze abnehmend, wie man _ 
ohl durch die schwächere Erschütterung als durch die 
ı der Elektrometer überzeugen kann, die bei jeder fol- 
ine schwächere freie Spannung, als bei der vorherge- 
dem Leiter, von welchem die Ladung ausgeht, näher 
n, annehmen. Ist aber von einer solchen Reihe von 
, welche soviel möglich einander vollkommen gleich 
gen, die eine äulserste mit ihrer innern Belegung mit 
sitiven Conductor, die andere äufserste mit dem negati- 
ıductor in Verbindung, übrigens alle Flaschen als voll- 
isolirt, und nur auf die vorhin angegebene ‘Weise mit 
verbunden angenommen, so sind die beiden äufsersten 
ırk geladen, und die Ladung nimmt nach der Mitte der 
‚nach einem bestimmten Gesetze: ab, 
Wenn man eine Flasche, die mit einem Adams’schen 
wenelektrometer versehen ist, ladet, so findet man, dafs 
in dem Verhältnisse in die Höhe steigt, in welchem die 
s länger umgedreht wird. Unter der Voraussetzung, 
shts von der Quantität der E., welche durch die 
ıng der Maschine erregt wird, verloren geht, sondern 
n der Flasche verdichtet wird, wie sich auch durch die 
Betrachtungen im Geiste derjenigen Theorie, welche 
iges Fluidum als die Ursache der el. Erscheinungen an- 
ollkommen rechtfertigen wird, so sieht man leicht ein, 
eine gegebene Flasche der Grad der freien Spannung, 
das Elektrometer anzeigt, auch die Stürke der Ladung 
en wird. Wenn zwei Flaschen, die in allen Stücken 
glich übereinkommen, gleich stark geladen werden sol- 
wird nothwendig die doppelte Menge von E. und also 
chförmiger Wirksamkeit der Maschine die doppelte An- 
Aa? 


' Ladung. 373 
les Nichtleiters noch ihren Einflufs äufsere, darüber fehlt 
mügenden Versuchen. Wollte,man die Analogie des 
mus zu Hülfe nehmen, so würde diese besondere Be- 
weit als keinen Einfluls äulsernd zu betrachten seyn, da 
heilende oder Atmosphären - Wirkung des Magnetismus 
le Medien in gleichem Grade hindurchgeht, und: nur 
e Entfernung modificirt wird, die Erscheinungen der 
Flasche aber auch lediglich von einer Atmosphären- 
r abhängen. Dals Win einen Unterschied nach der 
denheit der Materien, aus welchen seine Ladungsplat- 
ınden, fand, und besonders am Siegellack eine so über- 
e Ladungsfähigkeit beobachtete, kann auch bloſs von 
gleichen Leitungs - Vermögen dieser verschiedenen Nicht-. 
ron denen keiner ein absoluter Isolator ist, abgehan- 
en. 
: Die Ladung einer Flasche oder Platte findet sich nicht 
Belesungen, sondern auf der Glasfläche selbst. Man kann 
lie Belegungen abnehmen, und mit andern vertauschen, 
afs dadurch die Ladung der Flasche oder Platte mit weg- ` 
Men wird. Man kann diesen Versuch auf verschiedene 
stellen. Bei Glasplatten ist er am leichtesten anzustel- 
Ban man zu ihren Belegungen Messingplatten gebraucht, 
isolirenden Handgriffen versehen sind, an denen man sie 
' Glasplatte abziehen, und ähnliche an ihre Stelle bringen 
Während der Ladung muls dann begreiflich die eine Be- 
mit dem Erdboden in leitende Verbindung gesetzt wer- 
e man nach geschehener Ladung wieder aufhebt, Eine 
ss bequeme Vorrichtung hierzu, und um alle auf die 
s der Ladung sich beziehende Versuche anzustellen, ist 
rischen ein Gestell von überfirnifsten Glasstäben senkrecht 
ingte Glasplatte, die in einem Rahmen von recht trocke- 
ad wohl überfirnilstem Holze eingefalst ist, um sie mit 
m Schnüren, die an den Rahmen befestigt sind, an die 
den, wovon zwei senkrecht aufgerichtet sind, und die 
quer oben über weggeht, aufzuhängen. Die Belegungen 
sn aus recht ebenen, glatten runden Platten von dünnem, 
ıgblech mit umgeschlagenem, dadurch etwas verdicktem 
ıbgerundetem Rande, die gleichfalls senkrecht an Glassäu- 
d geeigneten Fülsen befestigt sind, und auf der Boden- 
des Gestells, in welchem die Ladungsplatte hängt, her- 


374 | Flasche. 


angeschoben werden können, so dafs sie parallel einañder ge 
rade gegenüber stehen, und nur durch die Glasplatte, an ege 
sie recht genau anschlielsen müssen, von einander getrennt gi 
Von solchen Platten hat man dann ein doppeltes Paar nötig 
Zieht man nach geschehener Ladung die zuerst gebrauchten Pi 
ten ab, und bringt an ihre Stelle das zweite Paar, so wird: 
bei der Entladung immer noch eine sehr derbe Erschütterung 
halten. Dieser Versuch gelingt indels nur recht gut bei troc 
ner Witterung, und wenn man etwas schnell jenen Auge 
vornimmt, denn allerdings haftet ein Theil der E. an de 
tallbelegung derjenigen Seite, von welcher die Ladung g 
` gangen ist, und welche freie Spannung zeigt, und wem 
diese Platte abzieht, so wird auch ein Antheil vorher gebe 
ner E. auf der entgegengesetzten Fläche frei. Man kam 
selben Versuch auch mit einem Zuckerglase oder Trinkglsed 
chen, dessen Belege aus passenden schüsselförmigen Dedi 
von Zinn oder mit Zinnfolie überzogener Pappe bestehen, ia 
ren einen man das Glas hineinsetzt, während der andere d 
bequem durch die Oefinung der Flasche einbringen la, 
die nach geschehener Ladung mit ähnlichen vertauscht e 
Eine Hauptsache ist, dafs diese beweglichen Belegungen fif 
an die Glasfläche anschliefsen. Bei mit Schrot gefüllte 
schen kann man diesen auch ausschütten, und durch andera@\ 
setzen, und die Flasche wird ihre Ladung nicht verloren Wa. 
Die Belegungen dienen vorzüglich nur dazu, die bei ëf 
Ladung den Belegungen zugeführte E. gleichförmig über 
Puncte der Glasfläche zu verbreiten und auch bei der Enta 
auf einmal von allen Puncten der Glasfläche abzuleiten, W 
die Glasfläche ohne Belegung, so würde beim Laden die E 
zunächst derjenigen Glasstelle zugeführt werden, mit we 
der Zuleitungsdraht in unmittelbarer Berührung: ist, und® 
übrigen Stellen würden so gut wie ohne Ladung bleiben. Ba 
hörigem Verfahren kann man indels auch eine unbelegte Fit 
oder Platte Jaden. Man halte eine reine und trockene Glas 
an eine ihrer Ecken, und fahre mit ihr über die am pos 
oder negativen Conductor durch einen Messingdraht befes 
hervorstehende Kugel, so dafs jede Stelle des Glases nach 
nach mit ihr in Berührung kommt, während man die Glaspiiii 
auf der andern Seite mit dem Finger oder irgend eingm andi 
mit dem Erdboden in Verbindung stehenden Leiter der jeder 













Ladung. 375 


der Kugel anliegenden Stelle gegenüber berührt. Die 
te wird auf diese Art geladen, indels zeigt sie ihre volle 
durch eine ähnliche Explosion, wie andere belegte Glas- 
nur dann, wenn man vor Anbringung des Ausladers an 
den Oberflächen Metallplatten anlegt, die auf einmal von 
ıncten der geladenen ‚Glasfläche die E. dem Auslader zu- 
können, während bei Anbringung des Ausladers an die 
te Glasfläche die Entladung nur von jeder einzelnen 
as, mit welcher der Auslader in Berührung kommt, mit 
deinen Funken geschieht, weswegen aber auch nach der 
viele solcher Entladungen erfolgen können, wenn. man 
n Auslader über die Glasplatte hinfährt. Noch schneller 
wn die Ladung einer solchen unbelegten Glastafel bewir- 
venn man die Zuleiter, welche ihren beiden Flächen die 
ingesetzten Elektricitäten zuführen sollen, zuspitzt, und 
ıstafel während der Elektrisirung zwischen ihnen hin und 
hrt, Nur eine Luftschicht scheint sich bei ihrer Ladung 
w andere Weise, wie die übrigen Nichtleiter zu verhal- 
Diese wird dadurch bewirkt, dafs man zwei mit Stanniol 
ogene, recht ebene, Bretter einander gegenüber bringt, 
ıman das eine auf den Tisch legt und das andere an sei- 
Fäden aufhängt, genau parallel über dem ersteren, durch 
„iftschicht von einem Zoll davon. getrennt, und dem letz- 
durch die Maschine E. zuführt, ein Versuch, den zuerst 
‚x angestellt zu haben scheint, Hier wird man bei der Be- 
ag beider Flächen eine starke Erschütterung erhalten, zum 
ise einer wirklich statt findenden Ladung, und zwar auch 
‚wenn man während der Anstellung des Versuchs durch 
Blasebalg die dazwischen befindliche Luft fortdauerd er- 
t. Der Uebergang der E. von einer recht glatten ebenen 
e an die Luft selbst findet also nicht statt wie an einen star- 
lichtleiter, und die durch die Ladung verdichtete E. haftet 
also an den Metallflächen selbst, und wird daran, wie an 
Leitern überhaupt, nur durch den Widerstand der Luft zu- 
rehalten. _Uebrigens gelingt der Versuch der Ladung einer 
chicht nur bei recht trockenem Wetter, und die Erschüt- 
g ist nur dann recht stark, wenn man dieselbe noch wäh- 
der fortdauernden Elektrisirung nimmt, verliert sich dage- 





a. 0.20, S. 263. 


































a. 5 ‚ Flasche. 


ges sebr éist nith dem Aufböred. —R 
saihe wohl in dir. Beweglichkeit der ———— 
ein sehr unvollkomimenier Isolator ist, liegt. Dassoli 
bei der Ladung biner Oslschicht statt. +... um". mil 
bh, Gerasentsos will wiederholt. Sie Beobachtung y H 
haben, dals im Winter: dieselben Plaschen keid eg 
dung.annehnıen; als im Sommer, die Stärke: der | 
. nach, der Länge des Entladungsiunkens durch das Letsch 
Indeelakironieter,, als nach, der Länge des geschmolsemmei 
drahts bestimmt 3. Eben die Flasche, mit weicher Goti 
som. 8.Zoll Ejsendrelt im Sommer geschmolzen fatte — b 
Winter keine Ladang vertragen, die stark genug war, 
5,4 mm stmelsen, ohhe durokbrochen:ze: werden, wa 
Gap sioh dieses so anhaltend de. und Corsiunäreou weg 
viele Flaschen, daf er endlich genöthägt Windey: | 
schmelzen. von ‚mähr als A Z. mit Flasche og 
Gritbe xu unterlassen. Diese Verschiedenheit. Il si 
der verschiedenen Beschaffenheit.der-Laft im. Sumere 
. ter erklären. Im letzteren leistet näinlieh die. Luft. ~ 
größseren Dichtigkeit und Kälte dem Derchbrauche. de 
Widerstand, als im Sommet ;.nund; da Curaara mon. € 
such über das Schmelzen den Drahtes iminer sö anstelli 
der Funken eine gewisse Lufistrecke von dem Knopfe.de 
dungsflasche zu der Kugel des Ausladers, der dann den $ 
weiter zu dem zu schmelzenden Drahte führte, durchbi@ 
mulste, so lälst sich sehr wohl erklären, warum nun eine 
kere Ladung zum Durchbrechen durch diese Strecke im Wi 
als im Sommer erforderlich war, die, wenn sie an der) 
sesdicke selbst weniger Widerstand fand, als in. den ver sini 
Hemmungen des Weges, den sie zu durchlaufen hatte, eher 
Glas durchbrach als den letztern Weg nahm. Hätte Guti 
son die Kugel des Ausladers dem Knopfe der Flasche genih 
so würde er ohne Zweifel auch im Winter jene 8 Zoll Baseng 
mit derselben Flasche haben schmelzen können. Die ji 
Länge des Funkens beim Ausladen im Sommer als im Wig 
erklärt sich auf die nämliche Weise von selbst. Doch könnte 
eine grälsere Sprödigkeit des Glases durch die Winterkälte/ 
an der leichtern Zerspringbarkeit beim Elektrisiren gehabt tat 


1 Abhandlung von der El. Ste Fortsetzg. 5. 130. 181. 


Entladung. 377 


ntladung der Leidner Flasche, Er- 
srungsschlag, Bedingungen und allge- 
nste Verhältnisse der Erschütterung. 


Jie Entladung der Leidner Flasche wird bewirkt, wenn 
leitende Verbindung yon einer Seite derselben zur an- 
t, auch nur so weit, bis sie der andern Seite so nahe 
lafs die E. derselben die zwischenliegende Luft durch- 
kann. Man bedient sich gewöhnlich dazu des Ausla- 
lessen eines Ende an die äulsere Belegung angesetzt, 
re aber dem Knopfe genähert wird. Sobald dieses Ende 
gehörigen Abstand vom Knopfe (in die Schlagweite) 
so bricht zwischen beiden ein starker Funke mit einem 
Laute aus, und die Ladung der Flasche ist bis auf einen 
Ueberrest verschwunden. Diese Erscheinung heifst der 
rische Schlag (explosio electrica; explo- 
lectrique, coup foudroyant; electrical shock). 
Funke übertrifft zwar den Funken aus dem ersten Leiter 
Iaschine nicht an Länge, vielmehr kann man durch an- 
ne Ausdehnung des ersten Leiters und das richtige Ver- 
zwischen den beiden Kugeln, zwischen denen der Funke 
icht ?, diesem eine viel gröfsere Länge verschaffen , als 
e des Entladungsfunkens selbst der grölsten Batterieen ist, 
ı ist letzterer viel dicker, glänzender, in seiner Bahn ge- 
md nicht zickzackförmig, der Laut desselben ist viel hef- 
and nähert sich bei sehr grolsen Batterieen schon dem 

einer kleinen Pistole. 
Wenn die Ladung nicht allzu stark ist, so kann man 
Schlag durch den Körper eines oder mehrerer Menschen 
lassen.. Ist es nur einer, so falst er die Flasche an der 
n Belegung mit der einen Hand, und nähert den Finger 
lern Hand ihrem Knopfe ; sind es mehrere, so viel ihrer 
syn mögen, so bilden sie eine Kette, indem sie sich die 
geben, der erste falst die Flasche mit der Hand, der 
bringt den Finger gegen den Knopf. Sobald der Schlag 
sht, fühlen alle, wenn es auch hundert oder mehrere sind, 





S. Auslader. 
$. Elelektrisirmaschine. 


liit. Divon heifst’. ‚der Sehlag auch die elektrisch 
‚schütterung’ GE commotio „eled 
Sätäimotio 6lectrigue). ` fer die Ladung stark, 2 
"Batterie oder. sich nur ‚einer Flasche von mel 
. Agen Belegung, ‚die zu. einem hohen Grade von 
bei Sie ist, so —— 'sich dem Schlage nicht ait! 
Thiere zu tüdten vermögend ist, und Li 
en CH —— "Thelen: durch welche er hindan 
u. d. g. verursachen könnte. Veberhaupt br 
ER der Entladung der Fläschen und Platten, vörzü, 
Wählete eut einer Bafterie vereiist sind, wë er: 
Wirkungen hervor, und, heilst daher verstärkte 
Doph findet darum kein wäßentlicher Unterschied zwischen i 
ač sögenannten. ‚einfaöhen E., wie sie vom ersten 
Maschine aus wikt, statt, wie man denn durch eine 
sone‘ Einrichtung die Wirksamkeit dieser letzteren bei Hl 
Stürke der Maschine bis auf einen Grad verstärken kam 
sie mit derjenigen einer Leidner Flasche ganz übereinkl 
Vorra? hat für verschiedene Gröfsen der Belegung deg 
Grad der Spannung nach seinem Strohhalmelektrometer be 
welcher nöthig ist, damit im kleinen Finger eine ebe 
wahrnehmbare Erschütterung empfunden werde, und fi 
zu einer gewissen Grenze, dafs um bei noch einmal së 
Belegung den gleichen Effect hervorzubringen,, eine Sp 
etwas 'grölser als die Hälfte erforderlich ist. Doch mag t 
nem andern Elektiometer das Resultat wohl anders a 
Uebrigens weichen die Erschütterungen wenigstens q 
merklich von einander ab, wenn sie auch durch dieselbe 
von E. hervorgebracht werden, je nachdem die Oberfläch 
die Spannung oder umgekehrt ersetzt wird. Die von eir 
nen Flasche mit grofser Spannung sind lebhafter, 3 
gleichsam vibrirend, aber weniger voll, die von einer 















D 


1 Vergl, Elektrisirmaschine. 
2 G, XIV. 20. 


l 


Entladung. 379 


oder Batterie mit schwacher Spannung sind schwerer 
r, und gleichen mehr den Schlägen der el. Fische. 
is kann auch die Entladung einer Flasche stillschwei- 
e Schlag und Erschütterung bewirkt werden, wenn 
le Seiten derselben allmälig von ihren E. befreit (denn 
n zu befreien, ist wegen des Wirkungskreises der ent- 
etzten auf der andern Seite, durch welche jene zurück- 
wird, unmöglich, wie aus der Theorie noch weiter 
wird). _ Am lehrreichsten in Beziehung auf das Wesen 
mg und Entladung geschieht dieses, wenn man eine 
adene Flasche auf einen Harzkuchen oder eine sonst 
ende Unterlage stellt. Berührt man nun den Knopf mit 
ger, so erhält man, da keine leitende Verbindung von 
zur äulsern Belegung statt findet, keinen Schlag, son- 
x einen stechenden Funken. So wie man diesen Fun- , 
ommen hat, ist die innere Belegung mit ihrem Zuleiter 
wückgebracht, wie dieses mit jedem Leiter der Fall ist, 
2 man mit dem Erdboden in leitende Verbindung gesetzt 
dagegen zeigt nun die äulsere Belegung, die vorher el. 
freie el. Spannung, und zwar von der entgegengesetzten 
wie die der inneren. Belegung, und man kann nun aus 
eben so einen schwachen Funken erhalten. So wie man 
genommen, und damit die äulsere Belegung wieder auf Q 
rebracht hat, so zeigt der Knopf und die innere Belegung 
Is freie Spannung von derselben Qualität, wie sie im 
e hatte, man kann einen neuen Funken aus ihr ziehen, 
die äulsere Belegung wieder dasselbe Verhalten, wie bei 
tziehung des ersten Funkens zeigt. So erhält man durch 
ıselnde Berührung des Knopfes und der äufseren Bele- 
ortdauernd Funken, die aber nach einem bestimmten Ge- 
mmer schwächer und schwächer werden, und hat man 
lange genug fortgesetzt, so dals am Ende keine der Be- 
en auch am empfindlichsten Elektrometer freie Spannung 
zeigt, so ist die Flasche vollkommen entladen. Diese 
hweigende Entladung kann man auf eine interessante Weise 
dadurch bewirken, dals man um die äufsere Belegung ei- pjg 
iessingenen Ring legt, aus dem ein krumm gebogener Stab 56. 
inem Knopfe B heraufgeht, so dafs die beiden Knöpfe A 
$ sich in einer Entfernung, die etwas gröfser als die Schlag- 
ist, gegenüberstehen. Wenn man- dann einen leichten 


380 Flasche. 


Kürper wie eine Kork - oder Hollundermark - Kugel 
seiderren Fallen zwischen die beiden Kugeln herabhäı 
so wird er abwechselnd von A und B angezogen, brin; 
und nach die entgegengesetzten E. der beiden Seiten 
gleichung, womit die Entladung der Flasche gegeben 
hat diesem Versuche auch wohl den Namen der ed kirisch 
gegeben, indem man jenem leichten Körper eine sol 
gab, und die Hin- und Herbewegungen desselben 
den beiden Kugeln gleichsam die Bewegungen jener 
darstellen, wenn sie ihr Gewebe spinnt. Die Sp 
wird aus Kork oder leichtem Holze geschnitten und la 
dafs ihr Körper dem jenes Thieres gleicht, die Fülse a 
den aus seidenen Fäden nachgebildet. Befestist mar 
Knöpfen A und D metallene Glocken, und wird an dı 
nen Faden statt der Spinne eine kleine metallene Kug. 
hangen, so entladet sich die Flasche allmälig durch ein 
d. Die allmälige Entladung findet auch statt, wena 
äulsere Belegung mit der Erde in Verbindung setzt, un 
Knopf der innern eine Spitze aufsteckt, oder wenn d 
tungsdraht schon an und für sich in eine Spitze am 
durch Abschrauben der Kugel entblöfst wird, wobei 
ereiflich sich isolirender Werkzeuge bedienen mufs. U 
sen Umständen zerstreut sich die E. der innern Belem 
schweizend durch die Spitze. und zwar bei p-si-ive 
derselben mit einem im Dunkeln sichtbaren p:siuve 
strahle, bei negativer mit der Lichterscheirur: cər ı 
Spitzen, während die E. der aufseren Bels::r- sèd 
zeitig mit dem Erdboden ans;!sicht. Dieseise sët 
erhalt man auch. wenn man cie zu<espitzien Ez i>a 
laders, ven dem man zu diesem Behr v:rner Ze Koz 
schraubt hat. dem Krapie der inneren vnd ax seen 
der aut einem Harzkuchen isolirten Flasche ge 


mn (fi 


zwar in einer zrülseren Entierrung als diseni 


» 
(rn 


cher der mit seiner Nu: ei Vzrsenene Auslider az A: 
Flasche zur Erhalt ang des S Schleos jenshen ee =u 


kl 


vntzch craussetzung positiver Laien äerer Ess 


= -n 


Ans pie e gegeni jb erstehe enge Spitze einen nelzTven>, De ie 
Belegung zezeniderstehenda eisen prsinvez Eeer, Es 
und umgenehit bei eri Zezenleseizier Lainz 25 


Flasche an ıhrem Zuieitan:: 


Entladung. | 381 


sich doch nach einiger Zeit ihre Ladung von selbst, 
re äufsere Belegung in leitender Verbindung mit dem 
a ist, weil die Luft und die in ihr schwebenden lei- 
'heilchen die E.. der innern Belegung allmälig abführen, 
ch die der äufseren Belegung in gleichem Verhältnisse 
n Gegensatze ausgleichen kann. Doch geht diese Zer- 
um so schneller vor sich, je.kleiner die Kugel des Zu- 
rahbtes und je dünner dieser selbst ist, dem Gesetze 
welches unter dem Artikel: Zlektricitst über die Ab- 
lerselben durch die Luft aufgestellt worden ist. 
Wenn man eine etwas grölsere Flasche oder gar eine 
auf die gewöhnliche Weise durch einen Auslader entla- 
dafs man die Kugel derselben nur so weit mit dem 
der Flasche nähert, dafs die Explosion erfolgen kann, 
l man nach erfolgtem Schlage in sehr kurzer Zeit bei 
r Annäherung der Kugel abermals eine, aber viel schwä- 
æplosion erhalten, und wenn man abermals eine ge- 
‚it abwartet, eine zweite und selbst noch eine dritte, die 
immer schwächer werden, wo aber selbst die zweite bei 
imsehnlichen Batterie trotz der Kürze des Entladungsfun- 
ft noch eine sehr heftige Erschütterung verursacht. Man 
ıdefs unter günstigen Umständen die Kugel des Ausladers 
m Knopfe auch in unmittelbare Berührung bringen, nur 
an diese wieder aufheben, um bei neuer Annäherung je- 
ite Explosion zu erhalten. Dieser Ueberrest der Ladung 
vorzüglich dann statt, wenn die Luft recht trocken ist. 
„ Maruu’si Versuchen steht er einigermalsen im umge- 
ı Verhältnisse mit dem Grade, bis zu welchem bei der- 
Flasche oder Batterie die Ladung getrieben worden jet, 
ien er bei einer Ladung von 5° noch einmal so grofs zu 
als bei einer Ladung von 15°. Man sieht hieraus, dafs 
der innern Glasfläche angehäufte und yerdichtete E. sich 
n einem gleich günstigen Verhältnisse für die Entladung 
n muls, 
Man kann eine Flasche ohne alle Explosion und ganz 
srkbar, entladen, wenn man sie eben so stark mit der ent- 
esetzten E. von derjenigen ladet, durch welche sie ihre 
ıgliche -Ladung erhalten hat. Ist z. B. eine Flasche am 


— —— 


G. I. 277. 


389 Flasche. 


positiven Leiter durch eine bestimmte Anzahl von Umdı 
der Elektrisirmaschine bis zu einem bestimmten Gr 
Spannung geladen worden, und wird sie dann mit den 
an den Leiter des Reibzeugs gebracht, so wird man n 
selben Anzahl von Umdrehungen alle Ladung der Flasch 
hoben finden, und bei fortgesetzter Bewegung der] 
wird sie dann negativ geladen. Man begreift indels lei 
es bei der wirklichen Anstellung des Versuchs schw. 
genau den Punct zu treffen, wo die negative Ladung 
hergegangene positive gerade aufgehoben hat, da da 
zeichen der Aufhebung aller Spannung unsicher ist, sı 
gewöhnlichen Ladungselektrometer die schwächeren G: 
Spannung, womit bei grölseren Flaschen noch eine se 
Ladung bestehen kann, nicht mehr anzeigen. 

g. Die Ladung einer Flasche läfst sich unter mehrer 
vertheilen, wenn man nach vorher veranstalteter guter] 
Verbindung ihrer äulseren Belegungen unter einander ih 
wen Belegungen durch einen isolirt gehaltenen Leiter, 2. 
den an einem isolirenden Handgriffe gehaltenen Ausl 
dem Knopfe der geladenen Flasche in Verbindung bring 
kann auf diese Art die Capacität jeder Batterie mit der | 
irgend einer Ladungsplatte von bestimmter Dicke eines t 
ten Glases von einer bestimmten Grölse der Belegung 
chen, oder genau auffinden, wie viel mal mehr E: 
diese enthält, wenn sie beide an einem und demselbe 
zugleich und also zu derselben Spannung geladen wur 
bestimmte z. B. CAvEnDısH in seinen lehrreichen Versu 
einem künstlichen Zitterrochen die Capacität einer jede 
von 7 Flaschen, von denen 7 Reihen seine ganze Batte 
machten, 15% mal so grols, als diejenige einer Platte vi 
glas von der Dicke von 0,055 eines englischen Zolles 
Quadratzoll Belegung. Man nehme an, eine Flasche < 
terie sey so weit geladen, bis die Kugeln eines belieb 
deelektrometers (es sey nun ein Adams’sches oder ir 
"anderes mit zwei gehörig aufgehängten Kugeln, deren 
an einem Gradbogen genau gemessen werden kann) bi 
ner gegebenen Entfernung von einander abstehen, so : 
leicht finden, wie weit sie von einander abstehen würde 
die Menge vonE. in der Flasche oder Batterie auf d 
reducirt würde. Zu diesem Behuf nehme man zwei l 


Entladung. | 383 


der an Gestalt, Gröfse der Belegung und Dicke des 
gleich als möglich sind, und lade die eine so weit, bis 
dn zu einer bestimmten Entfernung von einander abste= 
ile ihre E. der andern mit und beobachte bis zu wel- 
fernung die Kugeln nach dieser Mittheilung von ein- 
stehen. 'Es ist klar, dafs, wenn die Flaschen einander 
nen gleich sind, dieses gerade die gesuchte Entfernung 
rde, weil in diesem Falle die rückständige Quantität 
n der ersten Flasche nach geschehener Mittheilung ge- 
» so grols wie zuvor seyn wird. Da man aber nicht 
n kann, dafs die beiden Flaschen einander ganz genau 
ind, so wiederholt man den Versuch, indem man nach- 
rweite Flasche eben so stark wie zuvor die erste ladet, 
mit der ersten. theilt, und abermals beobachtet, wie 
» Kugeln von einander abstehen, wo dann das Mittel 
beiden Entfernungen unstreitig der Grad der gesuchten 
mg seyn wird, wenn auch die beiden Flaschen nicht von 
:Gröfse waren, Will man nun nach Cavennıs#’s Bei- 
Be Capacität einer solchen Reihe von Flaschen verglei- 
weise mit jener oder irgend einer beliebigen Ladungs- 
‚die gleichsam zur Einheit dient, bestimmen, so ladet 
sselbe, bis die Kugeln des Elektrometers jene erste Ent- 
' zeigen, und theilt ihre Ladung wiederholt jener Platte 
obei man Sorge tragen muls, die Platte jedesmal zuvor 
ımen entladen zu haben, ehe man eine neue Mittheilung 
nt, bis man ans dem Abstande der Kugeln des Elektro- 
wahrnimmt, dafs die Ladung der Batterie auf die Hälfte 
: ist. Gesetzt man habe diese Mittheilung zwischen 11 
mal, oder nach ungefährer Schätzung 114 mal nehmen 
‚„ so lälst sich die Quantität von E. in jener Reihe von 
n so finden. Die Quantität der E. in der Platte verhalte 
. derjenigen in der Reihe von Flaschen = x: 1, so ist- 
euchtend, dafs die Quantität der E. in der Batterie bei je- 
iger Communication mit der Platte in dem Verhältnisse 
(1 4x) vermindert, und folglich nach 114 maliger Com- 
tion in dem Verhältnisse von 1: (1 +x)'"?° reducirt seyn 
1 


Demnach ist (1 +x) * = 2 und 14 x=2 1,25 Wor- 


r Werth von x durch Logarithmen leicht gefunden wird. 
ichterer Weg der Berechnung, der für den dabei beab- 


384 Flasche. 


sichtigten Gebrauch ein hinlänglich genaues Resultat gie 
folgender: Man multiplicire die Zahl, wie oftmals man di« 
Batterie der Platte mittheilte, mit 1, 444 und ziehe von dem P) 
den Bruch $ ab, der Rest st —=—, oder die Zahl, u 
viel mal die E. in der Batterie die der Platte übertrifft. 

. h. So wie man die Ladung einer Flasche unter p 
durch die Entladung theilen kann, so kann man auch d 
schen wechselseitig vollkommen durch einander entladen, 
man zwei so viel möglich gleich grofse Flaschen gleich stı 
"laden hat, doch mit entgegengesetzter E. ihrer inneren Bi 
gen, indem man den Knopf der einen mit dem ersten. 
den Knopf der andern mit dem Leiter des Reibzeugs in Verf 
setzte, und man führtnun, nach vorgängiger leitender Ver 
der äulseren Belegungen unter einander, den isolirten Ausladi 
Knopfe der einen zum Knopfe des andern, so wird in der 
Schlagweite eine Entladung mit der gewöhnlichen Explosia 
finden, und beide Flaschen werden zugleich entladen seyn, ı 
achtet bei keiner derselben eine leitende Verbindung va 
inneren zur äulseren Seite statt gefunden hat. Würde ma 
sen Versuch auf dieselbe Weise bei denselben Flaschen; 
bei gleichartiger Ladung der gleichnamigen Belegungen 
so würde man keine Entladung erhalten, die aber sogl 
finden wird, wenn auch bei vollkommener Isolirung bei 
schen eine leitende Verbindung durch den Auslader sw 
dem Knopfe der einen Flasche und der äufseren Belegug 
andern, und zugleich auch zwischen dem Knopfe deg 
teren und der äulseren Belegung der ersten gemacht wird, 

i. Die leitende Verbindung zwischen beiden Seiten 4 
sche, der Verbindungskreis, braucht eben nicht aus eine 
zigen ununterbrochenen Leiter zu bestehen. Man kann ih 
lang machen und mancherlei Körper hinein bringen, ji 
Nichtleiter, wenn nur die Ladung stark genug ist, um de 
derstand, welchen diese leisten, zu überwinden. Es lass 
überhaupt auf das Verhalten der E. bei diesem Strebeı 
Ausgleichung zwischen den el. Zuständen beider Belegur 
Beziehung auf einander und ihre Gegensätze in den um 
den Leitern alle die Gesetze anwenden, die in dem A 
Blitz für die Ausgleichung der E. der Gewitterwolke mit 
relativen Gegensatze auf dem Erdboden aufgestellt worde: 
wobei diejenige Seite, von welcher die Ladung ausgeganı 


Entladung. 385 


welcher die freie el, Spannung auftritt, als das Analogon 
ritterwolko selbst zu betrachten ist. Der Schlag nimmt 
i der Entladung der Flasche, wie bei derjenigen der Ge- 
olke, stets den Weg durch die besten Leiter, durch die 
dem wenigsten Widerstande zu seinem Ziele der Aus- 
ıg gelangt. Sind. daher mehrere Verbindungen vorhan- 
vertheilt er sich selten unter alle, sondern zieht z. B. 
ıllische oder die durch feuchte Körper gehende vor, zu- 
nn sie zugleich die kürzeste ist. Vor mehreren Jahren 
man zu Paris? die Beobachtung gemacht haben, dafs 
urch einen Kreis von mehreren Personen nach der oben 
angegebenen \Veise der Schlag geleitet wird, die Fort- 
durch impotente Personen, wenn sie sich in dem Kreise 
n, aufgehalten werde, allein Versuche, welche der Graf 
s mit Castraten der Oper anstellen liels, haben den Un- 
hiervon gezeigt. Uebrigens hat man selten Beispiele von 
en, welche zwar den el. Schlag durch sich hindurch auf 
Personen überleiteten, aber selbst ganz unempfindlich 
waren ?, 
tatt einer Reihe von Personen kann man eine grolsg Aus- 
ag von Metalllraht, das Wasser eines Flusses, oder ei- 
ngen Strich des Erdreichs zu einem Theile der Verbin- 
ewischen den beiden Belegungen machen. Dahin gehö- 
ıskLen’s Versuch im Apel’schen Garten zu Leipzig den 
ü 17463, wobei drei Flaschen in der Pleifse standen, 
entladen wurden, wenn man die Verbindungskette drei- 
len weit davon ebenfalls in den Fluſs hing, und das an- 
nde an den mit den Flaschen verbundenen Conductor 
t, Le Monsıen’s Versuche in Paris, der die Erschüt- 
durch einen Draht von 12000 Pariser Fuls, wobei wir 
die Angabe der nähern Umstände des ersten Versuchs 
sen, und-in einem andern Falle über die Oberfläche des 
ı Bassins in den Tuilerien leitete, vor allen aber die Ver- 
welche Watson in Gesellschaft mit mehreren Mitgliedern 
sniglichen Gesellschaft zu London im Jahre 1747 und 1748 





Sigaud de la Fond Précis historique et experimental des 
nenes électriques. Paris 1781. 8. p. 285. 

G. XIV. 143. 

Priestley’s Geschichte der E. S. 59. 

Ph. Tr. Vol. XLIV. P, I. p. 290. 
Bd. Bb 


\ ` ~ , H 


, së ` Flasche. d? 


) -anstellte $, Erst wıirde die Erichütterang quer er Get 
dann’ dutch die ‚Windungen eines Flusses, danti düirch eir 
bindäng_ von vier 'englischen Meilen; -nämlich: ‘swei 
Draht Wi zwei Meilen trockenen Erdboden, -endlich'em 
. gus 1748 duräh’eine Streckó Draht von 12976 Fúfs ode 
als 2} englische Meilen geleitet. "Diese beiden letzten Vi 
waren’ besonders interesšant; da'sie nach der Art, wie 
d gestellt Würden, die anfserordenfliche und, 20 weit b 
die Versuche ğehėr, instantane Schnelligkeit der Fori 
äer E. in dag hellste Licht / setzen?. In dem Versuche, í 
them der trockene Gtund mit iri die Verbindang- aufgen 
WW AP wurde der eine. mit''dem 'äulsern Belege der Flasd 
dem We Iadenden Oonductof verbundene Draht, eine Mé 
bis zu: dem einen’ Beobachter, und der andere Draht, $ 
choin sich gf kurzer eiserner Stab befand, mit welchiß 
Berühtäßg‘ dëi Drahtes der Flasche’ die Entladung gemacht 
. zul ändern "Beobachter geleitet‘; “welche selbst auf Han) 
isolirt init der &inen Haid jedör das Ende des Drahtes’ anf 
und, mit einem eisernen Stabe’ in der andern Hand dä 
„der in eine Biröcke von: zwei englischen 
ktirzestl Et ‚zwischen ken ihnen bildete. - Die beide 
waren bloli "durch trockene hölzerne Stäbe getragen, 
Draht ging ‘selbst über Hecken nnd an Bäumen vor 
zwischen beiden’ Beobachtern befindliche Grund war zud 
steinig und bei dem damals warmen Sommerwetter sehr #l 
In dem Augenblicke da die Entladung erfolgte , so weit! 
Entfernung” der Beobachter vom Orte der Entladung dien 
annäherungswäiße bis auf weniger als 4 Secunde mit Sid 
ausmitteln "REI fühlten’ auch die beiden Beobachter die' 
Erschüttefung, doch derjenige, dessen Draht in mehrfad 
leitender Berührung sich ‘befand, weniger heftig. Der 
Versuch‘ wär aber ganz entscheidend für eine instantani 
leitung durch eine Strecke von mehr als 6000 Fuls. Hier 
nämlich der eine Draht an das äulsere Beleg befestigt, u 
einem an das Zimmer, in welchem der Versuch gemacht 


€ 







1 Ph. Tr. Vol. XLV. for 1748. p.49. auch Fogder Ge 
der E. 8. 71 f. 


2 Vgl. auch den Artikel: "Elekiricität, 
8 Ph. Tr. Vol. XLV. p. 85 u, 491.. 


wem Wo 


Entladung. 8387 


ten Felde durch trockene Holzstäbe unterstützt, hin 
ınd mit seinem Ende in das Zimmer zurückgeführt, in 
ge von mehr als einer englischen Meile, eben so der 
raht, welcher durch Berührung des Drahtes der Fla- 
Entladung bewirkte, und der Beobachter selbst, wel- 
im Zimmer neben der Maschine befand, falste mit 
den Händen die beiden Enden der Drähte. In dem 
ke der Entladung wurde auch die Erschütterung von 
Aden Armen und durch die Brust empfunden — da- 
pfand er nichts, wenn die beiden Drähte mit einander 
ichte Berührung gebracht wurden uud er wie zuvor 
e mit beiden Händen anfalste, eben so wenig, wenn 
s Ende des einen Drahtes in der Hand hielt, in wel- 
le sich die Flasche auf eine andere Weise entlud, und 
rar die Erschütterung ganz dieselbe und ging gleich- 
ı nur durch die beiden Arme und die Brust, und nicht 
» Fülse, wenn der Beobachter aufserhalb vor dem Fen- 
dem feuchten: Grunde stand, und übrigens auf gleiche 
lie Enden der beiden Drähte in seinen Händen hielt. 
1 bemerkt nach einer kurzen Anführung der Versuche 
gie: „Es hat aber VoLrA?2 durch Versuche erwiesen, 
grolsen Verbindungskreisen die E. nicht in einem un- 
shenen Strome durch den ganzen Kreis geht, dafs viel- 
le Seite ihren besondern Strom - erregt und ihre E. den 
Leitern abgiebt. Dem zufolge entstand in jenen frei- 
- täuschenden Versuchen des Dr. Watson der el. Schlag 
m Ende für sich und ohne Zusammenhang mit dem an- 
de, wobei das Unbegreifliche dabei auf einmal ver- 
et.“ Wir müssen dagegen erinnern, dafs auch bei An- 
er Richtigkeit der Volta’schen Behauptung das Unbegreif- 
zas ohne Zweifel in der Schnelligkeit der Fortpflanzung 
dem Beschränktbleiben auf einem so bestimmten Weg 
„il, dasselbe bleibt. Vora? stützt sich zum Erweise 
»hauptung auf eine nähere Betrachtung und Erörterung 


— 


N örterbuch II. 297. 
Rozier Journal de Physique 1779. 
>puscoli scelti sulle science e sulle Arti. Milano 1778. 
p- 4 u. 5. übers. in Alex, Vorra’s Schriften über E. u, Galr. 
, Nasse. Halle 1803. 8. 67 — 77. 
Bb ? 


388 Flasche. 
des Vorgangs bei der E'yladung elher Ipe Fin 


einen Kreis z. B. von mehreren Personen ‚wovon d 
einem Ende der Reihe, die wir mit O bezeichnen w 
äulsere Belegung anfaflst, während die äulserste ar 
Ende, A den Knopf berührt. Nor, die Sprache d 
lin’schen Theorie gebrauchend, bemerkt nun, dafsi 
ben untheilbaren Augenblicke, in welchem in die Per 
dem Kopfe E. überzuströmen anfängt, auch aus O g 
E. in die äufsere Belegung übergehe, und zwar auf 
der eigenen E. von O, weil in demselben Augenbli 
die Spannung auf der innern Belegung auch nur dor 
hung des kleinsten Quantums von E. durch den beı 
Finger abnimmt, auch die äulsere Seite sogleich in ' 
Negatıvität gegen die umgebenden Körper auftritt, w 
also von ihrer Seite wieder positiv gegen sie verhalten 
lich von ihrer eigenen E. ihr abgeben müssen. Diese 
wird O von der Person, die zunächst mit ihr verbunde 
setzen, und so wird diese, vermöge dieser Mittheilung 
falls einen Schlag empfinden, eben so wird sich der $ 
A auf die mit ihr zunächst verbundene Person D verbre 
diese demnach gleichfalls den Schlag empfinden, und 
und von A aus von beiden Seiten nach der Mitte hin. 
ist eben so einleuchtend, dafs so wie O E. an die inn 
gung abgegeben hat, es seinen Verlust nicht blofs aus. 
sten Person, sondern auch aus dem Erdboden erseti 
weswegen dann aus der zunächst angrenzenden Pers 
weniger in O übergehen muls, als aus O in die Sub 
und so verhältnilsmälsig im Fortgange nach der Mitte z 
mend. Eben so wird die aus dem Knopfe ausströmenc 
auch noch andern Leitern mittheilen, mit denen A ir 
dung steht, und nicht bloſs in die nächste Person i 
Damit stimmen nun die Erscheinungen bei der Mitth 
ner Erschütterung an einen Kreis von mehreren Pers 
gut überein, nämlich dafs, abgesehen von der subj 
schiedenen Empfindlichkeit für den Schlag, die stä: 
schütterung von den an den beiden äulsersten Enden 
chen Personen und nach der Mitte’ zu stufenweise s 
empfunden wird, was nach beiden Theorieen Schi 
machen würde, wenn blofs die Ausgleichung inne 
nächsten Verbindungskreises erfolgte. Auch der Umst 


r 


Entladung. 889 - 


n Falle alle Personen zugleich in den Fufsgelenken eine 
rung empfinden, beweiset, die Ausgleichung der E. 
elegungen nach allen Seiten bei einem mehr ausge- 
Leiter, wo die Ausdehnung dieses Leiters selbst als 
ernifs wirkt. So gegründet nun auch diese Bemerkun- 
und für sich sind, so bleibt es doch keinem Zweifel 
fen, dafs in den oben angeführten Versuchen WAT- 
ne Leitung der E., wie man sich dieselbe äuch vor- 
vill, worüber die Theorie erst das’'Nähere anzugeben 
die Beobachtung wenigstens in einem untheilbaren Au- 
> und instantan von beiden Seiten durch eine Länge 
igstens 6000 Fuls sich erstreckt habe, weil der Beob- 
welcher sich wirklich in dieser Entfernung befand, da 
aden der beiden Drähte hielt, in dem Augenblicke der 
ıg auch die Erschütterung ‚empfand. Auch ergiebt sich 
Prüfung dieser Versuche, “dafs, wenn der Verbindun gs- 
5 so guten Leitern, wie die Metalle sind, besteht, und die 
lerE. die nach Ausgleichung strebt, nicht so ansehnlich 
Leitung von einer Belegung zur andern, oder die Aus- 
ng selbst bei so grolsen Strecken so gut wie ausschlie- 
p einem solchen Kreise geschieht, und nicht davon ab- 
selbst wenn die Isolirung des Drahtes nicht vollkom- 
Nur dann, wenn die Tsolirung sehr unvollkommen 

d der Ausgleichung dadurch Nebenwege eröffnet sind, 
nn bei wenig ausgedehnter Leitung die Menge der sich 
ıenden E. sehr ansehnlich ist, erstreckt sich die Aus- 
g -und die davon abhängige Erschütterung auch noch 
ı nächsten Kreis von Leitern von einer Belegung zur 
inaus. So "empfindet man bei der Entladung einer sehr 
Flasche, noch mehr einer Batterie, selbst durch einen 
von dickem Messingdrahte, den man in der Hand 
ne leichte Erschütterung in dieser. Daher kommt es 
als, wenn man eine Kette mit der äufsern Seite einer 
n Flasche verbindet, und diese auf die gewöhnliche 
urch den Auslader entladet, diese Kette, die doch kein 
vares Glied der leitenden Verbindung zwischen den bei- 
gen ausmacht, ‘dennoch im Dunkeln leuchtet, d.h. 
zwischen ihren Gliedern zeigt, ja selbst dann, wenn 
nicht unmittelbar in Berührung mit der äulsern Seite 
che, sondern nur nahe dabei befindet, in welchem 


` 
U 


Gë ` "Flasche, : u 


Falle man im Augenblicke des Ausladens einen Fonken: 
der Flasche und dem nächsten Ente der Kette schen v 


k Dieser sogenannte seitwärts gehende Schläg;' 
die zuletzt erwähnte Erscheinung bezeichnet, bet. abe 
einer andern Form, unter welcher man ihn darstellen k 
nen Grund in dem Umstande, dals wenn sich die E. 
Leiter ausgleichen, dessen Capacität, verglichen mit d 
der Flasche, nicht überwiegend ist, die Ausgleicht 


‚ Null’E, giebt, sondern sich stets’ ein Ue erschuls vo 


der „Beschaffenheit | der E. derjenigen Seite, von we 
Ladung ausging, zeigt. . Man setze eine geladene Fl 
` den Tisch, isolire. einen starken metallenen Stab und : 
sa, dals er mit einem Ende die .äußsere Belegung de 
berührt, ‚und richte ungefähr einen halben Zoll weit 
Dem. andern, Ende einen Körper auf, der etwa 6 oğ 
Jang. und, wenige Zoll breit ist.. Man lege ferner eine! 
. den: Tisch, so dals das eine Ende derselben etwa 
der. Belegung der Flasche absteht; befestige das anders 
‚den einen Knopf des Ausladers und entlade dann da 

. herang des andern Knopfes die Flasche. In dem 
der Entladung wird sich. ‚zwischen dem isolirten Stabe 
ker Funken zeigen, der aber den el. Zustand dieses 
nicht verändert. Aus diesem letzteren Umstande zog 
sonderbaren Schluſs, dafs dieser seitwärts gehende Pr 
der Belegung der Flasche komme und in demselben Au 
wieder in sie Zurückkehre. Indessen hat CUTHBERTSO 
‚eine Reihe zweckmälsig angestellter Versuche das In 
‚Ansicht hinlänglich nachgewiesen. Er hat zur genau 
suchung dieses Phänomens eine eigene Vorrichtung a 
mittelst welcher er durch jenen seitwärts gehenden F u 
kleine Flasche ladete, und zwar wurde sie positiv 
wenn die grölsere Flasche inwendig positiv, negativ 
wenn dieselbe inwendig negativ geladen war. Auch: 
der Schlag stärker, wenn mit der innern Belegung 


‚von mehr Oberfläche verbunden wurde, z. B. went 


grölsere Flasche statt des Knopfes mit einer grolsen ı 
Kugel yersah. Curupentson leitete diese Ladung d 


— — NW — 


1 Abhandlung von.der Elektricität Ste Forts. 8. 203. 


Entladung, 391 


; gehenden Schlag richtig von jenem Ueberschufs von 
— E ab, welches die freie Spannung bildet. 
Durch Nichtleiter geht die Erschütterung nicht, sie 
enn stark genug seyn, sie mit Gewalt zu durchbrechen, 
lezeit ein Funke entsteht. \Venn daher die Verbindung 
ne Reihe nicht ganz zusammenhängender, sondern nahe 
der stehender leitender Körper gemacht wird, so ent- 
nschen jedem Paare dieser Körper ein Funke, weil 
ie Luft daselbst durchbrechen muls. Hierauf gründen 
lei Spielwerke, von denen schon im Artikel: Ziretiri- 
Gelegenheit des el. Eunkens im Allgemeinen die Rede 
ist. Norrer ist der Erfinder hiervon, SısAUD DE LA 
Goor? u. a. haben die dabei zu beobachtenden Vor- 
mständlich angegeben. Das \Vesentliche hiervon wird 
' Genüge aus der Abbildung des sogenannten Kometen 
esSterns mit langem sich allmalig erweiterndem Schweife 
en können. Die ganzen Linien e e c,.... stellen höchst 5 
reifen von Stanniol dar, die auf eine lange, verhältnils- 
schmälere, Glastafel, oder wenn man eine gröfsere 
beabsichtigt, auf zwei oder mehrere durch einen Rahmen 
ınder gelügte Glastafeln mit Hausenblase geklebt sind, 
t einem feinen Federmesser an den gehörigen Stellen so 
hnitten sind, dals die Zusammenstellung der dadurch 
en Unterbrechungen auf dem Glase die beabsichtigte Fi- 
es Kometen darstellt, zu welchem Behufe begreiflich die’ 
tanniolstreifen selbst schon auf eine passende Weise auf- 
ı seyn müssen, wie die Figur selbst deutlich genug zeigt. 
ieZ wischenräume mit einem Kreuze bezeichnet sind, bildet 
Figur desSterns; die einfachen Streifen e,e,e, mit denen 
ızontalen Linien durchschnitten sind, bilden zusammen 
ıweif. Das Ganze wird mit Firnils überzogen. Indem 
ladung in einem untheilbaren Augenblicke durch alle 
wischenräume in Form von kleinen Funken hindurch-. 
werden sie auf einmal erleuchtet, und stellen einen 
skigen Stern mit einefn sich nach unten mehr und mehr 
:nden Schweife dar, den man nach Belieben auf 2, A 





Geschichte der medic. und physik. E. von Kühn. Ister Theil. 
1783. gr. 8. S. 210. 
>hysik. nnd mathem. Belustigungen Th. IV. S. 801—310. 


3492 Flasche. 


und mehrere Fufs verlängern kann. Die Hauptsach 
besteht darin, dals auf dem \Vege durch die ganze Lä 
Stanniolleitung nirgend eine Stelle sich finde, wo der 
ken durch Ueberspringen auf dem geradesten und | 
Wege weniger Widerstand finde, als auf dem langen 
die Summe "mehrerer kleiner Zwischenräume Hemm 
gegengesetzt, dafs also z. B. in jenem Kometen n va 
hinlänglich entfernt sey, um mehr Widerstand zu lei 
in der Summe der kleinen Zwischenräume, deren Zah 
mitgetheilten Schema 14 beträgt, liegt, die zur Hervor 
der Figur eines Sterns erforderlich sind. Es lassen 
Stanniohafeln, welche auf Glasplatten aufgeklebt sine 
einfache Vorrichtungen in gleichen Zwischenräumen seh 
Streifen ausschneiden, so dafs von der Stannioltafel nur 
einander parallele Streifen,‘ zwischen denen eben so 
durch jenes Ausschneiden von ihrem Stanniol befre 
streifen sich befinden, zurückbleiben, die man an ihre 
Enden durch KHeine Stückchen Stanniol mit einander v 
um durch die ganze Länge aller Stanniolstreifen eine, 
brochene Leitung zu haben, worauf man dann mit ei 
nen Federmesser beliebige Schnitte durch die Stanni 
macht, die in ihrer Zusammenstellung jede Art von Ge 
nen Namen, ein Portrait, eine Blume, ein Gebäude 
schaft u. s. w. darstellen können, und bei der Entladı 
Flasche im Dunkeln das verlangte Bild im schönsten 
feuer erscheinen machen. Indels ist zu allen diesen \ 
auch der Funke aus dem ersten Leiter einer kräftiger 
sirmaschine hinreichend. 

. m. Die Selbstentladung einer Flasche beruht ebe 
einem solchen Durchbruche durch Nichtleiter. Sie 
auf doppelte Art: auf die eine Art längs dem unbelegt 
der Flasche mit einem starken, gewöhnlich gesch 
Funken, der am Glase seine deutliche Spur zurücklaf: 
dasselbe in der ganzen Richtung des Funkens seir 
‚verloren hat, so dafs die Gestalt dek Funkens in eine 
Flufsspathsäure in das Glas eingeprägten Zeichnung 
ist. Gewöhnlich geht dieser Selbstentladung ein wi 
Leuchten und Blitzen im Innern der Flasche an d 
Rande der Belegung voran. Die andere Art der Selbst 
ist mit einem Durchbruche durch das Glas verbunden 


Entladung. 203 


ichter bei dünnem Glase statt, besonders wenn die 
dabei sehr grols oder mit mehreren andern zu einer 
rerbunden sind. Durchgängig bemerkt man, dafs das 
sehr feines Loch hat, um welches auf beiden Seiten 

e des Glases in einem Umkreise von einer oder zwei 

n Durchmesser gleichsam zerrieben ist, wie wenn vom 

‚es Glases aus nach beiden Seiten eine mechanisch auf- 

è Kraft gewirkt hätte, und von diesem Mittelpuncte 

Wrong gehen dann gewöhnlich noch längere Risse nach 

lenen Richtungen aus. Wenn grolse Batterien entladen 

so findet man oft einige von den Flaschen zerbrochen, 
lie Gewalt des Schlages zersprengt hat. Um dieses zu 
wn, schreibt Naınne die Regel vor, dafs niemals eine 
durch einen guten Leiter entladen werde, ohne den 

s Ueberganges wenigstens A Fuls lang zu machen. Seit 

ıbachtung dieser Regel will-Nııkne eine sehr grolse 

gegen hundertmal entladen haben, ohne eine einzige 
zu zerbrechen, da doch vorher beständig einige zer- 

a waren 4. Die Länge des Weges scheint hierbei durch 
ıderung der Stärke des Schlags zu wirken, da der Wi- 
d mit der Länge wächst und daher auch die Ausgleichung 
o schnell vor sich geht, und die Erschütterung dadurch 
r wird. 

Wenn der Verbindungskreis durch unvollkommene Lei- 
. durch Stüßke trockenen Holzes, durch inwendig ange- 
te Glasröhren u. dgl. unterbrochen wird, so entstehen 
à anhaltend schneidende Funken oder Büschel, die nicht 
tern, aber an dem Theile des Leibes, wo sie eindringen, 
schst widrige Empfindung verursachen. Wour ? hat diese 
m Entladung zuerst angewandt, um mit Batterien von 
m und kleinen Flaschen Schielspulver zu entzünden. 
wird in eine kleine fingerhutartige Büchse von Elfenbein 
Juchsbaum geschüttet, in welche seitwärts Drähte ge- 
bt sind, die in dem Schiefspulver etwa eine halbe Linie 
inander abstehen, und in den Entladungskreis, von wel- 
diese Vorrichtung einen Theil ausmacht, wird mittelst 





Cavallo I. 170, l 
Magagin für das Neueste aus der Physik u. s. w. V. Lichtes- 
L Bd. 2tes St, S. 70. ` 


391 Flasche. 


metallener Häkchen, die sie an beiden Händen hat und die 
am bequemsten dorch Kärke in ihr befestigt, eine Glas 
gebracht, deren Wande überall durch ein paar Tropfen 
befeuchtet sind. Viele Jahre später sind diese Versuche dg 
neu von den Engländern Lecruweite 1 und Voope 
bekannt gemacht, und durch einige neue Erfahrungen 
mehrt worden. Das Merkwürdige in diesen Versuchen is, 
derselbe Schlag einer grolsen Flasche oder Batterie, weas 
selbe durch blofs metallene Leiter en.laden wird, das Sch 
pulver blofs zerstreut, ohne es zu entzünden. Die von 
WEITE gebrauchte Flasche hatte einen Quadratfuls Beg 
und emlud sich von selbst, wenn das Quadrantenelektz 
auf 90° zeigte. Die'angewandte Glasröhre war 6 Zol} 
und hatte 0,3 Zoll im Durchmesser. Sie war mit zwei} 
stöpseln geschlossen, durch welche Drähte gingen. & 
die Röhre mit Wasser gefüllt, so entzündete sich das Sdi 
pulver bei 60° Ladung der Flasche, nicht aber bei einer se 
chern. b. Bei der Füllung der Röhre mit Schwefeläthe 
folgte die Entzündung nicht eher als bei 60°, bei der Anfi 
mit Alkohol aber schon bei 30°. c. \Var endlich die Röhm 
Schwefelsäure oder Salzsäure gefüllt, so erfolgte die Essi 
dung nie, auch wenn die Flasche bis auf 80° gelada 
Woopwand bemerkte, dafs eben so wenig Entzünde@ 
Schielspuivers zu bewirken war, wenn die Leitung dur 
thierischen Körper ging, oder durch Wasser, das nicht in DR 4 
ren eingeschlossen war, und er erklärt sich dieses letztere pr 
aus, dafs das Wasser uneingeschlossen in Röhren dem Dud 
gange der E. keinen hinlänglichen Widerstand leiste. Indes 




























muls diese Behauptung beschränkt werden, da, wie mich é 

gene Versuche belehrt haben, und Scuweıccen gleich? 
funden hat,’ die Entzündung gleichfulls öfters selinst, vo 
die metallische Leitung durch einen nafs gemachten Strid ™ 
terbrochen wird 3, Diese Versuche über die Entzündung %% 


1 Journal of Science, Litter. and the Arts 1821. XXIL® 
und daraus in Schweigg. J. N. R. XIV. 121. und G. LXIX. 372. 

2 Annals of Philosophy 1820. S, 283. und in Schweigg. J. N, 
XIV. 121. Vgl. Sturgeon in Phil. Mag. LXIII. 445, 

3 Nach Muxcke Anfangsgründe der Naturlehre S. 264. eri 
die Entzündung durch einen im Leitungskreise befindlichen og 
Bindfaden unfehlbar. 


Geschichte ` 895 
pulvers unter den angegebenen Umständen sind übrigens 
lich geeignet, das Leitungsvermögen verschiedener Flüs- 
an vergleichungsweise zu bestimmen, in welcher Rück- 
bh auf dieselben unter dem Artikel: Leiter wieder zurück- 
n werde. 
s lassen sich mit der Leidner Flasche ungemein viele be- 
le und unterhaltende Versuche anstellen. Verzeichnisse 
seschreibungen derselben findet man, bei Cavaurol, 

` Doxsvonr3, Curusertson $, MAıncosus Gs, 
LA u.a. Die stärksten Wirkungen erfolgen aber, wenn 
re Flaschen mit einander verbunden, und zusammen ent- 
werden”. Von den merkwürdigsten Wirkungen des Ent- 
ısschlages werde ich unter dem Artikel: Sch/ag, elektri- 
noch ausführlich handeln‘, und nur am Ende dieses Arti- 
hejenigen Versuche einer näheren Erörterung unterwerfen, 
e man für vorzüglich entscheidend für die streitige Frage, 
en elektrischen Erscheinungen nur eine oder zwei el. Ma- 
ı (el. Erregungen) zum Grunde liegen, angesehen hat. 


I. Geschichte des Leidner Versuchs. 


Schon der Engländer Srernan Gray fühlte im Jahre 1735, 
r sich mit Ausziehung elektrischer Funken aus dem Was- 
eschäftigte, die Erschütterung der verstärkten E. 8. Da er 
die Bemerkung nicht weiter verfolgt hat, so kann man ihn 
als den Erfinder dieses merkwürdigen Versuches ansehen. 
Die Ehre, eine so wichtige Entdeckung gemacht zu haben, 
de Naturforscher in Erstaunen setzte, und dem Studium 


ı Vollst. Abh. der Lehre von der E. Leipzig 1797. 1ster Band 
Theil, 7tes u. 12tes Kap. 

? Versuch über die Elektrieität a, d. E. Leipzig 1785. p. 8. 
Kapitel. 

3 Lehre von der E. I. Bd. S. 344 f. IT. Bd. Kap. 19, S. 825. 
k J. Cuthbertson vollst. Abh, der theor. und prakt. Dehre von 
E. a. d. E. voa Baumann. Leipzig 1797. 2ter Bd, gr. 8. 

5 Beiträge zur Erweiterung und Vervollkommung der Elektrici- 
:hre. Salzb. 1813. 2 Vol, 8. 

3 G. J. Singer Elemente der Elektricität und Elektrochemie. 
rs. von C. H. Müller. Berlin 1819. Stes-Kap. S. 62 f. 

7 S. Batterie, elektrische. 

8 Ph. Tr. No.436. J. D. Tırıvs de electrici experimenti Lugdunen- 
ıventore primo, Witteb. 1771. 4. 


398 Flasche, 


der E. ein neues Leben gab, gehört unstreitig einem dem 
Prälaten, v. Kıeıst, Dechanten des Domcapitels zu Cam 
Pommern, welcher am {iten Oct. 1745 die verstärkte E. s 
entdeckte, am Aten November darauf dem Dr. Larserson 
Berlin, am 28. Nov. dem Prediger SwierLıck. in Danzig: 
bald darauf dem Professor Krucer in Halle Nachricht da 
gab, welche der erste der Berliner Akademie der Wissens 
ten, der zweite der Danziger naturforschenden -Gesellschafi 
theilte, und der dritte! schon 1746 drucken liefs. Diese | 
‘richten enthalten Folgendes. , Wenn ein Nagel oder 
ınessingener Draht in ein kleines Arzneyglas gesteckt und: 
trisirt wird, so erfolgen besonders starke \Virkung 
Gläschen mufs recht trocken oder warm seyn. Man 
‚vorher mit Kreide reiben. Thut man ein wenig Q 
oder Wasser hinein, so geht alles noch besser von stat, 
bald das Gläschen won der elektrischen Röhre weggem 
wird, so äulsert sich der leuchtende Strahlenbüschel, und. 
kann mit dieser brennenden Maschine über 60 Schritte wa 
Zimmer herumgehen. Wird während dem Elektrisiren de 
ger oder ein Stück Geld an den Nagel gehalten, so ist 
ausfahrende Schlag so stark, dafs Arme und Achseln 
Schuttert werden, Eine isolirte Röhre lälst sich dad 
stärker elektrisiren, als unmittelbar durch die Kugel. Wi 
'Conductor elektrisirt, der im Gläschen befindliche Nagel 
‘gehalten, und mit dem Elektrisiren fortgefahren, so sollte. 

















kaum glauben, in welche Stärke die Elektricität gesetzt wel 
Ist das-Gläschen niedrig, dafs sich die Finger in der gehöd 
Weite befinden, so schlägt der Funke von selbst aus dem] 
gel auf den Finger zu. Dünnhälsige Gläser sind ein pm 
durch den heftigen Schlag zersprengt worden“ u. s.w. 3 
sieht, dafs hierbei das Glas wirklich geladen war, wobi 
hineingegossene \Vasser oder Quecksilber die innnre, die d 
gelegte Hand aber die äufsere Belegung ausmachte. Mas 
mühte sich in Danzig den Versuch nachzuahmen, and D 
LATH war der erste, dem er gelang, jedoch erst, nach e 
tener ausführlicher Anweisung durch v. Kreist, welche|, 
öffentlich bekannt gemacht wurde. 





1 Krüger’s Geschichte der Erde. Halle 1746. 8. S. 177. 
2 Abh. der naturf, Gesellschaft in Danzig Th. I. 1747. 4. S 


Geschichte 307° 


Anfang des Jahres 1746 schrieb Musscuengnorx. aus 
an ReAumun, er sey auf einen schrecklichen Versuch 
t, mit einer Erschütterung, der er sich nicht für die 
"rankreichs zum zweitenmal aussetzen möchte; ALLA- 
ebenfalls Professor in Leiden, wiederholte dieses im 
ırıefe an NoLLET, und im Februar auch in einem eige- 
satze!. Der Abt Noruer nannte daher die Entdeckung 
dner Versuch; welchen Namen sie auch behalten hat, 
leich weit richtiger der AlessP sche Versuch heifst. Man 
Frankreich an, MUSSCHENRROEK für den Erfinder zu 
als AtLnamAso noch im Jahre 1746 sowohl an Notes 
JRALATH meldete, die erste Entdeckung gehöre eigent- 
wm angeselienen Privatmanne Cunaeus zu, der schon 
afälliger Weise darauf gekommen sey. Es ist nicht 
heinlich, dafs dieser Mann etwas von der Entdeckung 
schen Prälaten gewulst habe; inzwischen bleibt diesem 
ı unstreitig das Verdienst der ersten Erfindung und Be- 
schung. e 
IOSSCHENBROEK erzählt, er und sein Freund hätten dar- 
dacht, elektrisirte Körper, weil sie an der Luft die Elek- 
bald verlören, zu isoliren, und hätten ‘daher Wasser in 
en Flaschen durch einen mit der Maschine communitiren- 
aht elektrisirt. - Dabei habe er, als er eine solche Flasche 
einen Hand gehalten, und mit der andern Hand den 
ron der Maschine habe losmachen wollen, einen schreck- 
Schlag in seinen Armen und der Brust bekommen, den 
» bei wiederholtem Versuche ebenfalls empfunden hätten, 
m dessen Wirkung auf den Körper sie fürchterliche Be- 
ungen machen, 
iese Nachrichten erresten ein umboschreibliches Aufsehen 
achten die E, zum Gegenstande der allgemeinen Unter- 
Der Kreis der Erfahrungen über die Leidner Flasche 
erte sich eben darum so schnell, weil in allen Gegenden 
ıysiker sich damit beschäftigten. GrarAtTe in Danzig 
ner der ersten, welcher der Erfindung etwas Bedeutendes 
te. Er vertauschte Gläschen, Nagel und Weingeist mit 
gröfsern Flasche, einem Drahte mit der Kugel und mit 
r, zeigte schon den 20. April 1746 einen Verbindungs- 


Mém. de l’Acad, des Sciences 1746. p. 2. 


— iescht - ME 


kreis Zon 2 Peiidnbn, - ‚erfand die Batterie, md ent? 
Unmöglichkeit zersprungene Flaschen zu laden, dergie 
sogenannten: Ueherrest der Ladung. . Wrgsren, in 
deut dis Erschütterung sehr empfindlich: gewesen war, 
‚eher: sogar : ein. hitziges "Fieber davon zu 'erhalten | 
. hattet, "erfand eine Veranstaltung, eine unvollkommen 
A —— Ausladeelektrometer, ‚die Explosion von 
. beobachten ‚und stellte die eben angeführten Versuche 
‚ bei. aer Theil der Pleifse-in did Verbindung gebracht w 
` meisten Eiperimente aber hat Da. Wuarsor in de 
1746;.4747:u:.1748° hinzugefügt. ' Er.fand, dafs:.d 
des-Schlags:nicht von der Menge der Materio. (des We 
Sphrots) in der Flasche, sondern blols von -der Grölse: 
'che,: die sie‘ berührt ;- abhänge, und dafs dasselbe sa 
` üulsëre Fläche in’ Beziehung auf die sie anfassende De 
weiches, dem Da. Bzwıs die Veranlassung gab, died 
mit. Zinnfolie (ev.nahm. zuerst Bleiplatten) zu: erfinden y 
mals schon Silberblättchen sowohl zur Belegung. vegi] 
als: von Gisspletten zu gebrauchen?. Er gab zuerst dë 
zung des. räthselhaften Phänomens . der Ladung,. um 
4747: und: 1748"die: in's Grolse gehenden Versuche 
Verbindungskreise und die Geschwindigkeit des Sch) 
Wırsow* tauchte die ‚Flaschen auch von aulsen in 
“entdeckte das wahre Verhältnils der Stärke des Schlag 
wahr, dals derselbe den Weg wähle, bei dem er ap 
sten Widerstand antrifft, bemerkte die Lateralexplosion 
In Frankreich stellte der Abt NoLuer die ersten? 
an, entdeckte zufällig, dafs eine luftleere Flasche alle 
einer belegten leiste, machte Verbindungskreise von 18 
nen, dié sich mit eisernen Drahten verbanden und: eir 
kreis. von 900 Toisen bildeten, und tödtete zuerst 
durch: den Schlag. Le Monsıer fand, dafs die Lad 





1 An Extract of a Letter etc. in Ph. Tr, Vol. XLIV. P. 

2. Vorzüglich in einem den 20. Oct. 1746 vorgelesenen u 
Tr. Vol.XLIV. P. II. p. 704. abgedruckten Aufsatze, so wie 
umständliche Beschreibung der Versuche über die Durchle 
Ershütterangsschlages durch grolse Strecken in Ph. Tr. V 
p. 499 — 98. , 

8 Ph. Tr. Vol. XLV. p. 104. 

d Ebend, Vol. IL, L. LI. 


I 
| Geschichte. 39 
(bei kaltem Wetter 36 Stunden) in den Flaschen bleibe; 
sich noch vor Da. WAarsox durch Versuche mit lan- 
indungskreisen hervor. l , 
ngland sowohl als in Frankreich hatte man schon wahr- 
n, dafs isolirte Flaschen nicht geladen werden konn- 
dafs die Belegung geladener Flaschen leichte Körper- 
og, wenn man den Draht berührte, hingegen die- 
bstiefs, wenn man den Finger an die Belegung 
Diese Versuche hätten darauf führen können, dafs 
tricitäten beider Seiten entgegengesetzt sind; al- 
ı übersah dieses, und bildete sich ein, das elektri- 
dum ströme aus der Hand, oder den Leitern, die die 
von aulsen berührten, durch das Glas hindurch in die 
elegung. Indem also die Erklärung der Leidner Fla- 
ı europäischen Naturforschern ein Geheimnils blieb, ver- 
sich auf einmal ein unerwartetes Licht darüber durch 
fe des Dr. FRANKLIN in Philadelphiat, wovon der 
‚Jahr 1747 erschien, und an Desen CorLınson gerich- 
, Dieser scharfsinnige Naturforscher war durch die Er- 
ngen, welche sich zeigen, wenn eine auf einem 
mehen isolirte. Person eine Glasröhre reibt, und eine 
gleichfalls isolirte die Glasröhre berührt und nachher 
ırsonen entweder eine dritte nicht isolirte oder sich un- 
nder berühren, bewogen worden, die beiden el. Zu- 
des Glases und Reibzeuges als Ueberfluls und Mangel 
r entgegen zu setzen und durch den Namen der positi- 
d negativen E. zu unterscheiden 2? Da er nun bei sei- 
rsuchen mit der Leidner Flasche gewahr wurde, dals 
ı Seide hängende Korkkugel von der äulsern Belegung 
sen werde, wenn sie nach vorhergegangener Berührung 
t der innern Seite verbundenen Drahtes von diesem ab- 
m wird, und dafs man durch den hierauf gegründeten 
h mit der el. Spinne die Flasche entladen oder die E, der 
jeite in die andere überführen könne, so folgte aus sei- 
wohl überdachten Grundsätzen von selbst, dafs bei der 
z die E. beider Seiten einander entgegengesetzt seyn müls- 





New exper. and observ. etc. in several letters to M. Collinson, 
1751. 4. 
S. den Art. Elekiricitäs. 


400 . Flasche. 
m, Diese Entdeckung ben ihn tiefe Blicke im das 


erhielt. Da. Warsos scheint der einzige Geen 
` der unabhängig ven EAR AS ans ähnlichen Versuch 
Verhalten des Reibasuges und der Glaskugel beim R 


verschiedenen Umständen gleiche Schlüsse anf ein A 
E von dem an die Glaskugel, und eines; 
imstendenrelativen injenem zog, dech ist dei 


dia er davom auf die Erklärung der Leidner Ela 
sicht klar und bestimmt!, und namentlich vermock 
"Bechenschaft davon zu geben, warum. zur Entladung 
bindung beider Belegungen durch Leiter der E. erford 
:  Faasmmuın’s. Theorie führte ihren sinnreichen 8 
dis Beobachtung. vieler neuen Erscheinungen des Lad 
eng und el. Schlages, die als unmittelbare Cosi 
derselben hervorgingen und zu ihrer Bestätigung dëi 
enf die Erfindung einer zahlreichen Menge von a 
chen, .so dafs dss-meiste, was noch jetzt über. die. 
sche vorgetragen win], aus seinen Briefen geschöpft? 
auf einmal den gröfsien Theil der vorigen Dunkall 
Lehre zerstreuten. Hierzu kamen noch seine væ 
Entdeckungen über den Blitz, die Wirkung der-Spitz 
end die nützlichen Anwendungen derselben durch di 
leiter, die Beobachtungen der Luftelektricität, wow 
sem Wörterbuche unter besondern Artikeln gehandi 
wird. Daher erregten seine Briefe mit Recht eine ı 
Bewunderung; nur einige französische Naturforscher, 
dere NoLzzr, widersprachen seiner Theorie, und be 
‚den Nutzen seiner Entdeckungen. J. C. Wirxx 21 
diese Lehre im Jahre 1757 durch seine Versuche Oh 
dung verschiedener anderer Nichtleiter, besonders ı 
Luftschicht. Verschiedene andere neue Versuche übeı 
kungen des el. Schlages und die Erscheinungen des e 
welche zum Theil zur "reng des Franklin’sch 









> 
1 Ph. Tr. Vol. XLV. for 1748, p. 93. 
2 Schwed. Abh. 20ier Bd. S. 241. . ) 


Geschichte. | A0) 


e Entladung stets -aus der positiven Seite in die negative 
dienen sollten, verdankt man in der nämlichen Zeit dem 
wccAnıa. Besonders klärte aber das von WıLxe 1 und 
's ? entdeckte Gesetz der elektrischen Wirkungskreise 
sorie der Leidner Flasche noch mehr auf, und Wırkez 
lavon Gelegenheit, alles was bei der Ladung sowohl in 
ısflächen als in den Belegungen vorgeht, genauer zu un- 
pi, wozu er sich eines passenden Apparats aus eine 
tte bediente, deren Belegungen von derselben im iso- 
astande abgezogen werden konnten. Diese Untersuchun- 
reiche in der Hauptsache auch die Erfindung des Elektro- 
mthielten, leiteten Wırxr damals auf die Vermuthung, 
ch die Phänomene der Ladung aus der Hypothese von 
ı Materien, die er Feuer und Säure nannte, besser als 
zıw’s erklären liefsen, welcher Gedanke durch die neuen 
kungen noch mehr bestätigt worden ist, 
OLTA, einem standhaften Anhänger der Franklin’schen 
e, gebührt vorzüglich das Verdienst, die Erscheinungen 
adung unter einen allgemeinen Gesichtspunct mit den ver- 
en Erscheinungen des Elektrophors und Condensators ge- 
und das so umfassende Gesetz, dafs ein elektrisirter 
r, wenn er den Zustand eines andern Körpers, der in 
Wirkungskreis kommt, verändert, dadurch selbst eine 
brong leidet, und darin so lange beharret, bis der an- 
örper aus seinem Wirkungskreise entfernt wird, in das 
Licht gesetzt und auf die Erklärung der mannigfaltigsten 
inungen glücklich angewandt zu haben *. In Deutsch- 
kt Licuhtrenseng 5 die Erklärung der Haupterscheinungen 
idner Flasche nach unbezweifelt erwiesenen Gesetzen der 
: grolser Klarheit und durch Bezeichnung der positiven E. 
3. C. Wilke diss. de electric. contrariis. Rostock 1757. 
Tentamen theoriae Electricitatis et Magnetismi. Petropoli 
A 
Schwed. Abh, 1762. S. 213 u. 253, M 
Vorzüglich in der Abhandlung über den grofsen Vortheil ei- 
ır unvollkommenen Isolirung in dessen Schriften übersetzt von 
8. 95 f. auch in Ph, Tr. für 1782. p. I. und in Roz. Journ. de 
ne Tome XXII. und XXI. 
In der 8ten Ausgube von Erxleben’s 'a Anfangsgründen ‘der Natur- 
Göttingen 179. 
Bd. © Ce 


an . Flasche.) d 


b i 

‚it Lu. nind der negativen-mjt — so vorgetisgdm, dal 
mit der Franklin’schen. sowohl ale der Ar ster ieobe 
von zwei. Materien. gleich gut in. Uebereinstiumang 
läfst. Der neuesten Zeit wer es endlich vorkehaft: 
manche Erscheinungen. der keidner Flasche. dem: genau 
thematischen Calcüle zu unterwerfen, und‘ disses Ver 
‚sich vorzüglich Bıor!. erworben. b 

: -. Aufser den angeführten Physikern haben: noch mé 
dere ; insbesondere CavarLo, Hee, Nanw, Lord 
Anıms, Curusertsor,. NıcnoLson, van. Marun, 
` DE LA Romn, Sınora u.a diese Lehre theils durch int 
‚Versuche theils durch Apparate. bereichert, .indelsü 
:entwader schon die Rede: gewesen, oder sind diese È 
Tongen - nicht von: der Wichtigkeit, om sis, ohne zu ú 
‚aa wesden , noch besonders hervorzuheben. 


dÉ IV. Theorie. der: Leidner Flascl 


Die unerwartete "Entdecküng des’ Leidner Vers 
die Natorfoscher i in nicht geringe Verlegenheit. Sie, 
Nichtigkeit aller vorhergegángenen Theorien der E., 
eine Erscheinung dar, die kein Physiker, vermöge 
gangbaren Ansichten, hätte voraussagen können. In 
versuchte NoLLET sogleich 2 seine Hypothese der dë 
gen Aus- und Zuflüsse? darauf anzuwenden. Er erklä 
nach die Erschütterung aus dem heftigen und doppelte 
der durch das Zusammentreffen der el. Ströme im mens 
Körper u. s. w. entstehe, wenn die Ausflüsse aus dem 
und der Belegung den Zuflüssen aus den beiden Dë 
Experimentators begegnen. Das Gefäls müsse von G 
damit der Draht nicht gleich bei der Berührung der Soe 
seine E. durch einen einfachen Funken verliere. Er be 
schlechterdings, es könne auch eine isolirte Flasche 
werden, denn seine Hypothese enthielt keinen Grund 
es unmöglich seyn sollte. Erleugnete beim Entladen d 
wendigkeit beide Seiten zu verbinden, und sah über 


1 Traité de Physique expérimentale et mathématique 
p. 382. 

$ Mém. de Ilacad. royale des Soiouces. Annde 1746. P: 

8 Vgl Elektricitäs. 


Flasche, 403 
; blofs für Ueberfüllung mit el. Materie an, ohne die 


ngesetzten E. zu unterscheiden. Die ferneren Entdeckun- 
Jiten das gänzlich Ungenügende dieser Theorie bald in 
liste Licht. Norrter hat sie indefs mit einer fast un- 
hen Hartnäckigkeit vertheidigt, und allen seinen Scharf» 
fgeboten ,. um die Schwierigkeiten zu heben, die ihm 
er neu erfundene Versuch entgegenstellte. 
el glücklicher war Frauxuın’s Theorie in der Erklärung 
dner Versuchs, und gerade der Umstand, dals sie sich 
s Vollkommenste an alle Erscheinungen desselben an- 
ste, und dafs eine Menge von Versuchen, deren Erfolg 
näls zum Voraus bestimmt worden war, diesen Erfolg 
auch so gaben, trug am meisten zu dem grolsen Beifalle 
en dieselbe allgemein fand, und bis auf den heutigen Tag 
ehreren Physikern noch findet. Der Hauptgedanke in 
Theorie ist, dafs die beiden Belege einer geladenen Leid- 
ache sich in einem Gegensatze von Ueberlluls und Man- 
finden, die im Verhältnisse gegen einander stehen, und 
ei der Entladung die Ausgleichung des Mangels durch den 
fils den natürlichen el. Zustand wieder herstelle.e. Die 
g einer Flasche besteht demnach in der Anhäufung der E. 
r mit dem positiven Conductor in Verbindung stehenden 
welche aber nur unter der Bedingung erfolgen könne, 
ie äufsere Seite ihren natürlichen Antheil an E. abgeben 
, wodurch ein verhältnifsmäfsiger Mangel in ihr eintrete. ` 
wischen den beiden Belegungen befindliche Nichtleiter 
te sich hierbei zwar als undurchdringlich für die E., hin- 
‚ber nicht ihre Atmosphärenwirkung durch sich hindurch, 
ge welcher die E. auf der äulsern Belegung zurückgetrie- 
erde, sich in den allgemeinen Behältern verbreite und den 
d zur Folge habe. Könne sich daher die Flasche ihrer E. 
x äufsern Seite nicht entledigen, wie in dem Falle, wenn 
ärt ist, so könne sie auch nicht geladen werden. - Um- 
rt finde aber auch keine Ladung statt, wenn die Maschine 
olirtem Reibzeuge keine E. in das Innere der Flasche zu- 
ı könne. Als besonders entscheidende Beweise für seine 
rie sah Franukuın die Versuche an, dafs eine Flasche sich 
sañ durch ihr eigenes el. Fluidum lade, wenn man den 
IL f. beschriebenen Versuch anstellt, in welchem Falle 
ıs der äulsern Belegung abflielsende E. durch das Reibzeug 
| Co 2 


ab Flasche 


bei dat Bewegung der Elektitsirmaschine- der iatan 
zugeführt‘ "werde, fernet die Ladung einer E h 
age binunder, wo die vip der Nufsern: See Ber bimen Pi 
ausströniende E.’sich auf.der innen Seite Uor Gëigëdiege 
wid dëch die von ilir zuräckgetriebene Ei: Ab Walin 
der Ketten Blanche die ütitte Flasche‘u. MN. ëuitden Die 
der Ladung einer Plasche wer dieser Theotie’kernifs duh 
Menge dét uetörlichen Ahtheils von E; im hee vehbet Aug 
mit deeg gänklicher Austreibung. auch biet weitere äh 
fang opfer innern-Beite erfolgen: köhne: "Su wichtig éi 
dih Fu ex ug dw: wahre Bescheffeiiheit der kee 
in Antksicht anf "Aus Wirpegengesetzte Verhalten‘ 
gingen’ erltanın y "sd WagpgEh det Zussinkienhang derk 
‚tik det Werschiddenen Bidihgurigen;; iter: dénen KUN 
 bëettlud wd ep gunügetil;ie-Entladung: deck odio D 
ching dvs Mängels: Get seier Seite darch ‘den Deal 
der Aëdegg Seite her’ irkit werd; ee werde Then 
von: Feksxuin selfie? Vgetiugän würde; noch wei 
da: Wenn: und diè Badinfeigen dér Ledungen AE) 
Strönge:sei vinem’ einfablich Principe zu erklären, d 
gleichsanr:äur erst eine gitbère Analyse des gaiz 
der Ladung und Entladung dat, und es trafite erst etii 
Einsicht -in die Lebre von den d Wirkungskreisen % 
Vertheilung gewonnen werdeh, die wir vorzüglich den 
gen Entdeckungen Vorra’s2 verdanken, ehe die feinem 
lyse gegeben werden konnte. Ich theile dese vorzüglie® 
Hauv’s und Bıor’s Darstellung‘ mit, lege dabei die dech 
Theorie zum Grunde, wie sie unter dem Artikel Elekti 
ihren Hauptumrissen vorgetragen worden ist, bediem 
aber der Zeichen 4- und -= für die positive und negative 
tricität- und der Worte Binden und Freilassen bei den W 
gen der-Vertheilung , weil sich diese Sprache auch rückw 
die Franklin’sche Theerie leicht übersetzen läfst, indei 
die: na&hfolgende Darstellung nur die Fuhdamentslgesetsd 
Vorgküges festgehalten werden, mit‘ welchen: jede The 
Uebereinstimmung seyn muls, à wenn siè nicht ohne W 
verworfen werden sdil: - ae 












1 a Beni, Franklin’s Briefe von der Biektricität. A 
Englischen übersetzt von J. C. Wilke. Leipzig 1758, A u 
"SS Condensator Und Elekıröphor, l oT 


U 


"Theorie. Ä 405 


is bezeichne D einen Theil des Conductors der Maschine, 

sey die eine to, sx dis andere Belegung, und z die 
wodurch diese Belegung mit dem Erdboden verbunden 
Ier Vorgang der Ladung besteht nun allezeit darin, dals 
von dem Conductor aus, durch welchen die Ladung be- 
wird, sich nach der Belegung, welche mit diesem Con- 
verbunden ist, hinhewegt, sich daselbst anhäuft, und 
r entgegengesetzten Seite nach den allgemeinen el. Ge- 
die gleichnamige zurücktreibt und die entgegengesetzte 
sich zieht, . ohne sich jedoch wegen der Undurchdring- 
t des Glases mit ihr verbinden zu können. Das Nähere 
Vorganges ergiebt sich nun durch nachfolgende Analyse. 
ein Theilchen von LE (bei vorausgesetzter positiver 
g) was durch die Kette in irgend einem Zeitpuncte der 
gentweicht, N sey das Quantum von —E, das in die- 
agenblicke der Oberfläche ox und P dasjenige von + E, 
"m Oberfläche in angehört, das Theilchen p, während es 
ch die Repulsion von P nachgiebt, ist durch die Anzie- 
von N sollicitirt, welche dasselbe zurück zu halten strebt, 
rein die Repulsion von P das Uebergewicht hat, so muls 
sentität P, da dasselbe überdies aus gröfserer Entfernung 
ehältnils der Glasesdicke wirkt, während N in unmittel- 
Berührung. mit p. steht, oder das + mehr betragen als N 
be Quantität des —. Andererseits streben die Theilchen, 
e das Fluidum N ausmachen , sich wegen ihrer Repulsiv- 
m fliehen. Diese Kraft ist aber durch die von P gebun- 
der durch die Anziehung des P zam N aufgehoben, indem 
heilchen von P durch die Zahl das ersetzen, was sie von 
. der Entfernung einbüfsen. Die Theilchen von P sind 
falls durch ihre Repulsivkraft sollicitirt, sich zu fliehen 
a zerstreuen, und diese Kraft kann durch die Anziehung 
nicht ganz überwältigt werden, dessen Quantum geringer 
əd das aus einer grölseren Entfernung wirkt, als die Re- 
a, von der hier die Rede ist. Es muls also ein Ueber- 
von P da seyn, der nur durch den Widerstand der Luft 
:gehalten wird, und der die freie Spannung auf derjenigen 
bildet, von welcher die Ladung ausgeht. Man kann sich 
yrstellen, dafs das P auf der einen Seite aus einer Portion 
ehe, welche längs in durch die Anziehung’ von N ge- 
3 und zurückgehalten ist, und aus einer andern Portion 


8 | Theorie. 

U,-dessen Theilchen kein ahderes Hindernifs Pie die" 
ihres wechselseitigen Repulsion finden, als den Wider 
Luft, und welche. durch das Elektrometer angezeigt 
De Quantum U wird immer geringer seyn als N, wei) 
der Entfergung,, ‚welche durch die Dicke ' des Glases 
ist, doch durch N; vollkommen neutralisirt und gebun 
Wenn man fortfährt durch den Leiter D E. zuzufül 
wird die Quantität.des --E, um, welches P zunimmt, 
setzung "oder Vertheilung eines neuen Antheils des ns 
Fiuidums oder des OE., das in ox und den damit ver 
Körpern vorhanden ist, bestimmen, aber zugleich 
Anziehung von N, das an Menge zugenommen hat; i 
hung ‚wuf“jedes neue Tiheilchen p, das en entweichs 
zunehmen, wodurch dann nothwendig erfordert wird, 


', Qumfitëüt.n von +- E; die dasjenige, was die Wirksem 


Eegen der Entfernung einbülst, zu ersetzen hat, 
wieder zunehme, und es. wird endlich ein Zeitpund 
. ten, wo de Portion u: von :- E gerade so vieti 
langt haben wird, ‘als erforderlich ist, um dem Wi 
der Luft vollkommen das Gleichgewicht zu halten. Ui 
sen Zeitpunct hinaus. werden alle neue Theilchen“ 
welche der Conductor D nach und nach liefert, alim 
weichen (Ausströmen der Flasche) d. h. die Glasplati 
statt deren die Ladungsflasche wird sich auf ihrem Sä 
puncte befinden, denn alsdann kann kein neuer Ant 
O E in den mit o x verbundenen Körpern zersetzt, kei 
zurückgetrieben, und kein n’ angezogen werden, wei 
stark als die Kraft von P wirken würde, um ein 1 
+E, welches aus der Verbindung treten sollte, zurü 
ben, eben so stark die Anziehung von N die auf Zurü 
des Theilchens gerichtet ist, entgegenwirken würde. 
man in diesem Zustande die Kette ab und berührt « 
fläche ox, sa verändert sich nichts, weil im Wesentli 
beim Alten geblieben ist, bringt man dagegen den F 
gen die Oberfläche in, so findet nicht weiter ein Gleic 
statt, weil dann nichts der Wirkung der Portion u de 
ser Oberfläche befindlichen Fluidums das Gleichgew. 
die nur durch den Widerstand der Luft zurückgehalteı 
wird also in den Finger als. ein stechender Funke äl 
wie ihs wn gewöhnlicher Conductor ven gleicher O! 


Theorie. 407 


chem die freie E. dieselbe Spannung hätte, geben würde, 
: freie Spannung auf dieser Seite wird gänzlich aufhören. Die 
vU hingegen wird fortdauernd durch die Anziehung des 
ms N in in zurückgehalten werden, und das Gleichge- 
wird zwischen den el. Kräften in Beziehung auf die ver- 
»nen Puncte dieser Oberfläche in hergestellt seyn. Es 
ber auf der Oberfläche ox eine Störung erlitten haben, 
ie Portion des negativen Fluidums, welche durch die An- 
g vonu zurückgehalten war, die der Finger wegnahm, 
bro nur noch durch die umgebende Luft zurückgehalten 
Die Oberfläche ox wird daher jetzt freie Spannung zeigen 
men Funken geben. So wie man diesen entzogen hat, 
ıbermals auf der Oberfläche in sich freie Spannung zeigen 
n, weil das P auf derselben, welches durch das N nur 
ülfe der durch den Finger entzogenen Portion vollkommen 
den war, nicht mehr gänzlich im Gleichgewicht gehalten 
olglich ein verhältnilsmälsiger Theil abermals nur durch 
Niderstand der Luft zurückgehalten wird, und an den ge- 
ten Finger wieder einen Funken giebt,. durch welches ab- 
welnde Funkennehmen von den beiden Belegungen man 
gemäls III. c. die Platte oder Flasche allmälig entladen kann. 
Das Gesetz dieser allmäligen Entladung Täfst sich nach 
1 auf folgende Weise bestimmen. Es drücke in dem Au- 
licke, de die Zuleitungskeite und der Conductor von den 
n Belegungen der Platte weggenommen worden sind und 
ch auf- der einen Seite, wenn die Ladung vom positiven 
actor aus erfölgt ist, mehr LE, als auf der andern Seite 
ich befindet, 1: m das Verhältnifs von E:e aus, indem 
wen eigentlichen Bruch, kleiner als 1, bezeichnet und 
gewisse Function von der Dicke der Glasplatte oder über- 
des belegten Nichtleiters seyn wird. Die Proportion 
=1:m kann man auch durch die Gleichung mE — e = 0 
Ilen. Berührt man nun die Belegung in mit dem Finger, 
rliert diese, wie schon bemerkt, einen Theil ihres + E 
lagegen wird ein Theil von —e in ox frei, wodurch 
das Verhältnifs von e zu E gerade umkehrt, und so 
es bei jeder wechselsweise erfolgenden Berührung der 





Traité de Physique expérimentale et mathématique Tome II. 
f. 


r a 


. 408 | Flasche. 
beiden Belegungen. Nennt man daher die Menge der 











und nach den verschiedenen Berührungen in =. 
in und ox , 
E . e 
E ' e 
E” e” 
. so erhält man folgende Gleichungen und Proportionen, 
mE = 6 = 0 E:exi:m if 
£ -mez 0 e:E=1l:m * 
mE — e ==0 . Kerl: mr 
KE". wës , e Kail: m 
a E”— e” ez E”: 0 =1: m 
woraus ferner folgt | 
E=m’E , , mE 
—X e'm? e'mm’ E, 
‘E — Ez (1 — n?) E e—e—=(1— m?) o =(1-4 


E”—R=(1- m?) Ez (1—m?) mE; 0”— e=(1-m?) e'=ii- | 

- Die Verluste von E., welche die Belegungen in ii 
abwechselnd durch die Berührung erleiden, bilden . 
. abnehmende geometrische Reihe, deren erstes Glied (f 
: und deren Exponent m ist, 

An diese mathematische Bestimmung schliefst 
telbar eine gleich genaue Bestimmung des Gesetzes den 
mehrerer Flaschen zugleich an, deren Je und inn 
gungen abwechselnd in leitende Verbindungen gesetzt 
und auf welches ich unter IL h vorläufig hingewiese 
A,B,C, seyen drei belegte Nichtleiter z. B. Glasplatten von 
cher Dimension und Beschaffenheit, wovon je zwei # 
vorerwähnte Art in leitender Verbindung sind, überdi 
dieinnere, oder sofern es Glasplatten sind, vordere Be 
des ersten Nichtleiters mit dem Conductor der Elektrisirme 
die äulsere oder hintere Belegung der letzten © mit dem 
in leitender Verbindung. Nach geschehener Ladung find 
gende Bedingungen statt: 


für A mb ess 

für A und B —e+E = 

für B mE— e = 

für B und C — e” 4 E ss 

für C mE” ei = 0 , 
‚Daraus folgt EF=mE ` 


E=mE=m?E 
[4 
e—mE=m?2E 
’ 
e= mE” = mies m? 


Theorie. 409 


ıng der einzelnen Belegungen bildet demnach eine ab- 
le.geometrische Reihe, deren erstes Glied und deren 
3t m ist. 
e Phänomene der Entladung einer Flasche durch den el. 
nach DL a, der Vertheilung der Ladung einer Flasche 
.g, der Aufhebung der Ladung durch eine entgegenge- 
ach IH. f erklären sich von selbst nach der hier aufge- 
Theorie. 
ingt man beide Hände auf einmal an die äufsere und in- 
legung, so fallen alle die Effecte, die bei der allmäligen 
mg successiv waren, gleichsam in einem Augenblicke 
wen, Hierbei muls man sich vorstellen, dafs das -+ E 
n O der Leiter, welche den Verbindungskreis bilden — E 
-und + E zurücktreibt, und gegentheils das —E der 
ingesetzten Belegung LE oder O anzieht, und —E zu- 
ibt, die dann ihrer Seit wieder O zersetzen, so dafs 
wm in abwechselnden Zonen diese Ausgleichung des + 
- von beiden Seiten erfolgt, welches man gewöhnlich den 
rom oder, bei der Annahme zweier Materien, die el. 
e nennt, Dals indels auch bei dieser aus dem Gesetze der 
eilung von selbst sich als nothwendig ergebenden Art der 
sichung doch eine wirkliche Durchströmung eines Theils 
t der Flasche selbst gebunden gewesenen und in der Ent- 
ng frei werdenden 4- und — durch die Leiter, welche 
erbindung zwischen den beiden Belegen bilden, statt finde, 
t sich daraus, dafs einerseits das -+ andererseits das — 
Versetzung des O nur durch seine überwiegende Quantität 
ken kann und also in dem ganzen Fortgange durch den 
ndungskreis ein jedoch fortdauernd abnehmender Antheil 
veiem -- und — der Flasche selbst sich finden mufs, bis 
sich selbst unter einander ausgeglichen haben. Auch läfst 
h bei einer sehr grolsen Geschwindigkeit der Bildung durch 
rollkommensten Leiter, wie die Metalle sind, recht wohl 
en, dafs es zu einer solchen Bildung von abwechselnden 
n gar nicht einmal kommt. 
Dafs bei der Entladung durch einen isolirten Auslader kein 
;ommenes Gleichgewicht hergestellt wird, sondern stets ein 
teil der E. derjenigen Seite, von welcher die Ladung aus- 
, im Ueberschusse sich zeigt, folgt nothwendig daraus, dafs 
ganze Quantüm der + E. auf dieser Seite mehr beträgt als 


410 Flasche. 


Fig. DE . . 
8 der Seite in mt mehr Energie auf das der entgegen 


das + E, welches durch ersteres auf der entgegengese! 
vollkommen gebunden gehalten wurde, und folglich, 
das + der einen Seite mit dem + der andern Seite si 
telbar oder nur mittelbar durch +, welches von dem : 
dern Seite aus dem O frei gemacht wird, ausgleich: 
immer ein Theil + ohne ihm entsprechendes % frei blei 

Die Art, wie die Stärke der Ladung von allen U 
abhängt, die auf dieselbe den Versuchen zufolge, Ei 
ben, leuchtet ebenfalls ein. Je dünner das Glas de 
oder Ladungsplatte ist, um so stärker muls sie sich u 
gens gleichen Umständen laden. Denn einerseits wir 


Seite im Verhältnisse der geringeren Entfernung der bei 
chen von einander, andererseits wird das — der Fläc 
da es in gröfserer Menge da ist, im Stande seyn dw 
Anziehung ‚eine grölsere Menge des + auf der Seite i 
rückzuhalten, wovon die Folge ist, dafs der Sättigu 
später eintreten wird, als wenn das Glas dicker wäre. 

werden bei geringerer Glasesdicke die Quantitäten des + 
weniger von einander abweichen, oder was auf eins 
kommt, die Quantität u, die dasjenige ersetzt, was ı 
des +4 auf der Seite inlp in Hinsicht auf die Entfern: 
liert, und die überhaupt eine Function der Glasesdicke 
im Verhältnils des U kleiner seyn, weil die Entiernu 
vermindert ist, und also bei gleicher Quantität u die Sw 
u-+-U oder die Ladung im Ganzen um so gröfser ausfal 
gestalt dafs die Quantität u Null seyn wird, wenn man ı 
des Glases verschwindend annimmt. Doch versteht es 
selbst, dafs in der Praxis eine gewisse Dünnheit nii 
schritten werden darf, weil sonst der Widerstand gı 
Drang der E., die sich zu vereinigen streben, zu klein 
vor Eintritt des Maximums der Ladung ein Durchbruch 
würde. Ob die Capacität einer Flasche oder Glasplatte 
cher Grölse der Belegung sich umgekehrt wie die G] 
verhalte, wie CAvenpısu 1 gefunden haben will, ver 
dels eine neue Prüfung. Da die Quantität, bis zu welci 
nehmen kann, eine Function der Dichtigkeit der Lufi 
dem diese in dem Verhältnisse ihrer Dichtigkeit W 





1 Phil, Trans. Vol. LXVI. p. 196. 


Theorie: 41 


. bei gröfserer Dichtigkeit einer gröfseren Menge das 
icht hält, unter übrigens gleichen Umständen aber die 
e Ladung sich nach der Quantität des u richtet, so 
lbe Flasche in dichterer Luft sich stärker laden lassen, 
ınerer, und im vollkommen leeren Raume kann eben 
ne Ladung statt finden. 
übersieht leicht, dafs sich alles was beim Condensator 
tcator über die Ladung derselben, über ihre Capaci- 
ıcität, angeführt wurde, ohne weiteres auch auf 
gsplatte und Flasche anwenden läfst und dafs der Con- 
elbst nichts anderes als ein Ladungsapparat mit einer 
en Schicht eines Nichtleiters, so wie umgekehrt die 
atte ein Condensator mit einer viel grölseren Dicke 
eiters ist. Bei jenem ist das U im Verhältnifs gegen 
weitem beträchtlicher, oder seine Capacität ist bei 
I)berfläche im Verhältnifs der gröfseren Dünnheit der 
n Schicht bei weitem grölser, aber das u darf nur ei- 
schwachen Grad erreichen, und daher kann die Ladung 
ter getrieben werden, weil über diesen schwachen Grad 
ine Entladung durch die dünne Schicht von Firnils 
Laftschicht erfolgt; bei der Ladungsplatte beträgt das 
hältnisse des u viel weniger, aber das u erreicht einen 
heren Grad, je stärker der Widerstand der isolirenden 
t, welcher eben deswegen nicht zu geringe seyn darf, 
ganze Ladung auf einen ohne Vergleich viel höheren 
eben werden kann. | 
Rückstand der Ladung IHH. e erklärt sich daraus, dafs 
gcht absolut, sondern nur relativ undurchdringlich für 
aidum ist. So wie die Ladung zunimmt, wird ohne 
ehr und mehr das el. Fluidum durch die Repulsivkraft 
:ilchen in das Glas hineingeprefst, da sein Drang vor- 
inwärts gegen das auf der anderen Seite angehäufte 
esetzte Fluidum gerichtet ist. Im Augenblicke der er- 
adung gleicht sich nur dasjenige Fluidum mit seinem 
e aus, das sich im verdichteten Zustande zunächst an 
Bëche des Glases befindet, da wegen der Hemmung, 
ıs Glas der Rortleitung entgegensetzt, das mehr nach In- 
dliche nicht schnell genug hinzuströmen kann. Da 
die repulsive Kraft, welche diesen Theil vorher noch 
drängte, durch die Entladung selbst entfernt ist, so 


die kaum ee Zoll dick sind, —— 





nach aulsen; und giebt zu einer zweiten Entladu 
— da auch hier mit ‚einem v ein U’ im Ven 
steht, und man begreift leicht dafs bei grofser Capaciti 
bei sehr geringer Spannung noch hinlänglicher Vorrath) 
dritte und vierte Entladung vorhanden seyn kann, Daß 
übergehe, kann a 


von der Belegung auf das Glas selbst 









unter Im angeführten Erscheinungen ni: 
Dafs das Eindringen derselben in die Substanz‘ des 
nur auf die ersten’an Dicke gleichsam 
ten beziehe, erhellet daraus, dafs nach Cavaruo 


dem ‘Laden hermetisch. Wenn man an diese 
sie, kalt waren, ein Elektrometer brachte, so: 
E., wenn man sie aber ein wenig ans Feuer hielt, 
de stach elektrisch und sie zeigten diejenige Art der 
ihre innere Seite geladen war, ‘Wurde dieser Viersuch 
derholt, so verloren diese Glaskngeln bald -ihre Kraft, 
ruhig‘ unter Wasser aufbewaht: behielten sie ihre Krai 
lang. Dieser letztere Umstand scheint zu beweisen, di 
Wärme nicht etwa das Glas zu einem bessern Leiter derm 
lenden Wirkung der E. macht, sondern zu einem besse 
Ter durch sich selbst hindurch, so dafs die im Innern ang 
E. sich allmälg nach aufsen zieht und zerstreut, denn € 
auf der äulsern Seite befindliche E. die im Innern ang 
nicht ganz binden könnte, sondern dals letztere bei dea 
mäligen Durchgange stets mit freier Spannung auftreten 
bedarf nach dem obigen keiner weiteren Auseinanders 
Aus der Erhöhung der leitenden Kraft des. Glases durch í 
wärmung erklärt sich dann auch, wie sich die letzten 
der Ladung einer Flasche, nachdem die beiden Bele; 


durch einen Auslader längere Zeit in Verbindung gebliebe 





0: I. Bd. $ 295. sud 





Theorie. 43 


schein bringen lassen, wenn man die Flasche erwärmt. 
uch diese kleinen Reste nicht im Stande sind, die lei- 
chütterung zu geben, so kann man sie doch durch die 
des Condensators: sehr merklich machen, wie Rean ! 
‚zeigt hat. 
starken Wirkungen der geladenen Flaschen in Erthei- 
tiger Erschütterungen, die kräftigen mechanischen und 
wen Wirkungen derselben ?2 haben nichts auffallendes, 
man nur 'auf die grolse Capacität dieser Flaschen für E. 
Rücksicht nimmt, und dafs bei einer gegebenen Span- 
:h in dem Verhältnisse dieser Capacität, die von der Ge- 
nng der El. auf der andern Seite abhängt, weit mehr E. 
selben Oberfläche befindet, als auf der eines gewöhn- 
Beiters,: welcher blofs von der Luft umgeben ist. Diese 
öfsere Quantität muls, da in der Explosion ihre ganze 
ankeit sich gleichsam in einen Aitgenblick concentrirt, 
ım so grülsere Wirkungen hervorbringen. Richtet man 
tände so ein, dals auch von den Conductoren der Elek- 
sschine eine verhältnifsmälsig gleich grolse Quantität in 
Fanken auf einmal zur Wirksamkeit kommt, so kann man 
esem sogenannten’ einfachen Funken alle Wirkungen deg 
&ten E. nachahmen, wie VorrA zuerst in das hellste 
sesetzt hat 8. Selir lange und dünne Conductoren, die bei 
w Oberfläche eine viel grölsere Capacität als kurze Con- 
en von einem grolsen Durchmesser haben, geben keine 
dende, sondern ganz dieselben erschütternden Funken, die 
die Brust dringen wie von kleinen Leidner Flaschen, wenn 
ait dem zum feuchten Erdboden oder in einen Brunnen 
den Ableitungsdrahte in Verbindung steht. Steht man 
m blofsen Fulsboden von Brettern, und zieht man den 
m aus einem solchen langen und dünnen Conductor, wie 
ige Vorra’s;‘ welcher 96 Fuls Länge und nur 6 Linien 
wohmesser hatte, so erhält man dieselben kurzen, röthli-— 
zischenden und gleichsam fressend nagenden Funken, 
e man aus dem Leiter erhält, an welchem eine Leidner 





Summary View of the spontaneous Elegtricity p. 16, 

Vgl. Batterie und Schlag, elektrischer. 

In seiner interessanten Abhandlang über die Capacität der el. 
u. s.w. Alex. Volta’s Schriften u.s.w. v. Dr, Nasse. Halle 1803. 


mula, erklärt diese Theorie auf folgende Weise. Bi 
Boden im Gleichgewichte, also ist die Berührung ı 
wirksam. A aber giebt so viel E. ab, als der Stärke 
den Conductors gemäls ist, weil es mit diesem gleic 
nende Kraft hat. Dadurch geht fortleitendes Fluidar 
ganzen Apparate, also auch aus B hinein; dadurch 
an ausdehnender Kraft, und kommt aus dem Gleic 
mit dem Boden. Berührt man nun B, so geht mit ei 
ken zur \Viederherstellung des Gleichgewichts el. Fl 
dasselbe über, dieses giebt die el. Meterie an B ab, 
leitendes Fluidum vertheilt sich aber durch den ganze 
und gelangt also auch durch das Glas hindurch nach / 
durch wieder an ausdehnender Kraft zunimmt, und d 
gewicht mit dem Boden verliert. Daher kann 'man ı 
einen Funken aus A ziehen u. s. f. So verliert A 
Funken etwas el. Materie, B bekommt aber bei jeden 
endlich durch Fortsetzung des Verfahrens beide fast 
haben und die Flasche entladen ist. Die plötzliche 
ist nichts anders, als eine schnelle Succession eben 
Wirkungen. Die Entladung aber ist nie vollständig 
el. Materie an die nicht leitende Substanz sich fest an 

So genau auch diese Erklärung sich an die Ers 
der Leidner Flasche anschmiegt, und von den wicht 
dificationen derselben genügende Rechenschaft zu gel 
so stehen ihr doch aufser den Einwürfen, die ich unt 


Theorie. | 417 


lieses 'unbelegten Randes sich auf der Oberfläche desselben 
der Masse des zu demselben gehörigen Gases in verhält- 
[sig -gröfserer Menge verbreiten und also der Ver- 
„nn el. Materie auf der entgegengesetzten Seite verhältnifs- 
geringer ausfallen wirde, gerade so wie bei einer Glas- 
die auf beiden Seiten in der Ausdehnung der Belegungen 
„adungsplatte mit Wasser bedeckt wäre, bei der Zufüh- 
iner gleichen Menge von Wasserdämpfen die Verdunstung 
assers auf der entgegengesetzten Seite bei einer grölseren 
bnung der Glasplatte geringer ausfallen mülste, weil we- 
Wärme von den zersetzten Dämpfen dahin gelangen 
; es mülsten sich bei gleicher Glasesdicke und gleicher 
der Belegung und bei gleichem Zuflusse aus einer Elektri- 
melle die verschiedensten el. Zustände auf der entgegen- 
ten Seite einfinden können, und die negative Ladung, 
sdiglich von der Menge des nach der entgegengesetzten 
gelangenden fortleitenden Fluidums abhängt, in den ver- 
lensten Verhältnissen mit der positiven Ladung stehen, 
m aber nicht die geringste Andeutung in der Erscheinung. 
Da ferner zur Erklärung der plötzlichen Entladung durch 
indungen der beiden Belegungen durch einen Leiter ein 
mam instantanes Durchströmen des fortleitenden Fluidums 
.die ganze Dicke des Glases angenommen werden muls, so 
» daraus folgen, dals die Ungleichheit in der ausdehnen- 
Taft auf den beiden Seiten, worauf die freie Spannung der 
v geladenen Seite beruht, und wovon eben die Dicke des 
s die Ursache seyn soll, sich in sehr kurzer Zeit ausglei- 
‚ und beide Belegungen dann ein Uebergewicht von freier 
mag in Beziehung auf die im natürlichen Zustande befind- 
ı Körper zeigen mülsten, womit aber gleichfalls die Er- 


ag nicht übereinstimmt, 
e 


Yon einer ganz andern Art, als die eben mitgetheilte, ist 
sklärung, welche neuerlich G. F. Post? im Zusammen- 
ı mit einer durchgreifenden dynamischen Darstellung des 
mismus, Elektricismus, Chemismus und Magnetismus von 
3hänomenen der Ladung gegeben hat, und welche hier 
Erwähnung verdient, da sie sich nicht auf eine blolse An- 





Der Procels der galvanischen Kette. Berlin 1826. S. 338. 
Bd. | Dd 





48 Flasche, — 


H 
deutung im Allgefneinen beschränkt, sondern pn das! 
der Erscheinungen eingeht, und von wisnchenesern in] 
land auf die sogenannten naturphiloso| 

noch ein Werth gelegt wird. Ihm zufolge’ ist die el, 
ganz übereinstimmend mit dem Vorgange, welcher sta 
wenn ein Element der Ritter'schen Ladungssäulet zwis 
Pole einer galvanischen Säule -eingeschlossen ist. De 
leiter soll sich nämlich zwischen’ dem geriebenen C 
Elektrisirmaschine und dem Glase der Verstärkungsflat 
wie eine zwichen zwei — Schichten An der 
liegende Metallplatte im zwei Erregumgszonen theilen; 
nach der Maschine hin positiv bleiben , nach dem Glase 
gativ werden, in gleicher Art solb die Leitung zwiscl 
äufsern Belege und dem Reibzeuge (der kräftigsten Art z 
nach jener hin positiv, nach diesem hin negativ, und 
beiden das Glas in der Berührung mit dem innern Bele 
tiv, mit dem.äufsern negativ erregt seyn. Je mehr di 
nung in der Erregung beider Belege wächst, und sich r 
zum Ueberschlagen nach der entgegengesetzten Seite | 
um so beharrlicher tritt ihr die bindende Erregung de 
auf seinen beiden Seiten entgegen. So wie aber did 
den geschlossenen Kreis der Kette verläfst, tritt die A 
Reaction des Metalls gewaltsam hervor, und das Glos 
nicht mehr so vollständig zu fesseln. Es behauptet $ 
gegen die innere Belegung zu in der positiven Erregu 
hält diese auf der inneren ihm zugewandten Seite in de 
ven Erregung fest, aber nach aulsen hin ist jetzt dies 
legung durch Reaction überwiegend positiy. Eben s 
Glas nach der äufsern Belegung zu negativ, und also 
auf der innern, dem Glase zugekehrten, Fläche posit 
nach aufsen hin ist dieselbe Belegung durch Reaction übe: 
negativ thätig. Wird in diesem Zustande eine von bei 
wa die innere, isolirt vom Glase aufgehoben, so 
durchgehends eine positive Erregung, die aber bei weit 
mehr so stark erscheint, als sie vorher während der Ve 
mit dem Glase war, weil der gröfsere Theil der übeı 
reagirenden positiven Thätigkeit in der frei gewordene 
ven Erregung, die so lange durch die positive Erreg 


1 8. Galvanismus und Säule, Volta’sche, - 


Theorie, 419 
gebunden wurde, erloschen ist. Bei der Entladung fin- 


ine vollkommene Indifferenzirung statt, sondern dieser 
hliefsung einer Kette zu vergleichende Vorgang kann nug 
löschen der überwiegenden positiven Erregung der ine 
3elegung in der entgegengesetzten negativen Thätigkeit 
beren zur Folge haben, während die negative Erregung 
nern Belegung durch die positive des Glases, so wie die 
'e der äulsern Belegung durch die negative des Glases ge- 
n bleibt. Nach dieser Schliefsung ist also das Ganze voll- 
en in-dem Zustande eines von Beleg zu Beleg geschlosse- 
3lektrophors. Aber mit dieser ersten ursprünglichen 
kung der Flasche geschieht unmittelbar an ihr selbst noch 
als eine blolse Indifferenzirung der überwiegenden reagi- 
n Thätigkeiten beider Belegungen,, vielmehr tritt das Glas 
md der. unmittelbaren Verbindung derselben abermals mit 
Neue gereizter Kraft in gesteigerte eigene Erregung der 
ung der beiden Belegungen entgegen, und bindet aufsez 
Antheile, der es vorher schon im Widerstreite mit dem mäch- 
Drange der Reaction des Metalls gefesselt hielt, auf jeder 

i noch en gewisses Quantum der in der Belegung theils vor- 
enen, theils neu hervorgerufenen Erregung mehr, welches 
o grölser ist, je grölser die Intensität der T'hätigkeit des 
en, und die sogenannte Ladung ursprünglich war. Un- 
bar nach diesem Momente binden sich alsdann, wenn die 
elsung aufgehoben wird, die entgegengesetzten Erregungen 
eder Seite "vollkommen, und es findet scheinbar das ent- 
denste Gleichgewicht statt. Nach einiger Zeit aber vermag 
Aas dem Drange der Reaction des Metalls mit derselben 
sie der Thätigkeit, zu welcher es im Momente der Schlie- 
: gereizt wurde, nicht ferner "mehr das Gleichgewicht zu 
a, es sinkt allmälig wieder auf einen geringern Grad der 
sungsthätigkeit herab, und das innere Beleg reagirt aufs 

: mit positiv, das äufsere mit negativ thätiger Erregung, 
wie sich von selbst versteht, in schwächerem Grade als 
er ursprünglichen Ladung, und diese durch eine zweite 
dritte Schlielsung nur immer schwächer wieder hervorzu- 
we und gleichsam eine neue Ladung darstellende Reaction 
»t das, was man gewöhnlich den Rückstand der Ladung ge- 
ıt hat, und was bei der gewöhnlichen Deutung als ein Mat 
lliges (?!) Phänomen erscheint, während es dieser Ansicht 
Dd 2 


420 Flasche. 


zufolge in einem nothwendigen und gesetzmäfsigen Zusammey 
hange mit der Ladung steht. d 


So viele neue Kräfte und Wirkungsgesetze als hier porte 
lirt werden, um die Erscheinungen mit einander zu verkaf s 
können nur "zugelassen werden, wenn mit strenger Genauig 
nachgewiesen ist, dals die bisherigen Erklärungen auf keis 
Weise zureichen, und dals eben diese Kräfte ein fruchtbans 
Erklärungsprincip nicht blofs für diese abgerissenen Phänonas, 
sondern für eine grolse Mannigfaltigkeit anderer, theilg z zu di. 
Classe mit diesen gehtirigen, theils verwandter Ers 
abgehen, und dals dadurch überhaupt unsere Naturansichtm g 
Einheit, Consequenz und Schärfe gewinnt. Wie wenig 
indels durch die mitgetheilte dynamische Darstellung gel 
werde , wie sehr alles Malz dabei aulser Acht gelassen wer, 
von werde ich im Artikel: Galvanismus Rechenschaft We 
suchen, in.Beziehung auf welchen G. F. Ponı’s Erkli 
darum Aufmerksamkeit verdient, weil sie Schwierigkeit a 
heben scheint, welche die herrschenden Ansichten übrig hua, 
Indefs durch den Widerspruch der Erscheinungen seht sè 
dieser dynamischen Erklärung, der sich schon auf diesa k- 
schränkteren Gebiete zeigt, muls sie verdächtig werden. bi 
nämlich unrichtig, dals die positive Belegung, wenn sna 
Glase entfernt wird, an Spannung abnehme, wie das Gegabd 
davon bereits aus dem i im Jahre 1762 von Wırge! angestell 
Versuchen hervorgeht, und wenn das positiv erregte Casa 
Augenblicke der Entladung gleichsam aufgereizt (!) mehr negaift 
Erregung hervorzurufen und zu fesseln vermag, als später, we 
seine Kraft, (wie wenn es ermüdet würde, und nach den br 
setzen des "Lebens thätig. wäre) wieder nachläfst, so mëi 
die vorher positiv geladene innere Belegung in der Erde f 
nung des Rückstandes der Ladung vielmehr mit negad" 
Erregung und so die äulsere Belegung umgekehrt mit ef 
ver auftreten, wovon aber die Erfahrung abermals das Gt 
gentheil zeigt. 











1 Schwed, Abh. für 1762 S. 258 — 261. 


` Theorie. a 


Erörterung der Versuche mit der 
dner Flasche, welche zum Beweise 
Franklin’schen Theorie gebraucht 
den, und Gegenbeweise dagegen aus 
igen bei der Entladung vorkommen- 
den Erscheinungen. 
Die Franklin’sche Theorie erklärt, wie wir oben gesehen 
è, die Erscheinungen der Leidner Flasche aus einer einzi- 
d Materie, indem sie auf der positiven Seite einen Ueber- 
auf der negativen Seite einen Mangel derselben annimmt 
die Entladung als eine Ausgleichung des Mangels durch den 
fuls ansieht, wodurch bei der Proportionalität derselben 
ergleichung mit dem natürlichen el. Zustande dieser selbst 
er hergestellt werde. Dieser Theorie zufolge mülste dem- 
die Bewegung des el. Fluidums in der Entladung eine 
Ange Richtung von der 4 nach der — Seite haben, und 
Spuren dieser "Bewegung und ihrer Richtung mülsten sich 
og mit den Erscheinungen, die ein auf diese Weise sich 
egendes el. Fluidum, oder überhaupt eine nach einer Seite 
ritkende mechanische Gewalt in der Erfahrung wirklich 
‘', in den Wirkungen, die von der Entladung abhängen, 
er That nachweisen lassen. Einen solchen entscheidenden 
eis glauben auch die Franklinianer durch das Verhalten des 
ihenschlages aufstellen zu können, und namentlich hat 
ALLo mehrere Versuche dieser Art? beschrieben, durch 
he diese einseitige Richtung von der - nach der — Seite 
v allem Zweifel gesetzt werden soll. 
a. Man hat sich vor allem auf gewisse Erscheinungen, 
be Charten oder Pappblätter beim Durchbohren durch einen 
;hlag zeigen, berufen. Der Hauptversuch dieser Art soll 
t von dem Genfer LuLLIN angestellt worden seyn. Mau, 
‚ eine Charte mn zwischen die beiden Spitzen des Henley’- Gg 
ı allgemeinen Ausladers, so dals sie in einiger Entfernung 
einander beide die Charte berühren, die Spitze a, welche " 
Entladen mit dem positiven innern Belege communickt; 
die Spitze d, welche mit dem negativen äulsern Belege 





Vollst, Abh. ister Bd, 8. 217 u. f. 


Beite der Charte, zu welöher der Draht von de 
ausgeht, Press? stellte diesen Versuch so an 
x Seiten einer Spielcharte mit einem gleichsch 
‚aus Stanniol belegte, so dafs die Grundlinien d 
gegenüberstehenden Rändern der Cl li 






yon einander abstehen. Der Funke springt 
der Spitze des Dreiecks, das mit dem positiven 
b steht, sichtlich bis dahin wo die Spitze 
b gegenüber steht, und durchbohrt das 
Mit dieser Probecharte stellte Pıerer auch noch 
` such an: Er isolirte eine Verstärkungsflasche , 
Knopf nahe an den negativen Conductor der Ele) 
und hielt eine solche Charte, deren eine Stanniolbeleg 
rer Basis mit einem kleinen Knopfe versehen war, 
dern Seite so in den Fingern, dafs der Knopf sich nahe s 
änfsern Belege der Flasche befand. Bei jedem Funke 
zwischen dem Conductor und dem Knopfe der Flasche end 
zeigte sich auch ein Funken an der einen Seite der Chart, 
zwar stets an der Seite, an welcher die Belegung sich be 
die mit der Hand berührt wurde. Ein Beweis, meint D 
dafs in diesem Falle aus. dem allgemeinen Behälter, dem 
boden, sich el. Materie in die äulsere Belegung der Plas 
gofs, so oft ein Funken aus dem Knöpfe der Flasche in dei 
gativen Conductor übersprang. Das Entgegengesetzte fand 
als die Flasche positiv geladen wurde. : So sehr diese Ver 
dem ersten Anscheine nach dafür zu sprechen scheinen, dil 
deutlicher el. Strom stets nur von der positiven Seite aus 
und nach der negativen hin gerichtet sey, so hat doch Tai 
durch eine sinnreiche Abänderung dieser‘ Versuche zu 3 















1 G. XUM. 218. 
2 Ebend. XXII. 4%, 


Theorie. ' ; 423 
ıt, dafs sich diese Erscheinungen auch mit der Annahme 
c el. Materien in Uebereinstimmung bringen lassen, wenn 
ur annimmt, dals. die atmosphärische Luft für beiderlei 

von E. ein verschiedenes Leitungsvermögen (oder Isoli- 
vermögen, in welchem Sinne die nachfolgenden Bestim- 
en gerade auf eine umgekehrte Weise für jede der E. ge- 
en werden müssen) besitze, und zwar für LE ein ohne 
eich gröfseres als für — E. Da unter dieser Voraussetzung 
mendlich mehr Widerstand als AE beim Verbreiten durch ' 
mosphärische Luft finden würde, so wäre es so gut, als 
be die Oberfläche der Körper — E, und als hätten die ne- 
elektrisirten Körper selbst eine mächtige Anziehung zu 
‚ungeachtet die Anziehung nur der in ihnen zurückgehal- 
t—E zukäme. Hierdurch würden sich zugleich die Ver- 
denheiten der Lichtgestalten bei Spitzen und den Lichten- 
schen Versuchen erklären lassen. 
Um diese Annahme zu prüfen, wiederholte TrgmeRy den 
ich unter dem Recipienten der Luftpumpe, unter welchem 
„uft bis zu einer gewissen Quecksilberhöhe von ungefähr 
ll ausgepumpt war. Die Charte wurde in einem Puncte 
rchbohrt, der ungefähr in dex Mitte zwischen den beiden & ai 
m lag, und zu beiden Seiten der Charte sah man Licht- 
n. Er liels dann allmälig die Luft wieder unter den Re- 
ten strömen, und wiederholte den Versuch in verschiede- 
ichtigkeiten. Für jede. entstand ein Loch an einer andern 
‚ so dafs sich im Stücke-yx der Charte eine ganze Reihe 
urchbohrungen, die eine nicht weit von der andern, be- 
Damit die "Entladung nicht durch die früher gebildeten 
r gehe, muls die Charte etwas in die Höhe gezogen wer- 
Manchmal entstehen bei einem Schlage mehrere Löcher 
ch: in diesem Falle sind aber alle Löcher so vertheilt, 
; anmöglich seyn würde, zu sagen, an welcher Seite der 
e und an welcher der negative Draht gewesen sey. Wurde 
such in einer Luft von noch geringerer Dichtigkeit wie- 
t, so lag der Punct, wo der Schlag die Charte durchbehrt 
näher bei dem positiven Drahte b, als bei dem negativen 
der grölsere Lichtstrom zeigte sich dann an der negati- 
ite. " 
REMERY schlielst hieraus 1. dafs das Leitungsvermögen 
las Isolirungsvermögen in einem umgekehrten Sinne) der 
























'gröfser (oder das Isolirungsvermögen ohne Vergleich viel 
ger) ist als für —E. 3. dafs dieses Leitungs- oder Isoli 
vermögen jedesmal nach einem eigenen Gesetze sich 
eit der Luft verändert, so daf für eine b ıteD) 
tigkeit, der Luft beide einander gleich sind, A. d 
“verschiedenen Leitungs - oder Is 
gewöhnlichen Drucke der Atmosphäre alle Zeichen 
welche zu beweisen scheinen, dals die Glas- Elektri 
lich positive d. h. Ueberschufs,, die Harzelektrieität 
ne; d. h. Mangel an E. sey. Diese Erl ng 1 
u ee en Bag durch’ 
_ derholung des nämlichen Tiaho 
verschiedener chemischer Natur erhalten, da vorau t 
da auch unter dem gewöhnlichen Luftdrucke d 
vermögen der chemisch seht verschiedenen Gasarteı 
beiderlei Blektricitäten sehr verschieden verhalten 
b. Man hat den Versuch mit den n 
‚andern Seite als einen- Beweis für eine einseitige 
E. in ihrer Bewegung blols von der positiven Seite au 
zu machen gesucht. Gouen? stellte den Versuch so an, 
die Spitzen der beiden Stannioldreiecke in der Mitte des Ch 
blattes einander gerade gegenüber standen. Als er eine afi 
innern Seite mit +E geladene Flasche durch sie entlod, I 
das Loch der Charte an beiden Seiten erhabene, Ränder, 
waren an der Seite nach dem positiven Belege zu die Ri 
minder hoch, als nach der entgegengesetzten. Dasselbe 
statt, als er die Flasche mit —E lud, und sie durch die Ch 
entlud. Die Durchbohrung, bemerkt Goen, glich in 
den Fällen völlig dem Loche, welches ein Pfriemen in eit 
dehnbaren Körper macht, denn er fand, dafs wenn er eine: 
weichem Holze liegende Charte, oder eine unter einer Oef 
angenagelte Bleiplatte mit, einer solchen Spitze durchstach, 
Loch ebenfalls zwei erhabene Ränder hatte, und immer 
der Rand an der vordern Seite, durch welche die Spitze hif 


1 Vgl. Funken, elektrischer. 
2 G. XLII, 220. 


Theorie. 495 


g, minder erhaben und zerrissen, als der Rand an der 
n Seite. Diese vollkommene Aehnlichkeit sieht Goen 
nen wollgültigen Beweis an, dafs die el. Durchbohrung 
‚ einzigen Strome, und zwar dem positivem zuzuschreiben 
GıLBERT macht hierzu die Bemerkung, dafs dieses nur 
gelten könne, wenn der von dem hineingesteckten Pfrie- 
en der vordern Seite aufgeworfene Rand nicht durch das 
ssziehen des Pfriemens, welches einige Kraft erfordert, 
Hatt wird. Pıcrer meint, die grolse Geschwindigkeit 
ie). Eintladungsstromes, die augenblickliche Retardation, 
er in der Materie der Charte erleide und die Trägheit 
Materie scheine hinlänglich, um die Erscheinung aus 
ellen Hindurchgange eines einzigen el. Stromes zu er- 









en kommen gerade bei diesem Versuche Erscheinun- 
e, die eine solche Erklärung auf keine Weise zulassen. 
| man mehrere Karten, durch welche man einen Entla- 
schlag gehen lälst, so findet man in der mittleren Charte 
zugans feines Loch, wie mit einer Nadelspitze gemacht, 
gr wenig nach beiden Seiten aufgeworfenem Rande, und 
da ana nach beiden Seiten die Charten mit Löchern durch- 
WM aber zugleich mit Zerreilsungen, die in dem Grade stär- 
ind, als die Charten mehr nach aufsen liegen, und die Rän- 
Kieser Zerreilsungen von beiden Seiten nach aufsen gerich- 
Nach Pırnor? soll diese Erscheinung beweisen , dafs bei 
Bereinigung der beiden E. gleichsam in einem Puncte auf 
` tlern Charte sich eine gewaltsame Elasticität entwickele, 
relcher die beiderseits nach aufsen gerichteten Zerreilsun- 
| errühren. Etwas ganz ähnliches zeigt sich auch beim 
bbruche des Entladungsschlages durch das Glas der Flasche, ` 
wie schon oben bemerkt, in der Mitte ein feines Loch ist, 
ich nach beiden Oberflächen des Glases hin mit sich aus- 
Inder Zerreibung des Glases trichterförmig erweitert. In- 
fst sich die Erscheinung eben so genügend durch eine 
p abwechselnder Ausgleichungen des +4 mit dem — von 
Seiten her erklären, indem das + von dem einen Con- ` 
t her aus dem D der ersten Charte des — mit grolser Ge- 
lund in verhältnilsmälsiger Menge anzieht, wovon die Zer- 



















— 





1 Entretiens sur la Physique V. 101. 


` müssen, weil jedes in der Reihe folgende + an Qi 


Btromes nicht verträglich, Wenn man eine starke 


` während die übrigen Umstände die ganz gleichen b 


der Löcher derjenigen Blätter geht, welche oberhalb de? 


60, in zwei verschiedenen Puncten durchbohrt wird, Es sey 






















. ` 1 
dp Flasche ` ` . 
reifsung der Kufsersten Charte abhängt, die asch dem A A 
yichtet seyn mufs, das freigewordene — das 4- ans den? 
zweiten Charte und so fort, und eben so von der ande 
her auch das— das 4 des O von der üulsersten Charte, d 
gewordene — des Q dieser Charte, das —- des O der 
Charte u. s. f., wo allerdings die Zerreilsungen abnel 


niger beträgt, als das 7, durch welches dasselbe erregt m 
gezogen worden, weil es sonst aus seinem O nicht | 
gemacht werden können. Auf keinen Fall lassen si 
Erscheinungen mit einem einseitigen Strome von dem p 
Conductor aus in Uebereinstimmung bringan. 

‘Noch ein anderer Versuch über die Durchbohrg 
Charten oder Papierblättern, welchen Taxmenx! anges 
findet seine genügende Erklärung in der Annahme \ 
Ströme, und ist dagegen mit derjenigen- eines ege 


durch mehrere .auf einander liegende. Blätter Pepie 
gehen läfst, so liegen die Mittelpuncte aller einzeln E 
meistentheils in, einer geraden Linie. Wenn. man $ 


nen Streifen Stanniol in die Mitte zwischen die Pa 
legt, so findet man nach der Entladung zwar ebenfalls i 
zelnen Blätter des Papiers durchlöchert, jedoch mit dem DN 
schiede, dals die geraden Linien, die durch die Mittelg 


niolstreifens liegen, nicht mehr die Verlängerung derg 
Linie ist, die durch die Mittelpuncte aller Löcher de: 
Blätter geführt wird; beide machen vielmehr einen Win 
der geraden Linie zwischen der Durchbohrung in dem o 
und in dem untersten Blatte. Aus dieser relativen Neiem 
obern und untern Schlulscanals folgt, dafs der Stanniols 


das Heft Papier und ab der Stanniolstreifen. Durch ç ai 
Mitte von ab ziehe man pq senkrecht auf ab, v undr, 
zwei von der senkrechten pq gleich entfernte Puncte, in 
chen sich die Kugeln eines allgemeinen Ausladers bafınden# 
gen, der mit einer Batterie verbunden sey. Die eine z š 


1 G, XXXII 31. 





Theorie. | 427 


Brech mit AE, indem sie mit der innern Belegung einer 
e in Verbindung stehe, die positiv geladen werde; die 
Kugel r werde eben so mit —E erfüllt, indem sie mit 
erff negativen Belegung zusammen hängt. So wie nun 
und — E im Momente der Entladung sich in die Ku- 
v und r ergielsen, streben sie, einen Theil der natürlichen 
h Streifen ab zu zersetzen. Da sich aber die Theilchen 
"einzelnen entwischten Flüssigkeit wechselseitig abstolsen, 
sie die Theilchen der andern anziehen, so ist leicht 
en, dafs die Hälfte ac des Streifens mit negativer und 
e bc mit positiver E. geladen werden mufs. Es sey 
o der Mittelpunct der Kraft für ac und o für bc. Die 
E. der Kugel v wird durch zwei Kräfte sollicitirt, de- 
ngen durch die Linien vr und vo ausgedrückt sind, 
nicht blofs die negative E. der Kugel r sondern auch der 
"diesem Fluidum gleichfalls erfüllte Theil ac des Stanniol- 
dens ziehen dieselbe an. Eben so findet für die negative 
Rer Kugel r eine Anziehung nach der Richtung rv und eine 
bite mach ro’ statt. Streng genommen wird aber eigentlich 
ke» der beiden E. in v und ; in r von drei Kräften sollicitirt, 
wm in der That wirkt die positive E. der Ladung des Theils 
Much noch zurückstolsend auf die positive E. von v, so wie 
negative E, des Theiles ac das gleichnamige Fluidum in r 
* muls. 
- Es folgt hieraus, dafs man sich füglich die positive E. der 
Si v als von zwei Kräften zugleich sollicitirt denken kann, 
Richtung und Intensität durch die Linien vr und vn aus- 
ickt werden, indem vn nur einen sehr geringen Winkel 
er Linie vo macht. Eben so verhält sich die Sache in 
ung auf die negative E. inr. Wenn man nun zu vr 
n als Seitenkräften des Parallelogramm vrmn construirt 
eben so auf der andern Seite das Parallelogramm rem ng, 
igt sich, dafs die positive E. von v aus sich nach der 
kgonale vm, und die negative E. von r aus nach der Diago- 
b rm’ bewegen werden. Wenn die erste den Weg vz und 
Fandere den Weg rz’ durchlaufen haben, gleichen sie sich 
Idem Metallstreifen aus. Es folgt also, dafs die über dem 
inniolstreifen ab liegenden Blätter das Papier so durchboh- 
a werden, dafs die gerade Linie vz durch die Mittelpuncte 
ler Löcher geht und die Linie rd auf ihrer Seite durch die \ 













| ‚228 Flasche E 


Achse des Canals, den die E, durch die’'uniter ab liegend 
.ter durchbohrt. Da nun rs’ nicht in. der. Verlängerung: 
liegt, so muls.nothwendig der Stanniolstreifen in swej 
sund =’ durchbohrt werden. Die Entfernung zwische 
s' wird grülser oder geringer seyn, je nachdem mia ı 
weiter von der senkrechten pd ab oder ihr näher ninmi 
vundr in der Linie p q selbst liegon, so müssen di 
puncte beider Löcher in einem einzigen Pancte o zan 
Nielsen , -womit auch der angestellte Versuch übereimsti 
dem die beiden Löcher zwei Kreise bildeten, deren Paf 
sich durchichnitten. Wie dieser Erfolg mit der Th 
— Stromes in Uebereinstimmung zu bringen 
nieht abzusehen. . 
. - @ Man hat sich ferner auf die Bewegung einer Fifi 
zufen, durch welche der Entladungsschlag geht. Si 
nämlich eine Wachskerze in den hohlen Cylinder de 
. des allgemeinen Ausladers zwischen die beiden Knöpfe 
deg Zuleitufigsdrähte, die etwa zwei Zollo von: em 
stehen, so wird man bei der Entladung die Flamme di 
demjenigen Knopfe getrieben sehen, welcher mit de: 
Site der Flasche in Berührung steht, zum Beweise, 
el. Strom nach dieser Seite hin seine Richtung hat. € 
bemerkt aber schon, dafs bei diesem Versuche die Fiz 
gemein schwach geladen seyn müsse, gerade nur so 
sie eben im Stande ist, den Schlag durch den in der Vema 
leer gelassenen Zwischenraum zu treiben. Ist nämlich di 
dung zu stark, so geht die el. Materie wegen ihrer el. Kal 
zu schnell durch die Lichtflamme, als dals sie dersellw 
merkliche Bewegung mittheilen könnte. Indefls haben 
Versuche bewiesen, dafs gerade der umgekehrte, 
findet, wenn man statt der Flamme der Wachskerze die H 
des Phosphors zwischen die zwei Kugeln des Ausladers I 
. und dals hierbei alles von der eigenthümlichen, positif 
- negativ el. Natur der Flamme abhängt, wodurch dieser 
-such vielmehr für die Theorie zweier Materien spricht‘, 
d. Einen andern Versuch stellt man mit einer Kod 
an, welche man in ein zu einer Rinne umgebogenes recht 
nes Chartenblatt, oder in eine Rinne von wohl ausgedi 


1 Vergl. den Artikel: Elektrieität. 














~- Theorie. 429 


Garten Holze auf das Tischchen des allgemeinen Ausladers 
en die beiden Knöpfe bringt, wovon jeder etwa 3 Zoll von 
srkkugel absteht, und dann eine Entladung hindurch 
Die Korkkugel wird in diesem Falle gegen den Knopf, 
t dem negativen Belege verbunden ist, getrieben werden. 
bei diesem Versuche mufs die Ladung der Flasche eben 
mreichend seyn, den Schlag durch den in der Verbin- 
legenden Zwischenraum zu treiben, und überhaupt er~ 
k. derselbe eine grolse Genauigkeit und Geschicklichkeit 
$lingen. Da indels bei diesem Versuche ein Zwischen- 
n Luft ist, so erklärt er sich leicht auf dieselbe Weise, 
be Versuch über die Durchbohrung des Chartenblatts. In 
iinnter Luft würde ohne Zweifel gerade das Gegentheil 
a und die Korkkugel von der — nach der + Seite ge- 
k werden. 
Íf -Man hat sich auch auf gewisse Lichterscheinungen be- 
F" namentlich eines Sterns oder Strahlenkegels an einem 
khe Inftleer gemachte Flasche hinein ragenden Drahte, um 
Ükaseitige Richtung der E. bei der Ladung und Entladung 
Weisen, indels hat man dabei ganz willkürlich den Stern 
ke Zeichen einströmender E. angesehen. 
Kus-allem bisherigen sieht man demnach deutlich, dafs 
Wicheinungen bei der Entladung und die davon abhängigen 
ngen, weit entfernt für die Hypothese einer einzigen el. 
e dadurch neue Beweise zu liefern y’ dafs diese Wirkun- 
ad Erscheinungen auf eine einseitige Richtung eines ein- 
el. Stromes hindeuten, und zwar eines solchen, der von 
itiven nach der negativen gerichtet ist, vielmehr einen 
gesetzten Charakter haben, und zwei el. Ströme oder 
ngen, die von beiden Seiten gleichmälsig ausgehen, ver- 
Uebrigens verweise ich am Ende nochmals auf die 
il: Schlag, elektrischer, wo eine nähere Betrachtung 
nerkwürdigsten Wirkungen des Entladungsschlages neue 
ise für die dualistische Ansicht liefern wird?. P. 









Priestley’s Geschichte der Elektricität durch Krünitz. Berlin u. 
ı 1772. au mehrern Orten. Beckmann’s Beiträge zur Geschichte 
rfindungen ister Th. Ate St. S. 571. History of the Royal So- 
by Thomas Thomson? London 1812. Chap. VIII. on Electri- 
. 429. Die übrige Literatur findet sich im Artikel selbst. 


e 


e | Flaschenzpg. D 


Flaschenzug.- ' 


" Polyspasius a polyspaston; Polyspaste p u 
Polyspaston, tackle. 

‚Der Flaschenzug ist eine seit den últeston Zeiten bej 

und. "bis auf die neuesten herab allgemein angewandte m 


. "sche Potenz, welche bestimmt istum größsere: Lasten mi 


Kä 


geringeren Kraft zu heben. Schon Vırnuv? redet von. 
Werkzeuge als einem bekannten, und LeuroLn?. Ae 
die. wesentlichsten derselben, omg "wätdhem Werke die 
m Schrifisteller-ihre Angaben entnommen haben: 
Bech gehört derselbe in. die Mechanik; weil aber fast 
bücher der Physik diè Beschreibung des Flaschenzug 
sufgenommen haben, so möge auch hier das Wie a 
diesen Gegenstand kurz mitgetheilt werden. . | 
.-. Ee lassen sioh zweierlei Arten von Flaschenzi 
scheiden, die gemeinen und: die Patenzflaschenzüge:A 
gehen von der Rolle als ihrem Elerhönte:aus, derer: 
‚bige Anzahl, auf allen Fall mehr als. eine, ‚wenn. 2 
nische Potenz hervorgehen soll, in die aus. hölzernaw 
tallenen Scheiben bestehenden Flaschen vereinigt wer 
en a ode Construction der gemeinen Flaschenzüf 
C dafs 2 oder 3 bis höchstens A Rollen in jeder Flasche 
"selben Ebene über einander verbunden sind, und dë) 
schnitte der sämmtlichen Seile und der Rollen, letztere pt 
diculär auf ihre Axen, in eine gemeinschaftliche Ebene! 
Um hierbei den parallelen Seilen neben einander Raum # 
schaffen, sind die einander näher liegenden Rollen der! 
Flaschen kleiner, die entfernteren größser. Wenn die Fi 
züge zum praktischen Gebrauche etwas. gröfser und für 
Seile geeignet gemacht werden, so darf die Vergrölsers 
Rollen nicht ganz unbeträchtlich seyn, und dennoch i 
die beiden, sich zunächst liegenden, nicht bedeutend 
werden, wenn die Zahl der Rollen in jeder Flasche dr 


















1 Als Erfinder desselben wird Aronıneoss genannt. S. Ni 
von dem Leben und den Erfindungen der berühmtesten Mather 
München 1788. I, 22. 

2 De Archit. Lib. X. c. 3 f, p. 231. ed. Rode. 

8 Theatrum mach, gen, Cap. III, Tab. XXXV. und XXXI 


- Flaschenzug. | 431 


trägst, und wenn gleich der mechanische Effect der Fla- 
üge mit der Zahl der Rollen zunimmt, so beträgt dieselbe 
n gewöhnlichen namentlich im Bauwesen häufig gebrauch- 
aschenzügen dieser Art meistens nur zwei in jeder Flasche, 
lie erforderliche Kraft wird verstärkt, indem mah am das. 
sl des Flaschenzuges ein oder ‘mehrere Pferde spannt, 
dasselbe vermittelst eines Cabestan’s aufwindet. Es 
kt noch hinzu, dafs ein Flaschenzug jederzeit ein só viel 
s Seil erfordert, je gröfser die Anzahl der Rollen ist, 
er kostbarer wird und bei gleicher Geschwindigkeit 
ges am Seile die Lasten langsamer hebt, abgerechnet, 
> Säule durch den Einflufs der atmosphärischen Feuchtig- 
Bifoedrehet werden, und sich am: unbelastet hängenden 
zuge nicht selten so in einander wirren, dal, sie nur 
sier Mühe ous einander gebracht werden können / ihsbe- 
Be. wenn sie zahlreich und die nächsten Rollen klein von 
messer sind. Endlich ist bei einer gröfseren Zahl von 
‚die Länge beider Flaschen zusammen genommen und 
shtlichere Höhe, wo diesemnach die obere Flasche be- 
k werden muls, nicht ganz unbedeutend. Die Zeichnung 
Ben in der Mitte liegenden Flaschenzug mit drei Rollen 
r Flasche dar, wonach man sich den mit zwei und den 
ewer Rollen in jeder Flasche leicht vorstellen kann. Dieser 
wird nicht häufig gebraucht, und der mit einer Rolle 
" or Flasche kommt überall kaum in Anwendung." Ferner 
sich der Regel angemessen das Seil anfänglich an ‘der 
Flasche befestigt; wird dasselbe dieser Regel zuwider 
untere Flasche gebunden, so erhält die obere eine Rolle 
als diese letztere, die Last aber wird allezeit durch so 
eile getragen, als die Anzahl der Rollen in beiden Fla- 
"beträgt. 
ie angegebene Unbequemlichkeit der eben beschriebenen 
shenzüge, nämlich dafs die Rollen beträchtlich ungleich an 
be seyn müssen, wenn man deren drei oder vier in jeder 
she anbringen will und die Seile sich nicht an einander 
em sollen, führte auf den Vorschlag, sie sämmtlich von 
her Gröfse zu machen, und in horizontaler Lage neben 
nder zu legen. Diese übrigens sinnreiche Einrichtung hat 
i Mängel, zuerst nämlich wirkt der Zug am Seile zunächst 
ct auf die eine Rolle an der einen Seite jeder Flasche, und 
















r 


Fig. 


62. 


43 | Flaschenzug, 


bis derselbe sich durck alle Seile fortpflanzt, kommer 
schen in eine schiefe Richtung, welches de Wirkas 
hindert, und zweitens sind alle Rollen af 
zigen Axe befestigt, welche daher entweder sehr s 
muls oder sich in der Mitte leicht biegt. Dem letzte 
gel- wird ‚leicht abgeholfen, wenn man die beiden Bı 
Flaschen oben und unten mit einem hinlänglich stark 
stiicke verbindet, und jede Rolle von der andern ¿ 
biergegen gestütztes Blech: von der erforderlichen Did 
der erstere aber verhindert, dals man nicht füglioh- 
zwei bis höchstens drei Rollen in einer Flasche anbring 
insbesondere wenn. sie wegen der starken Taue be 
Jausten, wie z. B. anf Schiffen, nicht schmal seyn dëch 
gleich, vorsüglicher sind daher zwei andere von dem b 
IaSsezarou! angegebene Kinrichtungen, worin er ği 
sa sban. erwähnten: Arten zu vereinigen suchte. .‚Diey 
stattet. de Zahl der Rollen beliebig zu vervielfältigen, 
den Vortheil, dals beide Enden des Seilen in dis. N 
Flaschen trefien, wenn die Zahl der neben einander. 
;„ Rollen sine ungerade ist, wie sich dieses gehört. In 
. beiden Flaschen befinden sich dann zwei Reihen 
von denen die einander zunächst stehenden kleiner bk 
von einander entfernteren. Indem übrigens die Zeich 
Sache vollkommen deutlich macht, so würde jede wei 
schreibung überflüssig seyn, und verdient blofs noch 
zu werden, dals die eingeschriebenen Zahlen diejenig 
len bezeichnen, über welche in der angegebenen Rei 


. das Seil gezogen wird, indem es bei der Rolle unter { 


und am Haken 21 endigt. Die zweite Einrichtung d 
von Flaschenzügen unterscheidet sich nur durch die Abä 
dafs die Axen der beiden Reihen von Rollen in jeder 
sich m zwei rechten Winkeln schneiden. Es ist da 
erforderlich, dafs die Rollen von ungleicher Gröfse s 
doch werden die einander zunächst gegenüberstehend 
stens etwas kleiner gemacht. Eine Vorstellung von die 
richtung erhält man leicht, wenn man sich denkt, da 
Figur die beiden Backen, welche die einander zunächst 
den kleineren Rollen einschlielsen,, rechts um einen Qu 


1 Ph. Tr. XLVII. 494. 


Flaschenzug. 433 


ızedrehet werden, indem dann das Seil in der angezeigten 
ung so durchgezogen wird, wie die Reihenfolge der Zah- 
ngiebt, jedoch so, dafs es über die Rolle bei 6 hineinge-, 
t und durchgezogen über die andere Rolle so geschlungen 
en mulfs, dafs es bei der Zahl 7 wieder herauskommt u. s. w. 
Eine individuelle Species dieser Art verdient noch eine be- 
‚ere Erwähnung, weil sie sehr gut im kleinen Umfange aus- 
hrt werden kann, und dann Eleganz mit Wirksamkeit und 
gemlichkeit verbindet, zugleich aber zur Demonstration 
Wglich brauchbar und namentlich für Chirurgen zum Ein- 
Ren verrenkter Glieder mit Nutzen anwendbar ist. So wie 
diesen Flaschenzug aus einem in England verfertigten und 
mehmend schön von Silber und Stahl gearbeiteten Exemplare 
„ginem franzüsischen Arzte kennen lernte, und seitdem wie- 
Bsolt aus Stahl und Messing nachbilden liefs, besteht derselbe aus e 
æi Flaschen, nur etwa 3 Z. lmg, die untere mit 4 Rollen, 64 
wwei mit rechtwinklich über einander liegenden Axen, die 
Men nach oben gekehrten Rollen 1 Z. die beiden untern 1 25 Z. 
Dorchmesser haltend; die obere Flasche dagegen hat 5Rollen, 
en Grölse den eben. angegebenen correspondirt, so dals 
Rk beiden unteren die kleineren , die drei oberen die gröfseren 
w Einige Schwierigkeiten hat das Einziehen des Seiles, 
san man den Apparat nicht genauer kennt; es geschieht, in- 
Ms man das Ende des Seiles über der oberen Rolle bei 1 ein- 
ik, dann unter der oberen Rolle der unteren Flasche wieder 
puskommen läfst und auf gleiche Weise nach der Reihenfolge 
len fortfährt, wonach das letzte Ende bei 9 wieder her- 
mmt, und mit dem bei 1 hervorstehenden anderen Ende 
einen Knoten vereinigt wird. Hiernach ist das Seil an 
der Flaschen ursprünglich festgeknüpft, und der Fla- 

zug gewährt die Eigenthümlichkeit, dals die bewegende 
ft an jedes der beiden Seil- Enden bei 1 oder bei 9 ange- 

t werden kann, oder an beide zusammen, und da hiernach 
weder ein oder zwei der acht Seile in Bewegung gesetzt wer- 
|, woran die Last hängt, so ist im ersten Falle 4, im zweiten 
Is bewegende Kraft erforderlich, um das Gleichgewicht her- 
tellen, wie die Erfahrung mit der Theorie vollkommen über- 
stimmend zeigt. Bei so kleinen, vorzüglich gut gearbeiteten, 
smplaren beträgt die Dicke der Backen bei den Flaschen etwa 
V. Bd. E e 







434 | Flaschenzug ` . . 


4 Lin., der Rolle nahe #25 Lin., und wean dsam sum | 
eine gute seidene Schnur gewählt wird, und die stähl 
Haken himlänglich stark sind, so kann eine: Last von 
200 & oder 400 NW mit dielem kleinen Flaschenzuge gek 
"werden, :vorausgesetzt, dafs das einfache Seil 50 & ig, 
man im ersten Falle an, beiden, i in letzterem an einem A 
zieht, die Reibung vorläufig nicht gerechnet. : ON 
Der Flaschenzug, auf dessen Erfindung sich. E Wa * 
Patent geben liefs, war zunächst darauf berechnet, 
bung zu vermindern, welche die einzelnen Rollen ' 
'berührenden Blechen der Kloben - ‚erleiden, Wenn. deren 
rere parallel neben einander liegen. .Er substituti 
Fig her statt einer beliebigen: Anzahl solcher einzeln I} 
68. chen Rollen einen Kegel mit eingeschnittenen Rinnen, 
` .festigte diesen statt der Flasche in einen Bügel, und swa 
letzter von gleicher Beschaffenheit ersetzten dann, den vel 
' digen, Flaschenzug. Aus der Zeichnung ist ersichtlich, ; 
das erste Ende des Seiles. an dem einen Ende des oben NW 
befestigt wird, dann om die schmalste Rinne des une 
gels läuft, und von hier abwechselnd um die gröfseren.da 
ren und unteren Kegels, bis das letzte Ende desselben die 
dickste Seite des Kegels umschlingt. Um die hierbei zum 
liegende Theorie zu verstehen, darf man sich nur vosil 
dals jede einzelne Rinne der Kegel eine für sich bewegi 
Rolle von abnehmenden Durchmesser bilde, Würde da 8 
letzte Ende des Seiles mit der erforderlichen Kraft bebe 
gen, so werden alle Seile zwischen der gesammten Zahl 
Rollen verkürzt, alle Verkürzungen der gesammten Seile la 
aber über die letzte Rolle, über die nächstfolgende läuft d 
weniger, über die dann zunächstfolgende wieder eine we 
und so fort, bis ans entgegengesetzte Ende der kegelförmig 
einander gereiheten Rollen. Wenn nun die Peripherien, 
somit auch die Durchmesser der einzelnen Rollen im dog 
Verhältnisse abnehmen, als die über sie laufenden Seillän 
so ‘wird die Zahl ihrer Umläufe gleich seyn, und man datt 
also an einander fest machen, oder statt ihrer einen Kegel 
Rinnen substituiren. Man darf also nur den Kegel von lé 
ger Höhe in so viel gleich hohe Theile abtheilen, als er einze 
Rollen ersetzen soll, ihn bei jeder Abtheilung cylindrisch ah 
hen, und in alle diese cylindrische Theile Vertiefungen w 
















Flaschenzug, 435 













er Tiefe einschneiden, zwei solche ganz gleiche Systeme 
wachsenden Cylindern mit ihren Axen in den Bügeln befe- 
, and das Beil auf die: angegebene Weise über die ent- 
nen Vertiefungen schlingen, so ist der Flaschenzug her- 
t. Obgleich diese Idee im Ganzen sinnreich ist, und die 
ommende, als: gleichmässig vorausgesetzte, Dicke des 
das Princip nicht abändert, so erfordert dieser Flaschen- 
ch eine genaue Fabrication, ein ganz gleichmälsiges Aus- 
n der Rinnen, und weil aulserdem die bewegende Kraft 
eine Seite desselben wirkt, er daher leicht schief gezo- 
ird, die Seile sich aulserdem da, wo die Durchmesser 
ertiefungen kleiner sind, leicht verwirren, und endlich 
ah einen schiefen Zug und eine momentane Lockerheit wohl 
Win eine nächstniiedrigere Vertiefung herabgleiten können: so 
wer nicht sehr in Gebrauch gekommen. Noch weniger ist die- 
a der Fall bei einer Verbesserung, welche SuuLouam 3 in 
wsschlag brachte. Dieser befestigte nämlich in jedem Bügel 
wei mit ihrer Basis verbundene Kegel, welche nach beiden 
Ren anf gleiche Weise abnehmende Vertiefungen hatten, be- 
Weigte die beiden Enden des Seiles an den beiden unteren 
Weilen des oberen Bügels, führte dasselbe dann über die 
Wchmälsig zunehmenden Vertiefungen der Kegel zuerst im 
Deren und dann im oberen Bügel, sd dals die vereinte Mitte 
Wiesmen in zwei Strängen über die beiden Vertiefungen an 
Begemeinschaftlichen Basis beider oberen Kegel herabgezogen 
He. Dals hierdurch die mechanische Wirkung des Fla- 
zuges nicht vermehrt wird, obgleich er ein Seil von dop- 
Länge erfordert, ist aus dem oben gesagten klar, weil ari 
Seilenden zugleich gezogen wird, jedoch erfordert das 
zum Tragen einer gleichen Last nur die Hälfte der Stärke, 
zugleich ‚wird das Schiefziehen vermieden. Uebrigens 
er die von jenem angegebenen Mängel, 
$ Um die Reibung aufzuheben, that Garnerr 2- den Vor- 
bar, und liels sich ein Patent darüber geben, die Spindeln 
éis nicht in Löchern laufen zu lassen, sondern in einem 
bise von Frictions - Rollen, welche er in die doppelt gemach- 





‚14 Transact of the Soc. for the Encouragement of Arts Manufact. 
, XXIV. 189. 
2 T.-Cavallo ausführliches Handbuch der Experimental - Natur- 
re. A.d. F. von Trommsdorf. Erf. 1804. 8. 1. 272. 
Ee 2 


436 „Ela schenzug. 


ten Backenstücke der Flöschen einsenkte Daf die F 
züge schon deswegen eine verhältnifsmäfsig nicht geri 
bung haben, weil die Durchmesser der Rollenaxen d 
gen Stärke wegen nicht eben klein seyn dürfen, ist a 
richtig, und eben so wenig wird jemand-in Abrede stell 
Frictions -Rollen ein sehr geeignetes;Mittel sind, dem 
Reibung entstehenden Hindernisse der Bewegung im A 
nen abzuhelfen,, allein bei einem Flaschenzuge werden 
weder" zu klein seyn müssen, oder das ganze Werkze 
sehr zusammengesetzt und zu unförmlich dick ausfallı 
trete daher unbedingt der Meinung derjenigen Schniltstt 
welche die Anwendbarkeit der Frietions-Rollen bei E 
zügen für unzulässig halten, hu 
Die zweite Art von Flaschenzügen sind die Poter 
schenzüge, deren Benennung aus der später zu erörtern 
ihres mechanischen Effectes entnommen ist. Als wese 
‘Unterschied beider Arten von Flaschenzügen ist anz 
~ dals bei der gemeinen die obere Flasche unbeweglich, | 
tere dagegen beweglich ist, und dafs das Seil an einer) 
‚schen oder blofs durch Umschlingen um die Rollen festsi 
den Potenzflaschenzügen dagegen nur eine, in der 
letzte ‚Rolle unbeweglich ist, während meistens die säat 
einzelnen Seile mit ihrem einen Ende an einen unbewt 
` Körper festgeknüpft werden. Einen Uebergang zwis 
Dë Aen Arten bildet die doppelte Rolle, deren Constraci 
" Wirkungsweise aus der Figur ersichtlich ist, und wi 
geeigneten Fällen leicht und mit Vortheil in Anwendı 
bracht werden kann. Eben so leicht wird die Beschaften 
Fig. Potenzflaschenzüge aus der blolsen Zeichnung erkannt. 
` fen hier die einzelnen Seile, in einer gemeinschaftliche 
calen Ebene liegend, mit einander parallel herab, und 
an einem besonderen Halter mit dem einen Ende befrsti; 
rend der andere durch den Bügel der nächsten Rolle ; 
wird. Dafs dieses nicht alles durchaus nothwendig sey, 
sich von selbst; indem namentlich auf Schiffen, wo d 
Flaschenzüge zum Heben grolser Lasten auf eine gerin; 
am meisten gebraucht werden, oft die Möglichkeit nic 
handen ist, jedes einzelne Seil auf die angegebene W 
befestigen. „Nicht selten werden sie dann sämmtlich i 
gemeinschaftlichen Puncte vereinigt festgemacht, so da 


Flaschenzug ` ` 437 








letzte Rolle, über welche das Endseil geht, ebendaselbst 
iert ist. Wie ein solcher dann aussehe, kann man sich 
, ohne Zeichnung leicht vorstellen. Fi 
r Als eine Art umgekehrten Potenzflaschenzuges ist derjenige ei 
hen, bei welchem die letzte Rolle, über welche das Ende 
ersten Seiles herabgeht, beweglich, das andere Ende des Sei- 
wiber festgemacht ist. Nach dieser letzten Einrichtung ge- 
lt er unter die Classe der Potenzflaschenzüge, insofern aber, 
Be obere Rolle fest, die untere mit der zu hebenden Last 
en beweglich ist, gehört er zu den gemeinen Flaschenzü- 
eut denen er auch rücksichtlich seiner Wirkung überein- 
int. Indem er aber die Lasten nur zur Hälfte der Höhe 
3 Ë, als bei den letztern der Fall ist, so kann er wegen die- 
Eiiteschränkteren Brauchbarkeit nicht empfohlen werden. Eben 
been Fehler unterliegt die folgende Abänderung, welche rück- 69 
Mich der Festigkeit der oberen Rolle, der Beweglichkeit 
KE unteren und in so fern die Seile mit keinem Ende aufser an 
it Flaschen der Rollen selbst befestigt sind, mehr den gemei- 
Min beizuzählen ist, zugleich aber einen grölsern Effect hat, 
D die letzteren. Wegen des gerügten Fehlers der geringeren 
We. woiu die Lasten vermittelst desselben gehoben werden 
wen, verdient auch dieser keinen Beifall. Dem eigentlichen 
enzilaschenzuge wesentlich zugehörend und an mechanischem Fig 
e ihn noch übertreffend ist der weniger bekannte, bei ad 
chem die Last an den vereinten Enden aller Seile befestigt 
MM blofs die Flasche der oberen Rolle unbeweglich gemacht wird. 
er nach der Zahl der Rollen die grölste Last hebt, so ver- 
er vorzügliche Empfehlung, und selbst darin liegt kein 
tliches Hindernils seiner Anwendbarheit, dafs die verein- 
}Seilenden sich leicht zusammentrehen werden, denn da 
emeinschaftlich in die Höhe steigen, so bringt dieses dem 
nischen Effecte keinen Nachtheil, und die einzige daraus 
Wrachsende Unannehmlichkeit ist nur diese, dafs die aufge- 
denen Lasten sich gern um eine verticale Axe zu drehen pfle- 
b, welches aber ohne bedeutende Schwierigkeiten leicht ver- 
dert werden kann, 

Die Theorie der Flaschenziige oder die Bestimmung ihres 
Fectes bei gegebener Kraft ist sowohl bei den gemeinen als 
a Potenzflaschenzügen sehr einfach und unter den Mechani- 
wn durchaus nicht streitig. Wenn man von der Steifheit der 











` Aa Flasohnenæung. Er 


wirkt. Im Gansen verhält sich wee die Last zni 
gig 2°°2 +1: :1=5:1. Am wirksamsten unter silen F 
70..zügen ist der letzte, ein eigentlicher Potenzilasdhtfung, 
welchem die Zahl der Rollen noch obendrein, willkürlich : 
mehrt werden kann. Uin- seine Wirkungsweise zu versinali 
denke man ‚sich die oberste Rolle als unbeweglich und’ 
zur Aenderung derjenigen Richtung bestimmt, in 
bewegende Kraft ihre Wirkung äufsert, wie dieses bei d 
Sachan Rolle der Fall ist. Die auf die unterste bewtegliche 
wirkende Kraft äufsert sich auf beide Seilenden dreet 
ist also in Beziehung auf den Effect, womit diese Rollei 
tragende Seil herabzieht, doppelt, wozu noch deent 
| "kung anf das an die Last geknüpfte Seil kommt, mi 
` sie im Ganzen dreifach; die hierdurch erzeugte Ge 
wird durch- die folgende Rolle abermals verdoppelt ep 
‘ vermehrt, ist also =], durch eine dritte beweglicht Sa 
Nämliche statt, und sie wird also — 15. Deler des 
Zahl der beweglichen Rollen n, so verhält sich dierZastel 
das Gleichgewicht erzeugenden Kraft = 2*''—.4 sd «ar: 4 
Der ia der Mechanik überall anwendbare , seits | 
allgemein bekannte Hauptgrandsatz,, dals bei bewegend 
ten, namentlich beim Hebel und dessen zahlreichen Anm 
gen, die von denselben durchlaufenen Räume und somiti 
die Geschwindigkeiten zu den von den Lasten durchlaci 
Räume und folglich auch deren Geschwindigkeiten in eg 
umgekehrten Verhältnisse stehen, findet auch bei den Plang 
zügen Anwendung. Hiernach wird also derjenige Weg, 
cher das letzte Ende des Seiles, oder das hieran als beweg 
Kraft geknüpfte Gewicht, zurückzulegen hat, sich zu den 
der bewegten Last durchlaufenen verhalten wie die Gröfs 
bewegten Last zu der.Grölse dieses bewegenden Gew 
Bei den gemeinen Flaschenzügen findet man also diesen, vi 
bewegenden Gewichte durchlaufenen Raum oder seine G 
: schwindigkeit, wenn man diese der bewegten Last zugeht S 
Grölsen mit der Zahl der Seile multiplicirt, worauf die Leg: 
theilt jet, Dals dieses wirklich der Fall sey, folgt schon e 
daraus, wenn man berücksichtigt, dals die Vorkürzungen | 
gesammten Seile beim Heben der Lasten über die letzte } 
laufen, und daher der Zahl dieser Seile proportional seyn ı 
son. Bei dem oben angegebenen zweiten Smeaton schen lach 
















Flaschenzug. 441 


läfst sich dieses Theorem sehr gut daraus erläutern, wenn 
zeigt, dafs entweder die beiden Enden der Seile jedes mit 
gleich langen Theile über beide obere Rollen laufen, oder 
nach Festknüpfung des einen Endes die ganze Verkürzung 
die eine dieser Rollen läuft, wonach :also im letzteren 
-die Geschwindigkeit dieses Seiles doppelt so grols, die 
Heben der Last erforderliche Kraft aber nur halb so erof 
Raat gleiche Weise kommt dieses Gesetz bei den Potenz- 
zügen in Anwendung, und es muls daher bei der ersten 
Achen Rolle die Verkürzung beider Seilenden durch 
keite bewegliche Rolle gehoben werden, mithin der von 
bö: durchlaufene Weg der doppelte derjenigen Höhe seyn, 
Wicher die Last gehoben wird, und da dieses nämliche von 
Be beweglichen Rolle in Beziehung auf die erste gilt, 
t der von dem bewegenden Gewichte durchlaufene 
nach den Potenzen der beweglichen Rollen. Indem die- 
@rundsatz also als allgemein gültig anzusehen ist, so kann 
m umgekehrt die Wirksamkeit eines Flaschenzuges aus dem 
swhältnils der Räume nachweisen, welche von den bewegen- 
fa Gewichten und den gehobenen Lasten durchlaufen werden, 
W dieses unter andern durch LESLIEA bei dem zuletzt beschrie- p. 
nen wirksamsten Flaschenzuge geschehen ist. Denken wir uns 7 
asch die oberste bewegliche Rolle zuerst für sich, so wird das 
Bue geschlungene herabgehende Seilende zuerst um so viel 
Bechen müssen, als die Last steigt; weil aber zugleich die 
> selbst um einen gleichen Theil des Raumes herabsinkt, 
der durchlaufene Raum hiernach verdoppelt, und weil 
die Rolle hierdurch. der Last um einen gleichen Theil 
ert wird, so muls die Summe der durchlaufenen Räume 
dreifacher desjenigen seyn, um welchen die Last gehoben 
Eben diese Demonstration gilt von der zweiten bewegli- 
m Rolle, wenn man die erste bewegliche als ruhend betrach- 
‚„ mithin ist der von dem über diese herabhängenden Seil- 
Be durchlaufene Raum der dreifache desjenigen,, um wel- 
die Last gehoben wurde, und wenn jene erste als be- 
ich betrachtet wird, ein sechsfacher, wozu die erste He- 
der Last mit 1 hinzukommt, folglich im Ganzen ein sie- 
| u. s w. Es folgt hieraus, dafs man bei den ge- 
— — 
1 Elements of Nat. Philos. I. 178. 




















442 | Fiiegen. 
meinen Flaschenzügen zwar durch Vermehrung der Rollen 
Seile an Kraftaufwande gewinnt, eben so viel aber anf 
Geschwindigkeit verliert, womit die Last gehoben 
Hiernach läfst sich dann auch die gesammte Länge des 
berechnen, welche erforderlich ist, um eine Last vermit 
eines Flaschenzuges von gegebener Zahl Rollen auf eine 
stimmte Höhe zu heben. Heilst diese Höhe h, die Zahl 
Seile, woran die Last hängt n, der Abstand der Axe 
ersten Rollenpaares dann, wenn die Enden der Flasche 
berühren, a, des zweiten a’ u. s. w. der Umfang deg 
Rolle p, der zweiten p u. s. w. und geht endlich & 
woran gezogen wird, von der obersten Rolle wieder 
Boden herab, so ist die ganze Seiles- Länge 


TTT 
Bei den gewöhnlichen Potenzflaschenzügen hört das Pop 
ben der Last auf, wenn die erste bewegliche Rolle N 
obersten unbeweglichen genähert hat, bei dem zuletzt besd > 
benen, wenn dieselbe mit der dje Last unmittelbar tragenden 
Berührung gekommen ist. Der Gebrauch der Potenziasde- 
züge, so grolse Lasten auch mit verhältniflsmälsig mag 
Kraft durch dieselben gehoben werden können, ist dher 8 
sofern sehr beschränkt, als sie nicht gestatten, die Lasten nte 
ner beträchtlichen Höhe zu fördern. N. 














Fliegen. 
Das Fliegen, der Flug; Volare; Voler; to! 


bezeichnet den unterscheidenden Vorzug der Vögel, du 
Schlagen der Luft mit den Flügeln sich in derselben sch 
bend zu erhalten und fortzubewegen. Es ist dieses ein 
den vielen Erscheinungen, die täglich vor unsern Auge 
sich gehen, deren vollständige Erklärung jedoch eine A 
schwierigsten Aufgaben der mechanischen Physik ausmacht. 
Der Erste, welcher sich mit dem Fluge der Vözel auf i 
gründliche \Veise beschäftigte, ist der neapolitanische Profes 
Bonet in seinem an scharfsinnigen und nenen Untersucku 
gen so reichen Werk de motuanimalium. Was NıEuweEsTIt 
seiner Weltbeschauung über diesen Gegenstand vorbringt, < 
nur von Bonert entlehnt, und zwar nicht zur Erklärung % 
Erscheinungen, sondern mur in so weit es zu seinem Zweck, 





Fliegen. | 443 


bWeisheit des Schöpfers in seinen Anordnungen ins Licht zu 
, tauglich seyn mochte. Bong? geht von der anato- 

n Untersuchung. der Flügelknochen und ihrer Befestigung 

Er macht auf die Verschiedenheit in der Structur des 
erblattes aufmerksam, das bei den gehenden Thieren ein- 
hist, bei den fliegenden hingegen, aus zwei unter einem 
spitzen Winkel vereinigten Stücken besteht, von denen 
breine durch mehrere Muskeln an den Rippen des Rück- 
Is. festsitzt, das andere durch feste Bänder mit dem Brust- 
susammen hängt. Der Scheitel dieses WVirikelstückes trägt 
E in welcher der Oberarm des Flügels sich bewegt; 
wiesen folgt der Doppelknochen des Ellbogens und das Hand- 
bake. Die Länge dieses Flügelknochens ist je nach der Be- 
Iyspung des Vogels verschieden; bei den Fliegern, wie Ad- 
Ka, Schwänen, ‘Schwalben, beträchtlich; (oft länger als der 
age Körper) geringer bei der Henne, am unbedeutendsten 
vn Straufse. Er weist ferner auf den zarten Röhrenbau der ` 
Bachen des Vogels hin als Beförderungsmittel der Leichtigkeit 
ad Festigkeit, und erörtert die merkwürdige Structur der Fe- 
sm zur Durchschneidung und Aufhaltung "der Luft. Sodann 
séet er die Möglichkeit des Fliegeng-aus der Elasticität der 
wch den Flügelschlag comprimirten Luft,. die wie ein fester 
den widerstrebe, und erklärt den Flug für eine zusammenge- 
zte Bewegung, „aus schnell wiederholten Sätzen durch 
w Lufi“. Die Brustmuskeln, die beim Menschen nur etwa 
m sechzigsten Theil der übrigen Muskeln ausmachen, klein 
wenig fleischig sind, betragen beim Vogel an Ausdehnung, 
und Gewicht mehr als alle übrigen zusammen. Selbst das 
astbein , das bei jenen ganz flach ist, ist bei diesem mit eiì- 
x winkelrecht. aufgesetzten Wand versehen, und macht die 
kgerstätte? der grölsten und kräftigsten Muskeln aus. Diese 


Joh. Alph. Borelli Neapolitani Matheseos Professoris de Mota 
ee eet, Von diesem classischen Werke sind 7 Ausgaben vor- 
en; die erste Romae 1630 und 81; die zweite Luzd. Bat. 1685; 
b Aritte Genevae 1685; die vierte Bononiae 1699; die fünfte Lugd. 
W. 1710; die sechste Neapoli 1734; die siebeute Hagae Com. 1741; 
mtlich in $to. Ob noch spätere existiren, ist mir unbekannt. 8. 
tsch. für Astronomie. II. 350. Die Abh. über das Fliegen findet 
auch in Le Clerc und Manger Biblioth. Anat. 1635. Fol. II. 

u und 890. 
®, Die besten Flieger haben auch in der Regel die höchste und 












së tan vm ein Sechstel seitier —— esH 
ab, während dem sie beim Menschen an der: Baue d 
angehefter sind: dadärch wird eine also starke 4 
dieser Muskeln verhindert. Der Deltoides, der bej 
wor Erhebung des Armes bestimmt ist, Zeit" beiin 
Gtel vertritt ein dünner, verlängerter Muskel ; ` dee" 
„Veflruug im Geletike des a 
gegen den Rücken zieht; auch die Muskeln der Bllbög 
Werdgelenke, die beim Menscheh sp so wichtigen Ven 
gen bestimmt sind, sind bei ’deh’Vögelb von ‚gering 
tung. Nachdem Bonzıur sich bemüht hat: zumzeigeh 
" Schwerpuunct des Vogels im untern Theile des«Körp 
"findo, bemerkt er ganz richtig, dafs die vom Plg 
drängte Luftmasse einem körperlichen Sector aus d 














Reibung der in allerlei Wirbeln in einander 16 
heile, hanptsächlich dber von ihrer Elasticität 
Wirkung mit der Geschwindigkeit des Flüg 
so. dafs, wenn diese der Schnelligkeit, mit o 
Luft answeicht, gleich ist, der Vogel schwebend 
ten wird, und je nach dem Verhältnifs dieser beiden Gesd 
digkeiten steigt oder sinkt. Durch eine Berechnung, die 
lich bedeutenden Einsprüchen ausgesetzt seyn dürfte, haft 
AELK zu zeigen gesucht, dals die Kraft der Muskeln, die 
Menschen, zum Sprunge eıforderlich ist, nahe das 
seines Gewichts betrage; er glaubt nun, nach dem Vi 
der Muskeln und der grofsen Leichtigkeit der Vögel di 
kelkraft der Letzteren heim Schlagen der Luft mit den F 
so ziemlich aufs vierfache jener Zahl setzen zu können, W 
er folgert, dafs die Muskelkraft der Flügel das Gewich 
Vogels immerhin um zehntausend mal übertreffe. Er 
legt hierauf die Meinung derjenigen Naturforscher, welch 
horizontale Fortbewegung der Vögel mit der Fahrt eines Sé 
fleischigste Brust, ganz das Gegentheil findet sich beim Strauß, 
‚eine wenig erhabene Brust, aber dafür eine beträchtliche 
masse uaf dem Rücken hat, 

4 In centro gravitatis sectoris solidi. 


Fliegen -> l 445 


į verglichen, das durch die Ruderschläge vorwärts getrieben 
> er bemerkt, dafs diese Voraussetzung der Vernunft und 
videnz zuwiderlaufe, indem die Flügelschläge immer in 
er, nie in horizontaler Richtung Ian fänden, und, er- 
hingegen das Vorwärtsausweichen aus der Biegsamkeit der 
‚„ vermöge welcher die Flügel beim Schlagen der Luft, 
kn Enden aufwärts gekrümmt, die Gestalt eines Keiles an- 
n, an dessen schräger Fläche der Widerstand der Luft in 
jontale sowohl als verticale Abtreibung sich zerlege. Der 
z diene dem Vogel nicht zur Seitenlenkung, wie die 
Philosophen meinten, indem er nicht wie das Steuer gi- 
Schiffes vertical] gestellt sey, sondern nur in horizontaler 
‚sich ausbreite. Tauben, die man der Schwanzfedern be-+ 
„ wissen. sich dennoch gut umzuschwenken, so wie auch 
edermäuse, denen dieses \Verkzeug ganz abgeht. Der 
Wswanz diene nur zum Auf- und Niedersteigen, die Seiten- 
Haan hingegen werde durch verstärktes Schlagen und grölse- 
k „Ausbreiten des einen Flügels bewirkt, wodurch der Körper 
R. der ünlsern Seite mehr gehoben und schneller fortbewegt, 
in um den weniger thätigen Flügel als Ruhepunct gedreht 
Bizde; die Wendung des Kopfes und Halses habe hieran durch- 
m keinen Antheil. Wenn die Kraft, fährt Boreurı fort, mit 
sicher der Vogel aufwärts steigt, seiner Schwere das Gleich- 
icht hält, so kann er wohl eine Zeitlang in der Luft hori- 
Wal dahin schweben, ist aber bald wieder genöthigt, durch 
Bee Flügelschläge die schwindende Waurfkraft zu ersetzen, 
j ihm der Widerstand der Luft durch Aufhalten des Falles 
statten kommt, so wie eine dünne Stahlfeder, im Wasser, 
sie nicht nach der Schneide fallen kann, nur langsam 
sinkt. Eben dieser Wiederstand wirkt auch beim Nieder- 
einem allzuraschen Anstolse auf den Boden entgegen, 
der Vogel seinen Schweif möglichst ausbreitet, und 
phl auch durch ein Paar schnelle Schläge der Flügel die Fall- 
zu mälsigen sucht. Dals Menschen sollten fliegen können, 
| Bonn für unmöglich, vorzüglich deswegen, weil es 
pen an den dazu nöthigen Brustmuskeln gebreche. Diese müls- 
a der Analogie zufolge etwa den sechsten Theil vom Gewichte 
s menschlichen Körpers betragen, und mit den Armen eine 
aftäulserung ausüben können, die das Gewicht des Körpers 
a zehntausendmal überträfe, da sie jetzt kaum den hundert- 



















| l 
AA Pliegen. 
- ' 
aten FheiFjenés Gewichts zu tragen verıhögeh.” Der Vo 
init Hülfe'einer luftleerem Blase oder hohlen Kugel aufzu: 
ee eben d wenig ausführbar: Diese -müßste von ‘beträc! 
 Goaäezond ‘von Metall sein, könnte aber weder mit 
öifein' "oneumatischem ‚Apparate, noch auch dorch Fäll 
Quscksilber- Iuftleer- gemacht werden; ind-’der’Drack d 
würde ein solches dünnes Gefäls bald züsait/iufesdräcken, 
wenn alles dieses zu efrelchen stände, sò würde’die Ku 
wöäer- m schwer bleiben, und an- der Erda:'kleben, o 
Fall sie zu leicht wire, sichin die Region der. Wolken a 
ok pleich diefetf eif 'tihlëhksamės Spidhwerk ‘der viel 
1i Mi geht, dafs Bönerri gleich beider breng Unters 
keinen wesentlichen Ulmständ"übersehen,'die-Exscheinung 
kufgefulst ,- und mie beifahi vurdigen EHiNrdiigën begi 
Eine eigentliche Theorie: des Fluges wär "son. dem Wu 
Bestande der Meclianik nicht zu’ drwarten. "Diese "wei 
100 Jähre später von dem Preufsischen Cohsistöria held 
SıLsenschzäct Yersucht.‘ Seine Abhandlarrg ‘ist jedoch 
durch- die 'eingestreutdn zahlteichen praktischen "Bega 
als. von 'theoretischer' Seite interessant: -Eiti Milsgräß}i 
»lbich. Jü Anfang -derselben'ütscht, leitet ihn auf den el 
fallenden Satz: „dafs der’ Widerstand‘ der Luft sick‘ 
Cubi der Geschwindigkeiten der in ihr bewegten Körper vá 
Das specifilche Gewicht des Vogels wird =1, und da 
der Luft zu sche angenommen, weil, wie der Verf. sic 
drückt, die Vögel meist m höherer und dünnerer Luft: 
ben. Von der Lage des \Viderstandspunctes ist keine 
und die Geschwindigkeit des Flügels wird auf den 
bezogen, den seine äufserste Spitze durchläuft. So u 
chend diese Theorie ist, so schätzbar wird dagegen $ 
SCHLAG’S Arbeit durch mancherlei eingestreute praktisı 
merkungen und besonders durch die Data, die er über d 
eines zahmen Adjers mittheilt: Dieser wog HS und sc 
am Fufs eine vierpfündige Kugel nach; die Länge seiner 
von Spitze zu Spitze (den Leib mit inbegriffen) bestin 
zu 6Fuüls (Rheinl.?) ihre Breite zu 14 F. Den Schwingun; 
des Flügels setzt er auf 19 Zoll vom Gelenke ab, die 





P 1 Schriften dër Beil. Ges. Naturforsch. Freünde 1734. 
A. 214 — 270. 


Fliegen. 447 
te Brustmuskeln am Flügelarm angewachsen sind zu A Zoll: 
as berechnet er, da das halbe Gewicht des Adlers out der 
1 6 Pfunde betrug, die Muskelkraft eines Flügels bei jedem: 
ge auf 15? Pfunde, also nur auf das 38fache seines Ge- 
is, was freilich von Bons S übertriebener Schätzung 


aibsteht. 


Kingleich vollständiger und wissenschaftlicher behandelte 
ke Gegenstand der Akademiker Nic. Fuss in den Petersbur- 
ıkschriften vom J. 1799. 1 Nachdem er die wesentli- 
immungsstücke des Fluges, für irgend eine beliebige p; 
der Flügel hergeleitet bat, bleibt er bei der Figur eines Fig 
stehen, dessen F ckpuncte das Schultergelenk des Flü- 
d "das Ellbogengelenk P und seine Endspitze Q sind; und, 
, seine Formeln auf die von SILBERSCHLAG gegebenen 
WW. `" Endlich widerlegt er die Meinung ReınnoLn For- 
2, dals der Vogel eine Art Luftballon sey, welcher durch 
erdünnung der Luft in den Knochen, und durch F üllung 
n mit einem durch den Respirations - - Procefs erzeugten 
Mien (ghlogistisirten) Gase, sich erhebe. Es sey p das. Ge- 
Se eines Volumens Wasser von der Grölse des Vogels und 
er, wie FonSTER annimmt, ein Fünftel dieses Volumens i in 
hungen und Luftbehältern. besteht, so wäre das Gewicht 
"Vogels (vorausgesetzt, dafs die Höhlungen atmosphärische: 








E enthalten) =:p+ tP, oder wenn sie gar mit einem 


leichtern Gase gefüllt wären = $p + Sp mithin ist 


nterschied des geringsten Gewichts des Vogels, und des 
sb = = P = 0000? 
Vogel bleibt dem ungeachtet noch um 0,8 seines Ge- 
schwerer als die Luft, die ihn tragen soll. Selbst bei 
glaublichen Voraussetzung, dals der Vogel nicht schwe- 
ey, als die Luft nahe an der Erde, würde ihn doch die 
isirung der Luft in seinen Knochen um „tg nicht höher 
Fuls erheben. 


F B 

1 Nova Acta Soc. Scient. Imper. Petrop. Tom, XV. 1806. p. 88. 
“2 Neue Theorie über den Flug der Vögel, nach den Grund- 
Ma der Hydrostatik. Berliner Monatschrift October 1784. 


en der umgebenden Luft = $p+* 






448 Fliegen. 


Es werde für einen gegebenen Abstand x vom Dr 
puncte des Flügels seine Breite durch y bezeichnet. 
fydx die Oberfläche desselben ausdrückt, wobei Ges 
Gröfse desselben durch eine Gleichung zwischen v ur 

ig. geben ist; M heilse sein Tragheitsmoment in Bezieh 
72. die Schwingungsaxe. Ferner bezeichne OA die Laże d 
gels vor dem Schlage, OU nach demselben; der doch 
Winkel AOU sey =q; AOM=d. Man setze dei 
geschwindigkeit des Flügels für einen gegebenen Punct! 
als Einheit angenommen) =u, die Dauer eines einfach 
gelschlages =t, endlich sey JI das Moment der grüfte 
welche der Vogel auf den unbewegten Flügel ausüben, 
die größste Geschwindigkeit, welche er dem Puncte Dé 
gels mittheilen kann, wenn dieser keinen Widerstand z 


2 
winden hat; so ist JI D — das Moment der Kraft, ı 


der Vogel in der Lage OU auf den Flügel ausübt. Die 
kelgeschwindigkeit In dem Abstande OZ=x, wird=us 





2x2 
dieser Geschwindigkeit entsprechende Höhe = 3w 
8 


die Fallhöhe der Körper in der ersten Secunde bedeutet. 1 
der Flügel im Wasser bewegt, so hätte das Element ia 
gels yux einen Widerstand zu erleiden, welcher yuxz 


2.2 
, u? x ` . >. , 
sis und * zur Höhe hätte. Dieser \Viderstand ista 
«7 








2.02 
u? x , . . 
=, ydx, und sein Moment in Beziehung auf di 
o 7 
D 
, u?x? . on , 
MN = ` .‚xydx. Setzt man die Dichtigkeit der L 
F 
D 
derjenigen des Wassers = n: 1, und nennt [x ?vdx 


und /x? yux = B, so ist der ganze Widerstand, den di 
gel erleidet, oder die Kraft V, welche den Vogel in De 


An? SÉ 
nen DG wWe 


setzen kann, — , und ihr Moment = 





d D 
her diese Kraft als senkrecht auf die Fläche des Flüs 
Puncte C wirkend gedacht wird, so findet sich O C aus de 

nBu? nBu? DB 

hung V.OC=— oder OC =, =— 
chung jg > oder Ag VTA Das 
heitsmoment M des Flügels ist, wenn wir seine Dicke als 
förmig =d annehmen, =d fx? y dx; (für x =Q bis x= 


Fliegen. 449 
t hat man nach dem Grundsatze der Beschleunigung 
>` 2 2 
bh =n(1—%) — NM da nun u — IP so ist 
u dt 








u t2 2 Ag ) 
=u? dÊ, und wenn man differenzirt, dp d? p=ududt?, 
hei dt’ als constant gedacht wird. . Dieses giebt GH 
che in obiger Formel aubstituirt, sie in“ 
= | De ‚ar =H—ù st kl verwandelt. 
S de: u? 
t manz zur Abkürzung 2 Sy — —8 2, und ZS =u, 


ilt die Gleichung folgende Dach Gestalt: 
udu + -2 dp = udg. 
‚diese Gleichung zu integriren, multiplicire man sie mit 


*P, (wo e die Zahl bezeichnet, deren natürlicher Loga- 
Raus = 1 ist) und man erhält 


alg udu- 22 u?e? AP do = — Ju eP dp, deren Integral 
Ke RP 2 — (c te? 1 dl wobei die Constante C 
€ 

bc die Bedingung bestimmt wird, dals fürg=0, auch u=0, 


bc= == — Í sey, woraus man folgende integrirteGleichung erhält: 
epar =t (otipa), 


iebt sich aus derseļben erstens : 


E (1— N und bieraus der Widerstand, den 


19 
—— , dessen Integral die Dauer ei- 


Fläügelschlags angiebt. Setzt man zu diesem Ende 


` Ae A “e 











2 
RPL i= zet? so ist — mithin 


Wi _ e? 7 dz, maf aip | — 22 | 


us ? 





bes Liege. Wé | 
F. Bd. Ff 


A8 . Flie TOLY 

Ya spe | As WA SS Wäi 
t —— — P e 
* SC u) s Vin ; 
und indeni S per Fakel g wiede wieder einsetzt, 
t l (è ? Y HI? 1); bei, für 
| = geg og. ck f e. "mt ); wobei für g 


auch t= 0 wird, alao keine Constante erferderlich ist. +i 
Mg Nimmt man dem Obigen zufolge en, dafs der Flügel 
ich nahe einem Dreieck gleich sey, das durch die, den 
hungspunct O durchschneidende Queraxe OD halbirt wi 
wird OD=a, PQ=b, OZ=x, EF=y, und der 


PDO=7; und d x: y=a:b, e ist y = DE, Das } 
der Flügelfiäche ist nun y dx. Sin. Ç, und so erhalten wii: 









Azı/x? ydx.Si CH eech, Sin? 

B= fx” ft Cato Sing u 

M=4/stydz. Sin, E (==> —— Sin} 
GC Hieraus wird OC = P= pa. | i 


` Will man die Steigekraft des Vogels bestimmen, gi 
man den Widerstand V, der in der Richtung VI wirkt ı 
den Richtungen CG und CH, von denen die eine horta 
die andere vertical ist, zerlegen. Dieses giebt 

CG =V. Sin. (0 +g) und CH = — V. Cos. (ke 
Das Moment der erstern Kraft muls das Moment des halben 
wichts des Vogels nothwendig übertreffen, wenn es $ 
soll. Bisher haben wir die Geschwindigkeit u, die Kn 
und die Zeit t durch den Winkel ꝙ ausgedrückt. Wollte 
umgekehrt u, V, und p durch t geben, so haben wir 


A 
tV à u = log. Li Pif. 2 2101), mithin auch 
MA er? + fe déi —1, und hieraus 
A —ıy\ 
Ae — Amen vr ef FT At 





2e | ` 
Ap 


was manauch durch e 


== Cos. hyp. tY à u geben kant 


© Fli ege n. 451 

‚Und so wird der Winkel ` ~, 

—— OT 
2 —.- EE 

chwindigkeit sch: D " TÄ WW wiid >` 








=; log. Los hyp. IF Än 


e Je? 


V ` 4 ` —t | 
ZS Senn TE Tang hyp. tY åm, and Me 





l nAn? i 
deeg diè Katy DÄ (teg hyp. ra N 

Ma es: schwierig seyn diirfte, FA -ober vorausgesetzte 
fe, Geschwindigkeit o ; anzugeben,” so ist es einfacher., mit 


Sgehung derselben statt H (i+ Si schlechtweg . IT zu 


WE 
m. Dieses ändert nur die Constante ‘A, die nun "ei, 


op 
ht man M = = fP, wobei P die Muskelkraft selbst undf. ih- 
Hehelarm bedeutet, so Jet u= 


fP 
25 M , Alles Uebrige bleibt 
eändert, ` u u l R ` l a 


Nennt man ferner p das Gewicht des Vogels und y die Ge- 
rindigkeit, die-er haben muls, damit der Widerstand der 
R diesem. Gewichte gleich werde, "ist sodann v die Geschwin- 
it des Aufsteigens, welche nach einem Fluge. ~ von € Secun- 
dem \Widerstande R entspricht, so hat man, da die Wi- 
fode den Quadraten der Geschwindigkeit proportional sind, 


2. 
=y: ef, mithin R = P R . Die gröfste Wirkung der 
; . | „2 


m Flügel ist? v=" == mp. Dieser Kraft steht das 


icht des Vogelsp, und der: Widerstand der Luft R-entgegen. 
haben also ‚folgende Differenzjalgleichungen aufzulösen: 


Le: (2 V—p— r) oder auch 


n fP 


dv = 


—8 (—- 
art 


ap 


—1— Sal aus dieser ergiebt sich, 
D 


Ff 2 


e Fliegeh. = 


geet? ert — 
ds =} gp DAY -` 
Zelle —Nr— v2] 

Die Integräle dieser beiden Formeln sind wesentlich va 
den, je nach dem Werthe von €, welcher bei versch 
Vögeln, je nach ihrer Natur, ‚nach Gestalt und Grölse ikp 
gel, ihrer Muskelkraft, und selbst bei dem pärälichen vi 
‚nach seiner ‚Belastung über sein eigenes ‚Gewicht hina 
"schieden seyn kann. Ist <i, so gilt die trete Fór 
Inte -— Arc. Tan 

gal s= . 2 er iI— , ES? 1—s U 
wobei.die Constante CG so zu begiianen ist, dafs für den] 
der Bewegung‘, wo € det Anfapjngsuchwindigkeis o gú 
die Zeit s verschwinde. 














Mieres ischt die Constante: í 
ui Arc. Pig. — RI ele or 
kl Ch be on Ei et O , | 
— a WE . dë - ! agi 
5 Arc. T We ee. — Arc.T , 

u 251 1— “ee yy 1—e & 





oder mit Benutzung der bekannten Reductionen triga 
scher Formeln 
Nie 


BETT ET Tang. EE welche 


druck hinwiederum uns die erhaltene Geschwindigkeit 
nämlich l . 


oy TE —}? a) Tg. Suse 


Vz — — 
` yy T= + e. fe, ? — 


Diese kann erst nach ener gewissen Zeit 








=; — . Arc. Te. ——— 

= 2g. i 1—t P eeh 
Null werden. Da nün auf den ersten Flügesichlag ein z 
auf den zweiten ein dritter und so ferner folgt, so ist kla 
selbst ein mit Seiner Beute oder sonstigen Last beladeneı 
durch die blolse Kraft seiner Flügel zu einer gewissel 


sich erheben kann. Um den in der Zeit z durchlaufener 





Fliegen, 453 
estimmen, multiplicire man die obige Gleichung | 


=2 gdr C2- =) durch y?v, und setze statt 


seinen Werth & ein , so bat man 


lv 2gvdr [(«e—1) y ?2— v2] oder, da v dr =ds; 
fe = 2gds [(e—1)y 2 —v?], und hieraus 
k ", yvav ` 

2s8[(1— 9 7? +y P+ v2]’ 
2 EE log. u= zt] 
J c ist s = gi mithin die Constante 


Kent 
endlich der Ju chlaufene Raum 
— ad los (1 (1—:) 24 c? 
det Sé " —— +v?’ | 

e. Was dann die Geschwindigkeit y betrifft, bei welcher der 
| der Luft R dem Gewichte p des Vogels gleich wird, 
bessere apen, dafs bekanntlich der Widerstand, den eine 
Fläche in einer Flüssigkeit erleidet, dem Gewichte ei- 
a gleich ist, welches die bewegte Fläche :zur Basıs, 
der Geschwindigkeit zukommende Höhe zur Höhe hat, 


und dessen Integral . 

















2 und so erhalten wir, wenn der Flächeninhalt der 


naas 2 y2 
h H? ausgedrückt wird, denWiderstand —— mit- 


— tier, 

H - 

Für den Fall, wo e>1, wie dieses bei den unbelasteten 
a Fliegern statt findet, hat man nach Obigem 

y? dv | 


Wer = 2g (e-h) y?—v2]’ dessen Integral 


tie ep) 
Ae BEE, 
WEE) 


Setzen wir der Kiürzi —— X und 
wir der "rette 























si 


Yo y ZS 





. woraus sich We, Gesöhwindigkeit 
— 
. „sera 

` a D 3 





vor ST. 





r +4 
‚Welchen Werth auch die Grölten o, y; 2 haben mögen 

vi kgr CE in 
wenn ı>1 immer #21; und.e y >43 
Geschwindigkeit kann niemals Null werden; sie diyin 
theil »ziniekamiend, ` mit. de Zäit r; ohne: A e 
at zl, den pio mit gn O erreicht, ibën 
mei: "Ban: könnte, hieräns- den seltsänienißghl 
der Vogel--ohne Ende steigen könne; allein in sgol 
mimant der Werth von n, mithin auch der von V 
ab, und aech P und e mässen ‘sich. üllmälig vermi 
wie aber das Letztere kleiner als 1 wird, so geht die zum) 
Geschwindigkeit i in eine abnehmen über. Für <> 1wi 


—1)—d 
deiehläifene Baum =% log. hyp. ner ‘ 





So weit gehen die Entwickelungen der Theorie d 
gens, wie sie Fuss gegeben hat; obwohl sie noch.manch 
erklärt lassen, so sind sie doch als erste mathematische 
rung eines von dieser Seite noch unversuchten Gegei 
von grolsem Werthe, und Fuss setzt durch Anwendung 
Formeln auf -die von SırvenscutAo aufgestellten Data 
die Richtigkeit seiner Theorie als auch überhaupt die Mi 

wn dein einen ‚kräftigen und schnellen Fluges durch be 
D 8" gelschlag aufser Zweifel. ` Er nimmt OD=a zu 20, PQ 
zu 40 engl: Zellen, die Dicke des Flügels d zu A Zoll, ur 
Äbstand des Flügelgelenkes von der Längenaxe des Vogels 

zo 2 Z. an, setzt denWinkel 400; 2153 g= 16F.=1 





Fliegen. 455 


m’Cubikfuls Wasser = 70 Pf., das Gewicht des Adlers ohne 

e Kugel 8Pf., mit derselben 12 Pf. oder 13% Pf. russ. Ge- 

ht, n= yty; die Länge des Hebelarms f, an welchem die 

muskeln zogen, = 3 Zoll, = 152 Pf. = 4295 Cubikzolle 

er, die Weite des der deng , oder den Winkel e leil- 

er aus der Bemerkung SILBERSCHBLAG's ab, dafs die Flügel- 

> wenn sie im ruhenden Zustande eben so hoch erhoben 

e, wie der Adler beim Fliegen zu thun pflegte, einen Bo- 
on 5 Graden durchlief, und bestimmt ihn dem zufolge auf 


19 


` — Aus diesen Daten folgt A = —51493; B == 822768; 
n B Ina 8 
s= 12856; und hieraus Lang = "ei = 0,037647 ; 


Mu P == 96,2233. Hieraus ergiebt sich die Dauer ei- 


w einfachen Flügelschlages t — 0,1876 Secunden; mithin 
== 0,3752 Sec., was mit SıngenscHLAc’s Bemerkung, 
Es der Adler in einer Secunde nahe drei Flügelschläge gemacht 
übe, ziemlich gut zusammenstimmt 4. Die Bewegung u des 
Kügels i in seiner tiefsten Lage ist hiernach = 17,32 Fuls, mit- 
Bm die erworbene Geschw ‚indigkeit der Flügelspitze = 28,87 F., 
"bird = 23,6 Cubikzoll Wasser oder 0,96 Pf. Zerlegt man 
Wise Kraft, so wird die verticale Wirkung = 0,90 und ihr 
ment 14,4, während dem das Moment der Hälfte des zu 
en Gewichts, nämlich K . 13,75 = 1375 ist. Die 
S 










e Schnelligkeit des Flügelschlags (28,8 F. in d. Sec.) bringt 
‚den nächsten Augenblick einen luftverdünnten Raum ober- 
der Flügel zuwege, so dafs der Widerstand, den die Luft 
Aufsteigen des Vogels entgegensetzt, meist nur seinen ab- 
deten Rücken und zwar in schräger Richtung trifft, und 
ird die Fläche H? nur etwa $ vom horizontalen Querschnitt 
‚Vogels, den man auf einen halben Quadratfuls setzen kann, 
en; H? wird demnach = 3. und hieraus die Geschwin- 
it y =45,44; € wird = 3$4; und somit ist die Zeit, in 
er die durch den ersten Flügelschlag er/angte Geschwin- 
it des Vogels, die wir zu 10 Fuls in der Secunde anneh- 
können, verschwindet, — 4,97 Sec. Hieraus wird 


F 4 Silberschlag’s Abh. S. 226. 


456 Fliegen, ‘ 


V = 9,43, und der am Ende des ersten Flügelschlags, d. 
in 0,1876 Secunden durchlaufene Weg = 1,59 Fufs. Jet: 
Vogel von seiner vierpfündigen Kugel befreit, so wi 
p=8. Pf. y= 39,5; e= 47; V=12,08 F.; und s =2,07 Fi 
Diese "Berechnungen zeigen genugsam, dafs ein krä 
Flieger, der nur sein eigenes Gew icht. zu tragen hat, garv 
im Stande ist, durch die blolse Kraft seiner Flügel mit in 
gröfserer Schnelligkeit zu einer bedeutenden Höhe sich zu ei 
ben, bis die zunehmende Verdünnung der Luft in den hä 
Regionen die Werthe von n, P und e so stark ändert, dabi 
Geschwindigkeit abnehnend wird. Zugfeich erhellet, dái 
nach einem anhaltenden und lebhaften Flügelschlage Ges 
digkeit genug übrig bleibt, um auch: ohne sichtbare Beweg 
der Flügel, eine Zeitlang horinzontal in der Luft fortzuschwe 
wozu dann noch der Widerstand der Luft und wohl anch 
Strömungen ihm behülflich seyn mögen. Ueberhaupt bie 
dem Vogel in der Wendung seiner Flügel, ihrer Ausbreii 
und Verkürzung, dem Vorstrecken und Einziehen des Aa 
und Halses, der stärkern Bewegung des einen Flügek, 
Stellung des Schwanzes u. s. w. eine Menge Mittel übng; 
er zum Steigen, Sinken, zum Fortschweben, zur Spi 
gung anwenden kann, und welche der Berechnung a 
werfen, ein verwegenes Beginnen seyn dürfte. 
Ohne die Arbeit von Fuss zu kennen, unternahm es mg 
1805 der durch ausgedehnte theoretische Kenntnisse, so % 
durch praktischen Sinn ausgezeichnete Physiker, Jos. Preca 
eine Theorie des Fluges zu entwerfen. Der Weg, den er d 
schlug, scheint merklich einfacher und kürzer zu seyn, in 
er das Problem in seinen Elementen auffalst, und den wich 
sten Theil der Frage, den Widerstand der Luft, beim U 
schwung einer Fläche um eine Axe durch sorgfältige Vers 
bestimmt. ? Sodann mittelt er den Widerstandspunct des P 
gels, je nach der Gestalt der angenommenen Fläche dessel 
aus, und zeigt, wie die Geschwindigkeit und Steigkraft 
Vogels von der Schnelligkeit des Flügelschlags und der Gil 
des ‚Schlagwinkels abhängig sey, einige allgemeine Bemerkung 


über das Fliegen, und besonders über die "Luftbehälter der 











1 G. XIX. 376. 
2 Ebend. XXIII. 130. 


Fliegen. 457: 
begleiten diese Abhandlung?, welche der Verf. selbst nur für 


Vorläufer einer von ihm versprochenenen vollständigern 
ie des Fliegens erklärt. Da seine Versuche einen Hauptpunct 
Theorie, den Widerstandscoefficienten betreffen, und zu- 
durch sinnreiche Anordnung und aufmerksame Berück- 
g fremder Einflüsse sich auszeichnen, so dürfte eine 

Darstellung des angewandten Verfahrens hier nicht am 
ghten\Orte seyn. 


Fig, 
f- einer nahe 3 Zoll dicken horizontalen Walze AB ist * 










ter quadratischer Rahmen C D EF. also befestigt, dafs 

ere Kante EF genau in der Axe derselben liest, Ihm 

"ie in I mit einer Bleikugel beschwerte hölzerne Stange 
horizontaler Lage das Gegengewicht, und er wird auch 
reben diese Stange vermittelst einer Schraube bei G ange- 

W Die Umschwingung desselben wird durch das Sinken 
NS Gewichtes zuwegegebracht, dessen Seidenschnur um die 
Mndrische Verlängerung AE der Walze gewickelt ist. ‚Die 
erstücke ihrer konischen Drehungszapfen waren solid am 
emp einer hohen Treppe befestigt, die einen Fall von mehr, 
RBO Euls erlaubte. Damit beim Ablaufen des Gewichtes die 
E abwickelnde Schnur nicht durch ihre Schwere beschleuni- 
a einwirke, wurde unterhalb der Schale, die das Gewicht 
x, ein gleiches Stück von etwa 30 F. Länge angehängt, des- 
WEnde den Boden berührte, wenn die Schale sich oben an 
"Welle befand. So wie das Gewicht sank legte sich 
Schnur auf den Boden nieder, und man hatte also 
eine constante Grölse für das Gewicht des Fadens 
Hauptgewicht zu addiren. In den Rahmen CDEF konnte 
apier eingespannt werden, welches die Widerstandsfläche 
Bei den Versuchen mit dem leeren Rahmen wurde an 
Letztern ein Gewicht befestigt, welches dem des Papie- 
eich und mit dem Gegengewicht an GH abgeglichen war; 
die Dehnung der Schnur bei verschiedenen Belastungen 
de gleichfalls Rücksicht genommen. Die Höhe von 30 F. 
ete 41 Umdrehungen der Walze, bis das Gewicht auf 
Boden kam: die Umdrehungen des Rahmens waren, wenn 
nt war, bereits nach einigen Umläufen gleichförmig; 
leeren Rahmen aber etwas später. Es wurden daher nur 
















p 
——— 


1 `G. XXX. 802. 


Fig 
74. 


‚schnelleren Umdrehungen von Wichtigkeit war. 


In derjenigen Höhe, wo das Gewicht bei der zw 
Umdrehung sich befand, wurde am Treppengeländ: 
Arm C angebracht, an dessen Ende m ein sehr leicht 
ab beweglich war, dessen kürzerer Arm mb schwere 
der längere ma. Bei a berührte dieser den kleinere 
zx, der sich in dem Ende des Pfostens D in i eben 
möglichster Leichtigkeit drehte, und dessen kürzerer 
ebenfalls das Uebergewicht hatte. Der Druck der seitw 
haltenen Pendelkugel hielt nun das leichtbewegliche, e 
glichene Hebelwerk in der Lage, dafs, sobald der A 
vom fallenden Gewichte berührt wurde, z im nämlich 
mente durchschlug und das Pendel seine Schwingungen 
ohne später von dem niedergesunkenen Hobel zi ar 
zu werden. 

Dafs dieser Apparat auf die Senkung des Gewich 
Einfluls ausüben konnte, ergab sich aus der Berechr 
einzelnen Hebel und ihrer Ueberwuchten. Es war 
mb=13; mx=25; ix—=10 und iz=8,5 Zolle; 
belarm m b hatte eine Ueberwucht von d: derjenige i 
4 Loth. Die 2 Loth schwere Kugel des Pendels w 
von der Verticale abgehalten.. Der niederwärtsgehen: 
mb.ix E be 

16m iz — 0,0695! 


Reibung desPendels am Hebel = 4 ? sin 6° == 0,0697 I 





in z fand sich nach der Formel 


Fliegen. 459 


e das Papier herausgenommen, sein äquivalentes Gewicht 
sp Rahmen eingesetzt, und nun auf der entgegengesetzten 

der Welle ein zweites Fallgewicht Q angebracht, dessen 
n mit demjenigen von P eigentlich eine Schnur ohne Ende 
te. Dieses wurde so lange abgeändert, bis der leere Rah- 
genau in eben so viel Zeit seine letzten 20 Umlaäufe vollen- 

, als, der Bespannte dazu gebraucht hatte. Das Gewicht Q 
"also genau dem Widerstande gleich, den die Luft der Pa- 

äche entgegensetzte ; selbst sein Druck auf die Zapfen in 
er Richtung war von demjenigen nicht verschieden, den 
Jaderstand auf die Papierfläche in stets ändernder Richtung 
bte. Ist nun K die Entfernung des Mittelpuncts des Wi- 
des auf die Fläche von ihrer Axe; b der Halbmesser der 


, so ist der Widerstand der Luft GË Q. 













d In diesem Widerstandspuncte finden sich alle einzelne Wi- 
Itände, die auf die Fläche wirken, vereinigt. Er muls also 
iehung auf die Drehungsaxe dasselbe statische ut 
, als der Widerstand auf die ganze Fläche vertheilt. ` 

; Widerstände der Ausdehnung der Flächen, und den Be 
der Geschwindigkeiten proportional sind, die letzteren 
per sich, wie die Entfernungen von der Axe verhalten, so 
erhält sich der Widerstand eines jeden Punctes oder Elemen- 
$ der Fläche, wie dieses Element und das Quadrat seiner 
rnung von der Axe; und in Beziehung. auf sein statisches 
ment, wie die dritte Potenz dieser Entfernung. Diese heilse 
end A bedeute den Flächenraum eines Rechtecks, K dessen 
erstandspunct, b seine Breite, so verhält sich das stati- 
Moment des Widerstandes .auf das Flächenelement, wie 
.x®, und dasjenige des Widerstandes auf die ganze Fläche 
K?A. Also /b.dx.x?=KP®A. Ist die Höhe des Recht- 


4 
=m, soist A=bm, daher Kier + C, wo die 










tante = 0, da der Widerstand für x==() verschwindet. 
x=m, wenn der Widerstandspunct für das Rechteck von 


Le 


Höhe m geltensoll, ist daher K = fe = Be —=0,62996. m. 


be. ‚innere Höhe des quadratischen Rahmens betrug 136,8 Lin., 
araus wird K==86,184 Lin. Der Halbmesser der Welle mals 
8,506 Lin., ihre Länge 8 Zoll. 


460 | Fliegen. 























mê—n t 
A(m—n)' 
dieses ist der Widerstandspunct eines freischwingenden Rech 
dessen mit der Axe parallele äufsere und innere Kanten um 
Werthe m und n von derselben abstehen. Es verhalten 
ferner die Widerstände zweier Rechtecke von verschiede 
Breite, welche um eine gemeinschaftliche Seite als Axed 
drehen, wie die dritten Potenzen ihrer Breiten ; also wennn 
Abstand der entferntern, n denjenigen der nahern Kante 
der Axe, R den Widerstand des erstern grölsern, ri 
des nähern Rechtecks bezeichnet, so ist r : R = pi 


Setzt man A =b (m—n), so wird K’ = 


3 
also = ;R; dieser Werth von R abgezogen ‚‘giebt dea 


derstand der Luft auf das äulfsere freischwingende e 
eck =r =R (1— =) Mit Hülfe dieser beiden A 


wurden sowohl die Entfernungen der Widerstandspuncte a 
b auf den mit der Axe parallelen und eben so c auf den 
nen Stab vereinigt gedachten winkelrechten Kantenstüce# 
Rahmens, als auch die Gröfsen dieser \Viderstände ong Wé 
rechnet. Die Entfernung des gemeinsamen Widerstandes 
von der Axe war dann 


_ao+rbpreqg__ 
=- f pẹ g 108,25 Lin. 


Es ergiebt sich hieraus eine Verbesserung von Q, so dti 


, K . F 
Q =0+=(1-7)e=Q +0,16535 a. Die Grölse a i 
gleich dem Gewicht p, welches statt P angehängt werden müM 
um den leeren Rahmen mit eben der Geschwindigkeit zu W 
wegen, wie der Bespannte durch P bewegt wurde. Dochs 
dieses p noch um eine aus den Versuchen zu bestimmen 
durch die Schwungkraft zum Theil modificirte Reibuf 
srölse ọ vermindert werden, so dafs a= p „ee Ha * 
zwei auf einander folgende Zeiten t’ und t”; pi ud? 
die in gleicher Ordnung ihnen zugehörigen Gewichte; so W 

122 — Wé [AG 
e = E für P = 6 Loth ergab sich 0 = 
Loth; für P=80 Loth = 0,684 Loth, und hieraus folgte # 
Correction 0,16535. œ = 0,107 Loth und 1,582 Loth für diet 
beiden Fälle. Der wahre absolute \Viderstand R findet sid 


Fliegen.‘ ` 46t 


= E, Q’; wo k den Widerstandspunct der Papier- 


', R den um.:die halbe Schnurdicke - vergröfserten Ra- 
der Welle-bezeichnet. Ist nun der Inhalt der gebrauch- 
Mache ==a, . das Gewicht eines Wiener Cubikfulses Luft 
10° R. (der mittlern Temperatur‘ während der Versuche), 
Ger. .Barometerstand: in-'#rünn ist-nicht angegeben); die 
Seschwindigkeit des Widerstandspunctes zugehörige Höhe 





2 
m ne ; and. der Coëfficient dieser Höhe = 
R R 


es € = 
fa 


ha. 





ECH Nun ist a=0,819 Quadrat - Fufs; 
Ae R 
bos ron, g = 15,515 Wiener Fufs ; also x 
[Geschwindigkeit c für 1 Secunde erhält man, wenn man 
‘vom Widerstandspunct in 20 Umdrehungen durchlau- 


& Raum durch die beobachtete Anzahl Secunden divi⸗ 
$ also, wenn man die beobachteten halben Secunden 
è sitat, c = 41.20 5 ZEN 150,4096, 

Pazcar hat mit seinem Apparate zwei Reihen von Versuchen 
stellt, (jeden zu 20 Umdrehungen) deren Data hier folgen : 


Erste Reihe 








©-| Zeit in | Werthe ınLothen. jGeschw.c in] 
+ Seo. o m W. Falsen, 


8,167 3,741 
13,610 4,614 
16,894 5,314 
21,296 5,968 
24,470 | 25,189 6,511 
28,280 | 28,815 6,995 
32,080 | 32,945 7,483 
36,081 | 37,039 7,874 


4,500 | 4,607 2,838 


ERLITTEN 
ne E 
8 
Š 





Zweite Reihe. 





14,00 68,250 


64,401 10,743 12,479 3,677 
13,50 | 67,438 


69,019 11,141 13,574 3,666 
Mittel = | 3,72. 








H 17,17 42,281 43,561 8,762 8,441 3,789 
H 16,33 46,281 47,659 9,216 1,235 3,697 
H 15,75 50,750 52,121 9,555 10,100 3,761 
DH 15,00 55,000 56,311 10,027 10,912 3,690 
UH 14,50 59,000 60,485 10,873 11,721 8.704 
i 

H 








462 Fliegen. 


Die beiden Mittel differiren um 0,157; bei der erstern Re 
war ein Seidenfaden von 0,1143 Lin. Halbmmesser, bei ı 
zweiten eine hänfene.Schnur gebraucht! worden, deren hal 
Dicke 0,1946 Lin. betrug. Bei der letztern: sind. auch die € 
schwindigkeiten stärker, und die Zeitbestimuung des verbe 
ten Apparates wegen’ genauer. , dier mittlere Höhencoeffici 
mag auf 3,79 angenommen werden, ` Die beträchtliche: Ab 
chung dieses Höhencoefficienten‘ von den freilich weit u 
nauern Bestimmungen Hurrox’s! und Scnogen’s?,, die 
nur auf LL setzen, erheischte eine ausTührlichere Dain 
der dabei gebrauchten Methode. a 
Die Anwendung dieser Versuche zur. Erklärang des fi 
ist nach PRECHTL "kürzlich folgende:, Man bestimme o 
die Gestalt der Flügelfläche, die bei den Vögeln je nach 
Bestimmung verschieden ist. PRECHTL stellt drei Classen 
In die ersie setzt er diejenigen Thiere, deren Flügel ans e 
zwischen ihren Flügelrippen ausgespannten Haut bestehen, p 
hin rechnet er die Fledermäuse, die Schmetterlinge, über 
alle fliegenden Insecten. Zur zweiten rechnet er die grofse Zi 
der Vögel, bei welchen der erste Flügelknöchen gröfser ty 
der zweite, z. B. die Hühner und Tauben. Zur dré 
obersten Classe gehören endlich die Vögel, bei denn ùd 
zweite Fligelknochen den ersten an Gröfse übertrifft. In ùm: 
gehören die Aaubrögel. Tührt man Linien durch die Pundi 
des Flügels, ivelche den Widerstand begrenzen, so erhält më 
Ce nahe die Figur ABCDE in welcher das Rechteck ABCD& 
Fächer CDE die Schwinge ist. Wenn nun diese Fläche sd 
um die Axe AB dreht, so gehört der erzeugte \Viderstand d 
Geschwindigkeit zu, mit welcher sich der Widerstandspund 


des Flügels bewegt. 
Nach Obigem ist für das Rechteck ABCD die gesuch 


3 
Entfernung K=BDY+4. Man setze BE = B; BD= 


und mache ın der oben gegebenen Integralgleichung 





















| 
fy dx.x3 = K? A, die Gröfse A = y. Nun ist Y= 5; z (B —t), 


— 4 5 
und A— a Hieraus wird K= 5 d Se Re C; 


1 Gren’s Journ. d. Phys. VIT. 283. 
2 Karsten Lehrb. der Mathem. VI. 627. und ITamb, Magez. IX. 


Fliegen. AS 


5 
Viderstandspunetes K’ von der Axe auf der Schwinge 


K’ —— —ADb LA +4b5 
= (B—b)2 ` 
petand auf das Reh, r denjenigen auf das Dreieck, so 


3 
er Ei :4 1-35) oder r—4 ve — 1), wenn 


gesetzt wird. Aus der Entfernung der Widerstands- 
in beiden Flächen und dem Verhältnils ihrer. Wider- 
į findet sich die Entfernung des gemeinsamen Widstr 
| Kr+tk 
EI" 
h sey nun c.die Geschwindigkęit, bei welcher der \Yıider-. 
den ein, freifallender Körper in der Luft erleidet. sei- 
Beenen Gewichte P gleich ist, w die Oberfläche desselbeng 
ir Widerstand leidet; P das Gewicht von einem. Cubikfufg 


A 5 
=— p (- — , mithin die Entfernung 


. Bezeichnet ferner Á den 


















e.. E 


hr actes im Flügel d= 








k PS. 3,8 p. w, wobei c von der Gröfse und 
5 


Üigkeit : des Flügelschlags abhängt. Der Rückschlag 
Bufschlag des Flügels ist mit dem Niederschlage so ziem- 
gleicher Dauer; denn wenn auch der Rückenmuskel, 
ser den Flügel heraufzieht, den Brustmuskeln an Stärke 
feht, so wird hingegen auch der Widerstand der Luft 
kdie Lage und Gestalt der Federn, und besonders durch 
jit dem Niederschlage bewirkte Vacuum über dem Flügel? 
Bend vermindert. Setzen wir also den Raum, welchen 
Widerstandspunct des Flügels bei jedem Niederschlage 
Jüuft =S, und die Zahl dieser Schläge in 1. Sec. =n; 
Kess Ins, Dieser Raum wird durch den Winkel be- 
At, welchen die Richtungen des Flügels am Anfange und 
/ de eines Schlages einschliefsen, und den man den 
Pr nennen kann, Heilst dieserm, so ist = m 
nnd m und P= SEH -P- er (a): m?. Die 
Åen w, n, d und m sind a bei verschiedenen Vögeln, 








1 Nach der obigen Bemerkung von Fuss. 


D 
i 


464 Fliegen. 


als auch bei dem nämlichen Vogel, je nach seiner Will 
lichen Aenderungen unterworfen. Das Ausspannen 
ziehen der Flügel, ihre Steilung, besonders die En 
Schläge, und die Ausdehnung des Schlagwinkels, 
Verbindung mit noch andern weniger beaähteien 
ln die bewrundernswürdige Künst des Fliegers aus, 
cher der Vogel die schnellsten, mannigfichsten ind 
Bewegungen in beliebigem, Mälse ohne Anstrengun; 
„führen scheint, na — j 
Wendet man 'die gegeBene Formel auf Sun) 
Adler an, bei welchem w&=8 Quadratfuls; p=0,07 
Gewicht, gz 3 ist, vg setzt d — 1,65, Fuß; mm sf 
P=8,069 Pf. Da der Vogel BEL wot em behiel 
bei diesem Flügelschlage 0,069 Pf. Steigekraft; bei der 
mit der Kaze) hätte ER Schlagwinkel von 
fordert, "Die Geschwindigkeit'ist für den erstern Fall 
letzten 17;7 Fuls in der Secunde. Zieht man hierdi 
digen Grölsen zusammen, so wird P = 0,0000066. e A 
(für alt franz. Mals und ‚Gewicht), Der Werth, 
standscotfhcienten ist hierbei von geringem Ein 
anch die Oberfläche des Blügels, wie wir das bi 
Fliegern sehen, deren Flügel zwar breit, Jaber kurz 
rundet sind. Weit wichtiger ist die Entfernung de 
standspunctes, der auch eben bei den schnellsten Flief 
Schwalben und bei den Seevögeln, und. Raubvögels 
streckten Gestalt ihrer schmalen Flügel wegen, wei 
gerückt ist. Eben so kräftig wirkt die Schnelligkeit 
` gelschläge, und besonders auch die Weite des Schla 
Leider sind die beiden letztern. Gröfsen ziemlich schw 
stimmen; doch darf man n wohl zwischen 2 und 1 
zwischen 20° und 150°, für gewöhnlich etwa 90 € 
nehmen, Zuweilen überschreitet m nuch das ange 
Maximum, wie man dieses beim Fluge der Tauben 
hörbaren Zusammenschlagen der Flügel abnehmen ki 
den schwachen Rliegern, den Sperlingen, Colisris, 
fern ist n oft bedeutend, und scheint mit der Gröfse ü 
der Flügel, vielleicht auch mit der Muskelkraft des V 
umgekehrten Verhältnisse zu stehen. 
Wenn nun auch die hier aufgestellten "Theorien 
lichkeit des Aufsteigens durch den Flügelschlag aufse 


Fliegen, 4265 


nm, so bleibt von da bis zur vollständigen Erklärung des 
es, noch ein grolser Schritt zu machen übrig’ Namentlich 
» noch deutlicher nachgewiesen werden, wie das verticale 
erschlagen der Flügel den Vogel mit so grolser Schnellig- 
vorwärts schiebe, ob Done oben angeregte Erklärung, 
dieses durch die Umbiegung der Federspitzen geschehe, 
ı genügend ser, Bei den Fischen sind die Flossen gröfsten- 
ls vertical, auch die Fläche des Hinterleibes, dessen 
längelnde Schwingungen und Biegungen so bedeutenden An- 
B an der Fortbewegung haben, und eben so die Schwanz- 
sen sind (die Buttfische ausgenommen,) meist nach der Ver- 
äche ausgedehnt, und ihre Kraftäulserungen gehen nach 
Swontaler Richtung. Allein bei den Vögeln sind diese, so 
de einem so flüchtigen Gegenstande wenigstens der An- 
fin lehrt, nicht nach der Längenaxe des Körpers gerichtet, 
Rer senkrecht auf dieselbe. Nur, wenn der Vogel seinen 
RÉ plötzlich aufhalten will, um irgendwo abzusitzen, stellt 
ich aufrecht, und verwandelt den verticalen Flügelschlag 
!ine seitwärtsgehende Bewegung. Gemeiniglich ist dieRich- ` 
& des Körpers mit derjenigen des Fluges übereinstimmend. 
nun der Vogel beim Auisteigen, das niemals in senkrech- 
sondern in einer gegen den Horizont mehr oder weniger 
:igten Richtung statt lindet, seibst in schräger Richtung sisi 
a so muls er entweder fähig seyn, seine Ge elas rish 
a drehen und ihre Ebene in horizontale Lan: bring a zu 
enz oder man mülste voraussetzen, dafs seine Eri: Dur, 
h den aufwärts gehenden Druck der an der umgebogenen 
'elkante ausweichenden , durch einen schrägen Fiügelschiag 
primirten Luft bewirkt werde. Vielleicht findet beides statt, 
so mag der Vogel auch seine horizontale Fortbewegung 
dem von BorELLI angegebenen Grunde, (der vielleicht 
t so unwirksam seyn dilıfte, weil er beim Auf - und Nie- 
chlägen eintritt) theils auch einer obwohl sehr geringen 
hung der Flügelebene zu danken haben. 
Bemerkenswerth ist auch die Fähigkeit einiger der gröfsern 
ger, eine geraume Zeit mit ausgespannten Flügeln, ohne sicht- 
Flügelschläge, dahin zu schweben. Es ist ihnen dazu nicht 
die erworbene Geschwindigkeit, sondern besonders anch 
beträchtliche Ausdehnung ihrer Flügel behülflich, die ihnen 
Fallschirm dienen. Den Schwalben ist das Planiren nur 
r. Ed. | Gg 


w- Fliegen. 
bei einer beträchtlichen Geschwindigkeit und üfcht auf g 
Zeit ohne erneuerte Schläge möglich, während dem die 
Albatros (Diomedea exulans) auf dem Meere dicht ü 
Wassėrfläche , jeder Seitenſläche der Welle sich-anpassė 
hin schweben, ohne dafs man bei ihnen eine andere Bev 
als ein langsames Wiegen des ganzen Körpers wahr 
könnte. Der Moosweihk und der Milan, wenn sie iņ 
nach Bente sich umsehen wollen, bewegen sich auf ebe 
Weise stundenlang ohne Flügelschlag m grofsen Spirals 
her, die sie allmälig der Erde zuführen. Dafs bei einma 
bener Wurfgeschwindigkeit des Vogels der Widersta 
Luft auf die ausgebreiteten Flügel seinen Körper genuga 
terstütze, beweiset uhter Anderen die geschickte Art, w 
Habicht auf dem Wasser seine Beute erhascht. Er en 
einer inäfsigen Höhe in einer schönen Curve, deren m 
Erde hin convexer Scheitel nur ein Paar Zolle von der # 
fläche absteht, hinunter, hauet mit der Klaus ins Wass 
steigt nun, ohne einen Flügel zu bewegen, durch die 
Erhebung der Axe seines Körpers im andern Zweige der 
bis zu einer ziemlichen Höhe wieder an. Dals , Ae) 
beim Schweben auch der entgegenströmende Wind? 
statteg komme, ist leicht zu begreifen ; sogar dient er $ 
zuweilen, um ohne Flügelschlag in Schraubengängen 
steigen. 

Man hat auch den Schw nz des Vogels für ein we 
ches Werkzeug des Fluges gehalten, allein der Umstan 
Vögel, die durch Zufall oder Absicht derselben beraubt : 
sind, dennoch gut fliegen, zeigt, dafs er wenigstens nit 
entbehrlich sey. Zum Wenden dient er nicht, da er ı 
horizontaler Richtung sich bewegen kann. Der Vogel v 
tet dieses durch Bewegung des Halses, ungleichen Flüge! 
am meisten durch Neigung der durch die Flügel gehendeı 
axe seines Körpers; den Schwanz breitet er vorzüglic 
“aus, wenn er entweder den Fall nach der Erde mälsigen 
bei fast aufrechter Erhebung des Körpers seinen Flug p 
aufhalten will. Auch dient er ihm im Fluge zu allı 
Hebung und Senkung, wie man dieses an dem schlangeı 
gen Fluge der Bachstelze bemerken kann 4. 


1 Zieht man die Bauchmuskeln des Vogels durch ein 


ef 


Fliegen. 467 


Ae Höhe, in welcher die Vögel fliegen, ist je nach ihrer 
und dem Zweck des Fluges sehr verschieden. SıLBER- 
Ae? sah ein Paar Adler über eine Wolke wegfliegen, de- 
iöhe er auf 3000 Fuls schätzte: die Züge der Strichvägel 
der Kraniche gehen oft hoch über den Brocken (gegen 
b Fulls Höhe) hinweg. Noch merkwürdiger ist ihre Schnel- 
råt. Raubvögel sollen, 6 deutsche Meilen in einer Stunde 
hen; und König Heınrıca IL in Frankreich soll einen Fal- 
abt haben, der, in Fontaineblean entwischt, in 24 
len in Maltha soll gefunden worden seyn, was 19 Lieues für 
kunde gäbe?. Von den Schwalben wird behauptet, dafs sie 
ka Zug über das Mittelländische Meer in $ Tagen vollführen, 
$ besondere Figenthümlichkeit im Baue der Vögel sind 











M.ufibehälter derselben. Die Lunge des Vogels ist am 
n angewachsen , und steht mit den im Unterleibe befind- ` 
Gen Luftbälgen in Verbindung, wäre der Vogel genöthist, 
È; die Siugthiere, immer durch Nase und Mund zu athmen, so 
gie ihn beim schnellen Fluge die entgegenströmende Luft 
þa ersticken. Die Anfüllung des Körpers mit Luft scheint 
gewöhnlichen Athınungsprocels in diesem Fall zu ersetzen, 

t dient überdem, den Muskeln festere Stützpuncte zu ge- 

D Namentlich mag diese Vermehrung der Steifigkeit durch 
p starke Verdichtung der Luft in den Röhren der Knochen 
Pirkt werden. Schon Cauren hat bemerkt, dafs die Kno- 
der Vögel mu comprimirter Luft erfüllt waren, und BLoca 
durch den Versuch, dafs die Luft in den Knochen des 
m Flügelgliedes durch eine Oeffnung am Wirbel eintrat, 
dafs bei Einblasung der Luft die Flügel sich ausdehnten. 
an den Knochen zerbrach, fuhr die Luft mit einer sol» 
Gewalt aus demselben heraus, dals, sie ein Licht ausblies 3. 
} die Vögel auch in verdünnter Luft ohne Schwierigkeit 














eil des Thorax geschlungenes Band so zusammen, dafs sie 
ron Bewegungen gehemmt sind, so kann der Vogel nicht fliegen. 
k von Lorry. S. d. unten angeführte Mém. du Mus. VI. 447. 

1 a.a. O. S. 259. 267. 

LE Prechtl in G. XXX. 318. 

"8 Nach Bıamviırıe hat die Fledermaus eben so ausgedchute 
agen wie die Vögel. 

4 SırarascHrLic A. a. O. S. 219. 


Gg 2 


468 ` Fliegen. 


fliegen, beweist der Versuch Bıor’s und Gar-Loss. 
ihrer Luftfahrt am 24. Aug. 1804.. Zwei Vögel, ein: 
(Verdier) und’ eine Taube, die sie in einer Flöhe von 1 
in Freiheit setzten, schienen ohne Mübe zu fliegen, 
sich aber dann doch sogleich in einer steilen Spirale 
mathlichen Erde nieder. Dagegen fliegen die Adler u 
ohne Mühe in noch gröfsern Höhen. 

Ueber den Flug der Insecten hat CAABRIER? ein 
ofge Abhandlung als Auszug einer noch größsern Arbe 
fert. Ihr Flug unterscheidet sich hauptsächlich’ in zwë 
den schwirrenden Flug, und den /latternden Flug, der 
len auch in den schwebenden übergeht. Der erätere fi 

den Käfern, Bienen, und Fliegen statt; der letztere ` 
“ Schmetterlingen, von denen diejenigen, die mit größe 
längern Flügeln versehen sind, auch wohl auf kurze Ze 
ächwebenden Flug annehmen. Die Flügel der Insectn 
einef&usammenhängende, mit Rippen und Aesten durch 
Haut, die bei den Käfern, Libellen und den Zeg 
durchsichtig, bei den Schmetterlingen mit kleinen“ 
Schuppen oder Ziegeln, als einem. feinen Staube b 
Einige, wie die Käferarten, falten diese Flügel zusa 
sie unter eine feste hornartige Decke zu verbergen, 
zum Fliegen selbst wenig beizutragen scheint, sonde 
leicht als Fallschirm dienen mag; bei andern, z.B. de 
schmetterlingen und den Libellen bleiben sie immer auss 
und werden im ruhenden Zustande des Insects auf dem 
"in verticaler Lage an einander gelegt. Fast alle flieger 
secten haben vier Flügel, von denen jedoch die vor 
weitem die Hauptwerkzeuge des Fluges zu seyn schein 
die Zweillügler sind davon ausgenommen, bei welchen 
Stelle der Hinterflügel ein Paar Kölbehen sogenannte B 
stangen (halteres) sich befinden, deren Zweck noch ni 
gemittelt ist. Auch bei den Insecten, wie bei den Vöge 
die eingeschlossene Luft eine wichtige Rolle; und woh 
sie bei diesen noch mehr, als bei den Vögeln nothwenc 
um dem gröfstentheils weichen Körperbau die zur Anst 


1 G. XX. 14. . 
2 Mém. du Mus. d’llist. nat. VI. 410 — 475, VII. 29; 
VIU. 47 — 110. 


‚Fliegen. | 46) 
Muskeln nöthige Consistenz zu geben. Ihre Brust ist ela- 


Le bei einigen mit sehr kleinen Klappen versehen!, die 
iach Belieben öffnen und schlielsen können; indem das 
e zum Fluge sich rüstet, sieht man den Leib derselben sich 
ühen. Das Summen vieler Insecten während des Flugs 
bt Cuasaıen besondern Organen zu, die als kleine Puncte 
horax wahrzunehmen sind; und von denen einige als Oeff- 
in einer convexen Membrane erscheinen und mit frei- 








pgendenSchuppen versehen sind2, Diejenigen, welche dieses 
sch ausschlielslich von der Schwingung der Flügel herleiten 
, stützen sich auf die Behauptung, dals der Ton allmälig 
me, so wie man die Flügel verkürze. Allein, nicht zu 
, dals durch eine solche Operation die Lebhaftigkeit der 
chläge und der damit gleichzeitigen Luftausströmungen 
è cht. wird, dafs vielleicht ein Theil j jener Luft durch die 
en Gefäfse der Flügel selbst entweicht, so stehen diesem 
folgende zwei bestimmte Erfahrungen. entgegen: Wenn 
I die Flügel einer blauen Schmeisfliege mit Wachs zusam- 
(klebt, so dauert das Gesumme fort; lölst man hingegen 
erwähnten Schalldeckel vorsichtig ab, so fliegt das Insect 
och, aber ohne Geräusch: Man sieht dann während der 
Bewegung die darunter liegende Membrane sich weit öff- 
Bei den Maikäfern ist "dieses Stimmorgan sichtbar zwi- 
den beiden Flügelsectoren nahe am Gelenke derselben an- 
cht. Uebrigens ist es sehr wohl möglich, dafs bei einigen ` 
en das Summen wirklich vom schnellen Flügelschlage ent- 
‚ da wir auch bei den Vögeln ein Geräusch solcher Art 
‚ehmen, dafs bei den kleinern Vögeln z. B. den Sperlingen 
2 schwirrender, bei grüfsern z. B. den Tauben und Möwen 
a pfeifender Ton sich äufsert; noch lauter ist das Sausen 
Rauschen der Raubvögel und der Schwäne; die Eule hin- 
, die zu ihren nächtlichen Räubzügen eines leisen Fluss 
f, hat die Enden ihrer Flügelfedern mit einem feinen 
besetzt?, der jenes Geräusch aufhebt. 
Zinige Schriftsteller, z. B. SırzernscaLae ® und Ho- 





Chahrier a. a. O. VI. 447. 

Ebend, VI. 454. 

Bemerk. von Silberschlaz a. a. ©. 238. 
a. a. 0, 


0 o, Flintglas ` 
‚nen? haben es versucht, die Classen der Vögel mach 
stalt ihrer Flügel einzutheilen: der letztere besch 
‚hierbei auf die Raubvögel, die er in Ruderer und S 
menrs et voiliers) unterscheidet. Für verschiedene | 
‚Bemerkungen über diese Thiergattung verweisen wir 
‘Verfasser selbst; uns genügt hier, das, was über di: 
des Fluges bisher versucht worden ist, beigebracht, : 
leicht die Aufmerksamkeit der Physiker auf diese etwa 
sene Aufgabe gelenkt zu haben. 


Flintglas 


Eine Glasart, die ihren englischen Namen. ‚Flint intg 
Flint, Feuerstein, hat, und die in der praktischen 
durch merkwürdig geworden ist, dafs sie, als stärke 
‚serstreuend, sich vorzüglich brauchbar zu den Lon 
der zusammengesetzten achromatischen Objective zeig 
‚Linsen werden nämlich aus einer concaven, dap iš 
zerstreuenden Linse von Flintglas, und aus einerd 
convexen Linsen aus einer andern weniger stark seni 

' "Glasart, gewöhnlich aus englischem Kronglase o 
verfertigt?. DoLrLoNn, der zuerst die Brauchbark 
. glases zu diesem Zwecke erkannte, gab als mittleres M 
verhältnils 1,583 zu 1, für dasselbe an, also nicht: 
schieden von dem für Kronglas geltenden; aber die Z 
der Farben ist ungemein viel stärker. Nach einer von 
mitgetheilten® Nachricht, die sich auf Ramsnen’s ] 
gründet, war das vortreffliche Glas, dessen sich Do 
seinen berühmten, und noch jetzt so geschätzten HF 
bediente, nicht von dem gewöhnlichen ,. unter de 
Flintglas bekannten, weilsen Krystallglase, sonder 
sich jenes Glas von einer Glashütte im Norden Eng! 
schafft, wo ein Block von Flintglas vorhanden war, 
Auslaufen aus dem Risse eines Tiegels entstanden 


Jahre lang in der Gluth g gelegen hatte, indem man ihr 


. 1 Droen Observations sur le vol des oiseuux de pro 
Geneve. 1784, 4. 


2 Vergl. Art. Fernrohr. 
8 Kastuer’s Archiv. VII. 250. 


Flintglas. | 471 


eilsen des Ofens auffand 1. Aus diesem Umstaude ist es 
t auch erklärlich, warum man nachher selbst in England, 
doch noch immer Flintglas verfertigt wurde und verfertigt 
l, es ao schwer fand, gute brauchbare Stücke zu finden, 
mm hiernach jene vorzüglich guten Stücke aus einer ganz 
prs behandelten Masse hervorgegangen waren. Die Schwie- 
wit, brauchbare Gläser zu Fernröhren zu liefern, besteht näm- 
„nicht so sehr darin, dafs man eine das Licht stark zer- 
de Mischung finde, sondern in der, gerade bei dieser 
am meisten schwierigen Darstellung einer durchaus gleich- 
pu Masse; denn die geringste Ungleichartigkeit wird beim 
suche im Fernrohr durch ein streifiges Ansehen der Gegen- 
merklich, indem die ungleiche Mischung eine nicht in allen 
der Masse gleiche Brechung derLichtstrahlen hervorbringt. 
“Wie mannigfaltigen Bemühungen, diese Glasart nachzu- 
A, sind lange Zeit ohne genügenden Erfolg geblieben. 
ben stützte seine Versuche auf die Entdeckung, dal jene 
kart- viel Bleikalk enthalte, und dafs diese Beimischung von 
t die Rarberizerstreuung in ungemeinem Malse vermehre, 
arand man durch stärken Zusatz von Alkalien die mittlere 
Kinos vermindern könne; aber brauchbare Gläser scheint er 
shwohl nicht erhalten zu haben 3. 

In, Frankreich erhielt 1773 LEBAuUDE einen Preis wegen 
mw Flintglases, und Arr verfertigte auf Bürron’s Vor- 
ag Flintglas; aber nach Körwer’s Bemerkung sind die von 
n angegebenen Verhältnisse der Bestandtheile nicht gerade 
lich, um vollkommenes Flintglas zu erhalten, und man 
auch in Frankreich selbst nicht damit zufrieden, sondern 
e einen neuen Preis auf die Darstellung vollkommnern 
tglases. DürouserAıs, dessen Flintglas Bongen gerade 
<hlecht nennt, erhielt van der Pariser Akademie ein selır 
heilhaftes Zeugnifs über sein Fliniglas ; indels ward es doch 
zu sehr kleinen Objectiven angewandt 3. Glücklicher ist 
ATIGUES gewesen, der nicht so sehr dahin strebte, ein 














1 Bocnuox’s Nachricht, dafs Holles schon vor Dollond das Flint- 
zu Fernröhren angewandt habe, scheint dach etwas zweifel- 
t, da diese Feroröhre nirgend bekannt geworden siad. G. IV. 302. 
2 Mem. de l’acad. de Berlin pour 1765 p. 150. 
3 G. XXXIV. 250, 


9 GE Flintglaa 


recht schweres Glas zu erhalten, sondern bei etwas : 
Farbenzerstreuung ein von ungleichen Streifen freieres Ka 
Sein Flintglas war etwa 3,2 mal so schwer als Wasser; das 
erhielt er aus der Mitte des Tiegels, wo ein Klumpen he 
nommen, geblasen und auf die gewöhnliche Weisegestreckt wa 
Bros giebt in seinem Berichte darüber die Brechungim-Verhäl 
zu der des franz. Kronglases wie 157 zu 151 an, dasVerhä 
der Zerstreuung wie 160 zu 100. Aus diesem Glase wei 
größsere Objective verfertigt, die dan Werth dieser Glasart x 
lich zu beglaubigen scheinen 1. Obgleich aber die von! 
cHoıx aus diesem Glase verfertigten Fernröhre ausgezai 
gut gewesen seyn sollen, so hat man doch nicht gehört 
ähnliche aus diesem Glase verfertigten Fernröhre recht in! 
- lauf gekommen wären und sich vorzüglich beliebt ; 
‚hätten. Dieses ist dagegen in hohem Grade der Fall ge 
mit Fnausuoren’s Fernröhren, zu denen dieser seit 1811 N 
Glasarten selbst.bereitete. Sein Verfahren dabei ist nod 
bekannt, aber bekannt genug ist, dals seine bis zu 9 All 
nung verfertigten Objective. unvergleichlich wiel mehr ae 
als je vor ihin geleistet ist, und dafs er selbst 12zöllige a 
fern im Begriff war, als der Tod ihn zu früh den Wis 
ten entrils. g 
Fraunsorer hat die Art, wie er sich von der Dh ge 
nes Glases überzeuge, bekannt gemacht, und bemerkt, de e 
Entdeckung der feinen Linien im Farbenbilde ? ihn et: 
komnen belehrt habe, dafs gewöhnlich die Brechung — 
schieden sey, selbst wenn man mehrere Stücke aus deng 
Gfasscheibe nehme. Hierdurch belehrt stellte Fr auxuortk 
lange wiederholte Versuche an, bis es ihm gelang, eine wë 
Gleichförmigkeit der Masse zu erhalten, dafs aus einem Ha 
mit 400 Pfund Flintglas, selbst zwei Stücke, deren eins 
Boden, das andere von der Oberfläche genommen ist, vollg 
men gleiches Brechungsvermögen haben. 
FRAUNHOFER giebt die Brechungsverhältnisse für, 
schiedene Puncte des Farbenspectrums auf folgende Weis 





























1 G. XXXVII. 365. 

2 Vgl. Art. Farde. 

8 Frausnorer über Bestimmung des Brechungsrermögen We 
schiedener Glasarten. 8. 27. auch G. LYI. 507. 


Flintglas. 473 


von ihm bemerkten Linien im Farbenspectrum gaben ihm 
Mittel ganz genau denselben Punct bei mehrern Versuchen 
: Gegenstande seiner Beobachtung zu wählen und so waren: 
ine Linie im Roth, C eine zwischen Roth und Orange, D 
b- zwischen Orange und Gelb, E im Grün, F im Blau, G 

"den Uebergang des Indigblau i in Violett hin, H im Vio- 
schon ziemlich gegen die “Grenzen des Bildes. Hier war 
fi bei einem mit No. 13. bezeichneten Flintglase und bei ei- 
E No. 9. bezeichneten Kronglase das Brechungsver- 


1,62775 
für den Strahl B 1,52583; 


_ - C es 
1,52685 ; 
_ - D 1,63504 
1,92959 ; 
1,64202 
1,53300 ; 
F 1,64826 o 
1,53605; 
_ - G | 100025 
1,54160; 
J - H 1167106 
1,54657. 
» Verhältnils der Farbenzerstreuung im ersten Theile des Bil- 
ist demnach 1 zu 1,9, im letzten Theile 1 zu 2,2. Die 
tandtheile seines Flintglases und die Kunst der Bearbeitung 

FRAUNHOFER geheim gehalten; Korner hat die Bestand- 
le zwar untersucht, aber sie aus Rücksicht auf die Wün- 
e des Erfinders nicht bekannt gemacht. 

Börner selbst ist nun endlich noch als ein Künstler zu 
ınen, der mit vollkommen gutem Erfolge Flintglas verfertigt, 
d sich durch Bemerkungen über das Verfahren bei der Ver- 
tigung ein eigenthümliches Verdienst erworben hat 3. Ef 
d das specifische Gewicht des englischen Flintglases erster 

rte = 3,373, zweiter Sorte =3, 4416; des Glases von D’ARTI- 

Es —= 3,1576; des Glases von FrAunnorer = 3,7786; dea 
ases von Könxen’s eigener Arbeit = 3,341. Er verfertigt, 
eses aus 100 Theilen eines vorher mit Salzsäure behandelten 


en D 


SEENEN 





1 Kastner’s Archiv VII, 288. 


- Hafens der Flamme aussetzte.; d wird der dür 


474 Fliptglau. J 


Quarzes, 80 Theilen Mennig und 30 Th. — 
‚Glas war in so grolser Hitze bernitet, dafs der Ofen zu s 
zen anfıng; es war völlig wasserhell und klar, ohne dap Ser 
fen. Können bemerkt, dat es zum Darstellen eines gy 
Krystallglases eines hellen, nicht rauchenden Feuers | 
und.dafs man daher Holz anwenden müsse. Die E 
schmelzen es bei Steinköhlenfeuer in fast ganz ges Alossenen, 
fäfsen, aber.da alsdenn die Hitze nicht: grob genug ja 
kommt die Masse nicht zu hinreichend genauer Mischung j 
darin liegt schon ein Grund der Streifen in den Gläsern. & 
grote vermied ‘diesen Nachtheil, indem er Holz als A 
material anwandte, und bei offenem Häfen de Oberflä 
















des Glases bewirkt und: «in vollkommenes Glas‘. wë 
Koarza bemerkt auch, dafs das Umsghmelzen ‚eines nich 
` Streifen freien Glases nicht zu empfehlen sey, weil e? 
wieder auf die starke Hitze ankommme, und bei dieser x 
Umschmelzen leicht Blaseh erzeugen. Dals auch die Det 
die Tafeln geblasen werden, zu- Streifen Veranlassung ji 
läfst sich wohl einsehen; Wenn nämlich der ungeschic 
beiter die Pfeife eintaucht, sie dann um ihre Axe dre 
sich mehr Glasmasse anhänge, so verbindet sich der — 
mer schon etwas abgekühlte Theil der Masse nie ganz vw 
men mit der neu aufgewickelten, und man erkennt’die Wirte 
gen an den sich in der Glasmasse zeigenden Streifen; bei des 
. wiederholten Eintauchen, um die Masse durch Blasen we 
zu Tafeln auszubilden, wird der Nachtheil, den die ungleich 
Lagen hervorbringen, noch verstärkt, Bei mehr Geschick 
keit des Arbeiters werden die Lagen mehr Parallelität * 
und die Nachtheile vermindert. Die Streifen sind auch í 
unvermeidlich, wenn die Masse nicht ganz lauter geschmg 
ist, und noch feine Bläschen. vorhanden sind, diese mý 
nun von Kohlensäure oder von in Dampf aufgelösten J 
herrühren; und selbst wenn die Bläschen ausgetrieben sind, # 
erfordert es (nach Könxer) noch einige Zeit, bis die, ungle 
Brechung zeigenden, Streifchen, die gleich Schwänzen 8 
Bläschen anhängen, sich ganz verloren haben. r 
Aus Können’ s handschriftlicher Mittheilung füge ich = 

folgendes hinzu. Es ist diesem Künstler durch Unterstütze 
des Grolsherzogs und wiederholte mit ausdauerndem Flei 


Flüssigkeit, 45 
sgeführten Versuche geglückt, ein vollkommen gutes Flint- | 


as besser als das englische ued französische zu erhalten, wel- 
ses vielleicht nur durch das Fraunhofer’sche übertroffen wer- 
mmn könnte 1, Er bat" es in Quantitäten von 400 Pfunden dar- 
estellt. Er fand den Brechungsexponenten für die mittlern 
Eben i im Kronglase . = 1,5190614 | 

* einen Sorte Flintglas - zs 1,6112927 , i 
der zweiten Sorte Flintglas = 1,634888. ` ' 


à 


pe 
D 


dm’ 
Wetreunngsmals oder — mit der ersten 


dan dm 
| u = 1,879886 | 
mit der zweiten =, 147241. 
berichtet ferner, dafs die nach eigener Berechnung ange- 
Imeten Fernröhre „(wobei die unvermeidlichen praktischen 
kaler berichtigt werden) sehr gute Wirkung thun. Eine Probe 
es Glases, welches der Verfertiger mir zur Ansicht mitge- ` 
2ãlt hat, ist in der That, dem äufsern Ansehen nach, sehr 
wzüglich; es scheint ganz gleichförmig, ist sehr durchsich- 
& und läfst keine Spur von Streifen und Bläschen wahrneh- 
æn; — die eigentliche Entscheidung über die Vollkommen- 
rät des Glases kann man sich jedoch nicht anmalsen, so lange 
an nicht daraus geschliffene grölsere . Objective gesehen hat. 
B. 


Flüssigkeit. 
Yuidität, Liquidität, Flüssiges, Liquides; 
Fuidum, liquidum, fluiditas, liquiditas; Fluide, 
juide, fluidité, liquidité, Fluid, liquid, fluidity, 
zuidity. 

Das Wort Flüssigkeit hat eine doppelte, in andern Spra- 
en durch eigenthümliche Benennungen unterschiedene, Be- 
tung, indem es sowohl die Körper selbst als auch ihren 
ıysischen Zustand bezeichnet. In beiden Beziehungen hat es 
mn wiederum eine doppelte Bedeutung, indem die Flüssig- 


iten entweder iropfbar oder expansibel (elastisch) sind, und 
e Zustand derselben entweder ein tropſbarer oder gasförmiger 


1 Körner’s eigene Worte. 














per keine runde, sondern eine länglichte, birnförmig 
annehmen, wie namentlich bei den Beer oder 
beobachtet wird. ` 
E Wenn man die Fähigkeit, Tropfen zu bilden, als d 
rakteristisches Kennzeichen einer Flüssigkeit ansieht, s 
scheiden sich diese Körper sehr wesentlich von solchen, d 
Bestandtheile sich leicht trennen lassen, "und welche eben; 
her einige Eigenschaften mit jenen gemein haben, namen 
dafs sie die Form der Gelälse annehmen , worin sie sich b 
den, so dals man sie deswegen auch halbflissig genannt 
als lockere Erde, trockener Sand, Staub, Mehl-und alle ld 
pulverisirte Körper. Genau genommen kann man aber sol 
Substanzen die wesentlichen Eigenschaften der starren Kn 
nämlich geringere Adhäsion und merklichere Reibung an 
der nicht absprechen, nur . sind ihre Theilchen zu klein, 


1 Vergl, Hydraul:k. 
2 Vergl. Tropfen. 
3 Ver. Hydrosiatik und Hydraulik. 


Flüssigkeits - Zustand. 479 


ınan jene messen könnte, indem sie erst bei zunehmender 
Se auffallender werden. So sind sie bei Kieselpulver ganz 
terklich, sichtbarer bei feinem Quarzsande, und grober Sand 
t Kies erscheint schon in den einzelnen Theilchen: als aus 
ren Körpern bestehend. Deswegen werden die aus mehrern 
tennten Theilen bestehenden Massen um so weniger beim 
Pchütten eine ebene Oberfläche bilden, je gröfser ihre Be- 
fütheile sind, weil hiermit zugleich die Reibung derselben 
nander wächst, vollkommen "eben ist die Oberfläche aber 
i den Flüssigkeiten , deren Bestandtheile gar r keine mefs- 
"Reibung an einander zeigen, 

‚Als blolse Thatdache ist hinlänglich bekannt und bedarf 
“einer allgemeinen Erwähnung, dafs der Zustand des tropf- 
NW elässigseyn’s zwischen der Starrheit und der Gasform in 
Mitte liegt, und hauptsächlich durch die Wärme desgleichen 
Èa äufseren mechanischen Druck bedingt wird. Rücksicht- 
der Ersteren werden die meisten Körper durch Vermehrung 
„Wärme flüssig, und man darf der Analogie nach schlielsen, . 
e "es einen Grad der Hitze giebt, bei welcher kein Körper 
` Zustand der Starrheit beibehalten würde 2. In Beziehung 
Dämpfe und Gasarten ist schon gezeigt?, dafs selbst bei 

höchsten Temperaturen der Wasserdampf durch hinrei- 
ıde Compression. in tropfbar flüssiges Wasser verwändelt 
Ren kann, und dafs dieses bei niedrigeren Wärmegraden 
t leichter geschehen könne, ja alsobald erfolge, wenn man 
Sompression über seine Elasticität erhöhet, ist an sich klar. 
in gehören dann auch die schon erwähnten Versuche von 
Kann De LA Foun*, welche indefs noch eine Wieder- 
hg und genaue Prüfung erfordern. Von den Gasarten ist 
ach nicht mit Gewilsheit ausgemacht, ob einige bisher dem 
lasse des Erkaltens und des mechanischen Druckes völlig 
standen : haben, allein da schon verschiedene derselben 
!bar flüssig gemacht sind, so hat man auf allen Fall Grund 
rermuthen, dals unter geeigneten Bedingungen sie sämmt- 











l Vergl. Lamserr in Mém. de Berlin. 1772. 33. 

è Die Angabe der Temperaturen, bei denen die bekannten 
ser flüssig werden s. im Art. Schmelzen. 

8 e Th. II. S. 296. Vergi, 411. 

a S. Th. I S. 280, 


AD Flüssigkeit: 


lich diese Veränderung erleiden würden, Aulserdem behat 
` anch Prnxıns?, dab e ihm gelungen sey, durch sehr si 
mechanischen‘ Druck verschiedene tropfbare Flüssigkeitend 
„Krystallisstion zu bringen; es Ar jedoch nicht angegeben wi 
‚welche Flüssigkeiten noch unter welchen Nebenbedi gunge 
- und dis Sache mufs daher erst darch die Erfahrung 'noch 
„tor bestätigt werden, ehe man mit Sicherheit ein phy: 
Gesetz darauf bauen "kann. 






















ten mufs hier endlich noch erwähnt werden, dafs sie diel 
keit haben, gewisse andere feste, flüssige und gaslörmif] 
per im sich aufzunehmen, ohne Web ihr Volumen der 
der beiden vereinigten gleich werde., Dafs ihr Volume 
` jede auflösbare Menge mit ihren vereinigten Körpern 
vermehrt werden sollte, wie unter andern Hurrow® 
ist an sich nicht wahrscheinlich, und streitet gegemdle| 
‚rung, indem sonst die Zunahmen des spec. Gewichts 
den Procenten der aufgelöseten Substanzen direct 
seyn mülsten. Werden z. B. 15 p. C. Kochsalz 
gelöset, so mülste das specifische Gewicht der Mis: 
seyn, anstatt dafs es um == 1,11 gefunden wird®,, 
Mischungen von Weingeist und Wasser keine Yermia & 
Volumens, so würde das spec. Gew. von gleichen Massa Mif 
selben —1,791 seyn, da keine Verbindung beider =l wib 
ScaLöswach® nimmt rücksichtlich der Salzsolutionn; 
der Mischungen von Alkohol und Wasser an, dafs das Salz 
der Alkohol nicht in die Zwischenräume des Wassers aufge 
men werden, sondern ihre Volumina, wie aufser dem Vi 
beibehalten, dafs aber das Wasser sich um einen de 
Theil zusammenziehe, eine allerdings nicht verwerlliche 
stellung. Hiernach bestimmt er den geometrischen Ansi 
für die Zusammenziehung des Wassers =Z, welcher bei 
lösungen Z=0,2n W und für Mischungen von Weingeit 
‚Wasser Z = 0,15134 n' W ist, wenn W das Volumen! 








1 Vergl, Art. Gas. 

2 Amn. of Phil. VI. 66. 

8 Dict. I. p. 528, 

& S. Bucnor bei G. XXXY. 872. 
5 6. XI. 175., 


Flüssigkeits - Zustand. 461 


[enge des Wassers, n und n’ aber die Menge des trocknen 
s und des absoluten Alkohol’s bezeichnet. Eine Vermeh- 
des Volumens der Flüssigkeiten findet endlich auch dann 
wenn sie Gasarten, insbesondere in grolser Quantität 
biren 1. 
Auffallend ist es übrigens, dafs z. B. Wasser eine gewisse 
tität Salz, dann noch eine kleine Menge Zucker und noch 
; Alaun auflösen kann, mit steter Zunahme seines spec, 
chtes?2, so dafs also, wenn anch das Volumen etwas ver- 
rt wird, diese Vermehrung dennoch der Masse des hinzu- 
senden Körpers nicht proportional seyn kann. Uebrigens 
sich diese Eigenschaft der Flüssigkeiten als eine mehr allge- 
e betrachten, indem auch feste Körper sowohl tropfbar + 
ach elastisch - flüssige Körper in sich aufnehmen, ohne 
der aufgenommenen Masse proportionale Vergröfserung des 
mens, welches sich indels leicht aus einer Aufnahme in 
Poren der festen Körper erklären läfst. Endlich vereinigen 
mch feste Körper, namentlich Metalle, mit einander unter 
ainderung des Volumens, wesw.gen das Quantitative der 
einen Bestandtheile solcher Verbindungen, z. B. des Zinn- 
3, aus dem spec. Gewichte nicht genau gefunden werden 
‚ Dals diese Vereinigungen übrigens einen statt gefunde- 
Flüssigkeitszustand als nothwendige Bedingung fordert, 
da allgemein bekannt vorausgesetzt werden. 
Zs ist ferner bekannt, dafs der Flüssigkeitszustand der 
sn Körper auf dem Einflusse der Wärme beruhet, und da 
harakter desselben in der leichten Verschiebbarkeit ihrer 
chen besteht, so mufste nothwendig die Frage auffallen, 
d nach welchem Gesetze der Flüssigkeiten, olıne noch im 
:sten fest oder zähe zu seyn, durch Vermehrung der Wär- 
‚ch mehr flüssig würden. Geastsen hat hierüber eigends 
teihe von Versuchen angestellt, indem er \Vasser aus ei- 
jlechenen Gefälse durch ein horizontales Röhrchen fließen 
und bei gleichem Drucke die in gleichen Zeiten ausge- 


nen Quantitäten mals 3. Aus den erhaltenen Resultaten 





S. Absorption. Th. I. 3. 68, 
, Hutton a. a. 0. 
) Neuere Abh. der Kön. Böhmischen Gesellsch. der Wissenschaf- 
Prag 17%. IM. 131. darans bei G. V. 160. 
. Bd. Hh 


AR Flüssigkeit, `... : 


folgt, dals dia Wärme das Wasser bedeutend flüssig 
und zwar ist der Einfinfs derselben gröfser bei kleinere 
messer der Röhren und’ geringerer Geschwindigkeit d 
gongs: 4m grölsten ‚ist er.in der Nähe des Gekkierpen 
einem bestimmten allgemeinen Gesetze haben indels s 
suche ‚nicht . geführt.. Uebrigens hängt diese Ersgheinu 
zusammen, dafs die Adhäsiou der Flüssigkeiten -an A 
per mit sünehmender Temperatur abnimmt, worüber g 
noch kein allgemeines Gesots aufgefunden ist. 


| B Ursachen der Flüssigkeit 
Der Zustand der Flüssigkeit ist nicht im Wesen da 
gegründet, so. dafs er gewissen Substanzen ausschlieh 
' käme, -vielmehr sind,; mit Ausnahme des absoluten Å 
und: des Schwefelkohlenstoffes , alle tropfbare Flüssigka 
reits in feste Körper verwandelt, und hei weitem dë 
Menge der bei gewöhnlicher Temperatur festen Substaas 
durch .binlängliche Wärme flüssig. Kürzlich hat Baum 
. beweisen gesucht, dals’es eigentlich nur zwei Zusia 
Körper gebe, nämlich der Festigkeit und der Expansie 
schen deren das Flüssigseyn nur —— 
Gründe hierfür erscheinen ihm die bekannten Thatsa 
kein scharfer Unterschied zwischen Gasarten und Däng 
finde, letztere aber nur der erhöheten Temperatur m 
Mangel an Druck ihre Expansion verdanken, wonach : 
Flüssigkeiten nur als comprimirte Dämpfe anzusehen 
ferner dafs auch diejenigen Substanzen, welche aus d 
stande der Festigkeit sogleich in den der Expansion übt 
nur unmelsbar kurze Zeit und unmerkbar im Zustande d 
sigkeit verweilen. Letzteres zu beweisen wäre ei 
überflüssig, da es mehr für seine Behauptung spräche 
recht viele Substanzen sich blofs fest und gasförmig 
allein es kommt ihm darauf an zu zeigen, dafs zwiscl 
Festwerden gaslörmiger Körper allezeit der Flüssigkeit 
liege. Ohne auf alles Einzelne einzugehen, was f 
Meinung gesagt wird, erwähnt BRAYLEY auch das Fes 
einer Verbindung aus Ammoniakgas und Kohlensäur 


1 Vergl. Adhäsion. ‘ 
2 Ann. of Phil, N. S. LXIX. 192. 


Ursachen, | 483 


ıt dieses nach seiner Ansicht zu erklären; weniger gründlich 
d die merkwürdige Erscheinung erläutert, dals der Schwe- 
erst vollkommen flüssig wird, bei -gröfserer Hitze wieder 
arret und nach einem abermaligen Uebergange zur Flüssig- 
tsich verflüchtigt und abgekühlt als Schwefelblumen in Pul- 
form erscheint. Dasjenige Argument, welches er als seiner 
licht widersprechend anführt, nämlich dafs sowohl Eis als 
h Schnee bedeutend verdunsten, ist weniger gewichtig, als es 
ı ihm angeschlagen wird, indem . gerade bei Wasser der 
jergang von Dampf in’ Dunst und tropfbare Flüssigkeit "so 
ht "geschieht, und es noch fraglich ist, ob aus dem Eise und 
nee eigentlicher Dampf oder nur Dunst gebildet wird, 
Sach meinen Beobachtungen? die vom Eise bei — 18°%,5 C, . 
jrissenen Theilchen sich als feiner Dunst an einer kälteren 
dung anlesten, und dann erst zu Eiskrystallen gefroren. 
Jich führt BRAYLEY auch Oersteo’s Aeulserung zum Be- 
Se seiner Ansicht an, wonach die Compression tropfbarer 
'Sigkeiten und selbst fester Körper nach gleichen Gesetzen 
Shehen soll, als die der Gasarten, welches indefs noch kei- 
Wegs entschieden ist, und wenn dieses auch wäre, so würde 

Zusatz- QERSTED’S, „dals die Zusammenpressung eines 
Den nur allein in den Uebergangsmomenten ans einem Ag- 
‚atzustande in den andern aufhöre, sich nach jenem Gesetze 
Regeln,“ beweisen, dafs dieser Physiker einen dreifa- 
a Aggregatzustand der Körper annimmt, welcher durch 

Modification der Gesetze seines Verhaltens beim Ueber- 
se aus dem einen in den andern sich als ein besonderer zeigt, 
l man indels gerade die hier gewählten Substanzen als Bei- 
| benutzen, und die Compression des Wasserdampfes mit 
les Wassers vergleichen, so ist die Elasticität mit der Tem- 
ar wachsend und beim Nullpuncte unmerklich, was bei 
srem keineswegs statt findet. Wollte man übrigens auch 
hmen, das Verhalten der Körper gegen mechanische Zu- 
nendrückung sey bei jedem Agg regatzustande in sofern 
h, dals, wie bei der Luft, die Dichtigkeit von einem ge- 
en Puncte derselben ausgehend der zusammendrückenden 
t proportional wüchse, welches übrigens noch keineswegs 
esen und im Allgemeinen nicht einmal wahrscheinlich ist, 
—— 
\ S. Verdunstung. 

Hh 2 


484 Flüssigkeit, 


so würde dennoch der Zustand der tropfbaren Flüssigkeit sch 
deswegen als ein eigenthümlicher anzunehmen seyn, weild 
zur Vermehrung der Dichtigkeit erforderlichen Druckkräfte ng 
dem Uebergange aus dem Zustande der Expansion irf den tro 
bar - fliissigen bei sehr vielen oder allen expansibelen F 
keiten sich bedeutend ändern. Unter andern wird Chio 
durch den Druck weniger Atmosphären tropfbar - flüssig, | 
wächst somit um ein Vielfaches seiner Dichtigkeit, würde | 
zufolge der Analogie aller tropfbaren Flüssigkeiten nachd 
Veränderung seines Aggregatzustandes einen Druck vonn 
Tausenden von Atmosphären erfordern, um dann nur d 
pelte Dichtigkeit zu erlangen. Nach allem diesen und 
haupt in Gemälsheit der gesammten Erscheinungen müsse 
den Flissigkeitszustand eben sowohl für einen eigenthünä 
Aggregatzustand halten, als die beiden übrigen. | 
Ungleich schwieriger, als diese Entscheidung, #t@ 
Beantwortung der Frage, was wohl die physische Ursae ù$ 
Flüssigkeitszustandes der Körper seyn möge. Nach Dë 
und seinen Anhängern wird erfordert,_ dafs die Atome gl 
flüssigen Körpers rund, völlig glatt, sehr klein und dee 
Zwischenräumen umgeben sind. Cantzsıus dager? g 
die Bedingung des Flüssigseyns in eine stete Deag 
Elemente eines Körpers, anstatt dafs aus der Ruhe ia 
die Festigkeit folgen sollte. Als Beweis hierfür diente een th 
Hauptcharakter flüssiger Körper, deren Theilchen sich o 
merklichen Widerstand über einander hinbewegen lassen, $ 




















sie an sich schon in Bewegung seyen, und daher jedem bi 
sogleich nachgäben. Finen zweiten Beweis seines Satzes ł 
er in der auflösenden Kraft der Flüssigkeiten, deren Theil 
nicht ohne Bewegung in die aufzulösenden Substanzen dog 
könnten, was aber namentlich bei Säuren mit einer grofsenM 
und dem Vermögen geschehe, die festesten Körper zu tren 
Endlich könnten feste Körper nicht anders flüssig werden, 
durch den Ziffitt irgend einer aus stets bewegten TheilchenH 
stehenden Substanz z. B. des Feuers, der Luft, des W% 
u. a m. Nach der Ansicht der Cartesianer ist dann die 

die eigentliche bedingende Ursache der Flüssigkeit, und t 
die Bewegung dem Feuer und \Vasser mit, eine Behaup 
welche aus einer mangelhaften Kenntnifs der Dämpfe entstan 
zu seyn scheint; die Luft aber erhält ihre Beweglichkeit du 











Ursachen. | 485 


Aether, welcher überhaupt die erste Bedingung aller Be- 
ung ist, 

Anhänger dieser Cartesischen Ansicht waren Hooxx und 
wsondere R. Boyze?, welcher die innere Bewegung der 
nsten Theile flüssiger Körper sogar durch Versuche anschau- 

\machen wollte. Zu diesem. Ende erhitzte er sehr fein 
isirten Gyps i in einem Gefälse, und beobachtete dann an 
wlben eine ähnliche wallende Bewegung, als siedende 
biokeiten zu zeigen pflegen. Wenn er mit einem Stabe 
| rührte, so entstand eine wellenartige Bewegung, ja die 
abaren Wellen schlugen selbst nach Art einer Brandung 
die Wände des Gefälses. Lockerer Sand zeigt ähnliche 
eg: flüssiger Körper, wenn er in einem Gefälse er- 

wird, d. h. nach Cartesischer Ansicht, wenn seine 
Re Bewegung erhalten; namentlich wird dann ein schwere- 
Körper in ihm niedersinken, ein leichterer aufsteigen. In- 
suchen bedarf diese Hypothese jetzt keiner Widerlegung mehr, 
ist in gewisser Hinsicht schon durch MUSSCHENBROEK 7 ge- 
send widerlegt, indem er zeigt, dafs die Theile des stark 
Mammengepreisten Wassers doch unmöglich in steter Bewe- 
IS seyn können. 

Borraave folgt ohne Zweifel dem blofsen Ergebnisse der 
Shrung, wenn er das Feuer oder die Wärme als eigentliche 
sche der Flüssigkeit angiebt, jedoch ist darunter das Ele- 
Rarfeuer oder der \Värmestof! zu verstehen, denn dieses 
Rauch den Gasarten den Flüssigkeitszustand. Da. BLACK 
Reicher Meinung, und setzt noch hinzu, dals der verschie» 
»-Grad der Hitze, welche erfordert wird, um diesen Zu- 
N bei den leichtflüssigen und strengflüssigen Körpern her- 
bringen, durch Besonderheiten der Mischung und Zu- 
mensetzung derselben bedingt sey. Als Beweisgrund für 
e Behauptung dient ihm vorzüglich die Erfahrung, dals im 
emeinen alle Mischungen bei geringeren Graden der Ditze 
üg werden, als die einzelnen Bestandtheile. Newron hat 








⸗ 





4 Vergi. Hutton Diet, Art. Fluidity und die nachfolgende Schrift, 
B Fluiditatis et firmitatis Historia. S. Works. Lond, 1665. 
"ol. fol. I. 240. 

3 Die.ausführliche Prüfung der Gründe und Gegengründe findet 
in dessen Introd. II. p. 488. 


486 Flussigkeit, 


'sich tiber das \Vesen des tropfbar-flüssigen Zustandes nidi 
eigentlich erklärt, denn was er als Hypothese zur Erklärung & 
Flüssigkeitszustandes im Allgemeinen sagt, bezieht sich offe 
bar auf die Gasform. Dagegen bemerkt s’'Gnaversanne! $å 
scharfsinnig, die Frage, ob der Flüssigkeitszustand allgem 
von der Wärme abhänge, könne deswegen nicht geniga 
beantwortet werden, weil wir den absoluten Nullpuntt, 
man darf hinzusetzen, das Verhalten der Körper bei dem 
ben, nicht kennen. Gewils sey dagegen, dals nicht Has 
schiedene im gewöhnlichen Zustande feste Körper, als M 
Wachs u. s. w. durch Wärme flüssig würden, sondern * 
mehrere, unter den gewöhnlichen Bedingungen flüssige, 
sen ihren Zustand der \Värme verdankten ; wie denn nanii 
lich das Wasser als geschmolzenes Eis zu betrachten gd 
Musscuengsnork? bestreitet diese Ansicht zum Theil den 
gen, weil nach der Hypothese der Cartesianer das Fen $ 
das ursprünglich Bewegende der Flüssigkeiten galt, und er éi | 
anzunehmen nicht geneigt ist, zugleich führt er aber als aw $" 
beweis an, dafs nach Moses die Flüssigkeiten schon web 
Feuer erschaffen wären. Vielmehr scheint ihm das Wand 
Flüssigkeit in einer aufserordentlichen Feinheit der Bestia 
chen zu bestehen, und er zeigt hiernach nicht bloß, ph ' 
sogenannten halbflüssigen Körper, als feiner Sand, it. 
u. dgl. bei genauer Betrachtung doch immer noch in mg 
zelnen Theilen kenntlich seyen und sich als Pulver, gét A 
Flüssigkeiten darstellten, sondern dafs auch die Wärme W 
durch Verkleinerung der Elemente den Flüssigkeitszustind! 


















zeuge und aus einem unvollkommenern in einen mehr volle 
menen verwandle, Dieses Letztere bezieht sich indef ı 
auf die oben erörterte interessante Untersuchung, nach weld 
Gesetze die Flüssigkeit tropfbar - flüssiger Körper mit der Te 
peraturerhöhung wächst, sondern auf einige das \Vesen & 
Sache nicht eigentlich berührende Erscheinungen, nämlich 4 
z. B. Eierweis durch \Värme des Brütens dünnflüssiger i 
dafs sich aus jungem dickflüssigem Weine durch Dest 
Spiritus erhalten lälst, aus Harzen ein flüchtiges Oel u. s. w. 

Es scheint mir überflüssig, alle Meinungen älterer Phys 


1 Physices Elem. math. I. p. 662, 
2 Introd. II. 485. 





D 


Ursachen, 487 


S die eigentliche Ursache des tropfbar-flüssigen Zustandes 
! Körper auch nur historisch zu erwähnen, und es möge da- 
e nur noch Fowrana’s Erklärung desselben hier Platz finden. 
kh seiner Ansicht, wenn man sie kurz darstellt, sind in al- 
k Körpern zwei Kräfte thätig, zuerst die Anziehung, in Folge 
Ben alle Körper fest seyn würden, wenn sie allein wirksam 
è, und es muls daher noch eine zweite vorhanden seyn, 
khe verhindert, dals tropfbare Flüssigkeiten durch mechani- 
Gewalt zusammengedrückt nicht fest werden. Diese aus- 
tende Kraft scheint ihm die Wärme zu seyn, welche daher 
i feste Körper tropfbar flüssig macht, jedoch ist es nicht 
ärme allein, welche der Zusammendrückung widersteht, 
vielmehr die individuelle Lage der Bestandtheile tropf- 
Flüssigkeiten und die hieraus folgende grölsere Menge 
k Berührungspuncten kann der zusammendrückenden Gewalt 
gheratand leisten, Daſs Fontana hiernach den Atomen eine 
wchiedene Form und absolute Härte beilegen müsse, folgt 
kal nothwendig aus dieser Hypothese. Vermehrung der 
“ürme, als des ausdehnenden Principes, bewirkt dann eine . 
"egrölserung des Volumens der Körper im Allgemeinen, und 
sauer bei grülserer Steigerung die Dämpfe, welche eben des- 
Ben durch blolse Entziehung dieses ausdehnenden Principes 
Keier in den tropfbar flüssigen und festen Zustand zurück- 
Keen, Weil aber die Luft einer solchen Veränderung nicht 
erworfen ist, so reicht das ausdehnende Princip der Wärme 

ihr nicht hin, sondern das PAlogiston ist bei ihr die Ur- 
be der Expansion. Die Gründe, worauf diese letztere Hy- 
beso beruhet, verdienen jetzt keine Erwähnung mehr, da 
"Nichtexistenz des Phlogiston’s gegenwärtig hinlänglich er- 
isen ist, und überhaupt sind seitdem so viele neue Thatsa- 
m bekannt geworden, dafs der Standpunct der ganzen Auf- 
we dadurch als wesentlich verändert angesehen werden muls. 

Insbesondere hat II. F. Luss? das Wesen des Zustandes 
‘Festigkeit und des tropfbar Flüssigseyns zu bestimmen ge- 









1 $8. Opuscules physiques et chymiques. Par. 1785. Im Auszuge 
Sammluugen zur Physik und Naturgeschichte. Leipz. 1787. 8. 
722. 

2 Zuerst in seinem bekannten Werke: Ucber Naturphilosophie- 
ipz. 1806. 5. 175; dann in G. XLVII, 1 ff. endlich in Poggendoi A's 
n. VIII, 25; 151 u, 238. 


485 Flüssigkeit. 


sucht. Nach ihm ist der negative, gestaltlose, gleichförmi 
Zustand der Flüssigkeit der ursprüngliche, der der Festick 
aber der abgeleitete; das \Vesen der Flüssigkeit aber wird g 
geben, wenn die Wirkungen der anziehenden und abstolse 
den Kräfte unter der Oberfläche überall einander aufheben, 
dafs sich jedes Theilchen zwischen den übrigen frei bewes 
Bei dieser Darstellung liegt auffallend die Annahme der b e 
Kantischen Urkräfte zum Grunde, und sie ist anschaulic 
als wenn später die blofse Ungleichheit der Anziehung J 
angenommen wird. Hiernach heilst es 1: „Zur Flüs 
wird völlige Gleichheit der Anziehungen erfordert, 
seitiges Aufheben derselben nach allen Seiten; “ und an 
andern Stelle: „Die Verschiebbarkeit rührt von den de 
Anziehungen innerhalb der flüssigen Masse her, eine Uni 
heit dieser Anziehungen macht weniger verschiebbare 
chen, geringere Flüssigkeit.“ Nimmt gan aber der Je 
drücke in der gemeinen Bedeutung der \Vorte, so erklären 4 
das Wesen der L’lüssigkeit durchaus nicht, man mag die ests 

oder die letztere Bezeichnung in dieser Hinsicht einer Prag 
unterwerfen ` A enn nämlich die anziehenden und absolut 

Kräfte sich völlig aufheben, so findet keine Wirkuy mit. 
der einen noch der andern statt, und die Molecülen defüsf 

keiten mülsten sich ohne irgend einen Widerstand (emer 
sen, wogegen aulser mehreren andern Erfahrungen schon ON 
Tropfenbildung streitet. Würde also irgend ein Körper wg 
einer Flüssigkeit benetzt, so mülste eine Schicht dieser Lage 
von verschwindender Dicke an ihm hängen bleiben, die bog 
gen Theilchen aber, der Schwere folgend, wie lockere! 

ver herabsinken, ohne einen Tropfen zu bilden. Die sg 

Bezeichnung ist ungleich weniger bestimmt. Fine voll 
Gleichheit der Anziehungen aller Molecülen setzt keineswe 
ein wechselseitiges Aufheben derselben voraus, sondern W 
den Zustand der Ruhe, welcher aber den festen Körpern 

weit grölserem Rechte zugeschrieben werden muls als ( 
flüssigen , beiden aber ohne anderweitige Bedingungen og 
bar zukommt. Denkt man sich nämlich ein gegebenes Moled 
irgend eines festen oder flüssigen Körpers etwa in der Mitte A 
selben, so wird es von allen Seiten völlig e 


— — — — 


1 6. XILVII. 12 u. 19. 











Ursachen. 489 


pn, muls daher ruhen, wird aber einer Kraft, welche das- 
© von den begrenzenden Molecülen trennen will, nach al- 
Beiten hin gleichen Widerstand entgegensetzen, aulser wo 
blätterige Gefüge der Krystalle eine Verschiedenheit dieser 
Kehung. erzeugt. 
~ Die Vorstellungen , welche Le hiernach von der Festig- 
Bund Flüssigkeit hegt, lassen sich am leichtesten beurthei- 
& wenn man den Weg verfolgt, auf welchem er zu densel- 
gte. Rumrono folgerte nämlich aus seinen bekannten 
chen?!, dafs das Wasser auf seiner Oberfläche eine Art 
dent bilde, auf welcher kleine Schwimmer liegen bleiben, 
sich dieser Satz, wenn er übrigens wahr wäre, blofs vom 
' gültig seyn könnte , und in einer gewissen Eigenthüm- 
Ber desselben gegründet seyn mülste, so betrachtete dennoch 
ww dieses als bezeichnenden Charakter des Flüssigkeitszustan- 
“äberhaupt, fand die Ursache des letzteren in einer Gleich- 
der Anziehungen nach allen Seiten, welche eben an der 
waze fehlen und. daher diesen Zustand aufheben sollte, und 
äs den Festigkeitszustand diesemnach als einen aus der 
Kader abgeleiteten und folglich secundären aus einer Aggre- 
Kap der Elementartheilchen in Form von Blättern mit Zwi- 
Sinräumen. Das blätterige Gefüge mancher Mineralien diente 
Unterstützung dieser Hypothese , desgleichen dafs der Flüs- 
Seitszzustand wieder erzeugt wird, wenn ein tropfbar flüssi- 
»Körper oder auch nur die Wärme die Zwischenräume der 
sothetischen Blättchen ausfüllt, welche den Zustand der ` 
tigkeit bedingen. Dals aber Rumrorn’s Hypothese An sich 
Ratthaft sey, ist im Artikel Adhäsion nachgewiesen, und 
Rt auch aus La Prace’s Theorie der Capillarität, welche das 
inomen der auf Wasser schwimmenden Nähnadeln aus an- 
n Principien erklärt. Aufserdem läfst sich gegen Lage Hy- 
hese ein Mangel an Consequenz vorbringen, indem sie nicht 
Zebt, warum die Festigkeit der in tropfbar flüssigen Körpern 
öslichen Substanzen nicht auch durch das Eindringen der Gase 
lie vorausgesetzten Zwischenräume aufgehoben wird? Endlich 
r mülsten tropfbare Flüssigkeiten von der einen Seite be- 
shtet gar nicht zusammendrückbar seyn, wenn man ihre 


lecülen in unmittelbarer Berührung mit einander befigdliak 








1 S. Adhäston Th. 1. 8. 196. 


x we R `  Fëeee, ` 








durch hi 


"Bei —— des Beweises für 
‚these kann man sich indelis der Furcht WC Spee 
cho. ıhilsverstanden oder schief aufgefalst zu haben {u 
fa Fall ist er nicht auf eine solche Weise klar 




















i 1. Zur Unterstützung der Hypothese, dafs ‘Gleiche 
giebung dio Flüssigkeit, Ungleichheit derselben die Fe 
dinge, hat man das Festwerden des Scifenschaumes angi 
dels kann diese, auf den ersten Blick täuschende, Erscheiiuig 
vielen Gegengründe gegen diese Theorie nicht aufheben, nuil 
dafs ein Element von Eisen im Mittelpuncte einer eisernen Kë 
durchaus gleichmäfsiger Anziehung nach allen Seiten hin unten 
fen seyn muls, und doch nicht Hüssig ist. Welches ist au 
der Unterschied der Anziehung, welche ein gegebenes Volumen 
in einer flüssigen und in einer festen Masse dieses nämlichen 
talles erleidet? Von der andern Seite mülsten Oel und Wasser, 
die vier Flüssigkeiten des Elementarglases, durch einander ges 
telt, sofort fest werden, -auch könnte man das Nämliche vom SÉ 
und.den Wolken erwarten, oder vom Wasser, wenn man das si 
nannte Sieb der Vestalinnen hineinsenkt und Luft durch die fi 
‚Löcher desselben bläst, welche dann in zahlreichen Blasen auf 
Das Festwerden des Seifenschanmes dagegen erklärt sich aw 
Zähigkeit der dünnen Häntey welche die zahllosen kleinen Lußb 
"umgeben. So ist der Schanm des stark petillirenden Selterwast 
selbst wenn er gewaltsam aus der geöffneten Flasche steigt, gar tii 
zähe, Champagnerschaum etwas zäher, Bierschaum noch mehr, 
Seifenschaum wirklich fest, alles nach dem Grade der Zähi 
welchen die Schaum bildende Flüssigkeit besitzt, À 











Ursachen. 491 


| er Ueberzeugung hervorzubringen vermöchte. Lg stellt 
lich die getrennten Theile der festen Körper: als Linien 
a welche beim Zerreilsen eine Drehung um ihr Centrum er- 
ken, wonach dann das Ende der Linie angezogen, das andere 
Bitofsen werden soll. Allein wo liegt der Beweis, dafs die 
alecülen der Körper eine lineare Form haben? Selbst in dem 
M, wenn feste Körper gebogen werden, ist eine solche 
` Anordnung der Theile nicht anzunehmen, vielmehr- 
durch äufsere Gewalt die Form der Körper geändert, in- 
P die Elemente derselben entweder einander näher gerückt 
, als sie im Zustande des Gleichgewichtes sind, oder 
—* von einander entfernt, bis sie über die Grenze ihrer At- 
— gebracht sich trennen; nach der Ansicht anderer 
"findet beides gleichzeitig statt, niemand hat indefs noch 
f lineare Drehung um den Mittelpunct der die Elemente 
&ellenden Linien angenommen. Ueberhaupt muls die Er- 
"amg des Zustandes der Festigkeit und Flüssigkeit entweder 
wamisch oder atomistisch seyn. Im ersteren Falle verlieren 
ka die-Elemente der Körper selbst in Kräfte, und sind fest 
È überwiegender Ziehkraft, wobei eine weitere Aufsuchung 
> Causalen eigentlich wegfällt; im zweiten Falle, hauptsäch- 
w nach der Ansicht der französischen Physiker seitHaöy, sind 
“Molecülen der Körper gleichfalls Körper, haben demnach 
sdehnnng nach drei Dimensionen, wie klein sie auch seyn 
gen, ihre Aggregation ist Folge ihrer Anziehung in be- 
inmten Richtungen ihrer Axen, und der Zustand der Festig- 
t, Flüssigkeit und Gasform wird durch den Einflufs der 
rme in demjenigen Sinne bewirkt, welchen La Pracr’s 
deich zu erwähnende Hypothese hierüber angiebt, in kei- 
m Falle aber kann bei der Biegung eines festen Körpers an 
eare Elemente, oder linear zusammengeordnete Elemente, 
Iche sich um ihren Mittelpunct drehen gedacht werden, 
enn man z.B. einen Worr4stTon’schen Platindraht, also 
wen festen Körper, abreilst, wie kann hierbei an eine solche 
ehung, überhaupt an einen Conflict einer anziehenden und 
stolsenden Kraft, beide als Ursache der Festigkeit angenom- 
m, gedacht werden? Endlich dürfte man auch fragen, wo 
B. bei einem: tropfbar flüssigen oder erstarrten Schrotkorne, 
ex etwa bei einem würfelförmigen Krystalle Flufsspath, ei- 
m unleugbar festen Körper, die gleichliegenden und die un- 






















haltens ‚weit von einander abstehen, «lüssigt; 
beiden Metalle müfsten in der Berührung flüssig 
man ferngr anhehmen darf. dafs der Sdnerstoff A 
"im Wasser nogh mit ibrer-eigenthümlichen 
` keit neben (einander bestehen, und nicht 
galvanisches, . Ganzes bilden, ist ‚seht 
aber.ist die Theorie unhaltbar,. ‘weil si 
voraussetzt, dafs ein Körper erst flüssig seyn miisse 
«eine Bestandtheile die Bewegung als Ursache ihres Pé 
zustandes durch Galvanismus erhielten. ' 
Schon an mehreren Orten dieses Werkes® ist La Prad 
Hypothese erwähnt, wonach er den verschiedenen Zustan 
Körper rücksichtlich ihrer Festigkeit, Flüssigkeit oder Gei 
aus dem Einflusse der Wärme ableitet, und sie muls noch 
mal im Artikel Gas vollständig untersucht werden. Hier 
“es also genügen sie zunächst nur in,so weit zu betrachten, 
sie sich auf den Zustand des tropfbar Flüssigseyns besidi 





1 Da diese Hypothese die allerneneste jetziger Zeit ist, 
konnte eine ausführliche Prüfung derselben hier nicht berg 
werden. 

2 G. LXI. 68. 

8 8. Abstofsung Th. I, S. 125. Anziehung ebend. 8. 
Atmosphäre ebend, S. 497, Cohacsion Th, I. 8. 430, 
Th. II. 8. 217, 

4 ‚Vergl. Gas. 


Ursachen. 403 


h La Pracz* hängt die Aggregatform der Körper, ob sie 
t3 Nüssig oder gasfürmig sind, davon ab, dafs jedes Molecül 
es Körpers dem Conflicte dreier Kräfte unterworfen ist, 
dich der Anziehung der umgebenden Molecülen, zweitens 
K : Anziehung des Wärmestofles jener Molecülen, drittens der 
bon seines Wärmestoffes durch den \Värmestoff jener 
ecilen, indem jene beiden Vereinigung bewirken, die 
ere Trennung. Eine Anziehung der Molecülen der Körper 
den Wärmestoff, oder umgekehrt, ergeben die Eifahrun- 
'wuf die evidenteste Weise, denn ohne diese würde der 
imestoff die Körper sofort verlassen und sich mit der Um- 
g in Gleichgewicht setzen, welches aber bekanntlich nicht 
ieht; die Abstolsung des Wärmestoffes in sich selbst ist 
äus dem Verhalten der Gasarten und Dämpfe abstrahirt, 
he sowohl überhaupt als auch insbesondere im Verhältnisse 
2x Temperatur ein Bestreben nach steter Ausdehnung zeigen. 
Zustande der Festigkeit ist jene erstere Kraft überwiegend, 
A die Molecilen sind, mit Rücksicht auf ihre Gestalt, nach 
‘er stärksten Attraction vereinigt. Die Vermehrung det 
"ärme schwächt den Einflufs der Form der Molecülen, und 
Kan dieser sehr geringe wird oder verschwindet, so werden 

Körper durch die überwiegende Thätigkeit der zweiten Kraft 
ksig. Wird die dritte überwiegend stark gegen die beiden 
ten, so entfernen sich alle Theile der Flüssigkeit von ein- 
Let und werden expandirt. 

Die Ilypothese empfiehlt sich ausnehmend durch ihre ge~ 
ne Uebereinstimmung mit einer grolsen Menge von Erchei- 
bgen. Dahin gehört hauptsächlich, dafs die Wärme alle 
Tper ausdehnt 2, die Kälte dagegen zusammenzieht, und zwar 
Leiner ihrer Cohäsion fast ganz gleichen Kraft. Man kana 
h dieses daraus erklären, dafs die "Attractionskraft der Mole- 
en ungehindert ihre Thätigkeit ausübt, wenn ihr nicht durch 
;ı repulsive Princip der Wärme entgegengewirkt wird. Vor 
on Dingen aber stimmen mit dieser Hypothese die zahlrei- 
m Erscheinungen überein, dafs so viele feste Körper, na- 
mtlich die Metalle, durch Wärme aus dem Zvstande der Fe- 
gkeit in den der Flüssigkeit und endlich der Gaston über- 













1 Ann. Ch. et Phys. XXI. 22, 
2 9. Ausdehnung L 557. 


Zeg angi Wärme, binden , e 
dh dën bein, Upbergange ‚aus: deg festen 





den; Sätzen mb mah also annehmen, dafs die Mol 
leichteren Zeg: durch den Wärmestot eii 















in dem Verhalten verschiedener Flüssigkejten e eine $ 
Bestätigung, finden , so können sie doch auf Allgemeiniik E" 
neswegs Anspruch machen. Die fetten Oele, z. B, sind gr: 
lich spec. leichter als das Wasser, haben aber eine weit gig 
gero Fluidität, und in Beziehung anf den Siedepunct lieg èt 
selbe namentlich bei der wasserfreien schweflichen Säure mäi 
Bussy? bei — 10° C. und dennoch ist ihr spec. Gew. 
bei der Salzsäure aber liegt der Siedepunct bei 48° C, und 
ist ihr spec. Gewicht = 1,1978 und andere Anomalien mehr. 

Die letztgenannten Argumente können indels die Hyp 
these La Pracr’s an sich nicht widerlegen, verdienen d 
bei der Würdigung derselben im Allgemeinen nicht Obert 
zu werden. Es kommt hier ferner nicht.als etwas dieser A 
sicht Entgegenstehendes in Betrachtung, dals wir das Wesen 
‘Wärme noch nicht genau kennen, und es also nicht als ausgt 





1 G. IV.13. Vergl. Schmelzen. 
2. Hall, Allgem. Liter. Zeitung 1825; No. 270, 
B Schweigg, Journ. N. F, 11.452. . i 


Ursachen.. 485 


t ansehen dürfen, ob man sich unter derselben eine äther- 
: Materie oder eine für sich bestehende Kraft oder endlich 
blofse Modification. der Körper selbst zu denken habe}, 
wes allerdings dann zu erörtern ist, wenn. eine Bestimmung 
er verlangt wird, ob die Wärme das einzige, in der Na- 
kistirende, Princip der Repulsion ist; und ob sie diese Ab- 
ıngskraft durch sich hat oder. wiederum einer für sieh be- 
aden, der Anziehung widerstrebenden ,. Kraft verdankt, 
LACE entscheidet bei der Aufstellung seiner Hypothese - 
diese Fragen nur zum Theil, indem er ein Angezogen- 
en der Wärmetheilchen durch die Molecülen der Körper 
sine gegenseitige Abstolsung jener unter einander annimmt, 
ch ein materielles Wesen mit inwohnender Repulsionskraft 
setzt, ohne zu bestimmen, woher die letztere ihren Ur- 
g habe. Läfst. man diese, bei der Wärmelehre nochmals 
tellende Untersuchung hier vorläufig auf sich beruhen, so 
man gestehen, dals die Laplace’sche Hypothese den Erschej- 
m auf eine ausgezeichnete Weise angemessen ist, und wir 
m sie also zur Erklärung des tropfbar flüssigen und gas- 
gen Zustandes der Körper ganz so annehmen, wie sie 
ı den scharfsinnigen Geometer aufgestellt ist, jedoch muls 
zunächst in Beziehung auf den Zustand der tropfbaren. 
igkeit noch Folgendes berücksichtigt werden. 


l. Nicht alle Körper sind bei der nämlichen Temperatur 
ar flüssig. Dieses läfst sich bis jetzt noch nicht anders 
s erklären als aus der Voraussetzung, dafs die Molecülen 
erschiedenen Körper eine ungleiche Anziehungskraft ha- 
welche daher durch die eindringende, und von den ein- 
ı Körpern mit ungleicher Stärke angezogene, Wärme 
auf gleiche Weise überwunden werden kann. Uebri- 
st bis jetzt noch kein bestimmtes Verhältnifs zwischen der 
ion, der specifischen Wärmecapacität, dem spec. Gewichte 
em Schmelzpuncte der verschiedenen schmelzbaren Kör- 
fgefunden, und ein constantes Gesetz scheint hierüber gar 
vorhanden zu seyn?, weswegen man nicht wohl umhin 





Vergl. Abstofsung Th. I. S. 1%. 
Das von Doroxe und Der aufgefundene wichtige Gesetz 
ein constantes Verhältnifs zwischen den Atomgewichten und 





Fr d A 
Br Pllssigkeit. r 
þer bei Hrs Körpern Insgesämint 















:Wassersioffgas zu Wasser, des salzsauren 
- ~ Ep Salmiak, ` desgleichen als noch. Auffallendeis 
‚Hiuorborongas mit zwei Mals Ammoni 

iche Màfse von beiden vereinigt aber 
Terbindung von ‘Schwefelsäure mit einer. 
Won‘ kaustischem Natron krystallisirt nach dem Pei 
Befert feste Kiystalle, welche das vorhandene Was 

stallisationswasser enthalten. ` Ein zwar im Wesentlicha® 
"bedeutendes, aber des augenblicklichen Erfolges wegen u 
lenderes und daher bekannteres Beispiel des Festwerdens wi 
barer Flüssigkeiten ohne Temperaturverminderung ist, "Ë 
man eine gesättigte Solution von salzsaurem Kalke mit 
etwa gleichen Volumen verdünnter Schwefelsäure (1 Th. 
1 Th, Wasser) mischt, und die Masse sofort consistent w 


















spec. Wärmecapacitäten ` der Körper verweise ich unter dei 
Wärme, 

1 Arocanno’s Untersuchungen, welche mit dieser Frage d 
Zusammenhang haben, können hier nicht mitgetheilt werden. A 
morie della Reale Acad, della Sc. di Torino. XXX u. XXXI Í 
Materie. Auch Pannor’s indirecter Einwurf gegen diese Dot 
La Prace’s, welchen er ans dem ungleichen Verhältnisse der D 
sion und Wärmecapacität der Körper hernimmt, $. Theor. I 
L 89, fällt weg, wenn man den Molecülen der verschiedenen 
eine verschieden starke Anziehungskraft gegen einander und 
die Wärme belegt, 

2 Vorgl. Schmelzen. 


Ursachen. 497 


aht. Hierbei verbindet sich die Schwefelsäure mit dem Kalke 
a Gyps, welcher im Wasser unlöslich ist, und die verdünnte 
uzsäure in seine Zwischenräume aufnimmt. . Das Factische 
arbei ist, dals die Molecülen des Kalkes mit Salzsäure ver- 
mden eine gröfsere Neigung zum Flüssigseyn haben, als 
mn sie mit Schwefelsäure vereinigt sind, und zwar in einem 
überwiegenden Grade, dals im letzteren Falle selbst die zwi- 
en den Gypstheilchen befindlichen Flüssigkeiten, nämlich 
zsäure und Wasser, die Verwandlung in einen festen Kör- 
nicht hindern, ohne dafs eine veränderte Temperatur hier- 
wirksam ist. Als Erklärung nach La Prace’s Hypothese 
‚an angeführt werden, dals wegen grolser Affinität zwischen 
wwefelsäure und Kalk, wovon erstere noch obendrein einen 
Singen Grad von Fluidität und ein grolses spec. Gewicht hat, 
ea sehr innige Verbindung beider Substanzen eintritt, wo- 
eech einige Verdickung und Ausscheidung von etwas Wärme 
Folge geringer Wärmecapacität verursacht wird. Hiernach 
Een dann die vergrölserten Molecülen des Gypses ihrer 
Reraction ungehinderter folgen, und sich zu einem festen Kör- 
es vereinigen, welcher ohnehin leicht krystallisirt, und dabei 
sein Gefüge eine Menge Wasser theils als Krystallisations- 
usser, theils als zwischen den vereinigten feinen Nadeln des 
Bstallisirten Gypses mechanisch eingeschlossen aufnimmt, wel- 
ws, wie oben erwähnt ist, in einem solchen gebundenen Zu- 
mde das Flüssigseyn nicht herbeiführt. Aehnliche Erschei- 
mgen giebt eine Mischung aus gesättigten Lösungen von salz- 
rem Kalke und schwefelsaurem Natron, wobei die Säuren 
we Salzbasen wechseln; auch kann man alle Präcipitate dahin 
hnen, welche durch Vermischung von Solytionen mit tropf- 
ren Flüssigkeiten entstehen. Hierbei kommt dann der Ueber- 
ag der gelösten Substanz aus dem Flüssigkeitszustande in den 
: Pulverform oder einer consistenten Masse zugleich auch dar- 
' hinaus, dals der flüssige Körper der neuen Verbindung den 
issigkeitszustand zum Theil vielleicht wegen geringerer Affi- 
it zu demselben nicht mehr zu ertheilen vermag, 
3. Es reihen sich hieran diejenigen Erscheinungen, welche 
h bei einigen Substanzen zeigen, nämlich dals sie in niedri- 
: Temperatur flüssig, in höherer gerinnen, also bei vermehrter 
ärme aus dem liquiden Zustande in einen minder liquiden, 
rteren, übergehen. Dahin gehört vorzüglich der Eiweilsstoff, 
V. Bd. Ii 


` „umdıpehr Festigkeit erhalten, Alle 
, Hohriieht an sich durch den Einfluß me 















also wiutbmefslich durch den ‘Beitritt des u 
` selben;. ist er aber in der älteren Milch schon g 
hat sioh anch Säure gebildet, durch deren Einflufs 
Erhitzen erhärtdt. Ob nicht bei der Erhärtung 
stoffes etwas Àehnliches durch den Beitritt des im 
haltenen und aus der Luft hinzutrgtenden Sauerstofles ges 
bleibt immer fraglich. 

4. Ungleich schwieriger ist es, das allerdings el 
Verhalten des Schwefels in verschiedenen Temperaturen $ 
haupt zu erklären, oder insbesondere auch mit der aufgeställ 
Hypothese in Einklang zu bringen. Es ist nämlich 
- bekannt, dafs dieser Körper durch Hitze tropfbar flüssig 
und einen bedeutenden Grad der Fluidität erhält, durch 
Vermehrung der Wärme aber eine braun - röthliche E 
‚nimmt, dabei wieder in den Zustand der Zähigkeit üb 
und bei noch gröfserer Hitze“abermals flüssig geworden 
diesem Zustande sich verflüchtigt. Man kann dieses sert 
seltsame Phänomen am leichtesten beobachten; wenn mandi 
. Glasröhre von 1,5 Fuſs Länge und 0,3 bis 0,5 oder 0,75 
` Durchmesser, nachdem sie an einem Ende zugeblasen ist, 
etwa 0,6 ihrer Länge mit Schwefel füllt, das offene Ende 
` einem Korke leicht verstopft und über Kohlen erhitzt. Es 


Ursachen. 499 


Í dann der Schwefel über Kohlen leicht schmelzen , wobei 
L seine vollkommene Flüssigkeit beobachten kann, durch 

zte Erhitzung wird er aber zähe, geht jedoch wieder 

Zustand der Flüssigkeit über, wenn man ihri nach dem 
Eh Hitze erfolgten Erstarren etwas erkalten lälst. Will 
Fäuch die Sublimation beobachten, so darf man die Er- 
kng nur fortsetzen, wodurch er nach abermaligem Flüssig- 
Ben vermocht wird, sich im oberen Ende der mit Papier 
*verstopften Röhre als feines Pulver (sogenannte Schwefel- 
ken) anzusetzen. Dals derSchwefel bei der eben beschrie- 
WA Festwerdung sich verdichte und an Volumen abnehme, 
Bè ich bei wiederholten Versuchen ohne genaue Messungen 


tet zu haben. 
er. der Schwefel wirklich ein einfacher Körper ist, wie 
memiker bis jetzt annehmen, so ist dieses Verhalten dessel- 
®schst räthselhaft, und die Natur bietet kein bis jetzt bes 
Em analoges irgend eines Körpers dar. Mit La Pıacr’s 
Iötie ist es an und für sich genommen ganz unverträglich, 
ka San würde auf ein einzelnes Phänomen zu vieles Gewicht 
en, gen man eine übrigens so consequente und so viele 
beingngen erklärende Hypothese um seinetwillen sofort auf- 
Wu wollte. Eine Vermehrung der Wärme muls zwar die 
'@hen Elemente jedes Körpers mehr von einander entfernen, 
' daher im Allgemeinen die Fluidität verstärken , allein bei 
WW so räthselhaften Potenz, als die Wärme ist, kann man 
“och mindestens vorstellen, dafs bei einer a&wissen Inten- 
P: derselben die Theilchen der ..erhitzten Körper eine indi- 
Lage annehmen, vermöge welcher sie sich einander 
anziehen, und daher einen verminderten Grad des Flui- 
zeigen. Ob sie in diesem eigenthümlichen Zustande eine 
Ween Krystallidation zeigen, ist durch Versuche noch nicht 
finittelt, und überall schwer bestimmbar, inzwischen deu- 
Bie Veränderung der Farbe des Schwefels und seine gerin- 
"Durchsichtigkeit i in dem genannten Zustande allerdings auf 
"greränderte Lage seiner Molecülen. Man könnte in gewis- 





f. Nach Oauusn Beiträge zur Chemie und Physik. Jena 1822. 8. 
È schmilzt der Schwefel bei 75° R., wird bei 102° R. zähe, bei 
‚wieder dünnflüssiger, siedet bei 195° R. und kann beim Erkal- 
in einer Temperatur von 60°,5 R. noch flüssig erhalten werden. 


Ii 2 


` und abermals zur Flüssigkeit durch blolsè Vermehrung der 





stützt, genügend. därgethan. werden. , 
din Schwefel für keine einfache Substanz, und nimi 
das Lösungsmittel desselben, welches durch. 
Wärme seinen Flüssigkeitszustand herbeilühre, beis 
Temperatur mit geringererKraft auf die gelösete Substanz 
diese daher abgeschieden und fester werde, ` Nach A 
sicht reihet er diese, Erscheinung an die unter'No. 5 zu 
nenden an, allein eine genauere Prüfung, ergiebt, dafs si 
ter diese Classe nicht gehört, Einen Beweis für die Zus 
setzung des Schwefels findet er hauptsächlich in diesem 
Verhalten bei verschiedenen Graden der Hitze, und nam 
in der Veränderung seiner Farbe, Allein auf der ei 

liegt in dem Uebergange des Schwefels aus. dem Zusta 
Feitikeit in den der Flüssigkeit und dann wieder zur‘ 



















1 Dessen Journ. V. 49, 

2 Vergl. Krystall- Elekırichtät. , — 
3 G. LXIX. 283 u. 298. ` 

d aa 0. &æ 297. 


Ursachen. 501 


fn Grund, auf sein Zusammengesetztseyn zu schließen, auf 
E andern würde es sogar schwierig seyn aus optischen Grün- 
nachzuweisen, warum der aus dem Flüssigkeitszustande 
der zähe gewordene Schwefel nicht die Farbe des festen 
der erhalten sollte, da an eine Entmischung desselben oder 
P Hinzukommen eines Bestandtheiles nicht zu denken ist. 
RE aber enthält Osann’s Hypothese keine eigentliche Er- 
Hg, sondern schiebt diese nur etwas weiter hinaus. Den- 
Fwir uns nämlich den Schwefel aus einem Auflösungsmittel 
b einer auflöslichen Substanz zusammengesetzt, und wird 
ktallösende Kraft des ersteren durch Hitze so sehr verstärkt, 
rder Flüssigkeitszustand beider vereinten Substanzen dadurch 
wird, worin sollte der Grund liegen, dals die ver- 
| Wärme diese Kraft schwächte, und die noch stärker 
Asebrte sie wieder herstellte? Wenn Osasy sagt, das auf- 
Üde Mittel werde stärker ausgedehnt, und seine Theile 
Caten sich dadurch mehr von dem aufgelöseten Körper, so 
` die Molecülen des letzteren ihrer eigenthümlichen Anzie- 
® ungehindert folgen könnten, so mülste die zunehmende 
aé diese Trennung, und somit auch die Festigkeit des auf- 
Bieten Körpers fortwährend vermehren, welches aber gegen 
WErfährung streitet. 
5. Wäre Osann’s Erklärung die richtige, so fiele die an- 
sbene Erscheinung mit einer andern, fast gleich räthselhaf- 
zusammen, nämlich der Lösbarkeit des Kalkes im Wasser. 
„Tos nahm wahr, dafs dieser Körper mehr heilses Wasser 
jeiner Lösung bedürfe als kaltes, PuıuLırs aber hat durch 
inere Versuche gefunden, dafs 1 Theil Kalk, 656 Theile 
kher von 0° C., 752 Theile von 15°,6 und 1280 Th. Was- 
kon 100° zu seiner Lösung erfordert, so dafs daher das bei 
esättigte Kalkwasser bei 100° viel Kalk in kleinen Krystal- 
absetzt 1. Sollte dieses Phänomen dem eben angegebenen 
ig gleich seyn, so mülsten die in höherer Temperatur gebil- 
n Krystalle in noch höherer wieder aufgelöset werden, worüber 
r keine Versuche vorhanden sind, welches aber nicht wahr- 
inlich ist. Eine festbegründete befriedigende Erklärung 
er Thatsache scheint mir für jetzt noch zu fehlen, Hypothe- 


L Divy System II. 831. PmrupPs Ann. of Phil, 1. 107. Vergi, 
melin Handbuch Ste Aufl. I. 642. 









nung selbst angemessener — 
man annimmt, dafs das dee welches den Elësl 


oder mehreren derselben aber getrennt 
Ausscheidung, also eine Gerinnung ` 
Ganze kommt folglich auf ein durch die Te be 
ungleiches Spiel der Verwandtschaften jener Geelen ` 
zurück, indem noch obendrein bei den me; 


1 Vgl. Schweigg. J. V..49. 

2 Mém. de l'Acad, Étrang. 1773, 214. 

3 G, LXIX. 283. 

4 Ann. de Chim. LXXIV, 1%. Wi 


‚Ursashen. ` 503 
sen der,Kalk sein unter No. 5. angezeigtes Verhalten gleich- 


wahrnehmen läfst, und auf allen Fall sind diese Erschei- 
ren nicht ` geeignet, als Argumente gegen La Prace’s 
orie benutzt- zu werden. 
7. Das bekannte, von MUSSCHENBROEK zuerst beobachtete, 
BLAGDENII genauer untersuchte Phänomen, dafs reines und 
y stehendes oder nur wenig bewegtes Wasser tief unter den 
ierpunct exkaltet werden kann, nach erfolgter stärkerer Be- 
nag aber, oder bei der Berührung mit einem Eiskrystalle 
eich gefriert und eine höhere Temperatur annimmt, kann 
scheinbar als gegen La Prace’s Hypothese streitend be- 
tet werden, da es genau genommen einen bedeutenden 
eis dafür liefert. Man könnte allerdings sagen, dafs die 
me das unter dem Gefrierpunct erkaltete Wasser verlasse, 
venn man jene als das repulsive Princip betrachte, welches 
este Eis in tropfbar flüssiges Wasser zu verwandeln ver- 
a 50 müsse auch umgekehrt die Entziehung derselben den 
nd der Festigkeit wieder herbeiführen, wenn nicht andere 
Shen, namentlich attractive und repulsive Kräfte dabei 
såm wären. Eine Würdigung der letztern Hypothese wird 
äch folgen, hier wird aber vorläufig erfordert nachzuwei- 
"wie sehr das eigentliche Verhalten der in Frage stehenden 
weinung die Hypothese von dem Bedingtseyn des festen 
tropfbar flüssigen Zustandes der .Körper durch Wärme 
stëtze, Wollen wir nämlich das genannte Phänomen nach 
?LAce’s Hypothese erklären, so müssen wir annehmen, 
bei allmäliger Entweichung der Wärme die Molecülen des 
erg einander i in Folge ihrer Attraction näher kommen, wo- 
ugleich eine Zunahme der Dichtigkeit verbunden ist, und 
8 dauert so lange, bis das Wasser den Punct seiner grölsten 
tigkeit erreicht hat. Dieses merkwürdige Verhalten, näm- 
dafs eine Flüssigkeit vor ihrem Festwerden durch Kälte 
r am dichtesten wird, ist dem Wasser vermuthlich deswe- 





Phil. Trans. LXXVIII. I. 125 u, 277. 

Biot Traité. I, 253. erzählt dieses Phänomen ausführlich, und 
im Allgemeinen die Wärme als Ursache der Repulsion an, ohne 
tscheiden, ob sie das repulsive Princip selbst sey, oder nur 
igenthümliche Repulsivkruft besitze; auch giebt er nicht bestimmt 
ob jenes Phänomen für oder wider La Pracz’s Hypothese ent- 
le. 







` hält. Andere. Flüssigkeiten liefern 


` anderer. Körper in dieser Hinsicht mit deng Wasser ` 


kommenie Krystalle beim Festwerdan s 
bildeten ‚Krystalle'werden "eigentlich wur 
teln ausgeschieden; "Welches ein von dem 
des Wassers ganz: ‘verschiedener Procels 3 





lele zu setzen, so mülste ep das Wismuth. 
nicht bekannt, ob auch bei dieserh Metalle ‚&inP 


Bei-dem Wasser dë — 


- Ansicht von -der Kryställbildung, 


dem Pancte‘ seiner gräfsten “Dichtigkeit ir eine 
in ‚welcher sie sich zur Erzeugung ihrer 
formen’ nach‘ speciellen Richtungen ihrer A} 
daher nur in einigen Puncten: einander: k 
derni aber weiter von binander ` entferhen, " 

` Wasser dann in vollkommener Ruhe, und 
chen desselben kein ‘schon gebildeter Krystall set 
dessen Anziehung die Moleeülen sollicitirt werden, 
sen anzulegen und gleichfalls Krystalle zit bilden,‘ 
kein Festwerden eintreten, wenn nicht durch KE 
Entziehung der Wärme dieses dennoch erfolgt. Die int 
Moleciilen des Wassers angezogene Wärme, welche in g 
Hinsicht den Gesetzen träger Massen eben so als die M 
des Wassers selbst und gleichzeitig mit diesen folgt, 
tent, und wirkt nicht auf das im Wasser: befindliche Th 
meter, bis sie durch irgend einen Impuls in Bewegung $ 
sowohl die Bildung der Krystalle durch ihre Entweichnng 
stattet, als auch gleichzeitig am Thermometer durch E 
der Temperatur wahrgenommen wird. 

















Manche Physiker werden in dieser Ansicht eines seit l 
Zeit bekannten merkwürdigen Phänomens eine auffallende 
neigung zum groben Atomismus erblicken, in sofern der Wi 





1 8. Éssay d'ane théorie sur Ia structure dos oristauz, Par, t 
Traité de oristallographie. Par. 1822. 


Ursachen . 505 
Angezogenwerden durch die Molecülen des Wassers "und 


ır eine Art von Trägheit bei ihrer Bewegung zugeschrieben, 
leich aber von Axen der Molecülen des Wassers und einer 
leichen Anziehung nach der Richtung und Lage derselben 
det wird; allein seitdem die Krystallographie durch gleiche 
scipien zur reellen Wissenschaft erhoben ist, die Chemie 
e über gleichem Grunde ein wohlgeordnetes, regelrechtes 

. allem Anscheine nach unerschütteiliches Gebäude aufge- 
-t hat, darf die verschwisterte Physik mit unbestreitbarem 
hte zum Mindesten den Versuch wagen, auf einem ähnli- 
3 festen Boden sich selbst systematisch zu ordnen, um so, 
ır als das lockere Gewebe blofser entgegenwirkender Kräfte 
Ganze nicht weiter zusammenzuhalten ‘vermag, und man 
r schon mit glänzendem Erfolge die schwierigsten Phäno- 
e des Lichtes aus mechanisch fortschreitenden Undulatiorten 
5 Lichtäthers zu erklären versucht hat. Uebrigens steht die 
erte Thatsache der Krystallisation des Wassers nicht isolirt 

ohne ähnliche Erscheinungen im ‘Gebiete der Naturlehre, 
Lem man darf annehmen, dafs ziemlich allgemein bei schnel- 
Vebergange zur Krystallform Wärme entbunden wird. Nur 
Beispiel dieser Art möge hier Platz finden, welches zugleich 
auffallend ist, dafs es ohne die gewichtige Autorität des Er- 
lers kaum Glauben finden würde. B. Scnouz! erzählt näm- 
S „Es wurde eine bis zum Krystallisationspuncte abge- 
ıpfte Lauge salzsauren Kalkes im Winter vor das Fenster 
` Krystallisiren gestellt. Als nach dem völligen Erkalten 
Lange dieses nicht vor sich gehen wollte, nahm ich die 
rauchschale herein, um die Lauge weiter abzudampfen. 
rch diese Erschütterung fing die ganze Lange augenblicklich 
krystallisiren an, die Schale wurde aber auch so schnell 
fs, dafs ich sie kaum so lange halten konnte, um sie auf 
nächsten Tisch zu tragen. Dabei fing die Lauge sich hef- 
zu bewegen und zu wallen an, als ob sie im stärksten Sie- 
ı begriffen wäre.“ Es scheint mir überflüssig, aufser dem, 
s rücksichtlich der Krystallisation des Eises"in sehr niedri- 
Temperatur gesagt ist, der eben erwähnten Erscheinung noch 


e Erklärung hinzuzufügen. Aehnlich dieser Erscheinung ist das 


1 Anfangsgründe der Physik. Wien 1821. 8. 262. 













Zr > Flüssigkoit * * 
> Hlünighleihen, des Salerelche ‚ja mittleren. | 

papax d und,.des Phosphorls nach Possefpounrz?.. .'; ; 
. „Verschiedene Physiker sind; micht geneigt, der e seggt 
gebenen, Hyp: La Paors -beizutreten , Feen, | 
jenigen d. ‚sich sar sogenannten, dynamischen: å 
Naturishre bekenngn,. und: en in im-vm 
Misc unà dem-gie-umgebenden Yi nogpi 


DE vm deen: ee aurageben. ‚Da. 
| ‚der, Körper durch, Wäre gend ` 



















atitnirenden B il. derselben ,. —— 
| wiriern, beide Ansichten Dee 
- Härma. gezeigt den, „Andere nehmen: zwar 
der Seidon Genndkräfte au, halten, aber. zaglrich. di 
- eine: individuello-Potenz, ‚und. legen dieser. das Ve IM 
durch ‚Bepplsion die, Theilchen ‚der. zu trenden) m 
man die Aeulserungen der zuletzt genannten Physiker Tach di 
einfachen Sinne der Worte erklärt, so nehmen sie eine fit id 
bestehende, der Aitractiopskraft entgegengesetzte,. wg 
umgekehrten Gesetzen folgende, und durch den Conflict mitat 
verschiedene Erscheinungen erzeugende und bedingende Í 
sionskraft ap, legen aber neben dieser auch der. Wärme f 
Vermögen bei, die Theile der Körper ‘weiter von einande 
entfernen, das Volumen der Massen. zu vergröfsern, sie % 
dorch minder starr, fest und cohärent zu machen, und da 
‚Steigerung ihres Einflusses den Aggregatzustand der Körpe , 
zuändern. So consequent auch diese Hypothese auf den e 
. Blick die Phänomene zu erklären scheint, so läfst sie dochg 
nau genommen drei wichtige Fragen ganz unbeantworl 





| 1 Journ. of Science and the Arts. N. LXII. 392. 
2 Dessen Journ. VII. 241. 
3 8. Materie. 


` 


` 


| Ursachen. 507 


erst nämlich fragt es sich, warum. blofs der Wärme ein so 
srwiegender Antheil der übrigens allgemein verbreiteten und 
nn man so sagen darf, gleichmäfsig Vertheilten Repulsions» 
ft zugefallen sey, wenn man nicht annehmen will, die Re- 
Isivkraft der Wärme ‚sey eine andere und von verschiedener 
t als diejenige, welche z. B. die völlige Berührung zweier. 
:ner Platten oder die absolute Dichtigkeit. aller "gegebener 
rper hindert; in welchem Falle dann der Unterschied beider 
ifte zuerst nachzuweisen wäre. Zweitens, welches: ist das 
hältnifs der einen allgemein wirksamen und zugleich in der 
irme sich äulsernden Repulsivkraft oder beider verschiedener 
fte gegen die Attractionskraft z, B. bei der Erscheinung einer 
schen Erstarrung der Körper mit Entweichung von Wärme 
Jer Krystallbildung, ‚ namentlich des Eises? Welche Rolle 
lt hierbei die Repulsivkraft ? Entweicht- sie zugleich mit 
Wärme, oder wird auch sie latent, und kann es überhaupt 
e latente Kraft geben? Dals sich das erwähnte Phänomen 
h atomistischen Grundsätzen consequent erklären lasse, ist 
en gezeigt, wie dieses aber nach dynamischen Principien ge- 
rehen könne, ohne sich in die Schwierigkeit zu verwickeln, 
ıen wesentlichen Unterschied zwischen Wärme und Dehn- 
tft anzugeben oder eine latente Kraft, d. h. eine unthätige 
àtigkeit anzunehmen, ist mir bis jetzt noch nicht klar gewor- 
2. Die dritte Frage, welche diese Hypothese unbeantwortet 
st, läuft auf etwas diesem ähnliches hinaus, nämlich warum 
; Verhalten der expansibelen Flüssigkeiten, vor allen der 
ınpfe, lediglich eine Function der Wärme sey, und nament- 
2 durch Compression derselben Wärme ausgeschieden, durch 
pansion gebunden werde. Bei den. Dämpfen soll nach sehr 
zemein angenommenen, schon 'durch den unsterblichen 
wrow angegebenen. Ansichten die Dehnkraft vorzugsweise 
ttig seynt, allein bei der Prüfung der Phänomene reicht man 
t der Wärme allein aus und redet allezeit nur von dieser. 
erden z. B. Dämpfe von einer höheren Temperatur in einen 
ifseren Raum gebracht, so dehnen sie sich aus, ein Theil 
cer Wärme wird latent; bei der umgekehrten Erscheinung 
det das Gegentheil statt, und in beiden Fällen nach genauen 
srhältnissen des Quantitativen der gebundenen oder frei wer- 


1 Vergl. Gas, wo diese Fragen näher untersucht werden: 


508 Flüssigkeit. 
denden Wärme. Welche Rolle spielt hierbei die Decke 


wenn sie nicht eine müfsige Begleiterin der \Värme seyn soll? 
Es scheint nach allem diesen um vieles leichter und consequen- 
ter, mit La Prace, Bior u. a. die JT örne als Jar Principal. 
ler Repulsion zu betrachten, und von den vielfach modificira 
Wirkungen derselben zugleich den verschiedenen Aggresitm- 
stand der Körper, namentlich den der Festigkeit, Flüssigkeit 
und Gasfurm abzuleiten, als, eine für sich bestehende, der å+ 
ziehung entgegenwirkende Dehnkraft als Ursache dieser va- 
schiedenen Aggregatformen anzusehen, wobei aber eine ae 
Hauptfrage allezeit noch unbeantwortet bleibt, nämlich dë 
Wärme selbst dieses repulsive Princip sey, oder ob ih 
eigentliche Abstolsungskraft nur eigenthümlich zugehöre, Em 
genügende Beantwortung dieser Frage ist vor der Hand oi 
blols schwierig sondern vielleicht unmöglich, eine nähere Er 
örterung derselben aber gehört in den Art. JY ärme. 

Da es viel zu weitläufig seyn würde, die verschielsa 
Meinungen der Physiker über die vorliegende Frage einzehn 
untersuchen, so beschränke ich mich darauf, nur einige de 
wichtigsten, denen die übrigen mehr oder minder ähnlich de 
einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Pannor hat sidm 
zugsweise sehr bestimmt darüber erklärt, dafs die Erscam- 
gen der Adhäsion und Cohäsion nicht auf die Krea 
Attraction zurückgeführt werden könnten, sondern eine gät: 
thümliche Flächenanziehung forderten 4. Als Beweis hier 
wird angegeben?, dafs die Flüssigkeiten die meisten Deh 
rungspuncte, und zwar gerade in Beziehung auf Flächenannt- 
hung, hätten, folglich am meisten Theile, welche sehr na 
an einander sind, und sie mülsten daher weit mehr Zusammer 
hang zeigen als feste Körper. In der Note wird dann hinzugr 
setzt, dals die \Värme hier nicht aushelfen könne; indem z.B 
das Quecksilber am wenigsten \Värmestoff und zugleich (ute | 
den Flüssigkeiten) die grölste Dichtigkeit habe. Hiemach f 
scheint also Pırkor den Aggregatzustand der Körper nicht 
der Wärme, sondern den Modificationen der Flächenanzichun} 
beilegen zu wollen. Wie schwierig übrigens die Entscheidung 
der Hlauptfrage sey, und wie leicht man sich bei der Beat a 





1 S. Flächenkraft. 
2 Gıundiils der theor. Physik. L 90. 


Ursachen. 509 


tang derselben in Widersprüche seiner eigenen Theorie ver- 
sele, dieses ergiebt sich eben aus dem hier Mitgetheilten 
st. Wäre nämlich die Fläçhenanziehung sowohl überall 
sam , als auch insbesondere die Ursache des Aggregatzu- 
des der Körper, so folgt nothwendig, dals die flüssigen 
per in Folge der mehreren Berührungspuncte sowohl die 
ste Dichtigkeit als auch die stärkste Cohäsion haben mülsten, 

auch Rannor selbst gefühlt hat. Wollte man annehmen, 
Theile derselben wären weiter von einander entfernt, und 
arch die Wirkung der Flächenanziehung geringer , so bleibt 
lunkel, wodurch diese gröfsere Entfernung der Molecülen 
irkt werde, und diese Dunkelheit kann durch die Annahme 
r gegenwirkenden Flächenabstofsung nicht aufgehellet wer- 
, weil damit nicht zugleich die eigentlich thätige Ursache 
geben ist, welche die Wirksamkeit der einen oder der an- 
ı dieser beiden Kräfte, und das Verhältnils ihrer gegenseiti- 
Stärke bedingen könnte. Zu einer grölseren Glätte der Mo- 
ilen seine Zuflucht zu nehmen reicht gleichfalls nicht hin, 
I nicht abzusehen ist, warum z. B. die Molecülen des Eiseng 
geschmolzenen Zustande glätter seyn sollten als im festen. 
s diesen und vielen andern Betrachtungen folgt dann gleich- 
ı von selbst, dals die Theorie La PrAce’s noch immer weit 
iger Schwierigkeiten zurückläfst, als die so eben angedeu- 
, obgleich auch sie die Frage nicht ohne gewichtige Ein- 
ıdungen unbeseitigt zu lassen beantwortet. Uebrigens dient 
aus der geringen specifischen Wärme des Quecksilbers .her- 
ommene Argument eher zur Bestätigung, als auf keinen Fall 
Widerlegung derselben; denn eben in der geringen specj- 
hen Wärme dieser Flüssigkeit kann der Grund nachgewiesen 
den, weswegen die geringe Quantität derselben, als Folge 
er unbedeutend starken Anziehung zwischen beiden, auch 
eine. minder starke Repulsion ausübt, so dafs in Folge stär- 
er Attraction zwischen den Molecülen dieser Flüssigkeit sie 
e so überwiegende Dichtigkeit hat!, 





1 Riıcumawn hat schon zu zeigen gesucht, dafs Quecksilber die 

rme leichter annimmt‘ und abgiebt als Wasser; zugleich aber wi- 
legt er den von vielen Physikern angenommenen Satz, dafs die 
htesten Körper die Wärme am schwersten annehmen -und abgeben 
ten. $. Nov. Com. Pet. Ill. 309. Das Nähere bierüber s. Art, 
irme. 


` 


vo. von — ` 


SM. u na. 


wie vielen Elementen jedes Körpers es- seyn g 
auch nfüssen-jene einander n K 
‚solche. Weise jedes:Element im ste 
ten, dafs sie,.so lange dieses besteht, zwar * 
aufheben, bei, veränderter Entfernung: der Elem 
ander aber, werde diese vergtölsert oder vermi 
wieder thätig zeigen. Dabei wird endlich noch angst 
dafs die kugelförmigen Atome sich durch die Wirkung 
Kräfte zu parallelepipedischen Kerngestalten oder Elmat 
Parallelepipeden ordnen lassen. 
Seesen zeigt dann weiter? durch geometrische D 
struction, wie.sich die kugelförmigen Atome zu den Elem 
~ Parallelepipeden ordnen lassen, eine bei der V’oraussetzung 
Jänglicher Kleinheit von jener nicht schwierige Aufgabe, 
ferner einen geometrischen Ausdruck für den Abstand der! 
lelpuncte zweier Atome, und sucht endlich eine Function, 
che für sehr kleine Veränderungen dieses Abstandes durd 
positive oder negative Werthe übergeht und bei noch i 
















1 Die durch Mirscnenzion entdeckte ungleiche Ausdehnu 
Krystalle durch Wärme s. Ann, Ch. P. XXVI. 222, scheint 
der Annahme prismatisch gestalteter Molecülen günstiger zu 
ohne dafs man genöthigt ist, hiermit zugleich unmittelbare Sech 
derselben anzunehmen. 


2 8. ebend. p. 349. d 


j 


Ursachen. ' 513 ` 


r kleinen Incrementen des Abstandes unmelsbar kleine, fast 
schwindende Werthe giebt. Durch diese, scharfsinnige geo- 
trische Untersuchung ist also wirklich ein analytischer Aus- ` 
ıck gefunden, welcher dasjenige ausdrückt, was wir in der 
mr beobachten, nämlich dafs in einem gewissen Abstande 
: Molecülen fester Körper jene durch keine bewegende Kräfte 
ãcitirt werden, indem:sie ruhen, und also die in ihnen vor- 
ıdenen Kräfte durch Gegenwirkung aufgehoben ihnen ein 
ailes Gleichgewicht geben müssen; ferner dals bei einer 
zech äulsere Gewalt bewirkten Näherung oder Entfernung der ` 
»me in jenem Falle die Abstolsung ausnehmend wächst, in 
sem aber höchst schnell bis zum Verschwinden abnimmt, 
ches alles der Erfahrung völlig angemessen ist. Noch mehr. 
Rt: es ist sogar nachgewiesen, dafs die anKrystallen gemesse- 
t Winkel mit denjenigen übereinkommen, welche die, die. 
ttelpancte der Atome verbindenden Linien mit einander bil- 
bh wenn diese Atome zu den Elementar - Parallelepipeden 
$inigt werden; allein hiermit ist die grolse Frage über die 
mente der Körper, die ihnen eigenthümlichen Kräfte und 
'Verhältnifs, in welchem beide zu der Veränderung ihres 
ten, tsopfbar flüssigen oder gasförmigen Aggregatzustandes 
zen, noch keineswegs entschieden. In dieser Beziehung näm- 
ıstehen auch dieser Theorie noch folgende Argumente entgegen. 

1.. Dals sich unter der Voraussetzung der Existenz sphäri- 
er Atome und ihrer Anordnung zu Elementar - Parallelepipe- 
ı ein analytischer Ausdruck für ein stabiles Gleichg@wicht 
selben finden lälst, welcher zugleich für veränderte Entfer- 
Wen dieser Elementartheile mit der Erfahrung in einigen we- 
tlichen Puncten übereinstimmende Werthe giebt, beweiset 
Ih keineswegs die physische Existenz weder jener Molecilen 
ıh ihrer angenommenen Anordnung.‘ Ueberhaupt dafs irgend 
' Gesetz sich ohne inneren Widerspruch geometrisch con- 
Gren lälst, kann unmöglich das wirkliche Vorhandenseyn des- 
n in der Natur beweisen, sondern die Geometrie gewährt 
[Ís demjenigen, was lediglich aus der Erfahrung entnommen 
n mufs, einen deutlichern, . bestimmteren und schärferen 
sdruck, wie dieses noch neuerdings durch MoLLweıpe? an 
pm sehr sprechenden Beispiele gezeigt ist. 





1 G. LXII 422, 
V, Bd. Kk 








stabilen wteıongewichtes angenommenen Kräften. 
Wärme auf diesElemente der Körper repulsiv wirke, ` 
durch die Erfahrung sicherer und untrüglicher bezeit 
irgend ein bei jener Theorie angenommener Satz. Solte 
diese vollständig seyn, so mülste das Verhältnils nachgeni 
werden , in welchem die Wärme mit jenem beiden Kräften, in 
besondere aber mit der Repulsion steht, und zwar nameni 
ob sie mit dieser letzteren identisch, oder nur ähnlich 
ihre Wirkung vermehrend ist, wobei dann die aus dem eig 
lichen Wesen beider hergenommene Art und Weise, auf w 
dieses geschehen kann, nicht unberücksichtigt bleiben 
Man sieht also, dals La Pıac#’s Hypothese bei der E 
des verschiedenen Aggregatzustandes der Körper durchaus 
unbeachtet bleiben kann, weil sie zu unmittelbar aus der Ë 
fahrung hergenommen ist, als dals sie bei der Auffindung& 
Gesetze für die durch Beobachtung aufgefundenen‘Thatsat 
übergangen werden könnte. i 
5. Es lälst sich endlich zeigen, dals die Theorie von 
Conflicte anziehender und abstofsender Kräfte und einem hi 

















Ursachen, 515 ` 


teugten stabilen Gleichgewichte in sich nicht consequent ist. 
enn man sich nämlich zwar leicht vorstellen kann, dals im 
mflicte beider ein Zustand der Ruhe, ein stabiles Gleichge- 
cht, erzeugt wird, so fügt sich dennoch die Erfahrung einer 
gemeinen Construction ihrer gegenseitigen Wirksamkeit kei- 
swegs. Um dieses an einem Beispiele zu zeigen, denke man 
'h einen stählernen Cylinder von beliebiger Dicke und gleich- 
ibender Temperatur, in welchem also das stabile Gleichge- 
cht der Atome vorhanden ist. Wird dieser dann durch äufsere 
schanische Gewalt ausgedehnt, wodurch die Atome in grölsere 
ıtfernung von einander kommen, so wird die Repulsion ab- 
hmen, die Attraction aber zunehmen, schon deswegen, weil 
® erstere bei gröfserer Annäherung der Atome wächst, und 
ide einander entgegengesetzt sind. Die Anziehung erhält 
ch wirklich ihr Maximum, ohne jedoch unendlich zu wer- 
ı, bis der Körper zerreilst, und dann werden beide Kräfte =(0). 
eses liegt an sich nicht im analytischen Ausdrucke, und wenn 
D zu gleicher Zeit berücksichtigt, dafs bei einem bedeuten- 
a Abstande der Atome in der Dampfgestalt der Körper aber- 
da eine unverkennbare Repulsion wahrnehmbar wird, so führt 
ch diese Betrachtung wieder auf das Verhältnifs der Wärme 
den beiden Kräften, welches also auf allen Fall bei keiner 
"pothese zur Erklärung des verschiedenen Aggregatzustandes 
r Körper übersehen werden darf. 

Aus allen diesen Betrachtungen ergiebt sich also endlich 
or augenfällig, dafs die eigentlichen Ursachen, welche den 
schiedenen Aggregatzustand der Körper eggeugen und bedin- 
ı, noch keineswegs mit genügender Gewilsheit erforscht 
d, und dals einem jeden Versuche, diese wichtige Frage zu 
ıntworten, sehr bedeutende, wo nicht unüberwindliche 
ıwierigkeiten entgegenstehen. Vorläufig aber, und bis zu 
ıerer Aufklärung der Sache bleibt die Hypothese, welche die 
irme“ als nächste wirkende Ursache ansieht, noch immer 
: Erfahrung am angemessensten, und man kann sie da- 
: um so mehr beibehalten, als bei der Bestimmung des 
esens der Wärme auch auf die Wirkungen derselben hin- 
btlich der Flüssigmachung und ‚Dampfbildung Rücksicht zu 
ımen ist. S 

J. F. Pass hat ohne Widerrede die Theorie von dem 
nflicte zweier Grundkräfte mit dem eindringendsten Scharf- 

l Kk 2 


` 
516 Fingmaschine. 
sinne aufgestellt, einer. grolsen Menge von —— ange- 
palst und am vollständigsten mit innerer Consequenzdu 
führen gesucht. Dafs er auch die Ursachen des ve d 
der Körper auf dieselben zurückführe, 
steht sich wohl ‚von selbst, und in,sofern mülsten seine Ar 
ten hier. billig geprüft werden; weil er sich aber dabei 
lich auf den gasförmigen Zustand bezieht, so werspareichji 
Untersuchung Sir den Anika Ger. " A. 























'Flugmaschine 


"Die Begierde der Mönschen, den Vögeln gleich sich 8 
Luft zu erheben, hat in derschiedenen. Zeitaltern Vorl 


P. Faaxz. Lava EW Er berechnet, dafs das 
‚eier haftleerdn Kugel'von {4 F. Diameter aus Me: 
(dessen Quadratfuls 3 Unzen wiegt) nur 1848 Unzen 

` würde, während dem ein gleiches Volumen von Luft 2 
zen wöge, so dafs die Kugel nicht blofs in der Let sé 
-“ sondern Bach eine Last von 304 Unzen mit sich. erheben 
` grölsere Kugeln von gleicher Metalldicke würden folglänb 
mehr leisten. Allein schon früher hatte der Mönch Baws è 
was Aehnliches angegeben, ja sogar behauptet, es mit Erfolg at- 
geführt zu haben. Sein Apparat bestand aus mehrern oh 
von dünnem Kupfer, an denen eine Art Fahrzeug bé, 
war. Schon Boftırı und Hoox haben jedoch das Unauslihr 
bare dieser Pläne sowohl in Beziehung auf die Dichtigkeit, ml 
den ungenügenden Widerstand des Kupfers, als auch in Ab 
sicht auf die Schwierigkeiten der Exantlirung dargethan. 
Was das verflossene Jahrhundert hierin durch die Erinda 

der Aörostaten geleistet hat, ist unter jenem Artikel zu Tesen, 
Wir beschränken uns in diesem auf dasjenige, was hierin ni 
auf hydrostatischem Wege, sondern durch wirkliche Flügel 
wegung versucht worden ist.. 
Aus. Wilun. ZACHARIA beschreibt am Schlusse seiner El 
mente der Zuftschwimmkunst? die Einrichtung eines Modell 


1 Die Elemente der Luftschwimmkunst. 1807, 8. 


Flugmaschine, 517 


as sein Bruder, CunisF. Dënn. ZAcHARıÄ, verfertigt hatte, 
nd welches einen kleinen mit beweglichen Flügeln ausgerüste- 
m Fallschirm aus Fischbeinstäben und Taffent vorstellte. Dex 
lügelschlag wurde durch Federn und Räderwerk hervorge- 
acht, war aber nicht vermögend, das Gestelle schwebend zu 
halten, obgleich die Maschine, wenn sie mit der Hand ge- 
ten wurde, bei jedem Flügelschlage, der sich etwa in einer 
»cunde wiederholte, einen merklichen Ruck aufwärts machte, 
Einer besondern Beachtung werth sind sie Versuche, wel- 
te der Uhrmacher Jacos Deces in Wien im Jahr 1808 da- 
bet mit einer von ihm erfundenen Flugmaschine anstellte t. 
enn diese auch noch Manches zu wünschen übrig liels?, so 
Istete sie doch den 'Thatbeweis , dafs der Mensch durch Flü- 
lschläge einen beträchtlichen Theil seines Gewichts überwin- 
n könne. Sein Apparat enthielt zwei Flügel, deren Gerippe 
8 Bambusrohr, die Oberfläche aus feinem gefirnisten Papiere 
Stand. Die Länge eines jeden betrug 10 Fuß 4 Zoll, die 
Rate Breite 9 Fuſs; seine Oberfläche hielt 54 Quadratfuls, 
a glichen einem beinahe runden Schirme, der nach: der 
Wsern Seite hin in eine zugespitzte Verlängerung ausgezogen 
= In jedem Flügel befanden sich 3500 papierne Klappen; 
» an Seidenfäden befestigt, nach unten sich öffneten. Alles 
ax durch seidene Schnüre, die an einem aufreohten Stabe wie 
einem Mastbaume sich vereinigten, hinreichend gespannt 
d gesteif. Die Ebene der Flügel befand sich etwa in der 
She des Halses des aufrecht stehenden Fliegenden, und das 
stell war fest mit seinem Körper vertunfen, ohne jedoch 
end eine seiner Bewegungen zu hemmen. Sehr zweckmälsig 
tte der Künstler die grölste Kraft benutzt, die der Mensch 
t seinen Gliedern äulsern kann, indem er ihn mit den Fülsen, 
e zum Sprunge gerüstet, einen Rahmen niedertreten liefs, der 
> Flügel niederschlagen machte 3, Mit diesem Apparate 


Du 





1 Beschreibung einer neuen Flugmaschine von Leon Decen, 
Sen 1808. Mit 1 Kupfert.; und in G. XXX. 1. und XXXI. 1%, 
» Nachrichten von J. Gun. STELZHANMER, 

2 Man sehe die Bemerkungen von Parcuri in G. XXI. 820. 

8 Boss setzt die beim Sprunge wirkende Muskelkraft auf das 
E fache Gewicht des Menschen. Es ist bekannt, dafs Fuhrleute 
Sen schweren Wagen dadurch herumheben, dafs einer auf der 
>de liegend, die Fülse gegen die eine Axe desselben anstemmt, 


m ‘x Flaon 
—————— 















"gewicht 78 PC. die Reibung über — — A 
also 119-+25+9— 75 ==78P£. durch den Flügklschligie 


19 Fafs Durchmesser, der ibu iur eben zu tragen ver 
bis su'40 und sa 105 Kleftern erhoben, und wiary $ 


Be pob auch dis Schwierigkeiten! seyn mögen, i 
Ee · Mesche, den Bonessr schlöchterdings’ Direk ` 

lich erklärt, sich entgegensetzen, so beweisendoch Gg ` 
führten Verssche sowohl die Wirksamkeit des Flügedibp 
els auch die Fähigkeit des Menschen, ihn bei gehörige E+ 
richtung ohne allzu grofse Ermüdung mit ziemlicher Kaf 
zusetzen. Künftige Geschlechter werden nach Prum 
Ausdrucke das Bad grofs ziehn, und schwerlich dürften D 
bisherigen Anfänge der Luftbeschiffung von ihrem Ziele so 
abstehen, als die Versuche der ersten Schiffer von der jei 
Vollkommenheit der Hydronautik. Ek 


Fluor 


Fluorine; Fluorum; Fluor; Fluor. Ein Su 
welchen man nicht für sich kennt, den Gegenwart man je 





und durch Ausstrecken der etwas eingesogenen Beine die Last emp 
hebt, Bei einem Versuche mit dem Dynamometer, dessen ob 
Ende durch einen um die Hüften befestigten Riemen, das untere 
dem unter die Füfse gelegten Eisen gespannt wurde, zerrils & 
eiserne Haken, und das Dynamometer zeigte die Kraft de ge 
Kuie und Hüftgelenko ausspannenden jungen Mannes auf 800 e 


i 


| Fluor. „ | 519 
him Flufsspath , Kıyolith, Topas, der Flufssäure und an- 


m Materien hypothetisch annimmt, und der in seinen chemi- 
en Beziehungen am meisten Aehnlichkeit mit dem Chlor hat. 
ne wichtigsten Verbindungen sind folgende: 

Die Flufssäure (18,6 Fluor und 1 Wasserstoff) durch De- 
lation von Flulsspath (Fluorcalcium) mit Vitriolöl in Gefälsen 
Blei oderPlatin in wasserfreiem Zustande dargestellt, ist eine 
sserhelle Flüssigkeit von 1,0609 specifischem Gewichte, bei 
20° noch nicht gefrierend, an der Luft rauchend, etwas 
a -+ 15° kochend, von geringer lichtbrechender Kraft, und 
ı stechendem Geruch, deren Dämpfe beim Einathmen , der 
oge höchst nachtheilig sind, und welche auf der Haut hef- 
' Entzündung und Vereiterung mit Wundfieber erregt. Sie 
let mit Kalium und mehreren anderen Metallen, unter 
‚werden des Wasserstoffes, Fluormetalle; desgleichen mit 
k, Kieselerde u. s. w. unter Bildung von Wasser. Hierauf 
aht das Aetzen in Glas; denn da dieses neben Alkali gröfs- 
heils aus Kieselerde besteht, so zersetzt sich die Flulssäure 
ait im Fluorsiliciumgas, Fluorsiliciumnatrium und etwas 
ASSET, 

Dieses Jetzen in Glas, welches durch geringe Uebung zu 
sr srolsen Fertigkeit gebracht werden kann, und zur Verfer- 
ıng von allerlei Scalen von grofsem Nutzen ist, geschieht 
ar auch durch Anwendung der liquiden Flufssäure, leichter 
I schneller aber mit flulssauren Dämpfen auf folgende Weise. 
; zu ätzende Glas muls zuvor bestens gereinigt seyn, was 

leichtesten mit frischer Holzasche und Wasser geschieht, 
sm man es hiermit abreibt, dann mit reinem Wasser abspühlt 
. mit einem reinen leinenen Lappen trocknet. Hiernach 
d das Glas über Kohlen erwärmt, und mit einem Deckfirnils 
rzogen?, welcher nur dünn aufzutragen ist, indem man ihn 
Gleichförmigkeit wegen auch mit der Fahne einer Rabenfe- 

aus einander ziehen kann. Den Firnifs kann man sich für 
e Jahre in Voraus bereiten. Zu diesem Ende schmelzt man 
bh. weilses Wachs, 1 Th. Mastix, 4 Th. Asphalt und fast 
Th. venet. Terpentin bei sehr gelindem Feuer in einem 


1 Das Decken des Glases mit Blattgold oder blofsem Wachs ist 
is mühsamer, theils minder sicher, und wird duher hier nicht 
er berücksichtigt. 


„Jemen, in der erforderlichen Feinheit oder Breite leicht, 


Ki 


- einen ‚gemeinen hessischen, Graphit-, Platin= oder 


520 ` - , Flur `, ` o, 
neuen Topfe, erhält dio Masse wahl eine‘ halbe Sie kén 
linder Wärme im Ba, damis der Schmutz zu Böden fl 
Set den obern Theil der Masse in ein Gefäls mit, kaltem-N 
ser, worin ge sich zu einem unfkzmigen Klumpen were 
formt einen solchen mit den Fingern zu einer Kugel 
von Taffent, und bindet die Ränder des Taffents zu siner, 
Bil zusammen, in wälchen man des egpegiegebeg 

















glich flüssig, um, durch ‚den, 
e und sich auf das Glas zu legen, »insbesond. 
eent rn Kl a? „Nach dent 
ten des Firnisses kann das Radiren der- erforderli 
Buchstaben, Figuren. u. s, w. mit jedem ‚beliebigen 
spitzeren poder stumpferen Instramente, am besten, 























stelligt werden, und man überzeugt sich davon, 
nifs ganz durchschnitten sey, wenn man. däs Glas ge 
Licht hält, und den eigenthümlichen Glanz der za 
len"begbachtet.. Demnächst wird der Flulsspath 


Miegel oder nùr einen isdenen Topf geschüttet: und milde 
viel Vitriolöl befeuchtet, wohei man, wenn Glasröhrende 
schmale Scalen zu ätzen sind, den Tiegel mit zwei Bridm 
bedecken kann, um zwischen diesen den erforderlic 
Raum zum Aufsteigen der flulssauren Dämpfe zu lassen. D 
3p vorgerichtete Tiegel wird über gelindem Kohlenfeuer 
hitzt, worauf man bald die weißslichen Dämpfe aufsteigen si 
In diese wird das zu ätzende Glas gehalten, bis es etwas fe 
wird, und die radirten Stellen nicht mehr glänzend, sond 
blind und etwas weilslich erscheinen. Wird das Aetzen 
lange und bei zu starker Gasentwickelung fortgesetzt, so d 
die Säure unter den Firnils, und macht auch die bedecht 
Stellen rauh, Glaubt man aber, dals tief genug geätzt se 
erwärmt man das Glas wieder, reinigt es von dem Firnils dur 
Abwischen mit Flielspapier, wobei man auch etwas Terpenl 
spiritus zu Hülfe nehmen kann, und die Arbeit ist vollendt 
Will man die Scalen deutlicher machen, so kann man ew 
Tusche mit Wasser in die Vertiefungen einreiben,, gewühnlich 


Fluor. 51 


rt befeuchtet man etwas Zinnober mit einigen Tropfen Ter- 
&inspiritus, reibt dieses mit dem Finger in die Scale ein, und 
n zuletzt auch noch etwas trocknen Zinnober vermittelst 
ımwolle nachtragen, wodurch das Glas nebst der Scale ein 
iafteres und feineres Ansehen erhält. Durch langen Ge- 
ıch und vieles Reinigen wird der Zinnober aus den Vertie- 
sen der Scale entfernt, kann aber durch das angegebene Ver- 
en wieder hergestellt werden. Endlich füge ich dieser An- 
sung noch hinzu, dafs am besten das ganze Glas, worauf 
æt werden soll, mit Firnils bedeckt wird,- damit die Säure 
Licht irgendwo blind mache, desgleichen -dafs das Schmelzen 
Aetzgrundes durch zu starke Hitze zu vermeiden ist, auch 
8 man vorsichtig das Einathmen der sauern Dämpfe vermei- 
a weswegen die Arbeit am besten an einem Orte vorgenom- 
: wird, wo ein schwacher Luftzug dieselben von dem Operi- 
len entfernt. 

Die Flufssäure mischt sich mit Wasser unter heftiger Er- 
ang, und zwar mjt solcher Verdichtung, dafs das Gemisch 
einem ‚gewissen Verhältnisse ein specifisches Gewicht von 
O zeigt. Sie bildet mit denjenigen Salzbasen, mit welchen 
sich nicht sogleich in Fluormetall und in Wasser zersetzt, 
Mlulssauren Salze, welche beim stärkern Erhitzen meistens 
Kalle in Fluormetalle und verdampfendes Wasser zerfallen. 
ielben entwickeln mit Vitriolöl flulssaure Däntpfe, welche 
Glas angreifen; sie lösen sich sobald die Salzbasis nicht vor- 
scht, in Wasser auf; auch sind viele derselben unter ein- 
w zu Doppelsalzen verbindbar. 

Des Fluorborons ist Bd. I. S. 1100 Erwähnung geschehen. 
Verbindungen des Fluors mit den Metallen, die Zluorme- 
', kommen theils natürlich vor, theils werden sie durch Zu- 
wenbringen von Flulssäure mit einem Metalle oder Metall- 
łe erhalten. Sie zeigen nie Metallglanz und sind meistens 
it schmelzbar und das Fluorsilichum ist sogar gasförmig. 
erleiden keine Zersetzung, für sich oder mit Kohle oder mit 
serfreier Phosphorsäure geglüht, Beim Glühen mit Borax- 
e entwickeln sie Eluorborongas, und beim Erhitzen mit 
serhaltender Schwefelsäure dampfförmige Flufssäure. Meh- 

lösen sich in Wasser auf, öfters unter Abscheidung eines 





4 Vergl. Lichtenberg im Gött. Taschenkalender 1789. 8. 138, 


d 


si. | Fiufs 


Theile erweagten Metallöxyds, so dafs dann die Lim 
schüssige Plafssture enthält. > 

Bo wie beim Chlor läfst sich auch, beim Fluor die 
durchführen, die Flufssäure , so wie sie durch Destille 
Fiufsspathes mit Vitriolöl erhalten wird, sey ‚eine Ver 
von Wasser mit einer hypothetisch trockenen Flufssänn 
the aus Saherstoff und eineth hypothetischen brennbe 
per, ` Gem Fluorium' oder Fluoricum bestehe; der Mi 
te hiernach eine Verbindung von Kalk mit der hypo 
trockenen Fhufssikure, welche Säure, da- sie mit sehr großer, 
gegen die Salzbasen begabt sey, unter allen trockenen 
blòi durch die trockene Boraxtsäure ausgetrieben werdes 
sofern hierbei die trockene Flufssäure mit einem Theiki 
gewWandten Boraxsäure eine innige Verbindung zu Mil 
saurem Gas (unserm Fluorboron) einzugehen vermöge. Y. 
zersetze den Flufsspath, weil dessen Wasser sich mit dér 
thetisch tro&känen Flufsäure zu der oben beschriebenen 
Flülssäure ‘vereinige, während die Schwefelsäure den NM 
nehme. Nach dieser Ansicht wären endlich alle Flo 
namentlich auch das Fluorsilicium als Verbindungen déi 
thetisch trockenen Flufssäure mit Metalloxyd zu e 

FIn Ia 
Fluxus; Flux; Flux. Mit diesem Ausdrucke bele 

1. den geschmolzenen Zustand einer Materie. Man 
z. B. von einem dünnen und zähen Flufs, desgleichen ` 
nem wässerigen und einem feuerigen Flufs, in welch 
schiedene Materien durch Erhitzen kommen. 

2. Auch versteht man unter Flufs oder Glasflufs"ı 
feine Gläser, die besonders zum Nachahmen der Ed 
dienen, wohin der Strafsburger Flufs gehört. 

3. Endlich nennt man solche Materien Flüsse ode 
mittel, Schmelzungsmittel oder die Schmelzung be 
Zuschläge, welche dienen, strengflüssigere Körper ı 
schmelzbar zu machen, dafs sie sich mit ihnen zu eineı 
flüssigen Verbindung vereinigen. Um z. B. die Kieseleı 
vielen Erzen beigemengt ist, schmelzbar zu machen, fi 
alkalische Substanzen hinzu, im Kleinen vorzüglich | 
saures Kali und Natron, Borax, Salpeter,. gebrannteı 


Folge der Zeichen 523 


Ispath, Glas, oder Gemenge von diesen Substanzen; im 
ben kohlensauren Kalk, Flufsspath u. a, w. Umgekehrt 
k Kieselerde als Fluls, wenn das Erz Kalk enthält. Beim 
Den der Erze werden Erze, denen verschiedenartige für 
bei dem gegebenen Feuer unschmelzbare Erden (z.B. einer- 
"Quarz und Thon, andererseits Kalkstein und Schwerspath) 
Bmengt sind , in dem Verhältnisse zusammen verschmolzen, 

ich diese Beimengungen wechselseitig schmelzbar machen, 
“es wird somit ein weiterer Zusatz an Fluls erspart. Hält 
Bio Kohle beigemengt, welche dem im Erze enthaltenen 
Peren Metalloxyde den Sauerstoff zu entziehen hat, so heifst 
En reducirender Flufs. - Hierher gehört der im Kleinen ge- 

iche schwarze Flufs, durch Verpuffen von 1 Theil Sal- 
T mit 2 Theilen Weinstein erzeugt, während der aus glei- 
I 'Theilen dieser Mittel erhaltene werfse Flufs durch Ge- 
an überschüssigem Salpeter oxydirend wird. G. 


Flufs, S. Strom. 
Fluth, S. Ebbe. 


Folge der Zeichen. 


© signorum coelestium, Consecutio signorum ; 
lre des signes; Order of the Signs, ist zunächst 
ts anderes, als die Ordnung der Zeichen in der Ekliptik, 
rämlich der Widder dem Stiere, dieser den Zwillingen 
ngeht, und so fort. Diese Ordnung ist die richtige Folge 
Zeichen in sofern, als die Sterne des Widders früher als 
Sterne des Stiers, die Sterne des Stiers früher als die Sterne 
Zwillinge durch den Meridian gehen. Man sagt daher von 
m Gestirn, es bewege sich nach der Ordnung "der Zeichen, 


ı der Folge der Zeichen (in consequentia) oder sey 
shtläufig (directus), habe eine rechtläufige Bewe- 
z (motus directus, mouvement direct; forward 
direct motion), wenn es von einem Zeichen zu dem 
, jener Ordnung gemäls, folgenden Zeichen übergeht, oder 
n die Längengrade auf der Ekliptik nach eben der Ordnung 
gezählt werden, indem die Länge des Gestirns (es mag nun 
yder aufser der Ekliptik sich bewegen) wächst. Ein Him- 
skörper bewegt sich gegen die Folge der Zeichen, (in an- . 


326 Folge der Zeichen 


tecendentia "app praecedentia), wenn dr aus di 
in den Widder, aus dem Widder in die Fische u. s {f 
geht, wenn seine Länge abnimmt; und dann heifst si 
wegung rückläufig (retrogradus;motus; meng 
retrograde; a backward motion). Wenn wi 
‚dem Gesichte nach Süden gekehrt, den Himmel u 
so steht jedes folgende Zeichen der Ekliptik uns mek 

. und die Folge der Zeichen geht faher von der Redi 
Linken. ‘Denken wir uns im Mittelpuncte der Erde, 
len uns: vor, wir ‚übersähen von dort aus den ganzen 
šo würde, wenn unser Kopf stets nach Norden gerichi 
allemal das vorang&hende Gestim, mehr: "echt das 
mehr links, vor uns stehen. 


Betrachtet der im Mittelpuncte der Erde stehende 
ter die Puncte anf der Oberfläche der Erde, so sisht 
'vermöge der Rotation, nach der Folge der Zeichen: 
und folglich stimmt die Umdrehung der Erde mit dir 
der Zeichen überein. Wenn wir dagegen von de 
die Rotation der Sonne beobachten, so sahen’ wir. iag 
nach und nach von Osten nach Westen, oder von i 
gegen die Rechte fortrücken; aber dennoch ist diese 
in der Wirklichkeit eine rechtläufige, das heifst, einem 
ter im Mittelpuncte der Sonne erscheint eben diese Bei 
nach der Folge der Zeichen. Könnten wir nämlich de 
nenfleck auch an der von uns abgewandten Seite der 
seine Bewegung fortsetzen sehen, so würde sie uns 
der Rechten nach der Linken gehend, ebenso, wie ein 
Fi achter im Mittelpuncte C der Sonne sie sähe, erscheins 
3ö. von man sich leicht durch den Anblick der Figur üb 

wenn man den Beobachter auf der Erde sich in A den) 
den von b nach b’, b”, b”, b””, KI, fortgehenden ? 
fleck verfolgt. Aus eben. den Gründen würde, selbs 
die Erde in A ruhete, die Venus b in dem nähern Thei 
Bahn als rückläufig erscheinen, in dem entferntern al 
läufig. Eben so sehen wir die Jupitersmonde, wenn a 

' seits des Planeten vorbeigehen, in scheinbar rückläuf 
wegung, und schlielsen daraus auf ihre wirklich recl 
‚Bewegung, 


Wie es zugeht, dafs auch bei den oberen Planei 














Frost l 525 


hbar rückgängige Bewegung, eintreten!kann, wird im Art. 
Ren, erklärt; der Beweis, dals auch der Mond eine nach 


pige der Zeichen gehende Rotation habe, im Art. Mond. 
4 B.. 


























FFriction, S. Reibung. 


Frost 


s gelu; gelee , frost. Die Temperatur der Luft, 
her Wasser im Freien gefriert, im Allgemeinen gleich- 
band mit Kälte. Wenn diese jedoch mehr eine andauernde 
Fenheit der Witterung bezeichnet, so werden unter ` 
fimeistens nur die geringeren Grade einer zufälligen Kälte 
aden, wie sie in gelindern Jahreszeiten statt findet. Oft 
‚wird das Wort für den Actus des Gefrierens, und die 
ng derselben gebraucht. ' 
Vom Gefrieren und den damit verbundenen Erscheinungen 
en beim Art. Fist die Rede gewesen. Wir erwähnen 
%ptuehmlich der Nacht- oder Morgenfröste, die im Früh- 
Wer Herbst sich einfinden, und durch das Ungewöhnliche 
kHUnvöibereitete ihres Eintreffens den Gewächsen in vor- 
Grade verderblich werden. Sie sind gemeiniglich 
ge einer durch anhaltenden Regen, und in den Gebirgen 
ge auch durch Schneefall bewirkte Erkältung der Atmosphäre. 
m der, während des Regens im westlichen Europa vorherr- 
de, Westwind allmälig nach Norden umgeht, wird eine 
ere Luft herbeigeführt; es erfolgt Aufheiterung, nnd 
diese des Nachts oder am Morgen früh eintritt, eine be- 
äche Wärmeausstrahlung des Bodens, deren erkältende 
mg noch durch den Verdunstungs - Procefs der feuchten 
Send der nassen Pflanzen erhöhet wird. Geht die Tempe- 
amter -42° R. herab, so bildet sich Reif, der jedoch den 
Bischen Gewächsen wenig schadet; indem das Geistige ih- 
s tes selbst einer Kälte von — 1 bis ? Graden widersteht. 
mhängende und eingesogene Wasser beschleunigt jedoch 
efrieren, daher solche Temperatur- Wechsel nach dem 
m viel bedenklicher sind, als bei trockenem Wetter. Be- 
nachtheilig wird dann das plötzliche Aufthauen des 


A Th. DL 8. 99 f. 





den Weinstock anrichten, hat schon ve: den 
„ in Anregung gebracht, wie diesem Ereignils, das 
‚ganz unvorgesehen kommt, zu begegnen ser, Ma 
zathen, auf der eine: Seite des Weinberges ein ta 















sollte -eine Art künstlicher Regen durch J— 
die Kälte absorbiren. Allein diese Vorschläge zem? 
mer nur eine sehr partielle und höchst ungewisse Hill; ü 
Hauptsache ist, die Wärme- Ausstrahlung der Pflanzen m 
hindern, welche sie in eine noch niedrigere Temperat 1 
setzt, als die umgebende Luft hat. Ohne diese, ert 
Werus's Untersuchungen über den Thau thatsächlich 
sene Theorie zu kennen , hat die Erfahrung einige Agrocıl 
auf die Idee gebracht, die einzelnen Pflanzen zit einen d 
aufgesteckten Strohwisch, der sich. mantelförmig über sie 
breitet, zu schützen, oder auch ganze Pflanzungen dur 
cher, welche an hohen Stangen theilweise über dieselben 
‚gebreitet werden, vor dem directen Anblick des bi 
verwahren. Eben diese Verdeckung scheint auch dem 
schlage der Obstpflanzer zum ‚Grunde ‚zu. liegen, „dals m 
Pfirsichspaliere mit Tannenreisig bestecken solle, um die 


lichen Wirkungen des Frostes ‚abzuhalten. a 


H 


Frostdampf. Frühling. 597 


Frostdamp£f. 


Von dieser Erscheinung, die hauptsächlich in den Polar- 
ren sich zeigt, ist in diesem Werke bereits beim Art. Zist 
Nöthige beigebracht worden. Sie scheint durch eine plözt- 
e Temperatur-Erniedrigung der Luft hervorgerufen zu werden, 
l ist ein Niederschlag der aus dem wärmeren Wasser ent- 
kelten Dünste, besonders wenn diese durch Bewegung des 
ssers im Uebermals hervorgelockt werden. Daher zeigt sich 
Frostdampf auf dem Meere nur bei frischem Winde, und 
et daselbst eine für die Seefahrer eben so unangenehme als 
hrliche Nebelschicht von etwa 80 Fuls Höhe. Auf den, 
sen erscheint er gemeiniglich des Abends, wenn die Kälte 
werstärkt. Auf den gewöhnlichen Seen findet er sich nicht, 
dort zu seiner Bildung Wind erforderlich wäre, welcher - 
Ler geringen Ausdehnung solcher Gewässer den Nebel bald 
Ühren würde. H. 


Frühling. 


Ühjahr, Lenz; Ver; Printems, Spring. Eine 
vier Jahreszeiten, die im Deutschen (wie im Englischen) 
der alsdann sich erneuernden Pflanzenwelt ihren Namen : 

Faaben scheint. Der Frühling folgt dem Winter; wenn es 

»ling wird, so keimen alle Pflanzen hervor, die Bäume be- | 

ınen junges Laub, Blüthen u. s. w. 

Der Anfang des Frühlings wird dann gerechnet, wenn die 
me sich über den Aequator des Himmels erhebt, und daher 
ïs auf der ganzen nördlichen Halbkugel der Erde Früh- 


gs = Anfang, wenn die Sonne in die nördlichen Zei- 
R der Ekliptik tritt, oder sich im Nullpuncte des Widders, 
Däncte der Frühlings- Nachtgleiche befindet, 
zhes um den 20. März geschieht. Dann ist der Tag der 
ht gleich, und die Tage sind im Zunehmen. Der Frühling 
rt bis zu dem längsten Tage, da die Sonne ihre grölste 
Eiche Declination erreicht hat; sie befindet sich dann im 
kpuncte des Krebses, sie erreicht ihren höchsten Stand am 
imel und es ist Sommers Anfang. Auf der südlichen Halb- 





4 8. Th. III 8, 142, 


328  Frühlisgenachtgleiche:  Feühlingspunct. 


kugel der Erde, stehtidie die Sonne dann am tiefsten, v 
uns am höchsten steht; daher ist dort Frühlings - Anf 
den 23; Sept, und der dortige Frühling dauert bis zum 2 
wo die Sonne dort ihren höchsten Stand erreicht. 
Diese Bestimmung gilt nur für die ‚gemälsigte, und 
wissen Modificationen für die kalte Zone. In der höils 
befolgen die Jahreszeiten eine andere, besonders von 
genzeit abhängende, Ordnung, und da es dort keinen 
lichen Winter, keine so auffallende Unterbrechung dei 
tation giebt, so lassen sich unsere Ausdrücke, welches 
genden, die weit von der heilsen Zone entfernt liegen, 
richtet sind, dort nicht gerade zu gebrauchen. ` 
Obgleich wir aber im astronomischen Sinne den, 
und das Ende des Frühlings als an gewisse Tage geknij 
schen, so ist doch der meteorologische Eintritt des P 
davon oft sehr verschieden, Allerdings ist die Zeit dr? 
gleiche ungefähr auch der Zeitpunct, wo bei uns 
milde Witterung, Frühlingswitterung, eintritt; ab 
kann sich der Winter eben so gat über diesen Zeitpu 
verlängern, als von der andern Seite, ein früher 
schon vor jenem Zeitpuncte eintreten kann, z 


e Frühlingsnachtgleiche 


Aequinoctium ` vernum; Equinoxe. du. prints 
Vernal Equinoxe. Die Zeit der Frühlingsnachtgleic 
der Augenblick, -da die Sonne den Durchschnittspud 
Ekliptik und des Aequators erreicht, von ten nd 
nördlich vom Aequator entfernt, und den Anfang 

lings hervorbringt. Da die Sonne‘ dann für die ganze H 


` Aequator des Himmels erscheint, und ihr Tagekreis ml 


Aequator zusammenfällt, so verweilt sie für alle Gegend 
Erde gleichmäfsig 12 Stunden. über „ und 12 Stunden mii 
Horizonte. - 4 
Frühlingspunct. . 
Pünct der Frühlingsnachtgleiche; V 
derpunct, erster Punct, oder Nullpt 
des Widders; ` Punctum aegwinoctü a 


, Funke, elektrischer. 529 


meium primum arietis; Equinoxe du Printems, 


ener point du belier; the aequinoctial Point. — 
rjenige Durchschnittspunct der Ekliptik mit dem Aequator, in 
Ichem die Sonne anfängt, sich nördlich von der Ekliptik zu 
fernen. DieSonne erreicht diesen Durchschnittspunct allemal 
den 2{. März und die Einrichtung unserer Schaltjahre dient 
su, diesen Tag mit jenem Phänomene zusammenstimmend zu 
alten, Da von hier an die Grade der Ekliptik gezählt wer- 
n, und der Widder, als die ersten 30 Grade einnehmend, 
poseben wird, so ist jener Punct der Anfangspunct oder Null- 
met des Widders, oder 0° V. 
l Dals dieser Punct in sehr alter Zeit in das Sternbild des 
dders fiel, aber sich jährlich um etwas weniges, immer 
davon entfernt, wird im Art. Vorriücken der Nacht- 
hen weiter erklärt werden. Wie es mit grolser Genauigkeit 
den wird, zeigtBesser bei der Berechnung von BRADLEY a 
— Seine jetzige Lage ist zwischen dem Schwanze 
südlichen Fische und dem Schwanze des Wallfisches. . Die 
e des Aequators sowohl als die Grade der Ekliptik werden 
ù ihm an nach der F olge der Zeichen? fortgezählt. B. 


Funke, elektrischer. 


Entilla. electrica; Etincelle électrique; Electri- 
E spark. Die bei der elektrischen Wechselwirkung zwi- 
wën zweien Körpern in den Zwischenräumen zwischen den- 
>en Statt findende, und durch diese elektrische Wechsel- 
kans selbst wesentlich bedingte schmale, zusammengehaltene, 
kndrische Lichterscheinung,. welche auch bei Tage sichtbar 
b einem knisternden Laute begleitet ist, und augenblicklich 
Bübergeht, wird mit dem Namen des elektrischen Funkens 
Beichnet. 

Es ist bereits von demselben, als einer der Formen, unter 
Kcher sich die E. von einem Körper an den andern mittheilt, 
ter dem Artikel ‚, Blektricität““ und zwar in dem Abschnitte 
Mittheilung‘“ 3 und auch unter dem.Artikel ,, Elektrisir- 


— — 
~4 Fundamenta astronomiae pro anno 1755 deducta ex observat, 
= Bradleyi. Regiom. 1818. 

2 S. Art. Folge der Zeichen. 

8 S. Bd. II. 268. , 
EV. Bd. LI 


530 Funke, elektristher. 


Maschine“ in demi Abschnitte „Wirkungen derselben“ ; i 

allgemeinen gehandelt worden. Hier mögen npch einig, 

diesen beiden Orten übergangene Bestimmungen dieses nz 
würdigen. Phänomens nachteiglich‘ am besten ihren Phats f 















L Die Erfahrungen. 


Die el. Lichterscheinungen sind sehr mannigfaltig von Å 
sehen und Form, und in ihrem schnellen Vorübergelm. 
stets mit Bestimmtheit aufzufassen. Es sind in dieser Hins 

eine Menge Stufen von dem ersten Auftreten eines Jee 
el. Lichtes, welches. einen entweder ursprünglich vo 
' durch Reiben oder durch Mittheilung el. Körper umgiebt, i 
gleichsam an demselben mehr haftet, durch die einfachen 
mehr büschelförmigen Ausstrahlungen und Feuerpinsel va vo. 
verschiedensten Graden der Ausbreitung bis zu den gi d 
Funken, verbunden mit den mannigfaltigsten Modikeiig 
des Glanses, der Farbe, und des dieselben Wéieen | 
` räusches, die theils durch die verschiedene — 
tät-und Qualität der Elektricität selbst, theils durch d 
‚Ausdehnung und sonstige Beschaffenheit der Körper, $ 
chen die E. auftritt, endlich durch die Ausdehnung W 
schaffenheit des Zwischenraumes, in welchem die Lick 
nung vorkommt, bestimmt werden, dergestalt, dafs dë Bes 
Abänderung in diesen Umständen eine Modification dieses W- 
weglichsten aller el. Phänomene bedingt. 

Nıcaorsos? hat in einem kleinen Aufsatze eine Mag 
solcher sich mannigfaltig verändernder Lichterscheinungen W- 
schrieben, deren Veränderung theils durch die Schnelig 
keit, mit weleher die Maschine gedreht wurde, und died 
von abhängende Intensität der die Lichterscheinung a 
genden Kugel, theils durch die Gröfse dieser Kugel, 
die verschiedene Engfernung, in welcher eine Bpitze de 
selben entgegengehalten ward, bestimmt wurden. Das bes 
ders merkwürdige hierbei war, eine el. Licht- Atmosphil 
oder ein heller Kreis leckenden Lichtes rund umher an dé 
Oberfläche der 2,5 Zoll im Durchmesser haltenden Kugel 
ausfahrenden Büscheln , wenn eine Spitze in grofser Entfernu 


1 S. Bd. Im. 457, 
2 G. XXXII. 106. 


Erfahrungen. 331 


alten wurde, bei deren Annäherung die Büschel verschwan- 
ew und ein ausnehmend glänzender Fleck an der Oberfläche 
Kugel zum Vorschein kam, der manchmal an einer Stelle 
>b, andere Male sich umher bewegte, bis endlich bei noch 
aerer Annäherung aus diesem Fleck ramificirte Funken aus-. 
ahlten und ein leckender, leuchtender, Kreis erschien, wo” 
i der glänzende Fleck nie im Mittelpuncte dieses Kreises 
mt, sondern in einiger Entfernung rund um den Kreis sich 
wegte, unregelmäfsig, manchmal nach einer, andere Male 
$h entgegengesetzter Richtung, manchmal auch ganz still stand. 
: Ich habe diese Beobachtungen absichtlich an die Spitze die- 
I Artikels gestellt, um das Wandelbare, und in bestimmten 
rstellungen schwer zu fixirende in diesen el. Lichterscheinun- 
t recht klar zu machen. So lassen sich dann auch die Fun- 
kaum durch eine scharfe Grenzlinie von den ihnen in ei- 
en ihrer Modificationen so nahe stehenden el. Ausstrahlun- 
„ Büscheln und Pinseln trennen, wenn gleich da, wo sie 
hrer reinsten Form auftreten, kein Zweifel über die Eigen- 
wmlichkeit dieser el. Lichterscheinungen obwalten kann. In 
zer reinster Form erscheinen sie als ein gerader, glänzender, 
äfser, plötzlich vorübergehender, Lichtcylinder mit einem 
esnttümlichen Knalle bei der Ausgleichung der an einem 
&kommenen Leiter angehäuften + oder —E von der abge- 
ı deten Oberfläche desselben aus gegen einen demselben ge- 
Lerten, in seinem natürlichen el. Zustande sich befindenden, 
i chfalls eine abgerundete Oberfläche darbietenden, vollkom- 
© mit dem Erdboden verbundenen Leiter, also unter den für 

Wiederherstellung des el. Gleichgewichts günstigsten Be- 
gungen, und zwar in einer Weite, die nach der Beschaffen- 
t und Intensität der an dem Leiter angehäuften E., der Aus- 
anung desselben und dem Durchmesser der kugelförmigen 
erfläche seines Endes eine verschiedene ist. Das Nähere 
sr den Einflufs dieser Umstände auf die Länge des Funkens 
sr die sogenannte Schlagweite ist schon unter dem Artikel 
Vektrisir - Maschine“! angeführt worden. Man hat viel dar- 
ır gestritten, von wo aus bei der Ausgleichung der E. einer- 
Is zwischen einem positiv elektrisirten und einem im natür- 
en Zustande sich befindenden, andererseits zwischen einem 
rativ elektrisirten und einem andern im natürlichen Zustande 
ı befindenden, endlich zwischen einem positiv md einem 


, L12 


terıen dagegen ın allen drei Fallen von beiden! Do 
gleichmäfsig ein Funke ausgehen, auch dieser Funke 
ganzen Beschaffenheit für jede der beiden E. ein eig 
cher seyn, wobei jedoch das verschiedene Isolirungs 
des jedesmaligen Mediums für die verschiedenen E. so 
verschiedene relative Intensität und Quantität derselb 
Unterschied in Ansehung der Weite, bis zu welcher 
Zusammenstrahlen die eine E. der andern entgegen 
veranlassen könnten. 

Die Erscheinungen selbst sind in dieser Hinsicht n 
entscheidend, wenn sie gleich im Ganzen der dualistis 
sicht günstiger sind. Wenn nämlich in dem Funken ¢ 
liches el. Fluidum von dem einen Körper zum andern 
so mülste bei dem gleichmäfsigen Widerstande, den 
von allen Seiten entgegensetzt, dieses Fluidum als 
ner sphärischer Körper übergehen und wie ein leuchte 
gelchen erscheinen. Die Geschwindigkeit des Ueber; 
aber so grols, dals der ganze \Veg auf einmal zu 
scheint, und eben darum die Erscheinung einen Läd 
darstellt. Eben diese Geschwindigkeit macht es aber a 
nigstens bei den kurzen und geraden Funken, die bei 
licher Annäherung der Leiter an einander überschlag 
unmöglich, den Entstehungspunct des Funkens und se 
tung und in ihm selbst einen Gegensatz zweier E, 
scheiden. Anders verhält sich die Erscheinung, 


Erfahrungen. 533 


—⸗ 


m Seiten ausstrahlen. Das Zickzackförmige der Funken hat 
a aus den feuchten oder leitenden Theilen herleiten wollen, 
mm der Luft nahe an ihrem \Vege liegen, und auf die sie 
gehen, um den Weg zu wählen, wo sie den wenigsten Wi- - 
zstand antreffen. Aber bei der Constanz und .Gleichförmig- 
H dieser gebrochenen Zickzackform läfst sich eine so wandel- 
re und zufällige Ursache nicht annehmen, vielmehr scheint 
s mit grofser Schnelligkeit sich bewegende el. Fluidum die 
3 entgegenstehende Luft zu verdichten, die ihm also in gera- 
Richtung mehr Widerstand leistet, als seitwärts, weswegen 
Jann seinen Lauf ändert, die Luft auf diese Art in einer 
en Richtung verdichtet, und von ihrem Widerstande aber- 
s gewendet wird, welche wechselnde Bewegungen noth- 
adig jene zickzackförmigen Erscheinungen bewirken müssen, 
æ auf dieselbe Art wie die Zickzackform des Blitzes erklärt 
d. Auf dem kürzeren Wege erreieht das el. Fluidum dage- 

sein Ziel, ehe eine hinlängliche Verdichtung zur Ablenkung 
Selben bewirkt worden ist. 

In den: längern el. Funken unterscheidet man eine Ungleich- 
% des Lichtes, die einigermalsen von dem Gegensätze der E. 
"whängen scheint. Doch stimmen die Angaben der Beobachter 
-dieser Hinsicht nicht vollkommen mit einander überein. 
BLDEBRAND , der überhaupt viele Versuche über das el. Licht 
restellt hatt, glaubt?, dafs ein gröfserer Funke im gröſsten 
eile seines \\eses von -E hinſahre, aber nahe an — E 
R ein kleinerer Funke entgegenkomme. Wo sie zusammen- 
¥en, sey das Licht am stärksten und violett, das übrige 
ls. Bis auf einen gewissen Grad stimmt auch Krocu?ꝰ da- 
: überein, welchem zufolge in jedem Funken sich stets eine 
ile findet, welche violett, ins Kupferfarbige übergehend 
» und sich von der übrigen Feuerfarbe des Funkens unter- 
teidet, in welchem Violett sich die beiden aus dem Conductor 
J dem Auslader gleichmälsig hervorbrechenden Funken ver- 
igen sollen, und zwar soll das Violett bald in der Mlitte, 
d dem Leiter und bald dem Auslader sich näher finden, 
nlich bei überwiegender negativer E. (was jedoch nie mög- 





1 Schweigg. Jonn, I. 237. XI. 437. 
2 Dymanische Physik 1. 761. 
38 G. XXIV. 10%. 


NW 
536 Funke, elektrischer. 


kommen. Knall, Länge und Farbe des Funkens stehen offen- 
bar im Verhältnisse mit einander. \Vo also die beiden E, mi 
der grölsten Freiheit sich ausgleichen können, keine das Ueber 
gewicht hat, da ist das Licht weils, der Funke lebhaft, bi 
relativem Uebergewichte der positiven E., wie es wenigste 
in den angegebenen Versuchen statt findet, verändert sich də- 
gegen das Licht in Roth. Eben so erscheinen Funken, de 
man durch Kugeln von Holz oder Elfenbein aus positiv d 
Leitern auszieht, von carmosinrother Farbe, wo gleichfalls we- 
gen des unvollkommenen Leitungsvermögens der letzteren da 
+ nicht schnell genug sein — zur vollkommenen Ansgleichwg 
vorfindet, und überhaupt haben die durch unvollkommene la ; 
ter ausgezogenen Funken ein purpurfarbenes Ansehen‘, 
Am auffallendsten wird aber die Farbe des el. Funken 
durch die Beschaffenheit des Mediums modificht. Ich hae 
in dieser Flinsicht schon unter dem Artikel ,, Elektricität“ de 
„interessanten Versuche Davy’s über die verschiedenen Fr- 
ben des el.Funkens beim Durchschlagen durch die Torricellisce 
Leere unter verschiedenen Umständen angeführt. Ganz besom- 
ders gehören aber hierher die Versuche von GrorTnuss in ver- 
schiedenen Gasarten und Dämpfen 3. In den Dämpfe ds 
Weingeistes nahm das el. Licht eine herrlich grüne Fab a 
und bildete einen seladongrünen Farbenstrom, das scinse 
Schauspiel im Dunkeln; zugleich verwandelten sich diese Din- 
pfe in ein permanentes Gas (wahrscheinlich erstes IX ohlenws- 
serstoffzas); auch in Aetherdämpfen sind sie grün, doch ad 
diese Farbe weils erscheinen, wenn man das Avge didt a 
die Glasröhre hält, und aus einer beträchtlichen Entfernung b- 
trachtet, röthlich®; im \Vasserstoffisase haben sie eine schim 
purpurrothe Farbe, eben so in verdünnter atmosphärischer Lit 
Dals indels die purpurrothe Farbe nicht blofs von der geringen Ä 
Dichtigkeit des \Vasserstolfzases abhängt, bewveiset der lm 
stand, dafs auch in dem verhältnifsmälsig viel dichteren An 
ımoniakgas und in dem Phosphor- Wasserstoffgase die Funken 
gleichfalls noch roth erscheinen. In den Dämpfen des kocher- 
den Wassers zeigt sich der Funke gelb oder pomeranzenfarben 


1 Vergl. Siuger S. 60. 
2 Schweigg. J. I. 142 fi. 
3 Singer a. a O, S. 60. 


Erfahrungen. 537 


‚trockenen kohlensauren Gase und Sauerstoffgase von dem stärk- 
sp Glanze und blau violetter Farbe.‘ In durch eine Quecksil- 
zsäule von zwei Schuhen verdichteter atmosphärisscher Luft 
ar der Funke lebhafter, als in gewöhnlicher atmosphärischer 
t und ohne Farbe. ` 


Grorrauss zieht aus seinen Versuchen den Schlufs, dafs 
Intensität (der Glanz} des el. Lichtes stets im directen Ver- 
tnisse mit der Dichtigkeit und im umgekehrten mit der el. 
tungskraft des Gases oder Dampfes stehe, und damit stim- 
m auch vollkommen H. Davy’s unter dem Artikel , Elektri- 
72“ angeführte Versuche überein, welchen zufolge der Glanz 

el. Lichtes į in der Torricelli’schen Röhre mit der Temperatur 
rahm, womit die Dichtigkeit der Dämpfe der sperrenden 
issigkeit verhältnilsmälsig vermehrt wurde, und auch grölser 
denjenigen Dämpfen war, welche als schlechtere Leiter der 
angesehen werden ‚können, als in denjenigen, die bessere 
iter sind, stärker nämlich in den Dämpfen des Olivenöls und 
ılorspielsglanzes, als in denjenigen des Quecksilbers. Was 
‚er insbesondere den Gegensatz der Farben des el. Funkens in 
iesen verschiedenen elastischen Flüssigkeiten betrifft, so meint 
SAWEIGGER” dafs die verschiedene Brechungskraft hierbei den 
aupteinflufs äulsere, dafs nämlich bei grolser Brechungskraft 
‚Vasserstoffgas, Ammoniakgas) sich die Farbe ins Roth, beì 
ringer Brechungskraft (Sauerstoftgas, Kohlensaures - - Gas) ins 
aue ziehe. Ob hierbei die eigenthümliche und verschiedene 
bundene E..der Gasarten selbst mitwirke, mag hier vorläufig. 
eine Frage hingestellt werden, auf welche ich weiter unten 
üickkommen werde. 


Besondere Modificätionen in der Farbe des el. Funkens 
gen auch noch von der Oberfläche der Körper ab, an wel- 
Sr derselbe hinstreicht. So erscheint er an der Oberfläche 
rn versilbertem Leder glänzend grün, ein langer über Kohlen- 
Iver hinstrahlender Funke ist gelb, und als vas Marum den 
“ahl durch die Torricelli’sche Röhre iiber Phosphor streichen 
Ts, sah er dessen Licht auffallend verändert, gräfstentheils 
n grünlich gelber Farbe in der Mitte, und wo der Strahl am 





1 Dessen Journ. JI. 150. 


U i 


` — 
e ` Funka elektrischer.. 


deeg war, :sö wie an der Obesfliche des Phosphen, 
eiiem lebhaft Both‘, ech 

^z TZur Entstehung des dësen: ist nieht in-allen Fällen, 
- Emischanrenm von Ges‘ oder; Dampf erforderlich , 

erscheint auch in seinen: ganzen Lichtglanze; -wenn mas 

7 Låner Elerchs durch, eine Schicht Wa — 
t, zu welchem Behn man am er 
die. eta 6” lang ist und einen halben‘ 





` d Explosion = Zersprengt werde. 

* eit eine Ausdehnung von mehreren 

dest bridi bridon Druhten a 50 geschieht die) 

vc sehr. grofse Flasche oder 
7" Weber die Verlängerung des 
terbrechung und durch Fortleiting an einen iunvellkos 
Leiter ist bereits im Artikel: Zlektrisir- Maschine und Pech 
elektrische gehandelt worden. Meınexe? hat auf diese Ve- 
viel£ältigung des el. Lichts den Vorschlag gegründet, des |: 
Beleuchtung anzuwenden, indem man Kugeln und Röhren, & |] e 
im Innern mit Stanniolblättchen belegt sind, vorrichten wè f i 
überdies verdünnte Luft und Wasserstoffgas zu Hülfe nehme $ e 
soll. Allein gerade in diesen beiden Medien fehlt es dem Fw- Ẹ i. 
ken an dem gehörigen Glanze, und der ganze Vorschlag gehit 
in eine Classe mit‘ denjenigen, durch Reiben der Körper & 
Wärme für den häuslichen Gebrauch hervorzubringen. 

Wie klein ein Funke seyn könne, um selbst bei helm 
Tageslichte noch sichtbar zu seyn, darüber hat Haunansdeit 
auf Versuche sich gründende Berechnung angestellt, aus wl 





"1 GL 248. 
2 Ebend. LXII. 87. 
8 Ebend. VII. 197. 


ZE DSR IN 


rom Dr H Bene ent m Team plain 
Diere: ACHT, > sms „m de DEINEN ee 

na: Vollmer sm d, Fear em, me on 
Per Iesst. mer. == Aarte RR, En 
Zum SIE. IR wette: Ts wg Van: 
Ger. west mente. bk Rum ee. 
Ze ger Tuer mame Fiant mp Saw NN 

Gap geesche ms wem ges: Zah om Ziacper ie d 
==. SET Vor ser eaman. be ar weine em 8 
or rech: nie mE Gear: dbe St mine Gadah ak 
ee e seber. Wr At femmt ert era ven 
er Se dir Emtee. m weicher ap Fuake um 
meer Fresher ienschlam ze wahe Bestimmen, den 
re 2 1siane— iuekromeme am IRE se enakabr 
xr emeng as dr Quadi 
e Lir der Eisen zo messen hawa Aren. Tara 
— ız Box? em Larerzcacaih cat Ve 
m Mixen Fonkenmesser anzerehen Ne Marken ax 
. Coen mir ihrem Suelen D verschrten Lët, des 

einer Fistheiirer, die mi diesen Nielen shat me 

st, ze jedesmalre Exrriemeng vm daR Aleki 

zwiszten welches und der Au die unken Ner 
ı. genan ablesen kann. Auch dient, um sehr Kleine 
ec zz bestimmen, eine hange schraubentümig ninge- 
ne Stange mit bekannter Weite der Schuntengäingen 
en genannte Jom. Fran, Gross, der dam Veianen 
rtikels als einer der eifrigsten Elektriker genau pan ı 
annt und sein erster Lehrer in diesem wichtigen Vache 
sik gewesen ist, hat in der oben angeführten Schnitt 
in besonderes Phänomen des el, Funkens auge zeg, dan 


'h. Tr. LXVI. 202. 

!lektrische Pausen, Leipzig 1776. 

fém. de l'Acad. de Paris 1761. p. S41. 

Jeschreibung einer verbesserten Elektrisir e Maachine, Anaparh 
, S. 46. 





el 
Si dye Entetehung.der Fünkens imiter eine Vertheiling dsl 
voran, und es tritt an dem D Körpererst die entgegengesetzte 
E; auf, die bei Annäherung der Körper gegen einander suln- 
weise zunimmt, bis sie in der Schlagweite ein relatives Masi- 
mum erlangt hat, folglich gleichfalls wieder -+ und — msm 
menwirken. Aber selbst wenn gleichartig positive oder neg 
tive Körper Mren verschiedenen el. Zustand durch einen Fona 
ausgleichen, geschieht dieses nur unter der Bedingung, die 
eine Körper in einem höheren Grade positiv oder negativ elekti- 
sirt ist als der andere, dessen überwiegende E. dann akenh 
in dem mit ihn in Wechselwirkung tretenden Körper ihre 
Gegensatz hervorruft, und sich zunächst mit diesem ausgleidh 


A 
è 


ohne jedoch in diesem Falle das O wieder herstellen RS hi 


nen. Eben so ausgemacht ist es, dafs die Intensität des di 
Lichtes oder der Glanz des Punkens um so gröfser ist, je 
cher die Ausgleichung der Gegensätze erfolgt, und je grüßt 


gegebenen Raume mit einander ausgleichen. - Dieser Alt: 


Theorie. | Su 


mg, wenn sie mit der Erscheinung des Fuünkens begleitet 
yn soll, mufs jedesmal eine Anhäufung und damit gegebene 
rdichtung der E. an den Körpern, zwischen welchen die 
nken überschlagen, vorangehen, welche durch die Umge- 
2g derselben mit Nichtleitern vermittelst ist. Hier tritt nun 
Schwierigkeit entgegen, warum das el. Fluidum, so lange 
%lofs an der Oberfläche angehäuft und verdichtet ist, in der 
wel keine merkbaren Lichterscheinungen zeigt, ungeachtet 
doch seine freie Wirksamkeit durch anderweitige Erscheinun- 
=, namentlich die Anziehung und Abstofsung verkündisgt. 
»se Schwierigkeit haben die Physiker auf verschiedene Weise 
lösen gesucht und dadurch sind eben die verschiedenen 
Leorien des el. Funkens entstanden. Ich‘habe die sinnreiche 
rpothese Bıor’s, die schon früher MorseAn?t vorgetragen 
tte, bereits unter dem Artikel ‚, Zlektricität‘“ angeführt „dafs 
s Lichterscheinung dem von einem Körper zum andern über- 
henden el. Fluidum selbst nicht angehöre, nicht unmittelbar 
s dieser Quelle entspringe, sondern vielmehr durch die 
hnelle Zusammendrückung des Mediums durch die mit aufser- 
dentlicher Geschwindigkeit übergehende E. aus diesem eben 
' hervorgelockt werde, wie man auch durch schnelle Zusam-. 
endrückung der elastischen Flüssigkeiten durch gewöhnliche 
echanische Mittel Lichterscheinungen hervorrufen könne. 
ser den an jenem Orte schon gegen diese Erklärung auf- 
stellten Einwürlen scheint auch die Erfahrung des sichtlichen 
rchschlagens elektrischer Funken durch Schichten von Oel 
1 \Vasser nicht damit vereinbar, dabei mülste man, um das 
twährende Durchschlagen von el. Funken durch einen klei- 
t mit Quecksilber gesperrten Luftraum ohne alle Abnahme 
Lichtelanzes bei fortwährender Umdrehung der Elektrisir- 
Schine zu erklären, annehmen, dafs die Luft von aulsen her 
ner wieder das verlorne Licht anziehe, worauf aber keines 
begleitenden Phänomene hindeutet. Ob jene leuchtenden 
zeln, die man in gewissen Fällen mit geringer Geschwin - 
keit sich hat fortbewegen sehen, el. Natur waren, ist we- 
'stens nicht ganz ausgemacht, und daher kann von hieraus 
nm eigentlicher Einwurf genommen werden. 
Eben so wenig annehmlich als Bıor’s Erklärung ist die 





1 Ph. Tr. LXXV. (CR, 











Si 7 ' Funke, elektrischer. 


von Nıczorsow®, dafs der el. Funke, ‘wenn et nicht 
schliefsend aus Theilchen des Pondershlen. Körpers, aus gg 
chem er hervorgeht, bestehe,. doch von solchen "Theilchen i 
gleitet werde. !Aus den Beweisen, welche Nıcnoısı & 
diese Meinung anführt, muls. man vermuthen,, dafs eded, 
Funken für eine wahre Verbrennung dieser Teilchen ih Fi 
indem er unter andern anführt, dafs man nie Funken zwde Fi 
unverbrennlichen Körpern wahrnehme, auch aus de sit 
ordentlichen Kleinheit der Strahltheilchen, welche dm p 
wöhnlichen Funken beim Feuerschlagen zum: Grunde. 
auf die Möglichkeit schlielst, dafs die T'heilchen, die deg. 
Funken bilden, der Beobachtung ganz entgehen kengen, AN 
aber kein Verbrennen im gewöhnlichen Sinne des Made, 
bei vorgehe, beweiset schon der Umstand, dafs sehr Mé 
‚Funken auch in oben Dümpfen von Quecksilber u Gie 
"spielsglanz erzeugt werden können. Auch möchte die Ber; 
tung Nıcnozsow’s, dals eine Metallkette,. so oft ein d EN. 
hindurchgeht, immer etwas an Gewicht verliere, weh 
Fall für alle Ketten, z. B. nicht für Ketten von Goli wi 
tin, gelten, und dann ist dieser Gewichtswerlust nicht Day 
sondern Wirkung des Funkens, der doch schon da e # 
er durch die Kette hindurchschlug. 

Eben so wenig lälst sich das el. Licht mit Ponar? sw 
Wechselwirkung der atmosphärischen Luft mit dem di 
ten Körper, namentlich dem elektrisirten Hauptleiter und dem 
Conductor des Reibzeugs erklären, vermöge welcher jmd 
den sehr künstlich von diesem Physiker hierzu ersonnerei 
Schema einer zweigliedrigen Kette, ein offenbarer odet Ye 
steckter Oxydationsprocels eintrete, von welchem, wiebif 
dem andern gewöhnlichen Verbrennen, die Lichtentwickls 
abhänge, und keineswegs von einer eigenen el. Materie, wè 
che Pont, consequent mit seiner dynamischen Ansicht dei 
Erscheinungen für eine blolse Chimäre erklärt. Schon da 
die fortwährende Erregung des lebhaftesten cl. Lichtes in fi 
Hawksbee’schen luftleer gemachten, blofs etwas Quecksilb®- 
dampf enthaltenden Glasröhre schliefst alle von Pour as 
nommenen Bedingungen zu jenem Processe aus, da einerse# 


1 G. XXXIV. 111. " 
.2 Der Procels in der galv, Kette. S. 320. 


Thegrie. 54 


an der innern Oberfläche des Glases so wenig als an der Ober- 
fläche des Quecksilbers jene Ecken und Hervorragungen im Ge- 
gensatze gegen rauhe Stellen existiren, die Porz zur Con- 
struction einer zweigliedrigen Kette postuliren muls, anderer- 
seits ein Medium, welches durch eine in Beziehung auf sich 
selbst desoxydirende, in Beziehung auf den Leiter oxydirende 
Thätigkeit wirkt, gänzlich fehlt. Nach dem, was ich bereits 
unter dem Artikel — Zlektrieität‘ vorgetragen hahe, sehe ich 
vielmehr den el. Funken als eine reine Erscheinung des el. 
Fluidums selbst an, und zwar in Folge einer theilweisen Zer- 
setzung desselben, wobei alle Eigenthümlichkeiten des Phäno- 
mens nur unter der Voraussetzung zweier el. Materien zu einer 
« harmonischen Darstellung gelangen. Wenn auch van Ma- 
rum’s Beobachtung in Beziehung auf den el. Funken unter al- 
` len Umständen sich bestätigte, dafs nämlich in demFalle, wenn 
|. zwischen einem — elektrisirten und einem mit dem Erdboden in 
Verbindung stehenden, also im natürlichen Zustande sich be- 
findenden, Leiter ein Funke überspringt, die aus demselben 
ausfahrenden Strahlen und Feuerbüschel ihre Richtung stets von 
dem Q0 Leiter nach dem negativen Leiter hin haben, nach dern, ig. 
Art wie die Figur sie darstellt, so würde diese Erscheinung 77 
= «loch keinen Einwurf gegen die sonst so gut; begründete dualisti- 
sche Ansicht abgeben, da sie durch die Erklärung, welche 
- "Tremeryt von den Erscheinungen beim Durchschagen einer 
- Charte gegeben hat, immer noch in gute Uebereinstimmung da- 
“gmit gebracht werden könnte, Aber es ist bereits unter dem 
- Artikel ,„ Eletiricität“ bemerkt worden, dafs unter gewissen 
EC Jmständen beim Funkenziehen aus dem Conductor des Reib- 
- ez eps durch eine entgegengehaltene Kugel die Aeste des Fun- 
Es eng vielmehr gegen diese letztere und der Stamm gegen die 
en egative Kugel gerichtet sind 2. 

Die theoretische theilweise Zersetzung der el. Materie in a den 
=#’"zanken und die davon abhängige Ausstrahlung des Lichts hängt 
Ser eben so von der durch die Anhäufung des el. Fluidums an 
sä Eier Oberfläche bewirkten Verdichtung desselben, dem man in 
SäEAem gewissen Sinne eine dampflörmige Natur zuschreiben 
"EA, ab, wie die Zersetzung des \Vasserdampfes unter ähnli- 





— 


` 1 S. Art. Flasche, elektrische. 
ZS Bischoff in Kastner’s Archiv I. 207. 


 Fagkens:i. Damit stimmen. ‚ alle in: dieseng: Artikel mitgidain 


7. so d € 22 



































/ ` ` 
a ' Funko, Atinae. . 
cheri Umständen. : Es’ gilt überhaupt: das ınligameine 
delt in allen Fällen, wo eine starke Verdichtung der E, einti 
. Ausstrahlung von Licht erfalgt, ench ienn -es nicht zur Bew: 
‚ging derselben: im Ganzen kommt. Se-zsigte sich in Nie 
dew’s.Versuchen. mitder stayken Verdiektang der E. earch 
Zeg mit einem Kreise von Licht umgeben; . und wf ä 
Mfeiss dcheinen alle el. Ansstrehlungen ‘und Keuerbtschel & 
dësch Reiben. auf einen hohen Gimd.elsktrjsirter Körper von i- 
`  meenZersetzung der an ihnen 'engehäufteg «nd verdichten! 
` ebsükängen. Je stürker diese.Verdichtung., Zet4) ger. wam 
` desch ‚vermehrten Widerstand. des Mediums „ „oder durägh 
‚ fore Anhänfung, um se.stüsker ist-däsas Zersetzung, de 
mehr wird Licht ausgestrahlt, um so geöfses.ier der Gluck 


Beebachtungen überein, `, Im luftleerent and vor allen Büste: 
‚durch Erkältung. soviel möglich ‚befreäten ` Raumo findet kin. 
'Lichterscheinung statt; weil die E.’in ëmer. Düurchgunm p 
"keinen Widerstand findet. und: :Solgliek auch, dip: sae Zement 
des el. Dampfes notkwendige'Verdichimng nicht seiniin bih 
~ Eben weil das Licht’ von der el. Materie selbst ‚uudfiähktyen 
dem Medium ausgeht, begreift manj; wärusm beim Beie 
durch eine dünnere Schicht von Wasser oder Oel der d Foke 
mit grofsem Ganze erscheinen kann, weil wegen de rn 
grolsen \Viderstandes- dieser sehr dichten Medien die Verdich- 
tung und die davon: abhängige Zersetzung der el. Materie viel 
erülser ist. Der Farbengegensatz, welcher im Allgemeinen i 
den beiderlei Arten von el. Funken sich zeigt, scueint anf den 
Uebergewichte der einen Hälfte des Farbenspectrums in dere 
nen, und der andern Hälfte in der entgegengesetzten E, m b- 
ruhen. In die Mischung der — E scheint mehr die blaue,’ 
die Mischung der + E mehr die rothe Hälfte einzugehe. 
Daher ist bei einer gehörigen Länge des Funkens dieser mà 
dem -+- Conductor hin mehr purpurfarbig, an der Auffani*- 


gel, ‘von, welcher die — E der positiven entgegen komt | I 
mehr, blau, in der Mitte dagegen, wo beide E. sich gleich lr 
mehr durchdringen und gleichzeitig vorhanden sind, aen | d, 
sich das weilse Licht aus den beiden Gegensätzen, ebe? ff ~ 


wenn die Funken kürzer und die beiden E. dem Raume 
weniger von einander geschieden sind; doch scheint das dër: 
zendste und weilseste Licht dem positiven Leiter immer nib 


Geschichtliches 545 


zu liegen. Die überwiegend rothe Farbe des positiven Funkens 
im Weasserstoffgase rührt ohne Zweifel daher, dafs hier die ne- 
gative E. von der dem Wasserstoffgase eigenthümlichen positi- 
ven mehr angezogen wird, und das Funkenphänomen also aus- ` 
schliefsend mehr von der ‚positiven E. abhängt; der umgekehrte 
Fall muls im Sauerstoffgase und kohlensauren Gase eintreten, 
wo vielmehr die 4 E. von’ der negativen dieser Gasarten ange- 
zogen wird, und die Zersetzung mehr ausschlielsend die nega» 
tive E. betrifft. Eben so erklärt sich die rothe Farbe des Fun- 
kens beim Ausziehen desselben aus einem positiv el. Conductor 
durch einen unvollkommenen Leiter, oder bei der unvollkom- 
‚ menen Entladung einer positiv geladenen Flasche, wo noth- 
wendig ein Uebergewicht der positiven E. statt finden mulfs, 
folglich die Zersetzung mehr oder ausschlielsend diese betrifft, 
womit dann Ausstrahlung des rothen Lichtes gegeben ist. ` 


III. Historische Notizen. 


Die ersten Beobachter des el. Lichts, Botte, Orto vor 
GuUERICKE, Dr. Warn und HAwesgee sahen dasselbe bloſs 
an Nichtleitern. Jene beiden ersteren erkannten nur einen 
Schimmer und das Knistern davon. Dr. Warn! fühlte doch . 
schon, dafs das Licht des geriebenen Bernsteins den Finger’ auf 
eine empfindliche Art mit einem plötzlichen Stofse öder miteinem 
Blasen wie ein Wind treffe, Er verglich auch bereits das Kni- 
stern und die Lichtausstrahlung der geriebenen elektrisirten Kör- 
per mit dem Donner und Blitze, und stellte den Satz allgemein 
auf, dafs alle durch Reiben elektrisirte Körper Licht ausstrahlen, 
Hawesser der in den ersten Jahren des achtzehnten Jahrhun- 
derts diese Lehre mit vielen neuen Thatsachen ? bereicherte, 
nennt den Schall des el. Funkens ein Schnappen (snapping) und 
die Wirkung auf den Finger eine Art von Druck. Funken aus 
einem Leiter sah Gray zuerst, da er seine geriebene Glasröhre 
gegen die Oberfläche des \Vassets in einem Gefälse brachte 3. 
Er erzählt, es sey ein feiner Strahl aus dem Wasser hervöt- ` 
gekommen. Die eigentliche Entdeckung des Funkens wehört 
aber pu Far, welcher ihn im Jahre 1732 zuerst aus seinem ej- 





1 Ph. Tr. 1708. XXVT. 87, 
2 Ebend. XXIV .— XXVII. 
3 Ebend. 1731. XXVII 227. 
TY. Bd. ' , Mm 


Si Funken, elektrische 9 e 
| genge Körper darch Hilife -anderer zogi. Er sowohl als die- 


` det app aus Metallen Hoch stärkere Funkeir’erhiefte, wodırh 


" brennbare Stoffe dadurch zu entzünden. ` ‘Da. Luporr in Be- 


+ a . A 
` 


d 


















jenigen, dia ihn berührten, empfanden'einen Schmerz wid von 

einem Nadsisiche; oder vom Brennes get Fuskens, de 
durch die,Käeider eben do wie auf die blofse ‘Hand wirkte und 
im Dunkeln sah: man den Funken sehr desch, Rer, de 
damals au-Far’s Schüler war, bemerkt; er werde die Bestir- 
zupg. nie vergessen; in welche der erste Pre aus dem mensh- ` 
lichen Kötper ng Far unà ihn versetst.hube. Ex Zen hemd, 


Gaz yeranlalst wurde, metallene Condustoren oder erste Lsi- 
ter. ausubringen, die ikm so stärke Funken aus "WVasser gie ` 
dals. auch er, wie schon früher Da, Warr, die Achnlidkt 
mit dem Blitza ahndete. . 

; "Die.deutschen Naturforscher, insbesqnders Goavor in Er- 
fort, ‚verstärkten den Funken noch mehr‘ und bemühten sch 


lin und Wissen in Leipzig waten die tsten,- deiieh es im Ms 
1744 gelang, Weingeist anzubronnewi: Gaz Axe. in ch ' 
entzündete den Rauch ner, eben verltieckunden Kerze, mi 
Boss in. Wittenberg den, yon . geschmolsänemg:- 
Da,.Wırsox: in London ? wiederholte diese Versuche un Ind 
dafs die Entzündung auch von statten gehe, ‘wenn eine kim: 
sirte Person den Weingeist hielt, und eine unelektriste der 
Finger daran brachte. 

: Bald hierauf gab die Entdeckung der Leidner Flasche den 
‚Naturforschern ein Mittel, weit stärkere Wirkungen hero- 
zubringen , als der Funke der einfachen E. zu thun , Vermögend 
ist. Man ist daher auf die Verstärkung desselben nicht meb 
so bedacht gewesen. Noruer hat verschiedene Spielwerk 
z. B. im Dunkeln leuchtende Buchstaben und andere Deum 
darzustellen, sehr umständlich beschrieben 3. Die neum 
grölseren und besser eingerichteten Maschinen haben inzwischen 
einfache Funken verschafft, deren Wirkungen denjenigen de 
verstärkten E. nicht viel nachgeben. Insbesondere sind di 
grolsen Funken der Harlemer Maschine sehr merkwürdig. Die 


1 Mém. de Paris 1733. 
2 Leçons de Physique. VI. 408, 
8 Ph. Tr. 1745. XLII. 481. 
4 Lettres sur l’elcctrieitd Tome IL. à Paris 1760. 12. p. 2%. 


Funke, gaivanischer. Funkeln der Sterne. 547 


von den neuesten Physikern herrührenden Erfahrungen den el. 
Funken betreffend, finden sich an ihrem Orte in diesem Arti- 
kel erzählt!, P. 


Funke, galvanischer. 


Wenn gleich der galvanische Funke im wesentlichen einer- 
lei mit dem elektrischen ist, so zeigt er doch einiges Eigen- 
thümliche abhängig von der Beschaffenheit der galvanischen 
Apparate, durch deren Hülfe er erhalten wird. Am passend- 
sten wird indels von demselben in dem diesen Apparaten gewid- 
meten Ärt, ` Säule, Volta’sche, gehandelt werden. P. 


Funkeln der Sterne. 


Scintillatio stellarum; scintillation des étoiles ; 
twinkling of the stars, glittering of the stars. 
Die Sterne zęigen uns zuweilen bei ganz heiterem Him- 
mel ein völlig ruhiges Licht, zu andern Zeiten aber sind sie 
lebhaft zitternd, . sie scheinen sich in geringem Malse hin und 
her zu bewegen, in eine Augenblicke heller aufzuglänzen, als 
im andern. Das letztere ist das Funkeln oder Blinkern der 
Sterne. Dieses Funkeln entsteht durch eine Ungleichartiskeit 
der Luft- und Dunst-Schichten, durch welche der Lichtstrahl 
zu unserm Auge gelangt, und durch die Aenderung der Lage 
der ungleichartigen Theilchen. Wenn wir über ein nicht rau- 
chendes Kohlenfeuer oder auch nur über eine erhitzte Fläche 
hin sehen, so scheinen uns die jenseits liegenden Gegenstände 
in einer zitternden Bewegung zu seyn, die von dem Aufsteigen 
der erhitzten Luft durch die kälteren Luftschichten hervorge- 
bracht wird. Es gelangen nämlich die Lichtstrahlen, indem sie 
bald auf wärmere, bald auf kältere Theilchen,, oder im Allge- 
meinen auf Theilchen von ungleicher Dichtigkeit treffen, nicht 
immer in derselben Richtung zum Auge, sondern erleiden bald 





1 Pniesteev’s Geschichte der Elektricität übersetzt durch Krünitz. 
An mehreren Stellen. Cavarro’s vollständige Abhandlung u. s. w. 
Ister Band. Ster Theil. Gates Cap. Vom el. Lichte. S. 191. Sın- 
Greis Elemente der Elektricität übersetzt von Muller. 4tes Gap. 
S. 49. Elektrische Lichterscheinungen. Ruriasp’s System der allge- 
Nneiuen Chemie 1818, S. 91—95. 
Mm 2? 


Ri 


` 
om Fuukeln der Sterke." - 


sach des einen: bald nach der anderb Seite oino kleine Bre- 
chung, und dieser Wechsel bringt das Zittern der Gegenstinie 
hervor. Aus diesem Grunde sieht man. èn heilsen Togen A 
Oberflächen der nicht allzu entfernten Gegenstände, in devs 
` man kleinere Theile noch deutlich unterschejdet,, zitternd, s- 
weilen in Wellen ähnlicher Bewegung 3. ` Debt eben di- 
ser-Grund das Funkeln der Sterne. hervorbringt, ist wh 
offenbar, und es lälst sich nun auch einsehen, "warum die Fr- 
sterne stärker fankeln als die Planeten. Die Fixsterne ent. 
pen uns unter eingm so geringen Durchmesser, a wink 
als einem Puncte gleich erscheinend angeben können, sl 
wenn diese aueh nur um etwas Geringes, z. B. 5 Secundam 
ihrem Platze verrückt werden, s erscheint uns dieses al vik 
` liche Fortrückung ; die Planeten dagegen, die 30 oder Ne 
scheinbaren Durchmesser haben, könnten uns allenfalls mir 
einem an der einen Seite vergrölserten Durchmesser ode 
wenn der von der einen Seite ausgehende Strahl mehr strit 
gelenkt vid, uhd dieses werden wir nicht so leicht goni 
Sieht man die Plapeten durch ein Fernrohr. an , so sittem ir 
Ränder, besonders wenn sie nahe 3 am Horizonte stehen. Seht 
der Rand der Sonne erscheint, wenn man ihm so becht 
oft in zitternder Bewegung 3. Das Erscheinen verdient 
Farben, welches besonders am Sirius zuweilen merklich it, 
muls doch auch wohl ohne Zweifel aus eben den Ursachen e- 
klärt werden, obgleich ich gestehe, nicht entscheiden z kör 
nen, ob man es der ungleichen Brechbarkeit der Farhensinlla 
allein zuschreiben darf. 
Mit diesem Funkeln der Sterne verwandt sind einige i 
Ser dauernde Verrückungen der Sterne von ihrem Standpunt 
Carıisı bemerkt?, dals sich in dem stark vergröfsernden ir 
chenbach’schen Mittagsfernrohre beim Durchgange des Polr- 
sterns zuweilen die sonderbare Erscheinung‘ zeigte, dafs Ze 





1 Bauxnzs Beobachtnngen über die Strahlenbrechung. Oldesbu; 
1807. 8. 110, 

2 Als diese richtige Erklärung angebend verdienen Zem 
(Risneri opticae thesauras. p. 449) und Hoox (Micrographia. p. 3 
erwähnt zu werdeu. Musscnexsnoex (Introd. ad philos, nat. Vol. l 
$. 1741.) und Mrecnerr (Priestley Geschichte der Optik. 8. 372.) 8° 
ben Erklärungen, die ungenügend scheinen. 

E De Zaca Corresp. astron, II. 84. 


Funkeln der Sterne. 549 


am Faden vorbeigeht, 10 bis 20 Sec. fortrückt, dann zurück- 

kehrt, den Faden noch einmal rückgängig und dann abermals 
. rechtläufig passirt. Zuweilen trennte der Stern sich in zwei 
. Hälften, oder es zeigte sich ein doppeltes Bild des Sterns. ` 
Diese Erscheinung muls eben so erklärt werden. Gesetzt, es 
N steige, statt der schnell wechselnden warmen Luftströme, aus 
-welchen das Funkeln hervorgeht, ein gleichförmiger warmer 
" Luftstrom auf, der eine Seitenrefraction von 20 Sec. hervor- 
“ bringt, so wird der Stern anhaltend um 20 Sec. von seinem 
` wahren Orte weggerückt seyn, und erst an seinen rechten Platz 
! zurückkehren, wenn jener Lichtstrom nicht mehr da ist. \Väre 
“dieser Lichtstrom so beschränkt, dafs neben ihm vorbei noch 
ein zweiter Lichtstrahl in gerader Linie ins Auge käme, so 
sähe man den Stern doppelt, genau so wie bei der Luft- 


spiegelung (Mirage). Ich selbst habe eine ähnliche 
dauernde Verrückung wahrgenommen, wenn ich bei starker 
Hitze mikrometrische Messungen der $onnenflecke vornahm; 
die im Heliometer entstehenden doppelten Bilder waren zuwei- 
len mehrere Secunden lang in Berührung, und trennten sich 
dann wieder; — offenbar auch nur, weil der die eine Hälfte 
des Objectivs treffende Lichtstrahl durch eine anders brechende 
Luftmasse gingt. 
"` Dieses Funkeln der Sterne ist ungleich bei verschiedener 
“Witterung. Ein ganz ruhiges, gleichförmiges Licht der Sterne 
bei heiterem Himmel scheint zuweilen Vorbedeutung von Re- 
“gen und Sturm zu seyn?, Das sehr lebhafte Funkeln der Sterne 
> þei heiterem Frostwetter kann vielleicht zum Theil durch die 
elsdann oft in der Luft zahlreich herabfallenden höchst feinen 
` Eisblättchen veranlalst werden?. In der heilsen Zone scheinen 
die Sterne zuweilen nicht blofs zu zittern, sondern hin und her 
- zu fliegen, wie v. Humsoupr erzählt*. B. 


Huis, S. Mate 


1 Bodce’s Jahrb. 1824. S. 166. 

2 Kastner’s Archiv X. S. 256, 

3 Vgl. Konigl. Vetensk. Selsk. nya Handlingar XXIV, 
CG VI, 190. 


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